Ausg. Nr. 44 • 19. Jänner 2007 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Wir haben eine neue Bundesregierung Am 11. Jänner 2007 hat Bundespräsident Heinz Fischer – 99 Tage nach der Wahl – die neue Österreichische Bundesregierung angelobt. Die Zeremonie verlief in entspannter Atmosphäre. Bundeskanzler sieht sich indes mit massiver Kritik, ja sogar mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Von Michael Mössmer. Bernhard J. Holzner / HOPI-MEDIA

Am 11. Jänner 2007 wurde die neue Bundesregierung von Bundespräsident Heinz Fischer in in der Wiener Hofburg angelobt. Im Bild Bundespräsident Heinz Fischer (l.) mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler

s ist eigentlich „verrückt“, was sich da in spielte in den Monaten vor der Wahl eine abzulösen. Doch so richtige Freude konnte Eden letzten Wochen abgespielt hat. Da Rolle, etwa der „BAWAG“-Skandal, nur um beim Wahlgewinner nicht aufkommen. Der gab es eine Wahl am 1. Oktober 2006, die – ein Beispiel zu nennen, das der Sozialdemo- von Bundespräsident Heinz Fischer mit der trotz aller Umfragen und Vermutungen – so kratie schwer zu schaffen machte. Das Er- Regierungsbildung beauftragte SPÖ-Vorsit- ganz anders ausging, als erwartet wurde. Die gebnis kam mehr als überraschend: die SPÖ zende Alfred Gusenbauer stand von Anfang ÖVP lag im Hoch, in der SPÖ dominierte erreichte (dank wesentlich geringerer Stimm- an unter massivem Druck – und das nicht der Wunsch, nach sieben Jahren Opposition verluste, als die ÖVP hinnehmen mußte) ihr nur von außen, sondern auch bis zum heuti- wieder an die Regierung zu kommen. Vieles Ziel, die so ungeliebte Vorgänger-Regierung gen Tag. Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 2 Die Seite 2

Aus dem Inhalt

Wir haben eine neue Bundesregierung 3 Regierungserklärung von Bundes- kanzler Alfred Gusenbauer 6 Die Regierungsmitglieder 10 Neues Auslandsösterreicher- Fonds-Gesetz in Kraft 12 Die Regierungserklärung S 6 Erstmals sechs Photonen verschränkt S 42 Wählen mit 16 13 EU muß näher an Bürger rücken Gusenbauer sagt deutschem EU-Vorsitz Unterstützung zu 14 Willkommen in der EU-Familie! Außenministerin war bei Feierlich- keiten in Rumänien und Bulgarien 15 Steirerball in den USA 16 Optimismus für 2007 Mehrheit der Österreicher glaubt an eine Wirtschaftsverbesserung 17 Optimismus für 2007 S 17 Wirtschaftsentwicklung Das Schloß Eggenberg S 48 kann sich von USA abkoppeln 19 Fünf Jahre Euro-Bargeld 21 Best of Handels-Check 2006 die erfolgreichsten Handels- unternehmen Österreichs 24 168 Mio. Euro für die Republik 10 Jahre Österreichische Bundes- forste als ausgegliederte AG 25 Online-Marktplatz für Außenwirtschaft Österreich 26 SOS Kinderdorf-Bilanz S 28 SOS Kinderdorf-Bilanz Mumien aus dem Moor S 57 2 Jahre nach dem Tsunami 28 »Süß oder scharf?« 34 Liese Prokop ist tot 35 Zum Tod des Botschafters Fritz Hoess 39 Erstmals sechs Photonen miteinander verschränkt 42 Nanotech an der Uni Linz 43 Chaos in der Zelle 44 Viennovation-Awards vergeben 46 Innenministerin Liese Prokop ist tot S 35 Österreichischer Film: »Die Fälscher« S 62 Das Schloß Eggenberg 48 »Wiederbelebung der Kelten« 53 Weib von ungeheurem Talent Angelika Kauffmann-Ausstellung 55 Mumien aus dem Moor 57 Die »Fackel« ist online 59 »Im Wirtshaus«-Ausstellung 61 Österr. Film: »Die Fälscher« 62 Anatevka in Kittsee 66 Ein Haus der Musik, der Sinne und des Dialoges 67 Zum Tod von Botschafter Fritz Hoess S 39 Niederösterreichs Wirtshauskultur S 73 Ball ohne Krawall in der »Beschallungsfreien Zone« 68 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich 102. (!!!) Geburtstag von Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Richard Pöttschacher 70 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Jahreswechsel mit Andi Borg 72 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Niederösterreichische chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Wirtshauskultur 73 S. 1 und 2: HOPI-Media; SOS-Kinderdorf; NLK / Skitouren für Einsteiger 75 E.Reinberger; ÖVP Steiermark; Uni Innsbruck; Mu- seum Joanneum Graz; Naturhistorisches Museum Land der Vielfalt, urlaubsreich Wien; Johannes Jungwirth; OÖ Werbung/Himsl Urlaubstips in Oberösterreich 77 Oberösterreich – Land der Vielfalt S 77 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 3 Innenpolitik Ingrid Sontacchi © HOPI-MEDIA

(v.L.n.R. sitzend) (StS BKA), (BM ohne Portefeuille), (BM Justiz), (BM Bildung, Wissenschaft, Kultur), Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer, (BM Äusseres), Andrea Kdolsky (BM Gesundheit, Frauen), Christine Marek (StS Wirtschaft, Arbeit), Christa Kranzl (StS BM VIT). (v.L.n.R. stehend) Hans Winkler (StS Äusseres), Günther Platter (BM Inneres), (BM ohne Portefeuille), (BM VIT), (BM Verteidigung), Josef Pröll (BM LFUW), Erwin Buchinger (BM Soziales), (BM Wirtschaft, Arbeit), Reinhold Lopatka (StS BKA), Christoph Matznetter (StS Finanzen).

Auch an dieser Stelle, vor allem in unse- tung ÖVP gemeint hatte: wenn es am Doch vorerst mußte, wie angesprochen, ren wöchentlichen Nachrichten-Zusammen- 8. Jänner keine Einigung gebe, würde es dem Verhandlungsergebnis von Gusenbauer fassungen, haben wir massive Zweifel ge- eine SP-Minderheitsregierung geben. und Schüssel erst von den beiden Parteigre- hegt, ob es jemals zu einer Einigung zwi- mien zugestimmt werden. Dies ging für Al- schen den Parteichefs der beiden großen Par- Die Einigung fred Gusenbauer nicht eben erfreulich aus, teien SPÖ und ÖVP kommen könnte. Zu denn immerhin ein Viertel der im Partei- sehr waren Alfred Gusenbauer als Vorsit- Alfred Gusenbauer sprach in der vom präsidium vertretenen Spitzenfunktionäre zender der Oppositionspartei und Bundes- ORF nachmittags Live übertragenen Presse- versagten dem Bundesvorsitzenden die kanzler Wolfgang Schüssel über viele Jahre konferenz von einem umfangreichen Arbeits- Gefolgschaft insoferne, als sie der Meinung durch harte Auseinandersetzungen weit von- programm mit besonderen Schwerpunkten waren, Gusenbauer hätte der ÖVP zu viele einander entfernt, zu viele Stimmen wurden auf soziale Solidarität, mehr Chancen für die Zugeständnisse gemacht, er hätte zuviel im aus den beiden Parteien laut, es würde un- Menschen und wirtschaftliche Leistungsfä- Wahlkampf – teils auch zwischen allen möglich sein, mit den anderen zusammenar- higkeit. Österreich solle in den kommenden Parteien hochstilisierte – Zielsetzungen aus beiten zu können. vier Jahren, noch moderner, noch sozialer den Augen verloren. Es waren vor allem drei Und am Montag, dem 8. Jänner, war es – und noch leistungsfähiger werden. Das Ver- Punkte, die als strittig galten und mit Sicher- trotz aller gegenteiligen Vermutungen, aber handlungsergebnis werde am 9. Jänner, also heit noch einige Zeit für Differenzen sorgen dennoch plangemäß – so weit: um 13:30 tra- am nächsten Tag, von den Gremien beider werden: erstens die Verteilung der Regie- ten Gusenbauer und Schüssel in einer ge- Parteien diskutiert und beschlossen werden. rungsämter, zweitens die nicht umgesetzte meinsamen Pressekonferenz vor die Medien- Wolfgang Schüssel, Bundesparteiobmann Aufhebung der vehement umstrittenen Stu- vertreter und gaben, scheinbar zufrieden, der ÖVP, erklärte, das Regierungsprogramm diengebühren und, drittens, der „Dauerbren- bekannt, daß man sich auf ein Regierungs- entspräche der Kunst des Zusammenführens ner Eurofighter“. Gusenbauer hatte vor der programm und auf eine Große Koalition von Verändern und Bewahren, sowohl ÖVP Wahl unzählige Male erklärt, sollte die SPÖ geeinigt habe. Termingemäß deshalb, weil als auch SPÖ würden ihre Handschrift im die Wahl gewinnen, sollte er Bundeskanzler erst wenige Tage zuvor Bundespräsident Regierungsübereinkommen finden. In Sum- werden, würden die Studiengebühren abge- Heinz Fischer in einem Sechs-Augen-Ge- me sei ein Programm beschlossen worden, schafft und die teuren Eurofighter abbestellt spräch auf eine Lösung gedrängt hatte und das man mit gutem Gewissen empfehlen werden (was, wie er auch später bestätigte, Salzburgs Landeshauptfrau und SP-Koali- könne. Schüssel hofft, daß es auch von der wegen gültiger Verträge nicht möglich sei). tionsverhandlerin Gabi Burgstaller in Rich- Bevölkerung angenommen werde. Und nach der Wahl, als die ersten Verhand- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 4 Innenpolitik lungen mit der ÖVP aufgenommen wurden, Kritik durch die Koalition scheine unter dem Motto abzulau- standen diese (und viele andere Forderungen Oppositionsparteien fen: „Rot spielt Regierung, Schwarz hat die aus dem SP-Wahlprogramm) unverändert Macht“. All jene, die gehofft hätten, daß die auf der Prioritätenliste. Als sich, ziemlich Der Grüne Bundessprecher Alexander ÖVP endlich von ihrem hohen Roß her- rasch und ebenso deutlich, herausstellte, daß Van der Bellen hat angesichts der ersten be- untergeholt werde, seien bitter enttäuscht die ÖVP die einzige Möglichkeit für die SPÖ kannt gewordenen Maßnahmen einer neuen worden. Wo Gusenbauer draufstehe, sei wäre, als gemeinsamer Partner eine mehr- rot-schwarzen Koalition „Anlaß zu größter ÖVP drin, sagte Strache. heitsfähige Regierung zu bilden, ließ sich Skepsis“ geäußert. SPÖ und ÖVP würden BZÖ-Chef Peter Westenthaler zitierte die Volkspartei nicht mehr drängen, brach die zentralen Zukunftsfragen wie Klima- Gusenbauer, der zwei Tage vor der Wahl ge- die Verhandlungen vorübergehend ab. Es schutz, Bildung und Gleichstellung der sagt hatte, Österreich brauche eine Regie- folgten kaum enden wollende Spekulationen Frauen nicht erkennen. Außerdem habe die rung, für die am Tag vor der Wahl auch das über alle (un-)möglichen Regierungsvarian- SPÖ „vor den Wahlen den Mund so voll ge- gelte, was am Tag nach der Wahl gelte. Und ten, jeder, der irgendwie – medial – ins Spiel nommen und alles versprochen, wovon sie Österreich brauche nicht einen Bundeskanz- gebracht wurde, ließ umgehend jegliches naturgemäß sehr wenig einhalten kann“. ler der gebrochenen Versprechen, sondern kolportierte Gespräche dementieren, verwies Österreich brauche einen Bundeskanzler, der auf bereits mehrfach festgelegte Standpunk- sein Wort halte. Angesichts der Tatsache, te. Wer hier mit wem angeblich in geheimen daß die Studiengebühren bleiben würden, Verhandlungen gestanden habe? Nun, zu die Eurofighter kämen und die Menschen dieser Zeit praktisch jeder mit jedem. Die belastet statt entlastet werde, müsse man kleineren Parteien vermuteten sogar, SPÖ sich die Frage stellen, was Gusenbauer am und ÖVP würden ohnehin schon alles ver- Donnerstag, dem 11.01., machen werde. einbart haben, die Große Koalition stünde längst fest. Die Angelobung Sehr kurzer Rückblick Und der wurde, am 11. Jänner 2007, kurz nach 11 Uhr, von Bundespräsident Heinz Bis dahin sollten aber noch viele Wochen Fischer als Bundeskanzler der Republik an- vergehen, die wir aber in dieser Chronologie gelobt. Mit den Worten „Ich gelobe“, einem ausblenden wollen. Nur so viel sei noch Händedruck mit Bundespräsident Heinz angemerkt: Keine einzige der zur Wahl am Fischer und einer Unterschrift unter die Ge- 1. Oktober 2006 angetretenen und nach der löbnisformel trat Alfred Gusenbauer seine Wahl im Parlament vertretenen Parteien wur- Tätigkeit als Bundeskanzler an. „Ich darf Sie de vom Wähler mit ausreichend Stimmen nun zum ersten Mal Herr Bundeskanzler ausgestattet, um – eins zu eins – das propa- nennen“, sagte Bundespräsident Fischer un- gierte Wahlprogramm umsetzen zu können. mittelbar nach dem Gelöbnis zu Gusenbauer. Als logische Konsequenz daraus haben sich SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer Zuvor drückte der Bundespräsident seine die beiden großen Parteien darauf geeinigt, erklärt vor dem SP-Parteipräsidium Freude aus, daß der SPÖ-Vorsitzende den den mit ÖVP-Obmann Wolfgang so viel als möglich von den eigenen Vorstel- Schüssel verhandelten Koalitionspakt Auftrag zur Bildung einer stabilen Regierung lungen umzusetzen, ohne dem anderen Ge- Foto: SPÖ / Johannes Zinner habe erfüllen können. sichtsverlust zuzufügen. Und daß heute Schon zuvor hatten die Regierungsmit- Unzufriedenheit mit dem Regierungspro- Die ÖVP dagegen habe vor dem Urnen- glieder – 14 Minister und sechs Staatssekre- gramm herrscht, hat wohl auch damit zu tun, gang „so gut wie nix versprochen und nur täre – im Bundeskanzleramt das Koalitions- daß durch den Druck der öffentlichen und auf die Zugkraft des Schüssel-Wahlplakats abkommen unterzeichnet. Danach ging es auch der veröffentlichten Meinung zum gesetzt. Insofern kann sie praktisch keine gemeinsam über den Ballhausplatz in die Stichtag 8. Jänner 2007 einfach der aktuelle Versprechen brechen, nur ist die ÖVP ja für Hofburg, wo die feierliche Angelobung statt- Verhandlungsstand als Ergebnis fixiert wur- ihren Kurs abgewählt worden“. Das Problem fand. de, auch wenn es noch ein paar Wochen des sei nun, daß sich in der großen Koalition der „Sie werden vom ersten Tag an Lob und gemeinsamen Nachdenkens bedurft hätte. Kurs der schwarz-blauen und später schwarz- Kritik für Ihre Regierungstätigkeit bekomm- Das wird am Beispiel der Studiengebüh- orangen Regierung stärker wiederfinde als men. Das ist so in einer Demokratie. Lob ren (Studenten gehen lautstark auf die innovative Konzepte. Es handle sich um die darf Sie nicht übermütig machen und mit Straße) oder der Familienbeihilfe, wo jetzt Fortsetzung von Schwarz-Orange mit einem Kritik muß man sich sachlich und ernsthaft vielfach Nachverhandlungen eingefordert roten Bundeskanzler, kritisiert Van der auseinandersetzen. Man darf aber langfristi- werden, überaus deutlich. Und viele jener Bellen. ge Ziele nicht aus dem Auge verlieren“, Kommentatoren, die den Verhandlern vorge- FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chri- sagte Fischer bei der Zeremonie. worfen hatten, sie würden nicht ernsthaft, stian Strache kritisierte die Ergebnisse der Im Anschluß an die Angelobung gab es vor allem aber nicht zügig genug arbeiten, Koalitionsverhandlungen: ob Studiengebüh- im Kanzleramt das traditionelle Gruppenfoto geißeln die Koalitonäre wegen nicht ausrei- ren, ob Eurofighter, ob Entlastung der Be- des Kabinett Gusenbauer I, danach fand die chend verhandelter Themenbereiche. völkerung – die SPÖ sei bei allen Wahlver- erste Ministerratssitzung der neuen Regie- Doch zurück zum 8. Jänner. sprechen mit Anlauf umgefallen. Die ganze rung statt. Der offizielle Amtsantritt des ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 5 Innenpolitik neuen Bundeskanzlers wurde mit der Amts- Verändertes Klima der Beteiligung von FPÖ bzw. BZÖ ange- übergabe durch den bisherigen Kanzler lobt wurden: Nicht die Opposition „ging auf Schüssel abgeschlossen. Und so gibt es wieder Demonstrationen die Straße“, sondern – federführend – der gegen eine Regierung, aber diesmal, im Verband Sozialistischer StudentInnen Öster- Mit gemischten Gefühlen Gegensatz zum Feber 2000 bzw. Feber 2003, reichs. Die Vorsitzende der Österreichischen als die Regierungen Schüssel I und II unter Hochschülerschaft (ÖH), Barbara Blaha, ist Es hätte eigentlich der wohl schönste Tag aus Entrüstung über die Beibehaltung der im Leben des Alfred Gusenbauer sein kön- Studiengebühren sogar aus der SPÖ ausge- nen, er hatte erreicht, wovon er geträumt hat- treten. Auch wenn die Teilnehmerzahl an te. Doch so rechte Freude konnte nicht auf- den Demonstrationen geringer wird, bleibt kommen. Denn zuerst war er – nicht nur par- das Thema im Vordergrund, sehen doch vor teiinterner – Kritik wegen seiner Ver- allem die Grünen darin einen „Anschlag auf handlungen mit der ÖVP ausgesetzt, dann Studierende mit schlechtverdienenden El- verweigerte ihm auch noch ein Viertel des tern“. Ebenfalls im Vordergrund bleiben Bundesparteivorstandes die Gefolgschaft, werden die innenpolitischen Dauerbrenner als es um die „Absegnung“ des Koalitions- „Eurofighter“ und „Bankenausschuß“, wo – vertrages ging (Wolfgang Schüssel hatte es trotz begonnener Koalitionsarbeit – biswei- bei seiner ÖVP um einiges leichter und len Töne aus Vorwahlzeiten auftauchen. mußte keinen Widerstand im Bundespartei- Prinzipiell aber ist festzustellen, daß sich vorstand hinnehmen). das innenpolitische Klima, der Umgang der Zwei Tage später erklärte Gusenbauer im Parteien untereinander deutlich verändert „Journal zu Gast“-Interview auf Ö1, er wolle hat. Es weht, sozusagen, ein neuer Wind im in den nächsten Tagen und Wochen offensiv ehrwürdigen Haus am Ring. Inwieweit das das Gespräch mit Kritikern des Regierungs- Zusammenspiel der nun fünf Parlamentspar- programms suchen. Bei aller Kritik im De- teien zum Wohle des Landes funktionieren tail, die er verstehe, dürfe man aber nicht den Fotos: SPÖ / Johannes Zinner wird, werden bereits die kommenden Monate Blick für das Gesamtbild verlieren. Es sei Alfred Gusenbauer (SPÖ, Bildmitte) zeigen. Es gibt zwar vieles, was noch wesent- ein „Wermutstropfen“, daß die Studienge- und Wilhelm Molterer (ÖVP) mit ihrem licher Verbesserung bedarf in unserem Land. bühren nicht gänzlich abgeschafft werden Regierungsteam sind vom Bundeskanz- Es darf darüber aber nicht vergessen werden, leramt über den Ballhausplatz auf dem konnten; dies sei aber mit der ÖVP nicht Weg vom Bundeskanzleramt in die daß wir auf vieles Erreichte stolz sein können umzusetzen gewesen. Präsidentschaftskanzlei zur Angelobung und dieses auch bewahrt werden muß.

Bundespräsident Heinz Fischer lobt Alfred Gusenbauer zum Bundeskanzler an. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 6 Innenpolitik Regierungserklärung von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer »Im Mittelpunkt steht für uns Österreich und das Wohl der ÖsterreicherInnen« Senkung der Arbeitslosigkeit, mehr Geld für Infrastruktur, große Steuerreform und höhere Forschungsquote sind Schwerpunkte

Am 16. Jänner 2007 hielt Bundeskanzler Alfred Gusenbauer im Parlament die Regierungserklärung. (v.L.n.R.) Außenministe- rin Ursula Plassnik, Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer, BK Gusenbauer, Innenminister Günther Platter, Wirtschafts- minister Martin Bartenstein. Im Hintergrund Parlamentspräsidentin Barbara Prammer. Foto: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media

m Mittelpunkt steht für uns Österreich und weiter aus. Es gehe darum, was die beiden keit bekämpfen; die Wettbewerbsfähigkeit Idas Wohl der Österreicherinnen und Ös- Partner leisten, wie sie miteinander umge- der Wirtschaft unseres Landes erhöhen und terreicher“, unterstrich Bundeskanzler Al- hen, wie offen sie auch für Vorschläge und eine solide Budgetpolitik verfolgen; unser fred Gusenbauer zu Beginn seiner Regie- Initiativen der Opposition oder von außer- Sozial- und Gesundheitssystem weiterentwik- rungserklärung am 16. Jänner im Nationalrat. halb des Parlaments sind. Es gehe darum, keln und finanziell absichern sowie die Aufgabe der Politik ist es, für die Zukunft so diese Chancen einer solchen Zusammen- Armutsbekämpfung intensivieren; mit einer viel an Chancen für die Menschen zu schaf- arbeit zu nützen, unterstrich der Bundes- offensiven Bildungs- und Forschungspolitik fen, wie es geht und überall dort Schutz und kanzler. Dem Regierungsprogramm ist daher Chancen für die Menschen und Unterneh- Sicherheit zu geben, wo es möglich ist. Es ist auch der Leitsatz vorangestellt: „Gemeinsam men verbessern; die Chancen der Frauen Teil unserer Aufgabe, für mehr Zusammen- für Österreich. Der Mensch im Mittelpunkt“. stärken und große Schritte zur tatsächlichen halt in unserer Gesellschaft zu sorgen“, sagte Gleichstellung der Geschlechter setzen; ein Gusenbauer. Individuelle Leistung müsse Die Vorhaben offenes und lebendiges Kunst- und Kultur- gefördert werden, und es brauche gleichzei- leben fördern; die hohe Lebens- und Um- tig ein soziales Klima der Geborgenheit, der Gusenbauer umriß die Vorhaben der weltqualität erhalten; ein höchstmögliches gegenseitigen Achtung und des Umgangs in neuen Bundesregierung für die kommenden Maß an innerer und äußerer Sicherheit ga- Würde. „Große Koalitionen sind nicht an vier Jahre: „Wir werden das Wirtschafts- rantieren; mit einer Staats- und Verwaltungs- sich gut oder schlecht“, führte Gusenbauer wachstum ankurbeln und die Arbeitslosig- reform Demokratie und Grundrechte stär- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 7 Innenpolitik ken; aktiv und umfassend in der EU mitwir- weitere 4,5 Milliarden Euro investieren wir gung, den Standort Österreich, die soziale ken sowie die internationale Zusammen- in das Bauprogramm der Asfinag“, so Gu- Sicherheit oder für andere wichtige öffentli- arbeit generell stärken und uns für den Frie- senbauer. Beim Transit wird eine neue che Aufgaben getätigt werden müssen. den in der Welt als oberstes Ziel einsetzen.“ Strategie für mehr Kostenwahrheit im Gü- terverkehr erarbeitet werden. Die Lkw-Maut Große Steuerreform in Arbeitslosigkeit um wird überarbeitet und differenziert. dieser Legislaturperiode ein Viertel senken Kleine und mittlere Unter- „Die Bundesregierung wird in dieser Le- Oberste Priorität hat für die neue Bun- nehmen werden gefördert gislaturperiode eine große Steuerreform mit desregierung die Senkung der Arbeitslosig- einer spürbaren Entlastung der Steuerzahler keit um ein Viertel und damit auf unter vier Die wachsende Zahl der atypisch Be- und der Wirtschaft durchführen. Das Steuer- Prozent bis zum Ende der Gesetzgebungs- schäftigten wird sozial besser abgesichert. und Abgabensystem soll nachhaltig gestaltet periode 2010. „Ich weiß, das ist ein ehrgeizi- Es soll einen einheitlichen modernen Arbeit- sein. Ökologische Aspekte werden miteinbe- ges Ziel, und manche meinen, ein unerreich- nehmerbegriff geben. Es sollen spezielle zogen. Die Regierung werde auf die gemein- bares. Ich bin aber voll davon überzeugt, Es Maßnahmen zugunsten der kleinen und mitt- same Budgetverantwortung aller Gebiets- ist zu schaffen und wir werden es schaffen“, leren Unternehmen gesetzt werden. „Wir körperschaften im Sinne des österreichischen so Gusenbauer, der Arbeit als die beste Vor- wollen dafür sorgen, daß günstiges Kapital Stabilitätspaktes achten“, so Gusenbauer. aussetzung für ein selbstbestimmtes, eigen- für nötige Investitionen bereit gestellt wird, Eingehend auf die Regierungsverhand- verantwortliches Leben betrachtet. Zu die- Betriebsübergaben rechtlich erleichtert so- lungen sagte Gusenbauer, daß „schließlich sem Zweck setzt die Bundesregierung auf wie steuerlich gefördert und auch Unter- zwei Parteien miteinander verhandelt haben, intensive Programme zur Förderung des nehmensgründungen umfassend unterstützt die in vielen Punkten unterschiedliche Auf- wirtschaftlichen Wachstums. Besondere werden. Die soziale Absicherung von Selb- fassungen und Programme vertreten“. „Ich Schwerpunkte werden die weitere Anhebung ständigen wird verbessert“, kündigte Gu- sage das hier und heute sehr offen, weil diese der Förderung von Forschung und Entwick- senbauer an. Die Einrichtung eines Stabili- Unterschiede nun auch nicht plötzlich ver- lung sowie beträchtliche Investitionen in die tätsfonds soll geprüft werden, um innovati- schwunden sind“, so Gusenbauer. Die Bereit- Infrastruktur sein. ven Unternehmen Risikokapital zur Ver- schaft zum Kompromiß und zur Zusammen- fügung stellen zu können. arbeit zählten zum Wesen der Demokratie, Bildungsgarantie bis sagte der Bundeskanzler. zum 18. Lebensjahr Drei Prozent Forschungs- „Die Menschen in Österreich wollen quote bis 2010 Chancen haben, sich zu entwickeln, auf „Besonders wichtig ist uns, daß die jun- eigenen Beinen zu stehen und ihr Leben so gen Menschen nicht auf der Straße stehen. Die Forschungsquote soll auf drei Pro- zu leben, wie sie sich das vorstellen. Sie Mit einer Bildungsgarantie bis zum Alter von zent des BIP bis 2010 angehoben werden, wollen für die Zukunft gut gerüstet sein. Sie 18 Jahren wollen wir den Anteil der Jugend- indem die bestehenden Budgets ab 2007 wollen faire Verhältnisse, eine gerechte Ba- lichen ohne Berufsausbildung oder Schul- schrittweise um 800 Millionen Euro aufge- lance von Rechten und Pflichten, sie wollen, abschluß drastisch senken, die Beschäfti- stockt werden. Es sollen auch neue Stellen dass Leistung belohnt wird. Und sie wollen gungschancen erhöhen und die Jugend- für Forscherinnen und Forscher geschaffen soziale Wärme und Sicherheit, daß sie in Wür- arbeitslosigkeit nachhaltig bekämpfen“, un- werden. Die Erhöhung des Anteils der de leben können, auch wenn sie ein Schick- terstrich Gusenbauer. Zur Bekämpfung der Frauen sowohl im öffentlichen als auch im salschlag ereilt“, betonte der Bundeskanzler. Arbeitslosigkeit werde es Sondermittel für privaten Forschungssektor stehen dabei „Sie wollen keine Angst vor dem Alter ha- aktive Arbeitsmarktpolitik und ein nationa- besonders im Fokus, führte Gusenbauer aus. ben, und sie wollen, daß es ihren Kindern les Aktionsprogramm für ältere Arbeitneh- und Enkelkindern gut geht, möglichst sogar merInnen geben. Intensiviert werden soll Bekenntnis zu stabilem besser als ihnen selbst“, sagte Gusenbauer. auch die Bekämpfung von Schwarzunter- und nachhaltigem Budget nehmertum und Schwarzarbeit. Für »aktivierenden und „Ich stehe für ein stabiles Budget und modernen Sozialstaat« 10,5 Milliarden Euro einem verantwortungsvollen und sparsamen für die Infrastruktur Umgang mit dem Geld der Steuerzahlerin- Die „Weiterentwicklung“ des Systems nen und Steuerzahler“, unterstrich der sozialer Sicherheit und Fairneß, die umfas- Eine moderne Infrastrukturpolitik sei Bundeskanzler. „Die Bundesregierung be- sende medizinische Versorgung für alle, In- unverzichtbare Voraussetzung für den Erfolg kennt sich daher zu einer soliden und nach- vestitionen in den Bildungsbereich und des Wirtschaftsstandortes und damit für die haltigen Budget- und Finanzpolitik, die über Frauenpolitik nannte Gusenbauer als weitere Schaffung neuer Arbeitsplätze. Priorität bei einen Konjunkturzyklus hinweg ausgegli- Ziele und Vorhaben seiner Regierung. Ein der Straßen- und Schieneninfrastruktur ha- chen bilanziert“, sagte Gusenbauer. Diese moderner Sozialstaat müsse den aktuellen ben das Schließen von Lücken und die Zielsetzung verlange Disziplin. Spielräume Anforderungen entsprechen, gleichzeitig Beseitigung von Engpässen im hochrangi- für steuerliche Entlastung sollen erarbeitet auch handlungsfähig, das heißt gesichert fi- gen Netz. „Zur Umsetzung des ÖBB-Rah- werden und müssen vor dem Hintergrund nanziert sein. menplans werden wir sechs Milliarden Euro leistbar sein, daß auch wichtige Zukunftsin- Die Entwicklung des Sozialsystems dürfe in dieser Legislaturperiode investieren, und vestitionen für Wachstum und Beschäfti- angesichts der Veränderungen, „der Bruch- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 8 Innenpolitik linien in unserer Gesellschaft“ nicht stehen- »Eines der europaweit maßvolle 0,15 Prozentpunkte angehoben. bleiben. „Wenn wir einen aktivierenden und modernsten Instrumente Gusenbauer hob außerdem besonders die modernen Sozialstaat wollen, muß er eben den zur Armutsbekämpfung« Begrenzung der Rezeptkosten mit maximal jeweils aktuellen Anforderungen entsprechen“, zwei Prozent des Monatseinkommens als so Gusenbauer. „Unter diesen Voraussetzun- „Armut nicht einfach durch Bezahlung wirkliche Verbesserung für viele ältere und gen können wir mehr Gerechtigkeit, mehr überwinden, sondern in erster Linie durch chronisch kranke Menschen hervor. Einen Sicherheit und auch mehr Bereitschaft zu Rückführung in das Erwerbsleben“, so Gu- besonderen Schwerpunkt will die Regierung Innovation und Eigeninitiative erreichen.“ senbauer zum Konzept der Regierung gegen außerdem für Menschen mit Behinderung Gusenbauer verwies in der Folge auf die die Armut. Die Regierung werde sich für setzen, u.a. durch die Weiterentwicklung des zahlreichen sozialpolitischen Vorhaben im einen Generalkollektivvertrag mit einem Behindertengleichstellungsgesetzes. Regierungsprogramm. Damit kein Pensionist Mindesteinkommen von 1000 Euro einset- mehr unter der Armutsgrenze leben müsse, zen. Und mit der schrittweisen Einführung »Das beste Schulsystem werde der Ausgleichszulagenrichtsatz auf der bedarfsorientierten Mindestsicherung für unsere Kinder« 726 Euro gehoben. Härten bei Doppelab- werde man „eines der europaweit modern- schlägen würden beseitigt, die sogenannte sten Instrumente zur Armutsbekämpfung „Bildungspolitik ist Chancenpolitik“, „Hacklerregelung“ verlängert, die Anrech- umsetzen“. deshalb werde die Regierung verstärkt hier nung von Kindererziehungszeiten für die Umfassende medizinische Versorgung investieren. Die jährlichen Bildungsausga- Pension wird wertgesichert und so verbes- für alle Menschen unabhängig von Alter und ben werden um bis zu 200 Millionen Euro sert, Schwerarbeiter- und Invaliditätspensio- Einkommen und solidarische Finanzierung erhöht. Gusenbauer betonte, daß es gerade nen sollen neu geordnet werden. sind die Kernpunkte der Gesundheitspolitik im Bildungsbereich nicht um die Durch- „Jeder und jede soll sich für die Art von der Regierung. Der Bundeskanzler verwies setzung von Ideologien gehe. „Wir wollen Pflege entscheiden dürfen, die den jeweili- u.a. auf Vorhaben wie verstärkte Prävention, das beste Schulsystem für unsere Kinder, gen Bedürfnissen entspricht“, so der Bun- ein besseres Planungsmodell zwischen den weil von ihrer Ausbildung die Zukunft unse- deskanzler weiter. Dazu brauche es die Aus- Trägern im Gesundheitsbereich und neue rer Gesellschaft abhängt. Und diese Utopie weitung der mobilen Dienste, eigene Betreu- ambulante Gesundheitszentren für ländliche ist machbar, diese Utopie werden wir umset- ungsformen für spezifische Alterserkran- Regionen. Zur Finanzierung werden beste- zen, und zwar über die Parteigrenzen hin- kungen und die „Etablierung einer legalen hende Effizienzpotenziale ausgeschöpft so- aus.“ Als Maßnahmen im Bildungsbereich Form der 24-Stunden-Betreuung“. wie die Krankenversicherungsbeiträge um nannte Gusenbauer u.a. die Senkung der

Vor der Regierungserklärung von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer rief Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zu einer Gedenkminute an die überraschend verstorbene Innenministerin Liese Prokop auf. Foto: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 9 Innenpolitik

Klassenschülerzahl auf 25, die Verbesserung Vollversorgung mit Breitbandzugang abge- des vorschulischen Bildungsangebots, den schlossen werden. Ausbau ganztägiger Schulformen, die Ver- stärkung der individuellen Förderung und Kampf gegen der Integration, die Weiterentwicklung der Klimawandel Schule für die 10- bis 15-Jährigen und die Verringerung der Klassenwiederholungen. Für den Bereich Agrarpolitik hob Gusen- bauer besonders den Kampf für die weitere Studienbeihilfensystem Gentechnikfreiheit unserer Landwirtschaft wird ausgebaut hervor. Zur Stärkung des ländlichen Raums gebe es außerdem EU-Mittel von 3,9 Milliar- „Die Zukunft der Wissenschaft liegt in den Euro bis 2013, die von Österreich ver- unseren Studierenden“, so Gusenbauer wei- doppelt werden. ter. Zur Verbesserung der Studienbedingun- In der Umweltpolitik setzt die Regierung gen soll es eine deutliche Verbesserung der einen Schwerpunkt auf den „Kampf gegen Betreuungsrelation von Lehrenden und Stu- den Klimawandel“, wie Gusenbauer betonte. dierenden geben, das Studienbeihilfensy- Man werde alles daran setzen, bis 2012 das stem wird weiter ausgebaut und das Kre- Kyoto-Ziel zu erreichen. Ein klares Bekennt- ditmodell bekannter gemacht und erweitert nis legte Gusenbauer auch gegen die Kern- werden. Hinzu soll den Studierenden die energie ab; deshalb werde die Regierung Möglichkeit geboten werden, Studienbei- weiterhin für die „Nullvariante“ beim AKW träge durch gemeinnütziges Engagement im Temelin eintreten. Gesteigert werden soll Ausmaß von 60 Stunden im Semester refun- außerdem der Anteil erneuerbarer Energien diert zu bekommen. „Studieren ohne Studien- auf 25 Prozent am Gesamtenergieverbrauch, beiträge wird damit für bedeutend mehr wie Gusenbauer betonte. Und der Anteil er- Studenten möglich gemacht.“ neuerbarer Stromerzeugung soll auf 80 Pro- Als weitere Vorhaben im Wissenschaftsbe- Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, im zent steigen. „Wir wollen mindestens Hintergrund Nationalratspräsidentin reich nannte der Bundeskanzler u.a. die Fach- Barbara Prammer 100.000 Haushalte auf erneuerbare Energie- hochschul-Offensive, die Stärkung der Uni- Foto: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media träger umstellen“, so der Bundeskanzler. Autonomie, den Start des Exzellenzinstituts Als wichtige „Querschnittsmaterie“ nann- ISTA sowie eine erfolgreiche Bewerbung für Einen besonderen Schwerpunkt will die te der Bundeskanzler und Sportminister auch das European Institute of Technology. Regierung auch im Kampf gegen Gewalt an den Sport und verwies u.a. auf die For- Frauen und Frauenhandel setzen. Weiters cierung von Schulsport als wichtiges Ziel. Frauenbeschäftigungs- sollen die Kinderrechte in der Verfassung Im Spitzensport sollen die Fördersysteme quote heben verankert werden und die Jugendschutzbe- optimiert werden. Bestmögliche Unterstüt- stimmungen österreichweit einheitlich wer- zung soll es außerdem für Großveranstaltun- Ein besonderer Schwerpunkt der Regie- den. Die stärkere demokratische Beteiligung gen wie die Fußball-EM 2008 geben. rung sei die Frauenpolitik, die im Frauen- der Jugend soll v.a. durch die Senkung des „Meine sehr verehrten Damen und ministerium koordiniert werde und sich als Wahlalters auf 16 erreicht werden. Herren! Diese Bundesregierung ist die an Querschnittsmaterie durch viele Ressorts Mitgliedern jüngste österreichische Bundes- zieht. Ziele seien u.a. die Verbesserung der »Schwerpunkt regierung aller Zeiten, trotz mancher grauen Chancengerechtigkeit am Arbeitsmarkt, die zeitgenössische Kunst« Haare, die man in der Runde erblicken kann, Schließung der Einkommensschere und die und es ist jene mit dem höchsten Anteil von Bekämpfung der Frauenarmut. Konkretes Ein „offenes kulturelles Klima“ und ein Frauen auf der Regierungsbank. Und ich Ziel sei die Erhöhung der Frauenbeschäfti- „offener Dialog mit den Kunstschaffenden“ freue mich sehr auf die Arbeit mit meinen gungsquote auf 65 Prozent bis 2010; v.a. die sind die zentralen kulturpolitischen Ziele der Kolleginnen und Kollegen! Zahl von Vollzeitarbeitsplätzen soll steigen. Regierung. Besonderen Stellenwert, so Gu- Wir werden für dieses Land, unsere Hei- Mehr „Wahlfreiheit für die Eltern“ und die senbauer, habe die Förderung der zeitgenös- mat, alles tun, damit es in vier Jahren noch „Chance zum früheren Wiedereinstieg ins sischen Kunst, die soziale Absicherung von besser, noch solidarischer, noch chancen- Berufsleben“ gibt es durch das flexiblere Kin- KünstlerInnen, die Stärkung des Medien- und und zukunftsreicher dasteht als heute. Davon dergeld, verwies Gusenbauer auf die neue Filmstandorts, das Konzept für ein Haus der werden wir uns nicht abbringen lassen. Das Möglichkeit, 18 Monate mit 800 Euro Kin- Geschichte noch in diesem Jahr und Linz als ist mein Versprechen an Österreich! dergeld in Karenz zu gehen. Europäische Kulturhauptstadt 2009. Außer- Gehen wir also gemeinsam an die Arbeit! Weitere Vorhaben in der Familienpolitik: dem soll es in den Bundesmuseen einen ein- Für unsere Republik! Reform des Unterhaltsvorschusses, Anpas- trittsfreien Tag pro Monat geben. Für die Österreicherinnen und Österrei- sung der Familienleitungen für Alleiner- Die Schaffung einer unabhängigen Me- cher!“ ziehende, Zuschläge zur Familienbeihilfe ab dien- und Telekommunikationsbehörde ist Damit schloß Bundeskanzler Alfred dem dritten Kind und Wochengeld für freie das zentrale medienpolitische Vorhaben der Gusenbauer seine Rede im Hohen Haus. DienstnehmerInnen. Regierung. Bis Ende 2009 soll außerdem die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 10 Innenpolitik Bundeskanzler Vizekanzler Alfred Gusenbauer Wilhelm Molterer

Alfred Gusenbauer, SPÖ-Vorsit- Mag. Wilhelm Molterer ist der de- zender, ist neuer Bundeskanzler. signierte ÖVP-Bundesparteiob- Er wurde am 8. Februar 1960 in mann. Er wurde am 14. Mai 1955 St. Pölten geboren und hat im Ap- in Steyr/Oberösterreich geboren. ril 2000 die SPÖ als Bundespartei- Nach der Matura (1974) an der vorsitzender übernommen. Gusen- Höheren Landwirtschaftlichen bauer besuchte von 1966 bis 1970 Bundeslehranstalt in St. Florian die Volksschule in Ybbs an der studierte er Sozialwirtschaft in Donau. Von 1970 bis 1978 be- Linz. Sein Studium schloß er suchte er das Bundesgymnasium 1980 mit der Sponsion zum Ma- in Wieselburg. Anschließend ab- gister ab. Politisch aktiv war solvierte er das Studium der Molterer bereits während seiner Politikwissenschaft, der Philoso- Studienzeit als Vorsitzender der phie und der Rechtswissen- Hochschülerschaft an der Uni schaften an der Universität Wien (Promotion 1987, Dr.phil.). Er führ- Linz und Studien- bzw. Vertragsassistent. Er arbeitete im Bauern- te die SPÖ durch die nun vergangenen Jahre der Opposition und bund als wirtschaftspolitischer Referent. Anschließend war er im Büro damit auch zu den Wahlerfolgen der letzten Jahre. Darunter den Sieg des oberösterreichischen Landesrats Leopold Hofinger tätig. Im Jän- bei den Präsidentschaftswahlen 2004, eine Reihe von Erfolgen auf ner 1987 holte der damalige Landwirtschaftsminister Josef Riegler Ländereben – besonders hervorzuheben der „rote Oktober“ 2005 Molterer als Sekretär in sein Ministerbüro. Direktor des Bauernbun- (Burgenland, Steiermark, Wien) –, wo es gelang, zwei Landeshaupt- des war Molterer von Dezember 1989 bis November 1993, Ab- leute für die SPÖ zu gewinnen und schlußendlich den Wahlsieg vom geordneter zum Nationalrat von Oktober 1990 bis November 1994. 1. Oktober 2006. Trotz der Schwierigkeiten des Wahlkampfs war Gu- Im Dezember 1993 wurde Molterer zum ÖVP-Generalsekretär be- senbauer stets vom Sieg überzeugt und war bis zum letzten Tag im stellt. Diese Funktion hatte er bis November 1994 inne. Im selben Einsatz, um im direkten Kontakt mit den Menschen – eine der gro- Monat wurde er Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft. Im ßen Stärken Gusenbauers – den Wahlsieg der SPÖ zu erzielen. März 2003 wurde er zum Klubobmann des ÖVP-Parlamentsklubs gewählt. Am 11. Jänner 2007 folgte schließlich die Angelobung zum Berufliche Tätigkeiten und Funktionen: Vizekanzler und Finanzminister.

