<<

Ausgabe Das Fussball-Magazin der Schweiz Nov./Dez. 2017 4

CHF 7.50

Geschafft! Die Erlösung für Goalie & Co. – die Schweizer Nati reist zum 4. Mal in Serie an die WM

Jean-Pierre Nsame: Der Dimitri Oberlin: Das FCB- : In Sion YB-Stürmer wird für seine Sturmjuwel brilliert mit erlebt er turbulente Zeiten harte Arbeit belohnt Tempo und sucht Konstanz – aber er fühlt sich wohl UM DIESEN POKAL ZU SEHEN, MUSS MAN ES INS WM-FINALE SCHAFFEN – ODER NACH ZÜRICH. ™

WILLKOMMEN IM ZUHAUSE DER FIFA WORLD CUP TROPHY ™ Im FIFA World Football Museum machen Sie eine interaktive Reise durch über 100 Jahre Weltfussball und entdecken die besten Spieler, Szenen und Geschichten noch einmal. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. WWW.FIFAMUSEUM.COM Seestrasse 27, 8002 Zürich

Inserat FWFM_FOOT_230x300_update_hgs.indd 1 13.11.2017 10:18:57 Editorial

Schöne Aussichten Das Fussball-Magazin der Schweiz Dieser 12. November 2017 war ein Barrage im Mittelfeld auf beein­ wichtiger Tag für den Schweizer druckende Art und Weise den

Sept./Okt. 2017 Das Fussball-Magazin der Schweiz Ausgabe Fussball. Gegen Nordirland löste ­verletzten ersetzte. Ausgabe Das Fussball-Magazin der Schweiz 2 4 Nov./Dez. 2017

Ausgabe Das Fussball-Magazin der Schweiz Okt./Nov. 2017 unser Nationalteam das Ticket für Hannes Kürmann, ein deutscher 3 die WM 2018 und ist somit zum Journalist, der hautnah Borussia CHF 7.50

CHF 7.50

vierten Mal in Folge an der grössten Mönchengladbach verfolgt, erklärt­ CHF 7.50 Fussball-Party dabei. in diesem Magazin, wie ­Zakaria Klar, die Schweizer waren gegen die im Stum eroberte die Nordiren die Favoriten und und er schwärmt vom Duo Xhaka/ bestreitet bei YB seine erste richtige Saison als Profi spielerisch klar besser. Doch sie Zacharia, bei dem einer (Xhaka) in Geschafft! Die Erlösung Die Erlösung für Goalie Yann Sommer & Co. – die

Auf dem Höhepunkt: Schweizer Nati reist zum 4. Mal in Serie an die WM

Konkurrenzkampf in Thun: Roman Bürki und sein Der Erlöser Der Königstransfer: Die Goalies Ruberto und Leben in Dortmund soll den Grasshopper Club Zürich Jean-Pierre Nsame: Der ­bewiesen in diesen «Nerven­ Gladbach den Schritt in Richtung will Faivre im Doppel-Interview Dimitri Oberlin: Das FCB- YB-Stürmer wird für seine in Basel sesshaft werden Sturmjuwel brilliert mit Marco Schneuwly: In Sion zu altem Glanz und neuen Erfolgen führen. harte Arbeit belohnt Tempo und sucht Konstanz erlebt er turbulente Zeiten – aber er fühlt sich wohl Kevin Bua: Nach einem : Der Blerim Dzemaili: Sein spielen» auch ihre kämpferischen Weltklasse machte und der andere Seuchenjahr ist er beim kometenhafte Aufstieg des Wechsel nach Montreal FCB endlich angekommen. Stürmers geht bei YB weiter. ist ein Volltreffer. Qualitäten, ihre Leidenschaft. Man (Zakaria) auf bestem Weg ist, das kann von einer goldenen Generati­ ebenfalls zu schaffen. on sprechen, die einen weiteren Nicht nur die Nati begeistert, auch ­Erfolg geschafft hat. Und man darf die Raiffeisen Super League, in 9 Ausgaben pro Saison hoffen, dass nun auch der nächste ­welcher der FC Basel nach Jahren Schritt folgt: eine Quali­fikation für der Dominanz wieder einmal richtig im Wert von CHF 65.– einen Viertelfinal an ­einem Gross­ gefordert wird. Die Young Boys anlass. «Wir sind eine talentierte ­haben die Bebbi – zumindest Abo-Hotline: Tel. 031 740 97 99 Mannschaft, wir gehören­ an die ­momentan – an der Spitze ab­ [email protected] WM», sagte nach gelöst, auch dank Toren Jean-­ der überstandenen Qualifikation. Pierre Nsame, der den Sprung von «Wir können etwas leisten, was der Challenge League in die Super Hol Dir dein Saisonabo v­iele überrascht.» League problemlos schaffte. Die Ja, Talent haben sie, diese Schwei­ Basler wehren sich und zählen da FOOT und SLAPSHOT zer. Spieler wie Shaqiri, Rodriguez, unter anderem auf die Qualitäten Xhaka usw., von denen man dies von Dimitri Oberlin, der am Rhein­ zum Preis von CHF 99.– schon länger weiss. Aber es folgen knie aufblüht, für ­Furore sorgt und andere nach, wie die letzten Mona­ wohl schon bald im A-Nationalteam (statt CHF 140.–) te gezeigt haben. auftauchen wird. Sie beide sind etwa, der 22-jährige Innenvertei­ grössere Themen in diesem Maga­ diger des FC Basel. Gegen die zin, wie beispielsweise auch die CHF 7.50 • November/Dezember 2017 • Nr. 3 • Saison 2017/2018 ­Nordiren brillierte er als Partner Routiniers (Luzern) CHF 7.50 • Oktober/November 2017 • Nr. 2 • Saison 2017/2018 von Fabian Schär, wirkte jederzeit und Marco Schneuwly (Sion). ­abgebrüht und zweikampfstark,

HC Hockey-Guide 2017/2018 Ambrì- Piotta SC zeigte Ruhe und Übersicht. Er ist Viel Spass bei der Lektüre! Bern EHC Biel- Bienne

CKEY- C O L H U HC B Davos D AVOS Fribourg- Gottéron

Genève ein Mann für die Zukunft. Wie Servette HC

EHC Kloten

Hockey-Guide 2017/2018 Lausanne HC

HC auch (20), der in der Lugano Ihr FOOT-Team SCL Tigers

ZSC Lions

EV Zug

Das Hockey-Magazin der Schweiz Spielplan & ZSC-Künstler Robert Nilsson Statistiken National League

Swiss League

Spielplan & Statistiken Spenglercup_Programm_2017_105x148.pdf 1 07.08.17 19:26 Swiss League Klaus Zaugg

OFFIZ IELLES PROGRAMM www.spenglercup.ch Spielplan

Das Hockey-Magazin der Schweiz der Hockey-Magazin Das Minnesota-Star Nino Niederreiter: Magic Man Junior MySports League SPENGLER CUP DAVOS WELTKLASSE EISHOCKEY | 2 6. - 31. DEZEMBER 2017 Elite-Junioren

C

M Statistiken Jean-Pierre Nsame Y CM

MY

CY Preis: CHF 18.– CMY Referees SCB-Verteidiger Eine Liga, zwei Welten: Als Beilage: K Swiss Skoren für Millionen Beat Gerber träumt Luganos Präsidentin Spengler Cup Ice Hockey Cup von einem Rekord trifft Langnaus Sportchef Programm National Rochette/Zenhäusern: Teams Raiffeisen Super League ZSC Lions: Ein wenig Spengler NHL-Start: So haben Wohin steuert das Cup bodenständiger dank unsere Cracks den welsche Eishockey? CHL NHL-Star Kevin Klein Klaus Zaugg Sommer verbracht NHL Höhenflug dank Arbeit und Fleiss 8 Ausgaben plus 1 Hockey-Guide pro Saison im Wert von CHF 75.–

Als Jean-Pierre Nsame im Sommer von Abo-Hotline: Tel. 031 740 97 67 • [email protected] Servette zu YB wechselte, ahnte kaum jemand, wie wichtig der 24-Jährige innert kurzer Zeit für die Berner werden würde. Den Durchbruch hat er im Höchsttempo geschafft – auch dank seiner Einstellung.

FOOT 13

12 FOOT Das Hockey-Magazin Der scHweiz ab Anpfiff 49.- Familien- preis

Titelstory Ein Highlight

Schweizer Nationalmannschaft Raiffeisen Family Day Nach einer beendruckenden Quali­ für die Familien Sonntag, 10. Dezember 2017 Das Fussballerlebnis für die ganze Familie. fikation zitterte sich die Schweiz 10 Am 10. Dezember treffen die Young Boys und GC im Stade de Infos & Tickets unter: welovefootball.ch/familyday ­gegen Nordirland nach Russland. Suisse im Topspiel der Runde aufeinander. Es ist ein Highlight Partner: für die eingefleischten Fans – und dank dem Raiffeisen Family Day ein Erlebnis für die ganze Familie. Um 14 Uhr öffnet das Family Day Village mit diversen Attraktionen, Autogrammstunden, tollen Wettbewerben und BSC Young Boys ­Verpflegung. Die Teilnehmer dieses äusserst beliebten Events des Ligasponsores erhalten vor Jean-Pierre Nsame hat sich nach Ort neben den Verpflegungsbons ein exklusives Family Day Give Away. Um 16.00 Uhr wird der ­seinem Wechsel von Servette zu YB 16 Spitzenkampf dann vor garantiert beeindruckender Kulisse angepfiffen – und mittendrin sind schnell in der Super League etabliert. die Familien auf ihren Sitzplätzen und so hautnah am Schweizer Spitzenfussball dran. Die FC Zürich ­attraktiven Familienpakete (z.B. zwei Erwachsene und zwei Kinder für CHF 99) beinhalten: Nach unsteten Jahren greift Victor Zutritt ins Family Day Village mit verschiedenen Attraktionen, Sitzplatztickets im Stadion, Palsson beim FCZ richtig an und will 22 Verpflegungs- und Getränkebons (einlösbar am Spieltag), An- und Rückreise mit den öffent- mit Island an die WM. lichen Verkehrsmitteln aus der ganzen Schweiz (am Spieltag), Family Day Give Away. Erwach- sene und Kinder müssen nicht verwandt sein, der Family Day findet bei jeder Witterung statt. FC Luzern Weitere Informationen und Tickets: welovefootball.ch/familyday l Routinier Reto Ziegler ist momentan nur temporär beim FCL, aber trotz- 26 dem ein Führungsspieler. FC Basel Dimitri Oberlin beeindruckt beim FCB vor allem mit seinem Tempo und will 32 Konstanz in seine Leistungen bringen. Grasshopper Club Zürich Petar Pusic musste schwere Zeiten durchmachen, nun ist er bei GC ein 44 Mann für die Zukunft. FC Sion Die Walliser erleben turbulente ­Zeiten, Marco Schneuwly bereut den 48 Wechsel vom FCL zu Sion aber nicht. FC St. Gallen Dölf Früh plant den Verkauf seiner Aktien: ein Rückblick auf eine erfolg- 54 reiche, aber auch schwierige Ära. AUS ALLER WELT Helvetia Schweizer Cup Die Underdogs ärgerten die Grossen, doch in den Viertelfinals sind die 58 Das Titelbild ­Super-Ligisten unter sich. Was macht eigentlich? dieser­ Ausgabe Goalie-Legende Stephan Lehmann plagten Existenzängste, nun ist er 62 zurück in Wil und will Erfolge feiern. Es ist der Moment, in dem eine Last von den Schul- Schweizer im Ausland tern fällt. Der Referee hat soeben das Barrage- Denis Zakaria ist schnell in Glad- Rückspiel der Schweiz gegen Nordirland abge­ bach angekommen und gilt als der 64 pfiffen, das Ticket für die WM in Russland ist gelöst. «neue Herzschlag» des Klubs. Für Yann Sommer und seine Kollegen ist es die Erlösung nach einer beeindruckenden ­Qualifikation, Blick über die Grenze in welcher unser Nationalteam nur einmal bezwun- Der SC Freiburg baut an seiner Zu- gen wurde. Von Europameister Portugal, was kunft und pflegt viele Beziehungen 72 gleichbedeutend mit dem Gang in die Barrage war in die Schweiz. – die zum Glück ein Happy End fand.

4 FOOT Anpfiff

Mourinho flirtet mit PSG 400 Mio. für die Bei Paris Saint-Germain könnte es unter Trainer Unai Emery derzeit kaum besser laufen, sowohl in der als auch WM-Teilnehmer in der Champions League-Gruppe stand man Mitte ­November ungeschlagen ganz oben. Die Verantwortlichen von PSG sollen sich dennoch nach einem namhafteren Trainer umsehen und haben dabei auf José Mourinho ein Auge geworfen. Wie die «Manchester Evening News» ­kürzlich berichteten, hat der französische Hauptstadtklub dem Portugiesen sogar schon ein Angebot unterbreitet, nachdem sich dieser zuletzt lobend über Paris und das Projekt geäussert hatte. «Zuletzt ging mein Sohn, der in London lebt, nach Paris und nicht nach Manchester, um ein Spiel zu sehen. Im Moment ist da in Paris ­ etwas Spezielles: Magie, Qualität, Jugend. Es ist fantastisch», hatte Mourinho erklärt. Mendes, der Berater des Trainers, hat die Anfrage von PSG mit dem Hin- weis, dass der Vertrag seines Klienten in Manchester noch bis 2019 laufe und er nach dem Gewinn der Europa League Der Fussball-Weltverband FIFA wird bei der weitere Titel mit den Red Devils anpeile, WM 2018 Rekordprämien ausschütten. Dies zunächst abgeblockt. Dass Mourinho seine beschloss der FIFA-Rat im indischen Kolkata. Karriere aber definitiv nicht im Old Trafford 400 Millionen Dollar werden im kommenden beenden wird, hatte er erst kürzlich gegenüber Jahr an die WM-Teams verteilt. Das sind TF1 zu Protokoll gegeben: «Ich bin mir sicher, dass zwölf Prozent mehr als vier Jahre zuvor in ich meine Karriere nicht hier beende. Ich bin noch Brasilien. «Das ist ein positives Zeichen für immer ein Trainer mit Sorgen, mit Ambitionen die finanzielle Gesundheit der FIFA», sagte und mit dem Wunsch, neue Dinge zu tun.» l Präsident Gianni Infantino in Kolkata. l

Koller-Nachfolger setzt nicht auf Janko

Unter kam Marc Janko in der österreichischen National- mannschaft fast immer zum Einsatz. Nun ist die Zeit des Schweizers bei den Ösis vorbei – und auch jene des 34-jährigen Stürmers? Kollers Nachfolger bot Janko bei seinem Länderspieldebüt gegen Uruguay jedenfalls nicht auf. Im Interview mit dem Kurier kommentierte der Mittelstürmer die Entscheidung des Deutschen so: «Es war eine respektvolle Geste von Franco Foda, dass er mich im Vorfeld angerufen und mir seine Entscheidung mitgeteilt hat.» Er hat sogar Verständnis: «Ich bin nicht aus allen Wolken gefallen. Ich weiss, dass mir die Spielpraxis fehlt, da wird es halt schwer. Marcel Koller war ein spezieller Fall, weil er auf mich auch ohne Praxis setzte. Aber das ist ja nicht üblich in diesem Geschäft. Daher war es klar, dass es mit dem Trainerwechsel für mich schwerer wird.» Zur Erklärung: Nach seinem Wechsel von Basel zu Sparta Prag ist Janko nur Edelreservist und Teilzeitarbeiter. An einen Nati-Rücktritt denkt er aber nicht: «Ich habe immer gesagt, dass ich da bin, wenn man mich braucht. Es liegt in der Natur der Sache, dass alles irgendwann zu Ende geht. Ich bin stolz auf meine Teamkarriere. Was kommt, ist Zugabe.» l Anpfiff

Netflix zeigt Juventus-Innenleben Der Streamingdienst Netflix wird im Früh- ­Serien von Netflix, kommentierte die jahr 2018 eine Dokumentation über Italiens ­Bekanntgabe folgendermassen: «Netflix ist Rekordmeister Juventus Turin ausstrahlen. das Zuhause von leidenschaftlichen Ge- «Es macht uns stolz, dass Juventus als schichten und es gibt keine leidenschaft­ ­erstes Fussball-Team Gegenstand einer licheren Fans als die von Juventus. Wir sind Netflix Dokuserie ist», sagt Juve-Direktor aufgeregt, einen einzigartigen und exklu­ Federico Palomba. Juventus sei entschlos- siven Einblick in eine der wichtigsten Mann- sen, so Palomba weiter, «Juventus-Fans schaften der Welt zu erhalten.» Die Serie überall in der Welt und Millionen Netflix- besteht aus vier Folgen mit jeweils 60 Minu- Benutzer zu erreichen, die dank dieser ten Laufzeit. Anschauen kann man sie nur ­Dokuserie Juventus Turin aus jedem Blick- exklusiv auf Netflix. Es wird um das Leben winkel kennenlernen können». Erik Bar- im Juventus Stadium, Spiele, Training und mack, Vizepräsident der internationalen einen Blick hinter die Kulissen gehen. l Evra tickt aus, tritt und fliegt Mit 36 Jahren ist der französische National- spieler Patrice Evra ein Routinier. Und sollte seine Nerven im Griff haben. Was er aber nicht hat: Vor der Europa League-Partie ­gegen Vitoria Guimaraes trat er einen ­pöbelnden Fan mit einem Kung-Fu-Tritt ins Gesicht. Beim Aufwärmen wurde Evra von den eigenen Anhängern mit verletzenden Sprechchören bedacht. Grund dafür könn- ten zum einen die schwachen Leistungen sein, die Evra in den vergangenen Wochen gezeigt hatte. Zum anderen nehmen ihm viele Marseille-Fans übel, dass sich Evra via Social Media jeden Montag mit lustigen Strafbefehl gegen Bulle Keita Videos präsentierte – auch wenn das Team am Wochenende zuvor verloren oder Auf dem Spielfeld gibt Naby Keita von RB Leipzig mächtig Gas, und zwar so sehr, dass er schlecht gespielt hat. Im kleinen Stadion in nach dieser Saison zum FC Liverpool wechseln wird – für 70 Millionen Euro. Weil er auch im Guimaraes hatte Evra nach den Beleidigun- Auto aufs Gaspedal drücken möchte, ist der Nationalspieler Guineas nun aber ein Fall für die gen Gesprächsbedarf, woraufhin einige Justiz geworden. Wegen Urkundenfälschung in zwei Fällen steht er am Pranger, nach Infor- Marseille-Anhänger über den Zaun kletter- mationen der «Bild» erhielt der 22-Jährige vom Amtsgericht Leipzig jetzt einen Strafbefehl ten. Das Gespräch eskalierte schnell und über 415 000 Euro. Der Grund? Keita soll auf deutschen Ämtern zweimal versucht haben, wurde mit dem Tritt Evras und einem gefälschte Führerscheine aus seiner afrikanischen Heimat umschreiben zu lassen, um in ­anschliessenden Gerangel beendet. Evra Deutschland am Strassenverkehr teilnehmen zu dürfen. Die von Keita eingereichten Papiere wurde von zwei Teamkollegen in die Kabine seien von Spezialisten des sächsischen Landes­ geführt, sah aber trotzdem die Rote Karte. kriminalamtes jedoch «als Totalfälschungen Es war die erste Rote Karte in der Geschich- ­identifiziert» worden, wurde ein Gerichtssprecher te der Europa League, die bereits vor dem zitiert. Keita will die Strafe nicht akzeptieren, sein Anpfiff gezeigt wurde. Als Konsequenz Anwalt hat Einspruch eingelegt, sodass es aller ­wurde Evra von Olympique Marseille zuerst Voraussicht nach zum Strafprozess gegen Keita per sofort suspendiert. Ein paar Tage später kommen wird. Bei dem Fall werden Erinnerungen sperrte die Uefa Evra bis zum 30. Juni 2018 an Marco Reus wach. Der Nationalspieler von für alle europäischen Klubwettbewerbe, ­ war im Dezember 2014 wegen ­zudem muss er eine Geldstrafe in Höhe von wiederholten Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu 10 000 Euro bezahlen. Unmittelbar nach einer Geldstrafe in Höhe von rund 540 000 Euro dem Urteilsspruch­ teilte Olympique Marseil- verurteilt worden. Offen ist, ob gegen Keita auch le mit, dass der Vertrag zwischen dem Klub wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein er­ und dem Spieler «in beiderseitigem Einver- mittelt wird. l nehmen» aufgelöst worden sei... l

