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Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau

Historische Relikte in der Samtgemeinde Nienstädt

Werner Schöttelndreier

Heft Nr. : 12

Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule

Hagenburg im März 2006

Exkurf.u.Veröffentl. AK Bergbau 25 S. 14 Abb. 2006

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Mente et Malleo = Geist und Hammer

Bergwerk will haben Verstand

Und eine arbeitsame Hand.

(Balkeninschrift an einem Haus in Goslar)

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Die Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen des Arbeitskreises Bergbau der Volkshochschule Schaumburg“ wird vom Arbeitskreis Bergbau in lockerer Folge herausgegeben.

Bisher sind erschienen: Heft 01 Schunke & Breyer: Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von...... Heft 02 Ahlers & Hofmeister: Die Wealden-Steinkohlen in den Rehburger Bergen. Heft 03 Korf & Schöttelndreier: Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den...... Heft 04 Hofmeister: Der Obernkirchener Sandstein. Heft 05 Hofmeister & Schöttelndreier: Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehen.. Heft 06 Hofmeister: Die Steinkohlenwerke im Raum Osnabrück. Heft 07 Krenzel:Vorbereitung einer Exkursion von Hagenburg zur Hilsmulde. Heft 08 Schöttelndreier & Hofmeister: Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt. Heft 09 Ruder: Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen bei Hannover. Heft 10 Hofmeister: Exkursion Steinzeichen am Messingsberg… Heft 11 Grimme: Das Endlagerbergwerk Gorleben. Heft 12 Schöttelndreier: Historische Relikte in der Samtgemeinde Nienstädt. Heft 14 Grimme, et. al. : Der Wealden-Steinkohlenbergbau in Niedersachsen.

1.Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg, Wilhelm- Suhr- Straße 16, 31558 Hagenburg.

Redaktion: Karl-Heinz Grimme, Erich Hofmeister,

Layout & Druck: Christian Abel, Ludwig Kraus,

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4. Inhaltsverzeichnis 1. Impressum 2. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises 3. Vorwort 4. Inhaltsverzeichnis 4a Abbildungen 5. Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg 6. Erkundung des Samtgemeindegebietes 7. Der Ziegelstein – Brennofen 8. Weitere historische Relikte 9. Abbildungen 1-14 10. Ausgewählte Literatur

4a Abbildungen Abb. 1 Karte des Kultur- und Lehrpfades Abb. 2 Profil durch die Schaumburger Mulde Abb. 3 Lage der alten Werke bzw. Reviere Abb. 4 Sägewerk Osterholz Abb. 5 Pumpenschacht O-D-3 Abb. 6 Der Wasserbehälter aus dem Jahr 1910 Abb. 7 Georgschacht 1930 Abb. 8 Georgschacht 1950 Abb. 9. Ziegelstein-Brennofen, Skizze Abb. 10 Ziegelstein-Brennofen, Sohle Draufsicht Abb. 11 Ziegelstein-Brennofen, Auf dem Schulhof Abb. 12 Ziegelstein-Brennofen, Mineralabsatz von Kalk und Kiesel Abb. 13 Der Ziegelstein- Brennofen, auf dem Schulhof Abb. 14 Backkoksöfen Osterholz