Zwischen 1984 und 1990 war Alfred Gusenbauer Bundes- Berufliche Tätigkeiten und Funktionen: vorsitzender der Sozialistischen Jugend (SJ) und zwischen 1981 Vorsitzender der Hochschülerschaft an der Universität Linz wäh- und 1990 Angestellter der SPÖ, von 1990 bis 1999 war er in der rend des Studiums Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich 1979-1981 Studien- bzw. Vertragsassistent an der Universität 1985 - 1989 Vizepräsident der Sozialistischen Linz, Abteilung für Agrarpolitik Jugendinternationale (IUSY) 1981-1984 Wirtschaftspolitischer Referent im Österreichischen 1989 Vizepräsident der Sozialistischen Internationale (SI) Bauernbund seit 1990 Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Melk 1985–1987 Vertragsbediensteter im Büro Landesrat Hofinger seit 1991 Stadtparteivorsitzender der SPÖ Ybbs an der Donau beim Land Oberösterreich seit 1991 Mitglied der österreichischen Delegation zur 1985–1987 Gemeinderat in Sierning, Oberösterreich Parlamentarischen Vollversammlung des Europarates 1987–1989 Sekretär im Ministerbüro bei Bundesminister Josef 1995 - 1998 Vorsitzender des Sozialausschusses der Riegler Parlamentarischen Versammlung des Europarates 1989 Leiter des Ministerbüros bei Bundesminister Franz Mitglied des Landesparteivorstandes der SPÖ Niederösterreich, Fischler Mitglied des Landesparteipräsidiums der SPÖ Niederösterreich, 1989–1993 Direktor des Österreichischen Bauernbundes 21.2.1991 - 28.1.1993 Mitglied des Bundesrates, 1990–1994 Abgeordneter zum Nationalrat seit 29.1.1993 Abgeordneter zum Nationalrat, 1993–1994 Generalsekretär der ÖVP von 1999 bis Ende Jänner 2000 Landesgeschäftsführer der SPÖ 1994-2000 Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft Niederösterreich. 2000-2003 Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, 31.1. - 28.2.2000 SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Umwelt und Wasserwirtschaft seit 29.2.2000 SPÖ-Klubobmann, 2003-2007 Klubobmann des ÖVP-Parlamentsklubs seit 29.4.2000 Bundesparteivorsitzender der SPÖ. seit 11.01.2007 Vizekanzler und Bundesminister für Finanzen ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 11 Innenpolitik Bundesministerinnen und -minister

Doris Bures (SP) Werner Faymann (SP) Claudia Schmied (SP) Ministerium im Bundes- Ministerium für Infrastruktur,außer- Ministerium für Unterricht, kanzleramt für Frauen universitäre Forschung, Technologie Kunst und Kultur

Erwin Buchinger (SP) Maria Berger (SP) Norbert Darabos (SP) Sozialministerium Justizministerium Landesverteidigungsministerium

Martin Bartenstein (VP) Josef Pröll (VP) Johannes Hahn (VP) Ministerium für Wirtschaft Ministerium für Landwirtschaft Ministerium für Wissenschaft und Arbeit und Umwelt und universitäre Forschung

Andrea Kdolsky (VP) Ursuila Plassnik (VP) Günther Platter (VP) Ministerium für Gesundheit, Außenministerium Innenministerium Familie und Jugend ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 12 Innenpolitik Staatssekretärinnen und -sekretäre

Christoph Matznetter (SP) Christa Kranzl (SP) Heidrun Silhavy (SP) Finanzministerium Ministerim für Infrastruktur, außer- Bundeskanzleramt universitäre Forschung, Technologie

Christine Marek (VP) Hans Winkler (VP) Reinhold Lopatka (VP) Ministerium für Wirtschaft Außenministerium Bundeskanzleramt / Sport und Arbeit Speziell für Auslandsösterreicher Neues Auslandsösterreicher- Fonds-Gesetz in Kraft

it 1. Jänner 2007 trat das neue Aus- Zu möglichen Zuwendungen an „Herzens- neuen Wohnsitzlandes de facto annehmen Mlandsösterreicher-Fonds-Gesetz (AÖF- österreicherInnen“ wurden aufgrund der Ge- mußten (und Wiedererwerbsfristen ver- G) in Kraft. Es folgt größtenteils dem „Bun- setzesbestimmungen folgende Richtlinien säumt hatten), oder desgesetz vom 16. November 1967, mit dem definiert: die sich deshalb in das Ausland begaben, ein Fonds zur Unterstützung österreichischer „Im Fall besonderer Härtefälle früherer weil sie Verfolgung durch Organe der Staatsbürger im Ausland errichtet wird“ und österreichischer StaatsbürgerInnen und von NSDAP oder der Behörden des soge- war am 19. Mai 2006 im Bundesgesetzblatt Kindern österreichischer StaatsbürgerInnen, nannten „Dritten Reiches“ mit Grund zu publiziert worden (BGBl. I Nr. 67/2006). die ihren Hauptwohnsitz im Ausland haben befürchten hatten oder erlitten haben oder Neu beim AÖF-G ist vor allem, daß zum und außerordentliche materielle Not leiden, weil sie wegen ihres Einsatzes für die ersten Mal die Möglichkeit besteht, in be- kann das Kuratorium bei über die Aufga- demokratische Republik Österreich Ver- sonderen Härtefällen auch ehemalige Staats- benerfüllung des AÖF gemäß § 2 Abs. 1 leg. folgungen ausgesetzt waren oder solche bürgerInnen in die Leistungen des Fonds cit. hinaus zur Verfügung stehender Mittel mit Grund zu befürchten hatten, be- einzubeziehen, die aus wichtigen und nach- im Einzelfall Zuwendungen genehmigen, sonders berücksichtigt werden. vollziehbaren Gründen die österreichische insbesondere wenn es sich beim/bei der An- Die Richtlinien in Volltext – ebenso wie die Staatsbürgerschaft aufgeben mussten und tragstellerIn um eine/n deklarierte/n ,Her- Formulare zur Einreichung von Anträgen an Herzensösterreicher geblieben sind. zensösterreicherIn‘ handelt.“ den Auslandsösterreicher-Fonds und (NEU) Am 15. Jänner 2007 hat das Kuratorium Dabei sollten gegebenenfalls frühere die Namen der Mitglieder des Kuratoriums – des Auslandsösterreicher-Fonds dem neuen österreichische StaatsbürgerInnen, sind unter unter „Auslandsösterreicher- Gesetz entsprechenden „Richtlinien für die die ihre Staatsbürgerschaft verloren ha- Fonds“ veröffentlicht auf: Zuwendungen“ beschlossen. ben, weil sie die Staatsangehörigkeit des http://www.auslandsoesterreicherInnen.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 13 Innenpolitik Wählen mit 16 In Zukunft dürfen Jugendliche ab 16 Jahren bundesweit mitbestimmen. In Wien galt Wählen ab 16 bereits bei der Gemeinderatswahl 2005. SORA hat das Wahlverhalten der 16- bis 18-Jährigen bei dieser Wahl erforscht.

iese post-election survey nach der Wie- Wahlbevölkerung. ÖVP und FPÖ liegen in Jugendliche, die ihren Lebensstandard nie- Dner Gemeinderatswahl 2005 untersuch- dieser Altersschicht etwas hinter ihrem Ge- drig bis durchschnittlich einschätzen, sind te das Wahlverhalten der 16- bis 18-Jähri- samtergebnis. Fast drei Viertel (72%) aller stark SPÖ-affin. Je höher der eigene Lebens- gen. Sie waren bei dieser Wahl erstmals auf Jugendlichen haben entweder rot oder grün standard eingestuft wird desto größer wird kommunaler Ebene wahlberechtigt. Aus den gewählt. die Affinität zur ÖVP und zu den Grünen. Ergebnissen läßt sich schließen, dass Ju- Die Ergebnisse bestätigen auch den gendliche die Demokratie ernst nehmen: ihre Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Wahlbeteiligung war genauso hoch wie jene sozialer Schichtzugehörigkeit einerseits und der erwachsenen Wahlberechtigten. höherer Wahlbeteiligung andererseits. 59% der Jugendlichen haben am 23. Okto- Bei den Wahlthemen nannten die Jugend- ber 2005 bei der Landtags- und Gemeinde- lichen die Integrationspolitik am häufigsten ratswahl in Wien ihre Stimme abgegeben. als ihre Antriebsfeder. Das Thema Integra- Jugendliche Frauen beteiligten sich mit 61% tionspolitik hat die Wahlbeteiligung gestei- im Vergleich zu den gleichaltrigen Männern gert, wobei es vor allem zu Stimmenge- (57%) etwas stärker an der Landtagswahl. winnen der SPÖ gekommen ist. Das Thema zeigt keinen signifikanten Zusammenhang Wahlaltersenkung steigert mit der Stimmabgabe für die FPÖ. Es war Interesse an Politik bei vielen Jugendlichen Hauptbeweggrund ihre Stimme gegen die FPÖ abzugeben. Die Möglichkeit zur Mitbestimmung und das Wahlrecht für Jugendliche standen an Zur Studie erster Stelle der Motive für die Wahlteilnah- me. Die Jugendlichen hatten das Gefühl zum Foto: http://www.bilderbox.biz Die Studie zum Wahlverhalten der Wie- ersten Mal von der Politik ernst genommen Starke Unterschiede im Wahlverhalten ner Jugendlichen bei der Gemeinderatswahl zu werden. Viele der jugendlichen Wahlbe- gibt es zwischen SchülerInnen und Lehrlin- 2005 wurde von SORA, dem Österreichi- rechtigten haben sich aktiv ins Geschehen gen bzw. BerufsschülerInnen. Zwar ist die schen Institut für Jugendforschung und dem rund um den Wiener Wahlkampf einge- SPÖ bei allen Gruppen stark, bei den Lehr- Wissenschaftszentrum Wien gemeinsam bracht, wurden zu informellen Opinion-Lea- lingen und BMS-SchülerInnen ist ihr Anteil durchgeführt. Sie ist eine post-election study dern und haben selbst jemanden zur Wahl- mit 57% aber besonders hoch. Die Grünen und umfasst zwei quantitative und einen teilnahme aufgefordert. konnten vor allem bei AHS-SchülerInnen qualitativen Teil. Die Studie wurde am punkten. Jugendliche in einer Lehrausbil- 16.12.2005 in Wien präsentiert. Jugendliche nehmen dung haben zu 22% FPÖ gewählt. In einer telefonischen Befragung wurden Demokratie ernst 700 wahlberechtigte Jugendliche im Alter Soziale Schicht- zwischen 16 und 18 Jahren interviewt (re- Neben den Wahlmotiven zeigen auch die zugehörigkeit bestimmend präsentative Zufallsauswahl). Der Fragebo- qualitativen Interviews, daß sich die Jugend- gen dazu baut auf einen international ver- lichen einhellig zu den Grundwerten der De- Es zeigte sich, daß sowohl die Einschät- gleichbaren Modell-Fragenkatalog auf, der mokratie bekennen und diese fest in ihrem zung des eigenen Lebensstandards, die im Rahmen des EU-Forschungsprojektes persönlichen Wertesystem verankert sind. (Aus-)Bildung der Jugendlichen aber insbe- EUYOUPART entwickelt wurde. sondere die Bildung der Mutter großen Die Frage nach der Wahlbeteiligung in Rot-Grün dominiert Einfluß auf die Wahlentscheidung hatten. Je der Umfrage birgt das Problem sozial er- bei Jugendlichen niedriger die höchste abgeschlossene Bil- wünschter Antworten. Daher hat SORA zur dung der Mutter desto eher sind die Ju- Erhebung der tatsächlichen Wahlbeteiligung Die SPÖ ist bei den 16- bis 18-Jährigen gendlichen SPÖ-affin. Ist die Mutter eine eine Stichprobe aus Wiener Wahlsprengeln ähnlich stark wie bei der Gesamtwähler- Akademikerin, dann sind die Grünen die ausgewertet. schaft in Wien und auch bei den jüngsten stärkste Partei und auch die ÖVP liegt noch In einem dritten, qualitativen Teil führte WählerInnen eindeutig die stärkste Partei. vor der SPÖ. Dr. Ulrike Kozeluh (Wissenschaftszentrum Die Grünen bekamen bei den Jugendlichen Ähnlich die Ergebnisse, wenn man sozia- Wien) elf qualitative Face-to-face Interviews ein Viertel aller Stimmen, sie schnitten sig- le Schichtzugehörigkeit über den subjektiv mit Jugendlichen durch. nifikant besser ab als im Rest der Wiener wahrgenommenen Lebensstandard definiert. http://www.sora.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 14 Österreich und Europa EU muß näher an Bürger rücken Gusenbauer sagt deutschem EU-Vorsitz Unterstützung zu – Steinmeier will »europäischen Wagen« voran bringen

er Abstand zwischen der Europäischen DUnion und der Bevölkerung muss redu- ziert werden. Europa muß näher an die Bürger rücken“, erklärte Bundeskanzler Al- fred Gusenbauer am 18. Jänner nach einem Arbeitsgespräch mit dem deutschen Außen- minister Frank-Walter Steinmeier in Wien. Gusenbauer betonte, daß Österreich die Bemühungen der deutschen EU-Präsident- schaft, den EU-Verfassungsprozeß in Gang zu bringen, voll unterstützen werde. Stein- meier zeigte sich über die Unterstützungs- erklärung sehr erfreut und beglückwünschte Gusenbauer zur Bildung einer neuen Regie- rung. Zentrales Anliegen der deutschen EU- Präsidentschaft sei, den „europäischen Wa- gen wieder stärker nach vorne zu bringen“, so der deutsche Außenminister. Ein Vorankommen beim EU-Verfas- sungsprozeß sei eine große Aufgabe, so Steinmeier. Die EU-Verfassung sei „nicht vom Himmel gefallen“, sondern notwendig, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (re) mit dem deutschen Außenminister und EU- weil die EU heute um einiges größer sei als Ratsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier Foto: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media noch vor einigen Jahren und handlungsfähig bleiben müsse. Fortschritte in der Frage der bonner Prozess wieder Dynamik komme, die Zukunftsfähigkeit des europäischen EU-Verfassung seien auch notwendig, um der schloß Gusenbauer. Wirtschafts- und Sozialmodells EU-Skepsis zu begegnen. Steinmeier mach- Deutschland hat mit 1. Jänner die Vorsitz- die Weiterentwicklung des europäischen te deutlich, daß in Europa noch nie über so führung im Rat der Europäischen Union Raums der Freiheit, der Sicherheit und einen langen Zeitraum Frieden und Stabilität übernommen. Für das Gründerland von des Rechts und geherrscht habe. Ein einzelnes Land wäre 1957 ist es bereits die insgesamt zwölfte den Ausbau des europäischen Sicher- nicht in der Lage, alleine die wirtschaftli- Ratspräsidentschaft, die nach Ablauf von heits- und Stabilitätsraums. chen Herausforderungen in einer globalisier- sechs Monaten am 1. Juli an Portugal über- ten Welt zu bewältigen und gewappnet zu geben wird. Ebenso steht das Funktionieren des Euro- sein gegen die Bedrohung durch Terror. In der ersten Jahreshälfte 2007 wird sich päischen Binnenmarktes im Zentrum des „Daher brauchen wir die EU“, unterstrich der deutsche Vorsitz unter dem Motto „Eu- deutschen Interesses: hier werden Anstöße Steinmeier. ropa gelingt gemeinsam“ verstärkt um eine im Bereich der besseren Rechtsatzung, der Österreich stehe zur EU-Verfassung, hielt dynamische Weiterentwicklung des europäi- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit europäi- Kanzler Gusenbauer fest und verwies dar- schen Integrationsprozesses bemühen. Her- scher Unternehmen sowie weitere Impulse auf, daß Österreich die Verfassung auch ausragend hierfür wird das Berliner Son- zur Forcierung von Forschungs-, Innova- schon ratifiziert habe. Auch wenn er natür- dertreffen aller europäischen Staats- und tions- und Wissensprozessen erwartet. lich der deutschen Präsidentschaft die Latte Regierungschefs mit der EU-Kommission Gleichzeitig soll die soziale Dimension der nicht zu hoch legen wollen, sei es wichtig, und dem EU-Parlament am 25. März anläß- Union hervorgehoben werden. dass sich in dieser Frage etwas bewegt, so lich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag Für den Europäischen Rat im März 2007 Gusenbauer. Wesentlich ist aus Sicht des der Unterzeichnung der Gründungsverträge plant die deutsche Ratspräsidentschaft den Bundeskanzlers, daß die vorhandene EU- von Rom sein. Zu diesem Anlass wird eine Abschluß eines Europäischen Energie- Skepsis ernst genommen und dieser begeg- gemeinsame Erklärung zu den aktuellen aktionsplans. In Umwelt- und Nachhaltig- net werde, damit die Distanz zwischen der Zielen und Werten der Union erwartet. keitsfragen soll bis Mitte des Jahres zudem EU und den Bürgern nicht größer werde. Schwerpunkte wird die deutsche Rat- eine gemeinsame EU-Position für die Hier müsste vor allem im Vordergrund ste- spräsidentschaft im Verlauf der sechs Mo- Verhandlungen der Zukunft des Kyoto-Pro- hen, auf europäischer Ebene mehr für Be- nate auf die folgenden Politikbereiche legen: tokolls ab 2012 zur effektiven Bekämpfung schäftigung und Wachstum zu tun. Daher sei die Fortführung des Verfassungsprozes- des Klimawandels gefunden werden. es auch notwendig, damit in den Lissa- ses http://www.eu2007.de ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 15 Österreich und Europa Willkommen in der EU-Familie! Außenministerin Ursula Plassnik hat an den Feierlichkeiten anläßlich des Beitrittes Rumäniens und Bulgariens zur Europäischen Union teilgenommen

it dem Beitritt von Rumänien und re menschliche, kulturelle, politische und sche Parlament hat im Frühjahr den Bei- MBulgarien schließt sich der Kreis der wirtschaftliche Potential dieser Region voll trittsvertrag genehmigt – über alle Partei- Wiedervereinigung Europas nach dem Fall zu nützen“, so Plassnik. grenzen hinweg und mit überwältigender des Eisernen Vorhangs vor 18 Jahren. Europa Mehrheit. Das war ein bewusstes und deutli- war damals mit einer epochalen Herausfor- ches Signal. Der Erfolg der letzten Erweite- derung konfrontiert. Mit dieser sind wir sehr rung gibt uns allen Grund, zuversichtlich zu verantwortungsbewußt und erfolgreich um- sein. Der EU-Beitritt Bulgariens und Rumä- gegangen. Die Aufnahme Rumäniens und niens bringt uns Österreichern ein Mehr an Bulgariens in die EU ist Teil dieser histori- Sicherheit und an Chancen für unsere Wirt- schen Aufgabe. Diesem Beitritt ist ein mehr schaft.“ als zehnjähriger anspruchsvoller und sorg- Von besonderer wirtschaftlicher und poli- fältiger Vorbereitungsprozeß vorangegangen. tischer Bedeutung für Österreich ist dabei Die EU setzt diesen Schritt zur Ausdehnung das allmähliche Zusammenwachsen des Do- des europäischen Raums der Freiheit, der nauraums. Bereits heute erfüllen Bulgarien Sicherheit und des Rechts mit Umsicht und Ursula Plassnik mit Rumäniens Staats- und Rumänien wichtige regionale Aufgaben, Realismus“, erklärte Plassnik im Vorfeld. präsident Traian Basescu (oben) und etwa im Rahmen der Donauraumkoopera- „Der Weg für Bulgarien und Rumänien mit Bulgariens Premierminister Sergei tion, der Zusammenarbeit im Energiebereich ist trotz des beeindruckenden Endspurts der Stanishev (unten, Archivbilder) und der Schaffung der erweiterten mittel- letzten Monate noch lange nicht zu Ende. Ich und südosteuropäischen Freihandelszone bin zuversichtlich, daß die neuen Mitglied- CEFTA. „Die Donau ist auf dem besten Weg, staaten energisch den Kräften entgegenwir- ein EU-Binnenfluß zu werden. Wir erleben ken werden, die schon heute hinter der Ziel- das Wiedererstehen einer Kultur-, Umwelt- linie der ersten Etappe eine Pause einlegen und Wirtschaftsregion mit einem gerade für wollen“, unterstrich die Außenministerin. Um uns spannenden Zukunftspotential. Diese den nachhaltigen Erfolg des europäischen Nachbarschaftserweiterung bietet uns die Weges sicherzustellen, müsse die Reformar- Chance, den Donauraum als verbindendes beit, insbesondere in den Bereichen Rechts- Element Mitteleuropas mit der Schwarz- staatlichkeit und Korruptionsbekämpfung, meerregion vermehrt zur Geltung zu bringen mit Nachdruck weitergetrieben werden. und nachhaltig als europäische Lebensader Plassnik verwies dabei auch auf die neu- zu etablieren“, so die Außenministerin. artigen Schutzmechanismen, die im Beitritts- „An diesem historischen Tag habe ich

vertrag vorgesehen sind: „Österreich hat sich In Bukarest beging Plassnik mit Staats- mich auch bewußt in die größte bulgarische

ˆ erfolgreich dafür eingesetzt, daß erstmals ein präsidentˆ Traian Basescu, Premierminister Donaustadt Rousse begeben. Rousse ist mit besonderer Kontroll- und Überwachungsme- Calin Popescu-Tariceanuˆ sowie Außenmini- der einzigen Donaubrücke zwischen Bulga- chanismus angewendet wird, der auch nach ster Mihai-Razvan Ungureanu und zahlrei- rien und Rumänien nicht nur Nahtstelle zwi- dem EU-Beitritt greift. Damit ist sicherge- chen Vertretern der EU-Mitgliedstaaten die schen diesen neuen EU-Mitgliedsstaaten, stellt, daß auf Schwachstellen rasch und ge- Aufnahme Rumäniens in die dann auf 27 Mit- sondern zeigt auch das Potential der gelebten zielt reagiert werden kann. Diese umfassen- glieder angewachsene „europäische Familie“. Nachbarschaft im neuen Europa. Die Stadt den Schutzmechanismen des Beitrittsvertrags Den Höhepunkt bildete das nächtliche Volks- ist zugleich seit jeher ein Tor zu Mittel- geben uns Sicherheit. Bei der strikten Ein- fest zur Jahreswende am Revolutionsplatz. europa. Dies wird auch durch den großen haltung der Gemeinschaftsregeln wird es In Sofia nahm Plassnik am Festakt der Europäer und Weltbürger Elias Canetti ver- keine Abstriche geben." bulgarischen Regierung teil. Nach dem His- sinnbildlicht, der hier geboren ist“, schloß Diese Etappe der Nachbarschaftserwei- sen der europäischen Flaggen am berühmten Plassnik. Die Außenministerin übergab der terung der EU bietet dabei gerade auch für Alexander-Nevski-Platz haben die Gäste anläßlich des 100. Geburtstages des Schrift- Österreich vielfältige Chancen. Österreich von Staatspräsident Georgi Parvanov, Pre- stellers am 20. Mai 2005 vom Außenmini- ist bereits heute der größte ausländische In- mierminister Sergei Stanishev und Außen- sterium eingerichteten Österreich-Bibliothek vestor sowohl in Rumänien als auch in Bul- minister Ivailo Kalfin an einem Galakonzert „Elias Canetti“ eine Bücherspende in Höhe garien. „Bulgarien und Rumänien sind Teil unter dem Motto „Bulgaria salutes Europe“ von 10.000 Euro. Plassnik überreichte am der Zukunftsregion Donauraum. Vielfältige teilgenommen. selben Tag in Bukarest auch dem Projekt Verbindungslinien führen nach Österreich. Österreich habe den europäischen Weg von Pater Georg Sporschill zugunsten rumä- Mit dem Zusammenwachsen des Donau- beider Länder stets aktiv begleitet und unter- nischer Straßenkinder eine Spende in der raumes haben wir die Chance, das besonde- stützt, hob Plassnik hervor: „Das österreichi- gleichen Höhe. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 16 Speziell für Auslandsösterreicher Steirerball in den USA Der 10. Steiererball findet im September 2007 in San Francisco statt

ie beiden Präsidenten des „Steirerball DVereines“,Walter Plendner und Heinz Habe, waren kürzlich in San Francisco, um den 10. Steirerball vorzubereiten. Jetzt ist alles unter „Dach und Fach“, Termin und Veranstaltungsort stehen fest: 15.September 2007 im großen Ballsaal des HYATT Grand Hotels. „Gruber Reisen“ wird auch heuer eine Reise zum Steirerball die veranstalten, Vor- anmeldungen sollten möglichst bald abgege- ben werden, da nur eine geringe Anzahl von Plätzen zur Verfügung steht. Walter Plendner, Vizepräsident und Koch des Steirerballes, wird auch heuer wieder ein steirisch/amerikanisches Menü „zaubern“, die Küche im Hyatt hat er bereits besichtigt.

Walter Plendner und Heinz Habe bei einem Lokalaugenschein in einem »Cable Car«

Walter Plendner im TV-Interview

Präsident Heinz Habe hat auch schon ein schönes Programm vorbereitet, das Dank dem Sponsor ETG ELIN-Siemens sehr gut aus- fällt. So gibt es wieder eine Polonaise mit den Amerikanern unter Mithilfe von Steirern, Österreichern und Deutschen. Bei der „Wohl- muth“-Reception wird die echte steirische Volksmusikgruppe „Knöpferlstreich“ auf- spielen und zum Ball die Tanzmusikgruppe „high life“ aus Gleisdorf, die schon beim ersten Ball 1998 in New York für beste Stimmung sorgte. Natürlich gibt es auch wieder eine Überr- raschung, über die sich die Veranstalter in absolutes Schweigen hüllen. Bei der Reise haben Plendner und Habe auch die Ausflugsmöglichkeiten in und um San Francisco erkundet und waren so auf Alcatraz und auch in Nappa Valley. Die Ball-Reise dauert von 12. bis 18. Sep- tember, wobei man – vorher oder nachher – natürlich auch noch ein paar Tage anhängen kann. http://www.steirerball.at Das HYATT Grand Hotel in San Francisco wird Schauplatz des 10. Steirerballs ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 17 Wirtschaft Optimismus für 2007 Repräsentative Umfrage: Mehrheit der Österreicher glaubt an eine Wirtschafts- verbesserung im Jahr 2007 – Der Privatkonsum wird die Wirtschaft stützen – Jüngere Österreicher erwarten 2007 eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation

sterreich blickt optimistisch in das Jahr Ö2007: 33 Prozent aller Österreicher glau- ben, daß Österreichs Wirtschaftlage im neuen Jahr besser sein wird als 2006. Die Gegen- probe: 15 Prozent sagen, sie wird schlechter. 48 Prozent sehen keine wesentliche Verän- derung (siehe Grafik 1). Das ergab das BA- CA StimmungsBarometer, eine repräsentati- ve Umfrage, die von der BA-CA Konzern- marktforschung gemeinsam mit dem Markt- forschungsinstituts SPECTRA durchgeführt wurde. Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA: „Die Bevölkerung liegt in ihrer Einschätzung gut. Wir sind für heuer verhal- ten optimistisch.“ Die BA-CA prognostiziert für das Jahr 2007 ein reales Wirtschafts- wachstum von 2,4 Prozent (nach allerdings Grafik 1: Österreicher blicken optimistisch in das Jahr 2007 3,2 Prozent im Jahr 2006). Auch im internationalen Vergleich sehen Frau und Herr Österreicher ihre Heimat gut positioniert: 35 Prozent sehen Österreichs Wirtschaftlage im internationalen Vergleich besser positioniert. Nur 9 Prozent glauben, daß Österreich schlechter da steht. Kager dazu: „Österreich hat wie kein anderes Land von der Ostöffnung profitiert. Außerdem hat sich unser großer Bruder Deutschland erholt. Das spürt auch die Bevölkerung.“ Nach Meinung der BA-CA ist die relativ gute Stimmung der Bevölkerung auch ein Indiz dafür, daß das Vertrauen in die Zukunft wieder zu etwas mehr Konsum führen wird.

Privatkonsum wird heimi- Grafik 2: Auswirkung auf die persönliche Situation 2007 nach Alter und Bildung sche Wirtschaft stützen mentenstimmung bestätigt, die im Verlauf chterung. Die Mehrheit von 63 Prozent sieht „Der Private Konsum dürfte heuer zu von 2006 von -3 auf +10 stieg. keine Veränderung. einer wichtigen Stütze der österreichischen Besonders die jüngere Bevölkerung ist Konjunktur werden“, analysiert Stefan Österreicher sehen sich hinsichtlich der Verbesserung ihrer eigenen Bruckbauer, stv. Chefökonom der BA-CA. auch auf der Sonnenseite finanziellen Situation für 2007 optimistisch, Der Private Konsum ist damit die einzige während bei den über 50jährigen die Pes- Komponente des BIP, die 2007 stärker als Bei der Frage nach der Auswirkung auf simisten überwiegen. Optimistisch hinsicht- 2006 wachsen wird. 2006 blieb das Wachs- die persönliche wirtschaftliche Situation lich ihrer eigenen finanziellen Situation tum des Privaten Konsums mit geschätzten (siehe Grafik 2) sehen sich „Frau und Herr 2007 sind tendenziell auch jene Österrei- 1,8 Prozent erneut im Bereich des langjähri- Österreicher eher auf der finanziellen Son- cher/innen mit höherer Schulbildung und gen Durchschnitts. Für 2007 stehen jedoch nenseite“, so Bruckbauer, „Österreich hat naturgemäß auch jene mit höheren Ein- die Zeichen gut, dass der Konsum erstmals mehr Wirtschaftsoptimisten als Wirtschafts- kommen. Allerdings unterscheidet sich hier seit 2000 mit 2,2 Prozent wieder die 2 Pro- pessimisten.“ 16 Prozent sehen ihre finan- der Anteil der Optimisten bzw. Pessimisten zent-Marke überschreiten könnte. Dies wird zielle Lage 2007 verbessert. 13 Prozent nicht sehr stark von einander. „Das Alter, auch durch die regelmäßig erfaßte Konsu- glauben eher an eine finanzielle Verschle- und nicht die Bildung, dürfte für den Op- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 18 Wirtschaft timismus oder Pessimismus ausschlagge- bend sein. Die jungen Österreicher sind ten- denziell optimistisch, während die älteren Österreicher eher pessimistisch sind“, faßt Bruckbauer wesentliche Erkenntnisse der Bevölkerungs-Befragung zusammen. Regio- nale Unterschiede in den Erwartungen über die eigene finanzielle Entwicklung in 2007 sind nur in Ansätzen zu erkennen. „Beson- ders die Wiener und Oberösterreicher sind für das Jahr 2007 optimistischer“, so Bruck- bauer (siehe Grafik 2a). Der BA-CA Stimmungsbarometer fragt auch die Sparfreudigkeit von Frau und Herrn Österreicher ab. Fragt man die Wirtschafts- optimisten, was sie mit den zusätzlichen Geldmittel machen, so geben 45 Prozent an, Grafik 2a: Auswirkung auf die persönliche Situation 2007 nach Bundesländern sparen zu wollen. 41 Prozent wollen lieber etwas kaufen und 13 Prozent zeigen sich unentschlossen. Jüngere Österreicher wollen dabei eher etwas kaufen als sparen, bei den älteren Österreichern hält sich Kaufen und Sparen die Waage. Eindeutig vorsichtiger hinsichtlich der Entwicklung 2007 scheinen Personen im mittleren Alter zu sein. Ei- nerseits ist hier der Anteil, der die allgemei- ne wirtschaftliche Situation in Österreich 2007 optimistisch sieht, geringer als in ande- ren Altersgruppen und zum anderen über- wiegt in dieser Gruppe der Wunsch, zusätz- liches Einkommen zu veranlagen anstatt zu konsumieren. „Mittlere Einkommen tendie- ren eher zur Vorsorge bzw. zur Veranlagung als zum Konsum“, so Chefvolkswirtin Ka- ger. Grafik 3: Die Spar- und Kauffreudigkeit der Wirtschaftsoptimisten

Grafik 4: Konsum- und BIP Wachstum ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 19 Wirtschaft Wirtschaftsentwicklung kann sich von USA abkoppeln Die RZB analysiert, daß sich Europas Wirtschaft nicht von der drohenden Katerstimmung in den USA anstecken läßt.

ie erwartet zeigt die Konjunktur in den Annäherung der WVereinigten Staaten erste Schwäche- Zinsniveaus US-Konjunktur hat die besten Zei- anzeichen. Die schrumpfende Bauwirtschaft ten hinter sich: Abschwächung wie drückte das US-Wirtschaftswachstum in der Trotz jüngster Anhebung des Leitzins- erwartet eingetroffen; massive Ein- zweiten Jahreshälfte 2006 bereits deutlich satzes durch die Europäische Zentralbank brüche in der Bauwirtschaft werden unter den langjährigen Durchschnitt von drei (EZB) ist das Zinsniveau niedrig, Investi- die US-Konjunktur im ersten Quartal Prozent (3. Quartal 2006: 2,2 Prozent annu- tionen bleiben für Unternehmen nach wie 2007 weiter nach unten ziehen. alisiert). Während der private Konsum der- vor interessant. Vor dem Hintergrund der po- Dynamik im Euroraum bleibt auf- zeit noch intakt ist, herrscht in der Industrie sitiven Konjunkturentwicklung erwartet Bre- recht: Derzeit kein Anzeichen von bereits Zurückhaltung. Zieht man den ISM- zinschek im laufenden Jahr zwei Zinserhö- Schwäche erkennbar; Osteuropa, Einkaufsmanagerindex, der als wichtiges hungen: die ersten 25 Basispunkte (also 0,25 Boommärkte Asiens und hohe Inve- Konjunkturbarometer gilt, als Maßstab her- Prozentpunkte) noch in diesem Quartal und stitionsbereitschaft der Unternehmen an, stehen die Zeichen für die US-Wirtschaft weitere 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent bilden Schwungmasse für den Euro- auf Stagnation. Ein Abgleiten in die Rezes- gegen Jahresende. raum. sion schließt Peter Brezinschek, Chefanalyst Im Unterschied zur EZB befindet sich ihr Divergierende Geldpolitik von FED der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG US-Pendant Federal Reserve (Fed) zurzeit in und EZB: Während in den USA (RZB), jedoch aus. Aus heutiger Sicht hält er – Lauerstellung. Solange die Kerninflation mit bereits erste Zinssenkungen erwartet aufgrund des robusten Arbeitsmarktes und 2,8 Prozent weit über ihrer Schmerzgrenze werden, wird in der Eurozone mit der soliden Gewinnsituation der US-Unter- liegt, ist Abwarten die Devise. Erst wenn weiteren Zinserhöhungen gerechnet. nehmen – „eine sanfte Landung der US- auch der private Konsum und der Arbeits- Dollar bleibt schwach: US-Dollar- Wirtschaft für sehr realistisch.“ markt erste Schwächesignale senden, könnte schwäche setzt sich fort; kurzfristig die Fed noch gegen Ende des laufenden neue historische Höchststände beim Wirtschaftsentwicklung Quartals eingreifen und den Leitzinssatz um Euro/Dollar-Verhältnis möglich. kann sich abkoppeln 25 Basispunkte senken, weitere 25 Basis- Vorerst sind Anleihen gefragt: Port- punkte auf 4,75 Prozent sind bis zur Jahres- foliostrategie des ersten Quartals zielt Ein ungewöhnliches, weil seltenes Bild mitte möglich. auf deutliche Reduktion der Dividen- zeigen hingegen die Prognosen für die nun- den zugunsten von festverzinslichen mehr 13 Länder der Eurozone. „Die Signale Euro zeigt sich im ersten Papieren ab; europäische Staatsanlei- für die Wirtschaft halten sich im grünen Be- Halbjahr bärenstark hen bevorzugt. reich“, erklärt Brezinschek. „Das überrascht, weil sich die europäische Konjunktur nur Während Brezinschek in der Geldpolitik den Unternehmen stehen schwache BIP- selten von einer US-Wachstumsschwäche ab- der EZB keine Gefahr für die europäische Wachstumsraten gegenüber – und die nur koppeln konnte.“ Mit einem erwarteten rea- Konjunktur sieht, „müßte man sich eher um langsam steigende Inflation lassen die Bank len Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent den Euro Sorgen machen, der angesichts ab- of Japan weiterhin sehr zurückhaltend agie- zeichnet sich für das laufende Jahr sogar schmelzender Zinsunterschiede gegenüber ren. Die zumindest noch im ersten Quartal erstmals seit vielen Jahren wieder ein dem Dollar weiter an Terrain gewinnen wird. zunehmenden Zinsdifferenzen zur Eurozone Wachstumsvorsprung gegenüber den USA Erst wenn die US-Rezessionsängste und sprechen vorerst für einen weiterhin schwa- (US-BIP real 2007e: 1,9 Prozent) ab. Für damit auch die US-Zinssenkungsspekula- chen Yen (Euro/Yen Zielwert für März 2007: Brezinschek zählen der Wachstumsmotor tionen ihren Höhepunkt erreicht haben, soll- 157). Osteuropa, die stärkere Marktverflechtung te auch der Euro-Dollar-Wechselkurs sein der europäischen Wirtschaft mit den boo- Hoch gesehen haben“, ist der Chefanalyst Corporate Bonds: Trend- menden Staaten Asiens und die hohe In- der RZB überzeugt. Bis dahin wird der Euro wende bei High-Yields vestitionstätigkeit der Unternehmen zu den 1,35 US-Dollar erreicht haben und könnte tragenden Säulen der anhaltenden Dynamik sogar den historischen Höchststand aus dem Unter dem starken Euro werden vor innerhalb der Eurozone. Zu kurzfristigen Jahr 2004 (1,367) mit Werten zwischen 1,37 allem die Margen der europäischen Ex- Verzerrungen könnte es lediglich aufgrund und 1,40 überschießen. portunternehmen leiden, weshalb von gerin- der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland Die widersprüchliche wirtschaftliche Ent- geren Gewinnwachstumsraten als noch im kommen. wicklung Japans – blendender Stimmung in vergangenen Jahr ausgegangen wird. Die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 20 Wirtschaft

