„Hie ligt begraben…“

Ausgewählte Inschriften und Grabmäler in der Weststeiermark (Bezirk ) – Edition und Kommentar

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA)

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Benedikt Stanzel

am Institut für: Geschichte Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Günther Bernhard MAS

Graz, April 2016

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Graz,

Inhaltsverzeichnis

Literaturverzeichnis ...... 4 Einleitung ...... 12 Benützungshinweise...... 15 Vorbemerkungen 1. Der Bezirk Deutschlandsberg ...... 18 1.1. Geschichte des Bezirkes vom Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit ...... 19 1.2. Kirchliche Entwicklung im Bezirk...... 23 2. Beschreibung und Geschichte der Standorte ...... 27 2.1. Deutschlandsberg ...... 27 2.1.1. Ortsgeschichte...... 27 2.1.2. Pfarrgeschichte ...... 30 2.1.3. Baugeschichte der Stadtpfarrkirche ...... 31 2.2. Groß Sankt Florian ...... 32 2.2.1. Ortsgeschichte...... 32 2.2.2. Pfarrgeschichte ...... 33 2.2.3. Baugeschichte der Pfarrkirche ...... 35 2.3....... 36 2.3.1. Ortsgeschichte...... 36 2.3.2. Pfarrgeschichte ...... 38 2.3.3. Baugeschichte der Pfarrkirche ...... 38 2.4. Schwanberg ...... 40 2.4.1. Ortsgeschichte...... 40 2.4.2. Pfarrgeschichte ...... 42 2.4.3. Baugeschichte der Pfarrkirche ...... 44 2.5. ...... 45 2.5.1. Das Augustiner-Chorherrenstift Stainz ...... 45 2.5.2. Ortsgeschichte...... 46 2.5.3. Baugeschichte der Pfarrkirche ...... 48 3. Zur Entwicklungsgeschichte der Epigraphik in der Steiermark ...... 50 4. Die Inschriftenträger ...... 53 4.1 Vorbemerkungen...... 53 4.2. Grabsteine ...... 54 4.3. Grabplatten...... 54 4.4. Wappengrabplatten ...... 55 4.4. Epitaphien ...... 56 4.5. Figürliche Grabmäler ...... 58 4.6. Familien- und Kindergrabmäler ...... 60 4.7. Geistliche Grabmäler ...... 62 5. Die Schriftformen ...... 63 6. Das Formular der Grabinschriften ...... 65 7. Zweck und Aussage von Grabmälern ...... 66 Die Inschriften ...... 68 Resümee ...... 111 Anhang Tabellarische Übersicht der Inschriften...... 114 Bildtafeln ...... 115

Literaturverzeichnis

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Einleitung

Contra vim mortis non crescit herba in hortis – diese Tatsache musste schon manche ruhmreiche Persönlichkeit in ihrer Todesstunde anerkennen. Auch Adelige, geistliche Würdenträger, Hauptmänner, Pfleger von Burgen, Handwerker oder „einfache Männer“ in der Weststeiermark konnten sich dieser Gegebenheit nicht widersetzen. Der Tod und der Wunsch „zu ewigem Gedächtnis aufgerichtet zu sein“ bilden die Grundlagen der vorliegenden Masterarbeit. Grabmäler und deren Inschriften zählen zu den verlässlichsten aber dauerhaftesten Quellen der Geschichte. Inschriften vereinen einerseits Kunst und Technik, andererseits geben sie Auskünfte und Informationen über Personen und deren Wirken. Doch treten ebenso beim Anblick eines Grabmales häufig eine Vielzahl an scheinbar unlösbaren Rätseln auf. Falls der Wunsch des Betrachters gegeben ist, Ungeklärtes aufzuschlüsseln, zwingt die bescheidene Situation zu intensiven Studien, um eine verstorbene Person und ihr Umfeld besser kennenzulernen. Hierbei wären im besonderen Fokus des zu Untersuchenden die soziale Stellung, die Herkunft, die Familienzugehörigkeit oder das gesellschaftliche Wirken der Person herauszufinden.

Joseph Bergmann, Historiker und Mitglied der „k. k. Central- Comission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“, schrieb einst in einem Aufsatz über den Wert von Grabdenkmälern: „Eine schöne und ehrende Aufgabe wäre es die Inschriften getreu zu copiren und genau zu beschreiben, […] klar und einfach historisch zu beleuchten. […] Ausgezeichnete Grabmale wären, wo möglich, zu zeichnen, oder zu photographieren1.“

Der Verfasser der vorliegenden Masterarbeit nahm die oben genannten Ermutigungen in dem überaus spannenden Aufsatz zum Vorbild und erarbeitete eine Edition mit Kommentaren von fünfundzwanzig Inschriften aus dem Bezirk Deutschlandsberg in der Weststeiermark.

Die Arbeit gliedert sich in drei wesentliche Bereiche: Der erste versucht eine umfangreiche Einführung und Beschreibung der ausgewählten Standorte wiederzugeben. Neben einer bündigen Orts- und Pfarrgeschichte von Deutschlandsberg, Groß Sankt Florian, Preding, Schwanberg und Stainz beinhaltet dieser Abschnitt einen kurzen Abriss über die Baugeschichte und das Erscheinungsbild der Kirchen in den eben genannten Orten. Dies begründet sich darin, weil die ausgewählten Inschriften sich allesamt im Inneren der Gotteshäuser befinden. Ebenso ist ein Überblick über die Ortsgeschichte wesentlich, da die Grabmäler größtenteils Persönlichkeiten gewidmet sind, die einerseits in der Weststeiermark ihr Leben verbrachten,

1 Bergmann, Werth, S. 144. 12

andererseits durch Wohltaten die Region förderten und zu deren Entwicklung entscheidend beigetragen haben. Somit präsentiert dieser erste Teil einführende Fakten, die zu einem besseren Verständnis der Inschriftenkommentare beitragen.

An diese historische Übersicht schließt eine kurze epigraphische Einführung an. Hierbei werden eine kurze Entwicklungsgeschichte der Epigraphik in der Steiermark dargelegt, die zahlreiche Typen von Grabmalformen definiert, der Zweck und die Aussage eines Grabmales analysiert, ein Überblick über die wichtigsten Schriftformen gegeben und gängige Formulare von Inschriften des 14. bis 16. Jahrhunderts erörtert. Jedes Grabmal des Katalogteiles unterliegt trotz seines individuellen Charakters gewissen Grundprinzipen und Regeln der Epigraphik. Auch die Zeit vom ausgehenden Mittelalter bis zur frühen Neuzeit, – in diesem Zeitrahmen bewegt sich die Errichtung der hier vorliegenden Grabmäler –, war eine schnelllebige und sich andauernd verändernde Zeit, in der auch die Epigraphik prägende Entwicklungsschritte erlebte. Daher gestaltet sich dieser Abschnitt der Masterarbeit im Kontext des Fortschrittes und versucht epigraphische Übereinstimmungen oder Abweichungen mit anderen Regionen aufzuzeigen.

Das Herz der Arbeit bildet schließlich der dritte Bereich, in dem die Inschriften, auf die in den ersten beiden Abschnitte immer wieder eingegangen wird, editiert und kommentiert werden. Hinweise bezüglich der Benutzung des Katalogteiles werden im Anschluss an diese Einleitung dargelegt. Die Bildtafeln der Grabmäler befinden sich im Anhang auf den letzten Seiten der Masterarbeit.

Für den ersten Abschnitt der Masterarbeit ist im Besondern auf die umfangreiche, zweibändige Bezirksbiografie2 von Helmut-Theobald Müller hinzuweisen, die einen historischen, topographischen, gesellschaftlichen und sozialen Überblick vermittelt. Zudem bieten die Klassiker von Robert Baravalle3 und Herwig Ebner4 über die Burgen und Schlösser der Steiermark einen tiefen und umfangreichen Einblick in die Besitz- und Familiengeschichte des Landes. Bezüglich der Epigraphik ist Helfried Valentinitsch zu nennen, der sich in seinen unzähligen Aufsätzen5 intensiv mit der Entwicklung dieser Historischen Hilfswissenschaft in der Steiermark, selbstverständlich auch im Kontext anderer Regionen, beschäftigte. Ergänzend

2 Müller, Helmut-Theobald (Hg.), Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. Mit Filmdokumenten zur Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Deutschlandsberg: 1: Allgemeiner Teil / 2: Bezirkslexikon (= Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark 3,1,2). Graz 2005. 3 Baravalle, Robert, Burgen und Schlösser der Steiermark. Graz 1961. 4 Ebner, Herwig, Burgen und Schlösser Graz, Leibnitz, West- Steiermark (= Steiermarks Burgen und Schlösser 3). Wien 21981. 5 Beispielsweise: Die Aussage des spätmittelalterlichen Grabmals für die adelige Sachkultur; Frühneuzeitliche Familien- und Kindergrabmäler in der Steiermark; Die steirische Grabplastik und die Sammlung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Steiermark; Katholische Erneuerung und gegenreformatorisches Gedankengut in den steirischen Inschriften 1564–1628. 13

ist anzumerken, dass Valentinitsch neben Editionen auch umfangreiche sozialgeschichtliche Forschungen getätigt hat, die einerseits das Verständnis und den Zweck von Inschriften erklären, andererseits das möglicherweise „trocken wirkende Fach“ mit Spannung ausfüllen.

Um komplizierte Formulierungen zu vermeiden, wird in dieser Arbeit auf geschlechtergerechte Sprache verzichtet. Es sei an dieser Stelle aber darauf hingewiesen, dass diese dem Verfasser ein Anliegen ist, sie sich aber hier als wenig nützlich zeigt.

Mein aufrichtiger Dank gilt verdienter Personen für die erwiesene Unterstützung und Geduld während meines Studiums und der Abschlussarbeit auszusprechen: Meinem Betreuer, Herrn Prof. Dr. Günther Bernhard, meiner Familie und meinen Freunden!

DE MORTUIS NIL NISI BENE

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Benützungshinweise

Die vorliegende Edition enthält eine vom Verfasser getätigte Auswahl original überlieferter Inschriften aus dem Bezirk Deutschlandsberg in der Weststeiermark. Die Edition beschränkt sich ausschließlich auf Grabmäler im Innenraum der Stadtpfarrkirche von Deutschlandsberg und den Pfarrkirchen von Groß Sankt Florian, Preding, Schwanberg und Stainz. Inschriften auf Wand- und Glasmalereien, Bildstöcken, Flügelaltären, Taufbecken, Reliquiaren, Glocken, Portalen, Grenzsteinen oder Totenschildern wurden nicht berücksichtigt. Die Edition folgt in etwa den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, die von Walter Koch 1991 zusammengestellt wurden6. Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge dargebracht und zeigen sich in einem einheitlichen Schema: Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an (die zugleich die Nummer der Bildtafel im Anhang darstellt), in der Mitte den gegenwärtigen Standort der Inschrift und rechts die Datierung, welche zumeist dem Inschriftentext entnommen wurde. Auf die Kopfzeile folgt der beschreibende Teil, welcher zuerst den exakten Terminus, den präzisen Standort und die verstorbene Person des Grabmals nennt. Anschließend wird eine Beschreibung des gesamten Denkmals dargelegt und Bemerkungen zu Material, Erhaltungszustand und Anbringung der Inschrift gegeben. Grabmäler mit mehreren Inschriften werden mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Grabmals erfolgt, außer bei Wappenbeschreibungen, vom Betrachter aus. Abgeschlossen wird die Beschreibung mit der genauen Maßangabe (H. = Höhe, B. = Breite, Bu. = Buchstabengröße) des Grabmals beziehungsweise der Inschriftentafel und der Schriftart. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens „N“ beziehungsweise „n“. angegeben. In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstriche gekennzeichnet. Gekürzte Worte sind zwischen runden Klammern aufgelöst, zerstörte Buschstaben oder Textteile werden durch eckige Klammern gekennzeichnet, wobei die ungefähre Anzahl der Buchstaben durch Punkte innerhalb der Klammern angegeben werden. Bei umfangreichen oder in ihrem Ausmaß ungewissen Verlusten sind drei horizontale Striche gesetzt. Bei Verlust am Beginn oder am Ende einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie

6 Walter Koch, Bearbeitungs- und Editionsgrundsätze für die "Wiener Reihe" des deutschen Inschriftenwerkes (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für die Herausgabe der Inschriften des Deutschen Mittelalters). Wien 1991.

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nachträgliche Ergänzungen der Inschrift werden durch spitze Klammern gekennzeichnet. Unter Buchstaben der Inschrift gesetzte Striche kennzeichnen Buchstabenverbindungen. An den Wortlaut der Inschrift schließt der textkritische Apparat sowie die Übersetzung der lateinischen Texte an. Des Weiteren folgen die Benennung des Wappens und gegebenenfalls die Auflösung der Datierung. Die Reihenfolge der Benennung der Wappen erfolgt vom Beschauer aus (von links nach rechts), das Blasonieren, die Beschreibung der Wappen, nach den heraldischen Regeln. Der Kommentar enthält eventuelle Hinweise zum Formular der Inschrift, Bemerkungen zu kunsthistorischen Fragestellungen oder Angaben zur chronologischen Einordnung. Der wichtigste Bestandteil des Kommentars besteht aus Erläuterungen zu der/den genannten Person/en und seinem/ihrem historischen Umfeld. Dabei wird besonders auf die Einbindung in das familiengeschichtliche und politische Handeln des jeweiligen Verstorbenen geachtet, da die meisten Personen in der Landes- und Kirchengeschichte eine bedeutende Rolle spielten. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch einen Anmerkungsapparat.

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Vorbemerkungen

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1. Der Bezirk Deutschlandsberg

Der Bezirk Deutschlandsberg liegt im Südwesten der Steiermark in den Lavanttaler Alpen. Im Westen und Südwesten wird er von der Koralpe, im Südosten vom Possruck und im Norden von den östlichen Ausläufern der Packalpe begrenzt. Nur im Osten besteht keine natürliche Grenze. Der Bezirk wird von mehreren Bächen durchlaufen, die größtenteils vom Westen Richtung Osten zur Mur hin entwässert werden: So fließen im Nordwesten die Kainach, im Norden die Laßnitz und der Stainzbach, im Süden die Weiße und Schwarze Sulm und im Südosten der Saggaubach durch den Bezirk. Lediglich die Feistritz im Südwesten ist ein Nebenfluss der Drau7. Die angrenzenden Gebietskörperschaften sind im Norden der Bezirk Voitsberg, im Nordosten der Bezirk Graz-Umgebung, im Osten der Bezirk Leibnitz und im Westen der Kärntner Bezirk Wolfsberg. Im Süden grenzt der Bezirk Deutschlandsberg an Slowenien. Der Bezirk gliedert sich in 15 Gemeinden, davon sind zehn Gemeinden Märkte und eine Gemeinde eine Stadt8. Insgesamt ist der Bezirk 864 km2 groß und zählte 2014 60.486 Einwohner9.

7 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 11. 8 Vor der Gemeindestrukturreform 2014/15 bestand der Bezirk aus insgesamt 40 Ortsgemeinden. Vgl. Landesstatistik (Gemeindeübersicht). 9 Vgl. Landesstatistik (Deutschlandsberg). 18

1.1. Geschichte des Bezirkes vom Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit

Mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und der Zerstörung Flavia Solvas 405 änderten sich auch die Herrschaftsstrukturen zwischen Kainach, Laßnitz und Sulm. Im Verlaufe der Völkerwanderung zogen zahlreiche Stämme durch das Gebiet, von denen sich als erste die Langobarden in der Weststeiermark niederließen. Jedoch wurden sie 568 von den Awaren verdrängt, in deren Gefolge die Slawen miteinwanderten. Die Slawen konnten schließlich die Herrschaft an sich reißen und bildeten das Fürstentum Karantanien mit dem Zentrum im Kärntner Zollfeld. Noch heute zeugen viele Ortsnamen und Flussnamen von der slawischen Vergangenheit in der Weststeiermark. Im Laufe des 8. Jahrhunderts übten die Awaren wieder vermehrt Druck auf die slawische Herrschaft aus. Dieser Umstand veranlasste den Karantanenfürsten Boruth die Baiern um Hilfe zu bitten. Nach den erfolgreichen Niederschlagungen durch Herzog Tassilo III. verleibte sich das Herzogtum Baiern Karantanien 772 ein. Doch schon 788 wurde das Gebiet dem Frankenreich angegliedert. Anfangs übten noch karantanische Fürsten die Macht aus, doch ab Kaiser Ludwig dem Frommen wurden für die Verwaltung des Gebietes bairische Grafen eingesetzt10. Somit keimten im 8. Jahrhundert die ersten deutschen Besiedelungen im weststeirischen Raum auf, basierend auf der Vergabe von königlichem Gut an treue Adelige. Gleichzeitig begann die Kirche, einerseits das Erzbistum Salzburg, andererseits das Patriarchat Aquileja, mit der Missionierung der ansässigen Bevölkerung und der Kolonisation der dicht bewaldeten und sumpfigen Landschaft. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen dem Erzbistum und dem Patriarchat bezüglich der Beanspruchung dieses Gebietes legte Kaiser Karl der Große 811 die Drau als Grenze fest, die bis 1786 Bestand hatte11. Einfälle der Magyaren behinderten die bairisch - fränkische Kolonisation, die 907 in einer empfindlichen Niederlage des bairischen Heeres bei Preßburg einen Rückschlag erlitt. Dabei brach die Grenzverteidigung zusammen und große Landstriche, unter anderem auch die Weststeiermark, wurden von den einfallenden Magyaren verwüstet. Erst mit dem Sieg König Ottos I. auf dem Lechfeld 955 beruhigte sich die Situation allmählich, auch aufgrund der Errichtung von Marken und Grafschaften. In dieser Anfangszeit ist die unter bairischer Oberhoheit gestandene Karantanische Mark, die im Raum Wildon ihren Hauptsitz mit der Hengistburg hatte und sich zwischen der Koralpe und der Wasserscheide zwischen Mur und

10 Vgl. Hödl, Alpen-Adria-Raum, S. 13–17. 11 Vgl. Dopsch, Erzbistum Salzburg, S. 108–111, und Bratož, Aquileia, S. 180f. 19

Raab erstreckte, zu nennen. Die Familie Eppenstein, die große Besitztümer im Raum Judenburg besaßen, waren die ersten Markgrafen12. Insbesondere das Jahr 970 ist für die Geschichte des heutigen Bezirks Deutschlandsberg entscheidend. In diesem Jahr schenkte Kaiser Otto I. dem Erzbistum Salzburg den „Nidrinhof“ mit fünfzig Hufen. Der Hof und die zugehörige Ulrichskirche wurden zu einem Zentrum des salzburgischen Besitzes in der Weststeiermark13. Durch archälogische Grabungen im Jahre 1998 am Ulrichsberg beim Schloss Frauenthal konnte die Vermutung bestätigt werden, dass sich dieser Hof eben dort befand. Insgesamt erstreckt sich der mittelalterliche Komplex über 1,4ha14. Die Karantanische Mark, die anfangs noch mit Kärnten verbunden war, wurde 1035 den Grafen von Wels- Lambach verliehen, ein bairisches Adelsgeschlecht, die mit den Aribionen verwandt waren.15 Ihnen folgten die Traungauer als Markgrafen nach, welche die Geschichte unseres Bundeslandes entscheidend prägten. Das ursprünglich aus dem Chiemgau stammende Grafengeschlecht, deren Hauptburg in Steyr für das spätere Herzogtum und Bundesland Steiermark namensgebend werden sollte, wurde 1180 in ein Herzogtum umgewandelt und durch eine Erbfolgeregelung Herzogs Ottokars IV. 1192 mit dem Herzogtum Österreich der Babenberger vereinigt16. Vor allem das Erzbistum Salzburg und der Landesherr kolonialisierten in den folgenden zwei Jahrhunderten die Gegend im heutigen Bezirk Deutschlandsberg. Eingesetzte Ministerialen erhielten von den beiden obersten Grundherren Güter zu Lehen mit dem Auftrag, das Land zu bewirtschaften. Große Waldflächen wurden gerodet und zu Ackerflächen umgewandelt. Somit änderte sich die Struktur des vormals dünn besiedelten Raumes, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmend bleiben sollte. In diese Zeit fallen auch die ersten Nennungen von Siedelungen, Burganlagen und Kirchen in der Weststeiermark: 1056 Gumprechtsstätten, aus welchem sich später Groß Sankt Florian herausentwickeln sollte und ebenfalls 1056 Odelisnitz, das spätere Schwanberg. Neben dem Erzbistum Salzburg, dessen Einflussbereich vom Kamm der Koralpe weit in das Laßnitz- und Sulmtal reichte, hatten noch andere kirchliche Institutionen Besitztümer in der Weststeiermark inne: 1056 schenkte König Heinrich III. Bischof Altwin von Brixen Güter im Raum Schwanberg, das Stift Admont erhielt vom letzten Traungauer große Waldflächen am Rosenkogel und bei Bad Gams, das 1229 gegründete Stift

12 Vgl. Posch, Besiedelung, S. 30ff. 13 Bracher, Laßnitztal, S. 64. 14 Vgl. Lehner, Ulrichsberg, S. 99–148. 15 Vgl. Posch, Besiedelung, S. 33f. 16 Vgl. Dopsch, Otakare, S. 110–121. 20

Stainz, das einzige im späteren Bezirk Deutschlandsberg, wurde von den Wildoniern mit umfangreichen Gütern und Dörfern in der Umgebung von Stainz beschenkt und schließlich hatte das Eigenbistum Seckau umfangreichen Streubesitz in der Gegend der Burg Bischofsegg im Laßnitztal17. Mächtige weltliche Grundherren waren im 10. und 11. Jahrhundert die Aribonen, Pfalzgrafen aus Baiern, die ausgedehnte Besitztümer von der Koralpe bis in den Raum Leibnitz besaßen18. Aus diesen Aufzählungen wird ersichtlich, wie kompliziert die Besitzgeschichte in der Weststeiermark strukturiert ist. Große, geschlossene Besitzblöcke waren die Ausnahme. Durch Schenkungen, Besitzaufteilungen, Erbschaftsregelungen oder Fehden wechselten die Güter mehrmals ihren Besitzer. Die zum Teil von den Römern bereits angelegten Verkehrswege in den Tälern von Laßnitz, Sulm und Saggau wurden im Laufe der mittelalterlichen Besiedlung instandgesetzt und ausgebaut. An strategischen Punkten wurden von den Kolonisatoren umfangreiche Wehranlagen errichtet, die als Rückzugsorte bei Feindesgefahr der Bevölkerung dienten und als Wohn- und Verwaltungsstützpunkte genutzt wurden19. Besonders an Orten, wo die Koralpe leicht zu überwinden ist, entstanden eine Vielzahl an Burgen, um im Kriegsfall den Durchmarsch zu sperren. Das Schloss Eibiswald, an zwei wichtigen Verkehrswegen gelegen, die über den Radlpass beziehungsweise über die Soboth nach Kärnten führen, sicherte den Weg nach Süden ab. Ebenfalls in der näheren Umgebung von Eibiswald wurden um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert die Schlösser Burgstall und Limberg errichtet. Weiter im Norden sicherten die Schlösser Hollenegg und Schwanberg die Straßen über die Koralpe. Die Burg Landsberg, der Mittelpunkt der salzburgerischen Verwaltung in der Weststeiermark, wurde ebenso an einem strategischen Punkt errichtet: Sie sollte im Ernstfall die Straße über die Weinebene sperren. Auf dem Standort des ehemaligen Stiftes Stainz dürfte wahrscheinlich bereits vor der Gründung ein Wehrbau existiert haben. Östlich von Stainz sind noch die Schlösser Hornegg und zu erwähnen20. Im Spätmittelalter verloren die kleinadeligen Geschlechter ihre militärische Bedeutung, vor allem durch das Aufkommen von Söldnerherren. Zudem nahm einerseits die Macht des Landesherren zu, andererseits konnten mitunter manche Adelsgeschlechter, beispielsweise die Saurauer, ihren Besitz beträchtlich vergrößern. Die Wehrbauten verloren zunehmend ihre

17 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 51ff. 18 Pirchegger, Landesfürst und Adel, S. 102. 19 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 55. 20 Vgl. Ebner, Burgen: Eibiswald, S. 26ff. / Burgstall, S. 15f. / Limberg, S. 116 / Hollenegg, S. 95ff. / Schwanberg, S. 145 und 155 / Ruine Deutschlandsberg, S. 17–20 / Stainz, S. 159 f. / Hornegg, S. 97ff. / Lannach, S. 107. 21

Funktion, wurden eben von mächtigen Adelsfamilien, wie etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Fürsten von Liechtenstein21, aufgekauft und in zeitgenössische Renaissance- oder Barockschlösser umgewandelt, die bis heute noch den ganzen Bezirk mit ihrem Erscheinungsbild prägen. Der Großteil der Märkte im heutigen Bezirk Deutschlandsberg waren Munizipalmärkte, die einer adeligen oder geistigen Grundherrschaft unterstanden. Von den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Standorten, die allesamt sehr früh erwähnt werden, wurde Stainz 1230, Deutschlandsberg 1322, Schwanberg 1363, Groß Sankt Florian 1384 und Preding 1463 mit Marktprivilegien ausgestattet beziehungsweise sind als solche ausgewiesen22. Die Grundherren, die mit Ausnahmen von wenigen keine überregionale Bedeutung errangen, waren im Mittelalter und der Frühen Neuzeit unter anderem in Stainz der Propst des Stiftes selbst, in Deutschlandsberg das Erzbistum Salzburg, welches ihrerseits Dienstmänner, wie die Lonsperger oder Khuenberger einsetzte, in Schwanberg die vom Bistum Brixen belehnten Pettauer, Spangsteiner und Galler, in Groß Sankt Florian das Bistum Lavant und die Racknitzer und in Preding die Hornegger, Saurauer, Galler und das Stift Stainz23. Im ausgehenden Mittelalter wurde wie in anderen Regionen auch die Weststeiermark von zahlreichen Schicksalsschlägen heimgesucht. Neben den Ungarnkriegen belasteten die vermehrt beginnenden Einfälle der Osmanen die Bevölkerung in dieser Gegend. Auch die Pest entvölkerte, vor allem 1348, zahlreiche Dörfer und in manchen Jahren vernichteten Heuschreckenplagen die gesamte Ernte, was folglich zu Hungersnöten führte24. Durch die ständige Bedrohung der Osmanen ab dem 15. Jahrhundert teilten die steirischen Landstände 1462 die Steiermark in ihren damaligen Grenzen in vier Viertel ein, an deren Spitze zwei militärische Hauptleute standen, um im Kriegsfall schneller agieren zu können. Der heutige Bezirk Deutschlandsberg wurde dem Viertel „zwischen Mur und Drau“ angegliedert. Erst unter Maria Theresia wurde diese Struktur aufgehoben und landesfürstliche Kreisämter geschaffen. Stainz und Preding gehörten dem Grazer Kreis an, Deutschlandsberg, Schwanberg und Groß Sankt Florian wurden dem Marburger Kreis zugeteilt25. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Weststeiermark von den Franzosenkriegen erfasst. Hauptsächlich 1805 lag die Weststeiermark im Brennpunkt der von Norden anrückenden Franzosen und den von der Drau kommenden österreichischen Truppen. Es fanden zwar keine

21 Eine Seitenlinie der Fürsten von Liechtenstein sind beispielsweise unter anderem im Besitz der Schlösser Hollenegg und Frauental. 22 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 66f. 23 Siehe detaillierter in den einzelnen Unterkapiteln vom Kapitel „Beschreibung und Geschichte der Standorte“. 24 Vgl. Bracher, Meierhöfe, S. 79f. 25 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 72 und 74. 22

Gefechte in der Region statt, doch mussten Truppenkontingente einquartiert und verpflegt werden, was unweigerlich zu einer enormen Steuerlast für die einfache Bevölkerung führte26. 1848, mit dem Ende der bäuerlichen Untertänigkeit, änderte sich die Verwaltung und Verfassung des Landes radikal. Anstatt der adeligen und geistlichen Grundherrschaften wurden auf der untersten Ebene Gemeinden und Bezirkshauptmannschaften gegründet. Anfangs wurden die Verwaltungsaufgaben auf mehrere Orte aufgeteilt, erst 1868 wurde Deutschlandsberg zur Bezirkshauptstadt ernannt. Dabei wurde das Gerichtswesen von der Verwaltung getrennt und auf die Orte Deutschlandsberg, Stainz und Eibiswald aufgeteilt. Im Jahre 2002 beziehungsweise 2014 wurden jedoch die Gerichtsbezirke Eibiswald und Stainz mit dem Gerichtsbezirk Deutschlandsberg zusammengelegt27.

1.2. Kirchliche Entwicklung im Bezirk

Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt, begann das Bistum Salzburg im 8. Jahrhundert die Missionierung in Karantanien. Mit den königlichen Schenkungen 860 und 970 schuf Salzburg die Basis für seine reichen Besitztümer in der Steiermark. In dieser Anfangszeit konkurrierte das 798 zum Erzbistum erhobene Salzburg mit dem Patriarchat Aquileja um diese Gebiete. 811 legte Karl der Große diesen Konflikt bei, indem er die Drau als Grenze der Missionierung festlegte. Somit fiel der heutige Bezirk Deutschlandsberg in den Zuständigkeitsbereich des Erzbistum Salzburgs28. Besonders wichtig für die Verbreitung des Christentums im Frühmittelalter ist das Eigenkirchenwesen. Der Grundherr errichtete auf seinem Gut Gotteshäuser, welche unter seiner Herrschaft standen. Diese Eigenkirchen waren nicht abhängig von einem zuständigen Bischof, sondern der Grundherr hatte die volle Verfügungsgewalt. Auch im heutigen Deutschlandsberg wurden solche Kirchen errichtet: So schenkte 860 Kaiser Ludwig der Fromme dem Erzbistum 24 Kirchen und große Besitztümer im Raum Karantanien und Pannonien29. Das Gebiet der Salzburger Diözese erstreckte sich in dieser Zeit nördlich und südlich der Alpen. Es war also schwer diese Gebiete zu verwalten. Besonders im Winter waren die Alpenübergänge kaum passierbar. Viele Klöster und Pfarren waren somit nur in den Sommermonaten erreichbar. Bereits im 12. Jahrhundert setzte der Erzbischof von Salzburg

26 Sparkasse Deutschlandsberg, 100 Jahre, S. 99. 27 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 88f. 28 Ebd., S. 221. 29 Vgl. Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 37 f. und Müller, Deutschlandsberg 1, S. 221. 23

einen Amtmann in der Weststeiermark ein, der für weltliche Angelegenheiten, wie etwa die Verwaltung des Grundes oder das Einbringen der abzugebenden Leistungen, zuständig war. Für die geistliche Führung der Region setzte der Erzbischof einen Archidiakon ein, dessen Sprengel zu späterer Zeit aufgrund des großen Zuständigkeitsbereichs in zwei gleichberechtigte Ämter aufgeteilt wurde. Im 12. Jahrhundert teilte sich der heutige Bezirk Deutschlandsberg in drei wesentliche Ursprungspfarren ein. Für den Raum um Stainz, Sankt Stefan und Preding war die Pfarre Sankt Lorenzen am Hengsberg, für das Sulm- und Laßnitzal war die Pfarre Sankt Florian und für den Sausaler Raum und Eibiswald die Kirche in Leibnitz zuständig30. Im 13. Jahrhundert gründete das Erzbistum Salzburg zwei Eigenbistümer31, um das steirische Gebiet besser verwalten zu können. 1218 wird das Bistum Seckau gegründet, welches sich vom oberen Murtal bis nach Sankt Lorenzen am Hengsberg und von Knittelfeld bis erstreckte. Der Erzbischof vergab jedoch keine Patronatsrechte an den Seckauer Bischof, der dadurch in seiner Tätigkeit stark eingeschränkt wurde. Auch auf die wichtigste bischöfliche Einkommensquelle, den Zehnt, musste die neu gegründete Diözese verzichten32. Ein weiterer entscheidender Schritt für die kirchliche Einteilung des zu behandelnden Raumes ist die Gründung des Eigenbistums Lavant. Erzbischof Eberhard II. errichtete in Sankt Andrä im Lavanttal 1212 ein Chorherrenstift, welches 1228 zum Sitz der Diözese Lavant ernannt wurde. Das Gebiet umfasste den Raum um die Koralpe, also kärnterisches und steirisches Gebiet33. Für diese Masterarbeit besonders wichtig ist der Besitz in der Weststeiermark, der mit der Mutterpfarre Sankt Florian zu umreißen ist. Sankt Martin, Sankt Peter, Deutschlandsberg, Schwanberg, Hollenegg, Bad Gams, Gleinstätten, Freiland, , Trahütten, Wies, Wiel, Soboth und Glashütten waren von nun an in der Verantwortung der Bischöfe von Lavant. Da die Dotierung des Eigenbistums sehr gering war, wurde 1373 die Pfarre Sankt Florian diesem Eigenbistum einverleibt und bischöfliches Mensalgut. Der Gewinn der Pfarre wurde dem Bischof vom Lavant, der folglich selbst Pfarrer von Sankt Florian wurde, zugeteilt, mit der Verpflichtung, einen Vikar für die Pfarre Sankt Florian einzusetzen und für dessen Lebensunterhalt zu sorgen. Da die Verwaltung des steirischen Raumes für die Diözese Lavant aufgrund der geographischen Gegebenheiten äußerst schwierig war, wurde 1490 das Archidiakonat Groß Sankt Florian gegründet. Zu den Aufgaben zählten die Pfarren und Kirchen

30 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 222ff. 31 Neben den Eigenbistümern Lavant und Seckau gründete der Erzbischof zwei weitere Eigenbistümer: Gurk (1072) und Chiemsee (Anfang des 13. Jahrhunderts), vgl. Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 83ff. 32 Vgl. Präsidium für das Jubeljahr, Graz-Seckau, S. 5–8. 33 Vgl. Stadtpfarre St. Andrä, Bistum Lavant, S. 18ff. 24

zu visitieren, finanzielle Angelegenheiten zu klären, Pfarrer und Kapläne zu prüfen und in ihr Amt einzuführen und kirchliche Rechtshandlungen abzuwickeln. Die Archidiakonatskommissare von Sankt Florian waren die Stellvertreter des Bischofs von Lavant34. Die Bischöfe der Eigenbistümer waren rechtlich abhängig vom Erzbischof von Salzburg. Sie wurden von ihm mit den Bistumsgütern belehnt und leisteten ihnen einen Treueid. Daher zählten sie nicht zu den Reichsfürsten35. Anfang des 16. Jahrhunderts, in der Zeit als Martin Luther gegen die Zustände und die Ungerechtigkeiten der Kirche protestierte, war auch Widerstand gegen die katholische Kirche im weststeirischen Raum bemerkbar. Es ist unmöglich festzustellen, wie weit der Protestantismus sich bei der Bevölkerung im Bezirk Deutschlandsberg ausbreiten konnte. Protestantische Gebräuche wurden jedoch sicherlich ausgeführt, wie etwa die Heirat von Geistlichen. Die Hauptstütze des Protestantismus war der Adel. Angehörige zahlreicher mächtiger Familien, wie die Spangsteiner, die Galler, die Racknitzer oder die Saurauer, waren überzeugte Glaubensanhänger dieser neuen religiösen Strömung. Sie konnten bedingt durch ihre Macht den neuen Glauben leichter unter ihren Untertanen verbreiten36. Obwohl die Reformation eine religiöse Bewegung war, ist sie eng mit der Politik der Landesherren verknüpft. Da sich die katholischen Habsburger erst spät gegen die Landstände und den Adel durchsetzen konnten, birgt die Zeit der Reformation und Gegenreformation reichlich Spannung37. Ein protestantisches Zentrum war Schwanberg, wo unter den Gallern mehrere lutherische Einrichtungen entstanden. Zahlreiche Visitationen wurden in der weststeirischen Region durchgeführt, die jedoch kaum Aufschlüsse überbringen38. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 stand dem Landesherrn das Recht zu, die Religion seiner Untergebenen zu bestimmen. Die katholische Kirche in der Steiermark war finanziell geschwächt, geringe Schenkungen und Spenden machten sich bemerkbar. Zudem war der Landesherr auf die Unterstützung des Adels, vorrangig wegen der Verteidigung des Landes gegen die Osmanen, angewiesen39. Diese Umstände veranlassten Erzherzog Karl II und Erzherzog Ferdinand eine Politik der Duldung zu führen, die erst unter Kaiser Ferdinand II. verschärft wurde. Der Seckauer Bischof Martin Brenner setzte eine Reformkommission zur Rekatholisierung des Landes unter der Leitung des Stainzer Propstes Jakob Rosolenz ein. 1600 mussten sich die Bürger und 1628/29 der Adel zur katholischen Kirche bekennen oder

34 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 228–231. 35 Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 92. 36 Sparkasse Deutschlandsberg, 100 Jahre , S. 72f. 37 Melzer- Andelberg, Kirche, S. 175f. 38 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 234. 39 Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 143f. 25

ansonsten das Land verlassen40. Die Racknitzer, die zur damaligen Zeit zu einem der wohlhabendsten Geschlechter gehörten, Zweige von den Gallern und den Spangsteinern verkauften ihre Güter oder übertrugen ihren Besitz auf katholische Familienangehörige und wanderten größtenteils in den deutschen Raum aus. Die Reformation, an die noch Grabmäler in den Pfarrkirchen in Groß Sankt Florian und Preding (Vgl. beispielsweise Kat.- Nr. 7a, 7b, 11, 12, 13, 14) erinnern, wurde radikal verdrängt41. Nach dieser über hundert Jahre andauernden Phase von religiösen Auseinandersetzungen folgte bis zum Ende des 18. Jahrhundert eine vergleichsweise relativ ruhige Zeit. Im Zuge der Reformen im Bereich der staatlichen Verwaltung durch Kaiser Joseph II. wurde eine Neugliederung der Diözesen beschlossen. Der „Florianer Distrikt“ wurde aufgelöst, zahlreiche Dörfer in Nachbarpfarren umgegliedert und das Archidiakonat der Diözese Seckau einverleibt. 1782 wurde die Aufhebung des einzigen Stiftes im nachmaligen Bezirk Deutschlandsberg in Stainz beschlossen und 1785 vollzogen. Anstatt der Archidiakonate wurden Kreisdechanate eingeführt. Damit wurde die Grundstruktur geschaffen, die noch heute zum größten Teil existiert. Im Jahre 1973 wird der Sitz des Dechanats von Groß Sankt Florian nach Deutschlandsberg verlegt42.

