Wettbewerb der Regionen? Regionale Strukturpolitik: REGIONALE Thüringen.

Masterstudiengang MA2 Stadt- und Raumplanung Endbericht Studienprojekt II

Birnstiel, Bitschnat, Heim, Helmholz, Hermann, Hubert, Hufeld, Jobi, Sauerbrey Wettbewerb der Regionen? Regionale Strukturpolitik: REGIONALE Thüringen.

Endbericht

eingereicht an der Fachhochschule in der Fakultät Architektur und Stadtplanung Studiengang Stadt-und Raumplanung

von: Marie Birnstiel, B. Sc. Marcel Bitschnat, B. Sc. Karolin Heim, B. Sc. Stephan Helmholz, B. Sc. Nicole Hermann, B. Sc. Sebastian Hubert, B. Sc. Theresa Hufeld, B. Sc. Manuel Jobi, B. Sc. Robin Sauerbrey, B. Sc.

Betreuer: Michael Steinke, M.Sc.

Erfurt, 09. August 2013 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | I

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis ...... IV Abbildungsverzeichnis ...... VI Tabellenverzeichnis ...... VIII 1 Einleitung ...... 1 1.1 Ausgangssituation und Bedeutung für Wissenschaft und Praxis ...... 1 1.2 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit ...... 2 1.3 Vorgehensweise und Methodik ...... 2 2 Die Regionalen im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion...... 3 2.1 Regionale und interkommunale Kooperation ...... 3 2.2 Regional Governance im Überblick ...... 7 2.3 Die REGIONALEN in Nordrhein-Westfalen ...... 8 2.3.1 Auf dem Weg zu REGIONALEN NRW ...... 8 2.3.2 Umsetzung ...... 10 2.3.3 Organisationsstruktur ...... 11 2.3.4 Finanzierung ...... 12 2.3.5 Die REGIONALEN von 2000 bis 2016 ...... 12 2.3.6 Die REGIONALE in der Kritik ...... 13 2.3.7 Zwischenfazit ...... 17 3 Regional- und Strukturpolitik ...... 19 3.1 Regionalpolitik der EU ...... 19 3.1.1 Strategien und Ziele der Regionalpolitik ...... 19 3.1.2 EU-Förderperiode 2007 bis 2013 ...... 20 3.1.3 Strukturfonds und -instrumente ...... 21 3.1.4 Neuerungen der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 ...... 22 3.1.5 Operationelles Programm Thüringen ...... 23 3.2 Förderung der regionalen Entwicklung/Kooperation in Thüringen ...... 24 3.2.1 Städtebauförderung des Bundes ...... 24 3.2.2 Thüringer Richtlinien ...... 24 3.3 Regionale Strukturpolitik ...... 28 3.3.1 Träger der regionalen Strukturpolitik ...... 28 3.3.2 Grundsatzentscheidungen ...... 29 3.3.3 Ausblick ...... 30 4 Raumordnung und Landesplanung in Thüringen ...... 32 Seite | II STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

4.1 Ebenen der Raumordnung und deren Funktion ...... 32 4.2 Ziele und Inhalte des Landesentwicklungsprogramm 2004 ...... 33 4.2.1 Leitbilder des LEP 2004 ...... 33 4.2.2 Kooperation und Zusammenarbeit LEP 2004 ...... 33 4.3 Ziele und Inhalte des Landesentwicklungsprogramms 2025 ...... 34 4.3.1 Leitbilder der LEP 2025...... 34 4.3.2 Kooperation und Zusammenarbeit LEP 2025 ...... 34 4.3.3 Besondere Entwicklungsräume ...... 34 4.3.4 Interkommunale Kooperation ...... 36 4.4 Synoptische Gegenüberstellung der LEP ...... 36 4.5 Ableitungen und Auswirkungen auf nachfolgende Planungsebenen ...... 37 5 Analyse und Stand der regionalen Kooperation der Thüringer Planungsregionen ...... 38 5.1 Regionale Planungsregion Nordthüringen ...... 38 5.1.1 Bestandsaufnahme ...... 38 5.1.2 SWOT-Analyse ...... 41 5.1.3 Vorstellung potentieller Gebietskulissen/Themen einer REGIONALE ...... 42 5.2 Regionale Planungsregion Ostthüringen ...... 45 5.2.1 Bestandsaufnahme ...... 45 5.2.2 SWOT-Analyse ...... 48 5.2.3 Vorstellung potentieller Gebietskulissen/Themen einer REGIONALE ...... 49 5.3 Regionale Planungsregion Mittelthüringen ...... 50 5.3.1 Bestandsaufnahme ...... 50 5.3.2 SWOT-Analyse ...... 52 5.3.3 Vorstellung potentieller Gebietskulissen/Themen einer REGIONALE ...... 53 5.4 Regionale Planungsregion Südwestthüringen ...... 54 5.4.1 Bestandsaufnahme ...... 55 5.4.2 SWOT- Analyse ...... 56 5.4.3 Vorstellung potentieller Gebietskulissen/Themen einer REGIONALE ...... 57 5.5 Zwischenfazit ...... 58 6 Die REGIONALEN Thüringen – Strategien und Konzeptionen ...... 61 6.1 Die REGIONALEN Thüringen - Strategischer Ansatz und Konzeption ...... 61 6.1.1 Voraussetzungen ...... 61 6.1.2 Aufbau und Organisationsstruktur ...... 62 6.1.3 Thematischer Rahmen ...... 63 6.1.4 Finanzierung ...... 63 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | III

6.1.5 Zeitlicher Rahmen ...... 64 6.1.6 IBA und REGIONALE?! ...... 64 6.2 Bioenergieregion ...... 65 6.2.1 REGIONALE 2014 in Thüringen ...... 65 6.2.2 Konzept Lernende Region Arnstadt- Wachsenburg ...... 66 6.2.3 Konzept des Bioenergiedorfes Sülzenbrücken ...... 67 6.2.4 Externe Projektbegleiter ...... 69 6.2.5 Bürgerbeteiligung ...... 70 6.3 Gebietskulisse Erfurter Seen und Thüringer Becken ...... 71 6.3.1 Derzeitige Entwicklung ...... 71 6.3.2 Seenlandschaft Thüringer Becken - Erfurter SE(h)EN ...... 72 6.3.3 Impulsprojekte im Rahmen der Regionalen 2017 bis 2020 ...... 73 6.3.4 Weitere nachhaltige Entwicklungspotentiale ...... 74 6.3.5 Maßnahmenübersicht ...... 75 7 Resümee und Ausblick ...... 77 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen ...... 77 7.2 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf ...... 80 8 Quellenverzeichnis ...... 81 Seite | IV STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Abkürzungsverzeichnis

% Prozent A Autobahn BauGB Baugesetzbuch BIP Bruttoinlandsprodukt BTZ Berufsbildungs- und Technologiezentrum BMELV Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise ca. circa d.h. das heißt ebd. ebenda eG eingetragene Genossenschaft e.V. eingetragener Verein EFRE Europäische Fonds für regionale Entwicklung ELER Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes ESF Europäischer Sozialfonds EU Europäische Union e.V. eingetragener Verein GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts gGmbH gemeinnützige Gemeinschaft mit beschränkter Haftung GRW Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur“ ha Hektar HBN Hildburghausen IBA Internationale Bauausstellung i.d.R. in der Regel i.G. in Gründung IHK Industrie- und Handelskammer ILEK Integriertes ländliches Entwicklungskonzept ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung LEADER Förderprogramm der europäischen Union zur Förderung des ländlichen Raums (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | V

LEP Landesentwicklungsprogramm/Landesentwicklungsplan NRW Nordrhein - Westfalen o.J. ohne Jahr ÖPNV öffentlicher Personennahverkehr p. P. pro Person PPP Public-Private-Partnership REK Regionales Entwicklungskonzept RAG Regionale Arbeitsgemeinschaft ROG Raumordnungsgesetz RROP Regionaler Raumordnungsplan SON Sonneberg SWTH Südwestthüringen ThEGA Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur ThStBauFR Thüringer Städtebauförderrichtlinien TLS Thüringer Landesamt für Statistik TLVwA Thüringer Landesverwaltungsamt TMBLV Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr TMLFUN Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz TMWAT Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie TU Technische Universität vgl. vergleiche u.a. unter anderem WAK Wartburgkreis z.B. zum Beispiel ZIM Zukunftsinitiative Montanregion ZIN Zukunftsinitiative in den Regionen NRWs z.T. zum Teil Seite | VI STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Regionalisierung „von oben und unten“ hierarchisiert 3 Abb. 2 Kooperationsgründe 4 Abb. 3 Regionale Kooperationsformen und strategische Kooperationsansätze 5 Abb. 4 Exemplarische Themenbereiche von REK 6 Abb. 5 Ablauf/Erstellung von REK 6 Abb. 6 Im funktionalen Ansatz bestehen Kooperationen themenbezogen und regionsübergrei- 7 fend Abb. 7 Im territorialen Ansatz bestehen nur Kooperationen innerhalb einer Region 7 Abb. 8 Allgemeine Zielhierarchie der REGIONALEN 9 Abb. 9 Übersicht der Organisationsstruktur einer REGIONALEN 11 Abb. 10 Deutschland: Förderfähige Gebiete unter den Zielen Konvergenz und Regionale Wett- 20 bewerbsfähigkeit und Beschäftigung Abb. 11 Ziele, Strukturfonds und -instrumente 2007 – 2013 der EU-Fördertöpfe 21 Abb. 12 Mittelzentrale Funktionsräume 35 Abb. 13 Raumstrukturtypen Thüringen 35 Abb. 14 Übersicht Planungsregion Nordthüringen 38 Abb. 15 Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Planungsregion Südwestthüringen zu 39 den Jahren 2009, 2020 und 2030, Stand 31.12.2008 Abb. 16 Städtekooperationen und REK in Nordthüringen 39 Abb. 17 Nationale GeoParks in Deutschland 42 Abb. 18 Touristische Route zur Verknüpfung von GeoParks 43 Abb. 19 Konzept Haldensanierung 44 Abb. 20 Übersicht Planungsregion Ostthüringen 45 Abb. 21 Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Planungsregion Ostthüringen zu den 46 Jahren 2009, 2020 und 2030, Stand: 31.12.2008 Abb. 22 Städtekooperationen und REK in Ostthüringen 47 Abb. 23 Übersicht Planungsregion Mittelthüringen 50 Abb. 24 Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Planungsregion Mittelthüringen zu den 50 Jahren 2009, 2020 und 2030, Stand 31.12.2008 Abb. 25 Städtekooperationen und REK in Mittelthüringen 51 Abb. 26 Übersicht Planungsregion Südwestthüringen 55 Abb. 27 Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Planungsregion Südwestthüringen zu 55 den Jahren 2009, 2020 und 2030, Stand 31.12.2008 Abb. 28 Städtekooperationen und REK in Südwestthüringen 56 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | VII

Abb. 29 Organigramm REGIONALE Thüringen 62 Abb. 30 Zeitstrahl REGIONALE Thüringen 64 Abb. 31 Logo REGIONALE 2014 65 Abb. 32 Lage der Gebietskulisse 65 Abb. 33 Logo Lernende Region Arnstadt-Wachsenburg 66 Abb. 34 Konzept Lernende Region Arnstadt-Wachsenburg 66 Abb. 35 Modellhaftes Versorgungskonzept 67 Abb. 36 Sülzenbrücken Biogasanlage, Solarpark und Brachflächen/Algenreaktor/Silphie 69 Abb. 37 Externe Projektbegleiter/Netzwerk 69 Abb. 38 Lage der Erfurter Seen in Thüringen 71 Abb. 39 Derzeitige Lage der Erfurter Seen 71 Abb. 40 Zukünftiger Zustand im Jahre 2050 72 Abb. 41 Mögliche Seenlandschaft Thüringer Becken 72 Seite | VIII STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Ablaufplan einer REGIONALE 10 Tab. 2 Übersicht der REGIONALEN in NRW von 2000 bis 2016 13 Tab. 3 Neuerungen im LEP Thüringen 2025 36 Tab. 4 Synoptische Gegenüberstellung der LEP Thüringen 2004 und 2025 37 Tab. 5 SWOT – Analyse der Planungsregion Nordthüringen 41 Tab. 6 SWOT – Analyse der Planungsregion Ostthüringen 48 Tab. 7 SWOT – Analyse der Planungsregion Mittelthüringen 52 Tab. 8 SWOT – Analyse der Planungsregion Südwestthüringen 57 Tab. 9 Auswertung der Planungsregionen 59 Tab. 10 Themenfelder des Erfurter Seen-Konzepts 73 Tab. 11 Langfristige Maßnahmenübersicht Priorität I und deren Inhalte 75 Tab. 12 Langfristige Maßnahmenübersicht Prioritäten II und III sowie deren Inhalte 76 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 1

1 Einleitung Gemeinden sein (vgl. Grabow, Hollbach-Grömig 1998: 15). Diese führen zu Konkurrenzsituatio- Diese Arbeit ist das Ergebnis von neun Studierenden nen in verschiedenen Bereichen, da zunehmend des zweiten Masterstudiengangs „Stadt- und Raum- um qualifizierte Fachkräfte, Unternehmensstand- planung“ an der Fachhochschule Erfurt, die sich im orte und die damit einhergehenden Steuerein- Rahmen ihres Studienprojekts mit einem besonderen nahmen konkurriert wird. Es entsteht ein Instrument der regionalen Strukturpolitik, der soge- „Wettbewerb der Regionen“ um Arbeitsplätze, nannten REGIONALEN, auseinandergesetzt haben. Unternehmensansiedlungen, Fördermittel, Ein- Das Thema des Studienprojektes stellte für die Stu- wohner sowie den touristischen und vermarktba- dierenden insofern eine besondere Herausforderung ren Wert. Zusätzlich erhöhen gesellschaftliche dar, weil die regionale Strukturpolitik in ihren An- Veränderungen wie die Pluralisierung der Lebens- sätzen und Wirkungskomplexen sehr vielschichtig ist. stile den Wettbewerbsdruck. Um in diesem Der Leser findet in dieser Arbeit das Resultat aus Wettbewerb attraktiv und wettbewerbsfähig zu intensiven Recherchetätigkeiten, zahlreichen Team- bleiben, sind Städte und Regionen gezwungen, sitzungen, Experteninterviews und Grundsatzdiskus- sich gemeinsam als Region zu positionieren und sionen der Gruppe. Das erste Kapitel dient dem Leser ihr regionales Profil zu stärken. als Einführung in die spezifische Thematik, die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Das regionale Profil zu stärken, war auch das erklärte Ziel der ersten REGIONALE in Nord- rhein-Westfalen (im Folgenden NRW). Die RE- 1.1 Ausgangssituation und Bedeu- GIONALEN sind ein landesspezifischer Wettbewerbsansatz der nordrheinwestfälischen tung für Wissenschaft und Pra- Landesregierung, um regionale Strukturen zu xis fördern und zu festigen. Um die Entwicklung zu Der Bedeutungsgewinn regionaler Kooperationen fördern, bietet das Land NRW im zwei-, ab 2010 wird immer größer, sowohl in Deutschland als dreijährigen Rhythmus einer Region die Mög- auch in anderen europäischen Staaten. Die Grün- lichkeit, wegweisende kooperative Projekte zu de hierfür sind vielseitig und territorial sehr unter- finanzieren und zu realisieren. Das Instrument der schiedlich. Als zentrale Ursachen können jedoch REGIONALEN wurde erstmals 1997 eingesetzt. ohne Zweifel der demographische Wandel sowie Bis zu dieser Entstehung hat die regionalisierte die Finanzengpässe öffentlicher Haushalte ge- Strukturpolitik in NRW seit 1987 mehrere Ent- nannt werden. Dazu treibt der demographische wicklungsstufen durchlaufen (vgl. MBWSV Wandel Menschen in strukturschwachen Regio- NRW, 2011). Die Instrumente „Zukunftsinitiati- nen vermehrt in die Langzeitarbeitslosigkeit. Um ve Montanregion“ (im Folgenden ZIM), „Zu- die dadurch bedingte selektive Migration abzufe- kunftsinitiative für die Regionen Nordrhein- dern, wird es vor allem in ländlichen Gemeinden Westfalens“ (im Folgenden ZIN), die „Internati- und finanzschwachen Städten unumgänglich sein, onale Bauausstellung Emscher Park“ (im Folgen- Stadt-Umland-Netzwerke und Kooperationen den IBA) sowie die REGIONALEN sind aufzubauen, um sich gegenseitig zu stabilisieren voneinander ableitbare Handlungsstrategien der und Halt zu geben. regionalisierten Strukturpolitik. Weitere Beweggründe, regionale Kooperationen Die Handlungsfelder der REGIONALEN sind und Governance-Strukturen aufzubauen, sind sehr differenziert: Von Umwelt, Natur und Ener- zum einen das Abbauen raumstruktureller Un- gie über Architektur, Wirtschaftsförderung bis hin gleichheiten sowie das Bewahren der Eigenart zur innovativen Stadtentwicklung greifen sie eine kulturlandschaftlich gewachsener Regionen. Zum Vielzahl von Themen auf. Seither können auf- anderen können Kooperationen ein Vorteil im grund der Durchführung solcher REGIONALEN bestehenden globalisierten und durch den europä- im Land Erfolge in jeglicher Hinsicht verzeichnet ischen Integrationsprozess verstärkten Wettbe- werden. werb zwischen den Regionen, Städten und Seite | 2 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Speziell in Thüringen hingegen fehlen solche schaftlich behaupten? Welche Entwicklungschan- Vorreiter-Konzepte und Erfahrungswerte, um das ce besteht für strukturschwache Regionen im Instrumentarium und den Mehrwert der regiona- ländlichen Raum? len Kooperation regionalen Akteuren und Ge- Ziel dieses Studienprojektes ist es, unter Beach- bietskörperschaften als Lösungsansatz für tung der gegenwärtigen und zukünftig zu erwarte- strukturelle Problemstellungen näher zu bringen. ten Rahmenbedingungen, einen nachhaltig- Zudem fehlen häufig die Anreize für die Bildung sinnvollen Beitrag zur Diskussion um die Zukunft von Kooperationen in Form von investiven För- des ländlichen Raumes (der mittelstadtgeprägten, derungen. So brachte das informelle Instrument polyzentrischen thüringischen Kulturlandschaft) des Regionalen Entwicklungskonzeptes (im Fol- zu leisten. Adressaten dieser Arbeit sind vornehm- genden REK) in Thüringen seit 1994 insgesamt lich Stadt-, Raum- und Regionalplaner, Entschei- 53 regionale Kooperationen hervor, wovon jedoch dungsträger aus Politik und der Thüringer ein Großteil u.a. durch fehlende investive Förde- Landesverwaltung sowie Interessierte aus der rung nicht mehr aktiv ist (vgl. TLVwA, 2013). Fachöffentlichkeit.

1.2 Gegenstand und Zielsetzung 1.3 Vorgehensweise und Methodik der Arbeit Die Erarbeitung des Studienprojekts mit dem Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind in Titel „Wettbewerb der Regionen – regionale erster Linie die REGIONALEN in NRW sowie Strukturpolitik“ gliederte sich in die drei folgen- die strukturellen Raumentwicklungsprogramme den Bausteine: des Landes Thüringen. Ableitend aus der Analyse . Grundlagenermittlung (Baustein I) des Nordrhein-Westfälischen Modells ergeben sich für dieses Studienprojekt zwei interessante . Analysephase (Baustein II) Fragestellungen, die in dieser Arbeit beantwortet . Konzeptionsphase (Baustein III) werden sollen: In der Bearbeitungsphase des ersten Bausteins . Bietet das raumplanerische Instrument wurde zunächst eine Recherche zu den Haupt- REGIONALE nach dem Nordrhein- thematiken REGIONALE NRW und Kooperati- Westfälischen Modell einen geeigneten onen in Thüringen durchgeführt. Ein wichtiger Ansatz, um regionale Entwicklung und Anhaltspunkt zur wissenschaftlichen Bearbeitung regionale Kooperation in Thüringen zu der Themen war die Internetrecherche. Zur fördern? transparenten Gestaltung der Ausarbeitung wurde . Welche Gebietskulissen/Themen eignen zudem Fachliteratur herangezogen. Nach einer sich für die Anwendung eines solchen umfassenden Grundlagenermittlung über den Förderinstruments? wissenschaftlichen Stand der regionalen Struktur- politik erfolgte in der Analysephase des Bausteins Für die zweckmäßige Bearbeitung dieser Frage- II die Erforschung einer geeigneten Gebietskulisse stellungen sind weitere Aspekte auszuarbeiten, die in Thüringen. Die Durchführung von Fachge- für das allgemeine Verständnis essentiell sind. sprächen mit Experten der jeweiligen Regionalen Zum einen müssen die REGIONALEN NRW Planungsregionen, der Landesentwicklungsgesell- zunächst ausführlich beschrieben und bewertet schaft und des Thüringer Ministeriums für Bau, werden. Zum anderen gilt es, die aktuelle Raum- Landesentwicklung und Verkehr (im Folgenden ordnungsplanung und Raumentwicklung des TMBLV) diente der zusätzlichen Informations- Freistaates Thüringen in ihrem Kern darzustellen. gewinnung. Aufbauend auf die Phasen I und II Es ergeben sich besonders im Hinblick auf die wurde im Baustein III zum einen ein strategisches aktuelle Diskussion um die Zukunft des ländli- Konzept erarbeitet und zum anderen je eine RE- chen Raums in Thüringen zwei weitere Unterfra- GIONALE für zwei Gebietskulissen in Mittelthü- gen. Wie kann sich der ländliche Thüringer ringen durchdacht und fiktiv durchgeführt. Raum gegenüber der Thüringer Städtekette wirt-

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Kooperation ergibt sich aus der Akteurskonstella- wurf eines gemeinsamen regionalen Leit- tion. Zusätzlich zu den verschiedenen Gemeinden bildes umfassen (vgl. Kranepuhl 2009: müssen weitere private und öffentliche Akteure 11f.). beteiligt sein. Die Kooperationsgemeinschaft „Kooperationsdenken hat sich als Gegenmodell zu erfüllt in diesem Sinne den Zweck eines Abstim- Wettbewerbsdenken auf regionaler Ebene etab- mungsgremiums. Kooperationsfelder oder -ziele liert“ (ebd.: 5). Durch den bestehenden Wettbe- sind vielfältig und in der Regel kaum Grenzen werb zwischen den Regionen und den auferlegt. Mögliche Inhalte von Kooperationen Individualisierungsprozessen der Gesellschaft ist mit Schwerpunkt auf Raumordnung und Regio- eine Entfaltung regionaler Potentiale durch Ak- nalentwicklung können sein: teursvernetzung, Stärkung des Sozialpotentials . die Errichtung gemeinsamer Infrastruk- (die Fähigkeit und Bereitschaft des kollektiven tureinrichtungen (Verkehrsinfrastruktur, Handelns) sowie die Nutzung der Selbsthilfekräf- Ver- und Entsorgungsinfrastruktur, sozia- te mittels Regionalisierung staatlicher Politik un- le Infrastruktur); abdingbar. Kooperationsformen auf regionaler Ebene können auf Initiative regionaler Akteure, . Öffentlichkeitsarbeit (Regionalmarketing, aber auch auf Initiative der staatlichen Raumord- Außendarstellung, Förderung regionaler nung sowie Landes- und Regionalplanung gebil- Identität); det werden (vgl. ebd.: 5). . eine abgestimmte Siedlungsentwicklung (bedarfsgerechte, verkehrsmeidende, flä- chensparende Siedlungsentwicklung); Akteure . formelle Planungsinstrumente durch ab- Die beteiligte Akteursgruppe einer Kooperations- gestimmte Bauleitplanung oder durch gemeinschaft kann sehr vielschichtig zusammen- Regional- und Landesplanung; gesetzt sein. Neben Gebietskörperschaften müssen auch Akteure aus unterschiedlichen Bereichen wie . Verfolgung ökologischer Ziele durch ver- schiedenste Maßnahmen; . Wirtschaft, . regionale Wirtschaft (Tourismus, Regio- . Tourismus, nalmarketing, Verbesserung der Stand- . Umwelt, ortfaktoren, regionale Struktur- und Wirtschaftsförderung, abgestimmte Ge- . Lehranstalten, werbeflächenkonzepte und . Privatsektor und . die strategische Planung durch den Ent-

Abb. 2: Kooperationsgründe (Quelle: eigene Darstellung nach Kranepuhl 2009: 13) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 5

. Bürger etc. die Grundannahme einer „win-win-Situation“ gegeben können regionale Kooperationsformen aus der Region in den Kooperationen integriert Lösungsansätze für sein (vgl. ebd.: 5). . Negativauswirkungen der Globalisierung, Grundsätzlich sind drei Arten von Akteuren zu unterscheiden. Die erste Gruppe der „Fachpro- . Flächenknappheit, motoren“, ausgestattet mit fachlichem Know- . Stadt-Umland-Problematik und how, beschäftigt sich mit der inhaltlichen Prob- lembearbeitung. Die zweite Gruppe der „Macht- . Finanzknappheit der Kommunen promotoren“ verfügt über weitreichende in den Regionen liefern (vgl. ebd.: 5). Entscheidungskompetenzen und steht in der Machtposition, um die politischen und strategi- Es lassen sich grundsätzlich zwei Arten von An- schen Weichen für die Kooperation zu stellen. stößen zur Bildung von regionalen Kooperationen Durch ihren Einfluss unterstützen sie die Koope- unterscheiden. Externe Bedingungen zeigen die rationsziele. Die Gruppe der „Prozesspromotoren“ Notwendigkeit von kooperativen Prozessen. Sol- ist nicht zwangsläufig für Kooperationen erforder- che „push-Faktoren“ resultieren aus Defiziten lich. Sie sind jedoch bei neuen Kooperationsfor- oder aus Bestimmungen anderer Bereiche (vgl. men meistens involviert. Moderatoren, ebd.: 11). Regionsinterne positive Befindlichkei- Mediatoren und Manager übernehmen die Ver- ten und Gegebenheiten lösen Bestrebungen zur mittlungstätigkeiten zwischen den Akteuren, die Kooperationsbildung aus („pull-Faktoren“). In Begleitung und Unterstützung der Initialphase der Regel reichen „pull-Faktoren“ als Gründe sowie die Arbeit an fachlichen Grundlagen der nicht aus, um regionsinterne Kooperationsprozes- Kooperation (vgl. ebd.: 5). se umzusetzen. Meist sind regionsexterne Anlässe notwendig, wie z.B. durch Anreize des Staates oder auch durch Androhung von Zwang, um Mehrwert erfolgreiche Kooperationen zu bilden. Für eine stabile, selbsttragende und erfolgreiche Koopera- Eine regionale Kooperation kann nur in der An- tion müssen regionsinterne Akteure weitergehen- nahme einer „win-win-Situation“ funktionieren, de Vorteile der Zusammenarbeit erkennen, um d.h. der finanzielle und personelle Aufwand nach einer externen Initiierung die Kooperations- (Transaktionskosten) ist kleiner als die zu erwar- tätigkeiten fortzusetzen und auf Dauer angelegte tenden Vorteile und Gewinne (vgl. ebd.: 14). Entwicklungsprozesse zu verfolgen (vgl. ebd.: 13). Regionale Akteure können die Chance wahrneh- men, die Zukunft ihrer Region bis zu einem ge- wissen Grad selbst zu planen, zu steuern, positive Kooperationsformen Entwicklungen zu initiieren und positive regions- interne Effekte zu erzielen (vgl. ebd.: 5), z.B. Kos- Kooperationen auf regionaler und interkommu- tenersparnisse durch effektivere Nutzung von naler Ebene basieren auf vier unterschiedlichen Kapital- und Verwaltungskraft (vgl. ebd.: 11). Ist Organisationsformen mit unterschiedlichen

Abb. 3: Regionale Kooperationsformen und strategische Kooperationsansätze (Quelle: eigene Darstellung nach Kranepuhl 2009: 17) Seite | 6 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Rechtsformen und Rechtsverbindlichkeiten. Die ten und können unterschiedliche Themenberei- Differenzierung nach Rechtsform und Rechtsver- che tangieren. Durch Zusammenführung der bindlichkeit ist essentiell, da sich die Kriterien verschiedenen regionalen und privaten Akteure direkt auf die Durchsetzbarkeit der Arbeitsergeb- sollen auf freiwilliger Basis die Stärken und Po- nisse der Kooperationen und deren Möglichkeiten tenziale der Region erkannt, mobilisiert und ziel- bzw. Grenzen auswirken. Wird die Rechtsform als gerichtet gebündelt werden. Ein REK soll dabei Kriterium herangezogen, wird zwischen öffent- die formellen, verbindlichen und langfristig orien- lich-rechtlichen und privatrechtlichen Formen tierten Planungsinstrumente (bspw. Regionalplan) unterschieden. Des Weiteren wird in der Rechts- ergänzen. Trotz ihrer weitestgehend informellen verbindlichkeit zwischen formellen (rechtlich Wirkung besitzen REK durch die Selbstbindung normiert) und informellen Formen unterschie- der beteiligten Akteure sowie durch die i.d.R. an den. Die Einteilung ist jedoch nicht absolut, da es sie geknüpften Fördermittel ein gewisses Maß an zu Transformationsprozessen in der Organisati- Verbindlichkeit (vgl. Gawron et al. 2010: 229). onsform kommen kann. Regionalforen können bspw. in ihrem Verlauf in institutionalisierten Tourismus Verkehr Formen münden und somit einen formellen öf- Marketing Umwelt fentlich-rechtlichen oder privatrechtlichen Cha- Wirtschaftsförderung Landschaft rakter annehmen (vgl. ebd.: 17). Kultur Infrastruktur

exemplarische Regionale Entwicklungskonzepte Themenbereiche REK Bei der aktiven Durchführung von regionaler Kooperation hat sich seit Anfang der 1990er Jahre Integration Bevölkerungs- u. in Deutschland vermehrt die Erstellung von REK Identität Siedlungsstruktur etabliert. weiterführende Daseinsvorsorge Dabei verfolgen REK die Aufgabe, Entwicklungs- Kooperation Energieversorgung strategien und -vorhaben für eine bestimmte Re- gion oder Gebietskulisse aufzuzeigen. Ein weiterer Abb. 4: Exemplarische Themenbereiche von REK (Quelle: eigene Darstellung) wichtiger Kernpunkt bildet dabei die Initiierung eines Koordinierungsmanagements um erstellte Als Ausgangspunkt werden bei der Erstellung Handlungsprogramme und Maßnahmen zur eines REK mit Hilfe einer SWOT-Analyse ein Erfüllung der gemeinsamen Entwicklungsstrategie individuelles Leitbild für die jeweilige Region und zielorientiert umzusetzen. Die jeweiligen Hand- Handlungsprioritäten festgesetzt. Nachfolgend lungs- oder Problemfelder sind dabei offen gehal- werden unter Zuhilfenahme der Grundlagenana-

prozess- Formulierung Kurzbeschrei- bezogene der Finanzierungs- bung des Leitbild- Organisation Handlungs- u. Analyse Projektgebiet´ erarbeitung & felder Evaluierungs- s Kommunikati & konzept on Projekte

Abb. 5: Ablauf/Erstellung von REK (Quelle: eigene Darstellung nach Sächsisches Staatsministerium des Inneren 2013a) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 7

lyse Maßnahmenbezüge dargestellt sowie Orien- aktionen als Routinen heraus (vgl. ebd.: 31). Im tierungswerte und Vorschläge zur Koordination Gegensatz dazu steht die klassische regionale von Fördermitteln erarbeitet (vgl. Runkel 2005a: Selbststeuerung durch politisch-administrative 929ff.). Bei dem gesamten REK- Institutionen wie Planungsverbände, Zweckver- Erarbeitungsprozess, welcher im Idealfall unter bände oder Gemeinden, die in ihrer Autonomie der Mitwirkung verschiedenster Akteure vollzo- unantastbar sind und eine restriktive Kontroll- gen wird, soll eine Entwicklungstendenz „von funktion innehaben. Demgegenüber ist Regional unten heraus“ (bottom-up Prinzip) angestrebt Governance eine weiche Form der Selbststeue- werden. rung, die auf Freiwilligkeit basiert und in der kein Akteur zur Zusammenarbeit gezwungen werden kann (vgl. Fürst 2003: 441f.). 2.2 Regional Governance im Über- Der Governance-Ansatz stammt ursprünglich aus blick Großbritannien, wo die gesetzlich verankerte regionale Ebene lange Zeit nicht existierte. Wich- Dieses Kapitel soll einen kurzen Überblick zum tigstes Merkmal des ursprünglichen Regional Thema Regional Governance in der wissenschaft- Governance war seither der starke Bezug zur regi- lichen Diskussion gewähren und auf diese Weise onalen Wirtschaft und das enge Verhältnis zwi- neue Denkanstöße zu den Ansätzen des regiona- schen Wirtschaft und Politik (vgl. ebd.: 442). len Wettbewerbs liefern. Diesbezüglich soll zu- Durch den Rückzug des Staates auf seine Kern- nächst erläutert werden, wie der Begriff funktionen findet der Ansatz auch zunehmend in „Governance“ näher zu definieren ist und aus Deutschland Verbreitung. Bspw. werden traditio- welchen gesellschaftlichen Wandlungen sich diese nell kommunale Aufgaben auch in deutschen Steuerungsform in Deutschland entwickelte. Städten verstärkt über „public private part- Üblicherweise bezeichnet Governance eine Orga- nerships“ (im Folgenden PPP) an die Privatwirt- nisationsstruktur, bei der kooperative Handlun- schaft vergeben (vgl. ebd.: 441). In einem solchen gen von einer übergeordneten Stelle koordiniert Klima wächst auch die Popularität eines Ansatzes, werden (vgl. Adamaschek; Pröhl 2003: 24). Ver- der die Verantwortung der Regionalentwicklung sucht man Regional Governance mit den geläufi- vor allem den lokalen Wirtschaftsakteuren über- gen Übersetzungen und inhaltlichen Deutungen lässt und in dem der Staat lediglich eine koordi- ins Deutsche zu übersetzen, so ist wohl der Begriff nierende Rolle einnimmt. des „regionalen Netzwerkens“ am zutreffendsten. Regional Governance kann funktional oder terri- Es handelt sich dabei um eine komplexe Steue- torial angegangen werden. Aufgrund der admi- rungsstruktur mit Netzwerkcharakter, das auf nistrativen Aufteilung der Bundesrepublik wird interorganisatorischen Kooperationen zwischen hierzulande eher der territoriale Bezug zur Region öffentlichen und privaten Akteuren basiert (vgl. mitgedacht. Bei diesem Ansatz werden Regionen ebd.: 12f.). Dabei bildet die Governance-Struktur an administrativen Grenzen gegeneinander abge- ein Regelsystem, das die Stabilität der Beziehun- grenzt und nur Akteure innerhalb dieser Region gen durch Institutionalisierung oder Verträge einbezogen. Der territoriale Ansatz ist immer absichert, die Hierarchien festlegt oder Anreizsys- insofern schwierig, dass die Region repräsentativ teme schafft. Die Regeln werden entweder formell abgebildet werden muss. Entscheidend für eine gefasst oder bilden sich aus den dauerhaften Inter-

Abb. 6: Im funktionalen Ansatz bestehen Kooperationen Abb. 7: Im territorialen Ansatz bestehen nur Kooperatio- themenbezogen und regionsübergreifend nen innerhalb einer Region (Quelle: Eigene Darstellung) (Quelle: Eigene Darstellung)

