MITGLIEDER MITTEILUNG AUSGABE 2/2020

Verehrte Mitglieder, liebe Freunde der Wasserkraft in Baden-Württemberg, zuerst die gute Nachricht: Fokus stehen. Nein, CO₂-Emissionshandel, nationale im September 2020 veröffentlichte einen CO₂-Bepreisung und CO₂-Auktionen sind die vorran- Klimaschutzplan. Der deutsche Wirtschafts- und Ener- gigen wirtschaftlichen Maßnahmen der Bundesregie- gieminister sprach von „Klimaschutz als zentraler und rung. Doch gerade der Ausbau der erneuerbaren Ener- vorrangiger Herausforderung unserer Generation“ und gien führte bisher zur Reduktion von Verschmutzung, räumte ein, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu ha- nicht das ETS (Emissions Trading System). Dieser EU- ben. Deshalb brauche es jetzt einen „historischen Kom- Emissionshandel schwächt den Ausbau der erneuerba- promiss zwischen Klimaschutz und Wirtschaft“. Das ist ren Energien. Der Handel mit Verschmutzungsrechten insofern erwähnenswert, weil Altmaier mit seinen un- leuchtet nur in der Theorie des Cap & Trade ein. Den realistischen Fiktionen bisher in noch jedem seiner Re- Emittenten wurden erst zu viele Verschmutzungsrech- gierungsämter einen grundlegenden Kurswechsel für te zugeteilt. Der Zertifikatspreis lag dann jahrelang bei eine neue Energiemarktordnung zu verhindern wusste. fünf Euro, ab 2021 soll er mindestens 25 Euro betragen, Ein wirkungsmächtigerer Gegner der Transformation doch in jedem Fall bei höchstens 60 Euro je Tonne ge- hin zu dezentralen erneuerbaren Energien ist kaum vor- deckelt werden. Die volkswirtschaftlichen Kosten liegen stellbar. jedoch laut Umweltbundesamt (UBA) bei 600 Euro. Das Die schlechte Nachricht: bedeutet, dass selbst im Zielszenario immer noch 90 es war gar nicht so gemeint. Die Eigenschaften der Er- Prozent der CO₂-Kosten nicht vom Emittenten bezahlt, neuerbaren sollen doch nicht im Zentrum stehen und sondern sozialisiert werden. Der Emissionshandel hilft ihr Ausbau zu 100 Prozent soll doch nicht beschleunigt seit 15 Jahren der Kohleindustrie, anstatt diese längst werden. Keiner seiner 20 präsentierten Klimaschutz- nicht mehr marktfähige Industrie ehrenhaft auslaufen plan-Vorschläge entfesselt den Ausbau der erneuer- baren Energien, keiner ist dezentral und alles dauert noch recht lange. Erinnerungen an den September 2019 werden wach, als das letzte groß angekündigte Klima- paket der Bundesregierung eine Vielzahl von Maßnah- men für die Beschleunigung des Ausbaus der Erneu- erbaren bringen sollte. Die Kanzlerin forderte Schluss mit Pillepalle, Vizekanzler versprach schon damals den großen Wurf. Tatsäch- lich wurden die Erneuerbaren weiter drangsaliert, die Fortsetzung der Kohlesubventionen bis zum Jahr 2038 beschlossen und der Tagebau Garzweiler II ging auch noch in Betrieb. So soll nicht der Ausbau der erneuerbaren Energien im Inhalt

Editorial S. 1 Aus der Wissenschaft S. 27 Dr. Axel Berg Brigitte Reitter

Grußwort des Präsidenten der AWK S. 5 Zur Novellierung des EEG 2021 S. 28 Karl-Wilhelm Röhm Julia Neff

Kurzmeldungen S. 6 Die Kleinwasserkraftmythen der S. 30 Umweltverbände - Stimmt das? Treffen mit den Fischereireferenten Kleinwasserkraft Österreich im Umweltministerium S. 8 Julia Neff Offener Brief an S. 33 Minister Untersteller Stellungnahme zum Gesetz zur Weiter- S. 10 Julia Neff entwicklung des Klimaschutzes in BW Julia Neff Antwortschreiben des S. 37 Umweltministriums Wasserkraftwerbeslogan S. 10 Dr. Fritz Kemmler Die AWK unterwegs für Sie S. 38

Beitrag der Kleinen Wasserkraft S. 11 zum zukünftigen flexiblen Energiemarkt in Europa Brigitte Reitter

Energiegewinnung aus Wasserkraft- S. 12 kraftvoll seit ein paar tausend Jahren Wolfgang Strasser

Vortrag beim Stammtisch im Hotzenwald S. 16 Julia Neff

Interesse der EU- und Bundes-Politik S. 20 an der Kleinwasserkraft Brigitte Reitter

Zum Manifest der Umweltverbände S. 21 Brigitte Reitter

Ära Aicher endet S. 27 Dr. Axel Berg

2 Mitglieder Mitteilung 2/20

als unsolidarisch angesehen, schließlich könne nicht der Letzte das Netz bezahlen. Eine netzdienliche Ent- geltregelung, die auch den geplanten gigantischen Netzausbau obsolet machen würde, wird nicht ange- dacht. Eigenverbraucher sollen zu Randerscheinungen schrumpfen. Eine Eigenverbrauchsoptimierung mit Sektorenkopplung, Wärmepumpen, E-Fahrzeugen etc. ist nicht vorgesehen. Erdgas und grauer Wasserstoff sollen Kohle und Öl ersetzen. Es müsste gerade andersrum sein: Einspeisung muss zur Randerscheinung werden und Selbstversorgung ist zu lassen und konkurrenzfähige Industrien zu entwi- das Ziel. Für die Selbstversorgung eines Hauses oder ckeln. Das ETS lädt zudem zu Missbrauch ein. So wur- eines Quartiers braucht man keine zentrale Steuerung. den Karusellgeschäfte, gehackte Zertifikate und andere So wie das System der Muskelspindeln im Körper kei- Betrügereien aufgedeckt. neswegs der detaillierten Steuerung seitens des Ge- Entscheidend ist jedoch: Selbst wenn eine CO₂- hirns oder des zentralen Nervensystems bedarf, kön- Bepreisung funktionieren sollte, hat die Energiewende nen die dafür irrelevanten lokalen Komponenten und noch lange nichts davon, weil zunehmend Erdgas und Energieflüsse in privaten Prosumernetzen, wie wir sie eben nicht die Erneuerbaren die Kohle ablösen wird. Der von vielen Wasserkraftlern her kennen, völlig aus der Handel mit den Zertifikaten findet innerhalb des Sys- übergeordneten Betrachtung und Steuerung heraus- tems der fossilen Energieversorgung statt, konserviert gehalten werden. Wir brauchen schließlich auch keinen damit deren Strukturen, wirkt innovationshemmend für übergreifenden Terminkalender für alle Bundesbürger, erneuerbare Energien und bremst dadurch den Ener- um für diese das Frühstück aus der Cloud zu planen. giewechsel. Die Rolle der konventionellen Energiekon- Es ist vollkommen überzogen, rein lokale Energieflüsse zerne und deren Einfluss auf das Regierungshandeln über komplexe mathematische Modelle überregional bleiben weitgehend unangetastet. Aus einem Instru- steuern zu wollen. Diese zentrale Steuerung bringt kei- ment des Klimaschutzes wurde so ein Vehikel für die nerlei Mehrwert; gleichzeitig ist die Beeinträchtigung Bestandssicherung der fossilen Energiewirtschaft. individueller Prosumerinteressen dabei höchst wahr- Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt so- scheinlich. Außerdem ist die Resilienz solcher komple- gleich: xer Systeme äußerst fragil. Schließlich dauert es viele Am 1. Januar soll das EEG 2021 in Kraft treten. Der Kabi- Jahre, bis ein konsistentes System von Schnittstellen für nettsentwurf baut auf der Illusion auf, dass der Strom- alle Daten und Steuerungsbefehle sämtlicher Anlagen sektor beim längst überholten Marktdesign einer Kup- etabliert sein wird. Das bedeutet: noch viel Zeit für die ferplatte verbleibt. Also wird alles auf Großversorger schmutzigen Geschäfte der fossilen Energiewirtschaft. zugeschnitten. Das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz Was wirklich fehlt, ist eine Gesetzgebung, die durch von 2000, weiterentwickelt 2004, 2009, 2012 und 2017) Deregulierung und Streichung unsinniger Abgaben auf wird seit 2012 grob deformiert, es ist zunehmend sei- die Eigenstromversorgung endlich den Durchbruch der ner zentralen Bestandteile beraubt worden. Bisherige längst verfügbaren nachhaltigen Technologien beför- Abschreckungsmethoden für EE-Investoren sind die dert. Anstatt die großen Ankündigungen der Bundes- Besondere Ausgleichsregelung, die Sonnensteuer auf regierung zum Thema Klimaschutz aufrichtig umzuset- Selbstverbrauch, alle Deckel und die Ausschreibungen. zen, verabschiedet sich das EEG 2021 sogar offiziell vom Jetzt soll das EEG vollends niedergebügelt werden, Ziel, 100 Prozent Erneuerbare so schnell wie möglich zu durch noch kompliziertere Administration und vor al- erreichen. Interpretationsfähige Begriffe wie „Klimaneu- lem durch die Smart-Meter-Pflicht. Die Smart-Meter- tralität“ oder „Treibhausgasneutralität“ öffnen stattdes- Pflicht ist das zentrale Instrument gegen den dezentra- sen neue Perspektiven für CCS und auch die Atomkraft. len Ausbau der EE mit zunehmender Selbstversorgung. Das EEG ist aber keine Worthülse, in der man Monopoly Generell sieht die Bundesregierung für alle EE-Anlagen mit Treibhausgas-Luftschlössern spielt. Das EEG hatte im EEG 2021 Volleinspeisung vor. Eigenverbrauch wird ursprünglich das realwirtschaftliche Ziel, durch den tat-

3 sächlichen Ausbau der Erneuerbaren Klimaschutz und Der verpflichtende Einbau von intelligenten Messsys- Energiesicherheit herzustellen. Dafür braucht man kei- temen und Fernsteuerungsanlagen hingegen ist nur ne aufgeblasenen Ankündigungen, sondern viel mehr dann sinnvoll, wenn die Anlage in permanentem Aus- konkrete und sehr viel höhere Ausbauziele für alle Arten tausch mit dem öffentlichen Netz ist. Für Selbstversor- der erneuerbaren Energien und für Speicher. ger ist das ein komplett übertriebener Aufwand. Mit der Wir wissen selbst nur zu gut, wie allein die kleine Was- höchst fragilen, weil viel zu komplexen Alles-mit-allem- serkraft mit ihren vielen Mühlenstandorten einem er- Vernetzung wird ein neuer Irrweg eingeschlagen. Be- heblichem Druck ausgesetzt ist. Zahlreiche Vorgaben sonders fatal ist dabei, dass eine mühsam den großen mit einseitigem Verständnis von der Gewässeröko- Energieversorgern abgerungene Dezentralisierung von logie ohne Berücksichtigung des Klimaschutzes und Energieerzeugung und Speicherung schleichend wie- der Wertschöpfung im ländlichen Raum treiben die der zentralisiert wird. Zentrale Konzerne bekommen Kleinwasserkraft in die Unwirtschaftlichkeit. Das Poten- mit Fernsteuerungsanlagen Zugriff auf Prosumernetze. tial der Wasserkraft, mit geringstmöglichem Naturver- Damit können sich die großen Versorger nicht nur Pro- brauch erneuerbaren Strom nachhaltig und regelbar filing-taugliche Prosumerdaten verschaffen, sondern zu erzeugen, wird nur zu einem Bruchteil genutzt. Der auch noch direkt, für die Betroffenen intransparent ge- Gesetzgeber muss endlich wirtschaftlich abgewogene, steuert, in private Anlagen eingreifen. Das könnte das faire gewässerökologische Anforderungen bei Mindest- Ende einer demokratischen Energiewende bedeuten wasser und Durchgängigkeit schaffen, die auch Klima- unter dem Deckmantel optimaler Netzstabilisierung schutz und Wertschöpfung berücksichtigen. Kurzfris- und Energiepreisgestaltung. Die Bürger dürfen dann tig sollte wenigstens eine neue Vergütungsklasse für noch in dezentrale erneuerbare Energien-Anlagen in- Wasserkraftwerke bis zu 100 kW installierter Leistung in vestieren, aber die zentrale Kontrolle bleibt bei den Höhe von ca. 20 Cent je erzeugter Kilowattstunde ein- Energiekonzernen und wird sogar noch ausgeweitet. geführt werden. Grundsätzlich gilt, dass der Stromver- Ein wahrhaft schlechter Deal für alle Prosumer, den kauf im lokalen Netz, bei PV-Anlagen oft Mieterstrom- Wirtschaftsminister Altmaier wohlwollend dirigiert. modell genannt, auch bei der Wasserkraft ausgebaut Kommen Sie gut über die Weihnachtstage und lassen werden muss. Dabei ist es gleichgültig, wie weit sich Sie sich bloß nicht von einer alle objektiven Realitäten ein privates Netz ausdehnt. Gewinne aus entgeltlicher verschlingenden Politik die gute Laune für ein glänzen- Stromlieferung in einem privaten Netz könnten schlicht des Neues Jahr vermiesen, das ich Ihnen jetzt schon als Einkommen versteuert werden. Das würde die Ver- ganz fest wünsche. teilnetze weiter entlasten. Herzlichst Ihr

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4 Mitglieder Mitteilung 2/20

