Zeitschrift Für Volkskunde
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
-*A+te 4^4 jX'tt ^ViZ^tesc L</c?a?. d lo tlC ft. - % « i Z1'.^anua-1- fyS6 Zeitschrift für Volkskunde Im Aufträge des Verbandes Deutscher Vereine für Volkskunde herausgegeben von Fritz Boehm Neue Folge Band 8 (46. Jahrgang. 1936/37) (Mit 3 Abbildungen) Berlin und Leipzig 1938 Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen’sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlags buchhandlung . Georg Reimer • Karl J. Trübner . Veit & Comp. Printed in Germany Archiv-Nr. 48 10 38 Inhalt. Seite Johannes Bolte. Sein Leben und sein volkskundliches Werk. Von Fritz B o e h m . (Mit einem B i ld n is ) ....................................................................... 1— 15 Ein Vexiermärchen aus San Marino. Von Walter Anderson .... 15— 21 Sprach- und Volkskundliches. Von O tto B a s l e r ........................................ 22— 24 Der wilde Jäger in Norwegen. Von Reidar Th. C hristiansen .... 24— 31 Zwei Erzählungen aus der rumänischen Volksliteratur. Von M. G aster 31— 39 Karl Weinholds Sammlung steirischer Volkslieder. Von Wilhelm H ansen 39— 47 Oberschlesische V olksdichtung des 17. und 18. Jahrhu nderts. Von Josef K l a p p e r ............................................................................................................... 48— 59 Deutsche Volkslieder in den Niederlanden von 1750 bis zur Gegenwart. Von Johannes K o ep p ......................................................... .......................... 59— 69 Zum Lobe Berlins. Von H erm ann K ü g l e r ..................................................... 69— 78 Grillenm usik. Von O tto L a u f f e r ....................................................................... 79— 82 Über das Germanische und Deutsche im deutschen Märchen. Von Fried rich v. der L e y e n ............................................................................................. 83— 87 Das „Aschenbrödel“ als griechische Volksballade. Von Hedwig Lüdeke 87— 91 Gedanken über die Rigaer Zeit des Burkard Waldis und die deutsche L iteratu r A lt-Livlands im 16. Jah rh u n d ert. Von L utz M a c k e n s e n 91— 100 Muttertag. Von John M eier ............................................................................... 100— 112 Zur Entstehung geschichtlicher Sagen. Von Gustav Fr. Meyer . 112—116 Lied aus einem Album Amicorum (1595—1603). Von Elizabeth Min- c o f f - M a r r i a g e ................................................................................................. 116 Ist der Neck ein schwedisches Naturwesen? Von Tobias Nor lind . 117—123 K unstm ärchen im Volksmund. Von Friedrich R a n k e ...............................123— 133 Wenn mancher Mann wüßte, wer mancher Mann war . .? Von Adolf S p a m e r ...................................................................................................................134— 149 Zur Entstehungsgeschichte eines Volksbuches vom Schinderhannes. Von O tto S tü c k r a t h . (Mit 1 A b b ild u n g ) .....................................................149— 160 Einige kritische Bemerkungen zur W andertheorie. Von C. W . von S y d o w 160— 169 Hamburgische Stadtwahrzeichen. Von Hermann Tardel. (Mit 1 Ab bildung) ................................................................................................................... 169— 179 A Collection of Swedish Legal Riddles. Von Archer T a y l o r ..................179— 184 König Trojan m it den Ziegenohren. Von Max V a s m e r ...........................184— 188 Die Vereinheitlichung der Volkskundekarten. Von Jan de Vries . 189—192 Erlebnisgrundlagen der Volksüberlieferung. Von Lily W eiser-A all. 193—198 Der Schmied von Jüterbog im Kiffhäuser. Von Albert W esselski . 198—218 Nachträge zur Bolte-Bibliographie. Von Fritz B oehm ............................... 219— 223 Register. Von Fritz B o eh m ............................................................................... 224— 228 Johannes Bolte. Sein Leben und sein volkskundliches Werk. Von Fritz Boehm, Berlin. (Mit einem Bildnis.) Am 25. Juli 1937 verstarb in Berlin Geheimrat Professor Dr. Johannes Bolte. Die Zeitschrift für Volkskunde, mit der sein Name für alle Zeiten verbunden ist, wollte ihm zu seinem 80. Geburtstage, am 11. Februar 1938, ein Heft mit Beiträgen von Freunden und Fachgenossen widmen. Nun, da er von uns geschieden ist, mußte die Festschrift zu einer Gedenkschrift werden, und statt unsere Gabe froh dem Lebenden zu überreichen, müssen wir voll Wehmut versuchen, das Bild des Verstorbenen nachzuzeichnen. Über den äußeren Ablauf von Boltes Leben und Schaffen sind wir durch seine eigenen Aufzeichnungen gut unterrichtet. Außer einem kurzen Ab riß, der bis zum Jahre 1923 reicht, hat er die Jahresübersichten, die seine Gattin von ihrer Verheiratung an niederschrieb, von 