Auswirkungen werden in der Folge aber nach Kursverlusten im ersten Quartal – ei- nicht nur für Aktionäre spürbar sein. Zählten nen versöhnlichen Ausklang 2007. Doch High-Yield Unternehmensanleihen im ver- während sich die US-Exportwirtschaft über gangenen Jahr mit einer Wertentwicklung den schwachen Dollar freuen kann, bleibt von rund 8,8 Prozent noch zu den Per- dieser für Euroinvestoren auch im laufenden formance-Überfliegern im Rentenbereich, Jahr weiterhin der Wermutstropfen. rät Brezinschek aufgrund abnehmender Der geringfügigen Übergewichtung der Bonität und dem damit verbundenen Anstieg US-Aktien steht eine leichte Untergewich- der Renditeaufschläge von einer derzeit tung von Titeln aus dem Euroraum gegenü- leichten Übergewichtung zur Untergewich- ber. Ausschlaggebend dafür ist neben der tung im Verlauf des ersten Quartals. Belastung durch den starken Euro die hier vergleichsweise größere Schwankungsfreu- Renten: Weitere digkeit von Aktien. Europäische Aktien aus- Kursgewinne in Europa serhalb der Eurozone stuft Rechberger hin- gegen als krisenresistenter ein. Das größte Der freundliche US-Rentenmarkt und die Korrekturpotenzial sieht der Aktienmarkt- Entwicklung der Konjunkturvorlaufindika- experte der RZB in Osteuropa, Japan und toren im Euroraum sollten für weitere Kurs- den Emerging Markets. gewinne bei europäischen Staatsanleihen Bei der Branchenpositionierung emp- sorgen. Für das Musterportfolio der RZB lei- fiehlt Rechberger eine defensive Ausrich- tet sich daraus eine Übergewichtung des tung. Dementsprechend werden auch im Euroraumes sowie britischer Bonds ab. „Al- RZB-Musterportfolio defensiver Konsum, lerdings sehen wir für Renditen zehnjähriger Gesundheit und Versorger bevorzugt. Zykli- Euro-Anleihen 3,5 Prozent als untere Gren- sche Werte, allen voran IT, aber auch Ener- ze“, sagt Brezinschek. gie und zyklischer Konsum, werden hinge- Sowohl US- als auch japanische An- gen untergewichtet. leihen werden von Brezinschek im RZB- Musterportfolio hingegen untergewichtet. Asset Allocation: Mit dem „Bei Betrachtung der Renditeentwicklung Jahreswechsel ist die Zeit sind US-Anleihen zwar am attraktivsten, für Euroinvestoren aus Währungsüberlegungen für Renten gekommen aber uninteressant“, faßt Brezinschek zu- Die aus Börsensicht als negativ zu bewer- sammen. Anders die Situation in Japan: Dort tende Entwicklung wesentlicher Fundamen- ist der Rentenmarkt vom Druck möglicher taldaten wurden von den Investoren bislang Zinserhöhungen geprägt. ignoriert. „Offensichtlich konnten eine gün- stige Aktienbewertung, das solide globale US-Unternehmen: Wie Wachstum sowie entsprechende Liquiditäts- lange noch gute Gewinne ströme die Märkte stabilisieren“, stellt Bre- zinschek fest. Das RZB Portfolio startet trotz flauer Konjunktur? Foto: http://www.bilderbox.biz daher mit einer neutralen Aktiengewichtung Vor dem Hintergrund einer abkühlenden der Umsätze außerhalb der USA erwirt- in den Jänner. „Mit zunehmender Zahl der US-Konjunktur stellt sich für Anleger die schaftet“, berichtet Helge Rechberger, Leiter Unternehmensmeldungen sollte jedoch Ka- Frage, wann auch auf dem Aktienmarkt mit der RZB Aktienmarktanalyse. „Eine nach terstimmung Einzug halten. Den für die einem Klimawechsel zu rechnen ist. Bislang wie vor starke globale Konjunktur sorgt da- kommenden Monate erwarteten Kurskorrek- ließen sich die Märkte aufgrund immer her auch bei einer schwächeren inländischen turen werden wir daher auch in unserem neuer, positiver Gewinnüberraschungen der Dynamik für einen Puffer. Darüber hinaus ist Musterportfolio mit einer schrittweisen Ab- Unternehmen vom volkswirtschaftlichen die aktuelle US-Konjunkturschwäche bis- senkung der Aktienquote in Richtung 40 Pro- Umfeld nicht beeindrucken. Diese trotz lang praktisch allein durch den Einbruch auf zent Rechnung tragen.“ schwächerer Konjunktur anhaltende Ge- dem Immobilienmarkt zu erklären.“ Wirft Bereits zum Jahreswechsel wurde der winndynamik hat drei wesentliche Gründe: dieser Einbruch, wie erwartet, seine Schatten Aktienanteil von 56 auf 50 Prozent redu- Zum einen wird das Gewinnwachstum zu auch auf den privaten Konsum, werden die ziert, während im Gegenzug der Renten- laufenden Marktpreisen (nominell) erfaßt, Auswirkungen auf die Unternehmensge- anteil von 39 auf 45 Prozent erhöht wurde. wohingegen das BIP zu konstanten Preisen winne jedoch nicht auf sich warten lassen. Der Anteil der Alternativen Investments (real) gemessen wird. liegt unverändert bei fünf Prozent. Spä- Neben diesem formalen Unterschied in Aktien: Defensive testens ab Jahresmitte soll sich das Blatt der Messung spielt aber auch die internatio- Branchen bevorzugt allerdings wieder zugunsten der Dividen- nale Ausrichtung der Unternehmen eine denpapiere wenden, weshalb Brezinschek große Rolle. „Im Durchschnitt aller S&P Trotz schwächerer Gewinndynamik erwar- bereits im zweiten Quartal eine schrittweise 500 Unternehmen werden fast 30 Prozent tet Rechberger für den US-Aktienmarkt – Anhebung des Aktienanteils empfiehlt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 21 Wirtschaft Fünf Jahre Euro-Bargeld Der Euro als Weltwährung: 630 Milliarden im Umlauf – Beliebtestes Zahlungsmittel der Welt bei gleichzeitigem Rückgang der Euro-Fälschungen Foto: http://www.bilderbox.biz

eit fünf Jahren bezahlen die Österreicher auch rasch im täglichen Leben akzeptiert, den Euroraum wird eine Zunahme des BIP Sund Österreicherinnen mit dem Euro – wenngleich sich das „Eurowertegefühl“ erst von rund 2,7% erwartet. Bereits 2005 lag und mit ihnen mehr als 310 Millionen Euro- schrittweise eingestellt hat. Österreich beim BIP pro Kopf an vierter päer in derzeit 13 Mitgliedsländern der Der Euro ist ein Stück Europa zum An- Stelle im Euroraum und befand sich damit Europäischen Union. Der Euro gehört zum greifen. In Österreich sehen insgesamt zwei im europäischen Spitzenfeld. Alltag jedes einzelnen und hat sich als histo- Drittel der Bevölkerung hauptsächlich Vor- Des Weiteren liegt die durchschnittliche rischer Erfolg für Europa herausgestellt. teile durch den Euro. Diese positive Ein- Arbeitslosenquote mit 4,2% (1999-2005) um schätzung wird von der stabilen gesamtwirt- 3 Prozentpunkte niedriger als im Euroraum. Abschied vom Schilling schaftlichen Entwicklung getragen: Seit 1999 konnten rund 170.000 neue Ar- beitsplätze in Österreich geschaffen werden. Der Abschied vom Schilling war für die Österreich im Spitzenfeld Auf individuell erlebbarer Ebene sind die Österreicher und Österreicherinnen kein Vorteile der gemeinsamen Währung eben- leichter, denn schließlich hat uns unsere Wegfallende Transaktionskosten aufgrund falls spürbar: So sind Preisvergleiche we- Währung lange Zeit begleitet und so zur ös- entfallender Wechselkursrisiken haben in sentlich einfacher geworden: Die Preistrans- terreichischen Identität beigetragen. Im Jahr Österreich in der Euro-Ära zu einer Steige- parenz erhöht den Informationsgehalt der 1995 – mit dem Beitritt zur Europäischen rung der Exportquote von 42% auf 54% bei- Preise, damit kann jeder Konsument die An- Union – haben sich die Bürger aktiv dafür getragen! Getrieben durch diese erfreuliche gebote aus allen Euroländern auf einen Blick entschieden, ein Teil der europäischen Wer- Entwicklung erwartet die Österreichische vergleichen. tegemeinschaft zu sein. Zu einem der wich- Nationalbank (OeNB) für das Jahr 2006 für Auslandsreisen in die Euroländer sind tigsten Symbole dieses neuen Europas Österreich eine Zunahme des realen Brutto- durch die Gemeinschaftswährung einfacher wurde ab 2002 der Euro – und dieser wurde inlandsprodukts (BIP) von 3,3%. Auch für und kostengünstiger geworden: Das lästige ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 22 Wirtschaft und teure Wechseln von Fremdwährungen vor und nach der Reise entfällt. Auch wenn die Preise für häufig konsu- mierte Waren bei der Währungsumstellung bedauerlicherweise oft großzügig aufgerun- det wurden: Der Binnenwert des Euro und da- mit die Kaufkraft im Euroraum sind stabil, die Preise stabiler als zu Beginn der 90er- Jahre. Österreich zählt mit einer durch- schnittlichen Inflationsrate von 1,7% seit Beginn der Euroeinführung gemeinsam mit Deutschland und Finnland zu den preissta- bilsten Ländern des Eurogebietes. Nach außen gibt sich der Euro „hart“, der Ruf der Währung ist exzellent. Der Euro hat sich als weitere Weltwährung etabliert. So werden in Drittstatten zunehmend Eurozah- Muster einer 50 Euro-Banknote. Auf der linken Seite, zwischen den zwei »50ern«, lungen akzeptiert und der Euro gilt weltweit befindet sich das Wasserzeichen – siehe auch auf der Seite 23 Fotos: OeNB als sichere Reservewährung für Notenban- ken. Nicht nur beim Bargeldumlauf – derzeit Trotz steigender Qualität der Fälschun- sind 630 Milliarden Euro im Umlauf – auch gen können nach wie vor alle Falsifikate mit bei den Emissionen internationaler Anleihen Hilfe der Prüfschritte fühlen – sehen – kip- hat der Euro bereits einen höheren Anteil als pen ohne technische Hilfsmittel erkannt der US-$. werden. Zur Sicherung des Bargeldumlaufs Die neue Währung ist wirtschaftlich und in Österreich werden in der Geldservice politisch für Europa somit ein Gewinn. Der Austria GmbH, einer mit der Banknoten- Euro trägt dazu bei, daß in Europa zusam- bearbeitung und -prüfung befaßten Toch- menwächst, was zusammen gehört. Mit tergesellschaft der OeNB, täglich an die fünf 1. Jänner 2007 führte nun Slowenien als Millionen Stück Banknoten gezählt und auf erstes der zehn Länder, die am 1. Mai 2004 Echtheit überprüft. Dies bedeutet gegenüber der EU beigetreten sind, den Euro ein und dem Vorjahr eine Erhöhung der Bearbei- hält damit den Gedanken der wirtschaft- tungszahlen um 14,2%. Damit bleibt Bar- lichen und politischen Integration Europas geld in Österreich nicht nur das beliebteste hoch. sondern auch das sicherste Zahlungsmittel. Obwohl für Privatpersonen in Österreich Euro als beliebtestes kaum die Gefahr besteht, mit Fälschungen in Zahlungsmittel der Welt Kontakt zu kommen, gilt dennoch: Nur wer die Sicherheitsmerkmale kennt, kann sich Seit der Euro-Einführung im Jahr 2002 auch vor Fälschungen schützen! steigt der Bargeld-Umlauf des Eurosystems Der OeNB ist daher besonders wichtig, stetig. Alleine im Jahr 2006 gab es europa- das Vertrauen der Bevölkerung in den Euro weit einen wertmäßigen Anstieg um 11,3% Euro-Umlaufes hat sich die Anzahl der Fäl- auf einem hohen Niveau zu halten und den gegenüber dem Vorjahr. Daß die Nachfrage schungen europaweit leicht und in Öster- hohen Wissensstand über die Sicherheits- nach Euro weiterhin ungebrochen ist, liegt reich sogar stark verringert. Im Jahr 2006 merkmale mit diversen Informationsaktivi- einerseits an der anhaltenden Beliebtheit des ging die Gesamtzahl der Euro-Fälschungen täten noch weiter auszubauen. Immerhin Euro als Zahlungsmittel in den Ländern der um 2,6% auf 564.171 Stück zurück. Im glei- können einer IFES-Studie zufolge rund neun Eurozone, andererseits an der zunehmenden chen Zeitraum wurden in Österreich 5.919 von zehn Personen zumindest eines der Akzeptanz von Eurozahlungen in Drittstaa- Fälschungen aus dem Umlauf sichergestellt. Merkmale spontan benennen. Mit einer breit ten. Bemerkenswert ist dabei, daß seit No- Der österreichische Anteil liegt somit bei ca. angelegten Öffentlichkeitsarbeit sowie mit vember 2006 der Euro-Umlauf wertmäßig 1%. Damit konnte für Österreich ein Rück- Vorträgen und Schulungsaktivitäten speziell höher ist als der US-Dollar-Umlauf. Welt- gang von 1.208 Fälschungen gegenüber dem für Bargeldprofis soll die österreichische Be- weit befinden sich mit Ende 2006 rund 810 Jahr 2005 verzeichnet werden. Das bedeutet völkerung bestmöglich informiert werden. Mrd. US-$ *) (im Gegenwert von rund 615 eine Reduktion um ca. 17%. Auf der Homepage der Oesterreichischen Mrd. Euro) im Vergleich zu 648 Mrd. Euro Die am häufigsten gefälschte Banknote in Nationalbank unter „Rund ums Geld“, wo in Umlauf. Österreich war mit 31,8% nach wie vor die man sich auch für kostenlose Schulungen 50 Euro-Banknote, gefolgt von der 100 Euro- anmelden kann, gibt es ebenfalls detaillierte Fälschungen verringert Banknote mit 29%, der 200 Euro-Banknote Informationen zu den Sicherheitsmerkmalen mit 17,6% und der 20 Euro-Banknote mit und zur Echtheitsprüfung. Trotz dieser hohen Steigerungsraten des 15,5%. http://www.oenb.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 23 Wirtschaft ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 24 Wirtschaft Best of Handels-Check 2006 Marketagent.com präsentiert die erfolgreichsten Handelsunternehmen Österreichs

eun Umfragen, 4500 Interviews und Frage: Wie vertrauenswürdig sind für Sie die folgenden Unternehmen? N104 erhobene Unternehmen später lie- Bitte verwenden Sie hierzu eine Skala von »sehr vertrauenswürdig« gen nun die Ergebnisse vor: Bipa gewinnt bis »überhaupt nicht vertrauenswürdig«. die Sympathie-Wertung, Spar punktet mit Top-10, bewertet mit »sehr vertrauenswürdig« Vertrauenswürdigkeit und Palmers überzeugt durch Kompetenz. Der Handels-Check ist eine laufende Erhebungsserie, die monatlich eine andere Handelsbranche untersucht und auf Basis von 29 Image-Faktoren bewertet. Eine Kumulation der einzelnen Branchen bringt nun die Gesamt-Sieger des Jahres 2006 ans Tageslicht. Bipa ist das sympathischste Handelsunter- nehmen in Österreich: 47,3 % bezeichnen die Drogeriefachkette der Rewe Gruppe Austria als „sehr sympathisch“. Dicht dahinter folgt die Spar-Gruppe mit 45,6 % und dm mit 42,9 %. Auf den weiteren Plätzen in der Bewertungskategorie „Sympathie“ liegen Ikea (41,8 %), Hofer (36,1 %) und H&M (34,5 %). Der Durchschnittswert quer über alle 104 erhobenen filialisierten Handelsbe- triebe beträgt 16,7 %, das Unternehmen mit dem niedrigsten Top-Box-Wert bringt es gerade einmal auf 1,1 %. Das meiste Vertrauen schenken die Öster- an. Dahinter folgen mit signifikantem Ab- Ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis ist reicher der Spar-Gruppe: Knapp die Hälfte stand Bipa (58,8 %), die Spar-Gruppe bei 7 von 8 Branchen das wichtigste Krite- (47,3 %) bezeichnen die Lebensmittelkette (58,3 %) und die dm Drogeriemärkte rium für die Kaufentscheidung. Lediglich als „sehr vertrauenswürdig“. Auf dem zwei- (54,8 %). Ebenfalls unter den Top 10 zu fin- beim Sportfachhandel ist die Kompetenz des ten Platz findet man Bipa (Top-Box-Wert: den: Ikea (52,0 %), H&M (50,6 %), Billa Personals bei der Auswahl eines konkreten 44,3 %), der dritte Platz geht an Palmers (47,4 %) und die Elektro-Kette Mediamarkt Händlers voran. Das viel diskutierte Thema (42,9 %). Ebenfalls in den Top 10 platziert (45,6 %). Gerade noch in die Jahres-Hitliste Öffnungszeiten ist bei allen erhobenen Han- sind dm, Merkur, Humanic, Billa, Intersport der Retailer mit den höchsten Loyalitäts- delsbranchen im letzten Tabellendrittel zu Eybl, Hofer und Leiner. werten rutschen Baumax (42,1 %) und Mer- finden: Die größte Relevanz findet man hier Der Wäsche-Anbieter Palmers ist in Sa- kur (40,9 %). noch im Lebensmittel-Einzelhandel: Hier chen Kompetenz unangefochten an der Ta- Österreichs innovativstes Handelsunter- bewerten immerhin 37,3 % lange Öffnungs- bellen-Spitze: Knapp 63 % bewerten den nehmen ist Ikea. 52,9 % der Umfrageteil- zeiten als sehr wichtig, beim Schuhhandel Dessous-, Lingerie- und Unterwäsche-Spe- nehmer bezeichnen das schwedische Möbel- sind es lediglich 22,4%. Kundenkarten er- zialisten mit „sehr fachkundig“. Damit kann haus als „sehr zukunftsweisend“. Die weite- freuen sich vor allem im Drogeriefachhandel Palmers den Mittelwert aller Unternehmen ren Plätze am Stockerl gehen an die Spar- einer hohen Akzeptanz: 28,7 % der Umfrage- um das Dreifache übertreffen. Mit deutli- Gruppe (50,0 %) und an H&M (46,7 %). Teilnehmer. chem Respektabstand folgt die Parfumerie- Ebenfalls am Puls der Zeit outen sich Hu- Marketagent.com ist Österreichs führen- Kette Douglas (mit einem Top-Box-Wert von manic (46,3 %), Merkur (46,1 %) und Inter- des Online Markt- und Meinungsforschungs- 47,7 %) auf dem zweiten Podestplatz. Die sport Eybl (41,0 %), so Thomas Schwabl, institut und Vorreiter in der Internet-basie- Bronze-Medaille geht an Humanic: Immer- Geschäftsführer von Marketagent.com. renden Datenerhebung und -analyse. Das hin 44,7 % der Umfrageteilnehmer vergeben Voll und ganz erfüllen in einer zusam- eigens rekrutierte 135.000 Personen umfas- dem Schuhhändler den Bestwert. menfassenden Bewertung die Spar-Gruppe sende Online-Access-Panel (Stand Jänner Nahezu 7 von 10 Österreichern (68,3 %) (52,3 %) und Merkur (48,4 %) die Wünsche 2007, plus 95 pro Tag) ist ein wichtiger stra- wären besonders enttäuscht, wenn es den und Vorstellungen von einem Handelsunter- tegischer Erfolgsfaktor und Ausgangsbasis Lebensmittel-Diskonter Hofer nicht mehr nehmen. Auf den weiteren Rängen in dieser für zahlreiche erfolgreiche Consulting-Pro- am Markt geben würde. Somit führt Hofer abschließenden Overall-Bewertung stößt jekte. Marketagent.com konnte innerhalb das Loyalitäts-Ranking der mehr als 100 man auf Bipa (39,7 %), Billa (38,8 %), Kika weniger Jahre zu einem fixen Bestandteil der abgetesteten Handelsunternehmen souverän (38,1 %) und XXXLutz (37,6 %). Marktforschungsszene aufstreben. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 25 Wirtschaft 168 Mio. Euro für die Republik Zu Jahresbeginn 2007 blicken die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) auf 10 Jahre Tätigkeit als ausgegliederte Aktiengesellschaft zurück

ank erfolgreicher Arbeit am Forst- und konnte der Erlös seit der Neugründung um tung für gesellschaftlich wichtige Bereiche DImmobilienmarkt in Österreich und in 115 Prozent auf 28,5 Millionen Euro im Jahr wie Regionalentwicklung und erneuerbare Europa haben die Österreichischen Bundes- 2005 gesteigert werden. Großes Potenzial Energie.“ forste (ÖBf) in dieser Zeit mit 168 Mio. Euro orten die Vorstände auch „im Ausbau der Ausschüttungen erheblich zum Bundesbud- forstlichen Dienstleistungen, beispielsweise Innovationsmotor get beigetragen. Zusätzlich zum Kernge- in der Waldpflege, in der Holzernte bis hin Bundesforste schäft Forstwirtschaft baut das Unternehmen zum Holzverkauf im Auftrag privater Ei- seit der Neugründung die neuen Geschäfts- gentümer.“ Als weiteres Wachstumsfeld gilt Mut zu Veränderung und Innovation bereiche Immobilien und Dienstleistung für die Beteiligung an Unternehmen, die mit zeigten die Bundesforste auch bei ihrer Or- Privatwaldbesitzer kontinuierlich aus. Doch ganisationsentwicklung. Um das Prinzip nicht nur die wirtschaftliche Performance Nachhaltigkeit laufend und aktiv zu mana- des Unternehmens, auch sein Image hat sich gen, haben sie das derzeit gängigste Instru- seit der Neugründung deutlich verbessert: ment zur Unternehmenssteuerung, die Balan- Für die ÖsterreicherInnen sind die Bundes- ced Scorecard (BSC), nachhaltig ausgebaut forste heute das „Unternehmen Nachhaltig- und zur Sustainability Balanced Scorecard keit“, wo die Natur zu Hause ist. weiterentwickelt, die nicht nur wirtschaftli- Durch das Bundesforstegesetz 1996 wur- che, sondern auch ökologische und gesell- den die ÖBf per 1. Jänner 1997 aus dem schaftliche Kennzahlen enthält. Damit ist es, Staatshaushalt ausgegliedert und als Aktien- so Thomas Uher, „erstmals gelungen, die Di- gesellschaft neu gegründet. Das Ergebnis mensionen Umwelt und Gesellschaft als dieser Neugründung kann sich europaweit Parameter für Zieldefinitionen und Leistungs- sehen lassen: ein innovativer, wirtschaftlich bewertung in ein Managementsystem zu in- starker Leitbetrieb, der als best practice Bei- tegrieren.“ spiel für erfolgreiche Reorganisation in der Forstbranche gilt. Kerngeschäft der ÖBf ist Vom Forstverwalter zur nach wie vor die Waldbewirtschaftung. Da- Nachhaltigkeit bei folgen die Bundesforste dem Leitziel der Nachhaltigkeit und richten ihre Arbeit nach Grundlegend gewandelt hat sich in den den Anforderungen der Natur aus. letzten 10 Jahren nicht nur die Leistung, son- dern auch das Image der Bundesforste. Das Gewinn mit Nachhaltigkeit Unternehmen konnte seinen Ruf als schwer- fälliger, staatlicher Forstverwalter abschütt- Zehn Jahre nach der Neugründung er- teln und wird laut einer Studie des Instituts wirtschaften die ÖBf stattliche Gewinne – Integral heute von den Österreichern als ver- allein im Jahr 2005 ein EGT vor Frucht- antwortungsvolles Unternehmen mit großer genuß von 23 Millionen Euro. In die Aus- Foto: http://www.bilderbox.biz ökologischer Kompetenz wahrgenommen. gliederung gestartet war das Unternehmen dem Kerngeschäft der ÖBf verbunden sind. Die Ansprüche an die Bundesforste-Mitar- hingegen mit einem negativen EGT von 2,3 Mittlerweile sind die Bundesforste am Bio- beiter sind dabei vielfältig: Sie müssen einer- Mio. Euro im Jahr 1996. Dementsprechend massekraftwerk Wien Simmering, für das sie seits für die ökologische Erhaltung und na- zeigen sich die Vorstände Georg Erlacher und auch die Waldbiomasse zuliefern, ebenso be- turverträgliche Nutzung von Wäldern, Ber- Thomas Uher besonders stolz „daß dieser Er- teiligt wie an der Mayr-Melnhof Holz gen und Seen sorgen. Andererseits gewähr- folg bei voller Orientierung am Leitprinzip Holding AG, an der Betriebsgesellschaft der leisten sie auch den freien Zugang der Nachhaltigkeit möglich war.“ So wurde bei- Dachstein-Eishöhlen, an der für die Errich- Bevölkerung zur Natur für Sport und Er- spielsweise die Holzerntemenge in den letz- tung und den Betrieb von mittlerweile mehr holung. Diese Stoßrichtungen müssen zu- ten 10 Jahren um fast ein Viertel reduziert als 20 Biomasse-Kraftwerken verantwortli- gleich mit einem unternehmerischen Geist und damit zu Gunsten einer nachhaltigen chen SWH oder am Regionalen Zukunfts- verknüpft sein. Die größte Herausforderung Waldentwicklung auf beträchtliche Holzmen- management Ausseerland. Dadurch würden liegt laut Vorstand Georg Erlacher deshalb gen verzichtet. Auch der Aufwand für Natur- die Bundesforste, so Erlacher, einerseits ihre „im Interessenausgleich zwischen den unter- schutzprojekte wurde deutlich ausgeweitet. Kernkompetenzen optimal weiterentwic- schiedlichen Schutz- und Nutzungsansprü- Außerordentlich positiv hat sich das Ge- keln. „Andererseits übernehmen wir damit chen.“ schäftsfeld Immobilien entwickelt. Hier im Sinne der Nachhaltigkeit auch Verantwor- http://www.oebf.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 26 Wirtschaft Online-Marktplatz für Außenwirtschaft Österreich AWO-Leistungen für WKÖ-Mitglieder werden künftig von S&T Austria online vermarktet

ie Außenwirtschaftsorganisation der DWirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ist der offizielle Repräsentant der österrei- chischen Wirtschaft im Ausland und der größte Serviceanbieter auf dem Gebiet des Außenhandels. Diese Services sollen in Zu- kunft österreichischen und ausländischen Unternehmen über einen neuen Online- Marktplatz angeboten werden. Realisiert wurde dieser Online-Marktplatz von S&T Austria. Derzeit laufen die Tests, Mitte 2007 soll der Marktplatz online gehen. Die Außenwirtschaft Österreich (AWO) ist weltweit mit über 100 Stützpunkten in 70 Ländern vertreten und unterstützt öster- reichische Unternehmen im In- und Ausland bei deren Internationalisierungsbestrebun- gen. Gleichzeitig berät sie auch ausländische Unternehmen über den österreichischen Markt. Über dieses Netzwerk bietet sie indi- viduelle Beratung und Unterstützung bei der Vermarktung, beim Knüpfen von Kontakten und bei der Organisation verschiedenster Dienstleistungen, wie z.B. Patentanmeldun- Die Plattform http://www.austriantrade.org/ der Außenwirtschaft Österreich gen. Betreut und informiert werden die aus- ländischen Unternehmen über eine eigene Die Entwicklung der Lösung wurde Ende sich S&T vor allem auf Anwendungen im Internetplattform http://austriantrade.org 2006 abgeschlossen, nun folgt eine Test- Java-Umfeld. über die künftig auch die verschiedenen phase, bevor Mitte 2007 der Rollout stattfin- S&T Austria ist mit fast 400 Mitarbei- AWO Dienstleistungen angeboten werden det. AWO Projektleiter Mag. David Bach- terInnen in Österreich flächendeckend ver- sollen. mann: „Wir wollen unser Portal als führen- treten. Mit den Schwerpunkten Managed Diese Internetplattform wird derzeit von des österreichisches Wirtschaftsportal im Services, SAP und mit schlagkräftigen In- Gentics® Software GmbH als Generalunter- Ausland etablieren und haben in S&T den frastruktur Lösungen zählt S&T zu den füh- nehmer mit einem modernen Contentmana- idealen Partner für die Realisierung des renden heimischen IT-Anbietern. Im Pro- gementsystem ausgestattet. S&T Austria Marktplatzes gefunden, der uns optimal be- dukt- und Lizenzgeschäft ist S&T Austria konzipierte und realisierte dazu in einer treut und der auch in Zukunft die Verant- die Nummer 2 am heimischen Markt. Die Partnerschaft mit Gentics eine individuell wortung für Weiterentwicklungen am Markt- starke Präsenz der S&T-Gruppe mit über auf die Bedürfnisse von WKO angepaßte platz übernehmen kann.“ 2350 MitarbeiterInnen in der CEE Region und in das Portal integrierte Online-Markt- macht S&T zu einem umsetzungsstarken platz-Applikation. „Dieser Auftrag ist ein Kerngeschäft SOA Based und verläßlichen Dienstleistungs- und Lö- klassisches Projekt für individuelle Soft- Software Development sungspartner in dieser Region. wareentwicklung. Wir erweitern die Funk- Austriantrade publiziert in regelmäßigen tionalität der Internetplattform um den On- Die Entwicklung individueller Software Abständen für seine Mitglieder Newsletter, line-Marktplatz und sorgen dafür, daß Un- gehört zu den Fokusbereichen der S&T Länderblätter und ein Internet eBulletin, or- ternehmen künftig die Leistungen der AWO Austria, die auch in Zukunft verstärkt weiter ganisiert Wirtschaftsmissionen österreichi- bequemer und schneller in Anspruch neh- ausgebaut werden. Ausgerichtet ist das scher Unternehmer und die offizielle Teilnah- men können“, erklärt Georg Komornyik, Unternehmen dabei in erster Linie auf die me an Internationalen Messen im Ausland. Geschäftsführer S&T Austria. Konzeption, die Prozeßberatung, die System- Außerdem unterstützt es ausländische Dele- Seit August 2006 arbeitet S&T Austria an architektur, das Design und die Umsetzung gationen, hier Geschäftspartner zu finden. der Umsetzung des Online Marktplatzes. von Softwarelösungen. Vorab konzentriert http://www.snt-world.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 27 Wirtschaft Österreich Werbung und 2007: guter Start Oberösterreich fixieren Kooperation für Tourismus

Zusammenarbeit von Österreich Werbung er Wintertourismus ist bisher erfreulich und OÖ. Tourismus bekräftigt Dverlaufen. „In höher gelegenen Winter- sportorten, wo die Schneelage nach wie vor perfekt ist und die Pistenbedingungen stim- men, war über Weihnachten und Silvester kaum ein Zimmer mehr zu bekommen. Auch der Städtetourismus boomt, Thermenregio- nen und Gesundheitshotels sind ebenfalls gut gebucht“, zog der Obmann der Bun- dessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKÖ, Johann Schenner, Bilanz. In den Monaten Jänner und Februar werde die Auslastung in Orten mit ausreichend Schnee über dem Durchschnitt liegen. In den niedriger gelegenen Orten könnte die Buchungslage besser sein, über Weih- nachten und Neujahr war man jedoch gut ausgelastet, berichtete Schenner. Die zahlrei- chen russischen Gäste – in manchen Tou- rismusgebieten bereits 40 Prozent der aus- ländischen Touristen – kompensieren zumin- dest teilweise einen möglichen Nachfrage- Gemeinsam für die Marke Oberösterreich: Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat rückgang aus dem Hauptherkunftsmarkt Viktor Sigl, Österreich Werbung Chefin Petra Stolba und Karl Pramendorfer, Vor- Deutschland. stand OÖ. Tourismus Foto: Land OÖ/Dedl Der Trend zum Kurzurlaub und zur Nutzung der „Fenstertage“ hält an. Die kür- hren ersten Besuch in Oberösterreich als gen setzen die Oberösterreicher zudem in die zeren Aufenthalte bringen höhere Durch- Ineue Chefin der Österreich Werbung gemeinsame, intensive Zusammenarbeit schnittsausgaben der Gäste. Die Nachfrage (ÖW) nutzte Petra Stolba für einen intensi- zwischen Österreich Werbung, Oberöster- nach Wellness und gesundheitsorientierten ven Informations- und Meinungsaustausch reich und Linz im Hinblick auf die Kultur- Angeboten steige kontinuierlich, auch ärztli- mit Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat hauptstadt Linz 2009. Linz somit Gastge- che Begleitung werde stärker nachgefragt, Viktor Sigl und OÖ. Tourismus-Vorstand berin Europas. Eine solche Herausforderung führte Schenner aus. Karl Pramendorfer. Die ÖW-Geschäftsfüh- und Chance verpflichtet zu einer ebenso Für die gesamte Wintersaison 2006/07 rerin begrüßte die strategische Ausrichtung sorgsamen wie inspirierten Arbeit, die zwi- wird laut WIFO-Studie eine Steigerung der Oberösterreichs mit der klaren Themen- schen Kultur, Politik und Wirtschaft nach Ankünfte von zwei Prozent (Ausländer plus orientierung und dem Bekenntnis zur Qua- hoher künstlerischer Qualität in Form und 1,5 Prozent, Inländerankünfte plus 3,5 Pro- litätsentwicklung, denn „hochwertige klar Inhalt sucht. Neue Verbindungen müssen zent) vorhergesagt. spezialisierte Angebote passen perfekt in die entstehen, neue Perspektiven, neue Vi- Stärker als je zuvor sorge der Tourismus ,best of‘ Strategie der Österreich Werbung“, sionen. In diesem Sinne weiß man sich den auch für ein erfreuliches Beschäftigungs- so Stolba. „Aufgrund der langjährigen guten Gegebenheiten, Wünschen und Hoffnungen wachstum. Zusammenarbeit auch in ihrer früheren der Stadt und der Region Linz verbunden. Ende Oktober 2006 waren 148.893 Per- Funktion bin ich zuversichtlich, daß Ober- Auf solcher Grundlage und zusammen mit sonen im Hotel- und Gastgewerbe beschäf- österreichs touristische Anliegen auch künf- vielen Menschen soll das Kulturhaupt- tigt, um 5.044 mehr als im Oktober 2005. tig gut vertreten sind bzw. berücksichtigt stadtjahr in friedvollem Ausnahmezustand Mit einem Plus von 3,5 Prozent ist die Stei- werden“, betont Landesrat Viktor Sigl. ein Fest werden, das die Herzen bewegt, gerung doppelt so hoch wie in der Ge- „Die zwischen Österreich Werbung und Türen aufstößt und in Erinnerung bleibt. samtwirtschaft (plus 1,65 Prozent). Die end- dem Oberösterreich Tourismus abgeschloss- Jährlich erhält mindestens eine europäi- gültigen Dezemberzahlen liegen erst Mitte sene Kooperationsvereinbarung beinhaltet sche Stadt den Titel „Kulturhauptstadt Euro- Jänner vor, Hochrechungen zufolge könnte neben den traditionellen Marketingthemen pas“. Um die zehn neuen EU-Länder einzu- jedoch die bisherige Bestmarke von 180.000 vor allem auch tatkräftige Unterstützung in binden, werden von 2009 bis 2019 jährlich Beschäftigten erstmals überschritten wer- der Bundesländer überschreitenden Bewer- zwei Städte – jeweils aus einem alten und den. Die durchschnittliche monatliche Be- bung der Donau – gemeinsam mit Nieder- einem neuen Mitgliedsstaat – ausgewählt. schäftigung dürfte sich von 163.644 (2005) österreich und Wien – sowie des Salzkam- Linz wurde gemeinsam mit der litauischen auf mehr als 168.000 Arbeitnehmer erhöhen. mergutes – gemeinsam mit Salzburg und Hauptstadt Vilnius ernannt. Parallel dazu geht die Arbeitslosigkeit im Steiermark“, erklärt Sigl. Große Erwartun- http://www.linz09.at/ Tourismus zurück. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 28 Chronik SOS Kinderdorf-Bilanz Zwei Jahre nach der Tsunami-Katastrophe sind 2200 neue Familienhäuser, 17 Gemeindezentren, 7 Sozialzentren, 8 SOS-Kinderdörfer entstanden.