Liebe Mitglieder und Freunde der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraft- werke Baden-Württemberg e. V.,

vor uns liegen die Weihnachtsfeiertage gekommen. Wollen wir hoffen, dass wir und der Jahreswechsel – die Zeit also, um uns im kommenden Jahr im Kontext der auf das fast vergangene Jahr mit seinen Mitgliederversammlung wieder treffen vielfältigen Ereignissen zurückzublicken können und bei den Stammtischen und gleichzeitig einen Ausblick auf 2021 die persönliche Begegnung und das zu wagen. Fachsimpeln wieder möglich sein werden! Das Jahr 2020 wird von einem Thema Ich bin mir sicher, dass unsere drei jungen ganz besonders dominiert: der Covid- Aktiven in Vorstand und Beirat, Iracema Pandemie. Diese erreichte unser Land Kramer, Julia Neff und Brigitte Reitter, mit im Frühjahr und führte zu starken dafür sorgen werden, dass alles bestens Einschränkungen des gesellschaftlichen vorbereitet sein wird. Lebens. Nachdem in den Sommermonaten Auch in anderer Hinsicht war das fast das Pandemie-Geschehen durch abgelaufene Jahr für uns „Wasserkraftler“ gesunkene Infektionsraten etwas in ein schwieriges Jahr, denn nach wie den Hintergrund trat und sich – leider, vor stellen Politik, Behörden und muss man rückblickend sagen – Umweltverbände der Wasserkraft große zunehmende Sorglosigkeit im Umgang Hindernisse in den Weg. Aber lassen wir mit dem Virus ausbreitete, hat sich das uns dadurch nicht entmutigen! Bleiben wir Infektionsgeschehen in den vergangenen unserer Passion, der umweltfreundlichen Wochen immens verstärkt und stellt uns Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, vor neue Herausforderungen. Wollen treu! Hoffen wir aber auch auf ein für die wir alle hoffen, dass wir die kommenden Wasserbilanz besseres Jahr 2021, damit Festtage dennoch, wenn vielleicht auch unsere Turbinen nicht wieder gedrosselt in einem kleineren Kreis als sonst üblich, werden müssen, wie dies im laufenden feiern dürfen. Jahr häufig der Fall war. Für unsere AWK führte das Pandemie- Ihnen allen und Ihren Angehörigen Geschehen zu dem Verzicht auf die wünsche ich schöne Festtage, sowie neue Mitgliederversammlung, die 2020 Zuversicht und vor allem Gesundheit im hätte stattfinden sollen. Auch auf die Neuen Jahr 2021! traditionellen Stammtische der AWK Ihr mussten wir verzichten. So gesehen ist das Vereinsgeschehen nahezu zum Erliegen

5 Kurzmeldungen - AWK aktuell

Registrierung im komplizierter wird es, wenn der Zahlungsstopp erst ein- mal erfolgt ist. Das Geld wird bei Nachmeldung zwar Marktstammdatenregister rückwirkend ausgezahlt, der Aufwand dürfte aber ein fällig zum 31. Januar 2021! Vielfaches höher sein als die fristgerechte Registrie- rung.“ Link zur Registrierung: https://www.marktstammdatenregister.de/MaStR

Link zum Tutorial zur Registrierung einer Anlage: https://www.youtube.com/watch?v=aSyMV6wc8wI

BR - Der BDEW (Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft) weist darauf hin, Maßnahmenpläne zum dass 300.000 Erzeugungsanlagen im Februar aus 3. Bewirtschaftungszyklus der der EEG-Förderung fallen könnten. Energieerzeugungsanlagen müssen bis zum 31. Ja- Wasserrahmenrichtlinie nuar 2021 im Marktstammdatenregister der Bundes- netzagentur gemeldet werden. BR - Ab dem 22.12.2020 sind die Maßnahmenpläne der Regierungspräsidien zum 3. Bewirtschaftungszyklus Das Marktstammdatenregister gibt erstmals einen der WRRL online einsehbar unter: Überblick über alle Energieerzeugungsanlagen in https://rp.baden-wuerttemberg.de/THEMEN/WAS- Deutschland. Ziel ist es, Informationen über die zuneh- SERBODEN/WRRL/Seiten/default.aspx mend dezentralen Erzeugungsanlagen zu bündeln, um Strom und Gas auch zukünftig effizient transportieren Die AWK wird eine Kommentierung schreiben und bit- und verkaufen zu können. Das Register dient außerdem tet um Einzelhinweise, wenn Sie von einer geplanten dem Bürokratieabbau, da Meldepflichten des Strom- Maßnahme betroffen sind! Die finalen Pläne sollen bis und Gasmarktes damit vereinfacht werden. Anlagen- 22.12.2021 erstellt und ab 2022 umgesetzt werden. betreiber sind verpflichtet, alle Erzeugungsanlagen in- klusive Batteriespeicher bis 31. Januar 2021 zu melden. Bereits über 1,1 Millionen Betreiber sind ihrer Pflicht schon nachgekommen; laut Bundesnetzagentur wer- Übersetzung europäischer den jedoch schätzungsweise 300.000 Anlagen nicht Richtlinien in nationales Recht fristgerecht eingetragen sein. Dabei geht es in erster (Änderung WHG) Linie um Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern, aber auch Windräder und KWK-Anlagen. Ihnen droht der BR – Vom Europäischen Parlament verabschiedete Wegfall der Vergütung für den eingespeisten Strom ab EU Richtlinien werden auf einzelstaatlicher Ebene Februar kommenden Jahres. erst dann wirksam, wenn sie von den jeweiligen EU Mitgliedsstaaten in nationales Recht überführt Die AWK appelliert an ihre Mitglieder, ihre Anlagen werden. rechtzeitig zu melden: „Die Registrierung erfolgt on- Im September dieses Jahres nutzte die AWK als line über das Marktstammdatenregister-Webportal der Interessenverband der Kleinwasserkraft in Baden- Bundesnetzagentur und ist schnell gemacht. Deutlich Württemberg die Möglichkeit, eine Stellungnahme

6 Mitglieder Mitteilung 2/20

Kurzmeldungen - AWK aktuell

zu einer solchen Gesetzesanpassung auf nationaler „Prioritätsprinzip“ Ebene abzugeben. Konkret ging es um die Vorgaben der EU Richtlinie 2018/2001, also der Erneuerbaren Nun ist es amtlich: „Wer Energien Richtlinie, die in Artikel 15 und Artikel zuerst kommt, mahlt zuerst!“ 16 fordert, Zulassungsverfahren für erneuerbare Energieanlagen über eine einheitliche Stelle zu bündeln JD - Das Bundesverwaltungsgericht hat sich am und projektbezogene Fristen für Zulassungsverfahren 25.06.2020 in den Rechtssachen 4 C 3/19 und 4 C einzuführen. Die Vorgaben der Erneuerbaren Energien 4/19 mit dem Prioritätsprinzip bei der Genehmigung Richtlinie wurden im derzeitigen Änderungsentwurf von Windenergieanlagen verschiedener Antragstel- des Wasserhaushaltsgesetzes in §11 eingebracht. ler befasst.

Die AWK begrüßt es sehr, wenn hierdurch Nach altem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) wurde der Genehmigungsverfahren für Wasserkraftanlagen Antrag an einem Standort bearbeitet und eventuell ge- vereinfacht und beschleunigt werden, und blickt nehmigt, welcher zuerst gestellt wurde. der Umsetzung der geänderten Artikel und ihrer Nach aktuellem WHG wird der Antrag genehmigt, wel- tatsächlichen Handhabung im Einzelfall mit Spannung cher dem Wohl der Allgemeinheit am meisten dient. entgegen. Diese Problematik habe ich bereits mehrfach erlebt, als nach der Veröffentlichung meiner Pläne Konkur- Die ausführliche Stellungnahme können Sie auf unserer renzantragsteller auftraten, meine Unterlagen kopier- Internetseite lesen: ten und am letzten Tag der Frist einen eigenen Antrag https://www.wasserkraft.org/rechtliches- einbrachten. Die Folge war, dass mein Antrag jahrelang stellungnahmen/stellungnahme-gesetzentwurf- liegen blieb, bis der Konkurrenzantragsteller alle Unter- zweite-aenderung-des-whg-red-ii.html lagen zusammen hatte. Nach eineinhalb Jahrzehnten hatte sich die Einstellung der Behörden zur Wasserkraft so verschlechtert, dass beide Anträge nicht genehmigt wurden und beide Antragsteller einen 6-stelligen Be- trag umsonst ausgaben. Stellungnahmen der AWK Wenn man das oben erwähnte Urteil auf die Wasser- Stellungnahme AWK BW zum Gesetz der Weiterent- kraft überträgt, hätte der später eingereichte Konkur- wicklung des Klimaschutzes in BW am 07. Juli 2020 renzantrag von den Behörden gar nicht bearbeitet wer- den müssen und der erste wäre hochwahrscheinlich Stellungnahme der AWK BW e.V. zum Gesetzentwurf genehmigt worden. der Zweiten Änderung des WHG RED II am 25. Sep- tember 2020

Brief an Herr Ministerpräsident Kretschmann und Herr Umweltminister Untersteller zur Novellierung des EEG 2021 am 01. November 2020 (siehe Seite 28)

Zum Nachlesen auf unserer Internetseite: https://www.wasserkraft.org/rechtliches- stellungnahmen.html

7 Treffen mit den Fischereireferenten im Umweltministerium Julia Neff

ren rund 17.000 Querverbauungen, aber nur an ca. 1750 Standorten wird die Querverbauung für die Herstellung von erneuerbarer Energie mittels Wasserkraft genutzt. Ebenfalls ist es nichts Neues, dass der Fischbestand seit Jahrzehnten zurückgeht und der Fokus sehr stark auf die Kleine Wasserkraft gerichtet ist, obwohl viele andere Problemfelder wie Krankheiten, Besatzmaßnah- men, chemischer Zustand, Erwärmung etc. gleichfalls eine starke Rolle dabei spielen.

Mit der Plattform wurden im Vorfeld zu den Problemfel- dern Lösungsansätze erarbeitet, die am Termin vorge- Am 05. Oktober 2020 fand ein Austausch mit in Summe stellt wurden und nachfolgend stichwortartig genannt 15 Teilnehmern im Argon-Haus in zum The- sind: ma „Die Kleine Wasserkraft und der Natur- und Arten- Gleichrangiges Behandeln von Ökologie und schutz“ statt. Mit teilgenommen haben die Fischerei- Energieerzeugung/Klimaschutz. behörden, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, das Ministerium für Umwelt Klima Vertreterinnen mit Fachwissen (Fachberater und Energiewirtschaft, die Stadtwerke Ulm, die Platt- für Erneuerbare Energien) in Genehmigungs- form Erneuerbare Energien (PEE) Baden Württem- verfahren einbinden; Auseinandersetzung mit berg sowie die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Fachplanung, ökologische Gutachten von Was- (AWK) Baden-Württemberg, vertreten durch Martin serkraftbetreibern müssen im Verfahren be- Renn und Julia Neff. rücksichtigt werden.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stellte Julia Neff Investitionsschutz, Rechtssicherheit für Was- die Aspekte der Wasserkraft, insbesondere der Klei- serkraftbetreiber: Eindämmung der Nachforde- nen Wasserkraft vor, die aus Sicht der AWK und der rungsspirale, bereits im Laufe des Verfahrens, PEE problematisch sind. Zu den Aspekten zählen zum Verlässlichkeit sollte gegeben sein. Beispiel die Probleme bei Genehmigungsverfahren mit Zeitliche Begrenzung für Bearbeitung von An- der Gleichstellung der Ökonomie und der Ökologie, die trägen und Stellungnahmen, keine langen Ver- langen Verfahren, der große Druck bezüglich der Um- fahren, siehe RED II, Landratsämter sollten setzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (3. Druck machen. Zyklus bis 2027) und vor allem die hohe Gewichtung der Stellungnahmen der Fischereibehörden. Ein weiterer Behörden sollten Maßnahmen auferlegen, die Punkt, welcher angesprochen wurde, sind die Vorga- auch funktionieren; Stand der Technik muss ge- ben an die Anlagenbetreiber bezüglich dem Stand der prüft sein, Prüfung im Vorfeld soll bei Behörden Technik. Oft geforderte Maßnahmen sind noch nicht er- liegen, Monitoring bei Anlagen (im Rahmen von probt und fraglich ist, wie diese in puncto Kosten-Nut- gemeinsamen Projekten, finanziert von Fische- zen-Verhältnis zueinander stehen. Des Weiteren wurde reiforschungsgeldern), auf dem Abwägungen auf den unverhältnismäßigen Fokus auf die Wasserkraft für künftige Projekte aufbauen können (wie z.B. aufmerksam gemacht. In Baden-Württemberg existie- in der Schweiz).

8 Mitglieder Mitteilung 2/20

Stand der Technik: Regelwerk (DWA Merkblatt interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Umsetzung 509) sollte mehr beachtet/genutzt werden (v.a. gewässerökologischer Maßnahmen. Weiter wies er da- bei Fischaufstieg), bei anderen Aspekten (Ab- rauf hin, dass der aktuelle Zustand der Gewässer über- stiegsanlagen, Fischschutz) fehlen solche Leit- wiegend nicht gut ist und hier Handlungsbedarf besteht. linien, Einigungen; zugleich: Gewisse Spielräu- Dr. Hartmann wies auf die Potenzialstudie hin und sieht me sollten erhalten bleiben. das Neubaupotenzial begrenzt und den Schwerpunkt klar auf dem Ausbau und der Modernisierung bestehen- Jede Anlage soll/muss individuell betrachtet der Wasserkraftanlagen. Er sieht aber in der Nutzung der werden, Verhältnismäßigkeit wahren. Gewässer eine direkte Konkurrenzsituation zwischen Leitlinien: es gibt bereits Einigungen der Fi- der Ökologie und der Wasserkraft. Die Fischereiverwal- schereibehörde/LUBW Papiere: behörden- tung ist ebenfalls überzeugt, dass gute Lösungen zu er- übergreifender Dialog dazu. Mehr Beteiligung arbeiten sind und diese nur gemeinsam an einem Tisch der WK-Verbände (parallel Windkraft: AK Wind- gefunden werden können. Sie ist davon überzeugt, dass energie u. Naturschutz von Referat betreut, Eh- zusätzliche Handlungsinstrumente und/oder landesein- renamt für Beteiligte). heitliche Entscheidungen gefunden werden müssen bei Wasserkraftanlagen mit einer geringen Ausbauleistung, Landratsämter sollen Nutzung von Ökopunkten einem Sanierungsstau und hohen ökologischen Anfor- ermöglichen (bislang nicht/kaum umgesetzt), derungen. v.a. an der Zahl der Ökopunkte gibt es Ausein- andersetzung (Verhältnis 1:4) Von der PEE wird angeregt, dass die Potenziale kate- gorisiert werden müssen. Primär wäre hier erforderlich, Fischerei sollte unterstützen bei der Umsetzung herauszufinden, welche Projekte gut umzusetzen sind. von Maßnahmen, da sie ihnen zugutekommt/ Es wurde deshalb diskutiert, wie man diese ausfindig besseren Zustand (Versuchsanlagen) machen könnte. Eine gute Vorlage dafür würde der Als nächstes erläuterte Herr Dr. Hartmann (Fischereibe- Potenzialatlas liefern. Es müssen jedoch entsprechende hörde, Regierungspräsidium Karlsruhe) die Zusammen- Vorschläge aus der Branche bzw. von uns als Verband arbeit mit der Wasserkraft aus Sicht der Fischreibehör- kommen. Aus diesem Grund ein Aufruf von uns als Vor- de. Die Fischereiverwaltung betonte die Wichtigkeit von stände an Sie:

9 Besteht an Ihrer Wasserkraftanlage Handlungsbedarf Neff, Adressdaten siehe Impressum. bei der Umsetzung der europäischen Wasserrahmen- Martin Renn sowie auch Julia Neff sind erfreut, in die- richtlinie und konnten die bekannten Probleme bisher ser großen Runde einige Probleme angesprochen und noch nicht im Einvernehmen mit der Behörde geklärt diskutiert zu haben, auch das Kennenlernen etwaiger werden? Oder gibt es bei Ihnen einen Standort für einen Ansprechpartner kann nur von Nutzen sein. Jetzt liegt Neubau einer Wasserkraftanlage? es an uns allen, hier “Problemstandorte“ ausfindig zu Wenn ja und Sie bereit sind alle Fakten offen zu legen, machen und diese dann in einer kleineren Runde zu melden Sie sich bitte bei der Geschäftsführerin Julia diskutieren und Lösungen zu erarbeiten.