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erfolgreiche Umsetzung ist die Identifizierung, das reits im Landesentwicklungsplan (im Folgenden „Wir-Gefühl“ der Akteure mit ihrer Region. Die LEP) Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1995 treibenden Kräfte dieses Ansatzes sind vor allem verdeutlicht. So heißt es u. a.: „Zur Abstimmung Kommunalpolitiker, was stets die Gefahr birgt, von Versorgungs- und Leistungsangeboten wird dass regionale Entwicklungsstrategien den politi- die grenzüberschreitende Kooperation - auch im schen Kommunalinteressen unterliegen und so zu Hinblick auf die Wahrnehmung von Entwick- einem politischen Nullsummenspiel verkommen lungschancen im europäischen Wettbewerb - (vgl. ebd.: 442). Einfacher zu gestalten sind im künftig auf allen Planungsebenen unverzichtbar Gegensatz funktionale Governance-Muster, die sein“ (Staatskanzlei des Landes Nordrhein- sowohl regionsübergreifend und stets projektbe- Westfalen 1995: 2). zogen sind. Bereits seit den 1980er Jahren und somit als eines Dieser Ansatz ist zwar durch die gemeinsamen der ersten deutschen Bundesländer vollzieht wirtschaftlichen Belange der Akteure einfacher Nordrhein-Westfalen eine verstärkte regionale umzusetzen, er erschwert jedoch eine ergiebige Strukturpolitik, wie sie im LEP beschrieben wur- Identifikationsstiftung und damit auch REK (vgl. de. Beginnend mit der ZIM, welche von 1987 bis ebd.: 442). 1989 durchgeführt wurde, legt NRW den ersten Baustein für eine intensive regionale Wirtschafts- Der Begriff „Good Regional Governance“ wird förderung. Mit diesem Projekt sollte die Entwick- verwendet, um normativ eine effektive und de- lung der vom Strukturwandel besonders mokratische Steuerungsstruktur zu beschreiben betroffenen Regionen der Montanindustrie in (vgl. Adamaschek; Pröhl 2003: 12ff.). Als Beispiel NRW gezielt vorangetrieben werden. Haupt- eines Good Regional Governance gilt die Struk- schwerpunkte der Initiative waren daher neben turfördermaßnahme REGIONALE 2010, bei der der Innovations- und Technologieförderung so- sich wichtige Erfolgsfaktoren herauskristallisiert wie dem Ausbau und der Modernisierung der haben, die für die Bearbeitung dieses Studienpro- Infrastruktur, auch die Verbesserung der Umwelt- jektes wichtig sein könnten: und Energiesituation sowie arbeitsschaffende und . Regionale Kooperationen benötigen arbeitsplatzsichernde Maßnahmen. Dabei wurden Schlüsselakteure, wirtschaftliche Anreize erstmals unterschiedliche gesellschaftliche Interes- sowie ein Mindestmaß an Institutionali- sensgruppen in die regionale Entwicklungsstrate- sierung in Form eines Governance- gie eingebunden. Finanziert wurde die ZIM über Ansatzes; einen eigenen Haushalt, der ca. 1 Milliarde Deut- . Gegenüber einer klassischen Territorial- sche Mark umfasste sowie durch weitere Projekt- verwaltung erhöhen Gestaltungsfreiheit fördermittel auf Ebene der Europäischen Union und horizontale partnerschaftliche (im Folgenden EU), des Bundes und der Länder Kommunikationsformen die Attraktivität (vgl. MBWSV NRW, 2011). für nicht-gouvernementale Akteure, sich Die ZIM wurde 1989 durch die ZIN ersetzt, aktiv in den Prozess einzubringen (vgl. welche bis 1990 durchgeführt wurde. Die ZIN ist Kleinfeld, Plamper, Huber 2006: 356f.). ebenso wie die ZIM als ein wirtschaftsfördernder Ansatz zu betrachten, jedoch mit vereinzelten Abweichungen. Unterschiede bestanden unter 2.3 Die REGIONALEN in Nord- anderem in einer größeren räumlichen Auswei- rhein-Westfalen tung. Zudem wurde die Projektförderung nur noch im Rahmen eines REK durchgeführt. Eine weitere Neuerung war, dass sich die Kommunen 2.3.1 Auf dem Weg zu REGIONALEN NRW selbstständig zu Regionen zusammenfinden konn- ten. Bis 1990 gingen insgesamt 15 „ZIN- Die Bedeutung regionaler Kooperationen, wie sie Regionen“ aus der Initiative hervor. Die Steue- durch verschiedene Initiativen und Programme in rung erfolgte durch Regionalkonferenzen, welche Nordrhein-Westfalen praktiziert werden, ist be- verschiedene Projektvorschläge bewerteten und STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 9

nach Prioritäten ordneten. Die Entscheidungsge- . ökologischer Umbau, walt oblag jedoch weiterhin der Landesebene. Im . Emscher Landschaftspark, Jahr 1990 gab es keine weitere Förderung für die ZIN, allerdings wurden zahlreiche bestehende . Stadtteilentwicklung durch soziale und „ZIN-Kooperationen“ durch die Gründung von städtebauliche Impulse, Vereinen und GmbHs fortgeführt. Zudem wur- . Wohnen, im Sinne von Neubau und Sa- den einige dieser Kooperationen als Bewerbungs- nierung, basis für die folgenden REGIONALEN genutzt . (vgl. ebd.). Arbeit, Industrie, Kultur und Tourismus (vgl. ebd.). Neben der ZIM und der ZIN fand die Internati- onale Bauausstellung „IBA Emscher Park“ zwi- Die IBA Emscher Park wurde durch eine eigene schen 1989 und 1999 in NRW statt. Dieses GmbH gesteuert. Die zeitliche Befristung sowie gemeinde- und kreisübergreifende Struktur- und die Transparenz, welche u. a. über Wettbewerbe Entwicklungsprogramm der Landesregierung erreicht wurde, werden auch noch aus heutiger umfasste insgesamt 17 Städte und war die erste Sicht als Beitrag für die geschaffenen Innovatio- Bauausstellung, bei der eine ganze Region erneu- nen angesehen. Ergänzend konnten durch die ert wurde. Im Gegensatz zu der ZIM und der IBA zahlreiche regionale sowie interkommunale ZIN wurden bei der IBA die Schwerpunkte aller- Kooperationen angestoßen werden. Darüber hin- dings nicht nur auf die regionale Wirtschaftsför- aus fand ein Umdenken in der Bevölkerung be- derung gelegt, sondern auch die Standortfaktoren züglich industriell geprägter Landschaftsräume Landschaft, Bildung und Kultur wurden intensiv statt. Alle drei Projekte - IBA, ZIM und ZIN - bearbeitet. Daher beliefen sich die Handlungsfel- waren wichtige Indikatoren für den Beginn der der der insgesamt 120 Projekte auf: „REGIONALE NRW“ (vgl. ebd.).

Stärkung im interregionalen Wettbewerb

Profilierung der Region nach Außen und Innen

Stärkung weicher Standortquali- Schaffung emotionaler Qualitä- täten ten

Umsetzung innovativer Projekte

Förderung der regionalen Koope- Mobilisierung von bürgerschaft- Konzentration öffentlicher För- ration lichen Engagement dermittel

Abb. 8: Allgemeine Zielhierarchie der REGIONALEN (Quelle: eigene Darstellung nach: Danielzyk, Panebianco 2006: 26) Seite | 10 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

2.3.2 Umsetzung Für alle durchgeführten REGIONALEN gilt die in Abbildung 8 dargestellte, allgemeine Zielhie- Der Begriff REGIONALE setzt sich aus den rarchie. Wörtern „Region“ und „Biennale“ zusammen. Die REGIONALE in NRW resultiert aus einem Die REGIONALE ist durch vier wesentliche Kabinettbeschluss der Landesregierung im Jahr Merkmale gekennzeichnet, welche auch als Er- 1997. Da NRW durch einen hohen Urbanisie- folgsfaktoren bezeichnet werden. Durch eine klare rungsgrad, besonders im Agglomerationsraum zeitliche Befristung der teilräumlichen Förderung Rhein-Ruhr, geprägt ist und wirtschaftsstrukturel- findet eine räumliche Bündelung der finanziellen le Probleme aufwies sowie vor der Herausforde- Mittel statt. Aus diesem Grund erfolgt die RE- rung veränderter Rahmenbedingungen in der GIONALE in einem Zwei-Jahresrhythmus und Strukturpolitik stand, hatte auch die REGIONA- seit dem Jahr 2010 in einem Drei- LE das Ziel, durch intensive regionale Kooperati- Jahresrhythmus. Die teilnehmenden Regionen onen die Wirtschaftsförderung voranzutreiben werden nach dem Wettbewerbsprinzip bestimmt. (vgl. Danielzyk, Panebianco, Wachten 2007: Dadurch soll eine freiwillige Beteiligung ohne 26f.). Zwang gefördert werden, in der die Regionen

Phase Inhalt

. Ausschreibung durch Landesregierung Ausschreibung . Veröffentlichung im Gesetzblatt der Landesregierung . gleichzeitige Auslobung mehrerer REGIONALEN . Zusammenschluss von Gemeinden, Städten (z.T. in Kombination mit Wirtschaftsverbänden) Bewerbung . benennt Ziele und Themen der geplanten Kooperationsarbeit . z.T. Aufgriff bereits bestehender Kooperationsstrukturen

Einrichtung einer . Kooperationsagentur muss gegründet werden Agentur . zur Steuerung der Zusammenarbeit in der REGIONALE . zentrale Aufgabe der Agentur . Projektvorschläge müssen eingereicht werden Projektentwicklung (wichtiger Kritikpunkt bei der Auswahl: „regionale Mehrwert“) und -auswahl . Anpassungen der Projekte möglich . Dauer: i.d.R. zwei bis drei Jahre

Projektumsetzung . Realisierungsprozess: zwei bis drei Jahren für bauliche Projekte und „Zwischen- . präsentation“ zeitgleich Umsetzung von kleineren Maßnahmen (Bürgerfeste etc.) . öffentliche Präsentation aller Projekte Finale . Erarbeitung eines halbjährigen Kultur- und Veranstaltungsprogramms (durch REGIONALE- Agenturen mit Städten und Gemeinden)

Tab. 1: Ablaufplan einer REGIONALE (Quelle: eigene Darstellung nach: Danielzyk, Panebianco, Wachten 2007: 33f.). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 11

selbstständig Strukturprogramme und individuel- der Ausschreibung, Bewerbung und Einrichtung le Projekte erarbeiten. Das Hauptaugenmerk der einer Agentur, erfolgt aufbauend die Projektent- REGIONALEN liegt auf der abschließenden wicklung und -umsetzung und endet schließlich öffentlichen Endpräsentation, bei der die ausge- mit der finalen Endpräsentation. Die Inhalte der wählten Regionen ihre durchgeführten Maßnah- einzelnen Phasen werden in Tabelle 1 kurz er- men vorstellen und verteidigen sollen. Dadurch klärt. wird eine Art Erfolgsdruck auf die entsprechen- den REGIONALE-Projekte aufgebaut. Letzteres Merkmal ist die „Schärfung des REGIONALEN 2.3.3 Organisationsstruktur Profils“. Eine veränderte Innen- und Außenwahr- Die Angestellten der REGIONALE-Agentur un- nehmung soll somit durch die intensive Ausei- terstützen die REGIONALE-Akteure bei der nandersetzung mit der eigenen Region in der Durchführung der Projekte, die im Rahmen der Wettbewerbsphase und in der darauffolgenden REGIONALEN umgesetzt werden. Die Abbil- Umsetzungs- und Präsentationsphase vorangetrie- dung 9 zeigt die schematische Organisationsstruk- ben werden (vgl. ebd.: 27f). tur bei der Durchführung der REGIONALEN im Die REGIONALE NRW charakterisiert sich Allgemeinen. folglich durch drei Prinzipien: Die einzelnen REGIONALEN unterscheiden sich . Kooperation: Freiwillige temporäre Zu- dennoch im strukturellen Aufbau je nach Rechts- sammenarbeit, form der Agentur sowie den offiziellen Gremien. Die Aufgaben der Agentur werden von verschie- . Innovation: Wettbewerbscharakter als denen REGIONALE-Körperschaften getragen Innovationsmotor, und verfügen über einen (Lenkungs-)Ausschuss . Präsentation: Leistungsschau mit intensi- und einen Beirat. Die Kompetenzen dieser Gre- ver Öffentlichkeitsarbeit und Engage- mien liegen in der Qualitätssicherung der Projekte ment (vgl. ebd.: 32ff.). und in dem Verlauf der Entwicklungsprozesse. Dazu gehören die Landesverwaltung, die höchste Der grundlegende Ablauf einer REGIONALE Verwaltungsebene der Gebietskörperschaften und untergliedert sich in sechs Phasen. Beginnend mit

Gebietskörperschaften, Wirtschaftsakteure, Landesverwaltung

entsenden Vertreter

Kommunikation Lenkungsausschuss/Gesellschaftsversammlung über REGIONALE entscheidet / legitimiert / beauftragt Koordinatoren

berät und informiert

Zentrale Steuerungseinheit – REGIONALE Agentur

Steuert und begleitet die Umsetzung

Projekte und REGIONALE-Prozess

Abb. 9: Übersicht der Organisationsstruktur einer REGIONALEN (Quelle: eigene Darstellung nach MBWSV NRW, 2011) Seite | 12 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

die Vertreter der REGIONALE-Akteure. Darüber 2.3.5 Die REGIONALEN von 2000 bis 2016 hinaus gibt es je nach Organisationsform der Die Projekte die im Rahmen der REGIONALEN Agentur (z.B. als GmbH) ein Gremium (wie Auf- in NRW durchgeführt wurden umfassen folgende sichtsrat), das die Geschäftsführung überwacht Thematiken: und zusätzliche Gremien (z.B. Innovations-Rat) die beratend tätig sind (vgl. MBWSV NRW, . Städtebau, 2011). „Die regelmäßige Abstimmung innerhalb . Umwelt, der REGIONALE wird von REGIONALE- Beauftragten/ Koordinatoren der lokalen Gebiets- . Wirtschaft, körperschaften und teilweise von Partnern (Land- . Kultur, schaftsverbände, Kammern, Sparkassen) der . Bildung und REGIONALE wahrgenommen“ (ebd.). In Ab- hängigkeit des Aufgabenfeldes werden von den . Wissen (vgl. ebd.). Projektträgern eigenständige Gesellschaften ge- Jede REGIONALE unterlag bei der Durchfüh- gründet. Auch nach dem Präsentationsjahr der rung anderen Themenfeldern. In der nachfolgen- einzelnen REGIONALEN können diese weiter den Übersicht (Tabelle 2) werden die bereits vorgeführt werden und in bereits bestehende abgeschlossenen sowie in Aufstellung befindlichen Verwaltungs- und Unternehmensstrukturen über- REGIONALEN aufgezeigt. gehen. Neben der baulichen Umsetzung fokus- siert die REGIONALE vor allem auch die In den meisten Gebietskörperschaften bestehen Schaffung regionaler Netzwerke. Diese bieten die auch nach Beendigung der REGIONALEN wei- Möglichkeit eines gemeinsamen Erfahrungsaus- terlaufende Kooperationsstrukturen. Folglich tauschs zwischen beteiligten Akteuren und Inte- wurde ein essentielles Ziel der REGIONALEN ressengruppen auf der Projektebene (vgl. ebd.). erreicht (vgl. ebd.).

2.3.4 Finanzierung Die Fördermittelvergabe für Projekte die im Rahmen der REGIONALE durchgeführt werden, erfolgt nicht über ein eigenes Projektbudget, son- dern durch die Bündelung der Mittel aus beste- henden Förderprogrammen der Landesregierung. REGIONALE-Projekte werden durch das Land als Priorität festgesetzt und erhalten dadurch die notwendigen Fördermittel. Die Höhe der Vergabe ist hierbei abhängig vom Umfang der Gebietsku- lisse. Zudem können EU-Mittel beantragt wer- den, um Projekte zusätzlich mit Finanzmitteln zu unterstützen. Diese müssen vom Land und den Trägern kofinanziert werden. Vor allem werden Eigenanteile durch Kommunen geleistet, da diese vorrangig die Träger der RE- GIONALE-Projekte sind. Die REGIONALE- Agentur wirkt hierbei als zentrale Steuerungsein- heit und wird vom Land und den Gebietskörper- schaften finanziert (vgl. MBWSV NRW, 2011). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 13

Name, Motto Leitthemen Laufzeit Fläche & EW REGIONALE „EXPO- Technik/ Energie, Gesundheit, Kul- 1997-2000 6.500 km² 2000 Initiative“ tur 2 Mio. EW OstWestfalen Lippe REGIONALE EUROGA Nordkanal, 1999-2002 3.500 km² 2002 2002plus Dezentrale Landesgartenschau, Kul- 2,7 Mio. turschätze, EW Naturschätze, Radwege, Wasser - Fälle REGIONALE Links und Wasser, Landschaft, Baukultur, 1999-2004 3.200 km² 2004 rechts der Ems Landwirtschaft 1 Mio. EW REGIONALE Spurwechsel – Städtische Innenentwicklung, „Le- 2000-2006 330 km² 2006 Bergisches bendige Industrie- und Unterneh- 670.000 menskultur“, Wege zur Städtedreieck EW „WasserKraftLandschaft“

REGIONALE EuRegionale Wissen, Kultur, Natur 2001-2008 4.850 km² 2008 2008 – Gren- 1,8 Mio. zen überschrei- EW ten REGIONALE Brückenschläge Kulturelles Erbe, 2002-2010 4.000 km² 2010 Gärten der Technik, Mobilität, Wis- 3 Mio. EW senschaft, Stadt und Standort

REGIONALE Südwestfalen Energieregion Südwestfalen, Zukunft 2007-2013 1,5 Mio. 2013 Dorf, Kreative Stadt, Gesundheits- EW wirtschaft und Tourismus, Heimat REGIONALE Zukunfts- Wissen-Wirtschaften-Gestalten, 2007-2016 3.400 km² LAND Bilder-Produkte-Reisen, Heimat- 2016 820.000 Landschaft-Freizeit EW

Tab. 2: Übersicht der REGIONALEN in NRW von 2000 bis 2016 (Quelle: eigene Darstellung nach MBWSV NRW, 2011)

2.3.6 Die REGIONALE in der Kritik Rolle spielen. Grundsätzlich ist das Programm aus aktueller Sicht eine Besonderheit in Deutschland, Die REGIONALE in NRW hat sowohl positive, die in diesem maßgeblichen Umfang an Instru- als auch negative Kritiken erfahren, die für die menten und Strategien bisher nur in NRW so Übertragbarkeit auf Thüringen eine wichtige Seite | 14 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

durchgeführt wurde. Es wurden Erfahrungen aus Themen und Ziele: der vorangegangenen IBA, der ZIN und ZIM Regionale Kooperationen bedürfen einer klaren aufgegriffen und weiterentwickelt. Innerhalb der Problemdefinition. Des Weiteren sind sie nur zeitlichen Abfolgen der REGIONALEN ist ein dann erfolgreich, wenn sie einen ökonomischen grundsätzlicher inhaltlicher Wandel festzustellen. Mehrwert für die Region erbringen und diesen Haben sich die REGIONALEN 2000, 2002 und kommunizieren können. Es ist wichtig, sich dabei 2004 noch mit den grundsätzlichen Themen auf wenige Themen zu beschränken. Es bedarf Kulturlandschaft und Tourismus auseinanderge- einer klaren Aufgabenstellung, welche ausreichend setzt, wurde 2006, 2008 und 2010 die Priorität Handlungsspielraum für die mit der Projek- auf eine breite regionale Entwicklungsstrategie tumsetzung betrauten Akteure gewährt (vgl. ILS sowie auf eine regionalisierte Strukturpolitik ge- NRW 2006b: 32). Ein Erfolg stellt sich eher ein, legt (vgl. MBV NRW/ ILS NRW 2006: 154f.). wenn sich die beteiligten Akteure auf eine be- Im Folgenden werden die Begleitforschungen zur schränkte Auswahl von Handlungsfeldern einigen Evaluierung der REGIONALE-Projekte und (vgl. ILS NRW 2006a: 29). deren Bedeutung vorgestellt. Anschließend wird Akteure: die REGIONALE anhand eines konkreten Bei- spielprojektes „Brückenpark Müngsten“ kritisch Von großer Bedeutung ist die Regionale Identität bewertet. innerhalb einer Kooperation, denn es werden oftmals regionale Kooperationen durch ein regio- nales „Wir-Gefühl“ (corporate identity) begüns- Begleitforschungen tigt. Der Schwerpunkt bei Beginn eines Projektes sollte deshalb auf die Stärkung des Regionalbe- Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungs- wusstseins - auf Ebene der politischen Akteure - forschung gGmbH (im Folgenden ILS NRW) gesetzt werden. Dabei beruht die Zusammenar- wurde im Juli 2004 vom Ministerium für Bauen beit aller regionalen Akteure auf einem wechselsei- und Verkehr mit der Begleitforschung für die tigen Vertrauensverhältnis (vgl. ebd.: 29). Dabei REGIONALEN 2006, 2008 und 2010 beauf- ist auf eine frühzeitige Beteiligung und aktive tragt. Diese Begleitforschungen sind die systema- Einbeziehung aller relevanten Akteure sowie die tische Evaluation bzw. Erfolgsmessung von je zwei Einbindung von externem Fachwissen zu achten Projekten pro REGIONALE. Sie spiegeln die (vgl. ILS NRW 2006b: 34). verschiedenen inhaltlichen Arbeitsschwerpunkte wider. Für die Auswahl der Projekte wurden fol- Kooperationen benötigen neben sogenannten gende Kriterien festgelegt: Führungspersönlichkeiten auch Regionalmanager und Vertreter aus beteiligten lokalen und regiona- 1. Das Projekt muss einen besonderen Stel- len Institutionen, welche als „Teamplayer“ und lenwert innerhalb der jeweiligen REGI- „Brückenbauer“ zum Einsatz kommen (vgl. ILS ONALE aufweisen, NRW 2006a: 30). Wichtig für den Projekterfolg 2. über eine überregionale Strahlkraft verfü- ist auch eine enge Zusammenarbeit mit Geneh- gen und migungsbehörden, der Bezirksregierung und den 3. die mögliche Übertragbarkeit von Projek- Landesministerien. Diese Zusammenarbeit kann tansätzen und Erfahrungen mit sich brin- dazu beigetragen das Kooperationsklima in der gen (vgl. ILS NRW 2006b: 4). Region nachhaltig zu verbessern (vgl. ILS NRW 2006b: 27). Um das Interesse in der Bevölkerung zu wecken, Erfolgsfaktoren der Projekte müssen das Projekt und seine Inszenierung für Die zentralen Erfolgsfaktoren können in vier Be- alle Bevölkerungsschichten verständlich sein. So reiche untergliedert werden (vgl. ILS NRW dürfen Veranstaltungen nicht zu intellektuell 2006a: 29): gehalten werden. Sie sollten eher für alle Bürger verständlich sein (vgl. ebd.: 30). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 15

Organisationsstruktur: Stolpersteine und Hemmnisse

Ein innovatives Prozessmanagement verlangt eine Die Umsetzung der eben genannten Erfolgsfakto- zentrale und steuernde Einheit. Dies wird häufig ren erweist sich jedoch häufig als schwierig und so von einer Agentur, einer Geschäftsstelle oder ei- gelangt das innovative Prozessmanagement der nem Gebietsmakler ausgeübt, welche die Kom- regionalen Kooperation oft an seine Grenzen. munikation organisieren sowie Projektideen Mögliche Stolpersteine und Hindernisse werden entwickeln und umsetzen. Die Entscheidungs- im Folgenden erörtert (vgl. ebd.: 32). strukturen der Kooperationen sollten transparent, Da sich regionale Kooperationen oftmals mit verständlich und nachvollziehbar sein. Nur so völlig neuen Themenfeldern auseinander setzen kann gewährleistet werden, dass das nachhaltige müssen, entsteht ein andauerndes Kompetenz- Engagement der beteiligten Akteure bestehen problem bei der Bearbeitung innerhalb der zu- bleibt. (vgl. ebd.). ständigen Fach- und Kommunalverwaltungen. Prozessgestaltung: Weitere Hemmnisse stellen der hohe Verwal- Für den Erfolg eines Projekts sind in der Startpha- tungsaufwand sowie die Förderprogramme dar. se regionaler Kooperationsprozesse langfristige Sie reduzieren den Spielraum für private und Visionen über die erstrebenswerte regionale Ent- privatwirtschaftliche Akteure und erschweren die wicklung unvermeidlich. So sind zu Beginn recht- Realisierung innovativer Kooperationslösungen. zeitig Prioritäten zu definieren um Erfolge Dies betrifft u.a. die Gestaltung der Förderrichtli- regionaler Kooperationen vorzuweisen (vgl. ILS nien. NRW 2006a: 31). Angesichts der klaren Befristung der REGIONA- Eine überschaubare Größe und Homogenität des LEN bleibt im gesamten Prozess nur sehr wenig Kooperationsraums (vgl. ILS NRW 2006b: 31) Spielraum für ein aufwändiges Bürgerbeteili- sowie zeitliche Befristung von Projekten und Pro- gungsverfahren. Die Vielzahl an Akteuren mit grammen fördert bei allen Teilnehmern zielfüh- unterschiedlichen Interessen und Meinungen rendes Engagement und erhöht darüber hinaus erweist sich als Herausforderung an das Prozess- die Kompromissbereitschaft (vgl. ILS NRW management (vgl. ILS NRW 2006b: 35). 2006a: 31). Die regionalen Abgrenzungen werden oft größer Regionale Kooperationsprozesse benötigen stets definiert, als dieses im Sinne einer effizienten eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, da sie oftmals Problemlösung erstrebenswert wäre. Oftmals unter Legitimationsdruck stehen. Die Öffentlich- weisen die regionalen Zusammenschlüsse aber keitsarbeit leistet zudem einen Beitrag zur Ausbil- weder funktionale Stadtregionen noch Räume dung eines regionalen Images (vgl. ebd.: 31). In eigener Identität oder homogener Problemlagen Folge dessen muss für dieses Aufgabenfeld genü- auf, sodass die Region nicht direkt erfasst werden gend Budget zur Verfügung stehen (vgl. ILS kann und identitätslos bleibt. Bei der Abgrenzung NRW 2006b: 35). von Akteuren werden häufig wichtige Akteure aus Unternehmen und Bürgerschaft nicht ausreichend Regionale Kooperationsprozesse bedürfen eines mit einbezogen, sodass Innovationspotential ver- professionellen Prozessmanagements und einer loren geht (vgl. ebd.: 35). durchdachten methodischen Fundierung. Die einzelnen Kommunikations- und Kooperations- schritte sollten sachgemäß vorbereitet, durchge- Beispielprojekt Brückenpark Müngsten führt und dokumentiert werden (vgl. ILS NRW 2006a: 31). Die REGIONALE 2006 umfasste mehr als 20 innovative Projekte in den Bereichen Städtebau und Landschaft, Standortmarketing und Wirt- schaftsförderung sowie Verkehr und Kultur. Ziel dabei war es die Standortqualitäten der Region weiterzuentwickeln und der vom Strukturwandel Seite | 16 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

betroffenen Region neue Wachstumsimpulse zu 100–jährigen Brückenjubiläums eine kurze Re- geben. Auf Vorschlag der REGIONALE-Agentur naissance, welche den Ausflugsort aber nicht dau- wurden die Projektfamilie „Lebendige Unterneh- erhaft neu beleben konnte. Heute besuchen menskultur“ und das regionale Verbundprojekt jährlich etwa 200.000 Menschen die Müngstener „Brückenpark Müngsten“ ausgewählt. Beide Pro- Brücke (vgl. ebd.: 6). jekte hatten je einen herausragenden Stellenwert innerhalb der REGIONALE 2006. Der Brücken- park Müngsten war das mit Abstand größte regi- Bewertung onale Verbundprojekt mit einem Projektvolumen Prinzipiell wird die REGIONALE als Erfolg be- von fast sieben Millionen Euro. Die Initiative wertet. Die vorgestellten Merkmale - Wettbe- „Lebendige Unternehmenskultur“ hatte sich in werbsprinzip, Präsentation und zeitliche besonderem Maße des Themas „Bürgerschaftli- Befristung - werden als grundlegende Qualitätsan- ches Engagement“ angenommen und damit ein sprüche angesehen, welche den Erfolgsdruck bei zentrales Thema des REGIONALE-Prozesses den Akteuren steigern. Allein die Bewerbungen belegt. Durch die Ereignisorientierung beider für eine REGIONALE verkörpern den vorhande- Projekte war von einer hohen Medienpräsenz und nen Gestaltungswillen der Regionen und fördern Außenwahrnehmung der Projekte auszugehen. die Kooperationsbereitschaft. „Aus der bisherigen Beide Projekte boten gute Ansatzpunkte für eine Sicht auf die durchgeführten REGIONALEN Übertragbarkeit auf andere Teilregionen in NRW lässt sich behaupten, dass mit keiner anderen (vgl. ILS NRW 2006b: 4). regionalen Strukturförderung die Kooperation Unterhalb der gewaltigen Müngstener Brücke zwischen den Gemeinden in der Region so beflü- entstand ein neues Stück Kulturlandschaft, das in gelt wurde wie mit den REGIONALEN“ (MBV besonderer Weise das Zusammenspiel von Natur NRW/ ILS NRW 2006: 159). Zudem haben die und Technik dokumentiert. Die Städte Rem- REGIONALEN durch eine intensive Auseinan- scheid, Solingen und Wuppertal schlossen sich dersetzung der beteiligten Akteure mit ihrer Regi- zusammen, um dem vernachlässigten Ort ein on das interkommunale Verständnis gestärkt, neues Gesicht zu verleihen und damit die Lebens- indem spezifische Stärken, Schwächen sowie Leit- qualität der Region zu verbessern. Charakteristi- bilder behandelt wurden. Durch eine erhöhte sche Elemente des bergischen Städtedreiecks - Medienpräsenz konnten zusätzlich positive Ima- Wasser, Natur, Technik - wurden hier sichtbar. geeffekte erzielt werden, durch welche u.a. die Das Gebiet um die Müngstener Brücke war und Vermarktung der Freizeitwirtschaft profitierte ist Lebensraum für seltene Vogelarten wie bspw. (vgl. ebd.: 156ff.). den Eisvogel. Der Flusslauf der Wupper und gro- Bereits im Jahr vor der Fertigstellung des Brü- ße Teile seiner Ufer wurden in diesem Abschnitt ckenparks zogen auch die Projektbeteiligten am als Naturschutzgebiet von europäischem Rang Beispiel Brückenpark Müngsten eine positive eingestuft. Gleichzeitig bildet die imposante Zwischenbilanz. In gemeindeübergreifender Ar- Stahlkonstruktion der höchsten Eisenbahnbrücke beitsteilung konnte ein regionales Verbundprojekt Deutschlands, erbaut im Jahr 1897, seit über 100 fristgerecht umgesetzt werden. Allein diese Tatsa- Jahren einen touristischen Anziehungspunkt und che wurde als großer Erfolg gewertet. Dass die vermittelt ein Bild von der Technikkompetenz fristgerechte Projektrealisierung nicht selbstver- der Region. Ihre Hochzeit als Ausflugsziel feierte ständlich ist, zeigt ein Blick auf andere REGIO- die Müngstener Brücke im frühen 20. Jahrhun- NALE-Projekte, die im Präsentationsjahr 2006 dert und nach Ende des zweiten Weltkriegs. Mit noch nicht abgeschlossen werden konnten. der Stilllegung der Ronsdorf- Müngstener Stra- ßenbahnverbindung Ende der 1950er Jahre gin- Als weiteres positives Ergebnis sahen die beteilig- gen die Besucherzahlen jedoch zurück. In der ten Akteure die hohe Qualität des Projekts und Folge schlossen gastronomische Einrichtungen, den Anspruch, Freizeit- und Naturschutzinteres- Teile der vorhandenen Wege und Gebäude verfie- sen zu integrieren. Insgesamt zeichnete sich nach len. Im Jahr 1997 erlebte der Ort anlässlich des Einschätzung der Akteure ab, dass der Ort unter STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 17

der Müngstener Brücke den Zielsetzungen des So kam bspw. auch Kritik am Projekt Brücken- Projekts entsprechend seinen Charakter und seine park Müngsten von der Betreiberin der Minigolf- Nutzungen grundlegend ändern konnte (vgl. ILS Anlage unter der Brücke, die als Folge der Umge- NRW 2006b: 23). Dass es trotz des hohen Zeit- staltung, insbesondere der Verlegung der Park- drucks gelungen ist, die verschiedenen Ansprüche plätze, weniger Besucher und damit einen zu bündeln, ist in erster Linie dem professionellen Umsatzrückgang befürchtet hatte. Als Resultat Prozessmanagement durch die REGIONALE- folgte Protest von Seiten einzelner Anwohner, die Agentur, der frühzeitigen Beteiligung und der befürchteten, dass der neue Kulturlandschaftspark Kompromissbereitschaft aller Akteure zu verdan- einen massiven Eingriff in den Naturhaushalt ken. darstellt (vgl. ILS NRW 2006b: 23). Neben diesen positiven Nennungen sind jedoch Interessensunterschiede zeigten sich erwartungs- auch negative Aspekte zu nennen, die eine RE- gemäß bei der Zusammenarbeit im großen Ar- GIONALE mit sich führt. Bspw. sind die mittel- beitskreis. Besonders der Ausgleich zwischen bis langfristigen Wirkungen durch die komplexen Freizeit-, Gestaltungs- und Naturschutzinteressen Zusammenhänge innerhalb einer REGIONALEN stellte den Projekterfolg zwischenzeitlich in Frage. nur schwer nachvollziehbar. Ebenso ist die Zu- „Brückenpark Müngsten“ wurde unterschiedlich sammenarbeit zwischen der REGIONALE- bewertet. An den Planungen selbst waren auch Steuerungseinheit und den beteiligten Behörden einzelne interessierte Bürger beteiligt. Gesonderte nicht immer konfliktfrei, da hierbei oft die Frage Verfahren zur aktiven Beteiligung der Bevölke- der Zuständigkeit bei organisatorischen und the- rung hatte es jedoch nicht gegeben. Die Einbezie- matischen Schnittstellen nicht geklärt ist. Auch hung von Unternehmen im Rahmen der der vorangegangene positive Aspekt der zeitlichen Projektentwicklung und -umsetzung war nach Befristung wird nicht grundsätzlich bejaht, weil er Auskunft von Projektbeteiligten kaum geglückt. oftmals auch eine Last bei der Projektumset- Bei dem Versuch einzelne Unternehmen für eine zungsphase darstellt (MBV NRW/ ILS NRW Unterstützung des Parkprojekts zu gewinnen, gab 2006: 159ff.). es nur wenig Resonanz (vgl. ebd.: 23). Die inhaltliche Verschiebung der Leitthemen hat Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das das Ziel alle relevanten Ministerien in den Prozess Brückenparkprojekt nach Einschätzung der betei- einzubeziehen und zu bündeln. Allerdings ist dies ligten Akteure von einer ausgezeichneten Zusam- bisher nicht in dem gewünschten Maß geglückt, menarbeit zwischen den beteiligten Städten und so dass bislang nur die Ministerien für Städtebau einem harten, aber konstruktiven Interessensaus- und Wohnen, Kultur und Sport sowie Bau und gleich zwischen Naturschutz- und Freizeitinteres- Verkehr involviert wurden. Auch das beabsichtig- sen profitiert während das Zusammenspiel te Maß an unternehmerischen und gesellschaftli- zwischen Projektträgern und Genehmigungsbe- chen Engagement blieb bislang aus. Ebenfalls hörden, aber auch die aktive Beteiligung von Bür- stellt die teils missliche Lage vieler kommunaler gern und Unternehmen noch ausbaufähig sind. Haushalte ein Problem bei der Bereitstellung von Das Instrument REGIONALE und vor allem die Eigenmitteln dar. Daher werden häufig bislang Einrichtung der REGIONALE-Agentur hat ent- nicht genehmigte Förderprojekte reaktiviert und scheidend zur erfolgreichen Durchführung des durch die REGIONALE ermöglicht. Bei dieser Projektes „Brückenpark Müngsten“ beigetragen differenzierten Prioritätensetzung einzelner (vgl. ebd.: 24f.). Kommunen bleiben jedoch die ursprünglich ge- planten Intentionen der Verbundprojekte der REGIONALE zum Teil unberührt. Ebenso kri- 2.3.7 Zwischenfazit tisch wird die teils große räumliche Abgrenzung Regionale Kooperationen verzeichnen einen der einzelnen REGIONALEN angesehen, die wachsenden Bedeutungsgewinn. Die Kooperati- eine gezielte regionale Profilierung durch die onsfelder und -ziele sind sehr vielseitig. Eine Ent- meist heterogenen regionalen Strukturen er- faltung von regionalen Potentialen ist vor allem schwert (vgl. ebd.). Seite | 18 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

durch Individualisierungsprozesse und Akteurs- oder ein Regelwerk abgesichert. So entwickeln vernetzung möglich. Traditionelle Steuerungs- sich vielmehr projektbezogene Kooperationen möglichkeiten der Kommunen werden immer und Netzwerke, die aber nach Erledigung der stärker durch Faktoren wie die Globalisierung Projektplanung wieder beendet werden. Solche oder die Knappheit öffentlicher Mittel be- projektbezogenen Kooperationen können jedoch schränkt. Auch die Strukturprobleme von Städten in Modelle der „governance“ münden, wenn die und Gemeinden können nicht im Alleingang Projekte in REK eingebunden werden (vgl. Fürst gelöst werden. Die kommunalen Planungsaufga- 2003: 443). ben sind sowohl in ihren Wirkungs-, als auch in ihren Ursachenzusammenhängen längst über die einzelnen Kommunen hinaus gewachsen. Aufgrund dieser Situation haben immer mehr Kommunen begonnen, in regionalen Zusammen- hängen zu kooperieren, um gemeinsam zu planen und das Geplante zu realisieren. Regionale Akteu- re haben somit aber auch die Chance, ihre Region selbst zu planen, zu steuern und positive Effekte zu erzielen. Von Bund und Ländern wurde diese kommunale Entwicklungstendenz aufgegriffen. Mit ihrer Unterstützung entwickelten oder etab- lierten sich in den letzten Jahren bundesweit un- terschiedliche Ansätze kommunaler und regionaler Zusammenarbeit, so auch die REGI- ONALE in NRW. Diese fördert die Kooperati- onsbereitschaft und positive Imageeffekte bereits in der Anfangsphase der jeweiligen Austragung. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Region wird bei den Akteuren das interkommu- nale Verständnis gestärkt. Problematisch sind jedoch die mittel- bis langfristigen Wirkungen. Sie sind aufgrund der komplexen Zusammenhän- ge innerhalb der REGIONALE nur schwer nach- vollziehbar. Oftmals scheitern Projekte bereits an der Bereitstellung von Eigenmitteln, welche die Kommunen angesichts der misslichen Lage des Finanzhaushaltes nicht aufbringen können. Auch bringt nicht immer jedes Projekt einer REGIO- NALEN das erforderliche Engagement der Akteu- re mit sich, was wiederum die gewünschte Entwicklung hemmt. Die Notwendigkeit neue Formen der „regional governance“ außerhalb der etablierten Institutio- nen in Deutschland zu schaffen, ist jedoch gerin- ger als bspw. Großbritannien mit der schwächeren regionalen Institutionalisierung. Diese komplexe Steuerungsstruktur mit Netz- werkcharakter auf interorganisatorischen Koope- rationen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren wird durch eine Institutionalisierung STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 19