5 3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises

Abel Barbara Obernkirchen Abel Christian Obernkirchen Abel Willi Obernkirchen Ahlers † Werner Rohrsen Bonitz † Gerhard Bremer Ursel Hagenburg Busatta † Fred Hagenburg Drechsler Hans-Ulrich Hagenburg Engelking † Carl- Friedrich Gerdts Wolfgang Wunstorf Grimme Karl- Heinz Barsinghausen Henke † Kurt Obernkirchen Hofmeister Erich Hagenburg Kaussow, sen. Günter Hagenburg Kaussow, jun. Günter Hagenburg Klinger † Herbert Hagenburg Klinger Margret Hagenburg Knickrehm † Ernst Obernkirchen Knickrehm Ingrid Obernkirchen Koch † Fritz Obernkirchen Kording Wilhelm Nienstädt Korf † Walter Nienstädt Krassmann, Dr. Thomas Rodenberg Kraus Ludwig Stadthagen Krenzel Horst Egestorf Kröger, Dr.† Uwe- Dietrich Ludewig Gunter Maiwald Heinz Hagenburg Matthias Friedrich Bad Nenndorf Oberdanner Hans Rehburg-Loccum Poßin Wolfgang Hagenburg Ruder † Barbara Großburgwedel Ruder Jürgen Großburgwedel Rüppel † Hermann Barsinghausen Schewe Rita Schewe Eckhard Auhagen Schiewe Karl- Heinz Garbsen Schlegel Detlef Wunstorf Schöttelndreier Anneliese Nienstädt Schöttelndreier Werner Nienstädt Schröder Konrad /Riehe Schröder Ralf Suthfeld/Riehe Schröder Wilhelm Suthfeld/Riehe Struckmeier Helmut Obernkirchen Voges Gisela Hagenburg Winterstein † Traude Hagenburg Wittkugel † Helmut Hagenburg

6 4. Vorwort:

Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins Wesergebirge, ist reich an Bodenschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien. So gab es u. a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Bodenschätze wurde eingestellt, so der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre. Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können.

In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmannsvereine gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudokumente und -relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel "Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagenburg/Altenhagen) übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen.

Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohrsen), Jürgen Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen).

In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert.

Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven. Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten.

Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge, Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer des Arbeitskreises Bergbau der VHS Schaumburg, herausgegeben.

Glück auf!

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5. Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg Werner Schöttelndreier ist Teilnehmer des Arbeitskreises Bergbau der Volkshochschule Schaumburg. Der Arbeitskreis befasst sich nun schon seit 1991 mit dem Bergbau zwischen Obernkirchen und den Rehburger Bergen. Über 30 Interessenten gehören dem Stamm der Zuhörer und Mitarbeiter an. Ihre Vorträge werden in Heften festgehalten, an deren Autorenschaft Schöttelndreier beteiligt ist oder die er selbst zusammengestellt hat. Hochkarätige Vorträge von Geologen des Amtes für Geowissenschaften und Rohstoffe aus Hannover und Exkursionen bereichern das abwechslungsreiche Programm. Auch sein Heimatdorf Nienstädt machte Schötteln- dreier interessierten Bürgern und den Mitgliedern des Arbeitskreises in Schnatgängen und Exkursionen bekannt.

Im Rahmen des Schulprojektes, 950 Jahre Sülbeck, war Herr Schöttelndreier auch am Heimatunterricht der Klasse 4 beteiligt. Hier fand sich eine interessierte Lehrerschaft und motivierte Schüler, die ihre nähere Umgebung, die Arbeitswelt und die Lebensumstände der Vergangenheit kennenlernen wollten. Dies veranlasste ihn einen Bergbau-, Kultur- und Lehrpfad durch die Samtgemeinde Nienstädt zu erstellen (Abb. 1). Mit diesem Pfad soll Schülern und interessierten Bürgern die soziale und wirtschaftliche Bedeutung für die Bevölkerung und der industrielle Aufschwung in sechs Jahrhunderten von 1386 bis 1960 in der Schaumburger Region, am Nordhang des Bückeberges, durch den Bergbau aufgezeigt und näher gebracht werden. Dieses kann an den noch zahlreich gut erhaltenen ehemaligen Betriebspunkten und einmaligen Relikten erkannt und vermittelt werden.

6. Erkundung des Samtgemeindegebietes Wenn man im Bergbau nach etwas forschen und suchen will, das Jahrhunderte zurückliegt und man in etwa weiß wo es liegt, dann muß man die Erdoberfläche ansehen und beobachten. Hügel, Gräben, Senken oder Wasseraustritte im Gelände geben Zeugnis vergangener Tätigkeiten.

