Bergeerleben

DAS MAGAZIN DES ALPENVEREINS SÜDTIROL 06/19 www.alpenverein.it Schnee unter den Füßen

150 JAHRE SEKTION BOZEN im Alpenverein 32

WINTERRÄUME Schutz für Selbstversorger 44

BERGSTEIGER TIPP Hangneigung & Lawinenwarnstufe 94 Poste Italiane SpA · Versand · ges. in PA Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges.27/02/2004 46) Nr. Art. Komma – TAXE NE 1, BOZEN PERCUE 1, – TASSA PAGATA · Bergeerleben erscheint 6/2019, x jährlich Nr. 5 climbing • trekking • skitouring • trailrunningEINSTIEG

ADDICTED Dive into the winter! ADDICTED Liebe Leser Liebe Leser

Das Wesentliche, das beim alpinen Das Krächzen der Bäume. Grauen­ Bergsport in jeglicher Spielform haftes Rauschen. Dann ein dumpfes ­niemals aus den Augen zu verlieren Wumm. Im Minutentakt. Ein wirres ist, ist die eigene Sicherheit. Sie sollte Stakkato in einem infernalischen TO SPORTS der Garant für eine glückliche und ­Orchester. Nassschnee, ­Lawinen, ­zufriedene Rückkehr sein. ­Muren und Stromausfall zwangen ­unser Land in den Stillstand. Was Aber nicht nur wir Zweibeiner, auch Feuer­wehr, Bergrettung, Straßen­ die alpinen Wildtiere sind auf Sicher­ dienst, Forstbehörde, Wetterdienst, heit angewiesen, wenn es um das die Techniker der Stromnetz­betreiber Überleben des (immer noch) harten und alle Beteiligten in diesen Novem­ Bergwinters geht. Ihr sicheres Über­ bertagen und -nächten leisteten, leben ist aber auch von unserem ist beispiellos. Ihnen allen gebühren ­Verhalten in ihrem Lebensraum – in Hoch­achtung und Dank! Das ist ­ihrem Wohnzimmer – abhängig. ­ge­lebter Einsatz für den Nächsten. Beherzigen wir deshalb für die kom­ mende Wintersaison einige Tipps und Wenn Situationen unüberschaubar Hinweise, die in diesem Heft und im werden und hochgefährlich sind, dann Folder „Freiheit mit Rücksicht“ vor­ ist ­jeder Einsatzleiter in einem gestellt werden. Der Folder wurde unmensch­lichen Schraubstock, in feder­führend vom AVS in Zusammen­ ­einem moralischen Fegefeuer. arbeit mit dem Amt für Naturparke, dem Amt für Jagd und Fischerei und Das gilt ebenso für Ausnahmesitua­ dem Südtiroler Jagdverband aus­ tionen in unseren Bergen. Der selbst­ gearbeitet. lose Einsatz für Hilfsmaßnahmen hat Für uns ergibt sich daraus vielleicht auch Grenzen. Und es wird Unglücke eine kleine Einschränkung unserer geben, wo keine Bergrettung kommt „Bewegungslust“ – für das Überleben und kein Hubschrauber abhebt. Wenn der Wildtiere ist unser Verhalten in die Gefahr für die Retter zu groß ist. den winterlichen Traumlandschaften, in der weißen Zeit ausschlaggebend – Dank unserer unermüdlichen Helfer für viele von uns die schönste Zeit im aber war Weihnachten in diesem Jahr Von der kompromiss- Jahr. bei uns bereits im November. Es war losen Freeridejacke Berg Heil! ein großes Zeichen von Miteinander, tt f Zuwendung und Menschenliebe. bis zum leichtesten ba ür a Skitourenrennschuh. R

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wird Winterbergsport Klaus Bliem Ingrid Beikircher zum reinen Vergnügen. r M AVS-eReferatsleiter Natur & Umwelt Redaktionsleitung itglied

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Foto: Freddy Sottara – Strix Naturfotografen Südtirol Skidurchquerung TITELTHEMA im Berner Oberland Schnee unter den Füßen

72 10 Foto: Felix Tschurtschenthaler Foto: AVS-Jugend St. Pauls

KURZ & BÜNDIG 8 PZS gratuliert AVS 33 KULTUR & CHRONIK 150-Jahr-Event Jugend & Familie 34 Die Jugendeuropameisterschaften Südtiroler Bergnamen 50 Bergsteigerdorf Neue Pächter: Meraner Hütte 36 SCHNEE UNTER DEN FÜSSEN Die Namen der Alpenpässe 52 in Brixen Neuer Mitarbeiter: Manuel Maringgele 36 Gschnitztal Allesfresser Lawine 10 Hannsjörg Hager: Alpinmuseum 36 Tiroler Ursprünglichkeit südlich Lawinenreport für Schneeneulinge 14 GIPFELGESPRÄCHE Luis Unterkircher 90 37 Recht & Lawine 16 Eugen Runggaldier 54 von Innsbruck In memoriam: Peter Haßlacher 37 Kaufverhalten 20 Neue Wettklettersaison 38 Kommentar: Schneeschuh-Yeti 22 NATUR & UMWELT Klettergarten Schiavaneis 39 Freiheit mit Rücksicht 24 Rudi Erlacher im Interview 58 Jugendeuropameisterschaften in Brixen 40 Geschichte des Schneeschuhs 26 AVS Open Freeridedays 42 STRIX NATURFOTOGRAFEN Winterräume 44 AVS AKTUELL Thema: Schnee 62 RAI-Sendereihe: Familienwanderungen 29 GE(H)SUNDHEIT Jahresrückblick 2019 30 UNTERWEGS 40 150 Jahre Alpenvereinssektion Bozen 32 Die Sonne und unsere Haut 46 Foto: Jan Schenk Bergsteigerdorf Gschnitztal 64 Schneeschuhwandern mit Kindern 68 36. Internationale Skitourenwoche 71 ALPINIST: Skidurchquerung Westalpen 72 Skitouren im wilden Kaukasus 74 Gedanken zum Jahreswechsel Zwei Monate Pakistan Zwei Monate Pakistan 78 von AVS-Präsident Georg und zurück 78 AVS Open Jugendführerfahrt Bolivien 82 Simeoni 30 Kilimandscharo mit der Sektion Bozen 84 Unterwegs in Salz und Schnee Meiden, Kleiden, Cremen Jugendführer auf Abenteuerreise Freeridedays­ ERSTBEGEHUNGEN Hons im Glück 86 Die Sonne und unsere Haut 46 in Bolivien 82 Begleitung und Ausbildung anstatt Verbote Sechs Erstbegehungen 88 Eugen Runggaldier Hons im Glück TIPPS & INFOS im Gespräch 54 Erstbegehung an der alpenvereinaktiv.com: Kartenwelt 89 Santnerspitze 86 Schneeschuhwandern alpenvereinaktiv.com: Tourentipps 92 Bergsteigertipp: Hangneigung 94 mit Kindern 68 Produktneuheiten 96 AVS-Bücherecke 97 64 Im wilden Kaukasus Foto: TVB Wipptal Titelfoto: Kultbuch/Impressum 98 Skitouren in einem fernen Land 74 Foto: AVS-Jugend St. Pauls 42 Foto: Walter Obergolser 6 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 7 Kurz & Bündig

SOS EU ALP: Notruf via Handy bindung aufgebaut. Wenn es weder Handy- noch Internetempfang gibt, kurz & bündig Im Notfall zählt jede Sekunde. Je fach gehalten: Nach Betätigen eines muss weiterhin die Notrufnummer unver­züglicher die Alarmierung der Buttons kann eine in Not geratene 112 gewählt werden. Notrufzentrale erfolgt, desto schneller ­Person umgehend mittels GPS-Koor­ Die Notfall-App ist ein gemeinsames Unsere Alpen: Das wilde Herz Europas ist bedroht wird die Rettungskette in Gang dinatensystem geografisch lokalisiert Projekt der Länder Bayern, Tirol und ­gesetzt. Das kann Leben retten. Seit werden. Neben den GPS-Daten wer­ Südtirol und funktioniert im Gebiet Kein Hochgebirge der Welt ist so stark Mitglieder, verteilt auf viele europäische Anfang September kann der Notruf den auch die mögliche Abweichung der drei Länder. Benützt man die mit der modernen Zivilisation verwo­ Länder. Sie sehen es als ihre gesell­ in Bayern, Tirol und Südtirol mit der davon sowie der GPS-Abrufzeitpunkt, App außerhalb der drei Länder, ben wie die Alpen. Umzingelt von schaftliche Verantwortung, sich für die kostenlosen SOS EU ALP-App übers der Akkustand des Handys und die „wählt“ die App automatisch 112. Großstädten, werden sie in jeder Alpen einzusetzen und die große Smartphone abgesetzt werden – Höhen- und Kontaktdaten sowie die Die App kann mit denkbaren Weise intensiv genutzt. Zu­ ­Bedeutung der Alpen einer breiten auch beim Notfall am Berg. Netzabdeckung an die Notrufzentrale folgendem­ QR-Code gleich stehen die Alpen nach wie vor Öffentlichkeit deutlich zu machen. Die App funktioniert auf allen Android- via Internet oder SMS übermittelt. heruntergeladen für das Natur-Idyll schlechthin. Ein Wi­ Mit ihrer gemeinsamen Kampagne und iOS-Geräten und ist bewusst ein­ ­Zusätzlich wird auch eine Sprachver­ werden:­ derspruch? Allerdings! Wenn es keine #unserealpen tun sie genau das. Im Wende in der Alpenpolitik gibt, steht August haben die drei Alpenvereine zu Haben im September die alpine Not- das ökologische, ökonomische und so­ einer gemeinsamen internationalen fall-App vorgestellt (v. r.): Landesrat ­Schuler, der Tiroler Landeshauptmann ziale Gleichgewicht in den Alpen zur Pressewanderung in den Stubaier ­Platter, die Vorsitzende des Bayerischen Disposition. Die Alpenvereine in Süd­ ­Alpen eingeladen und dort auf die Mitgliederurkunde des Kuratoriums für Alpine Sicherheit ­Staats­ministerin Kaniber, Staatsminister tirol, Österreich und Deutschland ver­ umfang­reichen Wasserkraft-Pläne hin­ DuOeAV von 1891 Herrmann treten insgesamt rund zwei Millionen gewiesen. www.unsere-alpen.org Foto: Land Tirol/Sax Aufgefunden: Aus Innichen erhielten Bei der Pressewanderung in wir das Foto einer Urkunde aus dem den Stubaier Alpen Jahre 1891: „Der Deutsche und Oes­ Verdienstmedaille für Foto: Gerold Benedikter terreichische Alpenverein beurkundet hiermit, daß Herr Ludwig Wurmböck Gerald Mair seit dem Jahre 1882 diesem Verein als Für seine besonderen gesellschaftli­ Mitglied und zwar gegenwärtig der chen Leistungen hat Gerald Mair 2018 Section Hochpusterthal desselben an­ die Verdienstmedaille des Landes Tirol gehört.“ Es ist eindrucksvoll zu sehen, erhalten. Im September 2019 wurde sie mit wie viel Aufwand und Ausschmü­ ihm offiziell durch Landeshauptmann ckung die Mitgliederausweise damals Arno Kompatscher verliehen. Gerald gestaltet wurden. Mythos Rosengarten war 40 Jahre ehrenamtlich im AVS tä­ tig, zunächst als Jugendführer in der Der Rosengarten ist Südtirols sagen­ Sektion Bozen, dann als Leiter der Alpenvereinsjahrbuch BERG 2020 umwobenster Berg und gehört neben Hochtourengruppe, Schriftführer in dem Schlern zur fixen Kulisse der der Landesleitung und schließlich als Die aktuelle Ausgabe des Alpenvereins­ nichts von seiner Anziehungskraft ver­ Landes­hauptstadt Bozen. Für die Kulturreferent. Darüber hinaus war er jahrbuchs stellt die Arlberg-Region mit loren. Tatsächlich ist Eisklettern heute ­Bozner Bergsteiger, insbesondere für von 2003 bis 2018 Rechnungsprüfer den Lechtaler Alpen in den Mittelpunkt beliebter denn je. Wenn die Bedingun­ die Kletterer, war und ist er der wich­ des AVS und ist seit vielen Jahren der Rubrik BergWelten. Kein Geringerer gen passen, kann das durchaus bedeu­ tigste Berg der Umgebung. Die Sek­ ­Obmann des Museumsvereins Bozen. als der bekannte „Wetterflüsterer“ Karl ten, an den Einstiegen der angesagten tion Bozen, die 2019 ihr 150-jähriges Wir gratulieren! Gabl aus St. Anton am Arlberg stellt ge­ Eisfälle und Mixed-Couloirs in der Bestehen feiert, hat „ihrem“ Kletter­ meinsam mit seiner Frau, BERG-Autorin Warteschlange zu stehen. Aber wie berg aus diesem Anlass eine Ausstel­ Stephanie Geiger, die Bergwelt seiner ­erkennt man eigentlich, dass die Be­ lung gewidmet. Die Ausstellung Heimat vor. Darüber hinaus wird den dingungen passen? Und wann das ­„Mythos Rosengarten“ im Stadtmuseum kulturellen Spuren der im oberen ­lockende Eiskerzenwunder tatsächlich Bozen zeigt Rosengartenbilder von Lechtal ansässigen Walser nachgegan­ stabil ist und uns Kletterer erträgt? historischen und zeitgenössischen gen und der Lebensraum Lech por­ Mit diesen und vielen weiteren The­ Künstlern, eine historische Postkarten­ trätiert, im Oberlauf eine der letzten men bringt BERG ein unvergleichbares sammlung von Rosengartenmotiven, Wildflusslandschaften der Alpen. Portfolio aus der Welt der Berge und eine Audioinstallation zur Laurinssage Die Rubrik BergFokus widmet sich des Bergsports – Pflichtlektüre und sowie eine Übersicht der Erstbege­ dem heißen Thema Eis im Gebirge. Lesevergnügen für alle, denen die hungen am Rosengarten. Die Ausstel­ Auch wenn die einst legendären Nord­ ­Berge ein Anliegen sind. Erhältlich für lung ist dienstags bis sonntags von Ansicht des Rosengartens von Tiers aus, Gerald Mair (l.) bei der Verleihung der wände der Alpen längst abgeschmol­ 21 Euro im Buchhandel und in der 10 bis 18 Uhr frei zugänglich und noch Richard Wolff, Öl auf Karton, ca. 1905–1910, ­Verdienstmedaille mit Landeshautpmann im Besitz des Museumsvereins Bozen Arno Kompatscher zen sind, hat das Klettern im Steileis AVS-Landesgeschäftsstelle. bis 20. April 2020 zu sehen. Foto: LPA

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Die Lawine macht keinen muss sich Zeit nehmen, die Prognose ­Unterschied! der Lawinengefahr anzuschauen. Ein­ Die Lawine unterscheidet nicht, ob fach erklärt kann man sagen: Je höher man ein erfahrener Skitourengeher die Gefahrenstufe, oder ein Schneeschuh- bzw. Winter­ • desto wahrscheinlicher ist eine wanderer ist. Der Lawine ist es auch Lawinenauslösung,­ egal, ob man sich auf einem Wander­ • desto instabiler ist die Schnee­decke, weg oder im freien Gelände befindet. • desto mehr Gefahrenstellen sind Es spielt auch keine Rolle, ob man der vorhanden, Erste ist, der seine Spur im Tiefschnee • desto geringer ist die benötigte hinterlässt, oder ob man der Hundert­ ­Zusatzbelastung für eine Auslösung, ste ist, der einer bereits bestehenden, • desto mehr und größere sind Lawi­ vermeintlich sicheren Spur folgt. Die nen zu erwarten.

Allesfresser Lawine … auch Schneeschuh- und Winterwanderer gehören zum Speiseplan!

Lawinenabgang im Mitterbachtal in Im Grunde ist es doch ganz einfach: die weniger Bergaffinen unter euch wieder von überraschten Winterwan­ ­Weißenbach/Ahrntal. Im Hintergrund die Lawine kommt von oben – und wenn Und nicht zu vergessen ist: Lawinen Jeder, der sich im winterlichen zum Lesen anzuregen. derern oder Schneeschuhgehern, die Hornspitzen sie kommt, ist es zu spät! Es gilt also sind bei jeder Gefahrenstufe möglich! ­alpinen Gelände bewegt, muss wis­ Es ist bemerkenswert, dass immer unbewusst in gefährliche Situationen Foto: Werner Beikircher für jeden, der im Winter unterwegs ist, So wie wir alle bei Sommertouren sen, dass mit dem Schnee auch mehr Menschen den Winter für sich geraten sind und durch teilweise auf­ Orientierung unterwegs: Gemeinsam dasselbe: Sobald man gesicherte Win­ den Wetterbericht genauestens die Lawinengefahr vorhanden ist. entdecken, und die Alpenvereine wol­ wendige Bergeaktionen gerettet wer­ ­werden die weitere Route besprochen und terwanderwege verlässt, muss man ­ana­lysieren, sollte im Winter der die Hänge sowie die Steilheit geprüft Und einer Lawine ist es egal, wer sie len auf keinen Fall Angst und Schre­ den mussten. Wie sie in eine solche selbst nachdenken und Verantwortung Lawinen­report gelesen werden. Der Fotos: Helga Toll auslöst oder wer sich unter ihr be­ cken verbreiten. Dennoch ist Aufklä­ Lage geraten sind? Meistens, weil für das eigene Handeln übernehmen: Lawinenreport wird täglich erstellt und findet. Sie ist eben ein Allesfresser. rung und Sensibilisierung rund um die ­ihnen der Bezug zum Berg und den Denn Lawinengefahr bedeutet enthält Informationen zur Gefahrenstu­ Wir möchten euch ein paar nütz­ winterlichen Gefahren wichtig. Das Ziel winterlichen Gefahren fehlte. Bei vie­ Lebensgefahr!­ fe und zu Details wie den Lawinenpro­ liche Infos geben, wie ihr es ver­ der Alpenvereine ist seit Jahren, auch len Einheimischen und auch bei vielen blemen, dem Schneedeckenaufbau meiden könnt, auf ihren Speiseplan Schneeschuh- und Winterwanderer auf Gästen herrscht die Meinung vor, Allesfresser, der immer wieder aufs Was bedeutet die Lawinen­ und den Schneeverhältnissen. Er rich­ zu kommen! die winterlichen alpinen Gefahren hin­ dass bei Schneeschuh- und Winter­ Neue versucht, jeden von euch in eine gefahrenstufe? tet sich nicht nur an Skitourengeher, zuweisen. In den eigenen Reihen mit wanderungen in Nähe von Siedlungen, Falle tappen zu lassen. Die Lawinengefahrenstufe beschreibt sondern ist für alle Wintersportler, ielleicht ist es ein etwas sarkasti­ Erfolg, landes- und alpenweit und Skigebieten oder in bewaldeten Sicher ist ein Großteil von euch im die Lawinengefahr mithilfe von fünf auch für Schneeschuh- und Winter­ scher und übertriebener Ver­ ­besonders im Tourismussektor stehen Gebie­ten nichts passieren kann. Aber winterlichen Gelände unterwegs, Gefahrenstufen. Es ist eine großflächi­ wanderer gedacht! Der entsprechen­ Vgleich, denn im Grunde passiert die alpinen Verbände noch am Anfang die Lawine ist eben kein Feinschme­ ­weshalb wir euch allen einige Basis-­ ge Einschätzung der Lawinengefahr für de Link, lawine.report,­ ist einfach zu wenig im Verhältnis zu der Anzahl an einer zielgruppenorientierten Informa­ cker, die nur durchtrainierte Skitouren­ Tipps mit in den Winter geben möch­ eine ganze Region und nicht für einen merken und wird für die gesamte Menschen, die sich im Winter in alpi­ tionskampagne. geher verschlingt und sich auf erfah­ ten, damit­ ihr mit möglichst gerin­ einzelnen Hang. Egal ob mit Ski, Europaregion­ Tirol-Südtirol- nem Gelände bewegen. Aber vielleicht Vor allem vonseiten der Rettungs­ rene ­Alpinisten spezialisiert hat. gem Risiko tolle Wintertage erleben Schneeschuhen oder zu Fuß, jeder, der erstellt. Er ist auch als Newsletter über gelingt es uns, mit dieser Anspielung organisationen erfahren wir immer Die Lawine ist eben ein hinterlistiger könnt. im Winter in den Bergen unterwegs ist, Mail oder Facebook abrufbar. Für alle,

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Bei schlechter Sicht kann eine einfache Schneeschuhwanderung rasch gefährlich werden: Die Orientierung wird schwierig, Geländeformen und Steilheit kann man nicht mehr erkennen und im Falle eines Unglückes­ ist die Rettung aus der Luft nicht möglich

Zu Hause: Auf die Tour vorbereiten! Selbsteinschätzung und Planung ist im Winter für jeden unentbehrlich und empfehlenswert. Dieses eigenverant­ wortliche Verhalten beginnt bereits bei der Vorbereitung und lässt sich einfach hinterfragen: • Passt die gewählte Tour für mich und meine Familie/Freunde? • Passt die Länge der Tour, habe ich Kälte und frühe Dunkelheit berück­ sichtigt? • In welchem Gelände werde ich unterwegs­ sein? • Was für Gefahren könnten auf­ treten? Winterwandern bei wenig Schnee: Alpine • Habe ich die entsprechende Aus­ Gefahren sind meistens offensichtlich, Biwak­sack (Wärmeerhalt) dürfen auch Das Wichtigste: Achtet darauf, am rüstung mit? ­entsprechend sollte man auch die zusätz­liche nicht fehlen. Dabei genügt es nicht Berg ausreichend Handy-Akku für ei­ Ausrüstung (z. B. Grödel für die Schuhe­ ge- Zudem sollte ich vor jeder Tour aufs gen das Ausrutschen auf Eis) mit dabeihaben nur, diese Gegenstände dabeizu­ nen Notruf zu haben! Ohne einen Neue den Lawinenreport konsultier­ haben, sondern auch den korrekten ­abgesetzten Notruf seid ihr am Berg Die Notfallausrüstung sollte nicht nur mit die sich etwas genauer infor­ ­mieren die Mitgerissenen die Lawine selbst ten. Ausgehend von der Lawinen­pro­ dabei sein, sondern jeder sollte den Um- Umgang zu üben. In der heutigen auf euch alleine gestellt. Schaltet alle möchten, haben wir auf Seite 14 aus. gnose kann ich abwägen, ob die ge­ gang damit beherrschen. Ebenso gehört technisierten Zeit ist es in der Regel für überflüssigen, stromfressenden Funk­ ­einen eigenen Beitrag abgedruckt. Leider sind derartig unspektakulä­ plante Tour machbar ist oder ob es in der LVS-Check zu Beginn der Schnee- jeden leicht zu verstehen, wie das tionen, wie mobile Datennutzung schuhwanderung fix dazu re Lawinen für die Bildsprache der der aktuellen Situation besser ist, eine LVS-Gerät funktioniert. Schon schwie­ und Apps mit GPS-Funktion, ab bzw. Welche Lawinentypen sind für ­Medien zu langweilig, aber dennoch Alternative zu wählen. riger ist der Umgang mit Sonde und aktiviert einfach den Flugmodus, um uns gefährlich? sind es genau jene Lawinen, vor Schaufel. Sich eines der zahlreichen Akku­leistung einzusparen! Ein Tipp am Wir sprechen nicht von extremen ­denen wir auf der Hut sein müssen. auch, ob sich unter euch andere Per­ Lehrvideos im Internet anzuschauen, Rande: Ladet euch für das Absetzen Staublawinen, die desaströs ganze Nach großen­ Schneefällen, Regen Unterwegs: Gefahren wahrnehmen! sonen befinden! wäre eine Mindestlösung, ratsam ist des Notrufs die neue App „SOS EU Dörfer verwüsten, auch wenn Bilder und im Frühjahr besteht zudem die Unterwegs auf Tour möchten wir Ebenso ist im Winter zu berücksich­ der Besuch eines der zahlreich ange­ ALP“ aufs Smartphone, mit ihr wird der solcher Katastrophenlawinen gerne Gefahr von spontanen Lawinen. ­jedem nahelegen, mit allen Sinnen tigen, dass nicht einfach Sommerwege botenen Lawinen-Übungstage, die von Bergrettung einfach und unkompliziert von vielen Medien als Beispielbilder Unser Appell richtet sich an jeden ­offen durch die winterliche Landschaft ohne Bedenken begangen werden den AVS-Sektionen oder Bergret­ eure Position mitgeteilt. bei Lawinenunfällen verwendet wer­ Einzelnen: Setzt unterwegs euren zu gehen. Genießt dabei nicht nur die können. Wanderwege wurden für die tungsstellen bzw. von Bergführern Mit diesem Beitrag wollen wir euch den. Wir sprechen von kleinen bis Hausverstand ein, beobachtet und frische Luft und entspannende Stille, schneefreie Wanderzeit angelegt, orga­nisiert werden. Denn im Ernstfall alle zum selbstständigen Denken und ­mittleren Schneebrettlawinen, die ­erkennt die Zeichen und Warnungen, sondern nehmt auch euer Umfeld in ­steile Lawinenhänge, ganze Lawinen­ zählt jede Sekunde – sei es bei der eigenverantwortlichen Handeln bei ­aufgrund eines ungünstigen Schnee­ die die Schneedecke gibt! Denkt Bezug auf alpine Gefahren wahr! Über­ striche oder gefährliche Rinnen wur­ Kameraden­rettung als auch beim Ab­ Schneeschuh- oder Winterwanderun­ deckenaufbaus von Personen aus­ über euer Handeln nach und infor­ wacht vor allem, was sich ober euch den nicht berücksichtigt, da das für setzen eines Notrufs! gen anspornen, damit ihr auch weiter­ gelöst werden können und als Schnee­ miert euch über die geplante Tour befindet: Ist es steil (Hangneigung den Sommer auch überflüssig ist. hin tolle winterliche Touren erleben brett nach unten rutschen. Bei rund ­sowie mögliche Gefahren! Das beginnt über 30 Grad), sind ober euch Hänge In Notsituationen – was tun? könnt. Wenn ihr trotzdem mehr zum 95 Prozent der Lawinenunfälle lösen bereits bei der Vorbereitung. oder trichterförmige Rinnen? Auch Kennst du die Notfallausrüstung? Es muss nicht immer eine Lawine sein, Thema wissen möchtet, nehmt an ei­ beim Queren von Hängen und Rinnen Viele Schneeschuh- und Winterwande­ auch Erschöpfung, Kälte, plötzlicher ner der zahlreichen Tourenangebote sollte man sich kritisch mit der Steilheit rer sind der Meinung, dass sie keine Schneefall, schlechte Sicht oder Ein­ unserer Sektionen teil, besucht einen und den oben liegenden Gefahren Notfallausrüstung benötigen. Dass brechen der Nacht können im Winter Vortragsabend zum Thema Lawine auseinandersetzen. Im Zweifelsfall ist diese Meinung nicht stimmt, müsste zu ernsten Notsituationen führen. oder klickt euch durch die Internet­ „Leider sind derartig unspektakuläre Lawinen es immer ratsam, objektiven Gefahren­ nach dem Lesen dieses Beitrages ­Generell ermüdet man beim Stapfen seite lawine.report! Dabei erfahrt ihr stellen auszuweichen oder die Tour ­geklärt sein – oder? Die Standard-Not­ durch die Schneelandschaft schneller sicher viel interessante Tipps und für die Bildsprache der Medien zu langweilig, ­abzubrechen, bevor man sich in Situa­ fallausrüstung im Winter besteht aus und die Schneeschuhe fordern die Tricks, die ihr unterwegs anwenden aber dennoch sind es genau jene Lawinen, tionen begibt, die in einem Unglück LVS-Gerät (Lawinenverschütteten-­ persönliche Fitness um einiges mehr. könnt, um der allesfressenden Lawine enden könnten. Und: Aus Rücksicht vor Such­gerät), Lawinensonde und Lawi­ Es gibt also einige zusätzliche Fakto­ den Appetit zu verderben. vor denen wir auf der Hut sein müssen.“ anderen Wintersportlern kontrolliert nenschaufel. Erste-Hilfe-Tasche und ren, die man im Winter beachten muss. Stefan Steinegger

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Die europaweit einheitliche Gefahrenskala darauf geben sie Ratschläge, wie du ­eigenständige, lokale Einschätzung vor besteht aus fünf Gefahrenstufen Lawinenreport für dich der Situation ent­spre­chend am Ort nicht ersetzen! besten und sichersten verhalten sollst. Der Lawinenreport beurteilt die Schnee­ situation und Lawinengefahr länderüber- Merk dir! greifend für Südtirol, Tirol und das Trentino ­Schneeneulinge Blog und mehr Wie du siehst, ist das Themenfeld Grafiken: Lawinenwarndienst Südtirol Neben der Gefahrenstufe und den Schnee und Lawine sehr groß und Der Lawinenreport und die Gefahrenstufen Lawinen­problemen enthält der Lawi­ durchaus komplex. Dieser Artikel gibt Foto: Lawinenwarndienst Südtirol nenreport noch viele weitere Informa­ dir einen kleinen Einblick in diese tionen, die für die Tourenplanung sehr ­faszinierende Welt des Schnees und erscheint. Wer besser informiert ist, Du bist gerne in den Bergen unter­ wegs bist oder nicht, dafür ist die The­ Der Grad der Lawinengefahr hängt nützlich und hilfreich sind: Angaben der Lawinen, soll dir aber auch be­ kann der Gefahr entsprechend wegs und möchtest nun auch im matik zu komplex. Die Schneedecke dabei von der Stabilität der Schnee­ zu den ­besonders gefährlichen Stellen, wusst machen, dass das Unterwegs­ ­handeln. Wie sehr du dich der Ge­ Winter Touren durchführen, egal lebt und verändert sich ständig, durch decke, der Lawinenauslösewahrschein­ Neuschneeprognosen, Wetterstations­ sein in den winterlichen Bergen mit fahr exponierst, liegt bis zum ob mit Schneeschuhen, Tourenski Wind, Sonnenstrahlung, Temperatur, lichkeit, der Verbreitung der Gefahren­ daten, Schneeprofile sowie einen Gefahren verbunden ist. Merk dir: Schluss ­immer bei dir selbst. oder zu Fuß? Vielleicht hast du Feuchtigkeit und Niederschlag. Durch stellen im Gelände und von der Größe Blog. Darin werden die aktuelle Situa­ • Egal, ob eine kleine Winterwande­ • Die Lawinenstandardausrüstung ist auch von Freunden erfahren, dass unser eigenes Verhalten können wir und Mächtigkeit möglicher Lawinen tion sowie Lawinenunfälle analysiert rung, eine Tour mit Schneeschuhen ein MUSS (Lawinenverschütteten­ Schneeschuhwandern und Ski­ aber entscheiden, welcher Gefahr wir ab. Ist die Schneedecke schwach ver­ und auch andere interessante Themen oder doch eine Skitour: Im Schnee suchgerät, Schaufel & Sonde); das touren­gehen toll ist, und möchtest uns aussetzen und welches Risiko wir festigt, die Auslösewahrscheinlichkeit rund ums Thema Schnee und Lawinen gilt es immer die Lawinengefahr Mitführen alleine genügt nicht, du es nun selbst einmal ausprobieren? eingehen. erhöht und sind die Gefahrenstellen behandelt. zu bedenken und Lawinengefahr musst wissen, wie damit umzuge­ Dann solltest du dir auf jeden Fall Das Bewerten der Lawinengefahr ist häufig, so ist die Gefahrenstufe hoch. bedeutet Lebensgefahr! hen ist! diesen Artikel durchlesen! nicht einfach und erfordert viel Wissen Je höher die Gefahrenstufe, desto ein­ Einschätzung vor Ort • Das Beurteilen der Lawinengefahr • Gesperrt heißt gesperrt! Ist eine und Erfahrung. Und genau hier kommt geschränkter sind die Tourenmöglich­ Wichtig ist: Beim Lesen des Lawinen­ ist nicht einfach und benötigt viel Straße, Skipiste, Langlaufloipe oder m Vergleich zum Sommer erfordert der Lawinenreport ins Spiel. keiten und desto mehr Wissen und reports musst du dir bewusst sein, Erfahrung und Wissen. Lass dich Rodelbahn wegen Lawinengefahr das Unterwegssein in den Bergen ­Erfahrung benötigst du, um überhaupt dass sich alle Informationen, sei es deshalb ausbilden und sammle dei­ gesperrt, dann ist es verboten Iim Winter weitaus mehr Wissen und Die Gefahrenskala eine Tour durchführen zu können. Gefahren­stufe, Lawinenprobleme oder ne Erfahrungen in den winter­lichen weiterzu­ gehen.­ Erfahrung in Bezug auf mögliche Ge­ Der Lawinenreport beurteilt die Schnee­ Achtung: Auch wenn bei Gefahren­ auch Angaben zu den besonders ge­ Bergen unter Begleitung lawinen­ Lawinenwarndienst der Autonomen Provinz fahren, das gilt insbesondere für Lawi­ situation und Lawinengefahr für die stufe „1 – gering“ die Tourenverhält­ fährlichen Bereichen immer auf eine kundiger Personen! Südtirol­ nen. Liegt in den Bergen Schnee, so Länder Südtirol, Tirol und Trentino. Er nisse zwar allgemein günstig sind, gewisse Region und nicht auf einen • Wer sich ins Gelände begibt, sollte besteht auch Lawinengefahr. Im Mittel beschreibt, wie wahrscheinlich eine kann ein Lawinenabgang nicht aus­ Einzelhang beziehen. Zudem ist der sich stets mithilfe des Lawinen­ sterben in den Alpen pro Winter rund Lawinen­auslösung ist, wo es beson­ geschlossen werden. Das bestätigen Lawinenreport eine Prognose, der von reports über die aktuelle Lawinen­

100 Menschen durch Lawinen. Deshalb ders gefährlich ist, und gibt Hinweise, auch jeden Winter Unfälle, die bei den Verhältnissen vor Ort abweichen situation (www.lawine.report) infor­ Der Lawinenreport gibt auch Aufschluss über gilt: Wer in den winterlichen Bergen wie du dich der Situation entspre­ Gefahrenstufe­ 1 passieren. kann. Der Lawinenreport kann eine mieren, der jeden Tag um 17 Uhr die lokal vorherrschenden Lawinenprobleme unterwegs ist, egal ob mit Ski, Schnee­ chend am besten verhältst, um das schuhen oder zu Fuß, muss sich be­ ­Risiko zu reduzieren. Dazu verwendet Die Lawinenprobleme wusst sein, dass er sich dieser Gefahr der Lawinenreport die europaweit Zusätzlich zu den Gefahrenstufen ent­ aussetzt! ­vereinheitlichte Gefahrenskala, wel­ hält der Lawinenreport auch Informa­ che die Wahrscheinlichkeit einer tionen zu den Lawinenproblemen. Die Schneedecke lebt Lawinen­auslösung anhand von fünf Sie geben Aufschluss darüber, wo­ Es gibt weder eine Formel noch ein Gefahrenstufen beschreibt: gering (1) – von die Gefahr ausgeht, sie beschreiben Gesetz und erst recht keine App, die mäßig (2) – erheblich (3) – groß (4) – typische Situationen, wie sie im winter­ dir sagen kann, ob du sicher unter­ sehr groß (5). lichen Gelände vorkommen. ­Basierend

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Der Berg ist kein rechtsfreier Raum. Winter- sportlern muss das bewusst sein und man sollte sich auf Skitour auch Gedanken über mögliche rechtliche Konsequenzen machen Foto: Lawinenwarndienst Südtirol