Ein Mädchen aus dem Fischerdorf Kayankerni sperrt ihr neues Zuhause auf. Das vom Tsunami völlig zerstörte Dorf wird mit SOS-Kinderdorf-Spenden aus Österreich wieder neu aufgebaut. Alle Fotos: SOS-Kinderdorf

m 26. Dezember 2004, als der Meeres- Familien) direkt unterstützt, in elf Kinder- acht SOS-Kinderdörfer ist für Mitte 2008 Aboden vor Sumatra bebte und sich gi- tagesstätten 1.800 Kinder auch psycholo- vorgesehen. Rund 1000 verwaiste Kinder gantische Flutwellen über tausende Kilo- gisch betreut und 343 neue Fischerboote für werden dann dort für viele Jahre ein neues meter ausbreiteten, starben mit einem Schlag 1.120 Familien übergeben. bleibendes Zuhause, Schutz und familiäre geschätzte 300.000 Menschen in elf Län- Geborgenheit finden. dern. Ein Drittel der Toten, so UNICEF, sind Nachhaltige Hilfe Kinder, 1,5 Millionen Kinder leiden an den Schwerpunktregionen Folgen der Tsunami-Katastrophe. Von zehn- Nach wie vor bereiten bürokratische Hür- tausenden Menschen fehlt noch jede Spur. den, wechselnde Gesetzeslagen und politi- Kayankerni ist ein tamilisches Fischer- Ungezählte Tragödien und unerträgliche sche Spannungen vor allem im Osten Sri dorf an der Ostküste Sri Lankas. Das direkt Schicksale … Lankas große Probleme. Dennoch wird mit am Meer gelegene Dorf wurde durch den Hochdruck an mehreren Orten „wiederauf- Tsunami völlig zerstört. Der Wiederaufbau Rasche Soforthilfe gebaut“, was durch die Tsunami-Katastrophe ist hier eine besondere Herausforderung, da zerstört wurde: Insgesamt errichtet SOS-Kin- es immer wieder zu Unruhen und Aus- Einen Tag, nachdem die Wassermassen derdorf an 15 Standorten mit den Menschen schreitungen aufgrund des Bürgerkrieges ganze Landstriche leer gefegt hatten, waren vor Ort 2200 neue Familienhäuser und 17 zwischen den „Tamil Tigers“ (LTTE) und MitarbeiterInnen von SOS-Kinderdorf in Sri Mehrzweckgemeindezentren, sieben SOS-So- Regierungstruppen kommt. Verhandlungen Lanka und Indien vor Ort, um trotz zerstör- zialzentren und acht neue SOS-Kinderdörfer für den Wiederaufbau müssen stets mit bei- ter Infrastruktur und chaotischer Bedingun- (drei in Indien, drei in Indonesien, eines in den Konfliktparteien geführt werden. gen erste Hilfsmaßnahmen einzuleiten. In Sri Lanka und eines in Thailand). Über 1700 In Kayankerni werden 264 Fischerhäuser den ersten Tagen/Wochen nach der Kata- Häuser sind bereits fertig gestellt, im Früh- neu aufgebaut, alle sollen bis Frühjahr 2007 strophe galt es, akute Soforthilfe zu leisten. jahr soll der gesamte Wiederaufbau baulich fertig und bezogen sein. Ein Gemeindezen- Insgesamt wurden 23.000 Menschen (4.500 abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der trum mit Zusatzfunktion als Tsunami-Shelter ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 29 Chronik

Einige von insgesamt 264 Häusern des Fischerdorfes Kayankerni, das durch den Tsunami völlig zerstört wurde und nun mit Hilfe von SOS-Kinderdorf wieder neu aufgebaut wird. ist bereits fertig, zwei weitere sind in Pla- sten Monaten auf die Suche nach einem nung. Sie beinhalten eine Kindertagesstätte, geeigneten Grundstück landeinwärts ma- einen Kindergarten und ein kleines medizi- chen. Das neue SOS-Kinderdorf wird aus 12 nisches Zentrum sowie Gemeinderäume für Häusern bestehen, von denen sieben von Familienförderprogramme. Österreich finanziert werden. Die Zentren werden später nicht von In Suak Raya Village in der Nähe von SOS-Kinderdorf, sondern von den Gemein- Banda Aceh unterstützt SOS-Kinderdorf zur den selbst geführt. Ein weiteres Zentrum Hälfte den Wiederaufbau von 190 Fischer- entstand auch etwas weiter südlich in Ulle. häusern. Nach anfänglichen Verzögerungen Schließlich wird auch der Kindergarten des konnte hier der Wiederaufbau mit Hilfe der SOS-Sozialzentrums in Batticaloa saniert, Bevölkerung und Regierung rasch durchge- der zu trauriger Berühmtheit gelangte, weil führt werden. 150 Häuser sind bereits mit SOS-Kinderdorf von dort aus alle Aktivi- Kinderlachen erfüllt. Das SOS-Kinderdorf täten der Erstversorgung koordiniert hat. Banda Aceh ist in Bau, hier werden zwei Der ursprüngliche Plan, ein neues SOS- Häuser mit Mitteln aus Österreich finanziert. Kinderdorf bei Batticaloa zu bauen, wurde Die Fertigstellung ist für Ende 2007 geplant. fallen gelassen. Trotz intensiver Bemühun- Private Mittel von 13.000 Tsunami-Paten gen wurde kein geeignetes Grundstück ge- und vielen Spendern/Unternehmen sowie funden. Außerdem hat sich die Lage durch öffentliche Beiträge (u. a. der Länder Tirol, den Bürgerkrieg zuletzt drastisch zugespitzt. Steiermark und der Städte Innsbruck, Graz) Selbst SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter müssen ergaben eine zugesagte Gesamtsumme von immer wieder aus dem Gebiet abgezogen rund 7 Mio. Euro. 5,6 davon sind bereits real werden. Das gab schlussendlich den Anstoß, eingelangt und davon zwei Mio. Euro für bis- das SOS-Kinderdorf in der Nähe von Ko- herige Projekte verbraucht worden. Der Rest mari zu bauen. Dieses Gebiet ist leichter wird in die SOS-Nachhaltigkeits-Foundation zugänglich und von Monaragala aus, wo (Ethik-Fonds) veranlagt, um damit die Fertig- bereits ein SOS-Kinderdorf exisitiert, relativ stellung, aber auch langfristige Finanzierung schnell zu erreichen. Leider ist auch dieses der SOS-Kinderdorf-Projekte für die näch- Blick in eine bessere und hoffnungsvol- Gebiet wieder von Unruhen betroffen. SOS- lere Zukunft: Familie vor ihrem neuen sten 10 Jahre zu sichern. Mitarbeiter werden sich daher in den näch- Haus im Fischerdorf Kayankerni http://www.sos-kinderdorf.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 30 Chronik Stroh Juchhee 2007 Das verrückteste Hornschlittenrennen der Welt im Skigebiet Zell am Ziller

ekordbesuch beim Kultevent in der RZillertal Arena, dem familienfreund- lichsten und fröhlichsten Skigebiet der Alpen: Über 8000 Schaulustige bestaunten beim verrücktesten Hornschlittenrennen der Welt auf der Rosenalm im Skigebiet Zell am Ziller 19 Teams, die ein wahres Feuerwerk an Kreativität und Spaß im Schnee zündeten. Perfekt präparierte Pisten, jede Menge Spaß und gute Laune – die Zillertal Arena präsentierte sich seinem Publikum – darun- ter u.a. Air&Style-Macher Andrew Hour- mont, dem Gerloser Nationalrat und Bür- germeister Franz Hörl und den Zillertaler Tourismusmanagern Gernot Paesold, Walter Strasser und Günther Hauser – in bester Verfassung. „Je verrückter, desto besser“ – dieses Motto hatten die diesjährigen Stroh Juchee- Teams wörtlich genommen. Unter dem Bei- fall tausender Fans kam es folgerichtig zu einem Herzschlagfinale zwischen den Schlitten „BAWAG-Skandal“ (Platz 1), „Schumi’s letztes Rennen“ (Platz 2) und „Lucky Luke, die Daltons und der Postkut- schenraub auf der Rosenalm“ (Platz 3) bei der Kür der actionreichsten und witzigsten Hornschlitten durch eine Publikumsjury. Schlußendlich stand aber der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“ bei allen „Bruchpiloten“ im Vordergrund, wurden doch unter allen 19 Teams insgesamt eine Siegesprämie von über 2000 Euro aufgeteilt. Dieter Grepl, Geschäftsführer der Zeller Bergbahnen, und Marketingleiterin Anne- marie Kröll zogen folgerichtig eine äußerst zufrieden Bilanz: „Die kunstvollen Schlitten, schauspielerische Spitzendarbietungen, ein begeistertes Publikum und jede Menge Son- ne, Spaß und Schnee auf unseren 160 Pi- stenkilometern – Stroh Juchhee 2007 war der Zillertaler, Tuxer und Kitzbüheler Alpen, Beim „Wandern light“-Programm stehen wieder einmal eine perfekte Visitenkarte für die zu immer neuen Entdeckungsreisen auf- ebenfalls Naturerlebnis & Wohlfühlen im das Wintersportland Nr. 1 der Alpen und ein fordert. Mittelpunkt. Zahlreiche Bergbahnen der Zil- aktueller Lockruf der Zillertal Arena an alle Unter dem Motto „Bergerwachen“ stehen lertal Arena sind im Sommer geöffnet, Wintersportfans!“ in Zell und Gerlos bzw. Krimml und Wald „schwebend“ erreicht man damit die schön- Doch nicht nur im Winter sind die Mög- Wander- und Nordic Walking Programme sten Wandergebiete und etliche Hütten, die lichkeiten in der Zillertal Arena nahezu ganz im Zeichen von unvergeßlichen Natur- zur gemütlichen Einkehr laden. Viele wäh- grenzenlos. Im Sommer präsentieren die erlebnissen. Sonnenaufgangswanderungen, len nach einer anspruchsvollen Wanderung fünf Orte der Region – Hippach, Gerlos und bei denen man den frischen Tau spürt und die Sommerbahnen für die gelenkschonende Zell auf der Tiroler Seite, Krimml und miterlebt, wie die Tier- und Pflanzenwelt Rückkehr ins Tal und genießen das abendli- Wald/Königsleiten in Salzburg – ein wahres erwacht oder Übungen, bei denen man ganz che Panorama als besonderen „Wohlfühl- Feuerwerk an Urlaubs-Angeboten. Stets im rasch wieder zu sich selbst findet, werden Faktor“. Mittelpunkt: die beeindruckende Bergwelt hier geboten. http://www.zillertalarena.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 31 Chronik »Mit Blumen durch Wien« Aus dem »Blumenkränzchen« der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde der Blumenball in den Festsälen des Wiener Rathauses Foto: MA 42

er Blumenball ist eine traditionelle Blumenball in die Festsäle des Wiener Rat- währten Leitung von Simone Rueff zu fol- DVeranstaltung, die sich schon in den hauses. Das Motto des für viele Ballbesu- gen. Zahlreiche Musikschwerpunkte ließen 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts großer cherInnen wohl schönsten Ball der Saison auch für LiebhaberInnen anderer Rhythmen Beliebtheit erfreute. Der Blumenball begann lautete „Mit Blumen durch Wien“ – und soll- keinen Wunsch offen. Der Wiener Rathaus- seine Geschichte als Blumenkränzchen im te auf beschwingte Art Stimmung auf die keller verwöhnt die Ballgäste mit ausgesuch- Wiener Prater. Nach mehreren Wechsel der kommende bunte Gartensaison machen. Der ten Speisen und erlesenen Weinen. Das Wein- Veranstaltungsorte der, ständig wachsenden, Run auf die 3500 Ballkarten war gewaltig, gut der Stadt Wien, das Weingut Cobenzl, Veranstaltung hat der Wiener Bürgermeister die Sitzplätze waren schnell ausverkauft, lud auch heuer zur Verkostung erlesener Wie- Helmut Zilk dem Wiener Stadtgartenamt die zwei Wochen vor dem Abend waren nur ner Tropfen ein. Auch 2007 unterhielten prächtigen Festsäle des Wiener Rathauses noch Eintrittskarten ohne Sitzplatz erhält- Helmut Steubl mit seinem Wiener Ball- überlassen. lich. streichorchester, die Polizeimusik Wien, die Im Mittelpunkt des Blumenballs, steht Eröffnet wurde der 85. Blumenball von beliebte Musikgruppe „Top-Gun“, die spe- das klassische Tanzen. Die Ballsäle werden Bürgermeister Michael Häupl, Umweltstadt- ziell bei jüngeren Gästen geschätzte „Wel- mit unzähligen Blumenarrangements ge- rätin Ulli Sima und Stadtgartendirektor Rai- come“, sowie ein Heurigenduo und eine schmückt, die zahllosen Blüten verbreiten ner Weisgram. 80 Paare der Tanzschule Rueff Barpianistin die BesucherInnen. Am Nach- den unverwechselbaren Frühlingsduft. stimmten die Ballgäste mit beschwingten hauseweg warteten neben der blumigen Da- Am 19. Jänner 2007 war es dann wieder Walzerschritten zum Dreivierteltakt ein. Um menspende, den wertvollen 1600 Blumen- so weit: Bereits zum 85. Mal luden dann die Mitternacht waren alle eingeladen, die tradi- tombolatreffern, auch süße Überraschungen Wiener StadtgärtnerInnen zum traditionellen tionelle Mitternachtsquadrille, unter der be- auf die Ballgäste. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 32 Chronik In Schweden steht ein Berg aus Tirol

irol, die führende Wintersportregion der TAlpen, steht auch bei der kommenden Ski-Weltmeisterschaft in Are vom 3. bis 18. Februar 2007 im Rampenlicht. Denn der Berg aus Tirol wird in Schweden einmal mehr den gastfreundlichen Rahmen für die traditionellen Treffen der internationalen Vertreter aus Sport, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft bieten. Josef Margreiter, GF der Tiroler Wer- bung, freut sich zusammen mit dem ORF Tirol und den Wintersporthochburgen St. An- ton, Sölden und Ischgl sowie der Wirt- schaftskammer auf die Rolle des Gastgebers: „Mit dem Tirol Berg bieten wir unseren vie- len internationalen Partnern bei einer Welt- meisterschaft bereits zum vierten Mal eine exklusive Möglichkeit für Kontaktpflege in stimmungsvoller Atmosphäre. Tirol mani- festiert mit seinen vielen Spitzenvertretern damit einmal mehr auf internationaler Bühne die Position als führende Wintersport- region!“ Geboren wurde die Idee im Jahr 2001 anläßlich der Heim-Ski-WM in St. Anton am Arlberg: ein mobiler Berg als Treffpunkt für die internationale Wintersportgemeinde. Sowohl in St. Anton am Arlberg, als auch bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz (2003) und Bormio (2005) avancierte der Tirol Berg unter der Schirmherrschaft des ORF Tirol und der Tirol Werbung zum viel besuchten „Hot Spot“ für Journalisten sowie Promi- nenz und etablierte sich als perfekte Platt- form, um die Tiroler Skibegeisterung und Gastfreundschaft international zu vermitteln. Foto: Tirol Werbung

»Hej allihopa« Sölden-Abend. Zum Ischgl-Abend wird schen Winterspielen 1976 in Innsbruck/Tirol im Tirol Berg Starkoch Martin Sieberer vom Hotel Trofana war Silvia Sommerlath – heutige Königin Royal erwartet, der mit seinen ausgezeichne- von Schweden – als stellvertretende Proto- Der Tirol Berg verspricht jedenfalls viel ten Kochkünsten das Publikum im Nu ver- kollchefin engagiert, im Juni desselben rot-weiße Stimmung im schwedischen Schnee zaubern wird. Der Tirol- und Sölden-Abend Jahres heiratete sie in Stockholm König Carl und selbstverständlich werden von den Tiro- werden wiederum ganz im Zeichen der Gustaf. Seitdem war die Königliche Familie ler Gastgebern und dem legendären Gastwirt Tiroler Sportlichkeit stehen – namhafte Ski- regelmäßig zu Gast im Arlberg Hospiz. Adi Werner vom Arlberg Hospiz statt stars der Vergangenheit und Gegenwart Für fast so viel Gesprächsstoff wie die „Schwedenhappen“ echte Tiroler Schman- stammen ja aus dem Herz der Alpen und königliche Hoheit damals könnte diesmal kerln kredenzt. Die sprichwörtliche Tiroler werden auch an diesen Abenden dem Tirol- der „Blitz aus Pitz“, der Tiroler Skistar Ben- Gastfreundschaft ist besonders an vier Aben- Berg die Ehre geben. ni Raich, sorgen. Als einer der besten Ski- den im Tirol Berg zu erleben: Am 2. Februar Und auch die Verbindung zwischen dem fahrer unserer Zeit wird er auch bei der Ski bei den Eröffnungsfeierlichkeiten, am 9. Fe- Sportland Tirol und dem Königreich Schwe- WM in Are an den Start gehen und vielleicht bruar beim Ischgl-Abend, am 10. Februar den wird anläßlich der Ski-Weltmeiterschaft als frisch gebackener Weltmeister im Tirol beim Tirol-Abend und am 11. Februar beim in Are neu thematisiert: Bei den Olympi- Berg anzutreffen sein. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 33 Chronik Fünf Millionen Einsatzstunden Steirische Feuerwehren präsentierten »brand«aktuelle Zahlen für 2006 LH Franz Voves rief die dramatischen Ereignisse und übermenschlichen Leistungen der Einsatzorganisationen wieder ins Gedächtnis

ei weitem noch nicht der sprichwörtli- hin optimale Arbeitsbedingungen garantie- Bche „Schnee von gestern“, bzw. vom ren zu können.“ Vorjahr, ist der Katastrophenwinter 2006 – Auf dieses Versprechen wird die Landes- die brandaktuellen Zahlen der Feuerwehren, feuerwehrverbandsführung bestimmt zurück- vorgestellt bei der Präsentation des „Einsatz- kommen, „denn“, so Albert Kern, „mit der jahres 2006“ im Veranstaltungszentrum Ausrüstung und Ausbildung von gestern wer- „Alte Universität“ mit dem steirischen den wir den Gefahren von heute und morgen Landeshauptmann Franz Voves als Gast- nicht begegnen könne.“ Gemeinsam mit sei- geber, rufen die dramatischen Ereignisse und nem Stellvertreter Gustav Scherz überreich- die übermenschlichen Leistungen der Ein- te er dem Landeshauptmann in dessen Ei- satzorganisationen wieder ins Gedächtnis genschaft als dem für die Feuerwehren zurück: 3326 Schneeeinsätze gegenüber 409 zuständigen Referenten der Landesregierung im Jahre 2005, 1250 Objekte, 950 davon al- ein Standortkonzept, das eine Entschei- lein im Raum von Mariazell von den Schnee- dungshilfe für die Anschaffung von Ge- lasten befreit und damit vor dem Einsturz rätschaften dienen soll. bewahrt und auf das Jahr gerechnet erstmals Ganz oben auf der Wunschliste der die Schallmauer von fünf Millionen freiwil- Feuerwehren steht auch die Errichtung der lig geleisteter Einsatz- und Arbeitsstunden Alarm- und Einsatzleitstelle „Florian Steier- durchbrochen – eine stolze Bilanz der mark“ im Bereich des Landesfeuerwehr- Menschlichkeit und des Helfens in Not. verbandes und der Feuerwehr- und Zivil- Landesfeuerwehrkommandant und Lan- schutzschule in Lebring. Zufrieden zeigt desbranddirektor Albert Kern listete die man sich der personellen Situation – rund Leistungen der Freiwilligen Feuerwehren 49.000 Mitglieder, 34.000 davon als aktive auf. Die insgesamt 41.251 Einsatzleistungen Leistungsträger und dazu rund 5000 Jugend- (2005: 41.932) verteilten sich auf 7800 liche unter den Floriani-Jüngern, was einem Der Landesfeuerwehrkommandant der Brand- und 33.451 technische Einsätze, wo- Viertel der Feuerwehrjugend von ganz Ös- Steiermark, Landesbranddirektor bei bei den Bränden, gegenüber 2005, ein terreich entspricht. Albert Kern Foto: Landespressedienst Rückgang von 745 Alarmierungen zu ver- zeichnen war. Die technischen Einsätze sind mit einer Steigerung von 60 Ausrückungen beinahe gleich geblieben. Insgesamt konnten von den Feuerwehren 1191 Menschen vor dem sicheren Tod ge- rettet werden und mit einem verhüteten Schaden von 327 Millionen Euro stellten die 776 steirischen Feuerwehren ihre Bedeutung für die Volkswirtschaft erneut und deutlich unter Beweis. „Das ist“, zollte Landeshauptmann Franz Voves den Feuerwehrkräften seine Anerken- nung, „eine Leistung, die niemand bezahlen könnte. Die Freiwilligen Feuerwehren er- füllen aber auch“, so der Landeshauptmann weiter, „gerade in Zeiten der Entsolidarisie- rung eine wesentliche gesellschaftspolitische Funktion.“ Und bezüglich der finanziellen Situation der Freiwilligen Feuerwehren bekräftigte Voves: „Ich bin trotz der Mittel- knappheit optimistisch und wir werden nach Fotos: http://www.bilderbox.biz unseren Möglichkeiten alles tun, um weiter- 33.451 technische Einsätze mußte die steirischen Feuerwehren 2006 leisten ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 34 Gastronomie & Kulinarisches »Süß oder scharf?« – der Wiener Würstelstand Tradition trifft Innovation – neue Erfindungen gepaart mit besonderer Vielfalt und hoher Qualität lassen die Wiener Würsteltradition neu aufleben.

nern, Bratwürsten und Hot Dogs jede Menge kulinarische Überraschungen, Sie sollten sich durch die Vielfalt in der Auswahl einfach selbst durchkosten – denn auch die „Wald- viertler“ sind hervorragend. Und es gibt ein beeindruckendes Getränkeangebot vom „Himbeerkracherl“ bis zum Spezialbier. Einer davon ist der legendäre Würstel- stand am Hohen Markt, auf einer Verkehrs- insel mitten in der Wiener Innenstadt. Tags- über eignet er sich bestens für einen schnellen Imbiß beim Einkaufs- oder Sightseeingbum- mel. Seinen Kultfaktor verdankt er aber den Öffnungszeiten bis in die frühen Morgenstun- den und der Verschiedenheit der hungrigen Nachtschwärmer – es speist nicht selten der Banker Schulter an Schulter mit dem Punk. Anders der Kiosk im trendigen Freihaus- viertel. Hier gibt es „Wurst + Senf + Sound“. Das kulinarische Angebot ähnelt einem klas- sischen Würstelstand, ist aber breiter gefä- chert. Feinschmecker finden ein ständig va- riierendes Angebot an Wurstspezialitäten aus aller Welt. Und selbst Vegetarier müssen nicht darben. Den Kiosk unterscheiden aber noch zwei weitere Eigenschaften von einem herkömmlichen Würstelstand: Er ist – sei- nem Namen zum Trotz – kein Kiosk, son- dern ein Ecklokal. Und allabendlich wird er von DJs mit Sound versorgt – und hat sich so als origineller Szenetreff etabliert. Innovativ und doch in guter alter Wiener Tradition.

Würstelstand am Hohen Markt (li) und Foto: WienTourismus / Robert Osmark der »Kiosk« in der Schleifmühlgasse (u) üß oder scharf?“ lautet die Standardfrage San den Wiener Wüstelständen. Dabei geht es nicht um die Entscheidung zwischen Sachertorte und Käsekrainer, die Frage be- zieht sich auf den Senf, der traditionell als süßer Kremser oder scharfer Estragon ange- boten wird. Die Käsekrainer sind übrigens eine österreichische Erfindung und längst ein Klassiker. Es handelt sich dabei um leicht ge- räucherte Brühwürste aus Schweinefleisch und einem Anteil von 10 bis 20 Prozent Käse. Die Würstelstände der Stadt – meist klei- ne Kioske auf dem Gehsteig – bieten neben

Frankfurtern (Wiener Würstchen), Käsekrai- Foto: WienTourismus / Paul Sturm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 35 Personalia Liese Prokop ist tot Völlig überraschend ist Innenministerin Liese Prokop im 65. Lebensjahr verstorben

nnenministerin Liese Prokop wollte den fähig gewesen wäre. Denn diese dürfen in ISilvesterabend mit ihrer Familie im ge- der Dunkelheit nur an bestimmten, gesicher- meinsamen Haus im niederösterreichischen ten Plätzen landen, von denen aber keiner in Annaberg verbingen. Ihr Mann, Gunnar Pro- brauchbarer Nähe von Annaberg gelegen ist kop, erzählte in einem Gespräch mit der (es gibt nun Überlegungen, künftig Sportplät- „Kleinen Zeitung“, man sei bei Tisch geses- ze in Ortsnähe für Landungen zuzulassen). sen, als seine Frau plötzlich über eine Art Krampf im Herz klagte. Nur wenige Mi- Liese Prokop nuten später sei der alarmierte Hausarzt ein- getroffen, der gegenüber der Rettungsleit- wurde am 27. März 1941 in Wien geboren. stelle von einer „lebensbedrohlichen Situa- Nach der Matura studierte sie Biologie und tion“ sprach. Nur sechs Minuten benötigte Sport an der Universität Wien. Die Nieder- das erste Rettungsteam zur Patientin, deren österreicherin zählte zu den besten Leicht- Herz, so erzählt ihr Mann, bereits während athletinnen Österreichs. Sie gewann bei den der Fahrt ins Krankenhaus erstmals aussetzt. Olympischen Spielen 1968 in Mexiko die Nur wenig später bleibt es, trotz aller Bemü- Silbermedaille im Fünfkampf. Ein Jahr spä- hungen der Herzspezialisten im Spezialkli- ter stellte sie den Weltrekord im Fünfkampf nikum St. Pölten für immer stehen. Liese auf und wurde Europameisterin in Athen. Prokop ist an den Folgen eines Aorta-Risses Prokop war vielfache österreichische Staats- verstorben. Unbeantwortet bleibt die Frage, meisterin in den Bewerben Fünfkampf, Weit- ob Liese Prokop hätte gerettet werden kön- sprung, Hochsprung, Hürdenlauf, Staffellauf Liese Prokop nen, wenn ein Rettungshubschrauber zur Bundesministerin für Inneres und Kugelstoßen; 1967 wurde sie in Tokio Verfügung gestanden, besser gesagt, einsatz- Foto: Bernhard J. Holzner / Hopi-Media akademische Weltmeisterin. Foto: NLK / Ernst Reinberger

Die politische Spitze des Bundes und des Landes Niederösterreich erwies Liese Prokop im St. Pöltener Dom die letzte Ehre ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 36 Personalia Foto: BM.I/E. Weissheimer

Liese Prokop wurde wenige Tage vor ihrem plötzlichen Tod, am 20. Dezember 2006, mit dem »Dr. Alois Mock Europaring« ausgezeichnet. Der Ring wird an europäische Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die sich um das geistige, kultu- relle, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenwachsen Europas in seinen neuen geographischen und offe- nen Grenzen verdient gemacht haben. Im Bild (v.l.n.r.): NÖ Alt-LH Siegfried Ludwig, Außenminister a.D. Alois Mock, Walter Raming, Ernst Neubert, BM. Liese Prokop, Dir. Rudolf Taborsky, Erich Gehringer, Josef Kopal, Prälat Gerhard Schultes und Verteidigungsminister a.D. Robert Lichal

Ihre politische Karriere begann Liese Präsidentin der Sport-Union Österreich ver- Sicherheitsexekutive. Weitere Meilensteine Prokop im Oktober 1969 als Abgeordnete bunden. waren die Vorsitzführung während der öster- zum niederösterreichischen Landtag. Ab Liese Prokop wurde im Dezember 2004 reichischen EU-Ratspräsidentschaft im er- April 1981 war sie Mitglied der Landesre- als erste Innenministerin der 2. Republik an- sten Halbjahr 2006 sowie die Reform des gierung und ab Oktober 1992 Landeshaupt- gelobt. In ihre Amtszeit fiel mit der Zusam- Fremdenrechts. mann-Stellvertreterin in Niederösterreich. menführung der Wachkörper die Umsetzung Die Innenministerin war mit Sporttrainer Mit dem Sport blieb sie unter anderem als der größten Reform in der österreichischen Gunnar Prokop verheiratet und hinterläßt auch eine Tochter, zwei Söhne und drei Enkelkinder.

Reaktionen Bundespräsident Heinz Fischer hat sich über den unerwarteten Tod von Liese Prokop „sehr betroffen und erschüttert“ gezeigt. Prokop sei eine sehr engagierte Ministerin und ein „kontaktfreudiger“ und „warmherzi- ger Mensch“ gewesen. Fischer sprach im ORF von einem „schweren Verlust“. ÖVP-Obmann und (damals noch) Bun- deskanzler und Wolfgang Schüssel zeigte sich vom Tod von Innenministerin Liese Prokop zutiefst erschüttert: „Ihr plötzlicher Tod hat uns alle schockiert. Prokop ist eine außerge- wöhnliche Frau mit einem bemerkenswerten Leben gewesen – als Weltklassesportlerin, aber auch als großartige Politikerin.“ SPÖ-Vorsitzender (und neuer Bundes- kanzler) Alfred Gusenbauer zeigte sich Am 22. Dezember 2004 wurde Liese Prokop in der Wiener Hofburg von Bundes- erschüttert. „Mit Liese Prokop verliert Ös- präsident Heinz Fischer als Innenministerin angelobt. Foto: Bernhard J. Holzner/Hopi-Media terreich eine außerordentliche Politikerin, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 37 Personalia die sich mit viel Engagement für ihre politi- schen Ziele einsetzte, dabei aber konsensfä- hig war und immer politisches Augenmaß besaß.“ Gusenbauer würdigte die hohen menschlichen Qualitäten der Politikerin und ihre Fähigkeit zum Ausgleich. „Prokop hatte sowohl menschliche Wärme als auch Hand- schlagqualität in hohem Maße.“ Der Bundessprecher der Grünen, Alexan- der Van der Bellen sagte, Prokop „war im- mer bemüht, die Gesprächsbereitschaft zu wahren – auch mit Leuten, die nicht ihrer Meinung waren“. Betroffen zeigte sich auch FPÖ-Bundes- parteiobmann Heinz-Christian Strache. Sie „war, abseits aller Auffassungsunterschiede, ein Mensch, mit dem man reden konnte, und sie hat auch menschlich gehandelt. Ihr Tod ist ein Verlust für unser Land.“ Vizekanzler Hubert Gorbach vom BZÖ meinte in einer ersten Reaktion, „die österr- reichische Politik hat eine sehr engagierte, konsequente und couragierte Politikerin ver- Immer dem Sport verbunden: Innenministerin Liese Prokop mit Dieter Kalt, ÖEHV- loren, die mit Leib und Seele und mit sehr Präsident, und dem Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbandes, Rene viel Herz für unser Land gearbeitet hat.“ Fasel (v.r.n.l.) Foto: Bernhard J. Holzner/Hopi-Media Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Innenressorts werden „unsere liebe Chefin Schwächere – Liese Prokop habe in der So- Für Pröll war sie zudem „das warme Herz nicht vergessen. Ihre Professionalität und zialpolitik tiefe Spuren in Niederösterreich und das soziale Gewissen Niederöster- Menschlichkeit waren für uns alle vorbild- hinterlassen, so Pröll. Ebenso zeichne sie in reichs“, darüber hinaus ein Vorbild, eine haft“, sagte Sektionschef Franz Einzinger. der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik großartige Persönlichkeit und ein großartiger Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, für wichtige Initiativen verantwortlich, im Mensch. Pröll: „Das Land trägt ihre Hand- Franz Pail, würdigte Prokop als „in der Sa- Sportbereich habe sie Grundlagen geschaff- schrift; wir haben Liese Prokop unglaublich che konsequent, aber eine faire und mensch- fen, von denen noch die nächsten Generatio- viel zu verdanken.“ liche Verhandlungspartnerin. Und das in der nen profitieren werden, und auch im Kul- Abschließend dankte der Landeshaupt- vielleicht schwierigsten Phase der österrei- turbereich habe sie nachhaltige Impulse mann der Verstorbenen für ihre unermüdli- chischen Exekutive“. gesetzt. che Arbeit, für ihr unvergleichliches Enga-

Trauersitzung der NÖ Landesregierung Mit einer Trauersitzung der Landesregie- rung begannen in St. Pölten die offiziellen Trauerfeierlichkeiten für Liese Prokop. Für den Vorsitzenden der NÖ Landesregierung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, verliert Niederösterreich mit Liese Prokop nicht nur eine langjährige Wegbegleiterin mit einem unglaublichen Gespür für die Anliegen der Menschen in diesem Land. Prokop habe Nie- derösterreich durch ihre menschliche Größe und durch ihre Arbeit auch ein unverwech- selbares Profil gegeben, betonte Pröll. In den 23 Jahren als Mitglied der NÖ Landesre- gierung, davon 12 Jahre als Landeshaupt- mannstellvertreterin, hat Liese Prokop an insgesamt 880 Regierungssitzungen teilge-

nommen. Foto: NLK / Ernst Reinberger Ob bei der Wohnbauförderung, beim Aus- Ein langjähriger Freund und Weggefährte nimmt nach dem Requiem endgültig Ab- bau der Heime oder in der Sorge um sozial schied: Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll am Sarg von Liese Prokop ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 38 Personalia

ner Diözesanbischof Klaus Küng und dem Wiener Caritasdirektor Michael Landau kon- zelebriert. Das Gedenken für die „so plötz- lich aus dem Leben gerissene“ Politikerin lasse an das lateinische Wort „Media vita in morte sumus“ – mitten im Leben sind wir dem Tod nahe – denken, sagte Schönborn. Es gebe keine vorschnelle Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ von Prokops Tod: Trost und Hilfe gebe aber das aufmerksame Hinhören auf das Wort der Heiligen Schrift. Der Wiener Erzbischof erinnerte an die stau- nende Frage des Beters in Psalm 8 „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?“ Dieses so armselige Wesen Mensch sei von Gott zu Größe und Herrlichkeit bestimmt, heiße es im Psalm: „Du hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, alles hast du ihm zu Füßen gelegt“. Mit Ehren sei auch die Verstorbene „gekrönt“ worden – im sportlichen wie im politischen Leben, „vor allem aber mit einer 'herrlichen' Menschlichkeit“, wie Kardinal Schönborn sagte: „Ein lieber, überzeugender Mensch ist gestorben“. Zum Ende des Requiems sprachen Schüs- sel, Pröll und der Präsident der Bundessport- organisation, der ehemalige Innenminister Franz Löschnak, Worte des Gedenkens. Für Löschnak war Liese Prokop neben ihren politischen Funktionen vor allem auch eine Botschafterin des Sports. Als Vorzeige- athletin habe sie Meilensteine gesetzt. Auch als Politikerin und Funktionärin sei sie im- mer ein ruhender Pol, ein Motor fürs Neue

Foto: NLK / Ernst Reinberger und eine Mahnerin des Spitzensports gewe- Kardinal Christoph Schönborn bei der Einsegnung im Dom zu St. Pölten sen. Im Namen von „zwei Millionen Sport- lern und hunderttausenden Funktionären“ gement und für ihre Liebe zu Niederöster- Das Requiem wurde von Kardinal Christoph sprach er der Verstorbenen seinen ganz be- reich. „Liese Prokop hinterläßt eine große Schönborn und, unter anderen, dem St. Pölt- sonderen Dank aus. Lücke; sie wird den Menschen in unserem Land fehlen.“

Die Trauerfeiern Im Dom zu St. Pölten fand dann am Nachmittag des 10. Jänner das Requiem für Liese Prokop statt. Neben den politischen Spitzen der Republik Österreich, angeführt von Bundespräsident Heinz Fischer und Wolfgang Schüssel, und des Landes Nieder- österreich mit Landeshauptmann Erwin Pröll an der Spitze, nahmen auch zahlreiche hohe politische Repräsentanten aus dem Ausland an den Trauerfeierlichkeiten teil, so etwa der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble. Die besondere Anerkennung Liese Prokops wurde auch dadurch sichtbar, daß sich unter

den Trauergästen 40 internationale Gäste, Foto: BM.I/E. Weissheimer darunter 22 Regierungsmitglieder, befanden. Eine Abordnung der Bundespolizei hält die Ehrenwache ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 39 Personalia Zum Tod des Botschafters Fritz Hoess Österreichischer Patriot und europäischer Visionär Ein Paradediplomat, ein Freund der USA, ein Brückenbauer der transatlantischen Beziehungen.

