Bewegte Zeiten

Peter Kurze • Eckhart Bartels

Der Sieg der schönen Linie

Delius Klasing Verlag Folgende Bände dieser Reihe sind außerdem im Delius Klasing Verlag erschienen: Bewegte Zeiten Isabella Bewegte Zeiten DKW-Meisterklasse Bewegte Zeiten Citroën 2 CV – Die Ente Bewegte Zeiten Ford Taunus Bewegte Zeiten Goggomobil Bewegte Zeiten Karmann Ghia Bewegte Zeiten Kleinwagen der Fünfziger Jahre Bewegte Zeiten – der Wagen für Dich Bewegte Zeiten Mercedes 190–300 SE Bewegte Zeiten Porsche 356 Bewegte Zeiten Bewegte Zeiten VW-Käfer Bewegte Zeiten Wartburg 311/312

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1. Auflage ISBN 978-3-7688-2653-2 © by Delius, Klasing & Co. KG, Bielefeld

Einbandgestaltung: Gabriele Engel Layout: Gabriele Engel und Peter Kurze Druck: Kunst- und Werbedruck, Bad Oeynhausen Printed in Germany 2009

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Durch den Zweiten Weltkrieg werden in Rüsselsheim über 47 Prozent der Werksanlagen und Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Eine Wie- deraufnahme der Produktion erscheint unmöglich. Man beginnt mit Auf- räumarbeiten und ersten Werkstattaufträgen für die US Army. Dann die Enttäuschung: Die Alliierten verfügen den Abtransport der kompletten Kadett-Fertigungsanlagen in die Sowjetunion, als Reparationsleistung. Am 14. Juni 1946 verlassen 59 Güterwagen den Opel-Bahnhof in Rüsselsheim. Statt Personenwagen darf Opel nur den kleinen Schnelllastwagen wieder produzieren. Am Montag, dem 15. Juli 1946, beginnt das Band wieder zu laufen. Die ersten Opel Blitz 1,5 Tonner erhalten die Besatzungsmächte. Endlich wieder ein neues Auto: Opel Erst im November 1947 beginnt die Fertigung des 4-Zylinder-Modells »Typ Olympia-47 aus der knappen Nach- Olympia«. Der Opel Kapitän folgt ein Jahr später. kriegsproduktion. In den ersten acht Jahren ist der Wiederaufbau abgeschlossen. Ein Press- werk mit insgesamt acht Pressstraßen bildet die Basis für das neue Karos­ seriewerk, das im Sommer 1956 seinen Betrieb aufnimmt. 1954 verlassen erstmals wieder mehr Opel-Wagen das Band als 1938: 167 650 Autos ­werden ausgeliefert, 55 Prozent davon werden exportiert. Im Mai 1954 beginnen in Rüsselsheim die Bauarbeiten für die größte Industrie-Baustelle der Bundesrepublik Deutschland. Im neuen Auto­

15. Juli 1946: Der erste Opel Blitz verlässt das notdürftig reparierte Produktionsband in Rüsselsheim, noch unter Aufsicht der amerika­ nischen Besatzer.

13 mobilwerk sollen Presswerk, Karosseriebau und Fertigmontage eng ver- zahnt werden. Am 13. August 1956 läuft die Produktion im neuen Werk »K-40«mit dem 1957er-Modell des Olympia Rekord an. Alle Opel-Pkw-Mo- delle werden jetzt auf einem Band gebaut. Die geänderten Abläufe und die neue Logistik führen auch zu einer Umstellung der Fahrgestellnum- mern bei allen Personen- und Lieferwagen. Am 1. November 1956 umfasst das Areal der Adam Opel AG in Rüssels- heim 1 741 000 m2 mit 797 364 m2�Arbeitsfl äche. Im Werk K-40 arbeiten in zwei Schichten etwa 8500 Mitarbeiter, die bis zu 1000 Fahrzeuge pro Tag produzieren können. Das »laufende Band« durchzieht das Werk mit 30 285 m Hängetransportbändern und 14 986 m Montage- und Bodenför- deranlagen. 30 Jahre zuvor sind es nur 45 Meter, um mit dem 4-PS-Opel »Laubfrosch« die für Deutschland revolutionäre Produktionsmethode einzuführen. 1957 ist das Opel-Werk K-40 eine der modernsten Automobil- Das Opel-Kraftwerk in Rüsselsheim. fabriken der Welt: In jeder Minute rollt ein neuer Opel-Wagen vom Band. 1956 entstehen die ersten Entwürfe für eine neue Lampenabdeckung der Innenbeleuchtung. Der Grafiker ist Erhard Schnell, der spätere »Vater des GTs«.

