Eine Erkundungsreise durch 130 Jahre Hotelgeschichte.

Das Hotel hat eine stolze Anzahl Zimmer. Zwei Drittel Mein persönliches Sporthotel-Kapitel schliesse ich o"- ö!nen sich zum Val Roseg hin. Rückseitig zeigt sich der ziell mit diesen Seiten, die ich meinem Mann widme Piz Languard, auf dessen Fuss 1950 die ersten Lifte und für die ich zwei Jahre lang rückwärtsging. Um die Pontre sinas gesetzt wurden. Lange nachdem das Sport- Seele des Hauses zu #nden, sie unseren Gästen zu zeigen hotel entstand, das an der Via Maistra herein bittet und und meinem Sohn Alexander, meiner Schwiegertochter schnell einen Teil seiner Geschichte o!enbart. Links die Nicole und meinen Enkeln Linus, Alina und Andri auf Zukunft mit der Bar und Lounge im trendigen Alpin- den Weg zu geben. Eine Vielzahl Entdeck ungen sind ge- chic. Rechts das Büro, das schon so schien, als wir unse- lungen und mit persönlichen Erinnerungen verschmol- ren Dienst antraten und dazwischen die barocke Treppe zen. Geglückt ist das dank jener, die meine Begeisterung mit ihrem prunkvollen Geländer. Herz des Hauses, das für das Aufstöbern teilten und mir Hilfe boten. Speziell schon über 100 Jahre Leben in die Etagen und Zimmer hervorheben möchte ich das Kul tur archiv Oberengadin pumpt. Zig Mal folgte ich ihrem hölzernen Handlauf, in mit seiner Präsidentin Dora Lardelli und um nach dem Rechten zu sehen. Nach dem Wohl der das Schweizerische Wirtschaftsarchiv in Basel. Ein be- Gäste. Nach dem Haus, das wir 1982 übernahmen. sonderer Dank gilt Felix Keller und Jürg Abderhalden. Doch was war zuvor? Wer lenkte dieses Haus? Wer stieg hier ab und empor, um eine Zimmertüre zu schliessen? Danke für eine Geschichte, die vor 130 Jahren begann.

Regula Pampel-Gross

2 3 Eine Zeitreise im Tal des Lichts.

jeder von den Sagen um die wilden Zentrum des Wintersports. Rangierte Eislaufen vorerst Naturgeister und was es heisst, in den als Nummer eins unter den weissen Sportarten, ver- Bergen zu leben: Gefahren, Hunger, breitete sich alsdann Skilaufen, gefolgt von Bob und Entbehrung und Einsamkeit. Beseelt Skeleton. Erste Rennen riefen leidenschaftliche Skiläufer vom Forscherdrang folgen Mitte des an den Start und gehörten ebenso zum Zeitvertreib wie 19. Jahrhunderts erste Engländer und Schlittenfahren, Eishockey und Curling. 1920 setzte sich Franzosen dem Ruf der Berge. Ihre Skifahren endgültig als Breitensport durch und liess Begeisterung und ihren Gipfeldrang technische Aufstiegshilfen wie Bergbahnen, Ski- und trugen junge Alpinisten, unterstützt Schlepplifte in die Höhen wachsen. vom Journalismus der Weltpresse, in die Welt hinaus und hauchten dem Tourismus erstmals Leben ein. Nachfolgende, kursierende Legende um dieses Die einmalige Landschaft des Enga- Fleckchen Erde soll unser Herz stärken und helfen dins im vergletscherten Hoch gebirge, zu bewahren, was uns gegeben wurde: «Engiadina, Garten des Inns. Tal des Lichts. Wo man sich umrahmt von duftenden Arven- und Lärchenwäldern «allegra» zuruft und eine o!ene Lebensfreude herrscht. und blühenden Wiesen, galt als geistige Befreiung. «Als der Erzengel Gabriel hinter Adam und Eva die Dort, ja dort, be"ndet sich das Sporthotel , des- Überhaupt waren reine Natur, Ruhe und gesunde Luft Pforten zum Paradies versiegelt hatte, stand der Schöp- sen Biogra"e ich schildern möchte.» bereits zu jener Zeit gesucht und wurden in Pontresina fer verlassen und verwaist im Garten Eden und bemit- gefunden. Die Sommerfrische war geboren und die heiz- leidete die Menschen. Er wollte ihnen jedoch auf Erden Ende des 18. Jahrhunderts streiften Romantiker durch freien Perioden etabliert, bis die Engländer auch den einen Platz scha!en, nahe am Himmel und mit aller Europa und verarbeiteten ihre Eindrücke in Literatur Reiz des Winters entdeckten. Überzeugt davon, dass Schönheit. Vollkommen durfte es jedoch nicht sein. und der Malerei. Der nächste Zeitabschnitt brachte erste sich die winterliche Bergsonne angenehmer als das Grau Dem Göttlichen Gebot gehorchend, schufen seine Engel Eroberer hervor, die sich zwischen einsame Höhen in London an fühlen müsse, konnte das bereits sogleich dieses irdische Paradies …» und Schluchten wagten, um sie vom Mythos der bösen 1860 Wintergäste beherbergen. Bis zum Ersten Welt- Geister und Dämonen zu befreien. Bis anhin wusste krieg galt das Bündnerland sogar als eigentliches Das Engadin, nossa Engiadina.

4 5 Der Vorspann zur Geschichte.

Wie in vielen anderen touristischen Unternehmen im tek ten-Brüder Ragaz aus Samedan begleiteten. Stoppa- Leistungen verabschiedet. Hans und Mary Walther folg- Engadin stand auch im Sporthotel ein Zuckerbäcker am nys Nobelherberge entwickelte sich zur ersten Adresse ten ihm in einer äusserst prekären wirtschaftlichen Zeit Anfang. Florian Stoppany entstammte einer Pontresiner im kleinen Dorf. Besonders an gesagt war der Hotel- bis 1945. Roman und Marlies &öndury brachten inno- Familie, die mit Stehelys aus Silvaplana das bekannte palast bei betuchter Klientel, Komtessen, Fürsten, Ban- vativen Wind ins Haus und pro#tierten davon, dass in- Café Stehely am Gendarmenmarkt in Berlin betrieben. kern, Komponisten und Schriftstellern, die über Monate und ausländische Gäste nicht mehr an Devisenein- Florian Stoppany wuchs zwischen Backwerk und Bran- hinweg ihre Sommer ferien mitsamt Dienst personal im schränkungen gebunden waren und wieder ins Engadin denburger Tor auf, bis auch er traditionsgemäss lernte, renommierten Hause ersten Ranges verbrachten. 1901 reisten. Endlich pulsierte die Lebensfreude wieder und lukrativ mit Süssem umzugehen. Nach der Gesellenzeit verstarb Florian Stoppany mit nur 58 Jahren und hinter- der «Rubel» kam ins Rollen. folgte er 1870 der inzwischen heimgekehrten Familie liess ein %orierendes Hotel mit allem Luxus. Sein Sohn nach Pontresina, wo er zehn Jahre als Direktor des Johann übernahm die Geschicke des Hauses. Im Jahre 1972 ging das in Hotels Roseg amtierte. 1871 läuteten die Hochzeits- Gemeindebesitz über, doch die Krisenjahre hatten tiefe glocken für ihn und seine Frau Betti Sti$er, mit der er Um 1906 entdeckte Pontresina die Wintersaison und Kratzer hinterlassen. Durch den häu#gen Besitzerwech- sechs Kinder haben würde. das Hotel Pontresina erhielt eine Zentralheizung. Es sel wurden die nötig gewesenen Renovationen vernach- folgten turbulente Zeiten. Der Erste Weltkrieg liess aus- lässigt und der Glanz und die Üppigkeit des Historismus Sein Erbe verscha!te ihm genügend Kapital, um 1879 ländische Gäste erst gar nicht ans Reisen denken und waren verschwunden. Als Zeuge der glorreichen Zeiten die Fremdenpension Maison Sti$er an der Via Maistra brachte den Tourismus und die Wirtschaft völlig zum blieben einzig die Gebäudehülle in Neorenaissance- zu erwerben und bereits 1881 das Hotel Pontresina Erliegen. Doch das Schicksal nahm bereits seinen Lauf. Formen, die Inneneinteilung der Räumlichkeiten sowie & Post, das heutige Sporthotel mit 66 Zimmern, Speise- Weder das kurze Aufbäumen in den Zwanzigern noch das axiale, barocke Treppenhaus mit seinen geätzten saal und Restaurant, hochzuziehen. Der Erfolg seines die Namensänderung in Sporthotel 1937 brachten die Fenstern, das sich noch immer grosszügig nach oben un ermüdlichen Einsatzes erlaubte ihm, 1895 das Haus ertragreichen Tage zurück. Direktor Hans Beck wurde windet. nochmals zu erweitern, wobei ihn wiederum die Ar chi- 1934 nach 23 Jahren Direktion dankend für seine guten

6 Die Gemeinde Pontresina hatte sich also einer neuen Herausforderung gestellt, die sie mit Monika und Rolf Schweizer als Direktionspaar teilten, bis Regula und Hans-Georg Pampel sie 1982 ablösten – vorerst in Direk- tion, dann als Mieter und seit 2010 mit Sohn Alex und Schwiegertochter Nicole als Eigentümer. Einstweilen erkannte die Kommune den immensen Investitions- bedarf und veranlasste umfassende Renovationen.

Von den 1970ern bis zum heutigen Tag wurde das Haus baulich saniert. Die Renovierungen von Küche, Linge- rie, Zimmern, Bädern, Bar, Restaurant über die Schaf- fung der ersten Wellness-Oase Pontresinas brachten das Haus in die gefragte 3-Sterne-Kategorie. Die Seele des Hotels war wiedererweckt und lebt heute im stilvoll komfor tablen Ferienort für Erholungssuchende und Aktive auf hohem Niveau. Damit das so bleibt, ist es entscheidend, die Substanz des Sporthotels Pontresina sorgsam zu p%egen und die Zukunft nachhaltig zu planen.

7 1860 | Zurück an den Anfang.