6 FOOT Anpfiff

Carte Blanche Andrea Pirlo: Ein Grosser tritt ab Italiens Fussball-Idol Andrea Pirlo (38) hat nach für Heynckes? dem Playoff-Aus in den USA wie zuvor an­ gekündigt seine aktive Karriere für beendet ­erklärt. «Nicht nur mein Abenteuer in New York geht zu Ende, sondern auch meine Reise als Fussballer», liess der Weltmeister von 2006 ­einen Tag nach dem Viertelfinal-Ausscheiden seines MLS-Teams New York City FC gegen Co- lumbus via Twitter verlauten. Pirlo hatte auf- grund einer Knieblessur nur 16 Spiele in die- ser Saison absolviert und wurde im Rückspiel gegen Columbus in der Schluss- minute eingewechselt. Der begnadete Mittelfeld-Regisseur war 2015 von Juven- tus Turin in die USA gewechselt und Unter Carlo Ancelotti geriet der deutsche stand insgesamt 61 Mal für New York auf Rekordmeister FC Bayern München in die dem Platz. Bereits Anfang Oktober hatte Krise, «Triple-Trainer» Jupp Heynckes er in der «Gazzetta dello Sport» sein Karri- schaffte dann nach seiner Rückkehr im ereende nach Auslaufen seines Vertrages Schnelltempo den Turnaround. Heynckes, beim New York City FC angekündigt. «Die mittlerweile 72 Jahre alt, wurde zwar nur als Zeit ist gekommen. Du hast jeden Tag kör- Feuerwehrmann und bis zum Saisonende perliche Probleme, kannst nicht trainieren, verpflichtet, doch Bayerns Aufsichtsrats­ wie du willst, weil immer irgendetwas ist», sagte mitglied Edmund Stoiber kann sich ein er damals: «Es ist nicht so, dass man einfach bis ­längeres Engagement vorstellen, die Ent- 50 weitermachen kann. Ich werde etwas ande- scheidung darüber liege einzig bei Jupp res machen.» Seine Nationalmannschaftskarrie- Heynckes. «Es ist sicher keine Frage des Al- re hatte Pirlo bereits nach der WM 2014 been- ters, aber letztlich muss er das selbst wissen den wollen, doch nach dem Vorrundenaus der und entscheiden», so Stoiber. Den Grund Italiener hatte er sich es noch einmal anders dafür, dass es sportlich beim FC Bayern wie- überlegt. Er machte weiter und bestritt im Sep- der läuft, seitdem Heynckes übernommen tember 2015 sein 116. und letztes Länderspiel. hat, sieht Stoiber in dessen Persönlichkeit: Für die EM 2016 in Frankreich war er vom dama- «Jupp wird von allen geliebt – von der ligen Nationaltrainer Antonio Conte nicht mehr Mannschaft, von den Fans, vom Vorstand. nominiert worden. Mit Andrea Pirlo verlässt ein Es gibt ganz wenige Trainer, die alles und ganz Grosser die Bühne: Neben dem WM-Titel jeden hinter sich vereinen aufgrund ihrer 2006 gewann er unter anderem mit dem AC herausragenden Persönlichkeit und einer Mailand zweimal die Champions League (2003 grossartigen Lebensleistung. Und die ist bei und 2007) und wurde insgesamt sechsmal Jupp Heynckes noch nicht zu Ende.» l ­italienischer Meister mit Milan und Juventus. l

Schwuler Spieler bei St. Pauli ein Star? Homosexualität ist im Fussball nach wie vor ein ­sicher, «dass ich in meinen Mannschaften immer grosses Tabuthema. Das sollte sich nach der Mei- jemanden dabei hatte». Im Zweifelsfall seien das nung von , Technischer Direktor des die kreativsten Leute, die im Mittelfeld die tollen FC St. Pauli, ändern. Er glaubt, bei St. Pauli wäre Pässe gespielt hätten, «und ich habe es nicht ein schwuler Fussballer der Star. «Es ist leicht zu mitgekriegt». Bis Homosexualität im Fussball kein sagen, wenn man nicht selbst in dieser Situation Tabuthema mehr ist, sei es noch ein weiter Weg, ist», sagte Lienen bei einem international besetz- so Lienen: «Es ist halt im Fussball nicht immer die ten Hallenturnier für schwule Fussballer in Ham- fortschrittlichste Klientel, die auf den Tribünen burg und fügte hinzu: «Aber ohne Mut wird in sitzt und dann gleich Hurra schreit.» Den Kultklub unserer Gesellschaft nichts passieren.» In seiner FC St. Pauli hält er jedoch für fortschrittlicher: langen Karriere habe sich ihm gegenüber ­ «Wenn wir einen schwulen Spieler hätten, er wäre niemand von den «tausenden» Kickern, die er bei unseren Fans der Star. Da bin ich mir ganz trainierte, geoutet. Allerdings ist sich Lienen ­sicher.» l

FOOT 7 Anpfiff

Lewandowski Monster-Prämie für Aufstieg Früher gab es für Fussballteams, die den Aufstieg geschafft haben, einen Kasten Bier. Wenn wurde betrogen es gut lief, spendierte der Klubboss noch den Ausflug in die nächste Disco. In China läuft das etwas anders, dort gehören üppige Aufstiegsprämien längst dazu. Was nun aber der Eigen- Ein polnischer Landsmann hat die Gross­ tümer des Drittligisten Meizhou Meixian Techand, ein lokaler Bauunternehmer, seinem Team herzigkeit von Bayern-Star Robert Lewan- für den Aufstieg in Chinas zweite Division bescherte, dürfte ziemlich einmalig im Weltfuss- dowski gnadenlos ausgenutzt. Wie verschie- ball sein: Umgerechnet 3,4 Millionen Euro sollen die Aufstiegshelden erhalten haben, wie dene Medien berichteten, rief der 23-jährige britische Medien berichten. Und zwar jeder einzelne von ihnen. Eine gewaltige Summe, Michal S. im Februar eine Spendenaktion ins wenn man bedenkt, dass Leben, um einem an Augenkrebs leidenden das Durchschnittseinkom- Zweijährigen eine spezielle Operation in den men auf dem Land in China USA finanzieren zu können. Die Familie des bei umgerechnet 532 Euro Kindes habe bereits eine Million Zloty (ca. liegt. Die Monster-Prämie CHF 273 000) gesammelt und unter ande- wurde offenbar bar aus­ rem Haus und Auto verkauft. Als ­Lewandowski bezahlt, das suggerieren davon hörte, soll er 100 000 Zloty (ca. CHF ­jedenfalls Bilder, auf denen 27 300) überwiesen haben, um die Reise und seine Angestellten mit den Eingriff zu bezahlen. Wie sich jedoch im ­einem enormen Geldberg Sommer herausstellte, war die Geschichte posieren. Freudestrahlend erfunden. Der Stürmer wurde deshalb und ungläubig schauen die ­Anfang von der Staatsanwaltschaft Breslau ehemaligen Drittliga-Kicker als Opfer verhört. Michal S. sitzt in Haft und auf das Vermögen, das da wartet auf seinen Prozess. Er hat versichert, in der Mannschaftskabine sämtliche Spenden zurückzuzahlen. l rumliegt. l

Profitieren Sie von über 30 Jahren Branchen- erfahrung!

SPORTING TRAVEL – IHR SPEZIALISIERTER REISEPARTNER FÜR FUSSBALLTRAININGSLAGER, TICKETS UND REISEN FÜR FUSSBALLSPIELE DER EUROPÄISCHEN TOPLIGEN.

SPORTING TRAVEL – Seftigenstrasse 354 – 3084 Wabern +41 31 961 22 00 – www.sportingtravel.ch – [email protected]

8 FOOT Anpfiff

Historischer Agüero Pepe: Grätsche Sergio Agüero hat einen weiteren Meilenstein in seiner Karrie- re erreicht: Der Argentinier ist jetzt alleiniger Rekordtorschütze gegen Fans von ManCity. Dank seines Treffers zum zwischenzeitlichen 3:2 in der Champions League gegen den SSC Neapel avancierte Agüero am Pepe hat die Fans seines Ex-Vereins Real 1. November zum besten Torschützen der Vereinsgeschichte Manches- ­Madrid kritisiert. Bei beIN Sports sagte er: ter Citys. Der Argentinier, der zuvor in der vereinsinternen Torjägerliste «Wahrscheinlich mögen es Real-Fans nicht, gleichauf mit Eric Brook gelegen hatte, steht mit 178 erzielten Pflicht- dass ich das sage, aber sie behaupten, dass spieltreffern nun ganz oben. l Real-Madrid-Fans Enthusiasmus vermitteln. Ich denke nicht, dass sie das machen. Das ist nicht die Realität.» Der Portugiese wechselte vor der Saison von den Königlichen zu Besik- tas Istanbul. Dort gefallen ihm die Fans offen- Kroos kommt ins Kino bar wesentlich besser: «Die Besiktas-Fans sind sehr leidenschaftlich. Wenn man den Mit Bayern und Real Madrid gewann er insgesamt drei- Platz betritt, trifft dich immer der Lärm von mal die Champions League, mit Deutschland wurde er der Tribüne.» Den Vergleich der Fanlager Weltmeister. Jetzt wird das Leben von Toni Kroos (27) ­würden die Türken deutlich gewinnen: «In der verfilmt und kommt ins Kino; der bekannte Filmprodu- Türkei lieben die Menschen den Sport wirk- zent Leopold Hoesch wird über das Leben des Welt- lich, sie denken nur an Fussball.» l meisters Regie führen. Für Hoesch ist es die dritte grosse Kino-Doku über einen deutschen Sportler. Zuvor verfilmte der Kölner Filmproduzent bereits das Leben von Dirk Nowitzki («Der perfekte Wurf») und das der Klitschko-Brüder Ausflug ins («Klitschko»). «Ein paar Szenen sind schon probeweise gefilmt worden. Offizieller FIFA-Museum Drehbeginn ist im Dezember», bestätigte Kroos kürzlich der «Bild». Die Dokumen- zu gewinnen tation soll 2019 ins Kino kommen. Ein Titel ist noch nicht bekannt. Kroos fühlt sich geehrt und freut sich auf die Dreh­ arbeiten: «Jetzt ist Leopold Hoesch an mich herangetreten. Ich hab seine Dokus gesehen und freue mich, zum Kreis der ­wenigen Sportler zu zählen, deren Leben verfilmt wird.» l Ex-Profi sahnt im Lotto ab Unverhoffter Geldregen für Ex-Bundesliga-Profi Tommy Bechmann (35): Der Däne, der für Bochum und Freiburg aktiv war, hat in der däni- schen Lotterie den Hauptgewinn abgesahnt und umgerechnet rund 780 000 Franken gewonnen, wie die schwedische Zeitung «Expressen» kürzlich berichtete. Bechmann befand sich mit Freunden in Spanien in den Ferien, als er per E-Mail über den Gewinn informiert wurde. «Ich kannte den Absender», sagte Bechmann der dänischen Boule- vardzeitung Ekstra Bladet, «aber ich rief trotzdem an, um mich Gewinnen Sie mit FOOT 5 x 2 zu vergewissern, und mir wurde der Gewinn bestätigt.» Er Eintritte in das FIFA World Football spiele bereits seit Jahren mit denselben Zahlen, den Museum in Zürich Geburtsdaten seiner Kinder. Was er mit dem Geld macht, wisse er noch nicht. «Aber die Winterferien Senden Sie bis zum 15. Dezember 2017 werden wahrscheinlich etwas luxuriöser als geplant ein E-Mail mit dem Vermerk «FIFA» werden.» Bechmann hatte seine Karriere Anfang des Jahres beendet. an [email protected] und hinter­lassen Zwischen 2004 und 2011 spielte der Däne in Deutschland. Dabei erzielte Sie Ihren ­Namen und Adresse er in der Bundesliga in 79 Spielen zehn Tore und kam in der 2. Bundeliga Über den Wettbewerb wird keine zu 52 Einsätzen und elf Treffern. l ­Korrespondenz geführt.

FOOT 9 UEFANationalmannschaft Euro 2016 Die Parade

10 FOOT UEFA Euro 2016 Augenblick Die Parade

Es läuft die 91. Minute im Barrage-Rückspiel zwischen der Schweiz und Nordirland. Chris Brunt flankt in den Schwei- zer Strafraum, Yann Sommer greift daneben, köpft die Kugel aufs Schweizer Tor – das 0:1! Der Gang in die Verlängerung? Nein! Verteidiger Ricardo Rodriguez rettet Zentimeter vor der Linie und sichert der Schweiz das Ticket für die WM in Russland.

FOOT 11 Nationalmannschaft

12 FOOT WM-Qualifikation Die Erlösung

Auf eine starke Qualifi­- kation folgte der mehr als verdiente Lohn: Die Schweizer Fussball-Nati reist zum vierten Mal in Folge an eine WM. Was für ein Erfolg – auch wenn es gegen Nordirland kein Kürlaufen, sondern am Ende einfach eine Erlösung war.

Fotos: Urs Lindt, Andy Müller, Marc Schumacher

19 Uhr, 50 Minuten und 37 Sekunden zeigte die Atomuhr an, als Schiedsrichter Felix Brych das Nervenspiel im St. Jakob-Park endlich abpfiff. Goalie Yann Sommer schrie seine Lust in den garstigen Basler Nacht- himmel, Captain sank in die Knie. Ein paar Momente später zogen die Natispieler ihre speziellen «Feier-Shirts» an und formierten sich auf dem arg ge- schundenen Rasen zur gemeinsamen Feier. Die Niederlage im letzten Gruppenspiel ­gegen Portugal, die einzige in dieser Kam- pagne, hatte das Team von Nationaltrainer Vladimir Petkovic in die Barrage gezwun- gen. Das Duell gegen den EM-Teilnehmer Nordirland wurde zur erwartet schwierigen Aufgabe – welche die Schweizer aber lösen konnten. Stark!

Matchwinner Rodriguez Klar, die Spiele gegen die Nordiren waren nichts für Gourmets. Auswärts siegte die Schweiz dank einem geschenkten Penalty, den Ricardo Rodriguez eiskalt verwandelte. Daheim hatte unsere Nati mehr als ge­ nügend Chancen, um frühzeitig alles klar zu

FOOT 13 www.volkswagen.ch Wir fahren nach Russland! Volkswagen gratuliert der Schweizer Nationalmannschaft zur WM-Qualifikation.

Der perfekte Teamplayer. Der neue Golf SwissLine.

Als stolzer Partner des Schweizer Fussballverbands schicken wir einen talentierten Neuzugang ins Spiel: den neuen Golf SwissLine. Seine umfangreiche Palette an Zusatzausstattungen und die attraktiven Preisvorteile sorgen überall für grossen Jubel. Profitieren auch Sie und erleben Sie seine Qualitäten jetzt live bei Ihrem Volkswagen Partner. Weitere Informationen auf www.volkswagen.ch

171110_VW_Anz_Allstar_Magazin_Foot_230x300_d_ZS_V3.indd 1 13.11.17 12:11 WM-Qualifikation

machen. Doch die mangelnde Effizienz sorgte dafür, dass bis zum Schluss gezittert werden musste. Der Matchwinner gegen die Nordiren war Verteidiger Ricardo Rodri- guez. Im Rückspiel dieser Barrage rettete er sein Team in der Nachspielzeit nach einem der seltenen Fehler von Goalie Sommer mit einer Parade auf der Linie vor dem Gang in die Verlängerung. Der «0:0-Sieg» war an diesem Sonntag Tatsache. «Wir sind einfach froh, erleichtert, es war ein sehr schweres Spiel», sagte nach dem Match. «Doch das interessiert jetzt niemanden mehr. Wir haben das Ticket für Russland, das wollten wir. Wir haben zwei Jahre dafür gearbeitet, es ist ein geiles Gefühl!» Arbeit ist ein gutes Stichwort, um diesen Match zu beschreiben. Der Platz im Joggeli war tief, was die Aufgabe der spielerisch Die Schweizer (hier Seferovic) besseren Schweizer gegenüber den Nord­ waren vor dem gegnerischen Tor iren sicher erschwerte. Ja, es war kein zu wenig effizient. ­spielerisch glanzvoller Auftritt des Teams von Vladimir Petkovic, sondern ein echter Charaktertest. Diese Mannschaft verfügt ten Moment in der statistisch besten mehr aufopferungsvoll und musste sich in über spielerisch und technisch enorm Schweizer WM-Qualifikation überhaupt: der Spitze oft alleine gegen die gegnerische ­grosses Potenzial, an diesem Sonntag «Das war der Abpfiff, wir haben alle auf Defensive wehren. Diese Pfiffe der Fans – ­bewies sie aber, dass sie auch solidarisch ihn gewartet. Es war nicht einfach, in die mehr als unverständlich, beschämend! kämpfen, mit viel Leidenschaft auftreten Barrage zu müssen, es war auch für den So tat es weh, Seferovic nach dem Spiel, als und einem Gegner, dessen Stärke im Zwei- Kopf enorm schwer. Wir sind eine Mann- seine Kollegen feierten, wie einen begosse- kampf liegt, auch so die Stirn bieten kann. schaft, die hervorragenden Fussball spielen nen Pudel auf dem Platz stehen zu sehen. «Der Druck ist in einer Barrage gross. Wir kann. Nun haben wir gezeigt, dass wir auch Captain Lichsteiner verteilte später ein Son- haben den Kampf erwartet, aber wir wollten hervorragend kämpfen können!» derlob an Seferovic und sagte: «Ich finde das Ticket für die Schweiz», meinte Goalie das nicht okay, ich wünschte mir mehr Sommer später, «wir haben gefightet, Beschämende Pfiffe ­Respekt.» Granit Xhaka erklärte, dass er so gefightet,­ gefightet.» Getrübt wurde dieser kollektive Jubel durch etwas noch nie erlebt habe: «Das ist sehr In dieselbe Richtung zielte der Kommentar das Publikum. Als Haris Seferovic nach enttäuschend, respektlos und schmerzhaft. von Innenverteidiger Fabian Schär: «Es war 86 Minuten durch ersetzt Wir wollten mit Haris feiern, aber wir muss- ein unglaublicher Kampf, es ist eine riesige wurde, wurde der Benfica-Stürmer beim ten ihn trösten.» Und Breel Embolo, der Last abgefallen. Es war nicht unser bestes Verlassen des Platzes vom Publikum aus­ ­Seferovic in den letzten Minuten ersetzte Spiel, aber das Ticket zählt. Wir haben zwei gepfiffen. Klar, er hatte ein paar Minuten und für neuen Schwung sorgte, meinte: «Ein Jahre darauf hingearbeitet und viel inves- vorher die wohl grösste Chance des Spiels Kompliment für Haris, er hat wieder sehr tiert.» Und Captain Stephan Lichtsteiner verpasst und das Leiden der Spieler und viel gearbeitet. Kein Kompliment für die antwortete auf die Frage nach dem schöns- Fans verlängert. Doch er kämpfte einmal ­Zuschauer, die ihn ausgepfiffen haben.» Die Reaktion dieser Fans ist wohl das ­Zeichen, wie erfolgsverwöhnt wir mittler- weile sind. Seit 2004 hat die Schweiz nur ein grosses Turnier (die EM 2012) verpasst. Die Schweiz an der WM Nach Jahren der ehrenvollen Niederlagen sind Erfolge nun ein Dauerbegleiter, für 1934 Italien Viertelfinal 2:3 CSSR ­viele eine Selbstverständlichkeit. National- 1938 Frankreich Viertelfinal 0:2 Ungarn trainer Petkovic erklärte kurz nach dem 1950 Brasilien Vorrunde Match, dass es ihn etwas enttäusche, dass 1954 Schweiz Viertelfinal 5:7 Österreich man glaube, alles sei selbstverständlich, 1962 Chile Vorrunde und erklärte später: «Einige Dinge sollten 1966 England Vorrunde wir von den nordirischen Fans lernen. Die 1994 USA Achtelfinal 0:3 Spanien waren immer voll für ihr Team da. Es gab 2006 Deutschland Achtelfinal 0:0, 0:3 n. P. Ukraine aber auch Momente, in denen wir die Fans 2010 Südafrika Vorrunde hinter uns hatten. Nun wünsche ich mir, dass 2014 Brasilien Achtelfinal 0:1 n.V Argentinien es immer so ist, 90 Minuten lang.» Er wolle 2018 Russland die Polemik nicht anheizen, «wir sollten ­geniessen, in Russland zu sein». l

FOOT 15 Raiffeisen Super League Höhenflug dank Arbeit und Fleiss

Als Jean-Pierre Nsame im Sommer von Servette zu YB wechselte, ahnte kaum jemand, wie wichtig der 24-Jährige innert kurzer Zeit für die Berner werden würde. Den Durchbruch hat er im Höchsttempo geschafft – auch dank seiner Einstellung.

16 FOOT Jean-Pierre Nsame Höhenflug dank Arbeit und Fleiss

FOOT 17 Raiffeisen Super League

Text: Andy Maschek Fotos: Pius Koller, Urs Lindt, Claudio de Capitani

Es sieht so spielerisch leicht aus, als Jean- Pierre Nsame am späten Nachmittag des 5. Novembers den Berner Young Boys im Spitzenkampf in Basel in der 80. Minute mit einem Absatztrick einen Punkt rettet. ­Dieses 1:1 sorgt dafür, dass die Berner ihre sieben Punkte Vorsprung auf den Serien- 18 meister aus Basel wahren können und macht sie endgültig zum heissen Anwärter auf den Meistertitel. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt erst 14 von 36 Meisterschafts­ runden gespielt sind. Bemerkenswert daran ist, dass die Berner auf ihrem Höhenflug oft auf die Unterstützung von Tor-Garant Guillaume Hoarau verzichten mussten. Nur gerade 343 von möglichen 1260 Minuten stand er bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Feld, weil die Verletzungshexe wieder ­zugeschlagen hatte.

