FREITAG UND SEINE REGION 14. Februar2003 17

D ie Zahl der Verkehrsunfälle in der Region sinkt zwar, doch manche Unfallschwerpunkte trotzen dem Trend der Statistik UNFALLSTATISTIK Kommentar WoderKampf für mehrSicherheitscheitert DerSchein trügt Von Helmut Buchholz TraukeinerStatistik,die du Hier kracht’s ständig:Unfallschwerpunkte nichtselbst gefälschthast.Die- Die Zahl der Verkehrsunfälle in serGrundsatz giltauchfür die Stadt- und Landkreis Heilbronn ImStadt- und Landkreis Heilbronn 2002 offizielle Unfallstatistik derVer- ist im Jahr 2002 leicht zurückge- kehrsunfälle in Stadtund Land- gangen. Dochder schöne Schein Möckmühl,Autobahnausfahrt Landesstraße zwischen kreisHeilbronn. Die vorliegen- der Statistik trügt.Wer sichdie Landesstraße 1095/1047 Hölzern und Schwabbach den Daten lassen kaumeinen Unfallschwerpunktegenauer an- Unfälle: 15,davon 12 wegen Unfälle: 12,davon 10 wegen zu Rückschluss zu,wie gefährlich sieht,entdeckt, wie aussichtslos Vorfahrtsmissachtung schnellen Fahrens estatsächlichaufStraßen und mitunter der Kampf für mehr Si- Problem: keine Ampel,hohe Problem: Kurvenreiche Strecke Wegen im Unterland zugeht. cherheit aufden Straßen in der Verkehrsdichte. durchden Wald,im Winter Denn aufden ersten Blicksig- Region ist. Lösung: Polizei hat vergebens Glatteis. nalisieren die sinkenden Un- ProCrasheine Stecknadel. Jeden versucht,Unfallschwerpunkt mit Lösung: Aufder ganzen Strecke fallzahlen mehrSicherheit.Der Verkehrsunfall,der mehr als nur ei- Kontrollen und Geschwindig- herrscht Tempolimit 70, trotz- Eindrucktäuscht.Wahrist, Landesstraße zwischen nen Bagatellschaden hatte,mar- keitsbegrenzung in den Griff zu dem wird zu schnell gefahren. dass die Summe derUnfälle in und Neuenstadt kriegen. Kreisverkehr ist geplant. Die Polizei macht dort Ge- kiert BernhardKriegel mit einer 2002 leichtzurückging. Dasist Unfälle: 56 schwindigkeitskontrollen. Ein Stecknadel auf riesigen Landkarten Umbau „ist utopisch,da zu zwarerfreulichund umsoer- in seinem Büroinder Heilbronner Problem: Obwohl durchgehend staunlicher,dagleichzeitig die Tempolimit 70 und Überholver- teuer“, sagt die Polizei. Polizeidirektion. Die Unfallursache bot herrscht, wirdaufder gut Verkehrsdichtezunahm. Aber wirdmit der Farbedes Stecknadel- werdie Unfallschwerpunkte ausgebauten Strecke zu schnell Autobahnzubringer Möckmühl kopfs angezeigt.Tödliche Unfälle gefahren. Fast jede Woche ein / unterdie Lupe nimmt,be- kennzeichnet Kriegel,der Chef des Unfall – und das schon seit Jah- kommtein differenzierteres ren. Unfälle: 9,davon 7 Sachgebiets „Verkehr“,mit einem wegen Vorfahrts- Bild. Und dassiehtdüsterer kleinen schwarzen Pappstück. An Lösung: Da ein Umbau nicht fi- missbrauch aus,alsdie Gesamtstatistik manchen Stellen aufder Kartegibt nanzierbar ist,kommt die Polizei Glauben macht.Jedereinzelne A81 Problem: Ander es kaumnochPlatz für die Steckna- dem Unfallschwerpunkt nur mit Bad Offenau Unfallschwerpunkteist ein Kontrollen bei. Ein starker Kon- Rappenau Einmündung zum deln. Hier kracht es besonders häu- Jagstfeld neuen Gewerbege- meist schwierigerFall für sich, trolldruckist aber nicht über ei- Clever- fig. Die Unfallschwerpunktefallen Neuenstadt sulzbach biet kommt es im- den Straßenplanerund Polizei nen längeren Zeitraumaufrecht A6 BadWimpfen sofort ins Auge. Doch„Gefahr er- A6 Neuenstein mer wieder zu Zusammenstößen, schon lange versuchen zu ent- zu erhalten. Dazu fehlt es der Kirchardt Neckarsulm Öhringen weil