Stellungnahme zum Gesetz zur Weiterentwicklung des Klimaschutzes in BW Julia Neff

Die AWK BW hat gemeinsam mit der Plattform Erneuer- Württemberg ausmachte (siehe Agentur für Erneuerba- bare Energien BW Anfang Juli die Möglichkeit, genutzt re Energien), und die bundesweit 21 TWh Strom produ- zum Entwurf des Gesetzes zur Weiterentwicklung des Kli- ziert (siehe statista) – nicht vorkommt. Der Großteil der maschutzes in Baden-Württemberg Stellung zu nehmen. Anlagen ist in Bayern und Baden-Württemberg. Wir ge- Die kompletten Stellungnahmen können Sie auf unse- hen davon aus, dass sich ein Erfüllungsaufwand auf der rer Homepage unter nachfolgendem Link einsehen. Grundlage von weiteren Umsetzungsentscheidungen https://www.wasserkraft.org/rechtliches-stellungnah- nach der Fortschreibung des IEKK, noch in diesem Jahr, men.html einsehen. zum Ausbau der Kleinen Wasserkraft ergibt. Wir be- grüßen § 11 Aufgaben und Zuständigkeiten, Absatz (5) Auszug aus der Stellungnahme der AWK BW: Beteiligung der Regierungspräsidien zur Vertretung des „Auf der Webseite des Ministeriums für Umwelt, Klima Klimaschutzes im speziellen unter (2) Errichtung einer und Energiewirtschaft Baden Württemberg ist zu lesen: Wasserkraftanlage ab einer installierten elektrischen „Bei der Stromerzeugung ist die Wasserkraft die bedeu- Gesamtleistung von 50 Kilowatt. Die Implementation tendste erneuerbare Energiequelle in Baden-Württem- der Vertretung des Klimaschutzes bei Genehmigungs- berg.“ Umso mehr haben wir uns gewundert, dass die prozessen betreffend der Kleinen Wasserkraft muss in Wasserkraft im Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung Zukunft besser erfolgen um die genannten Ziele zu er- des Klimaschutzgesetzes in Baden-Württemberg – die reichen.“ im Jahr 2017 7,3% der Bruttostromerzeugung in Baden

Wasserkraftwerbeslogan Dr. Fritz Kemmler

Lediglich das letzte der drei Adjektive, die sich in der allem die Photovoltaik und die Windkraft, kann die Was- Werbung eines weithin bekannten süddeutschen Scho- serkraft kräftig punkten, wenn es um robuste und lang- koladenherstellers finden, kann in einem Werbeslogan lebige Technik geht. Mit ihren Querbauten, an denen für die Wasserkraft unverändert eingesetzt werden: Wasser aufgestaut wird, bewirkt die Wasserkraft auch gut. Wasserkraft ist in der Tat eine gute Sache, denn im Gutes für den regionalen Wasserhaushalt und das loka- Gegensatz zu den neueren Technologien der Strom- le Kleinklima. erzeugung aus erneuerbaren Quellen, gemeint sind vor

10 Mitglieder Mitteilung 2/20

Das zweite Adjektiv der erwähnten Werbung ginge zur auf eine Form bezieht. Für die Wasserkraft bietet sich Not auch noch, denn „praktisch“ könnte man sich im hier „rund“ an. Strom aus Wasserkraft ist in der Tat eine Kontext der Wasserkraft durchaus vorstellen. Die besse- „runde“ Sache, wird er doch durch eine Drehbewegung re Wahl ist jedoch das Adjektiv „regional“. In der Tat trägt erzeugt, die der Turbinen und Generatoren, und „rundet“ die Kleine Wasserkraft zur regionalen Wertschöpfung das Konzept der Stromversorgung aus erneuerbaren bei und stärkt mit ihren zahlreichen Einspeisepunkten Quellen elegant ab. die regionalen Verteilungsnetze ganz entscheidend. Es Man könnte für die Kleine Wasserkraft in Anlehnung an bedarf im Kontext der Wasserkraft also keiner „HGÜ“ die Werbung für eine ganz bestimmte Schokoladensorte und ertüchtigten Hochspannungsleitungen, wie dies für also den Werbeslogan „rund – regional – gut“ prägen. die Verteilung des auf See erzeugten Windstroms erfor- derlich ist.

Schließlich noch zum ersten Adjektiv der Schokoladen- werbung. Für den Kontext der Wasserkraft eignet sich dieses ganz und gar nicht. Aber man könnte ein Adjek- tiv wählen, das, wie das der Schokoladenwerbung, sich

Beitrag der Kleinen Wasserkraft zum zu- künftigen flexiblen Energiemarkt in Europa Brigitte Reitter

Am 10. November 2020 fand ein einstündiges Webinar Parlament zu der Veranstaltung eingeladen hatte. Nach mit VertreternInnen der EVP Fraktion des Europäischen einer Einführung zur Ausgestaltung des europäischen Parlaments statt, in dem die Vorteile der Wasserkraft für Energiedargebotes im Jahre 2050 durch Dirk Hendricks das Energiesystem der Zukunft vorgestellt wurden. (EREF), stellte Ghislain Weisrock (France Hydro Elec- tricité) eine kürzlich erschiene französische Studie zum Gastgeber war Norbert Lins (Europaabgeordneter aus Beitrag der Kleinwasserkraft bei Spannungsschwan- dem Wahlkreis Ravensburg), der seine KollegInnen im kungen im Netz, die durch die variable Produktion von Solar- und Windenergie entstehen, vor. Auch die Studie der Bergischen Universität Wuppertal zu vermiedenen Netzausbaukosten durch dezentrale Kleinwasserkraft- anlagen (wir berichteten) wurde den ParlamentarierIn- nen vorgestellt.

Nach diesem ersten Treffen sollen noch weitere Mög- lichkeit geschaffen werden, um sich gemeinsam über die Themen der Kleinwasserkraft auf Ebene des EU Par- laments auszutauschen und dabei vor allem auch den Europäische Abgeordnete diskutieren online mit VertreterInnen Wirtschaftsausschuss (ITRE) mit einzubeziehen. der europäischen Kleinwasserkraftverbände über die Vorteile der Wasserkraft.

11 Energiegewinnung aus Wasserkraft - kraftvoll seit ein paar tausend Jahren Wolfgang Strasser

1. Einleitung nach Jahrhunderten funktionieren und in Betrieb sind. Hier wurde die Wasserkraft ursprünglich zum Betreiben Durch Wasserkraftmaschinen wird die potentielle und von Mühlen oder Sägewerken genutzt. Dabei gibt es kinetische Energie des Wassers seit Jahrtausenden von über die Welle des Mühlrades eine direkte Kraftüber- den Menschen genutzt. Heutzutage wird sie dabei meist tragung. in elektrischen Strom umgewandelt.

Durch den ständigen Wasserkreislauf in der Natur wird der Betriebsstoff Wasser immer neu und kostenlos zur Verfügung gestellt.

2. Geschichtliche Entwicklung

Die Geschichte der menschlichen Nutzung des Wassers und somit der Hydrologie, der Wasserwirtschaft und Mönchhofsägmühle, Waldachtal-Vesperweiler, auch des Wasserbaus ist durch eine vergleichsweise oberschlächtiges Wasserrad (Bild: Wolfgang Strasser) geringe Zahl von Grundmotiven geprägt.

Von den ersten sesshaft gewordenen Menschen zu den Hochkulturen der Antike über das Mittelalter bis zur Neuzeit stand im Zentrum immer ein Konflikt zwi- schen einem Zuviel und Zuwenig an Wasser. Ihm war man dabei fast immer ausgeliefert, ob durch Dürre die Ernte ausfiel oder Hochwasser Leben und Besitz be- drohte. Wasser wurde auch zum Gegenstand der My- thologie und der Naturphilosophie. Noch heute kommt dem Wasser in den meisten Religionen der Welt eine Unterschlächtiges Wasserrad zum Mahlen von Getreide Sonderstellung zu, besonders dort, wo die Frage des (Bild: Wasserkraftanlagen/Jürgen Giesecke) Überlebens von der Lösung der zahlreichen Wasserpro- bleme abhängt.

Ziel war und ist es, allen Nutzungsansprüchen ge- recht zu werden und dabei jedem Menschen den ihm zustehenden Teil des Wassers zu garantieren. Hierbei diente das Wasserrecht als eine der ersten Rechtsfor- men zur Mitbegründung der ersten zentralistischen Zi- vilisationen Mesopotamiens und Ägyptens sowie jener, die an den Flusstälern Chinas und Indiens entstanden.

In Mitteleuropa laufen seit dem Mittelalter sehr viele Auch Leonardo da Vinci (1452-1519) hat sich Gedanken zum Thema Wasserkraft gemacht. Skizzen von Geräten zum Heben meist oberschlächtige Wasserräder, die teilweise noch von Wasser (Bild: Leonardo da Vinci/Das Leben eines Genies )

12 Mitglieder Mitteilung 2/20

Mit der Erfindung der Francis-Turbine gab es einen tung einer Turbine erkennt man sofort, dass Durchfluss qualitativen Sprung. Wurde vorher das Gewicht des und Fallhöhe linear eingehen. Für den (Gesamt-) Wir- Wassers als Energiequelle für Gleichdruckmaschinen kungsgrad ist das Produkt der Einzelwirkungsgrade ein- genutzt, ist es mit heutigen Turbinen möglich auch die zusetzen. kinetische Energie auszunutzen. Mit der installierten Leistung, Hydrologie am Standort und dem jeweiligen Wirkungsgrad kann das Jahres- arbeitsvermögen am Standort errechnet werden. Diese ganzen physikalischen Größen werden in der Regel in einem Leistungsplan zusammengestellt.

Die im konkreten Fall zur Verfügung stehende Brutto- fallhöhe ist dabei die Differenz zwischen dem Ober- und Unterwasserspiegel.

In der Regel wählt man die maximale Ausbauwasser- menge Qmax so, dass die Drucklinie dabei nicht in die topografisch vorgegebene Leitungstrasse einschneidet,

P = η x ρ x g x Q x H

P = Leistung in kW ρ = Dichte Wasser in kg/m³ g = Gravitationskonstante Q = Durchfluss in m³/s H = Nettofallhöhe in m η = Wirkungsgrad

Francis-Turbine, Baujahr 1894 mit herausgezogenem η = η Turbine x η Getriebe x η Generator Laufrad (Bild: Wasserkraftanlagen/Jürgen Giesecke)

Eine der ersten Francis-Schachtturbinen aus dem Jahr um sicher in der Druckleitung Unterdruck zu vermeiden. 1894 ist im Deutschen Museum in München ausgestellt. Unterdruck soll nach Möglichkeit auch nicht bei Re- Zur Funktionsweise von Überdruckturbinen ist es wich- gelungs- oder Schließvorgängen oder etwa bei plötz- tig zu verstehen, dass zur Berechnung der installierten lichem Leistungsabfall etwa durch Ausfall des Strom- Leistung und des Jahresarbeitsvermögens die Fallhöhe netzes entstehen. als Differenz zwischen Ober- und Unterwasserspiegel angesetzt werden muss. Die Höhenlage der Turbinen- Um Unterdruck in der Leitung zu vermeiden werden achse hat auf die Berechnung dieser Größen keinen die Schließgesetze entsprechend gewählt. Als weite- Einfluss. rer Schutz vor Druckstößen kann es erforderlich sein Schwungmassen oder Druckwindkessel anzuordnen. Selbstverständlich ist es wichtig, die Höhe der Turbi- nenachse mit Blick auf andere Parameter, beispielswei- Betrachtet man die regulären Betriebsfälle wie etwa se Kavitation, in die Planung mit einzubeziehen. in Bild 5 dargestellt, erkennt man, dass bei kleineren Durchflüssen Q1 am Ende der Leitung häufig mehr 3. Physikalische Grundlagen Druck ansteht als zum Betrieb bei Teillast erforderlich Mit einem Blick auf die Formel für die installierte Leis- ist.

