Inhalt Seite An die Freunde von Karl Leisner 2 Volksmission in Kleve 4 Die ersten drei Exerzitien des jungen Karl Leisner 6 Gerleve 10 Schönstatt 28 ´s-Heerenberg 43 Exerzitienwesen im Bistum Münster 54 Johannes Maria Verweyen 57 Johannes Maria Verweyen und Karl Leisner 63 Brief von Mutter Leisner an Frau Frede 65 Meditative Gedanken am „Portal der Versöhnung“ in Kevelaer 66 Porträts im „Portal der Versöhnung“ von in der Nazi-Diktatur verfolgten oder 70 hingerichteten Frauen und Männern Nachrichten aus aller Welt 76 Einladung 77 Lebensdaten Karl Leisners 78 Weihekurs von Karl Leisner 78 Gedicht zur Priesterweihe und Primiz 81 Eucharistiefeier am 12. August – Gedenktag des Seligen Karl Leisner 85 Karl Leisner und das Kaspertheater 88 Mitglieder des IKLK 92 Informationsmaterial über Karl Leisner

1 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde von Karl Leisner!

Dieser Rundbrief erscheint zum Todestag von Karl Reihen vorgestellt. In diesem ist es der Philosoph Leisner am 12. August, dem seit der Seligsprechung und Gottsucher Johannes Maria Verweyen. offiziellen kirchlichen Gedenktag. Es wäre gut, in Der Aspekt der Stellvertretung zeigt sich auch den Gemeinden an diesem Tag einen Gottesdienst deutlich im Fries am „Portal der Versöhnung“ in zu feiern und dazu vor allem junge Menschen Kevelaer1. Die dort dargestellten Personen werden einzuladen, um ihnen die Bedeutung Karl Leisners in diesem Rundbrief beschrieben. vor Augen zu stellen. Klaus Riße nahm an den Feierlichkeiten anläßlich Beim Studium der Tagebücher Karl Leisners fiel der Enthüllung des Portals am 26. Oktober 1997 teil mir auf, welche Bedeutung für ihn als junger und schildert seine Begegnung mit dem Kunstwerk. Mensch seine ersten drei Exerzitien hatten. Bemer- Die Verbindung und Beziehung zwischen den kenswert ist die Vielfalt der Impulse, die er durch Glaubenszeugen untereinander wird an einem von die verschiedenen Spiritualitäten bekam. Allen Paul Gerhard Küsters aufgefundenen Brief von Exerzitien zuvor hatte er schon 1930 als Fünf- Mutter Leisner an Frau Frede deutlich. Der Brief zehnjähriger eine Volksmission in seiner Heimat- fand sich im Nachlaß von Wilhelm Fredes Tochter pfarrei mitgemacht, die Jesuiten gehalten hatten. Mechtilde Pelzer. Paul Gerhard Küsters machte Das daran erinnernde Andenkenbild zeigt den außerdem auf folgendes aufmerksam: „Vater Leis- heiligen Franziskus. Die ersten Exerzitien im dar- ner gehörte zu dem kleinen Kreis der Freunde auffolgenden Jahr machte er in Gerleve bei den Wilhelm Fredes, die den Mut hatten, den im Klever Benediktinern. Seine Vortragsnotizen zeigen, wie Gefängnis Inhaftierten durch Anteilnahme und die sehr der Exerzitienleiter von Romano Guardini gleiche Gesinnung zu stärken.“ geprägt war. 1933 folgten Exerzitientage in Schön- Beachten Sie bitte die Einladung zur Mitglieder- statt, geprägt von Vinzens Pallotti und versammlung am Gaudetesonntag 1998 auf Seite Kentenich, und Exerzitien bei den Jesuiten in ´s- 77. Es wird keine eigene Einladung mehr ver- Heerenberg, bei denen er entschieden seinen Ent- schickt. schluß festigte, Priester zu werden. Auf Grund von Krankheit und Unfall erscheint der Die Berichte über seine ersten Exerzitien finden Tätigkeitsbericht des IKLK aus Polen erst in diesem ihren Abschluß mit einer Darstellung von Heinz Rundbrief. Wansing, Pastoralreferent und Leiter des Referates Allen, die durch Spenden die Arbeit des IKLK Exerzitien und Spiritualität im Bischöflichen Ge- unterstützen, sei herzlich gedankt. Allein von den neralvikariat Münster, über die heutige Exerzitiensi- Beiträgen sind die laufenden Kosten kaum zu be- tuation. gleichen. Wer dem IKLK noch keine Vollmacht für Karl Leisner wurde stellvertretend für viele be- ein Einzugsverfahren des Beitrages bei der Bank kannte und unbekannte Bekenner und Martyrer der gegeben hat, möge dies doch bitte nachholen. Wer NS-Zeit seliggesprochen; daher wird in jedem Rundbrief eine andere Persönlichkeit aus diesen 1 Siehe Rundbrief Nr. 37, S. 78-80.

2 eine solche Vollmacht gegeben, aber seine Bank ge- Vielleicht sind die zahlreichen Rückmeldungen wechselt hat, gebe bitte die neue BLZ und Konto- auch in dem vorwiegend „weltlichen“ Thema des Nr. an. Nachforschungen sind sehr kostenaufwen- letzten Rundbriefes begründet. dig; das gilt auch für eine neue Anschrift. Wir Die Recherchen zum schriftlichen Nachlaß Karl bitten, noch ausstehende Beiträge einzuzahlen. Seit Leisners und der Umfang der Rundbriefe sind mit 1995 ist die Beitragshöhe: erheblichen Kosten verbunden, die sich mit den Mitgliedsbeiträgen nicht decken lassen. Wenn Ordentliches Mitglied dieser Rundbrief sonst im Dezember erschien, löste Einzelperson 25,00 DM er bei vielen ein „Weihnachtsgeschenk“ in Form Ehepaar 40,00 DM einer Spende aus; eigentlich ein Geschenk, daß Sie Schüler, Student, sich selber machen. Hat nicht auch ein Geschenk im Auszubildende bis zum Ende der Verlauf des Jahres seinen Reiz? Im vorhinein schon Berufsausbildung 10,00 DM ein kräftiges Vergelts Gott! und ein herzliches Korporatives Mitglied 50,00 DM Dankeschön. Ordensangehörige frei Auch auf vorliegenden Rundbrief, der einen Ein- Überweisungen aus dem Ausland mögen aus Ko- blick in die große Bandbreite der Spiritualität des stengründen über das Konto des IKLK bei der jungen Karl Leisner gibt, wünsche ich mir eine Postbank abgewickelt werden. ähnliche Reaktion wie auf den vorigen. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und wünsche Ihnen Mehr Rückmeldungen als je zuvor bekam ich auf eine gute Sommerzeit den Rundbrief Nr. 37, was mich sehr erfreut und wofür ich herzlich danke. Vielen Menschen wurden Erinnerungen wach und Zusammenhänge sichtbar. Für mich sind diese Mitteilungen sehr wertvoll, denn sie vervollständigen das Gesamtbild von Karl Leisners Persönlichkeit. Dies ist sehr wichtig für die Meine Adresse: Hans-Karl Seeger, geplante Veröffentlichung seiner Tagebücher. Postfach 1304 - 48723 Billerbeck

3 Volksmission in Kleve

Exerzitien – diesen Begriff hat Ignatius von Loyola Schiefer4. „Chef“ war Pater Schmitt. Pater Nötges geprägt, und er verstand darunter das Einüben und hielt auch viele Predigten, während Pater Schiefer das Ausüben von geistlichen Vollzügen - können nur eine (über den Tod) hielt. verschiedene Formen haben. Während lange Zeit Am 16.III. war um 11 Uhr grundlegende Predigt kleinere oder größere Gemeinschaften daran teil- (gehalten von Pater Schmitt). Die Männer standen nahmen, gibt es heute auch wieder die Form der bis zum Hochaltar. Man konnte keine Stecknadel Einzelexerzitien. Eine Form war und ist, daß eine mehr fallen lassen, so voll war die Kirche. Und so ganze Gemeinde sich in einer „Heiligen Mission“, ähnlich war es bei den Abendpredigten (um 8; einer „Volksmission“ oder „Gemeindemission“ vorher um ¼8 Rosenkranz). Morgens verteilte sich geistlich erneuert. In manchen Kirchen geben die Messe auf die zwei Morgenpredigten5. Zuerst „Missionskreuze“ mit Angabe von Jahreszahlen von handelten die Predigten über ernstere Themata: solchen Erfahrungen Zeugnis. Die Teilnehmer z.B. Todsünde, Keuschheit, - Memento mori6 usw. bekamen ein Andenkenbildchen. Es ist bemer- (Während der Missionswoche starb infolge eines kenswert, daß die Jesuiten bei der „Hl. Mission in Unglücksfalls ein Gaswerkarbeiter, der vorher Kleve“ eine Abbildung des hl. Franziskus von noch in der Predigt über den Tod gewesen war.) Assisi gewählt haben. Am Mittwochabend war die Predigt über die Beichte (Pater Schmitt). Es war die lustigste der Sonntag, den 16.III.30 - Sonntag, den 23.III.30. Woche. Der Pater fing mit einem Rätsel an. („Was „Heilige Mission in Kleve“. [Tgb. Nr. 4, S. 32-36 ] meint ihr wohl, wenn hier in diesem „Dom“ alles Gehalten wurde die Mission von drei Jesuitenpa- versteigert würde, wofür am wenigsten gegeben tres. 1. Pater Schmitt2, 2. Pater Nötges3, 3. Pater würde?“ - „Für die Beichtstühle.“) Dann kam er auf die Beichte überhaupt zu sprechen. - Auch die Leute, die einmal im Jahr halb aus Zwang beichten, machte er zum Wälzen nach. (Erst gehen sie mal unten an der Tür gucken, ob's voll ist. - Da es ihnen 2 Pater Jakob Schmitt, geboren am 23.9.1877, Ein- aber zu voll ist, geh'n sie in den Gasthof zum tritt in die Gesellschaft Jesu am 1.10.1894, ge- storben am 18.1.1948 in Saarlouis, wo er seit 1936 4 nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit als Pater Franz Xaver Schiefer, geboren am 6.12.1895 Volksmissionar als Superior wirkte. 1930 lebte er in Köln, Eintritt in die Gesellschaft Jesu am in Trier. 2.11.1914 in ´s-Heerenberg, gestorben 1980. Als Volksmissionar war er von 1927 bis 1945 tätig und 3 Pater Jakob Nötges, geboren am 2.3.1880 in Hüls. lebte 1930 in Trier. Eintritt in die Gesellschaft Jesu am 25.4.1900, 5 Priesterweihe 1914, gestorben am 1.12.1963. Ne- Vermutlich wurde vor und nach der Messe eine ben vielen anderen Aufgaben war er lange als Predigt gehalten. Volksmissionar tätig. 6 Gedenke des Todes!

4 „Halbmond“7 und trinken sich Mut an. (Dann gegen den Papst und gegen unsere hl. kath. Kirche duftet's nachher so schön im Beichtstuhl). - Dann verteilt.) gehen sie dahin, wo's am leersten ist und dann su- Sonntagnachmittag 5 Uhr war feierliche Schluß- chen sie ihr Gebetbuch. Endlich hat's einer, wißt andacht mit Ablegen des Glaubensbekenntnisses. ihr, eins so „en miniatüre“8 in der Westentasche Es war ergreifend, wie die Männer und wir Jüng- gefunden usw. Dann die „schöne“ Gewissenserfor- linge so begeistert das Glaubensbekenntnis ab- schung: legten und dann nachher das Lied: „Fest soll mein 1. Gebot: Beten! Man soll auch noch jeden Morgen Taufbund immer stehen“10, sangen. Alles in allem, und Abend beten. Das kann der Herrgott doch eine Mission ist etwas Herrliches! Wie lernt man wirklich nicht verlangen. doch da seinen Glauben richtig kennen und lieben! 2. Gebot: Nicht Fluchen! Ja, wenn der Herrgott auf der Ölmühle9 wär, und da klappte was nicht; der sollte schon ganz anders fluchen. 3. Gebot: Sonntags zur Messe! Ach, da hatte ge- rade der Kaninchenzuchtverein was usw. 4. Gebot: Ehre Vater und Mutter! Ich hab´ ja gar keinen Vater mehr. 5. Gebot: Du sollst nicht töten! So etwas versteht sich von selbst.(?) 6. Gebot: Nicht ehebrechen! - Ich bin ja gar nicht verheiratet. 7. Gebot: Nicht stehlen! Ach, ich hab ja mal ein bißchen Petroleum von der Bahn mitgenommen, oder ein paar Nägel von der Fabrik, das soll wohl nicht so schlimm sein! Und so weiter geht's die Gebote durch! Freitags war die Marienandacht mit der Marien- predigt. Sonntag um 3 ging ich beichten (Missi- onsbeichte). Am Sonntagmorgen war eine Predigt 10 Bis zum Erscheinen des Gotteslobes mit dem gegen den Bolschewismus und sonstige „moderne Eigenteil für das Bistum Münster war dieses Lied Krankheiten“. (Nach einer Abendpredigt hatten die selbständig, jetzt ist es die 4. Strophe von „O Se- Kommunisten übrigens ein schmutziges Hetzblatt ligkeit, getauft zu sein ....“ GL 955, vgl. Laudate Nr. 226. Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die Kirche hören. Sie soll mich allzeit gläubig sehn 7 Fiktiver Name. und folgsam ihren Lehren. Dank sei dem Herrn, 8 Im Kleinformat. der mich aus Gnad in seine Kirch berufen hat, nie 9 Vielleicht meint er die Ölwerke Spyck bei Kleve. will ich von ihr weichen!

5 Die ersten drei Exerzitien des jungen Karl Leisner

Es löst auch heute noch Verwunderung aus, daß ein onslehrer der OI12 die Klasse zu Exerzitien bei ei- junger Mensch dreimal Exerzitien machte, die eine nem Jesuiten in ´s-Heerenberg jenseits der Grenze so lange Wirkungsgeschichte in seinem Leben bei Emmerich. Vergleicht man die ausführliche hatten. Karl Leisner war erst 16½ Jahre alt, als er Mitschrift Karls mit den Notizen seiner Exerzitien im September 1931 im Kloster Gerleve seine ersten in Gerleve und Schönstatt, taucht auf den ersten Exerzitien machte. 1933 nahm er gleich zweimal an Blick kein neuer zündender und weiterführender Exerzitien teil, zuerst in Schönstatt und dann in ´s- Gedanke auf. Der Exerzitienleiter geht trocken Heerenberg in den Niederlanden. Es waren jeweils apologetisch vor. Tod, Sünde und Hölle werden Oktavhefte, in die er seine Notizen zu den drohend ausgemalt. Das VI. Gebot hat ein sichtli- Exerzitien eintrug. Es gibt Andeutungen, daß er ches Übergewicht. Der Pater scheint zudem völlig diese Notizen nochmals ausgearbeitet hat11, aber es zu vergessen, daß zum Urteil über den sündhaften lassen sich keine Ergebnisse finden. Charakter einer Handlung die Kenntnis bloß der Für diesen Rundbrief habe ich die teilweise ver- äußeren Fakten nicht ausreicht. U. a. notiert sich streuten Notizen nach sachlichen Zusammenhängen Karl folgendes Beispiel für die Furchtbarkeit eines geordnet. Alle in [ ] eingeschlossenen Aussagen plötzlichen Todes in der Sünde: Ein Vater kommt weisen auf Zusätze meinerseits hin. Von Karl zum Pater und erzählt: Mein Sohn ist diese Nacht Leisner geschriebene Texte sind kursiv, alle ande- gestorben und zwar nach einer geheimen Sünde, ren in Normalschrift gedruckt. In den Zwischen- wie ich feststellen konnte. - Eine Geschichte, die texten und Anmerkungen finden sich Hinweise und sicher nicht geeignet war, das Gewissen eines jun- Erläuterungen zu den vorgegebenen Texten. Ortho- gen Menschen zu klären und von unnötigen Äng- graphische Fehler sind stillschweigend berichtigt, sten zu befreien. Jesus Christus wird in den Vor- bei Eigennamen sind diese besonders zahlreich, da trägen vorwiegend als moralisches Vorbild darge- er sie wohl nur nach Gehör schrieb. Buchsta- stellt, die Verbindung mit ihm durch regelmäßige benkontraktionen, die sehr häufig sind, wurden Schriftlesung, häufige Beichte und Kommunion ist aufgelöst. Die Eigenheiten des Originals sollen er- stark in den Dienst der privaten Selbsterziehung halten bleiben und doch soll alles leicht lesbar sein. gestellt. Statt Weltverklärung (Gerleve) und Pfarrer Josef Perau schrieb in seiner Lebensbe- Welteroberung (Schönstatt) eher Weltflucht, Leben schreibung von Karl Leisner anläßlich der Selig- in „Verborgenheit“. Nicht das große herrscherliche sprechung zu den drei Exerzitien folgendes: „Vom Christusbild der liturgischen Bewegung und der 7. bis 11.12.1933 führt Professor Peters, der Religi- apostolischen Bewegung beherrscht die Tage in ´s- Heerenberg, sondern das Jesusbild vorwiegend

12 Oberprima – entspricht im heutigen Sekundarstu- 11 Siehe Seite 41: „6. Punkt“ der Vorsätze in Schön- fensystem der Jahrgangsstufe 13 eines Gymnasi- statt am 9.4.1933. ums.

6 klösterlicher Frömmigkeit des 19. Jahrhunderts... Angst geworden vor Deinem klaren, alles durch- Die Hinwendung zum einzelnen Menschen, be- dringenden Blick. Aber ich muß Deine Führung sonders zum Kleinen, Verachteten und Leidenden, anerkennen. Wie unbegreiflich führtest Du mich in die Bereitschaft zum Wirken im Verborgenen ist mannigfaltiger, einziger Führung. Auf Sekunda14: wohl der über Gerleve und Schönstatt hinausfüh- Am 4.11.193115 jene Alternative (nach den Exer- rende Impuls dieser Exerzitien.“ zitien in Gerleve): Entweder Heiliger oder Schuft. Dann auf Obersekunda der Entscheid für das Ab- In Karl Leisners Tagebuch finden wir später fol- itur. Das Hebräische. - Dann im Sommer 1932 die gende Erinnerungen an die drei Exerzitien: erste Liebe16. Ei, und das war fein. Den Winter durch bis in den ersten Frühling 1933. Das große Am 17. Juni 1934 lesen wir: politische Geschehen17 nebenher. - Da das Ein- Von 10 - 12 lese ich in Franz Weisers Buch „Im schneidende, das wie zufällig Jupp V.[Vermeegen] Lande des Sternenbanners“. Großartiger Eindruck mich mit den Gochern18 nach Schönstatt zur Ta- amerikanischer Großzügigkeit und Freiheit. Aller- gung und den zwei Tagen Exerzitien des Gymnasia- dings, wo viel Licht, da ist auch ein Schatten. stenbundes19 bei P. Alex. Menningen20 mitnimmt. (Franz Weiser schrieb „Das Licht der Berge“ (→ ´s-Heerenberg Dez. 33.!) 13 - 14 Untersekunda (UII), heute Klasse 10 - Oberse- Am 22. Juli 1935 schrieb er: kunda (OII), heute Klasse 11. ... Bis Ostern wieder langsame Entfremdung aus 15 Hier irrt Karl Leisner sich im Datum. Die Exerzi- mancherlei Gründen. - Ostern 1933 die herrlichen tien begannen am 5.9.1931, siehe Seite 12. Schönstattexerzitien. - Von da ab Wende zum Apo- 16 Karl Leisner hatte sich in die Tochter Martha der stolat in der Jugend. im Haus wohnenden Familie Retzlaff verliebt. 17 Hitlers Machtergreifung. 1938 gingen die Erinnerungen weit zurück: 18 Es handelt sich um die vier Gocher Mitschüler ... „Gedanken in den Exerzitien für die niederen Gerhards, Hermann Eickmans, Jupp Ver- Weihen.“ „Am Feste des kostbaren Blutes unseres meegen und Walter Utzen. Herrn, 1. Juli 1938.“ Josef Vermeegen, geboren am 21.2.1913 in Goch, Heute hab’ ich bedacht, was unlauter und lüstern Abitur am 7.3.1933 in Kleve, Noviziat bei den war in den Jahren der Vorbereitung. Es ist mir Pallottinern in Olpe am 1.5.1933, Priesterweihe am 26.3.1939. Nach der Gründung des Säkularin- stitutes der Schönstattpatres am 18.7.1965 trat er 13 Franz Weiser wurde in Wien geboren, studierte diesem Institut bei und machte am 18.10.1966 u.a. in den USA und wurde als Jesuit 1930 in Inns- seine Vertragsweihe als Schönstattpriester. Er lebt bruck zum Priester geweiht. Sein bekanntestes zur Zeit in Schönstatt. Buch „Das Licht der Berge“ wurde in 33 Sprachen 19 Gemeint ist der „Apostolische Bund“, der 1919 übersetzt und erlebte eine hohe Auflage. Vermut- gegründet worden war, zu dem auch Gymnasiasten lich empfahl der Exerzitienleiter dieses Buch. gehörten.

7 Die zwei stillen Tage dort oben im ersten keimen- schar Kleve=Oberstadt mit einem inneren Schwung den Frühling auf den nahen Höhen des Westerwal- und Erfolg sondergleichen. Das Studium wurde so des und im stillen Gebet im Kapellchen vor dem nebenbei geschmissen. Apostolische Kraft sprang Gnadenbild der dreimal wunderbaren Mutter oder auf, eine Aktionskraft und - vielleicht, ja sicher war die abendlichen sakramentalen Andachten mit den vieles jugendlicher Betätigungsdrang. Aber das „Gebeten um Gottes- und Nächstenliebe“ - mächtig war das Entscheidende daran: Es führte mich zum hatte das mir in die Seele gegriffen. Das ganz eucharistischen Heiland. Die erschütternden stillen zurückgetretene, tief schlummernde Priesterliche Stunden am Morgen in der Stiftskirche24. Satan und und Ritterliche in mir - es war tief erregend wach Christus rangen in mir. Immer wieder zog mich der gestoßen und entflammt! Die Arbeit in der Gruppe, Trieb nach unten, aber immer wieder kam dann der die mich immer wieder hochgerissen hatte in den Herr und riß mich nach oben in Sein Licht. - Kämpfen um die Reife, wurde jetzt bald zur großen Matthias25 kam einmal. Ein anderes Mal DP Arbeit in der Jungschar mit Kaplan Brey21 zu- sammen, die Fäden zwischen uns knüpfte wiederum die MTA22. - 23 Ich schaffte und schuf die Jung- den Vorsänger die Anrufung „Mater admirabilis“ dreimal singen. Im Jahre 1915 erinnerte sich die 20 Der Pallottinerpater Dr. Alexander Menningen Schönstatt-Bewegung an diese Begebenheit und S.A.C. (1900-1994) wurde 1926 zum Priester ge- verehrt seitdem Maria als Dreimal wunderbare weiht und später Schönstattpater. Er war seit seiner Mutter. Schulzeit sehr eng mit Pater Joseph Kentenich, 23 Nachtrag von anderer Hand: Nach den Exerzitien dem Gründer der Schönstattbewegung, verbunden. begann die Arbeit. 21 Heinrich Brey, geboren am 26.5.1903 in Kapellen, 24 Karl Leisners Heimatpfarrkirche St. Mariä Him- Priesterweihe am 3.3.1928, gestorben am 23.8. melfahrt in Kleve. 1975. Er war bis 1935 Kaplan in Kleve St. Mariä 25 Vermutlich Matthias Op de Hipt, geboren am Himmelfahrt und dann bis 1947 in Duisburg St. 24.8.1906 in Düsseldorf-Oberkassel, gestorben am Peter. Zuletzt war er Pfarrer in Kranenburg. 4.5.1990. Er verbrachte seine Jugendjahre in Issum 22 Mater ter admirabilis - Dreimal wunderbare Mut- am Niederrhein. Von 1926-1930 war er bei der ter. Die Formulierung geht auf den Begründer der Kreisverwaltung in Geldern tätig, wurde dann Marianischen Kongregation in Deutschland, Pater unter Prälat Wolker Referent für die Landjugend Jakob Rem SJ (1546-1618) zurück. Er sah in dieser im Jugendhaus Düsseldorf und konnte nach 1933 Anrufung der Lauretanischen Litanei – siehe GL nicht mehr in den Verwaltungsdienst zurückkeh- 769 – eine Zusammenfassung aller Eigenschaften ren, weil seine Gesinnung im Widerspruch zum der Gottesmutter Maria. Während die Mitglieder Nationalsozialismus stand. 1946 wurde er Stadtdi- des von ihm als Elitegemeinschaft der rektor in Geldern und war 1966 wesentlich an den Kongregation ins Leben gerufenen Colloquium Vorbereitungen für die Große Viktortracht in Marianum im Ignatiuskonvikt in Ingolstadt am Xanten beteiligt, bei der die Gebeine Karl Leisners 6.4.1604 die Lauretanische Litanei sangen, hatte er in der Krypta des Xantener Domes beigesetzt eine Marienerscheinung. Davon inspiriert ließ er wurden.

8 Roth26, damals noch als Mitglied des Reichsvor- Hans-Karl Seeger standes. Die Gedanken des Grundgesetzes27 ran- gen in mir nach dem inneren Sieg. Der äußere Kampf an der Schulfront war klotzig. - Mariä Empfängnis 1933: ´s-Heerenberg: Exerzitien bei P. Joost28. - Die Berufsentscheidung29 fällt, nicht frei von mancherlei äußerer und innerer Anfechtung. - Der Endkampf in der Schule wird dramatisch. Aber meine Kraft ist unbändig, im Herrn schreiten wir voran. - Dem Sexus rücke ich mit Aufbietung aller geistigen Kraft und einem Streben nach innerer und äußerer Ordnung zu Leibe. - Ich bewerbe mich um den Eintritt ins CB30, gleichzeitig um den FAD31

26 Diözesanpräses Heinrich Roth, geboren am 12.8.1899 in Oberhausen, zum Priester geweiht am 22.12.1923, gestorben am 23.4.1972. Er war von 1932 bis 1934 Mitglied des Reichsvorstandes, und wurde 1934 Diözesanjugendseelsorger, 1949 wurde er Spiritual im Priesterseminar in Münster. 27 Reichsvorstand und Grundgesetz des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands. 28 Pater Wilhelm Joist SJ (1889-1960), siehe S. 44. 29 Priester zu werden. 30 Collegium Borromaeum in Münster: Theologen- konvikt für Priesterkandidaten. 31 Freiwilliger Arbeitsdienst. Der Arbeitsdienst war ein von staatlichen Stellen geleiteter gemeinnützi- ger Arbeitseinsatz größerer Gruppen, vor allem Jugendlicher. Ein freiwilliger Arbeitsdienst (FAD) bestand von 1930-1940 in verschiedenen Ländern Europas und in den USA. In Deutschland galt er als Vorstufe für den allgemeinen Reichsarbeits- dienstes (RAD). Hier bestand seit 1935 für Ju- gendliche von 18-25 Jahren die Verpflichtung zu sechs Monaten Reichsarbeitsdienst: dieser diente der vormilitärischen Ausbildung.

9 Exerzitien in Gerleve

Karl Leisner hat die Notizen zu diesen Exerzitien ständlich ist. Wer nimmt noch wahr, was sich alles nicht immer der Reihe nach mit Datum versehen, in in relativ kurzer Zeit geändert hat? sein Notizheft eingetragen. Ich habe versucht, dem Inhalt gemäß alles in eine chronologische Ordnung zu bringen. Beim Lesen der Notizen fällt auf, wie fortschrittlich diese Exerzitien waren, besonders im Blick auf die Feier der Liturgie. Inspiriert vor allem durch Guardini32 praktizierten die jungen Menschen in der Jugendbewegung eine Liturgie, die durch die Reform des Zweiten Vaticanischen Konzils (1962- 1965) bestätigt wurde. Die sogenannte Gemein- schaftsmesse33 nahm voraus, was heute selbstver-

32 Der katholische Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini (17.1.1885 in Verona - 1.10. 1968 in München) hat bis heute eine starke Aus- strahlung durch sein Wirken in Wort und Schrift. Sein Anliegen war die wechselseitige Erhellung von Glaube und Welt im Dienst der Wahrheit und der Daseinsdeutung. Die Jugendbewegung und mit ihr die Liturgische Bewegung ist ohne ihn nicht denkbar. 33 Eine Gemeinschaftsmesse unterschied sich von einer „Stillen Messe“ dadurch, daß in der „Stillen Messe“ Privatgebete wie Rosenkranz oder eine Kommunionandacht verrichtet wurden. In der Gemeinschaftsmesse betete die Gemeinde die Meßtexte - zum Teil laut - z. B. mit Hilfe eines Schott-Meßbuches, während der zelebrierende Priester den lateinischen Text leise las. Vgl. Ro- mano Guardinis Anliegen in der Liturgischen Be- endet: „Nur dann ist Dir der Geist des heiligen wegung: „Nicht in der Messe beten, sondern die Meßopfers aufgegangen, wenn Du nicht , sondern wenn Du betest. Im Nachlaß von Karl Leisner befindet sich ein Hellraeth und Küppers, die Pfarrer in Kleve, hatten Handzettel mit dem „Äußeren und inneren Aufbau den Jugendlichen verboten, Gemeinschaftsmessen der hl. Messe“, der auf der Rückseite mit dem Satz in den Pfarrkirchen zu feiern.

10 Benediktinerkloster St. Joseph, Gerleve

Der derzeitige Abt Clemens Schmeing erzählte Die drei Geschwister Wermelts wollten auf ihrem einmal, berühmte Klöster wie Maria Laach oder Grund zwischen Billerbeck und Coesfeld ein Be- Beuron bezeichneten Gerleve als „Rübenabtei“. nediktinerkloster wachsen lassen; das aber war mit Dazu trägt nicht nur die Tatsache bei, daß rund- erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Viele herum unter anderem Rüben angebaut werden, Orden lehnten ab, sich dort niederzulassen: die sondern auch, daß die Stifter und Gründer des Benediktiner in Maria Laach, die Redemptoristen, Klosters keine Fürsten, sondern einfache, recht- die Kapuziner, die Dominikaner und schließlich schaffene und wegen ihrer Frömmigkeit und auch die Benediktiner in Beuron. Doch was macht Wohltätigkeit geachtete Bauersleute waren. westfälische Zähigkeit und Sturheit? Sie gibt nicht auf. So wandten sich die Geschwister an die Steyler

11 Missionare, aber auch dieser Orden lehnte ab. Mit wieder deutlich wurde. Auch Karl Leisners Auf- einer vagen Hoffnung unterbreiteten sie ihr zeichnungen anläßlich seiner dortigen Exerzitien Ansinnen erneut dem Kloster Beuron. Dieser siebte sind angefüllt vom Gedankengut Guardinis. Ver- Anlauf war erfolgreich, und die Entwicklung des mutlich wurde er durch Dr. Walter Vinnenberg35 Klosters begann 1898 bescheiden mit zwei Patres. über die Jugendbewegung, die entscheidend von 1899 plante der Architekt Pater Ludger Rincklake Guardini beeinflußt war, auf diese Exerzitien auf- aus Maria Laach den Bau des Klosters. Es wurde merksam. dem heiligen Joseph anvertraut. Aber der in der Pater Laurentius verwendete, wie Karl Leisners Gegend als Hausname bekannte Name „Gerleve“ Notizen zeigen, in den Exerzitien nicht nur die setzte sich durch. Der 19. September 1899 war der Bibel und die Liturgie, sondern auch Literatur und Gründungstag des Klosters. Musik, zum Beispiel Webers „Dreizehnlinden“, Später stellte man den Standort wiederum in Frage: Schillers „Lied von der Glocke“ und die „9. Sinfo- Gerleve sei ein Ort, der arm an historisch großen nie“ von Beethoven. Erinnerungen sei. Am 7. Juli 1901 fand dann aber die Grundsteinlegung statt. Am 10. Juni 1904, dem Zeitplan der Exerzitien: Herz-Jesu-Fest, begann das Chorgebet in der neu Tagesordnung: [Tgb. Nr. 5, S. 52-53] erbauten Kirche. Samstag, 5. September 1938 wurde die Kirchenfront durch den berühmten 17.00 Besprechung der Tagesordnung Architekten Dominikus Böhm (1880-1955) erbaut. 18.00 Einleitungsvortrag Die Kirchtürme sind 42 m hoch. 19.00 Abendessen Heute arbeiten die Mönche weniger auf einem 20.10 Komplet in der Kirche Rübenfeld, sondern helfen den Menschen im Exer- Sonntag - Dienstag zitienhaus Ludgerirast mit ihren Fragen und ihrem 06.30 Aufstehen Suchen, einen Weg zu finden. Vor allem sonntags 06.50 hl. Messe (Kapelle) beten und singen viele Menschen aus nah und fern 07.50 Frühstück mit den Mönchen die Vesper in der Abteikirche. 08.20 1. Vortrag Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Karl Leisner 09.15 Hochamt (So. 10.00) seine Exerzitien in Gerleve bei Pater Laurentius 10.30 2. Vortrag (So. 11.15) Rensing OSB34 gemacht. Als Gastpater scheute er 12.00 Mittagessen keine Mühe, insbesondere junge Leute aus der private Lesung der hl. Schrift usw. Jugendbewegung zu betreuen. Sein Lieblingsautor 14.30 Non, Vesper (Kirche) war Romano Guardini, was bei den zahlreichen (So. 14.30 Vortrag) Exerzitien, die er mit Jugendlichen hielt, immer 35 Dr. phil. Walter Vinnenberg, geboren am 8.6.1901 34 Pater Laurentius Rensing OSB, geboren 6.12. in Lippstadt, Priesterweihe am 27.2.1929, gestor- 1892, Profeß am 11.8.1914, Priesterweihe am 25. ben am 1.12.1984. Nähere Angaben siehe Rund- 2.1920, gestorben am 1.9.1968. brief Nr. 37, S.8.