Die Familie Stupan oder Stuppaun (später Stoppany plana betrieb er das Café Stehely. Daneben besass er genannt) aus Pontresina gehörte der Zunft der Zucker- auch über seine Frau Carolina Josty (1805 – 1876), die er bäcker an. Um den kargen Lebensgrundlagen in den 1833 heiratete, Anteile am gleichnamigen Café. Bergen zu entgehen, emigrierte der Nachwuchs für eine Lehre in die Fremde und zog seine Kreise von Italien Von der Spree an den Flaz. über Frankreich, Deutschland bis nach Russland. Nach Florian Stoppany wurde am 6. Februar 1842 in Berlin der Lehrzeit, häu#g in Betrieben von Verwandten, geboren, als seine zwei Schwestern schon das Licht des versuchten sie ihr Glück auf eigene Faust. Oftmals preussischen Königreichs erblickt hatten. 1835 begann schlossen sich mehrere Pastiziers Zuchers zu einfachen das Leben von Ursina Henriette, zwei Jahre später folgte Gesellschaften zusammen, deren Anteile auch vererbt Carolina. Nach arbeitsreichen Jahren fernab der Berge wurden. Nach erfolgreichen Jahren in den Backstuben traten die Eltern 1862 / 63 mit Ursina Henriette den kehrten sie im Alter in ihre Heimat zurück und errichte- Heimweg nach Pontresina an. Ihre Schwester blieb nach ten zahlreiche Engadiner Häuser und Palazzi. der Heirat mit Adolphe Goulbier im Jahre 1862 an der Spree, während sich Florian nach der Schulzeit gemäss Ihren rätoromanischen Familiennamen Stuppaun pass- der Zuckerbäcker tradition durch einige bündnerische ten die Stoppanys der Landessprache an. In Italien wur- Betriebe in verschiedenen europäischen Städten backte. den sie zu Stuppano, in Frankreich Stoppany gerufen. Doch zu Beginn der 1870er Jahre endeten Florians Der erworbene Reichtum, zusammengehalten durch Wanderjahre und seine Wirkungszeit in Pontresina Vermählungen auch zwischen engen Verwandten, begann. erlaubte der Familie im Jahre 1740 die Errichtung der Chesa Stuppaun, der heutigen Chesa Campell, an der Seine Geschäftskenntnisse konnte er im aufkommenden Hotelgründer Florian Stoppany mit seiner Frau Betti und ihren Kindern, den Söhnen Johann (1872) und Via Maistra in Pontresina. Giachem Bunom Stoppany Tourismus einsetzen und er wurde Mitbegründer und Florian (1878) und den Töchtern Lina (1874), Verena (1875), (1800–1867), Florian Stoppanys Vater, fasste Fuss in langjähriger Direktor des Hotels Roseg, das sein Cousin, Ursina (1876) und Betti (1882). Berlin. Als Kompagnon von Johann Stehely aus Silva- der Hotelier Florian Zambail 1870 erö!nete. Sowieso

8 1864 Der Fotograf Alexander Flury lässt mit seinem Atelier das erste Haus im heutigen Ortsteil Bellavita errichten. 1881 wird es in das Hotel Post & Pontresina integriert.

Atelier Flury 1866 Chesa Stuppaun Ulrich Stif!er errichtet mit der Maison Stif!er den eigentlichen Gründungsbau des Hotels Pontresina Maison Stif!er auf dem Nachbargrundstück des Ateliers Flury.

1867 Florian Stoppanys Vater Giachem Bunom Stoppany (1800 – 1867) stirbt. Nach seinem Tod verkauft die Familie die Chesa Stuppaun an die Hotelier- familie Zambail. waren die Familien Stoppany und Zambail eng ver- 1871 nahm Florian Stoppany Betti Sti$er zur Frau, mit bunden. Florian Stoppanys Tante Chata rina Stoppany der er sechs Kinder haben würde. Schon 1901, im Alter heiratete 1813 Barnard Zambail, Florian Zambails Vater, von 58 Jahren, starb Stoppany als erfolgreicher Hotelier. und die Eheschliessung (1867) von Florian Stoppanys Fünf Jahre nach seiner Betti. Er hinterliess nicht nur ein älterer Schwester Ursina Henriette mit ihrem Cousin %orierendes Hotel mit allem Luxus. Zu seinem Nach - Bernhard Zambail, dem Bruder von Florian Zambail, lass zählten auch enorme Ländereien, die sich sowohl gab dem Bündnis noch mehr Gewicht. Dies äusserte sich bergwärts bis zum Waldrand als auch bis zur heutigen auch im Verkauf der Chesa Stuppaun 1867 durch die Via da la Staziun ausbreiteten und Pferdeställe, diverse Erben Stoppany an die Familie Zambail nach dem Tod Häuser und ein Ökonomiegebäude aufwiesen. Selbst von Giachem Bunom Stoppany. ein Wasser schloss soll ihm im Gebiet Puntraschins sur / Giandains gehört haben.

9 1870 | Vom Bergdorf zum Kurort.

Um 1850 zählte Pontresina 270 Einwohner. Meist lebten Entwicklung. Doch ab 1860 entstanden mit dem Kur- prägenden Hotelbauten. Die rege Bautätigkeit spiegelte sie von der Landwirtschaft und vom Säumerverkehr haus in und dem Kurhaus & Hôtel des Bains in sich in der Entwicklung der Bettenzahlen. Die beschei- über den Berninapass. Alternativen waren dünn gesät. St. Moritz Bad, dem heutigen Hotel Kempinski, die ers- denen 50 Fremdenbetten von 1860 hatten sich 1870 Doch mit dem Ausbau der Bündner Alpenpässe von ten Hotelbauten des Engadins entlang der Hauptwege. bereits auf 350 versiebenfacht. 1880 zählte Pontresina Säumerwegen zu Fahrstrassen ab den 1820er Jahren ver- 900, zehn Jahre später 1200 und zur Jahrhundertwende besserten sich die Verkehrsverbindungen mit der Aus- Den Kurgästen, die ihre Reise vornehmlich aus gesund- 1530 Betten. senwelt und die Aussichten für die Bergbevölkerung. heitlichen Gründen antraten, folgten schon bald Bedeutsam für Pontresina war der Ausbau der Bernina- Vergnügungsreisende und Mitte des 19. Jahrhunderts Der Aufschwung des Tourismus liess auch die Bevölke- passstrasse zwischen 1842 und 1865, die einen Auf- entwickelte sich der Alpinismus zu einer neuen Freizeit- rung wachsen. Brachte es die eidgenössische Volks- schwung des Fremdenverkehrs auslöste. Vorerst pro#tier- beschäftigung. Pontresina wurde für die ersten Berg- zählung 1860 mit 277 Einwohnern nur auf wenig mehr ten Tarasp und St. Moritz mit ihren Bädern von dieser steiger, darunter viele Engländer, zum bevorzugten Einwohner als 1850, stieg die Zahl 1870 auf 357 und Ausgangspunkt für Klettertouren im Berninagebiet. Förderlich dürfte der frühe Reiseführer aus dem Jahre 1858 gewesen sein, den Ernst Lechner, Pfarrer von Samedan und St. Moritz, vorlegte. Im Titel «Piz Languard und die Bernina-Gruppe bei Pontresina» nahmen die Wander- und Bergtouren um Pontresina grossen Raum ein.

Einfache Gasthäuser boten Unterkunft. Zur Wahl standen die Wirtschaft zur Krone, aus der das heutige Grandhotel Kronenhof hervorging, bescheidene Frem- denpensionen oder die bereitgestellten Kissen von Privat - personen. Ab 1870 führte die anhaltende Nachfrage zu Ansicht von Pontresina um 1855 – Illustration aus Blick ins Rosegtal im Sommer 1890, unten rechts Ernst Lechners «Piz Languard und die Bernina-Gruppe einem eigentlichen Bauboom. Bis 1890 entstanden das Hotel Roseg. bei Pontresina». entlang der Via Maistra die noch heute das Dorfbild

10 Auszug aus einem Originalprospekt von «Pontresina – Luftkurort und Touristenstation» 1870 «Die vielen Vorzüge, die dieses Dorf gegenüber anderen Oberengadiner Ortschaften aufweist: Seine Florian Stoppany wird Teilhaber und Direktor im nahen Wälder und grossartigen Gletscher. Die grosse Hotel Roseg bei seinem Schwager Florian Zambail. Mannigfaltigkeit der schönsten Promenaden, die lohnendsten Bergpartien und genussreichsten Aus- fahrtspunkte, das ist die gefragte Sommerfrische. 1876 Allen bietet Pontresina in vollem Masse diejenigen Tod von Florian Stoppanys Mutter Carolina Bedingungen, welche geeignet sind, das nieder- Die Schwestern Stif!er. Betti Stoppany-Stif!er Stoppany-Josty. mit ihrem Mann Florian und Christina Nadig- gedrückte Leben wieder aufzurichten, Kraft und Stif!er mit ihrem Mann Hans. Arbeitslust anzufachen. Pontresina besitzt zwar kei- ne Mineralquellen, wohl aber eine nervenstärkende Alpenluft …» 1880 auf 387. Ein grosser Sprung erfolgt 1888 auf 510 Pontresiner. Nach einem Rückgang im Jahr 1900 auf 488, erreicht die Einwohnerzahl in der letzten Volks- zählung vor dem Ersten Weltkrieg 959.

Auch das Bild der Beschäftigung verschob sich. Der Anteil, der in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftig- 1879 ten im Bezirk Maloja, wozu das Oberengadin und Florian Stoppany übernimmt die Maison Stif!er nach Pontresina gehören, schrumpfte von 1870 bis 1900 auf dem frühen Tod seines Schwagers Caspar Stif!er. die Hälfte, während sich die Beschäftigten im Dienst- Florian Stoppanys Frau Betti führte die Maison mit leistungssektor, d. h. im Engadin vor allem in der Hotel- ihrer Schwester Christina Nadig-Stif!er bereits lerie, in der gleichen Periode verdoppelte. mehrere Jahre.

11 1880 | Als sich die Maison zum Hotel mauserte.

Küche für Restaurant und Hotel einquartiert. Im hohen ersten und zweiten Geschoss lagen die besseren Gäste- zimmer zur Dorfstrasse ausgerichtet, aus deren grossen Fenstern die prächtige Sicht ins Val Roseg und auf den Roseggletscher genossen wurde.

Das vierte Geschoss war hingegen niedriger und sah mit einfacheren Zimmern Platz für mitreisende Bedienstete oder Gäste mit weniger hohen Ansprüchen vor. Auf der Bergseite über der Küche lag in der ersten Etage der zweigeschossige Speisesaal. Darüber auch hier simplere Zimmer im vierten Geschoss. Insgesamt bot das Hotel nach der Erweiterung eine Kapazität von 66 Betten.

