Unser Eichsfeld in Geschichte Und Gegenwart
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63. Jahrgang Heft 11/12 2019 H 11859 Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart • Eichsfelder spendete für ein • Zur Gerbershäuser Schulgeschichte „Stille-Nacht-Denkmal“ • Eichsfelder Heiraten in der Fremde • Eichsfelder Ortsjubiläen 2020 • Grenzerfahrungen in Faulungen (2) • St. Martin auf dem Rusteberg • Zur Geschichte der St.-Michaels-Kirche • Die „Schwarze Kunst“ im Eichsfeld in Weißenborn-Lüderode Küllstedt 4,90 EUR incl. 7 % MWSt Das Eichsfeld sehen, fühlen und schmecken – das entspannte Dorfhotel DER KRONPRINZ lädt ein. 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Es war Heinrich Josef 2011 ist „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Gottlieb (1868–1944), gebürtig aus Hil- der UNESCO als immaterielles Kulturerbe kerode, der damals in Frankfurt am Main anerkannt. lebte. Uns Eichsfeldern ist der schriftstel- Am 24. Dezember 2018 titelte die „Frank- lerisch begabte Archivsekretär durch sei- furter Allgemeine Zeitung“: „200 Jahre ne Beiträge zur Heimatgeschichte oder die ‚Stille Nacht‘: Das unkirchlichste Kirchen- unter dem Pseudonym „Christian von der lied.“ Menschen in aller Welt lieben das Eller“ verfasste Erzählung „Müller‘s Lise- Lied, doch Theologen und Hymnologen beth von Ankerode. Eine eichsfeldische taten sich schwer mit dem Text und der Dorfgeschichte“2 bekannt. Doch er schrieb wiegenden Melodie im 6/8-Takt. Es hat auch anderes.3 einige Jahre gedauert, bis „Stille Nacht, So veröffentlichte Gottlieb zur Finanzie- heilige Nacht“ seinen Platz in einem ka- rung eines zukünftigen „Stille-Nacht-Denk- tholischen Gesangbuch gefunden hat. Im mals“ eine kleine Schrift, in der die Entste- „Lobet den Herrn“, dem Gesangbuch, das hungsgeschichte des Liedes, romantisch im Obereichsfeld mindestens bis 1975 in ausgeschmückt, beschrieben wird.4 Das Gebrauch war, sucht man es vergebens. Büchlein widmete er dem gleichnamigen Im nachfolgenden „Gotteslob“ war es Enkel des Komponisten „Seiner Hochwür- schließlich auf Seite 145, allerdings ohne den Herrn Domkapellmeister und Religi- Noten, zu finden. Das gemütvolle Lied mit onslehrer Franz Xaver Gruber in Salzburg“. der einprägsamen Wiegenmelodie hielt Gottlieb scheint ihn persönlich gekannt nun offiziellen Einzug in katholische Got- zu haben, und es ist anzunehmen, dass tesdienste.1 Gruber wichtige Informationen lieferte. Zur Als das 100-jährige Jubiläum des Liedes Motivation seiner Bemühungen schrieb herangerückt war, hatte es seinen Sieges- Gottlieb: „In seinem Siegeslaufe [...] hat zug rund um die Welt schon angetreten. dieses Lied Millionen von Herzen in Wort Rührend ist, dass 1914 deutsche und bri- und Weise erwärmt und erfreut in den Pa- Titelbild: Der beeindruckende barocke Hochaltar der Küllstedter Kirche „St. Georg und Juliana“ aus dem Jahre 1756 wird alljährlich in der Weihnachtszeit fast völlig von der impo- santen Krippe mit ihren 54 Figuren verdeckt, die nahezu den gesamten Chorraum der größten Dorfkirche des Eichsfeldes einnimmt. Seit 1939 bauen Generationen von Küllstedtern die im Passionsspielort Oberammergau geschnitzte weihnachtliche Szene in liebevoller Kleinarbeit auf und präsentieren ab drittem Adventssonntag bereits Hunderte Küllstedter Hauskrippen. Von hier kann man sich bis zu Lichtmess auf den Südeichsfelder Krippenweg begeben. Foto: Josef Keppler. Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 313 Bischhagen, Großtöpfer und Werningerode können 2020 Ortsjubiläum feiern Von Edgar Rademacher Für die drei Dörfer Bischhagen, Großtöpfer gab es hier auch zwei Schulen. So hatte und Werningerode im Landkreis Eichsfeld die evangelische Schule um 1840 einen hat das neue Jahr eine Möglichkeit zum Lehrer, 13 Knaben und 13 Mädchen, wäh- Feiern parat. rend in der katholischen Schule ein Lehrer 3 Knaben und 13 Mädchen zu unterrichten Auf seine 575-jährige Geschichte kann hatte. Von 1914 bis 1947 hatte Großtöpfer Bisch hagen in diesem Jahr zurückblicken. sogar Bahnanschluss. Um 1840 zählte das In seinen „Wüstungen des Eichsfeldes“ Dorf 255 Einwohner, heute sind es etwa teilt Levin von Wintzingeroda-Knorr1 ei- noch halb so viele. nen Vorgang aus dem Jahre 1445 um den Zehnten zu Bischhagen mit, wodurch der Das ursprünglich zur Grafschaft Honstein Ort seine erste urkundliche Erwähnung vor gehörende Dorf Werningerode kam am 15. 