2013 Herausgegeben von der Landzunft Regan 01_Geleitwort 03.12.12 20:01 Seite 1

Regan-Zunftblatt 2013 Für die Bewohner und Freunde von Regensdorf, Watt und Adlikon Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf 51. Jahrgang 2013

www.landzunft-regensdorf.ch

Geleitwort Inhalt:

Liebe Leserinnen, liebe Leser JUBILÄUM LANDZUNFT 2 Das 51. Zunftblatt ist da – was ist die Geschichte des 1. bis 50. Jahrganges? Die Idee von 1963 war, ein Neujahrsblatt herauszugeben. Die Geburtsstunde war aber – Geschichte der Landzunft alles andere als problemlos. Einem aussenstehenden «Redaktor und Werbe-Akquisi- – Jubiläumsfest teur», eben aus der Strafanstalt entlassen, wollten wir eine Starthilfe bieten, und es gehörte eine entsprechende Vorschusszahlung dazu. Statt am Zunftblatt zu arbeiten, VOR 50 JAHREN 15 feierte er dann an uns unbekanntem Ort ausgiebig Neujahr. Als ein Detektiv ihn wieder «gefunden» hatte, wurde dieses «Neujahrsblatt», allerdings mit viermonatiger Ver - – Regensdorf in der Welt spätung, doch noch erstellt und verteilt. Die Lehre aus dieser Geschichte war die: Die von 1962 weiteren Zunftblätter werden durch «hauseigene» Redaktoren und «hauseigene» Inse- raten-Akquisiteure realisiert, und das ist bis heute so geblieben. GEMEINDEWAPPEN 21 Ich erinnere mich, dass es der Gedanke war, nur Begebenheiten im Furttal in Wort und – Zum Wappen von Regens- Bild zu behandeln. Später wurde die Auswahl vielfältiger, und das Blatt erhielt einen dorf, Watt und Adlikon bedeutenden «Historienwert». Das Gemeindeleben von Regensdorf wurde integriert.

HEIMATKUNDLICHER SPAZIERGANG 26 – Dem Furtbach entlang

MUSEUM 31 – Das Gemeindemuseum Regensdorf 2012 1963 – 1968: Das Deckblatt, mit kalligrafischen Buchstaben gestaltet von Gottfried Stäubli und den Wappen der drei Zivilgemeinden. Die Titelbilder mit Bezug auf das ZUNFTLEBEN 36 Furttal, einige Nummern enthielten auch Beilagen. Redaktor: Albert Kuhn. – Jahresbericht 1969 – 1987: Das neue Erscheinungsbild zeigt auf grauem Grund mit typografischem des Zunftmeisters «Design» die modernere Formensprache. Erstmals kommt auch eine bessere Druck- qualität zur Anwendung. Redaktor: Alfred Huber. 1988 – 2007: Gleiches Deckblatt, aber jetzt in Blau. Das Zunftblatt erhält während GEMEINDELEBEN 39 diesen Jahren deutlich mehr redaktionelle Seiten. Redaktor: Dr. phil. Lucas Wüthrich. – Aus der Arbeit des 2008 bis heute: Das Erscheinungsbild ist gleich geblieben, das Deckblatt ist aber jetzt Gemeinderates 2012 hellgelb; die Artikel haben eine Inhaltsangabe erhalten. Redaktor: Ernst Burkhart. – Panorama In den Zunftblättern von 1987 und 2007 sind alle erschienenen Artikel aufgelistet, ge- Kultur und Freizeit ordnet nach Heftnummern, Autoren und mit einem Sachregister. Nach meiner Meinung sind die bisherigen Zunftblätter ein wertvoller «Historienschatz», – Die ältesten Einwohner eine wichtige Dokumentation, von zum Teil unwiederbringlichen Begeben heiten und Tat- – Einwohnerstatistik sachen, die ohne die Zunftblätter für immer verloren wären. Lesen Sie deshalb in diesem Zunftblatt alle Artikel. Sie werden auch in diesem Jahr nicht enttäuscht sein. IMPRESSUM 44 Das Zunftblatt 2013 bildet wieder einen Beitrag zum «Lokalwissen», und es ist gleich- zeitig der Beginn zu einem erfolgreichen Jahr 2013. Und das wünschen wir Ihnen von der Landzunft Regensdorf auch in unserem Jubiläumsjahr. Benützen Sie die Gelegenheit: Alle Zunftblätter sind Hansulrich Maurer im Internet abrufbar unter: Mitzunftgründer, Zunftschryber 1967–1980, Zunftmeister 1980 –1986 www.landzunft-regensdorf.ch

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50 Jahre Landzunft Regensdorf von Beat Frei Im Sommer 2012 gab die Landzunft Regensdorf zum 50-jährigen Bestehen eine ausführliche Jubiläumschronik heraus. Für unsere Leserinnen und Leser fassen wir die Grundzüge der Zunftgeschichte zusammen. Diese beginnt im Herbst 1961, als auf einer Carreise «vo alte Fründe z’Rägisdorf» die Idee einer Zunftgründung geboren wurde.

Umschlagbild der Jubiläumschronik

Die «alte Fründe z’Rägisdorf» waren Schulfreunde der Jahr- stiert hätte und man in Erinnerung an diese Zunft eine gänge 1908 bis 1910, die in Regensdorf gemeinsam die «Landzunft Alt Regensberg» gründen könnte, was bei den Sekundarschule besucht hatten. Auf ihrem Ausflug im Regensdorfer Freunden «wie ein Blitz ins Pulverfass gezün- Herbst 1961 besuchten sie zwei Schulkameraden in Biel det» habe. Diese Sicht der Geschehnisse ist allerdings nur und Twann. Die Reise fand am 18. Oktober 1961 statt und durch Albert Kuhn selber überliefert, der 1987 als achtzig- wurde von Gottfried Stäubli (1909–1994) organisiert. Beim jähriger Urzünfter die Gründungsgeschichte der Landzunft Nachtessen auf dem Rückweg beschlossen «die alte Frün- Regensdorf in einem Artikel im Zunftblatt beschrieb. Ge- de», ihren Zusammenkünften eine festere Form zu geben. mäss einem von Gottfried Stäubli verfassten Reisebericht Dabei sei schliesslich der Gedanke einer Zunftgründung war der «Zunftgedanke» an der Herbstfahrt nach Biel nur aufgekommen. «in ganz verschwommener Form» aufgetaucht: «Leitgedan- ke war ein Freundschaftsbund alter Regensdorfer, die mit- einander ihre Jugend verbracht haben, also quasi ein Ersatz für die Klassenzusammenkünfte, bei denen viel zu viele Leute zusammenkommen, weshalb ein eigentlicher Kontakt nicht recht Fuss fassen kann.» Auch der im Zunftarchiv überlieferte erste Entwurf der Zunft- verfassung hatte vorderhand noch wenig mit der später gegründeten Landzunft zu tun. Die Skizze steht unter dem

Teilnehmer am Herbstausflug 1961 der «alti Fründe z’Rägisdorf»

Dorf-Gilde, Knabenschaft oder «Seerosen-Zunft» Die meisten Teilnehmer der Herbstfahrt dachten dabei an eine «Knabenschaft», eine «Vereinigung pro Dorf», eine «Dorf-Gilde» oder Ähnliches. Einer der Teilnehmer, Albert Kuhn (1908–1995), habe schliesslich darauf hingewiesen, dass von 1831 bis 1838 eine Landzunft Regensdorf exi- Gottfried Stäubli, 1909 –1994 Albert Kuhn, 1908 –1995

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Titel «Zunftverfassung der Seerosen-Zunft Regensdorf». Nach der Bereinigung der Satzungen kam die Frage aufs Als Namensvarianten sind die Bezeichnungen «Mülli weyer- Tapet, wer an den Gründungsbott einzuladen sei. Da die Zunft» und – von Hand hineinkorrigiert – «Dörfli-Zunft» Bildung einer Zunft anstand, war sich der Ausschuss einig, angegeben. Als Mitgliederkategorien waren «Altherren», dass nur «eine gewisse Elite» (Albert Kuhn) beziehungs- «Jungherren» und «Aspiranten» vorgesehen. Der sieben - weise «eine exklusive Gesellschaft» (Gottfried Stäubli) köpfige Vorstand wurde von einem «Vogt» präsidiert und aufgenommen werden könne. Man entschied sich, an bestand neben Säckelmeister, Schryber, Chronist und Ar- ausgewählte Personen ein Zirkular mit einer «Interesse- chivar aus zwei «Byhockern», nämlich dem Fähnrich und Erklärung» zu senden und für den Gründungsbott nur die dem Zunftwirt. ernsthaft Interessierten einzuladen, welche die Erklärung zurückgeschickt hatten. Am 22. März 1962 erfolgte der Die Studienkommission Versand. Die Angeschriebenen wurden als «lieber Regens- Der Entwurf für eine «Seerosen-Zunft» stammte wohl von dorfer-Freund» angesprochen. In der im Zunftarchiv abge- Albert Kuhn, der nach der «Bielerfahrt» die Vorbereitungen legten ersten Fassung des Rundschreibens hatte die Anrede für eine Zunftgründung an die Hand nahm. Ihm zur Seite noch «lieber Festbruder» gelautet. stand Gottfried Stäubli, der die «alte Fründe vo Rägisdorf» acht Tage nach der Reise in einem Rundschreiben informier- te, dass bereits ein «engeres Komitee» bestehe, welches sich der «unaufschiebbaren Sache» einer Zunftgründung an- nehme. Stäubli unterzeichnete seinen Brief als «Schreiber» beziehungsweise altertümlich oder auch versehentlich als «Schreyper», und in der Anrede sprach er die alten Freunde von Regensdorf bereits als «Zünfter und Mitzünfter» an. Auf den 2. Januar 1962 lud Stäubli die «alte Fründe» und rund ein Dutzend weitere Männer zum «Bächtele» ins Jägerstübli Hirschen ein. Bei diesem Treffen wurde die Zunftgründung endgültig beschlossen und eine vierköpfige «Studienkommission zur Vorbereitung des Gründungsbot- tes» bestimmt. Neben den eigentlichen Zunftinitianten Albert Kuhn und Gottfried Stäubli gehörten dieser Studien- kommission Emil Denzler (1910–1989) und Rudolf Frei (1909–2007) an. Liste der 13 Eingeladenen zum Bächtelistreff am 2. Januar 1962 Die «Interesse-Erklärung» In der Studienkommission musste nach Ansicht von Albert Missmut in Watt Kuhn zuerst «ein grundsätzlicher Entscheid darüber fallen, Die handverlesenen Männer, die eine Interesse-Erklärung ob eine regelrechte Zunft oder eine Knabenschaft (Dorf - zugeschickt erhielten, wohnten teils in Regensdorf, teils clique) in Frage kommt». Der Ausschuss entschied sich für auch im Welschland oder wie Zunftinitiant Albert Kuhn in eine richtige Zunft. Damit erübrigte sich der vorliegende Schwamendingen. Aus Watt und Adlikon wurde niemand für Verfassungsentwurf für eine «Seerosen-Zunft», der eher einen Zunftbeitritt angefragt. Das bescherte der Studien- auf eine Dorfclique zugeschnitten war. Die Begrifflichkeit kommission umgehend ein ernsthaftes Problem. wurde der neuen Vorgabe angepasst, der Vogt durch den Zwei Tage nach dem Versand fand zufälligerweise eine Klas- Zunftmeister und die als Mitglieder vorgesehenen Alt- und senzusammenkunft statt, an der auch Albert Kuhn und Emil Jungherren durch Stamm- und Mitzünfter ersetzt. So Denzler teilnahmen. Zu diesem Treffen waren alle Klassen- entstand allmählich jene «Zunftverfassung», welche die kameraden eingeladen, auch jene von Watt und Adlikon. Studienkommission dem Gründungsbott vorlegen wollte. Albert Kuhn wusste, dass Emil Denzler die Schaffung eines Geblieben ist die schon im Entwurf für eine Seerosen-Zunft Ortsmuseums plante, und forderte Denzler vor den ver - formulierte Forderung, dass jedes Mitglied ein «Vulgo», das sammelten Schulfreunden zu einem Bericht auf mit der Be- heisst einen Spitz- oder Beinamen tragen soll, «z.B. Kolibri, merkung, «grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus». Mehlsack, Posternst etc.», wie es erläuternd heisst. Diese Denzler missverstand den Hinweis und berichtete statt vom Beinamen sind heute ein Markenzeichen der Landzunft Ortsmuseum von der anstehenden Zunftgründung, «was Regensdorf und bei Stadtzürcher Zünften nicht üblich. denn auch prompt die Watter auf den Plan rief», wie Kuhn

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in einem Brief berichtet. Kuhn und Denzler mussten «beis- Unliebsame Interessenten senden Witz» über sich ergehen lassen, und die Standpunk- Es kam noch schlimmer. Zehn Tage nach dem Versand der te «erhärteten sich im Huimänt». «Die Situation war nicht Interesse-Erklärung, am 2. April 1962, beschloss die Ge- mehr zu retten», beschliesst Kuhn die Schilderung in seinem meindeversammlung die Auflösung der Zivilgemeinde Brief. Re gensdorf. Das war dicke Post für das Ausschussmitglied Die Nichteinladung von Wattern und Adlikern entwickelte Gottfried Stäubli, der damals Schreiber (und später letzter sich für die Studienkommission zur schweren Hypothek. Präsident) der Zivilgemeinde Regensdorf war. Auch Emil Mehrere «alti Fründe» kehrten dem Zunftprojekt den Denzler gehörte zeitweise zur Vorsteherschaft der Zivil- Rücken. Aus Prangins bei Nyon traf ein erboster Brief eines gemeinde. Für die beiden Regensdorfer war es selbst- Schulfreundes ein, der nicht verstehen konnte, dass er als verständlich, dass Gegner der Zivilgemeinde in der Zunft «Welscher» besser zum Eintritt in die Zunft legitimiert sein keinen Platz finden dürften. Zwei Exponenten der Zivilge- sollte als ein Watter oder Adliker, der «jährlich sein steuer- meindegegner hatten nämlich eine Interesse-Erklärung für liches Attribut der Gemeinde opfert. Nein, das ist doch einen Zunftbeitritt zurückgeschickt. Sie wurden von Stäubli lächerlicher Unsinn». Albert Kuhn beschwichtigte, es sei kurzerhand aus der Anmeldungsliste gestrichen und an den «keine böse Absicht» gewesen, sondern es habe «einfach Gründungsbott nicht eingeladen. Der Ausschluss führte um- der Kontakt mit diesen Leuten gefehlt». Ausserdem habe gehend zu einer gehässigen Auseinandersetzung mittels nicht er, sondern Gottfried Stäubli die meisten der Gelade- offenen Briefen im Regensdorfer Mitteilungsblatt. nen eingebracht. Kuhn versuchte später, einige Watter Der ohnehin schon im Raum stehende Vorwurf der einsei- nachträglich ins Boot zu holen. Aber die Watter sprachen tigen Einladungen wurde durch die Zivilgemeinde-Affäre sich untereinander ab und beschlossen, «eine abwartende noch verstärkt. Die Zunftinitianten richteten sich nun erst Haltung einzunehmen». recht nach Regensdorf aus, zumal die Zivilgemeinden Watt und Adlikon damals noch ungefährdet dastanden. Der Gründungsbott fand schliesslich am 26. Mai 1962 statt. Die Einladungen waren aufgrund der eingetroffenen Interesse- Erklärungen abzüglich der erwähnten beiden Ausnahmen versandt worden.

Der Gründungsbott Am 26. Mai 1962, 20.15 Uhr, begrüsste Albert Kuhn im Saal des Gasthofs Hirschen 38 «Freunde Regensdorfs» zum Gründungsbott, wie es im Protokoll heisst. Emil Denzler wurde zum Tagespräsidenten gewählt. Dann ging es zügig zur Sache. Die Studienkommission hatte umfangreiche Satzungen vorbereitet, damals noch Zunftverfassung ge- nannt. Diese galt es nun Punkt für Punkt abzusegnen. Die Teilnehmer sahen den vorbereiteten Entwurf zum er- sten Mal. Das führte naturgemäss zu spontanen Beschlüs- sen. So bereits bei Artikel 1 zum Zunftnamen und zur Rechtslage. Im Entwurf lautete der Name «Land-Zunft Regensdorf». Albert Kuhn legte in einem Plädoyer dar, dass er die Bezeichnung «Landzunft Alt Regensberg» geeigneter fände. In der Diskussion schlug Ernst Meier sen. den Namen «Regan» vor, weil Regan «der Stammgründer von Regens- dorf gewesen sei». Kuhn wiederholte seinen Antrag für eine «Landzunft Alt Regensberg», musste aber zur Kenntnis neh- men, dass sein Vorschlag in der Abstimmung unterlag. Die Zunft wurde am Gründungsbott vom 26. Mai 1962 auf den Namen «Land-Zunft Regan» getauft. Nach der Festlegung des Zunftnamens wurden auch alle Brief von Gottfried Stäubli an Albert Kuhn: weiteren Artikel durchberaten. Im Nachhinein waren die Vorschlag, Zivilgemeindegegner auszuschliessen damaligen Beschlüsse höchst provisorisch, denn sie wur-

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abgelehnt. Aber den Teilnehmern des Gründungsbotts war nun klar, dass nicht nur kompromisslose Anhänger der Zi- vilgemeinde Regensdorf anwesend waren. Wie aus einem späteren Brief von Gottfried Stäubli hervorgeht, hat das «sieben bis acht» Zunftinteressenten verscheucht, unter an- deren offenbar auch Ernst Meier sen., der die Versammlung vorzeitig verliess und deshalb auch nicht als Zunftmeister zur Verfügung stand. Zum ersten Zunftmeister wurde schliesslich Karl Meyer, Altburg, gewählt. Die Initianten aus dem Gründungskomi- tee liessen sich als Zunftschryber (Albert Kuhn), Chronist (Gottfried Stäubli) und Säckelmeister (Rudolf Frei) wählen. Emil Denzler, das vierte Ausschussmitglied, wurde als Ar- chivar vorgeschlagen, lehnte aber ab. Denzler informierte die Versammlung, dass er noch in diesem Jahr nach Andel- fingen umziehe und deshalb kein Amt annehmen könne. Zunftschryber Kuhn schrieb drei Tage nach der Wahl an Chronist Stäubli, wie froh er über den Verlauf der Wahlen sei: «So sind wir beide an Schlüsselpositionen und in der Lage, vieles so zurechtzubiegen, wie es unseren Bestrebun- gen entspricht». Von den 38 Teilnehmern des Gründungsbotts konnte Zunft- chronist Gottfried Stäubli schliesslich 20 «Stamm-Zünfter», 4 «Mit-Zünfter» und einen «Kandidaten» in die Zunftchronik einschreiben. So hiessen die kurzlebigen Mitgliederkatego- Liste der Gründungsmitglieder in der Zunftchronik von 1962 rien, die in der gedruckten Fassung der damals verabschie- deten Satzungen bereits wieder verschwunden waren. den bis zur Drucklegung der Satzungen noch verschiedent- lich verändert. An dieser Stelle wenden wir uns deshalb Urzünfter, Zünfter und Gesellen dem zweiten wichtigen Traktandum des Gründungsbottes Der Gründungsausschuss hatte «als eigentlichen Kern der zu: der Wahl der ersten Vorsteherschaft. Zunft» eine privilegierte, auf 30 Personen beschränkte Zu besetzen waren das Amt des Zunftmeisters, Zunftschry- Gruppe von «Stammzünftern» und eine unbeschränkte bers, Säckelmeisters, Chronisten und Stubenvaters, wobei Anzahl von «Mitzünftern» vorgesehen. Die Stammzünfter Letzterer als «Archivar» gewählt wurde und erst in der ge- hatten zwei Zunftscheine à 50 Franken zu erwerben, die druckten Fassung der Satzungen die Bezeichnung «Stuben- Mitzünfter nur einen, besassen dafür aber kein Stimmrecht vater» erhielt. Der Gründungsausschuss hätte es «gerne am Hauptbott. Dies deshalb, wie Albert Kuhn am Grün- gesehen», wenn sich Ernst Meier sen. als Zunftmeister zur dungsbott erläuterte, damit die Stammzünfter nie Gefahr Verfügung gestellt hätte. Aber dieser war gar nicht mehr liefen, von der zahlenmässig unbeschränkten Gruppe der da. Er hatte auch keine Mitgliedschafts-Erklärung zurück- Mitzünfter überstimmt zu werden. gelassen. Der Erfinder und Promotor des bis 2006 ge- Nach dem Gründungsbott schlug Zunftschryber Albert bräuchlichen Zunftnamens Land-Zunft Regan Regensdorf Kuhn der Vorsteherschaft vor, eine weitere Kategorie von war demnach gar nie Mitglied der Zunft. sogenannten Urzünftern zu schaffen. Diese Kategorie sei Warum Ernst Meier sen. den Gründungsbott vorzeitig ver- für die eigentlichen Zunftgründer reserviert, die schon bei lassen hatte, geht aus dem Protokoll nicht hervor. Eine Rolle den «alte Fründe» mitgemacht hätten. Damit werde jenen spielte aber wohl jene Passage im Gründungsprotokoll, die Freunden, die noch nicht Mitglied sind, «die Gelegenheit später mit dem Vermerk «Nicht lesen» mit Bleistift ange- gegeben, als Mitbegründer formgerecht einzutreten». Die strichen wurde. Der Abschnitt sollte also beim Verlesen des Kategorie der Urzünfter war also ursprünglich als Lock - Protokolls am nächsten Bott übersprungen werden. Es han- mittel gedacht, um die noch unschlüssigen «alte Fründe» delte sich dabei um den Antrag eines Anwesenden, die bei- ins Boot zu holen. den ausgeladenen Zivilgemeindegegner zur nächsten Ver- Das neue System mit einer Führungsgruppe von Urzünftern, sammlung der Zunft wieder einzuladen. Der Antrag wurde den sonstwie privilegierten Stammzünftern und dem Fuss-

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volk der Mitzünfter hatte indes unübersehbare Nachteile. Unter anderem war es dem Gemeinschaftsgefühl der jungen Zunft wenig förderlich, wenn manchen der am Gründungs- bott anwesenden effektiven Zunftgründern, unter ihnen dem ersten Zunftmeister Karl Meyer, nur die zweithöchste Mitgliederkategorie offenstand. So wurde der Artikel zu den Kategorien letztendlich völlig umgekrempelt. In der ge- druckten Fassung der Satzungen von 1962 gab es anstelle von Stamm- und Mitzünftern nur noch «Zünfter». Dazu kam die Kategorie der «Urzünfter», die nun all jene umschloss, «die im Gründungsjahr eingetreten sind». Bei dieser Unter- scheidung ist es bis heute geblieben. Die seit 1965 geltende Höchstzahl von 80 Zunftmitgliedern blieb bis heute eher theoretischer Natur (Mitgliederzahl 2012: 62). Die Kategorie der Urzünfter wird über kurz oder lang aus- sterben. Eine gewisse Kompensation erhofft sich die Land- zunft durch den 2009 eingeführten Gesellenstatus für Zunftanwärter im Alter von 18 bis 25 Jahren. Wie bei den Zürcher Zünften unterstützen die Gesellen den Stubenmei- ster bei den Anlässen und schenken beispielsweise den Wein ein.