„Relikte sind Überreste der Industriealisierung. Sie bedürfen Schutz und Pflege. Dabei soll man den Blickwinkel nicht auf Einzeldenkmäler richten, sondern die Landschaft insgesamt als grundlegendes Kriterium betrachten (Dr. Römhild). Sie bilden in unserer Gemeinde ein zusammenhängendes Geländedenkmal in einer Bergbaulandschaft.

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1510 hat der Kaufmann ALBRECHT SCHLÜSSELBURG aus Stadthagen bei dem damaligen

GRAFEN ANTON (1498 – 1526) angefragt, in dem Dorfe Nienstädt nach Kohlen schürfen zu dürfen, was auch genehmigt wurde. Bekanntlich hat er aber nach kurzer Zeit aufgegeben. Doch 100 Jahre später waren noch immer die Löcher zu sehen, schrieb der Kanzler von WIETERSHEIM. Die Bergehalde findet man noch heute im erhöhten Garten des Hauses Wendthäger Straße Nr. 6. Unter der Grasnarbe der Böschung liegt die schwarze Erde der Kohlengesteine.

In Senken und Wasseraustritten finden sich am Südhang des Bückeberges die Stollen aus dem 18. und 20. Jahrhundert.

7. Der Ziegelstein – Brennofen Auf dem Schulgelände in Nienstädt, ein Betriebspunkt der ehemaligen Obernkirchener Gesamtsteinkohlenwerke (das Osterholz) , steht ein Ziegelstein – Brennofen , Abb. 9 bis Abb.13, der sein Vermächtnis im Inneren verborgen hält. Werner Schöttelndreier versucht dies zu lüften. Besonderer Anlaß war die Veröffentlichung einer betriebs- historischen Recherche über das ehemalige Kokereigelände Osterholz in der behauptet wird, daß es sich bei dem einmaligen Relikt aus dem 19. Jahrhundert auf dem heutigen Schulgelände, um einen „Koksbackofen“ handele . Schöttelndreier forschte nach der wahren Verwendung des Ofens. Hierzu hat er nicht nur seine praktischen Forschungsarbeiten zugrunde gelegt, sondern auch Laboratorien eingeschaltet und das

Wissen des renomierten Kenners der Schaumburger Bergbaugeschichte, DR. GEORG

RÖMHILD von der Universität Paderborn , zu Rate gezogen.

Gebaut wurde der Ofen zur Zeit der Koksherstellung von 1811 bis 1905. Da er zum ersten Mal auf dem Lageplan der Kokereianlage Osterholz von 1900 erscheint, muß er zwischen 1873 und 1900 gebaut worden sein. Die Bauform entspricht nicht den überlieferten Zeichnungen eines Koksbackofens der damaligen Zeit und auch nicht den

Berichten des Bergassessors FINZE (Finze,1912) oder dem unveröffentlichten

Manuskript des Maschinenwerkmeisters GUSTAV SCHÜTTE , der ab 1900 als Betriebsbeamter und Maschinensteiger in der Verwaltung des Gesamtbergamtes und für die Einrichtung des Georgschachtes zuständig war. Später wurde er auch Leiter der Bergvorschule in Obernkirchen. Schon sein Vater und Großvater waren Werkmeister auf Osterholz und bewohnten das Werksgebäude (Steigerhaus), das 1832 erbaut war, auf Kunstschacht I Osterholz, dem heutigen Haus „An der Halde 3“. 9

Dieser GUSTAV SCHÜTTE bezeichnet das Relikt als Ziegelsteinbrennofen zur Herstellung feuerfester Steine, so wie er auch auf dem Lageplan von 1900 eingetragen ist.

Nach dem Bericht des Assessors FINZE wurden zu Beginn der Koksherstellung die Innenwände der Koksbacköfen mit feuerfesten Ziegelsteinen eigener Herstellung ausgemauert. Im weiteren Verlauf der Versuche beschaffte man sich probeweise auch feuerfeste Ziegelsteine aus Großalmerode und importierte sogar Schamotte- Steine aus England. Beim Abschluß der Versuche kam man aber wieder auf die feuerfesten Steine aus eigener Herstellung zurück.

