Kommt, Lasset Uns Anbeten!
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24./31. Dezember 2017 / Nr. 51/52 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,40 Euro, 6070 Dinkelsbühl ehrt Abschied und Anfang Rückblick: Das Jahr Christoph von Schmid für Prälat Imkamp 2017 in Bildern Der Autor von „Ihr Kinderlein Als er in Maria Vesperbild anfi ng, bat Von der Vereidigung Donald Trumps kommet“ soll als Kind eine be- Wilhelm Imkamp (Foto: Müller) sei- über das Reformationsgedenken sondere Beziehung zu Krippen gehabt ne Haushälterin: „Erinnern Sie mich bis zum Treff en des Papstes (Foto: haben. Eine Schau (Foto: uts) in seiner ja daran, dass ich mit 65 gehe.“ Wo- KNA) mit Rohingya-Flücht- Geburtsstadt Dinkelsbühl widmet sich hin, verrät der Wallfahrtsdirektor lingen in Bangladesch: Im Jahr Christoph von Schmid. Seite 13 im Interview: Seite 16/17 2017 ist viel passiert. Seite 4/5 Vor allem … Kommt, lasset Liebe Leserin, Doppel- lieber Leser nummer uns anbeten! Die erste Ausgabe des inge es allein nach den äuße- neuen Jahres erscheint Gren Umständen, wäre vieles hristus, das Licht der Welt: Beim Gemälde „Die zum 6. Januar. nicht entstanden, was die Welt CAnbetung der Hirten“ (1640) des Barockkünst- schöner macht. Doch gute innere lers Guido Reni geht alles Licht vom göttlichen Beweggründe vermögen die äu- ßeren Umstände zu überwinden. Kind in der Krippe aus. Was es mit der Geburt des 1816 zum Beispiel hungerte halb Heilands und dem nächtlichen Besuch der Hirten Europa, weil in Indonesien ein auf sich hat, berichtet Lukas im zweiten Kapitel Vulkan ausgebrochen war, der seines Evangeliums. das Wetter veränderte. Wer das „Jahr ohne Sommer“ überstand, erlebte 1817 eine furchtbare Ver- teuerung durch Spekulanten. Und trotzdem schuf der unehe- lich geborene Hilfspfarrer Joseph Franz Mohr 1816 den Text zu einem der schönsten und roman- tischsten Lieder. Es erklingt heu- te in aller Welt: „Stille Nacht, heilige Nacht ...“ Seine musika- lische Erstau ührung 1818 wird bei der 200. Wiederkehr im nächsten Jahr vermutlich Hun- derte an Zeitungs-Seiten füllen. „Und trotzdem“: Um diese Hal- tung einnehmen zu können, bedarf es innerer Stärke. Sie er- wächst aus dem, was den Men- schen ausmacht – seiner Ho - nung, seinem Glauben. Verlag und Redaktion wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, von Herzen ein gnadenreiches Weih- nachtsfest. Möge Ihnen aus der „stillen Nacht“ viel Kraft für das neue Jahr zu ießen, damit Sie alles Äußerliche mit Gottes Hilfe meistern können. Ihr Johann Buchart Geschäftsführer Foto: akg 2 WEIHNACHTEN 24./31. Dezember 2017 / Nr. 51/52 „REICH AN ARMUT“ Mutter aller Weihnachtskrippen Im italienischen Greccio lebt ein Schauspiel des heiligen Franz von Assisi fort Ein Stall mit Ochs und Esel, das Jesuskindlein in einer Futterkrip- pe, Maria und Josef: Krippendar- stellungen sind weit verbreitet. Das Ensemble im kargen Stall stammt aber keineswegs aus Beth- lehem, sondern ist eine italieni- sche Erfindung aus dem Mittelal- ter. Das Original kann noch heute zur Weihnachtszeit im Dörfchen Greccio in Latium bewundert wer- den – als lebende Krippe. Bis es richtig losgeht, sind Ochs und Esel die Hauptfiguren. Ihnen fliegt alle Aufmerksamkeit zu, als Sandro Cascioli, ein Bauer aus dem Tal, sie in den Unterstand führt, in dem gleich das Jesuskind zur Welt kommen wird. So macht er es seit 40 Jahren. Früher eine knappe Stunde zu Fuß, die Tiere am Strick, durch Regen und