Individuelle Badezimmer und Toiletten waren in den 1880er Jahren selbst in den Häusern ersten Ranges nicht üblich. Gemeinschaftliche Toilettenanlagen befanden Im Zuge der Erweiterung der Fremdenstation Maison Zimmern an Durchreisende, die mit der Postkutsche sich pro Stockwerk neben dem Treppenhaus. Verlangte Sti$er zum Hotel Post, später Hotel Pontresina im Jahre vorbeikamen und geringere Ansprüche mitbrachten. ein Gast ein Bad, wurde die Zinkbadewanne in das 1881, integrierten die Architekten-Gebrüder Ragaz das Zimmer gebracht und mit warmem Wasser gefüllt. Für Haus des Fotografen Alex Flury. Dabei richtete Stoppany Den ebenfalls viergeschossigen Erweiterungsbau in die Körperp%ege auf den Zimmern benutzten die Gäste im Erdgeschoss dieses Teilstücks die zweite Poststelle in schlichten Neurenaissanceformen krönte auf dem %a- Waschschüsseln und -krüge sowie Nachttöpfe. Pontresina ein, wovon er sich sowohl für das Restaurant chen Dach das Schild Hotel Pontresina. Durch seine als auch für das Hotel Gäste versprach. Die Archi tekten wesentlich grössere Geschosshöhe überragte er den War es einem Gast zu kalt, konnte der Ofen im Zimmer vereinheitlichten Fassaden und Dachformen und stock- Altbau deutlich. Das Erdgeschoss nahm neben dem befeuert werden. Bereits 1891 waren die Gesellschafts- ten um eine weitere Etage, auf insgesamt vier Stock- Hotel empfang das Restaurant auf, das nach der Rekla- räume elektrisch erleuchtet. Gegen Verrechnung %amm- werke, auf. Mit dem eher traditionellen Namen Hotel me an der Fassade Münchner Löwenbräu vom Fass aus- te die Neuerscheinung auch in den Zimmern anstelle Post richtete sich diese Erweiterung mit einfacheren schenkte. Im hinteren Teil des Erdgeschosses war die der herkömmlichen Kerzen auf.

12 Die Baustelle für die Hotelerweiterung im Sommer 1880.

1881 Die Gebrüder Ragaz erweitern die Maison Stif!er Die Handschrift der Architekten. zum Hotel Pontresina & Post.

Sowohl für den Bau 1881 als auch für die Erweiterung gestalterischen Aufgaben abdeckte. Mit ihren spätklassi- des Hotels 1895 wählte Florian Stoppany die Gebrüder zistischen Hotel- und Villenbauten wie dem Hotel Ragaz aus Samedan als Architekten. Jakob Ragaz Roseg, dem Hotel Saratz, dem Hotel Pontresina (heute (* 29. 9. 1846; † 27. 5. 1922) und sein jüngerer Bruder Sporthotel), dem Hotel Weisses Kreuz, dem Hotel Georg (* 16. 10. 1857; † 12. 1. 1909) stammten aus Enderlin (heute Schlosshotel), dem Hotel Languard (ab- einer Handwerkerfamilie aus Tamins in der Nähe von gebrochen) und den Villen Ludwig und Gredig prägten . Jakob besuchte die Kantonsschule in Chur und sie die Veränderung des Ortsbildes von Pontre sina vom studierte anschliessend an den Polytechnischen Schulen Dorf zum Fremdenkurort zwischen 1870 und 1890 in Stuttgart und München. Der frischgebackene Archi- wesentlich. Ab den 1890er Jahren erweiterten sie die tekt erhielt seinen ersten Auftrag im Engadin mit der meisten dieser Hotels – es galt, mit der Konkurrenz in Vollendung des Hotels Bernina in Samedan, das der St. Moritz gleichzuziehen. Besonders erwähnenswert ist Zürcher Architekt Johann Jakob Breitinger (1814 – 1880) die Erweiterung des Hotels Kronenhof 1896 bis 1898 entworfen hatte. Die gute Baukonjunktur im Engadin zur heutigen imposanten Drei#ügelanlage. Nach dem – der aufkommende Tourismus versprach viele Bau- Tod von Georg 1909 übernahm die Firma Koch, Vo- aufträge – veranlasste ihn gemeinsam mit seinem Bru- nesch & Co. in Samedan das Baugeschäft. Der Musikverleger Max Abraham, Inhaber des C. F. Peters Musikverlages in Leipzig, weilte in den Sommern der Georg zur Gründung des Baugeschäftes «Gebrüder 1887 bis 1890 im Hotel Pontresina. Seine Ansichtskarte an Ragaz» in Samedan. In der Firma übernahm Georg als den befreundeten norwegischen Komponisten Edvard Zimmermann wohl eher die praktischen Arbeiten wie Grieg zeigt neben einer Ansicht von Pontresina auch das die Bauführung, während der Architekt Jakob die Hotel Pontresina & Post nach seiner Erweiterung.

13 1890 | Neue Dimensionen im Hotelpalast.

Der wirtschaftliche Erfolg erlaubte Florian Stoppany den Jahren in den Hotels weitere Gesellschafträume als 1895 die Erweiterung des Hotels. Mit dem Neubau Orte der Repräsentation und gesellschaftlichen Be- konnte er neben der Kapazitätserweiterung auf 150 gegnung. Jacob Ragaz integrierte diese Räume in Zimmer mit 200 Betten auch die seit 1880 gewachsenen das Erdgeschoss des Erweiterungsbaus und konnte sie Ansprüche der Gäste an Einrichtungen und Komfort so zwanglos mit dem neuen, repräsentativen, axialen abdecken und mit der Konkurrenz in Pontresina und Treppenhaus aus Gusseisen im Mittelteil verbinden. St. Moritz gleichziehen. Zum gehobenen Komfort gehörte auch die Liftanlage, Der Architekt Jakob Ragaz symmetrisierte die Anlage, die erst nach 1900 in den Hotels %ächendeckend indem er die ehemalige Maison Sti$er und das Haus ver breitet wurde. Während die Hülle seither nahezu un- des Fotografen Flury durch einen neuen Nord%ügel und angetastet blieb, wurden die Innenräume mehrfach an einen Mittelrisaliten ersetzte. Damit entstand die noch den veränderten Zeitgeschmack angepasst. Erhalten heute das Dorfbild prägende Hotelfassade entlang der blieb in den oberen Etagen das Treppenhaus mit seiner Via Maistra. #li granen Eisentreppe und den geätzten Glasfenstern. Bilder in den alten Hotelprospekten geben einen Ein- Genügte zu Beginn der 1880er Jahre noch der Speisesaal druck von der ehemaligen Pracht der Gesellschafts- als Gemeinschaftsraum, etablierten sich in den folgen- räume und von der Einrichtung der Zimmer.

Der Billardraum. Die grosse Hotelhalle. Die grosse Hotelhalle mit der Bibliothek, Ein Zimmer für Gäste mit hohen Blick Richtung Réception. Ansprüchen.

14 Grab von Florian und Betti Stoppany-Stif!er auf dem Dorffriedhof von Pontresina bei der Begräbnis- kirche Sta. Maria.

In den 1890er Jahren war der vermögende Berliner Maler Max Liebermann (1847−1935) mit seiner Frau Martha mehrmals zu Gast im Hotel Pontresina. Von hier aus besuchte er 1898 seinen Kollegen Giovanni Segantini in Maloja. Später wechselte er in das neu 1895 eröffnete Hotel Palace, das heutige Hotel Abbruch des ehemaligen Ateliers des Fotografen Walther. Flury und der Maison Stif!er. Neubau des Nord- !ügels mit Erweiterung des Hotels Pontresina zum Hotelpalast nach Plänen der Gebrüder Ragaz.

1896 Tod von Betti Stoppany-Stif!er (16. 9. 1845 – 11. 2. 1896).

15 1900 | Postkutsche, Bahn, Automobil. Die Reise nach Pontresina.

Die Fürstin zu Schaumburg- Lippe, Marie Anna von Sachsen-Altenburg war des Öfteren zu Gast im Hotel Pontresina. So etwa im Februar und März 1914 mit ihren Kindern Prinz Friedrich Christian zu Schaumburg- Mit dem Bau der Albulalinie konnte ab 1903 bequem in Lippe und der Prinzessin Chur auf die Rhätische Bahn umgestiegen und die Elisabeth. Reisezeit von zehn auf etwa vier Stunden verkürzt werden. Die Züge waren wesentlich leistungsfähiger und konnten mehr Passagiere transportieren, zudem trotzten sie Schnee und Eis. Eine entscheidende Voraussetzung für die Wintersaison.

Hingegen hatte das nächste, neue Vehikel im Kanton Graubünden mit weitaus mehr Widerstand zu kämpfen. Das Automobil. Ein durch die Exekutive, den Kleinen Rat, am 17. August 1900 erlassenes Verbot besagte: «Das Fahren mit Automobilen auf sämtlichen Strassen des Kantons Graubünden ist verboten.» Fatal für die Die Postkutsche auf dem Julierpass um 1900. Hotellerie. Denn genau die Werte, mit denen man das Auto im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts verband, wie Die Reise mit der Eisenbahn, dem schnellsten und Exklusivität, Luxus und Sportlichkeit, wollten die Ober- leistungsfähigsten Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts, engadiner Gastgeber ihren Gästen vermitteln. Umso endete für die Fahrgäste nach Pontresina in Chur, dem engagierter waren die Vertreter der Hotellerie im lang- italienischen Chiavenna oder österreichischen Landeck. dauernden Kampf gegen das Motorisierungsverbot. Den Anschluss übernahmen Postkutschen, die über die Wurden vorerst einzelne Strassen freigegeben, erbrachte Alpenpässe Albula, Julier und Maloja oder durch das 1925 die zehnte Volksabstimmung die Ö!nung aller Unterengadin aufbrachen. Graubündner Strassen für den privaten Autoverkehr.

16 Chur-Pontresina in der Kutsche 1901 Im Sommer 1884 reiste der Chemiker und Tod von Florian Stoppany (6. 2. 1842 – 26. 1. 1901). spätere Nobelpreisträger Emil Fischer Das Hotel geht vorerst an die Erbengemeinschaft mit der Kutsche von Chur nach Pontresina und wird durch den ältesten Sohn Johann und beschrieb seine Eindrücke: Stoppany geführt.