Von der Regan-Zunft zur Landzunft Regensdorf Beschlossene Sache war auch in den gedruckten Satzungen Glasscheibe, Geschenk von Albert Kuhn der am Gründungsbott vereinbarte Zunftname Regan Re- gensdorf. Albert Kuhn, der eine Landzunft Alt-Regensberg Regan, sondern auf eine geschichtliche Zunft Regensdorf, gewünscht hatte, konnte sich mit diesem Namen nie richtig die von 1831 bis 1838 tatsächlich existierte. abfinden. Mit dem gewählten Namen wüssten doch schon die Affoltemer und Buchser nichts anzufangen, «geschwei- Die geschichtliche Zunft Regensdorf ge denn die übrigen Zürcher», schrieb er drei Tage nach Eine historische Zunft Regensdorf war schon den Zunftgrün- dem Gründungsbott aufgeregt an Gottfried Stäubli. Aber dern vage bekannt. Bei der Änderung des Zunftnamens im «wo Alt-Regensberg liegt, weiss ausser unserem guten Jahr 2006 wurde sie zum Programm: «Die Landzunft will Ernst Meier jeder Primarschüler des Kantons Zürich». «Wir an die geschichtliche Existenz der Landzunft Regensdorf in können einfach diese einmalige Chance nicht in den Müll- der Zeit von 1831–1838 erinnern», heisst es in den revi- eimer werfen. Stell Dir vor, wenn die Watter plötzlich eine dierten Satzungen von 2006. eigene Zunft gründen und sie Alt-Regensberg nennen wür- Die geschichtliche Zunft Regensdorf war eine von insgesamt den!» 65 Land- und Stadtzünften im Kanton Zürich. Dabei han- Zunftschryber Albert Kuhn setzte sich immer wieder über delte es sich um Wahlgremien, die unter anderem die den Zunftnamen Regan hinweg. In der von ihm verfassten Mitglieder des Grossen Rates, des heutigen Kantonsrats, Zunfturkunde wurden bis 2006 alle Zünfter in die «Land- wählten. Deren Entstehung geht auf die von Napoleon- zunft Alt-Regensberg» aufgenommen. Der korrekte Zunft- auferlegte Mediationsverfassung von 1803 zurück, die den name «Land-Zunft Regan Regensdorf» hatte auf längere Zweck hatte, die revolutionäre Verfassung der Helvetik Sicht aber tatsächlich Nachteile. In Regensdorf schmückten (1798–1803) durch eine gemässigtere Staatsordnung zu sich bald auch Firmen mit dem geschichtsträchtigen Namen ersetzen. Im Alten Zürich hatten die Zünfte aus ihren Reihen Regan. Ausserdem formierte sich in den 1980er-Jahren die Regierung gewählt. In diesem Punkt stellte die Media- eine Narrenzunft Regania. Für die Zunft verlor der Name tionsverfassung von 1803 die Rechte der alten Zünfte wie- dadurch an Exklusivität. Bei der Satzungsrevision von der her. Da aber die Landleute inzwischen nicht mehr Un- 2006 wurde der Zunftname schliesslich revidiert. Die Zunft tertanen, sondern stimmberechtigte Kantonsbürger waren, heisst seither «Landzunft Regensdorf» und beruft sich nicht teilte die Mediationsverfassung auch die Landschaft in mehr auf den sagenumwobenen Regensdorfer Dorfgründer Zünfte ein. Dabei wurden mehrere Gemeinden zu einer

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Zunft zusammengefasst, was zusätzlich zu den dreizehn Zunftpräsidenten immer erst am Ende der Versammlung Stadtzünften 52 Landzünfte ergab. zu erfolgen hatte, übernahm Johann Jakob Meyer als Die Gemeinde Regensdorf wurde 1803 der Zunft Dällikon Gemeindepräsident des Zunfthauptortes die Leitung der zugeteilt. 1831 wechselte der Hauptort dieser Zunft von Versammlung. Diese hatte einen Vertreter in den Grossen Dällikon nach Regensdorf. Entsprechend bezeichnete sich Rat zu wählen. Gewählt wurde im ersten Wahlgang Gemein- die Zunft fortan als Zunft Regensdorf, existierte aber nur depräsident und Versammlungsleiter Johann Jakob Meyer. noch einige Jahre. 1838 wurden die bisherigen Zünfte zu Es war eine Wiederwahl, denn Meyer war bereits 1830 von «Wahlkreisen» umbenannt. der Zunft Dällikon in den Grossen Rat gewählt worden. Das letzte Traktandum betraf vorschriftsgemäss die Wahl eines Aus dem Alltag der historischen Zunft Zunftpräsidenten. Auch hier fiel das Mehr auf Johann Jakob Sonntag, 4.November 1832. Die Zunft Regensdorf versam- Meyer, der sich damit als erster Präsident der Zunft Re- melte sich mittags um 13 Uhr in der Kirche Regensdorf zu gensdorf eintrug. Zunftpräsidenten wurden auf zwei Jahre einer Erneuerungswahl in den Grossen Rat. Es war die erste gewählt. Es war das einzige feste Amt. Schreiber und Stim- Versammlung der Zunft am neuen Hauptort Regensdorf und menzähler wurden stets wieder von Neuem und nur für die damit die erste Zusammenkunft der eigentlichen Zunft Re- jeweilige Versammlung gewählt. gensdorf. Zur Versammlung eingeladen waren alle stimm- Die nächste Grossratswahl fand turnusgemäss zwei Jahre berechtigten Männer des Zunftgebietes. Dieses umfasste später statt und wurde in der Zunft Regensdorf am 11. Ja- die Gemeinden Regensdorf, Buchs, , , nuar 1835 vorgenommen. Da der Gewählte die Wahl Hüttikon, Dällikon und Affoltern. Die Gesamtzahl der ablehnte, kam es am 23. März 1835 zu einer weiteren Stimmberechtigten betrug 1021 Personen, jene der Anwe- Wahlversammlung. Mehr ist aus den im Staatsarchiv auf- senden 117. Die Stimmbeteiligung war auch bei anderen bewahrten Akten zur Zunft Regensdorf nicht zu erfahren. Versammlungen der Zunft Regensdorf denkbar schlecht. An Die nächsten regulären Grossratswahlen wurden bereits der Wahlversammlung vom 11. Januar 1835 zählten die nicht mehr von Zünften, sondern von «Wahlkreisen» vorge- Stimmenzähler zum Beispiel nur gerade 29 Anwesende. nommen. Neben den Wahlen in den Grossen Rat hatte die Die Leitung der Versammlung oblag dem Zunftpräsidenten. Zunft zwar auch die Aufgabe, die Mitglieder des Zunft - Da es sich um das erste Treffen der Zunft Regensdorf han- gerichtes zu wählen, einer 1874 wieder abgeschafften Ge- delte, war dieser noch nicht bestimmt. Weil die Wahl eines richtsinstanz, die für das Gebiet der Zunft zuständig war.

Ausschnitt aus dem Wahlprotokoll der historischen Zunft Regensdorf vom 4. November 1832

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Zu den Zunftrichterwahlen der Zunft Regensdorf blieben Die Idee eines Zunftblattes war seinerzeit von einem Re- indes keine Akten erhalten. daktor mit Zürcher Adresse an die neu gegründete Land- Diese wenigen und letztlich sehr nüchternen Wahlversamm- zunft herangetragen worden. Dieser versprach eine Selbst- lungen entsprechen vielleicht nicht dem, was wir uns heute finanzierung durch Werbeeinnahmen und die Übernahme unter einer Zunft vorstellen. Aber die Landzunft Regensdorf sämtlicher Arbeiten. Die Zunft gewährte ihm eine Akonto- kann sich zu Recht auf eine historische Zunft berufen, die Zahlung von 500 Franken für die erste Nummer. Nach mo- wie die Zünfte im Alten Zürich einen Verfassungsauftrag natelangem Warten auf eine konkrete Arbeitsleistung war wahrnahm. der Redaktor plötzlich samt Geld verschwunden. Es stellte sich heraus, dass dieser eben erst «aus dem gesiebten Regan-Zunftblatt Ferienheim» entlassen worden war, wie es der Zunftmeister in seinem damaligen Jahresbericht formulierte. Die Land- zunft musste deshalb die Fertigstellung des ersten Zunft- blattes 1963 wohl oder übel selber an die Hand nehmen. Seither wird die Schrift stets von einem Zünfter betreut. Das Regan-Zunftblatt entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einer eigenständigen Marke und blieb deshalb vom zunft- internen Namenswechsel von der Landzunft Regan zur Landzunft Regensdorf verschont. Die Publikation hat inzwi- schen eine Auflage von mehreren tausend Exemplaren und wird an alle Haushalte der Gemeinde verteilt.

Zunftbrunnen Der Zunftbrunnen an der oberen Watterstrasse verkörpert weitere Aspekte des Traditionsbewusstseins der Landzunft Regensdorf. Er dokumentiert einerseits das Engagement der Zunft für die Erhaltung und Pflege der noch verblie - benen Spuren von Alt-Regensdorf. Als Geschenk der Zivil- gemeinde Regensdorf erinnert er andererseits an die ehe- malige Verbundenheit mit der Zivilgemeinde, für deren Fortbestand die Zunftinitanten so resolut gekämpft hatten. In den Gründungsjahren fühlte sich die Landzunft zuweilen auch als eine Art Ersatzorganisation für die 1967 aufgelöste Zivilgemeinde Regensdorf.

Umschlag des vierten Regan-Zunftblattes von 1966

Die 1962 gegründete Landzunft Regensdorf verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele. Einerseits pflegt sie ein Zunftleben nach dem Vorbild der heutigen Zürcher Zünfte. Anderseits verschreibt sie sich der Wahrung alter Dorftraditionen und erbringt für ihre Standortgemeinde verschiedene kulturelle Dienstleistungen. Ein Zeugnis dafür ist das seit seit 1963 jährlich herausgegebene Regan-Zunftblatt, das seit Jahr- zehnten den Stellenwert einer Jahresschrift der Gemeinde Regensdorf einnimmt. Im Zentrum der Publikation steht, was dem ersten Artikel in der ersten Nummer 1963 als Titel diente: «Unser Dorf – Regensdorf». Zunftbrunnen an der Watterstrasse mit Gedenktafel, 1967

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JUBILÄUM LANDZUNFT

Die Übernahme eines Brunnens von der Zivilgemeinde war 1974/75 wurde der alte Spycher von Bauunternehmer und bereits im Gründungsjahr 1962 von der Vorsteherschaft an- Zünfter Josef Knuser mit Hilfe eines Gemeindekredits zum geregt worden. Aber die von der Auflösung bedrohte Zivil- Museum umgebaut. Rund 20 Mitglieder der Landzunft hal- gemeinde stellte das Gesuch der Landzunft immer wieder fen in Fronarbeit bei den Bauarbeiten mit, unter anderem zurück. 1966 fand die Landzunft doch noch Gehör, und die beim Kalken der Obergeschosse und beim Imprägnieren Zivilgemeinde überliess ihr den Brunnen an der oberen des Bauholzes. Auch der Transport der bestehenden orts- Watterstrasse samt Wasserrecht. Als der Brunnen 1967 geschichtlichen Sammlung im Estrich des alten Schulhauses von der Landzunft restauriert und mit einer auf 1966 da- in das neue Museum wurde von Zünftern unentgeltlich er- tierten Gedenktafel versehen war, existierte die Zivilge- ledigt. meinde bereits nicht mehr. Die letzten Verhandlungen über den Zunftbrunnen führte die Landzunft mit der Politischen Gemeinde.

Die Zehntenabgabe Die Landzunft Regensdorf kennt seit 1971 den Brauch, am jährlichen Martinimahl von den Zünftern eine «Zehnten - abgabe» für gemeinnützige Zwecke zu erheben. Die erste Zehntenabgabe von 1971 kam der Kinderkrippe Regens- dorf zugute. Entsprechend des ursprünglichen Gedankens des Zehnten als Teil der Ernte wurde sie in Naturalien ein- gefordert. In der Einladung zum Martinimahl hiess es, die Vorsteherschaft stelle sich «gut haltbare Sachen, wie Reis, Zucker, Mehl, Öl, Äpfel, Suppenwürfel, Ovomaltine, Kon - serven» im Wert von 5 bis 10 Franken vor. Es dürften aber auch «Kleidchen oder Spielsachen» sein. Mit der zweiten Zehntenabgabe am Martinimahl 1972 un- terstützte die Landzunft die Stiftung Schloss Regensberg. Aufgrund der wohl richtigen Einschätzung, dass dieser Stif- tung mit Naturalien wenig gedient wäre, wurde die Abgabe in Bargeld erhoben. Bei dieser Regelung blieb es bis heute. Die Sammlung zugunsten von Schloss Regensberg ergab Gemeindemuseum Regensdorf nach der Renovation 2010 damals 1000 Franken. Heute notiert die jährliche Zehnten- abgabe bei rund 4000 Franken. Mittlerweile ist es üblich, Am 26. Juni 1977 wurde das Gemeindemuseum im alten mit dieser Spende nicht nur eine, sondern mehrere Institu- Spycher eingeweiht. 2004 übergab Lucas Wüthrich die tionen, Vereine oder kulturelle Vorhaben zu unterstützen. Leitung des Museums an Mitzünfter Ruedi Ebeling. 2012 übernahm Hansruedi Tobler die Museumsleitung, Ruedi Aufbau des Gemeindemuseums Ebeling blieb sein Kurator. Obwohl das Museum unter der Nicht in erster Linie Geld, dafür umso mehr Arbeit investier- Aufsicht der Gemeinde steht, ist die «Zusammenarbeit mit te die Landzunft in den Aufbau des Gemeindemuseums. Im der Regan-Zunft» nach wie vor in der Betriebsverordnung Zuge der Renovation des alten Spychers an der Mühlestras- verankert. se, seit 1960/62 in Gemeindebesitz, setzte sich die Land- zunft an vorderster Front für die Umnutzung des Spychers Zunftlokal im «Hirschen» zu einem Ortsmuseum ein und wurde 1973 vom Gemein- Wie die Zürcher Zünfte verfügt auch die Landzunft Regens- derat mit der Gründung einer Museumskommission beauf- dorf über ein Zunftlokal. Dass sich die Zunft seit der Grün- tragt. Die Kommission unter der Leitung von Zünfter Dr. dungszeit im Restaurant Hirschen trifft, war zunächst eine Lucas Wüthrich legte 1974 eine Verordnung zur Führung Velegenheitslösung. «Sobald die Zunft über eine eigene des Museums vor. Diese hielt fest, dass es zwar unter ak- Zunftstube verfügt, lässt sich jeder Zünfter einen eigenen tiver Mithilfe der Landzunft, aber auf Kosten und unter der Zunftstuhl anfertigen», steht in den ersten Zunftsatzungen Oberaufsicht der Gemeinde zu betreiben sei. Aus diesem von 1962. Und in den 1965 erstmals revidierten Satzungen Grund ist seither nicht mehr von einem Ortsmuseum, son- hiess es forsch: «Die Vorsteherschaft bemüht sich um eine dern vom «Gemeindemuseum Regensdorf» die Rede. eigene Zunftstube.»

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Nach weiteren rund 25 Jahren im «Hirschen» wurde das musste für das Martinimahl 1994 erstmals in das Regens- seit der Gründungszeit verfolgte Vorhaben immer dringli- dorfer Hotel und Restaurant Mövenpick ausweichen. cher. 1991 wurde ein Umbauprojekt des «Hirschen» publik, 1996 wurde der «Hirschen» abgebrochen, im ähnlichen Stil das keinen grossen Saal mehr vorsah. Im gleichen Jahr bot wie der Vorgängerbau wieder aufgebaut und im Herbst Zünfter und Bauunternehmer Josef Knuser der Landzunft 1997 neu eröffnet. Die Landzunft hatte von der Bauherrin eine Beteiligung an einem Bauvorhaben auf dem Areal des Emmy Bader-Richi die Zusicherung erhalten, in den neuen alten Sägereigebäudes unterhalb der Mühle an. Mit dem «Hirschen» zurückkehren zu dürfen. Mit dem Hauptbott Projekt «Sagistube» im «Sagihus» nahm der Traum vom ei- vom 31.März 1998 fand nach mehrjährigem Exil im «Möven - genen Zunftlokal plötzlich konkrete Formen an. pick» erstmals wieder ein offizieller Zunftanlass im alten und neuen Zunftlokal zum Hirschen statt.

Zunftkostüm und Requisiten Wie die Zürcher Zünfte verfügt auch die Landzunft Regens- dorf über eine Reihe von zunfttypischen Requisiten. Dazu gehört ein Zunftkostüm, das sich ursprünglich auf eine Kopfbedeckung beschränkte, nämlich auf die «Krimmer- mütze mit blauem Boden», wie sie in den ersten Satzungen umschrieben ist. 1979 wurde die Krimmermütze ersetzt durch ein «richtiges» Kostüm. Dieses wurde auf Initiative von Emmy Bader-Richi, Mitglied der Trachtenvereinigung und Frau des Urzünfters Paul Bader, angeschafft und stellt eine traditionelle Zürcher Unterländer Männertracht dar. Besammlung zur Blueschtfahrt vor dem Zunftlokal «Hirschen», 1970 Zum Kostüm kommt das «Ehrenzeichen», bestehend aus einem stilisierten Zunftwappen in farbigem Email und einer Das Vorhaben war auf gutem Weg. Das Projekt sah eine Umschrift auf silbernem Plakettenrand. Für Zunftanlässe in Beteiligung der Zunft im Stockwerkeigentum vor, mit einem zivil gibt es eine zweite Ausführung ohne Umschrift, die als Restaurant, das sich als Zunftsaal nutzen liess. Ausserdem «Zunftabzeichen» am Zivilanzug getragen wird. Die beiden verrechnete die Bauherrenfamilie Knuser der Zunft keinen Requisiten sind seit den Gründungsjahren in gleicher Aus- Landanteil, was das Vorhaben vergünstigte. Das von der führung in Gebrauch. Einzig der frühere Zunftname Regan Vorsteherschaft erarbeitete Finanzierungsmodell beinhal- wurde nach dem Wechsel des Zunftnamens gestrichen. tete die Gründung einer «Genossenschaft Sagistube». Jeder Genossenschafter hatte mindestens fünf «Pflichtanteil- scheine» zu 1000 Franken zu erwerben. Um die Finanzie- rung sicherzustellen, wurde die Gründung der Genossen- schaft gekoppelt mit einer Ergänzung der Zunftsatzungen, die bestimmte, dass jeder Zünfter verpflichtet war, «sofort der Genossenschaft Sagistube als Mitglied beizutreten». Die im Vorfeld gute Stimmung geriet aufgrund der gefor- derten Zwangsmitgliedschaft in der Genossenschaft ins Wanken. Aus Sicht des einzelnen Zünfters bedeutete eine Annahme nun automatisch, dass er umgehend 5000 Fran- ken einzuzahlen hatte. Drei ältere Urzünfter, darunter Zunftinitiant Albert Kuhn, wollten diesen Beitrag von Vorn- Vorsteherschaft 2005, in der Mitte Zunftmeister Paul Schwarz, ste- herein nicht leisten und traten aus der Zunft aus. Am aus- hend Statthalter Kurt Knuser. Hintergrund Zunftfahne serordentlichen Hauptbott vom 27. November 1993 wurde der Antrag der Vorsteherschaft auf eine Beteiligung am Fast gleichzeitig mit dem neuen Kostüm beschaffte sich die Projekt Sagistube schliesslich nach langer Diskussion mit Landzunft eine Zunftfahne mit beidseitig aufgedrucktem 45 zu 28 Stimmen zurückgewiesen. Zunftwappen. Die Fahne wurde am Martinimahl 1979 feier- Die Enttäuschung bei der Vorsteherschaft war gross. Zu lich eingeweiht. Als «Göttizunft» agierte die Zunft Höngg, allem Überfluss ging 1994 der Pächter des «Hirschen» Kon- die mit grosser Delegation an der Fahnenweihe teilnahm. kurs. Das Restaurant wurde geschlossen, und die Landzunft Ein für Zünfte unentbehrliches Requisit sind zudem die

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Wappentafeln mit Namen und Wappen der Zünfter. Die Die Teilnahme an den übrigen Zunftanlässen ist nicht obli- erste Wappentafel wurde der Zunft 1967 von Schreiner - gatorisch, aber «Ehrensache», wie es in den Satzungen meister und Zünfter Albert Meier geschenkt. Inzwischen heisst. Das gilt auch für die seit 1964 durchgeführte verfügt die Landzunft über vier solche Tafeln, aufgehängt in «Blueschtfahrt» im Frühling, dem vielleicht bekanntesten der Zunftstube im ersten Obergeschoss des «Hirschen». Anlass der Landzunft Regensdorf. Die Zunft reist bei diesem Daneben besitzt die Zunft auch etwas «Zunftsilber», unter Ausflug in sogenannten Landauern (vierplätzigen Kut- anderem einen Zunftmeisterpokal, mehrere Kerzenständer schen). Bei der ersten Blueschtfahrt von 1964 waren zehn und verschiedene Zinnkannen und Becher. Meist handelt Landauer im Einsatz, inzwischen sind es 18 bis über 20. es sich um Geschenke von Zünftern oder Gästen. 1986 schenkte Urzünfter Emil Denzler der Landzunft zum Bei - spiel die erste Zunftmeisterkette, die der Zunftmeister bei offiziellen Anlässen trägt. Ein besonders beliebtes «Requisit» des Zunftlebens ist schliesslich der Zunftwein. Der langjährige Weinlieferant Fritz Huber trat 1982 der Zunft bei. Seither spricht die Landzunft mit Stolz vom «eigenen Wein». Inzwischen liefert Fritz Hubers gleichnamiger Sohn, der ebenfalls Zunftmit- glied ist, den Zunftwein.

