Teil 2

Bearbeitet durch:

Umweltplanung Dr. Münzing, Neubrunnenstr. 18, 74223 Flein

Umweltbericht mit Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung

und artenschutzrechtlicher Abhandlung zum Bebauungsplan „Straßenäcker/Rainäcker“ in Erlenbach - Binswangen

Auftraggeber: Gemeinde Erlenbach

November 2020

Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Bearbeitung:

Projektleitung: Dr. sc. agr. Thomas Münzing

Nutzungskartierung: Dipl. Agr. - Biol. C. Leba - Wührl

Fauna: Dipl. Biol. P. - C. Quetz

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0. Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG UND PLANUNGSVORGABEN 6

1.1 Rechtliche Grundlagen 6 1.1.1 Umweltbericht 6 1.1.2 Baugesetzbuch (BauGB) 6 1.1.3 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) 7

1.2 Lage im Raum 8

1.3 Übergeordnete Planungen 9 1.3.1 Regionalplan und Flächennutzungsplan 9 1.3.2 Naturschutz 10 1.3.3 Wasserschutz 10 1.3.4 Bodenschutz 10 1.3.5 Biotopverbund 10 1.3.6 Belange der Landwirtschaft 10

2. VORHABEN UND UMWELTRELEVANTE AUSWIRKUNGEN 12

2.1 Vorhaben 12

2.2 Geprüfte Varianten 14

2.3 Auswirkungen des Vorhabens 14 2.3.1 Emissionen von Schadstoffen, Lärm etc. 14 2.3.2 Abfälle 14 2.3.3 Abwasser/Niederschlagswasser/Wasserverbrauch 15 2.3.4 Inanspruchnahme von Boden 15 2.3.5 Nutzung und Gestaltung von Naturgütern 15

3. BESTANDSBESCHREIBUNG UND -BEWERTUNG DER UMWELT 16

3.1 Mensch 16 3.1.1 Bestand und Bewertung 16 3.1.2 Vorbelastungen 16

3.2 Boden und Geologie 16 3.2.1 Bestand und Bewertung 16 3.2.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit 17

3.3 Wasser 17 3.3.1 Bestand und Bewertung 17 3.3.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit 18

3.4 Klima und Lufthygiene 18 3.4.1 Bestand und Bewertung 18 3.4.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit 19

3.5 Arten und Biotope 19 3.5.1 Bestand und Bewertung 19 3.5.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit 22

3.6 Landschaftsbild und Erholungseignung 22 2 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

3.6.1 Bestand und Bewertung 22 3.6.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit 22

3.7 Kultur- und sonstige Sachgüter 23

3.8 Schutzgebiete 23

3.9 Entwicklungsprognose ohne das Vorhaben (Status - Quo - Prognose) 23

4. UMWELTBEZOGENE UND GESTALTERISCHE ZIELVORSTELLUNGEN 24

5. UMWELTAUSWIRKUNGEN UND ERHEBLICHKEIT 25

5.1 Mensch 25

5.2 Boden 25 5.2.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen 25 5.2.2 Minderung und Ausgleich 25

5.3 Wasser 25 5.3.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen 25 5.3.2 Minderung und Ausgleich 26

5.4 Klima und Lufthygiene 26 5.4.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen 26 5.4.2 Minderung und Ausgleich 26

5.5 Arten und Biotope 26 5.5.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen 26 5.5.2 Minderung und Ausgleich 26

5.6 Landschaftsbild und Erholung 26 5.6.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen 26 5.6.2 Minderung und Ausgleich 26

5.7 Kultur- und Sachgüter 26

5.8 Biodiversität und Biotopverbund 27

5.9 Wechselwirkungen 27

6. ZUSÄTZLICHE ANGABEN 28

7. ARTENSCHUTZRECHT 29

7.1 Einführung, rechtliche Grundlagen und Vorgehensweise 29

7.2 Situation vor Ort 30

7.3 Ergebnisse 31 7.3.1 Avifauna 31 7.3.2 Reptilien 34 7.3.3 Prüfung des Artenschutzes (§ 44 BNatSchG) sowie Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen 36

3 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

8. EINGRIFFS-/AUSGLEICHSBILANZIERUNG 38

8.1 Derzeitige und geplante Nutzung 38

8.2 Eingriffserheblichkeit und Minimierung 39

8.3 Bilanzierung Schutzgut Boden 39

8.4 Minimierungsmaßnahme Boden 39

8.5 Gesamtdefizit Schutzgut Boden 40

8.6 Bilanzierung Schutzgut Arten und Biotope 40 8.6.1 Bilanzierung Bestand 40 8.6.2 Bilanzierung Planzustand 40 8.6.3 Anrechnung artenschutzrechtlicher Maßnahmen (Blüh-/Brachestreifen) 41

8.7 Bilanzierung Schutzgut Wasser 42 8.7.1 Oberflächenwasser 42 8.7.2 Grundwasser 42

8.8 Bilanzierung Schutzgut Klima und Lufthygiene 42

8.9 Zusammenfassende und schutzgutübergreifende Bilanz 42

9. MINDERUNGSMASSNAHMEN 43

9.1 Minderungsmaßnahme M 1 (Pflanzbindung (§ 9 (1) Nr. 25 b BauGB)) 43

9.2 Minderungsmaßnahme M 2 (Pflanzgebot Einzelbaum (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) 43

9.3 Minderungsmaßnahme M 3 (flächiges Pflanzgebot PZ1 (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) 43

9.4 Minderungsmaßnahme M 4 (flächiges Pflanzgebot PZ2 (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) 43

9.5 Allgemeine Minderungsmaßnahmen 43

9.6 Artenschutzrechtliche Minderungsmaßnahmen 44

10. AUSGLEICHSMASSNAHMEN 44

10.1 Naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen 44

10.2 Artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen 44

11. ÜBERWACHUNG (MONITORING) 45

12. ALLGEMEINVERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG 45

13. PFLANZENEMPFEHLUNGEN 46

13.1 Bäume (nur vereinzelt an geeigneten Standorten) 46

13.2 Sträucher 46 4 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

13.3 Pflanzqualitäten und Herkunft 47

14. LITERATURVERZEICHNIS 48

5 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

1. Einleitung und Planungsvorgaben

Für die Erweiterung und Verlegung eines bestehenden Weinguts und für den Neubau eines Gebäudes sowie die Erweiterung des Schulhofs der Josef-Schwarz-Schule ist die Aufstellung des Bebauungsplans erforderlich.

Im Zuge der Aufstellung wird auch die Zufahrt von der Landesstraße L 1101 in das Plangebiet leicht ver- ändert festgesetzt.

Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens ist ein Umweltbericht als Teil 2 der Begründung zu erarbeiten und es sind die Belange des Europäischen Artenschutzrechtes zu behandeln.

1.1 Rechtliche Grundlagen

1.1.1 Umweltbericht Zur Notwendigkeit und Durchführung des Umweltberichts heißt es im BauGB (1. Kapitel - Allgemeines Städtebaurecht (§§ 1 - 135c) 1. Teil - Bauleitplanung (§§ 1 - 13) 1. Abschnitt - Allgemeine Vorschriften (§§ 1 - 4c)) unter § 2a „Begründung zum Bauleitplanentwurf, Umweltbericht“ in der neugefassten Vor- schrift durch das Gesetz zur Anpassung des Baugesetzbuchs an EU - Richtlinien (Europarechtsan- passungsgesetz Bau - EAG Bau) vom 24.6.2004:

Die Gemeinde hat im Aufstellungsverfahren dem Entwurf des Bauleitplans eine Begründung beizufügen. In ihr sind entsprechend dem Stand des Verfahrens

1. die Ziele, Zwecke und wesentlichen Auswirkungen des Bauleitplans und

2. in dem Umweltbericht nach der Anlage zu diesem Gesetzbuch die auf Grund der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes darzulegen. Der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung.

1.1.2 Baugesetzbuch (BauGB) In den Ergänzenden Vorschriften zum Umweltschutz in § 1a BauGB heißt es u.a.:

(1) Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die nachfolgenden Vorschriften zum Umweltschutz anzuwenden.

(2) Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden; dabei sind zur Ver- ringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die Möglich- keiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversie- gelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohn- zwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden. Die Grundsätze nach den Sätzen 1 und 2 sind nach § 1 Abs. 7 in der Abwägung zu berücksichtigen.

(3) Die Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erheblicher Beeinträchtigungen des Land- schaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts in seinen in § 1 6 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a bezeichneten Bestandteilen (Eingriffsregelung nach dem Bundesnatur- schutzgesetz) sind in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 zu berücksichtigen....

...Ein Ausgleich ist nicht erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entschei- dung erfolgt sind oder zulässig waren.

1.1.3 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Nach Bundesnaturschutzgesetz sind die, durch die Überbauung derzeit noch offener Flächen, zu erwar- tenden Eingriffe in Natur und Landschaft zu vermeiden, zu minimieren bzw. auszugleichen.

§ 14 Abs. 1 BNatSchG stellt den Eingriffstatbestand wie folgt dar:

Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne dieses Gesetzes sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbin- dung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaus- halts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können.

Die Verpflichtung vermeidbare Eingriffe im Sinne des BNatSchG zu unterlassen und unvermeidbare Ein- griffe auszugleichen bzw. Ersatzmaßnahmen durchzuführen ergibt sich aus § 15.

Im § 18 Abs. 1 BNatSchG ist das Verhältnis von naturschutzrechtlicher Eingriffsregelung zu den Bestim- mungen der Bauleitplanung geregelt:

Sind auf Grund der Aufstellung, Änderung, Ergänzung oder Aufhebung von Bauleitplänen oder von Satzungen nach § 34 Abs. 4 Satz 1 Nr. 3 des Baugesetzbuches Eingriffe in Natur und Land- schaft zu erwarten, ist über die Vermeidung, den Ausgleich und den Ersatz nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zu entscheiden.

Bei der Auswahl und Festlegung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen ist § 15(3) BNatSchG zu berücksichtigen:

(3) Bei der Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu nehmen, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in An- spruch zu nehmen. Es ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch Maßnah- men zur Entsiegelung, durch Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flä- chen aus der Nutzung genommen werden.

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1.2 Lage im Raum Das Plangebiet liegt südlich der Landesstraße L 1101 und südöstlich des Gewerbegebiets Straßenäcker.

Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst die Flurstücke 510 (Landesstraße L 1101), 511, 556, 557, 558, 559, 560, 1365, 1404, 1436 (jeweils teilweise) und 1438/1.

Abb. 1: Plangebiet „Straßenäcker/Rainäcker im Luftbild (Daten- und Kartendienst LUBW; eigene Ergänzungen)

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1.3 Übergeordnete Planungen

1.3.1 Regionalplan und Flächennutzungsplan Im Regionalplan 2020 der Region -Franken ist zwischen dem Gewerbegebiet Straßenäcker und der Siedlung Erlenbach-Binswangen eine Grünzäsur dargestellt.

Zur Abstimmung der verschiedenen räumlichen Entwicklungen in diesem Bereich und zur Sicherung der Freiraumfunktionen der Landschaft zwischen und Binswangen wurde ein Freiraumentwick- lungskonzept „Westlich Binswangen“ erarbeitet (Büro Prof. Schmid/Treiber/Partner, Freie Landschafts- architekten, Leonberg, 2017). Im Ergebnis konnte die Ausformung der Grünzäsur so festgelegt werden, dass eine Erweiterung bzw. Verlegung des bestehenden Weinguts in den Bereich „Rainäcker“ bauleitpla- nerisch möglich ist. Das vorliegende Plangebiet reicht von Westen an diese Darstellung heran und formt diese auf Ebene der Bauleitplanung endgültig aus.

