Pflanzen- geschichten Brauchtum, Sagen und Volksmedizin zu  Pflanzen der Alpen

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Näheres zur UN-Dekade Biologische Vielfalt auf Seite 83

Impressum Herausgeber: Deutscher Alpenverein e.V. Von-Kahr-Str. 2-4 80997 München Tel. 089/140 03 - 0 Fax: 089/140 03 - 23 E-Mail: [email protected] Internet: www.alpenverein.de Konzeption und Autorin: Annette Saitner | Lektorat: Marion Pufahl | Schlussredaktion: Stefan Witty | Titelfoto (Gletscher-Hahnenfuß, Informationen auf Seite 52): DAV | Zeichnungen: Barbara Steinmetzer | Karte nach H. Ellenberg: Eva Schmidt-Speer | Gestaltung: Gschwendtner & Partner, München | Druck: Kastner & Callwey Medien GmbH, Forstinning | 7. Auflage: 5000 Exemplare, Juni 2016 | Alle Angaben zu den Pflanzengeschichten ohne Gewähr. | Nachdruck, auch auszugsweise nicht ohne vorherige Genehmi- gung durch den Herausgeber. Pflanzen- geschichten Brauchtum, Sagen und Volksmedizin zu 283 Pflanzen der Alpen

1 Vorwort

Wer hatte nicht schon einmal den Wunsch, bei der Bergtour die eine oder andere Pflanze zu kennen? Zu verwirrend ist jedoch oft die Blütenpracht der alpinen Matten und Felsen für den interessierten Laien. Und, bis zum nächsten Sommer ist das mühsam bestimmte Pflänzchen wieder vergessen. Genau hier setzen die Pflanzengeschichten an: Denn wenn man weiß, dass das Kriechende Gipskraut früher als Feinwaschmittel, speziell für Wolle, verwendet wurde oder dass der Kleine Wiesenknopf noch heute als nussartiger Salat und als Gewürz für Suppen und Eintöpfe genutzt wird, dann kann man sich die Pflanzen auch leichter merken.

Die in diesem Büchlein gesammelten Notizen zu verschiedenen Pflanzenarten sollen daher eine Ergänzung zu den üblichen Bestimmungsbüchern darstellen. Die Auswahl der Informationen erfolgte aufgrund langjähriger Erfahrungen bei vielen Exkursionen mit DAV-Gruppen. Durch aufmerksame Teilnehmer kristallisierten sich bestimmte Interes- sensgebiete heraus. Ihnen sei deshalb an dieser Stelle besonders gedankt.

Die Broschüre umfasst nur Arten, die im Alpenraum und im Alpenvorland vorkommen. Sehr seltene Arten wurden ebenso wenig wie Wasserpflanzen und reine Kulturpflanzen aufgeführt. Die Arten­liste wurde aus praktischen Erwägungen (Eindeutigkeit) nach dem Alphabet der botanischen Namen geordnet. Wo Informationen grundsätzlich für eine ganze Gattung gelten, wurden diese separat aufgeführt. Die jeweils wichtigsten Hin- weise zu den Pflanzen wurden thematisch geordnet: Besonderheiten des Aussehens, Anpassungen an die Umweltbedingungen, Pflanzensoziologie, Vermehrungs- und Ver- breitungsbiologie, Herkunft der Art, Duft, Namensherkunft, Giftigkeit, medizinische und volksmedizinische Anwendung, Nahrungsbedeutung für Mensch und Tier, Verwendung als Genussmittel, kosmetische Verwendung, handwerkliche und industrielle Verwen- dung, Brauchtum, Sagen, Aberglaube, Zauberkraft und Volksnamen.

Ein großer Teil der Alpenpflanzen ist geschützt bzw. im Bestand gefährdet. Die Hinweise auf medizinische Verwendung oder Essbarkeit bedeuten nicht, dass ihr Abpflücken oder gar Ausgraben erlaubt ist. Weil aber in den Bundesländern und den Alpenstaaten die Regelungen unterschiedlich sind, wird in diesem Büchlein nicht darauf eingegangen.

So, jetzt brauchen Sie nur noch eines der im Anhang aufgeführten Bestimmungsbücher und schon kann es losgehen. Haben Sie keine Angst vor der Vielfalt unserer alpinen Flora! Versuchen Sie sich auf jeder Bergtour lediglich zwei neue Pflanzen zu merken. Das sind dann bei zehn Touren in der Saison jedes Jahr 20 neue Pflanzen. Probieren Sie es einfach aus!

Annette Saitner

2 Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn) A Aceraceae (Ahorngewächse) Maximal 30 bis 40 Meter hoch, wird bis 500 Jahre alt. In der Forstwirtschaft Umtriebszeit 120 bis 140 Jahre. Kennart des Aceri-Fraxinetum (Schluchtwald). Samen sind typische Schrau- benflieger, mit etwa 16 Umdrehungen pro Sekun- de. Blutungssaft des zeitigen Frühjahrs wurde früher zur Zuckergewinnung genutzt. Saft kann auch zu einem most- oder weinähnlichen Ge- Arnica montana tränk vergoren werden. Verwendung des Laubes (Echte Arnika, als Schaf- und Ziegenfutter und als Streu. Gutes Bergwohlverleih) Holz für Tischler- und Drechslerarbeiten (Werk- zeugstiele, Streichinstrumente,­ Parkettböden, Wirtshaustische…) und zum Schnitzen. Schon die Pfahlbauer der Stein- und Bronzezeit ver- wandten ihn häufig. An Straßen wegen großer Blätter relativ guter Lärmschutz, doch streusalz- empfindlich. So genannte Ahornböden auf Alm- wiesen sind durch Förderung der Art durch den Menschen entstanden.

Achillea clavennae (Bittere Schafgarbe, Steinraute) Asteraceae (Korbblütler) Abies alba Enthält wie die meisten Schafgarbe-Arten äthe- (Weiß-Tanne, Edel-Tanne) rische Öle und die Bitterstoffe Achillein und Moschatin. Duftet aromatisch-würzig. Die Älpler Pinaceae (Kieferngewächse) benennen sie, wie andere Alpenblumen auch, Bis 60 Meter (maximal 75 Meter) hoch, wird bis Speik oder Weißer Speik. Wegen ihres bitter- 600 Jahre alt. In der Forstwirtschaft Umtriebs- würzigen Geschmacks wird sie auch Almwermut zeit 90 bis 130 Jahre. Pfahlwurzel/Herzwurzel. genannt. Seltener als die Moschus-Schafgarbe Nadelblätter mit zwei Wachsstreifen auf der Un- wird auch die Steinraute als Heilkraut bei Ma- terseite („Skispur“), dort die Spaltöffnungen: gen-, Darm- und Leberleiden sowie als Wund- besonderer Transpirationsschutz. Nadeln bei kraut verwendet. Steht als Zauberpflanze in gesunden Pflanzen etwa zehn bis zwölf Jahre hohem Ansehen: Die Älpler räuchern damit ihre alt werdend. Die vom Waldsterben am stärk- Almhütten und Ställe aus als Schutz vor den sten betroffene Baumart. Wertvolles Bauholz, Hexen. In manchen Gegenden auch Bestandteil sehr leicht. Der so genannte Grasbesen wurde des Viehschmucks zum Almabtrieb. In den fran- aus drei etwa 1,5 Meter langen Tannenästen ge- zösischen Alpen legt man Kindern die Blätter auf bunden, gut für große Kehrflächen und auch als die Augen, um ihnen einen friedlichen Schlaf Türvorleger. und schöne Träume zu sichern.

3 Achillea moschata Ajuga pyramidalis (Moschus-Schafgarbe) (Pyramiden-Günsel) Asteraceae (Korbblütler) Lamiaceae (Lippenblütler) Gehört zu den Schuttwanderern. Wächst auf Hochblätter im Blütenstand bilden wirksame kalkarmen Standorten und bildet mit der Schutzdächer für die Blüten gegen Regen, ihre Schwarzen Schafgarbe (A. atrata) auf Kalk ein rotviolette Farbe erhöht die Signalwirkung „vikariierendes Artenpaar“. Duftet aromatisch- der hellblauen Blüten. Zottige Behaarung des würzig, enthält Bitterstoffe wie Ivain, Moschatin, Kelches schützt die Blüte vor kleinen, krie- Achillein, Harzsäure und das stark aromatische, chenden Insekten. Nektar ist zusätzlich durch pfefferminzähnliche Ivaöl. In der Volksheilkunde einen steifen, nach oben gerichteten Haarring bei Appetitlosigkeit, Erkrankungen von Magen, gesichert. Früchte mit fleischigen, ölhaltigen An- Darm und Leber, bei Nervenschwäche und äu- hängseln (Elaisomen) werden von Ameisen ver- ßerlich als Wundmittel eingesetzt. Iva, der ro- schleppt, deshalb ungleichmäßiges Auftreten manische Volksname der Pflanze, leitet sich vom in verschiedenen Pflanzengesellschaften. Alte lateinischen Wort abgigere (= abtreiben) her Heilpflanze, als Wundmittel und bei Stoffwech- und deutet auf eine Verwendung als Abortivum. selstörungen. In der Schweiz wird daraus seit mehr als 100 Jah- ren ein Alpen-Kräuterlikör hergestellt („Ivabit- ter“). Weitere Volksnamen sind Jochkamille und Alchemilla vulgaris agg. Frauenraute. (Gemeiner Frauenmantel, Wiesen-Frauenmantel) Aconitum (Eisenhut-Arten) Rosaceae (Rosengewächse) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Sammelart vieler, teils schwer unterscheidbarer Die Gattung Eisenhut gilt als arktische Gattung Kleinarten. Blätter mit Wasser abstoßender aus dem Tertiär, die sich von Sibirien aus über Wachsschicht. Scheidet in den Blattzahnwinkeln Europa, Asien und Amerika ausgebreitet hat, aktiv Wassertropfen aus (Guttation), besonders wobei als Auslöser der pflanzlichen Wanderung in schwülen Nächten, um den Saftstrom in Gang die Eiszeiten gelten. „Kraftblume“: Nur Hum- zu halten. Daher auch der Volksname Tauman- meln können die Oberlippe (Helm) hochdrü- tel. Die Guttationstropfen (das „himmlische cken. Eisenhut-Arten kommen nur im Verbrei- Wasser“) besaßen nach der mittelalterlichen tungsgebiet von Hummeln vor. Eisenhut-Arten Alchimie (botan. Name!) angeblich Wunderkräf- enthalten die Alkaloide Aconitin und Napellin, te, mit ihnen konnte man unedles Metall in Gold ersteres eines der stärksten bekannten Pflan- umwandeln. Wegen der Ähnlichkeit der Blätter zengifte, am meisten in den Wurzelknollen. Es mit einem Frauenmantel wurden sie schon früh wird bereits von der unverletzten Haut aufge- in der Frauenheilkunde verwendet und sind da- nommen und kann bei zarthäutigen Personen für nach wie vor bewährt. Im Mittelalter glaubte zur Nesselbildung führen. Schon wenige Gramm man sogar, dass ein Bad in Frauenmanteltee können für den Menschen tödlich sein. Giftigste verloren gegangene Jungfräulichkeit wieder her- Pflanze Europas. Das Rhizom wurde früher arz- stellen könne. Blätter gerbstoffreich, wirken zu- neilich (gutes Beruhigungsmittel, schmerzlin- sammenziehend. Wundkraut, fördert Heilungs- dernd) und für Pfeil- und Mordgift verwendet. prozesse, harntreibend, bei Darmbluten und Auch wichtig in der Homöopathie als wirksames Durchfall, verwendet als Herztonikum, bei Bin- Mittel bei Erkältungskrankheiten, Neuralgien dehautentzündung, inneren Verletzungen und und Gelenkserkrankungen. bei Akne. Auch als Tee bei Magen- und Darmver-

4 stimmungen. Blätter können auch als Gemüse Androsace chamaejasme und Beigabe für Salate verwendet werden. Auch altes Zauberkraut, das besonders gegen das (Zwerg-Mannsschild) A Verwünschen von Vieh wirksam sein sollte. Bei Primulaceae (Primelgewächse) den Germanen galt er der Göttin Freya geweiht, in Island gilt er noch heute als heilige Pfl anze. Ausgesprochen wind- und kälteresistent, kann Das Christentum hat die kultische Bedeutung mit grünen Blättern und ausgebildeten Blü- dieser Pfl anze übernommen und auf die Mutter- tenknospen auf schneefrei geblasenen Graten gottes übertragen (Liebfrauenmantel). Temperaturen von minus 38 Grad Celsius und Windstärken von 40 Metern pro Sekunde (= 144 Stundenkilometer) überleben. Nektar wird nur Allium victorialis bei günstigem Wetter abgesondert. Weiße Blü- (Allermannsharnisch, Siegwurz) te mit gelbem Schlund. Die Blüte wechselt nach der Bestäubung die Farbe: Die gelben Saftmale Alliaceae (Zwiebelgewächse) werden karminrot, die weißen Kronenzipfel ver- Blätter und Zwiebel früher als Beigaben zu Sa- färben sich rosenrötlich. lat und Gemüse oder als Gewürz verwendet. Uraltes Zauberkraut, dessen Zwiebel die Trä- Androsace helvetica ger hieb- und stichfest machen und zum Siege führen sollte. Anlass zu diesem Glauben war (Schweizer Mannsschild) wohl, dass die Zwiebel von zahlreichen netzig- Primulaceae (Primelgewächse) faserigen Hüllen umgeben, also „geharnischt“ ist. Soll auch Blut stillen und Frauen die Geburt Der botanische Name stammt von andros erleichtern. Wer die Zwiebel in der Hosentasche (= Mann) und sakos (= Schild), er wurde erst bei sich trägt, braucht die bösen Geister nicht im 16. Jahrhundert von einer Algenart auf die- zu fürchten. Kreuzweise über die Stalltüre ge- se Pfl anze übertragen. Eine einzelne Pfl anze nagelt, bewahrt sie das Vieh vor Hexen, und erreicht bis 15 Zentimeter Durchmesser und den Kindern in die Wiege gelegt, schützt sie vor ist dann mindestens 50 bis 60 Jahre alt. Schul- dem „Verschreien“. Ein menschenähnlich ge- beispiel für Polsterwuchs bei alpinen Pfl anzen: formter Wurzelstock heißt Glücks-Heinzel oder Abgestorbene Blätter im Inneren bilden Humus, Galgenmännchen; wer ihn um den Hals trägt, der schwammartig Wasser aufsaugt. Das tro- ist gefeit gegen alle bösen Einfl üsse, hat Glück ckene Polster kann bis zu 160 Prozent seines in der Liebe und im Spiel und bleibt verschont Eigengewichtes an Wasser aufnehmen. Blät- von dem Gift der giftigen Natter. Solche Wurzel- ter klein und behaart als Klimaanpassung. Hat stöcke heißen auch Alraun (echte Alraune von starke Pfahlwurzel, die tief in der Felsspalte Mittelmeerpfl anze), noch heute wird so eine verankert ist. Bröckelt Gestein heraus, kann aus Allermannsharnisch-Alraune aus dem Besitz dem aufl iegenden, halbkugeligen Polster eine Kaiser Rudolf II. in der Wiener Hofbibliothek auf- vollständige Kugel werden, die an der Pfahlwur- bewahrt. Eine Schweizer Sage erzählt, dass sich zel hängt. Die Verbreitung der Samen erfolgt im Zwerge auf dem Rückzug vor der Zivilisation in Winter durch den Wind, die Pfl anze ist Frost- den Wurzelstock des Allermannsharnisch ver- keimer. Endemisch alpin, Nunatakker-Pfl anze wandelt haben. (überdauerte die Eiszeiten auf schneefreien Gip- feln – Nunatakker heißen bei den Inuit die aus der Gletscherfl äche herausragenden Felsgipfel).