Nach einigen Stunden leidlicher Fahrt begegneten wir einem 1903 italienischen Orgeldreher, der seinen Leierkasten mit einer Eröffnung der Albulabahn am 17. Juni 1903. Ein Pferde- buntgefärbten Decke überzogen hatte. Davor scheute das omnibus holt die Gäste vom Bahnhof Samedan ab. eine Pferd, der Kutscher verlor die Herrschaft über die Tiere, und wir stürzten, nachdem das schlechte Geländer durch- brochen war, von der Straße etwa 5 m bergab, glücklicher- 1906 weise auf eine Wiese. Ich hatte das Unglück kommen sehen, Johann Stoppany übernimmt das Hotel Pontresina 1901 erhielt das Hotel Pontresina den war aufgestanden und wollte aus dem Wagen heraus- und zahlt seine Geschwister aus. Anschluss an das öffentliche Stromnetz. springen. Es war aber zu spät und ich #og in weitem Bogen Die bisher zur Strom erzeugung ein - Mit dem Einbau einer Zentralheizung wird das Hotel aus dem Gefährt heraus in die Wiese hinein. Ich bin niemals gesetzten Petrol motoren und Gleich- Pontresina für die Wintersaison 1906 / 07 gerüstet. in meinem Leben vom Boden so rasch wieder aufgesprungen, strommaschinen wurden verkauft. weil ich fürchtete, daß der Wagen nachkommen würde. Der war aber inzwischen ganz umgeschlagen und stark beschä- 1907 digt liegen geblieben. Auch Fleischer war herausge#ogen und Eröffnung Standseilbahn . hatte sich einen Arm ziemlich stark verstaucht. Merkwürdi- gerweise blieben die Schuldigen, d. h. der Kutscher und die 1908 Pferde, ganz unverletzt. Der Absturz war auf etwa 500 m Entfernung von den Gästen des kleinen Schwefelbades Pontresina erhält mit der Verzweigung der Rhätischen Alvaneu beobachtet worden, und als wir dort einkehrten, Bahn «Celerina-Pontresina» einen eigenen Bahn- anschluss. Die Haltestelle des Pferdeomnibusses wird um uns durch ein Mittagsmahl von dem Schrecken zu dorthin verlegt. erholen, wollte die Tischgesellschaft es nicht glauben, daß Männer, die soeben einer wirklichen Lebensgefahr entgangen waren, Lust zum Essen haben könnten. Ich hatte nun die Die Standseilbahn Muottas Muragl. 1909 Freude am Wagenfahren verloren. Wir gaben deshalb unsere Am 9. August 1909 verkauft Johann Stoppany das Ko!er auf die Post und machten den Rest des Weges nach Hotel an die A.G. Hotel Pontresina für 1‘057‘000 Pontresina zu Fuß. Franken. Johann Stoppany und andere Familien- mitglieder sind als Aktionäre an der Gesellschaft beteiligt. Quelle: Emil Fischer, «Aus meinem Leben», Springer Berlin

17 1910 | Die Wintersaison. Sport und Tanz im Schnee.

15 der 66 Zimmer des Erweiterungsbaus von 1891 waren bereits mit Öfen versehen und liessen sich mit Holz beheizen. Die Wärmequelle wurde den Gästen pro Kiste Holz in Rechnung gestellt, war aber nur zur Über brückung von wenigen kalten Tagen gedacht. Für einen regulären Winterbetrieb genügte sie nicht.

In der Wintersaison 1906 / 07 ging man deshalb zu einer Zentralheizung über, die im Herbst 1913 nochmals erweitert wurde. Neue, aufwändig mit Fotogra#en illustrierte Prospekte, die auch als englische und französische Ausgaben erschienen, sollten Gäste für die Wintersaison gewinnen und für neue Aktivitäten wie Skifahren, Skitouren, Schlitteln, Skijöring, Schlitt- schuhlaufen oder Ausfahrten mit Pferdeschlitten begeistern.

Festliche Tanz- und Kostümbälle verlängerten die Novitätenliste in den Winterperioden, welche die grossen Hotels, darunter auch das Hotel Pontre- sina, für eigene und fremde Hotelgäste veranstalteten. Auf die deutschen Gäste ausgerichtet, waren in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die Feiern zum Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. am 27. Januar.

18 1914 Der österreichische Arzt und Der «Tango Tea», zu dem das Hotel Mit der Kriegserklärung Österreichs an Serbien am Dichter Arthur Schnitzler Pontresina lud, war in den Augen des 28. Juli 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Die Gäste (1862 − 1931) war weniger glücklich Berichterstatters eher experimentell: reisen überstürzt ab und die Sommersaison 1914 über seine Wahl. Am 21. Juli 1914 Bericht im «Engadin Express & Alpine Post» endet vorzeitig. Zahlreiche Hotels geraten wegen der notierte er in sein Tagebuch: fehlenden Einnahmen in Zahlungsschwierigkeiten. «Ankunft in Pontresina. vom 30. Dezember 1913: Unzufrieden mit den Zimmern.» Im Dezember Gründung der Bündner Kredit - Bereits am 23. Juli siedelte er Nun hat auch die letzte Errungenschaft, der Tango, in genossenschaft mit dem Zweck des Erhalts von lebensfähigen Unternehmungen und zur Verhin- in das Hotel Cresta Palace in Pontresina Einzug gehalten. Grosse Plakate luden ver- Celerina über, wo er den Ausbruch derung des Untergangs bedeutender Werte. Durch gangenen Samstag die Tanzlustigen und die Neugieri- des Ersten Welt krieges erlebte. nachrangige Hypothekendarlehen verschafft sie gen nach dem Hotel Pontresina zu einem «Tango Tea». den Betrieben Liquidität. Später in Aktien umge- Die Sache war keine riskierte, denn lange vor 4 Uhr wandelte Forderungen der Kreditgenossen schaft waren die disponiblen Tische in dem weiten Vestibüle zeigen, dass das Hotel Pontresina von dieser belegt. Die zu spät Kommenden mussten im anschlies- Einrichtung pro#tiert. senden Saale Platz nehmen. Und als dann Kapellmeis- ter Bartha mit seinen Trabanten den Takt anschlug, 1915 war eine allgemeine Spannung. Dieselbe wurde aber Der Schweizer Bundesrat erlässt per 2. November gar bald wieder gelöst, denn was vorgeführt wurde, war 1915 die «Verordnung betreffend Schutz der wirklich reizend. Der Tango wurde ausschliesslich von Hotelindustrie gegen die Folgen des Krieges». Engländern getanzt und hat sich namentlich ein junges Sie umfasst eine weitgehende Stundung der Zinsen und Amortisationen sowie den Schutz vor Zwangs- Paar aus dem Hotel Kronenhof ausgezeichnet und verwertungen für Hotels. Im Weiteren führt sie im gezeigt, dass es dieser hohen Tanzschule voll und ganz Artikel 27 eine Bedürfnisklausel ein, das sogenannte bewusst war. Es war daher nicht zu verwundern, dass Hotelbauverbot. ihnen seitens des Publikums stets andauernder Beifall zuteil wurde. Die Ansichten über den Tango sind ja so 1918 verschieden, die Mehrheit glaubt daran, dass dieser Gründung des Bündner Hoteliervereins am Tanz nicht von Dauer sein werde und jedenfalls 7. September 1918. mit Recht. Wir ho!en zwar, dass dies nicht der erste und noch der letzte «Tango Tea» im Hotel Pontresina Mit dem Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November 1918 endet der Erste Weltkrieg. gewesen sein wird, denn der Zug der Zeit hat zur Genüge gezeigt, dass in unser Sportsleben nicht genug Abwechslung gebracht werden kann, wo sich so viel 1919 junges Volk be"ndet. Gründung des Vereins zur Hebung des Hotelgewerbes Pontresina.

19 1920 | Die Zwanziger. Das Gold blättert.

Das Ende des Ersten Weltkrieges verbesserte die Situa- tion der Hotellerie noch nicht wesentlich. Durch die Kriegsfolgen waren viele Länder verarmt und Ferien in der Schweiz galten als unerschwinglich. Visa und Visa- gebühren erschwerten und verteuerten die Reise in die Schweiz noch zusätzlich. Eine gemeinsame Statistik der Bündner Kreditgenossenschaft mit der Schweizerischen Hotel-Treuhand-Gesellschaft illustrierte 1922 die dra- matische Lage der Hotels im Kanton Graubünden: Die 110 angemeldeten Betriebe standen mit 5,4 Millionen Franken Zinsen im Rückstand. 70 Hotels hatten ihr Be- triebskapital aufgebraucht und 30 waren überschuldet. Immerhin war die Bedeutung des Fremdenverkehrs für die gesamte Volkswirtschaft nicht nur im Engadin anerkannt. Mit einer Reihe von Massnahmen erhielt die notleidende Hotellerie Hilfe und bekam mit dem Ende der In%ation in Deutschland im Jahre 1924 noch Rückenstärkung: Noch einmal stattete der Tourismus, insbesondere mit Gästen aus Deutschland, dem Engadin einen Besuch ab. Im Gepäck waren Bedürfnisse, die Luisa Casati, Marchesa di Roma, ihr Gatte, mittlerweile nicht mehr zum Angebot passten und zum Camillo Casati Stampa di Soncino, ihre Nachrüsten zwangen. Die Wirtschaftskurve kletterte Schwester Comtesse Francesca Padulli und für kurze Zeit nach oben. deren Ehemann Giulio Padulli sind beispiel- haft für Angehörige des italienischen Adels, die im Hotel Pontresina abstiegen.

20 Schweizerische 1920 Hotel-Treuhand-Gesellschaft Die Nachkriegsin!ation führt zu steigenden Lebens- haltungskosten und verschlechtert die Kostensituation Im September 1921 wurde mit Beteiligung des Bundes, der Betriebe. Visa und Visagebühren erschweren der Banken und der Hotellerie die Schweizerische und verteuern die Reisen der Gäste. Hotel-Treuhand-Gesellschaft mit einem Aktienkapital von fünf Millionen Franken gegründet. Sie unter- stützte das Hotelgewerbe mit günstigen Krediten für 1924 Erneuerungen und Modernisierungen wie zum Beispiel zeit gemässe Sanitärinstallationen. Die Zahl der Gäste aus dem Ausland steigt wieder. Nach dem Ende der In!ation werden Auslandsreisen Die Schweizerische Hotel-Treuhand-Gesellschaft wirk- auch für Gäste aus Deutschland, woher die meiste te im Bereich Hotelsanierung mehrere Jahrzehnte und Kundschaft des Hotels Pontresina in der Vorkriegszeit ging 1966 in der heute noch bestehenden Schweizeri- stammt, wieder erschwinglich. schen Gesellschaft für Hotelkredit auf. 1925 «Hotelbauverbot» Die zehnte Volksabstimmung zum Thema Autoverkehr öffnet die Strassen in Graubünden auch für den privaten Mit der Verordnung des Bundesrates betre!end die Autoverkehr und erlaubt den Gästen endlich, indivi- Nachlassstundung, das Pfandnachlassverfahren für duell anzureisen. Hotelgrundstücke und das Hotelbauverbot vom 18. De- zember 1920 verlängerte der Bund das Notrecht aus der Kriegszeit. Schliesslich fand das Verbot Eingang in 1929 die reguläre Gesetzgebung mit dem am 16. Oktober 1924 rati"zierten Bundesgesetz betre!end Einschrän- Der Börsencrash vom 24. Oktober 1929 löst die kung zur Erstellung und Erweiterung von Gasthöfen, Weltwirtschaftskrise aus und bedeutet erneut einen schweren Rückschlag. das am 1. Januar 1926 in Kraft trat. Nach mehreren Veränderungen und Verlängerungen stimmte in der Volksabstimmung vom 2. März 1952 eine Mehrheit gegen eine erneute Verlängerung. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entspannte sich die Situation leicht und erlaubte im Hotel Pontresina die Erneuerung der Gesellschaftsräume. Ein farbiger Prospekt warb damit bei den Gästen.