Abb. 2: Raumnutzungskarte (Regionalplan Region Franken 2020), ohne Maßstab, Plangebiet im gelben Ring (schematisch)

Der Teilbereich „Straßenäcker“ des Plangebiets ist im gültigen Flächennutzungsplan als Fläche für die Landwirtschaft und Sondergebietsfläche „Weingut mit Gastronomie und Beherbergung“ (vgl. Bebauungs- plan „Straßenäcker, 4. Änderung“, 2012) dargestellt.

Der Teilbereich „Rainäcker“ ist als nicht überplant und dementsprechend als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt.

Der Flächennutzungsplan wird gemäß § 8 Abs. 3 BauGB im Parallelverfahren angepasst.

Auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung ist der vorliegende Bereich teilweise durch den Bebau- ungsplan „Straßenäcker, 4. Änderung“ (2012) überplant. Dort ist die plangegenständliche Änderungsflä- che als Sondergebietsfläche, Fläche für Maßnahmen nach § 9 (1) 20 BauGB, sowie als Verkehrsfläche (Anbindung an die L 1101) ausgewiesen.

9 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Die Baufläche für das Weingut im Gewann Rainäcker ist bisher nicht überplant, es handelt sich also um baurechtlichen Außenbereich..

1.3.2 Naturschutz Das Plangebiet sowie seine Umgebung sind weder Bestandteil eines Natura2000 Gebiets noch eines Na- turschutz- oder Landschaftsschutzgebiets.

Besonders geschützte Biotope nach §33 NatSchG sind im Plangebiet und der näheren Umgebung nicht vorhanden.

1.3.3 Wasserschutz Das Plangebiet liegt in keinem Wasserschutzschutzgebiet.

Es ist nicht Teil eines Quellschutz- oder Überschwemmungsgebiets.

1.3.4 Bodenschutz Altlastenverdachtsflächen oder Bodendenkmalflächen sind derzeit nicht bekannt.

Aussagen zu einer eventuellen Kampfmittelbelastung sind derzeit nicht bekannt.

1.3.5 Biotopverbund Das Plangebiet ist nicht Teil des digitalen Biotopverbunds trockener, feuchter oder mittlerer Standorte.

1.3.6 Belange der Landwirtschaft Die Flurstücke im Südosten des Plangebiets (Bereich Rainäcker) werden derzeit landwirtschaftlich ge- nutzt. In der Flurbilanz sind diese Flächen auf Grund der Eignung für den Ackerbau und den guten bo- den- und agrarstrukturellen Verhältnissen als Vorrangflur Stufe l eingestuft.

Es handelt sich somit um einen für die Landwirtschaft sehr gut geeigneten Standort und laut Landesent- wicklungsplan (LEP) sind diese Standorte für die landwirtschaftliche Nutzung unverzichtbar. Fremdnut- zungen von Flächen der Vorrangflur Stufe l, wie dem vorliegenden Plangebiet, sollten ausgeschlossen bleiben, sie sollen der landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten bleiben und nicht für andere Siedlungstä- tigkeiten herangezogen werden (vgl. LEP).

Die Planung führt zu einem Verlust hochwertiger Produktionsflächen für landwirtschaftliche Betriebe.

Der Flächenverlust ist durch die Verlegung eines bestehenden Weinguts begründet und dient somit der Zukunftssicherung eines landwirtschaftlichen Betriebs.

Die Flächen befinden sich im Eigentum des Betriebsinhabers. Dieser Betrieb erhält durch den Neubau die Möglichkeit, seine Produktionsmöglichkeiten zu erweitern und auf den neuesten technischenStand zu bringen. Zudem können die Bereiche Vermarktung und Außendarstellung durch eine zeitgemäße Präsentation der Produkte gestärkt werden. Da den Gästen auch eine

Bewirtung und Beherbergung angeboten werden kann, entsteht ein zusätzliches Standbein

10 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen für den Betrieb. Die Voraussetzungen für eine Betriebsnachfolge können durch die Neuausrichtung und die damit verbundenen Entwicklungsmöglichkeiten deutlich verbessert werden.

Der Flächenverlust an landwirtschaftlich genutzten Flächen durch die Verlegung des Weinguts beträgt insgesamt ca. 81 Ar (Fläche Sondergebiet Weingut). Es wird beim Zuschnitt der Bauflächen darauf ge- achtet, dass die Bewirtschaftung der verbleibenden Flächen nicht erschwert wird und gut geschnittene Restflächen verbleiben.

Für das entfallende Teilstück des landwirtschaftlichen Wegs Flst. Nr. 1365 wird östlich Ersatz geschaffen, in dem der dortige Erdweg befestigt wird.

Bei der Auswahl der notwendigen Ausgleichsmaßnahmen wird versucht, eine zusätzliche Inanspruch- nahme von landwirtschaftlichen Flächen möglichst zu vermeiden.

Nach Abwägung aller Belange, vor allem auch der einzelbetrieblichen, die durch die Planung positiv be- troffenen sind, wird der Flächeninanspruchnahme durch die Bauleitplanung der Vorrang eingeräumt. Auf die positiven Stellungnahmen der Standesvertretung der Landwirtschaft (Bauerverband Heilbronn- Ludwigsburg) wird verwiesen.

11 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

2. Vorhaben und umweltrelevante Auswirkungen

2.1 Vorhaben Die vorliegende Planung verfolgt zwei übergeordnete Ziele: Zum einen soll die planungsrechtliche Vo- raussetzung zur Erweiterung, Verlegung und Modernisierung eines bestehenden Weinguts am südöstli- chen Gebietsrand (Gewann Rainäcker) geschaffen werden.

Zum anderen soll die Josef-Schwarz-Schule um ein weiteres Schulgebäude für die Sekundarstufe II er- gänzt und ein Ersatz für die entfallenden Außenanlagen im Bereich des Bebauungsplans „Straßenäcker, 6. Änderung“ zwischen der Schule und dem Kindergarten geschaffen werden.

Bei dem bestehenden Weingut soll die Zukunftsfähigkeit des Betriebes und des Hofnachfolgers gesichert werden, was durch eine Verlagerung und Vergrößerung der Betriebsstätte ermöglicht werden soll. Für ein erfolgreiches wirtschaftliches Bestehen des Weinguts sind dabei eine gute Erreichbarkeit, Sichtbarkeit, ansprechende Lage und Architektur erforderlich. Zudem soll die Option einer Präsentation eigener Pro- dukte im Rahmen von Veranstaltungen geschaffen werden.

Diese betriebliche Zielsetzung wird auch der steigenden Bedeutung des Weinbaus für Freizeit und Tou- rismus gerecht. Das Weingut soll deshalb neben den erforderlichen Anlagen für Produktion und Handel auch ergänzende Nutzungen wie Veranstaltungen, Gastronomie und Beherbergung bieten können.

Zur Umsetzung der Planung ist die Festsetzung einer auf diese Nutzungen zugeschnittenen Sonderge- bietsfläche im Gewann Rainacker vorgesehen.

Dass der Neubau bzw. die Erweiterung des Weinguts auf Flächen östlich des Bestands im Gewann Rainäcker erfolgt, ist auch aufgrund der baulichen und freiraumplanerischen Entwicklungen bei der Josef- Schwarz-Schule erforderlich, da diese auf bisher für das Weingut vorgesehenen Flächen realisiert wer- den soll.

Die am Standort Straßenäcker seit einigen Jahren bestehende Josef-Schwarz-Schule benötigt mittelfris- tig ein weiteres Schulgebäude, um das Angebot des Schulträgers abzurunden. Zudem sollen die Außen- anlagen der Schule erweitert und abgerundet werden, u.a. soll ein größerer Schulhof ermöglicht werden.

Südlich sollen Stellplätze angeordnet werden. Da der Standort nur in südöstliche Richtung erweitert wer- den kann, muss im Zuge der vorliegenden Bebauungsplanung die schon 2012 als Sondergebiet für das Weingut festgesetzte Fläche umgewandelt werden.

Analog zur bisher für die Schule getroffenen Festsetzung wird auch hier eine Fläche für den Gemeinbe- darf gem. § 9 (1) Nr. 5 BauGB ausgewiesen.

Im Zuge der Planung soll auch eine leistungsfähige Zufahrt zu den Bauvorhaben im Plangebiet sicherge- stellt werden. Hierfür wird das Konzept der im rechtskräftigen Bebauungsplan „Straßenäcker, 4. Ände- rung“ enthaltenen Anbindung an die L1101 aufgegriffen, jedoch etwas weiter in östliche Richtung ver- schoben.

12 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Die Erschließung des Plangebiets erfolgt über eine neu anzulegende Zufahrt von der Landesstraße L 1101. Die Planung ist angelehnt an die bereits in der 4. Änderung des Bebauungsplans „Straßenäcker“ (rechtskräftig 2012) festgesetzten Anbindung.

Die Zufahrt ist so konzipiert, dass ausschließlich aus Richtung Neckarsulm kommende (rechtsabbiegen- de) Fahrzeuge in das Plangebiet einfahren können. Das Linksabbiegen aus Richtung Erlenbach wird durch einen baulichen Fahrbahnteiler unterbunden.

Die Ausfahrt auf die Landesstraße kann nur in Richtung Erlenbach erfolgen, hier unterbindet der Fahr- bahnteiler ebenfalls das Linksabbiegen in Richtung Neckarsulm. Durch die beiden nahegelegenen Kreis- verkehre auf der L 1101 sind in unmittelbarer Nähe Wendemöglichkeiten vorhanden, sodass das Links- abbiegen von bzw. auf die Landesstraße nicht notwendig ist und vermieden werden kann.

Das Weingut erhält ein Fahrrecht auf der Gemeinbedarfsfläche, in etwa auf der Trasse des heutigen Feldwegs Flst.Nr. 1365.

Die Zufahrt zu den beiden Vorhaben erfolgt über eine Privatstraße und wird nicht als öffentliche Verkehrs- fläche festgesetzt, wodurch eine weitere Anbindung zum Gewerbegebiet „Straßenäcker“ unterbunden wird.

Derzeit befindet sich nördlich der L 1101 ein Radweg (befestigter Wirtschaftsweg). Um eine komfortable- re Anbindung des Schulstandorts an das Radwegenetz zu ermöglichen, soll eine neue Anbindung aus Richtung Binswangen südlich der L 1101 entstehen. Wo dieser Radweg auf das Plangebiet trifft, im Be- reich der Zufahrt von der L 1101, ist deshalb eine Querungshilfe für den zukünftigen Radweg vorgese- hen.

Das grünordnerische Plankonzept umfasst die Eingrünung der Gebäude durch flächige Pflanzflächen mit Bäumen und Sträuchern, entlang der Verkehrsflächen aber auch durch Einzelbäume.

Die Freiflächen um das Weingut herum sollen mit Weinreben bepflanzt werden und so den Eindruck einer Lage in den Weinbergen vermitteln. Nach Osten, schon im Bereich der neu abgegrenzten Grünzäsur, ist eine ausgeprägte Bepflanzung durch Einzelbäume vorgesehen, die eine Einbindung der baulichen Anla- gen in diese Richtung gewährleistet. Sie formt zudem die Siedlungsentwicklung in diese Richtung endgül- tig aus.

