WappenWappen und und Flaggen Flaggen desdes Freistaats Freistaats Thüringen Thüringen undund seiner seiner Landkreise Landkreise sowiesowie kreisfreien kreisfreien Städte Städte Wappen und Flaggen des Freistaats Thüringen und seiner Landkreise sowie kreisfreien Städte

Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 2000, 2., durchgesehene und erweiterte Auflage Herausgeber: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen Redaktion und Konzeption: Hartmut Ulle Die Texte zu den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten entstanden aus Zuarbeiten dieser Gebietskörperschaften.

Die Abbildung und Verwendung der Landkreis- und Stadtwappen sowie -flaggen unterliegt einschränkenden Bestimmungen. Für die vorliegende Mappe liegen die Genehmigungen der Landräte und Oberbürgermeister vor.

Druck: Gutenberg Druckerei GmbH Weimar ISBN 3-931426-45-9 Inhalt Freistaat Thüringen Altenburger Land

Eichsfeld, Landkreis

Eisenach, kreisfreie Stadt

Erfurt, Landeshauptstadt

Gera, kreisfreie Stadt

Gotha, Landkreis

Greiz, Landkreis

Hildburghausen, Landkreis

Ilm-Kreis

Jena, kreisfreie Stadt

Kyffhäuserkreis

Nordhausen, Landkreis

Saale-Holzland-Kreis

Saale-Orla-Kreis

Saalfeld-Rudolstadt, Landkreis

Schmalkalden-Meiningen, Landkreis

Sömmerda, Landkreis

Sonneberg, Landkreis

Suhl, kreisfreie Stadt

Unstrut-Hainich-Kreis

Wartburgkreis

Weimar, kreisfreie Stadt

Weimarer Land Anschriftenverzeichnis

ALTENBURGER LAND SAALE-HOLZLAND-KREIS Landratsamt Landratsamt Lindenaustraße 9, 04600 Altenburg Im Schloß, 07607 Eisenberg

EICHSFELD SAALE-ORLA-KREIS Landratsamt Landratsamt Friedensplatz 8, 37308 Heiligenstadt Oschitzer Straße 4, 07907 Schleiz SAALFELD-RUDOLSTADT Stadtverwaltung Markt 1, 99817 Eisenach Landratsamt Schloßstraße 24, 07318 Saalfeld ERFURT Stadtverwaltung SCHMALKALDEN-MEININGEN Fischmarkt 1, 99084 Erfurt Landratsamt Jerusalemer Straße 13, 98617 Meiningen GERA Stadtverwaltung SÖMMERDA Kornmarkt 12, 07545 Gera Landratsamt Bahnhofstraße 9, 99610 Sömmerda GOTHA Landratsamt SONNEBERG 18.-März-Straße 50, 99867 Gotha Landratsamt Bahnhofstraße 66, 96515 Sonneberg GREIZ Landratsamt Dr.-Rathenau-Platz 11, 07962 Greiz SUHL Stadtverwaltung HILDBURGHAUSEN Marktplatz 1, 98527 Suhl Landratsamt Markt 2, 98646 Hildburghausen -HAINICH-KREIS Landratsamt ILM-KREIS Lindenbühl 28/29, 99974 Mühlhausen Landratsamt Ritterstraße 14, 99310 Arnstadt WARTBURGKREIS Landratsamt JENA Erzberger Allee 14, 36433 Bad Salzungen Stadtverwaltung Am Anger 15, 07743 Jena WEIMAR KYFFHÄUSERKREIS Stadtverwaltung Landratsamt Schwanseestraße 17, 99423 Weimar Markt 8, 99706 WEIMARER LAND Landratsamt Landratsamt Bahnhofstraße 28, 99510 Apolda Grimmelallee 23, 99734 Nordhausen ThüringenThüringen Landesflagge Landesdienstflagge

Thüringen Thüringen

Das Wappen des Freistaats Thüringen bildet ein auf- achte Stern symbolisierte die vorherigen preußi- recht stehender, achtfach rot-silbern gestreifter, goldgekrönter schen Gebiete Thüringens, die 1944 zum Land und goldbewehrter Löwe auf blauem Grund, umgeben von Thüringen kamen. 1952 wurde das Land Thüringen acht silbernen Sternen. Dieses Wappen wurde aus dem samt seinem Wappen beseitigt und erst mit der Wie- „Urwappen von Thüringen“, dem „Bunten Löwen“ dergründung 1990 wurde 1991 das jetzige Thüringer der Ludowinger vom Anfang des 13. Jahrhunderts Wappen auf historischer Grundlage geschaffen. Die übernommen. Die älteste erhaltene farbige bildliche Landesfarben sind weiß-rot. Die Landesflagge be- Darstellung finden wir auf dem Wappenschild Land- steht aus je einem gleich breiten weißen und roten graf Konrads von Thüringen: der rot-weiße Löwe auf Längsstreifen; die Landesdienstflagge ist die Landes- lasurblauem Grund, golden bewehrt und gekrönt. flagge, die in der Mitte das Landeswappen jeweils Nach dem Ende der Ludowinger Herrschaft endete senkrecht zeigt. der Erbfolgekrieg 1264/65 mit der politischen Selbstständigkeit Hessens und der Angliederung der Thüringen liegt im Zentrum der Bundesrepublik Landgrafschaft Thüringen an die Markgrafschaft Deutschland. Mit 16.172 km2 ist es der Fläche nach Meißen. Hessen führt seitdem den „Bunten Löwen“ das kleinste der fünf neuen Bundesländer und hat als Landeswappen – allerdings weiß-rot gestreift – ca. 2,45 Millionen Einwohner (31.12.1999) in 1.019 und in den wettinischen Wappen dokumentierte er Gemeinden. Die Verwaltungsgliederung umfasst 17 den Besitzanspruch ehemals ludowingischer Gebiete Landkreise und 6 kreisfreie Städte. Es wird von den und Lehen in Thüringen, indem er an hervorragen- Bundesländern Hessen, Niedersachsen, Sachsen-An- den Plätzen im Schild geführt wurde. Mit der Bil- halt, Sachsen und Bayern umgeben. dung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 als Zu- sammenschluss der sieben ehemaligen Herzog- bzw. Die Geschichte Thüringens lässt sich bis etwa um Fürstentümer wurde nicht das Löwenwappen wie- 350.000 v. Chr. zurückverfolgen: mit dem Fund eines derbelebt, sondern am 7. April 1921 das Wappen des Homo erectus bei Bilzingsleben liegen älteste Zeug- Landes Thüringen – sieben silberne Sterne auf ro- nisse von Steinzeitmenschen in Thüringen vor. Nach tem Grund – verkündet. Mit dem Machtantritt der den Alteinheimischen und Kelten um die Zeiten- Nationalsozialisten erhielt Thüringen ein neues wende lassen sich Hermunduren nachweisen, die Wappen – quadriert mit einem Herzschild –, welches nach ihrer Einwanderung einen eigenen Stammes- das sächsische Rautenkranzwappen für die ernestini- verband bilden. Um 380 n. Chr. erfolgte die erstma- schen Länder, den kaiserlichen Doppeladler, der lige Erwähnung des Namens „Thoringi“ für Thürin- den Schwarzburgern anlässlich ihrer Erhebung in gen bei Flavius Vegetius Renatus; die äußere Süd- den Reichsfürstenstand als Gnadenwappen verlie- grenze des späteren Königreiches lag nördlich der hen worden war, den reußischen Löwen und die Donau, bei Bad Salzungen lag die Westgrenze, im Henneberger Henne vereinte, belegt mit dem acht- Osten werden uns als Grenzgewässer die Mulde und fach von Silber und Rot quergestreiften Löwen – der die Elbe angegeben und im Norden gehörte noch „hessischen Streifung“ – in Blau, der ein goldenes die Altmark zum Thüringer Königreich. Der Sage Hakenkreuz darbrachte. Im Juli 1945 erhielt Thürin- nach soll der erste König des Thüringer Reiches Er- gen sein nunmehr drittes Hoheitszeichen, einen gol- phes geheißen haben, der um 325 Erfurt gegründet denen Löwen auf rotem Grund, umgeben von jetzt haben soll. Doch bereits 531 war das Thüringenreich acht silbernen Sternen – der neu aufgenommene unter König Herminafried durch den Sieg der Fran- ken und Sachsen bei Burgscheidungen an der Un- mitteleuropäischen Stromgebiete Elbe, Weser und strut untergegangen – Thüringen wird Teil der Rhein. Auf Grund seiner geographischen Lage wird „Francia Orientalis“. Die fränkisch-sächsische Herr- das Klima Thüringens durch Luftströmungen aus schaft dauerte an, bis in der Mitte des 11. Jahrhun- westlichen Richtungen beeinflusst und führt zu mil- derts Ludwig der Bärtige aus Lohr bei Aschaffenburg den Wintern und relativ kühlen Sommern. Nahezu die thüringische Ludowinger-Dynastie begründete. ein Drittel Thüringens ist mit Wald bedeckt, was ihm Mit dem Erbfolgekrieg 1247–1264 nach dem Tod des den Beinamen »Grünes Herz Deutschlands« einge- kinderlosen Landgrafen Heinrich Raspe IV. fällt bracht hat. Auch die Vegetationsbedeckung weist Thüringen an Heinrich den Erlauchten und die eine große Vielfalt aus und gehört mit etwa 1500 Landgrafschaft Hessen an Sophie von Brabant; Pflanzenarten zu den botanisch interessantesten Thüringen ist nunmehr bis zum sächsischen Bruder- Räumen Deutschlands. Anstelle urbaner Ballungs- krieg 1446–1451 unter Wettiner Herrschaft. Mit dem zentren wird die Siedlungsstruktur des Landes vor al- Leipziger Teilungsvertrag 1485 zerfällt der wettini- lem durch ein dichtes Netz von Kleinstädten und ei- sche Besitz in Thüringen in einen nördlichen alber- nen hohen Anteil ländlicher Gemeinden bestimmt. tinischen und einen südlichen ernestinischen Teil. Als zentrale Siedlungsachse erweist sich die West-Ost- In Folge mehrerer Erbteilungen, Fehden und Be- Diagonale zwischen Thüringer Wald und Thüringer sitzänderungen glich Thüringens politische Karte zu Becken, wo sich zwischen Eisenach und Gera sechs Beginn des 19. Jahrhunderts einem Flickenteppich der neun größten Städte Thüringens, darunter die aus Fürstentümern, Herzogtümern, Grafschaften Landeshauptstadt Erfurt, aneinanderreihen. und anderen selbstständigen Herrschaften. Zur Eini- gung Thüringens kam es erst im Ergebnis der Historisch war das Land ein traditionelles Durch- Novemberrevolution 1918 nach der erzwungenen gangsgebiet mit engen Wirtschaftsbeziehungen zum Abdankung der Landesfürsten: am 1. Mai 1920 trat Frankfurter, Nürnberger und Leipziger Raum; schon die erste Thüringer Verfassung in Kraft, die Weimar im Mittelalter kreuzten sich hier wichtige Handels- zur Landeshauptstadt erklärte; die preußischen wege. Viele später bedeutsame Industriezweige hat- Gebiete, darunter Erfurt, gehörten zu dieser Zeit ten ihren Ursprung in handwerklichen Traditionen, noch nicht zum Land Thüringen – erst nach dem wie beispielsweise die Büchsenmacherei in den 2. Weltkrieg wurden auch diese Gebiete dem Land Waffenschmieden von Suhl. Im Thüringer Wald war Thüringen angegliedert. Landeshauptstadt blieb im Mittelalter der Bergbau zu finden; zusammen mit zunächst Weimar. Bestrebungen, diese nach Erfurt dem reichlich vorhandenen Holz und der für Hand- zu verlegen, wurden mit der 1952 erfolgten Verwal- werke nutzbaren Wasserkraft boten sich günstige tungsreform quasi – wie auch das Land Thüringen – Grundlagen für vielfältige Metallberufe. Mineralauf- zerschlagen. Die staatliche Wiedergeburt Thürin- kommen ließen mit Holz die Glas- und Porzellanin- gens begann während der Wende 1989/90 und war dustrie entstehen und die Gebirgsbäche trieben mit der Landtagswahl am 14. Oktober 1990 vollzo- Mühlen, aber auch Hammerwerke sowie Säge- gen. mühlen an und vor mehr als 100 Jahren entstand an der Saale bei Ziegenrück das erste Wasserkraftwerk Geographisch und geologisch entstand das heutige in Thüringen. Die Namen vieler berühmter Persön- Relief Thüringens in einem Zeitraum von über 500 lichkeiten sind eng mit Thüringen verbunden, so Mio. Jahren – so ist das Land Teil der mitteldeut- der 1585 in Bad Köstritz geborene Heinrich Schütz schen Hügel- und Mittelgebirgslandschaft: Die südli- und der 100 Jahre später in Eisenach geborene Mu- che Landeshälfte durchzieht von Nordwesten nach siker Johann Sebastian Bach; Martin Luther, der in Südosten der schmale Kamm des Thüringer Waldes Eisenach einen Teil seiner Schulbildung mit dem Großen Beerberg als höchster Erhebung absolvierte, in Erfurt studierte und ins Augustiner- (983 m); als Kammweg wurde dessen Rennsteig kloster eintrat sowie auf der Wartburg das Neue Te- berühmt. Im Südwesten steigt die Hochfläche des stament übersetzte; die beiden Dichterfürsten Jo- Meininger Landes im Grenzbereich zu Hessen und hann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, Bayern zur Rhön an. Nördlich des Thüringer Waldes die lange Jahre in Weimar wirkten und von denen erstreckt sich die Landschaft des Thüringer Beckens, die Stadt quasi noch im Kulturstadtjahr 1999 profi- das im Dreiländereck zu Niedersachsen und Sach- tierte. Bereits im Spätmittelalter gehörte die Erfurter sen-Anhalt – hier werden lediglich noch 119 m Höhe Universität zu den besuchtesten und berühmtesten – ü. NN vermessen – in den Harz überleitet und im 1816 durch Preußen geschlossen ist sie nach der Westen an die Hochfläche des Eichsfeldes angrenzt. Wende wieder erstanden und wird seit 1998 mit stei- Nach Osten flachen die Thüringer Hügel immer genden Studentenzahlen gefüllt. Mit der Friedrich- mehr ab und die Landschaft öffnet sich den Weiten Schiller-Universität in Jena, der Bauhaus-Universität des sächsischen Tieflandes. Auch die hydrogeologi- in Weimar und der Technischen Universität in sche Gliederung Thüringens ist uneinheitlich struk- Ilmenau verfügt Thüringen über ein Quartett be- turiert: das Land liegt im Einzugsbereich der drei deutender Studieneinrichtungen. Altenburger Land Altenburger Land Altenburger Land

Das am 28. April 1995 durch das Thüringer Landes- sis“ – als königlicher Pleißenwald – bekannt ist. Le- verwaltungsamt genehmigte Wappen des Landkrei- diglich um die Burg Altenburg – 976 erstmals er- ses „Altenburger Land“ hat folgende Blasonierung: wähnt – mit mehreren zugehörigen ursprünglich sla- Das Wappen ist geviertet und zeigt oben vorn eine rote Rose wischen Dörfern sowie bei Schmölln befinden sich mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern, oben hin- offene Siedlungslandschaften. Spätestens seit dem ten in Blau einen aufrechten, von Gold und Silber geteilten 11. Jahrhundert wird das Altenburger Land als Teil Löwen; das rechte untere Feld ist neunmal von Schwarz des Pleißenlandes dem Osterland zugeschrieben. und Gold geteilt und mit einem grünen Rautenkranz belegt; 1289 beschreibt eine Urkunde Rechte, Pflichten und das linke untere Feld zeigt in Silber eine rote Eichel mit grü- Einkünfte der Altenburger Burggrafen; die Ein- nem Kelch. Die Rose steht für die Burggrafschaft Al- künfte stammen aus der Stadt Altenburg und aus 33 tenburg: die Burggrafschaft Altenburg war der wich- Orten des umliegenden Landes. Ein 1336 für Frie- tigste Bestandteil und Verwaltungszentrale des drich II. Markgraf zu Meißen und im Osterland, reichseigenen, 1158 durch Friedrich I. Barbarossa Landgraf zu Thüringen und „ein herre des landes gegründeten und bis über den Kamm des Erzgebir- Plißen“ erstelltes Verzeichnis zur Beschreibung des ges reichenden Pleißenlandes. Die Rose ist auch Be- Amtes Altenburg umfasst insgesamt 118 Orte. In die- standteil des Stadtwappens von Altenburg und gilt ser Zeit, im frühen 14. Jahrhundert, ist auch die bäu- als Symbol der sich ewig neu entfaltenden Welt und erliche Kolonisation und Rodungsbewegung im der Zukunft. Der gold-silberne Löwe auf blauem Osterland weitestgehend abgeschlossen; gleichzeitig Grund steht für das Pleißenland; ein goldener, ge- betreiben die wettinischen Markgrafen zu Meißen krönter Löwe auf schwarzem Grund ist das Wappen und Landgrafen zu Thüringen den Landesausbau in der Reußen (Vögte von Plauen und Weida): diese be- ihren Territorien in einem bis dahin unbekannten saßen im 14. und 15. Jahrhundert großen Einfluss im Maß und in bemerkenswerter Form: an die Stelle der Schmöllner Raum (Schlossbau in Schmölln, Verlei- älteren Burgvogteien treten nunmehr, unter stren- hung der Stadtrechte). Das mit dem Rautenkranz be- ger Kontrolle der wettinischen Kanzlei stehend, die legte, neunmal von Schwarz und Gold geteilte Feld „Ämter“. Die Amtsverwaltung im Altenburger Land steht für die Wettiner: 1307 kam das Pleißenland in bleibt von allen Schwankungen der Zeitläufe un- den Besitz der Markgrafen zu Meißen (Wettiner); berührt. Durch die zahlreichen, in der Regel durch diese waren seit Mitte des 13. Jahrhunderts auch Erbschaft bedingten Teilungen kommt das Amt Al- Landgrafen in Thüringen. Die Eichel symbolisiert tenburg 1603 zu den Ehren eines fürstlichen Amtes; das Skatspiel: 1813 wurde in Altenburg das Skatspiel zu Beginn des 19. Jahrhunderts entsteht, abermals erfunden; das Spiel verband Hof, Bürgertum und durch Erbschaftsteilung bedingt, das Herzogtum Bauern und machte Altenburg weltberühmt. Des- Sachsen-Altenburg. Zu diesem 1826 gegründeten halb wurde die ranghöchste Farbe in das Wappen Herzogtum gehören der sogenannte „Ostkreis“ mit aufgenommen. Der Landkreis führt seit 27. Juli 1995 den Ämtern Altenburg, Schmölln und Ronneburg eine Flagge: rot-weiß-grün längsgestreift, belegt mit mit einer Fläche von 657 km2 sowie der „Westkreis“. dem Kreiswappen. Mit der Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 und der nachfolgenden Verwaltungsreform Zu Beginn der Besiedlung befindet sich im Gebiet entsteht am 1. Oktober 1922 aus den Ämtern Alten- des heutigen Landkreises Altenburger Land ein un- burg und Schmölln der Landkreis Altenburg. Mit durchdringlicher Wald, der als „regalis silva Blisinen- der Auflösung der Länder 1952 wird der Altenbur- ger Landkreis in die Kreise Altenburg und Schmölln weitere Eisenbahnverbindungen sichern die Anbin- geteilt und dem Bezirk Leipzig (Sachsen) zugeord- dung des Landkreises nach Zeitz, Jena und Halle so- net. Im Rahmen der Neubildung des Landes Thürin- wie nach Rochlitz. Der Landkreis ist bequem auch gen 1990 entschieden sich die beiden Landkreise Al- über den Regionalflugplatz Altenburg-Nobitz zu er- tenburg und Schmölln für die Zugehörigkeit zum reichen. Land Thüringen; mit der Gebietsreform 1994 wur- den sie wieder vereint, um nun als Landkreis Alten- Durch die wirtschaftliche Entwicklung und bedingt burger Land fortzubestehen. Die Kreisgrenzen sind durch den Fürstensitz entwickelt sich im 18. Jahr- nahezu identisch mit jenen, die im 15. Jahrhundert hundert in Altenburg ein reges geistiges Leben. Eine das Amt Altenburg umschlossen. Freimaurerloge wird gegründet, eine „Konzert- und Literarische Gesellschaft“ nimmt die Arbeit auf. Der Landkreis „Altenburger Land“ erstreckt sich in Klangvolle Namen der deutschen Kulturgeschichte Nord-Süd-Richtung stark profiliert von den Ausläu- sind um diese Zeit mit Altenburg verbunden: Cle- fern der Leipziger Tieflandsbucht bis zur Mittelge- mens Brentano, Theodor Körner, Friedrich Arnold birgsrandstufe am Fuß des Erzgebirges und Vogtlan- Brockhaus und Johann Friedrich Pierer; 1824 er- des. Der Höhenunterschied zwischen tiefstem und scheint in Altenburg das erste Universallexikon. Die höchstem Punkt des Landkreises beträgt fast 200 Mitglieder der „Brommeschen Tarockgesellschaft“ Meter. Ein anderes Profil zeigt der Landstrich in Ost- in Altenburg erfanden Anfang des 19. Jahrhunderts West-Richtung: eine sanft gewellte Ebene, aus mäch- das Skatspiel. tigen Lößlehmbänken und -lagern bestehend, zieht sich durch die Landschaft. Dieser ist es letztlich mit Die industriellen Traditionen der Region wurden be- zu verdanken, dass seit Jahrhunderten das Altenbur- reits im 19. Jahrhundert begründet; Standorte mit ei- ger Land als äußerst fruchtbar bekannt ist. Aber ner relativ hohen Konzentration von Industriebetrie- auch Zeugen einer über Jahrzehnte betriebenen ben, Handwerksbetrieben, Dienstleistungs- und industriellen Monostruktur bestimmen die Land- Handelseinrichtungen sind neben Altenburg und schaft: mächtige Halden und kaum überschaubare Schmölln auch Meuselwitz, Lucka, Gößnitz und Ro- Restlöcher ehemaliger Braunkohletagebaue gehö- sitz. Traditionelle Unternehmen und Produkte sind ren ebenso dazu, wie auch die symmetrisch aufge- z.B. die Altenburger Spielkartenfabrik und die türmten Kegelhalden der ehemaligen SDAG Wis- Schmöllner Knopffabrik. Durch die guten bis sehr mut. Im Landkreis befinden sich mehrere unter- guten Böden gedeihen Getreide, Mais, Zuckerrü- schiedlich große Waldungen – Reste jenes Waldes, ben, Ölfrüchte und Futter prächtig. In jüngster Zeit der als Miriquidi – Dunkelwald – die Landschaft vor hat aber auch der Anbau von Spezialkulturen wie Tausend Jahren noch von Leipzig bis zum Erzge- Hülsenfrüchten, Hopfen, Tabak, Arznei- und Ge- birgskamm mit geheimnisvoller Walddunkelheit würzpflanzen zugenommen; bei letzteren besinnt überzog. Einen stimmungsvollen Kontrast zu den man sich auf die in der Heilkunde bewährten Kräu- landwirtschaftlich genutzten Flächen und zu den ter wie Kamille, Pfefferminze, Spitzwegerich und Waldgebieten schaffen die Auenlandschaften an den auch Johanniskraut. Touristische Ziele im Landkreis Flüssen Wiera, Pleiße und Sprotte. Geologische Altenburger Land sind die Kreisstadt Altenburg mit Zeugnisse sind Tonschiefervorkommen aus dem dem Altenburger Schloss, der Trostorgel in der Erdaltertum sowie Spuren reicher vulkanischer Schlosskirche, dem Spielkartenmuseum und dem Tätigkeit vor 250 bis 300 Millionen Jahren, die in Al- Lindenau-Museum, die Burgen und Schlösser im tenburg bei Paditz und bei Windischleuba in Form Pleißetal, die Talsperren Windischleuba und Stausee von Porphyriten und Quarzporphyr zutage ragen. Schömbach, die Stadt Schmölln im malerischen Der Landkreis umfasst eine Fläche von 569 km2, da- Sprottetal, die Orangerie in Meuselwitz, das techni- von 74,2 % landwirtschaftliche Nutzfläche und sche Museum (ehemalige Brikettfabrik) Zechau, die 10,3 % Wald- und Forstfläche. Administrativ gliedert Silbermannorgel in der Kirche Ponitz sowie die Burg sich der Landkreis in 5 Städte und 45 Gemeinden Posterstein. mit 115.689 Einwohnern (31.12.1999); mit einer Ein- wohnerdichte von 205 Einwohnern je km2 liegt die Das Bildungsangebot umfasst gegenwärtig 19 Grund- Region deutlich über dem Durchschnitt des Freistaa- schulen, 12 Regelschulen, 5 Gymnasien, 4 Förder- tes Thüringen. Der Landkreis verfügt über ein dich- schulen, 2 Berufsschulen und 2 Musikschulen. Die tes Straßennetz, das zum einen durch die Bundes- soziale Betreuung ist mit 4 Krankenhäusern sowie Se- straßen 7, 93 und 180 sowie über ein insgesamt 285 nioren-, Alten- und Pflegeheimen gesichert. In Al- Kilometer umfassendes Kreisstraßennetz gebildet tenburg befindet sich das ehemalige herzogliche wird. Über die B 7 und die B 93 bestehen Verbin- Hoftheater – heute Bestandteil des fusionierten dungen zur BAB 4 und BAB 9. Die zwei Eisenbahn- Theaters Altenburg/Gera. In der Tradition des Al- Hauptstrecken Leipzig über Altenburg nach Nürn- tenburger Landes wurzelt die typische Tracht von berg und Gera – Dresden kreuzen sich in Gößnitz; “Marche und Malcher“. Eichsfeld Eichsfeld Eichsfeld

Das Wappen des Landkreises Eichsfeld wurde durch Preußen dreigeteilt: Während das Untereichsfeld zu das Thüringer Landesverwaltungsamt am 22. März Hannover kam, verblieb das in die Kreise Heiligen- 1995 wie folgt genehmigt: Im silbernen Schild ein roter, stadt und Worbis zerteilte Obereichsfeld in der rechtsschauender Adler mit goldenem Schnabel und golde- preußischen Provinz Sachsen mit dem Regierungs- nen Krallen, mit silbernem sechsspeichigen Mainzer Rad bezirk Erfurt. 1945 erfolgte die Zusammenlegung auf der Brust. Dieses Wappen wurde aus dem Maje- der Kreise Heiligenstadt und Worbis zum Landkreis stätswappen König Friedrich Wilhelms von Preußen Eichsfeld mit Sitz in Heiligenstadt. 1952 erfolgte die vom 9. Januar 1817 in der Fassung der Berichtigung Trennung der beiden Kreise, bis die Gebietsreform vom 11. Januar 1864 übernommen. Während das von 1994 die erneute Zusammenlegung brachte. sechsspeichige silberne Rad an die Herrschaft der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz vom 9. Jahr- Der Landkreis Eichsfeld liegt im Nordwesten des hundert bis 1802 über deren eichsfeldische Exklave Freistaates Thüringen eingebettet zwischen dem erinnert, verdeutlicht der rote brandenburgisch- Harz, dem Hessischen Bergland und dem Thüringer preußische Adler die nachfolgende Zugehörigkeit Wald und umfaßt eine Fläche von 939,72 m2. In 93 zum Königreich Preußen. Die am 22. März 1995 ge- Gemeinden des Landkreises Eichsfeld, darunter in 4 nehmigte Flagge des Landkreises Eichsfeld ist weiß- Städten (Dingelstädt, Heilbad Heiligenstadt, Leine- rot längsgestreift und trägt das Kreiswappen. felde, Worbis), wohnen 114.718 Einwohner (31.12. 1999). Geologisch ist das Kreisgebiet dem mittel- Wie das Wappen verdeutlicht, war das Eichsfeld hi- deutschen Trias zuzuordnen, wobei in den eichsfel- storisch gesehen bis in die unmittelbare Gegenwart dischen Höhenzügen als Randerhebung des Thürin- hinein nie Teil eines der Thüringer Staaten. Erste ger Beckens Buntsandstein und Muschelkalk domi- Siedlungsbelege gibt es aus der Bronzezeit. Besiedelt nieren und ausgedehnte Mischwälder das Land- war das Eichsfeld von den Hermunduren, die mit schaftsbild bestimmen. Im oberen Eichsfeld haben den Römern nachweisbare Handelsbeziehungen un- sich das Werratal und zahlreiche Nebentäler tief in terhielten und später das Thüringerreich gründeten. die Muschelkalkplatte eingesenkt. Im Naturschutz- Nach der Schlacht an der Unstrut 531 gelangte der gebiet des Lengenbergs existiert der größte zusam- größte Teil des Eichsfeldes in fränkischen Besitz. Zu menhängende Eibenbestand Europas und die Rhu- dieser Zeit beginnt auch die Christianisierung des mequelle mit einer Schüttung von 5.000 l/sek. ist die Gebietes. Als germanischer Gau fand das Eichsfeld zweitgrößte Quelle Europas. Die niedrigste Höhen- 897 als „Land der Eichen“ erstmalige urkundliche lage befindet sich im Werratal mit 141 m über NN Erwähnung. Durch Schenkung, Kauf oder Erobe- und erreicht auf den Höhenzügen und Plateaus eine rung wurde das Eichsfeld bis zum 11. Jahrhundert als Höhe von 500 m über NN. Im Zentrum des Land- Exklave mit der Bezeichnung „Fürstentum Eichs- kreises kreuzen sich die Verbindungsachsen der B 80 feld“ fester, zusammenhängender Bestandteil des zwischen dem Ruhrgebiet und dem sächsischen Erzbistums Mainz. Für den Verlust linksrheinischer Raum sowie der B 247 Hannover – Bamberg. Gebiete wurde das Königreich Preußen 1802 mit der Übergabe mitteldeutscher Landschaften und Städte, Bereits in der Jungsteinzeit (4. bis 3. Jahrtausend) darunter dem Eichsfeld, entschädigt. Napoleon wurde das Eichsfeldgebiet dauerhaft besiedelt; die schlug das Eichsfeld 1807 zum neugeschaffenen Kö- hier lebenden Kelten verdrängten allmählich die nigreich Westfalen. 1816 wurde das Eichsfeld durch Germanen. Eine systematische Besiedlung, einher- gehend mit der ersten urkundlichen Erwähnung und führten im Januar 1992 zu einer überdurch- von Ortschaften, setzte mit dem 9. Jahrhundert ein. schnittlich hohen Arbeitslosenquote in den damals Alle drei Bevölkerungsgruppen der feudalistischen noch existierenden Landkreisen Worbis von 27,3 % Ständeordnung haben seit dem Mittelalter unver- und Heiligenstadt von 20,3 %. Durch die Gründung wechselbare Spuren auf dem Eichsfeld hinterlassen: von kleinen und mittelständischen Unternehmen in So erinnert noch heute eine große Zahl von Burgen allen Wirtschaftsbereichen gelang es, neue Arbeits- und Festungen an den Zenit der Ritterkultur im 11. plätze zu schaffen. Gegenwärtig beträgt die Arbeits- und 12. Jahrhundert; mit der Gegenreform im 16. losenquote 13,9 % (Juli 2000). Entscheidende Jahrhundert wurde die Gegend zur katholischen En- Schritte wurden mit der Errichtung von Gewerbe- klave innerhalb eines rein protestantischen Umfel- und Industriegebieten in den Kommunen eingelei- des und ermöglichte damit den seit dem Mittelalter tet: der Landkreis weist insgesamt 24 Gewerbege- angesiedelten Orden die Pflege ihrer sakralen Bräu- biete mit einer Gesamtfläche von rund 613 ha aus che und den Bau neuer Klöster; das Bürgertum, aber (Stand März 2000). Die reizvolle Landschaft, die al- auch die Handwerker, Händler, Bauern und Wan- ten Kulturdenkmäler und die langen kirchlichen derarbeiter haben mit den Fachwerkbauten in den Traditionen mit Wallfahrten und Prozessionen ha- Ortskernen und Zeugnissen ihrer Tradition in zahl- ben in den letzten Jahren den Fremdenverkehr auf- reichen Heimatmuseen Spuren hinterlassen; noch leben lassen. Genannt seien hier die „Pferdewall- heute lebendige Tradition findet man als „Feldgie- fahrt“ in Etzelsbach und die Palmsonntagsprozession ker“, eine Blasenmettwurst, Eichsfelder Schmandku- in Heilbad Heiligenstadt. Mit wachsender Beliebt- chen oder auch als Spazierstock aus dem Stockma- heit werden die Stadtfeste begangen, so das „Fest der cherdorf Lindewerra. Berühmtester Sohn des Eichs- Möhrenkönige“ in Heilbad Heiligenstadt, das „Fest feldes ist der um 1460 in Heiligenstadt geborene der Lämmerschwänze“ in Leinefelde, das „Krengeljä- Tilman Riemenschneider; Theodor Storm lebte von gerfest“ in Worbis oder auch der „Fette Donnerstag“, 1856 bis 1864 in Heiligenstadt, Heinrich Heine ließ mit dem am Donnerstag vor Rosenmontag die Eichs- sich 1825 in Heiligenstadt taufen und Thomas Münt- felder Karnevalszeit beginnt und reges närrisches zer predigte im Mai 1525 vor der Liebfrauenkirche Treiben in den Eichsfeldgemeinden bis zum Ascher- Heiligenstadts, nachdem er vom Stadtrat empfangen mittwoch andauert. wurde. Im Landkreis sind in 62 staatlichen Schulen und Wirtschaftlich hatte das Eichsfeld immer seine spezi- 7 Schulen in freier Trägerschaft alle Schulformen ellen Entwicklungsprobleme: Erwerbsgrundlage der flächendeckend zu finden. Als berufliche Ausbil- ehemaligen kurmainzischen Exklave waren in den dungsstätten sind 6 berufsbildende Schulen vorhan- vergangenen Jahrhunderten die Landwirtschaft, spä- den: darunter 2 Berufsschulen, 3 Berufsfachschulen, ter die Handweberei, Tabakanbau und Tabakverar- 4 höhere Berufsfachschulen, 2 Fachoberschulen, beitung. Mit dem Ausbau der Bahnen nach dem 1 Fachschule und eine berufsbildende Einrichtung Deutsch-Französischen Krieg 1871 ging auch ein für Behinderte. Eine staatliche und verschiedene Aufschwung weiterer Industriezweige, wie Kaliberg- freie Bildungsträger sind auf dem Gebiet der Er- bau und Ziegelproduktion einher. Textilbetriebe wachsenenbildung tätig. Das Kurwesen hat in Heili- wurden heimisch (Spinnerei, Weberei), aber auch genstadt über 70 Jahre Tradition und geht auf die der Landmaschinenbau. Eine gut gegliederte Hand- Gründung eines Kneipp-Badehauses im Jahre 1929 werksstruktur sorgte für ein ausreichendes Dienstlei- zurück. Spezialgebiete sind Vorsorge- und Rehabili- stungsangebot. Trotzdem wanderten viele Eichsfel- tationskuren bei Erkrankungen des Bewegungsappa- der in die Fremde aus, weil einerseits durch den rates oder bei Herz-Kreislauf-Beschwerden. Ein Kin- hohen Geburtenüberschuß und andererseits durch dersanatorium bietet Kinderkuren mit individuellen ungenügende Erwerbsmöglichkeiten keine Grund- Therapien an. Im Gesundheitswesen bestehen lagen zum Leben vorhanden waren. Die mit der Um- 4 Krankenhäuser, 13 Alten- und Pflegeheime sowie setzung des Eichsfeldplanes 1959 entstandenen zwei 4 Behindertenwohnheime und 3 Anerkannte Werk- Großbetriebe, die Baumwollspinnerei Leinefelde stätten für Behinderte. Eine Vielzahl von Sportanla- und das Zementwerk Deuna, schufen eine auf den gen und -einrichtungen bieten sportliche Betäti- Inlandmarkt und die Ostmärkte ausgerichtete Mo- gung, so auch der Vitalpark mit der Eichsfeldtherme nostruktur, die sich mit dem Zusammenbruch dieser in Heilbad Heiligenstadt, das „Leinebad“ – ein Sport- Märkte und der Textil- und Bekleidungsindustrie, und Familienbad in Leinefelde oder die Bäderwelt des Kalibergbaus, der Zulieferindustrie für Elektro- in Teistungenburg. Zahlreiche Vereine und kultu- nik, der Leichtindustrie, den Reduzierungen in der relle Einrichtungen bieten den Bewohnern als auch Landwirtschaft sowie dem drastischen Arbeitsplatz- den Gästen des Eichsfeldes vielfältige Entspannung, abbau in den verbliebenen Bereichen in einer ho- so der Bärenpark in Worbis, die Greifvogelschau auf hen Arbeitslosigkeit niederschlug: Ca. 14.000 Ar- der Burg Gleichenstein, die Familienerholungsstät- beitsplätze fielen dem Strukturwandel zum Opfer ten auf der Burg Bodenstein und in Uder. Eisenach Eisenach Eisenach

