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Chronik 1865 – 2015 150 Jahre Leidenschaft in Holz!

HOLZHANDLUNG 2 1865 | 1886 | 1904 | 1908 | 1920 | 1950 | 1961 | 1986 | 1995 | 1999 | 2006 | 2008 | 2011 | 2012 | 2013 | 2015

Vorwort

Seit nunmehr 150 Jahren ist Holz die Leiden- schaft der Familie Herbst!

Was im Jahr 1865 als mobiles Dampfsäge- werk in bei begann, ent- wickelte sich über sechs Generationen zu einem Fachhandel für Holz und Zubehör im Großraum Lüneburg mit mehr als 50 Mitar- beitern.

Dieses nicht ganz übliche Firmenjubiläum ist Grund für uns einmal zurückzublicken und die bisherige Entwicklung mit Höhen und Tie- fen des Unternehmens – soweit sie sich denn noch ergründen lässt – zusammenzufassen. In dieser Schrift lassen wir die vergangenen anderthalb Jahrhunderte noch einmal Revue passieren, erinnern uns an Geschichte und Geschichten rund um das Familien-Unter- nehmen HOLZ HERBST.

Wir hoffen, dass es uns weiterhin gelingen wird, mit der Hilfe von engagierten Mitarbei- tern, Lieferanten und Partnern die Leistungen anzubieten, die unsere Kunden von uns erwarten.

Ich danke allen, die bislang dabei mitgehol- fen haben.

Lüneburg, Sommer 2015

Zöllner Heinrich Daniel Herbst (oben) begann bereits 1835 in Prezelle bei Gartow im Nebenerwerb mit dem Holzhandel. 1865 grün- dete sein Sohn Christian offiziell die Holzhand- lung C. Herbst. Heutiger Firmensitz ist Lüneburg (Mitte/unten).

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Erfolgsautor Karl May in Gartow: Er prägte die HOLZ HERBST-Geschichte mit!

Wir schreiben das Jahr 1898! seiner Seite. Sie lauschen gespannt seinen Erzählungen, die ein ungewöhnliches Talent Im Gartower Wald hat Anfang Mai Forstmeis- verraten. Da schildert er ihnen einmal eine ter Junack mit seinem neuen Gewehr gerade aufregende Pantherjagd, die er erlebt haben ein außergewöhnlich prächtiges Stück Wild will. Als sich dabei doch leiser Zweifel bei geschossen - da trifft ein besonderer Gast in Christian Herbst und den weiteren Mitglie- Gartow ein: Karl May! dern in der Runde meldet, lässt sich der Erzähler am nächsten Tag von Dr. Röhrs, Sein Erscheinen einem Mitglied des bildet im Nu das Stammtisches, am Tagesgespräch, Körper untersu- und am Abend chen. Dieser weist rücken die Gäste tatsächlich erhebli- am Honoratioren- che Narben auf, wie Stammtisch „Die sie von den Zähnen Börse“ zusammen, und Pranken eines um ihre Meinung großen Raubtieres über diesen Doktor herrühren könnten. May aus Radebeul Damit ist Karl May bei Dresden auszu- rehabilitiert. tauschen. Karl May, eigentlich Carl Friedrich May, besuchte 1898 Gartow. Heute erinnert ein Schild in der Haupt- Als Grund für seinen Am Tisch: die ange- straße an seinen damaligen Besuch. Besuch in Gartow sehensten Bürger gibt der Schriftstel- Gartows, Handwerksmeister, Forstleute und ler an, dass Gartow erneut der Schauplatz neben weiteren Holzfabrikanten auch der da- der Geschehnisse seines Werkes „Der alte mals 60-jährige Sägewerksbesitzer Johann Dessauer“ über Fürst Leopold I. von Anhalt- Christian Georg Herbst und seine beiden Dessau werden soll. Söhne, der 29-jährige Christian Heinrich Carl Friedrich und der 27 Jahre alte August. Bereits in den Jahren 1878 bis 1881 waren Es dauert nicht lange und Karl May wird in drei Erzählungen, die in und um Gartow die Tischrunde in Krug´s Hotel und Gast- spielen, von Karl May erschienen: „Die drei haus gebeten. Mit seiner gewinnenden Art Feldmarschalls“, „Fürst und Leiermann“ und hat er bald die Mitglieder der „Börse“ auf „Ein Fürst-Marschall als Bäcker“.

4 150 Jahre Leidenschaft in Holz! Lehrer Friedrich Hinnrichs (1873 - 1955) 1898: 25 Jahre alt

Bürgermeister Forstmeister Adolf Bardien Carl Junack (1847 - 1935) (1870 - 1943) 1898: 51 Jahre alt 1898: 28 Jahre alt

Schriftsteller Karl May Karl May (Foto *1898) 25. Februar und 1842 seine Bewunderer in Gartow - die Stammtischrunde† 30. März 1912 „Die Börse“ 1898: 56 Jahre alt

Gastwirt und Hotelier Sägewerkbesitzer Wilhelm K. J. H. Krug August Herbst (1859 - 1938) (1870 - 1951) 1898: 39 Jahre alt 1898: 28 Jahre alt

Dr. med. Ernst Röhrs (1868 - 1934) 1898: 30 Jahre alt

Karl May und seine Bewunderer in Gartow - die Stammtischrunde „Die Börse“

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HOLZ HERBST in den Jahren 1865 - 1890

Schon im Jahr 1865 beginnt die heute Am 13. März 1865 beantragt Johann Christi- 150-jährige Geschichte der Holzhandlung an Georg Herbst beim Gartower Amtsrichter HOLZ HERBST. Stölting die Gründung einer Holzhandlung als „Firma C. Herbst“. Sein Vater, der ehe- Diese Chronik startet mit dem Karl May- malige Zöllner Heinrich Daniel Herbst, der Besuch als einem der Höhepunkte in der lange dem Königlich-Hannoverschen Haus Gartower Geschichte, zeigt ab hier nun auch gedient hatte und 1824 aus dem heutigen Südniedersachsen nach Prezelle bei Gartow gekommen war, begann zwar schon 1835 im Nebenerwerb mit dem Holzhandel, doch erst sein Sohn wurde zum offiziellen Firmen- gründer. Der Sprössling kaufte in Gartow Grundstücke und baute nach dem Wegfall der Grenze zwischen Hannover und Preußen (1866 wurde Hannover preußische Provinz) das erste Sägewerk. Schon seit 1843 wurde der „Anbauer“ und „Einnehmer“ Herbst im Geldregister des von Bernstorffschen Archivs in Gartow geführt. Jährlich hatte er vier Reichstaler als bare „Gefälle“ an die Grafen zu zahlen. 1846/47 und 1850/51 wird Heinrich Daniel Herbst als „Steueraufseher“ bezeichnet. Er und seine Frau Dorothee Au- guste, geborene Philippi, waren, wie der von Bernstorff-Archivar Otto Puffahrt (Lüneburg) 2004 ausführte, dem Grafen von Bernstorff ebenso zinspflichtig wie die weiteren fünf Johann Christian Georg Herbst kam im Tausch mit seinem Bruder von Prezelle nach Gartow Anbauer, acht Brinksitzer, 29 Halbhöfner und ein Vollhöfner aus Prezelle. Weder Heinrich Daniel Herbst (geboren chronologisch auf, wie es mit der „Leiden- am 23. November 1794 in Lauenberg bei schaft in Holz“ begann und wie sie sich über Einbeck) noch Sohn Christian (geboren am inzwischen sechs Generationen bis heute 19. September 1837 in Prezelle) konnten von Prezelle und Gartow über Lüchow nach damals ahnen, wie sich die HOLZ HERBST- Lüneburg entwickelte. Geschichte entwickelt ….

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Am 24. September 1867 heiratete Johann Die Preußen Christian Georg Herbst in Winsen an der kommen! Luhe Marie Dorothea Elisabeth Sievers. Sie wurde am 16. Februar 1846 als Tochter des Im Krieg zwischen Preußen und Höfners Nicolaus Sievers und seiner Ehefrau Österreich 1866 entschied sich Anna Dorothea in Borstel im Winsener Bruch König Georg von Hannover für geboren. Während es Johann Christian Ge- Österreich. So erfolgte die An- org Herbst mit Gattin und den ersten beiden nexion seines Königreichs durch Kindern Christian und August 1871 nach Preußen und damit das Ende Gartow zog, kam Bruder Friedrich zurück der hannoverschen Monarchie nach Prezelle und übernahm die dortige und der 700-jährigen Selbstän- Anbauerstelle. Leicht vorgreifend sei hier digkeit des Lüneburgisch-Han- erwähnt, dass dieser Hof im Jahr 1900 im- mer noch Familie Herbst gehörte. Sie zahlte noverschen Welfenhauses. Im jährlich noch 12 Mark nach Gartow …. erfolgte dadurch eine mehrfache Neuordnung der Ver- Der Lokalhistoriker Rudolf Haberland be- waltungen. Der historisch nicht schreibt im III. Teil des Buches „Geschichte definierte Begriff „Hannover- des Grenzgebietes Gartow-“, sches Wendland“ wird erst in der dass Johann Christian Georg Herbst vom zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- Grafen von Bernstorff 1867 eine Lokomobile derts in der Kurzform „Wendland“ mit fahrbarem Gatter pachtete. Bis dahin auf die Gesamtregion bezogen, wurden die Ständer, Sparren und Balken für den heutigen Landkreis Lüchow- die niederdeutschen Bauernhäuser mit der . Hand gesägt oder nur mit dem Breitbeil be- hauen. Mit den 10 Pferdestärken der neuen mobilen Maschine wurden schon im Wald die mächtigen Kiefernstämme zu Kanthölzern, Bohlen und Brettern zersägt.

Dieses Wunderwerk menschlichen Denkens aus dem Geburts- und Taufbuch Lauenberg, und Schaffens, das bei der Firma Haack in Jahrgang 1794, aus dem Archiv der Herbst- Rostock gebaut worden war, erwarb we- Nachfahrin Sabine Hilbig und Dr. Werner nig später der 30-jährige Johann Christian Hilbig, ist zu entnehmen, dass Heinrich Da- Georg Herbst, errichtete 1868 ein stationäres niel Helmbrecht am 23. November (nicht wie Sägewerk im Gartower Ortsteil Hahnenberge irrtümlich an anderen Stellen gemeldet, im mit einem Vollgatter und einer Kreissäge. Dezember!) 1794 als Sohn von Adam Helm- Einem am 17. Juli 1871 gefertigten Auszug brecht und dessen Ehefrau Hanne Maria

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Luise (geb. Schelm) geboren Ihre Schwester Marie Anne wurde. In Prezelle änderte Herbst (Mike), die Weihnach- er seinen Namen und ten (25. Dezember) 1876 wurde Heinrich Daniel geboren wurde, heiratete Herbst. Ein Carl-Georg den Telegraphen-Ins- Christoph Herbst pektor August von der (dieser Name taucht in Heyde am 4. Oktober einigen Schriften auch 1901 in Gartow. irrtümlich auf!) wird Während der Hochzeit nicht erwähnt. Gehen lernte Elisabeth Herbst wir hier also fortan den Bruder des Bräu- davon aus, dass das tigams, Arnold von der „C“ in C. Herbst“ bei Heyde, kennen. Nach der Gründung 1865 für dem Tod ihres Mannes (Johann) Christian (Georg) Friedrich zog die junge steht und stand. Witwe mit den Kindern Ger- Das Holzhändler-Ehepaar trud (geb. 1897) und Hermann Christian und Elisabeth Herbst (geb. 1899) - (Hertha war nach hatte sieben Kinder, das erste, der Geburt 1898 im gleichen Christian Heinrich Carl Friedrich, Elisabeth Sievers Jahr verstorben) - nach Lüne- wurde im Jahr nach der Hochzeit brachte aus Winsen die burg, um ihnen eine bessere am 15. Juli 1868 geboren. Ihm „Mitgift“ mit Schulbildung zu ermöglichen. folgte der zweite Sohn August Sie bezog hier eine Wohnung Christian Wilhelm Heinrich noch in Prezelle im Wilschenbrucher Weg und verkaufte das am 7. November 1870. Nach dem Umzug zuvor vom Bruder August im Auftrag des von Prezelle nach Gartow folgte das übrige Vaters erbaute Posthaus in Gartow. Am 26. Quartett: Mathilde wurde am 11. Oktober März 1908 heiratete sie in zweiter Ehe Ar- 1872 geboren und heiratete später (8. Juli nold von der Heyde und gebar dem zweiten 1894) den Kolonialwarenhändler Wilhelm Gatten in 1909 noch Zwillings-Mädchen, Eli- Dornblüth aus Schnackenburg. sabeth und Magda. Arnold mischte auch im Holzgeschäft mit, aber nicht so erfolgreich Elisabeth Marie Dorothee Herbst wurde am wie sein Schwiegervater Johann Christian 27. März 1874 geboren. Sie lernte den seit Georg. Die Familie von der Heyde wohnte 1890 als Postverwalter in Gartow tätigen in der Salzbrückerstraße 71, einem alten Friedrich Albers (geb. 22. September 1864) Handelshaus in der Lüneburger Altstadt, in kennen und heiratete ihn am 15. Mai 1896. dem heute ein Studentenwohnheim und ein Ihr Gatte starb schon früh am 14. Oktober Kindergarten untergebracht sind. Der jüngs- 1901 im Alter von 37 Jahren. te Herbst-Spross, Heinrich Christian Daniel

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Die WALDBAHN im GARTOWER Otto, kam am 28. August 1878 zur Welt, eröffnete später ein Hutgeschäft in Hannover FORST und heiratete am 24. Juni 1911 Luise Meyer. In den von Otto Puffahrt zusam- Das siebte Kind, Christian Heinrich Leonhard mengetragenen „Forstsachen“ Herbst, lebte nur 6 Tage, vom 31. Juli bis 5. aus dem Archiv der Familie von August 1885. Bernstorff finden sich folgende Neben dem Sägewerk der Familie Herbst Hinweise zur Waldbahn: „Die gab es ein zweites Sägewerk in Gartow, das Ausrüstung wurde von der Fa. 1909 in Quarnstedt gegründete der Familie Orenstein + Koppel in Berlin Werth. Beide wurden mit großer Unter- bezogen.“ Rückblickend auf den stützung durch die Familie von Bernstorff ersten Einsatz der Dampfmaschi- ausgebaut. So ergaben sich im letzten ne stehtin den „Forstsachen“: Drittel des 19. Jahrhunderts und um die „Das Haus Gartow läßt Jahrhundertwende rund in Rucksmoor eine Dampfsägerei um Gartow zahlreiche errichten. Es wurden auch Eisen- neue Berufs- und bahnschwellen geschnitten. Erwerbsmöglich- Es wurden 13 Arbeiter beschäf- keiten. tigt. Vorarbeiter war Zimmermann Johann Christian Hamann. Die Sägerei kostete Georg Herbst konnte rund 2500 Reichstaler. Als auch stundenweise Vorbild diente die Dampfsägerei Hilfskräfte gebrauchen: in Satow/Mecklenburg. Die wer von den in den Gartower Herbergen Lieferung erfolgte durch die übernachtenden Gesellen die Übernachtung Fa. Carl Wilh. Runde, Hannover.“ nicht bezahlen konnte, „musste am nächsten Morgen zwei Stunden im Sägewerk Herbst Schalbretter tragen“ (R. Haberland, 1961).

Jahrzehntelang waren beide Holz-Unter- biger Mann, der auch im öffentlichen Leben nehmen aus dem Wirtschaftsleben dieser eine Rolle spielte. Er gehörte schon damals abgelegenen Region an der nicht dem Kreistage an. Sägewerk und Holzhand- wegzudenken. lung hat er mit gutem Erfolg weiterentwickelt und damit eine Arbeitsmöglichkeit für immer Rudolf Haberland (1883 – 1968) erinnert sich mehr Menschen geschaffen. Seiner Initiative in seinem Werk weiter: „Johann Christian Ge- war es auch zu verdanken, dass im Gräflich org Herbst war ein energischer und zielstre- Bernstorff´schen Forst eine Waldbahn zum

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Die Anfuhr der erforderlichen Mengen von Baumstämmen aus dem rund 25.000 Morgen umfassenden „Gräflichen Forst“ mit Pferdewagen wurde zu einem fast unlösba- ren Problem. Da entschloss sich der Graf, eine Waldbahn von mehreren Kilometern Länge bis zum Forstamt Wirl zu bauen. Den Auftrag diese Waldbahn zu bauen, erhielt die Firma Herbst, die ihn in den Jahren 1884 bis 1886 ausführte.“

Die Schienen führten direkt ins Sägewerk, während ein weiterer Schienenstrang an die Elbe lief. Dort und später (ab 1934) im Schnackenburger Hafen wurde das Schnitt- holz für Holzhandlungen in Lüneburg, Ham- Bis zum Forsthaus Wirl führte die Waldbahn burg und Berlin per Hand auf das eigene Schiff verladen. Transport des Rundholzes angelegt wurde.“ Der ehemalige Zimmerer-Lehrling der Firma Günther Herbst, der 1939 geborene Enkel August Herbst, Sigurd Stüben aus Gartow, von August Herbst, fügt hinzu: „Die Verlade- erinnert sich in seiner „Werkschronik der stelle im Elbholz entstand im Zusammenhang Fa. August Herbst, Gartow“ aus den Jahren mit dem Bau des Waldbahnsystems zwi- 1958/1959 gut an die Firmenentwicklung im schen 1884 und 1886.“ ersten Viertel-Jahrhundert nach der Grün- In der Werkschronik von Sigurd Stüben steht dung: „Mit der fortschreitenden Mechanisie- dazu: „Auf zwei Loren dieser Waldbahn rung des Werkes wuchs der Rohstoffbedarf. konnte ein Holzwagen aufgebockt werden. Zwei Pferde waren jetzt in der Lage, zwei bis drei mit Holz beladene Wagen (je nach Stammlänge) auf den glatten Schie- nen schnell und ohne Überanstren- gung für Mensch und Tier vom Wald Per Hand wurde das Schnittholz an der Elbe auf das firmeneigene Schiff verladen

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Der Wald bei Wirl heute bis unmittelbar an das Sägewerk zu fahren. Dadurch wurde es dem Betrieb möglich, die an ihn nach dem allgemeinen wirtschaft- lichen Aufschwung nach 1871 gestellten Anforderungen an Schnitt- und Bauholz zu befriedigen.“ Das Leben in Gartow florierte, immer neue Ideen wurden geboren, um die lokale Wirt- 1888 wuchs im Betrieb der Familie Herbst schaft anzukurbeln, wie die Anteilsscheine die nächste Generation heran: Der ältes- des Tivoli Bauvereines. te Sohn Christian Heinrich Carl Friedrich (geboren am 15. Juli 1868, gestorben am 10. September 1956) trat als Kaufmann in diesen bequemen und billigen Transportweg den Betrieb ein und vier Jahre später, 1892, zu nutzen. Pferdefuhrwerke mussten wäh- folgte der zweite Sohn August Christian rend dieser Zeit das geschnittene Holz auf Wilhelm Heinrich (geboren am 07. November den vereisten Straßen zur Bahnstation nach 1870, gestorben am 15. Februar 1951) als Lüchow bringen. Baugewerksmeister nach dem Besuch der Baugewerks-Schule in Buxtehude.