Erste Blueschtfahrt 1964

Das Jahresprogramm wird ergänzt durch monatliche Ver- anstaltungen verschiedener Natur. Tradition hat inzwischen der Bärchtelistreff am 2. Januar oder der seit 1977 durch- geführte Chlaushock im Dezember. Wöchentliche Begeg- nungen in zwangloser Form ermöglicht der vor einiger Zeit eingeführte «Zünfter Fiirabig-Stamm» am Dienstag im Re- staurant Hirschen.

Ehrengäste aus anderen Zünften Die «Kontaktpflege mit Zünften» ist bei der Landzunft Re- Hauptbott im «Hirschenkeller», 2011 gensdorf in den Satzungen verankert. Die passende Gele- genheit für «zöiftige» Einladungen ist die Blueschtfahrt. In Hauptbott, Blueschtfahrt und Martinimahl den Einladungsschreiben findet sich häufig der Satz: «Was Das eigentliche Zunftleben besteht aus einer Reihe von für eine Stadtzunft das Sechseläuten, ist für unsere Land- teils obligatorischen, teils freiwilligen Zunftanlässen. Die für zunft die ebenfalls im Frühjahr stattfindende Blueschtfahrt Vereine vorgeschriebene Generalversammlung ist bei der mit Landauern.» Landzunft Regensdorf der Hauptbott. Er findet jeweils im Der bis heute vielleicht prominenteste Ehrengast war alt März im Gewölbekeller des «Hirschen» statt. Am Hauptbott Stadtpräsident Emil Landolt, der 1966 in seiner Funktion werden die ordentlichen Geschäfte der Zunft besprochen als Zunftmeister der Zunft zur Zimmerleuten an der und allfällige neue Zünfter aufgenommen. Der Besuch ist Blueschtfahrt teilnahm und der Landzunft als Dank «für den für Zünfter obligatorisch. Ausserdem bleiben die Zünfter bei ausserordentlich grossen Genuss» eine wertvolle Lithogra- diesem Anlass unter sich. fie des Zürcher Künstlers Max Hunziker zukommen liess. An den meisten anderen Zunftanlässen sind auch Zünfters- Zahlreiche weitere Zünfte erwiesen der Landzunft an einer frauen dabei, so am Martinimahl im November. Das Marti- Blueschtfahrt die Ehre. Von den 26 Zürcher Zünften waren nimahl ist der zweite obligatorische und zudem grösste An- bis heute Vertreter von über 20 Zünften ein oder mehrere lass der Landzunft. Der einzige Raum im «Hirschen», der Male zu Gast. Beziehungen bestehen auch zur Zunft zu’n dafür genügend Kapazität hat, ist das Restaurant, das an Rebleuten Schaffhausen, die 2005 mit einer Delegation an diesem Abend für das Publikum geschlossen bleibt. der Blueschtfahrt teilnahm.

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Umgekehrt erhielt die Landzunft Regensdorf beziehungs- weise deren Zunftmeister bisher weit über 20 Einladungen an einen offiziellen Anlass einer Zürcher Zunft, meistens zum Sechseläuten. Angesichts der Aussenseiterrolle, die die Landzunft Regensdorf als Nichtmitglied des Zentral - komitees der Zünfte Zürichs einnimmt, ist diese Bilanz be- achtlich.

Die Landzunft am Zürcher Sechseläuten Die Landzunft Regensdorf hatte seit der Gründung nie das Ziel, am offiziellen Zürcher Zunftumzug am Sechseläuten- montag mitzuwirken. Seit 1972 ist sie hingegen mit der Umzugsgruppe «Regensberger auf der Altburg» am Sechse - läuten-Kinderumzug vertreten. Das gibt ihr zu Recht das Gefühl, am grössten Anlass der Zürcher Zünfte ebenfalls Kindergruppe «Regensberger auf der Altburg» am Kinderumzug eine gewisse Rolle zu spielen. schenkt oder zum Materialpreis verkauft. Heute besitzt die Zunft rund 60 Kostüme verschiedener Grössen. Die Teilnah- me in der Gruppe der Landzunft ist längst nicht mehr auf die Kinder von Zünftern beschränkt. Gegen eine geringe Ge- bühr für Kostümmiete, Transport und Verpflegung können alle Kinder der Region mitmachen, und die Ausschreibung für die Teilnahme erfolgt jeweils im «Furttaler», dem Publi- kationsorgan der Furttalgemeinden. Organisation und Koordination werden nach wie vor von Zünftersfrauen übernommen. Die Landzunft kümmert sich um den Wagen und hat 1992, wiederum in Fronarbeit, den baufällig gewordenen alten durch einen neuen Zunftwagen ersetzt. Es ist eine dankbare Aufgabe, denn der Kinderum- zug ist ein fröhlicher, unbeschwerter und beliebter Anlass Alter Zunftwagen für Sechseläuten-Kinderumzug mit stilisierter Altburg am Sechseläuten. Mit ihrem eigenen Frühlingsanlass, der Blueschtfahrt, hat die Landzunft Regensdorf zudem eine Die Initiative zur Teilnahme am Kinderumzug ging von der sympathische ländliche Alternative zur offiziellen Frühlings- Zünftersfrau Marianne Büchi aus. Sie stellte den Kontakt zu zeremonie der Stadtzünfte gefunden: traditionell und «zöif- den Organisatoren des Kinderumzugs her und nähte mit tig», mit Reden und Gegenreden, aber gemeinsam mit den anderen Zünftersfrauen Kostüme von «Burgfräuleins» und Frauen. «edlen Rittern». Die Landzunft übernahm die Material- kosten für den Zunftwagen mit der Altburg, der unter der Leitung von Zünfter Josef Knuser in Fronarbeit geschaffen wurde. Bei der ersten Teilnahme im Jahr 1972 klappte aus Sicht der Landzunft noch nicht alles nach Wunsch. In einem damaligen Vorsteherprotokoll sind die für das nächste Jahr vorgesehenen Verbesserungen stichwortartig vermerkt: «Eintrag im Programm verlangen», «Hinweis an Journali- sten übergeben», «Gruppe im nächsten Jahr besser von den anderen Gruppen trennen». Inzwischen ist die Kindergruppe «Regensberger auf der Altburg» im Sechseläutenprogramm ausdrücklich als Um- zugsgruppe der Landzunft Regensdorf gekennzeichnet. Die ursprünglich von Zünftersfrauen für ihre Kinder geschnei- derten «Gwändli» wurden nach und nach der Zunft ge-

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Die Landzunft jubiliert

In Bächen floss das Regenwasser durch die Strassen ihr Engagement für das Gemeindemuseum. Er hob den Ein- und Flurwege im Strassächer zu Tal, Autopneus ver- satz vieler Zünfter für die Gemeinde in der Ortspolitik und sanken in improvisierten Parkplätzen, glänzend po- in vielen Regensdorfer Organisationen hervor, die in Ver- lierte Sonntagsschuhe stelzten durch die Rinnsale gangenheit und Gegenwart die Gemeinde massgeblich mit- und mancher Saum einer schönen Tracht oder eines gestaltet haben. festlichen Kleides musste beim Überschreiten der vie- Zunftmeister Kurt Knuser blickte in seiner Jubiläumsrede len Pfützen gelüpft werden. Es müssen Freudentränen kurz auf die Geschichte zurück und stellte mit Genugtuung gewesen sein, die der Himmel an diesem Samstag- fest, dass die Landzunft nach heftigen Geburtswehen und morgen über Adlikon in Strömen vergoss, denn der etlichen Misstönen sich stets positiv weiterentwickelt und Anlass, der um die 250 Gäste unter einem farbigen im Gemeindeleben in verschiedener Hinsicht einen wichti- Schwarm von Schirmen zum Mattenhof zog, war gen Platz gewonnen habe. Er verwies auf die ausführliche wahrlich ein gefreuter. Die Landzunft Regensdorf Festschrift des Historikers Beat Frei, welcher die Zunftge- wollte ihr 50-jähriges Bestehen mit einem würdigen schichte auf brillante Weise festgehalten habe. Sie zeige Anlass feiern. nicht nur die Entwicklung der Reganzunft zur Landzunft Re- gensdorf auf, sondern stelle auch ein bedeutendes Stück Unter dem weiten Vordach des grossen Ökonomiegebäu- Dorfgeschichte auf spannende Weise dar. Als «Bhaltis» des sammelten sich die Festbesucher und stiessen zur Be- durften alle Gäste das schöne Buch mitnehmen. grüssung mit dem Zunftwein aus dem Furttal auf diesen be- Er begrüsste sodann vor allem die vielen anwesenden Ver- sonderen Tag an, so dass die Sonne sich wenigstens im Glas treter von Zürcher Zünften, von denen zwei prominente Zunft- zu den Geburtstagsgästen gesellte. meister dann zu Worte kamen, wobei es nicht an Seiten - Die weite Halle, welche die Hofbesitzer Daniel und Cornelia hieben mangelte, mit denen den hochrangigen Gästen die Frei der Landzunft für ihre Feier grosszügig zur Verfügung Ebenbürtigkeit des ländlichen Zunftwesens auf humorvolle stellten, empfing die Gäste in festlichem Kleid. Mit Stroh- Art klargemacht wurde. Dass beispielsweise trotz ungebro- ballen, frischem Grün und dem Gold unzähliger Sonnenblu- chenem Traditionsbewusstsein bei seiner Landzunft auch men bot sie einen würdigen ländlichen Rahmen für die Ju- biläumsfeier. Eröffnet durch fünf Böllerschüsse aus einer Infanteriekanone und eingeleitet und umrahmt durch fröh- liche und rassige Musik des Musikvereins Regensdorf konn- te der Festakt dann beginnen. Statthalter und Säckelmei- ster Werner Huber begrüsste mit launigen Worten die Festgemeinde und führte anschliessend durch das Pro- gramm.

Gratulationen, zünftige Reden, Gastgeschenke Gemeindepräsident Max Walter trat als erster Gratulant ans Mikrofon. Er bedankte sich bei der Landzunft für ihr En- gagement in der Gemeinde, würdigte ihren Beitrag zum kul- turellen Leben der Gemeinde durch ihre Unterstützung von Anlässen, durch die jährliche Publikation ihres Zunftblattes, Begrüssung der Gäste durch den Zunftmeister

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die Frauen der Zünfter zu den meisten Anlässen eingeladen gensdorf und seinen Traditionen zu tun hatten unterhalten, sind, sah er als Zeichen dafür, dass man auf dem Land mit was sie mit Vergnügen taten, auch wenn sie ab und zu wie- der Zeit gehe und im Gegensatz zu den Stadtzünften des- der mit feuchten Jubiläumsgrüssen von Petrus bedacht halb kein Frauenproblem habe. wurden. Die Gäste konnten mit der Armbrust das traditio- nelle Watter-Tätschschiessen persönlich nachempfinden, die Watter Weltrekord-Weinflasche bewundern. Besonde- ren Anklang fand die von Zünfter Daniel Frei und seiner Frau Cornelia kommentierte Führung durch den hochmodernen Milchwirtschaftsbetrieb, insbesondere den riesigen Kuh- Freilaufstall des Mattenhofes.

Gruppenbild mit Dame: Gemeindepräsident Max Walter, Zunftmei- ster Kurt Knuser und Säckelmeister Werner Huber im Gespräch mit Zünfterfrau in Zürcher Tracht

Liebevolle Sticheleien Zwei prominente Vertreter der zünftigen Gäste kamen dann zu Worte. Der Zunftmeister der Zunft Höngg – Fahnengötti der Landzunft – Daniel Fontoillet gratulierte den Regensdor- Fröhliche Gäste und festlich gedeckte Tische fern, erklärte, wie stolz er sei auf sein Göttikind, betonte die historischen Gemeinsamkeiten der Dörfer Höngg und Re- Zum Dessert spielte eine Jazzband auf und unterhielt die gensdorf und würzte seine Ausführungen mit den üblichen Festgemeinde mit rassigen Dixieland-Melodien bestens, so liebevollen kleinen Sticheleien, welche die Freundschaft er- dass bei Kaffee, Käse, Kuchen und anderen Köstlichkeiten halten. Als offizieller Vertreter der Zürcher Zünfte wandte das muntere Feiern an den vollbesetzen Tischen fröhlich sich dann Dr. Pius Schmid, Zunftmeister der Zunft zu den weiterging, bis der Tätschmäischter Werner Huber mit drei Königen, an die Festgesellschaft. Nebst den freund- einem Schlusswort den Anlass offiziell abschloss, was von schaftlichen Grüssen und Glückwünschen der Zürcher Zunft- den Kanonieren der Infanteriekanone nochmals mit drei meister lobte er den geschichtlichen Hintergrund, den sich Böllerschüssen unterstrichen wurde. die Landzunft gegeben habe, nicht ohne ihr in aller bitter- Natürlich blieben die Sesshafteren unter den Zünftern und süssen Freundlichkeit einen etwas lockeren Umgang mit hi- ihren Gästen noch weiterhin beisammen, um später bei storischen Tatsachen zuzubilligen, was manchem Zuhörer Suppe und Würstchen den schönen Anlass ausklingen zu ein amüsiertes Schmunzeln entlockte. Als Gastgeschenk der lassen. bt Zürcher Zünfte überreichte er der Regensdorfer Vorsteher- schaft eine prächtige Zinnkanne mit Bechern, ein Geschenk, das von Kurt Knuser gebührend verdankt wurde. Elisabeth Bader Keller, die Wirtin des Zunftlokals im Hir- schen, schloss sich den Glückwünschen an und überreichte dem Zunftmeister ebenfalls eine prächtige Zinnkanne, die der Zunft am Martinimahl in Zukunft anstelle der üblichen Kartonschachtel als würdiges Sammelgefäss für den zünf- tigen Zehnten dienen soll.

Kulinarische und andere Höhepunkte Anschliessend wurden die knurrenden Mägen und dursti- gen Seelen mit dem grosszügigen Festmahl und süffigem Zunftwein zufriedengestellt. Danach konnten sich die Gäste bei verschiedenen Attraktionen, die mit dem Leben in Re- Kanonier Andreas Wolfensberger beim abschliessenden Salut

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Regensdorf in der Welt von 1962

Die Gründung der Landzunft ist ein wichtiges Ereignis in der Regensdorfer Ortsgeschichte – und in mancher Hinsicht von ihr geprägt, wie die ersten Kapitel der Zunftchronik deutlich zeigen. Ein paar Streiflichter auf Regensdorf und die Regensdorfer des Gründungsjahres, auf das Geschehen hierzulande und anderswo, geben eine Vorstellung vom Umfeld, von den Verhältnissen und der Atmosphäre, in der die Gründung vollzogen wurde.

Regensdorf 1961

Es war ein Jahr, an das man sich erinnert, ein Jahr drama- Wissenschaft und Technik tischer Entscheidungen, aber auch ein Jahr der Erneuerung, John Glenn umrundet auf dem ersten bemannten Raumflug in dem vieles geschah, was die Zeit danach prägte und bis der Amerikaner drei Mal die Erde. Erstmals erreicht mit der in unsere Gegenwart die Welt und das Leben der Menschen Raumsonde «Mariner 2» ein Raumschiff einen Planeten. veränderte. Dank Satellitenfunk flimmert zum ersten Mal ein amerika- nisches Fernsehprogramm auf europäischen Bildschirmen. Politik und Weltgeschehen Die Anti-Baby-Pille gelangt erstmals in Europa in den Ver- Frankreich und Algerien beenden ihren Kolonialkrieg, Alge- kauf und verändert das Sexualverhalten dieser und der rien wird unabhängig. Der französische Präsident Charles nachfolgenden Generationen. De Gaulle und der deutsche Bundekanzler Adenauer betrei- ben eine gegenseitige Politik der Aussöhnung und beenden Kultur nach zwei Weltkriegen den historischen Gegensatz ihrer «Doktor No», der erste von mittlerweile 23 James Bond- beiden Staaten mit einem Freundschaftsabkommen. Filmen mit der Schweizerin Ursula Andress als erstem Papst Johannes XXIII. eröffnet in Rom das 2.Vatikanische Bond-Girl gelangt in die Kinos, der Megastar Marilyn Mon- Konzil und erweckt unter den Katholiken Hoffnung auf roe stirbt unter mysteriösen Umständen. Mick Jagger tritt Öffnung und Modernisierung der Kirche. mit seinen «Rolling Stones» erstmals in einem Konzert auf, Nochmals erreicht der Kalte Krieg einen Höhepunkt. An der die «Beatles» nehmen mit «Love Me Do» ihre erste Platte Berliner Mauer sterben Menschen durch die Kugeln der auf und Bob Dylan beginnt seine Karriere als Rock- und DDR-Grenzpolizei und im Vietnamkrieg fallen die ersten Folksänger und prägt die aufkommende Jugend-Protest- amerikanischen Soldaten. bewegung mit. Im August kommt es in Kuba zur direkten Konfrontation der Die Engländerin Mary Quant kreiert den Minirock und löst beiden Supermächte, die Welt steht am Abgrund eines damit einen Skandal aus. Der kurze Rock setzt zu einem Atomkrieges. Nachdem die Sowjetunion auf der Insel Atom- weltweiten Siegeszug an und trägt seiner Schöpferin einen raketen aufgestellt hat, welche die grossen amerikanischen Orden ein. Andy Warhol schafft in New York den Durch- Städte erreichen könnten, gelingt es der amerikanischen bruch als Künstler und wird zum «Vater» der Pop-Art. Regierung unter Präsident John F. Kennedy mit einer See- blockade die Sowjetregierung unter Nikita Chruschtschow Schweiz dazu zu bringen, die russischen Raketen mit 80 Atom- Der Kalte Krieg hinterlässt auch hierzulande seine Spuren. sprengköpfen wieder abzubauen. Während Tagen hat das Vor drei Jahren hat das Volk einem Verfassungsartikel zu- Schicksal der Menschheit auf Messers Schneide gestanden. gestimmt, der einen verstärkten Schutz der Zivilbevölke-

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rung im Kriegsfall vorsieht. Nun müssen die Gemeinden die notwendigen Ausbau der Gemeinde-Infrastruktur aufzu- vorgeschriebenen Massnahmen realisieren, und die Bevöl- bauen.1 Mit Erfolg – Gretag und Drawag beispielsweise er- kerung wird entsprechend motiviert. «Mit eindringlichen öffnen in diesem Jahr hier ihre Betriebe. Worten führte der Referent, der Vorsteher der Abteilung für 1962 zeigt in Regensdorf eine Gemeinde im Aufbruch. Die Zivilschutz, die Gefahren des modernen Krieges vor Augen, Stimmbürger – damals ausschliesslich Männer – sind da - der das Hinterland in die Front einbezieht. … Wenn in Frie- rum stark gefordert. Sie werden 1962 zu nicht weniger denszeiten eine kraftvolle Armee und eine gradlinige gei- als 11 Gemeindeversammlungen aufgeboten. (Politische stige Landesverteidigung, sowie eine gut organisierte Zivil- Gemeinde, Zivilgemeinde, Oberstufenschulgemeinde).2 schutzorganisation geschaffen werden, so wird es uns weiterhin gestattet sein, das Erbe unserer Väter von 1291 zu erhalten und zu verteidigen», heisst es im Bericht über einen öffentlichen Vortrag in Regensdorf.