Die Stadt Eisenach führt folgendes Wappen: In Blau lieh der Klosterkirche St. Nikolai durch die Grün- die Gestalt des St. Georg in silberner Kettenrüstung und sil- dung einer Priesterbruderschaft einen besonderen bernem Mantel, die Rechte gestützt auf einen gefähnelten Status. Mitte des 12. Jh. verschmelzen die drei Markt- Speer mit silberner Spitze und silbernem Fahnenblatt, belegt siedlungen (am heutigen Karlsplatz, dem Frauen- mit einem roten Balkenkreuz, die Linke einen goldenen Pal- plan und dem Marktplatz) durch Zuzug von Hand- menzweig haltend, gestützt auf einen silbernen dreieckigen werkern zur Stadt Eisenach und um 1200 wird die Schild, belegt mit einem roten Tatzenkreuz; die Schildfigur Stadtmauer errichtet. Anfang des 13. Jh. erlebt Ei- ist rechts begleitet von einem schwebenden silbernen Tatzen- senach eine erste Blütezeit als Fernhandelsstadt, be- kreuzchen; Nimbus, Mantelspange und Sporen golden, reits 1189 wird es als civitas genannt. Mit dem Über- Gürtel rot. In dieser Form und Farbgebung wurde das gang der Landgrafschaft Thüringen an die Wettiner Wappen auf der Grundlage des ersten bekannten 1247 und dem Ausbau des kursächsischen Territori- Stadtsiegels vom Ende des 13. Jahrhunderts 1913 ums geriet Eisenach an den Rand der politischen durch Professor Hildebrandt neu geschaffen. Vorher Entwicklungen und verlor viel von seiner einstigen gab es noch kein Stadtwappen. Im Eisenacher Wap- Stellung. 1485 kam Eisenach zum ernestinischen pen erscheint der heilige Georg nicht wie üblich als Teil Kursachsens und blieb bei den mehrfachen Lan- Drachentöter, sondern als Sieger. Obwohl die desteilungen der frühen Neuzeit meistens beim wei- Thüringer Landgrafen in der Nähe des Dorfes marischen Teil; 1672 – 1741 bestand ein besonderes ISENACHE, von dem die Stadt den Namen bekam, Fürstentum Sachsen-Eisenach. 1741 entstand durch Eisenach begründeten, ist das Wappen nicht Zei- die Vereinigung Sachsen-Eisenachs mit Sachsen-Wei- chen der feudalherrlichen Macht, sondern allge- mar der für die Geschichte Thüringens bedeutsa- meinreligiöses Symbol, das als solches auch alle spä- men Staat Sachsen-Weimar-Eisenach, der 1815 zum teren Stadtherren respektiert haben. Bei der mittel- Großherzogtum erhoben wurde. Ein im Jahre 1817 alterlichen Integration von bürgerlichen Freiheiten durchgeführtes Wartburgfest der deutschen Bur- und Religion kann man es in seiner Entstehungszeit schenschaften entwickelte sich zu einer Demonstra- (in seiner Form als Siegel) auch durchaus als eigen- tion gegen die Restaurationspolitik des Deutschen ständiges Symbol des um 1250 außer in Rechtsange- Bundes. Gefördert durch den Bahnanschluß 1847 legenheiten selbständigen Rates betrachten. Die und weitere Straßenbauten beginnt die industrielle Flagge der Stadt Eisenach besteht aus den Farben Entwicklung Eisenachs. 1853 – 1890 läßt Großherzog Blau/Weiß/Blau mit einem roten Kreuz im weißen Carl Alexander, auf Initiative Goethes, die Wartburg Teil über die gesamte Länge der Flagge. wiederherstellen – sie ist in ihrer Gesamtheit das Ide- albild einer mittelalterlichen Burg. 1869 fand in Ei- Eisenach wird als landgräfliche civitas genannt in ei- senach der Gründungsparteitag der Sozialdemokra- nem Urkundenentwurf, der zwar kein Datum trägt, tischen Arbeiterpartei (SDAP) statt, aus der die SPD aber in die Zeit zwischen 1180 und 1189 einzuord- hervorgegangen ist. Die Erweiterung der Ehrhardt- nen ist. Man geht davon aus, dass ein kleines, östlich schen Fahrzeugfabrik 1896 brachte einen völlig vom heutigen Eisenach liegendes Dorf namens neuen Zweig – die Automobilindustrie – in die Stadt. isenacha später für das heutige Eisenach namensge- Nach der Gründung des Landes Thüringen wurde bend wurde. In der zweiten Hälfte des 12. Jh. forcier- Eisenach zum 1. April 1919 kreisfrei, verlor aber die ten die Landgrafen den Ausbau der Stadt und Kreisfreiheit zum 1. Juli 1950 und wurde Kreisstadt betätigten sich als Klostergründer; Hermann I. ver- des neugebildeten Kreises Eisenach. Im Ergebnis der Gebietsreform 1994 wurde Eisenach ab 01. Januar neben sind die städtischen Museen sowie Luther- 1998 wieder kreisfreie Stadt. haus, Bachhaus und Reuter-Wagner-Museum neben weiteren Bau- und Kulturdenkmalen beliebte Ziele Die Stadt Eisenach liegt am Nordwestrand des vieler Tausend Touristen aus dem In- und Ausland. Thüringer Waldes im Tal der Hörsel, im Norden von Die Hotels und Pensionen verfügen heute über eine den Hörselbergen begrenzt. Die Gesamtfläche be- Kapazität von knapp 2.000 Betten. trägt 103,85 km2 und umfaßt neben dem bisherigen Stadtgebiet die ehemaligen Gemeinden Stedtfeld, Das Bildungsangebot ist breit gefächert: 7 Grund- Neuenhof-Hörschel, Wartha-Göringen, Stregda, schulen, 5 Regelschulen, 1 Förderschulzentrum, 2 Neukirchen, Madelungen, Berteroda, Hötzelsroda berufsbildende Schulen – davon eine mit 4 Außen- und Stockhausen. Die Stadt (Georgenkirche) liegt stellen, 3 Gymnasien, 3 Musikschulen, 1 Zeichen- 223 m über NN, höchster Punkt ist die „Hohe schule und 1 Volkshochschule stehen zur Verfügung. Sonne“ mit 434 m über NN. Die Zahl der Einwohner Die soziale und gesundheitliche Betreuung ist in 2 beträgt 44.499 (31.12.1999). Die Stadt ist verkehrs- Krankenhäusern, 17 Kindertagesstätten und mehre- mäßig an die Autobahn A 4 an die Bundesstraßen B ren Senioren- und Pflegeheimen gewährleistet. Ei- 7, B 19, B 84 und B 88 sowie an die Eisenbahnmagi- senach besitzt das Sport- und Freizeitzentrum „An strale Frankfurt – Erfurt – Berlin mit IC/EC-Halte- der Katzenaue“ mit der Werner-Aßmann-Halle, punkt angeschlossen. Im Stadtteil Hörschel beginnt Freibad, Hallenbad, Schießsportanlage und Kegel- der Rennsteig, der bis zur Hohen Sonne an der sportanlage, zwei weitere Sporthallen, die Tennisan- Stadtgrenze entlangführt. In Eisenach befindet sich lage „Johannistal“ und das Kinder- und Jugendzen- der Sitz des Landesbischofs der evangelischen Kirche trum „Alte Posthalterei“. Das Kulturangebot umfaßt Thüringens. neben mehreren Museen auch das Landestheater Ei- senach und die Kulturfabrik „Alte Mälzerei“. Die Eisenach und die Wartburg sind mit einer Vielzahl Tradition des seit dem Mittelalter in Eisenach ge- bekannter Persönlichkeiten verbunden: Nach der pflegten Sommergewinnsfestes wird alljährlich am Sage soll Ludwig der Springer, Ahnherr der Thürin- Sonnabend vor Lätare begangen: Frau Sunna besiegt ger Landgrafen, die Wartburg 1067 errichtet haben. im Streitgespräch den Winter...“Es ist geschafft! Der Unter Landgraf Hermann I. weilten hier berühmte Winter liegt darnieder! Freut euch, Ihr Menschen, Minnesänger als Gäste, u.a. Walther von der Vogel- Frühling wird’s nun bald!“... weide, Wolfram von Eschenbach und Heinrich von Veldecke; 1206/07 fand der legendäre Sängerkrieg statt. 1211 kam die ungarische Königstochter Elisa- beth auf die Wartburg, heiratete den Landgrafen Ludwig IV. und wurde bereits 1235 heilig gespro- chen. Von Mai 1521 bis März 1522 weilte hier unter kurfürstlichem Schutz, als Junker Jörg Burg Martin Luther, er übersetzte hier das Neue Testament in eine volkstümliche deutsche Sprache. In Eisenach erinnert das Lutherhaus an Martin Luther, der 1498 – 1501 die Eisenacher Schule besuchte und Gast der Patrizierfamilie Cotta war. Am 21. März 1685 wird Jo- hann Sebastian Bach in Eisenach geboren; das Bach- haus wird als das Geburtshaus angesehen. Am 23.01.1840 wurde Ernst Abbe, der den Weltruhm der Zeiss-Werke begründete, in Eisenach geboren. Das heutige Reuter-Wagner-Museum war von 1863 – 74 Wohn- und Sterbehaus des niederdeutschen Dicht- ers Fritz Reuter.

Größte wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Ei- senach hat der traditionelle Automobilbau; die Adam Opel AG baute in Eisenach das modernste Au- tomobilwerk Europas. Zulieferbetrieb für die Auto- mobilfertigung ist die neu gegründete Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH. Weitere renom- mierte Industrieunternehmen sind die Lear Seating GmbH und die BMW Fahrzeugtechnik GmbH. Tou- ristisches Hauptziel Eisenachs ist die Wartburg; da- Erfurt Erfurt Erfurt

Das Wappen der Stadt Erfurt zeigt ein silbernes, sechs- gründeten auf dem Petersberg einen administrati- speichiges Rad, wobei zwei Speichen senkrecht stehen, in ven und militärischen Stützpunkt, aus dem sich ein Rot. Auf dem ältesten Stadtsiegel aus dem 12. Jahr- fränkischer Verwaltungssitz entwickelte. Die erste ur- hundert ist der Patron des Erzbistums Mainz, der hl. kundliche Erwähnung von „Erphesfurt“ erfolgte 742 Martin, abgebildet. Das sechsspeichige Rad erscheint durch den Missionar Bonifatius in einem Brief an etwa von der Mitte des 17. Jahrhunderts an im Siegel. Papst Zacharias, in dem er um die Bestätigung des Auf Münzen, Denksteinen, in Druckwerken usw. ist Bischofssitzes „...in dem Ort, welcher Erphesfurt das Rad als Stadtwappen um 1285 erstmals zu finden. heißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlung Dieses Wappen ist dem des Erzbistums Mainz ent- heidnischer Bauern gewesen ist...“, bittet. Das Bis- lehnt, zu dem die Stadt über 1000 Jahre, von etwa tum Erfurt ist vielleicht schon vor dem 754 erfolgten 755 bis 1802, gehörte. Die Bedeutung des Mainzer Tode des Bonifatius aufgehoben worden, doch spä- Rades ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Die volks- testens unmittelbar danach. Sein Sprengel ging in tümliche Erklärung ist die verbreitete Sage vom Erz- dem des Erzbistums Mainz auf. Erfurt wird 1120 erst- bischof Willigis, der angeblich der Sohn eines armen mals als „civitas“ und damit als Stadt ausgewiesen. Im Wagenbauers gewesen sei und trotz des Spotts der 12. Jahrhundert ist Erfurt ein bevorzugter Aufent- adligen Mainzer Domherren das weiße Rad im roten haltsort des Kaisers und damit ein Mittelpunkt der Feld als Wappen geführt haben soll. Andere Er- Zentralgewalt. 1234 bestätigt König Heinrich VII. klärungen beziehen sich auf das Zeichen des Rades der Stadt alle Rechte und Freiheiten und 1250/55 in der Mythologie der Griechen und Römer sowie muss der Erzbischof die Verwaltung der Stadt einem das Rad als Feldzeichen einer römischen Legion – autonomen Rat überlassen. Um 1470 erreicht das Er- diese sind jedoch unwahrscheinlich, da der bedeu- furter Landgebiet seine größte Ausdehnung; es um- tendste geistliche Würdenträger des Reiches, der fasst etwa 900 km2 und fast 100 Dörfer, Burgen, Vor- Mainzer Erzbischof, sicherlich nicht auf ein heidni- werke und die Stadt Sömmerda. Mit der 1352 erfolg- sches Symbol zurückgegriffen hat. Weitere Erklärun- ten Übertragung von Burg und Dorf Kapellendorf gen sehen das Rad als „Kreuz oder Christusmono- als Reichslehen verfügt die Stadt über reichsunmit- gramm im Nimbuskreis“, als symbolische Darstel- telbaren Besitz und erhält damit das Recht, eigene lung für einen Wagen – nämlich den Wagen der Kir- Münzen zu prägen. 1664 kommt es zu erneuter Un- che oder als mit einem Siegelrand umgebenen terwerfung der Stadt unter den Mainzer Erzbischof. Bischofsring. Die Flagge zeigt drei gleich breite Im Ergebnis des preußisch-französischen Vertrages Längsstreifen in den Farben Rot/Weiß/Rot und am geht das Stadt- und Landgebiet Erfurt 1802 in den Liek einen roten Querstreifen, dessen Breite einem preußischen Staatsverband über. Nach der Nieder- Drittel der Flaggenlänge entspricht, und in dessen lage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt Mitte sich das Rad des Stadtwappens in Weiß befin- befindet sich Erfurt von 1806 bis 1814 unter franzö- det. sischer Besetzung. 1816 wird Erfurt Stadtkreis mit eingeschränkten Rechten und Hauptstadt des im sel- Nach Erkenntnissen aus Bodenfunden gehörte Er- ben Jahr gebildeten preußischen Regierungsbezir- furt zu den Kerngebieten des im 4. Jahrhundert ent- kes Erfurt der Provinz Sachsen; 1872 scheidet Erfurt standenen Stammesverbandes der Thüringer; nach aus dem 1818 vereinigten Stadt- und Landkreis aus der Schlacht an der Unstrut 531 kommt das Erfurter und bildet mit seiner Feldmark einen eigenen Stadt- Gebiet unter fränkische Oberhoheit. Die Franken kreis. 1945 wird die Stadt dem Land Thüringen zu- geordnet, seit 1950/51 für zwei Jahre Regierungs- den Ruf einer türmereichen Stadt erwirbt. Weiteren und Parlamentssitz in Thüringen und mit der Tei- geistigen Aufschwung bringt die 1392 gegründete lung des Landes Thüringen in drei Bezirke 1952 Be- Universität. Herausragende Namen sind Meister zirksstadt des Bezirkes Erfurt; nach der Wiederverei- Eckhart, der Begründer der deutschen Mystik, Ul- nigung am 3. Oktober 1990 wird Erfurt 1991wieder rich von Hutten, Verfasser des zweiten Teils der Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Mit der „Dunkelmännerbriefe“, Martin Luther verbringt von Gebietsreform 1994 wurde das Stadtgebiet durch 1501 bis 1511 entscheidende Jahre seines Lebens in Eingemeindungen um 18 Ortschaften erweitert. Erfurt, Georg Faust (Doktor Faust) weilt 1513 in Erfurt, Adam Ries’ Rechenbuch wird 1518 in Erfurt Das Stadtgebiet von Erfurt dehnt sich in Süd-Nord- gedruckt, Christian Reichart, der Begründer des Richtung von der Autobahn A 4 südlich des Steiger- Erfurter Erwerbsgartenbaus lebt von 1685 bis 1775 waldes, einem bewaldeten Höhenzug aus Buntsand- in Erfurt. Gegenwärtig beträgt die Einwohnerzahl stein, Muschelkalk und Keuper, entlang der Geranie- 198.178 (31.12.1999). derung bis zum Erfurter Becken, einer fruchtbaren Tiefebene, aus; im Nordwesten reichen die Fahner- Die Klima- und Bodenverhältnisse sowie die ver- schen Höhen mit ihrem Ostrand, der Alacher Höhe, kehrsgünstige Lage an den alten Handelsstraßen bis in die Stadt. Die in Richtung Norden das Stadtge- brachten der Stadt bereits seit dem 13. Jahrhundert biet verlassenden Flüsse Gera und Schmale Gera bil- mit dem Anbau und Handel der Waidpflanze, aus den die Geraaue und fruchtbare Lößböden mit teil- deren Blättern ein Blaufärbemittel gewonnen weisen Kieseinlagerungen und unterbrochen durch wurde, wirtschaftlichen Aufschwung. Mit dem An- den Roten Berg, einen isolierten Keuper-Härtlings- schluss Erfurts an das Eisenbahnnetz im Jahr 1847 hügel. Östlich der Schmalen Gera durchzieht das entwickelt sich Erfurt zu einem beachtlichen Indu- Stadtgebiet ein weiterer Höhenzug (Ringelberg, Gal- striezentrum; im gleichen Zeitraum begründet sich genberg, Stolberg), die Melchendorf-Kersplebener auch der Gartenbau und Samenhandel. Erste welt- Lößplatte. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt 269,08 bekannte Unternehmen waren die Schuhfabrik Lin- km2, liegt zwischen 158 und 430 m über NN und um- gel, die Fa. Pels – später Umformtechnik, Olympia fasst 44 Stadtteile. Die zentrale und verkehrsgünstige bzw. Optima-Büromaschinen, Telefunken – später Lage Erfurts – bereits im Mittelalter war hier der Funkwerk, Kakteen-Haage, Sämereien von N.L. Schnittpunkt der beiden wichtigsten Handels- Chrestensen; heute sind es neben einigen noch be- straßen: die Nürnberger Geleitstraße (Nord-Süd) stehenden Unternehmen neuentstandene, z.B. Un- und die „via regia“ (Ost-West) – ist der Grund für die ternehmen des Baugewerbes und der Kiesgewin- Verkehrsentwicklung mit dem „Erfurter Kreuz“ der nung sowie das Güterverkehrszentrum als Bin- Bundesautobahnen A 4 und A 71, dem geplanten deglied des Umschlages und Transportes zwischen ICE-Knoten Erfurt und dem Flughafen Erfurt-Bin- Straße und Schiene. Mit der neuen Messehalle ent- dersleben. Innerhalb des Stadtgebietes besteht ein wickelte sich Erfurt zum Messestandort. Nicht zu ver- gut ausgebautes Nahverkehrsnetz mit Stadtbahn- gessen sei die neue Funktion Erfurts als Landes- und Buslinien, u.a. mit der im Jahr 2000 verlänger- hauptstadt mit Sitz der Landesregierung, die Ansied- ten Linie bis zum Wohngebiet Ringelberg und weite- lung des Bundesarbeitsgerichtes mit einem Neubau ren vorgesehenen Linien bis zur Messe/Schmira am Petersberg, der Neubau des mdr-Funkhauses so- und zum Flughafen/Bindersleben. Bekannt ist Er- wie die neuen Bürogebäude als Standorte von Ban- furt durch das einmalige Ensemble von Dom und St. ken, Versicherungen und anderen Institutionen. Severi, weltbekannter Schatz des Erfurter Domes ist die 1497 durch den Glockengießermeister Gerhard In Erfurt sind mit 86 Schulen alle Schulformen von Wou aus Kampen gegossene „Große Glocke“, die flächendeckend zu finden; 1 Fachhochschule und 2 „Gloriosa“. Die Krämerbrücke, eine 125 m lange stei- Hochschulen ergänzen das Bildungsangebot in Er- nerne 6-Bogenbrücke, beidseitig mit 34 Wohn- und furt. Die 1392 durch Bürgerwillen gegründete und Handelshäusern bebaut, ist ein weltbekanntes weite- 1816 durch Preußen wieder geschlossene Universität res Wahrzeichen Erfurts. erfuhr ihre Wiedergründung im Mai 1994 – der Stu- dienbetrieb wurde 1998/99 wieder aufgenommen. Archäologische Funde bezeugen die Besiedlung des Im kulturellen Angebot sind ein Dreispartentheater, Erfurter Stadtgebietes bereits ab der Altsteinzeit um für das gegenwärtig ein Ersatzneubau im Brühl ent- 100.000 v.Chr. Mit der Entwicklung Erfurts als eines steht, 4 Museen, der Thüringer Zoopark und Biblio- frühstädtischen Zentrums in der zweiten Hälfte des theken, darunter der im Jahr 2000 eröffnete Neubau 9. Jahrhunderts kommen zu den bereits ansässigen der Universitätsbibliothek sowie das ega-Gelände, Ackerbauern und Viehzüchter Kaufleute und Hand- auf dem 1961 die Internationale Gartenbau-Ausstel- werker hinzu. In der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahr- lung stattfand. Neben dem Steigerwaldstadion mit hundert entstehen viele Klöster, Stifte und Pfarrkir- 20.000 Plätzen besitzt die Stadt weitere Sport- und chen als Stätten der Geistlichkeit, wodurch Erfurt Freizeitanlagen. Gera Gera Gera

Das Stadtwappen der Stadt Gera zeigt in einem schrägge- thüringischer Städte zum Vorbild. Durch die 1831 er- stellten, dreikantigen Schild einen aufrechtstehenden, nach lassene Stadtordnung errangen die Bürger wieder rechts gewandten, goldenen, doppelschwänzigen, ungekrön- das Recht zur kommunalen Selbstverwaltung zurück, ten Löwen auf einer schwarzen Grundfläche. Ein goldener das in der Zeit des absolutistischen Ständestaates im Turnierhelm mit zweiseitigen goldenen und auf der Rück- 17. und 18. Jahrhundert verloren gegangen war. seite schwarzen Blätterverzierungen befindet sich zur Zierde Nach der Vereinigung der drei preußischen Teil- auf der linken Schildecke. Über dem Helm sind links vier herrschaften Schleiz, Ebersdorf und Gera zum Für- Pfauenfedern mit doppelten Pfauenaugen und rechts drei stentum Reuß j.L. im Jahre 1848 wurde Gera Haupt- einfache Blätter von gleicher Größe zu finden. So wird das und Residenzstadt. Nach dem Sturz der Monarchie Wappen in der Hauptsatzung der Stadt Gera vom 16. und der Ausrufung der Republik in der November- Februar 1995 beschrieben. Bereits seit dem 14. Jahr- revolution 1918 erzwangen die Geraer am 10. No- hundert ist das Stadtwappen Geras nachweisbar. Das vember 1918 den Rücktritt von Fürst Heinrich Wappentier, der Plauener Löwe, wurde von den Vög- XXVII. und des Oberbürgermeisters Dr. Ernst ten von Weida, den einstigen Territorialherren, über- Huhn. Am 1. Mai 1920 ging der Volksstaat Reuß nommen. Die Flagge ist schwarz-gold längs gestreift. dann mit sechs weiteren thüringischen Kleinstaaten in dem neugebildeten Land Thüringen auf; Gera Gera wurde erstmals im Jahre 995 namentlich er- wurde kreisfreie Stadt. Zu dieser Zeit war Gera die wähnt: König Otto III. hat am 31. März 995 der Kir- größte Stadt Thüringens; Erfurt war mit anderen che in Zeitz die Landschaft Ponzowa mit dem festen preußischen Gebietsteilen dem Land Thüringen Platz Crossen übereignet; in einer der Urkunde an- nicht beigetreten. So war Gera bis zum Ende des gefügten Grenzbeschreibung wird der Name Gera zweiten Weltkrieges das wirtschaftliche, soziale und zum ersten Mal erwähnt. Um 1200 wird Gera als kulturelle Zentrum Thüringens. Pfarrdorf genannt. Nur wenige Jahre später, 1237, wird Gera zum ersten Mal als Stadt genannt, und Die Stadt Gera liegt in einer reizvollen Hügelland- seine Einwohner werden als Bürger bezeichnet. Die schaft entlang des Ufers der weißen Elster im Schnitt- am Kreuzungspunkt regionaler Landstraßen ver- punkt der drei Großlandschaften Thüringer Becken, kehrsgünstig gelegene Stadt entwickelte sich zu ei- Sächsisches Hügelland und Sächsisch-Thüringischer nem gewerblichen Zentrum Ostthüringens. Die Mittelgebirgsgürtel. Die Ortshöhenlage beträgt 205 Tuchmacher bildeten sich als bedeutendste Zunft m NN (Stadtmittelpunkt, Markt); die höchste Erhe- der Stadt heraus und stellten einen großen Teil ihrer bung beträgt 354,4 m NN (südwestlich von Falka). Erzeugnisse für den Export her. Geraer Tuche wer- Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 152 km2. Die den bereits 1401 auf der Naumburger Messe und seit Stadt Gera hat 114.718 Einwohner (31.12.1999). Die 1436 auf der Leipziger Messe feilgeboten. Mitte des Stadt Gera hat einen Flugverkehrslandeplatz für eine 15. Jahrhunderts setzten die Geraer Tuchmacher maximale Abflugmasse von 5,7 t; Verkehrsanbindun- und Wollhändler eine stärkere städtische Selbstver- gen per Straße und Schiene bestehen mit den bei- waltung durch. Das ursprünglich vom Stadtherrn, den Autobahnanschlussstellen der Ost-West-Auto- den Vögten von Weida, gesetzte Recht wurde 1487 bahn A 4, den Bundesstraßen B 2, B 7 und B 92 sowie durch ein neues Stadtrecht abgelöst. Die „Geraer mit InterRegio- und Schnellzugverbindungen nach Statuten“ von 1487, das älteste schriftlich überlie- Düsseldorf, Dresden, Hannover, Frankfurt/Main, ferte Geraer Stadtrecht, diente einer Reihe ost- Chemnitz, Leipzig, Hamburg und München. Berühmtester Sohn Geras ist der am 2.12.1891 in Als Bildungsangebot verfügt Gera über 43 allge- Gera geborene Maler Otto Dix, dessen Geburtshaus meinbildende Schulen, davon 19 Grundschulen, 12 eine ständige Ausstellung über sein Leben und Werk Regelschulen, 1 integrierte Gesamtschule, 6 Gymna- zeigt. sien und 4 Förderschulen, außerdem über 12 berufs- bildende Schulen, davon 6 Berufsschulen, 9 Berufs- Besonders die Lagegunst und das qualifizierte und fachschulen, 4 Fachoberschulen, 2 berufliche Gym- hochmotivierte Arbeitskräftepotential weisen die nasien, 3 Fachschulen, 1 Berufsakademie und 4 be- Stadt als Wirtschaftsstandort von Rang aus. Eine po- rufsbildende Einrichtungen für Behinderte. Auf sitive Entwicklung ist speziell in den Bereichen sozialem Gebiet verfügt die Stadt Gera über ein Handwerk, Dienstleistung und Einzelhandel zu ver- Krankenhaus sowie verschiedene Jugend-, Senioren- zeichnen. Groß angelegte Bauprojekte in der Innen- und Pflegeeinrichtungen. Heute in Gera bevorzugte stadt wie die „Gera-Arcaden“, die „Amthorpassage“ Traditionssportarten sind der „Gersche“ Radsport, und das Dienstleistungszentrum „Factory“ unmittel- dem Olaf Ludwig Weltgeltung verschaffte, Boxen bar neben dem Komplex der Bundesversicherungs- und Rollschnellauf. Im modernen Reitstadion Gera- anstalt für Angestellte, die perspektivisch in einer Milbitz finden seit 1990 populäre und anerkannte Leistungsabteilung mehr als 1000 Arbeitsplätze be- Wettkämpfe, u.a. internationale Dressur- und Spring- schäftigen wird, sollen das gesellschaftliche Leben turniere, statt. Boxkämpfe, spannende Radrennen aktivieren und stärken die Rolle der Stadt als Ober- und andere sportliche Wettbewerbe im Sportkom- zentrum der Region. Im Bereich der innovativen plex am Stadion und im Olympiastützpunkt Vollers- Technologien können kleinere Firmen, die vorwie- dorfer Straße sorgen für ständige Abwechslung. In- gend im Gewerbepark Keplerstraße angesiedelt sind, teressante Ausstellungen zeigen das Museum für an- mit interessanten Entwicklungen von Laser-TV über gewandte Kunst, das Museum für Naturkunde und neuartige Umwelttechnologien bis hin zur Medizin- das Stadtmuseum. Das Theater Gera ist durch seine technik aufwarten. Moderne Berufsbildungszentren Fusion mit dem Theater Altenburg nunmehr das der Kammern und die Berufsakademie bieten darü- größte Theater Thüringens und verfügt über ein be- ber hinaus interessante Ausbildungsperspektiven für achtliches Leistungspotential von Oper, Operette, die junge Geraer Bevölkerung. Hotels und Pensio- Musical, Konzert, Schauspiel, klassischem und mo- nen aller Kategorien und Preisklassen findet man dernem Ballett sowie Puppenspiel. Mit dem Kultur- zahlreich im Zentrum und an der Peripherie der und Kongresszentrum verfügt Gera über eine große Stadt für die Besucher der Stadt. Touristische Anzie- und moderne Veranstaltungshalle. Traditionelle hungspunkte bietet Gera mit dem kleinen und über- Stadtfeste sind u.a. das Dahlienfest und das Geraer schaubaren Marktplatz, der durch seine Geschlos- Höhlerfest; mit der Biennale „Goldener Spatz“, ei- senheit und die beiden Renaissancebauten Rathaus nem Kinderfilmfestival von internationalem Rang, und Stadtapotheke zu den schönsten in Thüringen wird eine schöne Tradition fortgesetzt. Gemeinsam zählt. Hervorhebenswert sind das restaurierte, reich mit der Wismut-Region Ronneburg ist die Stadt Gera geschmückte Portal des Rathauses und der Simson- Austragungsort der Bundesgartenschau 2007. brunnen, ein barockes Kunstwerk eigener Prägung. Als Zeichen der Stärke und des Selbstbewusstseins des aufstrebenden Bürgertums wurde er 1686 von Caspar Junghans geschaffen. Der ehemalige fürstli- che Küchengarten ist eine Symbiose aus italienischer Renaissance, französischem Barock und englischer Gartenbaukunst des 18. Jahrhunderts. Sehenswert sind außerdem die Orangerie und das ehemalige Zucht- und Waisenhaus, das heute das Stadtmuseum beherbergt, das Jugendstil-Theater sowie die um 1720 errichtete Salvatorkirche mit ihrer Jugendsti- lausstattung, die gotische St. Trinitatiskirche mit ih- rer prächtigen Altar- und Deckenmalerei und die Marienkirche mit einem spätgotischen Flügelaltar aus der Zeit um 1500. Vom im 2. Weltkrieg zerstörten Schloss Osterstein ist nur der als Ausstellungsstätte genutzte Bergfried erhalten. Besonders interessant ist Geras „Unterwelt“ mit ihren Höhlern – tieflie- gende Wirtschaftskeller, die im 17. und 18. Jahrhun- dert zur Bierlagerung genutzt wurden. Gotha Gotha Gotha