Bei der Abfahrt sollte man nicht nur Hang­ steilheit und entsprechende Sicherheits­ abstände berücksichtigen, sondern auch beachten, was sich unter einem befindet Foto: Jan Kusstatscher

lichkeit Leib und Leben von zahlrei­ chen Personen gefährdet (!). Für das Vorliegen der Straftat genügt es also, dass eine Gefahr für das geschützte die Gefahr ausschließt, dass andere (z. B. nachfolgende Gruppen von Rechtsgut der öffentlichen Unversehrt­ Tourengeher oder Schneeschuh­ Touren­gehern oder Schneewanderer). heit entsteht, auch wenn keine Perso­ wanderer durch den Lawinenabgang nen oder Sachen zu Schaden kommen. gefährdet werden können. Einen Lawinenabgang voraus­ Falls durch die Lawine zusätzlich Das Risiko, andere Personen durch zusehen, ist fast unmöglich. Recht & Lawine Personen zu Tode kommen sollten einen Lawinenabgang zu gefährden, Wird bei Rechtsansprüchen das § oder verletzt werden sollten, riskiert ist in der Regel im anthropisierten Raum Restrisiko bei der Lawinen­ Was kommt bei Lawinenauslösungen auf Wintersportler zu? der Verursacher der Lawine, auch we­ mit Straßen, Skipisten, bewohnten bewertung anerkannt? gen fahrlässiger Tötung (Art. 589 StGB) Ortschaften usw. natürlich wesentlich Die Wahrscheinlichkeit des Abgangs oder fahrlässiger Körperverletzung größer als im nicht anthropisierten einer Lawine kann wohl nie mit Der Berg ist kein rechtsfreier Raum. relevante Lawine ein „Unglück“ (auf schen von Schnee- oder Eismassen ein (Art. 590 StGB) belangt zu werden. Raum, aber auch in einem abgelege­ hundert­prozentiger Sicherheit voraus­ Gleich wie im Tal gelten zivilrecht­ italienisch „disastro“) und somit ein makroskopisches, verheerendes Ereig­ ­Zudem wird sich der Verursacher der nen Gebirgstal können durch eine ge­sagt werden, da – wie Werner liche und strafrechtliche Grund­ ­Ereignis von erheblichem Ausmaß dar­ nis darstellen, das mit erheblicher Lawine eventuell auch mit den ­Lawine unter Umständen zahlreiche ­Munter in seinem Buch „3x3 Lawine“ sätze, unter anderem auch bei der stellen muss. Wahrscheinlichkeit eine Gefährdung Schadens­ersatzansprüchen der Opfer Personen in Gefahr gebracht werden schreibt – „das menschliche Hirn Auslösung einer Lawine. Viele Zudem finden wir die beiden von Leib und Leben von zahlreichen oder der Hinterbliebenen der Opfer Winter­sportler glauben, dass Aus­ erwähn­ten Gesetzesartikel im Straf­ Personen mit sich bringt. Bei Weitem auseinandersetzen müssen. löser einer Lawine schnurstracks gesetzbuches unter dem Titel nicht jede Lawine fällt, zum Glück, DAS KÜRZLICH GEFÄLLTE ­URTEIL NR. 14263/19: hinter Gitter­ kommen. Aber wie so ­„Verbrechen gegen die öffentliche ­unter diese Definition. Gibt es Fallbeispiele im anthropi­ häufig ist die Sprache des Gesetzes Unver­sehrtheit“. Sie fallen somit unter sierten (Gebiet, wo sich Menschen In der Begründung dieses Urteils, das als ausgelöst hatten, die zahl­reiche Personen für „Normalverbraucher“ recht jene Rechtsvorschriften, welche die Was bedeuten die Begriffe aufhalten oder leben) und im nicht neueste Rechtsprechung zum Thema­ gefährdet haben, ohne dass jemand zu undurch­sichtig und unverständ­ Unversehrtheit einer unbestimmten ­„makroskopisches, verheerendes anthropisierten (menschenleere „fahrlässiges Auslösen von Lawinen“ an­ Schaden gekommen war. Die beiden lich. Wir haben daher bei Richter und relevanten Anzahl von Personen Ereignis“ und „erhebliche Wahr­ Gebiet) Raum? zusehen ist, präzisieren die Höchstrichter ­Angeklagten, zwei österreichische Univer­ Stefan Tappeiner nach­gefragt. schützen (Kass., 4. Strafsenat, Urteil scheinlichkeit der Gefährdung Grundsätzlich ist zu sagen, dass laut im Speziellen, dass eine Straftat vorliegt, sitätsstudenten, waren auf frischer Nr. 15444/12). zahlreicher Personen“? neuester höchstrichterlicher Recht­ falls es sich bei der ­Lawine „um ein Ereig­ Tat angehal­ten worden und verbrachten Wie definiert das italienische Eine verfeinerte Erklärung finden Es ist schwierig, allgemein gültige Er­ sprechung nicht ausschlaggebend ist, nis handelt, dass nicht nur abstrakt, son­ zwei Nächte im Gefängnis, bevor der ­Gesetz eine Lawine? wir in mehreren neueren Urteilen des klärungen für diese Begriffe abzuge­ ob sich der Lawinenabgang im anthro­ dern auch konkret, ausgehend von einer zustän­dige Richter ihre Freilassung ver­ Im italienischen Strafgesetzbuch Kassationsgerichtshofes (z. B. Urteil ben. Der zuständige Staatsanwalt bzw. pisierten oder im nicht anthropisierten ex ante (im Voraus, Anm. d. R.) vorge­ fügte, ­obwohl die Staats­anwältin Unter­ (StGB) finden wir keine wortwörtliche Nr. 14859/15 und Urteil Nr. 14263/19), der zuständigen Richter müssen von Raum ereignet hat, sondern ob die nommenen Bewertung, in der Lage war, suchungshaft beantragt hatte. Definition des Begriffs „Lawine“. Aus in denen eine strafrechtlich relevante Fall zu Fall entscheiden, ob eine Lawi­ ­Lawine eine konkrete Gefährdung von zahlreiche Personen (im Originaltext: Im Urteil wird betont, dass die Angeklag­ der kombinierten Lektüre des Art. 426 Lawine als „makroskopisches und ver­ ne unter diese Definition fällt und ob Leib und Leben von zahlreichen Perso­ … „nume­rose persone“) zu gefährden. ten die Lawinen durch fahrlässiges Han­ Mit genanntem Urteil wurde ein erst­ deln ausgelöst haben, da am Rande der des Strafgesetzbuches (StGB) („Wer heerendes Ereignis (im italienischen somit der Tatbestand gemäß Art. 426 nen verursacht hat. instanzliches Urteil des Landes­gerichts Piste ausdrücklich darauf hingewiesen eine Überschwemmung oder einen Originaltext: „evento macroscopico, und 449 StGB vorliegt. In Abweisung eines Einwandes der Sondrio bzw. das nachfolgende Urteil des worden war, dass das Verlassen der Piste Erd­rutsch oder den Abgang einer dirompente“), das aufgrund allge­ Verteidigung, wonach sich der Lawi­ Oberlandesgerichts Mailand bestätigt, im Sinne des Art. 58 der Re­gio­nal­ver­ ­Lawine verursacht, wird mit einer meiner Erfahrungswerte durch die Man hört oft, dass in Italien – nenabgang in einem nicht anthropi­ mit welchem ein Skifahrer und ein Snow­ ordnung der Lombardei Nr. 10/2004 Gefängnis­strafe von fünf bis zwölf Jah­ sierten Hang ereignet habe und die Eigen­schaft gekennzeichnet ist, mit auch wenn bei einem Lawinen­ boarder in einem verkürzten Verfahren ­(„Regionalverordnung zur Regelung­ des ren bestraft“) und des Art. 449 StGB erheb­licher Wahrscheinlichkeit eine abgang nichts passiert – die vorgehaltene Straftat folglich nicht vor­ wegen der Straftat gemäß Art. 426 und Bergsports“) verboten ist, da entlang der („Wer aus Fahrlässigkeit einen Brand Gefährdung für das Leben und die ­Auslöser der Lawine angeklagt liege, hat das Höchstgericht im Urteil 449 StGB zu jeweils 5 Monaten und Piste mit mehrsprachigen Schildern auf oder ein anderes vom ersten Absatz Unver­sehrtheit von zahlreichen Perso­ ­werden. Stimmt das? Nr. 14263/19 dieses Argument für 10 Tagen­ Gefängnisstrafe verurteilt wor­ die Lawinengefahr abseits der Piste hin­ vorgesehenes Unglück verursacht, wird nen zu verursachen“ definiert wird. Das stimmt! Wie bereits erwähnt, liegt „nicht relevant“ erklärt, da der Um­ den ­waren, da sie eine gesicherte Piste gewiesen worden war und da der Lawi­ mit einer Gefängnisstrafe von einem Kurz zusammengefasst: Zur Erfül­ die Straftat gemäß Art. 426 und 449 stand, dass sich in der Nähe des Lawi­ verlassen hatten und dann abseits der nenwarnbericht auf eine Lawinengefahr bis fünf Jahren bestraft“) können wir lung des Straftatbestandes gemäß StGB vor, wenn eine Lawine, wie oben nenhanges keine Siedlungen, Straßen Piste ­gemeinschaftlich mehrere Lawinen der Stufe 3 hin­gewiesen hatte. aber ableiten, dass eine strafrechtlich Art. 426 und 449 StGB muss ein Abrut­ definiert, mit erheblicher Wahrschein­ oder Skipisten befinden, nicht a priori

16 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 17 ����������������������

Unabhängig von rechtlichen Konsequen- zen sollte jeder Lawinenabgang gemeldet ­werden. Dadurch kann die Überlebens­ chance möglicher Lawinenverschütteter ­erhöht werden und man verhindert ­unnötige, aufwendige Suchaktionen, wenn beobachtet wurde, dass niemand ver­ schüttet ist Foto: Lukas Runggaldier

Rücksicht auf sich, die eigene Gruppe und andere Wintersportler zu nehmen sollte selbstverständlich sein Foto: Dorothea Volgger

Anwendung kommt. Der Art. 17 des ­erwähnten Gesetzes sieht vor, dass Personen, die Skitouren praktizieren („i soggetti che praticano sci-alpini­ smo“), verpflichtet sind, „elektronische Falls „aufgrund der Schneeverhältnisse Sie selbst sind sommers wie Systeme mitzuführen, die einen geeig­ und der klimatischen Verhältnisse eine ­winters in den Bergen unterwegs. neten Einsatz der Rettungskräfte ga­ evidente Lawinengefahr besteht“, ist Welche Empfehlungen haben Sie rantieren“, falls „aufgrund der Schnee­ es ratsam, erst gar nicht erst zu einer an die Wintersportler in Bezug auf verhältnisse und der klimatischen Skitour aufzubrechen, und das gesetz­ diese Thematik? Verhältnisse eine evidente Lawinenge­ lich vorgesehene LVS-Gerät alleine Ich glaube keine großen Weisheiten zu fahr“ (im italienischen Originaltext: „ri­ wird im Notfall auch wenig nützen, verbreiten, wenn ich empfehle, eine schio evidente di valanghe“) besteht. wenn nicht auch eine Sonde und eine Tour abseits der Pisten gut zu planen Jeder einigermaßen versierte Tou­ Schaufel mitgeführt werden – was aber und dabei die klimatischen Bedin­ rengeher wird beim Durchlesen dieses wiederum vom Gesetz nicht vorgese­ gungen, die Lawinenwarnstufe und Gesetzesartikels den Kopf schütteln. hen ist. das eigene Können zu berücksichti­ gen, um das Restrisiko eines Lawinen­ ­angesichts der Komplexität der Natur Wie ist der behördliche Ablauf bei Ermittlungen als über den Sachverhalt abgangs möglichst gering zu halten. ganz einfach hie und da überfordert einem Lawinenunfall mit und ohne informierte Person und eventuell im VERANTWORTUNGSBEWUSST UNTERWEGS­ SEIN & LAWINEN- Auch das Mitführen der Notfallaus­ ist.“ Personen- oder Sachschäden? nachfolgenden Strafverfahren als Zeu­ ABGÄNGE MELDEN! rüstung (LVS Gerät, Sonde, Schaufel) Damit jemand wegen einer von ihm Die Straftat nach Art. 426 und 449 ge angehört zu werden. sollte selbstverständlich sein. Einem verursachten Lawine strafrechtlich StGB ist von Amts wegen verfolgbar. Wer den Abgang einer Lawine wunderbaren Wintersporterlebnis Der Berg ist kein rechtsfreier Raum. Wie teilen. Dadurch können hohe Kosten oder zivilrechtlich (falls Personen oder Das heißt, dass die zuständigen Behör­ ­meldet, die er selbst verursacht hat, dürfte dann nichts im Wege stehen. im Interview mit Richter Stefan Tappeiner durch aufwendige und unnötige Such­ Sachschäden entstanden sind) belangt den (Carabinieri/Polizei), die Kenntnis Stefan Steinegger riskiert als Beschuldigter in das Ermitt­ erkennbar wird, gibt es kürzlich gefällte aktionen vermieden werden. werden kann, muss zumindest ein fahr­ von einem Lawinenabgang erlangen, lungsregister eingetragen zu werden, Urteile, die dies bestätigen. Die Geset­ Auch für den Lawinenwarndienst sind lässiges Verhalten vorliegen – wenn wir von Amts wegen die Staatsanwalt­ falls fahrlässiges Handeln vorliegt und zeslage ist klar, aber bis auf einige weni­ Infor­mationen zu Lawinenabgängen sehr jetzt mal die unwahrscheinliche Hypo­ schaft zu informieren haben, falls die die Lawine die oben beschriebenen ge Präzedenzfälle wurden bisher fast alle wertvoll. Damit kann die ausgegebene these eines vorsätzlichen Verhaltens bereits beschriebenen Voraussetzun­ Voraussetzungen für eine strafrecht­ Lawinenunfälle, auch mit Opfern, archi­ Lawinen­gefahrenstufe verifiziert und die ausschließen wollen. Die Lawine muss gen für das Vorliegen der Straftat liche Relevanz erfüllt. viert. Bei den meisten Lawinenabgängen Qualität der Lawinenberichte verbessert durch Unvorsichtigkeit, Nachlässigkeit, vorliegen. Die Staatsanwaltschaft ent­ kommt es zu keinen Ermittlungen und werden. Zudem dient die Erhebung von Unerfahrenheit oder unter Nichtbe­ scheidet dann, welche weiteren Ermitt­ Bin ich gesetzlich verpflichtet, schon gar nicht zu Verurteilungen, da Lawinenunfällen zur Erstellung von Statis­ achtung von Gesetzen, Verordnungen, lungen durchgeführt werden und ob die Notfallausrüstung (LVS-Gerät, ­keine Fahrlässigkeit vorliegt. Im Vorder­ tiken, welche bei der Vorbeugung eine Befehlen und Regelungen verursacht am Ende eine Archivierung des Ver­ Sonde, Schaufel) mitzuführen? grund sollte für jeden Wintersportler die wichtige Rolle spielen. worden sein, damit eine Fahrlässigkeit fahrens beantragt wird oder Anklage Obwohl bei keiner Skitour die Notfall­ Alarmierung der Rettung stehen und Natürlich kann Fahrlässigkeit auch am vorliegt. Die Bewertung des vorausseh­ ­gegen den Verursacher der Lawine ausrüstung mit Lawinenverschütte­ nicht die Angst vor gerichtlichen Konse­ Berg zu rechtlichen Konsequenzen baren Risikos eines Lawinenabganges ­erhoben wird. ten-Suchgerät (LVS-Gerät), Sonde, quenzen. Durch ein rasches Informieren ­führen. Genau aus diesem Grund müssen (z. B. aufgrund der Lawinenwarnstufe Schaufel und Erste-Hilfe-Box fehlen der Rettung über die Notrufnummer 112 verantwortungsbewusstes Handeln, kann man die Überlebenschance mögli­ Rücksicht gegenüber anderen Bergsport­ oder der klimatischen Bedingungen) Gibt es rechtliche Konsequenzen, sollte, gibt es keine allgemeine gesetz­ Stefan Tappeiner, geb. 1966 in cher Lawinen­verschütteter deutlich erhö­ lern und Respekt gegenüber alpinen spielt eine entscheidende Rolle für die wenn ich den Abgang einer Lawine liche Verpflichtung zum Mitführen ­Meran, Studium der Rechtswissen­ hen. Auch wenn es bei einem Lawinen­ ­Gefahren für jeden Bergsteiger selbstver­ Feststellung, ob ein fahrlässiges Han­ melde? ­einer solchen Notfallausrüstung. Es schaften und Politikwissenschaften abgang keine Verschütteten gibt, sollte ständlich sein. Das Melden von Lawinen­ deln vorliegt oder nicht. Je kleiner das Wer den Abgang einer Lawine, mit gibt zwar eine staatliche gesetzliche in Innsbruck und Padua; seit 1997 es für ­jeden Wintersportler selbstver­ abgängen ist ­daher eine moralische und voraussehbare Rest­risiko ist, desto oder ohne Personenschäden, meldet, Bestimmung aus dem Jahr 2003 Bezirks­richter, seit 1999 Richter am ständlich sein, diese wichtigen Informa­ verantwortungsvolle Verpflichtung für kleiner ist auch die Gefahr, gerichtlich an deren Auslösung er nicht beteiligt (das Gesetz Nr. 363/2003), die aber Landgericht Bozen tionen der Landesnotrufzentrale mitzu­ ­jeden! belangt zu werden. war, muss damit rechnen, im Zuge der unglück­lich formuliert ist und kaum zur

18 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 19 ���������������������� Alpine Gefahren vermitteln? Leider schwierig! Über das Kaufverhalten von Schneeschuhwanderern­

setzt wird und daher lang­lebiger ist. In Südtirol ist das Skitouren­ gehen­­ im Vergleich einfach um vieles stärker. Bei den Skitourengehern gibt es eine Szene, nennen wir sie Spezialisten, die auf Tour gehen, egal, ob es viel Schnee gibt oder nur wenig. Sie sind ständig unterwegs und legen sehr viel Wert Für Christian Werth (l.) und seine Mitarbei- auf ihre Ausrüstung. Der Schneeschuh ter ist die Sicherheit beim Schneeschuh­ gesteht, dass er auch abseits der vor allem die große Gruppe der Senio­ hingegen ist ein weit verbreiteter Arti­ wandern im Verkaufsgespräch ein schwie­ Winterwanderwege unterwegs ist. ren Gedanken um ihre eigene Ausrüs­ kel, den man mittlerweile in billiger riges Thema tung macht. Ein Sturz oder Ausrut­ Ausführung auch in einem Supermarkt Gehört gleich wie der Schneeschuh zur Wieso ist es ein „schwieriges scher kann rasch schmerzhaft sein und kaufen kann. Für uns Fachgeschäfte Schneeschuhwanderung dazu: LVS-Gerät, Thema“?­ auch schwerere Verletzungen mit sich Sonde und Schaufel bleibt also nur der Kunde übrig, der Als Verkäufer haben wir das grundsätz­ bringen. Schuh-Schneeketten können Fotos: Stefan Steinegger ein gewisses Qualitäts­niveau wünscht, liche Problem, im Verdacht zu stehen, Stürze verhindern und vor allem die äl­ vielleicht nicht Skifahren kann, aber dass wir mit der Notfallausrüstung tere Generation hat sich dafür gut aus­ dennoch im Winter bergsteigen will. oder einem besseren Schneeschuh gerüstet. Wir versuchen unsere Kun­ Wird die Notfallausrüstung vom dem Kunden nur etwas verkaufen wol­ den davon zu überzeugen, die Beim Großteil der Schneeschuh­ Kunden überhaupt angesprochen? len. Auf der Prioritätenliste der Kunden Schuh-Schneeketten das ganze Jahr Der Impuls, sich zur Sicherheit Gedan­ steht die Notfallausrüstung generell über im Rucksack zu haben, um auch Foto: Helga Toll kunden ist also der Preis ausschlaggebend?­ ken zu machen, kommt meistens von hinten, ebenso wie auch andere Sicher­ auf Altschneefelder im Frühjahr und Der Großteil der Schneeschuhwan­ uns Verkäufern, eher selten vonseiten heitsausrüstungen in anderen Berg­ Sommer vorbereitet zu sein. Das The­ derer sind Genusswanderer, die nur der Kunden. Die meisten Kunden ver­ sportarten. Grundsätzlich ist im Kauf­ ma Schuh-Schneeketten und deren Stimmt es, dass beim Großteil der bei guten Verhältnissen und schöner schwenden keine Gedanken an „Zube­ verhalten zu erkennen, dass modische Sinnhaftigkeit ist den Kunden aber Schneeschuh- und Winterwanderer Winter­landschaft auf einfachen Touren hör“ wie die Notfallausrüstung. Die am Kleidung und Accessoires viel wichti­ leichter zu erklären als den Schnee­ die Meinung vorherrscht, dass sie der Natur, an der frischen Luft unter­ unterwegs sind und keinen Gipfel häufigsten getätigte Aussage ist, dass ger sind als technische Sicherheitsaus­ schuhgehern die Notfallausrüstung. die alpinen Gefahren und vor allem wegs. In Südtirol wurden zuletzt viele besteigen.­ Diese Personen sind nicht man ja eh nur bis zur Waldgrenze geht. rüstung. Das erschwert es uns noch die Lawinengefahr nicht betreffen? Angebote geschaffen, wie Winter­ so fokussiert auf hochwertige Ausrüs­ Es herrscht wirklich der Glaube vor, mehr, Aufklärung zu leisten. Ich glau­ Wie lautet dein Wunsch an die Wir haben darüber mit Christian wanderwege, Schneeschuhrunden tung wie Skitourengeher, Kletterer dass dieses Thema die Winterwande­ be, hier sind vor allem die alpinen ­alpinen Vereine? Werth vom Bergsportfachgeschäft usw. Mit diesen Touren spricht man oder Mountainbiker. Dementspre­ rer nicht einmal ansatzweise betrifft. ­Vereine gefordert, weil sie das Vertrau­ Beim Schneeschuhwandern wurde in Mountainspirit in Bozen gespro­ unter­schiedliche Personengruppen an, chend ist auch das Kaufverhalten. Es Auch beim Schneeschuhverleih ist es en der Bergsteiger und Wanderer ge­ den letzten Jahren aus meiner Sicht chen. Er kennt die Zielgruppe, nicht Gäste gleich wie einheimische Fami­ geht mehr um das Verhältnis Preis-­ dasselbe: Nur wenige Kunden sehen nießen. Nur wenn Schneeschuh- und zu wenig Aufklärungsarbeit geleistet. nur ihr Kaufverhalten, sondern lien, da Schneeschuhwandern für je­ Leistung. Ein guter Schneeschuh aber die Notwendigkeit, die Notfallaus­ Winterwanderer von allen Seiten die­ Da meine ich nicht nur den Fachsport­ auch ihre Einstellung zu Sicher­ den machbar ist. Aus meiner Sicht hat braucht einen guten Grip, d. h. man rüstung mit auszuleihen. Viele unserer selben Informationen erhalten, werden handel, sondern auch die alpinen heitsthemen und alpinen Gefahren. der Trend aber abgenommen. Der kann damit auch seitliche Querungen Kunden wissen nicht, dass für eine sie hellhörig. ­Vereine. Die Schneeschuh- und Win­ Fachhandel hatte vor zehn Jahren gute machen und rutscht nicht weg. Solche ­Lawine oft bereits ein kleiner Hang terwanderer werden zwar in der Prä­ Du verfolgst Wintertrends und Zuwächse, jetzt hat sich der Verkauf Schneeschuhe haben eine Art Harsch­ ­genügt. Für uns ist „Sicherheit beim Und wie sieht es beim ventionsarbeit für Skitourengeher auch das Schneeschuhwandern deutlich reduziert. Auffallend ist, dass eisen integriert. Preisgünstigere Pro­ Schneeschuhwandern“ ein schwieriges Winter­ wandern­ aus? „mit erwähnt“, aber eigens für sie wird seit vielen Jahren. Was hat sich das Kaufverhalten sehr stark von der dukte (unter 100 €) haben das nicht. Thema. Auf ca. zehn Verkaufsgesprä­ Beim Winterwandern ist es ähnlich. zu wenig unternommen. Ich bin über­ ­verändert? aktuellen Schneesituation abhängig ist. Aber über ein solches Sicherheitsplus che kommt es höchstens einmal vor, Auch hier sehen wir, dass sich der zeugt, dass eine Sensibilisierungsar­ Es kommen nach wie vor neue Kunden brauchen wir mit vielen Kunden nicht dass sich jemand auch über die Lawi­ Großteil keine Gedanken macht, was beit der alpinen Vereine für diese spe­ in unser Geschäft, auch mit Kindern, Du sagst, dass das Schneeschuh­ einmal sprechen, denn es geht vielfach nengefahr Gedanken macht. Dass es sich im Winter- oder auch im Frühjahr zielle Zielgruppe sehr wichtig und da Schneeschuhwandern sich für die wandern eher rückläufig ist? um einen günstigen Preis. Dement­ zu einem Verkauf einer kompletten ober ihnen befindet, wenn sie einen sinnvoll wäre, da die alpinen Vereine ganze Familie eignet. Es ist eine tolle Der Verkauf von Schneeschuhen ja. sprechend ist auch keine Akzeptanz Notfallausrüstung kommt, ist sehr sel­ Wander- oder Panoramaweg gehen. als Experten wahrgenommen und und preisgünstige Alternative zum Ski­ Der Schneeschuh ist ein Ausrüstungs­ da, sich die Notfallausrüstung anzu­ ten. Dann handelt es sich meist um ei­ Bei der Zielgruppe der Winterwande­ auch ernst genommen werden. fahren oder Skitourengehen: Man ist in artikel, der meist nicht so oft einge­ schaffen. nen Kunden, der sich im Gespräch ein­ rer ist aber zu beobachten, dass sich Stefan Steinegger

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und mit guter Grundlage in die nächs­ lich absolviert­ werden. Im Gegensatz für ganz Südtirol wunderbare Schnee­ Ein anderer empfiehlt eine leichte und te Saison zu starten, muss ich natürlich zu Skitouren-Teilnehmern scheint bei schuh-Wanderführer, auch die Sektion sichere Schneeschuhtour am Vigiljoch weiterhin hinaus und hinauf, auch Schneeschuh-Wanderern der Umgang berät gern. Wo lassen sich für eine im Wald ohne Steilstufen: wenn es viel anstrengender ist und mit dem LVS-Gerät (und auch die Aus­ Tour geeignete, weitläufige, mäßig ge­ • Kleine Runde (ca. 3 Stunden): ab egal, ob es schneit oder graupelt. stattung damit!) häufig noch in den neigte, hügelige Winterlandschaften Bergstation Aschbach zum Ober­ Sonnen­tage sind dann ein ganz beson­ Kinderschuhen zu stecken … Hier ist mit Höhenrücken und Kämmen finden? haus, dort dem Weg 28a folgen, spä­ deres Zuckerl. Die Gefahren weißer weiterhin viel Aufklärungs- und Schu­ Da fällt mir vor allem der Tschögglberg ter rechts abbiegen in den 28b (sonst Pracht sind mir bewusst und ich ver­ lungsarbeit zu leisten! ein: Hafling, Wurzeralm, Vöraner Joch kommt man an die Schwarze Lacke) suche, nicht zu viel zu riskieren. Mein Meine derzeitige Standard-Wintertour Richtung Meran 2000 – eine herrliche bis Seehof, dann den Weg 6 nehmen persönlicher Albtraum, auf irgendeine ist eigentlich sehr moderat. Dennoch Gegend! Oder einfach alle vom Som­ bis Jocher und Vigiljoch, dort geht es Weise ins Rutschen zu geraten, wird sind kleinere Freiflächen zu queren, mer bekannten, winterverzauberten den Wandererlebnisweg Aschbach durch Eis und Schnee noch präsenter die ein mulmiges Gefühl erzeugen: Wander-, Forst- und Almwege. Wobei­ zurück zum Ausgangspunkt. KOMMENTAR als sonst. Es hilft mir aber auch, zu Nur zu deutlich erinnere ich mich an der an sich wunderbar geeignete Weg • Große Runde (ca. 4 Stunden): ab ­großes Risiko oder Unsicherheiten das unangenehme, dumpf-leise von Tschars nach St. Martin im Kofel Bergstation Aschbach zum Oberhaus, zu vermeiden, zu umgehen – und „Mmmwwwmpffff!“ und zarte Risse in nur bedingt machbar ist: Wenn der dort dem Weg 28a folgen, später­ ­notfalls auch umzukehren. der Schneedecke. Ein Schneebrett neuralgische Punkt, die Galsauner rechts abbiegen in den 28b (sonst Der Schneeschuh-Yeti löst sich auch in relativ harmlos wirken­ Holzgröben, nur noch Lawinenrinne ist, kommt man an die Schwarze Lacke) Von Harsch bis Pulver dem Gelände leicht. Steilere und gibt es kein Durchkommen. bis Seehof, dann den ­Weg 6a neh­ Die Gefahren des Winters Mit wasserdichten Schuhen und Gama­ ­damit lawinen­gefährdete Hänge wer­ Ein Tourenführer unserer Sektion men, später rechts einbiegen in Weg Fotos: Sabine Schmid schen, bisher ohne Stöcke, bin ich den lieber am Waldrand oberhalb Unter­ erwähnte ein wunder­ 10/8 Richtung Larchbühel, es folgt unter­wegs. Je nach Schneebeschaf­ gequert.­ schönes Schneeschuherlebnis im Ge­ Weg 6 bis Sessellift, von dort Weg 4 Sabine Schmid von der Sektion er, in all seiner Macht, Kraft und fenheit und Art des Einbrechens biet der Reschenalm, Unternehmun­ bis Jocher, dann Vigil­joch, dort geht Unter­vinschgau schildert ihre scheinbaren, doch sehr fragilen Ewig­ ­zusätzlich mit Grödeln oder eben Tourentipps gen am Glurnser Köpfl, bei Fuldera in es den Wandererlebnisweg Asch­ ­persönlichen Eindrücke zum keit, braucht eine Schaffenspause, Schneeschuhen. Welche die Fort­ Meine Wintertrainingsroute gebe ich Val Müstair und die Tour von Hofmath/ bach zurück zum Ausgangspunkt. Schneeschuh- und Winterwandern eine Erholungsphase. bewegung im Schnee nicht zwingend natürlich nicht preis. Doch existieren nach Laurein. Sabine Schmid und gibt einige Tourentipps im Diese ganz besonders heilige Stille er­ ­erleichtern. Ist das Weiß eher nass ­Vinschgau und . leben zu dürfen, ist ein echtes Privileg. und schwer, bleibt viel davon auf der Nachteil: Egal, ob mit Grödeln oder Schnee­schuh-Oberfläche hängen und Mit Schneeschuhen an den Füßen läs­ Schneeschuhen, erzeugt man selbst die Haxn sind kaum wieder zu be­ sig John-Wayne-mäßig in geselliger leider ganz unvermeidlich Geräusche freien. Auch das Anstollen ist ein un­ Runde durch geheimnisvoll glitzernde in Schnee, Eis und Harsch – auch wenn erfreuliches Thema, für das ich noch Winterwunderlandschaft schwanken – man noch so vorsichtig und leise sein ­keine wirkliche Lösung fand. Meine DYNAFIT BINDINGS der Wintertraum der Touristiker und so möchte. Die Bewohner von Wald und ­Erfahrungen mit unterschiedlichsten manchen Outdoor-Freundes. Meiner Fels haben dadurch aber auch mehr Arten des – bei jedem Schritt oft LIFETIME GUARANTEE nur teilweise, suche ich doch immer Zeit, sich ohne Eile in Sicherheit zu mehrfachen – Durchbrechens in Sand­ nach Orten tiefer Stille, Natur pur ohne bringen. Tiersichtungen werden allein wich- oder Baiser-Schnee (in Harsch menschliches Gelärm. Davon gibt’s im deshalb schon rarer, sind jedoch oder Bruchharsch), der Ratlosigkeit Tal schon genug und mein Bedarf an nicht ausgeschlossen. In diesem Fall ­angesichts spiegelglatter oder grob­ Ausgleich ist enorm. versuche ich, dem Wesen so ruhig körnig-sandiger Hangflächen sind und achtsam wie möglich gegenüber­ ­Legende. Heilige Stille zutreten, es nicht noch mehr zu er­ Einfach nur durch fluffigen Pulver zu In der kalten Jahreszeit ist der Atem schrecken oder zur Flucht zu zwingen. schlurfen, kann wirklich ein Traum sein, der Natur kaum noch hör- und wahr­ Haben wir uns gesichtet, warte ich, doch eher selten. Ein hurtiger Ab­ nehmbar, eher scheint es wie ein bis es sich in Ruhe zurückziehen konn­ stieg durch diese zarte weiße Wolke Luftanhalten oder ruhiger Winter­ te. Vor allem Schneehühner sind, trotz das reinste Vergnügen. Anfängliche schlaf. Eine unendlich tiefe, durch winterlicher Gelassenheit, leider so Tücken des Schneeschuhwanderns – Schnee und Atmosphäre zusätzlich verängstigt, dass sie überstürzt auf­ Umklappen der Teller, Verhaken der ­gepufferte Tonlosigkeit, das sommer­ flattern. Teller ineinander, Knöchelknick beim liche Gesumm oder Almgeläute ent­ Queren etc. – waren durch Übung fallen. Man fühlt sich wie ein ungebe­ Risiken meiden und zunehmende Erfahrung bald in tener Gast, als Eindringling in dieser Zu den „philosophischen“ und für Ge­ den Griff zu bekommen. Phase des Berglebens, einer Art inti­ müt und seelisches Wohlbefinden men, nach innen gerichteten Einge­ so notwendigen Aspekten des winter­ Respekt vor der Lawine rolltseins. Ja, auch der Berg hat ein mit lichen Draußenseins kommt der prak­ Definitiv keine Lawinenexpertin, las den Augen des Herzens fühl- und tische: Um mein Trainingslevel über ich mich durch passende Literatur, sichtbares Leben, Seelenleben. Selbst den Winter einigermaßen zu erhalten auch ein AVS-Kurs müsste doch end­ 100% HANDMADE IN GERMANY DYNAFIT.COM

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Dass Skitourengeher sich so ver­ Generell gilt: Jeder, der sich im Oberhalb der Wald­ Aufstiegsroute halten sollen, dass die Wildtiere Winter in den Lebensräumen der Wild­ grenze können Hänge Abfahrt auch flächig begangen Schneeschuhwanderung im Winter nicht in Bedrängnis tiere aufhält, sollte sich einige einfache oder befahren werden, ­geraten, ist bekannt. Warum Glei­ Verhaltensregeln zu Herzen nehmen! im Wald und an der 1 Waldgrenze folgen Freiheit mit ches aber auch für Schneeschuh- „Freiheit mit Rücksicht“ nennt sich die alle Schneeschuhwan- und Winter­wanderer gilt, wollen vom AVS zusammen mit dem Amt für derer und Skitouren- geher möglichst der- wir hier erläutern. Jagd und Fischerei, dem Amt für selben Spur. Die so Natur­parke und dem Südtiroler Jagd­ genannte „Trichter-­ ­Rücksicht Regel“ beschreibt das port in winterlichen Schneeland­ verband ins Leben gerufene Initiative, rücksichtsvolle Ver­ 2 schaften begeistert immer mehr die Tipps zum rücksichtsvollen Ver­ halten im Abstieg SMenschen. Was dem Menschen halten bietet und über die Bedürfnisse bzw. bei der Abfahrt. liebster Freizeitraum ist, ist aber gleich­ der Wildtiere im Winter informiert.

zeitig wichtiger (Über-)Lebensraum 3 ­vieler Tiere, die im entbehrungsrei­ Wann stören wir? chen Gebirgswinter an ihre Grenzen Die Fluchtreaktion der Wildtiere wird kommen. Sie überstehen den Winter dann ausgelöst, wenn sie im Winter­ nämlich bevorzugt auf, offene schnee­ Miteinander“ des Landes Tirol nur dann, wenn sie möglichst viel Ruhe sportler eine Gefahr erkennen. Dies ist bedeckte Hänge werden von den www.bergwelt-miteinander.at – sie und die Möglichkeit zum Rückzug dann der Fall, wenn unübliche, für die meisten Tieren hingegen gemieden. ­bietet kompakte Informationen und ­haben. Wildtiere nicht vorhersehbare Routen 2) Im Übergangsbereich zwischen Kurzvideos zur Veranschaulichung Die Zunahme der Schneeschuh- benutzt werden – also z. B. wenn wir ­offenem Gelände und Wald nutzen wir der Problematik häufiger Störungen. und Winterwanderer bringt mit sich, kreuz und quer durch den Wald oder nur einen möglichst schmalen Streifen Im Alpenverein Südtirol setzen wir dass auch immer mehr Gebiete began­ entlang der Waldgrenze gehen, an­ im Gelände und durchqueren diesen auf Sensibilisierung ohne neue Ver­ gen werden, die bisher den Wildtieren statt den häufig begangenen Weg zu Bereich auf kürzestem Weg. Der Wald­ bote und appellieren an die Bereit­ im Winter als Ruhezonen dienten, da wählen. Ein wesentlicher Unterschied grenzbereich bietet vielen Tieren schaft der Bergfreunde, bei ihren sie für Skitourengeher nicht interessant in der Fluchtdistanz besteht darin, aus ­geeignete und gern genutzte Winter­ Winter­touren ein wenig Rücksicht waren: zu flach, zu viel Wald, zu steinig, welcher Richtung wir uns dem Wildtier lebensräume. ­walten zu lassen. zu wenig Schnee etc. nähern. Sehr viel schneller flüchtet es, 3) Im Wald bewegen wir uns bevor­ Judith Egger wenn wir uns unerwartet und mit hoher zugt auf Forstwegen und offenen Im Lebensraum sensibler Arten Geschwindigkeit von oben nähern, in Schneisen. WIR SIND ALS GAST IN DER Vor allem Schneeschuhwanderer sind einer lärmenden Gruppe unterwegs NATUR UNTERWEGS, DAHER: an keine bestimmte Route gebunden, sind oder einen frei laufenden Hund Wildruhezonen und lokale denn die Schneeschuhe machen nahe­ mitführen. Die Dämmerung ist für viele Lenkungsmaßnahmen­ • verhalten wir uns möglichst ruhig; zu jedes Gelände begehbar. Das Spiel­ Wildtiere die Zeit der Nahrungsauf­ Wenn wir zu unseren Schneeschuhtou­ • folgen wir keinen Tierspuren und feld des Schneeschuhwanderers reicht nahme – auch dann reagieren sie auf ren beispielsweise in die benachbarte ­beobachten Wildtiere immer aus der von den Mittelgebirgslagen bis hinauf Störungen empfindlicher. Touren zu Schweiz aufbrechen, sollten wir uns Distanz; ins Hochgebirge. Besonders beliebt dieser Zeit sind daher möglichst zu vorher gut informieren. Auf Kantons­ • umgehen wir die ausgewiesenen ist der Waldgrenzbereich in sonnigen vermeiden. ebene werden nämlich sogenannte Winterlebensräume und Futterstellen Lagen. Der Aktionsradius ist daher viel Wildruhezonen verordnet, die während und beachten – wo vorhanden – die größer als beim Skitourengeher und Das kann ich tun …? einer bestimmten Zeit zur Schonung Hinweise auf Informationstafeln; überschneidet sich zwangsläufig auch 1) Oberhalb der Waldgrenze um­ge­ der Wildtiere nicht oder in sehr be­ • bewegen wir uns möglichst nicht mit Lebensräumen sensibler Tierarten. hen wir felsige und schneefreie schränktem Ausmaß betreten werden ­entlang der Waldgrenze und wenn, Schalenwild wie Reh- und Rotwild kann ­Flächen. Hier halten sich Wildtiere dürfen. Aktuelle Führerliteratur und dann nur auf bekannten, vielbegan­ an seinen Wintereinständen oder an das online-Portal www.wildruhezonen.ch genen Wegen; Wildfütterungen gestört werden, informieren über die verordneten • vermeiden wir das Unterwegssein ­Raufußhühner – je nach Höhenlage Wild­ruhe­zonen. in den Morgen- und Abendstunden; Auer- und Haselhuhn, Birkhuhn oder In anderen Regionen setzt man auf • verzichten wir auf Mondschein­ Schneehuhn – können aus ihren Ver­ Lenkungsmaßnahmen und Sensibili­ touren; lassen wir unseren Hund besser Tipps fürs Schneeschuhwandern stecken aufgescheucht werden. Jede sierung. Damit werden in sensiblen zu Hause! mit Rücksicht auf die Natur unnötige Flucht bedeutet einen Gebieten Wege aufgezeigt, die be­ ­enormen Energieverlust, den sich die gangen werden können, ohne dass Wildtiere, die den Winter nur durch Wildtiere in ihren Ruhegebieten An­passungen des Energiestoffwech­ ­gestört werden. Gleichzeitig werden Das Informationsfaltblatt sels und das Verringern des Aktions­ Informationen über Biologie und Ver­ „Freiheit mit Rücksicht“ ist in Schneehahn radius überstehen, eigentlich nicht halten der Wildtiere im Winter ver­ der Landesgeschäftsstelle

Fotos: Klaus Bliem leisten können. mittelt. Empfehlenswert ist dazu auch TIPP! kostenlos erhältlich. Gamsbock im Winter die Webseite der Initiative „Bergwelt

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­gespannten Netzen, Bändern und Riemen­ ausgestattet. Von Schneereifen Die Europäer, die im 17. Jahrhun­ dert in Nordamerika einwanderten, waren von den Schneeschuhen der Ureinwohner beeindruckt. Sie erlern­ und Trittlingen ten, wie man Schneeschuhe baut, und verfeinerten diese mit zeitgemäßen Die Geschichte des Schneeschuhs Bindungssystemen, damit sie den Be­ dürfnissen der Siedler, Goldsucher, Fallensteller und Pelzhändler gerecht wurden.