12 15.30 Kaffee (So. 15.30 Non, Vesper) 1. Bernhard von Clairvaux und sein Leben und 16.00 3. Vortrag (So 16.30 Kaffee) Wirken (Bernharde, ad quid venisti? - Bernhard, 17-18.00 Gelegenheit zur Beichte wozu bist du gekommen?)38 18.00 4. Vortrag 2. Paulusleben, aus einem Saulus wird ein Paulus, 19.00 Abendessen drei Tage in der Einsamkeit39. 20.10 Komplet (Kirche) 3. Christus und seine Apostel 20.40 Abendvortrag - Nachtruhe I. Einsamkeit - Sammlung Mittwoch, 9. September II. Beten! 06.00 Aufstehen III. Klosterleben. 06.30 Hl. Messe mit Ansprache in der Kapelle, IV. Schweigen! Gemeinschaftliche hl. Kommunion, V. Ordnung - Schönheit. Päpstlicher36, dann sakramentaler Segen, VI. Des Priors Lehrsprüche an Elmar. Frühstück. (Webers40 Dreizehnlinden, Sprüche I - V!)

Samstag, 5. September 1931 [Tgb. Nr. 5, S. 55-56] In einem Einleitungsvortrag stellte Pater Laurentius 38 Diese Frage wird einem Mönch vor seinem Eintritt den heiligen Bernhard37 und den Apostel Paulus ins Kloster gestellt. Von Bernhard wird überliefert, vor, vermutlich als Vorbilder für das Verhalten in daß er im Noviziat bei Versuchungen, wegen der den Exerzitien. großen Strenge das Kloster wieder zu verlassen, 18.00 Einleitungsvortrag: sich diese Frage stellte und sich selbst die Antwort gab: „Um ein Jünger und Kreuzträger Christi zu werden.“ 36 Zum Abschluß besonderer religiöser Zeiteinheiten 39 Nach der Bekehrung des Apostels Paulus vor wie Exerzitien wurde früher der Päpstliche Segen Damaskus heißt es in der Apostelgeschichte (9,9): erteilt, mit dem besondere Ablässe verbunden wa- „Und er war drei Tage blind, und er aß nicht und ren. trank nicht.“ 37 Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) hat sein 40 Friedrich Wilhelm Weber (1813-1894), deutscher Jahrhundert entscheidend geprägt. Er stammte aus Schriftsteller. Er schrieb 1878 das Epos Drei- einem altadeligen Geschlecht. Nach dem Tod sei- zehnlinden über die Christianisierung der Sachsen. ner Mutter ging er 1112 mit 30 anderen jungen „Elmar, Herr vom Habichtshofe“ ist eine Hauptfi- Männer in das strenge Kloster Citeaux, eine junge gur in diesem Epos. Er holte sich beim Prior Rat. Gründung der Zisterzienser, einem Zweigorden der Unter den Lehrsprüchen gibt es einige, die gut zu Benediktiner. Bernhard gilt als der zweite Stifter Exerzitien passen: der Zisterzienser. Von Citeaux aus erfolgte eine „Was dich andres quält und kümmert - Neugründung im „Tal der bitteren Kräuter“, das Einsamkeit ist Seelennahrung; bald „Lichtental – Clairvaux“ hieß. In der Stille kommt dem Geiste Bernhard verließ aber auch die Einsamkeit, um Rechte Geistesoffenbarung. handelnd in die Weltgeschichte einzugreifen, er Geisterstimmen zu vernehmen, wurde schließlich Kreuzzugsprediger. Mußt du in der Stille lauschen;

13 An anderer Stelle finden sich folgende vermutlich Elemente des Mittelalters: zum Einleitungsvortrag gehörende Notizen: 1. Griechisch-römische Kultur. 1. – Rom. [Tgb. Nr. 5, S. 43-45] 2. Das Christentum. 2. Zeit der Kirchenlehrer und Mönche. 3. Das frische Germanentum. 3. St. Benedict41 verkörpert diesen Geist und legte (Heiliges römisches Reich deutscher Nation.) ihn in einer Klosterregel nieder, der Benediktiner. Geschichte: Monte Cassino wird zerstört, Lateran wird den Benedictinern [übertragen].

Lauter reden sie im Säuseln Als in Sturm und Wetterrauschen. stört. Sein Wahlspruch lautete „ora et labora – bete Er, der aus der Welt dich führte und arbeite“. Benedikt ist der Retter der antiken In der Klosterzelle Schweigen, Kultur und der Baumeister des christlichen Wollte in die Welt, die wüste, Abendlandes. Pius XII. nannte ihn „Vater des Erst den rechten Weg dir zeigen. Abendlandes und Paul VI. proklamierte ihn zum Schutzpatron des Abendlandes. Warst du dein im Waffenklirren, Der Exerzitienleiter, selbst Benediktiner, wollte Dein in Braus und Wogenrollen, offenbar die Bedeutung des benediktinischen Gei- Dein im Wildbann, auf der Metbank, stes für die mittelalterliche Kirche aufzeigen. So Dein im Hassen und im Grollen? führte er Männer an, die diesem Geist verpflichtet sind: Tief im Wald verbirgt der kranke Gregor I. (590-640) gehört zu den vier lateini- Hirsch sich vor des Tages Gluten, schen Kirchenvätern. Er war der genialste und Sei´s, um einsam zu genesen, einflußreichste Papst des ersten Jahrtausends. Der Sei´s, um einsam zu verbluten. liturgische Gesang – „Gregorianischer Choral“ fand durch ihn seine erste festgefügte Form. Ihm Elmar, Heimkehr zu sich selber gelang die Christianisierung der Angelsachsen. Wird im Schmerz allein gefunden; Von dort kamen wichtige Missionare zum Fest- Harre nur: der Klosterfriede land: Heilt dir alle, alle Wunden.“ Der heilige Willibrord (658-739) war als Bene- diktiner Erzbischof von Utrecht. Karl Leisner war Heute begänne man Exerzitien eher mit den Wor- dieser Missionar Frieslands durch zwei Patrozinien ten Karl Valentins: „Heute besuch´ ich mich, hof- in Kleve-Kellen und Kleve-Rindern vertraut. fentlich bin ich zu Hause.“ Auch der heilige Bonifatius (672/675-5.6.754) war 41 Benedikt von Nursia (um 480-547), ist der Grün- ein Angelsachse, Benediktiner und Bischof und gilt der des abendländischen Mönchstums. Er lebte als Apostel Deutschlands. drei Jahre in einer Höhle bei Subiaco als Einsied- Der heilige Ansgar (um 801-3.2.865) war als ler, bevor er Abt eines Klosters wurde und Benediktiner Bischof von Hamburg. schließlich 12 Klöster gründete. Schließlich wurde Der heilige Ludger (um 742-26.3.809) war erster 529 Monte Cassino die Wiege des Benediktiner- Bischof von Münster. Er starb in Billerbeck, in der ordens, 577 wurde es durch die Langobarden zer- Nähe des Klosters Gerleve.

14 Verbindung von Mönchtum und Papsttum. Der Stadtpräfekt - Abt. Sonntag, 6. September 1931 [Tgb. Nr. 5, S. 56-61] Zusammentreffen mit den Angeln. - (Engel), Papst 1. Vortrag Gregor der Große. Von England zum Festland. (St. Gott ist der Allmächtige und unser Vater. Das Willibrord. - St. Ansgar. - St. Ludger, - St. Bonifa- Gottesbild wird nicht einseitig dargestellt. tius) Wir alle sind Schöpfung und dadurch eine Ge- Klostergründungen!42 meinschaft von den Steinen bis zu den Sternen. Christianisierung Deutschlands. Gregor der Große Darstellung der Polaritäten von: setzt Karl dem Großen die Kaiserkrone auf.43 Verstand und Wille, Ein Ausspruch Guardinis, als er die Erzabtei Beu- Wille und Leidenschaft, ron besuchte: Hier habe ich gespürt, daß Sein Umgang mit der Leidenschaft im Vergleich Wirken, Liebe, Wahrheit und gottgesammelte Ruhe zum Umgang mit dem Feuer, riesige Kraft ist. Mann : Kopf - Frau : Herz. Woher das Vorbild der Liturgie? Himmel! - Johan- 1. Vortrag: nes auf der Insel Pathmos. - (Geheime Offenba- Gott! - I. Allmächtiger (Ehrfurcht). II. Vater rung)44 (Liebe). Schöpfung - Welt - Natur. Wir sind in einer Gemeinschaft mit andren Men- schen (Stellung zum Mädchen). Edler Anstand und 42 Kaum 50 Jahre nach der Gründung zählte der Zurückhaltung. Zisterzienserorden 350 Klöster, darunter in Seele: Verstand, Wille, Leidenschaft. Deutschland als erste Gründung Kloster Kamp am Wille unter den Verstand - Leidenschaft unter den Niederrhein. 180 waren Tochterklöster von Clair- Willen. vaux. Im 14. und 15. Jahrhundert erfolgten von 45 Kamp aus weitere Gründungen im nordwesteuro- Der Mann der Kopf, die Frau das Herz! päischen Raum. Mit den Neugründungen auch der Leidenschaft: Wohltätig ist des Feuers Macht46. Tochterklöster und deren Gründungen wiederum etc. umfaßt die Kamper Klosterlinie etwa 100 Klöster. 43 Papst Leo III. (795-816) setzte Karl dem Großen (768-814) am Weihnachtstag 800 in Rom die Kai- serkrone auf; nicht Papst Gregor I. Damit fand die Ostkirche betrachtet ihre Feier der Liturgie als Führerstellung Karls des Großen ihren sichtbaren Teilnahme an der himmlischen Liturgie. Ihre Iko- Ausdruck. Er übernahm damit die Tradition des nen sind Fenster zum Himmel. Römischen Reiches, betonte selbst aber den frän- 45 Vgl. 1 Kor 11,3: „Ihr sollt aber wissen, daß Chri- kischen und christlichen Charakter seines Kaiser- stus das Haupt des Mannes ist, der Mann das tums. Diese Krönung war die Grundlage für die Haupt der Frau und Gott das Haupt Christi.“ Es ist Einheit von Kirche und Staat, aber auch für die für die damalige Zeit erstaunlich, daß auf die Frau Probleme des Mittelalters. als Herz hingewiesen wurde. 44 In der Offenbarung des Johannes schildert der Diese Zeile steht im Tagebuch am unteren Rand Apostel und Evangelist, was er geschaut hat. Die auf dem Kopf.

15 Leib: lebendiges Instrument der Seele. Religion (Bindung mit Gott) durch Erbsünde ver- Stein -, Pflanzen -, Tier - und Sternwelt, Mensch. loren. Kindlicher Wiederherstellungsversuch in Alles zur Ehre Gottes. Babel! Geistig-ethische Welt (freier Wille) Reue/Schmerz, Himmel, Paradies Heimat der Seele. Tantum - quantum (Gift)47. (Künstler, Dichter, Wanderer) Sehnsucht zur wahren Heimat bei Dichtern, Musi- 2. Vortrag kern (Beethovens 9te50). Gefährdung der Schöpfung seit der Ursünde. Die Folgen zeigen sich in der Erbsünde. Aber die 3. Vortrag Sehnsucht bleibt. Jesus ist die Erfüllung der Sehnsucht; er führt uns Luzifer aus Neid [auf] den Menschen48, [das führt] zu Gott zurück, und wir stehen in seiner Nachfolge. zur Erbsünde. Jesus, die Erfüllung unserer Sehnsucht. [Diese hat zur Folge:] Verdunkelung des Verstan- Jesus - Christus des, Schwächung des Willens, Leidenschaft bleibt. Heiland - Gesalbter Erbsünde! Leidenschaft ohne Zügel. „Wehe, wenn Mensch - Gott sie losgelassen ....“49 Apostolisches Glaubensbekenntnis51. Zwei Kreise. Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde. - Da liegt sie nun die Erde in Sündenschmutz und kann nicht mehr zu Gott. - Jesus vollendet als erster den Kreislauf 46 „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der zurück zu Gott. Durch Ihn können wir wieder zu Mensch bezähmt, bewacht.“ Zitat aus Friedrich Gott kommen. Nachfolge Christi!52 von Schillers (1759-1805) „Lied von der Glocke“ 4. Vortrag (1799). 47 „Soviel - wieviel“ - Vielleicht kam hier der Hin- weis, daß es in der Natur kein absolutes Gift gebe, sondern es die Menge, das Quantum, sei, was einen Stoff zum Gift mache. 50 48 Siehe Weish 2,24: „Doch durch den Neid des Ludwig van Beethovens (1770-1827) 9. Sinfonie Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren d-Moll op. 125 mit dem Schlußchor aus Schillers alle, die ihm angehören“. Ode „An die Freude“ (1824). Irenäus von Lyon (+ um 202) schrieb, der Neid des 51 Vgl. Gotteslob Nr. 2,5, im Unterschied zum „Ni- Teufels beziehe sich darauf, daß der Mensch die zänokonstantinopolitanischen“, das Bestandteil der erste Kreatur Gottes war. Ebenso handelt Au- Eucharistiefeier wurde, vgl. Gotteslob Nr.356. gustinus (354-430) im Buch XIV „Vom Gottes- 52 Vielleicht kannte er schon das Buch „Nachfolge staat“ vom Neid des Teufels. Christi“ von Thomas von Kempen, Am 11. Mai 49 Zitat aus Friedrich von Schillers (1759-1805) 1934 notierte er in sein Tagebuch: „Dort Imitatio „Lied von der Glocke“ (1799). Christi von 0,50 [RM] geschnappt.“

16 Maria ist in der Nachfolge Vorbild. Aber auf Grund 5. In Versuchungen den Schutzengel und die Got- der Notiz: Maria, hat den besten Teil erwählt53 ist tesmutter anrufen! fraglich, ob die Gottesmutter gemeint ist. Dieses 6. Besonders auch in Mathematik was tun! Das Vorbild führte zu Vorsätzen, die Karl Leisner ganz heißt, in den Sprachen auch das Bisherige beibe- an den Anfang seiner Exerzitiennotizen stellte. halten. Also vom an d. Sp.56! Maria, unser Vorbild. Maria hat den besten Teil 7. Öfterer Empfang der hl. Sakramente. erwählt. Maria hatte ein offenes Herz für die Leh- ren Jesu Christi. Aufnahmebereitschaft! Montag, 7. September 1931 [Tgb. Nr. 5, S. 61-72] Christliche Tagesordnung!: 1. Vortrag Morgens beim Erheben Kreuzzeichen machen. Das Das Wesen des christlichen Lebens, das aus der heißt: Ich nehme die Last und die Frucht des Kreu- Spannung „Tun des Menschen - Gnade Gottes“ zes wieder auf mich. besteht. Gottes Gnade kann direkt wirken wie bei Dann mündliches und betrachtendes Morgengebet. Paulus, aber auch durch Zeichen hindurch. Von Dann frisch „im Namen Christi an die Arbeit!“ daher sind Liturgie und Ritus wichtig. Es folgte ein Über Tag Erneuerung der guten Meinung.54 Hinweis auf die Formkraft der Seele für den Leib. Tischgebet Wesen des christlichen Lebens. Genügt das Abends Abendgebet mit Gewissenserforschung und menschliche Denken und Können, um die Religion, Beten, daß es besser werde. die Verbindung zwischen Himmel und Erde, wie- Sonntags etwas in der Schrift oder einem guten derherzustellen? - Nein! - christlichen Buch lesen! Der Tag des Herrn! Tag Gottes heiligmachende Gnade. Nicht oft direkt der Familie! - Kirche!55 (Paulus vor Damaskus57), sondern indirekt durch Zeichen, in die Gott seine Gnade hineingelegt hat. VORSÄTZE: [Tgb. Nr. 5, S. 39] (Symbolismus) - (Mysterium) 1. Beim Aufstehen Kreuzzeichen machen. Mysterium = Vollzug der Verbindung zwischen 2. Mündliches und betrachtendes Morgengebet. Himmel und Erde. (Religion) 3. Vor dem Studium kurze gute Was ist Liturgie? Der Ritus, unter dem sich das 4. Meinung (Im Namen Christi) Mysterium vollzieht. 3. Kreis des Glaubensbekenntnisses: Ich [glaube] an den heiligen Geist, die heilige katholische. Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Nachlaß der 53 Vgl. Lk 10,42. Danach handelt es sich wohl um die Maria, deren Schwester Martha hieß, und nicht um Sünden und ein ewiges Leben. - Amen die Gottesmutter. Nach Joh 11,1 und 12,1-3 handelt es sich um die Schwestern des Lazarus. 54 Es war früher üblich, am Morgen eine „Gute 56 Sinn der Schlußfolgerung rätselhaft, vielleicht: Meinung“ für den Tag zu fassen, zum Beispiel „Also vom [soundsovielten an] an die Sprachen „Heute alles für Gott!“ [gehen]“. 55 Heute sprechen wir von „Sonntagskultur“. 57 Vgl. Apg 9,1-22; 22,5-16; 26,112-18; Gal 1,13ff.

17 (Anima forma corporis58) Konzil von Vienne 1311 - 1. Abschnitt Leib und Seele. 12.59 Leib : Seele. Der Leib muß von der Seele durchdrungen, vergei- [Tgb. Nr. 5, S. 50-51] stigt sein. In allem muß man merken, daß die Seele, Der Mensch muß wieder symbolfähig werden!60 das bessere Ich, den Leib in Gewalt hat. Der Leib Die Haltung des Mittelalters war wesensgemäß. Gebildet! „Menschsein“! Verleibter Geist sind wir Menschen! unserem Leib zu beten. Die Haltung des Körpers, Gebärden und Handlungen müssen unmittelbar in Einige Gedanken aus Romano Guardini: „Liturgi- sich religiös werden. 61 sche Bildung“ Im zweiten Kapitel spricht er „über Mensch und Ding“. Der Mensch nimmt die Dinge der Umwelt in den Körperbereich auf: Kleidung, Gerät, Raum 58 „Die Seele ist die Formkraft des Leibes“ und Zeit. Der Einzelne und die Gemeinschaft. Träger des 59 Das 15. Konzil von Vienne hatte drei Sitzungen liturgischen Verhaltens ist der Mensch in Ge- vom 16.10.1311 bis 6.5.1312. Es ist bedeutsam meinschaft, letztlich in der Gemeinschaft der Kir- unter anderem durch die Definition der Seele als che. Wirklich liturgisches Verhalten ist nur aus „forma corporis“ (Denzinger 481). einem wachen und gefüllten Bewußtsein von der 60 Hier spiegelt sich der Geist Guardinis, dem der Kirche heraus möglich. Der Einzelne betet litur- Exerzitienleiter sehr verbunden war. 1922/1923 gisch, wenn dies auf der Grundlage eines wachen hatte Romano Guardini das Buch „Von heiligen und inhaltserfüllten Bewußtseins des kirchlichen Zeichen“ geschrieben. Gesamt-Ichs geschieht. Liturgische Bildung soll 61 Romano Guardini, Liturgische Bildung, Versuche, zum religiösen Gemeinschaftsbewußtsein erziehen. Verlag Deutsches Quickbornhaus Burg Rothenfels Es folgen Ausführungen über das Objektive. Die am Main 1923. strenge Liturgie ist jene Form des religiösen Ver- Im ersten Kapitel „Seele und Leib“ wendet sich haltens, in der sich das Objektive am stärksten Guardini gegen den Dualismus (Neuplantonismus, verwirklicht. Liturgische Gebetshaltung ist objek- Gnosis, Manichäer) und gegen den Monismus. Er tiver Ausdruck der Seele im Leib, Ausdruck des sieht die Seele als Wesensform des Leibes. Beim Menschlichen in den Dingen, Ausdruck des Ein- vollendeten Menschen erfolgt eine Vergeistigung, zelnen in der Gemeinschaft und mit ihr. All das das heißt die ganze Leiblichkeit ist durchseelt. ereignet sich in der gegenständlichen Haltung, für Liturgie setzt den Menschen als Träger ihres Ver- die Wünsche, Fühlen, Erleben von Sein, Wirk- haltens ein. Im liturgischen Akt beseelt, vergeistigt, lichkeit und Wesen zurücktreten. Liturgische Bil- verklärt seine Körperlichkeit immer tiefer, seine dung ist Erziehung zum „sentire cum Ecclesia - Seele offenbart und drückt sich immer voller aus. fühlen (denken) mit der Kirche“. Im Leib übersetzt sich die Seele ins Körperliche, in Guardini schließt: Was in dieser Schrift gesagt ihr lebendiges Symbol. Erste Aufgabe der litur- wird, setzt lebendiges Christentum voraus, setzt gischen Bildung ist: Der Mensch muß wieder beim Leser voraus, daß es ihm Ernst ist mit seinem symbolfähig werden. Verbunden damit ist die Heil und mit dem Reich Gottes. Wenn nicht, dann praktische Aufgabe: Wir müssen lernen, auch mit ist das Buch für ihn nicht geschrieben.

18 soll ausgebildet und von der Seele durchbildet Taufe - Firmung, Priester und Bischofsweihe, werden. Letzte Ölung65. formatio corporis - anima forma corporis62 Altar, Kelch, Patene, Kirche, Glocken.66 Die Seele muß „herausleuchten“ aus dem Körper! Kirchweihe67: Altar und Kirche eins. „Verklärung“ des Leibes. Durchgeistigte Leiblich- 1. Teil: Besprengung mit reinigendem Weihwas- keit. Leib und Seele sollen und müssen ihr volles ser68. Allerheiligen Litanei69 A - Z || Α - 70 Recht haben. Beides ist zum Menschen notwendig. Christus nimmt Besitz von der Kirche. Reinigung - Im Leib übersetzt sich die Seele ins Körperliche! von Innen mit „Gregorius“wasser71. Reinigung

2. Teil: a) Einzug der Reliquien72, Beisetzung. - 2. Vortrag Heiligung Ausführungen über die Sakramente und deren Elemente: Wort, Handlung, Gegenstände. Am Beispiel der eher seltenen Riten der Ölweihe und 65 Heute Krankensalbung. der Kirch- und Altarweihe. Heiliges Öl findet bei 66 Gegenstände, bei deren Weihe oder Segnung die vier der sieben Sakramente Verwendung (Taufe, heiligen Öle verwendet werden. Firmung, Weihe, Krankensalbung), auch in unserer 67 Der Kirchweihritus hatte drei Teile: Bezeichnung Christen steckt der Begriff Salbung 1. Reinigung und Übergabe der Kirche, (χρισα = Chrisma, Salbe). Das Gebäude der Kirche 2. Beisetzung der Reliquien, ist ein Bild für das Haus aus lebendigen Steinen. 3. Weihe der Kirche und des Altares. Durch die Taufe gehören wir dazu. So wurde 68 Diese Besprengung geschah von außen. Die Rei- zunächst die Taufe behandelt. nigung schreitet dann von außen nach innen fort. Die Sakramente bewirkten, was sie bezeichnen. 69 Vgl. Gotteslob Nr. 762. Hochachtung vor den Zeichen: 70 In Kreuzesform wurde das Alphabet von Alpha bis I.) Worte, Handlungen, Gegenstände, Omega auf den Boden der Kirche geschrieben. 63 a) Der Sinn des Chrisma : Vereinigung mit Chri- 71 Gregoriuswasser, Name für ein spezielles Weih- stus. Dreimal „Ave sancte chrisma“64 wasser, mit dem im früheren römischen Kirch- weihritus Altar und Kirchenwände zur Reinigung besprengt wurden. Dem Wasser wurden seit dem 7./8. Jahrhundert Salz, Asche und Wein bei ge- 62 „Formung des Leibes“ - „Die Seele ist die Form- mischt. Für jede Beimischung gab es seit dem kraft des Leibes“ Mittelalter eine vielfältige symbolisch-allegorische 63 Andere Bezeichnung für Chrisam. Ausdeutung. 64 Aus der Weihe der heiligen Öle am Gründonners- Der neue Ordo für die Kirch- und Altarweihe von tag, bei der der das Öl tragende Diakon dreimal 1977 begnügt sich mit einfachem Weihwasser als „Ave, sanctum Chrisma - Sei gegrüßt, heiliges einem Symbol der Reinigung und Tauferinnerung. Chrisam!“ singt. Neben dem Chrisam werden in 72 In jeden Altar wurden bei der Weihe Reliquien von diesem Gottesdienst durch den Bischof auch das Heiligen, vor allem von Martyrern, - das ist heute Katechumenenöl und das Krankenöl geweiht. nicht mehr erforderlich - eingefügt. Auf jeden Fall

19 b) Altar wird konsekriert mit Chrisma. 3. Teil: Widersagst Du dem Teufel? - Ich wider- Kirche an 12 Stellen gesalbt73. In der Kirche in sage. Und allen seinen Werken? Und aller seiner Christus. „Brandopfer“. Kirche - Gottesreich auf Pracht? Pracht-pompa = Schlechtes Theater, Kino, Erden. In Christus. Lektüre, Tänze, Kleidung. Adamskinder - Erbsünde, Adamskinder - Gottes- Katechumenenöl! Kraft und Stärke!76 Kraftbestä- kinder. tigung! Taufe: Satansreich - Gottesreich Taufkapelle. Violett - Weiß77, Entsündigung - Drei Teile: Freude. 1. Teil: Willst du zum Leben eingehen, so halte die 1. Glaubst Du an Gott den allmächtigen Vater? Ich Gebote74: Liebe zu Gott und dem Nächsten. glaube! Last und Frucht des Kreuzes. Besitzergreifung 2. Jesus Christus (Kinder der Kirche). 3. Hl. Geist - Kath. Kirche. 2. Teil: Glaube. Willst Du getauft werden? - Ich will: - Ich glaube ...Vaterunser ...Gebet, Ohren und Nase Taufe! mit Speichel75 - Sinn für das Gotteswort + 78 ohne Amen. Reinigung - Leben. (Naaman der Syrer79). In der einfachsten schlichten Zeremonie das große Wunder. aber sollen die Reliquien echt sein und so groß, daß man sie als Teile menschlicher Körper erkennt. Der Reliquienbehälter soll weder auf den Altar gestellt noch in die Altarmensa eingelassen, daß du sein Wort vernimmst und den Glauben be- sondern unterhalb der Mensa an einer Stelle, die kennst ...“ sich von der Form des Altares her dafür eignet, 76 Nach dem Effataritus wurde der Täufling mit eingefügt werden. Die Beisetzung erfolgt nach ei- Katechumenenöl gesalbt. Dieser Ritus ist heute ner Litanei. nicht mehr vorgeschrieben. 73 Daran erinnern die 12 Apostelleuchter. 77 Farben der Stola bei der Taufe. Vom Beginn der 74 Vgl. Mt 19,17. Tauffeier bis zur Salbung mit dem Katechume- nenöl trug der Taufende die violette Stola, ab dann 75 Ritus bei der Taufe. Der Taufpriester bestreicht die die weiße. Meistens war die Stola so gestaltet, daß Ohren und die Nase des Täuflings mit seinem man sie nur wenden mußte. Heute trägt der Speichel. Bei den Ohren sprach er früher: „Eph- Taufende während der ganzen Taufe eine weiße pheta, quod est, adaperire - Effata!, das heißt: Stola. Öffne dich!“ (Mk 7,34), bei der Nase sprach er 78 früher: „In odorem suavitatis. Tu autem effugare, Vermutlich für „Ich taufe dich im Namen des diabole; appropinquabit enim judicium Dei. - Ein Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ Wohlgeruch (des Evangeliums). Du aber entfliehe, worauf kein „Amen“ folgt. Teufel, es naht sich das Gericht Gottes.“ 79 Vgl. 2 Kön 5,1-27: Naaman wird von seinem Heute wird ein längeres Gebet gesprochen mit dem Aussatz gereinigt durch das siebenmalige Unter- Inhalt: „Der Herr ... öffne ... dir Mund und Ohr, tauchen im Jordan.

20 Kerze. Sich selbst verzehren, andere verklären. Wärme und Nahrung. - Erleuchtung auch beim Freude, Friede, Glück und Segen. Lesen der heiligen Schrift. - Durch Liebe, Erinnerung beim Asperges me80. Sonntag Tauf- Frömmigkeit, Demut lernen wir die Bibel verstehen. erinnerung, „Ostern“81 Nicht dem Grübler, dem nüchternen Verstand wird Seele - Leib || Christen - Welt82 alles so klar! - Ebenso geht es mit der Liturgie. – Eintreten für die Christenheit. Niemand kann zwei Herrn dienen83. 4. Vortrag Wer mein Jünger sein will, nehme täglich sein Konsequenzen aus dem bisher Gesagten für alle Christen und das Laienapostolat. Interessant sind Kreuz auf sich, und folge mir nach.84 die biblischen Beispiele, in denen auch Frauen

angeführt werden. Verschiedene Aspekte kommen 3. Vortrag zur Sprache, bevor der Priester erwähnt wird. Die Firmung. Laienapostolat. Durch die heilige Taufe sind wir zu Gotteskindern, 86 durch die Firmung aber zu Gottesstreitern gewor- Moralische Verpflichtung - Pius XI . - Biblische. den. - Der Bischof hat uns das Kreuz auf die Stirn Beispiele: 87 gedrückt. - Wir sollen fähig sein, dem Gottesfeind Versammlung des Petrus! Paulus bei Lydia (Pur- entgegenzutreten. Und zwar mit sanfter Gewalt purhändlerin)88. In Joppe: Tabitha89. - Stark - öffentlich in Gesellschaft, im Theater Gottes und (Caritativ war sie tätig). Christi Werk verteidigen. - Dies können wir aber Wie das eine Glied den andern, so auch als Glieder nur mit dem heiligen Geist und darum müssen wir Christi den andern Gliedern90. (Taufe) König in beten. - Vor allen Dingen nicht lau sein. Entweder sich selbst, gegen die niederen Triebe. (Kommu- warm oder kalt85. - Mit Chrisma bekommen wir das nion). - Gegen Schundliteratur usw., gegen „neu- Kreuz aufgedrückt. - Chrisma (Öl) leuchtet, wärmt und nährt. So ist uns der heilige Geist Erleuchtung,

80 „Besprenge mich“, Gesang zur Besprengung mit 86 Achille Ratti, geboren am 31.5.1857, war vom Weihwasser zu Beginn der Eucharistiefeier: „Be- 6.2.1922 bis 10.2.1939 Papst. Er maß der „Katho- sprenge mich, o Herr, mit Ysop, und ich werde lischen Aktion“ sehr große Bedeutung bei. In der rein; wasche mich, und ich werde weißer als Enzyklika „Divini Redemptoris“ von 1937 sind Schnee.“ seine Gedanken gegen den atheistischen Kommu- 81 Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. nismus und über die Katholische Aktion näher 82 Hier ist wohl „Welt“ im Sinne des Johannes- ausgeführt. evangliums gemeint, z.B. Joh 1,9 und öfter. 87 Vgl. Apg. 2,1ff. 83 Mt 6,24; Lk 16,13. 88 Vgl. Apg 16,4. 84 Mk 8,34 u.a. 89 Vgl. Apg 9,36. 85 Vgl. Offb 3,15f. 90 Vgl. 1 Kor 12,12-31a.