... und Regensdorf ? Es ist in verschiedener Hinsicht ein heisses Jahr, auch in Regensdorf. Zunächst ist es das Wetter. Der 62-er Som- mer ist trocken und heiss, die Zivilgemeinden, die – noch – für die Wasserversorgung zuständig sind, müssen zum Sparen aufrufen und Einschränkungen des Wasserver- brauchs verfügen. Die Kinder bekommen den Wasser man- gel im Herbst zu spüren – die Landwirtschaftliche Genos- senschaft kündigt an, dass sie wegen der Trockenheit nicht für alle Kinder Räben für den Räbeliechtliumzug Dorfansicht von der Mühle aus, Postkarte um 1958 bereitstellen könne! Fotoarchiv Quartierverein Dorf Regensdorf befindet sich ganz allgemein in einer heissen Phase seiner Geschichte. Seit Mitte der Fünfzigerjahre be- Aufhebung der Zivilgemeinde Regensdorf findet sich die Gemeinde in einer rasanten Entwicklung. In der angestrebten Wachstumsphase wird der Ausbau der 6’754 Menschen leben 1962 hier – ein Drittel mehr als zwei Infrastruktur zu einer zwingenden Aufgabe. Die Verteilung Jahre zuvor, 17% davon sind Ausländer. In den drei Jahren der Zuständigkeiten zwischen Politischer Gemeinde und zuvor wurden 607 neue Wohnungen erstellt, in diesem Jahr Zivilgemeinde in diesen Bereichen ist kompliziert und be- 92. In den Garagen und auf den Parkplätzen der Gemeinde hindert die Realisierung entsprechender Projekte. Folge- stehen bereits 931Personenwagen und 113 Lastwagen und richtig kommt es in diesem Jahr auch zum Beschluss der Busse. Zivilgemeindeversammlung Regensdorf, die Zivilgemeinde Noch zählt man rund 70 Landwirtschaftsbetriebe, die etwa aufzulösen und mit der politischen Gemeinde zu verschmel- 300 ha Ackerland bewirtschaften, immerhin noch etwa 50 zen. Der Entscheid wirkt wie ein Sprengkörper. Tradition Pferde im Stall stehen haben und über 1’000 Stück Rind- und Fortschritt, Beharren und Aufbruch stehen einander in vieh, 700 Schweine, 35 Schafe und 23 Ziegen halten. Die dieser Auseinandersetzung gegenüber. Diese fundamenta- Anzahl der Industrie- und Dienstleistungsbetriebe wächst len Gegensätze setzen zentrifugale Kräfte frei, die alte Be- rasch – bald werden es über 200 sein mit über 3’000 Be- ziehungen auseinanderbrechen lassen und tiefe Gräben schäftigten. Die Entwicklungsstrategie des Gemeinderates aufreissen. Der Konflikt überlagert zeitweise die übrigen trägt also Früchte, und mit einem Gesamtsteuerfuss von Themen in der Gemeinde und spaltet die Dorfgemeinschaft 118% befindet man sich in dieser Hinsicht schon in einer im Kampf durch die Instanzen über 5 Jahre und 24 Rekurse, relativ komfortablen Lage. führt aber schliesslich doch 1967 mit der endgültigen Auf- lösung der Zivilgemeinde zu einer beschleunigten Entwick- Gemeindepolitik lung des Dorfes zur modernen Agglomerationsgemeinde. Unter Rudolf Grossmann – seit 1952 Präsident – hat der Gemeinderat eine neue Phase in der Geschichte der Ge- Gemeindewahlen meinde eingeleitet. Mit weitsichtiger Ortsplanung und ak- Mitten in die «Schubphase» der Gemeindeentwicklung und tiver Land- und Steuerpolitik will er den Standort Regens- die Auseinandersetzung über die Auflösung der Zivilge- dorf attraktiv machen für Unternehmen, die Arbeitsplätze meinde fallen im Februar die Erneuerungswahlen der Ge- schaffen und helfen, eine gute finanzielle Grundlage für den meindebehörden. Sie bringen kaum Überraschungen. Die

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bisherigen Amtsinhaber werden bestätigt, soweit sie eine wertet. Eine Studienkommission soll die Vorarbeiten nun Wiederwahl anstreben. Eine gewichtiger Wechsel an der weiter voranbringen. Spitze der Gemeinde allerdings ist bedeutsam: Gemeinde- präsident Rudolf Grossmann (BGB3), der Architekt und Investieren und bauen Motor der eingeschlagenen Wachstumspolitik, tritt ab. An Das Wachstum der Gemeinde verlangt Investitionen. Quar- seiner Stelle übernimmt der bisherige Gemeinderat Arnold tiere müssen erschlossen, Strassen gebaut werden. 1962 Schärer (EVP 3) das Amt des Gemeindepräsidenten. Neu werden in Watt die Halden-, die Laubisser- und die Gheid- werden in den Gemeinderat der Bauunternehmer Karl strasse gebaut, in Regensdorf die Hofwiesen-, die Adliker-, die Schwarz und der Bauingenieur Edi Knecht, der nachmalige Schul-, die Stations-, die Altburg-, die Feldblumenstrasse, Gemeindepräsident, gewählt. Die neue Mannschaft über- die Obstgarten- und die Bergstrasse neu gebaut oder aus- nimmt mit dem neuen Kapitän Schärer die Politik der letz- gebaut. Die Gemeinde beschliesst die Anschaffung eines ten Amtsperiode. weiteren Autobusses sowie den Bau einer Busgarage beim Auch in den übrigen Behörden bleibt es weitgehend beim Hardhölzli, und erstmals werden Buskurse nach Dällikon Alten. Die Schulpflegen werden weiterhin von Karl Düben- und Buchs geführt. dorfer (Oberstufe) und Hermann Maurer (Primarschule) geführt. An die Spitze der Rechnungsprüfungskommission tritt der Bankverwalter Alfred Bopp. Alle Wahlergebnisse versprechen Kontinuität in der Arbeit der Behörden.

Planungs- und Entwicklungspolitik Im Vordergrund der Gemeindepolitik stehen die Umsetzung der eingeschlagenen Strategie und der damit verbundene Ausbau der Infrastruktur. Die Fakten sind beeindruckend: Innerhalb eines Jahres berät die Gemeindeversammlung 13 Landgeschäfte, stimmt dem Kauf von 400 Aren Bauland zu, bewilligt dafür Kredite im Betrag von 2,6 Millionen. Im Ge- genzug stimmt sie dem Verkauf von Industrieland an neun Bahnhof, Strafanstalt und Bahnübergang 1961 Unternehmungen im Umfang von rund 300 Aren zu, zum durchschnittlichen Preis von 40 bis 50 Fr./m2. Um dem Ge- Eine neuralgische Stelle im Verkehrsnetz sorgt für öffentli- meinderat mehr Handlungsfreiheit zu geben, verdreifacht che Diskussionen: «In letzter Zeit häufen sich auf der Kreu- sie dessen Finanzkompetenz für Landkäufe und -verkäufe. zung Wehntalerstrasse/Watterstrasse bei Regensdorf die schweren Verkehrsunfälle in geradezu beängstigendem Masse. Innert kurzer Zeit mussten mehrere Menschenleben dem Moloch Verkehr geopfert werden», schreibt ein Kan- tonsrat in einer Anfrage an den Regierungsrat. Mit einer beidseitigen Stoppstrasse und einer Beschränkung der Ge- schwindigkeit auf 80km/h wird versucht, den Gefahrenherd zu neutralisieren. In den Langfurren, wo der Gemeinderat « … wieder über eine grössere Anzahl von Gesuchen um Verkauf von Ein- familienhausbauplätzen Beschluss gefasst hat», wird der erste Spatenstich für eine Alterssiedlung getan. «Nicht ein Langfurren 1961, Fotoarchiv Gemeindemuseum Bau in der Art eines rein auf Zeckmässigkeit ausgerichteten Altersheimes, sondern eine Siedlung, in der sich alte Ein- Im Dezember 1961 hat der Gemeinderat an einer Infor- zelpersonen und Ehepaare aus allen Volkskreisen in hüb- mationsveranstaltung den Stand seiner Ortsplanung vor- schen Ein- und Zweizimmerwohnungen wohlfühlen kön- gestellt. Nun befasst er sich mit der Verwirklichung des nen», formuliert es der Berichterstatter im Mitteilungsblatt. an gestrebten Ortszentrums. Zu diesem Zweck lässt er Ab- Für Wohnüberbauungen im Seewadel und an der Affoltern- klärungen vornehmen und lädt die Bevölkerung zur Mit - strasse muss die Gemeinde die Bewilligung des Regierungs- arbeit ein. Er stellt jedem Haushalt einen Fragebogen zu – rates einholen, «da es sich teilweise um Hochhäuser han- 800 ausgefüllte Bögen kommen zurück und werden ausge- delt.»

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Bevölkerunsgwachstum chengeleites einer alten, schönen Tradition entspricht.» Im Das Bevölkerungswachstum bringt mehr Schulkinder, und Hinblick auf den zunehmenden Strassenverkehr und die diese verlangen mehr Schulraum. Nachdem 5 Jahre zuvor Tatsache, dass in den neuen Mehrfamilienhäusern oft «die im Ruggenacher das erste Zentralschulhaus für Primar- Toten nicht mehr bis zur Beerdigung aufgebahrt werden schule und Oberstufe gebaut worden ist, kann die Primar- können», wird statt dessen die Anschaffung eines Leichen- schulgemeinde vor den Sommerferien vornehmen, was im autos beschlossen. Zudem stellt die Behörde fest, dass der Mitteilungsblatt feierlich angekündigt wird: «Endlich ist es alte Friedhof langsam zu klein wird . soweit. Die Kirchenglocken verkünden es, die Spatzen pfei- Mit zwei heissen Themen müssen sich die Behörden das fen es von den Dächern, und hunderte von erwartungsvol- ganze Jahr über befassen. Zunächst ist das die Kehricht- len Schulkinder flüstern es in Gassen, Strassen und Stuben: grube im «Ehrenhau», aus der Geruchs- und Rauchemissio- Der grosse langersehnte Tag der festlichen Einweihung des nen die Bevölkerung ständig belästigen. Ein Regensdorfer neuen Schulhauses “Chrüzächer” ist da.» Mit einem Volks- gibt seinen Gefühlen im Mitteilungsblatt in Versen Ausdruck: fest mit Festakt und schönen Reden, Bratwürsten und Fest- wein, Spielen und Wettkämpfen, mit Musik und Tanz über- «Das waren noch Zeiten! nimmt die Bevölkerung ihr neues Schulhaus. Es ist der Einst, vor vielen, vielen Jahren, Anfang einer langen Phase, in der fast im 5-Jahrestakt neue musste unsere Gemeinde noch sparen. Schulhäuser für die langsam zur Stadt wachsende Gemein- In der Höhe stand die Steuer, de gebaut werden. doch hatte es damals kein Feuer, Das nächste wird noch im gleichen Jahr bewilligt: Die Ober- das das Dorf zum Spotte macht stufenschulgemeinde stimmt dem Bau des zweiten Ober- mit einem Gestank bei Tag und Nacht. stufenschulhauses im Ruggenacher zu. Gesiebte Luft, die war schon besser, keine Abfallgrube als Luftverpester. Kultur und Freizeit Drum ihr Herren hier vom Rat, Das rasche Wachstum verlangt auch Innovationen im sozia- schreitet nun einmal zur Tat! … len und kulturellen Bereich. Viele wichtige Anliegen werden Ein nach Luft schnappender Regensdorfer» aufgenommen: Es wird eine Kommission für die Einrichtung eines Kinderhorts gebildet, und der Gemeinderat nimmt eine Motion für die Schaffung einer Kinderkrippe entgegen. Die Gemeindeversammlung spricht Kredite zur Schaffung einer Gemeindechronik und für einen neuen Fussballplatz im Roos. Die Schwimmbadkommission findet im Pösch ein geeignetes Gelände für ein Freibad, wählt das Projekt «Landis» zur Ausführung aus und will es zur Abstimmung bringen. Die Kommission «zum Studium der Frage über die Einführung einer Freizeitwerkstatt und einer Gemeindebi- bliothek» legt ihren Bericht vor und beantragt einen Kredit für die Schaffung der Bibliothek und die Verabschiedung einer Verordnung über das Freizeitzentrum Regensdorf. Watterstrasse mit «Alter Post», 1959, Archiv Quartierverein Dorf Beide Anträge werden in der letzten Gemeindeversamm- lung des Jahres angenommen. Mit der Einlagerung von Die Gesundheitsbehörde Regensdorf erklärt die Abfallgru- Sammelgut im alten Schulhaus an der Watterstrasse legt be zu ihrem «brennendsten Problem». Sie sei bestrebt, dem die Heimatkundliche Vereinigung einen ersten Baustein für dortigen Übel radikal zu Leibe zu rücken, auch auf die Ge- die Schaffung eines Regensdorfer Ortsmuseums. fahr hin einige «Lieferanten zu vertäuben.» In ihrer Verlaut- barung stellt sie aber fest, dass das Problem der Gastar- Gesundheit beiter für sie «fast so heiss wie die Ehrenhaugrube» sei. Sogar der Umgang mit dem Tod verändert sich unter den Der zunehmenden Zahl der ausländischen Arbeitskräfte ist Zwängen, die das rasche Wachstum mit sich bringt – und der Regensdorfer Wohnungsmarkt nicht gewachsen und ein alter Brauch fällt ihm zum Opfer: Das Leichengeleit hin- viele «Fremdarbeiter» müssen in unzureichenden Unter- ter dem von Pferden gezogenen Leichenwagen – seit 1918 künften hausen. Mehrfach publiziert die Behörde «Vor- von der gleichen Familie geführt – wird von der Gesund- schriften betreffend Unterkünfte für Gastarbeiter» und heitsbehörde abgeschafft, «obwohl der Brauch des Lei- droht mit unangemeldeten Kontrollen. In diesen Vorschrif-

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Obdachlosenunterkünfte und Kriegssanität zu, bereitet mit privaten Bauherren den Bau von Blockchefkommandopo- sten in Neubauten vor und beauftragt die Oberstufenschul- pflege, im geplanten neuen Schulhaus nebst Schutzräumen für die Zivilbevölkerung auch Räume für einen Quartierkom- mandoposten und eine Sanitätshilfsstelle vorzusehen.

Kirchen Auch die Kirche wird vom Wind der Veränderung nicht verschont. Noch ist Regensdorf eine typisch zürcherische Gemeinde mit einer klaren reformierten Mehrheit und einem einzigen Pfarrer. Die Richtzahl für eine zweite Pfarr- stelle ist längst überschritten und darum bewilligt die Kirch- gemeindeversammlung einstimmig die Anstellung eines zweiten Pfarrers. Eine der von der Kirchenpflege als drin- Adlikon 1961 gend notwendig betrachtete Renovation von Heizung und Bestuhlung der Kirche sowie der Empore lehnt sie aber ab. ten – für uns überraschend, dass solche Selbstverständlich- keiten vorgeschrieben werden mussten – heisst es unter Und sonst? anderem «Räume, die früher anderen Zwecken als zum Natürlich geschieht in diesem Jahr in den drei Dörfern noch Wohnen oder Schlafen dienten, erfordern eine Bewilligung viel mehr. Zum Beispiel die Einweihung des neuen Dorf- … Räume dürfen nur zum Schlafen benützt werden, wenn platzes in Watt mit der Milchannahmestelle, dem Feuer- auf jede darin schlafende Person mindestens 10m3 Luft- wehrlokal und vor allem mit der Eröffnung des Dorfladens, raum entfallen. ... Als Schlafgelegenheiten müssen Betten der stolz verkündet: vorhanden sein, Pritschenlager sind nicht zulässig. … Auf 10 Personen sollte mindestens ein Abort mit Wasserspü- «Ich will euch mit Vertrauen sagen, lung vorhanden sein.» Die Behörde nimmt andererseits mit ihr findet hier in diesem Laden, Genugtuung Kenntnis davon, «dass sich der Industrieverein ein Sortiment wie in der Stadt und einige Gewerbetreibende ernsthaft damit befassen, nur dass man’s in der Nähe hat.» das Unterkunftsproblem durch einen Neubau grosszügig zu lösen.4» Der gesamten Bevölkerung empfiehlt die Gesundheitsbe- hörde wärmstens, an den unentgeltlichen öffentlichen Impf- aktionen gegen Kinderlähmung und Pocken sowie an der Schirmbildaktion teilzunehmen5.

Zivilschutz Entsprechend der allgemeinen weltpolitischen Wetterlage und gemäss den neuen Vorschriften, geht der Gemeinderat daran, die örtliche Zivilschutzorganisation aufzubauen. Mitteilungsblatt der Gemeinde Regensdorf, 1. Juni 1962 «Wir müssen uns im wohlverstandenen eigenen Interesse auf die grauenvolle Möglichkeiten eines Krieges vorberei- Dabei darf man selbstverständlich nicht vergessen, dass im ten. ... Im Ernstfall können mit genügenden Sicherheits- gleichen Jahr die landwirtschaftliche Konsumgenossen- massnahmen Hunderttausende von Menschenleben geret- schaft Regensdorf beschliesst, ihre Filiale «in einen moder- tet werden», wendet sich der Regensdorfer Ortschef und nen Selbstbedienungsladen» umzubauen. Ortskommandant im Mitteilungsblatt an die Gemeinde und Zu erwähnen ist natürlich auch, dass der Musikverein im ruft die Frauen auf, sich freiwillig dem Aufgebot anzu- Winter seine Abendunterhaltung mit Maskenball durchführt schliessen, denn eine wirkungsvolle Regensdorfer Zivil- und im Herbst ein Konzert zur Einweihung seiner neuen, schutzorganisation braucht 1’200 Mitarbeiter. Bald wird von der Gemeinde subventionierten Instrumente gibt, dass ein erster Gebäudechefkurs für 60 Männer und Frauen der Dramatische Verein Regensdorf das Volksstück «Nacht durchgeführt, der Gemeinderat stimmt Anschaffungen für über em Gränzhof» aufführt, dass der Leichtathletikclub ge-

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gründet wird, dass die Alkoholverwaltung im Herbst in zwei 1 Vgl. Zunftblatt 2012, S.12 2 Die Gemeindeversammlungen fanden meistens im Saal des Gast- Verbilligungsaktionen Kartoffeln (100 kg für 14 Franken) hauses zur «Alten Post» an der Watterstrasse, manchmal auch in und Obst (100 kg für 33 Franken) an «Menschen abgibt, der reformierten Kirche oder im Saal des «Hirschen» statt. die aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage sind, zu 3 BGB = Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, heute SVP. EVP = Evangelische Volkspartei. normalen Marktpreisen Vorräte einzukaufen». 4 Im Dezember erteilt der Gemeinderat der Baugenossenschaft des Zum Gesamtbild gehören natürlich auch die «frohgelaunte im Jahr zuvor gegründeten Industrievereins die Baubewilligung für Turnerfamilie von Watt in der Linde, die zur Sardinenbüch- ein «Personalhaus für Fremdarbeiter» beim Hardhölzli an der se» wird, welche ihren Turnerabend mit sportlichen Vorfüh- Wehntalerstrasse auf Land, das ihm die Zivilgemeinde Watt im Baurecht zur Verfügung stellt. rungen, Theaterstücklein, Reigen, Tombola und Tanz zele- 5 Schirmbildaktionen waren Durchleuchtungsaktionen mit fahrbaren briert, dass sein Regensdorfer Pendant wieder zu seinem Röntgenapparaten in den Gemeinden zur Erkennung der damals traditionellen Turnerchränzli in die «Alte Post» einlädt, da- noch verbreiteten Lungentuberkulose. 1962 erreichte die Aktion im Kanton Zürich ihren Höhepunkt. In Regensdorf nahmen 43% bei seine sportlichen Erfolge feiert und mit Jugendrieglern, der Bevölkerung daran teil, und es wurden 23 wichtige Befunde Aktivturnern sowie Frauen- und Töchterriege durch glän- registriert. zende Turneinlagen, flotte und anmutige Reigen, einem lu- stigem Schwank, tollen Tombolapreisen und heissem Twist sein Publikum begeistert. Das zeigt auch, wie wichtig der Saal der «Alten Post» für das Gemeinde- und Vereinsleben in diesem Jahr noch ist, und dass der Gemeinderat gut daran tut, dass er Geld für Renovationsarbeiten bereitstellt, auch wenn der Abbruch dieser traditionsreichen Gaststätte bereits in Aussicht steht. Dass auch der Fussballclub Regensdorf in diesem Haus mit einem rauschenden Fest sein 25-jähriges Jubi - läum feiert, unterstreicht die Bedeutung des Hauses. Interessant zu wissen ist sicher auch, dass der Gemeinderat die Kompetenz erhält, zukünftig für den Personalbedarf der wachsenden Verwaltung in eigener Kompetenz neue Stellen zu schaffen. Und dass einer dieser Gemeindeangestellten 1962 in einem Spezialkurs zur Durchführung von Ratten - bekämpfunsgaktionen ausgebildet wird! bt Ortsplan Regensdorf um 1960

Watt 1961

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Zum Wappen von Regensdorf Mit einem Exkurs zu den Wappen von Watt und Adlikon

Die Gemeinde Regensdorf hat am 15. Dezember 1926 offiziell das älteste Wappen der Freiherren von Re- gensberg als Gemeindewappen bestimmt. Es ist in dieser Form durch die von 1926 bis 1936 von der «Anti- quarischen Gesellschaft in Zürich» (AGZ) besorgten Serie von «Wappenkarten» und durch das 1977 von ihr herausgegebenen Buch «Die Gemeindewappen des Kantons Zürich» von Peter Ziegler 1 eingeführt geworden.

Regensdorf Watt Adlikon

Zur Wappenkunde (Heraldik) fassenden, in Ranken auslaufenden «Tuchwolke». Auf dem Wappen waren im Mittelalter die Kennzeichen der Adels - Scheitel des Helms sind eine oder zwei Zierfiguren befe- familien. Die Zeit der Freiherren von Regensberg (12.–14. stigt, die als Helmzierden oder Kleinode bezeichnet werden. Jahrhundert) fällt mit der Blütezeit des echten Wappenwe- Diese spielzeughaften Gebilde sind in ihrer Ausformung sens zusammen. In ihrer vollen Zusammensetzung, mit sehr verschieden, meist in den Farben des Schildes gehal- Schild und Helmzier (Erklärung siehe unten), sind die Wap- ten. Helm, Helmdecke und Helmzier bilden zusammen das pen im Kampf, bei Zeremonien, Festen und Turnieren zur Oberwappen, das einen fast ebenso wichtigen Teil des Ge- leichten Identifizierung ihrer Träger mitgeführt worden. Der Schild, eine Trutz- oder Verteidigungswaffe, ist auf der Vor- derseite mit dem eigentlichen Wappen oder dem Schildbild versehen.2 Bei den Vollwappen sitzt über dem Schild ein Helm, von dem eine tuchartige Schleppe, die Helmdecke herabfällt. Sie wird im Spätmittelalter zu einer den ganzen Schild ein-

Totenschild für Lütold IV. von Regensberg, Kopie, 14. Jh., Landesmuseum Grabplatte Ulrich I. von Regensberg, um 1285, Landesmuseum

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DIE WAPPEN DER GEMEINDE

samtwappens bildet wie der Schild (das Unterwappen oder wendet. Bis 1326 kommt die gleiche Ausführung auf wei- das Wappen im engeren Sinn). Schild und Oberwappen sind teren elf Siegeln vor (von Lütolf VI. bis zu Ulrich und Lütold für die einzelnen Familien nach den Regeln der Heraldik VIII. von Neu-Regensberg). Das Grabrelief mit der Figur des genau festgelegt und in Wappenbüchern aufgezeichnet Freiherrn Ulrich von Neu-Regensberg, wohl kurz nach des- worden. Schildhalter, die den Wappenschild seitlich halten sen Todesjahr 1281 entstanden3, zeigt ebenfalls die sechs- und bewachen (Menschen oder Tiere) – man denke an die fache Spaltung. Löwen des Zürcher Wappens – spielen in der Frühzeit des Das Fresko aus dem Haus zum langen Keller in Zürich, um Wappenwesens noch keine Rolle und kommen beim Re- 13004, zeigt das Wappen mit dreifacher Spaltung. Zwei Sie- gensberger Wappen nicht vor. gel Lütolfs VIII. (von 1306 und 1310) halten sich an die Fünf- teilung; auch in der Zürcher Wappenrolle, um 1330, findet Die verschiedenen Formen des Wappens sich die fünffache Spaltung mit sechs Pfählen (bzw. sechs der Freiherren von Regensberg senkrechten Streifen)5. In der Folge setzt sich die fünffache Die Grundform des Regensberger Wappenschildes bestand Spaltung durch, doch erlebt die sechsfache Spaltung in durch alle Jahrhunderte hindurch aus mehreren Pfählen neuern Ausformungen des Wappens (seit ca. 1700) eine (senkrechten Streifen), wechselnd von silberner (bzw. weis- Renaissance.6 ser) und blauer Farbe, sowie aus einem vor den Pfählen auf Im 16.Jh. kommen in der Kabinettscheibe7 die sogenannten halber Höhe durchgehenden horizontalen roten Band oder «Ämterrosen» (runde Glasscheiben, sog. Standesscheiben) Balken. In der Sprache der Heraldik heisst das: mehrfach auf, bei denen die Wappen aller Vogteien das Standeswap- gespalten von Weiss und Blau, belegt mit rotem Balken. pen von Zürich kreisförmig einrahmen. Das Regensberger Wappen ist dabei durchgehend fünffach gespalten, meist mit weiss beginnend. Das früheste Vorkommen – das fortan als Muster diente – bildet eine kreisrunde Ämterscheibe von 15448. Auch die Ämterrose auf dem Zürcher Stadtplan von Jos Murer von 1576 ist fünffach gespalten. Das Regensberger Wappen bezieht sich bei den Ämter- rosen immer auf die Innere oder Obervogtei Regensdorf und nicht auf das Städtchen oder die Landvogtei Regensberg. Das Städtchen führte ein besonderes Wappen (siehe unten). Zwei Scheiben mit fünffacher Spaltung von 1683 in der alten Kirche von Affoltern9 nehmen zum einen Bezug auf die Landvogtei (links mit blau beginnend), zum andern auf die Gemeinde, bzw. die Obervogtei oder das Amt Re- gensdorf (links mit weiss beginnend). Ähnliche Wappen wie Regensdorf führen in der Schweiz die Gemeinden Champvent und Grandcour im Waadtland. Ähnlich sind Signau im Kanton Bern (mit 2 Balken) und Bas- sersdorf (mit schrägen Pfählen).