1906 bis 1936 fort gesetzt. So führt er uns selbst an der Hand, wenn wir sein Leben und sein Werk schildern wollen, schlicht und einfach, wie es verlief, und wie er selbst vor uns steht. Johannes B o lte wurde am 11. Februar 1858 in Berlin geboren. Sein Vater war als Zwanzigjähriger aus Verden nach Berlin gewandert und begann dort seine Laufbahn als einfacher Gehilfe eines Stubenmalers, besuchte aber nebenbei die Kunstakademie und brachte es, von dem ge strengen Gottfried Schadow anerkannt, später auch in Kreisen des Königs- hofes geschätzt und gefördert, zu einer sehr geachteten Stellung als Maler von Porträts, Historien, Landschaften und religiösen Bildern. In Boltes Wohnung hingen mehrere seiner Gemälde, darunter ein überaus anmutiges Kinderbild, das den kleinen Johannes etwa als Sechsjährigen zusammen mit einer Schwester darstellt. Auch Bolte selbst war künstlerisch nicht unbegabt, wenn auch mehr auf musikalischem als auf malerischem Gebiet; es existiert ein von seiner Hand ausgeführtes Beiheft zu seiner Doktor dissertation, in dem er eine große Anzahl antiker Odysseedarstellungen überaus sauber und korrekt kopiert hatte. In dem Hause, das der Vater im Südosten Berlins, auf dem Oranienplatz, erworben hatte, hat Bolte bis zu seinem Tode, länger als 75 Jahre, gelebt. Er wuchs dort in einer von künstlerischem Geiste und inniger Religiosität erfüllten Atmosphäre auf, trat nach anfänglichem Privatunterricht 1867 in die Quarta des Luisen städtischen Gymnasiums ein und wurde 1872 von Büchsel in der Matthäi kirche konfirmiert; noch einer seiner letzten Aufsätze in der Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins ist der Erinnerung an diesen berühmten Zeitschrift für Volkskunde VIII. 1 2 B oeh m : Berliner Geistlichen gewidmet, der ihn auch getauft hatte. Als echter Berliner hat sich Bolte immer gefühlt; ein nicht geringer Teil seiner Arbeiten ist der Literatur und der Volkskunde der Reichshauptstadt und der Mark Brandenburg gewidmet1), und mit vollem Rechte verlieh ihm der Verein für die Geschichte Berlins seine Ehrendenkmünze und ernannte ihn im Jahre 1925 zu seinem Ehrenmitglied. Nach dem 1874 bestandenen Abi turientenexamen begann Bolte sein Studium auf der Berliner Universität, und zwar widmete er sich der klassischen Philologie, besonders der grie chischen Literatur, als Hörer von Kirchhoff, Vahlen und Wilamowitz; sein Direktor Theodor Kock hatte ihn auf dieses Sondergebiet hingewiesen. Nach 2 Semestern in Leipzig, wo er neben altphilologischen auch germa nistische Vorlesungen bei Zarncke und Hildebrand hörte, kehrte er nach Berlin zurück und wandte sich dort unter Roberts Leitung der klassischen Archäologie zu. 1878 trat er als Hilfsarbeiter unter Conze in das König liche Museum ein und wurde dort fast ein Jahr lang bei der Abfassung des Katalogs der Gipsabgüsse beschäftigt. Es war die Zeit der Ausgrabung des pergamenischen Altars, eine Zeit größter Spannungen und Über raschungen für die archäologische Welt, und gewiß wäre der junge Mu seumsmann gern bei seinem Beruf geblieben. Aber die Rücksicht auf seine Mutter und seine Geschwister, denen der Ernährer inzwischen verstorben war, veranlaßte ihn dazu, sich für den Lehrerberuf zu entscheiden. Er bestand 1880 die Staatsprüfung und trat als Probekandidat unter Kock in das Luisenstädtische Gymnasium, dann als Hilfslehrer in das König städtische Gymnasium unter Ludwig Bellermann ein. Im Oktober 1882 wurde er dort als ordentlicher Lehrer angestellt und ist daselbst bis zur Erreichung der Altersgrenze im Jahre 1923 tätig gewesen. Seine Disser tation „De monumentis ad Odysseum pertinentibus“, ein auch heute noch unentbehrliches Inventar, mit der er im Mai 1882 promovierte, zeigt ihn in der Hauptsache noch ganz als Archäologen. Allein die Anforderungen des Unterrichts und nicht zum wenigsten der Verkehr mit germanistischen Kollegen, wie Kinzel, Bötticher, Löschhorn, führten ihn bald der deutschen Philologie zu, die ja in den 80er Jahren an der Berliner Universität durch Müllenhoff, Scherer, Erich Schmidt und Roediger glänzend vertreten war. Bereits damals trat er auch der Gesellschaft für deutsche Philologie bei und beteiligte sich an der Abfassung ihrer Jahresberichte. Die anstrengenden Lehrjahre des jungen Schulmannes waren für ihn zugleich die Zeit, in der er sich sein germanistisches Sondergebiet, die Geschichte des lateinischen und deutschen Dramas, der volkstümlichen Erzählung, Spruch- und Liederdichtung des 16. und 17. Jahrhunderts, erarbeitete. Seinem Streben, immer an die ersten Quellen heranzukommen, opferte er jede freie Stunde und jede Ferienpause. Für die Jahre 1883—1890 verzeichnet er selbst folgende Bibliotheksreisen: 1883: Dresden, Prag, München, Nürnberg, Augsburg, Wolfenbüttel, Braunschweig, Hannover, Weimar, Gotha, Halle. — 1884: Breslau, Wien, Budapest, Dresden, x) Vgl- die Zusammenstellung