Schnee der Hei- ligen Nacht, inzwischen mit dem Viehtransporter. Greccio, die Mutter aller Weih- nachtskrippen: Der heilige Fran- ziskus kam 1223 auf die Idee, hier die Geburtsgrotte von Bethlehem Das ganze Dorf ist im Einsatz, wenn sich das italienische Greccio in eine mittelalterliche Krippendarstellung verwandelt. Das nachzubilden. Gemeinsam mit den Schauspiel wurde vor fast 800 Jahren vom heiligen Franziskus ins Leben gerufen. Foto: KNA einfachen Leuten aus der Gegend, roh und wild wie die Landschaft am Monte Lacerone, wollte der Heilige nigstens einer“ engagiert, vor oder sie für Führungen und Auskünfte So ist es ihr eigener Franziskus, aus Assisi, wie sein Biograf berich- hinter den Kulissen. bereit. Die Klientel ist eine andere den die Bürger auf die Bühne stel- tet, „wenigstens ein einziges Mal mit Am Einlass verkaufen Landfrau- als übers Jahr: Statt pilgernder Pfar- len: der Heilige, der ihr Dorf er- eigenen Augen die Geburt des gött- en Frittelle, fettgebackene Küch- reigruppen sind es jetzt oft Familien, wählte, weil es „reich an Armut“ lichen Kindes sehen“. lein, wahlweise mit Zucker bestreut die wegen des Schauspiels kommen, war, wie Franziskus-Darsteller Gio- oder einer Prise Salz. Die schlichte mit Kirche aber nicht unbedingt viel vannelli sagt; der ins ferne Heilige Auftritt in Bethlehem Köstlichkeit bäuerlicher Feste führt am Hut haben. Land zog, um ausgerechnet ihnen unmerklich hinüber in die gespielte Manche ahnen nicht, an welch das Weihnachtswunder mitzubrin- 750 Jahre später fassten die Leu- Welt des Mittelalters, wo vor Be- kunst- und religionsgeschichtlichem gen. te im Dorf den Entschluss, dieses ginn der Darbietung buntgekleidete Kleinod sie sich vor der Aufführung Und sie schreiben die Geschichte Ereignis abermals aufleben zu las- Mädchen im Publikum Walnüsse die Füße vertreten: Mönchszellen fort: Zum Finale, als alles Volk an- sen. Aus dem Jubiläumsspiel 1973 feilhalten, ein Bettler um einen Ap- aus dem 13. Jahrhundert, in die dächtig vor der Krippe kniet und entwickelte sich ein Dauerbrenner. fel heischt und Mägde sich am Feu- Felswand gebaut, die älteste Franzis- Ochs und Esel in die Scheinwerfer Die Laiendarsteller gastierten im In- er des Schmieds wärmen. kuskirche – und eben jene Grotte, blinzeln, ertönt die Prophezeiung: und Ausland, in Brüssel, Madrid, Von Viterbo und Rom sind die in der die Weihnachtsszene erstmals Einst werde ein Franziskus auf den ja selbst in Bethlehem. „Mehr kann Zuschauer angereist, ein ganzer ihre volkstümliche Gestalt annahm, Papstthron steigen, um mit dem man sich nicht wünschen“, sagt Fe- Bus aus der Nähe von Perugia, zwei heute eine Kapelle mit einem frisch „Schwert der Armut“ die Kirche zu derico Giovannelli: „Dass ein klei- Stunden weit. Die meisten nehmen restaurierten Fresko des Meisters erneuern. Da hebt Beifall an, das nes Dorf sein Schauspiel an den Ort die abendliche Inszenierung zum von Narni aus der Zeit um 1400. Spiel ist aus, und wer es nicht eilig bringt, wo Jesus geboren wurde.