Basisausrüstung für Abenteurer, Fallensteller und Polarforscher Während der sogenannten Pionierzeit zogen Abenteurer und Siedler in die noch unerforschten Gebiete, um den „Wilden Westen“ zu erkunden. Schlitten, winterfeste Bekleidung Schneeschuh aus der späten Jungsteinzeit lagen“ im Schnee angewiesen und und Schneeschuhe waren für Trapper Foto: Amt für Bodendenkmäler passten sie ihren Bedürfnissen an. und Einwanderer unentbehrlich. Die Nordamerikanische Indigene auf Schnee- Die Volksgruppe der Inuit in Nordost­ heute bekannten „Teardrop-Modelle“ schuhen: „Snowshoe dance at the first snow- fall“ – Gemälde von George Catlin (~1835) kanada entwickelte zwei unterschied­ wurden vorwiegend von den kanadi­ Foto: wikimedia commons liche Varianten des Schneeschuhs. schen Holzfällern getragen. Diese Eine Form der historischen Schnee­ Schneeschuhe hatten die Form eines schuhe war besonders schmal, länglich Tennisschlägers und waren etwa und dreieckig geformt. Dieser schmale 150 cm lang. Ötztal liefern auch den Beweis, dass Schneeschuh ermöglichte den Jägern, Mit Schneeschuhen durchquerte Schneeschuhmodelle um 1900: sich die Form und das Material dieses Fährtensuchern und Trappern bei der norwegische Polarforscher Fridtjof mal rund, mal oval, mal länglich, funktionellen Ausrüstungsstückes in ­ihren Beutezügen eine schnelle Fort­ Nansen Grönland über das Inlandeis. aus Holz, Hanf, Leder, Eisen Foto: Alpenverein-Museum, ÖAV-Archiv den folgenden Jahrhunderten und bewegung. Die ovale, etwas breitere Bei dieser berühmten Expedition in Jahrtausenden kaum verändert haben Variante des Schneeschuhs war beson­ den Jahren 1888 und 1889 ließ Nansen (s. Bericht: Bergeerleben 05/18 S. 52). ders für Fischer konzipiert, die sich einen Großteil der Ausrüstung, darun­ Die Schneeschuhe sind keine Expeditionen, und auch Soldaten Durch die Völkerwanderungen nach über eine längere Zeit an einen Ort ter Kleidung, Schlafsäcke und Koch­ ­Er­findung der Freizeitindustrie. stapften durch die tiefverschneiten Ost und West überquerte die nützliche aufhielten. Für den optimalen Halt der utensilien, nach eigenen Entwürfen Wie viele andere Ausrüstungsteile Frontabschnitte. Es ist nicht lange her, die sich mit breiten Pfoten mühelos im Erfindung die Beringstraße und breite­ Füße wurden die Holzrahmen mit anfer­tigen. und Bekleidungsstücke im Berg­ dass findige Touristiker das heute so Tiefschnee fortbewegten. Deshalb ver­ te sich auf dem nordamerikanischen sport wurden auch die Schnee­ beliebte Schneeschuhwandern als suchten unsere Vorfahren mit verschie­ Kontinent aus. Die Indianer Nordame­ schuhe aus der Jägerei und Land­ „alter­nativen Wintersport“ wieder­ denen Hilfsmitteln die Trittfläche der rikas flochten bereits vor Jahrtausen­ wirtschaft entnommen. entdeckt haben. Experten sind sich Füße zu vergrößern, um das Einsinken den aus Kiefernzweigen breite Flächen nicht einig, ob sich diese Nischen­ im Schnee zu verhindern und mühelos und nützten das Prinzip der Schnee­ er Fund eines Schneeschuhes sportart in Zukunft zum Breitensport auf der weichen Schneedecke voran­ schuhe. Abgeschaut hatten sie deren aus der Jungsteinzeit am entwickeln wird. zukommen. Erfinderisch wurden Kons­ Form wiederum von den Läufen der D­Gurgler Eisjoch bezeugt, dass truktionen aus Fell und Leder, Weiden­ Tiere. Erstaunlicherweise wurden in man in den Alpen bereits einige Jahr­ Von den breiten Pfoten der Tiere geflecht und Holzscheiben an die der skandinavischen Tundra kaum hunderte vor „Ötzi“ diese hochalpine inspiriert Fußbekleidungen fixiert. Auf diese Schneeschuhe, sondern vermehrt Skier Ausrüstung zu Jagdzwecken nutzte. Archäologische Funde und Höhlen­ Weise erleichterten die breiten Tritt­ als Fortbewegungsmittel genutzt. Im 17. und 18. Jahrhundert nutzten zeichnungen bezeugen, dass die flächen den Jägern und Fischern ihre die Bergbauern in den Alpen „Schnee­ ­Geschichte der Schneeschuhe lang ist „Zweckmobilität“. Von den Ureinwohnern Nord­ reifen“, damit sie mit weniger Mühe und dass man sie vermutlich auf den Vorgeschichtliche Schneeschuh-­ amerikas zu den europäischen auch im Winter ihre abgelegenen Beginn der Besiedlung des Homo Funde in der heutigen Mongolei oder Siedlern ­Almen und Schupfen erreichen konn­ ­sapiens in den Schneegebieten zu­ im Kaukasus und nicht zuletzt der sen­ Besonders die Ureinwohner in den ten. Jäger und auch Wilderer gingen rückdatieren kann. Vermutlich hatten sationelle Fund eines „Schneereifens“ Bergen und dichten Wäldern Nord­ mit den „Trittlingen“ auf Pirsch. Unver­ sich die Menschen von der Beobach­ am Gurgler Eisjoch (3.134 m) zwischen amerikas waren bei ihren winterlichen zichtbar waren die Schneeschuhe bei tung der Wildtiere inspirieren lassen, dem Pfossental und dem hinteren Jagdgängen auf die breiten „Unter­

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­Adamello und der Marmolata. Berg­ ge Schneeschuhe, die aus mit Kunst­ Vereins­leben und in die Tätigkeiten erfahrene Soldaten wurden rekrutiert stoff, Neopren oder Polyurethan be­ der Sektionen­ und Ortsstellen bekom­ und bildeten „Schneeschuh-Batail­ schichtetem Aluminium gefertigt sind. Über Stock men. In Absprache mit den jeweiligen lons“. Allerdings waren mit dem Be­ Bei den meisten Modellen kann man Gesprächspartnern in den Sektionen griff „Schneeschuhe“ im militärischen die Bindung in ihrer Länge verstellen, wurden im Vorfeld für Familien beson­ Sprachgebrauch die Skier gemeint. damit sie sämtlichen Schuhgrößen an­ und Stein ders geeignete Wanderungen aus­ Auch während des Zweiten Welt­ gepasst werden kann. Die Befestigung gewählt und die Reihenfolge der vor­ kriegs und der folgenden Jahrzehnte besteht sehr oft aus einem Bügel, in gestellten Touren der jeweils idealen waren Schneeschuhe ein fixer Bestand­ den die Schuhspitze eingefügt wird, Jahreszeit angepasst. teil der Basisausrüstung von Gebirgs­ und einer Befestigung am Knöchel. truppen in ganz Europa. Die untere Fläche des Schneeschuhes Gewinnspiel Hüttenaufenthalt ist mit Metallzacken bestückt, damit Am Ende jeder Sendung stellte der je­ Der Einzug in die Freizeit­gesell­ man auch bei hartem Schnee und im weilige AVS-Funktionär an die Hörer schaft steilen Gelände guten Halt hat. Für eine Quizfrage zu der von ihm vorge­ Die heutige Freizeitgesellschaft den Aufstieg kann man die Steighilfen stellten Wanderung. Den 35 Gewin­ braucht die Schneeschuhe nicht mehr benutzen. nern wurde von der Landesgeschäfts­ für den Überlebenskampf in der Natur. stelle ein Geschenkspaket bestehend Heute nützt man Schneeschuhe für Schritte in die Zukunft setzen aus Buffs im AVS-Edelweiß-Layout, Wanderungen durch die tief verschnei­ Schneeschuhwanderer begeben sich eine AVS-Märchenschatz- und Spiele­ te Winter­landschaft oder stapft damit durch ihre „Spaßmobilität“ in die truhe sowie zwei Jubiläumsschokola­ genussreich auf einfache Gipfel. Wildnis, und bei ihrer Suche nach nicht den zugeschickt. Alle Gewinnerfami­ Bereits im 19. Jahrhundert haben ausgetretenen Routen „zerstören sie, lien nahmen am Ende der Sendereihe die Schneeschuhe in den Wintersport was sie suchen, indem sie es finden“. an der Verlosung eines Hauptpreises – Einzug gehalten. Schneeschuh-Klubs Eine Lösung gegen diese „Zerstö­ ein Aufenthalt auf einer AVS-Schutz­ wurden gegründet, Wettrennen und rung“, wie sie Hans-Magnus-Enzens­ hütte nach Wahl – teil. Soldaten des Ersten Königlich Bayerischen „Schneeschuhbataillons“, eigentlich ein Freizeitcamps organisiert. Im Jahr 1862 berger vor 40 Jahren formuliert hat, ­Skibataillon, (1914 – 1918) wurden Schneeschuhe erstmals in ei­ liegt in der Erkenntnis, dass auch Nachhaltige Aufbereitung der ner Manufaktur industriell hergestellt. „sanfter Wintertourismus“ seine Gren­ Touren­ Erst jetzt erfuhren die Form und das zen hat. Um die Radio-Aktion nachhaltig zu äußere Erscheinungsbild eine deut­ Peter Righi ­gestalten und den Familien die vor­ Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts liche Wandlung. gestellten Touren samt detaillierten verkürzte man die sperrigen Schnee­ Traditionelle Schneeschuhe waren Tourendaten, Wegbeschreibung und schuhe auf weniger als einen Meter aus einem einzigen elastischen Rund­ weiteren Infos und Hinweisen auch Jäger mit Schneeschuhen: Reklamemarke Länge und verringerte dadurch ihr holz oder Holzstreifen gebogen und für ein Sportbekleidungsgeschäft (um 1910) langfristig zur Verfügung stellen zu ­Gewicht. Dank der holzgefertigten an den Enden verbunden. In der Mitte Fotos: Archiv des DAV, München können, wurden die Wandervorschläge Rahmen aus dem harten und belast­ wurden sie durch leichte Querbalken parallel auch im Online-Tourenportal baren Hickory wurden sie bedeutend stabilisiert. Der Innenteil des Rahmens Radio-Sendereihe: 35 Familienwanderungen des Alpenvereins alpenvereinaktiv.com flexibler, einfacher zu tragen und war mit einem Geflecht aus Karibu- mit und aus den AVS-Sektionen aktualisiert bzw. neu erstellt und dort Foto: Matthias Schöffelbauer ästhe­tischer. oder Rindsleder gefüllt. in einer eigenen Tourenliste „150 Jahre Die größte Innovation bei der Pro­ AVS: familienfreundliche Wanderun­ Mit Schneeschuhen an der Front duktion und Funktionalität der Schnee­ In Zusammenarbeit mit der Rund­ dem Rai-Journalist Theo Hendrich gen“ gesammelt. Zudem wurden über Den Sprung über den Atlantik nach schuhe fällt in den Beginn der 1970er-­ funkanstalt Rai Südtirol wurde im gemein­sam mit einem Alpenvereins­ den Zeitraum der Sendereihe die vor­ Europa schafften die Schneeschuhe Jahre. Die neuen Konstruktionen Rahmen des Jubiläumsjahres eine funktionär aus einer Sektion oder Ort­ gestellten Familienwanderungen auch erst im 18. Jahrhundert durch die bestanden aus Aluminium sowie einem Radio-Sendereihe ins Leben ge­ stelle die Hörer acht Monate lang auf der Website und den sozialen ­britischen und französischen Heere, Netz aus Kunststoffseilen und waren rufen, in der von Anfang April bis ­jeden Samstagvormittag begrüßte. ­Medien des Alpenvereins als AVS-Tour welche die Schneeschuhe im Amerika­ nicht selten mit einer beweglichen Bin­ Ende November von den Sektionen Im Rahmen eines lockeren, rund vier­ der Woche beworben, in der Hoffnung, nischen Unabhängigkeitskrieg nutzten. dung und Harscheisen ausgestattet. und Ortsstellen des Alpenvereins minütigen Gespräches stellten diese möglichst viele Familien zum Erwan­ Bereits damals passte man Waffen und Einige Modelle wurden mit einem stra­ insgesamt 35 Familienwanderungen eine familienfreundliche Wanderung dern der ausgewählten Touren inspi­ Uniformen den winterlichen Bedingun­ pazierfähigen Kunststoffüberzug be­ vorgestellt wurden. in ihrem ­Gebiet, aber auch sich selbst rieren zu können. gen an: Um sich im Schnee fortzube­ spannt. In den 1980er-Jahren wurden als Alpenvereinsstelle­ vor. Woche für Ralf Pechlaner wegen, verwendeten die Soldaten die ersten Schneeschuhe aus hochwer­ Sektionen und Familien im ­Woche konnten Hörer im Rahmen die­ Holzskier oder eben Schneeschuhe. tigem Kunststoff hergestellt, der auch ­Mittelpunkt ser besonderen, dem Alpenverein ge­ Hier gehts zur Liste der 140 Jahre später kämpften Soldaten bei extremer Kälte belastbar war und „Über Stock und Stein. Die Familien­ widmeten Sendereihe Familien eine Familienwanderungen auf im Gebirge auf den Gletschern und bruchfest blieb. wanderung auf Rai Südtirol. Gemein­ Vielzahl an lohnenden Wandertipps Alpenvereinaktiv: schneebedeckten Bergen im Ortler­ Heute ist die Angebotspalette breit. sam mit dem Alpenverein von Sektion aus allen Landesteilen erfahren und massiv, an der Zufallspitze, dem Der Markt bietet technisch hochwerti­ zu Sektion“ – so lautete das Intro, mit zusätzlich interessante Einblicke in das

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spricht aber im Grunde genau diesel­ und vor allen Dingen die Funktionäre be Problematik an. vor Ort bei solchen Aktionen persön­ Gedanken zum Jahreswechsel Wir haben das Privileg, in einer der lich angefeindet und es werden mitun­ schönsten Regionen der Welt – „wo ter auch Drohungen und persönliche von AVS-Präsident Georg Simeoni andere Urlaub machen“ – zu leben, Nachteile angedroht. Geld regiert die und wir haben die moralische Pflicht, Welt, und wenn das nicht mehr funkti­ sie zu bewahren und zu schützen, da­ oniert, dann wird gedroht – wie er­ mit auch die zukünftigen Generationen bärmlich ist doch diese Geisteshal­ in unseren Bergen dieselben Glücks­ tung! Wir im Alpenverein sind aber gefühle erleben können. Aber nicht unserem Grundsatzprogramm ver­ nur das, auch der Tourismus und somit pflichtet, sind davon überzeugt und die gesamte Wirtschaft muss sich die­ werden uns dafür einsetzen. sem Gedanken verpflichtet fühlen, Dazu müssen wir mit gutem Beispiel denn bei einem „Weiter so“ sind wir vorangehen und uns auch bei unseren auf dem besten Weg, uns den Ast ab­ Aktivitäten, sei es privat, aber beson­ zusägen, auf dem wir bequem sitzen. ders als Verein, in bestimmten Dingen Die intakte Natur ist der größte Wert einschränken. Sprich bei Vereinstouren für uns alle, für den Tourismus und für auf Flugreisen verzichten, die Aktion die Wirtschaft! Gerade deshalb hat sich in erster ­Linie der Alpenverein gegen die künst­ liche Inszenierung der Landschaft durch den famosen Glasturm am Ro­ sengarten eingesetzt und wird auch weiterhin ­dagegen kämpfen, um sol­ chen Unfug in den Bergen zu verhin­ dern! Aus diesen Überlegungen ist mei­ nes Erachtens der Natur- und Umwelt­ schutz dringender denn je und wir ­haben die Pflicht, diesen Gedanken weiterzupflegen und weiterzugeben. Der Alpenverein ist der richtige Ort, wo die Jugend für diese Idee gewon­ nen werden kann, nicht die Straße bzw. der Schulstreik. Das Erleben der Natur Foto: IDM Südtirol – Manuel Kottensteger ist der beste Lehrmeister! „Wandern ohne Auto“ wieder neu be­ leben und darauf hinarbeiten, dass die it einer schönen und erfolg­ wanderungen in den Sektionen run­ leitung sind ihren ganz normalen Ausbildungsmodellen für die alpi­ Dem Grundsatzprogramm Verbindungen mit den öffentlichen reichen Festveranstaltung deten das Jubiläumsjahr ab. Mit einer Tätig­keiten nachgegangen und haben nen Führungskräfte ausgearbeitet, verpflichtet­ Verkehrsmitteln immer besser ausge­ M­haben wir im Juni in Toblach eigenen Feier hat die Sektion Bozen so wieder zu einem großartigen Berg­ die bei der nächsten Hauptversamm­ Eine Umfrage des Referates für Natur baut werden. Auch unser eigenes, täg­ unser 150-Jahr-Jubiläum begangen. ihrer 150-jährigen Geschichte gedacht. steigerjahr beigetragen. Die vielen lung im Frühjahr 2020 vorgestellt, & Umwelt bei den Funktionären der liches Verhalten müssen wir überden­ Viele Freunde, Kollegen und Ehren­ An dieser Stelle darf ich mich bei allen, hundert Touren – schwierige und leich­ ­diskutiert und verabschiedet werden Sektionen und Ortsstellen hat Erstaun­ ken: Ich bin mir bewusst, dass man da gäste aus nah und fern, aus dem die zum Gelingen unseres Jubiläums­ tere – haben über 50.000 Mitglieder sollen. liches ergeben: Skigebietserweiterun­ auf einige liebgewonnene Verhaltens­ In- und Ausland haben an der Veran­ jahres beigetragen haben – Ehren­ in die Berge gebracht. Unsere Berg­ gen und Neuerschließungen, neue weisen verzichten muss, und wer ver­ staltung teilgenommen und zum guten amtliche der Sektionen und Ortsstel­ fahrten sind zum größten Teil ohne #unserealpen: Die Natur als touristische Infrastrukturen, der Bau zichtet schon gerne? Aber wenn wir Gelingen unseres Jubiläums beige­ len, Mitglieder der Landes­leitung gröbere Unfälle und Verletzungen Lehrmeister­ von neuen Almerschließungstraßen den berühmten Ast nicht absägen wol­ tragen. und der Referate und unsere haupt­ durchgeführt worden. Dies verdanken Mit der 2018 gestarteten Kampagne und der Verkehr auf den Passstraßen len, so ist es für uns alle, für einen je­ Mit zwei Büchern, einem flotten amtliche Mitarbeiter –, ganz herzlich wir der guten Ausbildung und dem #unserealpen haben der Deutsche, der sind die von den Mitgliedern am häu­ den höchst an der Zeit, in diese Rich­ Marsch und ganz besonders mit der bedanken. enormen Verantwortungsbewusstsein Österreichische und der Alpenverein figsten genannten Themen, bei denen tung zu handeln. Gründung des „Seilschaftsfonds“ unserer Funktionäre und Führungs­ Südtirol eine Umdenkphase in Sachen sich der Alpenverein einbringen soll Abschließend wünsche ich allen ­haben wir Meilensteine gesetzt, die Ausbildung als Basis für sichere kräfte. Allen einen herzlichen Dank! Natur- und Umweltschutz ins Leben und muss. Aber nicht nur das, mit gro­ Mitgliedern und ihren Familien, den noch lange nachwirken werden. Bergfahrten Damit dies so bleibt und noch ver­ gerufen, die sich ohne Weiteres mit ßer Mehrheit wurde begrüßt, dass der Funktionären und Mitarbeitern ein ­Veranstaltungen der Jugend, der Im Laufe dieses Jahres wurde aber bessert werden kann, hat die Arbeits­ der „Fridays for Future“-Bewegung Alpenverein auch gerichtlich gegen ­gesegnetes Weihnachtsfest und ein Sportkletterer, des Natur- und Umwelt­ nicht nur gefeiert. Alle Sektionen, gruppe Ausbildung in der Landes­ gleichsetzen lässt. Die Kampagne ist Projekte mit erheblichen Umweltaus­ gesundes und glückliches Jahr 2020. schutzreferates und viele Jubiläums­ Ortsstellen, Referate und die Landes­ leitung Vorschläge zu zukünftigen zwar auf unsere Alpen beschränkt, wirkungen vorgeht. Leider werden wir Georg Simeoni

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auch den Jubiläumsmarsch von Robert Jung und Alt ist die eigentliche Da­ danke mich an dieser Stelle bei allen Schwärzer „Hoch hinaus“ zur Auffüh­ seinsberechtigung unserer Sektion. Mitarbeitern, Mitwirkenden und Ein Grund zum Feiern rung, der von Ingrid Beikircher, der Unsere Aufgabe ist es aber auch, uns ­Gönnern, welche durch ihre tatkräftige AVS-Vize-Präsidentin, zum 150-Jahr-­ als Anwalt von Natur und Umwelt ein­ Mitarbeit und Hilfe die Feierlichkeiten 150 Jahre Alpenvereinssektion Bozen Jubiläum des Gesamtvereins in Auf­ zusetzen. Es ist notwendig, dass wir zu unserem 150-Jahr-Jubiläum ermög­ trag gegeben worden war. Während uns gemeinsam der Gier und Maßlo­ licht haben. des im Anschluss abgehaltenen gemüt­ sigkeit in der Gesellschaft entgegen­ Eduard Gruber, Erster Vorsitzender Sektion Bozen Am 21. September 2019 fand im geschichts­trächtigen und weit über lichen Zusammenseins im Foyer des stellen und unsere Stimme erheben, Waltherhaus in Bozen der Festakt Bozen hinaus gesellschaftlich wichti­ Walterhauses konnten dann die vielen um die Ursprünglichkeit und Schönheit der 150-Jahr-Feier der Alpenver­ gen Vereins gebührend zu feiern. Von Festgäste bei einem guten Tropfen unserer Bergwelt zu bewahren, so wie einssektion Bozen – gegründet am den vielen Ideen, die in der Arbeits­ Jubiläums­wein und geschmackvoll unsere Gründungsväter es gefordert 3. November 1869 – statt. Die Feier gruppe geboren und besprochen wur­ zuberei­teten Häppchen auf die gelun­ und als Auftrag in die Satzungen ge­ war der Höhepunkt einer Reihe den, entschied man sich für eine Fest­ gene Feier anstoßen und Gedanken schrieben haben. Der Schutz unserer von Veranstaltungen und stand feier, die Herausgabe eines Buches­ austauschen. geliebten Bergwelt soll sich in unseren am Abschluss einer langen Vor­ über die Sektionsgeschichte, für eine Gedanken und unserem Handeln bereitungszeit. Bilderausstellung mit dem Thema Wo stehen wir heute? wider­spiegeln. Unser Ziel muss es sein, Rosen­garten und für eine gemeinsa­ Heute hat die Sektion Bozen fast 9.000 die einzigartige Bergwelt für kommen­ och der Reihe nach. men Wanderung von Alt und Jung, Mitglieder und wir markieren, beschil­ de Generationen zu erhalten. Wer kennt sie nicht, die bei der auch das leibliche Wohl nicht dern und pflegen weit mehr als 130 Kilo­ 150 Jahre Alpenverein bedeuten: DJubiläums­feiern zur 30-, 40- zu kurz kommen sollte. meter Wanderwege rund um Bozen, 150 Jahre Bergleidenschaft, 150 Jahre und 50-jährigen Vereinsgründung? veranstalten jährlich über 100 Fahrten Hütten- und Wegebau und vor allem 150 Jahre Alpen­ Es gibt deren zuhauf, und teils wir­ Festakt, Festreden, Festschrift aller Schwierigkeitsgrade in die Berge 150 Jahre ehrenamtliches Engage­ verein Sektion Bozen ken sie schon inflationär. Da ist der Abschluss und Krönung des Jubi­ unseres Landes und weit darüber hin­ ment. Die Sektion Bozen ist aus vieler­ Der Erste Vorsitzende der Sektion Bozen 1869 bis 2019 150. Jahrestag der Vereins­gründung läums­jahrs war der Festakt im überaus Eduard Gruber überreicht Luis Vonmetz die aus. Das Tourenprogramm stellt seit lei Gründen erfolgreich geworden, doch etwas anders. Möchte man mei­ schön geschmückten Walterhaus in Ehrenmitgliedschaft der Sektion Bozen in jeher die eigentliche Hauptaufgabe an oberster Stelle stehen jedoch der Autor: Luis Vonmetz Form einer Urkunde. Luis spielte auch bei Edition Raetia nen. Aber ich musste fest­stellen, dass Bozen. In meiner Person als Erster den Jubiläumsfeierlichkeiten eine tragende des Vereins dar. Die Organisation der große Einsatz, den viele Mitglieder für

dem doch nicht so war. Es bedurfte Vorsitzen­der erinnerte ich an die wech­ Rolle, und zwar als Autor der Jubiläumspu- Fahrten in die Berge, aber auch die die Vereinsziele oft viele Jahre lang BUCHTIPP! ISBN 978-88-99834-13-5 ­einiger Diskussionen und einiger Über­ selvolle Geschichte der AV-Sektion blikation Abhaltung von Sportkletterkursen für aufbrachten und aufbringen. Ich be­ zeugungskraft bis zur Entscheidung, ­Bozen, die vor allem in den Zwischen­ Fotos: Luca De Giorgi das Jubiläum gebührend zu feiern. Die kriegsjahren durch die faschistischen Die musika­lische Umrahmung der Feier Entscheidung fiel schluss­endlich im Machthaber arge Not litt. Heute je­ ­gestaltete die Jugendkapelle von Gries ­unter der Leitung von Arno Rottensteiner Sommer 2017. Wohlgemerkt zwei Jah­ doch blicken wir mit Stolz und Freude Slowenischer Alpenverein gratuliert AVS re vor dem eigentlichen Jubiläum im auf die 150 Jahre zurück. Der Präsident Herbst 2019. Wir haben eine eigene des Alpen­vereins Südtirol Georg Der slowenische Alpenverein PZS ­Simeoni ein Ölgemälde des slo­we­ni­ reicht. Der Kletterberg in den Juli­ Arbeitsgruppe gebildet: ein Treffen ­Simeoni, Landeshauptmann Arno (Planinska zveza Slovenije) ist der schen Künstlers Danilo Cedilnik schen Alpen ist Teil des Vereinslogos pro Monat, zwei Jahre lang, um Aktio­ Kompatscher und der Vizebürgermeis­ Historiker Hans Heiss, der den langen ­größte alpine Verein Sloweniens und vom 2.645 Meter hohen Jalovec über­ des PZS. nen zu überlegen, Pläne zu schmieden, ter der Gemeinde Bozen Luis Walcher Werdegang der Sektion beleuchtete mit seinen über 125 Jahren Vereins­ Ideen in die Tat umsetzen, um die überbrachten die Grußworte an die Ver­ und ­neben dem faschistischen Unrecht geschichte, 178 Hütten und rund 150 Jahre eines, wie wir meinen, sammlung. Den Festvortrag hielt der der Hüttenenteignung des Schlern- 60.000 Mitgliedern ein fixe Größe im und Sellajochhauses darauf verwies, Kreis der alpinen Vereine Europas. dass der Verein trotz seiner 150 Jahre Auch der Alpenverein Südtirol pflegt „frisch und munter“ seine Herausfor­ vor allem über den Club Arc Alpin gute derungen bewältige. Beziehungen zum PZS. Mit den Ein­ Im Anschluss daran stellte der Autor tritten von Jezersko (2018) und Lucˇe Luis Vonmetz das eigens für das Jubi­ (2019) in die Gemeinschaft der Berg­ läum geschaffene Buch „150 Jahre steigerdörfer ist die Partnerschaft um Alpenverein­ Sektion Bozen“ vor. Einen eine Facette reicher. Anlässlich der weiteren Höhepunkt der Feier war die Beitrittsfeier von Lucˇe im September Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an 2019 hat der PZS dem Alpenverein Luis Vonmetz; die Laudatio hielt sein Südtirol zu seinem 150-jährigen Beste­ langjähriger Freund und Altobmann hen gratuliert und Präsident ­Georg der Sektion Richard Gabloner. Die musika­lische Umrahmung der Feier Der Präsident des PZS Jože Rovan (r.) und gestaltete die Jugendkapelle von Gries Vizepräsident Miro Eržen (l.) überreichen im Namen des PZS das Jalovec-Gemälde des unter der Leitung von Arno Rottensteiner. slowenischen Künstlers Danilo Cedilnik an Unter anderem brachte die Kapelle AVS-Präsident Georg Simeoni

32 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 33 AVS aktuell 150-Jahr-Feier Jugend & Familie

Rund 600 kleine und große Besucher feierten am 14. September im Kletter­ gartenbereich der Franzensfeste ge­ meinsam mit dem AVS Referat Jugend & Familie 150 Jahre Alpenverein in Südtirol. Dabei konnten sie an den spannenden Workshop-Stationen ­Klettern im Klettergarten, am Übungs­ klettersteig, Survival, Outdoor-Notfall, Mountainbike, Slackline, Berg- und Action­fotografie, Kneippen und Kräuter­kunde sowie beim Jodeln aller­ hand Neues ausprobieren. Ein Rück­ blick in Bildern auf dieses große ­Kinder-, ­Jugend- und Familienfest des Alpenvereins. Ralf Pechlaner

Fotos: Miriam Federspiel, Othmar Mayrl, Ralf Pechlaner

34 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 35 AVS aktuell Neue Pächter Zum 90. Geburtstag von Luis Unterkircher Der aus Weitental in Pfunders stam­ Einschätzung der alpinen Gefahren Die Meraner Hütte startet unter neuer Führung in die Wintersaison menden Luis Unterkircher war viele vermittelt sowie durch eigenes Vorbild Jahre als Tischler in einem Bozner auch den Gruppenschwächsten zum Möbel­haus beschäftigt. Schon seit Bergerlebnis verholfen. Die beliebte Alpen­ Wir wünschen den neuen Hütten­ ­seiner Jugend galt seine große Liebe Durch seinen Verzicht auf jegliches vereinshütte auf Meran wirten und der Sektion Meran viel den Bergen, zunächst seines Heimat­ Honorar konnte der Alpenverein seine 2000 wurde seit sieben ­Erfolg und eine gute Zusammen­arbeit. tales und anschließend in ganz Süd­ Skitourenwochen auch minderbemit­ Jahren von Herta und Martin Niedrist tirol und darüber hinaus. Seine beson­ telten Jugendlichen anbieten und von Klaus Unterthurner dere Vorliebe aber galt den Skitouren den Teilnehmern an den sonntäg­lichen aus Schenna vorbildlich und dem Winterbergsteigen. Skitouren nahm er höchsten das Danke bewirtschaftet. Nun ver­ Seine große Begeisterung für die entgegen. abschieden sich die bei­ Bergwelt, die ihn für seine Tausende Sein Verantwortungsbewusstsein den in den wohlverdien­ Skitouren motivierte, war nie geprägt und seine Uneigennützigkeit, mit ten Ruhestand. von persönlichem Ehrgeiz oder von ­denen er seine Liebe zur Bergwelt Die neue Pächterin Rekordsucht, sondern viel mehr von an so zahlreiche Menschen und vor ist Elena Iacono aus äußerster persönlicher Bescheidenheit ­allem an Jugendliche weitergegeben ­Kuens, sie wird gemein­ und tief empfundener Liebe zur Natur hat, verdienen eine hohe Wert­ sam mit ihrem­ Mann und zur Bergwelt. schätzung. Mirco De Nardin sowie Aus dieser Haltung heraus ist es Alles Gute zum 90. Geburtstag vom Bruder Roberto und ihm gelungen, Generationen von Ski­ Alpenverein Südtirol! Die neuen Pächter Schwägerin Erika die tourengehern in Südtirol heranzu­ Luis Vonmetz der Meraner Hütte Führung der Meraner bilden und für die winterliche Bergwelt Foto: Privat Hütte übernehmen. zu begeistern. Jahrzehntelang hat der legendäre Luis Jugendliche für das Luis Unterkircher bei seiner liebsten Skitourengehen begeistert und ihnen ­Beschäftigung, auf Skitour dabei Respekt vor der Natur und die Foto: Privat Hannsjörg in seinem Alpinmuseum am Ritten Neuer Mitarbeiter in der Foto: Peter Righi Landesgeschäftsstelle­ Assistent der Geschäftsführung und ­ Das Alpinmuseum Naturschutz-Urgestein Peter Haßlacher verstorben Sachbearbeiter Versicherungen am Ritten Peter Haßlacher bei der Beitrittsfeier des 33 Jahre lang war der Osttiroler Peter den Vorhaben wie den Windpark am ersten Südtiroler Bergsteigerdorfs Matsch Haßlacher Leiter der Abteilung Raum­ Sattelberg oder die geplanten skitech­ Ich heiße Manuel Maringgele und schule in Schlanders habe ich in ist Geschichte Foto: Privat planung und Naturschutz des Öster­ nischen Zusammenschlüsse. stamme aus dem Vinschgau. Nach Innsbruck­ Geschichtswissenschaften reichischen Alpenvereins. Er war 2017 feierte er persönlich mit dem meiner Matura an der Handelsober­ studiert und das Masterstudium in den Nagelschuhe, lange Pickel, Hanfseile ­maßgeblich an der Gründung des AVS den Eintritt von Matsch ins inter­ vergangenen Monaten abgeschlossen. und eine Unzahl alpiner Kuriositäten National­parks Hohe Tauern und dem nationale Netzwerk der Bergsteiger­ Während meiner Studienzeit war ich und Erinnerungsstücke: Die private Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler dörfer. Die Idee zu dieser Initiative Mitglied beim ÖAV und konnte meine Sammlung von Hannsjörg Hager, lei­ ­Alpen beteiligt. Als besonders span­ stammt von ihm. Damit wollte er zur Leidenschaft für die Berge in der denschaftlicher Bergsteiger und Alpin­ nend empfand Haßlacher in seiner Zeit Regionalentwicklung peripherer ­„Alpenhauptstadt“ voll ausleben – sei autor und über 30 Jahre lang Leiter der beim ÖAV die Aushandlung der Pro­ ­Gebiete beitragen, ohne Landschafts­ es durch Wanderungen in der Nord­ „Alpinen Auskunft“, wurde Ende Sep­ tokolle der Alpenkonvention. Für den zerstörung durch große Infrastruktur­ tiroler Bergwelt als auch in wissen­ tember aufgelöst. Damit dieses kleine Schutz und die nachhaltige Entwicklung projekte, aber mit einem umweltver­ schaftlicher Hinsicht, wenn es bei­ Stück Südtiroler Alpingeschichte auch der Alpen hat sich Peter Haßlacher zeit träglichen Alpintourismus. spielsweise darum ging, Bergthemen der Nachwelt erhalten bleibt, hat seines Lebens unermüdlich engagiert. Peter Haßlacher übte ehrenamtlich im Rahmen von Seminaren und Exkur­ Hannsjörg die Sammlung dem AVS Er kämpfte am Berg gegen den Bau verschiedene Funktionen im Umwelt­ sionen einem Fachpublikum näher­ und Teile davon der Bergsteigerlegen­ von Skigebieten und Wasserkraft­werken bereich aus und war bis zuletzt Präsi­ zubringen. Seit September bin ich nun de Reinhold Messner geschenkt. Der und im Tal gegen Transitbelastung und dent von CIPRA Österreich. in der Landesgeschäftsstelle als Assis­ gesamte dem AVS übergebene Be­ alpenquerende Alemagna-­Autobahn. Im Oktober ist er 70-jährig in Inns­ tent der Geschäftsführung und als stand wird in den nächsten Jahren ge­ Peter Haßlacher unterstützte den bruck verstorben. Sachbearbeiter für das Versicherungs­ sichtet und inventarisiert. AVS beim Widerstand gegen die gren­ Anna Pichler wesen zuständig. Peter Righi züberschreitenden umweltzerstören­