Von Martin Eichtinger.*) Fotos: ÖVP Steiermark

Botschafter Fritz Hoess (re.) mit seinem langjährigen Freund Josef Krainer, der über 30 Jahre lang Landeshauptmann der Steiermark war. Hoess war auch on 1983 bis 1987 von der Steiermark entsandtes Mitglied des Bundesrates.

m 5. Jänner 2007 verstarb Botschafter sten mit außergewöhnlichem Geschichtsbe- tritt in das Bundeskanzleramt, Sektion für Ai.R. Dr. Friedrich Hoess. Österreich ver- wußtsein, einen europäischen Visionär und wirtschaftliche Koordination, im Jahre 1957. liert mit ihm einen herausragenden Diploma- einen überzeugten Förderer der transatlanti- Seine diplomatische Karriere führte ihn ten, einen großen Patrioten, einen Humani- schen Kooperation. zunächst als Wirtschaftsattaché an die öster- Geboren in Wien am 7. Oktober 1932, reichische Botschaft in Washington (1958- absolvierte er das humanistische Gymnasium 1960), später an die österreichische Bot- *) Martin Eichtinger ist Generalssekretär des Bun- und schloß das Jusstudium an der Univer- schaft in Tel Aviv (1965-1967), wo er für desministeriums für wirtschaftliche Angelegen- sität Wien mit dem Doktorat ab. Presse und Kultur zuständig war. Von 1968 heiten und war, unter anderem, fast acht Jahre Nach dem Gerichtsjahr in Wien und bis 1970 war er als Legationsrat im Kabinett Leiter des österreichischen Presse- und In- formationsdienstes in Washington; dieser St. Pölten 1955–1956 begann er seine beruf- von Bundeskanzler Josef Klaus tätig. Da- Nachruf ist am 8. Jänner als „Gastkommen- liche Laufbahn in der Bundeskammer der ge- nach setzte er seine diplomatische Laufbahn tar“ in der Tageszeitung „Die Presse“ erschie- werblichen Wirtschaft (Abteilung Handels- als Generalkonsul und Chef der österreichi- nen http://www.diepresse.com politik und Außenhandel). Es folgte der Ein- schen Delegation Berlin (1971-1974) und als ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 40 Personalia

Botschafter in Australien (1975-1979) fort. nationales und internationales Beziehungs- gen parallel zur Nato auf weitere, tragfähige In Wien war er als Abteilungsleiter im Bun- netzwerk. Säulen gestellt werden müßten. Die von ihm desministerium für Auswärtige Angelegen- Die österreichische Botschaft in Washing- oft geforderte transatlantische Freihandels- heiten für internationale Atomenergieange- ton übernahm er 1987 zu einem dramatischen zone war jüngst wieder Gegenstand intensi- legenheiten und den Europarat (1979–1981) Zeitpunkt in den bilateralen Beziehungen ver Debatten, nachdem diese Idee von Bun- zuständig, als Ständiger Vertreter Öster- zwischen den beiden Ländern. Er wußte, deskanzlerin Merkel positiv bewertet wor- reichs bei der IAEO, später Leiter der steiri- was die Watchlist-Entscheidung für seine Tä- den war. schen Delegation in Wien. Er krönte seine tigkeit bedeuten würde, nahm aber die Her- Wie in den USA, war Fritz Hoess auch in Karriere als Botschafter in Washington ausforderung an und bemühte sich sowohl Deutschland zweimal auf Posten, hier ein- (1987–1992) und als Botschafter in Bonn um Schadensbegrenzung als auch um eine mal im geteilten und einmal im wiederver- (1993–1997). Von 1983 bis 1987 war er von Revision der Entscheidung. einten. Seiner intensiven Reisetätigkeit in der Steiermark entsandtes Mitglied des Bun- die Bundesstaaten der USA im Dienste ös- desrates. terreichischer (Wirtschafts-)Interessen folg- Fritz Hoess war eine beeindruckende Er- ten ebenso intensive Besuche in den deut- scheinung auf dem diplomatischen Parkett, schen, vor allem auch den neuen deutschen die allen Gesprächspartnern in Erinnerung Bundesländern. blieb. Geprägt durch seine vielfältige diplo- In Berlin hat Botschafter Hoess den Platz matische Erfahrung in den USA, Israel, der des neuen österreichischen Botschaftsge- damaligen DDR und später dem wiederver- bäudes ausgewählt. Er war sich der Be- einten Deutschland galt seine Vision einem deutung des Standortes bewußt, denn seine starken, geeinten Europa in enger Partner- Zeit als Generalkonsul in den 70er-Jahren schaft mit den USA. hatte ihn – wie einmal bemerkt wurde – zum Er betonte die Notwendigkeit einer inten- „Überzeugungs-Berliner“ gemacht. Damals siven Kooperation zwischen der EG bzw. der war er bei den vier Siegermächten akkredi- EU und den USA für die Aufrechterhaltung tiert und ein Horchposten für die Vorgänge des Weltfriedens. Wegen seiner persönlichen im Osten. Erfahrungen der Nachkriegszeit ließ er es Nach seinem Pensionsantritt begann Fritz nie zu, daß Österreich seine Dankbarkeit ge- Hoess seinen Aktionsradius weiter auszubau- genüber den USA für die Befreiung von der en. 1998 fungierte er während der österreichi- Herrschaft des Nationalsozialismus und die schen EU-Präsidentschaft als Sonderbeauf- von den USA gebotene Chance des Wieder- tragter der österreichischen Präsidentschaft aufbaus Österreichs unter dem Schutzmantel für die USA. Er begann seine Tätigkeit als der nuklearen Abschreckung gegenüber dem Berater des Präsidiums der Industriellenver- Warschauer Pakt vergaß. einigung, die er bis zuletzt ausübte. Dabei Für ihn hatten – wie er sagte – Österreich Botschafter Hoess (re.) mit dem dama- konnte die Spitze der Industriellenvereini- und Europa nach den Irrwegen der zwei ligen Außenminister Alois Mock gung nicht nur auf seine ausgezeichneten Weltkriege, der Teilung und Besatzung erst Analysen der politischen Großwetterlage durch die Europäische Union wieder Tritt Mit großem persönlichen Einsatz ging er vertrauen, sondern erfreute sich auch bester gefaßt. Immer wieder wies er darauf hin, daß ans Werk und erreichte mit seinem Konzept Vorbereitungen von europäischen und trans- man in einem supranationalen Gebilde kei- der „Public Diplomacy“ (Öffentlichkeitsar- atlantischen Besuchen bzw. Auslandsreisen, neswegs seine Identität verlieren müsse – beit mit allen gesellschaftlich relevanten bei denen ihm sein mittlerweile unglaublich eine Erfahrung, die Österreich aus seiner Ge- Gruppen) diplomatische Erfolge in schwieri- dichtes Netzwerk an Kontakten dienlich war. schichte ebenso in die EU einbringen müsse gen Zeiten. Sein Engagement galt vor allem Über Jahre hinweg zogen ihn österreichi- wie seine besondere Beziehung zu den Län- auch der österreichischen Wirtschaft, deren sche und internationale Politiker und Unter- dern des Donauraums. Die Erweiterung der Interessensvertretung gegenüber den ameri- nehmer zu Rate. Er war in der österreichischen Europäischen Union nach dem Osten und kanischen Gouverneuren bzw. später den Wirtschaft in Aufsichtsratsfunktionen eben- Südosten war ihm stets ein großes Anliegen. deutschen Ministerpräsidenten er general- so engagiert wie als Berater internationaler Fritz Hoess war ein politischer Botschaf- stabsmäßig plante. Konzerne, u.a. von Rothschild Partnership ter und ein Medienbotschafter. Seine Presse- Legendär sein Auftritt vor beiden Häu- Europe oder in internationalen Think Tanks. kontakte als Referent im Kabinett von Bun- sern des Kongresses von Virginia, als er – Für eine große Zahl österreichischer deskanzler Klaus schärften seine Gabe für damals regelmäßiger Raucher der dünnen Diplomaten war Fritz Hoess Lehrer und exzellente Medienarbeit. Seine politische Virginia-Zigarren – den staunenden Abge- Vorbild. Er war Träger höchster Auszeich- Tätigkeit im Bundesrat, als steirischer Bot- ordneten die in Österreich seit der Monar- nungen, begeisterter Jäger und Fischer, ein schafter in Wien und Vertrauter des steiri- chie und später Julius Raab traditionsreiche, großer Kulturkenner, ein begnadeter Kom- schen Landeshauptmannes Josef Krainer und in Virginia aber völlig unbekannte Zigarre munikator. Er war – wie seine Weggefährten von Landeshauptmann Waltraud Klasnic vom Rednerpult aus präsentierte und damit bezeugen werden – ein witziger Unterhalter vermehrte seinen politischen Einfluß. Er war Schlagzeilen machte. und vor allem: ein überzeugter Patriot. Ös- Troubleshooter der Steiermark in Wien und Botschafter Hoess war stets davon über- terreich ist ihm zu großem Dank verpflich- nutzte für sie stets sein außergewöhnliches zeugt, daß die transatlantischen Beziehun- tet. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 41 Personalia Hohe Landesauszeichnung für Willy Mitsche Raiffeisen-Generaldirektor Püspök ausgezeichnet Landeshauptmann Erwin Pröll: »International Großes Goldenes Ehren- anerkannter Manager mit sozialer Verantwortung« zeichen des Landes Kärnten

m Hof des ORF-Landesstudios Kärnten Igab Willy Mitsche am 18. Dezember 2006 seinem Nachfolger als Landesdirektor, Willy Haslitzer, symbolisch das Ruder in die Hand. Mitsche, der im Jänner 2007 sein neues Amt als ORF-Hörfunkdirektor in Wien antritt, er- hielt in diesem Rahmen von Landeshaupt- mann Jörg Haider das Große Goldene Ehren- zeichen des Landes Kärnten verliehen. Haider sagte, daß beide Willys viel dazu beitragen würden, daß Kärnten auch außer- halb der Landesgrenzen Gehör findet. Er wünschte beiden viel Erfolg in ihren neuen Funktionen. Zu Mitsche meinte der Landes- hauptmann: „Wir hoffen, daß du dein Kärnt- ner Herz bewahrst.“ Auch würdigte Haider den stets kritischen Journalismus des schei- denden Landesdirektors.

Peter Püspök (li.) erhält von LH Erwin Pröll den Dank des Landes Niederösterreich. Rechts im Bild: Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad Foto: NLK

er Generaldirektor der Raiffeisen-Lan- Manager, der das, was er sagt, auch selber Ddesbank Niederösterreich-Wien, Peter lebt, sei keine Selbstverständlichkeit. Es sei Püspök, feierte am 16. Dezember seinen zu hoffen, daß Niederösterreich auch in den 60. Geburtstag. Bei einer Festveranstaltung kommenden Jahren von der Schaffenskraft mit zahlreichen Freunden und Wegbeglei- Püspöks profitieren werde, so Pröll. tern im Raiffeisenhaus in Wien dankte nie- Generaldirektor Püspök dankte für die derösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hohe Auszeichnung, die auch das gute Mit- Willi Mitsche und LH Jörg Haider (re.) dem „international anerkannten Manager, einander von Land Niederösterreich und der Foto: LPD / Bodner der Niederösterreich „fest ins Herz ge- Raiffeisen-Gruppe dokumentiert. Zudem be- schlossen hat“, für sein Engagement. Dabei tonte er, mittlerweile durch Wohnort und Mitsche überreichte bei der Amtsüber- bezeichnete Pröll den Jubilar als großes Vor- Tätigkeit ein überzeugter Niederösterreicher gabe seinem Nachfolger Haslitzer ein Ruder, bild, den nicht nur fachliche Kompetenz, geworden zu sein. damit dieser „das ORF-Kärnten-Schiff in eine sondern auch große Menschlichkeit und Peter Püspök wurde am 16. Dezember glückliche und zukunftssichere Zeit steuern soziale Verantwortung auszeichnet. Der Lan- 1946 in Bad Ischl geboren. 1965 legte er die kann“. Haslitzer hatte für Mitsche eine echte deshauptmann überreichte Püspök als sicht- Matura im Schottengymnasium Wien ab und Kärntner Brettljause dabei, „damit du in Wien bares Zeichen der Anerkennung das „Sil- besuchte nach dem Präsenzdienst die Hoch- nicht verhungerst“, meinte er scherzhaft. berne Komturkreuz des Ehrenzeichens für schule für Welthandel, die er 1970 mit dem Glückwünsche für die beiden Willys gab Verdienste um das Bundesland Niederöster- Diplomkaufmann abschloß. Danach arbeite- es u.a. auch von Chefredakteur Bernhard reich“. te Püspök von 1971 bis 1977 bei der Chase Bieche und Stiftungsratsvorsitzenden Klaus Die Auszeichnung will Pröll als Dank für Manhattan Bank in Frankfurt, New York und Pekarek. Zur feierlichen Amtsübergabe wa- das Bekenntnis Püspöks zu Niederösterreich Düsseldorf. Anschließend kam er zur Raiff- ren zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirt- verstanden wissen. Unter Püspök habe sich eisen-Zentralbank Österreich, wo er unter schaft, Kirche, Medien und öffentlichem Le- die Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich- anderem für die Auslandskreditabteilung, das ben gekommen. Das Kollegium der Landes- Wien zu einem Unternehmen weiterentwik- Kommerzkundengeschäft sowie für die Mar- regierung war durch LH Haider, seine Stell- kelt, das in der Not für Schwächere da ist ketingkoordination verantwortlich war. Seit vertreter Gerhard Dörfler und Gaby Schaunig und wo es eine Ausgewogenheit von Ge- August 1998 ist er Generaldirektor der Raiff- sowie die Landesräte Wolfgang Schantl, Uwe winn und Verpflichtung gibt. Ein solcher eisen-Landesbank Niederösterreich-Wien. Scheuch und Josef Martinz vertreten. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 42 Wissenschaft & Technik Erstmals sechs Photonen miteinander verschränkt Bisher größter Einweg-Quantencomputer entstand mit Know-how aus Innsbruck

ine Forschergruppe in China hat erst- Emals sechs Photonen miteinander ver- schränkt und damit den bisher größten Einweg-Quantencomputer gebaut. Die Me- thode für den erfolgreichen Nachweis dieser Verschränkung hat der Theoretiker Otfried Gühne vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Innsbruck beigesteuert. Der bisherige Rekord für die Verschränkung von Photonen lag bei fünf und wurde von der selben Arbeitsgruppe im Jahr 2004 realisiert. Das Experiment gelang einer Gruppe um Univ.-Prof. Jian-Wei Pan an der Universität in Hefei (China). Die Forscher verschränk- ten zunächst drei Photonenpaare miteinan- der, um sie dann zu einem Sechsphotonen- zustand zu fusionieren und damit zwei ver- schiedene Graphenzustände zu erzeugen. Die chinesischen Wissenschaftler konnten einen so genannten Greenberger-Horne-Zei- linger-Zustand erzeugen, der aus der Überla- gerung von zwei sehr extrem verschiedenen Zuständen besteht. Das entspricht dem Gedankenexperiment von Erwin Schrödinger mit der Katze, die gleichzeitig tot und lebendig ist. Weiters konnten die Forscher in ihrem Experiment einen Cluster-Zustand herstellen, der als Ressource für den Einweg-Quantencom- puter wichtig ist. Dabei wird ein hoch ver- schränkter Zustand aus mehreren Teilchen präpariert, mit dem dann allein durch Mes- sungen ein Quantencomputer realisiert wer- den kann. Die Messung zerstört die Ver- Illustration des verschränkten Sechsphotonenzustands Foto: Chao-Yang Lu schränkung der Teilchen, weshalb das Mo- dell den Namen „Einweg-Quantencompu- blem bei diesen Experimenten ist, daß nur künftig viele weitere Graphenzustände reali- ter“ trägt. Der nun hergestellte Sechsphoto- eine geringe Rate an erfolgreichen Ereig- sieren, die die Möglichkeit zur Untersu- nenzustand ist der bisher größte Einweg- nissen (ca. 1,5 Ereignisse pro Minute) statt- chung und Anwendung von verschränkten Quantencomputer. findet“, erklärt Otfried Gühne. „Es würde Zuständen für die Quantenkommunikation Das Konzept für den Cluster-Zustand und viel zu lange dauern, den kompletten Zu- und Quantencomputer erweitern. den darauf aufbauenden Einweg-Quanten- stand zu messen. Deshalb können nur einige Seit Juni 2004 arbeitet Gühne in der For- computer stammt von Robert Raussendorf Meßgrößen erfasst werden. Aus diesen wird schungsgruppe von Prof. Hans Briegel am und Univ.-Prof. Hans Briegel, der am Institut dann geschlossen, ob die sechs Photonen Institut für Quantenoptik und Quanten- für Quantenoptik und Quanteninformation in wirklich verschränkt sind“. Auf diese Weise information der Österreichischen Akademie Innsbruck jene Arbeitsgruppe leitet, in der konnten die Experimentalphysiker in China der Wissenschaften in Innsbruck. Der Leiter auch Otfried Gühne forscht. Der hat den chi- die Verschränkung aller sechs Photonen der chinesischen Forschungsgruppe, Prof. nesischen Kollegen die Methode vorgeschla- nachweisen und weitere Kenngrößen wie die Jian-Wei Pan, war schon an der ersten erfol- gen, mit der die Verschränkung der Photo- Güte des Zustands ermitteln. Durch leichte greichen Teleportation von Photonen im Jahr nen nachgewiesen werden kann. „Das Pro- Änderungen am Experiment können sie 1997 an der Uni Innsbruck beteiligt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 43 Wissenschaft & Technik Nanotechnologie Nanostrukturen verhalten sich in ihrer Größe zu einer Weintraube, wie diese Weintraube zur Erde – Die Universität Linz hat sich seit den 90er Jahren einen internationalen Namen in der Forschung gemacht. Nun erfolgt ein weiter Ausbau.

ergangenes Jahr beteiligte sich das VNanoScience/Technology-Center Linz der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) erfolgreich an einer Ausschreibung der österreichischen NanoInitiative mit dem Clusterverbundprojekt Nanostructured Sur- faces and Interfaces (NSI). Nun wurde nach einem internationalen Hearing entschieden, daß die Projekte unter Federführung der JKU nicht nur weitergeführt, sondern auch erweitert werden sollen. Vom gesamten För- dervolumen der NanoInitiative in Höhe von 8,5 Millionen Euro gehen zwei an das NSI. Die bisher sechs Projekte von NSI wur- den auf neun aufgestockt, der Anteil der Fir- menprojekte von zwei auf vier erhöht. Über das Verbundprojekt sollen die Ex- pertise und die Infrastruktur im Nanotechno- logiebereich in Linz und Oberösterreich auf breiter Ebene vernetzt und der Industrie zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen Lehre und Weiterbildung in diesem Bereich Nanostrukturen werden u.a. im Reinraum der JKU hergestellt Foto: www.nalogo.at ausgebaut werden, was ebenfalls durch die erweiterte Förderung möglich wird: auf je- sen wurde. Mit diesen neuen Verfahren las- lenstoff-Nanoröhrchen sind elastischer und weils zehn neu zu schaffenden Dokto- sen sich Krankheiten besser als bisher dia- widerstandsfähiger als Stahl. Mechanisch mit rand/innen- und Diplomand/-innenstellen gnostizieren und maßgeschneiderte Medika- Kohlenstoff-Nanoröhrchen verstärkte Poly- werden junge WissenschafterInnen in einer mente entwickeln, die den Krankheitserreger mere finden Anwendungen von der Medi- interdisziplinären Arbeitsumgebung Zugang daran hindern, eine Zelle anzugreifen, und zintechnik bis zur Luftfahrt. Nanostruktu- zu modernsten Forschungsthemen bekom- die keine unerwünschten Nebenwirkungen rierte Oberflächen sind effiziente Katalysa- men. Ab 2007 wird an der JKU auch ein zeigen. toren. Ihr Einsatz liegt in der chemischen Master-Kurs in NanoScience/Technology Verfahrenstechnik und im Umweltbereich. angeboten. Wozu Nanotechnologie? Eines der interessantesten Gebiete ist die NSI bringt drei Kernbereiche der Nano- Kombination von Nanotechnologie und Bio- technologie interdisziplinär zusammen: die Nanotechnologie ermöglicht die Herstel- logie. Wissenschaftler arbeiten mit den Me- Nanokomposit-Forschung, die Erforschung lung kleiner, schneller Chips für neue leis- thoden der Physik auf molekularer Ebene, von Ober- und Grenzflächen und die Bio- tungsfähige Computer, Mobiltelefone oder zum Beispiel an DNA-Strängen oder leben- Nanotechnologie. Navigationssysteme. den Zellen. So können einzelne Funktionen In der Kombination von Nanotechnologie Sie führt zu neuen Laserstrukturen wie aufgeklärt werden, etwa die Wechselwirkung und Biologie arbeiten WissenschafterInnen Quantendotlaser für schnelle Datenübertra- zwischen einer Zelle und einem Krank- mit den Methoden der Physik auf molekula- gung und neuen leistungsfähigeren Daten- heitserreger. So lassen sich Krankheiten bes- rer Ebene, zum Beispiel an DNA-Strängen: speichern. Ein Ziel, an dem Physiker in der ser als bisher diagnostizieren und maßge- einzelne DNA-Stränge werden auf einer ganzen Welt arbeiten, ist er Quantencom- schneiderte Medikamente entwickeln, die nanostrukturierten Oberfläche lokalisiert puter. den Krankheitserreger hindern eine Zelle und optisch in einem NanoReader analysiert, Aber nicht nur im Bereich der Halblei- anzugreifen, und keine unerwünschten Ne- wodurch die DNA-Sequenzierung effizien- tertechnolgie und Mikroelektronik bringt die benwirkungen zeigen. ter wird. In einem weiteren Projekt wird an Nanotechnologie Fortschritte. Die Beherr- Übrigens: Ein Nanometer ist der Mil- lebenden Zellen lokales Zellwachstum auf schung von Werkstoffen und Systemen auf liardste (!) Teil eines Meters oder 10-9 Meter. einer nanostrukturierten Kunstoffolie unter- der Nanometerskala wird aucht traditionelle Nanostrukturen verhalten sich in ihrer Größe sucht, wobei hier die Nanostrukturierung zu Gebiete revolutionieren. Nanostrukturierte zu einer Weintraube, wie diese Weintraube verbesserter Biokompatibilität führt, wie im metallische und keramische Werkstoffe sind zur Erde. ersten Förderzeitraum von NSI nachgewie- fester, härter und widerstandsfähiger. Koh- http://www.nanoscience.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 44 Wissenschaft & Technik Chaos in der Zelle Forscher des Biozentrums Innsbruck um Prof. Lukas Huber haben in Zusammen- arbeit mit deutschen Wissenschaftlern eine genetische Ursache für die Störung der Signalweiterleitung in Zellen entdeckt.

In der Knock-out-Zelle (re.) liegen die Endosomen (rot) in den peripheren Regionen der Zelle, die Kontrollzelle (li.).3.1.2007

as Fehlen eines zellulären Adapters Huber. „Wir wollen deshalb lernen, wie die Funktion dieses Adapters hatte Lukas Huber Dführt zu Unordnung in der Zelle, wo- Signale in der Zelle räumlich und zeitlich im Jahr 2002 mit seinen Kollegen am durch wichtige Akteure für die Weiterleitung verteilt werden.“ Wiener IMP erstmals beschrieben. von Signalen nicht mehr zur rechten Zeit am rechten Platz sind. Die renommierten Zeit- Genetisch bedingte Langfristige schriften „Nature Medicine“ und „The Erkrankung Forschungsperspektive Journal of Cell Biology“ berichten darüber. Die Zellen eines Organismus empfangen Die klinische Bedeutung dieser neuen Im Rahmen des FWF-Spezialforschungs- laufend eine Vielfalt an Signalen aus ihrer Forschungsrichtung wurde deutlich, als die bereichs „Zellproliferation und Zelltod in Umgebung. Eiweißmoleküle an der Zellober- Forschergruppe um Prof. Christoph Klein Tumoren“ entwickelte Prof. Lukas Huber in fläche registrieren diese Signale und leiten von der Medizinischen Hochschule Hanno- über vierjähriger Kleinarbeit ein neues, in- sie ins Innere der Zelle weiter, wo sie aufge- ver auf ein Gen aufmerksam wurde, das für novatives Mausmodell. „Dieses Modell er- nommen, interpretiert und verarbeitet wer- den Zelladapter p14 verantwortlich ist. Die laubt es uns, bestimmte Gene in einzelnen den. Je nach Art des Signals werden die Zel- Ärzte der Medizinischen Hochschule Han- Organen oder Zelltypen spezifisch auszu- len dazu angeregt, zu wachsen, zu differen- nover hatten eine neue Immundefekterkran- schalten“, erklärt Huber. Damit konnten die zieren, sich zu teilen oder aber durch pro- kung identifiziert, die durch Wachstums- und Innsbrucker Forscher nun die bei den deut- grammierten Zelltod abzusterben. Entglei- Immunstörungen sowie Albinismus gekenn- schen Patienten beobachteten Ergebnisse in sen diese komplexen Prozesse, so entstehen zeichnet ist. Kleinste Infektionen genügen, der Maus gezielt reproduzieren. „Es gelang Krankheiten wie Krebs oder Immunstörun- um das Leben der Patienten zu gefährden. In uns der eindeutige Nachweis“, so Huber, „daß gen. Die Wissenschaftler um Prof. Lukas einer langjährigen Suche nach der geneti- das Fehlen des Adapters p14 zu einem heil- Huber vom Biozentrum der Medizinischen schen Ursache wandten sie neue molekular- losen Chaos in der Zelle führt. Die vom Universität Innsbruck sind überzeugt, daß biologische Methoden an und konnten in Adapter in Position gebrachten Gerüstpro- die räumliche und zeitliche Verteilung der an Zusammenarbeit mit Forschern der Univer- teine sind plötzlich nicht mehr an ihrem der Signalweiterleitung beteiligten Akteure sität Freiburg und des Helmholtz Zentrums Platz. Und dadurch wird die von den Ge- von entscheidender Bedeutung sind: „Gerät für Infektionsforschung Braunschweig Ver- rüstproteinen unterstütze Signalweiterlei- diese genau definierte Ordnung innerhalb änderungen nachweisen, die zur Folge hat- tung durch Kinasen unterbrochen.“ Damit der Zelle durcheinander, dann kommt es zu ten, daß der Zelladapter p14 nur mehr in liefern die Wissenschaftler auch ein poten- krankhaften Veränderungen“, sagt Lukas ganz geringen Mengen vorhanden war. Die tielles Ziel für die Therapie dieser bisher un- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 45 Wissenschaft & Technik

bekannten Krankheit. Prof. Klein, ein Krebs- pezialist und Experte der Stammzell- und Gentherapie, sieht nun nicht nur Chancen in der Entwicklung einer gezielten Gentherapie für die betroffenen Patienten, sondern auch neue Ansatzpunkte für neue Medikamente in der Therapie von Tumorpatienten. „Die fä- cherübergreifende internationale Zusam- menarbeit war entscheidend für diesen Forschungserfolg“ betonen Prof. Klein und Prof. Huber, die in ihrer wissenschaftlichen Zusammenarbeit in der Zukunft noch viele spannende Ergebnisse erwarten. Die Daten zum Zellzyklus- und Differen- zierungsdefekt und dem verwendeten Maus- modell haben die Wissenschaftler im De- zember im „Journal of Cell Biology“ veröf- fentlicht. Die Übertragung dieses Wissens auf die klinische Bedeutung für das Im-

Foto: Medizinische Universität Innsbruck munsystem wird nun in der Zeitschrift Univ.-Prof. Lukas Huber, Geschäftsführender Direktor des Biozentrums Innsbruck „Nature Medicine“ ausführlich dargestellt.

Multisystematrophie soll heilbar werden

ultisystematrophie (MSA) – eine Bei der MSA sind verschiedene Hirn- wird derzeit nicht nur in Innsbruck sondern MKrankheit mit geschätzten 40.000 Be- areale betroffen. Nicht alle diese Areale sind weltweit fieberhaft untersucht. „Detektiv- troffenen EU-weit – soll heilbar werden. einer Stammzelltherapie zugänglich. Neuro- arbeit im Mikrokosmos unserer Nervenzel- Dieses gemeinsame Ziel stand im Zentrum transplantationen müssen daher durch schüt- len heißt auch, daß wir versuchen Substan- eines internationalen Neurologenkongresses, zende (neuroprotektive) Strategien ergänzt zen zu finden, die die Neuronen vor Schä- der Anfang Jänner in Innsbruck stattfand. digungen durch MSA beschützen“, erklärt „Im Kampf gegen die bisher unheilbare, Wenning. Hier könnten zum Beispiel Fakto- neurodegenerative Erkrankung MSA sind ren, die das Wachstum unserer Nerven steu- Neurotransplantationen – Nervenzellverpflan- ern oder entzündungshemmende Substanzen zungen im Gehirn – eine Hoffnung“, sagte MSA bereits im Frühstadium lindern bzw. der Innsbrucker Neurologe und Kongreß- stoppen. In der 1999 in Innsbruck gegründe- organisator, Univ.-Prof. Gregor K. Wenning. ten Europäischen MSA-Studiengruppe Im Kampf gegen MSA sorgt das Team (EMSA-SG), welche die Forschungs-Akti- der Innsbrucker Universitätsklinik für Neu- vitäten von mehr als 20 europäischen MSA- rologie auf mehreren Ebenen für internatio- Zentren koordiniert, wurden bereits mehrere nales Aufsehen. Die Gruppe rund um Univ.- „Phase II Therapiestudien“ durchgeführt, so Prof. Werner Poewe, Vorstand der Inns- daß eine Umsetzung der experimentellen brucker Universitätsklinik für Neurologie Ansätze gewährleistet ist. und Univ.-Prof. Gregor K. Wenning, Leiter Neben Grundlagenforschungen zu Ent- des MSA-Forschungsschwerpunktes, arbei- stehung und gezielter Therapie arbeitet das tet als eines der global führenden Zentren an Innsbrucker Team auch an der weiteren Ver- Nervenzellverpflanzungen im Gehirn. „Durch feinerung diagnostischer Verfahren. „Hier die Verpflanzung neuronaler Stammzellen in Univ.-Prof. Gregor K. Wenning, Leiter wollen wir eine noch genauere Unterschei- jene Areale, die durch MSA zerstört wurden, des MSA-Forschungsschwerpunktes dung zwischen Parkinson und MSA ermög- Foto: Medizinische Universität Innsbruck könnten wir die Krankheit lindern“, hofft lichen, zwei Krankheitsbilder, die aufgrund Wenning. Daß solche „Reparaturen“ im Ge- werden, um den Krankheitsverlauf zu brem- ihrer zum Teil ähnlichen anfänglichen hirn erfolgreich verlaufen können, haben die sen. Eine Schlüsselrolle im gestörten Zell- Symptome früher häufig verwechselt wur- Innsbrucker bislang im Labor mit Hilfe stoffwechsel der MSA scheint das Eiweiß den“, betont dazu Poewe. modernster molekularbiologischer Metho- alpha-Synuclein zu spielen, wie sich aus An dem Kongreß nahmen Mediziner aus den bewiesen. Mittels Stammzelltherapie Innsbrucker Befunden am weltweit ersten zwölf europäischen Ländern, den USA, Ja- konnten sie Parkinson-ähnliche Symptome Mausmodell ergibt. Wie genau alpha-Sy- pan und Südkorea teil. Die Tagung fand erst- in MSA-Modellen vermindern. nuclein zum Nervenzelluntergang führt, mals in Österreich statt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 46 Wissenschaft & Technik Viennovation-Awards vergeben Wiens Vizebürgermeister Rieder überreichte Innovations-Preise an Hauptgewinner Otto Bock Healthcare und SYMENA Software & Consulting. Als Innovativster Nachwuchsforscher wurde Thomas Prohaska ausgezeichnet.

ie Stadt Wien verleiht heuer zum ersten DMal in Kooperation mit der Verlagsgrup- pe News die „Viennovation-Awards – die Auszeichnung für Forschung in Wien“. Am 20. Dezember 2006 überreichte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Sepp Rieder gemeinsam mit News-Geschäftführer Oliver Voigt sowie Edeltraud Stitinger, Ge- schäftsführerin des Zentrums für Innovation und Technologie (ZIT – das ist die Technolo- gieagentur der Stadt Wien) die „Vienno- vation“-Trophäen an die Preisträger. Mit den „Viennovation Awards“ werden herausragende Beispiele für Forschungs- und Entwicklungsleistungen in insgesamt drei Kategorien prämiert und zwar für die besten Projekte in Industrie- und Forschungs- institutionen (Kategorie 1), für die besten

Projekte von Start-Up-Unternehmen (Katego- Foto: Christian Fürthner rie 2) sowie für die besten Projekte von Preisverleihung an Otto Bock Healthcare Products, Thomas Prohaska, Vize-Bgm. Nachwuchsforschern (Kategorie 3). Sepp Rieder, SYMENA Software und Consulting, und TTTech Computertechnik (v.l.) Ausgewählt wurden die Siegerprojekte von einer hochkarätigen Expertenjury, der TTTech Computertechnik Weitere Nominierte in dieser Kategorie unter anderem Präsident Prof. Peter Schuster waren arsenal research, Bender MedSy- von der Österreichischen Akademie der Wis- Den zweiten Preis in dieser Kategorie stems, Henkel Central Eastern Europe, senschaften, Univ. Prof. i.R. Heinz Slupetz- belegte die TTTech Computertechnik AG Intercell, ÖBB-Infrastruktur Bau, OMV so- ky von der Universität Salzburg, Institut für mit dem Technologieprojekt „DECOS – wie Philips Austria. Geographie und Geologie, Univ.-Prof. Chri- Dependable Embedded Components and stoph Zielinski von der Klinischen Abtei- Systems“. Ziel des EU-geförderten Projekts SYMENA Software lung für Onkologie, Universitätsklinik für DECOS ist es, daß schon in naher Zukunft und Consulting Innere Medizin I (Medizinische Universität mehrere voneinander völlig unabhängige Wien), und Gabriele Zuna-Kratky, Direkto- Funktionen auf derselben verteilten Hard- Den ersten Preis in der Kategorie „Inno- rin des Technischen Museums angehörten. ware- Architektur ausgeführt werden könn- vativste Start-Up-Projekte verlieh die Jury nen. Der Einsatz einer solchen Lösung wird an die SYMENA Software und Consulting Otto Bock Healthcare die Aufwände für Entwicklung, Produktion GmbH. Mit der Software „Capesso“ von Sy- und Wartung senken und die Zuverlässigkeit mena, einem Spin-off-Unternehmen der In der Kategorie Industrie- und For- von Applikationen erhöhen können. Technischen Universität Wien, können die schungsinstitutionen belegte den ersten Platz verschiedenen Mobilfunknetze erstmals effi- die Otto Bock Healthcare Products GmbH Frequentis zient gemeinsam optimiert werden. Dadurch für den sogenannten „DynamicArm“. Otto kann die Anzahl der Sendemasten deutlich Bock hat mit diesem Hightech-Produkt die Der dritte Preis ging an die Frequentis reduziert und die Leistung gesteigert wer- weltweit erste elektronisch gesteuerte Ellbo- GmbH für das Projekt „Security Improve- den, was zu einer Kostenminimierung führt. gen-Prothese entwickelt, die es dem Benüt- ment for ATM“. Bei dem im Jahr 2005 abge- Auf Platz 2 landete die Plasmo Industrie- zer ermöglicht, den Arm schnell zu positio- schlossenen Projekt wurden neuartige Mög- technik GmbH mit dem Projekt „Qualitäts- nieren, wobei die Bewegungsabläufe optisch lichkeiten und Eigenschaften für Flutlotsen- sicherungs- und Kontrollsysteme in der und funktionell den natürlichen Abläufen systeme entwickelt. Kernaspekt dabei war Lasermaterialbearbeitung“. Plasmo Indu- angeglichen sind. Durch an der Muskulatur die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit in strietechnik hat ein High-Tech-Prüfverfah- angebrachte Elektroden steuert der Anwen- der Sprach- und Datenkommunikation zwi- ren für die Schweißtechnik entwickelt, das der die benötigte Kraft und Geschwindigkeit schen Fluglotsen und Piloten sowie zwi- für eine fehlerfreie und qualitätsoptimierte der Armbewegung und schließlich die Posi- schen Tower und Flugverkehrskontrollzen- Produktion sorgt. Dank der interdisziplinä- tion des Arms. trale. ren Kombination von Sensorik, Lasertechnik ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 47 Wissenschaft & Technik und Optik können Schweißfehler in jedem Arbeitsschritt erkannt und so unter anderem VERA-Karte Alpenraum auch der Materialausschuß minimiert werden. Für den dritten Platz in dieser Kategorie wurde die meteomedia GmbH für das Projekt „Unwetterwarnsystem INDUS“ aus- gewählt. Durch präzise Wetterprognosen und postleitzahlgenaue Unwetterwarnungen ist der „meteomedia“ zu einem der führen- den Wetteranbieter in Österreich geworden. Mit INDUS wurde ein individuelles, dyna- misches Unwetterprognosesystem entwik- kelt, das in Europa einzigartig ist und weit- aus exaktere Unwetterwarnungen als bisher erlaubt. Behörden und Katastrophenschutz- einrichtungen haben mit INDUS, das 2008 in die Testphase gehen soll, erstmals ein Tool, das es erlaubt, auch nichtmeteorologi- sche Daten, wie Flußpegel oder Schadstoff- messungen in das ganzheitliche Warnsystem einzubinden. Foto: Universität Wien

Thomas Prohaska ist m 16. Jänner 2007 wurde in der Aula Wetterdiensten werden dazu Prognosemo- Wiens innovativster Aam Campus der Universität Wien das delle als Hintergrundinformation verwendet. neue Center of Excellence für Meteorolo- Am Institut für Meteorologie und Geo- Nachwuchsforscher gische Analyse und Nowcasting (COE- physik der Universität Wien wird seit meh- Zum innovativsten Nachwuchforscher MAN) präsentiert. Es handelt sich dabei um reren Jahren ein etwas anderer Weg verfolgt. wurde Thomas Prohaska ausgewählt, und eine Forschungskooperation zwischen dem Durch die Einbeziehung von Vorwissen über zwar für seine Arbeit „VIRIS – Holistische Institut für Meteorologie und Geophysik der die Beeinflussung der Atmosphäre durch Ge- Isotopenanalyse“. Dabei hat er das Plasma- Universität Wien, dem Austro Control Flug- birge und verschiedenen Untergrund können Massenspektrometer zur Untersuchung von wetterdienst und Sun Microsystems. Die hochwertige meteorologische Analysen auch anthropologischen Fundstücken, Kunst- und drei Partner haben sich zum Ziel gesetzt, die ohne die Notwendigkeit eines aufwändigen Kulturgütern sowie Lebensmitteln auf ihre Kürzestfristvorhersage, das so genannte Prognosemodells erstellt werden. Dieses Echtheit und Herkunft weiterentwickelt. Der Nowcasting, für die Luftfahrt entscheidend automatische System „Vienna Enhanced Vorteil der holistischen Isotopenanalyse: zu verbessern und gemeinsam ein internatio- Resolution Analysis“ (VERA), welches die Durch die exakte Technik werden die wert- nal konkurrenzfähiges Produkt auf den Beobachtungsdaten mittels künstlicher Intel- vollen Güter so gut wie nicht beschädigt. Markt zu bringen. ligenz veredelt, liefert qualitätskontrollierte Platz 2 in dieser Kategorie ging an Nor- Gewitter in Innsbruck, Schnee in Salz- Analysen mit hoher räumlicher und zeitli- bert Zimmermann. Unter dem Projekttitel burg, Regen in Wien, Nebel in Klagenfurt, cher Auflösung in Echtzeit. Damit haben „Die Domitilla- Katakombe in Rom“ hat er Sturm in Graz – eine halbe Stunde später MeteorologInnen der Wetterdienste nicht mit den Hilfsmitteln der 3D-Technik eines kann überall die Sonne scheinen; meteorolo- nur ein Hilfsmittel für die realistische Dar- Laserscanners erstmals in einem virtuellen gische Beobachtungsdaten verlieren sehr stellung des Ist-Zustandes des Wetters in der Raummodell die topographischen Zustände rasch an Aktualität. Den größten Nutzen Hand, sondern auch ein Werkzeug für die und Entwicklungen der größten Katakombe bringen sie, wenn sie möglichst ohne Zeit- Kürzestfristvorhersage (Nowcasting) und Roms dargestellt und dokumentiert. verzögerung für die Diagnose und kurzfristi- die Modellüberprüfung (Validierung) in Den dritten Platz errang Kaja Harter- ge Prognose des Wetters zur Verfügung ste- Echtzeit. Uibopuu mit dem Projekt „Gerichtswesen in hen. Rohdaten allein sind allerdings von be- Die Modellüberprüfung, die so genannte den Polis des römischen Kleinasien“. Die schränktem Wert, da sie unvollständig, d.h. Validierung, stellt heute weltweit ein über- Historikerin für Alte Geschichte untersucht nicht flächendeckend und kontinuierlich aus aktuelles Forschungsgebiet dar. Da je- das Gerichtswesen in den griechischen vorhanden und zudem oft fehlerbehaftet des, auch noch so raffinierte Modell nur ein Städten Kleinasiens (heutige Westtürkei). oder nicht repräsentativ sind. Die notwendi- unvollständiges Abbild der Realität wider- Zum einen untersucht sie die Entwicklung gen Erfordernisse der Zukunft umschreibt spiegelt, gelingt es durch die Validierung des Prozeßrechtes innerhalb der jeweiligen Reinhold Steinacker, Professor am Institut mittels VERA zum frühest möglichen Zeit- Polis, zum anderen, ob es Einflüsse von für Meteorologie und Geophysik der Univer- punkt festzustellen, ob und wie ein Modell außen auf die jeweilige Polis gab (z.B. römi- sität Wien, folgendermaßen: „Ein System, von der Realität abweicht. Durch die Ver- sche Rechtsvorschriften). Dabei greift Har- das diese Mängel behebt, muß Datenlücken fügbarkeit von zahlreichen Prognosemodel- ter-Uibopuu auf alte Steininschriften sowie sinnvoll auffüllen können, robust gegenüber len der verschiedenen Wetterdienste kann Literatur der Zeit des 1. Jh v. Chr. bis zum Fehlern sein und die benötigte Information das jeweils am besten funktionierende ob- 3. Jh. n. Chr. zurück. sofort verfügbar machen.“ In den meisten jektiv herausgefiltert werden. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 48 Kultur Steirisches Juwel Das Schloß Eggenberg am Westrand von Graz ist die bedeutendste Schloßanlage der Steiermark. Alle Fotos: Landesmuseum Joanneum / Nikolaus Lackner

auherr dieses märchenhaften Schlosses Der Planetensaal digkeiten und orientalischen Fabeln ein Bwar Fürst Hans Ulrich von Eggenberg barockes Potpourri der Weltgeschichte. Die (1568-1634, er war bis zur Ermordung Wal- Mittelpunkt dieses Programms und der Meublage und Innendekorationen mit drei lensteins die einflußreichste Persönlichkeit noch erhaltenen Beletage des Schlosses ist ostasiatischen Kabinetten und reizvollen am Hof Ferdinands II.). Erbaut wurde es ab der Gemäldezyklus des Festsaals: Planeten gemalten Genreszenen stammen aus der Zeit 1625 von Giovanni Pietro de Pomis. Die und Tierkreis, Sternbilder und Elemente sind des Rokoko. prachtvolle, nach dem Vorbild des spanischen zu einer großartigen Apotheose des fürst- Escorial gestaltete Schloßanlage war Aus- lichen Hauses Eggenberg vereint. Gemälde Alte Galerie druck der machtvollen Stellung des Bau- von Hans Adam Weissenkircher (zwischen herrn – Fürst Eggenberg war ab 1625 „Guber- 1678 und 1685), Stuck von Alessandro Se- 500 Jahre österreichische und europäi- nator von Innerösterreich“ – und gleichzeitig renio. An den Planetensaal schließt sich ein sche Kunstgeschichte – das bieten die reich- symbolische Darstellung seines humanis- Ring von 24 Prunkräumen mit reichen Ori- haltigen Bestände der Alten Galerie. 22 Räu- tisch geprägten Weltbildes. Bau und Innen- ginal-Interieurs. Der Zyklus von über 600 me mit über 300 Gemälden und Skulpturen ausstattung ist ein umfassendes mathemati- Deckengemälden (1667–1673) in üppigen machen die facettenreiche und vielgestaltige sches und allegorisches Programm zugrunde Stuckrahmungen ist der umfangreichste des Kunst vom späten 13. bis zum 18. Jahrhun- gelegt, welches das Schloß zum architekto- Landes. Er zeigt in einem bunten Nebenein- dert erlebbar. nischen Spiegelbild des Universums machen ander von klassischer Mythologie und bibli- Schon zur Zeit der Gründung des Landes- sollte. schen Szenen, abendländischen Denkwür- museums war man sich der Problematik der ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 49 Kultur

Planeten und Tierkreis, Sternbilder und Elemente sind zu einer großartigen Apotheose des fürstlichen Hauses Eggenberg ver- eint. Gemälde von Hans Adam Weissenkircher (zwischen 1678 und 1685), Stuck von Alessandro Serenio.