575 Jahren findet. Juni 1816 zum damaligen Kreis Worbis.3 Seine urkundliche Ersterwähnung findet Großtöpfer im Südeichsfeld wird erstmals der Ort in einem Archidiakonatsregister4 in einer Urkunde2 erwähnt, die Papst aus dem Jahre 1495, womit er auf eine Cölestin III. am 20. Dezember 1195 in Rom 525-jährige Geschichte zurückblicken ausgestellt hat. Darin geht es um Besitzun- kann. gen des Klosters Germerode, das solche auch in „Thoffer“, (Großtöpfer), umfasst. Anmerkungen Damit liegt die erste Erwähnung des Süd- 1 Wintzingeroda-Knorr, Levin Freiherr von: Die eichsfeldortes nun 825 Jahre zurück. Be- Wüstungen des Eichsfeldes. Halle 1903, Reprint merkenswert ist, dass der kleine Ort zwei Duderstadt 1995. S. 725. Kirchen aufweisen kann. Die evangelische 2 Schmidt, Aloys: Urkundenbuch des Eichsfeldes. Kirche „Der Gute Hirte“ in der Dorfmitte Magdeburg 1933, Reprint Duderstadt 1997, Nr. folgte um 1700 einem Vorgängerbau. Das 149. 3 katholische Gotteshaus „St. Aloysius“ wur- Kraus-Böhner, Gerda: Epschenrode. Duderstadt 2004. S. 14. de 1901/02 am Ortsrand errichtet. Nicht 4 Arbeitskreis Heimatgeschichte im Verein für nur zwei Kirchen fallen in dem Dörfchen Eichsfeldische Heimatkunde: Eichsfeld-Hand- am Rande des Eichsfeldes auf, in alter Zeit buch. Heiligenstadt 2006 (Manuskript). Mit einem Geschenk-Abo der Eichsfelder Heimatzeitschrift für Verwandte, Freunde und Bekannte verschenken Sie ein Stück Eichsfelder Kultur! Einen Bestellschein finden Sie im Internet unter https://shop.meckedruck.de/shop/ehz-bestellschein.pdf www.meckedruck.de/eichsfeld 314 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart Im Schritt der Zeit – unsere eichsfeldische Heimat St. Martin auf dem Rusteberg Von Johann Freitag Und Ungemach liegt auf dem Dache, das Maul geöffnet, wie zum Fraße, auf beiden Seiten, gleich im Maße, halb Witzfigur und Teufelsdrache. Doch unterm Dach geschieht ein Zeichen, hier öffnet sich das Herz dem Armen, hier gilt als Antwort das Erbarmen, hier muss die Angst der Hoffnung weichen. Das gilt auch heute noch uns allen: Wo Liebe sich und Güte zeigen, wo Feinde achtungsvoll sich neigen, da müssen die Dämonen fallen. Der hl. Martin (316–397) als Schutzherr fränkischer Könige und Mainzer Diöze- sanpatron war und ist im Eichsfeld hoch- verehrter Volksheiliger und Symbolgestalt der Mildtätigkeit und Nächstenliebe, wovon das Martinspatrozinium von 19 Eichsfelder Kirchen – darunter das der Heiligenstädter St.-Martins-Kirche als „Mutterkirche“ des Eichsfeldes – kündet. Nahezu 100 bedeutende historische, aber berg, und wie bei jener befindet sich die in auch moderne Darstellungen in Gestalt die Südwand eingesetzte Sandsteintafel von Steinreliefs und Holz- oder Stein- nicht am Originalstandort, sondern stammt skulpturen, in Öl- oder Glasmalerei über aus einem anderen baulichen Zusammen- Portalen, an Altären, Deckengewölben und hang – in diesem Fall mit konkreter zeit- Kirchenfenstern zeigen den Heiligen in licher Zuordnung: 1583. Der Rusteberg Eichsfelder Städten und Dörfern detailreich mit der einst größten und bedeutendsten als pontifikal gekleideten Bischof mit unter- mittelalterlichen Burg des Eichsfeldes schiedlichen Attributen oder – seit dem 15. und Sitz des kurmainzischen Viztums ab Jahrhundert – als mantelteilenden Ritter. 1123 hatte allerdings im 16. Jahrhundert Unter den eichsfeldischen Martins-Zeug- seine Funktion als „Haupt und Wächter nissen steht letztere, typische Darstellung des Eichsfeldes“ schon eingebüßt, denn an vorderster Stelle. der Sitz des Oberamtmanns befand sich bereits seit 1540 in Heiligenstadt. Große Ähnlichkeit mit dem Martinsbildnis am Heiligenstädter Kornhaus (s. EHZ, Heft Geschützt vor oder von gefährlichen 11/2017, S. 331) besitzt das Relief an der Lindwürmern vollzieht sich unter siche- St.-Michaels-Burgkapelle auf dem Ruste- rem, kräftig profiliertem Dach, das auf Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 315 starken, blattkapitellgekrönten Säulen Woher das Relikt stammt, bleibt sicher un- ruht, die legendäre humanistische Man- bekannt, die Erinnerung an des hl. Martins telteilung mit dem knienden Bettler über Menschlichkeit aber ist unübersehbar und einer weiteren säulengestützten einstigen daher zeitlos beispielgebend. Inschriftfläche. Foto und erläuternder Text: Josef Keppler. Was ist aus der „Schwarzen Kunst“ im Eichsfeld geworden?