36 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 37 AVS aktuell

Die Gruppensieger beim Trofeo Coni Foto: Peter Burgmann

(AVS Bruneck) in der Jugend B den 14. Rang. Beim Arge-Alp-Bewerb in Cavareno holte die starke Mannschaft aus Süd­ Winter­ tirol mit dem Sieg des Grödners ­Maximilian Hofer und gleich sechs vierten Plätzen den tollen dritten klettern Gesamt­rang in der Mannschaftswer­ tung hinter Tirol und Bayern. Der Einsatz der Athleten, insbeson­ am Sellajoch­ dere das wöchentliche Training der Landeskaderathleten, trägt seine Früchte, ebenso der Einsatz der Trai­ Der Klettergarten ner und Familien. Das Niveau ist all­ Pian Schiavaneis Der sonnenexponierte Klettergarten gemein sehr angestiegen, und um lädt auch im Winter zum Klettern ein, Schritt zu halten, sind alle gefordert. der Zustieg erfolgt mit Skiern Fotos: Luca Giupponi Fit für die Wettkletter­ Der Juniorcup Die mittlerweile bereits begonnene Juniorcupsaison ist für viele Jung­ saison athleten der erste Schritt in die Wett­ Lage die südliche und geschützte Aus­ bewerbsaktivität. Hier finden die richtung der Wand, die das Klettern Die Erfolge des Landeskaders und der laufende Kleinsten, zuerst im Teambewerb, fast trotz der Höhenlage von 1.900 Metern Juniorcup spielerisch zur ersten Wettbewerbs­ an schönen Wintertagen perfekt erfahrung. Erstmals findet in diesem macht. So kann es schon mal passie­ Jahr auch wieder der Wettbewerb für „Pian Schiavaneis“ ist die Groß­ Grödner Klettergilde aufgerüstet und ren, dass Skifahrer aus dem Val Lasties Der Juniorcup-Kalender für ten die Südtiroler den Mannschafts­ die Erwachsenen­kategorie statt. Ziel fläche am Fuße des Val Lasties und die Schwierigkeit der Routen nach auf Kletterer in ärmellosen T-Shirts 2019/2020 steht. Die AVS-Kletter­ sieg souverän nach Hause, nachdem ist es, Kletter­interessierte im Wett­ liegt zwischen der imposanten oben geschraubt. So wurde der treffen, oder dass Kletterer den athleten haben fleißig in ihren sie einige Einzelmedaillen gewonnen bewerb zu ver­einen. Westwand des Pordoi und der Kletter­garten zu einem Anziehungs­ ­Zustieg zur Wand mit der Skitouren­ ­Vereinen für die neue Saison trai­ hatten.­ Ulla Walder ­Südwand des Ciavazes. In Kletter­ punkt für Spitzenkletterer aus Südtirol ausrüstung bewältigen, um dann niert und bereits im Herbst einige Bei den Jugendeuropameister­ kreisen bezieht sich der Begriff auf und dem Trentino. Aber auch aus ganz „oben ohne“ zu klettern. Im Sommer Wettbewerbe absolviert, bei denen schaften im Oktober erreichten die den Klettergarten, der bereits in Europa, denn Klettergärten mit einer ist es im Klettergarten Pian Schiavazes die gute Vorbereitung im Sommer Klettertalente Elisabeth Lardschneider Der Landeskader wird unterstützt von den 1980er-Jahren errichtet wurde so hohen Konzentration an schwieri­ oft zu heiß, so dass nur im Schatten ersten Früchte trug – sei es auf (AVS Meran) in der Kategorie Ju­ und in den 1990ern seinen Höhe­ gen Routen waren vor 30 Jahren eine geklettert werden kann. natio­naler als auch auf interna­ gend A den ausgezeichneten zehnten punkt erlebte. Rarität. ­Aufgrund der kompakten Fels­ Es gibt einige leichtere Sektoren in tionaler Ebene. Rang und Evi Niederwolfsgruber qualität wurden­ die Griffe zum Teil ge­ der Nähe, aber der lohnendste und einer Lage ist es zu verdanken, schlagen, was den einzigen Nachteil schönste ist der Hauptsektor, wo die Die Ergebnisse Juniorcup – Die Termine dass der große Felsblock in des Gebietes ausmacht. Denn seine Routen ab dem 8. Schwierigkeitsgrad Im September platzierte sich Johannes ­bestem Dolomitgestein bereits Lage ist beeindruckend,­ der Zustieg starten. Datum Ort Disziplin Kategorie S Egger (AVS Bruneck) als bester Süd­ in sehr frühen Jahren von Alpinisten kurz und idyllisch, und obwohl nur Parkplätze gibt es entlang der Pass­ 30.11.2019 St. Ulrich Boulder U18, U20, Erwachsene tiroler bei den Jugendeuropameister­ und großen Dolomitenkletterern zu zehn Minuten von der Passtrasse ent­ straße (Achtung, auch in den Dolomi­ 07.–08.12.2019 Smarano Boulder U10 Team, U12, U14, U16 schaften im Bouldern auf dem aus­ Trainingszwecken genutzt wurde. fernt, ist der ­gefürchtete Motorlärm ten ist man gegen Autoeinbrüche lei­ gezeichneten achten Gesamtrang. 18.01.2020 Bruneck Boulder (Bouldernight) U18, U20,Erwachsene Man findet auch heute noch zum Teil der Straße nicht hörbar. der nicht gefeit) und am Platz des Die Teilnahme am nationalen Jugend­ 25.–26.01.2020 Tramin Boulder U10 Team, U12, U14, U16 Spuren dieser Pionierzeit des Sport­ Restaurants „Pian Schiavaneis“. 14.03.2020 Bozen Lead U14, U16, U18, U20 bewerb „Trofeo CONI“ im fernen kletterns in Form von geschlagenen Klettern im Winter Ulla Walder ­Crotone war für die Südtiroler Sport­ 15.03.2020 Meran Lead U10 Team, U12 Nägeln in Rissen und Verschneidungen. Am Wandfuß lebt eine Kolonie von 04.–05.04.2020 Arco Speed U12, U14, U16, U18, U20 kletterdelegation ein voller Erfolg Murmeltieren, die weit über Kletter­ Unsere Leser können die Topos mit 18.–19.04.2020 Bruneck Lead U10, U12, U14, U16, U18, U20 und mit den Athleten Oliver Root Anziehungspunkt für Spitzen­ kreise hinaus bekannt ist. Die Fütte­ dem Code „COGOI“ für ein Jahr gratis (AVS ­Brixen), Maximilian Hofer (AVS 09.–10.05.2020 Brixen Boulder U10, U12, U14, U16, U18, U20, kletterer rung mit Brot und Süßigkeiten ist zu über die Vertical-Life-App herunter­ Erwachsene Gröden), Vanessa Kofler und Daniela In den 1990er-Jahren wurde das unterlassen! Eine weitere Besonder­ laden. Burgmann (beide AVS Passeier) hol­ 16.–17.05.2020 Mezzolombardo Speed U10, U12, U14, U16, U18, U20 ­Gebiet vor allem von der Fassaner und heit ist neben der familienfreundlichen

38 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 39 AVS aktuell Jugendeuropameisterschaften in Brixen 6 Ein Rückblick in Bildern

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Fotos: Jan Schenk und Newspower

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1 Die Jugendeuropameisterschaften im von Russland bis Spanien waren 30 Nationen 4 Leuchtende Augen, Überraschung und 6 Der Olanger Johannes Egger zeigte, dass 7 Bei den Teams glänzten die Mannschaften 8 „Vielen Dank für die Blumen …“ meinten ­Bouldern waren ein Großereignis, das dank vertreten und zeigten sich von Brixen, der ­Freude waren bei den Jugendlichen in den er auch international mithalten kann. Er hatte aus Frankreich mit drei Goldmedaillen, Öster- auch unsere Organisatoren Alexandra viel Teamgeist und ehrenamtlichem Einsatz Kletterhalle Vertikale und der Organisation ­Zuschauerreihen zu sehen, auch bei den sich im großen Teilnehmerfeld für das Halb­ reich mit zwei und Großbritannien mit einer ­Ladurner und Peter Unterkofler, die als ein­ ein ­Erfolg wurde. Sieger waren auf alle Fälle begeistert ­traditionellen Einlagen wie den Garnern finale qualifiziert und wurde am Ende als aus- Goldmedaille. Italien holte zweimal Silber und gespieltes Team den Überblick und die gute die jungen Kletterer aus ganz Europa und Schuhplattlern, den Goaßlschnöllern am Dach gezeichneter Achter bester Südtiroler. Unser einmal Bronze. Medaillen gewannen auch Laune nie verloren mit ­ihnen der Alpenverein, der die Sport­ 3 296 Athleten aus 30 europäischen Nationen der Vertikale oder bei der Ziehorgelmusik Topfavorit bei den Junioren, Filip Schenk, ­Athleten aus den Kletternationen Deutsch- kletterbewegung seit jeher unterstützt auf einen Blick. Sportklettern ist Brei- war leider nicht am Start, da er sich bei den land, Spanien und Russland, aber auch aus 9 Die tolle Stimmung im Finale bringt’s auf tensport – und die Zahl der Spitzensportler 5 Die Jugendeuropameisterschaften in der Jugendweltmeisterschaften im August ver- „kleineren“ Länder wie Slowenien, Ungarn, den Punkt: Die neue Boulderanlage hat 2 Die Vielzahl der teilnehmenden Nationen steigt entsprechend. Der Erfolg des Kletter- neuen Boulderanlage der Kletterhalle Vertika- letzt hatte Tschechien, Slowakei und Israel sich bewährt und alle Teilnehmer freuen sich war beim feierlichen Einzug durch die Brixner sports ist das Ergebnis des jahrelangen le ­Brixen standen ganz im Zeichen von Team- schon auf den nächsten Wettbewerb Innenstadt sichtbar. Von Norwegen bis Israel, ­Einsatzes der alpinen Vereine geist und jungen, motivierten Mitarbeitern Ulla Walder

40 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 41 AVS aktuell

„Verbote alleine bringen nichts, den ­Jugendlichen Foto: Stephanie Marcher kann man am besten im freien ­Gelände Gefahren­ stellen zeigen. Und nur wer Gefahren erkennt, kann auch auf sie reagieren.“

Christian Sordo (Bergführer bei den AVS-Freeridedays)

Entscheidungs­findung, gruppen­ Austragungsorte auf Skigebiete in dynamische Prozesse, das Thema Ver­ ­allen Landesteilen soll möglichst vielen antwortung und allen voran die Jugendlichen die Teilnahme an den ­Einübung des effizienten Einsatzes Kursen erleichtern. Zusätzlich zu den der Lawinennotfallausrüstung vom Kursen hängen die Plakate mit dem LVS-Check bis hin zum Ablauf der bereits oben genannten aussagekräf­ arbeit würde dazu beitragen, noch Bergung­ Verschütteter. tigen Motto landesweit in Jugend-­ mehr Jugendliche vor Ort zu erreichen Die Open Freeridedays der Alpen­ Zentren, Kletterhallen und diversen und ihnen eigenverantwortliches vereinsjugend sind landesweit das ein­ ­anderen Einrichtungen, die von Ju­ ­Handel vermitteln zu können. zige praxisbezogene Präventionspro­ gendlichen stark frequentiert werden, Ralf Pechlaner jekt dieser Art. Umso wichtiger ist es um für das Thema zu sensibilisieren. dem Alpenverein, den Zugang zu die­ Neben der finanziellen Förderung AVS Open Freeridedays sem Ausbildungsangebot möglichst durch das Landesamt für Jugendarbeit „Das Freeriden abseits der vielen Jugendlichen zu garantieren. unterstützen derzeit die Sponsorpart­ präparierten Skipisten bringt Begleitung und Ausbildung anstatt Verbote Die Kurse sind daher nicht nur für Al­ ner Sportland, Tecnomag, Mountain­ Foto: Toni Obojes penvereinsmitglieder, sondern für alle spirit und Panorama Diffusion das oft enorme Risiken mit sich. interessierten Jugendlichen offen. Die ­Projekt. Zusätzlich darf die Alpen­ Umso wichtiger ist die rich­ Jährlich ereignen sich in Südtirol Ausbildungs­angebot des Alpenvereins fünf Freeridedays in fünf unterschiedli­ vereins­jugend seit Jahren auf die tige Ausbildung. Zusammen­ Lawinenunglücke mit tödlichem in Anspruch genommen. Es setzt ganz chen Skigebieten bieten jährlich Platz Zusammen­ ­arbeit mit den Partnerski­ Ausgang, oft in Skigebieten. Unter klar auf Aufklärung, Sensibilisierung für insgesamt 120 Kursteilnehmer. Der gebieten Ladurns, Schnals und mit dem AVS legen­ wir als den Opfern sind auch Jugendliche, und praktische Auseinandersetzung Schlüssel von acht Jugendlichen pro Reinswald zählen, die mit Weitsicht die Skigebietsbetreiber­ ent­ die Gefahren beim Abfahren außer­ anstelle von Verboten. Jugendlichen Bergführer garantiert eine hohe Quali­ Wichtigkeit dieser Präventionsarbeit halb der gesicherten Pisten nicht die Gefahren beim Abfahren im freien tät in der Interaktion zwischen Kurslei­ für ihre (!) Jugendlichen vor Ort er­ sprechendes Gewicht auf kennen, falsch einschätzen oder Gelände vor Augen zu führen und be­ ter und Teilnehmer. Der Kursbeitrag kannt haben. Sie unterstützen die die richtige und vor allem ungenügend ausgerüstet sind. wusst zu machen, funktioniert nämlich von nur 15 Euro ist mehr symbolisch, Freeridedays durch ermäßigte und präventive Schulung von Mit dem Freeride-Projekt leistet am effizientesten, wenn man sie direkt Alpenvereinsjugendgruppen können teils kostenlose Tagesskipässe für Teil­ die Alpen­vereinsjugend unter dem dorthin begleitet. das Präventionsangebot sogar kosten­ nehmer bzw. kursleitende Bergführer ­jungen Menschen.“ Motto „Freeriden birgt Risiken – Genau dies geschieht bei den Free­ los nutzen. Die Teilnehmer bezahlen oder durch die Mit-Bewerbung der Ini­ (Bergbahnen Ladurns) Du trägst Verantwortung – Lass ride-Kursen; Südtiroler Bergführer nur die Tagesskipässe und ihre Ver­ tiative auf ihren Online-Medien. Einige dich ausbilden“ seit 2002 wichtige themati­sieren mit jungen Varianten­ pflegung selbst. Die Verteilung der für junge Varian­tenfahrer interessante Präventionsarbeit. fahrern im Alter von 13 bis 25 Jahren Skigebiete distanzieren sich hingegen AVS OPEN FREERIDEDAYS dort grundlegendes Know-how: richti­ bewusst von derartigen Präventions­ 2020 llein in den vergangenen zehn ge Inter­pretation des Lawinen­reports, projekten, da sie im Widerspruch mit Jahren haben 650 junge Erkennung und Einschätzung von „Die uns entgegen­ der geltenden Skipistenordnung ste­ Sonntag, 12. Jänner 2020 Freeskier und Snowboarder das ­Gefahren, Strategien richtiger gebrachte Wertschätzung­ hen. Dadurch sichern sie sich zwar A Skigebiet Schnals rechtlich ab, ignorieren aber leider, und ­Anerkennung Sonntag, 19. Jänner 2020 was trotzdem in allen Skigebieten Fakt Skigebiet Reinswald ­bestätigen das Bedürfnis ist: Verführerischer Tiefschnee lockt „Jugendliche suchen Grenzen, brauchen und suchen Sonntag, 26. Jänner 2020 und die Notwendigkeit viele Wintersportler ins ungesicherte aber auch Menschen, die ihnen helfen, Grenzen zu Gelände, darunter auch zahlreiche ein­ Skigebiet Klausberg dieses Präventions­ ­erkennen und wahrzunehmen. Beiden­ Grundbedürf­ heimische Jugendliche. Genau diese Sonntag, 2. Februar 2020 angebotes für junge Zielgruppe will die Alpenvereinsju­ Skigebiet Ladurns nissen junger Menschen wird das Freeride-Projekt Sonntag, 9. Februar 2020 ­Menschen.“ gend mit ihrem Freeride-Projekt an­ ­gerecht. Deshalb ist es sehr wichtig.“ sprechen. Ein höheres Maß an morali­ Skigebiet Gitschberg Jochtal Judith Bacher scher Verantwortung der Skigebiete Anmeldung: [email protected] Foto: Stephanie Marcher Klaus Nothdurfter (langjähriger Direktor Amt für Jugendarbeit) (Referatsleiterin AVS Jugend & Familie) und die Bereitschaft zur Zusammen­

42 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 43 AVS aktuell

Sektionen, die sich ehrenamtlich be­ oder Heizmöglichkeit, was nicht zuletzt mühen, diese Infrastruktur in Schuss auch im Sinne der Brandverhütung ist. halten, ein großes Ärgernis. Auf alle Fälle gilt: Indem wir alle einen Vor diesem Hintergrund haben AVS, verantwortungsvollen und gewissen­ ÖAV und DAV im Zuge der Überarbei­ haften Umgang mit Winterräumen an tung der alpenvereinsinternen Hütten­ den Tag legen, tragen wir zum Erhalt vorschriften die Möglichkeit geschaf­ dieser besonderen Infrastruktur bei. fen, anstelle des Winterraums einen Martin Niedrist „Schutzraum“ vorzusehen. Der Schutz­ raum stellt die spartanische Variante des Winterraums dar. Er dient nicht ei­ nem komfortablen Aufenthalt, sondern Informationen zu den ist lediglich ein einfacher kleiner Unter­ Schutzhütten (und ihren schlupf für Notfälle. Der Schutzraum Winter- und Schutz­ Winterräume verfügt nur über eine Minimalausstat­ räumen) und ­Biwaks des tung (Decken) und hat keine Koch- Alpen­vereins Südtirol: Schutz für Selbstversorger

Der Winterraum der Brixner Hütte bietet Im Winter, wenn viele Schutzhütten Hütte einen Winterraum hat, ist meist Platz für sechs Personen Mitglied jeder Sektion des Alpenver­ unbewirtschaftet sind, können auf der Webseite der Hütte oder auf Foto: Martin Niedrist eins, Zugang zum Winterraum zu erhal­ Winterräume deren Stützpunkt­ Hüttenportalen ersichtlich. Um auf ten. Diese Praxis konnte sich in Süd­ Der Winterraum im Nebengebäude der funktion aufrechterhalten und für Nummer sicher zu gehen, sollte man Radlseehütte tirol im Zuge der Enteignung der den Notfall Schutz und Unterkunft mit dem Hüttenwirt oder Eigentümer Foto: Karin Leichter Schutzhütten nach dem Ersten Welt­ bieten. Es ist jedoch keine Selbst­ Kontakt aufnehmen, um sich über krieg nicht etablieren. Was die aktuelle verständlichkeit, dass Eigentümer ­Details wie Zugang, Ausstattung und gesetzliche Pflicht angeht, ist aus den und Hüttenpächter einen Winter­ Gebühren zu informieren. Voranmel­ Bestimmungen über die Schutzhütten Radlseehütte raum betreiben. Worauf beim dungen sind nicht üblich. Da in den eine funktionierende Kochgelegenheit in Südtirol zu entnehmen, dass Schutz­ ­Thema Winterraum zu achten ist. Winterräumen Selbstversorgung im Winterraum angewiesen zu sein, hütten „in der Regel über einen Raum herrscht, ist auf die Mitnahme von aus­ empfiehlt es sich, einen eigenen Gas­ verfügen müssen, der auch während er Winterraum ist im Prinzip die reichend Verpflegung zu achten. Vor kocher mitzunehmen. Der anfallende der Schließungszeit immer geöffnet beheizbare Miniausgabe der dem Feuermachen sollten Winter­ Müll ist wieder zurück ins Tal zu brin­ ist.“ Für die Anerkennung als Schutz­ DSelbstversorgerhütte. Er ist raumgäste nachsehen, ob Herd sowie gen! Vor dem Verlassen bitte die hütte in Südtirol wird das Vorhanden­ üblicher­weise mit Matratzenlagern, Rauchabzug in Ordnung sind, und die Check-Out-Liste beachten und nicht sein eines Winterraumes bei der Ein­ Gruppenpreis Vigiljoch Decken, Kochgelegenheit inkl. Brenn­ Wasser­becken des Holzherds füllen. vergessen, die Winterraumgebühren stufung der öffentlichen Förderungen ab 15 Personen natürlich echt wie damals. material, Geschirr und einfachen Ret­ Generell gilt: Mit Holz und Brennmate­ zu entrichten; sie sind üblicherweise berücksichtigt und bewertet. 10% Ermäßigung tungsmitteln ausgestattet. Welche rial sparsam umgehen! Um nicht auf vor Ort ausgewiesen. für AVS-Mitglieder Winterraum und Schutzraum 7 KM PRÄPARIERTE WANDERWEGE Winterraumpflicht? Welche Zweckbestimmung ein Winter­ TRAUMHAFTE STEIGE ZUM SCHNEESCHUH WANDERN Die Vorgabe, dass Alpenvereinshütten raum nun haben soll – nur als Unter­ GEFÜHRTE SCHNEESCHUHWANDERUNGEN mindestens einen für Winterbesucher schlupf für Notfälle oder auch als gut AUF ANFRAGE MÖGLICH zugänglichen und gut beheizbaren ausgestatteter Stützpunkt – darüber Raum besitzen sollen, wurde vom Zen­ wurde und wird in Alpenvereinskreisen tralausschuss des Deutschen und immer wieder ausgiebig diskutiert. Es Öster­reichischen Alpenvereins ab 1907 dürfte jedem einleuchten, dass mit der als Empfehlung an die Sektionen aus­ Aufrechterhaltung eines solchen Ser­ gegeben. In den 1923 beschlossenen vices nicht zuletzt ein finanzieller Auf­

Tölzer Richtlinien wird der Winterraum wand verbunden ist, denn weder die GILJOCH � S.VIGILIO VI LANA schließlich vorgeschrieben: „Jede anteiligen Baukosten noch jene für die ­Hütte muss für Winterbesucher einen Ausstattung und Betreuung lassen sich mit AV-Schlüssel zugänglichen und mit durch Übernachtungsgebühren de­ Übernachtungs- und Kochgelegenheit cken. Immer wieder kommt es vor, versehenen Raum besitzen.“ Das prak­ dass Winterräume unordentlich hinter­ tische solidargemeinschaftliche Prinzip lassen werden, der Müll nicht mitge­ www.vigilio.com des Generalschlosses mit Alpen­ nommen wird oder gar Beschädigun­ vereins­schlüssel ermöglichte es jedem gen zu verzeichnen sind. Für die

44 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 45 Geh-sundheit

Der Fototyp beeinflusst die Empfindlichkeit der Haut auf die Sonne. Die 6 Fototypen reichen von rothaarig oder blond mit heller Haut bis braun-schwarzer Haut und Haaren

Ein Sonnenbrand heilt meistens Schwere Sonnenbrände in der Kind­ und zwar an sonnenexponierten schnell wieder ab; was passiert heit und Jugend, vor dem 15. Lebens­ Köper­stellen wie Gesicht,­ Kopfhaut, aber langfristig? jahr, steigern das Risiko, im späteren Handrücken und Unterarmen. Langfristig können wiederholte Son­ Leben an einem Melanom (schwarzer nenbrände über Schädigungen am Hautkrebs) zu erkranken. Besonders Zum Bergsteigen: Welchen Einfluss Erbgut zu Spätschäden an der Haut gefährdet sind dabei hellhäutige Per­ haben Wetter und Höhe auf die führen, v. a. zur Entstehung von Haut­ sonen, die sich im Alltag in geschlos­ ­Gefährlichkeit der UV-Strahlung? tumoren. Verantwortlich dafür sind senen Räumen aufhalten und sich nur Je höher man steigt, desto stärker ­sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen. im Urlaub und in der Freizeit starker ist die Sonneneinstrahlung. Pro Dabei kommt es anfangs zu einzelnen Sonne aussetzen. 1.000 Höhen­meter nimmt die Inten­sität DNA-Schäden in den Zellen, die durch Jahre- bzw. jahrzehntelange wieder­ der Sonnenstrahlung um 10 bis 20 Pro­ körpereigene Reparaturmechanismen holte, sozusagen tägliche Sonnen­ zent zu, damit wächst die schädigen­ korrigiert werden. Häufen sich jedoch exposition hingegen, wie z. B. bei de Wirkung auf die Haut. Bei Schnee diese Schäden bzw. treten weitere Landwirten, Gärtnern und Extrem­ im Gebirge wird Sonnenlicht bis zu Risiko­faktoren wie familiäre Belastung bergsteigern ­üblich, gilt als Risikofak­ 80 Prozent reflektiert (die Reflexion oder schädliche Umwelteinflüsse hinzu, tor für den weißen Hautkrebs. Dieser durch Wasser und Sand ist deutlich nimmt die Tumorentstehung ihren Lauf. tritt bevorzugt in höherem Alter auf, geringer). Auch trübes, bewölktes

Meiden, Kleiden, Cremen Der Sonnenbrand ist eine akute Schä­ Wo und wie stark treffen uns UV-Strahlen digung der Haut, hervorgerufen durch Die Sonne und unsere Haut ein Zuviel an UVB-Strahlung. Ähnlich Schnee reflektiert 80 % Foto: David Mark, Pixabay ­einer Verbrennung kommt es innerhalb der UV-Strahlen Die höchste von 4 bis 8 Stunden zu Rötung, Hitze­ Strahlenkonzentration gefühl, Brennen und Jucken, manchmal Südtirol hat die höchste Haut­ Wieso bekommen manche Wie behandle ich einen Sonnen­ (60 %) trifft uns auch zu Schwellung und Blasenbildung. zwischen 10 und 14 Uhr krebsrate Europas. Die Ursachen ­Menschen früher einen Sonnen­ brand? Die Beschwerden erreichen das Maxi­ liegen vor allem in der Höhenlage brand als andere? Der Körper verliert bei einem Sonnen­ mum nach 12–24 Stunden und klingen und den Wetterverhältnissen Das hängt vom Hauttyp ab. Man unter­ brand durch die Gefäßweitstellung dann mit Abblassung und Schuppung ­unseres Landes und dem daraus scheidet je nach Melaningehalt in der und das Ödem in der Oberfläche viel wieder ab. resul­tierenden (Freizeit- und Haut sechs Fototypen, von Typ I – rot­ Flüssigkeit. Viel trinken hilft dagegen. Arbeits-)­Verhalten der Bevölke­ blond, helläugig und hellhäutig mit Die betroffenen Körperstellen sollten Über 90 % der UV-Strahlung durchdringen eine Wolkendecken rung. Wir haben mit der Bozner Sommersprossen – bis Typ VI – dunkel­ gekühlt werden, zum Beispiel mit kal­ Dermatologin Ulrike Prugg über braun-schwarze Haut, Augen und ten Salzwasser- oder Quarkumschlä­ die Auswirkungen der Sonne auf ­Haare. Unterschiedliche Fototypen gen, auch kalte Duschen können hilf­ Die Strahlenintensität unsere Haut gesprochen und was sind gekennzeichnet durch eine unter­ reich sein. Kortisonhaltige Emulsionen wächst mit der Höhe: wir zu unserem Schutz insbeson­ schiedliche Eigenschutzzeit der Haut, oder Cremen lindern die Entzündung, um 4 % alle 300 Höhemeter dere am Berg tun können. das heißt eine unterschiedliche Zeit­ fette Salben sind im akuten Stadium dauer, die man in der Sonne verbrin­ zu vermeiden. Blasen sollte man mit Schatten reduziert Sand reflektiert „Der Sonnenbrand ist die häufigste gen kann, ohne einen Sonnenbrand ­einer sterilen Nadel aufstechen, das Im Vergleich zu die Strahlung um 50 % mehr als 15 % Verletzung beim Bergsteigen“, zu entwickeln. Sie reicht bei Mittags­ Blasendach belassen und abheilen Berufen im Freien der Strahlen hört man gelegentlich. Kann man sonne im Sommer in Mitteleuropa von ­lassen. Bei Fieber, Übelkeit und Kopf­ sind Berufstätige das so stehen lassen? wenigen Minuten bei Hellhäutigen schmerzen empfiehlt es sich, entzün­ in Gebäuden Ja, wenn man Verletzung als Wunde bis zu weit mehr als einer Stunde bei dungshemmende Mittel einzunehmen, nur 10–20 % oder Schädigung durch Gewalt defi­ Dunkelhäutigen und kann durch Ge­ wie z. B. Aspirin, Ibuprofen oder ande­ der UV-Strahlung niert, dann handelt es sich in der Tat wöhnung an die Sonne etwas erhöht re. Nach Abheilung sollten noch über ausgesetzt bei einem Sonnenbrand um eine werden. Solariumbräune und Selbst­ ­längere Zeit Feuchtigkeitscremen auf­ Ein halber Meter Wassertiefe reduziert ­Schädigung der Haut durch die Gewalt bräuner erhöhen die Eigenschutzdauer getragen werden. Foto: wikimedia commons die UV-Strahlung nur um 40 % der Sonne. der Haut nicht.

46 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 47 Geh-sundheit

Die Sonnencreme sollte schon vor dem Start zu Hause aufgetragen werden; solche mit chemischem Lichtschutz­ schutzfaktor muss auf jeden Fall aus­ tection Factor) gibt den UV-Schutz des ­unterwegs ist der Sonnenschutz alle 2 bis filter, wobei letztere in der Anwendung reichend hoch gewählt werden, ich jeweiligen Kleidungsstücks an und 3 Stunden zu erneuern meist angenehmer sind. Sie hinter­ empfehle am Berg mindestens LSF30. wird auf den Etiketten angeführt. Foto: Peter Plattner lassen keinen weißen Film und ziehen besser in die Haut ein. Am ange­ Was bedeutet der Lichtschutz­ Noch eine letzte Frage: Hat sich nehmsten sind Emulsionen oder faktor? die Sensibilität für den Sonnen­ Cremen/Gels, die das Schwitzen nicht Der Lichtschutzfaktor ist ein Wert, der schutz im Laufe deiner Arzt-­ Leibchen. UV-dichte Sonnenbrillen zusätzlich fördern. Bei Kindern und angibt, wie stark ein Sonnenschutzmit­ Karriere ­verändert? zum Schutz der Augen sind ein abso­ Aller­gikern werden allerdings physika­ tel die Haut schützt, beziehungsweise Ja, ganz klar. In meiner Jugendzeit wa­ lutes Muss im Hochgebirge, v. a. bei lische Lichtschutzmittel empfohlen. um wieviel länger man sich mit dem ren ausgiebige Sonnenbäder ohne Schnee und Eis. Entscheidend für die Schutzwirkung ist Sonnenschutzmittel der Sonne ausset­ Sonnenschutz und Sonnenbrände an Das Auftragen von Sonnencremen die richtige Crememenge. Zum Errei­ zen kann, ohne einen Sonnenbrand der Tagesordnung. Die Hautkrebsrate und Lipsticks mit einem ausreichend chen des angegebenen Lichtschutz­ zu entwickeln, als dies mit der jeweils ist in den letzten Jahrzehnten deutlich hohen Lichtschutzfaktor wird bereits faktors sollten zwei Gramm je Quad­ individuellen Eigenschutzzeit möglich angestiegen und ist weiterhin im Stei­ am Morgen zu Hause vor dem Start ratzentimeter aufgetragen werden, wäre. Das heißt: Wird meine Haut ohne gen. Durch jahrelange Sensibilisierung empfohlen. Die besonders exponier­ was sehr viel ist und im Allgemeinen Sonnenschutzmittel nach 10 Minuten in den Medien hat ein Umdenken ten Körperstellen wie Kopfhaut bei nicht aufgetragen wird. Der Licht­ rot, dann wird sie mit einem Licht­ stattgefunden, konsequenter Sonnen­ schütterem Haar, Stirn, Nase, Ohren, schutzfaktor von 20 erst nach 200 schutz wird heute erfreulicherweise zu­ Nacken, Schultern und Dekolleté sind (10 x 20) Minuten, mit einem Licht­ meist großgeschrieben, vor allem bei besonders sorgfältig einzucremen, UV-STRAHLUNG schutzfaktor von 30 nach 300 (10 x 30) Kindern und Jugendlichen. Das ästhe­ Sonnencreme und Lipstick am besten Minuten und mit einem Lichtschutz­ tische Bewusstsein hat sich geändert: griffbereit aufzubewahren, der Son­ Die Sonne ist eine Lichtquelle, die ein faktor von 50 nach 500 (10 x 50) Minu­ Helle Haut ist kein Makel mehr, Haut­ nenschutz sollte alle zwei bis drei breites Spektrum an elektromagneti­ ten rot. alterung durch Sonnenschäden wird ­Stunden erneuert werden. scher Strahlung abgibt. Für das Der Lichtschutzfaktor gilt für den nach Möglichkeit vermieden. Hilfreich kann ein Blick auf den menschliche Auge wahrnehmbar ist nur UVB-Schutz. Ich hoffe, dass dieser Trend anhält UV-Index sein, ein Wert, der von der ein kleiner Teil davon, das sichtbare Heutzutage handelsübliche Son­ und auf lange Sicht zu einer Abnahme Wetter am Berg kann trügerisch sein: Vitamin D ist in den letzten Jahren Weltgesundheitsorganisation zur bes­ Licht. Die Infrarotstrahlen sind für die nenschutzmittel beinhalten auch einen der Hautkrebsrate in Südtirol führt. Infrarotstrahlen werden durch die Wol­ in aller Munde. Es ist entscheidend für seren Einschätzung der UV-Belastung Wärmeentwicklung verantwortlich, die UVA-Schutz, der mindestens ein Drittel In diesem Sinne wünsche ich uns allen kendecke abgehalten, was zu einem unsere Knochengesundheit, weiters eingeführt wurde. Er beschreibt die Schädigungen der Haut hingegen wer­ des UVB-Schutzfaktors betragen soll. weiterhin schöne „geschützte“ Berg­ Temperaturabfall führt, die UV-Strah­ scheint es auch eine abwehrstärkende Inten­sität der UV-Strahlung am Erd­ den vor allem durch die ultravioletten Dieser Schutz ist gewährleistet, wenn erlebnisse an sonnigen und weniger lung jedoch dringt durch die Wolken­ und tumorhemmende Wirkung zu ha­ boden, ist abhängig von geografischer Strahlen hervorgerufen. Die UV-Strah­ das Logo mit dem eingekreisten sonnigen Tagen. lung macht ca. 5 % des Sonnenlichtes decke durch und wird zum Teil sogar ben. Hohe Lichtschutzfaktoren beim Breite, Höhenlage, Jahres- und Tages­ Schriftzug „UVA“ auf der Verpackung Evi Brigl aus, sie wird je nach Wellenlänge unter­ durch seitliche Reflexion verstärkt. Sonnenschutz verhindern allerdings zeit und ist auf der Homepage der aufgedruckt ist. teilt in: ­Dadurch kann es also auch an kühleren die körpereigene Vitamin-D-Produk­ Landesagentur für Umwelt und Klima­ Für besonders gefährdete Haut­ Tagen bei Bewölkung im Gebirge ohne tion in der Haut. Grundsätzlich kann schutz (https: //umwelt.provinz.bz.it/ • UVA-Strahlen: (mehr als 90 % der typen gibt es inzwischen auch Schutz­ Sonnenschutz sehr schnell zu einem empfohlen werden, um einen ausrei­ strahlung/uv-strahlung.asp) täglich UV-Strahlen, die auf die Erdoberfläche mittel mit beigefügten Enzymen zur Sonnenbrand kommen. chenden Vitamin-D-Spiegel im Blut zu abrufbar.­ gelangen) kommen ungefiltert an unse­ Reparatur von eventuellen DNA-Schä­ Die hohe Intensität der Sonnen­ erreichen, einmal täglich, außerhalb re Haut und dringen tief in die Leder­ den. strahlung am Berg führt außerdem zu der Mittagsstunden, nur die Unter­ Stichwort Sonnencremen: Wie haut ein. Sie sind verantwortlich für die einer Schwächung des Immunsystems, arme, 10 bis 20 Minuten (je nach Foto­ ­wirken Sonnencremen und welche Hautalterung (Verlust von Elastizität), Und wie verhält es sich mit was das gehäufte Auftreten von typ) ungeschützt der Sonne auszu­ kannst du für die Anwendung am Sonnenunverträglichkeit, Pigment­ UV-Schutzbekleidung? störungen und die Entstehung von Fieber­blasen unter Einwirkung der setzen, wobei ein Sonnenbrand aber Berg empfehlen? Textilien weisen eine unterschiedliche Höhensonne­ erklärt. auf jeden Fall zu vermeiden ist. Man unterscheidet Sonnencremen mit Hautkrebs. Sie durchdringen Glas und Durchlässigkeit für UV-Strahlen auf: Fensterscheiben. physikalischem und Sonnencremen mit Z. B. haben weiße Baumwoll-T-Shirts Was sollen wir also tun? Zu Hause Und welches sind die Grundregeln chemischem Schutzfilter. Physikalische • UVB-Strahlen: (5–10 % der UV-Strah­ verglichen mit moderner Funktions­ bleiben? für den Aufenthalt im Freien, insbe­ Schutzfilter bleiben an der Oberfläche, len, die auf die Erdoberfläche gelan­ bekleidung eine deutlich geringere gen) werden teilweise von der Ozon­ Nein, nein, im Gegenteil! Sonne in sondere für Bergsteiger? reflektieren und streuen dort die UV-Filterwirkung. Allgemein gilt: Je Ulrike Prugg, geboren und aufge­ schicht abgeblockt, dringen in die richtigem Maße, mit einem angemes­ Meiden, Kleiden, Cremen – genau in UV-Strahlung, sie wirken sofort nach dichter und dunkler ein Gewebe ist, wachsen in Bozen, Medizinstudium Oberhaut ein und dort zur Hautbräun­ senen Sonnenschutz genossen, tut dieser Reihenfolge. Intensive direkte dem Auftragen. Chemische Schutz­ umso besser ist der UV-Schutz. in Innsbruck, Facharztausbildung in ung. Sie sind hauptverantwortlich für ­unserem Körper gut. Sie sorgt für und indirekte Sonnenexposition, v. a. filter dringen in die äußere Hautschicht Eigens entwickelte UV-Schutzbe­ Dermatologie und Venerologie an der Sonnenbrände und die Entstehung von gute Laune, regelt den Schlaf-/Wach­ bei ungebräunter Haut, sollte nach ein und absorbieren dort die UV-Strah­ kleidung erreicht den UV-Schutz durch Uniklinik Verona, 14 Jahre an der Hautkrebs. rhythmus und fördert die Vitamin-­D-­ Möglichkeit vermieden werden, was lung im Rahmen einer chemischen das Verwenden bestimmter Textilma­ Dermato­logie im Krankenhaus Bozen Produktion in unserer Haut. Außerdem am Berg jedoch nicht immer durch­ ­Reaktion. Die Wirkung tritt erst 20 bis • UVC-Strahlen: werden komplett von terialien, zum Teil mit eingewobenen tätig, seit 2014 dermatologische führt sie bei bestimmten Hauterkran­ führbar ist. „Kleiden“ steht für den 30 Minuten nach dem Auftragen ein. der Ozonschicht abgeblockt, gelangen physikalischen Filterpartikeln in einer Gemein­schaftspraxis in Bozen; kungen zu einer Besserung der Symp­ ­textilen Lichtschutz, z. B. das Tragen Für den Bergsport eignen sich sowohl also nicht auf unsere Haut. spezifischen Verarbeitung (Gewebe­ AVS-Mitglied seit 1980. tome. von UV-dichten Sonnenhüten oder Cremen mit physikalischem als auch dichte). Der UP-Faktor (Ultraviolet Pro­