21 heidnische“ Schule91, - gegen Leichenverbren- 2. Beruf zum Laienapostel - Ausströmen! Gemein- nung92. - Eheenzyclica93. - Beruf zum Königsamt94. schaftsgefühl! Positiv: Alles segnet die Kirche. 3. Hingabe an Gott im eucharistischen Opfer, Priester: Mittler zwischen Gottheit und Mensch- Grundlage zum Opfer, ausströmend Opfer, Ite heit95 - Mittler sein! Sühne leisten96! Beten für alle missa est97! Menschen! - Opfern! Prophet: Einer, der vom Geiste Gottes besonders Dienstag, 8. September 1931 [Tgb. Nr. 5, S. 72-79] erleuchtet ist. Persönliches Erfaßtsein vom heiligen 1. Vortrag Geiste. Sendung vom Lehramt. (Durch Wort und Konsequenterweise ging es mit der Eucharistiefeier Tat.) -Wirkung in der Klasse! Familie! - Pfarrei! weiter. Aus den wenigen Notizen ist der Geist 1. Aufnahmebereitschaft! [Tgb. Nr. 5, S. 41] Guardinis zu spüren. Der Begriff „Vormesse“ wird zwar noch verwendet, wie er sogar bis zum II. 91 Vaticanum (1962-1965) üblich war, aber die Dar- Vgl. Rundschreiben des Papstes über die christli- stellung ist die eines Wortgottesdienstes, der che Erziehung „Divini illius Magistri“ vom 31.12.1929. gleichberechtigt neben dem Opfergottesdienst steht. Erstaunlich ist, daß der Teil nach der Lesung „Echo 92 Die Leichenverbrennung steht nicht im Gegensatz der Epistel“ genannt wird, obwohl sogar heute noch zum Glauben an die Auferstehung, läßt sich aber so deuten. Die ablehnende Haltung findet im Kir- Theologen vom „Zwischengesang“ sprechen, der chenrecht (CIC) seinen Niederschlag, vgl. c. 1203, eher einem „Pausenfüller“ entspricht. c. 1240 §1n. Erst seit 1963 ist sie für Katholiken Hl. Messopfer. 303 Karthago98. - Meßfeier - Sol- gestattet. daten. - Ins Gefängnis - Warum? 93 Vgl. Rundschreiben über die christliche Ehe und Weil wir ohne Meßfeier nicht leben können.99 - Familie „Casti connubii“ vom 31.12.1930. 94 Pius XI. (1857-1939), der am 5.2.1922 zum Papst gewählt worden war, hatte als Wahlspruch und 97 „Gehet hin, ihr seid entlassen“ („Ite, missa est“ Regierungsprogramm „Pax Christi in regno Christi wird heute übersetzt: „Gehet hin in Frieden!“). - Der Frieden Christi im Königreich Christi“. Dies 98 Gemeint ist wohl das Jahr 304. Am 12.2.304 fand führte er 1925 in der Enzyklika über das Königtum auf dem Forum von Karthago eine Gerichtsver- Christi aus und setzte das Christkönigsfest ein. handlung gegen den Priester Saturninus und 48 95 Nach dem Katechismus der katholischen Kirche weitere Christen statt. Das Vergehen der inhaf- (1544) ist Jesus Christus „Mittler zwischen Gott tierten, gefolterten und schließlich zum Hungertod und den Menschen“ (1 Tim 2,5). verurteilten 31 Männer und Frauen aus Abitinae 96 Der Begriff „Sühne“ bekam am Ende seines Le- (in Tunis) bestand darin, daß sie entgegen dem bens besondere Bedeutung: „Liebe und Sühne“, Versammlungsverbot des Kaisers Diokletian (284- vgl. Tagebucheintragung vom 23.7.1945. Mit die- 316) zur sonntäglichen Eucharistiefeier zusam- sen Stichworten begann auch Bernhard Wormland, mengekommen waren. der spätere Propst von Xanten, seine Predigt bei Die Kirche gedenkt des hl. Saturninus und seiner der Beerdigung Karl Leisners am 20.8.45 in Kleve. Gefährten am 11.2.

22 Kraft gegen die Versuchungen und Widerwärtig- Introitus105: Stimmung des Tages106, - Früher als keiten. Eucharistisches Opfer = Danksagende 2. Teil des Psalmes ganz. - Verlangen im „Kyrie“. - Hingabe an Gott. Dann Engelgesang „Gloria“, - Bittgebet (Tages- Wer gibt sich hin? Wir mit Leib und Seele. - bitte)107. - (Ich bete!) Hingabe Jesu Christi an seinen himmlischen Vater, 2. Teil: Gott zu uns durch Prophet oder Apostel.108 (und unsern). Hingabe im 1. Geist und 2. durch die - Echo der Epistel = Graduale109. Alleluia = Über- 100 Tat. - 1. Vormesse : Psalmen, Lesungen und Bitt- leitung zum Evangelium110. Im Evangelium spricht 101 gebete. (Juden - Synagogengottesdienst ) Kate- Christus zu uns. (Gloria tibi Domine - Laus tibi 102 chumenenmesse.- 2. Nur Christen. - Christe111) - I.) a. Abkehr von den Gedanken der Welt (Psalm Credo als Echo112 - (Ich höre!) – 103 42 ). - Als verfolgt wird. - Scheidung von den Bösen. - Abkehr von der Sünde (Confiteor104). 2. Vortrag - Vereinigung mit einem Heiligen oder Christus.

105 Eingangslied, früher beim Einzug gesungen, später 99 So lautete das Bekenntnis der Martyrer. meistens nach dem Stufengebet gebetet. 100 Der damals gebräuchliche Ausdruck für den 106 Viele Sonn- und Festtage haben nach dem ersten Wortgottesdienst, an dem auch die Katechumenen Wort des Introitus ihren Namen bekommen, so (=Taufbewerber) teilnahmen, deswegen „Kate- heißt z. B. der dritte Adventssonntag Gaudete. chumenenmesse“. 107 Heute Tagesgebet. 101 Diesen Teil des Gottesdienstes haben die Christen, 108 die meistens selber Juden waren, von den Schrifttexte der Lesung. Synagogengottesdiensten der Juden übernommen. 109 Recht moderne, bzw. ursprüngliche Sichtweise 102 Will wohl sagen, daß am Opfergottesdienst nur die gegenüber dem Begriff „Zwischengesang“, der getauften Christen teilnahmen. mehr an einen „Pausenfüller“ erinnert. Heute heißt dieser Teil „Antwortgesang“. Graduale kommt von 103 Psalm 42/43,1-5 war Inhalt des Stufengebetes am gradus=Stufe und bedeutete den Gesang aus dem Beginn der Meßfeier. Graduale – das Buch, in dem die „Gradualien“ Karl Leisner zitiert die Psalmen nach dem Vulga- gesammelt sind – auf den Stufen des Ambo. tatext (lateinische Bibelfassung aus dem Jahr 110 380/90), wie man ihn auch im lateinischen Brevier Während das Graduale die Antwort auf die Lesung damals betete. Nach 1945 wurde im Brevier die ist, ist der Hallelujavers die Vorbereitung aufs Übersetzung der Psalmen verwendet, die Papst Evangelium. Pius XII. am 24.3.1945 approbiert hatte; man 111 „Ehre sei dir, Herr! - Lob sei dir, Christus!“ Ant- nannte sie „Pianaum“. worten auf den Zuruf des Priesters vor dem Evan- 104 „Ich bekenne“ - erstes Wort des Schuldbekennt- gelium. nisses, das nach Psalm 42/43 folgte, es hatte früher 112 Ebenfalls sehr moderne Sichtweise: Auf die Bot- eine gegenüber heute sehr erweiterte Form. Heute schaft des Evangeliums antworte ich mit meinem lenkt es den Blick auch auf die Unterlassungen. Glauben.

23 Er handelte vom ersten Teil des Opfergottesdien- Darbringung - Wir selbst die Opfergabe. - Se- stes, den wir heute Opferbereitung nennen. Es ging cret119 - Vereinigung mit Gott. (2. Wellenschlag) - um einen Grundsatz Guardinis „nicht in der Messe Nordsee120.- „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“121 beten, sondern die Messe beten“. - „Sanctus ...“ Wie die Engel122. - (Benedictus Ps. 113 Opferung : Hingabe: Wir zu Gott: Ich gebe hin. 117123) - Gepriesen sei das Lamm, das sich selbst Was denn? Zunächst Brot. - Brot ist die Frucht darbringt. Während der Einsetzung des Abend- unsrer Arbeit114 (Brot-Mensch-Gott) - Wasser115 - mahls wurde Ps. 117 gesungen - auch das „Bene- Wein: Menschheit - Gott. - Wir geben hin Brot und dictus“. Jetzt Canon. Stillmesse124. - Der Priester Wein. - geht ein in das Allerheiligste und spricht mit Nur seine geistig-ethische Welt kann der Mensch Gott125. schenken. Brot und Wein sind der Ausdruck (äuße- Wir sollen demütig, ehrfürchtig dastehen. - Wenn res Zeichen) für seine innere Hingabe. - Innere ich von der Erde erhöht sein werde, will ich alles Hingabe an Gott: Feuerprobe. - 3 Jünglinge im 126 116 117 118 an mich ziehen. - (Durch Kreuzigung und Him- Feuerofen . Laß uns Herr... - Lavabo - ... melfahrt.) Engel und Menschen sollen in Christi Opfer an den Vater einbezogen werden127. Alle

113 Heute Gabenbereitung. 114 Heute lautet der Text bei der Darbringung des 118 Händewaschung, wobei der Zelebrant früher Psalm Brotes: „Du schenkst uns das Brot, die Frucht der 25/26,6-12 betete. Erde und der menschlichen Arbeit.“ 119 115 Heute Gabengebet. Gemeint ist der Tropfen Wasser, den der Zelebrant 120 bei der Gabenbereitung in den Wein gibt. Dabei Vielleicht folgendes Bild: Gott erscheint oft sprach der Priester unter anderem: „Laß uns durch mächtig wie eine riesige Welle, die sich dann aber das Geheimnis dieses Wassers und Weines teil- als ganz harmlos dem Menschen am Strand zu Fü- nehmen an der Gottheit dessen, der sich herab- ßen legt. gelassen hat, unsere Menschennatur anzunehmen.“ 121 Vgl. Joh 15,5. Heute lautet dieses Gebet: „Wie das Wasser sich 122 Vgl. Jes 6,2f. mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so 123 Das Benedictus ist mit dem Psalm 117/118,26 der lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit zweite Teil des „Sanctus“. Christi, der unsere Menschennatur angenommen 124 hat.“ Stille während der Wandlung. 125 116 Vgl. Dan 3,1-97. Anklang an das Verhalten des Hohenpriesters bei den Juden, der nur einmal im Jahr das Allerheilig- 117 Verbeugt, mit gefalteten Händen den Altar berüh- ste betritt, vgl. Hebr 9,7. rend, betet der Priester: „Laß uns, Herr, im Geiste 126 der Demut und mit zerknirschtem Herzen bei dir Vgl. Joh 12,32. Aufnahme finden. So werde unser Opfer heute vor 127 „Moderne“ Sichtweise. Während früher eher ein deinem Angesichte, auf daß es dir wohlgefalle, Gebet der Anbetung während der Wandlung ge- Herr und Gott. betet wurde, sollte es eigentlich in dem Augenblick

24 Engel und Menschen sollen in dem Haupte Christi Bitte um Annahme. Ausbreitung der Hände131. - zusammengefaßt werden. Die sittliche und liturgische Wandlung sind gegen- seitig bedingt. „Hineinlegen“132 in Brot und Wein. 3. Vortrag - Wandlung. - Vergangenheit wird Gegenwart.133 Er ging um all diejenigen, die in das Geschehen der Verbindung des Opfers der Kirche zu dem Opfer Eucharistie einbezogen sind. Heute ein fast Christi. - Abel134 - Lamm (Gottes Sohn) „Abra- vergangener Aspekt, obwohl in alten Kirchen die ham135 - Gott Vater“ „triumphierende Kirche“ in den Bildern der Heili- 136 gen an Säulen und in den Fenstern gegenwärtig ist, Melchisedech, weil er Brot und Wein darbringt . und die Gräber in und um die Kirche die „leidende - Das Eucharistische möge übergehen ins Himmli- Kirche“ repräsentieren. sche. - Einbeziehung der leidenden Kirche. - Streitende Kirche möge übergehen in die trium- Einbeziehung128.: phierende Kirche. - Johannes der Täufer - 7 Mar- 1. Die Engel, ... 137 138 2. Die streitende Kirche. -a) Gebet für die Kirche, tyrer - 7 Jungfrauen - Papst, Bischof, b) Für die Umstehenden, Die- ner(innen)129 3. Die triumphierende Kirche - Communicantes130 ... Maria, 12 Apostel, Martyrer -. für Judas ist hier nicht erwähnt, erst nach den Wandlungsworten, dafür wohl Paulus) und 12 lauten: „Jesus, laß mich den Vater so lieben wie männliche Martyrer. du!“ 131 Über die Gaben von Brot und Wein. 128 Hier gerät die übliche Aufzählung etwas durchein- 132 Früher legte man seine Anliegen mit auf die Patene ander, die normale Reihenfolge lautet: und hatte dabei besonders die Gabenbereitung - 1. Die streitende Kirche = die lebenden Menschen, früher Opferung genannt - im Blick. vor allem die im Gottesdienst anwesenden. 133 Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers. 2. Die leidende Kirche = die Verstorbenen, bes. die 134 Vgl. Gen 4,4 „auch Abel brachte ein Opfer dar von im Fegefeuer, repräsentiert durch die Gräber in der den Erstlingen seiner Herde...“ Kirche oder auf dem die Kirche umgebenden 135 Kirchhof. Vermutlich soll hier an das Opfer Isaaks durch 3. Die triumphierende Kirche = die Engel und erinnert werden, vgl. Gen 22. So opfert Heiligen, dargestellt an den Säulen und in den Gott seinen Sohn. Fenstern. 136 Vgl. Gen 14,18. 129 Mit den den Altar Umstehenden (circumstantes) 137 Im Gebet nach der Wandlung „Nobis quoque waren normalerweise die männlichen Kleriker peccatoribus ... - Auch uns Sündern ...“ werden gemeint. genannt: Stephanus, Matthias, , Ignatius, 130 Erstes Wort des dritten Teils des römischen Kanon Alexander, Marcellinus, Petrus. der Messe: „In heiliger Gemeinschaft ...“ dann 138 Felicitas, Perpetua, Agatha, Lucia, Agnes, Cäcilia, folgen Maria, die 12 Apostel (Matthias als „Ersatz“ Anastasia.

25 Segnung der Früchte139 der Natur in dem Opfer. - Thema war das Opfermahl und seine Konsequen- (Geschichtlich). zen. Mit dem Abschluß der Messe ist kein Ende, Folgende Zusammenfassung befindet sich ganz am sondern „Der Rhythmus der hl. Messe muß der Anfang von Karl Leisners Notizen zu diesen Exer- Rhythmus des ganzen Lebens sein.“ zitien: Ich empfange: Tischgebet: Vater unser. - Schon Zusammenfassung des Ganzen: [Tgb. Nr. 5, S. 40] Petrus soll es zwischen Wandlung und Kommunion Durch Ihn140 usw. - Der Priester141 tritt aus der gebetet haben. - Ein Bischof gab immer etwas von „Wolke“142 heraus (Von Angesicht zu Angesicht) seiner Hostie145 an den nächsten Bischof. 1. Ge- Kanon „eingebettet“ in Ewigkeit (Per omnia sae- meinschaft der Nachbargemeinde. Beim Agnus Dei cula saeculorum143). Alles in den Kanon hineinle- Friedenskuß. 2. Gemeinschaft der hier Versam- gen. AMEN! So sei es! So ist es! Wir haben uns melten. 3. Gemeinschaft mit Christus selbst. Unser hineingestellt. So werden wir gebildet. Nur was in Leib muß in den Leib des Herrn eingehen. - Wir Christus ist, hat Wert. Sinn und Ziel unseres ganzen alle gehen ein in den Leib des Herrn. - Kommunion Lebens! Alles per Dominum nostrum Jesum und Messe ist Gemeinschaftsdienst. - Gemeinschaft Christum144. - Durch ihn... Christi mit seinen Gliedern. 146 Gehört an den Schluß des 3. Vortrags vom Di, d. Postcommunio . Danksagung. - 8.IX.31 Die Messe ist Gemeinschaftsgottesdienst. Alles, was an Weihen da ist, kommt aus dem Meß- 4. Vortrag opfer. Ite missa est! Geht es ist die Entsendung! Geht jetzt in eure christliche Arbeit. - Durch das „Benedicat“147 Segen - ... Kraft, um stark zu sein 139 Gebet vor der Doxologie am Ende des Kanons, das früher den mitgebrachten Früchten galt: „Durch in der Welt. - Licht und Leben hinaustragen in die ihn erschaffst du, Herr, immerfort all diese Gaben, kalte Welt. Wie Johannes der Täufer. - Das letzte heiligst, belebst, segnest und gewährst sie uns.“ Evangelium Zusammenfassung der ganzen heiligen 148 140 Vermutlich ist die Doxologie in der Euchari- Messe . Der Rhythmus der hl. Messe muß der stiefeier gemeint, die der Zelebrant leise betete: Rhythmus des ganzen Lebens sein. - Es war ein „Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm wird Dir, Gott allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Ehre und Verherrlichung.“ 141 Vermutlich der Priester (Zelebrant), der das Hochgebet/den Kanon beendet. 145 Fermentum genannt (wörtlich Sauerteig), ein 142 Vermutlich Anspielung auf Mose, mit dem der Symbol der Gemeinschaft. Herr in der Wolke sprach, vgl. Ex 19,9 und öfter. 146 Heute Schlußgebet. 143 „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ wurde dann laut 147 „Es segne ...“ gesprochen oder gesungen, und der Ministrant oder 148 Vor der Liturgiereform wurde Joh 1,1-14 nach dem die Gemeinde antwortete mit „Amen.“ Segen an der linken Seite des Altares als 144 „Alles durch unseren Herrn Jesus Christus.“ „Schlußevangelium“ gelesen.

26 Mann von Gott gesandt, sein Name war Johan- nes149. Hans-Karl Seeger

149 Joh 1,6.

27 Tagung und Exerzitien in Schönstatt

Christusfrömmigkeit und Marienverehrung im Leben Karl Leisners

Neben seiner intensiven Christusbeziehung pflegte anischen Erziehung.“ Wolker wies hier u. a. be- Karl Leisner eine innige Marienverehrung. Beides sonders auf das Bundesgebet152, die Wallfahrt nach stand in einer gesunden Spannung. Während die Altenberg153, den Altenberger Rosenkranz154 und Christusbeziehung stark vom 1925 eingerichteten den Altenberger Lichttag hin, an dem Tag und Christ-Königs-Fest geprägt war, wurde die Mari- Nacht Lichter vor dem Bilde der Altenberger Ma- enverehrung von Altenberg gespeist. Der Katholi- donna brannten. Dazu kam das Lied „Nun, Brüder, sche Jungmännerverband, in seinem Kern aus den sind wir frohgemut“ (Text Georg Thurmair und marianischen Jünglingskongregationen und Weise Adolf Lohmann), in dem das Lichtthema Sodalitäten entstanden, hatte die Marienverehrung angesprochen wird.155 Auf diesem Hintergrund und den Mariendienst als ein wesentliches Stück seiner Erziehung in sein Grundgesetz150 aufge- nommen. Die religiöse Erziehung sollte auch ma- Deutschen Sportbundes und Mitglied des Natio- nalen Komitees. rianisch sein. Die „Marienfeier junger Kirche“ aus 152 dem Jugendhaus Düsseldorf geben davon Zeugnis. Grundgesetz § 31,7: Das Bundesgebet ist für die Im Jungführer von 1933 erschien ein Artikel von Präsides die Terz, für die Mitglieder am Morgen das Salve regina, am Abend drei Ave mit dem Ge- 151 Ludwig Wolker „Weise und Weg unserer mari- danken: für unser Jugendreich, für deutsches Volk und Vaterland, für die Ausbreitung des Reiches Christi auf Erden. 153 150 Grundgesetz des Katholischen Jungmännerver- Aus dem, was 1133 auf der Höhe des Altenberges bandes Deutschlands. § 1,4 lautete: „Schutzherrin mit 12 Zisterziensermönchen begann, wurde 1922 des Verbandes ist Maria, unsere himmlische die Führerschule „Haus Altenberg“. 1255 war der Mutter und Königin. Ihr weiht der Verband seine Grundstein des Altenberger Domes gelegt worden. Mitglieder und sein Werk.“ 154 Eine besondere Form des marianischen Gebetes, 151 Ludwig Wolker geboren 1887 in München, Prie- entstanden aus der Wallfahrt zur Altenberger Ma- sterweihe 1912, gestorben 1955 in Cervia (Italien). donna. Bei dieser Form des Rosenkranzes wird Er wurde 1925 Diözesan- und Landespräses. 1926- nach der üblichen Einleitung nur jeweils ein Ave 1939 war er Generalpräses des Katholischen Maria mit einem der fünf Geheimnisse des freu- Jungmännerverbandes und wurde von den Nazis denreichen, schmerzhaften und glorreichen Ro- verhaftet und am 12.5.1936 entlassen. Seit 1940 senkranzes verbunden. war er bei der Bischöflichen Hauptstelle für ka- 155 1. Nun, Brüder, sind wir frohgemut, so will es Gott tholische Jugendseelsorge und Jugendorganisation gefallen! Die Seelen singen uns im Blut; nun soll tätig, 1945 zu deren Leiter und zum Direktor von ein Lob erschallen! Wir grüßen dich in deinem Haus Altenberg bestellt, 1947-1952 Geistlicher Haus, du Mutter aller Gnaden. Nun breite deine Leiter des BDKJ, seit 1950 Vorstandsmitglied des Hände aus, dann wird kein Feind uns schaden!

28 lernte Karl Leisner 1933 durch die Vermittlung von Josef Vermeegen156 Schönstatt kennen. Ein eigener Rundbrief soll später einmal aufzeigen, wie sich die Marienverehrung Karl Leisners ge- staltete. Am 30. November 1935 hielt er am letzten Tag des Kirchenjahres eine lange Rückbesinnung, die sich auf vielen Seiten des Tagebuches niederschlägt: Wir alle sind noch auf der Pilgerschaft, auf dem Weg - - Wallfahrer war ich oft: zu unsrer Lieben Frau u. ihren Stätten der Gnade. In Kevelaer, Marienbaum, Altlünen, Telgte, Vreden, Blieskastel (Saar), Altenberg hab' ich vor Ihrem hl. Bilde gekniet u. hab' zu Ihr, der himml. Mutter gefleht u. gesungen, gebetet u. aufgeschaut u. immer wieder hat sie mir neue Liebe, neue Kraft u. neue Freude durch Christus geschenkt.

2. Es lobt das Licht und das Gestein gar herrlich dich mit Schweigen. Der Sonne Glanz, des Mondes Schein will deine Wunder zeigen. Wir aber kommen aus der Zeit ganz arm in deine Helle und tragen Sünde, tragen Leid zu deiner Gnadenquelle. 3. Wir zünden froh die Kerzen an, daß sie sich still verbrennen, und lösen diesen dunklen Bann, daß wir dein Bild erkennen. Du Mutter und du Königin, der alles hingegeben, das Ende und der Anbeginn, die Liebe und das Leben! 4. Laß deine Lichter hell und gut an allen Straßen brennen! Gib allen Herzen rechten Mut, daß sie ihr Ziel erkennen! Und führe uns in aller Zeit mit deinen guten Händen, um Gottes große Herrlich- keit in Demut zu vollenden! 156 Siehe Anmerkung 18.

29 Schönstatt

„Wasserburg“ und „Bundesheim“ in Schönstatt

Schönstatt, Gründungsort und internationales ein wechselvolles Schicksal. Die erstmals 1319 Zentrum der Schönstatt-Bewegung, liegt 7 km von erwähnte, dem Erzengel geweihte Fried- Koblenz, mit Ausweitung auf die Höhen des We- hofskapelle wurde im Dreißigjährigen Krieg 1633 sterwaldes, in der östlichen Gemarkung der Stadt zerstört und 1681 auf den ursprünglichen Funda- Vallendar am Mittelrhein. menten wieder aufgebaut. Später wurde es erneut Am 22. Oktober 1143 verfügte der Trierer Erzbi- durch die Franzosen zerstört. Als die Gesellschaft schof Albero, die Nonnen des Männer- und Frau- der Pallottiner 1901 nach Vallendar kam, benutzten enklosters Lonnig an der Mosel an einen schönen sie das „Alte Haus“ als Studienhaus für junge Män- Ort (bellus locus) bei Vallendar zu versetzen. Man ner, die Missionar werden wollten. Bei diesem Haus errichtete eine spätromanische Klosterkirche mit fließen Wambach und Hillscheiderbach zusammen, zwei Türmen, von denen nur noch einer steht. Die und da an dem Haus auch noch ein Wasserrad lief, Gebäude erfuhren in den folgenden Jahrhunderten erfanden die Schüler schnell den Titel

30 „Wasserburg“, der heute die offizielle Bezeichnung Steintor mit 4 Gochern: Raphael Gerhards, Her- der Bildungsstätte ist. mann Eickmans, Jupp Vermeegen160 und Walter Von 1912-1919 war in Vallendar der Pallottiner- Utzen. - In Osterrath Koeth161 besucht. In Neuß pater Kentenich Spiritual. Er gründete einen Mis- Rast bei Tante Mia.162 (Von 4 - ¼5) Dann los nach sionsverein und eine Marianische Kongregation, für Köln. - Vor Köln ich Panne auf Panne. Von Mül- die er sich die Friedhofskapelle als Versamm- heim zu Fuß nach D.J.H.163 in Deutz. Um ½9 da. lungsort erbat, die als Rumpelkammer diente, in der Futtern - Brausen - zu Bett 10h. der Gärtner seine Geräte unterstellte. So wurde diese zur Hauskapelle. Am zweiten Tag erreichten sie Schönstatt. Die 157 Karl Leisner machte Exerzitien in „Haus Was- Tagung begann mit einem kurzen Vortrag um 21.00 serburg“, das man inzwischen abgebrochen und Uhr. durch das „Haus St. Michael“ ersetzt hat. Donnerstag, 6. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 10-11] ½8 auf. Futtern, Radflicken. Los um ½10h , - In Alles begann mit einer Fahrradfahrt bis Köln-Deutz Widdig164 neuer Gepäckträger. - In Bonn schwere auf dem Weg nach Schönstatt. Panne (1 Stunde) Um ½1 weiter. Hinter Remagen Mittwoch, 5. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 10] Rast im Wirtshaus - Skat, 0,10 RM verdient (Herz- 158 8¼ ab Cleve. - In Goch Tanten besucht, T. M. solo ohne 5 mit „contra“165). - Um 5h 166 in krank. Jeder159 1 RM fürs Zeugnis. - Gegen 10¼ ab

157 Es handelt sich um die Ostertagung 1933 und die RM schon ein Sümmchen, das wir gerne an- anschließenden Exerzitien des Apostolischen nahmen. Gymnasiastenbundes. 160 Siehe Anmerkung 18. 158 Tante Maria und Tante Julchen waren Schwestern 161 Die Eisenbahnerfamilie Koeth war von Kleve nach von Vater Leisner, Tante Maria war Lehrerin an Osterrath gezogen. Der Sohn war in Karl Leisners der Steintorschule in Goch und Tante Julchen Klasse. führte ihr den Haushalt. 162 Tante, Mia (Maria) Falkenstein, verheiratet mit 159 Vermutlich haben die Mitfahrer auch eine Heinrich Brücken in Neuss, eine Schwester von Reichsmark bekommen. Pater Vermeegen schrieb Mutter Leisner. dazu am 8.4.1998: Die Fahrt nach Schönstatt ging 163 Deutsche Jugendherberge, die heute noch existiert. hin und zurück per Fahrrad. Wir fünf = vier 164 Ort in der Nähe von Bonn. Gocher und ein Klevianer trafen uns um 1015h am 165 Steintor. „Jeder bekam 1 RM fürs Zeugnis“ das Fachausdrücke beim Skatspiel. Hier macht Karl kann a) heißen: Tante Maria gab Karl für die vier Leisner ein Spiel, in dem die Farbe Herz Trumpf Gocher auch je eine Mark mit, oder b) Karl bekam ist, ihm aber die vier Bauern und das Herz-AS 5 RM fürs Zeugnis von der Tante, und in echtem fehlen. Ein Gegenspieler sagt „contra“, d.h. „das Kameradschaftsgeist teilte er die 5 RM auf jeden in gewinnst du nicht“. der Gruppe auf. Wie dem auch sei. Da der Ta- 166 Hier ist 17.00 Uhr gemeint, entsprechend verstehen gessatz in Schönstatt 5,- oder 5,50 RM war, war 1,- sich die folgenden Zeitangaben

31 Schönstatt. Um 7¼ Abendessen. - Um 9h 1. Vortrag Lebenswillen - Bewegung169 - Führer - (Pendel- in der Kapelle. P. Menningen167 über die Apostoli- schlag nach der anderen Seite). - Ergriffenheit, sche Gymnasiastenbewegung.168 Um 10h zu Bett. Vitalität in sich - Führer!! Kein umwandelbares Programm. Wie auswerten? Der erste Vortrag handelte von der geistigen Lage → Heimatverwurzelung, Volkskirche. - Ideal des der deutschen Jugend. Diese Jugend wird eines Jugendheiligen. - Jetzt Fleisch werden, glutvolle, Tages vom Nationalsozialismus enttäuscht sein. lebensmäßige Ergriffenheit vom Ideal (klares Pro- Dann muß die katholische Jugend bereit sein, sie gramm!) Von Mensch zu Mensch Propaganda - aufzufangen. Bewegung! Eine Idee darauf konzentriert. Freitag, 7. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 11-18] Wie Bewegung? Aus Programm! Morgen, die Na- 7h auf. ½8 Messe, Kaffee. 9h 1. Vortrag: Die gei- tionalsozialisten können uns in vielem Vorbild sein. stige Lage der deutschen Jugend (Die nationale Was aber wird, wenn der Diktator (Führer) weg? - Jugend: Lebenswille. Aber durch den Drill Erzie- Deshalb Programm notwendig. hung zum Massenmenschen (Bolschewismus). Die gottlose Jugend in Deutschland. Die Organi- Unsere Mission (Sendung): Bereit sein, wenn diese sation170 zerschlagen. (Aber äußerer Zwang kann Jugend aus enttäuschtem Idealismus aus dem na- nicht Geist zerschlagen.) Die Organisation ist tionalsozialistischen Lager abfällt. Volksbewe- wieder da, wenn die Freiheit wieder da ist. Die gung!!! Hauptarbeit ist noch zu tun gegen die gottlose Bewegung (Stillschweigender Kampf!) Gottlosigkeit Der zweite Vortrag beschäftigte sich mit den Fra- im Namen des nationalen Gedankens - Drill falsch gen, wieso Hitler eine Volksbewegung auslösen - Wir innerlich erziehen und den Bolschewismus konnte. Was blieb da zu tun? Die Nationalsoziali- überwinden: Marienverehrung: Mater vitae171 sten könnten in gewisser Weise Vorbild sein. Was Katholische Jugend: Werktätige Jugend: Jung- aber, wenn Hitler nicht mehr wäre? Welche Aus- männerverband - Gesellenverein172 intensiver, wirkung hätte das Zerschlagenwerden der eigenen lebendiger als die studentische [Jugend]. Organisation der katholischen Jugendverbände? Sturmjahr 1932173. Fein! Zeitnähe - Vitalität - Dann Blick auf die eigene Lage und Feststellung konzentriert - kraftvoll: des Unterschiedes zwischen werktätiger und stu- dentischer Situation der Schönstattbewegung. Warum hat Hitler eine Volksbewegung (das Irra- 169 Begriff aus der Schönstattspiritualität. tionale) in der Volksseele erfaßt - Geheimnis?! Der 170 Organisation der katholischen Jugendverbände. Materialismus: Entseelung, Sachlichkeit, tot! 171 Mutter des Lebens. 172 Später Kolping.