21 1930 | Die letzten Tage des Hotels Pontresina.

Ende des Geschäftsjahres 1932 / 33 hatte die Hotel Pontresina AG 80 % ihres Aktienkapitals aufgebraucht und musste saniert werden. Das Aktienkapital von 300’000 Franken wurde auf 60’000 Franken, d. h. auf 20 % abgeschrieben. Durch die Umwandlung von 40’000 Franken Hypothekarschulden in Aktien entspre- chenden Nennwerts wurde die Bündner Kantonalbank zur Grossaktionärin.

Mitte der 1930er Jahre entspannte sich die Situation und das Hotel emp#ng seine Gäste auch wieder für den Win- ter. Doch leider rächten sich die notgedrungenen Pausen der vergangenen Jahre, wie der Geschäfts bericht 1934 / 35 feststellte: «In den Wintern, während das Hotel Pontresina geschlossen blieb, hat sich die alte Kund- schaft zu anderen Hotels und Sportplätzen begeben und ist für uns zum grossen Teil verloren gegangen …»

Die Zinslast durch die über 1,3 Millionen Hypothekar- schulden blieb erdrückend und konnte nicht erwirt- schaftet werden. Bei der zweiten Sanierung, 1936, ver- loren die bisherigen Aktionäre ihr gesamtes Kapital. Das Mit der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er neue Kapital entstand aus der Umwandlung eines Teils Jahre klopfte erneut ein Rückschlag an die Pforte. Durch der Hypothekarschulden: Die Bündner Kantonalbank die in Deutschland und anderen Staaten eingeführten wurde de facto zur Eigentümerin der Aktiengesellschaft Devisenausfuhrbeschränkungen brachen die Gäste- und damit des Hotels. An der gleichen General- zahlen wiederum zusammen. Um die Verluste ein- versammlung beschlossen die Aktionäre die letzten Tage zudämmen, blieb der Betrieb im Winter 1932/1933 des Hotels Pontresina. Von nun an sollte es Sporthotel geschlossen. Doch alle Bemühungen halfen nichts. Pontresina heissen.

22 1932 Um die Verluste herunterzudrücken, bleibt das Sporthotel im Winter 1932 /1933 geschlossen.

1934 Nach 23 Jahren endet die Direktion Hans Beck. Er übergibt an Hans und Mary Walther.

1936 Namensänderung: Das Hotel Pontresina wird zum Sporthotel Pontresina.

1939 Am 1. September bricht der Zweite Weltkrieg aus. Die Rationierung von Lebensmitteln, Brennstoffen und Bedarfsartikeln erschwert den Hotelbetrieb.

23 1940 | Der Junge auf dem Hotel!ur. Christian Walther, Sohn des Direktionspaares 1934 – 1945.

Über acht Jahre lebten wir im Sporthotel Pontresina und de erst nach stundenlanger Suche gefunden. Er feierte es waren Jahre voller Entdeckungen. Mit ungebremster seine Wiedergeburt und war bereits sturzbetrunken, als Erkundungslust erforschte ich das Labyrinth des riesigen man ihn im Hotelrestaurant nebenan ausmachte. Waren Hauses und vergrub mich in manchem Keller, um die die Heizer wieder einsatzfähig, gehörte es auch zu ihren Geheimnisse des Hauses zu #nden. Dort unten hatte ich Aufgaben, die Koksschlacken zu zerstückeln. Das ther- mich am allerliebsten – und vor allem alleine – versteckt. misch wirkende Nebenprodukt wurde eingelagert und Die dicken Mauern des schummerigen Gewölbes %üs- für die Bodenisolation in Neubauten weiterverwertet terten mir ihre Geschichten zu und der Geheimgang und verkauft. Eine willkommene Nebeneinnahme. zum Garten steckte voller Mysterien. Meine beiden Schwestern Marlies und Ursula hatten oft um mich ge- Ich blieb stundenlang in Deckung. Denn die riesigen bangt! Aber trotz aller Verbote stieg ich hinab. Da war Gewölbe unter der Erde entpuppten sich auch als wahre die imposante Koksheizung und der riesige Dampf- Schatzkammern. Reis, Zucker, Gerste, Karto!eln, Ge- kessel, den zwei unserer Heizer Tag und Nacht fütterten. räuchertes, Eingemachtes, hier wurde alles gelagert, was Besonders aufregend, wenn uns der Schnee meterhoch betörend roch. Weiter hinten im Nebengewölbe türmten Die Gewölbe. Damals noch Vorratskammer, Heu- und eindeckte. Die Heizer mussten aufs Dach, um die Dach- Strohlager. Die Kindheitserinnerungen von Christian sich Heu- und Haferberge, die sich durchaus zum luke von Schnee und festgefrorenem Restwasser zu Walther hat Regula Pampel im Herbst 2011 aufgezeichnet Spielen eigneten, aber eigentlich für den Pferdewechsel befreien. Nach erneut heftigem Schneefall kletterten die und ergänzt. vorgesehen waren, da Stoppany die erste Pferdewechsel- beiden eines Tages wieder empor, doch verschwand einer station Pontresinas betrieben hatte. Einzig der Hunger der Heizer, «schneller Blitz» genannt, plötzlich vier trieb mich regelmässig an die Ober%äche, zumal die Stockwerke tiefer in den hohen Schneemassen und wur- Hotelküche auf meinen unersättlichen Magen eine

24 magische Anziehungskraft ausübte. Dort konnte ich 1940 mich stets satt essen, aber natürlich nur wenn die Köche Die Truppeneinquartierungen in den Jahren zur Zimmerstunde verschwanden und nur solange, 1940 – 1945 vermögen den Gästeausfall nicht zu bis sie mir auf die Schliche kamen. Später nahm der kompensieren. Das Sporthotel ist nur im Sommer Küchenchef die Leckereien unter Verschluss. geöffnet und schreibt weiterhin rote Zahlen.

Hingegen hielt ich mich von der Waschküche vornehm- Blick auf das Hotel Pontresina und seine Ländereien. lich fern. Mit Seifenduft assoziierte ich Sauberkeit und 1945 die Frische der Wäsche irritierte mich eher. Hielt ich doch von Waschlappen, Wasser und Kamm lieber Ab- Auch wenn die Gäste nun wieder häu#ger kommen und am 1. Juli 1948 die Rationierung der letzten stand und wer wusste schon, welche Strafen oder Impul- Konsumgüter wegfällt: Die Jahresabschlüsse in den se meinen Eltern in den Sinn gekommen wären. Vorsicht Jahren 1945 – 1950 des Sporthotels weisen jeweils war geboten! Da verzog ich mich schon lieber in die Verluste auf.

Automobilgarage. Beobachtete, wie der Garagist Otto Am 8. Mai 1945 kapituliert die deutsche Wehrmacht Ruch im Haus Piz an der Via da la Staziun mit seinem und der Zweite Weltkrieg wird für beendet erklärt. Schlüssel die erste Tanksäule des Dorfes ö!nete, und Hans und Mary Walther beschliessen ihre Direktions- durfte nach schrillem Sirenenton die Gallonen füllen zeit. Auf die Sommersaison 1946 übernehmen Roman und selbst unter die reparaturbedürftigen Automobile und Marlies Thöndury die Leitung. robben. Nur vom Einsteigen wollte Ruch nichts wissen. Wirtschaftsgebäude Haus Piz mit Garage und Das war für Minderjährige strengstens verboten. Personalunterkünften.

25 1950 | Der Junge auf dem Hotel!ur …

seite. Ebenso führte unser Weg weiter über das Grund- ich es im hohen Bogen in Richtung Holzwolle, die stück, zur Liegewiese und hinunter bis zur Via da la sofort lichterloh brannte. Immerhin bewirkten die hyste- Staziun. Stoppanys Land war riesig und sein Hotel eine rischen Schreie meiner beiden Schwestern, dass die Pracht! Entsprechend waren die Unterhaltungsabende erforderliche Löschhilfe schnellstens zur Stelle war. der Gäste, die ihre Abende selbst gestalteten. Dann traten die Damen in pompösen und nicht weniger ge- Weitaus länger dauerte es, wenn zum Badetag gerufen wagten Abendkleidern auf und liessen sich von elegan- wurde. Nebst der muschelförmigen Badesitzwanne aus ten Herren zum Tanzen und Schmusen au!ordern. Es Zink musste auch literweise heisses und kaltes Wasser wurde &eater gespielt oder zum Maskenball gerufen aus dem Keller in unsere Bleibe bugsiert werden, um uns und ich konnte vor Aufregung kaum stillhalten, wenn Kinder aufzuweichen und von den Spuren der Woche zu ich mich auf der grossen Hoteltreppe klein machte, um erlösen. Keine leichte Übung für das Hausmädchen. das Geschehen heimlich mitzuverfolgen. Nichtsdestotrotz waren wir allesamt vereint, wenn im Anschluss der Vater einen Teller mit Bresaola und Speck Schmucke Aussenansicht: der Garten und das Hotel in den Fünfzigern. Wir waren in den Zimmern 5, 6, 7 und 36 im 1. Stock, bereitstellte, den er wieder einmal im Tausch gegen alte das sind die heutigen Zimmer 106, 107, 108, das Direk- Autoreifen von den Schmugglern ergattert hatte… Dafür nahm mich Vater an die Hand, wenn er zu den tionsbüro und die Nummer 156 zuhause. In der Fünf wöchentlichen Kontrollgängen über das imposante prangte der feudale Kachelofen, der im Winter die Kälte Für meine Eltern war die Direktion zu dieser Zeit sicher- Grundstück aufbrach. Wir liefen von der Via Maistra aus dem Raum schickte und täglich von meinem Vater lich mit vielen Entbehrungen und Sorgen verbunden. bis hinauf zum Wasserschloss am Waldrand, inspizier- in Gang gebracht wurde. Oft hatte ich ihm zugesehen Aber mir blieben wunderbare Kindheitserinnerungen ten die Ställe für die Kühe, Schweine, Hühner, Rösser – und wollte diese Arbeit auch einmal übernehmen. Doch von der Ära Sporthotel, bevor meine Eltern ihren eige- aber auch die Malerei, Spenglerei und Schreinerei und das Manöver scheiterte schon in der ersten Sekunde. nen Betrieb am Ende des Dorfes aufschlossen und meine sogar den Kiosk auf der gegenüberliegenden Strassen- Weil das Schwefelzündholz nicht gleich Feuer #ng, warf Geschichte im Hotel Walther weiterschrieben.