die Autos aufdem Auto- kannt“,heißt nochlange nicht „Ge- Polizei anPersonal. Berwangen schärfen. Oftvergeblich. Zum Eberstadt fahrgebannt“. Waldenburg bahnzubringer zu schnell und Beispiel die Raserstrecke zwi- Massenbach die Autos aus dem Gewerbege- Pfedelbach Richen schen Neckarsulm und Neuen- Leingarten Weinsberg biet dieseGeschwindigkeit un- Schwaigern stadt.Die Straße lässt sich ManchmalfehltdasGeld Heilbronn,Römer-/SaarlaEndppingenstraße Affaltrach terschätzen. Ellhofen kaumnochsicherermachen. Unfälle: insgesamt 17,davon Un- HEILBRONN Lösung: Eine Ampel ist in Alle zwei Jahre ziehen Kriegel und fälle beim Abbiegen: 7 Nordheim A81 Planung. Und die Polizei hatnichtdie sein TeamBilanz.Dann kommen Flein Kapazität,ständig zu kontrol- Problem: Links-,Rechtsabbieger Löwenstein die Vertreter der Straßenbaubehör- lieren. Die Folge:Indiesem und Geradeausfahrer Heilbronn,Europaplatz den aus Stadt und Landkreis ins Bü- bekommen gleichzei- Jahrwerden hiervermutlich Unfälle: 51 rodes Verkehrspolizisten und bera- tig Grün. wiederüber50Unfälle passie- Problem: Hohe Verkehrsdichte, ten darüber, wie die gefährlichen Lösung: AndereAm- ren. Auchwenn die Unfallzah- zwischen 40 000 und 50 000 Au- Stellen entschärft werden könnten. pelschaltung oder Um- len derGesamtstatistik in Zu- tos amTag. HäufigsteUnfallursa- Das ist manchmalkein großes Pro- bau mit separater Ab- kunftweitersinken werden. che:Fahrstreifenwechsel. blem. ZumBeispiel die Kreuzung biegespur.Umbau ist Helmut Buchholz Lösung: Keine. Der Kreisverkehr amBrackenheimer Bürgerzentrum. teuer.AndereAmpel- ist schon ampelgesichert.Offen- Dort krachtees besonders häufig. schaltung verursacht mehr Rückstau. bar sind Autofahrer von zweispu- Vornehmlichnachts galt die rigem Kreisverkehr überfordert. ERZIEHERIN Rechts-vor-Links-Regel nicht mehr Quelle:Polizei / Fotos:Ulrike Kugler viel. Kleine Ursache,große Wir- HSt-Grafik Kommentar kung:Die Ampel war nach 22 Uhr abgeschaltet.NachKriegels Vor- Unfälle würde die Investition von Straßenbauer selbst die Mitschuld schlagist diesenunnonstop in Be- einigen hunderttausend Euroinei- aneinem Unfallschwerpunkt.Zum W as ist ein Unfallschwerpunkt? punkt.Wenn durch verschie- Reform-Chaos trieb.Und siehe da, fortangab es ei- nen Kreisel nicht rechtfertigen“, Beispiel in Heilbronn ander Heidel- dene Ursachen mehr als zwölf nen Unfallschwerpunktweniger. sagt Karl-Heinz Frenzel vom Heil- berger Straße/Kastanienweg. Der Crashs im gleichen Zeitraum Erziehungsregel Nummereins: Nicht immer ist es soeinfach wie bronnerAmtfür Straßenverkehr. Kreisverkehr andieser Stelle sollte Überdrei Crashs und angleicher Stelle passieren, Dusollst dasKind nichtmit in Brackenheim. Es gibt Stellen,die Ein weiteres Exempel:Verkehrs- eigentlichfür mehr Sicherheit sor- müssen essein bekommt dieseauchdie Katego- dem Bade ausschütten! Schon sichdurcheine andereVerkehrs- polizist Kriegel hat Heilbronn fünf gen. Tatsächlichist er aber sogestal- rie „Unfallschwerpunkt“. Ausge- passiert,werden die Fachleute führung oder einen Umbau ent- Kreuzungen genannt,die durchei- tet,dass die Autofahrer immer noch Wie wirdeine Unfallstelle zum nommen von dieser Zählweise und erst rechtall die jungen schärfen ließen. Dochmanchmal ne andereAmpelschaltung sicherer zu schnell durchfahren können, Unfallschwerpunkt?Dafür hat sind Kleinstunfälle wie Park- Frauen und ihreElternunken. fehlt das Geld – und die Einsicht. werden würden. Damit könnten 80 sagt