13 Kaplanturbine (Bild: Wasserkraftanlagen/Jürgen Giesecke) – bei etwas schlechterem Wirkungsgrad – im Vergleich zu „maßgeschneiderten“ in den Anschaffungskosten Der klassische Fall, der Betrieb einer Fallleitung (Bild: sehr viel günstiger. Der Vollständigkeit halber seien Wasserkraftanlagen/Horlacher/Strasser) auch einige „Exoten“ wie Steffturbine oder Lamellentur- Dieser Druck wird dann entweder über ein Regelorgan bine genannt. abgebaut, oder er kann alternativ auch zum Betrieb ei- 5. Anwendungsbeispiele ner Turbine oder einer rückwärts laufenden Pumpe und damit zur Stromerzeugung genutzt werden. In der Regel wird bei Wasserkraftanlagen zwischen Hoch-, Mittel- und Niederdruckanlagen unterschie- den. Auch hier sollen einzelne geplante und teilweise 4. Turbinenarten verwirklichte Sonderfälle wie Gezeitenkraftwerke, De- pressionswasserkraftwerke, Gletscherkraftwerke, Wir- Man unterscheidet hinsichtlich der Betriebsweise zwi- belwasserkraftwerke oder auch unterirdische Speicher- schen Gleichdruck (Pelton-, Freistrahl-, Durchströmtur- kraftwerke in stillgelegten Bergwerken nicht unerwähnt binen u.a.) und Überdruckturbinen (Propeller-, Kaplan-, bleiben. Rohr-, Straflo-, Francisturbinen u.a.)

Wenn die schon aus der Antike bekannte „Archimedes- schraube“ so eingebaut wird, dass sie rückwärts dreht, kann mit dieser sogenannten „Wasserkraftschnecke“ Strom erzeugt werden. Dies gilt so für rückwärts dre- hende Pumpen ebenfalls. Diese sind als Serienprodukte

Wasserkraftschnecke, Wehr Walther, Pfinztal (Bild: Ingenieurbüro Eppler)

Peltonturbine (Bild: Wasserkraftanlagen/Jürgen Giesecke)

Talsperre Kleine Kinzig mit Maschinenhalle und Wasserwerk Francisturbine (Bild: Wasserkraftanlagen/Jürgen Giesecke) (Bild: Wolfgang Strasser )

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Pumpspeicherwerk Goldisthal (Bild Vattenfall 2015) Wehr Walther, Pfinztal, Lageplan (Bild: Ingenieurbüro Eppler)

6. Schlussbemerkung

Die Nutzung der Wasserkraft ist so alt wie die Geschich- te der ersten menschlichen Zivilisationen. Der vorlie- gende Artikel gibt einen kurzen Überblick zu den Mög- lichkeiten, die im Wasser beinhaltete Energie zu nutzen. Wichtig ist dem Verfasser die Bemerkung, dass es sich dabei um sehr langlebige einfache Mechanismen han- delt. Es gibt zwar immer wieder Verbesserungen und Variationen, die grundsätzlich zur Verfügung stehenden Windkraftanlagen mit Wasserspeicherung, Gaildorf (Bild: Maschinen sind aber alle seit langem bekannt. Ingenieurbüro Eppler)

15 Vortrag beim Stammtisch im Hotzenwald Julia Neff

schwarzwald, sowie AWK Pressesprecher Julian Aicher und AWK Beirat Wolfgang Strasser.

Nach einer kurzen Vorstellung von Julia Neff und Wor- ten des Dankes an Familien Eschbach und Bächle, dass sie diese Veranstaltung ermöglicht haben, wurden die gesetzlichen Tatsachen erläutert. Von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000, welche die Grundlage für die Bewirtschaftung der Oberflächenge- wässer in Deutschland ist, über das Wasserhaushalts- gesetz (WHG) Deutschland bis hin zum Wassergesetz (WG) Baden-Württemberg.

Stammtisch an der Schwarzen Säge Foto: Julia Neff Zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie fasst das Bundesumweltamt folgende Ziele für oberirdische Ge- Am 16. August 2020 hat die Interessengemeinschaft wässer mit nachfolgenden drei Stichworten zusammen: Kleine Wasserkraft Südschwarzwald (Hotzenwald) zum Stammtisch an der Schwarzen Säge unter Corona-Be- Guter ökologischer und chemischer Zustand in 15 dingungen eingeladen. Jahren

Als erstes hat der Eigentümer der Schwarzen Säge, Gutes ökologisches Potenzial und guter chemi scher Richard Eschbach, über den aktuellen Sachstand zur Zustand bei erheblich veränderten oder Schwarzen Säge berichtet. Knapp 14 Tage zuvor rollte künstlichen Gewässern in 15 Jahren dort nämlich der Bagger zum Abriss des Wehrs an. Nur Verschlechterungsverbot durch Zufall konnte dieser Eingriff damals gestoppt wer- den. Allerdings gibt es Ausnahmen und zwar bei Gewässer- abschnitten, bei denen der gute ökologische Zustand Nach Richard Eschbachs Vortrag konnte Franz Frey den nicht oder nicht mit verhältnismäßigen Mitteln wieder geladenen Gästen die Geschichte der Schattenmühle hergestellt werden kann. Und wenn durch die erfor- bei Löffingen erläutern. Bei der Schattenmühle geht es derlichen Maßnahmen zur Erreichung des guten öko- um den Erhalt einer Wasserkraftnutzung, die seit über logischen Zustands bestimmte Nutzungen, wie Was- 140 Jahren existiert. Franz Frey wartet im Moment auf serkraft, Schifffahrt, Hochwasserschutz entscheidend eine Antwort zu einer im Landtag eingereichten Petition. beeinträchtigt würden. Dann muss für die entsprechen- Nach den Fallbeispielen hat Julia Neff, Geschäftsfüh- den Gewässer bzw. Gewässerabschnitte nicht der gute rerin der AWK, versucht allen Teilnehmern einen Über- ökologische Zustand erreicht werden, sondern das gute blick über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu ge- ökologische Potenzial (so das Bundesumweltamt auf ben. Vor allem weil nicht nur Wasserkraft-Kenner am seiner Homepage). Stammtisch teilnahmen. Unter den Gästen befand sich Jetzt stellt sich die Frage: Was heißt Verhältnismäßig- die Landtagsabgeordnete Frau Sabine Hartmann-Mül- keit? ler, der Kreisrat aus Waldshut Harald Ebi, der Gemein- derat aus Görwihl Herbert Nägele, weitere Mitglieder Kurzum ist das ein energiepolitisches Zieldreieck mit der Interessengemeinschaft Kleine Wasserkraft Süd- den Eckpunkten Versorgungssicherheit, Wirtschaftlich-

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keit und Umweltfreundlichkeit. In diesem Abwägungs- § 33 – Mindestwasserführung: prozess ist unbedingt zu betrachten, die Wasserkraft Das Aufstauen sowie das Entnehmen und Ableiten von weitaus mehr als nur eine Dienstleistung liefert. Die Wasser ist nur gestattet, wenn die Abflussmenge erhal- Wasserkraft stabilisiert das Netz, ist eine dezentrale ten bleibt, die erforderlich ist um nachfolgende Ziele zu Stromerzeugung und bietet dadurch eine regionale Ver- erreichen: sorgungssicherheit sowie eine Wasserrückhaltung für Auenbildung usw. Die Funktionsfähigkeit und Leistungsfähigkeit des Gewässers als Lebensraum für Tiere und Pflan- Das Wasserhaushaltsgesetz Deutschland ist am zen soll erhalten bleiben bzw. verbessert 31.07.2009 erschienen und regelt die Wasserkraftnut- werden zung hauptsächlich in den §§ 27, 30 sowie 33 bis 35. In den nachfolgenden Zeilen werden Teile des WHG zitiert. Verschlechterungsverbot

§ 27 – Bewirtschaftungsziel: Es soll ein guter ökologischer und chemischer Zustand erhalten bzw. erreicht werden Oberirdische Gewässer sind so zu bewirtschaften, dass: Davon kann abgewichen werden, wenn: Eine Verschlechterung ihres ökologischen und ihres chemischen Zustands vermieden wird Die Gewässer durch menschliche Tätigkeiten so beein- und trächtigt oder ihre natürlichen Gegebenheiten so be- schaffen sind, dass die Erreichung der Ziele unmöglich Ein guter ökologischer und ein guter chemischer ist oder mit unverhältnismäßig hohem Aufwand verbun- Zustand erhalten oder erreicht werden den wäre (§ 30 Abs.1) § 30 – Abweichende Bewirtschaftungsziele: § 34 – Durchgängigkeit oberirdischer Gewässer: Weniger strenge Bewirtschaftungsziele für oberirdische Die Durchgängigkeit an der Stauanlage muss nach dem Gewässer können festgelegt werden, wenn: Maßstab der § 27 und § 30 umgesetzt werden. Die Ziele nur mit unverhältnismäßigem hohem § 35 – Wasserkraftnutzung Aufwand erreicht werden könnten Die Wasserkraftnutzung darf zugelassen werden, wenn Weitere Verschlechterungen vermieden werden auch geeignete Maßnahmen zum Schutz der Fischpo- Der bestmögliche ökologische Zustand er- pulation ergriffen werden. Das heißt jedoch im Umkehr- reicht wird schluss nicht, dass ein absoluter Schutz von jeglichen Fischschäden gefordert ist, sondern Schutzmaßnah- men nach dem Stand der Technik.

Soviel zum WHG. Danach wurde das Wassergesetz Ba- den-Württemberg, welches seit dem 03.12.2013 in Kraft getreten ist, noch kurz vorgestellt.

Die §§ 23 und 24 regeln hier hauptsächlich die Thematik der Wasserkraftnutzung in oberirdischen Gewässern. In v.l. : Julia Neff, Julian Aicher, Richard Eschbach Foto: Badische Zeitung Karin Stöckl-Steinebrunner

17 den Paragraphen beruft sich das WG hauptsächlich auf dass ein guter ökologischer Zustand erreicht werden das WHG, schreibt aber in § 24 Abs. 1: muss.

Die Wasserkraft soll im Interesse des Klimaschutzes Einen guten ökologischen Zustand zu erreichen ist an und der Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Ener- der Schwarzen Säge nach der Erfahrung von Julia Neff gien genutzt werden. auch mit Erhalt der Wasserflächen unbedingt möglich. Diese Meinung konnte sie zwei Tage zuvor mit zwei Spezialisten, einem Biologen und einem Limnologen, Das Fazit des Vortrags von Julia Neff in Stichworten zu- festigen. Nach der Ansicht von Julia Neff sollten fol- sammengefasst gende Maßnahmen an der Schwarzen Säge umgesetzt werden: Ja richtig – keine gesetzliche Vorgabe sagt: Ökologische Durchgängigkeit Die Wehranlagen bzw. die Kleinen Wasserkraftanlgen müssen weg. Erhalt der Wasserflächen mit einem gezielten Frisch- wasserdurchsatz, denn bei allen Betrachtungen darf Ja genau - die gesetzlichen Bedingungen sagen: nicht vergessen werden, dass sich durch die lang- Die Kleine Wasserkraft hat im Rahmen einer Verhältnis- jährige Wasserkraftnutzung und Aufstauung spe- mäßigkeit die Umsetzung des guten ökologischen Zu- zielle ökologische Bereiche ausgebildet haben. Zum standes zu erreichen. Beispiel Rückzugsmöglichkeiten durch die geringere Wasserführung und damit verbundenen Laichmög- Julia Neff schlägt vor: lichkeiten und ähnliches, auf die sich die Flora und Es muss ein klarerer Rahmen für die Verhältnismäßig- Fauna eingestellt haben. Ausleitungsstrecken sollten keit geschaffen werden. Das energiepolitische Zieldrei- daher von diesem tatsächlichen ökologischen Aus- eck der Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und gangspunkt her betrachtet werden und nicht von Umweltfreundlichkeit kann erreicht werden. Hierzu vorneherein mit dem restlichen Mutterbett gleichge- muss im Abwägungsprozess der Wasserkraft nicht nur stellt werden. Die vorhandenen Wasserflächen bie- die Dienstleistung der Stromerzeugung zugeschrieben ten bei einer Dürre bzw. in Niedrigwasserzeiten mit werden, sondern auch weitere Vorteile wie die Flexibili- tieferem und kühlerem Wasser gute Vorteile für die tät, Netzstabilität, dezentrale Stromversorgung, Wasser- aquatischen Lebewesen. rückhaltung und z. B. Auenbildung, Müllentsorgung etc. Gewichtung erhalten.

Finanzielle Anreize über Förderprogramme oder Öko- Bei der Schattenmühle als zweitem Beispiel ist die Argu- punkte für die privaten Unternehmen sind hier dringend mentation eine ganz andere. Das Landratsamt Breisgau umzusetzen. Die Kommunen erhalten zur Umsetzung Hochschwarzwald untersagt hier der Schattenmühle der WRRL große finanzielle Förderungen durch das die weitere Nutzung der vorhandenen Wasserkraftan- Land. lage, da diese nicht mehr ausschließlich zum Sägen von Holz genutzt wird, sondern überschüssig erzeugte Julia Neffs Fakten zur Umsetzung der WRRL: Energie ins Netz eingespeist wird oder noch besser vor Im Jahr 2018 wurden in BW fast ein Drittel der Maßnah- Ort über eine Pension genutzt. men zur Umsetzung der WRRL von privaten Unterneh- Julia Neff berichtet, dass ihr in ihren 10 Jahren Berufs- men finanziert, so der Zwischenbericht zur WRRL in BW erfahrung im Bereich Kleine Wasserkraft diese Argu- von 2018. mentation wirklich noch nie untergekommen ist. Hier Um den Kreis der gesetzlichen Rahmenbedingungen kann ebenfalls mit einer objektiven Betrachtung aller zum Beispiel der Schwarzen Säge zu schließen, sei fol- Seiten die Hürde, einen Einklang der Ökonomie mit der gendes genannt. Die WRRL sagt nicht, dass ein Aufstau Ökologie zu erhalten erreicht werden. Dieser Einklang prinzipiell zu versagen ist. Die Richtlinie sagt hingegen, kann mit Maßnahmen wie Herstellung der ökologischen

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möglichen Urzustand ökologisch nicht wünschenswert erscheine.

Immerhin ist dank der Initiative Julian Aichers im letzten Vierteljahr auch die Politik auf das unverständliche Be- hördenverhalten aufmerksam geworden. Was bis dato allerdings an den entsprechenden Stellen ungehört ab- geprallt zu sein scheint, so Richard Eschbach.

