Berichte Aus Der Essener Denkmalpflege 4

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Berichte Aus Der Essener Denkmalpflege 4 Berichte aus der Essener Denkmalpflege 4 200 Jahre Krupp. Die Walkmühle in Essen-Vogelheim: Die „Friedrich Krupp Gußstahlfabrik zur Verfertigung des englischen Gußstahls und aller daraus resultierenden Fabrikate“ STADT ESSEN Berichte aus der Essener Denkmalpflege Impressum: Herausgeber: Detlef Hopp für das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege/Stadtarchäologie Texte: Detlef Hopp Bearbeitung Detlef Hopp und Elke Schneider Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster Layout: Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster Abbildungen: Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege/ Stadtarchäologie Essen, Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster Titelbild: Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster Druck: Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster Erscheinungsdatum: 11/2011 Auflage: 1000 Exemplare Bezugsquelle: Stadt Essen, Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege/Stadtarchäologie Rathenaustraße 2 45121 Essen Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und des LVR - Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Berichte aus der Essener Denkmalpflege Inhaltsverzeichnis 1. Die Walkmühle in Essen-Vogelheim: Die „Friedrich Krupp Gußstahlfabrik zur Verfertigung des englischen Gußstahls und aller daraus resultierenden Fabrikate“ S. 1 1.1 Die Anfänge der Schwerindustrie im Ruhrgebiet S. 2 1.2 Die Anfänge der Schwerindustrie in Essen S. 2 1.3 An der Walkmühle entsteht die Fabrik „Friedrich Krupp in Essen“ S. 3 1.4 Archäologie S. 11 2. Visualisierung der Walkmühle S. 12 2.1 Die Quellen und ihre Umsetzung S. 12 2.2 Außenansichten S. 13 2.3 Innenansichten S. 16 3. Literaturauswahl S. 19 Berichte aus der Essener Denkmalpflege 1. Die Walkmühle in Essen-Vogelheim: Die „Friedrich Krupp Gußstahlfabrik zur Verfertigung des englischen Gußstahls und aller daraus resul- tierenden Fabrikate“ Walkmühle Am 20. November des Jahres 1811, somit vor 200 Jahren, schloss der Kaufmann Friedrich Krupp (17.7.1787–8.10.1826), zusammen mit Teilhabern, den Gebrüdern Georg Karl Gottfried und Wilhelm Georg Ludwig von Kechel, von denen er hoffte, dass sie Kenntnisse in der Gussstahl- bereitung besäßen, einen Gesellschaftsvertrag zur Errichtung einer Gussstahlfabrik. Diese Kruppsche Gussstahlfabrik sollte schon unter seinem Sohn Alfred (26.4.1812 -14.7.1887) zum bedeutendsten Industrie- unternehmen Europas werden. Zum Standort der Fabrik wollte Krupp die im heutigen Stadtteil Vogelheim gelegene, damals noch auf Altenessener Gebiet befindliche kleine Mühle an der Berne, die Walk- oder Halbachsmühle, umbauen. Diese Mühle, in der gewebte Stoffe veredelt wurden, wird bereits 1446 als Walkmühle der Wollenweberzunft urkundlich genannt. Die Familie Krupp gelangte 1797 in den Besitz des Anwesens, indem Helene Amalie Krupp, die Großmutter Friedrich Krupps, es erwarb. Als diese 1810 verstarb, ging die Mühle an Friedrich Krupp und seine Schwester Helene. Die Walkmühle kann heute als Keimzelle der Friedrich Krupp Gussstahlfabrik gelten. Sie blieb allerdings nur bis 1839 in Krupp´schem Besitz. c Das Areal, auf dem