Die bis zu 2 m starken Außen- und Trennwände, sowie die Sohlen der innen runden Koksbacköfen mit einem 0,80 m hohen Gewölbe und einem Durchmesser von 2,30 m, mit einem Schornstein sowie die im Rechteck gemauerten Öfen, die innen ca. 2,30 m breit, 1,20 m hoch und bis zu 25 m lang sind, von Kanälen und Abzugsrohren durchzogen, waren aus Naturstein hergestellt und innen mit einer 12 cm starken Ziegelsteinausfutterung versehen (Abb. 14).

Der noch bestehende zylindrische Brennofen (Abb.11) hat einen Schornsteinaufsatz und steht auf einem 1,60 m hohen Sockel aus 0,56 m dicken Ziegelstein- Mauerwerk. Darüber ist der Ofen mit einer Wandstärke von 0,36 m voll aus Ziegelsteinen gemauert, ohne eingelassene Abzugsrohre oder geschlossene Kanäle (Abb.10).

Herr Schöttelndreier hat sich bemüht den Innenraum des Ofens zu säubern, um ihn untersuchen zu können. Er hat festgestellt, daß in der Sohle ein Kreuz von nach oben offenen Kanälen (0,18 m bis 0,24 m breit und 0,40 m tief) vorhanden sind, die mit Nischen (0,80 m hoch x 0,24 m breit x 0,56 m tief) im Außenmauerwerk in Verbindung stehen .

Die Ziegelsteine wurden aus feuerfestem Ton mit der Hand in Holzkästen geformt. Sie hatten das „Reichsformat“ (25 cm x 12 cm x 6 cm). Diese Rohlinge wurden an der Luft getrocknet und im Ofen auf Abstand gestapelt, danach füllte man die Zwischenräume mit Feinkohle auf und brannte die Steine.

10 Bei dem Brennvorgang setzte sich an der kühleren Innenwand des Ofens ca. 3,80 m hoch und 2,33 m im Durchmesser, Sinter ab, ein glasiger, amorpher Mineralabsatz aus Kalk und Kieselsäure (Abb. 12), der aus dem Tongemenge der Rohlinge stammt.

Ein weiteres Konstruktionsmerkmal zeigt, daß es sich bei dem Ofen nicht um einen Koksbackofen handelt, denn während bei Koksback- und Meileröfen die Einfüll- öffnungen in gleicher Höhe mit der glatten Sohle liegen, um den fertigen Koks mit Kratzen aus den Öfen ziehen zu können, liegt bei diesem Ofen die Öffnung (0,65 m x 0,50 m) 0,95 m über der mit offenen Kanälen durchzogenen Sohle. Die gebrannten Ziegel mußten also aus dem Ofen gehoben werden.

In dem beschriebenen Ofen finden sich außer Asche, kleinen Stücken verfestigter Feinkohle und einer Kratze, keine Spuren einer Koksherstellung. Alle Untersuchungs- ergebnisse und die noch vorhandenen Unterlagen weisen eindeutig auf einen Brennofen zur Herstellung von Ziegelsteinen hin; wenn er äußerlich auch den aus England stammenden „Bienenkorböfen“ (um 1750) zur Herstellung von Koks ähnlich ist.

8. Weitere historische Relikte Zu dem Programm „Bergbau-, Kultur- und Lehrpfad durch die Samtgemeinde Nienstädt“ gehören auch die Bauernhaus- Architektur und die unterschiedlichen Siedlungs- strukturen in unserer Gemeinde. Kulturgüter sollen bewahrt und in Wort und Bild an kommende Generationen weitergegeben werden, markante Sehenswürdigkeiten und Betriebspunkte auf Informationsschildern und Holztafeln beschrieben und dargestellt werden.