40 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 235. 41 Sparkasse Deutschlandsberg, 100 Jahre, S. 74. 42 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 249ff. 26

2. Beschreibung und Geschichte der Standorte

2.1. Deutschlandsberg

2.1.1. Ortsgeschichte

Die Siedlungsgeschichte von Deutschlandsberg ist eng verbunden mit der Entwicklung der westlich über dem Ort gelegenen Burg. Diese Wehranlage wird 1188 in einer Urkunde des Erzbischofes von Salzburg erstmals genannt, doch dürfte der Ursprung der Anlage weiter zurückreichen. Die ersten Herren auf der Burg waren die Lonsperger, die vermutlich aus dem Chiemgau stammten und erstmals 1153 erwähnt werden. Friedrich I. von Lonsperg, der sich ursprünglich Friedrich von Sankt Ulrich nannte, erhielt in diesem Jahr für seine Dienste für die Kolonisation des oberen Laßniztales vom Erzbischof von Salzburg den Burgberg43. Von ihnen leitet sich auch der Ortsname ab. Zu den althochdeutschen Wörter „lȏn“, aus dem sich die heutigen Wörter „Lohn“ oder „Belohnung“ herausentwickelten, und „perg“, das ebenso in der Bedeutung als „Burg“ verwendet wurde, wurde 1822 „Deutsch“ vorangestellt, um eine Verwechslung zu Windisch Landsberg44 in der damaligen Untersteiermark zu vermeiden45. Die Lonsperger Ministerialen förderten nicht nur den Burgbau, sondern waren auch prägend für die Entwicklung der Siedlung unterhalb des Berges46. Im 13. Jahrhundert erlangten die Bewohner von Deutschlandsberg die Gerichtshoheit und konnten einen Richter aus ihrer Gemeinschaft wählen. Somit war Deutschlandsberg einer der ersten Orte im heutigen Bezirk Deutschlandsberg, welcher gewisse Vorrechte hatte. In welchem Jahr Deutschlandsberg zum Markt erhoben wurde ist nicht genau überliefert. 1322 wird der Ort erstmals in einem Urbar als „forum“ bezeichnet, doch dürfte die Erhebung bereits früher erfolgt sein. Bis zum Jahr 1263 übten die Lonsperger die Herrschaft aus, danach setzte das Erzbistum Salzburg, das bemüht war den Einfluss in der Weststeiermark zu erhalten, Burggrafen als Pfleger ein47. Das Geschlecht der Lonsperger starb schließlich Ende des 15. Jahrhunderts in zehnter Generation aus48.

43 Bernhard, Burg Deutschlandsberg, S. 24. 44 Slowenisch Podčetrtek. 45 Lochner, Ortsnamen, S. 44, und Bernhard, Lonsperger, S. 11–15. 46 Vgl. Tscherne, Lonsperch, S. 50 und 53. 47 Ebd., S. 66f. 48 Bernhard, Lonsperger, S. 33. 27

Neben der Türkengefahr entbrannte ein Streit um das Amt des Erzbischofes Ende des 15. Jahrhunderts. Friedrich III. drängte Erzbischof Bernhard von Rohr zum Rücktritt, was jener jedoch nicht duldete. Die Streitigkeiten führten soweit, dass der Erzbischof Unterstützung beim ungarischen König Matthias Corvinus suchte und ihm alle erzbischöflichen Besitzungen in Kärnten und Steiermark zum Schutz übergab. Nach dem Tod des Ungarnkönigs endete 1490 die Besetzung und Deutschlandsberg wurde an die Brüder Weispriach verpfändet. Verwaltetet wurde die Herrschaft Deutschlandsberg jedoch vom Vizedomamt49 in Leibnitz50. Unter schwierigsten Bedingungen versuchte Erzbischof Wolf Dietrich Ende des 16. Jahrhunderts die steirischen Besitzungen aufgrund wirtschaftlicher Probleme zu veräußern. Der Verkauf war rechtlich fragwürdig, da einerseits Kirchengut nicht verkauft werden durfte, andererseits erforderte die Veräußerung die Zustimmung des Vizedomamts in Leibnitz. Doch diese Hindernisse konnten erfolgreich überwunden werden. 1595 kaufte einer der Vertrauten des Erzbischofes, nämlich Hans Jacob von Khuenburg die Herrschaft Deutschlandsberg mit Burg, Markt und Güter im Raum Leibnitz. Der Khuenburger war Rat, Kämmerer und oberster Hofmarschall des Erzherzogs Ferdinand. Seine Treue zum Katholizismus untermauerte er mit dem Bau einer neuen Kapelle auf der Burg. 1629 versuchte der neu ins Amt gewählte Erzbischof Paris Graf Lodron die steirischen Besitzungen wieder zurück zu erwerben. Unter Druck des Kaisers und Papstes mussten schließlich die Khuenburger die Besitzung zurückgeben, jedoch durften sie die Herrschaft unter günstigen Bedingungen bis 1635 pachten51. Nun stand in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts das Erzbistum Salzburg wieder an der Spitze der Herrschaft Deutschlandsberg. Die Burg mit ihren unzähligen Gütern entwickelte sich zu einem Mittelpunkt der Region mit einem für die damalige Zeit sehr modernen Behördenapparat. Das Erzbistum betraute mit der Leitung der Herrschaft einen Hauptmann, Verwalter oder Administrator, der aus dem niederen Adel oder dem Bürgertum stammte52. Von vier Hauptmännern existieren heute Wappengrabsteine in der Pfarrkirche Deutschlandsberg (Vgl. Kat.- Nr. 16, 21, 23, 24). Zu ihren Aufgaben zählten die Abgaben und Leistungen der Untertanen zu kontrollieren, Urbare zu führen beziehungsweise gegebenenfalls neu zu erstellen

49 Anfang des 13. Jahrhunderts wurde in Leibnitz ein eigenes Vizedomamt für die Verwaltung des mittel- und untersteirischen Salzburger Besitzes aufgebaut. Der Vizedom war ein Geistlicher, verwaltete die Besitzungen und hatte umfangreiche weltliche Vollmachten, vgl. Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 91. 50 Tscherne, Lonsperch, S. 60f. 51 Bernhard, Burg Deutschlandsberg , S. 25. 52 Tscherne, Lonsperch, S. 80. 28

und für Sicherheit und Ordnung zu sorgen und die Gerichtsbarkeit über die Grundholden auszuüben53. Im Zuge des Reichsdeputationsausschusses 1803, in dem die Säkularisierung geistlicher Herrschaften beschlossen wurde, fiel Deutschlandsberg in die Hand des Staates. 1805 wurde das Gebiet dem Marburger Kreis angeschlossen. 54 1811 wurde die Staatsherrschaft „Landsberg“ an Moritz Graf Fries verkauft, der jedoch aufgrund finanzieller Probleme die erworbenen Güter bereits neun Jahre später an den Fürsten Johann I. Josef von Liechtenstein veräußern wusste55. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft und der Einrichtung neuer staatlicher Behörden wurde Deutschlandsberg aus dem Marburger Kreis ausgegliedert und gemeinsam mit Voitsberg dem Bezirk Stainz zugeteilt. Im Ort selbst verblieben nur ein Steueramt, ein Gendarmerieposten und ein Bezirksgericht. Der Markt hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Industriestandort weiterentwickelt. Vor allem die Papier- und Zündholzindustrie florierte und bescherte dem Ort eine wirtschaftliche Ausnahmestellung in der Weststeiermark. 1868 wurde Deutschlandsberg Sitz einer eigenen Bezirkshauptmannschaft, welche die Gerichtsbezirke Eibiswald und Stainz umfasste. Dank der Erhebung der Marktgemeinde Deutschlandsberg 1918 zur Stadt durch einen Erlass Kaiser Karls wurde die Vormachtstellung in der Region gefestigt56. 1932, am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, wurde die Burgruine von der Stadtgemeinde Deutschlandsberg erworben57. Das Gemeindegebiet Deutschlandsberg wurde im 20. Jahrhundert mehrmals erweitert: 1941 wurden Buregg, Leibenfled, Bösenbach und Hörbing, 1970 Wildbach und 1974 Sulz- Laufenegg eingegliedert.58 Im Zuge der steirischen Gemeindestrukturreform wurden die Gemeinden Bad Gams, Freiland, Kloster, Osterwitz und Trahütten mit der Stadtgemeinde Deutschlandsberg zusammengeschlossen. Heute zählt die Bezirkshauptstadt 12.382 Einwohner59.

53 Ebd., S. 85f. 54 Ebd., S. 240. 55 Ebner, Burgen, S. 20. 56 Tscherne, Lonsperch, S. 305, 314, 315, 377. 57 Ebner, Burgen, S. 20. 58 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 46. 59 Gemeindestruktur. 29

2.1.2. Pfarrgeschichte

Die Seelsorge von Deutschlandsberg wurde bis 1643 von der Pfarre Sankt Florian beziehungsweise der Diözese Lavant gelenkt. Politisch gehörte die Burg und die Siedlung zum Erzbistum Salzburg. Anfangs diente die Ulrichskirche für die Bewohner des Marktes als Gotteshaus, doch mit der Errichtung der Burgkapelle rückte diese mehr und mehr in den Hintergrund60. Die eigentliche Mutterpfarrkirche in Sankt Florian wurde nur zu hohen kirchlichen Anlässen aufgesucht, da ein zweistündiger Fußmarsch bewältigt werden musste. Mehrere Versuche ein Gotteshaus Deutschlandsberg zu errichten scheiterten aufgrund der Ablehnung des Bischofs von Lavant, der zugleich in dieser Anfangszeit auch der Pfarrer von Sankt Florian war. Die Gründe liegen auf der Hand: Eine weitere Kirche beziehungsweise eine selbstständige Pfarre hätte seine Einnahmen gemindert61. Erst 1383 wurde eine Kapelle auf Initiative von Albrecht, einem engagierten Schneidermeister aus Deutschlandsberg, errichtet. Die Instandhaltung und die Messe wurden ausschließlich von wohlhabenden Landsbergern finanziert62. 1448 erlangten die Bürger das Recht, nicht nur während der Woche Gottesdienste abzuhalten, sondern auch an Sonn- und Feiertagen eine Messe in ihrer Kirche lesen zu lassen. Diese Entwicklung wertete den Markt Landsberg stark auf, da nun auch die Bauern aus der umliegenden Gegend an Sonntagen die Kirche aufsuchten63. Nach langjährigen Verhandlungen setzte schließlich 1556 der Archidiakonatskommisar des „Florianer Distriktes“ einen eigenen Seelsorger ein, für dessen Unterhalt Bürger des Ortes aufkamen. Mehrere Jahrzehnte später wurde mit Erlaubnis des Bischofs von Lavant 1634 ein eigener Vikar in Deutschlandsberg eingesetzt, welcher erstmals in der Geschichte des Ortes die Bewohner namentlich erfasste und Geburts- und Sterbedaten zu Papier brachte64. Im Jahre 1643 wurde Deutschlandsberg zur eigenen Pfarre erhoben. Das Patronatsrecht hingegen blieb bei der Diözese Lavant, die Vogteirechte hatte die Herrschaft Landsberg beziehungsweise als oberste Instanz das Erzbistum Salzburg inne. Die sehr schlecht dotierte und kleine Pfarre, die sich nur auf den Markt selbst und die Gegend um Laufenegg beschränkte, profitierte durch die Reformpolitik Kaiser Josephs II.65. Wie alle anderen weststeirischen Pfarren wurde Deutschlandsberg der Diözese Seckau einverleibt und um mehr als die Hälfte

60 Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg, S. 5. 61 Tscherne, Lonsperch, S. 72. 62 Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg, S. 18. 63 Tscherne, Lonsperch, S. 73. 64 Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg , S. 8. 65 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 237. 30

vergrößert66. In der neuen Pfarre lagen nun statt 276 Häuser 575 Häuser67. Unter anderem wurde die Ulrichskirche, der ursprüngliche Ausgangspunkt der salzburgerischen Missionierung in der Weststeiermark, von Sankt Florian abgetrennt und der Pfarre Deutschlandsberg einverleibt68. Deutschlandsberg war erstmals 1899 für wenige Jahre Kreisdechanat, erst 1973 im Zuge der Neuregulierung der Dechanate, wurde es ständiger Sitz. Das Dechanat Deutschlandsberg umfasst heute 29 Pfarren, die allerdings nicht ausnahmslos im Gebiet des Bezirkes liegen69.

2.1.3. Baugeschichte der Stadtpfarrkirche

Drei Jahrhunderte, nämlich von 1394 bis 1687, diente eine kleine Marktkapelle den Landsbergern als Gotteshaus. Diese Kapelle wurde von Bürgern des Marktes finanziert70. Über die Planung beziehungsweise die Errichtung der Kirche ist wenig überliefert. Vermutlich dürfte die zu klein gewordene Kapelle abgerissen und an der Ostseite des alten Turms angebaut worden sein71. Der Bau dauerte Jahrzehnte und wurde etappenweise fertiggestellt. 1697 wurde schließlich das vierjochige Langhaus fertig gestellt, die Innenausstattung der Kirche fehlte allerdings noch. Die Seitenaltäre, die Kanzel und der Hochaltar wurden erst im Laufe des 18. Jahrhunderts errichtet72. Der Turm der Kirche, welcher als einziger Baukörper dem Neubau nicht weichen musste, wurde aufgestockt und mit einem barocken Zwiebeldach abgeschlossen73. Nach und nach wurde im 18. Jahrhundert das Innere der Kirche gestaltet. 1725 wurde der barocke Hochaltar mit einem frei stehenden Tabernakel errichtet. Der gewaltige Bogen mit der hängenden Weltkugel wird jeweils von zwei Säulen getragen. Neben der Heiligen Dreifaltigkeit, welche sich über dem Bogen befindet, flankieren sechs große Heiligenstatuen den Altar: zwei Päpste im Hintergrund und die Heiligen Nikolaus, Virgil, Rupert und Donatus im Vordergrund. Das Hochaltarbild ist dem Patrozinium der Kirche gewidmet. Dieses typische Allerheiligenbild, zeigt wie die „pilgernde Kirche“, die „ecclesia“, zusammen mit den Heiligen zu Christus emporsteigt. Anschließend wurden nach und nach die sechs Seitenaltäre eingebaut74.

66 Tscherne, Lonsperch, S. 242. 67 Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg, S. 10. 68 Tscherne, Lonsperch, S. 242. 69 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 267. 70 Theussl, 350 Jahre, S. 2. 71 Vgl. Tscherne, Lonsperch, S. 119f. 72 Vgl. Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg, S. 22 und 25. 73 Vgl. ebd. S., 29f. 74 Vgl. Theussl, 350 Jahre, S. 1–6. 31

Die langwierige Bauphase der Kirche begründete sich vor allem aufgrund finanzieller Schwierigkeiten. Neben wohlhabenden Spendern aus der Gegend um Deutschlandsberg, spendete auch der Erzbischof von Salzburg über die Herrschaftseinkünfte immer wieder Geld75. Der vierjochige Bau mit je vier Seitenkapellen beherbergt heute eine Vielzahl von Grabmälern, auf die im Inschriftenkatlog näher eingegangen wird (Vgl. Kat.- Nr. 16, 21, 23, 24).

2.2. Groß Sankt Florian

2.2.1. Ortsgeschichte

Die Anfänge Sankt Florians stehen eng in Zusammenhang mit den kaiserlichen Schenkungen Ottos I. von 970, in denen die Besitztümer des Erzbistums Salzburg in der Weststeiermark erweitert wurden.76 Der Name des Ortes leitet sich nach dem Patrozinium der Pfarrkirche, nämlich dem Heiligen Florian ab. Erst ab 1887 wird der Ort als Groß Sankt Florian bezeichnet77. Im Jahre 1284 wurde das Dorf im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen der Diözese Lavant und der Diözese Bamberg stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Bamberger Dienstmann Ortlin von Weißeneck und seine Mannen mordeten und brandeten in der Gegend um und in Sankt Florian78. Die Erhebung Sankt Florians zum Markt erfolgte spätestens 1384, als der Bischof der Diözese Lavant ein Urbar seiner Güter erstellen ließ. Ebenso dürfte nur kurze Zeit später ein Landgericht entstanden sein79. Die kirchliche Vormachtstellung in der Weststeiermark wirkte sich positiv auf die Entwicklung des Marktes aus. Ein lohnender Wirtschaftszweig war schon damals die Teichwirtschaft. Das 15. Jahrhundert, geprägt von verwüsteten Feldern durch die einfallenden Türken und von Seuchen, veranlasste viele Bewohner dieser Gegend Teichanlagen zu errichten.

75 Vgl. Tscherne / Theussl, Pfarre Deutschlandsberg, S. 24f. 76 Bracher, Laßnitztal, S. 70. 77 Vgl. Lochner, Ortsnamen, S. 128, und Müller, Deutschlandsberg 2, S. 127. 78 Allmer, Groß St. Florian, S. 4. 79 Müller, Deutschlandsberg 2, S. 127. 32

Grundvoraussetzung für die Entstehung der Teiche war der „Florianer Tegel“, eine Lehmart, die besonders wasserundurchlässig ist80. Besonders das Ministerialgeschlecht der Racknitzer förderte die Entwicklung des Marktes und der Kirche im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. 1529 ließ Christoph von Racknitz, von welchem sich heute ein Grabmal in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian befindet (Vgl. Kat.- Nr. 4), nordöstlich des Marktes das Schloss Dornegg errichten. Bereits seit dem 12. Jahrhundert dürfte eben an dieser Stelle anfänglich ein kleineres Gut für die Verwaltung des stetig wachsenden Dominikalbesitzes der Racknitzer gestanden sein. Hundert Jahre später mussten die Racknitzer, die Wortführer der steirischen Protestanten waren, das Land verlassen und verkauften ihren Besitz an den Bischof von Lavant. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Schloss an Otto Johann Graf von Dernbach verkauft. Ab 1721 waren die Inhaber des Gutes die Grafen von Schönborn, die das Schloss zu einem spätbarocken Wohnschloss umbauen ließen. 1912 kaufte die Familie Czerweny- Arland das Schloss81. Im 20. Jahrhundert wurden mehrere Ortschaften in die Gemeinde Groß Sankt Florian eingegliedert: Krottendorf, Lebing, Vochera, Tanzelsdorf, Grünau, Petzelsdorf, Gussendorf und Krautbath.82 Die ehemalige Gemeinde Unterbergla kam im Zuge der steirischen Gemeindestrukturreform 2015 hinzu. Insgesamt zählt der Ort heute 4229 Einwohner83.

2.2.2. Pfarrgeschichte

Wie wir bereits wissen, schenkte Heinrich III. dem Bischof Balduin 1056 das angrenzende Gebiet um Gumprechtstätten, welches sich in folgender Zeit als Sankt Florian etablierte. Schon bald wurde eine neue Kirche errichtet, welche die Pfarrrechte von der Ursprungspfarre Sankt Ulrich in Frauenthal übernahm. 1136 wird Sankt Florian als Pfarre erstmals urkundlich erwähnt84. Um das steirische Gebiet besser verwalten zu können, gründet das Erzbistum Salzburg 1228 unter anderem das Eigenbistum Lavant. Dieser neuen Diözese mit Sitz in Sankt Andrä im Lavanttal wurde 1244 die Pfarre Sankt Florian zugesprochen. Da die Diözese durch die Koralpe in einen Kärntner und in einen steirischen Teil getrennt war, wurde Sankt Florian die Aufgabe übertragen, den weststeirischen Teil der Diözese zu verwalten85. Folglich entwickelte sich die

80 Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 97. 81 Vgl. Ebner, Burgen, S. 21f. 82 Spann, Pfarre Groß St. Florian S. 98. 83 Vgl. Gemeindestruktur. 84 Vgl. Tomek, Pfarre Groß St. Florian, S. 5–12. 85 Vgl. Amon / Liebmann, Kirchengeschichte, S. 91f. 33

Pfarre zu einem riesigen Gebiet. In der Anfangszeit umfasste die Pfarre unter anderem die umliegenden Dörfer Sankt Martin, Sankt Peter, Deutschlandsberg, Hollenegg, Bad Gams, Gleinstätten, Freiland, Osterwitz, Trahütten, Wies, Wiel, Soboth und Glashütten86. Ob und wie lange Schwanberg zur Pfarre Sankt Florian gehörte, ist strittig. Jedenfalls fielen die Pfarrregulierung Sankt Florians und die Erhebung Schwanbergs zu einer eigenen Pfarre in dasselbe Jahr. Die Zugehörigkeit zur Diözese Lavant blieb ohnehin nur bis zu den Kirchenreformen Josephs II. bestehen87. Aufgrund des geringen Einkommens der Diözese Lavant wurde die große Pfarre Sankt Florian 1373 vollständig in dieses Eigenbistum eingegliedert, das dadurch den bischöflichen Zehnt einfordern konnte. Da der Bischof von Lavant fortan auch Pfarrer von Sankt Florian war, setzte dieser einen ständigen Vikar für die Leitung und Verwaltung des weststeirischen Gebietes ein. 1494 wird der „Florianer Vikar“ zum Archidiakonatskommissar ernannt und mit besonderen Rechten ausgestattet. Das Gebiet östlich der Koralpe wurde nunmehr als „Florianer Distrikt“ bezeichnet. Viele Kommissare dieses Distriktes erlangten die Bischofswürde in der Diözese Lavant88. Die Reformation erfasste die Pfarre Groß Sankt Florian im Vergleich zu anderen Nachbarorten kaum. Dieser Umstand verwundert, da die Racknitzer, spendable Förderer der Kirche, überzeugte Protestanten waren. Hieronymus Marchstaller, welcher vom Bischof von Lavant 1617 beauftragt wurde, die kirchlichen Zustände in der Weststeiermark zu visitieren, vermerkte nur wenige Zeilen über die Zustände in der Pfarre Sankt Florian in seinem Bericht. So stellte er fest, dass zwei Häretiker, einer davon ein Angehöriger der Familie Racknitz im Pfarrgebiet ansässig sind89. Unter der Regentschaft Josephs II. wurden einschneidende kirchliche Maßnahmen für den Markt vorgenommen. Der „Florianer Distrikt“ wurde 1786 aus der Diözese Lavant ausgegliedert und der Diözese Seckau angeschlossen. Von nun an bis 1972 war die Pfarre Groß Sankt Florian mit einem Dechanat verbunden, das Amt des Archidiakonatskommisar wurde aufgehoben. Die Pfarre Sankt Florian wurde dadurch in ihrem Zuständigkeitsbereich stark reduziert. 34 Dörfer mit etwa 3200 Personen wurden unter anderem in die Nachbarpfarren Deutschlandsberg, Stainz und Preding eingegliedert90. Der Bischof von Lavant konnte die Patronatsrechte der Pfarre beibehalten, auch als die Verwaltung der Diözese nach Marburg

86 Allmer, Groß St. Florian, S. 3. 87 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 225. 88 Vgl. Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 14 und 16. 89 Vgl. Müller, Deutschlandsberg, S. 235f. 90 Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 16 und 42. 34

wechselte. Dieser Umstand führte zu einer interessanten Situation: Bis 1965 hatte die Diözese diese Rechte inne, obwohl sich der Sitz nicht auf österreichischen Staatsgebiet befand. 1973 wurde das Dechanat Sankt Florian aufgehoben und dem neu geschaffenen Dechanat Deutschlandsberg einverleibt91.

2.2.3. Baugeschichte der Pfarrkirche

Der romanische Kirchenbau, der aus dem 11. Jahrhundert stammt, ist heute kaum noch sichtbar. Nur vereinzelte Mauerstücke des Langhauses sind vermutlich von der romanischen Saalkirche erhalten. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche umgebaut und erweitert. In dieser Zeit entstand der gotische dreijochige Chor mit einem 5/8 Schluss und der Nordturm92. Anfang des 16. Jahrhunderts veranlasste Christoph von Racknitz (Vgl. Kat.- Nr. 4) den Umbau des romanische Langhauses. Unter anderem wurde die Holzdecke durch ein Netzrippengewölbe ersetzt. Durch die Türkenkriege konnten die Baumaßnahmen nicht fertig gestellt werden. Einige Jahre später wurde schließlich im gotischen Stil das Hauptportal fertig gestaltet, später vermauert, welches erst in den 1970er Jahren wieder freigelegt wurde. Durch den barocken Umbau wurde die Kirche, vor allem im Inneren entscheidend verändert. Aus dieser Zeit prägen noch heute der Hochaltar und die Musikempore das Erscheinungsbild der Kirche. Ebenso wurden die Seitenschiffe umgebaut und insgesamt 11 Seitenaltäre errichtet, die allerdings im Laufe der Zeit wieder entfernt wurden. Mehrere Brände veranlassten die Verantwortlichen der Pfarrkirche Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer Umgestaltung der Kirchenfassade und des Kirchenturmes. Zudem wurden an der Süd- und Nordseite zwei Seitenkapellen errichtet. Im 20. Jahrhundert sind keine grundlegenden Veränderungen getätigt worden, außer kleinere Renovierungsarbeiten93. Die Pfarrkirche ist ein dreischiffiges Gotteshaus, wobei das Mittelschiff eine Länge von 43 Meter misst und die Seitenschiffe sich 26 Meter in die Länge erstrecken94. Beim Eintreten in die Kirche sticht dem Besucher der mächtige Säulenhochaltar aus barocker Zeit ins Auge. Das Altarblatt zeigt den Pfarrpatron, wie er mit einer Hand einen Bottich Wasser über eine Kirche schüttet, während er mit der anderen Hand in den von Engeln umgebenen Himmel zeigt und seinen Segen gestikuliert. Flankiert wird der Heilige Florian von vier Statuen: den

91 Allmer, Groß St. Florian, S. 5. 92 Dehio, S. 151f. 93 Vgl. Allmer, Groß St. Florian, S. 5f. 94 Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 66. 35

Apostelfürsten Petrus und Paulus und dem Heiligen Johann Nepomuk, die Darstellung der vierten Statue ist nicht gesichert95. Heute befindet sich eine Vielzahl von Grabmälern in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian. Besonders die Anzahl an unterschiedlichsten Grabmaltypen erfreuen epigraphische Liebhaber. Neben der ältesten Grabplatte des Inschriftenkatalogs, können unter anderem zwei Kindergrabmäler und ein figürliches, weibliches Grabmal, was für die Steiermark selten nachweisbar ist, bewundert werden (Vgl. Kat.- Nr. 2, 4, 6, 11, 14).

2.3.Preding

2.3.1. Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Preding liegt eingebettet in den Tälern der Kainach, Laßnitz und des Stainzbaches etwa 20 Kilometer südlich von Graz und umfasst die Gemeinden Preding, Tobis und Wieselsdorf. Die Besiedlungsgeschichte des unteren Laßnitztales lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen96. Prednich, wie es noch im 12. Jahrhundert genannt wurde, leitet sich vom altslowenischen „pred“ ab und bedeutet „das Vordere“, etwa „vor dem Bach“97. Im 12. Jahrhundert dürfte bereits ein wehrhaftes Gut im heutigen Gemeindegebiet von Preding gelegen haben. Dieses Geschlecht, welches sich auch nach Prednich nannte, stellte Ministerialen der Wildonier. In Urkunden werden die Predinger abgesehen von einem Vorfall nur wenig genannt. 1396 ermordeten die Brüder Kaspar und Peter Predinger Ulrich von Eibiswald, wofür sie mit ihrem Vermögen hafteten98. Mit dem Aufstieg der Hornegger Anfang des 13. Jahrhunderts, die als Ministerialen des Salzburger Erzbischofs in die Weststeiermark kamen, verließen sie die Gegend um Preding. Bis auf die 1200 errichtete Burg Hornegg oberhalb Tobis, trugen die Hornegger nur wenig zur Entwicklung Predings bei99. Bereits 1373 wurden die Besitzungen an die Saurauer verkauft, welche sich mehr als ihre Vorgänger um die Fortschritte des Ortes bemühten. So veranlasste etwa Georg von Saurau, dass Preding 1462 von

95 Vgl. Allmer, Groß St. Florian, S. 12ff. 96 Obersteiner, Preding, S. 15. 97 Lochner, Ortsnamen, S. 48. 98 Vgl. Aldrian, Preding, S. 10f. 99 Vgl. Ebner, Burgen, S. 97f. 36

Kaiser Friedrich III. zum Markt erhoben wurde Dieser Umstand bewirkte einen wirtschaftlichen Aufschwung des Dorfes. Neben der Abhaltung eines Marktes hatte Preding nun das Recht einen Marktrichter zu bestellen und einen Rat einzuberufen. Die oberste Instanz blieb jedoch bei der saurischen Herrschaft Hornegg100. Von ihnen existieren aus späterer Zeit einige Grabmäler in der Pfarrkirche Preding (Vgl. Kat.- Nr. 7a, 7b, 9, 10). Zwischen 1396 und 1683 fielen die Türken mehrmals in die Gegend um Preding ein. Besonders in den 1530er Jahren wurde die Steiermark von den sich zurückziehenden Türken stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Markt sowie die umliegenden Dörfer konnte nicht verteidigt werden. Die Gebäude im Ort einschließlich der Kirche wurden niedergebrannt101. Seit diesen Plünderungen wird auch die Kirche „Heilige Maria im Dorn“ genannt. Der Sage nach, soll, als die vor den Türken geflüchteten Bewohner in den Ort zurückkehrten, sich neben einem toten Türken das unversehrte Altarbild der Heilligen Maria in einem Dornenbusch befunden haben102. Im Zuge der Reformation schloss sich der Hornegger Zweig der Saurauer dem Protestantismus an. 1603 mussten sie ihre Besitzungen verkaufen und wanderten aus. In den folgenden Jahren hatte die Herrschaft mehrere Besitzer, die bekanntesten unter ihnen waren die Galler aus der Obersteiermark103. 1621 wurde die Herrschaft Hornegg an das Stift Stainz verkauft. Der Besitzwechsel löste positive wirtschaftliche und infrastrukturelle Veränderungen aus. Preding war ein stark landwirtschaftlich geprägter Markt mit wenigen handwerklichen Betrieben und keinem Handel. Neben der Renovierung der baufälligen Häuser im Markt, wurde das Handwerk forciert, die Kirche saniert und der Pfarrhof errichtet. Preding profitierte von den neuen Grundherren aus Stainz, welche in dieser Zeit, bedingt durch die Gegenreformation, größeren Wohlstand erlangten104. Die Blütezeit wurde abrupt durch die Regierungszeit Joseph II. und der Aufhebung des Stiftes Stainz 1785 beendet. Da sich kein Käufer für die Herrschaft Hornegg fand, fielen die Besitzungen und der Markt an die Staatsherrschaft und wurden verpachtet. 1827 erwarb Karl Freiherr von Mandell in einer Versteigerung Hornegg. Seine Nachkommen verkauften die Herrschaft schließlich an Daniel von Lapp, der das Schloss renovieren und umbauen ließ105. 1924 wurde Preding vom Bezirk Leibnitz abgetrennt und in den Bezirk Deutschlandsberg eingegliedert. Der Markt Preding zählt heute ca. 1820 Einwohner106.

100 Vgl. Aldrian, Preding, S. 14 und 20. 101 Ebd., S. 17. 102 Ruhri / Tschampa, Maria in Dorn, S. 4. 103 Obersteiner, Preding, S. 35. 104 Vgl. Aldrian, Preding, S. 22f. 105 Ebd., S. 23. 106 Müller, Deutschlandsberg 2, S. 245. 37

2.3.2. Pfarrgeschichte

Die Pfarre Hengsberg, die nur wenige Kilometer nordöstlich liegt, verwaltete ursprünglich die kirchlichen Angelegenheiten von Preding und seinem Umland. Es lässt sich nicht genau datieren, wann sich der Ort von seiner Mutterpfarre loslöste. 1355 wird erstmals ein eigener Pfarrsprengel Preding erwähnt, doch könnte der Ort schon einige Jahre zuvor selbstständig geworden sein. Nichtsdestotrotz hatte der Hengsberger Pfarrer, der zugleich als Archidiakonatskommissär Stellvertreter des Bischofs von Seckau in der Region war, gewisse Vorrechte gegenüber dem Vikar in Preding. Beispielsweise konnte er neue Pfarrer einsetzen beziehungsweise austauschen. Die Vogteirechte über Pfarre und Kirche hatten jedoch die Herren von Hornegg beziehungsweise später die Saurauer inne. Sie setzten sich auch für die Eigenständigkeit der Kirchengemeinde ein. Daher statteten sie die Pfarre mit genügend Grund und Boden aus, um den Sprengel von diesen Erträgen erhalten zu können107. Die Pfarre Preding, der anfangs nur die Dörfer Kleinpreding, Petzendorf und Pöls angehörten, umfasste im 18. Jahrhundert die Nachbarorte Großpreding, Tobis, Oisnitz, Tobisegg, Wuschan, Wetzelsdorf und Wieselsdorf. In der Regierungszeit Josephs II. wurde der Sprengel dem neu gegründeten Dechanat Wildon unterstellt108. Im 19. Jahrhundert trat die etwa 2500 Seelen umfassende Pfarre einige Gebiete ab. Die weit entfernten Dörfer Petzendorf, Oisnitz und Tobisegg wurden in die neu errichtete Pfarre eingegliedert. Seit 1972 gehört die Pfarre Preding zum Dechanat Deutschlandsberg109.