Im Rahmen der örtlichen Bauvorschriften werden die Dachformen Flachdach und flach geneigte (Pult-) Dächer mit Dachneigung von max. 20° zugelassen.

Die Ver- und Entsorgung ist durch Anschluss an die bestehende örtliche Infrastruktur sicherzustellen. Der Anschluss an die Wasserversorgung erfolgt voraussichtlich aus dem westlich angrenzenden Gewer- begebiet Straßenäcker.

Die Entwässerung des Schmutzwassers ist über den im Flst. 1365 (Feldweg) liegenden Schmutzwasser- kanal geplant, der im Bereich der Landesstraße in den Hauptsammler DN 1100 entwässert.

13 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Die Ableitung des Niederschlagswassers soll durch Einleitung in den Entwässerungsgraben der L 1101, der in seinem weiteren Verlauf die L 1101 unterquert und über einen gemeindeeigenen Regenwasser- kanal zur Sulm erfolgen.

Im weiteren Verfahren werden die aufgeführten Möglichkeiten zur Entwässerung des Plangebiets geprüft.

Eine Rückhaltung von Regenwasser innerhalb des Plangebiets wird im Rahmen der Entwässerungspla- nung ebenfalls geprüft.

2.2 Geprüfte Varianten Ziel des Bebauungsplans ist zum einen die Erweiterung eines bestehenden Weingutes und zum anderen die Erweiterung einer bestehenden Schule.

Durch diese Vorgaben - Erweiterung bestehender Anlagen - ist eine Alternative an anderer Stelle in bei- den Fällen wenig sinnvoll.

2.3 Auswirkungen des Vorhabens Im Rahmen der Umweltprüfung ist nach bau-, anlage- und betriebsbedingten Auswirkungen des Projek- tes zu unterscheiden.

Es sind insbesondere die Emissionen, die Abfälle, das Abwasser/Niederschlagswasser, der Wasserver- brauch, die Inanspruchnahme von Boden sowie die Nutzung und Gestaltung von Naturgütern zu behan- deln.

2.3.1 Emissionen von Schadstoffen, Lärm etc. • Baubedingt

Während der Bauphase kommt es durch Baumaschinen und die Bautätigkeit selbst zu einer temporären Erhöhung der Lärm- und Schadstoffemissionen, wobei hier v.a. mit einer Zunahme der Schadstoffbelas- tung durch Maschinen- und Fahrzeugabgase und -lärm sowie mit Staubbelastungen bei entsprechender Witterung zu rechnen ist.

• Anlagebedingt/Betriebsbedingt

In Anbetracht der geplanten Nutzung sind keine weiteren anlage- oder betriebsbedingten Beeinträchti- gungen zu erwarten.

Ziel der Planung ist es die Lärm- und im Nebeneffekt auch die Schadstoffbelastungen durch die Immissi- onen des Kfz-Verkehrs auf dem BAB 6 - Abschnitt für die nördlichen Angrenzer (Lärm) und landwirt- schaftlichen Flächen (Schadstoffe) zu reduzieren.

2.3.2 Abfälle • Baubedingt

Die bei Baumaßnahmen anfallenden Bauabfälle sind nach den gültigen Rechtsvorschriften zu behandeln und schadensfrei zu entsorgen oder der Wiederverwertung zuzuführen.

14 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

• Anlagebedingt/Betriebsbedingt

Es ist wohl lediglich mit einer anlage- oder betriebsbedingten Zunahme des Abfallaufkommens zu rech- nen.

2.3.3 Abwasser/Niederschlagswasser/Wasserverbrauch • Baubedingt

Bei Baumaßnahmen sind bei fachgerechter Ausführung und entsprechenden Schutzmaßnahmen keine wesentlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Es verbleibt jedoch ein potentielles Restrisiko bezüglich von Schadstoffeinträgen in den Untergrund.

• Anlagebedingt/Betriebsbedingt

Es ist mit einer gewissen anlage- oder betriebsbedingten Zunahme des Abwasserkommens und des Wasserverbrauchs zu rechnen.

2.3.4 Inanspruchnahme von Boden • Baubedingt/Anlagebedingt

Bei Baumaßnahme kann es zu temporären Bodenverdichtungen im Verlauf des Baues bspw. durch Be- fahren mit Baumaschinen und anderen Fahrzeugen und zur dauerhaften Versiegelung sowie zu Abgra- bungen und Aufschüttungen von bzw. auf bisher offenen Flächen kommen.

Bei der „Versiegelung“ der Flächen durch Überbauung und Versiegelung werden alle Bodenfunktionen dauerhaft stark geschädigt bzw. gänzlich zerstört.

• Betriebsbedingt

Es sind keine weiteren Beeinträchtigungen zu erkennen.

2.3.5 Nutzung und Gestaltung von Naturgütern • Baubedingt

Mit der Überplanung sind Beeinträchtigungen überwiegend geringwertiger Biotoptypen (Acker- und Bö- schungsflächen sowie Wirtschaftswege) zu erwarten.

• Anlagebedingt

Bei der Überbauung der Fläche kommt es zu einer Veränderung des Landschaftsbildes.

• Betriebsbedingt

Es sind derzeit keine weiteren Beeinträchtigungen der Naturgüter zu erwarten.

15 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

3. Bestandsbeschreibung und -bewertung der Umwelt

Das Plangebiet liegt in der Untereinheit 123 „Neckarbecken“ der naturräumlichen Haupteinheit 12 „- und Taubergäuplatten“.

3.1 Mensch

3.1.1 Bestand und Bewertung Die Betroffenheit des Menschen stellt sich in der Regel durch

• die Betroffenheit der Gesundheit und des Wohlbefindens bezüglich der Funktion „Wohnen“ in den umliegenden Quartieren und

• bezüglich der Erfordernisse der Freizeit- und Erholungsfürsorge dar.

Eine Bedeutung des Plangebiets bezüglich der Funktion „Wohnen“ ist nicht gegeben.

In der unmittelbaren Umgebung befinden sich jedoch Schulen und Kindertagestätten/-gärten.

Das bestehende Weingut hat mit seiner Bewirtschaftung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die „Erholung“.

3.1.2 Vorbelastungen Die Lärm- und auch Schadstoffimmissionen aus dem Kfz - Verkehr auf der L 1101 stellen eine gewisse Vorbelastung dar.

3.2 Boden und Geologie

3.2.1 Bestand und Bewertung Bodenschätzungsdaten für Erlenbach lagen nicht vor, so dass auf die Angaben aus der Bodenkarte BK50 zurückgegriffen werden muss.

Das Plangebiet ist geprägt vom anstehenden Gipskeuper (km1) und Unterkeuper sowie den überdecken- den Löß- und Lößlehmablagerungen (Abb. 3).

Die Bodenkarte BK50 nennt als Bodentyp überwiegend aus der Lössüberdeckung entstandene erodierte Pararendzina, stellenweise Braune Pararendzina und Parabraunerde-Pararendzina.

Die Bewertung der Bodenfunktionen nach "Bodenschutz Heft 23" (LUBW 2011) stellt sich wie folgt dar:

Natürliche Bodenfruchtbarkeit: hoch bis sehr hoch (3.5)

Ausgleichskörper im Wasserkreislauf: hoch (3.0)

Filter und Puffer für Schadstoffe: mittel - hoch (2.5)

Gesamtbewertung: 3.0

16 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Es handelt sich um Lehmböden hoher bis sehr hoher Qualität der Vorrangstufe 1 für die nachhaltige Er- zeugung von Nahrungs- und Futtermitteln.

Abb. 3: Hydrogeologische Einheiten (ohne Maßstab, Quelle: LGRB Baden - Württemberg)

3.2.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit Gewisse Vorbelastungen ergeben sich im nördlichen Bereich des Plangebiets aus der langjährigen land- wirtschaftlichen Nutzung mit Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz, die die Natürlichkeit des (Ober-)Bodens beeinflussen.

Südlich angrenzend sind schwerwiegendere Beeinträchtigungen durch die Folgen des Autobahnbaus durch Abgrabungen und Aufschüttungen vorhanden.

Die Empfindlichkeit der betroffenen Ackerflächen gegenüber Aufschüttungen/Versiegelung ist sehr hoch.

3.3 Wasser

3.3.1 Bestand und Bewertung Qualifizierte Oberflächengewässer sind durch die Planung nicht betroffen.

Bestimmend für die Beurteilung des Grundwassers ist der anstehende Gipskeuper. Hierbei handelt es sich um einen Grundwasserleiter.

Auch die Lößüberdeckung hat nur als Grundwasserüberdeckung eine gewisse hydrogeologische Bedeu- tung. Sie hat eine mittlere Schutzfunktion als Schadstofffilter.

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Entsprechend den Bewertungsempfehlungen für die Eingriffsregelung wird die Bedeutung des Plange- biets mit mittel (geologische Formation: Gipskeuper) bis gering angegeben (mächtiger Grundwasserge- ringleiter (Löß, Lößlehm) als Überlagerung der Grundwasserschicht.

3.3.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit Vorbelastungen für das Grundwasser können sich aus der intensiven Landwirtschaft durch Eintrag von löslichen Düngemitteln und Pflanzenbehandlungsmittel ergeben.

Die Empfindlichkeit gegenüber Versiegelung der offenen Flächen durch Aufschüttungen ist aufgrund der dann unterbundenen Versickerungsmöglichkeit sowie des erhöhten Oberflächenabfluß hoch.

3.4 Klima und Lufthygiene

3.4.1 Bestand und Bewertung Das Plangebiet liegt im Klimabezirk „Kraichgau und Neckarbecken“ Mit einer Jahresmitteltemperatur von über 9° C zählt das Plangebiet zu den wärmebegünstigten Gebieten Baden - Württembergs. Die mittlere jährliche Niederschlagssumme liegt bei ca. 750 - 800 mm. Die Windrichtungsverteilung ist Abb. 5 zu ent- nehmen.

Abb. 4 Synthetische Windrose (Daten- und Kartendienst der LUBW;ohne Maßstab)

Wie aus Abbildung 4 deutlich zu entnehmen ist, dominieren Winde aus süd- bis südwestlicher Richtung.

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Vom Wuchsklima her ist der Untersuchungsraum als „warm“ zu bezeichnen und somit wärmeklimatisch sehr günstig für die Landwirtschaft und den Anbau anspruchsvoller Kulturen wie Winterweizen oder Zuc- kerrüben und Körnermais. Außerdem ist Erwerbsobstbau und Weinbau möglich.

3.4.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit

Gewisse lufthygienische Vorbelastungen sind angesichts der Windrichtungsverteilung anzunehmen, in- dem Lärm- und Schadstoffimmissionen in Richtung Norden verbreitet werden.

3.5 Arten und Biotope

3.5.1 Bestand und Bewertung Die potentielle natürliche Vegetation im Plangebiet wäre der Waldmeister-Buchenwald im Wechsel mit Hainsimsen-Buchenwald; örtlich Waldgersten-Buchenwald, Traubeneichen-Buchen-Hainbuchenwald oder Seggen-Buchenwald. Diese ist im Plangebiet und seiner näheren Umgebung jedoch nicht mehr vorhanden. Hier dominieren anthropogen geschaffene oder überformte Biotoptypen.

