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Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 5. Februar 1981

Nein Berlin: Alle Kraft für die Wende zu höheren am 10. Mai Der Wahltermin 10. Mai ist ein Sieg der Berliner über Steuern die SPD und den amtieren- den Senat, die Neuwahlen bis Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wie die von Ende des Jahres hinauszö- der Union geführten Bundesländer haben gern zu wollen, stellt Heiner im bzw. Bundesrat die von der Geißler fest. Das Ergebnis Bundesregierung geplante Erhöhung der der von der CDU durchge- führten Unterschriftenaktion Mineralöl- und der Branntweinsteuer zum für Volksbegehren und Volks- 1. April 1981 im 1. Gesetzgebungsdurchgang entscheid ist ein unüberseh- einmütig abgelehnt. bares Zeichen des Wunsches der Bürger in Berlin nach Den Höhepunkt der viertägigen Haushaltsdebatte einem Wechsel der politischen des Bundestages bildete ein Rededuell zwischen Verantwortung für ihre Stadt. dem Bundeskanzler und dem Oppositionsführer. Die Berliner SPD ist reif zur Ablösung. sagte in seiner Antwort auf fast zwei- stündige Ausführungen von : Sie Die von SPD und FDP aus- gelöste innere Krise Berlins haben möglichst alle Antworten auf die wirklichen hat nicht nur eine innere, sie Probleme, auf die drängenden Fragen vermieden. hat auch eine deutschiand- Es war eine Mischung zwischen Selbstmitleid und und ostpolitische Bedeutung. Resignation. Und das ist ja auch das Bild, das Sie Berlin ist aufgrund seiner gegenwärtig bieten. geographischen Lage so et- was wie eine Visitenkarte Was sich hier abspielt und darstellt, ist ein ganz freiheitlicher Demokratie und einfaches Kartell der Macht: Sie tun alles, um an Politik für den anderen Teil der Macht zu bleiben. So treibt das Regierungs- Deutschlands und die kom- munistischen Staaten Ost- schiff der Bundesrepublik Deutschland mehr oder europas. Die Berliner, der minder führungslos auf den Gewässern dahin. Die Souverän der Berliner Demo- beiden Kopiloten haben sich aneinandergebunden, kratie, haben jetzt die Chance, und jeder wartet darauf, wann der andere das Tau Unbestechlichkeit, Wahrhaftig- kappt. Das ist die wahre innere Lage! keit und Handlungsfähigkeit für die Berliner Politik zu er- Auszüge aus den Reden der Debatte auf den Seiten 2 zwingen. bis 15. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 2

HELMUT KOHL Ort der Diskussion für dieses Thema sei dieser Raum. Sie sind ein Kanzler Das ist wahr für den deutschen Bundes- ohne Gefolgschaft kanzler, aber Sie sind doch nur deut- scher Bundeskanzler geworden, weil in der eigenen Partei Sie auch einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Herr Bundeskanzler, was soll eigentlich Partei Deutschlands sind. draußen im Lande von den Repräsen- Ich kann nur sagen, für mich ist das tanten unseres Staates, was soll in der ein Beispiel für Ihren Mangel an Mut Bundeswehr von einem Kommandeur und für Ihren Mangel an Autorität, eines Regiments, eines Bataillons, einer wenn Sie nicht auf Ihren eigenen Par- Kompanie erwartet werden, wenn er am teitag gehen. Wie sollen Sie denn in Beispiel seines Dienstherrn, am Bei- Ihrer Partei Autorität besitzen, wenn spiel des Bundesverteidigungsmini- Sie in jener Landespartei, die Sie sters, erlebt, wie der mit den öffentli- geprägt hat, aus der Sie in 30 Jahren chen Dingen, mit dem Geld des Steuer- hervorgegangen sind, auch als Abge- zahlers, mit den einfachsten Verwal- ordneter des Deutschen Bundesta- tungsvorgängen umgeht? ges, wenn Sie im Hamburger Landes- Vierzehn Wochen nach der Bundes- verband kneifen, wenn es darum tagswahl ist die Krise dieser Regie- geht, Position zu beziehen? rung unübersehbar. Diese Krise ist zu- Herr Bundeskanzler, überlegen Sie nächst und vor allem auch eine Krise doch einmal, wie dies beispielsweise des Regierungschefs, ist der Verfall der auf die Polizeibeamten in Niedersach- Autorität des Bundeskanzlers, ist die sen, in Hamburg und in Schleswig-Hol- ganze Unlust am Geschäft des Regie- stein wirken muß, die so wie Sie und rens, die aus ihm spricht. ich in diesen Tagen in den Zeitungen Herr Bundeskanzler, Sie sind in der gelesen haben, daß der große Schlag Zwischenzeit — und hier im Saal kann gegen Kernkraftwerke jetzt bei der Rie- man es mit Händen greifen, wenn Sie sendemonstration mit über 100 000 De- die wirklichen nationalen Probleme an- monstranten in Brokdorf kommen wer- sprechen — ein Kanzler ohne Gefolg- de. schaft in der eigenen Partei geworden. Herr Bundeskanzler, warum sagen Sie denn nicht einfach: Ich bin nicht Herr Bundeskanzler, Sie haben hier in der Meinung des Herrn Gaus; ich einer Weise über das Thema Notwen- halte das für ganz und gar falsch. digkeit von Kernkraft gesprochen, die Ihre ganze Mutlosigkeit und Resigna- Herr Bundeskanzler, Sie haben sehr tion deutlich macht. Was können Sie vieles Gutes über die deutsch-amerika- denn eigentlich draußen im Lande von nischen Beziehungen gesagt. Sie haben unseren Mitbürgern erwarten, die zum im Blick auf die neue Administration Teil in schwierige Diskussionen mit wörtlich gesagt: Es gibt keinen Grund, Gegnern jeglicher Art der Kernkraft ste- der neuen amerikanischen Administra- hen, wenn Sie auf die Frage der Kolle- tion in der europäischen Öffentlichkeit gin aus Schleswig-Holstein erklären, Ihr mißtrauisch zu begegnen. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 3

Die Sprecher der Opposition

I.Tag 27. Januar 1981 Hans-Jörg Häfele Lothar Haase (Kassel) Herbert Köhler (München) 3. Tag 29. Januar 1981 (Emstek) Friedrich-Adolf Jahn Horst Waffenschmidt Oscar Schneider Heinrich Franke 2. Tag 28. Januar 1981 Christian Lenzer Franz Josef Strauß Hermann Kroll-Schlüter Richard von Weizsäcker Carl-Dieter Spranger Peter-Kurt Würzbach Alois Mertes 4. Tag 30. Januar 1981 Helmut Kohl

