Rechtsanwendung Im Usus Modernus Eine Fallstudie Zum Erbrecht Der Halben Geburt

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Rechtsanwendung Im Usus Modernus Eine Fallstudie Zum Erbrecht Der Halben Geburt Rechtsanwendung im Usus modernus Eine Fallstudie zum Erbrecht der halben Geburt Inaugural-Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Rechte durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster vorgelegt von Matthias Doms aus Dresden 2010 Erster Berichterstatter: Prof. Dr. Peter Oestmann Zweiter Berichterstatter: Dr. Hannes Ludyga Dekan: Prof. Dr. Heinz-Dietrich Steinmeyer Tag der mündlichen Prüfung: 19. Mai 2009 2 Inhaltsverzeichnis Einführung 7 I. Gegenstand und Quellenlage 7 1. Gegenstand 7 2. Quellenlage 12 II. Ziel und Methode sowie Vorarbeiten 13 1. Ziel und Methode 13 2. Vorarbeiten 18 III. Weitere Angaben zum Rechtsstreit 20 1. Stammbaum 20 2. Nachlaß 21 3. Ehegatten- und Verwandtenerbrecht 22 IV. Prozeßgeschichte 24 1. Allgemeines 24 2. Erstinstanzliches Verfahren vor dem Lübecker Rat 25 a) Klageerhebung und Streit um den Legitimationsnachweis 25 b) Zwischenurteil und Revision Krohns 28 c) Streit in der Hauptsache und Endurteil 30 3. Appellationsprozeß vor dem Reichskammergericht 31 a) Appellationseinlegung und Tod Spilckers 31 b) Wiederaufnahme, Reproduktion und zweiter Kompulsorial- 34 brief c) Exzeption, Lübecks Auftritt in Wetzlar und Replik 36 d) Exrotulation, Duplik und Tod Krohns 38 e) Beratungen des Senats, Endurteil und Paritionsanzeige 40 Hauptteil 40 1. Kapitel - Einleitung 41 I. Klagebegründung 41 II. Klageerwiderung 42 III. Votum 45 2. Kapitel - Das Verhältnis des römischen Rechts und der deutschen 47 Rechte I. Die Statutenlehre und die Fundata intentio-Theorie 47 1. Die italienische Lehre von den Statuten 47 2. Die Situation im Usus modernus 49 II. Krohn und Bacmeisters Argumente 52 1. Die Rezeption des römischen Rechts 52 2. Die Auslegung der deutschen Statuten 56 3. Das Erbrecht der halben Geburt als Beispiel 59 4. Die Auslegung des Lübecker Rechts 64 3 III. Summermanns Relation 69 IV. Zwischenergebnis 70 3. Kapitel - Das römische Recht 71 I. Die Erbfolge im römischen Recht 71 1. Das justinianische Recht 71 2. Das vorjustinianische Recht 72 II. Krohns und Bacmeisters Argumente 74 1. Der Wortlaut von Nov. 118 74 2. Die Erhaltung des Geschlechts 75 3. Das Vorrecht vollbürtiger Verwandter im justinianischen 77 Recht 4. Das Vorrecht vollbürtiger Verwandter im vorjustinianischen 80 Recht 5. Die Erbfolge der kognatischen Verwandten 83 6. Die herrschende Lehre 84 III. Summermanns Relation 88 IV. Zwischenergebnis 89 4. Kapitel - Das Naturrecht 90 I. Die Erbfolge im Naturrecht 90 II. Krohns und Bacmeisters Argumente 94 1. Der vermutete Wille als Grund der Intestaterbfolge 94 2. Das beibehaltene Miteigentum als natürlicher Grund 103 3. Das Verhältnis von Naturrecht und positivem Recht 107 4. Die Intestaterbfolge entfernter Seitenverwandter 111 III. Summermanns Relation 113 1. Die Ableitung erbrechtlicher Bestimmungen aus dem Natur- 113 recht 2. Die Erbfolge vollbürtiger und halbbürtiger Verwandter 113 3. Der Inhalt eines Vorrechts vollbürtiger Verwandter 115 IV. Zwischenergebnis 116 5. Kapitel - Die alten Rechte 118 I. Rechtsquellenvielfalt und historische Rechtsbegründung 118 