Die Kartierung der Biotoptypen erfolgte am 14.10.2020. Die Abgrenzung der Biotoptypen erfolgte im Ge- lände, sie wurden nicht eingemessen, zur Verfügung stehende Luftbilder waren veraltet.

Die Biotoptypen werden mit dem Schlüssel Arten, Biotope, Landschaft – Schlüssel zum Erfassen, Be- schreiben, Bewerten – LUBW 2018 erfasst und mittels ihrer Artenzusammensetzung charakterisiert. Die Auflistung der Arten hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Eine Untergliederung z.B. der Grünlandbestände ist zu diesem späten Kartierzeitpunkt nicht mehr mög- lich, einzelne v.a. wertgebende Kräuter sind eingezogen, abgemäht, vertrocknet oder nicht bestimmbar. Die Bewertung erfolgt anhand der Ökokonto-Verordnung – ÖKVO 2010. Die Bewertung basiert auf den Vegetationseinheiten, das Vorkommen z.B. streng geschützter Tierarten wurde hier nicht berücksichtigt.

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Tab. 1: aktueller Biotoptypenbestand im Plangebiet und Bewertung nach Ökokonto-VO Biotoptyp-Nr. Biotop - Beschreibung Bewertung WP 21.42/ Anthropogene Erdhalde/Ruderalvegetation 11 35.60 Das gelagerte Bodenmaterial wird von zahlreichen Arten der Ruderalflur einge- nommen. 33.41 Fettwiese mittl. Standorte 13 Grasreicher Bestand mit typischen Wiesenkräutern wie Rot-Klee, Spitz- und Mit- tel-Wegerich, Gemeiner Löwenzahn, Wiesen-Labkraut und einzelnen Brachezei- gern wie Kriechendes Fingerkraut und Acker-Kratzdistel. 33.41/ Fettwiese mittl. Standorte/ Pionier- und Ruderalvegetation 11 35.60 Regelmäßig gemähter Bereich mit vielen Vertretern der Fettwiesen und Arten der Ruderalvegetation. Diesen Biotopmischtyp findet man v.a. im Bereich der Stra- ßenböschungen. Teilweise befinden sich hier Entwässerungsgräben, die ebenfalls diese Vegetationsstrukturen aufweisen. 35.60 Pionier- und Ruderalvegetation 11 Bestände aus Pionierpflanzen auf nicht oder nur extensiv genutzten Flächen mit Störungen der Standorte durch mechanische Bodenverwundung, Bodenabtrag und Bodenüberschüttung. 35.60 Die ehemalige Ackerfläche zwischen Schulgelände und Weingut wurde aus der 11 Nutzung genommen und vorübergehend (lt. Luftbild LUBW) vermutlich als Lager- fläche/Baustelleneinrichtung genutzt. Diese wurde rückgebaut und liegt nun brach. Zahlreiche Arten der Ruderalflur haben den Standort besiedelt. Man findet Acker- und Gewöhnliche Kratzdistel, Gewöhnliches Leinkraut, Kom- pass-Lattich, Gemeiner Beifuß, Kanadisches Berufskraut, Acker-Senf, Gewöhnli- cher Erdrauch, Schmalblättriges Greiskraut und andere mehr. Weitere Bereiche mit Arten der Ruderalflur liegen zwischen dem geschotterten Parkplatz und der Straße. Zu den genannten Arten treten z.B. die Brennnessel und Kratzbee- re/Brombeere, sie deuten ältere Bestände an. 37.10 Acker; landwirtschaftliche Fläche mit Getreide oder Hackfruchtanbau. Auf der 4 Ackerfläche wurde eine Teilfläche abgegraben, das Bodenmaterial auf dem Acker gelagert. 41.22 Feldhecke mittlerer Standorte 17 Linienförmiger kurzer Gehölzbestand mit Ulme, Weißdorn, Blutrotem Hartriegel, Gemeinem Liguster u.a.. Entlang der Straße setzen sich die Hecken aus den Arten Feld- und Spitz-Ahorn, Blutroter Hartriegel, Gemeine Esche u.a. zusammen. Die Gehölze wurden im unteren Teil wandartig zurückgeschnitten. 44.20 Naturraum- oder standortfremde Hecke 7 Aus Ziersträuchern (Kirschlorbeer) aufgebauter, durch Pflanzung entstandener, linearer Gehölzbestand entlang des Schulgeländes. Zur Straße hin wurden einzelne heimische Laubbäume in bzw. an die Hecke ge- 9 pflanzt, der Deckungsgrad standortfremder Gehölze bleibt über 30 %. 45.40/ Streuobstbestand auf Zierrasen 9 33.80 Im Bereich des Schulgeländes wurden auf einer Rasenfläche zahlreiche junge Obstbäume gepflanzt. Ein in der Regel gedüngter, artenarmer Rasen wird durch häufigen Schnitt niedrig gehalten. 60.21 Völlig versiegelte Straße oder Platz 1 60.22 Gepflasterte Straße oder Platz 1 Fläche mit einer Pflasterung, ein Pflanzenwuchs in den Fugen ist potentiell mög- lich. 60.23 Weg oder Platz mit wassergebundener Decke 2 Mit wasserdurchlässigem Material (Splitt, Sand, Kies, Schotter) befestigter Weg oder Platz. Ein Pflanzenbewuchs auf der gesamten Fläche ist potentiell möglich und auf Bereichen mit geringer Verkehrsbelastung auch vorhanden. Ein Pflanzenbewuchs auf der gesamten Fläche ist potentiell möglich und auf Be- 4 reichen mit geringer Verkehrsbelastung auch vorhanden.

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Abb. 5: Ruderalvegetation (Foto: C. Leba - Wührl)

Abb. 6: Auf einer ehemaligen Ackerfläche wurde ein Parkplatz mit wassergebundener Decke angelegt (Foto: C. Leba - Wührl)

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Abb. 7: Das Schulgelände (links) wird von einer naturraum- und standortfremden Hecke eingezäunt, ihr ist ein Streifen mit Wiesenarten und Arten der Ruderalflur vorgelagert (Foto: C. Leba - Wührl)

Zur Fauna im Plangebiet wurde ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt, auf den im Kapitel „Arten- schutzrecht“ eingegangen wird.

3.5.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit Die Vorbelastung ist durch die landwirtschaftliche Nutzung und die benachbarte Landesstraße als mittel bis hoch einzuschätzen.

Die Empfindlichkeit ist als überwiegend gering einzustufen.

3.6 Landschaftsbild und Erholungseignung

3.6.1 Bestand und Bewertung Das Plangebiet selbst hat als überwiegend intensiv genutzte Ackerflur bzw. Parkplatz und Ruderalfläche keine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild. Es grenzt unmittelbar an das Gewebegebiet Stra- ßenäcker bzw. an die Schulbauten an.

Strukturelemente fehlen überwiegend.

Für wohnortnahe Erholung besteht im Plangebiet v.a. durch die Bewirtschaftungsangebote des Weingu- tes eine gewisse Bedeutung.

3.6.2 Vorbelastung und Empfindlichkeit Eine nicht unerhebliche Vorbelastung des Landschaftsbilds und der Erholungseignung stellen neben der Landesstraße v.a. das benachbarte Gewerbegebiet sowie die massiven Schulgebäude dar.

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Abb. 8: Plangebiet und nordwestlich anschließend bestehende massive Bebauung sowie nördlich Landesstraße und südlich BAB (Daten- und Kartendienst der LUBW; ergänzt)

3.7 Kultur- und sonstige Sachgüter Das Plangebiet liegt im Bereich des ausgedehnten Kulturdenkmals gem. § 2 DSchG: Nr. 3 (ERLE011) spätbronzezeitliche/urnenfelderzeitliche Siedlung des 2./1. Jahrtausends v. Chr.

Bei Bodeneingriffen ist daher mit archäologischen Funden und Befunden - Kulturdenkmalen gem. § 2 DSchG - zu rechnen.

Sachgüter sind insoweit betroffen als Produktionsfläche für landwirtschaftliche Betriebe auf Dauer umge- wandelt wird und verloren geht.

3.8 Schutzgebiete Das Plangebiet ist nicht Bestandteil eines Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiets bzw. eines FFH- oder Vogelschutzgebiets. Besonders geschützte Biotope nach § 33 NatSchG sowie Natur- und/oder Landschaftsschutzgebiete sind von der Planung nicht (mehr) betroffen.

Im Plangebiet sind derzeit keine Bodendenkmale bekannt.

3.9 Entwicklungsprognose ohne das Vorhaben (Status - Quo - Prognose) Das Plangebiet würde weiterhin in der bisherigen Nutzung verbleiben. Eventuell notwendige Aus- gleichsmaßnahmen würden entfallen.

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4. Umweltbezogene und gestalterische Zielvorstellungen

Die Versiegelung im Plangebiet ist auf das unbedingt notwendige zu beschränken.

Es ist auf eine gute Eingrünung von Schule und Weingut zu achten, um diesen zum einen ansprechend zu gestalten und zum anderen eine Aufwertung des Arten- und Biotoppotentials zu erreichen.

Außerdem soll ein harmonischer Übergang zum regionalen Grünzug geschaffen werden.

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5. Umweltauswirkungen und Erheblichkeit

5.1 Mensch Die Betroffenheit des Menschen, seiner Gesundheit und seines Wohlbefindens im Plangebiet und seiner Umgebung wird durch die Planung nicht beeinträchtigt.

Die Planung dient zum einen der längerfristigen Sicherung eines bestehenden Weinbaubetriebs und zum anderen der Sicherung der schulischen Bildung.

5.2 Boden

5.2.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen Die Versiegelungen für die Erweiterungen der Schul- und Weingutsgebäude sind mit Bodenversiegelun- gen verbunden, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Bodenpotentials bzw. zur vollständigen Zerstörung aller Bodenfunktionen führen.

5.2.2 Minderung und Ausgleich Die Versiegelung muß auf das unbedingt Nötige beschränkt werden.

Durch den Baustellenbetrieb verdichtete Bereiche sind nach Bauende tief zu lockern, um die Bodenfunkti- onen wieder zu sanieren.

Nach § 202 BauGB ist der Oberboden im Bereich der Baumaßnahmen zu Beginn der Bauarbeiten abzu- schieben und zu sichern.

Der anfallende Oberbodenaushub kann zur Verbesserung schlechter Ackerstandorte verwendet werden.

Das im Zuge des Erdaushubs anfallende unbelastete Bodenmaterial ist einer Wiederverwendung zuzu- führen. Eine Entsorgung und Deponierung ist nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig.

Baubetriebsbedingte Bodenbelastungen (z. B. Verdichtungen, Erosion, Durchmischung von Boden mit Fremdstoffen) sind auf das den Umständen entsprechend notwendige Ausmaß zu beschränken (§ 4 Abs. 1 BodSchG) sowie nach Abschluss der Baumaßnahmen zu beseitigen.

5.3 Wasser

5.3.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen Durch die Umsetzung der Planung kommt es zur Versiegelung von Flächen, was zu Beeinträchtigungen des Wasserpotentials (Unterbindung der Versickerung, Beeinträchtigung der Grundwasserneubildung) führt.

Die Beeinträchtigungen für das Schutzgut „Wasser“ werden angesichts der Lößüberdeckung mit ihrer sowieso schon geringen Durchlässigkeit und gleichzeitigen Schutzfunktion als weniger erheblich angese- hen.