Herr Bundeskanzler: Wer ist eigentlich auf Hermann Göring zurückgeht. Herr die europäische Öffentlichkeit? Ist das Bundeskanzler, das ist nicht die euro- beispielsweise Ihre eigene Parteizei- päische Öffentlichkeit, das ist ein Frak- tung, der „Vorwärts"? Dort wird in tionskollege aus Ihrer eigenen Partei. einem Leitartikel der amerikanischen Administration von vornherein unter- Das ist ein Stück der antiamerikani- stellt, in der Reagan-Ära solle anstelle schen Kampagne, die von bestimm- einer Ära des Friedens die globale Kon- ten Teilen der SPD seit vielen Jahren frontation mit der Sowjetunion treten. geführt wird. Ich sage nicht, daß Sie sich daran beteiligen. Ich sage nur, Ja, meine Damen und Herren, das daß Sie zu schwach sind, diesen Leu- können Sie ja nicht einmal in sowjeti- ten in der eigenen Partei zu widerste- schen Propagandablättern gegenwär- hen. tig lesen, daß sie die Reagan-Admini- stration verdächtigen, sie wolle die Sie haben da eine Rede gehalten, die Konfrontation. sicher ganz weitgehend richtig war. Das allermeiste kann von uns so unter- Ihr Fraktionskollege Wolfgang Roth, mit strichen werden. Was sie etwa zur dessen Stimme Sie ja auch Kanzler Freundschaft zu arabischen Ländern, geworden sind, hat im Blick auf die insbesondere zu Saudi-Arabien sagten: neue US-Regierung unter Ronald Rea- voll einverstanden. Was Sie über die gan gesagt, die handle nach dem Motto internationale Verantwortung auch der ..Kanonen statt Butter". Das sind für Bundesrepublik in dieser Region der mich schreckliche Perspektiven. Jeder, Welt gesagt haben: voll einverstanden. der die deutsche Geschichte kennt, Nur, Herr Bundeskanzler, wenn ich Weiß, daß dieser entsetzliche Vergleich mich richtig erinnere, haben Kollegen UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 4 aus der Union vor der Bundestagswahl wenn sich die demokratischen Partei- nach Afghanistan ähnliches gesagt. Da- en dieses Hauses draußen hinstellen mals ist doch bei der Wahl von Ihren — das ist doch keine Frage von Re- Leuten in Nordrhein-Westfalen dann gierung oder Opposition — und sa- dieses Spektakulum gemacht worden, gen: Frieden und Freiheit brauchen wir wollten deutsche Soldaten an den das Opfer auch der jungen Genera- Persischen Golf schicken. tion zur Verteidigung unseres Staates und unserer Verbündeten in der Welt, Herr Bundeskanzler, wir sagen doch dann wird das, wenn wir es kämpfe- den jungen Leuten in jeder Diskussion: risch tun, wenn wir es beispielhaft Tut euren Dienst, wenn ihr es mit eue- vorleben, wenn unser Denken und rem Gewissen vereinbaren könnt, in der unser Handeln wieder zusammen- Bundeswehr! Was sollen wir antworten, kommt, seinen Eindruck nicht verfeh- wenn die uns sagen: „Ja, wir können len. uns beim Gelöbnis ja nicht einmal mehr in der Öffentlichkeit zeigen." Es ist eine Herr Bundeskanzler, dazu brauche ich böse Saat, die da gesät wurde und jetzt nur mit offenen Augen und Sinnen langsam aufgeht, jener gigantische se- durchs Land zu gehen. Dies, die heuti- mantische Betrug, der allein schon dar- gen Schüler, ist eine Generation, die in besteht, daß der Dienst in der Bun- wieder, wie es Max Weber einmal für deswehr als „Kriegsdienst" qualifiziert die Langemarck-Generation des 1- wird und der Ersatzdienst als „Frie- Weltkrieges beschrieben hat, eine tief- densdienst". sitzende Sehnsucht nach Religiosität hat. Das gab es noch nie in der Geschichte der Deutschen: eine Armee, die so Religiosität war da nicht gleich Kirch- ausschließlich Verteidigungs- und da- lichkeit. Das war gedacht, waren Ideen. mit Friedensarmee war, wie es die Man hat damals „Ideale" gesagt. Die- deutsche Bundeswehr ist. ses Wort ist leider in den letzten Jahren jener semantischen Umfunktioniererei Sie weichen zurück, weil da gesagt zerstört worden. wird, diese Tradition entspreche nicht Die Jungen reden nicht von Idealen» mehr unserem Denken. Woher wissen Sie das denn eigentlich? Von den Ge- sie reden von „Engagement". Aber das ist doch im Ziel das gleiche. sprächen mit den Jusos? Sind die denn typisch für die junge Generation in Engagement aber werden sie nur für eine Sache haben, von der sie über- Deutschland? zeugt sind. Überzeugt können sie nur Sie weichen doch in Wahrheit zurück sein, wenn sie das Beispiel vor sich vor dem Zeitgeist — vor dem vermute- sehen. ten Zeitgeist. Herr Bundeskanzler, der Zeitgeist ist ein launischer Geselle; der Herr Bundeskanzler, geben Sie mit Ih- rer Politik endlich ein Beispiel für weht heute so und morgen so. Und Glaubwürdigkeit, für Mut, für Klugheit politische Führung, die dementspre- und für Stehvermögen! Das ist nicht nur chend auch geistig-moralische Führung Ihre Frage, die Frage des Abgeordneten ist, prägt auch den Zeitgeist. Schmidt, es ist die Frage, die die Zu- Wenn sich der Bundeskanzler der kunft der Bundesrepublik Deutschland Bundesrepublik Deutschland und bedeutet. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 5