3 Regional- und Strukturpo- „Lissabon-Strategie“ für Wachstum und Beschäf- tigung aufgestellt. Dabei sollte die EU bis 2010 litik zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Da ein Großteil der in Thüringen eingesetzten Mit- wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt wer- tel für Wirtschaftsförderung und für die allgemeine den. Zudem sollte das Ziel erreicht werden, einen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aus den Struk- Wirtschaftsraum zu entwickeln, der dazu in der turfonds der EU und den Programmen des Bundes Lage ist dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit bezogen werden, sind diese entscheidend für die mehr und besseren Arbeitsplätzen sowie einem wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes. größeren sozialen Zusammenhalt zu erreichen. Diese europäischen und nationalen Fonds, Pro- Diese Strategie wurde durch den Europäischen gramme und Richtlinien zum Einsatz von Förder- Rat von Göteborg um die Dimensionen Umwelt mitteln sind jedoch vielfältig und komplex. Im und nachhaltige Entwicklung ergänzt. Da die folgenden Kapitel soll daher ein Überblick über die Ziele der „Lissabon-Strategie“ nicht erfüllt werden Ziele der EU-Strukturpolitik gegeben und verschie- konnten bzw. sich die wirtschaftliche Entwick- dene Strukturfonds und -instrumente vorgestellt lung in Europa verschlechtert hat, wurde die „Lis- werden. Dabei wird auf der Ebene der EU- sabon-Strategie“ von der Strategie „Europa 2020“ Strukturpolitik besonders auf den Europäischen abgelöst (vgl. Auswärtiges Amt, 2007). Sozialfonds (im Folgenden ESF) und den Europäi- Diese verfolgt eine intelligente, nachhaltige und schen Fonds für regionale Entwicklung (im Folgen- integrative Wirtschaft für Europa, um ein hohes den EFRE) eingegangen, da über diese Fonds ein Maß an Beschäftigung, Produktivität und sozia- Großteil der Projekte finanziert wird. Des Weiteren lem Zusammenhalt zu erreichen (vgl. Europäische werden das Operationelle Programm Thüringen und Union, 2012a). Die fünf EU-Kernziele dieser die Förderperiode 2007 bis 2013 vorgestellt. Strategie „Europa 2020“ sind folgende: Vor dem Hintergrund des baldigen Auslaufens dieser 1. Beschäftigung aktuellen Förderperiode sollen zusätzlich die wich- tigsten inhaltlichen Veränderungen der neuen För- . 75 % der 20- bis 64-Jährigen sollen in derperiode 2014 bis 2020 aufgezeigt werden. Da Arbeit stehen. Projekte zur Entwicklung des Freistaates Thüringen 2. Forschung und Entwicklung (FuE) mit öffentlichen (Mittel der EU, des Bundes, des . Landes) und privaten Mitteln kofinanziert werden, 3 % des Bruttoinlandsprodukt (im Fol- ist es zudem wichtig Bundesprogramme und Förder- genden BIP) der EU sollen für Forschung richtlinien vorzustellen. Diese sind die Städtebauför- und Entwicklung aufgewendet werden. derung des Bundes und vier kooperationsbetreffende 3. Klimawandel und nachhaltige Energiewirt- Thüringen Richtlinien. schaft Ziel ist ein Gesamtüberblick über Instrumente zur . Verringerung der Treibhausgasemissio- Beschaffung von Fördermitteln für eine potentielle nen um 20 % (oder sogar um 30 %, so- REGIONALE Thüringen. fern die Voraussetzungen hierfür gegeben sind) gegenüber 1990; 3.1 Regionalpolitik der EU . Erhöhung des Anteils erneuerbarer Ener- gien auf 20 %; . Steigerung der Energieeffizienz um 20 %. 3.1.1 Strategien und Ziele der Regionalpolitik 4. Bildung Die Regionalpolitik der Europäischen Union . Verringerung der Quote vorzeitiger beruht auf dem Investitionsprinzip bzw. Förde- Schulabgänger auf unter 10 %; rung von Regionen zum Ausgleich von regionalen Unterschieden und damit zur Stärkung der EU im Allgemeinen. Dazu wurde im März 2000 die Seite | 20 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

. Steigerung des Anteils der 30- bis 34- Hochgeschwindigkeits-Internetzugang, Schulung Jährigen mit abgeschlossener Hochschul- und die Schaffung von Arbeitsplätzen (vgl. ebd.). bildung auf mindestens 40 %. Das zweite Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit 5. Bekämpfung von Armut und sozialer Aus- und Beschäftigung“ setzt speziell auf die Förde- grenzung rung der Wettbewerbsfähigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zudem ist die Steigerung der . Die Zahl der von Armut und sozialer Attraktivität der Regionen für Unternehmen und Ausgrenzung betroffenen oder bedrohten Investoren ein Teilziel. Dieses zweite Ziel betrifft Menschen soll um mindestens 20 Millio- alle Regionen in Europa, bei denen das Konver- nen gesenkt werden (vgl. Europäische genzziel nicht zum Tragen kommt (75 % Regel). Union, 2012b). Es soll reicheren Regionen helfen, noch bessere Leistungen zu erzielen, um so einen Dominoef- 3.1.2 EU-Förderperiode 2007 bis 2013 fekt für die gesamte EU auszulösen. Des Weiteren soll es eine ausgewogenere Entwicklung in diesen Zur Umsetzung dieser Kernziele setzt die Regio- Regionen anregen, indem z.B. verbleibende Ar- nalpolitik der EU auf Investitionspolitik im Rah- mutsinseln beseitigt werden. Einige Regionen, die men einer Vergabe von Fördermitteln. Diese früher unterhalb des Schwellenwerts von 75 % Investitionspolitik beinhaltet wiederum drei Ziele: lagen, erhalten zusätzliche Mittel, um sie dabei zu . Konvergenz - Solidarität zwischen den unterstützen, sich auf ihr neues Ziel auszurichten. Regionen, Diese Regionen werden in der aktuellen Förder- periode noch als Regionen mit Phasing-in- . Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Be- Förderung bezeichnet. Von den genannten schäftigung sowie Merkmalen innerhalb des Ziels „Regionale Wett- . Europäische territoriale Zusammenarbeit (vgl. Europäische Union, 2012c). Das erste Ziel „Konvergenz - Solidarität zwischen den Regionen“ hat das Ziel regionale Unter- schiede in Europa zu verringern. Dabei werden bisher Regionen mit Pro-Kopf- Bruttoinlandsprodukt (im Folgenden BIP) unter 75 % des EU-Durchschnitts unterstützt, um so eine Angleichung mit besser gestellten Regionen zu erzielen. Einige Regionen, die vor den beiden letzten Erweiterungen schon der EU angehörten, liegen nun oberhalb des Schwellenwerts von 75 %. Der Grund dafür ist die Verkleinerung des durchschnittlichen BIP in der EU seit dem Bei- tritt der neuesten Mitgliedsländer. Bis 2013 gibt es weiterhin Hilfe für diese (auslau- fenden) Regionen, welche auch als Regionen mit Legende Phasing-out-Förderung bezeichnet werden. 99 Konvergenzregionen Regionen in der EU und 170 Millionen Europäer Phasing-out-Regionen betrifft die Unterstützung. Der Gesamtbetrag der Förderung beläuft sich dabei auf 283,3 Milliarden Phasing-in-Regionen Euro, was 81,5 % des Gesamthaushalts beträgt. Regionen Wettbewerb und Beschäftigung Finanzierte Projekte sind vor allem die Verbesse- Abb. 10: Deutschland: Förderfähige Gebiete unter den rung der grundlegenden Infrastruktur, Hilfe für Zielen Konvergenz und Regionale Wettbewerbsfähigkeit Unternehmen, Wasser- und Abfallbehandlung, und Beschäftigung (Quelle: Europäische Union 2012d)

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bewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ sind insge- Strukturfonds Ziele samt 172 Regionen und 330 Millionen Europäer und -instrumente betroffen. Der Gesamtbetrag beläuft sich auf 55 Milliarden Euro, was 16 % des Gesamthaushalts Kohäsions- beträgt. Vor allem die Entwicklung eines sauberen Konvergenz EFRE ESF fonds Verkehrswesens, die Unterstützung für For- schungszentren, Hochschulen, kleine und Start- Regionale Wettbe- up-Unternehmen, Schulungen und die Schaffung werbsfähigkeit und EFRE ESF von Arbeitsplätzen werden in Projekten gefördert Beschäftigung (vgl. ebd.). Europäische Terri- Das dritte Ziel ist die „Europäische territoriale toriale Zusammen- EFRE Zusammenarbeit“, welche auf die Anregung arbeit grenzübergreifender Zusammenarbeit zwischen Abb. 11: Ziele, Strukturfonds und -instrumente 2007 – Ländern oder Regionen, die ohne Unterstützung 2013 der EU-Fördertöpfe durch die Kohäsionspolitik nicht zustande kom- (Quelle: eigene Darstellung nach Europäische Union men würde, abzielt. Die betreffenden Summen 2012c) sind gegenüber den beiden ersten Zielen sehr gering. Von diesem Ziel sind alle Regionen und EFRE somit über 500 Millionen Europäer betroffen. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung Der Gesamtbetrag beläuft sich auf 8,7 Milliarden Euro, was nur 2,5 % des Gesamthaushalts beträgt. Der EFRE hat das primäre Ziel die wirtschaftli- chen und sozialen Differenzen innerhalb der EU Die Art der finanzierten Projekte sind u. a. verteil- zu verringern, umso die Ungleichheiten zwischen te Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, Risi- den einzelnen Regionen abzubauen. Er finanziert koschutz, Verbesserung der direkte Hilfen bei Investitionen von Unterneh- Verkehrsverbindungen sowie Aufbau von Netz- men (besonders kleine und mittlere Unternehmen werken zwischen Hochschulen und Forschungs- (im Folgenden KMU)) zur Schaffung einer dau- einrichtungen (vgl. ebd.). erhaften Beschäftigung. Zudem werden Infra- In der folgenden Übersicht, werden die Ziele und strukturausgaben, insbesondere im die jeweils betreffenden Strukturfonds dargestellt. Zusammenhang mit Forschung und Innovation, Telekommunikation, Umwelt, Energie und Transport finanziert. Dazu kommen Beihilfen für 3.1.3 Strukturfonds und -instrumente die regionale und lokale Entwicklung und Förde- rung der Zusammenarbeit zwischen Städten und Die Regionalpolitik der EU wird über drei be- Regionen sowie technische Hilfsmaßnahmen. Der deutsame Fonds finanziert, welche zur Erreichung EFRE berücksichtigt dabei in besonderem Maße der drei Hauptziele eingesetzt werden können: territoriale Besonderheiten. Mit EFRE- . ERRE - Europäischer Fonds für regionale Maßnahmen sollen wirtschaftliche und soziale Entwicklung Schwierigkeiten, aber auch Umweltprobleme in . ESF - Europäischer Sozialfonds den Städten bekämpft und Gebiete mit benach- teiligter Lage sowie Randlage verstärkt gefördert . Kohäsionsfonds werden (vgl. Europäische Union, 2012e). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Techno- logie verwaltet dabei die Deutschland zustehen- den Mittel. Fondsverwalter in Thüringen ist das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie (vgl. Europäische Union, 2012f). Seite | 22 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Durch die Abdeckung aller drei Ziele der EU- tionsfonds umbenannt. Dies ist ein Signal und Regionalpolitik hat dieser eine herausragende soll dazu beitragen, dass die europäische Struktur- Bedeutung für die Regionalentwicklung. politik nicht mehr nur als Umverteilungs- und Transferpolitik verstanden wird, sondern als Wachstums- und Investitionspolitik. Gießkan- ESF nenprinzip und Förderung von Basisinfrastruktu- Europäischer Sozialfonds ren sollen stark eingeschränkt werden, jedoch gibt es noch Widerstände seitens des Europäischen Der ESF zielt auf die Verbesserung der Beschäfti- Parlaments (vgl. Scholze 2013: 9). gungssituation in der EU ab. Mittel werden dabei zur Erreichung der Ziele „Konvergenz“ und „Re- Für die Ausgestaltung der Operationellen Pro- gionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ gramme ist in der neuen Förderperiode der Art. 9 vergeben. Die Projekte, die durch den ESF finan- der Allgemeinen Verordnung maßgebend, da ziert werden, sind u.a. die Anpassungsmaßnah- dieser die elf thematischen Förderziele enthält. men von Arbeitnehmern und Unternehmen, die Diese sind wiederum in die drei Leitziele der EU- Förderung des Zugangs von Arbeitssuchenden, ROPA-2020-Strategie untergliedert (vgl. ebd.): die soziale Eingliederung benachteiligter Perso- „Intelligentes Wachstum nen, die Stärkung des Humankapitals durch die 1. Forschung und Innovation, Reform von Bildungssystemen und die Vernet- zung von Bildungs-einrichtungen (vgl. ebd.). 2. Informations- und Wettbewerbstechno- logie (IKT), 3. Wettbewerbsfähigkeit von KMU, Der Kohäsionsfonds wird im Rahmen der Arbeit nicht betrachtet, da er für das Thema und den Nachhaltiges Wachstum Untersuchungsraum keine Relevanz besitzt. 4. Umstellung auf eine CO2-arme Wirt- schaft, 3.1.4 Neuerungen der EU-Förderperiode 2014 5. Anpassung an den Klimawandel sowie bis 2020 Risikoprävention, Mit der neuen EU-Förderperiode 2014 bis 2020 6. Umweltschutz und Ressourceneffizienz, gehen auch Veränderungen der Strukturpolitik 7. Verkehr, Engpässe in zentralen Netzinfra- der EU einher. Ein bedeutender Kommissionsvor- strukturen, schlag ist die Regelung, dass alle Fonds, Ressort- grenzen übergreifend, unter einem Dach mit Integratives Wachstum gemeinsamen Regeln, Abrechnungsmodi und 8. Beschäftigung und Arbeitskräftemobili- Grundprinzipien zusammengefasst werden. Dazu tät, zählen der EFRE, der Kohäsionsfonds, der ESF, der Europäische Landwirtschaftsfonds für die 9. Soziale Eingliederung und Armutsbe- Entwicklung des ländlichen Raumes (im Folgen- kämpfung, den ELER) und der Europäische Meeres- und 10. Bildung, Qualifikationen und lebenslan- Fischereifonds (EMFF). Dieser Vorschlag würde ges Lernen, es den Bundesländern ermöglichen über Multi- 11. Aufbau der institutionellen Kapazitäten funktionsprogramme Synergieeffekte beim Ein- und einer effizienten öffentlichen Verwal- satz von Mitteln zu schaffen (vgl. Schroedter tung“ (Scholze 2013: 9). 2013: 5). Auch bei der Bindung von Mitteln gibt es Ände- Weitere wichtige Änderungen spiegeln sich im rungen. Die bisherige Bindung von Mitteln an generellen Wandel der Förderphilosophie wider. einen von der Kommission festgelegten Maß- So wurden die Europäischen Struktur- und Kohä- nahmenkatalog wurde verändert. Den Regionen sionsfonds in Europäische Struktur- und Investi- steht es jetzt frei, wie sie ihre Ziele erreichen wol- STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 23

len. Reichere Regionen sind jedoch stärker ver- . Ermöglichung von Aus- und Weiterbil- pflichtet, ärmere Regionen haben mehr Spiel- dung, raum. Zu den weniger und stärker entwickelten . Verstärkung der soziale Inklusion und Regionen wird in der neuen Förderperiode eine Armutsbekämpfung (vgl. ebd.). Übergangskategorie eingeführt. Unter diese Kate- gorie fallen dann alle Regionen, die ein BIP von Bei der Ausgestaltung der europäischen Struktur- 75 % bis 90 % des EU-Durchschnitts haben (vgl. und Kohäsionspolitik setzt man für die Zukunft Schroedter 2013: 6). Somit ersetzen die Über- auf eine Stärkung des Partnerschaftsprinzips. So gangsregionen die Phasing-in- und Phasing-out- werden derzeit auf nationalstaatlicher Ebene Part- Regionen. Alle deutschen Regionen zählen zu den nerschaftsvereinbarungen zwischen EU- stärker entwickelten oder Übergangsregionen (vgl. Mitgliedstaaten und der Kommission erarbeitet. ebd.: 7). Speziell für die ostdeutschen Bundeslän- Diese sollen die bisher geltenden Nationalen Stra- der bedeutet dieser Übergang in die Übergangska- tegischen Rahmenpläne (NSRP) ablösen. So wird tegorie eine Verringerung des der Rahmen der jeweiligen nationalen Förderstra- Gesamtfördervolumens auf zwei Drittel der bishe- tegie dann durch diese Partnerschaftsvereinbarun- rigen Summe (vgl. Scholze 2013: 8). gen festgelegt. Die Ausgestaltung der länder- und fondsspezifischen Operationellen Programme Direkt bei den Fonds verändern sich teilweise die beinhaltet jedoch weiterhin einen großen Hand- Ausrichtungen. So wird der EFRE inhaltlich auf lungsspielraum, da die Partnerschaftsvereinbarun- die soziale Infrastruktur und die Gesundheits- gen lediglich grobe Linien der Förderstrategie und Bildungsinfrastruktur erweitert. Neu ist auch vorgeben (vgl. Scholze 2013: 8). die Konzentration der Mittel auf thematische Prioritäten der EUROPA-2020-Strategie (vgl. Schroedter 2013: 6). Die Verpflichtung zur Kon- 3.1.5 Operationelles Programm Thüringen zentration der Mittel hängt dann von der jeweili- gen Entwicklungskategorie der Region ab (BIP im Durch den föderalen Staatsaufbau Deutschlands Vergleich zum EU-Durchschnitt). Der vom Eu- erhalten die Länder den größten Teil der für ropäischen Parlament geänderte Vorschlag gibt Deutschland verfügbaren Gelder aus den Struk- eine Zielbindung für stärker entwickelte Regionen turfonds der EU. Die Länder entwickeln somit von 80 %, für Übergangsregionen 60 % und für nach den EU-Verordnungen ihre Förderpro- weniger entwickelte Regionen 50 % vor. Die gramme und die Projekte bewerben sich für die Zielbindung konzentriert sich dabei auf nur drei Gelder. Als Voraussetzung dafür fordern die EU- von elf EU-Prioritäten für alle Strukturfonds (vgl. Verordnungen umfassende Programmplanungen ebd.: 7): zu den Schwerpunkten der regionalen Entwick- lung von den Landesregierungen (vgl. Schroedter . „Stärkung von Forschung, technologi- 2013: 5). Diese bilden die „Operationellen Pro- scher Entwicklung und Innovation gramme“, welche von den Mitgliedstaaten als . Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit klei- Antrag mit dem Ziel eingereicht werden, För- ner und mittlerer Unternehmen dermittel aus den europäischen Strukturfonds zu erhalten. In den nationalen oder regionalen Ope- . Förderung der Bestrebung zur Verringe- rationellen Programmen werden spezifische För- rung der CO2-Emissionen in allen Bran- derschwerpunkte vorgeschlagen und von chen der Wirtschaft einschließlich dem Begleitausschüssen geprüft und bewilligt. Die Verkehr“ (ebd.). Verwendung und Weitergabe der bewilligten Beim Europäischen Sozialfonds gibt es für die Gelder darf dabei allerdings nur nach bestimmten neue Förderperiode künftig vier thematische Bedingungen erfolgen, welche in den Operatio- Schwerpunkte: nellen Programmen festgelegt sind (vgl. Bank für Sozialwirtschaft AG, 2013). . Verbesserung der Beschäftigungsmög- lichkeiten für Menschen, Im Rahmen des Operationellen Programm Thü- ringens stellt die Europäische Gemeinschaft für . Zugang zu Bildung, Seite | 24 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

die Förderperiode 2007 - 2013 Fördermittel im Durch das Auslaufen der aktuellen Förderperiode Rahmen des Ziels der „Konvergenz“ zu Verfü- 2013 und des noch in der Erstellung befindlichen gung (Europäische Union, 2012g). Insgesamt Konzepts für die Strukturpolitik der EU 2014 bis beträgt die Summe rund 1,97 Milliarden Euro, 2020 können keine Aussagen zu Auswirkungen welche sich aus einer gemeinschaftlichen Förde- auf eine mögliche REGIONALE Thüringen ge- rung aus dem EFRE (1,48 Milliarden Euro) und troffen werden. Jedoch wird die Bereitstellung einem nationalen, öffentlichen Beitrag ergibt. nach bisherigem Kenntnisstand vereinfacht. Thüringen erhält damit über die gesamte Förder- periode 5,6 % der gesamten EU-Fördermittel für Deutschland. 3.2 Förderung der regionalen Ent- Die Ausgangssituation für das Zustandekommen wicklung/Kooperation in Thü- dieser Förderung ist das Pro-Kopf-BIP von 73 % ringen des EU-Durchschnitts und der damit verbunde- nen Kategorisierung Thüringens als Konvergenz- region. Das Ziel des Operationellen Programms 3.2.1 Städtebauförderung des Bundes Thüringen ist die Unterstützung eines nachhalti- Die Städtebauförderung des Bundes umfasst ein gen Wirtschaftswachstums in Thüringen durch breites Spektrum an Programmen, welches Länder Förderung von Innovationen, Forschung und und Kommunen mit Finanzmitteln bei der Be- technologischer Entwicklung, aber auch die För- wältigung von städtebaulichen Missständen und derung von Kapitalinvestitionen, Werbemaß- Funktionsverlusten unterstützt. Diese Programme nahmen für attraktive Regionen und die können für die Projektumsetzungen bei Städte- Gewährleistung ökologischer Nachhaltigkeit. Des partnerschaften sowie Kooperationsprojekten Weiteren soll Wohlstand geschaffen, regionale angewandt werden. Grundlegend sind die Vo- Unterschiede abgebaut und die Lebensqualität der raussetzungen über die Gewährung von Finanz- Menschen in der Region verbesset werden. Die hilfen des Bundes. Die Länder richten sich nach Fördermittel dienen aber vor allem dazu Thürin- Artikel 104 b des Grundgesetzes, welcher eine gens wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu Verwaltungsvereinbarung zur Förderung städte- stärken und den Übergang zu einer wissensbasier- baulicher Maßnahmen veranlasst und somit die ten Wirtschaft zu erleichtern. Diese Ziele waren Städtebauförderung regelt (vgl. BMVBS 2013: somit an die „Lissabon-Strategie“ geknüpft. Das 1ff.). Operationelle Programm Thüringens gliedert sich in folgende fünf Prioritätsachsen: . Prioritätsachse 1: Bildung, Forschung 3.2.2 Thüringer Richtlinien und Entwicklung, Innovation (ca. 31,1 Zudem werden vom Bundesland Thüringen fort- % der gesamten Fördermittel), führende, ergänzende Festsetzungen und Richtli- . Prioritätsachse 2: Steigerung der Wett- nien erlassen, um nicht nur die bewerbsfähigkeit der Wirtschaft (ca. 37,8 Projektumsetzungen zu fördern, sondern auch die % der gesamten Fördermittel), nichtintensiven Leistungen für Kooperationen finanziell zu unterstützen. Hierfür hat der Frei- . Prioritätsachse 3: Nachhaltige Regional- staat Thüringen derzeit folgende Richtlinien erlas- und Stadtentwicklung (ca. 14,6 % der sen: gesamten Fördermittel), . Prioritätsachse 4: Schutz und Verbesse- rung der Umwelt (ca. 15,2 % der gesam- ten Förder-mittel), . Prioritätsachse 5: Technische Hilfe (ca. 1,3 % der gesamten Fördermittel) (vgl. ebd.). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 25

Richtlinien zur Förderung städtebaulicher Entwicklungen berücksichtigen (vgl. ebd.). „Die Maßnahmen (Thüringer Städtebauförderungs- Thüringer Städtebauförderung folgt dem Prinzip richtlinien – im Folgenden ThStBauFR) des der durchgängigen Gleichstellungsorientierung. Thüringer Ministeriums für Bau, Landesent- Die Umsetzung erfolgt durch Prüfung der Einhal- wicklung und Verkehr tung und Chancen-gerechtigkeit der Geschlechter bei relevanten Vorhaben im Rahmen der Bewilli- Wie bereits im Kapitel 3.2.1 erläutert, werden die gung“ (ebd.). Voraussetzungen über die Gewährung von Fi- nanzhilfen des Bundes an die Länder nach Artikel 104 b des Grundgesetzes zur Förderung städte- Thüringer Richtlinie zur Förderung der Regi- baulicher Maßnahmen in der jährlich erscheinen- onalentwicklung des Ministeriums für Bau den Verwaltungsvereinbarung der und Verkehr Städtebauförderung geregelt (vgl. ebd.). Beiläufig werden von den Ländern präzise und ergänzende Die Richtlinie des Freistaats Thüringen, veröf- Festsetzungen erlassen. So hat der Freistaat Thü- fentlicht durch das Ministerium für Bau, Landes- ringen „Richtlinien zur Förderung städtebaulicher entwicklung und Verkehr, zur Förderung der Maßnahmen“ aufgesetzt. Diese ThStBauFR basie- Regionalentwicklung unterstützt die Umsetzung ren auf die Festsetzungen der Verwaltungsverein- von Regionalplänen sowie Landesentwicklungs- barung auf Bundesebene und wurden im plänen, mit dem Ziel einer gestaltenden Regional- Thüringer Staatsanzeiger Nr. 27/2008 veröffent- und Raumentwicklung im Landesgebiet Thürin- licht (vgl. Thüringer Innenministerium 2008: gen (vgl. TMBLV 2012: 808). 1017). Demgemäß gewährt der Freistaat, im Ziel der Förderung ist es, interkommunale Ko- Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel, den operationen zu unterstützen, die einen Beitrag zur Städten und Gemeinden verschiedene Städtebau- Umsetzung von raumordnerischen Maßnahmen fördermittel des Bundes und des Landes sowie des der Regional- und Landesplanung leisten. Dabei EFRE und des ELER (vgl. ebd.: 1017), um Mittel sollte eine weiterführende Kooperation nach Be- für Fördermaßnahmen zu gewähren. Dies bewirkt endigung der Förderung sowie die Möglichkeit gemäß § 164 b Absatz 1 Baugesetzbuch (im Fol- einer Übertragbarkeit durchgeführter Maßnah- genden BauGB) der Vertrag der Verwaltungsver- men auf andere Kooperationsräume angestrebt einbarung zwischen Bund und Ländern werden (vgl. ebd.). (Grundvoraussetzung). Die weiteren Rechts- grundlagen zum besonderen Städtebaurecht sind Die Förderung unterliegt dabei folgenden Rechts- im BauGB unter folgenden Paragraphen be- grundlagen: schrieben: . Thüringer Landeshaushaltsordnung . §§ 136 - 164 b BauGB, (ThürLHO) und deren Verwaltungsvor- schriften, . §§ 165 - 171 BauGB, . Thüringer Haushaltsgesetz (vgl. ebd.). . §§ 171 a - 171 d BauGB, Förderfähig sind u.a. die folgenden nichtinvesti- . § 171 e BauGB, §172 BauGB, ven Leistungen: . § 177 BauGB (vgl. ebd.: 1019). . Konzeptionen für die: In den allgemeinen Förderbestimmungen der o Erstellung, Weiterentwicklung ThStBauFR ist festgelegt, dass mit Hilfe der Städ- oder Abänderung von REK; tebauförderung die städtebaulichen Missstände und Mängel behoben werden sollen (vgl. ebd.). o Unterstützung und Stärkung Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zentralörtlicher Funktionen; soll sich der Hauptschwerpunkt auf die Erhaltung o Erstellung regionaler Entwick- und Verbesserung der natürlichen Lebensgrund- lungs- und Anpassungsstrategien, lage konzentrieren und hierbei die grundlegenden Strukturveränderungen und die demographischen Seite | 26 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

vor allem in Gebieten mit be- Richtlinie des Freistaats Thüringen für die sonderen Entwicklungsaufgaben; Gewährung von Zuwendungen aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regi- Sicherstellung und Ausbau von o onalen Wirtschaftsstruktur“ (im Folgenden Infrastrukturfunktionen; GRW) des Ministeriums für Wirtschaft, o Erstellung von interkommunalen Technologie und Arbeit Energie- und Klimaschutzkon- GRW-Richtlinie gewährt Zuwendungen für die zepten; Entwicklung wirtschaftsnaher Infrastrukturen, o Entwicklung von interkommu- soweit diese erforderlich sind (vgl. TMWAT nal erarbeiteten Maßnahmen; 2009: 2). . Umsetzung prioritärer Maßnahmen eines Die Förderung unterliegt dabei den folgenden regionalen Kooperationsprozesses zur Si- Rechtsgrundlagen: cherung der Daseinsvorsorge sowie im . Recht der Europäischen Gemeinschaft Rahmen der interkommunalen Energie- über die Strukturförderung, und Klimaschutzkonzepte; . Grundgesetzbuch, . Machbarkeitsstudien, Standortuntersu- chungen sowie Wirtschaftlichkeitsbefra- . Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe gungen zur Umsetzung energiepolitischer „Verbesserung der regionalen Wirt- Ziele, zur Realisierung des nachhaltigen schaftsstruktur“ (GRW-Gesetz, kurz Flächenmanagements und der Gestaltung GRWG), umweltfreundlicher Infrastruktur; . GRW- Rahmenplan (Grundlage des . Vorbereitung von nationalen und trans- GRW-Gesetzes), nationalen Projektanträgen (vgl. ebd.). . Thüringer Verwaltungsverfahrensgesetz, Nicht förderfähig sind dabei Personal- und Sach- . Thüringer Landeshaushaltsordnung ausgaben sowie Ausgaben der Geldbeschaffung. (ThürLHO) vom 19. September 2000 Die Richtlinie kann allerdings durch weitere För- und deren Verwaltungsvorschriften (vgl. derprogramme von EU, Bund und Land erweitert ebd.: 2f.). werden. Die Fördersumme beträgt grundsätzlich insgesamt 70 % der zuwendungsfähigen Kosten, Förderfähig sind dabei u.a.: jedoch einmalig maximal 80.000 Euro (vgl. ebd.: . die Erschließung von Gewerbe- und In- 809). Die Voraussetzung einer solchen Zuwen- dustriegeländen sowie deren Wiederher- dung ist die grundsätzliche Sicherstellung der stellung und Anbindung an das Gesamtfinanzierung durch den Zuwendungsemp- öffentliche Verkehrsnetz, fänger. Zudem dürfen die Maßnahmen nicht . durch den Empfänger erbracht werden, sondern die Errichtung oder der Ausbau von durch eine Vergabe der entsprechenden Aufträge Energieversorgungsleitungen- und - an Dritte (vgl. ebd.). verteilungsanlagen sowie Wasserversor- gungsleistungen und -verteilungsanlagen für das anzusiedelnde Unternehmen, . Maßnahmen zur Geländeerschließung für öffentliche Tourismuseinrichtungen . Regionalmanagement-Vorhaben für strukturschwache Regionen, . Regionen die über ein funktionierendes Regionalmanagement oder/und tragfähi- ges integriertes REK verfügen (vgl. ebd.: 4ff.). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 27