48 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 49 Kultur & Chronik

die beiden Gletscherlappen des Hasen­ohrs (jetzt nur mehr kleine ­Eisfelder) solchen „Hasenlöffeln“ ­ähneln. Egon Kühebacher schlägt eine ­andere These zur Namensherkunft vor: Da das Tarscher Joch von alters her eine wichtige Alpen-Transitroute zwischen Sulzberg, und dem Vinsch­gau darstellt (mit dem Hospiz St. Medardus in Tarsch!), denkt er an ein alpenromanisches *asinara „Esels­ weg“, das zu ­„Asnor“ und weiter ­„Asnoar“ eingedeutscht wurde. In „Asnoar“ wurde irgendwann ein „Hasen­ohr“ hinein­gedeutet. Über das Tarscher Joch wurden nach dieser Les­ Der Lodner von der Kleinen Weißen aus gesehen­ Hasenohr (3.256 m) und art also Waren und Menschen mithilfe Hoher Dieb (2.730 m) von Lasttieren transportiert. Der Schneespitz wird seinem Namen ­gerecht; in seinen Mulden halten sich die Mundartlich: „’s Hoosnoar“ oder In der Nähe des Hasenohrs befindet Südtiroler Bergnamen Schneereste bis in den Sommer „’s Hoosnearl“ (Hasenöhrl). Historische sich der „Hohe Dieb“ (um 1900 „Hoher Blick vom Hohen Dieb auf das Hasenöhrl Belege: um 1770 „Hasenohr Spiz“ Dieb“). Bei diesem eigenwilligen Der Sozial- und Kulturanthropologe Johannes Ortner Fotos: wikimedia commons ­(Peter Anich, Atlas Tyrolensis), um 1840 ­Namen handelt es sich wahrscheinlich stellt ausgewählte Südtiroler Bergnamen vor. „Hasenohr=Spitze“ (Staffler), um 1900 um eine neuere Bildung. Der Gipfel „Hasenohr“ befindet sich nämlich oberhalb der Lodner (3.228 m) Der Name dieses ungemein mar­ Kofel­raster Seen, die geografisch nach Kronplatz / Plan de Corones fahrtsort Madonna della Corona halten, tragen gerne die Bezeichnung Der Lodner ist ein formschöner aus kanten Dreitausenders südlich von Ulten rinnen, aber politisch zu Tom­ (2.277 m) in Zusammenhang.­ Schneespitz. In Südtirol gibt es den Marmor aufgebauter Gipfel in der Latsch und Schlanders könnte auf be­ berg (Gemeinde Kastelbell-Tschars) Der bekannteste Skiberg Südtirols Der Name beinhaltet das alpenro­ Pflerer Schneespitz (3.170 m), den Rid­ Texelgruppe. In der Burggräfler Mund­ sondere in Schmalz herausgebackene gehören. In den Augen der Ultner ha­ ­befindet sich am Übergang vom manische *coro-na „Felsterrasse“. Dies nauner Schneespitz (2.850 m), den art wird er „Loudner“ genannt. Die Krapfen ohne Fülle zurückgehen, die ben die Tomberger die Almweiden ­Brunecker Becken in das ladinische ist schon von der Realprobe her am Schneespitz in Prettau (2.925 m) sowie histori­schen Belege des Namens sind noch 1930 als „Hasenöhrlen“ im Ötztal rund um die beiden Seen „gestohlen“. ­Enneberg. nahe­liegendsten und trifft für Graun den „Passeirer Schneespitz“ (2.820 m) jung: um 1900 „Lodner Spitze“, „Lod­ belegt sind. Diese Hasenöhrlen haben Der Diebstahl der Tomberger wird Historische Belege: 1474 „Hüner­ bei Kurtatsch (Sitzkofel), Crauno und in unmittelbarer Nachbarschaft des ner Ferner“ sowie „Lodner Hütte“. ihren Namen wohl von der Ähnlichkeit durch die Berggestalt quasi personi­ spyl“ („Plonez“; 1858 „Planatsch-Alpe“, Madonna della Corona zu. Das ladini­ weit bekannteren Kolmers (Kolben­ Woher kommt nun dieser besonde­ mit Hasenohren, die man faunistisch fiziert. heute „Gragn Plans“ und „Val Iariná“), sche Wort „corona“ bezeichnet weiters spitz) oberhalb von Ulfas in Passeier. re Bergname? Aufgrund der mundart­ korrekt „Löffel“ nennt. Möglich, dass Johannes Ortner um 1557 „Spizhörnle“, 1780 „Plang de die Konsole, das Wandbrett bzw. die Neben den „Schneespitzen“ ken­ lichen Lautung und dem Suffix „-er“ corones oder Schlichte“, 1831 „Kron­ Kranzleiste oberhalb der Tür. Das Wort nen wir natürlich noch den berühmten ist eine alpenromanische Deutung im platz“, um 1840 „Hörndle oder Kron­ konnte gut und gerne als Toponym für Schneeberg in Hinterpasseier (1592 Sinne von *ladu („breit“) auszuschlie­ platz (Planta coronis)“, 1858 „Schlichta, Felssporne und Felsstufen verwendet „Schneeperg“) mit der höchst gelege­ ßen. Auch eine Bildung zum hoch­ Korones Alpe.“ werden, genau gleich wie das deutsch nen Knappensiedlung Europas, des sprachlichen „lodern“ (einer Flamme) Der Kronplatz besteht aus dem ei­ mundartliche „Stele“ oder „Stole“. Weiteren den Schneebigen Nock ist aufgrund der Mundartferne des gentlichen Gipfelplateau sowie dem Der Almname „Schlichta“ bezieht (3.358 m), dessen nockförmige Gipfel­ Verbs „lodern“ wohl auszuschließen. nordöstlich vorgelagerten Spitzhörn­d­ sich auf die glatte vegetationslose haube fast immer schneebedeckt ist Sollte der Name jedoch aus der Alpi­ le (2.160 m; ladinisch „Col de Calza­ Almfläche auf Olanger Seite. Althoch­ sowie die Große (3.421 m) und Kleine nistenszene des 19. Jahrhunderts börna“, wörtlich „Blaustrumpf-Bichl“). deutsch „slihti“ bedeutet nämlich so Schneeglocke (3.411 m) in Trafoi. stammen, wo eine „blumige“ Nomen­ In den Dolomitensagen von viel „Glätte, Flachheit, Ebene“, das -a Mit Schneeflucht dagegen werden klatur denkbar ist, dann wäre das „Auf­ K. F. Wolff ist nachzulesen, dass auf ist das verkürzte Kollektivsuffix „-ach“. Waldweiden benannt, die bei sommer­ lodern“ des weißen Marmors nicht von dem Kronplatz die Kriegerin der ­Fanes lichen Schneefällen für ein paar Tage der Hand zu weisen. Diese Lesart muss Dolasilla gekrönt worden sei, daher Schneespitz, Schneeberg, vom Alpvieh aufgesucht werden dür­ auch Ettore Tolomei zum Namen volksetymologisch „Platz der Krone ­Schneeglocke und Schneeflucht fen. Nach dem Abschmelzen des „Cima Fiammante“ („Flammengipfel“) bzw. der Krönung“. Der ältere Name Ein hoffentlich schneereicher Winter Schnees in der Almregion werden die inspiriert haben. Am wahrscheinlichs­ „Corones“ steht eindeutig mit den steht vor der Tür, der den Tourengehe­ tiefer gelegenen Schneefluchten wie­ ten jedoch ist die Erklärung des Part­ Ortsnamen Graun (Vinschgau, Kur­ rinnen und -gehern schöne Naturer­ der verlassen. Den Flurnamen „Schnee­ schinsers Ewald Lassnig, der die tatsch), Grauno (Cembratal), mit dem lebnisse sowie der Natur die verdiente flucht“ gibt es bei den Waltner schwarzen Amphibolit-Streifen im Flurnamen Graun (Schenna), der Alm Erholung beschert. Berggipfel, in de­ ­Mahder in Passeier sowie in Barbian Lodner-­Marmor mit den Faltenwürfen Craun (Mezzocorona) und dem Wall­ ren Mulden sich die Schneereste lange und bei Klobenstein am Ritten. eines Lodenmantels vergleicht.

50 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 51 Kultur & Chronik

Das Grödner Joch im Winter namen, die auf und an einem Pass der Passname Reschen zurück. Er Foto: pixabay lokalisiert­ sind. ist 1393 als „an dem Reschen“ Als frühes Beispiel ist der ursprüng­ und 1414 als „der Reschenhof“ liche Name des Brennerpasses zu nen­ ­bezeugt. nen, wie aus Belegen um 1166 hervor­ Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein dem Namen Jaufenpass zugrunde: gehen: ultra Wibetwaldes. Im Beleg Apud Juuen (1186); in monte Juuen von 1288 wird der Bezug zum heutigen (1190). Namen aus dem mit demselben Ebenso aus dem „Haustier-Bereich“ Stamm gebildeten Tal-Namen deut­ stammt das bedeutungsähnliche Wort lich: im Wibtal … Prennerius de Mit­ Sattel. Es erscheint im Passnamen tenwalde. ­Staller Sattel: … der höch nach hinein neben dem See auf Staller-Albm (1583). Gebäude Das Wort „Klause“ geht auf mittel­ Eine Erzverhüttungsanlage führte lateinisch clusa (Engpass, Klamm, Ge­ zum Namen Ofenpass mit erstem birgs- oder Grenzbefestigung) zurück. ­Beleg 1548: an den Berg Ofen. Wir finden es im Wort Klausen erst­ mals in: clusas sitas in loco Saviona sita Haus- und Hofnamen (1027). Auf die Steilheit des Weges Der Brenner-Beleg 1288 „im Wibtal … weist der Name Kniepass im Pustertal. Prennerius de Mittenwald“ zeigt, dass Im Erstbeleg 1449: über den Kniebos. dort, also mitten in diesem Wald, ein Wolf-Armin Freiherr von Bauer mit dem latinisierten Personen­ ­Reitzenstein ist Lehrbeauftragter Flurnamen namen Prennerius wohnte. Im Beleg für Namenkunde an den Universitä­ Pässe werden manchmal in der Namen-­ 1314 „Ch. Prenner de Mittenwald“ ten München und Augsburg und Belegreihe ohne Passbezeichnung ­erscheint die deutsche Namensform. ­Mitglied der AVS-Sektion Brixen ­genannt. Nicht selten sind es Flur­ Ebenfalls auf einen Hausnamen geht „Der höch nach

hinein neben dem See“ 3hochk.de Die Namen von Alpenpässen

Die etymologischen Namen der (der Berg, über den nach Burmium ge­ sprache und ist im Althochdeutschen Alpen­pässe hat Wolf-Armin Frei­ gangen wird). bezeugt als „joh, ioh“ und im Mittel­ herr von Reitzenstein wissen­ Auch der Brennerpass wurde mit hochdeutschen als „joch“, Bergrücken schaftlich untersucht. Das interes­ dieser Bezeichnung versehen: Per zwischen zwei höheren Bergspitzen. sante Ergebnis seiner Forschung ­jugum montis dicti Brenner transivi Es begegnet uns im Passnamen stellen wir hier in einem Auszug – (Ich ging über das Joch des sogenann­ ­Timmelsjoch als Thynmelsjoch (1241); allein Südtirol und grenznahe ten Brenners; 1492–94). usque in Timelsjoch (1316), benannt ­Gebiete betreffend – vor. Eine alte, aber noch gebräuchliche nach der Alm Timmels. Pass-Bezeichnung ist „Tauern“. Sie ist In adjektivischer Form wurde der egehbare Pässe sind seit der auf vorrömisch *taur zurückzuführen, Passname Penser Joch differenziert, Antike bekannt, in der Bezeich­ wie im Passnamen Krimmler Tauern und zwar nach der Siedlung Pens oder Villeroy & Boch Bnung als Engstelle, Durchgang, in Belegen aus dem 15. Jahrhundert: im Passnamen Grödner Joch: Grödner Schluchtenweg und Tor. Krümel-Tauern bey Taufers an die Iöchel (Anich/Hueber; A. T. 1774). Das Etsch; Khrimbler Thauren (1617); Stilfser Joch (Belege 1891) ist nach Passbezeichnungen ­Krimler Taurn (Anich/Hueber; Atlas dem Ort Stilfs benannt. Bestimmungs­ Das lateinische Wort „mons“ begeg­ ­Tyrolensis 1774). Ausgangspunkt ist wort des Passnamens Sellajoch ist net uns im Erstbeleg von 1328 des der Siedlungsname Krimml. ­ladinisch „sèla“ und bedeutet Sattel. Etwas Warmes braucht der Mensch. Und im Bad Umbrail­passes der früher nach der Die Bezeichnung „Joch“ für einen Belege sind „Sella“ von 1482. Das ent­ etwas Schönes und Funktionales noch dazu. FREU DICH AUF ... Siedlung Bormio benannt wurde: Verkehrsweg zwischen zwei Anhöhen sprechende romanische Wort, näm­ Jetzt bei INNERHOFER erleben, worauf man sich, Mons, per quem itur in Burmium kommt offenbar aus der Fuhrmanns­ lich *juvu (Joch, Bergübergang), liegt wenn’s draußen hässlich ist, schön freuen kann. www.innerhofer.it WOHLIGE WÄRME.

52 Bergeerleben 06/19 Bäderausstellungen: St. Lorenzen (Tel. 0474 470-200) I Bozen (Tel. 0471 061-970 I Meran (Tel. 0473 272-400) I Trient · Cles · Arco · Rovereto · Castelnuovo I Belluno · Feltre Gipfelgespräche

Der Blick nach oben

Prominente AVS-­ Mitglieder im Gespräch: Generalvikar und BRD-Mann Eugen Runggaldier

Eugen Runggaldier ist Generalvikar der Diözese Bozen-Brixen und Beim Winterkurs des seit 2015 Mitglied im Alpenverein Bergrettungsdienstes ­Südtirol. Wir haben den 51-Jährigen in Pfelders Foto: Robert Welscher ­besucht und mit ihm diskutiert.

Als Kirchenmann sind Sie vermut­ bei der Jungschar und bei der Katho­ lich vielen AVS-Mitgliedern be­ lischen Jugend – kannte, und so fragte kannt. Die wenigsten werden aber man mich, ob ich hier sei, um einen wissen, dass Sie auch ein begeis­ Am Gipfelkreuz der Vortrag über etwas Spirituelles zu hal­ terter Bergsteiger sind. Wann und Ruderhofspitze in den ten. Dass ich hingegen zur „Mann­ wie kamen Sie mit den Bergen in Stubaier Alpen schaft“ gehen wollte, wäre ihnen gar Foto: Privat Kontakt? nicht eingefallen. Ich bin von klein auf schon ganz viel in die Berge gegangen. Das hat vielleicht Haben Sie in Ihrer heutigen „Piepser“ unter dem Messgewand, am Berg unterwegs sein könnte. Eine dem Kapuzinerprovinzial Pater Erich Im Christentum symbolisiert der auch damit zu tun, dass mein Vater ­Position als Generalvikar noch aus­ wenn er sonn- oder feiertags am Kerngruppe begeisterter Bergmen­ Geir, der im Nordtiroler Wipptal lebt vertikale Kreuzbalken die Bezie­ Bergführer ist und auch meine Mutter reichend Zeit fürs Bergsteigen? ­Altar seht? schen und die damit verbundene und über 70 Jahre alt ist. Wie wir uns hung zwischen Gott und dem gerne auf den Berg geht. Als Schulbub Mittwochs habe ich normalerweise Ich bin wohl tatsächlich der einzige Kamerad­schaft habe ich mir beim verabschieden wollten, meinte der ­Menschen, jener horizontale die haben mich dann die Felsen zu interes­ meinen freien Tag, es geht sich aber Geistliche im BRD. Bei einem Einsatz Rettungs­dienst erwartet. Zudem, so Provinzial, er kenne meine Heimat Beziehung von Mensch zu Mensch. sieren begonnen und so machte ich nicht jedes Mal aus, in die Berge zu werde ich über das Mobiltelefon ver­ meine Überlegung, würde ich als BRD­ ­Gröden gut, er gehe da ja oft klettern; Auch im Logo unserer Rettungs­ mit dem Vater erste, ganz einfache gehen. Manchmal versuche ich, Arbei­ ständigt. Ich kann freilich nicht jeder­ ler auch etwas Gutes tun. Wieso also er sei nämlich auch bei der Bergret­ organi­sationen befindet sich ein Klettereien. Diese ersten Touren führ­ ten vorzuziehen, so dass ich auch mal zeit alles stehen und liegen lassen und nicht einer von jenen werden, die den tung – und dies schon seit gut 20 Jah­ Kreuz. Bedient­ man sich etwa ten uns etwa über die Normalwege auf an einem Samstag mit den Kollegen zum Einsatz eilen – häufig habe ich am Berg in Not geratenen Menschen ren. Das war für mich der Anstoß, der ­dieser christlichen Symbolik, um die Große Fermeda, auf den Langkofel mitgehen kann. Sonntags komme ich ja Leute bei mir, die ich nicht abrupt zu Hilfe kommen? Da ich gerne auf den Sektion Bozen eine Aufnahmeanfrage auf die solidarische Verbindung oder auf die Cinque Torri. hingegen – berufsbedingt – schlecht verschicken kann. Berg gehe, hat mir die Logik gesagt: als BRD-Anwärter zu senden. Irgend­ ­unter den Menschen hinzuweisen? In der Oberschule besaß ein Kame­ weg. Leider gibt es auch Zeiten, an Ich kann nicht nur verlangen, dass man wann kam dann die Nachricht vom Ich weiß es nicht genau – ich kann es rad bereits eine Vespa, und so began­ ­denen ich über Wochen überhaupt Wie sind Sie zur Bergrettung mir, wenn nötig, hilft, sondern ich will Rettungsstellenleiter Hansjörg Prugg mir aber gut vorstellen. Für die Chris­ nen wir, die Dolomiten-Klettersteige nicht zum Bergsteigen komme. ­gekommen und was bewegt Sie, auch selbst bereit sein, jemandem zu und auf meine Nachfrage, ob ich nicht ten ist das Kreuz ja ein Zeichen des abzuklappern. Mit dem Vater machte Ihre Freizeit für den Rettungs­ helfen. zu alt sei, anwortete er: Keineswegs, es Heiles: Der Heiland stirbt am Kreuz, ich in den Sommerferien hin und Sie sind Mitglied der Bergrettungs­ dienst zu investieren? Gleichzeitig dachte ich mir aber im­ zählt der Wille! und somit ist das Kreuz nicht ein Zei­ ­wieder eine Klettertour; recht viel ist stelle Bozen und damit wohl süd­ Nachdem ich in den letzten Jahren mit mer, ich sei als Fünfzigjähriger bereits Beim ersten Monatstreffen waren chen des Todes, sondern der Heilung sich aber nie ausgegangen, weil er tirolweit der einzige Geistliche in meinem Vater nicht mehr so oft zum viel zu alt, um bei der Rettungsstelle dann auch mehrere Junge zugegen, und des Heiles, der Rettung und bei ­gutem Wetter mit seinen Gästen dieser Rettungsorganisation. Klettern kam, wollte ich neue Kollegen anzuheuern. Dann hatte ich aber eines die ich bereits sehr gut aus der Jugend­ ­Erlösung. Daher ist es naheliegend, unter­wegs war. Trägt Eugen Runggaldier also einen finden, mit denen ich auch weiterhin Tages beruflich eine Besprechung mit arbeit kannte – sie waren seinerzeit dass Rettungsorganisationen das

54 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 55 Gipfelgespräche

Eugen Runggaldier in der Südwestwand Kreuz verwenden, weil sie sagen: Wir des Averau in den Ampezzaner Dolomiten wollen ein Stück dieser Heilung ganz Foto: Manfred Stuffer konkret erfahrbar werden lassen. In der Südostwand des Sass Ciampac in der Puezgruppe In Tirol finden sich Kreuze ja viel­ Foto: Privat fach auch auf Berggipfeln. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie an einem Gipfelkreuz ankommen? Für mich als Christ ist es etwas Ergrei­ Jakobs­weg zu begleiten. Dies ging in fendes, das Kreuz zu sehen und zwar meinem Fall gesundheitlich total in die nicht nur, weil dann der Gipfel in Er­ Hosen: Ich war der Meinung, als Gröd­ scheinung tritt. Wenn das religiöse ner und Bergmensch würde ich sowas Symbol schlechthin auf dem Gipfel „Flaches“ locker schaffen. Mein Ruck­ steht, dann schafft das irgendwie eine sack wog 16 Kilogramm, bereits am Verbindung zwischen Berg und Gott. zweiten Tag litt ich an einer Sehnen­ Sich einem Kreuz zu nähern, es dann entzündung an beiden Füßen, ich beim Ankommen zu berühren, das ist konnte keinen Schritt mehr gehen und schon etwas Ergreifendes – weniger war auf Schmerzmittel und kurzzeitig freilich im Hochsommer, wenn manch­ sogar auf den Bus angewiesen. Ein mal am Gipfel schon Hunderte von Jugend­licher bot sich dann zwar an, Leuten sind und nicht wenige davon mir den Rucksack abzunehmen – nach schon auf dem Kreuz herumklettern einer Viertelstunde hatte ich ihn wie­ und dabei Klimmzüge machen. Ich ge­ der am Rücken. Mithilfe von Stöcken ­dabei physisch wie psychisch ziemlich nieße es – vor allem im Herbst –, wenn ging ich dann trotz entzündeter Achil­ gut kennen wenige Leute unterwegs sind, ganz lessehnen und jeder Menge Blasen ­alleine am Gipfel zu sein. Dann stellt noch 200 Kilometer weiter, das war Der AVS ist gemäß Leitbild eine sich diese mystische Ruhe ein. Und schon eher leichtsinnig. Am Ende hat­ konfessionell unabhängige Orga­ dann passt es mir auch, einfach nur te ich eine Hautvergiftung von der nisation. Welche Werte verbindet mal niederzusitzen, die Augen zu ­Salbe, die ich in zu rauen Mengen auf­ die katholische Kirche mit dem schließen, in diese Stille hineinzuhören getragen hatte. Vorerst reichte es mir Alpenverein?­ und zu bemerken, wie diese Stille nicht vom Pilgern, aber die Jugendlichen Eine Parallele zwischen Kirche und leer ist, sondern ganz voll. In solchen waren voll begeistert! Alpenverein­ sehe einmal ich in der Momenten passt das Kreuz als religiö­ Zwei Jahre später probierte ich es Bewah­rung der Schöpfung. Es ist ein ses Symbol gut. mit neun Kilo im Rucksack wieder. großes Anliegen der Kirche, die Das Pilgern gefiel mir dann derart, Schöpfung als unser „Lebenshaus“ zu Berge sind seit Menschengedenken dass ich den ganzen Weg von Bozen betrachten – und ein solches gehört Ausgangspunkt und Ziel göttlicher nach Santiago­ abgehen wollte. Beim gepflegt und nicht zerstört. Eugen Runggaldier (* 1968 in Bozen) Verehrung. Wo in den Bergen Erde Wechsel von der Jugendseelsorge ins Des Weiteren fallen mir ein: die Ge­ wuchs im Grödner Tal auf. Nach der und Himmel sich gleichsam berüh­ Seelsorgeamt bekam ich dann einen meinschaft und die Kameradschaft. Matura am Brixner Vinzentinum trat er ren, ist vielen Menschen das Gött­ längeren Urlaub und war wieder fünf Wenn man auf den Berg geht, muss ebendort ins Priesterseminar ein und liche nahe . Wochen in Spanien unterwegs. Im dar­ man sich aufeinander verlassen können wurde 1993 zum Priester geweiht. In vielen Religionen spielt der Berg auffolgenden Jahr war ich dann von und man ist füreinander da. Dasselbe Nach unterschiedlichen beruflichen eine Rolle – bereits in der Bibel kommt Bozen aus in Richtung Pyrenäen unter­ gilt auch in der Kirche: Auch sie will Stationen innerhalb der Diözese Bo­ der Berg vor: Mose steigt auf den dass man dies so stark mit Gott ver­ andere, das Kirchliche; und umgekehrt wegs. Nach einer Meniskusoperation eine große Gemeinschaft sein, wo ei­ zen-Brixen (als Kooperator, Privatse­ Berg, um Gott zu begegnen und die bunden hat, ist irgendwo verständlich. ersetzt das Kirchengehen auch nicht ging ich auch von der Toskana nach ner den anderen trägt. Natürlich kann kretär des Bischofs, Kinder- und Ju­ Zehn Gebote zu erhalten. Der Prophet Denken wir nur an die Weite, die man das Berggehen. Für mich sind dies Assisi, wieder ein Jahr später von man – auch religiös – vieles alleine gendseelsorger, Pastoral- und Elia steigt auf den Berg, wo er Gott am Gipfel vor sich hat: Das hat schon zwei verschiedene Zugänge zum Gött­ ­Assisi nach Rom. ­machen. Aber viele Sachen kann man Seelsorgeamtsleiter, Moderator der ­begegnet. Auch bei den Griechen le­ etwas Göttliches. lichen, die aber gut „zusammengehen“. Ich gehe gerne alleine pilgern, weil eben nicht alleine machen – beim Diözesansynode) wirkt der Ladiner ben die Götter auf dem Berg Olymp. man dann offener für neue Bekannt­ Berggehen nicht und im Glauben heute als Generalvikar des Bischofs in In Asien waren viele Berge „gesperrt“, Viele Menschen gehen sonntags auf Stichwort Gehen: Sie sind als schaften ist. Meinen besten Berg­ nicht: Man braucht die anderen, man Bozen sowie als Domkapitular und weil man glaubte, es wohne eine Gott­ den Berg anstatt in die Kirche. ­Pilger über Jahre hinweg von Bozen kameraden habe ich zum Beispiel braucht die Gemeinschaft, die einen ­Regens des Vinzentinums. Der leiden­ heit dort oben. ­Machen wir einander Konkurrenz? nach Santiago de Compostela beim Pilgern kennengelernt. Und ich stützt. Man braucht Menschen, die schaftliche Fußgänger und Kletterer ist Mitglied der AVS-Sektion Bozen Der Berg hat wohl immer etwas Fas­ Ist der Berg der neue Sakralraum? ­gegangen, oder auch nach Rom … denke oft an diese Pilgerzeiten zu­ ­einem helfen, einen motivieren, von und Anwärter in der dortigen Berg­ zinierendes, Beängstigendes, Mächti­ Das Alpinistische hat in meinen Augen Als Jugendseelsorger hatte ich mich rück – dieses Unterwegssein über denen man lernen­ kann, die einen rettungsstelle. ges, Mystisches an sich gehabt – und schon auch etwas Religiöses, etwas Er­ einst bereit erklärt, eine 17-köpfige ­einen längeren Zeitraum hat mir ­mitziehen, wenn es nicht weitergeht. hebendes – aber das ersetzt nicht das Jugend­gruppe auf dem spanischen ganz viel gegeben: Man lernt sich Stephan Illmer

56 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 57 Natur & Umwelt

In den 1980er-Jahren gab es Pläne für den Bau eines Stausees im Pfossental. Umwelt- Sie haben vorhin vom Verlieren Also auch den Skisport mit verbände samt Alpenverein stellten sich ­gesprochen. Ist das Verlierer­ Liftunterstützung?­ gegen das Projekt image nicht eines, in dem sich der Klar! Als Walter Pause 1958 das Buch Foto: Martin Niedrist Alpenverein inzwischen zu sehr „Ski Heil“ veröffentlichte, waren 49 Pis­ „Wir müssen keinen Zucker Foto: Judith Egger wohlfühlt? tengebiete drin und 51 Tourengebiete. Das finde ich zu vordergründig. In der Grundsätzlich wurde da nicht zwischen Bilanz geht es doch nur in eine Rich­ Pisten- und Tourenfahren unterschie­ produzieren“ letzten i-Tüpferl ausgelotet. Auch die tung. Wo sind denn große Skigebiete den. Das hat sich erst ausdifferenziert, Semantik, mit der man sich die Legiti­ zurückgebaut worden? Man kann nur als durch das Pistenskifahren der Natur­ Über den Wert der Alpen und die Rolle der Alpenvereine als Naturschützer mation in der Öffentlichkeit verschaf­ ganz selten sagen: Wir sind Gewinner – raum nur noch vernutzt und zu sehr fen will, ist immer ausgefeilter gewor­ wie jetzt am Riedberger Horn. Aller­ vermarktet wurde. Diese Differenzie­ den. Deshalb müssen wir Alpenvereine dings muss ich mal prinzipiell sagen: rung, die zu einer maßlosen Technisie­ Rudi Erlacher, Präsidiumsmitglied ­kümmert sich erst mal um sich. Des­ Der Kampf gegen die Fettleibigkeit uns zusammentun, um ein neues Bild Unsere Mitgliederzahlen wachsen rung und Eventisierung führte, finde des Deutschen Alpenvereins, über halb braucht es Anwälte fürs Ganze. klappt nur bedingt. zu entwerfen, das die Deutungshoheit unglaub­lich, beim DAV mit vier Prozent ich als begeisterter Skifahrer schade. das Image als Kämpfer gegen den Und die Alpenvereine haben dieses Das grundsätzliche Problem ist, dass im alpinen Raum zurückholt. pro Jahr! Und bei AVS und ÖAV sieht Denn im Grunde ist Skifahren ein gutes Eventtourismus, warum die Alpen Mandat als eingetragene Naturschutz­ der Alpenverein aus vielen Auseinan­ es ähnlich aus. Das ist doch nicht ökonomisches Modell für einen ganz mancherorts zu fett geworden­ vereine. dersetzungen als Verlierer hervorge­ Ein neues Bild vom Alpenverein das Image eines Neinsagers. Oder besonderen Naturraum – solange man sind – und warum sie ohne Alpen­ gangen ist. Da kann man natürlich als oder der gesamten Alpen? Verlierers. dessen Besonderheiten respektiert. vereine ärmer wären. Besonders Akteuren aus dem Gegenseite gut den Neinsager kon­ Das hängt beides zusammen. Dabei ­Tourismus gelten die Alpenvereine struie­ren. Die hat in Wirklichkeit näm­ wird übrigens gerne vergessen,­ dass Reden wir einmal über das Grund­ Sind der Bergsport, dem sich die Würden Sie die Alpenvereine als seltener als Anwälte, sondern eher lich eine Riesenangst vor zwei Sachen: die Symbolik und Faszination des satzprogramm Naturschutz der Alpen­vereine ja verpflichtet sehen, „Anwälte der Alpen“ bezeichnen? als Wohlstandsverhinderer und erstens den Klimawandel, der ihr nicht Alpen­raums vom Alpenverein im Wort­ Alpen­vereine. Dort heißt es bei­ und Naturschutz überhaupt Ich denke, das kann man so sagen. Neinsager. Warum ist das so? nur die Basis, sondern auch die Legi­ sinne entdeckt wurde. Was wir seit spielsweise, es gelte den Skibetrieb vereinbar?­ Langfristig ist die Faszination des Ge­ timation für ihr Tun entzieht, wenn sie 150 Jahren so toll finden, wird jetzt von „umweltverträglich zu organisie­ Bergsport und Naturschutz sehe ich Brauchen die Alpen denn Anwälte? birges so eine Art Zucker für den Men­ mit Schneekanonen dagegen an­ vielen anderen wie z. B. der Tirol Wer­ ren“. Als Alpenvereinsmitglied als Ergänzungsverhältnis: der Berg­ Ja, und zwar nicht nur Anwälte für schen. Zucker hört nicht auf konsu­ schießt. Zweitens wird ihre Klientel bung übernommen. Es sind unsere darf man also durchaus guten sport disponiert für den Naturschutz, Bergsportler, sondern auch für die miert zu werden. Als Folge entsteht ­weniger. Auch deshalb, weil die Legiti­ ­Bilder, mit denen sie in die Werbung ­Gewissens zum Skifahren gehen. ist aber kein Selbstläufer. Sehr viele ­Alpen als Biosphäre allgemein. Es gibt eine ganze Industrie, die die Berge mität schwindet. Und jetzt kommt der gehen. Aber wenn wir warnen: Ja, wir Skifahren finde ich vom Prinzip her Projekte in den Alpenvereinen zielen ja einen sehr langen Konflikt um noch schmackhafter macht, indem sie Alpenverein daher und legt den Finger haben diesen tollen Alpenraum, geht eine der ganz faszinierenden Bewe­ genau darauf ab, Naturschutz und den alpinen Raum, und dieser lange die eigentlich schützende Schranke in die Wunde. Natürlich schimpfen doch vorsichtig mit ihm um und bag­ gungsarten. Weil das Gleiten so Bergsport vereinbar zu machen. Es ist Konflikt hängt damit zusammen, dass der Schwerkraft überwindet – motori­ dann die Wintertouristiker: ihr alten gert ihn nicht unterm Arsch weg, dann ­anders ist als das Gehen. Das Tänze­ nur die Frage, was für ein Bergsport. die Alpen eine Allmende sind, also siert auf Wegen oder mit Liften. Da Neinsager! sind wir trotzdem die Neinsager und rische, die Geschwindigkeit. In dem Moment, in dem du aus eige­ ein Allgemein­gut. Die Tragik der muss man dann irgendwann Nein Verhinderer. Es ist inzwischen sogar so, Für den Alpenverein ist es schon ner Kraft unterwegs bist, gewisser­ ­Allmende ist, dass der Einzelne zuerst ­sagen. Wir nehmen den Leuten quasi Die sind ja auch nicht doof. dass Alpenvereine zum Neinsager ein großes Anliegen, den Skisport maßen nahezu nackt, im Extrem wie an sich denkt. Damit übernutzt er die den Zucker als Geschäftsmodell, der Und sie lernen dazu. Es werden nicht ­gemacht werden, wenn sie noch gar so zu gestalten, dass er naturverträg­ ein Alex Huber beim Free Solo in der Allmende. Auch der Bergsportler das Ganze adipös macht. nur die rechtlichen Vorgaben bis zum keine Stellung bezogen haben. lich ist. ­Großen Zinne, hast du automatisch

58 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 59 Natur & Umwelt

Alpenplan an – hätte die Inwertset­ zung und die Kommodifizierung der Alpen noch stärker stattgefunden. Der Alpenraum wäre dem unmittelbaren Faszinationsinteresse stärker ausgelie­ fert. Gleichzeitig haben sich die Alpen­ vereine einer Erschließung der Alpen verpflichtet, die der Allmende-Struktur entgegenkommt und im Ganzen auf Nachhaltigkeit bedacht ist. Das hat letztlich auch den Naturschutz be­ fruchtet, weil es zu einer gewissen ­Vorsicht im Umgang mit den Alpen ­geführt hat.

Wären die Alpen ärmer ohne ­Alpenvereine? Die Frage ist: Was heißt ärmer? Eine Verarmung an Natur und Landschaft kann einhergehen mit einer kommer­ ziellen Entwicklung, wenn die Ökono­ mie der Täler die Berge erobert. Ja, wahrscheinlich wären die Alpen Die Alpenvereine versuchen die Hütten­ infrastruktur so umweltverträglich wie Ist der freie Zugang zur Natur, wie Wie bei den Bergsteigerdörfern. Sie Dennoch befinden sich Hütten wir auf in der Erdkruste gespeicherte ­ärmer an Natur. An unverfügter Natur. möglich zu gestalten; im Bild die AVS-­ ihn die Alpenvereine seit jeher haben auch gar nicht das Problem, meist in sensiblen Räumen. Sonnenenergie zurückgegriffen haben: Dominik Prantl Oberetteshütte ­reklamieren, dann überhaupt noch irgend­wann zurückfahren zu müssen, Was tun die Alpenvereine, damit die fossilen Brennstoffe. Jetzt mussten (Der Artikel erschien im Dezember 2018 im Zuge des Kampagnen- Foto: Martin Niedrist starts „Unsere Alpen“, einer gemeinsamen Sensibilisierungskam- realistisch? Oder muss es in den um nachhaltig zu sein. Das Problem, sich die Auswirkungen auf solche die Umwelt- und Naturschutzverbände pagne von DAV, ÖAV und AVS – www.unsere-alpen.org) Aushängeschild des Bergsteigerdorfs ­Alpen nicht auch einfach Räume wie naturverträglicher Tourismus aus­ Räume in Grenzen halten? diesem industriellen System sagen: ­Lungiarü: der Peitlerkofel geben, aus denen Menschen schaut, stellt sich nur dort, wo man Indem man erstens gewisse Sachen Hey, wenn ihr so weitermacht, dann Foto: Hans Pescoller ­bewusst ausgesperrt werden? über das Ziel hinausgeschossen ist; nicht tut. Keine weiteren Wege, keine sägt ihr den Ast ab, auf dem ihr sitzt. Das freie Betretungsrecht ist ein in Sölden oder Ischgl etwa. Und dort weiteren Hütten. Zudem sind die Als das endlich erkannt wurde und sich Rechtsgut, das wir verteidigen. Aber: wird es immer schmerzlicher. Was Alpen­vereine sehr engagiert in der das industrielle System auf erneuer­ ein Regulativ, eben diese Schranke Der Druck auf den alpinen Raum in­ ­passiert, wenn immer aufwendiger ökologischen Sanierung ihrer Hütten – bare Energien einließ, da hätten die der Schwerkraft. Die schützt den Raum mitten Europas ist groß und wird noch ­beschneite Pisten in zehn, 15 Jahren zum Beispiel bei der Energie­ver­sor­ Umweltverbände sagen müssen: vor seiner eigenen ästhetischen größer. Wenn der Bergsport mit der moralisch so unter Druck kommen, gung oder bei der Abwasserentsor­ Wir sind ab jetzt nicht mehr verant­ Faszina­tion. Auch wenn es eine gewis­ ökologischen Situation unvereinbar ist, dass die jungen Leute nicht mehr Ski gung. Eine andere Möglichkeit wäre, wortlich für eure Energiebeschaffung. se Ungerechtigkeit hat, weil dann muss der Primat die Unbeschadet­ fahren wollen? dass man alle Hütten sprengt. Den Jetzt sind wir wieder dafür da, die ­manche ausgeschlossen werden. heit der Natur sein. Der Deutsche Vorschlag gab es schon. Ich halte Kollateral­schäden, die ja auch durch Alpenverein­ ist sich dessen als ein Auch die Alpenvereine sind mit das aber mehr für eine rhetorische die erneuerbaren Energien entstehen, Gerade Bergsportler fahren aber nach Bundesnaturschutzgesetz ­ihren Hütten riesige Unterkunfts­ Schleife. Es ist nämlich so: Die Alpen­ wie eben zum Beispiel Speicherseen gerne mit dem Auto auf den letzten ­„anerkannter Naturschutzverband“ betriebe und unterhalten eine vereinshütten sind für alle extrem in Hoch­gebirgstälern, zu kritisieren, Parkplatz im Tal. Das hat mit um­ bewusst. Deshalb erarbeitet er zum touristische­ Infrastruktur. wichtig: für die Bergsportlerinnen abzumildern – und auch zu stoppen. welt- und naturverträglichem Beispiel zusammen mit dem Bayeri­ Alpenvereinshütten wurde der Sta­ und Bergsportler, für die Touristen Wir können nicht das industrielle Rudi Erlacher, Jahrgang 1949, ist im Bergsport wenig zu tun. schen Umwelt­ministerium ein Len­ chel des Profits genommen. Sie sind und für die Touristiker. ­System in seiner ungeheuren Ener­gie­ Bergsteigerdorf Kreuth aufgewachsen. Man muss schon einmal sehen: Die kungskonzept für Mountainbiker. als Standorte für Touren im Gebirge intensität retten und gleichzeitig die Der studierte Physiker entdeckte Gesell­schaft schaut viel strenger auf ­Sollten solch defensive Konzepte in keine Hotels und nicht auf Erweite­ Manchmal scheinen sich die Posi­ Natur. Wir müssen sagen: Fahrt schon früh die Faszination des Skitou­ die Bergsportler als auf die, die auf die der Praxis nicht gelingen, dann könn­ rung ausgelegt. Sie müssen quasi tionen der Alpenvereine zu wider­ ­herunter! rengehens und Kletterns, entwickelte ­Malediven jetten. Sie sind halt näher te es für das Betretungsrecht eng wer­ ­keinen Zucker produzieren. Stattdes­ sprechen. Die Energiewende zum mit Mitte 20 einen kritischen Blick auf dran an der Natur. Das heißt nicht, dass den. sen gibt es eine Ressourcenspende Beispiel muss besonders jeder Lassen wir einmal die Fantasie den Pistentourismus und erfand viele die Bergsportler die Kritik nicht auch zu der Mitglieder über Beiträge und Alpen­anwalt gutheißen. Allerdings spielen: Wie, glauben Sie, würden Jahre später die erste dynamische Recht trifft – wie sie aber auch alle Stadt- Wie kann denn der von den Alpen­ ­Arbeit. Geld mit einer Hütte verdient heißt es seitens der Alpenvereine die Alpen ohne Alpenvereine Klettersteigbremse. Seit 2003 ist er und Strandtouristen treffen müsste. Die vereinen geforderte umwelt- vor allem der Hüttenwirt. Für das oft: hier kein Pumpspeicherkraft­ aussehen?­ Mitglied im Vorstand des Vereins zum Alpenvereine können da nur versuchen, und sozialverträgliche Tourismus ­Design und die Infrastruktur aber ist werk, dort keine Windräder. Ohne die diskursiven Prozesse der Schutz der Bergwelt, von 2015 bis mit Projekten wie „Klimafreundlicher aussehen? die Sektion zuständig. Und die ist vor­ Unser industrielles System ist erst des­ Alpen­vereine, das Nachdenken über 2019 war er Mitglied des DAV-­ Bergsport“ steuernd einzugreifen. Mit­ Der Bergtourismus muss eigentlich sichtig. halb in der jetzigen energieintensiven Umwelt und Natur, auch rechtliche Ini­ Präsidiums. machen muss dann aber der Einzelne. in den Tälern sein Geld verdienen. Ausprägung möglich geworden, weil tiativen – schauen Sie den Bayerischen