FRANZ JOSEF STRAUSS Das heißt, die Kostenbelastungen und den Anstieg der Kostenbelastungen Es handelt sich um verringern. Die Höhe der Arbeits- und Arbeitsnebenkosten hat erheblich zu Strukturprobleme der dieser Lage beigetragen. Ich bitte, auch endlich einmal davon freizuwerden, daß gesamten Wirtschaft man bei der Äußerung solcher Überle- gungen gleich in die Ecke „Arbeiter- Wir brauchen eine grundlegende Ver- feind" gestellt wird. Der größte Feind besserung der Wettbewerbsbedingun- der deutschen Arbeiterschaft ist der, gen für unsere Industrie, die allein markt- der ihr die Arbeitsplätze stiehlt. wirtschaftsgerecht das außenwirtschaft- Den Anstieg der Kostenbelastung ver- :-che Gleichgewicht wiederherstellen unc ringern und die Investitionsbedingun- einen für die deutsche Wirtschaft ver- gen verbessern: Ich weiß, daß ange- derblichen Protektionismus mit Devisen- sichts des riesigen Schuldenberges beschränkungen usw. vermeiden kann. Steuererleichterungen dafür, auch für Es geht dabei nicht nur um die Wett- Investitionen, leider kein aktuelles The- ma sein können. bewerbsfähigkeit unserer Exportgüter auf den Auslandsmärkten, es geht in Aber es geht hierbei jetzt nicht nur Weiten Bereichen auch um die Wett- um materielle, sondern auch um psy- bewerbsfähigkeit von Inlandsprodukten chologische Probleme. 9egenüber Importwaren. Das grundsätzliche Ziel einer Verbesse- rung der Rahmenbedingungen für pri- Ich brauche hier keine großen Listen vate Investitionen auch in der Steuerpo- ' aufzuzählen, aber ich sage Stichwor- litik, einer weiteren Senkung der er- te: Optik, Fotoindustrie, Unterhaltungs- tragsunabhängigen Steuern, der Siche- und Nachrichtenelektronik, Spielwaren, rung und Wiederherstellung eines Neuerdings auch Automobile, Kugella- Gleichgewichts zwischen direkten und 9er, sogar Spielsachen, wie ich schon indirekten Steuern und der Verbesse- erwähnt habe. Aber hier sind in weiten rung der Eigenkapitalausstattung vor Bereichen unsere Güter auf dem allem auch unserer mittleren Wirtschaft Inlandsmarkt nicht mehr wettbewerbs- — das sind Ziele, die nicht aus den fähig. Man wird niemals eine stetige Augen verlorengehen dürfen, wenn wir Konjunkturentwicklung durch staatliche auch jetzt leider infolge des Verlustes Eingriffe erzielen können, bei der es aller Spielräume sie nicht mit der Prio- eine gerade Mittellinie ohne Ausschlä- rität behandeln können, wie wir es ge- ge gibt. wollt und auch geschafft hätten, wenn Hier handelt es sich aber nicht mehr man sich von Anfang an so verhalten um konjunkturelle Probleme, hier hätte, wie wir das in den siebziger Jah- handelt es sich um strukturelle Pro- ren vorgeschlagen haben. bleme, und zwar nicht nur in Rand- Dafür ist aber auch die Wiedergewin- un d Grenzgebieten der Bundesrepu- nug der finanziellen Handlungsfä- blik Deutschland; es handelt sich um higkeit des Staates durch Abbau der strukturelle Probleme unserer gesam- Neuverschuldung eine unabdingbare ten Wirtschaft. Voraussetzung. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 6

HANS-JÖRG HÄFELE rung nicht in Zahlen eingestellt hat, ist zu befürchten, daß die Entwicklung in Bereits 16,9 Milliarden Wirklichkeit noch wesentlich schlechter verläuft. müssen allein für Ergebnis: Die Neuverschuldung in den Zinsen aufgebracht kommenden Jahren ist zu hoch. Die staatliche Handlungsfähigkeit ist einge- werden schränkt bis zur vollkommenen Hand- lungsunfähigkeit. 1981 soll der Bundeshaushalt gegen- 1981 werden durch Abgabenerhöhun- über dem Soll 1980 um 4,8 Prozent wachsen. Damit hat die Bundesregie- gen verschiedenster Art die Bürger und Betriebe um 11,7 Milliarden Mark mehr rung ihr selbst gestecktes Ziel, 4 Pro- belastet. Demgegenüber bringt das letz- zent nicht zu überschreiten, nicht er- te Steuerpaket eine Entlastung um 9,3 reicht. Dabei bestehen noch schwere Milliarden Mark, wobei es sich ja nicht Risiken, z. B. bei den Steuereingängen um eine Steuersenkung, sondern um und bei den Zuschüssen für die Bun- einen verspäteten Teilabbau von heim- desanstalt für Arbeit. lichen Steuererhöhungen handelt. Selbst ohne jede Änderung wäre die Zu dem Weg der Abgabenerhöhung vorgesehene Neuverschuldung mit sagt die CDU/CSU nein. Die Anhe- 27,4 Milliarden Mark zu hoch. Es ist bung der Mineralölsteuer um 7 Pfen- jedoch zu befürchten, daß die Neuver- nig (mit Mehrwertsteuer 8 Pfennig) schuldung 30 Milliarden Mark über- steht in klarem Gegensatz zu der schreiten wird. Ankündigung der Bundesregierung Dies bedeutet: Der Bund geht mit 61,4 vor der Wahl, die Mineralölsteuer nur Milliarden Mark brutto an den Kredit- um 3 Pfennig zu erhöhen. Der Staat markt. 34 Milliarden Mark benötigt er leistet Vorschub für eine weitere Preis' zur Schuldentilgung. 16,9 Milliarden treiberei. Mark muß er aufwenden für Zinsen und Kreditbeschaffungskosten. Von den 61,5 Betroffen sind vor allem die Pendler- Milliarden Mark bleiben also für finanz- weiche auf den Pkw angewiesen sind- wirksame Ausgaben nur 10,5 Milliarden Die Wirtschaft wird mit Mehrkosten be- Mark. lastet. Die schwer ringende Automobil' industrie wird zusätzlich beeinträchtigt- Noch schlechter ist die von der Bun- Die Wirkung auf die ölstaaten kann n^r desregierung vorgesehene mittelfri- darin bestehen, ihrerseits die Preis6 stige Finanzplanung bis 1984. Noch in weiter in die Höhe zu treiben. dieser Legislaturperiode wird die Neuverschuldung nicht mehr ausrei- Bei der stärkeren Besteuerung des chen, um auch nur den Zinsendienst Branntweins und der Körperpflegemittel zu finanzieren. besteht die Gefahr, daß der Schadet gesamtwirtschaftlich größer wird a's Dann hat der Staatskredit endgültig je- der Nutzen. Mittelständische Betrieb6 den Sinn verloren. Infolge der gewalti- könnten gefährdet werden mit der Fo'' gen Risiken, welche die Bundesregie- ge von zusätzlicher Arbeitslosigkeit. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 7