Dem HERBST-Betrieb wurde die Verarbei- tung von Schnittholz durch Zimmerleute angegliedert. Um diese Zeit beschäftigte die Firma Herbst bereits 80 bis 100 Mitarbeiter. Im Winter allerdings machten es Eisgang oder völliges Zufrieren der Elbe unmöglich, Winter bei Quarnstedt

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AUFFORSTUNG im WENDLAND Voraussetzung für die Entstehung solcher bedeutender Sägewerke wie des Herbst´schen war die Aufforstung der Talsandflächen südlich von Gartow. „Uppe der Heide“ hießen die weiten Sandflä- chen zwischen Gartow und Tre- bel in mittelalterlichen Urkunden, die dann mit der im 19. Jahrhun- dert beginnenden Aufforstung nach und nach verschwanden und ein vollkommen verändertes Landschaftsbild ergaben. Die Aufforstung begann schon im 18. Jahrhundert, ging weiter 1803 bei Rondel, ihren Höhepunkt erreichte sie noch vor der HOLZ Beim Zusammenstellen der Chronik tauchten HERBST-Gründung in den zwei immer wieder spannende Original-Dokumente Dekaden von 1831 bis 1850. auf (oben). In erster Ehe war Elisabeth Herbst Schon 1860 endete die Auffors- mit Friedrich Albers verheiratet. tung. Besonders das nördlich von Gartow gelegene Elbholz ist hier zu nennen: der einstige lichte Eichen-Naturwald wurde von 1834 bis 1836 abgeholzt und auf- geforstet. Diese Aktionen wurden als forstwirtschaftliche Großtat bezeichnet und sind noch heute ein Ruhmesblatt in der Geschich- te des Hauses von Bernstorff.

12 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 4. März 1865: Abraham Lincoln wird US-Präsident 13. März 1865: die USA schaffen die Sklaverei ab 1865 13. März 1865: erste Pferde-Eisenbahn bis in Berlin 15. April 1865: 1890 US-Präsident Lincoln stirbt nach Attentat 7. Mai 1866: Attentat auf Bismarck 30. März 1867: USA kaufen Alaska von Russland 7. Mai 1867: Patent in Großbritannien für Dynamit, das der schwedische Chemiker Alfred Nobel 1866 in Krümmel/ Geesthacht erfunden hat. 14. Juli 1868: Buchdrucker Christopher Latham Sholes meldet in Amerika das Pa- tent für die Schreibmaschine an 7. März 1876: Alexander Graham Bell erhält in Amerika das Patent für „sein“ Telefon 13. Juni 1886: Ludwig II. ertrinkt im Starnberger See 14. Januar 1887: Bismarck löst den Reichstag auf 15. Juni 1888: Was in Wilhelm II. wird Deutscher Kaiser 28. Dezember 1890: der Welt erste Kinovorstellung der geschah ... Welt in Paris 1890 | 1891 | 1892 | 1896 | 1897 | 1898 | 1900 | 1902 | 1903 | 1904 | 1905 | 1908 | 1912 | 1914 | 1915

HOLZ HERBST in den Jahren 1890 - 1915

„HERBST“, das erste Sägewerk, gehörte Holzwollefabrik“. Die Telegramm-Adresse lange Jahre zu Gartow wie die ausgedehn- lautete „Herbst – Gartow“. 1904 hatte die Fir- ten Wälder rings um den kleinen Ort an ma einen von insgesamt nur 5 Fernsprechan- der Seege. Den Namen „Herbsthausen“ schlüssen in ganz Gartow. (vorausschauend bekam das alte Sägewerk, weil sowohl der vergab die Post damals bald eine zweistelli- ehemalige Besitzer als auch nachfolgende ge Telefonnummer: statt der 8 die 16!) Herbst-Generationen im Laufe der Jahrzehn- te unzähligen Tischler- und Zimmermanns- Die Hauptpersonen in Gartow waren Lehrlingen Wohnen, Arbeit und Ausbildung allerdings die Grafen von Bernstorff. Seit ermöglichten. 1694 war und ist bis heute Schloss Gartow Um die Jahrhundertwende stellten Vater Stammsitz der Familie von Bernstorff. Zur Johann Christian Georg und die Söhne Zeit der Herbst-Gründung war (seit 1840) Christian Heinrich Carl Friedrich und August Bechtold Graf von Bernstorff (1803 – 1890) Christian Wilhelm Heinrich Herbst wichtige Schlossherr, ihm folgte sein Sohn Joachim Personen in Gartow dar. (1834 – 1901). Die Wälder der Grafen waren Der Firmeneintrag las sich so: „Dampfsäge- die Existenz-Grundlage für das Herbst- und Hobelwerk, Holzhandlung, Baugeschäft, Sägewerk.

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gekauft wie in der Altmark. Die in der Altmark gekauften Hölzer wurden in einem fliegen- den Sägewerk, das bei Hockenheide hinter Wirl stand, verarbeitet.

Der alte Fuhrmann erinnert sich weiter: „Auf

Das Gartower Schloß heute der Waldbahn erscholl manch kräftiger Fuhr- mannsfluch, wenn sich zwei Loren-Züge

In Sigurd Stübens Werkschronik erinnert sich einer der Kutscher an die Zeit vor dem I. Weltkrieg: „Tja, während all der vielen, vielen Jahre als Fuhrmann bei der Firma August Herbst habe ich so manches erlebt, was wohl des Erzählens wert ist. Schon als Jüngling habe ich hart anfassen müssen, um meinen Teil zum Leben unserer Familie beizusteuern. Damals waren allerdings die Waldbahnen schon voll im Betrieb und die Die Waldbahn führte bis ins Elbholz Anfuhren von Holz für Kutscher und Pferde nicht mehr solche Schindereien wie vorher. Davon weiß ich nur noch von Kollegen, die begegneten. Was nun? Die Waldbahn war ja jetzt (Interview im Jahr 1958) schon fast nur eingleisig! Keiner wollte zurück zu den alle tot sind. Immer wieder mussten sie sich in weiten Abständen angelegten Ausweich- damals mit aller Kraft gegen die schwerbe- stellen. Wir machten es zwar nicht wie die ladenen Wagen stemmen, um den keuchen- Fuhrleute der alten Zeit auf zu engen Land- den Pferden zu helfen, die Wagen mit ihren straßen, bei denen die Peitsche in der Hand mit Eisenreifen beschlagenen Holzrädern des Kräftigeren darüber entschied, wer zur aus den völlig zerfahrenen Waldwegen zu Ausweichstelle zurück musste, sondern bei bringen. Wurden im Durchschnitt doch 3 uns war es derjenige, der den kürzeren Weg Festmeter Holz geladen und das ist schon zu diesen Stellen hatte.“ ein schönes Fuder, wenn Du bedenkst, dass ein Festmeter 600 bis 800 kg wiegt!“ Im Jahr 1908 übernahm Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst den Holzhandel von Die Firma Herbst holte in dieser Zeit das Holz seinem Vater. Schon im Juni 1902 hatte er nicht nur aus dem Gartower Forst: Bis nach Amanda Thölke aus Gartow geheiratet, die Ostpreußen reichten die Verbindungen. Dort Tochter des Kantors Carl Ferdinand Thölke wurden ebenso größere Mengen Rundholz und seiner Frau Sophie, geborene Günther.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 15 1890 | 1891 | 1892 | 1896 | 1897 | 1898 | 1900 | 1902 | 1903 | 1904 | 1905 | 1908 | 1912 | 1914 | 1915

Während sich im Gräflichen Forst um neues Holz ge- kümmert wurde (in den von Otto Puffahrt gesammelten „Kurznotizen zur Gartower Forstwirtschaft“ steht für das Jahr 1907: „Bezug von Kalkmergel aus Lüneburg und Kainit (Hartsalz) aus Gr. Rhüden sowie Thomasmehl für die Walddüngung. 1911

Bezug von Kainit auch von Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst und der Bergbaugesellschaft Ehefrau Amanda, geb. Thölke Teutonia bei Wustrow“), florierte parallel die Firma Herbst: 1908 wurde in fen. War es schon harte Arbeit, den Wagen Lüchow eine Holzhandlung eröffnet und ab auf den Deich zu bringen, so war es direkt 1912 eine weitere in Lüneburg. Das vor mehr halsbrecherisch, den Wagen heil herunter als 25 Jahren verwendete Haberland-Zitat zu fahren, da man sich auf die damaligen aus seinem 1988 neu aufgelegten Buch gilt Bremsen nicht so recht verlassen konnte. Mir auch für das Jubiläumsjahr 2015: „Diese selbst ist es mehr als einmal passiert, dass Holzhandlungen sind auch heute noch im der schwerbeladene Wagen ins Rutschen Besitz der Familien Herbst.“ Mehr dazu im kam und umkippte. Von Glück konnte man weiteren Verlauf dieser Chronik. dann sprechen, wenn der Wagen sich dabei nicht in seine Bestandteile auflöste.“ August Christian Wilhelm Heinrich, der zwei Jahre jüngere Bruder von Christian Heinrich Eine Legende besagt, dass ein vor mehr als Carl Friedrich, führte fortan den Betrieb in 100 Jahren ins Brack gestürztes Pferd samt Gartow. August hatte bereits am 28. Dezem- Fuhrwagen noch heute dort liegen soll …. ber 1897 Magda Jost geheiratet. Die Herbst-Fuhrleute lieferten auch Holz zu Und so sahen die Mitarbeiter ihr Tagesge- den einzelnen Baustellen in der Umgebung schäft in dieser Zeit (weiteres Zitat von dem und kamen so auf eine Tagesleistung von bei Stüben erwähnten alten Herbst-Fuhr- bis zu 70 Kilometern. Um rechtzeitig an Ort mann): „Recht unbeliebt bei uns Kutschern und Stelle zu sein, wurden die Pferde bereits war die Tour Quarnstedt – Elbholz. Hierfür um 2 Uhr morgens eingespannt. Um 6 Uhr waren von der Firma Sondergespanne ab- gab es die erste Rast, vorher hatte noch kein gestellt. Der hohe Deich am Elbholz machte Gasthof geöffnet. In der kalten Jahreszeit nämlich uns und den Pferden viel zu schaf- bekamen die Pferde wie immer Wasser und

16 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1890 | 1891 | 1892 | 1896 | 1897 | 1898 | 1900 | 1902 | 1903 | 1904 | 1905 | 1908 | 1912 | 1914 | 1915

Heu, die Kutscher genehmigten sich zum ganz schön ins Schwitzen geraten. Bis zum Frühstück einen Schnaps, um sich damit Ende der Springstaße in Gartow, also für aufzuwärmen. nur 2 Kilometer, brauchten wir mehr als drei Stunden! Da geschah ein weiteres Unglück: Die Pferde wurden oft schon nach 2 bis 3 ein anderer Wagen rutschte vom Deich und Jahren ausgetauscht, weil sie für die langen zerbrach völlig. Nun mussten wir auch diese Wege mit den schweren Wagen ungeeignet Ladung Holz noch auf die anderen Wagen wurden. verteilen. Um weiteres Unheil zu vermeiden, wickelten wir Ketten um die Räder. Eine Der alte Fuhrmann erinnert sich weiter: ganze Weile ging das gut, dann aber waren „Und dann diese Fuhren im Winter! Das war die Ketten durch das grobe Pflaster durch- was, wenn das Holz wegen der zugefrore- geschliffen. Hätte die Sonne das Eis nicht nen Elbe auf den vereisten Straßen nach ein wenig aufgetaut, wären wir nicht ohne Lüchow oder zum Dannenberger Bahnhof weiteren Unfall nach Dannenberg gelangt. gebracht werden musste! Eine Fahrt ist mir besonders in Erinnerung geblieben: mehrere Herbst-Fuhrleute – darunter auch ich – hatten den Auftrag erhalten, am nächsten Tag in aller Frühe mit unseren schwerbeladenen Holzwagen nach Dannenberg zu fahren. Den Tag über hatte es genieselt und in der Nacht setzte empfindlicher Frost ein. Als ich morgens im Stockdunkel auf die Straße trat, lag ich bereits auf der Nase.

Alle Straßen und Wege waren spiegelblank. Vorsichtig schlitterte ich zum Pferdestall. Die Pferde waren früher wichtige Helfer Meine Kollegen waren schon dort und fütter- ten die Pferde. An die Pferde geklammert, tasteten wir uns Schritt für Schritt zu den Wa- Als wir wieder zuhause waren, wussten wir, gen. Auch die Vierbeiner konnten sich kaum was Menschen und Tiere geschafft hatten.“ auf den Beinen halten. Wir spannten an und fuhren los. Schon nach 200 Metern gab es Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutsch- die erste Panne: ein Wagen rutschte von der land Ende des 19. Jahrhunderts spiegelte glatten Straße in den Graben. Als wir ihn mit sich auch in der Entwicklung des Gartower „Hü“ und „Hott“, mit Stemmen und Drücken Betriebs wider. Die Aufträge nahmen derart wieder glücklich auf der Fahrbahn hatten, zu, dass die bisherigen Arbeitsleistungen waren unsere durchgefrorenen Körper der Maschinen nicht mehr ausreichten.

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Deshalb wurde schon kurz nach dem 25-jäh- kam, konnte gewiss sein, dass ihm, soweit rigen Bestehen der Firma Herbst 1891 ein möglich, mit Rat und Tat geholfen wurde. neuer eingebauter Dampfkessel angeschafft, Selbst in persönlichsten Angelegenheiten, der eine Leistung von 80 bis 100 PS erzeug- die außerhalb des Betriebs lagen.“ te und mit zwei Kolben ausgerüstet war. Kam das Gespräch auf „Meister August“, Ein damals mitwirkender Arbeiter erzählte wurde oft seine ausgeprägte Tierliebe seinem Enkel, dass für den Transport der hervorgehoben, die er als echter Jäger und neuen Maschine vom Lüchower Güterbahn- Heger immer wieder bezeugte. Nach seinem hof nach Gartow die kleinen Brücken bei Militärdienst bei den Pionieren von 1890 bis Oerenburg verstärkt werden mussten, da 1892 gründete er noch im gleichen Jahr den diese für derartige Lasten nicht ausgelegt waren.

Im Rahmen dieser Modernisierung wurde an die Dampfmaschine in „Herbsthausen“ auch eine Schrotmühle angekoppelt und so ein empfindlicher bisheriger Mangel abgestellt: die meisten der Sägewerk-Mitarbeiter betrie- ben nämlich als zusätzlichen Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft und hatten bis jetzt Schwierigkeiten, das Getreide für das Vieh schroten zu lassen. Die neue Schrot- mühle nahm ihnen fortan diese Sorge ab. Die Sägewerk-Mitarbeiter und Fuhrleute erlebten auch mit, wie Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst von 1908 bis 1912 die Holzhandlungen in Lüchow und Lüneburg aufbaute. Wurden ältere Herbst-Mitarbeiter in der Vergangenheit nach ihren Eindrü- cken bezüglich der „Chefs“ gefragt, war die Meinung einhellig: „Christian Herbst war gutmütig, er hatte vor allem Kinder in sein Herz geschlossen. Er sorgte als tüchtiger Kaufmann für die sichere finanzielle Grundla- ge des Werkes.“ Bruder August Herbst führte das Sägewerk Das Wohnhaus von Magda und August Herbst, und das Baugeschäft in Gartow weiter. Zeit- erbaut in 1896 als Fachwerkhaus im Jugend- zeugen erinnern sich: „Wer zu August Herbst stil. Diese Bauform erlernte August Herbst während seiner Lehre im Alten Land und auf der Baugewerks-Schule in Buxtehude.

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August Herbst (hinten) mit Familie: ganz links seine Schwiegermutter Minna Jost, vor ihm Ehefrau Mag- da, geb. Jost, mit Zeitung sein Schwiegervater Daniel Jost, vorn links Sohn Christian, der wenig später mit 11 Jahren an einer Lungenkrankheit starb, daneben der am 1. Dezember 1900 geborene Bernhard und rechts – schon mit Pferden – Sohn Walter, geboren am 17. Januar 1903.

Herbst-Zimmereibetrieb. In den nächsten Fachwerk-Fassaden vor Witterungseinflüs- Jahren bauten August Herbst und seine Mit- sen geschützt. arbeiter zahlreiche Häuser im Landkreis, so auch 1896 den Familiensitz in der Hahnen- August Herbst war von kleiner Statur, sein berger Straße 60 in Gartow. Markenzeichen war sein prächtiger Vollbart. Er legte den Grundstein, dass „das bis zum Markantestes Merkmal der Häuser: der heutigen Tag (Werkschronik Stüben, 1958) „Schweizer Stil“ mit weiten Überständen vorbildliche Verhältnis zwischen Betriebs- aus verzierten Hölzern an der Trauf- und führung und Arbeiterschaft“ bestand und Giebelseite jedes Hauses. So wurden die besteht.