Das Wappen des Landkreises Gotha wurde am 28. zugleich die Geburtsstunde des Herzogtums Gotha. Juni 1991 durch das Thüringer Innenministerium 1825 erlosch die Dynastie der Gotha-Altenburger, genehmigt und wird wie folgt beschrieben: Geteilt von und es entstand in der Folge durch Neuaufteilung Silber und Rot; oben das Schloss Friedenstein in Silber und das Herzogtum Sachsen-Gotha-Coburg. Nach Ab- mit schwarzen Dächern; unten über einem von Silber und dankung der Fürstenhäuser und deren Enteignung Schwarz geschliffenen sechsstrahligen Stern ein silberner durch Arbeiter- und Soldatenräte erfolgte die Grün- Wellenbalken. Das herzogliche Schloss Friedenstein dung des Freistaates Gotha im Jahre 1919. Im Ergeb- mit den markanten unterschiedlichen Türmen, das nis der Reichsgesetzgebung zur Gründung des Lan- 1993 seine 350-jährige Grundsteinlegung feierte, des Thüringen wurde am 1. Oktober 1922 der Land- steht als Symbol für das Gothaer Land. Der silberne kreis Gotha gegründet. Wellenbalken symbolisiert den 1366 künstlich ange- legten Leinakanal, der die Verbindung zwischen Der Landkreis Gotha umfasst eine Fläche von 935 Stadt und Land darstellen soll. Der Stern ist dem km2. Vom Thüringer Becken im Norden des Land- Thüringer Landeswappen entlehnt und dokumen- kreises erhebt sich südlich der markanten Keuper- tiert die Zugehörigkeit des ehemaligen Herzogtums Bergkegel und -Höhenrücken die Ohrdrufer Mu- und jetzigen Landkreises Gotha zum Freistaat schelkalkplatte. Im Süden wird der Landkreis vom Thüringen. Die Tingierung Silber/Rot steht gleich- Gebirgszug des Thüringer Waldes begrenzt; die falls für Thüringen. Die Kreisfahne des Landkreises höchste Erhebung des Landkreises ist der Große In- Gotha ist weiß-rot längs gestreift und trägt das Kreis- selsberg (916 m NN). Im Nordteil wird der Land- wappen. kreis von den Fahnerschen Höhen mit dem Abtsberg (413 m NN) durchzogen. Verkehrsmäßig reicht die Der heutige Landkreis Gotha gehört seit Jahrhun- Erschließung von der Bundesautobahn A 4, die den derten zu Thüringen. Nach der Zerschlagung des Landkreis in Ost-West-Richtung durchquert , über „Königreichs der Thüringer“ regierten fränkische ein Netz von Bundesstraßen (B7, B 88, B 247), bis zu und sächsische Herzöge das Land. Bereits im 8. Und der im Bau befindlichen Nord-Süd-Autobahn A 71 9. Jahrhundert werden solche Orte wie Ohrdruf, und guten Bahnverbindungen. Mühlberg, Wechmar erwähnt. So wird der Ursprung Ohrdrufs auf die Zeit um 724/725 zurückgeführt, als Burg und Kirche Mühlbergs sind verbunden mit Ra- Bonifatius, der Hauptglaubensbote der Deutschen, degunde von Thüringen, der Tochter eines Thürin- sein großes Wirken in Deutschland entfaltete und ger Königs, die als erste Christin hierzulande gilt. Be- Lullus, eifrigster Schüler des Bonifatius und dessen deutende Persönlichkeiten des Landkreises waren Nachfolger weihte im Jahre 777 die Petrikirche auf außerdem in Waltershausen Philanthrop Salzmann der rechten Seite der Ohra. Mühlberg (anno 704) ist und sein Mitstreiter, der Pädagoge Gutsmuths, der die älteste Gemeinde Thüringens und Wechmar den Schulsport einführte. In Gotha wirkte Konrad wurde 786 im „Breviario Lulli“ erstmals urkundlich Ekhof, der „Vater der deutschen Schauspielkunst“. erwähnt. Auch die Klöster Georgenthal und Rein- Mit dem 5-jährigen Aufenthalt Johann Sebastian hardsbrunn, ebenso die Landgrafenburg Grimmen- Bachs wurde Ohrdruf neben Wechmar zur „Bach- stein sind Zeugnisse dieser frühen Besiedlung. 1554 Stadt“. Gustav Freytag setzte der Mühlburg in seinem wurde Johann Friedrich der Mittlere aus dem Ge- Werk „Die Ahnen“ als „Das Nest der Zaunkönige“ ein schlecht der Ernestiner Herzog von Gotha. Dies war literarisches Denkmal. In Neudietendorf siedelten sich 1743 Mitglieder und Freunde der Herrnhuter der schönsten Überlandstraßenbahnen Deutsch- Brüdergemeine an; mit der Gründung von Manufak- lands, die Thüringerwaldbahn, bis nach Tabarz und turen (Aromatique-Fabrikation, Siegellackherstel- Waltershausen. Seit über 150 Jahren empfangen Er- lung, Weberei und Färberei, Brauerei, Tischlerei holungsorte wie Friedrichroda mit der in der Nähe und Schmiede) trugen diese zu einem schnellen gelegenen Marienglashöhle, Tabarz, Georgenthal, Aufstieg des Ortes bei; Waidanbau und Waidverar- Gräfenhain mit der 96 Meter hohen Kletterwand des beitung werden hier noch heute gepflegt. In den 5 Falkenstein, Luisenthal, Finsterbergen und Fisch- Städten und 69 Gemeinden des Landkreises leben bach mit seiner Freilichtbühne Feriengäste aus nah rund 149.500 Einwohner (31.12.1999). und fern. In Reinhardsbrunn liegt das 1828 als Jagd- schloss und Sommerresidenz des Herzogs von Sach- Charakteristisch für die wirtschaftliche Entwicklung sen-Coburg-Gotha erbaute Schloss Reinhardsbrunn. des Landkreises ist die Branchenvielfalt. Betriebe der Waltershausen als zweitgrößte Stadt des Landkreises Metallverarbeitung, der Kunststoff- und Kau- liegt idyllisch unterhalb des Burgberges mit Schloss tschukindustrie, aber auch der Baustoffindustrie so- Tenneberg – bereits 1176 als Burg der Thüringer wie Zulieferer für den Straßenfahrzeugbau, sind in Landgrafen genannt. Hauptanziehungspunkt in der Region strukturbestimmend und bieten gute Ohrdruf ist der Tobiashammer, ein historisches Voraussetzungen für weitere Investitionen ansied- Pochwerk mit der größten Dampfmaschine Europas. lungswilliger Unternehmen. Auch heute noch ist Bekannte touristische Ziele sind auch zwei der im Gotha das wirtschaftliche Zentrum des Kreises. Die Landkreis liegenden Drei Gleichen, die Burg Glei- 1785 von Justus Perthes gegründete Verlagsanstalt chen und die Mühlburg sowie das Naturdenkmal (heute Klett-Perthes) und die seit 1821 bestehenden „Spring“, eine bis 2.000 Liter Wasser in der Minute Gothaer Versicherungen machen die Stadt bekannt. liefernde Karstquelle. In Catterfeld steht ein 9 Meter Die Traditionen der Metallverarbeitung leben weiter, hoher Kandelaber an der Stelle der ersten Kirche so in der Gothaer Fahrzeugtechnik, bei Schmitz-Go- Thüringens, der durch Winfried Bonifatius gebau- tha Fahrzeugwerke, 2F Getriebe, C & P Stahlmöbel; ten Johanniskirche. Wechmar ist fast in jedem Jahr Verbandpflaster kommt von Gothaplast; Gotano Anziehungspunkt für Trachtenfreunde. Fachkompe- stellt Wermutweine, Mixgetränke und Sekt her; Got- tentes Handwerk aller Innungen ergänzt die Wirt- hard-Chemie ist für Kerzen zuständig. Neu ist der schaftsstruktur und trägt zur Stabilität bei. Drei für weltweit operierende Klebefolienhersteller Avery- Thüringen bedeutende Trinkwassertalsperren fin- Dennison. Industrie und Dienstleistungen sind aber den sich bei Tambach und Luisenthal. auch anderen Orts zu Hause, so die Gummiwerke Phönix in Waltershausen, Schlossquelle Frie- Der Landkreis verfügt über alle Schultypen in 76 drichroda, das OTTO-Warenverteilzentrum Thürin- Schulen, einer Staatliche Fachschule und der gen in Ohrdruf, das Warendienstleistungszentrum Thüringer Fachhochschule für Verwaltung. Die ge- „Fiege“ in Apfelstädt, das REWE-Logistikzentrum bei sundheitliche Betreuung erfolgt in 3 Krankenhäu- Neudietendorf, die Spirituosenfabrik Aromatique sern; Kurkliniken und Rhabilitationseinrichtungen GmbH in Neudietendorf, die Firma Motex in Hör- ergänzen das Angebot. Am Boxberg bei Gotha befin- selgau/Fröttstädt, die Multicar Spezialfahrzeuge det sich eine traditionelle Galopprennbahn. Tabarz GmbH Waltershausen, das EJOT Schraubenwerk bietet mit seinem Kur- und Familienbad sportliche Tambach GmbH, Darüber hinaus ist besonders im Betätigung zu jeder Jahreszeit. nördlichen Teil des Landkreises die Landwirtschaft, speziell der Obstbau in den Fahnerschen Höhen, ein wichtiges wirtschaftliches Standbein, während der Süden des Kreises – die Region nördlich des Renn- steigs – sich in erster Linie auf den Bereich Frem- denverkehr, Tourismus und Naherholung mit mehr als 8.000 Gästebetten spezialisiert hat. Die über 1200 Jahre alte frühere Residenzstadt und heutige Kreis- stadt Gotha ist ein Glied der „Städteperlenkette“ ent- lang der A 4 sowie eine bedeutende Station der Thüringer Klassikerstraße. Das Wahrzeichen der Stadt, das Schloss Friedenstein, beherbergt neben umfangreichen und vielfältigen Kunstsammlungen ein in Europa einzigartiges Barocktheater, das Ek- hof-Theater, mit vollständig erhaltener Bühnentech- nik aus dem 17. Jahrhundert. Die Musiktradition des Gothaer Landes führt die Thüringer Philharmonie Gotha/Suhl weiter. Von Gotha aus führt auch eine Greiz Greiz Greiz

Das Wappen des Landkreises Greiz ist über einem schwarz- men mit der Endung „itz“ weisen auf slawischen Ur- gold geteilten und mit einem gebogenen, schrägrechten grü- sprung hin. Im 12. Jahrhundert war das Vogtland nen Rautenkranz belegten Schildfuß von Schwarz und Sil- Ziel deutscher Ostexpansion. Ortsgründungen zu ber geteilt und zeigt vorn einen aufrechten goldenen, rotbe- dieser zeit deuten in ihren Namen mit „-grün, -dorf krönten und -bewehrten Löwen und hinten einen goldenen und -reuth“ auf germanischen Ursprung hin. Das Kranich. Für dieses Wappen wurden die Wappen der Staufergeschlecht setzte zur Sicherung seiner Kö- ehemaligen Landkreise Gera und Greiz vor 1945 so- nigsgewalt im 12. Jahrhundert in den hiesigen wie Zeulenroda von 1922 zugrunde gelegt. Die allen Reichswaldgebieten Vögte ein. Das war der Aus- drei Wappen gemeinsamen Symbole – der goldene gangspunkt für die Namensgebung einer ganzen Löwe in Schwarz bzw. der goldene Kranich in Silber großen Region: „Vogtland“; ein Beispiel dafür: die und der sächsische Rautenkranz – sind im Wappen Herren von Weida. Sie nannten sich ab 1209 Vögte des neuen Landkreises vereinigt. Der goldene Löwe von Weida und ab 1244 Vögte von Weida, Gera und in Schwarz und der goldene Kranich in Silber wur- Plauen. Das Vogtland reichte weit über die Grenzen den dem Wappen der Herren Reuß entlehnt. Sie wa- des heute so genannten Gebietes hinaus. Auf lange ren die Landesherren des größten Teils des zum heu- Dauer sicherten sich von den Vogtsfamilien nur das tigen Landkreis Greiz gehörenden Territoriums. Ein Fürstenhaus Reuß Macht und Einfluss. Die jüngere kleinerer Teil des heutigen Territoriums des Land- Linie hatte ihren Stammsitz in Gera und Schleiz; die kreises Greiz wurde durch die Wettiner regiert. Diese ältere Linie residierte in Greiz; Zeulenroda gehörte führten seit 1423 u.a. das Wappen des Herzogtums zu letzterer. Beide Fürstentümer vereinigten sich Sachsen in ihrem Wappen. Da es das ranghöchste 1919 zum Volksstaat Reuß, der neben anderen Her- Wappen war, wurde es bald zum Symbol für die säch- zog- und Fürstentümern am 1. Mai 1920 in das neu- sischen Herzogtümer in Thüringen und das Köni- gegründete Land Thüringen als Landkreise Gera greich Sachsen. In diesem Landkreiswappen wurde und Greiz einging. Im April 1945 – in den letzten das ursprünglich neunmal von Schwarz und Gold ge- Wochen des zweiten Weltkrieges – erreichten ameri- teilte, mit dem grünen schrägrechten Rautenkranz kanische Truppen die Ostthüringer Region. Auf- belegte Wappen auf eine schwarz-goldene Teilung grund der Vereinbarungen der Alliierten räumten und den schrägrechten Rautenkranz reduziert. Die sie das Land Thüringen am 3. Juli 1945, das damit am 16. Juni 1997 genehmigte Kreisflagge ist grün mit der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands zu- gelben Flanken und trägt das Kreiswappen. geordnet wurde. Mit der Gebietsneugliederung 1952 entstanden die Landkreise Gera-Land, Zeulenroda Die Besiedlung des Gebietes, in dem der heutige und Greiz. Als Bundesland ist Thüringen am 7. No- Landkreis liegt, erfolgte relativ spät. Als Waldland vember 1990 neu entstanden; mit der Gebietsreform war es in urgeschichtlicher Zeit lediglich Durchzugs- am 1. Juli 1994 wurden die ehemaligen Landkreise gebiet von Menschen auf ihren Wanderschaften. In Gera-Land, Zeulenroda und Greiz zum jetzigen der heutigen Region Gera-Land ist nur eine größere Landkreis Greiz zusammengeschlossen. Höhensiedlung auf dem Eselsberg zwischen Berga und Wünschendorf bekannt, die aus der Bronze- Im Ostthüringer Raum zwischen den Flüssen Weida und früheren Eisenzeit (15. – 13. Jh. v.u.Z.) stammt. und Weiße Elster liegt der Landkreis Greiz; er hat Im 9. und 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung er- eine Fläche von 843 km2 mit einer Einwohnerzahl folgte die Ansiedlung der slawischen Sorben. Ortsna- von ca. 125.200 Menschen (31.12.1999) und um- rahmt gleichermaßen im Osten, Süden und Westen Teppichfabriken Münchenbernsdorf GmbH, Dolo- die kreisfreie Stadt Gera – die Ostthüringer Metro- mitwerk GmbH Wünschendorf, Chemiewerk Bad pole. Reizvoll ist die Landschaft unserer Region, eine Köstritz, MEFRO Räderwerk GmbH Ronneburg, Bo- leicht gewellte, nach Norden allmählich abfallende art Ceramics GmbH Technische Keramik Auma und Hochfläche, im Süden begrenzt durch die Ausläufer nicht zuletzt die Köstritzer Schwarzbierbrauerei. des Thüringer Schiefergebirges und des Erzgebirges, Fremdenverkehr und Tourismus profitieren von den im Norden in die Saale-Elster Sandsteinplatte über- vielen geschichtlichen und kulturellen Traditionen gehend. Das schöne Tal der Weißen Elster durch- des Landkreises; das sind – um nur einige zu nennen zieht den Kreis von Süd nach Nord mit großen Wald- – das Greizer Sommerpalais mit einer bedeutenden gebieten und Landwirtschaftsflächen. Im westlichen Bücher- und Kupferstichsammlung und dem SATI- Teil des Kreises bestimmen die drei Weida-Talsper- RICUM sowie die Stadt Bad Köstritz – die Stadt der ren das Landschaftsbild, deren größte als das „Zeu- drei „B“: Bad, Bier, Blumen mit dem Heinrich- lenrodaer Meer“ bekannt ist. Bedeutende Diabas- Schütz-Haus als Forschungs- und Gedenkstätte. Se- brüche, Tonmulden und Ablagerungen von sandi- henswert sind die vielen historischen Anlagen und gem Lehm sind geologisch charakteristisch. Die Ver- Bauten, wie die Osterburg in Weida, das Obere und waltungsgliederung des Landkreises umfasst 6 Untere Schloss in Greiz, die Burgruine Reichenfels Verwaltungsgemeinschaften und 5 erfüllende Ge- in Hohenleuben, das Kloster Mildenfurth in Wün- meinden für die insgesamt 69 Gemeinden. Das Ge- schendorf, der über 300jährige Greizer Park oder biet des Landkreises Greiz liegt in einer verkehrs- die einzige in Deutschland original erhaltene über- mäßig gut erschlossenen Region. Die Bundesauto- dachte Holzbrücke in Wünschendorf, das klassizisti- bahnen A 4, A 9 sowie A 72 tangieren das Gebiet und sche Rathaus in Zeulenroda, die einzige im weiten die Bundesstraßen B 2, B 7, B 92, B 94 und B 175 Umkreis erhalten gebliebene sächsische Postmei- durchqueren das Kreisgebiet. Das Eisenbahnnetz hat lensäule in Auma und der als kleiner Stadtpark ge- folgende Verbindungen, die das Kreisgebiet durch- staltete Marktplatz von Berga. queren: Hof – Gera, Saalfeld – Gera – Leipzig, Erfurt – Gera – Chemnitz und Gera – Greiz – Plauen – In Trägerschaft des Landkreises Greiz befindet sich Weischlitz. Auf dem Luftweg ist das Kreisgebiet über ein weitverzweigtes Netz von Bildungseinrichtungen. den Verkehrslandeplatz Greiz erreichbar. Die 69 Ge- Dazu zählen 28 Grundschulen, 19 Regelschulen, 5 meinden des Landkreises Gymnasien, 4 Berufsschulen, 1 Volkshochschule mit Außenstellen, 1 Musikschule, 2 Förderzentren, 2 För- Bekanntheit erlangte die Stadt Bad Köstritz durch derschulen für Lernbehinderte und 2 Schulland- ihren bekanntesten Sohn, Heinrich Schütz, geboren heime. Dazu kommen weitere Bildungseinrichtun- am 08. Oktober 1585, der als bedeutendster deut- gen in kommunaler oder freier Trägerschaft. Im Be- scher Komponist vor Johann Sebastian Bach gilt. reich Sport und Freizeit stehen zahlreiche Angebote zur Verfügung, so z.B. ein Wasserfreizeit- und Erleb- Die Wirtschaft des Landkreises Greiz war in der Ver- nisbad, zwei Hallenbäder, sechs Freibäder, drei Na- gangenheit stark geprägt von der Textilindustrie, der turbäder, 57 Sporthallen, 79 Kleinspielfelder, 56 chemischen Industrie, dem Maschinenbau, der Mö- Großspielfelder, fünf Tennisanlagen mit insgesamt belindustrie und dem Bergbau. Beim jetzigen Struk- 16 Plätzen, 28 Kegelbahnanlagen, fünf Bowlinganla- turwandel ist eine Stabilisierung in den einzelnen gen, 16 Schützenanlagen, 25 Reitplätze/Reithallen, Wirtschaftsbereichen erkennbar und die wichtigsten eine Eislaufbahn. Auch kulturell und künstlerisch In- traditionellen Industriekerne sind in diesen Bran- teressierten stehen im Landkreis viele Einrichtungen chen erhalten geblieben. Aufstrebende Branchen offen, so u.a. 23 Bibliotheken, zehn Museen/Kunst- sind die Umwelttechnik und Elektrotechnik/Elek- sammlungen und eine Reihe von Heimat- und Bau- tronik; Einrichtungen wie das Textilforschungsinsti- ernstuben, neun Galerien, drei Tierparks/-gehege, tut Thüringen-Vogtland e.V. in Greiz zeugen von ein Theater, drei Filmtheater, drei Orchester, 33 En- dem Bestreben, auch auf innovativem Gebiet den sembles und Chöre. neuen Landkreis zu prägen. Heute wird die Wirt- schaft des Landkreises vorwiegend durch den Mittel- stand geprägt; einen Hauptteil nehmen das verarbei- tende Gewerbe, der Dienstleistungsbereich und das Baugewerbe ein. Namhafte Unternehmen sind u.a. AKCROS CHEMICALS GmbH & Co. KG Greiz, FIN- STRAL Fenster und Türen GmbH Greiz, BAUER- FEIND Phlebologie GmbH & Co. KG Zeulenroda, RASTER Zeulenroda Werkzeugmaschinen GmbH, Breckle Matratzenwerk Weida GmbH, ZPM Zeulen- roda Präzision Maschinenbau GmbH, Thüringer Hildburghausen Hildburghausen Hildburghausen

Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat am 08. Hermunduren und Markomannen. Im Ergebnis der Mai 1996 das nachfolgend beschriebene Wappen des Wanderungen germanischer Stämme schlossen sie Landkreises Hildburghausen genehmigt: Das Wappen sich im 5. – 7. Jahrhundert unter einem Stammeskö- des Landkreises Hildburghausen ist golden, geteilt durch nigtum zusammen. Im Jahre 531 erlag es dem An- eine eingebogene erniedrigte rote Spitze, die im Schildfuß mit sturm der Franken und Sachsen und wurde dem drei silbernen Spitzen belegt ist und zeigt vorn einen Frankenreich einverleibt; damit begann die ständige schwarzen, rot bewehrten und bezungten linkssehenden Besiedlung des Gebietes durch fränkische Bauern Löwen und hinten auf einem grünen Dreiberg eine und setzte sich nach dem 10. Jahrhundert im Ge- schwarze, rotbewehrte Henne mit rotem Kamm und rotem birgsbereich des Thüringer Waldes fort. Nach Herr- Lappen. Der Landkreis wählte für sein Wappen Sym- schaft durch die Grafen von Henneberg im 12./14. bole ehemaliger Territorialherrschaften auf dem Jahrhundert gelangten große Teile des heutigen heutigen Kreisgebiet. An erster Stelle steht der Löwe Landkreises 1374 in den Machtbereich des Markgra- der Markgrafen von Meißen. Dieses Symbol verweist fen von Meißen. 1680 entstand das Herzogtum Sach- darauf, dass erhebliche Teile des heutigen Kreisge- sen-Hildburghausen, ein absolutistisch regierter bietes im Besitz der Wettiner, nach 1485 im Besitz Zwergstaat, der 1826 im Herzogtum Sachsen-Meinin- wechselnder Linien der Ernestiner, waren. Aus de- gen aufging. Mit dem Gesetz vom 15.04.1868 ent- ren zusammengesetzten Wappen wurde der stand aus den Verwaltungsämtern Hildburghausen, schwarze, rotbewehrte Löwe in Gold entlehnt. Das Heldburg, Eisfeld und Römhild mit Themar der redende Wappen der Grafen von Henneberg steht Landkreis Hildburghausen. Dieser besteht seit die- für die Zugehörigkeit weiter Teile des Kreisgebietes sem Zeitpunkt ununterbrochen, jedoch mit territo- zur ehemaligen Grafschaft Henneberg. In geistlicher rialen Änderungen: Nach dem Thüringer Neuglie- Hinsicht gehörte das heutige Gebiet des Landkreises derungsgesetz vom 16.08.1993 erweiterte sich der Hildburghausen zum Bistum Würzburg. Aber auch Landkreis um Gebiete der ehemaligen Kreise Suhl- in weltlicher Hinsicht gehörten einzelne Teile des Land und Meiningen. Kreisgebietes eine Zeit lang zum Würzburger Bis- tum. Die Zugehörigkeit zu diesem fränkischen Bis- Geologisch und geomorphologisch gesehen hat das tum wird durch den sogenannten „Fränkischen Re- Territorium des Landkreises Anteil am Thüringer chen“ – drei silberne Spitzen in Rot – dargestellt. Die Wald/Thüringer Schiefergebirge und am thürin- am 08. Mai 1996 genehmigte Kreisflagge ist weiß-rot gisch-fränkischen Triasgebiet. Quartäre Flussschot- längs gestreift und trägt in der Mitte das Kreiswap- terterrassen im Werratal lassen es gerechtfertigt er- pen. scheinen, diese als eigenständige Landschaftseinheit innerhalb des Triasgebietes herauszustellen. Das Schon 800 – 400 v.u.Z. siedelte im Gebiet des heuti- obere Waldgebiet/Gebirgsland – an der Grenze zwi- gen Landkreises eine in Nordostbayern ansässige schen Thüringer Wald und Thüringer Schieferge- Randgruppe der Hallstattkultur, in der die Hügel- birge – ist durch die Verbreitung des Rotliegenden grabsitte wieder auflebte. Bei Harras wurde eine 15 des Perm und von vorkarbonischen und karboni- Hügel umfassende Grabhügelgruppe gefunden. Mit schen Schiefern bestimmt. Das Vorgebirgsland/Vor- dem Vorrücken der germanischen Stämme seit dem waldgebiet als Teil des Südthüringer-Fränkischen 2. Jh. v.u.Z. gerieten die Kelten in zunehmende Be- Triasgebietes wird gegen das Gebirge durch die süd- drängnis und es erfolgte eine Besiedlung durch die westlichen Randstörungen des Thüringer Gebirges begrenzt und wird von flachen Wellen und Einzel- Schneide-, Papier- und Märbelmühlen). Dominant bergen des Buntsandsteins charakterisiert. Das Wer- blieben die Landwirtschaft und der Fremdenver- ratal ist als asymetrisches Sohlental geformt, das kehr; 43,8 % der Gesamtfläche des Kreises sind be- durch Flussbegradigungen und übermäßige Melio- waldet. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstan- ration seines natürlichen Zustands beraubt ist. Im den zahlreiche Betriebe. Parallel dazu wurde die Mittellauf bei Hildburghausen zeugen zwei Schotter- Großproduktion in der Landwirtschaft aufgebaut. terrassen vom Wechsel von Erosion und Ablagerung Diese Strukturen wurden nach der Wende zu markt- in der Eiszeit und Nacheiszeit. Die Frankenschwelle, wirtschaftlichen Unternehmen umgewandelt. Nam- ein Muschelkalkplateau mit schmalen Seitentälern, hafte Unternehmen sind u.a. die Geräte- und Pum- wird durch die Gesteine des mittleren und oberen penbau GmbH Merbelsrod, die Analytik Eisfeld Muschelkalks geprägt; im oberen Muschelkalk zeigt GmbH, die Feintechnik Eisfeld, das Porzellanwerk sich eine Fülle von vorrangig tierischen Resten. Der Kloster Veilsdorf, die Kern-Technik Schleusingen so- südliche Teil des Landkreises besteht aus den nördli- wie der IHB Schleusingen. Touristische Hauptziele chen Ausläufern des südlichen Schichtstufenlandes, sind das Skigebiet am Rennsteig, das um die höchst- deren Gesteine vom Muschelkalk bis zum Jura rei- gelegene Gemeinde Masserberg gleichzeitig das chen. Keupergesteine – durch eine Vielzahl ständig Tourismuszentrum des Landkreises darstellt. Neben wechselnder Gesteinsarten mit unterschiedlichen dem Oberen Waldgebiet mit der Rennsteigregion Färbungen gekennzeichnet – nehmen dabei die bestimmen die Landschaftsgebiete des Kleinen größeren Flächen ein. Auch der Tertiär hat im Land- Thüringer Waldes, des Werratales, das Gleichbergge- kreis markante Spuren hinterlassen: die beiden biet mit Grabfeld und das Heldburger Unterland mit Gleichberge, der Straufhain und der Burgberg bei dem Straufhain die Attraktivität des Landkreises im Heldburg zeugen von aktiver vulkanischer Tätigkeit. Süden des Freistaats Thüringen. Darüber hinaus be- Der Landkreis hat eine Gesamtfläche von 937,2 km2 finden sich im Landkreis weitere sehens- und erle- mit insgesamt 74.167 Einwohnern (31.12.1999). benswerte Einrichtungen, so z.B. das Stadtmuseum Höchster Punkt im Landkreis ist der Neuhäuser Hü- sowie das Milch- und Reklamemuseum Hildburghau- gel mit 891 m über NN in der Nähe des Adlersber- sen, das Schlossmuseum Eisfeld, das Naturhistori- ges; niedrigstgelegener Ort ist Lindenau mit 279 m sche Museum Bertholdsburg Schleusingen, das über NN. Das Verkehrsnetz weist neben 396 km Lan- Hennebergische Museum Kloster Veßra, das Steins- desstraßen 96 km Bundesstraßen der B 4, B 89, B burgmuseum sowie das Museum „Keramik Interna- 247, B 281 und B 281a aus. tional“ mit Hönn’scher Sammlung in der Glücks- burg in Römhild. Weitere Sehenswürdigkeiten und Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt Hild- Ausflugsziele sind die Rennsteigwarte Masserberg, burghausen als „Stadt der Schulen“ und durch das die Werraquelle bei Fehrenbach, der Freizeit- und Bibliographische Institut von Joseph Meyer (Erstaus- Erholungspark Waffenrod-Hinterrod, der Bleßberg gabe von Meyers Lexikon 1840–1855) weltbekannt; mit Aussichtsturm und Wanderheim, die Trinkwas- Carl Joseph Meyer verlegte seinen 1826 in Gotha ge- sertalsperre Schönbrunn, die Köhlerei Schleusinger- gründeten Verlag 1828 nach Hildburghausen. Der neundorf, der Bergsee Ratscher bei Schleusingen, spätere Opernkomponist Carl Maria von Weber er- der Adlersberg mit Aussichtsturm, das Biosphärenre- hielt als Zehnjähriger (1796) seinen ersten Klavier- servat Vessertal, der historische Marktplatz mit Re- unterricht in Hildburghausen. Der Schriftsteller naissance-Rathaus Hildburghausen, Großer und Otto Ludwig – er schrieb u.a. die Dorfgeschichte Kleiner Gleichberg, die Kilianskirche mit Schwalben- „Die Heiterethei“, die tragische Erzählung „Zwi- nestorgel in Bedheim, die St. Bartholomäuskirche in schen Himmel und Erde“ und die Tragödie „Die Themar und die Stiftskirche in Römhild. Erbförster“ – wurde 1813 in Eisfeld geboren. Der Ur- sprung des Münchner Oktoberfestes ist in Hildburg- Der Landkreis besitzt eine Vielzahl von Sport- und hausen zu finden: Die im Jagdschloss in Seidingstadt Freizeiteinrichtungen sowie als kulturelle Angebote geborene Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburg- das Stadttheater Hildburghausen – ältestes bespieltes hausen heiratete König Ludwig den I. von Bayern. Theater Deutschlands – und das Naturtheater Stein- Aus Anlass der Hochzeit wurde in München das Ok- bach-Langenbach. Traditionelle Feste im Landkreis toberfest auf der nach ihr benannten „Theresien- sind u.a. das Eisfelder Kuhschwanzfest, das Theresi- wiese“ erstmals gefeiert. enfest in Hildburghausen, das Adlers- und Bleßberg- fest, das Turmfest in Masserberg, die Hullefranz- Land- und Forstwirtschaft waren die bedeutsamsten nacht in Schnett, das Country-Festival am Bergsee Wirtschaftszweige. 1760 entstand in Veilsdorf eine Ratscher und das Country Camp in Henfstädt sowie Porzellanmanufaktur – die älteste Thüringens. Im die Thüringer Montgolfiade in Heldburg. Wald- und Vorwaldgebiet hatte sich bereits eine Reihe von Glashütten entwickelt. Weit verbreitet im Kreisgebiet war das Mühlengewerbe (Mahl-, Öl-, Ilm-Kreis Ilm-Kreis Ilm-Kreis

Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat am 01. Fe- burger Herrschaft. Nach dem Erlöschen der Henne- bruar 1995 das Wappen des Ilm-Kreises wie folgt ge- berger Herrscherlinie im Jahr 1583 fiel das Amt Il- nehmigt: Das Wappen ist geviertet von Gold und Blau und menau an das Haus Sachsen. Mit der Bildung des zeigt oben im Feld 1 einen schwarzen, rotbewehrten, rechts- Landes Thüringen im Jahre 1920 wurde der Land- blickenden Adler, in den Feldern 2 und 3 einen goldenen, rot- kreis Arnstadt gebildet. Sein Territorium erstreckte bewehrten, rechtsschreitenden, aufrechten Löwen, im Feld 4 sich von Rockhausen im Norden bis nach Masser- auf einem schwarzen Berg eine schwarze Henne mit roter Be- berg im Süden, von Riechheim im Osten bis Holz- wehrung sowie rotem Kamm und Lappen. Für das Wappen hausen im Westen; Arnstadt war kreisfreie Stadt mit wurden Symbole der das Territorium ehemals prägen- Sitz des Landkreises. 1951 wurde die Stadt Arnstadt den Territorialherrschaften gewählt. Der Hauptanteil in den Landkreis aufgenommen. 1952 erfolgte die des heutigen Gebietes des Ilm-Kreises befand sich ehe- Teilung in die beiden Kreise Arnstadt und Ilmenau; mals im Besitz der Fürsten von Schwarzburg. Deshalb der Kreis Arnstadt wurde dem Bezirk Erfurt zuge- wurde das Symbol des Stammwappens, der goldene ordnet und der Kreis Ilmenau kam zum Bezirk Suhl. Löwe auf blauem Grund, zweimal in das Wappen auf- Nach der Gebietsreform 1994 wurden beide Land- genommen. Für die später in hennebergischen Besitz kreise wieder zu einem Landkreis mit dem Namen übergegangenen Gebiete, vor allem Ilmenau und Um- Ilm-Kreis und der Kreisstadt Arnstadt vereint. gebung, wurde das Symbol der Grafen von Henne- berg, hier vorwiegend aus ästhetischen Gründen dar- Der Ilm-Kreis, in der Mitte Thüringens gelegen, um- gestellt auf einem schwarzen Berg anstelle des grünen fasst eine Fläche von 850 km2. Im Norden grenzt der Dreiberges, aufgenommen. Für das Arnstädter Gebiet Landkreis an die Landeshauptstadt Erfurt und im wurde das redende Wappen der Stadt in das Kreiswap- Süden reicht er bis an den Kamm des Thüringer Wal- pen aufgenommen. Gleichzeitig kann der schwarze des; die beiden Flüsse Gera und Ilm prägen den Adler in Gold auch die Schwarzburger Fürstentümer Landkreis im Westen bzw. im Osten. Die Landschaft symbolisieren, da Arnstadt unter Schwarzburger Herr- reicht vom Südrand des Thüringer Beckens – dieser schaft stand. Die am 01. Februar 1995 genehmigte Teil ist meist hügelig – über die reich bewaldeten, Flagge des Ilm-Kreises ist geviertet von Schwarz und von Flusstälern durchschnittenen Vorberge des Gelb und trägt das Kreiswappen. Thüringer Waldes bis zum Gebirgsmassiv mit den höchsten Bergen des Thüringer Waldes, dem Zum heutigen Ilm-Kreis gehören Territorien von Großen Beerberg mit 982 Meter und dem Schnee- sechs ehemaligen Thüringer Fürstenhäusern: den kopf mit 978 Meter Höhe. Verkehrsmäßig ist das Ge- Käfernburger Grafen, den Henneberger Grafen, biet des Landkreises gut erschlossen: Das bestehende den Schwarzburger Dynastien und den Häusern Netz der Bundesstraßen B 4, B 87 und B 88 gewähr- Sachsen-Gotha, Sachsen-Weimar sowie Sachsen-Mei- leistet eine bequeme und schnelle Erreichbarkeit ningen. So standen im 14. Jahrhundert sowohl Il- der Autobahnen A 4 und A 9; der gegenwärtige Bau menau als auch Arnstadt zeitweilig unter der Herr- der A 71 von Erfurt nach Schweinfurt bzw. Bamberg schaft der Käfernburg-Schwarzburger Dynastien. Zu direkt durch den Ilm-Kreis ergänzt dieses Auto- dieser Zeit ist das heutige Ilmenau, das 1273 erstmals straßennetz. Auf dem Schienenweg ist die Region urkundlich erwähnt wurde, bereits 1341 als Stadt be- über Erfurt mit allen Zentren Deutschlands und dar- zeugt. 1343 kam Ilmenau durch Verkauf an die Gra- über hinaus mit einer Reihe europäischer Groß- fen von Henneberg; Arnstadt blieb unter Schwarz- städte direkt verbunden. Der Nordteil des heutigen Ilm-Kreises bot als Kultur- Fläche des Landkreises sind forstwirtschaftlich ge- landschaft seit 6000 Jahren denkbar günstige geogra- nutzt und der Wald dient außerdem der Holzpro- phische Voraussetzungen für menschliche Ansied- duktion. In der Region um Gehren und Großbrei- lungen. So gilt die Kreisstadt Arnstadt nach der ur- tenbach sind ebenfalls Gewerbegebiete entstanden. kundlichen Ersterwähnung vom Jahre 704 als frühe- Markante Anziehungspunkte für Touristen sind die ster genannter Ort Thüringens. Im nördlichen Wachsenburg, eine der „Drei Gleichen“, der Kreisgebiet war die Landwirtschaft vorherrschend, Höhenwanderung Rennsteig mit der Schmücke, während sich entlang der alten Handelsstraße, der dem Schneekopf und dem Großen Beerberg, die heutigen B 4, Städte mit Handel und Handwerk her- Lange-Berg-Region mit dem Karl-Günther-Denkmal, ausbildeten. Das Gebiet um Ilmenau war durch Berg- das Biosphärenreservat „Vessertal“ bei Schmiede- bau, vor allem Silber und Kupferschiefer, und die feld, der ehemalige Grenzort Neustadt a. R. an der Glasherstellung geprägt. Als bedeutende Persönlich- Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Meinin- keiten sind zu nennen: Johann Sebastian Bach, der gen und dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershau- von 1703 bis 1707 Organist in Arnstadt war, Johann sen mit zwei Kirchen, zwei Schulen und zwei Fried- Wolfgang von Goethe, der auf dem Kickelhahn die höfen, Großbreitenbach mit der größten Holzfach- Verse von Wanderers Nachtlied schrieb: werkkirche Thüringens, das Tal der Wilden und der Über allen Gipfeln ist Ruh’, Zahmen Gera mit Gräfenroda, der „Wiege der Gar- in allen Wipfeln spürest du tenzwerge“, Plaue mit der wahrscheinlich größten kaum einen Hauch, Karstquelle Thüringens dem „Plauer Spring“, Fran- die Vöglein schweigen im Walde, kenhain mit der Lütsche-Talsperre, das Landschafts- warte nur, balde schutzgebiet „Singer Berg“ mit der kleinsten Braue- ruhest du auch, rei Thüringens in Singen, die mit musealer Technik die 1825 in Arnstadt geborene Eugenie John, unter noch heute ein gutes Bier braut, Arnstadt mit der dem Pseudonym „Marlitt“ bekannte Autorin der weltbekannten Puppensammlung „Mon Plaisir“, „Gartenlaube“. Heute hat der Ilm-Kreis mit 44 Ge- Stadtilm mit dem 202 Meter langen 13-bögigen Via- meinden (davon 7 Städte) 122.513 Einwohner; 45 % dukt und dem größten Marktplatz Thüringens, Il- von ihnen wohnen in den beiden Städten Arnstadt menau mit dem durch Goethe berühmt gewordenen und Ilmenau (Stand: 31.12.1999). Kickelhahn, sowie der Aussichtspunkt „Riechheimer Berg“. Als besonders ausgeprägte Naturschönheiten Die Wirtschaft im Ilm-Kreis war ursprünglich geprägt sind noch die Orchideenvorkommen im Ilm-Kreis, durch Landwirtschaft und durch die alte Handels- das Ilmenauer Teichgebiet und die Reinsberge zu straße und die an ihr liegenden Orte mit Händlern, nennen. Fuhrleuten und Handwerkern sowie durch die aus- gedehnten Waldgebiete mit Holzfällern, Köhlern, Der Ilm-Kreis verfügt über ein breites Angebot viel- Pechsiedern und Glasbläsern. Später kamen der fältiger Schulformen: Beide Mittelzentren sind Gym- Bergbau, die Porzellanmanufakturen und schließ- nasialstandorte und besitzen staatliche Berufsbil- lich Industriebetriebe hinzu. Mit dem Übergang in dungszentren. Das Angebot an solider und breit ge- die Marktwirtschaft kam es zu einem drastischen Ar- fächerter Ausbildung vervollständigen die Fach- beitsplatzabbau. Teile der ehemaligen Großbetriebe schule für Technik Ilmenau und das Ilmenau-Kolleg, wie Fernmeldewerk, Chemieanlagenbau, Porzellan- Musik-, Volkshoch- und Sonderschulen. Ilmenau ist werk und Glaswerk wurden in ihrem Kernbereich Standort der einzigen Technischen Universität des privatisiert. Der nördliche Teil des Ilm-Kreises hat Freistaats Thüringen; Vorgänger der TU Ilmenau sich aufgrund der topographischen Lage um die war das bereits 1894 gegründete „Thüringische Orte Arnstadt und Ichtershausen als exponierter In- Technikum Ilmenau“, das 1963 in den Rang einer dustrie- und Gewerbestandort entwickelt. Die land- Technischen Hochschule erhoben und 1992 Techni- wirtschaftliche Nutzung der sehr ertragreichen Bö- sche Universität wurde. Die soziale Struktur weist den ist dennoch gewährleistet; 39,7 % der Fläche des drei Kreiskrankenhäuser und die Orthopädische Kli- Landkreises werden landwirtschaftlich genutzt. Als nik Marienstift Arnstadt aus. Kulturelle Angebote Wirtschaftsfaktor zählt auch der Verkehrslandeplatz gibt es mit dem „Theater im Schlossgarten“ Arnstadt Kategorie II in Alkersleben/Wülfershausen. Im mitt- sowie verschiedenen regionalen Veranstaltungen, leren Teil des Ilm-Kreises profiliert sich die Univer- z.B. Thüringer Orgelsommer, Thüringer Bachwo- sitätsstadt Ilmenau im Technologiedreieck Jena-Er- chen. Der GutsMuths-Rennsteiglauf (Zielort Schmie- furt-Ilmenau. Rund um die Universität entwickelt defeld) ist ein sportlicher Höhepunkt; in Arnstadt sich ein Technologie- und Forschungspark mit vielen findet jährlich die Veranstaltung „Hochsprung mit innovativen Unternehmen. Der südliche Teil des Musik“ statt. Ilm-Kreises mit seinen ausgedehnten Waldflächen des Thüringer Waldes ist im wesentlichen durch den Wirtschaftszweig Tourismus geprägt; ca. 43 % der Jena Jena Jena

Das Wappen der Stadt Jena, am 02. September 1994 erteilten sie Jena das gothaische Stadtrecht. durch ein Gutachten des Thüringer Landesverwal- Während der Reformationszeit stand Jena stets im tungsamtes bestätigt, hat folgende Blasonierung: In Mittelpunkt der Ereignisse. Mitte des 16. Jahrhun- Silber ein silbern-blau gekleideter Engel mit langen goldenen derts beschloss Johann Friedrich der Großmütige, in Haaren sowie Nimbus, Harnisch, Helm und Flügeln in Jena eine neue Universität zu eröffnen. Nach der Er- Gold. Mit der Rechten stößt er einem grünen Drachen eine teilung des Kaiserlichen Privilegs fand am 2. Februar Lanze in den Rachen, in der Linken hält er einen goldenen 1558 die feierliche Eröffnungszeremonie der Jenaer Schild mit aufgerichtetem schwarzen Löwen; der linke Fuß Universität statt. Ende des 17. Jahrhunderts hatte steht auf dem Drachen. Unter dem Drachen befindet sich ein Jena eine der größten deutschen Universitäten, die kleiner silberner Schild mit blauer Weintraube. Dieses darüber hinaus als eine der bedeutendsten europäi- Wappen ist aus dem historischen Siegel des Jenaer schen Hochschulen galt. 1741 kam der Ort an das Stadtrates hervorgegangen – das älteste Siegel Herzogtum Sachsen-Weimar. 1806 fand die Schlacht stammt aus dem Jahre 1288 und zeigt bereits den Er- bei Jena und Auerstedt statt, bei der Preußen gegen zengel Michael. Dieser ist der Patron der Stadtkirche die Franzosen eine Niederlage erlitt. 1815 erfolgte in sowie der Schutzheilige der Stadt Jena. Das tatsächli- der „Grünen Tanne“ die Gründung der Jenaer Ur- che Wappen war, wie auf den Jenaer Brakteaten so- burschenschaft, die durch das 1817 durchgeführte wie an alten Grenzsteinen in der Jenaer Flur ersicht- „Wartburgfest“ bekannt wurde. Ende des 19. Jahr- lich ist, die Weintraube. Als Hinweis auf den einst hunderts erfolgte die Gründung der beiden weltbe- blühenden Weinanbau in Jena ist unter dem Dra- deutenden Unternehmen Glaswerk Schott & Gen. chen Jenas altes Wahrzeichen, die blaue Weintraube sowie Carl-Zeiss-Stiftung, wodurch sich die Stadt zum auf silbernem Grund, zu finden. Als die Landgrafen Industriestandort entwickelte. 1945 wurde die Stadt von Thüringen die Stadtherrschaft von allen Lobde- bei Luftangriffen schwer zerstört. Markante Punkte burgern übernahmen, wurde zusätzlich der meißni- des Neuaufbaus sind das 1972 errichtete Univer- sche Löwenschild ins Siegel aufgenommen und da- sitätshochhaus – mit 121 m höchstes Bauwerk im mit in das Wappen übernommen. Die Flagge der Stadtgebiet – und das Einkaufszentrum „Goethe-Ga- Stadt Jena ist blau-weiß-gelb längs gestreift und trägt lerie“. in der Mitte das Stadtwappen. Jena liegt im mittleren Saaletal, das den Stadtkreis Im 9. Jahrhundert wird Jena als Jani erstmals er- auf einer Länge von ca. 12 km durchzieht und der wähnt. Seit dem 12. Jahrhundert war es im Besitz der Stadt die langgestreckte Gestalt verleiht. Die unter- Herren von Lobdeburg, von denen es um 1230 auch schiedliche geologische Struktur zeigt mittleren die Stadtrechte erhielt; die erste urkundliche Erwäh- Buntsandstein und unteren Muschelkalk im Osten nung als Stadt erfolgte 1236. In der 2. Hälfte des 13. der Saale, mittleren und oberen Muschelkalk sowie Jahrhunderts verminderte sich laufend der Besitz- Keuper nach Westen hin. Daher findet man im stand der Lobdeburger; in den Vollbesitz von Jena festen Gestein des Westens nur kurze, tief einge- gelangte das Thüringer Landgrafenhaus, indem es schnittene Täler (Mühltal), im mürben Sandstein im zunächst durch Heirat in den Jahren 1289 und 1300 Osten jedoch breite, sanft geschwungene Talmulden die Westhälfte und schließlich durch Kauf den von (Rodatal). Die Gesamtfläche der Stadt beträgt den Leuchtenburgern an die Grafen von Schwarz- 11.422 ha; davon entfallen allein auf Wälder, Acker- burg verpfändeten östlichen Teil 1331 erwarb. 1332 und Dauergrünland 7.200 ha. Die Einwohnerzahl beträgt 99.779 (31.12.1999). Niedrigster Punkt im gie. Fremdenverkehr und Tourismus bieten Sehens- Stadtgebiet ist der Saalespiegel am nördlichen Stadt- würdigkeiten sowie Kultur- und Freizeitangebote an, ausgang mit 136 m über NN; höchster Punkt ist der so u.a. das Zeiss-Planetarium, der Botanische Garten, Cospoth mit 399,2 m über NN. Verkehrsmäßig ist Optisches und Phyletisches Museum, das Stadtmu- Jena gut erschlossen: über die Anschlussstellen Jena- seum „Göhre“, das Rathaus mit dem „Schnapphans“, Lobeda und Jena-Göschwitz ist die Stadt an die Auto- einem der „sieben Wunder Jenas“, den 1903 einge- bahn A 4 angeschlossen; die Bundesstraßen B 7 und weihten Gebäudekomplex „Volkshaus“, das Theater- B 88 kreuzen sich in Jena. Über das Schienennetz ist haus Jena GmbH, verschiedene Sportanlagen, dar- Jena Haltepunkt für den IC München – Berlin und unter das Fußball- und Leichtathletikstadion, Frei- IR Chemnitz – Kassel – Dortmund – Aachen. und Hallenbäder sowie Ausflugsziele wie den Fuchs- turm, Jenzig usw. Jena war bereits in früheren Jahrhunderten ein Ort bekannter Persönlichkeiten: Zu nennen ist Kurfürst Die soziale Sicherung hat in Jena ihre Quellen be- Johann Friedrich der Großmütige, der die Jenaer reits in der Carl-Zeiss-Stiftung: diese erfüllte den Universität gründete. Um 1800 wurde Jena zur Zweck der „dauerhaften Fürsorge für deren wirt- Hauptstadt der klassischen deutschen Philosophie schaftliche Sicherung“ und „größerer sozialer Pflich- und der deutschen Romantik; große Namen, wie ten“ gegenüber den Mitarbeitern; darüber hinaus Weigel, Fichte, Hegel, Goethe, Schiller, Novalis, Hae- waren die Zeiss-Angehörigen über das Pensionsstatut ckel und Hufeland legen davon Zeugnis ab. Weitere der Stiftung auch im Alter abgesichert. Die gesund- historische Persönlichkeiten, die mit ihren Leistun- heitliche und soziale Betreuung ist heute gesichert gen der Stadt Jena einen Ruf einbrachten, der weit mit dem Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität über Thüringen hinaus unverwechselbaren Klang mit 15 Kliniken sowie Altenpflegeheimen, altersge- besitzt, sind Ernst Abbe, Carl Zeiss und Otto Schott. rechten Wohnhäusern, Sozialstationen, kombinier- ten Kindereinrichtungen u.a. Im 14. und 15. Jahrhundert siedelten sich zahlreiche Kaufleute und Handwerker in Jena an und trugen Das Bildungswesen wird bestimmt von der Friedrich- zum Aufblühen der noch jungen Stadt bei; die wich- Schiller-Universität, namhaften industrienahen Wis- tigsten Gewerbe waren der Weinbau, die Brauerei, senschaftsinstituten, so u.a. Max-Planck-Instituten, die Böttcherei, die Tuchmacherei und die Gerberei. der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte Optik Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte Jena neben und Feinmechanik, dem Hans-Knöll-Institut für Na- Leipzig zum bekanntesten Zentrum des Verlagswe- turstoffforschung sowie der Fachhochschule. Allge- sens, des Buchhandels und der Druckerei. 1846 meine Bildungseinrichtungen bestehen mit 12 eröffnete Carl Zeiss seine erste optische Werkstatt; Grundschulen, 8 Regelschulen, 8 Gymnasien, 1 inte- 1866 wurde Ernst Abbe sein Mitarbeiter. Ergebnis grierte Gesamtschule, 1 Waldorfschule und 4 berufs- dieser Verbindung von Wissenschaft und Produktion bildenden Schulen, darunter die Fachschule für Au- waren Instrumente, die bald hohes Ansehen auf der genoptik „Hermann Pistor“. Weitere Bildungsein- ganzen Welt erreichten. Besonders förderliche Be- richtungen sind die Musik- und Kunstschule, die dingungen für die Entwicklung der Firma schuf die Volkshochschule, die Überbetriebliche Ausbildungs- Carl-Zeiss-Stiftung, die 1889 von Ernst Abbe ins Le- gesellschaft GmbH, die Ernst-Abbe-Akademie e.V. ben gerufen wurde. 1884 gründeten Ernst Abbe und sowie das Collegium Europaeum Jenense. Otto Schott ein Glastechnisches Laboratorium, das spätere Glaswerk. Mit dem Bau neuer Fabrikgebäude erhielt die Stadt auch allmählich die Kontur einer In- dustriestadt. 1950 entstand als weiterer Großbetrieb das Unternehmen Jenapharm. Durch direkte Kriegs- einwirkungen erlitten die Großbetriebe der Stadt hohe Verluste an Mitarbeitern, einen drastischen Produktionsrückgang und z.T. beträchtliche Zer- störungen. Nach dem Wiederaufbau entstand das Vorzeigekombinat Carl Zeiss Jena. Der nach der Wende einsetzende Strukturwandel führte zur Ent- wicklung der Carl Zeiss Jena GmbH und Jenoptik AG (beide Nachfolgeunternehmen des ehemaligen Kombinates Carl Zeiss), der Schott Jenaer Glas GmbH, der Jenapharm GmbH & Co. KG sowie einer Vielzahl neu- bzw. ausgegründeter Technologiefir- men. Eine Neuorientierung von Forschung und Wirtschaft erfolgt auf dem Gebiet der Biotechnolo- Kyffhäuserkreis Kyffhäuserkreis Kyffhäuserkreis

Durch das Thüringer Landesverwaltungsamt wurde sind heute noch nachweisbar bei Bilzingsleben und am 26. Oktober 1994 das nachfolgend beschriebene am Südhang des Kyffhäusergebirges. Funde haben Wappen des Kyffhäuserkreises genehmigt: In Blau ergeben, dass erste Gründungen bereits bis 300 nach ein aufgerichteter goldener, rot bewehrter und gezungter der Zeitenwende erfolgten. Dazu gehören , Löwe, der sich auf einen Schild stützt, auf einem grünen, Bretleben und Wiehe. Orte in diesem Raum, die auf oben silbern eingefassten Dreiberg. Der Schild ist geviert; 1 -stedt, -ungen und -leben enden, entstanden bis zum und 4 sind fünfmal von Rot und Silber geteilt, 2 und 3 zei- 5. Jahrhundert. Die Besiedlung durch die Franken gen in Silber sechs rote Wecken in zwei Reihen. Der Dreiberg lässt sich mit der Endung der Ortsnamen auf -hausen ist mit einer silbernen Wellenleiste und einem silbernen Wel- und -rode belegen. Die Kultivierung ausgedehnter lenfaden belegt. Der goldene Löwe im blauen Feld, der Sümpfe im Helmetal durch Mönche aus Walkenried sogenannte Käfernburger Löwe, ist das Stammwap- in der Zeit von 800–1300 begünstigte weitere Ansied- pen des Grafen-, später Fürstenhauses Schwarzburg, lungen. Im 12. Jahrhundert entstand auf dem zu dessen Territorien der überwiegende Teil des Kyffhäuserburgberg eine mächtige Burganlage, die Landkreises gehörte: Sondershausen mit Umland während der Regierungszeit Friedrich 1. Barbarossa war die Unterherrschaft mit Residenz des Fürsten- zur Reichsburg Kyffhausen ausgebaut wurde. Nach tums Schwarzburg-Sondershausen; Frankenhausen 100-jähriger Blütezeit verfiel die Burg. Handels- mit Umland – einschließlich des Kyffhäusers – und straßen übten auf die Entwicklung einiger Orte eine Immenrode sowie Straußberg bildeten die Unter- wesentliche Wirkung aus. So entstanden die Markt- herrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. flecken Oldisleben und Wiehe. Auch solche histori- Die im Stammwappen vorhandene Krone des Löwen schen Ereignisse wie der Bauernaufstand Anfang des wurde als nicht mehr zeitgemäßes dynastisches Em- 16. Jahrhunderts hinterließen ihre Spuren; so fand blem weggelassen. Der gevierte Schild zeigt das Wap- am 15. Mai 1525 die entscheidende Schlacht des pen der Grafen von Mansfeld, zu deren Gebiet Ar- Bauernkrieges bei Frankenhausen statt. Die herr- tern noch im 18. Jahrhundert gehörte, bis es schaftlichen Besitzverhältnisse belegen für Artern zunächst an Kursachsen und dann 1815 an Preußen den Wechsel von den Grafen von Hohenstein zu (Provinz Sachsen) kam. Der grüne Dreiberg versinn- Mansfeld, 1579 an Kursachsen und 1815 an Preußen. bildlicht die bergige, waldreiche Landschaft, insbe- Im Jahr 1952 wurde der Landkreis Artern aus Orten sondere die drei Höhenzüge Hainleite, Windleite der Kreise , Sondershausen, Querfurt und das dem Landkreis den Namen gebende Kyff- und des ehemaligen Kreises Eckartsberga (später häusergebirge. Die silberne Wellenleiste ist Symbol Kreis Kölleda) gebildet. Das Gebiet um Frankenhau- der den ostwärtigen Kreisteil durchströmenden Un- sen und Sondershausen war seit 1263 im Besitz der strut, der silberne Wellenfaden Sinnbild der das Grafen von Hohenstein, das 1356 auf Grund eines westliche Kreisgebiet durchfließenden . Der Erbvertrages an die Grafen von Schwarzburg fiel, Kyffhäuserkreis führt eine am 26. Oktober 1994 ge- deren Geschlecht bis 1918 die Residenzstadt Son- nehmigte Flagge, die blau-weiß längs gestreift ist und dershausen regierte. Nach der Abdankung der Für- das Kreiswappen trägt. sten und Gründung des Landes Thüringen wurde der Landkreis Sondershausen gebildet. Der Kyffhäu- Aufgrund seiner günstigen Lage war das Gebiet des serkreis ist im Ergebnis der Gebietsreform am 1. Juli Kyffhäuserkreises schon vorgeschichtlich besiedelt. 1994 durch Zusammenschluss der bisherigen Land- Diese ersten Siedlungsspuren und Ortsgründungen kreise Artern und Sondershausen entstanden. Der Kyffhäuserkreis hat eine Fläche von 1.035 km2 Ab dem 15. Jahrhundert blühte langsam das Hand- und 95.290 Einwohner (31.12.1999). Der Landkreis werks- und Innungsleben in den Städten auf. In Ar- gliedert sich in 10 Städte und 42 Gemeinden. Das tern und Frankenhausen entwickelte sich aus der Kreisgebiet wird von den Flüssen Unstrut, Wipper, Salzsiederei das Salinewesen. Verbesserte Wegever- Helme und Helbe durchquert. Die Landschafts- hältnisse und die schiffbare Unstrut trugen zur Ent- gliederung umfasst im Ostteil des Landkreises die wicklung der Industrie neben der Landwirtschaft von Eichen und Buchen bewaldeten Höhenzüge bei. Aufgrund der fruchtbaren Böden (Diamantene Kyffhäusergebirge, flankiert nördlich von der Golde- und Goldene Aue) blieb die Landwirtschaft ein do- nen und südlich von der Diamantenen Aue; im We- minierender Wirtschaftszweig. Erwähnenswert ist für stteil des Landkreises wird das Wippertal rechtsseitig dieses Gebiet die älteste Papiermühle bei Seega; hier vom Höhenzug Hainleite und linksseitig vom wurde schon im Jahre 1735 herzogliches Büttenpa- Höhenzug Windleite begleitet; das Tal der Unstrut pier hergestellt. 1818 erkannte Dr. Manniske die bildet hier die südliche Begrenzung des Landkreises. Heilkraft der Sole, und erste Kureinrichtungen für Die geologische Struktur beeindruckt durch unzäh- Kinder entstanden in Frankenhausen. Die Gebrüder lige weiße Felsen am Süd- und Westrand des Kyff- Zierfuß brachten 1831 die Perlmutter-Knopfindu- häusers: Gips aus dem bis zu 270 Millionenjahre strie nach Frankenhausen. Mit dem Aufschwung des alten Zechstein. Erdfälle, Senken und Höhlen wie Kurwesens erhielt 1927 die Stadt Frankenhausen die die Barbarossahöhle, sind durch Auslaugungen Bezeichnung „Bad“. Die gegenwärtige Wirtschafts- entstanden. Wo sich Anhydrit bei der Umwandlung struktur ist gekennzeichnet von mehreren Gewerbe- in Gips durch Wasseraufnahme aufgebläht hat, kann und Industrieparks als Standort mittelständischer man auffällige kleine Kuppen erkennen. Die Absen- Unternehmen. kung der beiden Auen kam dadurch zustande, dass Wasser die Steinsalze aus tieferen Gesteinsschichten Etwa gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte herausgewaschen hatte. Markante Gebiete sind das sich der Fremdenverkehr: touristische Hauptziele Naturschutzgebiet „Wipperdurchbruchstal“ im Mu- sind das 1896 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmal schelkalk am Fuße der Nordrandstufe der Hainleite auf dem Kyffhäuser und in unmittelbarer Nähe die bei Seega, wo die Wipper den Höhenzug in südlicher Reste der Reichsburg Kyffhausen aus der Regie- Richtung durchbricht; sowie die „Thüringer Pforte“, rungszeit Friedrich 1. Barbarossa. Die Sage berichtet, wo sich die Unstrut, die Bundesstraßen und die dass sich Kaiser Barbarossa mit seinem Hofstaat in Eisenbahn den schmalen Durchbruch zwischen das Unterirdische des Kyffhäusers zurückgezogen Hainleite und Schmücke teilen und wo sich heute hat. Alle hundert Jahre erwacht er aus einem tiefen zwei Burgruinen – die „Sachsenburgen“ – über dem Schlaf und schaut hinaus. Er stellt die Frage: „Fliegen Tal auf den Kalkfelsen der Hainleite erheben. Höch- die Raben noch?“ und sofern die Vögel die Berg- ster Punkt des Landkreises ist mit 535 m über NN das spitze noch umkreisen, müsse der Sage nach der Ge- Rondell Keula. Die verkehrsmäßige Anbindung des danke von nationaler Einheit ein Traum bleiben. Landkreises ist mit den Bundesstraßen B 4, B 80, Weitere sehenswerte Ziele sind das Schloss Sonders- B 84, B 85, B 86 und B 249 und zukünftig über die Au- hausen, das Naherholungszentrum „Possen“ und das tobahnen A38 und A71 sowie über die Eisenbahnli- Erlebnisbergwerk bei Sondershausen, das Bauern- nien Erfurt – Magdeburg und Erfurt – Nordhausen kriegs-Panorama in , die Wasser- gewährleistet; Landemöglichkeiten für Sportflug- burg , die Barbarossahöhle, als größte zeuge sind in Bad Frankenhausen/Udersleben vor- touristisch erschlossene Gipshöhle Europas, der Klo- handen. sterturm Göllingen in der in Deutschland einmali- gen maurisch-byzantinischen Bauweise und Europas Bekannte Persönlichkeiten, die mit dem Kyffhäuser- größte Modellbahnanlage in Wiehe. kreis in Verbindung gebracht werden, sind Thomas Müntzer, der nach der Schlacht bei Frankenhausen Das Bildungswesen im Landkreis ist mit 21 Grund- im Schloss Heldrungen gefangen gehalten wurde, in schulen, 13 Regelschulen, 4 Gymnasien, 3 Förder- Wiehe wurde 1795 der bedeutende Historiker Leo- schulen, 2 Berufsschulen und 1 Berufsschule mit be- pold von Ranke geboren, Friedrich Zöllner kompo- ruflichem Gymnasium gewährleistet. Gesundheitli- nierte 1840 in der Mühle Weineck, der ehemaligen che und soziale Betreuungsangebote umfassen 2 Klostermühle des Dorfes Oldisleben, sein Lied „Das Krankenhäuser, 1 Sanatorium, 1 Rehabilitationskur- Wandern ist des Müllers Lust....“, Max Bruch und klinik sowie 7 Alten- und Pflegeheime. Neu errich- Max Erdmannsdörfer waren Dirigenten des Loh- tete Sporthallen, Radwege und die Kyffhäuser- Orchesters Sondershausen, Max Reger war Schüler therme in Bad Frankenhausen laden zu sportlicher des 1883 in Sondershausen eröffneten „Konservato- Betätigung und Erholung ein. riums der Musik“. Nordhausen Nordhausen Nordhausen

