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Ročník / Volume 43 Číslo / Number 2 Werner TELESKO Die Deckenmalereien im „Prunksaal“ der Wiener Nationalbibliothek und ihr Verhältnis zum (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7853). Idee und Ausführung in der bildenden Kunst unter Kaiser Karl VI. (137) Klenbové maľby v „Slávnostnej sále“ viedenskej Národnej knižnice a ich vzťah k Albrechtovmu kódexu (Viedeň, Rakúska národná knižnica, Cod. 7853). Idea a realizácia vo výtvarnom umení za cisára Karola VI. Szabolcs SERFŐZŐ Die Deckenmalereien der Pauliner Wallfahrtskirche und der Heiligen Brunnkapelle in Mariatal (154) Klenbové maľby pútneho chrámu Narodenia Panny Márie (býv. kostola pavlínov) a kaplnky Svätej studne v Marianke (Mariatal) Jozef MEDVECKÝ . Maliarska výzdoba katedrály v Nitre a jej autor (178) Gottlieb Anton Galliarti inventor. Die malerische Dekoration der Kathedrale zu Nitra und ihr Schöpfer Barbara BALÁŽOVÁ – Jozef MEDVECKÝ … Zum spätbarocken Umbau und zur malerischen Ausschmückung der Koháry Schlösser in Ebenthal und St. Anton (Svätý Anton) (213) Sunt, ut erunt horae… K neskorobarokovej prestavbe a maliarskej výzdobe koháryovských kaštieľov v Ebenthale a vo Svätom Antone Tomáš VALEŠ Memorie barokního preláta nebo reprezentace rytířského řádu? Franz Anton Maulbertsch a Hradiště sv. Hypolita/Pöltenberg u Znojma (241) Memorie eines Barockprälaten oder Repräsentation eines Ritterordens? Franz Anton Maulbertsch und Hradiště sv. Hypolita/Pöltenberg bei Znaim Michaela ŠEFERISOVÁ LOUDOVÁ Maulbertschova freska ve Filosofickém sále Strahovské knihovny: forma a technika (259) Maulbertsch’ Fresko im Philosophischen Saal der Stiftsbibliothek Strahov: Form und Technik Eva KOTLÁRIKOVÁ Vincenzo della Greca: ... Taliansky rukopis v zbierkach Východoslovenského múzea v Košiciach (276) Vincenzo della Greca: Lettioni date da me... Italian Manuscript in the Archives of the East Slovakian Museum in Košice Jana ŠVANTNEROVÁ Obrazy (z) minulosti. Poštátňovanie umeleckých predmetov z majetku Židov a ich prevod do štátnych zbierok za Slovenského štátu (1939 – 1945) (299) Pictures of the Past. The Expropriation of the Jewish Collections of Fine Arts and Their Transfer to the State Collections during the Slovak State (1939 – 1945) Werner TELESKO Im Todesjahr von Johann Bernhard Fischer und spanischen Linie konzipiert, auf einen Auftrag von Erlach (1723) wurde mit dem Bau der Wiener Kaiser Leopolds I. zurückgehen. Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbib- Der Text des Concettisten Conrad Adolph von liothek) begonnen, der elf Jahre später unter der Albrecht ist nicht nur im Albrechtscodex (Wien, Öster- Leitung seines Sohnes Joseph Emanuel seinen Ab- reichische Nationalbibliothek, Cod. 7853),3 sondern schluss fand. Das Zentrum dieser Bibliothek ist ein auch in einer praktisch textgleichen (möglicherweise großer und durch eine Kuppel kräftig überhöhter von der gleichen Hand stammenden)4 und wahr- Ovalsaal [Abb. 1], an den sich zwei seitliche Flügel scheinlich als Dedikationsexemplar anzusprechenden anschließen.1 Die wichtigsten Elemente der Innen- Handschrift (Wien, Österreichische Nationalbiblio- ausstattung sind einerseits die Deckenfresken