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das Haus „Waldfrieden“ in , außerdem wurden viele Wohnhäuser und Bauerngehöfte in der näheren und weiteren Um- gebung errichtet, an denen teilweise heute noch der Namenszug vom Erbauer Die Familien Rautenkranz und Herbst hatten zu lesen ist. die ersten Autos im Landkreis Besonderes Merkmal aller Häuser: zum Richtfest wur- Der neue alleinige Inhaber erweiterte und de jeweils ein Weinstock gepflanzt! erneuerte den Gartower Betrieb so, dass zu Bis zu 30 Zimmerleute waren bei Herbst Beginn des 20. Jahrhunderts vier Gatter und Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigt, ein weiteres Horizontal-Gatter liefen. August die Auftragslage war gut, der Holzankauf Herbst baute für seine Mitarbeiter auch meh- wurde ausgeweitet. So stapelten sich auch rere Arbeiterhäuser mit geräumigen Woh- Stämme aus Westpreußen auf dem geräu- nungen. Als besonders modern galt damals migen Lagerplatz. Um die Qualität des nicht die Errichtung einer elektrischen Licht- und im eigenen Betrieb verarbeiteten Holzes zu Kraftanlage im Jahr 1905, die die Werkswoh- erhöhen, baute die Firma im Jahr 1904 einen nungen und einen Teil der weiteren Häuser in großen Holz-Lagerschuppen für lufttrockene Hahnenberge mit Licht versorgte. Hölzer. Die gut abgelagerten Hölzer konnten dann zu guten Preisen als Hobel- und Tisch- Für die Arbeiter, die zu Fuß von außerhalb lerware verkauft werden. zum Dienstbeginn erschienen, orderte August Herbst Fahrräder. Mit den Drahteseln Neben dem Haberland-Buch und der wurden An- und Abfahrt deutlich verkürzt. Stüben-Werkschronik lieferte auch das Buch Die Arbeiter zahlten die 120 Mark teuren „Ein Paradies mit kleinen Fehlern“ wertvol- Räder in kleinen monatlichen Raten ab. les Material für diese Chronik. Geschrieben Sigurd Stüben: „Wie weitschauend und rich- hat es der am 28. Oktober 1911 geborene tig kalkuliert die Gründung der Zimmerei war, Ernst-August Herbst, ein Sohn von Christian bewies die Jahrhundertwende. In dieser Zeit Heinrich Carl Friedrich Herbst und Gattin war die Bautätigkeit besonders rege.“ Aus Amanda. dieser Zeit ist weiter bekannt, dass die Firma Und so geht das Buch los: „Vater fuhr zur Herbst bis zum Beginn des I. Weltkriegs Zeit meiner Geburt fast täglich mit seinem besonders in mehrere große „Protos“, als einem der ersten Kraftfahrzeuge Vorhaben wie den Bau einer chemischen im Landkreis Lüchow-Dannenberg, zu seiner Fabrik ausführte. Damals entstand auch Filiale in Lüchow. Die Luftreifen der Marke

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„Provotnik“ hielten oft nicht länger als 100 die Arbeiter zum Roden der Bäume einge- Kilometer, kein Wunder bei den damaligen setzt. Es war selbstverständlich, dass Vater Straßen, die noch aus den Zeiten von Na- als Juniorchef unter den gleichen Bedingun- poleon zu stammen schienen. Auch mit den gen mitarbeiten musste. Dabei schickte er Karbid-Laternen war das solch eine Sache, eines Tages einen Arbeiter mit der üblichen sie funktionierten nicht immer!“ dickbauchigen, braunen Steinkruke nach Gartow zum Kaffeeholen. Als der Mann Bei Sigurd Stüben liest sich der PKW-Ankauf zurückkam, hinderten die Leute Vater daran, so: „Die Firma Herbst gab unserer Bevölke- aus der Kruke zu trinken: „Dat is Kulenwater“. rung Grund zu wochen-, ja monatelangen Erst später merkte Vater, dass Schnaps darin Diskussionen. Sie hatte sich nämlich als eine gewesen sein musste, der damals wenige der ersten einen „Hansa“-Personenwagen Groschen kostete. Ein alter Mann aus Pre- zugelegt. Das war für unsere Gegend die zelle, Opa Wiese, den ich noch als Patienten reinste Sensation!“ betreute, sprach von meinem Vater immer Das „Paradies-Buch“ belegt auch bisheri- noch als „Harvsten sin Jung.“ ge Nachforschungen: „Großvater (Johann Christian Georg Herbst, der Gründer, Anm. Auch diese Anekdote ist es wert, festgehal- des Verfassers), ein schlanker, großer Mann ten zu werden: „ Beim Verladen von Kantholz – ich erinnere mich noch gut an ihn, als er im Elbholz hatte ein Arbeiter vier Finger sei- uns später in Lüneburg besuchte und wir ner linken Hand zwischen die Kanthölzer be- Kinder alle mit Scharlach im Bett lagen – kommen und schwer zerquetscht. Auf meine hat den Holzhandel groß aufgezogen. Die Frage, was er dann gemacht hätte, meinte er, Arbeiter kamen zum Teil von weit her aus den er hätte ordentlich darauf gepinkelt und dann umliegenden Dörfern und liefen zu Fuß nach die Hand in sein Sacktuch gewickelt. zehnstündiger Arbeitszeit nach Hause, wo die Frauen, durchweg allein, mit den Kindern Anschließend war er, zu Fuß natürlich, die eine kleine Landwirtschaft versorgten.“ rund 13 Kilometer nach Prezelle gepil- Eine Erinnerung an die Waldbahn-Zeiten im gert. Am nächsten Tag sei Großvater mit Gartower Forst ist auch Ernst-August Herbst dem Sandschneider, einem zweirädrigen geblieben: „Die einbetonierten eisernen Kutschwagen, mit ihm zu Doktor Degenhard Pfosten um unseren Garten am Hause nach Gartow gefahren, der die vier Finger Hahnenberge 16 (in Gartow) stellen einen amputierte. Rest der Schienen dieser Waldbahn dar. Sie Dieser Doktor, von dessen ärztlichen Wirken wurde nach dem II. Weltkrieg abgebaut, als man Wunderdinge erzählte, hatte eine die Pferde durch Traktoren ersetzt wurden.“ panische Angst vor dem Typhus, der bis zum Auch dieses „Paradies“-Buchzitat gibt einen Ende des II. Weltkriegs endemisch in Gartow guten Einblick in die damalige Zeit und das auftrat. Deshalb verließ er Gartow, zog nach Herbst´sche Vordenken: „Im Winter wurden Lüchow und verstarb dort: an Typhus!“

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wird. Durch intensivste Recherchen ermittel- ten Klußmeier/Beck, dass diese Reise Karl Mays im Jahre 1898 eine genau geplante Studienfahrt des Winnetou-Autors für ein neues Werk über den Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau war. Darüber hinaus ergeben zuvor nicht veröffentlichte zeitgenössische Bilder, Dokumente und Texte zu den von May besuchten Orten wie Gartow, Firmen- geschichten und Freundschaften, die May Auch Ernst-August Herbst erinnert in seinem dabei schloss, einen besonders aufschluss- Buch an die Karl-May-Episode 1898: „In reichen und neuen Blick auf die Zeit und die ihrer jungen Beziehung wurde es Mutter un- Menschen dieser Region vor dem ersten heimlich, als Vaters Stammtischabende sich Weltkrieg. plötzlich bis zum frühen Morgen ausdehn- ten. Ein Mann war aufgetaucht, der fesselnd Auch dieser Freund blieb dem Erfolgsautor die unglaublichsten Abenteuer aus fremden May bis an sein Lebensende verbunden: Ländern in glühendsten Farben zu erzählen der Lehrer Friedrich Hinnrichs, geboren am verstand: es war Karl May.“ 7. Juli 1873 in Schnackenburg an der Elbe. Mit Hinnrichs unternahm Karl May in einem Der berühmte Schriftsteller schloss in Gar- gemieteten Kutschwagen Fahrten in die tow und Lüchow eine Reihe lebenslanger Umgebung von Gartow: er wollte Menschen- Freundschaften. Mit dem Hotelier Wilhelm schlag, Landschaft und historisches Terrain Anton Krug (1859 - 1938) bleibt er im Brief- gründlich kennenlernen. Zuhause hatte er wechsel. Margarethe Röhrs, Gattin des Gar- die Lebensgeschichte des Alten Dessauers tower Doktors, eine literarisch interessierte durchgearbeitet und sich aus Geschichts- kluge Frau, bekommt sein Buch „Weihnacht“, werken Aufzeichnungen gemacht. das er als sein Lieblingswerk bezeichnet, ge- schenkt, und Karl May versieht es mit einer Und noch etwas: die Großzügigkeit und die persönlichen Widmung. Kunst des Erzählens hat Karl May nicht nur Das und einiges mehr recherchierten der Freunde finden lassen. So können wir bei Karl-May-Biograf und Jazz-Historiker Ger- Klußmeier/Beck nachlesen: „Am zweiten Tag hard Klußmeier und die Archäologin und nach seinem Ausflug nach Kapern erschie- langjährige Leiterin des Lenzener Burgmuse- nen zwei Beamte im Hotel Krug und setzten ums, Kerstin Beck, in ihrem Gemeinschafts- den erschrockenen, auf solche Behandlung werk „Sitz im Hotel ich weltverloren...“, das wenig gefassten Wohltäter fest. Er durfte sein sowohl als ungewöhnliches Heimatbuch, Hotelzimmer so lange nicht verlassen, bis im aber auch als Teilbiografie Mays angesehen Lauf des Tages eine aus Radebeul telegra-

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fisch angeforderte Auskunft seine Identität irgendeinem Hinterzimmer hinter den Tresen, bestätigte. Der Wortlaut des Telegramms immer etwas schmuddelig gekleidet, mit wird u.a. von Lehrer Hinnrichs wie folgt wie- großem dunklen Vollbart und schief sitzender dergegeben: „Karl May hier wohnhaft, übt Stahlbrille auf der roten Knollennase, das sehr gern Wohltätigkeit.“ So war dann auch Haupthaar strubbelig in die Höhe stehend. zu erklären, warum er einer armen Familie in Er kannte unsere Wünsche eher als wir sie Kapern großzügige Geschenke übergab, die sagen konnten und öffnete die Tür des Glas- wohl auch Grund für die damalige Nachfra- kastens, in dem die Stollwerck-Schokolade ge am Sitz des heutigen Karl-May-Museums verwahrt wurde. In den großen Ferien, die wir in Radebeul waren. stets bei den Großeltern Thölke verbrachten, verwandelten wir mindestens eine Monats- Die Krug´sche Gastwirtschaft in Gartow, miete in Schokolade, denn das Haus gehörte in der Karl May vom Ortsgendarm Wede- Vater.“ kind verhaftet wurde, bzw. der der Kneipe 1914 zog Christian Heinrich Carl Fried- vorgeschaltete Tante Emma-Laden war nicht rich Herbst kurz vor dem Ausbruch des I. nur für die Herbst-Kinder wie Ernst-August Weltkriegs mit Familie nach Lüneburg, um ein Paradies: „Schon der Geruch, der einem sich um die dortige neue Holzhandlung zu entgegenschlug, wenn man die Tür mit der kümmern. Das bisherige Wohnhaus in Gar- scheppernden Glocke öffnete, war einmalig. tow, Hahnenberge 16, bezog Familie Thölke, die Familie des Gartower Kantors und damit die Großeltern von Ernst-August Herbst und seinen Geschwistern.

Dieser erinnert sich: „Ich mag vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, als ich im I. Weltkrieg mit Mutter nach Gartow zu Großvater Thölke, Großmutter Sophie und ihrer bejahrten Tochter Agnes reiste. Bis Lüchow mit der Bahn und dann weiter mit der von Pferden gezogenen Postkutsche. In Trebel war Pferdewechsel. Es war Winter und ich trug einen weißen Strickanzug von Bleyle. Wie ich Gleich links auf dem Ladentisch stand das das Zeug hasste, es kratzte so am ganzen Petroleum-Fass, daneben der Kasten mit Körper, aber bis in die Schuljahre musste es Bücklingen. Nie werde ich diese Duftmi- immer das gleiche Fabrikat sein.“ schung aus Zimt, Vanille, Muskat und vielen anderen Ingredienzien vergessen. Nach Er- Hat hier etwa der Vater Holz gegen günsti- tönen der Glocke schlurfte der alte Krug aus gen Stoff getauscht?

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Auch während des Krieges wurden die Arbeiten im „Herbstlichen“ Betrieb fort- gesetzt: Frauen und Kriegs- gefangene standen an den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter, die in den Krieg gezogen waren.

Folgende Erinnerungen vom jungen Ernst-August Herbst Die Hahnenberger Straße 16 in Gartow heute aus der Zeit um 1914/1915 werden in dieser Chronik festgehalten: die ausgebeulten Taschen an den abgeleg- „Großmutter Sophie empfing uns (in Gartow) ten Jacken von Arbeitern, die bei ihm tätig im Wohnzimmer rechts, gleich hinter der waren, auffielen, schlug er die Jacken an die Haustür. In der Ecke bullerte der große weiße Wand in der Annahme, dass das entstan- Kachelofen mit den Bratäpfeln hinter der dene Rührei die Leute abhalten würde, sich Messingklappe in der Mitte. weiter an seinen Hühnereiern zu bereichern.“

Großmutter Sophie war klein und rundlich, Durch die Aufteilung der Firma Herbst in immer gütig, mit schwarzem Schleier auf „Gartow“ und „Lüchow/Lüneburg“ wird dem Kopf. Ihr Gatte, der Kantor, war schlank, es nun in dieser Chronik auch mindestens groß, mit gewaltigem weißen Vollbart und zweigleisig. strahlend blauen Augen. Er konnte manch- mal sehr streng mit uns sein. Aber das war Während in Gartow Augusts Sohn Walter sicher auch berechtigt, wenn wir sein Reich Martin Wilhelm, der am 17. Januar 1903 durcheinander brachten, geboren wurde, im Jahr Schweine, Kühe und 1927 nach Absolvierung Hühner jagten oder seinen seines Diplom-Ingenieur- geliebten Immen zu nahe Examens in die Firma kamen. Der große höl- eintrat und diese bis zum zerne Bienenschauer mit Tod des Vaters 1951 ge- vielen Körben stand links meinsam mit ihm führte, mitten im Garten. baute Christian Heinrich Karl Friedrich Herbst die Großvater hielt auf Ord- Holzhandlung in Lüne- nung und Korrektheit. Als burg, Auf der Hude, auf ihm einmal in der Scheune und aus. Walter und Marga Herbst

24 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 10. August 1893: Rudolf Diesels gleichnamiger Motor läuft erstmals aus eigener Kraft 1890 8. November 1895: Wilhelm Conrad bis Röntgen entdeckt in Deutschland die 1915 Röntgenstrahlen 2. Juli 1900: der erste Zeppelin hebt ab 17. Dezember 1903: erster Motorflug der Gebrüder Wright 18. April 1906: Bertha von Suttner erhält den Friedens-Nobelpreis 5. April 1908: erstes Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 14. Dezember 1911: Roald Amundsen erreicht den Südpol 30. März 1912: Karl May stirbt 27. August 1914: Patentanmeldung für den Reißverschluss von Otto Frederick Gideon Sundback, Schweden 5. August 1914: 1. elektrische Verkehrsampel von American Traffic Signal Company Was in 25. November 1915: Albert Einstein, Schweiz/ der Welt Deutschland, stellt die geschah ... Allgemeine Relativitäts- theorie vor 1915 | 1916 | 1918 | 1920 | 1923 | 1924 | 1925 | 1927 | 1932 | 1934 | 1938 | 1939 | 1940

HOLZ HERBST in den Jahren 1915 - 1940

Dank des Buches von Sohn Ernst-August Gartow in den letzten Kriegsjahren mit der wird das Leben der Herbst-Familie in der Ernährung nicht ganz so schlecht dran, doch Salzstadt Lüneburg gut greifbar: „Von der diese Erlebnisse haben trotzdem einen un- Kriegszeit 1914 bis 1918 ist nur wenig in auslöschlichen Eindruck auf mich gemacht: meinem Gedächtnis geblieben. Wir wohn- bei einem Geburtstagsfest eines Klassen- ten damals in Lüneburg, Am Neuen Tor. kameraden auf einem Gut in Scharnebeck Mutter schickte mich über den „Wall“, um bekamen wir Kakao mit richtiger Milch und die Wochenration an Butter für die Familie Brötchen mit Rot- und Mettwurst vorgesetzt, zu holen. Zu Hause angekommen, konnte und Onkel Otto, Mutters Bruder, der im I. ich nur noch wenige Krümel vorweisen, der Weltkrieg auf einem U-Boot diente, brachte Rest war unterwegs aus dem Papier gefallen. von einer Fernfahrt Bananen mit. Es waren Dieser „Wall“ sah mich auch auf dem Weg die ersten, die ich zu Gesicht bekam.“ zum Doktor hin und zurück schreiend, ich hatte die rechte Hand in das spät zündende Und wie sah es in dieser Zeit in Gartow aus? Blitzlicht meines Bruders Christian bei einer Im Oktober 1920 wurden erstmals zwei Familienaufnahme gehalten. Kilometer neue Bahnschienen aus Stahl für die Waldbahn im Gartower Forst zum neuen Bahnhof Oerenburg geliefert. Der Transport nach Gartow war dadurch um einiges kürzer als noch vor 1911 über Lüchow. In Gartow wurde ab 1927 bis zum Beginn des II. Weltkriegs der Betrieb ein weiteres Mal technisch modernisiert. Die Holztrans- porte wurden auf Traktoren umgestellt und für die Schnittholz-Verladung wurden Last- züge angeschafft. Schon 1924 ersetzte eine 200 PS starke „Lanz“ die bisherige Dampf-

Noch heute führt am ersten Haus auf der rechten maschine. Seite der „Wall“ in Richtung Liebesgrund/Bastion in Lüneburg Das alte Maschinenhaus musste entspre- chend erweitert werden und wurde mit 1918 sah ich auf dem Rückweg vom Jo- einem neuen Schornstein von 35 Metern hanneum nach Hause auf dem Platz „Am Höhe versehen. Aus der Serie liegender Sande“ die johlenden Horden meuternder Einzylindermaschinen mit Unterflurfeuerung Soldaten in abgerissenen Uniformen. Wir der Firma Heinrich Lanz, Mannheim (Baujahr Herbsts waren durch die Verbindung nach 1923) ist die Gartower Dampfmaschine mit

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der Fabriknummer 40638 nach Ansicht von Dipl. rer. Detlef Duske (Gartow) die einzige heute noch erhaltene in Deutschland. Noch bis 1968 betrieb sie über Riemenan- triebe den kompletten Maschinenpark des Sägewerks, der Tischlerei mit Hobelmaschi- nen sowie die Mahlmühle. Die Wasserver- sorgung erfolgte über einen eigenen – noch heute benutzten – Brunnen mit nachgeschal- teter Wasseraufbereitung. Die „Lanz“ wurde beheizt mit Sägespänen und Holzabfällen. Dipl. rer. Duske hat in einer seiner Studien- arbeiten über die technische Entwicklung der Firma August Herbst genaue Einzelhei- ten über die in „Herbsthausen“ genutzten Dampfmaschinen zusammengestellt. Der Schornstein-Neubau in „Herbsthausen“ in 1924. In 1934 wurde der Herbst-Fuhrpark in Im Hintergrund noch die alte Wolff-Dampfmaschine mit rauchendem Schornstein Gartow umgestellt. Die Pferde wichen einem 34-er und einem 50-er Deutz mit Aufbauten für Rundholz, davor eine Hanomag-Zugma- Über seine Jugend in Lüneburg weiß Ernst- schine. August Herbst in seinem Buch einiges zu berichten: „Zurück zur Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Vom „Neuen Tor 1“ zogen wir nach dem Krieg in die „Lübecker Straße 17“, einem schönen Haus mit Garten und einer dicken alten Eiche darin und wun- derschönen Rosen, die Vater selbst pflegte und, nicht zu vergessen, die vielen Schatten- morellen. Mittags nach dem Essen, wenn Vater sich auf dem Sofa zu einem Mittagsschläfchen aufs Ohr gelegt hatte, die Landeszeitung über das Gesicht gedeckt, stellte Mutter Mokka in einem braunen Karlsbader Trichter auf die Kredenz, damit Vater beim Aufwa- Die Dampfzuführung zur „Pfeife“ der „Lanz“, chen seine Tasse Kaffee hatte. die den Zeitablauf in Hahnenberge und Gartow Meine Schwester Ursula, ich nannte sie Oli, regulierte, erfolgte um 7 Uhr, zum Frühstück war die Älteste von uns fünf Geschwistern. um 8.30 Uhr und 9 Uhr, mittags um 12 und 13 Uhr sowie zum Feierabend um 17 Uhr