26 1950 Die Bündner Hotellerie stagniert und bekommt die wachsende Konkurrenz zu spüren. Im kriegs- zerstörten Ausland werden vor allem österreichische Hotels mit Hilfe des Marshallplans neu und modern aufgebaut. Es mangelt an Personal, weil auslän- dische Angestellte wieder vermehrt Arbeit in ihrer Heimat #nden. Einige Hotels bleiben wegen Personalmangels geschlossen.

1955 Schweizer und Ausländer fahren mehr und mehr Ferienaktivitäten in den Fünfzigern: Erholung auf nach Italien und Spanien, wo günstige Angebote der Liegewiese beim Hotel, Baden am Stazersee, locken. Wandern, Sesselliftfahrt auf die Alp Languard und Automobilaus!ug zum Berninapass.

27 1960 | Regulas Welt. Gestern und heute.

anbot. Endlich durfte ich den Duft der mondänen Welt und übertrug mir bereits nach zwei Jahren den Posten schnuppern, exquisite Sto!e und noble Pelze bewun- der Direktionsassistentin. Trotz der langen Präsenz- dern, von fremden Köstlichkeiten naschen, Manieren zeiten, der strikten Personalregelungen, sämtlicher Auf- kopieren und dabei in mancher Gunst stehen. Da war lagen und der bescheidenen Entlohnung liess ich mich der italienische Oberkellner «Leo im Frack», der mich nicht von meiner Berufswahl abschrecken. Der Hotel- im Umgang mit etlichen Delikatessen instruierte. Wie virus hatte mich ho!nungslos befallen und liess sich isst man Artischocken oder schält Krevetten bei Tisch? auch während der ganzen 40 Berufsjahre in der Hotel- Leo war stets an meiner Seite und ich musste mich mei- lerie nicht abschütteln. ner Unkenntnis wegen nicht einmal schämen, weil das zu betreuende Kind gleich mitlernte! Das Kreuz mit den vier Grossbuchstaben. 1969 trat der Gastronom Hans-Georg Pampel und mein Auch der Hoteldirektor Roman &öndury mit seiner späterer Mann in mein Leben. Zusammen bewältigten Frau Marlies war mir freundlich gesinnt und nahm mich wir so manche Höhen und Tiefen des anspruchsvollen selbst auf den Kontrollgängen durch die Küche, Linge- Berufslebens: Erfolgreiche Bilanzen, weniger erfreuliche rie, Weinkellereien, zum Lebensmittel-Economat und zu Zahlen und die Abhängigkeit von den vier grossen Ws den Per sonalunterkünften mit. Verständlicherweise im- wie Wetter, Wechselkurs, Weltwirtschaft, Weltpolitik, ponierten mir die Eindrücke als Teenie mächtig und um die sich unser Leben ab 1982 drehen sollte. Denn Wichtige Anlaufstelle für die Gäste: Concièrge und Telefonist. prägten mein Leben nachhaltig: Der Blick hinter die nach 14 Jahren Praxis kehrten wir als junges Direktions- Kulissen liess mich nicht nur die Zusammenhänge ehepaar in «mein Sporthotel» zurück und konnten vier eines Hotelbetriebes erahnen, ich entwickelte auch eine Jahre später den Mietvertrag unterschreiben. Aber was Einer Pontresiner Familie in dritter Generation entstam- Begeisterung, die mich als junge Frau wieder zurück in so verlockend klang, entpuppte sich als Knacknuss. Der mend, bin ich tief mit dem Dorf nahe am Piz Bernina diese Welt holen sollte. Investitionsbedarf war immens und die Umsatzzahlen verbunden. Bereits als Schulmädchen faszinierte mich immer noch bescheiden! Wie sollte die «grand old lady» das imposante Hotelgebäude und ich wollte nichts lie- Nach der Handelsschule und meinem Aufenthalt in wieder funktionstüchtig gemacht werden, um in der ber, als diese Wunderwelt zu ö!nen, um ihre Geheim- war es soweit. Mit 21 Jahren erfolgte mein Oberliga mitspielen zu können? Die Antwort lag auf nisse zu lüften. Die Chance bekam ich mit zwölf Jahren, Comeback, das mir wiederum Herr &öndury ermög- der Hand: Ärmel hochkrempeln, Trends erkennen, indem ich mich stundenweise als Kinderbetreuerin lichte. Er gab mir die Chance, mein Wissen zu vertiefen, Investitionen tätigen und Stück für Stück den Umsatz

28 Logo aus den Sechzigern. steigern. Die jahrelangen Anstrengungen haben sich gelohnt und das Sporthotel wurde zusehends zu dem, was es heute wieder ist: ein Unikat mit Seele.

2010 erwarb unsere Familie das Sporthotel käu%ich und es ist damit zum Familienbesitz geworden. Doch Sohn Alexander und unsere Schwiegertochter Nicole werden weiterhin gegen die vier ominösen Ws anzukämpfen 1963 haben. Sie werden nie aufhören, als Trendscout und be- Die Bündner Kantonalbank liquidiert die Sporthotel rufene Gastgeber zu wirken. Werden Events anfer tigen Pontresina AG und übernimmt das Hotel in die und für unvergessliche Ferienerinnerungen sorgen – aber eigenen Bücher. vor allem versuchen, den Bedürfnissen unserer Gäste immer einen Schritt voraus zu sein. 1967 Die Kantonalbank investiert grössere Summen in die Erneuerung der Zimmer mit dem Einbau von Privatbädern.

Arvenholz, Parkett, Fliesen. Solche Materialien Table d’hôte in den Sechzigern. standen für puren Luxus in den Sechzigern.

29 1970 | Menschen und Berufe in der Hotellerie.

Jeder Hotelbetrieb, egal welchen Ranges, steht und fällt Ruhetage und eine suspekte Entlohnung (Fr. –.50 pro mit der Direktion und seinen Mitarbeitenden. Fleiss, Tag Fixlohn) setzte dem Dasein noch eine traurige Freundlichkeit, O!enheit, Professionalität und Arbeits- Krone auf. Wen wundert es, dass die Dienstboten ge- qualität sind wie die Zahnräder eines Uhrwerks. Funkti- zwungen waren, die Reisenden fürstlich zu verwöhnen, oniert ihr Zusammenspiel nicht optimal, bleibt es da es für betuchtes Publikum üblich war, Service ange- hängen und wird es in seinem Gehäuse nie zu Erfolg messen zu honorieren? Heute wäre das unvorstellbar! bringen. Der Bündnerische Hotelierverein erkannte Besser erging es den Köchen und dem Küchenhilfs- diese Faktoren bereits in frühen Jahren und schuf mit personal. Ein Fixlohn garantierte das Einkommen, doch dem Schweizerischen Hotelierverein in Bern Ausbil- selbst sie unterlagen der strikten Hausordnung, dem dungsstätten für quali#zierte Hotelmitarbeiter. Gesamt- sogenannten Reglement. schweizerisch wuchsen fünf Schulhotels, eines davon 1974 im Sporthotel Pontresina. Noch heute werden Ab 1930 verbesserten festgelegte Ruhetage die Arbeits- hotelintern junge, angehende Hotelfachfrauen und bedingungen und Ende der 60er Jahre wurden Fest- -männer jährlich während zweimal fünf Wochen theore- löhne, Arbeitszeiten, Ruhezeiten neu geregelt. Aus den tisch und praktisch ausgebildet. Dabei stehen die streng einstigen Dienstboten wurde ein Hotelpersonal mit nach dem Reglement des SECO (Staatssekretariat für gehobenem Status und Ansehen. Die dauernde Anpas- Wirtschaft/Bern) aufgebauten Zusammenhänge, Koor- sung des L-GAV (Landes-Gesamtarbeitsvertrag) und dination, Ausführung und Qualität unseres Dienstleis- die Ausbildungsmöglichkeiten machten aus Personal re- tungssektors im Mittelpunkt. Mittlerweile stehen den spektierte Mitarbeitende und die 40,5-Stundenwoche, Schulabgängern fünf anerkannte Hotelberufe mit Ab- mit zwei #xen Ruhetage und vier Wochen Ferien pro schluss zur Auswahl: Koch, Hotel-Kaufmann, Hotel- Jahr, werteten die Hotelberufe nicht nur auf. Sie förder- fachassistent, Servicemitarbeiter, dipl. Hotelier. ten auch die Nachfrage und die Qualität der Arbeit. Sie helfen der Direktion, die Fäden im richtigen Mo- Vom Sklaven zum Front Of!ce Agent. Treue Mitarbeitende sind die Perlen des Hauses und ver- ment zusammenlaufen zu lassen, ordnen sie wenn nötig Ende des 18. Jahrhunderts glichen die Arbeitsbedingun- scha!en Stabilität. Was wären wir ohne «Bequir» mit neu und halten sie mit Geschick und Verstand fest. gen der Dienstboten in der Hotellerie der Sklaverei. seinen 37 Dienstjahren oder unserer Muse, Emin, Olga, Hand in Hand mit der Direktion und ihren Brigaden Weder wollten die Arbeitszeiten enden noch gab es Andrea, die Herren Reule und Birnstiel und… so viele liegt ihnen das Wohlergehen des Gastes am Herzen und andere mehr! sie bewahren so den Glanz des Hauses.

30 1970 Die Agentur der Bündner Kantonalbank zieht in den Anbau des Hotels Schweizerhof. In den frei- gewordenen Räumen richtet der Architekt Otto Korber 1971 das heutige Ladengeschäft ein.

Logo aus den Siebzigern. 1972 Die Gemeinde Pontresina kauft das Sporthotel von der Kantonalbank. Der Schweizerische Hotelierverein SHV führt die Sterne-Klassi#zierung der Hotels ein. Das Interieur im Stil der Siebziger prägte die Ambiance rund 25 Jahre: Zimmer, Restaurant und Nordiska Bar. 1973 Ralph und Monika Schweizer übernehmen auf die Wintersaison die Direktion von Roman und Marlies Thöndury.