2.3.3. Baugeschichte der Pfarrkirche

Über den Beginn der Baugeschichte der Pfarrkirche „Maria in Dorn in Preding“ gibt es keine historischen Quellen. Einig sind sich die Historiker, dass die Kirche ihren Ursprung in der ehemaligen Burgkapelle der Herren von Preding findet, da der heutige Standort der Kirche jener der Burgkapelle ist. Mit der Entstehung einer eigenen Pfarre in Preding im 14. Jahrhundert dürfte die vormals ritterliche Kapelle in eine Pfarrkirche umgewandelt worden sein. Einziges Zeugnis aus dieser Zeit ist ein am äußeren Chorschluss angebrachtes Steinrelief, welches die

107 Ruhri / Tschampa, Maria in Dorn, S. 1f. 108 Obersteiner, Preding, S. 67. 109 Ebd., S. 30. 38

thronende Maria mit Kind, flankiert vom Heiligen Dionysius und einer weiblichen Heiligen, darstellt110. Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche zu einem typischen gotischen Gotteshaus ausgebaut. Noch heute zeugt der Chor im Osten und das Innere des Turms von dieser Baugeschichte. Somit entsprach die Länge der Kirche im 15. Jahrhundert bereits dem heutigen Ausmaß. 1532 wurde das Gotteshaus durch die vorbeiziehenden Türken stark in Mitleidenschaft gezogen, doch konnte die Kirche wieder vollständig renoviert werden111. Die nächsten bedeutsamen Veränderungen, die auch noch heute das Bild der Kirche prägen, erfolgten im ausgehenden 17. Jahrhundert. Das Langhaus wurde durch finanzielle Hilfe der Bevölkerung und Ersparnisse der Kirchenkasse verbreitert und erhöht. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der nun viel zu niedrige Kirchenturm auf rund 45 Meter erhöht, da das barocke Kirchendach diesen überragte. Auch der Innenraum des Langhauses wurde grundlegend barock verändert: es wurde eine Musikempore, zwei Seitenaltäre, eine neue Kanzel und ein Hochaltar aufgestellt. Die letzten Bauveränderungen geschahen erst im 19. Jahrhundert. Die alte Sakristei wurde zu einer Kapelle mit bunten Glasfenstern umgewandelt 112. Der heutige Bau der Kirche besteht aus einem dreijochigen Langhaus und einem zweijochigen Altarraum mit einem 5/8 Schluss. Ebenso gibt es noch zwei weitere Seitenaltäre und einen Nebenaltar in der Kapelle113. Im Zentrum des Hochaltars, welcher im Rokokostil angefertigt worden ist, steht die Gnadenstatue der Heiligen Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind. Die Statue stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde Mitte des 18. Jahrhunderts barock überschnitzt. Die Gottesmutter, welche durch einen Baldachin überdacht wird, wurde mit königlichen Insignien ausgestattet und steht auf einem Türkenkopf, der von einem Dornenkranz umgeben ist. Umgeben wird sie von vier weiteren Statuen: die Eltern Mariens, Augustinus und Ambrosius114. Im Inneren ist die Kirche heute 82,4 Meter lang, das Kirchenschiff hat eine Breite von 11,9 Metern und die Höhe des Langhauses beträgt 11,2 Meter115. Neben vier Grabmälern der Familie Saurau, befinden sich 2 Priestergrabmäler und ein Kindergrabmal der Familie Galler in der Pfarkirche Preding (Vgl. Kat.- Nr. 7a, 7b, 9, 10, 20, 22).

110.Ebd., S. 72f. 111 Ruhri / Tschampa, Maria in Dorn, S. 5. 112 Ebd., S. 6. 113 Dehio, S. 375. 114 Ruhri / Tschampa, Maria in Dorn, S. 10f. 115 Aldrian, Preding, S. 24. 39

2.4. Schwanberg

2.4.1. Ortsgeschichte

Als Kaiser Heinrich III. in Italien weilte, versuchte sein zweitältester Sohn Konrad, der die Herrschaft über Bayern innehatte, die Macht an sich zu reißen. Unter den Verschwörern war auch ein gewisser „Eppo“ beteiligt. Im Zuge dessen wurden ihm seine Güter mit dem Mittelpunkt Odelisniz, heute bekannt unter Schwanberg116, entzogen. Im gleichen Jahr schenkte Heinrich III. die Besitztümer Altwin, Bischof von Brixen und Angehörigen der Herzogsfamilie der Aribonen.117 Durch diese Urkunde war Schwanberg bis in die Mitte des 17. Jahrhundert Lehen des Bistums Brixen. Das Erzbistum Salzburg erweiterte die Herrschaft Schwanberg bedeutend: Die umliegenden Dörfer Kerschbaum, Fresen, Gressenberg, Garanas, Rostock und Wiel wurden mit dem Brixener Besitz vereint118. Das Bistum Brixen belehnte wiederum die Herren von Pettau mit der Herrschaft Schwanberg, die sie bis 1438 innehatten. Die Pettauer waren ein bedeutendes salzburgisches Ministerialengeschlecht, welches sich im Laufe der Zeit zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter in der Steiermark entwickelte. Friedrich I. von Pettau wurde allerdings vom Erzbischof von Salzburg an die Grenzfestung Pettau, die ihm auch 1132 verliehen wurde, beordert, um das Land vor den immer wieder einfallenden Ungarn zu schützen. Daher setzten sie ihrerseits Burggrafen ein, die sich anfänglich nach der Herrschaft Schwanberg benannten. Die Herren von Schwanberg waren sowohl Lehensmänner des Erzbischofes als auch der Pettauer. Ihre Herkunft und das erstmalige Auftreten als Verwalter, wahrscheinlich Mitte des 13. Jahrhunderts, ist ungewiss. Ein gewisser Cunrad von Schwanberg und seine Nachfolger dürften großen Anteil an der Errichtung einer neuen Burg gehabt haben. 1266 wurde die Burg von Söldnern König Ottokars II. Přemysl eingenommen und zerstört119. Der Ort Schwanberg, damals Ausgangspunkt bedeutender Handelsrouten über die Koralpe, wurde 1363 zum Markt erhoben120.

116 Vermutlich leitet sich der Name von einem Mann mit dem althochdeutschen Namen „Svano“ ab. Dieser dürfte wahrscheinlich im 12. Jahrhundert eine Wehranlage in Schwanberg gebaut haben, vgl. Kriegel / Schmidt, Schwanberg, S. 132. 117 Grill, Brixen, S. 453. 118 Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 13. 119 Baravalle, Burgen, S. 83. 120 Müller, Deutschlandsberg 2, S. 297. 40

Mit dem Tod Weicharts Ende des 14. Jahrhunderts verkauften die Schwanberger ihren durch Heiraten erstandenen Besitz im Raum Eibiswald und Schwanberg. Die Pettauer setzten als neue Verwalter der Herrschaft die Herren von Spangstein ein. Sie waren diejenigen, welche die Kirche umbauten und erneuerten. Durch den Tod Friedrichs IX. 1438 ist das Geschlecht der Pettauer im Mannesstamm erloschen. Um das riesige Erbe, zu welchen auch Schwanberg gehörte, stritten sich nun seine beiden Schwestern Agnes, die mit Leutold von Stubenberg, und Anna, die mit Johann von Schaunberg verheiratet waren. Noch vor seinem Tod verpfändete Friedrich IX. 1432 seinem Schwager Johann die Herrschaft Schwanberg für eine große Geldsumme. Doch auch die Stubenberger, die ursprünglich aus der Gegend um Wiener Neustadt stammten und seit Mitte des 14. Jahrhunderts mit den Pettauern verwandt waren, beanspruchten die Herrschaft. Beide Ehemänner der Schwestern intervenierten beim Lehensherrn, dem Bischof von Brixen. Schließlich einigten sich die Schwestern auf einen Lehensrechtstag auf die Teilung des Erbes. Johann von Schaunberg verzichtete auf die Herrschaft Schwanberg und bekam stattdessen andere Besitzungen zugesprochen121. 1469 beteiligte sich Hans von Stubenberg, ein Sohn Annas von Stubenberg, an der Fehde seines Schwiegervaters Andreas Baumkircher, eines ehemaligen Söldners Kaiser Friedrichs III. Nach dem mehrere Monate andauernden Konflikt, in dem unter anderem auch die Burg Schwanberg 1479 von kaiserlichen Truppen eingenommen wurde, übernahm der Kaiser die freigewordenen Brixener Lehen. Im Zuge dessen wurden die unter den Pettauern als Burggrafen bereits eingesetzten Spangsteiner als Verwalter der Herrschaft Schwanberg bestätigt122. Im Jahre 1570 verkaufte Andrä von Spangstein, der aufgrund seines Bekenntnisses zur protestantischen Lehre in Ungnade beim Landesherrn fiel, die Herrschaft mit Zustimmung des Bistums Brixen an seine Stiefbrüder Georg und Wilhelm Galler123. Sie schleiften die durch die Baumkircherfehde stark in Mitleidenschaft gezogene Burg und errichteten ein Renaissanceschloss. Allgemein erlebte der Markt unter den Gallern einen Aufschwung: So ist in deren Zeit das erste Gewerbe, eine Schneiderwerkstätte, in Schwanberg bezeugt, die erste Schule entstanden und eine Institution für die Betreuung von Kranken belegt. Auch sie waren bekennende Protestanten, richteten eine protestantische Stiftsschule im „Amthof“ ein, schufen einen evangelischen Friedhof und planten eine lutherische Kirche zu bauen124. Strenges und gewalttätiges Vorgehen des Landesfürsten gegen die protestantischen Bewohner führte zur Rekatholisierung des Ortes. Ebenso wie die Spangsteiner mussten auch die Galler aus

121 Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 14f. 122 Vgl. ebd., S. 14–16 und Müller, Deutschlandsberg 1, S. 59. 123 Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 13. 124 Vgl. Kriegl / Schmidt, Schwanberg, S. 23f. 41

Glaubensgründen 1629 auswandern125. Folglich gelangte die Herrschaft für wenige Jahre in die Hand der Grafen von Wagensberg, ab 1647 waren die Saurauer für fast zweihundert Jahre im Besitz Schwanbergs. 1822 kauften die Fürsten von und zu Liechtenstein die Herrschaft, die damals über 700 Häuser in mehr als 40 Ortschaften umfasste. Noch heute haben sie in der Gegend umfangreiche Besitzungen. Das Schloss hingegen wurde 1891 an das Herzogtum Steiermark verkauft, welches dort eine Heilanstalt für geistig beeinträchtigte Menschen einrichtete126. Im Zuge der steirischen Gemeindestrukturreform wurden die Orte Garanas, Gressenberg und Hollenegg und Schwanberg zu einer Gemeinde zusammengelegt, die heute etwa 4600 Einwohner zählt127.

2.4.2. Pfarrgeschichte

Die erste Kapelle in Schwanberg ist vermutlich auf Initiative von Bischof Altwin von Brixen, der Güter mit dem Zentrum Schwanberg von Kaiser Heinrich III. 1056 geschenkt bekommen hatte, errichtet worden. 1244 wurde Schwanberg zur Pfarre erhoben, obwohl der Ort über kein wirkliches Gotteshaus verfügte. Möglicherweise hing die Erhebung mit einer Visitation des Erzbischofes in diesem Jahr zusammen, bei der er den Auftrag erteilt hatte, ein Gotteshaus zu erbauen. Somit schied Schwanberg aus dem Pfarrsprengel mit der Mutterpfarre Sankt Florian aus. Die Grenzen der Pfarre waren ident mit der Grundherrschaft Schwanberg. Durchaus vorstellbar ist, dass der Erzbischof von Salzburg seine Macht nicht vollständig an das Eigenbistum Lavant und folglich an Sankt Florian verlieren wollte128. Unter den Spangsteinern erlebte die noch junge Pfarre einen enormen Aufschwung. Sie waren bestrebt, eine ihres Ranges entsprechende Begräbnisstätte zu errichten. Die Kirche wurde umfangreich umgestaltet und vergrößert. In Zeiten der Reformation war Schwanberg eines der Zentren des Protestantismus in der Weststeiermark. Andrä Spangstein und seine Stiefbrüder Georg und Wilhelm Galler, welche die Herrschaft 1570 kauften, waren überzeugte Anhänger der neuen Lehre. Wilhelm, einer der Wortführer, terrorisierte mehrmals den Pfarrer und hinderte die Bevölkerung an der Ausübung ihres Glaubens, indem er die Kirche sperren ließ. Außerdem lockte er den Pfarrer in sein Schloss mit dem Vorwand, die jeweiligen Urkunden und Urbare miteinander zu vergleichen. Dabei vernichtete Galler die Dokumente des Pfarrers, dem auf

125 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 234 f. 126 Ebner, Burgen, S. 156. 127 Vgl. Gemeindestruktur. 128 Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 59f. 42

diese Weise Besitztitel auf umfangreiche Gründe verloren gegangen waren. Der Landesherr untersagte daraufhin den Bürgern und Untertanen dem Inhaber der Herrschaft Abgaben zu leisten. Das raue Klima in Schwanberg in dieser Zeit bezeugte ein weiterer Vorfall, bei dem eine Wallfahrergruppe von Protestanten überfallen und verletzt worden war129. Anfang 1600 zerstörte die von Bischof Brenner initiierte Kommission für die Rekatholisierung des Landes die protestantischen Einrichtungen des Marktes. Der evangelische Friedhof wurde abgerissen, die protestantische Schule geschlossen, Bücher über den neuen Glauben verbrannt, und die evangelische Kirche im „Amthof“ gesprengt130. Georg Galler, der Sohn des Wilhelm Galler und einige Schwanberger Glaubensbrüder, mussten daraufhin das Land verlassen. Mit diesen gezielten Aktionen ist der protestantische Glauben in Schwanberg zerstört worden und der Großteil der evangelischen Bewohner zum alten Glauben zurückgeführt worden131. Im Jahre 1685 wurde die Filial- und Wallfahrtskirche zum Heiligen Josef132 auf einer Anhöhe westlich des Marktes in Schwanberg erbaut. Bis zum Regierungsantritt Kaisers Josephs II. konnte sich die Kirche durch Opfergaben der Wallfahrer selbst finanzieren. Mit dem Verbot von Wallfahrten verfiel die Kirche, die über keine sonstigen Einnahmen verfügte, immer mehr. Mitte des 19. Jahrhunderts rettete der Pfarrer von Schwanberg mit Hilfe großzügiger Spender die Existenz der Kirche133. Im Jahre 1706 wurde außerdem das Kapuzinerkloster im ehemaligen Amtshof in Schwanberg eingerichtet, welches erst 1969 aufgelöst wurde134. Die Pfarre Schwanberg umfasste ein flächenmässig großes Gebiet, welches gebirgig und im Winter schwer begebbar war. Daher wurden im Laufe der Zeit zwei Filialkirchen errichtet, nämlich St Anna in der Fresen im Jahre 1495 und Glasshütten 1678. Alle zwei Standorte wurden im Zuge der Kirchenreform Kaiser Josephs II. eigenständige Pfarren. Die letzen Änderungen der Pfarrgrenze erfolgten im 20. Jahrhundert: Unterfresen wurde der Pfarre Wies zugeteilt. Heute gehört die Pfarre Schwanberg, die mit Sankt Anna und Wiel einen eigenen Pfarrverband bildet, zum Dechanat Deutschlandsberg135.

129 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 234f. 130 Ebd., S. 225. 131 Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 23. 132 Zum Bau des Objektes, vgl. Dehio, S. 508. 133 Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 97f. 134 Ebd., S. 110. 135 Ebd., S. 72 43

2.4.3. Baugeschichte der Pfarrkirche

Der Ursprung der Pfarrkirche in Schwanberg ist eng mit der Erzdiözese Salzburg verbunden. Erzbischof Eberhard II. errichtete am heutigen Standort der Kirche 1244 eine Kapelle, die wenige Jahre später zu einer Pfarrkirche erhoben wurde. Vor 1244 gibt es keine verlässlichen Quellen, die auf eine Kirche in Schwanberg hinweisen. Möglicherweise existierte an diesem Standort bereits ein hölzernes Gotteshaus136. Durch die Familie Spangstein erlebte die Pfarrkirche in Schwanberg eine rege Umbauphase. Die romanische Kirche wurde durch eine zeitlich angepasste gotische ersetzt. Anstatt der romanischen Flachdecke wurde ein gotisches Netzrippengewölbe eingezogen und die Kirche mit einer gotischen Gruftkapelle erweitert. Im 16. und 17. Jahrhundert gibt es keine stichhaltigen Belege für Bauveränderungen in der Pfarrkirche. Vielmehr erfahren wir in bischöflichen Visitationsberichten, dass die Kirche baufällig und sanierungsbedürftig war. Auch gibt es keine stichhaltigen Belege, dass die Kirche als protestantisches Gotteshaus gedient hätte137. Mit Unterstützung der Diözese Lavant und des Landesfürsten wurde schließlich Ende des 17. Jahrhunderts der ruinöse Bau renoviert. Im Zuge dieser Tätigkeiten wurde der Turm barock umgestaltet, dessen Zwiebelhaube noch heute erkennbar ist. Die Pfarrkirche in Schwanberg erlebte seit der gotischen Umbauphase kaum Veränderungen im Vergleich zu den umliegenden Kirchen, die alle maßgeblich durch eine barocke Architektur geprägt worden sind. Erst Ende des 19 Jahrhunderts änderte sich das Bild der Kirche auf Initiative des Pfarrers und der Pfarrbevölkerung. Er veranlasste die Erweiterung des Kirchenschiffes um 10 Meter, erneuerte die gesamte Innenausstattung, legte die Kirche trocken und sicherte das Gotteshaus vor dem immer weiter abwärts rutschenden, südöstlich gelegenen Berg mit Hilfe einer Stützmauer ab. Der bis dahin sehr dunkle Innenraum wurde durch spitzbogige Fenster erhellt. Die Kirche ist insgesamt 43 Meter lang, 10 Meter breit und hat eine Höhe von 45 Meter. Die im Westen befindliche Seitenkapelle ist sechs Meter breit138.Insgesamt befinden sich im inneren der Kirche vier Grabmäler (Vgl. Kat.- Nr. 3, 5, 13, 18).

136 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 225. 137 Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 62. 138 Ebd., S. 65ff. 44

2.5. Stainz

2.5.1. Das Augustiner-Chorherrenstift Stainz

Der Standort, an welchem das Chorherrenstift Stainz errichtet wurde, war ursprünglich in Besitz der Erzdiözese Salzburg. Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts wurde dort eine kleine Kapelle erbaut, welche der Seelsorge der Pfarre Lemsitz unterstand139. Im Jahre 1229 schenkte Erzbischof Eberhard II. von Salzburg Leutold I. von Wildon (Vgl. Kat.- Nr. 1) den Grund um die Kapelle, mit dem Auftrag ein Augustiner-Chorherrenstift zu gründen. Stainz ist somit das dritte errichtete Augustiner-Chorherrenstift in der Steiermark neben Seckau und Vorau, die beide im 12 Jahrhundert erbaut wurden, das letzte im Hochmittelalter140. Zum Unterschied zu anderen Klöstern entstammte der Stifter nicht einer Dynastenfamilie, sondern einem Ministerialgeschlecht141. Zahlreiche Legenden ranken sich um die Gründung des Stiftes in Stainz. So wird beispielsweise behauptet, dass Leutold I. von Wildon bei der Jagd ein Kind getötet habe. Aus Reue gründete er an jener Stelle ein Stift. Eine andere Legende besagt, dass der Wildonier an einem Beinleiden laborierte, doch die ihm erschienene Heilige Katharina mit einer Salbe das Bein heilen konnte. Ihr zu Ehren stiftete Leutold ein Stift. Trotz dieser Geschichten, die in zahlreichen Handschriften überliefert sind, dürfte der wahre Grund für die Umsetzung eines so kostspieligen Projektes der Wunsch gewesen sein, seiner in dieser Zeit aufstrebenden Familie ein Denkmal zu setzen142. Schon 1129 werden die ersten Mönche aus Stift Seckau nach Stainz entsandt143. 1233 bestätigte der letzte Babenberger Friedrich II. in einer Urkunde die Stiftung Leutolds I. von Wildon. Der Stifter tätigte in seinen letzten Lebensjahren große Schenkungen an die Augustiner-Chorherren. So kamen die Dörfer Wald, Grafendorf, Graggerer und Stallhof samt ihren Besitzungen in die Hand des Stiftes. Im Jahre 1245 wurde die eigentliche Mutterpfarre von Stainz, nämlich Sankt Stefan in Lemsitz, dem Kloster unterstellt. Vor seinem Tod im Jahr 1249 vermachte der kinderlose Wildonier einen Großteil seines Vermögens dem Stift. Diese Schenkungen wirkten sich positiv auf die kulturelle und geistige Entfaltung des Stiftes aus144. 1452, nur knapp zwei Jahrhunderte später nach der Gründung, erlaubte Papst Nikolaus V. den Stainzer Pröpsten

139 Müller, Deutschlandsberg 1, S. 225. 140 Später folgten noch Rottenmann (1455) und Pöllau (1482). 141 Lackner, Pfarrkirche Stainz, S. 27. 142 Vgl. Kretzenbacher, Gründungslegende, S. 175ff. 143 Wilfinger, Erzherzog, S. 71. 144 Vgl. Kogler, Wildonier, S. 144–147. 45

bischöfliche Insignien zu tragen145. Die Grabplatte Propst Simon Eberhards in der Kirche zeugt von diesem Privileg (Vgl. Kat.- Nr. 15). In den unruhigen Zeiten des 15. und 16. Jahrhunderts, welche geprägt war von Seuchen und Türkenkriegen, erlebte das kontinuierlich wachsende Stift erstmals seit der Gründungszeit einen Stillstand. Die Stainzer Mönche hielten in der Reformationszeit zumeist die Treue zum katholischen Glauben, doch machte sich die geringe Zahl an Schenkungen von vermögenden Spendern bemerkbar. Erst unter Propst Jakob Rosolenz (1596–1629) erlangte das Stift die einstige wirtschaftliche und finanzielle Stärke zurück. Er erwarb mehrere Besitztümer in der Gegend, unter anderem die Herrschaften und die dazugehörigen Schlösser Hornegg und Rohrbach bei Sankt Josef. Unter seiner Amtszeit begann auch der Umbau der Stiftsanlage, die erst Anfang des 18. Jahrhundert unter Propst Christoph Horatius Carminelli beendet werden konnten. Propst Roslenzs Nachfolger konnten bis zur Aufhebung des Stiftes den wirtschaftlichen Erfolg weitertragen146. Aufgrund der Josefinischen Reformen wurde das Stift 1785 aufgehoben. Die verbliebenen Chorherren mussten das Stift verlassen und übernahmen die Betreuung des neu geschaffenen Pfarrsprengels, der etwa 2600 Personen umfasste. Das Patronat dieser neuen Pfarre ging an die Staatsherrschaft Stainz über. Sankt Stefan wurde aus dem Pfarrverband mit Stainz 1786 ausgegliedert und zu einer eigenständigen Pfarre umgewandelt147. Das leerstehende Stift wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Kaserne und Lazarett verwendet. Im Jahre 1826 kaufte Anton Wittmann Ritter von Denglaz das Anwesen mit der Herrschaft Stainz. 1840 erwarb Erzherzog Johann das ehemalige Stift, welches noch heute im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Meran, ist148.

2.5.2. Ortsgeschichte

So wie viele andere Orte in der Umgebung, geht auch die heutige Gemeinde Stainz auf eine Siedlung der Slawen zurück. In der ältesten Erwähnung 1177 wird der Ort als „Stawiz“ bezeichnet. Dieses bereits eingedeutschte Wort lässt sich vom slawischen Wort „scavje“ herleiten, was etwa „sumpfige Wiese“ oder „Sumpfplanze“ bedeutet149.

145 Vgl. Wilfinger, Erzherzog, S. 72f. 146 Wilfinger, Stainz, S. 61f. 147 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 255. 148 Ebner, Burgen, S. 160. 149 Lochner, Ortsnamen, S. 49 und Wilfinger, Erzherzog, S. 65. 46

Noch vor der Gründung des Stiftes wurde Stainz zum Markt erhoben. Doch die erlangten Rechte, etwa die Einsetzung eines Marktrichters, konnten nicht lange aufrechterhalten werden, denn 1249 wurde Stainz dem Augustiner-Chorherrenstift einverleibt. Das Stift hatte nun die Gerichtsbarkeit auszuüben und die Bürger waren zu Zehnt und Robot verpflichtet. Allerdings konnten sich der Markt und die gesamte Region wirtschaftlich und infrastrukturell durch das Stift weiterentwickeln. Einerseits kümmerten sich die Chorherren um die Schulbildung, Armen- und Krankenfürsorge, leisteten also karikative Dienste, andererseits war das Stift ein großer Abnehmer von handwerklichen Produkten und Förderer des Handels150. 1597 gab Propst Jakob Rosolenz den Bürgern von Stainz das Hochgericht zurück. Der Gerichtsbezirk Stainz war sehr klein und beschränken sich nur auf den Markt selbst. Nachdem das Stift 1785 aufgehoben wurde, wurden die Bürger von Stainz 1788 aufgefordert, die Gerichtsbarkeit an die Staatsherrschaft zu übergeben151. Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren für den kleinen Markt Stainz schwer, die Aufhebung des Stiftes hinterließ eine große Lücke. Ehemals zum Stift Stainz gehörende Herrschaften wurden verkauft oder einer eigenen Verwaltung unterstellt. Das Stiftsgebäude wurde in Zeiten der Napoleonischen Kriege als Kriegsgefangenlager beziehungsweise als Lazarett genutzt und schwer in Mitleidenschaft gezogen. Vergeblich versuchte der Staat ab 1821 die Herrschaft Stainz zu verkaufen, allerdings fand sich erst 1826 ein Abnehmer. Anton Wittmann Ritter von Denglaz, der neue Eigentümer, verbrachte kaum Zeit in Stainz und verlor nach dem Tod seines Sohnes in Stainz das Interesse an diesen Gütern152. Erzherzog Johann, der sich schon viele Jahre zuvor bemühte, die Herrschaft zu kaufen, aber über zu wenig Kapital verfügt hatte, erfüllte sich 1840 einen jahrelang gehegten Traum mit dem Erwerb. Umfangreiche Renovierungsarbeiten des heruntergekommenen Stiftes, welches zu einem Schloss umgebaut wurde, die Instandsetzung der baufälligen Häuser im Markt und die Kultivierung brach liegender Felder hauchten dem Markt ein neues Leben ein und brachten einen Aufschwung. Erzherzog Johann legte Weingärten an und förderte die Obstbaumzucht in der Region153. Noch vor den Dezembergesetzen 1848, in denen die Untertänigkeit und die damit verbundenen Lasten aufgehoben wurden, führte der Prinz 1846 die Ablösung durch. Da keine allgemeine gesetzliche Regelung vorhanden war, musste der Erzherzog mit jedem einzelnen Untertanen dieses Abkommen abschließen. Erzherzog Johanns Beliebtheit in Stainz spiegelt

150 Vgl. Wilfinger, Erzherzog, S. 61 und 67. 151 Vgl. Müller, Deutschlandsberg 1, S. 61 und 72. 152 Wilfinger, Stainz, S. 73. 153 Vgl. Wilfinger, Erzherzog, S. 28, 30, 31. 47

auch die Wahl zum Bürgermeister 1850154. Im Jahre 1849 wurde der Gerichtsbezirk Stainz geschaffen, der erst 2014 aufgehoben wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Stainz für einige Jahre ein eigener Bezirk. 1868 wurde die Gemeinde dem Bezirk Deutschlandsberg angeschlossen155. Heute zählt der Markt 8554 Einwohner156.

2.5.3. Baugeschichte der Pfarrkirche

Die Stiftskirche in Stainz wurde zwischen 1230 und 1250 errichtet; allerdings blieb von diesem ersten Bau nur das Fundament der Türme übrig. Der Architekt wählte auch bei dieser Stiftskirche das aus Sachsen stammende Doppelturmmotiv, welches bereits bei den älteren Stiften Vorau und Seckau angewandt worden war. Von den Türmen ausgehend, erstreckte sich das sechsjochige romanische Langhaus anfangs Richtung Osten157. Unter Propst Jakob Rosolenz wurde der barocke Umbau Anfang des 17. Jahrhunderts gestartet und die Kirche radikal umgestaltet. Er veranlasste die Ausrichtung der Kirche und baute im Anschluss an die Türme ein zweijochiges Presbyterium mit außenliegenden Strebepfeilern158. Dieser wirtschaftliche Aufwand nötigte die Nachfolger von Rosolenz zu einer jahrzehntelangen Pause, die erst unter Propst Georg III. Seyfried, Freiherr von Jöchlinger, 1680 mit der Umgestaltung des Langhauses zu einer barocken Wandpfeilerkirche mit Stuckierungen und Freskierungen des Innenraumes beendet werden konnte159. Der Baumeister Domenico Sciassia entwarf einen einschiffigen Saalraum mit eingestellten Wandpfeilern, Seitenkapellen und darüber liegenden Emporen. Die bis dahin flache Holzdecke wurde eingewölbt und mit Blatt- und Blumenornamenten, Kranzgewinden und Füllhörnern ausgefüllt. Die Deckenfresken sind dem Leben und Wirken des Heiligen Augustinus gewidmet. Durch zwei an den Außenmauern beigefügte Seitenkapellen, wobei die nördliche um 1800 wieder abgetragen worden war, wurde die Form eines Querschiffes geschaffen. Die Fenster, die zunächst rundbogig geformt waren, wurden hochrechteckig umgestaltet160. Im Jahre 1740 wurden die Umbauarbeiten mit der Aufstockung der beiden Türme abgeschlossen und das architektonische Bild blieb bis heute erhalten161.

154 Vgl. Wilfinger, Stainz, S. 76 und 78. 155 Müller, Deutschlandsberg, S. 189. 156 Vgl. Gemeindestruktur. 157 Lackner, Pfarrkirche Stainz, S. 34. 158 Dehio, S. 535. 159 Lackner, Pfarrkirche Stainz, S. 36. 160 Wilfinger, Erzherzog, S. 100. 161 Lackner, Pfarrkirche Stainz, S. 37. 48

Der 1695 geweihte Hochaltar mit einem freistehenden Tabernakel füllt den ganzen Chorschluss. Von dem grün und braun marmorierten Sockel richtet sich der zweigeschossige Ädikulaaltar auf, wobei das erste Geschoß räumlich versetzt ist. Das untere Altarbild, welches das Martyrium der Heiligen Katharina darstellt, wird rechts und links von den vier ersten Konzilpäpsten flankiert. Im unteren Geschoss befindet sich zudem rechts außen die Statue des Heiligen Ambrosius, welcher einen Bienenkorb in seiner Hand hält, auf der linken Seite der Heilige Augustinus mit brennendem Herz. Das Obere Altarbild, geziert von Engelsköpfen, stellt den Triumph der Heiligen Katharina über den Tod dar. Abgeschlossen wird der Hochaltar mit der Darstellung der Krönung Mariä durch die Heilige Dreifaltigkeit162. Neben der Grabplatte des Stifters (Vgl. Kat.- Nr. 1), befinden sich das Grabmal des Propstes Simon Eberhard (Vgl. Kat.- Nr. 15) und zwei Wappengrabplatten (Vgl. Kat.- Nr. 17, 19) in der ehemaligen Stiftskirche.

162 Vgl. Weidl, Stainz, S. 15–18. 49

3. Zur Entwicklungsgeschichte der Epigraphik in der Steiermark

Bevor auf die Geschichte der Grabinschriften und Grabmäler in der Steiermark eingegangen werden kann, muss einleitend ein kurzer Überblick über die allgemeine Entwicklung erörtert werden. Mit dem Untergang des römischen Reiches endete auch die römische Epigraphik, welche bedingt durch die Kultur und das Staatswesen relativ einheitlich gestaltet wurde. Im Vordergrund stand das Andenken Verstorbener für kommende Generationen zu bewahren. Daher werden römische Gräber als Gedenkstätten (monumentum oder memoria) bezeichnet163. Mit dem Beginn des 5. Jahrhunderts endete die kulturelle Homogenität und die Gräber werden fast für mehrere Jahrhunderte anonym. Diese Entwicklung lässt sich nicht bloß auf die verlorene Schriftkultur in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends zurückführen. Der französische Mediävist Philippe Ariès ist der Meinung, dass die Anonymität durch die Verwendung der einfachen Holz- beziehungsweise Bleisärge begründet sei. Der römische Sarkophag, der aus Stein gefertigt wurde, ist nicht verweslich. Ein Holzsarg hingegen wird in die Erde gegeben und verschwindet164. Erst ab dem 11. Jahrhundert setzte wieder vermehrt der Brauch ein, Grabmäler zu errichten, jedoch beschränkte sich die Entwicklung vorerst auf wenige geistliche und weltliche Persönlichkeiten. Vom Frühmittelalter an sind in unserem Bundesland keine Grabinschriften erhalten165. Dafür gibt es mehrere Gründe: Mit der Eingliederung in die Herrschaft der Babenberger 1192 wurde die Steiermark an den Rand des Reiches gedrängt und verfügte auch unter den ersten Habsburgern über keine Residenzstadt, ein wesentlicher Faktor, welcher Grabmäler entstehen ließ. Das kulturelle, geistige und wirtschaftliche Leben entwickelte sich langsamer als beispielweise im österreichischen Donauraum, wo sich relativ rasch bedeutende und vom Handel dominierte Städte herausbildeten. Die ältesten erhaltenen Grabsteine166 haben ihren Ursprung im 13. Jahrhundert. Schrittweise setzte der Brauch ein, für Verstorbene Denkmäler zu schaffen. Die gängigste Grabmalform für diese Frühzeit ist eine einfache Grabplatte, die mit einem Kreuz oder einer kurzen Inschrift versehen wurde167. Bis 1520 sind etwa 110 Grabmäler in der Steiermark nachweisbar168. Die meisten von diesen wurden im Raum Salzburg hergestellt und in die Steiermark exportiert.

163 Vgl. Aries, Geschichte des Todes, S. 7–16. 164 Aries, Geschichte des Todes, S. 264. 165 Valentinitsch, Sozialgeschichtliche Aspekte, S. 34. 166 Bei den ältesten Grabinschriften handelt es sich um das Doppelgrabmal von Ulrich III. von Liechtenstein auf der Frauenburg und um das Grabmal von Ulrich von Lass und seiner Frau im Stift Rein, vgl. Valentinitsch, Inschriften, S. 62f. 167 Valentinitsch, Aussage des Grabmals, S. 277 168 Valentinitsch, Inschriften, S. 63. 50

Hierzulande gab es einerseits kaum geeignete Gesteinsarten, andererseits mit wenigen Ausnahmen keine handwerklichen Fachbetriebe, welche entsprechende Fähigkeiten besaßen, kunstvolle Werke zu kreieren169. Der Großteil, der bis Anfang 1500 gefertigten Grabinschriften, befindet sich in Graz und in der Obersteiermark, die wesentlich vom Wirken der kirchlichen Führung von Seckau beeinflusst wurden. In dieser, vom Berg- und Hüttenwesen dominierten Region mit rasch wachsenden Städten, herrschte zudem ein reger Fernhandel. In der landwirtschaftlich geprägten West- und Oststeiermark, mit Ausnahme von Bad Radkersburg, sind kaum mittelalterliche Grabinschriften überliefert170. Als Ausnahme sei hier etwa die Grabplatte Rudolfs III. von Hollengg vom Jahr 1477 in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian erwähnt (Vgl. Kat.- Nr. 2). Die Auftraggeber steirischer Inschriften waren bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zum größten Teil Adelige oder Geistliche, also Personen der Obrigkeit, die über die finanziellen Mitteln verfügten, um ein solches Projekt umzusetzen. Das aufstrebende Bürgertum lehnte anfänglich die Entwicklung ab, doch mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts, bedingt auch durch die Schöpfung eigener Grabmaltypen, setzten sie den Trend fort. Die ersten bürgerlichen Grabmäler von Bürgern haben sich im Grazer Johanneum aus den Jahren 1321 und 1371 erhalten171. Den Höhepunkt der steirischen Grabplastik bilden das 16. und 17. Jahrhundert. Verantwortlich für diesen Aufschwung waren unterschiedlichste Faktoren: Besonders förderlich wirkte sich die Erhebung von Graz zur Residenzstadt aus. Außerdem schlossen sich in der Steiermark viele Adelige dem Protestantismus an, was unweigerlich zu einer Fülle von neuen und unterschiedlichen Grabmaltypen führte. Allgemeine weltliche Veränderungen, insbesondere die Strömungen der Renaissance, beeinflussten die Steiermark ebenfalls. Dank der genannten Einflüsse bieten Grabmäler dieser Zeit eine aufschlussreiche Vielfalt an Informationen über religiöses, politisches und geistiges Verständnis der damals Lebenden.172 Helfried Valentinitsch stellt in dieser Blütezeit der figürlichen Grabmäler vier wesentliche Typen fest: Grabmäler für einzelne männliche und weibliche Personen, für Ehepartner und Familien- und Kindergrabmäler173. Der Aufschwung der steirischen Grabplastik endete durch zwei Ereignisse schlagartig: 1619 erfolgte die Übersiedelung des Grazer Hofes nach Wien. Die Stadt verlor zunehmend ihre

169 Valentinitsch, Grabplastik, S. 2 und 4. 170 Valentinitsch, Inschriften, S. 63. 171 Vgl. Valentinitsch, Aussage des Grabmals, S. 34f. 172 Valentinitsch, Grabplastik, S. 7. 173 Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 124. 51

zentrale Stellung. Zwanzig Jahre später wurde der protestantische Adel aus der Steiermark vertrieben. In dieser Phase entstanden zwar eine Vielzahl an barocken Grabmälern, die reichlich verziert und ausgeschmückt wurden, von Grabinschriften bestimmt waren und figürliche Darstellungen des Verstorbenen zumeist wegließen. Bereits im 18. Jahrhundert gibt es kaum noch Grabmäler mit Plastiken174. Bei den steirischen Inschriften, die bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts von der lateinischen Sprache dominiert wurden, setzte im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Regionen der Gebrauch der deutschen Sprache auf Grabmälern früher ein. In der Reformationszeit verdrängte die deutsche Sprache allmählich die lateinische Sprache. Eine Ausnahme bilden Angehörige der Kirche, die weiterhin die lateinische Sprache für ihre Grabinschriften benutzten. Anfang des 18. Jahrhunderts, bedingt durch die Vielzahl von Gesellschaftsschichten, die sich ein Grabmal schaffen ließen, wird fast ausschließlich die deutsche Sprache für Grabinschriften verwendet175. In der Steiermark bilden Grabinschriften etwa 50 Prozent der erhaltenen Inschriften. Die anderen Prozentteile machen Wand-, Bau-, Widmungs- und Glockeninschriften aus176.