5 Anemone (Anemonen-Arten) Anthyllis vulneraria Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) (Echter Wundklee) Der Name geht auf die Antike zurück; Plini- Fabaceae (Schmetterlingsblütler) us bringt ihn mit dem griechischen anemos Gehört zu den wichtigsten Rohbodenfestigern, (= Wind) in Verbindung. So zart diese Blumen Pionier auf Erdabrissen und Lawinenanrissen, erblühen, so rasch vergänglich ist ihre Schön- auf Straßenböschungen vielfach angebaut. heit. Dazu Ovid: „Doch kurz nur freust Du Dich Symbiose mit Stickstoff bindenden Bakterien ihrer: Locker haftend und allzu leicht zum Fallen in Wurzelknöllchen. Wird in der Volksmedizin geneigt, wird bald von dem Wind, der den Na- zur Heilung von Wunden und als Hustenmit- men ihr gibt, verweht die Blüte“. Nach der grie- tel benutzt. Verwendet werden die Blüten, die chischen Mythologie sollen Anemonen aus den Tränen der Aphrodite entsprossen sein, als die- Saponine, Gerbstoffe, Schleim und Farbstoffe se den Tod des Adonis beweinte. Alle Arten im enthalten. Der frische Absud wird zum Heilen frischen Zustand durch Protoanemonin schwach von Wunden und schlecht heilenden Geschwü- giftig, deshalb früher für Pfeilgift verwendet. ren bei Mensch und Vieh eingesetzt. Der Ge- Beim Trocknen und Kochen wird das enthaltene brauch als Wundmittel geht vermutlich auf die Gift in das ungefährliche Anemonin umgewan- Signaturenlehre zurück, wonach im Mittelalter delt. Im frischen Futter können Anemonen Ver- vom Aussehen einer Pflanze auf ihre Wirkung giftungen beim Vieh hervorrufen. Im Mittelalter geschlossen wurde (Blütenknospe oft rot über- waren die meisten Anemonen als Heilpflanzen in laufen). Als Tee getrunken, wirkt er leicht abfüh- Gebrauch, später arzneilich als blasenziehendes rend, magenstärkend und blutreinigend, auch in und hautreizendes Mittel. Heute Verwendung Kräuterteemischungen. Ist auch ein altes Zau- des frisch gepressten Safts in der Homöopathie. berkraut, das in die Gruppe der Beruf- oder Be- schreikräuter gehört. Kleinen Kindern legte man es in die Wiege, um sie vor dem „Verschreien“ Antennaria dioica zu schützen (Schreiklee). Der Bekanntheitsgrad (Gemeines Katzenpfötchen) der Pflanze spiegelt sich in ihren vielen Volksna- Asteraceae (Korbblütler) men: Schöpfli, Wollklee, Bärenpratzen, Hasen- klee, Katzenklee, Katzenbratzerl, Muttergottes- Die Blütenkörbchen sind von trockenhäu- Schühlein, Frauenkapperl, Taubenkröpferl usw. tigen, kahlen Hochblättern umhüllt. Bei den männlichen Pflanzen sind sie meist weiß, bei den weiblichen meist rosa. Botanischer Name Aquilegia (Akelei-Arten) kommt vom lateinischen Wort antenna (= Füh- Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) ler). Die Haarenden der Blütenhaarkronen sind wie die Fühler der Tagfalter keulenförmig ver- Giftverdächtig. Wurzeln, Blüten und Samen wur- dickt. Der Blütenstand ähnelt der Unterseite den im frühen Mittelalter gegen Geschwüre, einer Katzenpfote. Alte Heilpflanze, vor allem Ausschläge und Krebs angewandt, in der Renais- bei Gallenbeschwerden. „Katzenpfötchentee“ sance auch als Aphrodisiakum. Angeblich gutes stammt von einer anderen Pflanze. Auch an Kü- Viehheilkraut gegen das Aufblähen; heilt Fisteln, sten wachsend, dort das „Edelweiß der Dünen“ Grind und Ausschläge. Der Samen sollte gut ge- genannt. gen Gelbsucht sein. Wirkt gegen Verzauberung durch Nestelknüpfen. Die auffallende Blüten- form gab Anlass zu vielen Volksnamen wie Zi- geunerglocken, Teufelsglocken, Kaiserglocken, Narrenkappen und Tintenglocken.

6 Armeria alpina Artemisia (Beifuß-, Wermut- (Alpen-Grasnelke) und Eberrauten-Arten) A Plumbaginaceae (Bleiwurzgewächse) Asteraceae (Korbblütler) Rund 200 Grasnelken-Arten weltweit, davon Fast alle Arten der Gattung enthalten viele Bit- nur zwei in höheren Alpengebieten. Die Alpen- terstoffe und ätherische Öle. Schon in der An- Grasnelke ist in den Alpen selbst entstanden, wo tike als Heil- und Gewürzpfl anzen bekannt. Der sie in den Randrefugien der Ost- und Südalpen Name Artemisia soll auf die Göttin Artemis, die (dort noch heute Hauptvorkommen) und ver- Geburtshelferin, zurückgehen. Echter Wermut einzelt auch auf Nunatakkern in den Nordalpen (Artemisia absinthium), wichtiger Bestandteil die Eiszeiten überstanden hat. Dazu befähigte von Absinth, ist in größeren Mengen schädlich. sie ihre ausgeprägte Frosthärte sowie ihre Vor- Alle Artemisia-Arten sind rein weißmagische liebe für steile Südhänge. Fruchtstände sind Kräuter und wurden zum Schutz gegen Blitz und Wintersteher. Blüte strömt einen zarten Cuma- Hagel für Haus und Feld und als Zaubermittel für ringeruch aus. Der Volksname Schwundkraut Rituale verwendet oder in den Schuhen getra- erinnert an Verwendung als Heilpfl anze gegen gen. Beifuß galt als Liebeszaubermittel und wur- Lungenschwindsucht. Der in Südtirol gebräuch- de gern als Gürtel getragen, um Freundschaft zu liche Name Schlernhexen bezieht sich wohl auf erlangen. Sollte auch als Räuchermittel gegen ihre im Bergwind raschelnden Fruchtköpfchen. die Mächte der Finsternis sehr wirksam sein.

Arnica montana Artemisia umbelliformis (Echte Arnika, Bergwohlverleih) (Echte Edelraute) Asteraceae (Korbblütler) Asteraceae (Korbblütler) Mit zwei bis drei gegenständigen (!), sitzenden Als Schmuck- und Heilkraut begehrt, dadurch Blattpaaren eine Ausnahme unter den Korbblüt- selten geworden und teils ausgerottet. Die Berg- lern. Gelbe Blütenfarbe durch Karotinoide. Seit bauern verwendeten sie als Hausmittel gegen alters her geschätztes Heilmittel. Eine Salbe Fieber, Lungen- und Rippenfellentzündung, als daraus hilft gegen Verstauchungen, Rheuma- magenstärkendes Mittel und zum Würzen von tismus oder zur Wundheilung bei Verletzungen. Likör. Hautreizungen und Allergien sind bei äußer- licher Anwendung nicht selten. Das Vieh meidet die Pfl anze, vermutlich wegen ihres Gehaltes an Bitterstoffen. Arnikatee wurde früher bei Herz- beschwerden getrunken, doch Vorsicht bei inne- rer Anwendung: Außer ätherischen Ölen (duften aromatisch, harzig-würzig) ist stark giftiges He- lenalanin enthalten (Herzgift, bei Überdosierung Todesfälle). Auch in Haarwaschmitteln und Ba- dezusätzen. Früher für Räucherungen und Räu- cherkerzen verwendet.

7 Artemisia vulgaris Astrantia major (Gewöhnlicher Beifuß) (Große Sterndolde) Asteraceae (Korbblütler) Apiaceae (Doldenblütler) Alte Heilpfl anze: gegen Bronchitis, Steißlagen, Sternförmige Hüllblätter täuschen eine einzige Ermüdung der Füße, menstruationsfördernd. große Blüte vor, was für Doldenblütler ganz Hilfsmittel bei Epilepsie und anderen Krämp- untypisch ist, ebenso dass die kleinen Einzel- fen. Bedeutender Heuschnupfenerreger. Häufi g blüten noch einen deutlichen Kelch besitzen. gebrauchtes Küchengewürz mit herbwürzigem Bei einbrechender Dunkelheit krümmen sich Geruch, z.B. für Gänsebraten, fördert die Ver- die Doldenstiele nach unten, so dass der Pollen dauung. Weniger giftig als vorige Art. Ist eines vor Feuchtigkeit geschützt ist. Der Wurzelstock der „Johanniskräuter“ und wird zu Johanni zum früher als „Radix sive nigrae“ offi zinell, wird Sonnwendgürtel gegen Zauberei und böse Dä- noch heute in der Volksheilkunde als magen- monen um Bauch oder Hüfte gewunden. Schützt stärkendes Mittel verwendet. Die Almbauern Mensch und Vieh gegen Zaubereien aller Art, mischen ihn als appetitanregendes Mittel unter auch für Liebeszauber. das Viehfutter. Die hübsche Pfl anze wurde von Albrecht von Haller (1729) in seinem berühmten Lehrgedicht „Die Alpen“ folgendermaßen be- Astragalus (Tragant-Arten) schrieben: „Dort wirft ein glänzend Blatt, in Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Finger ausgekerbt, auf einen hellen Bach den grünen Widerschein; der Blumen zarter Schnee, Die Gattung ist mit 1600 Arten über den größten den matter Purpur färbt, schließt ein gestreifter Teil der nördlichen Halbkugel verbreitet. Minde- Stern in weißen Strahlen ein.“ Der Ähnlichkeit stens zwölf, meist in Vorderasien beheimatete ihrer Blätter mit dem Sanikel verdankt die Art Arten liefern den Tragant-Gummi, der in der In- den Volksnamen Schwarzer Sanikel (nach dem dustrie, vor allem aber in der Medizin verwendet schwarzen Wurzelstock). Weitere Volksnamen wird. Gebrauch als Heilmittel schon im Altertum, sind Sternblume, Stränze, Moister, Rietdolden später bei Arabern bekannt, z.B. bei Augen- und und Holznägeli. Brustleiden. Heute vor allem als Bindemittel für Pillen und Klistiere, aber auch gegen Husten, Nieren- und Blasenleiden verwendet.

8 intensiv gebildet, da die durch Assimilation ge- bildeten Zucker nachts wegen oft zu niedriger Temperaturen von vielen Pflanzen nicht mehr in Stärke umgewandelt werden könnnen, sondern nur noch in diese Farbstoffe. Nicht nur ihr deut- B scher, sondern auch ihr botanischer Name soll an Trauer erinnern: Altmeister Linné benannte die düstere Pflanze zum Gedenken an seinen Freund, den deutschen Kolonialarzt und Natur- forscher Johann Bartsch, der im Alter von 28 Jahren in Surinam/Südamerika dem tropischen Klima zum Opfer fiel.

Biscutella laevigata Biscutella laevigata (Brillenschötchen) (Brillenschötchen) Brassicaceae (Kreuzblütler) Die Schote sieht aus wie eine winzige Brille. Der botanische Name kommt vermutlich von den Worten bi (= zwei) und scutum (= Schild) sowie laevis (= glatt). Hat reich entwickeltes Wurzelsy- stem, so besonders auf beweglichem Schutt.

Bistorta officinalis (= Polygonum bistorta) (Schlangen-Knöterich) Polygonaceae (Knöterichgewächse) Der botanische Name stammt aus dem Griechi- schen: bistorta von bis (= zweimal ) und torta (= gedreht); hat zweimal gedrehten Wurzelstock. Wegen der schlangenartig gebogenen Rhizome galt die Pflanze als Mittel gegen Schlangenbiss (nach mittelalterlicher Signaturenlehre), wurde Bartsia alpina (Alpenhelm, außerdem gegen Pest und Blutkrankheiten be- Alpen-Trauerblume) nutzt. Das Rhizom wurde früher als Gerbstoff- Scrophulariaceae (Rachenblütler) droge verwendet, auch heute noch volksmedizi- nisch gegen Durchfall und bei Entzündungen der Halbschmarotzer, bildet gleich nach der Keimung Mundschleimhaut eingesetzt. Die jungen Blät- Haustorien (Saugorgane), mit denen sie sich an ter sollen ein ausgezeichnetes Gemüse liefern die Wurzeln benachbarter Pflanzen heftet. Dun- (Salat und Wildspinat). Viele Volksnamen, z.B. kle Färbung des Blütenstands kommt von Antho- Otternzunge, Lämmerzunge, Hammelschwanz, cyanen (blauroten Farbstoffen), die hier sogar in Lampenputzer. Volksglauben: Das Kraut wurde den oberen Laubblättern das Chlorophyll über- den Kühen gereicht, damit die versiegte Milch lagern. Sie werden im Alpenklima besonders wiederkehrt.

9 Bistorta vivipara (= Polygonum viviparum) (Lebendgebärender Knöterich, Knöllchen-Wiesenknöterich) Polygonaceae (Knöterichgewächse) Pseudoviviparie: Besitzt direkt unter dem Blü- tenstand Brutknospen (mit Stärke gefüllte Knöll- chen). Aus den Knöllchen treiben im Sommer kleine Blättchen aus, im Herbst fallen sie als fertige Pflanzen auf den Boden oder werden „zufällig“ über den Kropf von Schneehühnern verbreitet, deren Lieblingsspeise sie sind. Ist eine alte Glazialpflanze, deren Reste in eiszeit- lichen Ablagerungen (den Silberwurz-Tonen) gefunden wurden. Knöllchen wurden in Island zum Brotbacken verwendet. Wird vom Weide- vieh verschmäht. Galt in alten Zeiten als Zauber- pflanze: Wenn die Kühe verhext waren und keine Milch mehr gaben, verfütterten die Sennen die- ses Kraut und die versiegte Milch floss wieder; daher die Namen „Bring ma’s wieder“, „Wieder- kumm“ und „Verloren-Kehrwieder“.