Landesarchäologie bewußt. Nicht umsonst Wien als zweitgrößte öffentliche Sammlung ter dem Schloß im Winter 2004/2005 wurde heißt es schon im ersten Jahresbericht des in Österreich. in Folge auch die Restaurierung des bieder- Joanneum im Jahre 1812: „Dem Verderben meierlichen Rosenhügels rechts neben dem der Witterung, den Mißhandlungen durch Parkanlage Schloß als Aussichtspunkt über den Plane- Unkenntnis und Muthwillen preisgegeben, tengarten in Angriff genommen. Beide Pro- oder in nutzloser Verborgenheit egoistisch Ein Landschaftsgarten aus der 1. Hälfte jekte sind exakte Restaurierungen jener bewahret, liegen die lehrreichen Reste vater- des 19. Jahrhunderts mit wertvollem Baum- Gartenteile, die im 19. Jahrhundert existiert ländischer Vorzeit verstreut.“ Folglich wer- bestand umgibt heute noch das Schloß. haben und wird vom Gartenarchitekten An- den vom Referat alle jene Objekte gesamm- Reste des ehemaligen Barockgartens, Sta- dreas Zbiral im Auftrag des Landesmuseum melt, restauriert, erforscht und nach Maß- tuen, Pavillons, reiche Tore sowie Staffagen Joanneum mit dem Referat für historische gabe der Möglichkeiten der Öffentlichkeit verleihen ihm zusätzlichen Reiz. Ein lang- Gartenanlagen des Bundesdenkmalamts ge- präsentiert, die die älteste Geschichte des fristiges Park-Restaurierungskonzept ergänzt plant. Landes repräsentieren. im Laufe der Jahrhunderte Verlorenes und Mit dem Planetengarten wurde der jahr- versucht so dessen Erhalt zu sichern. zehntelang verwilderte kleine Extragarten Münzsammlung des Eggenberger Parks neu gestaltet und Planetengarten wieder für das Publikum zugänglich ge- Die Münzensammlung entstand aus der macht. Die Neugestaltung greift in spieleri- Privatsammlung Erzherzog Johanns, der die- Der Planetengarten ist das Pilotprojekt scher Form das uralte System planetarischer se 1811 mit seinen anderen Sammlungen den der großen Restaurierungen des Landschafts- „Signaturenlehre“ auf, das für die Ikono- Ständen der Steiermark übergeben hatte. Die gartens von Schloß Eggenberg, der als eine graphie von Schloß Eggenberg große Bedeu- Sammlung wurde bald durch namhafte von wenigen Gartenanlagen in Österreich tung hat. Spenden rasch vermehrt und galt schon 1820 unter Denkmalschutz steht. Neben der Seit der Antike besteht die Vorstellung neben dem kaiserlichen Münzkabinett in Neugestaltung des „Herrschaftsgartels“ hin- eines Kosmos, in dem Oben und Unten, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 50 Kultur

Himmlisches und Irdisches durch ein struk- werden: Leberblümchen, Buschwindrös- wächse und kaiserliche Pflanzen, die Hitze turbildendes System von Reihen oder Ketten chen, Espen, Pappeln, Getreide oder Gras. und Sonne lieben: Orangen und Granatäpfel, zusammengefaßt werden. An der Spitze Mars Die feurige Welt des Planeten Mars der Lorbeer, der die Sieger krönt. Im Plane- einer solchen Kette steht eine Planetengott- ist ein Ort des steten Wettkampfs; Energie, tengarten von Schloß Eggenberg formen heit, unter ihr eine Menge unterschiedlicher Wille, Kampf, Mut und Durchsetzungskraft Treillagengänge aus Goldregen die Sonnen- Dinge, die ihr Wirken weiterleiten. In die- heißen seine Ideen. Die Welt der duftenden strahlen, gesäumt von flammenden Stauden- sem Universumsmodell hat also jeder Planet Blumen ist ihm fremd, nur dornige, brennen- beeten, die sich vom hellen Gelb zum strah- seinen Anteil an allen irdischen Erschei- de Gewächse mit scharfem Geschmack oder lenden Rot der untergehenden Sonne entfal- nungsformen und somit nicht nur unter den Geruch gehören zu ihm: Im Planetengarten ten. Königlicher Lorbeer fasst sie ein. Menschen seine „Kinder“, die seine Eigen- des Schloß Eggenberg formieren dornige Der Mond verkörpert die verborgene Seele schaften zum Ausdruck bringen, sondern Barrikaden aus roten Berberitzenhecken sei- des Universums, dessen klare Konturen ver- auch Tiere, Pflanzen, Mineralien, Orte und nen Bereich, dieser wird bewacht von einer schwimmen. Der Mond sendet nicht – wie Tätigkeiten, Farben und Formen tragen seine ganzen Armee aus spitzen Koniferen. die Sonne – Licht aus, sondern reflektiert es Signatur. Venus ist die Gegenspielerin von Mars und im matten Schimmer des Silbers. Die beiden Diese Vorstellung hat die abendländische verkörpert die Idee der Liebe und Lust. Ne- Mondgärten im Planetengarten Schloß Eg- Geistesgeschichte stark geprägt und über ben verschiedenen Symbolpflanzen, die seit genberg sind rund um Wasserflächen ange- Jahrhunderte zur Entwicklung einer umfan- der Antike mit der Liebesgöttin verbunden legt: ein Weißer Garten mit Schattengewäch- greichen Planetenikonografie geführt, wel- werden, ist es vor allem die Rose, welche für sen, die ihren Duft in der Nacht entfalten, che neben den Darstellungen des Planeten- die Venus steht. Historische Alba-, Bourbon- soll ein Refugium entstehen lassen, das die saals im Schloß Eggenberg nun auch die neu und Damaszenerrosen sind im Rosengarten Phantasie beflügelt. Der zweite Mondgarten errichteten Gartenräume bestimmt, die unter zu kostbaren Ensembles vereinigt. Auch der reflektiert die Strahlen der Sonne, an die er dem Signum der sieben klassischen Planeten Apfel der Versuchung wächst im Gartenraum grenzt: Ein silberner Spiegel aus Stachys, stehen: der Venus. Lavendel und Artemisia. Mercur steht für Geist, Intelligenz und Die Sonne ist die Realität des Tages, Akti- Jupiter verkörpert das Prinzip der Expan- Kommunikation und gilt als Planet der vität und Verstand; Glanz, Macht und Maje- sion, die Opulenz des Herrschers. In seiner Vermittler. Indifferent, beweglich und leicht stät der Herrschaft tragen ihr Signum. In offenen Weite sind Entfaltung, Überfluß und sind auch die Gewächse, die ihm zugeordnet gleißende „Sonnengärten“ gehören Prachtge- materieller Reichtum, Erfolg und Verschwen-

Der Planetengarten von Schloß Eggenberg ist einer der wenigen Gartenanlagen in Österreich, die unter Denkmalschutz stehen ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 51 Kultur dung beheimatet. Mit Opulenz und ver- schwenderischer Pracht lockt auch der Jupi- tergarten, der mit üppigen, bunten und groß- blumigen Gewächsen bestückt ist. Laubbäu- me, vor allem solche mit prächtigen Früchten oder Herbstfärbung, sind ihm zugeordnet, die Fülle des Herbstes, Erntezeit und Reife. Saturn Der Planet der Denker, die nachts einsam den Himmel erforschen. Saturn ist der dunkle Herr der Zeit und des Todes, Herrscher in einem kargen Reich der Entbeh- rung, der grüblerischen Melancholie. Aus diesem assoziativen Umfeld stammen auch seine Pflanzen: Buchsbaum, Eiben, Christus- dorn und Efeu. Auch den Planetengarten be- grenzt Jupiter als „Hüter der Schwelle“: Geo- metrisch geordnete Quadrate und Kegel aus Buchsbaum und schwarzer Schlacke folgen efeubewachsenen Zaunpfeilern, wechseln mit Karrees aus Christusdorn und Farnen.

Restaurierung des Japanischen Kabinetts Im Rahmen des Japan-Schwerpunktes prä- sentierte das Landesmuseum Joanneum im Jahr 2005 – neben Ausstellungen im Kunst- haus Graz, im Volkskundemuseum und der Ein Detail aus dem Planetengarten Kulturhistorischen Sammlung – auch das re- staurierte „Japanische Kabinett“ in den Prunkräumen von Schloß Eggenberg. Asiatisches Kunstgewerbe, das wegen seiner Fremdartigkeit und Exotik seit dem späten 16. Jahrhundert bewundert wurde, hat auch schon sehr früh Europa fasziniert. Chi- nesisches Porzellan, japanische Lackarbeiten oder kostbare Seidenminiaturen hatten in den fürstlichen Wunderkammern neben aller- lei anderen exotischen Exponaten einen fixen Platz. Auch im Schloß Eggenberg wur- den nach 1750 drei sogenannte „indianische Zimmer“ eingerichtet, in denen ostasiatische Importe mit heimischen Techniken kombi- niert wurden. Neben einem Porzellankabi- nett, in dessen Wandbespannung ein Service von Imariporzellan eingelassen war, und einem „chinesisch spällierten“ Zimmer ent- stand noch ein drittes „Chinesenzimmer“, das aber eigentlich japanisch ist: Die Wandverkleidung dieses Kabinetts enthält acht Bildstreifen eines offensichtlich in Europa zerlegten japanischen Paravents. Die japanischen Bildbahnen sind collagenar- tig in eine chinoise Dekoration eingesetzt, die vom Grazer Maler Johann Carl Laub- mann stammt. Er öffnet das Kabinett durch Blicke in phantastische Landschaften mit bizarren Architekturen und Tieren, in denen Im Rahmen des Japan-Schwerpunktes präsentierte das Landesmuseum Joanneum „Chinesen“ jagen, fischen, fremdartige Mu- im Jahr 2005 auch das restaurierte »Japanische Kabinett« ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 52 Kultur

sik machen und ihren Idolen huldigen. Blüten, Früchte, Phan- tasietiere und kostbares Porzellan rahmen die Ausblicke. Die originalen Szenen des japanischen Stellschirms passen eigent- lich nicht zum gewählten Blickwinkel, sie sind kleiner dimen- sioniert und zerstören die Illusion der heimischen Theater- kulisse. Dennoch entsteht durch die aufeinander abgestimmte warmtonige Farbigkeit und üppigen Goldauflagen der Eindruck einer kostbaren, exotischen Zauberwelt. Der in Streifen zerlegte Paravent zeigt wiederum die Stadt und Festung Osaka während des Sumiyoshi-Festes. Die Darstellung der Festung und andere Bildelemente lassen auf eine Datierung vor 1615 schließen. Erworben wurde die japanische Kostbarkeit wahrscheinlich von Fürst Johann Anton oder seinem prunkliebenden Vater Johann Seyfried, der zwischen 1670 und 1700 umfangreiche Lieferun- gen von Kunst und Luxuswaren aus den Niederlanden bezogen hat. Der konservatorische Zustand der Papierbilder des Japani- schen Kabinetts war seit 1990 mehr als besorgniserregend: Teile der Goldauflagen lösten sich großflächig vom Untergrund ab, das Grünpigment begann abzufallen, weite Teile mußten rasch notgesichert werden. In den letzten Jahren wurden die exquisi- ten asiatischen Dekorationen, deren Konservation aufgrund des fragilen Materials besonders schwierig ist, mit finanzieller Un- terstützung des EU-Projektes „Wall & Paper – Schoenbrunn“ aufwendig restauriert und präsentieren sich den Besucherinnen und Besuchern der Prunkräume des Schloß Eggenberg wieder in voller Pracht. Besichtigung im Rahmen der Führungen durch die Prunkräume von Schloß Eggenberg. http://www.museum-joanneum.steiermark.at

Heroen und Heilige Gemälde des italienischen Barock

Die kommende Frühjahrsausstellung soll das Publikum mit einer fast unbekannten Seite der „Alten Galerie“ im Schloß Eggenberg vertraut machen. Die Grazer Altmeistersamm- lung verfügt über einen beachtlichen Bestand oberitalieni- scher, insbesondere venezianischer Malerei des Früh- und Hochbarock. Die meisten der hier gezeigten Werke waren über Jahrzehnte im Depot verborgen. Sie werden nach Restau- rierung nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich zum großen Teil um Werkstattarbeiten, die für die Verbreitung von Standards und das Sammelwesen der Barockzeit einen bedeutenden, oft unterschätzten Stellenwert haben. Für unsere Vorstellung venezianischer Kunst sind im wesentlichen zwei große Epochen prägend, die zugleich Höhepunkte der Kunstgeschichte sind: die Renaissance im 16. Jhdt. von Bellini bis Tintoretto sowie das 18. Jhdt., das Zeitalter Tiepolos Guardis und Canalettos. Viel weniger ist in unserem Bewußtsein die venezianische Malerei des 17. Jhdts. präsent, wiewohl sie von außerordentlich produk- tiven Meistern geprägt wird. Ihnen verdanken Österreich und Mitteleuropa den Anschluß an den internationalen Ba- rock. Damit knüpft diese Ausstellung an die ständige Schau- sammlung in diesen erwürdigen Räumen an. Die feierliche Eröffnung von „Heroen und Heilige“ ist für den 15. März 2007 angesetzt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 53 Kultur »Wiederbelebung der Kelten« Salzburgs LH-Stellvertreter Wilfried Haslauer präsentierte den »Verein Celtic Heritage – Freunde des Keltenmuseums Hallein«

Das im April 2004 wiedereröffnete Keltenmuseum in Hallein war Schauplatz der mit 380.000 Besuchern bisher erfolgreichsten

Foto: Landespressedienst / Franz Neumayr Landesausstellungen des Landes Salzburg. Nun wird sich ein neugegründeteter Verein der weiteren Zukunft annehmen.

as Bundesland Salzburg gilt als bedeu- Konkret werden unter anderem informa- böck sehr dankbar dafür, daß sich der Verein Dtendstes Zentrum für keltische Ge- tive Lehrwege eingerichtet. Neue Sonder- des Themas annimmt. ,Celtic Heritage‘ lei- schichte in Mitteleuropa. Eine der bisher schauen in den jeweiligen Heimatmuseen stet einen bedeutenden Beitrag zur Verbrei- erfolgreichsten Landesausstellungen Salz- sollen Interesse bei Salzburgern und Be- terung des Wissens um die Kelten in unse- burgs wurde im Jahr 1980 im Keltenmuseum suchern gleichermaßen wecken. Ein kelti- rem Land.“ Als „Einstandsgeschenk“ für alle Hallein gezeigt. Die Schau wurde von mehr sches Musikfestival würde ebenfalls in die- Mitglieder des Freundes-Vereines gebe es als 380.000 Interessierten besucht. Es gilt an ses Gesamtkonzept passen. Im Zentrum die Möglichkeit, die anderen Landesmuseen diese Erfolge anzuschließen. „Deshalb wird steht aber die Planung einer großen Kelten- kostenlos zu besuchen, so Haslauer. die landesweite Auseinandersetzung mit dem ausstellung, die sich verstärkt der intensiven Dank der Unterstützung des Landespo- keltischen Erbe zu einem der Schwerpunkte Verbindung der Siedlung am Dürrnberg mit litik, der Wirtschaft und vieler Helfer konnte in den Jahren 2007 bis 2009. Ziel ist eine Kelten in Ost- und Südeuropa annimmt. das Keltenmuseum Hallein auf den jetzigen Thematisierung und Bewußtseinsbildung in „Wir müssen das Thema Kelten archäolo- hohen Standard gebracht werden. Das Land allen Gemeinden mit keltischen Funden. Die gisch, kulturell, wirtschaftlich und touris- Salzburg investierte drei Millionen Euro in Bedeutung des Erbes ist nicht nur wichtig tisch wieder stärker in den Vordergrund den Umbau des Museums, das nach Plänen für die Keltenstadt Hallein, sondern für das rücken. Das Thema ist typisch für Salzburg, der Salzburger Architekten Heinz Lang und gesamte Land“, erklärte Salzburgs Museums- weil auf dem Gebiet unseres Bundeslandes Gerhard Zeiler im Jahr 2004 wiedereröffnet referent Landeshauptmann-Stellvertreter Wil- gleich mehrere bedeutende Siedlungen gele- wurde. Zudem trägt das Land Salzburg die fried Haslauer, zuständig für kulturelle Son- gen sind“, sagte Haslauer, der zugleich auch Hälfte der laufenden Betriebskosten, so Has- derprojekte im Land. Das Referat für kultu- den neuen Verein „Celtic Heritage – Freunde lauer weiter. Das Museum ist zugleich For- relle Sonderprojekte wird sich maßgeblich in des Keltenmuseums“ präsentierte, der von schungsstätte und eines der historisch inter- die Organisation einer neuen Ausstellung Vereinsvorstand Bruno Ölsböck geleitet essantesten Museen Österreichs, das bedeu- einbringen. wird. „Ich bin dem Team rund um Herrn Öls- tende Abschnitte unserer Geschichte höchst ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 54 Kultur publikumswirksam umsetzt. Die Verleihung des Förderungspreises zum Österreichischen Museumspreis im April 2006 durch das Bundesministerium bestätigt dies.

Kombi-Card für Kelten und Salz Zu den Erfolgsfaktoren des Museums zählt neben bedeutenden archäologischen Ex- ponaten die inhaltliche Kooperation mit dem Schau-Salzbergwerk, das auch heute noch einen Einblick in eine der ältesten Salz-För- derstätten Mitteleuropas vermittelt. Das „Weiße Gold“ wird seit mehr als 2500 Jah- ren auf dem Dürrnberg gefördert. Es galt schon zur Zeit der Kelten als Basis des Wohlstands. Die Einführung der Kombi- Card der Salinen-Tourismus GmbH und des Keltenmuseums (seit 2005 Besuch Salzwel- ten und Keltenmuseum, Abstimmung der Werbemittel, usw.) ist ein voller Erfolg. Da- v. li: Bgm. Christian Stöckl, Dir. Kurt Zeller, Eveline Sampl-Schiestl v. Verein und durch entstanden Synergien in beiden Top- LH-Stv. Wilfried Haslauer Foto: Landespressedienst / Franz Neumayr Ausflugszielen Halleins. Mit der Ansiedlung der Kelten am Dürrn- bildner als Mitglieder angeworben werden soll neben den Mitgliedschaften und För- berg vor mehr als 2500 Jahren und dem Be- können.“ Ziel sei es, in einem ersten Schritt, derbeiträgen auch durch Sponsoren gestärkt ginn der Salzgewinnung wurde der Grund- besonders die regionale Bevölkerung zu er- werden. Die erste dahingehende Initiative stein für den prosperierenden Kultur- und reichen und zu einer stärkeren Identifizie- des Vereins wird daher im Frühjahr 2007 Wirtschaftsraum an der Salzach gelegt. Die rung mit diesem wertvollen Museum beizu- eine Präsentation für die Tennengauer Wirt- Präsentation der außergewöhnlichen Fund- tragen, so Ölsböck. schaftstreibenden unter Leitung des Ehren- objekte über die Kelten – im Sinne eines Mittelfristig zielt der Verein auf die euro- präsidenten Androsch sein. lebenden Museums – wird ständig durch päische Bedeutung des Keltenmuseums ab. Der Beitrag für eine ordentliche Mit- Neuzugänge aus aktuellen Grabungen des Um diesen europäischen Kontext des Kel- gliedschaft beträgt 22 Euro pro Jahr, eine Fa- österreichischen Forschungszentrums Dürrn- tenmuseums und dessen weit überregionale milienmitgliedschaft 29 Euro, Schüler/innen berg ergänzt. Sie belegen sowohl in Quan- Bedeutung hervorzuheben, wurde – auch auf und Student/innen zahlen elf Euro. Zum tität wie auch in Qualität immer wieder die Wunsch der Museumsleitung – der englische Förderer wird man ab einem Jahresbeitrag Bedeutung der keltischen Kultur auf dem Vereinsname „Celtic Heritage“ gewählt. In- von 300 Euro. Mitglieder erhalten neben Dürrnberg als eine wichtige Schnittstelle haltliche Angebote für verschiedene Alters- dem freien Eintritt in das Keltenmuseum und zwischen den Völkern West- und Ost- und Interessensgruppen, speziell für Kinder in das Stille Nacht Museum Hallein eine 50- europas. und Jugendliche sollen verstärkt thematisiert Prozent-Ermäßigung für einen Gast des Ver- Dem Museum in Hallein soll aufgrund werden. Ein besonderes Anliegen des Ver- einsmitglieds ebenso wie Ermäßigungen bei seiner außerordentlichen Präsentationen und eins ist es auch, die ganzjährige Öffnungs- den Salzwelten Bad Dürrnberg. Inkludiert seines europäischen Stellenwerts zu einer zeit des Museum sicherzustellen. Ein weite- sind auch Einladungen zu Sonderveranstal- weiteren Aufwertung verholfen werden. Um res Ziel ist die verstärkte Kooperation mit tungen wie Vorträge, spezielle Führungen im dies zu erreichen, wurde der Museumsverein der Wirtschaft, um vor allem Sonderausstel- Haus und Exkursionen zu Grabungen. Re- „Celtic Heritage – Freunde des Kelten- lungen aber auch Ankäufe für das Museum gelmäßige Informationen über alle Ausstel- museums“ gegründet, der die Museumslei- zu ermöglichen. „Die Umwegrentabilität des lungen und Veranstaltungen und eine 10-Pro- tung bei der Umsetzung weiterer Projekte Museums für Hallein und die Region ist zent-Ermäßigung auf alle Angebote im Mu- und Visionen unterstützen will. nicht zu unterschätzen und sollte bewusster seumsshop gehören ebenso zum Leistungs- gemacht werden“, schloß Ölsböck. paket. Bei Familienmitgliedschaften ist die Zielsetzungen des Vereins freie Teilnahme an Museumsworkshops, Vereinsstruktur Kinderateliers und Kinderwochen inkludiert. Vereinsobmann Bruno Ölsböck stellte die und Finanzierung Die Vereinstätigkeit ist in einem Statut Zielsetzungen des im August 2006 gegrün- geregelt. Ein ehrenamtlicher Beirat wird im deten gemeinnützigen Vereins vor: „Durch Der Verein besteht aus ordentlichen Mit- laufenden Jahr eingesetzt, der zusätzlich eine möglichst breite Mitgliedschaft soll eine gliedern und Förderern. Als Ehrenpräsident fachspezifische Themen behandeln und zu starke Lobby für das keltische Erbe ge- konnte bereits der Industrielle (und ehemali- einer verstärkten Zusammenarbeit mit ver- schaffen werden. Wir hoffen darauf, daß be- ge Finanzminister) Hannes Androsch gewon- schiedenen Institutionen führen soll. sonders historisch Interessierte und Meinungs- nen werden. Die Finanzierung des Vereins http://www.celtic-heritage.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 55 Kultur Ein Weib von ungeheurem Talent In der Zeit des Übergangs vom Spätbarock zum Klassizismus entsteht dem Lande Vorarlberg in Angelika Kauffmann eine Künstlerin, die weit über die Grenzen ihres Landes hinaus internationale Anerkennung und allgemeine Beliebtheit erlangen kann. Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum von 14. 06. bis 05. 11. 2007 Abbildung: Vorarlberger Landesmuseum »Der Tod der Alkeste« – in der griechischen Sage Tochter des Pelias von Iolkos und der Anaxibia und Gattin des Admetos von Pherai. Nach Homer war sie die schönste unter mehreren Schwestern; Angelika Kauffmann, 1790

ie Neupräsentation der eigenen Bestän- aus Anlaß des 200. Todestages der Malerin Parallel zur Entwicklung ihrer Kunst anhand Dde des Vorarlberger Landesmuseum zeigen. Die besten Gemälde der Angelika herausragender Schlüsselwerke aus allen (VLM) bildet den Auftakt des Angelika- Kauffmann werden als Leihgaben nach von Kauffmann gepflegten Gattungen, also Kauffmann-Jahres 2007. Bislang hingen die Vorarlberg kommen, die Spitzenwerke ihrer Porträt, Selbstbildnis, Allegorie, Historien- Ölgemälde der berühmten Malerin in allzu Kunst. Gleichzeitig wird ihr umfangreiches bild und religiöse Darstellung, will die Aus- gedrängter Form im dritten Stock des Mu- Oeuvre in Verbindung mit ihrem Leben und stellung erstmals den Versuch unternehmen, seums. Seit Dezember 2006 werden sie in ihrer Zeit gesetzt. das künstlerische Werk konsequent mit dem neuer Hängung zusammen mit zahlreichen persönlichen Werdegang der Malerin und Zeichnungen und einer großzügigen Aus- Kunst- und kultur- den äußeren Stationen ihres Lebens in Ver- wahl aus den ca. 350 Stichen in Museums- historische Aspekte bindung zu setzen. Dieser doppelte Ansatz besitz gezeigt. einer sowohl kunst- als auch kulturhistori- Im Sommer 2007 wird das VLM gemein- Die große Sommerausstellung versteht schen Ausstellung soll zu einer Erkundung sam mit dem neuen Angelika-Kauffmann- sich als Hommage an das Leben und Werk werden und Antwort geben auf die Frage Museum in Schwarzenberg im Bregen- von Angelika Kauffmann. Im doppelten Sinn nach der Aktualität der Ausnahmekünstle- zerwald die lange erwartete Großausstellung soll in der Schau beides sichtbar werden. rin. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 56 Kultur

Schon früh gelangten herausragende Werke der Angelika Kauffmann in Vorarl- berger Besitz. Das hatte einerseits mit der von Kauffmann zeitlebens gepflegten Be- ziehung zu ihrer Verwandtschaft in Schwar- zenberg im Bregenzerwald zu tun, anderer- seits mit ihrem testamentarischen Nachlaß. Seit jeher konzentrieren sich im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz die Bemühun- gen, Leben und Werk der Malerin zu vermit- teln. Im Laufe seiner 150jährigen Geschich- te gelang es dem Museum, die wohl umfang- reichste Angelika Kauffmann-Sammlung weltweit aufzubauen. Als Ausdruck der be- sonderen Verbundenheit des Vorarlberger Landesmuseums mit Angelika Kauffmann gilt die Gedächtnisausstellung 1907. Daran knüpft im Sommer 2007 die große Ausstel- lung zum 200. Todestag im Vorarlberger Landesmuseum an.

Angelika Kauffmann und ihre Zeit Angelika Kauffmann, die „vielleicht kul- tivierteste Frau Europas“ (J. G. Herder) machte eine für eine Frau ungewöhnliche Karriere. Sie galt als einer der reichsten bür- gerlichen Frauen ihrer Zeit, die dank ihrer nicht nachlassenden Ausdauer bis in die letz- ten Jahre ein umfangreiches Oeuvre hinter- ließ. Als Kosmopolitin, mit Wohnsitzen in den kulturellen Zentren London und Rom, fand ihre Kunst schon zu Lebzeiten einen internationalen Verbreitungsgrad. Kauffmanns künstlerisches Schaffen um- faßt die verschiedensten Genres und Me- dien: sie schuf zahlreiche Historiengemälde mit allegorischen, mythologischen und reli- giösen Inhalten, arbeitete als Radiererin und lieferte ferner Entwürfe für dekorative Ge- mälde und zahlreiche druckgraphische Ar- beiten. Daneben verschaffte ihr die Porträt- malerei Zugang zu einer internationalen, ari- stokratischen und großbürgerlichen Klientel. Ab 1782 ließ sie sich ständig in Rom nie- der, wo ihr gastliches Haus ein geschätzter Treffpunkt von zahlreichen Künstlern, Schriftstellern und Romreisenden wie Cano- va, Brun, Tischbein, Goethe, Herder u. a. war. Am 5. November 1807 stirbt Angelika Kauffmann kinderlos in Rom und wird nach einem prunkvollen Leichenzug in der Kirche San Andrea delle Fratte beigesetzt. http://www.vlm.at

Angelika Kauffmann; oben: Ganymed und der Adler, 1793; unten: Bozzetto zu Amor und Psyche, 1792 Beide Abbildungen: Vorarlberger Landesmuseum ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 57 Kultur Mumien aus dem Moor Stimmungsvoll inszeniert, entführt die bisher größte internationale Schau über Opferfunde aus Nordeuropa in die geheimnisvolle Welt der Moore. Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien bis 15. April 2007

iese internationale Ausstellung ist ein ge- Dmeinsames Projekt des Drents Museum in Assen (Niederlande), des Niedersächsi- schen Landesmuseums Hannover (Deutsch- land), des Kanadischen Museums der Kultu- ren in Hull (Quebec) und des Glenbow Mu- seums in Calgary (Alberta, Kanada). Unter den Titeln „The Bog-People“ oder „Der Tem- pel im Moor“ lief diese Ausstellung zuvor schon in Kanada, Deutschland und den Niederlanden mit sehr großem Erfolg. Die 1999 begonnene Zusammenarbeit ist außergewöhnlich und einzigartig in der Museumslandschaft. Sie verbindet archäolo- gisches Fachwissen, Sammlungsmanage- ment, Restaurierungs- und audiovisuelle Kenntnisse sowie graphisches Design und Illustration aus Europa einerseits mit Pro- jektmanagement, pädagogischer Vermittlung, Ausstellungsinszenierung und Marketing aus Kanada andererseits. Den Herausforde- rungen, die sich aus den unterschiedlichen Zeitzonen und Entfernungen zwischen den Partnern ergaben, wurde mit dem Einsatz ge- meinsamer Arbeitsinstrumente im Web und der Schaffung eines „virtuellen“ Projekt- teams begegnet. So konnten alle Beteiligten in vollem Umfang an der Entwicklung und der Durchführung des Projektes auf beiden Kontinenten mitwirken. Das Thema dieser stimmungsvoll insze- nierten Schau ist die geheimnisvolle Welt der Moore und Sümpfe Nordeuropas. Für die Ausstellung im Naturhistorischen Mu- seum Wien wurde das Themengebiet um einen wichtigen Gesichtspunkt erweitert: Moore und Sümpfe als wertvolle Ökosyste- me, die es wert sind, geschützt und erhalten zu werden. Moore galten schon immer als mystische und gefährliche Orte. Als Heimat von Göt- Das »Mädchen von Yde« aus den Niederlanden. Im Jahre 1897 wurde es von Torf- tern und Geistern wurden sie gefürchtet und arbeitern zufällig in der Nähe des holländischen Dörfchens Yde bei Drente gefunden Alle Fotos: Naturhistorisches Museum Wien gemieden. Diese mächtigen Wesen hatten Macht über Glück und Unglück, Gesundheit und gaben in den Moor- und Sumpfgebieten zu- den. Begraben im Moor wurden sie über die Krankheit, Mißernten und Tod. Um diese Göt- rück. Jahrhunderte konserviert und sind deshalb ter und Geister zu besänftigen und freundlich Neben Alltagsgegenständen wie Keramik bemerkenswert gut erhalten. zu stimmen, ließen unsere nordeuropäischen und diversen Gerätschaften wurden auch Mehr als 400 dieser archäologischen Vorfahren schon vor 10.000 Jahren bis ins wertvolle Schmuckstücke und Goldmünzen, Fundstücke aus dänischen, deutschen und 16. Jahrhundert eine Vielzahl von Opfer- Waffen und sogar Musikinstrumente gefun- niederländischen Mooren sind in dieser Aus- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 58 Kultur stellung zu bestaunen. Sie öffnen ein Zeit- fenster und geben uns Auskunft über den Alltag und die Glaubenswelt der Menschen von der Steinzeit bis ins Mittelalter – ihre Lebenswelt und religiösen Riten. Neben allen Gegenständen und Schätzen gibt es schließlich aber noch ein allerletztes Opfer, eines dessen Opferung für die Ge- meinschaft eine nie mehr zu schließende Lücke hinterläßt – den Menschen. Immer wieder wurden neben Gegenstän- den auch Menschen bei Ausgrabungen ge- funden. Diese Moorleichen zählen zweifel- los zu den rätselhaftesten und faszinierend- sten Funden. Zunächst verblüffen diese Mu- mien durch ihren ungemein guten Erhal- tungszustand. Obwohl diese Menschen seit vielen Jahrhunderten tot sind, wirken sie befremdlich lebensnah. Einige von ihnen haben wissenschaftli- che Berühmtheit erlangt. Beispielsweise der sogenannte „Rote Franz“, die Mumie eines erwachsenen Mannes, die im Jahre 1900 im Bourtanger Moor bei Meppen in Deutsch- land gefunden wurde. Der ungewöhnliche Name weist auf die langen rotbraunen Haare der Mumie hin. Zu seinen Lebzeiten hatte dieser Mannes blondes Haar besessen, durch das Moorwasser wurden sie im Laufe der Jahrhunderte aber rotbraun gefärbt. Rekonstruktion des »Tempels im Moor«, dessen »Original« von Torfstechern in Bargar-Oosterveld in der niederländischen Provinz Drenthe gefunden wurde Eine weitere bekannte Moorleiche ist das „Mädchen von Yde“ aus den Niederlanden. Im Jahre 1897 wurde sie von Torfarbeitern pologische Untersuchungsgebiet eintauchen Das Naturhistorische zufällig in einem Moor in der Nähe des holl- und in einem interaktiven forensischen For- Museum ländischen Dörfchens Yde bei Drente gefun- schungslabor, selbst einen „Moorleichen- den und bei der Ausgrabung leider sehr stark fall“ aufklären. Das Naturhistorische Museum ist eines beschädigt. Untersuchungen zufolge starb der bedeutenden Museen der Welt. Seine das Mädchen mit etwa 16 Jahren durch Stran- frühesten Sammlungen sind über 250 Jahre gulation mit einem wollenen Band, das nach alt. Heute werden 20 Millionen Objekte wis- wie vor um ihren Hals geschlungen ist. senschaftlich betreut. Das Zusammenspiel Wer waren diese Menschen? Wie kam ihr von Gebäude, Figuren- und Gemälde- Leichnam ins Moor? Wurden sie getötet, um schmuck, von Mobiliar und kostbaren Aus- den Göttern und Geistern geopfert zu wer- stellungsstücken ist weitgehend im Original- den oder nach ihrem Tod im Moor bestattet? zustand erhalten und macht so das Museum als Museum des Museums auch zu einer kul- Fragen über Fragen turhistorischen Kostbarkeit, wie sie heute schon Ausnahme ist. Berühmte und unersetz- Doch nicht nur diese „Mumien aus dem bare Exponate, etwa die 25.000 Jahre alte Moor“ selbst sind in dieser Ausstellung zu Venus von Willendorf, die vor über 200 Jah- sehen, es werden auch ihre Gesichtsrekon- ren ausgestorbene Stellersche Seekuh, riesi- struktionen gezeigt. Das ist eine Technik, die ge Saurierskelette u.v.m. zählen zu den Hö- in das Feld der forensischen Anthropologie hepunkten in den 39 weiträumigen Schausäle. gehört. Mit ihrer Hilfe werden diese „Mu- Zeitgenössische Präsentation mittels mien aus dem Moor“ als Persönlichkeiten moderner Ausstellungstechnik lässt sich erlebbar, deren Schicksal es mit Hilfe mo- auch ohne Zerstörung historischer Struktu- dernster wissenschaftlicher Methoden auf- ren verwirklichen. Das Naturhistorische Mu- zuklären gilt. seum zeigt es und wurde dadurch zu einem Als Besucher dieser Ausstellung können Der sogenannte »Rote Franz«, der 1900 der 10 besten Museen der Welt gewählt. auch Sie selbst in dieses spannende anthro- im Bourtanger Moor (D) gefunden wurde http://www.nhm-wien.ac.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 59 Kultur Die »Fackel« ist online Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat – 70 Jahre nach dem Tod von Karl Kraus – dessen mehr als 22.500 Seiten umfassende Zeitschrift allgemein zugänglich gemacht.

arl Kraus hat als Herausgeber der von Kraus hat mit den 37 Jahrgängen der „Fackel“ kunft erhalten, „warum die Fackel nicht er- KAnfang April 1899 bis zum Februar der Nachwelt ein Riesenwerk überliefert. scheint“, erläutert der 60jährige seinen Satz 1936 in 922 Nummern und 415 Heften in Der 25jährige begründet seine Zeitschrift „Mir fällt zu Hitler nichts ein“ mit der Be- Wien erschienenen Zeitschrift „Die Fackel“ mit dem Vorsatz, „Clubfanatikern und Frac- merkung, daß es Übel gibt, vor denen, „was Österreich reich beschenkt. Von 1912 an als tionsidealisten“ die Stirn bieten zu wollen. man die Stirn bieten nennt“, „aufhört eine der alleinige Verfasser ihres Textes wie ihrer Als Ende Juli 1934 die Leser darüber Aus- Metapher zu sein“, weil das Gehirn hinter Umschlagsnotizen, hat der am 28. April 1874 geborene, am 12. Juni 1936 verstorbene Karl Kraus, der Wiener Schriftsteller aus Jicín^ in Böhmen, der der deutschen Literatur als Aus- senseiter angehörte, einen mehr als 22.500 Seiten umfassenden Text geschaffen, der in der deutschsprachigen Literatur einzigartig ist.

Karl Kraus, einzigartiger Essayist, Lyriker, Dramatiker und Aphoristiker

Es ist ein Text mit vielen fremden Bei- trägen und zahllosen Sätzen und Worten an- derer, der dennoch des Herausgebers eigenes Werk ist, ein sprachschöpferisches und sprachkritisches Dokument, das vom Aus- gang des 19. Jahrhunderts über die Balkan- kriege und den Ersten Weltkrieg, vom Wil- helminischen Kaiserreich und von der Habs- burgermonarchie über die Weimarer Republik und Österreichs Erste Republik bis zum ös- terreichischen Ständestaat und zum „Dritten Reich“, vom so genannten „Fin de Siècle“ bis zur „Welt der Hakenkreuzler“ ein Ganzes ist. Den „ersten Schriftsteller unserer Zeit“

hat Bertolt Brecht ihn 1934 genannt: Karl Fotos: ÖAW ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 60 Kultur dieser Stirn, „das doch an solchen Hand- lungen seinen Anteil hat“, keines Gedankens mehr fähig ist: „Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen“.