Falls eine Förderung im Sinne der letzten zwei die förderfähigen, investiven Maßnahmen diffe- Punkte erfolgt, muss das Regionalbudget für die renziert und aufgezeigt. Verbesserung regionaler Kooperationen, Mobili- sierung regionaler Wachstumspotenziale, Initiie- rung regionaler Wachstumsprozesse, Marketing Dorferneuerung und -entwicklung einschließlich der Region sowie allgemeine Stärkung regionsei- dorfgemäßer Gemeinschaftseinrichtungen: gener Kräfte verwendet werden (vgl. ebd.: 8f.). Förderungsfähig sind Aufwendungen für die Die Förderung durch ein Regionalbudget kann Dorferneuerung und -entwicklung ländlich ge- bis zu 300.000 Euro pro Jahr betragen (vgl. ebd.: prägter Orte zur Erhaltung und Gestaltung des 13ff.). dörflichen Charakters. Zusätzlich werden Maß- Der Träger einer solchen Fördermaßnahme ist nahmen zur Sicherung und Weiterentwicklung hierbei im vollen Umfang für die Maßnahme dorfgemäßer Gemeinschaftseinrichtungen sowie verantwortlich und haftet gegenüber dem Subven- der dazu erforderlichen Dorfentwicklungsplanun- tionsgeber (vgl. ebd.: 10). Die Voraussetzungen gen und -konzepte gefördert. Die Förderhöhe einer entsprechenden Zuwendung sind neben der beträgt bis zu 65 % der förderfähigen Ausgaben Bewilligung des Vorhabens und dem Nachweis bei Gemeinden und Gemeindeverbänden bis zu einer gesicherten Gesamtfinanzierung auch der 35 % der förderfähigen Ausgaben bei natürlichen Nachweis einer angemessenen Eigenleistung. Dies Personen und Personengesellschaften sowie juris- entspricht mindestens 10 % der förderfähigen tischen Personen des privaten Rechts. Für die Kosten (vgl. ebd.: 12f.). Finanzierung innovativer und/oder besonders raumwirksamer Projekte können die Fördersätze um bis zu 10 % erhöht werden. Eine Förderhöhe Förderung der integrierten ländlichen Ent- bis zu 100 % kann für Vorarbeiten bei besonders wicklung des Thüringer Ministeriums für innovativen Vorhaben von landesweitem Interesse Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Natur- gewährt werden. Maßnahmen mit zuwendungs- schutz fähigen Ausgaben unter 7.500 Euro werden nicht bezuschusst (vgl. ebd.: 5ff). 1. Integrierte ländliche Entwicklungskon- zepte (im Folgenden ILEK) Bei der Erarbeitung von ILEK können bis zu 75 Ländliche Infrastruktur: % der förderfähigen Ausgaben gefördert werden. Förderungsfähig sind Aufwendungen für den Der Zuschuss je Konzept beträgt dabei einmalig ländlichen Charakter angepasste Infrastruktur- bis zu 50.000 Euro. Maßnahmen mit einem Kos- maßnahmen, insbesondere zur Erschließung der tenvolumen unter 10.000 Euro werden nicht landwirtschaftlichen oder touristischen Entwick- bezuschusst (vgl. TMLFUN, 2011: 2). lungspotenziale. Darüber hinaus sind infrastruk- 2. LEADER turelle Aufwendungen (Leitungsanlagen) zur dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Ener- Für das Betreiben der LEADER-RAG (regionale gien förderfähig. Aufwendungen von Maß- LEADER Aktionsgruppe) können bis zu 100 % nahmen (Ausgaben mind. 7.500 Euro) in Orten der Ausgaben gefördert werden. Ausgaben für das mit mehr als 10.000 Einwohnern sind dabei nicht LEADER-Management können bis zu 75 % ge- förderfähig. Der Umfang der jeweiligen Förde- fördert werden. Die maximale Förderhöhe beträgt rung beträgt bis zu 65 % der förderfähigen Aus- dabei 90.000 Euro jährlich (vgl. ebd.: 3ff.). gaben bei Gemeinden bzw. Gemeindeverbänden 3. Investive Maßnahmen und bis zu 35 % bei natürlichen Personen und Förderfähig sind investive Maßnahmen sowie Personengesellschaften sowie juristischen Perso- deren Vorbereitung und Begleitung im Zusam- nen des privaten Rechts (vgl. ebd.: 9). menhang mit land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten und deren Umstellung sowie Tätig- keiten im ländlichen Raum. Nachfolgend werden Seite | 28 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Schutzpflanzungen: 3.3 Regionale Strukturpolitik Förderungsfähig sind Aufwendungen für die An- „In einer dezentral organisierten Wirtschaftsord- lage von Schutzpflanzungen und vergleichbaren nung wie der in der Bundesrepublik Deutschland, landschaftsverträglichen Anlagen im Zusammen- basierend auf der freien Wirtschaftsplanung von hang mit der Land- und Forstwirtschaft. Maß- Individuen, entscheidet grundsätzlich der Markt nahmen in Orten mit mehr als 10.000 über die räumliche Verteilung ökonomischer Einwohnern oder naturschutzrechtliche Aus- Aktivitäten. Der Staat wird hier nur dann korri- gleichs- und Ersatzmaßnahmen sind nicht förde- gierend eingreifen, wenn die Marktergebnisse rungsfähig (vgl. ebd.: 10). nicht mit gesellschaftlichen Leitbildern überein- stimmen. Nur beim Vorliegen einer solchen Di- vergenz ist regionale Strukturpolitik sinnvoll. Sie Flurneuordnung: lässt sich ökonomisch und außerökonomisch Aufwendungen für die Neuordnung ländlichen begründen“ (Eckey 2005: 934). Grundbesitzes und die Gestaltung des ländlichen Die regionale Strukturpolitik stellt die Schnitt- Raums zur Verbesserung der Agrarstruktur wer- menge von Raumordnungs- und Wirtschaftspoli- den gefördert. Die Förderung beträgt bis zu 70 % tik dar. Zugehörig sind alle Handlungen, welche der zuwendungsfähigen Ausführungskosten. „darauf abzielen, die Struktur einer Volkswirt- Dient die Flurbereinigung der Umsetzung eines schaft anders zu gestalten, als sie sich aufgrund des ILEK oder einer vor dem 01.01.2007 abgeschlos- marktwirtschaftlichen Prozesses ergeben hätte. senen vergleichbaren Planung oder im Rahmen Strukturpolitische Maßnahmen bestehen also in des Schwerpunktes LEADER, kann der Förder- einer bewussten Beeinflussung der relativen Be- satz um bis zu zehn Prozentpunkte erhöht wer- deutung von Regionen innerhalb einer Volkswirt- den. Maßnahmen mit zuwendungsfähigen schaft“ (ebd.: 933f.). Ausgaben unter 7.500 Euro werden nicht bezu- schusst (vgl. ebd.: 12). 3.3.1 Träger der regionalen Strukturpolitik Kooperation und Umnutzung: Grundsätzlich kann jeder Akteur, in dessen Kom- petenz es liegt, standortrelevante Faktoren zu Förderungsfähig sind Aufwendungen für die Ko- beeinflussen, ein Träger der regionalen Struktur- operation von Land- und Forstwirten mit anderen politik sein (vgl. ebd.: 935). Partnern im ländlichen Raum zur Einkommens- diversifizierung oder Schaffung zusätzlicher Be- In der Regel beschränkt es sich jedoch auf die schäftigungsmöglichkeiten. Weiterhin werden Träger öffentlicher Belange. Gemäß dem Verwal- Maßnahmen land- und forstwirtschaftlicher Be- tungsaufbau in der Bundesrepublik wird zwischen triebe zur Umnutzung ihrer Bausubstanz geför- EU, Bund, Land, Region und Gemeinden unter- dert. Für die Finanzierung der Maßnahmen schieden (vgl. ebd.: 935ff.). „Diese betreiben regi- können Zuschüsse in Höhe von bis zu 35 % der onale Strukturpolitik im Rahmen der förderfähigen Ausgaben gewährt werden. Dabei europäischen Strukturfonds, der Gemeinschafts- kann sich die Förderhöhe um bis zehn % erhöht aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- werden, wenn es sich um innovative und/oder schaftsstruktur“ und der Kommunalen besonders raumwirksame Projekte handelt. Die Wirtschaftsförderung (kommunale Wirtschaftspo- Gesamtsumme der Beihilfen darf in einem Zeit- litik). Zur Vermeidung von Effizienzverlusten ist raum von drei Steuerjahren 200.000 Euro nicht es zweckmäßig und notwendig, diese unterschied- übersteigen. Aufwendungen von Maßnahmen lichen Ebenen sinnvoll miteinander zu vernetzen (Ausgaben mind. 7.500 Euro) in Orten mit mehr und ihre Maßnahmen aufeinander abzustimmen“ als 10.000 Einwohnern sind dabei nicht förderfä- (ebd.: 937). hig (vgl. ebd.: 13ff). STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 29

3.3.2 Grundsatzentscheidungen ordnungspolitischen Variante sind die Regionen und Gemeinden, die ihre Position im interregio- Um eine zielgerichtete regionale Strukturpolitik nalen Wettbewerbsprozess zu verbessern suchen. betreiben zu können, ist es erforderlich, in den Der Staat beschränkt sich weitgehend auf die konzeptionellen Anfangsüberlegungen diverse Setzung ordnungspolitischer Rahmenbedingun- Grundsatzentscheidungen zu treffen. Im Folgen- gen, die für einen fairen, d. h. leistungsgerechten den wird eine beispielhafte Darstellung häufig Wettbewerb zwischen den Regionen erforderlich aufkommender Fragestellungen aufgezeigt: sind; hierzu zählt u. a. das Subsidiaritätsprinzip, nach dem eine höhere Ebene eine Aufgabe nur „Politik für die Regionen“ versus „Politik der dann übernehmen darf, wenn sie von einer unte- Regionen“ ren Ebene nicht erfüllt werden kann, sowie die Übereinstimmung von Kompetenz- und Verant- „Die Politik für die Regionen wird auch als pro- wortungsbereich. Ein interregionaler Finanzaus- zesspolitische oder interventionistische Variante gleich in der Bundesrepublik Deutschland trägt der regionalen Strukturpolitik, die „Politik der dafür Sorge, dass es nicht zu einer zu starken Un- Regionen“ auch als ordnungspolitische Variante terschiedlichkeit der Lebensbedingungen in den bezeichnet. Im Rahmen einer ordnungspoliti- Wirtschaftsräumen einer Volkswirtschaft kommt. schen Variante vollzieht sich regionale Struktur- politik dezentral in einem Konzept Der ordnungspolitischen steht eine prozesspoliti- konkurrierender Regionen. Wirtschaftsräume sche Variante gegenüber. In ihr geht der Staat von stehen danach in einem interregionalen Wettbe- bestimmten Leitvorstellungen für die einzelnen werbsprozess, in dem sie nur dann bestehen kön- Regionen aus und versucht, sie durch ein geeigne- nen, wenn sie am Markt nachgefragte Güter und tes Instrumentarium durchzusetzen. Die Kompe- Dienstleistungen zu akzeptablen Preisen und in tenz der regionalen Strukturpolitik liegt damit hinreichender Qualität anbieten. Sie werden sich weitgehend beim Staat und nicht bei den Regio- dabei vernünftigerweise auf die Herstellung von nen und Gemeinden. Charakteristisch für diese solchen Produkten konzentrieren, bei denen sie prozesspolitische Variante ist, dass Ziele und ein- komparative Wettbewerbsvorteile besitzen. Diese zusetzende Instrumente für die einzelnen Regio- sind für die Region umso größer, je besser die in nen verbindlich vom Staat vorgegeben werden einem Wirtschaftsraum vorhandenen Standortbe- oder indirekt dadurch von Seiten des Staates fest- dingungen mit den Erfordernissen bei der Pro- gelegt werden, dass Zuschüsse nur dann gegeben duktion des betreffenden Gutes übereinstimmen. werden, wenn sich Regionen, Kommunen und Dabei ist Wettbewerb kein statisches Phänomen, Unternehmen gemäß staatlichen Vorgaben ver- sondern hat einen ausgeprägt dynamischen Cha- halten“ (ebd.: 937). rakter. Wirtschaftliche Entwicklung gründet sich danach „Flächenförderung“ versus „Schwerpunktort- auf einem Such- und Entdeckungsverfahren; nur prinzip“ dann, wenn innovative und imitative Kräfte un- Ist eine Förderregion (Bsp. Bundesland, Pla- gehindert zur Entfaltung kommen, wird das der nungsregion) abgegrenzt, so spielt die Ausrich- Region zur Verfügung stehende Wachstumspo- tung des Entwicklungsinstrumentariums eine tential ausgeschöpft. Erfolgreicher wirtschaftlicher entscheidende Rolle. Soll in allen Raumpunkten Strukturwandel in Regionen vollzieht sich danach der Region in gleicher Weise (Flächenförderung) nicht über staatliche Transferzahlungen, sondern oder ausschließlich bestimmte Raumpunkte über den Wunsch und das Wollen der in der (Schwerpunktorteprinzip) gefördert werden (vgl. Region ansässigen Menschen, diesen Struktur- ebd.: 939)? „Für die Flächenförderung spricht die wandel erfolgreich zu bewältigen. Es muss in der höhere soziale Akzeptanz in der Region, für das Region ein Interesse daran bestehen, Standortvor- Schwerpunktorteprinzip sprechen sowohl ökolo- teile aus- und Standortnachteile abzubauen. Pri- gische (Vermeidung der Zersiedlung der Land- märe Akteure in einer solchen schaft) als auch ökonomische (Entstehung von Seite | 30 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Akkumulations- und Agglomerationseffekten) Marktkräfte. Steigende Skalenerträge, Akkumula- Gründe“ (ebd.). tions- und Agglomerationsvorteile sowie abneh- mende Transportkosten machen eine zunehmende interregionale Divergenz möglich 3.3.3 Ausblick und wahrscheinlich, die nicht über den Markt, Die regionale Strukturpolitik ist einem stetigen sondern nur über Maßnahmen der regionalen Wandel unterworfen. Beispielhaft sind die Ent- Strukturpolitik gedämpft werden kann“ (Eckey wicklungstrends und die sich ändernden Rah- 2005: 939). menbedingungen durch politische Legislaturen, Zusätzlich kommt es durch die Globalisierung zu der Wandel der Gesellschaft, starke heterogen einer Einschränkung der Gestaltungsspielräume ablaufende demographische Entwicklungen und der nationalen Wirtschaftspolitik. Zunehmende die Globalisierung. Bedeutung für ihre Wettbewerbsfähigkeit be- Teilweise führen diese geänderten Rahmenbedin- kommt dagegen eher die Einbettung von Unter- gungen zu einem zukünftigen Bedeutungsgewinn nehmen in eine leistungsfähige regionale der regionalen Strukturpolitik, wiederum andere Umgebung, was dazu führt, dass die regionale eher zu einem Bedeutungsverlust (vgl. Eckey Ebene an Bedeutung gewinnt. Dies geschieht zu 2005: 939). Lasten der nationalen Ebene (vgl. ebd.). Für einen Bedeutungsgewinn der regionalen Es sprechen jedoch auch Argumente gegen einen Strukturpolitik in Deutschland spricht u.a. der zu Bedeutungsgewinn der regionalen Strukturpolitik Beginn der 1980er Jahre einsetzende und bis An- bzw. für einen Bedeutungsverlust dieser. So sind fang der 1990er Jahre anhaltende Konjunkturauf- Kommunen dazu gezwungen äußerst sparsam mit schwung in der BRD, welcher sektorale sowie öffentlichen Mitteln umzugehen und ihre Haus- regionale Probleme überlagerte. Dies führte zu halte zu konsolidieren. Dies wird sich besonders entscheidenden strukturellen Anpassungen (vgl. auf die Regionalförderung auswirken (vgl. ebd.). ebd.). Des Weiteren werden in Phasen mit schwachem Des Weiteren führte die Wiedervereinigung Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit Deutschlands zu einer erheblichen Zunahme des ausgleichspolitische Ziele von einer Stabilisie- wirtschaftlichen Regionalgefälles. Die Erweite- rungspolitik abgelöst. Es gilt vielmehr Wohlstand rung der Europäischen Union durch mittelosteu- und Wachstum zu schaffen und zu erhalten als ropäische Staaten kann eine gleiche interregionale Verteilungsgerechtigkeit zu generie- Entwicklungen hervorrufen (vgl. ebd.) und das ren (vgl. ebd.). Dies führt zunehmend zu einem wirtschaftliche Gefälle der gesamten EU vergrö- Bedeutungsverlust der regionalen Strukturpolitik. ßern. Bereits jetzt liegen, gemessen am BIP je Auch die „prozesspolitische Variante der regiona- Einwohner, die „ärmsten“ Länder der Europäi- len Strukturpolitik ist zunehmender Kritik von schen Union 30 % unter dem EU-15- Seiten der Wissenschaft ausgesetzt“ (Eckey 2005: Durchschnittswert, die „reichsten“ Länder 20 % 939). Sie birgt die Gefahr Eigeninitiative der darüber (vgl. Institut der deutschen Wirtschaft Kommunen zu lähmen und ein abwartendes Ver- Köln 2013). Eine ausgleichsorientierte regionale halten zu fördern (vgl. ebd.). Strukturpolitik gewinnt somit an Bedeutung (vgl. Trotz einer Vielzahl von Faktoren, die die regio- Eckey 2005: 939). nale Strukturpolitik beeinflussen, lassen sich für Zudem legt die „Entwicklungstheorie der herr- sie Entwicklungstendenzen ableiten. Veränderte schenden Neoklassik … eine Konvergenz zwi- Rahmenbedingungen und Erfahrungswerte im schen den Regionen nahe, die über den Markt Umgang mit strukturpolitischen Instrumenten erfolgt und deshalb gar keiner oder doch nur er- schließen darauf, dass vor allem eine Effizienzstei- gänzender Maßnahmen der regionalen Struktur- gerung zur Weiterentwicklung der regionalen politik bedarf. Die New Economic Geography Strukturpolitik nötig ist (vgl. ebd.). relativiert diesen Optimismus eines quasi automa- tischen Ausgleichs zwischen Regionen über die STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 31

Zunächst sollte die regionale Strukturpolitik als ordnungspolitisches, weniger als prozesspolitisches Instrument eingesetzt werden. Das heißt, dass die regionale Strukturpolitik weniger in Wirtschafts- prozesse eingreifen sollte und viel mehr einen wirtschaftlichen Ordnungs- bzw. Orientierungs- rahmen vorgeben sollte (vgl. Karl Kroner KG 2013). Somit können Kompetenzen verstärkt an die Kommunen abgegeben werden, was zu einer Stärkung der Eigeninitiative und zu effektiveren Entscheidungsprozessen führt (vgl. Eckey 2005: 939). Einzelne Maßnahmen und Projekte sollten zudem durch regionale Entwicklungskonzepte und - programme ersetzt werden, um gezielter auf Stär- ken und Schwächen ganzer Regionen Einfluss zu nehmen und Fehlentwicklungen zu vermeiden bzw. aufzuzeigen (vgl. ebd.).

„Im Rahmen der indirekten Maßnahmen werden vor allem jene an Bedeutung gewinnen, die die Produktivität der Produktionsfaktoren erhöhen; es ist mit einer weiteren Aufwertung der bildungs- und innovationsorientierten Regionalpolitik zu rechnen“ (Eckey 2005: 939f.). Seite | 32 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

4 Raumordnung und Lan- gungen und Kompetenzen sind im ROG festge- legt. Länderspezifische Konkretisierungen können desplanung in Thüringen nach Ermessen erlassen werden (vgl. ebd.: 562ff). Im Folgenden wird knapp der bundesweite Aufbau „In dem in Jahrzehnten gewachsenen System der der Raumordnung und die Bindungswirkung diver- Raumplanung ist Regionalplanung zu verstehen ser Festsetzungen in Raumordnungsplänen vorge- als die regionale Stufe der Landesplanung. Nach stellt, um anschließend die raumplanerischen der Bundesebene und der Länderebene ist sie die Rahmenbedingungen Thüringens anhand des derzeit konkreteste, teilraumbezogene Handlungsebene rechtskräftigen und des in Aufstellung befindlichen der Raumordnung... Ihr Auftrag ist [wie die der LEP Thüringens aufzuzeigen. Augenmerk liegt auf Landesplanung] im Raumordnungsgesetz des einer Gegenüberstellung der kooperationsbetreffen- Bundes… verankert, und ihre Zuständigkeiten den Aussagen der LEP sowie auf einer Darstellung sind in den Landesplanungsgesetzen der Länder der zukünftigen Ausrichtung der Landesplanung im Einzelnen geregelt“ (Schmitz 2005: 965). Thüringens. Die Gesamtheit der Raumordnungspläne der Bundesrepublik Deutschland hat grundlegende 4.1 Ebenen der Raumordnung und Festlegungen zur Entwicklung und Ordnung des Landes zu treffen. Alle raumbezogenen Planungen deren Funktion und Maßnahmen der Fachplanungsträger auf Der Bund stellt die oberste Ebene der Raumord- Landesebene sind aufeinander abzustimmen und nung Deutschlands dar. Im von der Bundesregie- das Abstimmungsergebnis ist als Grundsatz rung erlassenen Bundesraumordnungsgesetz (im und/oder Ziel der Raumordnung in eine rechts- Folgenden ROG) sind die Aufgaben und Leitvor- verbindliche Form zu bringen (vgl. Danielzyk et stellungen der Raumordnung Deutschlands defi- al. 2011: 442). Ziel ist die Koordination aller niert. Das gesamte Territorium ist „durch öffentlichen und raumbedeutsamen Planungen zusammenfassende, überörtliche und fachüber- mit dem Zweck, den größtmöglichen Nutzen für greifende Raumordnungspläne, durch raumord- die Gesamtentwicklung des Landes zu erreichen nerische Zusammenarbeit und durch (vgl. Dehne; Kaether 2008: 342). Die Gewährleis- Abstimmung raumbedeutsamer Planungen und tung einer angemessenen Daseinsvorsorge vor Maßnahmen zu entwickeln, zu ordnen und zu dem Hintergrund des Rückganges der Bevölke- sichern“ (§ 1 Abs. 1 ROG). Die unterschiedlichen rung sowie der Zunahme ihres Altersdurchschnit- Anforderungen an die jeweiligen Teilräume sind tes ist äquivalent ausschlaggebend, wie die aufeinander abzustimmen, auszugleichen sowie Schaffung von Synergieeffekten und die Vermei- eine Vorsorge für einzelne Nutzungen und Funk- dung von Fehlentwicklungen (vgl. ebd.: 342). tionen des Raumes zu treffen (vgl. ebd.: § 1 Abs. 1 und 2). Leitvorstellung ist bspw. eine nachhalti- ge Entwicklung des Raumes. Die drei Säulen der Ziele, Grundsätze und sonstige Erfordernisse Nachhaltigkeit soziales, wirtschaftliches und öko- der Raumordnung logisches Gleichgewicht sind eindeutig definiert In § 3 ROG hat der Bundesgesetzgeber zentrale (vgl. ebd.: § 1 Abs. 2). Begriffe des Raumordnungsrechts, wie Erforder- Die Raumordnung in den Ländern ist die Lan- nisse, Ziele, Grundsätze und sonstige Erfordernis- desplanung und stellt die Ebene unter dem Bund se der Raumordnung, definiert. Diese dar. „Landesplanung bedeutet so die raumbezo- Bestimmungen „sind Rechtsvoraussetzung für gene, fachübergreifende, überörtliche Koordinie- Bindungswirkungen i. S. d. §§ 4 und 5 ROG rungskompetenz eines bestimmten (vgl. Runkel 2005b: 1315; vgl. Goppel 1998: Verwaltungsbereichs auf Landesebene zur Ord- 289ff., 331ff.). Ziele der Raumordnung haben nung und Entwicklung des gesamten Staatsgebie- eine Beachtungspflicht. An ihnen hängen weitaus tes oder seiner Teilräume“ (Goppel 2005: 561). strengere materielle und verfahrensrechtliche An- Die rechtlichen Grundlagen über Rahmenbedin- forderungen als an Grundsätzen und Erfordernis- STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 33

sen der Raumordnung. Grundsätze und Erforder- eine sinnvolle Ergänzung sein. Besonders diese nisse der Raumordnung haben demnach nur eine Leitbilder könnten für eine REGIONALE, wie sie Berücksichtigungspflicht und gelten als über- bereits in NRW durchgeführt wurde, von großer windbare Vorschriften (vgl. Runkel 2005b: Bedeutung sein (vgl. TMBV 2004: 8ff.). 1315f.; vgl. Goppel 1998: 289ff., 331ff.). „Als dritte Art von Erfordernissen der Raumord- 4.2.2 Kooperation und Zusammenarbeit LEP nung nennt das ROG die sonstigen Erfordernisse 2004 der Raumordnung. § 3 Nr. 4 ROG definiert sie im Sinn eines Auffangtatbestandes als in Aufstel- Ein besonderes Kooperations- und Abstimmungs- lung befindliche Ziele der Raumordnung, Ergeb- erfordernis herrscht in den Verdichtungsräumen nisse förmlicher landesplanerischer Verfahren wie und in den Stadt-Umland-Räumen. Hier ist die des Raumordnungsverfahrens und landesplaneri- interkommunale Kooperation, besonders bei der sche Stellungnahmen. Bei in Aufstellung befindli- Entwicklung von großen Gewerbe- und Indust- chen Zielen der Raumordnung wird man einen riegebieten, erforderlich, nicht zuletzt um Kon- gewissen Verfahrensstand fordern müssen, der kurrenzsituationen zu vermeiden. Die neben dem Beschluss, einen Raumordnungsplan länderübergreifende Kooperation ist besonders in mit bestimmter Zielsetzung aufstellen, ändern den Bereichen Tourismus und Erholung, speziell oder erweitern zu wollen, weitere Verfahrens- in den Regionen des Eichsfeldes, Vogtlands, Har- schritte voraussetzt. Unstreitig ist ein in Aufstel- zes, sowie des Kyffhäusers, wünschenswert und lung befindliches Ziel der Raumordnung dann ein ein anzustrebendes Ziel. So können Synergieeffek- sonstiges Erfordernis der Raumordnung, wenn die te zwischen den regional bedeutsamen Touris- entsprechende Festlegung Planreife erlangt hat, d. musorten und den umliegenden Gemeinden die h., entscheidungsreif Ist“ (Runkel 2005b: 1321). Folge sein. Es können daraus eine konzentrierte Vermarktung und eine zielgerichtete Weiterent- wicklung entstehen (vgl. ebd.: 24f.). 4.2 Ziele und Inhalte des Landes- Die wichtigsten Partner bei der Kooperation und entwicklungsprogramm 2004 Zusammenarbeit sind die regionalen Planungs- gemeinschaften sowie die regionalen Akteure. Dieses Kapitel stellt die groben Züge der raumordne- Beide müssen eng zusammen arbeiten um Ent- rischen Ausrichtung des LEP 2004 des Freistaats wicklungsprozesse zu initiieren, zu moderieren Thüringen in Bezug auf regionale/interkommunale und zu koordinieren. Weiterhin müssen sie in- Kooperationen dar. formelle Planungen anregen, begleiten und erstel- len. Eine weitere wichtige Aufgabe der Akteure ist 4.2.1 Leitbilder des LEP 2004 es die interkommunale Kooperation, auch grenz- übergreifend, anzuregen und zu unterstützen. Im LEP 2004 soll ein Zukunftskonzept für raum- Diese länderübergreifende Zusammenarbeit ist bezogene Perspektiven und Standortvorteile erar- wichtig, um die Leistungsfähigkeit des Landes beitet werden. Die Schwerpunkte liegen hierbei und seiner Teilräume zu unterstützen. So sollen auf der Entwicklung der Siedlungs- und Infra- gemeinsame Interessen- und Problemlagen auf struktur. Weiterhin sollen regionale Handlungs- Grundlage von abgestimmten Konzepten bewäl- kompetenzen gestärkt werden. Dies kann bspw. tigt werden (vgl. ebd.: 88f.). durch eine erweiterte Kooperation oder durch die Förderung interkommunaler Zusammenarbeit geschehen. Weiterhin müssen bereits bestehende regionale Handlungskonzepte fortgeführt und umsetzungsorientiert weiterentwickelt werden. Die wichtigen Thüringer Stadt- Umland- Kooperationen sind dabei zu unterstützen. Grenzüberschreitende Kooperationen können hier Seite | 34 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

4.3 Ziele und Inhalte des Landes- leistungsfähiges Verkehrssystem oder der Verbes- entwicklungsprogramms 2025 serung von Investitionsbedingungen. Thüringen soll sich zu einem Wirtschafts- und Forschungs- In diesem Kapitel stehen das Landesentwicklungs- standort weiterentwickeln, bei dem die Thüringer programm (im Folgenden LEP 2025) und seine Hochschulen als Wissenschaftszentren weiter Bezüge zur regionalen/interkommunalen Kooperati- ausgebaut werden sollen. Die Qualität der neuge- on und den Entwicklungsräumen im Vordergrund. schaffenen Werte soll dabei immer vor einem Es soll aufgezeigt werden, welche Differenzen sich quantitativen Wirtschaftswachstum stehen (vgl. zum LEP 2004 bis dato ergeben haben. ebd.: 47).

4.3.1 Leitbilder der LEP 2025 4.3.2 Kooperation und Zusammenarbeit LEP Der LEP 2025 beinhaltet diverse Leitbilder, die 2025 für die Weiterentwicklung des Freistaates von Im Bereich der Kooperation und Zusammenar- großer Bedeutung sind. Die Schwerpunkte liegen beit der Städte und Gemeinden gibt es einige hierbei, anders als beim LEP 2004, auf der Siche- Aussagen im LEP 2025 die für eine REGIONA- rung des öffentlichen Raumes, der Stärkung der LE in Thüringen überaus wichtig sind. In ver- Kulturlandschaft und der Daseinsvorsorge sowie schiedenen Abschnitten wird auf die der Kommunikation und Kooperation. unterschiedlichen Schwerpunkte zur Kooperation Wie bereits erwähnt, hat die Kulturlandschaft eingegangen. einen zentralen Stellenwert. Sie soll als soziale, So müssen die vorhandenen Stärken und Potenti- kulturelle und wirtschaftliche Ressource besser ale in der Zusammenarbeit ausgebaut, während- genutzt werden. Sie stellt die Basis für endogene dessen müssen Schwächen und Hemmnisse und wertorientierte Entwicklungsprozesse dar. Sie beseitigt werden. Dies gelingt nur, wenn hand- soll eine kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt lungsbezogene Anpassungsstrategien entwickelt ermöglichen und bisherige Gegensätze überwin- und umgesetzt werden. Weiterhin müssen zu- den (vgl. TMBLV 2011a: 11). kunftsfähige und handlungsbezogene Raumkate- Die Schaffung und Sicherung gleichwertiger Le- gorien abgebildet sowie benachteiligte Räume bensverhältnisse sowie eine Gewährleistung der besonders berücksichtigt werden. In der Abbil- Daseinsvorsorge stehen ebenfalls im Fokus. So dung 13 ist eine Raumstrukturtypenkarte zu se- heißt es im LEP 2025: „Städte und Dörfer in den hen, in der alle Räume mit ihren ländlich geprägten Räumen sollen als attraktive Entwicklungsvoraussetzungen abgebildet sind Wohn- und Arbeitsorte erhalten bleiben“ (ebd.: (vgl. ebd.: 11f.). 17). Weiterhin sollen ländlich geprägte Räume als Wirtschafts- und Lebensräume gesichert werden. 4.3.3 Besondere Entwicklungsräume Darauf aufbauend soll eine auf die Stärken Thü- ringens bezogene Regionalentwicklung hergestellt Wie in der Karte bereits dargestellt, besitzt Thü- werden (vgl. ebd.: 11). ringen Räume mit unterschiedlichen Entwick- lungsvoraussetzungen, -potentialen und - Die Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbsfä- aufgaben. Besonders auffällig sind hier die grün higkeit ist ein weiteres Leitbild, das im LEP 2025 dargestellten Räume mit günstigen Entwicklungs- verankert ist. So soll durch regionale Kooperati- voraussetzungen im Innerthüringer Zentralraum ons- und Vernetzungsprozesse die Eigenverant- und im Westthüringer Bogen. Hier ist es sinnvoll, wortung gestärkt und Synergieeffekte genutzt bestehende Stärken weiter auszubauen und zu werden. Dies wäre auch für eine REGIONALE, fördern. In Gelb sind die Räume mit ausgegliche- wie sie bereits in NRW erfolgreich eingesetzt nen Entwicklungspotentialen dargestellt. Hier wird, von großer Bedeutung. sind es besonders die Räume entlang der Auto- Weiterhin soll auch in die Wirtschaft des Landes bahn 9 (im Folgenden 9), das mittlere Thüringer investiert werden, bspw. in ein belastbares und Becken sowie der Thüringer Wald und das Saale- STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 35

land. Diese Räume weisen ein besonderes Ent- wicklungspotential auf, das durch gezielte Förde- rung und Unterstützung weiterentwickelt werden kann (vgl. ebd.: 15). Rot sind die Räume mit besonderen Entwick- lungsaufgaben gekennzeichnet. In diesen Räumen ist es besonders wichtig, Strategien zu entwickeln, um eine Weiterentwicklung und Verbesserung vorantreiben zu können. Diese Räume befinden sich im mittleren Thüringer Wald, im Altenbur- ger Land und im Raum rund um den Kyffhäuser. Weiterhin sind die Entwicklungskorridore entlang der A 4, A 71 und A 38 von besonderer Bedeu- Abb. 12: Mittelzentrale Funktionsräume tung. Diese Entwicklungskorridore müssen in (Quelle: TMBLV 2011a: 30) Abstimmung mit den Zentralen Orten gestärkt werden (vgl. ebd.). Entwicklungsimpulse müssen sich vor allem in Die Zentralen Orte mit einer überörtlich bedeut- den Zentralen Orten konzentrieren und von dort samen Gemeindefunktion sind ebenfalls besonde- aus eine raumwirksame Ausstrahlung entfalten. re Entwicklungsräume im Freistaat. Sie sollen alle Sie sollen zielgerichtete und aufgabenbezogene Landesteile entwickeln und stabilisieren. Ebenso Beiträge zur Entwicklung des Landes und der sollen sie zur öffentlichen Daseinsvorsorge dienen. Region leisten (vgl. ebd.: 30ff.). Die Mittelzentralen Funktionsräume dienen hauptsächlich als Identifikationsräume. In ihnen bilden sich regionale Verantwortungsgemein-

Abb. 13: Raumstrukturtypen Thüringen (Quelle: TMBLV 2011a: 16) Seite | 36 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

schaften. Diese sind Ausgangspunkte für eine lich auch für den umgekehrten Weg. Die Ergän- verstärkte interkommunale Kooperation. In Ab- zungen/Anmerkungen geben noch einmal eine bildung 12 wird dies noch einmal genauer darge- genauere Erläuterung der Unterschiede an. stellt (vgl. ebd.: 29). Neuerungen im LEP 2025

4.3.4 Interkommunale Kooperation G 3.2.3 Die interkommunale Kooperation nimmt im LEP Besondere Gewichtung für Maßnahmen und 2025 in verschiedenen Kapiteln einen besonderen Projekte die im Zuge von Wachstumsinitiativen Stellenwert ein. entwickelt wurden (Verbesserung der Entwick- lungsvoraussetzungen und Ausgleich strukturel- Interkommunale Kooperation beinhaltet eine ler Ungleichgewichte) gezielte und gebündelte Inanspruchnahme von Instrumenten der Planung und Fördermöglichkei- G 3.2.5 ten zum Zweck der Regionalentwicklung. Im LEP Abwägung der Ergebnisse regionaler Entwick- 2025 wird die Entwicklung und Umsetzung von lungskonzepte interkommunal abgestimmten Planungs- und Handlungskonzepten geregelt. Weiterhin müssen V 3.2.6 sich die Zentralen Orte und die Stadt-Umland- Regionale Planungsgemeinschaften sollen inter- Partnerschaften interkommunal abstimmen, um kommunale Zusammenarbeit unterstützen und so Konkurrenzsituationen untereinander zu ver- Entwicklungsprozesse initiieren meiden. Eine grenzübergreifende Zusammenar- beit und die damit verbundenen G 3.3.2 Entwicklungsprozesse sind von enormer Bedeu- Zusammenhalt der Metropolregion Mittelthü- tung für die Entwicklung Thüringens. Diese müs- ringen durch Vernetzung mit den Kernen ande- sen mit Hilfe von regionalen rer Metropolregionen verbessern Planungsgemeinschaften und regional agierenden Akteuren initiiert werden (vgl. ebd.: 39f.). Tab. 3: Neuerungen im LEP Thüringen 2025 (Quelle: eigene Darstellung, nach TMBLV 2011a) 4.4 Synoptische Gegenüberstellung der LEP Neben den vergleichbaren Festsetzungen der bei- den Raumordnungspläne gibt es vorweg völlig neue Grundsätze und Vorgaben an die Regional- planung, welche in Tabelle 3 dargestellt sind. In der nachfolgenden synoptischen Gegenüber- stellung liegt das Hauptaugenmerk darauf, welche Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse sich vom LEP 2004 zum LEP 2025 verändert haben. Sie werden im Folgenden in einer tabella- rischen Übersicht verglichen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den Aussagen, welche die inter- kommunale Kooperation und besondere Entwick- lungsräume betreffen. Es kann in der Tabelle 4 festgestellt werden, dass sich manche Ziele im LEP 2004 zu Grundsätzen im LEP 2025 entwickelt haben. Dies gilt natür- STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 37