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5.3.2 Minderung und Ausgleich Die Versiegelung sollte auch im Hinblick auf das Schutzgut „Wasser“ auf das unbedingt Notwendige be- schränkt werden.

5.4 Klima und Lufthygiene

5.4.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen Eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzguts „Klima/Lufthygiene“ ist nicht zu erwarten.

5.4.2 Minderung und Ausgleich Minderung und/oder Ausgleich sind nicht möglich bzw. nicht erforderlich.

5.5 Arten und Biotope

5.5.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen Mit der Umsetzung der Planung sind Beeinträchtigungen des Arten- und Biotoppotentials verbunden. Es werden vor allem Ackerflächen und Graswege sowie Ruderalflächen als Biotoptypen überwiegend gerin- ger Wertigkeit beeinträchtigt.

5.5.2 Minderung und Ausgleich Durch die geplanten Ansaaten und Gehölzpflanzungen werden neue Biotoptypen geschaffen, die zu ei- ner Minimierung des Eingriffs und zu einer Aufwertung des Plangebiets führen.

5.6 Landschaftsbild und Erholung

5.6.1 Beschreibung und Bewertung potentiell erheblicher Auswirkungen Es sind keine erheblichen zusätzlichen Beeinträchtigungen der derzeit schon vorhandenen Beeinträchti- gungen zu erwarten.

5.6.2 Minderung und Ausgleich Zur Minderung des Eingriffs sind intensive Gehölzplanzungen geplant, wodurch sich mittelfristig eine gute Einbindung in die Landschaft ergeben wird.

5.7 Kultur- und Sachgüter Das Plangebiet liegt im Bereich des ausgedehnten Kulturdenkmals gem. § 2 DSchG: Nr. 3 (ERLE011) spätbronzezeitliche/urnenfelderzeitliche Siedlung des 2./1. Jahrtausends v. Chr. Bei Bodeneingriffen ist daher mit archäologischen Funden und Befunden - Kulturdenkmalen gem. § 2 DSchG - zu rechnen.

Diese sind unverzüglich einer Denkmalschutzbehörde oder der Gemeinde anzuzeigen. Sollten im Zuge von Erdarbeiten archäologische Fundstellen angeschnitten werden oder Einzelfunde auftreten, ist das Landratsamt, Abt. Archäologische Denkmalpflege unverzüglich zu benachrichtigen. Der Fund und die Fundstelle sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutzbehörde oder das Landesdenkmalamt mit einer Verkürzung der

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Frist einverstanden ist (§ 20 DSchG). Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten wird hingewiesen (§ 33 DSchG).

5.8 Biodiversität und Biotopverbund Die biologische Artenvielfalt ist durch das geplante Vorhaben nicht erheblich betroffen.

Durch die geplanten Ansaaten und Gehölzpflanzungen kommt es zu einer Aufwertung des Biotopver- bunds

5.9 Wechselwirkungen Wechselwirkungen bestehen v.a. über die Überformung von Flächen, durch die sowohl die Bodenfunk- tionen wie auch das Wasserpotential beeinträchtigt werden können. Gleichzeitig hat dies unter dem Sammelbegriff „Veränderung der Standortfaktoren“ Einfluß auf das Arten- und Biotoppotential bzw. die aktuelle Vegetation und Fauna.

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6. Zusätzliche Angaben

Der Umweltbericht wurde in erster Linie auf der Basis vorhandener Unterlagen erstellt. Hierzu zählen:

• Regionalplan Region Franken 2020

• Bebauungsplan - Entwurf mit Begründung (KÄSER INGENIEURE, 2020)

• Geowissenschaftliche Übersichtskarten von Baden - Württemberg

• Biotoptypenkartierung (Dipl. Agr.-Biol. C. Leba-Wührl: 2020)

• verschiedene avifaunistische Kartierungen (QUETZ; 2011, 2016, 2018/19)

Zusätzlich erfolgten verschiedene Ortsbesichtigungen des Plangebiets und der angrenzenden Flächen.

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7. Artenschutzrecht

7.1 Einführung, rechtliche Grundlagen und Vorgehensweise

Die Umsetzung von artenschutzrechtlichen Regelungen der FFH - Richtlinie (Art. 12 und 13) und der Vo- gelschutzrichtlinie (Art. 5) in der Bundes- und Ländernaturschutzgesetzgebung sowie die Aufnahme der streng geschützten Arten in die Eingriffsregelung hat vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtsdiskussion zur Änderung dieser Auffassung geführt. Als Ergänzung zu den bereits vorliegenden Unterlagen ist eine differenziertere Beurteilung hinsichtlich der artenschutzrechtlichen Anforderungen für die Zulässigkeit des Vorhabens erforderlich.

In einer Art Konfliktanalyse ist zu prüfen, ob für die ausgewählten relevanten Arten die Verbotstatbe- stände des § 44 BNatSchG bzw. Art. 12 und 13 FFH-RL bzw. Art. 5 VRL eintreten. Grundlage hierfür ist die Überlagerung der im Umweltbericht aufgeführten bau-, anlage- und betriebsbedingten Wirkungen des Vorhabens (in diesem Fall die bau- und anlagebedingten Flächeninanspruchnahmen sowie baubedingte Störungen/Verlärmung) mit den Vorkommen der hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit beurteilten Artenvor- kommen und Lebensstätten.

Im Einzelnen sind ausgehend von den jeweilig zu beachtenden Regelungen (FFH-RL, VS-RL, BNatSchG) folgende Beeinträchtigungstatbestände zu prüfen:

§ 44 (1) BNatSchG

• Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung der Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten beson- ders geschützter Tierarten,

• Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung wild lebender Pflanzen der besonders geschütz-ten Arten,

• Störung wild lebender Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten an ihren Nist-, Brut-, Wohn oder Zufluchtsstätten (Beeinträchtigung oder Zerstörung der Standorte wild lebender Pflanzen der streng geschützten Arten).

Artikel 5 Vogelschutzrichtlinie

• Absichtliche Zerstörung oder Beschädigung von Nestern bzw. Niststandorten europäischer Vo- gelarten,

• Absichtliches Stören, insbesondere während der Brut- und Aufzuchtszeit, sofern sich diese Stö- rung auf die Zielsetzung dieser Richtlinie erheblich auswirkt.

Da es der Richtlinie um die langfristige Erhaltung der Vogelarten geht (vgl. Art. 1 VRL) und die Bestände aller europäischer Arten auf einem Stand gehalten oder gebracht werden müssen, der insbesondere den ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen sowie wirtschaftlichen und freizeitbedingten Erfordernis- sen entspricht (Art. 2 VRL), untersagt Art. 5 der Vogelschutzrichtlinie nur solche Störungen, die sich ne- gativ auf die Sicherung eines dauerhaft angemessenen Niveaus der Bestände der Vogelarten auswirken.

29 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Insofern stehen hier der Gefährdungsgrad der Arten und hiermit einhergehend die Auswirkungen auf die Population der jeweils betroffenen Arten im Vordergrund.

Artikel 12 FFH-RL

• Jede absichtliche Störung dieser Arten, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Auf-zucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten,

• jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von Eiern aus der Natur,

• jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten.

Diese Regelungen betreffen die Arten des Anhang IV der FFH - Richtlinie.

Gemäß den Hinweisen der Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA; beschlossen auf der 93. LANA - Sitzung am 29.05.2006) zur Anwendung des europäischen Ar- tenschutzrechts bei der Zulassung von Vorhaben und bei Planungen sind folgende Verbotstatbestände abzuprüfen:

• Zerstörung oder Beseitigung von Lebensstätten,

• absichtliches Töten und Fangen und

• absichtliche Störungen, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzuchts-, Brut-, Überwinte- rungs- und Wanderungszeiten.

In den von der LANA beschlossenen Hinweisen zur Anwendung des Artenschutzrechtes werden weiter- gehende Ausführungen zu den Begriffen und den Voraussetzungen zur Erfüllung der Tatbestände gege- ben.

Die Beseitigung von Nahrungsräumen fällt nicht unter die Verbotstatbestände, da die Bestände der vor- kommenden Arten auf lokaler Ebene dadurch nicht erheblich beeinträchtigt werden.

7.2 Situation vor Ort Nach Anhang IV FFH - RL geschützte Lebensraumtypen bzw. Pflanzenarten von europaweiter Bedeu- tung sind nicht vorhanden.

Als artenschutzrechtlich relevante Arten wurden zu Beginn - auch nach Hinweis der UNB beim LRA HN - v.a. Bodenbrüter angesehen.

Nachdem jedoch die bisherige Ackerfläche im Norden in einen Parkplatz für Lehrkräfte der angrenzenden Schule umgewandelt wurde und in der Folge neben den wasserdurchlässigen Stellplätzen auch größere Erdablagerungen erfolgten, wurde in diesen Bereichen vorsichtshalber - qualitativ - auch nach eventuell eingewanderten Reptilien gesucht.

Fledermäuse und Holzkäfer können mangels geeigneter Baumhöhlen im Plangebiet ausgeschlossen werden.

Für Fledermäuse kann es jedoch durchaus Teil eines Jagdgebiets sein.

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7.3 Ergebnisse

7.3.1 Avifauna Für das Plangebiet bzw. die Umgebung liegen verschiedene Untersuchungen u.a. zur Avifauna vor: • 2015/2016 ARBEITSGRUPPE FÜR TIERÖKOLOGIE UND PLANUNG: Fauna generell im Rahmen des Ausbaus der A6 und speziell Feldlerche • 2016 QUETZ: Avifauna im Rahmen des B-Planverfahrens „Straßenäcker II“ und „Linkes Tal/Wannenäcker • 2018 QUETZ: Avifauna im Hinblick auf den geplanten Lärmschutzwall

Die Erfassung der Avifauna im Untersuchungsgebiet „Straßenäcker II“ an der nordwestlichen Gemar- kungsgrenze von Erlenbach (Landkreis Heilbronn), die 2016 mit 4 Terminen (3.4., 10.4., 27.4. und 12.5.2016) durchgeführt wurde, bezog sich auf eine ca. 11,7 ha große Ackerfläche zwischen der Werner- Heisenberg-Straße am südwestlichen Rand des interkommunalen Gewerbegebiets Erlen- bach/Neckarsulm „Straßenäcker“ sowie der Autobahn A6, auf der eine Erweiterung des Gewerbegebiets geplant ist.

Zeitgleich wurde die Feldlerche nördlich angrenzend an das Gewerbegebiet - im Bereich der Gewanne Linkes Tal/Wasenäcker - mit einer Größe von 15,6 ha erfasst, ebenfalls eine geplante Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet.

Die aktuelle Planung von 2018/19 (Bebauungsplan Straßenäcker/Rainäcker) umfasst ein rund 3 ha großes Gebiet am südöstlichen Rand des Gewerbegebiets Straßenäcker und umfasst zwei Teilflächen einschließlich der angrenzenden Straßenanschlüsse.

Bei dem nördlichen knapp 1 ha großen Areal handelt es sich um das bereits erschlossene Flurstück 1438/1, eine Fläche für Gemeinbedarf, auf der die Bebauung einer Schule geplant ist, das bis 2018 land- wirtschaftlich genutzt wurde und aktuell als Stellfläche für Fahrzeuge dient.

Auf der südlichen als Acker genutzten Teilfläche, die nordwestliche Hälfte der Flurstücke 556-560, ist ein Weingut mit Gastronomie, Beherbergung und für Veranstaltungen vorgesehen.