Nach 70 Jahren online Die Österreichische Akademie der Wis- senschaften (ÖAW) hat – 70 Jahre nach dem Tod von Karl Kraus und dem Freiwerden der Urheberrechte am 1. Jänner 2007 – dieses Geschenk der „Fackel“ an die weltweite Öf- fentlichkeit im Internet weitergegeben. Ein Online-Zugang in die Datenbank ist nach Registrierung und Akzeptieren der Nutzer- bedingungen kostenfrei möglich. Die digita- le Online-Edition der „Fackel“ wurde in der Unternehmung AAC-Austrian Academy Corpus der ÖAW als Online-Edition text- technologisch aufbereitet. Die Grundlage für die Online-Ausgabe war eine Volltextdatei der „Fackel“, die bereits in den frühen 90er Jahren für die lexikographischen Arbeiten im Programm „Wörterbuch der Fackel“ un- ter der Leitung von Werner Welzig erstellt wurde. Die Kooperation verschiedener Ein- richtungen innerhalb der ÖAW und die Nut- zung von Synergien im neu gegründeten „Zentrum Kulturforschungen“ der philoso- phisch-historischen Klasse hat diese Online- Edition wissenschaftlich und technologisch ermöglicht. Die „AAC-Fackel online“ zeichnet sich in der ersten Publikationsphase durch die gleichwertige Betonung von Lese- und Suchfunktionen des digitalen Volltextes aus. Ziel dieser digitalen Edition ist es unter anderem, dem User zu ermöglichen, die ein- absehbarer Zeit werden den Nutzern mehre- Institutionen und der fiktiven Namen geben zigartige sprachliche, literarische und satiri- re neue Register und Indices online in der sowie ein Werktitel-Verzeichnis. sche Qualität des „Fackel“-Textes lesend und „AAC-Fackel“ zur Verfügung gestellt (u.a. Die ÖAW ist der Grundlagenforschung lernend zu erfahren und diese auch zu res- Register aller Zeitungs- und Zeitschriften- verpflichtet. Die Online-Publikation der pektieren und darüber hinaus, diesen umfan- titel, die in der „Fackel“ erwähnt sind; Ver- „AAC-Fackel“ zeigt, daß auch die Grund- greichen Text durch verschiedene Suchmög- zeichnis der von Kraus korrigierten Fehler in lagenforschung in den Geisteswissenschaf- lichkeiten und Register sinnvoll erschließen der „Fackel“; Verzeichnis weiterer Fehler in ten ganz konkrete Anwendungen für die all- zu können. Neben zahlreichen Möglichkei- der „Fackel“, die von Karl Kraus nicht mehr gemeine Öffentlichkeit liefern kann. Diese ten der Volltextsuche und der Suche über korrigiert wurden; ein Verzeichnis von ver- Digitale Edition der „AAC-Fackel“ ist ent- Wortformen-Register gibt es das Inhaltsver- schiedenen „Fackel“-Ausgaben (z.B. verur- standen, weil die Republik Österreich und zeichnis zur „Fackel“, das für die „AAC- sacht durch Konfiskation und Zensur), ein die Gemeinde Wien ein langfristiges Wör- Fackel“ neu erstellt wurde, auf der Basis der Verzeichnis der Beilagen zur „Fackel“, ein terbuch-Programm zur „Fackel“ ermögli- Angaben von Karl Kraus in der „Fackel“und Verzeichnis der Illustrationen sowie Verzeich- chen und weil auf Empfehlung des Rates für der Inhaltsverzeichnisse, die von ihm nach- nisse der Sonderhefte und Sonderausgaben. Forschung- und Technologieentwicklung träglich für die Quartalsbände der „Fackel“ In Vorbereitung ist ferner ein vollkommen und durch die Unterstützung des Bundes- erstellt wurden. Die vollständige Bild-Bei- neu erstelltes Namenregister mit mehreren ministerium für Bildung, Wissenschaft und gabe aller Textseiten als Faksimiles (Images) Teilen: Auf der Grundlage des Personen- Kultur das AAC-Austrian Academy Corpus ermöglicht die quelleneditorisch korrekte namenregisters von Franz Ögg wird ein in der Österreichischen Akademie der Wis- Zitierung der Texte. grundsätzlich überarbeitetes und stark senschaften etabliert werden konnte, das der Die Online-Ausgabe ermöglicht darüber- erweitertes Register aller Personennamen in Corpusforschung, Computerphilologie und hinaus die permanente Verbesserung und Er- der FACKEL erstellt. Ferner wird es ein Texttechnologie verpflichtet ist. gänzung des Textes und der Funktionen. In Register der in der „Fackel“ genannten http://corpus1.aac.ac.at/fackel/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 61 Kultur Im Wirtshaus Eine Geschichte der Wiener Geselligkeit im Wien Museum Karlsplatz von 19. April 2007 bis 23. September 2007 Hans Schließmann: Wählerversammlung, 1852; Plakat färbig, © Wien Museum

ssen, trinken, Schmäh führen, Karten großen Sälen der Wiener Gasthäuser traten Klassenbezüge, das Wirtshaus als Männer- Espielen, politisieren … Das Wiener derbe Sänger ebenso auf wie die Orchester domäne, Stammtisch und Vereinswesen, der Wirtshaus hat als Ort der Geselligkeit eine von Joseph Lanner und Johann Strauß. Funktionswandel der Gasthäuser und deren lange Tradition, besteht es doch – so Wolf- Die Ausstellung macht gezielte Rück- tiefe Verwurzelung in der Wiener Kultur- ram Siebeck – aus zwei Teilen: Küche und blenden, zum Beispiel in die Römerzeit. Erst und Alltagsgeschichte. Zu sehen sind u. a. Ambiente. Das Wien Museum präsentiert kürzlich wurde von Wiener Archäologen Kunstwerke, historische Wirtshausschilder, daher im Frühjahr 2007 die Geschichte die- eine römische Garküche freigelegt – ein ech- Speisekarten, Reklame, Gläser & Geschirr, ser Institution. Der Fokus liegt dabei auf tes Highlight in der Schau. Auch die jüngste Relikte alter Einrichtungen etc. dem 19. Jahrhundert, als sich ein immer grös- Vergangenheit wird beleuchtet, etwa die Neben dem Ausstellungsraum im Erd- serer Teil der Bevölkerung Ausflüge leisten berühmte „Beisl-Renaissance“. geschoß ist auch das Atrium Teil der Präsen- konnte und die Gasthäuser in der Vorstadt Auf dem „Menüplan“ der Ausstellung tation. Hier werden 30 ausgewählte Wirts- und im Umland boomten. stehen Speisen und Getränke in ihrem histo- häuser von heute vorgestellt – ein Panorama Ein Beispiel dafür war Neulerchenfeld, rischen Wandel, die Figur des Wirten/der der aktuellen Wirtshauskultur. wo über 50 Prozent aller Häuser eine Wirts- Wirtin (die oft Stadtberühmtheiten waren) Wien Museum Karlsplatz, A-1040 Wien, hauskonzession hatten. Die Gegend wurde und das sonstige Personal, zeittypische In- 19. April 2007 bis 23. September 2007 zum Inbegriff der wilden Vorstadt. In den terieurs und anonymes Design, Standes- und http://www.wienmuseum.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 62 Österreichischer Film Die Fälscher Basierend auf den Erinnerungen eines der letzten lebenden Zeitzeugen hat Regisseur Stefan Ruzowitzky mit diesem Film die dramatischen Ereignisse des »Unternehmens Bernhard« verfilmt. Alle Fotos: Filmladen / Jat Jürgen Olczyk

Eine beeindruckende Szene: Ein Tusch auf die Fälscher – geisterhafte Stimmung bei einer Feier in der Fälscherwerkstatt

erlin, 1936: Salomon Sorowitsch (Karl nem Pragmatismus gesellt sich eine gesunde ganz großem Stil – Millionen von Pfund- BMarkovics) ist der König der Fälscher. Portion Opportunismus, und so findet er sei- und Blüten sollen die feindliche Wirtschaft In seiner Welt der Ganoven, Gigolos und ne ganz eigene Möglichkeit sich durchzu- überschwemmen und lahm legen. leichten Mädchen ist das Leben ein Spiel, schlagen: Unter der Hand fertigt er Portraits Um dies zu bewerkstelligen, haben die und das dazu notwendige Geld druckt er sich der Lagerwärter und -kommandanten an, Deutschen in zwei streng vom Rest des La- selbst. Dank viel Pragmatismus und noch avanciert so zum Haus- und Hofmaler der gers abgeschotteten Baracken eine erstklas- mehr Kreativität ist er auf der schönen und SS, kleine Privilegien inbegriffen. sig ausgerüstete Geldfälscherwerkstatt samt sicheren Seite des Lebens. Als er 1944 jedoch nach Sachsenhausen Wohntrakt eingerichtet. Hier soll Profifäl- Scheinbar – denn eine schöne Frau, verlegt wird, fürchtet Sorowitsch, daß es da- scher Sorowitsch die Herstellung der Blüten Aglaia (Marie Bäumer), hält ihn zu lange an mit nun vorbei ist. Doch das Leben hält eine vorantreiben – unterstützt von Burger (August einem Ort, an dem er besser nicht mehr sein letzte Chance für ihn bereit. Bei seiner An- Diehl), Kolja (Sebastian Urzendowsky), sollte. Er wird verraten, am Morgen nach kunft wird er von einem alten Bekannten Zilinski (Andreas Schmidt), Dr. Klinger einer Liebesnacht stürmt die Polizei seine begrüßt: Herzog, der Kommissar, der ihn vor (August Zirner) und anderen Gefangenen, al- Wohnung. Sorowitsch wird von Kommissar ein paar Jahren verhaftet hatte. Er ist nun lesamt handverlesene professionelle Drucker Herzog (Devid Striesow) verhaftet, einge- Leiter einer Geheimaktion, die die Deut- und Graphiker. sperrt – und später in das KZ Mauthausen schen aus ihrer prekären Lage befreien und Was auf den ersten Anblick unglaublich gebracht. den schon seit Monaten so mißlichen scheint ist wirklich wahr: Um sie zu Höchst- Mit den dortigen Zuständen findet sich Kriegsverlauf positiv beeinflussen soll. Die leistungen zu motivieren, hat Herzog den Sorowitsch so gut ab wie es nur geht. Zu sei- Mission: Die Herstellung von Falschgeld in Fälschern einen goldenen Käfig gebaut. In ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 63 Österreichischer Film den beiden Baracken leben sie „erster Klasse“ – es ist sauber, die Betten sind weich, es gibt ausreichend Essen, richtige Toiletten, und hin und wieder soll sogar gefeiert werden. Alles wird für das Gelingen des Unternehmens getan. Für Herzog geht es dabei nicht nur um das Wohl seines Landes, sondern auch um sein ganz eigenes: Mit einem Erfolg will er sich für höhere Kreise empfehlen. Eines ist jedoch von Beginn an klar: Führt ihre Arbeit nicht zum Erfolg, droht den Fälschern der Tod. Und so müssen sie sich mit einem schier unerträglichen Gewissens- konflikt auseinander setzen: Sollen sie mit dem Feind kooperieren und dadurch eine Verlängerung des Krieges oder gar einen Sieg der Deutschen unterstützen? Sie wür- den – vielleicht – ihr eigenes Leben retten, das vieler Leidensgenossen jedoch aufs Spiel Kooperieren oder sabotieren? Sorowitsch (Karl Markovics, li.) und Burger (August setzen. Oder sollen sie sabotieren – was ihr Diehl) sind unterschiedlicher Meinung sicherer Tod wäre, andere hingegen viell- leicht davor bewahren würde. Trotz ihrer Bedenken entscheiden sich die Fälscher zunächst, die Pläne der Deut- schen auszuführen. Sie nehmen die Arbeit auf und können rasch erste Erfolge vorwei- sen. Doch die Spannungen in der Gruppe wachsen, schon bald kommt es zu offenen Konflikten. Auf der einen Seite versucht So- rowitsch, seine Kollegen von der Notwen- digkeit einer Kooperation zu überzeugen. Auf der anderen Seite entwickelt sich Burger immer mehr zum Gewissen der Fälscher und beschwört die Wichtigkeit einer Sabotage. Plötzlich geht es nicht mehr nur darum, Leib und Leben zu retten, sondern das eige- ne Gewissen. Wie viel schwieriger das ist, müssen die Fälscher schmerzhaft erfahren …

Wahrheit und Dichtung Nach ersten fehlgeschlagenen Fälschungsversuchen droht Herzog (Devid Striesow, 2.v.r.) Oberfälscher Sorowitsch (Karl Markovics, 2.v.l.) mit Konsequenzen Eine Baracke mit Pingpong-Tisch, bun- ten Abenden und ständiger Operetten-Be- auch mit den Blüten auch kriegswichtige Im „Goldenen Käfig“, wie die Insassen rieselung - Details, die zu grotesk sind, als Investitionen z.B. in die Rüstung getätigt ihre Abteilung nannten, wurde vor allem daß sie sich ein Drehbuchautor hätte ausden- werden sollten, dies ist jedoch unter Histo- Falschgeld gedruckt, zudem auch Ausweise ken können: Szenen aus der Fälscherwerk- rikern umstritten. und Drucksorten für den Geheimdienst. statt im Konzentrationslager Sachsenhausen. Das Personal für die Fälscherwerkstatt Insgesamt 134 Millionen Pfund wurden in Die Geschichte dieser Fälscherwerkstatt fanden die Nazis in ihren Konzentrations- Sachsenhausen hergestellt, das Dreifache und des „Unternehmens Bernhard“, aus der lagern. Von überall her wurden inhaftierte der Währungsreserven Großbritanniens. sie hervorging, erzählt „Die Fälscher“ nun Spezialisten – professionelle Drucker, Grafi- Zwischen 1942 und 1945 arbeiteten zuletzt nach. Das Unternehmen, ein von den Natio- ker oder Typografen, allesamt Juden, brave über 140 Häftlinge daran, Banknoten zu 5, nalsozialisten unter der Leitung des ehemali- Bürger und ehrliche Handwerker – nach 10, 20 und 50 Pfund herzustellen. Und die gen Falschgeldfahnders Bernhard Krüger Sachsenhausen gebracht, um dort den Plan Fälschungen des „Unternehmens Bernhard“ erdachter Geheimplan, wurde 1942 ins Le- in die Tat umzusetzen. Von der Außenwelt waren so perfekt, daß sie kaum vom Original ben gerufen. Ziel des Plans war die Fäl- abgeschirmt wurden die Häftlinge in den unterschieden werden konnten. schung u.a. von britischen Pfund und US- Blöcken 18 und 19 des Lagers Sachsenhau- Abgeschirmt von den „regulären“ In- Dollars, um damit die feindliche Wirtschaft sen dazu gezwungen, für das streng geheime sassen waren die Lebensbedingungen in zu schwächen. Zudem wird vermutet, daß Unternehmen der Nazis zu fälschen. Block 18 und 19 erheblich besser als im Rest ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 64 Österreichischer Film von Sachsenhausen oder allen anderen KZs. Gelatine. Ewig ließ sich die Verzögerungs- Papiere für ihre Emigration nach Palästina Es gab ausreichend Essen und eigene Betten, taktik jedoch nicht durchhalten, letztendlich gefälscht haben. Smolianoff starb in den die Lagerkommandanten spendierten sogar gingen die ersten perfekten Dollarblüten 1960ern in Argentinien, wo er die letzten eine Tischtennisplatte und ordneten hin und doch in Druck. Ihr Ziel hatten die Fälscher Jahre seines Lebens von der „Wiederentdek- wieder eine Feier an, um die Moral der Fäl- dennoch erreicht: Die Alliierten waren im kung“ alter Meister gelebt haben soll. schertruppe zu stärken. Dennoch: Auch Anmarsch, eine Massenproduktion des ge- wenn sie keine Sträflingskleidung tragen fälschte Dollars war den Deutschen nicht Die Grundlage mußten, so waren es die Anzüge ihrer ver- mehr rechtzeitig gelungen. des Drehbuchs gasten Mithäftlinge. Und es war immer klar, dass bei Nichtgelingen oder Sabotage der Das Ende des Adolf Burger, gelernter Drucker aus dem sofortige Tod drohte. Zudem ahnten die mei- »Unternehmens Bernhard« slowakischen Velká Lomnica (dt. Großlom- sten Fälscher, daß sie nach dem Gelingen der nitz), wurde 1942 zusammen mit seiner Frau streng geheimen Aktion nicht mehr ge- In „Die Fälscher“ werden Sorowitsch und aus „politischen Gründen“ verhaftet und braucht und als Geheimnisträger liquidiert seine Mitgefangenen in Sachsenhausen be- interniert. Seine junge Frau wurde in Ausch- werden würden. freit. In Wahrheit wurden die Fälscherblocks witz-Birkenau ermordet, er selbst nach ein- So fälschten sie unter ständiger Todes- jedoch aufgelöst, als Anfang 1945 die Ost- einhalb Jahren, die er dort verbrachte, mit angst, erdachten immer wieder Verzögerungs- front zusammenbrach, die Russen in einem anderen „Spezialisten“ in die geheime Fäl- taktiken, um möglichst viel Ausschuß zu Generalangriff die Oder überquerten und scherwerkstatt der Nazis im Konzentrations- produzieren und Zeit zu gewinnen – ständig Richtung Berlin marschierten. Die Häftlinge lager Sachsenhausen überstellt. jedoch im Bewußtsein, daß sie ihre Sabo- und ihre Fälscherwerkstatt wurden in Rich- Er wurde am 5. Mai 1945 von US-Trup- tage-Aktionen nicht unendlich fort führen tung Alpen verlegt, landeten nach einigen pen in einem Außenlager des KZ Ebensee konnten, ohne Opfer in den eigenen Reihen Zwischenstationen im KZ Ebensee im öster- befreit und kehrte in die Tschechoslowakei zu fordern. reichischen Salzkammergut, wo sie schließ- zurück, wo er wieder als Drucker arbeitete. Als den Häftlingen schließlich das engli- lich von der US-Armee befreit wurden. Die Seine Erinnerungen hielt er in dem Tat- sche Pfund perfekt gelang, erhielten sie herannahenden Alliierten bedrohten die Ver- sachenbericht „Des Teufels Werkstatt. Die schon bald den Auftrag, den US-Dollar zu suche der Nazis, das Falschgeld in Sicherheit Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhau- fälschen. Um die „Dollar-Gruppe“ zu unter- zu bringen. So versenkten SS-Angehörige im sen“ (Hentrich & Hentrich, Berlin 2006, stützen, brachte Krüger 1944 einen neuen Mai 1945 zahlreiche Kisten mit gefälschten erw. Auflage) fest. Die Erinnerung an seine Häftling in die Fälscherwerkstatt, Salomon britischen Pfundnoten im Toplitzsee. Erlebnisse und an die damalige Zeit wurde Smolianoff, genannt „Sally“, ein russisch- Die Spuren des Oberfälschers Smolianoff seine „Mission“ – unermüdlich ist der mitt- jüdischer Kunstmaler und der berüchtigtste verloren sich nach seiner Befreiung. Gerüch- lerweile 90jährige als Vortragsreisender un- Kunst- und Geldfälscher seiner Zeit. Er ist teweise tauchte er kurz nach Kriegsende in terwegs. Trotz seines hohen Alters hält er das Vorbild der Hauptfigur von „Die Fäl- Monte Carlo auf, wo er viel Geld im Casino Vorträge an Schulen, um den Jugendlichen scher“, Salomon Sorowitsch. Wie dieser lan- verspielte. Sehr bald stand er wegen Geld- seine Lebensgeschichte zu erzählen und über dete Smolianoff auch in der Realität vor dem fälscherei wieder auf internationalen Fahn- das damals Geschehene als Zeitzeuge aufzu- Krieg im Gefängnis, weil er wegen einer dungslisten, er soll jedoch auch vielen Juden klären. schönen Frau eine Nacht zu lange in Berlin geblieben war. Und genau wie es im Film der spätere Lagerkommandant Friedrich Herzog war, der Sorowitsch verhaftete, war es in der Realität Krüger, der den „echten Sorowitsch“ Smoljanoff ins Gefängnis brach- te. 1939 wurde er in das KZ Mauthausen überstellt, dort gelang es ihm, sich den SS- Wachen als Portraitmaler anzudienen – und so kam er im Jahr 1944 „mit einem kleinen Bäuchlein“ (Zitat Adolf Burger) in der Fälscherwerkstatt Sachsenhausen an. Doch das Jahr ging auch mit Smolianoff zu Ende, ohne daß ein brauchbarer Dollar gedruckt wurde. Die Gruppe schaffte es, das schwierige Druckverfahren über mehrere Monate zu verzögern. Smolianoff beteiligte sich nicht an den Sabotage-Aktionen anderer Gruppenmitglieder, der Meisterfälscher ar- beitete hart und zeigte, was er konnte. Doch seine Kameraden wollten die Produktion so lange wie möglich hinaus schieben und ver- Nach der Befreiung in Monte Carlo - das Spiel des Lebens geht weiter: Sorowitsch darben absichtlich die zum Druck benötigte (Karl Markovics) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 65 Österreichischer Film Legenden um den der einzige See im Salzkammergut, über den Karl Markovics »Schatz im Toplitzsee« immer wieder Gerüchte und mysteriöse Ge- schichten von einem Schatz kursieren, aber Karl Markovics (Salomon Sorowitsch), ge- Das Magazin „Stern“ berichtete 1959 un- die des Toplitzsees ist wohl die spektakulär- boren 1963 in Wien, gab sein Leinwand- ter dem Titel „Geld wie Heu“ über einen ste und bekannteste. Das Geheimnis vom debüt 1991 mit Hund und Katz von Michael sensationellen Fund gefälschter britischer Toplitzsee ist immer noch nicht gelüftet – Sturminger. Zwei Jahre später stand er als Pfundnoten im steirischen Toplitzsee (Salz- und mit jeder Bergungsaktion wächst sein „Kirchingerwirt“ in Josef Harathers Indien kammergut, Österreich). Neun Kisten voller rätselhafter Mythos weiter. vor der Kamera, der Verfilmung des gleich- Falschgeld wurden damals sichergestellt, namigen Theaterstücks von Josef Hader und zudem das Geheimarchiv der SS. Doch wie Alfred Dorfer. 1994 bis 1996 war Markovics kamen die falschen englischen Pfundnoten eines der Gesichter der Erfolgsserie Kom- in den See? Der „Stern“-Reporter Wolfgang missar Rex. Er spielte er den „Stockinger“ Löhde war auf eine heiße Spur gestoßen. Die und machte diese Figur so populär, daß sie Nationalsozialisten ließen unter dem Code- schließlich ihre eigene, gleichnamige Spinoff- namen „Unternehmen Bernhard“ über 130 Serie Stockinger bekam. 1998 folgten Kino- Millionen britische Pfund drucken. Und die filme wie die Groteske Drei Herren, der ös- Spur führte zum Toplitzsee. terreichische Publikumshit „Hinterholz 8“ Seit Löhde die ersten Kisten mit Falsch- und Helmut Dietls Satire „Late Show“, in geld ans Tageslicht brachte, tauchten immer den Folgejahren „Geboren in Absurdistan“, wieder Gerüchte über geheime Goldreserven „Komm, süßer Tod“ und „Die Männer ihrer und erbeutete Kunstgegenstände des dritten Majestät“. In letzter Zeit stand Karl Mar- Reiches auf, die in den Tiefen des Toplitz- kovics vorwiegend für das Fernsehen vor der sees versunken liegen sollten. Kamera, u.a. in „Andreas Hofer – Freiheit Anwohner erinnerten sich wieder, wie sie des Adlers“, „Familie auf Bestellung“ und gegen Ende des Krieges von Soldaten ge- „Mein Mörder“. Zudem steht er laufend vor zwungen wurden, mit Booten auf den See allem auf den Wiener Theaterbühnen und hinaus zu fahren, sie waren dabei, als ge- übernimmt hier klassische genauso wie mo- heimnisvolle Kisten im See versenkt wur- derne Rollen, wie z.B. die des Conférenciers den. Die Legende von einem Goldschatz im Musical „Cabaret“ (1995/96) oder die des entstand, und der See entwickelte sich zu Schneiders Zwirn in Nestroys „Lumpazi- einem Mekka für Schatzsucher aus aller vagabundus"“ (2002). 2005 inszenierte er Welt. Regisseur Stefan Ruzowitzky bei den auch das erste Mal selbst, Eugène Ionescos Der Toplitzsee ist ca. zwei Kilometer lang Dreharbeiten zu »Die Fälscher« „Die kahle Sängerin“. und 103 Meter tief, ab einer Tiefe von 20 Me- tern ist sein Wasser nicht mehr sauerstoff- haltig. Zahlreiche Baumstämme, die im See »Die Fälscher« Stab liegen und dort nicht verrotten, erschweren Ein Film von Stefan Ruzowitzky Regie und Drehbuch: Stefan Ruzowitzky Tauchgänge und machen sie extrem gefähr- Österreich/Deutschland 2006 Das Drehbuch basiert auf dem Buch „Des lich. Viele Schatzsucher versuchten trotz- 98 Minuten, Farbe, 35 mm, 1:1,85, Teufels Werkstatt. Die Geldfälscherwerk- dem ihr Glück. Mysteriöse Unfälle und der Dolby SR/SRD statt im KZ Sachsenhausen“ Tod eines jungen Tauchers während einer Kinostart: 23. März 2007 Produktion: Josef Aichholzer, nicht genehmigten Schatzsuche 1963 führten Verleih: Filmladen GmbH. Aichholzer Filmproduktion dazu, daß die österreichischen Behörden ein http://www.filmladen.at Nina Bohlmann und Babette Schröder, Tauchverbot für den Toplitzsee verhängten. magnolia Filmproduktion GmbH Um den gefährlichen Schatztauchgängen Besetzung Co-Produktion Studio Babelsberg Motion und dem Mythos vom Nazigold ein Ende zu Salomon Sorowitsch Karl Markovics Pictures / Babelsberg Film ZDF setzen, startete das österreichische Innen- Adolf Burger August Diehl Gefördert durch ORF, Österreichisches ministerium groß angelegte Bergungsaktio- Friedrich Herzog Devid Striesow Filminstitut, Filmfonds, Wien, Land nen. Die Taucher des Bundesheeres und Ent- Holst Martin Brambach Oberösterreich, Land Niederösterreich, minungsdienstes bargen bis Anfang der 80er- Dr. Klinger August Zirner Medienboard Berlin Brandenburg, FFA, Jahre neben weiteren Kisten mit Falschgeld Atze Veit Stübner FilmFörderung Hamburg, FilmFinanzie- und Druckstöcken auch Kriegsgerät aus dem Kolja Sebastian Urzendowsky rungsFonds Hessen-Invest Film Dritten Reich. Die gefundenen Bomben, Zilinski Andreas Schmidt Kamera Benedict Neuenfels Raketen, Minen, Sprengstoff und Waffen ga- Dr. Hahn Tilo Prückner Schnitt Britta Nahler ben dem See den Namen „Müllhalde des Loszek Lenn Kudrjawizki Szenenbild Isidor Wimmer dritten Reiches“. Aglaia Marie Bäumer Kostümbild Nicole Fischnaller Auch heute noch ist der Mythos eines Die Rothaarige Dolores Chaplin Maske Waldemar Pokromski versenkten Reichsschatzes nach wie vor das Hans Arndt Schwering-Sohnrey Casting Heta Mantscheff brisante Thema des Toplitzsees. Er ist nicht ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 66 Musik Anatevka in Kittsee Musicalsommer 2007: Eine neue Spielstätte hat das »klassische Musical« im burgenländischen Schloß Kittsee gefunden.

m Sommer 2007 (von 13. Juli bis 29. Juli) Iwerden sechs bis neun Vorstellungen im Hof des wunderschönen Schlosses Kittsee geboten. Wird mit Mörbisch der Bereich Operette und mit St. Margarethen der Be- reich Oper bereits hervorragend abgedeckt, will man nun mit dem „klassischen Musical“ in Kittsee den Kreis des Musiktheaters schließen. Mit dem Hit „Anatevka“ will das Team rund um die beiden künstlerischen Leiter Joachim Moser und Gerhard Ernst das Publikum begeistern. Rund um Publikumslieblinge wie z. B. Timna Brauer oder Edith Leyrer will man mit jungen, sehr guten Nachwuchskünstlern, ein qualitativ hochwertiges Ensemble auf die Beine stellen und damit das Publikum ge- winnen. Die Regie, die hier als Personenfüh- rung und nicht, wie vielerorts, als Interpreta-

tionsversuch angesehen wird, liegt in den Foto: Schloß Kittsee Händen von Gerhard Ernst. Der Regisseur Das Schloß Kittsee als Schauplatz des »klassischen Musicals« als Tevje und Joachim Moser als Lazar Wolf werden also auch selbst aktiv mitwirken. Live-Musik im Hof des Schlosses geben. harmonic Orchestra, dem Wiener Opernball- Das Schloß Kittsee, das schon bisher im- Kittsee ist einfach zu erreichen, so beträgt orchester, dem Strauss-Festival-Orchester mer wieder kulturell (vor allem musikalisch) die Fahrzeit von Wien mit dem Pkw etwa sowie dem Bruckner-Orchester Linz. Gast- genutzt wurde und daher schon über ein ge- 1 Stunde (A4/B10 oder B9 – mit Fertigstel- sänger unter anderem bei der österreichi- wisses Renommee (und Publikum) verfügt, lung der Spange Kittsee, Ende 2007 ist die schen Popgruppe OPUS; „Moses“ im gleich- lag bis dato im Sommer diesbezüglich eher gesamte Strecke nur Autobahn). Öffentlich namigen Musical im Römersteinbruch brach. Da das kulturelle Angebot im Hin- ist Kittsee stündlich von Wien aus mit Bahn St. Margarethen, zahlreiche Operetten- und blick auf Musiktheater und im speziellen auf und Bus erreichbar, der geplante Ausbau der Opernpartien im Repertoire. das „klassische Musical“ in dieser Region Verbindung Wien-Bratislava lässt allerdings (nach Aufgabe des Musicalfestivals Bruck eine Verkürzung des Intervalles erwarten. Das Musical an der Leitha) eigentlich nicht vorhanden ist, Gerhard Ernst ist in Wien geboren; Mozart- ist für eine Bespielung des Schlosses Kittsee sängerknabe, Schauspiel- und Gesangsausbil- Das Musical spielt anfang des 20. Jahr- sicherlich Nachfrage und somit Bedarf gege- dung in Wien. Von 1968-85 Engagements in hunderts im kleinen ukrainischen Dorf Ana- ben. Mit großartigen Musical-Hits wie z. B. Deutschland (Mainz, Krefeld, Dortmund, tevka, in dem eine sehr traditionsbewußte „My Fair Lady“, „Kiss Me Kate“ oder „Der Münster, München). Von 1985-90 Opern- und jüdische Gemeinschaft lebt. Der Milchmann Mann von La Mancha“ soll nun das Schloß, Schauspielhaus Graz, 1990-95 Burgtheater Tewje lebt mit seiner Frau Golde und seinen genauer gesagt der prachtvolle Hof des Wien, Theater in der Josefstadt, Ensemble- Töchtern in Armut. Trotz drohender Pogro- Schlosses, zu neuem Leben erweckt werden. mitglied der Wiener Volksoper, zahlreiche me im zaristischen Rußland bewahrt er aber Bei einer Publikumskapazität von ca. 500 Film- und Fernsehproduktionen, Inszenierun- Lebensmut und Humor, bis seine älteste Sitzplätzen pro Abend rechnet man mit einer gen von Opern, Operetten und Musicals; Tochter ins heiratsfähige Alter kommt. Er hohen Auslastung, da „klassisches Musical“ großes Repertoire an Operetten- und Musi- verspricht sie dem wohlhabenden Fleischer bei Sommerfestivals bisher noch nicht ange- calpartien. Lazar Wolf, sie eröffnet ihm aber, daß sie boten wurde, in den Theatern aber immer für Joachim Moser ist in Kittsee geboren; sich bereits mit dem armen Schneider Mottel ausverkaufte Häuser sorgt. Im tollen Am- Wiener Sängerknabe; Gesangsstudium am verlobt hat. Tewje hadert mit den Heirats- biente des Schlosses Kittsee soll das Publi- Konservatorium der Stadt Wien; Diplom- wünschen, seinem Schicksal und hinterfragt kum außerdem noch mit kulinarischen An- Abschluß der Opernklasse mit Auszeichnung; seine Traditionen. Die hervorragende Musik geboten verwöhnt werden. Rund um die Vor- Auftritte in Japan, USA, Russland, Norwe- „Anatevka“ zählt seit Jahrzehnten zu den Ohr- stellung selbst soll es auch ein ansprechen- gen, Deutschland, Italien, Schweiz, Tune- würmern – absolut sehen-/hörenswert! des Rahmenprogramm wie zum Beispiel sien. Zusammenarbeit mit dem Bergen Phil- http://www.musicalsommer-kittsee.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 67 Musik Ein Haus der Musik, der Sinne und des Dialoges Rekordfrequenz im Haus der Musik: 160.243 Besucher, 40.500 Teilnehmer bei Ausstellungen und Events

euerliches Rekordjahr für das Haus der NMusik, Österreichs einziges „Musik- Museum“, das Historie, Klang und Musik- erleben laufend mit aktuellen Ausstellungen, Konzerten, Musikerlebniswelten und leben- digem Diskurs verbindet: Mehr als 160.000 Besucher für das Museum, eine Steigerung von über 16% Prozent gegenüber dem Top- Ergebnis aus dem Vorjahr und eine 37%ige Steigerung gegenüber 2004. 40.5oo Teil- nehmer und Besucher bei Veranstaltungen, diversen Sonder-Events sowie dem Sil- vesterpfad und den bereits institutionalisiert Diskussions- und Diskursabenden. Simon K. Posch, Direktor des „Musik- zentrums“ in der Wiener Innenstadt, zeigt sich zufrieden: „Wer sich für Musik und Be- gegnung mit Schnittpunkten zwischen Musik und Alltagskultur interessiert, kommt zu uns!“ Vom Sechsjahresfest über die Sonderaus- stellung „Kapaun, Kompott und Kaisersem- mel“ anläßlich des Mozartjahres über die Mozart-Oasen-Konzerte und die Präsentation zeitgenössischer Kunst, die sich bildassozia- tiv mit Mozarts Symphonien auseinandersetz- te, bis zu den Konzerten und Kinderevents – die breite Palette an Attraktionen sprach auch breite Publikumsschichten an. „Wir konnten den Anteil ausländischer Besucher ebenso deutlich steigern, wie die Anzahl der Erstbesucher und haben voll- kommen neue Zielgruppen für unsere Haus erschlossen,“ so Posch, der drauf verweist, daß die aktuelle „Marcel Prawy Verbund- Foto: Haus der Musik ausstellung“, die noch bis April geht, „ein der Wien Holding kooperiert auch mit ande- Haus der Musik zudem eines der bestbe- echter Renner ist, der sich positiv auf die ren, spezifischen Ausstellungshäusern in suchten Häuser. „Wir fördern den interkultu- Frequenzen des Jahres 2007 auswirken Wien unter anderem dem Mozart Haus rellen Dialog und sind auch deshalb so er- wird.“ (siehe ÖJ, Ausgabe 43) Vienna, Sigmund-Freud-Museum oder der folgreich. Wir liegen auch mit an der Spitze Das Haus der Musik ist das einzige reprä- Stadt- und Landesbibliothek, Kunsthaus der öffentlichen Museen, was den Erlös per sentative Museum der Geschichte der Wien sowie mit internationalen Musik-Zen- Besucher betrifft. Das macht uns auch öko- Wiener Musiktradition bis zur Moderne und tren und -gruppen. nomisch stolz“, resümiert Posch, der auch Einladung zur sinnlichen Begegnung mit „Wesentlich für uns ist auch die Heran- für 2007 einige Überraschungen geplant hat. Musik und Klangwelten. „Mit Sonder-Aus- führung der Jugend an die Musik, wobei wir Das Haus der Musik entstand aufgrund stellungen, aber vor allem mit aktuellen Ver- mit Schulen, Ausbildungsinstitutionen und - einer privatwirtschaftlichen Initiative. Eigen- anstaltungen schüren wir permanent neue Stätten eng zusammenarbeiten“. tümer ist die Wien Holding. Eröffnet wurde Interessen und beleben das Haus“, definiert Bei den österreichweiten Publikumsveran- das Haus der Musik am 16. Juni 2000, Bau- Posch die Philosophie und Strategie. staltungen wie der Langen Nacht der Musik beginn war im Dezember 1998. Das Haus der Musik, ein Unternehmen und der Langen Nacht der Museen ist das http://www.hdm.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 68 Volksmusik Ball ohne Krawall Immer mehr Veranstalter von Bällen greifen die Steirische Idee der »Beschallungsfreien Zone« auf – und kehren damit zur ursprünglichen Tanzunterhaltung mit Musik zurück.