Zur Helmzier Die Kleinode des Regensberger Wappens haben sich im Lauf der Zeit gewandelt. Auf einem Siegel von 1291 scheint die Helmzier nur aus einer Krone in den Wappenfarben zu bestehen. In der Zürcher Wappenrolle (um 1330)10 und in Grünenbergs Wappenbuch von 1483 mit Regensberger Wappen Grünenbergs Wappenbuch (1483) ist es zusammengesetzt aus einer nach oben in zwei Zipfel auslaufenden Haube in Zum erstenmal erscheint dieses Wappen auf dem Siegel an den Farben des Schildes, an den Zipfeln je ein Pfauenfeder- einer Urkunde von 1219, ausgestellt von Freiherr Lütolf V. busch. Diese Helmzier ist vom Herausgeber der Wappen- Es ist 6-fach gespalten, was sieben Pfähle ergibt, nämlich – rolle, Friedich Hegi (1930), als Inful, d.h. als stilisierter Bi- wenn links mit Weiss begonnen und rechts mit Weiss ge - schofshut interpretiert worden. Als solche könnte sie Bezug endet wird – vier weisse und drei blaue. Diese Form des auf die Tatsache nehmen, dass aus der Familie der Regens- Wappens wird heute von der Gemeinde Regensdorf ver- berger ein bedeutender Kirchenfürst hervorgegangen ist:

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Regenstorff» vor (von 1667 im Schweizerischen Landesmu- seum13 und von 1683 in der Kirche Affoltern9).

Das Wappen der Landvogtei Regensberg Die äussere Vogtei (später Landvogtei) Regensberg führte vermutlich anfänglich, kurz nach dem Anschluss an Zürich im Jahr 1409, noch das Wappen der Regensberger, über- nahm dann aber das seit dem 14. Jahrhundert vom Städt- chen gebrauchte Siegelzeichen mit Sechsberg und/oder Schloss sowie Regenbogen, kam aber im 17. Jh. wieder auf das alte Regensberger Wappen zurück (siehe oben). Das Wappen der Gemeinde Regensberg entspricht jenem des Städtchens aus dem 16. Jh. (sprechendes Wappen: Burg + Regenbogen = Regensburg).

Aus dem Fahrer Stifterbild, 1587, Kloster Fahr

Eberhard, Erzbischof von Salzburg (1200–1246), Bruder von Lütolf IV. Die Pfauenfederbüsche werden später zu roten Kugeln. Die «Inful» als solche zeigt nur das Stifterbild des Klosters Fahr von 158711. Ein ebenfalls älteres Kleinod muss in einem Brackenhaupt (= Hundekopf) mit einem roten Ohr bestanden haben, denn Freiherr Lütold VIII. verkaufte dieses 1317 um viel Geld an den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern. In der betr. Urkunde bestätigte der Regensberger zugleich seinem Vetter, dem Freiherrn Diethelm II. von Krenkingen, für sich selbst das Miteigen- tum daran. In der Zürcher Wappenrolle (um 1330) stehen die Wappen Regensberg und Krenkingen nahe beieinander; Wappen der Gemeinde Regensberg am Gemeindehaus das Kleinod der Krenkinger10 (deren Wappen übrigens dem- jenigen der Regensberger ähnlich ist12) besteht wirklich Wappen der Obervogtei, bzw. inneren Vogtei auch aus einem Brackenhaupt mit rotem Ohr. Der Verkauf Regensdorf und der Gemeinde Regensdorf des eigenen Kleinods aus finanziellen Gründen mutet gro- Die 1468 gebildete Innere oder Obervogtei Regensdorf ent- tesk an, das Vorgehen lässt sich aber auch anderweitig be- schied sich konsequent für das Wappen der Freiherren, legen. wobei zuerst die fünffache Spaltung, später auch die sechs- In der Chronik des Johannes Stumpf (1547/48) und auch in fache gewählt wurde. Die mit dem Erscheinen der neuen seinem Wappenbuch (um 1550) sowie im Wappenbuch des Wappenkarten um 1930 und des Zürcher Gemeindewap- Aegidius Tschudi (um 1570) findet sich neben der «Inful» penbuchs 1977 (siehe Anm.1) sanktionierte Form des Ge- mit roten Kugeln als zweites Kleinod ein Paar in den Schild- meindewappens mit sechsfacher Spaltung, ist heraldisch farben gehaltene heraldische Büffelhörner (mit sog. «Mund- einfach und klar strukturiert. Neben den Wappen der Ge- löchern»), zusammengehalten von einem roten Ring. Die meinden Rüti und Kyburg ist das Regensdorfer das älteste Büffelhörner kommen viel später noch auf den Wappen- im Kanton Zürich. Die Gemeinde darf mit berechtigtem scheiben der «Herrschafft Regensperg» und des «Ambts Stolz auf ihr altehrwürdiges und schönes Wappen blicken.

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Adlikon: Das Wappen ist seit 1992 am Zivilgemeindehäus- chen gut sichtbar angebracht. Die hier verwendete Form war nach gründlichen Nachforschungen in der Zivilgemein- deversammlung vom 1.Februar 1965 angenommen worden und zierte seitdem den Briefkopf der Vorsteherschaft. Man erkennt auf blauem Grund einen stehenden Halbmond in Gold neben einem sechszackigem Stern15. Der Entwurf ba- siert auf einem Exposé des Historikers Prof. Dr. H.W. Ruoff, Zürich, vom 14. November 1963, das dieser auf Wunsch des damaligen Präsidenten der Zivilgemeinde, Hermann Mau- rer, erstellte16. Nach Dr. h. c. Heinrich Hedinger von Regens- berg fand sich ehemals das Wappen mit Mondsichel und Wappen der Gemeinde Regensdorf (links) und der Herrschaft Re- Stern auf einem Windlicht, und 1964 gab Jacob Karrer an, gensberg (rechts) in der Kirche Affoltern, 1683. (Affoltern gehörte er habe einen Säsack mit dieser Wappenform17. Sie geht zu- zur Obervogtei Regensdorf) rück auf das Wappen des Neuamts, zu dem Adlikon gehör- te18 : geteilt von Blau mit stehendem goldenem Halbmond Zu den Wappen von Watt und Adlikon und von Gold mit zwei Sternen. Die bisherigen Vorkommen Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch auf die Wap- des Adliker Wappens wiesen einen fünfzackigen Stern auf. pen der ehemaligen Zivilgemeinden Watt und Adlikon ein- Prof. Ruoff regte einen sechszackigen Stern an, damit sich getreten. das Wappen von jenem der Gemeinde Niederglatt unter- scheide, welches dasselbe Wappenbild mit fünfzackigem Stern aufweist (allerdings um 90° gedreht). Eine zweite Form des Wappens ist quasi identisch mit dem Wappen der Weinländer Gemeinde Adlikon19. Diese Wap- penform mit wachsendem oder halbem Löwen, auch nur mit einem (braunen) Löwenkopf auf goldenem Grund, beruht fast mit Sicherheit auf einer Verwechslung mit dem Wein- länder Adliker Wappen. 1893 wurde diese Form mit Löwen- kopf über der Schulzimmertür im Schulhäuschen ange- bracht, auch findet sie sich an einer Säule am Watter Schulhaus von 1911, in welches die Adliker Kinder ehemals zur Schule gingen20.

Wappen von Regensdorf und Watt, Watter Schulhaus, 1911.

Watt: Als Wappen haben die Watter die Rosenblüte ange- nommen, wie sie sich auch auf dem Wappen der Gemeinde Rüschlikon befindet14. Heraldisch ausgedrückt zeigt das Wappen in Silber (oder in Weiss) eine auf grünem Stengel mit zwei Blättern sitzende gefüllte Rose mit goldenem Butzen als Mittelpunkt sowie fünf (nur teilweise sichtbaren) grünen Kelchblättern. In dieser Form erscheint das Wappen an einer Säule des Watter Schulhauses von 1911 (Unter- dorfstr. 52). Das Rosenwappen kam in Watt erstmals nach- weisbar an der ersten Feuerspritze von 1749 vor (siehe Dorfchronik von 2009, S.134). 1851 wurde es für eine Wat- ter Schülerfahne verwendet. Ehemals soll es noch andere Wappen von Adlikon am ehemaligen Schulhaus (Zivilgemeindehaus) Wappenformen gegeben haben, doch hat sich die Vorste- herschaft um 1950 auf das Rosenwappen festgelegt, und Alle drei Wappen der Gemeinde – von Regensdorf, Watt sie hat es in der heraldisch richtigen Form auf ihren Brief- und Adlikon – finden sich sowohl am Pumpwerkhäuschen kopf drucken lassen. am Anfang der Pumpwerkstrasse (1953 ausgeführt von

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vorne), weshalb heraldisch links = rechts und heraldisch rechts = links ist. Der besseren Verständlichkeit wegen halten wir uns im Folgenden jedoch nicht an diese heraldische Grundregel, weil sie bei dem mit der Wappenkunde weniger vertrauten Leser zu Miss- verständnissen führen kann. 3 Hugo Schneider, Die Burgruine Alt-Regensberg im Kanton Zürich. Bericht über die Forschungen 1955–57, Olten/Freiburg i. Br. 1979, S. 16 (Abb. 7) und S. 30 (Abb.22). – Der originale Grab- stein befindet sich im Landesmuseum, eine Kopie am Schulhaus- brunnen von Regensberg. 4 Hugo Schneider (siehe Anm. 3), S. 31 (Abb. 23). – Lucas Wüthrich, Wandgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Lan- desmuseums Zürich, Zürich 1980, S. 53 (Abb. 66 oben rechts). 5 Hugo Schneider (siehe Anm. 3), vor S. 29 (Abb. 18). 6 In Einzelfällen kommen auch andere Versionen vor: neben der er- wähnten dreifachen Spaltung gibt es auch die vierfache, ja sogar die acht- und zehnfache. Es handelt sich dabei meist um Einzel- Adliker Wappen am Eingang des Schulhauses in Watt. Zeigt das fälle, auf die hier nicht eingegangen werden kann. 7 Wappen der Gemeinde Adlikon im Bezirk Andelfingen. (vgl. S.24) Kabinettscheibe – mit Lasurfaben bemalter Mittelteil von Bleiglas- fenstern – eine typisch schweizerische Kunst 8 Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Hans Schaad von Eglisau) als auch auf Glas gemalt auf Schweizerischen Landesmuseums, Bd. I, Zürich 1970, S. 197 (Nr. 231). den kleinen Fensterchen im Erdgeschoss des Gemeindemu- 9 Farbige Abb. bei: E. Spillmann, Zürich-Affoltern, seine Geschichte, seums an der Mühlestrasse 22 (1981 gemalt von Eugen 2. Aufl., Zürich-Affoltern 1979, nach S. 128. – Schwarz-weisse Arvani[tache], 2002 erneuert von Ruedi Ebeling). Sie zieren Abb. im Regan-Zunftblatt 10, 1972, S. 11. – Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band Zürich Landschaft II, Zürich 1943, S. 87. auch den Rückendeckel des «Kleinen Kunstführers von Re- 10 Lucas Wüthrich 1980 (siehe Anm. 3), S. 68 (vgl. Abb. 89). – Auf gendorf, Watt und Adlikon» (2. Auflage, Regensdorf 2010). den mit Wappen bemalten Deckenbalken aus dem Zürcher Haus «Zum Loch» (wohl von 1306) fehlt das Wappen der Regensberger Von Lucas Wüthrich (vielleicht war es einer der unkenntlich gewordenen Schilde). Siehe: Lucas Wüthrich 1980 (vg. Anm. 4), S.74 –89. 11 Hugo Schneider (siehe Anm. 3), nach S. 28 (Abb. 27). 12 Siehe Anm. 13 13 Jenny Schneider (siehe Anm. 5), Bd.II, S. 430 (Nr. 631). 14 Siehe Peter Ziegler (siehe Anm.1), S. 88. 15 Ähnliche Wappen haben die folgenden Gemeinden: Niederglatt , Niederweningen und Oberglatt. 16 Kopie dieses Exposés im Zivilgemeindearchiv Adlikon. 17 Im Gemeindemuseum Regensdorf gibt es Säsäcke, die auch den liegenden Halbmond mit Stern aufweisen, z.B. einer von Heinrich Stüssi von Regensdorf aus dem Jahr 1845. Das Motiv war offen- bar für Säsäcke beliebt, ohne dass ihm die Funktion eines Orts- wappens zukam. 18 Das Neuamt war von 1452 bis 1798 eine Innere Vogtei des Kan- tons Zürich, es erstreckte sich von Adlikon bis an den Rhein (west- lich der Glatt). 19 Die Gemeinde Adlikon im Bezirk Andelfingen hat folgendes Wap- pen: ein wachsender schwarzer Löwe mit roter Zunge auf golde- nem Grund. 20 Zivilgemeindeschreiber Jean Bänninger erwähnte 1917, dass der Löwenkopf auf einem Windlicht der Gemeinde vorkomme. Dieses Windlicht wurde 1925 von M. Grimm als zerrissen bezeichnet; die- ser wies zudem auf eine Schulfahne von 1911 hin, wo der halbe Löwe erscheint. Den wachsenden Löwen haben auch Oberem- brach und Kloten. Wappen am Pumpwerkhäuschen der Gruppenwasserversorgung Furttal an der Pumpwerkstrasse, Regensdorf

1 Wappenkarten, hrsg. von der Antiquarischen Gesellschaft in Zü- rich, Serie IV, Nr. 20. – Peter Ziegler, Die Gemeindewappen des Kantons Zürich, Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 49, 1977/78, S. 85. 2 Die Benennung der Seiten erfolgt aus der Sicht des Schildträgers (von hinten) und nicht aus der des Feindes oder Betrachters (von Das Wappen im aktuellen Logo der Gemeinde Regensdorf

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HEIMATKUNDLICHER SPAZIERGANG

Dem Furtbach entlang

Für die Einwohner des Furttals ist er ein wichtiges Naherholungsgebiet. Wanderer, Jogger, Velofahrer und Natur- freunde geniessen die Spazierwege und die Natur entlang des Furtbachs. Es brauchte die Arbeit und den Einsatz von Generationen, damit aus dem Gewässer von einst der heutige Bach wurde. Bei einem Spaziergang vom Katzensee bis an die Gemeindegrenze kann man sich die wechselhafte Geschichte unseres Baches nacherzählen lassen.

Das Furttal auf der Wildkarte von 1850

Wir kennen den Furtbach, früher im Unterlauf Würenloser- Entsumpfungskommission als Baukommission arbeitete. bach und im zürcherischen Teil Aabach genannt, als meist Der Furtbach wurde begradigt und teilweise tiefer gelegt. eher gesittetes, bescheidenes Wässerlein, das aus dem Dadurch erhielten die Katzenseen einen neuen Abfluss. Al- Katzensee fliesst und das Niederschlagswasser, das in lerdings wurde 1914 eine Röhrenverbindung mit Schieber verschiedenen Bächlein von den Hängen von Altberg und zum Katzenbach erstellt. Sie besteht noch und bei Bedarf Lägern fliesst, aufnimmt. könnte Katzenseewasser in den Katzenbach/Seebach gelei- Früher hatte der Bach einen ungeregelten Lauf, der Talbo- tet werden. den war oft überschwemmt und deswegen stark versumpft. Die Korrektion von 1870 brachte jedoch nur Teilerfolge. Es Dies war noch Mitte des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen kam trotz der vorgenommen Korrekturen immer wieder des Tals der Fall, wie der Ausschnitt aus der Wildkarte von zu Überschwemmungen, und das Wiesland unterhalb von 1850 deutlich zeigt. Buchs konnte nur als Streuwiesen genutzt werden. Haupt- Ursache der Überschwemmungen und der Versumpfung ursache war ein Stauwehr bei Ötlikon, dessen Entfernung waren zwei Moränen, die der Linthgletscher nach der letz- auf langwierigen Widerstand stiess1. ten Eiszeit im Furttal hinterlassen hatte: die eine zwischen So kam es weiterhin immer wieder zu Rückstau, und es Otelfingen und Dänikon, die andere westlich von Watt im blieb weitgehend bei der Riedlandschaft, die nur Streue Bereich zwischen der «Rüti» und dem «Seebel». Das Wasser hergab. aus dem Katzensee floss damals nach Osten, zum Katzen- bach, der übrigens bis in die 30er-Jahre «Seebach» genannt Zweite Korrektion wurde. In der Zeit des 1. Weltkriegs wurden die Nahrungsmittel sehr knapp. Die Erfahrung dieses Notstandes löste eine Be- Erste Furtbachkorrektion wegung aus, die zum Ziel hatte, die Riedlandschaft in der In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangten ver- Talsohle in ertragreiches Kulturland umzuwandeln. Unter- schiedene Vorstösse von Furttalgemeinden zur Verbesse- stützt vom kantonalen Ernährungsamt bildete sich 1918 die rung der Lage an den Kanton, bewirkten aber keine wesent- «Vereinigung zur Bebauung des Furttals», welche ein neues, lichen Fortschritte. grosses Projekt zur Melioration des Tales durchführen Eine Grundeigentümerversammlung brachte 1862 Be - sollte. Die Gemeinden stellten 184 ha Pachtland zur Ver - wegung in die Sache. Sie bildete eine «Kommission zur Ent- fügung (in Regensdorf pachtete die Strafanstalt von der sumpfung des Regensdorfer Thales», in die Vertreter aus Zivilgemeinde Watt 35 ha im Regensdorfer Riet für ihre den Gemeinden Regensdorf, Buchs, Dällikon, Dänikon, Selbstversorgung). Watt und Adlikon Einsitz nahmen. Ihre Bemühungen führten 1918–1923 kam es auf der Strecke von der Bahnüberfüh- schliesslich zum Erfolg: Nachdem der Kanton gesetzliche rung in der «Wüeri» an der Grenze Buchs/Regensdorf bis Grundlagen geschaffen hatte, konnte 1870–1875 die Würenlos zur 2. Furtbachkorrektion. Im Projekt des kanto- 1. Furtbachkorrektion durchgeführt werden, bei der die nalen Meliorationsamtes wurde die Stauschleuse Ötlikon

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entfernt, der Bach nochmals um bis zu 2,6 m abgesenkt und Furtbach-Spaziergang (ca. 7 km) in Würenlos umfangreiche Bachverbauungen durchgeführt. Vom Bahnhof Regendorf bis an die Watter Dorfstrasse Das Gelände in der Talsohle wurde durch 75 Kilometer Drai- Vom Bahnhof aus geht’s der Bahnlinie entlang bis zum nageleitungen und offene Gräben entwässert und das ge- Bahnübergang an der Altburgstrasse, vorbei am Gelände, samte Meliorationsgebiet landwirtschaftlich nutzbar ge- wo in den 60er–Jahren Regensdorf im «Pösch» ein Schwimm - macht. An etlichen Stellen wurden an den Gräben und bad bauen wollte. Beim Bahnübergang links in die Altburg- Kanälen, die quer durch das Tal in den Furtbach führten, strasse einbiegen und ihr bis zur Wehntalerstrasse folgen. Bäume und Hecken als Windschutz gepflanzt. Die Kantonsstrasse überqueren und am Katzenseegut vor- Grosse Anteile des Meliorationslandes übernahmen nebst bei über den Höhenweg zur Brücke in den «Stierwisen» spa- der Strafanstalt die Schweizerische Genossenschaft für Ge- zieren. Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Katzensee. müseanbau und die Schweizerische «Vereinigung für Innen- Hier überqueren wir den Furtbach, der seit 1875 als Abfluss kolonisation und industrielle Landwirtschaft». Diese gab aus dem oberen Katzensee die beiden Katzenseen entwäs- das Land weiter an Bauernfamilien, und diese bauten vier sert. Ein Wehr regelt die Höhe des Seespiegels. In diesem neue Höfe: Den «Brüederhof», den «Furthof», den «Erlen- ersten Bachabschnitt, vom Naturschutzverein liebevoll ge- hof» und den «Wiesenhof». pflegt, leben sehr selten gewordene Bachmuscheln, auch der wenig erwünschte amerikanische Sumpfkrebs ist hier Dritte Korrektion und Renaturierung bereits gesichtet worden. (1) Im Zusammenhang mit dem Bau der Umfahrungsstrasse Weiter geht’s über die Riedgasse zur Katzenseestrasse, auf Adlikon konnte dann ein weiteres Teilstück saniert werden. der wir den Bach zum zweiten Mal überqueren. Der Bach wurde ab dem «Heuel» abgesenkt und das Bach- Am Ende der Hecke verschwindet der Bach! Das ursprüng- bett bis zur Wehntalerstrasse naturnah und anwohner- liche Projekt von 1870 hatte nur die Korrektur bis nach freundlich umgestaltet. Watt vorgesehen. Watt verlangte aber eine Verlängerung Die massive Bautätigkeit im Furttal in der 2. Hälfte des letz- bis zum Katzensee (1874). Diesem Begehren wurde statt- ten Jahrhunderts führte zu einer vermehrten Versiegelung gegeben und im Gebiet «Rüti» der Bach mittels einer Rohr- des Bodens, was bei Niederschlägen zu einer starken Zu- leitung tiefer gelegt. Dies bewirkte eine Absenkung des nahme des Oberflächenwassers führte, das der Furtbach Katzenseespiegels und damit das Ende des Abflusses durch abführen sollte. Bereits vor 30 Jahren überstieg diese den Seebach/Katzenbach in die Glatt2. Wassermenge die Schluckfähigkeit unseres Baches um das Wir bleiben auf der Katzenseestrasse. Wenn der Bach beim Doppelte. Der Kantonsrat bewilligte darum 1988 für 12,1 Hof im «Wigarten» aus dem Rohr wieder ans Licht tritt, ver- Millionen ein Projekt für die Korrektion des Furtbachs ändert er seinen Charakter: Er wird zum streckenweise zwischen Regensdorf und Buchs mit Hochwasserrückhalte- schnurgeraden Kanal. So, oder «Hauptkanal», wurde er becken in der «Wüeri». denn auch über Jahrzehnte in Watt genannt. (2)