60 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 61 Thema: Schnee Foto: Walter Oberlechner – Strix Naturfotografen Südtirol Foto: Max Drescher – Strix Naturfotografen Südtirol

Foto: Georg Kantioler– Strix Naturfotografen Südtirol Foto: Walter Oberlechner – Strix Naturfotografen Südtirol Unterwegs

Bergsteigerdorf Gschnitztal Winterwandern im Gschnitztal ­Stubaier Alpen bietet das Gschnitztal von Kalk- und Urgestein entstand im Tiroler Ursprünglichkeit südlich von Innsbruck Schloss Schneeberg in Trins im Tiroler mit seinem majestätischen Talschluss Gschnitztal eine Artenvielfalt, die be­ Gschnitztal die besten Voraussetzungen für Alpi­ reits im 19. Jahrhundert viele namhafte Fotos: TVB Wipptal nisten. Das neue Bergsteigerdorf kann Botaniker veranlasst hat, ihren Som­ Die Tourismusverantwortlichen ­November 2018 zugestimmt, was ohne Unterbrechung das Loipengüte­ man im Sommer getrost als das „Tal mer­urlaub in Trins zu verbringen. 1870 des Gschnitztals, einem westlichen bei einer offiziellen Beitrittsfeier am siegel des Landes Tirol verliehen. der Berghütten“ bezeichnen, denn legte der international anerkannte Seitental des Wipptals, mussten 5. Mai 2019 besiegelt wurde. Damit Auf 28 Kilometer klassisch gespur­ man kann von Trins oder Gschnitz aus ­Botaniker Kerner von Marilaun am sich wohl des Öfteren den Vorwurf entschieden sich die beiden Gschnitz­ ten und 29 Kilometer Skating-Loipen (2.241 m) oder Padaster­kogel (2.301 m) insgesamt sechs alpine Schutzhütten ­Blaser ein Alpinum an. Die unter anhören, man habe die touristische taler Gemeinden­ Trins und Gschnitz, inmitten einer traumhaften Bergkulisse wandern. Beide Touren führen anfangs erreichen (Trunahütte, Gschnitzer Blumen­freunden sehr beliebte Garten­ Entwicklung verschlafen. Im be­ gemeinsam mit den Alpenvereinen können Langläufer hier ihre Runden durch Wald und später durch freies Ge­ Tribulaun­hütte, Bremer Hütte, Inns­ aurikel hat ihren Ursprung im Gschnitz­ nachbarten Stubaital brachte ein weiterhin einen nichttechnisierten, ziehen – übrigens ohne Loipengebühr. lände, vorbei an einer Berghütte, die brucker Hütte, Padasterjochhaus und tal, von wo aus sie ein Botaniker nach Gletscherskigebiet den erwünsch­ authen­tischen und umweltschonen­ Ein geräumter, 6,5 Kilometer langer allerdings nur im Sommer bewirtschaf­ Blaser Hütte). Von allen Hütten hat Holland gebracht hat, um dort die ten Aufschwung, während im den Bergtourismus zu forcieren. Das Winterwanderweg verläuft am Tal­ tet ist. Der Aufstieg zum Gipfel dauert man zusätzlich die Möglichkeit, einen heute vielzähligen Arten zu züchten. Gschnitztal ab den 1980er-Jahren Gschnitztal konnte sich eine außer­ boden von Trins bis nach Gschnitz. insgesamt jeweils ca. drei Stunden. oder mehrere Gipfel zu besteigen. Das hintere Gschnitztal, besonders der Tourismus stagnierte. Genau gewöhnliche Biodiversität und un­ Padasterkogel und Blaser sind auch Wer Weitwanderungen liebt und über das Gebiet um die Tribulaunhütte und deshalb blieb allerdings der ur­ berührte landschaftliche Kleinode Schneeschuhwanderungen und beliebte und nicht allzu schwierige ausreichend Kondition und Trittsicher­ die Gargglerin, ist bekannt für seine sprüngliche Charme dieses Tiroler ­erhalten. Die Gschnitztaler sehen im Skitouren ­Skitouren. Mehrere anspruchsvolle heit verfügt, wird von der Gschnitztaler Steinbockpopulationen und auch ein Bergtales mit seinen Seen, Wasser­ Beitritt zu den Bergsteigerdörfern Wo im Sommer Hüttenwanderer und ­Skitouren befinden sich am Talende Hüttentour begeistert sein: eine beliebtes Brutgebiet des seltenen fällen und seiner unvergleichlichen die Chance, das alpinistische Potenzial Mountainbiker anzutreffen sind, be­ des Gschnitztals (Ausgangspunkt Höhen­wanderung in sieben Tages­ Steinadlers. Flora erhalten. des Tals hervorzuheben und Gäste gegnet man im Winter Schneeschuh­ Gasthaus Feuerstein). Diese sind z. B. etappen, allerdings teilweise im aus­ ­anzusprechen, die ihren Urlaub gerne wanderern und Skitourengehern. Die der Gschnitzer Tribulaun (2.946 m), der gesetzten Gelände, die alle sechs Klettersteig und Mountainbike­ Bergtourismus abseits der Massen abseits der Massen verbringen. Schneeschuhwanderung zum Adler­ Hohe Zahn (2.924 m), der Pflerscher ­Hütten miteinander verbindet. routen Mit seinen kleinen bis mittelgroßen blick ist mit ca. einer Stunde Gehzeit Pinggl (2.767 m) und natürlich der Besonderer Beliebtheit erfreut sich Familien­betrieben, der unberührten Langlauf- und Winterwander­ und nur ca. 200 Höhenmetern auch als höchste Berg des Tales, der Habicht Flora und Fauna auch der talnahe Klettersteig St. Mag­ Naturlandschaft, dem breiten Angebot eldorado Gschnitztal erste Schnuppertour oder Eingeh­tour (3.277 m). Auch Blumenfreunde kommen, vor al­ dalena. Er startet in einem Übungs­ für Alpintouristen und dem großen Im Winter punktet das Gschnitztal vor geeignet. Ziel ist die Aussichtsplatt­ lem im Frühling, sicher auf ihre Kosten, gelände für Klettersteiggeher und ­Anteil an Naturschutzgebieten erfüllt allem mit seinem Langlaufangebot. form „Adlerblick“ oberhalb von Trins, Wandern im Tal der Berghütten gilt doch z. B. der Blaser als blumen­ Bergwanderer, der sogenannten das Gschnitztal die strengen Kriterien Bereits seit 50 Jahren wird zwischen von wo man einen imposanten Blick Als Ausgangspunkt für sieben Drei­ reichster Berg der Alpen. Nicht weni­ ­Alpine Safety Area (ASA). Hier können der Bergsteigerdörfer. Der Aufnahme Trins und Gschnitz eine Loipe gespurt. auf das gesamte Tal hat. Wer es etwas tausender und viele weitere anspruchs­ ger als 20 Orchideenarten wurden hier auf einer Länge von ca. 100 Metern in diesen elitären Kreis wurde im Seit 1984 wurde der Gschnitztal-Loipe anspruchsvoller mag, kann zum Blaser volle Berg- und Skitouren in den gesichtet. Durch die Überlagerung fünf Klettersteigvarianten in den

64 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 65 Unterwegs

Skitourentipps aus dem Bergsteigerdorf Gschnitztal

Aus dem Tourenportal der Alpen­ vereine alpenvereinaktiv.com­

Habicht (3.277 m), Südanstieg von Gschnitz Eine Traumtour für konditionsstarke Skialpinisten auf einen der markantes­ ten Dreitausender der Stubaier Alpen. Ausgangspunkt ist der Parkplatz beim Gasthaus Feuerstein. Die Skitour auf den Habicht gehört sicherlich zu den schönsten Skiabenteuern in Tirol. Rund 2.000 Höhenmeter und eine selektive Padasterkogel, gemütlicher Gipfel mit Route zeichnen den Anstieg von Blick auf die Tribulaune Foto: Rafael Reder ­Süden aus. Allerfeinstes Skigelände im Mittelteil, die Steilrinne zum Gipfel inklusive einer gehörigen Portion Lat­ Schwierigkeit: mittel finden, wenn eine Kaltwetterfront schen und Stauden gleich zu Beginn. Strecke: 11,3 km für Niederschlag gesorgt hat. Aus­ Gschnitztaler Panorama mit Gschnitzer geführt hat. Dieser Verein hat es sich Mobilität Ein echtes Tourenschmankerl und Dauer: 3:00 h gangspunkt ist der Parkplatz Gasthaus (2.946 m) und Pflerscher Tribulaun (3.097 m) zum Ziel gesetzt, Direktvermarkter und Ab 1. Januar 2020 gilt die Gästekarte DER Extrem-Klassiker im Gschnitztal! Aufstieg: 1.071 hm Feuerstein­ am Talende.­ Fotos: TVB Wipptal Gastronomiebetriebe, die regionale Wipptal als Fahrkarte für die S-Bahn Aufgrund der südseitigen Lage ist ein Abstieg: 1.071 hm Schwierigkeit: schwer Abfahrt von der Kesselspitze (2.728 m) Produkte für ihre Gerichte verwenden, zwischen Brenner und Innsbruck, die früher Aufbruch speziell an warmen Rafael Reder, ÖAV Innsbruck Strecke: 14,5 km Foto: Christian Salchner zu stärken und gemeinsam zu vermark­ stündlich verkehrt, sowie für alle Re­ ­Tagen dringend anzuraten. Dauer: 5:00 h ten. Eine Initiative, die besonders gut gio­nalbusse im Wipptal und seinen Schwierigkeit: schwer Pflerscher Pinggl (2.767 m) von Aufstieg: 1.527 hm zur Philosophie der Bergsteigerdörfer Seitentälern – also auch im Gschnitztal. Strecke: 12,3 km Gschnitz Abstieg: 1.527 hm passt. Die Gästekarte erhält jeder Gast ab Dauer: 5:22 h Vor allem landschaftlich eine sehr be­ Holger Margreiter Schwierigkeitsstufen A bis E getestet Der Tradition verpflichtet ist das ­einer Nacht Aufenthalt in allen Wipp­ Aufstieg: 2.005 hm eindruckende Skitour im Banne der Tri­ werden. Danach führen alle Varianten Mühlendorf in Gschnitz. Hier wird taler Unterkünften. Abstieg: 2.005 hm bulaune. Den Namen Pinggl trägt die­ zum Aussichtsplatz „Habichtblick“, die Arbeitsweise der bäuerlichen (Fahrpläne siehe www.vvt.at ) Holger Margreiter ser Gipfel eigentlich zu Unrecht. von wo aus der Steig im Schwierig­ Bevöl­kerung in den Alpentälern vor Weitere Informationen zur Region: Natürlich steht er im Schatten der keitsgrad B/C zum Wallfahrtskirchlein ca. 100 Jahren gezeigt und die durch www.wipptal.at Padasterkogel (2.301 m) von Trins „Großen“ Gschnitzer und Pflerscher St. Magdalena mit angebauter Jausen­ Wasserkraft angetriebene Getreide­ Informationen zu den Bergsteiger­ Die Tour in toller Kulisse ist auch für Tribulaun, jedoch braucht er aufgrund station führt (Gesamtlänge: 500 m, mühle, die Schmiede und die Hand­ dörfern: www.bergsteigerdoerfer.org Einsteiger geeignet, bei guter Spur­ seines tollen, steilen Anstieges keinen 270 Höhen­meter). Vier ausgewiesene werks­­stätte können bestaunt werden. Helga Beermeister anlage sind keine Spitzkehren nötig. Vergleich scheuen. Die Tour erfordert Mountainbikerouten runden das Berg­ Man kann miterleben, wie das eigen­ Im oberen Bereich gibt es super eine gute Kondition, alpine Erfahrung sport­angebot ab. händig geerntete Getreide zu Mehl Skihänge mit vielen Abfahrtsmöglich­ sowie absolut sichere Verhältnisse. gemahlen und daraus Bauernbrot keiten. Die Skitour auf den Padaster­ Vor allem im Frühjahr handelt es sich Regionalität ist den Gschnitztalern gebacken­ wurde.­ kogel wird nicht so häufig begangen, bei der Tour um eine sehr lohnende wichtig sind doch bekanntere Gipfel in der Skitour, wenn die steilen Hänge hinein Bemerkenswert ist auch die Vielfalt 18 Bergsteigerdorf-Partnerbetriebe­ Umgebung vorhanden. Die tollen Hän­ nach Hintersandes entladen sind. des Angebots an regionalen Produk­ Von den ca. 60 Unterkünften im ge oberhalb der Waldgrenze und die Man kann hier auch noch traumhaften ten in der Gastronomie und bei diver­ Gschnitztal haben sich 18 als Berg­ wilde Umgebung mit Blick auf die Pulverschnee im März und April vor­ sen Direktvermarktern. Neben der steigerdorf-Partnerbetrieb ange­ ­Tribulaune machen diesen Gipfel je­ Kräuterey in Trins, wo sich alles um meldet und freuen sich, der Philoso­ doch zu einem perfekten Skitourenziel Alle Touren sind mit Bahn und Bus ­Gewürz- und Heilkräuter dreht, gibt es phie zu entsprechen und ihren Gästen auch für weniger Erfahrene. Die Que­ erreich­bar. Mit der Österreichischen auch Anbieter für regionales Fleisch, ­einen angenehmen Bergurlaub zu rung vom Padaster­joch­haus kann Bundes­bahn (www.oebb.at) bis zum z. B. das Gschnitzer Berglamm. Nicht bieten.­ Alpenvereinsmitglieder­ ­etwas mühsam sein. Entweder kurz Bahnhof Steinach. Von dort mit dem Bus zufällig entstand die Idee zur Grün­ ­erhalten übrigens bei Vorlage des ­abfahren (40 hm) oder schon früher Linie 4146 (www.vvt.at) nach Trins und dung der „Genussspechte Wipptal“ im Mitgliedsaus­weises in den Partner­ übers Käferloch aufsteigen. Ausgangs­ Gschnitz (Haltestelle „Gschnitz, Gasthof Abfahrt vom Gipfelhang des Pflerscher Pinggls Gschnitztal, wo Obfrau Gabi Gatscher betrieben zehn Prozent Ermäßigung punkt für die Tour ist der Parkplatz Feuerstein“). bis vor kurzem ein kleines Haubenlokal auf den Übernachtungspreis. des Padasterjoch­hauses in Trins. Foto: Holger Margreiter, www.gipfelträume.at

66 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 67 Unterwegs

Mit Schneeschuhen durch die märchenhafte Winterlandschaft stapfen macht Kindern noch mehr Spaß, wenn gute Freunde dabei sein dürfen Foto: AVS Vahrn

Auch beim Schneeschuhwandern gilt: je abwechslungs­reicher eine Tour, desto be- geisterter werden auch unsere Kinder sein Foto: AVS Ahrntal

Ein Highlight unserer Wanderung kann eine spannende Schatzsuche im Schnee mit dem LVS-Gerät sein, bei der unsere Kinder die Notfallausrüstung kennenlernen Foto: AVS Etschtal

Auf den Roen (2.115 m) am Schneeschuhwanderungen ­Mendelkamm Diese Tour auf den höchsten Gipfel MIT des Mendelkamms beginnt schon bei der Anfahrt mit einem kleinen High­ KINDERN light. Von Kaltern aus bringt uns näm­ lich die steile Mendelbahn hinauf zu unserem Ausgangspunkt am Mendel­ enn Frau Holle die Land­ Tageszeit nicht standhalten können. Schnee nicht so leicht einzusinken. pass. Von dort führt uns unsere Tour schaft in eine weiße Mär­ Man möchte förmlich hineintauchen in Schneeschuhe und das Wandern da­ zunächst als Winterwanderung stets Wchenwelt verzaubert, dann diese weiche, wie in Watte gebettete mit können auch für Kinder ein sehr der Markierung 500 folgend südwärts liegt eine ganz eigenartige Stille Landschaft, am besten fernab präpa­ spannendes Erlebnis sein, wenn wir über die Enzianhütte (im Winter ge­ überm Land. Durchbrochen nur durch rierter Wege und Straßen, draußen uns beispielsweise vorstellen, gemein­ schlossen) und die Halbweghütte (im belohnt. Mit kleineren Kindern können Über die Seeberg-Alm in Walten das dumpfe Geräusch von hie und in der freien Natur. Wäre da bloß das sam wie Trapper oder Jäger aus den Winter am Wochenende offen) bis zur wir alternativ sowohl Strecke als auch im Passeiertal da aus den Bäumen dumpf herabfal­ Sich-Fortbewegen im kniehohen Westernfilmen durch die wilde Natur bewirtschafteten Romen-Alm. Ab dort Höhenmeter verringern, indem wir Ausgangspunkt unserer Rundwande­ lendem Schnee oder durch das gleich­ Schnee nicht so mühsam. Gott sei zu stapfen, auf der Jagd nach Aben­ schnallen wir uns die Schneeschuhe einfach nur bis zur Romen-Alm wan­ rung durch die Passeirer Winterland­ mäßige Tröpfeln, wenn die in der Dank haben aber unsere Vorfahren teuern. Oder wenn wir mit unseren an und stapfen das letzte Teilstück auf dern oder anstatt an der Bergstation schaft ist der Weiler Wanns im hinteren Mittags­sonne glitzernden Kristalle der schon vor Tausenden von Jahren ein „Piepsern“ ein lustiges Schatzsuche­ den Roen-Gipfel (2.115 m). Der letzte der Mendelbahn zu starten, mit dem Waltner Tal. Vom Parkplatz beim Gast­ obersten Schneeschicht der wärmsten Utensil erfunden, das uns hilft, im spiel im Schnee gestalten – die Lawi­ Abschnitt ist zwar etwas anstrengend, Roen-Sessellift gleich ein Stück weiter haus Wanserhof folgen wir der Mar­ nennotfallausrüstung haben wir ja dafür werden wir mit einem atem­ hinauffahren. (Tipp der AVS-Jugend kierung 15 durch den Wald hinauf zur auch beim Schneeschuhwandern beraubenden Ausblick über die ver­ Tramin) Seeberg-Alm und weiter zum etwas ohne­hin dabei. Genügend Zeit für klei­ schneite Winterlandschaft hoch über Gehzeit gesamte Tour: 6 h oberhalb gelegenen See (1.750 m). ne Schneeballschlachten oder zum dem Unterland und auf die Dolomiten Höhenmeter gesamte Tour: 760 Dort wandern wir nun auf dem Weg Schneeskulpturen-Bauen, zum Rut­ schen und Herumtollen im weißen Ele­ ment einplanen, dann werden die Kids begeistert sein. Auch schon deshalb, Preis-Vorteil für AVS-Mitglieder weil das Fortbewegungsmittel unter den Füßen einmal ein ganz anderes ist als der gewöhnliche Berg- oder Wanderschuh. Wir als erwachsene Be­ gleiter kümmern uns darum, dass wir ­genügend Proviant und warme Wech­ TERRABONA.IT selwäsche dabeihaben und informie­ ren uns vorab über die aktuellen Gipfelstürmer ­Bedingungen. Auch im Hinblick auf die aktuelle Lawinenlage! Alle hier vorgestellten Schnee­ schuh­wanderungen können wir mit öffent­lichen Verkehrsmitteln erreichen.­ Ralf Pechlaner

68 Bergeerleben 06/19 www.thomaser.it Unterwegs

Genügend Zeit zum Spielen und Herum­ tollen im Schnee an ungefährlichen Stellen Von den Gipfeln aus öffneten sich einplanen ­immer wieder bezaubernde Blicke Foto: AVS Matsch Pulverschnee im Allgäu über die Nachbarberge bis hin zum höchsten Gipfel Deutschlands, der Skianzug, warme Handschuhe, Mütze, 36. Internationale Skitourenwoche wasser­feste Schuhe und trockene Zug­spitze. Auch im Kleinwalsertal, das ­Wechselwäsche garantieren das Wohl­ in Bad Hindelang zu Öste­rreich gehört, aber nur von fühlen bei unserem­ Schneeabenteuer deutscher Seite erreichbar ist, haben Foto: AVS-Jugend Ahrntal wir eine Tour gemacht.

Geselligkeit Es wurde schon bei der Vorstellung Zur Kreuzspitze in Wengen der Woche angekündigt, dass die Vom Ortszentrum in Wengen fahren Organisation­ der täglichen Touren wir rechts ab und gelangen dann links ohne die Mithilfe von Tourenführer haltend zu den letzten Höfen Runch ­unter den Teilnehmern nicht möglich (1.590 m) bzw. Biei (kleiner Parkplatz). sein würde. Hilfsbereit, wie es unsere Auf der Forststraße Nr. 6 wandern wir Art ist, haben einige unserer Touren­ mäßig ansteigend zum Ritjoch (1.863 m). leiter tatkräftig zur reibungslosen Am Ritjoch biegen wir rechts ab auf Touren­führung beigetragen. Wie den Steig Nr. 13-15 und gelangen spä­ ­üblich kam auch das Gesellschaftliche ter wieder auf eine Forststraße, die uns nicht zu kurz. Bei einem wohlverdien­ zu einer freien Geländemulde mit ten Umtrunk und dem traditionellen Wegkreuz führt. Hier biegen wir rechts „Apero“ gab es nach den Touren 14A Richtung Wannser Alm hinüber, ­wurde. Beim ehemaligen Gasthaus am ab Richtung Westen und gelangen ­immer viel zu erzählen. Für alle Teil­ zweigen aber schon nach etwa einem See halten wir uns rechts und wandern bald zur aussichtsreichen Kreuzspitze/ nehmer war es wieder eine schöne Fotos: Hermann Pfeifhofer Kilometer bei einem Holzkreuz links bald an der idyllischen, auf einer klei­ Crusc de Rit (2.021 m). Schöne Blicke Skitouren­woche in einer den meisten auf den dort abwärtsführenden Forst­ nen Halbinsel in den See ragenden zum Heiligkreuzkofel und Peitlerkofel. Südtirolern unbekannten Gegend. weg ab. Auf diesem erreichen wir, uns Seekirche Maria im Wald vorbei. Stets Der Weg zum Ritjoch ist meist gespurt; So schnell vergeht ein Jahr: 2018 auch diese zwei Tage gut, da man rund Hermann Pfeifhofer rechts haltend, bald den Wanderweg dem Ufer folgend umrunden wir den ab dort ist die Wegfindung etwas hei­ waren wir Südtiroler die Organi­ um das Oberjoch unter einer Vielzahl 14, auf dem wir über die Gschloßalm See und kehren schließlich auf dem­ kel, man beachte die Wegmarkierung! satoren der Internationalen Ski­ von Touren wählen kann. Die darauf­ DIE TOUREN zum Wanserhof zurückwandern. Diese selben Weg zu unserem Ausgangs­ Der Weg ist relativ lawinensicher, im tourenwoche. Heuer konnten wir in folgenden Tage bei schönem Wetter Wanderung ist auch mit Kindern sehr punkt zurück. Aufgrund der geringen Bereich des Gipfelaufbaues, wo man tief verschneiter Winterlandschaft und besten Schneeverhältnissen boten Kühgund (800 hm), Wertacher Hörnli lohnend und wird mit den Kleinen zu bewältigenden Höhenmeter und wieder auf die Forststraße gelangt, eine Woche genießen, die von der alles, was man bei so einem durch­ (600 hm), Ponten (1.000 hm), Zirleseck auch viel begangen. Da aber bei des nicht anspruchsvollen Geländes muss aber ein steiler Nordhang unter­ deutschen Delegation ausgetragen mischten Publikum wie den Teilnehmer (850 hm), Gaishorn (1.200 hm), Krinnen­ ­ungünstiger Lawinenlage an einigen ist die Obernberg Seerunde auch für quert werden; bitte deshalb auf die wurde. der Internationalen Skitourenwoche spitze (900 hm), Sulzspitze (1.000 hm), Bereichen Lawinengefahr besteht, ist kleine Kinder geeignet. Lawinen­warnstufe zu achten. nur an Touren durchführen konnte. Litnisschrofen (1.100 hm), Rohnenspitze bei dieser Wanderung unbedingt der Gesamtgehzeit: 3 h Gesamtgehzeit: 2,5 – 3 h enn man eine so ideale Aus­ Es war erstaunlich, wie markant sich (1.000 hm), Schnurschrofen (850 hm), Lawinen­report zu berücksichtigen. Höhenmeter im Aufstieg: 180 Höhenmeter im Aufstieg: ca. 430 wahl an Skitouren vor der manche Berge mit steilen wunder­ Hehlekopf (800 hm), Oberjoch (800 hm) Gesamtgehzeit: 3,5 h WHaustür hat, wie es bei uns schönen Abfahrten präsentierten. Höhenmeter im Aufstieg: 400 der Fall ist, ist man ziemlich gespannt auf eine Gegend, in der eher Hügel als Rund um den Obernberg-See hohe Berge dominieren. Die Vorschau Diese Schneeschuhwanderung führt auf die Interna­tionale Skitourenwoche uns über den Brenner ins schöne 2019 in Bad Hindelang bei der Touren­ Wipptaler Seitental Obernberg, das woche 2018 im Passeier ließ nicht sich von Gries am Brenner nach Wes­ ­vieles von dem erahnen, was uns letzt­ ten zieht. Vom großen Parkplatz am endlich an Landschaft und Schnee Gasthof Waldesruh am Obernberger geboten wurde. Talschluss (auch Endhaltestelle des öffent­lichen Busdienstes) wandern wir Wunderschöne Abfahrten bestens ausgeschildert zunächst durch Wir profitierten wohl auch von dem den winterlichen Wald, dann über vielen Schnee, der heuer in den nörd­ die verschneite Unter- und Oberreins­ lichen Alpen gefallen war, und als almen hinauf zum wunderschönen ­Zugabe hatte es noch an den ersten Berg­see, der bereits in der 1930er-­ zwei Tagen Neuschnee gegeben. Jahren zum Naturdenkmal erklärt Trotz eingeschränkter Sicht verliefen

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ertragen und der scharfe Nordgrat, der der – mittlerweile doch einiger­maßen die Haifischflosse dieses gewaltigen dringend – benötigten Dusche am fol­ Auf den Gipfeln des Berges zeichnet, ist rasch erklettert. genden Tag verbringen wir unsere Um neun Uhr morgens stehen wir an letzte Nacht im Hochgebirge. diesem wolkenlosen Gründonnerstag Im Schein des Vollmonds überque­ auf einem der beeindruckendsten Gip­ ren wir den Konkordiaplatz und ziehen Berner Oberlandes fel der Westalpen, was für ein Erlebnis. weiter in Richtung Lötschenlücke. Wol­ Wir sehen den uns nachfolgenden ken breiten sich von Süden her aus, Skidurchquerung mit Strom an Skibergsteigern aus der Fins­ aber wir sind gut akklimatisiert und dem Projekt ALPINIST teraarhornhütte und entscheiden uns nach schnellem Aufstieg ist auch der recht bald abzusteigen, um dem aller­ letzte Gipfel dieser Woche erreicht. größten Gegenverkehr am Grat auszu­ Die Bewölkung lässt aus der verspro­ weichen. Eine abwechslungsreiche chenen Firnabfahrt einen ratternden Im Rahmen des AVS-Projektes ­Abfahrt bringt uns wieder zurück auf Ritt über alte Spuren werden, das ist ­ALPINIST starteten im vergangenen den Boden des Fieschergletschers. zwar ärgerlich, aber stellt uns nicht vor April sieben junge Alpinisten ins Mittlerweile ist es später Vormittag große Probleme. Ein schneereicher Berner Oberland. Gemeinsam mit und die Sonne macht die 400 Höhen­ Winter erlaubt es uns bis zum Dorf den beiden Bergführern Felix meter Gegenanstieg zur Grünhornlü­ Blatten auf 1.500 Metern abzufahren. Tschurtschenthaler und Lukas Troi cke zu einer schweißtreibenden Ange­ Hier endet unsere Durchquerung waren die 4000er rund um das legenheit. Belohnt werden wir aber mit des Berner Oberlands, aber eines ist si­ Finsteraarhorn ihr Ziel – kombi­ Abendstimmung über dem Aletschhorn erstklassigem Firn auf der anderen Sei­ cher: Westalpen, wir kommen wieder! Fotos: Lukas Troi niert mit einer Skidurchquerung. te dieses Gletscherpasses. So stehen Valentin Harich

Ein kalter Fallwind weht von der West­ Mönch der vergangenen Tage den schmalen Windige Angelegenheit – auf dem Gipfel flanke des Finsteraarhorns, mit Drei Tage zuvor waren wir mit der Bahn Grat ordentlich abgeblasen hatte. Da des Finsteraarhorns 4.274 Metern der höchste Gipfel des vom Kleinen Scheidegg aufs Jungfrau­ sich das Wetter langsam, aber sicher Foto: Felix Tschurtschenthaler Berner Oberlands. Vor einer Stunde joch gefahren und machten uns sofort verschlechterte und die Begehung des waren wir im Schein unserer Stirnlam­ auf den Weg Richtung Mönchsjoch blanken Grats einiges an Zeit gekostet pen von der gleichnamigen Hütte auf­ zum Einstieg des Mönch-Südgrats. hätte, beschlossen wir – wie schon gebrochen, um diesen vermutlich ab­ Dieser zeigte sich gut gespurt, und ­einige Seilschaften vor uns –, es mit gelegensten 4.000er der Alpen mit über kombiniertes Gelände mit Firn­ dem Vorgipfel gut sein zu lassen und Skiern zu besteigen. Langsam taucht feldern und einigen unschwierigen zur Mönchsjochhütte abzusteigen. die aufgehende Sonne zunächst die Kletterstellen gewannen wir schnell an umliegenden Berggipfel, dann auch Höhe. Der aufziehende Hochnebel Walchenhorn und Übungstag weiter westlich den gesamten Alpen­ deckte recht bald den Aletschglet­ Für Dienstag war zunehmend schlech­ Wilde Abseilfahrt über die Morgenstimmung über dem Ostwand des Großen Grünhorns Fieschergletscher­ bogen in ein leuchtendes Rot. Von scher unter uns zu und ließ nur mehr tes Wetter mit Schneefall angekündigt, links nach rechts stehen Dufourspitze, die hohen Gipfel der Westalpen her­ die geplante Tour auf die beiden Fie­ Lyskamm, Matterhorn, Weisshorn bis vorschauen – ein wunderbares Bild. scher­hörner wurde abgeblasen. Doch Überschreitung des Großen Grünhorns wir recht bald am Konkordiaplatz und AVS-PROJEKT ALPINIST 2020 hinüber zu Montblanc und Grandes Am Vorgipfel des Mönchs angekom­ anstelle der befürchteten Abfahrt am (4.044 m): Aufstieg am Seil über den machen uns über die Stahltreppen auf Jorasses wie in Flammen. men zeigte sich, dass der starke Wind Seil durch die Nebelsuppe über das zerrissenen Gletscher an dessen West­ den Weg zur Hütte. Die Konkordia­ Auch für 2020 sind tolle, abenteuerliche Ewigschneefeld mit GPS-Gerät in der flanke, ein verschneiter Gipfelgrat und hütte wurde bereits 1877 am Rande Aktionen geplant. Neben der Kletter­ Hand zur Konkordiahütte erlaubte eine rassige Abseilfahrt über die Ost­ des Aletschgletschers errichtet. Da reise in den Oman im Februar 2020 ist das Wetter zumindest einen kurzen wand, Steinschlag, tückische Rand­ der Klima­wandel auch an diesen ge­ die Alpen-Skidurchquerung mit Zelt, Schwenk über den Gipfel des 3.692 Me­ spalten – eine Skihochtour, die diesen waltigen Gletschermassen seine Spu­ Schlafsack und Biwaksack das Highlight. ter hohen Walchenhorns. Nach dieser ­Namen wahrlich verdient und das ren hinterlässt, wollen noch einmal Damit will der AVS ein Zeichen setzen, kurzen Tour sowie einer ausgiebigen ­ganze Repertoire des Skibergsteigens 150 Höhenmeter bis zu den schon be­ dass für Skitourenreisen nicht immer Wiederholung verschiedener Spalten­ abverlangt. kannten und deshalb umso begehrte­ weit geflogen werden muss, sondern bergungstechniken verschlechterte ren Röstis überwunden werden. dass für junge Alpinisten wahre Aben­ sich das Wetter endgültig, und der Finsteraarhorn teuer auch in unseren Alpen – im bes­ erste Schneefall spülte uns in den Die drei Tage gipfelten schließlich im Lötschenlücke ten Skitourenparadies der Welt – warten. Rösti­himmel der Konkordiahütte. Sonnenaufgang auf der Westflanke Geschafft nach diesem anstrengenden Alle Informationen zu den einzelnen des Finsteraarhorns. Schnell ist das Tag sitzen wir in der Sonne auf der ­Aktionen des AVS-Projektes ALPINIST findet ihr im Kursprogramm! Großes Grünhorn Skidepot am Huggisattel auf 4.088 Me­ ­Terrasse und planen die morgige Tour. Das AVS-Projekt ALPINIST wird unter­ Blauer Himmel, mit einigen Restwolken tern erreicht, und wir seilen uns an. Über die Äbeni Flue (3.962 m) soll es stützt von Vaude, Meindl, Skylotec und Auf dem Weg zur Grünhornlücke – garniert, sowie ein eisiger Wind be­ Der kalte Wind lässt sich mit Daunen­ zur Lötschenlücke und dann weiter bis es wird warm Unipolsai. gleiteten uns am nächsten Tag bei der jacke und Fäustlingen einigermaßen Blatten gehen. In freudiger Erwartung

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nicht so ganz. „Nicht kuppeln, nur meter vor der russischen Grenze. Aus­ bremsen und Gas geben!“ Ich lerne gangspunkt für unsere erste Skitour schnell, die weiteren Vorzüge der auf den Berg des Prometheus. Mit „amerikanischen Ausführung“ zu 5.047 Metern ist der Kaspek einer der schätzen. Auf den langen Geraden größeren Kaukasusgipfel. Aber auch entlang der georgischen Heeresstraße einer der leichteren. Am Gipfel werde Richtung Stepanzminda an der russi­ ich trotzdem nicht stehen. schen Grenze. Unzählige Kolonnen von Endlos zieht sich der flache Aufstieg Sattelschleppern, deren Fahrer gna­ zum Betonbunker Betlemi-Hütte auf denlos alles aus ihren alten Dieseln 3.600 Metern. Nach einer Nacht, die heraus­holen. Ein Druck aufs Gaspedal. alles andere als eine gute Nacht war, Erschreckend schnell reißt es uns an brechen wir gegen halb sechs Uhr auf. den rauchenden Lkws vorbei. Tunnel­ Raus aus dieser kalten, unfreundlichen blick inklusive. Macht sehr schnell sehr Zelle. Hinaus in eine eisig klare Nacht. viel Spaß. Besonders wenn man im Blanker Gletscher. Eisiger Wind. Viel ­Leben noch nichts Schnelleres als zu flach zieht es zum Sattel unter der

Im wilden Kaukasus Skitouren in einem fernen Land

Pause über dem Nebelmeer Swanetiens Ernst und ohne ein Wort zu sagen, Vor einigen Jahren stand ich das ers­ Fahrt nach Stepanzminda ­lahme Kastenwagen gefahren hat. Gipfelflanke hinauf. Total unakklimati­ Fotos: Hartmann Engl starren mich diese Männer an. te Mal vor diesen stummen Gestalten Vor einer Woche sind Lukas und ich in ­Dafür war dann bei der Rückgabe des siert spüre ich die Höhe, drehe auf ­Allesamt in Schwarz-Weiß geklei­ in den Weiten des Kleinen Kaukasus. Tiflis gelandet. Der quirligen, moder­ Aufbruch in der morgendlichen Kälte zum Autos auch ein bisschen Schmerzens­ 4.600 Metern um. Den 400 Meter hohen Kaspek det. Zu ihren Füßen ein paar Zahlen Die plötzlich aus dem Nirgendwo eines nen Hauptstadt eines der ältesten geld fällig. Die georgische Polizei ist Blankeis-Gipfelhang schenke ich mir. und unverständliche Schrift­ vergessenen Dorfes, bewohnt von ei­ christlichen Länder der Welt. Dem immer und überall präsent. Und Nicht mehr im grünen Bereich für mich zeichen. Hier und da ein paar bunte ner Handvoll unbeugsamen Bauern, Land, wo einst die sagenhaften Argo­ ­modernstens ausgerüstet. Mit Video­ mit nur einem Eispickel. Genussski­ Blumen. auftauchen. In Georgien. Eingebettet nauten landeten, um das goldene Vlies kameras. Stellt die Vergehen der Stra­ touren in einem fremden Land zu genie­ zwischen den Großmächten Russland zu rauben. Und wo vor über 7.000 Jah­ Ausführung. Nur Gas geben und ßensünder sofort ins Verkehrssünder­ ßen, das habe ich mir vorgenommen für nter den Leuten ist mitunter im Norden und der Türkei im Süden. ren die Weinrebe kultiviert wurde. bremsen! Nur das rechte Bein benut­ netz. Bei der Fahrzeugrückgabe wird diese Reise. Für Lukas hört der grüne eine Frau. Auch die lacht nicht. Und wieder fesselt mich diese mys­ Unter­wegs mit einem Leihauto, das mir zen!“ Bei der ersten roten Ampel knal­ dann abgerechnet, was der Geschwin­ Bereich eine kleine Welt höher auf. Des­ UNur ein junger Mann lächelt et­ tische Stimmung auf diesem Friedhof noch Monate später ein Grinsen ins le ich schon fast an die Windschutz­ digkeitsrausch gekostet hat. halb steigt er ganz hinauf. Und findet es was verschmitzt. Der hat auch ein Glas mitten im Nirgendwo Georgiens. Gesicht zaubert. Und folgenschwere scheibe. Wollte schnell die Kupplung nachher auch recht anspruchsvoll. in der Hand, feiert wohl hin und wieder Zu ungewohnt diese lebensgroßen Spuren in meiner Auffassung von Autos drücken beim Zurückschalten. Und trat Kaspek (5.046 m) Auf einem ausgesetzten, verschnei­ gerne. Hinter mir ab und zu ein vor­ Abbildungen der Verstorbenen auf hinterließ. „Dein linkes Bein kannst du natürlich auf das breite Bremspedal. Mit seinem uralten Lada-Jeep fährt ten Kamm sitze ich drei Stunden später beiklapperndes Auto. Und das Me­ den zwei Meter großen Grabsteinen. beim Autofahren ab jetzt in Urlaub Lukas kam mir gar nicht erschrocken uns der Chef unseres Guesthouses in der warmen Frühlingssonne. Weit ckern von Ziegen und blökenden Scha­ Zu lebensecht diese Abbilder aus schicken!“ erklärt mir der freundliche vor. Hat so was wohl schon kommen persönlich den furchtbaren Weg hinauf unterm kalten Kaukasusriesen. Schaue fen. Sonst ist nichts zu hören. Weil kein ­ihrem Leben. Das schon der Vergan­ Autoverleiher. „Das ist ein Auto mit sehn. Wahrscheinlich traut er meinen zum alten Kloster auf 2.100 Metern. auf meine einsame, steile Aufstiegs­ Mensch etwas sagt. genheit angehört. Automatikgetriebe. Amerikanische Fahrkünsten mit Automatik-Autos noch Hoch über Stepanzminda, zehn Kilo­ spur hinunter. Und all die unbekannten