Bei einem Rundgang durch Nienstädt stellt man fest, daß in der Mitte des Dorfes der Schierbach fließt, um den sich die Bauernhöfe wie in einem Haufendorf gruppieren. Wegen seiner wenigen Anlagen (unter 10) würde man es heute als Weiler bezeichnen.

Folgt man der Straße nach Norden, so kommt man zum Schulhof mit dem oben beschriebenen Ziegel- Brennofen und an der Apotheke dem Wasserbehälter aus dem Jahre 1910 zur Trinkwasserversorgung des Georgschachtes, der dem Nienstädter Stolln, aufgefahren 1872, vorgelagert ist. 11 Es folgt die Bergehalde, die bei der Koksherstellung entstand und der 1816 abgeteufte Kunstschacht I, dem ersten Tiefbauschacht im Obernkirchener Steinkohlenrevier, in dem 1835 die erste Wasserhebemaschine, eine sogenannte Wassersäulenmaschine der Firma Henschel aus Kassel installiert war.

Das Grubenwasser des Stadthäger Stolln, aufgefahren 1728, tritt noch heute am Nordhang des Sportplatzes zutage aus.

Am Bahnhof Nienstädt steht der Malakowturm des Kohlenförderschachtes O-D-3, des späteren Wasserpumpenschachtes, der 1870 abgeteuft ist.

Es folgen die Höfe am „Kalten Bach“ in Wackerfeld, die eine Hagensiedlung bilden.

In Südhorsten wurde am 25. Juni 1757 der Wilhelm- Wilhelm- Stolln geteuft. Er erhielt seinen Namen nach dem damals regierenden Grafen Wilhelm von Hessen- Kassel und dem Grafen Wilhelm von Schaumburg- Lippe. Dies ist der längste Wasserlösungs- stollen (1115 m lang) im Obernkirchener Revier. Durch diesen Stollen wurde ein bedeutendes Feld entwässert und somit für ein Jahrhundert der Steinkohlenabbau von Hörkamp bis Obernkirchen ermöglicht.

An der Birkenallee in Südhorsten steht ein Natursteinhaus mit einem großen Rundbogenfenster. Dieses war das Maschinengebäude für eine 100 PS Dampf- maschine zum Antrieb von Wasserpumpen im 1847 abgeteuften Schacht D-0. Hier wurden von der Gemeinde bereits Informationstafeln aufgestellt.

Im Jahr 1714 ist in der Gemeinde Sülbeck der Sülte Stolln aufgefahren, der Ursprung der Gehle. Hier wurde auch frühzeitig die Sültenknappschaft gegründet, eine Hilfs- und Krankenkasse für Bergleute.

Südlich von Sülbeck, zwischen der Liekweger Straße und dem „Schwarzen Weg“ im Bückeberg liegt das „Schierborner Revier“. Dieser Weg wurde von den Bergleuten auch als „Hühnerbach Linie“ bezeichnet, wegen des angrenzenden Hühnerbach Stolln. Im Westen liegt der Sülbeckerbrand Stolln und im Osten der Brandshofer Stolln, an der Schutzhütte Brandshof. In diesem Gebiet wurden etwa von 1860 bis 1932 Steinkohlen abgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Notbergbau eine Restgewinnung betrieben. 12 Dem Schierborner- und dem Propheten- Stolln vorgelagert sind Wasserwerke, die 1910/11 erbaut wurden.

Das 1829 wieder erbaute alte Stadthäger Zechenhaus und das 1873 erbaute Liekweger Zechenhaus sind zwei gut erhaltene restaurierte Häuser aus der Bergbau- Epoche.

Am Schierbach, an der Grenze Schaumburg-Lippe / Hessen, ist 1840 die Glashütte Schierbach gegründet. Diese mußte 1910 ihre Arbeit einstellen, da sie mit, moderneren Hütten nicht konkurrieren konnte. Die Glocke aber, die die Glasarbeiter zur Arbeit gerufen hatte, schlug später auf der Schule in Liekwegen.