173 Das Jahr 1932 wurde vom Jungmännerverband 167 Siehe Anmerkung 20. zum „Sturmjahr“ erklärt. Der Generalpräses Wol- 168 Hervorgegangen aus dem 1919 gegründeten „Apo- ker rief zum Sturm 1932 auf: „Wenn wir Sturm- stolischen Bund“. schar des Jungmännerverbandes sind, dann muß

32 Lebensschule 1933. Der ganze Mensch gefirmt Bolschewismus - Gottlosigkeit. Gottlosigkeit: Die (Gnade) und geformt (Natur). - - bürgerlich=liberale Presse! - Leihbibliotheken - Werkplan! Nicht schöngeistiges (liturgisch usw.) Achtung! - Generalanzeiger175 nivelliert, schlägt Inseldasein, wie die studentische [Jugend]. Religion, Grundsatz tot. (Roman und Inseratenteil!! Wir: Formung des inneren Menschen. Elan! Hin- – Voss. Ztg.176, BZ.177, BI178 (gerissene Juden- einstellen, mithelfen als geformte Persönlichkeit in propaganda, Uhu179(!) 138000 Koralle180, Quer- die großen Umwälzungen. schnitt181 usw., usw.) Stand der Schönstätter Bewegung. STATISTIK Aufklärungsliteratur! Buchgemeinden vorsichtig! 1.) Priesterbewegung (Priesterbund) Alles Entgöttlichung auf dem Gesetzesweg nicht 1931: 2000; 1932: 2501 (Schönstätter Besuch!) auszurotten! Stärkung der Verbände. 2.) Alle Stände: Stand und Lage der Gymnasiastenbewegung. 1931: 5296; 1932: 6275 - (Besucher in Schönstatt) 1925 - 1930, Blick in die Vergangenheit. Das Ideal Öffentliche Bewertung: Episkopat - Führer - Ver- des Jugendheiligen. bändeführer! Jetzt: Bewegungsarmut in der Gemeinschaft. Le- → Innere Lage: Organisation - Bewegung. Gruppe bensarmut des einzelnen. BRIEFE. Zuviel Betrieb; Freunde: Ideengemeinschaft: Nahrungsquelle. Bund174 in die Katakomben! Leben und Bewegung! 175 Marienverehrung im Jungmännerverband (Schön- „Generalanzeiger“ war der Titel mehrerer Zei- statt-Quelle). Ebenso Jungmädchen und Frauen. tungen im damaligen Reichsgebiet. Am meisten verbreitet war der Dortmunder Generalanzeiger. Nachprüfen! - Erleuchtete Marienverehrung! Der vollständige Titel lautete: „Generalanzeiger für

h das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet“, er Um ½1 Mittag. Nachher Radflicken, Spazieren, 4 war radikal-demokratisch, wurde von den Nazis h Kaffee. Um 5 ------beschlagnahmt und später in „Rote Erde“ umbe- nannt. 3. Vortrag .(I. Nachtrag zu 2.) 176 „Vossische Zeitung“, bürgerlich-liberal, Verlag Scherl in Berlin. 177 „Berliner Zeitung“, Boulevardblatt von dem in der Aufruf 1932 uns ganz besonders angehen... dieser Gattung damals üblichen liberalen Zu- Dieses Flammen des Geistes, dieses Klopfen des schnitt. Herzens, dieses Brausen jungen Willens, das müs- 178 „Berliner Illustrirte“ [richtig geschrieben], beliebte sen wir sein. Das müssen wir weitertragen! Sturm und weitverbreitete, bürgerlich-liberale Unterhal- soll werden: Christusjugend an die Front!“ (Rund- tungsillustrierte. brief der Sturmschar 1932, S. 34). 179 „Uhu“, satirische Zeitschrift aus dem Verlag 174 Während sonst der Begriff Bund aus der Bündi- Ullstein in Berlin. schen Jugend kommt, ist er hier ein Begriff aus der 180 Schönstattspiritualität und meint die auf 1914 „Koralle“, Unterhaltungszeitschrift aus Berlin. zurückgehende Organisationsform in der Schön- 181 „Querschnitt“, intellektuell-gesellschaftskritsche stattbewegung. Zeitschrift von hohem Niveau.

33 mehr Lebensergriffenheit!! - Nur durch Familien- sich keine Überleitung zum 2. Vortrag an diesem haftigkeit gibt's Leben. Jeder Bündler182 in einem Tag erkennen. andern Verband! Jugendlich=geistige Weite! 9h 1. Vortrag: Männlich = hart und kraftvoll. Zukunft = (Geistige Neuer Umbau und Aufbau der Bewegung. Aufbau Neugründung). Eine mangelhafte Leistung ist im- der Stadtgruppe: Mehr Raum für Stille, Lebens- mer (unvollendete Schöpferarbeit) besser als hämi- raum für Wachsen nach innen. . unjugendlich, unmännlich.) Schöpferische freimü- Josef Schmitt: Stadtgruppe. Selbsterziehung - Ta- tige Kritik gilt. gesplan. Auch Äußerliches mit in dem Aufbau der Bewegung = Familienhaftes Leben der Gemein- Gruppe. schaft. 1.) Wie gründe ich eine Stadtgruppe? Um ½6 spazieren mit Hermann Eickmans - Um ½8 2.) Wie arbeitet eine Stadtgruppe? (zu spät) Abendessen. Um 8h Singen. (Junggruppe  Primanergruppe): Jugendlich - weit! - Selbsterkenntnis. - Natürliche Werbung. Persönlich: Arbeit: Gegensätze lassen unter Führung eines guten Füh- rers. Temperamentenlehre185! - P.I.186 - P.E.187 -

Samstag, 8. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 18-23] 7h raus. ½8 Speyrer-Domfestmesse183 im Kapell- 185 Der griechische Arzt Hippokrates (um 400 vor chen184. 8¼ Frühstück. – Christi Geburt) führte die Temperamente auf vier Körpersäfte (gelbe und schwarze Galle, Blut und Schleim) zurück. Der griechische Arzt Galen (129- In folgendem Vortrag ging es um den Aufbau der 199 nach Christi Geburt) unterschied danach vier Bewegung. Daneben gab es aber auch Hilfen zur Temparamente: Choleriker, schnelle und starke Persönlichkeitsbildung. Es gab Abwägungen dar- Erregbarkeit; Melancholiker, langsame und starke über, wie es einem Konviktler und einem Städter Erregbarkeit; Sanguiniker, schnelle und schwache erging. In den Aufzeichnungen Karl Leisners läßt Erregbarkeit; Pflegmatiker, langsame und schwere Erregbarkeit. Pater Kentenich hat als Erzieher von Anfang an dazu angeleitet, das Wertvolle des je eigenen 182 Mitglied des Apostolischen Bundes, hier der Temperamentes als gottgeschenkt zu erkennen und Gymnasiastenbewegung. als Aufgabe zu entfalten. 183 Die Gesänge zu den feststehenden Teilen der 186 Persönliches Ideal, Begriff aus der Schönstattspi- Messe (Kyrie, Gloria usw.) wurden zu einem be- ritualität. Das PI ist die geläufige Bezeichnung für stimmten Anlaß (Fest des Domes in Speyer) kom- die individuell erkannte Zielvorstellung, die das poniert und später überall gesungen. religiös-sittliche Bemühen des einzelnen um die 184 Gemeint ist das Schönstattkapellchen, das soge- gottgewollte Selbstverwirklichung leitet und zu- nannte Urheiligtum, in Schönstatt. gleich gegen Vermassungstendenzen immunisiert.

34 Bundesgeschichte (PRIMANER) - Gnadenkapi- Vorteil: Ruhe, Gebundenheit, stille Reifezeit. tal188 - Marienverehrung - Sexualproblem - Jede Seite hat ihre Sendung. Voreingenommenheit Liga189 → Weihe190 → Bund191. - Stellung der abstreifen. Gegenseitig helfen. Gottesmutter zu Christus. - Liturgie - Soziale Frage Jungen: Der Bund in den Hintergrund, Bewegung - Elternhaus - Schule. nach vorne. Schedula193? Jahresziel! Kein Städter: (Verhältnisse) Nachteil: Gelebt werden, Schwätzklub, sondern Arbeitsgemeinschaft mit verausgaben. Kein stilles Reifen, utilitarisch192. großem Plan z. B. „Corpus Christi mysticum“194. Vorteil: Spritzig, nach außen geschliffen, naturali- Praktisch mit Theologie - Leben, Lebensräumen! stisch=natürlich. Konviktler: Nachteil: Getragen werden von der Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen nahm Karl Gemeinschaft, öffentliche Meinung. - Autorität, Leisner sich die Freiheit, spazieren zu gehen: Ordnung schemenhaft - spießerhaft, - Kaserne. 3. Vortrag (geschwänzt!) Währenddessen spazieren in der Stadt. Gebäckfuttern, - Beichte bei Pastor 195 187 Partikularexamen, Begriff aus der Schönstatt- Backes . - Um ½5 Uhr 4. Vortrag (Aussprache): spiritualität. Zum Wesen des Menschen gehört Konvikt - Gruppe (Fachgruppe) → Sektionen → konstitutiv, lebenslang in einem inneren Wachs- die große Masse wird bewegt. tums- und Reifungsprozeß zu stehen. Das PE ist Innere Spannung! (Münster: Der Sendungsglaube). eine psychologisch orientierte Methode, diese Jeder Glaubender Ideal. - - Jede Gruppe Herausforderung der Selbstwerdung konsequent aufloc??kern! So Bewegung. Keine Trägheit! Jede und gezielt anzugehen. Gruppe ein Arbeitsprogramm (fachlich gesondert) 188 Begriff aus der Schönstattspiritualität. In den →Austausch in einer Abteilungsgemeinschaft. Beiträgen zum Gnadenkapital stellt der menschli- →Große Gemeinschaft → Sektion ↔ Gruppe. - che Partner den verdienstlichen fürbittenden und sühnenden Wert seiner Bemühungen in Gebetsle- Auch an die große Zahl der Schönstattfreunde ben, Aszese und Apostolat der Gottesmutter Maria wenden. 20 zur Verfügung mit der Bitte, Schönstatt immer Nachher in die Stadt, Karten schreiben. Um 7 wieder neu zum Ort ihrer Wirksamkeit zu machen. Uhr Abendessen. 189 Begriff aus der Schönstattspiritualität. Sie ist eine Organisationsform des Schönstattwerkes. 193 Bezeichnung für eine Monatsliste zur schriftlichen 190 Begriff aus der Schönstattspiritualität, gemeint ist Kontrolle von Partikularexamen und Geistlicher hier eine Weihe an die Gottesmutter Maria, ein Tagesordnung. Die Einzelübungen werden von je- Liebesbündnis. dem individuell festgelegt und täglich überprüft. 191 „Bund“ ist hier verstanden als die auf 1919 zu- 194 Der mystische Leib Christi. Enzyklika Pius XII. rückgehende Organisationsform in der Schönstatt- „Mystici Corporis Christi“ erschien 1943. bewegung. 1920 kam die Organisationsform der 195 Johannes Backes, geboren am 30.12.1878 in „Liga“ hinzu. Gindorf, Priesterweihe am 19.3.1904, gestorben 192 Utilis = brauchbar, nützlich; utilitas = Brauchbar- am 1.3.1938. Er war von 1922 bis 1938 Pfarrer in keit, Nützlichkeit. Vallendar.

35 wenn die Erlösten erlöster lebten. (Nietzsche199) Die Ostertagung ging fließend in die Exerzitien Nicht Beweise, sondern Inbrunst und Glut für Gott über. überwindet Gottlosigkeit. Der andern und unsere Um 8h Uhr Vortrag (Beginn der Exerzitien). innere Schlaffheit. Wie werden wir (wird jeder einzelne) lebendig? Ursprung: (Schöpfergott), Eltern=, Freundesliebe, Neues Leben wird in der Stille und Einsamkeit. Alle so Gott! Innere Bindung, Leben in Gott!! Praktisch großen Männer werden in der Einsamkeit. gottlos?! Ohne Gott genauso wie mit Gott. - Gott Begegnung mit dem Heiland soll es sein, eine von als Gott spielt keine Rolle, sondern das Ich. (ewiges den drei Begegnungen der Bibel: Glück). Lebensmäßig Gottlos. Mit Gott rechnen! 1.) Johannes (der begeisterte Jüngling196) Gottesautorität: Aus Furcht und um des eigenen 2.) Lk 7,14 Jüngling von Naim (der tote Jüngling Glückes wegen? Aber auch Gottes wegen?! Ich „Ich sage Dir, steh auf!)197 lebe zur Ehre Gottes (und Dienst) Das ist Autori- 3.) der reiche Jüngling, Mk 10, 17-22 tätsanerkennen. Gottes Güte. Dankbarkeit? - Wie „Timeo Christum praetereuntem“ (Augustinus)198 zur Mutter? Jemals so glutvoll: „Mein Gott, ich „Golfstrom oder Eisberg“ in der Gemeinschaft. In danke dir.“ Lenkergott. Vorsehungsglaube, Ge- der Stille. borgenheitsgefühl. Einfach haben. - Wie ein Kind Sonntag, 9. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 24-38] sorglos. - Geborgenheitsgefühl! Viel mehr Ruhe. ¼6 raus, - 6¼ Messe. Nachher I. Vortrag über Die Richtergott ERKENNTNIS DER LEBENSARMUT. Die absolut verpflichtende Angst vor Strafe? - Persönliches Ideal muß Leben, Wirklichkeit wer- Gerechtigkeit! Nicht Selbsterhaltungstrieb. Wir den. Vom Ideal ergriffen sein, so sind wir lebendig. kämpfen gegen die Gottlosigkeit, sind aber noch Lebensreichtum, -fülle, wenn leidenschaftlich, gottlos. fanatisch das Ideal gelebt wird. Wie erkennen wir Das Leben soll letztlich Gottesdienst sein. Gott muß Lebensarmut? letzter Bewegungsgrund für alles sein (z.B. Beruf, Lebensreichtum: Studium!) Übernatur (Gnade) + Natur. 1.) Gottes-, Christus-, Maria-Ergriffenheit. 2.) Feine, echte, wahrhaftige, schneidige, tapfere Jungen (ethisch=natürliches Leben), nicht Apolo- getik - Vernünfterei. Kein „Gott der Bücher“ 199 Friedrich Nietzsche (1844-1900), deutscher Philo- (Apologetik). Ich würde an den Erlöser glauben, soph und Dichter. Das Zitat heißt wörtlich: „Bes- sere Lieder müßten sie mir singen, daß ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster müßten mir seine Jünger aussehen.“ Aus Nietzsche, Also sprach 196 Joh 1,38-40. Zarathustra, Überschrift „Von den Priestern“. In: 197 Lk 7,14. Nietzsches Werke: Kritische Ausgabe, Hrsg. G. 198 „Ich fürchte den vorübergehenden Christus“ (Au- Colli u. Massimo Monaeiro, VI.1, Berlin, de gustinus). Gruyter, 1987, S. 114.

36 Ob ich groß oder klein werde, ist gleich; alles soll des Geistes. (Stolz, Sinnlichkeit hat alles verkrüp- Lob Gottes sein. Wir selber wollen groß werden aus pelt!) Wenn von dem Alltäglichen (Zeitgeist usw.) Ichsucht, nicht Gottesliebe. so ergriffen, dann doch erst recht von der hl. Warum wir sittlich? Wo die tiefsten Beweggründe? Schrift und dem Glauben. Angst vor der öffentlichen Meinung. Furcht vor Gnadenleben: allem möglichen. Aus Anstand und Selbsterhal- Unterste Stufe: Körpliches Leben tungstrieb. (Gut, aber nicht ausschlaggebend!) 2. Stufe: Geistiges Leben Aber Gott muß Bewegg.200 sein. 3. Stufe: Sittliches Leben Nicht so ichsüchtig, sondern gottliebend, aus Gott 4. Stufe: Übernatürliches Leben (Höchste Stufe!) letztlich alles. (Gottergriffen, Getrieben von Gott!!) Natürlicher Tod. - Triebhaft! - Beim göttlichen Gott ist Mittel zum Zweck bei uns geworden. (Göt- Leben so aufgeregt? - Läßliche Sünde202 wie eine zenkult! Ichgründe!) Gott Wirklichkeit! Grippe, Todsünde203, wie Tod!!!!!! Lieber Sterben Heilige: Menschen ganz, aber Gottglut 1. Ge- als Sündigen! Potius mori, quam foedari.204 Wir sichtspunkt. Was hat die Gottlosigkeit heute ge- wissen um die Gnade Christi, aber keine Ergrif- schaffen? Zu wenig lebensmäßig erfaßt. fenheit davon! Den Gott des gottergriffenen Menschen sucht der 3. DIE MUTTERGOTTESERGRIFFENHEIT205! moderne Mensch. Gemeinschaftsleben (Kirche!) In der Kirche haben Überall Götzendienst (Wirtschaft usw.) deshalb wir so mitgelebt, als ob Familie? Ergriffensein! Sehnsucht - - - Lebensarmut: Alles, was ich tu´, will ich gut, klug, edel, und I. Mangel an Gottergriffenheit. lebendig, glutvoll, ergriffen tun. Fort mit allem II. Mangel an Christusergriffenheit. Schein, aller Leere! Durst, Drang nach Glaubenswahrheit? !! Raus, Kein Ichkult mehr, sondern GOTTES-, CHRISTUS- von!! - - - - Religionsnote, Druck? - - - - Lesen der UND MARIAERGRIFFENHEIT! hl. Schrift / Ergriffenheit/Begeisterung, wie Karl May201. Unentwickeltes Erkenntnisbewußtsein. - Die hl. Schrift hat uns aufgewühlt. - Auge noch nicht für die Erkenntnis der Wahrheit, oder ver- 202 Die läßliche Sünde wird unterschieden von der dorbener Geschmack! Verbogenheit, Verblödung schweren Sünde oder Todsünde; sie heißt „läß- lich“, weil sie ohne Bußsakrament „nachgelassen“ werden kann, z.B. durch ein Reuegebet. 200 Diese Buchstabenzusammenziehung müßte nach 203 der Gewohnheit Karl Leisners normalerweise Bei einer Todsünde sündigt man in einer wichtigen „Bewegung“ heißen, heißt aber im Zusammenhang Sache mit freiem Willen und klarer Erkenntnis. Im vermutlich „Beweggrund“. Vergleich dazu wird die „Läßliche Sünde“ auch Wundsünde genannt. 201 Karl May (1842-1912), schrieb ca. 70 Abenteuer- 204 romane - meist in Nordamerika oder im Vorderen Lieber sterben, als entehrt (befleckt) werden. Orient spielend - die wegen ihres Spannungsreizes 205 Das Wort Muttergottesergriffenheit wiederholt er bis heute sehr beliebt sind. in einer „Fußnote“.

37 Um ¼9 Frühstück. - Um 9h Hochamt mit Palmen- Kein Leben - Verkalkung - Vergreisung. - „Verei- weihe206. Fein!(siehe Schott) nigtes Kalkwerk!“208 (Gemeinschaft). Geistig: Um 11¼ 2. VORTRAG: „Doof“. - Ethisch:, Schwächlich. - Siechtum, Ver- 1.) WESEN U. blödung, Krankheit, Langeweile - usw. 2.) KENNZEICHEN Beim Spiel sind wir dabei; das sakramentale Leben 3.) ÜBERWINDUNG DER LEBENSARMUT. muß so im Übernatürlichen bei uns, in uns. Unser Leben Götzendienst (Ich.). Nur unser Wort GEWISSENSERFORSCHUNG!! kündet Gott (INKONSEQUENZ-Verlogenheit) - - Leben ist alles in der Welt. (s. I. VORTRAG.!) Um 12¼ Mittag(!). Nachher Spaziergang. Erholung KENNZEICHEN der Lebensarmut: Was wir inner- auf der Höhe. lich haben, haben wir überall. (In Schule, Ferien 8-12 Strophe von „Stabat mater“209 - Um 2h Ka- usw.! In „Zwang“ und Freiheit.) Der Druck der pellchen. öffentlichen Meinung (Ruf!) macht oft den äußerli- chen „Salonlöwen“, den Gesellschafts= und An- 208 standsmenschen. (Äußeres Getue!) Studenten pflegten Gremien wie z. B. ein Domka- pitel so zu nennen. Innerlich von innen heraus leben (ohne Druck = 209 Phantasieleben = waches Traumleben), wir oft Der Text des „Stabat mater dolorosa“ wird Jaco- pone da Todi (1228/30-1306, seit 1279 Franziska- schlecht in jeder Beziehung. Wieviel Drückerei, ner) zugeschrieben (siehe Gotteslob Nr. 584). Die wenn wir allein sind! Verlogen sind [wir] oft vor Sequenz in der Eucharistie und der Hymnus im uns, nicht wahrhaftig. Brevier hat 20 Strophen und wird zum Fest der DIE GEISTIGEN Ersatzgenüsse; ENTWER- Sieben Schmerzen Mariens gesungen. Die lateini- TUNGSSTREBEN, einen andern aus Neid, Stolz, sche Fassung erfuhr unterschiedliche deutsche Eifersucht im Namen der ganzen Wahrheit, Sklave Übersetzungen. Hier die von Johann Schenk: der Zeit! „Galvanisierte Froschschenkel“207 - 8. Vidit suum dulcem natum Moriendo desolatum, Zuc??kungen!! Dum emisit spiritum. Sah ihren süßen Sohn im Sterben verlassen, da er den Geist aushauchte. 9. Eia Mater, fons amoris, Me sentire vim doloris Fac, ut tecum lugeam. O, Mutter, Quell der Liebe, laß mich fühlen die 206 Es ist Palmsonntag, der 9.4.1933. Es ist nicht Kraft des Schmerzes, daß ich mit dir trauere. ungewöhnlich, am Sonntag zweimal zur Messe zu 10. Fac ut ardeat cor meum In amando Christum gehen, siehe oben: 6¼ Messe; man kommunizierte Deum, Ut sibi complaceam. allerdings nur einmal. Mach, daß mein Herz entbrenne in Liebe zu Chri- 207 Luigi Galvani (1737-1798), italienischer Arzt und stus Gott, daß ich ihm gefalle. Naturforscher, glaubte die tierische Elektrizität 11. Sancta Mater, istud agas, Crucifixi fige plagas entdeckt zu haben (1791). Froschschenkel zucken Cordi meo valide. bei Berührung mit verschiedenen miteinander Heilige Mutter, dies bewirke: Des Gekreuzigten verbundenen Metallen. Wunden hefte meinem Herzen kräftig ein.

38 Um ½3: 3. VORTRAG. Die GRÜNDE für die Lebensarmut Die Grade der Lebensarmut: 1.) Keinen Boden mit Kraft und keine Sonne und 1.) Der Zustand des erstorbenen Lebens. Wenn statt Regen. des Ideals, des Übernatürlichen, ein Scheinideal 2.) Schlinggewächse und Lianen. (ein Idol) steht. I.) Verweilen im Gebetsleben - Liturgisch= Erd- 2.) Der Zustand des erkrankten Lebens. Ich sehe reich; Eigenes Gebet=Sonne nicht, bin so blind, daß ich nicht den Unterschied II.) Triebe und Leidenschaften. b.) die läßliche von Ideal und Wirklichkeit sehe. (Icherfülltheit, Sünde. a.) die kleinen Unvollkommenheiten. c.) die Schein, Dusel, Spießer, der Satte, , schwere Sünde (Todeswunde, → langsames Ver- banal) bluten). 3.) Der Zustand des aufkeimenden Lebens. Wenn Man kann durch eine heroische Hingabe an Gott, gelegentlich eine große Unzufriedenheit packt (Ver- Akt der Gottesliebe, Hingabe an Gott kann ich mich sagen als Führer, Schlappheit). Nicht der Zustand wieder in den Stand setzen =der Taufunschuld (Der der Gottverlassenheit. Eine ruhige Unzufriedenheit hl. Thomas212) - - (ich bin doch ein Kind Gottes, trotz meiner Klein- 1.) DIE RUFGNADE, zerstört durch a, b, oder c. heit. Wenn der Heiland nun mal auf einem Esel in Geschmacksverirrung. Jerusalem eingeritten ist, nun so will ich halt Esel 2.) !! Die Berufsgnade kann zerstört werden durch sein.210) - Nicht Minderwertigkeitsgefühle (Unru- c. hige Unzufriedenheit, Stolz). 3.) Die Berufungsgnade z. B. für Schönstatt. 4.) Der Zustand des triebkräftigen Lebens. Ein So tief ich nach unten geglitten bin, so kraftvoll feines Gespür für alle und den kleinsten Unter- muß ich nach oben mich aufraffen. schied von Ideal und Wirklichkeit (die Psychologie Überwindung der Lebensarmut der Heiligen = Ruhiges, tiefes Schuldbewußsein I.) Gebet und II. Abtötung (Opfer, Läuterung) (die und stark für die kleinsten Sünden und Schuld. - Flügel für die Seele nach oben). Gebet und Läute- Felix culpa211 = Wenn uns die Augen aufgehen, rung überkreuzen im Ringen um inneren Reichtum. und man ganz demütig wird). - Danken dafür!! - I. Gebetsleben. Gott!! - - Gott kann keinen erlösen, der satt ist. 1.) Hemmungen: a.) der Sinn der Betens ist uns nicht klar! b.) Kein Erleben des Wertes. 2.) Haltung.

3.) Übung. 12. Tui nati vulnerati, Tam dignati pro me pati, Poenas mecum divide. 1a.) Ergriffenheit und Aussprechen mit Gott, Chri- Deines verwundeten Sohnes, der sich so gewür- stus, Maria = Beten. Sinn des Betens = Leiden- digt, für mich zu leiden, teile mit mir die Peinen. schaft, Gottesliebe = Wachsen der Seele. 210 Mk 11,7 par. Evangelium vom Palmsonntag. 211 „Glücklichmachende Schuld“, vgl. Exsultet der 212 Thomas von Aquin (um 1225-1274) Dominikaner, Osternacht: „O glückliche Schuld, welch großen bedeutender Theologe und Philosoph des Hoch- Erlöser hast du gefunden.“ mittelalters.

39 1b) Erleben der Werthaftigkeit des Gebetes (→ z.B. Die Vögel sie zirpen, schwirren, Spiel, Studium, geistige Beschäftigung. Es in- schwirren, wirren, trillern. teressiert mich, Freude, Geist, Bereicherung.) Es summt und brummt, es bebt Warum kein Erleben: Nicht zu schützen, als reli- und schwebt - lebt, leuchtet. giös-sittliche Person, - Mangel an Besinnlichkeit = Leben - Leben - Licht! Betriebsamkeit! (Großstadt!) - Betrieb, jeden Und du meine Seele. Abend was anderes = Schalheit, Ichsucht: Pflicht: Du lebst noch nicht? Stille, Einsamkeit!! Große, reiche Menschen kom- Zum 4. Vortrag kam ich zu spät. Nachher mit Ra- men aus der Einsamkeit. (Auch Künstler) phael [Gerhards]214 spazieren. Um 720 Abendessen. DER Mangel an schöpferischem Können. Keine Nachher Komplet im Kapellchen. Um 9¼ zu Bett Originalität; Nichts aus sich! Originelle Menschen haben die Neigung zum Beten. Auf sich Selbst 4. Vortrag (zu spät gekommen aus Nichtwissen.) besinnen - Beten und Einsamkeit ist Kampf gegen Gebetshaltung - Vergöttlichung des ganzen Lebens: das Massenmenschentum. „Wenn ein Mensch Der Seelenführer! - Für den Heiligen. (Priester) keine Stunden hat, wo er nicht ganz für sich allein mit Gott ist, der kann213 leicht ewig Das Erlebte soll zu Hause Konsequenzen haben. verlorengehen.“ (P. Kentenich) [Tgb. Nr. 7, S. 43] Die Unbändigkeit des Trieblebens beim Betriebs- Plan für die Zeit zu Hause Karsamstag bis 1. Mai: menschen! 1.) Tagebuch vollenden Behäbigkeit und Spießertum (Gefahr der gelang- 2.) Geistige Ordnung schaffen weilten Einsamkeit/Sattheit). Mangel an Spannkraft 3.) Plan für die Gruppenarbeit - (-Troddel!) Wer nicht richtig beten kann (einen 4.) Lebensmäßige Ergriffenheit von Gott, Christus, schwächlichen Zustand sieht, „Betschwestertum“, Glaube, Gebet, hl. Schrift, Kirche! (s. Vortrag falscher („Heiliger“) ist kein voller Mensch. Der 9.IV.33). Heilige wird im Gebet. 5. Nach und nach die schönsten Hymnen der Li- turgie auswendiglernen. Um 3½ Kaffee (Honigbutterbrot) - darauf Spazie- 6. Ein Exerzitienheft anlegen (Ausarbeiten). ren in den Westerwald. Vögel, Tiere beobachtet. 7. In der Schulzeit aber auch sonst oft Einsamkeit, (Waldrotkehlchen usw., bunte Farben, gelb, Gesammeltheit schaffen. schwarz, buntscheckig) 8. Geistige Tagesordnung bzw. Wochenordnung - Frühlingsleben. Tagesordnung mit Weite - Lebendigkeit – Jugend- Einsam wandere ich meinen Pfad. lichkeit. Ganz allein. Rings sproßt, schießt, sprießt es. Grünt, erquillt und wallt und braust das Leben.

213 Gemeint ist wohl: so kann er... 214 Siehe Anmerkung 18.

40 Montag, 10. April 1933 [Tgb. Nr. 7, S. 44-48] gebet: Die Klammern, die halten. Die Wiederbo- Kurz vor 7h raus. Um ½8 Gemeinschaftsmesse im lung der Konsekration. Morgens bin ich in der Kapellchen. - Kaffee, Nachher der Messe konsekriert. (Mit bestimmtem Werk). Wäh- 1. VORTRAG: rend des Tages muß ich alles konsekrieren. (Ich Gebetshaltung: schenke die Mühe dem Heiland, heilige z. B. das Innere Flamme, die alles durchleuchtet auch das Studium.) Wie Pausen des Atems? „Adoratio“ - Geschöpfliche. Arbeit und der ganze Tag, alles in Erforschung oder Schriftlesung - Rosenkranz usw. - Christus und Gott. Alles ist Gottes Lob. - (Brief eines Arbeiters! Er setzt alles ins Licht Got- Privates Morgen= und Abendgebet nicht Verdop- tes. Er lebt in Gott) pelung, sondern Beseelung des Gemeinschaftsge- Zustand vollendeter Heiligkeit: betes. Geduld, Beharrlichkeit, Bedingung zu lang- Alles Gottesdienst. (Wir wollen vollendete Ewig- samem Wachsen, zur Gebetshaltung (organisch!). keits= und Erdengröße). Nie Mache! Wachsen, wachsen! Geistige Tagesordnung mit Einsamkeitsgrüßen. Die Messe - die Gebetsübung. Geistige Tagesord- Gebetsübung HOSANNA. nung: Konsekration des ganzen Lebens (Religion Die Gebetsübung schafft die Gebetshaltung. und Leben) - Immer wieder anfangen! Der See- Was im Jahr die Exerzitien, im Tag die Einsam- lenführer, (die Sicherung.) ÜBERWINDUNG DER keits=, Einkehrpause in unsererm Dreifaltigkeits- LEBENSARMUT DURCH LÄUTERUNG DES kapellchen. Rückschau = Vorschau: Überall be- TRIEBLEBENS. Triebe gut. (durch Erbsünde ge- gegnet mir Gott. Vorher eine kleine „adoratio“215 schwächt) (Gott ruft mich jetzt, er will mir Freude am Spiel 1.) Entfaltung der natürlichen Anlagen schenken usw.). Nicht für jeden Fall, sondern in- 2.) Befreiung der natürlichen Anlagen nere Energien steigern, so wird alles gespannter, Zu 1.) das persönliche Ideal! Klar! Schlagwort: feiner, echter. Nicht die einzelnen Akten „verfät- Zuerst im Programm: Aufrichtung des Königtums zen“, sondern das Staubecken füllen mit innerer Christi usw.- - - Haltung. - So alles anderer Rhythmus. (Singen, Lebensplan - Jahresplan: Teilgedanken zerglie- Spiel, Studium usw.) Nicht Technik, siehe Erzie- dern: Konkrete = Lebensfragen. Verhältnis zu Gott, hung: Christus, Maria, zum Nächsten. – „Omnia ad maiorem Dei gloriam.“216 (Beten = „Atemhohlpausen.) Gestaute Kraft. 1x Monat: 1 Tag stiller Einkehr „Rechenschaftsbe- 217 richt“217, Geisteserneuerung. Morgen- und Abend- Zu den Pflichten des Bündlers gehörte damals der monatliche „Rechenschaftsbericht“ über den be- sonderen Beichtvorsatz und über die Geistliche Tagesordnung und deren schriftliche Kontrolle dem Beichtvater oder Seelenführer gegenüber und 215 Anbetung. Mitteilung der Erfüllung dieser Verpflichtung an 216 „Alles zur größeren Ehre Gottes!“ den Gruppenleiter.