Sanierung und Umbau des West!ügels.

1974 Erstes Schulhotel des SHV. Zweimal jährlich werden Hotelfachassistenten/innen für jeweils fünf Wochen praktisch ausgebildet. Überwacht von der Hotellerie Suisse, legen sie auch die Abschlussprüfungen nach dreijähriger Lehrzeit im Sporthotel ab.

31 1980 | Die Wegbegleiter der «grand old lady».

nal mit Würde und Stil und war nicht minder aner- Sport%ügel, bevor die Projektierung für eine moderne kannt. Damals war es ausschlaggebend, die Substanz zu Küche, Lingerie und dem Speisesaal im Engadiner Stil erhalten und Reparaturen und Malerarbeiten zu erledi- in Zusammenarbeit mit Gemeinde und Architekt Ge- gen. Vorgenommen wurde das in der hoteleigenen stalt annahm. Ralf Schweizer holte das erste Schulhotel Schreinerei, Schlosserei und Malerei, die hangwärts des des SHV Bern nach Pontresina. Eine Premiere im Hotels untergebracht waren. Aus dieser Zeit stammt Kanton Graubünden. auch die Namensänderung, die das Hotel Pontresina zum Sporthotel machte. Kilian und Beatrice Schenker 1980 – 1982 Kilian und Beatrice Schenker führten das Haus zwar Roman und Marlies !öndury 1946 – 1973 nur interimsmässig, hatten aber einen Grossumbau Sie verkörperten die alte Garde und hiessen alle Gäste (Küche, Lingerie und Speisesaal) zu stemmen, den der gleichermassen willkommen, ob es nun viele waren oder Architekt René Eibicht überwachte. wenige! Roman &öndury trat stets als freundlicher, Die Hotelierfamilie Stoppany war federführend bis korrekter und «laisser faire»-Direktor in Erscheinung, Hans-Georg und Regula Pampel-Gross 1982 – 1986 1911 – vom ersten Spatenstich des Hotels zur Post bis der seine Freizeit gerne in sein Hobby investierte. Die Hans-Georg und Regula Pampel weihten die neuen zum späteren Hotel Pontresina, dem heutigen Sport- Fliegerei war seine Passion und mit seinen Geschichten Räumlichkeiten ein, hoben die «table d’hôte» auf und hotel. Direktor H. Beck verliess nach 23 Jahren Direk- zog er die Gäste in seinen Bann. Marlies &öndury führten den trendigen Tellerservice neu ein. tionstätigkeit ein Haus ersten Ranges und wurde mit schöpfte derweil allabendlich die Suppe für die Anwe- Bravour verdankt. senden und kontrollierte verantwortungsbewusst Rech- nungen und Logiernächte. Während die Bank als Eigen- Hans und Mary Walther 1934 – 1945 tümerin zeichnete, wurden die Zimmer renoviert und Die Gründer des heutigen Hotels Walther gerieten in mit ersten Bädern versehen. Nachweislich wurde deren die missliche Kriegszeit. Hans Walther wurde zum typi- Grundplan nicht verändert und die Grosszügigkeit bei- schen Verwalter des Hauses und hatte parallel noch behalten. Damals wurde auch die Dampfheizung auf andere Pontresiner Hotels in seiner Obhut. Trotz schwie- Ölheizung umgestellt. riger Ausgangslage bewies er Weitblick für die Zukunft und sicherte ein Stück Land vor dem Hotel, um den frei- Ralf und Monika Schweizer 1973 – 1980 en Ausblick ins Rosegtal zu bewahren. Aber nicht nur Ihre Führung galt als jung und dynamisch. Sichtbar Gast Giorgio. Die Sportbar in den Achtzigern. das. Als wahrer Patron begegnete er Gästen und Perso- wurde das im raschen Umbau von 32 Zimmern im

32 Das komplette Dach und sämtliche Fenster sowie die ge- samte Isolation und Heizung wurden saniert und der 1980 Öl verbrauch im Winter um 700 Liter / Tag gesenkt. Fortlau- fende Renovierungen machten die Quartiere zu Arven- und Kilian und Beatrice Schenker übernehmen auf die Bel-Zimmern, liessen das Restaurant au% eben und das Wintersaison 1980/81 die Leitung von Ralph und Lärchen-Stübli ent stehen. Hoch über den Dächern Pontre- Monika Schweizer. sinas wurde erstmals im Engadiner Drei-Sterne-Segment der Begri! Wellness in die Tat umgesetzt. 1981 Familie Pampel 1986 – heute Umbau von Küche und Lingerie. Die Familie Pampel wurde zum Mieter des Hotels und regel- mässige Zimmersanierungen wechselten sich mit Trend lek- tionen ab: Vis-à-vis des Hotels holte das Novum «Gärtli» die 1982 Gäste an die Bergluft und mit der Miete des Alp Languard- Durch den Umbau von Halle und Bar kann der Restaurants ging das Speiseangebot auf 2325 m ü. M. in die Speisesaal in das Erdgeschoss verlegt werden.

Verlängerung. Als die hochalpine, moderne Bar mit Fumoir Ab Wintersaison 1982/83 beginnt die Direktions- hinzukam und aus dem Speisesaal zwei einzigartige Restau- zeit von Hans-Georg und Regula Pampel-Gross. rants – Roseg und Arcade – gezaubert wurden, war die neue Klassi#zierung nicht mehr weit. Das Hotel stieg in die Kate- gorie «drei Sterne Superior» auf. 2010 wurde es von der 1987 Familie Pampel gekauft. Sanierung der Heizung.

Die Sportbar in den Achtzigern.

33 1990 | Der Gast und seine Krone.

Den kalten Wintern, frischen Frühsommern und Spezialpackages entstanden auf den Winter ausgerichtet Herbstabenden begegnete man mit einer kohlebe trie- und zugeschnitten für den Sommer, indes die in- und benen Dampfheizung, welche die Gäste fortan in woh- ausländische Konkurrenz den Hotelier noch be%ügelten, lige Wärme hüllte. Nach den Kriegsjahren erwachten neue Nischen zu betreten, um den Gästen frische Ideen die Lebensgeister und brachten die Lebenslust mit ihren präsentieren zu dürfen. Bedürfnissen zurück. Die Hotellerie schaltete um und nivellierte ganze Lokalitäten, Zimmer und die Angebote Die Ansprüche managen. aus Keller und Küche. Es gab Fernsehzimmer und auf Das Sporthotel wandelte tüchtig mit und erweiterte zu- den Salontischen stapelten sich Tageszeitungen und dem die Gastzone mit dem Umbau von Bar und Lounge Illustrierte. Der Concierge wechselte seine Rolle und und der Miete des Bergrestaurants Alp Languard. Seit Freie Sicht vom Wellnessbereich auf dem Dach. wurde mehr und mehr zum Butler. Sei es, um Wander- 2005 ruft die Hütte auf 2326 m ü. M. zum urchigen leiter, Bergführer, Skilehrer, Chau!eure zu #nden oder Bauernfrühstück oder gemütlichen Hüttenabend in die Zu Beginn des Tourismus gab die Postkutsche den Takt einen Coi!eurtermin zu vereinbaren. Telefon gespräche sommerliche Bergwelt und entlässt die Gäste an und liess die Passagiere erst nach zwei mühsamen führte man fortan vom eigenen Zimmer aus und die ins romantische Gärtli, wo im Winter das Fonduehüttli Tagen wieder von der Holzbank. Mit dem Bau der Telefonisten und das Chefpersonal mussten mindestens steht. Unverändert begeistert der Blick ins Rosegtal – Eisenbahn wurde das Reisen weitaus angenehmer, ganz drei Sprachen beherrschen. auch die auswärtige Kundschaft, die das Sportstübli mit zu schweigen von der Fahrt mit dem eigenen Automobil, seinen einheimischen und internationalen Gerichten das Mitte der Zwanziger die Anfahrt zum Genuss mach- Trends bestimmten auch die nächsten Jahre. Wieder schätzt. Für Hausgäste geht das Rundum-Wohlgefühl te. Am Ziel angekommen, erwartete den entspannungs- veränderten sich die Essgewohnheiten. Man rangierte zwischen Sauna und Whirlpool weiter und Arven-, bedürftigen Gast eine seinen Bedürfnissen gerechte Un- herkömmliche Mahlzeiten aus und verwandelte sie in Natur pur-, Bel- und Sportzimmer erlauben es, frei nach terkunft, die für unsere Zeit bescheiden klingen mag: Frühstücksbu!ets, 5-Gänge-Menus und Erlebnisgastro- Budget und Bedürfnis zu wohnen. Eine #nanzielle ein Zimmer mit Etagenbad und Toilette auf den Korri- nomie, was gut zum wachsenden Fitness anspruch passte. Unabhängigkeit entsteht. doren. Zwei Krüge Wasser für die Tagesp%ege, ein ein- Während «Fit und Fun» das Tal erreichte, wurden die faches Schweizer Frühstück und zwei warme Mahlzei- Hotels computertauglich gemacht, sämtliche Abteilun- Der Gast wird auch in Zukunft König bleiben und zur ten. Das war der pure Luxus. gen vernetzt, Ecken für Internetcorners frei geräumt und Höchstleistung anspornen. Auch wenn das Sprichwort Mit wachsender Gästefrequenz stiegen die Ansprüche. Brandmeldeanlagen installiert. vermutlich aus dem Mittelalter stammt.

34 1991 Umbau des Restaurants Sportstübli. Fernseher gibt es jetzt in allen Zimmern.

1995 Nach der neuen Wellness-Anlage im Dachgeschoss wird auf dem sanierten Parkplatz das Gartenrestaurant eröffnet und erweitert das Angebot für die Hotelgäste.

Ankommen im neuen Innenleben. Das Hotel rüstet sich umfassend für die Zukunft. 1997 Die Zimmer erhalten Internetanschluss. Überholte Ski- und Veloräume verbessern die Infrastruktur für die Sportler unter den Gästen.

35 2000 | Lift und Restaurant Alp Languard – «un mariage d‘amour».