Frau Hartmann-Müller, Herr Ebi und Herr Nägele konn- ten die Beschlüsse der zuständigen Behörden zum Ab- riss der Wehranlage an der Schwarzen Säge in keiner Stein des Anstoßes, der Einlaufkanal der Schwarzen Säge Art und Weise nachvollziehen. Foto: Julia Neff

Durchgängigkeit, Ableitung einer geeigneten Mindest- Nach spannenden Vorträgen wurde der Stammtisch im wasserführung in der Ausleitungsstrecke, entsprechen- schönsten Sonnenschein gegen Mittag beendet. Nach dem Fischschutz an der Wasserkraftanlage wie an vie- dem Stammtisch wurde durch die AWK der offene Brief len anderen Kleinen Wasserkraftanlagen in BW bzw. an Herrn Minister für Umwelt, Klima und Energiewirt- Deutschland ebenfalls erreicht werden. schaft Franz Untersteller zusammengefasst. Der offene Brief mit dem Betreff – Abwendung möglicher Umwelt- schäden an der Schwarzen Säge, Gemeinde Görwihl, Julian Aicher stimmte Julia Neff zu und untermalte die Landkreis Waldshut-Tiengen wurde am 21. August die- Ausarbeitungen mit Worten des Biologen und Physikers sen Jahres verschickt, siehe Seite 33. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Dieser erklärte, Wehre sei- Möchten auch Sie einen kleinen Wasserstammtisch in en wunderschöne Biotope, deren Rückführung in einen Ihrer Region abhalten? Sprechen Sie uns an.

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19 Interesse der EU-und Bundes-Politik an der Kleinwasserkraft Brigitte Reitter

In diesem Sommer konnte die 2017 sanierte Wasser- Naturschutz und Fischerei wird nach Meinung der Be- kraftanlage in Rechtenstein das Interesse der Politi- treiber von der Verwaltung nicht umgesetzt. ker sogar mehrfach wecken. Am 21. Juli besuchte der Kurz darauf, am 4. September, machte sich Staatssekre- Europaabgeordnete Norbert Lins, gemeinsam mit der tär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer, die Anlage. Thomas Bareiß auf den Weg nach Rechtenstein. Bei Hierbei konnten die Unstimmigkeiten zwischen euro- der Besichtigung der Anlage betonte er die Bedeutung päischen Vorgaben zum Umweltschutz und zur Ener- der Wasserkraft, die nach der Photovoltaik die zweit- giewende angesprochen werden, die in Bundesgesetze wichtigste Energieform sei. Die Bundestagsabgeordne- überführt werden. Da von europäischer Ebene hier kei- te Ronja Kemmer trat auch hier gemeinsam mit ihrem ne klare Priorisierung vorgegeben wird, kommt es auf Parteikollegen auf und befürwortete die Wasserkraft der lokalen Umsetzungsebene häufig zu Konflikten. Das aufgrund ihrer Dezentralität und Grundlastfähigkeit, die Abwägungsgebot zwischen Klimaschutz, Wirtschaft, für den Erhalt von Kleinwasserkraft sprechen. Sowohl Ronja Kemmer als auch Thomas Bareiß zählten noch weitere Vorteile der Kleinwasserkraft auf und betonten die Notwendigkeit, diese Form der Erzeugung von er- neuerbarer Energie zu erhalten.

Bei beiden Besuchen konnte der Betreiber auf aktu- elle Herausforderungen in der Genehmigungspraxis, wie etwa langwierige Verfahren, fehlende Verhältnis- mäßigkeit der Kosten und mangelnde Abwägung der Interessen hinweisen. Auch die existenzvernichtenden Auflagen für kleine Wasserkraftanlagen wurden ange- sprochen und die Hoffnung, dass in den kommenden EEG Novellen diesbezüglich nachjustiert werde.

Kostspielige Maßnahmen müssten umgesetzt werden, deren Wirksamkeit häufig nicht als gesichert angese- hen wird. Für die finanzielle Unterstützung der ökologi- schen Maßnahmen verwies Norbert Lins auf EU-Mittel, die an die Bundesländer fließen, um EU-Vorgaben um- zusetzen. Die konkrete Ausgestaltung der Verteilung der Mittel obliegt den Ländern.

Sowohl mit Norbert Lins als auch mit Thomas Bareiß wurden bereits nachfolgende Gespräche geführt bzw. vereinbart.

v.l.: Elmar Reitter (Betreiber), Ronja Kemmer (MdB), Norbert Lins (MdEP), Romy Wurm (Bürgermeisterin Rechtenstein) (Foto: Brigitte Reitter)

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Zum Manifest der Umweltverbände Brigitte Reitter

Etwa 150 Umweltverbände haben den Welt-Fischmi- Es ist schade, dass offensichtlich der Wille fehlt, ge- grations-Tag am 24. Oktober zum Anlass genommen, meinsam an Lösungen zu arbeiten und durch Polemi- ein Manifest gegen die Wasserkraft zu veröffentlichen sierung der Dialog erschwert wird. (https://www.wwf.eu/?1007466/NGOs-call-on-the-EU- Wir von der AWK setzen uns dafür ein, im Gespräch to-end-support-for-new-hydropower). Sie fordern den zu bleiben und die Möglichkeiten für die Wende hin zu Stopp der Förderung zum Bau neuer Wasserkraftanla- einem auf erneuerbaren Energien basierenden Strom- gen in Europa und stellen negative Auswirkungen auf markt zu erörtern und weiter auszubauen. Wir leisten die Gewässerökologie in den Vordergrund. In dieser unseren Beitrag zur ökologischen Stromproduktion und extrem undifferenzierten Darstellung werden die Vor- weisen die Anschuldigung, Hauptverantwortliche der teile der Wasserkraft für das Energiesystem der Zukunft Verschlechterung des ökologischen Zustandes der Ge- verschwiegen und keinerlei Alternativen aufgezeigt, wie wässer zu sein, klar von uns. die Probleme bezüglich der Flexibilität des Strommark- tes, Netzstabilisierung, Rückhalt von Wasser zur Auen- Lesen Sie hier die Antwort des Netzwerks der europäi- entwicklung und vieles mehr, ohne Wasserkraft gelöst schen Kleinwasserkraftverbände bei EREF: werden sollen. Auch die immensen privaten Investitio- http://www.eref-europe.org/wp-content/up- nen, die vom Wasserkraftsektor in die Erforschung und loads/2020/10/Press-release-Modern-small-hydropo- Umsetzung ökologischer Lösungen für Fischauf- und wer-is-fully-compliant-with-environmental-goals-Octo- -abstiegsmöglichkeiten getätigt werden, bleiben un- ber-2020.pdf erwähnt. Lesen Sie hierzu die Stellungnahme der deutschen Wasserkraft- und Mühlenverbände auf Seite 23.

21 Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz

22 Mitglieder Mitteilung 2/20

Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz

Die Wasserkraft in Bestand und Ausbau ist unverzichtbar für den Klimaschutz, den damit verbundenen Ausbau der Erneuerbaren Energien, für den Artenschutz, für einen Ausgleich beim Wassermanagement in Trockenperioden und bei Über- schwemmungen, die in Zeiten der Erderwärmung immer mehr zunehmen.

Das Manifest „Stoppt neue Wasserkraft in Europa“ des World Wide Fund for Nature (WWF) European Policy Office in Brüssel leistet keinen sachlichen Beitrag zu einer fachlichen Bewertung der Wasserkraft in Europa. Derart polemisch unterlegte Bekundungen blockieren den zwingend notwendigen ergebnisorientierten Dialog auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 hat erfolgreich ein europaweit geltendes Bewirtschaftungsregime für Gewässer etabliert, das auf eine nachhaltigere und umweltverträgliche Wassernutzung ausgerichtet ist. Die Gewässer sollen in einen guten Zustand bzw. ein gutes Potenzial versetzt werden. Neben dem Schutz und der Verbesserung des Zustands der aquatischen Ökosysteme wird zugleich explizit die Förderung einer nachhaltigen Wassernutzung als Ziel in der Wasserrahmenrichtlinie verfolgt. Auch außerhalb der Europäischen Union orientiert sich die Gewässerbewirtschaftung inzwischen verstärkt an ökologischen Anforderungen und einer auf Nachhaltigkeit basierenden Strategie.

Die Betreiber von Wasserkraftanlagen fühlen sich der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie den Anforderungen an eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung verpflichtet und leisten ihren Beitrag, um die Nutzung der Wasserkraft in einem ökologisch - ökonomischen Gleichgewicht zu gewährleisten. Mit dem Bau von Fischwechselanlagen und Fischschutzeinrichtungen sowie der natürlichen Aufwertung von Ausleitungsstrecken leistet die Wasserkraft bereits einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der gewässerökologischen Situation der Fließgewässer. Der hierfür bestehende rechtliche Rahmen für die Gewässerbewirtschaftung bietet eine verlässliche Grundlage, um die Belange des Gewässerschutzes, den Klimaschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien zu berücksichtigen.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der starken Veränderung des Niederschlags- aufkommens gewinnen Wehranlagen unter dem Blickwinkel des temporären Erhalts von Lebensraum in den Flüssen, eine zusätzliche Bedeutung. Naturnahe Mühlgräben seit Jahrhunderten bestehender Wasserkraftanlagen bilden wertvolle Rückzugshabitate und zusätzliche Lebensräume. Stauanlagen haben darüber hinaus eine nicht zu unterschätzende

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23 Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz

Hochwasserschutzfunktion, die neben dem Wasserrückhalt auch die mit erhöhten Abflüssen verbundene Sohlerosion in den Gewässern entgegenwirkt. In Deutschland existieren über 55.000 Querbauwerke1, wobei an nur etwa 13 Prozent eine Wasserkraftnutzung stattfindet2. In den seit Jahrhunderten urban überprägten Siedlungsräumen bestehen neben Wehranlagen weitere signifikante Einflüsse durch Längsverbauungen, Bergbau, Flussbegradigungen, industrielle Einleitungen und zusätzliche chemische Belastungen, die ein solitäres Herausgreifen der Wasserkraftanlagen fachlich nicht rechtfertigen.

Die alleinige Einstellung der Wasserkraftnutzung ist nicht nur für die Energiewende nachteilig. Sie wird an den bestehenden Querbauwerken auch nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der ökologischen Systeme in den Fließgewässern führen. Der Schutz und die mögliche Wiederherstellung von ökologischen Systemen erfordern eine ganzheitliche Betrachtung unter Berücksichtigung aller relevanter Einflussfaktoren sowie des volkwirtschaftlichen Nutzens und sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Die Energiewende verlangt eine Diversifizierung und Dezentralisierung der Energiegewinnung. Die Nutzung der Wasserkraft an bestehenden Querbauwerken ist ein wichtiger Baustein und bietet eine wertvolle Ergänzung zu den volatilen Erzeugungsformen aus Sonne und Wind und leistet im Nieder- und Mittelspannungsbereich einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag3. In der Schweiz sichert die Nutzung der Wasserkraft sogar einen Anteil von mehr als 50 Prozent der Primärenergieversorgung und in Österreich von mehr als 30 Prozent4. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Wasserkraftnutzung sind im Vergleich aller Energieerzeugungsformen bspw. in Deutschland am niedrigsten5. Gleiches

gilt für den CO2-Fußabdruck der Wasserkraft. Auch hinsichtlich der Umweltfolgekosten ist die Wasserkraft positiv hervorzuheben. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes6, das die gesamten Umweltkosten (Treibhausgase, Luftschadstoffe, sonstige Umweltkosten) für verschiedene Technologien zur Stromerzeugung betrachtet hat, verursacht die Wasserkraft nur Umweltkosten von 0,91 Cent pro produzierte Kilowattstunde. Zum Vergleich: Die Braunkohle verursacht in Deutschland Umweltkosten von 69,01 Cent/kWh, Steinkohle 62,72 Cent/kWh und Erdgas 28,44 Cent/kWh.

Zudem trägt die Nutzung der Wasserkraft nur unwesentlich zur Erhöhung der EEG-Umlage bei. Die durchschnittliche Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz liegt mit 9,5 Cent/kWh weit hinter der Windenergie auf See oder der Solarenergie7.

Der zusätzliche Verbau von derzeit stauunbeeinflussten Flussabschnitten wird nicht angestrebt. Maßstab ist vor dem Hintergrund einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten

1 https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/querbauwerke_fliessgewaesser_feb07.pdf 2 https://www.foederal-erneuerbar.de/landesinfo/bundesland/D/kategorie/wasser/auswahl/665-anzahl_wasserkraftan/#goto_665 3 Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Bergische Universität Wuppertal (2018): Netztechnischer Beitrag von kleinen Wasserkraftwerken zu einer sicheren und kostengünstigen Stromversorgung in Deutschland, abrufbar unter: https://www.wasserkraft-deutschland.de/fileadmin/PDF/Gutachten_Netztechnischer_Beitrag_Kleinwasserkraftwerke.pdf 4 Bundeszentrale für politische Bildung (2019): Erneuerbare Energien, https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und- fakten/europa/75139/erneuerbare-energien, abgerufen am 26.10.2020 5 Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (2017): Was Strom wirklich kostet - Vergleich der staatlichen Förderungen und gesamtgesellschaftlichen Kosten von konventionellen und erneuerbaren Energien, Seite 26, abrufbar unter https://www.greenpeace-energy.de/fileadmin/docs/publikationen/Studien/2017-10-Was_Strom_wirklich_kostet_lang.pdf 6 Umweltbundesamt (2019): Methodenkonvention 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten, abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2019-02-11_methodenkonvention-3- 0_kostensaetze_korr.pdf 7 BMWi (2020): EEG in Zahlen: Vergütungen, Differenzkosten und EEG-Umlage 2000 bis 2020, abrufbar unter: https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/eeg-in-zahlen-pdf.pdf%3F__blob%3DpublicationFile 3

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Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz

Wasserkraftnutzung nicht die Menge des erzeugten Stromes, sondern deren Erzeugung in einem ökologisch - ökonomischen Gleichgewicht unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen und gewässerschützenden Belange. Die Nutzung der Wasserkraft ist jeweils standörtlich individuell zu beurteilen. Dies wird den Herausforderungen für den Gewässer- und Naturschutz gerecht.