Im Rekordtempo durchgesetzt «Was kann YB ohne Hoarau?» lautete denn auch verständlicherweise oft die Frage, wenn der Franzose ausfiel. Dass die Antwort «sehr viel» heisst, ist auch das Verdienst von Jean-Pierre Nsame, der letzte Saison in der Challenge Le- ague mit 23 Treffern Torschützenkönig geworden war. Nach seinem Wechsel von Servette zu den Young Boys ­konnte der französisch-kamerunische Doppelbürger diese Pace scheinbar problemlos beibehalten und ist nach 14 Meisterschaftsrunden und neun Toren in der Beletage des Schweizer Fussballs ebenfalls der treffsicherste Spieler. Diesen Durchbruch schaffte er so quasi im Rekord­ tempo, was nicht selbstverständlich ist, wenn man an den Niveau-Unterschied zwi- schen den beiden­ Ligen denkt. «Ja, es ist sehr schnell gegangen, was nicht normal ist

Nationalität: Kamerun/Frankreich Position: Sturm Geburtstag: 1. Mai 1993 Grösse: 188 cm Gewicht: 85 kg Vereine: BSC Young Boys, Servette FC, SCO Angers, SC Amiens, Carquefou Jean-Pierre Nsame

18 FOOT Jean-Pierre Nsame

– aber was ist im Fussball schon normal?», Bruder») Rat holen kann, «um mich zu ver- sagt Nsame lächelnd. «Ich bin sehr glücklich bessern und vorwärts zu kommen». darüber, was mir bis heute gelungen ist. Ich Ein Grund für die schnelle Integration verstehe mich super mit meinen Partnern, ist sicher, dass YB viele frankopho- dem Staff, allen Personen im Klub. Ich kann ne Spieler im Kader hat. «Beim mich voll auf den Fussball konzentrieren Entscheid über den Transfer hat und daran arbeiten, besser zu werden. Ich dies keine Rolle gespielt, mein geniesse diese Arbeit hier sehr.» Kriterium war, dass der Weg Das Wort Arbeit taucht im Gespräch mit des Klubs stimmt, und ich «JP» immer wieder auf. Wer sein Tor gegen ­hatte das Gefühl, dass YB für den FCB gesehen hat, könnte denken, dass meine Entwicklung die beste da ein Künstler am Werk ist. Aber Nsame ist Wahl ist. Aber heute ist es auch ein harter Arbeiter, einer, der dorthin schon angenehm», sagt geht, wo es weh tut, der sich in den Dienst Nsame. Dass man gewillt der Mannschaft stellt. Er sagt denn auch, sei, die mittlerweile über und man glaubt es ihm, dass es wichtiger 30 Jahre lange titellose und entscheidender ist als selber Tore zu Zeit zu beenden, zählt er ­erzielen, für das Kollektiv zu arbeiten, als Faktor auf. Auch die ­mitzuhelfen, dass die Projekte des Klubs Diskussionen mit Klub- ­erfolgreich umgesetzt werden. vertretern wie Chris- toph Spycher oder Sté- Früh die Heimat verlassen phane Chapuisat, die Jean-Pierre Nsame ist in seiner Karriere ihn davon überzeugten, ­wenig einfach so in den Schoss gefallen. wie er sich bei YB ent­ Aufgewachsen ist er in der kamerunischen wickeln kann. «Ich hatte Stadt Douala, mit sechs Jahren liess ihn sei- keine Angst vor dem Sprung ne Mutter aber nach Frankreich zu seinem in die Super League, denn ich Vater ziehen, was zuerst ein Kulturschock wusste, dass ich Fussball spielen war. Schon damals drehte sich bei ihm fast kann», sagt er. «Ich sah es nicht als alles um den Ball. Sein Vater wollte, dass Schwierigkeit, sondern als Möglichkeit, sich Jean-Pierre auf Schule und Ausbildung mich zu entwickeln. Ich bin nach wie vor konzentriert, doch der Sohn setzte sich ­davon überzeugt, nun am richtigen Ort zu durch. Auch weil seine Mutter und seine sein.» ­Adoptivmutter ihn unterstützten und er­ Wenn man JP Nsame heute sieht, ist es mutigten, das zu machen, was er gerne will. kaum vorstellbar, dass er in Frankreich den Mit Angers kam er zu seinen Debüts in der Durchbruch nicht geschafft hat, sondern (2012) und in der League 1 (2015), den Umweg nach Genf nehmen wusste. dazwischen gab es aber auch Leihgeschäfte Es war ein Wechsel, der seine Karriere neu «Ich hatte keine Angst mit Carquefou und Amiens. Den richtigen ­lancierte. Er sagt: «In meinem Lebensweg Durchbruch schaffte er in Frankreich nicht, war dieses Jahr in Genf nach der Saison vor dem Sprung in die wechselte im Sommer 2016 stattdessen 2015/2016, als ich bei Angers kaum zum Super League, denn zum Servette FC in die Challenge League. Einsatz kam, sehr wichtig. Auch um das Weil sein Leistungsausweise damals be- Land und das Leben hier zu entdecken.» ich wusste, dass scheiden war, musste er bei den Genfern ein Entscheidend für seine Probleme in Frank- Probetraining bestreiten – und startete so reich war mit Sicherheit auch, dass Nsame ich Fussball spielen sehr durch, dass er ein Jahr später auf dem im November­ 2015 wegen eines privaten kann.» Transfermarkt zu einem der begehrtesten ­Vorfalls ins Visier­ der Justiz geriet. Dieser Spieler des Landes wurde und schliesslich in ist zwar bis heute noch nicht ab­geschlossen, Jean-Pierre Nsame. Bern landete. aber der Stürmer hofft, dass auch die «Als ich in Bern ankam, war ich einfach ­Gerichte bald zum Schluss kommen, dass nur zufrieden damit. Ich dachte, dass ich er ­unschuldig ist. Geduld brauche, um die Mannschaft, das «Die Dinge, die ich in Frankreich erlebt Spiel und die Liga kennenzulernen, mich habe, hatten mich mental sehr stark belas- der Entschiedenheit, sich zu verbessern, anzu­passen», erinnert er sich an die Som- tet und gefordert», erklärt er nachdenklich, hart zu arbeiten. mermonate. Auch wenn er sagt, dass heute um dann fortzu­fahren: «Ich bin aber gereift noch nicht alles perfekt ist, mutet es er- und als Person und Fussballer gewachsen. «Alles ist perfekt» staunlich an, wie schnell ihm der Durch- Ich habe es angenommen und mir immer Die Schweiz – erst Genf und jetzt Bern – hat bruch gelang. Wichtig sei gewesen, dass er gesagt: Alles, was ich lebe und erlebe, muss sich für Jean-Pierre Nsame als Glücksfall bei erfahrenen Spielern wie Steve von ich leben und erleben. Ich hinterfrage nicht, ­erwiesen. «Alles ist perfekt», sagt er denn ­Bergen, Sékou Sanogo und vor allem was mir das Leben bringt, sondern ak­ auch. «Aber hinter all dem steckt Arbeit. Guillaume Hoarau («Er ist wie ein grosser zeptiere, was mir gegeben wird.» Dies mit Wir arbeiten sehr hart, wollen uns perfekti-

FOOT 19 Glarner Matthias Schwingerkönig 2016

Gewinner vertrauen VITOGAZ Die königliche Energie

www.vitogaz.news

vitogaz_glarner_gewinner_230x300_zusatz.indd 1 24.04.17 15:26 Jean-Pierre Nsame

onieren, die Details richtig machen. Ich weiss, ob, wann und wie viele Verletzungen schnell wieder abwärtsgehen kann. Er kom- schätze mich glücklich, dies nun alles er­ in einer Saison folgen. Wir müssen einfach me von unten und wolle sich jetzt noch wei- leben zu dürfen.» Es sei für ihn ein Traum, weiterhin alles geben. Wir sind auf einer ter ­steigen. Es sei einfach wichtig, Etappe in der Europa­ League zu spielen, in der Strasse, die in viele Richtungen führen kann. um Etappe zu nehmen und die Leistungen höchsten Liga der Schweiz, all diese harten Aber es braucht den Willen, die Einstellung, jeweils auch zu bestätigen. «Wenn mir das Spiele zu bestreiten – das erlaube ihm, hart zu arbeiten.» gelingt, können wir weiterschauen. Jetzt ­weiter zu ­reifen und sich zu verbessern. Er Dieser Wille zur Arbeit, dieser Fleiss von braucht es Arbeit, Arbeit, Arbeit, jeden Tag ruhe sich aber nicht auf einem Spiel aus, Jean-Pierre Nsame wurde in der Schweiz – und nur das interessiert mich», sagt der ­suche stets den Fortschritt. «Ich will das belohnt. Abheben will der Stürmer, dessen 24-Jährige, der auch in seiner Freizeit­ viele ­Maximum aus mir herauszuholen. Ich hoffe, Lieblingsklub Real Madrid und Lieblings- Extraschichten schiebt, um noch weiter es ist der ­Beginn eines Traums, der noch spieler Ronaldo ist, aber nicht. Er lebe im nach oben zu kommen. l besser wird.» Hier und Jetzt, meint er, Die Ziele hat Nsame für die Zukunft defi- in der Realität und wer- niert. «Titel sind natürlich im Hinterkopf. de 200 Prozent geben, Wir sind alle Wettkämpfer und wollen um mit YB die Ziele zu Emotionale Länderspiel-Premiere ­gewinnen, für den Klub Titel holen», sagt er erreichen. Er weiss, Es ist noch nicht lange her, da war Jean-Pierre Nsame im Fuss- bestimmt. «Man arbeitet immer, um zu dass man im Fussball ballbusiness eine x-beliebige Nummer. Mit dem Wechsel ­siegen.» Und auf die Frage, was für YB in Zeit braucht, um nach zu Servette und dann zu YB wurde das schlagartig anders – dieser Saison möglich sei, antwortet er: «Ich oben zu kommen, dass und er kam am 4. September gegen Nigeria zu seinem­ ersten denke alles! Auch wenn man natürlich nie es danach aber auch Länderspiel für Kamerun. «Nach dem Match habe ich viele SMS ­erhalten, weil alle wussten, wie glücklich bin», sagt er lächelnd. «Aber es ist für mich nicht mehr als eine wichtige Etappe in meiner Entwicklung.» Für ihn war es ein besonders emotionaler Moment, weil er in Kamerun erstmals nach 18 Jahren seine ­leibliche Mutter wieder sah, mit der er zuvor­ nur telefonischen Kontakt gehabt hatte. «Ich habe von meiner Familie die Chance erhalten, nach Europa zu gehen, um aufzuwachsen und meine Passion auszüben und heute ist es der Fussball, mit dem ich mein Leben verdiene und durch den ich in meine Heimat ­zurückgekehrt bin.» Mit dem Nationalteam stehen die nächsten Ziele an: Die Qualifikation für die WM 2018 ­haben «die unbezähmbaren Löwen» zwar verpasst, aber 2019 findet in Kamerun der nächste Afrika- Cup statt, mit dem Gastge- ber, für den die Quali nur Formsache zu sein scheint, als Titelverteidiger. l

Jean-Pierre Nsame bejubelt seinen Ausgleichstreffer im Spitzenspiel gegen den FC Basel.

FOOT 21 Raiffeisen Super League Palsson und die späte Einsicht

Victor Palsson bewegte sich so lange auf der Überholspur, dass ihn sein Lebens­stil fast die Karriere gekostet hätte. Nach unsteten Jahren ist der isländische Nationalspieler geläutert – und will nun mit dem FC Zürich angreifen und mit der isländischen Nationalmannschaft an die Weltmeisterschaft in Russland fahren.

22 FOOT Victor Palsson Palsson und die späte Einsicht

FOOT 23 Raiffeisen Super League

Text: Nicola Berger Lebemann. Als er für Hibernians auflief, sporthalle und sagt: «Es soll keine Entschul- Fotos: Daniela Frutiger, Marc Schumacher ­erhielt er nach einer nächtlichen Eskapade digung sein, aber seit ich 16 war, habe ich stadtweites Hausverbot für alle Bars in immer alleine gelebt. Irgendwie habe ich es Victor Palsson war 18 als er das betrat, was Edinburgh; die Gazetten breiteten die lange nicht geschafft, erwachsen zu werden, er heute die «Blase Fussball» nennt. Palsson ­Geschichte genüsslich aus. weil ich mir einfach eigene Regeln auf­gestellt wurde als Junioren-Nationalspieler Islands habe.» entdeckt und wechselte zum FC Liverpool, Die Fehler bei den anderen gesucht 2014 kam die Wende. Er wechselte zu einem dieser englischen Grossklubs, die Es dauerte, bis Palsson realisierte, dass er ­Helsingborgs, in die schwedische Provinz. Er grossflächig junge Fussballer abgreifen, um ­etwas ändern musste. Er sagt: «Ich habe lernte wieder Demut und trinkt heute keinen sie in ihre Internate zu stecken. 2009 war die Fehler immer bei den anderen gesucht. Alkohol mehr. Palsson hat sein Leben auf das, und Palsson tat sich eine neue Welt auf, Es gab viele Leute, die mir ins Gewissen die Reihe bekommen, er hat eine Familie eine Scheinwelt, wie er sie heute nennt. In ­geredet haben. Aber ich habe nie zugehört.» ­gegründet und seine Karriere gerettet – Liverpool eröffneten sich ihm neue Möglich- Die Abwärtsspirale drehte sich unerbittlich. ­sofern man das so sagen kann, wenn einer, keiten, und das nicht nur, was die Und doch dauerte es, bis in ihm die den einst Liverpool wollte, im FC Zürich spielt. ­Trainings angeht. Er erlag den Ver- ­Gewissheit reifte, dass er etwas ändern suchungen des Lebens, nicht nur in muss. Palsson, viele Tattoos und noch Die Gefahr des Karriereendes Liverpool, er war Fussballprofi, ja, mehr Muskeln und reichlich Grips, Im FCZ unterschrieb Palsson im Sommer aber vor allem definierte er sich als sitzt im Foyer der Zürcher Saal- ­einen Dreijahresvertrag, er sagt, er plane ihn zu erfüllen, nach langen ­Jahren als Nomade.­ Er hat jetzt eine andere Einstellung zum Fussball, zum Leben. 2015 verpasste er fast eine ganze Saison verletzt, der Doktor sagte ihm, die Chancen, dass er ­seine Karriere beenden müsse stünden bei 50 Prozent. Palsson sagt: «Das war ein ­echter Weckruf. Ich habe mir gesagt, dass 6 ich mein Talent nicht mehr weiter weg­ werfen will. Man weiss nie, wann es zu Ende ist.» Im FCZ hat Palsson sich zum Taktgeber im defensiven Mittelfeld aufgeschwungen, was eine gewisse Komik hat. Der Sportchef ­ lobt zwar explizit die Spielin- telligenz Palssons, doch diesem behagte die Sechserposition lange nicht – und das aus überraschenden Gründen. Er sagt: «Ich war im Nachwuchs immer Stürmer. Und ich Victor Palsson Nationalität: Island Position: Mittelfeld Geburtstag: 30. April 1991 Grösse: 186 cm Gewicht: 84 kg Vereine: FC Zürich, Esbjerg fB, NEC Nijmegen, Helsingborg, NY Red Bulls, Hibernian FC, Liverpool U23, FC Dag & Red, Aarhus GF, Fylkir

24 FOOT Victor Palsson

muss gestehen, dass ich in meiner Freizeit sehr wenig Fussball schaue. Also hat es ­lange gedauert, bis ich taktische Vorgaben verstand. Ich wusste lange nicht, wie man Box-to-Box verteidigt. Mein Positionsspiel war am Anfang miserabel.»

«Das war ein echter Weckruf. Ich habe mir gesagt, dass ich mein Talent nicht mehr weiter wegwerfen will. Man weiss nie, wann es zu Ende ist.»

Palsson über einen Schlüsselmoment beim Arzt.

Palsson hat seine wilden Jahre hinter sich, aber er ist auf seine Art ein Nonkonformist geblieben. Es gibt Momente, in denen er von der Eitelkeit mancher Berufskollegen pein- lich berührt ist. Und er sagt, er werde der Branche nach dem Karriereende den Rücken kehren. Wenn man ihn nach den Träumen für die Zukunft sagt, rasselt er nicht Autonamen herunter, sondern sagt, dass er sich für ­Architektur interessiere und gerne Klavier spielen lernen würde. Und daneben, klar, die Welt sehen. Er parliert in sechs Sprachen, Deutsch soll die Nummer sieben werden. Es ist ein interessanter Spieler, den sich der FCZ geangelt hat, einer, der viel erlebt­ hat, und über den Trainer Uli ­Forte sagt: «Durch seine offene und umgäng­liche Art war er von der ersten Stunde an gut im Team ­integriert und ­akzeptiert. So schnell hatte ich das bisher nicht erlebt. Auf dem Spielfeld agiert er mit seiner Erfahrung als Stabilisator.» Womöglich erlebt Palsson im FCZ gera- de eine Art fussballerische Wiederge- burt, er peilt mit Zürich das internatio- nale Geschäft an und mit Island die Teilnahme an der WM. Hält die Haus- se an, wird Zürich nicht mehr als eine Durchgangsstation sein, allen Beteu- erungen zum Trotz. Denn Palsson sagt auch: «Es gibt die Momente, in denen ich denke, was gewesen wäre, wenn ich von Anfang an wie ein Profi gelebt und mehr in mei- ne Karriere­ investiert hätte.» Es kann sein, dass der 26-jährige das doch noch herausfindet. Wenn auch mit ein paar ­Jahren Verspätung. l

FOOT 25 Raiffeisen Super League Der Wolf von Luzern Raiffeisen Super League Reto Ziegler Der Wolf von Luzern

Nach zwei Monaten ohne Verein unterschrieb Reto Ziegler beim FC Luzern einen Vertrag bis Ende Dezember. In dieser Zeit will der 31-Jährige sich neu beweisen und prüfen, ob ein längerfristiges Engage- ment in der Innerschweiz möglich ist.

Text: Tobias Erlemann bereits in der Halbzeit Feierabend. Doch Fotos: Pius Koller, Martin Meienberger selbst dieses geballte Pech bringt den Ex-Nationalspieler nicht mehr aus der Ruhe. Sein Start beim FC Luzern war schmerzhaft. So sei Fussball eben, sagt Ziegler lapidar. Beim Debüt in Thun brach sich Reto Ziegler Positiv bleiben, die Situation akzeptieren, kurz vor der Halbzeit die Nase. Beim zwei- nach vorne schauen. Das hat der gebürtige ten Ernstkampf beim Grasshopper Club Genfer in seiner langen Karriere immer ­Zürich, ausgestattet mit einer Gesichts­ ­beherzigt. Denn in Zieglers Laufbahn gab es maske zur Schonung des Bruchs, zwickte immer wieder mal Phasen, in den es nicht der Oberschenkel. So hatte der 31-Jährige rund lief. Als Jungspund beim Grasshopper

FOOT 27 Raiffeisen Super League

Club Zürich ging es steil bergauf. Der Links- nischen Traditionsklub Betis Sevilla mach- der in die Heimat zurückkehrte, zum FC fuss war noch Teil der GC-Mannschaft, die ten die Runde. Dazu wurde geunkt, im Sion. Über mangelnde Auslandserfahrung im Jahr 2003 den letzten Titel für den Wallis habe er einfach zu hoch gepokert kann sich Ziegler also nicht beklagen. Er ­Rekordmeister einfuhr. Ziegler, der blonde um einen neuen Vertrag. Darüber kann habe schon einiges mitgemacht, sagt der Jüngling, der noch mit dem Töff zum Trai- Ziegler nur den Kopf schütteln. «Alles, was Routinier. «Ich musste früh auf eigenen ning fuhr. Aber auch schon damals gab es ­geschrieben und erzählt wurde, stimmt ­Beinen stehen, dass hat mich geprägt», gibt kleinere Unglücke. So wurde ihm sein fahr- ­einfach nicht. Ich habe nicht gefeilscht oder Ziegler offen zu. barer Untersatz in Zürich geklaut. Und was immer mehr wollen. Es hat am Ende einfach sagt der Linksfuss dazu? «Schlussendlich nicht gepasst, da haben wir uns im Guten war es gar nicht so schlecht, so musste ich getrennt.» Diese These belegt er ­damit, die Autoprüfung angehen, sonst würde ich dass er sich während seiner vereinslosen «Ich bin einfach ein Anführer, noch heute mit dem Töffli rumfahren», ist Zeit bei der U21 des FC Sion fit halten das steckt in sein positiver Ansatz. durfte. mir drin.» Schauen, ob es passt Gute Zeit in der Türkei Reto Ziegler. Rund 14 Jahre sind seither vergangen, Ende Ziegler, der 35-fache Schweizer National- September unterzeichnete Ziegler den Ver- spieler, in der Versenkung der U21. Ziegler, trag in Luzern. Vorerst noch beschränkt bis der gestandene Innenverteidiger und Ex- zum 31. Dezember. Eine kurze Zeit für den Captain in Sion, auf Jobsuche. Aus der Ruhe Bereits mit 14 Jahren zog er aus von der Profi, sich in den Vordergrund zu spielen. hat er sich in dieser Situation nicht bringen Westschweiz, um beim Grasshopper Club in Spürt Ziegler dadurch besonderen Druck? lassen, flatterten doch immer wieder­ Ange- die Fussball-Lehre zu gehen. Stetig ging es «Nein», ist die klare Antwort. Denn Luzern bote rein. Und damit auch die Bestätigung, aufwärts, immer mit ganzem Einsatz und hatte dem 31-Jährigen einen längerfristigen auf dem Markt weiter begehrt zu sein. Vor Motivation. Und genau mit dieser Leiden- Vertrag angeboten. Der Innenverteidiger allem türkische Klubs buhlten um seine schaft ist er nun auch in Luzern aktiv. Denn selbst wollte aber erst mal diesen «Kurzzeit- Dienste. Doch das Richtige sei einfach nicht Ziegler ist keiner, der einfach nur mitläuft Kontrakt». Er wolle reinschnuppern und dabei gewesen, offenbart der 31-Jährige. und darauf hofft, dass alles irgendwie von schauen, ob es passt, ist seine Erklärung. «Dabei habe ich an die Türkei gute Erinne- alleine kommt. Er ist ein Leader, ein Antrei- «Ich wollte mir auch die Option des Januar- rungen.» Denn schon einmal kickte Ziegler ber, der von seinen Mitspielern den gleichen Transferfensters offen halten», gesteht Zieg- am Bosporus, in der Saison 2011/2012 wur- Einsatz fordert. Oder wie es der 31-Jährige ler. Gleichzeitig betont der Routinier aber de er von Juven­tus Turin an Fenerbahce ausdrückt: «Ich bin einfach ein Anführer, das auch, dass Luzern im Winter der erste An- Istanbul verliehen. Mit den Türken holte er steckt in mir drin.» sprechpartner sein wird. Hier hat man ihm ja den Cup und wurde Vizemeister. So blickt Dabei unterscheidet der Linksfuss auch die Chance gegeben, wieder durchzustarten. er auf eine fantastische Zeit zurück. «Das nicht zwischen Beruf und Privatleben. ­Gerne Denn nach dem Vertragsende in Sion war Stadion war immer voll, die Fans eupho- hat Ziegler auch in der Freizeit das Sagen, Ziegler zwei Monate auf Jobsuche. Gerüch- risch, die Mannschaft stark. Ich hatte dort will mitbestimmen und lenken, wie der Tag te über einen Transfer zu Champions eine tolle Zeit. Vielleicht sogar meine beste so verläuft. Für ihn kommt es nicht in Frage, ­League-Teilnehmer Celtic Glas- Zeit im Ausland», gesteht der Reisende in nach dem Training die Zeit nur auf dem Sofa gow oder dem spa- Sachen Fussball. Denn im Ausland hat zu sitzen und womöglich Play­Station zu Ziegler schon einiges gesehen und spielen. «Dafür bin ich aber auch zu alt», erlebt. Mit gerade einmal­ 18 Jah- sagt der Genfer mit einem Lächeln. Und: Er ren wechselte der damalige hat schliesslich auch eine Ehefrau. Seit die- Jung-Hopper auf die ­Insel sem Jahr ist der Fussballprofi mit der Ex- zu den Tottenham Hot- Skirennfahrerin Elodie Rudaz ­verheiratet. spurs. Weitere Stati- Ein Fussballer und eine Schneesportlerin, onen waren der ein sportliches Paar. So wird die Freizeit Hamburger SV, auch aktiv gestaltet. Und auch wenn der Wigan Athle- Ehemann vorerst nur einen Vertrag für drei tic, Sampdo- Monate in der Innerschweiz unterschrieben ria Genua, hat, zog auch Frau Ziegler ­sofort mit nach Juventus Tu- Luzern. Seit kurzem haben die beiden auch rin, Lokomoti- eine Wohnung bezogen. Eigentlich ein Indiz, ve Moskau und dass aus der Liäson mit dem FCL womög- Sassuolo Cal- lich etwas Längeres werden könnte. Doch cio, bevor er spekulieren darüber will Ziegler zum jetzi- dann 2015 wie- gen Zeitpunkt noch nicht. «Direkt eine ­Wohnung zu mieten ist unser eigenes ­Risiko», sagt der 31-Jährige emotionslos. Und wie läuft es in der Ehe mit der «Leader- Reto Ziegler im Zweikampf rolle»? Ein kurzes Schmunzeln, einmal kurz mit Dragan Mihajlovic vom gezuckt, dann die forsche Antwort: «Ein FC Lugano. echter Wolf ist immer ein Wolf, oder?»

