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Folge 3: Erster Teil der Route Der Gartenkulturpfad Berlin wurde einer breiten Öffentlichkeit erstmals auf der

Berliner Gartenfreunde Internationalen Grünen Woche 2006 und mehrfach den Leserinnen und Lesern des „Gartenfreund“ vorgestellt. Ein Team des Schul-Umwelt-Zentrums (SUZ) hat das Projekt entwickelt, angelehnt an eine Initiative der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft. Der Landesverband Berlin der Gartenfreunde begleitet als Träger das Vorhaben, das sich als ein Baustein zur Lokalen Agenda 21 versteht. Der Rundwanderweg erstreckt sich über zirka 38 Kilometer durch die Berliner Mitte. Auf acht Teilstrek- ken kann der Spaziergänger alles entdecken, was urbanes Leben ausmacht: Wohnen, Arbeit, Freizeit, Bildung und Kultur, eingebettet und begleitet durch öffentliches Grün, Kleingartenanlagen und Teil- bereiche der Gartenarbeitsschulen Wedding und . Die „Gartenfreund“-Autoren Gerlind Teuscher und Harald Olkus haben sich auf die Spur des Garten- kulturpfades Berlin begeben. Dabei passierten sie nicht nur gärtnerische Hochkultur, sondern auch das normale Lebensumfeld der Bürger mit grünen und erholsamen wie schillernden und kiezgepräg- ten Ecken und Kanten. Die Leserinnen und Leser sind herzlich eingeladen, ihnen zu folgen und in dieser und den kommenden Ausgaben viele reizvolle, naturbezogene, kulturell bedeutende Stellen kennen zu lernen oder wiederzuentdecken.

Viehhof der Kurfürstin vor dem Spandower Thore Hofkultur, königliches Schmuckstück vis-a-vis dem Bode-Museum und die Stele zur Ringparabel om Volkspark am Weinberg deutschen Großstadtroman schrieb, Vkommend wandern Sie ein ließ seinen Franz Biberkopf in kleines Stück bergab: Immerhin, dieser Gegend agieren, selbstver- Weinbergsweg heißt die Straße, die ständlich auch bei „Aschinger“. unter Linden hinunter führt – di- 1898 bauten die Aschinger-Brüder rekt auf den Rosenthaler Platz. Als das Haus an der Ecke zur Rosen- es das Rosenthaler Tor und die thaler Straße. Auf zwei Etagen Stadtmauer noch gab – vor 150 Jah- brachten sie dann Erbsensuppe, ren und früher – war Berlin hier zu Brötchen und Bier für wenig Geld Ende. Heute aber stehen Sie mitten an die hungrigen Berliner. In den drin. Mehr Berlin geht nicht. Und 20er Jahren des vorigen Jahrhun- da diese Stadt immer ein wenig derts traf sich hier die Kulturszene übertreibt, muss man das erst ein- der Stadt. mal richtig stellen: Einen Platz gibt es hier gar nicht. Aber fünf Stra- Kreuzungsblick ßen treffen aufeinander mit Strö- von Schiedsrichterstühlen men von Fußgängern, Autos, Bus- Heute können Sie immer noch ein- sen, Straßenbahnen oben drauf kehren (Gaststätte St. Oberholz, und der U-Bahn-Linie 8 unten täglich 8 – 24 Uhr) oder sich vor drunter. dem Eckhaus auf Tennisschieds- So hat dieser Verkehrsknotenpunkt richterpodeste setzen. Einen bes- leider auch gar nichts, was sich seren Überblick über die fünffa- mit Gartenkultur verbinden ließe, che Kreuzung, die sich Rosenthaler dafür aber mit viel Geschichte und Platz nennt, bekommen Sie so Stadtkultur. Alfred Döblin, der mit schnell nicht wieder. „Berlin Alexanderplatz“ den ersten Die Rosenthaler Straße: Berlin ist in dieser Gegend noch weitgehend ungeschminkt, ziemlich schmud- Schöner wohnen in den Hackeschen Höfen – doch manchmal vielleicht delig, verlebt, ganz lässige Groß- auch entnervend für die Mieter stadt eben. In den Häusern, die angesichts der Besucherströme. manchmal noch aussehen wie vor