LOTHAR HAASE In den letzten zehn Jahren stieg die Staatsquote in • unserem Land von 38 Wirksame Sanierungs- auf 45 Prozent, die Rate der öffentli- chen Investitionen sank; die öffentliche maßnahmen werden Verschuldung stieg um 230 Prozent, aber die des Bundes um 1 500 Prozent. an der Union Wer wollte da noch bestreiten, daß man nicht scheitern unter der Verantwortung von Herrn Matthöfer in Deutschland nach Kräften Das laufende Jahr wird unserem Volke über die Verhältnisse gelebt hat! leider bittere Wahrheiten offenbaren, Die Wechselkursverschlechterungen und zwar im wirtschaftlichen wie im lassen die Auslandsreisen künftig so finanzpolitischen Bereich, die wir im kostspielig erscheinen, daß die Zahl de- Laufe der Jahre aufgezeigt und deutlich rer, die ihre Ferien im Ausland verbrin- gemacht hatten und die von der Koali- gen wollen, schon in diesem Jahr er- tion nur allzuoft als Krisengerede und heblich zurückgehen dürfte. Panikmache abgewertet worden sind. Um den Haushalt zu finanzieren, hat Erstmals in der Geschichte der Bun- der Bund sich 1980 mit etwa 20 Mil- desrepublik sind alle vier Ziele des liarden im Ausland verschuldet. In Stabilitätsgesetzes gleichzeitig verletzt welchem Umfang diese Schuldenauf- Worden. Das macht die dramatische Si- nahme den deutschen Etat langfristig tuation aus. Da hilft es auch nichts, tatsächlich belastet, darüber kann darauf hinzuweisen, daß die Situation in man nur Mutmaßungen anstellen. Die dem einen oder anderen Land vielleicht Regierung schweigt sich beharrlich noch prekärer als in der Bundesrepu- aus. blik ist. Nein, es gilt die Situation hier in Die Schuldenpolitik hat die Bundesfi- diesem Lande zu würdigen. nanzen in einen schlimmen Zustand ge- Da müssen wir feststellen, daß er- bracht. Sie ist an ihre finanzpolitischen stens das Heer der Erwerbslosen in Grenzen gestoßen. Die finanzielle einem beängstigenden Umfange Handlungsfähigkeit des Staates ist ge- steigt, daß zweitens sich die Wirt- fährdet. Eine Rückbesinnung auf die schaft in einem rapiden Abschwung Eigenverantwortung, auf Leistungs- und befindet, daß drittens die Preise un- Investitionsbereitschaft des einzelnen vermindert steigen, die Inflation ga- und der Wirtschaft ist erforderlich. Die loppiert. Zu allem Überfluß — und gilt es zu stärken. Das wird es dem das ist eine weitere Verschärfung un- Staat auch erlauben, sich langsam über serer Lage — zeigt sich der Verlust einen Zeitraum von mehreren Jahren unserer internationalen Wettbewerbs- wieder auf seine eigentlichen Aufgaben fähigkeit in einem riesigen Leistungs- zu beschränken. Dann ergibt sich die bilanzdefizit. Konsolidierung der Finanzen von selbst. ^wischen 1975 und 1979 hat diese Bun- Die CDU/CSU wird Im Haushaltsaus- desregierung in 20 sogenannten Kon- schuß auf konkrete Aussagen der Re- iunkturförderungsprogrammen 70 Mil- gierungsparteien auch konkret ant- '•arden DM verplempert. Nun sind die worten. Wirksame Sanierungsmaß- Kassen leer; wir müssen im Orient bor- nahmen werden an uns nicht schei- gen gehen. tern. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 8

HORST WAFFENSCHMIDT die Gemeinden von uns aus eine klare Orientierung. Es darf nicht wieder so kommen wie in der Endphase der letz- Bund darf die ten Wahlperiode, als die Koalition Ge- Gemeinden nicht setze mit Milliardenlasten für die Ge- meinden beschloß, ohne zu sagen, wie noch stärker belasten sie bezahlt werden sollen. Wir lehnen es jedenfalls ab, daß Stadt- Die Politik dieser Bundesregierung war räte und Gemeindeparlamente kommu- und ist in vielen Bereichen eine Politik nale Steuern anheben müssen, um da- zu Lasten der Gemeinden und damit mit das Geld zu beschaffen für die der Bürger. Die kommunalen Spitzen- Ausführung der Bundesgesetze. verbände haben vor wenigen Tagen ih- Unsere zweite Forderung lautet: Inve- re Finanzübersicht 1981 vorgelegt. stitionsfähigkeit der Gemeinden stär- Das traurige Ergebnis ihrer Feststel- ken! Die traurige Folge der schlech- lungen lautet: Weniger Einnahmen ten kommunalen Finanzsituation liegt der Gemeinden bei Steuern und Zuwei- darin begründet, daß gerade in die- sungen von Bund und Ländern, mehr sem Jahr, wo wir Investitionen drin- Ausgaben bei der Ausführung der Ge- gend brauchen, um Konjunktur und setze, ca. 6 Milliarden DM Finanzie- Arbeitsplätze zu stabilisieren, kommu- rungsdefizit und ca. 10 Prozent weniger nale Investitionen zurückgehen und Investitionen. Dafür trägt der Bund aufgeschoben werden müssen, weil maßgebliche Mitverantwortung; denn einfach das Geld nicht da ist und bei die meisten Gesetze und fast alle Pro- vielen Gemeinden die Verschul- gramme des Bundes müssen die Ge- meinden ausführen. dungsgrenze erreicht ist. In dieser aktuellen Situation erheben Stabilisierung der noch vorhandenen wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion Investitionskraft der Gemeinden ist dar- zwei Hauptforderungen an die Finanz- um das Gebot der Stunde. Dies wird politik des Bundes: aber nur durch Vermeidung weiterer Ausgabelasten erreicht. Das ist viel Keine neuen Gesetze mit neuen Aus- gaben zu Lasten der Gemeinden. besser als neue staatliche Ausgaben- Koordination von Sachinitiativen und programme, die oft nur wirtschaftspoli- Finanzplanung ist notwendiger denn tische Strohfeuer erzeugen und den je. Wenn die Koalition neue Gesetze Gemeinden viele Folgekosten bringen. oder Pläne wünscht, die den Gemein- Auch aus kommunalpolitischer Sicht den neue Ausgaben bescheren, dann kann nur ein klares Nein zu solchen muß sie auch darlegen, wie das fi- staatlichen Ausgabenprogrammen ge- nanziert werden soll. Alles andere ist sagt werden. Aber Stärkung der Investi- eine Irreführung der Bürger. tionsfähigkeit der Gemeinden ist nicht Die Union hat einen klaren Grundsatz- nur eine Finanzfrage, sondern auch die beschluß: Keine neuen ausgabenwirk- Aufgabe, Investitionshemmnisse zu ver- samen Initiativen. Damit haben auch meiden. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 9