LEP 2004 LEP 2025 Ergänzungen/Anmerkungen Z 2.3.4 G 1.2.4 2004 wurden die Stadt- und Um- namentliche Ausweisung der Stadt- Nennung von Räumen mit besonde- landräume namentlich genannt, Umlandräume ren Entwicklungsaufgaben („raumbe- nun werden „Räume mit besonde- Bsp.: Altenburg, Eisenach, Erfurt zogene Namen“) Bsp.: Altenburger ren Entwicklungsvoraussetzungen“ Land benannt indem man raumbezogene Namen gebildet G 2.4.1 G 4.1.1 grundsätzlich gleiches Prinzip, aber Grobe Einteilung in regionale Einteilung in feinstrukturiertere anstatt relativ grobe Entwicklungs- Entwicklungsachsen als Grundsatz landesbedeutsame Entwicklungskor- achsen also Grundsatz zu bestim- ridore men, werden Entwicklungskorridore (beinhal- tende Städte und Gemeinden) benannt G 3.3.7 G 1.2.2 3.3.7 wird impliziert Interkommunale Entwicklung für Verbesserung der Standortvorausset- 3.3.8 wird impliziert Vorranggebiete „großflächige In- zungen in Räumen mit günstigen dustrieansiedlungen“ Entwicklungsvoraussetzungen Fortschreibung zu einer Definition der Vorranggebietsregionen Z 5.4.4 V 4.3.5 Fortschreibung Ausweisung von Vorbehaltsgebie- Fortschreibung des LEP 2004 inso- ten für Tourismus und Erholung fern Tourismus eine regionale Be- deutung einnimmt G 6.2.1 G 2.3.1/ G 3.2.1 Fortschreibung und Detaillierung Interkommunale, interregionale Kommunale Kooperationen sollen in mehreren Grundsätzen Zusammenarbeit anregen und sich auf die mittelzentralen Funkti- unterstützen onsräume ausrichten; Entwicklungs- ziele stehen vor den Entwicklungsansprüchen G 6.2.2 G 3.2.4 Fortschreibung Interkommunale Zusammenarbeit Interkommunale Abstimmung der in den für die Regionalentwicklung Planungen und Maßnahmen von bedeutsamen Handlungsfeldern Stadtumlandpartnerschaften der verstärken (Stadt – Umland - Zentralen Orte Kooperation) Konkurrenzsituationen vermeiden G 6.2.6 Ersatzlos gestrichen -- Etablierung eines Regionalmana- gements in geeigneten Teilräumen

Tab. 4: Synoptische Gegenüberstellung der LEP Thüringen 2004 und 2025 (Quelle: eigene Darstellung nach TMBLV 2011a) 4.5 Ableitungen und Auswirkungen Mittelzentren im Vordergrund. Die Tendenz geht auf nachfolgende Planungsebe- weg von einer internationalen Profilierung zu einer Politik des „Stärkens von innen heraus“. Die nen polyzentrische, mittelstadtgeprägte Siedlungs- Abschließend ist zu sagen, dass die beiden LEP struktur und die historisch gewachsene Kultur- unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Im LEP landschaft soll bestmöglich erhalten werden. 2004 liegen die Schwerpunkte hauptsächlich auf Nachfolgende Planungsebenen sind dazu aufge- der europäischen Integration und der raumstruk- fordert Kooperationen zu unterstützen und bspw. turellen Entwicklung. Anders hingegen stehen im auf vorhandene Regionale Entwicklungskonzepte LEP 2025 vor allem die Sicherung des ländlichen aufzubauen bzw. diese zu reaktivieren. Raumes, Monitoring und die Entwicklung der Seite | 38 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

5 Analyse und Stand der re- gionalen Kooperation der Thüringer Planungsregio- nen Gegenwärtig werden im Freistaat Thüringen vielfäl- tige Kooperationsformen wie interkommunale, regi- onale oder Stadt-Umland-Kooperationen angewandt. Die Konzentration dieser Zusammenar- beiten lässt sich dabei nicht punktuell, sondern eher als flächendeckend auf das gesamte Bundesland be- Abb. 14: Übersicht Planungsregion Nordthüringen schreiben. So vielfältig wie ihre jeweiligen Koopera- (Quelle: Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen 2012) tionshintergründe, stellen sich auch die Themen- bzw. Handlungsfelder dar. Neben den klassischen Eichsfeld ist stark durch Tourismus geprägt. Die Schwerpunktthemen, wie Tourismus- oder Wirt- gesamte Planungsregion ist durch die Kultur- und schaftsförderung, werden dabei auch aktuelle Prob- Naturräume für Tourismus prädestiniert. Wichti- lemstellungen, wie bspw. der Umgang in Bezug auf ge naturräumliche Landschaften mit nationaler die Energiewende oder die Initiierung von regenera- und internationaler Bedeutung sind der Harz mit tiven Energien in einer Region, bearbeitet. dem „Nationalpark Harz“ im Norden des Land- Eine weitere Form der Kooperation in Thüringen kreises Nordhausen sowie der Hainich mit dem besteht in derzeit 15 verschiedenen LEADER- „Nationalpark Hainich“, welcher auch zum Aktionsgruppen. Diese verfolgen dabei den Entwick- Weltnaturerbe (UNESCO) gehört, in den Land- lungsansatz EIGENINITIATIVE – KOOPERA- kreisen Unstrut-Hainich-Kreis und Wartburg- TION – INNOVATION und widmen sich in ihrer kreis. Weitere erwähnenswerte Naturräume sind Arbeit vornehmlich dem ländlich geprägten Raum in die Hainlaite und Hohe Schrecke (vgl. Regionale Thüringen (vgl. THVS, 2013). Eine vollständige Planungsstelle Nordthüringen, 27.05.2013). Die Darstellung der derzeit in Bearbeitung stehenden Planungsregion umfasst eine Gesamtfläche von Kooperationen kann auf Grund fehlender landeswei- 3.664 km², das entspricht etwa einem Viertel des ter Erhebungen nicht aufgezeigt werden. Der Stand gesamten Freistaates Thüringen. Mit 370.798 der regionalen Kooperation in Thüringen wird aus Einwohnern ist die Planungsregion Nordthürin- diesem Grund in der Bestandsaufnahme der Pla- gen die am wenigsten bevölkerte Planungsregion nungsregionen vertiefend dargestellt. des Landes. 17 % der Thüringer Bevölkerung lebt hier (vgl. eigene Berechnungen nach TLS, 2013). Die Kreisstadt Nordhausen als Mittelzentrum mit 5.1 Regionale Planungsregion Nord- Teilfunktion eines Oberzentrums ist das wirt- schaftliche Zentrum der Region. Ein weiteres thüringen Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzent- Die Planungsregion Nordthüringen (im Folgen- rums ist Mühlhausen. Oberzentren sind in Nord- den NTH) befindet sich im nördlichen Teil des thüringen nicht ausgewiesen (vgl. Regionale Freistaates und grenzt an die Bundesländer Hes- Planungsstelle Nordthüringen, 27.05.2013). sen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Region besteht aus den Landkreisen Nordhausen, 5.1.1 Bestandsaufnahme Eichsfeld, Unstrut-Hainichkreis und dem Kyff- häuserkreis. Die prägende Kulturlandschaft ist das Die gesamte Planungsregion Nordthüringen ist Eichsfeld, welches sich über die Landkreise Eichs- stark vom demographischen Wandel, sprich Be- feld und Unstrut-Hainich-Kreis sowie den südli- völkerungsrückgang und einer Überalterung, chen Teilen von Niedersachsen und nordöstlichen betroffen (allen voran der Kyffhäuserkreis, der bis Teilen von Hessen erstreckt. Der Kulturraum 2030 30 % seiner Bevölkerung verlieren soll). Die STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 39

restlichen Landkreise verzeichnen einen Rückgang desland ist Nordthüringen als strukturschwach zu von 10 bis 20 % (vgl. Thüringer Staatskanzlei, bewerten. Es gibt viele Pendlerbewegungen Rich- 2013). Prognosen zeigen, dass sich auch in Zu- tung Hessen und Niedersachsen, insbesondere kunft diese Trends fortsetzen. Bis 2030 soll die nach Göttingen. Die räumliche Wirtschaftsstruk- Bevölkerung um 60.000 Einwohner zurückgehen. tur ist heterogen, d.h. es gibt neben schwachen Insgesamt leben dann 310.000 Menschen in Strukturräumen auch stärkere wie z.B. das Eichs- Nordthüringen (vgl. ebd.). feld. Der Landkreis Eichsfeld ist in puncto Bevöl- kerungsrückgang am besten aufgestellt. Der 40 Kyffhäuserkreis bildet dagegen wirtschaftlich und

35 demographisch das Schlusslicht, auch für Gesamt-

30 Thüringen. Durch die Planungsregion verlaufen zwei Autobahnen. Die A 38 verläuft in Ost-West- 25 65 + Richtung durch die Landkreise Nordhausen und 20 20 bis 64 Eichsfeld. Die A 71 verläuft in Nord-Süd- 15 0 bis 19 Richtung, ist jedoch nicht vollständig ausgebaut. 10 Nach Angaben der Regionalen Planungsstelle 5 Nordthüringen existieren gegenwärtig sieben Anzahlder Personen in Tsd. x 10.000 0 REK in der Planungsregion (vgl. Regionale Pla- 2009 2020 2030 nungsgemeinschaft Nordthüringen 2013: 1). Dies verdeutlicht, dass regionale Kooperationen in der Abb. 15: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Planungsregion SWTH zu den Jahren 2009, 2020 und Planungsregion vorhanden sind. Dabei ist aller- 2030, Stand 31.12.2008 dings zu beachten, dass „lediglich drei der sieben (Quelle: eigene Darstellung und Berechnung nach: TLS, Konzepte und eine Städtekooperation derzeit 2008) aktiv umgesetzt werden“ (Regionale Planungsstel-

Die Arbeitslosenquote beträgt für die ganze Regi- le Nordthüringen, 27.05.2013). In der folgenden on 8,8 %. Der Kyffhäuserkreis hat mit 20 % die Übersichtskarte werden die wichtigsten Koopera- höchste Arbeitslosenquote von allen Landkreisen tionen der Region dargestellt. in Thüringen. Im Vergleich zum gesamten Bun-

Abb. 16: Städtekooperationen und REK in Nordthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsstelle Nordthüringen 2012) Seite | 40 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

REK Hainich-Werratal REK Kyffhäuserkreis Kooperierende Städte und Gemeinden: Bad Lan- Kooperierende Städte und Gemeinden: Sonders- gensalza, Eisenach, Mühlhausen, Creuzburg, hausen, , Kelbra (Sachsen- Treffurt, Behringen, Berka v.d. Hainich, Bischof- Anhalt), , , Greußen, Großeneh- roda, Ebenshausen, Flarchheim, Frankenroda, rich; Gemeinden: , , Frei- Hallungen, Heyerode, Hörselberg, Ifta, Kammer- enbessingen, Helbedündorf, Holzsußra, forst, Katharinenberg, Krauthausen, Lauterbach, Niederbösa, , Schernberg, Thüringen- Mihla, Mülverstedt, Nazza, Niederdorla, Dorla, hausen, , , , Schönstedt, Weberstedt, Lengenfeld v. Stein, Westgreußen, Wolferschwenda, Badra, Borxle- Hildebrandshausen. ben, Ichstedt, Rottleben, Steinthaleben, Berga, Brücken, Hackpuffel, Martinsrieth, Riethnord- Im südwestlichen Teil der Planungsregion er- hausen, Tilleda (Sachsen-Anhalt). streckt sich das REK Hainich-Werratal. Das REK erstreckt sich dabei über die Planungsgrenze hin- Das REK Kyffhäuserkreis umfasst das größte aus und beinhaltet Kooperationspartner aus der Gebiet der Planungsregion und erstreckt sich von Planungsregion Südwestthüringen. Neben dem der Mitte der Planungsregion bis zur östlichen Tourismus liegen die Schwerpunkte in einer Grenze. Darüber hinaus gehören die in Sachsen- Brachflächennachnutzung im Planungsraum und Anhalt gelegenen Gemeinden Kelbra und Tilleda dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Dadurch ebenso zum Bearbeitungsgebiet. Der damit abge- soll die Region verkehrlich besser angebunden deckte Teil Nordthüringens ist einer der struktur- und die Daseinsfürsorge gewährleistet werden. Als schwächsten Räume in Thüringen. Somit liegen Ergebnis dieser Maßnahmen soll es zu einer Ver- die Handlungsfelder neben dem Tourismus auch besserung der Standortqualität kommen (vgl. in der Schaffung von Wirtschaftskraft und der Kommunale Arbeitsgemeinschaft Hainich- Daseinsfürsorge. Problematisch ist dabei die Auf- Werratal e.V. 2009: 6ff.). gabe, strukturschwache Räume durch REK zu bearbeitet. Dies liegt einerseits in der Komplexität dieser Problemschwerpunkte, dem fehlenden REK Unstrut-Helme-Gebiet finanziellen Aufwand sowie unterschiedlicher Kooperierende Städte und Gemeinden: , politischer und regionaler Akteursinteressen (vgl. Heldrungen, Roßleben, Wiehe, , ebd.: 13ff.). Donndorf, Heygendorf, , Nausitz, Reinsdorf, Ringleben, Voigtstedt, Borxleben, Städtenetz SEHN Gehden. Als weitere Kooperationsform innerhalb der Pla- Das in der Planungsregion Nordthüringen östlich nungsregion besteht ein Städtenetz zwischen den gelegene REK Unstrut-Helme-Gebiet befasst sich Städten Bad Langensalza, Leinefelde-Worbis, neben dem Tourismusschwerpunkt auch mit der Nordhausen, und der Regionalen Verbesserung von naturräumlichen Ausstattungen Planungsgemeinschaft Nordthüringen. Haupt- und Schutzgebieten. Als Ergebnis der Umset- schwerpunkt liegt in der kooperativen Bearbei- zungsphase kann die erfolgreiche Entwicklung des tung von Gemeinschafsaufgaben. Auch bei dieser naturschonenden Fremdenverkehrs im Bereich interkommunalen Kooperationsform stellt das Hohe Schrecke (Landschafts- und Höhenzug) Handlungsfeld Tourismus den Hauptschwer- benannt werden. Neben der Schaffung von Ar- punkt dar. Das Image der Region Nordthüringen beitsplätzen konnte die Identität der Region be- soll verbessert und die Bekanntheit von Alleinstel- wahrt und langfristig ein entscheidender Schritt in lungsmerkmalen der Region bei Bürgern und die Daseinsfürsorge realisiert werden (vgl. RAG Gästen erhöht werden. Durch mehrere, jeweils Kyffhäuser 2008: 11ff.). jährlich durchgeführte und innovative Projekte sollen neue Ansatzpunkte geschaffen und eine Stärkung des regionalen Tourismus erreicht wer- STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 41

den. Mit der „JugendKunstBiennale“ wird außer- Arbeitsschwerpunkt für diese Problematik ausge- dem der jüngeren Bevölkerungsgruppe (6 bis 25 richtet werden. Jahre) eine Möglichkeit gegeben, sich aktiv zu beteiligen. Durch Kunstausstellungen, die jährlich in wechselnden Kooperationsstädten durchgeführt 5.1.2 SWOT-Analyse werden, sollen Touristen durch wechselnde An- Aus Tabelle 5 kann entnommen werden, dass die gebote profitieren. Darüber hinaus soll die ge- Stärken in Nordthüringen im touristischen Be- genwärtige, erfolgreiche Zusammenarbeit reich liegen. Diese resultieren unter anderem an zwischen den Städten ausgebaut und das Image den vielen kulturellen Angeboten, wie z.B. die der Region gestärkt werden (vgl. Stadt Sonders- große Anzahl an Museen, und den natur- und hausen, Amt für Wirtschaftsförderung 2013). kulturräumlichen Gegebenheiten. Vor allem das Zusammenfassend lassen sich die aktuellen Ko- Eichsfeld, der Harz und der Hainich sind Touris- operationen durchaus als positiv bewerten. Ledig- tenmagnete. Andere Stärken ergeben sich aus den lich der starke Fokus der Kooperation auf den Vorkommen von Bodenschätzen. Deren Gewin- Tourismusbereich muss dabei kritisch hinterfragt nung ist noch immer ein wichtiger Wirtschafts- werden. In der Planungsregion bestehen große faktor in der Region. Defizite in der Bevölkerungsstruktur und - entwicklung. Zukünftig muss deshalb auch der

Stärken Schwächen . Relativ gute Autobahnanbindung (2 Bunde- . teilweise sehr hohe Arbeitslosigkeit (Kyffhäu- sautobahnen) serkreis) . starker Tourismus (Harz, Hainich, Eichsfeld) . „Nordthüringen ist strukturschwacher länd- . grenzüberschreitende Kooperationen zu ande- licher Raum mit starken Entwicklungsprob- ren Planungsregionen und Bundesländer lemen“ (Raumordnungsbericht 2005) . grenzüberschreitende Naturschutzprojekte . 310 Kalihalden, 500 ha Industriebrachen (Grünes Band) und Tourismusprojekte . schwaches Produktionsniveau im verarbei- (Blaues Band) tenden Gewerbe . breites Angebot an Spezialsporteinrichtungen . Schlechte abwassertechnische Situation in vie- . breit gefächerte Museumslandschaft len Kommunen . Klinikverbund . Sinkende Zahl an Auszubildenden . Rohstoffvorkommen und Rohstoffgewinnung . Raum mit besonderer Entwicklungsaufgabe . Naturräume mit hohen Schutzkategorien (Kyffhäuserkreis) (Nationalparks und UNESCO- Weltnaturerbe) Chancen Risiken . Grubenhohlräume für touristischen Gebrauch . Fokus der Förderung auf Kultur und Tou- . Hohes Potenzial für die Nutzung von Bio- rismus  Vernachlässigung anderer Berei- masse che . Wiederaufnahme der Gewinnungstätigkeit . Räumliche Disparitäten zwischen Osten (Kyff- von Kalisalzen durch Heißsolung häuserkreis) und Westen (Eichsfeld) verstärken . Evtl. Nutzung der Gas- und Ölvorkommen sich zunehmend . Entwicklung der Industriegroßfläche (Artern) . Fehlende Mittel durch Auslauf der EU- . Weiterentwicklung der FH Nordhausen Förderprogramme . Errichtung eines internationalen Innovations- . Nutzungskonflikt: und Transferzentrums (Leinefelde-Worbis) Rohstoffgewinnung vs. Naturschutz und Frem- denverkehr

Tab. 5: SWOT – Analyse der Planungsregion Nordthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen 2012, vgl. Regionale Planungs- stelle Nordthüringen, 27.05.2013) Seite | 42 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Die Schwächen liegen in der Wirtschaftsstruktur. knüpfung des „Nationalen GeoParks Kyffhäuser“ Bis auf das Eichsfeld sind alle Landkreise struktur- mit anderen GeoParks sein. schwach. Der Raumordnungsbericht 2005 be- GeoParks stehen für „Geotourismus“ und vermit- zeichnet die ganze Region als „strukturschwachen teln den Bewohnern und Besuchern die Bedeu- ländlichen Raum mit starken Entwicklungsprob- tung des geologischen Untergrunds für die Gestalt lemen“. Hier ist besonders der Kyffhäuserkreis des jeweiligen Raumes, dazu gehört die Erläute- hervorzuheben, der sich mit großen Bevölke- rung und Veranschaulichung von rungsverlust und der höchsten Arbeitslosenquote aller Landkreise in Thüringen auseinandersetzen . den vorliegenden Gesteinsschichten; muss. Durch den Strukturwandel nach der Wen- . der wirkenden geologischen Kräfte und de brachen viele Industriezweige weg, das hatte deren Einfluss auf die Flora, Fauna, zur Folge, dass viele Industrieflächen brach fielen. Oberflächenform und Bodenbildung so- Ein Nachteil des ehemaligen ausgeprägten Berg- wie baus ist das häufige Vorfinden von Halden. Die . Nachnutzung von Kalihalden wird als möglicher die Nutzung und Folgen von Geores- Ansatzpunkt einer REGIONALE im nächsten sourcen für die Wirtschaftsstruktur der Kapitel erläutert. Region (vgl. GeoUnion Alfred-Wegener- Stiftung, 2013a). Aus dem Bergbau ergeben sich jedoch auch Chancen. Viele ungenutzte Grubenhohlräume Es werden wissenschaftliche Bereiche vorgestellt, könnten für den Tourismus gebrauch finden. Ein die in der Regel nicht im Lehrplan von Schulen Beispiel dafür ist das Erlebnisbergwerk „Glück- vorkommen wie auf“ in Sondershausen. Diese Nische könnte for- . Geophysik, ciert werden. Es ist auch denkbar, dass die . Geologie, Kalisalzgewinnung durch schachtlose Heißsolung wieder aufgenommen werden kann. Da Nordthü- . Paläontologie ringen stark landwirtschaftlich geprägt ist, gibt es hier ein hohes Potenzial für die energetische Ver- wertung von Biomasse. Diesen Ansatz greift die mögliche REGIONALE im Kapitel 6.2 auf. Ein Risiko besteht, dass die Politik und regionale Entwicklung den Fokus zu sehr auf den Ausbau des Tourismus und dabei andere Bereiche ver- nachlässigt werden. Es besteht auch die Gefahr, dass die räumliche Disparität zwischen dem struk- turschwachen Osten (Kyffhäuser) und dem struk- turschwachen Westen (Eichsfeld) weiter zunimmt. Falls die Rohstoffgewinnung ausgewei- tet wird, besteht immer ein Konflikt mit natur- schutzrechtlichen Belangen.

5.1.3 Vorstellung potentieller Gebietskulis- sen/Themen einer REGIONALE Touristische Route Ein möglicher Ansatzpunkt für eine zukünftige REGIONALE in Nordthüringen kann die Förde- rung in die geplante „touristische Route“ zur Ver- Abb. 17: Nationale GeoParks in Deutschland (Quelle: GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung 2013a) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 43

. Bodenkunde und Nordthüringen verfügt mit dem Kyffhäuser über einen Nationalen GeoPark. Dieser hat eine Fläche . Meteorologie (vgl. ebd.). von 833 km² und umfasst insgesamt 50 Städte und Gemeinden. Ein kleiner Teil des Parks ist Ferner thematisieren sie die Verknüpfungen zwi- grenzüberschreitend zu Sachsen-Anhalt. Durch schen dem geologischen eines Raumes mit der die Erweiterung des GeoParks mit der Steinrinne Archäologie, dem Naturschutz sowie der Kultur-, in Belzingsleben im Landkreis Sömmerda hat der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region. Park auch einen Anteil an der Planungsregion GeoParks sind meistens in strukturschwachen MT (vgl. GeoPark Kyffhäuser e.V., o.J.). peripheren Räumen verortet und stellen deshalb Die touristische Route ist Bestandteil des „Kon- auch ein Instrument der regionalen Entwicklung zeptes zur Erschließung und touristischen Ver- in diesen Räumen dar. Da in den letzten Jahren marktung der Kyffhäuserregion“ des REK das Interesse an der Errichtung solcher Parks in Kyffhäuser-Gebiet. Die kommunale Arbeitsgrup- Deutschland gewachsen ist, hat der „Bund- pe beauftragte 2011 das Sachverständigenbüro Länder-Ausschuss Bodenforschung“ der Wirt- Reyers, ABRAXAS und die Reppel Kurortbera- schaftsministerkonferenz beschlossen, ein nationa- tung mit der Bearbeitung des Projektes. Die les Gütesiegel mit dem Prädikat „Nationaler Grundidee ist die Vernetzung des „Nationalen GeoPark in Deutschland“ einzuführen, welches GeoParks Kyffhäuser“ mit dem „Nationalen Ge- vom Alfred-Wegener-Institut verliehen wird (vgl. oPark Harz – Braunschweiger Land – Ostwestfa- ebd.). Mit diesem Gütesiegel ausgestattet, belegen len“, dem „Nationalen GeoPark Inselberg – Der GeoParks, dass sie über eine herausgehobene Gleichen“ und dem „Geo-Naturpark Saale – Un- Qualität mit definierten Anforderungen verfü- strut –Triasland“. Der Ausgangspunkt bzw. Zent- gen. Der Titel ist jedoch nur auf fünf Jahre befris- rum der Route ist Bad Frankenhausen. Vom Ort tet. Nach Ablauf der Frist wird eine erneute aus gesehen zweigen drei Routen ab, obwohl zwei Überprüfung nach den in Richtlinien festgelegten Routen einen Rundkurs bilden. Dieser führt über Kriterien vollzogen (vgl. GeoUnion Alfred- Sondershausen, Bad Langensalza, Erfurt, Weimar Wegener-Stiftung, 2013b). Sömmerda und wieder nach Bad Frankenhausen.

Abb. 18: Touristische Route zur Verknüpfung von GeoParks (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen 2012) Seite | 44 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Die andere Stichroute führt in den Harz (vgl. den. Hierfür kann eine kooperative Nachnut- Agentur wirsinds, 2013). zungskonzeption erstellt werden, die im Zuge einer REGIONALEN förderfähig und über die Im Rahmen der „Erlebnisroute“ soll ein überzeu- Förderperiode hinaus durch kleinteilige Maß- gendes touristisches Gesamtangebot entwickelt nahmen weiter zu entwickeln ist. werden, welches einerseits ausgewogenen Touris- musmarketing umfasst, als auch populärwissen- Als exemplarische Beispielhalden stehen die Ab- schaftlich aufbereitete Inhalte aus verschiedenen baugebiete um Nordhausen (Landkreis Nordhau- Fachgebieten, wie z.B. unter anderem Archäolo- sen), Sondershausen (Landkreis Sondershausen) gie, Kulturgeschichte und Geowissenschaften. und Niederorschel (Landkreis Eichsfeld) stellver- Das Konzept ist vorläufig Kraftfahrzeugverkehr tretend. Durch die räumliche Verteilung inner- zugeschnitten. Wie der Radverkehr in das Projekt halb der Planungsregion können durch eine integriert werden soll bzw. ob speziell touristische gemeinsame Erstellung der Nachnutzungskonzep- Radwege errichtet werden sollen und wo diese tion neue Netzwerkstrukturen von betroffenen dann verlaufen, ist noch nicht geklärt (vgl. ebd.). Teilregionen aufgebaut und die Zusammenarbeit gestärkt werden. Die gegenwärtig fehlende Ko- Haldennachnutzung als Kooperationsaufgabe operation zwischen dem Landkreis Eichsfeld und Da die Planungsregion Nordthüringen verstärkt anderen Landkreisen innerhalb der Planungsregi- durch den Abbau von Rohstoffen wie Salz, Gips on soll durch diese Gemeinschaftsaufgabe ent- und Sand geprägt wird, bietet es sich an, die Re- scheidend initiiert und eine Vielzahl von kultivierung und Folgenutzung der bereits beste- Handlungsfeldern kooperativ bearbeitet werden. henden Halden und Abbauflächen als potentielle Anhand der exemplarisch gewählten Beispielflä- Gebietskulisse für eine REGIONALE näher zu chen können Handlungsfelder verschiedenster beleuchten. Nach der spezifischen Gewinnungs- Bereiche kooperative bearbeitet werden (bspw. abbauzeit sollte daher die Nach- und Folgenut- hier das Handlungsfeld Energie, Tourismus und zung ökologisch, ökonomisch und sozial Wirtschaft). Durch die nachhaltige Nachnut- verträglich für die gesamte Region gestaltet wer-

Abb. 19: Konzept Haldensanierung (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen 2012) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 45

zungskonzeption, bei der die Lagerstätten aufge- wertet und der Bevölkerung als Naturzeugnis geöffnet werden, kommt es zu einer Nutzungsän- derung. Die wirtschaftlich genutzten Flächen werden dabei dem Tourismus zugeführt. Gleich- zeitig können die teilweise verfüllten Halden ebenso als Vorranggebiete für regenerative Ener- gien genutzt werden und somit zu einer nachhal- tigen Energieversorgung für die Gesamtregion beitragen. Durch das Aufstellen von Informati- onstafeln, welche die geschichtliche Entwicklung und die Nachnutzungskonzeption verständlich Abb. 20: Übersicht Planungsregion Ostthüringen darstellen, kann die Bevölkerung für diese The- (Quelle: Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen matik sensibilisiert und das Bewusstsein im Zu- 2012) sammenhang mit verträglichen Haldennachnutz- ungen erweitert werden. Personen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungs- dichte von 145 Einwohnern pro km² (vgl. Regio- Als weiteres Handlungsfeld kann das Thema For- nale Planungsgemeinschaft Ostthüringen 2013). schung und Innovation angesehen werden. Über den gesamten Nachnutzungsprozess, einschließ- Als besondere Merkmale der Region gelten zum lich Vor- und Nachbereitung, können For- einen das thüringisch-fränkische Mittelgebirge im schungsvorhaben durchgeführt werden. Südwesten und die Region des Bergbaus und der Exemplarischer, regionaler Partner wäre bspw. die Kulturlandschaft im Osten zu nennen. Neben Fachhochschule Nordhausen. Professoren und einer Vielzahl an Burgen und Schlössern, vor Studierende der Fachbereiche Geotechnik, Rege- allem im Süden des Gebiets, gibt es darüber hin- nerative Energietechnik und Umwelt- und Recyc- aus viele weitere sehenswerte Architekturdenkmä- lingtechnik können die Nachnutzungsflächen für ler (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Forschungsvorhaben und praktische Versuchsfel- Ostthüringen 2012: 117). der nutzen und innovative Konzepte erstellen. Durch Zusammenarbeit mit weiteren, lokalen 5.2.1 Bestandsaufnahme Akteuren wie Wirtschaftsunternehmen, Bürgern und Kommunen soll die Kooperation weiter aus- Die Region Ostthüringen weist die Städte Jena gebaut werden. Parallel dazu werden bestehende und Gera jeweils als Oberzentrum aus. (vgl. ebd.: Flächenressourcen sinnvoll nachgenutzt und das 7ff.). Die Städte Jena und Gera sind die wirt- Image der Region nachhaltig gestärkt. schaftlichen Leistungsträger in der Planungsregi- on. Jena als Technologie- und Wissenschaftsstandort erlebt einen rasanten wirt- 5.2 Regionale Planungsregion Ost- schaftlichen Aufschwung und hat dementspre- thüringen chend Probleme bei der Akquise von ausreichend Gewerbeflächen. Die Wirtschaftskraft Jenas wirkt Die Planungsregion Ostthüringen umfasst die sich unmittelbar auf das Umland aus, hauptsäch- Landkreise Altenburger Land, Greiz, Saale- lich auf den Saale-Holzland-Kreis. Dagegen sind Holzland-Kreis, Saale-Orla-Kreis, Saalfeld- das Altenburger Land sowie der Kyffhäuserkreis in Rudolstadt sowie die kreisfreien Städte Gera und Arbeitsmarktstatistiken und der Wirtschaftsent- Jena. Diese bilden zusammen mit den kreisange- wicklung meist das Schlusslicht. Nach der Wende hörigen Gemeinden die Regionale Planungsge- fielen tausende Industriearbeitsplätze in der Elekt- meinschaft Ostthüringen als Träger der ronik- und Textilindustrie in Gera und Umge- Regionalplanung. bung (Wismut-Region) weg. Gera als drittgrößte Die Region hat eine Gesamtfläche von 4.680 km² Stadt Thüringens hat deshalb eine große Verant- und verzeichnet eine Einwohnerzahl von 680.500 wortung für den Umlandraum (Greiz und Alten-

STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 47

. Thüringer Meer (Hohenwartetalsperre vertiefen, entscheidende Impulse für die Regio- und Bleilochtalsperre) - touristische Er- nalentwicklung zu schaffen und die Attraktivität schließung, sowie den Bekanntheitsgrad der Region zu verbes- sern und zu erhöhen (vgl. Wirtschaftsfördergesell- . Städtedreieck - Saalfeld/Rudolstadt/Bad schaft Ostthüringen mbH 2004: 5). Blankenburg - gemeinsame Kongress- und Veranstaltungsplanung, . Stadt-Umland-Konzepte, Die Umsetzung umfasste folgende Maßnahmen: . Integriertes regionale Energiekonzepte, . Entwicklung von Altstandorten und Konversionsflächen: . Metropolregion Mitteldeutschland (vgl. Regionale Planungsstelle Ostthüringen, Ziel der Entwicklung ist es eine sinnvolle 05.06.2013). Nachnutzung von Alt- und Konversions- standorten zu schaffen, um die Rahmen- bedingungen für den Erhalt bestehender Altenburger Land/Nordregion Unternehmen und damit die Sicherung Der Beschluss drei ausgewählte Maßnahmen aus der vorhandenen Arbeitsplätze sowie für dem Maßnahmenkatalog des REK „Raum Alten- die Ansiedlung neuer Industrie- und Ge- burg“ umzusetzen, wurde durch die kommunale werbeunternehmen zu schaffen (vgl. ebd.: Arbeitsgemeinschaft „Raum Altenburg“ getätigt. 6). Die Umsetzungsbegleitung erfolgte durch die . Umsetzung des Tourismuskonzep- Wirtschaftsfördergesellschaft Ostthüringen mbH. tes/Durchsetzung der Leitlinien der tou- Den Kommunen wurde im Rahmen der Realisie- ristischen Entwicklung/Wahrnehmung rung der ausgewählten Maßnahmen die Möglich- der Handlungsempfehlungen: keit geboten, die kommunale Zusammenarbeit zu

Abb. 22: Städtekooperationen und REK in Ostthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen 2012) Seite | 48 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

. Hierbei werden die Zielstellungen ver- 5.2.2 SWOT-Analyse folgt, die touristische Vermarktung zu Die Region Ostthüringen hat eine hervorragende optimieren, touristische Infrastrukturan- zentrale geographische Lage in Mittelthüringen. gebote räumlich zu vernetzen, die Attrak- Sie befindet sich in der Nähe zu dem Ballungs- tivität des Bestandsangebotes zu erhöhen raum Leipzig/Halle. Die Stadt Jena gilt als die und das Angebotsspektrum zu ergänzen stärkste Wirtschaftskraft der gesamten Region (vgl. ebd.: 72). und besitzt eine große Strahlungskraft und dessen . Umsetzung der Radwegenetz-Konzeption Umland. Und so gibt es nicht nur in der Wissen- für den Betrachtungsraum: schaft- und Technologiestadt großes Innovations- potential, sondern in allen Teilbereichen . Mit der Umsetzung dieser Maßnahme Ostthüringens. sollte einerseits die sanfte touristische Er- schließung der Region und andererseits Dennoch fehlt das es an öffentlichen Hochschu- die dringend notwendige Verbesserung len – vor allem in Gera (vgl. Regionale Planungs- der Anbindung an das überregionale stelle Ostthüringen, 05.06.2013). Die private Radwegenetz erreicht werden. Ziel dabei Berufsakademie ist kein Ersatz für eine öffentliche ist es die Naherholungsmöglichkeiten Fachhochschule in Gera. Ebenso ist die Arbeits- und den Fremdenverkehr in der Region marktsituation im Raum Gera und Altenburger zu fördern (vgl. ebd.: 104). Land als sehr problematisch zu bezeichnet. Als weitere Schwäche gilt die verkehrliche Situation.