Daniel thek, Cod. 8334) überliefert, die allerdings einen Grans, die in der Aurora-Lünette mit 1726 und in anderen Titel besitzt: Entwurff / deren in der Kayl: Neu- der Kuppel mit 1730 datiert sind,2 andererseits die erbauten / Bibliothec in Mahlerey / und anderen Außzierun- Marmorstatuen, die, als Teil einer monumentalen gen / angebrachten Historisch-Poetisch-und / Mythologischen Ahnengalerie der Habsburger der österreichischen Gedancken.5 Dieser Codex enthält auch Zeichnungen 1 LORENZ, H. (Hrsg.): Geschichte der bildenden Kunst in Österreich dankt Frau Dr. Elisabeth Klecker (Universität Wien, Institut IV – Barock. München – London – New York 1999, S. 265f., für Klassische Philologie) für zahlreiche wichtige Hinweise. Kat.-Nr. 33 (Hellmut Lorenz). 4 BUCHOWIECKI, W.: Der Barockbau der ehemaligen Hofbiblio- 2 KNAB, E.: Daniel Gran. Wien – München 1977, S. 50-73; thek in Wien, ein Werk Johann Bernhard Fischers von Erlach. Beiträge LORENZ 1999 (wie Anm. 1), S. 349f., Kat.-Nr. 104 (Karl zur Geschichte des Prunksaales der Österreichischen Nationalbibliothek Möseneder). (=Museion, N.F. 2, 1). Wien 1957, S. 89. 3 Gegenwärtig beschäftigt sich ein umfangreiches Forschungs- 5 UNTERKIRCHER, F.: Inventar der illuminierten Handschriften, projekt der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichi- Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalbibliothek. schen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der Teil 1: Die abendländischen Handschriften (=Museion, N.F. 2, 2/1). Technischen Universität Wien und dem Institut für Klassische Wien 1957, Bd. 1, S. 119; GARRETSON, E. P.: An Austrian Philologie der Universität Wien mit Edition und Kommentar Programmer of the Baroque. The Life and Work of Conrad Adolph des Albrechtscodex; siehe http://www.oeaw.ac.at/kunst/pro- von Albrecht. [Diss.] Chicago 1975, S. 112, nimmt den veränder- jekte/albrecht/albrecht.html (5. 11. 2010). Der vorliegende ten Titel zum Anlass, um eine Datierung dieser Handschrift Beitrag ist ein Teil dieses Forschungsvorhabens. Der Verfasser („presentation copy“ – Karl VI. besuchte offiziell am 22. April 137 1. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Prunksaal, Kuppelmalereien. Foto: M. Mádl, Tschechische Akademie der Wissenschaften, Prag. von vier Marmorstatuen Strudels (fol. 24ar) sowie von Szenen der Versammlung wissenschaftlicher Disziplinen („Schule von Athen“; fol. 21v/22ar; 23v/23ar). Angaben ausschließlich zur himmlischen Das Programm der Deckenmalereien der Hof- Kuppelzone enthält ein Manuskript Daniel Grans bibliothek gehört ohne Zweifel zu den komplex- im Stiftsarchiv St. Florian,6 wohin der Freskant die esten Konzepten innerhalb des Albrechtscodex.8 Im entsprechenden Notizen 1747 an Propst Johann Zentrum, unterhalb der Göttin des „immerwährenden Georg Wiesmayr zur Anregung der Ausmalung der Ruhms“, halten Herkules und Apoll ein Medaillon mit dortigen Bibliothek gesandt hatte.7 dem Profilbild Kaiser Karls VI. [Abb. 2], in dessen 1727 die Bibliothek) in das Jahr 1726 und damit vor dem tur dieses Textes ist aber anzunehmen, da etwa der Passus mit Albrechtscodex zu postulieren. Dieser Umstand wird durch die dem Stephansturm als Attribut Wiens durchgestrichen ist. Die im Titel verwendeten Formulierungen „Entwurff“ und „Neu- entsprechende Darstellung fehlt auch auf dem Fresko; zur Gegen- erbaut“, die im Albrechtscodex nicht mehr vorkommen, angezeigt; überstellung von Albrechtscodex und der St. Florianer Handschrift vgl. auch GARRETSON, E. P.: Conrad Adolph von Albrecht. siehe BUCHOWIECKI 1957 (wie Anm. 4), S. 92-104. Programmer at the Court of Charles VI. In: Mitteilungen der Ös- terreichischen Galerie, 24/25, 1980/1981, Nr. 68/69, S. 19-92. 