41 Die persönlichen inneren Schwierigkeiten. - Die äußeren Schwierigkeiten: Studium etc. Zunächst Klarheit! Weg mit der Verschwommenheit. Das Ganze das P(ersönliche) I(deal). Nachher kurz per Rad zur Stadt, Karten schreiben. Herr, gib Du Kraft! Amen. Hans-Karl Seeger

42 Exerzitien in ´s-Heerenberg

Das Bonifatiushaus der Jesuiten in ´s-Heerenberg in den Niederlanden

Wegen des Verbotes der Gesellschaft Jesu in deutsche Hochelten218 verlegt. Die Devisengesetz- Deutschland von 1872 bis 1917 während des Kul- gebung des Deutschen Reiches machte diesen Um- turkampfes bauten die Jesuiten nahe der Grenze in zug nach Deutschland notwendig. ´s-Heerenberg in den Niederlanden 1910/1911 ein Haus. In diesem befand sich von 1910-1936 das Noviziat der Deutschen bzw. später der Nieder- 218 In der Burg auf dem Eltenberg gründete Graf deutschen Provinz der Gesellschaft Jesu sowie ein Wichmann 967 ein Eigenkloster. Nach wechsel- Exerzitienhaus. Das Haus wurde im Juli 1936 voller Geschichte beschlagnahmte Preußen 1802 innerhalb kurzer Frist geräumt und Anfang 1937 das Stift, ließ jedoch die geistliche Korporation des Kapitels bestehen. 1811 erfolgte die endgültige verkauft. Das Noviziat wurde in das benachbarte Aufhebung. In der ehemaligen Äbtissinnen-

43 Die Nationalsozialisten brachten zwar einige Je- Karl Leisners Notizen zu diesen Exerzitien lassen suiten ins KZ, wie zum Beispiel Pater Otto Pies, erschrecken. Heute wagte vermutlich kein Exerzi- behinderten viele in verschiedenster Weise in ihrer tienleiter mehr so zu reden, und wahrscheinlich Tätigkeit, brachten einige um, entließen weitere im hörte sich auch niemand mehr derartige Beispiele Krieg aus dem aktiven Wehrdienst, aber verboten an. haben sie sie nie. Karl Leisner stand vor dem Abitur und damit vor Am Niederrhein gab es so zwei Möglichkeiten, der Berufswahl. Er wollte Priester werden und Exerzitien bei Jesuiten zu machen: im Jugendheim entschied sich dafür. Er spürte seine ganze Man- Hochelten und im Bonifatiushaus in ´s-Heerenberg neskraft und beschäftigte sich mit der Frage, wie er bei Emmerich, auf niederländischem Gebiet. Auf seine Sexualität beherrschen könne. Vermutlich dem Exerzitienplan im Bonifatiushaus für 1933 sind kamen ihm da die Ausführungen des Exerzitien- die Exerzitien, die Karl Leisner auf Veranlassung leiters gerade recht. Heute formulieren wir: Ich soll seines Religionslehrers Professor Peters219 vom 7. - meine Sexualität nicht besiegen, sondern integrie- 11. Dezember 1933 bei Pater Wilhelm Joist SJ ge- ren. Dazu aber gaben die damaligen Vorträge keine macht hat, nicht verzeichnet. Hilfe. Pater Wilhelm Joist SJ wurde am 22. Dezember 1889 in Hunshoven bei Heinsberg geboren und trat Donnerstag, 7. Dezember 1933 [Tgb. Nr. 10, S. 40-41] 1912 zu ´s-Heerenberg in das Noviziat der Gesell- Um 4h ab Kleve mit Straßenbahn. Prof. Peters da! schaft Jesu ein. Am 27. August 1922 wurde er zum Mit Singen geht's von Emmerich nach ´s-Heeren- Priester geweiht. Seine Hauptaufgaben waren berg, wo wir gegen ¼6 landen. - Bis 8h Orien- Volksmission und Exerzitien. tierung im Kloster. Ruhen, Skat. 8h Abendessen. Ia! Der Totenzettel von Pater Joist enthält folgende Anschließend Segensandacht. Dann ersten Charakterisierung: „Mit guter Beredsamkeit ausge- einleitenden Vortrag unseres Paters: Er erzählt, stattet, mit rheinischer Fröhlichkeit begabt, gewann wie er hier vor 21 Jahren gesessen habe genau wie er schnell die Herzen. Seine männliche wir. Wir ständen vor einem wichtigen Lebensab- Frömmigkeit zeichnete sich aus durch innige Ma- schnitt220. Diese Exerzitien seien: rienliebe.“ Er starb am 16. September 1960 in 1.) Rückblicke in die Vergangenheit. Kalkar und liegt auch dort begraben. 2.) Ausschau für die Zukunft. An Ignatius (Inigo) von Loyola221 zeigt er uns die Wandlung zum vollkommenen, heiligen Menschen wohnung richteten die Jesuiten von ´s-Heerenberg (Wenn jene es konnten, warum ich denn nicht?!) So 1936 ein Noviziat ein.

219 Dr. theol. Bernhard Peters wurde am 17.12.1876 in 220 Winnenthal geboren und am 9.6.1900 zum Priester Gemeint ist wohl das bevorstehende Abitur. geweiht. 1903 wurde er Repetent im Collegium 221 Ignatius von Loyola (1491-1556), Gründer des Borromaeum, 1908 Religionslehrer am Gymna- Jesuitenordens, wurde von einem Lebemann zu sium in Kempen, und 1913 Professor am Gymna- einem Heiligen, er gab durch sein Exerzitienbuch sium in Kleve. Er starb am 5.5.1957. den Anstoß zur Exerzitienbewegung.

44 sollen wir diese Gnadentage mit ganzem Einsatz α.) Die Erschaffung der Welt. (Die kindliche Dar- erleben. Deshalb für alle und für den Pater beten. stellung der hl. Schrift. Sie ist eben kein naturwis- Dann auch für sich. senschaftliches Buch, sondern ein religiöses Er- Anschließend erläutert der Pater die Exerzitien- ordnung! Hauptgebot: Stille!! Sammlung - - NSDAP nahestand. Sie betrieb sofort die organi- Darauf Nachtgebet - Lesung Mk 1. Froh zu Bett! - satorische Umbildung der Kirchen und ihrer Lei- tungsorgane. Dagegen gründete Martin Niemöller, Freitag, 8. Dezember 1933 (Mariae Empfängnis). Pfarrer in Berlin, am 21. September 1933 den [Tgb. Nr. 10, S. 41-51] Pfarrernotbund. Damit begann die Bildung der Erster Vortrag:. „Bekennenden Kirche“, der sofort ca. 2300 Pfarrer 1. (Einleitend): Über das rechte Beten und Be- in Deutschland beitraten, 1/8 aller Pfarrer. Im Rheinland hatte die (letzte) ordentliche Synode am trachten. Nur so werden die Exerzitien voller Gna- 23./24. August 1933 zum Beispiel „spontan“ mit den. dem Singen des Horst-Wessel-Liedes geschlossen! 2. Über die Größe und Erhabenheit Gottes, des (Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen, SA Schöpfers des Alls. marschiert mit ruhig festem Schritt...) a) Das sagt uns die heilige Schrift (Kleine Neben- In Preußen, in der Evangelischen Kirche der alt- bemerkung: Ich bedaure aufs tiefste die Streitig- preußischen Union, zu der auch das Rheinland ge- keiten in der Kirche unserer getrennten Brüder in hörte, wählte man am 5. September 1933 Ludwig Christo - der Protestanten, die sich in den letzten Müller zum preußischen Bischof, noch im gleichen 222 Monat wurde er „Reichsbischof“. Wochen zugetragen .) Da desavouierten sich am 13. November 1933 die „Deutschen Christen“ bei der „Sportpalast-Kund- 222 Es handelt sich wohl um die generellen Auseinan- gebung“ in Berlin mit der Forderung nach der Ab- dersetzungen, die theologisch und kirchenpolitisch schaffung des Alten Testamentes. Sie verloren zu jener Zeit in der Evangelischen Kirche in Preu- viele Anhänger. Zwischen ihnen und der „Beken- ßen und in ganz Deutschland stattfanden. Es war nenden Kirche“ fand sich zunehmend eine kir- kein Kampf der Evangelischen Kirche gegen den chenpolitische Mitte, die sich gegen jede Politisie- Staat, sondern ein innerhalb der Kirche entbrannter rung der Kirche wandte und die Wahrnehmung der Kampf um den vor Gott verantworteten Weg der Eigenständigkeit der kirchlichen Organe zum Ziel Kirche in dem sich zunehmend totalitärer gebär- setzte. denden Staat. Im Dezember 1933 war der „Kirchenkampf“ im 1933 überwog bis Mitte Juni im Protestantismus in vollen Gang, die Evangelische Jugend war zum Deutschland die Zustimmung zum „nationalen größten Teil in die Hitlerjugend überführt worden. Aufbruch“ und zum Ende der Weimarer Demo- Den Pfarrern, die kirchenpolitische Auseinander- kratie. Durch die staatlich begrüßte und unter- setzungen führten, drohte man Amtsenthebung an. stützte allgemeine Kirchenwahl am 23. Juli 1933 Die Evangelische Kirche war organisatorisch, kam es auf allen Ebenen zu einer Mehrheit der kirchenpolitisch und theologisch in drei Gruppen „Kirchenpartei“ der Glaubensbewegung Deutscher zerbrochen: Deutsche Christen, Bekennende Kir- Christen, die weltanschaulich dem Einheitsprinzip che und Mitte. Jede einzelne Gemeinde und jede und dem Führer- und Gehorsamsprinzip der Landeskirche suchte für sich einen Weg.

45 bauungsbuch) Wir die Geschöpfe, Gott der Schöp- 1. Cap. Freiheit und Gesetz. Die Gesetze des Rau- fer. mes, des Lebens, des Geistes. β.) Die Vision Isaias!223 Gott sitzt auf dem Thron. Ihr Zweck: Liebe. Der Gesetzgeber Gott, der Allie- Seine Schleppe durchflutet den ganzen Saal. Seinen bende. Thron umgeben je zwei Cherubim und Seraphim mit je drei Flügeln. Der erste Flügel bedeckt die Füße (kein Stäubchen soll sie berühren, Reinheit!) - Der zweite bedeckt das Antlitz (Ehrfurcht!). Der dritte läßt jeden Engel auf und nieder schweben. (ganz stets bereit, Gottes Willen zu erfüllen). So sollen auch wir: 1.) rein 2.) ehrfürchtig, 3.) in Gottes heiligen Willen ergeben sein (z. B. Beruf!) b.) Das sagt uns unser Verstand. Er fragt: Woher all das um mich? Woher der menschliche Ver- stand? Es muß einer sein, ein großer Geist, der das alles schuf. Denn von nichts kommt nichts. Ihn nennen wir Gott! Betrachten wir die herrliche Natur! Den Sternenhimmel! Das Wachsen! Wie klein sind wir im Weltall! Wie herrlich hat der große Geist alles geschaffen. N.B.: Wir dürfen nicht immer gleich mit 'nem schnellen Urteil bei der Hand sein, sondern müssen erst ganz tief, ganz weit sehen lernen und demütig, ganz klein werden. Je demütiger und kleiner, desto ehrfürchtiger, freier und selbstbewußter und mächtiger! 1030 Geistliche Lesung aus P. Peter Lipperts224 Buch: „ .....

223 Jes 6,1f. 224 Peter Lippert SJ (1879-1936), Als Theologe und Schriftsteller ein Meister der Sprache. Es handelte sich um das Buch: Vom Gesetz und von der Liebe, München 1932 (Verlag Ars sacra) Als Rundfunk-Vorträge im Bayrischen Rundfunk gehalten. Das 1. Kapitel: Freiheit und Gebot.

46 Stätten und Gefäßen.227 Noch tausendmal mehr vor unserer Seele! Es gibt eine Seele in jedem Menschen. Das beweist: a.) Die Natur. Unum necessarium228! Das andere ist schmückendes Beiwerk. Wenn das überwuchert oder stört, fort damit! Innere Freiheit von allem äußeren Einfluß. Das ist vollendetes Menschentum. Im Zustand der heiligmachenden Gnade ist alles, was wir tun, von Ewigkeitswert. Ewigkeitsmensch.

300h 3. Vortrag. Zunächst las der Pater etwas vor über den Wert der Seele. Sie ist das Köstlichste, was es gibt. Die mittelalterlichen Alchimisten229 suchten den „Stein der Weisen“ und setzten alles dran, ihn zu finden. Wir sollen vielmehr uns mühen, unsere Seele in lebendiger Verbindung mit Gott zu leben, d. h. im

h Stande der heiligmachenden Gnade. Daran sollen 11 2. Vortrag. wir alles setzen. Ein vorzügliches Mittel ist das „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Gebet, diese Verbindung zu erhalten. Dann die Welt gewinnt, an sich (seiner Seele) aber Schaden Sakramente. Immer daran denken: „In Gott leben 225 leidet.“ wir, bewegen wir uns und leben wir.“230 Freuen Der Pater geht wieder vom Leben des hl. Ignatius 226 aus. Er warb Franz Xaver , der Professor werden 227 wollte, durch sein zuvorkommendes Wesen für seine Bis zur Liturgiereform nach dem letzten Konzil durften nur geweihte Hände Gegenstände wie Idee, für Gott. Franz Xaver wurde tief von obigem Kelch, Monstranz u. ä. mit bloßen Händen anfas- Schriftwort ergriffen und wurde Heidenmissionar. - sen. Küster mußten ein Tuch benutzen. Gebrauchte Ehrfurcht vor unserer Seele! Wir sind Gottestempel Kelchtücher mußten von einem Priester - Träger Gottes - Heilige Gefäße Gottes! Ehrfurcht vorgewaschen werden. haben wir vor heiligen Gefäßen und gottgeweihten 228 „Porro unum est necessarium“ - „Aber nur eines ist notwendig“, Lk 10,42. 229 Die Alchimisten meinten, in der Lage zu sein, Gold zu machen und mit dem Stein der Weisen Krank- 225 Mk 6,38 par. heiten zu heilen. 226 Franz Xaver SJ (1506-1552), Apostel Indiens und 230 Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind Japans. wir. (Apg 17,28).

47 wir uns, daß wir Kinder der katholischen Kirche sind und fast gar keine äußeren Schwierigkeiten in unserer Heimat damit haben. Um so mehr müssen wir wach sein, ganz verbunden mit der heiligen Kirche. - Wie schwer haben einige zu ringen und zu kämpfen! Wir, die wir's so leicht haben, sollen doch da ganz innig unseren Glauben lieben lernen und innerlich von ihm ergriffen werden. Nicht durch falsche Scham sich irgendwie von der Übung des heiligen Glaubens abbringen lassen. Iustus in fide vivit!231 Nach dem Kaffee las ich aus „Gedanken und Rat- schläge“ von P. Adolph v. Doß. (Verlag Her- der)232.

1.) Über „Wachsamkeit im Innern“ d. h. den bösen Funken schnell auszutreten, auf daß er nicht zu hellem Brande entflamme. „Leicht wird die ver- nachlässigte Flamme zum hellen Brande.“ - 2.) Behütung der Sinne: a.) Schamhaftigkeit. (hl. Priesterin des Leibes!) b.) Sittsamkeit (Wache an den Toren!) „Sei versichert, die etwa verlorene Unschuld wird nicht wieder erworben, der geschändete Tempel gelangt nicht wieder zu Würde und Ehre, wird er nicht erst durch jene erhabene Priesterin gereinigt, wird sie nicht selbst in ihre Rechte eingesetzt (Schamhaftigkeit), wird nicht die Hut=Wache an den Zugängen des Heiligtums verstärkt und durch die strengsten Gesetze verlässig gemacht!“ „Trage also den Herrn in deinem Leibe; verherrli- che ihn darin durch Züchtigkeit und Heiligkeit“. „Ängstlich sollst Du nicht sein, wohl aber gewis- 231 Der Gerechte lebt im Glauben! 232 senhaft und streng. Was nicht Sünde ist, sollst Du Adoph v. Doß SJ, Gedanken und Ratschläge, auch nicht für Sünde halten, - wohl aber, was an gebildeten Jünglingen zur Beherzigung, Freiburg 1883 (Verlag Herder), 580 S. Sünde grenzt oder zur Sünde führt, entschieden

48 meiden.“ (Nicht Skrupelhaftigkeit, sondern Mann- wir der Majestät des Todes werden ins Auge haftigkeit!) schauen müssen, wissen wir nicht. Wenn sie uns im Zustand oder sogar im Augenblick der Todsünde 4. Vortrag. träfe? Dieser Gedanke ist furchtbar! So wäre es auf Über die Entweihung des „Gottestempels“ in uns ewig aus! Auf ewig! Kein zurück gäbe es dann und die Umkehr von heute ab! Die Sünde: mehr vor dem Abgrund der Hölle, der ewigen 1.) Ein Geheimnis des Elends. Gottlosigkeit. 2.) Ein mysterium iniquitatis, ein Geheimnis der Der Pater erzählt uns einige erschreckende Fälle Bosheit. vom plötzlichen Eintritt des Todes. 3.) Ein Geheimnis des Undankes. In Rom wurde ein Pater S.J. von einem Anarchisten Gegen den allgütigen Gott. Alle Schätze der Erde auf der Straße niedergeknallt. aufeinandergehäuft, können nicht ein klein wenig In Mühlheim=Ruhr sitzt ein Pater im Beichtstuhl Gnade bewirken oder ersetzen. Durch die Todsünde und hört anläßlich der Volksmission Beichte. Er vernichten wir mit einem Schlag alle Gnadenwerte, wird von einem, der den Pfarrer treffen wollte, im die wir lange Zeit hindurch sammelten. Wenn wir Beichtstuhl niedergeschossen. für jede Todsünde z. B. im Schlafzimmer233 ein Ein Vater kommt zum Pater und erzählt: Mein Sohn großes rotes Kreuz an die Wand zeichneten, wieviel ist diese Nacht gestorben und zwar nach einer Kreuze gäb' es da? geheimen Sünde, wie ich feststellen konnte. Ist das nicht furchtbar?“ 5. Vortrag. Über den Tod. In Frankreich - in der Etappe, wohin die feindli- „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung chen Flieger öfter kamen, fliegt eine Bombe in ein fallet, denn ihr wißt weder den Tag noch die Haus. Beim Wegräumen der Trümmer fand man - o Stunde.“234 Erschütternd malt uns der Pater die Graus, o Schande! - einen deutschen Soldaten mit Schrecken des Todes aus. Wie wir einst starr und einem französischen Mädchen im Tode in der Tod- leblos dort liegen werden und unsere Seele hinauf sünde vereint!! Furchtbar!! gen Himmel fahren wird, um vor Gottes allmächti- Aus diesen Gedanken holten wir einen gewaltigen gem Antlitz zu erscheinen und Rechenschaft von Haß gegen die Sünde. Einen tödlichen Haß! unserem Leben [zu geben]. Wir wissen bestimmt, Nachher beteten wir gemeinsam in der Kapelle vor er daß diese letzte Stunde kommt über kurz oder lang; dem Sterbekreuz im Lichte 2 Kerzen das Abend= nicht aber, wann sie kommen wird. Das ist eine und ein Sterbegebet für das letzte Stündlein. Herr furchtbare Tragik. Auch wo sie uns treffen wird, wo Jesus, dann erbarme dich! 15 Um 10 zu Bett. Lange noch lag ich wach, und dachte über den Tod nach. 233 Im Bereich des 6. Gebotes gab es nur Todsünden.

Der Pater denkt hier vor allem an die Selbstbe- friedigung. 234 Mk 14,38 par. und Mt 25,13 zu einem Zitat ver- bunden.

49 Samstag, 9. Dezember 1933 [Tgb. Nr. 10, S. 51-57] b.) Gott läßt keinen Menschen, (der guten Willens 1. Vortrag. Wir fahren fort in der Betrachtung der ist), zu Grunde gehen. letzten Dinge und über die Furchtbarkeit der Tod- c.) Gott will, daß alle Menschen selig werden sünde. Wir sprechen über die Hölle. (Glaubenssatz). 1.) Die Hölle ist möglich. Einwände: 1.) Freidenkerisch=frivole! Diese sind 2.) Die Hölle ist wahrscheinlich. der Beantwortung nicht wert. 2.) Wie kann Gott 3.) Die Hölle ist sicher. denn für den kurzen Augenblick der Sünde eine Zu 1.) Soll denn ein schlechter Mensch nach dem solch furchtbare, ewige Strafe verhängen. Er ist Tode denselben „Lohn“ erhalten, wie ein guter. doch der barmherzige Gott! Den kurzen Augenblick Einer, der z. B. ein Mädchen nach dem anderen der Tat kann man keineswegs in Vergleich setzen verführt, denselben „Lohn“ wie die hl. Agnes, die mit der Länge der Strafe. Sehen wir uns einen an, für die Reinheit ihr Leben dahingab? Oder ein der für einen Mord lebenslänglich im Zuchthaus Arbeiter, der sich für seine Familie kaputt schuftet sitzen muß: Der Augenblick der Tat war vielleicht und keinen Pfennig eines anderen antastet, wie ein nur eine Sekunde lang. Trotzdem muß der junge Großfabrikant, der durch Schiebung, schlechte Mörder dafür sein ganzes Leben abbüßen. Bezahlung seiner Arbeiter und Börsenschwindel Bei der Furchtbarkeit der schweren Sünde ist die sich ein „gutes“ Leben machen kann? Das wäre ewige Strafe berechtigt. Denn wo bliebe denn sonst mit der Idee von der Gerechtigkeit Gottes unver- die Macht und Größe Gottes, wenn der kleine einbar.235 Mensch ihn höhnisch und stolz trotzen und ihn Zu 2.) Betrachten wir die Vorstellung der alten begeifern dürfte ohne Strafe. Das wäre ein jäm- Völker. Überall hatten die Menschen die Vorstel- merlicher Gott. Deshalb muß es für die Todsünde lung: Es muß eine Vergeltung geben. Wer hier auf das ewige „Feuer“ geben. Erden gut lebt, bekommt im Jenseits (das sich diese Und doch ist Gott unendlich barmherzig. Er ver- Völker natürlich jedesmal ihrer Vorstellungsart zeiht! - Aber zum Gespött der Menschen läßt er sich entsprechend ausmalen) einen Lohn; wer dagegen nicht erniedrigen. Gottes Mühlen mahlen langsam, schlecht lebt, erhält Strafe. aber fein! Deshalb der Vorsatz für das ganze Zu. 3.) (→ zu 1!) Leben: Niemals eine Todsünde, lieber sterben!! a.) Jeder Mensch erhält genügend, ja reichlich 30 Gnade, um selig zu werden (Glaubenssatz!) 10 Fortsetzung der geistlichen Lesung: Wer ist wie Gott?236 Das größte Gebot ist das der Gottes- und Näch- stenliebe. Wir sollten es nur zitternd vor Ehrfurcht 235 Für uns Menschen ist es schwer, Liebe und Ge- aussprechen. Gottes Wesen ist die Liebe. Von ihm rechtigkeit zu verbinden. Gott kann es, und Bei- stammt alle wahre Liebe. spiele dafür in der Bibel sind u. a. das Gleichnis vom gütigen Vater (Lk 15,11-32) und (Mt 20,1- 16). Es kommt alles darauf an, zu glauben, daß Je- sus Christus die Hölle leer geliebt hat. 236 Siehe Anmerkung 222 und Seite 46.

50 2. Vortrag. Über das Wesen und die Wohltat der für jeden Menschen in der Familie, in der Umge- Beichte. Der Pater spricht von der allumfassenden bung, für den Verachteten. Kleine Freuden spen- Barmherzigkeit Gottes und der Liebe Jesu Christi den, sie bringen Licht in das Herz des Nächsten! zu uns. - Aus unendlicher Liebe zu uns setzte er dieses hl. Sakrament ein. Es war das große 4. Vortrag. Über die hl. Kommunion (den euchari- „Ostergeschenk“ des Heilands an die Kirche. „Er stischen Christus) und ihre selbsterzieherische kannte und wußte um unsere Schwachheit und aus Anwendung. Liebe setzte er es ein.“ - Es ist eine psychologische Die wöchentliche Kommunion bricht den Gram der Tatsache, daß der Mensch das Bedürfnis hat, sich bösen Gewohnheit. Deshalb jeder Sonn= und Fei- in einer Sache, die ihn arg drückt, auszusprechen. ertag ein Kommuniontag! Dies wußte der Heiland in seiner Liebe für uns, so Eine Bemerkung über den Zweck der Exerzitien: schuf er die Beichte. - Mag das Sündenbekenntnis Nur der Einfältige, der die Wahrheiten des Glau- auch einem schwerfallen. Es ist etwas Herbes und bens auf sich wirken läßt, wird sie gut machen. Mannhaftes! Wie die Art des Sündenbekenntnisses? Sonntag, 10. Dezember 1933 [Tgb. Nr. 10, S. 58-61] Nicht immer denselben „Tratsch“ wie auf Sexta, 1. Vortrag. Die Autorität. sondern man fragt sich nach den tieferen I. in Familie Beweggründen, weshalb es immer wieder „schief“ II. im Staat geht etc. - Der Pater erzählte uns noch einiges aus III. in der Kirche (Teilnahme an Gottes Herrscher- der Praxis. gewalt) Aller gottgewollten Autorität sind wir als Christen 3. Vortrag. Unser Vorbild, unser Idealbild der Herr zu strengstem Gehorsam verpflichtet. Man kann Jesus Christus! Bilde mein Herz nach deinem nicht sagen: „Ich tu nur das, was mein Gewissen Herzen! mir vorschreibt.“ – „Ein richtiges Gewissen orien- Er, der größte Mensch ist demütig, will sein Leben tiert sich nach der Autorität Gottes und seines in Verborgenheit gestalten. Sanftmütig wie - und Stellvertreters.“ ergeben in Gottes heiligen Willen. „Meine Speise Geistliche Lesung aus P. Peter Lippert „Gesetz und ist es, den Willen dessen zu erfüllen, der mich Liebe“238. Fortsetzung des 2. Cap. „Wer ist wie gesandt hat“237. Deshalb hat auch das Lesen des Gott? Gott ist: 2. Das ewige Licht. N.T. und besonders des Evangeliums solch uner- Alles ist erleuchtet in Gott. Das ganze Leben wird setzlichen Wert. Jeden Tag des zukünftigen Lebens Licht, Friede, Freude. ein Abschnitt aus dem N.T. mit Verstand und Herz 3. Das Du! Die ewige Liebe, die Vertrauen erweckt. und Phantasie lesen. Christus steht ständig als das Gott ist höchste Persönlichkeit, in der wir Ideal vor der Seele des Christen. - Er kümmert sich aufgehen, selbst Persönlichkeit werden. - Gott um alles Verborgene, Stille, Kleine, Verachtete. kann, darf und muß man lieb haben. Christliche Nächstenliebe. Ein freundliches Wort III. Cap.: Fremde Götter.

237 Joh 4,34. 238 Siehe Anmerkung 221 und Seite 47.

51 Die 10 Gebote (Dekalog): Kirche = Reich Gottes. Geistliche Tagesordnung! Die 3 ersten Regelungen der Gemeinschaft mit Sterilisation bei Verbrechern erlaubt (Enzyklika P. Gott. Pius XI). Die 7 folgenden Regelungen der Gemeinschaft mit den Menschen, sittliche Naturgesetze! 6. Vortrag. Maria, die Gottesmutter, unsere Mutter! Tu solus 1.) sanctus 2.) Dominus Montag, 11. Dezember 1933 [Tgb. Nr. 10, S. 61] 3.) altissimus239 Letzter Morgen. zu 1.) Gott ist der allein Vollkommene. Er ist die Hans-Karl Seeger Vollkommenheit, wir sind unzulänglich. („Selbst unter unseren Engeln finden wir noch Böses“.) Demut = Anbetung!

2. u. 3. Vortrag. Über die Autorität (Fortsetzung!)

4. Vortrag. Zusammenfassend und wiederholend sprach der Pater über die Unkeuschheit. Er er- zählte zunächst aus dem Krieg: Aus dem Seuchen- lazarett! - Alles tat und tut man, gibt unendliche Summen aus für die Verhütung und Heilung von Seuchen. Zur Verhütung der Unkeuschheit, dieser verderblichen allgemeinen Seuche gibt man nichts aus, vielmehr manche geben Summen aus für dieses Laster. - Wie Bestechung, Meineid, Korruption u. Unterschlagung, Mord etc. - - stammt aus der Sünde wider das 6. Gebot. Deshalb: Nie eine Sünde mehr gegen die hl. Reinheit. Mittel: Hl. Kommunion jede Woche! Tägliche Gewissenserfor- schung, Willenstraining!

5. Aussprache über einige gestellte Fragen:

239 Abschluß des Glorias in der Messe: „Du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste.“

52

Das ehemalige Bonifatiushaus in ´s-Heerenberg heute: Recreatie- en creativiteitscentrum „Gouden Handen“

53 Exerzitienwesen im Bistum Münster

Exerzitien damals

Vom 2. bis 4. Januar 1924 tagte in Münster auf moralische Aspekte einen enormen Schwerpunkt, Anregung des Bischofs Johannes Poggenburg eine was vor allem in seinen Notizen während der Seelsorgskonferenz mit dem ausgesprochenen Ziel, Exerzitien in ´s-Heerenberg deutlich wird. die vom Papst empfohlene Exerzitienbewegung in Exerzitien dienen der Einübung und der Ausübung weite Kreise des Volkes zu tragen. Seit jener Kon- einer lebendigen Beziehung zu Gott, wodurch sich ferenz wurde die Exerzitienarbeit in jeder Pfarrei die Beziehung zum Nächsten und zur Schöpfung planmäßig aufgenommen und durchgeführt. und die Beziehung zu sich selbst verändern. Karl Karl Leisner hat von dieser Initiative für sein Leben Leisner ließ sich nicht verformen, sondern bewahrte sehr profitiert. Wie seine Aufzeichnungen zeigen, sich seine innere Freiheit und fand seinen Weg gestaltete man Exerzitien zu jener Zeit völlig anders gemäß seiner Berufung. als heute. Sie bestanden vorwiegend aus Vorträgen Hans-Karl Seeger und Gebetsübungen. In den Vorträgen hatten

Exerzitienarbeit heute

Für viele Christen in den Gemeinden gehören persönlichen und politischen Situation andererseits Besinnungstage oder Exerzitien zum festen Jahres- wollen Antworten geben auf die Frage: »Wie kann programm. Mit Besinnungstagen sind Veranstal- ein Leben als Christ sich in einer säkularisierten tungen von bis zu drei Tagen gemeint, mit Exerzi- Welt entfalten?« tien solche von vier und mehr Tagen. Träger dieser Angebote sind vor allem Pfarrgemeinden, katholi- Rückblick sche Verbände, geistliche Gemeinschaften, Famili- Schon in den Jahren zwischen den beiden Welt- enkreise und Exerzitienhäuser. Priester, Diakone, kriegen wurde die Exerzitienarbeit durch das Bi- Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten oder stum intensiv gefördert. Vor allem ging es um den Ordensleute gestalten in der Regel diese Tage. Ansatz, den Menschen Hilfen zu geben, ihrem Kinder werden dem Alter entsprechend mit einbe- Lebensstand gemäß als Christen zu leben. Jung- zogen. Inhaltlich geht es vorrangig um Lebens- und männer, Jungfrauen, Frauen und Männer, Soldaten, Glaubensfragen im Hinblick auf Familie, Gemeinde Studenten, Ordensleute und Priester wurden jeweils und Beruf. Hinführung zur biblischen Botschaft, als eigene Gruppen zu geistlichen Tagen Einübung in Gebet und meditatives Tun, Feier der eingeladen. Unterstützt wurde die Exerzitienbewe- Sakramente einerseits sowie Betrachtung der gung durch einen jährlichen Hirtenbrief des Bi-

54 schofs und durch Veröffentlichungen in der Kir- Gefühl sollen mit einbezogen werden. So gehören chenpresse. Dort wurde auch die Teilnehmerstati- zu manchen Exerzitienangeboten Übungen leibbe- stik der Exerzitien publiziert und aufgeschlüsselt zogener Art (Eutonie) oder Bewegungsübungen und auf die einzelnen Gemeinden des Bistums. Der kreatives Gestalten ebenso selbstverständlich wie jährliche Exerzitiensonntag warb für das Anliegen die geistliche Orientierung an Jesus Christus nach der geistlichen Übungen; die jährliche Kollekte an dem Zeugnis der Bibel. Viele Menschen haben demselben Tag trug zu ihrer Finanzierung bei. Exerzitien für sich als Tage ganzheitlichen Lebens Bald kam es zu einem überdiözesanen Zusammen- entdeckt. schluß der Verantwortlichen für die Exerzitienar- Eine andere Gestaltungsform leitet zum persönli- beit. Auf dem Katholikentag 1928 in Magdeburg chen Umgang mit der Bibel an. Der Exerzitienleiter wurde die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Di- erschließt einen Bibeltext, der zum meditativen özesanexerzitiensekretariate, ADDES, gegründet. Gebet führt und vor die Frage stellt, was das kon- Diese hat sich bis heute als Forum für den Aus- krete Wort Gottes im eigenen Inneren bewegt und tausch von Erfahrungen und für aktuelle Anregun- bewirkt. Wichtig sind dabei Unterscheidungskrite- gen und Impulse bewährt. rien, die helfen, innere Strömungen zu deuten und die Führung des Heiligen Geistes wahrzunehmen. Neuere Entwicklungen Die Methode des »Bibel teilens« kann sowohl Bis in die siebziger Jahre hinein wurden die Exer- innerhalb geistlicher Tage als auch bei sonstigen zitien überwiegend als Vortragsexerzitien gestaltet, Treffen ihren Platz haben. Sieben Schritte sollen die vorrangig den Verstand ansprachen. Neu ge- dazu verhelfen, Glauben und Bibel zu teilen. Diese stärkt im Glauben, gingen die Teilnehmerinnen und Form kommt aus den jungen Kirchen und hat sich Teilnehmer mit Zuversicht und guten Vorsätzen auch in unserem Bistum als hilfreich erwiesen. wieder in den Alltag zurück. Der erste Schritt: Wir laden den Herrn ein. Wir Mit der stärkeren Wiederentdeckung der Exerzitien, öffnen uns für Seine Gegenwart. Einer spricht das wie Ignatius von Loyola sie entworfen hat, trat aus. Zweiter Schritt: Wir lesen den Text. Wenn alle neben die Vermittlung von Wissen die Ermög- die Schriftstelle aufgeschlagen haben, liest eine lichung von Erfahrung. In unserer Zeit der Person den Text vor. Dritter Schritt: Wir verweilen Reizüberflutung und der Information rund um die beim Text. Welches Wort ist für mich jetzt wichtig? Uhr wächst das Verlangen des Menschen, seiner Wer will, liest den betreffenden Satz vor - mit selbst, der Mitmenschen und auch Gottes nicht nur Pausen, damit das Wort Wurzeln schlagen kann. mit den Möglichkeiten des Verstandes innezuwer- Vierter Schritt: Nachdem der ganze Text noch den. einmal vorgelesen wurde, bleiben alle gemeinsam Dieser Erwartung kommt lgnatius mit der Auffas- für eine festgesetzte Zeit in Stille zusammen. Wir sung entgegen: »Nicht das Vielwissen sättigt und schweigen, damit Gott zu uns sprechen kann. befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Fünfter Schritt: Wir teilen mit, was uns berührt. Verkosten von innen her«. Nicht nur Verstand und Keine »Predigt«, keine Diskussion - ich sage den Wille, sondern auch Leib und Seele, Gemüt und anderen, was mich bewegt. Sechster Schritt: Wir