Das Wappen des Landkreises Nordhausen in der wichtigen Burgen und Herrschaften aus der weite- nachfolgenden Blasonierung wird seit dem 1. Januar ren Umgebung in ihren Besitz (Rothenburg, Lohra, 1949 bis 1952 und wieder ab 1990 geführt: Schräg ge- Klettenberg, , Artern u.a.). Im 30jähri- teilt; unten auf von Rot und Silber geschachtem Feld ein gol- gen Krieg wurde die Stammburg zerstört und ist seit- dener Baumstumpf; oben in Gold ein dem Baumstumpf ent- dem als Ruine ein beliebtes Ausflugsziel. Das ge- sprießendes rotes Reis. Das geschachte Feld ist das ge- samte Gebiet östlich von Nordhausen fiel nach dem schichtliche Kennzeichen des Landkreises Nordhau- Westfälischen Frieden 1648 an Preußen, später sen, der ehemaligen Grafschaft Hohenstein; die wurde es in die preußische Provinz Sachsen einge- Farben sind die der Grafschaft: Silber und Rot. Der gliedert und wurde 1816 als Kreis Nordhausen Teil Baumstumpf symbolisiert die Vergangenheit einer- des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt; 1888 er- seits und gleichzeitig die Zerstörungen in der Stadt folgte die Umbenennung in „Kreis Grafschaft Ho- und im Landkreis Nordhausen, besonders während henstein“. Das Gebiet um Hohenstein selbst, das des II. Weltkrieges. Andererseits symbolisiert er die Amt Hohenstein oder später der Kreis Ilfeld (nörd- Zukunft: Ein junges Reis entsprießt dem Baum- lich und südwestlich von Nordhausen) kamen zum stumpf und wächst in das zweite, goldene Feld. Die Kurfürstentum Hannover. Die Stadt Nordhausen war Flagge des Landkreises Nordhausen ist gelb-rot längs von 1882 bis 1945 kreisfrei. Nach dem II. Weltkrieg gestreift und trägt in der Mitte das Kreiswappen. bilden die größten Teile beider Gebiete mit der Stadt Nordhausen den Landkreis Nordhausen. In unmit- Die Geschichte des Harzvorlandes und des Harzes telbarer Nähe von Salza und Krimderode, 1952 nach reicht weit zurück. Die Bodenfunde weisen eine Nordhausen eingemeindet, wurde im August 1943 große Mannigfaltigkeit der Kulturen schon vor der das Konzentrationslager Mittelbau-Dora errichtet. Zeitenwende aus. Nach der Völkerwanderung Etwa 60.000 Häftlinge aus Deutschland und den von gehörte das südliche Harzgebiet zum Thüringer Deutschland okkupierten Ländern mussten bis zum Stammkönigreich. Nach dessen Zerschlagung 531 April 1945 in den unterirdischen Tunnelanlagen des besiedelten im verstärkten Maße Franken diesen Kohnsteins die V-Waffen produzieren. 20.000 Häft- Raum. Mit der Wahl des sächsischen Herzogs Hein- linge fanden in Mittelbau-Dora den Tod. Die KZ-Ge- rich zum König Heinrich I. änderte sich das. Er und denkstätte Mittelbau-Dora erinnert daran. seine Nachfolger legten rings um den Harz Pfalzen, Königshöfe und Burgen an, aus denen sich oft Städte Der Landkreis Nordhausen befindet sich im nörd- entwickelten. Eine von diesen war Nordhausen, des- lichsten Teil des Freistaates Thüringen und umfasst sen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 927 er- eine Fläche von 711 km2. Hier leben 100.000 Men- folgte; von 1220 bis 1802 war sie eine Freie Reichs- schen (31.12.1999) in 4 Städten und 50 Gemeinden stadt und gehörte und von 1430 bis 1432 auch der (30.06.1996). Der Landkreis erstreckt sich von der Hanse an. Im frühen Mittelalter war der Harzraum Wind- und Hainleite im Süden bis in die Harzberge also der politische Mittelpunkt des deutschen Rei- im Norden, vom Quellgebiet der Helme im Westen ches. Die Geschichte des Landkreises Nordhausen ist bis zum Kelbraer Stausee und dem Waldgebiet „Alter eng mit der Burg Hohnstein bei Neustadt und den Stolberg“, einem fast völlig aus Gipsstein bestehen- dort ansässigen Grafen verbunden. Anfang des 12. dem langgestreckten Bergrücken, im Osten. Höch- Jahrhunderts ließ ein Graf Konrad dort seine Stamm- ster Punkt des Landkreises ist der Große Ehrenberg burg erbauen. Er und seine Nachfolger brachten alle mit 635,3 m über NN. Der überwiegende Teil des Landkreises befindet sich im Vorland des Harzes und das erste Buch über die Flora Deutschlands verfasste. zieht sich dann weit in dieses nördlichste Mittelge- Im 18. und 19. Jahrhundert sind es der Altertumswis- birge hinein. Der Südharz erstreckt sich über zwei senschaftler Friedrich August Wolf, ein großer Ho- geologische Formationen. Den Norden bildet das merkenner, der Orientalist Wilhelm Gesenius, die überwiegend bewaldete reliefreiche Ilfelder Becken Botaniker Wilhelm Wallroth, Friedrich Traugott Küt- mit seinen Vulkankegeln und dem Trümmersedi- zing, der Dichter Leopold Friedrich Günther mentgestein (Konglomerat, Sand- und Tonstein, Goeckingk, der Geograph August Petermann. Im 20. Steinkohleflöz), entstanden in der Zeit des Rotlie- Jahrhundert wirkten der Botaniker Dr. Kurt Wein genden. Im Süden beginnt die großflächige waldär- und der Schriftsteller Rudolf Hagelstange hier. In mere, durch Karsterscheinungen charakterisierte Limlingerode wurde die Dichterin Sarah Kirsch ge- Zechsteinlandschaft (Kalkstein, Dolomite, Gips/An- boren. hydrit). Im südlichen Zechsteingürtel eingeschlos- sen liegt das Landschaftsschutzgebiet des Alten Stol- Traditionelle und strukturbestimmende Wirtschafts- berg. Die anschließende „Goldene Aue“, südöstlich bereiche der Region waren seit dem 16. Jahrhundert der Kreisstadt Nordhausen und Kornkammer des der Bergbau: Kupferschiefer, Eisenerz, Steinkohle, „Nordhäuser Korn“, entstand seit der Tertiärzeit Alaun, Alabaster, Marienglas, wurden hier abgebaut. durch Auslaugungsvorgänge. Die auf der Zechstein- Größere Bedeutung erlangte der Gipstiefbau bei ablagerung des Untergrundes enthaltenen Salzlager Harzungen, Rüdigsdorf und Petersdorf und seit dem und die darüber liegende Aufschottung wurden Anfang unseres Jahrhunderts der Gipstagebau am durch hinzutretendes Wasser gelöst, so dass es zu Kohnstein und am Himmelsberg bei Niedersachs- weitflächigen Geländeeinsenkungen kam. Die im werfen/Ellrich. Der um die Jahrhundertwende ein- Südwesten des Landkreises befindlichen Bleicherö- setzende Kalibergbau in Bleicherode, Gebra/Lohra, der Berge steigen aus den Tälern der Wipper und Kraja, Kleinbodungen und Sollstedt hatte bis zur Bode empor; elementarste Bestandteile sind Mu- Wende 1990 eine immense wirtschaftliche Bedeu- schelkalk und Buntsandstein. Im Kreisgebiet befin- tung. Neben dem Bergbau waren es die Genussmit- den sich insgesamt 967,6 km Wasserläufe. Die Haupt- telindustrie – Kornbrennerei und Tabakerzeugnisse, gewässer sind die Helme, die Zorge und die Wipper. die Textilindustrie und der Maschinenbau, die den Weitere 29 natürlich und künstlich angelegte Seen guten Ruf des Landkreises Nordhausen als industri- und Teiche ab 1 ha Wasserfläche prägen die Gewäs- elles Zentrum Nordthüringens begründeten. In der serlandschaft. Der Landkreis hat in seinem Territo- Zwischenzeit ist eine breit gefächerte, mittelständi- rium ebenfalls eine Trinkwassertalsperre (Nordhäu- sche Gewerbestruktur entstanden und es besteht das ser Talsperre) und ein Hochwasserrückhaltebecken BIC-Technologiezentrum. Der Fremdenverkehr ist (Talsperre Iberg). In den Flusstälern der Helme und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landkreises; Wipper befindet sich fruchtbares Flachland – es ist touristische Hauptziele sind der Dom „Zum Heiligen Teil der „Goldenen Aue“. Der Pflanzenreichtum der Kreuz“, das Renaissance-Rathaus mit Roland und das Landschaft ist besonders auch unter Botanikern be- Meyenburgmuseum in Nordhausen, die Burg Lohra kannt. Es kommen fast alle Vegetationsformen vor, auf der Höhe der Hainleite, die romanische Pfeiler- von der Grassteppe bis zum Hochwald. Der Misch- basilika in Münchenlohra, die Burgruine Hohen- wald besitzt einen hohen Artenreichtum und um- stein bei Neustadt, die Ruine der hochmittelalter- fasst beinahe alle Laubholzgewächse Mitteleuropas; lichen Herrenburg – der „Ebersburg“ – bei Herr- 29 % der Kreisfläche werden von Wald bedeckt. Die mannsacker, das Renaissance-Schloss in Heringen, Anbindung des Landkreises an Göttingen und Halle das Humboldtsche Schloss in Auleben, eine der erfolgt über die im Bau befindliche Autobahn A 38; Wohnstätten des Gelehrten Wilhelm von Humboldt die Bundesstraßen B 4, B 80 und B 243 durchqueren sowie die Orte Sülzhayn, Ilfeld, Hainrode, Ellrich, den Landkreis. Im Schienennetz ist der Landkreis Bleicherode. nach Halle, Kassel, Erfurt und Northeim angebun- den; eine touristisch bedeutsame Schienenverbin- Das Gesundheitswesen verfügt über das Südharz- dung besteht mit der schmalspurigen Harzquerbahn Krankenhaus Nordhausen, drei Fachkrankenhäuser nach Wernigerode und zum Brocken. und zwei Rehabilitationskliniken. Das Bildungsange- bot im Landkreis Nordhausen ist vielfältig und um- Im Laufe der Geschichte wirkten verdienstvolle Per- fasst öffentlich-rechtliche sowie private Weiterbil- sönlichkeiten in Nordhausen und Umgebung oder dungsinstitutionen. Außerdem bestehen die Fach- ihr Werdegang nahm hier seinen Ausgang. In der hochschule Nordhausen, die private Akademie pro Renaissance waren das Justus Jonas, einer der eng- vita Nordhausen GmbH, die Umweltakademie sten Mitarbeiter Martin Luthers, der die Reforma- Nordthüringen e.V. und ein Studienkolleg. Ein Kul- tion nach Halle brachte, Michael Neander, einer der turangebot besteht mit dem 3-Sparten-Theater bedeutendsten Pädagogen des 16. Jahrhunderts in Nordhausen. Deutschland, Johannes Thal, Arzt und Biologe, der Saale-Holzland-Kreis Saale-Holzland-Kreis Saale-Holzland-Kreis

Das Wappen des Saale-Holzland-Kreises, durch das Anfang des 12. Jahrhunderts setzte die deutsche Thüringer Landesverwaltungsamt am 18. August Kolonisierung mit der Gründung von Köstern ein 1997 genehmigt, wird heraldisch beschrieben als (Kloster Lausnitz 1137 erstmals urkundlich er- Wappenschild, welcher gespalten ist durch eine eingebogene wähnt). Die urwaldartigen Täler wurden durch eine aufsteigende goldene, mit roten Herzen besäte Spitze, darin rege Rodungstätigkeit der nachfolgenden thüringi- ein schwarzer wachsender Löwe und welches rechts in Rot schen und fränkischen Siedler erschlossen. 1171 einen silbernen Schrägrechtsbalken und links im neunmal wird die Stadt Eisenberg als „Isenberc“ erstmals ur- von Schwarz und Gold geteilten Feld einen schrägrechten kundlich erwähnt. Um sie herum bildete sich das grünen Rautenkranz zeigt. Das Wappen verwendet aus- Amt Eisenberg, das zu der von den Wettinern be- schließlich die in der Vergangenheit verwendete herrschten Markgrafschaft Meißen gehörte. 1189 Symbolik der das heutige Gebiet des Saale-Holzland- wurde Eisenberg teilweise zerstört und an anderer Kreises überwiegend beherrschenden Herren, Gra- Stelle wieder aufgebaut. In dieser Zeit ließen sich die fen und Fürsten: Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts Lobdeburger – aus Franken kommend – als neue waren dies die Herren von Lobdeburg (Symbolik im Herren des Gebiets um Jena in der Nähe von Lobeda Wappen oben rechts) und die Grafen von nieder. 1221 wurde die „Königin des Saaletals“, die Orlamünde (Symbolik im Wappen die eingebogene Leuchtenburg, erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. Spitze mit dem wachsenden Löwen). Danach Jahrhundert beherrschten die Lobdeburger ein gehörte fast das gesamte Gebiet den wettinischen großes Gebiet in Ostthüringen. 1333 musste die Fürsten (Symbolik im Wappen oben links). Kurzzei- Leuchtenburger Linie ihren Besitz an die Schwarz- tig (1680 – 1714) bildete sich in diesem Rahmen das burger verkaufen, die 1396 dieses Land wieder an Herzogtum Sachsen-Eisenberg heraus. Die jetzige die Wettiner verloren. Mit der Gründung des Reichs- Kreisstadt Eisenberg war unter Herzog Christian fürstentums Sachsen-Altenburg wurde Stadtroda Residenz. Die am 24. März 1998 genehmigte Flagge 1603 Amtssitz, war dann ab 1826 für fast ein Jahr- des Saale-Holzland-Kreises ist quer gestreift Grün- hundert Verwaltungszentrum des Altenburger West- Weiß-Rot im Verhältnis 1 : 2 : 1; im weißen Feld kreises. Eisenberg war von 1680 bis 1707 die Resi- befindet sich das Landkreiswappen. denz des kleinen Herzogtums Sachsen-Eisenberg; bis 1918 gehörte die Stadt dann zu Sachsen-Altenburg. Frühe Siedlungen lassen sich im Gebiet des mittle- Nach Erlöschen der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg ren Saaletals und im ehemals von dichten Wäldern 1826 kam ein Teil des Gebietes zum neu gebildeten bedeckten Ostteil des heutigen Landkreises von aus Herzogtum Sachsen-Weimar. Mit der Bildung des dem Osten kommenden Slawen nachweisen. Ab Landes Thüringen 1920 entstanden auf dem Gebiet dem 10. Jahrhundert verdrängten die Germanen die des heutigen Saale-Holzland-Kreises der Landkreis Slawen und der heutige Saale-Holzland-Kreis ge- Jena-Roda (danach Roda und später Stadtroda) und hörte dadurch zum Grenzgebiet des Frankenreiches, die Kreisabteilung Camburg; mit der Bildung der dessen Ostgrenze hier die Saale bildete. Sorben und Bezirke 1952 wurden auf diesem Gebiet die Land- Franken lebten auf diesem Gebiet nebeneinander. kreise Eisenberg, Jena und Stadtroda gebildet, aus Unter Heinrich I. (875 – 936) entstanden zahlreiche denen mit der Gebietsreform 1994 der heutige Burgen in Thüringen. In Dornburg wurden in dieser Saale-Holzland-Kreis entstand. zeit Reichstage abgehalten, die Pfalz Burg Kirchberg mehrmals von deutschen Kaisern aufgesucht. Etwa Ähnlich einem „Kragen“ umschließt der Saale-Holz- Jahre Töpferei in Bürgel, der Töpferstadt; 150 Jahre land-Kreis die Stadt Jena; die den Landkreis prägen- fabrikmäßige Haushaltporzellanherstellung in Kah- den Landschaften sind das „Mittlere Saaletal“ mit la, der Porzellinerstadt; 100 Jahre Technische Kera- den Muschelkalkhängen – eine vor 225 bis 190 Mil- mik aus Hermsdorf, dem deutschen Traditionsstan- lionen Jahren in der Trias entstandene Gesteinsland- dort. Die Holz-Tradition der Region ist vor allem schaft aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – vom Holzhandwerk im Raum Hermsdorf geprägt und deren einzigartiger Flora im Westen des Land- und hat ihr den Namen gegeben – Thüringer Holz- kreises, das „Thüringer Holzland“ mit den ausge- land; Leitern haben die Gegend in Deutschland be- dehnten Wäldern im Zentrum der Saale-Elster-Bunt- kannt gemacht: vor 100 Jahren war die Herstellung sandsteinplatte im Ostteil des Landkreises, der als von Gerüstleitern ihr Haupterwerbszweig. Das Holz- „Ackerhügelland“ bekannte Nordostteil des Land- handwerk hat hier mit einer „Nischen-Produktpa- kreises mit seinen fruchtbaren Lößböden sowie das lette“ überlebt; in kleinen holzverarbeitenden Pro- Tal der Weißen Elster im östlichen Ausläufer des duktionsstätten werden Holzleitern, Zäune und Tra- Landkreises. Der Landkreis umfasst Höhenlagen zwi- ditionserzeugnisse hergestellt. Weite Teile des Land- schen 156 und 438 m ü. NN; der höchste Punkt des kreises sind von der Landwirtschaft geprägt: Landkreises befindet sich in Milda auf der Mildaer Ackerbau mit Getreide und Ölfrüchten auf Löß- Platte mit 438 m über NN; der tiefste Punkt mit 156 Lehm-Böden im Norden, Grünland und Viehwirt- m über NN befindet sich in der Gemeinde Schöps im schaft mit Rindern und Schafen im Süden sowie Mittleren Saaletal. Im Landkreis leben 93.679 Ein- Schweinen im Norden, Gemüseproduktion in Laas- wohner (31.12.1999) auf einer Fläche von 817 km2 in dorf und Golmsdorf, Obst aus Schöngleina sowie 8 Städten und 96 Gemeinden; die Verwaltungsglie- Hopfen aus dem Raum Schkölen. Von den zahlrei- derung umfasst 5 Verwaltungsgemeinschaften, 30 chen touristischen Zielen sollen hier genannt wer- Gemeinden in 5 „erfüllenden Gemeinden“ und die den: die drei Dornburger Schlösser, Schkölen mit Städte Kahla und Schkölen. Der Saale-Holzland- seiner Wasserburg, Schloss Christiansburg und Kreis weist eine sehr gute Verkehrserschließung auf: Schlosskirche in Eisenberg, das idyllische Eisenber- Bei Hermsdorf liegt mit dem Hermsdorfer Kreuz ger Mühltal, das Töpfermuseum, Schautöpfern oder der Schnittpunkt der beiden durch Thüringen der jährliche Töpfermarkt in Bürgel, der idyllische führenden Bundesautobahnen A 4 und A 9, ergänzt Zeitzgrund mit seinen zahlreichen Mühlen, das Rote durch die beiden Bundesstraßen B 7 und B 88 als Tor in Stadtroda, um welches sich die Sage von der Ost-West- bzw. Nord-Süd-Verbindungen. Ergänzt „Rodschen Möhre“ spinnt, die Jagdschlösser und wird das Straßennetz durch drei Eisenbahnhaupt- -häuser in der Gegend Wolfersdorf/Hummelshain strecken: die „Mitte-Deutschland-Verbindung“ Jena - sowie die als Einzigartigkeit in Europa geltende ba- Gera, die Magistrale Berlin – München mit dem Ab- rocke Jagdanlage am „Rieseneck“, die Leuchtenburg schnitt der „Saalebahn“ Camburg – Probstzella und – „Königin des Saaletals“ – bei Kahla, Orlamünde mit die Eisenbahnlinie Eisenberg – Crossen an der der Kemenate, der durch die frühere Dörrobsther- Strecke Gera – Leipzig. Außerdem verfügt der Land- stellung „Hutzelgrund“ genannte Reinstädter Grund kreis über einen Verkehrslandeplatz für Flugzeuge mit der Wehrkirche und Kemenate in Reinstädt, die bis 5,7 t bei Jena-Schöngleina. Stahlseil-Hängebrücke in Großeutersdorf/Kleineu- tersdorf – eine in Europa einzigartige Nietkonstruk- Zu den bedeutenden Persönlichkeiten des Saale- tion, eine der wenigen noch erhaltenen hölzernen Holzland-Kreises zählt der berühmte „Tiervater“ Al- Hausbrücken in Camburg und das Schlachtfeld der fred Edmund Brehm mit dessen Geburts- und Ster- Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt von 1806. beort Renthendorf; der Pädagoge Dr. S. Schaffner – Begründer der Lehr- und Erziehungsanstalt Gum- Neben einer Vielzahl von Sport- und Freizeitanlagen perda, die den Fröbelschen Methoden von Lehre ist auch das neuerbaute Kur- und Freizeitbad in Bad und Erziehung verbunden war und dessen Sohn, der Klosterlausnitz zu nennen. Traditionelle Heimatfe- die Arbeit in der Gumperdaer Lehranstalt fort- ste des Landkreises sind die „mittelalterlichen Spek- führte; der in (Stadt-)Roda geborene und im ausge- takel“ auf der Leuchtenburg, Blasmusiktreffen in henden Mittelalter wirkende legendäre Schwarz- Reinstädt, die Winteraustreibung mit dem Strohbär künstler Dr. Faust, der als „stärkster Mann der Welt“ in Orlamünde, das Rote-Tor-Fest mit Darstellung der bekannte Wirt der Meuschkensmühle Milo Barus „Rod’schen Möhre“ in Stadtroda, das Schlosskir- und der als Bauernphilosoph bekannte von 1871 – chenfest mit Zunftmarkt und Barockfeuerwerk in Ei- 1912 in Rauda lebende Friedrich Theil. senberg, der jährlich stattfindende Töpfermarkt in Bürgel sowie das Rosenfest mit Krönungszeremonie Keramik und Holz – das sind die beiden Materialien, der Rosenkönigin und dem historischen Festumzug die die „Wurzeln“ der wirtschaftlichen Entwicklung in Dornburg. der Region repräsentieren. Die Keramik-Tradition lässt sich mit drei Zahlen und Fakten umreißen: 300 Saale-Orla-Kreis Saale-Orla-Kreis Saale-Orla-Kreis

Das am 27. Januar 1995 durch das Thüringer Lan- Spuren unserer ältesten Vorfahren reichen bis zum desverwaltungsamt genehmigte Wappen des Saale- Ende der letzten Eiszeit im Gebiet der oberen Saale Orla-Kreises hat folgende Blasonierung: Das Wappen und des Orlalandes zurück: Ausgrabungen in den ist schwarz und gold gespalten mit einem roten Schildfuß Döbritzer Höhlen, Funde in der Ilsenhöhle unter- und zeigt vorn einen linksgewendeten, aufrechten, golde- halb der Burg Ranis und Entdeckungen in den Pah- nen, rotbewehrten und gezungten Löwen mit roter Krone, rener Kalksteinhöhlen. Erste urkundliche Erwäh- hinten einen aufrechten, schwarzen, rotbewehrten und ge- nung erfuhr der Orlagau in einer Grenzbeschrei- zungten Löwen und im Schildfuß zwei silberne Wellenlei- bung aus den Jahren 1071 bzw. 1074. Der Adel von sten. Damit entschied man sich für ein Wappen, wel- Lobdeburg errichtete bei Jena seinen Stammsitz und ches vorwiegend historische Motive zeigt. So ist der drang von hier aus über Arnshaugk bis nach Schleiz schwarze Löwe dem Wappen der Markgrafen von und Lobenstein, aber auch bis nach Greiz und El- Meißen entlehnt, die später in den ernestinischen sterberg vor und begründete neue Herrensitze bei Wettinern aufgingen. Aus dieser Linie kamen die gleichzeitiger Christianisierung der Region. Nach späteren Herzöge bzw. Großherzöge von Sachsen- dem Aussterben der Lobdeburger folgten ständige Meiningen und Sachsen-Weimar-Eisenach, zu deren Teilungen oder Zusammenlegungen und erneute Besitz das Gebiet des späteren Kreises Pößneck ge- Aufsplitterungen des Territoriums. Am Beginn des hörte. Der schwarze Löwe war auch das Wappentier 19. Jahrhunderts existierten dann im Fürstentum der Grafen von Orlamünde, die einstmals vorherr- Reuß jüngere Linie die Ämter von Schleiz mit Saal- schend in dieser Region waren. Die Städte Ranis, Or- burg sowie von Lobenstein mit Ebersdorf und lamünde, Neustadt/Orla und Pößneck führen die- Hirschberg sowie das Amt Burgk innerhalb von Reuß sen Löwen selbst heute noch in ihren Wappen. Der ältere Linie. Das Gebiet um Pößneck wechselte die goldene, rotbewehrte und bekrönte Löwe ist dem Herrschaft auch mehrmals, bis es sich 1826 zusam- Stammwappen des Fürstentums Reuß entlehnt. Die men mit Saalfeld im Herzogtum Sachsen-Meiningen Grafen und späteren Fürsten Reuß residierten lange befand. Ziegenrück und seine Umgebung kam 1815 Zeit in den Städten Schleiz und Lobenstein, worauf zu Preußen und wurde Kreisstadt mit Verwaltungssitz die ehemaligen Schlösser in den Orten verweisen. in Ranis. 1852 wurde für das Fürstentum Reuß- Im wesentlichen gehörte das Gebiet der ehemaligen Schleiz und Reuß-Lobenstein jeweils ein „Kreisrat“ Kreise Schleiz und Lobenstein zu den Besitzungen konstituiert und am 1.1.1872 zum „Oberländischen der Reuß. Das Wappenmotiv der Stadt Lobenstein, Bezirk“ mit Sitz in Schleiz zusammengeführt. 1922 der Rumpf einer Bracke, ist der Helmzier des Wap- kamen 12 Gemeinden aus dem Neustädter Kreis pens der Reußischen Fürsten entlehnt. Ein neues Ele- dazu und damit wurde der Landkreis Schleiz gebil- ment im Wappen sind die silbernen Wellenleisten. det. Pößneck und Umgebung kam in dieser Zeit zum Diese symbolisieren die Flüsse Saale und Orla, die Kreis Saalfeld. 1952 wurden mit der Einführung von den heutigen Landkreis prägen und ihm seinen Na- Bezirken die Kreise Schleiz, Lobenstein und Pöß- men gegeben haben. In der Hauptsatzung des Saale- neck gebildet, ab 1994 mit der Gebietsreform wieder Orla-Kreises wird die am 27. Januar 1995 genehmigte vereinigt den Saale-Orla-Kreis bilden. Kreisflagge festgelegt; diese ist weiß/rot längs ge- streift und trägt in der Mitte das Kreiswappen. Der Saale-Orla-Kreis hat eine Fläche von 1.148 km2 ner in Ebersdorf und Rettenmeier in Hirschberg so- und erstreckt sich vom Thüringer Schiefergebirge wie die Firma Empe in Ebersdorf, die Auto-Innen- und dem oberen Saaletal im Süden bis zur Orlasenke verkleidungen aus Flachs fertigt. Daneben hat die und Heide im Norden. Die Ausdehnung in Ost-West- Landwirtschaft mit einer Nutzfläche von 52.237 ha Richtung beträgt 34 km, in Nord-Süd-Richtung 45 wesentliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Frem- km. Die höchste Erhebung ist der Sieglitzberg bei denverkehr und Tourismus hat ein breites Spektrum Lobenstein mit 732,9 m über NN und der tiefste im Landkreis: Wassersport und Wanderungen an Punkt ist in der Nähe der Schimmersburg bei den Saale-Stauseen, das Plothener Teichgebiet mit Langenorla mit ca. 180 m über NN. Mit den Saaletal- dem über 300 Jahre alten Teichhaus, einem aus Holz sperren hat der Landkreis Deutschlands größtes Tal- gefertigten Pfahlhaus, Schloss Burgk mit seiner Sil- sperrensystem; das „Land der tausend Teiche“ um bermann-Orgel, die Stadt Pößneck mit einem der Plothen ist seit Jahrhunderten besiedelt und mit sei- schönsten Thüringer Rathäuser und als Ausrichter nen „Himmelsteichen“ – die ohne natürliche Zu- der 1. Thüringer Landesgartenschau, die Kreisstadt flüsse sind und daher allein „von oben“, also vom Re- Schleiz mit der barocken Bergkirche und dem 77- genwasser gespeist werden – Speisefischlieferant. Ne- jährigen Schleizer Dreieck als älteste Naturrenn- ben 12 Städten hat der durch und durch ländlich ge- strecke Deutschlands, den Naturpark „Thüringer prägte Saale-Orla-Kreis 66 Gemeinden, davon eine Schiefergebirge/Obere Saale“, die Stadt Gefell mit große Zahl von intakten Angerdörfern mit den ty- dem Deutsch-Deutschen Museum, die Stadt Moor- pisch thüringischen Vierseithöfen. Heute hat der bad Lobenstein, Neustadt an der Orla mit ihren in Landkreis 99.651 Einwohner. Verkehrsmäßig ist der Deutschland einzigartigen mittelalterlichen Fleisch- Landkreis gut erschlossen. Hauptverkehrsachse ist bänken, Oppurg mit seinem Barockschloss „Vierjah- die Autobahn A 9, die durch die Bundesstraßen B 2, reszeiten“, die Döbritzer Höhlen mit Funden aus der B 90, B 94, B 281 und B 282 ergänzt wird; durch den Jungsteinzeit, Ranis mit seiner über 1000-jährigen Landkreis führt die Hauptstrecke der Bahn von Saal- Burg, das landschaftlich reizvolle Ziegenrück, Ober- feld nach Gera. pöllnitz mit seinem alten Rundschloss sowie mehrere im Landkreis befindliche Windmühlen. Ergänzt wird Bekannte Persönlichkeiten des Saale-Orla-Kreises dieses Angebot durch mehrere Ferienstraßen und sind vor allem die Fürsten von Reuß, die einen Teil Wanderwege, die durch den Landkreis führen, so des heutigen Landkreises prägten. Bekannte Einzel- u.a. 100 km der Deutschen Alleenstraße, die Thürin- personen sind Johann Friedrich Böttger, der Erfin- ger Porzellanstraße, die Thüringisch-Fränkische der des Europäischen Porzellans, der 1682 in Schleiz Schieferstraße, die zum Großteil im Saale-Orla-Kreis geboren wurde, der Reformator der deutschen liegende Reußische Fürstenstraße sowie der Renn- Schriftsprache, Konrad Duden, der als Gymnasialdi- steig zwischen Blankenstein und Brennersgrün, der rektor in Schleiz wirkte, Johann Sebastian Bach gab Saale-Orla-Wanderweg, ein Teil des Radwander- einst im Schleizer Schloss Konzerte und auf seinen weges „Saale“ sowie Flößfahrten auf der Saale. Ne- Reisen hielt sich Johann Wolfgang von Goethe mehr- ben mehreren Frei- und Hallenbädern bietet das fach in Pößneck und Schleiz auf. Tropenbad WAIKIKI in Zeulenroda sportliche und erholsame Abwechslung. Regional- bzw. ortstypische Im Saale-Orla-Kreis sorgt das Wasser der Saale mit Feste sind das Brunnenfest in Neustadt/Orla, der ihren Talsperren und vieler anderer kleiner Wasser- „Brezeltag“ am 1. Juni und das Lichterfest am Heili- läufe sowie das Plothener Teichgebiet für Energie gabend in Pößneck sowie der „Fischzug“ im Plothe- und frischen Fisch. Die Wirtschaft im Saale-Orla- ner Teichgebiet. Kreis basiert auf eher moderaten Betriebsgrößen und vielseitiger Produktion, so dass die Schwäche Bildungsangebote bestehen im Saale-Orla-Kreis an einzelner Branchen das wirtschaftliche Gleichge- 28 Grundschulen, 16 Regelschulen, 4 Gymnasien, wicht nie völlig aus der Bahn warf und die Region vor am Staatlichen Berufsbildungszentrum mit Standor- dem totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch ver- ten in Schleiz und Pößneck, an 5 Förderschulen für schont blieb. Alteingesessene, jetzt modernisierte Lern-, Geistig- bzw. Mehrfachbehinderte sowie an Betriebe sind z.B. die Maxion Werkzeuge und Ma- den Kreismusikschulen und Volkshochschulen Lo- schinen GmbH (ehemals Spannwerkzeuge), die benstein/Schleiz und Pößneck. Soziale und gesund- Kunststofftechnik Thermoform GmbH (ehemals Po- heitliche Fürsorge besteht in den Kureinrichtungen lymer), die Schokoladenfabrik Berger (Berggold), Median-Klinik Lobenstein und Mutter-Kind-Kur- die Rosenbrauerei, das Feingusswerk Lobenstein, heim Lückenmühle, in 70 Kindertagesstätten ver- der Graphische Großbetrieb Pößneck (ehemals Vo- schiedener Träger, in einem Frauenhaus, in Seni- gel), das Baustoffwerk maxit in Krölpa, Schleizer Al- orenwohn- und Altenpflegeheimen verschiedener ben, Triptis Porzellan, Zellstoff- und Papierfabrik Träger sowie in 5 Jugend-Freizeitzentren. Blankenstein. Auf der Basis nachwachsender Roh- stoffe entstanden Betriebe, wie die Sägewerke Klaus- Saalfeld-Rudolstadt Saalfeld-Rudolstadt Saalfeld-Rudolstadt