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Lauf des Furtbachs vom Ausfluss aus dem Katzensee bis nach Adlikon

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Lauf des Furtbachs von Adlikon bis Buchs

Von der Dorfstrasse bis nach Adlikon wurde er so auch als Badeanstalt für die Watter Jugend Die Dorfstrasse – eine Staatsstrasse – ist als Ortsverbin- genutzt. Noch ist der alte Schieber am Steg sichtbar. (3) dung gegen Norden und als Zulieferer zur Autobahn sehr Auf dem Fuss- und Veloweg «Im Pünt» geht’s weiter dem stark befahren. Der Kanton Zürich baute darum 2008/09 «Kanal» entlang bis zur Trockenloostrasse, von der wir nach den Fussgängerübergang entlang dem Furtbach zur Erhö- 50 Metern wieder rechts abzweigen, den Bach überqueren hung der Verkehrssicherheit aus. Um die Mittelinsel bauen und ihm dann gleich nach links auf dem schmalen Fussweg zu können, musste die Brücke verbreitert werden. weiter folgen. Nach weiteren etwa 50 Metern kommen wir Neben der Brücke hat die Naturschutzkommission der Ge- an den Punkt, wo der Bach 1983 mit einem kurzen Schwenk meinde 2011 einen von Horst Bohnet gestalteten Findling nach links weiter abgesenkt und bis zur Brücke der Wehn- setzen lassen, der daran erinnern soll, dass der Furtbach talerstrasse renaturiert wurde. (4) eines der vier verbliebenen Gewässer in der Schweiz ist, in denen noch Bachmuscheln leben. An Brücken und Rastplätzen vorbei und entlang der Adliker Dorfumfahrung Kurz darauf führt uns der Weg an den Pappeln, die den Bach säumen, vorbei zum idyllischen Picknickplatz mit Feuerstel- le im Spitz zwischen dem Furtbach und dem vom Pächter- ried her kommenden Büelkanal. Diesen überqueren wir auf

Der Schieber bei der Fussgängerbrücke im Sand

Nach der Überquerung der Dorfstrasse folgen wir dem ka- nalisierten Bach weiter. Beim Fussgängersteg im «Sand» konnte der Bach gestaut werden. Bei Brandfällen diente er dann als Löschwasserreservoir, und in früheren Zeiten Steg beim «Furtbächli»

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dem hölzernen Steg und folgen dem Bach rechtsufrig bis Die Kläranlage Wüeri (8) zum nächsten Steg. Von diesem aus erblicken wir die stei- Auf dem linken Ufer treffen wir bald auf die Regensdorfer nernen Sitzstufen eines weiteren Rastplatzes. Ein kühler ARA «Wüeri». Die Kläranlage der Gemeinde wurde 1994 in Schattenplatz für heisse Sommertage! Wir folgen weiter Betrieb genommen und ersetzte die Kläranlage im Hard- linksufrig dem Wasserlauf. (5) hölzli. Zurzeit reinigt sie in einem vierstufigen Verfahren das Nach der Überquerung der Wehntalerstrasse biegen wir in Abwasser von rund 17’000 Einwohnern und von 10’000 den Weg neben dem Kanal entlang der Umfahrungsstrasse Einwohnerwerten aus der Regensdorfer Industrie. Sie ist Adlikon ein. Auf diesem Teilstück wurde der Bach beim Bau auf 30’000–35’000 Einwohnerwerte ausgelegt. der Umfahrungsstrasse 1979 abgesenkt. Der Weg führt uns Regensdorf bemüht sich auch in der Abwasserreinigung, unter der Brücke der Neuen Wehntalerstrasse hindurch in ihre Energiestadt-Grundsätze umzusetzen: Die Restwärme die «Breite», zum Allmendweg, wo der von der Sonnhalde des gereinigten Abwassers wird genutzt, indem das Wasser herkommende Bachtobelbach in den Furtbach mündet. in die Industriezone entlang dem Furtbach bis zur Pump- werkstrasse gepumpt und mittels Wärmepumpen zur Ge- Dem renaturierten Bach entlang bis zur Kläranlage bäudeheizung verwendet wird. Hier beginnt das Teilstück des Furtbachs (bis zum Rückhal- Zudem wird das produzierte Gas aus der Klärschlamm - tebecken Wüeri an der Gemeindegrenze Buchs), das in der faulung in einem Blockheizkraftwerk verbrannt, wodurch 3. Furtbachkorrektion renaturiert und tiefer gelegt wurde, der Eigenbedarf an Wärme und rund ein Drittel der von und zwar auf das Niveau des Kanals, der bereits bis hierher der ARA verbrauchten elektrischen Energie produziert werden kann. Die Abwasserreinigungsanlage Wüeri erfüllt die schärfsten im Kanton Zürich erforderlichen Einleitbedingungen seit mehr als 18 Jahren problemlos. Das gereinigte Wasser fliesst in den Furtbach als Vorfluter und verdoppelt dessen Wassermenge nahezu. Dank der ARA Wüeri ist seit Inbe- triebnahme auch die grosse Qualitätsverbesserung im Furt- bach deutlich ersichtlich. Ein Zeichen dafür ist auch, dass bei ausgedehnten Untersuchungen 2009 im Bach mehr als 9 Fischarten festgestellt werden konnten.

Zwischen Adlikon und Buchs

abgesenkt war. Darum stand von 1979 bis 1986 in der Breite eine Pumpstation, die das Bachwasser hier auf das Niveau des folgenden Teilstücks heraufpumpte. (6) Flankiert von Allmendweg, Furtbachweg und Wüeriweg ist hier eine Bachlandschaft entstanden, die ein echtes Schmuckstück für die Gemeinde darstellt und bei Spazier- gängern und Radfahrern sehr beliebt ist. Dieses Nah - erholungsgebiet bietet dem Naturfreund manche Gelegen- heit zur Beobachtung von einheimischen Pflanzen und Winterstimmung am renaturierten Bach Tieren. Hinter dieser Neugestaltung stand auch eine neue Naturschutzphilosophie: Durch ein breites Bachbett und Vom EW-Unterwerk bis an die Gemeindegrenze kleine Becken in Ergänzung zum Rückhaltebecken sollten Auf dem rechten Bachufer fällt das Unterwerk der Elektri- auch Hochwasser weitgehend aufgefangen werden können. zitätswerke des Kantons Zürich ins Auge. Als gemeinsames Einheimische Strauch- und Baumarten bilden die Hecken Unterwerk der Axpo und der EKZ transformiert es hier den entlang des Bachbetts, typische Sumpf- und Wiesenblumen Strom von der Hochspannung auf die Mittelspannung. Die- säumen den Bachlauf, Sing- und Wasservögel können be- ser wird dann über das Mittelspannungsnetz der EKZ nach obachtet werden. (7) Buchs, Dänikon, Otelfingen, Dielsdorf, Oberhasli, Regens-

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stellt zusammen mit dem Naturschutzgebiet um die ehema- ligen Kiesweiher im «Gheid» auf Buchser Boden ein für Tiere und Pflanzen attraktives Biotop dar. Auch am westlichen Rand des Beckens steht dem Spaziergänger und Natur- freund ein Rastplatz mit Feuerstelle zur Verfügung. (11)

Auf Buchser Boden zum Bahnhof Der Ausfluss aus dem Rückhaltebecken ist mit einem be- weglichen Wehr versehen, mit dem bei Hochwasser der Wasserdurchfluss geregelt werden kann, um im unteren Furttal Überschwemmungen zu vermeiden.

Rückhaltebecken Wüeri

dorf, Watt, Adlikon und Weningen weitertransportiert. Das Unterwerk Regensdorf ist ein sogenannter 220/110kV- Stützpunkt, das bedeutet, dass hier vom 220kV-Netz in das 110kV-Netz eingespiesen wird. Das Werk wurde 1973 in Betrieb genommen und 1984 umgebaut. (9) Unterhalb der ARA bietet ein grosszügiger Rastplatz mit Grillstelle die Möglichkeit zum Picknicken. Nach der Überquerung der Wüeristrasse folgt der letzte Abschnitt des renaturierten Furtbachs, der genau an der Gemeindegrenze nach der Unterführung unter der Bahn - Zwischen Adlikon und Buchs linie ins Rückhaltebecken Wüeri mündet, das auch im Zuge der 3. Furtbachkorrektion 1986 vom Kanton angelegt Unterhalb der Brücke beim Wehr fliesst der Furtbach wie- wurde. (10) der im engen alten Bett – allerdings nur wenige hundert Meter weiter, bis er wieder in einem Bett, das in einen na- türlichen Zustand zurückgebaut wurde, seinen weiteren Weg findet. Beide bachbegleitenden Wege führen den Spa- ziergänger nach kurzer Zeit an die Dällikerstrasse zum Krei- sel mit der vom Buchser Eisenplastiker John Tobler gestal- teten VW-Käfer-Skulptur und von dort in wenigen Schritten zum Bahnhof Buchs, wo S6 und die Busse der Linie 85 all- fällig ermüdete Wanderer wieder nach Regensdorf zurück- führen. bt Benutzte Quellen: Emil Meier-Schulthess, Aus der Geschichte des Furtbachs, Zunftblät- ter 1976/77 Bachunterführung an der Gemeindegrenze Felix Thommen: 135 Jahre Entsumpfungskommission, 2002; Melio- rationen im Furttal, Mitteilung HVF Nr. 28, 1999; Der Furtbach, Mit- Auch der Breitwiesenkanal, der das Wasser des Schnäg- teilung HVF Nr. 32, 2003 genbachs und des ehemaligen, eingedohlten Regensdorfer 1 Würenlos verlangte, dass an der Gemeindegrenze ein bewegliches Dorfbachs führt, mündet ennet der Bahnlinie ins Hochwas- Wehr angebracht werde, um den Fortbestand der wasserkraftge- ser-Rückhaltebecken Wüeri, durch das sich bei Niedrig- triebenen Mühle in Ötlikon zu gewährleisten. 2 1914 wollte das Entwässerungsunternehmen Seebach-Affoltern- wasser naturnahe Wasserläufe bis zum Stau beim ab- Rümlang den Katzenbach-Abfluss wieder öffnen. Watt protestierte: schliessenden Wehr schlängeln. Von Hecken und Bäumen Das Wasser sei für das Furttal dringend notwendig. Der Kanton eingerahmt, bessert es die baumarme Kulturlandschaft verfügte eine salomonische Lösung: Gleichmässige Verteilung des Wassers, 40m3/Min, je hälftig, Bau einer Röhre zum Katzenbach. oekologisch wesentlich auf. Das Becken umfasst eine Flä- Diese besteht noch, ist aber geschlossen, könnte im Notfall che von 4,4 ha und kann 97’000 m3 Wasser speichern. Es (Brand) geöffnet werden.

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Gemeindemuseum Regensdorf von Hansruedi Tobler und Ruedi Ebeling

39. Jahresbericht der Museumskommission 2012

Der Jahresbericht wurde vom neuen Kommissionspräsidenten Hansruedi Tobler zusammen mit Ruedi Ebeling, der dem Museum als Kurator weiterhin erhalten bleibt, verfasst.

Die Gestaltung der Ausstellung im Spiicher war 2012 von – Dr. Roland Böhmer, Langnau am Albis: Buch «Spätroma- zwei Schwerpunkten geprägt: nische Wandmalereien zwischen Hochrhein und Alpen». – Im Erdgeschoss wurden der Kanonenofen, der Holzherd (Enthält 18 Seiten über die Niklauskapelle in Regensdorf) und die Stücklitruhe temporär entfernt, damit auf dem – Walter Brühweiler, Regensdorf: mehrere Holzbearbei- freien Platz über das ganze Besuchsjahr die Ausstellung tungswerkzeuge und diverse handgeschmiedete Schrau- «50 Jahre Landzunft Regensdorf» gezeigt werden konnte. ben und Nägel Sie ist der Gründung, dem Wirken und den Mitgliedern der aktiven Vereinigung von 62 Zunftmitgliedern gewidmet. – Auf der zweiten Etage wurden verschiedene Objekte re- stauriert und ergänzt: • «Rebbau», die Traubenmühle wurde fachgerecht durch Klemens Zeller restauriert. • «Imkerei», eine Honigschleuder konnte dank Vermittlung durch Peter Hirt in die Ausstellung integriert werden. • «Kacheln und Ziegel», ein Ziegel aus der Schweizerischen Landesausstellung von 1887 ergänzt diese Sparte. • «Handwerk im Dorf». Wir bekommen weiterhin Exponate; in absehbarer Zukunft werden wir dieses noch unbear- beitete Feld in der Ausstellung neu präsentieren. «Imkerei» mit Honigschleuder

Unser kleines, themenorientiertes Museum ist nun bereit, – Max Brütsch, Dielsdorf: Das selbstverfasste illustrierte auch Schulklassen attraktive Stunden im heimatkundlichen Buch «Aus dem Rahmen gefallen» Bereich zu bieten, und die Ziviltrauungen im Museum wer- – Willi Burkhalter, Steinmaur: Bienenwabenschleuder, Ab- den weiterhin von jungen Paaren sehr geschätzt. deckelmesser für Bienenwaben und ein Bienenbestäuber (Raucherzeuger mit Blasebalg) – Ruedi Ebeling, Adlikon: Flobertgewehr – Franz Erni, Adlikon: 2 silberne Broschen – Alice Faller, Zürich: Revox Tonbandgerät B36 mit Zubehör – Jürg Frei, Watt: 3 Pläne von schützenswerten Objekten in Watt und Adlikon – Karl Frei, Regensdorf: Amboss aus der alten Dorfschmie- de Regensdorf – Margrit Frei, Watt: 16 Briefe zwischen 1864 und 1868 an Pfarrer Pfenninger, alte Ansichtskarten von Zürich-Wip- kingen und Höngg, Aquarell von der Kirche Rümlang – Gemeindekanzlei Regensdorf: 4 Briefe und Lageplan der Quellwasserversorgung (1903) der Zivilgemeinde Adlikon – Fritz Huber, Regensdorf: Handhacke – Erika Hunziker, Watt: Gegenstände der Landzunft Re- Ausstellung Landzunft mit neuen Vitrinen gensdorf: Mäschli zur Tracht, Zinnbecher und ein schwar- zer Trachtenhut, Schrift «Schulhaus Ruggenacher» Neuerwerbungen – Julia Märki, Regensdorf: Urkunde für Briefbote A. Märki Im Berichtsjahr (1.Nov. 2011bis 31. Okt. 2012) wurde die – Anny Lüthy-Mülli, Niederweningen: Buch «Alte Bauern- Sammlung des Museums mit gut erhaltenen Sammlungs - häuser», Trachtenstrümpfe, Modezeitschrift von 1899 objekten sowie Fotos und Publikationen verschiedener Do- «Der Bazar», 2 Hauben zur Trauerkleidung und eine natorinnen und Donatoren erweitert. Winterhaube (um 1900), Gertel, Öölstiize, Zapfenzieher, Schuhleisten, Rebstickeltreter, Znünikorb, Uhrenkette, Das Gemeindemuseum erhielt von: Zierhaarkamm, Nähutensilien, Schiefertafel mit Griffel, – Urs Berger, Regensdorf: Wasserwaage, Winkellehre, Stech- Liegestuhl, Flobertgewehr zirkel, Zimmermannswerkzeug, Handbohrer mit Raspel und – Ferdinand Maag, Regensdorf: Schlittschuhe mit Spann- eine Handsäge für Holz vorrichtung

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– Albert Meier, Rümlang: 8 Ansichtskarten vom Quarz- – 4 neue Tischvitrinen, hergestellt von der Fa. Neeser nach sandbergwerk in Buchs Plänen von R. Ebeling. Die Vitrinen konnten dank einem – Johann Meier, Regensdorf: Frauenhemd aus Leinen, Ge- namhaften Beitrag der Landzunft Regensdorf angeschafft treidesack von 1864 werden. – Mathias Menzi, Watt: Buch «Karl Schöttli als Schiffsfun- Allen Gönnern an dieser Stelle nochmals: «Herzlichen Dank!» ker von 1940 – 45 auf schweizerischen Hochseeschiffen» – Ortsmuseum Dietikon: Neujahrsblatt von Dietikon Ausstellungsbetrieb – Ortsmuseum Seebach: Schrift «800 Jahre Seebach» – 27. März: Der Gemeinderat und der Gemeindeschreiber – Landzunft Regensdorf: Chronik «50 Jahre Landzunft Re- besuchen auf Einladung das Gemeindemuseum. Die Wat- gensdorf» ter Weinprinzessin Sandra Zollinger offeriert den Apéro. – 6. April: Die Museumsbesuchssaison 2012 wird eröffnet. – 13. April: Die FIG-Wandergruppe besucht das Museum unter Leitung von HR. Tobler

Präsentation der Zunftchronik Weinkönigin Sandra Zollinger und Gemeindepräsident Walter

– Moritz Rosenfelder, Zürich: Karbid-Grubenlampe – 14. Mai: Presseorientierung durch R. Ebeling – Verein für Heimatkunde Schlieren: Jahresheft «Von der – 20. Mai: Zum Internationalen Museumstag finden 27 Be- Selbstversorgung zur Selbstbedienung» sucher den Weg in das Gemeindemuseum. Mit einem spe- – Mädi und Felix Thommen, Regensdorf: Postkarte «Gruss ziell gestalteten Plakat machte das Museum auf diesen aus Watt» 1967 und die Schrift «Amigs z’Watt» von Emil Anlass aufmerksam. Zollinger 1935 – 25. Mai: Zur Ausstellungs-Vernissage «50 Jahre Land- – Regula Jörg, Watt: Bettflasche aus Zinkblech zunft Regensdorf» erschienen die meisten Zünfter mit An- – HVF Buchs, Jahresheft «Die untere Mühle von Otelfingen» hang und schauten sich die von Ruedi Ebeling gestaltete – Dr. Lukas Wüthrich, Regensdorf: Broschüre «Die Freitag- Jahresausstellung an. Gleichzeitig benutzte die Landzunft Häuser in Höngg» die Gelegenheit ihre prächtige, von Beat Frei gestaltete, – Denkmalpflege Zürich: Broschüre «Der Baron vom Kat- 50jährige Zunftchronik zu präsentieren. zensee» (Baron Wernecke 1884 bis 1905) – 26. Juni: Herr M. Bader vom Nationalmuseum prüft 6 – Stadt Zürich: Broschüre über den Brunnen auf dem Tes- Leihgaben des Landesmuseums auf deren Zustand; Er- siner-Platz von Horst Bohnet gebnis: gut. – Klemens Zeller, Adlikon: Ein Ton-Dachziegel von der Lan- – 11. September: 9 Personen der Ortsgeschichtlichen Kom- desausstellung 1887 in Zürich mission Zürich-Altstetten lassen sich durch HR. Tobler – Zentralbibliothek Zürich: «Zürcher Bibliographie» das Museum zeigen. – Baudirektion Kanton Zürich: Ansichtskarte vom Quarz- – 14. Oktober: Apéro und Führung im Gemeindemuseum sandbergwerk in Buchs und Niklauskapelle durch R. Ebeling aus Anlass des Ge- burtstages von Erika Gerber-Kleiner Angekauft wurden: – 20. Oktober: 17 ehemalige Sekundarschüler der Jahre – 2 Bilder von Ueli Meier, Tenna (ehemals Regensdorf) 1960– 63 werden durch HR. Tobler an die alten Zeiten durch Vermittlung von Johann Meier, Regensdorf erinnert.

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den. Gleichzeitig wurden auch die Entschädigungsansätze der Büromitglieder und der Kommissionsmitglieder für aus- serordentliche Einsätze angepasst. Die Verordnung wurde der Gemeindekanzlei zur Anpassung und Annahme durch den Gemeinderat überwiesen.