Liftgeschichten. Schon die ersten Touristen, die sich in den 1850er-Jah- wurden diese zwei Anlagen für den Sommerbetrieb mit ren zum Aussichtsgipfel Piz Languard aufmachten, Sesseln und für den Winterbetrieb mit Bügeln umgerüs- Schäfer aus Bergamo vor dem Hotel streiften die Alp Languard. Allerdings mussten die tet. 1990 entstand eine durchgehende Sommersessel- Pontresina in den 1880er Jahren. Reiter ab Rossboden aus dem Sattel und aus eigener bahn, die obere Sektion wurde verlängert und das heuti- Muskelkraft weiter zum Gipfel, während die gestärkten ge Bergrestaurant gescha!en. Zwar verhinderte bald die Pferde den Ritt nach Pontresina antraten. Die Alp war hohe Lawinengefahr den Winterbetrieb am Hausberg, an Schäfer aus Bergamo verpachtet, die in einer grossen, doch wurde die untere Sektion «San Spiert» mit einem schwarzen Hütte auf der Alp Languard hausten. Jeweils Übungslift wintertauglich gemacht. im Juni trieben sie die Schafherden aus den Tälern von Brescia und dem Tessin zur Sömmerung auf die Alp, die Hüttengeschichten. von den Einheimischen nicht für das eigene Vieh ge- Über 40 Jahre verwöhnte Franz Jäggli mit seiner Frau in braucht wurde. Ende August zogen sie mit den Tieren seiner Berg-Stein-Hütte einkehrende Wanderer mit wieder zurück in den Süden und verkauften die lange, Veltliner, Quellwasser, aber auch Kuhmilch und Berg- grobe Wolle der Schafe an Fabriken in Bergamo. käse, die von den damals noch bewirtschafteten Berg- Restaurant auf der Alp Languard nach 1900. %anken stammten und in der Kuhalp auf 2150 m ü. M. Fritz Marti und der Churer Ingenieur Robert Wildber- hergestellt wurden. Durch die Verlängerung der oberen ger erkannten das touristische Potenzial der Languard- Sektion entstand 1990 das neue Bergrestaurant «Alp Alp früh und richteten 1888 ein Konzessionsgesuch an Languard», das weithin als idealer Ausgangspunkt für den Bundesrat für eine Drahtseilbahn von Pontresina Panoramawanderungen gilt und von der Familie zur Alp Languard. Vermutlich aus #nanziellen Gründen Klaming bis 2004 betrieben wurde. Familie Pampel kam das Projekt gar nie zustande. Letztlich wurde es übernahm 2005 von der Gemeinde das Bergrestaurant 1945, bis sich das Steilstück mit einem Kombilift über- und schuf daraus einen Ort, der eine gemütliche und winden liess. In zwei Sektionen unterteilt, surrten Sessel stilvolle Sprache spricht: Einheimische Spezialitäten und und Bügel abwechslungsweise von San Spiert über Clüx originelle Süssspeisen, die den prächtigen Blick auf die hoch zur Bergstation Alp Languard. Zehn Jahre später Berninagruppe noch schöner machen. Jägglis Bergrestaurant.

36 Restaurant Alp Languard heute.

37 2010 | Das Sporthotel heute – nomen est omen.

Mehr denn je ist der Name Programm. Gut so. Denn gerade im Engadin, das mit unvergleichlicher Natur und Möglichkeiten aufwartet, ist das aktive Genussangebot am richtigen Platz. Gefällt die Mischung aus Einst und Jetzt das ganze Jahr über, wecken im Sommer das aus- gefeilte Biker-Angebot oder trendige GPS-Touren den modernen Sportsgeist. Im Winter prägen Kantenstars und Eiskletterer das Bild, die sich abends mit jenen austauschen, die tagsüber im Tangoschritt durch den grossen Saal gleiten. Das Haus mag alle und vereint sie auf seine Weise – bei der Weltreise für den Gaumen oder bei einen Schwatz auf den extrava ganten Barhockern. Auch die Zimmertypen passen zum Programm. Auf der Ost- und Westseite warten Sportzimmer mit schlichtem Innenleben. An der Front werden Ko!er in der «Nature Pur-Suite» neben ra"nierten Details aus Granit, Holz und Sto!en ausgepackt. Egal welches Zimmer, welcher Sport, welche Vorlieben. Die Reise geht weiter und der Wandel geht mit. Doch das Sporthotel bleibt eine Heimstätte der gewachsenen Gastfreundschaft und sei- ne drei Sterne Superior glänzen für jeden, der den altehr- würdigen Mauern und ihren Geschichten begegnet.

38 2010 Umbau der Bar, neue Lounge mit Fumoir.

Die Gemeinde Pontresina verkauft das Sporthotel an die Sporthotel AG, die sich im Besitz der Familie Pampel be#ndet.

2011 Neubau des Personalhauses.

Eröffnung des Fonduehüttlis.

2012 Schlüsselübergabe an die zweite Generation.

39 Feinschmecker oder Käsetiger. Essen ist im Sporthotel der Inbegri! für Abwechslung und Qualität. Es gibt kaum etwas, was der Gast nicht #ndet und man kann dabei unter sechs verschiedenen Schauplätzen wählen. Urgemütlich? Unkompliziert? Edel? Die Gastronomie wurde im Sporthotel in den letzten Jahren so aufge- fächert, dass schöne Stimmung garantiert ist und jeder Tag anders schmeckt. Bun appetit.

40 41 Die Schlüsselübergabe am 1.12.2012.

Hinter jeder erfolgreichen Übergabe steht auch ein breite gescheitert wäre. Denn die politische «Weber- erfolgreicher Nachkomme. In diesem Fall handelt es Initiative» vom 11. März 2012 brachte die Zukunft des sich um unseren Sohn, der 1999 Chef de Réception des Hotels noch einmal gehörig ins Wanken. Dank des Sporthotels wurde und uns schon zwei Jahre später als kommunalen und kantonalen Ein%usses wurde eine Vize direktor entlastete. Der Generationswechsel bahnte Ausnahmebewilligung zur Realisierung des Wohn- sich an und erhielt einen positiven Schub, als unsere hauses IL PIZ genehmigt. Dessen Erträge erhalten das Schwiegertochter Nicole hinzukam und sich mit geschichtsträchtige Hotel auf Dauer, was den vertraglich Alexander in die Leitung des Hotelbetriebes einar- festgelegten Au%agen der Gemeindeversammlung vom beitete. Seither sind etliche Jahre vergangen und die Herbst 2009 entspricht. Mein Mann wird die Jung- Aufgabenverteilung wurde neu geschrieben: Die Jung- mannschaft während der Bauphase des IL PIZ begleiten. mannschaft führt den operativen Arbeitsbereich, mein Mann Finanzen und Technik und ich wurde zur begeis- Unser Lebenswunsch ist in Erfüllung gegangen. Die terten Nana. Von nun an waren wir die Senioren! Zukunft dieses Hauses ist gesichert, meine Familie ist im Engadin geblieben und meine Enkelchen Linus, Die Nachfolge wurde geregelt und am 1. Dezember 2012 Alina und Andri sind unser Lebenselixier geworden. wird unser Lebenswerk mit aller Zuversicht übergeben. Danke, dass es euch alle gibt. Durch den Hotelkauf mit dessen Bauland können Alexander und Nicole die Geschicke lenken und die Entwicklung des Hauses de#nieren, was um Haares- Regula Pampel-Gross, November 2012

42 Bun di e bainvgnieu tü ester per via. Pür aintra in chesa e mangia e gescha. Ma tegn bain chüra da nossa natüra, 'na terra zuond "na es noss' Engiadina.

43 Sympathisanten Abbildungsnachweis

Albert Spiess AG, Schiers Abderhalden, Jürg S. 7, 26, 37 Banca Popolare di Sondrio (SUISSE) SA, St. Moritz Archiv Sporthotel S. 13, 16, 21– 25, 38, 45 Bäckerei & Konditorei Kochendörfer, Pontresina e621 pascal zaugg, Bern S. 37, 39, 41, 42 Druckerei Landquart VBA, Landquart Foto Flury, Pontresina S. 20, 27, 38, 40 Heineken AG, Samedan FRANO ltd. London S. 36, 40 Krucker Partner AG, Luzern Museum Alpin, Pontresina S. 13 Lehner Sanitär & Haustechnik, Pontresina Wikipedia Commons S. 6, 9 – 19, 21, 22 Michel Comestibles AG, Macelleria E. Lardi, Le Prese Metzgerei Saxer, Sta. Maria, Val Müstair Quellenverzeichnis Nestlé Suisse S.A., Vevey Pomatti AG, Elektro/Telematik/Multimedia, St. Moritz Caviezel Michael: Das Engadin in Wort und Bild, S. 316 Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft, St. Moritz ETH Bibliothek, Zürich Seiler AG Hoch & Tiefbau, Pontresina Evangelisches Pfarramt Pontresina, David Last Sennereigenossenschaft Pontresina, Pontresina Gemeinde Pontresina, Gemeindepräsident Martin Aebli Traita#na AG, Chur Gemeinde Pontresina, Mireille Annaheim Valentin AG, Pontresina Grundbuchamt St. Moritz, Daniel P#ster Venzi Paganini, Samedan Hotel Walther Pontresina, Christian Walther wine ag, Pontresina Hotellerie Suisse Pontresina, Thomas Walther Hotellerie Suisse Graubünden, Dr. Jürg Domenig Hotellerie Suisse Bern, Marianne Hänni Kaiser Dolf: Fast ein Volk von Zuckerbäckern, NZZ 1985 Kulturarchiv Samedan, Dora Lardelli Rucki Isabelle: Hotels in Pontresina. Kantonale Denkmalp!ege, Chur 1984 / 85, S. 106 – 111 Rucki Isabelle: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur ab 1860. hier + jetzt, Baden Schweizer Wirtschaftsarchiv Basel Copyright 2012 by Regula Pampel Staatsarchiv Graubünden, Chur, Franziska Gredig Stiftung Ragazina, Bad Ragaz, Anton Kilchmann Projektleitung und Text: Regula Pampel http://de.wikipedia.org/wiki/Sporthotel_Pontresina Fachlicher Beirat und geschichtliche Texte: Felix Keller, Pontresina Zentralbibliothek Zürich Fachlicher Beirat: Jürg Abderhalden, Pontresina Stilistisches Lektorat und Text: H. Dübendorfer, Wortschatz, Schaffhausen Layout und Gestaltung: F. Soubiran, Nanodesign, Schaffhausen Druck: Druckerei Landquart VBA, Landquart

Das Sporthotel Pontresina ist mit einem Eintrag im Wikipedia vertreten: http://de.wikipedia.org/wiki/Sporthotel_Pontresina

44 SPORTHOTEL PONTRESINA Via Maistra 145, CH-7504 Pontresina T +41 81 838 94 00, F +41 81 838 94 01, [email protected], www.sporthotel.ch