Am 16. Januar 1995 erteilte das Thüringer Landes- Wichtige Abschnitte in der Geschichte beider Städte verwaltungsamt dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wurden durch das Geschlecht der Schwarzburger die Genehmigung zur Führung des Landkreiswap- Grafen geprägt. Diese gelangten 1208 als Auswir- pens mit folgender Blasonierung: Das Wappen ist ge- kung eines Thronstreites zwischen Staufern und Wel- viert und zeigt in den Feldern 1 und 4 auf goldenem Grund fen in den Besitz der Stadt Saalfeld, die sie als wirt- einen schwarzen, golden nimbierten, rot bewehrten Doppel- schaftliches Zentrum zwischen Saale und Franken- adler, die Brust belegt mit einem goldenen Schild und einem wald stark förderten. 1340 kam die Stadt Rudolstadt Fürstenhut, über den Adlerköpfen schwebend eine Kaiser- zum Hause Schwarzburg. Für fast 50 Jahre waren krone mit roten Kappen, in den Fängen ein goldenes Zepter beide Städte in einem Herrschaftsgebiet vereint. Mit und einen goldenen Reichsapfel haltend, darunter eine rote dem Verkauf Saalfelds und seiner Umgebung an das Streugabel über einem roten Kamm; die Felder 2 und 3 sind Haus Wettin wurde die Stadt von 1389 bis 1920 säch- neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einem sisch. In der Zeit von 1680 bis 1745 fungierte Saalfeld schrägrechten grünen Rautenkranz. In den Quartieren 1 als Residenzstadt im Herzogtum Sachsen-Saalfeld und 4 ist jeweils das kleine Staatswappen der ehema- und war seit dieser Zeit bis ins 19. Jahrhundert be- ligen Fürstentümer Schwarzburg angebracht. Der in deutende Berg- und Münzstadt im sächsischen Ein- Verbindung mit der Erhebung der Schwarzburger in flussbereich. Im Zuge der Verwaltungsreform des den Reichsfürstenstand 1697 als Gnadenzeichen ver- Herzogtums Sachsen-Meiningen, dem die Saalfelder liehene kaiserliche Reichsdoppeladler wurde im 19. Region seit 1826 zugeordnet war, wurde 1868 in Saal- und beginnenden 20. Jahrhundert als kleines Staats- feld ein Landratsamt eingerichtet, das 1922 Behörde wappen geführt. Die Hauszeichen der Schwarzbur- des neu geschaffenen Landkreises Saalfeld wurde. ger, allgemein als Kamm und Gabel bezeichnet, 1571 erwählten die Grafen von Schwarzburg, seit zählen zu den frühen Wappenzeichen dieses Ge- 1710 Fürsten, die Stadt Rudolstadt als ständige Resi- schlechts, das zu den ältesten in Deutschland denz. Die Schwarzburger Herrschaft prägte das Le- gehörte. Der „Kamm“ erscheint als ritterliche Helm- ben der Menschen hier, ließ Schlösser und Gärten zier wahrscheinlich. Bei der Gabel handelt es sich entstehen, Handwerk und Gewerbe blühten auf. Die um eine Forke oder Schlackengabel des in unserer Zeit Ende des 18. Jahrhunderts, als große Dichter Landschaft durch den Bergbau auf Erze bedeuten- und Philosophen in Rudolstadt weilten, begründete den Hüttenmannstandes. Die Felder 2 und 3 bein- den Ruf Rudolstadts als Klassiker- und Kulturstadt. halten jeweils das sächsische Wappen, das aus einem Bis 1918 war sie Hauptstadt des Fürstentums und seit goldenen Schild mit 5 schwarzen Balken und aufge- 1850 Sitz des neu gebildeten Landratsamtsbezirkes. legtem Rautenkranz mit 9 Zinken besteht; dieses Nach der Abdankung des letzten Fürsten am Wappen steht für die ehemaligen wettinischen Ge- 23.11.1918 wurde das ehemalige Fürstentum als Frei- biete im heutigen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die staat Bestandteil des neuen Landes Thüringen. Nach am 8. Februar 1995 genehmigte Flagge des Land- der Gründung des Landes im Jahre 1920 entstand kreises Saalfeld-Rudolstadt ist grün-gelb längs ge- 1922 der Landkreis Rudolstadt. Die Gebietsreform streift und trägt das Kreiswappen. 1952 zerriss jahrhundertealte, historisch gewachsene Strukturen. Mit der Kreisgebietsreform 1994 wurde Als dominierende zentrale Orte der Region blicken dies größtenteils rückgängig gemacht und der Land- die Städte Saalfeld und Rudolstadt auf eine über kreis Saalfeld-Rudolstadt mit der Kreisstadt Saalfeld 1000jährige wechselvolle Vergangenheit zurück. gebildet. Er umfasst eine Fläche von 1035 km2; diese gliedert gen sich um das Wohl der Besucher. Zu den touristi- sich u. a. in 52 % Waldfläche und 36 % Landwirt- schen Hauptzielen der Region gehören u.a. die weit- schaftsfläche. Der höchste Punkt mit 827 m über NN hin bekannten „Feengrotten“ in Saalfeld, die Hei- befindet sich in der Gemarkung Piesau; tiefster decksburg und die Thüringer Bauernhäuser in Ru- Punkt ist die Saale bei Niederkrossen mit 169 m über dolstadt, die Stadt Bad Blankenburg als Eingangstor NN. Das Verkehrsnetz des Landkreises umfasst 136 in das romantische Schwarzatal, das Wasserschloss km Bundesstraßen der B 85, B 88, B 90 und B 281, Kochberg, das durch die Freundschaft zwischen J. W. 330 km Landesstraßen und 180 km Kreisstraßen. Be- Goethe und Charlotte von Stein berühmt wurde, die günstigend für die Region ist die Lage an der Eisen- unter dem Schutze der UNESCO stehende Kloster- bahnhauptstrecke Berlin – München; Verkehrskno- kirchenruine Paulinzella, die Oberweißbacher Berg- tenpunkt der Deutschen Bahn AG mit IC-Halt ist bahn, das Schaubergwerk „Morassina“ in Schmiede- Saalfeld. feld und das Denkmal „Historischer Schieferbergbau Lehesten“. Neben sechs touristischen Straßen durch- Im 18. und 19. Jahrhundert trafen sich in Rudolstadt queren eine Vielzahl gut ausgebauter Rad- und Wan- die großen Geister jener Epoche, hier wurden die derwege den Landkreis. Gedanken der Aufklärung zur Klassik hingeführt. Wilhelm von Humboldt, Friedrich Fröbel, Gottlieb In den Städten Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blanken- Fichte und Arthur Schopenhauer verbrachten ent- burg und Königsee sind 5 Gymnasien um die höhere scheidende Abschnitte ihres Lebens in Rudolstadt. Bildung ihrer Schüler bemüht. Insgesamt 19 Regel- Richard Wagner wirkte am hiesigen Theater; Paga- schulen gewährleisten eine solide Erziehung und nini und Liszt konzertierten hier. Goethe und vor al- Wissensvermittlung nach modernen Gesichtspunk- lem Schiller fühlten sich mit Rudolstadt und seiner ten. Die Jüngsten werden in 24 Grundschulen unter- Landschaft eng verbunden. In Bad Blankenburg richtet. In 4 Förderschulen widmen Pädagogen ihre gründete 1840 Friedrich Fröbel den ersten Kinder- besondere Aufmerksamkeit behinderten Kindern garten. Heute hat der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und Jugendlichen. Für die Schulabgänger stehen 3 in 58 Gemeinden, darunter in 9 Städten, 134.307 Berufsbildende Schulen und 1 Fachhochschule für Einwohner (31.12.1999). eine Berufsausbildung zur Verfügung. Nicht zu ver- gessen sind die umfangreichen Angebote der Kreis- Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt vereinen sich lei- volkshochschule mit ihren Außenstellen und der stungsstarker Wirtschaftsraum und reizvolle Erho- Musikschulen in Saalfeld und Rudolstadt, die große lungslandschaft zu einer einzigartigen Symbiose. Der Resonanz finden. Im Landkreis stehen mit der Wirtschaftsraum mit ca. 6000 Unternehmen, darun- Thüringen-Klinik Saalfeld und dem Krankenhaus ter 92 Industriebetriebe und 1500 Handwerksfirmen Rudolstadt zwei leistungsfähige Häuser für die sta- ist geprägt durch bedeutende Betriebe der Branchen tionäre Versorgung zur Verfügung. In den letzten Stahlerzeugung, der chemischen und pharmazeuti- Jahren haben sich in der Region Sanatorien und Ku- schen Industrie, des Bergbaus, der Elektrotech- reinrichtungen angesiedelt. Wie im Gesundheitsbe- nik/Elektronik, der Medizintechnik, des Maschinen- reich, so verfügen auch die sozialen Dienste über ein und Werkzeugbaus, der Porzellanherstellung, der breit gefächertes Netz von Einrichtungen. Eine Spielwarenproduktion, der Holz- und Glasverarbei- lange und bewegte Geschichte hat im Landkreis tung, der Kunststofftechnik und der Nahrungsgüter- Saalfeld-Rudolstadt eine traditionsreiche, vielgestal- produktion. Über Thüringen hinaus beispielgebend tige Kulturlandschaft entstehen lassen. Auf eine ist die zukunftsorientierte Umstrukturierung tradi- mehr als 200-jährige Geschichte kann das Lan- tioneller Industriestandorte zu modernen Industrie- destheater Rudolstadt zurückblicken. Ein herausra- gebieten in Rudolstadt-Schwarza (Projektstandort gendes Ereignis im sonst eher beschaulichen Klein- der EXPO 2000) und Unterwellenborn durch die stadt-Dasein ist das jeweils am 1. Wochenende im Juli Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Ansässige stattfindende Rudolstädter Tanz- und Folkfest, das Forschungsdienstleister mit ausgezeichnetem natio- Musiker und Tänzer aus aller Welt in einem bunten nalen und internationalen Renommee stellen das Reigen vereint. Zehntausende strömen dann in die Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Stadt unter der Burg. Die Saalfelder Jazz-Tage bieten technischer Umsetzung neuer Erkenntnisse dar. 850 alljährlich im Herbst Erlesenes für die Freunde die- Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft auf einer ses Genres. Nutzfläche von 35.024 ha tätig; Gemischtbetriebe mit Marktfrucht- und Futteranbau und extensiver Viehhaltung bestimmen das landwirtschaftliche Pro- duktionsprofil. Auf den kargen Muschelkalkstandor- ten spielt die Schafhaltung eine große Rolle. Der Landkreis gehört zu den schönsten Gegenden Thüringens. Etwa 140 Fremdenverkehrsbetriebe sor- Schmalkalden-Meiningen Schmalkalden-Meiningen Schmalkalden-Meiningen

Durch das Thüringer Landesverwaltungsamt wurde endete. Das sächsische Rautenkranzwappen weist auf am 15. Juli 1995 folgendes Wappen für den Land- das von 1680 – 1918 existierende Herzogtum Sach- kreis Schmalkalden-Meiningen genehmigt: Das Wap- sen-Meiningen hin, dessen Residenzstadt die heutige pen ist geviertet und zeigt in Feld 1 in Gold auf einem grü- Kreisstadt war. Die Flagge des Landkreises Schmal- nen Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ro- kalden-Meiningen ist grün-weiß geviert und trägt in ten Lappen, in Feld 2 in Blau einen siebenmal von Silber der Mitte das Kreiswappen. über Rot geteilten, golden gekrönten Löwen mit goldener Be- wehrung, in Feld 3 in Blau eine schrägrechte goldene Lanze Das Gebiet des heutigen Landkreises Schmalkalden- mit einer rot-weiß gevierteten Fahne, deren linker Rand in Meiningen gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten jedem Feld eine halbkreisförmige Einbuchtung zeigt; Feld 4 Südthüringens. Seit dem 7. Jahrhundert zogen ver- ist neunmal von Schwarz über Gold geteilt und mit einem schiedene Völkerstämme durch das Werratal in die schrägrechten grünen Rautenkranz belegt. Das Wappen angrenzenden Talzüge der Schmalkalde, der Truse widerspiegelt den historischen Werdegang des Land- und der Stille und besiedelten die reich bewaldeten kreises und versinnbildlicht die vier, das heutige Gebirgstäler, die von verschiedenen Erzgängen Kreisgebiet wesentlich prägenden Territorialherr- durchzogen waren. Die reichen Erzvorkommen in schaften: Die Henne als redendes Wappen weist auf den Bergen des Thüringer Waldes ließen bald Berg- die Grafen von Henneberg hin, die als prägnanteste bau und eisenverarbeitende Industrie entstehen. So Landesherrschaft in dieser Gegend Jahrhunderte wurden auf engstem Raum Erz abgebaut, Holzkohle entscheidend bestimmten. Fast das ganze Kreisge- zur Verhüttung hergestellt und schließlich entstan- biet gehörte, wenn auch nicht über den gesamten den Waffen, Rüstungen, Werkzeuge und Gebrauchs- Zeitraum und oft durch andere Herrscherhäuser gegenstände. Der ehemalige Landkreis Schmalkal- (Schmalkalden/Landgrafen von Hessen) bzw. Lan- den bestand schon seit dem Jahre 1247 und gehörte desherrschaften (Meiningen/Fürstbistum Würz- zu den ältesten Kreisen Deutschlands. Die Besitzver- burg) eingeschränkt, bis 1583 diesem Geschlecht in hältnisse wechselten mehrfach: Schmalkalden seinen beiden Linien Henneberg-Schleusingen und gehörte zum Kloster Fulda, zum Bistum Würzburg, Henneberg-Hartenberg (Römhild). Der sogenannte Ende des 11. Jahrhunderts kam die Stadt Schmalkal- „Bunte Löwe“ erinnert an die langjährige Verbin- den in Thüringer Herrschaft und danach an die Gra- dung (1360 – 1866) der Herrschaft Schmalkalden fen von Henneberg, bis es im 14. Jahrhundert zur mit dem hessischen Landgrafenhaus. Hinsichtlich Doppelherrschaft von Hennebergern und Hessen der ursprünglich variabel gehaltenen Zahl der Strei- kam; nach dem Tode des letzten Henneberger Gra- fen und der Reihenfolge der Farbgebung bei dem fen – 1583 – gehörte Schmalkalden ganz zu Hessen. Löwen wurde sich im Gegensatz zum heutigen Mitte des 19. Jahrhunderts fiel das Schmalkaldener thüringischen Landeswappen an der seit dem 19. Gebiet an Preußen und 1944 durch Reichsgesetz po- Jahrhundert üblichen Tingierung des hessischen litisch an Thüringen. Die Geschichte des Gebietes Löwen orientiert. Der Löwe erscheint, wie in den des ehemaligen Landkreises Meiningen wurde hessischen Landeswappen (bzw. der preußischen hauptsächlich von den Grafen von Henneberg und Provinz Hessen-Nassau) bis 1918 üblich, gekrönt. den Herzögen von Sachsen-Coburg-Meiningen ge- Das sogenannte „fränkische Herzogsfähnlein“ oder prägt. 1680 entstand durch Erbteilung das Herzog- „Sturmfähnlein“ erinnert an die Zugehörigkeit von tum Sachsen-Meiningen. Mit der Bildung des Landes Meiningen zum Fürstbistum Würzburg, die erst 1542 Thüringen 1920 kam es zur Gründung des Landkrei- ses Meiningen. Das Gebiet des ehemaligen Landkrei- Jahre 1537 – vor; Seume hielt sich nach seinem „Spa- ses Suhl geht auf die Bildung des Kreises Schleusin- ziergang nach Syrakus“ in den Mauern der Stadt auf gen um 1274 zurück; 1583 fiel Schleusingen nach und 1770 kam Goethe im Gefolge des Herzogs Karl Aussterben der Henneberger an die Albertiner und August in die Stadt. Ernestiner und danach bis zum Wiener Kongress 1815 an Sachsen-Naumburg-Zeitz und Kursachsen. Die reichen Erzvorkommen im Thüringer Wald 1816 wird der Schleusinger Kreis einer der 9 Kreise ließen Bergbau und eisenverarbeitende Industrie zu des Regierungsbezirkes Erfurt unter der Krone hoher Blüte kommen; gefragte Erzeugnisse waren Preußens; Schleusingen war bis 1945 Kreisstadt. 1967 die „Schmalkaldischen Artikel“ (Waffen, Werkzeuge erfolgte die Trennung der kreisfreien Stadt Suhl und und Gebrauchsgegenstände). Noch heute prägt das die Bildung des Landkreises Suhl. 1994 erfolgte die Handwerk der Metallbranche die Region um Bildung des Landkreises Schmalkalden-Meiningen – Schmalkalden; traditionelle Unternehmen sind z.B. hervorgegangen aus den ehemaligen Kreisen die „Sandvick GmbH“ und „Meteor Kettenfabriken Schmalkalden und Meiningen sowie Teilen des GmbH“ sowie der Trusetaler Werkzeug- und For- Landkreises Suhl. menbau GmbH. Als Unternehmen anderer Bran- chen sind zu nennen: die „Thüringer Fleisch- und Vom Rennsteig bis zur Werra, vom Grabfeld bis zur Wurstwaren“ und „Thüringer Waldquell-Mineral- Rhön erstreckt sich der Landkreis Schmalkalden- brunnen“ sowie Sportgeräte aus Schmalkalden und Meiningen. Er ist mit einer Fläche von mehr als die Robert Bosch Fahrzeugelektrik Brotterode. Der 1.200 km2 und 144.546 Einwohnern (31.12.1999) ei- Landkreis ist einer der bedeutendsten Fremdenver- ner der größten Kreise im Freistaat Thüringen; der kehrszentren Thüringens. Touristische Anziehungs- Landkreis umfasst 7 Städte (Brotterode, Meiningen, punkte sind neben dem alten Höhenwanderweg Oberhof, Schmalkalden, Steinbach-Hallenberg, Wa- „Rennsteig“ und dem Rhönhöhenweg die Stadt und sungen, Zella-Mehlis) und 10 Verwaltungsgemein- das Schloss Elisabethenburg in Meiningen; der schaften mit 76 Gemeinden. Der Landkreis wird vom Höhenzug „Dolmar“; Schloss Wilhelmsburg, das Fluss Werra durchzogen; die angrenzenden Auen- Fachwerkensemble an der Salzbrücke, die Iwein- landschaften sind weitgehend unverbaut und dienen Fresken und die älteste Holzorgel Deutschlands in zahlreichen Vogelarten als Brutgebiet. Der Thüringi- Schmalkalden; der Rennsteiggarten und die Renn- schen Rhön wurde ein besonderer Schutzstatus als steigthermen in der Sommerfrische und dem Win- Biosphärenreservat zugesprochen und durch die tersportort Oberhof; das in Thüringen einzigartige Unesco anerkannt; die Oberflächengestalt der Rhön Zella-Mehliser Meeresaquarium; die Faschingshoch- wurde vom tertiären Vulkanismus geformt: es ist ein burg Wasungen mit dem ältesten Straßenkarneval meist stark reliefiertes Berg- und Hügelland, das im Deutschlands; die Märchenhöhle Walldorf/Werra Untergrund von den Sedimenten des Trias, vor al- und der 56 Meter hohe Trusetaler Wasserfall. lem des Muschelkalks, aber auch vom Buntsandstein und kleinflächig vom Keuper sowie vereinzelt aus Eine große Zahl Bildungseinrichtungen, darunter Lockersedimenten an der Basis der Basaltdecken neben Grund- und Realschulen 6 Gymnasien, 5 För- aufgebaut wird. Der Waldanteil beträgt etwa 30 %. derschulen, 7 Berufsschulen, 1 Volkshochschule und Höchster Punkt des Landkreises ist der Große Insel- 2 Musikschulen gewährleisten eine solide Ausbil- berg mit 916 m ü. NN. Der Landkreis ist mit den dung. Die Fachhochschule Schmalkalden ist einer Bundesstraßen B 19, B89, B 280 und B 247 sowie mit der jüngsten Standorte in der deutschen Bildungs- den Schienenverbindungen Erfurt – Meiningen, landschaft. Die gesundheitliche und soziale Betreu- Bad Salzungen – Meiningen und Bad Neustadt – ung ist in 4 Krankenhäusern, 9 Feierabend- und Pfle- Meiningen verkehrsmäßig gut erschlossen. geheimen sowie Senioren- und Jugendklubs gege- ben. Kultureller Anziehungspunkt ist das Meininger Namhafte Persönlichkeiten des Landkreises waren Theater – Südthüringisches Staatstheater. Die ge- bei der Meininger Hofkapelle so bedeutende Musi- bietstypische Küche bietet Rostbrätel, Bratwurst vom ker wie Hans von Bülow (1830 – 1894), Fritz Stein- Grill oder Thüringer Klöße. Zahlreiche Feste bieten bach (1855 – 1916) und Max Reger (1873 – 1916); in Einblicke in die Traditionen und das Brauchtum der der Stadt Meiningen gelebt und gearbeitet haben Menschen des Südthüringer Raumes. Gern gesehen der Märchendichter Ludwig Bechstein (1801 – sind die Besucher beim Schmalkalder Stadtfest „Bar- 1860), der Schriftsteller Jean Paul (1763 – 1825) und tholomäusmarkt mit Hirschessen“, beim „Töpfer- der Dichter Rudolf Baumbach (1840 – 1905, bekannt marktfest“, dem Meininger Stadtfest, beim Schnell- durch „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Die Lin- bacher Trachtenfest, Wernshäuser Flößerfest, Truse- denwirtin“). In Schmalkalden weilte Melanchthon taler Wasserfallfest, Bermbacher Meilerfest, Breiten- und Luther legte die Bekenntnisschrift der Prote- bacher Backhausfest, Zillbacher Cottafest, bei der stanten, die Schmalkaldischen Artikel – zur bedeu- Walpurgisnacht in Zella-Mehlis und beim Karneval tendsten Tagung des Schmalkaldischen Bundes im in Wasungen und Viernau. Sömmerda Sömmerda Sömmerda

Das am 28. September 1990 durch den damaligen Re- Häuptlingsgrabes war Anlass, einen ganzen Kultur- gierungsbevollmächtigten und späteren Ministerprä- kreis als „Leubinger Kultur“ zu bezeichnen (1900 – sidenten Thüringens genehmigte Wappen des Land- 1600 v.u.Z.). Vor rund 3000 Jahren begannen die kreises Sömmerda hat folgende Blasonierung: Das Menschen auch im Gebiet des jetzigen Landkreises, Wappen des Landkreises Sömmerda ist gespalten mit einer beherrschende Geländeerhebungen zu Wallburgen eingepfropften Spitze, vorn neunmal von Schwarz über Gold auszubauen. Diese Anlagen hatten mitunter impo- geteilt und mit einem grünen Rautenkranz belegt und zeigt sante Ausdehnungen und dienten dazu, in Zeiten hinten in Blau einen siebenmal von Rot über Silber geteilten, der Gefahr viele Menschen, deren Habe und vor al- golden bewehrten und gekrönten Löwen und in der Spitze lem das Nutzvieh vor Feinden zu „bergen“, zu ver- ein silbernes sechsspeichiges Rad auf rotem Grund. Aus- bergen und zu schützen. Besonders bedeutend für gangspunkt bei der Wappengestaltung waren Sym- die Region war die Montaburg bei Burgwenden. Vor bole ehemaliger bedeutender Territorialherrschaf- etwa 2500 Jahren wanderten von Norden her Ger- ten des Gebietes. Der Löwe der ludowingischen manen ein. Das Gebiet des heutigen Landkreises Landgrafen von Thüringen verweist darauf, dass die- Sömmerda wurde ein Teil vom „Hermundurenland“, ses Geschlecht in einem Teil des heutigen Territori- so genannt nach dem Namen der germanischen ums des Kreises Sömmerda eines ihrer Kerngebiete Stammesgruppe, die im mitteldeutschen Raum do- besaß, dessen Mittelpunkt die Runneburg bildete. minant war und aus der sich unter Einbeziehung an- Wird im allgemeinen bei Thüringer Wappen eher da- derer germanischer Stämme (Angeln, Warnen) um von abgeraten, den sächsischen Rautenkranz zu ver- 400 n.Chr. das Volk der Thüringer herausbildete; das wenden, so hat dieses Symbol im Kreiswappen von Gebiet zählte zum Kernland des Thüringer Königrei- Sömmerda durchaus seine Berechtigung in mehrfa- ches. Mit der Zerschlagung dieses Reiches 531 u.Z. cher Hinsicht. Er steht zunächst für die ernestini- herrschten die Beauftragten fränkischer Könige und schen und albertinischen Gebietsteile, zum anderen Kaiser über das Gebiet, verwalteten es, veranlassten aber auch für die später provinzsächsischen und sach- Siedlungen und förderten den Landesausbau. Viele sen-anhaltinischen Ortschaften des heutigen Kreises. der heutigen Ortschaften im Landkreis sind schon Vor allem der Rautenkranz weist auf die wechselvolle im 8./9. Jahrhundert urkundlich erfasst. In dieser Territorialgeschichte des Kreises hin. Das silberne frühmittelalterlichen Zeit kam es auch zu Einwande- Rad auf rotem Grund steht für die ehemaligen kur- rungen slawischer Siedler in die Region; Thüringer, mainzisch-erfurtischen Gebiete, zu denen die Kreis- Franken und Slawen (Wenden) verschmolzen mehr stadt seit 1418 gehörte. Die am 20.12.1999 geneh- und mehr miteinander, kultivierten die Landschaft migte Flagge des Landkreises Sömmerda ist weiß-rot und erweiterten ihren Siedlungsraum. Einherge- längs gestreift und trägt das Kreiswappen. hend mit der Eingliederung Thüringens in das Fran- kenreich vollzog sich seit dem 8. Jahrhundert die zu- Es kam schon einer Sensation in Fachkreisen der Ar- nehmende Christianisierung Thüringens. Zu den chäologie gleich, als 1974 bei Bilzingsleben, knapp mächtigsten Feudalherren des 9. Jahrhunderts an der Nordgrenze des Landkreises, ein Rastplatz gehörten die Landgrafen von Thüringen (Runne- von Urmenschen (Homo erectus bilzingslebenensis) burg/Weißensee) sowie die Grafen von Beichlingen gefunden wurde, der zu den bedeutendsten Fund- und Hohenstein. Letztere wurden Mitte des 14. Jahr- stätten Europas für die Zeit um 400000 v.u.Z. zählt. hunderts durch die Grafen von Schwarzburg ab- Die Entdeckung und Ausgrabung des Leubinger gelöst. Aber auch die Stadt Erfurt respektive das Für- stentum Mainz verfügten seit 1418 über Territorial- Bekannte Persönlichkeiten des Landkreises Söm- besitz im Kreis. Durch den Ausbau der Landeshoheit merda sind der Erfinder des „von hinten zu laden- kam es zur Entstehung der Städte – Ackerbürger- den Zündnadel-Infanteriegewehres“ Johann Niko- städte, deren wirtschaftliches Leben besonders stark laus von Dreyse aus Sömmerda, der 1863 in Gang- von der Landwirtschaft, dem Waidanbau („Götter- loffsömmern geborene „Vogelprofessor“ Johann gabe Thüringens“) geprägt war. Nach dem Wiener Thienemann, der Historiker Friedrich Bernhard Kongress wurde das Gebiet staatlich neu gegliedert, Freiherr von Hagke, der Pädagoge Christian Gotthilf wobei der größte Teil 1815 an das Königreich Salzmann und der Numismatiker Johann Jakob Preußen gelangte; der westliche Teil dieses preußi- Leitzmann. schen Gebietes gehörte zum Kreis Weißensee und der östliche zum Kreis Eckartsberga. Nach der Ab- Bereits im Mittelalter wurde das Gebiet des heutigen dankung der thüringischen Fürstenhäuser 1918 und Landkreises von einer ganzen Reihe Fernhandels- der Bildung des Landes Thüringen werden die bis straßen durchquert: von Erfurt kommend strebten dahin zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Ei- alte „Geleitstraßen“ über Wundersleben oder Strauß- senach gehörenden Gemeinden in den neu gebilde- furt Richtung Weißensee der Thüringer Pforte bei ten Thüringer Kreis Weimar eingegliedert. 1932 wer- Sachsenburg zu; andere wichtige Fernstraßen aus den die Landkreise Weißensee und Erfurt zu einem Naumburg oder Weimar kommend, führten durch neuen Landkreis Weißensee zusammengeschlossen; Kölleda über den Pass bei Harras in den norddeut- 1945 erfolgt dessen Eingliederung in das Land schen Raum. Das Bild des Landkreises Sömmerda Thüringen. 1950 wird der Landkreis Weißensee auf- wird geprägt von einer intensiv genutzten Agrarland- gelöst und zu einem großen Teil Bestandteil des neu schaft; die Region um Kindelbrück ist hierbei tradi- gebildeten Landkreises Erfurt; der sachsen-anhalti- tionelles Obstanbaugebiet. Die Industrialisierung be- nische Landkreis Eckartsberga wird in Landkreis gann nach der Gründung der ersten Gewehrfabrik Kölleda umbenannt. Mit der Neugliederung 1952 durch Johann Nikolaus von Dreyse 1840 in der Kreis- entsteht dann der Landkreis Sömmerda, der sich mit stadt Sömmerda. 1901 wird die Dreysische Gewehrfa- der Gebietsreform 1994 im Süden um Teile des ehe- brik ein Unternehmen des Rheinmetall-Konzerns, maligen Kreises Erfurt-Land und im Norden durch 1920 wurde mit der Produktion von Schreib- und 2 Teile des Kreises Artern vergrößerte. Jahre später mit der Produktion von Rechenmaschi- nen begonnen. 1945 entwickelte sich das Werk zum Das Territorium des Landkreises Sömmerda liegt im Büromaschinenwerk Sömmerda mit bis zu 12.000 Gebiet der mittleren Unstrut im nordöstlichen Teil Beschäftigten. Im nach der Wende auf dem Gebiet des Thüringer Beckens und erstreckt sich in neu entstandenen Industriepark haben sich inzwi- Ost-West-Richtung von der Finne bis zum Unstruts- schen wieder rund 146 Unternehmen und Einrich- tau bei Straußfurt und in Nord-Süd-Richtung von tungen mit rund 3.000 Beschäftigten etabliert. Auch den Ausläufern der Hainleite bei Bilzingsleben bis haben sich im Landkreis wieder Computerhersteller zur Landeshauptstadt Erfurt. Das Landschaftsbild wie Fujitsu Siemens und logatec angesiedelt, die die zeigt sich sanft und freundlich; die fruchtbaren alte Tradition fortsetzen und inzwischen europaweit Ebenen werden immer wieder von Hügelland unter- zu den größten Herstellern zählen. Die anderen brochen. Der Wasserreichtum, üppige Auenwälder, Kleinstädte blieben ländlich, von Handwerk und Schwemmland, vor allem aber die ergiebigen Löß- Kleinindustrie geprägt. Kölleda brachte im 19. Jahr- und Lehmböden und der Holzreichtum des Hügel- hundert der intensive Anbau von Heilkräutern den landes boten stets günstige Siedlungsvoraussetzun- Beinamen „Pfefferminzstadt“ ein. Rastenberg war gen. Bei einer Gesamtfläche des Kreises von 804 km2 und ist bekannt durch einen regen Kurbetrieb, der entfallen rund 80 Prozent auf landwirtschaftliche bereits im 17. Jahrhundert einsetzte. Der in einigen Fläche und rund 10 Prozent auf Waldfläche. Heute Gebieten bestehende Fremdenverkehr hat als touri- leben im Landkreis 81.884 Einwohner (31.12.1999) stische Ziele die historische Altstadt von Sömmerda, in 7 Städten (Buttstädt, Gebesee, Kindelbrück, Köl- die romanische Runneburg in Weißensee mit dem leda, Rastenberg, Sömmerda, Weißensee) und 48 maßstabsgerechten Nachbau einer funktionsfähigen Gemeinden. Die Verkehrserschließung wird mit dem Steinschleuder (Blide), das Werther’sche Schloss in Bau der Autobahn A 71 wesentlich verbessert; ge- Beichlingen sowie die nach dem Brand im Wieder- genwärtig verfügt der Landkreis über ein Straßen- aufbau befindliche St. Bonifatius-Kirche Riethnord- netz mit den Bundesstraßen B 4, B 85, B 86 und B hausen – die „Thüringer Laterne“. 176. Das Eisenbahnnetz verfügt im Landkreis über die Süd-Nord-Verbindungen von Erfurt nach Bad Langensalza, Nordhausen und Sangerhausen/Mag- deburg sowie die Ost-West-Verbindung Naumburg – Bad Langensalza. Im Luftverkehr besteht der Ver- kehrslandeplatz Sömmerda/Dermsdorf. Sonneberg Sonneberg Sonneberg