Im Verlauf des Jahres fanden 5 Bürositzungen statt. An den Sitzungen wurden folgende Geschäfte behandelt: 5. Januar 2012 – Sitzung im Gemeindehaus mit dem Gemeindepräsidenten Max Walter. Thema: Nachfolge des Präsidenten der Mu- seumskommission Eröffnung Ausstellung Landzunft Regensdorf 24. Januar 2012 – Vorbereitung der Jahressitzung Das Gemeindemuseum Regensdorf ist, da nicht beheizt, nur – Budget 2013 in den Monaten April bis Dezember geöffnet (jeweils am er- – Ersatz ausscheidender Kommissionsmitglieder sten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr). Auch im ver- – Anschaffung von Ausstellungsvitrinen flossenen Jahr besuchten wieder sehr viele BesucherInnen 20. März 2012 unser Museum (über 350 Personen). – Übergabe der Ämter und Akten an die Nachfolger (1.April 2012) Im Museum sind erhältlich: Die «Regensdorfer Gemeinde- – Internet-Auftritt gegenüber der Öffentlichkeit: Gemein- chronik», die Jubiläumsschrift der Sekundarschule: «175 de-Homepage, muse-um-zuerich.ch und museums.ch Jahre Sekundarschule Regensdorf 1834 –2009», die Zunft- – Antrag an den Gemeinderat betreffend Entschädigung chronik 1962 – 2012, das aktuelle Zunftblatt, das HVF-Heft der Kommission «Das Gemeindemuseum in Regensdorf» sowie Faltkarten mit verschiedenen Motiven des Künstlers Willi A. Lehmann. Gratis liegen auf: Broschüren der Nationalen Informations- stelle für Kulturgüter-Erhaltung NIKE, Faltblätter über die Niklauskapelle und das Gemeindemuseum.

Museumskommission Die Jahressitzung der Kommission fand am 2. Februar 2012 wieder im Restaurant Hirschen statt. Die ausscheidenden Kommissionsmitglieder Ruedi Ebeling, Josef Knuser und Fritz Huber wurden ehrenvoll verabschiedet und mit einem Abschiedsgeschenk beehrt. Durch diese Rücktritte standen Wahlen an. Mit Erika Gerber-Kleiner, Regensdorf und Paul Frei, Watt, wurden zwei neue Mitglieder in die Kommission gewählt. Erika Gerber-Kleiner hatte sich selbst aus Interes- se am Museum gemeldet und Paul Frei erklärte sich auf An- Vernissagegäste frage bereit, dem Museum zu Verfügung zu stehen. Wir wünschen den neuen Mitgliedern viele schöne und ab- – Einrichten der Jubiläums-Ausstellung «50 Jahre Land- wechslungsreiche Stunden in ihrer freiwilligen Tätigkeit ge- zunft Regensdorf» genüber der Öffentlichkeit. 25. Mai 2012 Dank der Zusage von Ruedi Ebeling, das Amt des Kurators – Besichtigung von Lagerräumen in der Firma Gretag AG (ohne Stimmrecht) vorläufig weiter auszuführen, stellte sich 20. September 2012 Hansruedi Tobler zur Wahl als Präsident zur Verfügung. Mit – Besichtigung des Lagers I im APF-Dachgeschoss seinem Nachrücken wurde Erika Gerber-Kleiner sein bishe- – Miete von Lagerraum in der Unteren Mühlestrasse riges Amt als Kassier übergeben. – Kenntnisnahme der Kontrolle von 6 Leihgaben durch das Durch das neue Konzept Präsident / Kurator und Aktuar, Nationalmuseum, der neuen Bewilligung bis Mai 2017 Kassier musste die Museumsverordnung angepasst wer- und deren Sachversicherung

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– Organsiation des Museumsbesuchs durch vier 4. Klassen sein Gesundheitszustand und das Alter, seinen Sitz einem der Primarschule als Projekt «Heimatkunde-Unterricht» jüngeren Kommissionsmitglied zu überlassen. René Huber – Mutationen in der Kommission trat im Jahre 1985 in die Kommission ein, war bis 2001 Ak- tuar und blieb bis Ende 2012 Beisitzer. Ihm danken wir für Dieses Jahr besuchte die Kommission am 3. Mai 2012 das seine langjährige Tätigkeit im Gemeindemuseum und wün- Museum Lindwurm in Stein am Rhein. Frau Eimer führte uns schen ihm für die Zukunft alles Gute. durch das grosse, ehemalige Wohnhaus, wobei man das Gefühl bekam, dass die einstigen Bewohner nur kurz abwe- send sind. Unvergesslich ist auch das Klavierspiel der Prä- sentatorin in der guten Stube des Hauses. Ein anschlies- sender Rundgang in Stein am Rhein zeigte uns, wie die Denkmalpflege im Kanton Schaffhausen sehr gut Altes mit Neuem zu wieder bewohnbarem Raum konzipiert. Unser austretendes Kommissionsmitglied Fritz Huber lud uns anschliessend an einem einladenden Picknickplatz auf dem Hohenklingen zum Apéro ein – vielen herzlichen Dank! Mit einem feinen Abendessen in der Restauration der Burg Hohenklingen liessen wir unseren beliebten Exkursionstag ausklingen. Vielen Dank an die Organisatorin Margrit Ben- ninger.

Ruedi Ebeling, 2002 bis 2012 Kurator und Kommissionspräsident

Allen anderen, verbleibenden Mitgliedern der Kommission sprechen wir ebenfalls unseren Dank aus und freuen uns, dass sie uns in den zukünftigen Museumsstunden mit Rat und Tat begleiten werden. Einen speziellen und riesengrossen Dank hat unser schei- dende Präsident Ruedi Ebeling verdient. Unter seinen 10 Jahren als umsichtiger Präsident hat er das Gemeindemu- seum zu einem weit herum bekannten Kleinod gestaltet. Sein nimmermüder Drang, etwas ganz Spezielles noch zu ergänzen und sich umzusehen und -hören, wo noch etwas Ankündigung der Museumsöffnung im Furttaler Besonderes zu erhalten ist, entspricht ganz seinem Charak- ter. In ihm verlieren wir einen Spezialisten der Museums- Unserem freischaffenden Restaurator Klemens Zeller ge- gestaltung. Darum sind wir so froh, ihn doch wenigstens als bührt unser Dank. Er bringt immer wieder Ausstellungsge- Kurator in unseren Reihen zu behalten. Im Wissen, dass wir genstände mit Herzblut auf Vordermann. auf seine Gesundheit besonders Rücksicht nehmen müssen Auf Ende dieses Jahres teilte uns Josef Lehmann aus alters- und seine Freizeit nicht unnötig strapazieren können, hat und gesundheitlichen Gründen schriftlich seinen Rücktritt Hansruedi Tobler die «tragende Rolle» als sein Nachfolger mit. Seit 2007, vorerst als Vertreter der Heimatkundlichen übernommen. Vereinigung Furttal und ab 2010 als Kommissionsmitglied, konnten wir stets auf seine tatkräftige Mitarbeit zählen. Aktivitäten Mit Josef Lehmann verliert die Museumskommission ein im Mit Abschluss eines Mietvertrages für ein grösseres Lager Stillen wirkendes Mitglied, hat er doch selbständig in un- in der Nähe des Gemeindemuseums an der Unteren Müh- zähligen Stunden unsere Museumsbibliothek betreut und lestrasse ist das Platzproblem zur Zeit gelöst. Das Lager II aktualisiert. Ihm danken wir ganz speziell und hoffen, er an der Obstgartenstrasse kann somit auf den 31. Dezember möge seine gewonnene Freizeit im Kreise seiner Familie ge- 2012 aufgegeben werden. Die Museumskommission dankt niessen können. dem Eigentümer des Lagers Obstgartenstrasse, Robert Ei- Kurz vor Redaktionsschluss meldete auch René Huber sei- senegger für die jahrelange grosszügige Unterstützung des nen Rücktritt auf Ende des Jahres an. Auch ihn veranlassen Museums.

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MUSEUM

Das Inventar wird laufend ergänzt. Auch im verflossenen einer PowerPoint-Präsentation das Gemeindemuseum Jahr konnten Gegenstände aus unserem Lager Interessier- und ausgesuchte Exponate am ökumenischen Alters- ten gegen Ausleihschein zu Verfügung gestellt werden. nachmittag im Kath. Pfarreizentrum vor. (02.05.2012) Die von unserem Aktuar Ernst Burkhart verfassten Artikel – R. Ebeling und HR. Tobler besuchen auf Einladung der im Furttaler vor den Besuchs-Sonntagen, finden stets die Herren Baumann und Volkart das Museum der Strafan- Aufmerksamkeit der Leser. Diesen Artikeln ist es auch zu stalt Pöschwies. (01.06.2012) verdanken, dass das Gemeindemuseum rege besucht wird. – E. Burkhart und R. Ebeling besuchen die alte Schmitte Im Frühjahr konnten 4 Gebäudetafeln mit neuem Text ver- von Karl Frei (24.08.2012) sehen ersetzt werden (Niklauskapelle, Gemeindemuseum). – E. Burkhart hält einen Vortrag über die Sekundarschule Regensdorf am ökumenischen Altersnachmittag im Kath. Pfarreizentrum. (05.09.2012) – R. Ebeling vertritt HR. Tobler bei der Zusammenkunft der «Limmattaler Museen» in Birmensdorf (29.09.2012) – R. Ebeling vertritt HR. Tobler beim Treffen der Antiqua- rischen Gesellschaft in Horgen (20.10.2012)

Im Zusammenhang mit dem Bezug des Neubaus der Ge- meindeverwaltung und Umstrukturierung des «alten Ver- waltungsbaus» wurden 26 Kunstbilder dem Gemeindemu- seum wieder zur Aufbewahrung übergeben. Die Bilder wurden schon früher ins Inventar des Gemeindemuseums aufgenommen.

Finanzen Die Betriebsrechnung 2011 schliesst nahezu ausgeglichen.

Ausblick In den kommenden Monaten wird sich die Museumskom- Wappentafel der aktiven Landzünfter mission vor allem dem Bezug des neuen Lagers an der unteren Mühlestrasse widmen. Dieses Lager wird neu Mitglieder der Museumskommission nahmen an folgenden möbliert, so dass wir ausser der Bilder- und Textilsammlung Anlässen teil: alle Gegenstände an einem Ort konzentrieren können. Im – R. Ebeling und HR.Tobler nehmen an der Vorstellung des neuen Lager werden wir eine «Chronikstube» einrichten, in Jahreshefts der Heimatkundlichen Vereinigung Furttal in der die Bibliothek, alle Fotos, Filme und Tondokumente Otelfingen teil. (15.01.2012) sowie die übrigen schriftlichen Unterlagen zusammenge- – Ruedi Ebeling zeigt am ökumenischen Altersnachmittag fasst werden können. im Kath. Pfarreizentrum die PowerPoint-Präsentation «Es war einmal...: Die kantonale Strafanstalt Regensdorf» und den Film über die Ausbildung zum Landwirt in der Strafanstalt Regensdorf aus dem Jahr 1946. Beides wurde von Max Brütsch aus Dielsdorf, dem ehemaligen Sekretär der Strafanstalt, kommentiert. (11.01.2012) – An der Jahresversammlung des Unterländer Museums- vereins in Oberweningen wird die Präsentation vom 11.01.2012 in ähnlicher Form wiederholt. (03.03.2012) – HR. Tobler und R. Ebeling nehmen an der Jahresver- sammlung der Heimatkundlichen Vereinigung Furttal im Sammlungszentrum des Nationalmuseums in Affoltern am Albis teil. (28.04.2012) – Unter dem Titel «Museen sind unser Gedächtnis oder was die Dinge erzählen» stellen R. Ebeling und J. Lehmann mit Auch kleinste Gäste verewigen sich im Besucherbuch

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ZUNFTLEBEN

Aus dem Zunftleben – Jahresbericht 2012 der Landzunft Regensdorf Das Zunftjahr 2012 stand mit verschiedenen Anlässen ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens der Land- zunft Regensdorf und der Pflege von alten Bräuchen.

Traditionellerweise beginnt mit dem «Bèèchtelen» das seler in den letzten sechs Jahren geleistet hatte, und dieser Zunftjahr. Nach altem Brauch wird am Berchtoldstag, dem übergab danach die Stubenmeisterkette an seinen Nach- 2. Januar, vielerorts das neue Jahr mit Geselligkeit, mit folger Martin Neeser. Essen und Trinken begrüsst. So haben sich schon früher im Nach dem geschäftlichen Teil des Botts bat der abtretende Zürcher Unterland am Bèèchtelisnachmittag und -abend Stubenmeister ein letztes Mal in die Zunftstube zum Apéro die Leute in Wirtshäusern eingefunden um zu bèèchtelen. und danach in den Hirschenkeller zum Jubiläums-Nachtes- Dabei zogen auch Musik- und verschiedene Unterhaltungs- sen zu Tisch. Freundschaftliche, zünftige Gespräche beglei- gruppen von Kneipe zu Kneipe. Die Wirtsleute versorgten teten das Mahl und bei heiterer Stimmung wurde bis zu ihrerseits dann die Gruppen mit Speis und Trank. Als Spe- später Stunde das gemütliche Beisammensein gepflegt. zialität gab es sogar auch eine Bèèchteliswurst und den Die historischen Landzünfte im Kanton Zürich hatten die Bèèchtelisweggen. Aufgabe, die Vertreter der Landbevölkerung in den Grossen Um diesen alten Brauch weiter zu pflegen, trafen sich die Rat zu wählen. Die Zunft Regensdorf wählte 1832 den Re- Zünfter mit ihren Frauen dieses Jahr im Gwölb bei der Fa- gensdorfer Gemeinderat Johann Meyer zum Kantonsrat milie Wegmüller im Watter Oberdorf, um mit Wurst und und delegierte ihn in den Grossen Rat nach Zürich. Die Ent- Brot den Hunger zu stillen und mit einem Glas Wein aus stehung des heutigen Kantonsrates ist direkt verbunden mit Watter Trauben auf das neue Zunftjahr anzustossen. der Einführung der historischen Landzünfte als Wahlkreise. Woher kommt eigentlich unser Wasser, das wir täglich aus Im Jubiläumsjahr unserer Landzunft wollten wir uns des- unseren Wasserhähnen in reichlicher Menge und in sehr halb etwas näher mit dem geschichtlichen Hintergrund un- guter Qualität beziehen können? Am 1. Februar, beim Be- serer Zunft befassen. such des Grundwasserpumpwerks Regensdorf-Adlikon im Industriegebiet, beantwortete Mitzünfter Karl Strickler einer grossen Zünfterschar ausführlich diese Frage. Zu- sammen mit Betriebswart Ruedi Langmeier durften die Be- sucher nebst der Steuerungszentrale auch den Pumpen- raum und den 30 Meter tiefen Pumpenschacht besichtigen. Da der Mensch (bzw. Zünfter) nicht nur Wasser trinkt, wurde anschliessend von der Vorsteherschaft für einen an- ständigen Apéro gesorgt.

Die Regensdorfer Zünfter zu Gast im Zürcher Rathaus

So folgten 46 Zünfter am 12. April der Einladung von Mit- zünfter und Kantonsrat Hans Frei zum Besuch der «heiligen Hallen» des Kantonsrates ins Zürcher Ratshaus. Zusam- men mit Stefan Mittl vom Parlamentsdienst und Kantons- ratspräsident Jürg Trachsel erteilte uns unser Furttaler Kantonsrat einen eindrücklichen und spannenden Staats- kundeunterricht.

15. April 2012, Sechseläutensonntag. Der Sechseläuten Kinderumzug feierte seinen 150. Geburtstag! Gleichzeitig Stubenmeister Urs Hänseler wird vom Zunftmeister verabschiedet durfte die Landzunft Regensdorf auf eine 40-jährige Teil- nahme als Gast am Zürcher Frühlingsfest zurückblicken. So Am 50. Hauptbott vom 17. März 2012 wurden im Zunft - folgte wiederum eine grosse Furttaler Kinderschar der lokal Gasthof Hirschen alle Geschäfte einmal mehr in un- Einladung der Zürcher Zünfte zu diesem schönsten traditio- komplizierter und freundschaftlicher Art abgehandelt. Die nellen Frühlingsfest. Als Burgfräulein oder Burgherren ge- Vorsteherschaft wurde einstimmig und mit Akklamation für kleidet folgten die strahlenden Mädchen und Buben in ein weiteres Jahr wieder gewählt. Der Zunftmeister würdig- Begleitung unseres mit Blumen festlich geschmückten te die Arbeit, die der abtretende Stubenmeister Urs Hän- Zunftwagens dem Umzug und vertraten so würdig unsere

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ZUNFTLEBEN

Zunft und die Gemeinde Regensdorf in der Stadt Zürich. Be- weiher hielten die Kutschen zur Mittagsrast. Im Zelt der treut wurden die Kinder auch dieses Jahr wiederum von un- Mittelaltergruppe «Der Rote Hufen» am Ufer des Weihers seren Zünfterfrauen Chantal Gantenbein, Daniela Keller, tischten der Stubenmeister und seine fleissigen Helfer das Angela Wüthrich und Martina Schürch. deftige Mittagsmahl auf. Windgeschützt konnte somit die hungrige Reisegesellschaft den feinen Schinken im Brotteig geniessen. Nach dem reichhaltigen Essen folgten die witzi- gen und unterhaltsamen Reden und Gegenreden von Regan Zunftmeister und eingeladenen Ehrengästen, den Zunftmei- stern der Zürcher Zünfte, von der Zunft zur Waag René Kalt und Dr. Urs Weilenmann von der Zunft zur Letzi. Nach den feinen Desserts aus den Küchen unserer Frauen läutete der Stubenmeister den Aufbruch ein. Erfüllt von den Eindrücken eines wunderschönen, zöiftigen Frühlingstages trafen sich die Unentwegten noch zum geselligen Ausklang in unserem Zunftlokal, dem Gasthof Hirschen.

Blueschtfahrt – eine märchenhafte Fahrt durch den Frühling

Blueschtfahrt, Verschiebedatum 13. Mai. Der Wettergott hatte am Hauptdatum unserer traditionellen Frühlingsfahrt trotz Jubiläumsjahr kein Einsehen mit der Zunft gehabt. So setzte sich denn am Verschiebedatum bei schönem, aber kühlem Frühlingswetter am Morgen der Tross von 17 Kut- schen an der Wisäckerstrasse Richtung Dorf in Bewegung.

Aufmerksame Blueschtfahrer im Festzelt am idyllischen Waldweiher

Im Rahmen des Jubiläumsjahres hatte die Zunft die Erstel- lung einer Festschrift beim Historiker Beat Frei in Auftrag gegeben. Der schöne Band wurde pünktlich zum 50. Ge- burtstag am 25. Mai an einer Vernissage mit Apéro im Ge- meindemuseum den Zünftern und ihren Frauen präsentiert

Zunftmeister glänzen mit witzigen Reden und Einlagen.

Quer durch Regensdorf zum Bahnhof und weiter durch das Pöschholz führten uns die Landauer dem Katzensee entlang bis zur Waldhütte oberhalb von Rümlang. Hier erwarteten der Stubenmeister Martin Neeser und seine Helfer den Kut- schenzug bereits mit dem Bügeltrunk und feinen Häppchen. Nach der willkommenen Stärkung hiess es wieder einstei- gen zum zweiten Teil der Reise. Entlang von Wäldern, quer durch Wiesen und Felder führte die abwechslungsreiche Fahrt zum Weiler Nassenwil. Am Waldrand beim Loch - Lucas Wüthrich lobt in launigen Worten die neue Zunftchronik

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ZUNFTLEBEN

den Zünftern wieder reichlich mit dem symbolischen Zehn- ten gefüllt. Säckelmeister Werner Huber orientierte im Anschluss an das Festmahl über die Verwendung der ein- gegangenen Zehntengelder. Diese werden jeweils für kul- turelle und soziale Projekte in unserer Region eingesetzt. Bei fröhlich aufspielender Musik wurde das Tanzbein geschwungen und bis weit nach Mitternacht diskutiert, ge- scherzt und gelacht. Mit dem allseits beliebten und immer gut besuchten Chlaushock im Dezember in der Schützenstube Regensdorf wurde das Jubiläums-Zunftjahr 2012 im gewohnten, ge- mütlichen Rahmen abgeschlossen. Bei Spiis und Trank, einer kurzen Ansprache mit Rückblick auf das vergangene Jahr und den besten Wünschen des Zunftmeisters für das bevorstehende neue, liessen die zahlreichen Anwesenden bei geselligem Beisammensein bis zur späten Abendstunde auch das Jubiläumsjahr fröhlich ausklingen.