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Am ausgesetzten Gipfelgrat der Dedaena (3.488 m) Fotos: Hartmann Engl

Je älter ich werde, desto froher bin ich, dass ich mich bisher recht erfolg­ reich geweigert habe, meine Leiden­ schaften auf dem Altar des Leistungs­ fetischismus zu opfern. Um danach nicht ausgebrannt und ziellos nach ­einem neuen Hobby suchen zu müssen.­ Konzentration. Mit Schwung schnei­ de ich in den steilen Firnhang hinein. Ein Juchizer löst die Spannung. Die wandelt sich in pure Freude. Unten beim Rucksackdepot lehne ich mich an einen Stein und genieße den Blick Umweltfreundlicher Null-Emissions-LKW hinauf. Wo ich grad eben noch war. aus russischer Produktion Der Ushba ist mit 4.737 Metern nicht Tod gemacht wird. Hungrig möchten Fahre mit den Augen nochmal meine der höchste Kaukasusgipfel. Diese wir mit dem Abendmahl beginnen, Vorbei an Kühen, Kuhmist und Schweine- Abfahrtsspur herunter. Traumhaft. dreck geht‘s zu unserer urigen Unterkunft Ehre gehört mit 5.642 Metern dem doch der Hausherr, ein alter Bauer, ­Bevor ich einschlafe, kommt Lukas vom Lukas Troi und Hartmann Engl ­Elbrus. Dafür ist der Ushba aber der deutet auf die zwei Gläser Wodka, die Gipfel zurück und gemeinsam schwin­ beeindruckendste. Und der wildeste. recht präsent am Essenstisch stehen. gen wir mit den schweren Rucksäcken Zu wild für unsere Genussbarometer. Mit einer weltweit bekannten Geste über den kompakten Kaukasusfirn Weshalb wir jetzt auf dem Weg zum fordert er uns auf, zuerst das Glas dem Kloster entgegen, wo uns unser knapp 4.000 Meter hohen Layla Peak ­Wodka zu leeren. „Gaumardschoss“, tapferer Ladapilot wieder abholt. quelle mitten im Berg. Über 1.000 Jah­ sind. Genauer gesagt, einem Vorgipfel zum Wohle! Brav nippe ich am doch re alt. Unglaublich beeindruckend. davon. Wir genießen die traumhafte recht großen Glas und versuche ihm Dedaena (3.488 m) & Kirguma Durch eine wilde, endlose Schlucht Ruhe und Aussicht bei einer Pause: dann zu erklären, dass wir solche Men­ (3.290 m) und an unzähligen Baustellen vorbei kein Mensch weit und breit. Etwas zum gen Alkohol, in dieser Konzentration, Aus dem Auto aussteigen und in die erreichen wir nach einer Tagesreise Essen und Trinken deponieren wir für wahrscheinlich nicht ohne unschöne Ski einsteigen. Zwei, drei Stunden ein­ das schwer zugängliche, sagenhafte unsere Rückkehr auf dem sonnigen Nachwirkungen überstehen würden. Gipfel um mich herum. Sitze einfach verzichtet zu haben. Möchte alt wer­ same Hänge hinaufspuren. Nie ganz Swanetien mit seinen bis zu 2.000 Jah­ Sattel. Und ziehen unsere Spuren wei­ Ich vertröste ihn auf nach dem Essen. nur da. So hoch oben. Nur mit mir al­ den in den Bergen. Und noch viele steil. Oben in der klaren Frühlingsluft re alten Wehrtürmen. Zeugen vom ter Richtung Gipfel. Abfahrt durch Pul­ Lächelnd nickt er, auch wenn wir den lein. Als ob ich in meinen heimatlichen Gipfel genießen können. Oder knapp bei Speck, Käse und Schüttelbrot die recht kriegerischen Zusammenleben ver und Firn. Über 3.000 Höhenmeter. landesüblichen Essensbrauch missach­ Bergen wäre. Der Sinn des Lebens ist darunter umdrehen, nur um etwas Kaukasusberge auf sich wirken lassen. streitsüchtiger Familienclans aus gar Ohne Worte. Und ohne Bär. ten. Nachdem unsere Bäuche voll der der, den ich ihm gebe. Genau jetzt! ­länger diese Augenblicke da oben auf Und im Kaukasusfirn ins Tal schwingen. nicht so fernen Zeiten. Durch Kuhmist und Schweinedreck, guten Speisen sind, nehmen wir unse­ Vielleicht nehmen wir unsere Bergstei­ mich wirken zu lassen. Zurück in Stepanzminda den Nachmit­ Ganz vorsichtig schleichen wir auf vorbei an Kühen, Steinmauern, Hun­ ren ganzen Mut zusammen und stellen gerei manchmal zu ernst. Zu wichtig Schon Jahre hinter mir liegt meine tag bei einem guten Gläschen georgi­ unseren Skiern durch den schütteren den und uralten Steinhäusern suchen uns der geforderten Mutprobe. Ob wir das zu erreichende Ziel, als dass man Sturm-und-Drang-Phase. Die jeder ein­ schem Wein ausklingen lassen: So Wald oberhalb einer Almhütte. Wollen wir unseren Weg zur gebuchten Her­ die Gläser ganz geleert haben, weiß es einfach so, ohne ernsthaften Grund, mal erleben muss: Mühevoll den Gipfel sieht für mich Genussskitour aus. den pelzigen Bewohner dieser Ge­ berge in Ushguli. Ein Dorf am Ende ich nicht mehr. Irgendwann haben wir sausen lassen könnte. Um seine Spur erreicht. Und schon den nächsten im gend nicht stören. Meister Petz ist eh der Welt. 2.200 Meter hoch gelegen uns ganz unschuldig auf unser Zimmer lieber auf einen bedeutungslosen Za­ ­Visier. Wieder etwas schwerer. Oder hö­ Layla Peak (3.999 m) erst mit knurrendem Magen vom lan­ und ganzjährig bewohnt. Von kauzi­ verzogen … cken zu ziehen … Ich habe kein Prob­ her. Oder beides. Und die Inflation des Nach ein paar herrlichen Tagen bre­ gen Winterschlaf erwacht. Und würde gen, stolzen, einfachsten Menschen: Hartmann Engl lem damit, einfach so auf den Kaspek Gipfelglücks schleicht lautlos hinterher. chen wir auf in den Kleinen Kaukasus. sich vielleicht über zwei knusprige Bergbauern eben. Langsam kommen Über einsame Hügelstraßen, die mich Südtiroler Buibm zum Frühstück recht mir Zweifel, welche Unterkunft Lukas an die schottischen Highlands erin­ freuen. Staunend, aber doch ziemlich da wohl aus dem Internet gewählt hat. nern, vorbei am ungewöhnlichsten erschrocken haben wir die frischen Ab­ Auf den Bildern hat es jedenfalls ganz christlichen Friedhof, den ich jemals drücke der mächtigen Bärenpratzen im passabel ausgesehen. Die Hausherrin „Ich habe mich erfolgreich geweigert, meine gesehen habe, zu den Wardzia-Klös­ Schnee entdeckt. Und hoffen, dass er serviert uns einen Tisch voll einheimi­ tern: eine Stadt. Ein Labyrinth in eine von unserer bewusst lautstarken Unter­ scher Bauernkost: eine bunte Auswahl Leidenschaften auf dem Altar des Leistungs­ steile Felswand gemeißelt. Bis zu haltung frühzeitig vorgewarnt wird. von dem, was in den Gärten Swaneti­ fetischismus zu opfern.“ 50.000 Menschen fanden hier in Zeiten Überm Nebelmeer Swanetiens tau­ ens so wächst. Und Milch in all ihren von Not und Krieg Unterschlupf. Kir­ chen der Elbrus, die Schchara und der Formen. Und das, was aus Kühen, Hartmann Engl chen, Wohnräume und eine Wasser­ finstere Uschba, der Schreckliche, auf. Schweinen und Schafen nach deren

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Simon am höchsten Punkt des Geshot Peak (r.), im ­Hintergrund der Nanga Parbat tief im Schnee einbrach und jeden Foto: Simon Messner Schritt spuren musste, erreichte ich bereits bei Tagesanbruch den Sattel. Das Team beim Rückmarsch vor dem im ­Nebel versteckten Geshot Peak: Robert, Hier ließ ich eine kleine Trinkflasche, Günther, Reinhold, Anna und Simon meine Matte, den Schlafsack und einen (v. l. n. r.). Tags zuvor stand Simon auf dessen Biwak­sack zurück. Notfalls würde ich höchstem Punkt Foto: Robert Neumeyer hier eine Nacht problemlos ausharren können. Das gab mir Zuversicht. Also Der Nanga Parbat von Norden gesehen; stieg ich weiter und weiter, bis ich in der oberen Mitte des Bildes das ­sogenannte „Silberplateau“, über das schließlich um 9.30 Uhr am Gipfel ­Hermann Buhl 1953 erstmals und im stand. Mein Puls hämmerte rasend ­Alleingang den Gipfel erreichte dumpf in meinem Hinterkopf. Die letz­ Foto: Robert Neumeyer ten Meter hinauf zum stark überwech­ teten Gipfel musste ich mich buch­ stäblich „hinaufprügeln“. Für diese Höhe war ich nicht genügend akklima­ wurde uns sofort klar, dass ein Weiter­ tisiert, das wusste ich. Also machte ich weg für eine Viererseilschaft zu gefähr­ schnell ein Foto, ließ den Blick rundum Schnee aus. Also stieg ich weiter ab lich war. Also brachen wir ab und stie­ in die Ferne schweifen und atmete und erreichte gegen Mittag den gen ins Basislager ab. kurz durch, dann begann ich sofort Wandfuß. Nun erst, als würde jemand Zwei Monate Pakistan den mühevollen Abstieg. Wie viel ich den Stromstecker ziehen, knickten Im Alleingang beim Aufstieg tatsächlich riskiert hat­ meine Beine unter mir weg und ich ließ Simon Messner über seinen Alleingang am Es war die richtige Entscheidung ge­ te, wurde mir nun erst bewusst. Die mich in den Schnee fallen. Es konnte Geshot Peak und das Abenteuer Black Tooth wesen, keine Frage. Aber mir persön­ Hänge, die ich gequert hatte und nun mir nichts mehr passieren. lich ließ dieser Berg keine Ruhe mehr. erneut queren musste, standen unter Sollte ich vielleicht alleine einen Ver­ Hochspannung. Dazu kam die Wärme Karakorum oder „schwarzes Geröll“ Black Tooth, Karakorum: Am Fuße Westen) zu erwandern. Wir waren hier, Geshot Peak – oder Toshe III, wie er such wagen? Immerhin wäre ich im der Sonne, die mich nun teilweise bis Die Reise war für mich noch nicht vor­ eines kleinen Felsturms saßen um ein Filmprojekt zu verwirklichen, von den Einheimischen auch genannt Allein­gang schneller und würde die zur Hüfte in den Schnee einsinken ließ. bei. Während das Filmteam Anfang wir einfach nur da, im Schnee, im das aus Reinholds Feder stammt. Das wird. Ein bis dato unbestiegener, stark Schneedecke nicht so sehr belasten, Bei jedem Schritt fürchtete ich einen Juli die Heimreise antrat, fuhr ich wei­ Nebel. Unsere Gefühlslage: nieder­ Wetter war schon zu Beginn unge­ vergletscherter Sechstausender, der redete ich mir ein. Es müsste nur ein Lawinen­abgang, jedes Knacken ließ ter nach Skardu. Dort würde ich meine geschlagen. Es war bereits unser wöhnlich schlecht für diese Jahreszeit. meinem Vater schon im Jahre 1970 auf­ wenig abkühlen. Gedacht, getan. Zwei mich zusammenzucken. Ein bisschen zwei Innsbrucker Kletterpartner Martin dritter Tag in Folge an diesem Berg. Beinahe jeden Tag regnete oder gefallen war, als er im Rahmen der Tage später stieg ich erneut zu unse­ fühlte ich mich so, als würde ich ver­ Sieberer und Philipp Brugger treffen. Keine 300 Meter trennten uns schneite es. Auch waren viele Straßen Herrligkoffer-Expedition die Rupal­ rem ABC auf, schlief dort und verließ folgt. Als ich einige Zeit später den Unser gemeinsames Ziel war die Erst­ mehr vom Gipfel. Doch die schlech­ vermurt oder beschädigt. wand des Nanga Parbat durchsteigen um 3.30 Uhr nachts das Zelt. Es war Sattel erreichte, erwog ich zu warten, besteigung des Black Tooth und, wenn ten Bedingungen machten uns zu Was für ein Kontrast, waren wir konnte. Nun, 50 Jahre später, waren eine sternenklare, aber immer noch bis es Nacht ­würde. Der Abstieg wäre möglich, der Weiterweg auf den Gipfel schaffen. Zugleich wussten wir, doch erst wenige Tage zuvor im hoch­ wir also erneut hier, um gemeinsam ei­ sehr warme Nacht: „Ich gehe einfach bei tieferen Temperaturen weniger des Muztagh Tower – in meinen Augen dass ein Abstieg über unsere Auf­ sommerlichen Südtirol aufgebrochen. nen Besteigungsversuch zu wagen. so weit, wie ich mich sicher fühle. gefähr­lich. Doch mittlerweile waren ein ungemein schöner Berg! Die Erst­ stiegsroute nicht mehr möglich Das Wetter besserte sich zwar etwas, Trotz des wechselhaften Wetters er­ ­Umdrehen kann ich jederzeit“, war nun ringsum Wolken aufgezogen, es sah besteigung des Muztagh Tower – in war – nicht bei diesen Schnee­ doch es sollte während der gesamten richteten wir vorerst ein vorgeschobe­ mein Leitspruch. Obwohl ich teilweise nach einem Wetter­umschwung und der Balti-Sprache „Eisturm“ – war ei­ verhältnissen! Also saßen wir nur Reise wechselhaft bleiben. Wir erleb­ nes Lager, ein ABC (advanced base ner britischen Expedition im Juli 1956 da, erschöpft und müde. Keiner ten ein wahrhaft wildes Pakistan! camp), auf etwa 4.650 Metern, um uns gelungen. Gleichzeitig versuchte sich sagte ein Wort … zu akklimatisieren und uns ein näheres damals eine französische Expedition Geshot Peak Bild der Wand machen zu können. an der Süd-Ostseite. Auch sie erreich­ och beginnen wir diese Erzäh­ Am Ende unserer Umrundung des ­Unter der Wand entschlossen wir uns ten den Gipfel. Allerdings nur, um dort lung eineinhalb Monate früher: Nanga Parbat wanderten wir zusam­ bereits am nächsten Tag für einen Auf­ erkennen zu müssen, dass der Berg DAnfang Juni dieses Jahres be­ men mit unseren Trägern in ein Tal, das stieg bis in den markanten Sattel, dort bereits fünf Tage zuvor bestiegen wor­ gaben wir uns als kleines, aber schlag­ so abgeschieden von jeglicher Zivilisa­ wollten wir nochmals schlafen und am den war. Medial war es damals ein kräftiges Team auf eine Filmreise nach tion schien, dass wir uns in die Stein­ Folgetag den Gipfel erreichen. Das Hype, eine Art Wettstreit, der aber Pakistan. Zusammen mit meinem Vater zeit zurückversetzt fühlten. Die Men­ war der Plan. Was wir allerdings nicht auch eine gewisse Tragik in sich birgt, Reinhold, meiner Freundin Anna und schen hier lebten in Steinhütten, ohne beachtet hatten, war der viele Schnee, denn in meinen Augen gibt es im den beiden Kameraleuten Günther Strom und ohne jeder Verbindung zur der in den Wochen zuvor gefallen war. ­Gebirge weder Sieger noch Verlierer. Göberl und Robert­ Neumeyer waren Außenwelt. Das Leben hier im Bunar-­ Durch die hohen Temperaturen hatte Man kann scheitern, das schon, aber wir zum Nanga Parbat gereist, um den Tal muss ungemein entbehrungsreich sich der Schnee kaum binden können nicht verlieren. 56 Jahre später gelang „König der Berge“ zu umrunden sowie sein. Einige dieser „Steinzeit-Dörfer“ und mehrere Schwachschichten mach­ einer russischen Expedition eine be­ die drei Haupttäler Rupal (im Süden), durchwanderten wir auf dem Weg zu ten die Schneedecke überaus instabil. eindruckende Linie durch die Nord-­ ­Raikot (im Norden) und Diamir (im unserem abschließenden Ziel; dem Bis zu den Knien im Schnee steckend Ost­seite des Berges in 17 Tagen.

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Biwak Nr. 2 am Black Tooth: Zu klein, um das Zelt aufzustellen, aber groß genug, um nebeneinander liegen zu können. Die star- ke Sonnenstrahlung untertags machte uns mehr zu schaffen als die nächtliche Kälte Foto: Simon Messner Bivy

In der Wand Bivy Tags darauf stiegen wir beim ersten Licht weiter. Wir kletterten parallel, um Zeit zu sparen (M4+ max.), und kamen schließlich zu jenem großen Firnfeld, das wir schon vom Basecamp aus ge­ sehen hatten. Noch war die Sonne nicht in der Wand, also weiter! Die Be­ dingungen waren nicht gut, gar nicht gut: zerfressenes Eis mit einer sonnen­ ­Ansonsten ist seither nicht viel pas­ den halben Tag und die folgende beschädigten Grießauflage. Kurz über­ ABC siert, der Muztagh Tower blieb ein Nacht im Freien. Tags darauf stiegen legten wir uns zu sichern, aber diesen ­selten bestiegener Berg. wir ab, wir wollten warten, bis die Tem­ Gedanken verwarfen wir sogleich. Der Geshot Peak (Toshe III, 6.200 m), das Unser ursprüngliches Vorhaben, peraturen sanken. Doch als wir zurück ­Dieses Eis konnte man nicht absichern, Unter dem aufgespannten Biwaksack nur mehr im Jetzt gefangen. Wir muss­ „Advanced Base Camp“ (ABC) und die von über den von Osten kommenden im Basecamp den Wetter­bericht von da eine Eisschraube ganz einfach nicht und in der Sonne „bratend“ entschie­ ten so schnell wie möglich von diesem Simon Messner am 29. Juni gekletterte Linie ­Felsgrat auf den Black Tooth zu stei­ Karl Gabel aus Innsbruck erhielten, gehalten hätte. Außerdem hatten wir den wir einvernehmlich, das schwere Berg hinunter, bevor wir ohne Zelt ein­ Der Black Tooth (6.712 m) mit der von gen, in die Scharte nach Westen hin wurde uns bewusst, dass die kommen­ aus Gewichtsgründen nur drei Schrau­ Zelt und all das Material, das wir ent­ geschneit oder von einer Lawine mit­ ­Martin Sieberer und Simon Messner vom abzuseilen und auf den Muztagh den Tage entscheidend sein würden. behren konnten, hier zurückzulassen 24. bis 26. Juli gekletterten Linie (rot) ben dabei. gerissen würden. Wir querten vom ­sowie die Abstiegsroute (strichliert). ­Tower weiterzusteigen, mussten wir Der Wetterbericht nämlich versprach und am Folgetag auf den Gipfel und Gipfel weiter nach Westen, banden Hinten links der Muztagh Tower (7.276 m) leider schon bei unserem ersten einigermaßen stabiles Wetter für die Kein Zurück um jeden Preis bis ins Basislager abzu­ uns aus, wenn wir nicht sichern konn­ Fotos: Simon Messner ­Versuch am Grat aufgeben: viel zu kommenden vier Tage, bevor ein gro­ Wir waren nun schon einige Zeit in die­ steigen. Es war unsere einzige Mög­ ten (um den anderen im Falle eines brüchig! Nach einem Biwak, das wir ßes Tief viel Niederschlag bringen sem Hang unterwegs, als die Sonne lichkeit hinab ins Tal. Sturzes nicht mitzureißen) und seilten zwischen großen Steinblöcken einge­ würde. Uns blieben ­daher nur zwei über dem Ostgrat aufging und uns di­ Am Morgen des 26. Juli begannen uns etwa sechs Mal hinab in die Tiefe, richtet hatten, stiegen wir hinab zu un­ Möglichkeiten: ent­weder zusammen­ rekt ins Gesicht schien. Blöderweise wir bereits bei Dunkelheit mit dem in den Nebel, ohne zu wissen, ob serem Basecamp. Das hatten wir am packen und heim­fliegen oder nur ei­ hatten wir unsere Brillen im Rucksack weiteren Aufstieg. Martin kletterte wir auch richtig waren. Noch immer müssen konzentriert bleiben. Beinahe Beginn des Younghusband-Gletschers nen Tag im Basis­lager ausruhen und gelassen und bei der Steilheit der ­anfangs voraus, dann ging ich weiter schnei­te es. Dann endlich rissen die wären wir abgestürzt!“, sagte ich zu aufgeschlagen, einem Seitenast des dann einen Versuch unternehmen. Flanke von 55 bis 60 Grad konnten wir (M5 max.). Das Wetter aber, das für Nebel kurz auf und ließen unter uns ihm, wohlwissend, dass er genau das­ mächtigen Baltoro-­Gletschers. Aller­ Natür­lich wollten wir es wenigstens die Rucksäcke unmöglich ablegen, heute noch ganz gut angesagt war, den großen Serac erkennen. Wir waren selbe dachte. dings waren wir im Basislager nur sel­ versuchen! ohne einen Absturz zu riskieren. Uns ­begann umzuschlagen. Wolken und auf dem richtigen Weg! Mittlerweile war es Nacht gewor­ ten anzutreffen, denn wir wollten un­ Philipp fühlte sich nicht fit genug blieb nichts anderes übrig, als die Nebel kamen auf. Dann begann es zu den. Außer den drei Eisschrauben bedingt das ungewöhnlich schöne und entschied sich, im Camp zu blei­ ­Augen zusammenzukneifen und wei­ schneien. Abwechselnd nun kletterten Wie in Trance ­hatten wir all unser Material am Berg Wetter ausnutzen, das seit unserem ben. Am 24. Juli 2019 stellten Martin terzusteigen. Der schwere Rucksack wir weiter, wobei wir Seillänge um Seil­ Der restliche Abstieg ist mir wie in zurücklassen müssen, sogar unser Anmarsch vorherrschte. und ich unsere Wecker auf 1.00 Uhr. zehrte an unseren Kräften, das länge sichern mussten. Das Gelände Trance in Erinnerung geblieben: ab­ ­Zwillingsseil hatten wir geopfert, um Doch unser sonst so zuverlässiger schlechte Eis-Schnee-Gemisch an un­ war anspruchsvoller als gedacht, die klettern, abseilen, abklettern … die schließlich den Bergfuß zu erreichen. Black Tooth Koch hatte verschlafen. Wir mussten seren Nerven. Wir kamen nur sehr Schneeverhältnisse wechselten andau­ vereisten Seile, der Nebel, die Müdig­ Hier blieben wir einige Zeit im Schnee Nachdem wir den Gletscher an der uns mit ein paar Schlückchen Cola – langsam weiter. Buchstäblich am Ende ern. Sehr müde erreichten wir gegen keit, der Durst. Martin brach plötzlich sitzen und spurten dann abwechselnd Südseite des Berges versichert hatten es war die einzige Flüssigkeit, die nicht und ­zutiefst froh, dieser Steilflanke ent­ 13 Uhr den weit hinten versteckten durch eine Querspalte, blieb aber zum durch den Eisbruch Richtung Basisla­ (Schwierigkeiten bis WI5+), unternah­ gefroren war – und einem Snickers pro kommen zu sein, erreichten wir am Hauptgipfel des Black Tooth. Glück mit einem Bein hängen. Als es ger. Ich kann mich noch gut daran erin­ men wir einen ersten Versuch. Aber Kopf begnügen. Dann stapften wir im Vor­mittag des 25. Juli den Beginn des dunkel wurde und wir ein letztes Mal nern, dass ich dauernd an Philipps nach 1.200 Meter Aufstieg (M4+ max.) Scheinwerferlicht unserer Stirnlampen Gipfelaufbaues, wo wir, etwas abstei­ Weiter, immer weiter abseilen wollten, passierte uns aber Worte dachte: „Und wenn ihr es ge­ stoppten uns die warmen Temperatu­ los. Schon gegen 8.00 Uhr morgens gend, einen Biwakplatz finden konn­ Wir konnten nicht wissen, dass das ­etwas sehr Gefährliches: Ich hatte mich schafft habt, dann komme ich euch mit ren um die Mittagszeit. Es war nun ein­ erreich­ten wir jenen Punkt, an dem wir ten – es war weit und breit die einzige Team in der Zwischenzeit vom Base­ soeben mit einer Schlinge in den einer Cola entgegen …“ Wie schön, fach viel zu warm in der Südwand, uns zwei Tage zuvor für eine Umkehr flache Stelle. Für uns war nun klar, dass camp aus eine Rettungsaktion in Gang Standhaken eingehängt und war dabei wenn aus einem Wunschtraum Wirk­ ständig flogen Steine die Wand hinun­ entschieden hatten. Da wir uns noch wir über die Aufstiegsroute nicht mehr gesetzt hatte. Am Gletscherbecken das vereiste Seil zu entwirren, während lichkeit wird. Philipp und unser Guide ter, Eis löste sich vom Fels und im auf­ müde von den Vortagen fühlten, ent­ sicher hätten absteigen/abseilen kön­ musste es wild zugegangen und eine Martin sich zum Abseilen vorbereitete. Shah kamen uns später tatsächlich mit geweichten Schnee kamen wir nicht schieden wir uns zu bleiben. Den gan­ nen. Die einzig denkbare Abstiegs­ gehörige Menge an Neuschnee ge­ Plötzlich ein starker Ruck an meinem einer Cola entgegen, um uns bis ins mehr weiter. Jeder suchte sich ein zen Tag über lagen wir notgedrungen möglichkeit führte über den Gipfel des fallen sein. Philipp vermutete uns in Klettergurt und Martins perplexe, weit Basislager zu helfen – mittlerweile war Biwak­plätzchen, wo er einigermaßen in der Sonne. Schutz bot uns nur der Black Tooth und über dessen West­ großer Not bzw. rechnete mit dem aufgerissenen Augen; der Haken hatte ein neuer Tag angebrochen. liegen konnte und so verbrachten wir aufgespannte Biwaksack. seite hinunter zum Gletscherbecken. Schlimmsten. Wir am Berg aber waren nicht gehalten! „Verdammt Martin, wir Simon Messner

80 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 81 Unterwegs

Atem war deutlich zu hören. Ich über­ Klettergurt saßen wir am Frühstücks­ legte auch, wo meine frischen Socken tisch. Wenig später stapfte ich im geblieben waren, denn auch nach Schein meiner Stirnlampe dem bolivia­ mehrmaligem Rucksack Aus- und wie­ nischen Bergführer hinterher. Die Kälte der Einpacken sind sie nicht aufge­ der Nacht spürte ich besonders an taucht. Sie waren tatsächlich mit der den Füßen, das Atmen in dieser Höhe Campingausrüstung in La Paz geblie­ machte mir mit jedem Schritt mehr zu ben und somit musste ich die Tage mit schaffen. Doch dank des langsamen nur einem Paar auskommen. Tempos und einiger Pausen erreichten Nach einem ausgiebigen Frühstück wir bei Sonnenaufgang den Gipfel ging es am nächsten Morgen Schritt und erblickten die umliegenden Gipfel für Schritt zum 5.300 Meter hohen Pico der Cordillera Real. Austria. Dort hatten wir einen herrli­ chen Ausblick und sahen den Sechs­ Salzwüste: Salar de Uyuni Auf den Berg Huayna Potosí im Hintergrund Unterwegs in Salz und Schnee tausender Huayna Potosí, unseren Den Schlussteil unserer Reise verbrach­ freute sich unsere Gruppe ganz besonders nächsten Gipfel. Die letzte Tagesetap­ ten wir im Süden des Landes. Mit Zelt, AVS-Jugendführer auf Abenteuerreise in Bolivien pe unseres Trekkings führte über zwei Kocher und Lebensmitteln ausgestat­ Pässe, und gegen Ende hin wurde tet fuhren wir mit einem Mietauto in ­unser Wasser knapp. Doch der Koch, die Salzwüste zur Kaktusinsel Incahua­ turen zu zelten.“ Das waren die Worte Vergletscherte Berge, südamerika­ Anschließend akklimatisierten Trekking in der Cordillera Real der uns begleitete, hatte dafür ge­ si. Unser Gepäck verstauten wir auf unseres Führers, während wir am nische Kultur, exotische Tierarten, wir uns einige Tage am Titicacasee Nach gut einer Woche ging es dann sorgt, dass wir zu Mittag genug dem Autodach und rauschten mit Lager­feuer saßen und ein Lied an­ holprige Straßen. Wer hätte (3.812 m). Zum Programm gehörten ans Eingemachte: Wir haben die Ruck­ Energie­zufuhr erhielten. Road­trip-Musik durch die weiße Wüs­ stimmten. Ich gewann generell einen ­gedacht, dass dieses unscheinbare die Besichtigung einer antiken Kultur­ säcke mit Schlafsack, Steigeisen und tenlandschaft. Bei unserem ersten Halt sehr positiven Eindruck vom boliviani­ südamerikanische Land so viel­ stätte, die Fahrt mit dem Schiffchen Bergschuhen bepackt und die erste Huayna Potosí ließ ich es mir nicht nehmen, den schen Bergvolk. Jeder geht seiner seitig sein kann und landschaftlich zu den zwei Inseln des Sees und der Etappe unseres mehrtägigen Trek­ Bevor wir unseren höchsten Gipfel in ­Boden mit meiner­ Zunge zu berühren. eige­nen kleinen Tätigkeit nach und ist so viel zu bieten hat – wir nicht. erste Gipfel unserer Reise. Ein gemüt­ kings mithilfe von Trageseln bewältigt. Angriff nehmen wollten, entschieden Wenig überraschend war es keine gute mit dem einfachen Lebensstil zufrie­ Während unserer dreiwöchigen licher Tag am Strand durfte dabei auch Unser Ziel war eine kleine Hütte mit wir uns für etwas Abwechslung und Idee, denn er war verdammt salzig. den. Die Einheimischen waren alle sehr Jugendführer­ -Abenteuerreise nicht fehlen. In unserer siebenköpfigen Blick auf einen spiegelglatten Bergsee. unter­nahmen eine Mountainbike-Tour. Am Abend schlugen wir unsere Zelte freundlich mit uns. Am letzten Tag ­haben wir die Landschaft und Gruppe herrschte Aufbruchsstim­ Die erste Nacht auf über 4.000 Metern Von La Paz fuhren wir die legendäre auf, kochten gemeinsam ein leckeres machten wir noch bei Geysiren und ­Berge Boliviens erkundet. mung, wir freuten uns schon auf die war etwas anstrengend, ich spürte die Straße Camino della Muerte entlang Abendessen und betrachteten Thermalquellen halt und staunten über schneebedeckten Berge. Doch die Höhe, hatte Kopfschmerzen und mein in den 3.000 Meter tiefer gelegenen den sternenklaren Nachthimmel. Am die landschaftliche Schönheit des La Paz und Titicacasee ­trockene und sauerstoffarme Luft Dschungel. Die nächsten drei Tage nächsten Tag fuhren wir vorbei an „Altiplano“.­ Nach der Ankunft in La Paz verbrachten machte uns allen ein wenig zu schaf­ stand schließlich die Besteigung des ­Lagunen und Vulkanen. An der rosa­ Mit vielen unvergesslichen Erinne­ wir einige Tage in der Großstadt, sie fen. Ich trank literweise Wasser am Huayna Potosí (6.088 m) auf dem Pro­ farbenen Laguna Colorada beobach­ rungen und Eindrücken traten wir die liegt auf 3.600 Metern und ist die Tag. Den Kokatee als „Hausmittel“ Ein kurzer Halt mit Blick auf die wolkenver- gramm: die Fahrt zum Basislager, der teten wir die zahlreichen Flamingos. Heimreise an. Die zahlreichen Erlebnis­ hangenen Gipfel während des Trekkings in höchstgelegene Metropole der Erde. ­gegen die Nebenwirkungen der Höhe der Cordillera Real Aufstieg ins Hochlager und am dritten Der Reiseführer, mit dem wir unter­ se in der Gruppe, die landschaftliche Mit der Seilbahn fuhren wir über den sowie die getrockneten Kokablätter Tag der Gipfel. Ich freute mich schon wegs waren, brachte uns zu abgele­ Schönheit des Landes, die Begegnun­ Dächern der Stadt in die verschiedenen zum Kauen musste ich nach der Unser Zeltplatz im dünn besiedelten bolivi- darauf, denn während unserer langen genen Orten, wo sonst keine anderen gen mit freundlichen Einheimischen anischen Hochland. Am Morgen stand im- Stadtviertel; sie ist ein viel genutztes ­Ankunft in Südamerika auch gleich mer ein ausgiebiges Frühstück auf dem Plan Vorbereitungszeit haben wir viel über Touristen waren. Gegen Abend mach­ sowie die großen vergletscherten Verkehrsmittel in La Paz und eine gute probieren. An den Abenden suchten die Probleme und Gefahren in der ten wir uns wieder auf die Suche nach ­Berge der südamerikanischen Anden Alternative zum Auto. Während der wir typische Lokale auf und tasteten Bei mehreren Lagunen hielten wir an und Höhe sowie über die Gletscherausrüs­ einem perfekten Zeltplatz. „Ihr seid werden uns noch lange Zeit in Erinne­ betrachteten die Landschaft und die dort Fahrt fiel uns der viele Müll auf, der in uns an südamerikanische Speisen lebenden Tiere tung gesprochen. Um Mitternacht eine wirklich coole Truppe, ihr habt ja rung bleiben. den Grünflächen der Stadt herumliegt. heran.­ Fotos: Norbert Eccli ging es los, startbereit mit Helm und verrückte Ideen, bei diesen Tempera­ Norbert Eccli

Die weiße Wüstenlandschaft in der ­Morgendämmerung. Die Salzkruste ­nahmen wir mehrmals unter die Lupe

82 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 83 Unterwegs

Alleine ist man am Kilimandscharo nicht ­unterwegs, besonders wenn zwei Routen zusammenkommen. Strecke vom Karanga zum Barafu Camp Unsere Gruppe vor dem riesigen Koloss ­Kilimandscharo Die imposanten, sogenannten Elefanten­ senezien oberhalb des Baranco Camp auf ca. 4000 m Höhe Fotos: Walter Rass