Prospekt-Titelseite mit dem neuen Walzentacho.

27 28 Der Drehschemel beim Händler ist neu. Der Rekord 1958 ist die ­Attraktion im Ausstellungsraum.

Abladen der Rekord-Neuwagen bei einem Opel-Händler.

35 Saisondekorationen im Ausstellungs- raum des größten deutschen Opel- Händler, Dello in Hamburg.

36 Hier der leistungsgesteigerte Rekord als sportliches Coupé.

103 Opel Rekord-Wettbewerber … und was macht der Wettbewerb?

Die neue Olympia-Familie ist nicht nur schön, sie besitzt auch klare Merk- male gegenüber den Wettbewerbern: Panoramascheiben, Ein-Blick-Ins- trumententräger, Elastik-Sitze mit anatomischer Passform, Sicherheits- lenkrad und -türschlösser sowie einen großvolumigen Kofferraum. Aber Opel bietet bis 1959 in der 4-Zylinder-Baureihe nur Modelle mit VW 1200 · 1954–1985 1,5 Liter Hubraum an, die steuerlich gegenüber dem mit 1,2 Liter benachteiligt sind. Erst zur IAA 1959 erweitert Opel sein Angebot in der Mittelklasse und bietet zusätzlich 1,7- und 1,2-Liter-Triebwerke an. Bis dahin ist die Dominanz des ungebrochen. Auch 1959 steht VW mit 575 407 Käfern an der Spitze der deutschen Produktionsstatistik, doch Opel steigert sich in diesem Jahr auf 287 105 produzierte Mittelklas- semodelle – einschließlich der beliebten Kombiwagen. Der Mitbewerber Ford 12 M (1,2 oder 1,5 Liter) · Ford erreicht dagegen mit zwei Modellen der Baureihen 12 M und 17 M nur 1959–1962 130 156 Fahrzeuge. Auch Mercedes ist mit seinen kleinen Typen 180 und 190 sehr zufrieden: 78 507 Limousinen produzieren die Stuttgarter. Platz 4 be- legen die Modelle DKW 3=6 und AU 1000 mit 55 557 produzierten Einheiten, gefolgt von Borgward mit 38 254 Isabella in beiden Karosserievarianten. Im August 1960 will sich Opel mit seinem erfolgreichen Mittelklassemo- Ford 17 M · 1957–1960 dell »zeitbewusst« orientieren. Das Face-Lift auf bewährter Plattform ge- lingt den Opel-Gestaltern klassisch schön. Doch nur einen Monat später präsentiert Ford seine »Linie der Vernunft«. Plötzlich wirkt der Opel Rekord in der Karosseriegestaltung eher konservativ. Die Lager der Erzrivalen Ford und Opel diskutieren heiß, die Motorpresse begleitet die Dialoge. Mit dem neuen Ford 17 M steigern die Kölner ihre Produktion auf 10,7 Prozent der deutschen Automobilproduktion: guter Platz 3 mit 185 724 Fahrzeugen. Mercedes 180 a / 190 a · 1953/1956– Auf unverändertem Platz 2 schrumpft Opel leicht von 21,7 auf 20,1 Prozent, 1962/1961 was trotzdem eine Produktionssteigerung auf 350 951 Wagen bedeutet. 1960 ist VW erneut der ungekrönte König mit 41,6 Prozent der Gesamt- produktion. Die Einfuhr von ausländischen Marken in die Bundesrepublik ist 1959 noch sehr bescheiden. Erst langsam beginnt mit Abbau der Zollschranken zu- nächst der Wettbewerb in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, ins- besondere aus Frankreich und Italien: Von 115 694 Import-Fahrzeugen zäh- Peugeot 403 · 1955–1967 len nur knapp 18 000 Wagen zur Mittelklasse (1000 bis 1999 m3 Hubraum).

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