Historiker Beat Frei stellt sein Werk an der Chronik-Vernissage vor.

und verteilt. Gleichzeit durfte auch die Sonderausstellung «50 Jahre Landzunft Regensdorf» von Ruedi Ebeling im Museum eröffnet werden. Am 1. September folgten 212 Zünfter von Regensdorf, Zü- rich und Schaffhausen und ihre Frauen der Einladung zum grossen Jubiläumsfest auf dem Mattenhof. Der separate Bericht von unserem Mitzünfter Ernst Burkhart umschreibt im Zunftblatt diesen feierlichen Anlass ausführlich. Im Weinmonat Oktober wurde mit der Zunftmetzgete vom «Puuremetzger» Feurer aus Oberglatt eine ländliche Herbst- tradition weitergepflegt. In der Schützenstube wur de den Zünftern und Gesellen eine köstliche Schlachtplatte aufge- tragen und dazu Zunftwein ausgeschenkt. Bei angeregter Unterhaltung und munteren Gesprächen verflog die Zeit schnell, und so hatte der Kalendertag bereits gewechselt, als sich die letzten auf den Heimweg machten. Auf den 10. November 2012 lud der Stubenmeister, wie es die Tradition will, zum Martinimahl ins Zunftlokal. Dies ist Der Zunftmeister in seinem Element wohl der feierlichste Anlass der Landzunft. Mit dem Zunft- gewand gekleidete Zünfter und Gesellen fanden sich mit Mit der Ausgabe des 51. «Regan Zunftblattes» zum Jahres- ihren holden Damen am Abend zum Apéro im Gewölbekel- wechsel freut sich die Landzunft für die Einwohner der Ge- ler des «Hirschen» ein. Das vom Stubenmeister gut gewähl- meinde Regensdorf auch dieses Jahr einen weiteren kultu- te und von Küchenchef Mathias Herrmann ausgezeichnet rellen Beitrag zum Dorfleben und zur Geschichtsschreibung zubereitete Nachtessen wurde anschliessend in der festlich unserer Gemeinde leisten zu dürfen. dekorierten Gaststube des Zunftlokals aufgetragen. Der Die Regensdorfer Zünfter wünschen allen Einwohnern un- Tradition folgend hielt der Zunftmeister vor dem Hauptgang serer Gemeinde und interessierten Lesern ein erfolgrei- seine Rede zu «Martini». Das Zehntenkässeli, jetzt die gros- ches, gesegnetes und glückliches neues Jahr 2013. se, von der Zunftwirtin Elsbeth Bader eigens zu diesem Zweck gespendete Zinnkanne, wurde auch dieses Jahr von Der Zunftmeister Kurt Knuser

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GEMEINDELEBEN

Aus der Arbeit des Gemeinderates Regensdorf Jahr 2012

zusammengestellt von der Gemeindekanzlei

Steinächer – Abwassermessstellen, Regenwasserbecken, Schmutz- und Meteorwasserpumpwerke, Retentionsbecken mit Ver sickerung, Sanierung, Umbau Spezialschacht, Neu- bau Schieberschacht, Fr. 485’000.– Wirtschaftsforum Furttal – Bewilligung des finanziellen Beitrags 2012 Zweckverband Langzeitpflege Bezirk Dielsdorf – Zustimmung zum Versorgungskonzept Feuerwehr – Bewilligung eines Bruttokredites von Fr.116’500.– für die Ersatzbeschaffung eines Verkehrsgruppenfahrzeugs ICT-Projekt 2012 Der nachstehende Kurzbericht erstreckt sich zeitlich von – Teilersatz Hard- und Software, Bewilligung der gebunde- Oktober 2011 bis Ende Oktober 2012. nen Ausgabe von Fr. 300’000.– Sanierung Haldenstrasse Schwerpunkte der gemeinderätlichen Arbeit – (Laubisserstrasse bis Rebweg), Bewilligung Projektie- und Beschlüsse rungskredite, Erneuerung Fahrbahn Fr. 27’000.–, Er- Sportanlage Wisacher neuerung Kanalisation, Fr.11’100.–, Ersatz Hydrantenlei- – Ersatz Geländer, Kreditbewilligung Fr. 60’000.– tung, Fr. 12’300.–, Regenbecken und Pumpwerke, Ersatz Trägerverein Jugendhaus Unteres Furttal Steuerung für die mechanische Reinigung, Projektie- – Zustimmung zur Vereinbarung zwischen dem Trägerver- rungskredit Fr. 32’800.– ein und der Jugendarbeit Regensdorf Gemeinschaftszentrum Roos Pumpwerk Watt – Genehmigung des neuen Betriebskonzepts – Einbau einer UV-Entkeimungsanlage mit Trübungsüber- Teilrevision Sozialhilfegesetz wachung – Wechsel von vorläufig Aufgenommenen zur ordentlichen Trinkwasserversorgung in Notlagen Sozialhilfe, Betreuung durch die ORS AG (Betreuung von – Anschaffung von Faltbehältern und Wasserverteilgestell, Asylsuchenden und Flüchtlingen), Pilotphase 2012 Bewilligung von Fr. 20’589.– Wasserversorgungen Watt, Adlikon und Regensdorf Trockenloostrasse – Zusammenführen der Steuerungen im Werkhof, Bewilli- – (Heuel- bis Geerenwiesstrasse), Abrechnung Erneuerung gung einer gebundenen Ausgabe von Fr. 120’000.– Fahrbahn, Gehweg Süd und Sanierung Kanalisation Reservoir Adlikon Zukunft Furttal Vision 2030 – Chancen und Risiken – Sanierung und Umnutzung, Projektierungskredit, – Projekt der Züricher Planungsgruppe Furttal, Grobana - Fr. 19’950.–. lyse, Bewilligung Kredit Fr. 7’000.– Erstellung Quellwasserpumpwerk mit Pumpendrucklei- Jugendhaus «Flame» tung, Projektierungskredit Fr. 19’750.– – Gemeinschaftszentrum Roos, Bewilligung Einbau einer Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde Dielsdorf Glaswand im Aussenbereich – Vernehmlassung zu Statuten-Erweiterung Dälliker- und Untere Mühlestrasse Gestaltungsplangebiet Broadway – Erneuerung und neue Gestaltung der Tempo 30-Zone, – (Industriegebiet nördlich des Bahnhofs), Kreditbewilli- öffentliche Auflage gung für die Ausarbeitung einer Kostenschätzung von Zweckverband Langzeitpflege Fr. 35’500.– – Bezirk Dielsdorf, Vernehmlassung zu Rechtsformwechsel und Psychiatrieplanung 2012 Gemeinschaftszentrum (GZ) Roos – Neukonzipierung der Homepage, Bewilligung eines Nach- tragskredites von Fr. 5’638.– Ordnungsbussenverfahren – Aufhebung der Verordnung und Erlass einer Bussenliste Kantonaler Richtplan – Gesamtüberprüfung, Stellungnahme von Regensdorf Projekt Broadway soll Industriequartier aufwerten

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GEMEINDELEBEN

Erdgas Zürich Gestaltungsplangebiet Broadway – Abschluss von Erdgas-Lieferungsverträgen Kreditbewilligung von Fr. 51’500.– für Zusatzarbeiten Werkhof Friedhof Dörndler – Wasserversorgung, Ersatz Renault durch VW Kastenwa- Sanierung der Parkplätze, Kreditbewilligung Fr. 112’000.– gen, Kreditbewilligung Fr. 72’000.– Kläranlage Wüeri Sanierung Dällikerstrasse – Sandklassierer, Ersatz, Bewilligung einer gebundenen – Erneuerung Fahrbahn mit Gestaltung: Fr. 700’000.–, Sa- Aus gabe von Fr. 150’000.– nierung Kanalisation Fr. 125’000.–, Ersatz Hydranten- Niederhaslistrasse leitung Fr. 249’000.–, Bewilligung von gebundenen Aus- – Ersatz Hydrantenleitung, Kredit für die Projektierung, gaben Fr. 25’800.– Verein Lebendiges Regensdorf – Gewährung eines jährlich wiederkehrenden Beitrages von Fr. 12’000.– für die Jahre 2012 –2015 Museumskommission – Änderung der Verordnung über den Betrieb des Gemein- demuseums Gesamtüberprüfung Kantonaler Richtplan – Ergänzungseingabe der Gemeinde Regensdorf zur Richt- planvorlage Ausarbeitung eines Architekturwettbewerbes – für die Gemeindeliegenschaften Watterstrasse 117 und 121, Kreditbewilligung inkl. Entschädigung der teilneh- menden Architekten von Fr. 130’000.– Anschaffung von Abfallkübeln System Hai Festakt auf dem Zentrumsplatz: Regensdorf wird «Energiestadt» – Bewilligung eines Investitionskredites von Fr. 88’863.20 Bushaltestelle Jugendarbeit – Althardstrasse / Kreuzung Neuhardstrasse, Neugestal- – Vereinbarung zwischen der Gemeinde Buchs und der Ju- tung und neue Verkehrsführung gendarbeit Regensdorf betreffend Coaching Ersatzbeschaffung Personentransportfahrzeug – Bewilligung eines Bruttokredites von Fr. 107’000.– Regan-Zunftblatt – Landzunft Regensdorf, Erhöhung des Gemeindebeitra- ges auf Fr.12‘000.– (zweckgebunden für Gestehungsko- sten Regan- Zunftblatt) Theater des Kantons Zürich – Austritt aus Genossenschaft Theater für den Kanton Zürich Gemeinschaftszentrum Roos – Spitex Roosstrasse 42a, Einbau einer Trennwand für den Kursraum des GZ Roos, Bewilligung Nachtragskredit Fr. 4500.– Zweckverband Langzeitpflege Bezirk Dielsdorf – Statutenrevision / Stellungnahme Bunderätin Doris Leuthard und Gemeindepräsident Max Walter Jugend-Musik Regensdorf anlässlich der Verleihung des Energiestadt-Labels – Ausrichtung eines wiederkehrenden Subventionsbeitra- ges von Fr. 15’000.– für die Jahre 2013 – 2016. Ausrich- Freunde von Alt Regensdorf tung eins Jubiläumsbeitrages in der Höhe von Fr. 1’500.– 50-Jahr-Jubiläum, Ausrichtung eines Jubiläumbeitrages für das 50-Jahr-Jubiläum 2012 in der Höhe von Fr. 1’500.– für das Jahr 2012 Geschäftsreglement des Gemeinderates Privater Gestaltungsplan Althardstrasse 30 – Genehmigung und Inkraftsetzung per 1. Juni 2012 – Verabschiedung öffentliche Auflage und Vorprüfung Kanton

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GEMEINDELEBEN

Feuerwehr- und Zivilschutzgebäude Sinne einer Teilrevision der Bau- und Zonenordnung – Riedthofstrasse 125, Sanierung der Leitungen, Kreditbe- 1994 und des Zonenplans 1994 der Gemeinde Regens- willigung Fr. 180’000.– Dachreinigung und Spenglerar- dorf. Zustimmung beiten Kreditbewilligung / Nachtragskredit Fr. 40’000.– Verordnung über die Gemeindezuschüsse zu den kantona- ARA Wüeri len Beihilfen vom 1. April 1989, Totalrevision. (Aufhebung – Pumpwerke, Ersatz Steuerungen und Fernalarmierungen der Gemeindezuschüsse unter Beibehaltung der Miet- Standortförderung Furttal zinszuschüsse). Ablehnung – Genehmigung eines Beitrages für die Standortförderung Saal Hotel Mövenpick, Änderung der Dienstbarkeiten, Furttal für das Jahr 2013 Aufhebung Mitfinanzierungspflicht und Verzicht auf Mit- Anschaffung Abacus Belegscanning spracherecht bei Gesamtfinanzierung und ausserordent- – Archivschnittstelle, Kreditbewilligung Fr. 36’500.– lichen Unterhaltsarbeiten. Zustimmung Gemeindepolizei 11. Juni 2012 (91 Stimmberechtige anwesend) – Ersatzbeschaffung eines neutralen Dienstfahrzeugs; Genehmigung der Jahresrechnung 2011 der Politischen Kreditbewilligung von Fr. 78’000.– Gemeinde. Zustimmung Sportanlage Wisacher Ersatzbeschaffung Tanklöschfahrzeug, Bewilligung eines – Vorprojekt Sanierung, Bewilligung Investitionskredit, Bruttokredites von Fr. 649’900.– (Nettokredit Fr. 379’300.–), Fr. 35’000.– Zustimmung Gestaltungsplan Broadway – Kreditbewilligung für die Projektbegleitung 2012, Kommunale Wahlen und Abstimmungen Fr. 15’300.– 11. März 2012 Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde – Pfarrwahl: Gewählt wurde Frau Gisella Matti 17. Juni 2012 Politische Gemeinde – Bewilligung eines Objektkredites von Fr. 15’800’000.– für den Bau der SBB-Unterführung an der Adlikerstrasse. Annahme Primarschulgemeinde – Bewilligung eines Objektkredites von Fr. 17’748’000.— für die Erweiterung des Schulhauses Pächterried, Watt. Annahme – Zusatzantrag: Bewilligung eines Kredites für die Erstel- lung einer Kinderkrippe mit Hort im Pächterried, Watt, von Fr. 2’214’000.–. Ablehnung Im Oktober öffnet das Begegnungszentrum Sonnhalde

Gemeindeversammlungen Dem Souverän wurden die folgenden Geschäfte an der Ge- meindeversammlung vorgelegt, und von den anwesenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern entschieden.

12. Dezember 2011 (179 Stimmberechtigte anwesend) Genehmigung des Konzepts «Quartierentwicklung Sonn- halde» und Bewilligung eines einmaligen Investitions- kredits von Fr. 400’000.– sowie Bewilligung von Fr. 210’000.– für jährlich wiederkehrende Ausgaben für Per- sonal, Betrieb und Infrastruktur. Zustimmung Voranschlag 2012 und Festsetzung des Steuerfusses für 2012 auf 42%. Zustimmung 19. März 2012 (160 Stimmberechtigte anwesend) Genehmigung der Änderung der Nutzungsplanung im Das Projekt für die Bahnunterführung Adlikerstrasse

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GEMEINDELEBEN

Panorama Kultur und Freizeit 2011/2012

Diese Rückschau auf das kulturelle, gesellschaftliche und sportliche Geschehen in der Gemeinde soll die Vielfalt des Regensdorfer Gemeindelebens dokumentieren. Sie zeigt eine Auswahl und ist daher bewusst unvollständig.

– Samichlausbesuch mit Drehorgel und Esel in Adlikon, Ver- ein Aktives Adlikon – Weihnachtsoratorium mit Mauritiuschor, Katholische Kir- che St. Mauritius

Januar – Christbaumverbrennen in Watt, Hof Ogg, Kulturkommis- sion Watt – «Sonepurs’ Elefanten», Indischer Abend mit dem Regens- dorfer Filmemacher Felix Frei, Lebendiges Regensdorf, GZ Roos

Februar Ausstellung «Paperwork» von Peter Draemann, Gemeindemuseum – «Uf em Bou», Turnerchränzli, Turnverein Watt, Mehr- zweckhalle Pächterried November – Kinderfasnacht Regensdorf, Umzug, IG Kinderfasnacht – «Politsatire 3» von Andreas Thiel, Verein Lebendiges Re- – «Bluesballs», Blueskonzert, Music-Club s’Gwölb, Ober- gensdorf, Kath. Pfarreizentrum dorf Watt – Räbeliechtliumzug Watt, Primarschule Watt – «Feuer und Vielfalt», Filmabend, Naturschutzverein Re- – Räbeliechtliumzug Regensdorf, Elternclub gensdorf und Umgebung – «Accordissimo in Concert», Handharmonikaclub Regens- dorf, Mehrzweckhalle Pächterried – Kammermusikkonzert, Musikkollegium Regensdorf, Refor- mierte Kirche – Wienachtsmäärt, Quartierverein Dorf, alter Dorfkern – «Uiij... Mapanga Inslä», Theateraufführung für Kinder, VLR, Katholisches Pfarreizentrum – Samichlaussuchen im Wald, Familienveranstaltung, GZ Roos – Adventskonzert Gospelsingers Rümlang, Lebendiges Re- gensdorf, Katholische Kirche – «Gerron», Autorenlesung Charles Lewinsky, Gemeindebi- «Tupirella» mit «Lifting», musikalische Clowneske, VLR bliothek/Lebendiges Regensdorf, GZ Roos März Dezember – «Vorgespielte Höhepunkte», Musikkabarett mit Klaus – Bewilligung des Projekts Quartierentwicklung Sonnhal- Kohler, Lebendiges Regensdorf, Saal Mövenpick, de, Gemeindeversammlung Politische Gemeinde – Zürcher Unterländer Hallenfliegen, Modellfluggruppe Furttal , Sportanlage Wisacher – Jahreskonzert Musikverein Regensdorf, Pächterried – Roosis Bar, Disco, Verein Wettkampf Judo Regensdorf, GZ Roos

April – «Zwischen Himmel und Erde», Konzert Kinderchor St. Mauritius, Katholische Kirche – «Ausbruch aus dem Zoo», Pfaditag 2012, Pfadi Altburg und Alt-Regensberg, Katzensee – Abendstreifzug durch den Wald, Naturschutzverein Re- gensdorf – Märli-Waldtage für Kinder, Verein FAIRein, Hürstholz – Jodelkonzert, Jodlervereinigung Zürcher Unterland, Adventsfenster im alten Dorfkern, Quartierverein Dorf Pfarreisaal St.Mauritius

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GEMEINDELEBEN

Mai – Dorfplatzfäscht, SVP Regensdorf, Dorfplatz Watt – «Oktoberblau», Autorenlesung Susy Schmid, Bibliotheks- team, Kirchgemeindehaus – «De gschnällscht Furttaler», Leichtathletikclub Regens- dorf, Sportanlage Wisacher – Vogelexkursion, Naturschutzverein, Katzensee – Sonnhalde-Muttertagsbrunch, GZ Roos, Galerie Sonnhal- de Adlikon – Räbhüüsli-Bänke, Einweihung, Rebhausgemeinschaft Watt, Räbhüüsli Watt

Bundesfeier beim Räbhüüsli Watt, Turnverein Watt

September – Joe Douglas & Band, Cajun- und Country-Musik, Music- Club s’Gwölb Oberdorf – Kinderflohmarkt, GZ Roos – «Wie die Arche Noah auf den Napf kam», Lesung und Vor- trag von Al Imfeld, FAIRein, Reformiertes Kirchgemein- dehaus – «Ges(t)ammelte Werke», Kabarett, Duo Wyss/Straumann, Lebendiges Regensdorf, Mehrzweckraum Schulhaus Rug - genacher 2 – Skatecontest, Jugendarbeit Regensdorf, Skatepark Riedt - Sommerfest für klein und gross im GZ Roos hofstrasse – Jubiläumskonzert 50 Jahre Jugendmusik, Pächterried Juni – «Die Räuber oder so» – Kohlhepp spielt Schiller, Leben- Oktober diges Regensdorf, Katholisches Pfarreizentrum – Energietag, Gemeinde Regensdorf, Dorfplatz Zentrum – Postenlauf für Menschen mit Hunden, Hundesport Riedt- – Hobby-Kunsthandwerkausstellung, Altes Schulhaus Wat- hof terstrasse – Jungtierschau, Ornithologischer Verein Regensdorf, Klein- – Kammermusikkonzert Stabat Mater von G.B.Pergolesi, tieranlage Büelen Musikkollegium Regensdorf, Reformierte Kirche – Kantonaler Geräteturnerinnentag, Sporthalle Wisacher – «Abenteuer Ozean» – Multivisionsshow, Lebendiges Re- – Sommerkonzert, Kammerorchester Regensdorf, Refor- gensdorf, Mehrzweckhalle Pächterried mierte Kirche

Juli – Sommerfest, FAIRein und Welt-Laden Bambus, Refor- miertes Kirchgemeindehaus – Bücherflohmarkt, Bibliotheksteam, Gemeindebibliothek

August – Feier 50 Jahre Leichtathletikclub Regensdorf, Feuer- wehrlokal – Hausfest im Alters- und Pflegeheim Furttal mit Bazar, Konzert und Festbankett – Alphornspiel und Fahnenschwingen, Alphorngruppe Alt- burg, Zentrumsplatz Das Begegnungszentrum Sonnhalde ist eröffnet!

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GEMEINDELEBEN

Die ältesten Einwohner der Gemeinde Regensdorf Jahrgang 1919 und ältere

Mitgeteilt vom Meldeamt der Gemeinde Regensdorf (Stichtag 30. September 2012) Allen betagten Einwohner/innen wünschen Gemeinde und Landzunft Regensdorf alles Gute!

Geburtstag Wohnort Koch-Lacher, Max 21.10.1914 Regensdorf Im Dreispitz 25 Walt-Mangold, Martha 24.12.1915 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Dübendorfer-Freiburghaus, Hedwig 10.02.1916 Regensdorf Watterstrasse 114 Hägi-Bachmann, Verena 08.02.1917 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Liebetrau-Bumiller, Hedwig 15.03.1917 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Widmer-Iselin, Hedwig 23.07.1917 Regensdorf Oeriweg 18 Fischer-Güdel, Gertrud 20.08.1917 Regensdorf Ringstrasse 15 Le-Chung, Te 12.12.1917 Regensdorf Trockenloostrasse 5 Frei, Oskar 22.01.1918 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Moscato, Vincenza 04.04.1918 Watt Unterdorfstrasse 61 Ahmetaj, Mahmut 18.05.1918 Adlikon Bachtobelstrasse 49 Müller-Sturzenegger, Alice 30.06.1918 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Wittpennig-Stöckli, Marie 03.11.1918 Regensdorf Feldblumenstrasse 11 Wyss, Eduard 27.11.1918 Regensdorf Gerenstrasse 61 Meier-Schultheiss, Anna 16.02.1919 Watt Niederhaslistrasse 131 Grimm-Schwarz, Anna 10.04.1919 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Hasler-Bünzli, Elsa 23.05.1919 Watt Im Spannrain 11 Keller-Roth, Rosa 06.08.1919 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Sigenthaler, Hans 12.10.1919 Regensdorf Riedthofstrasse 56 Egli-Huber, Anna 04.11.1919 Regensdorf Feldblumenstrasse 17 Kunz-Ender, Lydia 17.11.1919 Watt Zielstrasse 133

Einwohnerstatistik per 30. September 2012 Nach Ortsteilen Schweizer männlich weiblich Total Schweizerinnen/Schweizer 5’612 5’864 11’476 Regensdorf 9’387 davon Ortsbürger 1’091 1’164 2’255 Adlikon 4’144 Ausländer Watt 3’624 Ausländerinnen/Ausländer 3’072 2’629 5’701 Ausländeranteil 33% Gesamtbevölkerung 8’684 8’493 17’177

Unsere Autoren Dank der Landzunft Burkhart, Ernst, Redaktion (bt), Buchs Wir danken den Autoren dieser Ausgabe für ihre Beiträge Ebeling, Rudolf, Adlikon und allen, die uns ihre Kenntnisse, Unterlagen, Bilder und Frei, Beat, Adetswil Fotos zur Verfügung gestellt haben. Ebenso bedanken Knuser, Kurt, Regensdorf wir uns bei den Inserenten, ohne deren Unterstützung Maurer, Hansulrich, Regensdorf die Herausgabe des Zunftblattes im vorliegenden Rahmen Tobler, Hansruedi, Regensdorf nicht möglich wäre und dem Gemeinderat für den unent- Wüthrich, Lucas, Regensdorf behrlichen Kostenzuschuss.

Kontaktadressen Allen Leserinnen und Lesern des Zunftblattes wünschen wir Kurt Knuser, Zunftmeister, einen guten Übergang ins neue Jahr und darin Glück und Kapellstrasse 29, 8105 Regensdorf Erfolg. Bestellung Zunftblatt (Fr.15.–) und Zunftchronik (Fr. 20.–): Peter Hirt, Holenbachstrasse 99, 8105 Regensdorf Vorsteherschaft und Zünfter Beiträge für kommende Hefte sind erbeten an: der Landzunft Regensdorf Ernst Burkhart, Birkenstrasse 3, 8107 Buchs Gestaltung und Produktion: Druck: Sascripta, Daniel Sager Schmäh Offset & Repro AG www.landzunft-regensdorf 8166 Niederweningen 5420 Ehrendingen

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