Das Wappen des Landkreises Sonneberg vom 03. Ok- Jahrhundert zurück, in denen unsere Vorfahren mit tober 1990 ist geviert; 1: In Gold ein rotbewehrter Holzfällerei und der Holzkohleherstellung zur Ei- schwarzer Löwe; 2: gespalten, vorn dreimal von Rot und sen-, Kupfer- und Glasschmelze ihren Erwerb fanden Silber gesparrt, hinten in Silber eine schwarze Schafschere; und die Städte Sonneberg und Schalkau gegründet 3: halb gespalten und geteilt von Silber, Rot und Blau; 4: wurden. In dieser Zeit entstanden im Zuge der hen- neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einem nebergischen Territorienbildung die Ämter Sonne- grünen schrägrechten Rautenkranz. Das Wappen bein- berg und Neuhaus(-Schierschnitz); diese gelangten haltet die für die Geschichte des Kreises typischen 1353 in den Besitz der wettinischen Markgrafen von Symbole: Im rechten Obereck befindet sich das Wap- Meißen und späteren Kurfürsten und Herzöge von pen der Markgrafschaft Meißen, der aufrechtste- Sachsen aus der ernestinischen Linie. Das Amt Schal- hende, aus dem Schild herausschreitende rotbe- kau gehörte seit Ausgang des Mittelalters zum wehrte Löwe. Dies ist zugleich der stilisierte Löwe des Herzogtum Sachsen-Coburg und gelangte schließ- Sonneberger Stadtwappens. Daneben, im linken lich nach der Erbteilung vom Jahr 1735 in den Besitz Obereck, befindet sich ein gespaltenes Feld; rechts des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Das Gericht dreimal von Rot und Silber gesparrt und links eine Rauenstein wurde von Sachsen-Meiningen 1780 in Schafschere: dieses war das Wappen derer von Son- Besitz genommen. Von großer Bedeutung für die neberg und wurde von den Grafen zu Schaumberg- Entwicklung waren die durch das Gebiet führenden Rauenstein weitergeführt. Im rechten Untereck ist Fernhandelsstraßen. Die „Hohe Straße“ führte von das von Silber und Rot halbgespaltene, blau geteilte Nürnberg nach Erfurt und wurde in ihrer Bedeu- Feld mit den Farben der Schaumberg-Schaumbergi- tung später von der Heer- und Handelsstraße, zeit- schen Linie. Das linke Untereck zeigt das seit dem weise auch Judenstraße genannt, noch weit übertrof- Jahre 1262 bestehende alte sächsische Wappen; die- fen. Sie verband die Handelsmetropolen Nürnberg ses war das Wappen zahlreicher thüringischer Klein- und Leipzig und führte über den Sattelpass bei Neu- staaten, zu denen im Verlauf der Geschichte das enbau. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecken entstan- Kreisgebiet ganz oder teilweise gehörte. Die Flagge den neue Verkehrsverbindungen mit verkehrstechni- des Landkreises Sonneberg ist weiß-rot längs ge- schen Meisterleistungen, von denen noch heute die streift und trägt das Kreiswappen. Viadukte und bahntechnischen Anlagen künden, die weitgehend aus ihrer Entstehungszeit erhalten Ausgrabungen und Bodenfunde bezeugen die frühe, geblieben sind. Das größte Brückenbauwerk dieser wenn auch dünne Besiedlung des westlichen Teils Art ist das Viadukt in Sonneberg-West: Imposante des Landkreises auf dem Herrenberg und dem Bleß- 23 m hoch und 171 m lang wirkt es, wie die Strecken- berg mit dem Anlegen von wehrhaften Siedlungen gestaltung, harmonisch in der Landschaft eingebet- der Kelten. Eine nennenswerte Besiedlung setzte im tet. 1868 – mit der Kreiseinteilung des Herzogtums 8./9. Jahrhundert zunächst im tieferen Vorland um Sachsen-Meiningen – entsteht der Landkreis Sonne- Sonneberg und Effelder sowie im „Land vor dem berg aus den Ämtern Sonneberg, Schalkau, Neuhaus Wald“ um Schalkau durch fränkische Kolonisten mit (-Schierschnitz) und dem Gericht Rauenstein. Mit der Errichtung kleiner Kapellen im Zuge der Chri- der Bildung der Bezirke 1952 wurde ein Teil des stianisierung vom Maintal her und der Waldrodung Landkreises Sonneberg dem neugebildeten Kreis in den Flusstälern und an den Bachläufen ein. Die Neuhaus am Rennweg zugeordnet. Mit Inkrafttreten Hauptsiedlungsperiode geht auf das 13. und 14. des Thüringer Neugliederungsgesetzes am 01.07.1994 besteht der Landkreis Sonneberg wieder steinlager die Eisenindustrie. Das Vorkommen von in seiner Form von 1952 und wurde um die ehe- Quarz als Grundlage der Glasherstellung ließ diese mals schwarzburgisch-rudolstädtischen Gemeinden bereits frühzeitig im Kreisgebiet Einzug halten: Im Scheibe-Alsbach und Goldisthal erweitert. Jahr 1597 erteilte der Herzog von Sachsen-Coburg an die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Der Landkreis Sonneberg liegt am Südabhang des Müller die Konzession für den Bau einer Glashütte Thüringer Waldes, von den Höhen des Rennsteigs im Tal der Lauscha. In der Folge entwickelte sich die bis hin zu den Niederungen des Sonneberger Unter- Glasindustrie bis heute zu einem wichtigen Wirt- landes und der Schalkauer Platte und grenzt im schaftsfaktor im Thüringer Wald. Die Hüttenpro- Süden und Osten an das Maintal und den Franken- dukte wurden entweder direkt aus der Hütte heraus wald sowie das Werra- und Schwarzatal im Norden verkauft, auf Märkten gehandelt oder die Gläser wur- und Westen. Über 43.336 ha erstreckt sich die Fläche den auf Karren hausierend durch die Lande gezo- des Landkreises, bewohnt von 68.423 Einwohnern gen bis nach Sachsen, Hessen, Franken und über (31.12.1999), die in der Kreisstadt Sonneberg, den Würzburg bis nach Holland zur Verschiffung ge- Städten Neuhaus am Rennweg, Steinach, Schalkau bracht. Zwei reiche Vorkommen eines zur Porzellan- und Lauscha sowie in den meist als Straßen- oder herstellung vorzüglich geeigneten Sandes bei Stein- Haufendörfern angelegten 11 Gemeinden. Höch- heid und Neuhaus-Schierschnitz waren ab 1772 der ster Punkt des Landkreises ist der Bleßberg mit 863 Ausgangspunkt für die Entwicklung einer großange- m über NN. Mehr als die Hälfte der Fläche ist bewal- legten Porzellanindustrie auf der Grundlage des det; im Süden bieten fruchtbare Böden die Voraus- 1760 erfundenen Thüringer Porzellans. Es wurden setzung für ertragreiche Ernten in der Landwirt- Geschirre, Zierporzellan, die feinen Porzellanpup- schaft. In den tiefeingeschnittenen Kerbtälern strö- penköpfe und später auch technische Porzellane für men die Flüsse Steinach, Röthen und Itz dem Main- die Energieversorgung sowie Zündkerzen gefertigt. tal zu; nach Norden windet sich die Schwarza durch Ebenso Schiefergriffel aus Steinach erwarben für die das gleichnamige Tal der Saale zu. Mit dem Region einen weltbekannten guten Ruf. Der außer- Dreistromstein bei Siegmundsburg nahe Neuhaus ordentliche Waldreichtum des Gebietes gab vielen am Rennweg verfügt der Landkreis über ein Symbol Handwerkern Arbeit und ließ im 17. Jahrhundert für eine hydrographische Besonderheit: Im Umkreis auch jene Beschäftigung erblühen, die Sonneberg weniger Minuten grenzen die Einzugsgebiete der weltbekannt machte – die Spielzeugindustrie. Durch Ströme Elbe, Rhein und Weser aneinander. An kei- die regelmäßige Beschickung der Leipziger Messe nem anderen Ort Deutschlands sind die Einzugsge- sowie der Weltausstellung erreichte das Handelsvolu- biete dreier großer Ströme so nahe beieinander; aus men Anfang des 20. Jahrhunderts ein Fünftel der dem Quellgebiet fließt der Rambach nach Norden Weltproduktion. Seit 1832 stellte Ludwig Müller-Uri zur Elbe hin, die Grümpen gen Osten dem Main und aus Lauscha medizinische Glasaugen her. Der präch- später dem Rhein entgegen, während nach Süden zu tig schillernde Christbaumschmuck machte das die Werra zur Weser fließt. Die Verkehrserschließung Lauschaer Glas ab 1860 berühmt und der aus erfolgt über die Bundesstraße B 89 sowie die Eisen- weißem Glas hohlgeblasene Hirsch galt lange als bahnverbindung Saalfeld – Coburg. Symbol für das künstlerisch gestaltete Glas aus Lauscha. Der Landkreis, der heute von der Deut- Namhafte Persönlichkeiten des Landkreises Sonne- schen Spielzeugstraße, der Thüringisch-Fränkischen berg sind der 1814 in Neuhaus am Rennweg gebo- Schieferstraße und der Thüringer Porzellanstraße rene Dr. Heinrich Geißler – Erfinder der sog. tangiert wird, gehört zu den Hauptzielen des Frem- „Geißlerschen Röhre“, der Niederdruck-Gasentla- denverkehrs in Thüringen. Touristische Ziele sind dungsröhre und der 1906 in Neuhaus geborene Ma- das Deutsche Spielzeugmuseum, die höchstgelegene ler und Grafiker Engelbert Schoner – als Briefmar- Sternwarte Deutschlands mit Astronomiemuseum kengestalter und Buchillustrator bekanntgeworden. und das Meeresmuseum Nautiland in Sonneberg, die Holzkirche in Neuhaus/Rwg., das Museum für Ausgangspunkt für die Gründung zahlreicher Indus- Glaskunst in Lauscha, das Deutsche Schiefermu- triebetriebe im Landkreis Sonneberg war die vielsei- seum in Steinach, das Schildkröt Puppenmuseum tige Nutzung von Gesteinsvorkommen. Bis Mitte des und die Burgruine Rauenstein sowie der Dreistrom- 16. Jahrhunderts bildete die bergmännische Tätig- stein in Siegmundsburg und das Pumpspeicherwerk keit zur Schiefer-, Wetzstein-, Erz- und Goldgewin- Goldisthal. Schwimmbäder, Freibäder, 1 Erlebnisbad nung die Haupterwerbsquelle. Nach und Nach ent- sowie verschiedene Sommer- und Wintersportanla- wickelten sich in den Flusstälern Handwerk und Ge- gen, darunter die Skiarena Silbersattel Steinach, das werbe; Steinheid wurde zur Goldgräberstadt, in größte alpine Skigebiet Thüringens, bieten Möglich- Lauscha entstand die Mutterglashütte und in keiten zur Freizeitgestaltung und sportlichen Betäti- Steinach, Mengersgereuth-Hämmern und Blech- gung. hammer florierte aufgrund der silurischen Eisen- Suhl Suhl Suhl

Bereits ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes „SI- und Albrechts werden in einer auf das Jahr 1111 be- GILLVM CIVITATIS SVLAE“ zeigt das Tor mit der zogenen Urkunde angeführt. 1318 wird in einer Ur- Henne darin und die Hacke und Sohle schrägge- kunde Suhl hinsichtlich einer Lagebestimmung von kreuzt übereinander. Das von der Suhler Stadtver- „Nuwendorff by Sule“ erstmals nachweislich be- waltung am 24. Februar 1991 bestätigte Stadtwappen nannt; 1359 wird das „Dorffe tzu Sule“ Leibgedinge geht auf diese Darstellung zurück und zeigt in Silber der Gräfin Elisabeth von Henneberg, der Witwe des eine rote Burg mit roten Zinnen und goldenem Tore mit gol- Grafen Johann von Henneberg. 1445 wird Suhl in ei- denen, schwarz beschlagenen Torflügeln sowie zwei blau ner Urkunde als Flecken mit einer eigenen Urkunde spitzbedachten Türmen mit schwarzen Fenstern, zwischen benannt und für 1475 wird das älteste erhaltene denen eine schräg links liegende blaue Hacke schwebt, deren Briefsiegel mit der Umschrift „S. opidis Sula“ (Siegel goldener Stiel eine goldene Erzmulde (sogenannte „Schuh- der Stadt Suhl) nachgewiesen. 1527 erhielt Suhl sohle“) kreuzt; im geöffneten Tore stehend nach rechts auf Stadtrecht und eine Stadtgemeinde-Verfassung. Mit grünem Dreiberge eine schwarze Henne mit rotem Kamm. dem Tod des Grafen Georg Ernst 1583 stirbt das Ge- Der Haupterwerb des ehemals hennebergischen Or- schlecht der gefürsteten Grafen von Henneberg aus, tes war ursprünglich der Eisenerzbergbau. Daraus er- in dessen Folge 1584 Suhl unter eine gemeinsame klärt es sich, dass eine Berghacke, gekreuzt mit einer Landesregierung von Kursachsen und dem ernesti- Erzmulde in das Siegelbild genommen wurde; letz- nischen Herzogshaus kommt. Die Herstellung von tere wurde dann später dem Wortklang des Stadtna- Waffen führte in Suhl nicht immer zum Segen der mens entsprechend für eine Sohle gehalten. Die Einwohner. So führte etwa der Verkauf an Freund Mauerzinnen und Türme symbolisieren das Stadt- und Feind mehrfach zu schweren Zerstörungen der recht und die auf dem Dreiberg stehende Henne ist Stadt, beispielsweise am Gallustag 1634 durch kroati- das Symbol der ehemals herrschenden Henneberger sche Horden unter Isolani. 1660 übernehmen die Grafen. Die Flagge der Stadt Suhl ist blau-gelb längs Herzöge von Sachsen- Naumburg-Zeitz die Regie- gestreift und trägt in der Mitte das Stadtwappen. rung über das Gebiet um Suhl und 1718 kommt Suhl unter die Regierung des Kurfürstentums Sachsen; Bodenfunde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Suhl 1815 schließlich fällt Suhl unter die Herrschaft des belegen einen Aufenthalt von Menschen schon um Königreichs Preußen. Erst 1946 kam der zum preußi- 2000 v.Chr. Etwa 500 v.Chr. wurden dann mit der Ein- schen Regierungsbezirk Erfurt, Provinz Sachsen wanderung keltischer Volksstämme im Suhler Raum gehörende Kreis Schleusingen mit der Stadt Suhl Menschen sesshaft; diese brachten auch die Kennt- zum Land Thüringen; 1952 wurde Suhl Verwaltungs- nisse zur Eisengewinnung und -verarbeitung mit. Rö- zentrum des gleichnamigen Bezirkes und 1967 er- mische Münzfunde aus dem 2. Jahrhundert auf einer hielt Suhl die Rechte einer kreisfreien Stadt. alten Wegetrasse des späteren Stadtbereiches Suhl lassen eine frühe Passierbarkeit der Lautertalenge Die kreisfreie Stadt Suhl liegt am Südwesthang des vermuten, was eine nahe Ansiedlung voraussetzte. Thüringer Waldes in einer Höhe von 400 bis etwa Um 800 werden etliche der heutigen Ortschaften im 900 m ü.NN; höchster Punkt ist der Fichtenkopf mit Haseltal urkundlich erwähnt: um 900 erscheinen in 944 m über NN. Die Stadt selbst erstreckt sich im Tal einem Verzeichnis des Klosters Fulda über die ihm von Steina, Lauter und Hasel auf einer durchschnitt- zugeflossenen Schenkungen mehrere Male die Orts- lichen Höhe von 450 m über NN, umgeben von be- namen „Sulaha“ und „Suhlaha“; die Orte Heinrichs waldeten Bergen; unmittelbar aus dem Stadtzen- trum erhebt sich steil der Suhler „Hausberg“, der Industrie, die zum Teil bis in die heutige Zeit erhal- Domberg, der 675 Meter misst. Die Stadt hat eine ten blieb. Traditionelle Fertigungen in Suhl sind Rol- Fläche von 103 km2 und 49.206 Einwohner ler und Mokicks aus der Simson Zweirad GmbH, (31.12.1999), die in den insgesamt 9 Ortsteilen le- Compact Discs aus der CDA Datenträger Albrechts ben. Verkehrstechnisch ist Suhl an die Hauptstrecke GmbH und Jagdwaffen aus dem Suhler Jagd- und der Eisenbahn Erfurt – Meiningen – Schweinfurt – Sportwaffen GmbH. Durch die Lage inmitten des Würzburg und an das Bundesstraßennetz – B 247 in Thüringer Waldes bietet die Stadt auch touristische Richtung Gotha und Eisfeld – angebunden; die Anziehungspunkte, so u.a. die mehr als 500 Jahre Thüringer-Wald-Autobahn A 71/73 mit der Anbin- alte Hauptkirche St. Marien, die barocke Kreuzkir- dung Suhls an das Autobahnnetz befindet sich im che – Vorbild der katholischen Hofkirche in Dres- Bau. den, das Waffenschmied-Denkmal auf dem Markt- platz, das einzigartige Waffenmuseum im Malzhaus, Bekannte Suhler Persönlichkeiten sind der Graveur das historische Fachwerkhaus und das Heinrichser und Steinschneider Johann Veit Döll (1750 – 1835), Rathaus, das Congress Centrum Suhl (CCS) mit dem der in Suhl lebende Erfinder der Schnelldruck- Ottilienbad, das Schießsportzentrum auf dem Fried- presse Friedrich König (1774 – 1833), der 1780 in berg, die Schul- und Volkssternwarte, die Ottilienka- Suhl geborene Liederschreiber Dr. Ernst Gebhard pelle am Domberg sowie die staatlich anerkannten Anschütz („Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „Alle Erholungsorte und heutigen Stadtteile Goldlauter- Jahre wieder“, „Es klappert die Mühle“), der Maler Heidersbach und Vesser – letzterer mit dem UNE- und Grafiker Alexander Gerbig (1878 – 1948), der SCO-Biosphärenreservat „Oberes Vessertal“, Dietz- Heimatmaler (Zyklus „Das alte Suhl“) Otto Bruch- hausen mit einem Teilstück des geologischen Wan- holz (1891 – 1978), der Rennfahrer Paul Greifzu derweges Rennsteig – Dolmar und Heinrichs und (1902 – 1952), der Sportschütze (Olympia-Silberme- Neundorf mit ihren Fachwerkbauten im henneber- daille 1936, Weltmeisterschafts-Goldmedaille 1939) gisch-fränkischen Stil. Erich Krempel (1913 – 1992) sowie der Komponist des Rennsteigliedes und weiterer bekannter Kompo- Die Bildungseinrichtungen umfassen 8 Grundschu- sitionen Herbert Roth (1926 – 1983). len und 1 Jena-Plan-Schule, 6 Regelschulen, 2 Gym- nasien, 2 Förderschulen, 2 berufsbildende Schulen Erzbergbau und Eisenverarbeitung zählen neben mit der Berufsfachschule für Büchsenmacher, die Glasherstellung und Salzgewinnung zu den ältesten städtische Musikschule und das Volkshochschul-Bil- Suhler Erwerbszweigen. Die Fertigung von Sicheln dungszentrum. Für die gesundheitliche und soziale und Wagen wird bereits 1155 genannt und von Har- Betreuung stehen das Zentralklinikum Suhl, meh- nischen, Panzern und Schwertern im Jahr 1499 rere Seniorentreffpunkte/Seniorenklubs, Senioren- nachgewiesen. 1548 bildet sich in Suhl eine Leinewe- Wohnhäuser sowie auch eine ganze Reihe von Ju- ber-Zunft und 1555 wird die Innung der Rohr- und gendtreffpunkten und Jugendeinrichtungen zur Ver- Büchsenschmiede gegründet. 1563 erhalten die fügung. Für die sportliche Betätigung bietet die „Schlösser, Büchsenmacher, Spohrer und Winden- Stadt ein Stadion, die Sporthalle Wolfsgrube, das Ot- macher“ vom Grafen Georg Ernst von Henneberg tilienbad, 3 Freibäder, das Schießsportzentrum Suhl- ihre Innungsprivilegien. Um diese Zeit arbeiten in Friedberg, in Suhl-Goldlauter den Segel- und Motor- Suhl 6 Eisenhämmer (d.h. Eisenschmelzöfen), die sportflugplatz und zahlreiche private Sport-Center 10 Büchsenschmiede und 22 Kleinschmiede mit Ei- an. Kulturelle Freizeitangebote bieten das Cineplex- sen für etwa 50 Meister versorgten, die jährlich bis zu Kino, das Congress Centrum Suhl – Spielstätte der 25 000 Stück Handfeuerwaffen herstellten. Gleich- Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl, Galerien im zeitig erfolgte in dieser Zeit ein erneuter Auf- CCS, im Haus Philharmonie und im Rathaus am schwung des Eisenbergbaus am Döllberg, Domberg Marktplatz sowie der Tierpark in der Suhler Schweiz. und Bock sowie des Kupferbergbaus am Döllberg Traditionelle Heimatfeste sind das Dombergfest, das und in der Goldlauter, dort auch Silberfunde. Am Ottilienfest, das Heinrichser Maifest sowie das alle Döllberg arbeiteten zeitweise bis zu 300 Bergleute. zwei Jahre gefeierte Suhler Schützenfest Ihre wirtschaftliche Blüte erreichte die Stadt ab 1584 durch Eisengewinnung und -verarbeitung, Gewehr- fabrikation, Barchentweberei und Handel. 1652 kommen mit dem Erhalt der Concession 12 Brannt- weinbrennereien hinzu. Nach dem Ende des Ei- senerzbergbaus am hinteren Domberg 1860 beginnt 1861 die Entwicklung einer bedeutenden Porzellan- industrie. 1871 entsteht die Gleichmann’sche Glas- hütte, vornehmlich zur Herstellung von Fla- schenglas. Nach 1871 entwickelte sich eine vielfältige Unstrut-Hainich-Kreis Unstrut-Hainich-Kreis Unstrut-Hainich-Kreis

Das Wappen des Unstrut-Hainich-Kreises, am 1. No- und einer roten Flanke rechts (1 : 2 : 1) und trägt das vember 1995 durch das Thüringer Landesverwal- Kreiswappen. tungsamt genehmigt, ist geviertet und zeigt oben vorn in Gold einen schwarzen, golden gekrönten, rot Durch seine zentrale Lage begünstigt, entwickelte bewehrten Adler mit einem silbernen Mühleisen auf sich der Raum des heutigen Landkreises bereits früh jedem Flügel, oben hinten in Blau einen siebenmal zu einer sowohl wirtschaftlich als auch kulturell in- von Rot über Silber geteilten, golden bewehrten und teressante Region. Schon in merowingischer Zeit be- gekrönten Löwen, unten vorn in Rot ein silbernes siedelt, wird die Gegend Ende des 8. Jahrhunderts sechsspeichiges Rad, unten hinten in Silber ein rotes mehrmals nachweislich erwähnt. Mühlhausen ge- zwölfendiges Geweih mit Grind. Die Symbolik des dieh im Schutz einer Frankenburg zum Kammergut Wappens verdeutlicht die das heutige Kreisgebiet der Sachsenkönige und entwickelte sich zu einem ehemals prägenden Territorialherrschaften. Der Ziel aller deutschen Könige von 967 bis Anfang des schwarze Adler in Gold mit den Mühleisen auf den 13. Jahrhunderts. Die Erwähnung der Dryburg und Flügeln steht dabei für das Territorium der Freien der Herren von Salza, die das Gebiet lange be- Reichsstadt Mühlhausen, die heute Sitz der Kreisver- herrschten, sind Belege für eine mehr als waltung ist, mit ihrem Landgebiet. Den größten 1200jährige Besiedlung des Langensalzaer Gebietes. Umfang des Territorialbesitzes hatten die Landgra- Nicht nur Kaufleute kamen in die Gegend, sondern fen von Thüringen inne; nach deren Aussterben die zentrale Lage zog auch Heerführer an und geriet wurden damit 1440 bzw. 1482 die Wettiner belehnt. 1525 in die Wirren des Bauernkrieges. Die Umwäl- Symbolisiert wird die ehemalige Landgrafschaft zungen in Europa nach der Französischen Revolu- Thüringen durch den rot-silbern geteilten Löwen; tion führten 1802 zur Annexion der bis dahin Freien dieses Symbol war später auch ein Bestandteil des Reichsstadt Mühlhausen mit ihren 18 Dörfern durch Wappens der wettinischen Kurfürsten und Herzöge Preußen. Nach dem Zusammenbruch des König- von Sachsen. Flächenmäßig kleinere Regionen des reichs Preußen 1806 wurden Mühlhausen und das heutigen Landkreises Unstrut-Hainich-Kreis gehör- Eichsfeld zum neuen Königreich Westfalen geschla- ten bis 1802 zum Erzbistum Mainz und zum Fürsten- gen; 1813/14 kehrten diese Gebiete einschließlich tum Schwarzburg-Sondershausen. Dafür wurden die des Amtes Langensalza zum Königreich Preußen Hoheitszeichen dieser Territorialgewalten in das zurück. Mit der Neugliederung der preußischen Wappen aufgenommen. Das silberne Rad auf rotem Monarchie 1816 entstand der Landkreise Mühlhau- Grund steht für das Mainzer Erzbistum. Die sen mit den Städten Mühlhausen (bis 1892 – dann Zugehörigkeit einiger Ortschaften des heutigen bis 1950 kreisfrei) und Treffurt. 1945 kamen die ein- Kreisgebietes zur Herrschaft Schwarzburg-Sonders- stigen preußischen Gebiete zum Land Thüringen; hausen wird durch das rote Geweih in Silber symbo- mit der Verwaltungsreform 1950 wird der Landkreis lisiert. Das Gebiet der Vogtei Dorla sowie die beiden Langensalza aufgelöst und die Stadt Mühlhausen Dörfer der Ganerschaft Treffurt standen unter kommt zum wesentlich veränderten Landkreis Mühl- gemeinsamer wettinischer, kurmainzischer und hes- hausen; 1952 entstanden wieder die Landkreise Lan- sischer Hoheit und sind damit durch das Landkreis- gensalza und Mühlhausen. Am 1. Juli 1994 schließ- wappen gleichfalls repräsentiert. Die am 01. Novem- lich wurde der Unstrut-Hainich-Kreis aus den ehe- ber 1995 genehmigte Flagge wurde aus dem Wappen mals selbständigen Landkreisen Bad Langensalza hergeleitet; sie ist weiß mit einer blauen Flanke links und Mühlhausen gebildet. Der größtenteils zum Thüringer Becken und zur stellung und Verbrauch dieses umweltschonenden Langensalzaer Keupermulde gehörende Unstrut- Kraftstoffes ist hier optimal gelöst. Aufgrund der Hainich-Kreis wird durch die beiden namengeben- agrarstrukturellen Gegebenheiten des Landkreises den geographischen Merkmale gekennzeichnet: die sind eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrie- Unstrut mit ihren markanten Auenwäldern und Wie- ben der Pflanzen- und Tierproduktion ansässig. sen durchfließt den Landkreis von Nordwest nach Touristische Hauptziele sind neben dem National- Südost und der bewaldete Gebirgszug Hainich bildet park Hainich mit mehreren Rundwanderwegen die den Westteil des Landkreises; der Nationalpark „Hai- 4 kulturhistorischen Städte Mühlhausen, Bad Lan- nich“ ist als Besonderheit ein auf einem Muschel- gensalza mit der Marktkirche und dem beinahe kom- kalkplateau gelegenes, europaweit größtes zusam- plett erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern, der um- menhängendes Buchenwaldgebiet, welches kaum schlossen wird von 16 Wehrtürmen und dem „Klage- durch Verkehrswege zerschnitten ist. Der Landkreis tor“ der alten Stadtmauer, Bad Tennstedt mit der das umfasst eine Fläche von 975,4 km2; in 4 Städten Stadtbild prägenden zweitürmigen Trinitatiskirche (Mühlhausen, Bad Langensalza, Bad Tennstedt, und Schlotheim mit seinem barocken Schloss; das Schlotheim) und 43 Gemeinden leben 120.643 Ein- Kloster Anrode bei Bickenriede: ein aus dem 16./17. wohner (31.12.1999). Eine kommunalpolitische Be- Jahrhundert stammendes, gut erhaltenes Zisterzien- sonderheit ist Thamsbrück, welches auch als Ortsteil serkloster – die Kulturscheune des Klosters ist inzwi- von Bad Langensalza immer noch Stadtrecht ge- schen eine bekannte Adresse für Bluesfans gewor- nießt. In Niederdorla ist 1992 der geografische Mit- den; genannt seien außerdem die älteste deutsche telpunkt Deutschlands mit Pflanzung einer Linde Vogelschutzwarte in Seebach, Kloster Zella bei markiert worden. Die Verkehrserschließung umfasst Struth, die Unstrutauen bei Nägelstedt, das Reiser- ein sehr gut ausgebautes Bundestraßennetz (B 84, sche Tal, die Herbsleber Teiche, die Gläserlöcher bei B176, B 247, B 249) sowie ein mit der Bahnstrecke Bad Tennstedt und der Dünwald im Eichsfeld; das Zi- Erfurt – Kassel und dem Containerumschlagplatz sterzienserkloster und Dorf Volkenroda – beide Pro- Mühlhausen gut ausgebautes Schienennetz. Ein Mei- jekte der EXPO 2000 – und eine 1000-jährigen Ei- lenstein der Entwicklung der Verkehrswege des Krei- che, welche mit mehr als 3 m Stammdurchmesser ses wurde mit der Eröffnung des Flugplatzes Ober- eine der mächtigsten Eichen in Deutschland ist; das mehler/Schlotheim 1997 erreicht. „Heilige Grab“ in der Pfarrkirche Diedorf: eines der wertvollsten Kulturdenkmäler in der Region – aus Namhafte Persönlichkeiten des Unstrut-Hainich- Sandstein gehauenes Werk, mit einer Länge von 2,3 Kreises sind der 1762 in Bad Langensalza geborene m und einer Breite von 1,5 m, veranschaulicht die berühmte Arzt Christoph-Wilhelm Hufeland, der Grablegung Jesu sowie das Schloss der Grafen von von 1794 – 1796 in Bad Tennstedt lebende Dichter Werthern in Neunheilingen. Novalis, der von 1748 – 1750 in Langensalza lebende Dichter Friedrich-Gottlieb Klopstock, der 1524 in die Der Unstrut-Hainich-Kreis kann auf eine breitge- Stadt Mühlhausen geflohene Volksreformator und fächerte Palette von Einrichtungen der verschiede- Führer im deutschen Bauernkrieg Thomas Müntzer nen Bildungswege verweisen: 32 Grundschulen, und der 1707/08 als Organist in Mühlhausen wir- 3 Förderschulen, 20 Regelschulen und 7 Gymnasien. kende Johann Sebastian Bach. Der Bildungsstandort Mühlhausen erhielt im vergan- genen Jahr ein Zugpferd, das den Unstrut-Hainich- Die wirtschaftliche Entwicklung der Kreisstadt Mühl- Kreis zum Vorreiter der Berufsbildung in Thüringen hausen hat eine bis hinein in das Mittelalter rei- machte: Das größte Berufsschulzentrum Thüringens chende Tradition. Besonders das Textilgewerbe und bietet 3600 Auszubildenden und Schülern beste Vor- die Gerberei fanden hier ausgezeichnete Produkti- aussetzungen für eine solide und moderne berufli- onsbedingungen vor. So erhielten bereits 1231 die che Qualifizierung. In Bad Langensalza gelang die Filzmacher das Privileg, eine Innung zu gründen. Wiederbelebung des traditionsreichen Kurbetriebes Ende des 13. Jahrhunderts folgten die Zünfte der mit der Eröffnung einer modernen Rehaklinik, die Gerber, Sattler, Schuhmacher, Kürschner und sich auf Osteoporose spezialisiert hat und in der Kur- Schmiede und im 14. Jahrhundert die Bäcker, Flei- stadt Bad Tennstedt konnte sich die moderne Re- scher, Weber und Schneider. 1430 schloss sich Mühl- haklinik behaupten. Als Schwimmstätten stehen hausen dem starken Goslaer Bund innerhalb der 9 Freibäder, die Thüringentherme Mühlhausen, das Hanse an. Dominierende Wirtschaftsbereiche in Bad Thermalbad in Bad Langensalza sowie die beiden Langensalza waren einst der Waidanbau, die Spinne- kleineren Hallenbäder in Hollenbach und Schlot- rei und die Tuchfabrikation; in Schlotheim siedelte heim zur Verfügung; die Seilerstadt Schlotheim ent- sich im 19. Jahrhundert das Seilerhandwerk an. Im wickelt sich zunehmend als Nordthüringer Sportzen- Kreis gibt es gegenwärtig 26 erschlossene Gewerbe- trum. gebiete. In Henningsleben steht die einzige Raps-Öl- Raffinerie Thüringens. Der Kreislauf Anbau, Her- Wartburgkreis Wartburgkreis Wartburgkreis