Bereits 2010/11 wurde im Rahmen der Planung für die Erweiterung einer Kindertagesstätte mit umfang- reichen Außenanlagen am südöstlichen Rand der bestehenden Kindertagesstätte „Schatzinsel“ und am Ende der Georg-Ohm-Straße eine artenschutzrechtliche Potenzialanalyse und eine Erfassung der Feld- lerche (Untersuchungstermine am 23.3., 10.4. und 1.5.2011) durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Unter- suchung werden für diesen Zwischenbericht ebenso verwendet wie die Daten aus der avifaunistischen Erfassung im Rahmen der Planung und Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen und der Errichtung ei- nes Lärmschutzwalls entlang der Bundesautobahn BAB 6 westlich von Binswangen, die 2018 mit drei Terminen - 25.3., 9.4. und 19.4.2018 - durchgeführt wurde.

Die folgende Tabelle umfasst die festgestellten Vogelarten aus den Untersuchungen 2016 und 2018. Allerdings beziehen sich die Vorkommen der erfassten Vogelarten auf die jeweils abgegrenzten Untersu- chungsgebiete und sind nur bedingt übertragbar auf das aktuelle Planungsgebiet. 31 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

In der Untersuchung von 2011 wurde nur die Feldlerche erfasst.

Bei der Darstellung der Verbreitung der Feldlerche (Abb. 9), die sich aus den Ergebnissen von vier sepa- raten Untersuchungen zusammensetzt, kann die von 2011 nur noch als eingeschränkt gültig gewertet werden, wobei das damalige Revier der Feldlerche im Bereich der nördlichen Teilfläche sicherlich nicht mehr besetzt ist.

Bei dem Revier am Rand der südlichen Teilfläche, welches 2016 und 2018 bestätigt wurde, ist davon auszugehen, dass es durch die aktuelle Planung zerstört oder erheblich tangiert wird.

Ansonsten ist auf der Grundlage der dargestellten Verbreitung der Feldlerche von keinen Beeinträchti- gungen weiterer Reviere im Umfeld des Planungsgebiets auszugehen.

Aufgrund der innerhalb des rund 3 ha großen Planungsgebiets weitgehend fehlenden Habitatstrukturen ist davon auszugehen, dass von den in der Tabelle aufgeführten Vogelarten nur wenige Arten vereinzelt innerhalb dieses Gebiets vorkommen. Vor allem werden im Bereich der geringfügig vorhanden Straßen- begleitgrün-, Böschungs- oder Einzelgehölze gebüsch- bzw. freibrütende Arten wie Amsel, Grünfink, Mönchsgrasmücke und Rotkehlchen vorkommen und betroffen sein - soweit diese Gehölze durch die Planungen beeinträchtigt werden.

Gebäudebrütende oder andere höhlenbrütende Arten werden vermutlich nicht vorkommen.

Bei Nahrungsgästen wie den streng geschützten Greifvogelarten Schwarzmilan und Turmfalke oder auch Rabenkrähe und Stieglitz ist nicht von einer erheblichen Beeinträchtigung auszugehen.

32 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Tab. 2: Liste der festgestellten Vogelarten im Bereich des Plan- und Untersuchungsgebiets „Straßenäcker“ in Er- lenbach mit 4 Erfassungsterminen (April/Mai 2016) sowie weiterer erfasster Vogelarten bei der Untersu- chung für den Lärmschutzwall mit 3 Erfassungsterminen (März/April 2018) RL BW Rote Liste Baden-Württemberg 2015: V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet § Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): b = besonders geschützt, s = streng geschützt VSR Vogelschutzrichtlinie: 1 = nach Anhang 1 geschützt Status B = Brutvogel, (B) = Brutvogel angrenzend bzw. in der Umgebung, N = Nahrungsgast; + 2018 = 2018 zusätzlich festgestellt

Vogelart RL BW § VSR Status

Amsel b (B)

Bachstelze b N

Blaumeise b + 2018

Feldlerche 3 b B

Goldammer V b B

Grünfink b B

Hausrotschwanz b (B)

Haussperling V b BV

Kohlmeise b (B)

Mönchsgrasmücke b + 2018

Rabenkrähe N

Rotkehlchen b + 2018

Schwarzmilan b+s 1 N

Stieglitz b N

Turmfalke V s N (B)

Turmfalke V n+s BV (1)

Zaunkönig BV

Zilpzalp B

33 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Abb. 9: Verbreitung der artenschutzrechtlich relevanten Brutvogelarten Feldlerche (FE) und Goldammer (G) im Be- reich des Planungsgebiets (rot) und Untersuchungsgebiets (gelb) für die Errichtung des Lärmschutzwalles in Erlenbach - Binswangen

Andere Offenlandbrüter wie Rebhuhn und Wiesenschafstelze fehlten bei den Untersuchungen. Allerdings nutzen verschiedene Vogelarten, darunter streng geschützte Greifvögel und Vogelarten der angrenzen- den Siedlungsbereiche das Gebiet als Nahrungsgäste.

7.3.2 Reptilien Im Norden des Plangebiets und östlich der bestehenden Schule wurde eine Ackerfläche in einen Park- platz v.a. für Lehrkräfte der Schule eingerichtet.

Der Platz selbst ist mit einer wasserdurchlässigen Decke versehen. In den Randbereichen wurde jedoch Erde etc. aufgeschüttet. Hier hat sich eine Ruderalflur entwickelt, die bei einer ersten Ortsbesichtigung im Frühjahr 2020 den Verdacht nahelegte eventuell mit Reptilien - hier v.a. Zauneidechsen besiedelt zu sein.

34 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Abb. 10: Ruderalfläche mit Mauslöchern

Es wurden daher 3 qualitative Begehungen durchgeführt, um vorab erst einmal festzustellen, ob über- haupt Eidechsen vorkommen.

Die Begehungen erfolgten am

• 3.6.2020 zwischen 10:45 - 11:05 Uhr bei ca. 24 °C und sonniger Witterung

• 29.7.2020 zwischen 9:00 und 9:30 Uhr bei ca. 20 °C und sonniger Witterung

• 3.8.2020 zwischen 10:00 - 10:20 Uhr bei ca. 21 °C und sonniger Witterung

An keinem der 3 Termine konnten Reptilien beobachtet werden, obwohl die Begehungen nach den übli- chen Standards erfolgten (langsames Abschreiten, Augenmerk auf sich sonnende oder flüchtende Tiere).

35 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

7.3.3 Prüfung des Artenschutzes (§ 44 BNatSchG) sowie Vermeidungs-, Minderungs- und Kom- pensationsmaßnahmen Nach § 44 Abs.1 Ziff.1 BNatSchG („Tötungsverbot“) ist es verboten, wild lebenden Tieren der beson- ders geschützten Arten und europarechtlich geschützten Vogelarten nachzustellen, sie zu fangen, zu ver- letzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

Eingriffe in Gehölze, Rodungen oder Teilrodungen sind außerhalb der Brutzeit in einem Zeitraum ab 1. Oktober bis Ende Februar vorzunehmen. Die baubedingte Zerstörung von Brutstätten und Quartieren und eine damit verbundene Tötung potenziell anwesender Jungtiere kann so vermieden werden. Eine Gefahr für Alttiere besteht nicht, diese können problemlos ausweichen.

Dies betrifft ebenso die Ackerflächen, auf denen die gefährdete Feldlerche brütet. Auch hier dürfen Ein- griffe nur außerhalb der Brutzeiten der relevanten Vogelarten vorgenommen werden, also in der Zeit vom 1. Oktober bis Ende Februar.

Auch nach Beginn der Bauarbeiten ist zu gewährleisten, dass es der Feldlerche nicht gelingt, im Frühjahr noch Brutplätze zu belegen, die durch Bauarbeiten oder Baustellenverkehr berührt sind, etwa durch Ver- grämungsmaßnahmen, so dass noch nicht flügge Jungtiere getötet werden könnten.

§ 44 Abs.1, Ziff.2 BNatSchG („Verbot erheblicher Störungen“) verbietet Eingriffe, wenn erhebliche Beeinträchtigungen auf die Populationen der betroffenen Tierarten in ihren lokalen Beständen und ihrem günstigem Erhaltungszustand zu befürchten sind. Eingriffe müssen deshalb durch vorgezogene Kompen- sationsmaßnahmen ausgeglichen werden.

Während der Bauphase können durch Rodung von Gehölzen, durch den Baubetrieb (Menschen und Maschinen), die Umgestaltung des Geländes sowie durch Baustelleneinrichtung und -verkehr, vor allem durch Lärm und Erschütterungen, zusätzlich zum Flächen- bzw. Lebensraumverlust Beeinträchtigungen verursacht werden, die sich durch Störungen und Verdrängungseffekte negativ auf seine Bewohner aus- wirken.

Die meisten der festgestellten Vogelarten sind verbreitete bis häufige und in den Siedlungs- und Sied- lungsrandgebieten meist noch überall anzutreffende Vogelarten, deren Ansprüche während und nach der Realisierung des Vorhabens im Umfeld in ähnlicher Weise erfüllt sind.

Für die Brutvogelarten der Roten Liste oder Vorwarnliste - Feldlerche - deren Vorkommen im Bereich des Plangebiets in Folge bau- oder anlagebedingter Auswirkungen beeinträchtigt werden können, sind ent- sprechend der Verluste Kompensationsmaßnahmen umzusetzen.

Bei der Feldlerche ist ein Brutpaar benachbart zum südlichen Teil v.a. wohl durch Kulissenwirkung betrof- fen.

Der Verlust oder die Beeinträchtigung von Ackerflächen als Lebensraum für die Feldlerche ist in Form von Extensivierungsmaßnahmen und der Anlage von Blüh- oder Brachestreifen im Umfang von 1.500 m² für die Feldlerche auszugleichen.

36 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Diese vorgezogenen CEF-Maßnahmen müssen auf angrenzenden Ackerflächen oder auf anderen exter- nen Ausgleichsflächen in Form einer Aufwertung als Blüh- oder Brachestreifen, Buntbrachen oder exten- sivierte Getreidestreifen umgesetzt werden.

Nach § 44 Abs.1 Ziff.3 BNatSchG („Verbot der Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten“) ist es verboten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten wild lebender Tiere der besonders geschützten Arten und der europarechtlich geschützten Vogelarten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, es sei denn, die ökologische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang wird nicht beeinträchtigt bzw. kann durch vorgezogene Ausgleichsmaßnah- men weiterhin gewährleistet werden (§ 44 Abs. 5).

Für die Betroffenheit der in Baden-Württemberg gefährdeten Feldlerche und den Verlust entsprechender Ackerflächen ist ein Ausgleich wie er oben beschrieben ist vorzunehmen (1.500 m² Blühstreifen).

Diese Maßnahmen müssen vor Beginn der Bauarbeiten bzw. der Eingriffe und vor Beginn der Brutzeit der betroffenen Vogelarten umgesetzt werden, so dass die ökologische Funktion der vom Verlust be- troffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang - durch Ausweichen der be- troffenen Vogelarten bzw. eine höhere Siedlungsdichte in der Umgebung - weiterhin gewährleistet wird.

