Ausgewählte Fastentücher Des Oberen Drautales Von Sachsenburg Bis Zwickenberg

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Ausgewählte Fastentücher Des Oberen Drautales Von Sachsenburg Bis Zwickenberg „Und siehe, der Vorhang des Tempels riss von oben bis unten entzwei …“ – ausgewählte Fastentücher des oberen Drautales von Sachsenburg bis Zwickenberg Manuela Maier Ziel: Sachsenburg, Greifenburg, Berg im Drautal, Dellach im Drautal, Zwickenberg; Polit. Bez. Spittal an der Drau Anreise: Von Klagenfurt am Wörthersee bzw. Villach auf der A10 kommend, verlässt man die Autobahn bei der Abfahrt in Lendorf und fährt dann auf der B100 weiter bis zur Abzweigung „Sachsenburg“. Die Pfarrkirche befindet sich am östlichen Ortsende des Marktes. In der Nähe gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten. Wer mit der Bahn anreisen möchte, nimmt die S-Bahn der Hauptverkehrslinie Friesach–Spittal-Millstätter See bzw. eine schnelle Intercityverbindung von Klagenfurt am Wörthersee nach Spittal-Millstätter See. Dort steigt man in die S-Bahn nach Lienz um. Der kleine Bahnhof „Markt Sachsenburg“ liegt lediglich einige Schritte von der Pfarrkirche von Sachsenburg entfernt. Der Weg dorthin führt über eine Brücke. Die Ortsdurchfahrt von Sachsenburg mündet in östlicher Richtung bei der Ortschaft Obergottesfeld wieder in die B100, welcher man dann bis Greifenburg folgt. Nach kurzer Fahrzeit erreicht man rechter Hand die Abzweigung nach Berg im Drautal. Im Bereich der erhöht thronenden Pfarrkirche von Berg gibt es keine guten Parkmöglichkeiten, daher empfiehlt es sich, das Auto bereits im Ort abzustellen und bis zur Kirche hinauf zu spazieren. Während Greifenburg abseits der Bahnstation liegt, ist die Pfarrkirche von Berg auch für Bahnreisende noch mit einem kurzen Fußmarsch leicht erreichbar. Dellach im Drautal liegt ebenfalls an der B100, für Bahnreisende ist der Ort allerdings nur mit einiger Mühe zu erreichen. Eine Alternative bietet der Postbus von Spittal an der Drau nach Oberdrauburg, wobei die Fahrzeiten allerdings eingeschränkt sind. Nach Zwickenberg kommt man, wenn man an der B100 kurz vor Oberdrauburg rechts abbiegt (Hinweisschild beachten!). Die Bergstraße schlängelt sich in Serpentinen stetig hinan, und es gilt einige enge Passagen zu passieren, ehe man das Ziel erreicht. Die Pfarrkirche entschädigt jedoch für die etwas abenteuerliche Anfahrt. Hinweise: Die Kirchen in Sachsenburg, Greifenburg, Berg im Drautal (inkl. Karner) sowie Dellach im Drautal sind in der Regel geöffnet. In Zwickenberg ist die Kirche verschlossen, daher empfiehlt es sich, im Vorfeld mit dem Pfarramt Zwickenberg (Tel. 04710/2570 bzw. 2289) Kontakt aufzunehmen. Empfehlungen: Bei den im Folgenden angeführten Fastentüchern handelt es sich lediglich um eine Auswahl. Wen ein tagesfüllendes Besichtigungsprogramm nicht abschreckt, dem seien zusätzlich die Fastentücher in der Pfarrkirche hl. Dionysius in Irschen (Kirche geöffnet), in der Filialkirche hl. Andreas in Rittersdorf (Kirche verschlossen, Auskunft Pfarramt Irschen, Tel. wie oben) sowie ein einszeniges Fastentuch in der Kapelle hl. Johannes im Walde in Stresweg bei Irschen empfohlen. Die auf einer kleinen Erhöhung etwas versteckt beim Parkplatz des Kräuterhotels Mandler gelegene Kapelle ist ebenfalls verschlossen (Tel. wie oben). Zum Abschluss seien noch ein Fastentuch sowie zwei Fastentafeln in der Pfarrkirche von Oberdrauburg genannt (Kirche geöffnet). Einkehrmöglichkeiten: In den angeführten Ortschaften gibt es genügend Möglichkeiten zum Besuch eines bodenständigen Gasthauses bzw. eines Cafés. Das Fastentuch wurde auch Hungertuch bzw. velum quadragesimale genannt. Nach Reiner Sörries, welcher das Standardwerk zur Geschichte der Fastentücher im Alpenraum schuf, bildet der Begriff Hungertuch die älteste Benennung des Tuches im deutschen Sprachgebrauch. Mittelalterliche Quellen verwendeten die Bezeichnung velum oft mit dem Zusatz quadragesimale, was 40-tägig bedeutet. Das heute geläufige Wort Fastentuch fand erst nach dem 16. Jahrhundert Eingang in den deutschen Wortschatz. Ursprung und Bedeutung der Fastentücher liegen in ihrer liturgischen Besonderheit als Mittel zur Verhüllung des Altares bzw. Altarraumes. Die Ursprünge des Fastentuches sind nach derzeitigem Stand der Wissenschaft im 10./11. Jahrhundert, also in der Zeit der Romanik, zu suchen. Da die romanischen Christusdarstellungen Christus als „Sieger am Kreuz“ zeigten, Newsletter Nr. 3/2015 © Geschichtsverein für Kärnten geriet dies mit der 40-tägigen Buß- und Fastenzeit in Widerspruch. In einer Art Bußdisziplin begründet, ging man daran, den Corpus während der Fastenzeit zu verhüllen. In ihrer Anfangszeit bestanden die Fastentücher häufig aus einem einfachen grauen oder dunklen Tuch, meist ein Rohleinen. Ihr Zweck bestand einzig und allein in der Verhüllung der prachtvollen Kreuzesdarstellungen. J. H. Emminghaus zufolge, sprachen gemäß den Schriften mittelalterlicher Liturgiker folgende Gründe für ein Fastentuch: Erstens die Unwürdigkeit des Menschen, während der Bußzeit Gott zu schauen, zweitens die Zurücknahme der Göttlichkeit Jesu im Angesicht seines gepeinigten Menschseins und drittens das Tuch vor dem Allerheiligsten im Tempel, welches beim Tode Jesu zerriss („Und siehe, der Vorhang des Tempels riss von oben bis unten entzwei …“ Matth. 27,51). Der Übergang der Romanik in die Gotik führte zu einschneidenden Veränderungen sowohl in der Architektur als auch im Kunst- und Kulturschaffen. Auch die Fastentücher wurden den neuen Ansprüchen entsprechend adaptiert. Nicht mehr die Kreuzes- und Schreinverhüllung stand im Vordergrund, nun galt es, die Altäre in ihrer Gesamtheit den Blicken der Gläubigen zu entziehen und oft auch einen Kirchenraum mit der Verhüllung zu teilen. Als Beispiel dient das älteste erhaltene Fastentuch Kärntens im Gurker Dom, welches 1458 von Meister Konrad von Friesach geschaffen wurde. Der mittelalterliche Mensch, dessen Leben untrennbar bis in die sprichwörtlich „feinsten Äderchen“ mit der christlichen Religion verbunden war, mag aufgrund der Tatsache, dass ihm die großformatigen Fastentücher quasi an einer direkten Teilnahme am Gottesdienst ausschlossen, die 40-tägige Fastenzeit als wahre Bußzeit immanent erfahren haben. In Bezug auf ihre künstlerische Gestaltung erlebten die Fastentücher einen regen Wandel. In der Gotik wurden bereits ganze Bildzyklen auf die Tücher gemalt. Bildinhalte waren ausschließlich die Schriften des Alten und Neuen Testaments. Diese Fastentücher werden – was ihre Typologie betrifft – dem so genannten „Felder-Typus“ zugeordnet. Eine weitere bzw. erneute