10 Clematis alpina (Alpenrebe, Alpen-Waldrebe)

C

Calamintha alpina (= Acinos alpinus) (Alpen-Steinquendel) Lamiaceae (Lippenblütler) Ganze Pflanze aromatisch pfefferminzähnlich duftend. Enthält dieselben wirksamen Inhalts- stoffe (hauptsächlich ätherische Öle) wie das verwandte Bohnenkraut, wenn auch in gerin- gerem Ausmaß. Gelegentlich brauchen ihn die Älpler noch zum Würzen von Käse oder in der Volksmedizin als magenstärkendes und nerven- stimulierendes Mittel. Caltha palustris (Sumpf-Dotterblume) Calluna vulgaris (Heidekraut, Besenheide) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Bei Regen sind die Blüten geöffnet und fül- Ericaceae (Heidekrautgewächse) len sich mit Wasser. Staubbeutel und Narben Wird nur zehn bis 15 Jahre alt. Die ledrigen Roll- stehen auf gleicher Höhe wie der Wasserspie- blätter stellen eher eine Anpassung an stick- gel, so dass es zur Selbstbestäubung kommt stoffarme Böden dar als an Trockenheit. Schau- (Regenbestäubung). Aufschlagende Regentrop- wirkung durch gefärbte Kelchblätter, Kronblätter fen schleudern die Samen heraus: Regenballist. unscheinbar. In der Volksmedizin als harntrei- Angaben zur Giftigkeit sind widersprüchlich. Im bendes und blutreinigendes Mittel und bei rheu- Mittelalter als angebliches Mittel gegen Gelb- matischen Erkrankungen verwendet. Ehemals sucht benutzt. Die gelben Blüten wurden früher wichtig zur Herstellung von Besen. Orakelpflan- zum Färben der Butter gebraucht. Die gekochten ze des Winters: Es gibt einen strengen Winter, und in Essig eingelegten Blütenknospen wurden wenn das Heidekraut bis in die Spitzen blüht. als Kapernersatz gegessen.

11 Campanula barbata Capsella bursa-pastoris (Bärtige Glockenblume) (Hirtentäschel) Campanulaceae Brassicaceae (Kreuzblütler) (Glockenblumengewächse) Eines der hartnäckigsten und unangenehmsten Die bis zu fünf Millimeter langen Haare innen an Unkräuter, pro Jahr bis vier Gene­rationen mög- den Lappen der Blumenkrone sind wahrschein- lich, pro Pflanze bis 64 000 Samen. In den Alpen lich zur Abwehr gegen Honig raubende, aufkrie- bis 3000 Meter Höhe. Die Früchte gleichen in der chende Insekten (Ameisen, Ohrwürmer). Die Form einer Tasche, wie sie die Hirten früher tru- Blüte dient als Herberge für kleine Insekten, die gen. Der botanische Name kommt aus dem La- Differenz zur Außentemperatur kann einige Gra- teinischen: capsa (= Tasche), bursa (= Tasche) de betragen. Charakterart der Borstgrasrasen. und pastor (= Hirt). Heilpflanze bei Blutungen, Ein isoliertes Vorkommen in Süd-Norwegen ist Wirkung umstritten. Junge Blätter als Beigabe vermutlich auf die Eiszeiten zurückzuführen. Die zu Salat und Gemüse, Samen als Pfefferersatz. nicht selten vorkommende, rein weißblütige Mu- Aus den Samen wurde ein gut brennendes Öl tante heißt in Kärnten „Mähderkraut“ und gilt gepresst. auf dem Hut der Mähder als Zeichen besonderer Tüchtigkeit. Weitere Volksnamen wie Kuhglocke, Cardamine pratensis Himmelsglöckle und Muttergottesglöckle. (Wiesen-Schaumkraut) Campanula thyrsoides Brassicaceae (Kreuzblütler) (Strauß-Glockenblume) Name: Am Stängel sieht man häufig weiße Schaumklümpchen, in denen die grünen Larven Campanulaceae der Schaumzikade leben. Sie saugen aus der (Glockenblumengewächse) Pflanze Saft, der durch die Atemluft schaumig Zweijährig, einzige gelb blühende Glockenblu- aufgetrieben wird; Schaum wird „Kuckucks- me. Besiedelt gerne die „halbschürigen“ Mäh- speichel“ genannt und das Wiesen-Schaum- der der Kalkalpen, die nur alle zwei Jahre gemäht kraut deshalb auch Kuckucksblume. Kressege- werden und dadurch ihrem zweijährigen Lebens- schmack; enthält Senfölglykoside, Bitterstoffe rhythmus entgegenkommen. Ist eine alttertiäre und Vitamin C. Volksmedizin: Tee gegen Rheuma Art der südeuropäischen Gebirge. Ihre Stand- und andere Schmerzzustände. Junge Blätter und orte auf offenem Boden sowie ihre ungleichmä- Blütensprosse sind roh oder gekocht verwert- ßige Verbreitung lassen sie nicht als Reliktpflan- bar. Belebende Wirkung, regt die Körperdrüsen ze, sondern als Wanderpflanze erkennen. zur erhöhten Produktion an.

12 Carlina acaulis (Silberdistel) Centaurium erythraea Asteraceae (Korbblütler) (Echtes Tausendgüldenkraut) Trockenheitsanpassungen: Dornige Blätter und Gentianaceae (Enziangewächse) tief reichende Pfahlwurzel. Während der Nacht Alte, hoch geschätzte Arzneipflanze (Name: so und bei großer Luftfeuchtigkeit schließen die Hüllblätter zum Schutz der Blüten nach oben, viel wert wie tausend Gulden). Verwendung als daher die Namen Sonnenblume und Wetterdi- Tee gegen Magen-, Leber- und Gallenleiden, C stel. Ein Engel soll Karl dem Großen im Traum bei Appetitlosigkeit, Magersucht und Fieber so- die Silberdistel als wahres Heilmittel gegen die wie zur Blutreinigung. Die Bitterstoffe (bis drei Pest gezeigt haben; in dessen Heer verwendet. Prozent) wirken schon bei Berührung mit der Daher angeblich der Name Carlina bzw. Karls- Mundschleimhaut, indem sie heilende Reflexe blume. Wahrscheinlicher ist die Ableitung des auslösen, danach durch direkte Aufnahme in Namens von Cardulina (= kleine Distel). Das Rhi- den Körper tonisierend und stimulierend auf alle zom enthält ätherisches Öl, besonders das an- Verdauungsvorgänge. tibakterielle Carlinaoxyd. Die Wurzel wurde als Grippemittel, harntreibendes Mittel und gegen Greisenbrand gesammelt, in der Tiermedizin als Cephalanthera damasonium Mast- und Brunstpulver verwendet (Name Eber- (Weißes Waldvöglein) wurz). Die Blütenböden wurden früher ähnlich wie Artischocken gegessen (bei Almhirten Ja- Orchidaceae (Orchideen) gerbrot genannt), schmecken nussähnlich. Ma- Ernährung der zunächst unterirdisch wachsen- gische Wirkung bei Schlangenbissen. Der Name den Pflanze lange Zeit durch den Mykorrhizapilz. Irrwurz stammt von dem Glauben, dass jemand, Etwa im neunten Jahr wird das erste Laubblatt der darauf tritt, sich anschließend verirrt. gebildet, Beginn der Blühreife etwa ab zehntem Jahr. Blüten öffnen sich erst bei Temperaturen Carum carvi (Wiesen-Kümmel) über 25 Grad Celsius weit. Selbstbestäubung. Apiaceae (Doldenblütler) Cerastium latifolium Zweijährig, trittfest. Früchte mit drei bis sieben Prozent ätherischen Ölen, Hauptkomponen- (Breitblättriges Hornkraut) te Carvon. Alte Nutz- und Heilpflanze, schon Caryophyllaceae (Nelkengewächse) in Pfahlbauten gefunden, Anbau vor allem in Holland und Ostdeutschland. Arzneilich als Vereinigt die Eigenschaften von Schutt­deckern, magenstärkendes und krampflösendes Mittel. Schuttwanderern und Schuttüberkriechern: Mit Zum Würzen und zugleich zur Verbesserung der bis zu 80 Zentimeter langer Pfahlwurzel im Ge- Verträglichkeit blähungstreibender Speisen, röll verankert. Von einer unterirdischen Grund- Verwendung zu Brot, Salaten und Suppen. Wur- achse gehen unbewurzelte „Schopftriebe“ und zelrübe und junge Blätter als Gemüse geeignet. bewurzelte „Wander­triebe“ aus und kriechen Auch zur Likör- und Branntweinherstellung ver- durch den Schutt. Oberirdische Teile, die dem wendet. Ausräuchern des Hauses mit Kümmel Schutt aufliegen, können sich noch als „Wan- soll vor Flöhen, Läusen, Wanzen und Ameisen dertriebe“ bewurzeln. Auf Kalkschutt; bildet schützen. zusammen mit dem Einblütigen Hornkraut (C. uniflorum) auf kalkarmem Untergrund ein vikari- ierendes Artenpaar. Deutscher Name: Frucht ist hornförmig, gekrümmte Kapsel.

13 Chenopodium bonus-henricus Cirsium acaule (Guter Heinrich) (Stängellose Kratzdistel) Chenopodiaceae (Gänsefußgewächse) Asteraceae (Korbblütler) Ursprünglich in Wildlägern der Alpen, später als Botanischer Name kommt aus dem Griechi- Kulturfolger in das Flachland in dörfliche Rude- schen: kirsos (= Krampfader; wurde schon im Al- ralgesellschaften eingewandert. Ist durch Ver- tertum dagegen benutzt) und acaule (a = ohne; städterung der Dörfer stark zurückgegangen, kaulos = Stängel). Rote-Liste-Art. Der Name soll entweder an die Legende vom aussätzigen, armen Heinrich er- innern oder stammt von den althochdeutschen Cirsium spinosissimum Wörtern Heimrich, Heim (= Hofstatt) und rich (Alpen-Kratzdistel) (= häufig); gut essbar. Heilpflanze, die alsab- Asteraceae (Korbblütler) führend, blutreinigend und erweichend gilt, enthält Eisen und Vitamin C. Früher arzneilich Heißt übersetzt „Kratzigste aller Kratzdisteln“. gegen Hauterkrankungen verwendet. Die noch Kommt nur in den Alpen vor, sonst in keinem nicht blühenden jungen Pflanzen werden für Hochgebirge. Die bleichen, dornigen, ornamen- Spinat (anderer Name: Wilder Spinat) verwen- talen Hochblätter verstärken die Schauwirkung det. Etwa zwölf Zentimeter lange Triebe werden der Blüten. Sie dienten schon als Vorlagen für wie Spargel zubereitet. Im Balkan stellt man aus mittelalterliche Brokatstickereien und gotische den zerstoßenen Rhizomen ein wie Erdnussbut- Zierrate. Aus jungen Trieben werden Spinat und ter schmeckendes Konfekt her. Frühlingskräutersuppen bereitet, die dicken Wurzeln werden gekocht als Gemüse gegessen. In manchen Alpen­tälern auch als Schweinefutter Cicerbita alpina gekocht. Gilt als Weideunkraut, nur von Klein- (Alpen-Milchlattich) vieh werden die jungen Blütenköpfe gerne ge- fressen. Distel allgemein gilt in der Symbolspra- Asteraceae (Korbblütler) che der Blumen als Sinnbild der Wehrhaftigkeit. Bei Bergbauern sehr beliebt, weil er angeb- lich die Milchleistung der Kühe steigert, zahl- reiche Volksnamen wie Milchkraut, Milchdistel, Clematis alpina Schmettenwurz (Schmetten = Rahm), Chal- (Alpenrebe, Alpen-Waldrebe) berchernechrut beziehen sich darauf. Wird in Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) manchen Gegenden der Westschweiz als Tzou- gras eigens zu Futterzwecken gesammelt. Die Die einzige Liane der Alpen, Alpenklima eher Lappen essen die bitter schmeckenden Stängel ungünstig für rankende Lebensformen (Lianen in Rentiermilch gekocht als Gemüse. Als Schma- brauchen hohe Luftfeuchte und Lichtmangel). rotzer gelegentlich mit Unmengen von grünlich schillernden Blattkäfern, die die Blätter bis auf die Blattrippen kahlfressen.

14 Colchicum autumnale Crepis (Pippau-Arten) (Herbst-Zeitlose) Asteraceae (Korbblütler) Colchicaceae (Zeitlosengewächse) Das Wort crepis bedeutet Schuhsohle (Form der Der Pollenschlauch benötigt Monate bis zum Blätter). Pippau kommt aus dem Slawischen Eindringen in die Samenanlage, die Befruch- (polnisch = pepewa) und galt für das verwandte tung erfolgt im Winter, Fruchtreife im Juni/Juli Pfaffenröhrlein/Löwenzahn (Taraxacum offi ci- C des folgenden Jahres. Stark giftig in allen Teilen, nale). besonders in den Samen und Wurzeln durch das jahrelang beständige Zell- und Kapillargift Crepis aurea (Gold-Pippau) Colchicin. Bereits 20 Milligramm dieses Alkalo- ids bzw. etwa ein bis fünf Gramm Samen sind Asteraceae (Korbblütler) für den Menschen tödlich. Wirkung erst nach Im Köpfchen oft über 100 Einzelblüten. Bei trü- Stunden, Tod nach ein bis zwei Tagen. Arzneilich bem Wetter Köpfchen geschlossen. Die orange- gegen Gicht, Haut erkrankungen, als Abführ- und gelben Blüten werden mit Vorliebe von ähnlich Brechmittel sowie in der Homöopathie verwen- gefärbten Schmetterlingen (Kleiner Fuchs, Du- det. Wirkt stark depressiv. Die Pfl anze wird vom katenfalter, Perlmutterfalter) besucht, mögli- Vieh gemieden. Vergiftungen auch über die cherweise aus Tarnungsgründen. In der Schweiz Milch der weniger empfi ndlichen Schafe und werden die Blüten heute noch gelegentlich zum Ziegen. Colchicin hemmt die Mitose und wird in Färben von Butter und Käse verwendet. der Pfl anzenzüchtung zur Erzeugung polyploider Zellen benutzt.

Convallaria majalis (Maiglöckchen) Convallariaceae (Maiglöckchengewächse) Auch der botanische Name bezieht sich auf die Blütezeit im Mai: lateinsch majalis (= im Mai). Alle Teile der Pfl anze giftig (Digitalis-Glykoside und Saponine), schon einige Beeren können tödlich sein. Die Beeren werden als Winter steher evtl. entgiftet. Wegen der herzwirksamen Digita- lis-Glykoside alte, noch heute wichtige Arznei- pfl anze. Aufgrund des Saponingehaltes waren die getrockneten Blüten Niesreiz erregender Bestandteil des früher beliebten „Schneeberger Schnupftabaks“. Alte Modepfl anze der Jahrhun- dertwende. Parfumpfl anze.

