UID 1981 Nr. 4, Union in Deutschland

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UID 1981 Nr. 4, Union in Deutschland Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 5. Februar 1981 Nein Berlin: Alle Kraft für die Wende zu höheren am 10. Mai Der Wahltermin 10. Mai ist ein Sieg der Berliner über Steuern die SPD und den amtieren- den Senat, die Neuwahlen bis Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wie die von Ende des Jahres hinauszö- der Union geführten Bundesländer haben gern zu wollen, stellt Heiner im Bundestag bzw. Bundesrat die von der Geißler fest. Das Ergebnis Bundesregierung geplante Erhöhung der der von der CDU durchge- führten Unterschriftenaktion Mineralöl- und der Branntweinsteuer zum für Volksbegehren und Volks- 1. April 1981 im 1. Gesetzgebungsdurchgang entscheid ist ein unüberseh- einmütig abgelehnt. bares Zeichen des Wunsches der Bürger in Berlin nach Den Höhepunkt der viertägigen Haushaltsdebatte einem Wechsel der politischen des Bundestages bildete ein Rededuell zwischen Verantwortung für ihre Stadt. dem Bundeskanzler und dem Oppositionsführer. Die Berliner SPD ist reif zur Ablösung. Helmut Kohl sagte in seiner Antwort auf fast zwei- stündige Ausführungen von Helmut Schmidt: Sie Die von SPD und FDP aus- gelöste innere Krise Berlins haben möglichst alle Antworten auf die wirklichen hat nicht nur eine innere, sie Probleme, auf die drängenden Fragen vermieden. hat auch eine deutschiand- Es war eine Mischung zwischen Selbstmitleid und und ostpolitische Bedeutung. Resignation. Und das ist ja auch das Bild, das Sie Berlin ist aufgrund seiner gegenwärtig bieten. geographischen Lage so et- was wie eine Visitenkarte Was sich hier abspielt und darstellt, ist ein ganz freiheitlicher Demokratie und einfaches Kartell der Macht: Sie tun alles, um an Politik für den anderen Teil der Macht zu bleiben. So treibt das Regierungs- Deutschlands und die kom- munistischen Staaten Ost- schiff der Bundesrepublik Deutschland mehr oder europas. Die Berliner, der minder führungslos auf den Gewässern dahin. Die Souverän der Berliner Demo- beiden Kopiloten haben sich aneinandergebunden, kratie, haben jetzt die Chance, und jeder wartet darauf, wann der andere das Tau Unbestechlichkeit, Wahrhaftig- kappt. Das ist die wahre innere Lage! keit und Handlungsfähigkeit für die Berliner Politik zu er- Auszüge aus den Reden der Debatte auf den Seiten 2 zwingen. bis 15. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 2 HELMUT KOHL Ort der Diskussion für dieses Thema sei dieser Raum. Sie sind ein Kanzler Das ist wahr für den deutschen Bundes- ohne Gefolgschaft kanzler, aber Sie sind doch nur deut- scher Bundeskanzler geworden, weil in der eigenen Partei Sie auch einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Herr Bundeskanzler, was soll eigentlich Partei Deutschlands sind. draußen im Lande von den Repräsen- Ich kann nur sagen, für mich ist das tanten unseres Staates, was soll in der ein Beispiel für Ihren Mangel an Mut Bundeswehr von einem Kommandeur und für Ihren Mangel an Autorität, eines Regiments, eines Bataillons, einer wenn Sie nicht auf Ihren eigenen Par- Kompanie erwartet werden, wenn er am teitag gehen. Wie sollen Sie denn in Beispiel seines Dienstherrn, am Bei- Ihrer Partei Autorität besitzen, wenn spiel des Bundesverteidigungsmini- Sie in jener Landespartei, die Sie sters, erlebt, wie der mit den öffentli- geprägt hat, aus der Sie in 30 Jahren chen Dingen, mit dem Geld des Steuer- hervorgegangen sind, auch als Abge- zahlers, mit den einfachsten Verwal- ordneter des Deutschen Bundesta- tungsvorgängen umgeht? ges, wenn Sie im Hamburger Landes- Vierzehn Wochen nach der Bundes- verband kneifen, wenn es darum tagswahl ist die Krise dieser Regie- geht, Position zu beziehen? rung unübersehbar. Diese Krise ist zu- Herr Bundeskanzler, überlegen Sie nächst und vor allem auch eine Krise doch einmal, wie dies beispielsweise des Regierungschefs, ist der Verfall der auf die Polizeibeamten in Niedersach- Autorität des Bundeskanzlers, ist die sen, in Hamburg und in Schleswig-Hol- ganze Unlust am Geschäft des Regie- stein wirken muß, die so wie Sie und rens, die aus ihm spricht. ich in diesen Tagen in den Zeitungen Herr Bundeskanzler, Sie sind in der gelesen haben, daß der große Schlag Zwischenzeit — und hier im Saal kann gegen Kernkraftwerke jetzt bei der Rie- man es mit Händen greifen, wenn Sie sendemonstration mit über 100 000 De- die wirklichen nationalen Probleme an- monstranten in Brokdorf kommen wer- sprechen — ein Kanzler ohne Gefolg- de. schaft in der eigenen Partei geworden. Herr Bundeskanzler, warum sagen Sie denn nicht einfach: Ich bin nicht Herr Bundeskanzler, Sie haben hier in der Meinung des Herrn Gaus; ich einer Weise über das Thema Notwen- halte das für ganz und gar falsch. digkeit von Kernkraft gesprochen, die Ihre ganze Mutlosigkeit und Resigna- Herr Bundeskanzler, Sie haben sehr tion deutlich macht. Was können Sie vieles Gutes über die deutsch-amerika- denn eigentlich draußen im Lande von nischen Beziehungen gesagt. Sie haben unseren Mitbürgern erwarten, die zum im Blick auf die neue Administration Teil in schwierige Diskussionen mit wörtlich gesagt: Es gibt keinen Grund, Gegnern jeglicher Art der Kernkraft ste- der neuen amerikanischen Administra- hen, wenn Sie auf die Frage der Kolle- tion in der europäischen Öffentlichkeit gin aus Schleswig-Holstein erklären, Ihr mißtrauisch zu begegnen. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 3 Die Sprecher der Opposition I.Tag 27. Januar 1981 Alfred Biehle Hans-Jörg Häfele Elmar Pieroth Lothar Haase (Kassel) Herbert Köhler Rudolf Sprung Erich Riedl (München) 3. Tag 29. Januar 1981 Manfred Carstens (Emstek) Friedrich-Adolf Jahn Horst Waffenschmidt Oscar Schneider Dieter Schulte Heinz Riesenhuber Ignaz Kiechle Heinrich Franke Anton Pfeifer 2. Tag 28. Januar 1981 Christian Lenzer Franz Josef Strauß Hermann Kroll-Schlüter Richard von Weizsäcker Carl-Dieter Spranger Peter-Kurt Würzbach Alois Mertes 4. Tag 30. Januar 1981 Herbert Hupka Helmut Kohl Herr Bundeskanzler: Wer ist eigentlich auf Hermann Göring zurückgeht. Herr die europäische Öffentlichkeit? Ist das Bundeskanzler, das ist nicht die euro- beispielsweise Ihre eigene Parteizei- päische Öffentlichkeit, das ist ein Frak- tung, der „Vorwärts"? Dort wird in tionskollege aus Ihrer eigenen Partei. einem Leitartikel der amerikanischen Administration von vornherein unter- Das ist ein Stück der antiamerikani- stellt, in der Reagan-Ära solle anstelle schen Kampagne, die von bestimm- einer Ära des Friedens die globale Kon- ten Teilen der SPD seit vielen Jahren frontation mit der Sowjetunion treten. geführt wird. Ich sage nicht, daß Sie sich daran beteiligen. Ich sage nur, Ja, meine Damen und Herren, das daß Sie zu schwach sind, diesen Leu- können Sie ja nicht einmal in sowjeti- ten in der eigenen Partei zu widerste- schen Propagandablättern gegenwär- hen. tig lesen, daß sie die Reagan-Admini- stration verdächtigen, sie wolle die Sie haben da eine Rede gehalten, die Konfrontation. sicher ganz weitgehend richtig war. Das allermeiste kann von uns so unter- Ihr Fraktionskollege Wolfgang Roth, mit strichen werden. Was sie etwa zur dessen Stimme Sie ja auch Kanzler Freundschaft zu arabischen Ländern, geworden sind, hat im Blick auf die insbesondere zu Saudi-Arabien sagten: neue US-Regierung unter Ronald Rea- voll einverstanden. Was Sie über die gan gesagt, die handle nach dem Motto internationale Verantwortung auch der ..Kanonen statt Butter". Das sind für Bundesrepublik in dieser Region der mich schreckliche Perspektiven. Jeder, Welt gesagt haben: voll einverstanden. der die deutsche Geschichte kennt, Nur, Herr Bundeskanzler, wenn ich Weiß, daß dieser entsetzliche Vergleich mich richtig erinnere, haben Kollegen UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 4 aus der Union vor der Bundestagswahl wenn sich die demokratischen Partei- nach Afghanistan ähnliches gesagt. Da- en dieses Hauses draußen hinstellen mals ist doch bei der Wahl von Ihren — das ist doch keine Frage von Re- Leuten in Nordrhein-Westfalen dann gierung oder Opposition — und sa- dieses Spektakulum gemacht worden, gen: Frieden und Freiheit brauchen wir wollten deutsche Soldaten an den das Opfer auch der jungen Genera- Persischen Golf schicken. tion zur Verteidigung unseres Staates und unserer Verbündeten in der Welt, Herr Bundeskanzler, wir sagen doch dann wird das, wenn wir es kämpfe- den jungen Leuten in jeder Diskussion: risch tun, wenn wir es beispielhaft Tut euren Dienst, wenn ihr es mit eue- vorleben, wenn unser Denken und rem Gewissen vereinbaren könnt, in der unser Handeln wieder zusammen- Bundeswehr! Was sollen wir antworten, kommt, seinen Eindruck nicht verfeh- wenn die uns sagen: „Ja, wir können len. uns beim Gelöbnis ja nicht einmal mehr in der Öffentlichkeit zeigen." Es ist eine Herr Bundeskanzler, dazu brauche ich böse Saat, die da gesät wurde und jetzt nur mit offenen Augen und Sinnen langsam aufgeht, jener gigantische se- durchs Land zu gehen. Dies, die heuti- mantische Betrug, der allein schon dar- gen Schüler, ist eine Generation, die in besteht, daß der Dienst in der Bun- wieder, wie es Max Weber einmal für deswehr als „Kriegsdienst" qualifiziert die Langemarck-Generation des 1- wird und der Ersatzdienst als „Frie- Weltkrieges beschrieben hat, eine tief- densdienst". sitzende Sehnsucht nach Religiosität hat. Das gab es noch nie in der Geschichte der Deutschen: eine Armee, die so Religiosität war da nicht gleich Kirch- ausschließlich Verteidigungs- und da- lichkeit. Das war gedacht, waren Ideen. mit Friedensarmee war, wie es die Man hat damals „Ideale" gesagt. Die- deutsche Bundeswehr ist. ses Wort ist leider in den letzten Jahren jener semantischen Umfunktioniererei
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