Der Erhalt der Wasserkraftnutzung und deren gewässerverträgliche Ausbau bedürfen grundsätzlich einer konkreten standörtlichen Betrachtung. Die Bedeutung der Wasserkraftnutzung und deren Vorteilsbewertung lässt sich gerade vor dem Hintergrund des Natur- und Gewässerschutzes also nicht allein aus der Menge des erzeugten Stroms herleiten.

Aus Gründen des Hochwasserschutzes, der Gewässerregulierung oder der Schiffbarmachung wurden in der Vergangenheit zahlreiche Staustufen und Querverbauungen in die Gewässer gebaut. Da viele dieser Querbauwerke aus wasserwirtschaftlichen Gründen nicht entfernt werden können, bietet die Nutzung dieser Wehre durch die Wasserkraft die Möglichkeit, die gewässerökologische Situation vor Ort zu verbessern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Soweit Querverbauungen die Durchgängigkeit von Fließgewässern behindern, und dies betrifft nicht nur Stauanlagen mit Wasserkraftnutzung, können bauliche Anlagen zur Herstellung der Durchgängigkeit ergänzt werden. Hierzu hat sich in den letzten Jahren der Stand des Wissens und insbesondere für den Fischaufstieg auch der Stand der Technik weiterentwickelt und bildet eine sichere Umsetzungsgrundlage. Damit können aquatische Lebensräume vernetzt und die Gewässereigenschaften verbessert werden. Ein durch fehlenden Niederschlag austrocknendes Gewässer würde unter Entfernung bestehender Querverbauungen nicht später, sondern eher trocken fallen, weil der durch Dürre dezimierte Abfluss nicht ausreicht, den vorhandenen Fließgewässerquerschnitt zu benetzen. Auf der anderen Seite weisen nicht selten Gewässerabschnitte der Forellenregionen aber auch der Äschenregionen in den Mittelgebirgslagen mit den vorhandenen Querbauwerken einen guten Zustand für die Fische im Bewertungsrahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie auf.

Der mögliche ökologische Nachteilsausgleich oder dessen Kompensation ist für jede Wasserkraftnutzung im Einzelnen und unter Berücksichtigung der insgesamt vorhandenen Einflüsse auf das Fließgewässer zu beurteilen. Dies betrifft auch die Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit und weiterer möglicher Handlungsinstrumente zur Verbesserung des Gewässerzustandes. Mit dem Ansatz, bestehende Querverbauungen gewässerökologisch anzupassen und gleichzeitig zur Stromgewinnung zu nutzen, wird Klima- und Naturschutz gleichermaßen Rechnung getragen.

Die Wasserkraftnutzung bildet einen nicht unerheblichen Teil volkswirtschaftlichen Vermögens ab, der weit über den solitären Anlagenbestand hinausgeht. Dies gilt nicht nur für Gewerbe- und Industriebetriebe, die den aus der Wasserkraftnutzung erzeugten Strom unmittelbar im Unternehmen nutzen, sondern auch für Firmen, Betriebe, freie Berufe, wissenschaftliche Einrichtungen im unmittelbaren und mittelbaren Zusammenhang mit der Stromerzeugung, der Erneuerbare-Energien-Branche und Unternehmen des Anlagen- und Maschinenbaus. Eingeschlossen sind weiterhin geschaffene Infrastrukturen, wasserwirtschaftliche Anlagen, die auch der Daseinsvorsorge dienen, wie der

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25 Wasserkraft ist unverzichtbar für Klima- und Artenschutz

Trinkwassergewinnung, oder die eine touristische Nutzung im Nachgang ermöglicht haben, wie bspw. an Talsperren. Mit diesem volkswirtschaftlichen Vermögen verbunden sind Arbeitsplätze, die es oftmals gerade in strukturschwachen Regionen zu erhalten gilt. Die regionale Wertschöpfung kommt den Kommunen und örtlichen Wirtschaftskreisläufen zugute.

Der Nutzen der Wasserkraft ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und nicht pauschal auf die Erzeugung von Energie beschränkt. Vor diesem Hintergrund ist der Bestand an Wasserkraftwerken und Wassermühlen zu erhalten. Bestehende Anlagen sollten modernisiert und stillgelegte Standorte reaktiviert werden. Zudem sollten vorhandene Potenziale genutzt und mit modernen, innovativen Wasserkraftanlagen naturverträglich ausgebaut werden.

Im Sinne einer gesamtheitlichen Betrachtung und fachlichen Bewertung der Wasserkraftnutzung in Europa ist eine fachlich fundierte Diskussion erforderlich. Der immer schneller voranschreitende Klimawandel verlangt nach einer klimaschonenden Energiewirtschaft. Dabei ist die verstärkte Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen einschließlich der Wasserkraft ein wesentliches Ziel der europäischen Energiepolitik und von entscheidender Bedeutung, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen, die Umwelt zu schützen und die Energieabhängigkeit im Hinblick auf fossile Energieträger zu verringern. Die Akzeptanz von Klimaschutz und Energiewende wird in entscheidendem Maße davon abhängen, wie die Betreiber von Wasserkraftanlagen, in Kommunikations- und Entscheidungsprozesse eingebunden und berücksichtigt sowie einzelfallgerechte Entscheidungen getroffen werden. Grundlage hierfür sind ausschließlich sachliche und fachliche Bewertungen. Es braucht eine sachliche und fachliche Grundlage. Wir rufen den WWF dazu auf, sich entsprechend einzubinden.

Oktober 2020 Text: Frau Rechtsanwältin Angela Markert, Leipzig

Unterzeichnende Verbände:

Dr. Axel Berg Marcus Schicker Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Gunnar Lohmann-Hütte Richard Kail Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke NRW e.V. Rheinland-Pfalz und Saar e.V.

Dr. Ulrich Höppner Hans - Dieter Heilig Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde Interessengemeinschaft Wasserkraft und Mühlenerhaltung Baden-Württemberg e.V. Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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Ära Aicher endet Dr. Axel Berg

Nach über 20 Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Symbolik der Weißen Rose bei Demonstrationen der so- im Dienste der AWK beendet Julian Aicher sein Amt genannten Querdenker beschloss der Vorstand mit gro- zum Ende des Jahres. Der Vorstand dankt aufrichtig und ßer Mehrheit, ab Januar 2021 die Öffentlichkeitsarbeit in herzlich für jahrzehntelange zuverlässige Zusammen- neuer Form starten zu wollen. Vorläufig wollen wir es arbeit. Endlos viele Berichterstattungen mit Berücksich- ohne einen expliziten Pressesprecher angehen und die tigung der Probleme der Wasserkraft in vielen Medien Öffentlichkeits- und Pressearbeit wird von einem Team sprechen selbst für Julians erfolgreichen Einsatz. Nach im Vorstand weitergeführt. Julian Aicher bleibt natürlich unüberwindbaren Differenzen über die zukünftige Aus- Mitglied des Vorstands der AWK, wo sein Rat und seine richtung unserer Öffentlichkeitsarbeit und auch über die Expertise weiterhin gefragt sind.

Aus der Wissenschaft Brigitte Reitter

Behörden im Bereich der Wasserkraft. Er stellt die ein- schlägigen gesetzlichen Regelungen dar, nach denen Verwaltungsbeamte angehalten sind, Ermessens- und Abwägungsspielräume zu nutzen, um die Wende hin zur lokalen dezentralen regenerativen Energieversorgung zu ermöglichen und damit die Klimaziele, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat, mit umzusetzen.

Ebenso muss im Bewirtschaftungsermessen der Bei- trag, den die Erzeugung von Wasserkraftstrom zum All- gemeinwohl leistet, berücksichtigt werden (S.91ff). Auch die Rechtsprechung zum Altrecht, zur Mindestwasser- führung und zur Durchgängigkeit werden in der Studie Klimaschutz erfolgreich gestalten thematisiert. Was Behörden tun können Ein Blick lohnt sich: das Gutachten bietet einen guten Handlungsfelder Windkraft, Überblick über rechtliche und administrative Hinter- Wasserkraft und Verkehrswende gründe und ist leicht verständlich geschrieben. Prof. Dr. Thorsten Attendorn „Klimaschutz erfolgreich gestalten. Was Behörden tun können. Handlungsfelder Windkraft, Wasserkraft und Verkehrswende“ von Prof. Dr. Thorsten Atten- dorn. Prof. Dr. Thorsten Attendorn, Professor für Rechtswis- senschaften an der FH für öffentliche Verwaltung des Sie können den Volltext hier herunterladen Landes NRW, erörtert in diesem Gutachten, das im Fe- https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/n/nach- bruar 2020 erschienen ist, nicht nur die Handlungsmög- haltigkeit_klimaschutz/Klimaschutz-erfolgreich-gestal- lichkeiten, sondern vor allem die Handlungspflichten der ten---Was-Behoerden-tun-koennen.pdf

27

AWK BW I Julia Neff I Schulstraße 1 I 72221 Oberschwandorf Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. Registernummer: VR 102715 Herrn Ministerpräsident Geschäftsführerin Julia Neff Winfried Kretschmann MdL Schulstraße 1 72221 Oberschwandorf Staatsministerium Baden-Württemberg Tel. 0 74 56 / 264 04 60 Fax 0 74 56 / 49 99 53 09 [email protected] Richard-Wagner-Straße 15

70184 Stuttgart Pressesprecher Julian Aicher Tel. 0 75 61 / 705 77 [email protected]

Ihr Zeichen Bearbeiter Sonstiges Datum Präsident MdL Karl-Wilhelm Röhm Dr. Axel Berg 02.11.2020 Gomadingen

Vorstand

Vorsitzender Novellierung EEG 2021 Dr. Axel Berg München

Stv. Vorsitzende Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, Iracema Kramer Forbach sehr geehrter Herr Minister Untersteller,

Schatzmeisterin Gabriele Eckert-Esselen als führender Verband für die kleine Wasserkraft in Baden-Württemberg erlauben wir uns, Ihre Karlsruhe

Aufmerksamkeit auf einen Punkt im laufenden Verfahren zur Novellierung des EEG zu lenken, der uns große Sorgen bereitet. Josef Dennenmoser Uttenhofen

Nach Ziff. 3. des Regierungsentwurfs (BR-Drs. 569/20 v. 25.09.2020, S. 5) soll § 1 EEG u.a. um den Roland Endreß Hardthausen folgenden Abs. 5 ergänzt werden:

Helmut Krieg Volkertshausen „Die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien liegt im

öffentlichen Interesse und dient der öffentlichen Sicherheit.“ Michael Kromer Vöhrenbach

Diese Regelung wäre in Verfahren zur Neuerrichtung oder Erweiterung von Wasserkraftanlagen Julia Neff Oberschwandorf sehr nützlich. Allerdings ist der Versuch, den Gehalt dieser Vorschrift zu zerstören, in vollem Gang.

Danach empfiehlt der Umweltausschuss des Bundesrats, § 1 Abs. 5 EEG-E wie folgt zu fassen: Martin Renn Ehingen

„Die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung liegt im öffentlichen Interesse und Beirat dient der öffentlichen Sicherheit. Sie trägt berechtigten Interessen der vom Ausbau Dr. Fritz Kemmler Betroffenen angemessen Rechnung.“ Metzingen

Brigitte Reitter Berlin

Die Fassung des § 1 Abs. 5 EEG-E, die der Umweltausschuss vorschlägt, hat einen völlig anderen Elmar Reitter Rechtenstein Regelungsgehalt als die Fassung des Regierungsentwurfs:

Siegmund Schäfer Karlsdorf-Neuthard  Der Anlagenbezug entfällt vollständig.

 Die Errichtung (der Zubau) von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Wolfgang Strasser Energien ist überhaupt nicht mehr Regelungsgegenstand. Balingen  Regelungsgegenstand ist vielmehr nur noch die Nutzung erneuerbarer Energien zurSparkasse Karlsruhe Ettlingen IBAN DE10 6605 0101 0001 4209 42 I BIC KARSDE66 Seite 1 I 2 Stromerzeugung. www.wasserkraft.org  Angefügt wird ein Satz 2, der sogar noch den vollständig geänderten Regelungsgehalt des vorgeschlagenen Satz 1 des § 1 Abs. 5 EEG-E relativiert.

Deshalb schlagen wir vor, beides ins EEG 2021 zu schreiben: sowohl die Errichtung neuer Anlagen als auch die Nutzung bereits errichteter EE-Anlagen. Beides ist notwendig, wenn wir die beschlos- senen Klimaschutzziele erreichen wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Axel Berg Vorsitzender

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Nachrichtlich an: Minister Untersteller

Seite 2 I 2 Mitglieder Mitteilung 2/20

Lieber Axel, das Plenum des Bundesrats hat heute unter TOP 33 über seine Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des EEG und weiterer energierechtlicher Vorschriften beschlossen. Die Beschlussdrucksache 569/20 (Beschluss) füge ich bei. Mit Freude habe ich festgestellt, dass der Bundesrat der Ausschussemp- fehlung Nr. 2 aus der BR-Drs. 569/1/20, die den von der Bundesregierung entworfenen § 1 Abs. 5 EEG-E neu wesentlich verändern wollte, nicht gefolgt ist.

Die von der Bundesregierung geplanten Änderungen des § 1 EEG finden sich in Art. 1 Nr. 3 des Gesetzent- wurfs (BR-Drs. 569/20, S. 5). Zu Art. 1 Nr. 3 des Gesetzentwurfs hat der Bundesrat in der beigefügten Be- schlussdrucksache 569/20 (Beschluss, S. 5f.) nur eine Ergänzung des § 1 Abs. 3 EEG-E gefordert und den von der Bundesregierung formulierten § 1 Abs. 5 EEG-E nicht angetastet

Der Bundesrat stellt unter der Adresse https://www.bundesrat.de/DE/plenum/bundesrat-kom- pakt/20/995/995-pk.html?nn=4732016#top-33 einen interaktiven Bericht über seine heutige Sitzung zur Verfügung. Über diesen Link sind auch die drei Reden, die im Bundesratsplenum zur EEG-Novelle gehalten wurden, erschlossen. Der Wirtschaftsminister aus NRW Pinkwart hat den entworfenen § 1 Abs. 5 EEG-E im Wortlaut zitiert und begrüßt.

§ 1 Abs. 5 EEG-E hat damit zumindest die Bundesratsstation überstanden.