15 Crocus albifl orus (= vernus) Cypripedium calceolus (Frühlings-Krokus, (Gelber Frauenschuh) Weißer Safran) Orchidaceae (Orchideen) Iridaceae (Schwertliliengewächse) Die Ernährung erfolgt zuerst jahrelang über den Benötigt relativ nährstoffreiche (gedüngte) Wie- Wurzelpilz. Das erste grüne Blatt wird im vierten sen, auch in Lägerfl uren. Blätter haben Bohr- Jahr angelegt, die Blühreife erfolgt erst vom 14. spitze aus verdickten Zellen zum Durchstoßen bis zum 17. Jahr an. Blätter durch Längsfalten der Schneedecke. Blüten reagieren schon auf versteift, die das Wasser zum Stängel hin ablei- Temperaturschwankungen von 0,2 Grad Celsius, ten. Oft ausgerottet, z.B. durch Ausgraben. Duf- schließen schon bei größeren vorbeiziehenden tende Blüte mit der Form eines Frauenschuhs. Wolken. Pfl anze bildet im Boden kugelige Knol- „Kesselfallenblume“: Insekten, besonders Bie- len, jedes Jahr eine neue, die der alten aufsitzt. nen, dringen durch das Loch an der Labellumba- Der Crocus sativus (Safran) ist seit dem Altertum sis in den Kessel ein oder fallen in den Kessel, Heil-, Gewürz- und Färbepfl anze (Narben werden dessen glatte und glänzende Wände (mit Öl- verwendet, enthalten Crocetin, ein Carotino- überzug) einen Ausstieg verhindern. Bietet den id). Färbwirkung noch in einer Verdünnung von unfreiwilligen Gästen eiweiß- und zuckerhaltige 1:100 000. Eines der teuersten Gewürze: Für ein Futterhaare, die sie abweiden. Der einzige Weg Kilogramm benötigt man die Narben von etwa aus der Falle führt über den Geschlechtsappa- 150 000 Blüten. Das typische Aroma entwickelt rat (Gynostenium) hinweg zu einer fensterartig sich nach dem Trocknen. Gut zum Kochen in ge- durchsichtigen Wand, die eine Öffnung vor- ringsten Dosen; in höheren Dosen giftig, bereits täuscht. Auf diese Weise wird zuerst die Narbe fünf bis zehn Gramm führen zu ernsten bis töd- und dann zumindest eine der beiden klebrigen lichen Vergiftungen. Der goldgelben Farbe des Pollenmassen berührt. Zuweilen lauern Raub- Safrans wegen war der Krokus in der christlichen spinnen (z.B. Krabbenspinnen) in den Kesseln Literatur Symbol des Goldes und der höchsten und machen diese dann zur tödlichen Falle. Tugend, der Liebe. Aphrodisiakum. Krokuskrän- ze sollen vor Trunkenheit schützen.

Cyclamen purpurascens (Wildes Alpenveilchen) Primulaceae (Primelgewächse) Wohlriechend durch ätherische Öle. Knolle durch Saponine (Cyclamin) stark giftig, für den Menschen sollen schon zehn Gramm tödlich sein. Für Schweine nicht, für Fische jedoch sehr giftig. Die als Topfpfl anzen gezogenen Alpenveil- chen gehen auf die Art Cyclamen persicum (z.B. im Kaukasus) zurück.

16 Dryas octopetala (Silberwurz) D

Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut) Orchidaceae (Orchideen) Knollen sind zusammengedrückt und dreiteilig- handförmig; Name aus dem Griechischen: dac- tylos (= Finger) und rhiza (= Wurzel). Samen- Daucus carota (Wilde Möhre) keimung an spezifischen Wurzelpilz gebunden, Apiaceae (Doldenblütler) im Jugendstadium Pilzparasit. Knollen werden In der Mitte der Blütendolde befindet sich oft als Schleimdroge verwendet, vor allem in der eine durch Anthocyane schwarzrot gefärbte Kinderheilkunde. Im Aberglauben galten die am „Möhrenblüte“: Kontrastfärbung, die Insekten Johannistag ausgegrabenen Knollen („Johannis- zur scheinbaren Blütenmitte lockt. Urform von händchen“) als Glücksbringer. Möhren bzw. Karotten. Die orangerote Färbung stammt von weitgehend auskristallisierten Karo- Daphne mezereum tinen. Alte, schon den Germanen bekannte Kul- turpflanze. Ist reich an Zuckern, Vitamin B und (Gemeiner Seidelbast) C sowie Provitamin A (= Beta-Karotin). Frischer Thymelaeaceae (Seidelbastgewächse) Möhrensaft wird in der Säuglingsernährung, bei Einzige heimische Art mit Blüten direkt am Vitamin A-Mangel und als schwaches Wurmmit- Stängel (bei Tropenpflanzen sehr verbreitet). tel verwendet. Stark duftend. Alle Teile sind giftig, schon we- nige Früchte tödlich. Name Kellerhals vom wür- Dianthus (Nelken-Arten) genden Gefühl bei Vergiftungen. Bei Berührung der frischen Zweige sind Hautreizungen und Caryophyllaceae (Nelkengewächse) blasige Geschwüre möglich. Bachstelzen und Nelken begleiten den Menschen seit alter Zeit. Drosseln sind gegen das giftige Fruchtfleisch Medizinische Anwendung bei Magenverstim- anscheinend immun und speien die Steinkerne mung und Fieber. Nelkenduft wurde für Essig, wieder aus, sie tragen dadurch zur Verbreitung Bier, Wein, Saucen und Salate verwendet, Blü- bei. ten kandiert.

17 Dianthus carthusianorum rührung sind bekannt. Der Wirkstoff wird heute vor allem von der balkanischen Art D. lanata (Karthäuser-Nelke) gewonnen. In der nordischen Mythologie war Caryophyllaceae (Nelkengewächse) der Fingerhut den Elfen zugeordnet. Wenn sie im Mondschein ihren Reigen tanzten, setzten sie Durch Rückgang der Schafweide gefährdet. Duft seine Blüten als Hüte auf. sehr angenehm durch das ätherische Öl Euge- nol, das auch in der Gewürznelke (gehört zu den Myrtengewächsen) vorkommt und im arzneilich Doronicum grandiflorum verwendeten Nelkenöl enthalten ist. (Großblütige Gämswurz) Asteraceae (Korbblütler) Dictamnus albus (Diptam) Gehört zum Typus der Schuttstrecker, die sich Rutaceae (Rautengewächse) durch das lose Material durcharbeiten, ohne Gefährdet durch Ausgraben und Rückgang des ihm jedoch erheblichen Widerstand zu leisten. Niederwaldbetriebes, da die Pflanze offenbar Wächst auf Kalk und bildet zusammen mit der kaum länger als 20 Jahre auf vollschattigem Zottigen Gämswurz (D. clusii) auf Silikatgestei- Waldboden überdauern kann. Zitroniger bis nen ein vikariierendes Artenpaar. Kraut, Wur- zimtartiger Duft (selbe Pflanzenfamilie wie Zi- zelstock und Blüten enthalten einen Süßstoff, trusfrüchte), enthält sehr viele ätherische Öle. weshalb die Pflanze gern von Gämsen, Hirschen Die Ausdünstung ist so stark, dass man die und Ziegen gefressen wird (Volksnamen: Hirsch- Duftwolke gelegentlich mit dem Streichholz an- wurzen, Zigerchrut). Die Sennen verwenden das zünden kann; die Pflanze nimmt dabei keinen Kraut zum Würzen des Kräuterkäses. Da die Schaden. Brennender Busch der Bibel. Früher Pflanze von Gämsen so gerne gefressen wird arzneilich verwendet (Magenmittel). und diese schwindelfrei sind, erhofften sich zu- mindest Gämsjäger, Wilderer und Dachdecker vom Verzehr der Wurzel Schwindelfreiheit. Sie Digitalis purpurea sollte darüber hinaus sogar noch kugelsicher (Roter Fingerhut) machen, wenn sie an einem Freitag bei Neu- mond und vor Sonnenaufgang gegraben würde. Scrophulariaceae (Rachenblütler) Als Mittel gegen Schlaflosigkeit müsse sie bei Zweijährig. Die dunklen, hell umrandeten Fle- zunehmendem, gegen Schlafsucht bei abneh- cken auf der Blütenunterseite sind wohl Staub- mendem Mond gegraben werden. beutelattrappen, die Hummeln an­locken. Der botanische Name stammt aus dem Lateinischen: Draba aizoides digitale (= Fingerhut). Unangenehmer Geruch und stark bitter schmeckend. Wurde erst spät (Immergrünes Felsenblümchen) als offizinell erkannt. Die Entdeckung der Digi- Brassicaceae (Kreuzblütler) talis-Glykoside als Herzmittel für die moderne Medizin ist dem englischen Arzt William Withe- Gehört zum Grundstock der nivalen Flora und ist ring (1741–1799) zu verdanken, der als Arzt im an extreme Standorte ausgezeichnet angepasst: Allgemeinen Krankenhaus Birmingham diese immergrüne, ledrige Blätter; die im Herbst vor- Pflanze zehn Jahre eingehend prüfte und seine gebildeten Blüten können auch ohne Schnee- Ergebnisse dann 1786 veröffentlichte. Vergif- schutz überwintern; bei schlechtem Wetter tungen durch Überdosierung nicht selten, schon Selbstbestäubung möglich; Früchte reifen erst 0,3 Gramm getrocknete Blätter sind für Erwach- im Winter nach (Wintersteher). sene giftig. Sogar Vergiftungen durch bloße Be-

18 Drosera (Sonnentau-Arten) Dryas octopetala (Silberwurz) Droseraceae (Sonnentaugewächse) Rosaceae (Rosengewächse) „Fleischfressende“ (karnivore) Pfl anzen. Der Der markanteste Typus eines „Spalierstrau- Tierfang dient vor allem der zusätzlichen Ge- ches“. Kann bis 100 Jahre alt werden, Jahresringe winnung von Stickstoffverbindungen auf nähr- oft nur 0,1 Millimeter breit. Weißfi lzige Behaa- salzarmen Böden. Die Fangblätter sind am Rand rung der Blattunterseite als Trans pirationsschutz mit langgestielten, durch Eiweißstoffe reizbaren für die außerdem nach innen verlagerten Spalt- Drüsenzotten (Tentakeln) besetzt. Diese schei- öffnungen. Trieb- und Blütenknospen werden den an der Spitze einen zähfl üssigen, glän- schon in der vorhergehenden Vegetationspe- D zenden (Name Sonnentau!), duftenden Tropfen riode angelegt. Hat Wurzelknöllchen mit Luft- ab, der unter anderem Eiweiß spaltende Enzyme stickstoff bindenden Actinomyceten und einen und Ameisensäure enthält. In der Blattmitte be- symbiotischen Wurzelpilz, der bei der Wasser- fi nden sich kurzstielige Verdauungsdrüsen. Win- aufnahme hilft. Oft ausgezeichnet fossil erhal- zige Insekten, z.B. kleine Mücken, werden vom ten; Blüten, Früchtchen und Pollen haben in Fangschleim festgehalten. Die gereizten Tenta- eiszeitlichen Tonablagerungen zigtausende von keln neigen sich zur Blattmitte hin und das Blatt Jahren überstanden. War mit Ausklingen der Eis- beginnt sich einzukrümmen. Nach mehreren Ta- zeit über ganz Deutschland verbreitet (Nachweis gen ist die Verdauung beendet und die Blätter über Pollenanalysen), danach wurde diese Zeit krümmen sich zurück. Nur der Chitinpanzer wird Dryas-Zeit (Silberwurzzeit) genannt. Bildet heu- nicht verdaut. Die Gattung hat ihre Hauptver- te z.B. in Nordschweden zusammen mit Moosen breitung in Südost-Australien, wo sogar halb- und Flechten die Hauptvegetation der Tundra. strauchig kletternde Arten vorkommen. Wird Oft mit den Flüssen herabgeschwemmt. Wurde arzneilich als Bestandteil von Hustenmitteln im 16. Jahrhundert Chamaedrys genannt, bedeu- verwendet, wobei der Bedarf vor allem durch Im- tet Zwergeiche; von den griechischen Worten porte gedeckt wird. In der Volksmedizin als Saft chamei (= zwergartig) und drys (= Eiche); die gegen Warzen, Asthma und als Aphrodisiakum Blättchen sind am Rand eichenähnlich einge- für Haustiere („Bullenkraut“) angewandt. kerbt. Carl von Linné gab ihr im 19. Jahrhundert den Gattungsnamen Dryas; lateinisch octopeta- la (= achtblättrig; meistens acht weiße Blüten- blätter). Hilft laut Kräuterpfarrer Künzle gegen Schlaganfall.

19 europa (dort nördliche Stammart mit größeren und aromatisch schmeckenden Beeren) in Men- gen verzehrt, besonders nach Frost. Die Lappen lassen sie in Milch einfrieren als Vorrat für den Winter, die Inuit essen sie als Delikatesse ver- mischt mit breiartig zerschlagener Dorschle- ber, in Island bewahrt man sie in saurer Milch auf oder trinkt den Fruchtsaft und auf Grönland verzehrt man sie mit Seehundspeck vermengt. In Norwegen bereitete man im Mittelalter Wein daraus.

Equisetum (Schachtelhalm-Arten) Equisetaceae (Schachtelhalmgewächse) Der Name Schachtelhalm rührt daher, dass man die Sprossachse aus der von den Blättern gebil- deten Scheide herausziehen und wieder zurück- stecken kann. Rhizome werden bis sechs Meter Euphrasia (Augentrost-Arten) lang. Vermehrung durch Ausläufer und sogar durch einzelne, zerhackte Sprossstücke. Pflanze enthält bis zu sieben Prozent Kieselsäure. Arz- Empetrum nigrum neilich werden die unfruchtbaren Sommerwe- del des Acker-Schachtelhalms (E. arvense) als (Schwarze Krähenbeere) harntreibendes Mittel verwendet, bei Rheuma, Empetreaceae (Krähenbeerengewächse) Entzündungen, Nierenleiden, Harngrieß; früher auch bei TBC. Nach Kneipp sehr zusammenzie- Wird über 80 Jahre alt. Blattrand umgerollt, so hende Kraft, reinigt Blut, Magen, Nieren und dass die unterseitigen Spaltöffnungen nur durch Blase, auch äußerlich reinigend und zusammen- einen schmalen Spalt mit der Außenluft in Ver- ziehend bei Ausschlag und Wunden. Der alte bindung stehen. Dies ist wohl eher eine Anpas- Volksname Zinnkraut bzw. Scheuerkraut weist sung an Mineralsalzarmut des Bodens (wegen auf seine frühere Verwendung zum Scheuern beschränkter osmotischer Variabilität?) als an von Pfannen hin. Trockenheit. Legt Blüten schon im Spätsommer für das kommende Jahr an. Der Name bezieht sich auf die Verdauungsverbreitung durch Krä- Erigeron (Berufkraut) hen und andere Vögel. Früchte schmecken säu- Asteraceae (Korbblütler) erlich bitter und wirken wegen ihres Gehaltes an Andrometoxin leicht berauschend und Schwin- Der deutsche Name kommt von berufen (= be- del erregend, Pflanze wird auch Rauschbeere schreien). Der Name verweist auf die Vorstel- genannt. In der Volksmedizin wurden Beeren lung, die Pflanze würde gegen das „Berufen“ wegen ihres hohen Gehaltes an Vitamin C gegen durch Hexen und Zauberer schützen. Dort wo Skorbut und dank ihres Gerbstoffgehaltes gegen man Krankheiten als Folge der Berufung seitens Durchfall verwendet. Die Früchte sind roh und böser Leute annahm, wurden Waschungen oder gekocht essbar und werden vor allem in Nord- Räucherungen mit so genannten Berufkräutern