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8. Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung

8.1 Derzeitige und geplante Nutzung Das gesamte Plangebiet umfaßt ca. 227 ar.

Als Baufenster sind ca. 5.530 m² ausgewiesen

Hinzu kommen ca. 3.095 m² Straßen und Gehwege, denen im Bestand ca. 2.820 m² im Bestand gegen- überstehen, so dass zur Gesamtversiegelung noch einmal 275 m² hinzukommen.

Bei der Umsetzung der Planung können demnach ca. 5.805 m² neu versiegelt werden.

Tab. 3: Derzeitige und zukünftige Nutzungen

Nutzung (LUBW Biotoptypennummer) Bestand [m²] Plan [m²]

Anthropogene Erdhalde/Ruderalvegetation ca. 875 (21.42/35.60)

Fettwiese mittl. Standorte (33.41) ca. 1.660

Fettwiese mittl. Standorte/ Pionier- und Ruderal- ca. 1.760 vegetation (33.41/35.60)

Pionier- und Ruderalvegetation (35.60) ca. 4.840

Acker (37.10) ca. 6.085

Feldhecke mittlerer Standorte (41.22) ca. 290

Naturraum- oder standortfremde Hecke (44.20) ca. 140

Streuobstwiese auf Zierrasen (45.40/33.80) ca. 1.240

Völlig versiegelte Fläche (60.20/21/22) ca. 2.820 ca. 8.625

Weg/Platz mit wassergebundener Decke (60.23) ca. 2.990 ca. 925

Pflanzgebot 1 ca. 2.220

Pflanzgebot 2 ca. 1.065

Verkehrsgrün ca. 1.860

Außenanlagen Weingut/Schule ca. 8.005

Summe ca. 22.700 ca. 22.700

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8.2 Eingriffserheblichkeit und Minimierung Nach § 18 Abs. 1 BNatSchG sind Eingriffe in Natur und Landschaftsbild als

Veränderungen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Naturhaus- halts oder des Landschaftsbildes führen definiert.

Die Beschreibung und Bewertung der einzelnen Schutzgüter sowie die Darstellung der Eingriffe erfolgte bereits in den vorangegangenen Kapiteln.

Erhebliche Eingriffe sind v.a. in das Schutzgut Boden durch die Bodenversiegelung durch die geplanten Erweiterungsbauten gegeben. Aber auch das Arten und Biotoppotential ist durch die Planung betroffen.

8.3 Bilanzierung Schutzgut Boden Die Bilanzierung des Eingriffes für das Schutzgut Boden erfolgt auf der Basis der Bodenschätzwerte so- wie der Ökokonto - Verordnung (Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden - Würt- temberg, 2011). Die Ergebnisse wurden in Kapitel 3.2.1 dargestellt.

Der Bilanzwert des unbelasteten Bodens beträgt demnach 3,0 Werteinheiten.

Da nach der Ökokonto-VO eine Werteinheit 4 Ökopunkten (ÖP)/m² entspricht, beträgt der Bilanzwert für den Boden

3,0 x 4 ÖP/m² = 12,0 ÖP/m²

Der Ausgleichsbedarf ergibt sich aus dem Wert des Bodens vor und nach der Versiegelung.

Durch die Versiegelung werden alle 3 zu betrachtenden Bodenfunktionen nachhaltig gestört/zerstört und erhalten den Wert 0 ÖP/m², so dass der Bestandswert des Bodens den Ausgleichsbedarf darstellt.

Bei einer potentiellen Neuversiegelung von ca. 5.805 m² entsteht ein Ausgleichsdefizit für das Bodenpo- tential in Höhe von

5.805 m² x 12,0 ÖP/m² = 69.660 ÖP.

8.4 Minimierungsmaßnahme Boden Die Dächer sind laut Textteil zum B-Plan zu begrünen. Bei einer Dachbegrünung können bei einer Substratdicke von mindestens 12 cm vereinbarungsgemäß 2 ÖP/m² gutgeschrieben werden.

Wenn ca. 75 % der Dächer der potenziellen Baufläche (5.805 m²) begrünt werden, bedeutet dies einen Teilausgleich von

4.354 m² x 2 ÖP/m² = 8.708 ÖP.

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8.5 Gesamtdefizit Schutzgut Boden Nach Berücksichtigung der Dachbegrünung verbleibt für das Schutzgut „Boden“ ein auszugleichendes Defizit in Höhe von

69.660 ÖP - 8.708 ÖP =

60.952 ÖP

8.6 Bilanzierung Schutzgut Arten und Biotope

8.6.1 Bilanzierung Bestand

Tab. 5: Bestandsbewertung Arten und Biotope

Biotoptyp (Nummer) Grundwert Faktor Biotopwert Fläche [m²] Bilanzwert

Acker (37.10) 4 - 4 ca. 6.085 24.340

Fettwiese mittl. Standorte (33.41) 13 - 13 ca. 1.660 21.580

Fettwiese mittl. Standorte/ Pionier- 11 - 11 ca. 1.760 19.360 und Ruderalvegetation 33.41/35.60 Pionier- und Ruderalveget. (35.60) 11 - 11 ca. 4.840 53.240

Feldhecke mittl. Standorte (41.22) 17 - 17 ca. 290 4.930

Naturraum- oder standortfremde 7 - 7 ca. 70 490 Hecke (44.20) 9 9 ca. 70 630 Streuobstbestand auf Zierrasen 9 - 9 ca. 1.240 11.160 45.40/ 33.80 Völlig versiegelte/gepflasterte Straße 1 - 1 ca. 2.820 2.820 oder Platz (60.21/60.22) Weg oder Platz mit wassergebun- 2 - 2 ca. 2.765 11.060 dener Decke (60.23) 4 - 4 ca. 225 900 Anthropogene Erdhalde/Ruderal- 11 - 11 ca. 875 9.625 vegetation (21.42/35.60) Summe ca. 22.700 160.135

8.6.2 Bilanzierung Planzustand Für den Planzustand wird von folgenden Voraussetzungen für die Bilanzierung auf der Grundlage der Planungswerte der Ökokonto-VO ausgegangen:

• Gärten/Außenanlagen als „Garten“ (60.60)

• Verkehrsgrün < 100 m² und Spielplatz als „kleine Grünfläche“ (60.50)

• Verkehrsgrün > 100 m² als „Fettwiese mittlerer Standorte“ (33.41)

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• 23 Einzelbäume als Pflanzgebot Einzelbaum als großkronige Einzelbäume mittlerer Stammum- fang bei Pflanzung 19 cm, Zuwachs 70 cm, überwiegend auf mittelwertigem Untergrund (33.41)

• flächiges Pflanzgebot PZ1 als Streuobstwiese auf mittlerem Standort (33.41)

• flächiges Pflanzgebot PZ2 als Weinberg • Dachbegrünung als kleine Grünfläche (60.50)

Tab. 6: Bewertung des Planzustands für das Schutzgut Arten und Biotope

Biotoptyp (LUBW - Nummerierung) Grundwert Faktor Biotopwert Fläche [m²] Bilanzwert völlig versiegelte Fläche (60.20/21) 1 - 1 ca. 4.271 4.271

Stellplatz (60.23) 2 - 2 ca. 925 1.850

Dachbegrünung (60.50) 4 - 4 ca. 4.354 17.416

Pflanzgebot 1 (45.40b auf 33.41) 13 - 13 2.220 28.860

Pflanzgebot 2 (Weinberg 37.20) 4 - 4 1.065 4.260

Außenanlagen (60.60) 6 - 6 8.005 48.030

Verkehrsgrün > 100 m² (33.41) 13 - 13 1.825 23.725

Verkehrsgrün < 100 m² 4 - 4 35 140

Pflanzgebote Einzelbaum (45.30b) 23 6 534 23 Ex. 3.204

Summe 22.700 131.756

Zwischen Planung und Bestand besteht ein Defizit in Höhe von 28.379 Ökopunkten.

8.6.3 Anrechnung artenschutzrechtlicher Maßnahmen (Blüh-/Brachestreifen) Als CEF-Maßnahme für die Feldlerche sollen 1.500 m² Blüh-/Brachstreifen angelegt werden.

Diese Blüh-/Brachestreifen können als „Ausdauernde Ruderalvegetation trockenwarmer Standorte“ mit dem Biotoptyp 35.62 mit 15 ÖP bewertet werden.

Abzüglich des Bestandswertes von 4 ÖP/m² für die Ausgangsnutzung Acker ergibt sich so eine Aufwer- tung um 11 ÖP/m².

Bei 1.500 m² „Brache-/Blühstreifen“ ergibt dies 16.500 ÖP.

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Bei Umwandlung von Acker in Grünland auf verschlämmungsempfindlichen Böden können für die Ver- besserung des Wasseraufnahmevermögens pauschal 3 ÖP/m² angerechnet werden.

Die Umwandlung von ca. 1.500 m² Acker in Blüh-/Brachefläche entspricht einer Aufwertung um

1.500 m² x 3 ÖP/m² =

4.500 ÖP

8.7 Bilanzierung Schutzgut Wasser

8.7.1 Oberflächenwasser Es sind durch die Planung keine Eingriffe in Oberflächengewässer geplant und daher auch keine Aus- gleichsmaßnahmen notwendig.

8.7.2 Grundwasser Durch die Versiegelung von ca. 0,6 ha Boden wird auf dieser Fläche die Grundwasserneubildung unter- bunden. Dieser Eingriff ist bei der Bilanzierung des Schutzgutes „Boden“ mit abgedeckt.

Durch die Bepflanzungen und Einsaaten werden dauerhafte Vegetationsstrukturen geschaffen, die sich positiv auf den Wasserhaushalt auswirken.

8.8 Bilanzierung Schutzgut Klima und Lufthygiene Der Eingriff ist nicht erheblich, eine Bilanzierung nicht notwendig.

8.9 Zusammenfassende und schutzgutübergreifende Bilanz Der Eingriff in das Arten- und Biotoppotential kann planintern nicht vollständig ausgeglichen werden. Es verbleibt ein Defizit in Höhe von 28.379 ÖP.

Durch den Eingriff in das Bodenpotential entsteht ein Defizit in Höhe von 60.952 ÖP.

Es verbleibt in der schutzgutübergreifenden Gesamtbilanz ein Defizit in Höhe von 89.331 Ökopunkten.

Durch die Anlage einer Blüh-/Brachefläche von 1.500 m² können für das Arten- und Biotoppotential 16.500 ÖP und für das Bodenpotenzial 4.500 ÖP generiert werden (siehe Kap. 8.6.3), so dass letztend- lich ein extern auszugleichendes Defizit in Höhe von

68.331 ÖP verbleiben.

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9. Minderungsmaßnahmen

9.1 Minderungsmaßnahme M 1 (Pflanzbindung (§ 9 (1) Nr. 25 b BauGB)) Die im Lageplan besonders bezeichneten Bäume sind auf Dauer zu erhalten, zu unterhalten und bei Ab- gang zu ersetzen.

9.2 Minderungsmaßnahme M 2 (Pflanzgebot Einzelbaum (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) Pflanzgebot - Einzelbäume (PZ/E): An den im Plan durch Planzeichen festgesetzten Stellen sind gebiets- heimische, standortgerechte, hochstämmige Obst- und/oder Laubbäume zu pflanzen und dauernd zu unterhalten. Die örtliche Lage im Lageplan ist nicht bindend (Artenempfehlung siehe Anhang der Begrün- dung).

Die Regelungen des Nachbarrechts Baden-Württemberg sind zu beachten.