II. Krohns und Bacmeisters Argumente 120 1. Die deutschen Vorfahren 120 2. Die germanischen Stammesrechte 121 3. Karl der Große und seine Nachkommen 127 4. Die alten Rechtsbücher 132 5. Die alten Handschriften und Stadtrechte 138 6. Frankreich, Schweden und Niederlande 145 III. Summermanns Relation 149 IV. Zwischenergebnis 151 4 6. Kapitel - Die deutschen Land- und Stadtrechte 154 I. Der Einfluß des römischen Rechts auf die deutschen Land- und 154 Stadtrechte II. Krohns und Bacmeisters Argumente 155 1. Vom römischen Recht beeinflußte Rechte 155 2. Vom römischen Recht unbeeinflußte Rechte 158 3. Der Einfluß des römischen Rechts auf das Lübecker Recht 161 4. Die Wechselseitigkeit in der Erbfolge 164 III. Summermanns Relation 165 IV. Zwischenergebnis 166 7. Kapitel - Rechtssprichwörter 168 I. Die erbrechtlichen Parömien und die Herkunft des Lübecker 168 Rechts 1. Die Parömien zum Erbrecht der halben Geburt 168 2. Die Herkunft des Lübecker Rechts 169 II. Krohns und Bacmeisters Argumente 171 1. Übereinstimmung und Unterschiede deutscher Rechte 171 2. Die Parömie ‚Halbe Geburt tritt ein Glied weiter’ 173 3. Die Parömie ‚Das halbe Glied geht zurück’ 177 III. Summermanns Relation 180 IV. Zwischenergebnis 181 8. Kapitel - Das Lübecker Recht 183 I. Die Erbfolge im Lübecker Recht 183 II. Krohns und Bacmeisters Argumente 185 1. Bestätigung durch das Lübecker Recht 185 2. Das Lübecker Stadtrecht von 1586 186 a) Art. 2, 2, 1 Lübecker Stadtrecht 186 b) Art. 2, 2, 22 Lübecker Stadtrecht 188 c) Art. 2, 2, 18 Lübecker Stadtrecht 188 d) Art. 2, 2, 19 Lübecker Stadtrecht 192 e) Der Satz ‚Si vinco vincentem te, multo magis te vincum’ 194 3. Die Präjudizien des Lübecker Rechts 198 4. Die Meinung der Rechtsgelehrten 201 III. Summermanns Relation 204 1. Das Lübecker Stadtrecht von 1586 204 2. Die Analogie des Lübecker Stadtrechts 207 3. Die Präjudizien des Lübecker Rechts 208 4. Die Meinung der Rechtsgelehrten 210 IV. Zwischenergebnis 215 Schluß 216 5 Literaturverzeichnis 221 6 Einführung I. Gegenstand und Quellenlage 1. Gegenstand Gegenstand der vorliegenden Arbeit zur Rechtsanwendung im Usus moder- nus ist ein Lübecker Erbrechtsstreit aus den Jahren 1744 bis 1756, der erst- instanzlich vor dem Lübecker Rat verhandelt, nach Appellation der Klägerin aber vor dem Reichskammergericht in Wetzlar weiter ausgetragen und von diesem durch Endurteil entschieden wurde. Klägerin war die Delmenhorster Adlige Anna Maria von Spilcker, Beklagter war der Lübecker Bürgermeister Dr. Johann Adolph Krohn. 1 Zum Rechtsstreit zwischen Spilcker und Krohn kam es, nachdem im Frühjahr 1744 die wohlhabende Lübecker Bürgerin Ca- tharina Margaretha Haecks, die Ehefrau des zum Zeitpunkt des Streits noch lebenden Lübecker Ratsherrn Dr. Daniel Haecks, gestorben war. 2 Catharina Margaretha Haecks hatte zu Lebzeiten kein Testament verfaßt und außer ih- rer Tante, der späteren Klägerin, sowie ihrem Onkel, dem späteren Beklag- ten, keine weiteren nahen Verwandten hinterlassen, die als ihre Erben in Be- tracht gekommen wären. Während aber der Lübecker Bürgermeister Krohn ein vollbürtiger Bruder des Vaters der Verstorbenen war, handelte es sich bei der Delmenhorster Adligen Spilcker, der Witwe des Oldenburger und Delmenhorster Amtsvogts Moritz Eberhard von Spilcker, lediglich um