20 oder Berufskräutern vorgenommen, unter de- Euphorbia (Wolfsmilch-Arten) nen auch die Gattung Erigeron gebräuchlich war. Besonders kleinen Kindern legte man es in Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse) die Wiege, es sollte aber auch vor Wetterschä- Gattung umfasst weltweit etwa 2000 Arten, den bewahren und das Vieh vor Hexen schützen. auch kakteenähnliche. Alle Wolfsmilch-Arten Dazu mischte man es unter das Futter, gab es in enthalten Milchsaft, der unter Druck steht und das Trinkwasser oder steckte es in die Stalltür. bei Verletzung sofort austritt, Funktion: Wund- Der botanische Name stammt aus dem Griechi- verschluss und Fraßschutz. Die meisten Arten schen: eri (= früh) und geron (= Greis). Er be- durch hautreizende Diterpenester im Milchsaft zieht sich auf die bald nach der Blüte erschei- stark, eventuell sogar tödlich giftig. Werden vom nenden weißen Haare der Früchte. Vieh gemieden, doch sind Vergiftungen durch Heu möglich. Der Milchsaft wird gelegentlich als Eritrichium nanum Mittel gegen Warzen verwendet, doch sollte man E wegen der Giftigkeit davon unbedingt Abstand (Himmelsherold) nehmen, zumal eine entsprechende Wirkung oh- Boraginaceae (Raublattgewächse) nehin umstritten ist. Blüten mit feinem, primelähnlichem Duft. Selten, zwischen 2500 und 3390 Metern auf kalkarmem Euphorbia cyparissias Gestein. In Europa einzige Art der Gattung, Ur- (Zypressen-Wolfsmilch) sprung wohl in Asien. Das lückige Vorkommen in den Alpen lässt darauf schließen, dass die Art Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse) das Gebiet schon vor den letzten Eiszeiten be- Oft missgebildet (mit kleinen ovalen statt line- siedelte und diese auf den eisfreien Gipfeln als alen Blättern) durch Infektion mit dem Erbsen- Nunatakkerpflanze überdauert hat. Ausgespro- rostpilz (Uromyces pisi). chen hochalpine Nivalpflanze: Hat Pfahlwurzel und Polsterwuchs, zottiger Haarmantel schützt vor Verdunstung. Wird bis 30 Jahre alt. Euphrasia (Augentrost-Arten) Scrophulariaceae (Rachenblütler) Eryngium alpinum Halbschmarotzer, der mit Hilfe von Saugwurzeln dem Xylem der Wirtswurzeln Wasser und Nähr- (Alpen-Mannstreu) salze entzieht. Können im Gegensatz zu anderen Apiaceae (Doldenblütler) Halbschmarotzern auch leben ohne zu parasitie- ren. Samen keimen nur im chemischen Einfluss- Doldengewächs im Gewand einer Distel. Schö- bereich des Wirts. Kann bei Massenauftreten nes Beispiel für extrafloralen Schauapparat: den Weideertrag und damit die Milchleistung amethystfarbene Hochblätter. Dornige Blüten- beträchtlich mindern, hat deshalb auch Volks- hülle schließt sich bei Nässe und Dunkelheit namen wie Woaddieb und Millidiab. Der bota- und wehrt Schnecken, Raupen und das Weide- nische Name kommt vom griechischen Wort eu- vieh ab. Der Gattungsname Mannstreu soll von phrosie (= Freude, Frohsinn). Abkochungen des der Verwendung des nahe verwandten Feld- Krautes werden in der Volksmedizin bei Augen- Mannstreu (E. campestre) als Aphrodisiakum leiden angewandt. Der Gebrauch geht auf die und Liebeszauberwurzel herrühren. mittelalterliche Signaturenlehre zurück (die Blü- ten ähneln Augen und Wimpern). Da tatsächlich eine gewisse entzündungshemmende Wirkung vorliegt, war die Augenähnlichkeit vermutlich Merkhilfe für die Verwendung.

21 Samen) zu Vergiftungen führen. Früher wichtig für die Schweinemast. Holz vielseitig verwend- bar, besonders als Brennholz, Rohstoff für die Zelluloseindustrie und Möbelholz; da es ziem- lich „arbeitet“, wird es meist gedämpft, wo- durch es rötlicher wird. Früher zur Gewinnung von Holzessig und zur Herstellung von Holzgeist (= Methanol) verwendet. Die an Pottasche (Kali- umcarbonat) reiche Asche wurde früher für die Waschlauge benutzt. Eine sehr frühe Verwen- dung des Holzes ist die Anfertigung von Schreib- tafeln (Buchdruck!), auf die unser Wort „Buch“ zurückgeht. Die weit verbreitete Vorstellung der geringeren Blitzanfälligkeit (... doch die Buchen sollst du suchen) ist falsch. Die Einschläge in der Buche werden wegen der glatten Rinde besser abgeleitet als durch die raue Borke der Eiche und hinterlassen daher kaum Spuren.

Filipendula ulmaria (Echtes Mädesüß) Rosaceae (Rosengewächse) Die Blüten haben starken Honigduft, mandelar- Filipendula tig. Der deutsche Name kommt vermutlich vom ulmaria (Echtes althochdeutschen „met“; die Blätter wurden Mädesüß) dem Met genannten, bierähnlichen Honigge- tränk beigemischt. In England noch heute zum Süßen von Met, Wein und Bier verwendet. An- dere Namensdeutungen: Nach der Mahd auf Flä- chen mit Mädesüß duftet das Heu sehr süß, au- ßerdem sollen früher junge Mädchen die Blüten in den Ausschnitt gesteckt haben. Ist fiebersen- Fagus sylvatica (Rot-Buche) kend, entzündungshemmend und entwässernd. Fagaceae (Buchengewächse) Volksmedizinisch gegen Gicht und Rheuma an- gewendet. Wegen des Gehaltes an Salicylsäure Wird maximal 44 Meter hoch, über 300 (angeb- als Kopfschmerztee zu empfehlen, wird verwen- lich bis 900) Jahre alt und bis zwei Meter dick. det wie Aspirin (das Acetylsalicylsäure enthält) Krone eines Baumes kann bis zu 450 Quadrat- – bei Erkältungen, Grippe, Gliederreißen, Gicht, meter bedecken. Nüsse enthalten 25 Prozent Nieren- und Blasenbeschwerden, Blasenstei- fettes Öl, daraus wurde früher Speiseöl gewon- nen, Arterios­klerose, Schlaflosigkeit und gegen nen. Schwerkraftverbreitung als „Plumpsfrüch- Durchfall. Junge Triebe und Wurzeln sind als Ge- te“ und Speicherverbreitung durch Eichhörn- müse geeignet. Zum Aromatisieren von Gelees chen und Eichelhäher. Bucheckern enthalten und Getränken und für Duftsträuße. Beliebtes unter anderem Blausäure-Glykoside und können Streukraut zur Luftverbesserung in Räumen. Gilt deshalb in größerer Menge (z.B. bei mehr als 50 als eine der heiligen Pflanzen der Druiden.

22 Fragaria vesca (Wald-Erdbeere) Rosaceae (Rosengewächse) Bestäubung durch Kerbtiere. Früchte enthal- ten bis zehn Prozent Zucker, außerdem in 100 Gramm Früchten 60 Milligramm Vitamin C. Me- dizinisch angewendet gegen Gicht, Rheuma, Ko- liken, Ruhr, Geschwüre und Frostbeulen, für die Leber, zudem guter Kindertee. Gartenerdbee- ren sind durch Kreuzungen mit amerikanischen Arten entstanden. Wald-Erdbeeren gelten in manchen Gegenden als gesund für Männer und schlecht für Frauen, so bedeutet ein schwei- zerisches Sprichwort: „Die Erdbeeren helfen einem Mann aufs Ross und dem Weibervolk un- F ter den Boden“.

Frangula alnus G (Gewöhnlicher Faulbaum) Gentiana lutea Rhamnaceae (Kreuzdorngewächse) (Gelber Enzian) Name kommt vom fauligen Geruch der Borke. Alle Teile sind durch Anthrachinonglykoside gif- tig. Unreife Früchte führen zu Brechdurchfall. „Faulbaumrinde“ ist ein altbekanntes, auch heute noch arzneilich viel verwendetes, dick- darmwirksames Abführmittel, Vorsicht bei Über- dosierung. Holz früher zu Schießpulverkohle verarbeitet, daher auch der Name Pulverholz. Galium verum (Echtes Labkraut) Rubiaceae (Rötegewächse) Psychotherapeutikum wie Johanniskraut bei Nervosität und Depression. Wie G. mollugo frü- her zur Gerinnung von Milch verwendet. Bei der Herstellung des englischen Chesterkäses dient es als Hilfsmittel für die kräftige Färbung und ist verantwortlich für den besonderen Geschmack. In Schottland wird diese Art noch heute als Fär- bemittel verwendet; Wurzeln färben rot, Blüten gelb. Wächst auf edlen, Glück bringenden Plät- zen. Magisches Schutzmittel für Frauen und Kin- der, Heilmittel gegen Epilepsie, besonders wenn durch unheilige Einflüsse verursacht, Schutzen- gel stärkend.

23 Gentiana (Enzian-Arten) Hexen schützen. Weitere Volksnamen sind Blaue Kreuzwurz (nach den kreuzgegenständigen Gentianaceae (Enziangewächse) Blättern), Geißleitern (nach den leiterförmigen Die Gattung umfasst weltweit 300 bis 400 Arten, Schattenblättern), Herbst-Enzian und Hirsch- vorwiegend in den Gebirgen der nördlich gemä- brunft-Enzian (nach seiner späten Blütezeit). ßigten Zonen, aber auch in den Anden, fehlt in Afrika. In Mitteleuropa etwa 35 Arten, meist in Gentiana clusii (Clusius-Enzian) den Alpen. Typisch für die Enziane sind die ge- genständigen Blätter. Bei den meisten Arten Gentianaceae (Enziangewächse) schließen sich die Blüten bei bewölktem Himmel Vorkommen in den Alpen, Karpaten und im und kühler Luft, auch bei Erschütterungen durch Schwarzwald, als Eiszeitrelikt in den oberbaye- Hagel, Regen und starken Wind. rischen Mooren und Heidewiesen des Alpenvor- landes. Wächst auf Kalk und bildet zusammen Gentiana acaulis (= kochiana) mit dem Koch-Enzian (G. acaulis) auf sauren Böden ein vikariierendes Artenpaar, das früher (Koch-Enzian, Stängelloser zu einer Art zusammengefasst wurde. Blüten- Enzian) farbe kann variieren, außer azurblau auch weiß, violett, gelblich, himmelblau und blauweiß Gentianaceae (Enziangewächse) gestreift, auch gefüllte Blüten. Der botanische Die Blätter dienen durch nach innen geneigte Artname geht auf Charles Écluse (1526–1609), Rinnen als Wassersammler. Zugwurzeln hal- latinisiert „Clusius“ zurück, der Botanikprofes- ten die Rosette immer wieder dicht am Boden. sor in Leiden und Wien war, viele neue Arten be- Blüten werden bereits im September angelegt. schrieben hat und dem zu Ehren eine Reihe von Kronröhre innen mit auffälligen olivgrünen Tüp- Alpenpflanzen benannt wurde. felsaftmalen auf hellem Grund, die im durch- scheinenden Licht besonders gut sichtbar sind Gentiana lutea (Gelber Enzian) (bei Gentiana clusii fehlen sie). Blütenkrone dient als Windfang. Wächst auf sauren Böden Gentianaceae (Enziangewächse) und bildet zusammen mit dem Clusius-Enzian Wächst sehr langsam, blüht erst mit zehn Jahren, (G. clusii) auf Kalk ein vikariierendes Artenpaar. kann aber 40 bis 60 Jahre alt werden. Blüten im Vergleich zu anderen Enzian-Arten sehr einfach gebaut, Nektar wird offen dargeboten, deshalb Gentiana asclepiadea Bestäubung durch viele verschiedene Insekten (Schwalbenwurz-Enzian) möglich. Die miteinander verwachsenen Blatt- Gentianaceae (Enziangewächse) scheiden bilden Zisternen. Bis zu einem Meter lange Speicherwurzel fleischig verdickt, reich Der Name bezieht sich auf die Ähnlichkeit seiner an Zuckern (z.B. Gentiobiose) und an wertvollen Blätter mit der Schwalbenwurz (Vincetoxicum Bitterstoffen (Gentianopicrin und Amarogentin), hirundinaria). Die ganze Pflanze, besonders die letztere sind Schutz vor Tierfraß. Arzneilich als Wurzel, enthält wie alle Enziane bittere Glyko- Bittermittel, z.B. appetitanregender „Magenbit- side und wurde medizinisch verwendet. In der ter“ und für Schnaps. Zur Herstellung des Enzi- Volksheilkunde schrieb man ihm Heilkraft gegen anschnapses wird vor allem diese Art verwendet Tollwut zu und gebrauchte ihn bei Hundebiss (seltener die anderen hochwüchsigen Arten, z.B. (Bitzwurzen), in der Tierheilkunde als Mittel ge- G. punctata) und auch gezielt angebaut, da sie gen Klauenerkrankungen (Kloawurz). Als Zau- von allen Enzian-Arten den stärksten Gehalt an berkraut mit dem Namen Dorant sollte er vor Bitterstoffen hat. Schmeckt noch in einer wäss-

24 rigen Verdünnung von 1:200 000 deutlich bitter, riecht, soll Sommersprossen bekommen (daher die Homöopathie arbeitet mit ähnlicher Verdün- der Name Rossmucken), auf keinen Fall dürfe nung. In der Volksmedizin gegen Fieber, Gicht, man ihn ins Haus bringen, weil er den Blitz an- Hypochondrie, Malaria, Darmparasiten und Al- ziehe (Blitznägele, Hausanbrenner). koholismus verwendet. Gentianella ciliata Gentiana nivalis (Schnee-Enzian) (Gefranster Enzian) Gentianaceae (Enziangewächse) Gentianaceae (Enziangewächse) Eine der wenigen einjährigen Pfl anzen der al- Erhöht die Anlockung von Hummeln und Tagfal- pinen Stufe, wächst bis 3000 Meter, sehr zier- tern durch Veilchenduft, starke UV-Refl exion und lich. Blüten gegenüber Sonnenbestrahlung gefranste Kronblätter. sehr empfi ndlich, können sich je nach Bewöl- kung innerhalb einer Stunde mehrmals öffnen und schließen. Samen extrem leicht (0,000015 Gentianella germanica Gramm) und dadurch sehr gut fl ugfähig. (Deutscher Fransenenzian) Gentianaceae (Enziangewächse) G Gentiana purpurea Besteht aus mehreren Unterarten, teils Sommer- (Purpur-Enzian) formen (blühen im Sommer, oft hochwüchsig), teils Herbstformen (Herbstenziane, büschelig Gentianaceae (Enziangewächse) und niedrig wegen Anpassung an die Mahd). Die Blüten besitzen feinen Rosenduft und wer- den von Hummeln bestäubt. Die winzigen Sa- Geum montanum men wiegen nur 0,00048 Gramm, Windverbrei- tung. Die Wurzel gilt als die beste für Erzeugung (Berg-Nelkenwurz) von Enzianschnaps. Rosaceae (Rosengewächse) Der Wurzelstock enthält Eugenol (Nelkenöl) Gentiana verna und Gerbstoffe, früher Gewürznelkenersatz wie (Frühlings-Enzian) Echte Nelkenwurz (Geum urbanum). Auch Blät- ter enthalten Gerbstoffe, früher offi zinell ver- Gentianaceae (Enziangewächse) wendet. In der Volksheilkunde gegen Ruhr und Bildet zuweilen bis zu acht Quadratdezimeter Blutharnen, daher Volksname Ruhrwurz und große, tiefblaue Flecken, die aus einer zusam- Trüebchrut. Nach den haarigen Fruchtschöpfen menhängenden Kolonie bestehen. Die Blüten- heißt sie auch Petersbart. farbe kann stark variieren, auch hellblaue, lila, reinweiße und dunkelviolette Formen kommen vor. Blüht nach der Mahd im Herbst oft noch ein zweites Mal mit wesentlich kleineren Blü- ten. Sehr ähnlich ist der Bayerische Enzian (G. bavarica), der statt einer Blattrosette verlän- gerte, dachziegelartig beblätterte Triebe besitzt und sauerere Standorte bevorzugt. Die Bau- ern haben ihm viele Namen gegeben, wie z.B. Schusternagerl oder Himmelsstern. Wer an ihm