BernhardKriegel. Die Folge:Es die Polizei genaueRichtlinien. rempler mit Bagatellschäden. WermitKindergarten und Er- ZumBeispiel beim Heilbronner Un- Unfälle im Jahr vermieden werden, kracht immer wieder.Das bestreitet Wenn mindestens drei Unfälle 2002 gab es in Heilbronn 51 Un- zieherinnen-Ausbildung zu tun fallschwerpunkt ander Robert- schätzt die Polizei. Allerdings wäre aber der Straßenverkehrsamtsleiter mit der gleichen Ursache anei- fallschwerpunkte,im Kreis Heil- hat,schütteltmissbilligend den Bosch- /Max-Planck-Straße. Ein auchder Rückstau anden Ampeln Karl-Heinz Frenzel:„Der Radius hat ner Stelle innerhalb von zwei bronn waren’s 60.DieseZahlen Kopf. Sodochnicht,FrauScha- Kreisverkehr würde die Unfallzah- größer.Ob die Kommune den Vor- nichts mit der Unfallhäufigkeit zu Jahren passieren, wirdeine Un- sind schon über Jahrehinweg in van. MitSchnellschüssen und len extrem senken,argumentiert schlagumsetzt,ist offen. tun.“ fallstelle zumUnfallschwer- etwakonstant.(mut) Ober-Chaoslässt sichniemand die Polizei. Doch„die Häufigkeit der Manchmal tragen aber auchdie Kommentar„DerSchein trügt“ für eine Reformbegeistern. Und sei sie –imKindergarten wie in dergymnasialen Oberstufe – I nfos der Fachschulen: Die neue Erzieherinnen-Ausbildung beginnt im Herbst, doch jetzt werden die Verträge gemacht nochsodringend. E rzieherinnen-Ausbildung Positivmuss eine sogrundle- gende Neuerung umgesetzt wer- Tipps:Wasist den. Gut Ding will gut vorberei- Verwirrung und Unmut überschnelle Reform tetund dann nochbesserunter jetzt zu tun? die Leutegebrachtsein. Jetzt Von GertrudSchubert vielleicht bis Osternbewältigt ist, gen, will vier solcher Klassen ein- ren folgt das Berufspraktikum,das versinktderganzeReformeifer „Meine Tochter hat einen Kin- muss anden neuen Lehr- und Lern- richten. Einen TagproWoche sind Anerkennungsjahr.Wer zusätzlich in Irritation,Verärgerung und dergartenplatz.Gilt das jetzt al- Nichts bleibt, wie es war.Baden- formen geschliffen werden. Sonst die Mädchen im Kindergarten,der Mathe-Unterricht belegt hat wäh- Ablehnung. Schade drum! Neu- les nicht mehr?“ Eine besorgte Württembergmodelt die Erziehe- bleibt die ganzeReformeine Mogel- Rest ist Schulzeit.Zwei Blockprakti- rend der drei Schuljahre,kann die er,positiverSchwung hätteun- Mutter will wissen, was denn rinnen-Ausbildung von Grund packung. kaim Kindergarten sind vorgese- Fachhochschulreife erwerben. seren Kindernund den Erziehe- jetzt aus dem Vorpraktikantin- auf um. Das stiftet jetzt in der An- Und so sieht die neueAusbildung hen,insgesamt sind es 14 Wochen Inder Fachschule gibt’s gewöhn- rinnen gut getan. nen-Vertrag werden soll. Die meldephasefürs Vorpraktikum aus:Das Vorpraktikumgibt es nicht Praxis.InNeckarsulm gehen die Er- liche Fächer wie Deutschoder Eng- Anletzterescheintübrigens Träger,davon ist auszugehen, reichlichVerwirrung – und Un- mehr.Stattdessen besuchen die Er- zieherinnen-Auszubildende zwei lisch. Dochaller anderer Unterricht kein Menschzu denken:Wer werden die jungen Frauen auch mut.AmMittwochkamen 300 Be- zieherinnen-Auszubildenden ein Tage proWoche in den Kindergar- orientiert sichanHandlungsfel- ersetzt die Vorpraktikantin? als Praktikantinnen akzeptieren, troffene zu einer Info-Veranstal- einjähriges Berufskolleg für Prakti- ten. Statt Praxis-,gibt es zwei länge- dern,geht also von der Praxis aus Werbetreut die Ein-Tages-Prak- die ins Berufskolleg gehen. Der tung nachBöckingen. kanten,das Praxis im