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rem Gartenspaziergang nicht auslassen. Viel Grün gibt es hier, Spiel- plätze, berankte Fassa- den, blühende Balkons sowie Kunst, Kultur und auch Kommerz. Wenn Sie auf dem Gar- tenkulturpfad weiter wandern wollen, müs- Berliner Gartenfreunde sen Sie jetzt das so ge- nannte Scheunenviertel in der Spandauer Vor- stadt über die Oranien- burger Straße verlas- sen. Auf der linken Seite liegt der Monbijoupark. 1598 wird der Flecken erstmals erwähnt – als „Viehhof der Kurfürs- tin vor dem Spandower Thore“. Gut 100 Jahre später, zur Zeit Frie- drich I., errichtet Hofbau- meister Eosander von Göthe ein Schlösschen mit Barockgarten. Kronprinzessin Sophie Dorothea, Mutter Friedrich des Großen, tauft es 1712 Monbijou: Mein Schmuck- stück. Der Garten im französischen Stil ist in dieser Zeit der bekannte- ste, schönste in Berlin. Später wird er zum Landschaftspark umgestal- tet und der englische Gartenbaustil In eindrucksvollem Habitus zeigt sich die steinalte Kastanie im Monbijou-Park nimmt Einfl uss. Er erhält weitläufi - von ihrer herbstlichen Seite (Bi. o.). – Die Stele zur lessingschen Ringparabel ge Rasenfl ächen, geschwungene hundert Jahren, gibt es einfache findet man auf der „Meile der Toleranz“, die auf der Spreeuferpromenade Wege und Tempelchen. Ab 1877 gegenüber der Museumsinsel im Werden ist (Bi. o. l.). Alle Fotos: G. Teuscher Restaurants für alle Geschmacks- richtungen, kleine Galerien, Mu- seen, Werkstätten. So im Haus Schwarzenberg, Rosenthaler 39. Und – schon vergessen, dass Sie auf dem Gartenkulturpfad sind? – die Höfe! Hier kann man sich durch offene Tore auf eine ganz eigene Entdeckungsreise bege- ben. In der Rosenthaler 49 wächst auf einem Hofkarree Bambus, bis hin- auf zur dritten Etage. Bambuster- rasse nennt sich die Anlage, die auch zum Ausruhen und Kaffee- trinken einlädt. In der Nr. 50, die zum Kunsthaus Mitte gehört, steht neben einem Ginkgo ein Stück Berliner Mauer zum Gedenken an die Opfer. Hier gibt es noch keine Touristenströme. Die ziehen der- weil durch die Rosen- und die Hackeschen Höfe. Aber auch Sie sollten die 1906 – 1907 erbaute größte Hofanlage Europas auf Ih-

Wer die Hackeschen Höfe nicht kennt, wird überrascht und begeistert sein, an wie vielen Stellen es üppig wächst, rankt, grünt und blüht.

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Gartenkulturpfad Berlin

Auf dem Weg zum ehemaligen königlichen Schmuckstück Monbijou öffnet sich auch der Blick auf die prachtvolle Ansicht der Synagoge in der Oranienburger Straße, die zu den markantesten Stadtbildern Berlins gehört. ist Schloss Monbijou Hohenzol- tung „DomAquaree“, dem neuen lernmuseum. Cityquartier mit Hotel, Restaurants, Ende der 1950er Jahre wird das im Geschäften, Büros, Wohnungen. II. Weltkrieg zerstörte Schlösschen Das Konzept dieser Anlage am abgetragen, der Garten wandelt Spreeufer ist dem Wasser gewid- sich zum Freizeitpark der Berliner. met. Sie werden diesem Leitfaden Die Attraktion darin seit 1960 ist immer wieder begegnen. Beson- das Kinderfreibad. Die Parkanlage, derer Anziehungspunkt in dieser wie wir sie heute kennen, stammt Hinsicht ist der spektakuläre Aqua- aus jener Zeit. Aber gerade in den dom mit seiner bunten Tiefseewelt. letzten Jahren haben umfangreiche Schon der ganz kostenlose Blick Baumaßnahmen das Schmuckstück darauf von der überdachten Passa- wieder aufgewertet. Die zentrale ge der Heilig-Geist-Gasse aus be- Fläche ist saniert und teilweise neu eindruckt. bepfl anzt worden, das Freiluftthea- An der Spreeseite ist eine neue, ter soll zurückkehren. Ausruhen, in sechseinhalb Meter hohe Skulptur der Sonne liegen, spielen, Sport beachtenswert: Sie symbolisiert treiben – das können Sie hier nach Lessings Ringparabel. Der Metall- wie vor. Sogar einen Strand gibt es Künstler Joachim Matz schuf die- und vielleicht auch wieder eine ses Sinnbild für Toleranz aus Kup- Strandbar. Neu angelegt ist die fer, Bronze, Silber und Gold. Nur Spree uferpromenade gegenüber wenige Schritte weiter befi ndet der Museumsinsel. Sie erstreckt sich ein Wegweiser mit einer blau- sich von der Ende 2006 wieder- gelben Blume und der Aufschrift hergestellten Monbijoubrücke bis Gartenkulturpfad. Folgen Sie ihm zur Friedrichsbrücke und verbindet einfach in Richtung Neptunbrun- so den Spreebogen an Reichstag nen. Gerlind Teuscher und Kanzleramt mit der histori- schen Stadtmitte, dem Nikolaivier- Vorschau tel. In Folge 4 passiert die Autorin Das neue City-Quartier im weiteren Verlauf der Linden- Route zwei Revolutions-Pro- Allerdings, wenn Sie dem Garten- letarier, monarchistische Remi- kulturpfad folgen, müssen Sie die niszenzen bis hin zu Napoleons Uferpromenade etwa in Höhe der Schlüsselposition. Friedrichsbrücke verlassen, in Rich-

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