25 Geum reptans Globularia nudicaulis (Kriechende Nelkenwurz) (Nacktstänglige Kugelblume) Rosaceae (Rosengewächse) Globulariaceae (Kugelblumengewächse) Spezialist für Schutthalden, Schuttwanderer mit Die Blüten sind in großer Zahl zu einem ku- kräftigem Wurzelstock und bis einen Meter lan- geligen Köpfchen vereinigt, dadurch bessere gen Ausläufern. Als Schutz gegen Steinschlag Schauwirkung für Bestäuber. Blumenkronröhre dienen die abgestorbenen Blattbasen, die erhal- ist so eng, dass nur Falter mit ihren dünnen Rüs- ten bleiben und wie ein Kissen die inneren, le- seln den Nektar erreichen. benden Teile vor Verletzung schützen. Die präch- tigen Blüten wachsen während des Blühens noch weiter. Hat seidig behaarte Fruchtperücke Gymnadenia conopsea ähnlich wie Silberwurz und Küchenschelle. (Gewöhnliche Mücken-Händelwurz) Globularia (Kugelblumen-Arten) Orchidaceae (Orchideen) Globulariaceae (Kugelblumengewächse) Der reichlich vorhandene Nektar im langen Die kleine Gattung umfasst 24 Arten, Vorkom- Sporn ist im Gegenlicht sichtbar. Sporn­eingang men von Kanarischen Inseln über Vorderasien weniger als einen Millimeter weit, Nektar daher bis Somalia. Blühen mit einer Ausnahme (gelb) nur Tagfaltern zugänglich. Samengewicht wie alle blau. Das Kraut hat einen bitteren Ge- bei übrigen Orchideen sehr niedrig (0,008 Mil- schmack und wird vom Weidevieh gemieden. Es ligramm). Name: Knollen sind zweispaltig mit enthält – neben einer Reihe anderer Glykoside handförmig geteilten, kurzen Lappen. – das chemisch noch unerforschte Glykosid Glo- bularin, das für giftige Nebenwirkungen verant- wortlich gemacht wird. Enthält auch Zimtsäure Gypsophila repens und Mannit. Außerdem kommt Aucubin vor, das (Kriechendes Gipskraut) das Schwarzwerden beim Trocknen der Pflanze Caryophyllaceae (Nelkengewächse) bewirkt. Schuttdecker: Von der kräftigen Pfahlwurzel ent- springen zahlreiche, oft verholzte Zweige, die Globularia cordifolia sich nach dem Abfallen der Blätter bewurzeln (Herzblättrige Kugelblume) und zu liegenden Wurzelstöcken werden. Von Globulariaceae (Kugelblumengewächse) ihnen erheben sich die aufrechten, zarten Triebe mit den duftigen Blüten. Obwohl die Einzelblü- Die Blätter sind vorne eingekerbt (herzförmig). ten klein sind, wirkt ihre große Fülle auf Insekten Die Art ist von der Adria über die Poebene bis anziehend. Ist Wintersteher, Samen reifen und nahe an die Schneegrenze unserer Alpen ein- keimen noch auf 2300 Metern. Der Name Gips- gewandert. Bildet als Spalierstrauch ein tep- kraut rührt daher, dass die Art auch auf Gipsge- pichartiges Geflecht, das wie eine Reuse den stein wächst. Das verwandte Schleierkraut (G. vom Felsen herabrieselnden Humus sammelt. paniculata) wurde medizinisch verwendet (Aus- Vermutlich eine recht „junge“ Art, die erst nach züge sind auswurffördernd und harntreibend), den Eiszeiten entstanden ist. heute oft in Blumensträußen. Die Wurzeln der verschiedenen Arten der Gattung enthalten reichlich Saponine, die früher als Feinwaschmit- tel, speziell für Wolle, verwendet wurden.

26 Helianthemum (Sonnenröschen-Arten) H Hedysarum hedysaroides ten aber eiweißhaltige Pollen (Pollenpflanze). Lebensdauer der Blüten nur ein Tag. Kronblät- (Alpen-Süßklee) ter mit starker UV-Reflexion, daher für Bienen Fabaceae (Schmetterlingsblütler) gut sichtbar. Gehören zu der vorwiegend im Mediterran­gebiet beheimateten Familie der Pfahlwurzel oft meterlang. Frucht ist eine Glie- Zistrosengewächse, die sich durch aromatisch derhülse, die sich nicht öffnet, sondern in ihre abgeschnürten Einzelteile zerfällt. Wurzelknöll- duftende Harze auszeichnen. Einige Arten besie- chen mit stickstoffbindenden Bakterien. Eine delten schon die späteiszeitlichen Tundren. Die der wertvollsten Alpenfutterpflanzen mit hohem Laubblätter färben sich im Winter an schneefrei- Eiweiß- und Fettgehalt. Obwohl leicht bitter, en Standorten leuchtend rot durch die Ansamm- wird er gerne vom Vieh gefressen, erträgt jedoch lung von Anthocyanen (Farbstoffen), die aus den starke Beweidung schlecht; besser eignet er Assimilaten gebildet werden, wenn die Tempera- sich zur Heugewinnung. turen für die Umwandlung in Stärke nicht mehr reichen. Helianthemum (Sonnenröschen-Arten) Helleborus niger (Christrose, Schwarze Nieswurz, Schneerose) Cistaceae (Zistrosengewächse) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Der deutsche Name kommt von der Eigenschaft der Blüten, sich nach der Sonne auszurichten, Winterblühende Heilpflanze, als Heilmittel auch der botanische Name von den griechischen Wor- für den Winter eines Lebens – wichtiges Herzmit- ten helios (= Sonne) und anthemos (= Blüte). tel bei älteren Menschen. Stark giftig durch Sa- Die Blüten schließen sich bei Dunkelheit und ponine und Protoanemonin. Das intensiv bittere Nässe und sind nur bei Temperaturen über 20 Diglykosid Helleborin aus der Digitalisgruppe ist Grad Celsius geöffnet. Sie sind nektarlos, bie- stark herzwirksam. In der Volksmedizin heißt es

27 davon: Drei Tropfen machen rot, zehn Tropfen Hieracium aurantiacum machen tot. Bei Vergiftungen treten Schwindel, Schluckbeschwerden, Durchfall und schließlich (Orangerotes Habichtskraut) Kreislaufzusammenbruch auf. Giftwirkung war Asteraceae (Korbblütler) schon im Altertum bekannt; der Name stammt vom griechischen Wort helein (= töten). So Die orangeroten Blüten werden mit Vorliebe von wird berichtet, dass Solon im Jahre 600 v. Chr. ähnlich gefärbten Schmetterlingen besucht, vor als Kriegslist einen Bach mit zerkleinerten allem vom Kleinen Fuchs, dem Dukatenfalter Helleborus-Rhizomen vergiftete und damit den und dem Perlmutterfalter; evtl. aus Tarnungs- Feind, der aus dem Bach trank, kampfunfähig gründen. machte. Die in Wein gekochte Wurzel galt als verlässliches Mittel gegen Geisteskrankheiten. Hieracium pilosella Die Volksheilkunde verwendet sie heute noch als Brech- und Abführmittel sowie gegen Was- (Mäuseohr, Kleines sersucht und Harnverhalten, wegen des hohen Habichtskraut) Giftgehalts ist davon jedoch abzuraten. Das Asteraceae (Korbblütler) gepulverte Rhizom verursacht heftiges Niesen, war Bestandteil des „Schneeberger Schnupf- Blätter unterseits weißfilzig, ähneln Mäuse- tabaks“. Schwermütige Menschen sollten eine ohren. Bei Trockenheit erfolgt Einrollung, wo- Wurzel als Talisman bei sich tragen. Galt wegen bei die weiße, Licht reflektierende Unterseite ihrer Blüte zur „Heiligen Zeit“ (= Christfest) als (geringere Erwärmung) nach außen weist. In heilig. Man schrieb ihr besondere Kräfte zu, z.B. Hildegard-Medizin zur Schärfung der Gedanken, böse Geister auszutreiben bzw. die Pest zu hei- Stärkung der Sehkraft, bei Blutarmut. Auch als len. Weitere Volksnamen z.B. Schneebleamal, Schnupftabak. Märzenkaibl, Krätzenblum.

Herniaria glabra (Kahles Bruchkraut) Illecebraceae (Nagelkrautgewächse) Hat entkrampfende Wirkung auf die Harnwege. Tee bei Blasenentzündung, Nierensteinen und Prostataleiden; frisch verwenden.

Hieracium (Habichtskraut) Asteraceae (Korbblütler) Etwa 750 verschiedene Arten sind bisher in Europa gefunden worden, viele Unterarten. Schwierig zu bestimmen, eine der formenreichs- ten und kritischsten Gattungen unseres Pflan- zenreichs. Zusätzlich bastardisieren manche Arten miteinander. Das griechische Wort hierax bedeutet Habicht und bezieht sich vermutlich auf die Fiederung der Zungenblüten an ihrem Ende, die Habichtschwingen ähneln.

28 Hieracium villosum Hypericum perforatum (Zottiges Habichtskraut) (Tüpfel-Johanniskraut) Asteraceae (Korbblütler) Clusiaceae (Johanniskrautgewächse) Stark zottige, weißliche Behaarung. Das dichte Blätter durch zahlreiche Ölbehälter punktiert Haarkleid schützt vor intensiver Sonnenein- (durchscheinend, wie perforiert bzw. getüp- strahlung und schafft einen unbewegten Luft- felt). Im Wallis bis 2000 Meter. Wertvolle und mantel, der die Verdunstung herabsetzt, eine vielseitige Heilpflanze. Enthält ätherische Öle, Anpassung an die Trockenheit seines Standorts. Gerbstoffe und das blutrote Hypericin. Bei Auf- nahme größerer Mengen photosensibilisie- rend, es kann im Licht zu brandblasenähnlichen Horminum pyrenaicum Hauterkrankungen kommen („Lichtkrankheit“ (Drachenmaul) bei Pferden). Noch heute eines der wichtigsten Lamiaceae (Lippenblütler) Psychopharmaka, vor allem bei Altersdepres- sionen, während der Behandlung sollte man Einzige Art ihrer Gattung. Obwohl sie mit Artna- die pralle Sonne meiden. Früher als Mittel bei men pyrenaicum heißt, ist sie vermutlich nicht Stichwunden verwendet (Signaturenlehre: Öl- in den Pyrenäen, sondern in den Alpen ent- drüsen = Stiche), rotes Öl aus Blüten und Blät- standen. Geringe Variation und geographische tern für innerliche und äußerliche Wundheilung, Verbreitung lassen auf hohes Alter schließen. entzündungshemmend. Kann als Öl angesetzt H Der Nektar wird von einer ungewöhnlich großen auch zum Salat verwendet werden. Viele Bräu- Honigdrüse derart reichlich abgesondert, dass che sind mit dieser Pflanze verbunden, darun- er den unteren Teil der Blumenkrone füllt. Wird ter besondere Riten mit dem Johannistag am als Heilkraut ähnlich wie der Salbei verwendet. 24. Juni, um den herum es zu blühen anfängt. Rein weißmagische Pflanze, bekanntestes Mittel zum Schutz gegen Blitz und Hagel und Zauberei. Zum Durchschauen schwarzmagischen Blend- werks, wächst auf guten, segensreichen Plätzen.

Hypochaeris uniflora (Einköpfiges Ferkelkraut) Asteraceae (Korbblütler) Hat bis zu 200 Einzelblüten, ausschließlich Zun- genblüten. Der botanische Name kommt vom griechischen Wort choiros (= Ferkel). Nicht nur Ferkel finden die Pflanze wohlschmeckend; jun- ge Pflanzen werden auch gerne als Salat und Spinat verwendet.

29 Impatiens noli-tangere (Großes Springkraut, Rühr-mich-nicht-an)

Isatis tinctoria (Färberwaid) Brassicaceae (Kreuzblütler) Neubürger seit dem 13. Jahrhundert (Kultur- flüchter), Heimat Westasien. Früchte sind Flü- gelflieger, Anpassung an die Steppenwinde des Impatiens noli-tangere östlichen Mittelmeergebietes. Zweijährig.­­­ Heil- wirkung für Geschwüre und Entzündungen, zum (Großes Springkraut, Blutstillen. Die Blätter enthalten das farblose Rühr-mich-nicht-an) Glykosid Indican, das enzymatisch in Zucker und Indoxyl gespalten und zu Indigo oxidiert wird Balsaminaceae (Springkrautgewächse) (Fermentation). Seit dem Altertum kultiviert. Äl- Name: Kapseln sind durch Zellsaftdruck ge- teste schriftliche Überlieferung der Verwendung spannt und reißen bei Berührung an vorge- von Caesar: berichtet, dass sich die Bretonen bildeten Nähten blitzschnell auf; aus dem mit Waid die Haut blau gefärbt hätten, um da- Lateinischen: impatiens (= ungeduldig) und no- durch in der Schlacht ein schreckhaftes, wildes li-tangere (= rühre nicht an). Dabei werden die Aussehen zu bekommen. In Deutschland seit Samen bis über drei Meter fortgeschleudert (Ex- dem neunten Jahrhundert angebaut. Bis etwa plosionsfrüchte). Bei den eingebürgerten Arten ins 16. Jahrhundert sehr wichtig für Herstellung I. parviflora (Kleinblütiges S.) und I. glandulifera von blauem Leinen. Dann durch die Einfuhr von (Indisches S.) Streuweiten von 3,4 bzw. 6,3 Me- Indigo aus dem tropischen Schmetterlingsblüt- tern. Blattrand mit Wasserspalten, an denen vor ler Indigofera tinctoria zurückgedrängt. Seit der allem morgens tauartige Tropfen zu finden sind synthetischen Herstellung von Indigo im Jahr (Guttation). Alle Arten der Gattung (weltweit 1880 ist auch der natürliche Indigo fast ganz etwa 500) im frischen Zustand schwach giftig. vom Markt verschwunden.