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Die Lübecker Straße in Lüneburg Lüneburgs Vergangenheit ist eng Beliebt einst und jetzt: Der Wall in Lüneburg mit den Handelsbeziehungen zu Lübeck verbunden. Umso Drei Mädchen, zwei Jungen. Eigentlich sollten wir zu sechst sein, doch Annemarias erstaunlicher ist es, dass es lange Zwillingsschwester verstarb bald nach der keine Lübecker Straße gab. In Geburt. Christian, mein älterer Bruder, wurde einer älteren Blau-Weißen-Mappe auf der Schule im Johanneum der „schreckli- des Bürgervereins steht: „Es soll che Iwan“ genannt. Nach ihm kam Schwester einst eine Lübecker Straße ge- Elisabeth, die in der Schule glänzte. Der geben haben, die aber in Lüner nächste in der Reihe der Geschwister war Weg umbenannt wurde.“ (verglei- ich, Annemaria war der Nachkömmling und che Reinhardt, Die Straßennamen wie könnte es anders sein, Vaters Liebling. Lüneburgs, Seite 157). Eine unbeschwerte Jugendzeit verbrachten wir fünf mit den besten Eltern der Welt in dem Ja, das bestätigt der Stadtplan schönen Haus in der Lübecker Straße.“ von 1920 in dieser Chronik Der Lüneburger Karl-Heinz Derlien war damals in Haus Nr. 13 Nachbar der Herbsts: ebenso wie das Buch von Ernst- „Mein Vater war Lokführer und oft, wenn August Herbst mit Verweisen er Dienst hatte, liefen wir mit Blick auf die auf das Wohnen in der Lübecker Herbst-Villa zum Zaun auf unserem Grund- Straße. Die Stadt Lüneburg hat stück, um ihm zuzuwinken.” die Anregung des Bürgervereins Die Eltern von Ernst-August Herbst „liebten inzwischen aufgegriffen und den es, abendliche Festessen zu geben, deren Meisterweg 2014/15 in „Lübecker Schlusspunkt vor dem schon beschriebenen Straße“ umbenannt. Mokka das Fürst Pückler-Eis war. Es war natürlich selbstgemacht und in der Kohlpud- Von beiden Straßen nicht weit dingform in der Waschküche im Keller, in entfernt gab es früher den „Lü- einem großen Holztubben mit gestoßenem Eis gefroren. becker Hof“, der lange Jahre von Meine Mutter Amanda (geb. Thölke) war der Familie Seiler geleitet wurde. morgens die Erste und abends die Letzte im Haus. Als helfende Kräfte im Haushalt stan- den ihr Frieda und Emma, zwei Schwestern aus Gartow, zur Verfügung.

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Stadtplan Lüneburg 1920 mit der Lübecker Straße

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sierung des Wagenparks zwischen 1928 und 1934 fiel zwar die werksbedingte Aufrechter- haltung dieser Landwirtschaft weg, ange- baut wurde trotzdem weiter. Im Jahr des Erscheinens der Stüben-Werkschronik 1958 umfasste die firmeneigene Landwirtschaft Der heutige Lüner Weg in Lüneburg, eine Fläche von 120 Morgen Acker- und als Lübecker Straße noch eine schöne Allee Weideland.

Der Keller im Lüneburger Haus war Emmas Günther Herbst, der letzte Inhaber von Reich. Hier lag auch der Weinkeller unter „Herbsthausen“, weiß noch: „Die letzten der Treppe, in dem auch die Kiste mit dem beiden schweren Arbeitspferde, Joseph und Scheibenhonig Haase, behütet stand, jede Wabe und gefahren von sorgfältig in gro- Rudolf Herbst, ha- bes Pergament- ben bis 1961 ihren papier gewickelt. Dienst getan.“ Neben dem Honig lagerten die Mehrere Brand- Rebhühner und katastrophen das Rehwild von richteten erhebli- Vaters Agenten chen Schaden an. in Ostpreußen So brach im Jahr oder von seinem 1932 im Gartower Prokuristen Kohrs Mit dieser Hanomag-Zugmaschine und den beiden Kesselhaus ein aus Lüchow.“ Schnittholz-Anhängern war Fahrer Walter Wannewitz Brand aus und ab 1934 unterwegs zu Holzhandlungen und Zimmereien in Hamburg und Umgebung zog die Dampfma- Dem Betrieb von schine erheblich August Herbst in in Mitleidenschaft. Gartow wurde schon früh eine beachtens- In solchen Fällen sprang die Werksgemein- werte Landwirtschaft angegliedert, um für schaft ein: Besitzer, Angestellte und vor allem die einzusetzenden Gespanne eine eigene die Arbeiter ließen sich nicht entmutigen, Futtergrundlage zu schaffen. Durch Lander- nahmen willig alle notwendig gewordenen werb und Ackerbestellung entstand mit den Einschränkungen hin, griffen mit erhöhtem Jahren ein Geschäftszweig, in dem auch Arbeitswillen zu und blieben ihrem Werk treu. die „müde“ gewordenen Vierbeiner noch nützliche Arbeiten neben der Bestallung ver- Einen weiteren Brand gab es 1975 in der richten konnten. Durch die erwähnte Motori- Schmiede und in der Treckergarage.

30 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1915 | 1916 | 1918 | 1920 | 1923 | 1924 | 1925 | 1927 | 1932 | 1934 | 1938 | 1939 | 1940

Größere Holzeinbußen erlitt die von Einschnitte Bernstorff´sche Waldfläche bei einem Ge- in der witter mit Orkan im Jahr 1923: mehr als 3000 Festmeter Derbholz wurden niedergelegt, Holzbranche am Nienwalder Weg fielen u.a. 28 Eichen, 1929 wurde im Elbholz bei am Eingang zum Gartower Schloss rund 20 Gartow zwischen Buhne 11 und Rüstern und Linden. Auch die uralte Eiche Buhne 12 eine Verladerampe für am Jungfernstieg, einer Gemarkung im Forst, Holz errichtet. Ein Jahr später fiel dem Orkan zum Opfer. ließ Forstmeister Junack erstmals Dazu Günther Herbst: „Weitere Einbußen eine Zeitstudie bei einer Hauung entstanden durch den Kiefernspinnerfrass um 1946/47, einen Sturm in 1972 und einen durchführen. Zwei Forstarbeiter Waldbrand in 1975.“ wurden genau beobachtet, ihr Gerät begutachtet, die Arbeits- Gerade die beiden Weltkriege, aber auch gänge verfolgt und die Zeit eine Inflation und die völlige Arbeitsstockung gemessen. von 1945 bis 1948 brachten die Firma Herbst Spannend sind die beiden Hin- rund um das 75-jährige Bestehen immer mal weise aus den Jahren 1931 und wieder an den Rand einer wirtschaftlichen 1933: „die hiesigen Sägewerke Katastrophe. Hilfreich in diesen schweren zahlen folgende Tarife (Stunden- Zeiten war die Werksgemeinschaft, die u.a. lohn): gewöhnliche Vollarbeiter 45 in Gartow für rund 70 Familien Arbeitsplatz bis 50 Pfennig, Gatterschneider und Broterwerb darstellte. Kennzeichen dieser Krisenjahre waren Mangel an Arbeits- 50 bis 55 Pfennig.“ kräften, Transportschwierigkeiten infolge Und: was von Familie Herbst be- Kraftstoffmangels, völlige Geldentwertung trieben wurde, wird in den Forst- und Auftragsstockung. notizen von Otto Puffahrt bestä- tigt: „um kinderreichen Familien Im Krieg war an ein wirtschaftliches Arbeiten das wirtschaftliche Auskommen in den Wäldern rund um Gartow kaum zu zu erleichtern, durften ständige denken. Das Forstamt Gartow wurde 1944 Forstarbeiter mit 5 und mehr verpflichtet, 4000 Festmeter Grubenholz zu Kindern zusätzlich und unent- liefern. Nach Ende des zweiten Weltkriegs geltlich einen Morgen Ackerland wurde im Auftrag der Alliierten gearbeitet, bewirtschaften.“ im August 1945 waren es 14400 Festmeter Nutzholz und im Oktober 1945 mussten für Hamburg rund 2000 Raummeter Brennholz abgeliefert werden.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 31 1915 | 1916 | 1918 | 1920 | 1923 | 1924 | 1925 | 1927 | 1932 | 1934 | 1938 | 1939 | 1940

HOLZ HERBST in Lüchow 1908: Eröffnung in Lüchow mit eigenem Eisenbahnanschluss. Geschäftsführer wurde August Während Deutschland Not litt, erteilte Kohrs, der zuvor in Gartow be- die Wirtschaftsstelle der englischen Armee schäftigt war. (C.R.E. Work 87 in Lüneburg) bei diversen 1933: Firmenübernahme durch lokalen Sägewerken am 19. Oktober 1945 August Kohrs durch Kauf. Mit der diese Aufträge: Werth & Sohn, Gartow = 75 cbm Schnittholz pro Woche, Firma Firmenbezeichnung “C. Herbst, August Herbst, Gartow = Lieferung von 25 Holzhandlung“ führte er den Be- Baracken, E. Gauster, = 50 cbm trieb bis zu seinem Tode im Jahre Schnittholz pro Woche, H. Gauster, Tobrin- 1957 als Alleininhaber. gen = 50 cbm Schnittholz pro Woche.

1958: Neugründung als Firma “Herbst GmbH, Holzhandlung“ am 01.03.58. 1971 – 1993: Neubau der Hallen II bis IV. 1998: Umbau der Halle I mit Büro-Neubau und Anbau für die Ausstellung

2015: Im Jahr des 150-jährigen Bestehens sind in Lüchow Barba- ra Gauster, Karl-Ludwig Heuser und Dr. Matthias Herbst die Gesellschafter. Der Betrieb wird geleitet von Dorothee Herbst, der Tochter von Dr. Matthias Herbst.

Otto Puffahrt, der Archivar der Familie von Bernstorff,Lorem Ipsum lieferte wichtige Detail- Informationen für diese Chronik.

32 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1915 | 1916 | 1918 | 1920 | 1923 | 1924 | 1925 | 1927 | 1932 | 1934 | 1938 | 1939 | 1940

Sägewerksarbeiter, Zimmerleute und Tischler vor dem Gatterschuppen in Gartow. Günther Herbst sind beim Betrachten noch diese Namen eingefallen: Fritz Franke, Ewald Maneke, Willi Timme, Wilhelm Teege und Alfred Schulz.

Auf dieser Übersichtskarte sind Gartow und Lüchow ebenso gut zu sehen wie die in dieser Chronik vorkommenden Orte wie Prezelle, Lomitz, Oerenburg oder Quarnstedt.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 33 1915 | 1916 | 1918 | 1920 | 1923 | 1924 | 1925 | 1927 | 1932 | 1934 | 1938 | 1939 | 1940

Aus der Zeit zwischen den Weltkriegen Gartower Forst stammt auch das Zitat aus dem Buch von Ernst-August Herbst: “Während der Semes- 1920 – 1940 terferien arbeitete ich im Lager von Vaters 1933 stellte das Forstamt Gartow Holzhandlung (in Lüneburg) und machte im Rahmen des Winterhilfsdiens- Botendienste zur Bank. Eines Tages sprach tes rund 1000 Raummeter Brenn- mich ein Kunde Vaters an und und bot mir holz für Bedürftige kostenlos den Job an, bei „Adler“ in Frankfurt und bei zur Verfügung. 1936 kamen im „DKW“ in Zwickau Wagen einzufahren bzw. Gartower Forst erstmals gummi- nach Lüneburg zu überführen. Der Job war verlockend, pro Tag 32 D-Mark bei DKW bereifte Unterwagen für Trans- und 35 bei Adler. Damals unheimlich viel portzwecke zum Einsatz. Diese Geld bei freien Spesen. Bei Adler war ich nur Wagen von der Wagenfabrik C. gelegentlich, in Zwickau bei DKW dagegen Brüning in Wernigerode hatten sehr oft. Um Mitternacht fuhr ich mit dem D- 100 Zentner = 5 Tonnen Trag- Zug – 3. Klasse natürlich – nach Leipzig und kraft. Ab Oktober 1936 trat eine im Anschluss morgens nach Zwickau, nahm neue Regelung für das Forstamt im Werk meinen Wagen an und gondelte im Gartow und die benachbarten 30 Kilometer-Tempo langsam auf 40 bis 45 Sägewerke wie Herbst und steigend über Salzwedel, mit einer Kaffee- Wirth ein: Holz durfte nur noch pause dort bei Schernikow´s Baumkuchen, baumrindenlos, vermessen und nach Lüneburg. Dort angekommen, duschte nach den eingeführten „Homa“- ich, aß und fuhr um Mitternacht wieder nach Zwickau. Das ging wochenlang so. Mir stach Klassen verkauft werden. ein DKW-Zweisitzer mit Horch-Karosserie, 1940 wurden Gefangenenlager in türkisfarben und mit grauem Schweinsle- Wirl, Rucksmoor und Rondel ein- der bezogenen Sitzen, sehr in die Augen gerichtet, die Kriegsgefangenen und eines Tages hatte ich ihn – stellte ihn halfen bei der Aufarbeitung des in Vaters Garage. Auf seine Frage, warum Windwurfholzes mit. 1941 wurde ich den Wagen noch nicht abgeliefert hätte, die monatliche Dieselkraftstoffab- sagte ich ihm, dass ich ihn mir gekauft hätte. gabe an die Forstverwaltung Gar- Seine Antwort: „Dann hast Du wohl jetzt kein tow gekürzt. Das Wirtschaftsamt Taschengeld mehr nötig.“ Womit er durchaus Dannenberg bewilligte monatlich recht hatte. Ich glaube Vater (Christian) war lediglich noch 30 Liter.(Forstnoti- in diesem Moment sehr stolz auf mich. Wenn zen gesammelt von Otto Puffahrt) ich mich recht erinnere, hat dies todschicke Cabriolet damals an die 3000 Mark gekostet. Ich habe habe es noch bis 1948 gefahren und es dann dummerweise verkauft.“

34 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 19. Januar 1919: deutsche Frauen dürfen erstmals wählen 8. März 1919: die russische Februar-Revolution 1915 beginnt 28. Juni 1919: bis der Vertrag von Versailles wird unterzeichnet 27. Juli 1921: 1940 Entdeckung des Insulin durch Frederick Banting und Charles Best, Kanada 24. September 1921: erste Autobahn wird mit der AVUS in Berlin eröffnet 30. Dezember 1922: Gründung der UdSSR 13. Mai 1923: erster Muttertag in Deutschland 20. August 1924: 1. Schwarzweiß-Fernseher von Wladimir Kosma Zworykin, John Logie Baird 7. Januar 1927: das erste transatlantische Telefonat wird geführt 21. Mai 1927: Charles Lindbergh überfliegt den Atlantik 11. Februar 1929: der Vatikanstaat wird gegründet 12. Juni 1930: Max Schmeling wird Box-Weltmeister 8. Januar 1935: Elvis Presley wird geboren 1936: Was in 1. elektrisch programmierbarer Computer mit der Welt Binärsystem von geschah ... Konrad Zuse, Deutschland 1865 | 1888 | 1892 | 1898 | 1908 | 1912 | 1914 | 1920 | 1924 | 1927 | 1932 | 1934 | 1940

Bilder und Dokumente von 1865 bis 1940

Die Locomobile (oben) erleichterte die Wald- arbeit. Auch in Hitzacker (rechts) baute die Firma Herbst. Die Vierbeiner (rechts) nahmen jede Pause dankend an. 1924 wurde die Lanz für Gartow (Dokumente unten) gekauft.

36 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1865 | 1888 | 1892 | 1898 | 1908 | 1912 | 1914 | 1920 | 1924 | 1927 | 1932 | 1934 | 1940

Bilder und Dokumente von 1865 bis 1940

August Herbst ersetzte ab 1908 das C in den Rechnungen durch sein A. (oben links) Er bau- te im Auftrag des Vaters das Posthaus (oben) für seine Schwester Elisabeth und Ehemann Friedrich Albers. Teuer wurde das Telegrafen- stangen-Abholzen in 1896. Nach diesem Plan (unten) wurde „Lüneburg“ 1920 gebaut. Das Nachführgatter (links unten) aus 1936 gibt es in Gartow (Herbsthausen) heute noch.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 37 1865 | 1888 | 1892 | 1898 | 1908 | 1912 | 1914 | 1920 | 1924 | 1927 | 1932 | 1934 | 1940

Bilder und Dokumente von 1865 bis 1940

Für diese Chronik wurden von Volker Brückner und weiteren Beteiligten zahlreiche Dokumente und Bücher gesichtet. Einige Male war die Überraschung groß: So wurde Helmbrecht Herbst 1939 in Lüneburg als Hermbrecht getauft. Fotos wie das von Elisabeth Herbst, geb. Sievers, mit einem Quartett ihrer Kinder (ungefähr 1877) waren eben- so tolle Fundsachen wie die Reproduktionen aus den ver- schiedenen Kirchenbüchern und Standesamt-Eintragungen. Beim Zusammentragen haben viele helfende Hände und Köpfe unterstützt. DANKE!

38 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1865 | 1888 | 1892 | 1898 | 1908 | 1912 | 1914 | 1920 | 1924 | 1927 | 1932 | 1934 | 1940

Bilder und Dokumente von 1865 bis 1940

Günther Herbst hat den Gesellenbrief seines Onkels Christian Karl August Otto Herbst aus 1925 ebenso gefunden wie das Foto von Otto Herbst mit Sohn, dem jüngsten Bruder seines Opas August. Geld- und Grund- stücksgeschäfte wurden in 150 Jahren HOLZ HERBST ebenso abgewickelt wie Übergabe-Erklärungen von Generation zu Generation.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 39 1865 - 1890 1865, 13. März: Gründung der Holzhandlung „C. Herbst“ in Gartow durch Johann Christian Georg Herbst. Vater Heinrich Daniel Herbst startete den Holzhandel im Nebenerwerb bereits 1835.