RICHARD VON WEIZSÄCKER zunutzen, wie sie sich der Sowjetunion da und dort anbieten. Moskau setzt auf Das, was die Sowjetunion in bezug auf Berlin als Ziel verfolgt, ist nicht innere Schwächen die Erzeugung und Ausnutzung von im freien Berlin Krisen von außen, sondern sie setzt auf eine innere Auszehrung, auf eine innere Krise, auf innere Schwächen Ich knüpfe an eine Äußerung an, die im freien Berlin. aus der Sowjetunion zu deutschen Vor- gängen gemacht worden ist. Es gab da Was auch immer Wahlen in Berlin brin- eine Erklärung der sowjetischen Bot- gen mögen, unsere gemeinsame Aufga- schaft aus Ost-Berlin an die Berliner be ist es, zu zeigen, an der Kraft der Schutzmächte und eine entsprechende Berliner zur Selbsthilfe und an der Zu- Erläuterung in einer sowjetischen Zei- gehörigkeit und Solidarität aller Deut- tung. schen mit ihren Berlinern mögen sich alle in der Welt ihre Zähne ausbeißen. In beiden Reaktionen wurden die Wahl Wenn es den Berlinern wirklich einmal des Regierenden Bürgermeisters in schlecht geht, dann werden sie stark. Berlin, der Import von Bundespolitikern Im Innern stark zu sein, das ist zugleich nach Berlin und auch die möglichen auch der wichtigste Beitrag zu einer Aussichten bei einer Neuwahl in Berlin Sicherung der Lage nach außen. kritisch kommentiert und Verstöße ge- Wir müssen alle miteinander beschei- gen das Viermächteabkommen rekla- dener werden. Wir dürfen nicht alles miert. Ich möchte dazu von mir aus nur vom Staat erwarten. Wir müssen auf feststellen: Gewählt wird in Berlin im die Selbsthilfe, auf die persönliche Abgeordnetenhaus; gewählt wird der Mitverantwortung setzen — als die Senat nicht im Bonner Baracken-Tem- Quelle der Solidarität und als die pel der SPD oder im Adenauerhaus. wichtigste Bestandsgarantie der Frei- Dort, im Berliner Abgeordnetenhaus, heit. hat jeder Deutsche die Möglichkeit, ge- Ich denke, wir sind uns in bezug auf wählt zu werden. Ziele dieser Art einig. Aber wir sind von Ich glaube, die Sowjetunion weiß zwei- unserem programmatischen Ansatz, wie erlei ganz genau. Erstens: Berlin ist der sie zu erreichen seien, verschiedener Platz, wo die Vereinigten Staaten nicht Meinung. Über diese Meinungsverschie- nur bei Freunden, als Bündnispartner denheiten vor der deutschen Bevölke- anwesend und hilfreich sind, sondern rung zu ringen, das ist unsere Aufgabe. auch unmittelbar und in eigener Sou- In diesem Sinne vertreten wir unsere veränität engagiert sind. Einstellung zu dem von uns vorgelegten Haushalt, der nach unserer Überzeu- In Berlin ist Amerika selbst und direkt gung Ausdruck einer staatlichen Politik europäische Macht. ist, die uns nicht aus den Problemen Zweitens: Das Ziel der Sowjetunion ist herausführt, sondern nur tiefer hinein. es ja nach wie vor, das Verhältnis zwi- Der stellen wir unsere Alternative des schen den Amerikanern und ihren euro- selbsttuenden Bürgers gegenüber, dem päischen Allianzpartnern innerhalb des der Staat jede nur mögliche Hilfe zu Bündnisses aufzuweichen, Ansätze aus- gewähren hat. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 10

PETER KURT WÜRZBACH Vor diesem Hintergrund steht die Bun- deswehr. Die Vorgänge um „Tornado" Apel bedeutet: zeigen, daß der Bundesverteidigungs- minister dieses Ministerium weder füh- Unsicherheit ren noch verwalten kann, daß er es nicht im Griff hat. Sonst könnte ihm Unberechenbarkeit dieses größte Rüstungsobjekt nicht so Unglaubwürdigkeit aus der Hand geglitten sein. Die widersprüchlichen Aussagen und Die Geschichte und die Erfahrungen Einlassungen, die Reaktionen des der letzten 35 Jahre nach dem Zweiten Ministers in den letzten Wochen ver- Weltkrieg lehren, daß der Frieden nur mitteln immer mehr den Eindruck von dann und dort erhalten werden kann, Unsicherheit, Unglaubwürdigkeit, Un- wo Gleichgewicht und Stabilität be- berechenbarkeit. steht, wo vor Übergriffen abgeschreckt wird und das damit verbundene Risiko Beispiel: Zunächst seine Behauptung, für einen Angreifer unkalkulierbar ist. im Jahre 1980 von der gewaltigen Fi- nanzlücke beim „Tornado" nichts ge- Wer — aus welchen Gründen auch wußt zu haben — bis zum November immer — daran rüttelt, redet dem 1980. Dieses, obwohl er im Februar von Ungleichgewicht das Wort und schafft Staatssekretär Dr. Schnell auf das Feh- Spannungen. Der gefährdet den Erhalt len von 650 Millionen allein in den Jah- des Friedens und ermutigt andere zum ren 1980/1981 hingewiesen worden war. Unfrieden. Er hat dann stückweise zugegeben, daß Daher ist dem Verteidigungsminister ihm das auf 48 Seiten vorgelegen hätte. zuzustimmen, wenn er auf einer Ver- Nun ist eine Version, die 48 Seiten anstaltung sagte, daß, wer den Frie- seien zu lang gewesen, und er habe es den ohne Waffen erhalten wolle, sich nur deshalb abgezeichnet, weil der folgerichtig auch ausdrücklich dazu Staatssekretär „so ein netter Mensch" bereit finden muß, notfalls auch in sei. Er hätte es aber nicht gelesen. einem System ä la DDR zu leben. Die andere Version ist, daß er es Die Lage im konventionellen Bereich doch gelesen habe, es aber nicht der Bündnisse ist hinreichend bekannt. geglaubt habe, da einige Wendungen Bei Raketen hat die UdSSR gehandelt. im Konjunktiv dargestellt waren. Was So sind in den letzten Jahren fünf neue wußte er also? Was wußte er wann atomare Raketensysteme eingeführt und von wem? worden: SS-20, Backfire-Bomber, SS-21, Hat sich der Minister eigentlich einmal SS-22, SS-23. Wo bleibt angesichts die- gefragt, welchen Eindruck die Bürger ser einseitigen Aufrüstung die öffentli- von einem derartigen Umgang mit ihren che und internationale Verurteilung? Steuergroschen haben müssen? Der Warum ruft nicht zu Bürger- Bürger nämlich, der dies alles ja initiativen gegen diese Art der Vorrü- schließlich bezahlen muß. Was würde stung auf — wo ihm doch bekannt sein wohl mit dem Vorsitzenden eines Sport- müßte, daß die SS-20 zum Beispiel mit vereins, einem Kassierer oder einem drei Sprengköpfen eine Reichweite von ihrer- Untergebenen geschehen, der sei- 4 500 km hat, mit einem Sprengkopf ne Geschäfte in ähnlicher Weise lieder- jedoch ß 500 km! lich führt? UiD 4 ' 5. Februar 1981 • Seite 11