“ Anlass für einen Tagesausflug. Und hat, zum Parkplatz zu kommen, Giovannelli wirkte schon als so ergießt sich zu den Terminen des „Franziskus gehört allen“ stellt sich zu den Hirten ans wär- Sechsjähriger mit, wuchs durch die Krippenspiels eine erkleckliche Be- mende Feuer. verschiedenen Komparsen- und suchermenge in das Dorf Greccio Das Heiligtum oben, das Schau- Burkhard Jürgens Nebenrollen hindurch. Inzwischen mit seinem winzigen Weihnachts- spiel unten: eigene Welten. Die ist er 44, Familienvater und Fran- markt auf der einzigen Piazza und in sechs kurzen Szenen orientieren sich ziskus-Darsteller. Ein Leben mit das Franziskus-Heiligtum im Fels- an den historischen Quellen, allen Information der Krippe, wie bei vielen in dem hang oberhalb der Freilichtbühne. voran an Thomas von Celano; sie Aufführungen des Krippenspiels sind 1500-Seelen-Ort in Latium, etwa Auf 15 000 schätzt Pater Luciano entstanden seinerzeit mit Beratung am 24. Dezember um 22.30 Uhr sowie 90 Kilometer nördlich von Rom. De Giusti die Zahl der Gäste über der Franziskaner. Pater Luciano am 26. und 30. Dezember und am 1., Wenn Greccio alljährlich ab Ende Weihnachten. Zum Feiern bleibt macht aber deutlich, dass sein Or- 5., 6. und 7. Januar jeweils um 17.30 Oktober auf die Aufführungen zwi- für ihn und seine drei Mitbrüder den mit der Inszenierung nichts zu Uhr. Die Freilichtbühne bietet 2000 Sitz- schen Heiligabend und Dreikönig wenig Zeit: Sie halten Messen, hö- tun hat: „Es ist eine eigene Interpre- plätze. Besucher sollten unbedingt an zusteuert, ist „in jeder Familie we- ren Beichte, vor allem aber stehen tation. Franziskus gehört allen.“ warme Kleidung denken. 24./31. Dezember 2017 / Nr. 51/52 BISCHOFSWORT 3 GEDANKEN ZUM HOCHFEST GEBURT DES HERRN Er wandelt Schwäche in Stärke Gott geht auf die Menschen zu – Weihnachtsgrüße von Bischof Konrad an die Leser Der Fund einer Fliegerbombe im Stadtgebiet machte 2016 am ersten Weihnachtsfeiertag in Augsburg eine großräumige Evakuierung nötig. Auch der Gottesdienst im Dom musste nach St. Anton verlegt werden. Dies tat der Festtagsstimmung von Bischof Konrad Zdarsa keinen Abbruch. Foto: Zoepf „Als aber die Zeit erfüllt war, sand- Hoffnungen des Alten Testamentes um uns freizukaufen. Wie zu Maria, heit, o wunderbare Demut, unter der te Gott seinen Sohn, geboren von sind nun – sind heute – erfüllt. Er, will Christus zu uns allen kommen, sich die ganze Gottheit verbarg! Er einer Frau und dem Gesetz unter- der Herr der Zeiten, kommt in un- auch zu mir, in das „Heute“ meines unterwarf sich einer irdischen Mut- stellt, damit er die freikaufe, die sere Zeit und Geschichte und ver- Herzens. So kann und so soll die Fül- ter, die er ja zugleich aus göttlicher unter dem Gesetz stehen, und da- bindet sie unwiderruflich mit seiner le der Zeit zur Fülle meines erwarten- Kraft leitete. Er empfing Nahrung mit wir die Sohnschaft erlangen“ göttlichen Ewigkeit. den und hoffenden Herzens werden. von einer irdischen Frau, die er mit (Gal 4,4f). Wir feiern dies in jeder Liturgie, Wie innig sich Gott mit den Men- unvergänglicher Wahrheit wieder- wenn sich unser Jubel und unser schen und mit unserer menschlichen um nährte. Er würdigte sich, unse- n diesem Satz aus dem Brief des Dank mit dem Jubel und dem Lob- Wirklichkeit verbindet, beschreibt re Armseligkeit anzunehmen, und Apostels Paulus an die Galater ist gesang der Himmelsscharen vereint. der Kirchenvater Augustinus in einer wollte dadurch in uns seine größten Idie ganze weihnachtliche Froh- So heißt es im Stundengebet von Weihnachtspredigt, die den ganzen Gaben zur Vollendung heranreifen botschaft enthalten. Der ewige Gott Weihnachten: „Heute ist Christus heilsgeschichtlichen Realismus, wie lassen. Er will uns zu Gotteskindern sendet seinen Sohn in unsere Welt geboren, heute ist der Retter erschie- er auch beim Apostel Paulus begeg- machen, er, der unseretwegen der hinein.