1867: Johann Christian Georg Herbst pachtet von der Familie von Bernstorff eine Lokomobile, ein mobiles Sägewerk

1867, 24. September: Hochzeit von Johann Christian Georg Herbst und Elisabeth, geb. Sievers, in Winsen/Luhe

1868, 15. Juli: Geburt von Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst in Prezelle

1868: Johann Christian Georg Herbst kauft das mobile Sägewerk und nutzt es stationär in Gartow-Hahnenberge

1870, 7. November: Geburt von August Christian Wilhelm Heinrich Herbst in Prezelle

1871: Umzug der Familie von Christian und Elisabeth Herbst nach Gartow

1880: Heinrich Daniel Herbst stirbt in Arendsee im Haus seiner Tochter

1883: Geburt von Rudolf Haberland, dem Lokalhistoriker

1884: Beginn der Waldbahn-Arbeiten im Gartower Forst

1886: Verladestelle für Schnittholz an der Elbe wird genutzt

1888: Christian Heinrich Carl Friedrich tritt in den väterlichen Betrieb ein

1890, 13. März: HOLZ HERBST besteht 25 Jahre

Gut zu erkennen: der frühere Verlauf der von 1884 bis 1886 gebauten Waldbahn bei Wirl.

40 1890 - 1915 1890: Tod von Bechtold Graf von Bernstorff

1891: Kauf eines neuen Dampfkessels mit bis zu 100 PS und zwei Kolben

1892: August Herbst tritt nach Lehre und Schule im Alten Land in den väterlichen Betrieb ein

1896: August Herbst erbaut sein Wohnhaus in Gartow, Hahnenberger Straße 60, als Fachwerkhaus im Jugendstil

1897, 28. Dezember: Hochzeit von August Herbst und Magda, geb. Jost

1898, Mai: Karl May besucht Gartow und wird kurzfristig im Hotel festgehalten, trifft dort aber auch Christian Herbst und seine Söhne, freundet sich mit ihnen an

1900: Familie Herbst in Prezelle zahlt jährlich noch 12 Mark „Anbauer-Gebühr“ an die Familie von Bernstorff

1902, Juni: Hochzeit von Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst und Amanda, geb. Thoelke

1903, 17. November: Geburt von Walter Herbst

1904: HOLZ HERBST wird über die einstellige Telefonnummer 8 in Gartow erreicht

1905 12. Juni: Geburt von Christian Karl August Otto Herbst

1908: Übergabe der Firmengeschicke von Johann Christian Georg Herbst an beide Söhne, Christian Heinrich Carl Friedrich orientiert sich nach Lüchow und Lüneburg, Bruder August entwickelt den Betrieb in Gartow weiter

1908: die Filiale in Lüchow mit eigenem Bahnan- schluss wird eröffnet

1911, 28. Oktober: Geburt von „Autor“ und Arzt Ernst-August Herbst

1914: Umzug der Familie Christian Heinrich Carl Friedrich

1914: Christian Heinrich Carl Friedrich schließt Grundstücksvertrag mit der Stadt Lüneburg für „Auf der Hude“ ab

1914: Familie Thoelke bezieht das Haus in Gartow, Hahnenberger Straße 16

1915, 13. März: HOLZ HERBST besteht 50 Jahre

Elisabeth von der Heyde, geb. Herbst, verwitwete Albers, mit ihren 1909 geborenen Zwillingen Elisabeth und Magda.

41 1915 - 1940 1914 bis 1918: Familie Herbst wohnt in Lüneburg, Am Neuen Tor, am heutigen Ortsausgang Richtung Reppenstedt

1916: Johann Christian Georg Herbst stirbt

1918: Umzug der Familie Herbst in die Lübecker Straße 17 in Lüneburg, dem heutigen Lüner Weg

1920, Oktober: Lieferung von Bahnschienen aus Stahl zum neuen Bahnhof Oerenburg

1923: schwerer Orkan im Gartower Forst mit emp- findlichen Baum-Verlusten

1924: Lieferung der 200 PS starken Lanz-Dampfma- schine nach Gartow, Bau eines neuen Schornsteins

1925: Darlehen von der Familie von Bernstorff zum Erhalt des Betriebs

1927: Walter Herbst tritt nach Abschluss des Exa- mens in die Firma August Herbst ein

1932: Brand im Gartower Kesselhaus und Beschä- digung der Dampfmaschine

1933: Hochzeit von Christian Karl August Otto Herbst und Friedel Herbst, geb. Schröder

1934: Abschluss der Umstellung vom Pferdefuhr- werk auf den Auto-Fuhrpark in Gartow

1934: ab jetzt auch Schnittholz-Versand über den Schnackenburger Hafen, z.T. mit Motorkahn

1938: Tod des Hoteliers Krug, des Karl-May-Gast- gebers aus 1898

1939, 15. März: Geburt von Helmbrecht Herbst in Lüneburg

1939, 2. April: Geburt von Günther Herbst in Lüchow

1940, 13. März: HOLZ HERBST besteht 75 Jahre

Todesanzeige von HOLZ HERBST-Grün- der Johann Christian Georg Herbst 1916

42 1940 - 1965 1944: Forstamt Gartow wird verpflichtet, 4000 Festmeter Grubenholz zu liefern

1945, April: einschneidende Kriegserlebnisse in und um Gartow

1945, 22. April: die Amerikaner besetzen Gartow

1945, April: das Nachbarhaus der Herbst-Villa in Lüneburg wird als einziges im Umfeld von einer Bombe getroffen

1945, Oktober: englische Armee erteilt den Holz- händlern rund um Gartow Aufträge

1946/1947: der Kiefernspinnerfrass greift die Bäu- me im Gartower Forst an

1947: Tod von Friedel Herbst

1948: Hochzeit von Christian Karl August Otto Herbst und Ursel Herbst, geb. Schröder

1949, 31. Dezember: nach 8 Kindern aus 2 Ehen Geburt von Johannes Herbst als einzigem gemein- samen Kind von Christian und Ursel Herbst, geb. Schröder

1951: Sophie Thölke stirbt

1951, 15. Februar: August Herbst stirbt im Alter von 80 Jahren

1956, 10. September: Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst stirbt in Lüneburg im Alter von 88 Jahren

1957: Schulabschluss von Helmbrecht Herbst

1958: die firmeneigene Landwirtschaft in Gartow umfasst 120 Morgen

1959: Beginn der Lehre von Helmbrecht Herbst im väterlichen Betrieb in Lüneburg

1959: Sigurd Stüben veröffentlicht die Werks-Chro- nik des Gartower Betriebes, wo er das Zimmerer- Handwerk erlernt

1961: Christian Karl August Otto Herbst stirbt in der Neujahrsnacht mit 55 Jahren

1961: Helmbrecht Herbst übernimmt mit 21 Jahren den Betrieb in Lüneburg

1965, 13. März: HOLZ HERBST besteht 100 Jahre

1937 verlängert: das Dokument, das August Herbst als Architekt ausweist

43 1965 - 1990 1966: Hochzeit von Helmbrecht und Marianne Herbst, geb. Jürgs

1968, 31. März: Gründung einer Filiale in Geesthacht

1971, 31. Dezember: Einstellung des Geschäftsbetriebs in Geesthacht

1972: schwerer Sturm in Ost-Niedersachsen

1973, 1. August: Geburt von Carsten Herbst in Lüneburg

1975: Brand auf dem „Herbsthausen“-Gelände in Gartow mit Schäden an der Treckergarage und in der Schmiede

1975: Waldbrand im Gartower Forst

1977: Umzug der Familie von Helmbrecht Herbst nach Lüneburg-Wilschenbruch

1985: erste Gespräche zur Übernahme von Bergford in Lüneburg

1986 – 1995: es gibt zwei HOLZ HERBST- Adressen in Lüneburg

1987: Ursel Herbst verlässt die HOLZ HERBST- Kommandit-Gesellschaft

1989: nach der Wende HOLZ HERBST-Bauch- laden-Verkauf in den neuen Bundesländern

1990, 13. März: HOLZ HERBST besteht 125 Jahre

1990: Dipl. rer. Detlef Duske stellt zum Jubiläum eine Ausstellung zur technischen Entwicklung der Firma August HERBST, Gartow, zusammen

Noch heute das Zuhause von Dr. Matthias Herbst und Familie: das 1896 vom Großvater August erbaute und nach und nach erweiterte Anwesen in Gartow.

44 1990 - 2015 1991: Umwandlung der Einzelfirma in die HOLZ HERBST GmbH

1995: Umzug zum neuen Standort in der Lünebur- ger Goseburg, Goseburgstraße 51

1995 bis 1998: Carsten Herbst studiert in Mosbach am Neckar an der „Berufsakademie Mosbach Baden-Württemberg“ Betriebswirtschaftslehre

1996: Bau der vorerst letzten großen Halle, der fast 5000 qm großen Bauholzhalle in Lüneburg

1997: Ausbau der bisherigen Stichstraße in der Goseburg zur Christian-Herbst-Sraße, mit Haus Nr. 10 als Firmensitz

1999: mit Carsten Herbst tritt die sechste Generation in das Familienunternehmen ein

2000: Carsten Herbst übernimmt Anfang 2000 gemeinsam mit Helmbrecht Herbst die Geschäfts- führung

2006, 4. August: Tod von Prokurist Eckhard Pröhl im Alter von 61 Jahren

2007: Helmbrecht Herbst scheidet offiziell aus der Geschäftsleitung aus

2009: Christoph Hillermann und Michael Preuss wird Prokura erteilt

2011, 15. Mai: Großbrand auf dem HOLZ HERBST- Firmengelände in Lüneburg. Eine Halle wird komplett zerstört

2012: Einweihung der nach dem Brand neu entstan- denen Halle 3

2013: mit der Übernahme des Geschäftsbetriebs der Uelzener Traditions-Holzhandlung E. Schmal- bruch & Co. KG durch ein Tochterunternehmen der HOLZ HERBST GmbH expandiert das Unternehmen weiter

2014: Herr Hillmann, ein HOLZ HERBST-Förderer in den 60-er Jahren, stirbt betagt in Bremen

2015, 13. März: HOLZ HERBST besteht 150 Jahre

2015, 12. September: 150-Jahr-Feier von HOLZ HERBST in der Christian-Herbst-Straße 10, 21339 Lüneburg (Goseburg)

Großbrand bei HOLZ HERBST in 2011

45 1940 | 1945 | 1948 | 1856 | 1961 | 1965 | 1971 | 1989 | 1990 | 1995 | 2007 | 2011 | 2015

Bilder und Dokumente von 1940 bis 2015

August Herbst (oben) erweiterte „Herbsthau- sen“ als Zimmermann und Architekt, Enkel Günther (rechts unten reitend) folgte ihm, ver- schrieb sich dem ökologischen Bauen. Großes Hobby des Gartower HERBST-Zweiges: das Reiten (unten)! Die Gatter (unten) in Gartow gibt es noch heute. Lüneburg feierte 1956 den 1000. Geburtstag (rechts). HOLZ HERBST kann sich bei „Alten Firmen“ im Lüneburger Telefonbuch aus 1980 (rechts) sehen lassen.

46 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1940 | 1945 | 1948 | 1856 | 1961 | 1965 | 1971 | 1989 | 1990 | 1995 | 2007 | 2011 | 2015

Bilder und Dokumente von 1940 bis 2015

HOLZ HERBST startete offiziell 1865 in Gartow, wurde in Lüchow (oben) ab 1908 fort- gesetzt und Lüneburg (Büro rechts) kam nach dem I. Weltkrieg dazu. Im Wald bei Prezelle (oben) wird Holz heute so verarbeitet. Die ersten Hallen in Lüchow und Lüneburg waren sogar baugleich. 2011 wurde in Lüneburg nach dem Brand neu gebaut (rechts). In Anzeigen der LANDESZEITUNG um 1970 (unten) gab es noch Wettbewerb zwischen Bergford und HOLZ HERBST.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 47 1940 | 1945 | 1948 | 1856 | 1961 | 1965 | 1971 | 1989 | 1990 | 1995 | 2007 | 2011 | 2015

Bilder und Dokumente von 1940 bis 2015

Am 8. Oktober 1948, dem Hochzeitstag von Christian Karl August Otto Herbst und seiner zweiten Frau Ursel (geb. Schröder) stellten sich neben Vater Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst, seiner Ehefrau Amanda (rechts) noch diese Personen dem Fotografen: oben von links: Regina Herbst, später Könemann, Anna Dorothee Herbst, später Aermes, Ute Schöne, später Rundshagen, Martin Henning, Christian Herbst, Mitte von rechts: Inge Schröder, Hannah Schröder und Else Schröder. Ob Schiene oder PKW (links): HOLZ HERBST war und ist immer gut erreichbar. Die Kirche in Prezelle (rechts) könnte so manche Geschichte der Familie Herbst erzählen.

48 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1940 | 1945 | 1948 | 1856 | 1961 | 1965 | 1971 | 1989 | 1990 | 1995 | 2007 | 2011 | 2015

Bilder und Dokumente von 1940 bis 2015

Der Tod von Christian Karl August Otto Herbst zum Jahresbeginn 1961 kam für alle überra- schend. Freunde und Partner (oben) dückten ihr Beileid aus. Die Freiwillige Feuerwehr und HOLZ HERBST (oben links): das passt! Nach dem Brand 2011 wurde der Hallenneubau (unten) schnell beantragt. Am Wasser (unten) kamen sich Helmbrecht Herbst und Marieanne Jürgs näher.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 49 1940 | 1944 | 1945 | 1946 | 1947 | 1948 | 1949 | 1951 | 1956 | 1958 | 1959 | 1961 | 1965

HOLZ HERBST in den Jahren 1940 - 1965

Dr. Matthias Herbst, einer der heutigen Er war in den Wald geflohen, sonst hät- Gesellschafter der Herbst GmbH in Lü- ten ihn die zurückkommenden SS-Leute chow, hat Kriegserinnerungen seiner Mutter erschossen. Genau wie den Bauern Bethge Marga Herbst gefunden: „11. bis 14. April aus Kapern, vor dessen Hof die Amerikaner 1945 – Walter H. (Herbst, ihr Gatte, Anm. des einen Panzer gesprengt hatten, auf den er Verfassers) und Hermann Junack (der Gar- aufpassen sollte!“ tower Forstmeister) wurden von der Gestapo abgeholt. Walter hatte verhindert, dass hinter Karl-Heinz Schwerdtfeger, ein damals 12-jäh- Hahnenberge eine riger Junge, hat die Flucht Beyers hautnah Panzersperre auf- miterlebt, denn der Bürgermeister suchte geworfen wurde, Zuflucht bei seinem Vater auf dem Gutshof d.h., die Straße Quarnstedt: „Grußlos stößt Theo Beyer her- nach Lüchow vor: Otto hilf mir! Sie suchen mich! Otto, ich meterweit zerstört muss mich irgendwo verstecken! Der Leut- und aufgegraben nant und die Soldaten wollen mich an die wurde. Wand stellen!“ „Nun beruhige dich erstmal! Warum will man dich an die Wand stellen?“ Er hatte gesagt Stotternd und sehr hastig berichtet Bürger- „wir müssen hier meister Beyer, er habe heute Mittag Gartow Ein Foto aus dem weiter leben, wenn den Amerikanern übergeben müssen. Die Archiv von Karl-Heinz der Krieg aus Amis hätten seine Unterschrift zur Übergabe Schwerdtfeger ist!“ - Ich habe ihn von Gartow verlangt. Sie hätten auch ver- mit viel Mühe vor langt, dass sofort an jedem Haus eine weiße dem Abtransport nach Lüneburg freibekom- Fahne anzubringen sei. Vater ist offensicht- men. Inzwischen beschossen Tiefflieger lich erschüttert. „Menschenskind Theo, hast das Sägewerk, ein Oelschläger-Sohn wurde du etwa eine Kapitulationsurkunde unter- verletzt. schrieben?“ Was hätte er denn anderes tun können, er Am 15. April 1945 begann der Beschuss von sei doch von den Amis dazu gezwungen Gartow, wobei mehrere Gebäude verbrann- worden, sagt Beyer hilflos. ten. Der damalige Bürgermeister Beyer ging „Bist du von allen guten Geistern verlassen, den amerikanischen Soldaten mit einem Theo? Du weißt doch, was weiße Fahnen weißen Tuch entgegen, damit die Schießerei bedeuten!“ Natürlich wisse er das, aber aufhörte. Die Amerikaner zogen sich zurück. kein Mensch habe ahnen können, dass die Die Deutschen rückten nach, suchten den Amis aus Gartow gleich wieder abziehen, Bürgermeister – wegen der weißen Fahne …. rechtfertigt sich Beyer. „Die hatten Gartow

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Das Wendland- Archiv Unter www.wendland-archiv.de kann jeder stöbern und eigene Kommentare zu den Bildern schreiben und so das Wissen über die Motive erweitern. Wer in alten Fotoalben, Schuhkartons und Umschlägen mit Fotos, Zei- tungsberichten oder Schulaufsät- zen kramt und fündig wird, kann dieses Material zur Verfügung stellen - Kontaktdetails auf der Homepage. Alle an der Geschichte des Wendlands Interessierten, seien es „alte Hasen“ oder „neu Infizierte“, können an der schon jetzt umfassenden Datenbank über das Wendland mitarbeiten und so ein Gesamtwerk entste- hen lassen, das jeder (wie für diese Chronik) nutzen kann.

Tücher herunter gerissen. Ein Mann aus der Springstraße sei mit dem Fahrrad zu ihm gekommen und habe ihn gewarnt, dass die Soldaten ihn suchen. Daraufhin sei er sofort abgehauen.

In „Lüneburg 45“ erinnern sich Zeitzeugen Atemlos vor Aufregung keucht Theo Beyer: besetzt und sind nun wieder verschwun- „Ich muss mich verstecken! Otto, hilf mir! den?“, will Vater bestätigt haben. Richtig, Die stellen mich sonst an die Wand! „Unser aber gleich darauf seien deutsche Soldaten Bürgermeister scheint mit seinen Nerven am von der Springstraße in die Telschow-Straße Ende zu sein. Ich weiß, dass Vater seinen nachgerückt. Sie hätten wütend alle weißen Freund Theo nicht im Stich lassen wird.“

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Die Dorfstraße in Lomitz

Marga Herbst aus Gartow weiter: Am 23. April mussten alle Gartower ihre Häuser ver- lassen. Wir wurden nach Prezelle und Lomitz evakuiert. Da wir Kühe und Pferde hatten, mussten die Tiere auch raus. Die Kühe ka- men auf die Koppel und die Pferde nahmen wir alle mit Fuhren und Gespannen mit. Es ging über Rondel, Prezelle nach Lomitz zur Familie Heiseke, wo wir mit über 40 Leuten unterkamen. Wir bekamen vom amerikani- Helmut C. Pless hat in seinem Buch „Lüneburg schen Offizier aus Prezelle die Erlaubnis, 45 – Nordost-Niedersachsen zwischen Krieg und nach den Kühen auch Heu und Futter zu Frieden“ weitere Details dieses Kapitels deut- holen. Auch die Trecker nahmen wir alle mit. scher Geschichte festgehalten - wie die Bomben- abwürfe rund um den Lüneburger Bahnhof Nach drei Wochen durften wir wieder zurück.