Stärken Schwächen

. Zentrale geographische Lage in Mittel- . Fehlende öffentliche Hochschulen deutschland . Schwierige Arbeitsmarktsituation im Alten- . Nähe zum Ballungsraum Leipzig/Halle burger Land und in Gera . Einzige Bioenergieregion in Thüringen . Raum mit besonderer Entwicklungsaufgabe (Altenburger Land) . Jena ist starke Wirtschaftskraft . Schlechte Anbindung an den ÖPNV . Innovationspotential in allen Teilbereichen (Wissenschaft und Forschung) . Schlechte Anbindung an den Fernverkehr . Gut ausgebaute Tourismusbranche (Renn- . Starke Trennwirkung zwischen den Räu- steig-Tourismusregion) men westlich und östlich des Hermsdorfer Kreuzes (wirtschaftlich) . Breit gefächerte Burgenlandschaft

Chancen Risiken

. Hohe Siedlungsdichte . Keine Anbindung an den Schienenfernver- kehr ab 2017 . Gut ausgebildete Arbeitskräfte . Rückläufige Bevölkerungsentwicklung . Thüringer Meer als Tourismusregion . Hermsdorfer Kreuz steht in Konkurrenz . Bestehende Städtekooperation (Saal- zum Erfurter Kreuz feld/Rudolstadt/Bad Blankenburg) . Vernachlässigung anderer Bereiche durch zu . Weitere Ausprägung und Entwicklung als starke Fokussierung des Naherholungstouris- Technologieregion mus . Regionsprägende Kulturlandschaften mit be- sonderen Eigenschaften entwickelt

Tab. 6: SWOT – Analyse der Planungsregion Ostthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen 2012, vgl. Regionale Planungsstelle Ostthü- ringen, 05.06.2013) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 49

Sowohl im Fernverkehr als auch im ÖPNV exis- beit mit den Städten aus dem angrenzenden Bun- tieren schlechte Anbindungen. Aus den Stärken desland Sachsen. Dazu zählen in erster Linie die und Schwächen ergeben sich wiederum Chancen Städte Leipzig, Chemnitz und . Des Wei- und Risiken. teren könnte eine Kooperation zu dem Leipziger Neuseenland hergestellt werden, da auch Alten- Mit der hohen Siedlungsdichte besteht die Mög- burg mehrere, zum Teil sehr große Seen aufweist, lichkeit auf eine bessere Daseinsvorsorge und deren Entwicklungspotential noch nicht ausge- damit erhöhte Lebensqualität der Bevölkerung in schöpft ist. So könnte die Region in Zukunft als der Region. Die gut ausgebildeten Arbeitskräfte Leipziger und Altenburger Seenland zu einem könnten dem Problem des Fachkräftemangels Erholungs- und Tourismusort ausgebaut werden. entgegenwirken. Das Thüringer Meer als Touris- musregion bietet für die Zukunft weiteres Ent- wicklungspotential. Weiterhin besteht die Hochwasserschutz Chance, die bestehende Städtekooperation zu stärken. Die vorhandene Technologieregion kann Ein thematischer Ansatz ist die Aufgabe des weiter ausgeprägt und entwickelt werden. Hochwasserschutzes. Die politische Umsetzung funktioniert nicht optimal, wie sich aus den ver- Als zukünftiges Risiko gilt die Verkehrssituation. heerenden Folgen des Hochwassers im Jahr 2002 Durch den Wegfall der ICE-Verbindung ab 2017 und 2013 gezeigt hat. So war vor allem die östli- wird insgesamt der Osten Thüringens weiter bei che Region des Freistaates Thüringen stark von seiner Wirtschaftskraft Einbußen in Kauf nehmen Hochwasserschaden betroffen. Diese Problematik müssen. Aus wirtschaftlicher Sicht steht das Her- könnte mittels neues Kooperationen angegangen msdorfer Kreuz als Unternehmensstandorte in werden (vgl. Regionale Planungsstelle Ostthürin- Konkurrenz zum Erfurter Kreuz. Weiterhin wird gen, 05.06.2013). Dazu sind eine organisierte auch in den nächsten Jahren die Bevölkerungsan- Aktivierung ehrenamtlicher Helfer und eine In- zahl weiter schrumpfen (vgl. Regionale Planungs- formationsorganisation notwendig. Wirtschaftsak- stelle Ostthüringen, 05.06.2013). teure müssen dabei, auch in eigenem Interesse, mit eingebunden werden. Mit einer REGIONA- LE zum Thema Innovativer Hochwasserschutz 5.2.3 Vorstellung potentieller Gebietskulis- für Ost- und Mittelthüringen könnten wegwei- sen/Themen einer REGIONALE sende Projekte vom Land gefördert und eine In- novationsregionen ausgewiesen werden. In Zeiten Altenburger Seenland des Klimawandels gäbe dies neue Denkanstöße für eine nachhaltige Planung kommender Genera- Ein territorialer Ansatz für eine Potentialregion tionen. besteht im Altenburger Land. Gemäß dem LEP gilt Altenburg als ein Raum mit besonderen Ent- wicklungsaufgaben. In der wirtschaftlich- und strukturschwachen Region sollen laut LEP zu- künftig günstige Bedingungen für Neuansiedlun- gen und die Erhaltung von Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungssek- tor geschaffen werden. Realisiert werden soll dies durch Flächensicherung, Brachflächenrecycling und Infrastrukturentwicklung (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen 2012: 5). Dies könnte durch eine länderübergreifende Aus- richtung umgesetzt werden. So besteht nicht nur die Möglichkeit zur Kooperation mit der Nach- barstadt Gera, sondern auch eine Zusammenar- Seite | 50 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

5.3 Regionale Planungsregion Mit- Gewerbegebiete, welche vor allem Unternehmen telthüringen im Dienstleistungssektor beherbergen. Der Tou- rismus ist in einigen Bereichen der Planungsregi- Die Planungsregion Mittelthüringen erstreckt sich on ein traditionell gewachsener Wirtschaftsfaktor. über eine Fläche von 3.740 km² mit einer Ein- Mittelthüringen verfügt aufgrund der naturräum- wohnerzahl von 677.649. Dies entspricht ca. 30,5 lichen und kulturhistorischen Vielfalt über Lage- % der Gesamtbevölkerung in Thüringen. Im vorteile für die Entwicklung von Aktiv- und Absatz 5.3.1 wird die Bevölkerungsentwicklung Naturtourismus sowie Erholung (vgl. ebd.). der Planregion Mittelthüringen analysiert. Die Region besteht aus den kreisfreien Städten Erfurt und Weimar sowie den Landkreisen Sömmerda, 5.3.1 Bestandsaufnahme Weimarer Land, Gotha und Ilm-Kreis (vgl. Regi- Der demografische Wandel bildet, ebenso wie in onale Planungsgemeinschaft Mittelthüringen, anderen Bundesländern, auch in Thüringen einen 2012). wichtigen Faktor bei der Erstellung zukünftiger Prognosen im Hinblick auf die Bevölkerungsent- wicklung. Die damit einhergehende Überalte- rung, abnehmende Geburtenrate sowie Schrumpfungsprozesse tragen maßgeblich zur Veränderung der Bevölkerungsstrukturen im Freistaat Thüringen bei. Für die Region Mittelthüringen wird bis zum Jahr 2030 ein Bevölkerungsrückgang von 6 bis 8 % erwartet. Bei der Betrachtung des Gesamtraums Mittelthüringen wird diese Entwicklung jedoch unterschiedlich verlaufen (vgl. Regionale Pla- nungsgemeinschaft Mittelthüringen, 2012). So „… existieren… Wachstums- und Stagnierungs- inseln und Räume mit mehr oder weniger star- kem Bevölkerungsrückgang“ (Regionale Planungsgemeinschaft Mittelthüringen, o.J.). Abb. 23: Übersicht Planungsregion Mittelthüringen Eine negative natürliche Bevölkerungsentwick- (Quelle: Regionale Planungsgemeinschaft Südwestthüringen lung sowie negative Wanderungssalden werden 2013) besonders in den zentralen Orten sichtbar. Dies

Insgesamt nehmen alle Landkreise und kreisfreie Städte ca. 23 % der Landesfläche von Thüringen ein. Die Region ist durch einen starken Wirt- schaftsraum entlang der A 4, mit der Landes- hauptstadt Erfurt und der Stadt Weimar geprägt. Bezüglich des starken Wirtschaftsraums weist Mittelthüringen nur geringe Bevölkerungsverluste auf (in den Jahren 2010 bis 2011 gesamt -0,1 %) (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Mittelthü- ringen 2011: 30ff.). Als Gegenpol zum wirtschaftlich starken Raum an Abb. 24: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der der A 4 ist der Raum an der Nord-Süd- Planungsregion Mittelthüringen zu den Jahren 2009, 2020 Verbindung der A 71 wirtschaftlich eher schwach und 2030, Stand 31.12.2008 entwickelt. Jedoch finden sich auch hier einige (Quelle: eigene Darstellung und Berechnung nach TLS 2008) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 51

ist meist mit einem erheblichen Arbeitsplatz- und Insgesamt elf Regionale Entwicklungskonzepte Kaufkraftverlust verbunden. und Kooperationen kann die Region Mittelthü- ringen aufweisen. Die Kooperation der Impulsre- Die Zahl der Personen, die der Altersgruppe 65 gion Erfurt- Weimar und Jena nimmt hierbei eine und älter zuzuordnen sind, soll Prognosen zufolge Vorbildfunktion ein, da diese aufgrund der Lage bis 2020 auf 26 % steigen. Vor allem der ländli- entlang der A4 den bedeutendsten Wirtschafts- che Raum ist von den Auswirkungen des demo- raum der Region Mittelthüringen darstellt. grafischen Wandels betroffen. Hier wird in den nächsten sieben Jahren ein Rückgang der Bevöl- Im Rahmen dieses Instruments der REGIONALE kerungszahlen von ca. 7 % und somit eine ab- eignen sich besonders das REK Burgenland- Drei nehmende Bevölkerungsdichte zu beobachten sein Gleichen, das REK Technologieregion Ilmenau (vgl. eigene Berechnungen nach TLS 2008). Im sowie das REK Erfurter Seen als Anknüpfungs- Gegensatz zu anderen Landkreisen kann die Im- punkte für bereits aufgestellte Ziele und Umset- pulsregion Erfurt-Weimar einen leichten Zuwachs zung von Maßnahmen. der Bevölkerungszahlen verzeichnen. In der Ab- Die Regionalen Entwicklungskonzepte bilden die bildung 24 wird die Bevölkerungsentwicklung der Grundvoraussetzung dafür, eine REGIONALE in Planregion von 2009 bis 2030 dargestellt. Mittelthüringen durchführen zu können. Durch Die Region Mittelthüringen weist flächendeckend die Festsetzung theoretischer Zielsetzungen wurde eine Vielzahl an Städtekooperationen und Regio- eine Kooperationsgrundlage geschaffen, die als nalen Entwicklungskonzepten in der Planungs- Basis zur Umsetzung dieses Instruments dient. gemeinschaft auf. Die Abbildung 25 stellt die Neben diesen Zielstellungen bestehen Anknüp- wichtigsten, in der Region verankerten Koopera- fungspunkte an bereits bestehende Handlungsfel- tionen dar (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft der, die in Form einer Kooperation bereits Mittelthüringen, o.J.). beschlossen wurden und innerhalb eines REK festgesetzt sind.

Abb. 25: Städtekooperationen und REK in Mittelthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Mittelthüringen 2011) Seite | 52 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Die Regionalen Entwicklungskonzepte innerhalb Eine Chance wird zukünftig die Impulsregion der Planungsregion Mittelthüringen sind bereits darstellen. Diese muss als starker Wirtschaftsraum alle fertiggestellt. Einige dieser REK, wie bei- agieren und die ländlichen Regionen mit stärken. spielsweise die Entwicklung des Teilraums um Dennoch soll die wirtschaftliche Entwicklung der Weißensee, Sömmerda sowie Kölleda, befinden Planregion entlang der A 71 verstärkt erfolgen, sich in einer „Ruhephase“. Hier wurden bis zum um eine wirtschaftliche Hervorhebung des Rau- gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich vereinzelte mes um die Städte der A 4 zu vermeiden. Auch Maßnahmen umgesetzt. wird in naheliegender Zeit die Nachnutzung von Konversions- und Brachflächen einen wichtigen Entwicklungsstatus einnehmen. Grundsätzlich 5.3.2 SWOT-Analyse muss die Entwicklung der Planregion flächende- Die Analyse der Tabelle 7 zeigt, dass vor allem die ckend erfolgen, um keine Region zu vernachlässi- Tourismusinfrastruktur eine potenzielle Stärke gen. Die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung der Planregion darstellt und diese durch eine hohe setzt voraus, dass neue Konzepte und Strategien Vielfalt an verschiedenen räumlichen Strukturen entwickelt werden müssen. geprägt ist.

Stärken Schwächen

. Zentrale Lage der Planregion Mittelthürin- . demographischer Wandel gen in Deutschland . Erhebliche Wanderungsverluste in Arnstadt, . Starker Wirtschaftsraum in Impulsregion Ilmenau, Gotha und Sömmerda . Tourismus in Teilen der Planungsregion . Ältere Gesellschaft in der ganzen Region Mittelthüringen ein traditionell gewach- . Auswirkungen des demographischen Wan- sener Wirtschaftsfaktor dels (Veränderung der Haushaltsgröße, Ent- . Lagevorteile für die Entwicklung von Aktiv- stehung von Brachflächen) und Naturtourismus (Wandern, Radfahren, . Mangel an ausgebildeten Fachkräften (seit Camping etc.) und Erholung aufgrund na- 2010) turräumlicher und kulturhistorischer Vielfalt . Strukturdefizite in Randlagen im Norden des . Zuwanderung in Erfurt und Weimar Landkreises Sömmerda . starkes Netz Zentraler Orte höherer Stufe . Infrastruktur-Ausstattung, die den demogra- in räumlich günstiger Verteilung phischen Gegebenheiten und der vorhande- . Oberzentrum Erfurt in zentraler Lage (Lan- nen Nachfrage nicht mehr entspricht deshauptstadt, verdichteter Raum) . Kostenfaktor . zwei Mittelzentren mit Teilfunktionen eines . Entkopplung der Siedlungs- und Verkehrs- Oberzentrums Gotha und Weimar (Kultur- flächenentwicklung von der Bevölkerungs- und Klassikerstadt) entwicklung . vier Mittelzentren Apolda, Arnstadt, . durch Niederlassungsfreiheit - Schwierigkeiten Ilmenau und Sömmerda Arztpraxen in bestimmten Räumen Mittelthü- . Entwicklungsachse in Thüringen entlang ringens wiederzubesetzen der A4 . Entwicklung überwiegend entlang der A4 . geringe Entwicklung entlang der A71 . Sinken der Einzelhandelsanbieter auf immer weniger Konzerne bei Vergrößerung der Ver- kaufsflächen . Ausdünnung des Standortnetzes . Konzentration auf große Einzelhandelseinrich- tungen . zunehmender Ladenleerstand in den Innenbe- reichen der Städte sowie Verlust von Einrich- tungen im ländlichen Raum . Flughafen Erfurt-Weimar  Zahl der Fluggäste in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 53

Chancen Risiken . hohe Vielfalt an verschiedenen räumlichen . Fehlinvestitionen Strukturen . Funktionsverlust der Zentralen Orte durch . Tourismusinfrastruktur Bildung von Kooperationen . Heilmittel (Sole, Heilwasser) und günstige . mangelnde Daseinsvorsorge im ländlichen heilklimatische Bedingungen Raum  seit Jahrhunderten Kurfunktion der . in den letzten Jahren Konzentration auf größere Orte Bad Berka, Bad Sulza, Orte mit umfassenderen Einzugsbereichen Finsterbergen, Friedrichroda, . Abstufung der Zentralen Orte durch Bevölke- Stützerbach und Tabarz rungsverlust  gute Voraussetzungen, um . Abnahme der Siedlungsdichte selbst dann, wenn attraktive Gesundheits- und Wellness- bis 2020 keinerlei Flächenzuwachs mehr erfolgt Angebote bieten zu können . durch hohen Ansiedlungsdruck, besonders . Entwicklungspotenzial: Wirtschaftsraum entlang der A4 A4, Fertigstellung A71 . Abhebung der Entwicklung des Raumes um . Anpassung der zukünftigen Siedlungsent- die Städte der A4 wicklung an die veränderte Bevölkerungs- entwicklung . Umnutzung von Brach- und Konversi- onsflächen für erneuerbare Energien

Tab. 7: SWOT – Analyse der Planungsregion Mittelthüringen (Quelle: eigene Darstellung, nach Regionale Planungsgemeinschaft Mittelthüringen 2011, vgl. Regionale Planungsstelle Mit- telthüringen, 22.05.2013)

5.3.3 Vorstellung potentieller Gebietskulis- Wirtschaft sen/Themen einer REGIONALE Als Entwicklungsimpuls zur Impulsregion könnte In dem folgenden Kapitel werden mögliche Ge- eine REGIONALE die Stärkung des Wirtschafts- bietskulissen mit den Schwerpunktthemen erneu- raumes der Nord-Süd-Achse entlang der A 71 mit erbare Energien, Wirtschaft und Tourismus von sich bringen. Hierfür eignet sich die Kooperation der SWOT-Analyse abgeleitet, um durchführbare der Städte Kölleda, Sömmerda und Weißensee. Kooperationen in Mittelthüringen aufzuzeigen. Die folgenden Schwerpunkte wurden bereits im Angeknüpft sind diese Schwerpunkte an bereits REK Burgenland Drei Gleichen festgesetzt: bestehende Kooperationen und Regionale Ent- . Sicherung einer geordneten Siedlungs- wicklungskonzepte, da die Initiierungen oder entwicklung, Festlegungen der Zusammenarbeit für erfolgrei- che Kooperationen im Rahmen einer REGIO- . Verbesserung der Infrastruktur, NALEN ungeeignet sind. . Entwicklung der Wirtschaft, . Entwicklung des Naturraumes (z.B. Alt- Erneuerbare Energien lastenentsorgung auf Militärbrachen) (vgl. ebd.: 1ff.). In Anlehnung an das bereits bestehende REK „Burgenland Drei Gleichen“ könnte die Durch- Mit der Umsetzung einer REGIONALEN in führung einer REGIONALEN erfolgen. Ein diesem Gebiet soll die Stärkung der Wirtschaft Schwerpunkt könnte die Nachnutzung von mili- durch gemeinsame Ausweisung von Industrie- tärischen Liegenschaften und Altbrachen durch und Gewerbegebieten an Orten mit günstiger erneuerbare Energien in der Region darstellen. Im verkehrlicher Anbindung zur überregional bedeu- REK wurde der Schwerpunkt, Nachnutzung tenden Verkehrsachse A 71 erfolgen. bzw. Renaturierung militärischer Liegenschaften Ein weiterer Anhaltspunkt zur Stärkung der Wirt- und Altbrachen festgeschrieben (vgl. Thüringer schaftsstruktur bildet die Technologieregion Staatskanzlei 2005: 1). Ilmenau Arnstadt. Mit der Durchführung einer Seite | 54 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

REGIONALEN würde eine gemeinsame Ent- . ganzjährige Zugänglichkeit und Nutz- wicklung von Gewerbegebieten und Regional- barkeit der Seen; marketing, unter Einbeziehung weiterer kleinerer . sinnvolle Folgenutzung der Seen (unter Gemeinden, angestrebt. An die folgenden Naturschutzbelange); Schwerpunktthemen könnte die REGIONALE anknüpfen: . Image- und Bewusstseinswandel vom Kiesabbau zum Landschaftspark (vgl. . Verbesserung der wirtschaftlichen Rah- ebd.: 84ff.). menbedingungen (Entwicklung von Un- ternehmenskooperationen), Mit der Durchführung einer zukünftigen REGI- ONALEN erfolgt die Erweiterung des REK durch . Verbesserung der Infrastruktur (z.B. die Gemeinden entlang der Gera-Aue zu einem Entwicklung eines IVK), großräumlichen Tourismus- und Naherholungs- . Stärkung der interkommunalen Koopera- gebiet. tion, . Qualitätserhöhung der weichen Standort- faktoren (z.B. Verbesserung der woh- 5.4 Regionale Planungsregion Süd- nungsnahen Infrastruktur) (vgl. westthüringen Regionale Planungsgemeinschaft Mit- Die Planungsregion Südwestthüringen liegt im telthüringen 2011: 1ff.). Südwesten des Freistaates. Sie besteht aus den Landkreisen Wartburgkreis, Schmalkalden- Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg so- Tourismus wie den kreisfreien Städten Eisenach und Suhl. Eine künftige REGIONALE in Mittelthüringen Geprägt ist die Region vor allem durch den Thü- könnte die Stärkung des ländlichen Raumes ringer Wald im Süden und die Rhön im Westen. durch Kooperationen von Orten mit touristi- Diese landschaftlichen Besonderheiten begrenzen schem Potenzial darstellen. Hierfür eigenen sich die Planungsregion. vor allem folgende Gebietskulissen: Insgesamt haben alle Landkreise und Städte eine . Erfurter Seen, Fläche von 4.092 km², was in etwa 25 % der . Naturpark Thüringer Wald, Landesfläche des Landes beträgt. In der Planungs- region selbst leben etwa 464.720 Menschen. Dies . Biosphärenreservat Vessertal, entspricht ca. 20,9 % der Gesamtbevölkerung . Nördlicher Landkreis Weimarer Land Thüringens. Auf die Bevölkerungsentwicklung in (Agrartourismus), der Planungsregion selbst wird ebenfalls in den folgenden Abschnitten noch einmal genauer ein- . Südlicher Landkreis Weimarer Land (Ag- gegangen (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft rartourismus). Südwestthüringen, 2013). Im REK „Erfurter Seen“ wurde bereits Schwer- Die Städte Schmalkalden, Meiningen, Suhl und punktthemen und Leitbilder aufgezeigt. Zella-Mehlis bilden das Herz der Planungsregion. . Verbesserung des Freizeit- und Sportan- Sie sind sehr zentral gelegen und nach innen ori- gebotes bzw. Profilierung als Freizeitge- entiert. Im Gegensatz dazu sind die Städte Bad biet; Salzungen und Eisenach eher nach Westen Rich- tung Hessen bzw. nach Norden orientiert. Die . neben wasserbezogenen Sport- und Frei- Städte Sonneberg und Hildburghausen orientie- zeitangebot, wasserunabhängige Angebot ren sich eher nach Süden Richtung Coburg (Bay- ausbauen und verbessern; ern). Wie sich diese Orientierungen weg von . Entwicklung eines Landschaftspark; Thüringen auswirken, soll im Folgenden noch einmal genauer analysiert und dokumentiert wer-

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Initiative Rodachtal Werratal, den Städteverbund Südthüringen und die Stadt-Umland-Kooperation Eisenach (vgl. Im Bereich bestehender Städtekooperationen ist TLVwA, 2013). hier nur eine herausragende zu nennen. Sie befin- det sich im Süden der Planungsregion. Es ist eine länderübergreifende Kooperation zwischen den 5.4.2 SWOT- Analyse Landkreisen Sonneberg, Hildburghausen und Coburg. Die „Initiative Rodachtal“ nutzt das Es zeigen sich in der Tabelle 8 deutliche Stärken REK als Grundlage. Mit ihr soll den Auswirkun- aber auch Schwächen der Planungsregion. Die gen des demographischen Wandels entgegenge- bedeutendste Stärke ist die Grenznähe zu Hessen wirkt werden sowie eine stärkere Verbindung und Bayern. Aus ihr resultieren die niedrige Ar- zwischen den zwei Bundesländern geschaffen beitslosenquote und eine relative starke und stabi- werden (vgl. ebd.). Der Verein der Initiative Ro- le Wirtschaftsstruktur in der Region. Die dachtal beschreibt deren Schwerpunkte folgen- bedeutendste Schwäche hingegen ist die schlechte dermaßen: „Die Initiative Rodachtal versteht sich Anbindung der peripheren, ländlichen Gebiete als Kristallisationspunkt aller Aktivitäten, die der durch den MIV und ÖPNV sowie die fehlende Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung der regionale Identität. Des Weiteren hindern Land- natürlichen Lebensgrundlagen und der Wirtschaft schaftsschutzverordnungen die Bundesländer ebenso wie der sozialen Entwicklung und der Hessen und Thüringen daran, miteinander zu regionalen Identität im Rodachtal dienen“ (Initia- kooperieren. tive Rodachtal e.V., o.J.). Aus den Stärken und Schwächen resultieren die Aus den ursprünglich neun Anfangsgemeinden Chancen und Risiken. Bei den Chancen ist vor sind bis heute bereits zwölf aktiv teilnehmende allem ein möglicher Zusammenschluss der Städte Gemeinden geworden (vgl. Regionale Planungs- Meiningen, Suhl und Zella-Mehlis als Zugpferde stelle Südwestthüringen, 22.05.2013). Weitere der Region zu nennen. Weiterhin wäre ein ge- nennenswerte Kooperationen sind Hainich- meinsamer Flächennutzungsplan der beiden Bun-

Abb. 28: Städtekooperationen und REK in Südwestthüringen (Quelle: eigene Darstellung nach Regionale Planungsgemeinschaft Südwestthüringenthüringen 2012) STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 57

Stärken Schwächen . Grenznähe zu Hessen und Bayern . Landschaftsschutzverordnung  keine Grenz- . durchschnittlich niedrigste Arbeitslosen- kooperation an südthüringischer und westthü- quote Ostdeutschlands ringischer Grenze möglich . hohes Niveau der Ausbildungsstätten . Verkehrsverbund fehlt . (IHK, Landkreis HBN, BtZRohr) . Neuhaus am Rennweg & Lauscha als funktions- . Autobahnanbindung & Bundestraßen teiliger Zentraler Ort . starke Metallverarbeitungsbranche in . (LEP 2004) Südthüringen . unzureichende ÖPNV-Anbindung an touris- . Wirtschaftsstruktur Eisenach & WAK tische Ziele und Gastgewerbe . hohe Zufriedenheit mit Personalkosten . Fachkräftemangel (Verkehrsbetriebe, Gastro- . Angebot an allgemeinbildenden Schulen nomie) . starke touristische Prägung . fehlende regionale Identität von Rennsteig und Thüringer Wald . Ausdünnung der Verwaltung (Mangel an Perso- nal) . schlechte Förderkulisse  kein gemeinsamer „Regionaler Kooperations- topf“ . Planungsregion ist ländlichen Raum zuge- ordnet (obwohl heterogen) Chancen Risiken . „Metropolregion“ Schmalkalden, Meinigen, . Wegfall der Grundzentren  Daseinsfürsor- Suhl, Zella-Mehlis als „Zugpferde“ der Pla- ge? nungsregion . Auslaufen von EU-Förderprogrammen . zahlreiche Projekte nur im Zusammen- . Zukunft der Gemeinden westlich von Bad Sal- schluss von Kooperationen möglich (private zungen (Barchfeld, Merkers, Bad Liebenstein Investoren) etc.) . Intention und Interesse nutzbar machen . „ausbluten des ländlichen Raums“ . Neuhaus als Grundzentrum „gesund . „Fehlinvestitionen sind wie ein Klotz am Bein“ schrumpfen“ . stetige Abwanderung der Arbeitskräfte nach . gemeinsamer Flächennutzungsplan mit Hessen & Bayern Hessen & Bayern (Vermeidung von Grenznutzungskonflikten) . Tourismusverbund „Thüringer Wald“ um die regionale Identität zu stärken

Tab. 8: SWOT – Analyse der Planungsregion Südwestthüringen (Quelle: eigene Darstellung, nach IHK Südthüringen und Regionale Planungsstelle Südwestthüringen, 22.05.2013) desländer Hessen und Thüringen denkbar sowie reich Tourismus und im Bereich einer Städte- ein Tourismusverbund für den Thüringer Wald, Gemeinde-Kooperation, zum anderen in einer um hier die gemeinsame Identität der Region zu regionalen Städtekooperation. stärken. Schwächen der Region sind vor allem die Gefahr der Abwanderung von Arbeitskräften und somit ein „Ausbluten“ des ländlichen Raumes. 5.4.3 Vorstellung potentieller Gebietskulis- Durch Städtekooperationen ist die Gefahr groß, sen/Themen einer REGIONALE dass viele wichtige Grundzentren wegfallen und Aus der vorangegangenen SWOT-Analyse lassen so die Daseinsvorsorge nicht mehr gewährleistet sich verschiedene Gebietskulissen ableiten. Auf ist. zwei dieser Kulissen wird im Folgenden weiter Aus der SWOT-Analyse lassen sich folglich diver- eingegangen und Themenschwerpunkte genannt. se Handlungsfelder ableiten. Zum einen im Be- Seite | 58 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Städtekooperation Schmalkalden/Meiningen – 5.5 Zwischenfazit Suhl – Zella-Mehlis Insgesamt lässt sich aus den vier vorgestellten und Eine mögliche Gebietskulisse und somit ein mög- analysierten Planungsregionen folgendes Zwi- liches Thema für eine REGIONALE ist eine schenfazit ableiten. Es wurde aufgezeigt, dass alle Städtekooperation zwischen Schmalkal- vier Planungsregionen sehr heterogen in ihrer den/Meiningen, Suhl und Zella-Mehlis. Sie bil- Siedlungsstruktur geprägt sind. Aus den SWOT- den das Herz der Planungsregion und sind sehr Analysen ist zu erkennen, dass alle Regionen ähn- gut an die A 71 bzw. A 73 angebunden. Eine liche Stärken und Schwächen aufweisen. Hier Kooperation der Städte würde die ganze Region können die Stärken als mögliche Anknüpfungs- nachhaltig stärken und so ein leistungsfähiges punkte für eine REGIONALE in Thüringen Mittelzentrum erschaffen. Dieses Mittelzentrum gesehen werden. ist wichtig und könnte so auch dem gesamten südwestlichen Teil des Freistaates zu Gute kom- Stärken bestehen vor allem in den starken Wirt- men und für einen regionsübergreifenden und schaftsräumen am Erfurter Kreuz und am Her- interkommunalen Aufschwung sorgen. Es ist msdorfer Kreuz. Ebenso ist der natürlich ebenfalls denkbar einen Anknüpfungspunkt für gewachsene und traditionelle Tourismus ein star- die TU Ilmenau herzustellen. So könnten die ker Wirtschaftsfaktor in den Planungsregionen. Fachhochschule Schmalkalden und die TU Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Ilmenau intensiver zusammenarbeiten. In Süd- Aktiv- und Naturtourismus. Als eine weitere nen- westthüringen könnte dadurch ein starker Bil- nenswerte Stärke kann das starke Netz der Zent- dungssektor und eine Kooperation mit der ralen Orte gesehen werden. Hier ist besonders der Planungsregion Mittelthüringen entstehen. Wei- Entwicklungsraum entlang der A 4 zu nennen. tere mögliche Kooperationspunkte wären die Schwächen liegen vor allem im Bereich des demo- Kinderbetreuung, ÖPNV, Sport und Freizeit, graphischen Wandels. Dieser ist in allen Pla- Einzelhandel, Tourismus und das Gewerbe. In nungsregionen mehr oder weniger stark zu Bezug auf den Kooperationspunkt Gewerbe bietet verzeichnen. Es ist allerdings zu sagen, dass der die Region bereits ausbaufähige Strukturen die in demographische Wandel in den Städten Erfurt, Zukunft zu einem Technologiestandort ausgebaut Weimar, Jena nicht so stark ausgeprägt ist, wie in werden könnten. den ländlichen Regionen. Auch die fehlende regi- onale Identität und ein Mangel an öffentlichen Hochschulen und überregionalen Bildungsein- Städte-Gemeinde-Kooperation richtungen sind hier zu nennen. Eine weitere mögliche Gebietskulisse wäre eine Die Tourismusinfrastruktur und die Umnutzung Städte-Gemeinde-Kooperation zwischen Bad von Brach- und Konversionsflächen bieten in Salzungen, Bad Liebenstein, Vacha, Dorndorf Thüringen die größten Chancen und somit Ent- und Eisenach. Diese Kooperation würde die Re- wicklungspotentiale. Ebenso können bestehende gion stabilisieren und voraussichtlich eine weitere Städtekooperationen weiter ausgebaut werden. Bevölkerungsabwanderung verhindern. Weiterhin Aus diesen erwächst aber auch das Risiko, dass könnten wichtige Grundzentren wie Bad Salzun- Zentrale Orte ihre Funktionen verlieren und so- gen gestärkt werden, um somit die Daseinsvorsor- mit eine mangelnde Daseinsvorsorge im ländli- ge auf qualitativ hohem Maße weiterhin zu chen Raum einhergeht. Auch könnten ermöglichen. Durch diese Kooperation kann auch Nutzungskonflikte in den Regionen auftreten. ein Anknüpfungspunkt an Eisenach gewährleistet Bspw. bei der Rohstoffgewinnung, der dem Na- werden. Mögliche Themen wären ebenfalls Tou- turschutz und Fremdenverkehr entgegensteht. rismus und Kultur sowie heterogene Gewerbean- Zusammenfassend lassen sich aus den Planungs- siedlungen. regionen und deren SWOT-Analysen folgende Handlungsfelder ableiten. Diese sind in der vo- rangegangenen Tabelle noch einmal graphisch zusammengefasst. Der „*“ bedeutet hierbei das STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 59

Entwicklungspotentiale zu verzeichnen sind. Die Weiterhin kann auf ein bestehendes Konzept und Symbole „+“ und „-„ wie positiv oder negativ ein bestehende Kooperationen aufgebaut werden. Bereich in der jeweiligen Planungsregion ausge- Schlussendlich bietet die Landeshauptstadt Erfurt prägt ist. Besonders weiterführende Handlungs- einen starken Partner, um bestehende Schwächen felder liegen in den Bereichen des Tourismus und in Stärken umzuwandeln. der erneuerbaren Energien. Hier bieten sich die Im Handlungsfeld der erneuerbaren Energien meisten und weiterführenden Anknüpfungspunk- kann das REK Mittelthüringen mit dem Ab- te für eine zukünftige REGIONALE in Thürin- schnitt: „Nachnutzung von militärischen Liegen- gen. Weitere Handlungsfelder sind in den schaften und Altbrachen durch erneuerbare Bereichen der Wirtschaft, des Einzelhandels und Energien in der Region Burgenland – Drei Glei- des Zentrale Orte Systems zu finden. Das Hand- chen“ genutzt werden (vgl. Kommunale Arbeits- lungsfeld des Tourismus ist besonders hervorzu- gemeinschaft, 2002). Eine günstige Gebietskulisse heben, da Thüringen, wie bereits erwähnt, sehr für ein derartiges Vorhaben bietet der Nordwes- gut touristisch aufgestellt ist. Der natürlich ge- ten des Ilm-Kreises. In der Gemeinde Ilmtal be- wachsene und traditionelle Tourismus ist hierbei steht bereits ein Bioenergiedorf. Hier ist deshalb sehr von Vorteil. Dabei ist der Aktiv- und Natur- eine Kooperation denkbar. Des Weiteren befindet tourismus sehr stark ausgeprägt. Im Handlungs- sich in der Region ausreichend Potential für den feld Tourismus bieten deshalb die Erfurter Seen Anbau von regenerativen Energieträgern. eine optimale Gebietskulisse. Dort wird der länd- liche Raum durch Kooperation von Orten mit Im weiteren Verlauf wird auf diese beiden hervor- touristischem Potential gestärkt. gehobenen Handlungsfelder näher eingegangen und entwickelte Konzepte vorgestellt.