eine Halbschwester der Mutter der Erblasserin. Unter Berufung hierauf nahm Krohn das Verwandtenerbrecht für sich allein in Anspruch. Dadurch wie- derum sah sich Spilcker, die sich als gleichberechtigte Erbin neben Krohn betrachtete, im Herbst 1744 zur Klageerhebung veranlaßt. Denn Spilcker war mit der Erblasserin im gleichen Verwandtschaftsgrad verwandt wie Krohn, nämlich im dritten Grad. 1 Zu Dr. Johann Adolph Krohn: Emil Ferdinand Fehling, Lübeckische Ratslinie. Von den Anfängen der Stadt bis auf die Gegenwart, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Lü- beck 1925, Lübeck 1978, Anmerkung zu Nr. 860 (S. 139); Krohns Dissertation ist aufgelistet in: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV). 1700-1910 (hg. von Peter Geils), 81. Band, München/New York/London/Paris 1979, S. 157. 2 Zu Dr. Daniel Haecks: Fehling (wie Fn. 1), Anmerkung zu Nr. 883 (S. 143); dort ist auch die Erblasserin, Haecks` erste Ehefrau Catharina Margaretha Haecks, erwähnt. Im folgenden wird der Name ‚Krohn’ sowohl für den Beklagten, Bürgermeister Dr. Johann Adolph Krohn, als auch für dessen Sohn, Dr. Hermann Georg Krohn, verwendet. Aus dem Zusammenhang ist jeweils ohne weiteres ersichtlich, um wen es geht. Im Hauptteil und im Schluß der Arbeit meint der Name ‚Krohn’ ausschließlich Dr. Hermann Georg Krohn. Etwas anderes gilt nur für die Einleitung zum Hauptteil. 7 Auf diese Weise entwickelte sich ein langjähriger Rechtsstreit um das Erbrecht der halben Geburt, in dem die Parteien nicht nur um das Erbrecht vollbürtiger und halbbürtiger Verwandter, sondern auch um zahlreiche pro- zessuale Fragen stritten. Beide Parteien stammten zudem aus weitverzweig- ten Juristenfamilien und konnten auf entsprechende Unterstützung aus ihrer jeweiligen Verwandtschaft zurückgreifen. Während der Stiefschwiegersohn der Klägerin, der Celler Oberappellationsrat Dr. Johann Christian Bacmei- ster, den Rechtsstreit für seine Stiefschwiegermutter Spilcker führte, ging Krohns Sohn, der Lübecker Syndikus Dr. Hermann Georg Krohn, so weit, daß er anonym eine Abhandlung mit dem Titel ‚Versuch die Lehre von dem Vorrechte der vollen Geburth vor der halben in Erbschafts-Fällen nach den in Teutschland üblichen Rechten und Statuten aus zulänglichen Gründen in Richtigkeit zu bringen’ verfaßte und 1746 bei Jonas Schmidt in Lübeck ver- legen ließ. 3 Bürgermeister Krohn übergab die gedruckte Abhandlung seines Sohnes dem Lübecker Rat, ohne freilich den Namen des Verfassers zu nen- nen. Darauf reagierte Bacmeister mit einer eigenen, Heinrich Christian Senckenberg gewidmeten ‚Wiederlegung’, auf die Krohns Sohn wiederum mit einer ‚Weiteren Ausführung’ antwortete. 4 Krohns Sohn vertrat zum Erbrecht vollbürtiger und halbbürtiger Verwandter selbstverständlich dieje- nige Rechtsansicht, nach der sein Vater als vollbürtiger Verwandter der ver- storbenen Haecks das Verwandtenerbrecht tatsächlich für sich allein bean- spruchen durfte. Demgegenüber mußte Bürgermeister Krohn das Verwand- tenerbrecht nach Bacmeisters Meinung mit dessen Stiefschwiegermutter tei- len. 1748 erschienen bei Jonas Schmidt alle drei Abhandlungen in einem ein- zigen Band und unter Herausgeberschaft des nun nicht mehr anonymen Dr. Hermann Georg Krohn. 5
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