Kindergarten reUnterrichtsphasen amStück. und erarbeitet anhand von Beispie- tikantin? Werbenotetsie? Wer Vertragmuss geändert werden. Dass die Reformkommen muss, und Schulunterricht miteinander Nachdem ersten Jahr bewerben len pädagogisches Knowhow für bildetdie Anleiterin aus und Parallel dazu geht die Bewer- war klar.DonataElschenbroichs verknüpft.IngeborgEcker,Leiterin sichdie Erzieherinnen in spe aufs Umgang,Förderung und Bildung bezahltsie besser?Die Reform bung aneine der Fachschulen Kindergarten-Kritik und Pisamögen der staatlichen Fachschule für Sozi- zweijährige Berufskolleg für Sozial- von Kindergartenkindern. verpufft,wenn mandie Erziehe- für Sozialpädagogik. - das Tempo der Bildungsreformer im alpädagogik in Heilbronn-Böckin- pädagogik. Und nachden zwei Jah- Kommentar„Reform-Chaos“ rinnen nichtdafür gewinnt. sulm und Heilbronn wollen bis Stuttgarter Kultusministeriumbe- GertrudSchubert 15. März Anmeldungen entge- flügelt haben. Dochdass jetzt alles gen nehmen. Unterlagen gibt’s derart Knall aufFall über die Betrof- in den Schulen,beim Arbeits- fenen hereinbricht,damit hattekei- D reister Beutezug durch Büros amtund bei (manchen) Trägern. ner gerechnet:die Kindergarten- Ohne Vorpraktikumkein Träger nicht,die schon Vorprakti- Geld:Die geringe Vergütung kantinnen-Verträge abgeschlossen ImLandratsamt (zwischen 205 und 545 Euro) haben,obwohl es das einjährige Dieberwischt können sichdie Träger sparen. Vorpraktikumgar nicht mehr gibt. Manche werden vielleicht für Die jungen Mädchen nicht,die sich Ein 29-jähriger Mann,der in Büros die Blockpraktikaein Taschen- für den Erzieherinnenberufent- des Heilbronner Landratsamtes geld gewähren. Vom ersten Aus- schieden haben und sichmit ihrem beim Diebeszugerwischt worden bildungstagankönnen die Vertragab Herbst aufder sicheren ist, wirdnundem Haftrichter vor- Schülerinnen Bafög beantragen. Seite wähnten. Und erst recht nicht geführt.Der Mann war amMitt- Nachdem Berufskolleg für Fachschulen,die jetzt „mehr oder wochmit seiner Freundin in den Praktikantinnen muss man sich weniger aus den Handgelenk Lö- Räumen der Behörde. Die 22 Jahre erneut für die Fachschule bewer- sungen schütteln“ und versuchen, alteHeilbronnerin hatteetwas ver- ben. „dasbestedaraus zu machen“. gessen und ging nocheinmal Es gibt eine Übergangsrege- Hans-Albrecht Fromm,Leiter der schnell nachHause. DieseZeit lung:Mankann auchab Herbst Katholischen Fachschule Neckar- nutzteder Freund. Er ging in Büros nochVorpraktikantin sein. sulm,macht kein Geheimnis da- hinein,in denen gerade niemand Aber:Es gibt keine Aufnahmega- raus,dass der einsame Stuttgarter war, und stahl ein Handy,Geldbeu- rantie für die Fachschule. „Sie Reformentschluss vom Dezember tel samt Inhalt,eine Kamera und haben das Recht, sich zu bewer- auch unter den Ausbildernnicht andereDinge. Zu seinem Pech ben“,heißt es lapidar.Die neue nur freudvollen Umsetzungseifer wurde er gesehen und von einem Ausbildung in der Fachschule auslöste. Trotz aller Einsicht in die Mann festgehalten,bis die alar- baut aufdem Berufskolleg Prak- Notwendigkeit. miertePolizei eintraf. Es stellte sich tikumauf. (ger) Erst kamdas Organisationschaos Vorlesen ist schön. Und gemütlich. Und:Es erweitert den Horizont, vermehrt Phantasie und Wortschatz,macht unab- heraus,dass der Mann der Polizei und jetzt, wenn das Anmeldechaos hängig von Dialektund Muttersprache mitderdeutschen Sprache vertraut.(Foto:AndreasVeigel) kein Unbekannterist.(red)