Regionale Regionale Regionale Regionale Planungsregion Planungsregion Planungsregion Planungsregion Nordthüringen Südwestthüringen Ostthüringen Mittelthüringen

Verkehr ++ + +++ +++

Tourismus 0 - +++ ++*

Kultur ++ 0 ++ 0

Wirtschafts- 0 +* +++ + struktur Siedlungs- -- +++ ++ -- struktur Mieten ++ +++ ++ +

Bildung/ 0 0* +++ +++ Schulen Image - - -* +++ -*

Legende: +++ = sehr gut 0 = neutral --- = sehr schlecht * = Potential

Tab. 9: Auswertung der Planungsregionen (Quelle: eigene Darstellung) Seite | 60 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

Alle anderen erwähnten Handlungsfelder und Gebietskulissen eigenen sich nicht oder nur wenig für eine REGIONALE. Dort existieren keine bestehenden Kooperationen mit dem Potential einer weiteren Bearbeitung. Eine REGIONALE dient dazu, Schwerpunkte aufzugreifen und zu nutzen. Sind diese nicht vorhanden, bieten sich nicht genügend Anknüpfungspunkte für eine Durchführung. Auch kann es an den Gebietsku- lissen scheitern. Diese können ungünstig gewählt sein und bieten zu wenig Raum für eine REGI- ONALE in Thüringen. Des Weiteren eigenen sich bestimmte Themenfelder nicht für eine in- terkommunale Kooperation, bspw. der Hochwas- serschutz. Dagegen rückt das Handlungsfeld der erneuerbaren Energien immer mehr in den Fokus und eignet sich somit sehr gut. Teilweise kann eine REGIONALE auch durch die Gemeinden selbst unbewusst verhindert werden. Durch einge- schlafene oder nicht kontinuierlich betriebene Kooperationen, kann dort eine gewisse Koopera- tionsmüdigkeit vorherrschen. Ebenso verhindert das „Kirchturmdenken“ in manchen Gemeinden eine aktive Zusammenarbeit. STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN Seite | 61

6 Die REGIONALEN Thü- gemacht. Dabei wird u.a. dargestellt, wie eine REGIONALE gefördert werden kann, was finan- ringen – Strategien und ziert werden muss und wer die Kosten für den Konzeptionen Aufbau und die Organisation tragen muss. Da- nach folgt eine zeitliche Konzeption. Am Ende Kern dieses Kapitels ist die Überlegung, wie eine sollen zudem Möglichkeiten für eine Kombinati- REGIONALE in Thüringen gestaltet werden könn- on einer REGIONALE mit der IBA Thüringen te. Welche Projekte wären förderfähig? Welchen aufgezeigt werden. Themen könnte sich eine REGIONALE widmen? Welche Gebietskulissen finden sich in Thüringen? Um diese und weitere Fragen beantworten zu kön- 6.1.1 Voraussetzungen nen, werden zunächst strategische Überlegungen Mehr als wünschenswert für eine potentielle RE- angestellt, die der Auswahl der möglichen Gebietsku- GIONALE-Gebietskulisse sind vorhandene REK lissen zugrunde liegen. Auf Grundlage der Recher- cheergebnisse aus Kapitel 5 wurden zwei oder andere informelle und formelle Kooperatio- Gebietskulissen aus Mittelthüringen ausgewählt, die nen. Da der REGIONALE-Zeitraum begrenzt ist für eine Förderung im Rahmen einer REGIONALE und Projekte möglichst qualitativ umgesetzt wer- geeignet wären. Die folgenden beiden spannenden den sollen, ist die bestehende Kooperation die Szenarien werden Teil dieses Kapitels sein: wichtigste Voraussetzung, um eine erfolgreiche REGIONALE durchzuführen. Der Kern einer Regionale 2014-2017 - Energieregionen REGIONALEN besteht außerdem darin, die Bsp.: Energieregion „Drei Gleichen“ Motivation zum Kooperieren anzuregen und einen Wettbewerbsgedanken zu initiieren. Regionale 2017-2020 - Rekultivierung Die Gebietskulissen sollen sich durch gemeinsa- Bsp.: Erfurter Seen me, regionale Bezüge abgrenzen. Dabei zählen regionale Identität und gemeinsame Problemstel- lungen und nicht die administrativen Abgrenzun- 6.1 Die REGIONALEN Thüringen gen, etwa durch Landkreise oder - Strategischer Ansatz und Kon- Planungsregionen. So kann im Rahmen einer zeption REGIONALE Thüringen von einem themati- schen Ansatz mit einer gewissen Größenbeschrän- Im strategischen Ansatz werden Konzepte für die kung gesprochen werden. beiden potentiellen REGIONALEN Thüringen aufgestellt. Hierzu werden zunächst Vorausset- Da Unternehmen durch ihre Geschäftstätigkeit zungen für die Bildung von Kooperationen für generell einen großen Einfluss auf die Lebens- eine REGIONALE-Kulisse aufgezeigt. Zusätzlich und Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter, ihrer werden Akteure benannt und eine einheitliche Kunden, das wirtschaftliche Umfeld und die Organisationsstruktur erstellt, die eine allgemeine Umwelt haben, sollen auch regional ansässige Basis für die Initiierung und den Ablauf einer Unternehmen und Akteure aus der Wirtschaft REGIONALE bilden. Dabei werden die Aufga- einbezogen werden, um einen Beitrag zur Verbes- ben und Gremien innerhalb der Akteurskonstella- serung des wirtschaftlichen und sozialen Klimas tion benannt. Auch der thematische Rahmen wird der Region zu leisten. So können Kommunen im Konzept grob eingegrenzt, wobei die mögli- und Privatwirtschaft voneinander profitieren und chen Themen eine sehr große Vielfalt aufweisen. ihre jeweiligen Erfahrungen und Kenntnisse in die Die Themen sind eng mit den aktuellen landes- Projektgestaltung einbringen. planerischen Problemstellungen verknüpft, sodass potentielle REGIONALEN in Thüringen gezielt zur Lösung dieser beitragen können und sollen. Des Weiteren werden Ansätze zur Finanzierung erstellt und Angaben zum nötigen Personaleinsatz Seite | 62 STUDIENPROJEKT REGIONALE THÜRINGEN

6.1.2 Aufbau und Organisationsstruktur sie die Qualitätssicherung und Öffentlichkeitsar- beit und unterstützt bei der Initiierung sowie Zum Aufbau einer REGIONALE empfiehlt sich Umsetzung von Projekten. Dies geschieht durch die Gründung oder der Ausbau einer Abteilung Anregung und Anleitung von Projekten sowie den innerhalb einer Institution des Landes Thüringen, Aufbau von Netzwerken innerhalb und außerhalb die sich ausschließlich mit der zentralen Koordi- der REGIONALE. nation von Fördermitteln auseinandersetzt und für Kommunen eine beratende Funktion zur För- Zur Kontrolle der Geschäftsführung der REGI- dermittelakquise übernimmt. Diese Aufgabe kann ONALE GmbH muss ein Aufsichtsrat eingerich- vom Thüringer Landesverwaltungsamt über- tet werden, der zudem Personalangelegenheiten nommen werden, wodurch bereits bestehende regelt. Er sollte sich aus Vertretern der Gebiets- Verwaltungsstrukturen genutzt werden können. körperschaften, der regionalen Wirtschaft und Ministerien zusammensetzen, um kommunale, Des Weiteren ist die Gründung einer REGIO- wirtschaftliche und politische Sichtweisen zu be- NALE GmbH im Sinne der REGIONALE NRW rücksichtigen. erforderlich, welche unabhängig von Verwal- tungsabläufen handeln kann und über eigene Weiterhin ist ein Lenkungsausschuss wichtig, finanziellen Mittel verfügt. Sie übernimmt die welcher die ausschließliche Aufgabe der Qualifi- Aufgabe des zentralen Steuerungsinstruments zierung von Projekten und Prozessen sowie deren zwischen den Akteuren und Gremien innerhalb Qualitätssicherung innehat. Er ist somit das der jeweiligen REGIONALE-Gebietskulisse. Sie höchste Entscheidungsgremium über die einzel- kann vom Land und den beteiligten Gebietskör- nen REGIONALE-Projekte und kann aus Vertre- perschaften finanziert werden. Ihre Aufgabe be- tern der Gebietskörperschaften, der Ministerien steht vor allem in der Beratung der und Akteuren der Regionalwirtschaft bestehen. Gebietskörperschaften und der Akteure, wobei sie Zusätzlich können ihm an Projekten beteiligte diese von Beginn an über den gesamten REGIO- Vereine und Verbände innewohnen. NALE-Zeitraum begleitet. Zusätzlich übernimmt

Abb. 29: Organigramm REGIONALE Thüringen (Quelle: Eigene Darstellung).

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Um die Projekte an die Ziele der Landesplanung . Wirtschaftsförderung immer wieder anzupassen und die Innovationsfä- . Brachflächenmanagement higkeit und Nachhaltigkeit zu sichern, sollte zu- sätzlich ein Innovationsmanagement in Form . Qualifizierung eines Innovationsrates installiert werden. Dieser . Fachkräfteausbildung und -gewinnung sollte aus unabhängigen Experten, aus unter- . schiedlichen Fachgebieten bestehen. zukunftsfähige Landkreise bzw. Landkreis- größen Um einen Informationsaustausch zwischen der REGIONALE GmbH und den Gebietskörper- Es bestehen die Möglichkeiten der Vorgabe und schaften zu generieren und zu regeln, müssen der Nichtvorgabe der Themen. Eine thematische innerhalb einer potentiellen REGIONALE meh- Schwerpunktsetzung der REGIONALE-Agentur rere REGIONALE-Beauftragte eingesetzt werden. bei der Ausschreibung der REGIONALE kann - Sie haben zusätzlich die Aufgabe, Anstrengungen gemessen an den aktuellen Prob- und Aktivitäten vor Ort zu Bündeln und sie an lem/Entwicklungschancen - zielführend sein. Dies die REGIONALE GmbH weiterzuleiten. Außer- würde die Bündelung des Mitteleinsatzes des dem sind sie die Ansprechpartner für die Bürger Landes in die Schwerpunktthemen vereinfachen vor Ort. Um dies zu bewältigen, sollten größere und ein Überangebot an Themen oder einen zu Gebietskörperschaften jeweils einen REGIONA- breiten thematischen Ansatz, der alles fördert, LE-Beauftragten zugewiesen bekommen. Bei ausschließen. Andererseits steht bei einer Nicht- kleineren Gebietskörperschaften und kleineren vorgabe des REGIONALE-Themas der Wettbe- Verwaltungsgemeinschaften würde eine Person werbsgedanke stärker im Vordergrund und es mehrere Kommunen betreuen. In NRW wurde werden gezielt die Kulissen gefördert, die das jeder Gebietskörperschaft ein REGIONALE- überzeugendste Konzept vorlegen. Beauftragter zur Verfügung gestellt. Jedoch kann Das Thema zukunftsfähige Landkreise bzw. dies aufgrund der geringeren Einwohnerzahl und Landkreisgrößen stellt eine besondere Herausfor- -dichte in Thüringen nur im kleineren Maßstab derung dar. So soll die REGIONALE auch dazu ausgestaltet werden. beitragen, durch den Anstoß zur interkommuna- len Kooperation, Einsparpotenziale zu finden und die Leistungsfähigkeit von Kommunalverwaltun- 6.1.3 Thematischer Rahmen gen zu steigern. Denn nur effiziente Verwaltungs- Die thematische Ausgestaltung muss sich nach strukturen ermöglichen es, die Daseinsvorsorge den aktuellen und perspektivischen landesplaneri- besonders im ländlichen Raum dauerhaft finan- schen Zielsetzungen und Problemstellungen rich- zierbar zu gestalten (vgl. TMBLV, 23.05.2013). ten. Zur Anwendung einer REGIONALE Thüringen würden sich somit folgende raumrele- vanten Themen eignen: 6.1.4 Finanzierung . Wohnen, Die Förderung der REGIONALE-Projekte erfolgt über EU-Strukturfonds wie ELER, EFRE und . Bildung, ESF und über Bundes- und Landesprogramme . Kultur, (siehe Kapitel 3.1.3). Der zu leistende Eigenanteil bei der Förderung der REGIONALE-Projekte . Gewerbe/Industrie, kann z.B. durch kooperierende Akteure aus der . Erneuerbare Energien, Wirtschaft finanziert werden. So ergibt sich ein Mehrwert für die Region, da die Haushalte der . Landwirtschaft, Gebietskörperschaften entlastet werden und pri- . Tourismus, vate Unternehmen neue Geschäftsfelder erschlie- . Verkehr, ßen und werbewirksam in Erscheinung treten. . Daseinsvorsorge.

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Um eine zielgerichtete und konzentriertere Förde- und Jahr) und mehrere REGIONALE- rung zu gewährleisten, sollte jedoch eine Bünde- Beauftragten in der Endgeldgruppe E11. lung verschiedener „Förderrichtlinien zur

Regionalentwicklung“ der Thüringer Ressorts (siehe Kapitel 3.2.2) zu einer gemeinsamen Richt- 6.1.5 Zeitlicher Rahmen linie in Erwägung gezogen werden. Dabei sollten Die Dauer einer REGIONALE soll drei Jahre nichtinvestive und investive Vorhaben innerhalb betragen. Ein Vorbereitungsjahr für die jeweilige der Richtlinie gefördert werden, um Anreize für REGIONALE soll zusätzlich in den zeitlichen die Bildung interkommunaler Kooperationen zu Rahmen einfließen. Insgesamt sollen drei REGI- schaffen. Eine ausschließliche Förderung der Bil- ONALE in Thüringen stattfinden. Daraus ergibt dung von informellen Kooperationen wie bspw. sich eine Gesamtdauer von zehn Jahren. Dies eines REK reicht dabei dauerhaft nicht aus, bzw. beinhaltet auch, dass nicht alle Regionen Thürin- liegt nicht im Sinne einer funktionierenden RE- gens flächendeckend gefördert werden können. GIONALE Thüringens. Vorbild hierfür könnte Jedoch soll genau dieser entstehende Wettbe- die Förderrichtlinie Regionalentwicklung (FR werbsgedanke die Kommunen und Städte in Regio) des Landes Sachsen sein, welche nichtin- Thüringen dazu anhalten, Kooperationen zu vestive und investive Vorhaben fördert (vgl. Säch- schließen und Eigeninitiative zu ergreifen. sisches Staatsministerium des Inneren, 2013b).

Gleichzeitig muss jedoch der prioritäre Anspruch auf Förderung der REGIONALE festgehalten 6.1.6 IBA und REGIONALE?! werden. Herausforderungen im Vorfeld sind da- Die IBA Thüringen versteht sich als Anreizgeber bei der entstehende Verwaltungsaufwand und die für Kommunen und private Akteure in einem Koordination der beteiligten Ressorts. „Wettstreit um die besten Ideen und Projekte zur Fördergegenstand sind die einzelnen REGIONA- aktiven Gestaltung der Zukunft des Freistaats“ zu LE-Projekte, Kommunikation, Austausch und die treten (TMBLV 2011b: 42). Dieses Ziel verfolgt Bildung von Netzwerken. Dazu kommen Marke- auch eine potentielle REGIONALE Thüringen, ting, Betreuung, Beteiligungs- und Aktivierungs- jedoch mit dem Unterschied einen gemeinsamen verfahren sowie Öffentlichkeitsarbeit. Hierzu ist Wettbewerb im Rahmen von interkommunalen Personal nötig, welches für eine REGIONALE Kooperationen zu generieren. geschaffen werden muss. Wie bereits beschrieben, Auch die IBA greift bei der Finanzierung auf För- müssen dabei Personalien innerhalb einer REGI- derprogramme der EU, des Bundes und des Lan- ONALE GmbH und REGIONALE-Beauftragte des zurück. Zudem besteht ein prioritärer vor Ort geschaffen werden, die durch das Land Förderanspruch innerhalb der bestehenden Thü- und die betreffenden Gebietskörperschaften fi- ringer Förderprogramme. Somit steht die IBA nanziert werden. Angesetzt werden dabei vier bis Thüringen bei einer gleichzeitigen REGIONALE sechs Personen in der jeweiligen REGIONALE Thüringen finanziell im Wege. Zusätzlich werden GmbH mit Endgeldgruppen von E11 (39.500 durch die, über den Zeitraum der IBA laufenden Euro p.P. und Jahr) bis E13 (45.000 Euro p.P. Projekte Eigenanteile bzw. eigene Mittel ver-

Abb. 30: Zeitstrahl REGIONALE Thüringen (Quelle: eigene Darstellung)

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braucht, was dazu führt, dass Projekte innerhalb einer REGIONALE nach einer IBA durch die Kommunen nicht mehr zu finanzieren sind. Dies stellt die Realisierung einer REGIONALE Thüringen vor große Probleme. Angesichts des schleppenden Verlaufs der IBA Thüringen, könnte diese mit dem Konzept der REGIONALE erweitert werden, um so den Abb. 31: Logo REGIONALE 2014 (Quelle: eigene Darstellung) Wettbewerb auf der Basis von interkommunalen Kooperationen in Gang zu bringen. Daraus könn- te sich ein Mehrwert für ganze Regionen ergeben. begrenzte Ausschöpfung von fossilen Rohstoffen. Die Gleichzeitig würde ein „Gießkannen-Prinzip“ Handlungsfelder können im Zuge einer REGIO- verhindert werden. NALE in Thüringen aufgegriffen und bearbeitet Realistischer erscheint jedoch eine REGIONALE werden. Thüringen nach einer IBA, wobei eventuell beste- hende Netzwerke und Synergien der IBA - analog 6.2.1 REGIONALE 2014 in Thüringen zu NRW - genutzt werden können. Die REGIONALE steht dabei unter dem Motto Es ist zu hoffen, dass die IBA Thüringen genauso „ZUKUNFT.ENERGIE.REGION“ und soll Vorbild für eine REGIONALE Thüringen sein kooperative Maßnahmen im Kontext einer nach- kann, wie es die IBA Emscher Park für die RE- haltigen Region unter Einbringung innovativer GIONALE NRW war. Projekte der Energieerzeugung und -versorgung Im Folgenden werden trotz der problematischen fördern. Der Zeitrahmen der REGIONALE ist zeitlichen Überschneidung mit der IBA Thürin- dabei üblicherweise auf drei Jahre begrenzt und gen zwei Konzepte für Regionalen in Thüringen startet im Jahr 2014. erstellt. Der zeitliche Rahmen von 2014 bis 2020 Als exemplarische Gebietskulisse bietet sich dafür ist dabei fiktiv gewählt und dient der Anschau- das Gebiet um Arnstadt an. Neben den Gemein- lichkeit der Konzeptionen. degebieten der Stadt Arnstadt beinhaltet die Ge- bietskulisse die Gemeinden Gossel, Dornheim sowie das Amt Wachsenburg und umfasst eine 6.2 Bioenergieregion Gesamtfläche von ca. 156 km² und ca. 33.000 Einwohner (vgl. TLS, 2013). Die Gemeinde Regionale 2014-2017 - Energieregionen Wachsenburg stellt dabei die einzige Ortschaft Bsp.: Energieregion „Drei Gleichen“ Als Ausgangssituation und Ansatzpunkt für eine mögliche REGIONALE im Freistaat Thüringen bietet es sich an, gegenwärtig bestehende Problemati- ken aufzugreifen. Im Zusammenhang mit der Ener- giewende besteht ein hoher Handlungsdruck. Durch die Suche nach alternativen Energieträgern soll eine nachhaltige Energieversorgung regional gesichert werden. Die damit verbundene Neuflächeninan- spruchnahme auf Grund des Baus neuer Versor- gungsanlagen, wie bspw. Biogasanlagen oder die Errichtung von Solarflächen, steht damit im Kon- flikt zu einer nachhaltigen Flächenpolitik und somit einer Flächeneinsparung. Parallel steht dazu der Abb. 32: Lage der Gebietskulisse (Quelle: eigene Darstellung nach Liegenschaftsma- Druck in der Erfüllung dieser Aufgabe durch eine nagement, Landesbetrieb, 2013)

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dar, die Teil eines REK war. Die Gebietskulisse besitzt mehrere, optimale Vo- raussetzungen für die Etablierung und Nutzung von regenerativen Energien, da ein umfassendes Angebot an landwirtschaftlich genutzten Flächen vorherrscht. Weiterhin befinden sich mehrere, Abb. 33: Logo Lernende Region Arnstadt- ungenutzte Brachflächen in der Region, die für Wachsenburg die Errichtung von Energieanlagen nachgenutzt (Quelle: eigene Darstellung) werden könnten. Eine Flächenneuinanspruch- hen ist, kann durch die REGIONALE dieses nahme kann dadurch minimiert werden. In der Defizit aufgegriffen und verbessert werden. ausgewählten Gebietskulisse sind darüber hinaus Kompetenzen im Zusammenhang mit nachhalti- ger Energieversorgung vorhanden, da sich mehre- 6.2.2 Konzept Lernende Region Arnstadt- re Akteure aus Wirtschaft und Forschung in der Wachsenburg Region befinden. Stellvertretend hierfür stehen bspw. die Masdar PV GmbH in Ichtershausen Das Gesamtkonzept der Gebietskulisse steht unter oder die Technische Universität Ilmenau (Master- dem Leitbildmotto „Energie kennen Lernen“. studiengang Regenerative Energietechnik). Durch Einerseits soll durch die Konzeption eine Initiie- die Einbindung regionaler Akteure soll die koope- rung regenerativer Energien zur Versorgung der rative Zusammenarbeit initiiert und gestärkt wer- Region vollzogen und anderseits diese Thematik den. Das Konzept der Gebietskulisse greift dabei der Bevölkerung näher gebracht werden. Im ge- bestehende Handlungsfelder des REK Burgenland samten Erarbeitungs- und Umsetzungsprozess Drei Gleichen auf, welches sich im Zeitraum steht dabei die kooperative und diskursive Heran- 2000 bis 2005 mit der Thematik der Nachnut- gehensweise unter Einbringung verschiedenster zung von Brachflächen auseinandergesetzt hat. Da Akteure im Vordergrund. in der Umsetzung allerdings bisher wenig gesche-

Abb. 34: Konzept Lernende Region Arnstadt-Wachsenburg (Quelle: eigene Darstellung)

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Von dem erstellten Leitbild lassen sich mehrere Anbau von Energiemais etc.) benutzt oder als Handlungsfelder ableiten, die anschließend durch Forschungsfeld bewirtschaftet werden. Innovative Zukunftswerkstätten oder Workshops bearbeitet Anbauformen, wie z.B. Chinaschilf, können unter werden. Darauf aufbauend werden konkrete der Mitarbeit regionaler Akteure erfolgen und Maßnahmen zur Umsetzung der Zielformulie- auch das Image der Region durch erfolgreiche rungen erstellt. Die erste öffentliche Veranstal- und einzigartige Innovationen befördern. Hierzu tung sollte in Arnstadt ausgetragen werden. Hier können ungenutzte Brachflächen genutzt werden, gibt es mit der Stadthalle in der Stadtbrauerei die in der Region im ausreichenden Maß vorhan- gute Bedingungen für eine große Auftaktveran- den sind. Im Zuge dessen ist eine sinnvolle Maß- staltung, wo die Idee dieser REGIONALE mit nahme ein Brachflächenkataster zu erstellen. ersten Projektvorschlägen den Besuchern näher Dadurch sollen Brachflächen zur Nutzung und gebracht werden soll. Anschließend sollen die Erforschung von Bioenergie aufgezeigt werden. Zukunftswerkstätten in den größten Gemeinden der vier Teilbereiche der Gebietskulisse - Ichters- hausen, Arnstadt, Gossel und Dornheim - folgen. 6.2.3 Konzept des Bioenergiedorfes Sülzenbrü- Somit wird gewährleistet, dass gebietsspezifische cken Projekte mit den Einwohnern intensiv erarbeitet Im Rahmen der Energieregion soll als Maßnahme werden können. Exemplarische Maßnahmen, die ein oder mehrere Bioenergiedorfprojekte umge- dann durch die REGIONALE 2014 förderfähig setzt werden. Ein Bioenergiedorf deckt den eige- sind, können die Umsetzung eines Bioenergie- nen Strombedarf zu 100 % und den dorfs in Sülzenbrücken oder einer gesamten Bio- Wärmebedarf zu mindestens 50 %. Bei der Ener- energieregion sein. Dabei ist der gieherstellung wird auf regional bereit gestellte Erfahrungsaustausch mit dem nahe gelegenen Biomasse zurückgegriffen. Die Energieversorgung Bioenergiedorf in Ilmtal durchaus vorteilhaft. basiert dabei häufig auf einer Biogasanlage oder Eine weitere förderfähige Maßnahme stellt die einem Biomasseheizwerk (bspw. Hackschnitzel- Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen zum heizwerk). Diese Anlagen produzieren mittels Anbau von Energiepflanzen dar. Die Flächen Kraft-Wärme-Kopplung neben Strom auch können zur konventionellen Nutzung (bspw. Wärme, welche das Gemeindegebiet mit Nah-

Abb. 35: Modellhaftes Versorgungskonzept (Quelle: eigene Darstellung)

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wärme beheizen können (vgl. Bürger Energie Für die Umsetzung eines Bioenergiedorfs in der Lenzkirch eG i.G. o.J.: 5). Die Energieanlagen Gebietskulisse der REGIONALE ist Sülzenbrü- müssen sich dabei zu mindestens 50 % im Besitz cken vorgesehen. Sülzenbrücken ist ein Ortsteil der Wärmekunden befinden. Es sollten möglichst der Gemeinde Amt Wachsenburg mit 641 Ein- alle Beteiligten Anteile an der Betreibergesellschaft wohner (vgl. Stadt Arnstadt, o.J.). Das Dorf be- besitzen (vgl. Eigner-Thiel, Geldermann o.J.: 3). sitzt gute Voraussetzungen für die Durch den Ersatz fossiler Brennstoffe mit kohlen- Implementierung eines Bioenergiedorfes. Potenti- dioxidneutraler Biomasse kann der Ausstoß von elle Anbaufläche für Bioenergiepflanzen ist in Kohlenstoffdioxid pro Einwohner in wenigen ausreichendem Maße vorhanden. Das Bundesmi- Jahren um 50 % reduziert werden (vgl. BMELV nisterium für Ernährung, Landwirtschaft und 2008: 10). Verbraucherschutz (im Folgenden BMELV) gibt vor, dass mindestens 50 ha Ackerland bereitge- Der erzeugte Strom wird an das lokale Elektrizi- stellt werden muss, da ansonsten die Grundlage tätsversorgungsunternehmen (im Folgenden E- für die Biogasproduktion nicht gewährleistet ist. VU) verkauft und auf Basis des erneuerbare- Optimal ist eine Flächengröße von mindestens Energien-Gesetzes vergütet. Die Betreibergesell- 100 ha. Um Transportkosten zu sparen sollte die schaft der Biogasanlagen erzielt hierdurch Ein- Entfernung von Anbauflächen zum Ort fünf Ki- nahmen. Am Stromnetz angeschlossene Haushalte lometer nicht überschreiten. Das Gebiet befindet sollen weiterhin den Vertrag mit dem von ihnen sich nicht in einem Wasserschutzgebiet, welches gewählten Stromanbieter behalten. Die bei der einem Restriktionskriterium entspricht (vgl. Stromproduktion entstandene Abwärme soll über BMELV 2008: 24). ein Rohrsystem im Ort verteilt werden. Dadurch wird die Wärme-Grundlast für Brauchwasser im Vorab muss noch geklärt werden, ob im Dorf ein Sommer gesichert. Im Winter ist der Wärmebe- relativ neues Erdgasnetz installiert ist, da in die- darf im Vergleich zur benötigten Strommenge sem Fall die Bereitschaft der Hauseigentümer für deutlich größer. Deshalb kann die zusätzliche eine erneute Zahlung einer Anschlussgebühr und Errichtung eines Hackschnitzelheizwerkes sinn- der Anschluss eines neuen Versorgungssystems voll sein, welches Wärme in das Nahwärmenetz gering ausfallen wird. Für die wirtschaftliche Ren- einspeist. An sehr kalten Tagen kann zudem ein tabilität sollten sich auch genügend Einwohner Spitzenlastkessel auf Basis von Heizöl oder Raps- bzw. Haushalte als potentielle Wärmeabnehmer methylester in Betrieb genommen werden. Die im Ort befinden. Nach dem BMELV liegt die Wärmeversorgung der Haushalte wäre somit drei- Einwohnerzahl zwischen 500 und 1000. Sülzen- fach abgesichert (vgl. Eigner-Thiel, Geldermann brücken liegt mit 641 Einwohnern in diesem o.J.: 4). Bereich. Zudem verfügt Sülzenbrücken mit dem Bahnhof, einer Verwaltungseinrichtung, der Feu- Vorteile eines Bioenergiedorfes ergeben sich aus erwehr und weiteren Gewerbetreibenden potenti- der Wertschöpfung und Stärkung regionaler elle Großabnehmer (vgl. ebd.: 25ff.). Wirtschaftskreisläufe im ländlichen Raum. Zu- dem werden Arbeitsplätze geschaffen, ein Beitrag In der unmittelbaren Nähe von Sülzenbrücken zum Klimaschutz geleistet und die Energieversor- befinden sich vier Brachflächen, die im Rahmen gung gesichert. Ferner trägt der Einsatz von Bio- der REGIONALE für verschiedene Maßnahmen masse als Bioenergie zur Offenhaltung der verwendet werden könnten. Die 6,44 ha große Landschaft bei. Weitere Vorteile ergeben sich für Brachfläche der ehemaligen Landwirtschaftlichen die Bürger (vgl. Bürger Energie Lenzkirch eG i. Produktionsgenossenschaft nordöstlich der Ort- G. o.J.: 5ff.). Die Energiekosten fallen in der Re- schaft, könnte mit Photovoltaikanlagen bestückt gel geringer aus als bisher. Verbleibende Energie- werden. Die Fläche ist im Standortatlas für Solar- kosten fließen nicht mehr aus der Region ab. parks als geeignete Flächen der Thüringer Landes- Beides hat zur Folge, dass Haushalte mit mehr entwicklungsgesellschaft aufgenommen und Kaufkraft ausgestattet sind. Dadurch entsteht ein damit für den Betrieb mit Solarenergie geeignet. nahezu geschlossener Energie- und Geldkreislauf Eine weitere Brachfläche befindet sich nordwest- in der Region (vgl. ebd.). lich des Dorfes. Die ehemalige Deponie hat eine

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6.2.4 Externe Projektbegleiter Da im Ilm-Kreis mit Ilmtal schon ein Bioenergie- dorf besteht, bietet sich an, dass Personen die bei der Umsetzung des Bioenergiedorfes involviert waren auch bei den Beteiligungsverfahren in Sül- zenbrücken integriert werden, um von deren Er- fahrungen im Planungsprozess zu profitieren. Des Weiteren sollten die Projektgruppen Exkursionen nach Ilmtal unternehmen, um die vollzogenen Konzepte und Energieanlagen zu besichtigen und zu begreifen. Mit der TU Ilmenau ist im Land- kreis eine Institution ansässig, die zur wissen- schaftlichen Begleitung integriert werden muss. Abb. 36: Sülzenbrücken Biogasanlage, Solarpark und Studenten des Masterstudienganges „Regenerative Brachflächen/Algenreaktor/Silphie Energietechnik“ und Mitarbeiter des „Institutes (Quelle: eigene Darstellung nach Google Earth, 2013) für elektrische Energie- und Steuerungstechnik“ sind themenbezogene Ansprechpartner. Die Fläche von 3,16 ha und könnte mit einer Biogas- „Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur“ in anlage versehen werden (vgl. LEG Thüringen Erfurt als Kompetenz-, Informations- und Bera- 2010: 16ff.). tungszentrum in puncto erneuerbare Energien Nach der TA Luft beträgt der Mindestabstand sollte zur fachlichen Unterstützung herangezogen von geschlossenen Anlagen zur Vergärung von werden. Bioabfällen und Anlagen, die Bioabfälle in Kofermentationsanlagen mitverarbeiten 300 Me- ter zur nächsten Wohnbebauung. Bei rückwärti- ger Bebauung der Fläche mit einer Biogasanlage wird der Abstand eingehalten (vgl. Nr. 5.4.8.6.1 TA LUFT). Ob das gesamte Gebiet des Ortsteiles mit der Abwärme der Anlage versorgt werden kann oder ob noch ein Hackschnitzelheizwerk installiert werden muss, um den Wärmebedarf zu 100 % zu decken, muss geprüft werden. Zwei weitere Bracheflächen befinden sich südwestlich und nordwestlich vom Ort. Diese könnten als Versuchsstationen der TU Ilmenau für die For- schung und Veranschaulichung von Bioenergie wie z.B. Algenreaktoren zur Erzeugung von Ener- gie und Abbau von Kohlenstoffdioxid verwendet werden sowie zur Züchtung und Effizienzstudien neuer Energiepflanzen wie z.B. Silphie als Silage für Biogasanlagen oder Chinaschilf als Brennstoff für Hackschnitzelheizwerke (vgl. BiomassMuse, 2013). Im Kontext zum Leitbild dieser REGIONALE „Energie kennen lernen“, ist die Dokumentation und Veranschaulichung einzelner Projekte wäh- Abb. 37: Externe Projektbegleiter/Netzwerk rend und auch für einen bestimmten Zeitraum (Quelle: eigene Darstellung nach Hoffmann, o.J.) nach der Fertigstellung von zentraler Bedeutung.

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6.2.5 Bürgerbeteiligung Die Arbeitsgruppen können noch weiter ausdiffe- renziert werden und bilden die „Initiative Bio- Bei der Umsetzung des Bioenergiedorfes wird das energiedorf“. Nach dem Eintragen sollten schon Hauptaugenmerk, wie bei allen Maßnahmen erste Sitzungstermine vereinbart werden. Melden dieser REGIONALE, auf die Bürgerbeteiligung sich nicht ausreichend Einwohner bereit in den gelegt, d.h. betroffene Anwohner sollen sich aktiv Arbeitsgruppen zu arbeiten, werden die drei Ar- am Planungsprozess bei der Umsetzung eines beitsgruppen zu Einer zusammengefasst, in der solchen Dorfes beteiligen. Die Belange der Bevöl- alle Themen behandelt werden. kerung müssen in jeder Phase Berücksichtigung finden, damit Akzeptanzprobleme vermieden Neben der Bevölkerung sollen auch die externen werden. Die Dorfbewohner haben in verschiede- Projektbegleiter in den Arbeitsgruppen mitwir- nen Gremien die Chance am Planungsprozess ken. Jede Arbeitsgruppe wählt einen Koordinator. teilzunehmen. Als Auftaktveranstaltung soll eine Dieser hat die Aufgabe sich mit den anderen Ko- große Informationsveranstaltung im Dorf statt- ordinatoren über den Fortgang des Projekts in finden. Die Einwohner werden vorab per Ge- zweiwöchigen Treffen auszutauschen. In der meindemitteilungsblätter oder regionaler Presse nächsten Informationsveranstaltungen erfolgt die über die Dorfversammlung informiert. Die Ver- gesonderte Befragung der Hauseigentümer nach anstaltung verfolgt dabei zwei Ziele. Das Infor- der Anschlussbereitschaft, zur Teilnahme an der mieren der Dorfbewohner über das Projekt mit betrieblichen Umsetzung und der Höhe einer allen Bedingungen und Auswirkungen sowie das möglichen Betreibergesellschaft sowie die Befra- Motivieren weiterer Dorfbewohner zur aktiven gung der Landwirte nach dem Angebot an Gülle Mitarbeit im Projekt durch die Einschreibung in und Ackerfläche. In den folgenden Dorfversamm- den Arbeitsgruppen der „Initiative Bioenergie- lungen wird die Bevölkerung fortwährend über dorf“. Bei diesem Treffen soll den Anwesenden die Arbeitsstände des Projektes informiert (vgl. erläutert werden, warum Bioenergiedörfer sinn- ebd.: 32). voll sind. Hierbei sollte auch das bestehende Bio- Ein weiteres Gremium in dem die Einwohner im energiedorf Ilmtal vorgestellt werden. Themen Planungsprozess integriert sind, ist die „zentrale sind unter anderem Planungsruppe“ als Beratungs- und Entschei- . Technische Konzepte der Bioenergieanla- dungsausschuss. Diese setzt sich aus gen, . den Koordinatoren der Arbeits- . Biomassenbereitstellung mit den Vortei- gruppen, len des Energieträgers Biomasse und . Mitgliedern des Gemeinderates, Möglichkeiten des Anbaus, . Vertreter lokaler Vereine, . Gemeinschaftliche organisatorische und betriebliche Umsetzung, . Vertreter der Kirche, . Ausblick und . Senioren, . Diskussion, wo Fragen der Dorfbewoh- . Jugendlichen, ner geklärt werden können (vgl. BMELV . Externen Projektbegleitern 2008: 29ff.). (ThEGA, TU Ilmenau, Bioener- Zum Schluss der großen Informationsveranstal- giedorf Ilmtal) und den tung werden die interessierten Dorfbewohner . Geschäftsführern der gegründe- gebeten, sich in die Arbeitsgruppen ten GbR als Betreibergesellschaft . Öffentlichkeit, der Anlagen zusammen (vgl. ebd.: 21f.). . Biomasse und Die Koordinatoren und die Geschäftsführer der . Technik einzuschreiben (vgl. ebd.: 31). GbR sind dabei entscheidungsbefugt. Die ande- ren Vertreter übernehmen eine beratende Funkti-

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on. Auf einer Dorfversammlung wird entschie- 6.3.1 Derzeitige Entwicklung den, ob eine solche Planungsgruppe gegründet Für die Entwicklung des Seengebietes besteht ein wird, mit der Befugnis planungsrelevante Ent- REK, in dem die wichtigsten Entwicklungsschrit- scheidungen auf Grundlage der fachlichen Vorar- te dargelegt sind (vgl. AG Erfurter Seen, 2012c). beiten der Arbeitsgruppen zu treffen. Deren Zu diesem Zweck wurde im Jahre 2001 eine Ar- Sitzungstermine werden zuvor, z.B. in Schaukäs- beitsgemeinschaft gegründet, an der sich zunächst ten oder schwarzen Brettern, bekannt gegeben die Landeshauptstadt Erfurt und die Gemeinde und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Nöda beteiligten. 2007 besiegelten die Gemein- Entscheidungsstrukturen werden später durch die deoberhäupter den Beitritt der Gemeinde Al- Genossenschaft übernommen. Das Beispiel des perstedt. Bioenergiedorfes Jühnde zeigt, dass auch hier Vertreter der Bevölkerung integriert sein können. Dort waren sogar im Vorstand der GbR ein Wärmekunde und ein Landwirt vertreten (vgl. ebd.: 22).