28 Reto Ziegler

Nati nicht abgehakt Zahl. Dazu durfte Ziegler an zwei Welt- Können», gibt der 31-Jährige selbstbewusst Das herzhafte Lachen nach dieser Aussage meisterschaften (2010 und 2014) teilneh- zu Protokoll. verrät, dass er auch gerne mal einen locke- men. Und so ganz abgehakt hat er die Doch Ziegler weiss: So schnell wird er nicht ren Spruch raushaut. Etwas Schalk im Fortsetzung seiner Nationalelf-Karriere mehr in den Kreis der von Coach Vladimir ­Nacken und das Leben geniessen gehört auch im etwas reiferen Alter noch nicht. Petkovic auserwählten Fussballer zurück- für den Profi auch dazu. Und nur immer Früher als Linksverteidiger aufgeboten, kehren. Dafür hat er in den letzten Monaten Fussball im Kopf zu haben, kann auch läh- spielt er nun in der Innenverteidigung. Und zu wenig gespielt. Jetzt steht erst mal der men. So weiss der Routinier aber ganz ge- wenn er in Form sei, habe er sicherlich das FC Luzern im Fokus. Dort will er mithelfen, nau, wann volle Fokussierung angesagt ist. Potenzial für die Schweizer Landesaus- dass der Traditionsverein wieder nach oben Geht es zum Training oder ins Spiel, kann wahl, sagt Ziegler. «Warum sollte ich eine rutscht. Denn nach dem ersten Saisonviertel man von Ziegler vor allem eines erwarten: Rückkehr abhaken? Ich muss Leistung brin- reifte in der Innerschweiz die Erkenntnis, immer 100-prozentigen Einsatz. Seine bis gen und zeigen, was ich kann. Natürlich dass dem jungen Konstrukt eine erfahrene dato 35 Länderspiele für die Schweiz spre- gibt es eine harte Konkurrenz. Und Spieler, Leaderfigur gut täte. «Ich bin froh, konnten chen eine deutliche Sprache. Mal so «ne- die im Ausland aktiv sind, haben bessere wir einen Spieler wie Reto Ziegler verpflich- benbei» kommt kein Spieler auf solch eine Karten. Aber ich glaube an mich und mein ten. Er soll die jungen Spieler führen und

FOOT 29 Über 5000 Artikel exklusiv Online einkaufen. ottos.ch ONLINE Cesari Since 1974 Amarone della Prosecco Superiore Valpolicella Classico Conegliano DOCG Valdobbiadene 2012* DOCG 75 cl 2015* Art. 102104097 75 cl Vaste choix. Toujours. Avantageux. Art. 102104110

CHF CHF 90 50 Grosse Auswahl an statt29. 49.90 Konkurrenz-12. vergleich 18.40

Top-Weinen zu Angheli Sicilia Balcons DOC Ecológico OTTO’S Preisen! 2013* Priorat DOQ 75 cl 2013* Art. 102104262 75 cl Art. 102104347 ottos.ch Qualitäts- Weine aus CHF CHF aller Welt. 90

Mindestbestellmenge: 6/12 Flaschen. Nur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten! 19. 39.– Konkurrenz- statt 58.– vergleich 24.50

Pesquera Donna Matsu Mauro Tinto Olimpia El Picaro Volt de Castilla Crianza 1898 Toro DO 2015* 2016* 75 cl Ribera del Duero Bolgheri DOC Art. 102104305 2014* 2014* 75 cl 75 cl 75 cl Art. 102103692 Art. 102102916 Art. 102103375

CHF CHF CHF CHF 15.90 18.90 9.95 34.90 Konkurrenz- Konkurrenz- Preis-Hit Konkurrenz- vergleich 25.90 vergleich 27.90 vergleich 47.90

Le Terre Nipozzano Il Cardinale Puro Corte Barolo Riserva Chianti Primitivo di d'Oro Rúfina DOCG Manduria DOP Mendoza, DOCG Argentinien 2009* 2011* 2014* 2014* 75 cl 75 cl 75 cl 75 cl Art. 102100938 Art. 102103056 Art. 102103476 Art. 102104089

CHF CHF CHF CHF 90 95 95 90

1490. 13. 9. 28.50 statt 24. Konkurrenz- Preis-Hit statt 34. vergleich 19.90 ottos.ch

Foot_17_11_webwein 1 20.10.17 09:07 Reto Ziegler

unser Spiel stabilisieren», erklärt Luzern- kann ihnen sicher noch einiges vermitteln, Coach Markus Babbel. Der Deutsche lässt damit sie es im Profifussball packen», ist Ziegler wie gewohnt im Abwehrzentrum Ziegler überzeugt. ran, damit er dort die Mannschaft lenken Doch bis zum Karriereende und einer Tätig- und das Spiel konstruktiv eröffnen kann. keit in der Nachwuchsförderung wird noch Dass er diese Rolle ausführen kann, davon etwas Zeit vergehen. Zeit, die Ziegler als ist der Linkfuss überzeugt. Ziegler: «Ver- Profi nutzen will. Wichtig ist dem 31-Jäh- gangene Saison wurde ich ja noch als einer rigen jetzt erst einmal, möglichst ohne wei- der besten Spieler auf meiner Position in der tere Blessuren beim FC Luzern so richtig ganzen Super League nominiert.» ­loszulegen. So hat der Neuzugang die ­Gesichtsmaske auch sofort verbannt. Auch Immer noch extrem viel Spass wenn es schmerzhaft war, wollte er ohne Diese Klasse will er nun wieder auf den Platz Ablenkung in die nächsten Partien bringen. Dabei geht es ihm nicht um irgend- starten. Und dann auch voll welche Bestätigungen. Er müsse niemanden durchspielen und nicht wieder etwas beweisen, sagt der 31-Jährige. «Ich verletzt den Platz verlas- habe aber einfach noch extrem viel Spass auf sen. «Ich habe hier ein dem Platz.» Denn Ziegler selbst ist bewusst, gutes Gefühl, alles dass mit 31 Jahren seine Karriere endlich ist. kommt gut», blickt Er wird keine zehn Jahre mehr als Profi auf Ziegler der Zukunft dem Platz stehen, sondern in absehbarer dann auch positiv Zeit wohl die Kickschuhe an den Nagel hän- entgegen. l gen. Ob das in drei, vier oder fünf Jahren der Fall sein wird, darüber will der Leader nicht spekulieren. Gedanken zu ­seinem Tun und Handeln nach der Karriere macht er sich aber trotzdem. Sein Ziel: Das Arbeiten mit jungen Spielern und Talenten im Profi-Fussball. Da- bei will er nicht zwingend als Cheftrainer un- terwegs sein, sondern mehr den Entwick- lungs- und Reife­prozess der nachrückenden Generation begleiten. «So wie ich damals bei GC als ganz junger Spieler gefördert wurde. Ich weiss, wie die jungen Spieler ticken und 3 Reto Ziegler Nationalität: Schweiz Position: Verteidigung Geburtstag: 16. Januar 1986 Grösse: 183 cm Gewicht: 80 kg Vereine: FC Luzern, FC Sion, Juventus Turin, US Sassuolo, Fenerbahce Istanbul, Lokomotive Moskau, Sampdoria Genua, Tottenham Hotspur, Wigan Athletic, Hamburger SV, Grasshoppers Club Zürich, Team Genève U17

FOOT 31 Raiffeisen Super League Mit Vollspeed in die Zukunft

Dimitri Oberlin gilt als Sturmjuwel des Schweizer Fussballs. Der 20-Jährige beeindruckt vor allem mit seinem Tempo. Jetzt gilt es für ihn, Konstanz in seine Leistungen zu bringen.

32 FOOT Dimitri Oberlin Mit Vollspeed in die Zukunft Raiffeisen Super League

Text: Tobias Erlemann Oberlin bringt alles mit, was einen exzellen- Nachname er später annahm. Die neue Fotos: Urs Lindt, Marc Schumacher ten Stürmer auszeichnet. Er ist schnell, be- ­Heimat: Moudon im Waadtland. weglich, technisch stark und hat einen In der Schule hatte es der Jüngling damals Sein Super-Sprint mit Torerfolg beim 5:0- schwer, er sprach zwar Französisch, aber Sieg in der Champions League gegen kein Wort Deutsch. Heute parliert der ­Ben­fica Lissabon sorgte für mächtigen 20-Jährige gleich in drei Sprachen, in ­Wirbel. Dimitri Oberlin war europaweit in «Ich liebe es, ­Französisch, Englisch oder Deutsch. Kein den Gazetten. Auf den Social-Media-­ Problem für den jungen Angreifer, lernen Kanälen überschlugen sich die Kommenta- Tore zu schiessen. gehört für ihn seit jeher dazu. Rein fussball- re. Seine erreichte Höchstgeschwindigkeit Das ist jedes Mal technisch landete Oberlin aber erst einmal von fast 38 km/h brachten ihm sodann eini- im Wartestand. Als er mit seinem Stiefvater ge Spitznamen ein: «The Flash», «Rocket aufs Neue ein und Bruder Michel – der 17-Jährige spielt Man» oder auch «Usain Oberlin». Über diese aktuell in der U21 des FC Sion – bei einem Titulierungen muss der 20-Jährige schmun- überragendes Gefühl.» Training zuguckte und anfragte, ob er mal zeln. «Die Namen hören sich aber gut an, Dimitri Oberlin. mitmachen könne, gab es eine Absage vom oder?», sagt der Basel-Stürmer. Dabei hat Coach. «Der meinte, sie seien schon voll Oberlin ja einen «echten» Spitznamen. besetzt, ich soll irgendwann anders wieder «Seit der Juniorenzeit nennen mich meine ­ausgeprägten Torriecher. Dabei war sein kommen», erinnert sich Oberlin. Doch so Kumpels Schlange.» Die Erklärung hierfür Start in die Karriere – und in der Schweiz – schnell gab er nicht auf. Beim nächsten ist einfach. So windet sich der Offensivmann gar nicht so einfach. Mit neun Jahren flog Training bei einem anderen Übungsleiter oft wie eine Schlange um die Gegenspieler Oberlin zusammen mit seinem Bruder von wurde er wieder vorstellig – und durfte – um dann «zuzubeissen» vor dem Tor. Denn Kamerun in die Schweiz, dort wohnte be- ­sogleich mitmischen, auch wenn alles neu das macht der Shooting-Star dieser Saison reits seine Mutter. Die beiden Jungs lebten für ihn war, spielte er doch zuvor noch nie noch immer am liebsten: «Ich liebe es, Tore zwischenzeitlich in Yaoundé beim Onkel. in einer offiziellen Mannschaft. Sein dama­ zu schiessen. Das ist jedes Mal aufs Neue ein Am Flughafen dann die Wiedervereinigung liger Coach Michel Gurtner erinnert sich überragendes Gefühl.» mit der Mutter und dem Stiefvater, dessen ­zurück: «Er war so gut. Ich dachte, ich

34 FOOT Dimitri Oberlin

­halluziniere. Er war ein Geschenk des Sein damaliger Trainer Urs Meier hat eine ­Himmels», gab dieser in der Zeitung «Le logische Erklärung für die Warteschleife. Temps» zu Protokoll. «Wir wollten Dimitri schützen, er war noch nicht so weit und hatte physische Probleme. Wechsel zum FCZ Ich bin noch heute überzeugt, dass wir Das Talent von Oberlin war unverkennbar, ­genau richtig gehandelt haben, auch in seiner Altersklasse war der aktuelle U21- wenn Dimitri das immer anders Nationalspieler stets der Beste. Nicht ver- sehen wird.» Inzwischen sind die wunderlich, klopften bald etliche Profi­ Parteien aber wieder versöhnt, vereine an. Manchester United wollte ihn. nach dem Cupmatch zwischen Spanische Topklubs schickten Offerten. Und Rapperswil-Jona und Basel (1:2, mit 14 Jahren zog der Schweiz-Kameruner Siegtor Oberlin) habe man ein dann wirklich aus, um die Fussballwelt zu bisschen miteinander gespro- erobern. Doch er ging nicht etwa nach chen. «Das ist ja nun schon ­England oder Spanien. Oberlin landete beim ­etwas her», sagt Oberlin. FC Zürich, entgegen dem Rat seiner Eltern. «Die wollten, dass ich zum Grasshopper Wechsel nach Österreich Club wechsle, aber ich hatte mich für den Rückblickend war es vielleicht FCZ entschieden.» Zu Recht, wie sich schnell sogar wirklich der richtige Ent- rausstellen sollte. Oberlin durchlief die Juni- scheid, dass Meier sein Talent orenabteilungen des Stadtklubs mit gross- langsam heranführen wollte. em Erfolg. Bereits mit 16 Jahren durfte der Doch mit Oberlin kam er da auf Youngster mit den Profis mittrainieren, gab keinen gemeinsamen Nenner. sein Debüt in der Raiffeisen Super League Dieser ging zu Red Bull Salzburg, gegen Aarau. Ein kometenhafter Aufstieg – entgegen des Rates von Kumpel aber der Stern drohte irgendwann stetig zu Embolo. «Breel sagte, das sei der verglühen. Oberlin, der junge Gipfelstürmer, ­falsche Schritt. Ich war aber davon wusste nicht so recht, warum. Er habe im- überzeugt, in Österreich gut aufge­ mer gut trainiert und in der Reserve viele hoben zu sein.» Doch auch bei den Tore geschossen, erinnert er sich zurück. «Bullen» klappte es nicht perfekt. Doch er war immer wieder mal verletzt, Nach gutem Start gab es Probleme mit ­hatte Schmerzen im Knie, fiel länger aus. Verletzungen und auch Undiszipliniert­ Aber sein Ehrgeiz war gross, er wollte heiten. Der Nachwuchskicker stand sich ­spielen und sich präsentieren. So ver- oft selbst im Weg. Zu seinem eigenen schwieg er seinen Kummer und seine Ängs- Glück zog er aber die Notbremse. te allen, sogar seiner Familie. Er reiste nicht Zwei Schritte zurück, um wieder vorwärts wie gewöhnlich zwischendurch mal nach zu kommen. Sein Ziel: der RSC Altach. Leih- Hause nach Moudon. Er wollte seine Sorgen weise ging er vom grossen Salzburg ins mit sich selbst ausmachen. Seinen Eltern ­beschauliche Dorf mit nur 6500 Einwohnern. nicht offenbaren, dass es womöglich doch Ruhe finden, zur Besinnung kommen – und besser gewesen wäre, zu GC zu gehen. das machen, was Oberlin am besten kann: ­Offen spricht der Stürmer über diese schwe- Tore schiessen. Neun Treffer gelangen dem re Zeit: «Ich war allein, habe viel geweint. U21-Nationalspieler in 20 Spielen. Zwischen- Ich bin eben ein emotionaler Mensch, der durch thronte Altach sogar an der Tabellen- Probleme hat, sich anderen zu öffnen.» spitze, Oberlin war der Liebling der Fans. Und: Diese Emotionen führten zu Proble- «Ich hatte dort eine tolle Zeit, die Leute men beim FCZ. Denn Oberlin wurde unge- ­vertrauten mir», erklärt Oberlin. Und offen- duldig, er wollte durchstarten wie sein bes- bart damit seine sensible Seite. Denn der ter Freund: Breel Embolo. Dieser war damals 20-Jährige braucht eben jene Art von beim FC Basel ein Shootingstar. Und Ober- ­«Nestwärme», um Topleistung abliefern zu lin? «Ich durfte nicht zeigen was ich kann, können. Er braucht einen Trainer, der nicht das tat weh.» Zu dieser Zeit dachte der nur taktisch für ihn da ist, sondern vielleicht ­Angreifer sogar ans Aufhören. So fuhr er auch mal als Vaterfigur dient. Und: «Für mein wieder einmal nach Hause zur Familie und Spiel brauche ich Freiheiten, ich mag es wollte seine Kickschuhe für immer in die nicht, zu sehr eingeengt zu werden», sagt Ecke stellen. «Wir haben dann viel geredet. Oberlin. In Altach spürte er dieses Vertrauen. Und ich wusste schnell, dass ich ohne Fuss- «Dimitri hat unglaubliche Fähigkeiten. ball nicht leben kann.» Doch spielen wollte Wenn er an sich arbeitet und auf dem Boden er eben nicht mehr beim FCZ. Oberlin: «Mir bleibt, kann er ein ganz grosser in Europa wurden viele Chancen versprochen, aber werden», sagt sein ehemaliger Altach-­Trainer nie eingehalten. Ich wollte nur noch weg.» Damir Canadi.

FOOT 35 Leading Partner des FC Basel 1893

Leidenschaft, die begeistert. Dimitri Oberlin

Vorbilder Luis Suarez und Leroy Sané zu etwas bringen, muss man auch mal das Doch Erfolg macht begehrt, in der Winter- Unberechenbare auspacken. «Dazu braucht pause wurde Oberlin zu Red Bull Salzburg es aber auch Selbstvertrauen», sagt Ober- zurückbeordert. Sich wirklich präsentieren lin. In einigen Phasen seiner bisherigen konnte er sich dort aber nur bedingt, ein Dimitri ­Karriere fehlte ihm zwar nicht die Selbst- Leading Partner Muskelbündelriss setze den Stürmer matt. überzeugung, aber ein Stück weit der Rück- des FC Basel 1893 Doch beim FC Basel war Oberlin weiter auf halt der Verantwortlichen. Doch jetzt dem Radar. Man wusste um seine Fähig­ Oberlin scheint erstmal alles zu passen, im Basler keiten, sein aussergewöhnliches Können in Konstrukt soll Oberlin mehr und mehr in die seinem noch jungen Alter. So sass später Verantwortung rücken und Akzente setzen. sogar Breel Embolo mit am Verhandlungs- Nationalität: Schweiz Wie einst sein Kumpel Embolo, der am tisch, als das Interesse konkreter wurde. Für Position: Sturm Rheinknie für grosses Aufsehen sorgte und Oberlin ist der Wechsel nach Basel ein Geburtstag: 27. September 1997 so einen Vertrag beim FC Schalke 04 be- Glücksgriff. «Ich weiss, dass hier alle an Grösse: 182 cm kam. Und während Embolo aktuell in der mich glauben und ich zum Zug komme. Es Gewicht: 74 kg Krise steckt, ist Oberlin obenauf. Muss er ist wichtig als junger Spieler, dass man auch Vereine: FC Basel 1893, seinem Kollegen nun mal mit Rat und Tat mal Fehler machen darf», sagt der 20-Jähri- RB Salzburg, und Tipps zur Seite stehen? «Wir reden oft ge. Und Missgeschicke passieren einem SCR Altach, miteinander», erklärt Oberlin. «Breel wird Youngster natürlich immer wieder. Nun FC Zürich schon bald wieder top sein, davon bin ich aber auf hohem Niveau, auch mal in der überzeugt. Mein Wunsch ist es, irgendwann Champions League. Wie in Moskau, als so stark zu sein wie er. Ich bin noch weit Oberlin eine der sogenannt «1000-prozen- entfernt von seinem Können», bleibt er tigen» Chancen versiebte, später aber doch ­angenehm bescheiden. Auch in punkto noch traf. «Ich bin stärker geworden im ­Nationalmannschaft will er sich noch nicht Kopf», offenbart der Basel-Angreifer. Und zu weit aus dem Fenster lehnen. «Abwar- auch sein Glaube hilft ihm immer weiter. So ten, was kommt. Aber an erster Stelle steht betet Oberlin einmal am Tag. Oft nur zwei, der Verein, dort muss ich meine Leistungen drei Sätze, doch dieses Innehalten konstant abrufen.» gebe ihm Stärke, sagt der Schweiz- Dafür geben sie ihm in Basel auch die nötige­ Kameruner. «Ich weiss, dass es Zeit. Denn gerne ist Oberlin auch einfach auf dieser Welt jemanden gibt, der mal noch ein «normaler» Junge, der mit stärker ist als alle Menschen.» ­seinen Freunden abhängt und PlayStation Dazu schaut er sich auch auf YouTube ­ spielt. Waren die «Flausen» in frühe- immer wieder Sequenzen anderer Stürmer ren Jahren mit Sicherheit an. Vorbilder für ihn sind unter anderem ­grösser, weiss der 20-Jähri- Barcelona-Stürmer Luis Suarez oder Man- ge inzwischen genau, dass chester-City-Flügel Leroy Sané. Mit dem Professionalität dazugehört, deutschen Nationalspieler hat Oberlin viel will er weiter vorankommen. Vorerst wird gemein. Beide haben einen extremen Top- das in Basel sein, doch sein Traumverein ist speed und sind dennoch technisch stark. galaktisch. «Ich bin Fan von Real Madrid», Hier eine Finte, da ein Trick, dort ein schnel- sagt Oberlin mit einem Lächeln. Um das ler Antritt. Will man es im Fussball-Business ­Interesse der Königlichen zu wecken, ­müsste der Youngster aber sicher noch ­einige Turbo-Sprints wie gegen Benfica ­Lissabon hinlegen. Wobei nach oben hin die Grenzen offen scheinen für ihn. «Ich hab selbst nicht mal gemerkt, wie schnell ich Leidenschaft, war. Im Fernsehen sah das dann schon ­super aus», will die «Schlange» weiter für die begeistert. 19 Furore sorgen. l

FOOT 37 Shootingstar. Die FCB Mastercard® Kredit- und Prepaidkarten.