Ende April kamen mehrere amerikanische Im Tagebuch des Grenadiers Hannemann Soldaten in unser Haus und auf den Hof. Ich (18. April 1945) sah die Situation so aus: war dort ganz alleine, die anderen hatten die „... am Nachmittag Spähtrupp nach Forst- Nacht zuvor bei Falkenmoor auf dem alten haus Falkenmoor. Auftrag: Erschießung des Schießstand verbracht, weil noch geschos- Bürgermeisters von Gartow. Er selbst ist sen wurde. nicht mehr dort, finden ihn nicht, aber wir Vier US-Offiziere gingen nach oben in das nehmen seinen PKW mit...“ große Wohnzimmer meines Schwiegervaters und baten mich mitzukommen. Sie woll- In Lüneburg fielen in der Lübecker Straße ten einen Atlas haben und ich sollte ihnen (bereits wieder Lüner Weg) am 22. Februar zeigen, wo sie sind. Ich holte einen Atlas aus und am 2. April 1945, dem Ostersamstag, dem Bücherschrank und zeigte es ihnen. Sie mehrere Bomben. Dabei wurde das Wohn- waren von Süden aus Thüringen gekommen haus Nr. 13 (die Familie Herbst wohnte in Nr. und hatten vor den Engländern, die uns 17) zerstört, mehrere Todesopfer waren zu besetzen sollten, Gartow erreicht. Von ihnen beklagen. erfuhr ich, dass sie sich hier an der Elbe

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mit den Russen treffen wollten und solange bleiben wollten, bis die Engländer da sind (4 – 6 Wochen). Einer der Offi- ziere zeigte mir Berlin und machte daraus vier Teile.

Er erwähnte auch, dass die Russen bis zur Elbe kommen werden. Das konnte man damals nicht glauben, aber es kam tatsächlich alles so. Ich übergab den US- ten Frau Ilse, genannt Kathinka, geborene Offizieren zwei Jagdgewehre und einen Re- Mayer, aus Zerbst hatte Ernst-August Herbst volver. Auf unserer Hauskoppel stellten die fünf Söhne: „Thomas, der Älteste, wurde Soldaten einen Werfer auf und ballerten in in Berlin-Charlottenburg geboren, Malte in Richtung Elbe. Dann holten sie Eier aus dem Zerbst, wohin Frau und Kind wegen des Stall und besetzten die Küche. Sie hatten viel Bombenkrieges in Berlin evakuiert wurden. Lebensmittel in großen Dosen bei sich...“ Ein Freund half während des Krieges dabei, sie „heil am brennenden Magdeburg vorbei Im „Paradies mit kleinen Fehlern“ gibt Ernst- zu meinen Eltern nach Gartow zu bringen.“ August Herbst weitere Einblicke in Privates: Dieser Freund schleppte auch den Herbst- „Ich habe dann Inge geheiratet, Sekretärin PKW durch schon feindliche Linien nach vom Abteilungsleiter Diehl, 18 Jahre. Wir hat- Gartow. Der Besuch war nur kurz: „Zu Hause ten eine wunderschöne Hochzeit in Gartow. hielt es mich nicht lange. Ich glaubte, helfen Bruder Christian hat einen Film gedreht. Er zu müssen, Berlin zu retten.“ Ernst-August müsste heute noch existieren.“ Herbst kam mit dem Fahrrad gut über die Elbe, doch die Soldaten an einer 8,8 cm-Flak Leider starb Inge Herbst schon kurz nach schossen nicht auf sich nähernde amerikani- der Hochzeit an einem Kleinhirntumor. sche Jäger, sondern bedeuteten ihm „dass Gatte Ernst-August hatte mit Holz nicht die letzte Granate im Rohr nur zur Spren- viel am Hut. Er wurde (nach dem Studium gung des Geschützes benutzt werden sollte. in Rostock oben rechts) jüngster leitender Es war hoffnungslos, weiter zu fahren, denn Arzt in Berlin, der auch Einbußen im Krieg auch russische Voraus-Kommandos waren erlitt: „Mein privater Röntgenautomat ging in schon in der Gegend. Die aus Gartow mit- den Wirren der letzten Kriegstage verloren. genommenen Flaschen Schnaps „habe ich Mitsamt dem Park an hochmodernen Spezi- bei einem Bauern gegen ein Stück Schinken almaschinen und Drehbänken wurde er eine eingetauscht und bin nach Gartow zurückge- Beute der Roten Armee.“ Mit seiner zwei- fahren.“

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betrieben hätte. Sie fanden die eingeschalte- te Diebstahlsicherung nicht, die ich schon in Berlin hatte einbauen lassen...“

Im Laufe der Jahre normalisierten sich die Verhältnisse und die Herbsts konnten wieder in ihr Haus einziehen. Ernst-August und Fa- milie „hausten anfangs noch im sogenannten Saal“, wohnten dort, schliefen dort und aßen dort das von Kathinka auf einem Kanonen- ofen Gekochte. „Nach dem Abzug vieler Flüchtlinge bekamen wir das obere Stock- werk im Haus und bauten 1968 die neue Pra- xis durch Um- und Anbau an früherer Stelle in rekordähnlicher Zeit und dank Kathinkas energischem Einsatz.“ Die drei Söhne Jochen, Peter und Stephan komplettierten die Familie dieses Herbst- Sprößlings.

Die Schlusssätze von Sigurd Stüben aus Christian Karl August Otto Herbst seiner Werkschronik im Oktober 1958 haben auch heute (2015) noch Bestand, wie die Auch diese Buch-Erinnerungen gehören zu nächsten Seiten zeigen werden: „So haben 150 Jahre HOLZ HERBST: „Nachdem die Unternehmungsgeist und verantwortungs- Amerikaner Gartow eroberten, mussten wir bewusste Planung der bisherigen Besitzer, unser Haus verlassen, es wurde Hilfslaza- Arbeitsfleiß und handwerkliches Können der rett. Nur die Eltern durften bleiben, damit Angestellten und Arbeiter und das gepflegte Mutter einige leichtverwundete Amerikaner und bewiesene Zusammengehörigkeits- bekochen konnte. Wir zogen ins Forsthaus gefühl aller Tätigen über alle guten und Falkenmoor, wo wir auf dem Heuboden Un- schlechten Zeiten hinweg eine Werkstätte terschlupf fanden. geschaffen, in der bis zum heutigen Tag der gekennzeichnete Geist wirksam ist.“ Eines Tages erschien ein versprengtes SS- Damals, 1958, war es Diplom-Ingenieur Kommando auf dem Forsthof und beschlag- Walter Herbst, der diesen Geist in Gartow nahmte meinen Wagen. Er sprang nicht an. lebendig hielt, aber bereits vorher bewiesen Sie drohten mich zu erschießen, wenn ich hatte, dass er mit seinem Team Krisenzeiten ihrer Meinung nach Sabotage am Fahrzeug bewältigen kann.

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Sein Onkel Christian Heinrich Carl Friedrich Herbst war zwei Jahre vorher (10. September 1956) verstorben, seine Tante Amanda starb schon im Dezember 1951. In Lüneburg hatte Christian Karl August Otto Herbst den Betrieb übernommen. Sein Sohn Helmbrecht Herbst, der spätere Geschäftsführer von HOLZ HERBST, wurde am 15. März 1939 geboren. An die Zeit nach dem Krieg hat er diese Erinnerung: „Oft hatten wir kein Krümel Holz mehr, wenn wir mit dem Fahrrad die 75 km nach Gartow fuhren, hatten wir zwischen- durch „freie Sicht auf´s Wendland“, denn auch dazwischen hatten die Engländer alles abgeholzt.“ Auch die besonderen Care-Pakete sind haften geblieben: „Wir bekamen Rote Grütze, Sahne und – Tennisbälle!“ Die Bälle wurden in die Pakete gelegt, damit diese bei einem Fall ins Wasser nicht gleich untergingen. Helmbrecht Herbst bestätigt, was sein Onkel Ernst-August in seinem Buch schon in der

Generation vorher erwähnte: „Alle Kinder Das Ehepaar Friedel und Christian Karl August Otto mussten auch im Betrieb helfen, sich ihr Herbst mit den Kindern Helmbrecht, Regina, Taschengeld verdienen.“ Christian, Anna Dorothee

Helmbrecht Herbst erinnert sich im per- Als einziges gemeinsames Kind wurde sönlichen Gespräch: „Unser Elternhaus Johann Christoph Herbst am 31. Dezember beherbergte bis zu 20 Personen, denn Vater 1949 geboren und quasi adoptiert wurde Christian heiratete nach dem frühen Tod das Nachbarskind Martin Henning. seiner Frau Friedel (geb. Schröder) deren Schwester Ursel. Ihr Mann war im Krieg Durch diese ungewöhnliche Familienbande gefallen. So kamen zu den eigenen vier Kin- war der Kontakt zur bekannten Lüneburger dern (Anna Dorothee, Regina, Christian und Eisenhandlung W.L. Schröder besonders Helmbrecht) noch vier (Ute, Eckart, Dagmar innig, so sind Konrad und Hans Schröder die und Sigrid) aus der ersten Ehe der zweiten Schwager von Helmbrechts Vater Christian Gattin.“ Herbst. Helmbrecht Herbst weiß: „Innerhalb

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Mercedes mit PKW-Anhänger über Land, das war zu der Zeit der HOLZ HERBST-Fuhrpark! In den ange- fahrenen Werkstätten waren oft alte Meister am Ruder, die ihm so man- chen Tipp mit auf den Weg gaben. 2 – 3 Mal ist er abgeblitzt, doch mit einem aufmunternden „mach mal“ gab es auch Holz, das dann ausge- liefert und verkauft werden konnte. „Opa“ Ernst Neubauer aus Ostpreu- ßen kannte sich im Forst aus, und hat Helmbrecht Herbst viel beige- Das Wohnhaus Auf der Hude in Lüneburg bracht. Nach und nach ging es mit dem Holzhandel aufwärts und ein unserer Familien haben wir uns immer ge- VW-Transporter mit Nachläufer konnte ange- holfen. In meiner Anfangszeit als junger Chef schafft werden. ging ich ins W.L.Schröder-Büro und brachte einen Wechsel von meinem Kunden mit und Spannend wurde es, als der schon 1914 mit bekam das Geld dafür spontan und ohne zu der Stadt geschlossene Grundstücksvertrag zögern!“ Auf der Hude auf die Probe gestellt wurde. Helmbrechts Großvater Christian hatte mit W.L. Schröder feiert übrigens in 2015 eben- den Stadtverantwortlichen damals verein- falls das 150-jährige Bestehen mit einem bart, dass nur ein Teil des Grundstücks Festakt im Oktober. gekauft wurde, ein Stück aber wegen einer möglichen Straßenerweiterung nur von der Nach dem plötzlichen Tod des Vaters Chris- Stadt gepachtet wurde. tian Silvester 1960/Neujahrsnacht 1961 tagte Nach und nach wurde – ohne dieses Wissen der Herbst-Krisenrat. Bis auf Helmbrecht – das HOLZ HERBST-Firmengelände mit konnten sich alle anderen Geschwister die angegliedertem Wohnhaus, Auf der Hude, Übernahme des Betriebs nicht vorstellen. in Lüneburg ausgebaut, bis diese besagte Helmbrecht Herbst war erst 1957 aus der Straßenerweiterung von der Stadt angedacht Schule gekommen und besuchte danach die wurde. Plötzlich musste das Wohnhaus um Höhere Handelsschule, ehe er Anfang 1959 5 m gekürzt werden, auch die Lagerhalle als Lehrling in den väterlichen Betrieb kam. wurde an einer Ecke quasi beschnitten und an der Grundstücksgrenze musste eine Also fuhr Helmbrecht als „junger Dachs“ Stützmauer errichtet werden, denn die neue (21 Jahre) mit einem ollen grünen 170 D- Straße lag bis zu 2 Meter höher …

56 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 14. Juni 1942: Anne Frank beginnt ihr Tagebuch 30. Januar 1945: Untergang der Wilhelm Gustloff mit mehr als 9000 Toten 1940 9. April 1945: Bonhoeffer und Canaris bis werden hingerichtet 4. Mai 1945: deutsche Teil-Kapitu- 1965 lation im II. Weltkrieg am Timeloberg bei Wendisch Evern 23. Mai 1945: Heinrich Himmler nimmt sich in Lüneburg in britischer Gefangenschaft das Leben 21. Juni 1948: erste Langspielplatte von CBS Corporation, USA 8. Mai 1949: das deutsche Grundgesetz wird verabschiedet 17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR 25. März 1954: die DDR wird souveräner Staat 1954-1957 Erfindung der Antibabypille durch Gre- gory Pincus, John Rock, Amerika 30. September 1955: James Dean stirbt mit 24 Jahren bei einem Autounfall 20. Januar 1961: J.F. Kennedy wird US-Präsident 12. April 1961: Juri Gagarin ist der erste Mensch im Weltall 16. Februar 1962: schwere Sturmflut in Was in Norddeutschland der Welt 22. November 1963: John F. Kennedy wird geschah ... erschossen 1965 | 1966 | 1968 | 1972 | 1973 | 1975 | 1976 | 1977 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990

HOLZ HERBST in den Jahren 1965 - 1990

Die Familie von Walter Herbst aus Gartow im Jahr des 100-jährigen Bestehens: von links Matthias Herbst, Günther Herbst, Marga Herbst, Walter Herbst, Jutta Griem, geborene Herbst, und ihr Gatte Hartmut Griem

Helmbrecht Herbst hat ein Jahr nach dem So hat es erst Jahre später bei einem Schult- 100-jährigen Firmen-Jubiläum, 1966, gehei- reffen in Lüdersburg im Gasthaus Mennerich ratet. Auch dazu fällt ihm eine nette Anekdote gefunkt: „Marianne kam zwar mit Begleitung ein: „Meine Frau Marianne, eine geborene und im PKW, doch nach dem Ehemaligen- Jürgs, stammt aus einer Bäckersfamilie aus treffen war der Chauffeur abgeschrieben …“ Tespe. Sie war nach dem Krieg mit mir an einer Schule im Ausweichquartier in Lüders- Helmbrecht Herbst hat mit Familie lange Auf burg. Der Schuldirektor, ein General a.D., ließ der Hude, nur wenige Schritte vom Betrieb, uns jeden Morgen antreten. Da ich einer der gewohnt: „1977 haben wir dann ein Haus im Größten war und meine spätere Frau ziemlich Lüneburger Stadtteil Wilschenbruch bezo- klein, sahen wir uns kaum, denn wir mussten gen. Dort waren wir rund 10 Jahre zuhause.“ der Größe nach antreten...“ Eines Tages kam ein Lüneburger Arzt und

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Die Kinder von Helmbrecht und Marian- ne Herbst, Christiane, Ulrike, Christoph und Carsten, wurden 1967, 69, 70 und 73 geboren. Im Betrieb war es eine schwierige Zeit, die Ellbogen wurden oft eingesetzt. Durch den plötzlichen Tod des Vaters war der quasi über Nacht zum Chef geworde- ne Helmbrecht Herbst auf Hilfe von außen angewiesen. Gern erinnert er sich an das Lagerhalle mit Kontor Auf der Hude gute Verhältnis der Bremer Firma „Dreyer & Hillmann“ zu HOLZ HERBST, das sich durch sagte: „hier in Wilschenbruch würde ich gern die gemeinsame Arbeit im Holzhandelsver- einziehen“. Familie Herbst beratschlagte band entwickelte. Helmbrecht Herbst: „Herr kurz, entdeckte ein tolles Baugrundstück in Hillmann war öfter in Lüneburg und ist erst Wendisch Evern und fand das zuvor ande- 2014 betagt gestorben.“ renorts abgetragene Holzfachwerk für das dort zu bauende Haus in einer Garage in Barnstedt. Helmbrecht Herbst: „Da es vorher ein großes Haus war, konnten wir Teile davon auch noch für einen Anbau verwenden. Zwischen dem Auszug aus Wilschenbruch und dem Einzug in Wendisch Evern muss- ten wir jedoch ein Jahr warten. So bezogen wir ein Wochenendhaus in Neumühlen bei Boltersen. Auch das war eine schöne Zeit. Zu 5 – 6 Freunden von dort haben wir heute noch Kontakte.“

In Wendisch Evern, Am Heisterberg, war HOLZ HERBST Auf der Hude in Lüneburg das Herbst-Grundstück das damals einzige unbebaute. Es grenzt an ein Feld, das der Mehr als 45 Jahre stand Helmbrecht Herbst Bauer im Wechsel mit Getreide und Kartof- an der Spitze des Unternehmens, profitierte feln bestellt. Hier tankt Helmbrecht Herbst dabei auch von den Erfahrungen älterer noch heute (im Jubiläumsjahr 2015) Kraft Weggefährten: „Der Austausch bei Alfred für den Alltag: „Besonders das sich im Wind Voigt in Osterburg hat mir viel gebracht!“ wiegende Getreide betrachte ich von einer der vielen Sitzgelegenheiten hier im Garten Immer wieder fallen im Gespräch mit Helm- gern. brecht Herbst – übrigens im Haus in Wen-

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LAYOUT

Die HOLZ HERBST-Anfänge in der Lüneburger Goseburg disch Evern mit Blick auf das sich wiegende bald auch neues Holz, wenn die Bestände Getreide - Namen von Menschen, denen er zur Neige gingen! Große Hilfe waren für einiges zu verdanken hat: „Ich habe mir vie- Helmbrecht Herbst auch die Wechsel über les abgeschaut und hatte das Glück, immer drei Monate. Nach Jahren konnten alle ab- wieder auf Leute zu treffen, die mir geholfen gelöst werden, HOLZ HERBST konnte selbst haben, wie Lagermeister Eilers in Osterburg.“ direkt einkaufen. Aus Bremen kam der Hillmann-Mitarbeiter In der Anfangszeit wurde hier und da auch Grefe öfter nach Lüneburg, um nach dem getauscht, einmal gab es sogar ein Haus Rechten zu schauen, ein Herr Koch kam, um statt Barem, Pech war nur, dass dieses Haus Geld mitzunehmen, denn nach dem plötz- nicht im Besitz des Holzabnehmers war … lichen und frühen Tod des Vaters schickte Hillmann einfach mal 3 Waggons Holz mit Ab 31. März 1968 wurde eine Filiale in Geest- diesen Worten nach Lüneburg: „Was Du hacht betrieben, die jedoch zum 31. Dezem- verkaufst, bezahlst Du...“ ber 1971 wieder geschlossen wurde. Soviel Holz auf einem Haufen hatte das Lü- neburger HOLZ HERBST-Team lange nicht Eberhard Schwieger ist im Jubiläumsjahr gesehehen! Das Geschäft ging ganz gut, 2015 dienstältester HOLZ HERBST-Mitarbei- Herr Koch nahm zwar jedes Mal Geld von ter: „Ich habe am 1. April 1968 meine Lehre Lüneburg mit nach Bremen, dafür kam aber als Großhandelskaufmann angefangen. Mein