Der Tourist, der den Landkreis Schaumburg bereist, bekommt in Nienstädt einen Einblick in das Leben und Wirken in drei Jahrhunderten industrieller Entwicklung mit den einzigartigen noch erhaltenen Zeitzeugen aus der Siedlungsgeschichte, der Bauernhaus- Architektur, der Naturstein- und Glasindustrie und der langen Bergbau- Tradition.

Besonders imposant ist der Ausblick den man genießt, wenn man entlang der Bergkette fährt und in die „Norddeutsche Tiefebene“ blickt. Hier kann man das ganze Abbaugebiet der Obernkirchener Gesamtsteinkohlenwerke von Obernkirchen bis zu den Rehburger Bergen überblicken. In der Mitte der „Schaumburger Mulde“ fällt die Silhouette des 1899 geteuften Georgschachtes mit seiner Halde und der hervorragenden Architektur des Zechenhauses, „der Kohlenkirche“ aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts auf.

Es lohnt sich in Nienstädt einmal anzuhalten und sich das Dorf am Nordabhang des Bückeberges mit seinen Relikten aus vergangener Zeit anzusehen.

9. Abbildungen 1 - 14

10. Ausgewählte Literatur FINZE, (1912): Die Entwicklung der Koksdarstellung auf den Steinkohlen- werken in der Grafschaft Schaumburg;- Ztschr.f. d. Berg-, Hütten u. Salinenwesen, Berlin. 13

ILSEMANN, E.(1994): Der Hauptlehrer und Heimatforscher Wilhelm Wiegmann; Unveröffentl. Manuskript, Nienstädt.

RÖMHILD, G.(1994): Industriedenkmäler- Bergbau; Technische Denkmale; Industrie- Denkmäler, insbesondere Bergbau.- Paderborn.

RÖMHILD, G.(1998): Montanindustrie an der Peripherie; Verlag Siedlungsforschung, Bonn.

SCHMIDT, A. (1948): Die Brennöfen der Grob- und Feinkeramik und der Mörtelindu- strie .- Verlag C. Marhold

6. SCHÖTTELNDREIER, W. (2001): Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerken .- Exkurf. u. Veröffentl. AK Bergbau, 3 , Hagenburg.

7. SCHÖTTELNDREIER, W. (2005): Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt .- Exkurf. u. Veröffentl. AK Bergbau, 8 , Hagenburg

8. TADGE, W. (1976): Chronik eines Dorfes Sülbeck

9. WIGAND, CH. (2002): Spurensuche in Niedersachsen; Nieders, Heimatbund, Hannover

10. WIEGMANN, W. (1912): Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg- Lippe. 2. Auflg., Verlag Heinrich Heine, Stadthagen.

11. WIBORG, J.-P. (1989): Siedlungsstrukturen in Niedersachsen; Nieders. Sozialministerium Hannover.

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Karte des Kultur- u. Lehrpfades

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 1 (Archiv Knickrehm)

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 2 (Markscheiderei Gesamtbergamt Obernkirchen)

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Lage der alten Werke bzw. Reviere

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 3 (Archiv Knickrehm)

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 4 & 5 (Weiland, W. 1980)

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Wasserbehälter aus dem Jahr 1910

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 06 (Weiland, W. 1980)

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 7 & 8 (Weiland, W. 1980)

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Ziegelstein – Brennofen Nienstädt – Osterholz

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 9 (Weiland, W. 1980)

21 Ziegelstein – Brennofen Nienstädt – Osterholz Sohle Draufsicht

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 10 (Weiland, W. 1980)

22 Ziegelstein – Brennofen Nienstädt – Osterholz

AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 11 (Weiland, W. 1980)

23 Ziegelstein – Brennofen Nienstädt – Osterholz

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 12 (Weiland, W. 1980)

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 13 (Weiland, W. 1980)

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AK Bergbau: Exk. Nienstädt, Abb. 14 (Weiland, W. 1980)