ELMAR PIEROTH sind, aber zu wenig genutzt werden: weil die Agrarpreise nicht stimmen, weil das Eigentum nicht breit genug ge- CDU/CSU haben ein streut ist und Absatzwege vernachläs- klares Konzept für sigt wurden. Was muß geschehen? die Entwicklungspolitik In den armen Regionen kommt es nicht auf Millionenprojekte an, sondern auf Millionen von Projekten dieser Men- Wir stellen drei Hauptforderungen: schen selbst. Dann entstehen kleine, 1. Entwicklungspolitik muß die richti- selbsttragende Wirtschaftskreisläufe, gen Schwerpunkte setzen: viele Arbeitsplätze dort, wo die Men- — Der Kampf gegen die Massenarmut schen wohnen, auch die passende muß ins Zentrum rücken und unsere Technik. Das heißt für die Umsetzung: Hilfe muß bei den armen Massen an- ländliche und gewerbliche Entwicklung, kommen. Ausbildung von Handwerkern und Füh- — Die Entwicklungsländer müssen zu rungskräften, kleine lokale Kreditspar- kaufkräftigen Wirtschaftspartnern wer- kassen, Einkaufsgenossenschaften, ört- den — untereinander und mit uns. liche und regionale Vertriebsorganisa- tionen. Dafür ist zwar auch viel Geld, 2. Der wirtschaftliche Sachverstand aber in kleinerer Stückelung erforder- muß stärker zum Einsatz kommen — lich: für Kleinkredite, Zuschüsse, Bürg- bei uns, in den internationalen Bezie- schaften, Material und personelle Hilfe. hungen und in der Dritten Welt. Und das hat auch politische Vorausset- 3. Unsere entwicklungspolitischen au- zungen, Freiräume im wirtschaftlichen, ßen- und sicherheitspolitischen Inter- sozialen, kulturellen und politischen essen müssen besser abgestimmt wer- Sinn. den zu ihrem wechselseitigen Nutzen. Sie müssen fest in einem westlichen Was muß bei uns geschehen? Gesamtkonzept verankert werden. Es reicht nicht aus, ständig über den Was heißt das für die praktische Ölpreisanstieg zu klagen, auch mit Entwicklungspolitik? Blick auf die wachsende Verschul- Punktuelle Projekte helfen bei Massen- dung und die drängenden Zahlungs- armut nicht. Wir müssen mit unseren bilanzprobleme der meisten Entwick- begrenzten Mitteln breit an den Interes- lungsländer. Deshalb wollen wir end- sen und Initiativen von 800 Millionen lich Vorschläge hören und Taten se- Menschen anknüpfen; ihre Wirtschafts- hen: kraft, das brachliegende Potential an Im Etat des zuständigen Ministers, in kleinen Mittelständlern, Handwerkern, der Realität der Projekte, gegenüber Bauern muß sich entfalten. der OPEC. Bei der Mobilisierung unse- Diese Menschen sind keine passive rer mittelständischen Wirtschaft für re- Masse. Diese Menschen ziehen in die generative Energieprojekte in der Drit- Slums der Großstädte, weil sie dort ten Welt; und hier im Kabinett, in den Arbeit erhoffen. Und Produktivkraft liegt Koalitionsparteien, wenn es um bessere immer noch massenhaft brach in den Energienutzung, um Kernenergie und riesigen Landstrichen, die fruchtbar Importkohle geht. UiD 4 - 5. Februar 1981 • Seite 12

FRIEDRICH-ADOLF JAHN mig gefaßten Entschließung des Deut- schen Bundestages vom 17. Oktober Wohnungsbaupolitik 1974 ist die Bundesregierung beispiels- weise ersucht worden, „einen Gesetz- der SPD/FDP ist ein entwurf vorzulegen, der das derzeit öffentliches Ärgernis zersplitterte Recht über die soziale Si- cherung des Wohnens bereinigt und Mut zur Zukunft, so heißt es regierungs- diese Vorschriften einheitlich und für amtlich. Dieser Mut ist in der Woh- die Betroffenen verständlich und über- nungsbaupolitik längst in Unmut umge- sichtlich zusammenfaßt". schlagen. Die Wohnungsbaupolitik der Die Position der CDU/CSU: Bestim- letzten 12 Jahre unter den sozialdemo- mendes Ordnungssystem muß auch kratischen Wohnungsbauministern Lau- im Wohnungsbau die Soziale Markt- ritzen, Vogel, Ravens und Haack hat wirtschaft sein. Die Wohnungswirt- sich zum öffentlichen Ärgernis entwik- schaft ist daher unter sozialer Absi- kelt. cherung der einkommensschwachen Die Kosten auf dem Wohnungsmarkt Bevölkerungskreise schrittweise in sind in den letzten Jahren ständig die Soziale Marktwirtschaft einzubin- gestiegen und haben ein außeror- den. dentlich hohes Niveau erreicht. Dieser Eine Änderung der mietrechtlichen Anstieg der Grundstücks- und Bauprei- Rahmenbedingungen ist zwar nicht die se, besonders aber die Zinsen, macht einzige, aber eine der wesentlichen zahlreichen Bauwilligen die Verwirkli- Voraussetzungen dafür, daß Investitio- chung ihres Wunsches nach Wohnei- nen im freifinanzierten Wohnungsbau gentum unmöglich. Die kaum abzu- wieder attraktiver werden. schätzende Entwicklung der Energieko- Die CDU/CSU hält an ihrem ordnungs- sten dürfte diesen Trend weiter verstär- politischen Ziel fest, privates Eigentum ken. an Grund und Boden und an Wohnun- Was die Baulandpreise anbetrifft, ist gen breiter zu streuen. es für uns nach wie vor unverständ- Junge und kinderreiche Familien müs- lich, warum SPD und FDP unseren sen frühzeitiger Wohnungseigentum er- Antrag vom 11. Oktober 1977 abge- langen können. lehnt haben, daß in größtmöglichem Da nicht alle Bürger Eigentum an der Umfange unbebaute Grundstücke der Wohnung erwerben können oder wol- öffentlichen Hand für den Bau von len und für sie die Mietwohnung Mit- Familieneigenheimen und eigenge- telpunkt ihres Lebens ist, ist ein ge- nutzten Eigentumswohnungen ver- setzlich festgelegter Schutz des Mie- kauft werden. ters gegenüber nicht gerechtfertigten Was die gestiegenen Baukosten anbe- Kündigungen unverzichtbar. trifft, so gibt es hierfür mannigfache Die Union bejaht die Regelung, daß die Ursachen. Der Bundesregierung müsT Kündigung zum Zwecke der Mieterhö- sen wir entgegenhalten, daß sie kaum hung ausgeschlossen ist. etwas getan hat, um staatliche Bürokra- Auf der anderen Seite muß die Möglich- tie abzubauen. Notwendig wäre ein Ge- keit eingeräumt werden, Mieten zu er- setz zum Abbau von Gesetzen, auch in zielen, die die Wirtschaftlichkeit des der Wohnungspolitik. In einer einstim- Hausbesitzes gewährleisten. UiD 4 - 5. Februar 1981 • Seite 13