9.3 Minderungsmaßnahme M 3 (flächiges Pflanzgebot PZ1 (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) Die mit Pflanzzwang belegten Flächen sind durchgehend mit gebietsheimischen, standortgerechten, hochwachsenden Obst- und/oder Laubbäumen und Laubsträuchern zu bepflanzen. Je angefangene 75 m² zu bepflanzender Fläche je Baugrundstück sind mindestens ein Baum und zwei Sträucher zu pflanzen.

Festgesetzte Pflanzungen von Einzelbäumen nach PZ/E können angerechnet werden.

9.4 Minderungsmaßnahme M 4 (flächiges Pflanzgebot PZ2 (§ 9 (1) Nr. 25 a BauGB)) Die mit Pflanzzwang belegten Flächen sind durchgängig mit Weinreben zu bepflanzen.

9.5 Allgemeine Minderungsmaßnahmen • Unbelasteter Oberboden ist bei allen Baumaßnahmen nach sachgerechter Zwischenlagerung der Wiederverwendung zuzuführen. Verdichtete Bodenbereiche sind nach Abschluss der Baumaßnahmen gemäß DIN 18 915 „Bodenarbeiten“ wirkungsvoll zu lockern. Es sind geeignete Schutzmaßnahmen gegen Schadstoffeinträge in Boden und Grundwasser zu ergreifen.

• Sollten bei der Erschließung des Plangebietes Altablagerungen angetroffen werden, so ist das Land- ratsamt Heilbronn, Umweltschutzamt, sofort zu verständigen. Ggfs. belastetes Bodenmaterial sowie bodenfremde Stoffe sind von unbelasteten Böden zu separie- ren und einer Sanierung bzw. einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuzuführen.

• Hinsichtlich der Vermeidung von Bodenbelastungen durch Lagerung von Bauabfällen und Betriebs- stoffen sind geeignete Vorkehrungen zu treffen. Baubetriebsbedingte Bodenbelastungen (z. B. Verdichtungen, Erosion, Durchmischung von Boden mit

43 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Fremdstoffen) sind auf das den Umständen entsprechend notwendige Ausmaß zu beschränken (§ 4 Abs. 1 BodSchG) sowie nach Abschluss der Baumaßnahmen zu beseitigen.

• Das im Zuge des Erdaushubs anfallende unbelastete Bodenmaterial ist einer Wiederverwendung zu- zuführen. Eine Entsorgung und Deponierung ist nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig.

• Wird bei Bauarbeiten Grund- oder Quellwasser erschlossen, ist dies gem. § 37 Abs. 4 WG der Was- serbehörde Landratsamt anzuzeigen. Die Bauarbeiten sind bis zur Entscheidung des Landratsamts einzustellen.

• Während der Baumaßnahmen können bisher unbekannte archäologische Funde entdeckt werden. Diese sind unverzüglich einer Denkmalschutzbehörde oder der Gemeinde anzuzeigen. Sollten im Zu- ge von Erdarbeiten archäologische Fundstellen angeschnitten werden oder Einzelfunde auftreten, ist das Landratsamt, Abt. Archäologische Denkmalpflege unverzüglich zu benachrichtigen. Der Fund und die Fundstelle sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zu- stand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutzbehörde oder das Landesdenkmalamt mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist (§ 20 DSchG). Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten wird hingewiesen (§ 33 DSchG).

9.6 Artenschutzrechtliche Minderungsmaßnahmen • Gehölzrodungen sind nur in der Zeit zwischen 1. Oktober und 28. Februar zulässig.

• Die Anlage der Baustelleneinrichtungen und Baumaßnahmen, die mit erheblichen störenden Emissio- nen - Lärm und Erschütterungen - verbunden sind, sollten im Zeitraum ab Ende Juli bis Mitte März er- folgen und in der sensiblen Phase der Vogelbruten (März bis Juli) unterbleiben.

• Sollten die Bauarbeiten erst im späten Frühjahr beginnen, ist dafür Sorge zu tragen, dass keine Feld- lerche ihren Brutplatz im Baufeld wählt. Dazu sind entsprechende Vergrämungsmaßnahmen zu ergrei- fen (Flatterbänder, Grubbern der Fläche, Drachen etc.).

10. Ausgleichsmaßnahmen

10.1 Naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen Das Ausgleichsdefizit in Höhe von 68.331 ÖP kann über das Ökokonto der Gemeinde Erlenbach ausge- glichen werden.

10.2 Artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen Für die Feldlerche werden vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen vorgeschlagen.

Für das betroffene Feldlerchenpaar werden als CEF-Maßnahmen eine Blüh-/Brachefläche von ca. 1.500 m² Fläche vorgeschlagen.

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11. Überwachung (Monitoring) Nach § 4c BauGB haben die Gemeinden

erhebliche Umweltauswirkungen, die auf Grund der Durchführung der Bauleitpläne eintreten zu überwachen, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermit- teln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen.

Ein konkreter Monitoringbedarf ist derzeit aus naturschutzschutzrechtlicher Sicht nicht ersichtlich. Durch die amtliche Bauüberwachung sollte jedoch die Ausführung der Pflanzgebote und Einhaltung der Pflanz- bindungen überwacht werden.

12. Allgemeinverständliche Zusammenfassung Die Gemeinde Erlenbach verfolgt mit der Aufstellung des Bebauungsplans „Straßenäcker/Rainäcker“ die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung eines bestehenden Weingutes sowie einer bestehenden Schule zu schaffen.

Mit der Umsetzung der Planung sind Eingriffe v.a. in das Bodenpotential sowie das Schutzgut Arten und Biotope betroffen.

Die Eingriffe können nicht vollständig planintern ausgeglichen werden.

Ein verbleibendes Restdefizit kann über das Ökokonto der Gemeinde Erlenbach ausgeglichen werden.

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13. Pflanzenempfehlungen

Die Pflanzenempfehlungen beruhen auf der Veröffentlichung „Gebietsheimische Gehölze in Baden - Württemberg“ der LUBW Baden - Württemberg sowie den Empfehlungen des LRA Heilbronn.

13.1 Bäume (nur vereinzelt an geeigneten Standorten) Wiss. Name Deutscher Name Wuchshöhe [m]

Acer campestre Feldahorn 5 - 15

Malus sylvestris Holzapfel 3 - 8

Prunus padus Traubenkirsche 5 - 15

Pyrus pyraster Wildbirne 8 - 15

13.2 Sträucher Wiss. Name Deutscher Name Wuchshöhe [m]

Cornus sanguinea Roter Hartriegel 2 - 5

Corylus avellana Haselnuss 2 - 8

Crataegus laevigata Zweigriffliger Weißdorn 2 - 5

Crataegus monogyna Eingriffliger Weißdorn 1 - 5

Euonymus europaeus Pfaffenhütchen 2 - 6

Ligustrum vulgare Liguster 1 - 5

Lonicera xylosteum Heckenkirsche 1 - 2

Prunus spinosa Schlehe 2 - 3

Rhamnus cathartica Kreuzdorn 2 - 4

Rhamnus frangula Faulbaum 2 - 4

Rosa canina Hundsrose 1 - 3

Rosa rubiginosa Weinbergsrose 1 - 2

Salix aurita Ohrweide 1 - 2

Salix caprea Salweide 3 - 6

Salix cinerea Aschgraue Weide 2 - 4

Salix purpurea Purpurweide 2 - 4

Salix triandra Mandel-Weide 2 - 4

Salix viminalis Korbweide 2 - 4

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Sambucus nigra Schwarzer Holunder 2 - 7

Sambucus racemosa Traubenholunder 2 - 5

Viburnum opulus Gemeiner Schneeball 1 - 5

13.3 Pflanzqualitäten und Herkunft Pflanzgröße Sträucher: mind. 2 x verschult, 60 - 100 cm

Es ist autochthones Saat- und Pflanzgut der Herkunftsregion 7 mit Nachweis zu verwenden.

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14. Literaturverzeichnis ARBEITSGRUPPE FÜR TIERÖKOLOGIE UND PLANUNG J. TRAUTNER (2015 ): Ausbau der BAB 6 Weinsberger Kreuz bis . Faunistisches Sondergutachten. - Auftrag: Regie- rungspräsidium Stuttgart, Referat 44

ARBEITSGRUPPE FÜR TIERÖKOLOGIE UND PLANUNG J. TRAUTNER (2016): Ausbau der BAB 6 Weinsberger Kreuz bis Untereisesheim. Artenschutzfachliche Beurteilung. - Auftrag: Regie- rungspräsidium Stuttgart, Referat 44

BauGB: „ Baugesetzbuch“ in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. August 1997 (BGBl. I S. 2141, ber. 1998 I S. 137), in der aktuell gültigen Fassung

BauNVO: „Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke“ in der Fassung der Bekanntma- chung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132) geändert durch Gesetz vom 22. April 1993 (BGBl. I S. 466)

BNatSchG: „Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege“ vom 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193), in der aktuell gültigen Fassung

BodSchG: „Gesetz zum Schutz des Bodens“ (Bodenschutzgesetz Baden - Württemberg) vom 24. Juni 1991 (GBl. S. 434), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. November 2001 (GBl. S. 605)

Küpfer, C.: „Planexterne Kompensation und Ökokonto“ auf: http://www.stadtlandfluss.org/christian- kuepfer/start/methodik.html

Küpfer, C.: Ökokonto Baden-Württemberg - Anwendungsbeispiel für die Abfolge der Schritte zur Kom- pensation von Eingriffen unter weitestgehender Beibehaltung des Schutzgutbezugs und schutzgutübergreifender Kompensation nicht schutzgutbezogen kompensierbarer Restein- griffe (2007)

Landesanstalt für Umweltschutz Baden - Württemberg: „Empfehlungen für die Bewertung von Ein- griffen in Natur und Landschaft in der Bauleitplanung sowie Ermittlung von Art und Umfang von Kompensationsmaßnahmen sowie deren Umsetzung; Teil A: Bewertungsmodell und Teil B: Beispiele; (Karlsruhe; 2005)

Landesanstalt für Umweltschutz Baden - Württemberg: „Bewertung der Biotoptypen Baden - Würt- tembergs zur Bestimmung des Kompensationsbedarfs; (Karlsruhe; 2005)

Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum Baden - Württemberg : „Gesetz zum Schutz der Natur, zur Pflege der Landschaft und über die Erholungsvorsorge in der freien Landschaft (Naturschutzgesetz - NatSchG). in der derzeit aktuellen Fassung

Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden - Württemberg: „Ökokonto-Verordnung – ÖKVO“ (2010)

UVPG: „Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung“ in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. September 2001 (BGBl. I S. 2350), in der aktuell gültigen Fassung 48 Umweltplanung Dr. Münzing Umweltbericht zum 74223 Flein B - Plan "Straßenäcker/Rainäcker" in Erlenbach - Binswangen

Umweltministerium Baden - Württemberg: „Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit - Leit- faden für Planungen und Gestattungsverfahren“ (2010)

Umweltministerium Baden - Württemberg: „Das Schutzgut Boden in der naturschutzrechtlichen Ein- griffsregelung“ (2012)

49 PIFRPGQSFTH2entropogene2irdh—ldeG‚uder—lveget—tion

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QQFRIGQSFTH2pettwiese2mittlF2ƒt—ndorteG2€ionierE2und2‚uder—lveget—tion qemeinde2irlen˜—™h

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