Spezielle Angebote, Wettbewerbe, Events und Verlosung von Tickets rund um die wunderbare FCB-Welt: Mit der FCB Mastercard® Kredit- oder Prepaidkarte von Cornèrcard geniessen Generationen von Fans viele exklusive Vorteile und unterstützen gleichzeitig die FCB-Nachwuchsförderung. cornercard.ch/fcbasel

Mobile Payment

Einfach und sicher bezahlen mit dem Smartphone und Ihrer Cornèrcard.

38_43_Poster.indd 44-45 38_43_Poster.indd 06.11.17 09:55 06.11.17 5 Michael Lang Nationalmannschaft Nationalmannschaft

38_43_Poster.indd 44-45 38_43_Poster.indd 06.11.17 09:55 06.11.17 5 Michael Lang SC_Slapshot_230_300.pdf 1 05.09.17 20:42

WELTKLASSE EISHOCKEY | 26. - 31. DEZEMBER 2017

• SCHWEIZER NATIONALMANNSCHAFT (SUI) • HPK HÄMEENLINNA (FIN) • MOUNTFIELD HK (CZE) • TEAM CANADA (CAN) • DINAMO RIGA (LVA) C • HC DAVOS (SUI) M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

HOL DIR JETZT DEIN TICKET! www.spenglercup.ch

• 6 TEAMS • 11 SPIELE • 660 MINUTEN SPANNUNG • FAN-ZELT • LIVE-MUSIK • PUBLIC VIEWING Raiffeisen Super League Mit Geduld an die Spitze

Unter Murat Yakin hat der Grasshopper Club Zürich 13 Jahren noch zu früh ist, um von daheim wegzugehen. Ich habe zwei Jahre lang auf beeindruckende Art und Weise den Turnaround ­jeden Tag gependelt, meine Mutter hat mich geschafft. Dies ist auch die grosse Chance von Spielern, jeweils gefahren.» die in der Vergangenheit nicht immer im Hoch waren. Prägende Jahre im Internat Zwei Jahre später wagte er den «Transfer» Zum Beispiel Petar Pusic (18). ins Internat dann doch – und blieb vier ­Jahre. Es sei eine unvergessliche Zeit ge­ wesen, prägende Jahre. «Ich habe viele Leute kennengelernt, die wichtig sind in Text: Andy Maschek Club Zürich. Wie bei vielen anderen Talen­ meinem Leben», ergänzt er. Ein Name, der Fotos: Andy Müller, Urs Lindt, Martin Meienberger ten in jungen Jahren stand auch beim Mit­ da fällt, ist jener von Jan Bamert, dem Ver­ telfeldspieler der Umzug ins Internat auf teidiger, der mittlerweile beim FC Sion spielt Das Lächeln in seinem Gesicht ist ver­ dem GC/Campus in Niederhasli zur Diskus­ und mit dem ihn einige Parallelen verbin­ schmitzt, der Schalk blitzt öfters durch. sion. «Ja, es war eine Option», sagte er den. Als Pusic in der U18 spielte und Bamert ­Petar Pusic ist noch Teenager, aber schon kürzlich gegenüber «GC Inside». «Aber vor den Sprung in die erste Mannschaft schaff­ ziemlich reif. Er sagt über sich, dass er ein allem meine Mutter fand, dass es mit knapp te, teilten sie im Internat das Zimmer. ruhiger Typ zu sein scheine, wenn man ihn «Da kam er nach dem Spiel heim, hatte ein nicht kenne, «aber ich bin auch ein Schlitz­ Trikot des Gegners dabei und da ist man ohr». Gerade hat er ein weiteres Training als Junger natürlich neugierig und will alles mit der ersten Mannschaft der Grasshop­ wissen», sagt Pusic, der wie Bamert – er hat pers hinter sich gebracht und man seine KV-Ausbildung mittlerweile abge­ sieht und spürt: Er fühlt sich wohl in schlossen – die UNITED school of sports seiner Haut, geniesst den Moment besucht und im vierten Jahr ebenfalls – anders noch als ein paar Monate das Praktikum bei der Firma ISS zuvor, als er quasi heimatlos war. ­absolviert. Doch dazu später. Als Pusic die ersten Schritte Seine fussballerische Karriere seines Zimmerkollegen auf begann Petar Pusic beim Profistufe hautnah miterleb­ ­Sporting Club Schaffhausen. Es te, hoffte er wohl auf einen folgte der Wechsel zu den Mu­ Weg wie Bamert – wusste not Players, der Regionalaus­ aber nicht, dass es auch ihm wahl von Schaffhausen und schon bald gleich ergehen 2011 wäre der logische würde. Bis zur U18 hatte er alle nächste Schritt jener zum Auswahlteams der Hoppers FC Schaff­hausen gewesen. durchlaufen und schaffte dann Doch Pusic wechselte in den den direkten Sprung in die erste Nachwuchs des Grasshopper Mannschaft. Das war im vergan­

44 FOOT Petar Pusic Mit Geduld an die Spitze

genen Winter der Fall. Da durfte er mit dem Fanionteam – damals noch unter Trainer – mit ins Trainingslager nach Spanien und wurde anschliessend ins Kader der ersten Mannschaft befördert. «Meine Leistungen wurden belohnt», sagt er schmunzelnd und im Wissen, dass das Überspringen der U21 keine Selbstverständ­ lichkeit ist.

Nach dem Höhepunkt die Odyssee Am 11. Februar kam er schliesslich in Lugano zu seinem Debüt in der Raiffeisen Super ­League. Es war ein vorläufiger Höhepunkt in seiner noch jungen Karriere, auf den dann aber eine schwierige Zeit folgte. Ja, man kann es mit ein wenig Übertreibung Odys­ see oder Phase der Heimatlosigkeit nennen. Als die sportliche Situation der ersten Mann­ schaft immer prekärer wurde und im Trai­ nerwechsel zu mündete, brauchte es natürlich vor allem erfahrene Spieler. Pusic spielte so plötzlich – und erst­ mals in seiner Karriere – in der U21, wurde dann aber Opfer des Reglements und durfte in den letzten fünf Meisterschaftsspielen in der U21 nicht mehr eingesetzt werden. «Dieses halbe Jahr lief tatsächlich nicht flies­send», sagt der Mittelfeldspieler. ­«Zuerst war ich oben, nachher landete ich nicht in der zweiten Mannschaft, sondern musste gleich in die U18 zurück. Das war nicht einfach, aber ich kannte ja diese Mann­ schaft und konnte auch da meine Leistun­ gen zeigen.» Es sei eine riesige Heraus­ forderung gewesen, da habe er viel mitgemacht. «Mal ist man da, mal dort, dann kann man wegen des Reglements nicht spielen. Ich bin froh, dass alle Spieler

FOOT 45 Ein Drittel aller Fussballverletzungen werden durch Foulspiele verursacht. Spielen Sie fair und respektieren Sie Ihre Gegenspieler. So sinkt die Verletzungsgefahr. Zudem steigt die Chance, die Fairplay-Trophy der Suva zu gewinnen und am Schweizer Cup teilzunehmen. Für die aktuelle Rangliste und weitere Infos: www.football.ch/fairplay

Spielt fair 230x300.indd 1 23.02.2017 09:40:26 Petar Pusic

immer sehr nett mit mir waren und mich in ob dies oben oder unten der Fall ist, spielt Karriereplanung nennt er Ivan Rakitic als allen Teams unterstützten. Und ich bin keine Rolle. Ich möchte einfach zeigen, dass gutes Beispiel, der seine Karriere einst ­meiner Familie sehr dankbar, die mir enorm man später auf mich bauen kann.» ebenfalls in der Schweiz begann und mitt­ geholfen hat. Sie war der Hauptgrund, wes­ Nur schon der letzte Satz zeigt, dass Petar lerweile bei Barcelona spielt. Und für Kroa­ halb ich trotzdem Vollgas geben konnte.» Pusic in der Realität lebt und weiss, dass er tien, was bei Pusic trotz seiner kroatischen Trotz dieser Widrigkeiten kam er nie zu dem auf Kurs ist, aber den Durchbruch noch Wurzeln nie der Fall sein wird, wie er sagt: Punkt, an dem ihm die Lust verging und nicht geschafft hat. Einen enormen Willen, «Wir haben mit der Familie einen Bezug zu ­Gedanken an das Ende seiner eben erst die Fähigkeit, verzichten zu können, und Kroatien, aber die Schweiz hat mir alles ­begonnenen Laufbahn im Spitzensport auf­ die Persönlichkeit nennt er als die drei ­gegeben und ermöglicht, das möchte ich tauchten. «Aufhören war nie ein Thema, ­entscheidenden Attribute auf diesem Weg. später mal zurückgeben.» Fussball gehört zu mir, seit ich klein bin!», Jede Nacht hat er früher von einer erfolg­ Doch das ist noch weit weg, Zukunftsmusik, erklärt Petar Pusic mit einem Funkeln in den reichen Karriere als Fussballprofi geträumt ein Traum. «Fussball war immer ein Traum Augen. «Logisch gibt es Momente, in denen und nun ist er ganz nah für mich und ich hoffe, dass ich auf diesem man allein ist und sich Gedanken macht. dran. Sein Lieblings­ Weg bleiben kann. Es ist das, was ich Nach dem Motto ‹Was läuft? Was ist das?›. spieler ist Lionel Messi, ­wollte», so Petar Pusic, der zuerst noch ­sei­ Aber ich habe nie daran gedacht aufzu­ sein Vorbild Andres ne Lehre beenden und sich dann voll auf hören, das gibt es nicht!» Iniesta.­ Betreffend den Fussball konzentrieren will. «Ich ­geniesse mein Leben, auch wenn ich noch «Zeigen, dass man auf arbeiten muss, wenn andere frei haben. mich bauen kann» Aber wenn ich gesund bleiben kann, ist das Nun, diese harten Monate sind vorbei. schon bald auch anders.» l In der neuen Saison kam Pusic zu weiteren Einsätzen im Fanion­ team, durfte beispielsweise noch unter Carlos Bernegger aus­ wärts gegen den FC Basel 90 Minuten durchspielen, und er wird auch von Murat Yakin immer wieder einge­ setzt; als Belohnung für­ seine Leistungen wurde auch sein Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert. Natürlich sei es ­speziell, wieder dabei zu sein, sagt er. «Und ich bin auch dankbar, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man in meinem Alter in der ersten Mannschaft des Rekordmeisters sein kann und möchte mich beweisen.» Es ist ihm gleichzeitig aber klar, dass es gut mög­ 28 lich ist, dass er vermehrt auch in der 1. Liga in der U21 zum Einsatz kommen könnte. Für seine Entwicklung ist es wichtig, Spielpraxis zu sammeln, Ernstkämpfe zu bestreiten. 90 Minuten auf der Super League-Bank bringen bekanntlich weniger als Einsätze in der zweiten Mannschaft. Oder wie es der 18-Jährige auf den Punkt bringt: «In mei­ nem Alter ist es wichtig, dass man konstant spielt und seine Leistungen zeigen kann –

Nationalität: Schweiz Position: Mittelfeld Geburtstag: 25. Januar 1999 Grösse: 169 cm Gewicht: 63 kg Vereine: Grasshopper Club Zürich, Schaffhausen Junioren Petar Pusic

FOOT 47 Raiffeisen SuperRaiffeisen League Super League Als Rückkehrer gefordert

Text: Andy Maschek zani folgte. Dessen Entlassung erfolgte, Beim FC Luzern war Fotos: Urs Lindt, Roger Albrecht weil im Wallis Anspruch und Wirklichkeit Stürmer­ Marco Schneuwly zu weit auseinanderklafften. Auf dem ­ Es ist ein ruhiger Mittwoch in Martigny. Der Papier hat der FC Sion ein gutes Kader, in den letzten Jahren 1. November, Allerheiligen, ist ein Feiertag nicht selten und auch zu Recht wurden die ­Torgarant. Im Sommer ist im katholischen Kanton Wallis, da ruht die ­Walliser vor der Saison zum erweiterten ­Arbeit. Im Hotel Porte d’Octodure, der Basis ­Favoritenkreis auf den Titel gezählt. Und er zum FC Sion zurück­ des FC Sion, herrscht dennoch Betrieb. Einer­ klar, im Cup muss man Sion immer auf der seits werden Mittagessen serviert, anderer­ Rechnung haben. Aber es kam dann halt gekehrt, mit dem er 2006 seits fläzen sich die Spieler des FC Sion in den doch alles anders. den bislang einzigen Klub- Sesseln und warten auf die Video-Analyse, zu In der Meisterschaft bewegt sich der FC der sie der neue Trainer Gabri aufgeboten Sion in den hinteren Gefilden, im Cup ist er Titel in seiner Karriere fei­ hat. Es gibt genügend Dinge, die unter die schon ausgeschieden. Im Sechzehntelfinal, Lupe genommen werden müssen, schliess­ gegen Stade Lausanne-Ouchy aus der Pro­ ern konnte. Statt Erfolgen lich hat Sion drei Tage zuvor bei YB eine motion League wohlgemerkt. Und in der erlebte er im Wallis nun schmerzhafte 1:5-Schlappe kassiert. Europa League scheiterten die Walliser in Auch Stürmer Marco Schneuwly wartet auf der dritten Quali-Runde an Suduva Mari­ aber turbulente Zeiten. die Lektion mit Gabri, der auf Paolo Tramez­ jampole aus Litauen – eine Niederlage, die

48 FOOT MarcoGeoffrey Schneuwly Bia Als Rückkehrer gefordert

FOOT 49 Raiffeisen Super League

zufügen: «Es läuft hier immer etwas, es wird nie langweilig. Wir Spieler müssen uns aber mit dem sportlichen Bereich befassen und der war zuletzt nicht zufriedenstellend. Man hat seinen Job und muss sich auf diesen konzentrieren – egal, welche Einflüsse es gibt. Die Qualität ist bei uns sicher vor­ handen, das haben wir schon gezeigt, aber leider nicht über eine längere Zeit.»

Bis auf die Resultate alles bestens Trotz allem kann der Fribourger nach seinen ersten Monaten beim FC Sion aber sagen: «Mit geht es gut, bis auf die Resultate, mit denen wir alle nicht zufrieden sind, ist ­alles bestens.» Und er hat ja auch gewusst, was ihn beim FC Sion erwartet, schliesslich hat er schon die Rückrunde der Saison 2005/ 2006 im Wallis bestritten. In der zweiten Spielklasse war das noch, aber Sion schaffte den Aufstieg – und gewann gleichzeitig den Cup. Es war der bisher einzige Klub-Titel für Schneuwly – er wurde 2002 mit der Schwei­ zer U17 Europameister –, allerdings stand er weder im Cupfinal noch in den Barrage­ spielen gegen Xamax auf dem Feld. Klar ist natürlich auch, dass er nun bei seinem Wechsel vom FC Luzern zu Sion im Hinter­ kopf hatte, um Trophäen mitspielen zu ­können. Oder wie er sagt: «Es ist sicher das Ziel, man will jedes Jahr etwas gewinnen. Und meine Spielerkarriere dauert auch nicht mehr 15 Jahre. Es wäre schön, mit einem peinlich anmutet. «Wir sind ja resultat­ scheidet, wird es nochmals schwieriger, solchen Erfolg ein Zückerchen auf meine mässig gut in die Saison gestartet, obwohl wird die Kritik noch stärker. Es ist sehr Karriere zu legen.» wir nicht so gut gespielt haben», blickt der ­schade, dass wir da nicht weitergekommen Was noch nicht ist, kann ja noch werden, 32-jährige Stürmer zurück. «Danach haben sind, was eigentlich Pflicht gewesen wäre», Marco Schneuwly hat in Sion einen Vertrag wir begonnen, besser zu spielen, siegten so Schneuwly. bis 2019 unterschrieben. Es war ein Transfer, aber nicht mehr. Da sollte es eine Mischung Es ist klar, dass die Stimmung in diesen der in den Medien ein grosses Thema war. geben. Wir hatten auch Matches, die spiele­ ­Wochen im Wallis nicht die beste ist. Von einem «zerschnittenen Tischtuch» risch top waren, aber in denen wir Chancen ­Niemand versprüht gute Laune, auch wenn ­zwischen dem Spieler und dem FC Luzern für zwei, drei Spiele ausliessen und im die farbenfrohe Umgebung dank den sich war die Sprache, nachdem er den Klub ­Gegenzug nicht ganz bei den Gegnern verfärbenden Reben eigentlich dazu ver­ ­verliess. Es ist nicht Schneuwlys Art, gegen ­waren und Tore fielen. Ich denke, dass wir führen würde. Es sind turbulente Monate, seinen Ex-Klub nachzutreten, und so sagt er vorne zu wenig effizient waren und hinten einerseits wegen der Resultate, anderer­ denn auch nur: «Wir sind zusammenge­ gleich bestraft wurden.» seits wegen der Vorfälle von Präsident sessen, haben miteinander gesprochen, da Christian Constantin und seinem Sohn und mein Vertrag 2018 ausgelaufen wäre. Es war Fatales Cup-Out Sportchef Barthélémy Constantin mit Tele­ positiv, bis dann das Angebot kam, das für Weil im Wallis der Totomat wohl noch club-Experte , was beiden mich nicht dem entsprach, was wir zuvor ­stärker als anderswo über das Wohl des ­Constantins Sperren und Bussen brachte. gemeinsam besprochen hatten. Der FCL hat Trainers entscheidet, war Paolo Tramezzani Es sind Ereignnisse, welche einige Medien mir eine Verlängerung um ein Jahr angebo­ spätestens nach dem blamablen Cup-Out als Grund nehmen, um noch stärker als ten, ich wollte zwei Jahre fix machen. So gegen Lausanne-Ouchy angezählt. Zumal sonst schon über Sion und teilweise das gab es für mich keine Verhandlungsbasis er sich da den Fauxpas leistete, Marco ganze Wallis zu richten. Teilweise herrscht mehr, auf der wir hätten aufbauen können. Schneuwly nicht aufs Matchblatt zu neh­ im Wallis die Meinung, dass der FC Sion in Ich sagte: Es wäre besser für mich, wenn wir men. In den ersten Cup-Runden gegen den Medien, vor allem im Boulevard, härter sofort eine Lösung finden könnten, was ­unterklassige Gegner ist es üblich, Stamm­ kritisiert wird als andere Klubs, vieles nega­ dann mit Sion auch geklappt hat.» kräfte zu schonen, doch für den FC Sion tiv überzeichnet wird. «Es ist sicher so, dass ging das in diesem Fall schief. Es war ein über Sion negativer geschrieben wird, das «Ein Ja zur Karriere-Planung» ­Pokerspiel, das in die Hose ging. «Wenn bekomme ich so mit und kann man wohl Die Walliser nahmen den Steilpass aus der man gegen einen unterklassigen Klub aus­ so sagen», erklärt Schneuwly, um dann an­ Innerschweiz dankend an, schliesslich woll­

50 FOOT Marco Schneuwly

«Die Qualität ist bei uns sicher vorhanden, das haben wir schon gezeigt, aber leider nicht über eine längere Zeit.»

Marco Schneuwly über den FC Sion. Schweizer Apfelsaft wirkt fabelhaft.