KARL-HEINZ RIESENHUBER Importkohle soll einen wachsenden An- teil zu unserer Energieversorgung bei- tragen. Aber noch ist die Hälfte der Energiepolitik: neubestellten Kessel ölbefeuert. Deut- Sieben Jahre sche Beteiligungen im Ausland an Koh- lelagerstätten sind ebenso selten wie sind vergeudet langfristige Bezugsverträge. Die Wei- chen für die Zukunft sind auch bei der Die Struktur unserer Energieversorgung Kohle nicht rechtzeitig gestellt. ist in keiner Weise entscheidend ver- Die Bundesregierung hat Vor-Pröjekte bessert worden. Die Bilanz, sieben Jah- zur Kohleveredelung in Auftrag gege- re nach der ersten Ölkrise, ist misera- ben. Wenn die Projekte einen Sinn ha- bel. ben sollen, dann müssen sie zu Groß- anlagen führen. Graf Lambsdorff be- Wir haben 1973 rund 84 Millionen klagt in der letzten Debatte, .daß eine Tonnen Kohle verbraucht. 1980 ha- Kohleveredelungsanlage in Nord- ben wir 78 Millionen Tonnen Kohle ver- deutschland wegen Schwierigkeiten im braucht. Wir haben nicht mehr Kohle Genehmigungsverfahren nicht gebaut eingesetzt, sondern weniger. Die Kern- werden könne. energie trug bei der ersten Ölkrise ein Graf Lambsdorff spricht, als wäre Prozent zu unserem Energiebedarf bei. dies nicht seine Regierung, die über In 1980 waren es noch nicht einmal vier Jahre versäumt hat, diesen Rahmen Prozent. 45 000 oder besser noch 50 000 zu schaffen. Er spricht so, als hätte Megawatt Kernkraft hatte die Regierung die Bundesregierung wenig damit zu nach der ersten Ölkrise für 1985 vorge- tun, daß nicht nur Kohleveredelungs- sehen. Ein Drittel davon wird allenfalls anlagen in Frage gestellt sind, son- erreicht. dern heute schon Kohlekraftwerke Die Energieeinsparung durch drei blockiert sind. Dutzend Gesetze, Verordnungen, Ver- Es ist eine Frage der politischen Bedin- waltungsvereinbarungen seit 1973 hat gungen, ob ein Kohlekraftwerk Voerde keinen Durchbruch gebracht. Die in vernünftigen Zeiträumen durchgezo- Preise steigen rapider als unsere Fä- gen werden kann. Es ist schlichtweg higkeit, einzusparen. Sieben Jahre ein Skandal, daß die Landesregierung sind vergeudet. In diesen sieben Jah- Nordrhein-Westfalen Bürgschaften ge- ren hätten die neuen Energieversor- gen das politische Risiko einer Inbe- gungsstrukturen für die knappen Jah- triebnahme von Voerde übernehmen re angelegt werden müssen. muß, weil das Ergebnis der Genehmi- Was wir aber heute brauchen, das ist gungsverfahren undurchschaubar ge- nicht ein Routinepapier. Wir brauchen worden ist. einen ehrlichen Neubeginn. Die Luxus- Wir brauchen alle Energien, und wir debatten der Parteitage müssen vorbei brauchen auch Kernkraft; nicht, weil sein. Wir können nicht beliebig lange ihr Beitrag schon groß ist, sondern zwischen beliebigen Optionen wählen. weil sie Zuwachschancen hat, und Was diese Regierungsfraktionen ver- weil sie Rohstoff ersetzt, der knapp säumen, ist die Zukunft. wird. UiD 4 • 5. Februar 1981 • Seite 14