Mit besten Grüßen aus München

Martin Schröder

Dr. Martin Schröder

Rechtsanwalt

E-Mail an Dr. Axel Berg vom 06.11.2020

Kraftwerke Turbinenregler Steuerungen für Wasser- kraftwerke aller Fabrikate. Seit über 60 Jahren, in der dritten Generation. [email protected] www.walcher.com 36124 Eichenzell,Tel.:06659 987940

29 Die Kleinwasserkraftmythen der Umweltverbände - stimmt das? Verein Kleinwasserkraft Österreich

Immer wieder kommt es vor, dass sich Umweltver- Während in den letzten Jahren einige der Querbauwer- bände - allen voran der Umweltdachverband und ke an Kleinwasserraftanlagen durchgängig gemacht der WWF - massiv gegen die Nutzung der Klein- wurden (Fischaufstiegshilfe, Restwasserdotation), er- wasserkraft aussprechen und sogar dagegen mobil folgt die Sanierung der sonstigen Querbauwerke eher machen. Wir haben uns die Argumente die sie dabei schleppend. Dafür ist zu einem großen Teil die öffentli- ins Treffen führen genauer angesehen und sie ent- che Hand zuständig und die erforderlichen Maßnahmen kräftet. Unsere fachliche Auseinandersetzung damit bringen enorm hohe Kosten mit sich (rund 1 Mrd. EUR). möchten wir nun der Negativ-Kampagne gegen die Kosten, welche der österreichische Steuerzahler über Kleinwasserkraft entgegensetzen. Helfen auch Sie die öffentlichen Haushalte tragen muss. Kleinwasser- uns dabei, indem sie in ihrem Umfeld gemeinsam mit kraft Österreich weist immer wieder darauf hin, dass uns die Fakten zurechtrücken. genau hier eine Win-Win Situation hergestellt werden Das sagen die Umweltverbände: kann, indem – dort wo möglich – an den bestehenden Bauwerken eine energiewirtschaftliche Nutzung forciert Kleinwasserkraftwerke zerstören die Gewässer – Pro wird, bei der dann auch gleichzeitig eine ökologische Flusskilometer ist in Österreichs Flüssen ein Querbau- Anpassung stattfindet. Diese muss dann nicht aus öf- werk, mehr als die Hälfte der Gewässer sind in keinem fentlichen Mitteln finanziert werden, sondern ist Teil der guten ökologischen Zustand. Das bedeutet einen Ver- Kraftwerksinvestitionen. Also mehr Ökostrom bei einer lust der Biodiversität, einen Artenrückgang, den Verlust Verbesserung für die Gewässerökologie. an Lebens- und Erholungsraum sowie Wasserqualität.

Kleinwasserkraft Österreich entgegnet: Neue Kleinwasserkraftwerke führen zu keiner Ver- Österreichs Querbauwerke in Gewässern schlechterung Es gibt tatsächlich viele Querbauwerke in Österreichs Etwa 95 % der neu errichteten Kleinwasserkraftanlagen Gewässern. Von den aktuell rund 24.000 noch nicht verschlechtern den ökologischen Zustand des Gewäs- fischdurchgängigen sind aber nur knapp 8 % der Was- sers nicht! Sie sind also mit den vorhandenen natur- serkraft zuzuordnen. räumlichen Gegebenheiten der Gewässer vollkommen kompatibel. Das ergibt sich auch aus der aktuellen Rechtslage. Denn Verschlechterungen des ökologi- schen Zustandes durch neue Kraftwerksvorhaben sind nur dann zulässig, wenn ein übergeordnetes öffentliches Interesse diese Verschlechterung rechtfertigt. Wenn der Kraftwerksbau also nicht nur für Einzelne, sondern für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung ist.

Natürlich ist ein Gewässerabschnitt, in dem ein Kraft- werk steht, keine unberührte Natur mehr. Aber die skan- dalisierten Schäden an den Gewässern durch die Klein- wasserkraft sind nicht gegeben.

30 Mitglieder Mitteilung 2/20

situiert sind, zumindest einen guten ökologischen Zu- stand erreichen. An den restlichen Kraftwerksstandor- ten stehen oftmals andere flussbauliche Belastungen der Erreichung des guten Zustandes entgegen, welche nicht ursächlich auf die Wasserkraftnutzung zurückzu- führen sind (Längsverbauungen, Flußregulierungen,…). Jedenfalls wird aber auch bei ihnen die Durchgängigkeit für Fische hergestellt.

Definitiv wäre es also zu kurz gegriffen, wenn versucht würde, die Kleinwasserkraft dafür verantwortlich zu ma- chen, dass viele der heimischen Gewässer in keinem guten Zustand sind.

Das sagen die Umweltverbände: Kraftwerk und Natur im Einklang Kleine Kraftwerke bekommen Förderungen aus dem Es sind uns Beispiele bekannt, wo in unmittelbarer Nähe Ökostromgesetz – Förderungen, die nicht Öko sind, da zu Kleinwasserkraftanlagen sogar eine SEHR GUTE Ge- sie pauschal und ohne Kriterien vergeben werden. Das wässerbiologie nachgewiesen wurde – also eine solche, Ökostromgesetz ist öffentlich subventionierte Gewäs- welche einem nahezu unberührten Gewässer nahe- serzerstörung. Es braucht einen Natur- und Klimacheck kommt. bei der Fördervergabe. Durch den Rechtsrahmen ist die Naturverträglichkeit noch nicht sichergestellt, da es Es liegen auch Gutachten zu Untersuchungen bei Klein- die Möglichkeit auf eine Ausnahme zum Verschlechte- wasserkraftanlagen vor, die gezeigt haben, dass an den rungsverbot gibt. Diese soll nicht finanziell angereizt jeweiligen Standorten die Zusammensetzung der Ge- werden. wässerfauna (Fische und Makrozoobenthos) außerhalb und innerhalb des Kraftwerksbereiches dieselbe gute Kleinwasserkraft Österreich entgegnet: Qualität aufweist. Fördervorgaben sind klar, transparent und streng In jüngeren wissenschaftlichen Untersuchungen konnte Dieser Aussage muss entschieden entgegengetreten man feststellen, dass die Strukturierung der Gewässer werden, da hier österreichisches Recht negiert wird. Für im Kraftwerksbereich für Fische mitunter besonders at- die Vergabe der Förderung gibt es sehr wohl ganz klare traktive Lebensräume bietet, nämlich Rückzugsgebiete Regeln und Kriterien. Sie berücksichtigt nicht nur wirt- und Laichplätze. schaftliche, sondern auch ökologische Aspekte. Denn Bestehende Kraftwerke werden angepasst das Ökostromgesetz gibt ganz klar vor, dass eine rechts- kräftige Bewilligung eines Kleinwasserkraftwerkes die Was den Bestand an Kleinwasserkraftanlagen betrifft, Voraussetzung für eine Möglichkeit auf Förderung dar- so werden laut dem Österreichischen Nationalen Ge- stellt. Die Bewilligungsverfahren für Kleinwasserkraft- wässerbewirtschaftungsplan durch die aktuelle Um- anlagen sind klar und transparent. Sie berücksichtigen setzung der Wasserrahmenrichtlinie ca. 83 % der Ge- in hohem Maße die Naturverträglichkeit des Projektes, wässerabschnitte, an welchen Kleinwasserkraftwerke verbieten die Verschlechterung des Gewässers, gebie-

31 ten deren Verbesserung, berücksichtigen die Vermei- Kleinwasserkraft Österreich entgegnet: dung von negativen Auswirkungen auf die Natur und Win-Win Situationen legen Wert auf eine effiziente Wassernutzung. Wird nun behauptet, dass durch das Ökostromgesetz Projekte Der Abriss von Querbauwerken erfolgt auch nicht kos- gefördert werden, welche Gewässer zerstören, dann be- tenlos. Für den Österreichischen Steuerzahler ist also zeichnet man die Österreichische Rechtspraxis im Ge- auch in diesen Fällen Geld in die Hand zu nehmen. Es wässerbereich als unwirksam. wäre doch besser, diese Kosten zu verlagern und gleich- zeitig wertvollen Ökostrom zu generieren. Ausnahmen sind nicht die Regel Funktionsnachweise bei Fischwanderhilfen Wird damit argumentiert, dass das Wasserrechtsgesetz Möglichkeiten vorsieht für die Errichtung eines Projek- Bei der Errichtung der Fischwanderhilfen hat man in Ös- tes eine Ausnahme vom Verschlechterungsverbot zu terreich in den letzten Jahren viele Erfahrungen gesam- erhalten, so ist festzuhalten, dass auch diese Möglich- melt. Leitfäden wurden entwickelt, Fischwanderhilfen keiten nach genau definierten und strengen Vorgaben wurden errichtet und gemonitort. In Zusammenarbeit erfolgen. Ausnahmen sind dabei stets Ausnahmen und zwischen Ministerium, Universitäten, Gewässeröko- nicht die Regel. Wenn Ausnahmen vergeben werden, logen, Technikern und Betreibern wurde bei Fischauf- dann nur wenn ein übergeordnetes öffentliches Inter- stiegshilfen in den letzten Jahren viel an Erfahrung und esse eine solche rechtfertigt, wenn also die Abwägung Wissen angesammelt. Viele Untersuchungen an Fisch- der Interessen zur Ansicht führte, dass die Realisierung wanderhilfen haben sehr positive Ergebnisse gebracht. des Projektes nicht nur für einen einzelnen Betreiber Wir sehen keinen Hinweis darauf, dass an der Effektivi- von Interesse ist, sondern für die Gesellschaft. Eine Aus- tät der Fischwanderhilfen, wenn sie nach dem aktuellen nahmegenehmigung kann also keinesfalls durch eine Wissensstand errichtet werden, zu zweifeln ist. Vielfach Förderung angereizt werden! durchgeführte Funktionskontrollen zeichnen ein ande- res Bild. Natur- und Klimacheck bereits erfüllt Hinsichtlich des Fischabstieges kam man zur Erkennt- Vor dieser klaren Rechtslage, welche die Fördervoraus- nis, dass Fische die Fischaufstiegshilfen gerne auch für setzung darstellt, kann daher nicht behauptet werden, den Abstieg annehmen. Zu den genannten Zahlen zur dass Förderungen für Kleinwasserkraft ohne Regeln Mortalität von Fischen bei Kraftwerksanlagen sind uns und Qualitätskriterien erfolgen. Vielmehr muss festge- für Österreich keine belegten Quellen bekannt. Solche halten werden, dass jedes Projekt, welches durch eine Zahlen stammen eher aus Gewässern, in welchen der rechtskräftige Bewilligung die Voraussetzungen zur För- (schlangenförmige) Aal heimisch ist. Für diesen bietet derung erfüllt, aus ökologischer Sicht und insbesondere die übliche Ausstattung der Kraftwerksanlage (Rechen) im Hinblick auf die Zielsetzungen des Ökostromgeset- anscheinend keinen ausreichenden Schutz. zes gleichwertig betrachtet werden muss. Der geforder- te Natur- und Klimacheck ist also aufgrund des umfas- senden und umfangreichen Genehmigungsprozedere bereits gegeben.

Das sagen die Umweltverbände:

Der Abriss von Querbauwerken ist besser als der Um- bau, da selbst funktionierende Fischwanderhilfen nur überschaubare Effektivität aufweisen. Der Abstieg ist ungelöst und bringt bis zu 10% Verlusten an Fisch-In- dividuen.

32 Mitglieder Mitteilung 2/20

AWK BW I Julia Neff I Schulstraße 1 I 72221 Oberschwandorf Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. Registernummer: VR 102715 Ministerium für Umwelt, Klima und Geschäftsführerin Julia Neff Energiewirtschaft Baden-Württemberg Schulstraße 1 72221 Oberschwandorf Franz Untersteller MdL Tel. 0 74 56 / 264 04 60 Fax 0 74 56 / 49 99 53 09 [email protected] Kernerplatz 9

70182 Stuttgart Pressesprecher Julian Aicher Tel. 0 75 61 / 705 77 [email protected]

21.08.2020 Präsident MdL Karl-Wilhelm Röhm Gomadingen Offener Brief – Abwendung möglicher Umweltschäden an der Schwarzen Säge,

Gemeinde Görwihl, Landkreis Waldshut-Tiengen Vorstand

Vorsitzender Dr. Axel Berg Sehr geehrter Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Franz Untersteller, München

Stv. Vorsitzende mit diesem offenen Brief möchten wir, die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden- Iracema Kramer Forbach Württemberg e.V., zur bevorstehenden baulichen Maßnahme durch das Land Baden-

Württemberg an der Schwarzen Säge auf dem Gemeindegebiet Görwihl, Landkreis Waldshut- Schatzmeisterin Tiengen Stellung nehmen. Gabriele Eckert-Esselen Karlsruhe

Wir als Verband der Kleinen Wasserkraft in Baden-Württemberg mit unseren 500 Mitgliedern, Josef Dennenmoser Uttenhofen die wir in all ihren Belangen beraten, möchten mit diesem Schreiben größte Bedenken bezüglich der geplanten baulichen Maßnahmen seitens der Behörden an der Schwarzen Säge zum Roland Endreß Hardthausen Ausdruck bringen. Wir haben uns letzte Woche mit weiteren Fachleuten, darunter Diplom-

Biologe Michael Riehle und Limnologe Manfred Holzner, ein Bild vor Ort gemacht und werden Helmut Krieg Volkertshausen Ihnen nachfolgend die Punkte auflisten, die wir als massive negative ökologische Folgen für das

Gewässer Schwarzenbächle sehen, sollten die vom Regierungspräsidium Freiburg derzeit Michael Kromer geplanten Maßnahmen umgesetzt werden. Vöhrenbach

Julia Neff Oberschwandorf

1. Mögliches Fischsterben durch Verschlammung Martin Renn Für den Abriss des Stauwehrs 1 muss ein Bagger oder Schreitbagger in das Schwarzenbächle bzw. Ehingen

in den dort ausgebildeten See gebracht werden. Auf dem Grund des Sees ist eine natürliche Beirat Verschlammung entstanden. Das Sediment enthält Faulgase, was an aufsteigenden Blasen Dr. Fritz Kemmler erkennbar ist. Sollte diese Verschlammung aufgewirbelt und flussabwärts getrieben werden, sind Metzingen bei der aktuellen Wasserführung erhebliche negative Auswirkungen auf die Fischfauna (“Fischsterben“) wahrscheinlich. Da über die Inhaltsstoffe des Sedimentes keine Informationen Brigitte Reitter Berlin vorliegen (im Einzugsgebiet wurden einst Erze abgebaut wie im Standard-Datenbogen für besondere Schutzgebiete (BSG) Seite 6 unter 4.2. Güte und Bedeutung beschrieben)) sollte eine Elmar Reitter Rechtenstein Mobilisierung des Sedimentes ohne vorherige Beprobung nicht erfolgen, um einem ggf. entstehenden Umweltschaden vorzubeugen. Eine langfristige Schädigung des Gesamtsystems Siegmund Schäfer Karlsdorf-Neuthard unterhalb der Schwarzen Säge, durch nachhaltige Verlegung des Kieslückensystems, kann nicht ausgeschlossen werden. Diese Sedimentkomponente bewegt sich normal nur bei Hochwasser im Wolfgang Strasser System und zu allen anderen Zeiten schädigt sie das Ökosystem. Balingen

Sparkasse Karlsruhe Ettlingen IBAN DE10 6605 0101 0001 4209 42 I BIC KARSDE66 Seite 1 I 4 www.wasserkraft.org 33

2. Mögliche Zerstörung eines seltenen Biotops Der Besitzer, Richard Eschbach, konnte uns auf Nachfragen nicht bestätigen, dass für die bevorstehende bauliche Maßnahme Planungsunterlagen existieren. Wir gehen davon aus, dass bei der geplanten Maßnahme (wie bei gewässerbaulichen Maßnahmen üblich und gesetzlich verankert (§11 WHG)) im Vorfeld durch eine Umweltverträglichkeitsvorprüfung genau untersucht wurde, welche Maßnahmen an diesem Stauwehr sinnvoll sind. Wir bitten Sie, diese Einzelheiten zum Verfahren und konkrete Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsvorprüfung zu veröffentlichen bzw. uns zugänglich zu machen.