174 Valentinitsch, Grabplastik, S. 7. 175 Vgl. Valentinitsch, Inschriften, S. 64f. 176 Ebd., S. 62. 52

4. Die Inschriftenträger

4.1 Vorbemerkungen

Aufgrund regionaler Unterschiede und verschiedener Ansichten ist es nicht einfach, eine exakte Definition über die einzelnen Typen von Inschriftenträgern zu definieren. Die internationale Forschung bemüht sich bis heute, eine einheitliche Linie zu finden. Verschiedene Arbeitsmethoden und der zeitliche Rahmen erschweren die Suche nach einer Fachsprache. Im deutschensprachigen Raum steht im Mittelalter das Grabmal als Inschriftenträger im Vordergrund. Das „Große Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur“ definiert ein Grabmal folgendermaßen: …ein Denkmal für Verstorbene in der Kirche oder ein Grabzeichen aus dauerhaftem Material, Stein oder Eisen auf dem Friedhof…177. Somit können die Begriffe Grabmal und ein Grabdenkmal synonym gebraucht werden. Eine Inschrift ist nicht zwingend. Die Aufgabe eines Grabmales ist es, den Ort der Beisetzung eines Toten zu kennzeichnen. Grabmäler mit Inschriftentexten sind im Gegensatz zu Bauinschriften oder Stifterinschriften, die sich auf bestimmte Handlungen oder Ereignisse beziehen, dem Menschen und seinem Leben gewidmet178. Ein Grabmal weist einen individuellen Charakter auf, der dem Betrachter eine bestimmte Botschaft vermitteln möchte. Der Aufstellungsort, die Größe, die Form, und der Inhalt des Grabmals sind die Merkmale, die den Typ des Grabmals definieren. Der Begriff Grabmal muss in weitere Unterkategorien eingeteilt werden. Gerhard Schmidt unterscheidet bei Grabmälern zwischen genus humile, semi - monumentalen und denkmalhaften Typen. Der erste Begriff umfasst Flachgräber, also Platten, die im Kirchenboden eingelassen wurden. Die semi - monumentalen Typen vereinen Nischengräber, freistehende Tumben, vertikal an die Wand angebrachte Platten und Wandepitaphien. Der letzte Begriff, die denkmalhaften Typen, die den Raum beherrschend einnehmen, enthalten anspruchsvolle Wanddenkmäler, wie freistehende Tumben mit aufwendigen architektonischen Elementen. Sie waren fast ausschließlich für Angehörige des Hochadels und hohe geistliche Würdenträger bestimmt 179. Im Zuge der „Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik 1988“ einigten sich die Herausgeber des „Deutschen Inschriftenwerkes“ auf eine einheitliche Terminologie. Grabdenkmäler oder Grabmäler mit einem Inschriftenträger vereinen demnach folgende Typen: Grabplatten, Epitaphien, Grabsteine, Sargtafeln und Totenschilde. Diese Typen können mit

177 Sepulkralkultur 1, S. 122. 178 Kohn, Repräsentationsbedürfnis, S. 19. 179 Vgl. Schmidt, Grabmaltypen, S. 293f. 53

einfachen Zusätzen versehen werden. Beispielsweise werden Grabplatten, die von einem Wappen dominiert sind, als Wappengrabplatten bezeichnet, oder Grabplatten mit einer dargestellten Person können als figürliche Grablatten benannt werden180.

4.2. Grabsteine

Ein schwankender Begriff ist der des Grabsteins. Der Begriff scheint sehr umfassend und allgemein, doch im Laufe der Geschichte änderten sich die Bedeutung und der Aufstellungsort entscheidend. Anneliese Seeliger- Zeiss verbindet Grabsteine mit vier unterschiedlichen Grabmaltypen, nämlich die Grabplatte aus Stein, das steinerne Epitaph, den neuzeitlichen Friedhofsgrabstein und den frühchristlichen Memorienstein181. Die Aufzählung untermauert das breite Spektrum der Typen, die als Grabsteine bezeichnet werden können. Sie unterscheiden sich nicht nur im Material, sondern auch in ihrem Zweck. Grabmäler werden in der Umgangssprache zumeist als Grabsteine bezeichnet, eine Bezeichnung die teilweise stimmen kann, doch sollte meines Erachtens für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Epigraphik der Begriff vermieden und auf neuzeitliche Erscheinungen auf den Friedhöfen beschränkt werden. Grabsteine sind Platten aus Stein, die entweder in frühchristlicher Zeit aufrecht an der Kirchenmauer befestigt worden sind oder ab dem 17. Jahrhundert mit dem Beginn der Bestattungskultur auf Friedhöfen zur vorherrschenden Form wurden182. In der römischen Antike waren Grabsteine die überwiegende Grabmalform. Sie sind meist kleinformatig und entweder liegend oder aufrechtstehend oder an Wänden gestützt. In der frühchristlichen Zeit überwiegt die Abbildung eines Kreuzes auf dem Grabstein, der zumeist anonym blieb183.

4.3. Grabplatten

Grabplatten sind wie der Name bereits verrät, Platten oder Deckplatten, die entweder im Boden oder an Sarkophagen angebracht werden. Sie waren bis in das 16. Jahrhundert bei allen sozialen Schichten die gängigste Grabmalform. Die Länge solcher Grabplatten entspricht etwa der Größe des Verstorbenen. Meistens diente Stein als Material, doch gibt es auch Exemplare mit Metallauflagen oder Metallgüsse. Die Inschrift, die auch weggelassen werde kann, umläuft in den meisten Fällen in einzeiliger Form, entweder gekerbt oder erhaben, den Rand der Platte.

180 Vgl. Nikitsch, Grabstein oder Grabplatte, S. 311f. 181 Seeliger-Zeiss, Grabsteine oder Grabplatte, S. 288. 182 Schmidt, Grabmaltypen, S. 295. 183 Vgl. Weisbecker, Grabsteine, S. 177f. 54

Neben Darstellungen des Verstorbenen können auch szenische Darstellungen auf dem Bildfeld der Platte auf unterschiedlichste Art eingearbeitet sein. Die gängigsten Techniken waren die Ritzung und das Flachrelief184. Grabplatten, die ursprünglich meist am Boden eingelassen wurden und wenig geschützt vor den Schritten der Gläubigen waren, wurden im Laufe der Zeit häufig aufgestellt beziehungsweise an den Wänden der Kirche befestigt. Die Gründe dafür sind einerseits um eine bessere Konservierung zu erzielen, andererseits um Platz in der Kirche zu schaffen. Doch aufgrund ihrer ursprünglichen Funktionen werden diese weiterhin als Grabplatten bezeichnet und nicht etwa als Grabstein oder Epitaph185. Bei Sarkophagen wird der Verschlussdeckel ebenfalls als Grabplatte beziehungsweise Deckplatte bezeichnet186.

4.4. Wappengrabplatten

Bei der Gestaltung der Grabplatte gibt es noch eine weitere wesentliche Form, nämlich die Wappengrabplatte. Ab dem 14. Jahrhundert werden im deutschen Raum vermehrt flachgeritzte Wappenschilde in Platten eingearbeitet. Bevorzugten Adelige, die Waffenträger und Schutzherren waren, bis dahin in voller Rüstung mit symbolträchtigen Gegenständen, wie etwa einem Schwert oder einem Schild, abgebildet zu werden, entwickelte sich in der Zeit vom Hoch- zum Spätmittealter ein neues Verständnis der Darstellung. Adelige kamen zur Ansicht, dass ein Wappen bereits das „Gesicht“ einer Person widerspiegelt, die vornehme Herkunft repräsentiert und Zeichen einer Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedeutet. Bereits im 15. Jahrhundert ist die Wappengrabplatte eine sehr gängige Grabmalform. Das im Spätmittelalter aufstrebende Bürgertum, welches teilweise Wappen oder Hausmarken führte, übernahm diese Entwicklung, zumal die Kosten der Anschaffung im Vergleich zu einer aufwendig gestalteten Platte gering waren. Die Inschrift kann entweder am Rand der Platte entlanglaufen, oder am unteren oder oberen Rand platziert werden. Teilweise gibt es auch Formen, bei denen die Inschriftenzeilen das Wappenbild umschließen (Vgl. Kat.- Nr. 13). Die Gestaltung des Wappens war vielfältig und von der Zeit abhängig. Im 15. Jahrhundert wurden vielfach einfache Schilde in die Platten geritzt, doch bereits im 16. Jahrhundert entstanden kunstvolle Werke mit Bilddevisen und prestigeträchtigen Attributen, die den Stand und die besondere Abstammung des Verstorbenen aufzeigen sollten. In dieser Zeit änderte sich auch die Gestaltungstechnik. Solche Ritzungen wurden mehr und mehr von der künstlerischen Darstellung des Reliefs (Vgl.

184 Vgl. Seeliger-Zeiss, Grabsteine oder Grabplatte, S. 285f. 185 Schmidt, Grabmaltypen, S. 295. 186 Seeliger-Zeiss, Grabsteine oder Grabplatte, S. 286. 55

Kat. Nr. 17) verdrängt187. Geteilte oder gevierte Wappen waren beim Adel beliebt, wodurch eine vornehmere Herkunft und eine klare Abgrenzung zum Bürgertum aufgezeigt werden konnte. Ein weiteres Privileg des Adels war die Abbildung eines Spangenhelmes, der eigentlich rein repräsentativ verwendet wurde. Weitere wichtige Gestaltungsmerkmale typischer adeliger Wappengrabplatten waren die Helmdecke, die wickelartig oder farnartig im Bereich des Helmes ausschwangen und bis hinunter zum Wappenschild die Platte ausfüllten. Das Exemplar von Georg Christoph von Kempinski in der Pfarrkirche Stainz gibt beispielhaft diese üppigen Wappenverzierungen wieder (Vgl. Kat.- Nr. 17). In der Barockzeit wurden Wappenschilde zudem mit Voluten- oder Knorpelwerkrahmen geschmückt. Im ausgehenden Spätmittelalter neigten Adelige dazu, nicht nur ihr eigenes Wappen auf der Platte abzubilden, sondern auch das ihrer Ehepartner oder Ahnen188. Eine eindrucksvolle Wappengrabplatte dieses Typs befindet sich in der Pfarrkirche Stainz (Vgl. Kat.- Nr. 19). Die Wappengrabplatte entwickelte sich also im Laufe der Zeit zu einem genalogischen Dokument.

4.4. Epitaphien

Epitaphien sind besondere Totengedächtnismale. Im deutschen Sprachgebrauch sind Epitaphien unabhängig vom eigentlichen Grab aufgestellt 189 und beinhalten religiöse oder allegorische Bildwerke, die mit einem inschriftlichen Todesvermerk verbunden sind190. Im Gegensatz zu anderen Grabmaltypen haben Epitaphien keinen kultischen Zweck. Vielmehr dienen sie der Andacht und fordern den Betrachter zu einer persönlichen Fürbitte auf. Epitaphien, die manche Kirchenwände hundertfach ausfüllen, sind Erinnerungstafeln, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sondern für die engsten Hinterbliebenen191. Der Ursprung der Epitaphien liegt im 14. Jahrhundert in den großen Reichsstädten. Mit dem Aufkommen des Bürgertums verbreitete sich in der städtischen, geistig andersdenkenden Gesellschaftsschicht, der Wunsch nach der Errichtung von privaten Erinnerungsgrabmälern, anstatt wie der Adel prächtige Grabdenkmäler öffentlich zu repräsentieren192.

187 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 164ff. 188 Vgl. Leitner, Epigraphik und Heraldik, S. 25f. 189 Eigentlich ist der Terminus Epitaph als Bezeichnung für ein unabhängiges von der Grabstätte befindliches Denkmal nicht richtig. Der Ursprung des Wortes stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa „zum Grabe gehörig“, vgl. Rädle, Epitaphium, S. 305–310. 190 Sepulkralkultur 2, S. 86f. 191 Zajic, Grabdenkmäler, S. 172. 192 Bauch, Grabbild, S. 203. 56

Aufgrund der vielfältigen Entwicklungen im deutschen Raum und des Fehlens einer einheitlichen Definition sind die wichtigsten Erkennungsmerkmale eines Epitaphs „die beliebige Umrißform und Größe, die aufrechte Anbringung an einer Wand und die Beliebigkeit des Materials und der technischen Ausführung“193. In Frankreich werden beispielsweise alle Grabmalinschriften als „epitaphium“ bezeichnet194. Renate Kohn unterscheidet zwischen weiteren drei Typen von Epitaphien: 1. Epitaphien mit Andachtsbild, also solche mit demonstrativ religiösem Bezug, 2. Epitaphien, bei denen die Person des Verstorbenen bildhaft im Mittelpunkt steht und 3. Epitaphien, bei denen das geschriebene Wort im Mittelpunkt steht.195. Der am weitesten verbreitete Typ ist der erste, der überwiegend den Verstorbenen kniend im Gebet vor einem Kreuz darstellt und den Betrachter zum Mitbeten auffordert (Vgl. Kat.- Nr. 14). Meist sind die Verstorbenen wesentlich kleiner abgebildet als der Gekreuzigte oder andere Beifügungen, wie etwa Heilige. Die Bildinhalte behandeln überwiegend Ereignisse aus dem Neuen Testament oder aus Heiligenviten196. Die zweite Form, die sich hauptsächlich aus Grabplatten entwickelte, stellt den figürlich in Szene gesetzten Verstorbenen in den Mittelpunkt. Auf diese Gattung wird ausführlich im Kapitel „Figürliche Grabmäler“ eingegangen. Der dritte Typ, der in unserer Gegend im ausgehendem 16. Jahrhundert erst vermehrt Verwendung fand, stellt die Inschrift in den Mittelpunkt (Vgl. Kat.- Nr. 12). Ein Rahmen oder eine Kartusche kann das Grabmal ausschmücken (Vgl. Kat.- Nr. 24). Im Gegensatz zu den zwei vorangegangen Typen, die bildliche Inhalte vorweisen, ist diese Form unscheinbarer197. Von der Grabplatte ist das Epitaph unabhängig, doch kann sich der Standort der Grablege in unmittelbarer Nähe befinden. Nicht zu vergessen ist die „Mobilität“ eines Epitaphs, da bei einer Kirchenrenovierung der ursprüngliche Platz leicht gewechselt werden konnte198.Im 15. Jahrhundert wurden größtenteils Grabplatten aufgerichtet, was dazu führte, dass die Epitaphien ähnliche Formen annahmen (Vgl. Kat.- Nr. 13)199.

193 Seeliger-Zeiss, Grabsteine oder Grabplatte, S. 88. 194 Ebd., S. 289. 195 Kohn, Repräsentationsbedürfnis, S. 27. 196 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 174f. 197 Vgl. Kohn, Repräsentationsbedürfnis, S. 31f. 198 Schmidt, Grabmaltypen, S. 302. 199 Zajic, Grabdenkmäler, S. 174. 57

4.5. Figürliche Grabmäler

Das Mittelalter kennt fast nur Bildtypen mit Menschenbildern, die nicht von dieser Welt stammen. Apostel, Heilige, Märtyrer oder die göttliche Familie verkörpern Bilder, die sich nicht gegenwärtig abspielen, sondern im Jenseits. Die einzigen Bilder von Menschen sind der Verstorbene im Grabbild, Stifter und Herrscher200. Das Grabbild, welches in der mittelalterlichen Sprache als „Ebenbild“ und „ähnlich“ bezeichnet wurde, muss heute als idealisierte Darstellung betrachtet werden. Der Verstorbene wird in seinem Typ menschlicher oder etwa religiöser dargestellt. Das Grabbild sollte gewisse Ideale, welche die Gesellschaft zu dieser Zeit als wichtig erachtete, widerspiegeln. Der Tote ist im eigentlichen Sinne „der Herr“ oder „der Priester“ und wird auch von der Nachwelt so erfasst und wahrgenommen. Inschriftentexte und Wappen tragen dazu bei, dass diese Individualität des einzelnen Menschen erwiesen und bekräftigt wird201. In der frühen Neuzeit artete diese Individualität teilweise bei adeligen Grabmälern aus. Überindividuelle Neigungen, insbesondere adelige Tugenden, wurden als vorrangig befunden und verfälschten das Grabbild. Das Bürgertum war hingegen bestrebt, die Eigenart des einzelnen Menschen beizubehalten202. Im Mittelalter gab es den Wunsch nach Ähnlichkeit des Bildes mit dem Toten, allerdings wurden kaum körperliche Gebrechen wiedergegeben. Oftmals wurden die Verstorbenen als junge Männer oder junge Frauen abgebildet. Die Darstellung als Toter war wenig verbreitet, vielmehr waren lebendige Szenen beliebt, wie etwa kniend im Gebet vor einem Kreuz. Vielfach spielte die scholastische Theologie, in der der Leib nach der Auferstehung jugendliche Kraft und Verherrlichung erlangen sollte, eine Rolle. Im 12. und 13. Jahrhundert beabsichtigten Personen der Zeit vorzugreifen und waren bestrebt eben diese bevorstehende Herrlichkeit auf ihren Grabmälern zum Ausdruck zu bringen203. Schließlich sollten Grabmäler nicht an den Tod erinnern, sondern den Verstorben „real“ in Erscheinung setzen. Eine Eigenart figürlicher Grabmäler ist die häufig bemerkbare Widersprüchlichkeit zwischen Liegen und Stehen. Im frühen Mittelalter gab es allgemein kein Verständnis von Perspektive oder Schwerkraft, so wie wir es heute kennen. Somit erscheinen Stellungen des menschlichen Körpers oft unnatürlich und übergreifend204. Bemerkbar ist eine solche befremdende Ansicht beim Grabmal des Christoph Friedrich Galler in der Pfarrkirche Schwanberg (Vgl. Kat.- Nr.

200 Vgl. Bauch, Grabbild, S. 3f. 201 Ebd., S. 228f. 202 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 184f. 203 Angenendt, Grab als Haus des Toten, S. 21. 204 Bauch, Grabbild, S. 64. 58

13). Obwohl der Kopf des Verstorbenen auf einem Kissen ruht, nimmt der Betrachter des Grabmales eine aufrechte Haltung des Körpers wahr. Allgemein deutet in einer analogen Interpretation das aufrechte Stehen des Körpers auf die Auferstehung hin205. Ließ sich der Adel im 13. Jahrhundert in Deutschland und Österreich noch größtenteils waffenlos und mit einem weiten Gewand darstellen, bahnte sich im Laufe des 14. Jahrhunderts eine Trendwende an. Von nun an dominierte das Bild des gerüsteten und bewaffneten Ritters, welches meist als Relief gearbeitet wurde. Trotz gesellschaftlicher und waffentechnischer Veränderungen änderte sich das im Mittelalter aufkommende Erscheinungsbild des Ritters bis in das 17. Jahrhundert kaum206. Neben Schwert und Lanze, die relativ zahlreich auf solchen Grabmälern abgebildet sind, gibt es eine Fülle von weiteren Beifügungen. Die häufigsten Attribute sind Wappen und Tiere oder Fabelwesen, die oft unter den Füßen des Toten positioniert wurden207. Sowohl Fernwaffen, wie beispielsweise Pfeil und Bogen, als auch das Pferd, ein Tier, welches außerordentlich bedeutend für das mittelalterliche Kriegswesen war, finden kaum Erscheinung auf Grabmälern208. Das Bild des gerüsteten Ritters gibt ein Ideal wieder, wie sich der Verstorbene selbst sehen wollte. Ein alle Elemente vereinendes Exemplar existiert in der Pfarrkirche Schwanberg: Der gerüstete Verstorbene mit Lanze und Schwert, nämlich Andrä von Spangstein, steht auf einem Löwen; links und rechts seines Körpers füllen zwei Wappen in Hüfthöhe das Grabmal aus (Vgl. Kat.- Nr. 3). Im Gegensatz zu männlichen Grabmälern sind Grabmäler für weibliche Verstorbene seltener verbreitet. Bei den wenigen überlieferten Grabmälern kommen der Wille zu Repräsentation und die standesgemäße Darstellung weniger zu Geltung. Die abgebildeten Frauen werden zumeist betend in Andacht mit verschleierndem Gesicht und einer den Körper weitgehend bedeckenden Kleidung wiedergegeben209. Ein Beispiel für ein typisches figürliches Grabmal einer weiblichen Verstorbenen ist jenes der Margarethe Schrampf in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian (Vgl. Kat.- Nr. 6). Da sich Grabmäler von adeligen Frauen auf zwei Elemente stützen, nämlich die Kleidung und die religiöse Demut, ist es schwer, Unterscheidungen zu anderen Gesellschaftsschichten zu treffen, denn es ist es unmöglich, edle Textilien in einen Stein herauszuarbeiten oder die Kleidung in Farbe darzustellen210. Figürliche Grabmäler, die zu den aussagekräftigsten

205 Zajic, Grabdenkmäler, S. 187. 206 Valentinitsch, Aussage des Grabmals, S. 283. 207 Zajic, Grabdenkmäler, S. 188. 208 Valentinitsch, Aussage des Grabmals, S. 284. 209 Ebd., S. 286, 287. 210 Zajic, Grabdenkmäler, S. 198. 59

Grabmälern gehören, umfassen ein breites Spektrum an Grabmaltypen. Am häufigsten erscheinen sie auf Grabplatten, Epitaphien und Sargtafeln.

4.6. Familien- und Kindergrabmäler

Neben Grabmälern, die für einzelne Männer oder Frauen errichtet worden sind, existieren auch Grabmäler für Familien und Kinder. Bis in das 15. Jahrhundert gibt es im deutschsprachigen Raum nur vereinzelt Grabmäler dieser Art. Der Brauch setzte erst mit dem Erstarken des Bürgertums und dem Beginn der Renaissance ein. In der Steiermark ist das zeitliche Auftreten dieser Grabmäler erst im 16. Jahrhundert vermehrt spürbar. Insgesamt befinden sich in unserem Bundesland im Zeitraum von 1539 bis 1741 51 Kindergrabmäler, davon jeweils zwei in der Pfarrkirche Preding und Groß Sankt Florian und eines in der Pfarrkirche von Schwanberg (Vgl. Kat.- Nr. 8, 11, 12, 13, 14 ). In nachfolgender Zeit bricht die Errichtung eines solchen Grabmaltyps ab, erst mit dem Beginn der Biedermeierzeit setzt erneuter Aufschwung ein. Familiengrabmäler, von denen 50 Ausfertigungen vom Spätmittelalter bis zur frühen Neuzeit in der Steiermark erhalten sind, treten gleichzeitig mit den Kindergrabmälern auf, doch endet diese Grabmalform mit der Ausweisung des protestantischen Adels 1628/29 abrupt. Für eine solche Gattung ist das Grabmal von Gilg von Saurau und seiner Familie zu erwähnen, welches in der Pfarrkirche Preding zu finden ist (Vgl. Kat.- Nr. 7a). Daher muss neben grundsätzlichen Aufgaben, die Grabmäler erfüllen und ausdrücken sollten, wie etwa Repräsentation, Macht und vornehme Herkunft auch die Konfession miteinbezogen werden. Die meisten Auftraggeber solcher Grabmäler waren in der Steiermark Protestanten. Mit Hilfe der Aufstellung ergab sich für viele die einmalige Gelegenheit, ihren Glauben für die Allgemeinheit sichtbar darzustellen211. Durch die Lehren Martin Luthers reifte bei Protestanten eine andere Überzeugung von Ehe und Familie. Die lutherische Theologie, welche die Familie als vorpolitische Ordnung und als den Ursprung der Völker interpretiert, stellt das Zusammenwirken von Ehe und Kindern in den Vordergrund, mit dem Ziel, den Umbruch von der patriarchalen zur partnerschaftlichen Familie, die sich nur auf den engsten Kern der Familie beschränkte, zu schaffen212. Ob diese Vorstellung, nämlich die Familie als Gemeinschaft, der Wirklichkeit entsprach beziehungsweise ein Grund für die Errichtung von Grabmälern war, sei dahingestellt. Ein der gesamten Familie gewidmetes Familiengrabmal wurde meistens dann errichtet, wenn das Familienoberhaupt gestorben war. Der Auftraggeber waren entweder die

211 Vgl. Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 125ff. 212 Vgl. Keil, Familie, S. 2–6. 60

Witwe oder andere Familienmitglieder beziehungsweise der Verstorbene selbst. Bereits verheiratete Kinder, die selbst nicht mehr in ihrer väterlichen Familie lebten, wurden dennoch häufig mitabgebildet213. Ein wichtiges Ziel der Ehe ist die Zeugung von Kindern. Besonders viele Nachkommen heben eine starke Fortpflanzungsfähigkeit / -willen des Familienoberhauptes hervor. Auf Familiengrabmäler werden die Kinder, wenn sie auch von mehreren Ehefrauen stammen, kleiner und oft nur schemenhaft dargestellt. Das Alter und das Geschlecht spielen aber eine wesentliche Rolle. In den meisten Fällen werden die Söhne entweder neben oder hinter dem Vater, stets nach ihrem Alter gestaffelt, abgebildet. Die weiblichen Mitglieder werden immer auf der Seite der Mutter dargestellt. Ein Kreuz über dem Kopf weist auf den bereits erfolgten Tod des Kindes hin214. Auf den Grabmälern knien die Ehepartner zumeist gleichberechtigt gegenüber, doch entsprach diese Ebenbürtigkeit in der Reformationszeit nicht der Realität. Die Frau war in dieser Zeit noch nicht emanzipiert und dem männlichen Ehepartner gleichgestellt, so, dass der Familienvater bei fast allen Familiengrabmälern die rechte und vornehmere Seite, vom Betrachter ausgesehen, die linke Seite, einnahm. Ein besonderes Merkmal von protestantischen Kindergrabmälern ist die Anführung von Bibelzitaten oder anderen tröstlichen Reimen, welche die Liebe der Eltern zu ihren Kindern ausdrücken. In der Steiermark verwendeten viele Adelige den Bibelspruch „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich“. Der Spruch aus dem Markus-Evangelium findet sich auch auf zwei Kindergrabmälern wieder (Vgl. Kat.- Nr. 12, 14), die Auftraggeber waren alle überzeugte Protestanten. Erst nach und nach nahmen katholische Kindergrabmäler zu, die im Wesentlichen die Form der protestantischen Grabmäler übernahmen. Generell ist zu bedenken, dass der Tod eines Kindes im Verständnis einer mittelalterlichen oder neuzeitlichen Adelsfamilie ernsthafte, genalogische Folgen mit sich bringen konnte, es konnte bis zum Erlöschen eines Familienstammes gehen215. Im Laufe der Zeit gab es keinen bestimmenden Typ von Kindergrabmalformen, die Vielfalt ist daher entsprechend groß. Dem natürlichen Geschlecht und Aussehen kam im Gegensatz zu Familiengrabmälern keine entscheidende Bedeutung zu. Säuglinge wurden oft als dicht eingewickelte, puppenähnliche Figuren dargestellt, deren Kopf auf einem Polster ruht. Das Kind, als eigene Persönlichkeit, wird dabei häufig entweder im Kreise der Familie oder in frontaler Ansicht alleine dargestellt216. Nackt werden Säuglinge in der Steiermark im Gegensatz

213 Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 125. 214 Ebd., S. 126. 215 Va lentinitsch, Erneuerung, S. 565. 216 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S., 217f. 61

zu anderen Regionen nie dargestellt217. Ein- bis dreijährig verstorbene Kinder, wie etwa Christoph Friedrich Galler in der Pfarrkirche Schwanberg (Vgl. Kat.- Nr. 13) oder Benigna von Racknitz in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian (Vgl. Kat.- Nr. 11), werden meist in einem langen Hemdkleid mit Halskrause oder Spitzenkragen wiedergegeben. Auch hier liegt der Kopf meist auf einem Kissen218. Oftmals nehmen Kinder dieses Alters eine „stehend- liegende“ Position ein, wobei die Arme angewinkelt sind und die Hände gefaltet über der Brust liegen (Vgl. Kat.- Nr. 11)219. Halbwüchsige, unabhängig von ihrem Alter, werden in Erwachsenkleidung gezeigt, da es im deutschen Raum keine eigene Kleidung für Kinder gegeben hat220. So wie bei Grabmälern von Erwachsenen können auch bei Kindergrabmälern Wappen und Titel beigefügt sein. Bei bürgerlichen Kindergrabmälern wird meist darauf hingewiesen, dass das Kind ehelich geboren wurde. Ein entscheidender Aspekt bezüglich der Unterschiedlichkeit dieser Grabmalformen ist die Ausdrucksform. Während Familiengrabmäler einen patriarchalischen Charakter aufweisen, beschränken sich Kindergrabmäler auf die Individualität. Familiengrabmäler sind zudem eine genalogische Quelle, welche etwa bei fehlenden Pfarrmatriken herangezogen werden können221.

4.7. Geistliche Grabmäler

Viele Jahrhunderte diente der Kelch als symbolisches Zeichen für ein Priestergrabmal (Vgl. Kat.- Nr. 20, 22). Weitere Attribute können ein oder mehrere Bücher sein, auf denen ein Kelch platziert wurde. Hohe geistliche Würdenträger wurden mit ihren Insignien abgebildet. Für Bischöfe typische Attribute waren der Stab, die Mitra, der Ring oder das Brustkreuz (Vgl. Kat.- Nr. 15). Die gängigste Grabmalform im priesterlichen Bereich war über Jahrhunderte hinweg die figürliche Grabplatte. So wie bei anderen Grabplatten konnte die Inschrift auch für Geistliche am Rahmen entlanglaufen. Eine andere Variante war die Anbringung einer eigenen Inschriftentafel, unabhängig von der Grabplatte, so wie etwa die des Propstes Simon Eberhard in der Pfarrkirche Stainz (Vgl. Kat.- Nr. 15). Protestantische Geistliche neigten mehrheitlich zu bürgerlichen Grabmalformen, wie etwa dem Epitaph222.

217 Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 129. 218 Zajic, Grabdenkmäler, S. 222. 219 Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 129. 220 Zajic, Grabdenkmäler, S. 222. 221 Vgl. Valentinitsch, Familien- und Kindergrabmäler, S. 130f. 222 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 168–172. 62

5. Die Schriftformen

Nach der Hinwendung zur klassisch orientierten kapitalen Schrift in der Zeit der Karolinger und Ottonen beginnt um die Jahrtausendwende eine deutliche Umkehr. Der in den nächsten Jahrhunderten dominierende Stil zeigt ein Erscheinungsbild, welches eher eng gedrängt wirkt. War die romanische Majuskel noch von einer linearen Ausprägung der Buchstaben geprägt, so vermehren sich mit der Zeit zeichnerische Elemente223. Häufig werden in das von der Kapitalis bestimmte Alphabet zusätzlich runde, aber auch eckige Sonderformen miteinbezogen. Auch Ligaturen, Enklaven und verschränkte Stellungen der Buchstaben sind ein typisches Zeichen dieser Schriftform224. In der Mitte des 12. Jahrhunderts verdrängt schließlich ein runderes und breiteres Gesamtbild die eckige, gedrängte Form des 11. Jahrhunderts. Die gotische Majuskel entwickelte eine rundere Ausführung der kapitalen Buchstaben und bezog ein kapital-unziales Mischalphabet mit225. Wichtige Merkmale bei dieser Schriftart sind die Abschließung einzelner Buchstaben durch einen Abschlussstrich aufgrund der Vergrößerung der Sporen an Schaft-, Balken- und Bogenenden und die keilförmig verbreiterten Schaft- und Balkenenden226. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts verdrängte im österreichischen Raum allmählich die gotische Minuskel die Majuskel auf Inschriften. Bei der gotischen Minuskel, die in ihrem Idealtyp der Textura der Buchschrift entspricht, wird erstmals wieder der Gebrauch von Kleinbuchstaben gemacht, nachdem seit der Antike die Majuskel in der Form der Kapitalis oder als kapital- unziales Mischalphabet die epigraphische Schriftform dominiert hatte227. Die Charakteristika dieser Schrift sind einerseits die enge und gitterartige Anordnung der Buchstaben und andererseits die Brechung der Schäfte und Bögen, welche in senkrechte und zumeist in linksschräge Bestandteile umgeformt sind, die zu Quadrangeln verdichtet werden können228. Ein markanter Buchstabe dieser Schriftform ist das doppelstöckige a229. Die gotische Minuskel stand bis in das 16. Jahrhundert in Gebrauch und wurde oftmals mit der aufkommenden Fraktur in einer Mischform verwendet. Als Beispiele dienen hierfür die Wappengrabplatten von Leutold I. von Wildon (Vgl. Kat.- Nr. 1) und Rudolf von Hollenegg (Vgl. Kat.- Nr. 2) und die figürliche Wappengrabplatte von Andrä von Spangstein (Vgl. Kat.- Nr. 3).

223 Koch, Epigraphica, S. 77f. 224 Kloos, Epigraphik, S. 124. 225 Koch, Epigraphica, S. 78. 226 Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 28. 227 Koch, Epigraphica, S. 78. 228 Vgl. Kloos, Epigraphik, S. 134f. 229 Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 51. 63

Die eben genannte Schriftform, die Fraktur, stammt von Schriften, die Merkmale der Textura und kursiver Elemente beinhalteten, ab. Die Fraktur hat gleich wie die gotische Minuskel einen gitterähnlichen Aufbau, unterscheidet sich jedoch durch das einstöckige a und durch Schwellzüge und Schwellschäfte230, sowie die spitzovale Gestaltung der gerundeten Buchstaben231. Des Weiteren treten geformte Anschwünge, die sogenannten „Elefantenrüsseln“ vor den Frakturversalien auf und verstärken die Bewegtheit des Schriftfeldes232. Zwei Grabmäler des Inschriftenkatalogs weisen solche Frakturschrift (Vgl. Kat.- Nr. 9, 24) auf. Parallel zur Ausprägung der beiden zuletzt genannten Schriftformen wurde im ausgehenden Spätmittelalter die Kapitalis wiederbelebt. An dieser Stelle sei die frühhumanistische Kapitalis zu erwähnen, welche keine Übergangsschrift zur Kapitalis der Renaissance darstellt. Überdies weist sie auch keine Verbindung mit der klassischen Kapitalis auf233. Die frühhumanistische Kapitalis ist eine mittelalterliche Schrift, die vor allem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert verwendet wurde. Sie stellt eine Mischschrift dar, die auf verschiedene Majuskelschriften zurückgreift und neue Formen einbaut. Merkmal ist eine große Streuung in der Ausführung der einzelnen Buchstaben234. Die Kapitalis hingegen, welche in der Zeit der Renaissance aufgegriffen wurde, hatte zum Ziel, überflüssig erscheinende Formen des Alphabets zu bereinigen. Ausgehend von Italien fand die Kapitalis, die Monumentalschrift der Antike, auch Ende des 15. Jahrhunderts im österreichischen Raum Gebrauch235. Im Gegensatz zur römischen Kapitalis, bei der zumeist die Buchstaben mit Lineal und Zirkel entworfen wurden, weist die jüngere Kapitalis keine strengen Konstruktionsprinzipien auf. Auch Bogenverstärkungen, Serifen oder ausgeprägte Haar- und Schattenstriche waren bei der Kapitalis des 16. oder 17. Jahrhunderts nicht zwingend. Vielmehr variierten die Buchstaben in ihrer Größe und Breite, in ihrer Ausführung und in ihren Erscheinungsformen. Diese Vielfalt beruht freilich auch auf unterschiedlichen regionalen Entwicklungen, die es im antiken homogenen Römischen Reich weniger gegeben hat236. Insgesamt 19 der 24 Grabmäler des Katalogteiles repräsentieren eine solche Schriftform. Die Kapitalis, deren Alphabet uns vertraut ist, dominiert die epigraphische Schrift bis heute.