6.3 Gebietskulisse Erfurter Seen und Thüringer Becken

Regionale 2017-2020 - Rekultivierung Bsp.: Erfurter Seen Die Erfurter Seen sind eine Bergbaufolgelandschaft im Norden der Thüringer Landeshauptstadt. Durch den Abbau von Kies und die anschließende Flutung Abb. 39: Derzeitige Lage der Erfurter Seen mit Grundwasser entstehen im Gebiet kontinuierlich (Quelle: eigene Darstellung nach AG Erfurter Seen, 2012b) etwa ein Dutzend Baggerseen, welche etappenweise rekultiviert und zu einem flächendeckenden Naher- Als ständige Gäste unterstützen mittlerweile auch holungsgebiet entwickelt werden (vgl. AG Erfurter Vertreter der Thüringer Landesplanungsbehörde, Seen, 2012a). der Regionalen Planungsgemeinschaft Mittelthü- ringen und des Landratsamtes Sömmerda die Arbeitsgemeinschaft mit fachkundigem Rat. Wei- tere externe Partner sind die Verwaltungsgemein- schaft Gramme-Aue, die drei Kiesunternehmen vor Ort sowie die Bäder GmbH der Erfurter Stadtwerke (vgl. AG Erfurter Seen, 2012d). Die Arbeitsgemeinschaft bildet zusammen mit ihren externen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Partnern und Beratern bereits ein einflussreiches Netzwerk, das die Potentiale der Region gut aus- schöpfen kann. Da es sich nach wie vor um ein aktives Kiesab- Abb. 38: Lage der Erfurter Seen in Thüringen baugebiet handelt, hat die Seenlandschaft noch (Quelle: eigene Darstellung nach Liegenschaftsma- nicht ihr endgültiges Ausbaustadium erreicht. nagement, Landesbetrieb, 2013) Perspektivisch entstehen bis zum Jahr 2050 insge- samt vier neue Baggerseen. Bereits bestehende Seen werden erweitert.

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Mittelthüringen erweitert werden. Die touristi- sche Vermarktung soll auf ein professionelles und deutschlandweites Level gehoben werden. Insbe- sondere steht auch die weitere Vernetzung der Region des südlich angrenzenden Landkreises Sömmerda mit der Landeshauptstadt im Vorder- grund. Ein Augenmerk wird diesbezüglich auf Orte mit Nähe zu Kiesgruben, Staudämmen und Stauseen gelegt. Folgende Ansatzpunkte sollen für die Idee der Seenlandschaft grundlegend sein: . Anbindung weiterer Seen und der Gera-Auen an die umliegenden Dörfer und Städte,

Abb. 40: Zukünftiger Zustand im Jahre 2050 . Erweiterung des regionalen Ansatzes bis nach (Quelle: eigene Darstellung nach AG Erfurter Seen, Straußfurt (Landkreis Sömmerda), 2012b) . Anbindung an die überregionalen Radwege, Im geplanten Endzustand (siehe untenstehender die diese Region tangieren. Nutzung des ge- Grafik) ist auch der Verlauf des Kiesvorkommens samten Radwegenetzes durch Erholungssu- sehr gut zu erkennen, welcher für die Gestalt des chende und Freizeitsportler aus der Region, Seengebietes maßgeblich ist (vgl. AG Erfurter Seen, 2012e). . Umfassendes Tourismuskonzept für den Landkreis Sömmerda in Zusammenarbeit mit 6.3.2 Seenlandschaft Thüringer Becken - Erfur- der Landeshauptstadt. ter SE(h)EN

Das bestehende REK soll in dieser Arbeit mit weiteren Ideen ergänzt werden. Der Name Seen- landschaft „Thüringer Becken - Erfurter SE(h)EN“ ist der Arbeitstitel unter dem perspek- tivisch drei Maßnahmenpakete diskutiert werden, die zum Teil auch im Rahmen einer REGIONA- LEN realisierbar wären. Die Seenlandschaft Thü- ringer Becken - Erfurter SE(h)EN ist die regionale Erweiterung des bestehenden REK und soll zu einer umfassenden Eingliederung aller bedeuten- den Naturräume in der Region führen. Denkbar ist dabei die Eingliederung folgender Naturräume: . der Nordstrand im Osten Erfurts, . die Baggerseen bei Kühn- und Mittelhausen inkl. dem Naturbad Kühnhausen, . die Gera-Auen bis nach Gebesee, . die Unstrut zwischen Gebesee und Straußfurt . das Regenrückhaltebecken Straußfurt,

. das Haßlebener und Abb. 41: Mögliche Seenlandschaft Thüringer Becken (Quelle: eigene Darstellung nach AG Erfurter Seen, . das Alperstedter Ried. 2012b) Durch diese Erweiterungen sollen die Erfurter Seen bis 2050 zum größten Seengebiet der Region

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Thematisch gliedert sich das Konzept in vier Unter den Leitthemen „Auf und Ab entlang der Themenfelder mit jeweiligen Untergliederungen: Erfurter Seen“, und „Die Erfurter SEEN – SE(h)EN und gesehen werden“ soll das aktive Kiesabbaugebiet zunächst um weitere Impulspro- 1. Einbindung umliegender Gemeinden jekte bereichert werden. Mit diesen Impulsprojek- . Mittelhausen, ten sollen Antriebskräfte für die . Riethnordhausen, Weiterentwicklung aktiviert werden. Unter dem Motto „Lehre und Forschung im Grünen“ finden . Hassleben, sich insgesamt vier Impulsprojekte, die auch im . Ringleben, Rahmen einer dreijährigen REGIONALE zu . Gebesee, implizieren wären. . Werninghausen, A. Grünes Klassenzimmer, . Straußfurt. B. Naturlabor,

2. Einbindung weiterer Gewässer sowie der C. Rekultivierungsmarketing, Gera-Auen D. Integriertes Seenmanagement. . Erfurter Nordstrand, . Regenrückhaltebecken Straußfurt, Bei den Impulsprojekten A und B handelt es sich . Gera-Auen, vornehmlich um Bildungs- und Studienprojekte, . etc. die der kommenden Generation ihre Verantwor- tung für den Naturraum vor der eigenen „Haus- 3. Ausbau der Verkehrsinfrastruktur türe“ vermitteln sollen. Forciert werden vor allem . Radwegenetzausbau, auch die Kooperation zwischen Schulen und Hochschulen. Im Zuge dessen sollen Hochschu- . Erreichbarkeiten für PKW und Parksitua- len und Forschungsanstalten als Projektträger tion verbessern, oder Kooperationspartner gewonnen werden, um . Anbindung an den ÖPNV verbessern, wissenschaftliche und forschungsorientierte Pro- . Anbindung an den Schienennahverkehr jekte in der Region durchzuführen. Unter dem schaffen. Motto „Lehre und Forschung im Grünen“ sollen diese Projekte wiederrum als Teil des naturwissen- 4. Zusammenhängende Grün- und Naturkor- ridore schaffen schaftlichen Unterrichts an den Schulen aller Schulstufen der kommenden Generation vermit- . Erlebbarkeit der Gera-Auen, telt werden. Denkbar wäre vor allem eine wissen- . Vernetzung der späteren Renaturierungs- schaftliche Begleitung durch die Fachhochschule flächen. Erfurt, die durch ihre breite Studien- und For- schungsausrichtung die notwendige Kompetenz Tab. 10: Themenfelder des Erfurter Seen-Konzepts in den Bereichen Landschaftsplanung, Forstwirt- (Quelle: eigene Darstellung) schaft und Ökosystemmanagement, Raumord-

nung und Bildung von Kindern bündelt.

6.3.3 Impulsprojekte im Rahmen der Regiona- A. Grünes Klassenzimmer len 2017 bis 2020 Nach dem Vorbild des von der UNESCO ausge- Da eine solch weitumfassende Erweiterung des zeichneten grünen Klassenzimmers in Sigmarin- Tourismusgebietes nur langfristig realisierbar ist, gen, soll auch in Erfurt ein Ort entstehen, an dem sollen im Rahmen der REGIONALEN zwischen Umweltwissen durch eigenständiges Forschen 2017 und 2020 Maßnahmen mit höchster Priori- und Entdecken gelehrt werden soll (vgl. Förde- tät umgesetzt werden. rungsgesellschaft für die Baden-

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Württembergischen Landesgartenschauen, o.J.). Faszination für den Kiestageabbau, die damit Thematisch gliedert sich das grüne Klassenzim- verbundene Technik und Logistik sowie die Re- mer in die Themen Geologie und Kiesabbau, kultivierung ehemaliger Schottergruben, in den Rekultivierung sowie Gewässerschutz und Nach- Mittelpunkt stellt. Die Erfurter Seen sollen in nutzung. Das grüne Klassenzimmer soll Kindern Zusammenhang mit dem grünen Klassenzimmer und Jugendlichen eine kreative und zugleich na- und dem Naturlabor als innovative Ökologieregi- turnahe Unterrichtsatmosphäre ermöglichen. on vermarktet werden, die sich ihrer Verantwor- Dabei können die regionalspezifischen Naturge- tung gegenüber der kommenden Generation gebenheiten direkt vor Ort erkundet und erlernt durchaus bewusst ist. werden. Die grünen Klassenzimmer werden Entwicklungszeitraum: 2017 bis 2020 räumlich durch Bäume und Sträucher begrenzt und mit natürlichem Mobiliar ergänzt. Je nach Projektkoordination: Erfurt Stadtmarketing Größe des Klassenzimmers können bis zu 30 Kinder und Jugendliche naturnah unterrichtet werden. Die Räumlichkeiten sollen für alle regio- D. Integriertes Seenmanagement nalen Schulen zugänglich sein. Für die Koordination der Aufgaben in den Berei- Entwicklungszeitraum: 2016 bis 2020 chen Bildung, Forschung und Vermarktung ist eine gemeinsame Schnittstelle unabdingbar. Das Projektträger: Städte, Gemeinden, Schulen, Vereine, integrierte Seenmanagement soll zu diesem Zweck Umweltverbände die ganzheitliche Koordinierung, Projektüberwa- chung und kommunikative Umsetzung zwischen allen Akteuren übernehmen. Da die Verwaltungs- B. Naturlabor gemeinschaft „Gramme-Aue“ das Potential auf- Das Naturlabor soll der interdisziplinären Erfor- weist, diese Aufgabe zu übernehmen, soll das schung und Lehre der Chancen und Gefahren für Seenmanagement bei dieser eingliedert werden. die vom Kiesabbau betroffenen Naturräume die- Benötigt werden hierzu Verwaltungsräume und nen. Von besonderem Interesse sind dabei Inno- mindestens eine Halbtagskraft, die in Absprache vationen im Bereich der Eingriffsvermeidung, mit der Arbeitsgemeinschaft die Impulsprojekte Schadensminderung und Rekultivierung (vgl. der REGIONALEN koordiniert. Gemeinde Altenberg an der Rax, o.J.). Entwicklungszeitraum: 2017 bis 2020 In Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt Projektkoordination: Verwaltungsgemeinschaft soll ein unterrichts- und lehrtaugliches, begehba- „Gramme-Aue“ res Naturlabor für alle Studierenden der Thürin- ger Hochschulen entwickelt werden (vgl. ebd.). Geschätzte Kosten: 20.000 Euro p.a. Das Naturlabor bietet daher umfassende Mög- lichkeiten für Naturexkursionen im Rahmen von Lehrveranstaltungen. 6.3.4 Weitere nachhaltige Entwicklungspoten- tiale Entwicklungszeitraum: 2017 bis 2022 Ein Erfolg der Impulsprojekte fußt nicht zuletzt Projektkoordination: Fachhochschule Erfurt darauf, dass sie Anreiz für die weitere Entwick- lung des Gebietes sind. Denn auch nach der Re- gionalen 2017 bis 2020 sollen sich die Erfurter C. Rekultivierungsmarketing Seen zum größten Natur- und Naherholungsge- Die Erfurter Seen benötigen ein professionelles biet Mittelthüringens weiterentwickeln. Marketing, das die Innovationsfähigkeit und die Unter anderem soll langfristig das bestehende Chancen der Stadt-Umland-Region Erfurt/LK Rad-Wege-System durch eine nördliche Erweite- Sömmerda in Deutschland publik macht. Der rung in Richtung Sömmerda ergänzt werden, um Begriff des Rekultivierungsmarketing beschreibt eine stärkere Vernetzung mit der Umlandregion dabei eine Marketingstrategie, die ganz gezielt die zu forcieren. Zu diesem Zweck sollen einheitliche

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Gestaltungselemente, wie Infotafeln zu örtlichen Die Naturschutzseen dienen dabei ausschließlich naturräumlichen Gegebenheiten und Beschilde- dem Schutz von Flora und Fauna. Die Sport- und rungen entlang der Rad- und Wanderwege instal- Freizeitseen sollen für Freizeitaktivitäten und liert werden. Ein ausführlicher Rad-Wander- Wassersportarten, wie Boot fahren und angeln, Führer wird zusätzliche kulturhistorische Infor- genutzt werden. Die Landschaftsseen dienen dann mationen zum Seengebiet geben. eher zur naturverträglichen Erholung (vgl. AG Erfurter Seen, 2012e). Weiterhin sollen die Seen bestimmten Themen zugeordnet und entsprechend zukünftig behutsam entwickelt werden. Dabei werden die Seen nach 6.3.5 Maßnahmenübersicht drei Themenfeldern kategorisiert: In den folgenden Tabellen 11 und 12 sind die . Naturschutzseen, Maßnahmen und Inhalte der jeweiligen Prioritä- . Sport- und Freizeitseen, ten für den Zeitraum 2017 bis 2020 aufgezeigt. . Landschaftsseen.

Maßnahme Inhalt Maßnahmenzeitraum: 2017 - 2020

Priorität I „Lehre und Forschung im Grünen“ . kreative und naturnahe Unterrichtsat- mosphäre für Kinder und Jugendliche im Zeitraum der . räumliche Abgrenzung durch Bäume und REGIONALEN A Grünes Klassenzimmer Sträucher, Integration von natürlichen (2017- 2020) Projektträger: Stadt, Gemeinden, Mobiliar Schulen, Vereine, Umweltverbände . Zugänglichkeit für alle regionalen Bil- dungs- und Betreuungseinrichtungen

B Naturlabor . praxisorientierte Forschungsprojekte an den Themenseen „Natur und Landschaft“ Projektträger: Stadt, Gemeinden, Hochschulen, Forschungseinrichtun- . Zusammenarbeit zwischen Hochschulen gen, Kiesunternehmen und Kiesunternehmen (Produktionsabläu- fe, Ökonomie)

C Rekultivierungsmarketing . gemeinsamer Internetauftritt (Erweiterung der Webseite Erfurter Seen) Projektträger: Stadt, Gemeinden, Ver- eine, Verbände . Erstellung eines Rad-Wanderführers mit kulturhistorischen Informationen zum

Seengebiet . Vermarktung von Freizeit- und Erho- lungsangeboten

D Seenmanagement . Etablierung einer Arbeitskraft (Halbtags- stelle) Kostenbilanzierung : . Koordination, Projektüberwachung, Teilzeitbeschäftigung 20.000 Euro pro Kommunikation Jahr . Integration in bereits bestehende Verwal- tungsgemeinschaft „Gramme- Aue“ . Kosteneinsparung

Tab. 11: Langfristige Maßnahmenübersicht Priorität I und deren Inhalte (Quelle: eigene Darstellung)

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Maßnahme Inhalt Maßnahmenzeitraum: 2017 - 2020

Priorität II „Themenseen“ . Kategorisierung der Seen in drei Themen- felder: im Übergangszeit- Projektträger: Stadt, Gemeinden, Hoch- raum schulen, Forschungseinrichtungen, Kies- . Naturschutzsee (Schutz von Flora und unternehmen, Vereine, Fauna) Gastronomie- und Hotelgewerbe, SWE- . Landschaftssee (naturverträgliche Erho- Bäder GmbH lung) . Sport- und Freizeitsee (Freizeitaktivitäten und Wassersport) . Verbindung zur Maßnahme „Naturlabor“

Priorität III „Ausbau Rad- Wegesystems“ . Erweiterung des bestehenden Rad- und Wanderwegenetzes sowie des Rad- und nach 2020 Projektträger: Stadt, Gemeinden Wanderführers

. stärke Vernetzung des gesamten Seenge- bietes . Integration von überdachten Sitz- und Verweilmöglichkeiten

. Verbindung zu Aussichtspunkten

. „Kulturelle Industriehallen“ weitere Maßnahmenimpulse: . „Kiesabbau erlebbar machen“ . „Bike and Ride“ Angebote schaffen . Ausbau des ÖPNV . Kategorisierung weiterer Themenseen

Tab. 12: Langfristige Maßnahmenübersicht Prioritäten II und III sowie deren Inhalte (Quelle: eigene Darstellung)

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7 Resümee und Ausblick solch freiwilliger „bottom-up-Prozess“ kann die Zusammenarbeit zwischen regional agierenden Im letzten Kapitel werden die wesentlichen Ergeb- Akteuren befördern, dauerhafte Bündnisse schaf- nisse aus den vorangegangen Kapiteln zusammenge- fen und so insgesamt die Regionen von innen fasst. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beantwortung heraus stärken. Dadurch können die passenden der beiden Forschungsfragen aus Kapitel 1.2 und der Kooperationspartner in Verbindung gebracht Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf zu den werden, um Probleme gemeinsam zu minimieren Inhalten der regionalen Strukturpolitik in Thürin- und zu bewältigen. Im besten Falle schließen sich gen. mehrere Kommunen mit dem gemeinsamen Ziel der Stärkung der Region zusammen und erarbei- ten zukunftsorientierte, auf die Region zuge- 7.1 Zusammenfassung der Ergebnis- schnittene Strategien. Vermeintlich kleine bzw. se und Schlussfolgerungen schwache Partner können von der Zusammenar- beit mit starken Partnern profitieren. Aus der intensiven Auseinandersetzung mit der regionalen Strukturpolitik Thüringens kann abge- Weiterhin bietet die Initiierung einer REGIO- leitet werden, dass der Ansatz der REGIONALE NALE die Möglichkeit inaktive - bspw. ehemalige teilweise schon bekannt, aber bisher noch nicht REK - Kooperationen wiederzubeleben. Diese ausführlich diskutiert und erwogen worden ist. Wiederbelebung impliziert im besten Fall ein Die in diesem Studienprojekt erarbeiteten Inhalte Zurückgreifen auf schon bestehende, aber „einge- ermöglichen eine neutrale Einschätzung darüber, schlafene“ Netzwerke und Akteursgruppen. ob das raumplanerische Instrument REGIONA- Neuinitiierungen und Wiederbelebungen von LE einen geeigneten Ansatz darstellt, um regiona- Kooperationen sollten organisiert, zielgerichtet le Entwicklung und regionale Kooperationen in und vor allem bedarfsgerecht erfolgen. Die The- Thüringen zu fördern. Hierzu müssen Chancen men einer REGIONALE hängen von den jeweili- und Grenzen aus den Erfahrungen in NRW ab- gen Eigenarten und Potentialen der Gebietskulisse gewägt und auf Thüringen übertragen werden. ab. Die Themenwahl bei einer REGIONALE ist den Kooperationspartnern selbst überlassen und auf die Region zugeschnitten. Das hat zum Vor- Chancen teil, dass auch die Projekte frei gestaltet und ent- Regionale Kooperationen gewinnen in einer Zeit, wickelt werden können. Bürger können so als in der die Städte immer mehr Verantwortung für Projektentwickler aktiviert werden, welche sich ihr direktes Umland tragen müssen noch mehr an dann auf Grund des Engagements stärker mit der Bedeutung. Sie bekommen aus diesem Grund in Region identifizieren. Somit wird auch die regio- der regionalen Strukturpolitik einen immer höhe- nale Verantwortung der Bürger gesteigert. ren Stellenwert zugeschrieben. Wie auch schon in der Begleitforschung aus Die mittelstadtgeprägte Siedlungsstruktur Thü- NRW festgestellt wurde, müssen die Projekte ringens weist relativ wenige größere Städte auf. zielgerichtet und konzentriert ablaufen. Eine be- Aus diesem Grund bieten besonders regionale vorzugte Förderung kann hier aus den vorhande- Kooperationen kleinerer und mittelgroßer Ge- nen Landes-, Bundes und EU-Mitteln erfolgen. meinden einen thüringenweiten Ansatz zur Stär- Weiterhin kann eine Finanzierung durch ver- kung des ländlichen Raumes. Sofern sich bis dato schiedene Akteure erfolgen. Beispielsweise können keine Kooperationen herausgebildet haben, stellt private Akteure, Bürger und Wirtschaftsunter- sich die Frage, wie seitens der Landesplanung ein nehmen mit einbezogen werden. Dies stärkt zu- Anreiz zur Kooperation geschaffen werden kann. sätzlich die Wirtschaftsstruktur in der zukünftigen Gebietskulisse – „Aus der Region für die Region“. Durchaus bietet die REGIONALE zahlreiche Durch die privaten Mittel kann eine bedarfsge- Chancen für Thüringen. Zum einen kann mit rechte Planung und Durchführung von Projekten dem Wettbewerbsansatz die Entstehung von frei- willigen Kooperationen angeregt werden. Ein

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gewährleistet werden. Hieraus entstehen vor allem LE werden zudem Impulse für die Weiterentwick- für die Wirtschaft der Region enorme Vorteile. lung (bspw. größere, längerfristigere Projekte) und Nachnutzung (bspw. großräumige Brachflächen- Die knappen öffentlichen Budgets beschränken konzepte) gesetzt. immer stärker einzelne Kommunen in ihrem Handlungsspielraum. Genau an diesem Punkt Die Organisation einer REGIONALE ist ein kann das Instrument der REGIONALE anknüp- wichtiger Grundstein für einen effizienten und fen und durch die Förderung regionaler Koopera- langfristigen Mitteleinsatz. Deshalb ist die Grün- tionen Gelder mobilisieren sowie einen hohen dung einer GmbH von Vorteil. Sie dient als zent- Mehrwert für einzelne Regionen schaffen. Haus- rales Steuerungselement vom Land und den halte der Kommunen können langfristig entlastet beteiligten Gebietskörperschaften. Weiterhin hat und neue Geschäftsfelder durch Investitionen sie eine beratende und prozessbegleitende Funkti- privater Investoren erschlossen werden. Ländliche on. Sie dient der Qualitätssicherung, der Initiie- Gemeinden und finanzschwache Städte - allge- rung und Umsetzung von Projekten, dem Aufbau mein strukturschwache Regionen - können durch von Netzwerken, sowie als Ansprechpartner für dieses Instrument wichtige Stadt-Umland- die Bürger. Netzwerke aufbauen und Stadt-Umland- Durch derartige Kooperationen können weiterhin Regionen nachhaltig festigen. leistungsfähigere Verwaltungsstrukturen entste- Durch die Planung von nur drei durchzuführen- hen, die effizient zur flächendeckenden Sicherung den REGIONALEN in Thüringen wird ein der Daseinsvorsorge beitragen können. Dadurch Wettbewerb der Regionen gefördert und neue können weitere Kosten eingespart und Verwal- Konkurrenzsituationen geschaffen. Eventuell tungsabläufe optimiert werden. entstehen so neue Kooperationen, um gegenüber Perspektivisch bietet ein regionaler sowie koopera- anderen Regionen wettbewerbsfähiger zu sein. tiver Zusammenschluss von Gemeinden, Wirt- Eine regionsübergreifende Vorbildwirkung wäre schaftsakteuren, Hochschulen etc. eine Chance die Folge. So könnten auch andere Regionen zu „sich zukunftsfähig zu machen“. Die Gewissheit gemeinsamen Projekten animiert werden. Die einer Gebietsreform und die Ungewissheit, wie REGIONALE sollte als Anreiz zum Auf- und wann diese Reform vollzogen wird, sollte von bau/Ausbau von Kooperationen dienen, welche einzelnen Thüringer Bürgern, über Gemeinden sich daraus resultierend fortentwickeln und im und Städten bis zur Landesplanung jeden interes- positiven Sinne zum Selbstläufer werden. sieren. Es ist im Sinne des Staates, dass sich Regi- Resultierend aus den Erkenntnissen der theoreti- onen durch Eigeninitiative zusammenschließen schen Ansätze wurde die Realisierung der REGI- und von innen heraus stärken. Eine REGIONA- ONALEN an zwei Gebietskulissen fiktiv LE kann als Initiator einen solchen Zusammen- durchgeführt. In Anlehnung an die Analysen der schluss herbeiführen. Aufbauend auf diesen Planungsregionen Thüringens und den daraus Anschub kann eine gesamte Region wirtschaftlich resultierenden Themenfeldern eigneten sich die gestärkt und somit zukunftsfähiger gemacht wer- Regionen „Erfurter Seen“ sowie die Gemeinden den. Im Zuge der bevorstehenden Gebietsreform Arnstadt, Dornheim, Gossel und Amt- könnten sich diese kooperierenden und gut funk- Wachsenburg als „Energieregion Arnstadt- tionierenden Gebietskulissen/Regionen als zu- Wachsenburg“ hervorragend. Die REGIONA- künftige Einheit einer Gebietsneugliederung LEN greifen die Themenfelder Tourismus sowie dienen. Die Region könnte weiterhin zusammen erneuerbare Energien auf und fördern dabei die funktionieren und der Staat würde durch vorhan- Umsetzung innovativer, kontextbezogener Projek- dene Netzwerke und Organisationsstrukturen te. Ein wichtiger Grundstein für die Durchfüh- finanzielle Mittel, u.a. durch einen effizienten rung der Projekte wird die Initiierung von Personaleinsatz einsparen. regionalen Kooperationen, Netzwerkbildung sowie die Einbindung regionaler Akteure und Bewohner sein. Mit dem Ablauf der REGIONA-

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Die REGIONALE kann für Thüringen wichtige tig. Deshalb muss insbesondere darauf geachtet Impulse setzen: werden, dass die Mittel der Strukturfonds auf deutlich weniger Themenfelder/thematische Kon- . Sie kann vorhandene - vor allem durch bot- zepte und Programme beschränkt werden, um auf tom-up-Prinzip gewachsene - Kooperationen diese Weise die Effizienz zu erhöhen. fördern. Dies wurde in NRW bereits gezeigt. Als Folge dieser eingeschränkten finanziellen Mit- . Weiterhin können wichtige Anreize zur Ei- tel ist die Planung/Implizierung eines innovativen geninitiative gegeben werden und so Regio- raumplanerischen Instrumentes schwierig. Auch nen zu Kooperationen bewegt werden. fehlt es an Geldern, um die notwendige Organisa- . Eine gezielte Förderung von kooperierenden tionsstruktur zu finanzieren, da die Gebietskör- Regionen kann nachhaltige Strukturen schaf- perschaften die Organisation bezahlen. fen. Diesbezüglich muss vorab auf Länderebene die . Kooperierende Regionen können im Zuge prioritäre Förderung für Projekte im Rahmen der bevorstehenden Gebietsreform als eine einer REGIONALE geklärt werden. Bestehende nachhaltige Grundlage zur administrativen Richtlinien müssten mit dem Passus einer priori- Neuordnung Thüringens dienen. tären Förderung von REGIONALE-Projekten erweitert werden. Da die IBA bereits diese Förde- Zusammenfassend ist zusagen, dass die Übertrag- rung genießt und Thüringen sich parallel wahr- barkeit des nordrhein-westfälischen Modells in scheinlich kein weiteres raumplanerisches Thüringen unter der Beachtung regionaler Rah- Instrument leisten kann, wird diese Erweiterung menbedingungen prinzipiell möglich ist. Die schwierig. historischen Entwicklungen (Strukturwandel, gesellschaftliche Umbrüche, etc.) und die meist Eine weitere mögliche Problematik der REGIO- daraus resultierenden raumstrukturellen Entwick- NALE kann im Wettbewerbsgedanken liegen. lungen sowie regionsspezifischen Themen müssen Durch die fehlende flächendeckende Förderung, jedoch genau beachtet und berücksichtigt werden. wie sie durch die REK der Landesregierung ge- Günstige Voraussetzungen für eine erfolgreich währleistet werden, kann eine starke Konkurrenz- kooperierende Region sind schon bestehende situation zwischen den Regionen entstehen. Es (informelle oder formelle) Kooperationen, ge- besteht dann die Gefahr, dass sich einzelne Ge- meinsame Schwächen und/oder Stärken sowie vor meinden zu sehr im Wettbewerb profilieren allem der Wille zur Eigeninitiative zum nachhalti- möchten und somit der Leitgedanke der ganzheit- gen Wohl der Region. Die Handlungsfelder müs- lichen Raumentwicklung verloren geht (vgl. sen auf die jeweiligen Regionspotentiale TMBLV, 23.05.2013). Die Konkurrenzsituation abgestimmt sein. zu verstärken, liegt jedoch nicht im Sinne einer REGIONALE. Es reicht deshalb nicht aus, allein informelle Kooperationen zu fördern und sich auf Grenzen diese zu konzentrieren. Vielmehr müssen die Themen einer REGIONALE mit den aktuellen Leere Haushalte und kommunale Kassen stellen landesplanerischen Problemstellungen verknüpft i.d.R. ein Hemmnis für die Durchführung einer sein, um integrierte Lösungen für gegenwärtige REGIONALE dar, wenn die kommunalen Eigen- Problematiken Thüringer Regionen zu finden. anteile nicht erbracht werden können. In diesem Fall wird die Umsetzung eines solchen Förderan- Bezugnehmend auf die erste Fragestellung aus satzes generell schwierig. Bei der Finanzierung der Kapitel 1.2, kann die Schlussfolgerung gezogen Projekte kommt erschwerend hinzu, dass Thürin- werden, dass die wichtigste Voraussetzung für die gen ab 2014 seinen Status als Höchstfördergebiet Umsetzung einer REGIONALE, die Weiterent- verliert (vgl. TMWTA o.J.). Dadurch fallen be- wicklung bereits bestehender Kooperationen ist. trächtliche Teile der EU-Fördermittel weg, was Dabei sind insbesondere die regionale Identität die Finanzierung weiter erschwert. Es ist deshalb und die gemeinsamen Problemstellungen der ein genauer und zielgerichteter Mitteleinsatz nö- teilnehmenden regionalen Akteure von großer

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Bedeutung. Eine REGIONALE gerät an ihre Strukturen und Netzwerke der IBA Emscher Park Grenzen, wenn der Wille zur Kooperation in den auf. Dieser Ansatz könnte so auch in Thüringen Gebietskulissen nicht vorhanden ist. Da für Ko- angegangen werden, dass die REGIONALE nicht operationsprojekte das vermeintliche Mitwirken parallel, sondern nach der IBA startet. Mögliche von Akteuren aus dem Privat- oder Wirtschafts- Vorteile wären die Finanzierung der Förderung sektor vorausgesetzt wird (siehe Kapitel 2.1), ist und die Synergien, welche die REGIONALE ein fehlendes Engagement derer in besonderem aufbauend auf die IBA erfahren würde. Maße für die Durchführung hinderlich. Vielmehr Ein wichtiges Ziel konnte durch dieses Studien- müssen alle beteiligten Akteure zusammenarbei- projekt bereits erreicht werden. Die wissenschaft- ten und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Dem- liche Diskussion um die Förderfähigkeit der nach ist eine REGIONALE eher ein Instrument, mittelstadtgeprägten, polyzentrischen Kulturland- um bereits bestehende Kooperationen weiter zu schaften Thüringens konnte nachhaltig angeregt entwickeln und zu stärken. werden. Sollte die REGIONALE nach dem nordrhein- 7.2 Ausblick und weiterer For- westfälischen Modell jemals in Thüringen An- wendung finden, so ist ein Erfahrungsaustausch schungsbedarf und eine kooperative Zusammenarbeit mit dem Da eine REGIONALE ein bisher einmaliges Bundesland NRW unerlässlich. Instrument ist und noch nicht in Thüringen an- gewandt wurde, fehlen wichtige Erfahrungswerte im Aufbau und der Durchführung. Zusätzlich steht die zurzeit laufende IBA Thüringen mit der REGIONALE in starker Konkurrenz. Denn durch diese wird die Finanzierung erschwert, da ein Großteil der Fördermittel vorrangig für die IBA vorbehalten bleibt. Die IBA steht somit einer Realisierung der REGIONALE im Wege. Denk- bar wäre jedoch, diese durch eine REGIONALE zu erweitern und beide Konzepte miteinander zu verknüpfen (vgl. TMBLV, 23.05.2013). Auch könnte der zeitliche Rahmen in dem die Durchführung stattfinden soll, zu kurz gefasst sein; sowohl bei der Vorlaufzeit, als auch in der Realisierungsphase. Es besteht die Gefahr, dass die geplanten Projekte in diesem kurzen Zeitraum von je einem Anlaufjahr und drei Jahren Umset- zungsphase nicht realisierbar sind. Weiterhin muss die Frage nach dem „Danach“ gestellt wer- den. Was geschieht nach dem Ablauf des Zeit- raums einer REGIONALE in und mit der Gebietskulisse? Die mittel- bis langfristigen Wir- kungen lassen sich aufgrund der komplexen Zu- sammenhänge nur schwer abschätzen. Diese sind vielmehr vom Engagement der Akteure - auch nach dem Förderungszeitraum - abhängig. In NRW wurden seit Ende der 1980er Jahre diverse Strukturpolitische Instrumente seitens der Lan- desplanung etabliert. Die REGIONALE baute auf

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Fachgespräche Möhring, Peter, Amtsleiter, Regionale Planungsstelle Südwestthüringen, Suhl, am 22.05.2013. Kaps, Marion, Amtsleiterin, Regionale Planungsstelle Nordthüringen, Sondershausen, am 27.05.2013. Ortmann, Clemens, Amtsleiter, Regionale Planungsstelle Mittelthüringen, Weimar, am 22.05.2013. Walter, Thomas, Referatsleiter, Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Referat 34 Landesplanung, Erfurt, am 23.05.2013. Reinhard Müller, stellvertretender Amtsleiter, Regionale Planungsstelle Ostthüringen, Gera, am 05.06.2013.