55 besprechen, was Jesus von uns will. Wir versuchen, Stille in der geistlichen Weisung und Praxis sowohl unser Leben und unsere Arbeit im Licht des Wortes der Patristik als auch der mittelalterlichen Mystik Gottes zu sehen. Siebenter Schritt: Abschließendes verwurzelt ist. Es geht bei dieser Meditationsform Beten. Alle haben als einzelne die Möglichkeit, frei um die Einübung in das innere Schweigen. Wichtig zu beten und darin persönliche Freude, Sorgen, ist dabei die Anleitung zum richtigen Atmen und Bitten, Dank oder Lobpreis zum Ausdruck zu zur gelösten Körperhaltung. Johannes Bours, der bringen. Ein gemeinsames Gebet beendet das langjährige Spiritual des Priesterseminars, fand in »Bibel teilen«. solcher Meditation einen Weg christlicher Praxis, Das Bibliodrama ist eine andere intensive Weise, der gerade in einer Zeit der Reizüberflutung und sich in einzelne Personen oder Situationen einer Außensteuerung als hilfreich erfahren werden kann. biblischen Perikope hineinzuversetzen, um das Er hat die Möglichkeiten und Grenzen dieser Geschehen der Handlung tiefer zu erfassen und sich geistlichen Übung vielen Menschen nahegebracht, davon bewegen zu lassen. So kann ein Prozeß in sowohl als Element für Exerzitien als auch für den Gang kommen, der hilft, das eigene Leben neu auf Alltag. Die Schweigeübung weiß sich dem Wort Gott hin auszurichten. Die Übung mit biblio- Meister Eckhards verpflichtet: »Schweigen vor Gott dramatischen Elementen erfordert eigens dafür ist besser als reden von Gott.« geschulte Leiterinnen oder Leiter. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Formen, Das Hören der Bibel, lautes Lesen, Tanzen oder die sich mit dem Begriff »Meditation« verbinden, Umsetzen in Gebärdensprache oder andere künst- zum Beispiel mit Elementen von Musik, Bild, Lied, lerische Ausdrucksweisen wie Malen, Batik, Töp- Tanz, Dichtung, Gebärde, Natur. Die vielfältigen fern, Musizieren wird in vielfältigen Formen in Meditationsformen haben der Exerzitienarbeit Besinnungstagen und Exerzitien angewandt. Immer wertvolle Impulse gegeben, sowohl zur geistlichen geht es darum, sich mit Leib und Seele von der Praxis als auch zur Bewältigung des Alltags. Botschaft der Bibel betreffen zu lassen, um sich so Heinz Wansing auf Gott hin in Bewegung bringen zu lassen. In vielen Exerzitienkursen gehört die eucharistische Anbetung, oft auch als Nachtanbetung, zum festen Pastoralreferent Heinz Wansing leitet das Referat Programm. Exerzitien und Spiritualität im Generalvikariat Die Einübung in stilles Verweilen vor dem leben- Münster. Der Artikel ist entnommen: Werner digen Gott hat durch die fernöstliche Meditations- Thissen (Hrg.), Das Bistum Münster, Band II, bewegung neue Anregung erhalten. Gleichzeitig Münster 1993, S. 199-201. wurde wiederentdeckt, wie tief die Einübung der

56 Johannes Maria Verweyen

geboren. Er verlor seinen Vater Hubert, als er ge- rade ein halbes Jahr alt war. Seine Mutter Sibilla, geborene Nissing, bemühte sich, ihr einziges Kind soviel wie möglich zu fördern und zog 1892 nach Kleve, um ihm den Besuch des Königlichen Gym- nasiums241 von der Sexta242 an zu erleichtern. Be- reits als Quartaner243 spielte er das Harmonium im Gymnasialgottesdienst und gründete einen Chor, den er dirigierte. Ab Obertertia244 – Ostern 1896 - wurde er Schüler der Bischöflichen Studienanstalt Collegium Augu- stinianum Gaesdonck245 bei Goch, die er allerdings im Herbst 1899 wieder verließ, da die Mutter erneut umzog, dieses Mal nach Düsseldorf. Wie Monika für Augustinus, so war Mutter Verweyen bereit, alles für ihren einzigen Sohn zu opfern. Sie begleitete ihn mit unendlich sorgender Liebe in seiner Entwicklung. Sie sagte immer: „Ich habe noch eine Mission zu erfüllen.“ Das Glück seiner 240 Johannes Maria Verweyen wurde am 11. Mai „Heimkehr“ zum katholischen Glauben erlebte sie 1883 auf dem elterlichen Gut in Till bei Kleve jedoch nicht mehr mit klarem Bewußtsein. Als Ver- weyen an ihr Sterbebett eilte, lag sie in den letzten 240 Der Bericht fußt auf folgenden Unterlagen: Zügen. Hellberg, H., Johannes Maria Verweyen. Wahr- heitssucher und Bekenner; in: Bonner Geschichts- blätter 31 (1979) S. 122-154 Hermes, Franz, Ein vergessener Gaesdoncker; Jo- 241 Das heutige Freiherr-vom-Stein Gymnasium, auf hannes Maria Verweyen; in: Gaesdoncker Blätter dem Karl Leisner sein Abitur gemacht hat. 1982. Heft 35, S. 22-34 242 Entspricht im heutigen Sekundarstufensystem der Karl Kamps, Johannes Maria Verweyen - Philo- Klasse 5 eines Gymnasiums. soph, Gottsucher, Bekenner; Wiesbaden 1962; 243 Schüler der Quarta, entspricht im heutigen Sekun- Dr. Franz Kloidt, Verräter oder Martyrer, Düssel- darstufensystem der Klasse 7 eines Gymnasiums. dorf 1962, Seite 208-229; 244 Berichte in der Kirchenzeitung des Bistums Mün- Entspricht im heutigen Sekundarstufensystem der ster „Kirche und Leben“; Klasse 9 eines Gymnasiums. Unterlagen zur Viktortracht 1966 in Xanten. 245 Siehe Anmerkung 258. 57 In Düsseldorf machte er 1902 sein Abitur am Ho- Begabung beschenkt worden, die eben sowohl zum henzollerngymnasium. Er erhielt das Zeugnis der Denken wie zum Dichten lockt, die Bedenken des Reife, und wollte ursprünglich das Studium der Fachmannes weckend, Anerkennung und Be- Theologie und der Rechtswissenschaft aufnehmen. wunderung einer stillen, dankbaren und weitver- Keines von beiden wählte er, als er sein Studium in breiteten Anhängerschaft gewinnend...“ (K. Kamps Freiburg begann. Das erste Semester verlief im S. 9). Neben seiner Lehrtätigkeit war er Dichter, ungetrübten Zeichen angestammter Religiosität und Komponist und Schriftsteller. war nicht zuletzt gerade deshalb eine Quelle reinster Verweyen suchte nach der Wahrheit und erforschte Freude. In Leipzig, Bonn, Berlin und Straßburg, wo alles, was die damalige Zeit auf philosophischem eine andere Luft wehte, studierte er Philosophie, und religiösem Gebiet bewegte: Den naturalisti- Psychologie, Natur- und Kulturwissenschaften. In schen Monismus eines Wilhelm Ostwald246, der die der katholischen Tradition des Niederrheins aufge- Wissenschaft an Stelle der Religion zur Führerin wachsen, bekam er als Student erste Glaubens- des Lebens erhob, Theosophie, Anthroposophie, zweifel. Okkultismus und Freimaurertum. Er fühlte sich in Bereits 1905 promovierte er mit dem Thema seinem Denken herausgefordert von Phänomenen, „Walter Ehrenfried von Tschirnau als Philosoph“ an die nicht in sein monistisches Weltbild hineinpaßten der Universität Bonn, wo er sich drei Jahre später wie z. B. Heilungen in Lourdes und Phänomene der habilitierte und als Privatdozent der Philosophie Parapsychologie. Neue Erkenntnisse im Bereich der tätig war. Der junge Privatdozent sah die Physik und Molekularbiologie stellten seine Forschungsaufgabe des Wissenschaftlers und die bisherigen Vorstellungen völlig auf den Kopf. pädagogische Verantwortung des Universitätsleh- Der Erste Weltkrieg nahm ihm den letzten Rest rers darin, die Naturwissenschaft philosophisch so seines Kinderglaubens. So erklärte er am 21. März zu reflektieren, daß daraus eine Weltanschauung 1921 vor dem Amtsgericht in Bonn seinen Austritt werde, mit der ein Mensch sein Leben in geistiger aus der katholischen Kirche, aber nie brachte er ein Freiheit gestalten könne. abfälliges Wort gegen Kirche oder Priester über 1918 wurde er zum außerordentlichen Professor seine Lippen. Dieser Apostat wurde vom Geist, ernannt. Seine Studenten schätzten ihn sehr. 550 nicht vom Ungeist getrieben. Sein zusätzliches Zuhörer der öffentlichen Vorlesung über „Willens- Medizinstudium diente der Erforschung des „Me- freiheit“ bedeuteten eine Rekordzahl an dieser diumismus“ im Bereich der Parapsychologie. Als Universität. Seine unkonventionelle Art der Be- handlung philosophischer Themen erregte Aufse- hen. In seinem offiziellen Nachruf der Universität 246 Wilhelm Ostwald (1853-1932), deutscher Che- Bonn aus dem Jahr 1945 wird seine Lehrtätigkeit miker, Professor in Riga und Leipzig, Seine folgendermaßen charakterisiert: „Ein liebenswürdig „Energetik“ führte ihn zum naturwissenschaftli- beweglicher, hinreißend lebensfreudiger Freund chen Monismus (Identität zwischen Weltgrund und geistig regsamer Studenten, war er von den Musen Welt). Er führte zeitweilig den Vorsitz des Monistenbundes. Verweyen war Mitglied des mit jener bezaubernden und fast gefährlichen Vorstandes im Monistenbund. 58 man nicht bereit war, seine parapsychologischen Vorgang! Mir war, als öffneten sich buchstäblich Spekulationen anzuerkennen und alle sogenannten neue Quellen des Lebens, um mich mit ihren okkulten Vorgänge ohne Nachprüfung leugnete, trat lebendigen Wassern zu überströmen...“249 er aus dem Monistenbund aus und ging zu den Am 9. April 1934 wurde Professor Verweyen we- Freimaurern; das Prinzip der Toleranz, der brü- gen offener Kritik an den Ideen des Nationalsozia- derlichen Liebe und der religiösen Duldsamkeit zog lismus unter Berufung auf das nationalsozialistische ihn an. Aber auch davon trennte er sich: „Gewogen „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbe- und zu leicht befunden“.247 Er schloß sich den amtentums“ von 1933 die Lehrbefugnis an der Theosophen an, wohl gedrängt durch seine Neigung Universität Bonn entzogen. zur Paraspychologie und zum Okkultismus. Er Im Mai 1935 war Verweyen in Rom Zeuge der geriet unter den Einfluß des Inders Krishnamurti248 Heiligsprechung zweier „Staatsverbrecher“250, des und dessen Lehre von der Meisterung des Lebens. Kanzlers Thomas Morus (1478-1535) und des In seiner Autobiographie „Heimkehr. Eine religiöse Kardinals John Fischer (um 1469-1535), die beide Entwicklung, Breslau 1941“ fand er warme Worte in England unter Heinrich VIII. (1509-1547) den der Dankbarkeit für die geistig-religiöse Förderung, Martyrertod erlitten hatten. Er notierte dazu: „Seit die er durch die Theosophen erfahren hatte. In den diesem Morgen ist kein Tag vergangen, an dem ich Niederlanden lernte er auf einer Vortragsreise die nicht in der Frühe den hl. Thomas Morus, den „Liberal-katholische Kirche“ kennen. Dies war eine einstigen Kanzler Heinrich VIII., und den hl. gnostisch-theosophische Gemeinschaft mit Martyrerbischof John Fischer angerufen und sie katholischen Kultformen. Sie erhielt große gebeten hätte, mich weises Heldentum zu lehren.“ Bedeutung für sein Leben; denn 1928 ließ er sich Er war immer philosophisch und nicht politisch dort von dem ehemaligen anglikanischen Bischof oder gar parteipolitisch interessiert. Für das Som- Wedgwood zum Priester weihen. Er schrieb dazu: mersemester 1934 hatte er eine Vorlesung mit dem „Nach mehrjähriger Überlegung stand mein Thema „Nationalsozialismus und Katholizismus“ Entschluß fest, im Rahmen dieser Gemeinschaft das angekündigt, aber auf Grund seiner Entlassung priesterliche Berufsideal meiner frühen Jugendzeit konnte er sie nicht mehr halten. Inhaltlich standen zu verwirklichen! Ende September 1928, war der seine Veröffentlichungen seit 1934 im krassen große Tag gekommen, das Fest des hl. Erzengels Gegensatz zur Ideologie eines Rosenberg251 oder Michael, an dem ich in Huizen durch Bischof Dr. Wedgwood die hl. Priesterweihe empfing. Ein 249 Heimkehr, S. 183f. unbeschreiblich beseligender und beschwingender 250 Beide starben als Martyrer des Gewissens, das sich vor keiner menschlichen Anmaßung beugt. Sie 247 Vgl. Dan 5,27. widersetzten sich der Ehescheidung des Königs 248 Jiddu Krishnamurti (*25.5.1897), südindischer und weigerten sich, ihn als Haupt der Kirche von Brahmane und Theosoph. Er entwickelte eine auf England anzuerkennen. indischen und europäischen Quellen fußende Lehre 251 Alfred Rosenberg (1893-1946) war ein national- vom inneren Seelenfrieden. sozialistischer Politiker. Er war durch seine im 59 Himmler252. Als Philosoph sah er seine Le- Wegen seines offenen Auftretens gegen die Irrleh- bensaufgabe darin, die Erkenntnisse der Naturwis- ren des Nationalsozialismus - er verurteilte vor senschaft philosophisch zu überhöhen. Nun wurde allem immer wieder den Antisemitismus - wurde er aus dem Gelehrten ein Bekenner im christlichen schon früh von der Gestapo überwacht. Im Sinne. Das zeigen vor allem die Titel seiner Bücher Hauptstaatsarchiv Düsseldorf - zuständig für Kleve in den folgenden Jahren. Er entfaltete eine reiche - gibt es eine Akte Verweyen Nr. 36203. In dieser Vortragstätigkeit, auf Grund derer er nur wenig Zeit befindet sich folgende Niederschrift: „Die Gestapo für ruhige Stunden auf seinem Hof in Till bei Kleve interessierte sich erst für ihn, nachdem er in der hatte. Zeitung ´Der Katholik´ am 1. November 1936 einen Nach einem Leben der Irrungen und Wirrungen Artikel zum Allerseelentag veröffentlicht hatte.“ bekannte er sich am 2. Februar 1936 wieder zum Seitdem überwachte man seine Vorträge. Am 15. katholischen Glauben. In St. Bernhard in Berlin März 1937 wandte sich die Gestapo Düsseldorf wurde er kirchenrechtlich wieder eingegliedert und zum erstenmal an das Heydrich-Amt253 in Berlin, empfing am 8. April 1936 dort nach 30 Jahren zum und zwar wegen eines Vortrags, in dem er das ersten Mal wieder die heilige Kommunion. Gegenteil von der damals üblichen Rassentheorie Nach seiner pensionslosen Entlassung aus dem dargeboten hatte. Ende November 1937 ging Universitätsdienst war Verweyen wirtschaftlich nochmals ein Brief von Düsseldorf nach Berlin: ungesichert und die Kirche, der er sich wieder „Anliegend überreiche ich ein Belegstück des so- zuwandte, wurde vom Hitlerregime trotz des Kon- eben herausgekommenen Buches von Prof. Dr. kordates hart bedrängt. Er konnte auch nicht er- Johannes Maria Verweyen mit dem Titel ´Zurück zu warten, daß die katholische Kirche seine in der Christus – Ein Buch zur Einkehr und Umkehr´, „Liberal-katholischen Kirche“ empfangene „Prie- erschienen in Frankes Verlag und Druckerei (Otto sterweihe“ als gültig anerkannte und ihn nun ih- Borgmeyer) Breslau. Das Buch trägt das Impri- rerseits zum Priester weihte. Das mag seinen Ent- matur des Generalvikariates Münster vom schluß zur „Heimkehr“ in die katholische Kirche 9.10.1936.“ In dem Brief wird weiter ausgeführt, verzögert haben, konnte aber dann den mutigen Verweyen sei zur Kirche zurückgekehrt und die Schritt nicht verhindern. Im Klerusblatt in Bonn Vorrede des Buches zeige bereits, daß man es ver- teilte er in einer öffentlichen Erklärung mit, er bieten müsse. Die Gestapo verbot seine Schriften bedauere seinen Austritt aus der katholischen Kir- und beschlagnahmte sie manchmal unmittelbar nach che als den größten Irrtum seines Lebens. dem Erscheinen. Ab 1941 begann die Jagd auf Verweyen. Auf einer seiner Vortragsreisen, mit denen er sich inzwischen „Mythos des 20. Jahrhunderts“ entwickelte Rassenlehre der Haupttheoretiker des Nationalso- zialismus. 253 Reinhard Heydrich (1904-1942), nationalsoziali- 252 Heinrich Himmler (1900-1945), nationalsozialisti- stischer Politiker. Er baute seit 1931 den Sicher- scher Politiker. Er baute die SS zur Terrororgani- heitsdienst auf und war seit 1934 Chef der Gestapo sation aus. und dann des Reichssicherheitshauptamtes. 60 seinen Lebensunterhalt verdiente, wurde er am 27. wunderung einer großen akademischen Hörerschaft August 1941 ohne Anklage verhaftet und in das gewann, so führte und formte der nur äußerlich berüchtigte Gestapo-Gefängnis „Alex“ in Berlin Gefangene seine Leidensgefährten zur geistigen gebracht. Auf der Frankfurter Gestapokarteikarte Läuterung. Allen körperlichen und seelischen „Verweyen“ heißt es: „Wurde hier am 27.8.41 auf Schikanen zum Trotz blieb Verweyen ungebrochen Grund eines Anschreibens im DKrPB und erhellte immer wieder das oftmals dumpfe Grau festgenommen und am 8.9.41 mittels Sammeltransp. des eintönigen Zellenlebens.“ an Stapoleit. Bln.254 verschubt.“ Am 23. Mai 1942 kam Verweyen ohne gerichtliches Sein Mithäftling Franz Ballhorn schrieb in der Verfahren vom Gefängnis ins KZ Sachsenhausen. Wochenzeitschrift „Das freie Wort“ am 16. März Hier trug er die Armbinde „Sprachlehrer“. Das 1951: „... Im dunstigen Dämmerlicht des Häft- ermöglichte ihm, in den Baracken Kontakte zu lingsbaues im Berliner ´Alex´ im August 1941 pflegen und offiziell erlaubte Vorträge zu halten. Er begegnete ich diesem bezaubernden Feuergeist und sollte im Lager die polnischen, russischen, lebensfreudigen Gelehrten von hohen Graden zum ukrainischen, französischen, holländischen und erstenmal... In der Welt des Geistes hatte sein Name jugoslawischen Häftlinge mit den meistgebrauchten einen guten Klang. Als Professor der Philosophie Vokabeln, Befehls- und sonstigen Redewendungen der Bonner Hochschule, von der er um seines ihrer Peiniger vertraut machen. Glaubens willen vertrieben wurde, stand er im Sein Mithäftling Reinhold Heinen berichtete am 29. Mittelpunkt der geistesgeschichtlichen Ausein- November 1946 in der „Kölnischen Rundschau“: andersetzungen der Zeit. Als ernster Gottsucher war „... Wir trafen uns regelmäßig kurz nach 4 Uhr er, der Sohn aus einer tief religiösen katholischen morgens, und die Stunde bis zum Appell bot die Familie des Niederrheins, im Laufe seines Lebens Gelegenheit, unsere Gedanken auszutauschen. Man Wege gegangen, die ihn seiner Mutterkirche konnte immer wieder den hohen Flug seiner vollkommen entfremdeten. Im Jahre 1936 jedoch Gedanken, den übersteigenden Reichtum seines hatte er als vertiefter und geläuterter Geist Wissens, die Originalität und Selbständigkeit seines zurückgefunden zum Glauben seiner Ahnen... Sein Denkens bewundern, aber auch an dem unge- liebenswürdig heiteres Wesen, seine hinreißende brochenen Optimismus sich aufrichten, mit dem er Lebensfreude, seine verwirrende Geistigkeit und immer wieder bestimmte Zeitpunkte für den Zu- rastlose Hilfsbereitschaft lockerte die verhärtetesten sammenbruch des Hitlersystems und den Anbruch Herzen seiner bereits seit Wochen und Monaten in der Freiheit voraussagte... Es kann kein Zweifel an einer größeren Gemeinschaftszelle zusammenge- der gläubigen Haltung bestehen, die am Ende des pferchten Leidensgenossen auf. Wie er ehedem auf weitgeschwungenen Lebensbogens dieses Mannes dem Bonner Lehrstuhl mit seiner zauberhaften, ja stand, der zeitlebens ein ernster Sucher und mutiger fast gefährlichen Begabung begeisterte Anerken- Kämpfer und dabei doch im Innersten ein Mann des nung und bis ans Schwärmerische grenzende Be- Friedens und der Versöhnung war. Eine Seele voll kindlicher Heiterkeit und menschlicher Güte.“ 254 Leitstelle der Geheimen Staatspolizei in Berlin. 61 Als die Evakuierung des Lagers Sachsenhausen tung aus halte ich mich bereit für alle, wie immer bevorstand, meldete sich Verweyen zum Transport gearteten, Aufgaben, zu denen mich Gott in seinem nach Bergen-Belsen. Die Überlegung, daß er den Reiche beruft, und spreche mit dem Propheten: Anstrengungen eines Fußmarsches von 300 km ‘Hier bin ich, sende mich’ (Jes 6);...Von solcher unter dem Kommando der SS nicht gewachsen sei, Grundhaltung aus ist es mein heutiges Streben, so dazu der Wunsch, bei den Kameraden von Block 15 weit als möglich die Saat eines auf den ‘lebendigen zu bleiben, bestimmten ihn, entgegen der Warnung Gott’ und den unter uns fortwirkenden Christus durch Freunde, an seinem Entschluß festzuhalten. gerichteten Lebens auszustreuen auf den sich weit, So gelangte er am 7. Februar 1945 ins KZ Bergen- allzuweit dehnenden Feldern verwüsteter und ver- Belsen. wahrloster Seelen, die durch das Gift moderner Die wenigen Dokumente von Mitgefangenen, die Lügen und so vieler Unwahrheiten über Gott, Chri- das Inferno des KZ Bergen-Belsen überlebt haben, stus und seine Kirche schwer geschädigt, vielleicht weisen auf, wie Verweyen mit der Heiterkeit der sogar völlig verdorben wurden. Mein Hochziel echten Kinder Gottes in die letzte Phase irdischen bildet die unermüdliche Arbeit im Reiche Gottes Lebens hineinging. Sein Kreuzweg endete am 21. und seiner Ausbreitung. Mein Bestreben ist es, im März 1945 als Gefangener Nr. 42436. Er starb kurz eigenen Sein und Tun anderen die Größe und vor der Befreiung des Lagers durch englische Schönheit des katholischen Christentums glaubhaft Truppen an Flecktyphus. Der polnische Kaplan R. zu machen und sie nachdenklich zu der Frage zu C. Stanislaw Kadziolka berichtete: „Ich sehe noch, stimmen, wo die starken Wurzeln meiner angeblich wie man den toten Leib des Professors hinauswarf immer mehr zunehmenden Jugendlichkeit und die vor den Block 5. Ich habe im gegenüberliegenden Quellen eines steten Humors sprudeln.“ Fenster über den toten Professor gebetet. Ich weinte Hans-Karl Seeger lange und konnte mich nicht beruhigen.“ Gegen Ende seines Buches „Heimkehr. Eine reli- giöse Entwicklung“255, das von Anfang bis Ende Zeugnis- und Bekenntnischarakter hat, schrieb Verweyen: „Wer gleich mir die nach einem Worte der ‘Geheimen Offenbarung’ des Sehers von Pat- mos ‘auf dem Berge liegende Stadt Gottes’ aus dem Auge verlor und dann wieder entdeckte, ja in ganz besonderer Weise sichtete, wird es als eine hohe Pflicht erachten, ihr nun seine verdoppelte Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Stellung in der Rangordnung der Werte und Güter des Men- schenlebens aufzuweisen. Von solcher Grundrich-

255 S. 284f. 62 Johannes Maria Verweyen und Karl Leisner

Es gibt eigenartige örtliche Beziehungen zwischen Johannes Maria Verweyen und Karl Leisner, außer westlich der Stadt in der Kendelniederung um. Der derjenigen, daß sie – Verweyen nicht während Konvent gehörte zur Windesheimer Kongregation, seiner gesamten Schulzeit – dasselbe Gymnasium in die stark vom Geist der Devotio moderna, einer Kleve besuchten. innerkirchlichen Reformbewegung, geprägt war. Im Tagebuch Karl Leisners lesen wir am 26. Mai Seit Ende des 17. Jahrhunderts diente die „Kanonie 1934: Gaesdonck“ als theologisch-philosophische Morgens gegen ¼8 raus. 9h Hl. Messe. - Nachher Studieranstalt für den Ordensnachwuchs. Davon zeugt bis heute noch die umfangreiche ehemalige 256 mit Kaplan Stegemann gekürt. - Bis zum Mittag Klosterbibliothek. dann mit meinem 75jährigen Großvater257, der Als im Gefolge der französischen Revolutions- noch allein von meinen Großeltern lebt, in den kriege das ganze linke Rheinufer dem Napoleoni- Tiergarten spaziert. Um ½2 zu Paul Dyckmans258 schen Kaiserreich einverleibt wurde, verfielen die gefahren und dann mit ihm weiter über Erfgen-Till zahlreichen klösterlichen Niederlassungen der 259 260 Aufhebung und Beschlagnahme („Säkularisation“). nach Wissel zu Perau , einem Gaesdoncker Die Kanoniker von Gaesdonck aber kauften durch Mittelspersonen bei der öffentlichen Versteigerung der Klostergüter einen Teil ihres ehemaligen 256 Ferdinand Stegemann, geboren am 31.3.1892 in Eigentums, vor allem das Klostergebäude selbst, Freiburg, Priesterweihe am 17.6.1916 in Münster, zurück, um wenigstens in brüderlicher gestorben am 28.8.1947. Er war von 1931 bis 1944 Gemeinschaft, wenn auch nicht mehr als Ordens- Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt. Am leute, weiterhin zusammenbleiben zu können. 17.9.1946 wurde er Pfarrektor in Kleve Christ- Durch testamentarisches Vermächtnis gelangten König. die Liegenschaften 1823 in den Besitz des bi- 257 Friedrich Falkenstein, geboren am 2.5.1859 in schöflichen Stuhles in Münster. Bischof Casper Medebach/Sauerland, gestorben 1945 Medebach. Max Droste zu Vischering richtete 1828 im ehe- Er hatte als Küfermeister eine Faß- und Bottichfa- maligen Kloster ein „Hülfspriesterseminar“ ein. brik und wohnte zuerst in Goch, Klever Straße, Am 16. Oktober 1849 wurde dann nach zähen später in Neuss, Josefstraße. Verhandlungen mit dem preußischen Staat für die sieben rheinischen Dekanate, die seit der Neuum- 258 Paul Dyckmans, geboren am 15.3.1912 in Kleve, schreibung der deutschen Bistümer (1821) zur Di- Priesterweihe am 17.7.1938, gestorben am özese Münster gehörten, in Gaesdonck ein bi- 17.10.1994. schöfliches Gymnasium mit Internat „Collegium 259 Josef Perau, geboren am 8.11.1910 in Wissel, Augustinianum“ eröffnet. Priesterweihe am 18.7.1937. Er wurde 1954 Präses Infolge des Kulturkampfes war das Gymnasium der Gaesdonck. Er gab einen entscheidenden von 1873 - 1893 geschlossen und während der NS Anstoß zur Seligsprechung Karl Leisners. - Zeit von 1941 - 1945 aufgehoben; es wurde nach 260 Der Augustinerchorherrenkonvent Mariaweingar- dem Krieg wieder eröffnet und zählte 1997 ca. 400 ten zu Goch siedelte 1406 auf den Hof Gaesdonck Schüler (Interne, Externe und Tagesschüler). 63 Borromäer261 des zweiten Kursus. Mit Perau und Zeit, vielleicht in den gleichen Sommerferien meinem Kursusgenossen Wilhelm van Gemme- gewesen sein, als Karl Leisner mit Paul ren262 aus Kalkar zogen wir dann in die Wisseler Dyckmans und Willi van Gemmern mich in Dünen, wo wir uns ein wenig hinlegten und über Wissel besuchte und im Zimmer neben der alles Mögliche Unsinn zusammenphilosophierten. - Postagentur von Mutter mit Kaffe und Kuchen Bis ½6 strolchten wir so körperlicherweise durch bewirtet wurde. Es hätte nur einer geringfügig die „im Umbau befindlichen“ Dünen, durch die anderen Konstellation bedurft und die beiden Wiesen und an den Kolken und Baggerlöchern wären einander begegnet, Karl als Mutters Gast, der Professor als Vaters Kunde.“ vorbei und strolchten dabei geistigerweise in etwas In Sachsenhausen war Karl Leisner vom 16. März burschikoser Art durch die neueste Politik und bis 13. Dezember 1940 und Johannes Maria Ver- ergingen uns in mehr oder minder kühnen Zu- weyen ab 1942 im KZ. Beide arbeiteten zeitweise kunftsphantasien, die z. T. optimistisch, z. T. pes- auf der Schreibstube, Karl Leisner kam von Sach- simistisch gehalten waren. Um ½6 gab´s Kaffee mit senhausen nach Dachau und Johannes Maria Ver- Kuchen bei Perau's. Gegen 8¼ zu Hause. - Schnell weyen nach Bergen-Belsen ins KZ zur Singschar im Heim, die den Geburtstagkantus Ich persönlich habe schon als Junge von Johannes für den Präses263 übte. Gegen ½11 in die Falle. Maria Verweyen gehört. Meine Großtante Luise Pfarrer em. Josef Perau, Goch-Hülm, berichtet im Seeger war begeistert von dem Gottsucher, der den Manuskript zur „Chronik einer niederrheinischen Gesuchten gefunden hatte. Oberstudienrat Heinrich Familie – Wurzelgrund und Lebensraum“: Schönzeler, der sowohl ein Lehrer Karl Leisners als 264 „Ich habe den Professor öfters in meinem auch meines Vaters war, schenkte mir zur Primiz Elternhaus gesehen, wenn er in Wissel auf mit einer Widmung das Buch „Johannes Maria dem Hof seines Halbvetters Wilhelm Verwayen Verweyen, Philosoph, Gottsucher, Bekenner“ von einen Kurzurlaub einlegte. Er holte täglich Pfarrer Karl Kamps, einem Vetter und dem Nach- seine Post ab und stand dann, durch seine laßverwalter von Johannes Maria Verweyen. Pfarrer elegante Kleidung von ihnen abgehoben, in der Karl Kamps übergab mir während meiner Zeit als Gruppe der Eingesessenen, die gleich ihm das Bezirksvikar am Niederrhein den Nachlaß von Jo- Sortieren der Eingänge durch Vater und den hannes Maria Verweyen für das Archiv einer zu er- Briefträger abwartete. Es muß um die gleiche richtenden Bildungsstätte in Xanten. Da die geplante Konzeption nicht zustande kam, übergab ich das Material Propst Viktor Roeloffs für das 261 Das Collegium Borromaeum am Domplatz in Archiv der Stiftskirche in Kleve. Münster ist das Theologenkonvikt für Priester- kandidaten. Hans-Karl Seeger 262 Wilhelm van Gemmeren ist kein Priester gewor- den. 263 Siehe Anmerkung 21. 264 Johannes Maria Verweyen. 64 Brief von Mutter Leisner an Frau Frede