ANTON PFEIFER Aber nicht nur solches wird der Ju- gend eingeredet. Zu den Zielen der Grundbegriffe unserer „Pädagogik der neuen Linken" gehörte auch die Ablösung der Jugend von den demokratischen Familien, die Verteufelung bewährter Verfassung nicht Erziehungsträger, der Abbruch der Tra- dition, die Zurückdrängung des Ge- auf den Kopf stellen schichtsunterrichts und schließlich das Überhandnehmen maßloser Kritik an al- Es ist eine schlimme Entwicklung, die len und jeglichen Institutionen unseres ohne Zweifel auch in unseren Schulen Staates. eine Ursache hat, wenn sich mehr oder weniger ganze Abiturientenklassen auf Eine ungute Folge der überzogenen den Standpunkt des „Ohne-mich" stel- Verwissenschaftlichung, die in unseren len und den Dienst in der Bundeswehr Bildungsinstitutionen Einzug gehalten verweigern, und daß heute in der Bun- hat, ist die durch nichts zu rechtferti- deswehr in erster Linie diejenigen die- gende Überbetonung der akademi- nen, die aus Haupt-, Real- und Berufs- schen Ausbildung und der akademi- schulen kommen. schen Berufe. Ich bleibe dabei, es liegt nicht im Interesse der jungen Genera- ber was kan A n denn anderes erwar- tion, wenn die Bildungspolitik am Ende ^tet werden, wenn in einer Vielzahl dazu führt, daß einerseits die Wirtschaft schulischer und außerschulischer Bil- nicht mehr weiß, woher sie den für sie dungseinrichtungen auch mit Hilfe von lebensnotwendigen Facharbeiternach- Anhängern und Mitgliedern der SPD wuchs nehmen soll, während anderer- und FDP Grundbegriffe unserer demo- seits immer mehr ausgebildete Akade- kratischen Verfassung auf den Kopf ge- miker sich immer schwerer tun, mit ihrer stellt werden, wenn Ersatzdienst als Ausbildung überhaupt einen Arbeitsplatz Friedensdienst bezeichnet und der zu finden. Dienst in der Bundeswehr als Kriegs- dienst denunziert wird. Ich rede nicht einer bedarfsorientier- Solange SPD und FDP es zulassen, ten Bildungspolitik das Wort, aber ich daß aus ihren eigenen Reihen Mit- wende mich dagegen, so zu tun, als glieder sich an diesen oder ähnlichen ob nur eine akademische Ausbildung Verwirrungen der Begriffe beteiligen, eine qualifizierende Ausbildung wäre. oder solange z. B. in Hamburg, des- Wer von den Arbeitern in unserer Ge- sen Abgeordneter der Bundesvertei- sellschaft immer nur als von den Ausge- digungsminister ist, die SPD Kommu- beuteten und Unterdrückten spricht, ver- nisten als Lehrer auf Lebenszeit in weigert ihnen die Anerkennung des den Schuldienst übernimmt, solange Eigenwerts ihres Lebensstils. Als be- kann es nicht verwundern, wenn in sonders befähigt darf in unseren Bil- der jungen Generation sich die Maß- dungseinrichtungen deshalb nicht län- stäbe verschieben und allein aus der ger nur derjenige gelten, der eine aka- semantischen Veränderung der Be- demische Ausbildung absolviert hat, griffe allmählich eine innere Aushöh- sondern genauso derjenige mit einem lung der Grundwerte entsteht, von hohen Leistungsstand praktischer Be- denen unsere Verfassung geprägt ist. rufsausbildung. Zur Sache: Der Teufelskreis der SPD/FDP Mit leichter Hand Geld ausgeben - Schulden machen - Steuern eintreiben. Die CDU hat in den letzten Jahren verfünffacht Dennoch hält die Bundes- wiederholt ihre Sorge um die Entwick- regierung, inbesondere SPD-Bundes- lung im Bereich der Wirtschafts- und kanzler Schmidt vom Sparen am rich- Finanzpolitik zum Ausdruck gebracht tigen Platz sehr wenig: Während der Und in der Tat zeigt die heutige Lage: Bundeskanzler 1981 für sein eigenes O Die Arbeitslosigkeit wächst in einem Amt die Ausgaben um 7,5% erhöht sind beängstigendem Maße. im Etat für die Sozialausgaben nur 2,8% O Die Wirtschaft befindet sich in einem mehr vorgesehen Das zeigt überdeut- rapiden Abschwung. lich wer in den Augen der SPD/FDP- O Die Preise steigen unvermindert an Bundesregierung die Last der verfehl- O In 24 Monaten verminderten sich die ten Wirtschafts- und Finanzpolitik tragen in drei Jahrzehnten angesammelten soU. ausländischen Geldvorräte (Devisen- Was SPD und FDP beim Sparen an reserven) um ein Drittel. Entschlußfreudigkeit und Erfindungs- reichtum vermissen lassen wird bei Was SPD und FDP vor den Wahlen Steuer- und Abgabenerhöhungen wett- als „Krisengerede und Panikmache" gemacht: abgewertet haben müssen sie nach O höhere Mineralölsteuer den Wahlen als düstere Zukunfts- O höhere Branntweinsteuer perspektiven eingestehen. O höhereRentenversicherungsbeiträge. Der Staat befindet sich im Zustand Die SPD/FDP-Koalition ist nicht weitgehender finanzieller Handlungs- mehr in der Lage, die Bundesrepublik unfähigkeit Das ist die Folge der Deutschland in eine gesicherte Zukunft Schuldenwirtschaft der vergangenen zu führen; vielmehr werden die Chancen Jahre: für die Zukunft immer mehr verspielt Schulden Die CDU wird durch eine konse- des Bundes 1969: 45 Mrd. DM quente Politik der Sozialen Markt- 1975:107 Mrd. DM wirtschaft den Herausforderungen 1980:226 Mrd. DM der 80er Jahre begegnen. Denn wir wissen: Eine gute, zuverlässige Unter der SPD/FDP-Regierung hat Wirtschaftspolitik ist die beste sich die Verschuldung des Bundes Sicherung der Vollbeschäftigung. CDU ^sicher sozial Heiausgebei CDU Bur.desgeschafissielle Konrad-AdenauerHaus 5300Bonn 1 • lit vund frei UiD 4 • 5. Februar. 1981 • Seite 16

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endgültige Fassung der vorgenannten An- Wichtiger Hinweis zum träge zu verabschieden. Sofort im Anschluß an diese Sitzung werden die beiden Vor- 29. Bundesparteitag standsvorlagen den antragsberechtigten Glie- derungen zugestellt, damit in den darauf- Berichtigung der Tagesordnung — folgenden beiden Wochen noch Änderungs- Änderung der Antragsfristen und Ergänzungsanträge hierzu an die CDU- Infolge eines Übermittlungsfehlers wurden Bundesgeschäftsstelle geschickt werden kön- im UiD 3/81 vom 29. Januar 1981 bei der nen. vorgesehenen Tagesordnung für den 29. Aufgrund dieser Geschäftslage ist der Bun- Bundesparteitag zwei Tagesordnungspunkte desvorstand bereit, alle bis einschließlich vertauscht. Die Tagesordnung muß richtig lauten: Montag, 23. Februar 1981, 24.00 Uhr, bei der Bundesgeschäftsstelle eingehenden Anträge Tagesordnungspunkt 15 zu diesen beiden Tagesordnungspunkten Antrag des Bundesvorstandes noch dem Bundesparteitag vorzulegen; er Arbeitsprogramm: „Aufgaben der 80er Jahre" wird ferner den Bundesparteitag bitten, bei der Beschlußfassung über die Tagesordnung Tagesordnungspunkt 16 zu beschließen, bei der Behandlung der An- Wohnungsbaupolitik träge zu Tagesordnungspunkt 15 und 16 auf Mit Schreiben vom 29. Januar 1981 hat der die Einhaltung der Antragsfrist zu verzichten Generalsekretär die Vorstände der CDU- und alle bis 23. Februar 1981, 24.00 Uhr, ein- Landesverbände, der CDU-Kreisverbände gegangenen Anträge als rechtzeitig gestellt und der Bundesvereinigungen über eine Än- anzusehen. derung der Antragsfrist zu den Tagesord- Für alle anderen Anträge (TOP 17 — son- nungspunkten 15 und 16 informiert. Der Bun- stige Anträge) endet die Antragsfrist sat- desvorstand hat am 26. Januar 1981 das Prä- zungsgemäß (§ 5 Absatz 1 der Geschäfts- sidium beauftragt, am 9. Februar 1981 auf ordnung der CDU) am Montag, 9. Februar der Basis der vorliegenden Entwürfe die 1981, 24.00 Uhr.

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