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Vater schlug mir vor, dass ich ihm zum bekannten Bauunternehmen Gar- bersbau folgen sollte, doch mich zog es zum Holz. Meine Mutter kaufte mir für die Lehre ein paar neue Kordschuhe. Und wie fing mein erster Tag Der Bauerngarten Auf der Hude bei HOLZ HERBST an? Ich durfte Beton machen. Wie die Schuhe danach aussahen, können ten Stock im Büro sitzende Schwieger ist Sie sich sicher gut vorstellen...“ auch im Außendienst tätig. In seinen HOLZ HERBST-Anfängen war er ein bis zwei Mal Nach der 18-monatigen Bundeswehrzeit in in der Woche in der schnell aufgegebenen Fassberg sollte und wollte Eberhard Schwie- Filiale in Geesthacht, wo Bernd Römböck die ger gern im Unternehmen bleiben und er Leitung hatte. akzeptierte, dass HOLZ HERBST ihn bat, die Auf der Hude in Lüneburg blieb ihm eine Wehrzeit nicht zu verlängern. „Allerdings war besondere Zeremonie in Erinnerung: „Ich ich danach der einzige von rund einem Dut- wunderte mich immer, dass einige meiner zend Mitarbeitern, der nicht nach Schweden Kollegen morgens um 9 Uhr zum Teetrin- ging.“ HOLZ HERBST verfügte über gute ken gingen. Eckhard Pröhl sagte immer Kontakte nach Skandinavien, doch einmal, „wir wollen uns für den Tag stärken“. Als ich so erinnert sich der Barnstedter Schwieger, dann auch mal zur Teepause ging, stellte ich „hatten wir zuviel Dämmstoffe aus Schweden schnell fest, dass im Tee auch Rum war.“ geordert.“ Diese wurden dann u.a. in einem Auch an die Unterstützung von „Dreyer & kleinen Lager von Eckhard Pröhls Bruder Hillmann“ aus Bremen erinnert sich Eber- in Amelinghausen zwischengelagert. Auch hard Schwieger: „Manchmal kamen ganze Eberhard Schwieger berichtet nur Gutes Waggons mit Hobelware, Fußleisten, Dielen, über den leider früh verstorbenen Proku- Türverkleidungen und Fußbrettern für risten Pröhl: „Er hat viele Entscheidungen ge- Zargen. Helmbrecht Herbst fungierte dann troffen und manch einer aus der Kundschaft meistens als Kran, auch alle Büromitarbeiter sah in ihm den Chef.“ mussten beim Abladen helfen. Während der Chef den 5er-Griff gut beherrschte, brauch- Der heute in ten wir anderen der Christian- etwas länger. Herbst-Straße Doch nach ein 10 im ers- bis zwei Tagen

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waren auch diese So gab es von 1986 riesigen Waggons bis 1995 zwei HOLZ ausgeladen.“ HERBST-Betriebe Der Inhaber der in Lüneburg: einen Lüneburger Holz- „Auf der Hude“ und handlung Bergford, den zweiten in der Gerhard Johannes, „Goseburgstrasse“. kam 1985 eines Tages Dort kam es schon in zu Helmbrecht Herbst 1986 zu einem Brand und fragte: „Wir im Verwaltungsgebäu- haben hier nur noch de in der Goseburg- einen Schrotthaufen, strasse. Ein Defekt willst Du den nicht an der Ölheizung haben?“ Das war für Ursel Herbst, geb. Schröder verursachte im Kontor Helmbrecht Herbst erheblichen Schaden. natürlich verlockend. Durch den Brand und Bergford hatte vor 1945 besonders im vor allem durch den sich ausbreitenden Ruß Danziger Raum einen guten Ruf, so mancher und Qualm wurde ein Teil der EDV-Anlage Festmeter Holz wurde von dort gen Westen zerstört und viele Unterlagen erheblich verschifft, die schlesische Bergwerks-Indust- beschädigt. rie wurde mit Holz versorgt. Im Laufe der Jahre konnte Helmbrecht Herbst seine Geschwister ausbezahlen. Vor der Einnahme der Stadt Danzig durch Durch das Ausscheiden seiner Stiefmutter die Rote Armee im Jahr 1945 gelang der Ursel Herbst zum 31.12.1987 aus der bisher Familie die Flucht nach Lüneburg. Vater als KG geführten Firma wird HOLZ HERBST Wilhelm Johannes baute hier die Holzhand- nun als Einzelfirma weitergeführt. lung auf, Jahrzehnt um Jahrzehnt wurde das Geschäft jedoch immer schwieriger. 1986, im Das Unternehmen hat auch von der Wen- Jahr der Übernahme, hatte HOLZ HERBST de 1989/1990 profitiert: erst kamen nach rund 20 eigene Mitarbeiter, bei Bergford der Grenzöffnung ganze Busladungen mit arbeiteten rund 35 Personen. Menschen aus dem Osten, die die vollbe- Erster Ansprechpartner für Helmbrecht setzten Regale bestaunten und natürlich Herbst war die eigene Hausbank: „Hätte die auch allerhand kauften. Die Firmen-LKW Bank nicht mitgespielt, wäre der Handel nicht fuhren Anfang der 90-er Jahre vollbeladen zustande gekommen. Ein solches Geschäft in die neuen Bundesländer, HOLZ HERBST- ist heute undenkbar. Maschinen und Lager Mitarbeiter hielten Vorträge zum Thema Holz wechselten den Besitzer, das Personal wur- und das Unternehmen hatte zwischenzeitlich de komplett übernommen. bis zu 75 Mitarbeiter.

62 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 3. Dezember 1967: erste Herzverpflanzung von Prof. Barnard 4. April 1968: Martin Luther King wird ermordet 1965 20. August 1968: die Sowjets beenden den bis Prager Frühling 20. Juli 1969: mit Neil Armstrong 1990 landet der erste Mensch auf dem Mond (Apollo 11) 2. März 1969: Jungfernflug der Concorde 23. Dezember 1970: Richtfest für die Twin Towers am World Trade Center New York 20.Oktober 1971: Friedens-Nobelpreis für Willy Brandt 27. Januar 1973: Ende des Vietnamkrieges 7. Juni 1979: Europa wählt das erste gemeinsame Parlament 8. Dezember 1980: John Lennon von den Beatles wird erschossen 23. April 1984 : HIV (Human Immune Deficiency)-Virus wird erforscht von Luc Montagnier, Frankreich, und Robert Gallo, USA 26. April 1986: Super-GAU in Tschernobyl Was in 4. September 1989: erste Montags-Demo in Leipzig der Welt 9. November 1989: geschah ... die Berliner Mauer fällt 1990 | 1991 | 1995 | 1996 | 1998 | 1999 | 2000 | 2006 | 2007 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2015

HOLZ HERBST in den Jahren 1990 - 2015

In der Lüneburger Landeszeitung (LZ) stand ses Grundstück hatte noch Gärten bis runter im Jahr des 125-jährigen Bestehens: „Das zur Ilmenau. Als der Deal mit Adank klappte, Verkaufsgebiet erstreckte sich damals bis hatte ich eine so große Summe wie nie auf Dessau, die Leute waren wie im Fieber, „alles dem Konto und wir konnten die Erbpachtver- musste aus Holz sein.“ träge auflösen.“ Helmbrecht Herbst weiß es noch ganz genau: „Wochenlang fuhren wir mit unseren Aus 2500 Quadratmetern Fläche Auf der Lastern in unsere heutige Lüneburger Part- Hude wurden so 5 Hektar in der Goseburg. nerstadt Köthen, schnell standen 20 Inter- 1991 erfolgte die Umwandlung des bis dahin essierte um unseren LKW, ich verkaufte mit als Einzelfirma „C. Herbst – Holzhandlung“ Bauchladen nach dem Motto „Bargeld lacht“. geführten Unternehmens in eine GmbH, der Das Risiko einer weiteren Filiale dort war uns neue Name: HOLZ HERBST GmbH. Noch aber zu groß, wäre neben dem Ausbau in Lü- im gleichen Jahr wurde mit der Schnitt- neburg zu viel gewesen, außerdem strömte holzhalle der erste Hallenneubau in Betrieb jeder, der ein Geschäft witterte, in die neuen genommen. Die 4000 qm (50 x 80 Meter) Bundesländer. Heute wissen wir, dass die große Halle dient vor allem zur Lagerung von Kollegen, die sich dort fest niederließen, Stammware. Inzwischen heißt sie „Halle 2“ nicht super-zufrieden sind.“ und beinhaltet neben der Stammware vor Und HOLZ HERBST vergrößerte sich weiter: allem auch skandinavische Hobelware für die neben dem Gelände der ehemaligen Holz- HOLZ HERBST-Zimmereikunden. handlung Bergford wurden Brachflächen 1995 wird der Standort „Auf der Hude 54“ gepachtet. Ziel war es, hier binnen zehn bis geschlossen und nach Fertigstellung des 15 Jahren Hallenflächen und ein Büro- und Bürogebäudes in den Standort „Goseburgs- Ausstellungsgebäude zu bauen und sich trasse 51“ im Industriegebiet Goseburg dann auf diesen Standort zu konzentrieren. eingegliedert. Hier stehen von nun an auf Eigentümer des Geländes in der Goseburg einer Fläche von ca. 50.000 Quadratmetern waren die Westdeutschen Quartzwerke, rund 15.000 Quadratmeter Lagerfläche unter die Verbindung nach Lüneburg hielt Dr. Dach zur Verfügung. Erle aus Frechen bei Köln. HOLZ HERBST bekam zwei große Grundstücke zunächst in Die HOLZ HERBST GmbH übernahm Erbpacht und bezog die Geschäftsflächen in 1996 eine bestehende Holzhandlung der der Goseburg 1995. Bergford-Gruppe in Hankensbüttel / Kreis Beim Blick zurück leuchten bei Helmbrecht Gifhorn. Durch die Lage in einer sehr struk- Herbst die Augen: „Mit der Firma Adank ha- turschwachen Gegend konnte die Filiale ben wir damals ein Jahr lang wegen unseres jedoch nicht gehalten werden und wurde Grundstücks „Auf der Hude“ verhandelt. Die- 2001 wieder geschlossen.

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Doch in der Lünebur- Mitte der 1990-er ger Goseburg ging Jahre war es auch für es weiter voran: mit Helmbrecht Herbst der Bauholzhalle an der Zeit, über eine wurde noch 1996 Nachfolgeregelung der vorerst letz- nachzudenken. Sohn te große Neubau Carsten (geboren fertiggestellt. Die fast am 1. August 1973) 5000 qm große Halle studierte von 1995 heißt heute „Halle 1“ und bis 1998 in Mosbach dient zur Lagerung und zum am Neckar an der „Berufs- Zuschnitt von Konstruktions- akademie Mosbach Baden- Vollholz, Leimholzbindern, Terrassen- Württemberg“ Betriebswirtschafts- dielen und Trockenbaustoffen. lehre. Der duale Studiengang war sehr mit der praktischen Ausbildung verzahnt. Die bisherige Stichstraße, die von der Gose- Im Blockmodell wurde ca. alle 3 Monate burgstraße aus zum HOLZ HERBST- Firmen- zwischen der theoretischen Ausbildung in gelände führte, wird 1997 zusammen mit den Mosbach und der praktischen Ausbildung Westdeutschen Quarzwerken als Nachbarn im Lehrbetrieb, der Holzhandlung Stoellger zu einer ordentlichen Straße ausgebaut. KG in Hannover Langenhagen, gewechselt. Carsten schließt das Studium 1998 mit dem Die Straße bekommt auch einen eigenen Diplom-Betriebswirt (BA), Fachrichtung Namen und die GmbH somit eine neue Handel, Schwerpunkt Holzhandel, ab. Vater Anschrift: aus der Goseburgstraße 51 wird Helmbrecht: „Diese praxisgerechte Aus- die Adresse Christian-Herbst-Straße 10, bildung hat ihm gut getan und auch HOLZ benannt nach Christian Herbst. HERBST weiter geholfen.“

Diesen Vornamen hatten immerhin drei der Nach dem Studium ging Carsten Herbst für Inhaber seit 1865. Carsten Herbst führt die einige Monate nach Schweden, besuchte Benennung auf seinen Großvater Christian Lieferanten, schaute sich die Produktion in (Iwan vom Johanneum) zurück. den Betrieben an. 1999 trat Carsten Herbst in das Familienunternehmen ein, und er Am 01. Februar 1998 wurde HOLZ HERBST übernimmt Anfang 2000 gemeinsam mit Gesellschafter der Einkaufsgemeinschaft Helmbrecht Herbst die Geschäftsführung. hagebau. Ziel war und ist es bis heute, den Einkauf mit anderen Holz- und Baustoffhänd- Was eigentlich als langsamer Generations- lern zu bündeln und gemeinsam bessere wechsel geplant war, ging dann doch recht Konditionen bei der Industrie zu erzielen. schnell. Helmbrecht Herbst erinnert sich

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genau: „Anfang der 2000-er Jahre musste Jahren. Herr Pröhl ich wegen Herzproblemen eine dreimonatige war mehr als 40 Jahre Pause einlegen, bis dahin gab es bei mir für unser Unterneh- immer eine offene Bürotür.“ Sohn Carsten men tätig. Er über- sprang während der Krankheit in die Bre- nahm schon früh viel sche, übernahm die Geschäfte zusammen Verantwortung und mit dem Prokuristen Herrn Eckard Pröhl. stellte die Weichen Helmbrecht Herbst: „Als ich dann zurück- für eine erfolgreiche kam, gingen die Mitarbeiter an meiner Tür Zukunft der HOLZ Prokurist HERBST GmbH mit. Eckhard Pröhl Seine freundliche und hilfsbereite Art vermissen Geschäftsleitung, Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen. Helmbrecht Herbst schied 2007 offiziell aus dem Unternehmen aus, Carsten Herbst führt seitdem zusammen mit vielen zuverlässigen und langjährigen Mitarbeitern die Geschäfte fort. Sein Vater blickt zufrieden zurück: „Für mich als Vater ist es ein tolles Gefühl, dass der Sohn das Metier beherrscht. Ich bin froh, dass wir uns so entschieden haben.“ Helmbrecht Herbst übergab HOLZ HERBST 2007 offiziell an Sohn Carsten und wurde 2008 in einer Helmbrecht Herbst wurde 2014 75 Jahre Feierstunde verabschiedet alt, kann es aber nach wie vor nicht lassen, gelegentlich in den Geschäftsräumen in der vorbei mit den Worten „ach, wir gehen zu Goseburg „nach dem Rechten“ zu schauen: Ihrem Sohn … - so habe ich HOLZ HERBST „Es ist wie beim Stallgeruch. Ich komme gern Stück für Stück an Carsten abgegeben.“ Für und rieche das frische Holz – das riecht so ihn, inzwischen die sechste Herbst-Generati- gut.“ Den langjährigen Mitarbeitern Christoph on ohne Unterbrechung an der Firmenspitze, Hillermann und Michael Preuss wurde 2009 wie für alle Herbsts vorher, war auch klar: mit Prokura erteilt. Sie bilden seitdem zusammen einem 8-Stunden-Job ist das Führen der Fir- mit Geschäftsführer Carsten Herbst den ma nicht vergleichbar. Doch Carsten Herbst Geschäftsleitungskreis. ging voller Tatendrang ans Werk: er setzte 2010 wurden die Dachflächen der Hallen 1 die alte Tradition mit neuen Ideen fort. und 2 in der Goseburg zur Errichtung einer großen Photovoltaik-Anlage verpachtet. Es Völlig unerwartet verstarb am 04. August entstand mit 550 kWp eine der größten dach- 2006 nach kurzer, schwerer Krankheit montierten Anlagen dieser Art im Landkreis Prokurist Eckhard Pröhl im Alter von nur 61 Lüneburg.

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Geschäftsführer Carsten Herbst (Mitte) mit seinen Prokuristen Christoph Hillermann (rechts) und Michael Preuss (links)

In der Nacht zum 15. Mai 2011 brannte durch werden Plattenwerkstoffe, Türen und Böden Brandstiftung eine knapp 3.000 Quadrat- fachgerecht gelagert und zum Teil auch voll- meter große HOLZ HERBST-Halle komplett automatisch kommissioniert. Eine liegende nieder. Nur durch den stundenlangen enga- Platten-Aufteilsäge ergänzt nun das Service- gierten Einsatz von mehr als 300 Einsatzkräf- spektrum der Firma HOLZ HERBST. ten der freiwilligen Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Lüneburg konnte ein Über- Das Dach dieser neuen Halle wurde den greifen auf weitere Hallen vermieden werden. „Zukunftsgenossen“ zur Verfügung gestellt. Carsten Herbst wurde in seinem Wohnort Die Genossen errichteten auf dem Gebäude Bleckede-Rosenthal durch einen nächtlichen Anruf aus dem Schlaf gerissen: „So schnell bin ich noch nie vorher nach Lüneburg ge- fahren. Hätte man mich hier geblitzt...“ Schon am Ortsausgang von Scharne- beck sah er den Feuerball am Lüneburger Nachthimmel und wusste sofort, dass etwas Schreckliches passiert war, wenig später sah er das ganze Unheil auf dem Firmengelände. Doch nur ein Jahr nach dem Großbrand wurde 2012 die neue Halle 3 eingeweiht. Hier Feuerwehrleute beim Löschen des Brandes 2011

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HERBSTHAUSEN heute Im kleinen Luftkurort Gartow am See ist das historische Sägewerk Herbst mit zahlreichen Nebenge- bäuden und einem ansehnlichen Maschinenpark zu verkaufen.

Das ca. 20.000 qm große Gelände bietet vielfältige Nut- zungsmöglichkeiten.Mit der einzigen noch vollständig erhal- tenen liegenden einzylindrigen Dampfmaschine der Firma Lanz, einer vollständig eingerichteten Schreinerwerkstatt sowie einer ca. 1000 qm großen Abbundhalle Die Feuerwehren aus dem Landkreis Lüneburg verhinderten beim Brand Schlimmeres mit diversen Holzbearbeitungs- maschinen ist das Sägewerk ein wertvolles Denkmal der Indus- eine Photovoltaik-Anlage mit einer Größe von 135 kWp. Die Anlage produziert so viel triekultur im ländlichen Raum, das Strom wie ca. 40 Haushalte verbrauchen, viele Jahre fast einhundert Men- dies entspricht einer CO² Ersparnis von ca. schen aus dem Ort Arbeit gab. 73 Tonnen jährlich.

Bis zur Insolvenz des Betriebes Mit der Übernahme des Geschäftsbetriebs galt „Herbsthausen“, wie das der Uelzener Traditions-Holzhandlung E. Gelände bis heute im Volksmund Schmalbruch & Co. KG durch ein Tochter- genannt wird, als kreatives Zen- unternehmen der HOLZ HERBST GmbH ex- trum der Holzbearbeitung. pandiert das Unternehmen weiter. Mit der In- vestition in eine LED-Beleuchtung der beiden großen Lagerhallen und der Umstellung der Heizanlage von Öl auf Holz-Hackschnitzel investiert das Unternehmen in den Umwelt- schutz und vermeidet so die Emission von weiteren rund 46 Tonnen CO² pro Jahr.