später einmal die „Friedrich Krupp Fabrik“ entsteht (sog. Honigmann´sche Karte, 1803/06, Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster) Seite 1 Berichte aus der Essener Denkmalpflege 1.1 Die Anfänge der Schwerindustrie im Ruhrgebiet Das Jahr 1758 gilt als Geburtsstunde der Schwerindustrie im Ruhrgebiet: Geburtsstunde Auf der Antonyhütte in Oberhausen-Osterfeld wurde erstmals Eisen verhüttet 1782 folgte die Hütte Gute Hoffnung in Oberhausen-Sterkrade. An dieser Hütte besaß auch die Essener Fürstabtissin Maria Kunigunde aus Sachsen Anteile. Da sie sich auch durch ein besonderes Interesse an der Eisenverhüttung auszeichnete, ließ sie 1791 die Eisenhütte Neu-Essen in Lippern errichten. 1807 erhielt Friedrich Krupp von seiner Großmutter Helene Amalie Krupp die Hütte Gute Hoffnung überschrieben, die sie 1800 ersteigert hatte. Allerdings hatte er mit dieser Hütte kein Glück, so dass 1808 die Gebrüder Franz und Gerhard Haniel und Heinrich Arnold Huyssen diese übernahmen. 1810 entstanden aus der Antonyhütte und der Hütte Neu-Essen die Gewerkschaft Jacobi, Haniel und Huyssen, die später so genannte Gutehoffnungshütte. Die Gutehoffnungshütte war später über einen langen Zeitraum einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Ruhrgebiet. Aus der 1810 mit dem Erbe der Großmutter gegründeten Werkstatt am Webermarkt wurde am 20. November 1811 die „Friedrich Krupp Guß- stahlfabrik zur Verfertigung des englischen Gußstahls und aller daraus resultierenden Fabrikate“ Die alte Walkmühle in Vogelheim wurde umgebaut. Ende 1812 nahm man hier den Betrieb auf. 1.2 Die Anfänge der Schwerindustrie in Essen 1812 begannen die Bauarbeiten auf dem Gelände der alten Walkmühle. Es Erste Versuche entstanden ein Hammerwerk und ein Schmelzbau. Die Berne betrieb zwar dort seit langer Zeit die Walkmühle und später die Bohrmühle, für die neue Fabrik wurden aber zwei neue Stauteiche angelegt. Dennoch führte dieser Wasserlauf viel zu wenig Wasser, um das Hammerwerk kontinuierlich anzutreiben. Bereits am 9. April 1813 schloss Friedrich Krupp mit den Brüdern von Kechel einen neuen Vertrag, der ihn zum alleinigen Besitzer der Stahlfabrik machte. Seite 2 Berichte aus der Essener Denkmalpflege Dieses Gebäude am Flachsmarkt war bis 1824 das alte Wohnhaus der Familie Krupp (n. Berdrow 1943) 1.3 An der Walkmühle entsteht die Fabrik „Friedrich Krupp in Essen“ Fabrikgebäude An der Walkmühle entstand ein zweistöckiges Fabrikgebäude, das neben dem Schmelzraum eine Tiegelkammer besaß und zusätzlich über einen Materialraum sowie über ein Magazin verfügte. Im Schmelzraum standen ein Zementierofen und ein Tiegelofen. Friedrich Krupps Absicht war es, hier englischen Gussstahl zu erzeugen. Dies hatte eine besondere Ursache: Napoleon hatte am 21. November 1806 die so genannte Kontinentalsperre Seite 3 Berichte aus der Essener Denkmalpflege verhängt, die bis 1814 in Kraft blieb. Ziel war es, England wirtschaftlich zu isolieren, und tatsächlich gelangte der begehrte englische Gussstahl so nicht mehr auf den europäischen Markt. Ausschnitt aus der Katasterkarte der Bürgermeisterei Altenessen von 1817 bis 1823 in einer Kopie vom 25.3.1907 (Original der Kopie im Hist. Archiv Krupp) Seite 4 Berichte aus der Essener Denkmalpflege Die Walk- oder Halbachsmühle (n. Berdrow 1943) Hammergebäude Befremdlich wirkt auf den ersten Blick das Hammergebäude, denn es stand zwischen zwei Mühlengerinnen. In dem massiven, aus Steinen errichteten Untergeschoss des Gebäudes waren der Reckhammer - ein mit Wasserkraft betriebenes Hammerwerk, mit dem die so genannten Luppen aus Roheisen oder Rohstahl von Schlacke befreit wurden-, ein so genanntes Pochwerk, in dem das Tiegelmaterial zerkleinert wurde und ein Ambossherd unterge- bracht. Wie ein Holzschnitt aus der Krupp-Festschrift von 1912 vermuten lässt, war der Reckhammer an der Schmalseite gegenüber der Eingangstür positioniert und der Ambossherd dürfte sich auf der linken Längsseite des Gebäudes – vom Eingang gesehen - befunden haben. Der Hammer wurde durch ein oberschlächtiges Wasserrad – das Wasser lief von oben auf das Rad – angetrieben. Unklar bleibt, wo genau das Pochwerk innerhalb des Gebäudes anzusiedeln ist und wie der (?) Blasebalg ange- trieben wurde – das könnte u.U. ebenfalls durch ein Wasserrad geschehen sein. Auch aufgrund der erfolgten Umbauten im Hammergebäude, so wurde 1818 ein neuer Hammer eingebaut, ist eine detaillierte Rekonstruktion (bisher) nicht möglich. Seite 5 Berichte aus der Essener Denkmalpflege Sowohl im Fabrik- als auch im Hammergebäude befanden sich in den jeweiligen Obergeschossen Wohnungen. Die Walkmühle 1821 (mit freundlicher Genehmigung des Hist. Archives Krupp) Mit den Dampfmaschinen, die 1803 erstmals von Franz Dinnendahl (1775- Dampfmaschinen 1826) im Ruhrgebiet gebaut worden waren und die er bereits 1809 auf der Zeche Sälzer und Neuack in Essen-Altendorf als Wasserhaltungs- und Fördermaschine einsetzte, konnte in völlig neuen Dimensionen Kohle gefördert werden. Franz Haniel, der aus Duisburg-Ruhrort stammte, setzte diese Erfindung ein, als er 1832 in Essen-Schönebeck den ersten Tiefbauschacht abteufen ließ und dabei die Mergelschicht durchdrang. Die Zechen Sälzer und Neuack sowie andere Zechen, deren Kohle verkokbar war, schufen die Grundlage für weitere Industrien, die sich in ihrem Umfeld ansiedelten. Nachdem die Arbeiten in der Weberstraße eingestellt und die Umbau- arbeiten „An der Walkmühle“ abgeschlossen waren, nahm man gegen Ende des Jahres 1812 in der neuen Fabrik den Betrieb auf. Die Arbeitsbe- dingungen waren hier schwierig. So wurde beispielsweise die benötigte Kohle vom Flöz Röttgersbank der Zeche Sälzer-Neuack bezogen. Erst danach wurde sie an der Walkmühle verkokt. Somit musste die Kohle über einen sehr weiten und zudem ungünstigen Weg von der Zeche in der heutigen Innenstadt mit Pferdekarren herangebracht werden. Dieser Weg, Seite 6 Berichte aus der Essener Denkmalpflege eine „Nebenstrecke“, wenn man so will, war nicht besonders ausgebaut und musste für die Transporte deshalb vielfach erneuert werden. Eindrücklich wird in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gussstahlfabrik zu Essen Ruhr (Essen 1912) dieser Umstand beschrieben: „Während der nassen Jahreszeit mussten ganze Fuhren Wachholderbüsche in den Morast des „Eselswegs“ und der „Hammerstraße“ versenkt werden.“ In der Fabrik wurde der Stahl zuerst in kleineren Öfen - so genannten Windöfen – geschmolzen. Darin standen die kleinen, nur etwa 20 bis 25 cm hohen Tiegel,
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