Partner der Schweizer Bergdorf-Nationalmannschaft www.bergdorfem.com

RZ_Anzeige_Apfelsaft_230x300_Husky_de.indd 1 14.12.16 12:09 Marco Schneuwly

ten sie Schneuwly ja schon zwei Jahre zuvor ausforderung an. Der FC Sion gilt gemein­ verpflichten – doch damals gab der FCL Nationalität: Schweiz hin als Multi-Kulti-Klub und da sind Spieler, ­seinen Torgaranten nicht frei. So hat sich Position: Sturm welche verbindend wirken können gefragt. halt der Kreis in diesem Sommer mit etwas Geburtstag: 27. März 1985 Routiniers, die bei Bedarf als Scharnier tätig Verspätung geschlossen. «Man sagt oft, Grösse: 183 cm sein können. «Ich versuche natürlich, meine dass man sich zweimal im Leben trifft – und Gewicht: 82 kg Erfahrungen einzubringen und bin als das trifft auch auf den Fussball zu. Ich bin Vereine: FC Sion, ­erfahrener Spieler auch gefragt», erklärt­ froh, dass es geklappt hat», so Schneuwly. FC Luzern, Schneuwly, der in der laufenden Meister­ War es ein Ja zu Sion? Ein Nein zu Luzern? FC Thun, schaft bislang nur zwölf Minuten nicht auf Oder eine Mischung? «Es war ein Ja zu BSC Young Boys, dem Feld stand. ­meiner Karriere-Planung. Im Sinn: Was will SC Kriens ich noch machen? Was erleben? Und vor «Es ist noch nichts verloren» ­allem auch bezüglich Laufzeit.» Ein Transfer Die laufende Saison hat er jedenfalls noch zu einem anderen Schweizer Klub oder ins nicht abgeschrieben, gibt sich stattdessen Ausland sei nie ein Thema gewesen: «Als kämpferisch. Auch wenn die Walliser An­ Sion kam, war für mich schnell klar, dass ich fang November nur auf Rang 9 in die Natio­ dies machen will!» nalmannschaftspause gingen. Er sagt: An das Leben im Unterwallis hat «Wenn man sieht, wie schnell es momentan sich Marco Schneuwly schnell geht und wer wen schlägt, ist alles sehr wieder gewöhnt, er kennt es ­offen. Es sind viele Teams noch eng beiein­ ja aus seiner ersten Zeit ander, so dass meiner Meinung nach noch beim FC Sion. Einerseits gar nichts verloren ist. In erster Linie­ hat die Region, die vielen müssen wir auf uns schauen. Aber klar, es Deutschschweizern un­ ist schade, dass wir im Cup nicht mehr ­dabei bekannt ist und deshalb sind.» oft auch unterschätzt In der Tat, im Championnat liegt Sion nach oder verkannt wird, 14 Spielen zwar auf dem zweitletzten durchaus einen gewis­ Platz, hat aber lediglich neun Punkte sen Charme und Reiz, Rückstand auf das zweitplatzierte Basel. andererseits ist der Der Frust dürfe nicht Oberhand gewin­ Fribourger ja für den nen, auch wenn Anspruch und Wirklich­ Fussball und nicht für keit momentan nicht übereinstimmen. ewig hier: «Das passt «Da muss man als Spieler immer vorwärts so.» Die freie Zeit im schauen, sonst verliert man sich in Gedan­ Wallis nutze er in erster ken wie ‹was wäre?› oder ‹was würde?› – Linie für die Regeneration. «Dass ein und das kann man sich als Spieler nicht ­Fussballer neben dem Training auch Er­ ­erlauben», sagt der Routinier. «Dass man holungsphasen und Pflege braucht, wird immer das Positive sieht und weitermacht, oft vergessen», erklärt der 32-Jährige. gehört zu unserem Job, denn sonst wird es «Es ist nicht so, dass man dann am Nach­ nie besser.» Den Wechsel zum FC Sion habe mittag shoppen geht oder so. Und der er bislang definitiv nicht bereut, sagt der PlayStation-Typ bin ich eh nicht...» Stürmer weiter. «Es ist eine Herausfor­ Marco Schneuwly macht im Gespräch derung und so kann ich sicher bis 2019 in ­einen ruhigen und zufriedenen Eindruck. der Raiffeisen Super League spielen.» Was Er vermittelt nicht das Gefühl, durch danach kommt, ist offen, was in seinem ­seinen Wechsel von der Innerschweiz ins Sinn ist und weshalb er keine Option in den Wallis vom Regen in die Traufe Vertrag einbauen lassen wollte, die bei­ ­gekommen zu sein. Selbst wenn er sich spielsweise den Kontrakt automatisch um die sportliche Situation anders vor­ ein Jahr verlängert hätte. «So kann ich dann gestellt hatte. Doch er nimmt die Her­ entscheiden, was für mich stimmt.» l

Marco Schneuwly

FOOT 53 Raiffeisen Super League Das war die Ära Dölf Früh

54 FOOT Analyse Das war die Ära Dölf Früh

Joe Zinnbauer

Uli Forte

Jeff Saibene

Dölf Früh (65) hat angekündigt, seine Aktien verkaufen zu wollen, womit seine Zeit beim FC St. Gallen defintiv vorbei wäre. Grund genug, um zurückzu­blicken auf ein aussergewöhnliches Stück Vereinsgeschichte.

Text: Dominic Ledergerber* stieg in die Challenge League verkraften, Fotos: Steffen Schmidt, Andy Müller, Marc Schumacher, beide Male stieg er aber postwendend Valeriano Di Domenico, Michael Zanghellini ­wieder auf. Und er geriet ganz gehörig ins Der FC St. Gallen ist heute ein gesunder Schlingern, als Ende 2010 die Geier des ­Verein, in der oberen Hälfte der Tabelle Konkurses über ihm kreisten. ­klassiert und im Cup-Viertelfinal stehend. Auch Schulden drücken den Traditionsklub Die Ausgangslage keine mehr, stattdessen kokettiert dieser Damals war die Verschuldung auf fast 15 mit dem europäischen Geschäft. Doch Millionen Franken angestiegen, die fehlende ­genau wie der Blick auf die Tabelle, ist auch Liquidität wurde mit zwei Millionen Franken diese Bilanz eine Momentaufnahme. beziffert. Altlasten, die vor allem durch den Alleine in den letzten zehn Jahren musste Bau der AFG Arena, heute , der FC St. Gallen gleich zweimal den Ab- ­zustande kamen und welche sich die Politik

FOOT 55 Raiffeisen Super League

zu tragen weigerte, schliesslich sei es nicht ihre Aufgabe, «Fehler privater Unterneh- men mit Staatsgeldern auszubügeln», wie das Tagblatt im Oktober 2010 eine Stimme aus dem St. Galler Stadtparlament zitierte. Die grobe Analyse des letzten Jahrzehnts hilft, die Ära Dölf Früh einzuordnen, dessen Wirken zu bewerten. Er war es, der den Klub zusammen mit ­weiteren Investoren vor dem Untergang ­bewahrte und ihn wirtschaftlich wieder auf Kurs brachte. Schon früh in seiner Amtszeit wurde dem Unternehmer, der auf einem Bauernhof in Hemberg SG aufwuchs, ­folgendes Zitat zugeschrieben: «Der Klub gehört der Region. Wir verwalten ihn nur.» Als Held wollte Dölf Früh nicht bezeichnet werden – und doch macht ihm heute, fast sieben Jahre später, zu schaffen, dass sein Wirken für den FC St. Gallen nicht entspre- chend gewürdigt wird, dass in der Inschrift unter seinem Denkmal dereinst mehr als nur «Retter in der Not» stehen könnte.

«Der Klub gehört der Region. Wir verwalten ihn nur.»

Dölf Früh führte den FC St. Gallen zurück in die Spur.

Die Wende kam mit Otero Aus sportlichen Fragen hielt sich Dölf Früh bewusst raus. Der heute 65-Jährige betonte stets, dass es dafür andere gebe, die besser Bescheid wüssten als er. Wohl aber nahm er Einfluss auf das Personal, welches die sport- lichen Fragen zu klären hatte. Dabei ragt ein Personalentscheid mehr als jeder andere heraus: Die Ernennung von Marco Otero zum Technischen Leiter des Nachwuchspro- jektes Future Champs Ostschweiz (FCO). Am temperamentvollen Spanier scheiden sich bis in die Gegenwart die Geister. «Ein Glücksgriff», sagte Dölf Früh damals und das würde er auch heute noch tun. «Ein ­Ärgernis», fanden viele andere und meinten nicht etwa Oteros fachliche Qualifikationen, sondern seinen rauen Umgangston. Der von Berater Donato Blasucci vertretene FCO- Chef steht im Ruf, zu intrigieren, nach mehr Macht zu trachten, sich mit Eltern von Nach- wuchsspielern anzulegen und sich dabei ­öfters im Ton zu vergreifen. Zudem machte Marco Otero auch immer wieder Stimmung

56 FOOT Analyse

gegen die Trainer der ersten Mannschaft, versuchte auch in der ersten Mannschaft an Einfluss zu gewinnen. Internen Streitereien und Machtspielchen schob Dölf Früh stets einen Riegel. Bei Marco Otero machte er ­jedoch eine Ausnahme, was seine Beliebt- heitswerte nicht eben beflügelte.

Der dicke Geduldsfaden In knapp sieben Jahren als Präsident hat Dölf Früh im Umgang mit seinen Trainern sehr viel Geduld gezeigt. Uli Forte musste im März 2011 gehen, doch da war der Präsi- dent selber erst rund drei Monate im Amt. schmiss im September 2015 – nach viereinhalb Jahren an der Seitenlinie – von sich aus das Handtuch, als ihm die inter- Der Nachfolger von Dölf Früh: nen Intrigen zu bunt wurden. Allen voran Stefan Hernandez ist der erste profitierte vom dicken vollamtliche Präsident in der ­Geduldsfaden Dölf Frühs. Der chronisch Geschichte des FC St. Gallen. ­erfolglose Deutsche wurde im Mai 2017 ­entlassen – nachdem der Zuschauerschnitt schwand und die ersten Sponsoren began- runde brachte die Espen aber meist noch in Strassen ­gelenkt und damit das Fundament nen, sich abzuwenden. Auch wenn die Abstiegsnot. geschaffen, dass der FC St. Gallen auch ­Trennung von Zinnbauer längst überfällig sportlich erfolgreich sein kann. war, so dokumentiert sie in der Amtszeit Der Streit mit Kesseli Allerdings hat das Denkmal Dölf Frühs von Dölf Früh als FCSG-Präsident doch Wenn es ein Kapitel in der Ära von Dölf Früh ­besonders zum Ende seiner Amtszeit hin ein bemerkenswertes Unikat: Es war das gibt, das dessen Ansehen geschadet hat, auch den einen oder anderen Hick erhalten. einzige Mal, dass sich dieser dem Druck der dann ist es sicherlich das letzte. Lange Zeit Ganz offensichtlich hatte das Original Mühe Öffentlichkeit beugte. wurde Pascal Kesseli als Nachfolger des damit, eine starke Meinung, die nicht der Präsidenten gehandelt, bis es irgendwann seinen entspricht, zu akzeptieren. Und weil Der Rückrunden-Blues als Konstante zum Zerwürfnis zwischen den beiden kom- Dölf Früh in dieser Hinsicht resolut war, kam Aus sportlicher Sicht gibt es einen Glanz- men musste. Im September dieses Jahres es für den FCSG zum Verlust von sehr viel punkt in der Ära Früh speziell hervorzu­ trat der damalige Geschäftsführer der Event sportlicher Kompetenz. heben: Die Gruppenphase der Europa AG unter lauter Nebenkulisse zurück – dies, Den Transfer von zurück zum ­League im Herbst 2013, die der FC St. Gallen nachdem bereits Vize-Präsident Michael FC Basel wickelten mit Präsident Hernan- trotz des Ausscheidens versöhnlich ab- Hüppi den Hut nehmen musste. dez, Finanzchef Sascha Roth und Ferruccio schloss – und zwar mit einem 1:0-Heimsieg Kesselis Rücktritt war indes nicht das Ende Vanin als CEO von Future Champs Ost- gegen den -Vertreter Swan- des Streits. Auf beiden Seiten wurde in der schweiz etwa drei Personen ab, die in der sea City. Folge nachgetreten, und es tat sich ein Finanzwelt zu Hause sind und sich an die Unter Jeff Saibene war dieser erste Höhe- ­Graben auf, der nicht nur die ehemaligen Schnelllebigkeit und Unberechenbarkeit punkt seit dem Gewinn des Meistertitels Weggefährten, sondern auch Aktionäre, des Spitzensports erst noch gewöhnen 2000 auch das einzige Glanzlicht in den Sponsoren und Klub-Angestellte in ver- müssen. ­sieben Jahren unter Frühs Führung. Mit drei schiedene Lager aufteilte. Der FC St. Gallen ist heute ein gesunder siebten und einem sechsten Schlussrang Trotz gesundheitlichen Problemen, die ­Verein, in der oberen Hälfte der Tabelle war die Ausbeute in etwa gleich bieder wie Dölf Früh im Mai dieses Jahres für seinen ­klassiert und im Cup-Viertelfinal stehend. die Zielsetzung, die der Klub Jahr für Jahr Rücktritt geltend machte, versuchte er auch Auch wenn dies nur eine Momentaufnahme nur marginal noch oben korrigierte: Von danach noch Einfluss auf den Klub aus­ sein mag, so gebührt Dölf Früh seitens des «nicht absteigen» über «längerfristig Super zuüben – was angesichts der Tatsache, dass FC St. Gallen doch ein grosser Dank dafür. League spielen» bis hin zu «Top fünf» – ein er mit knapp 50 Prozent der Aktien Haupt- Der Deal ist bei Redaktionsschluss zwar Ziel, das allerdings bereits Früh-Nachfolger aktionär war, auch gelang. noch nicht definitiv über die Bühne gegan- Stefan Hernandez formulierte, zu Beginn gen, aber man kann dennoch sagen: Scha- der aktuellen Saison. Was kommt nach Dölf Früh? de, dass es ein Abgang mit wenig Stil ist. l Konstant war in der Ära Früh sportlich Nun könnte sie jeden Moment vorbei sein, ­gesehen besonders die Inkonstanz. Genau- die Zeit dieses Präsidenten mit dem Tram- so wie auch der Rückrunden-Blues. Seit polin im Büro, das ihm ­regelmässig geholfen * Dominic Ledergerber ist Sportjour- der Rückkehr in die Super League 2012 habe, «den Kopf zu lüften», wie es Dölf Früh nalist und Moderator beim Ost- ­hätte der FC St. Gallen jede Saison – mit einst formulierte. Der Ostschweiz wird der schweizer Fernsehen TVO. In regel- Aus­nahme der Spielzeit 2016/2017 – in den 65-Jährige als «Retter in der Not» in Erinne- mässigen Abständen schreibt er auf Top fünf beendet, wäre bereits im Winter rung bleiben. Aber nicht nur das. Er hat den dem Newsportal fm1today zudem abgerechnet worden. Eine schwache Rück- Klub auch wirtschaftlich auf fein geteerte Kommentare zum FC St. Gallen.

FOOT 57 Top-Transfers Die Kleinen scheitern – Superligisten unter sich

Fotos: Jean-Guy Python, Martin Meienberger, Urs Lindt, ohne Niederlage hingelegt, die Hoppers Die Grossen wankten teil- Claudio de Capitani, freshfocus hatten das Ziel, zum elften Mal in Folge weise, doch sie fielen nicht: ­ungeschlagen den Platz zu verlassen. Schon vor den Achtelfinals war klar: Im Viertelfinal des Helvetia ­Mindestens ein Super-Ligist wird die Segel Yakin sorgte für Stabilität streichen müssen, dafür hatte das Los mit Dass nur eine Serie halten wird, war klar – Schweizer Cups sind die der Partie Lausanne gegen GC gesorgt. Mit und am Ende gelang dieses Kunststück den Vertreter der Klubs aus der dem Duell der zwei Mannschaften, die man Zürchern, die unter Trainer Murat Yakin eine in jenem Moment als Teams der Stunde prächtige Entwicklung genommen haben Raiffeisen Super League ­bezeichnete. Die Waadtländer hatten bis zu und das Feld sozusagen von hinten auf­ unter sich. jenem Match eine Serie von acht Spielen rollen. Er hat der Mannschaft Stabilität ver-

Eine Runde weiter – da können sich die Grasshoppers mächtig freuen...

58 FOOT Helvetia Schweizer Cup Die Kleinen scheitern – Superligisten unter sich

liehen, die Spieler – dieselben wie unter ­seinem Vorgänger Carlos Bernegger nota- bene, die damals noch in der Kritik standen – strahlen plötzlich Selbstvertrauen und ­Sicherheit aus. Klar, der Match gegen die Waadtländer war kein Leckerbissen gewe- sen, kein offensives Spektakel, das einzige Tor erzielte der Österreicher Marco Djuricin, der eine Hereingabe des Ex-Lausanners über die Linie drückte. «Hinten die Null und vorne ein Tor – das reicht», bilanzierte Trainer Murat Yakin ­später nüchtern und sachlich. Das Spiel ­unterstrich aber auch die Wandlung der Hoppers vom Abstiegskandidaten zum ­Resultatteam. Von einer labilen zu einer ­stabilen Mannschaft. Es ist die Handschrift Yakins, der dafür bekannt ist, seine Akteure optimal auf ein Spiel einzustellen und es ­jedem Gegner schwer macht, sein Team zu bezwingen. Es ist ein Reifeprozess, der in Niederhasli im Gang ist. Oder wie Yakin Die Spieler von Echallens bejubeln den 1:1-Ausgleich sagt: «Wir wachsen mit jedem Spiel.» – verloren am Ende gegen Luzern aber dennoch.

Goalie-Patzer half Lugano In den Viertelfinals müssen die Zürcher nun ­Minuten vor Schluss bediente er Lugano- der ersten Ballberührung zum 3:2-Sieg. zum FC Lugano reisen. Die Tessiner mit dem Joker Crnigoj, der mit dem 3:2 die Tessiner ­Damit qualifizierte sich der FCL zum dritten vormaligen GC-Trainer Pierluigi Tami an der Blamage abwenden konnte. Mal in Folge für den Viertelfinal im Helvetia Linie setzten sich im Achtelfinal auswärts Schweizer Cup. «Das war der erwartet beim Erstligisten Schötz durch, allerdings FCL: Späte Erlösung schwierige Cupmatch. Kein schönes Spiel, mit viel mehr Mühe als erwartet. Nach dem Auch die anderen drei Erstligisten schlugen aber Hauptsache, wir stehen in den Viertel­ 1:0 durch Luganos Marzouk in der 54. Minu- sich in den Achtelfinals wacker, wurden aber finals», bilanzierte nach te schien der Mist geführt, doch Aziri sorgte nicht belohnt. Echallens, das zuvor schon dem Spiel. Und Coach Markus Babbel in der 90. Minute für den Schötzer Ausgleich Aarau und Xamax ausgeschaltet hatte, ­meinte: «Ich muss meiner Mannschaft für – nachdem er fünf Luganesi genarrt hatte. kämpfte gegen den FC Luzern bis aufs Blut diese Willensleistung ein Kompliment In der Verlängerung traf zuerst Vecsei für und forderte die Innerschweizer bis zur letz- ­aussprechen. Das ganze Team hat als die Tessiner, dann flog Marzouk vom Platz ten Sekunde. Die Erlösung für Luzern kam ­verschworene Einheit gekämpft.» und konnte Schötz erneut ausgleichen. Alles­ dann in der 86. Minute durch einen Spieler, deutete auf einen Penaltykrimi hin – doch der in dieser Saison öfters für die zweite Eigentor half St. Gallen dann folgte der Aussetzer von Schötz-­ Mannschaft in der 1. Liga als in der Super Auch Delémont schlug sich wacker und Goalie Dominic Stadelmann, der zuvor eine ­League gespielt hat: (19) traf schnupperte gegen den FC St. Gallen an der sackstarke Leistung gezeigt hatte. Drei drei Minuten nach seiner Einwechslung mit Sensation. Der Aussenseiter ging früh in

FOOT 59 helvetia.ch/schweizer-cup © Keystone Resultate. Jetzt tippen! tippspiel. Tippen. helvetia.ch Gewinnen.

Tippen Sie die Resultate der bevorstehenden Cup-Runde und gewinnen Sie Tickets für ein Spiel Ihrer Wahl der nächsten R unde im Helvetia Schweizer Cup.

Unser Engagement Helvetia Schweizer Cup

Am Ende konnten die YB-Spieler im Cup- Derby gegen Münsingen doch noch jubeln.

Führung: Dionys Stadelmann traf in der Hütters Händchen... () war nur noch Resultat- siebten Minute. St. Gallen hatte zwar viel Und Münsingen, der vierte Erstligist im kosmetik. mehr Ballbesitz, konnte diesen aber lange Achtelfinal, schlug sich gegen Super Le- Weil auch Titelverteidiger FC Basel (beim nicht in Tore ummünzen. Der Ausgleich ague-Leader YB tapfer und dominierte Challenge-Ligisten Rapperswil-Jona), Thun durch Barnetta in der 47. Minute war den namhaften Gegner teilweise gar, ohne (beim Promotion-Klub Stade Nyonnais) und ­verdient, aber glücklich – der Ball war noch aber zu wirklich gefährlichen Chancen zu der FC Zürich (gegen Sion-Bezwinger Stade abgefälscht. Das Siegestor in der 78. Minute kommen. Die Entscheidung fiel erst, als Lausanne aus der Promotion League) ihre war dann gar eine Eigenleistung von Delé- YB-Coach Adi Hütter in der 66. Minute Pflichtaufgaben lösten, sind in den Viertel­ mont: Carvalho lenkte eine Hereingabe an Sulejmani und Assalé einwechselte – die finals (am 29./30. November) die Super-­ seinem Goale Valmir Sallaj vorbei ins eigene dann in der 72. und 81. Minute die ersten Ligisten unter sich. Da müssen die Grasshop- Netz. Bitter, bitter. zwei Tore für den Leader erzielten; das 3:0 pers wie bereits gesagt nach Lugano. Der FC Basel empfängt den FC Luzern – ein Spiel mit viel Brisanz. Der FC Zürich trifft daheim auf den FC Thun und ist – auch nachdem er in der Raiffeisen Super League die ersten beiden Duelle dieser Saison für sich entscheiden konnte – der Favorit. Ebenso wie der Meisterschafts- leader Young Boys, der den FC St. Gallen empfängt. So können die YB-Fans gar ­weiterhin vom Double träumen. l

Viertelfinal-Paarungen Mittwoch, 29. November 2017 FC Zürich – FC Thun FC Basel 1893 – FC Luzern Donnerstag, 30. November 2017 Delémont verlor gegen St. Gallen BSC Young Boys – FC St. Gallen nach einem Eigentor von Carvalho. FC Lugano – Grasshopper Club Zürich

FOOT 61 Was macht eigentlich… Robbie Williams zum zweiten?

Stephan Lehmann war ein aussergewöhnlicher und erfolgreicher Goalie. Nun soll der FC Wil erneut von seiner Erfahrung profitieren.

training. Er bringt die Erfahrung von 17 Jah­ ren als Spieler ein, mit zwei Meistertiteln und fünf Cup-Siegen mit dem FC Sion sowie Teilnahmen mit der Nationalmannschaft an der WM 1994 und an der EM 1996, dazu 14 Jahre als Trainer unter anderem bei GC, Luzern, Wil und Sitten. Das macht zusam­ men 31 Jahre mit dem Ball, dem Tor, dem Körper und dem Geist. Immer war er ­authentisch, ein Menschenversteher, direkt und unbequem, ein exzellenter Motivator, zwischen den Pfosten ein «Spinner», wie er selber zugibt, und er «beherrschte die Klaviatur der psychologischen Kriegs­ führung fliessend», wie die NZZ 2004 ­einmal schrieb.