230 Ein Schwellzug ist ein bogen- oder doppelbogenförmiger Strich mit einer sich veränderten Strichstärke. Ein Schwellschaft ist hingegen ein Schaft, der deutlich über die eigentliche Schaftstärke hinausschwellt und nach untenhin spitz zulauft (Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 19). 231 Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 48. 232 Kloos, Epigraphik, S. 142. 233 Steinmann, Überlegungen, 329. 234 Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 30. 235 Koch, Epigraphica, S. 79. 236 Deutsche Inschriften, Schriftbeschreibung, S. 26. 64

6. Das Formular der Grabinschriften

Trotz der Vielfalt von Grabmalformen und der Fülle an Möglichkeiten Grabinschriften auf einem Grabmal zu platzieren wird mit Berücksichtigung der Religions- und Sprachkonventionen einer Gemeinschaft inhaltlich ein Ziel angestrebt: Einen Mittelweg zu finden, der einerseits die gläubige Demut unterstreicht, andererseits den Verstorbenen repräsentiert und dessen Individualität hervorhebt, um in Erinnerung zu bleiben237. Grundsätzlich beinhaltet eine Grabinschrift folgende Eckdaten: Sterbedatum, Name des Verstorbenen, eventuelle Titel und Ämter, Grabbezeugung, Segenswünsche und / oder eine Fürbittenformel238. Die Daten werden entweder in lateinischen oder in arabischen Zahlen wiedergegeben, deren Gebrauch erst Mitte des 15. Jahrhunderts zunimmt. Sie können einerseits das Sterbedatum, andererseits aber den Tag der Errichtung des Grabmales angeben. Bei der arabischen Schreibweise kann insbesonders die Ziffer Null Probleme bereiten. Auch die Nennung von Heiligen- oder Festtagsdaten ist ein gängiger Brauch auf Grabinschriften (Vgl. Kat.- Nr. 5), der mit Ende des 16. Jahrhunderts allmählich abnimmt. Die Geburtsdaten der verstorbenen Person befinden sich nur in den seltensten Fällen auf den Grabmälern239. Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts und dem Auftreten der deutschen Sprache in Inschriften lässt sich ein Grundgerüst für das Formular einer Inschrift erkennen: Anno domini / Datum / ist gestorben (starb / ist verschieden / entschlafen) / Nomen nominandum / (und liegt hier begraben) / Segenswunsch. Dieses „Anno- Domini- Formular“, welches selbstverständlich in vielen Variationen gebraucht wurde (Vgl. Kat.- Nr. 1, 3), verschwindet um 1600 vollständig. Damit konkurrierte das „(All)hie ligt (ist begraben) / Nomen nominandum / der (so / welcher) gestorben ist (starb / verschieden / entschlafen ist) / Datum / Segensformel“ Formular einer Inschrift mit ihren unzähligen Abwandlungsformen. Dieses dominiert schließlich im 16. Jahrhundert auf Grabmälern und bleibt auch im 17. Jahrhundert eine der beliebtesten Formen, einen Verstorben in Erinnerung zu behalten. Segenswünsche wurden zumeist mit „dem / der got genad / genedig (barmherzig) sei“ ausgesprochen (Vgl. beispielsweise Kat.- Nr. 3). Häufig wurde auch die Variation „dem (der / denen) und uns allen (und allen gläubigen) eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle“ angewandt (Vgl. Kat.- Nr. 11)240.

237 Koch, Dem Got Genad, S. 282. 238 Hüpper, Gedenken, S. 126. 239 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 246f. 240 Ebd., S. 240–245. 65

7. Zweck und Aussage von Grabmälern

Mit der Errichtung eines Grabmals versucht der Auftraggeber eine fortwährende Mitteilung seiner Nachwelt zu vermitteln. Grabmäler sind daher nicht nur für den engeren Kreis von Hinterbliebenen gedacht, sondern auch für die Allgemeinheit. Durch ihre religiösen und / oder profanen Inhalte dienen sie als Kommunikationsmittel. Helfried Valentinitsch arbeitete drei wesentliche Motive heraus, welche die zentralen Gründe für die Errichtung eines Grabmales im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit demonstrieren. Erstens ist das Grabmal ein Beweis dafür, wie der Verschiedene beziehungsweise dessen Familie ihre gesellschaftliche und soziale Stellung beurteilen. Zweitens versucht der Verstorbene einen positiven Lebensabriss der Nachwelt zu vermitteln. Der Inhalt des Grabmales soll eine positive Darstellung seines Lebens und seines Wirken wiedergeben. Das dritte Motiv, welches Valentinitsch einbrachte, ist meiner Meinung nach, mit dem Erstarken des Bürgertums in Verbindung zu sehen. Besonders der Adel, versuchte sich von anderen sozialen Schichten zu unterscheiden. Somit lässt sich auf vielen Grabmälern ein offensichtliches Prestigestreben erkennen241. Besonders der dritte Punkt ist ein klarer Widerspruch der kirchlichen Weltanschauung. Das Repräsentationsstreben spiegelt in keiner Weise das Armutsideal und die Ansicht, dass alle Menschen vor dem Tod gleich sind, wider. Insbesondere durch die Qualität der Ausführung des Grabmals konnte der Verstorbene seine soziale Stellung untermauern. Größe und Material spielen dabei eine große Rolle und deuten auf den Wunsch des Verstorbenen hin, eine bestimmte Erinnerung und soziale Stellung der Nachwelt zu übermitteln. Feinste Gesteinsarten, die von bekannten Steinmetzen bearbeitet wurden, konnte sich nur eine kleine Oberschicht leisten242. Besonders soziale Aufsteiger, wie etwa Bürger, die in den Adelsstand erhoben wurden, versuchten bewusst einerseits typische Grabmalformen des Adels aufzugreifen, andererseits ihre eigentliche Herkunft durch besonders kostspielige Denkmäler zu verbergen243. Neben der Gestaltung des Grabmals selbst ist der Standort der Aufstellung ein aussagekräftiger Faktor für das Prestigestreben sozialer Gruppen. In der Antike und frühchristlichen Zeit waren Bestattungen innerhalb der Stadt verboten. Der Wunsch, eine Grablege nahe der Heiligenreliquien bei den Altären zu bekommen, war immer stärker geworden. Trotz mehrerer Konzilsbeschlüsse im Frühmittelalter, in denen weiterhin das Verbot der Bestattung im Kircheninneren ausgesprochen wurde, duldete die kirchliche Führung Ausnahmen, die auf

241 Vgl. Valentinitsch, Sozialer Aufstieg, S. 15f. 242 Vgl. Kohn, Selbstdarstellung, S. 313ff. 243 Valentinitsch, Sozialer Aufstieg, S. 19. 66

wenige weltliche und geistliche Größen beschränkt waren244. Die vornehmsten Bestattungsplätze in einer Kirche waren neben dem Chor, eben dort, wo die Reliquien aufbewahrt wurden und liturgische Handlungen stattfanden, die Längsachsen. Da diese Orte nur eine begrenzte Zahl an Grablegen aufnehmen konnten, wurde im Laufe der Zeit der Kirchenboden genutzt. Generell waren gut sichtbare Plätze im Gotteshaus beliebt, womit der Verstorbene sich der Erinnerung und der Fürbitten der Gläubigen sicher sein konnte. Ein Grabmal in der Kirche deutet auf eine vornehme und finanzielle Stellung hin und die Macht, sich einen begehrten Platz sichern zu können.245. Die einzelnen sozialen Gruppen, etwa Adelige, Geistliche oder Bürger, werden zumeist mit ihren typischen Symbolen und Attributen dargestellt. Erstrebenswerte und moralisch als gut bewertete Eigenschaften, wie etwa „das Ritterideal“, wurden auch dann noch vielfach verwendet, obwohl die Denkweisen der Zeit bereits andere waren. Die Darstellung des „gerüsteten Ritters mit Schwert und Lanze“ wurde noch im 17. Jahrhundert als Bildnis gewählt, obwohl bereits eine ganz andere Waffen- und Kriegstechnologie verbreitet war. Solche Bilder entsprechen mehrheitlich nicht der tatsächlichen Beschäftigung des Verstorbenen, sondern wurden deswegen gewählt, weil damit die Öffentlichkeit eine positive Wertvorstellung assoziierten konnte246. So wurden auch Wappen für repräsentative Zwecke verwendet, um eine herausragende vornehme Herkunft vorzulegen. Weiters heben Grabinschriften umfangreiche Informationen über die jeweiligen Leistungen des Verstorbenen hervor. Im Gegensatz zum Bürgertum, das eher zurückhaltende Inschriften erstellen ließ, protzte der Adel mit der Anführung von Titeln und öffentlichen Funktionen auf Grabmälern (Vgl. Kat.- Nr. 7b, 10)247. Die behandelten Aspekte unterstreichen die Annahme, dass die Errichtung von Grabmälern wesentlich der Repräsentation diente. Selbstverständlich erhoffte sich der Verstorbene, dass die Menschen beim Betrachten des Grabmales innehielten und für sein Seelenheil beteten. Doch die teilweise monumentalen und aufwendig gestalteten Grabdenkmäler sollten auch ein klares Bild vom Leben und der sozialen Stellung geben und die Unterscheidung zu anderen Gesellschaftsgruppen unterstreichen.

244 Vgl. Aries, Geschichte des Todes, S. 63–69. 245 Vgl. Zajic, Grabdenkmäler, S. 100f. 246 Vgl. Valentinitsch, Sozialer Aufstieg, S. 17f. 247 Ebd., S. 18. 67

Die Inschriften

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1 Pfarrkirche Stainz 1448

Eingemauerte Wappengrabplatte Leutolds I. von Wildon aus Rotkalk (Adneter- Marmor). Die Platte befindet sich in der nordwestlichsten Seitenkapelle (Vierzehnnothelfer–Altar) an der Westwand in der Pfarrkirche in Stainz. Die Grabplatte zeigt im vertieften Bildfeld ein Relief- Vollwappen mit Helmzier und Helmdecke. Auf der erhabenen Rahmenleiste findet sich eine umlaufende Inschrift, die links oben beginnt. Die Leiste ist im oberen rechten Bereich teilweise übermauert. Zudem ist sie durch Ausbröckelung und mehrere von oben nach unten verlaufende Sprüngen stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

H. 216 cm, B. 103 – 110 cm, Bu. ca. 8 cm. – Mischform zwischen Gotischer Minuskel und Fraktur.

Anno d(omi)ni M CC XLVIIII ydvs Aprilis ist gestorben der edel herr her lewto(l)d von wildon stifter des gotshavs sand kathrein cze Stencz hie begrab[en]

Datum: 1249 April 13. Wappen: Wildon1).

Leutold I. von Wildon, Sohn des Herrand I. von Wildon2), ging vor allem durch die Gründung des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes Stainz3) in die Geschichte ein, welches er mit seinem persönlichen Vermögen ausstattete.4) Sein Vater Herrand I. war durch die Ehe mit Gertrud, das einzige Kind des Leutold von Gutenberg, zu einem der bedeutendsten und mächtigsten Ministerialen der Steiermark aufgestiegen. Leutolds I. älterer Bruder Hartnid I. starb vor 1222, das Todesjahr seines Bruders Richer ist ungewiss. Einzig sein Bruder Ulrich I. überlebte ihn. Bei den Streitigkeiten Herzog Friedrichs II. und Kaiser Friedrich II. standen Leutold I. und sein Bruder auf der Seite des Kaisers, doch folgte alsbald die Aussöhnung mit dem Landesherren5). Leutold I. von Wildon war mit Agnes, einer Tochter Ottos von Traberg vermählt. Da die beiden nur zwei Töchter, Gertrud und Agnes, hatten, wurde der Mannesstamm von seinem Bruder Ulrich I. und dessen Söhnen6) weitergeführt. Leutold I. Tochter Gertrud war mit Albero V. von Kuenring verheiratet, die andere Tochter, Agnes, war mit Otto von Lichtenstein vermählt. Seine Frau Agnes starb am 18/19 Juli 12727). Die Wappengrabplatte. wurde vermutlich anlässlich des 200jährigen Todestages Leutold I. von Propst Sigmund von Lemsitz errichtet8).

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1) Schild: Kleeblatt mit der Spitze nach oben; Spangenhelm, darüber glockenförmigen Hut, besteckt mit einem Federbusch; Helmdecke (Heissenberger, Adelswappen, S. 127). 2) Die Herren von Wildon stammten höchstwahrscheinlich von einem Ministerialengeschlecht ab, deren Sitz die Riegersburg war. Um 1160 wird ein Richer von Hengist, Wildon und Riegersburg genannt, welcher weit verstreuten Besitz, auch in Ober- und Niederösterreich, hatte. Ein weiteres Indiz für die Abstammung der Wildonier von den Riegersburgern beweist eine Urkunde aus dem Jahr 1173: Hartnid I. von Wildon, der sich 1172 noch „von Riegersburg“ nannte, wird als Zeuge in einer Urkunde erwähnt. (Ebner, Burgen, S. 192). Herrand I., ein Bruder von Hartnid I. von Wildon, und Wilhelm III. von Heunburg entführten 1174 die Töchter des Hochfreien Leutold von Gutenberg und nahmen zudem einige seiner Gefolgsleute in Gefangenschaft. Erzbischof Adalbert von Salzburg vermittelte in diesem Streit und bewog Leutold die Heirat zu bewilligen. Somit ist die erste nennenswerte Tat eines Wildoniers der abenteuerliche Raub einer Hochfreien. Die Eheschließung brachte eine Vielzahl an Herrschaften mit ein, unter anderem Gutenberg, Waldstein und Weiz (Kummer, Wildonie, S. 195–198). 3) Zur Gründung des Stiftes siehe Kapitel Stainz: „Das Augustiner-Chorherrenstift Stainz“. 4) Kogler, Wildonier, S. 138f. 5) Dopsch, Landherren, S. 228. 6) Herrand II., der auch ein bekannter Dichter und Minnesänger war, und Hartnid III. waren anfänglich verbündete des König Přemysl Ottokar II., wendeten sich jedoch alsbald vom Böhmenkönig ab. Beiden wurden wegen Landesverrates gefangen genommen und mussten die Burgen Eppenstein, Gleichenberg und Primaresburg an den König abtreten. Daraufhin wandten sich die Brüder an König Rudolf I. und schlossen sich 1276 dem Adelsbündnis zu Rein an. Rudolf dankte den Wildoniern: Herrand II. bekamm das erbliche Truchsessenamt übertragen, Hartnid III. wurde zum Marschall von Steiermark ernannt. Durch die Beteiligung an der Fehde des steirischen Adels gegen König Albrecht I. begann der allmähliche Niedergang der Wildonier. Obwohl die Mehrheit der Adeligen sich mit dem Herzog aussöhnte, führte Hartnid II. den Kampf weiter. Trotz hartnäckiger Verteidigung wurde die Burg Neuwildon von den Anhängern des Herzogs eingenommen: Hartnid III. musste seine Stammburg dem Landesherren übergeben. Bereits in der nächsten Generation, nämlich im Jahr 1325, starb das Geschlecht der Wildonier im Mannesstamm mit Hartnid IV., dem Sohn Hartnids III., aus (Vgl. Dopsch, Landherren, S. 129f). 7) Kummer, Wildonie, S. 226f. 8) Vgl. Kogler, Wildonier, S.139 und 141.

2 Pfarrkirche Groß Sankt Florian 1477

Wappengrabplatte des Rudolf von Hollenegg in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian auf der Ostseite des östlichsten Pfeilers auf der Evangelienseite aus Rotkalk (Adneter- Marmor?). Von links oben beginnende, umlaufende, eingekerbte Inschrift. In einem vertieften Feld mit

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dreipaßartigem Abschluss Relief-Vollwappen mit Helmzier und Helmdecke. Rechtes Eck oben abgeschlagen, gesamte Inschrift stark verwittert, rissig und zerkratzt.

H. 190 cm, B. 90 cm, Bu. 7 cm. – Mischform zwischen Gotischer Minuskel und Fraktur.

Hie liegt begraben der edel Rudolff von holnegk und ist gestorben des montags nach unser lieben Frauentag in der Vasten / Anno Domini MCCCCLXX VII Amen

Datum: 1477 März 31. Wappen: Hollenegg1).

Die Grabplatte Rudolfs III. stand einst an einem Mauerpfeiler in der Kirche und wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Pflasterstein vor einer Kapelle verwendet. Dadurch wurde der Zustand der Grabplatte sicherlich schwer in Mitleidenschaft gezogen. Alois Sudi, 1961–1992 Pfarrer in Groß Sankt Florian, versetzte die Grabplatte schließlich an den heutigen Standort2). Rudolf III. von Hollenegg3) entstammte der Linie der Hollenegger zu Kainach4). Sein Vater Konrad II., vermählt mit Anna von Kainach, war Verweser und Judenrichter in Graz. Rudolf III. war Grundbesitzer in Bärnbach und Umgebung und hatte den ehemaligen Ansitz der Kainacher inne. In erster Ehe, die kinderlos blieb, war Rudolf mit Juliana Grasl verheiratet. Aus seiner zweiten Ehe mit Magdalena, Tochter des Erhard Trapp, entstammten fünf Söhne und eine Tochter. Sein ältester Sohn Georg III. wurde von Piberer Bauern erschlagen. In Folge des Prozesses, der auch nach dem Aussterben der Kainacher Linie fortgesetzt wurde, sind vier weitere Söhne Rudolfs III. urkundlich genannt: Konrad III., in erster Ehe mit einer von Gutenberg, in zweiter Ehe mit Helena, Tochter des Wilhelms von Trauttmansdorff verheiratet, Sigmund, Chorherr und ab 1494 Erzbischof von Salzburg, Ulrich und Hans. Bis auf den Letzt- genannten, welcher Margarethe, Tochter des Erhard Lemsitzer ehelichte, hatten die übrigen Söhne Rudolfs III. keine Kinder. Dadurch starb die Kainacher Linie der Hollenegger mit Christof II., dem Sohn des Hans beziehungsweise Enkel Rudolfs III. aus. Den gesamten Besitz dieser Linie vererbte Christof II. dem Abel von Hollenegg5) aus der Linie zu Hollenegg.

1) Leicht nach rechts geneigter Schild: stehender Storch; über dem linken Obereck ein Stechhelm; Schildfigur; Helmdecke (Heissenberger, Adelswappen, S. 75). 2) Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 69. 3) Die Abstammung der Hollenegger ist nicht gesichert. Rudolf I., Salzburger Ministerial, schenkte um 1165 dem Benediktinerstift Admont sein Erbgut bei Hollenegg, die Kirche und einen Weingarten im Sausal. Ein

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möglicher Grund für diese Widmung und der daraus resultierenden erzbischöflichen Untergebenheit, könnte die Abstammung der Hollenegger von den ehemals hochfreien Aribionen sein, um dadurch dem Niedergang in die landesfürstliche Ministerialität zu entgehen. Fortan wurde Hollenegg als Freies Eigen (patrimonium) bezeichnet (Bracher, Laßnitztal, S. 157 und Härtel, Storch und Zählbrett, S. 68f.). 4) Anfang des 14. Jahrhunderts war die Familie bereits so vielschichtig, sodass sie Reinhard Härtel in seinem Aufsatz „Storch und Zählbrett“ jeweils nach ihren Hauptbesitzungen in drei Linien aufgeteilt hat: Gutenhang, Kainach und Hollenegg (Vgl. Härtel, Storch und Zählbrett, S. 69f.). Außerdem waren einige Familienangehörige als Verwalter oder Burggrafen auf Deutschlandsberg, Schwanberg oder Eibiswald tätig (Vgl. Baravalle, Burgen, S. 70). 5) Abel, der zweitälteste Sohn des Friedrich IV. von Hollenegg, zeichnete sich nicht nur als erfolgreicher Kriegsmann aus – er war einer der Anführer des steirischen Adels bei der Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529 – sondern auch als ein geschickter Geschäftsmann. Er baute den Ansitz Hollenegg mit einem großen Darlehen aus (Pirchegger, Hollenegg, S. 48 f.). So wie sein ältester Bruder, blieben auch seine Söhne Eberhard IV. und Friedrich VI. ohne männliche Nachkommen, sodass der männliche Stamm der Hollenegger 1593 ausgestorben ist (Härtel, Storch und Zählbrett, S. 89). 6) Vgl. Härtel, Storch und Zählbrett, S. 80–83.

3 Pfarrkirche Schwanberg 1516

Eingemauerte figürliche Grabplatte des Andrä von Spangstein an der Südwand in der Seitenkapelle der Pfarrkirche Schwanberg aus Rotkalk (Adneter- Marmor?). In einer rundbogigen abgeschlossenen Nische steht die überlebensgroße frontale Ganzfigur eines Ritters, mit der rechten Hand eine Fahnenstange haltend, die Linke am Schwert. Der gerüstete Ritter mit offenem Visier ist auf einen liegenden Löwen gestellt und wird seitlich in Hüfthöhe von zwei Relief-Wappen mit Helmzier und Helmdecke begleitet. Zudem zwei einfach gestaltete Wappenschilde an den oberen Ecken. Auf der Rahmenleiste befindet sich eine von links oben beginnende, zweimal von der Helmdecke der Wappen unterbrochene erhabene Inschrift. Bei der linken oberen Ecke tiefer Sprung; ansonsten gut erhaltenes Grabmal.

H. 213 cm, B. 111 cm, Bu. 8 cm. – Mischform zwischen Gotischer Minuskel und Fraktur.

Anno d(o)m(ini) [.] 1516 […] andre von Spangstain die zeit lanz verbe ser in Steyr und ligt hie zu der […] dem Gott gnädig und parmherzig sein […].a) a) Gesamte Inschrift mit rautenförmigen Trennzeichen. 72

Wappen: Spangstein1); Spangstein2).

Andrä von Spangstein3), Sohn des Hans des Jüngeren und der Agnes von Himmelfeindt, war in erster Ehe mit Elsbeth Hoffner verheiratet. 1487 heiratete er ein zweites Mal, nämlich Helena, Tochter des Christoph von Mündorff und der Sophie von Hohenwart4). Nach den Wirren der Baumkircher Fehde bestellte der Landesherr 1471 Andrä zum Pfleger der Herrschaft Schwanberg, 1492 wurde er sogar zum Landesverweser der Steiermark ernannt. 1501 kaufte Andrä die Herrschaft Schwanberg von dem in Geldnöten befindlichen Kaiser Maximilian I. auf ewigen Wiederkauf ab. Andrä und sein jüngerer Bruder Sebastian, welcher unter anderem auch Amtmann in Aussee war und 1491 verschieden ist, waren herausragende Förderer des Marktes Schwanberg und der Pfarrkirche. Sie schenkten der Kirche 21 Äcker mit der Bedingung, wöchentlich eine Frühmesse für das Seelenheil der Verstorbenen aus der Familie Spangstein zu lesen. Andrä war auch für den Umbau und die Erweiterung der Pfarrkirche verantwortlich. Er ließ die gotische Seitenkapelle, in welcher sich heute sein Grabmal befindet errichten und das Kirchenschiff erweitern5). Als Andrä von Spangstein 1516 starb, hinterließ er mehrere Söhne: den ältesten Wolfgang, verheiratet mit Anna von Herberstein, Wilhelm, verheiratet mit Katharina von Eibiswald und Christoph, verheiratet mit Margarethe Schratt6). Diese Verbindungen seiner Kinder lassen auf ein bestimmtes Ansehen des Andrä von Spangstein7) schließen. Seine Wohltaten für die Kirche sind indes heute noch für den Besucher sichtbar.

1) Leicht nach links geneigter Schild: Mauerspange; als Helmzier ein geschlossener Flug; Helmdecke (Vgl. Heissenberger, Adelswappen S. 112). 2) Leicht nach rechts geneigter Schild: dreistufiger Stein (Pyramide); die Helmzier wiederholt das Wappenbild; Helmdecke (Heissenberger, Adelswappen S. 112). 3) Die ersten Familienangehörigen der Spangsteiner lassen sich im 12. Jahrhundert nachweisen. Die Herkunft dieses niederen Adelsgeschlechtes ist nicht nachgewiesen. Vermutlich wurden sie im 12. Jahrhundert von den Pettauern in das Gebiet von Schwanberg beordert Der erste bekannte Vertreter der Familie war der Ritter Adam von Spangstein, welcher vermutlich nordwestlich von Schwanberg im Stullnegggraben die Burg Spangstein errichtet hatte. Mit Erchenger von Spangstein, einem ritterlichen Dienstmann im Gefolge Friedrichs von Pettaus, wird die Familie erstmals 1255 urkundlich erwähnt. 1352 verkaufte der Pfarrer von Pettau / Ptuj Wolfram von Spangstein ein Kirchengut in der Gegend der Burg Spangstein. Somit rundeten die Spangsteiner ihren Besitz in der Umgebung von Schwanberg ab. Außerdem hatte die Familie bischöflich Seckauer Lehen im Raum Eibiswald und bekleideten hohe Ämter im Dienste der Pettauer. Hans von Spangstein war etwa Hauptmann von Pettau / Ptuj und auch als herzoglicher Forst- und Wildmeister im Sulmtal in den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts tätig. In dieser Zeit liegt auch der Beginn des Aufstieges dieser Familie. Neben Belehnungen seitens der Kirche oder dem Landesfürsten wurden die Spangsteiner Verwalter zahlreicher 73

Herrschaften. Sigismund, Hans Sohn und Bruder von Andrä, wurde unter anderem mit dem Dorf Mainsdorf und Gütern in Friedau / Ormož und in Leibnitz belehnt (Vgl. Pirchegger, Steirische Orts- und Familiengeschichte, S. 67–70). 4) Franz, Spangstein, S. 251. 5) Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 16f. und 105; und siehe auch Kapitel Schwanberg:„Baugeschichte der Pfarrkirche“. 6) Pirchegger, Steirische Orts- und Familiengeschichte, S. 76.

4 Pfarrkirche Groß Sankt Florian 1529

Eingemauerte figürliche Grabplatte und Inschriftentafel des Christoph von Racknitz in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian im Langhaus auf der Ostseite des zweitwestlichsten Pfeilers auf der Epistelseite aus Rotkalk (Adneter- Marmor?). Die glockenförmige achtzeilige Inschriftentafel befindet sich über der figürlichen Wappengrabplatte. Zwischen der dritten und vierten Zeile ist die Tafel vollständig gesprungen. Im vertieften Feld der Grabplatte steht die überlebensgroße frontale Ganzfigur, wobei der Verstorbene den Blick nach links gerichtet hat. Der gerüstete Verstorbene mit offenem Visier, welches in die Rahmenleiste ragt, hält in der rechten Hand eine Lanze, dessen Spitze sich ebenfalls in der oberen Rahmenleiste befindet und in der linken Hand ein Schwert. Zu seinen Füßen befindet sich eine Krone. Die Wappengrabplatte ist von einem Rahmen eingefasst, der mit floralen Ornamenten gestaltet ist. Die untere Leiste des Rahmens wurde rechts mit einem Relief-Wappen und links mit der Darstellungen eines Eselrumpfes ausgeschmückt.

H. 239 cm, B. 120 cm (Wappengrabplatte). H. 58 cm, B 108 cm, Bu. 4,5 cm (Inschriftentafel) – Kapitalis.

HIE / LIGT BEGRABEN / [DE]R EDLE GESTRENG[E] / RITER HER CHRISTOF VON / RAGKHNICZ a) KHINIGKHLICHER / M(AJESTÄ)T ZU a) HUNGERN UND BEHAIM RATE, DER GESTORBEN IST AMB FREITAG VOR / [SE]BASTIANTAG DEM GOTT GNAD IM 1529. a) Z retrograd.

Wappen: Racknitz1). Datum: 1529 Jänner 19.

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Christoph I. von Racknitz3) ist der Sohn des Sigismunds von Racknitz, welcher der Wegbereiter für den Aufstieg der Familie war, und der Enkel des Jörg von Racknitz. 1487 wurden ihm das Marchfutter zu Rassach, 1490 die Güter Pergarn, Tanzelsdorf und Krottendorf verliehen. Des Weiteren bekam der Racknitzer 1505 die landesfürstlichen Lehen bei der baufälligen Burg Voitsberg verliehen4). Für die Verwaltung seines großen Besitzes ließ er das Schloss Dornegg, vormals bereits ein Edelsitz der Racknitzer, erbauen, welches der Landesfürst 1529 kurz vor seinem Ableben mit einem Burgfried ausstattete5). Christoph I. fungierte unter Maximilian I. als kaiserlicher Rat6). Er war ein großer Wohltäter der Pfarrkirche Groß Sankt Florian und förderte den gotischen Umbau der Kirche7). Christophs I. ältester Sohn Gallus I. war in erster Ehe mit Afra von Perneck verheiratet, die letzte ihres Stammes. Gallus I. übernahm das Schloss Pernegg und vereinigte das Wappen der Racknitzer mit Teilen des Pernegger8). Zudem baute Christophs I. ältester Sohn den Ansitz Frauenthal zu einem Schloss um. Gallus I. und sein jüngerer Bruder Moritz I. wurden 1553 durch Kaiser Ferdinand I. in den Freiherrenstand erhoben9).

1) Leicht nach links geneigter Schild: Eselrumpf (Vgl. die Wappenbesserung: Kat.- Nr. 11). 2) Historiker sind sich einig, dass die Racknitzer mit Zweigen der Ulricher verwandt sind. Poppo I. von Sankt Ulrich, der Stammvater der Ulricher, der am Ulrichshof bei Frauentahl seinen Stammsitz hatte, urkundlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts mehrmals erwähnt und für die Verwaltung des Salzburger Besitzes im weststeirischen Gebiet auserwählt, hatte mehrere herausragende Nachkommen: Einerseits seinen Sohn Friedrich von Sankt Ulrich, den ersten Landsberger und andererseits seinen Enkel Gottfried II., von dem die Kelzen und Gleinzer abstammten. Ein Bruder Gottfrieds II., nämlich Heinrich, dürfte der Vater des ersten Racknitzers gewesen sein, der ebenfalls Heinrich genannt und 1224 erstmals urkundlich erwähnt wird. Für diese Verbindung spricht der Umstand, dass Heinrich von Racknitz Familienbesitz der Ulricher beziehungsweise Landsberger geerbt hatte, welcher in unmittelbarer Nähe des Ulrichshofes gelegen ist. Auch zur späteren Zeiten erbten die Racknitzer immer wieder Besitz von den Zweigen der Ulricher. Da alter Familienbesitz in der Regel innerhalb der Familie weitervererbt wurde, dürfte die Vermutung bezüglich der Abstammung der Racknitzer stimmen (Vgl. Bracher, Racknitzer S. 84–89). 3) Vgl. Baravalle, Burgen, S. 63, 81, 569. 4) Vgl. Ebner, Burgen, S. 21f. 5) Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 102. 6) Siehe Kapitel Groß Sankt Florian: „Baugeschichte der Pfarrkirche“. 7) Ebner, Burgen im Ennstal, S. 118 und Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 102. 8) Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 102.

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5 Pfarrkirche Schwanberg 1530

Figürliche Grabplatte des Christoph von Spangstein in der Pfarrkirche Schwanberg an der Nordwand links neben dem Durchgang zur Seitenkapelle aus Flaserkalk, wobei die Kirchenbänke die untere Hälfte des Grabmals verdecken. In einem halbrunden vertieften Feld steht die überlebensgroße frontale Ganzfigur eines Ritters, mit der rechten Hand eine Fahnenstange haltend, die Linke am Schwert. Der gerüstete Ritter mit offenem Visier ist auf einen liegenden Löwen gestellt. Auf der linken Seite neben seinem Fuß befindet sich ein Relief- Wappen. Eingeritzte Inschrift an den beiden Langseiten unten links beginnend.

H. 231 cm, B. 120 cm, Bu. 8 cm. – Kapitalis.

[…] GT BEGRABEN DER EDEL VND VEEST CRISTOFF VON / [S]PANGSTAIN DER GESTORBEN IST AND SAND ALEXIENTAG MDXXX

Wappen: Spangstein1). Datum: 1530 Juli 17

Christoph von Spangstein2) dürfte ein Sohn des Andrä von Spangstein (Vgl. Kat.-Nr. 3). Gewesen sein, da kein zweiter namentlich bekannter männlicher Familienangehöriger mit demselben Vornamen zu dieser Zeit existierte und Andrä von Spangstein neben seinen Söhnen Wolfgang und Wilhelm einen Sohn Christoph hatte. Demzufolge wäre einem von Hans Pirchegger in seinem Aufsatz „Beiträge zur steirischen Orts- und Familiengeschichte“ beigefügten Familienstammbaum der Spangsteiner zufolge Margarete Schratt3) dessen Ehegattin gewesen. In diesem Stammbaum sind drei Töchter angeführt: Helen, verheiratet mit Sigmund von Wildenstein, Felizitas, verheiratet mit Wilhelm Peuerl und Elisabeth4). Ob und in welchem Masse Christoph von Spangstein im Markt Schwanberg wirkte ist nicht bekannt. Seine vornehme Grablege lässt darauf schließen, dass er eng mit Schwanberg verbunden war.

1) Schild geviert: 1 und 4: dreistufige Pyramide; 2 und 3: schrägrechte Mauerspange; als Helmzier zwei auf dem oberen Rand sitzende frontale Gitterhelme (Vgl. die Wappen bei Kat.- Nr. 3 und Kraßler, Wappenschlüssel, S. 107). 2) Zur Abstammung der Spangsteiner siehe Kat.- Nr. 3, Anmerkung 3. 3) Die Schratt waren ursprünglich Dienstmannen der Eppensteiner, später dann vermutlich rittermäßige Dienstleute, die zur Primaresburg gehörten. Ihr Edelhof lag in der Gegend von Lankowitz (Baravalle, Burgen, S. 566).

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4) Pirchegger, Steirische Orts- und Familiengeschichte, S. 76.

6 Pfarrkirche Groß Sankt Florian 1558

Epitaph der Margarethe Schrampf, geborene Herberstein, in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian im Langhaus auf der Ostseite des zweiten Pfeilers von Westen auf der Evangelienseite aus weißem Marmor. Oben ist in einer Säulenarchitektur mit Rundbogen Christus am Kreuz dargestellt, darüber eine einzeilige Inschrift (I). Links vom Gekreuzigten kniet die überlebensgroße Verstorbene mit betend erhobenen Händen. Sie trägt ein langes, stark gefaltetes Kleid, eine Haube und einen breiten, bandförmigen Schleier, der nahezu das ganze Gesicht bedeckt. Rechts unmittelbar neben dem Gesicht befindet sich eine dreizeilige Inschrift (II). Unter dem Kreuz beziehungsweise rechts von der Verstorbenen ein Relief-Wappen. Daneben ein Totenkopf. Unter der bildlichen Darstellung eine siebenzeilige Inschrift (III). Die rechte Ecke des Epitaphs hat oben einen Sprung.