Kleve, den 24. Febr. 1946 höre, kommen Sie nächsten Monat nach Kleve. Ich Liebe Frau Frede!265 hatte schon daran gedacht. Ihrer l. Tochter u. dem Endlich möchte ich wohl sagen wird es Zeit, daß l. Wilhelm auch herzl. Dank für die feine westfl. ich Ihnen antworte. So oft wird man gestört beim Karte. Herr Pastor Stegemann268 ist zur Zeit hier Schreiben. Denn wir haben oft mehr Betrieb, wie im Herz-Jesu-Kloster zur Erholung. Er ist schwer im offenen Geschäft. Heute Morgen war Ihr l. herzkrank. Ihnen alles Gute bis auf ein gesundes Schwiegersohn kurz hier u. berichtete, daß es Wil- Wiedersehen in Kleve. Herzliche Grüße für Sie und helm266 wieder gut geht. Wir freuen uns schon, Ihre Lieben, von uns allen, Ihre Malÿ Leisner. wenn wir ihn im Frühjahr wiedersehen. Er ist wohl recht groß geworden. Für Ihre teilnehmenden Worte danke ich im Namen aller recht herzlich. Sorge brauchen wir jetzt um unseren l. Karl keine mehr zu haben. Jetzt quält ihn keiner mehr. Er ist unser großer Fürbitter am Throne Gottes. Dem l. Gott bin ich dankbar, daß er mir noch 6½ Wochen am Krankenbett unseres l. Karl schenkte. Täglich sagte er: Mutter was ist es ein Glück, daß Du bei mir bist. Gerne erzählte ich von allen l. Klevern. Dank auch für Ihren Glückwunsch zu unserer klei- nen Ursula267. Weihnachten war Willi bei seiner Frau und der l. Kleinen. Bald reise ich zum Spessart u. sehe mir das kl. Fräulein an. Wie ich

265 Siehe Rundbrief Nr. 34, S. 32 „Der Martyrer Wilhelm Frede“. 266 Wilhelm Pelzer, Enkel von Wilhelm Frede. 267 Ursula Leisner, Tochter von Willi und Franziska Leisner, geboren 2.6.1945 in Oberbessenbach bei Aschaffenburg im Pfarrhaus des Schwagers ihres Vaters Pfarrer Karl Sauer. Franziska Leisner wohnte derzeit bei ihrem Bruder und ihrer Schwester im Spessart. Karl Leisner war Pate von Ursula Leisner, das erfuhr er durch Otto Pies, der auf der Fahrt zu seiner Schwester Hanna 268 Siehe Anmerkung 254, zu jener Zeit war Stege- Halt in Oberbessenbach machte. mann Pfr. i.R. in Duisburg. 65 Meditative Gedanken am „Portal der Versöhnung“ in Kevelaer

Wie mag das gewesen sein, am 28. Mai 1944, als der Bischof von Cler- mont-Ferrand in seiner Kathedrale das Festhochamt zum Pfingstfest feierte? Im Introitus betete er: „Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis... Gott stehe auf, zerstieben sollen seine Feinde; vor seinem Anblick sollen fliehen, die ihn hassen.“ - Und den- noch: Der Ungeist übte seine Herr- schaft in dem von deutschen Truppen besetzten Frankreich. Spitzel waren höchstwahrscheinlich in der Kathedrale anwesend und konnten das Gebet mit anhören, vielleicht sogar verstehen, sofern sie Latein konnten. Nach dem Hochamt wurde der Bischof Piguet von den Schergen des Hitler-Regimes ver- haftet. Geheimes Einvernehmen mit dem französischen Widerstand lau- tete der Vorwurf, der ausreichte ihn in das Konzentrationslager Natz- weiler-Struthof im Elsaß zu ver- schleppen. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als die Amerikaner bereits die Invasion in Italien begonnen hatten. Wenige Tage später wurde von ihnen Rom eingenommen. Die gewaltige Inva- sion in der Normandie wurde bereits durch Bombardements auf Ver- kehrswege in Frankreich vorbereitet

66 und eingeleitet, als der Bischof sich noch an die ent- gesungen. Ein bischöfliches Ornat sollte der würdigende Häftlingskleidung und die unmensch- französische Bischof erst wieder in dem Konzen- liche Behandlung gewöhnen mußte. trationslager Dachau tragen, das als Gegenpol auf Vorgeworfen wurde Gabriel Piguet, daß er um die dem linken Türflügel dargestellt ist. Durch ein Existenz einer Widerstandsgruppe der Résistance in großes Eisentor mit dem zynischen Wort „Arbeit seiner Bischofsstadt nicht nur gewußt, sondern macht frei“ gelangte man in dieses Lager, in dem diese auch heimlich geduldet haben sollte. Dieser ein deutscher Diakon, Karl Leisner, gegen seine Vorwurf war sicher nicht aus der Luft gegriffen. In offene Tuberkulose ankämpfte. Er tat dies in einer Clermont gab es tatsächlich eine solche Gruppe von für seine Mithäftlinge beeindruckenden Ruhe und in Studenten, zu denen auch katholische junge Männer einer von tiefem Glauben getragenen Heiterkeit. und Frauen gehörten, die intensiven Kontakt zur Mitten in der Hölle des Ungeistes bezeugt der Dia- Umgebung des Bischofs hatten. Ein Spitzel hatte kon jenen Geist, der das Antlitz der Erde zu erneu- sich in diese Gruppe eingeschlichen und sie ern vermag. Auch er wird am Pfingstfest 1944 in auffliegen lassen. der Lagerkapelle mitgebetet haben: „Emitte Spiri- Übrigens gehörten zu dieser Gruppe auch ein junger tum tuum, et creabuntur, et renovabis faciem terrae Student und seine Braut, die nur deswegen der - Send aus deinen Geist, und Welten entstehen. Das Verhaftung entkamen, weil sie zu dem Zeitpunkt Antlitz der Erde wirst du erneuern. Alleluja.“ - In gerade nicht in Clermont-Ferrand waren. Daß dieser diesem Geist konnte er sich mit dem Bischof aus junge Mann bereits zwei Jahre später als Sekretär Frankreich einig wissen, der, geknechtet wie er, im von Robert Schuman am politischen Aufbau nach September 1944 mit einem neuen Häftlingstransport dem Kriege mitwirken und so den Weg zu einem aus Natzweiler-Struthof zwar lebend, aber völlig versöhnten Europa mit vorbereiten sollte, war da- erschöpft im Lager ankam. Nicht einmal ein Jahr mals noch eine utopisch anmutende Hoff- später hat er in diesem Geist die wirkliche Freiheit, nungsvision. Erst recht konnte niemand ahnen, daß wenige Tage vor seinem Tod sein Tagebuch mit der Student der Literaturwissenschaften Jahrzehnte dem Gebet abzuschließen: „Segne auch, Höchster, später die Biographie eines nur sieben Jahre älteren meine Feinde“. Deutschen schreiben würde, an dem der Bischof in Vor der Kulisse des Lagers Dachau steht auf dem Häftlingskleidung wenige Monate vor dem Ende linken Türflügel eine junge Frau hinter einem des Krieges den gegen den Ungeist gesetzten Akt angedeuteten Tisch. Die Arme hat sie voller Blu- der Priesterweihe vollziehen sollte. Die Rede ist men, in dem ein Kelch versteckt ist. Diese Dar- von René Lejeune und seinem Buch über Karl stellung erinnert an eine Verkaufsstelle, in der sie Leisner „Wie Gold im Feuer geläutert“. am Rande des Lagers den regelmäßigen und reich- „Beuge, was verhärtet ist; wärme, was erkaltet ist; lichen Kauf von Blumen zum heimlichen Schmug- lenke, was da irre geht“, hat die Schola in der gel von Dokumenten und Weiheölen für eine ver- Kathedrale von Clermont-Ferrand, die auf dem botene Priesterweihe genutzt hat. Dem Geist des rechten Flügel des „Portals der Versöhnung“ im Lebens hat sie damit im Herrschaftsbe- Hintergrund abgebildet ist, an jenem Pfingstsonntag reich des tödlichen Ungeistes Raum ver-

67 schafft. Seitdem weiß sie, warum sie Azaleen liebt, wie es auf der Banderole der Blumen eingraviert ist. Eine mutige junge Frau, diese Josefa Mack, damals erst zwanzig Jahre alt. Die Hauptfigur des linken Türflügels ist der vor dem Bischof knieende Karl Leis- ner, die Hände gefalten und umwunden von der Stola. Er - von den Nazis in Fes- seln gelegt - kennt nur die Fessel der Freiheit in Christus. Sein Gesicht ist ge- zeichnet von den Jahren der Lagerhaft. Es spiegelt aber auch seine Erschütterung wider, die ihn erfaßt haben muß, als der Bischof vor ihm steht und an ihm die Weihe vollzieht. Für die Herren des La- gers, aber sicher nicht nur für sie, waren sie Erzfeinde, der Franzose und der Deutsche. So entsprach es nationalsozia- listischer Ideologie. Im Sinne der sadisti- schen Lagerleitung stimmten sie aber in einem überein, und das führte sie an die- sem Ort des Grauens zusammen: sie wa- ren „Schädlinge des deutschen Volkes“ und gehörten zudem auch noch zu den „Popen“, von denen „zersetzende Wir- kung“ ausgehen konnte. Eine kleine Rose, wie zufällig zwischen beiden Männern auf dem Tischende ab- gelegt, ist wie ein Symbol des gemeinsa- men Geistes. Der Stab in der Hand des Bischofs, von einem Mithäftling im Lager geschnitzt, trägt auf der prächtig ge- entscheidenden Satz, um den es in dieser Szene stalteten Krumme unter dem Kreuz den geht: „Victor in vinculis.“ Beide, auch wenn sie an den Füßen Fesseln tragen, beseelt der Geist, der die Seelen aufbricht, Versöhnung schafft und die Welt erneuert. Die Hand reicht über die Grenze der

68 beiden Türseiten hinweg. Hinter der Hand und der rand, Hippolyte Simon, und als lebendige Zeitzeu- Krumme des Bischofsstabs tut sich die Tür auf. gin Josefa, Schwester Maria Imma Mack; der dritte Wer dieses Tor öffnen will, kommt nicht daran Nachfolger im Amte jenes Mannes, der über alle vorbei: er muß die Hand ergreifen! Die Hand der nationalen Grenzen und eigene Verbitterung hinweg Versöhnung und des Segens ist ausgestreckt, sie den persönlichen Mut hatte, den Geist der Einheit wartet darauf, ergriffen zu werden. - Noch nicht ein zu bezeugen, und jene mutige Frau, die sich bereit Jahr ist es nun her, seit dieses Portal 1997 gehalten hat, damit jenes Zeichen der Hoffnung eingeweiht wurde, und schon ist die Hand blank wie wider alle Hoffnung gesetzt werden konnte, das eine Berührungsreliquie. Ob wirklich die Intention Zeichen des in seiner Kirche fortlebenden Christus des Portals verstanden sein sollte? Man möchte es auch mitten im Herrschaftsbereich des Ungeistes. hoffen! Und wie sie einander vor dem Portal begrüßten, war Mehr als ein halbes Jahrhundert nach den histori- es, als geschähe dies in der Nähe des seligen Karl schen Geschehnissen, von denen das von Bert Leisner. Gerresheim gestaltete Portal erzählt, sind sich hier Veni, sancte spiritus, et emitte caelitus lucis tuae am Tage der Einweihung zwei Menschen begegnet, radium - Komm, o Geist der Heiligkeit! Aus des als wären sie aus den Bronzetafeln herausge- Himmels Herrlichkeit sende deines Lichtes Strahl! kommen: der heutige Bischof von Clermont-Fer- Klaus Riße

69 Porträts im „Portal der Versöhnung“ von in der Nazi-Diktatur verfolgten oder hingerichteten Frauen und Männern

Bei der Enthüllung des Portals führte der Pastor daß Sie ein Bischof sind. Könnten Sie wohl diesen dieser Kirche, Domkapitular Richard Schulte deutschen Diakon Karl Leisner aus dem Bistum Staade, in seiner Ansprache u. a. folgendes aus: Münster zum Priester weihen?“ ... Welche Berge Durch zwei Jahrhunderte hindurch waren die heute von Vorurteilen mußten da abgebaut werden, um freundschaftlich verbundenen Nationen Frankreich diese Priesterweihe zu ermöglichen. Da ist die Kraft und Deutschland fast bis ins Persönliche verfeindet. des Glaubens, für den Nationalismus und Da wurde nun von der deutschen Besatzung in Rassismus, Verschiedenheit der Sprache und Ge- Frankreich der Bischof von Clermont-Ferrand, schichte keine Barriere sind, um in geschwisterli- Gabriel Piguet, vom Altar weg in Paramenten cher Verbundenheit die eine Kirche Christi zu verhaftet, inhaftiert, ins Ausland deportiert und ins leben. So kniet hier der Feind vor dem Feind, und KZ Dachau interniert. Dort kamen ausgerechnet der Feind segnet den Feind. Deutsche auf ihn zu und sagten: „Das ist günstig,

Ungenannt – Reinhold Friedrichs – Anton Bornefeld – Wilhelm Holtmann – Heinz Bello – Wilhelm Frede Nikolaus Groß – August Wessing – Gerhard Storm – Bernhard Hürfeld – Sophie Scholl.

70 Ungenannt Domkapitular und außerdem mit verschiedenen Dieser Mensch mit verbundenen Augen heißt „Un- Aufgaben betraut. Er starb am 28. Juli 1964. genannt“, denn er steht für die vielen, die im Kampf um den Glauben und das Gute unbekannt geblieben Anton Bornefeld sind. Er wurde am 27. Juli 1898 in Wadersloh geboren Von mehr oder weniger bekannten Personen folgt und empfing die Priesterweihe am 10. Juni 1922. eine beliebige Auswahl: Nach der Priesterweihe war er bis 1933 in Bottrop tätig. Da er sich die polnische Sprache angeeignet Reinhold Friedrichs hatte, war ihm die Seelsorge für die polnische Er wurde am 8. Mai 1886 in Hüls bei Krefeld ge- Bevölkerung übertragen. Hinzu kam die Sorge für boren und empfing die Priesterweihe am 1. Juni die Mähren, deren tschechische Sprache er eben- 1912. Neben seiner normalen Tätigkeit als Kaplan falls erlernte. Als er 1933 nach Duisburg-Hamborn kümmerte er sich besonders um die Jugend. Als er versetzt wurde, widmete er sich erneut der Seel- 1922 in Münster an St. Ägidii Kaplan wurde, be- sorge an Polen und Mähren. Sein Wirken blieb traute ihn der Bischof mit zahlreichen zusätzlichen lange von der Gestapo ungestört. Erst nach einem Aufgaben: Religionslehrer an den Berufsschulen, Besuch des Eucharistischen Weltkongresses 1938 Diözesanpräses des KKV (Katholischer Kaufmän- in Budapest erfolgten mehrere Hausdurchsuchun- nischer Verein), Präses der DJK (Deutsche Ju- gen. 1940 wurde er nach Lüdinghausen versetzt. gendkraft), geistlicher Betreuer der Konvertiten und Wegen eines Vorfalls – ein kurzes Grinsen beim Polizeioberpfarrer. Nach der Machtergreifung durch Nennen der Nazis - im Religionsunterricht kam er die Nazis wurden diese Aufgaben stark ein- zunächst ins Gefängnis nach Recklinghausen und geschränkt und man beobachtete ihn. Wegen des am 6. Februar 1944 ins KZ Dachau. Dort erlebte er Wegfalls seiner bisherigen Tätigkeiten führte am 29. April 1945 die Befreiung und wurde am 29. Reinhold Friedrichs religiöse Wochen durch. Dabei Mai entlassen. Danach wirkte er in Oberhausen- verhaftete ihn die Gestapo am 8. März 1941 nach Holten und in Havixbeck als Pfarrer. Er starb am einer Predigt über die Kreuzwegstationen eines 14. März 1980. Priesters im Gefängnis. Er kam ins Gefängnis nach Münster und am 17. März 1941 ins KZ Sachsen- Wilhelm Holtmann hausen, das er am 22. März erreichte. Am 12. Er wurde am 20. April 1882 in Emmerich geboren September 1941 kam er ins KZ Dachau. Hier er- und empfing die Priesterweihe am 9. Juni 1906. warb sich der väterlich wirkende Mann die Hoch- 1931 wurde er Pfarrer von Kevelaer und erkannte achtung seiner Mitgefangenen. Als im Oktober sehr bald die Gefahren des Nationalsozialismus. 1944 die kommunistischen Blockältesten abgelöst Sein guter Kontakt zu Bischof Clemens August wurden, war er in dieser Position in Block 26 tätig Graf von Galen sorgte für eine Vertiefung dieser und wurde von seinen Priesterkameraden liebevoll Meinung. Am 25. Juni 1935 wurde er Ehrendom- „Blockvater“ genannt. Am 5. April 1945 wurde er kapitular und am 22. Oktober 1937 Dechant des aus dem KZ Dachau entlassen. In Münster wurde er Dekanates Kevelaer. Am 18. Dezember 1937 hatte

71 man ihn zum Bischof von Aachen gewählt. Wegen polnischen und russischen Kriegsgefangenen. des Widerspruches der Nazis war es ihm verwehrt, Wegen „Feindbegünstigung“ wurde er am 18. Juli das Amt zu übernehmen. Diese störte seine enge 1942 von der Gestapo verhaftet und kam am 2. Beziehung zum Bischof Clemens August. Am 2. Oktober 1942 im KZ Dachau an. Hier starb er am 4. Januar 1945 wurde er verhaftet, weil er sich ge- März 1944. weigert hatte, Kevelaer zu verlassen. Am 15. Fe- bruar 1945 wurde er entlassen, durfte aber das Gerhard Storm linksrheinische Gebiet nicht betreten. Am 26. April siehe Rundbrief Nr. 36, Seite 49ff. kehrte er mit einem englischen Militärwagen nach Kevelaer zurück. Er starb am 24. Juni 1949. Bernhard Hürfeld Er wurde am 5. April 1891 in Münster geboren und Heinz Bello empfing die Priesterweihe am 29. Mai 1915. Nach siehe Rundbrief Nr. 37, Seite 53ff. einer Zeit als Erzieher der Prinzen von Arenberg und der Promotion zum Doktor der Theologie Wilhelm Frede wurde er Kaplan in Berlin. 1924 gründete er als siehe Rundbrief Nr. 34, Seite 32ff. Religionslehrer in Lüdinghausen den Internatsverein. Von dort kam er am 6. Februar Nikolaus Groß 1944 ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuie- siehe Rundbrief Nr. 35, Seite 34ff. rungsmarsch am 26. April 1945 befreit. Zuletzt lebte er als Oberstudiendirektor wieder in Lüding- August Wessing hausen, wo er am 12. Oktober 1966 starb. Er wurde am 18. Januar 1880 in Gescher geboren und empfing die Priesterweihe am 25. Mai 1907 in Sophie Scholl Münster. Durch seine polnischen Sprachkenntnisse, Sie wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg gebo- die er sich schon während seines Studiums ren. Als Studentin der Biologie und Philosophie erworben hatte, lag der Schwerpunkt seines Wir- gehörte sie in München der Widerstandsgruppe kens als Kaplan in Recklinghausen in der Polen- „Weiße Rose“ an, die in Flugblattaktionen von Mai seelsorge. Als Folge des Bergbaus waren Zwei- 1942 bis Februar 1943 die nationalsozialistische drittel der Gemeinde Ausländer. Er gilt als der Willkürherrschaft anprangerte und eine moralische „Polenkaplan“. 1924 wurde er nach Lüdinghausen Erneuerung Deutschlands forderte. Bei der Ver- versetzt und 1932 zum Pfarrer von Hoetmar er- teilung von Flugblättern wurde sie am 18. Februar nannt. Auf Grund einer Predigt zu Ostern 1937 1943 verhaftet und am 22. Februar 1943 gemein- ermittelte zwar das Sondergericht gegen ihn, aber sam mit ihrem Bruder Hans zum Tode verurteilt das Verfahren wurde eingestellt. Neben der Sorge und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. für seine Gemeinde beschäftigte ihn die Lage der

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Anne Frank – Bernhard Letterhaus – Helmuth James Graf von Moltke – Josef Lodde Johannes Maria Verweyen – Josef Kleinsorge - Carl Klinkhammer – Leo Statz – Bernhard Lichtenberg Rupert Mayer

Anne Frank Bernhard Letterhaus Sie wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt als Kind Er wurde am 10. Juli 1894 in Barmen geboren. Von deutscher jüdischer Eltern geboren. Schon in früher 1914 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Jugend mußte sie die Schrecken der Verfolgung und Später engagierte er sich als Bandweber gewerk- die Ängste des Lebens in der Verborgenheit erfah- schaftlich für die Textilarbeiter, fand seinen richti- ren. Die Familie, die nach Holland emigriert war, gen Platz aber erst in der katholischen Arbeiterbe- wurde im August 1944 in ihrem Versteck in Am- wegung (KAB). Bis zu seinem bitteren Ende ge- sterdam entdeckt und in Konzentrationslager ge- hörte er seit 1927 als Vorstandssekretär des West- bracht. Im März 1945 starb Anne im KZ Bergen- deutschen Verbandes der KAB an. Von 1928 bis Belsen. 1933 war er Abgeordneter im Preußischen Landtag und enger Mitarbeiter Heinrich Brünings. Er wuchs in den Widerstand gegen Hitler hinein und war als

73 Wiederaufbauminister im geplanten Kabinett am Silvesterabend 1942 ins KZ Dachau. Hier wurde Goerdeler nach der Beseitigung Hitlers vorgesehen. nicht nur seine Gesundheit ruiniert, sondern auch Am 25. Juli 1944 wurde er verhaftet und kam ins seine Persönlichkeit zerbrochen. Am 28. Februar Gefängnis Berlin, ins KZ Ravensbrück und ins 1943 starb er im Krankenrevier des KZ Dachau. Gefängnis Berlin Tegel. Am 13. November 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof unter Freisler Johannes Maria Verweyen zum Tode, und am 14. November 1944 wurde er in siehe Seite 57. Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet. Josef Kleinsorge Helmuth James Graf von Moltke Er wurde am 4. Dezember 1878 im Sauerland Er wurde am 11. März 1907 in Kreisau (Schlesien) geboren. Dr. Kleinsorge war Studiendirektor der geboren. Er wurde Jurist und widmete sich der Landwirtschaftsschule in Lüdinghausen. Aus Ge- Bewirtschaftung seines Gutes Kreisau. Er war der wissensgründen lehnte er es ab, der NSDAP bei- Mittelpunkt des Kreisauer Kreises, zu dem her- zutreten. Mit den anderen Lüdinghauser Pädagogen vorragende Vertreter des Widerstandes aus allen kam er zunächst ins Gefängnis und am 6. Februar Lagern gehörten. Sowohl als Christ als auch als 1944 ins KZ Dachau. Hier starb er am 12. Januar Staatsmann mißbilligte er jegliches Attentat und 1945. war selbst auch nicht am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt. Im Januar 1944 wurde er verhaftet, weil er Carl Klinkhammer einen Freund vor dessen bevorstehender Verhaftung Er wurde am 22.1.1903 in Aachen geboren und gewarnt hatte. Im Januar 1945 verurteilte ihn der empfing die Priesterweihe am 14. März 1929. Prälat Volksgerichtshof zum Tode, und am 23. Januar Dr. phil. Hubert Carl Joseph Klinkhammer wurde wurde das Urteil in Berlin-Plötzensee vollstreckt. am 21. April 1933 aus politischen Gründen als erster Geistlicher im Dritten Reich verhaftet. Vom Josef Lodde 24. November bis 20. Dezember 1933 wurde er in Er wurde am 26. Januar 1879 in Münster geboren Schutzhaft genommen wegen Vergehens gegen und empfing die Priesterweihe am 6. Juni 1903. §130a (Kanzelparagraph). Im Juni 1937 erfolgte Nach seiner Kaplanszeit war er im Ersten Weltkrieg wieder eine Schutzhaft aus politischen Gründen. von 1914 bis 1918 als Feldgeistlicher eingesetzt. Wegen seines Einsatzes für einen sozialen Aus- Danach war er neben seiner Tätigkeit in der Ge- gleich gab man ihm die Namen „Ruhrkaplan“ oder meinde auch Standortpfarrer in Coesfeld. Da er den „der rote Kaplan“. Der Umbau eines Bunkers zu Nationalsozialismus ablehnte, wurde er ver- seiner Pfarrkirche in Düsseldorf-Heerdt „Heilig schiedentlich verwarnt und einmal, da er als Sakrament“ brachte ihm den Namen „Bunkerpfar- Standortpfarrer dem Militärgericht unterstand, nach rer“ ein. Er war auch Initiator der Düsseldorfer sechs Wochen Schutzhaft freigesprochen. Aber im „Mittwochgespräche“, bei denen es vorwiegend um Oktober 1942 gab es keinen Ausweg mehr. Nach theologische und religiöse Themen geht. Er starb einem Aufenthalt im Gefängnis in Münster kam er am 8. Januar 1997.

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Leo Statz Bernhard Lichtenberg Er wurde am 17. Juli 1898 in Köln geboren, wuchs siehe Rundbrief Nr. 33, Seite 30ff. aber auf Grund der Versetzung seines Vaters als Landgerichtsrat nach Düsseldorf dort auf. Zeitle- Rupert Mayer bens betrachtete er Düsseldorf als seine Heimatstadt Er wurde am 23. Januar 1876 in Stuttgart geboren und engagierte sich von frühester Jugend an im und empfing die Priesterweihe am 2. Mai 1899. Karneval. Ab 1933 gehörte er dem Vorstand des Nachdem er verschiedentlich verhaftet und inhaf- Karnevalsausschusses der Stadt Düsseldorf e.V. an. tiert worden war, kam er am 22. Dezember 1939 ins 1935 übernahm er dessen Vorsitz Bei der Gründung KZ Sachsenhausen. Vom 6. August 1940 bis 11. des „Bundes Deutscher Karneval“, dem alle Mai 1945 war er durch die Gestapo ins Kloster deutschen Karnevalsvereine angeschlossen sind, Ettal verbannt. Er starb am 1. November 1945, dem wurde er dessen Vizepräsident. Als Fabrikant lebte Fest Allerheiligen, durch Schlaganfall am Altar, er aus seinem katholischen Glauben heraus. Er wobei er wegen seiner Beinprothese nicht umfiel. wurde denunziert und am 27. September 1943 Die Menschen wußten es: „So aufrecht stirbt nur ein wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt Heiliger.“ und am 1. November 1943 in Brandenburg hinge- Hans-Karl Seeger richtet.

75 NACHRICHTEN AUS ALLER WELT

Polen

1. Ich bedanke mich sehr für die Einladung zur des heutigen Lebens stehen und ohne Hoffnung Präsidiumssitzung und Mitgliederversammlung des leben. IKLK. Leider konnte ich wegen erheblicher Gründe 4. Das Interesse am seligen Karl Leisner wurde in nicht daran teilnehmen. Polen auch mit Hilfe des Internets geweckt und 2. Das Jahr 1997 als das auf die Seligsprechung verbreitet. Der selige Karl Leisner, der Priester und Karl Leisners folgende war ein Jahr besonderer Märtyrer, der bis zum Ende vertraute und ganz Dankbarkeit. Die Seligsprechung war ein außeror- bewußt sein Leben opferte, setzt viele Jugendliche dentliches Ereignis, und alles, was danach erschien, in Erstaunen. war eine wertvolle Lektüre für viele bis heute. Vor 5. Der 12. August 1997 – der liturgische Gedenktag kurzem wurde die Broschüre „Karl Leisner – des seligen Karl Leisner – wurde ein Tag des Vorbild für die Jugend Europas“ von Professor einzigartigen Gebetes zu ihm. Er, für den das René Lejeune übersetzt. Martyrium die Folge seines Lebens auf dem Weg zu 3. Es vergrößert sich der Personenkreis, der die Christus wurde, ist Fürsprecher und Zeuge in den so Krankennovene hält. Der Gottesdienst hilft vielen wichtigen Problemen unserer heutigen Welt. kranken und alten Menschen, ihre Leiden Gott zu Bei der Anrufung Karl Leisners beten wir Mitglie- opfern und ständig im Gebet zu verharren. Die der und Freunde des IKLK um die Fürsprache des Gebete werden von den Kranken in Warschauer – Seligen, damit er dank seines Martyriums für viele Posener und Stettiner Krankenhäusern benutzt. Sie Jugendliche zum Lebenszeugen und Lebensvorbild helfen auch jungen Menschen, die unter dem Druck werde. Alina Skurska

76 Einladung

Gaudetesonntag - Mitgliederversammlung

Sonntag, 13. Dezember 1998 10.00 Uhr Hochamt in Xanten im St. Viktordom mit Gang zur Krypta und Gebet an den Gräbern der Martyrer. Zelebrant und Prediger Geistlicher Rat Heinz Withake. Anschließend ist Zusammenkunft für alle Interessenten im Haus Michael. Einige Ehefrauen der Schützenbrüder bewirten uns dankenswerterweise wieder mit Kaffee und Plätzchen. Daran schließt sich die Mitgliederversammlung des IKLK an, die mit der Vesper um 15.00 Uhr im Dom endet. Um 14.00 Uhr gibt es zur Stärkung eine Suppe. Es ist folgende Tagesordnung vorgesehen: ■ Die Völker Europas auf dem Weg nach Santiago de Compostela, Teil 2 ■ Protokoll der Mitgliederversammlung 1997 ■ Jahres- und Rechenschaftsbericht des Präsidiums, der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer ■ Entlastung des Präsidiums ■ Wahl der Kassenprüfer ■ Planungen ■ Verschiedenes

Es wird zu dieser Mitgliederversammlung keine eigene Einladung mehr verschickt.

77 LEBENSDATEN KARL LEISNERS

Weihekurs von Karl Leisner

Im Rundbrief Nr. 36, Seite 69ff wurde ein Gedenk- Leisner schon im Lungensanatorium in St. Blasien zettel zu den Priesterweihen im Jahre 1939 vorge- weilte. Auf dem Foto fehlen außer Karl Leisner stellt, auf dem Karl Leisner verzeichnet ist, obwohl noch Wilhelm Elsemann und Jakob Lomme. er in jenem Jahr wegen seiner Erkrankung und Das Foto ist vor dem damaligen Portal des Prie- Gefängnishaft nicht geweiht werden konnte. Nun sterseminars entstanden. Durch Anbauten ist das habe ich ein Foto seines Weihekurses entdeckt, das Portal heute zur Innentür geworden, aber noch zu im Juni-Juli 1939 aufgenommen wurde, als Karl erkennen. Die Säulen sind nicht mehr vorhanden.