Entscheiden und umsetzen Lehmann blieb sich immer treu, auch wenn ihm das nach dem Ende der erfolgreichen Profikarriere manches Mal zum Nachteil ­gereichte. «Ich würde im Rückblick nichts anders machen. Wenn ich einmal einen ­Entscheid getroffen habe, ziehe ich ihn Text: Peter Eggenberger an Constantin, im Januar 2014? «Eine riesi­ durch und überlege im Nachhinein nicht, ob Fotos: Andy Müller, Peter Eggenberger, zVg ge Enttäuschung. Allein mit meinen Erleb­ ich etwas hätte besser machen können», nissen als Spieler und Goalietrainer mit ihm sagt Lehmann. So war es im Sommer 2004, Stephan Lehmann hat so viel erlebt, dass er könnte ich das Buch füllen.» Die Zeit der als der FC Wil überraschend gegen GC den ein Buch schreiben könnte. Mit dem Notie­ Arbeitslosigkeit? «Sie hat mich an Grenzen Cup gewann. Hauptverantwortlicher für den ren von Episoden hat er bereits begonnen. gebracht, ich hatte Existenzangst.» Das Sieg: natürlich Stephan Lehmann. Mit einem Das war während seiner Zeit als Arbeits­ ­Engagement in der Gastronomie als ­Ausweg Motivationsvideo, das er aus Sequenzen mit loser, die im Sommer 2014 nach dem Ende aus der Arbeitslosigkeit? «Eine Erfahrung, Angehörigen der Spieler und solchen mit seines Vertrags als Goalietrainer im FC Sion die mir gezeigt hat, dass ich im Fussball am Robbie Williams zusammengeschnitten begonnen hatte und mit einem Ausflug in meisten Freude habe.» hatte. Der heute im FC Basel engagierte die Gastronomie im Jahr 2016 endete. Die Und so macht der 54-jährige Schaffhauser ­Davide Callà war Teil jener Mannschaft und Absetzung im Staff der ersten Mannschaft nun wieder das, was er am besten kann und sagte später: «Dieses Video war ausschlag­ durch den Präsidenten des FC Sion, Christi­ wovon er am meisten Ahnung hat: Goalie­ gebend für unseren Sieg.»

62 FOOT Stephan Lehmann Robbie Williams zum zweiten?

Lehmann wollte mit dem Video den Spie­ Zusammenhalt nicht verlieren und Zweifel, lern die Angst nehmen, ihnen Vertrauen in die aufkommen, sofort beseitigen.» Nach ihre Leistungsfähigkeit vermitteln. Sie soll­ dem überraschenden Ausstieg der mit ten so spielen wie er als Goalie: unerschro­ enormem Medienrummel im Sommer 2015 cken, ehrgeizig, fokussiert. Der Präsident vorgestellten türkischen Investoren und des FC Wil hiess damals wie heute Roger ­einer dramatischen Rettungsaktion durch Bigger. Nach dem Ende der kurzen Türken- eine Task Force (unter anderen mit dem Ära im Januar dieses Jahres erinnerte sich Präsidenten Roger Bigger sowie den Ver­ Bigger an Lehmann und fragte ihn an, ob er waltungsräten Christian Meuli und Maurice wieder im FC Wil arbeiten wolle. Für Leh­ Weber), bei der in erster Linie die über­ mann war das Angebot eines Zweijahres­ dotierten Spielerverträge aufgehoben wer­ vertrags ein «Glücksfall». Ob er für den FC den mussten, ist im FC Wil wieder Demut Wil neuerlich ein solcher ist, wird sich wei­ und die Rückbesinnung auf jene Tugenden sen. Derzeit kämpft die relativ unerfahrene angesagt, die aus dem Klub eine jahrelange Mannschaft gegen den Abstieg aus der Talentschmiede für die Super League ge­ Challenge League. Lehmann ist überzeugt, macht hatten. Da passt Stephan Lehmann dass das Team sich dank der guten Arbeit mit seinen Eigenschaften gut dazu. des Staffs in der Liga halten kann. «Wir ­haben nach dem Abgang der tür­kischen Über 300 Bewerbungen geschrieben ­Investoren wieder einen grossen Zusam­ Das Leben hat ihn gelehrt, dass sich im menhalt wie in einer Familie. Es macht Fussball nicht viel planen lässt. So wie im Spass, hier zu arbeiten», so Lehmann. Jahr 2004. Drei Monate vor dem Cup-Sieg Der Einsatz, der Kampfgeist, die Laufbereit­ mit dem FC Wil war sein Vater gestorben. schaft der Mannschaft seien gut, aber sie «Der schlimmste und der schönste Moment schiesse noch zu wenige Tore, analysiert meines Lebens folgten unmittelbar aufein­ Lehmann. Seine Aufgabe ist es, neben der ander», sagt Lehmann. Er habe sich oft Philosophien verwirklichen konnte. Wenn er Betreuung der Torhüter (mit dem U-21-Nati­ ­gefragt, ob sein Vater habe sterben müs­ das so erzählt, kommt eine sehr sensible onalspieler Noam Baumann als Nummer 1) sen, damit dieser Cup-Sieg möglich gewor­ Seite zum Vorschein. Er ist dankbar, dass er alle Spieler zu motivieren und mental den sei. Der unerwartete Triumph hat in Wil die Chance hat, wieder in dem ­Bereich ­weiterzubringen. Darin ist er Experte. Stephan Lehmann «extrem stolz» zu arbeiten, der «wie ein ­Virus» für ihn ist. «Wichtig ist, dass wir die Geduld und den gemacht, weil er damit all seine Während seiner Zeit als Arbeitsloser lernte er manches Schicksal kennen. Er schrieb selber 300 Bewerbungen und wurde nicht ein einziges Mal zu einem Vorstellungs­ gespräch eingeladen. Da nützten auch seine Bekanntheit und seine Beziehungen im Fussball nichts. Die Uefa-Pro-Lizenz für die Funktion als Cheftrainer besitzt er nicht und will er nicht absolvieren. «Ich wäre gerne einmal Chef­ trainer und würde diese Verantwortung nicht scheuen», sagt Lehmann. Aber für sein Lebensglück brauche er das nicht, und er sei wohl als Goalietrainer besser. Ihn freut, wenn sein Schützling Noam Baumann in der «Luzerner Zeitung» sagt, Lehmann verstehe es ausgezeichnet, ihm mentale Stärke und Aggressivität zu vermitteln. «Wer ausseror­ dentliche Erfolge feiern will, muss ausseror­ dentliche Wege gehen», sagt Lehmann. ­Seiner in Wil ist noch nicht zu Ende. l

FOOT 63 Bundesliga

64 FOOT Bundesliga Denis Zakaria Wechsel an den Ort des Albtraums

Würden Sie sich ins Psycho-Motel von Norman Bates einmieten? Oder ins Haus an der Elm Street von Freddy Krueger einziehen, dem Unhold mit dem Messer-Hand- schuh, der Jugendliche in ihren Träumen jagt? Würden Sie bewusst dorthin gehen, wo Sie Ihre schlimmsten Albträume erlebt haben? Denis Lemi Zakaria Lako Lado, kurz als Denis Zakaria bekannt, hat quasi genau das getan, als er zu Borussia Mönchengladbach wechselte. Dorthin, wo der 20-Jährige seinen bis dato grössten sportlichen Albtraum erlebte.

Text: Hannes Kürmann die Young Boys und Zakaria, der seine zwei- Fotos: Tim Groothuis/Witters/freshfocus, te Saison dort spielte im zentralen Mittel- Uwe Speck/Witters/freshfocus, Schueler/Expa/freshfocus, Daniela Frutiger feld. «Oh je, oh je, das 1:6 war das schlimms- te Spiel meines Lebens», sagte er ein Jahr Im Borussia-Park, der Heimat des Bundes­ später der «Rheinischen Post». liga-Klubs, war er am 24. August 2016 zu Die Herren, die sein früheres Team an jenem Gast. Mithin nicht mit den grössten Rosinen Abend mit jeweils drei Toren sezierten, im Kopf, schliesslich war das erste Play-off ­Raffael und Thorgan Hazard, sind nun seine zur Champions League gegen die Glad­ Kollegen. Letzterer ist als französischsprachi- bacher in Bern 1:3 verloren gegangen. Im ger Belgier sogar einer aus der umfang­ zweiten Spiel kam es noch viel, viel übler für reichen Gladbacher Franko-Connection um

FOOT 65 Bundesliga

Ibrahima Traoré, zu der auch der Genfer ist ein guter Ort, um sich zu entwickeln, ­Zakaria gehört. Zuletzt waren alle Mann bei ­besonders für Eidgenossen. Traoré eingeladen, dessen Mutter hatte Darum hat sich Zakaria entschieden, umzu- ­lecker gekocht. Bei Instagram wurde das ziehen zum Ort seines Albtraums. Die Heraus- Treffen mit einem Foto dokumentiert. forderung Bundesliga anzunehmen, mit dem ­Zakaria war mittendrin und sah sehr, sehr Wissen und der gelebten Erfahrung, was es ­zufrieden aus. bedeutet, dort zu spielen. Natürlich hat er sich bei dem erkundigt, der selbst erfahren muss- Schnell angekommen te, dass die erste Klasse der Schweiz das eine Die haarsträubende Niederlage am Nieder- ist, die deutsche Top-Liga aber etwas ganz rhein war letztlich für ihn ebenso albtraum- anderes: Granit Xhaka. Der kam 2012 mit haft wie zukunftsweisend: «Trotz der Er- der breiten Brust und dem Bewusstsein des gebnisse war es eine wichtige Erfahrung, Star-Daseins aus Basel – und wurde erst mal und ich habe mir gedacht: Es ist toll, hier zu zum Lehrling degradiert. Zwei Jahre dauerte spielen.» Das tut er nun, und die Fans, die er es, bis Xhaka zu dem wurde, der er nun ist: ein damals noch im gelb-schwarzen YB-Outfit Anführer, ein Boss. Einer, der gereift war bewunderte für ihren Support, sind nun auf für die britische Insel, wo er nun seit seiner Seite – und mögen ihn. «Zak» ist einem Jahr für den FC Arsenal nach nicht mal zehn Spieltagen angekom- spielt. men in der Bundesliga. Er wäre nicht der erste Schweizer, der nach einer bitteren Erst-Erfahrung im Borussia- Park eine Erfolgsgeschichte als Gladbacher erlebt. Auch hatte seinen Glad- bach-Albtraum im Jahr bevor er Borusse wurde, das war 2014 beim 0:3 des FC Zürich in der Europa League. Elvedi ­gehörte als 18-Jähriger zu einer überforderten Abordnung aus der Schweiz – und war fast genau ein Jahr später die grosse Ent­ deckung des damaligen Trainers André Schubert. Elvedi ist inzwischen ständiges Mitglied des Borussen-Teams und des Schweizer Nati- Kaders. Gladbach

66 FOOT Denis Zakaria

Zakaria ist schneller angekommen bei beim FC Augsburg: Zakaria eroberte am ­Borussia als Xhaka: Elf Bundesligaspiele Mittelkreis in der eigenen Hälfte den Ball, und zwei im Pokal sind vergangenen (bei sprintete nach vorn, spielte Doppelpass mit Redaktionsschluss dieser Ausgabe), nur Kapitän , stand allein vor dem Tor ­einmal gehörte er nicht zur Startelf. Neben seines Landsmannes und schob dem deutschen Weltmeister Christoph Kra- den Ball hinein ins Netz. Das erste Bundes­ mer ist er fester Bestandteil der Gladbacher liga-Tor Zakarias passierte im zweiten Spiel. Doppelsechs, und die Art und Weise, wie er Im Leipzig-Match legte er dann Stindl des- seinen neuen Job angeht, die lässt die Fuss- sen Tor zum 2:2 auf, der zweite Skorerpunkt ball-Experten in Deutschland staunen. im vierten Spiel. Auch da hatte er zuvor den Ball energisch erobert. Neuer Herzschlag von Borussia Abrissunternehmer und Architekt in Einem – Das Magazin «11 Freunde» erklärte ausführ- in der Szene war alles zu sehen, was es heisst, lich, «warum Denis Zakaria so wichtig ist für ein Sechser modernen Prägung zu sein. «Ich Gladbach»: Er sei ein Mischwesen aus Granit liebe an der Position des Sechsers, dass man Xhaka und Mo Dahoud, dessen Nachfolge er alles machen muss: verteidigen und an­ antrat, «das Beste aus zwei Welten». Und greifen. Dazu ist es ein Platz im Team, der viel die «Rheinische Post» sortierte ihn als den Verantwortung mit sich bringt, die über­ «neuen Herzschlag von Borussia ein». Fast nehme ich gern. Es ist doch toll, wenn man 95 Prozent Passquote, 70 Prozent erfolg­ wichtig ist auf dem Platz», sagt Zakaria. reiche Tacklings, mehr als 50 Prozent Zugleich war es in Augsburg ein Spiel, in ­gewonnene Zweikämpfe, ein Tor und eine dem er sein zweites Gesicht zeigte: das Vorlage, das sind gute Zahlen für einen, der ­ungestüme, das ungeschliffene. Früh kas- nicht mal 21 Jahre alt ist und nagelneu in der sierte er Gelb und tänzelte hernach hart Bundesliga. Borussias Fans wählten ihre am Abgrund eines Platzverweises. Nach Nummer 8 zum ersten «Spieler des Monats» 63 Minuten nahm in raus, um in dieser Saison. Auch seine Mitspieler sind ihm das zu ersparen. Was wäre das für eine angetan von den Qualitäten des neuen Geschichte gewesen: Der Neue, der einer ­Kollegen. «Denis ist sehr wuchtig, er hat viel wie Xhaka werden soll, ist ebenso un­ Dynamik, sehr viel Power. Er ist schnell, was beherrscht, wie es Xhaka sein kann, und gar nicht so aussieht, weil er so eine grosse schadet damit seinem Team. Auch solche Übersetzung hat, das ist mir schon in einem Erfahrungen gehören dazu für einen, der Freundschaftsspiel aufgefallen, das wir vor sagt: «Ich bin hier, um zu lernen.» den Play-offs zur Champions League mal gegen Bern hatten», berichtet Kramer. «Xhakaria» in R(h)einkultur Für das bisherige «Best of Zakaria» braucht Auch in der Schweizer Nati ist Zakaria noch es nur einen wenige Sekunden langen Film- ein Lehrling. Er gehörte 2016 zum EM-­Kader, schnipsel aus dem Spiel der Gladbacher hatte zuletzt mehr Einsatzzeiten, doch seine

FOOT 67 Neu: Sky ist in der Schweiz! Sichern Sie sich das Beste der Bundesliga und viele weitere Sportereignisse ab CHF 9.90

Ohne lange Vertragsbindung Unbegrenzter Zugang zum In HD auf allen Ihren Geräten besten Live-Sport per Stream

www.sky.ch/foot Denis Zakaria

Zeit wird indes erst nach der WM kommen, weiss er. Vor allem, wenn es zum Job ­gehört, passt zur Gladbach-Philosophie: step by wenn alles normal läuft, wird er dann wohl den Ton anzugeben. step. Servette, YB, aktuell Borussia – dann Valon Behrami beerben und wie in der England? Warum nicht? Aber der nächste ­Barrage gegen die Nordiren neben Granit Eine Marke werden Schritt ist weit weg. Jetzt und nun ist Zakaria Xhaka im zentralen ­Mittelfeld spielen. ­Xhaka Als er noch bei Servette spielte, hatte er klar sehr glücklich mit und in Gladbach. und Zakaria, beide in Gladbach gereift – definierte Vorbilder: Patrick Vieira und Paul Dass es so sein würde, war schon am ersten das wäre «Xhakaria» in R(h)einkultur, die Pogba. Beide zentrale Mittelfeldspieler wie Tag zu spüren. «Man kann es nicht anders Geburt einer Schweizer Doppelsechs aus er, beide Energiebündel wie er. Ein Spielertyp sagen: Der Kerl kommt total sympathisch dem Geiste der Borussen-Raute. wie die beiden ist Zakaria tatsächlich, doch rüber. Ein gewinnendes, offenes Lächeln, Der Kerl ist schon jetzt ein Typ: Mit seinen er will keine Nachahmung sein, sondern dazu ein tatendurstiges Funkeln in den 191 Zentimetern, mit seiner Wucht, vor allem selbst eine Marke werden und möglichst ­Augen – ja, dieser Denis Zakaria hat richtig aber mit seinen schier endlos langen ­Beinen, ­immer der beste Zakaria sein. Er hat einen Bock auf die Bundesliga und seinen neuen mit denen er gefühlt in drei Schritten den klaren Plan für seine Karriere, und auch der Job bei Borussia Mönchengladbach. Und gesamten Platz überbrücken kann, die er in wenn er so aufgeräumt Fussball spielt, wie Zweikämpfen wie Tentakeln einsetzt, um er gestern seine erste Pressekonferenz im dem Gegner den Ball abzujagen. Einer wie Borussia-Park absolvierte, dann bekommt Zakaria hat das Zeug, ein Kultspieler zu Gladbach genau den ordnungsstiftenden werden. Und er spielt die Klaviatur der Strategen für das zentrale defensive Mittel- ­Öffentlichkeitsarbeit gekonnt. Im «Fohlen- feld, den sich Manager Max Eberl erhofft», echo», Borussias Klubmagazin, das einst notierte die «Rheinische Post» am Tag nach der grosse Günter Netzer erfand, gab es zu- Denis Zakarias Vorstellung Ende Juni. letzt eine Home-Story aus seiner Wohnung. Zakaria hat die Bundesliga mit einem Die ist noch nicht fertig eingerichtet, doch ­Lächeln und Schweizer Wertarbeit erobert. immerhin steht das grosse Sofa im Wohn- Nur zweimal ist ihm bisher die gute Laune zimmer, auf dem Zakaria gern herum­ vergangen. Erst bei einem erneuten 1:6, lümmelt zwischen den Trainingseinheiten. ­dieses Mal bei Borussia Dortmund. Und Es ist seine erste eigene «Bude», zuvor in dann nach dem 1:5 gegen Bayer Leverkusen. Bern wohnte Zakaria bei einer Gastfamilie. Beide Spiele waren wie eine Heimsuchung Er wollte, da erstmals fern der Familie, Freddy Kruegers. «Aber auch das ist Fuss- ein bisschen Geborgenheit haben und ball», sagt Zakaria Er ist gekommen, um sich ­zugleich die Gelegenheit, schnell sein der Herausforderung Bundesliga zu stellen. Deutsch zu verbessern. Das hat geklappt, Und er weiss, dass gerade Negativ-Erfah- schon seine ersten Interviews in Gladbach rungen lehrreich sind. Darum lässt er sich gab es auf Deutsch. «Die Sprache ist wich- auch von albtraumartigen Ereignissen den tig, um sich auf dem Platz zu verständigen», Spass nicht verderben. l

Nationalität: Schweiz Position: Mittelfeld Geburtstag: 20. November 1996 Grösse: 191 cm Gewicht: 80 kg Vereine: Borussia Mönchengladbach, BSC Young Boys, Servette FC

8 Denis Zakaria FOOT 69 Marco Asensio (Real Madrid) Die Herkunft Marco Asensio Willemsen, Sohn eines Basken und einer Holländerin, wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Igor in Calvia, auf der Insel ­Mallorca, auf. Seine Mutter verstarb 2011 bei ­einem tragischen Unfall, Asensio war da 15 Jahre alt. «Der Tod meiner Mutter war ein sehr ­harter Schlag. Wir waren eine enge Familie. Meine Tore widme ich immer ihr», sagt Asensio, der bei ­seiner Vorstellung bei Real im Sommer 2016 in Tränen ausbrach, als er sich bei seiner Familie und seiner verstorbenen Mutter bedankte.

Die Anfänge Nachdem er am Strand von Scouts entdeckt wurde, fing Asensio mit zehn Jahren an, für Real Mallorca zu spielen. Sein damaliger Trainer ­Carlos Sureda erinnert sich: «Er war anders als die anderen und erkannte Spielsituationen viel schneller. Er war der beste Spieler, den ich je auf Mallorca trainiert habe.» Asensio durchlief die Jugend-Stufen und debütierte am 27. Okto- ber 2013 gegen Huelva im Fanionteam. In der ersten Saison nach dem Abstieg war der ­Wiederaufstieg das Ziel Mallorcas. Der damals 17-Jährige wurde zur wichtigen Stammkraft und liess die Fussballprominenz aufhorchen. Schon in der Rückrunde 2014 zeigten zahlreiche Klubs ­Interesse – darunter auch der FC Barcelona und Real Madrid.

Rafael Nadal Im Sommer 2014 verhandelte Barça mit Mallor- ca, wurde aber über einen Transfers Asensios, der sich in Barcelona mit seiner Familie­ schon nach einer Wohnung umschaute, nicht einig. Vielleicht war es Schicksal. Denn danach soll Tennis-Ass Rafael Nadal ins Spiel gekommen sein, Mallorquiner und Real-Anhänger. Er rief, so wird kolportiert, Real-Präsident Florentino Perez an und sagte: «Du musst ihn so schnell wie möglich verpflichten!» Perez nennt auch diese Anekdote: «Vor vielen Jahren traf ich die Eltern von Marco, und sie sagten mir: ‹Das ist Marco, eines Tages spielt er für Real Madrid›.»

Marco Asensio Nationalität: Spanien Position: Sturm Geburtstag: 21. Januar 1996 Grösse: 182 cm Gewicht: 75 kg Vereine: Real Madrid, Espanyol Barcelona, RCD Mallorca Marco Asensio (Real Madrid) Real Madrid Im Dezember 2014 unterschrieb Asensio schliesslich bei Real einen Sechsjahresvertrag, wurde aber für die Saison 2015/2016 an Espany ol ausgeliehen. Nach dem «richtigen» Wechsel- zu Real gewann er zu Beginn der Saison 2016/ 2017 nach einem 3:2 gegen Sevilla den UEFA ­Super Cup, zu dem er das 1:0 beisteuerte. Mitte Dezember 2016 gewann er mit Real die FIFA- Klub-WM und am 3. Juni 2017 erzielte er im Final der Champions League das Tor zum 4:1-End stand gegen Juventus. Dazu kam der spanische- Meistertitel. In dieser Saison folgten weitere ­Titel: erneut der UEFA Supercup (gegen ManU) und die spanische Supercopa (gegen Barcelo na). Kein Wunder, wurde sein Vertrag vorzeitig- bis 2023 verlängert – die festgeschriebene ­Ablösesumme soll 700 Mio. Euro betragen!