H. 171 cm, B. 82 cm, Bu. 4 cm. – Kapitalis.

I. I N R I II. O GOT ER / BARM DICH / MEIN

III. HIE LIGT PEGRABEN DIE EDL VND TVGENT / HAFFTIG FRAV FRAV MARGRET GEBORENE / VON HERBENSTAIN DES EDLEN VND / VND VESTEN HERN HANS SCHRAMPHEN / GEMACHL DIE GESTORBEN IST DEN / ERSTEN TAG IANUARII IN 1558 IAR / DER GOT GENAD

Wappen: Herberstein1).

1532 heiratete Margarethe, geborene Herberstein2), Hans Schrampf3), der 1528 nach einer längeren Vormundschaft durch die Spangsteiner das Erbe seiner Familie antrat. So wie Generationen zuvor, waren auch die Stubenberger beziehungsweise die Lichtensteiner die Lehensherren. Mit Hans Schrampf hatte Margarethe mehrere Kinder: Von drei Söhnen ist die Existenz gesichert: Caspar, Adam und Christoph. Nach dem Tod des Vaters 1567 wurde Caspar,

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verheiratet mit Elisabeth von Fladnitz, mit dem Besitz4) belehnt. Zudem pachtete er die Herrschaft Unter - Drauburg. Caspar ist sicherlich vor seiner Mutter gestorben, da sein Bruder Adam 1579 alleiniger Besitzer des Hofes Aichberg wurde. Ein Jahr nach dem Tod Margarethes wurde der Stammsitz der Familie von einer Brandkatastrophe schwer in Mitleidenschaft gezogen. Allgemein war die Zeit, in der diese Generation der Schrampfer lebte, aufgrund der Furcht vor erneuten Einfällen der Osmanen eine sehr beklemmende und unsichere. Die Söhne Margarethes, die im Dienste des Landesherren standen, mussten immer wieder in den Kampf ziehen und die Grenze absichern. In einem Gefecht gegen die Türken dürfte auch der jüngste der drei bekannten Söhne Margarethes, Christoph, gestorben sein5). Der Inschrift nach ist Margarethe Schrampf am 1. Jänner 1588 gestorben.

1) Schild geviert: 1 und 4: Sparren; 2 und 3 Gespalten: vorne Turm, hinten Balken (Zu der Wappengeschichte der Familie vgl. Gall, Wappenkunde, S. 322f.). 2) Die Herbersteiner, eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Steiermark, treten erstmals mit Otto von Hartberg in Erscheinung. Nachdem er 1290 die Burg Herberstein erworben hatte, nannte er sich nach ihr. 1537 stiegen die Herbersteiner in den Reichsfreiherrenstand auf. 1644 wurden sie in den Grafenstand, 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben. (Zur Burg Herberstein vgl. Baravalle, Burgen, S. 205f.). 3) Die Schrampf waren ein kleines Adelsgeschlecht, welches im Raum Eibiswald mehrere Güter zu Lehen hatte. 1427 belehnte Wulfing von Stubenberg, welcher Lehensinhaber der Herrschaft Mureck war, einen gewissen Ulrich Haylekher mit einem Hof „bey des Schramphnhof am Aichperg“. Bereits 1460 erhielt diesen nördlich von Eibiswald gelegenen Hof Jörg Schrampf von Kaiser Friedrich III zu Lehen. In folgender Zeit wurde das bäuerliche Anwesen zu einem Edelmannsitz und Herrschaftsmittelpunkt der Familie umgewandelt. Der Stammherr der Schrampf ist ein gewisser Ulrich, der 1338 als Zeuge in einer Urkunde erwähnt wird. Seine Söhne dürften die Ersten ihrer Familie sein, die weststeirischen Boden betreten hatten. Weriant ist als Burggraf in Schwanberg im Dienste der Pettauer bezeugt. Die Schrampf waren ein niederes Adelsgeschlecht, die im Dienste größerer Herren standen, Kriegsdienste und Verwaltungsaufgaben erfüllten und keine besondere Macht oder Würden erlangten. Durch die Ausweisung des protestantischen Adels verliert sich die Spur der Familie, die immerhin sieben Generationen in der Weststeiermark wirkte. Georg Ernst, das letzte herausragende Mitglied seiner Familie, verkaufte 1627 Aichberg an Julius Neidhart Freiherr von Mersberg, dem Inhaber der Herrschaft Arnfels (Vgl. Baravalle, Burgen, S. 58f.). 4) Die Grundpfeiler der im Raum Eibiswald aufgebauten kleinen Herrschaft waren neben dem Edelsitz in Aichberg die beiden heutigen Katastralgemeinden Haselbach und Hörmsdorf (Vgl. Pichler, Aichberg, S. 72f.). 5) Pichler, Aichberg, S. 75f.

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7a Pfarrkirche Preding 1563

Eingemauertes Epitaph des Gilg von Saurau und seiner Familie in der Pfarrkirche in Preding an der Nordwand unter der Orgelempore aus Marmor. Ädikulaartiger Aufbau im oberen Bereich des Epitaph: in der Bildmitte hält Gott den gekreuzigten Sohn in seinen Händen. Zu seinem linken Haupt eine Taube. Darüber eine zweizeilige Inschrift (I.). Abgeschlossen wird das Epitaph von einem Dreieckgiebel. Optisch im Hintergrund befindet sich ein einfach gestaltetes Portal, welches jeweils links und rechts von zwei Vögeln, vermutlich Adler, getragen wird. Im unteren Bereich befindet sich in der Mitte eine zehnzeilige Inschrift (II), links davon ein Relief- Vollwappen mit Helmzier und Helmdecke, rechts davon zwei kleinere Wappen, vermutlich die der beiden Ehefrauen. Im unteren Bereich des Epitaphs kniet der Stifter des Grabdenkmals betend, hinter sich sieben Söhne, die teilweise nur schemenhaft abgebildet sind. Über der männlichen Reihe (mit Ausnahme des Stifters) sind Namens-Inschriften eingemeißelt (III–IX). Bei vier Söhnen ist über den Köpfen jeweils ein Kreuzchen angebracht, als Hinweis, dass sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Epitaphs bereits verstorben waren. Das Bild wiederholt sich gleichermaßen auf der rechten Seite mit der weiblichen Reihe, voran drei Töchter, eine Mutter und Ehefrau, vier weiter Töchter, und eine Mutter und Ehefrau. Auch hier sind Namens- Inschriften angebracht (X–XVI), wobei sich vermutlich wegen des Platzmangels über den beiden größeren weiblichen Figuren sich keine Inschriften befinden. Die Kreuzzeichen über dem Kopf weisen auch hier auf den Tod des betreffenden Familienmitgliedes hin.

H. 160 cm, B. ca. 122 cm, Bu. 2,5 cm (I) / 1,5 cm (II) / ca. 2 cm (III–XVI). – Kapitalis.

I. SANCTAa) TRINITATIS VNVS DEVS / MISEREb) NOBISc) II. PRIMAd) IOHANNIS 5 C(A)PIT(A). / TRESe) SVNT QVIf) TESTIMONIVM DANTI IN / CELO PATER VERBVM (ET) SPIRITVSe) SANCTVSe) / (ET) HI TRES VNVM SVNT. / AVGVSTINVSe) LIB(ER). 6 DE TRINITATEe) / QVIg) TRINITATISe) MYSTERIVM VEL EX PARTE / VEL PER SPECVLVM ET IN AENIGMATE VIDET / GAVDEAT COGNOSCENS DEVMe) ET GRATIAS / AGAT: QVIg) VERO NON VIDET TENDAT / PER PIETATEM AD VIDENDVM III. ERASMh) IV. MICHAEL V. ANDRE VI. HANNS 79

VII. ALBON VIII. LIENHART IX. VEIT REINPRETH X. MARIA XI. ANNA REGINA XII. ELENA XIII. MARTHA XIV. CATARINA XV. SOPHIA XVI. MARVSCH a) Der Schaft des A in der gesamten Inschrift I und II nach links geschwungen. b) Der Schaft des M nach links geschwungen. c) Zeile zentriert. d) Sinngemäß fehlt hier EPISTOLA. e) Anfangsbuchstabe vergrößert. f) Nach unten ausschwingende Cauda bei Q. g) Anfangsbuchstabe vergrößert; nach unten ausschwingende Cauda bei Q. h) Anfangsbuchstaben der Inschriften III–XVI vergrößert.

Erster Brief des Johannes, Kapitel 5, Verse 7 f. (II / Zeile 1–4). Augustinus, De Trinitate: Buch 6, Kapitel 10 – „Die Appropriationen des Heiligen Hilarius“ (I / Zeile 5–10).

Heilige Dreifaltigkeit. Einziger Gott erbarme dich unser (I). Der erste Brief des Johannes im fünften Kapitel. Es gibt drei, die im Himmel Zeugnis ablegen: der Vater, das Wort (=Sohn) und der Heilige Geist und diese drei sind Eines. Augustinus 6. Buch. Über die Dreifaltigkeit. Derjenige, der das Mysterium der Dreifaltigkeit teilweise oder durch einen Spiegel und in Andeutung sieht, möge sich freuen, weil er Gott erkennt, und ihm danken. Der ihn aber nicht sieht soll sich durch Frömmigkeit bemühen, um ihn zu sehen (II).

Wappen: Saurau1); Zollner2); Kainberg3).

Gilg von Saurau4), Ururgroßenkel Kaspars I. und Sohn des Erasmus von Saurau von der Lobminger Linie der Saurauer (1532 gestorben), war in erster Ehe mit Cornelia von Kainberg und in zweiter mit Martha, Tochter von Veit Zollner und Anna, Geborene von Kollnitz, verheiratet. Ab 1551 folgte er seinem Vetter Franz von Saurau von der Hornegg-Ligister Linie bis zu seinem Tod als Herr des nördlich von Preding gelegenen Schloss Hornegg. Die Errichtung des Familienepitaphs veranlasste Gilg von Saurau wahrscheinlich noch zu seinen

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Lebzeiten selbst, möglicherweise zur Erinnerung an seine erste verstorbene Ehefrau und seine zahlreichen im Kindesalter verstorbenen Söhne und Töchter5). Gilg von Saurau und sein Bruder Alban übernahmen von ihrem Vater Erasmus die Herrschaft Großlobming, die später auf Alban und seine Kinder übergegangen ist6). Gilg erbte das Amt des Erbmarschalls von seinem Vetter Franz von Saurau von der Linie Festenburg7). In Laubegg, ein Familienbesitz, den bereits sein Großvater Wilhelm und sein Vater Erasmus vom Landesfürsten zu Lehen hatten, baute er ein Schloss. Bereits zuvor existierte an diesem Standort eine Burg, welche im Zuge der Türkenkriege 1480 zerstört und einem Bauern zur Bewirtschaftung übergeben wurde. Das Schloss diente als Wohnsitz für seinen Sohn Erasmus und dessen Ehefrau Veronika, geborene Galler, deren Mitgift für die Erbauung verwendet wurde8). Durch seine erste Ehe erwarb Gilg das Schloss Kainberg bei Kumberg. Gilg von Saurau war auch Besitzer der Herrschaft Premstätten9). Er dürfte im Gegensatz zu anderen Saurauern katholisch geblieben sein. Ein Hinweis dafür ist die lateinische Sprache auf dem Familienepitaph. Gilg von Saurau ist am 24. Juli 1563 gestorben10).

Erasmus11) (Namens-Inschrift III) und Michael (Namens-Inschrift IV) waren die einzigen Söhne des Gilg von Saurau, die beim Tod des Vaters volljährig waren. Sie übernahmen die Vormundschaft für ihre jüngeren Brüder Leonhard (Namens-Inschrift VIII) und Veit Reinprecht (Namens-Inschrift IX). Erst nach dem Tod des Vaters teilten die drei Brüder (Michael war bereits verstorben) 1576 das Erbe: Den beiden älteren Brüdern Erasmus und Leonhard wurden die Schlösser und die Herrschaften Laubegg beziehungsweise Premstätten zugeschrieben12). Veit Ruprecht erhielt die Burg und die Herrschaft Salle (Klingenstein), die nach seinem Tod an seinem Neffen Ehrenreich, dem Sohn von Erasmus weitergegeben wurde13). Leonhard, der nur über das Schloss Premstätten und wenige angrenzende Güter verfügte, baute den ruinösen Ansitz zu einem adeligen Schloss um. Er war mit Benigna, einer Tochter von Sigmund Draxl von Neuhaus im Ennstal, verheiratet. Der Ehe entstammten ein Sohn und eine Tochter, die jedoch bereits im Kindesalter verstarben Der Umbau überforderte seine finanziellen Mittel, er starb hochverschuldet Ende der 80iger Jahre des 16. Jahrhunderts. Über den Besitz Premstätten entbrannte zwischen Benigna und den Söhnen des Erasmus von Saurau, Ehrenreich und Sigismund, ein jahrelanger Streit, der erst 1611 zugunsten der Brüder entschieden werden konnte14).

1) Schild geviert: 1 und 4 aufsteigende Spitze; 2 und 3 gekrönter Adler; als Helmzier zwei Helme in Profil; Helmdecke (Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71 f.). 2) Schild geviert: 1 und 4 geteilt: oben abwärts gekehrter Mond, unten fünfmal geteilt; 2 und 3 ein offener Flug (Vgl. Kraßler, Wappenschlüssel, S. 111). 81

3) Schild: stehender Adler (Kraßler, Wappenschlüssel, S. 207). 4) Die Saurau, die erstmals 1240 erwähnt wurden und im 17 Jahrhundert in den Grafenstand aufstiegen, gehörten zu den güterstärksten und umtriebigsten Ministerialengeschlechtern der Steiermark. Die Familie stammte aus dem oberen Mur- und Katschtal, war verschwägert mit den Teufenbachern und hatte in ihrer Anfangszeit nur wenige kleine Besitztümer. Durch Dienste, etwa als Burggrafen oder Hofrichter bei zahlreichen Lehensherren und durch Heirat und Erbschaften, etablierten sie sich in den folgenden Jahrhunderten als einflussreiches Geschlecht in der Steiermark. Die eine Linie, deren Stammvater Konrad ab 1240 erwähnt wird, starb bereits 1450 aus. Die sogenannte „Adlerlinie“, der Name beruht auf dem fängerlosen Adler in ihrem Wappen, war weniger vermögend und besaß kirchliche Lehen in der Gegend von Straßburg in Kärnten. Die bedeutendere Linie der Saurau war jene, die eine Generation nach der „Adlerlinie“ erstmals in den Urkunden erwähnt wird. Die Brüder Offo und Friedrich, die als Stammväter dieser Linie bezeichnet werden und den aufrechtgestellten Sparren in ihrem Wappen führten, besaßen anfangs die Burg Moosham im Lungau (Pirchegger, Landesfürst und Adel, S. 68f.). Friedrichs Sohn, Friedrich II., heiratete um 1280 das einzige Kind von Ulrich von Ligist. Durch diese Eheschließung ist die Herrschaft und die Burg Ligist an die Saurau gekommen. Somit verlagerten sich die Aktivitäten der Saurau vom oberen Murtal in die Weststeiermark. Friedrich II. und sein Bruder Ulrich I. bauten ihre Besitztümer kontinuierlich in dieser Gegend aus und leistenden zahlreiche Kriegsdienste, vorwiegend im Gefolge der Stubenberger. Der Enkel Ulrichs I., Ulrich IV., konnte 1373 die Herrschaft Hornegg erwerben (Brunner / Heberling, Premstätten, S. 65f.). Kaspar I. (1423 gestorben), eines der vier Kinder Ulrichs IV., gelang schließlich der wirtschaftliche und soziale Aufstieg der Familie Saurau im Spätmittelalter. Seine Kinder sollten die Wegbereiter für die Lobminger, Reichenegger, Festenburger und Hornegg-Ligister Linie der Saurau werden. Neben den zahlreichen Eigengütern verwalteten die Saurau diverse Herrschaften, wie Eppenstein, Göß oder etwa Pettau / Ptuj. 1453 wird Georg, der zweitälteste Sohn Kaspars I., Erbuntermarschall des Herzogtums Steiermark mit dem Recht das Amt weiter zu vererben. Sein ältester Sohn Wilhelm war Landesverweser der Steiermark. Für seine Treue erhielt er die Schlösser Voitsberg und Hauenstein. Hans II., ein weiterer Sohn Georgs von Saurau, erhielt die halbe Herrschaft Hornegg und wurde vom Erzbistum Salzburg mit Gütern in der Weststeiermark, unter anderem mit Lebing, Lamperstätten und Laßnitz, belehnt (Hornegg-Ligister Linie). Nach dem Tod Wilhelms 1492 erbte sein Sohn Erasmus (Lobminger Linier), der Vater des Gilg von Saurau, den größten Teil seines Erbes (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 80f.). 5) In der Pfarrkirche Preding existiert ein weiteres Grabmal von Gilg von Saurau (Vgl. Kat.- Nr. 7b). 6) Baravalle, Burgen, S. 296. 7) Brunner / Heberling, Premstätten, S. 106. 8) Baravalle, Burgen, S. 336. 9) Brunner / Heberling, Premstätten, S. 106, 108. 10) Der Aufstieg der Saurau setzte sich mit dem oben genannten Franz von Saurau (Hornegg-Ligister Linie), dem bedeutendsten Vertreter der Familie im 16. Jahrhundert, fort: Er wurde noch zu Lebzeiten Gilgs 1553 in den Freiherrenstand erhoben. Seitdem durften sich er und seine Erben als Freiherren von Saurau, Ligist und Hornegg benennen. Dieses Privileg wurde 1607 auf die gesamte, weit verzweigte Familie ausgedehnt. Der bedeutendste Familienangehörige im 17. Jahrhundert war Karl von Saurau, welcher von der Hornegg- Ligister Linie abstammte und auf den in Kat.- Nr. 9, Anmerkung 3 näher eingegangen wird. 11) Das Epitaph von Erasmus von Saurau siehe Kat.- Nr. 10. 82

12) Brunner / Heberling, Premstätten, S. 115. 13) Baravalle, Burgen, S. 566. 14) Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 116f.

7b Pfarrkirche Preding 1563

Sehr gut erhaltenes Epitaph aus weißem Marmor des Gilg von Saurau in der Pfarrkirche Preding, das zweitöstlichste Grabmal an der Südwand der Kirche aus Marmor (Salla- Marmor?). Das Grabdenkmal zeigt einen zweiteiligen Aufbau, wobei das Grabbild und die Inschriftentafel aus zwei verschiedenen Blöcken gestaltet wurden. Das um ein vielfach größere untere Feld hat eine annähernde quadratische Form. Der obere Bereich wird seitlich abgerundet. Das gesamte Epitaph wird von einer wenige Zentimeter breiten Rahmenleiste umschlossen. Auf der linken Hälfte des etwas vertieften Feldes kniet die Figur mit betend erhobenen Händen in Relief mit Blick Richtung rechts. Der Verstorbene ist voll gerüstet, an seiner linken Körperseite hängt ein diagonal verlaufendes Schwert und vor seinen Beinen befindet sich der Helm. Am rechten Rand des unteren Feldes befindet sich ein Relief-Wappen mit Helmzier und Helmdecke. Der obere Bereich des Grabbildes zeigt einen (Wolken) Himmel in Relief und eine einzeilige Inschrift (II). Die über dem Grabbild befindliche Inschriftentafel ist rechteckig, zehnzeilig und schwarz gefärbt (I). Seitlich wird die Tafel von geschnitzten, geschwungenen Ornamentstreifen eingefasst.

H. 163 cm, B. 153 cm, Bu. 6 cm (Epitaph). H. 48 cm, B. 99 cm, Bu. 2,5 cm (Inschriftentafel). – Kapitalis.

I. ALHIEa) LIGT BEGRABEN DER EDL VNND GESTRENGE HERR GILG VON / SAVRAV ERBLANDVNDERMARCHALCH IN STEYR SO GESTORBEN / DEN XXIX IVLII DES LXIII IARS SAMBT FRAVEN CORNELIA GEBORNEN / VON KHAINPERG SEINER ERSTEN GEMAHEL WELIHE IM MAIO DES / XLVIII IARS VERSCHIDEN IST DER ALMECHTIG GOTT VERLEIHE INE / VNND VNNS ALLEN AIN FRELLICHE AVFERSTEHVNG AMEN. / SEINa) ANDERE HAVSFRAV MARTHA GEBORENE ZOLLNERIN VON / MASSENBERG IST GESTORBEN DEN <..> TAG DES <….> IARS. / VNNDa) HAT HERR ERASAM VON SAVRAU ZV LAVBECKH ERBLAND / VNDERMARSHALCH IN STEYR VNND DER ZEIT VERORDNETER / DASELBS SEINEM VATTER MVETTER

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VNND GESCHBISTEREN ZVR / GEDACHTNVS DISEN GRABSTAIN IM M. D. LXXIX IAR AVFb) / RICHTEN LASSENc) II. GOT a.) Anfangsbuchstabe vergrößert. b) Schaft des A nach links geschwungen. c) Zeile zentriert.

Wappen: Saurau1).

Auf die Person Gilg von Saurau wurde bereits in Kat.- Nr. 7a eingegangen. Der Grund für ein zweites Epitaph in der Pfarrkirche Preding kann nicht nachgewiesen werden. Da das Grabbild und die Inschriftentafel aus zwei verschiedenen Blöcken gehauen wurden, ist es möglich, dass beide Teile nicht zusammengehören. Bestärkt wird die Annahme dadurch, dass die Inschriftentafel optisch durch die seitlich angebrachten geschwungen Ornamentstreifen nicht zum schlichten Gesamtkonzept des übrigen Grabmales passen. Das Familienepitaph des Gilg von Saurau (Vgl. Kat.- Nr. 7a) ist hingegen verspielter und mit einigen Zierformen ausgefüllt. Außerdem verwundert die Tatsache, dass auf dem Familienepitaph nur die Söhne und Töchter durch die Namens-Inschriften genannt werden. Dagegen spricht natürlich die Errichtung durch seinen Sohn Erasmus, der namentlich in der Inschriftentafel erwähnt wird, und die Ähnlichkeit mit dem Epitaph des eben genannten, welches sich auf der gegenüberliegenden Seite in der Pfarrkirche Preding befindet (Vgl. Kat.- Nr. 10). Vermutlich war der Stifter des Familienepitaphs Gilg von Saurau selbst. Andere Saurau können ausgeschlossen werden, da die überwiegende Mehrheit der Familienmitglieder dieser Zeit sich in Ligist beziehungsweise in Großlobming2) begraben hatte lassen. Gilg von Saurau dürfte vermutlich das Familienepitaph zu seinen Lebzeiten errichtet haben und eine mögliche dazugehörige Inschriftentafel dürfte verschwunden oder zerstört worden sein, das Epitaph zum Gedenken an Gilg von Saurau aber von seinem Sohn Erasmus nach dem Tod des Vaters angebracht worden sein.

1) Schild geviert: 1 und 4 aufsteigende, den oberen Schildrand berührende Spitze; 2 und 3 gekrönter Adler (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71f.); als Helmzier: auf einem gekrönten Bügelhelm ein Federbusch (1); auf einem gekrönten Bügelhelm geschlossener Flug (2); Helmdecke. 2) Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71f. 3) Zur Grablege der Saurauer in Großlobming siehe Valentinitsch, Großlobming, S. 68–82.

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8 Pfarrkirche Preding 1570

Epitaph der Anna Galler in der Pfarrkirche Preding an der Südwand unter der Orgelempore aus Marmor (Salla- Marmor?). Zweigeschossiger, zweiteiliger Aufbau: oben einfaches vertieftes Rundbogenfeld in Relief, in dem das verstorbene Mädchen in langem Kleid (durch ein kleines Kreuz über dem Kopf als verstorben gekennzeichnet) kniend im Gebet vor dem Kruzifix in der linken Bildhälfte abgebildet ist. Zu Füßen des Kreuzes vermutlich ein Totenkopf. Im oberen Bereich des Rundbogenfeldes ein Spruchband (I). Den unteren Bereich des Grabmales füllt eine leicht vertiefte rechteckige neunzeilige Inschriftentafel (II) aus. Sowohl im linken, als auch im rechten oberen Bereich über dem Rundbogenfeld füllen Blumenornamente das Grabmal aus, wobei die Ecken beiderseits von unterschiedlicher Größe abgeschlagen sind. Das gesamte Grabmal wird von einer Rahmenleiste geziert.

H. 73 cm, B. 54 cm, Bu. 2 cm. – Kapitalis.

I. I N R I

II HIEa) LIGT PEGRABEN DES EDLEN VND GE / STRENGEN HERRN WILHALM GALLER / VND FRAVEN MARCRETA EIN GEPOR= / NE WAGNIN PEDER ELEIPLIHE TOCH= / TER ANNA GALLERIN DIE IN GOT EN= / TSLIEF DEN 19. NOVEMBER IM LXX IAR / IERES ALTERS IM SEXTEN MONAT TEREN / SEL GOT GENEDIG VND PARMHERCIG SEIN / WE[…] AMENb) a) Anfangsbuchstabe vergrößert. b) Zeilengröße verkleinert; gesamte Inschrift mit punktförmigen Trennzeichen.

Anna Galler, Tochter des Wilhelm Galler1) und der Margarethe Wagen von Wagensberg wurde der Inschrift nach, lediglich sechs Monate alt. Ihr Vater hatte die Herrschaften Lannach und Waldschach inne. Zudem kauften Wilhelm Galler und sein Bruder Georg 1570 die Herrschaft Schwanberg von ihrem Stiefbruder Andrä von Spangstein2), da diese aus Glaubensgründen nach Kärnten zogen. Doch der Bruder Wilhelms starb bereits im selben Jahr, sodass er alleiniger Besitzer der Herrschaft wurde, die er 1576 vom Landesherrn als Eigengut erwerben konnte3). Wilhelm Galler, ein überzeugter Protestant, förderte den Markt Schwanberg, war aber auch für viele Auseinandersetzungen und Streitigkeiten im Ort verantwortlich4). Der provokante und kampfeslustige Charakter des Vaters von Anna Galler wird in zwei weiteren Vorfällen unterstrichen: 1577 geriet er mit Andre von Metnitz, dem Inhaber der an Schwanberg angrenzenden Herrschaft Limberg, bezüglich des neu geschaffenen Landgerichts Limberg in

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Streit. Erzürnt von diesem Privileg, errichtete Wilhelm Galler direkt an der Grenze der beiden Herrschaften einen Galgen, welchen er nach langwierigen Prozessen wieder entfernen musste5). Der andere überlieferte Vorfall ereignete sich in Graz: Wilhelm Galler verkaufte 1590 den ehemaligen Gallerhof vor dem Eisernen Tor, geerbt von seinem Vater Sigismund, 1580, an Wilhelm Freiherrn von Windischgrätz, welcher jedoch nicht zahlte. Die Räumungsklage die Wilhelm eingereicht hatte, wurde erst viele Jahre später, bereits nach seinem Tod, wirksam6).

1) Das ursprüngliche Ministerialengeschlecht der Galler, gleichen Stammes mit den Strettwegern, entstammte aus der Gaal in der Obersteiermark. Der Stammsitz, der sich östlich der Gemeinde Gaal befand und von dem sie auch im 12. Jahrhundert allmählich den Namen übernommen hatten, ist verschollen und dürfte freies Eigen gewesen sein, da keine Lehensbriefe aufscheinen. Dietmar von Strettweg, so genannt in einer Urkunde von 1173, wird 1183 bereits als Dietmar von der Geul bezeichnet. Er ist der Vater des berühmten Reimchronisten Otokar, welcher zu den herausragenden mittelhochdeutschen Dichtern zählt. Auch der erste Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Seckau, Wernher, entstammte dieser Familie. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Wehrbau in der Gaal verlassen, die Familie wanderte ins Kainachtal aus. Auch ihr Zweitwohnsitz, Schloss Massweg, westlich von Knittelfeld gelegen, welches von dem oben genannten Otokar geschaffen wurde, fiel 1409 an die Lichtensteiner beziehungsweise 1424 an die Teufenbacher. Miteinher begann der wirtschaftliche Abstieg der Familie, erst im 16. Jahrhundert erholten sie sich wieder. Schloss Schwanberg wurde zum Hauptsitz der Galler, von wo sie die Verwaltung ihrer zahlreichen Herrschaften tätigten. 1611 wurde Hans Christoph Freiherr von Galler, Vater des Christoph Friedrich Galler (Vgl. Kat.- Nr. 13), in den Grafenstand erhoben (Vgl. Brunner, Gaal, S. 103f.). 2) Der Enkel des in Kat.- Nr. 3 behandelten Andrä von Spangstein. 3) Vgl. Hauser, Pfarre Schwanberg, S. 17f. 4) Siehe Kapitel Schwanberg„Pfarrgeschichte“. 5) Vgl. Baravalle, Burgen, S. 76f. 6) Ebd., S. 8f.

9 Pfarrkirche Preding 1588

Hochrechteckige figürliche Grabplatte des Georg Freiherrn von Saurau, Ligist und Hornegg in der Pfarrkirche Preding. Es handelt sich um das westlichste Grabmal an der Südwand unter der Orgelempore aus Marmor. Die Platte ist oben halb abgrundet, wobei an der linken Seite eine Fahne mehrere Zentimeter herausragt. Im vertieften Feld steht die überlebensgroße frontale Ganzfigur. Der gerüstete, bärtige Verstorbene mit offenem Visier hält in seiner rechten Hand eine Fahnenstange, die linke Hand am Schwert. Links zu seinen Füßen ein Relief-Wappen mit 86

Helmzier und Helmdecke. Darunter ist in einem Schriftfeld eine neunzeilige Inschrift festgehalten. Die Inschriftentafel ist abgewittert und in der Länge gebrochen.

H. 180 cm, B. 95 cm, Bu. ca. 3–5 cm. – Fraktur.

Hie Ligt Begraben Der Wollgeborn Herr herr / Georg Freyher zu Sauarau Ligast unnd Hornegg / Erbmarschalkh zu Steyer etc. wölicher in Gott saligkhlich / den <..> tag <..> des <….> Jars verschiden ist der liebe got / wolle Ime und uns allen an den jungsten tag ein Froli / che aufferstevng durch Ihesum Christum verleihen Amen / Zu gedachtnus hatt disen stain lassen machen der wollge / born Herr herr Wolff Freyherr zu Saurau etc. Gedachtes / Herrn saligen Eelicher Son des 88. Jarsa) a.) Zeile zentriert.

Wappen: Saurau1).

Georg Freiherr von Saurau2), Herr auf Ligist und Hornegg, Sohn des Franz von Saurau und der Martha von Gutenstein, ist 1585 gestorben. Sein Vater, auf den in Kat- Nr. 7a, Anmerkung 10 kurz eingegangen wird, war einer der bedeutendsten Angehörigen der Familie Saurau und wurde am 2. Februar 1553 in den Freiherrenstand erhoben. Seit damals nannten sich Franz und seine männlichen Nachkommen Freiherren von Saurau, Ligist und Hornegg. Georg war in erster Ehe mit Barbara von Wildenstein verheiratet; vermutlich dürfte er ein zweites Mal geheiratet haben. Neben dem Stifter des Grabmals, seinem Sohn Wolf, der dreimal verheiratet war und mindestens dreizehn Kinder zeugte, unter anderem Karl von Saurau3), hatte Georg fünf Töchter. Georg trat im Gegensatz zu seinem Sohn Wolf politisch und militärisch wenig in Erscheinung. Wolf war Erblandmarschall, kaiserlicher Rat und Rittermeister. Mehrmals verteidigte Wolf das Land vor den Osmanen. Aufgrund seines protestantischen Glaubens wanderte Wolf Anfang des 17. Jahrhunderts nach Niederösterreich aus. Er kaufte die Herrschaft Grafenegg östlich von Krems, blieb aber weiterhing Herr auf Ligist. Wolf wurde 1604 in die niederösterreichische Landmannschaft aufgenommen, und trotz seines protestantischen Glaubens 1619 vom Kaiser zum Obristen ernannt. Wolf von Saurau, der seinen Vater Georg um 25 Jahre überlebte, starb 1620 und wurde in der Kirche Sankt Andrä in Graz begraben4).

1) Schild geviert: 1 und 4 aufsteigende, den oberen Schildrand berührende Spitze; 2 und 3 gekrönter Adler (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71f.); als Helmzier: auf einem gekrönten Bügelhelm halber Flug (1); auf einem gekrönten Bügelhelm ein Federbusch (2); Helmdecke. 2) Weitere Details zur Familie Saurau: Kat.- Nr. 7a, Anmerkung 4.

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3) Neben den alten Familienbesitzungen in Ligist und Hornegg erwarb er die Herrschaften Premstätten und Laubegg von Familienmitgliedern anderer Linien der Saurau. Karl von Saurau war im Gegensatz vieler seiner Verwandten katholisch geblieben. In der Zeit der Gegenreformation konnte er einige Schlösser und Güter, unter anderem Friedstein, Wolkenstein, Schielleiten, Neuberg und Oberstainach, günstig erwerben und baute seine Macht und seine Besitzungen stetig aus. Er war erzherzoglicher Mundschenk, kaiserlicher Berater, Landesverweser und letztendlich ab 1635 bis zu seinem Ableben Landeshauptmann der Steiermark. 1628 erhob Kaiser Ferdinand II. Karl von Saurau in den Grafenstand (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 143f.). 4) Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 75, 135–139.

10 Pfarrkirche Preding 1592

Sehr gut erhaltenes Epitaph aus weißem Marmor des Erasmus von Saurau in der Pfarrkirche Preding an der Nordwand der Kirche in Altarnähe aus Marmor (Salla-Marmor ?). Das Epitaph zeigt einen dreiteiligen Aufbau, wobei das untere und mittlere Bild aus einem Block gefertigt sind und die oberhalb befindliche Inschriftentafel aus einem anderen Marmor gestaltet ist. Das um ein vielfach größere, untere Feld hat eine annähernd quadratische Form. Der mittlere Teil dieses Grabdenkmals ist rechteckig und wird im oberen Bereich seitlich abgerundet. Beide Teile werden von einer wenigen Zentimeter breiten Rahmenleiste umschlossen. Auf der linken Hälfte des untersten, etwas vertieften Feldes kniet die Figur mit betend erhobenen Händen in Relief ausgeführt mit Blickrichtung nach rechts. Der Verstorbene ist voll gerüstet und trägt einen spitz zulaufenden Vollbart. Auf der linken Körperseite hängt ein diagonal verlaufendes Schwert, vor seinen Beinen befindet sich der Helm. Am rechten Rand des unteren Feldes befindet sich ein Relief-Wappen mit Helmzier und Helmdecke. Der mittlere ebenfalls leicht vertiefte Teil des Epitaphs zeigt einen (Wolken) Himmel in Relief und eine einzeilige Inschrift (II). Die über dem Grabbild befindliche schmucklose Inschriftentafel ist um ein vielfaches kleiner und rechteckig. Die zehnzeilige Inschrift ist in Relief ausgeführt und schwarz gefärbt (I).

H. 163 cm, B. 153 cm, Bu. 6 cm (Epitaph). H. 50 cm, B. 96 cm, Bu. 4 cm (Inschriftentafel). – Kapitalis.

I. HIEa) RVHET IN GOT DER EDL GESTRENG / HERR ERASM VON SAVRAV ZV LAVBECK / ERBLANDUNDERMARSCHALCK IN STEIR / FVRST(LICHER) DVRCH(LAUCHT) ERZHERZOGEN CARLS ZV / ÖSTERREICH RATH VND 88

E[INER] E[RSAMEN] LANDT(SCHAFT) ALLHIE / VERORNDER SO DEN XI SEPT[EMBER] IN MDXIIC IAR / ZV GRAZ CHRISTLICHEN ENTSCHLAFFEN / VND DREY KINDER SIGMVNDEN ANNAM / CHRISTINAM VND ERNREICHEN IM LEBEN VER / LASSENb) II. GOT a.) Anfangsbuchstabe vergrößert. b) Verkleinert und zentriert.

Wappen: Saurau1).