01. Heinrich Tellen 23. Josef Ratte 45. Eduard Schmeddinghoff 02. Arnold Mente 24. Paul Güllmann 46. Heinrich Enneking 03. Wilhelm Schroer 25. Bernhard Schräder 47. Bernhard Leusder 04. Jakob Jansen 26. Josef Heitkamp 48. Anton Völkering 05. Hans Wahmhoff 27. Fritz Häfner 49. Josef Brink 06. Franz Abeln 28. Fritz Harten 50. Johannes Werners 07. Aloys Hegemann 29. Erich Koenen 51. Fritz Völker 08. August Wissmann-Dress 30. Wilhelm Jansen 52. Bernhard Gerving 09. August Veerkamp 31. Heinrich Kleinen 53. August Niebügge 10. Wilhelm Meyer 32. Heinrich Maags 54. Robert Drees 11. Wilhelm Hausmann 33. Karl Austrup 55. Karl Vörckel 12. Wilhelm Gertz 34. Hermann Becker 56. Hans Heilkenbrinker 13. Karl Janßen 35. Heribert Sommerfeld 57. Karl Berg 14. Josef Köckemann 36. Karl Heeke 58. Heinrich Daams 15. Josef Brand 37. Alfons Eversloh 59. Heinrich Klopries 16. Heinrich Schmalenbach 38. Franz Werger A Spiritual Pater Peter 17. Bernhard Brengelmann 39. Paul Wesemann Mischler SJ 18. Norbert Stammschröer 40. Antonius Wissing B Regens Arnold Francken 19. Bernhard Koch 41. Wilhelm Kramme C Subregens Dr. theol. Hein- 20. Franz Düsterhus 42. Johannes Karnbrock rich Gleumes 21. Heinrich Tenhumberg 43. Albert Leinweber 22. Hermann J. Gerhardi 44. Hermann Egger

78 79 Als Karl Leisner im Priesterseminar war, gehörten folgende Herren zur Hausleitung:

Regens Arnold Francken, geboren am 6. August von Cassita und Weihbischof in Münster ernannt 1875 in Kervenheim, Priesterweihe am 9. Juni und am 30. November 1948 zum Bischof geweiht. 1900, gestorben am 31. März 1954. Von 1908-1948 war er im Priesterseminar in Münster als Subregens Pater Peter Mischler SJ, geboren am 20. Februar und Regens tätig, die Studenten nannten ihn 1879 in Waldeck, Priesterweihe am 24. August liebevoll „Rex“. Bei seiner Beerdigung waren ca. 1913, gestorben am 27. November 1943 in Ham- 400 Priester anwesend. burg. 1915 begann er seine rastlose apostolische Tätigkeit, die ihn in die Schweiz, dann zum Rhein- Dr. theol. Heinrich Gleumes, geboren am 6. Februar Ruhrgebiet, durch viele Städte von Mittel- und 1897 in Kempen, Priesterweihe am 17. Dezember Westdeutschland, und nach Luxemburg führte. Seit 1921, gestorben am 26. August 1951. Ab 1927 war 1932 war er Spiritual im Priesterseminar in Mün- er Studienrat und Regens im Konvikt in Emmerich, ster. Er war ein großer Marienverehrer. wurde aber 1936 von den Nazis abgesetzt und kam Die Studenten im Priesterseminar nannten ihn nach Kevelaer. Am 10. Januar 1938 wurde er „Pater Peter Puter Punctator“, weil er sich oft ver- Subregens im Priesterseminar in Münster. Während haspelte. Seine Vortragsweise war nicht gerade dieser Zeit promovierte er zum Dr. theol. 1939 spannend, wohingegen die Betrachtungen von wurde er Kriegspfarrer, 1946 Domkapitular und Regens Francken wegen ihrer Kürze und Prägnanz 1947 Generalvikar des Bischofs Michael Keller. sehr beliebt waren. Am 8. Oktober 1948 wurde er zum Titularbischof

Regens Francken schrieb am 7. Dezember 1944 an Heinrich Tenhumberg folgenden Brief:

Lieber Tenhumberg! sind in Paderborn. Jeden Tag, oft auch nachts, sind Abends – bei kümmerlichem Kerzenlicht schreibe wir einige Stunden im Bunker – das ist ein Bild ich diese Zeilen – Strom haben wir nicht mehr und unseres Lebens hier! Trostlos. Die Stadt liegt zum werden auch diesen Winter keinen erhalten. Die größten Teile in Trümmern. Der 18. November270 Leitung ist ohne Wasser, desto mehr im Keller, das aus der durch Trümmer aufgestauten Aa269 kommt. Die Universität ist geschlossen, die Seminaristen

270 Der erste Bombenangriff auf Münster war am 269 Die Aa entspringt in den Baumbergen unweit von 16.5.1940, am 10.10.1943 erfolgte der erste Ta- Billerbeck, dem Sterbeort des hl. Liudger, dem er- gesangriff auf Münster, bei dem ca. 700 Tote zu sten Bischof von Münster und fließt nahe am Prie- beklagen waren. Am 18.11.1944 erfolgte ein sterseminar vorbei durch Münster. Sprengbombenabwurf mit furchtbarster Wirkung. 80 hat ihr den Todesstoß gegeben. Der Zusammen- In Planegg erinnerte sich Karl Leisner an ein latei- bruch des Alten Rathauses war symbolisch.271 nisches Gedicht, das ihm ein Mitbruder zur Prie- Leisner soll oder wird in D.272, wie sein Bruder273 sterweihe und Primiz verfaßt hatte. In seinem Tage- an d. Epps274 schrieb, die Priesterweihe empfan- buch notierte er dazu: gen. Das wäre für ihn die größte Freude, die er Sonntag, 22. Juli 1945 [Tgb. Nr. 27, S. 31-33] haben könnte und sicher eine besonders unaus- Gegen 6¼ Otto [Pies] da. Feiner Abend mit Rasur. löschliche Erinnerung für später. Oremus pro Das Essen Qual. Amerikanische Konserve (kl.) 277 ipso.275 Und sonst können wir auch beten: Parc[e] „ham and eggs“ hilft und schmeckt. Durchfall Domine populo tuo276 – das Beten und der Glaube und Magenbeschwerden erhöhen sich wieder. Sehr allein können uns halten. schade, aber nur Mut! Bei meinem herzlieben Otto Mit herzlichem Gruß Ihr Regens Fr. kann ich mein armes Buben- und Menschenherz so gut erleichtern wie bei keinem. Das feine Gedicht Gedicht zur Priesterweihe und Primiz zur Weihe von + P. Girotti O.P.278 ließ er mir von einem seiner neuen Kandidaten279 (18jähriger Flugzeugführer aus Rheinhausen) in neuartigem 271 Bei einem Luftangriff am 28.10.1944 waren der Spritzverfahren abschreiben und zieren. Wunder- Prinzipalmarkt und das 600 Jahre alte Rathaus fein. Ich bin ganz froh, wieviel kleine liebereiche verwüstet worden. Freuden schenkt der gute Gott. Gute Nacht! Wie 272 KZ Dachau. freu’ ich mich, daß es mit Ottos Neuerrichtung des 273 Willi Leisner. Noviziates in Rottmannshöhe280 so herrlich voran- 274 An den Episcopus, Bischof Clemens August Graf geht. von Galen. 275 „Beten wir für ihn“, in Anlehung an den Wechsel- gruß unter Priestern: „Commendo me“ – „Oremus pro invicem!“ – „Gedenke meiner“ – „Beten wir 277 „Schinken und Ei“. füreinander!“ 278 Dominikanerpater Dr. theol. Giuseppe Girotti, 276 „Verschone Herr dein Volk.“ Die gebräuchliche Professor, geboren am 19.7.1905 in Alba, gestor- Antiphon lautete: „Parce Domine, parce populo ben am 2.4.1945. tuo; ne in aeternum irascaris nobis – Verschone 279 Herr, verschone dein Volk; zürne uns nicht in Wohl Interessenten für die Gemeinschaft der Ewigkeit“ und wurde meist in Notzeiten und bei Jesuiten. drohenden Katastrophen, so in Kriegszeiten beim 280 Die Rottmannshöhe wurde 1874 als Sommerhotel Heulen der Sirenen, in Verbindung mit dem Psalm am Ostufer des Starnberger Sees gebaut, benannt 50/51 Miserere gesungen. nach dem Maler Carl Rottmann (1797-1850). Seit Der Eigenteil des Gotteslobes im Bistum Münster 1920 war sie Exerzitienhaus der Jesuiten. 1940 war enthält diese Antiphon etwas verändert. GL 982,2: sie durch volksdeutsche Auswanderer belegt. Ab „Schone, Herr, schone deines Volkes, das du erlöst Juli 1945 wohnten dort die ersten Nachkriegsno- mit deinem Blute.“ vizen unter Pater Otto Pies SJ. 81 Pater Giuseppe Girotti schrieb für Karl Leisner ein lateinisches Gedicht zur Weihe mit folgendem Brief: Lieber Mitbruder! Anbei schreibe ich Ihnen die paar armseligen Verse, die zu erhalten Sie den Wunsch aus- sprachen. Freilich hinken sie nicht wenig, da sie in kürzester Zeit entstanden sind. Ich bitte Sie, darin nichts anderes sehen zu wollen, als einen bescheidenen Ausdruck der herzlichen Anteilnahme aller Priester des Lagers an Ihrem Glück und dem Tage, der Ihnen unvergeßlich bleiben wird fürs ganze Leben. In tiefer Ehrfurcht küsse ich Ihre neugeweihten Hände und verbleibe Ihr ergebener P. Joseph Girotti O.P. Die folgende Übersetzung ist zusammengestellt aus den Übersetzungen von Hubert Buecker, Dr. Walter Froleyks und Wilhelm Michels.

Carolo Leisner Karl Leisner Neo – Christi – Sacerdoti dem Neupriester Christi dignissimo dem hochwürdigen salutem plurimam wünschen überreiches Heil et quaeque optima und alles Gute eius seine fratres in Sacerdotio Brüder im Priestertum confratres vero in captivitate Mitbrüder in der Gefangenschaft ex intimis visceribus aus ganzem Herzen ominantur Salve frater et confrater Gruß dir liebster Bruder in Christo carissime, und Mitbruder quem tormenta in Christus Sacramenta den die Folter der Gefangenschaft captivitatis et Ordinis das Sakrament des Priestertums modo miro auf wunderbare quasi divo ja göttliche Weise nos uno vinciunt animo. uns in einem Geiste Hodie mane fesseln in Jordane Heute morgen quasi in undis fueris; standest Du gleichsam supervenit in des Jordans Wogen in te venit es kam über Dich ille ab alto Spiritus, und ging in Dich ein qui iam flavit jener Geist aus der Höhe superflavit der einst in Mariam Virginem, über die Jungfrau Maria kam ut dicaris nun wirst Du

82 efficiaris Priester des Allerhöchsten Sacerdos Altissimi. genannt Jubilare und Du bist es in Wirklichkeit frater care Juble lieber Bruder tanta tibi gratia! über die große Gnade Nos unimur die Dir zuteil wurde et vincimur Wir aber sind Dir verbunden tuo sancto gaudio. und nehmen teil Contemplare an Deiner heiligen Freude et mirare Schau quot levitis cingeris! und staune Omnes isti wie viele Leviten Dich umringen servi Christi Sie alle ex longinquo veniunt, Diener Christi ex Europae kommen aus weiten Fernen situ utroque aus jeglichem Lande et aliis regionibus, Europas Pentecostes und aus anderen Erdteilen quasi sortes Im Geiste erneuern renovates spiritu; sie gleichsam unde amore die Ereignisse des Pfingstfestes magno ardore Darum wollen wir non linguis solummodo, mit großer Liebesglut et sentiamus nicht nur mit Worten et faciamus sondern im Willen suscitare Spiritum und in der Tat dici illius den Geist jenes Tages quando unius erwecken orbis sensit se animi. da der Erdkreis Tenebrarum sich eines Sinnes fühlte et poenarum So viele auch der Schrecken quotquot sint phantasmata sein mögen quae videmus der Finsternisse und Peinen et timemus die wir hier in unserer Gefangenschaft nostro in isto carcere, erleben und fürchten arceantur sollen abgewehrt expellantur und vertrieben werden

83 luce tui sacri radiis. durch den strahlenden Glanz Tanta electa Deines heiligen Opfers et dilecta Die so außergewöhnlich nostri Caroli consecratio und ersehnte Weihe sit tutamen unseres Karl sit et flamen sei Unterpfand des Schutzes exorientis pacis sideris. und ein Strahl Sint et tuae jenes aufgehenden Friedenssternes281 manus purae Und Deine reinen Hände alter Moyses in Madian Du zweiter in Madian282 semper tensae sollen immer ausgebreitet et protensae und zum Himmel erhoben sein ad coelum suppliciter flehend ut oriantur daß wachsen et impleantur und vollendet werden Christi ordinis conanima. die Bemühungen Non terrenis der Schar Christi votis plenis Nicht irdischer Wünsche voll hodie te prosequimur; wollen wir heute sint impleta zu dir kommen et completa es möge ganz in Erfüllung gehen tui cordis intima: Dein innigster Herzenswunsch: sancta vita Jetzt als Priester vivas ita mögest Du ein so heiliges Leben führen modo in Sacerdotio daß Du einst ewig gekrönt wirst ut honore et decore mit Ehre und Herrlichkeit coroneris perpetim.

281 Vgl. Lk 1,78. 282 Vgl. Ex 2,15ff; Ex 17,11-13.

84 Eucharistiefeier am 12. August – Gedenktag des Seligen Karl Leisner

Zum Einzug als unerschrockene Zeugen Vor der Subdiakonenweihe schrieb Karl Leisner am für das Evangelium einzutreten 25. Februar 1939 in sein Tagebuch: „Jetzt geht es und so dein Reich der Wahrheit auf das letzte Liebeswort für das ganze Leben zu, und der Gerechtigkeit sichtbar zu machen. mit aller Lust und allem Leid gesprochen - wie Darum bitten wir durch Jesus Christus. jedes Liebeswort, auch unter Menschen, die sich restlos einander lieben und weihen wollen. - Ich Lesung: Offb 7,9-10.15-17 spreche „Ja, Vater”, weil Gott zu mir gesprochen. „Ja, du bist mein lieber Sohn”. - Ich kann und will Antwortpsalm Ps 16 (15) nicht mehr anders und koste es das Leben des R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. Kreuzes; und das kostet es ganz sicher mehr als ich Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. + es aussprechen kann. Aber ich ahne es. Herr, ich Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr; * entscheide mich für Dich, Dir gehört mein Leben mein ganzes Glück bist du allein.» und Sterben!“ Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Wir bereiten uns für die Feier von Tod und Aufer- Becher; * stehung des Herrn. du hältst mein Los in deinen Händen.

Zum Schuldbekenntnis und Kyrie R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. Herr Jesus Christus, du schenkst uns deinen Heili- Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. * gen Geist, damit wir das Rechte suchen. Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht. Kyrie eleison! Ich habe den Herrn beständig vor Augen. * Wir aber haben uns nicht von deinem Geist begei- Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht. stern lassen, wir waren müde und lustlos. Christe eleison! R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. Den Atem deines Geistes haben wir nicht ver- Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine nommen. Seele; * Kyrie eleison! auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit. Du zeigst mir den Pfad zum Leben. + Tagesgebet Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, Herr, unser Gott, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit. du hast dem seligen Priester Karl Leisner R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. eine leidenschaftliche Liebe zu Christus geschenkt. Ruf vor dem Evangelium Diese bezeugte er bis zum Martyrium, Halleluja. Halleluja. das er für die Jugend der Kirche auf sich nahm. Gib auch uns auf seine Fürsprache die Kraft,

85 Selig, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung P, Gott, unser Vater, du hast unseren Bruder Karl leiden; denn ihnen gehört das Himmelreich. (vgl. Leisner in der Nachfolge Christi bis zur Höhe Mt 5,10) des Kreuzes geführt. Er opferte sein Leben für Halleluja. die Jugend, für die Versöhnung der Völker und für ein christliches Europa. Auf seine Fürspra- Evangelium: Mt 10,17-22 che erhöre unsere Bitten durch Christus unsern Herrn. Fürbitten P. Gott, beim Gedenken des seligen Karl Leisner Gabengebet bitten wir dich um Gaben und Gnaden, die du Gott, unser Vater, selbst ihm verliehen hast. Laß uns mit Dank- am Gedenktag des seligen Karl Leisner barkeit und Liebe auf die Fürsprache des Seli- rufen wir zu dir: gen bitten: gewähre uns jene Treue V. Gib den Christen Mut, ihren Glauben zu be- im Bekenntnis zu deinem Namen, kennen, sei es gelegen oder ungelegen. Stille die du ihm geschenkt hast, Gott, unser Vater! und nimm unsere Gaben an, A. Wir bitten dich, erhöre uns! wie du das Opfer ihres Lebens angenommen hast. V. Gib allen Menschen ein dankbares Herz für ein Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. gutes Elternhaus und hilfreiche Wegbegleiter auf dem Weg zu dir.- Stille - Gott, unser Vater! Nach der Kommunion V. Gib den Erwachsenen ein Herz für die Jugend, Folgende Texte von Karl Leisner wurden bei der laß sie Ausstrahlungskraft besitzen und ein Eucharistiefeier anläßlich seiner Seligsprechung in überzeugendes Beispiel für sie sein. – Stille - Berlin am 23.Juni 1996 während der Austeilung der Gott, unser Vater! Kommunion vorgetragen: V. Mache die Jugend politisch aufgeschlossen, • Ich bin niedergekniet und habe Gott gedankt weitsichtig und mutig. – Stille - Gott, unser und ihn gebeten, mir den rechten Platz im gro- Vater! ßen Zusammenhang der Dinge zu geben. V. Segne alle Priester in ihrem Dienst an den Men- • Alles ist Gnade und Berufung. Herr, wohin schen und schenke ihnen Freude in ihrem willst Du mich? Dahin gehe ich, auch in Nacht Dienst. – Stille - Gott, unser Vater! und Not und Leid. V. Laß alle Christen aufgeschlossen sein für die • Jesus Christus, mein Erlöser und Gott, Du Ökumene und gib uns ein weises und weites kennst mich besser als ich mich kenne. Du hast Herz für die Belange Europas. – Stille - Gott, mich berufen, Du weißt warum. Es war ein sel- unser Vater! tener Weg oft, den Du mich gehen ließest und V. Laß uns dankbar unserer Verstorbenen geden- führtest. Für mich bleibt er ein Geheimnis. Aber ken und ihr Andenken in Ehren halten. – Stille - ich vertraue Deinem Herzen mehr als meiner Gott, unser Vater! kleinen menschlichen Einsicht. 86 • Herr, lehr mich Deinen Willen erkennen und gib du hast im Leben des seligen Karl Leisner mir den Mut und die Kraft, in Demut und ohne das Geheimnis des Kreuzes aufleuchten lassen. alle Menschenfurcht ihn zu vollbringen. Herr, Stärke uns durch das Opfer, das wir gefeiert haben, mache mich frei. damit wir in der Nachfolge Christi ausharren und in deiner Kirche zum Heil der Menschen wir- ken. Schlußgebet Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Herr, unser Gott,

87 Karl Leisner und das Kaspertheater

Nach Drucklegung des letzten Rundbriefes hatte ich gute Lösung dieser Schwierigkeit. Wenn Sie uns da Gelegenheit, den Ort aufzusuchen, wo die Kas- helfen könnten, wäre es gut. Derjenige, dessen perfiguren mit Hilfe von Karl Leisners Gruppe Namen Sie noch nicht nannten in Ihrem Brief, sind entstanden waren, die im Krieg erheblich beschä- Sie wohl selber. Schreiben Sie mir bitte, ob ich digte, heute aber wieder aufgebaute Werkstatt von recht habe; ich werde dann den Jungens schreiben, Gerd Matthäi283 in Kleve. Heute noch ist dort einer sie möchten Sie um Ihren Rat und Ihre Hilfe bitten. seiner Söhne, Wilhelm Matthäi, in hohem Alter Wenn noch ein paar „Neue“ in die alten Gruppen künstlerisch tätig. Auf meine Bitte hin, schaute er in hineinkämen, frische, tüchtige Kerle, so würde ich alten Unterlagen seines Vaters nach; dabei kamen das nur begrüßen. großartige Schätze zu Tage, die uns Näheres über Mit dem Heim285 geht es ja – wie ich zu meiner die Entstehung der Kasperfiguren verraten und Freude höre – langsam , aber dauernd vorwärts. darüber, welche Ausstrahlung Walter Vinnenbergs Da werden die Jungens jetzt, wenn´s ans Ausmalen Anregung hatte. Dazu geben vor allem dessen und an die Ausstattung des Innenraumes geht, Ihre Briefe an Gerd Matthäi beredt Auskunft. Es ist Hilfe besonders notwendig haben. sogar ein Brief von Vater Vinnenberg an Gerd Für alles, was Sie bisher für die Clever Jungens Matthäi erhalten. Zum anderen wird deutlich, getan haben, ein herzliches Vergelts´s Gott! ... welche Funktion Gerd Matthäi in der Jugendarbeit hatte, nachdem Walter Vinnenberg Kleve verlassen Heimschule, 27. Juni 1929. hatte. Lieber Herr Matthäi! Hier Auszüge aus den Briefen Walter Vinnenbergs ... Die Jungens sind inzwischen sicher bei Ihnen an Gerd Matthäi: gewesen. Wenn im Anfang vielleicht auch noch Heimschule284, 22. Mai 1929. nicht alles recht gehen will, so werden Sie sich Lieber Herr Matthäi! doch gewiß bald aneinander gewöhnen und frisch ... Gefreut hat´s mich auch, daß Sie an die Jungens und froh zusammen arbeiten. Die Jungen haben die denken. Ja, Sie haben recht, es fehlt ihnen der Hilfe eines Erwachsenen so nötig, werden auch ältere Führer. Und davon hängt so viel ab. In dankbar dafür sein; und ich glaube wirklich, daß unserem schlichten, katakombenhaften Kapellchen, Sie der rechte Mann sind, die Lücke auszufüllen. – vor dem Bilde der Muttergottes bete ich oft um eine Wie sieht´s im Heim nun aus? Vor einiger Zeit schrieb mir einer der Jungens, der obere Raum sei 283 verputzt. Wie steht´s nun mit der Ausmalung und Gerd Matthäi (*22.3.1889 in Kleve, + 19.2.1952 in den Möbeln? Ist Hein Laurier noch in Cleve? Kleve) war Schüler von Gerd Brüx (*10.3.1875 in Kleve, + 29.9.1944 in Wissel), der 1902 ein Bild- Werden Sie die Verwaltung des Heimes überneh- haueratelier in Kleve gründete, in dem zahlreiche men, wenn Hein fortgeht? ... Schüler ausgebildet wurden. 284 In Maria Laach, siehe Rundbrief Nr. 37, S. 28. 285 Siehe Rundbrief Nr. 37, S. 35. 88 Polizist, Jude, Bauer und Professor kämen wohl Telgte, 29. Dezember 1929. zuerst in Frage. Können Sie die Köpfe noch für 3 Lieber Herr Matthäi! Mark pro Kopf schnitzen und bis wann würden Sie Erst hier zu Hause, wo wir vor Ihrer Krippe286 ein ungefähr damit fertig werden? Wahrscheinlich stilles, schönes Weihnachtsfest verlebt haben, kann ich bald noch mehr Puppen bei Ihnen komme ich endlich dazu, Ihnen zu schreiben... bestellen... Mit dem Heim ist´s in der letzten Zeit gewiß wieder voran gegangen. Ist der obere Raum nun ganz Heimschule, 23. Januar 1930. fertig und wohnlich geworden? Was machen die Lieber Herr Matthäi! Jungens in ihren Gruppen, kommen sie öfter zu Rasch wenigstens ein paar Zeilen, um Ihnen zu Ihnen, und halten sie recht zusammen? danken für Ihren ausführlichen Brief und die feinen In der Heimschule wollen die Jungens auch anfan- Köpfe, die allen gut gefallen und Freude machen gen, Kaspertheater zu spielen. Könnten Sie denen und hoffentlich recht oft helfen, eine frohe Stunde einige Köpfe schnitzen, zunächst etwa ein gutes mit ihnen zu verleben. Das Geld wird Ihnen bald halbes Dutzend? Weil die Kerle noch ziemlich klein von hier aus zugeschickt werden. Könnten Sie uns sind (11 bis 13 Jahre durchschnittlich), müßten die in derselben Größe noch einen Neger, einen Sultan, Köpfe wohl etwas leichter sein als diejenigen, die einen Ritter, eine Prinzessin, einen zweiten Teufel Sie für die Clever Jungens gemacht haben. Die und einen Bauern schnitzen? Die Hälse vielleicht Gesichtszüge möglichst grob und kräftig, die etwas kürzer (weil die Figur sich dann leichter Farben ebenso; die Verbreiterung unten am Hals halten läßt) und die Löcher zum Einstec??ken des nur eben so groß, daß das Kleid der Puppe nicht Fingers ein wenig größer. – Von Ihrer schönen abrutscht. Sonst wären die Jungens mit ihren Fahrt mit den Jungens müssen Sie mir in den kleinen Fingern durch das Holz zu stark behindert. Osterferien mehr erzählen... Kasper, seine Frau, Großmutter, Tod, Teufel, Heimschule, 21.März 1930.

286 Lieber Herr Matthäi! Walter Vinnenberg hatte diese von Gerd Matthäi Der Betrag, den ich Ihnen sandte (15,-M), war für geschnitzte Krippe seinen Eltern geschenkt. Dieser die zuletzt gesandten 6 Köpfe. Ich hatte gedacht, Krippe wegen schrieb Vater Vinnenberg am 7. Oktober 1930 an Gerd Matthäi: Sie erinnern sich der Betrag für die erste Sendung (22,50 M), der gewiß, daß Sie vor etwa zwei Jahren für meinen direkt von der Schule aus an Sie gehen sollte, wäre Sohn, Dr. Walter Vinnenberg, der damals Religi- längst in Ihren Händen. Nun ist leider durch ein onslehrer am dortigen Gymnasium war, eine Versehen auf unserem Büro eine Verzögerung schöne Weihnachtskrippe geschnitzt haben, die er eingetreten. Ich hoffe aber, daß Sie inzwischen den uns zum Feste geschenkt hat. Das Kunstwerk hat Betrag schon erhalten haben oder doch nächste uns große Freude bereitet. Tage erhalten. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mich Vater Vinnenberg schrieb, weil diese Krippe einer auf das Versehen unseres Finanzministers Reparatur bedurfte, da sie während einer Aus- stellung beschädigt worden war. aufmerksam gemacht haben... 89 Bescheinigung Heimschule, ?9, September 1930. Hiermit verpflichte ich mich, für jede der von Herrn Lieber Herr Matthäi! Matthäi uns zur Verfügung gestellten Kasperle- ... Von Ihrer Fahrt an die Nordsee hörte ich Sie Puppen im Falle des Verschwindens einen Betrag gern erzählen. Vielleicht in den Weihnachtsferien. von 10,00 M zu zahlen. Haben Sie auch Aufnahmen gemacht unterwegs?... Kleve, d. 8. Okt. 1934 Brey288, Kpl. Geht´s mit dem Heim langsam, aber sicher vor- Erhalten d. 8.10.34 Karl Kück (15 Fig.) wärts? Einer aus der Gruppe um Karl Leisner, Theo Derk- Münster, 7. April 1932 sen, studierte in Freiburg. Seit dem 22. April 1937 Lieber Herr Matthäi! war er im Piusheim in Glonn/Oberbayern. Er ... Vorige Woche waren drei Clever Jungens hier. schrieb am 22. April 1934 an Gerd Matthäi: Die haben wohl die Grüße von mir überbracht und ... Piusheim, ein Heim für Schwererziehbare im etwas von Ihrer Fahrt berichtet. Alter von 14 – 15 Jahren. Ist schon die Arbeit an sich schon schwer, so wird sie doch durch die Telgte, 17. September 1934. unverständliche Art und Weise der Leitung, die Lieber Herr Matthäi! pädagogisch unbrauchbar ist, noch schwerer ge- ... Ich komme heute mit einer Bitte, nicht für mich, macht. Gott sei Dank sind wir zu zweit vom Frei- sondern für die Clever Jungens. Karl Leisner burger Seminar, sonst wäre ich auf und davon. schrieb mir287, sie möchten gern das Kasperle- Lange bleiben werde ich hier bestimmt nicht... theater wieder in Schwung bringen. Sie (d.h. die Am 23. August 1937 schrieb er dann: Jungschar) hätten dafür das Häuschen und die ... Nach langem Überlegen habe ich mich ent- Puppe nötig, die Sie damals für die Gruppe und das schlossen, vorerst noch hier zu bleiben. Es hat sich, Heim geschnitzt hätten. Ich weiß nun weder genau, dank unseres ganzen Einsatzes manches geändert. wie damals die Besitzverhältnisse lagen, noch wie Die Ordnung des Heimes ist wiederhergestellt... es heute nach all den Veränderungen damit steht, Nun komme ich allerdings zum eigentlichen Zweck möchte Sie aber doch herzlich bitten, den Jungen, meines Schreibens. Ich habe eine große Bitte an wenigsten leihweise, die Sachen zu überlassen und Sie, die Sie mir hoffentlich nicht abschlagen wer- ihnen etwas mit Rat und Tat zu helfen, den. Wir legen im Heim großen Wert auf eine gute vorausgesetzt natürlich, daß Sie Zeit und Lust dazu Ausgestaltung der Freizeit. Abendappelle, die mit haben... Singen und Vorlesen ausgefüllt werden, sind schon eingeführt und sind von den Jungen begeistert In den Unterlagen von Gerd Matthäi fand sich aufgenommen. Für den Winter sind schon einige folgende Filme vorgemerkt. Ich möchte Sie nun bitten, mir einige von Ihren Kasperköpfen zu leihen, und zwar 287 Dieser Brief ist unter den vielen erhaltenen Briefen Karl Leisners an Walter Vinnenberg nicht erhalten. 288 Siehe Anmerkung 21. 90 die, die Sie uns damals für die Gruppe zur Verfü- Inzwischen waren die Kasperfiguren bei Frau gung gestellt haben. Meines Wissens werden sie Irmgard Verbücheln, der Haushälterin unseres dort nicht mehr gebraucht. Hier würden sie die Ehrenmitglieds, Pfarrer Heinrich Kleinen, „in der Freizeit wesentlich bereichern und unsere Arbeit Puppenklinik“, und Frau Verbücheln konnte die erleichtern. Die Jungen würden es dankbar begrü- Figuren „opknappe“. Sie sind nun wie neu geboren, ßen, wenn die Wintersonntage mit diesem frohen dafür gebührt Frau Verbücheln ein herzliches Spiel ausgefüllt würden. Je mehr Figuren um so Dankeschön. lieber ist es mir. Vielleicht fliegen noch einige Am 17. September 1998 werden die Kasperfiguren Heftchen herum, die ich gut gebrauchen könnte. anläßlich des „Tages der katholischen Schulen“ zu Erfüllen Sie mir die Bitte... dem Bischof Dr. Reinhard Lettmann alle zwei Jahre die 10. und 11. Klassen des Bistums einlädt, Gerd Matthäi muß umgehend gehandelt haben. „wiederbelebt“. Vom 23. September 1937 existiert folgende Post- In diesem Rahmen und anläßlich des 100jährigen karte: Domjubiläums ist auch an eine Ausstellung in der Lieber Herr Matthäi! Sparkasse von Billerbeck gedacht. Ich danke Ihnen, auch im Namen der Jungen, für Auch Jungen in Kleve haben sich interessiert ge- die Kasperfiguren. Wir haben heute zum erstenmal zeigt, mit den Puppen zu spielen. So sind die gespielt. Wenn Sie die frohen Gesichter der Buben Handpuppen keine Museumsstücke, vielmehr wer- gesehen hätten, wüßten Sie, daß Sie unsern Jungen den sie nach einem langen „Winterschlaf“ mit eine große Freude gemacht haben und noch ma- neuem Leben erfüllt. chen werden. Die Figuren sind bei uns gut auf- Hans-Karl Seeger gehoben, und daß sie nutzbringend aufgehoben sind, brauche ich Ihnen wohl nicht zu versichern. Daß die Kasperfiguren Ihr Eigentum bleiben, ist selbstverständlich.

Am 14. Juli 1931 hatte Karl Leisner an Walter Vinnenberg geschrieben: Keiner tat was an den Kasperpuppen, nur ich hatte über 10 mit nach Hause und war sie dort am auf- knappen289.

289 Hier formte Karl Leisner einen niederländischen Ausdruck ins Hochdeutsche um: „opknappe“ be- deutet „wieder schön machen“. 91 MITGLIEDER DES IKLK

Neue Mitglieder

Altgassen, Kordi, Burgweg 5a, Hölzer, Franz, Eidechsenweg 15, D 47661 Issum-Sevelen D 51427 Bergisch Gladbach Blumensaat, Sr. M. Manfreda, Klosterstr. 75, Hölzer, Käthe, Eidechsenweg 15, D 48143 Münster D 51427 Bergisch Gladbach Conrad, Matthias, D 48135 Münster Koch, Karl, Brahmsstr. 9. D 48527 Nordhorn Gerber, Marie Victoire Elisabeth, B.P. 214, Leprovost, P. Martin, Abbaye Sainte-Madeleine, F 68306 Louis Cedex F 84330 Le Barroux Gössl, Ralf, Hochfeldstr. 63, D 86159 Augsburg Schefers, Erna, Josef Hehl Str. 5, D 46509 Xanten Gotter, Rainer M., Höhrer Str. 80a, Wolters, Theo, Vlierstraat 17, D 59179 Vallendar 6851 HS Huissen Nederland Hergenröder, Werner, Gundekarstr. 15, D 85072 Eichstätt

Verstorbene Mitglieder

Enneking, Heinrich - Viskbek Schmitt, Egon - Vreden Grabner, Margareta - Mönchengladbach Witte, Franz Josef – Datteln Karnbrock, Johannes - Bösel Storz, Lola - Triberg-Nußbach

Ausgetretene Mitglieder

Halmans, Elisabeth - Kevelaer Schmid, Rudolf - Augsburg Jacoby, Karl-Heinz - Trier Gerwers, Bernhard - Wesel-Bislich Barth, Maria - Kleve

Alle Mitglieder werden gebeten, Unstimmigkeiten in der Auflistung der Mitglieder des IKLK der Geschäftsstelle mitzuteilen; das gilt vor allem im Wissen um verstorbene Mitglieder. Die neuen Mitglieder werden gebeten, ihre Angaben zu überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen in Druck- oder Schreibmaschinenschrift an die Geschäftsstelle weiterzuleiten. Teuer wird es für den IKLK, wenn die Bankverbindung nicht mehr stimmt oder die Kontonummer sich geändert hat. Teilen Sie der Geschäftsstelle doch bitte vor allem solche Änderungen mit.

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