7 BUCHOWIECKI 1957 (wie Anm. 4), S. 89f.; KNAB 1977 (wie Anm. 2), S. 51; LORENZ 1999 (wie Anm. 1), S. 349. 6 Der Text der St. Florianer Handschrift – GARRETSON 1975 (wie Anm. 5), S. 114, zufolge, „a description of the library ceiling“ 8 Zur Beschreibung der Fresken siehe BUCHOWIECKI 1957 – kopiert z.T. wörtlich den Albrechtscodex. Eine spätere Korrek- (wie Anm. 4), S. 49-55; MATSCHE, F.: Die Hofbibliothek in 138 2. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Prunksaal, Kuppelmalereien, Detail mit Apoll, Herkules und dem Medaillon Karls VI. Foto: M. Mádl, Tschechische Akademie der Wissenschaften, Prag. Person sich – dieser Sichtweise zufolge – die Fähig- unter dem Kissen“ (fol. 36v). Diese beiden Sujets keiten der Jupitersöhne in Kriegs- und Friedenszeiten fungieren im konkreten Zusammenhang als antike verkörpern. Palme und Lorbeer als Attribute des Referenzen auf die Pflege der Wissenschaft durch „Ruhmes“ im Zentrum der Kuppel nehmen eben- Karl VI. Dazu kommen mythologische Beispiele aus falls auf diesen essentiellen Doppelaspekt Bezug. Um der Perseussage in den Zwickeln zwischen den hohen diese inhaltliche Mitte gruppierte Gran Personifika- Arkadenbögen und Fensterbekrönungen. tionen weiterer Tugenden des Habsburgerregenten, Auf die kaiserliche Symbolik nehmen die über deren kreisförmige Anordnung von einer hermen- den großen Bogenfenstern platzierten (sowohl gegen gestützten Galerie mit antik und zeitgenössisch Josephsplatz und Burggartenseite), von Wolken um- gewandeten Personen umfasst wird, die durchwegs gebenen und mit der habsburgischen Mitrenkrone auf Kunst und Wissenschaft verweisen. In der ausgezeichneten symbola propria des Kaisers Bezug, Längsachse der Kuppel unter den Stirnfenstern der die wiederum von posaunenblasenden (Richtung Jo- Rotunde verdeutlichen Scheinreliefs bedeutende sephsplatz) bzw. -haltenden (Burggartenseite) Famae historische Exempla: „Caesar rettet schwimmend flankiert werden. Dem grundlegenden Prinzip einer Schriften aus dem brennenden Alexandria“ (fol. 36r) Trennung in einen „Kriegs-“ und „Friedensflügel“ sowie „Alexander schläft mit den Schriften Homers folgt auch das Programm der Malereien mit „Apoll Wien als Denkmal kaiserlicher Kulturpolitik. In: Ikonographie Buchwesens, 17). Hrsg. C.-P. WARNCKE. Wiesbaden 1992, der Bibliotheken (=Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des S. 199-233. 139 im Kreis der Musen auf dem Parnass“ (gegen die Karls VI. (Constantia et Fortitudine) und die stets domi- Kuppel) sowie der „Morgengöttin Aurora“ (auf nante Polarität von Krieg und Frieden – erfüllen. der Eingangsseite). Die Lünette der zur Kuppel Dieser in der Ausstattung zu Tage tretende, gewandten Kriegsseite präsentiert einerseits die markante