Von Irene Riegler *)

Alpenblumentanz beim Touristenball 1887 in den Sophiensälen; Xylographie nach Wilhelm Gause; © Archiv d. Wiener Volksliedwerkes

it der zunehmenden Industrialisierung Noch heute gibt es zum Beispiel den Ver- auch immer mehr öffentlich zugängliche Bäl- Mder Städte im 19. Jahrhundert ver- ein der Donauschwaben oder den Verein der le in Mode. Gastwirte erkannten das Ge- schlug es eine große Zahl der Landbevöl- Vorarlberger in Wien. schäft und schon bald wurden eigene Ballsäle kerung, denen daheim die Existenzgrundlage Diese Vereine dienen zum gegenseitigen errichtet. Eines der beliebtesten Räume war fehlte, sowohl ins Ausland als auch nach Austausch und zur Kontaktpflege. Gesellige das „Sperl“. Nicht zuletzt, weil hier auch des Wien. Um sich jedoch ein Stück Heimat in Treffen, kulturelle Aktivitäten und viele öfteren Johann Strauß Vater und Sohn spiel- der Stadt zu erhalten, wurden schon bald Ge- Veranstaltungen versuchen die Erhaltung ten. selligkeitsvereine der jeweiligen Bundeslän- einer landeseigenen Identität zu fördern. So stellt auch bei den meisten Vereinen der, aber auch der verschiedenen Sprach- Weiters koordinieren die Vereinsvertreter der Ball das bedeutendste Ereignis im Jahr gruppen der Donaumonarchie – sogenannte wichtige Kontakte zum Bundesland und ver- dar. Volksmusik-, Trachten- und Blasmusik- Landsmannschaften oder Tischrunden – in suchen das Interesse des Heimatlandes ge- gruppen bieten bei den Bällen der Bundes- Wien gegründet. genüber der Stadt Wien und gegebenenfalls landvereine Landestypisches dar. Mit Ver- im Ausland zu vertreten. tretern aus Politik und Wirtschaft wird hier *) Mag. Irene Riegler ist Geschäftsführerin des Öster- Im 19. Jahrhundert kamen zur Blütezeit ein Stück heimatliche Ballkultur in Wien reichischen Volksliedwerkes in Wien des Walzers neben den Hausbällen des Adels zelebriert. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 69 Volksmusik

Der Ball der burgenländischen Kroaten wiegend auch in der volksmusikalischen (20.1.2007) feiert heuer sein sechzigstes Jahr- Pflege. Daher gibt es seit einiger Zeit einen Jubiläum, zu diesem Anlaß erscheint auch Sänger- und Musikantenstammtisch im Re- ein Buch. Der Verein der burgenländischen staurant Adam in Wien, der in Kooperation Kroaten in Wien wurde 1934 gegründet. Er mit den jeweiligen Volksliedwerken und dem setzt neben sportlichen und kulturellen Akti- Österreichischen Veranstalterverband durch- vitäten vor allem auch Sprachbildende Maß- geführt wird. Auch hier ist es nur mehr eine nahmen mittels Sprachkursen, zweisprachi- Frage der Zeit, bis das Restaurant Adam die ger Kindergartengruppe und einer Zeitschrift. Steirische Idee der „Beschallungsfreien Der Verein der Oberösterreicher existiert Zone“ in Wien aufgreift und damit eine stei- seit 1885. Bereits zum 106. Mal findet dieser rische Einrichtung in Wien einführt! Ball (ebenfalls am 20.1.2007) statt. Einst in den Sofiensälen beheimatet, ist er heute im Österreichisches VolksLiedWerk Austria Center Vienna. Er stellt das größte A-1010 Wien, Operngasse 6 Ballereignis in diesem Kreis in Wien dar. Telefon: ++43 / (0)1 / 512 63 35, Fax -13 Heuer ist er der Region Steyr gewidmet. [email protected] Brauchtumsgruppen aus dem Bezirk werden http://www.volksliedwerk.at den Ball gestalten. Jedoch auch in den Bundesländern veran- unten: Hausball Volkskultur Niederöster- reich 2006, Foto: Gerald Lechner stalten fast alle Vereine ihre Bälle, so auch die dort ansässigen Volksliedwerke. In den letzten Jahren setzt man hier speziell auf die Thematik, Bälle zu veranstalten, die niveau- volle Volksmusik in Kombination mit tradi- tioneller Tanzkultur verbinden. Der Hausball der Volkskultur Niederösterreich (26.1.2007) lädt daher die bekannte bayrische Gruppe Well-Buam, die seit 25 Jahren zum Tanz auf- spielen, ins Haus der Regionen in Krems. Die Volkstanzgruppe Spitz und die Spitzer Kat- zenmusi werden den Ball mit Wachauer Volkskultur umrahmen. Ein besonderes Augenmerk wird in den Volksliedwerken vor allem auf eine adäquate Lautstärke bzw. auf Musik ohne Lautspre- cherverstärkung gelegt. Das Vorarlberger Volksliedwerk veranstal- tet zu diesem Thema daher den „Ball ohne Krawall“ mit der Reither Tanzlmusi aus Tirol (10.2.2007) in der Schattenburg in Feldkirch. In diesem Zusammenhang startete das Steirische Volksliedwerk schon seit geraumer Zeit die Aktion „Beschallungsfrei“. Mit ge- zielten Aktionen, wie zum Beispiel der letzen Ausgabe des Vierzeilers unter dem Titel „Lauter Stille“ will man gezielt Bewußt- seinsbildung gegen die ständige Musikbe- rieselung hin zum bewußten Musikkonsum schaffen. Vor allem Gaststätten, die beschall- lungsfreie Zonen anbieten werden mit Ur- kunde und Plaketten versehen und gesondert durch das Steirische Volksliedwerk vermark- tet. Für die Steirer in Wien findet gemeinsam mit den Steirischen Rucksackdörfern, sowie der Heimat der Lipizzaner in Piber der Ball der Steirer in Wien (19.1.2007) statt. Der Verein der Steirer in Wien wurde 1896 gegründet. Er sieht seine Aufgabe vor- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 70 Wienerlied 102. (!!!) Geburtstag von Richard Pöttschacher Fotos: http://www.daswienerlied.at

m 25. Dezember 1904 ist er zur Welt ge- Akommen, „ein Christkind“, wie Richard Pöttschacher der ORF Wien-Redakteurin Marlene Alber erzählte. Die war nämlich mit Kameramann und Tontechniker zum „Hiess“ gekommen, die Geburtstagsfeier aufzuzeich- nen, die in „Wien heute“ zu sehen war. Der in Wien Ottakring, sozusagen der „Wiege des Wienerlieds“ geborene Richard Pöttschacher ist nicht nur mit Juppi Heesters befreundet, er singt auch noch immer – was er anläßlich einer zu seinen Ehren abgehalte- nen Geburtstagsfeier beim „Hiess“ in der Koppstraße mit kräftiger Stimme unter Be- weis stellte. Ausgerichtet wurde das Fest vom „XIIer-Bund“, dem wohl ältesten Wie- nerlied-Verein. Nicht nur Obmann Karl Rauchberger war sehr erfreut über den Be- such des ORF-Teams, das einem großen Publikum von diesem Abend berichtete. Mit dabei waren Erika Kreiseder, Fumie Nadas- kay, eine Kollegin von Yuko Mitani (sie san- Ehrenpräsident Prof. Walter Heider, Jubilar Richard Pöttschacher und Karl Rauch- gen ein Duett), Siegi Preisz und Prof. Walter berger, Obmann des »XIIer-Bundes« Heider als Überraschungsgast und engster Freund des Jubilars. ment Ronacher“, trat über viele Jahre in der von seiner Frau Elfriede am Klavier beglei- Richard Pöttschacher gastierte bereits Bayerischen Hauptstadt am „Münchner tet, Konzerte im „Hotel Cristall“ gab. Die 1924 in den verschiedensten Wiener Klein- Platz‘l“ auf. Über 30 Jahre hindurch ver- Redaktion schließt sich den unzähligen bühnen, hatte Engagements im „Etablisse- brachte er seine Urlaube in Abbazia, wo er, Glückwünschen gerne an! ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 71 Wienerlied daswienerlied.at-Stammtisch Ihr musikalischer Freizeit-Treff

Liebe Freundinnen und Freunde des Wienerliedes,

als wir im Juli 2004 mit dem Aufbau unserer Internetplattform „daswienerlied.at“ begonnen haben, wußten wir zwar, wo wir hin wollen. Dafür, daß Sie uns so schnell dort hingebracht haben, daß Sie uns durch Ihre vielen Besuche darin bestätigen, möch- ten wir uns an dieser Stelle herzlich bedan- ken. Es sind immerhin fast 15.000 Besucher monatlich, die rund 65.000 Seiten aufrufen (Stand Dezember 2006). Etwa 35 Prozent (also rund 3800) besuchen uns bereits aus 54 Ländern (Deutschland, Schweiz, Nieder- lande, Ungarn, Kanada, Tschechien, Bel- gien, Italien, Kanada usw.). Nach mehr als 180 besuchten Veranstal- tungen, über die wir in Text und Bild berich- tet haben, ist es nun Zeit für einen weiteren Der erste Stammtisch am 5. Jänner: Freundinnen und Freunde des Wienerliedes Schritt: den mit Rudi Koschelu an der Kontragitarre und Roland Sulzer am Akkordeon

daswienerlied.at-Stammtisch anstaltungen alleine sind, sondern sich bei Fragen zum „daswienerlied.at-Stamm- Ihr musikalischer Freizeit-Treff unseren Stammtischen schon für gemeinsa- tisch“ beantworten Ihnen gerne Ingrid und Gemeinsam mit Ingrid und Willi Musil, me Besuche vereinbaren. Willi Musil unter [email protected] oder sie sind beide Wienerlied-Fans und in der Organisation von derartigen Treffen seit Jahren bestens erfahren, haben wir am

Freitag, 2. Feber 2007, 17.45 Uhr in Rellys-Schmankerleck unser nächstes Treffen angesetzt. Bitte mel- den Sie sich bei Ingrid und Willi Musil unter [email protected] oder unter 0699 / 113 289 42 an – damit wir in etwa wissen, wie- viel Sitzplätze wir brauchen werden!

Was Sie dort erwartet? Wir wollen Sie gemeinsam über bevor- stehende Wienerlied- Veranstaltungen infor- mieren, Ihnen ein wenig über die Künstle- Die Großfamilie Knopp sorgt nicht nur kulinarisch für ihre Gäste, sondern auch rinnen und Künstler des Wienerliedes erzäh- musikalisch – es gibt regelmäßige Wienerlied-Abende in "Rellys-Schmankerleck" len, damit Sie auch wissen, was Sie wann, wo und, vor allem, von wem zu hören be- Wenn Ihnen das also gefällt, freuen wir unter 0699 / 113 289 42. Natürlich stehen kommen. Sie bekommen von uns auch den uns auf Ihr Kommen. Ihnen auch wir gerne zur Verfügung unter „daswienerlied.at-Terminkalender“, in dem Die Treffpunkte für unsere „daswiener- [email protected]. alle (zu diesem Zeitpunkt verfügbaren) lied.at-Stammtische“ sind so gewählt, daß Also, bis zum 2. Feber, beim zweiten Veranstaltungstermine mit Künstlernamen, dort auf jeden Fall Wiener Musik gespielt „daswienerlied.at-Stammtisch“ – wir freuen Adressen usw., enthalten sind. und kein Eintritt verrechnet wird (es geht uns auf Ihr Kommen! Wir wollen auch erreichen, daß Allein- dort das „Körberl“ in die Runde, man dankt Die Redaktion stehende nicht auch bei Wienerlied-Ver- „der Musi“ also nach eigenem Ermessen). http://www.daswienerlied.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 72 Schlager & Volksmusik Jahreswechsel mit Andi Borg Am 31. Dezember 2006 begeisterte der »Silvesterstadl« nicht nur das Publikum in der Alpenstadt Innsbruck, sondern auch Millionen Zuseher in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Foto: ORF

it seinem gelungenen Auftakt in Wie- wichtiger Teil davon.“ Unter Andy Borgs gute Wahl für den ,Silvesterstadl‘, denn die Mner Neustadt und dem nicht minder prominenten Gästen waren, unter anderem, Tiroler sind ja für ihre Musikalität bekannt, fulminanten „Musikantenstadl“ aus Graz be- Semino Rossi, Patrick Lindner, Roberto und wo Leute selber gerne Musik machen, geisterte Andy Borg jeweils ein Millionen- Blanco, die Säntis-Feger, die Zellberg Buam, da sind wir zumeist besonders willkommen. publikum. Am 31. Dezember wartete mit dem die Ursprung Buam, Linda Feller, die Edl- Das Innsbrucker Publikum kenne ich auch „Silvesterstadl“ in Innsbruck die nächste seer, Allgäu Power, Sepp Mattlschweiger‘s von zahlreichen Auftritten, und da habe ich große Herausforderung auf den Entertainer – Juchee, Jazz Gitti, Michael Seida & Christian nur die besten Erfahrungen gemacht.“ Zum gemeinsam mit seinen Gästen sorgte er in Rovny, das Alpentrio Tirol sowie Claudio de Entspannen blieb dem Moderator in den ver- der rund fünfstündigen Live-Show für die Bartolo und der Marinechor der Schwarz- gangenen Wochen nur wenig Zeit: „Ich passende Stimmung zum Jahreswechsel. meerflotte. Beim „Silvesterstadl“ durften komme gerade von meiner Tour und habe Andy Borg: „Vor einem Millionenpublikum auch Volker Heißmann und Martin Rassau die Feiertage dazu benützt, daheim Kraft zu Silvester feiern, das habe ich noch nie ge- als lästernde fränkische Witwen „Waltraud tanken. Die Vorbereitungen für den ,Silve- macht. Ich finde es auf jeden Fall sehr aufre- & Mariechen“ nicht fehlen. Weiters waren sterstadl‘ haben bereits im November be- gend, zum Jahreswechsel bei so vielen Men- auch diesmal wieder das MDR Deutsche gonnen und ich habe bei der Sendung außer- schen zu Gast zu sein. Beim ,Silvesterstadl‘ Fernsehballett sowie Wolfgang Lindner jun. dem ein erfahrenes Team, das schon bei vie- wurde das Publikum noch mehr in die und die jungen Stadlmusikanten mit von der len ,Silvesterstadln‘ dabei war, an meiner Sendung mit eingebunden, schließlich woll- Partie. Seite.“ ten wir gemeinsam eine große Party feiern, Besonders freute sich Andy Borg auf sein Der nächste „Musikantenstadl“ geht am und da sind die Zuschauer natürlich ein Innsbrucker Publikum: „Das war sicher eine 17. Februar 2007 in Basel über die Bühne. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 73 ÖJ-Reisetip Niederösterreichische Wirtshauskultur G‘scheites Essen zu vernünftigen Preisen Foto: Jungwirt Johannes Jungwirth, Sieger der Wahl zum »Top Wirt« 2006 in seinem Wirtshaus DER jungWIRT in Göttlesbrunn

odenständige, ehrliche Gastlichkeit, Mitglieder, um diese Standards zu halten,“ wahlverfahren durchlaufen. Durch diesen Bregionale Spezialitäten und Besonder- erklärt Gabmann weiter. Wettbewerb werden nicht nur hochwertige heiten aus Küche und Keller sowie ein opti- Um Mitglied zu werden, müssen die Leistungen bestätigt, sondern auch neue males Preis-/Leistungsverhältnis sind die niederösterreichischen Wirte strenge Quali- Geheimtipps entdeckt. Diese Preisverlei- Kennzeichen der Mitgliedsbetriebe der Nie- tätskriterien rund um die Themen Ambiente, hung ist aber nur eine von vielen Aktionen, derösterreichischen Wirtshauskultur. Ob man Service und Küche erfüllen. Ob diese Richt- der Wirtshauskultur: So wird beispielsweise in einem der mehr als 250 Mitgliedsbetriebe linien auch tatsächlich umgesetzt werden, Wert auf die Vermarktung von regionalen verkehrt, erkennt man am grün-ovalen wird anonym getestet. Derzeit verzeichnet Spezialitäten gelegt. Wirtshauskultur-Hinweisschild. die Wirtshauskultur 261 Mitglieder in rund „Mittlerweile sind die Wirtshäuser der 219 Orten Niederösterreichs, die durch das Regionale Startaktionen Niederösterreichischen Wirtshauskultur zu grün-ovale Wirtshauskultur-Hinweisschild Brückenpfeilern im hervorragenden kulina- erkennbar sind. Wer zusätzlich ein rotes Die Mitgliedsbetriebe verstehen sich be- rischen Angebot Niederösterreichs gewor- Hinweisschild bekommen möchte, kann sich sonders gut darauf, feine Gerichte aus saiso- den“, so Initiator der Wirtshauskultur Touris- an der Wahl zum „Top Wirt“ beteiligen. nalen und vor allem regionalen Köstlich- muslandesrat LH-Stv. Ernest Gabmann. „Die keiten zu zaubern. Daher finden regelmäßig Niederösterreichische Wirtshauskultur bürgt Wahl zum »Top Wirt« regionale Startaktionen und Spezialitäten- für eine hohe Qualität seiner Mitglieds- Wochen statt: Darunter findet man die tradi- betriebe und hat maßgeblich dazu beigetra- Anfang des Jahres wird jährlich zur Wahl tionell-klassischen Spezialitäten wie: Mohn, gen, Niederösterreich als lohnende Destina- des „Top Wirtes“ aufgerufen: Wer in den Erdäpfel und Karpfen im Waldviertel; Most tion für Feinschmecker und Liebhaber bo- Kreis der „Top Wirte“ aufgenommen, oder im Mostviertel; Kürbis und Zwiebel im denständiger Genüsse zu etablieren. Daher gar „Top Wirte-Sieger des Jahres“ werden Weinviertel; Marille und Wein in der Wachau; gibt es auch Qualitätsrichtlinien für alle möchte, muß wiederum ein strenges Aus- Kraut und Kürbis sowie die neu entdeckte ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 74 ÖJ-Reisetip

G‘selchte“ – kann auf eine lange Geschichte zurückblicken: Seit 1693 wird im „Gülden Adler Würth“ Speis und Trank an die Gäste gereicht. Seit vier Generationen ist der Gol- dene Adler im Besitz der Familie Scherhau- fer – seit Thomas Scherhaufers Urgroßvater, einem Wirt und Fleischhauer, trägt der Be- trieb auch den Beinamen „Der G‘selchte“. Die vordere Schankstube wirkt wie über Jahrhunderte gewachsen, ist aber erst vor drei Jahren gemeinsam mit dem hinteren Raum des Wirtshauses stilsicher und mit viel Gefühl für das richtige Detail umgebaut worden. Neben einem sehr stimmigen Am- biente verfügt der „G‘selchte“ auch über eine der interessantesten Speisekarten des Landes, die selten gewordene Klassiker der bodenständigen Küche mit kreativen und Landestourismusmanager Klaus Merkl, Johannes Jungwirth mir seiner Frau absolut haubenverdächtigen Gerichten paart. Claudia, Obfrau Ulli Amon-Jell und Landeshauptmann-Stv. Ernest Gabmann So finden sich neben Kutteln und Kalbs- backerln etwa mit Saibling und Flußkrebsen Heumrübe im Wienerwald; Hase, Zwetschke, wie Gerhard Markowitsch, Franz Taferner, gefüllte Blinis oder eine im Strudelteig Nuß, und Quitte im March-Donauland sowie Philipp Grassl oder Franz Netzl zu Abhof- gerollte Rehleberpraline. Mit der örtlichen Pfandlgerichte in Niederösterreich Südalpin. Preisen zum Verkauf bereitstehen. Eine wun- Jägerschaft scheint der Wirt ein besonders Wie diese Spezialitäten zubereitet werden, derbare Symbiose also aus hervorragendem amikales Verhältnis zu pflegen, denn sonst findet man unter anderem in der viermal jähr- Essen und großen Weinen. sind Wildinnereien wie Leber oder Beuschl lich erscheinenden Wirtshauszeitung. eigentlich nur in Jägersküchen anzutreffen. DER jungWIRT, Landstraße 36 Die feine Art der Zubereitung zeugt dabei Der »Sieger« 2464 Göttlesbrunn, Tel: ++43/(0)2162/8943 nicht nur von hoher Schule (Thomas Scher- des Jahres 2006 http://www.derjungwirt.at haufer hat unter anderem bei Jörg Wörther und Heinz Hanner gelernt), sondern auch Kulinarisch eingewiesen wurde Johannes Der »Aufsteiger« vom kulinarischen Talent, wertvolle und Jungwirth unter anderem im Hotel Sacher. des Jahres 2006 bodenständige Zutaten zu einer völlig eigen- Die klassische österreichische Küche steht ständigen Küche zu vereinen. beim Gasthaus „DER jungWIRT“ hoch im Der Aufsteiger des Jahres unter den „Top Zum Goldenen Adler "Der G’selchte" Kurs und daher auch auf der Karte. Neben Wirten“ der Niederösterreichischen Wirts- Altstadt 5, 2460 Bruck an der Leitha den Klassikern findet der Gast im Jungwirt hauskultur – Zum goldenen Adler „Der Tel: ++43/(0)2162/622 52 aber auch neue, phantasievolle Interpreta- tionen von ländlichen Gerichten sowie ge- wagte Kreationen. So gesellen sich neben Tafelspitz und Backhenderl ein im Schmalz- topferl serviertes Entenleberparfait, ein Gabelbissen von der Forelle mit Lachsforel- lentartar und Wachtelei oder ein Blunz‘nbur- ger – eine hausgemachte Blunze auf kleinem Rösti mit gebratener Gänseleber und Trüffel- senf. Die Speisekarte ruht nie: Jeden Monat stellt Johannes Jungwirth ein anderes kulina- risches Motto in den Mittelpunkt – wobei er gerne die saisonal erhältlichen Zutaten betont und, wo immer es geht, kleine regio- nale Produzenten bevorzugt, „schon wegen des Geschmacks“, wie er sagt. „DER jungWIRT“ ist vollständig in die Göttlesbrunner Kulinarikszene integriert. Und da diese in erster Linie aus Winzern

besteht, versteht es sich von selbst, dass der Fotos: Helmut Lackinger beste Wirt vor Ort auch die Ortsvinothek Landestourismusmanager Klaus Merkl, Elfriede Scherhaufer und Thomas Scher- betreut, in der Schätze von Winzergrößen haufer, Obfrau Ulli Amon-Jell und Landeshauptmann-Stv. Ernest Gabmann ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 75 ÖJ-Reisetip Skitouren für Einsteiger Die ganze Faszination dieses Sports erlebt man bei Schnupperkursen und geführten Exkursionen mit erfahrenen Bergführern – im Salzburger Land.

kitouren sind das perfekte Wintererleb- Wintersportler. Kein Wunder. Schließlich sie bietet neben hochalpinen Routen bis über Snis. Im Salzburger Land können auch bietet es ein Rundum-Vergnügen. Beim Auf- 3000 m Höhe auch leichte Einsteigertouren, Einsteiger die Berge erklimmen, traumhafte stieg erlebt man die unberührte Winterland- zum Beispiel im Gebiet rund um das be- Naturerlebnisse geniessen und auf jungfräu- schaft und trainiert Ausdauer und Herz/Kreis- rühmte Berghotel Rudolfshütte. Von Utten- lichem Pulverschnee talwärts schwingen. lauf-System. Und bergab erwarten einen dorf aus startet man in Gruppen von mindes- Dafür gibt es spezielle Angebote und Schnup- unvergeßliche Tiefschneegenüsse. Skitouren- tens fünf Teilnehmern und wird von einem perkurse, bei denen fachkundige Betreuung Einsteiger brauchen neben der speziellen erfahrenen Bergführer betreut. Schuhe, Ski, und die passende Ausrüstung inklusive sind. Ausrüstung vor allem fachkundige Betreu- Stöcke, Felle und die Lawinensicherheitsaus- Der trockene Pulverschnee knirscht unter ung durch erfahrene Berg- und Skiführer. Im rüstung gibt‘s beim Verleih. Für den Führer den gleichmäßigen Bewegungen der Ski. Salzburger Land gibt es deshalb nicht nur zahlt man pro Person 49 Euro. Anmeldung Gemächlich geht es bergauf durch tief ver- die perfekten Skitourenziele sondern auch beim Tourismusbüro in Uttendorf unter Tel. schneite Bergwälder und über jungfräulich entsprechende Angebote, bei denen der Ski- ++43/6563/82790, [email protected] anmutende Hänge. Eine perfekte Winter- touren-Neuling kein Risiko eingeht und landschaft mit wohltuender Stille. Das nor- praktisch maßgeschneiderte Ausflüge macht, Geheimtipps für male Leben scheint weit entfernt. Oben auf bei denen er die Faszination dieses Sports Genießer im Pinzgau dem Gipfel wird die Anstrengung mit einer erleben kann.Traumtouren in der Weißsee grandiosen Aussicht und einem einzigarti- Gletscherwelt Sie stehen in direkter Nachbarschaft zum gen Glücksgefühl belohnt, bevor es dann mit Kitzsteinhorn und zur Schmittenhöhe. Zirm- leichten und rhythmischen Schwüngen Weißsee Gletscherwelt kogel und Gernkogel sind zwei der Ziele des durch herrlichen Pulverschnee talwärts geht. Skitouren Schnuppertage der Salomon Sta- Skitouren waren bis vor kurzem noch die Für Skitourenprofis gehört die Weißsee tion in Zell am See. Morgens um 8.30 Uhr ist Domäne erfahrener Alpinisten. Doch das Gletscherwelt im Nationalpark Hohe Tauern Treffpunkt bei der Station. Dann lernen die unvergleichliche Naturerlebnis lockt immer zu den besten Skitourenrevieren Österreichs: Teilnehmer, wie die Ausrüstung samt Fellen ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 76 ÖJ-Reisetip und Harscheisen bedient wird, wie man mit Lawinenpiepsern umgeht und worauf beim Aufstieg und bei der Abfahrt zu achten ist. Danach folgt eine leichte Tour mit einem zweistündigen Aufstieg bis zum Gipfel. Nach der obligaten Gipfelrast freuen sich die Teilnehmer auf perfekte Tiefschneegenüsse. Danach hat sich die Gruppe die Einkehr in einem typischen Pinzgauer Gasthaus ver- dient. Für die Tour samt Betreuung und Leih- ausrüstung mit Fellen, Lawinensicherheits- equipment zahlt man pro Person 138 Euro. Salomon Station, Tel. ++43/6542/55322, [email protected]

In der Bergwelt von Hinterglemm Es gibt nicht nur Pistenspaß und Aprèsski in Saalbach-Hinterglemm. Wer mit den Ski- führern der Hinterglemmer Ski & Snow- boardschule auf Skitour unterwegs ist, erlebt die unbekannten Seiten des berühmten Tals. Je nach Kondition und Einstiegsbedingun- gen geht es rund 500 bis 1000 Höhenmeter hinauf in die einsame Bergwelt. Oben erwar- ten einen faszinierende Ausblicke auf die Salzburger Gipfelwelt. Außer skifahreri- schen Grundkenntnissen und etwas Aus- dauer ist nicht mehr erforderlich. Die not- wendigen Infos und Tipps, wie man mög- lichst effizient bergauf kommt, wie Hänge und Schneelagen einzuschätzen sind und wie die Abfahrt im Tiefschnee maximalen Spaß bietet, das erfahren die Teilnehmer vom Skiführer. Für zwei Personen kostet die Tour samt kompletter Ausrüstung und Skiführer pro Tag 266 Euro. Jede weitere Person zahlt 41 Euro. Hinterglemmer Ski & Snow- boardschule, Telefon ++43/6541/634640, [email protected]

Romantische Ausflüge um Gasteiner Tal Ganz in Weiß gehüllt ist die Gadaunerer Hochalm, ein idyllisches Almengebiet im Gasteiner Tal. Ein ideales Ziel für eine Einsteiger-Skitour. Der Aufstieg dauert etwa zwei Stunden, ist nicht zu schwer und be- lohnt mit einer herrlichen alpinen Winter- Uttendorf, mit Blick ins Stubachtal landschaft. Während der Wintersaison sind zwar dort keine Hütten geöffnet, aber im Routen aus. Die Ausrüstung inkl. LWS gibt führte Tour liegt bei einer Gruppe von 10 Rucksack hat man die Jause als Stärkung es beim Skiverleih und dann geht es beim Teilnehmern bei 28 Euro pro Person. Die nach dem Weg hinauf dabei. Mit den Parkplatz Angertal los. Neben der Gadau- Leihgebühr für die Ausrüstung ist dabei Skiführern der Schneesportschule Gastein ist nerer Hochalm gibt es in Gastein noch viele nicht enthalten. Schneesportschule Gastein, man gerade als Neuling in Sachen Skitouren andere attraktive Touren, deren Wahl sich http://www.schneesportgastein.com, Telefon gut betreut. Sie suchen die passenden und ganz nach dem Können und Wünschen der ++43/6432/6339; Weitere Informationen: vor allem schnee- und lawinensicheren Teilnehmer richtet. Der Preis für eine ge- http://www.salzburgerland.com ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 77 ÖJ-Reisetip Land der Vielfalt, urlaubsreich Leidenschaftliche Feriengenüsse im Land ob der Enns Rast am Donauradweg bei der Schlögener Schlinge; Foto: OÖ. Werbung / Himsl

berösterreich ist die Urlaubswelt, in der 2100 Kilometer Die OÖ Gesund- Oganz Österreich seine Probe hält. Denn Radwanderwege heitspartner … die „Landschaften für Leidenschaften“ über- raschen mit einer so großen Vielfalt, daß fast … offeriert Oberösterreich den Radlern. … die führenden Gesundheitsanbieter Ober- alle Attraktionen der Alpenrepublik hier in Pedalritter schätzen im Land ob der Enns österreichs – haben sich auf die Nutzung der engem Umkreis versammelt sind. Zum Bei- sechs Top-Radwege. So führt im Mühl- natürlichen Heilschätze des Landes speziali- spiel die glasklaren Seen des Salzkammer- viertel der Grenzlandradweg vom Donautal siert. Jeder einzelne von ihnen hat sein gutes inmitten einer majestätischen Gebirgs- in den sagenhaften Böhmerwald und zur Programm auf bestimmte Gesundheitsbe- kulisse. Eine Atem beraubende Bergwelt tschechischen Grenze. Der Hit in Oberöster- reiche ausgerichtet. Inmitten des oberöster- kennzeichnet auch den Südosten des Landes, reich ist nach wie vor der Donauradweg. reichischen Alpenvorlandes sprudelt zum hier liegt der Nationalpark. Im Kontrast zu Auch der Ennstalradweg gehört zu den reiz- Beispiel in Bad Hall eine der stärksten Jod- den Gebirgen des Südens und Südostens ste- vollen Radlerzielen. Der Salzkammergut- Solequellen Europas aus dem Boden und hen die fruchtbaren Ebenen und Hügel, des radweg erschließt die glasklaren Seen in wird vor allem für Augenbehandlungen oberösterreichischen Alpenvorlandes. Noch Oberösterreichs Süden. Am Römerradweg genützt. Die reiche Erfahrung in Verbindung weiter nördlich durchzieht von West nach machen sich hier die Pedalritter auf die Su- mit diesem einzigartigen Heilschatz ließ Bad Ost das geschichtsträchtige Donautal das che nach Spuren der Antike. Alte Auwälder, Hall zu einem der führenden Augenheil- Bundesland. Nördlich der Donau erstreckt einmalige Vogelparadiese und historische bäder werden. Die milde Bergluft im subal- sich zu guter Letzt das Mühlviertel, das seine Städte laden schließlich zur Tour auf dem pinen Klima des Salzkammergutes und die sanft-hügelige Form dem Granit verdankt. Innradweg ein. Sole sind die heilende Kombination für die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 78 ÖJ-Reisetip

Atemwege in Bad Ischl. Diese Naturheil- mittel werden in der Kaiser Therme Bad Ischl mit modernsten Therapien zur Ge- sundheitsvorsorge und Heilung genützt. Abgerundet wird dieses Angebot durch ein entspannendes Wohlfühl-Ambiente, etwa mit exotischen Genuß-Massagen. Ganz auf die einzigartige Welt der Salze setzt die Therme Geinberg im Innviertel. Mit hochwertigen Salz-Anwendungen werden Körper und Geist wohltuend erfrischt. Der Bogen spannt sich von der Karibischen Salzwasser-Lagune über den Erlebnis-Auf- guß mit Salzkristallen bis hin zum schwere- losen Schweben im Salzwasser der Floating- Muschel. Für die Totes-Meer-Salzgrotte wird übrigens naturreines Salz aus Jordanien Heratinger See im Innviertel Foto: OÖ. Tourismus / Popp verwendet. Heilendes Schwefelthermalwasser nutzt die Eurotherme Bad Schallerbach in der Vitalwelt für ihre auf den Stütz- und Be- wegungsapparat abzielenden Therapien. Be- sonderes Highlight ist das Vier-Sterne Hotel Paradiso im EurothermeResort Bad Schal- lerbach. Das exklusive Haus ist über gläser- ne Verbindungsgänge mit allen Attraktionen des Resorts verbunden, von der Farblicht- therme „Colorama“ über die spritzige Was- serwelt des „Aquapulco“ bis hin zur Sauna- welt „Relaxium“. Ein besonderer Quell der Vitalität sprudelt im Mühlviertel an die Oberfläche: das heilkräftige Radonwasser im Lebensquell Bad Zell. In einzigartiger Weise verbindet sich hier höchste medizinische Kompetenz im Gesundheitszentrum Rado- narium mit der Wohlfühl-Oase Elementa- rium. Für höchsten Wohnkomfort und kuli- narischen Genuß garantiert das Vier-Sterne Massage im Attersee Foto: OÖ. Werbung / EOS-Witzany Hotel Lebensquell. In Bad Leonfelden im Mühlviertel hat sich das Vier-Sterne Vital & Kurhotel zum Kompetenzzentrum in Sachen Ernährung gemausert. Mit seinen speziell auf dieses Thema abgestimmten Angeboten, wie etwa der Kneippwoche oder den Pack- ages „Gesund & Fit“ und „Schlank & Schön“ bringen die Gesundheitsprofis in Bad Leonfelden Körper und Geist in Ein- klang. Mit der LipoBALANCE-Kur besteht auch die Möglichkeit, zwei Wochen lang intensiv die Zellen und Blutgefäße zu reini- gen. Auf die gesundheitsfördernden Methoden nach Pfarrer Kneipp setzen die Marien- schwestern vom Karmel, die in Ober- österreich drei Kurhäuser unterhalten: In Aspach inmitten der fruchtbaren Hügel des Innviertels sowie in Bad Mühllacken und in Bad Kreuzen im Mühlviertel. Wasser, Be- wegung, Ernährung, Heilpflanzen und Genußland Oberösterreich: Gemütliche Jause Foto: OÖ. Tourismus / Röbl ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 79 ÖJ-Reisetip

Lebensweise sind die fünf Säulen auf die sich das Kneippsche Gesundheitsprogramm stützt. Angebote wie die Aspacher „Streß Ade“ Wochen oder die speziellen Fastenpro- gramme im Kurhaus Bad Mühllacken stär- ken nicht nur den Körper sondern helfen den Menschen, wieder zu sich selbst zu finden. Ganzheitliche Naturheilverfahren stehen auch im Kneipp- und Gesundheitszentrum der Barmherzigen Brüder in Schärding im Mittelpunkt. Neben der klassischen Kneipp- Methode setzten die Programme in der Barockstadt am Inn auch auf Traditionelle Chinesische Medizin und die alten indischen Heilmethoden des Ayurveda. Eine ideale Adresse um den Alltag hinter sich zu lassen, ist zudem das Vier-Sterne-Gesundheitshotel Gugerbauer in Schärding. Ideal verknüpfen sich hier Gesundheits- und Wohlfühlkompe- tenz. Hier wird Individualität und exklusive Betreuung groß geschrieben: 28 Mitarbeiter kümmern sich um maximal 45 Hotelgäste. In den vielfältigen „Landschaften für Leidenschaften“ gedeihen, unter sorgsamer Obhut der Bauern, jene hochqualitativen Lebensmittel, die von den Produzenten und Gastronomen im „Genußland Oberöster- reich“ zu ebenso traditionsreichen wie krea- tiven Schmankerln verarbeitet werden. Auf diese Weise entstehen etwa die gschmacki- gen Spezialitäten der Bio-Hofbäckerei Mau- racher in Sarleinsbach im Mühlviertel. Im besten Sinne verbindet sich schließlich auch der Genuss mit dem Urlaub verbunden, zum Beispiel in der Sportpension Ramlhof in Nebelberg, ebenfalls im Mühlviertel.

Entdeckungsreisen Das Mühlviertel ist eine Landschaft mit sanften Hügeln und geheimnisvollen Wäl- dern. Besonders tief in die mystische Welt des Landes nördlich der Donau dringen Gäste bei einem Besuch auf der Mühlviertler Alm ein. Wanderer und Reiter finden hier Natur, von der man trämt: Nationalpark Kalkalpen Foto: OÖ. Tourismus / Erber verwitterte „Wackelsteine“ und einsame „Findlinge“, die von der stetigen, langsamen Museumsstraße und Kleinode der Gotik lädt. Sei es unter vollen Segeln über das Kraft der Natur zeugen. Auch Fantastisches laden zu einer Zeitreise ein. Auch Radfahrer Wasser oder beim Tauchgang in unbekannte regt sich hier. Denn dort, wo sich granitene und Wanderer kommen in der Hügelwelt des Tiefen – das Salzkammergut steht für die Felsen zu geheimnisvollen Formationen auf- Mühlviertler Kernlandes auf ihre Rechnung. ganze Palette des Wassersports. Doch nicht türmen, dort liegt auch das sagenumwobene Die Walking Arena am 907 Meter hohen nur im Wasser, auch zu Berge verspricht das Reich des Hirschkönigs Farok, der Jagd- Braunberg ist hier eine der ersten Adressen Salzkammergut unvergeßliche Urlaubserleb- märchenpark Hirschalm in Unterweißen- in Sachen Bewegung und Fitness. nisse. Vom gemütlichen Spaziergang am See bach. Eine einzigartige Kombination aus maje- bis zur anspruchsvollen Gipfeltour finden Ein breites Spektrum zwischen Kultur stätischem Bergland und kristallklaren Seen Wanderer hier ein atemberaubendes Ange- und Sport bietet das Mühlviertler Kernland ist das Salzkammergut, das schon der Kaiser bot. Zwischen Bergen und Seen ertönen im Norden Oberösterreichs. Das mittelalter- Jahr für Jahr für seine sommerlichen Auf- zudem auch kulturelle Klänge. Das land- liche Freistadt, das Pferdeeisenbahnmuseum enthalte auswählte. Eine Wasserwelt, die zum schaftliche Panorama inspirierte immer wie- in Rainbach, die 31 Museen der Mühlviertler sportlichen Eintauchen und Aufleben ein- der Künstler, vom Klimt bis Mahler. Und ÖSTERREICH JOURNAL NR. 44 / 19. 01. 2007 80 ÖJ-Reisetip Foto: TVB Steyr / R. Hochhauser

Die Romantikstadt Steyr zum Beispiel gelangte durch den Handel mit und die Verarbeitung von Eisen zu großem Wohlstand

immerhin gab die UNESCO Weltkultur- sehen und Charakter ebenso prägen wie schau 2007. Von 27. April bis 14. Oktober erberegion Hallstatt Dachstein Salzkammer- seine „Landschaften für Leidenschaften“. erleben Pflanzenfreunde eine faszinierende gut mit ihrer 7000 Jahre alten Kultur des Salz- Die Romantikstadt Steyr zum Beispiel ge- Gartenlandschaft im Ausmaß von 14 Hektar. bergbaues einer ganzen Epoche der Mensch- langte durch den Handel mit und die Ver- Neun vollkommen unterschiedliche Berei- heitsgeschichte ihren Namen. arbeitung von Eisen zu großem Wohlstand, che bieten eine bunte Vielfalt an Gärten, blü- Ein besonders imposantes Gebirgsland der sich bis heute im historischen Stadtbild henden Parks und öffentlichen Räumen. Das bietet die Pyhrn-Priel Urlaubsregion im niederschlägt. Unter dem Motto „Romantik- besondere an dieser Gartenschau ist, daß die Südosten Oberösterreichs. Eingerahmt von stadt – erleben und entdecken“ bietet die Veranstaltung eng mit der Stadt verzahnt ist, der ebenso majestätischen wie bizarren Ku- gemeinsam bieten sie ein vielfältiges Ange- lisse der Kalkalpen eröffnet sich eine Natur- bot an Erlebnissen für Groß und Klein. arena, die sich für passionierte Bergsportler genauso eignet wie für intensives Naturerle- Vielfalt ben mit der ganzen Familie. Idyllische Täler, hohe Bergmassive, saftiggrüne Almen und Wer Lust hat, Oberösterreich in all seinen rauschende Gebirgsbäche prägen eine Land- vielfältigen Facetten Kennen zu lernen, kann schaft, die eine ausgedehnte Entdeckungs- aus verschiedenen Angeboten wählen. Sol- reise mit unvergesslichen Eindrücken be- len es vielleicht Ferien auf einem der zahl- lohnt. reichen Urlaubsbauernhöfe sein? Der famili- Im Westen des Bundeslandes Ob der äre Anschluß an die Gastgeber-Familie, in-

Enns ist der Grenzfluß Inn der Namens- Foto: OÖ. Tourismus / Himsl teressante Einblicke in die Ställe, ausge- patron für das Innviertel, eine sanft-hügelige Wandern im Mühlviertel dehnte Ausflüge in die von Bauernhand mit- Landschaft. Der grüne Inn selbst ist für seine geprägte Naturlandschaft und die natür- eindrucksvollen Naturjuwele bekannt. Saf- Stadt am Zusammenfluß von Enns und Steyr lichen, bäuerlichen Produkte auf dem Tisch tige Auwälder, einmalige Vogelparadiese spannende und erlebnisreiche Programme machen Urlaub am Bauernhof zum ein- aber auch prächtige historische Städte laden für Einzel- und Gruppenreisende. Etwa eine drucksvollen Erlebnis. Von den Baby- und zur Entdeckungsreise ein. Seit Menschenge- Rundfahrt durch die Altstadt mit dem Kinderbauernhöfen über Reiterbauernhöfe denken prägt der Inn das tägliche Leben der Segway Cityroller. bis hin zu Bio- und Gesundheitsbauernhöfen Menschen, die an seinen Ufern leben. Einen grünen und blühenden Bogen rund ist für jeden Geschmack das passende Geschichtsträchtige Orte und Städte sind um das Stadtzentrum von Vöcklabruck Angebot mit dabei. es, die das Land ob der Enns in seinem Aus- formt die oberösterreichische Landesgarten- http://www.oberoesterreich.at