Erasmus von Saurau, der Sohn von Gilg von Saurau (Vgl. Kat. Nr. 7a / 7b), verheiratet mit Veronika Galler, übernahm nach dem Tod des Vaters vorläufig die Verwaltung des Familienbesitzes für sich und seine Brüder2). Erasmus stellte den von seinem Vater begonnenen Bau des Schlosses Laubegg fertig, welches nach seinem Tod von seinen Söhnen Ehrenreich und Sigmund verwaltet wurde. Das von seiner Mutter mit in die Ehe gebrachte Schloss Kainberg verkaufte er 1570 an Melchior Huber3). Von 1570 bis 1584 war Erasmus beamteter Angestellter in der Landesverwaltung. So wie sein Onkel Alban hatte auch er das Amt des Untermarschalls inne. 1582 wurde Erasmus zum erzherzoglichen Rat ernannt4).

1) Schild geviert: 1 und 4 aufsteigende, den oberen Schildrand berührende Spitze; 2 und 3 gekrönter Adler (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71f.); als Helmzier: auf einem gekrönten Bügelhelm offener Flug (1); auf einem gekrönten Bügelhelm geschlossener Flug (2); Helmdecke. 2) Brunner / Heberling, Premstätten, S. 110. Weitere Details zur Familie Saurau: Kat.- Nr. 7a, Anmerkung 4 und Kat.- Nr. 9, Anmerkung 3. 3) Vgl. Baravalle, Burgen, S. 156, 336. 4) Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 110, 113.

11 Pfarrkirche Groß Sankt Florian 1593

Eingemauertes, quadratisches Epitaph der Benigna von Racknitz in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian im Langhaus an der Ostseite des ersten Pfeilers von Westen an der Epistelseite aus Marmor. In der Mitte des Grabmals leicht vertieftes Bildfeld mit der Darstellung des Kindes. Die Verstorbene ist mit einem Kleid zeitgenössischer Tracht mit Halskrause (Totenhemdchen?) bekleidet; die gefalteten Hände ruhen auf ihrem Bauch, der Kopf liegt auf einem Totenkissen.

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Jeweils rechts und links des Kissens befinden sich zwei Wappen in Relief. Auf der linken Seite des Grabmals eine zwölfzeilige Inschrift (I), die quer von oben nach unten zu lesen ist. Die ersten sieben Zeilen sind aufgrund der Wappenabbildung nach unten hin eingerückt. Zudem befinden sich auf der rechten Seite und am unteren Ende des Kindergrabmals zwei Bibelzitate. Das eine Zitat ist sechszeilig und lässt sich quer von unten nach oben lesen (II); das auf der unteren Seite angebrachte Zitat ist vierzeilig (III).

H. 97 cm, B. 89,5 cm, Bu. 2 cm – Kapitalis.

I. HIE LIGT BEGRABEN BENIGNA DES WOLGEBORENEN / HERREN HERREN FRANZEN FREYHERN ZV / RÄGKHNIZ VND AVF PERNECKH AINER ERSAMEN / LANDSCHAFT DIS FURSTENTVUMB STEYER / BESTELTEN RITMAISTER VBER DIE LANDGILT / PFERDT IN VIERTEL ZWISCHEN MVER UND TRAG / TÖCHTERLEIN SO ER MIT FRAVEN BARBARA / RÄGKHNIZ GEBORENE FREYIN VON SAURAU ELICHEN ER / WORBEN SO GESTORBEN IST DEN XXI TAG APRILLIS IM M D XCIII / IAR VND IHRES ALTERS IM I IAHR II MONAT VIII TAG DER / ALMECHTIGE GOTT VERLEIHE IR VND VNS ALLEN AIN FRÖLICHE / AVFERSTEHVNG ZVM EWIGEN LEBEN AMEN

II. IOHANNIS AM III CAPI(TEL)a) / ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIBET / DAS ER SEINEN EINIGEN SON GAB / AVFF DAS ALLE DIE AN IHN GLAVBEN / NICHT VERLOREN WERDEN SONDERN DAS EWIGE LEBEN HABEN AMEN III. LUCI AM 18 MARCI AM 10b) / LASSET DIE KINDLEIN ZV MIR KOMMEN / VND WEERET INNEN NICHT DAN / SOLCHER IST DAS REICH GOTTES

a) Zeile zentriert. b) Zeile mit punktförmigen Trennzeichen.

Johannes-Evangelium, Kapitel 3, Vers 14 (II). Lukas-Evangelium, Kapitel 18, Vers 16 / Markus-Evangelium, Kapitel 10, Vers 14 (III).

Wappen: Racknitz1); Saurau2).

Benigna Racknitz3), Tochter des Franz Freiherrn von Racknitz und der Barbara, geborene Saurau, Schwester des Gallus III., Freiherrn von Racknitz4), wurde nur knapp über ein Jahr alt. Die Racknitzer dieser Zeit waren überzeugte Anhänger des Protestantismus. Ihr Vater machte trotz der beginnenden Gegenreformation in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts Karriere: er stieg bis zum kaiserlichen Regimentsrat in Innerösterreich empor5). Das Grabmal der Benigna weist einige typische protestantische Merkmale auf. Die Schlussformel etwa „Gott verleihe eine

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fröhliche Auferstehung“ wurde überwiegend im 16. Jahrhundert von Protestanten gebraucht und verdrängte die von Katholiken verwendete Formel mit dem Wunsch nach „einem gnädigen und barmherzigen Gott“6). Auch die Bibelzitate sind in überwiegender Mehrheit von Protestanten gebraucht worden.

1) Schild geviert mit Herzschild: 1 und 4 aus dem unteren Schildrand wachsender Esel; 2 und 3 Schrägrechtsbalken; im Herzschild ein nach rechts gerichteter, stehender Panther (Kraßler, Wappenschlüssel, S. 230). 2) Schild geviert: 1 und 4 aufsteigende, den oberen Schildrand berührende Spitze; 2 und 3 ein gekrönter Adler (Vgl. Brunner / Heberling, Premstätten, S. 71f.). 3) Zur Abstammung der Racknitzer siehe Kat.- Nr. 4, Anmerkung 2. 4) Auf die Person Gallus III. von Racknitz wird in der Kat.- Nr. 14 eingegangen. 5) Schnabel, Exulanten, S. 42 und Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 104. 6) Beispielsweise bei der figürlichen Wappengrabplatte des Andrä von Spangstein (Vgl. Kat.- Nr. 3).

12 Pfarrkirche Preding 1618

Eingemauerte Grabplatte des Georg Wilhelm und Georg Christoph Galler in der Pfarrkirche Preding das zweitwestlichste Grabmal an der Südwand der Kirche unter der Orgelempore aus Marmor. Die schmucklose Platte, die von einem wenige Zentimeter breiten Rahmen umgeben wird, hat in einem leicht vertieften Feld eine dreiundzwanzigzeilige Inschrift. Das linke untere Eck ist weggebrochen.

H. 76 cm, B. 52,5 cm, Bu. 2 cm – Kapitalis.

MATHEI XIXa) / LASSET DIE KHINTLEIN ZV MIR K / HOMEN VND WHERET INEN / NICHT DAN SOLCHE IST D / AS HIMMELREICH. / HIE LIGEN BEGRABENb) GEORG / WILH(ELM) VND GEORG CHRIST / OFF GALLER GEBRVDER HER / RN FERDINAND GALLERS V / ND FRAVEN MARIA SALOM / E GALLERIN GEBORENE / SPEIDLINc) EHELEIBLICH / E KINDER VNTER WELCH / EN DAS ERSTE DEN XXVII OCTOB(ER) A(NNO) MDCXV DAS AN / DER DEN XXV SEPTEMB(ER) A(NNO) / MDCXVIII IN GOTT SE / LIGLICH ENTSCHLAF / [F]EN DER LIEBE GOTT VER / [LE]IHE IHNEN VND VNS [AL]LEN EIN FRÖLICHE AV[F]ERSTEHVNG AMEN / MDXVIIIa)

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a) Zeile zentriert; die beiden X der Kapitelnummer hochgestellt; in der gesamten Inschrift ein geknickter Mittelbalken beim Buchstaben A. b) Das B zwischen den Buschstaben A und E hochgestellt, möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt. c) Nach dem P ein Quadrat in Buchstabengröße.

Matthäus-Evangelium, Kapitel 19, Vers 14 (Zeile 1–5).

Georg Wilhelm und Georg Christoph Galler1), die Kinder des Ferdinand Galler und seiner Ehefrau Maria Salome, geborene Speidl, sind beide bereits im Kindesalter verstorben. Die beiden Verschiedenen waren die Enkel des Wilhelm Galler, Inhaber der Herrschaft Schwanberg2). Der Vater Ferdinand übernahm die Herrschaft Waldschach, welche sein Großvater Sigismund von Galler erwarb. 1629, bereits lange nach dem Tod der Kinder, musste Ferdinand, so wie viele andere seiner Familie das Land verlassen. Die sich zum Katholizismus bekennende Ehefrau (Maria Salome?) Ferdinands übernahm die Verwaltung der Herrschaft bis zu ihrem Tod 1636. Zwecks Erbregelungen wurde Ferdinand ein sechswöchiger Aufenthalt in seiner ehemaligen Heimat genehmigt und die Hinterlassenschaft an die Witwe des Maximilan Freiherrn von Breuner verkauft2).

1) Zur Familie Galler siehe Kat.- Nr. 8, Anmerkung 1. 2) Zur Person Wilhelm Gallers siehe Kapitel „Pfarrgeschichte Schwanberg“. 3) Vgl. Baravalle, Burgen, S. 361f.

13 Pfarrkirche Schwanberg 1621

Hochrechteckiges Epitaph des Christoph Friedrich Freiherrn von Galler in der Pfarrkirche Schwanberg an der Nordwand rechts neben dem Durchgang zur Seitenkapelle aus Marmor. In der Mitte des Grabmals befindet sich in einem vertieften Feld die überlebensgroße frontale Darstellung des Kindes bekleidet in einem Kleid (Totenhemdchen?) mit einem breiten Kragen; der Kopf ruht auf einem Totenkissen; die gefalteten Hände umfassen ein Kreuz. Im Hintergrund ist ein Tuch angebracht, das seitlich geknotet und mit Borten besetzt ist. Unter seinen Füßen in einer ovalen, barocken Rahmung ein Relief-Vollwappen mit Helmdecke und Helmzier, welches die ersten siebzehn Zeilen einer einundzwanzigzeiligen Inschrift unterteilt (II). Im oberen Bereich des Grabmals über der Darstellung des Kindes ein siebenzeiliges Bibelzitat mit

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lateinischer Phrase (I). Das obere linke Eck ist größtenteils weggebrochen; teilweise Risse und Sprünge auf der rechten Fläche der zweiten Inschrift.

H. 181, 5 cm, B. 69 cm, Bu. 2 cm – Kapitalis.

I. [LAS]SET DIE KINDLEIN a) ZV a) MIR a) KHOMEN a) / VND WEHRET IHNEN ES NIT DAN SOLCHER / IST DAS REICH DER HIMMEL WARLICH ICH / SAGE EVCH WER DAS REICH GOTTES NIT EMPFALT / ET ALS EIN KHINDELEIN DER WIERDT / NIT HINEIN KHOMEN MARCI X CAP(ITEL) / HODIE MIHI CRAS TIBIb) / 1621c) II. HIEd) RVHET IN GOTT / DES WOLGEBORENEN HER / REN HERRN HANS / CHRISTOF GALLER / FREYHER ZVE SCH / WAMBERG LAHNACH / VND WALDTSCHA /CH[.] IC:e) D:e) AN:e) AVCH / DER WOH[L]GEBORENE / FRAVEN FR(AU) AESTER / GALLERIN FREYIN / GEBORENE FREYIN VO[N] / HERBERSTAIN LIEBSTES / SOHNL CHRISTOPH FRIDE / RICH GALLER FREYHER SEI / NES ALTERS AIN IAR 18 WOCHE / WELCHER DEN MARTYf) 1621 IAR / FRVEZEIT ZWISCHEN 5 VND 6 VHR MIT AIN / SANFTEN ENDE IN GOTT SELIG ENTSCHLAFF / EN DEME GOT VND VNS ALLEN AIN FROLICHE / AVFERSTEVNG VERLEICHEN WELLE AMEN a) Anfangsbuchstabe vergrößert. b) Zeile zentriert; alle Anfangsbuchstaben der Zeile vergrößert. c) Zentriert. d) Alle Anfangsbuchstaben der Inschrift II vergrößert; teilweise punktförmige Trennzeichen. e) INTIMORUM CONSILIARIORUM DECANUS (?). f) Y für II mit zwei Punkten über den Schrägschaftenden.

Markus-Evangelium, Kapitel 10, Vers 14 (I / Zeile 1–6). Heute mir, morgen dir (I / Zeile 7).

Wappen: Galler1).

Christoph Friedrich Freiherr von Galler2), Sohn des Hans Christoph Freiherrn von Galler und der Esther Freifrau von Galler, geborene Herberstein, wurde laut Inschrift lediglich knapp über ein Jahr alt. Seine Grabplatte wurde von dem bekannten italienischen Bildhauer Filiberto Pocabello geschaffen, dessen typisches Merkmal das im Hintergrund in Form einer Draperie angebrachte, mit Borten besetzte Tuch ist3). Christoph Friedrichs Vater Hans Christoph von Galler, Großneffe von Wilhelm Galler, hatte die Herrschaft Schwanberg inne. Er war von 1610 bis 1622 Hofkammerpräsident und wurde 1611 in den Grafenstand erhoben4). Er war Besitzer des Schlosses Lannach, welches er 1616 Sigmund Galler veräußerte5). Im Jahre 1629 wanderte Hans Christoph, nachdem er die Herrschaft Schwanberg an Hans Sigmund Graf von

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Wagensberg verkauft hatte, aufgrund seines protestantischen Glaubens mit seiner Familie nach Regensburg aus6).

1) Schild: Schrägrechtsbalken (bei Kraßler ist der Balken mit drei Rosen belegt, vgl. Kraßler, Wappenschlüssel, S. 38); als Helmzier auf einem bekrönten Helm sitzender halber Flug mit Schrägrechtsbalken; Helmdecke. 2) Zur Familie Galler siehe Kat. Nr.- 8, Anmerkung 1. 3) Pocabello stammte aus der Gegend von Como oder Bergamo. Sein Bruder Martin, der begabtere von beiden, diente ab 1606 der Kärntner Landschaft und war ebenfalls als Polier und Bildhauer tätig. Insgesamt schuf er ca. 21 Grabmäler und Wappentafeln, die sich bis auf drei allesamt in Kärnten befinden. Filiberto war hingegen zwischen 1599 und 1609 in Judenburg tätig, wo er auch eine Bürgerstochter heiratete. Anschließend übersiedelte er nach Graz, wo er eine Werkstatt vor dem Eisernen Tor eröffnete. Filiberto Pocabello starb am 3. März 1627. Neben dem Kindergrabmal für Christoph Friedrich Freiherrn von Galler schuf er unter anderem die Grabmäler für Offo Freiherr von Teuffenbach (1609 gestorben) in der Pfarrkirche Teufenbach, Matthias Sozius (gestorben 1608) in der Stadtpfarrkirche Radkersburg und Hans Friedrich Trauttmansdorff (gestorben 1614) in der Pfarrkirche Trauttmannsdorf. Etwa ein Dutzend weitere Werke dürften in der Steiermark diesen italienischen Künstler zugeordnet werden. Filiberto Pocabello nahm Aufträge sowohl von katholischen, als auch protestantischen Persönlichkeiten entgegen (Vgl. Valentinitsch, Pocabello, S. 13–17). 4) Brunner, Gaal, S. 110. 5) Ebner, Burgen, S. 107. 6) Baravalle, Burgen, S. 84.

14 Pfarrkirche Groß Sankt Florian 1624

Eingemauertes, hochrechteckiges Epitaph des Ernst und Franz von Racknitz in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian auf der Ostseite des zweiten Pfeilers von Osten auf der Epistelseite aus Marmor. Das Denkmal ist in drei Teile unterteilt, wobei die oberen beiden vertieft sind, sodass die dazwischenliegende Oberfläche der Platte zugleich den Rahmen des Epitaphs ausmacht und die beiden Verstorbenen zu beiden Seiten der Kreuzigungsdarstellung (I) zeigt, wobei der Ältere auf der linken Seite die Hände gefaltet, der Jüngere auf der rechten Seite die Hände betend erhoben hat. Über den beiden Figuren ist jeweils eine quadratische Inschriftentafel mit ornamentartigen Rollwerkapplikationen eingefügt; die linke umfasst fünf (II), die rechte sechs Zeilen (III). In der Mitte des Epitaphs zwei Vollwappen mit Helmzier und Helmdecke in Relief. Über den beiden Wappen jeweils ein unlesbares Spruchband (IV/V). Im untersten Feld zehnzeilige Inschrift (VI).

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H. 148 cm , B. 60 cm, Bu. 3 cm (I) / 2 cm (II, III, VI) / 1,5 cm ( IV, V). – Kapitalis (VI); Kapitalis / Fraktur (II und III).

I. I N R I II. PHILIPP(ER) I / Christus ist mein / leben / sterben ist mein / gewina) III. MAR(CI) AM 10 / Lasset die Khindlein / zu mir kommen und / wehret ihnen nicht / denn solcher ist das / Himmelreichb) IV. [---] V. [---] VI. [….] ADV….] ERNESTVM QVOQ(VE) FRA[NC]IS / A RACKNIZ MOESTVS CONTINET HIC TVMVLVS / MAJOR CVM TERRIS TOTOS CONCLVS ERAT ANNOS / QVINQ(VE) SVAE VITAE MORTE PEREMPTUS OBIT / ANIV(I)T ERANT CASTA POST CHRISTVM VIRGINE NATVM / MILLE ET SEXCENTI HIS ADIICE QVINQ(QE) QVATER / QVATRO AT POST ANNO MINOR VT MENSES Q(UE) DIES Q(UE) / …] ERAT HIC SEPTEM FLOS CVLVS ILLE CADIT / […] BAROc) A RACKNIZ ATQ(UE) AN(NA) CATHARINA PARENTES / STRVXERVNT / CHARIS HOC MONVMENTVM ANIMISd) a) Gestaffelt, zentriert. b) Letzte Zeile zentriert. c) Das Mittellateinische Wort „BARO“ kann mit dem Begriff Baron (Freiherr) gleichgesetzt werden. d) Anfangsbuchstaben teilweise vergrößert.

Brief des Paulus an die Philipper, Kapitel 1, Vers 21 (II). Markus-Evangelium, Kapitel 10, Vers 14 (III).

[…] Dieses Grabmal enthält Ernest und auch Franz von Racknitz. Der Ältere hatte auf der Erde ganze fünf Jahre seines Lebens abgeschlossen und verschied vom Tod hinweggerafft sobald 1600 Jahre nach Christi Geburt durch die keusche Jungfrau vergangen waren, füge diesen vier mal fünf dazu. Der jüngere, jenes Blümchen, starb aber im Jahr darauf, sechs Monate und sieben Tage war dieser alt. Freiherr von Racknitz und Anna Catharina, die Eltern, bauten/errichteten dieses Denkmal für die teuren Seelen (VI).

Wappen: Racknitz1); Kindberg / Schratt2).

Ernst und Franz von Racknitz3), die Söhne von Gallus III. und Anna Katharina, Freifrau Schratt (Schrott) von Kindberg, wurden lediglich fünf Jahre beziehungsweise sieben Monate alt. Gallus III., 1590 geboren, ist das dritte von vier Kindern des Franz von Racknitz und seiner Frau Barbara, eine geborene Saurau. Gallus III. war Rat und Kammerherr von Kaiser Ferdinand II.4). Die Mutter der Brüder, verwaltete nach dem Tod ihres Vaters Hans Adam Schratt 1616

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gemeinsam mit Gallus III. die Herrschaft Oberkindberg, welche 1629 an Christof von Schärffenberg verkauft wurde5). Wie auch viele andere Mitglieder der Racknitz musste auch er mit seiner Frau und seinen Kindern aufgrund seines protestantischen Glaubens 1629 den Weg ins Exil antreten. Er konnte im Gegensatz zu anderen Familien seinen gesamten Besitz mit wenigen Einbußen verkaufen6).

1) Stark abgewitterter Wappenschild; Schild geviert mit Herzschild, 1 und 4 aus dem unteren Schildrand wachsender Esel (nur mehr in Umrissen sichtbar); 2 und 3 ein Schrägrechtsbalken; im Herzschild (Wappenbild nicht mehr erkennbar) ein vermutlich nach rechts gerichteter, stehender Panther (Vgl. Kat.- Nr. 11, Anmerkung 1), als Helmzier: aus einer Helmkrone wachsendes Geweih (1); aus den Helmkronen wachsende, zugewendete Eselrümpfe (2 / 3); Helmdecke. 2) Schild geviert: 1 und 4 dreimal geteilt (Schratt); 2 und 3 ein Knabe mit ausgestrecktem Arm und Ball (Apfel oder Kugel ?) in der Hand (Kindberg) (Vgl. Kraßler, Wappenschlüssel, S. 28 und 279); als Helmzier: auf einer Helmkrone stehender Knabe wie bei Feld 2 und 3 (1); auf einer Helmkrone sitzender offener Flug (2); Helmdecke. 3) Zur Familiengeschichte der Racknitzer siehe Kat.- Nr. 4, Anmerkung 3. Die Tante der Brüder, Begina von Racknitz, liegt ebenfalls in der Pfarrkirche Groß Sankt Florian begraben (Vgl. Kat.- Nr. 11). 4) Vgl. Spann, Pfarre Groß St. Florian, S. 104. 5) Baravalle, Burgen, S. 456. 6) Schnabel, Exulanten, S. 43ff.

15 Pfarrkirche Stainz 1649

Figürliche Flachrelief-Grabplatte und Schrifttafel des Propstes Simon Eberhard aus weißem Marmor auf der Evangelienseite in der Seitenkapelle, die mittlere von insgesamt fünf, an der Ostwand in der Pfarrkirche Stainz. Die Grabplatte zeigt den Verstorbenen in vollem Ornat mit Mantel und Mitra. Die linke Hand umfasst das Pedum. Im linken oberen Bereich hochovales Wappen in einer barocken Rollkartusche. Die Platte weist einige Sprünge auf, besonders am rechten oberen Eck. Die längsovale, achtzeilige Inschriftentafel befindet sich direkt unter der figürlichen Grabplatte und ist mit einem schönen kartuschenartigen Rollwerk geziert.

H. 194 cm, B. 96 cm (Grabplatte). H. 103 cm, B. 60 cm, Bu. 4 cm (Inschriftentafel) – Kapitalis.

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MORSa) NON EST GLORIOSA / SED FORTITER MORI GLORIOSVM ESTb) / ANNO M. D. C. XXXXVIII DIE Zc) MARTYd) / (ILLUST)R(I)SS(I)MVSe) ET AMPLISSIMVS D(OMI)N(U)Se) D(OMI)N(U)Se) / SIMON HVIVS MONASTERYd) PRAEPOSI=/ TVS NEC NON SAC(RAE)f) CAES(AREAE)f) MAIEST(ATIS)f) / CONSILIARIVS IN D(OMI)NOe) OBYTd) AETA= / TIS SVAE I. XIII. a) Alle Anfangsbuchstaben vergrößert. b) Buchstabe S leicht hochgestellt und verkleinert, möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt. c) Z als Abkürzung für ET. d) Y für II. e) Das über dem Wort angebrachte liegende S als Kennzeichnung gekürzter Wörter. f) Kürzungszeichen durch Doppelpunkt.

Der Tod ist nicht ruhmvoll, aber tapfer zu sterben ist ruhmreich. Im Jahr 1649 (und) an einem Tag im März verstarb der überaus berühmte und bedeutende Herr Herr Simon, Vorsteher dieses Klosters und Ratgeber der Heiligen Kaiserlichen Majestät im Herrn im 63. Jahr seines Lebens.

Wappen: unbekannt1).

Simon Eberhard war von 1629–1649 Propst des Stiftes Stainz2). Er profitierte maßgeblich von seinem Vorgänger, Jakob Rosolenz, welcher für den wirtschaftlichen und finanziellen Aufstieg des Stiftes verantwortlich war. Auch Simon Eberhard konnte durch das von Rosolenz geschaffene Vermögen den Besitz des Stiftes erweitern. Im Laufe seiner Amtszeit erwarb er die Herrschaften Leonrodt an der Teigitsch, Vasoldsberg, Lankowitz und Herbersdorf3).

1) Vermutlich das Wappen des Propstes Simon Eberhard: Schild mit zwei Schrägrechtsbalken; nach rechts oben gerichtetes auf dem Balken laufendes Tier (Eber ?). 2) Zur Geschichte des Stiftes Stainz siehe Kapitel Stainz: „Das Augustiner-Chorherren Stift“. 3) Wilfinger, S. 63.

16 Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg 1660

Eingemauerte, hochrechteckige Wappengrabplatte des Max Goldberger von Goldberg an der Westwand im Altarbereich in der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg aus Marmor. Im oberen Drittel in einem Medaillon Relief-Vollwappen mit ausgeschmückter Helmdecke und Helmzier. Darunter dreizehnzeilige Inschrift, wobei die oberen elf Zeilen und die letzten beiden untersten Zeilen durch eine Leerzeile optisch getrennt sind.

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H. 125 cm, B. 73 cm, Bu. 4 cm – Kapitalis.

HIEa) LIGT DER WOLL EDL VND / GESTRENGE HERR MARX / GOLDTPERGER VON GOLDTPERG / GEWOSTER HOCHFVRSTLICH[ER] / SALZPVURG[ER] HAVPTMAN DER HERRSCHAFFT LANDTSPERG / WELCHER DEN 19 FEBRVARY / 1600 IAHR IN GOTT SELLIG / VERSCHIDEN DEME GOTT EIN / FROLICHE AVFERSTEHVNG / VERLEICHEN WOLLE AMEN

ICH LIG IN STAUB TIEF UNDER DER ERDEN / BITE GOTT FIR MICH DIER WIRTS AVCH WERDEN a) Anfangsbuchstaben teilweise vergrößert.

Wappen: Goldperger1).

Max Goldberger von Goldberg war für drei Jahre, von 1657 bis 1660 Hauptmann2) der salzburgischen Herrschaft Landsberg3).

1) Vermutlich das Wappen von Max Goldberger von Goldberg: Schild geviert, 1 und 4 ein Mann mit ausgestrecktem Arm und Kugel (Ball oder Apfel?) in der Hand; 2 und 3 ein nach rechts gerichteter, stehender Drache; als Helmzier ein aus einer Helmkrone wachsender Mann wie in 1 und 4; Helmdecke. 2) Zu den Aufgaben eines Hauptmanns siehe Kapitel Deutschlandsberg „Ortsgeschichte“. 3) Tscherne, Lonsperch, S. 91.

17 Pfarrkirche Stainz 1662

Hochrechteckige Wappengrabplatte des Georg Christoph Kempinski an der Epistelseite am dritten Pfeiler von Osten in der Pfarrkirche Stainz aus weißem Marmor. Die Platte wird in der oberen Hälfte von einem Relief-Vollwappen mit reichhaltiger Helmzier und Helmdecke und im unteren Bereich von einer zwölfzeiligen Inschrift auf einer Tafel ausgefüllt. Die Buchstaben sind schwarz eingefärbt, jedoch ist die Farbe bereits an manchen Stellen verblasst. Die Platte, die in einem wenige Zentimeter breiten, erhabenen Rahmen gefasst ist, wird oben mit einem Dreiecksgiebel und unten glockenförmig abgeschlossen.

H. 151 cm, B. 84 cm, Bu. 3 cm – Kapitalis.

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EGO GEORGIVS CHRISTOPHORVSa) KHEMPINSKHY / INCLYTI HVIVS STYRIAE DUCA(TVS) PROVINCIALIS / EMARCVI ADINSTAR TENERI ET GRATIOSI / ROSEI FLORIS. XII: CALENDAS MARTY. / FATALI NEMPE RUSTICAE MORTISb) SEV SAGITTA / SEV ASCIA ICTVS GRAECY NONDUM EXPLETO / TERTIO QVARTAMc) POST OLYMPIADEM / IVVENTAE MEAE ANNOd) / AST VITINAM SIC CONSVM(M)ATUS IN BREVI / VT EXPLEVERIM TEMPORA MVLTA / QVARE EXTREMVM HOC TE / ALLOQVOR / AETERNVM VT GAVDEA(T) ADPRECARE VIATORe) a) ORVS klein beigeststellt. b) I unter den rechten Deckbalken des T gestellt. c) sic! (QUINTAM). d) Zeile zentriert. e) Gesamte Inschrift in schwankender Buchstabengröße.

Ich Georg Christoph Khempinsky, herzoglicher Provinziale dieser berühmten Steiermark, bin verstorben gleich wie eine zarte und liebliche Rosenblüte am 19. Februar, und zwar eines ländlichen (griechischen ) Todes verschieden, entweder getroffen durch einen schicksalhaften Pfeil oder eine Axt, noch nicht das dritte Jahr meiner Jugend nach der vierten Olympiade vollendet. Aber wenn ich doch (nicht) so ein kurzes Leben verbracht hätte (in Kürze aufgebraucht), um viel Zeiten (Jahre) zu erleben. Deshalb sage ich dir das zuletzt, dass du, Wanderer, dich freust den Ewigen (?) anzurufen /anzubeten.

Wappen: Kempinsky / Peuerl1).

Georg Christoph Kempinsky2), Sohn des Andrä Kempinsky und der Sophia, Tochter des Bernhard Freiherrn von Falbenhaupt, welche 1630 geheiratet haben, wurde am 27. April 1639 geboren und in der Stadtpfarre zum Heiligen Blut in Graz getauft. Georg Christophs Vater ist wenige Monate nach seiner Geburt, am 25 September 1639, verstorben und hinterließ vier Kinder. Da sein älterer Bruder Hans Sigmund bereits im Kindesalter verstarb und seine beiden anderen Geschwister, Maria Anna und Hans Bernhard, in den Dienst der Kirche traten, wurde Georg Christoph die Aufgabe zuteil, den Familienbesitz weiterzuführen. Doch ereilte auch ihn ein früher Tod: Mit lediglich 23 Jahren wurde Georg Christoph in der Umgebung von Stainz, vermutlich von Bauern erschlagen3).

1) Das Wappen der Kempinsky wurde mit dem der Peuerl vereinigt: Schild geviert, 1 und 4 ein aufrechtstehender Pfeil (Stammwappen der Kempinsky); 2 und 3 ein sparrenartig gebrochener Strich; als Helmzier: ein aus der Helmkrone wachsender bäuerlich gekleideter Mann, welcher mit der rechten Hand eine geschulterte vergoldete Hacke hält (Helmkleinod der Peuerl) (1); ein aus der Helmkrone wachsender aufrechtstehender vergoldeter Pfeil (Helmkleinod der Kempinsky) (2) (Vgl. Beckh-Widmanstetter, Kempinsky, S. 8f.). 2) Die Kempinsky stammten ursprünglich aus der Umgebung von Krakau in Polen. Georg Christophs Großvater, Kaspar, Sohn des Lorenz und Enkel des Andreas Kempinski von Schwisitz und Altenhofen, kam 1548 mit einer polnischen Gesandtschaft an den Hof Ferdinands I. Er war zunächst Edelknabe, später Truchsess und 99

schließlich Kammerherr Erzherzog Karls II., welchem er 1564 nach Graz folgte (Vgl. Beckh-Widmanstetter, Kempinsky, S. 1–7). Alsbald wurde der polnische Adelige als Hauptmann der Grenzstadt Fürstenfeld eingesetzt (Baravalle, Burgen, S. 137). 1585 heiratete Kaspar Anna Elisabeth, das einzige, lebende Kind des Andre Peuerl und der Judith von Trauttmannsdorf. Der Besitz der im Mannesstamm ausgestorbenen Peuerl, die Herrschaft Limberg, blieb im Eigentum Anna Elisabeths. Der Peuerlhof wurde hingegen für die Mitgift der drei gemeinsamen Töchter veräußert. Nikolaus, der zweite Sohn Kaspars und Onkel Georg Christophs, wanderte aus Glaubensgründen 1627 aus (Beckh-Widmanstetter, Kempinsky, S. 8 und Baravalle, Burgen, S. 76f.). 3) Vgl. Beckh-Widmanstetter, Kempinsky, S. 16ff.

18 Pfarrkirche Schwanberg 1683

Hochrechteckige Wappengrabplatte des Paul Puschmann an der Nordwand der Seitenkapelle in der Pfarrkirche Schwanberg aus Marmor. Das obere Viertel der Platte zeigt in einem Medaillon ein Relief-Wappen in einer gekrönten Rollkartusche. Die zehnzeilige Inschrift befindet sich in den mittleren zwei Vierteln der Platte. Im untersten Viertel ist ein Totenkopf abgebildet.

H. 90,5 cm, B. 60 cm, Bu. 2,5 cm – Kapitalis.

HIEa) LIGT BEGRABENb) DER EHRN / VOSTE VND KVNSTREICHE HERR PAVLL PVSCHMANN GEWÖSTER GLASc) / MAISTER OB SCHWAMBER / WELICH / ER IN GOTT SELLIG / ENTSCHLAFE / DEN 31 IVLY 1683 IAHRS SEINES AL / TERSd) 77 IAHR GOTT DER ALMECH / TIGE VERLEICHE IHME VND ALLEN / CHRISTGLAVBIGEN SEELEN EIN / FRÖLICHE AVFERSTEHVNG AMEN a) Alle Anfangsbuchstaben vergrößert. b) In der gesamten Inschrift ein geknickter Mittelbalken beim Buchstaben A. c) Die Farbe des G vollkommen verblasst, insbesondere die Cauda. d) Deckbalken des T verblasst.

Wappen: Puschmann1).

Nach den Daten dieser Wappengrabplatte dürfte Puschmann 1606 geboren sein. Er war Glasermeister, konnte lesen und schreiben und hatte vier Söhne und zwei Töchter. Bis ca. 1665 besaß der Meister eine Glashütte im Sulmgraben oberhalb der Einmündung des Seebaches. Aufgrund akuten Holzmangels musste er seine Hütte verlegen. Paul Puschmann wählte als

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neuen Standort die Gegend zwischen Schwarzer Sulm und dem Quellgebiet des Stullneggbaches (Glashütten). Auch eine hölzerne Kapelle gehörte zur Glashütte. Mit Bewilligung des Bischofs stellte Puschmann auf eigene Kosten einen Pfarrer an. Nach dem Tod Paul Puschmanns übernahm sein Sohn die Leitung der Glashütte. Paul Puschmann großes Ansehen spiegelt sich am Standort der Grablege wider2).

1) Vermutlich das Wappen von Paul Puschmann: Schild: Balken unten zweimal gespaltenen, aus dem Balken herauswachsender Mann mit Blume (?). 2) Vgl. Hauser, Gressenberg, S. 45f.

19 Pfarrkirche Stainz 1688

Eingemauerte rechteckige Wappengrabplatte des Ferdinand Pürcker Freiherr von Weißenthurn und dessen Gemahlin Maria Anna, geborene Freiin von Pfeilberg, an der Evangelienseite am ersten Pfeiler östlich der Kanzel in der Pfarrkirche Stainz aus weißem Marmor. Die oberen zwei Drittel der Platte zeigen die Wappen der beiden Verstorbenen mit Helmzier und Helmdecke. Unter den Wappen befinden sich zwei Spruchbänder (I und II). Im unteren Drittel befindet sich die auf einer Tafel angebrachte und trapezförmig abgeschrägte zwanzigzeilige Inschrift in schwankender Zeilengröße (III). Die Buchstaben sind schwarz eingefärbt, jedoch ist die Farbe bereits an manchen Stellen verblasst. An den vier Ecken je ein Cherubinkopf.