30 Juniperus communis (Gemeiner Wacholder) Cupressaceae (Zypressengewächse) Wird bis drei Meter hoch (selten bis zwölf Meter) und angeblich bis 2000 Jahre alt. Wurzelpilz. In den Alpen oft die Unterart Juniperus communis ssp. sibirica bzw. alpina (Sibirischer oder Alpen- Wachholder). Der deutsche Name stammt von den altdeutschen Worten wauhal (= lebens- frisch, munter) und Der (= Baum); der Strauch ist immergrün. Die „Wacholderbeeren“ sind eigentlich Beerenzapfen aus fleischigen und verwachsenen Samenschuppen, werden erst im Leontopodium dritten Jahr nach der Bestäubung reif. Schwach alpinum giftig. Verdauungsverbreitung durch Wachol- (Edelweiß) derdrosseln, Amseln, Birkhühner usw. „Wachol- derbeeren“ enthalten ätherische Öle, vor allem Pinen und Terpinol, Harz und Zucker; werden arzneilich als wassertreibendes Mittel verwen- det (Vorsicht bei Überdosierung und Schwan- gerschaft). Früher auch äußerlich gegen Haut- flechte usw. angewendet. Verzehr von wenigen I,J „Beeren“ in der Regel unbedenklich, doch kann es bei Überdosierung zu Reizungen der Niere L kommen. Beliebtes Gewürz, z.B. für Sauerkraut, es sollten nicht mehr als drei „Beeren“ pro Por- tion verwendet werden. Auch für Wacholder- schnaps (z.B. Gin, Genever, Köhm). Wacholder- zweige werden mit Buchen- und Birnenholz zum Lamium (Taubnessel-Arten) Selchen von Speck und Fleisch verwendet. Gilt neben der Rostroten Alpenrose (Rhododendron Lamiaceae (Lippenblütler) ferrugineum) als schädlichstes Alpenunkraut, Ist eine ausgesprochene Hummelpflanze; daher da es vom Vieh nicht gefressen wird. Das Holz ist der Name Taubnessel – für Bienen ungeeignet. z.B. für Drechslerarbeiten und Peitschenstiele Die Kurzrüssler bei den Hummeln beißen ein wertvoll. Räume, in denen sich jemand mit einer Loch in die Kronenröhre, um so an den Nektar ansteckenden Krankheit aufhielt, wurden mit heranzukommen. Die Blüte bleibt meist unbe- Wacholderzweigen ausgeräuchert (Schutz vor stäubt. Der botanische Name kommt aus dem Teufel und Hexen). Als Zweig auf dem Hut soll Griechischen: lamos (= Schlund, Rachen; wegen er den Wanderer vor Müdigkeit und Wundlaufen der Blütenform). Geeignet als Heilpflanze (blut- bewahren. stillend und adstringierend innerlich, wundhei- lend und entzündungshemmend äußerlich) und für Salat, Gemüse und Saucen. Aus dem Kraut der Weißen Taubnessel wurde ein gelber Farb- stoff gewonnen, dem man Zauberkräfte nach- sagte.

31 Lamium maculatum Lathraea squamaria (Gefl eckte Taubnessel) (Gewöhnliche Schuppenwurz) Lamiaceae (Lippenblütler) Scrophulariaceae (Rachenblütler) Zuckerreicher Nektar, Erdhummeln beißen die Fast chlorophyllfreier Vollschmarotzer. Blutungs- Kronröhre seitlich an. Aufguss für Atemwege, saftschmarotzer auf Baumwurzeln, vor allem gegen Harnwegerkrankungen, Hämorrhoiden, Hasel. Die Samen müssen näher als einen Zenti- Insekten und als Augenlotion. Junge Blätter wer- meter an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen den wie Spinat oder zu Salaten verwendet, ge- zu können. Deutscher Name: Rhizom mit fl ei- hören zu den gehaltvollsten Gemüsen. schigen, stärkereichen Schuppen. Botanischer Name: Pfl anze oft weitgehend im Boden ver- Larix decidua borgen, vom griechischen Wort lathraios (= ver- borgen). In kühlen Jahren unterirdisch blühend. (Europäische Lärche) Schwach giftig durch Gehalt an Aucubin. Pinaceae (Kieferngewächse) Wird maximal 54 Meter hoch und 600 Jahre alt, Leontodon hispidus forstwirtschaftliche Umtriebszeit 100 bis 140 (Rauer Löwenzahn) Jahre. Nadeln gewöhnlich einjährig, ausnahms- weise bis zu vier Jahren überwinterungsfähig. Asteraceae (Korbblütler) Wurzelpilze: z.B. Lärchenröhrling und Fliegen- Blüten von 5 bis 15 Uhr geöffnet, im Knospen- pilz. Bildet in den Zentral- und Ostalpen die zustand nickend. Auch der botanische Gattungs- obere Baumgrenze, Vorkommen bis 2500 Meter. name heißt Löwenzahn, wohl wegen Zähnung Eiszeiteinwanderer aus Sibirien. Schnellwüch- der Blätter. Vom Vieh gerne gefressen, wobei sig, gutes Bauholz und anderes Nutzholz. Von die Zunge der Rinder die angedrückten Blattro- den einheimischen Hölzern das witterungsbe- setten aufnehmen kann, den zähen Blütenschaft ständigste, deshalb gerne für Schindeln und jedoch meist stehen lässt. Wurzel enthält Inulin, für Feuchträume verwendet. Zuckerhaltige Aus- wurde in Kriegs- und Notzeiten als Kaffee-Ersatz scheidungen der Blätter früher als „Manna von verwendet. Briançon“ im Gebrauch. Vor allem in Südtirol wurden die Stämme angeritzt und das heraus fl ießende Balsam mit zehn bis 25 Prozent Ter- Leontopodium alpinum pentinanteil aufgefangen. Das so gewonnene „Venezianische Terpentin“ (benannt nach dem (Alpen-Edelweiß) Hauptumschlagplatz Venedig) war Grundlage Asteraceae (Korbblütler) z.B. für Ölfarben. Symbol der Alpen schlechthin, ist jedoch kei- ne alteingesessene Alpenpfl anze, sondern ein Zuwanderer aus den sibirischen Steppen und erst in der letzten Eiszeit zu uns gekommen. Name: von dichtfi lziger, weißer Behaarung als UV-Schutz und/oder Verdunstungsschutz; aus dem Griechischen: leon (= Löwe) und podion (= Füßchen). Blüte: nur Scheinblüte, Schau- funktion durch die weißfi lzigen Hochblätter, die eigentlichen Blüten sitzen zu vielen Hunderten inmitten des Sterns beisammen. Der blendend

32 weiße Schimmer auf den Hochblättern entsteht Ligusticum mutellina dadurch, dass tausende kleine Luftbläschen an dem vielfach durcheinander gewirkten, krausen (Alpen-Mutterwurz) Haar das einfallende Licht reflektieren (Signal Apiaceae (Doldenblütler) für Honig suchende Insekten). Wintersteher. Die intensiv aromatische Wurzel wird in der Stark gefährdet durch Pflücken und Ausgraben Volksmedizin bei Blähungen, Verstopfungen, als „Mitbringsel“. Im Tiefland wachsende Pflan- Leber-, Nieren- und Blasenleiden sowie bei zahl- zen werden größer und erscheinen wegen der reichen Frauenerkrankungen verwendet. Der Ab- weniger dichten Behaarung grünlich. In Gärt- sud des Krautes gilt als magenstärkend, in der nereien gibt es aus dem Himalaja stammende Arten, die auch im Tiefland ihre weiße Farbe be- Küche frisch ähnlich wie Petersilie gebraucht, halten. Frühere Verwendung als Heilkraut, wur- außerdem zum Würzen von Käse. Extrakt der de mit Milch und Honig gekocht gegen Bauch- Wurzel ist fester Bestandteil von zahlreichen Al- schmerzen verwendet (Bauchwehbleaml). Auch penlikören. Gehört zu den besten Futterpflanzen für Liebeszauber verwendet. Gelegentlich finden der Alpen. In jungem Zustand reich an Rohei- sich abnorm große Blütensterne (maximal sechs weiß und Fetten. Aromatisch riechend, noch im bis zwölf Zentimeter Durchmesser), die in der Heu balsamischer Duft. Für Vieh Nahrungs- und Sagenwelt als zauberkräftige „Edelweißkönige“ Heilpflanze: Fördert Milchleistung und -güte, erscheinen. Bei Bergbauern viele Volksnamen wirkt im Darm erwärmend, hilft bei Koliken und wie Wollblume, Irlweiß, Almsterndl, Federweiß. schützt vor Erkältungen durch nasses Futter. Kommt oft in Alpensagen und Almsegensprü- chen vor. Viele Volksnamen, z.B. Muttern, Ma- Leucanthemum vulgare daun (vgl. Madautal in Lechtaler Alpen!), Mutte- (= Chrysanthemum leucanthe- li, Mutterkraut, Gamskraut, Bärenfenchel. mum) (Magerwiesen-Margerite) Lilium martagon L Asteraceae (Korbblütler) (Türkenbund-Lilie) Der botanische Name kommt aus dem Griechi- schen: leukos (= weiß) und anthemos (= Blüte). Liliaceae (Liliengewächse) Außen 20 bis 25 weiße, weibliche Zungenblüten Name wegen der turbanähnlichen Form der Blü- und innen 400 bis 500 goldgelbe, zwittrige Röh- ten. Schädigung durch Sammler, durch Wildver- renblüten. Allergische Reaktionen nicht selten. biss und durch das Lilienhähnchen, einen roten Blätter können für Salat und Mischgemüse ver- Blattkäfer. Blüten mit schwerem, süßem Duft wendet werden. Blüten zur Dekoration oder (in vor allem abends und nachts, nur Nachtfalter im Teig getaucht) zum Frittieren geeignet. Schwebeflug erreichen den Nektar. In der Volks- heilkunde gegen Hämorrhoiden gebraucht. In Leucojum vernum Sibirien werden die gekochten Zwiebeln geges- sen. Füttert man die Kühe mit den gelben Zwie- (Frühlings-Knotenblume, beln, so soll davon die Butter schön gelb werden. Märzenbecher) Zahnenden Kindern hängte man die Zwiebel als Amulett um den Hals. Die Alchimisten glaub- Amaryllidaceae (Narzissengewächse) ten, mit Hilfe der goldfarbenen Zwiebel unedles Der Name setzt sich aus zwei griechischen Wor- Metall in Gold umwandeln zu können. Hat viele ten zusammen: leukos (= weiß) und ion (= Veil- Volksnamen, die sich meistens auf die gelbe chen) und bezieht sich auf den veilchenartigen Zwiebel beziehen: Goldwurz, Goldzwifl, Goldru- Geruch. Giftig durch herzwirksame Glykoside. abn, Goldbölla, Goldapfel, Goldilge.

33 Linaria alpina (Alpen-Leinkraut) Listera ovata (Großes Zweiblatt) Scrophulariaceae (Rachenblütler) Orchidaceae (Orchideen) Das orangegelbe Saftmal bildet zu der blauvio- Halbschmarotzer auf Wurzelpilz. Eine der we- letten Blumenkrone einen blendenden Farbkon- nigen Orchideen, die wenigstens stellenweise trast. Eine Abart ohne Gaumenfleck kommt häu- ungefährdet ist. Blüten ohne Sporn, Nektar­ fig in Tirol vor. Die Bestäubung kann nur durch absonderung auf der rinnigen Unterlippe. Blü- schwere Insekten erfolgen, welche die nötige tenstängel mit klebrigen Drüsenhaaren gegen Kraft haben, das Löwenmaul zu öffnen. Da sich aufkriechende Insekten. Vegetative Vermehrung der Nektar im langen Sporn befindet, brauchen durch den ungewöhnlichen Vorgang der Umbil- diese auch noch einen langen Rüssel, so dass dung von Wurzeln zu Sprossen. nur langrüsslige Hummeln als Bestäuber in Fra- ge kommen. Ist eine typische Schuttpflanze, dringt nirgends in Rasenbestände ein. Schutt- Lloydia serotina überkriecher: Von einem unterirdischen Stamm (Späte Faltenlilie) gehen bis zu 60 unbewurzelte Triebe aus, die Liliaceae (Liliengewächse) den Grobschutt durchdringen oder dem Fein- schutt lose aufliegen. Dringt im Rheingeschiebe Steigt von allen Liliengewächsen der Alpen am bis an den Bodensee vor. Name: Die Blätter des höchsten, bis 3100 Meter. Zwiebel ist von den gelb blühenden Gemeinen Leinkrauts (Linaria trockenhäutigen Resten der vorjährigen Blätter vulgaris) gleichen denen des Leins. Die Pflanze fast vollständig umschlossen (Frostschutz). An galt als zauberkräftig gegen das „Verschreien“ rauen, windigen Standorten, wo Insektenbesuch durch Hexen und Kobolde. wenig wahrscheinlich ist, sind Staubblätter und Stempel auf gleicher Höhe, so dass die Selbst- Linnaea borealis bestäubung erleichtert wird. (Moosglöckchen) Loiseleuria procumbens Caprifoliaceae (Geißblattgewächse) (Gämsheide) Zwergstrauch mit langen, fadenartigen Trieben, kann bis sechs Meter lang und 17 Jahre alt wer- Ericaceae (Heidekrautgewächse) den; die Triebe sterben hinten ab und wachsen Ist extrem widerstandsfähig gegen Winddürre vorne weiter. Vorkommen: in den borealen Ge- und Frost: Erträgt Windstärken von 40 Metern der gesamten Nordhalbkugel. Duftet zart pro Sektunde und Temperaturen von minus 30 nach Vanille. Gattungsname nach dem schwe- Grad Celsius ohne Schaden, wobei die Blätter dischen Arzt und Naturforscher Carl von Linné an schneefrei geblasenen Standorten rostrot (1707–1778), dem großen Ordner der Tier- und werden. Lederblätter sind fast nadelförmig und Pflanzenwelt und Begründer der heute noch gül- am Rand umgerollt als Anpassung an verdun- tigen binären Nomenklatur. Das in Skandinavien stungsfördernde, windexponierte Standorte. sehr häufige Moosglöckchen war die Lieblings- Wasseraufnahme durch Blätter möglich: unter- blume dieses Vaters der Botanik, mit der er sich seits zwei behaarte, schwach kutinisierte, in auch abbilden ließ. eine Kapillarspitze auslaufende Rinnen. Was- seraufnahme z.B. im Sommer aus dem Taunie- derschlag, im Winter auch beim zeitweiligen Auftauen des Schnees bzw. der obersten Bo- denschichten. Anpassung an die oft schneefreie Lage durch im Winter stark erhöhte osmotische

34 Werte des Zellsafts. Reichliche Fettspeicherung Lunaria rediviva (elf Prozent der Trockensubstanz) als Ausgleich der Atmungsverluste (Energiereserve). Wurzel- (Wilde Mondviole, symbiose mit Stickstoff sammelnden Pilzen. Die Ausdauerndes Silberblatt) Blüten werden im Vorjahr angelegt, die Früch- te reifen erst im Jahr nach der Blüte aus. Kann Brassicaceae (Kreuzblütler) sehr alt werden, ein 56-jähriges Stämmchen Typische Art der Schluchtwälder. Duftet stär- mit einem Durchmesser von nur 7,6 Millimetern ker, wenn ein Schlechtwetter im Anmarsch ist. weist eine Jahresringbreite von nur 0,07 Milli- Name: Bei Reife der Schoten bleibt neben dem metern auf. Bildet selbst Humusaufl agen, die Samen tragenden Rahmen als auffälliges Ge- 35 Zentimeter bis einen Meter mächtig werden bilde vor allem die wie ein „Silbermond“ glän- können. Durch Fossilfunde wurde erhärtet, dass zende, falsche Scheidewand zurück. Diese dient die Art vermutlich erst in der letzten Eiszeit von als Windfang und fördert so die Verbreitung. Amerika über Grönland und Schottland in die Al- pen und von der Arktis nach Ostasien gewandert ist. Einzige Art der Gattung, wurde vermutlich Lysimachia vulgaris schon im Tertiär gebildet. Der botanische Name (Gemeiner Gilbweiderich) kommt vom französischen Botaniker Loiseleur- Primulaceae (Primelgewächse) Deslongchamps. Einziges Beispiel der heimischen Flora für eine Ölblume (statt Nektar wird Öl dargeboten), sonst Lotus corniculatus vor allem auf der Südhalbkugel vor kommend. (Gemeiner Hornklee) Die Bestäubung erfolgt ausschließlich durch die Wildbiene Macropis vulvipes. Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Wurzelknöllchen mit Stickstoff bindenden Bak- L terien. Anpassung an Trockenheit: Tiefwurzler Lythrum salicaria bis einen Meter. Der Name kommt vom horn- (Blutweiderich) förmigen Schiffchen, auf dem Bienenverwandte Lythraceae (Weiderichgewächse) aufsitzen und dann durch ihre Last das Heraus- quetschen des Pollens bzw. des Griffels aus der Früher verwendet bei Ruhr, Durchfall, inneren Schiffchenspitze bewirken, beides wird an den Blutungen, Nasenbluten und Magenschmerzen. Besucherbauch gedrückt. Schwarzglänzende Aktuell verwendet werden die gerbstoffreichen Hülsen: Austrocknungsstreuer. Wurzeln. Antibiotisch gegen Durchfall, Typhus- bazillen und Ruhramöben.