Das nachfolgend beschriebene Wappen des Wart- Spuren menschlicher Besiedlung wurden bereits aus burgkreises wurde am 27. Juli 1995 durch das der jüngeren Steinzeit (etwa 25.000 v.u.Z.) nachge- Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt: Das wiesen. Die Gründung vieler Siedlungen, wie z.B. Wappen des Wartburgkreises ist geviertet und zeigt oben Kaltennordheim, Fischbach, Diedorf und Klings rei- links in Blau einen linksgewendeten, siebenmal von Rot chen bis in das achte Jahrhundert zurück. Nach der über Silber geteilten, golden gekrönten und bewehrten Landesteilung Thüringens 1485 kam das Gebiet des Löwen, oben rechts in Gold auf einem grünen Dreiberg eine heutigen Wartburgkreises an die Ernestiner. Nach schwarze rotbewehrte Henne mit rotem Kamm und rotem dem Tod Johann Casimirs von Sachsen-Coburg und Lappen, unten links in Silber ein schwarzes Hochkreuz, un- dem Aussterben der Linie Eisenach kam es zu der ten rechts in Blau einen siebenmal von Rot über Silber ge- Landesteilung von 1640, in deren Folge neue Terri- teilten, golden bewehrten und gekrönten Löwen. Das Ge- torialstaaten entstanden: Sachsen-Eisenach umfasste biet keines anderen thüringischen Landkreises den größten Teil des heutigen Wartburgkreises, das wurde im Mittelalter so stark durch die ludowingi- Gebiet um Salzungen gehörte zu Sachsen-Meiningen schen Landgrafen von Thüringen geprägt, wie das und Ruhla gehörte zu Sachsen-Gotha. Sachsen-Ei- des heutigen Wartburgkreises. Dementsprechend senach vereinigte sich 1741 mit Sachsen-Weimar zum steht der von Rot und Silber geteilte Löwe der Land- Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das 1815 zum grafen an erster Stelle des Wappens. Das Symbol ver- Großherzogtum erhoben wurde. Mit der Gründung deutlicht gleichzeitig die spätere Zugehörigkeit um- des Landes Thüringen 1920 entstand auf dem Ge- fangreicher Gebiete des heutigen Kreisgebietes zum biet des heutigen Wartburgkreises der Landkreis Ei- Herrschaftsbereich der Wettiner. Diese führten den senach ohne den Stadtkreis Eisenach. 1950 wurde „bunten Löwen“ als Zeichen des Besitzes der Land- der Landkreis Bad Salzungen aus Teilen der Kreise grafschaft Thüringen stets an hervorragender Stelle Eisenach und Meiningen gebildet. Im Zuge der Ge- in ihrem Wappen. Für weite Teile Thüringens, die bietsreform wurde am 1.7.1994 mit der Fusion der heute zum Wartburgkreis gehören und ehemals im Landkreise Eisenach und Bad Salzungen sowie der Besitz der Grafen von Henneberg waren, wurde de- Verwaltungsgemeinschaft Behringen (ehemaliger ren redendes Symbol in das Kreiswappen aufgenom- Landkreis Bad Langensalza) im Südwesten des Frei- men. Auf die ehemaligen Besitzungen der Reichsab- staates Thüringen der Wartburgkreis gebildet. Das tei Fulda verweist deren Symbol, das schwarze Hoch- innerhalb des Landkreises liegende Eisenach hat seit kreuz auf silbernem Grund. Ein Gebiet geringeren 1.1.1998 wieder den Status einer kreisfreien Stadt. Umfangs im Westen und Südwesten des heutigen Wartburgkreises gehörte zeitweilig zur Landgraf- In reizvoller, vielgestaltiger und abwechslungsreicher schaft Hessen. Dafür wurde noch einmal ein „bunter Landschaft erstreckt sich der Wartburgkreis vom Na- Löwe“ in das Kreiswappen aufgenommen. Er ver- tionalpark Hainich, dem größten zusammenhängen- weist zugleich auf die gemeinsamen Wurzeln hessi- den Buchenwaldgebiet Deutschlands, über die Hör- scher und thüringischer Geschichte und die engen selberge, das Werratal, den westlichen Thüringer Beziehungen zwischen diesen beiden Gebieten. Die Wald bis hin zum UNESCO-Biosphärenreservat am 27. Juli 1995 genehmigte Kreisflagge ist weiß-rot Rhön; er umfasst die Flussgebiete der Werra, der längs gestreift und trägt das Kreiswappen. Hörsel, der Elte, der Fulda und der Ulster. Aus geo- logischer Sicht bietet der Landkreis mehrere Forma- tionen: Anteil an den naturräumlichen Einheiten der westthüringischen Störungszone, den Walters- strie (es gab in Buchenau sogar ein Sodawerk). Hop- häuser Vorbergen, dem Salzunger Buntsandstein- fen- und Gerstenanbau bildeten die Grundlage für land, den nordwestlichen Thüringer Wald und die Brauereien, Schafzucht und Faserpflanzenanbau für Landschaftseinheit der Vorderrhön, welche durch die Kammgarnherstellung. Die Rhön erwarb sich ihre Basaltkuppen gekennzeichnet ist. Nordwestlich ihren Ruf als Schnitzerland vor allem durch die Her- von Eisenach wird die Muschelkalk-Hochfläche der stellung aus Holz und kleinen geschnitzten Figuren. westlichen Umrandung des Thüringer Beckens von Diese für die Rhön charakteristische Schnitzerei be- den Flussschleifen der Werra tief zerschnitten. Prä- ruht auf dem einzigen Reichtum der Landschaft; gendes Landschaftselement in diesem Gebiet sind diese Handfertigkeit trug hauptsächlich zum Leben- die steilen Felswände, stellenweise mit der deutlich sunterhalt bei. Wirtschaftliche Bedeutung haben sichtbaren Muschelkalk-Schichtserie mit dem unte- heute die Metallindustrie, der Kaliabbau und die ren Wellenkalk, der Oolithzone, dem mittleren Wel- Landwirtschaft. Ein weiterer Wirtschaftszweig sind lenkalk, der Terebratulazone, dem oberen Wellen- die beiden Kurstädte Bad Salzungen und Bad Lie- kalk und der Schaumkalkzone sowie dem mittleren benstein: die salzhaltigen starken Quellen unterstüt- Muschelkalk mit dolomitischen Mergelplatten. Zu zen die Behandlung bei Hauterkrankungen, Be- den geologischen Denkmalen im Landkreis gehören schwerden der Atemwege sowie bei der Stimmheil- der Hautsee (mit der schwimmenden Insel) und die kur; der Kurort Bad Liebenstein hat vor allem für Stopfelskuppe (tertiärer Vulkanzuführungsschlot). Herz- und Kreislauferkrankungen einen guten Ruf. Das west-östlich verlaufende Hörseltal war ab Ei- Der Wartburgkreis bietet viele touristische Ziele und senach die natürliche Trasse der mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten, so u. a. die Creuzburg, Schloss „Königsstraße“ (Via regia) und ist heute mit seinen und Park Altenstein, Burg Normannstein, Burgruine nördlichen Talhängen die Hauptverkehrsader für Ei- Brandenburg, Gradiergarten Bad Salzungen, Erleb- senbahn und Autobahn. Die Gesamtfläche des Land- nisbergwerk Merkers, die Ruine Liebenstein sowie kreises beträgt 1.305 km2; davon sind 401 km2 Wald das westliche Rennsteiggebiet. und werden 601 km2 landwirtschaftlich genutzt. Die höchste Erhebung im Landkreis ist der Breitenberg Das Bildungswesen des Wartburgkreises verfügt über bei Ruhla mit 698 m über NN; die niedrigste Stelle 41 Grundschulen, 20 Regelschulen, 5 Gymnasien, liegt beim Austritt der Werra nach Hessen in 176 m das Staatliche Berufsbildungszentrum Bad Salzun- über NN. In den 10 Städten (Bad Salzungen, Bad gen mit Fachschule, Fachoberschule, Höherer Be- Liebenstein, Berka/Werra, Creuzburg, Geisa, Kal- rufsfachschule und Berufsfachschule; 1 Kreisvolks- tennordheim, Ruhla, Stadtlengsfeld, Treffurt, hochschule, 1 Musikschule und weiteren Einrichtun- Vacha) und 56 Gemeinden des Landkreises leben gen zur Aus- und Weiterbildung sowie Erwachsenen- 145.712 Bewohner (31.12.1999). Die Verkehrsanbin- qualifizierung. Die gesundheitliche und soziale dung ist über ein sehr gut ausgebautes Straßen- und Betreuung wird in 3 Krankenhäusern, 10 Kur- bzw. Schienennetz gewährleistet; durch den Landkreis Rehakliniken sowie 5 Alten- und Pflegeheimen ge- führt die Bundesautobahn A 4, die Bundesstraßen B währleistet. Sport- und Freizeitmöglichkeiten beste- 7, B 19, B 62, B 84, B 88, B 278 und B 285 erschließen hen in einer Vielzahl von Sporteinrichtungen, dar- den Landkreis; die ICE-Strecke Berlin – Erfurt – unter 22 Freibäder, 1 Hallenbad und 1 Großsport- Frankfurt/Main – Saarbrücken und die Eisenbahnli- halle. Traditionelle volkstümliche Heimatfeste im nie Würzburg – Schweinfurt – Meiningen – Bad Sal- Landkreis sind der Kaltennordheimer „Heirats- zungen – Eisenach durchqueren den Landkreis. Der markt“, die „Hutzelfeuer“ im Geisaer Gebiet, der Verkehrslandeplatz Eisenach-Kindel ergänzt diese Taubenmarkt in Dermbach, das Geisaer „Funken- Verkehrsanbindungen. fest“, das „Höhlenfest“ in Schweina, das „Hautsee- fest“ in Dönges, die „Berg- und Burgfeste“ auf St. An- Der unvergessene Heimat- und Sagendichter Ludwig nen und Wendelstein in Bacha sowie das Abbrennen Wucke erhielt 1873 für seine über 800 geschaffenen des „Antoniusfeuers“ in der Christnacht in Schweina. Volkssagen den Schillerpreis. Er lebte von 1807 – 1883 in Bad Salzungen. Auf dem Bergfriedhof des Ortsteiles Schweina liegt das Grab des berühmten Pädagogen Friedrich Wilhelm Fröbel (1782 – 1852), der den ersten Kindergarten und die erste Schule für Kindergärtnerinnen gründete.

Die Industrie des Landkreises geht auf Bergbau („Schmied von Ruhla“), Kupferschiefer (Ort „Kup- fersuhl“, Straßenname „Kupferhammer“) sowie Kali- salz zurück. Daraus entwickelten sich die metallver- arbeitende, elektrotechnische und chemische Indu- Weimar Weimar Weimar

Die Stadt Weimar führt, wie sich aus den seit 1262 be- Residenz. 1485 wird Weimar ernestinisch. Nach dem zeugten und vom Jahre 1387 ab erhaltenen Siegeln Schmalkaldischen Krieg 1547 verlegten die Ernesti- ergibt, bereits seit dem 13. Jahrhundert das Wappen ner ihre Residenz nach Weimar, das nun bis 1918 der einstigen Landes- und Stadtherren, der Grafen Hauptstadt des Herzogtums, seit 1815 Großherzog- von Orlamünde, als eigenes Wappen: einen rot gezung- tums Sachsen-Weimar war. In der 2. Hälfte des 16. ten, steigenden schwarzen Löwen in einem mit roten Herzen Jahrhunderts ließen die Bedürfnisse des Hofes das übersäten goldenen Feld. Dieses Wappen haben außer Wirtschaftsleben der Stadt aufblühen und es setzte Weimar noch die damals gräflich-orlamündischen eine rege Bautätigkeit und kulturelles Leben ein. Städte Magdala und Orlamünde als Stadtwappen Hervorzuheben sind: 1617 Gründung der „Frucht- übernommen. Die ursprüngliche blaue Tingierung bringenden Gesellschaft zur Förderung der deut- des Löwen, die auf die dänische Prinzessin Sophia, schen Sprache“ (auch Palmenorden genannt); 1650 die Gemahlin Siegfrieds III. zurückgeht, wurde dann Bau der Hofkapelle; 1696 wurde im Schloss die erste nach dem Übergang der Besitzung der Grafen von deutsche Opernbühne eingeweiht, später die Hofbi- Orlamünde an das Haus Wettin im 16. Jahrhundert bliothek und Gemäldesammlung aufgebaut. Nach schwarz. 1938 wurde dieses Wappen außer Kraft ge- der Ausrufung der Republik in der Novemberrevolu- setzt und an seine Stelle kam ein der nationalsoziali- tion von 1918 wurde in Weimar am 6. Februar 1919 stischen Ideologie entsprechendes. 1945 wurde das die verfassungsgebende Nationalversammlung eröff- frühere Stadtwappen wieder verwendet; 1975 erhielt net und damit die Weimarer Republik begründet. es seine endgültige heutige Form, gestaltet von Horst 1920 wurde Weimar die Landeshauptstadt des neu Michel. Die aus dem Stadtwappen hergeleitete Stadt- gegründeten Landes Thüringen und ab 1922 war flagge ist dreistreifig Schwarz-Gelb-Rot, belegt mit Weimar ein Stadtkreis. Die Ära des Nationalsozialis- dem Stadtwappen. mus und der 2. Weltkrieg fügten der Stadt schwere Wunden zu. Weimar war das Thüringer Zentrum der Die Ilm-Aue war bereits in vorgeschichtlicher Zeit be- nationalsozialistischen Bewegung; für immer siedelt, wie Funde in Weimar-Ehringsdorf nachwei- schmerzhaft mit dem Namen Weimar verbunden sen. Dabei handelt es sich um Spuren von Wildbeu- bleibt das vor den Toren der Stadt – auf dem Etters- terhorden des sogenannten „frühen Neandertalers“, berg – gelegene Konzentrations- und Internierungs- die hier ihre Lagerplätze hatten (135000 v.u.Z.). In lager Buchenwald. Mit der Verlegung des Sitzes des der mittleren Steinzeit zogen Jäger durchs Tal und in Thüringer Landtages nach Erfurt 1951 verlor Wei- der Jungsteinzeit siedelten bandkeramische Feldbau- mar seinen Status als Landeshauptstadt. 1958 wird ern und schnurkeramische Kriegerhirten (3000 – die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald 1600 v.u.Z.). Die erste urkundliche Erwähnung er- eingeweiht; 1993 wird Weimar zur „Europäischen folgte 899 als „Vvigmara“; anlässlich eines Hoftages Kulturstadt 1999“ ernannt – das Kulturstadtjahr bot Kaiser Otto II. (975) wird die Burg Hornstein der für die Gäste aus aller Welt zahlreiche kulturelle Ver- Grafen von Weimar erwähnt. Im Schutz dieser Burg anstaltungen. entwickelte sich die Stadt „Wimares“. 1249 wird Wei- mar erstmals schriftlich in einer Urkunde für das Weimar liegt im Südosten des Thüringer Beckens in Kloster Oberweimar als Stadt bezeichnet. 1372 ge- einer breiten von der Ilm und ihren Nebengewäs- langt die Stadt in den Besitz der Wettiner, 1445 er- sern durchflossenen Mulde zwischen den bewalde- wählt sie Herzog Wilhelm III. zu seiner bevorzugten ten Muschelkalkhöhen des Ettersberges (478 m ü.NN) im Norden und der Ausläufer der Ilm-Saale- 1907 die Kunstgewerbeschule hervorging. 1919 ging Platte im Süden. Im Ilmtal und seiner Umgebung daraus das berühmte Bauhaus hervor, das u.a. so be- hat die Eiszeit starke Ablagerungen von Travertin deutende Maler wie Lyonel Feininger, Paul Klee, hinterlassen, die sich in weiter Ausdehnung als Mu- Wassily Kandinsky verpflichten konnte. Unter Walter schelkalksteinbänke bis in das südliche Stadtgebiet Gropius übersiedelte das Bauhaus 1925 nach Dessau. erstrecken und in den Steinbrüchen von Oberwei- mar und Ehringsdorf als prähistorische Fundstellen Mit dem Ausbau der herzoglichen Residenz in der 2. einen weltweiten Ruf genießen. Die Fläche der Stadt Hälfte des 16. Jahrhunderts blühte auch das Wirt- Weimar beträgt 8.433 ha; ca. die Hälfte davon ist schaftsleben auf. Industrieansiedlungen erfolgten Landwirtschaftsfläche. In der Stadt leben 62.452 Ein- nur in geringem Maße: Beispiele waren in den 50er wohner (31.12.1999). Die Stadt Weimar liegt 208,6 m und 60er Jahren dieses Jahrhunderts das Mähdre- ü.NN; höchster Punkt ist der Glockenturm Bu- scherwerk und das Feingerätewerk Weimar; in Fort- chenwald mit 468,2 m ü.NN und der tiefste Punkt be- setzung dieser Tradition, aber auch als Neuansied- findet sich an der Kirche Tiefurt mit 201,2 m ü.NN. lung entstanden nach der Wende solche Unterneh- Die Verkehrserschließung der Stadt ist über die in men wie GEHE Medical Produktionsgesellschaft unmittelbarer Nähe der Stadt befindlichen Auto- mbH & Co. KG, Coca Cola, Stahl und Glatt sowie die bahn-Anschlussstellen der A 4, die beiden durch die Härterei Reese. Wesentlicher Wirtschaftsfaktor Wei- Stadt führenden Bundesstraßen B 7 und B 85 und mars sind die touristischen Anziehungspunkte: das den IC-Anschluss an die Strecke Frankfurt/Main – sind einmal die Wohnhäuser und Museen von Leipzig gesichert. Goethe, Schiller, Liszt und Nietsche, weiterhin die Kunstsammlung im Schloss, der Park an der Ilm mit Die Klassikerstadt Weimar kann eine lange Liste dem Goethe-Gartenhaus, die Herderkirche mit dem berühmter Persönlichkeiten aufweisen: 1552 bis zu Cranach-Altar, die Schlösser Tiefurt, Belvedere und seinem Tode 1553 lebte der Maler Lucas Cranach in Ettersburg mit ihren englischen Parkanlagen. Weimar, 1708 bis 1717 war Johann Sebastian Bach Hoforganist in Weimar, 1772 holte die Herzogin Das Bildungsangebot umfasst 9 Grundschulen, 7 Re- Anna Amalia Christoph Martin Wieland als Prinzen- gelschulen, 1 Freie Waldorfschule, 4 Gymnasien, 1 erzieher an den Hof. 1775 übernahm Carl August, Musikgymnasium, 3 Förderschulen, 1 Kolleg, 4 be- erst 18jährig, die Regentschaft. Seit 1774 war der rufsbildende Schulen, 1 Musikschule sowie die Bau- junge Herzog mit Johann Wolfgang von Goethe be- hausuniversität und die Hochschule für Musik. Die kannt, er holte diesen 1775 an den Hof, der hier bis gesundheitliche und soziale Betreuung ist in den Kli- zu seinem Tode als leitender Minister und gefeierter niken sowie in den Altenheimen gewährleistet. An Dichter wirkte. Johann Gottfried Herder kam 1776 Sportstätten verfügt Weimar über 1 Freibad, 1 nach Weimar und Friedrich Schiller besuchte 1787 Schwimmhalle und eine Vielzahl verschiedener die Stadt, in der er sich endgültig 1799 niederließ. Es Sporteinrichtungen, darunter das Tennisleistungs- begann eine neue historische und kulturelle Blüte- zentrum Thüringen. Überregionale kulturelle Be- zeit für Thüringen, denn Weimar zog die bedeu- deutung hat das Deutsche Nationaltheater Weimar. tendsten Köpfe jener Zeit an und wurde für Jahr- Ein einzigartiges traditionelles Heimatfest feiern im zehnte die geistige Metropole Deutschlands, das Oktober jeden Jahres Einwohner und Besucher mit Zentrum der klassischen deutschen Literatur. Nach dem Weimarer Zwiebelmarkt – eine Tradition, die dem Tode Goethes 1832 findet Weimar die Kraft der bereits 1653 in einer herzoglichen Verordnung erst- Erneuerung. Franz Liszt sammelte die bedeutend- mals erwähnt wurde. Im Angebot sind die dekorati- sten Künstler und Musikfreunde um sich. 1860 fand ven Zwiebelzöpfe, Zwiebelkuchen, Thüringer Brat- die Gründung der Kunsthochschule statt, an der un- würste und Rostbrätel. ter anderem Böcklin, Lehnbach und Liebermann lehrten. 1900 starb der Philosoph Friedrich Nietz- sche in Weimar. Mit dem Regierungsantritt des jun- gen Großherzogs Wilhelm Ernst begann 1901 eine dritte kulturelle Blüte des nachklassischen Weimar. Eine Reihe bekannter Schriftsteller wie Paul Ernst, Wilhelm von Scholz und Johannes Schlaf hatten sich in Weimar niedergelassen. Das literarische Leben be- reicherten die Dichter Richard Dehmel, Gerhart Hauptmann, Hugo von Hoffmannsthal und später Rainer Maria Rilke. 1902 kam der belgische Baumei- ster Henri van de Velde, einer der maßgebenden Künstler des „Jugendstils“ nach Weimar und begrün- dete die kunstgewerblichen Lehrstätten, aus denen Weimarer Land Weimarer Land Weimarer Land

Das Wappen des Landkreises Weimarer Land, am 24. Jungsteinzeit von kultischer Bedeutung -, dessen Al- November 1994 durch das Thüringer Landesverwal- ter auf 4000 Jahre geschätzt wird bei Buttelstädt. Ur- tungsamt genehmigt, hat folgende Blasonierung: geschichtlich interessant sind auch die Felsenhöhlen Halbgeteilt und gespalten; oben vorn in Rot ein silbernes von Buchfahrt; auf nahezu anderthalbtausend Jahre sechsspeichiges Rad, unten vorn in Silber drei rote Äpfel gehen die Anfänge dieser befestigten Höhlenanla- (2 : 1) und hinten in Gold ein schwarzer Löwe mit roter gen und Kammern im Fels des Schlossberges am ausgeschlagener Zunge und Bewehrung. Im Wappen des Steilufer der Ilm zurück. Im Jahr 531 wurde das Landkreises sind die Wappen verschiedener Herr- Thüringer Königreich von den Sachsen und Franken schaften zusammengeführt, die im Gebiet des Land- besiegt. In dieser Zeit errichteten die Franken einen kreises von Bedeutung waren. Das bis 1918 existie- befestigten fränkischen Herrensitz als hölzerne rende Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach Turmhügelburg; aus dieser Motte entwickelte sich ging aus der ernestinischen Linie der Wettiner her- nachfolgend die erste steinerne romanische Burg vor. Im Jahre 1089 erhielten die Wettiner durch der Herren von Kapellendorf, den späteren bedeu- Heinrich von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen. tenden Grafen von Kirchberg. Der Ortsname Kapel- Seit dieser Zeit führen daher die Wettiner neben lendorf, im Mittelalter Capeldorf, geht auf das Wort ihrem Stammwappen auch den schwarzen Löwen „cappa“ zurück, Bezeichnung für das fränkische auf goldenem Feld. Da die Wettiner in der ernestini- Feldzeichen der Nachbildung des Mantels des heili- schen Linie derer von Sachsen-Weimar-Eisenach gen Martin, dem Nationalheiligen der Franken, und überragende Bedeutung für die Entwicklung des belegt die Bedeutung der Örtlichkeit, in der durch heutigen Landkreises hatten, fand der schwarze den Sitz eines fränkischen Anführers ein solches Zei- Löwe Aufnahme in das Wappen. Gleichzeitig steht chen stationiert war. Die Landgrafen von Thüringen der schwarze Löwe aber auch für die – für große schufen sich im 12. und 13. Jahrhundert eine Vor- Teile des heutigen Landkreises – bedeutenden Herr- rangstellung gegenüber den anderen politischen Ge- schergeschlechter von Weimar-Orlamünde und von walten. Die wesentlichen Herrschaften bzw. die be- Gleichen-Blankenhain. Das Mainzer Rad rechts oben treffenden Geschlechter auf dem Gebiet des heuti- weist auf die Ausstrahlung des Erzbistums in Teile gen Landkreises Weimarer Land waren das aus der des Landkreises. Lange Zeit kurmainzisch-erfurti- ernestinischen Linie der Wettiner hervorgegangene scher Besitz waren vor allem Tonndorf, Blanken- und bis 1918 existierende Großherzogtum Sachsen- hain, Kapellendorf sowie Gebiete westlich und nörd- Weimar-Eisenach, die Herrschergeschlechter von lich von Weimar. Die drei Äpfel verweisen auf die Weimar-Orlamünde und von Gleichen-Blankenhain, Herrschaft Apolda und deren verschiedenen Linien, die bis in das Gebiet ausstrahlende Herrschaft des die verbreitet im Raum Apolda herrschten. Die am Erzbistums Mainz (Tonndorf, Blankenhain, Kapel- 24. November 1994 genehmigte Flagge des Land- lendorf sowie Gebiete westlich und nördlich von kreises ist weiß-rot längs gestreift und trägt das Land- Weimar) sowie die Herrschaft der Vitzthume von kreiswappen. Apolda. Die Gemeinde Auerstedt war 1806 – während der Schlacht bei Auerstedt – Hauptquartier Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises gibt es eines Teils der preußischen Armee. In Folge der Bil- Sachzeugen aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit. dung des Landes Thüringen im Jahre 1920 entstand Das älteste urgeschichtliche Objekt ist ein Menhir - 1922 der Großkreis Weimar, in dessen Gebiet sich die ein aufrecht aufgestellter einzelner Stein aus der zwei kreisfreien Städte Weimar und Apolda befan- den. Zur Kreisstadt wurde Weimar, das zugleich Lan- fünf Nadeln ein. Damit wurde der Grundstein für deshauptstadt war. Im Jahre 1952 wurde der Groß- eine der bedeutendsten Industriezweige Apoldas ge- landkreis Weimar in die zwei Kreise Weimar und legt. Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich Apolda aufgespalten. Nach der Wiedergründung des Apolda durch das Strickerhandwerk zur Manufaktur- Landes Thüringen 1990 und im Zuge der Gebietsre- und Handelsstadt; seit 1654 sind Apoldas Strickerei- form wurde der heutige Kreis Weimarer Land mit waren auf der Leipziger Messe vertreten. 1722 wur- der Kreisstadt Apolda geschaffen, der in seinem ter- den in Apolda in der Glockegießerei von Johann ritorialen Umfang nicht voll dem alten Großkreis Christoph Rose die ersten Glocken gegossen. 1790 Weimar entspricht. gründete Christian Speck die Porzellanmanufaktur in Blankenhain, die bis heute fortbesteht. In den Der Landkreis Weimarer Land umschließt die kreis- zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts war Apolda freie Stadt Weimar. Der Landkreis wird von Südwest Automobilstadt; in den „Apollo-Werken“ entstanden nach Nordost von der Ilm durchquert, deren Land- in ganz Deutschland beliebte Autos. Heute ist die Re- schaftsschutzgebiet „Mittleres Ilmtal“ reizvolle Aus- gion charakterisiert durch eine Synthese von Indu- flugsziele bietet. Im Norden wird das Gebiet durch strie, Handel und Gewerbe. Fruchtbare Böden – die Höhenzüge der Finne und im Süden durch die 73 % der Gesamtfläche des Landkreises werden land- Ausläufer des Thüringer Waldes begrenzt. Der Nord- wirtschaftlich genutzt – ermöglichen eine ent- teil mit dem unteren Ilmtal gehört zum Thüringer wickelte Landwirtschaft und in der Nähe Bad Sulzas, Becken – geologisch gesehen zum Thüringer Keu- am Beginn der Weinstraße von Saale und Unstrut, perbecken, das sich als welliges Hügelland präsen- reift der nur hier angebaute „Trockene aus Thürin- tiert und weite Ackerflächen, aber kaum Wälder auf- gen“. Die vorteilhafte Lage und die sich ent- weist; nach Süden schließt sich die Ilm-Saale-Platte, wickelnde wirtschaftliche Leistungskraft des Mittel- Vorland des Thüringer Waldes, an: die Landschaft ist standes machen den Standort attraktiv. In den neuen hügelig bis bergig und auf Kalksandstein ist die Bu- Gewerbegebieten haben sich Unternehmen der Le- che der häufigste Baum, während im Gebiet Tann- bensmittelproduktion und der Textilbranche, der roda, Blankenhain, Bad Berka auf Buntsandstein fast Druckindustrie, des Verpackungsgewerbes und der ausschließlich Fichte und Kiefer anzutreffen sind. Metallverarbeitung angesiedelt. Traditionelle und Die Gesamtfläche des Landkreises beträgt 79.615 ha, namhafte Unternehmen sind hier z.B. die Weimarer 58.615 ha dieser Fläche werden landwirtschaftlich Wurstwaren GmbH Nohra, Fresnel Optics GmbH, genutzt. Der höchste Punkt des Landkreises ist der Feuerlöscher aus Apolda, Mühl Produkt und Service, Riechheimer Berg mit 511 m über NN; tiefster Punkt TOMESA, Lederwaren der Firma Michael Cromer ist der Zusammenfluss von Saale und Ilm in Großhe- München, mehrere Firmen für Strickmoden in ringen bei 120 m über NN. In 8 Städten (Apolda, Apolda und Bad Sulza sowie der Betrieb Weimar-Por- Bad Berka, Bad Sulza, Blankenhain, Buttelstedt, Kra- zellan Blankenhain. Neben dem Kurwesen in den nichfeld, Magdala, Neumark) und 71 Gemeinden le- beiden Städten Bad Berka und Bad Sulza ist der ben 91.937 Einwohner (31.12.1999). Der Landkreis Fremdenverkehr ein bedeutender Wirtschaftsfaktor; verfügt über ein sehr gutes Verkehrsnetz; er wird touristische Hauptanziehungspunkte sind die Kreis- durchquert von der Bundesautobahn A 4 in Ost- stadt Apolda mit dem Glockenmuseum, der Ferien- West-Richtung, den Bundesstraßen B 7, B 85 und park „Stausee Hohenfelden“, das die Siedlungs-, B 87 sowie der IC-Verbindung der Bahn Frankfurt – Bau-, Wirtschafts- und Sozialformen des mittelt- Berlin. hüringischen Dorfes präsentierende Thüringer Frei- lichtmuseum Hohenfelden, die Wasserburg Kapel- In Apolda arbeiteten und leben die weltberühmten lendorf – Erfurts bedeutendste mittelalterliche Besit- Glockengießerfamilien Ulrich und Schilling, hier zung außerhalb der Stadt, das Wielandgut Oßmann- steht der Name Zimmermann für eine 400-jährige stedt, Schloss Kromsdorf, die Ordenskomturei des Geschichte der Strick- und Wirkwarenindustrie. Der Deutschen Ordens Liebstedt, das Rittergut Auer- Hundezüchter Karl Friedrich Louis Dobermann stedt, die Bockwindmühle bei Krippendorf, die Was- führte 1863 auf dem Apoldaer Hundemarkt erstmals sermühle und überdachte Holzbrücke Buchfahrt, die von ihm gezüchtete Hunderasse „Dobermann“ das um 1530 im Renaissancestil erbaute Oberschloss vor. Auch der Philatelist Michel machte die Stadt Kranichfeld und die ehemalige Wasserburg Nieder- Apolda über die Grenzen hinaus bekannt. Der als Er- roßla. zieher des Prinzen Karl August seit 1772 in Weimar weilende Schriftsteller Christoph Martin Wieland Das Bildungswesen im Landkreis verfügt über 23 verbrachte viel Zeit auf seinem Gut Oßmannstedt. Grundschulen, 14 Regelschulen, 2 Gymnasien, 3 Förderschulen und 3 berufsbildende Schulen. Für Die Kreisstadt Apolda fand 1289 als Ackerbürger- die gesundheitliche und soziale Betreuung stehen stadt erstmals urkundliche Erwähnung. „David, der 3 Krankenhäuser, 3 Rehakliniken und 8 Altenheime Strickermann“ führte 1593 das Strumpfstricken mit zur Verfügung.