Umgestaltung erfuhren die Fastentücher in der Gegenreformationszeit. Infolge der Neuinterpretation der Liturgie kam es zur Ablöse der gotischen Flügelaltäre durch Tabernakelaltäre. Der Tabernakel rückte als wichtigstes Element der neuen Altarformen in den Mittelpunkt des katholischen liturgischen Geschehens. Dementsprechend wurden auch die Fastentücher adaptiert, neue, kleinere Tücher entstanden. In der Barockzeit kamen zudem Seitenaltäre und Kreuzwegstationen auf. Die Darstellungen auf den Fastentüchern betrafen nun ausschließlich die Passion Christi, das Neue Testament rückte in den Vordergrund. Auf „einszenigen“ Fastentüchern wurde im Barock oft auf grausame Art und Weise das Leiden Jesu dem Betrachter vor Augen geführt. Die Abbildungen auf den Tüchern sollten bewusst zeigen, welches Leid Christi zu erdulden hatte und dadurch Mitgefühl erregen. In so genannten „Fastentuchfolgen“ wurden mehrere Tücher, welche inhaltlich aufeinander abgestimmt waren, während der Fastenzeit vor Haupt- und Seitenaltäre gehängt. Dabei kamen stets die Hauptmotive Geißelung, Dornenkrönung und Kreuzigung vor. Neben den einszenigen Tüchern entstand im Barock auch der „Zentraltyp“, welcher in der Mitte als zentrales Motiv die Kreuzigung Christi zeigt und bei dem die Passionsszenen rund herum medaillonförmig angeordnet sind. Als bemerkenswerte Beispiele hierzu sei auf die Fastentücher in Pisweg, St. Stefan am Krappfeld oder in der Holzkirche Dreifaltigkeit am Gray (alle im Bezirk St. Veit an der Glan) verwiesen. Erst am Ende der Barockzeit wandelten sich die Darstellungen auf den Fastentüchern zu Andachtsbildern, welche dem Betrachter eine ruhige und stille, eben eine „andächtige“ Stimmung vermitteln sollten. Die Fastentücher kamen in Kärnten nie gänzlich ab, obwohl manchen kunsthistorisch wertvollen Stücken oft eine stiefmütterliche Handhabung widerfuhr. Das 19. Jahrhundert brachte zahlreiche so genannte „Einzeltücher“ hervor, während sich bei den zeitgenössischen Tüchern alle bestehenden Formen widerspiegeln. In unserem Bundesland befinden sich zahlreiche Fastentücher aus allen Stilepochen in liturgischer Verwendung. Obwohl Zeugnisse ihrer Zeit, zeugen sie noch immer von tiefer Newsletter Nr. 3/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Volksfrömmigkeit, in welcher gläubige Christen verwurzelt sind. Solchen Zeugnissen begegnet man – glücklicherweise – vom Glockner bis zur Lavant, von der Gail bis Reichenfels an der steirischen Grenze. Aus dieser Fülle sollen einige Fastentücher aus dem oberen Drautal als illustratives Beispiel dienen. Fastentuch in der Pfarrkirche von Sachsenburg (Foto: M. Maier) Ein modernes, entzückendes Fasten- tuch, dem Felder-Typus nachem- pfunden, befindet sich in der Pfarr- kirche hl. Margareta in Sachsen- burg. Die äußerst engagierte Frau- enrunde der Pfarre des Marktes schuf um das Jahr 2000 ein aus insgesamt 24 Feldern bestehendes Fastentuch, wovon acht Szenen dem Alten und 16 Szenen dem Neuen Testament zuzuordnen sind. Als zweites Motiv nach der Genesis begegnet dem Betrachter der Detail des Sachsenburger Fastentuchs (Foto: M. Maier) Sündenfall. In seiner Gesamtkomposition erscheint das Sachsenburger Fastentuch als stimmungsvolles und farbenfrohes Zeugnis zeitgenössischer
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