H. 153,5 cm, B. 96 cm, Bu. 2–3 cm – Kapitalis.

I. PFEILBERGERISCHE WAPPEN II. PIRCKHERISCHE WAPPENa) III. ALLHIE LIGT BEGRABEN DER WOLL GEBORENE HERR / HERR FERDINAND PIRCKHER FREYHER ZVM WEISSENTHURN HERR / ZV OBER LEMBSHITZ AVF WEITENDORF VND FEISTRITZ ETC. / SAMBT SEINER GELIEBSTEN FRAVEN GEMAHL MARIA AMMA / LEY PYRCHERIN FREYIN EIN GEBORNE FREYIN VON PFEILBERG ETC.b) / WELCHE MIT EINEM SCHOENEN VERNYNFTIGEN GOTTSELIGEN / END IHREN ABSCHIDT VON DISEM IAMERTHAL DER ZERGENG / LICHEN WELT GENOMBEN DEN 22. IENER 1661 / O MENTSCH GEBOHREN ZV DEM TOTT WAS EBIG SVECH NICHT HIE / SONDER BEI GOTT / GETREY IN GOTT GLEICH WIE IM LEBEN BADE HERZ 101

ZV EINEM SIGILL / GEGEBEN / DEREN LEIBER SO IN TOTT ENTLOSCHEN BEDE HERZ MIT / DIESEM STAIN SEIND VERSCHLOSSEN / HIE LIEGEN WIRR UND WARTEN DEINER / DV WIRST AVCH SEIN DER VNERIGEN EINER / GEDENKH AVF VNS GLEICH WIE WIER / AVF DICH / MIT DEINEM GEBETT VNSER / VERGISSE NICHTc) a) Anfangsbuchstaben der Inschriften I und II vergrößert. b) Anfangsbuchstaben von Inschrift III bis dahin vergrößert. c) Schwer lesbare Zeile, aufgrund der bereits verblassenden Farbe und der geringen Zeilengröße.

Wappen: Pfeilberg1); Pürkher2).

Ferdinand Pürkher3) Freiherr von und zu Weißenthurn4), geboren 1609, ist der Sohn des Stammvaters der Pürkher, Salomon I. und der Maria, einer Tochter des Andrä von Hollenburg. Dieser Ehe, welche in Millstatt 1594 geschlossen wurde und bereits die dritte des Vaters war, entstammten elf Kinder. 1610 starb Salomon I. Zumindest vier Brüder, Salomon II., Hans Christoph, Hans Friedrich und Maximilian und drei Schwestern Ferdinands überlebten den Vater5). Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schickte die Mutter die Söhne in den Dreißigjährigen Krieg. Ferdinand dürfte möglicherweise bereits als sechzehnjähriger im Alt- Breunerschen Regiment, in welchem auch seine Brüder Salomon II. und Maximilian kämpften, gedient haben. Im Zuge eines Gefechts durchschoss eine Kugel das Knie Ferdinands. 1637 kehrte er als „krummer und lahmer“ Mann in die Heimat zurück. Anfänglich wohnte er zunächst in Graz, doch bereits 1638 heiratete der vermögenslose Ferdinand Eva Judith Schrampf, die zu diesem Zeitpunkt unehelich schwanger war. Dieser Umstand mag verwundern, doch spielte wahrscheinlich das Vermögen der Schwiegermutter und der ausgehandelte Ehevertrag eine entscheidende Rolle, die Ehe einzugehen6). Da seine erste Ehefrau, die ihm ein Kind schenkte, bereits nach sechs Jahren Ehe verstarb, erbte Ferdinand neben einer beträchtlichen Geldsumme auch eine Mühle an der Kainach bei Mooskirchen. In folgender Zeit baute Ferdinand den dazugehörigen Bauernhof zu einem Edelhof aus, der 1565 niederbrannte und aus Geldmangel nicht mehr aufgebaut werden konnte. Überdies erwarb er 1660 das Amt Oberlemsitz bei Stainz7). Als zweite Ehefrau wählte der Kriegsinvalide Ferdinand Maria Amalia von Pfeilberg, die als Stammmutter der jüngeren freiherrlichen Linie der Pürkher von und zu Weißenthurn in die Geschichte eingehen sollte, aus. Sie ist jene Frau, die auf dem Grabmal verewigt ist. Zudem bezieht sich das Todesdatum in der achten Zeile auf die Pfeilbergerin. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder, das bekannteste unter ihnen ist Johann Ferdinand, der 1651 oder 1652 geboren wurde8). 1654 wurde Ferdinands ältester Bruder, Salomon II. von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrenstand erhoben. Mit ihm erhielt auch Ferdinand, aufgrund seiner Verdienste im

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Dreißigjährigen Krieg die Standeserhöhung9). In seinem Testament, welches er 1688 verfasste, überließ Ferdinand seiner ältesten Tochter sein gesamtes Vermögen. Sein Sohn, der ein „ewiger“ Student war, jahrelang Stipendien von diversen Stiftungen und der Staatskasse erhielt und schlussendlich in Ungnade bei seinem Vater fiel, wurde darin nicht erwähnt. Ferdinand Pürkher10), Freiherr von und zu Weißenthurn, dürfte bald darauf als fast achtzigjähriger Mann verstorben sein11).

1) Schild geviert mit Herzschild: 1 und 4 drei Pfeile über Dreiberg; 2 und 3 ein Schwertarm; im Herzschild ein nach rechts gerichteter Drache (Vgl. Kraßler, Wappenschlüssel, S 289, 273 und 163); als Helmzier: auf einem Bügelhelm stehender bekrönter Adler (1); auf einem Bügelhelm ein stehender Mann mit Pfeil (2); Helmdecke. 2) Schild geviert mit Herzschild: 1 und 4 drei Rauten in Schrägbalkenstellung; 2 und 3 gekreuzte Rennstangen; im Herzschild ein Adler (Kraßler, Wappenschlüssel, S. 211); als Helmzier: aus einem bekrönten Bügelhelm wachsendes Geweih (1); auf einem bekrönten Bügelhelm ein stehender Adler (2); auf einem Bügelhelm sitzender halber Flug (3). 3) Es existieren mehrere Schreibvarianten des Familiennamens: Neben Pürkher auch Pirckher, Pirker, Pürcker. 4) Südöstlich von Weißkirchen am Granitzbach lag ein hölzerner Hof mit einer Mühle der Grafen von Montfort. Anfänglich lebte dort das Rittergeschlecht der Weißenkircher, die seit Mitte des 12. Jahrhunderts nachweisbar sind. Mitte des 16. Jahrhunderts entzogen die Montforter ihnen das Gut und machten daraus eine Taverne. Ab 1540 dürften bereits die aus Weißkirchen stammenden Brüder Salomon, Benedikt und Florian Pürkher den Sitz inne gehabt haben. Durch die Heirat Benedikts mit Felicitas Mayr, einer Nichte eines Weißkirchner Bürgers, konnte der Besitz in der Umgebung von Weißkirchen entscheidend vergrößert werden. Der andere Bruder, Salomon, der Vater Ferdinands, schlug eine steile Beamtenlaufbahn ein und legte den Grundstein für den Aufstieg der Familie. Er stieg vom Hofkanzleidiener zum Hofbuchhalter auf. 1577 wurde er von Erzherzog Karl II. geadelt und 1598 von den steirischen Ständen als Landmann aufgenommen. Ab 1601 begann Salomon mit dem Umbau des oben genannten Gutes zu einem Herrschaftssitz, für welchen er 1606 eine Steuerbefreiung erlangte und miteinher die Erlaubnis den Ansitz Weißenthurn und sich selbst von Weißenthurn zu nennen (Vgl. Puschnig, Weisskirchen, S. 154f.). 5) Srbik, Weißenthurn, S. 89 6) Vgl. ebd., S. 99 und 102f. 7) Baravalle, Burgen, S. 563. 8) Srbik, Weißenthurn, S. 105. 9) Puschnig, Weisskirchen, S. 160. 10) Die Freiherren Pürkher, deren Familie im 17. Jahrhundert zahlreiche, herausragende Persönlichkeiten entstammten, mussten 1692 das Schloss Weißenthurn Ignaz Freiherrn von Sidenitsch verkaufen. Im 19. Jahrhundert verarmten sie zunehmend und legten den Adelstitel ab (Vgl. Ebner, Burgen Ennstal, S. 136f.). 11) Vgl. Srbik, Weißenthurn, S. 107f.

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20 Pfarrkirche Preding 1691

Hochrechteckige Grabplatte des Johann Bapista Tazl in der Pfarrkirche Preding; das erste Grabmal nördlich des Seiteneingangs an der Südwand unter der Orgelempore aus Marmor. Im oberen Viertel die Darstellung der Eucharistie in Form von Kelch und Hostie mit dem Nomen sacrum (I). Darunter eine fünfzehnzeilige Inschrift in schwankender Zeilengröße. Ganz unten einfacher Totenkopf.

H. 70 cm, B. 37 cm, Bu. 2 cm – Kapitalis.

I IHS II HIER LIGT BEGRABENa) / DER WOLL EHRWÜRDIG / EIN GOTT GEISTLICHE HE / RR IHOANN BAPISTA TAZL / GEWESTER PFARHER ZU PR / EDING WELICHER SICH XIII / IAHR BEFLISSEN SEIN G / UETER LEHR VNTERWI / SEN SEINE SCHAFFLEIN / GOTT VERLEIHE IHM DIE / EWIGE RUEHE FREVD VNT / SELIGKEIT DARZVE SEIN / [ES] ALTERS XXXXV IAHR / GESTORBEN DEN VI. FEB[RVARII] / MDCLXXXXI IAHRb) a) Zeile vergrößert. b) Zeile zentriert; In der gesamten Inschrift keine Wortabstände, die Beschriftung scheint durchlaufend gestaltet, nur vereinzelt finden sich punktförmige Trennzeichen.

Johann Baptist Tazl, ehemals Kaplan in der Pfarre Hengsberg, wurde 1678 zum Pfarrvikar in Preding ernannt. Sein Vorgänger war Georg Joseph Andretschko, der sich auf die Pfarre Wildon versetzen ließ. Unter Tazls Amtszeit wütete die Pest im kleinen Markt Preding. Er dürfte auch für den Neubau des Pfarrhofes verantwortlich gewesen sein1).

1) Obersteiner, Preding, S. 88.

21 Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg 1698

Eingemauerte, rechteckige Wappengrabplatte des Johann Prenner von Prennersberg in der Pfarkirche Deutschlandsberg an der Ostwand im Altarraum aus Marmor. In der oberen Hälfte

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Relief-Wappen mit reich ausgeschmückter Helmzier und Helmdecke. Darunter eine zehnzeilige Inschrift. Die gesamte Grabplatte füllen florale Darstellungen, die in seichter Linie eingearbeitet wurden.

H. 153 cm, B. 78 cm, Bu. 4 cm – Kapitalis.

ALLa) HIEb) / HIER LIGT PEGRABEN DER WOLL EDL / VND GESTRENGE HERR IHOANN PR / ENNER VON VND ZU PRENNERSBERG / GEWEST HOCHFYRST[LICHER] SALZPVURG[ER] / HAVPTMAN DER HERRSCHAFT / LANDSPERG SO DEN 9 DECEMB[E]R / ANNO 1695 DISES ZEITLICHE / GESEGNET DESEN SEEL GOTT / GENEDIG SEIN WOLLEb) a) Alle Anfangsbuchstaben vergrößert. b) Zeile zentriert; zwischen ALL und HIE ein Kreuz.

Wappen: Prennersberg1

Johann Prenner von Prennersberg war vom 18. Juni 1685 bis zu seinem Tod am 9. Dezember 1695 Hauptmann2) der salzburgischen Herrschaft Landsberg3). In seinen früheren Tätigkeiten war Prenner salzburgischer Verwalter in Taggenbrunn und Landrichter in Maria Saal in Kärnten. 1684 wurde er von Johann Seyfried von Eggenberg, Herzog von Krumau und Landeshauptmann in Krain, in den Adelsstand erhoben. Von nun an durfte sich Prenner „von und zu Prennersberg“ nennen. In seiner Zeit als Hauptmann ließ er den Getreidekasten auf der Burg erneuern, den Boden im Vorsaal seines Hauptmannzimmers pflastern und die Burgbrücke beziehungsweise die Burgkapelle renovieren. Mit seiner Frau hatte Johann Prenner von Prennersberg sieben Kinder. In seinem Testament veranlasste er großzügige Geldschenkungen für die Kirche in Deutschlandsberg. Außerdem spendete Prenner jährlich 80 Messen und ein Vaterunser und ein Ave Maria am Sonntag nach Allerheiligen4).

1) Schild geviert mit Herzschild: 1 und 2 ein Adler am Spalt mit Fackel; 2 und 3 ein Einhorn; Herzschild mit drei Flammen (2:1) (Kraßler, Wappenschlüssel, S. 108); als Helmzier ein aus dem Helm wachsendes Einhorn; Helmdecke. 2) Zu den Aufgaben eines Hauptmannes siehe Kapitel Deutschlandsberg: „Ortsgeschichte“. 3) Tscherne, Lonsperch, S. 91. 4) Vgl. Bernhard, (Deutsch)Landsberg, S. 175f.

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22 Pfarrkirche Preding 1698

Hochrechteckige Grabplatte des Matthias Heisl in der Pfarrkirche Preding, das östlichste Grabmal an der Südwand der Kirche aus Rotkalk. In den oberen zwei Dritteln des hochrechteckigen Grabmals befindet sich die gestaffelt zentrierte, siebzehnzeilige Inschrift (I). Im unteren Drittel weist die Hostie und der auf einem Buch (Bibel) stehende Kelch auf die Eucharistie hin. Im Kelch befindet sich eine beschriftete Hostie (II). Die bildliche Darstellung ist mit seichter Linie hochrechteckig eingerahmt, wobei die Hostie aus dem Rahmen herausragt. Insgesamt stark verwittertes, zerkratztes und links in der Mitte gesprungenes Grabmal.

H. 166 cm, B. 58 cm, Bu. 3 cm – Kapitalis.

I ENa) HIC IACET / ELLCTYb) E MILLIBYb) / REGIBYb) DIGNIOR / SACERDOS SEPTENDECENALIS / PASTOR VIGILANS / MATHIAS HEISL / CONSVM(M)ATYb) SEPTENIO / PER VITA(M) EXEMPARE(M)c) / EXPLEVITc) TEMPORA MVLTA / QUIA 24 IAN(UARIUS) 1698 / AETATIS SVAE AN(N)O 44 / VIVERE DESIIT / QVI SI HIC NON IACERET / ECCLESIAE HAEC NON STARET / VTPOTE EIVS HAEREDITATE EREC / CVI MERITO REQVIEM / PRECARE AETERNAM II I H Sd) a) Alle Anfangsbuchstaben vergrößert; oberer Balken des E verlängert und N leicht hineingestellt. b) Y mit aufliegenden Bogen für US auf beiden Schrägschaftenden. c) X aus zwei voneinander abgewendeten Bögen. d) Nomen sacrum (Jesusmonogramm).

Schau, hier liegt, ausgewählt aus Tausenden und würdiger als Könige und Priester, Mathias Heisl, der 17 Jahre lang Priester war, der durch ein ausgezeichnetes Leben, das er von seinem Jahre an führte, viele Zeiten erfüllte, weil er am 24. Jänner 1698 im 44. Jahre seines Alter zu leben aufhörte, so wenn dieser hier nicht liegen würde, würde diese Kirche nicht stehen, die durch sein Vermächtnis errichtet wurde. Wünsche ihm verdientermaßen die ewige Ruhe.

Matthias Heisl wurde durch den Hengsberger Archidiakonatskommisär Rupert Prenner 1691 aufgrund des Todes seines Vorgängers Johann Baptist Tazl als Pfarrvikar in Preding eingesetzt. Zuvor war er acht Jahre als Kaplan in der Pfarre Hengsberg tätig gewesen1). 1695 genehmigte der Bischof von Seckau, Josef Graf Thun, nach einem Ansuchen von Matthias Heisl die Erweiterung der Pfarrkirche2). Als 1698 Matthias Heisl starb, hinterließ er ein beträchtliches

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Vermögen, welches neben dem Ausbau der Kirche auch für die Aufstockung des Kirchturmes verwendet werden konnte3). Seine große Bedeutung für die Pfarrkirche Preding lässt sich von der Inschrift ablesen: „Wenn dieser hier nicht liegen würde, würde diese Kirche nicht stehen“

1) Obersteiner, Preding, S. 88. 2) Ruhri / Tschampa, Maria in Dorn, S. 6. 3) Obersteiner, Preding, S. 73.

23 Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg 1715

Eingemauerte rechteckige Wappengrabplatte des Stephan Carl Kovaziz von Schmidthofen in der nordöstlichsten Seitenkapelle an der Nordwand in der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg aus Marmor. Im oberen Drittel Relief-Vollwappen mit reich ausgeschmückter Helmdecke und Helmzier. Darunter fünfzehnzeilige Inschrift, wobei die letzten Zeilen schwer lesbar sind.

H. 158 cm, B. 87 cm, Bu. 4 cm – Kapitalis.

I. Sa) II. MIXTAb) SENUM AC IUVENUM DENSANTUR FUNERA / NULLUM SAEVA CAPUT PROSERPINA FUGIT HORAT(II) LI(BER) / BEYD IUNG VND ALT INS GRAB MAN LEGT / DER TODT NIEMANT ZU SCHONEN PFLEGT / HIER LIGT ALSO BEGRABEN DER WOLL EDL VND GE / STRENGE HERR STEPHAN CARL KOUAZIZ VON SCHMIDT / HOFFEN HOCHFVYRST(LICHER) SALZBVRG(ER) HAUBTM(ANN) ZU LANDT / SPERG SO IN GOTT VERSCHIDEN 1 IUNY 1715 MIT / DESSEN GELIEBTEN SÖHNEN VND TOCHTER SO VORHERO / DAS ZEITL(ICHE) GESEGNET ALS IOHANNES ERNEST DEN 28 / APRIL 1698 CAROL IOSEPH DEN 28 MAY 1699 / MARIA THERESIA DEN 8 SEBDEMB(ER) 1703 VND / STEPHAN CAROL IOSEPH DEN 15 FEB(RUAR) 1707 / REQVIESCANT IN PACEc) / DONA PATRI VNVM PATER ET AVE d) a) Vermutlich eine Initiale seines Familiennamens. b) Alle Anfangsbuchstaben vergrößert. c) Zeile zentriert.

Gemischte Gräber von Jung und Alt sind dicht nebeneinander gereiht. Die grimmige Proserpina scheut vor keinem Haupt zurück (Zeile 1 und 2 / Horaz, Carmen 1, 28: Verse 19 f.).

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Sie mögen in Frieden ruhen. Schenke, Gottvater, dem Vater das Eine und lebe wohl (Zeile 14 und 15).

Wappen: Kovaziz von Schmidthofen1).

Stephan Carl Kovaziz von Schmidthofen war von 1696 bis zu seinem Tod am 1. Juni 1715 Hauptmann2) der salzburgischen Herrschaft Landsberg. Waren seine Vorgänger mit wenigen Ausnahmen immer nur kurz im Amt, so ist Kovaziz der erste von drei Hauptmännern, die länger als zehn Jahre diese Tätigkeit ausübten3). Kovaziz war zudem auch fürstlich seckauischer Rentmeister und kaiserlicher Notar. In seiner Zeit als Hauptmann wechselte er mehrmals das Amtspersonal, insbesondere den Amtsschreiberposten. Zudem versuchte Kovaziz eine Verbesserung der Besoldung für sein Personal durchzusetzen. Mit seiner Frau Maria Rosalia, geborene von Ortenhofen, die ihm mehrere Weingärten im Sausal vermachte, hatte er vier Söhne und zwei Töchter. Johann Ernst, Carl Joseph, Stephan Carl und Maria Theresia, die allesamt mit Todesdatum in der Inschrift vermerkt sind, sie starben bereits vor dem Vater. Joseph Hyacinth und Maria Clara überlebten hingegen den Vater. Sein im Testament niedergeschriebener Wunsch, in der Pfarrkirche Deutschlandsberg begraben zu werden, erfüllte sich4).

1) Vermutlich das Wappen von Stephan Carl Kovaziz von Schmidthofen: Schild geviert mit Herzschild: 1 und 4 ein Reichsapfel, der in der Mitte beiderseits von einem Stern begleitet ist; 2 und 3 ein nach rechts steigender Löwe; Herzschild mit S belegt; Helmzier ein aus dem Helm und dem offenen Flug wachsender Löwenkopf mit Fahne; Helmdecke. 2) Zu den Aufgaben eines Hauptmannes siehe Kapitel Deutschlandsberg: „Ortsgeschichte“. 3) Tscherne, Lonsperch, S. 91. 4) Vgl. Bernhard, (Deutsch)Landsberg, S. 177f.

24 Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg 1752

Epitaph des Johann Felix Constantin Edler von Hormayr in der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg an der Südwand der mittleren westlichen Seitenkapelle. Ein barocker Rahmen aus Kalk mit reichhaltigem Rollwerk umfasst die leicht vertiefte marmorne Schrifttafel

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mit achtzeiliger gestaffelt zentrierter, schwarz nachgezogener Schrift, die jedoch teilweise verblasst ist. Darüber zwei Wappen; die jeweils in einem vergoldeten Medaillon gefasst sind.

H. 173 cm, B. 117 cm, Bu. 8 cm – Fraktur.

Das Ewige Lichta) Leuchte Dem Felix / Edlen von Hormayr auf Hortenburg / Des Heil(ligen). R(ömischen) R(eichs) Ritterb) Maynz(er) und Salzburg(er) Rathb) / Hauptmann Zu Landsberg / 6 Feb(ruar) 1752 / und Dessen Ehegattin / Anna von Högwein / 30 Aug(ust) 1774 a) Andere Schreibweise des L als bei „Leuchte“ und „Landsberg“. b) Die Schreibweise des R gleicht dem Buchstaben K.

Wappen: Hortenburg1); unbekannt2).

Felix Edler von Hormayr auf Hortenburg war von Juli 1736 bis zu seinem Tod am 6. Februar 1752 der vorletzte Hauptmann3) der salzburgischen Herrschaft Landsberg. Zuvor war er Reichsritter, Salzburger und Churmainzer Hofrat. Hormayr hatte mit seiner Frau, Maria Anna, eine geborene Högwein aus Tirol, zwei Söhne und eine Tochter4). Die Amtsübergabe zwischen seinem Vorgänger Wenzel Joseph Jändik Edler von Rottenfels und Hormayr wurde von tiefem Hass, gegenseitiger Geringschätzung und Beschuldigungen begleitet. Jändik, einer der längst dienenden Hauptmänner in Landsberg, wollte aufgrund einer Auseinandersetzung mit der Hofkammer sein Amt niederlegen und eine salzburgische Pension und Belohnung erhalten. Hormayr erfuhr von diesen Wünschen Jändiks und reichte seine Bewerbung an den Erzbischof bezüglich der frei werdenden Stelle ein. Miteinher beschuldigte Hormayr Jändik ausstehende Rechnungen nicht beglichen zu haben. Eine in darauffolgender Zeit durchgeführte Visitation des Vizedoms von Friesach stellte geringe Mängel in der Amtskasse fest. Jändik wurde daraufhin ohne Pension, Ablöse oder Belohnung entlassen. Die Folge der überzogenen Entlassung Jändiks, die Hormayer mitverschuldet hatte, war die Todfeindschaft der beiden. Ein langwieriger Rechtsstreit, verbunden mit gegenseitigen Denunziationen, entbrannte, der seine Wellen bis zum Kaiserhof in Wien hatte. Hormayr erwog seinen Kontrahenten zum Duell aufzufordern, doch seine Funktion im Dienste Salzburgs ließ ein Fechten nicht zu. Jändik seinerseits stellte seinen Widersacher in einem Schmähbrief bloß, indem er Hormayr mit einer Masse an Adjektiven verspottete und bloßstellte. Der Konflikt hatte für keinen der Männer ernsthafte Konsequenzen, bis auf eine Geldstrafe Jändiks aufgrund seines Schmähbriefes. Der streitlustige und maßregelnde Charakter Hormayrs war in seiner vierzehnjährigen Amtszeit als Hauptmann stark spürbar: Mit der Landsberger Bürgerschaft lag er andauernd in Streit, mit dem 109

Bischof von Seckau kam er in Konflikt aufgrund der Vergabe von Zehnten, und den Bischof von Lavant sowie den Pfarrer von Deutschlandsberg wollte er in ihren Rechten beschneiden5). Hormayr ließ den Pranger eigenmächtig benützen und Bewohner des Marktes festnehmen, obwohl er damit seine Kompetenzen überschritt. Auch bei der Einsetzung des Marktrichters mischte sich Hormayr ein und kannte rechtmäßig gewählte Marktrichter nicht an6). Trotz seiner Bestrebung, das Amt gewissenhaft auszuführen, fand sein Nachfolger und der folgende Hauptmann von Deutschlandsberg, Johann Gottlieb Baron von Grimming und Niederrain, Missstände vor. So war beispielsweise das Schloss verfallen und renovierungsbedürftig, da sein Vorgänger es bevorzugte im Markt, später als Hofhaus bezeichnet, zu wohnen7). Hormayr führte einen gehobenen und ausschweifenden Lebensstil, der seine finanziellen Möglichkeiten überschritt. Bei seinem Tod im Februar 1752 hinterließ er eine Menge an Schulden, die zu einem Teil seiner Witwe erlassen wurden. Die Herstellung des Epitaphs in der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg kostete 80 Gulden, für das Begräbnis wurden hingegen knapp über 73 Gulden ausgegeben8).

1) Schild geviert mit Herzschild: 1 in grün eine heraldische Lillie; 2 und 3 in rot ein dreigeschossiges Gebäude, dessen zweites Obergeschoß turmartig schmal ist; 4 in grün ein nach rechtsgerichtetes schwarzes Einhorn auf einem Dreiberg stehend; Herzschild in Schwarz, ein goldenes Jagdhorn auf einem Dreiberg. Helmzier: ein auf einer goldenen Helmkrone stehendes schwarzes Einhorn (1); ein auf einer goldenen Helmkrone stehender Adler (2); ein auf einer der goldenen Helmkrone stehender Mann (3) (Vgl. Hye, Tiroler Wappen, S. 110f., jedoch mit anderer Tingierung und Anordnung der Felder). 2) Schild in grün eine nach rechtsgerichtete schwarze Ziege (?) auf einem Dreiberg; als Helmzier aus einer Helmkrone wachsender Ziegenrumpf. 3) Zu den Aufgaben eines Hauptmannes siehe Kapitel Deutschlandsberg: „Ortsgeschichte“. 4) Bernhard, (Deutsch)Landsberg, S. 183. 5) Vgl. Tscherne, Lonsperch, S. 88f. 6) Ebd., S. 156f. 7) Ebd., S. 90. 8) Vgl. Bernhard, (Deutsch)Landsberg, S.184f.

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Resümee

Grabmäler sind wertvolle Quellen für die historische Forschung und dienen neben dem Totengedenken der Repräsentation von gesellschaftlichen Gruppen. Sie sind Kunstwerke, die sowohl für das individuelle, familiäre, als auch für das liturgische Gedächtnis errichtet wurden. Grabmäler weisen entweder auf den unmittelbaren Bestattungsort hin oder garantieren als Totengedächtnismale die Erinnerung an den Verstorbenen.

Dominierte in der Weststeiermark, so wie in anderen deutschsprachigen Gebieten, im 14. und 15. Jahrhundert die figürliche Grabplatte mit dem Abbild des gerüsteten Ritters das Erscheinungsbild eines adeligen Grabmales, so war im ausgehenden 16. Jahrhundert die Wappengrabplatte, also die Darstellung des Vollwappens auf einem Schild, der gängigste Typ, der sich auch auf die bürgerliche Schichten ausbreitete. Dabei stechen besonders kunstvolle Ausführungen der Relief-Wappen und die damit verbundene reichhaltige Ausschmückung der Helmzier und Helmdecke ins Auge.

Epitaphien, die ab dem 16. Jahrhundert bei den fünf in der vorliegenden Arbeit besprochenen weststeirischen Standorten auftreten, sind die am zweit häufigsten gebrauchte Grabmalform neben den Wappengrabplatten. Sie stellen vielfach nicht nur den einzelnen Verstorbenen dar, sondern oftmals den gesamten Familienverband. Epitaphien sind eben jene Grabmalformen, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Grab stehen.

Bei Kindergrabmälern, die erst Mitte des 16. Jahrhunderts im Bezirk Deutschlandsberg auftreten, lässt sich erstens eine klare Diskrepanz zwischen Stand- und Liegemotiv feststellen und zweitens die Vorliebe der Hinterbliebenen, Bibelzitate hinzuzufügen. Obwohl kein nennenswertes, katholisches Vergleichsobjekt in der Weststeiermark existiert, kann dies als typisches, protestantisches Merkmal bezeichnet werden. Es ist nachgewiesen, dass die Auftraggeber von Kindergrabmälern in der Weststeiermark alle dem protestantischen Glauben zugeneigt waren. Ebenso lässt sich feststellen, dass das häufig zitierte Markus-Evangelium auch in anderen Regionen der Steiermark von Personen mit lutherischer Einstellung gebraucht wurde und mit der Ausweisung des protestantischen Adels 1628/29 dieser Brauch aber in der Steiermark zu Ende gegangen ist.

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Die Darstellung des Kelchs als typisches Symbol bei Priestergrabmälern ist in der Weststeiermark ebenfalls zu beobachten. Prunkvolle und prestigeträchtige Grabmalformen, wie etwa monumentale Hoch- und Freigräber, finden sich keine in dem behandelten Gebiet. Dies begründet sich auch darin, dass die Adeligen keine überregionale Bedeutung erlangten. Sie spielten teilweise in der Landesgeschichte eine Rolle, doch beschränkte sich ihr Handlungsrahmen größtenteils auf die Verwaltung von Herrschaften im ländlichen Bereich. Demgemäß kamen sie weniger mit der aufstrebenden städtischen Gesellschaft und den dort herrschenden Einflüssen in Berührung. Allgemein setzten epigraphische Trends und Strömungen erst Jahrzehnte später in der Weststeiermark ein. Es ist auch anzumerken, dass für die Aufstellung eines monumentalen Grabmales der Auftraggeber, neben den finanziellen Mitteln auch einen Platz benötigte, der in den fünf behandelten Kirchen nicht genügend vorhanden war, um ein solches Objekt optisch optimal in Szene setzen zu können.

Bezüglich der Sprache und der Schriftform lassen sich keine Unterschiede zu anderen Regionen feststellen: Auf weltlichen Grabmälern des 16. und 17. Jahrhunderts ist die deutsche Sprache vorherrschend, auf Grabmälern von geistlichen Personen die lateinische Sprache. Als dominierend und von der Antike abstammend prägte die Kapitalis die Inschriften in der Weststeiermark. Diese mit anderen Regionen übereinstimmende Entwicklung spiegelt sich auch in den beiden gebräuchlichsten Grabformularen wieder: Sowohl das „Anno- Domini- Formular“, trotz seiner geringeren Anwendung in der Gegend um Deutschlandsberg, als auch das „(All)hie ligt (ist begraben)“ erfreuten sich der jeweiligen Zeit entsprechend, großer Beliebtheit.

Diese anhand weststeirischer Beispiele getätigten Beobachtungen sind zwar Resultate einer regionalen Untersuchung, betreffen aber Erscheinungen von weitreichender Gültigkeit. Viele Entwicklungen in der Weststeiermark verlaufen parallel zur gesamteuropäischen Sepulkralkultur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, wenn auch in zeitlicher Verzögerung zur Entwicklung in den herrschaftlichen und urbanen Zentren. Die vorliegende Masterarbeit beinhaltet einen ersten Beitrag, der zweifellos noch intensiviert und ausgebaut werden kann, diese These zu bestätigen. Jedoch erhofft der Verfasser dazu einen ersten Anstoß und durch die Edition, erste Aufschlüsse darüber gegeben zu haben.

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Anhang

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Tabellarische Übersicht der Inschriften

Inschriftenträger Kat.- Nr. Datum Schrift Sprache Standort Amt / Funktion Wappengrabplatte 1 1448 Got. Min. / Fraktur dt. Stainz Adel 2 1477 Got. Min. / Fraktur dt. G. St. Florian Adel 16 1660 Kap. dt. Deutschlandsberg Hauptmann 17 1662 Kap. lat. Stainz Adel 18 1683 Kap. dt. Schwanberg Glasermeister 19 1688 Kap. dt. Stainz Adel 21 1698 Kap. dt. Deutschlandsberg Hauptmann 23 1715 Kap. dt. / lat. Deutschlandsberg Hauptmann Epitaph 7b 1563 Kap. dt. Preding Adel 10 1592 Kap. dt. Preding Adel 24 1752 Fraktur dt. Deutschlandsberg Hauptmann Figürliche Grabplatten 3 1516 Got. Min. / Fraktur dt. Schwanberg Adel 4 1529 Kap. dt. G. St. Florian Adel 5 1530 Kap. dt. Schwanberg Adel 9 1588 Fraktur dt. Preding Adel Weibliches Grabmal 6 1558 Kap. dt. G. St. Florian Adel Kindergrabmal 8 1570 Kap. dt. Preding Adel 11 1593 Kap. dt. G. St. Florian Adel 12 1618 Kap. dt. Preding Adel 13 1621 Kap. dt. / lat. Schwanberg Adel 14 1624 Kap. / Fraktur lat. G. St. Florian Adel Familiengrabmal 7a 1563 Kap. lat. Preding Adel Priestergrabmal 15 1649 Kap. lat. Stainz Propst 20 1691 Kap. dt. Preding Pfarrer 22 1698 Kap. lat. Preding Pfarrer

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Bildtafeln

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Abb. 1: Stainz, Wappengrabplatte des Leutold I. von Wildon – Kat.- Nr. 1.

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Abb. 2: Groß Sankt Florian, Wappengrabplatte des Rudolf III. von Hollenegg – Kat.- Nr. 2.

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Abb. 3: Schwanberg, Grabplatte des Andrä von Spangstein – Kat.- Nr. 3.

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Abb. 4: Groß Sankt Florian, Grabplatte des Christoph von Racknitz – Kat.- Nr. 4.

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Abb. 5: Schwanberg, Grabplatte des Christoph von Spangstein – Kat.- Nr. 5.

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Abb. 6: Schwanberg, Epitaph der Margarethe von Schrampf – Kat.- Nr. 6.

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Abb. 7a: Preding, Epitaph des Gilg von Saurau und seiner Familie– Kat.- Nr. 7a.

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Abb. 7b: Preding, Epitaph des Gilg von Saurau– Kat.- Nr. 7b.

123

Abb. 8: Preding, Epitaph der Anna von Galler– Kat.- Nr. 8.

124

Abb. 9: Preding, Grabplatte des Georg von Saurau– Kat.- Nr. 9.

125

Abb. 10: Preding, Epitaph des Erasmus von Saurau– Kat.- Nr. 10.

126

Abb. 11: Groß Sankt Florian, Epitaph der Benigna von Racknitz– Kat.- Nr. 11.

127

Abb. 12: Preding, Epitaph von Georg Wilhelm und Georg Christoph von Galler– Kat.- Nr. 9.

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Abb. 13: Schwanberg, Epitaph des Christoph Friedrich von Galler– Kat.- Nr. 13.

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Abb. 14: Groß Sankt Florian, Epitaph von Ernst und Franz von Racknitz – Kat.- Nr. 14.

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Abb. 15: Stainz, Grabplatte des Simon Eberhard – Kat.- Nr. 15.

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Abb. 16: Deutschlandsberg, Wappengrabplatte des Max Goldberger von Goldberg – Kat.- Nr. 16.

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Abb. 17: Stainz, Wappengrabplatte des Georg Christoph Kempinsky – Kat.- Nr. 17.

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Abb. 18: Schwanberg, Wappengrabplatte des Paul Puschmann – Kat.- Nr. 18.

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Abb. 19: Stainz, Wappengrabplatte des Ferdinand Pürcker von Weißenthurn – Kat.- Nr. 19.

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Abb. 20: Preding, Grabplatte des Johann Bapista Tazl – Kat.- Nr. 20.

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Abb. 21: Deutschlandsberg, Wappengrabplatte des Johann Prenner von Prennnersberg– Kat.- Nr. 21.

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Abb. 22: Preding, Grabplatte des Matthias Heisl – Kat.- Nr. 22.

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Abb. 23: Deutschlandsberg, Wappengrabplatte des Stephan Carl Kovaziz von Schmidthofen – Kat.- Nr. 23.

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Abb. 24: Deutschlandsberg, Epitaph des Johann Felix Constantin von Hormayr – Kat.- Nr. 24.

(Alle Abbildungen vom Verfasser)

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