Die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg bezweifelt stark, dass durch die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Stauwehr 1 mit Zuschüttung des Zulaufs zu den Seen und Verlust der Seen eine gewässerökologische Verbesserung hergestellt wird. Wir gehen eher davon aus, dass durch den Verlust der Seen das dort ausgebildete Biotop unwiederbringlich zerstört wird. Dies bestätigten uns auch die beiden Fachleute beim Vororttermin am Schwarzenbächle am Freitag, den 14.08.2020. Vergleichbares zu den Seen ist ca. 300 m unterhalb in Form des Krai Woog Gumpen natürlich vorhanden. Auch dort sind Sandbänke und in einigen Ecken auch Schlammauflagen zu sehen. Also etwas kleiner als an der Schwarzen Säge , aber nicht zur Gänze als unnatürlich einzustufen.

Die Seen sollten daher erhalten bleiben und mit einem Frischwasserdurchfluss beaufschlagt werden, der unter den gegebenen Umständen festzusetzen ist. Ein Verlust der durchströmten Stillwasserflächen bedeutet eine erhebliche Schädigung des Gesamtrekrutierungspotenzials des Bachforellenbestandes, es würden sich in den Seen nachteilige Auswirkungen einstellen.

Die mittlerweile im See beheimateten Tier- und Pflanzenarten sollten untersucht werden, um den Schaden benennen zu können. Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei mindestens um folgende Arten handelt: Teich-Schachtelhalm, Libellen wie zum Beispiel die Prachtlibelle, Weiden. Das Vorhandensein von Molchen, Bachneunaugen und der Gelbbauchunke ist sehr wahrscheinlich. Eine genaue Untersuchung würde Klarheit über die Flora und Fauna des Biotops bringen.

3. Fläche für Fischereipächter geht verloren und muss entschädigt werden Matthias Eschbach ist seit dem 01.08.2020 der neue Fischpächter des Schwarzenbächle. Er hat die Fischereipacht mit der Seenlandschaft erworben. Bei Zerstörung dieser Seen muss der Pächter über die vom Land Baden-Württemberg geplante Maßnahme und den Verlust der Flächen informiert und entschädigt werden.

4. Rückzugsmöglichkeit für Lebewesen wird zerstört Mit dem Verlust der Seen geht auch eine Vielzahl an Rückzugsmöglichkeiten für aquatische Lebewesen verloren, vor allem in Zeiten großer Trockenheit und niedrigen Wasserständen in den Bachläufen, wie diese im Moment bei uns herrscht. Gerade für die größeren und älteren Bachforellen stellen die tieferen Bereiche der Seen gute Rückzugsorte dar.

5. Ökologische Durchgängigkeit Das Regierungspräsidium Freiburg hat geplant die ökologische Durchgängigkeit am Stauwehr 1 zu realisieren. Aufgrund unserer Erfahrung empfehlen wir das Stauwehr 1 so umzugestalten, dass es die Ableitung von Hochwasser ermöglicht. Die eigentliche ökologische Durchgängigkeit sollte ca. 10 Meter weiter flussabwärts umgesetzt werden. Es scheint möglich, die ökologische Durchgängigkeit herzustellen, ohne die vorhandenen Wasserflächen zu beseitigen und den Wasserstand im verbleibenden „Kanal“ zum ehemaligen Wasserkraftwerk, der sich über Jahrzehnte zu einem Biotop entwickelt hat, auf ein Minimum abzusenken.

Seite 2 I 4 34 Mitglieder Mitteilung 2/20

6. Erhalt der Mühlkoppe Die aktuelle Situation für die Mühlkoppe ist angemessener als der ökologische Zustand, der sich nach der baulichen Maßnahme einstellen wird. Denn insbesondere Gewässeraufweitungen mit Gumpen, wie hier vorliegend, sind geeignet, um die bekannte, starke Drift der Jungfische dieser Fischart zu bremsen und damit die Rekrutierung in den Oberläufen zu sichern.

Die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg ist fassungslos, dass hier wohl keine Untersuchungen, Planungen und Abwägungen im Vorfeld einer solchen Maßnahme in einem dreifachen Schutzgebiet unternommen wurden bzw. diese nicht öffentlich zugänglich sind. Eine Übersicht über Planungs- und Gutachtenvorgaben, wie sie von uns Wasserkraftbetreibern im Bereich der Umwelt oft gefordert werden, legen wir diesem Schreiben bei.

Wir stellen die Verbesserung durch die geplante Maßnahme stark in Frage und möchten mit diesem Schreiben möglichen Umweltschäden vorbeugen.

Da die Zeit hier stark drängt, erwarten wir Ihre Rückmeldung binnen 14 Tagen.

Für Rückfragen und weiteren fachlichen Austausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Julia Neff Geschäftsführerin Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V.

Anlage 1: Zusammenfassung von Planungs- und Gutachtervorgaben im Bereich der Umwelt

Nachrichtlich: Rita Schwarzelühr-Sutter MdB Sabine Hartmann-Müller MdL Martin Rivoir MdL Dr. Martin Kistler Landrat Landkreis Waldshut-Tiengen Richard Eschbach Eigentümer Presseverteiler Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg

Seite 3 I 4 35

Anlage 1:

Zusammenfassung von Planungs- und Gutachtenvorgaben im Bereich der Umwelt

1. Antragsschreiben 2. Inhaltsverzeichnis 3. Erläuterungsbericht mit Begründung a. Vorhabensträger b. Zweck des Vorhabens c. Bestehende Verhältnisse i. hydrologische Daten, Hauptwerte der Wasserstände und Abflüsse ii. Ausgangswerte für die Bemessung und den hydraulischen Nachweis iii. Angaben des Zustands des berührten Wasserkörpers d. Lage des Vorhabens e. Art und Umfang des Vorhabens f. Gewählte Lösung, konstruktive Gestaltung der baulichen Anlagen einschließlich techn. Beschreibung g. Auswirkungen des Vorhabens auf das Abflussgeschehen, die Gewässereigenschaften, das Gewässerbett, die Uferstreifen, Gewässerökologie, Unterlieger, Auswirkungen auf den Wasserkörper h. Rechtsverhältnisse: i. Unterhaltungspflicht in dem berührten Gewässerstreifen sowie die Unterhaltung der zu errichtenden baulichen Anlagen, ii. private Verhältnisse der durch das Vorhaben berührten Grundstücke und Rechte 4. Pläne In den Plänen und Unterlagen ist das Vorhaben so darzulegen, dass dieses selbst und seine Auswirkungen auf die Gewässereigenschaften, den Zustand des Gewässers, ersichtlich sind. Bei der Erstellung der Pläne ist die Bauvorlagenverordnung zu berücksichtigen a. Übersichtslageplan M 1:2.500 b. Lageplan M 1:500 (Vermessungsbüro) mit Grundstücksverzeichnis (auf denen das Vorhaben ausgeführt werden soll und auf die sich das Vorhaben auswirkt) mit davon getrennter Auflistung der Namen und Anschrift der jeweiligen Eigentümer und Nutzungsberechtigten (Fischerei) c. Grundriss M 1:100 d. Schnitte (Längs- und Querschnitte mit Gewässersohle, den Ufern, die Hauptwerte der Wasserspiegel, bestehendem/geplanten Gelände) M 1:100 e. Ansichten (mit bestehendem/geplanten Gelände), jeweils M 1:100 mit Höhenangaben der Wasserstände und des Geländes f. Hochwasserschutzkonzeption mit hydraulischem Nachweis (HQ100) mit Höhenangaben auf Normal Null (NN) g. Landschaftspflegerischer Begleitplan, Artenschutzrechtliche Prüfung gem. Naturschutzgesetz h. UVP-Vorprüfung: Nach Anhang 1 Ziffer 13. 14 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) ist eine allgemeine UVP-Vorprüfung durchzuführen. Dazu sind vom Antragsteller die Angaben zu den Umweltauswirkungen durch den Bau und Änderung zu beschreiben

Seite 4 I 4 36 Mitglieder Mitteilung 2/20

37 Die AWK unterwegs für Sie

Juni 2020 24.-25. September / online / Teilnahme Anwenderfo- 22. Juni / Vorstandssitzung AWK BW rum Kleinwasserkraft

30. September / online / 4. Fachbeiratssitzung Renex- Juli 2020 po Interhydro 2020 03. Juli / Schwarze Säge / Dreharbeiten mit dem SWR Oktober 2020 Fernsehen an der Schwarzen Säge mit unserem Mit- glied Richard Eschbach sowie Iracema Kramer und Julia 05. Oktober / Stuttgart / Austausch mit den Ministe- Neff, ausgestrahlt am 11.07.2020 rien und den Fischereibehörden zum Thema – Die Klei- 9. Juli / Webinar zum Thema „mehr Erneuerbare und ein ne Wasserkraft und der Natur- und Artenschutz, siehe starkes Stromnetz“ – wie die Energiewende in Baden- Artikel Seite 8 Württemberg gelingt 07. Oktober / online / DWA BBN-AG-10.2 Mitarbeit in 13. Juli / online / Vorstandssitzung Plattform Erneuerbare der Arbeitsgruppe Energie BW 08. Oktober / online / Bundesministerium für Umwelt 23. Juli / Online / Energiewendekongress der Plattform / Abschlussveranstaltung zum Nationalen Wasserdialog Erneuerbare Energie BW 19. Oktober und 3. November/ online / Fachkonsulta- tion zum Förderprogramm EFRE (Europäischer Fonds August 2020 für Regionale Entwicklung) mit Vertretern der vier ba- den-württembergischen Ministerien für Ländlichen 14. August / Schwarze Säge / Termin vor Ort mit einem Raum und Verbraucherschutz; Wirtschaft, Arbeit und Biologen und einem Limnologen Wohnungsbau; Wissenschaft, Forschung und Kunst; 16. August / Schwarze Säge / Stammtisch Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Interessengemeinschaft Kleine Wasserkraft 29. Oktober / online / Umweltministerium Baden-Würt- Südschwarzwald (Hotzenwald), siehe Artikel Seite 16 temberg / Austausch mit Frau Behm, Referatsleiterin September 2020 Ref. 52: Wasserrahmenrichtlinie und Förderung 31. Oktober /online / Vorstandssitzung AWK 04. September / online / EREF Small Hydropower Workshop / Abstimmen der Aktivitäten, Bericht zu Tref- fen mit der Generaldirektion Energie und Generaldirek- November 2020 tion Umwelt zur Wasserrahmenrichtlinie 10. November / online / Europäisches Parlament / 14. September / online / Vorstandssitzung AWK BW AWK und EREF stellen Vorteile der Kleinwasserkraft für die Europäische Energiewende vor 16. September / online / 3. Fachbeiratssitzung Renexpo Interhydro 2020 30. November / online / Vorstandssitzung AWK BW

17. September / Hambug / DWA (Deutschen Vereini- gung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall) BBN- Dezember 2020 AG-10.2 Mitarbeit in der Arbeitsgruppe 02. Dezember / online / 1. Fachbeiratssitzung Renex- 18. September / online / Vorstandssitzung PEE BW po Interhydro 2021

38

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Impressum Nachhaltigkeit ist uns wichtig! Mitglieder Mitteilung Vorstandsvorsitzender Die Druckerei Lettershop-Wiest druckt Informationsblatt der und v.i.S.d.P. ausschließlich mit selbst produzierten Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Dr. Axel Berg regenerativen Strom. Baden-Württemberg e.V. Feilitzschstraße 26 80802 München Geschäftsführung Tel: +49(0) 89-39 48 21 Cover Vorderseite: pixaby Julia Neff Fax: +49 (0) 89-33 09 04 24 Cover Rückseite: Turbinenhaus, Alfredstal (Foto: Fa Reitter) Schulstraße 1 mobil: +49 (0) 172-855 67 67 Dezember / Ausgabe 2 / 2020 72221 Oberschwandorf E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Tel.: +49(0) 7456 / 2 64 04 60 Gestaltung/Satz/Layout AWK Fax: +49(0) 7456 / 49 99 53 09 Iracema Kramer www.wasserkraft.org Mobil: +49(0) 176 / 63 04 73 68

39 Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V.

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