Zinédine Zidane Real-Trainer Zinédine Zidane hält grosse ­Stücke auf den 21-jähringen Asensio, seinen Shootingstar. Asensio begeistert es wiederum, «Zizou» als seinen Trainer bezeichnen zu kön nen. «Er war mein Idol, als ich klein war. Ich- hatte von ihm ein Poster im Zimmer hängen. Dass er jetzt mein Trainer ist, macht mich stolz. Von ihm zu lernen und seinen Ratschlägen zu folgen, ist der Hammer», sagte der Linksfuss einmal im vereinseigenen TV von Real Madrid in einer Dokumentation über sich. Und weiter: «Ein Blick reicht aus, um zu wissen, was er will. Er weiss die Mannschaft zu führen. In jeder Situation liegt er mit seinen Entscheidungen, die er trifft, in der Regel richtig.» Zidane habe ihm auch schon gesagt, dass er seit Lionel Messi nie einen linken Fuss wie seinen gesehen habe. «Ich war darüber etwas erstaunt. Messi ist ein unglaublicher Fussballer.»

Nationalteam Marco Asensio durchlief verschiedene Nach wuchsstufen Spaniens, mit dem Gewinn der- U19-EM 2019, als er auch den Golden Player Award als bester Spieler des Turniers erhielt, als Höhepunkt. Wegen seiner holländischen Mutter hätte er auch für die Niederländer entscheiden können, die sich unter Ruud van Nistelrooy stark um ihn bemühten. Doch die Spanier machten schliesslich das Rennen und Vicente Del Bosque ermöglichte Asensio am 29. Mai 2016 im Freund schaftsspiel gegen Bosnien-Herzegowina das- Debüt im A-Nationalteam. Mittlerweile hat der 21-Jährige sechs Länderspiele absolviert, und in Spanien ist man sicher, dass ihm die Zukunft ­gehört. So sagt David Villa, Spaniens Rekord torschütze: «Er ist atemberaubend und hat in- den letzten Monaten eine unglaubliche Ent wicklung genommen. Er wird der entscheiden- de Faktor sein in den nächsten Jahren.» - Bundesliga Der SC Freiburg will echt bleiben

72 FOOT Bundesliga SC Freiburg Der SC Freiburg will echt bleiben Kein Verein in der Bundesliga liegt der Schweiz geographisch näher als der SC Freiburg. So ­verwundert es kaum, dass es viele Beziehungen zu den Eidgenossen gibt. Spieler wie Roman ­Bürki oder spielten für den SC, der durch seine bodenständige Vereins- politik viele Sympathisanten hat. Jetzt baut der SC Freiburg an seiner Zukunft, was auch für Schweizer Fussball-Fans interessant sein könnte.

Text: Moritz Berger Fotos: Action: Achim Keller. Stadionvisualisierungen: HPP/WillMore Als Christian Streich noch ein Bub war und von seinem Heimatort Eimeldingen in die Schweiz wollte, setzte er sich auf sein Velo und war in 15 Minuten in Basel. Der ­Trainer des SC Freiburg wohnt zwar mittlerweile seit vielen Jahren im etwas nördlich gele­ genen Freiburg, seine Verbundenheit mit der Schweiz ist aber auch durch seinen ­unüberhörbaren alemannischen Einschlag belegt. Journalisten mit hochdeutscher ­Sozialisation bekommen bei der allwöchent­ lichen Pressekonferenz im beschaulichen Schwarzwald-Stadion schon mal grosse ­Augen und noch grössere Ohren, wenn Streich zum Beispiel über die Fasnets-Tradi­ tion des Scheibenschlagens im Marktgräf­ lerland berichtet und damit für wohltuende Abwechslung im oftmals so hektischen und aufgeregten Bundesliga-Business sorgt.

Der besondere Standort Freiburg ist unbestritten der etwas andere Standort in der deutschen Bundesliga. ­Besonders ist er vor allem deshalb, weil

FOOT 73 Bundesliga

­diese Echtheit, die man in Freiburg an jeder Mal ganz oben – 2017 sogar auf Rang 1 unter tronom und Winzer erfolgreich ist, «unser Ecke förmlich greifen kann, keiner PR-Stra­ allen Erstligisten. Verein ist wirtschaftlich kerngesund.» tegie entspringt oder auf Ideen von Image- Freiburg hat in der Regel einen der kleinsten Beratern beruht. Das von Marketing-Exper­ Etats der Bundesliga und schafft es doch Trainer aus dem eigenen Stall ten oftmals überstrapazierte Wort von der immer wieder, zu überraschen. In den Der Sport-Club setzt auf Aus- und Weiter­ Authentizität ist hier Grundhaltung und ­letzten 25 Jahren spielte der SC 19 Saisons bildung, Kontinuität, Nachhaltigkeit und nicht bemüht aufgesetzt. Freiburg arbeitet in der ersten Bundesliga und erreichte dabei den eigenen Nachwuchs. Und das nicht in bodenständig und glaubwürdig – und stillt vier Mal den Europapokal. Die Bundesliga Werbetexten von Hochglanzbroschüren, damit eine grosse Sehnsucht vieler Fuss­ wird nicht als selbstverständlich genom­ sondern wahrhaftig. Das beginnt schon bei ball-Fans in Deutschland. Der SC hat über­ men. Noch immer seien Bundesliga-Spiele den Coaches: Das Trainer-Team um Chris­ ragende Beliebtheitswerte. Bei einer jähr­ «wie ein Abenteuer», so Christian Streich. tian Streich, den dienstältesten Bundesliga- lich stattfindenden repräsentativen Umfrage In Freiburg will keiner absteigen, doch der Trainer, arbeitet seit Jahren zusammen und der Technischen Universität Braunschweig, ­Abstieg ist einkalkuliert – sportlich und stammt zum Grossteil aus dem «eigenen die Markenwerte der deutschen Klubs wirtschaftlich. «Für uns ist die 2. Liga ein Stall». Christian Streich sowie seine Co-Trai­ ­bewertet, landet das «gallische Dorf» aus ‹bad case› aber kein ‹worst case›», sagt ner Lars Vossler, Patrick Baier und Simon Südbaden in der Sympathietabelle jedes ­Präsident Fritz Keller, der zudem als Gas­ Ickert arbeiteten schon in der Freiburger Fussballschule, dem Nachwuchsleistungs­ zentrum des SC, und sind – wie Streich – teilweise seit den 90er Jahren im Verein. Dass der Schweizer Torwarttrainer Andreas Kronenberg – immerhin seit sechs Jahren in Freiburg – bis letzte Saison noch der «Frischling» im Freiburger Coaching Staff war, unterstreicht, mit welch langem Atem in Freiburg gearbeitet wird. Erst Florian Bruns, ehemaliger Spieler in Freiburg und zuletzt Co-Trainer bei Werder Bremen, löste Kronenberg als «Newcomer» ab. In der ­aktuellen Saison stehen mit Christian Gün­ ter, Alexander Schwolow, Nicolas Höfler und Caleb Stanko vier Spieler im Bundesliga- Kader, die bereits in der Jugend das SC-­ Trikot überstreiften. Einen weiteren Freiburger Fussballschüler verlor der SC Freiburg mit Maximilian Philipp im Sommer nach Dortmund. Der BVB bot einen Betrag, der sich im Bereich von 20 Millionen Euro bewegt haben soll und lotste den talentierten Offensivmann so zur Borussia. So schmerzhaft diese ­Abgänge für den SC jedes Jahr sind, so sehr gehören sie zum Geschäftsmodell der Freiburger: Spieler mit Phantasie verpflich­ ten, weiterentwickeln und mit dem Weiter­ verkauf Transfererlöse erzielen, mit denen man das Spielchen von neuem beginnen kann. Finanzielle Exzesse wird es dabei in Freiburg aber nicht geben. Jochen Saier, Vorstand Sport beim SC und – wenn mag es verwundern – vor diesem Job als Leiter der Freiburger Fussballschule ebenfalls mit der DNA des Vereins ausgestattet, sagt: «Das Kadermanagement ist für den SC nie einfach, aber ich muss zugeben, dass wir uns im Sommer öfter als sonst ‹eine blutige Nase› geholt haben – und wir mussten manchmal eine ganz schön hohe Frus­ trationstoleranz haben. Wir waren nicht ­bereit, künftige Mehreinnahmen schon Yoric Ravet ist eine wertvolle Offensivoption für Trainer Christian Streich ­vorab direkt an Spieler und Vermittler

74 FOOT SC Freiburg

durchzustecken. Und das wollen und ­werden wir auch in Zukunft nicht tun.» Doch dass Freiburg nicht beim «Transfer- Wahnsinn» mitspielt, hat weniger damit zu tun, dass man nicht in der Lage dazu wäre, auch mal tiefer in die Tasche zu greifen. ­Saier begründet: «Wir müssen klaren Kopf bewahren und mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Solche Verpflichtungen sind für den SC im Rahmen seiner strategischen Überlegungen nicht die erhoffte Lösung. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Im Gegenteil, sie würden sich sogar eher kontraproduktiv auswirken.» Denn meist, so Saier, sei der «Heilsbringer» ohnehin fast nie dabei und zudem zerstört so eine teure Verpflichtung auch gezwungenermassen die Gehaltsstruktur des Kaders, «es würde ein erhebliches Risiko für unser elementar wichtiges Binnenklima bedeuten. Da ist es im Fussball wie überall anders auch: Kommt Einst gemeinsam in Freiburg, ein Neuer und verdient deutlich über dem jetzt sportliche Gegner: ortsüblichen Tarif, dann schauen die, die Maximilian Philipp und Amir Abrashi. schon länger da sind, ganz besonders ­kritisch hin». So prominente Abgänge sind nicht leicht zu aus dem Schwarzwald stammt, SC-Rekord­ Spieler mit Schweizer Wurzeln kompensieren, doch Freiburg gelingt es torschütze ist und öfters bei Heimspielen zu Mit dieser sachlichen und durchdachten ­immer wieder, die Mannschaft sinnvoll und Gast ist. Vielmehr wechseln ambitionierte ­Herangehensweise ist Freiburg zuletzt mit Perspektive zu verstärken. So banal es Spieler häufig vor diesem wichtigen Karrier­ ­häufiger bei den Eidgenossen fündig ge­ für einen Mannschaftssport klingen mag: eschritt, um sich bei einem renommierten worden und setzte damit eine lange Traditi­ Der SC Freiburg zieht seine Stärke aus dem Klub präsentieren zu können. on fort. Rund ein Dutzend Profis, die ihre Kollektiv. Superstars gibt es in Freiburg Ja, der SC Freiburg ist etwas für Fussball- Wurzeln in der Schweiz haben oder dort nicht – zukünftige aber sehr wohl. Als Romantiker, doch der kleine, umtriebige spielten, wechselten bis heute nach Frei­ Deutschland im Sommer U21-Europameis­ Klub ist alles andere als verschlafen – im burg (der erste war 1995). Im ter wurde, standen mit Maximilian Philipp, ­Gegenteil. Mit viel Energie baut er an seiner Sommer verpflichtete der Sport-Club Janik Haberer und Marc Oliver Kempf drei Zukunft – im wahrsten Sinne des Wortes. den Franzosen Yoric Ravet von Young Boys SC-Spieler im Aufgebot. Dass nicht häufiger Das Schwarzwald-Stadion ist gemütlich, Bern, zuvor den Schweizer Freiburger Spieler im deutschen A-Natio­ kultig und eng. 24 000 Menschen finden vom FC Sion. «Schwiizerdütsch» spricht nalteam zum Einsatz kommen, liegt sicher hier Platz, das Stadion ist nahezu bei jedem ­zudem Amir Abrashi. Der albanische nicht an Bundestrainer Joachim Löw, der Spiel ausverkauft. Doch diese charmante ­Nationalspieler wurde in Bischofszell im Thurgau geboren und kickt seit 2015 in ­Südbaden. Die bekanntesten Schweizer im Trikot mit dem Greif-Wappen waren in jüngster Vergangenheit Torwart Roman Bürki (2014/2015), der den SC ebenfalls in Richtung Borussia Dortmund verliess ­sowie Admir Mehmedi (2013-2015), welcher mittlerweile bei Bayer Leverkusen kickt.

Schweiz-Connection: Im Trainingslager 2014 in Schruns waren gleich drei Schweizer dabei, die mittlerweile aber nicht mehr beim SC Freiburg spielen, von links: , Admir Mehmedi (neben Physiotherapeut Uwe Vetter) und Roman Bürki.

FOOT 75 Gewinnen sie ein Wellness- Weekend!

Leises Plätschern, das den Alltag sanft vergessen lässt. Zweisamkeit, die nur Ihnen gehört. Wie im ganzen Hotel leben wir in unserem Akari Spa auf über 2000 m2 Natürlichkeit, echte Gastfreundschaft und Liebe zum Detail. Tauchen Sie ein in das wohltuende Wasser, entspannen Sie auf den Sprudelliegen und verköstigen Sie sich am Spa-Buffet. Wir servieren Ihnen dazu eine Aussicht über See und Land, die ihresgleichen sucht.

www.panoramaresort.ch Echt. pErsönlich.

Wettbewerb Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft bereitet sich seit vielen Jahren im Panorama Resort & Spa in Feusisberg auf Fussball- Grossereignisse vor. Beantworten Sie nachfolgende Frage und gewinnen Sie mit etwas Glück eines von 3 Wellness-Weekends im Panorama Resort & Spa, Feusisberg – dem Mannschaftshotel der Schweizer Fussballnationalmannschaft.

Um teilzunehmen senden Sie bitte das Lösungswort bis 20. Dezember 2017 per E-Mail an [email protected].

Für welche Fussball-WM hat sich die Schweiz offiziell beworben?? A) 1990 B) 1998 C) 2006

1. Preis: 2 Nächte für 2 Personen in der luxuriösen Asian Junior Suite im Wert von CHF 1‘280.- 2. Preis: 1 Nacht für 2 Personen in der luxuriösen Asian Junior Suite im Wert von CHF 640.- 3. Preis: 1 Tagesaufenthalt Day Spa für 2 Personen im Wert von CHF 460.- teilnahmeschluss ist der 20. Dezember 2017. Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. ihre Angaben werden ausschliesslich im rahmen von Aktivitäten der iMs sport AG und dem panorama resort & spa verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. SC Freiburg

Fans, den Verein, die Stadt, die Region, unse­ re Partner und unsere Sponsoren. Das neue Stadion ist hierfür die Grundvoraussetzung», sagt Vorstand Finanzen Oliver Leki, «es ist ein wichtiges Etappenziel erreicht, nun gilt es, weiterhin mit Klarheit sowie Entschlos­ senheit den Weg weiterzugehen.» Das neue Stadion, welches im Winter 2019/2020 oder spätestens zum Saisonstart 2020 bezogen werden soll, passt zu Frei­ burg. Der Verein will sich treu bleiben, setzt weiter auf einen hohen Anteil an Steh­ plätzen und eine dichte Atmosphäre. Knapp 35 000 Plätze, davon rund 2000 Business- Seats (auch in Form von Logen) wird das neue Stadion haben. Die Nähe zur Innen­ stadt und zugleich zur Autobahn 5 macht es für alle Verkehrsmittel gut erreichbar. Auch für Gäste aus der Schweiz dürfte das Die Kaderplaner des SC: Sportdirektor Klemens Hartenbach (links) neue Stadion interessant sein, sowohl für und Sport-Vorstand Jochen Saier. Fussball-Fans als auch für Geschäftsleute. Freiburg steht seit jeher für hochwertiges, un­ verwechselbares Catering, gepflegten, attrak­ «Hütte» ist in die Jahre gekommen und ent­ genehmigung, um überhaupt eine Lizenz zu tiven Fussball und hat aktuell rund 220 Spon­ spricht seit langem nicht mehr den Bundes­ erhalten. soren als Partner. Schon heute gehen rund liga-Standards. Der Platz ist zu klein und Das wird sich ändern. Freiburg bekommt sieben Prozent der Tickets an Gäste aus der hat sogar ein Gefälle, die Arbeitsplätze für ein neues Stadion. Ende August wurde der Schweiz und Frankreich. Diese Zahl dürfte sich Medienvertreter sind eingeschränkt, die Entwurf der Öffentlichkeit präsentiert. «Den im neuen Stadion noch erhöhen, denn schon Vermarktungsmöglichkeiten sowieso. Es Fussball-Standort Freiburg zu sichern und zu die Anreise aus der Schweiz ist leicht. Es muss bedarf in jeder Saison einer Ausnahme­ entwickeln, ist unser Antrieb – für unsere ja nicht unbedingt mit dem Velo sein. l

Das neue Stadion des SC Freiburg

1 2

3

1. Blick von der Tribüne: Fast 40 Prozent Stehplätze – der SC Freiburg will im neuen Stadion echte Fussball-Atmosphäre. 2. 35 000 Zuschauer finden im neuen Stadion Platz. Die Anreise aus der Schweiz ist leicht, liegt das neue Stadion doch nahe an der A5. 3. «Architektur und Funktionalität haben überzeugt», sagt SC-Präsident Fritz Keller über den Entwurf des Architekturbüros HPP.

FOOT 77 Impressum 91. Minute

Das Fussball-Magazin Klubs lehnen Barrage ab der Schweiz 8. Jahrgang, 2017 / 2018 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 13. November 2017 Herausgeber: IMS Sport AG FOOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 603 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 [email protected] Verlagsleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 [email protected] Heinrich Schifferle bleibt ein weiteres Jahr Anzeigenleitung: Präsident der Swiss Football League. Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 [email protected] Publizistischer Leiter: Ein halbes Jahr lang prüfte die Swiss Football Wanja Greuel (BSC Young Boys) und Philipp Andy Maschek League (SFL) gemeinsam mit einer hollän­ Studhalter (FC Luzern) in den neunköpfigen Telefon: 031 978 20 55 [email protected] dischen Consulting-Firma den Modus und Liga-Vorstand gewählt. Textmitarbeiter: die Struktur der obersten Schweizer Fuss­ Zudem stimmten die Klubvertreter der Nicola Berger, Peter Eggenberger, ballligen. Und kam zum Schluss: Die heutige ­Änderung der Qualifikationsperioden zu. Tobias Erlemann, Dominic Ledergerber, Form mit zwei Zehnerligen ist am sinnvolls­ Neu dürfen nach der Schliessung des inter­ Hannes Kürmann, Moritz Berger ten. Modelle mit 12 und mehr Klubs in der nationalen Transferfensters am 31. August Fotos: höchsten Liga wurden verworfen, es fehlen resp. 15. Februar keine Spieler mehr trans­ freshfocus, Pius Koller, zVg genügend Standorte mit dem nötigen wirt­ feriert werden. Von der Neuregelung aus­ Vorstufe: IMS Sport AG schaftlichen und infrastrukturellen Potenzial. genommen sind nationale Transfers von lokal­ Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Die Wiedereinführung der Barrage zwischen ausgebildeten Spielern unter 21 Jahren.­ Layout/Litho: dem 9. der Super League und dem 2. der Diese Änderung erfolgt tritt sofort in Kraft. Ralf Küffer, Roger Depping Challenge League wäre die einzige Ände­ Und es wurde eine Reglementsänderung im Druck: rungsmöglichkeit geblieben. Die Klubs ha­ Spielbetrieb der SFL verabschiedet. Neu Stämpfli AG ben am 10. November darüber ab­gestimmt. dürfen in der Challenge League drei statt wie Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Für die Wiedereinführung der Barrage wäre ­bisher vier ausländische Spieler eingesetzt Telefon: 031 300 66 66 eine Zweidrittelmehrheit erforderlich gewe­ werden. Die Anzahl nicht lokal ausgebildeter sen, die Abstimmung endete an der General­ Spieler auf der Spielerkarte ist auf sieben © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch versammlung der SFL mit 10 zu 10, ­womit ­anstatt neun Spieler beschränkt. Zudem auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des am heutigen Modus festgehalten wird. werden in Zukunft nur 21 anstatt 23 Spieler Verlages. Für unverlangte Zusendungen Anlässlich der ordentlichen Generalver­ auf der Kontingentsliste Platz finden. wird von der Redaktion und dem Verlag sammlung bestätigten die Vertreter der 20 Mit diesen Massnahmen setzen die Liga und jede Haftung abgelehnt. Klubs einstimmig den bisherigen Präsiden­ die Klubs ein Zeichen für die Nachwuchs­ Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätz­ ten Heinrich Schifferle für ein weiteres Jahr förderung. Die Challenge League ist eine lichen saisonalen Mehrauflagen 25 000 Exemplare im Amt. Neben den bisherigen vier Mit­ Liga mit beschränkten Mitteln und einem ge­ Abonnement: gliedern Ancillo Canepa, Jean-François wissen Ausbildungscharakter, so dass vor­ Abonnementspreis Inland CHF 65.– ­Collet, Peter Stadelmann und Claudio Sulser zugsweise (junge) lokal ausgebildete Spieler Abonnementspreis Ausland CHF 85.– wurden neu Bernhard Burgener (FC Basel eingesetzt werden sollen. Diese Änderungen Schnupperabo (3 Ausgaben, Inland) CHF 15.– 1893), Constantin Georges (Servette FC), treten auf die Saison 2018/2019 in Kraft. l 9 Ausgaben pro Kalenderjahr Abonnementsbestellungen / Adressänderungen: FOOT (ehemals EuroSoccer), Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 99 Telefax: 031 740 97 76 FOOT-Hotline: [email protected] Like Us Einzelverkauf: on Facebook [email protected] FOOT ist an über 1000 Verkaufsstellen für CHF 7.50 erhältlich. /FOOTDasFussballMagazin Tel. 031 740 97 99 Werde Teil der FC Thun Berner Oberland Familie

Platin Partner

Mitgliedschaft_230x300.indd 1 12.06.17 16:08 Jetzt bestellen. Ihren Club überall dabei. Mit der Raiffeisen Super League V PAY-Karte.

10 Clubs. 10 Karten. Holen Sie sich Ihre V PAY-Karte mit Kontaktlos-Funktion im Design Ihres Clubs unter: welovefootball.ch