Der markante Zahn ist Wegweiser hin­ unter zum lieblich gegliederten Baran­ co-Tal, wo am Ende auf 3.900 Metern das Camp steht. Kurz vor dem Camp stehen die sogenannten Elefanten-­ Senezien des Kilimandscharo, die bis zu sieben Meter hoch sind. Aufgrund des Aufstiegs bis zum Lavatower Am Dach Afrikas und darauffolgenden Abstiegs war die Akklimatisation optimal. Camp lagern alle Teilnehmer, die zum fach nur schlafen. Nein, das geht nicht, Zum Kilimandscharo mit der Alpenvereinssektion Bozen Kilimandscharo gehen, außer jene, es hat aufgeklart und es weht ein bei­ Barafu, eine Lagerstadt die von Norden, von der kenianischen ßend kalter Wind. Ich schaue immer Sofort hinter dem Baranco Camp führ­ Seite, kommen. Eine riesige Lagerstadt ­wieder nach oben, um vielleicht den s ist kurz vor 23 Uhr und ich döse zeigt nur die Schuhe der vorangehen­ doch nicht unbekannt. Nach über vier te uns der Weg am nächsten Tag über erstreckt sich an den Hängen sowie Kraterrand zu erahnen. Ich sehe aber vor mich hin. Ein leises Geräusch den Person. Nach kurzer Zeit ist in Stunden erreichten wir das Machame steile Felspassagen und später über am breiten Grat. Die üblichen Forma­ nur die schwarze, mondlose, dunkle Eauf der Zeltplane lässt mich auf­ ­unserer Gruppe eine fast drückende Camp auf 2.835 Meter Höhe. lange, zum Teil flache Passagen zum litäten wurden erledigt, bald war es Nacht und kleine Lichtkegel bzw. Lich­ schrecken. Es schneit, und das gerade Stille eingetreten. „Pole, pole!“, das Karanga Camp auf 3.990 Meter. Die Zeit zum Abendessen und gegen terketten über mir. Schritt für Schritt heute. Heute, wo es zum Gipfel des heißt „langsam“ in Swahili, geht es Mystisch und karg Gegend war von vegetationsloser 18 Uhr ging es in den Schlafsack. geht es immer noch nach oben, müh­ Kilimand­scharo gehen soll. Bald bin ich nach oben, monoton und zu einer un­ Der nächste Tag: Ein strahlend blauer Landschaft geprägt. selig. Endlich ein Silberstreifen am öst­ angezogen, denn unser Guide Amani gewöhnlichen Zeit. Da möchte mein Himmel umrahmte das gewaltige Kili­ Am darauffolgenden Tag stiegen Uhuru Peak lichen Horizont. Ah, es wird Tag, und hat mit der uns bekannten Stimme und Körper noch schlafen und so schweifen mandscharo-Massiv. Wir folgten dem wir zum Barafu Camp auf. Wir quer­ Zurück zum mühsamen Aufstieg: wir sind am Kraterrand, dem soge­ einem kräftigen „Good Morning“ den meine Gedanken zurück zum Aus­ Weg nach oben und merkten sofort, ten das Barafu-Tal, wo unsere Köche Atemzug um Atemzug, Schritt für nannten Stella Point angelangt. Nun Weckruf gestartet. Verschlafen trifft gangspunkt unserer Reise. dass der Urwald hier endet. Manns­ die letzten Quellen für die Wasser­ Schritt. Ich bin müde und würde mich geht es unschwierig zum Uhuru Peak, sich unsere Gruppe bestehend aus hohe gedrungene Bäume und Ge­ versorgung anpeilten. Am Barafu gern hinsetzen und schlafen. Ja, ein­ wo uns kurz vor Ankunft die Sonne zehn Personen im Mannschaftszelt. Die Durch sattes Grün büsch lösten die hohen Baumriesen ­erreicht. Am höchsten Punkt dann die Stimmung ist eher gedrückt. Ob es an Vor sechs Tagen sind wir am Machame ab. Über steile, steinige Passagen ging typischen Fotos. Alle Teilnehmer am der ungewohnten Frühstückszeit oder Gate angekommen. Viele Gruppen mit es nach oben. An einigen Felsen konn­ Gipfel, die Freude riesig. Für manchen am Wetter liegt, ist nicht klar. Der ihren Trägern waren unterwegs. Es te man das Machame Camp mit seinen von uns doch etwas enttäuschend, ­warme Porridge findet bei einigen Teil­ dauerte ziemlich lange, bis wir starten vielen Zelten sehen. Am frühen Nach­ da wir uns unter einem Gipfel von nehmern keine Begeisterung, und konnten. Die Namen der Teilnehmer mittag kamen wir im Shira Camp auf 5.895 Metern wohl etwas Markanteres Alexander­ fragt mich, ob wir bei Schnee­ und der Träger sowie des gesamten 3.750 Metern an. Nebel hüllte uns ein vorstellen. Die Fernsicht ist fantastisch. fall wirklich starten wollen. Ja sicher, Personals mussten eingetragen und und die Vegetation war schon spärlich. Unser Guide drängt zum Abstieg, denn da gibt es keinen Zweifel! Am Kibo – jegliches Gepäck der einzelnen Träger Beeindruckend waren die vielen Baum­ heute wollen wir noch fast 3.000 Höhen­ wie der Gipfel des Kilimandscha­ gewogen und zum Teil umverteilt wer­ bärte, die von den Ästen lang und meter runter schaffen. Im viel wärme­ ro-Massivs eigentlich heißt – wechselt den. Die Träger dürfen nicht mehr als mystisch herunterhingen. Ein riesiges ren Mweka Camp bleiben wir noch das Wetter sehr schnell und bis Tages­ insgesamt 20 Kilogramm tragen, ob­ zerstreutes Zeltlager empfing uns. Die eine Nacht, dann geht es direkt zum anbruch kann sich einiges ändern. wohl sie nach der ersten Kurve und sogenannte geordnete Unordnung. Parktor und unser Bergabenteuer außer­halb der Sicht der Parkwächter Der Nebel verschwand in den spä­ ­endet mit den Trägern und unserem Pole, pole! gegenseitig die verschiedenen Uten­ ten Abendstunden, es wurde kalt und Guide bei Bier und Gesang. Pünktlich um Mitternacht starten wir silien nochmals tauschten und verteil­ beim Aufbruch am nächsten Tag waren Unsere Gruppe verbrachte noch vom Barafu Camp auf 4.673 Metern. Es ten. Endlich ging es durch den für uns unsere Zelte mit einer dicken, gefro­ ­einige Tage in den Nationalparks ist nicht besonders kalt, der herabfal­ ungewöhnlichen Urwald aufwärts. Eine renen Reifschicht bedeckt. Dafür gab Taran­giri, Lake Manjara und Ngorngoro, lende Schnee stört kaum. So geht es fantastische Gegend, die hohen Bäu­ es einen stahlblauen Himmel bis ca. um die fantastische Tier und Pflanzen­ nun in den kleinen Lichtkegeln unserer me, das satte Grün der Blätter, der 10 Uhr. Dann hüllte uns der Nebel vor welt Tansanias kennenzulernen. Stirnlampen nach oben. Der Kegel dichte Unterwuchs. Für uns fremd und dem Lavatower auf 4.600 Metern ein. Walter Rass

84 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 85 Erstbegehungen

Nach der geglückten Rotpunkt-Begehung: Patrick Baumgartner, Manuel Stuflesser, Helmut Kostner, Viktor Rier Hons im Glück Fotos: Manuel Stuflesser Erstbegehung an unteren Wandteil links in einer Rinne der Santnerspitze und quert an diesem Nagel nach links. Es ist anzunehmen, dass Hannes und Bernhard bereits im Jahre 1980 den oberen Wandteil über dieselbe Linie Seit Sommer 2019 gibt es eine klettern wollten und damals an dieser neue Linie durch die Nordwand der Stelle den leichteren Weiterweg wähl­ Santner­spitze. Sie zeichnet sich ten und querten. 2019 gab es die durch einen logischen Verlauf ­Querung nicht mehr. Ein Pfeiler ist aus­ auf durchwegs gutem Felsen aus. gebrochen und nun ist der überhän­ gende Riss die leichtere Variante. Der lles begann bei einem Abend­ steile, aber griffige Fels machte die essen. Nach stundenlangem Seillängen zu den einprägsamsten der APhilosophieren übers Klettern, Route. die Berge und Routen war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Blick zum Rotpunkt an den Standplätzen und auch dazwi­ HONS IM GLÜCK (VII) Hausberg schweift und man im kleine­ Im Sommer 2019 gelang endlich der schen Bohrhaken vorhanden sind, war ren Kreis die persönlichen Ideen für Durchstieg, und nachdem mittlerweile die Rotpunktbegehung nur mehr Santerspitze-Nordwand eine Erstbegehung bespricht. Viel­ Formsache. Am 3. August 2019 stiegen Erstbegeher: Manuel Jaider und leicht war es Zufall oder zu augen­ die an der Erstbegehung beteiligten ­Manuel Stuflesser die ersten 4 Seil­ scheinlich, dass Manuel Jaider und ich Kletterer in die Route ein. In sieben längen (Herbst 2016); Vollendung mit dieselbe Linie für eine Begehung im Stunden durchkletterten wir die 15 Patrick Baumgartner, Helmut Kostner Kopf hatten; mit dem einzigen Unter­ Seillängen und eineinhalb Stunden und Viktor Rier (Sommer 2019) schied, dass er weiter links einge­ später erreichten wir über die Wolf- Rotpunkt: 3. August 2019 stiegen wäre. von-Glanwell den Gipfel. Mit dem Fels: abwechslungsreiche Kletterei auf zwei leichten, aber leider grasigen Zu einem neuerlichen gemeinsa­ ­freien Durchstieg und der Routen­ durchwegs gutem Fels Der Weg über das Saxophon Seillängen mussten wir unsere Köpfe men Aufstieg kam es nicht mehr: Ma­ bewertung endete das Projekt „Erst­ Ausrüstung: trotz Bohrhaken an Stän­ Am drauffolgenden Wochenende weit nach hinten strecken, um den nuel Jaider verunglückte tödlich am begehung“. Das Gefühl der Freude den und einigen Zwischensicherungen machten wir uns bereits auf zum Weiterweg zu überblicken. Großglockner. und Erleichterung machte sich breit. ist für die Wiederholung Wandfuß. Ich konnte meinen Kletter­ Auf der Schlern­bödelehütte feierten der Einsatz von Friends partner überzeugen, dass der Einstieg Die letzte Seillänge Die Route wird vollendet wir gemeinsam mit Freunden die ­unerlässlich. über den steilen Riss inmitten eines Manuel Jaider nahm die Seillänge in Dass die Route fortgeführt wird, stand ­Begehung bis spät in die Nacht. Zur Route: gelben Wandteils in Form eines Saxo­ Angriff. Nach einer kurzen Schleife fest, nur nicht mit wem und in welcher Manuel Stuflesser phons der logische Weg sei. Nach nach links ging es über einen Riss Art. Bis zum Umkehrpunkt hatten hoch, in dem er die Friends platzierte. wir nur Normalhaken und Friends ein­ Er richtete den Standplatz ein, verband gesetzt. Wir hatten uns darüber unter­ die geschlagenen Nägel vorbildhaft halten,, wie wir die Route hinterlassen und sicherte mich nach. Am Stand war wollten, und waren uns einig, dass sie ihm die Freude über die Begehung eine Sicherung bekommen sollte, der Seillänge deutlich anzumerken. die zur Wiederholung einlädt und nicht Ich hielt den Moment fotografisch abschreckt. fest und nach dem Materialtausch Mit wechselnden Kletterpartnern ­kletterte ich weiter. Ohne Manuel habe ich die Route fortgesetzt und Villnöß ∙ Eisacktal ∙ E&V ID W-02E2LW Reinswald ∙ Sarntal ∙ E&V ID W-02GAEL nachzusichern, seilte ich mich nach stetig näherten wir uns der objek­tiven Haus in ländlicher Alleinlage, ca. 351 m2 Reihenhaus nahe Skipisten, ca. 191 m2 2 30 Metern an zwei Nägeln und einem zweiten Crux, einem gelben ­Abschnitt Verkaufsfläche, ca. 1.560 m Grundstücks- Verkaufsfläche, ca. 13 m² Terrasse, fläche, EEK G (469 kWh/m²*a), € 690.000 EEK E, (176 kWh/m²*a), € 380.000 Friend wieder ab. Glücklich über die im zentralen Wandteil. Dort ange­ Engel & Völkers Bozen · Real Estate International GmbH · Licence Partner Engel & Völkers Italia Srl schönen Seillängen und mit der Zuver­ kommen, trafen wir auf einen Fels­ Waltherplatz 8 · Tel. +39 0471 97 95 10 · www.engelvoelkers.com/bozen · [email protected] sicht, baldmöglichst wieder gemein­ nagel der Route „Malfertheiner“ von sam weiterzumachen, stiegen wir nach Hannes Thomaseth und Bernhard Seis ab. ­Malfertheiner. Ihre Route verläuft im

86 Bergeerleben 06/19 Erstbegehungen Erstbegehungen Dos Cervezas Nostalgie Delagoturm, Rosengarten Nordwand, Kleine Zinne Der Delagoturm ist von Bozen aus gese­ hen die markanteste Spitze im Rosen­ Bereits im Juli 2015 fiel Manuel Baum­ garten. Steil und abweisend zieht sich die gartner die imposante Wand zwischen Nordwestwand in den Himmel, eher ver­ 150 Jahre AVS Comici Mazzorana und Fehrmannkamin steckt liegt die Nordostwand, die man Ciampanil, Bass de Mesdi auf. Es vergingen fast vier Jahre, bis er nur von der Haniger Schwaige aus sieht. Hannes Hofer und Josef Hilpold machten mit Mark Oberlechner über die bereits Im August und September wagten sich sich im Sommer auf ins Gadertal. Eher genannte Wand ins Gespräch kam. Ver­ die vier jungen Alpinisten Johannes zufällig sahen sie die Linie, die sie später blüffenderweise fiel Mark genau dieselbe ­Egger, Max Renner, Paul Mair und Stefan zu Ehren des AVS, in Anlehnung an das Linie auf. Im Sommer kletterten die bei­ Welche Karte Plank in diese Wand. 150-Jahr-Jubiläum, nach dem Alpen­ den durch die von ihnen erstbegangene verein benannten. Route „Nostalgie“ zur Kleinen Zinne. wofür?

Foto: alpenvereinaktiv

Die Kartenwelt von findet, dann werden schon die vier men kann. Die OSM-Karte ist bereits grund­legenden Kartentypen sichtbar: in der kostenlosen Basic-Version von ­alpenvereinaktiv.com OpenStreetMap, Outdooractive, alpenvereinaktiv verfügbar. Topo und Alpenvereinskarte. Auf alpenvereinaktiv, egal ob in Vorteile: der neuen App oder am Online-­ OpenStreetMap • weltweit verfügbar Portal, können verschiedene Die OpenStreetMap (OSM) ist eine • in vielen Regionen sehr genaue und Kartengrundlagen­ ausgewählt weltweit verfügbare kostenlose Karte. aktuelle Geometrien und Inhalte Pundleidspitze Nordpfeiler Facelift & Facelift – ­werden. Nur, was sind die Unter­ Alle Daten stammen aus der Arbeit (Wegedaten, Gebäude, Gewässer Sarntaler Alpen ­Integrale schiede zwischen diesen Karten­ der ehrenamtlichen OSM-Community. etc.), v. a. in Städten und Ballungs­ produkten und wo liegen ihre Weltweit arbeiten hier Freiwillige, um zentren sehr detailliert Patrick Erlacher machte sich im August Antholz, Durrer Spitze Wasserläufer ­Stärken und Schwächen? die Karte zu erweitern bzw. aktuell zu • viele Zusatz­infos in Form von Weg­ zusammen mit Urban Holzer auf den Margarethenbach, Terlan Manuel Gietl gelang eine weitere Tour halten. Deshalb kann es auch Schwan­ punkten Weg zur Pundleidspitze, wo ihnen eine Den drei Kletterern Daniel Ladurner, im Antholzertal. „Facelift“ kletterte in zentrales Element des Tou­ kungen in der Detailgenauigkeit zwi­ • geringer Speicherplatz für Offline-­ Erstbegehung mit bester Felsqualität ­Florian und Martin Riegler gelang im ­Manuel im Alleingang, während er die renportals alpenvereinaktiv ist schen unterschiedlichen Regionen Speicherung nötig (Vektorkarte) ­gelang. „Die Freude war groß über die Sommer 2019 die Erstbegehung einer Variante „Integrale“ gemeinsam mit die Karte. Sei es zum reinen ­geben. Grundsätzlich ist die OSM-­ gelungene Erstbegehung in unseren ­Jakob Steinkasserer erschloss. Es handelt E neuen Route im Etschtal. Der Zustieg ist ­Orientieren im Gelände mit der App, Karte hinsichtlich Wegenetze und Nachteile: ­geliebten heimischen Bergen!“, so die relativ kurz, die Route liegt zentral im sich um sehr lohnende Kletterei in aller­ zum Finden von veröffentlichten Tou­ Wegpunkte sehr detailliert. Das Gelän­ • Geländedarstellung ist sehr unge­ Aussage der beiden. Sie beschreiben Etschtal, sie ist eine der wenigen in der feinstem Rieserferner Tonalit. Länge, ren­beschreibungen oder zur Planung­ demodell ist aber ungenau und die nau keine Felszeichnungen und ihre neue Tour mit einer sehr abwechs­ Gegend und kann fast das ganze Jahr ­Ambiente und Fels versprechen einen ­eigener Touren, all das geschieht mit­ Höhenlinien sehr geglättet. Diese Kar­ sehr geglättete Höhenlinien lungsvollen Kletterei im besten Granit, über geklettert werden. ausgefüllten Klettertag. hilfe verschiedener Kartengrundlagen. te liegt auf alpenvereinaktiv.com als • Aktualität und Lagegenauigkeit der der sich mit Friends sehr gut absichern Öffnet man die Kartenauswahl, die Vektorkarte vor. Das bedeutet, dass sie Wegesignaturen sind abhängig von lässt und wo man Haken sehr gut platzie­ man bei jeder Kartenanwendung für die digitale Darstellung optimiert der Qualität der Arbeit der ehren­ ren kann. über das Ebenensymbol rechts unten wurde und man sehr weit hineinzoo­ amtlichen „Mapper“

88 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 89 Info-Service

OpenStreetMap (oben links), Outdooractive-Karte (oben rechts), Topo-Karte (ÖK 50) (unten links), Alpenvereinskarte (unten rechts)

Nachteile: • unterschiedliche Genauigkeit in den amtlichen Daten. In Österreich stammen die Wegedaten aus der ÖK-50-Karte. Daher sind die Wege z. T. ungenauer als auf der OSM-­ Karte. • Aktualisierungen in der Karte erfol­ gen oftmals langsamer als in der OSM-Karte.

Topo-Karten Unter dem Auswahlpunkt „Topo“ fin­ den sich die klassischen amtlichen topo­grafischen Landeskarten von Alpenvereinskarte Lage­treue der AV-Karten. Daher V. l. n. r.: Outdooractive (OA)-Karte in Öster­reich, Deutschland, Schweiz, Hier sind die bekannten AV-Karten der ­können keine Zusatzlayer (z. B. Hang­ ­Bayern, OA-Karte in der Schweiz, OA-Karte mit Satellitenbild, Alpenvereinskarte Frankreich, Spanien, Norwegen, Finn­ Ostalpen in digitaler Form auf einer neigung) eingeblendet werden. land, Dänemark, Niederlande, Neu­ Ebene zusammengefasst zu finden. seeland und USA (Utah). Je nach Ver­ Die Bereiche zwischen den einzelnen Die Zusatzlayer fügbarkeit sind sie in unterschiedlichen Kartenblättern, wo es keine AV-Karte In der Kartenauswahl finden sich unter Maßstäben auf alpenvereinaktiv in gibt, wurde mit der aktuellen BEV-Kar­ den Grundkarten noch weitere Einstel­ Im Tourenplaner lässt sich bei der der Pro bzw. Pro+ Version vorhanden. te (ÖK-Karte) im Maßstab 1:50.000 aus­ lungsmöglichkeiten, mit deren Hilfe zu­ eigenen Planung jederzeit zwischen In Italien und somit auch in Südtirol gefüllt. Derzeit stehen hier nur die sätzliche Ebenen (Layer) und Informatio­ den einzelnen Karten hin- und her­ steht leider keine topografische Karte Sommer- und nicht die Winterkarten nen eingeblendet werden können. schalten. Selbst das Routing kann kar­ zur Verfügung. zur Verfügung. In Südtirol und Trentino Unter „Stil“ können die OSM- und Out­ tenübergreifend erfolgen, wenn z. B. Die Vor- und Nachteile variieren ist die AV-Karte nur vereinzelt vorhan­ dooractive-Karten im Sommer- wie Win­ die OSM-Karte die genaueren Wege­ sehr stark je nach der verwendeten den, und zwar entlang des Alpenhaupt­ terstil und mit dem Satellitenbild ange­ daten enthält, man aber die genauere Karte. Der Vorteil der sehr guten Ge­ kamms, in der Sellagruppe und in der sehen werden. „Wege und Aktivitäten“ Geländedarstellung der Outdooracti­ ländedarstellung, der vor allem für die Brenta. AV-Mitglieder können auf die ermöglicht das Einblenden von Wan­ ve-Karte nicht missen will: Einfach das Schweizer Landeskarte gilt, trifft bei AV-Karte bereits in der Pro-Version zu­ derwegen, Wintersportsignaturen, Rad­ Routing auf der OSM-Karte machen, anderen Landeskarten leider gar nicht greifen, alle anderen erst in der Pro+. routen und bald wieder MTB-Routen. abspeichern und mit der Outdoor­ zu. Jede Landestopografie stellt ein Die „Zusatzebenen“ bieten Informatio­ active-­Karte im Gelände unterwegs unterschiedlich hochwertiges Produkt Vorteile: nen zu Sperrungen, genauso zur Lawi­ sein. her, welches Vor- und Nachteile mit • sehr detaillierte und hochwertige nenlage und zu den Hangneigungen. Outdooractive-Karte se Karte auf alpenvereinaktiv kosten­ sich bringt. Bergsportler werden im Karte Wie schon bei den AV-Karten er­ Zwei Beispiele Diese Karte ist ein eigenes Produkt der pflichtig, mit Abstufungen zwischen­ Alpen­raum die Qualität der vorhande­ • genaue Geländedarstellung mit wähnt, ist nicht jede Karte für alle Zu­ Auf Skitour: Super ist die Kombination Outdooractive-Kartografie. Das Kon­ Pro und Pro+. Außerhalb der Regio­ nen Topo-Karten schätzen, da die Ge­ Felszeichnungen, Höhenlinien und satzlayer geeignet und genauso wer­ der AV-Karte und der Outdooracti­ zept ist, mithilfe besserer Gelände­ nen, wo Outdooractive selbst die ländedarstellung die Realität in einem Schummerung den bestimmte Informationen nur auf ve-Winter-Karte inkl. aktivierter Hang­ modelldaten und amtlicher Daten der ­Karte erstellt, wird sie durch die sehr schönen Kartenbild wiedergibt. • genaue Wegesignaturen bestimmten Karten sichtbar. So wer­ neigungen und Sperrgebiete. Dadurch einzelnen Länder eine genaue Karte OSM-Karte ergänzt. Abstriche muss man z. B. dann ma­ den z. B. die Sperrgebiete für Winter­ kann man die Vorteile beider Karten für den zentraleuropäischen Raum zu chen, wenn die Karte nur bis zum Maß­ Nachteile: lenkungsmaßnahmen nur auf der Win­ (perfekte Geländedarstellung der erstellen. So werden z. B. in Österreich Vorteile: stab 1:50.000 vorliegt, man aber weit • eigentlich als Papierkarte gedacht terkarte angezeigt. Das Umschalten AV-Rasterkarte und das hochwertige die Felszeichnungen der ÖK-50-Karte • sehr gute Geländedarstellung, z. B. hineinzoomen will und dabei eine und nicht für elektronische Geräte zwischen den verschiedenen Karten­ Geländemodell der Outdooracti­ verwendet und in der Schweiz jene aus Österreich, Bayern und teilweise hohe Lagegenauigkeit von Wegen er­ optimiert grundlagen lohnt sich also auch hier. ve-Vektorkarte) nutzen. der swisstopo-Karte. Daraus ergibt Südtirol bei Pro sowie in der Schweiz wartet, denn die Rasterkarten sind • Das ältere Entstehungsdatum ein­ Beim Mountainbiken: OSM- und sich in vielen Regionen ein detailliertes bei Pro+ nicht für die Darstellung auf kleinen zelner Kartenblätter (Felszeichnun­ Welche Karte ist nun die beste? Outdooractive-Sommer-Karte inkl. des Kartenbild mit einer für den Bergsport • genaue amtliche Wegedaten, wie (Smartphone-)Bildschirmen optimiert. gen), die Verwendung zweier Maß­ Ganz klar eine Kombination aus meh­ kommenden AV-MTB-Wege-­Layer sind optimierten­ Geländedarstellung. z. B. Südtirol, Schweiz Darüber hinaus benötigen sie mehr stäbe und das Zusammenfügen der reren Karten! Denn jede spielt ihre hier eine gute Wahl. Da genaue Geodaten zum Teil mit • geringer Speicherplatz für Offline-­ Speicherplatz bei der Offline-Speiche­ einzelnen Kartenblätter zu einem Stärken und Schwächen aus, sodass Georg Rothwangl, Wolfgang Warmuth, ­hohen Kosten verbunden sind, ist die­ Speicherung nötig (Vektorkarte) rung. Layer hat Auswirkungen auf die sie perfekt kombiniert werden können. Karin Leichter

90 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 91 Info-Service

Tourismusverband Wipptal alpenvereinaktiv.com Blaser (2.241 m) im Bergsteigerdorf Gschnitztal

Schneeschuhwandern im Bergsteigerdorf Technisch einfache Schneeschuh­ wanderung mit 1.000 Höhenmetern von Trins bis zum Gipfel des Blasers. as Schneeschuhwandern ist Erlebnis dabei sind das verschneite Bergsteigerdörfern stellen wir hier vor: Trotz der geringen Lawinengefahr ist eine beliebte Winteraktivität. Winterwunderland, die Bergwälder im neuen Bergsteigerdorf Gschnitztal dies eher eine einsame Tour durch Viele Wanderungen, die wir im und Almwiesen, durch die wir uns be­ und in unseren beiden Bergsteigerdör­ D die herrliche Winterlandschaft des Sommer unternehmen, sind im Winter wegen, die Spuren der Tiere im fern in Südtirol Matsch und Lungiarü. Bergsteigerdorfes. Am breiten Rücken ebenfalls gut mit Schneeschuhen Schnee und die Ruhe. Bewegung aus Karin Leichter, Anna Pichler oben angekommen, geht man dann machbar. Manchmal sind die Wege be­ eigener Kraft, Entschleunigung, Ge­ STRECKE 4,4 km noch ein Stück weiter zum Gipfelkreuz reits vorgespurt oder gar präpariert. nuss der alpinen Naturschönheit sind DAUER 3:00 h des Blasers. Dort wartet ein wunder- Aber manchmal ist auch ordentlich viel auch Teil der Philosophie der Berg­ AUFSTIEG 948 m schönes Panorama mit Blick in die Beinarbeit beim Stapfen durch den tie­ steigerdörfer der Alpenvereine. Drei ­Stubaier und Zillertaler Bergwelt sowie fen Schnee gefragt. Ein besonderes Schneeschuhwanderungen in drei ABSTIEG 0 m Richtung Nordkette und Innsbruck.

SCHWIERIGKEIT mittel

KONDITION

TECHNIK II

HÖHENLAGE 2241 m

Christoph Alfreider, AVS-Sektion Ladinia 1293 m

Piza de Medalges von Lungiarü Reto Wiesler, AVS Sektion Obervinschgau

Sonnige Schneeschuhwanderung mit Schneeschuhwandern im Matscher Tal: Thaneihof – herrlichem Dolomitenpanorama im ­ladinischen Bergsteigerdorf Lungiarü Eisawiesn – Matscher Alm (dt. Campill) im Naturpark Puez-­ Geisler. Eine Schneeschuhwanderung, wo Diese auch bei den Einheimischen man noch fast alleine unterwegs sein sehr beliebte Schneeschuhwanderung kann. In einer Landschaft am Fuße eröffnet uns wunderbare Blicke zur der Weißkugel mit Blick ins Upiatal Puezgruppe, zum Pütia/Peitlerkofel ­s­owie ins Ramudeltal. Ein Ort der Ruhe und zu den Gipfeln im Naturpark und Stille, im Talschluss von Matsch, Fanes-­Sennes. Ab der Forcela Furcia/ dem ersten Bergsteigerdorf Südtirols. STRECKE 13,3 km Kreuzjoch motiviert das wunderschöne STRECKE 7,9 km Bergpanorama noch zum meist vorge- DAUER 4:30 h DAUER 3:15 h spurten Aufstieg zum Gipfel Piza de AUFSTIEG 920 m Medalges, markiert durch ein kleines AUFSTIEG 450 m ABSTIEG 920 m Kreuz. ABSTIEG 450 m

SCHWIERIGKEIT mittel SCHWIERIGKEIT mittel KONDITION KONDITION TECHNIK 0 TECHNIK 0 HÖHENLAGE 2458 m HÖHENLAGE 1538 m 2150 m 1787 m

92 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 93 Info-Service

0 Grad 0 Grad

0 Grad

BERGSTEIGERTIPP

Hangneigung messen: Apps dazu gibt’s wie Sand am Meer und jeder trägt sein Handy man kein Mathematik-Experte mehr INFOS Hangneigung & ständig mit sich herum. Als verlängerte sein, um mit Skistöcken den Winkel zu Messunterlage wird einfach der Skistock verwendet errechnen. Mit dem eigenen Handy Foto: Toni Obojes lässt sich ohne Probleme die Hang­ Die Steigung eines Hanges wird in ­Lawinenwarnstufe neigung messen. Doch noch empfeh­ Grad und nicht in Prozent ausgedrückt Hangneigung einschätzen: Ab 30 Grad lenswerter ist es, bereits aus der Ent­ (45 Grad = 100 Prozent), Die elementare Reduktionsmethode: „Stop or Go“? sind Spitzkehren nötig, ab 40 Grad ist das fernung, ohne einen Hang zu betreten, Lawinen können in Hängen entstehen, Foto: Lawinenwarndienst Südtirol Gelände felsdurchsetzt die Steilheit richtig einzuschätzen. die steiler als 30° sind. Der Einzugs­ bereich ist abhängig von der Gefahren­ Nachdem in dieser Ausgabe bereits keit zusammenstimmen. Die einfachste Bei Stufe 3 – erheblich – dürfen began­ Üben, die Hangneigung auf Tour stufe. viel über Lawinengefahr gespro­ Strategie ist die elementare Reduk­ gene/befahrene Hänge maximal Passt all dies mit unserer Gruppe richtig einzuschätzen! Digitale Hangneigungskarten, ein Hang­ chen wurde, geht es nun darum: tionsmethode, die auf den zwei Daten 35 Grad Neigung aufweisen und bei und dem Wetterbericht zusammen? Damit man heikle Hänge aus der Ent­ neigungsmesser, Apps für das Smart­ „Was fange ich eigentlich mit den Hangneigung & Lawinenwarnstufe Stufe 4 – groß – darf keine Gelände­ Wenn ja, dann „GO“. ­Ansonsten fernung richtig einschätzen kann, ist phone, das bloße Auge, die Abstände Informationen des Lawinenreports basiert.­ kammer mit Neigungen über 30 Grad heißt es ohne tiefer gehendes Wissen häufiges Schätzen und anschließendes von Höhenlinien auf einer Wanderkarte an? Welche Touren darf ich bei betreten werden. „STOP“, die Lawinen­gefahr ist zu Nachmessen nötig. Einige Grundre­ sind Hilfsmittel, um die Hangneigung Lawinen­warnstufe 3 noch unter­ Bereits bei der Tourenplanung groß! geln, um die Hangneigung ohne Mess­ messen zu können. Die Steilheit und Exposition kann geräte einzugrenzen, sind: nehmen?“ Dabei kommt speziell der Strategie anwenden! Tourenplanung nach der elementaren Die Gefahrenstufe 3 „erheblich“ wird an Hang­neigung eine zentrale Rolle zu. Mit der prognostizierten Lawinenwarn­ Reduktions­methode zur Beantwortung man aus Karten (Abstände zwischen • 25 Grad: Hang queren mit Schnee­ etwa einem Drittel der Wintertage pro­ stufe (lawinen.report) und einer topo­ der Frage mit „Stop“ oder „Go“: den Höhenschichtenlinien) und Führer­ schuhen/Splitboard wird unbequem. gnostiziert, fordert aber rund die Hälfte Kann ­diese Tour bei der aktuellen Lawinen- s gibt verschiedene Strategien, grafischen Karte (mit digitalem Hang­ gefahr ­begangen werden? literatur entnehmen. Sehr hilfreich • 30 Grad: Spitzkehren sind nötig. aller Todesopfer! wie man auf der Basis gewisser neigungslayer) geht’s los. Ob die Bildquelle: ÖAV sind auch Online-Tourenportale und • Moränen sind 35 bis 40 Grad steil. Die typische Skifahrerlawine wird zu EFaktoren für sich selbst eine Steilheit der Hänge für die ausgege­ entsprechende Apps wie „alpenverein­ • Felsdurchsetztes Gelände ist 90 % selbst ausgelöst, ist 50 m breit, Entschei­dung treffen kann, ob eine bene Lawinenwarnstufe passt, kann 2 3 4 aktiv.com“ oder „skitourenguru.ch“. 40 Grad oder steiler. 150 m lang, schattseitig exponiert und Tour passend ist oder eben nicht. Mit man wie folgt kontrollieren: Bei Lawi­ Digitale Karten für Tourengeher haben im Anriss 35 – 40° steil. < 40° < 35° < 30° ­denselben Strategien kann man auch nenstufe 2 – mäßig – darf im Bereich meistens auch einen zusätzlichen Lay­ Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bleibt 2/3 aller Unfälle passieren in der Ab­ Im Bereich Ganzer Gelände- unter­wegs immer wieder aufs Neue der eigenen Spur der Hang maximal er, um die Hangneigung in der Karte immer ein Restrisiko. Deshalb sind für fahrt, 1/3 im Aufstieg. der Spur Hang kammer beurteilen, ob ­Geplantes und Wirklich­ eine Neigung von 40 Grad ­erreichen. einblenden zu können. Mit diesen neu­ alle Wintersportler folgende Stan­ en digitalen Hilfsmitteln ist es für je­ dard-Sicherheitsmaßnahmen auf Tour den möglich, innerhalb weniger Minu­ zu beachten: „erheblich“ 2 „mäig“ WEITERFÜHRENDE INFOS ZU ten eine erste Tourenplanung zu • Abstände: Aufstieg: 10 Meter ab LAWINEN Ganzer Hang 0 Im Bereich machen. 30 Grad. der Spur über 0 Abfahrt: 30 Meter, ab 35 Grad Infos Schnee-&Lawinenkunde: Die Hangneigung auf Tour messen! einzeln­ https://lawinen.report/education Wie steil war der Hang laut Touren­ • Gelände optimal nutzen: Was ist über , unter 0 Digitale Hangneigungskarten: über 0, unter planung? Wie steil ist er effektiv? Wo über/unter mir? Geländefallen? https://www.alpenvereinaktiv.com ist der steilste Punkt? Je öfter man • Ein Hang wirkt im Aufstieg steiler, Check1: Reduktionsmethode im digita­ ­ STOP GO die Hangsteilheit auf Tour misst, desto in der Abfahrt flacher, als er wirklich len Zeitalter: über 0, unter leichter kann man „Stop or Go“-Ent­ ist. https://www.skitourenguru.ch/ scheidungen treffen. Mittlerweile muss Thomas Engl

94 Bergeerleben 06/19 Bergeerleben 06/19 95 Info-Service

TRIOLET JACKET PATAGONIA Bücher aus der AVS-Bibliothek Produkt- Ob für Skitouren oder anspruchsvolle Klettereien, Im neuen Online-Katalog kann im Bestand der AVS-Bibliothek neuheiten die Triolet Jacket von Patagonia bietet dank dreila- FÜR ALLE AVS-MITGLIEDER gigem Gore-Tex-Material besten Wetterschutz. Das gestöbert werden: alpenverein.it/online-katalog atmungsaktive Material ist abriebfest und sorgt für lange Haltbarkeit. Die großzügige Kapuze mit lami- KOSTENLOS AUSZULEIHEN MOMENTUM WP niertem Schirm kann problemlos über einem Helm GARMONT getragen werden und lässt sich ganz individuell Longo Athesia Versante Sud An ganz kalten Tagen, wenn im Winter der regulieren – somit ist man auch im Schneesturm Schnee fällt und die erste schöne Schnee- bestens geschützt. 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KULTBUCH Dive into the winter! Reinhold Stecher Botschaft der Berge Über die Berge zu Gott

„Die Berge sind schweigende Lehrer. Sie diskutieren, ­argu­mentieren und überreden nicht. Sie drängen sich nicht mit ­penetranter Rhetorik in unser Bewusstsein. ­­ Sie wahren – auch heute noch – weite Räume der Stille.“

In seinem meistgelesenen Buch nimmt nen eher beklemmenden Beige­ Stecher auch ihre Notwendigkeit hatte – der verstorbene Innsbrucker Altbischof schmack hat: Es möchte helfen, die gebe es nunmehr genug. Die ­Bilder Reinhold Stecher die Berge anhand Berge zu erschließen! Aber, so der und Gedanken dieses Buches möchten ­ihrer Attribute in den Blick: So ist in ­Autor, „nicht mit neuen Liften, die über vielmehr den inneren Reichtum der den einzelnen Kapiteln von den stille Bergwiesen klappern, oder mit Berge erschließen. Sie wenden sich an schweigenden Bergen die Rede, von neuen Parkplätzen, die in Talgründe hi­ jene Menschen, die auf den Höhen den ruhenden, den berauschenden, neingewüstet werden, und auch nicht mehr suchen als Geschäftigkeit und den fordernden, den gefährlichen, den mit neuen Pisten, die über das sanfte Konsum – etwa: einen­ Zugang zu Gott. gefährdeten, den mahnenden Bergen. Gesetz der Bergblumen die harte Botschaft der Berge. Verlagsanstalt Auf diesem Wege möchte Stechers Herrschaft der Planierraupe bringen.“ ­Tyrolia, 1989 Buch etwas versuchen, das heute ei­ Von dieser Art Erschließung – die laut Stephan Illmer

Impressum

36. Jahrgang, Nr. 06/2019 Redaktionsschluss für die Eigentümer und Herausgeber: nächste Ausgabe: 21. 12. 2019 Alpenverein Südtirol, I-39100 Bozen, Giottostraße 3 Anzeigenannahme: Die Drucklegung dieser Zeit­ Tel. 0471 978 141 · Fax 0471 980 011 Alpenverein Südtirol, z. H. Miriam Federspiel schrift wird gefördert durch: www.alpenverein.it Giottostraße 3, I-39100 Bozen Von der kompromiss- E-Mail: [email protected] [email protected], Tel. 0471 053 190 Presserechtlich verantwortlich losen Freeridejacke Die Redaktion behält sich die Auswahl, Kürzungen, Unsere Partner: und Redaktionsleitung: Ingrid Beikircher die redaktionelle Bearbeitung und den Erschei­ att fü Stellv. Redaktionsleitung: Evi Brigl bis zum leichtesten b r nungstermin der Beiträge vor. Redaktion: Judith Egger, Stephan Illmer, Ralf a Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge Skitourenrennschuh. R Pechlaner, Stefan ­Steinegger, Gislar Sulzenbacher

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit unseren Produkten Ermächtigung: Die Artikel geben die Meinung der Autoren und Landesgericht Bozen, Nr. 4/84 vom 27.1.1984 nicht jene der Redaktion wieder. Die männliche wird Winterbergsport

Druck: Fotolito Varesco GmbH, Auer ­Bezeichnung schließt die weibliche immer mit ein. r Mehrfachzustellung & Adressenkorrektur zum reinen Vergnügen. Verkaufspreis: e Auflage: 44.000 Wir bitten alle Mitglieder, eventuelle Mehrfachzustellungen in der M d Einzelpreis/Abo Familie oder falsche Adressenangaben der Landesgeschäftsstelle it lie Gestaltungskonzept: www.gruppegut.it g · für Mitglieder im Mitgliedspreis enthalten (T 0471 978 141, [email protected]) bzw. der jeweiligen Layout, Druckvorstufe: www.typoplus.it · Einzelheft Nicht-Mitglieder: 6 € Inland, Sektion/Ortsstelle zu melden. 9 € Ausland; Jahresabo (vier Hefte + Jahresbericht www.mountainspirit.com „Berge erlebt“) 25 € Inland, 40 € Ausland

98 Bergeerleben 06/19 39100 Bozen • Zwölfmalgreiner-Straße 8A/8B • MountainSpirit Tel. 0471 053 434 • Marmot Store Tel. 0471 979 614 HIKE TO CLIMB

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