68 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 11. März 1990: die baltischen Staaten werden wieder unabhängig 20. Dezember 1990: 1990 erster gesamtdeutscher Bundestag bis 19. September 1991: Steinzeit-Mumie »Ötzi« 2015 wird von Erika und Helmut Simon (Nürnberg) entdeckt 30. April 1991: der letzte Trabbi rollt vom Band 17. März 1992: Ende der Apartheid in Südafrika 30. August 1997: Lady Di verunglückt tödlich in Paris 3. Juni 1998: schweres Zugunglück in Eschede mit 101 Toten 11. September 2001: Terrorangriff auf die USA/u.a. Twin Towers, New York 31. März 2006: erste HD-DVD auf dem Markt (HD DVD Promotion Group) 28. Februar 2013: Papst Benedikt XVI tritt zurück 5. Dezember 2013: Nelson Mandela stirbt 13. Juli 2014: Was in Deutschland wird in Brasilien zum der Welt 4. Mal Fußball-Weltmeister geschah ... 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015

HOLZ HERBST im Jubiläumsjahr 2015

Seit mehr als 150 Jahren ist HOLZ HERBST Wir sind stolz auf unser Team und dessen ein Qualitätsbegriff für das holzverarbeitende individuelle Qualitäten. Die Summe aus Profihandwerk in der Region Lüneburg. Als Erfahrung und Wissen, Engagement und leistungsstarker Partner für Holz, Holzpro- Identifikation spiegelt sich wider in der hohen dukte und Zubehör überzeugen wir unsere Zufriedenheit unserer Kunden. Kunden durch die Vielfalt und Wertigkeit der Produkte sowie durch unsere Kompetenzen Unsere Fachberater wissen, wovon sie re- in der Beratung, der Lösungsfindung und den. Durch regelmäßige Fortbildungen und den angebotenen Services. Produktschulungen sind wir sortimentsüber- Im Gewerbegebiet Goseburg in der Chris- greifend stets auf dem neuesten Stand. tian-Herbst-Straße 10 in Lüneburg erhalten Viele unserer mehr als 60 Mitarbeiter sind unsere Kunden auf über 45.000 m² – davon circa 15.000 m² überdacht – eine umfassen- de Fachberatung und wir halten ein vielfäl- tiges Sortiment rund um das Thema Holz bereit. In unserer Ausstellung präsentieren wir auf rund 1.500 m² eine große Produktvielfalt sowie jede Menge Anregungen und Ideen zu den Wohnthemen Boden, Wand und Decke, Haustüren und Innentüren, Fenster und Treppen, Trockenbau und ökologische Baustoffe, Holz im Garten und weiteres für HOLZ HERBST bietet in Lüneburg viele Haus, Wohnung und Außenanlage. tolle Ausstellungsideen

Als inhabergeführtes Unternehmen in seit Jahren oder Jahrzehnten bei uns. Unse- sechster Familiengeneration stehen wir für re Kunden treffen immer wieder auf vertraute Verlässlichkeit und Flexibilität sowie Aufrich- Gesichter. Alles geht besser, wenn man sich tigkeit und Transparenz. Bei uns zählen das kennt. Miteinander auf Augenhöhe und der verbind- Als Ausbildungsbetrieb bieten wir jungen liche Handschlag. Menschen eine berufliche und persönliche Perspektive. Zugleich treten wir dem Fach- Wir verknüpfen kurze Wege und rasches kräftemangel aktiv entgegen. Handeln mit den sicheren Prozessen eines modernen Unternehmens. Zu unseren Kunden zählen wir hauptsächlich Unsere Mitarbeiter machen den Unterschied. Zimmereien, Tischlereien, Baugeschäfte

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und andere holzverarbeitende Handwerks- betriebe im Umkreis von ca. 75 km rund um Lüneburg.

Neben qualitativ hochwertigen Produkten und einer guten Beratung zeichnen uns vor allem Flexibilität und Schnelligkeit aus. Wir beliefern heute unsere Kunden mit sieben eigenen LKW, die fast alle mit Kran oder Mitnehmstaplern ausgestattet sind, um eine reibungslose Entladung zu gewährleisten. Maßarbeit ist bei HOLZ HERBST Trumpf

Ein Blick auf den aktuellen Fuhrpark der HOLZ HERBST GmbH

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 71 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015 | 2015

HOLZ HERBST heute Mitarbeiterliste

Herr Werner Ahrens Herr Christoph Herr Willy Menzel Herr Uwe Schumacher Hillermann Herr Winfried Baum Herr Michael Michler Herr Steffen Schwarz Herr Moritz Hinrichsen Herr Uwe Block Herr Andreas Michler Herr Eberhard Herr Lutz Jager Schwieger Herr Chandramohan Frau Celina Neumayer Herr Markus Jenkel Herr Peter Steffen Herr Rüdiger Deeke Herr Andre Noldt Herr Bernd John Frau Corinna Stelter Herr Thomas Dornhöfer Herr Michael Ohm Herr Niels Klöpper Herr Carsten Stelter Herr Jörn Eggers Herr Holger Pahl Herr Lutz König Frau Iris Strampe Frau Eva-Maria Fehn Frau Noreen Peters Herr Matthias Krüger Frau Galina Stumpf Herr Gerhard Gerdes Herr Frank Prasdorf Frau Lena Kukla Frau Bärbel Tesmer Frau Annika Grisard Herr Michael Preuß Herr Manfred Kwitt Herr Lars Trauer Frau Olga Hein Frau Katja Roethel Herr Stephan Larsen Frau Karola Triebe Herr Jan Heine Frau Kerstin Roethel Frau Tanja Leverenz Frau Gabriele Werner Herr Carsten Herbst Herr Edgar Schiller Herr Josef Linden Herr Martin Zaulick Frau Dorothee Herbst Herr Andy Schmidbauer Herr Arne Luer Frau Daniela Ziggert Frau Angelina Hermisch Herr Christopher Herr Jonathan Schmidt Frau Christina Hesse Marquardt Herr Sebastian Schrick

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Zahlen. Daten. Fakten. 2015

Unsere aktuell 61 Mitarbeiter verfügen insge- Ebenso haben wir 641.688 Quadratmeter samt über 921 Jahre Betriebszugehörigkeit Platten, Profilbretter, Dachpappen, Parkett, und sind durchschnittlich 45,2 Jahre alt. Laminat-Dämmstoff oder Stegdoppelplatten verkauft. Hiermit könnte man rund 91 Fuß- Unser Fuhrpark umfasst derzeit 7 LKW, 6 ballfelder belegen. PKW und 14 Stapler, LKW und PKW haben 2014 insgesamt 352.437 km zurückgelegt, Hinzu kommen noch 208.618 Türen, Schrau- was in etwa der Entfernung Erde – Mond ent- benpakete, Farbtöpfe, Zargen oder Sicht- spricht. Die Fahrleistung der Stapler wurde schutzzäune und rund 7119 Sack Einblas- nicht erfasst. dämmstoffe.

Der Jahresumsatz der HOLZ HERBST Monatlich erreichen uns etwa 4.400 E-Mails GmbH betrug 12,33 Mio. EURO, das Toch- und Faxe, wir selbst beschäftigen unsere terunternehmen HOLZHANDEL UELZEN Kunden und Lieferanten im gleichen Zeit- GmbH hat einen Umsatz von 2,84 Mio. raum mit etwa 3.200 ausgehenden Mails und EURO erwirtschaftet. Faxen.

Das Firmengelände in Lüneburg umfasst Im Jahr 2014 haben wir bei unseren Liefe- 45.000 m², die vier Hallen haben zusammen ranten 6.931 Bestellungen aufgegeben, und mit den Anbauten eine überdachte Fläche 6.394 Lieferungen entgegengenommen. Für von 13.271 m² unsere Kunden haben wir im gleichen Jahr 4.430 Angebote erfasst, 32.115 Aufträge Das Büro- und Ausstellungsgebäude hat entgegengenommen, 25.272 Rechnungen eine Fläche von 2.500 m² und 10.104 Barverkäufe abgewickelt.

Handelsvolumen 2014 Auf unseren Toiletten haben Mitarbeiter, Kun- Im Jahr 2014 haben wir 11.933 Kubikmeter den, Interessenten und nicht zuletzt Lieferan- Konstruktionsvollholz, Leimholz, Kantholz tenvertreter 192.000 Blätter Klopapier und oder Stammware verkauft, dies entspricht 180.000 Blätter Falthandtuchpapier im Jahr ca. 239 LKW-Ladungen. Dazu haben wir 2014 verbraucht. 1.600.743 Laufmeter Latten, Schalung oder Fußleisten verkauft, hintereinander gelegt Die Automatiktüren unseres Ausstellungs- entspricht dies etwa der Entfernung Lüne- gebäudes haben sich seit der Eröffnung im burg bis Barcelona. Jahr 1996 ca. 1.532.960 mal geöffnet und geschlossen.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 73 1865 | 1868 | 1870 | 1898 | 1902 | 1920 | 1934 | 1945 | 1961 | 1965 | 1986 | 1989 | 1995 | 2008 | 2011 | 2015

Beim Arbeitgebertreffen 1920 (Foto oben) saß Christian Herbst ganz rechts außen. Er engagierte sich nicht nur im Betrieb, der in diesem Jahr 1920 offiziell Auf der Hude eröffnet wurde. 1932 sah man das HOLZ HERBST-Fahrzeug (unten) immer häufiger auf den Lüneburger Straßen.

74 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 1865 | 1868 | 1870 | 1898 | 1902 | 1920 | 1934 | 1945 | 1961 | 1965 | 1986 | 1989 | 1995 | 2008 | 2011 | 2015

„Herbsthausen“ - eine beliebte Adresse, nicht nur für Lehrlinge und HOLZ HERBST- Auszubildende in Gartow. So manche Feier der Familien Duske und Hinrichs bleibt unver- gessen. Uwe und Bärbel Hinrichs wohnen noch heute auf dem Grundstück, Detlef Duske, der sich zwischenzeitlich die Mühle eingerichtet hatte, wohnt heute noch in Gartow.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 75 1865 | 1868 | 1870 | 1898 | 1902 | 1920 | 1934 | 1945 | 1961 | 1965 | 1986 | 1989 | 1995 | 2008 | 2011 | 2015

1990 – im Jahr des 125-jährigen Bestehens – gab es eine sechsseitige Chronik. Hier ein paar Ausschnitte. Wer von den damaligen Mitarbeitern (unten) erkennt sich wieder?

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Die IHK Uelzen gratulierte der E.Schmalbruch & Co. KG auf einer ganzen Seite zum 150-jährigen Jubiläum.

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Nicht alle Angaben in der Presse in den Jubiläumsjahren 1965 und 1990 waren richtig. Einige Daten müssen nach den Recherchen für die Chronik geändert werden. So ist im Foto rechts mit Johann Christian Georg Herbst der „richtige“ Gründer zu sehen. Sein Vater Heinrich Daniel Herbst (im Artikel oben abgebildet) begann allerdings schon 1835 mit dem Holzhandel im Nebenerwerb.

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Danksagung und Ausblick

Ich freue mich, HOLZ HERBST in der sechs- Herzlich möchte ich mich bei meinen Mit- ten Generation leiten zu dürfen und danke arbeitern bedanken. Ihr täglicher Einsatz meinen Eltern Marianne und Helmbrecht macht unser Geschäft erst möglich und Herbst und meinen Geschwistern Christiane, HOLZ HERBST zu dem Partner in Sachen Ulrike und Christoph Herbst für das Ver- Holz in der Region Lüneburg. trauen, das sie mir zeigten, indem sie das Familienunternehmen in meine Hände gelegt Ebenso danke ich allen Lieferanten und haben. Meiner Frau Dorothee und meinen Partnern, weil Sie uns zur Seite stehen und Kindern Felix, Andrik und Nelly danke ich dank Ihrer Zuverlässigkeit und Produktqua- ganz besonders, Ihr stärkt und bestärkt mich lität können wir unsere Aufträge erfolgreich sehr. bearbeiten.

Ich bedanke mich bei unseren Kunden! Gern möchte ich das Unternehmen HOLZ Ohne Ihre Treue und ohne Ihren Umsatz HERBST in den nächsten Jahren zusammen bei uns wäre die Entwicklung nicht möglich mit meiner Familie, unseren Kunden, Mitar- gewesen. beitern, Lieferanten und Partnern weiterent- wickeln. Ob es noch mal 150 Jahre Firmen- Bei Durchsicht alter Geschäftsbücher von geschichte gibt oder gar mehr, liegt nicht in vor über 100 Jahren fällt so mancher Name meiner Hand. einer Tischlerei oder Zimmerei auf, den wir heute noch zu unseren Kunden zählen dür- Herzlichst, Ihr fen. Danke, dass Sie unsere Stärken schät- zen und uns unsere Schwächen verzeihen!

Carsten (hinten, zweiter von links) und Helmbrecht Herbst (Mitte) mit Familie.

150 Jahre Leidenschaft in Holz! 79 HOLZ HERBST Generationen-Übersicht

Generation Name * geboren am geboren in † gestorben

1

Heinrich Daniel Herbst 23. Nov. 1794 Lauenberg 29. Jun. 1880

2

Johann Christian Georg Herbst 19. Sep. 1837 Prezelle 8. Mrz. 1916

3a Christian Heinrich Carl 15. Jul. 1868 Prezelle 10. Sept. 1956 Friedrich Herbst

3b August Christian Wilhelm 7. Nov. 1870 Prezelle 15. Feb. 1951 Heinrich Herbst

4 Christian Karl August 12. Jun. 1905 Gartow 1. Jan. 1961 Otto Herbst

5

Helmbrecht Herbst 15. Mrz. 1939 Lüneburg

6

Carsten Herbst 1. Aug. 1973 Lüneburg HOLZ HERBST Generationen-Übersicht

gestorben in geheiratet Ehefrau Kinder Aktivitäten

Wilhelm, Christine, Dorothee Catharine, Friederike, Holzhändler im Arendsee 6. Jul. 1828 Auguste Maria, Elisabeth, Nebenerwerb Philippi Christian, Heinrich, Friedrich, Johanna

Christian, August, Mathilde, Elisabeth HOLZ HERBST- Gartow 24. Sep. 1867 Elisabeth, Maria, Otto, Sievers Gründer in 1865 Leonhard

Ursula, Christian, Amanda Aufbau HOLZ Lüneburg 3. Jun. 1902 Ernst-August, Thölke HERBST Lüneburg Elisabeth, Annemaria

Magdalene Erweiterung um Gartow 28. Dez. 1897 August, Bernhard, Walter Jost Zimmereibetrieb

Friedel Helmbrecht, Regina, 8. Jun. 1933 Schröder Ausbau HOLZ Lüneburg Christian, Anna Dorothee Ursel HERBST Lüneburg 8. Okt. 1948 Johann Christoph Schröder

Übernahme HOLZ Marieanne Christiane, Ulrike, 29. Jul. 1966 HERBST Lüneburg Jürgs Christoph, Carsten 1961

In 2015 aktueller Ge- Dorothee 14. Mai. 2004 Felix, Andrik, Nelly schäftsführer HOLZ Felske HERBST Lüneburg 1865 | 1868 | 1870 | 1898 | 1902 | 1920 | 1934 | 1945 | 1961 | 1965 | 1986 | 1989 | 1995 | 2008 | 2011 | 2015

150 Jahre HOLZ HERBST - die Quellennachweise

Gerhard Klußmeier / Kerstin Beck Torsten Schoepe „Sitz im Hotel ich weltverloren...“ www.wendland-archiv.de Karl Mays Reise 1898 nach Gartow, Kapern, Lenzen, Lanz und Schnackenburg Burkhard Kulow Lumea-Verlag, Lüchow, 1. Auflage 2011 www.damals-im-wendland.de ISBN: 978-3-942400-02-2 www.wikipedia.de Ernst-August Herbst „Ein Paradies mit kleinen Fehlern“, Archiv Günther Herbst Erinnerungen im Selbstverlag Archiv Dr. Matthias Herbst Archiv HOLZ HERBST Lüneburg Rudolf Haberland Archiv Familie Dr. Hilbig „Geschichte des Grenzgebietes Archiv Landeszeitung für die Lüneburger Heide (LZ) Gartow-Schnackenburg“, Teil III: Sammlung Karl-Heinz Derlien Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Sammlung Familie Brinkmann, Lüneburg Ausgang des 2. Weltkrieges Verlag Köhring & Co., Lüchow, 1988, Persönliche Gespräche mit: 1. Auflage 1961 Günther Herbst ISBN: 3926322063 Dr. Matthias Herbst Helmbrecht Herbst Alfred Grobe/Frank Wagner Carsten Herbst Bilder aus dem Wendland Eberhard Schwieger Verlagsbuchhandlung Wagner, Wesselburen und Otto Puffahrt Hamburg, 1982 Karl-Heinz Derlien ISBN: 3-922614-08-6 Detlef Duske Uwe Hinrichs (Herbsthausen) Karl-Heinz Schwerdtfeger Kriegsende im Wendland, Band I Weitere Unterstützung: Erlebte Geschichte Detlef Bähre ISBN: 978-3-8391-9280-1 Niedersächsischer Landesverein für Familienkunde e. V., Rückertstraße 1, 30169 Hannover Sammlung Karl-Heinz Schwerdtfeger: E-Mail: [email protected] Tagebuchnotizen des deutschen Internet: www.familienkunde-niedersachsen.de Grenadiers Hannemann sowie durch die Kirchenämter Hannover, Lüneburg, Prezelle, Gartow und durch die Sigurd Stüben Standesämter Dannenberg und Arendsee „Werkschronik der Fa. August Herbst, Gartow“, 1958/1959 Fotos/Repros: www.123rf.com, Jan-Rasmus Lippels, Archiv Otto Puffahrt (Lüneburg), Pharus-Plan, www.wendland-archiv.de, Archivar der Familie von Bernstorff: Volker Brückner, Carsten Herbst, HOLZ HERBST, u.a. „Kurznotizen zur Gartower Forstwirtschaft“ diverse Archive, Privatsammlungen Zusammenstellung der Chronik / Zusammentra- Helmut C. Pless gen der Texte und Fotos / Gespräche mit Zeitzeugen „Lüneburg 45 – Nordost-Niedersachsen / Sichtung von Büchern und kopierten Dokumenten / zwischen Krieg und Frieden“ Reproduktionen: Verlag der Landeszeitung für die Volker Brückner, 29439 Lüchow Lüneburger Heide GmbH, Lüneburg E-Mail: [email protected] Erstauflage 1976, 5. Auflage 1998, ISBN 3-9800247-00-9

82 150 Jahre Leidenschaft in Holz! 83 Bis bald!

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