35 Minuartia sedoides Matricaria recutita (Zwerg-Miere) (= Chamomilla recutita) (Echte Kamille) Asteraceae (Korbblütler) Alteinwanderer (Archäophyt), Kulturbegleiter seit der jüngeren Steinzeit. Die Früchte schei- Maianthemum bifolium nen im Boden mindestens 100 Jahre überdauern (Zweiblättriges zu können. Der botanische Name kommt vom lateinischen Wort matrix (= Gebärmutter), da Schattenblümchen) altes Mittel bei Frauenkrankheiten. Das Wort Convallariaceae chamomilla ist evtl. zusammengesetzt aus melon (= Apfel) und khamai (= klein, niedrig); (Maiglöckchengewächse) die kleinen Blüten riechen bei einigen Kamille- Der botanische Name bezieht sich auf die Blü- arten apfelartig. Der aus den Blütenkörbchen tezeit: lateinisch majus (= Mai) und griechisch bereitete Kamillentee ist ein allbekanntes und anthemon (= Blume). Schattenpflanze. Giftig in bewährtes Heilmittel bei innerer und äußerer allen Teilen, vor allem in den Beeren, vermutlich Anwendung, durch das Zusammenspiel mehre- durch Saponine, aber nicht – wie früher ange- rer Komponenten der ätherischen Öle wirkt er nommen – durch Digitalis-Glykoside. Getrock- entzündungshemmend und krampflösend. Vor nete Blätter haben schwachen Cumarinduft. allem bei Magenverstimmungen und Entzün- Manchmal in der Volksmedizin als harntrei- dungen der oberen Atemwege. Trotz aller Vorzü- bendes Mittel verwendet. ge zu Unrecht als „Allheilmittel“ bezeichnet.

36 Melampyrum auch als Bote der Freundschaft oder der Liebe. Aphrodisische Vorzüge schon in „1001 Nacht“ (Wachtelweizen-Arten) oft gepriesen. Die Völker der Antike flochten da- Scrophulariaceae (Rachenblütler) raus Kopfschmuck für Zeremonien und nahmen sie als Zaubermittel. Deutung des deutschen Namens: Früher glaubte man, dass Wachteln den Samen besonders gern fressen, doch enthält er das stark giftige Glyko- Menyanthes trifoliata sid Aucubin. Der botanische Name kommt von (Fieberklee, Bitterklee) der Art M. arvense (Acker-Wachtelweizen.): Frü- her konnte es durch Verunreinigung mit Wach- Menyanthaceae (Fieberkleegewächse) telweizensamen zu Mehlvergiftungen und zur Dreizählige, kleeblattähnliche Blätter. Anpas- Schwarzfärbung des Brotes kommen, aus dem sung an den Sumpfstandort: Stängel und Blatt- Griechischen: melas (= schwarz) und pyros stiele sind hohl, was der Durchlüftung dient, (= Weizen). der Gerbstoffgehalt liegt bei bis zu sieben Prozent (Fäulnishemmung). Blütenkronblätter Melampyrum pratense mit Fransen, die als Sperrhaare für kleine In- sekten dienen und zugleich die Schauwirkung (Wiesen-Wachtelweizen) erhöhen. Schwach giftig in allen Teilen durch Scrophulariaceae (Rachenblütler) Bitterstoffglykoside. Blätter arzneilich als ap- petitanregendes und die Magensaftproduktion Einjähriger Halbschmarotzer, z.B. auf Fichten- förderndes Bittermittel, auch bei Gallen- und wurzeln. Der deutsche Name ist irreführend, Leberleiden und bei Kopfschmerzen. Galt früher da er in Mitteleuropa meist in lichten Wäldern als fiebersenkend, doch Wirkung nicht nachge- und in Hochmooren vorkommt. Wegen der bis wiesen. Die Rhizome wurden in Lappland ge- 15 Millimeter langen Röhre nur Hummeln als mahlen und in den Brotteig gemischt. Bestäuber, kurzrüsslige Bienenverwandte ver- üben „Einbruch“. Vergiftungen bei Pflanzenfres- sern, Samen z.B. für Mäuse tödlich. Ameisen- Minuartia sedoides M verbreitung: Anlockung durch Nektarien an den (Zwerg-Miere) Hochblättern. Die Samen sind Ameisenpuppen täuschend ähnlich und keimen in den Ameisen- Caryophyllaceae (Nelkengewächse) nestern. Gehört zum Grundstock der nivalen Flora. Die halbkugeligen Polster sind unempfind- Mentha (Minze-Arten) lich gegen Winddürre und Windschliff, Samen reifen während des Winters noch in Höhen von Lamiaceae (Lippenblütler) 3100 Metern. Sogar die Fruchtkapseln sind in die Minze wirkt gegen Fieber, regt Magen und Darm Polster eingesenkt, wobei es rätselhaft bleibt, an, beruhigt Hysterie und Sehkraftstörungen, wie die Samen aus den löchrigen Vertiefungen mildert Schwellungen, heilt Gelbsucht und hinaus gelangen. In die dichten Polster nisten Frustkrankheiten. Bringt Erleichterung bei allen sich gerne andere Pflanzen als „Polstergäste“ Schmerzen und frischen Atem. Minzen werden ein. von allen Kulturen verwendet, als Tees, in Cock- tails und in Speisen aller Art. In Arabien ist es üblich, einen Minzestrauch mit sich zu tragen. Dient als Antiseptikum, um Fliegen zu vertreiben oder um Bakterien fern zu halten dank Menthol,

37 Moneses unifl ora Myosotis alpestris (= Pyrola unifl ora) (Alpen-Vergissmeinnicht) (Moosauge, Boraginaceae (Raublattgewächse) Einblütiges Wintergrün) Die Blüten sind meist viel intensiver blau gefärbt Pyrolaceae (Wintergrüngewächse) als die irgendeiner anderen Vergissmeinnicht- Art in der Ebene, was auf den hohen Anteil an Außerhalb der Alpen Ausbreitung durch Na- ultraviolettem Licht im Gebirge zurückzuführen delholzaufforstungen. Wegen der einzelnen, ist. Blüten beim Aufblühen fl iederfarben, später nickenden Blüten in Tirol auch Gschamigs Ma- himmelblau. Dieser Farbwechsel ist typisch für derle genannt. Wurzelpilz. Giftig durch Glykosid die Familie der Raublattgewächse, er kommt da- Aucubin. durch zustande, dass der Blütenfarbstoff Antho- cyan ähnlich wie Lackmus reagiert: Im anfäng- Myosotis (Vergissmeinnicht) lich sauren Zellsaft färbt er die Blüten rötlich, im später alkalischen Zellsaft schlägt er nach blau Boraginaceae (Raublattgewächse) um. Die Pollenkörner sind mit einem Durchmesser von nur 0,003 Millimetern die kleinsten der heimischen Flora. Der botanische Name „Mäu- seohr“ kommt von myos (= Maus) und otae (= Ohr). Zur Herkunft des deutschen (und eng- lischen) Namens gibt es eine Sage: Ein eng- lischer Ritter wollte seiner Liebsten diese Blume schenken, doch beim Abpfl ücken (wohl eines Sumpf-Vergissmeinnichts) stürzte er samt Rü- stung in einen See und konnte nur noch rufen: „Forget me not!“, wobei er beim Ver sinken den Blumenstrauß hoch hielt. Die Myosotis-Arten enthalten in geringen Mengen curare-artig wir- kende Alkaloide, sind aber kaum giftig.

38 unkraut, das gesellig auftritt und bessere Fut- terpflanzen verdrängt. Nach einem schweize- rischen Volksglauben wird das alte Gras so hart und zäh, dass sich das Vieh auf die Vorderfüße stellen und mit den Hinterbeinen ausschlagen muss, um die Pflanzen aus dem Boden reißen zu können. Vereinzelt wurde das Borstgras in tiefen Lagen als Streu genutzt. Kann zurückgedrängt werden durch frühes Beweiden, regelmäßige Mahd im Herbst, Düngung und Bewässerung. Heißt im Böhmerwald und in Teilen Österreichs auch Bürstling. Weitere Volksnamen sind Sau- borst, Bucksbart, Hirschhaar, Hundshaar, Spitz- gras, Nätsch, Fax und Iselngras (= Eisengras).

Nigritella nigra (Schwarzes Kohlröschen) Orchidaceae (Orchideen) Duftet würzig nach Vanille. Der Bekanntheits- grad spiegelt sich in ihren vielen Volksnamen wider, z.B. Schwärzlein, Brändele, Brunelle, Blutrösli, Blutströpfli, Mohrenköpfli, Schoko­ Nigritella nigra ladenblümli, Vanilleblümli usw. Gefährdet (Schwarzes Kohlröschen) durch Pflücken und Ausbringen von Kunst­ dünger. Rotes Kohlröschen (N. rubra) ist seltener, manchmal Bastarde zwischen beiden. Beide Arten werden von einer Vielzahl von Insek- ten (53 Arten, davon 48 Falter) besucht und be- Nardus stricta (Borstgras) stäubt. Weidevieh meidet die duftende Pflanze. N Wird sie versehentlich doch aufgenommen, färbt Poaceae (Süßgräser) sie die Milch blau und Butter und Käse riechen Ist ausdauernd und bildet dichte, feste, nach Vanille. bis 20 Zentimeter hohe Horste und unterir- dische Ausläufer mit dicken Wurzeln. Säure- liebend und sehr anpassungsfähig, wächst bestandsbildend in den subalpinen (oft mit Arnika und Bärtiger Glockenblume) und alpi- nen Borstgrasrasen, bis in 2900 Meter Höhe. Auch in moorigen Wiesen, kalkarmen Föhren­ wäldern und südeuropäischen Kastanien­ wäldern. Verbreitet in ganz Europa, Kleinasien und Nordasien. Deutscher Name: von den bor- stenförmigen, starren Halmen. Wird vom Vieh (besonders Schafen, Eseln und Mauleseln)­ nur im jungen Zustand gefressen. Gilt als Weide-

39 Entfaltung der eingerollten Kronblätter, an war- men Sommerabenden in nur wenigen Minuten. Hauptduft nachts, typische Nachtfalterblume, bis zum Mittag meist schon verblüht. Arzneiliche Verwendung war schon den Indianern bekannt, in Europa weniger. Erst in den letzten Jahren in den fettreichen Samen hoher Anteil von acht bis zehn Prozent Gamma-Linolensäure entdeckt (stoffwechsel­physiologisch bedeutsam). Inzwi- schen Nachtkerzenöl arzneilich bei Beschwer- den vor und nach den Wechseljahren und als Grundlage für Kosmetika. Die fleischigen Wur- zeln früher und neuerdings wieder als Gemüse beliebt („Gelbe Rapunzel“, „Schinkenwurzel“ wegen der rötlichen Färbung), Zubereitung wie Schwarzwurzeln.

Onobrychis viciifolia (Futter-Esparsette) Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Tiefwurzler bis vier Meter (Trockenheitsan- Oxytropis passung). Wurzelknöllchen mit Stickstoff bin- (Spitzkiel-Arten) denden Bakterien. Heimat Südosteuropa, seit dem 16. Jahrhundert angebaut, häufig verwildert und eingebürgert. Der botanische Name kommt aus dem Griechischen und beschreibt eine wert- volle Trockenfutterpflanze: onos (= Esel) und brychein (= verschlingen).

Ononis spinosa (Dornige Hauhechel) Oenothera biennis (Gemeine Nachtkerze) Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Blüten mit schönen Strichsaftmalen. Trocken- Onagraceae (Nachtkerzengewächse) heitsanpassungen: Sprossdornen, obere Blätter Tiefwurzler (bis 1,6 Meter). Ab 1619 aus Nord­ auf Endfieder reduziert und Blattgrund erwei- amerika eingeschleppt, erst in Mitteleuropa ha- tert, Tiefwurzler. Wurzelknöllchen mit Stickstoff ben sich daraus mehrere Arten entwickelt. Die bindenden Bakterien und Wurzelpilz. Die Pflan- leuchtend gelben Kronblätter haben eine hohe ze ist reich an ätherischen Ölen (Verdunstungs- UV-Reflexion und zeigen in dem für Menschen schutz). Seit dem Altertum bekanntes, mildes unsichtbaren UV-Bereich deutliche Strichsaft- harntreibendes Mittel. Die Wurzel wird auch male. Die Blüten öffnen sich in der Dämme- heute noch arzneilich verwendet, außerdem in rung mit deutlichem Knistern durch Aufreißen der Volksmedizin bei rheumatischen Beschwer- der zunächst verwachsenen Kelchblätter und den und Hautleiden.

40 Ophrys insectifera der Knollen war im orientalischen Altertum ein hochbezahltes Mittel zur Wiedererlangung der (Fliegen-Ragwurz) Zeugungskraft (nach der Signaturenlehre – „wo- Orchidaceae (Orchideen) nach man jedem Ding ansehen könne, wozu es gut sei“ – im Mittelalter Aphrodisiakum). Knol- „Insektentäuschblume“: Männchen von Grab- len heißen in manchen Gegenden heute noch wespen (vor allem Gorytes mystaceus) führen „Liebeswurz“ oder „Nachlaufwurz“. auf der Lippe Begattungsbewegungen aus, wo- bei die Pollinien übertragen werden. Dieses Ver- halten hört nach dem Schlüpfen der Weibchen Origanum vulgare auf. Fernanlockung durch Ähnlichkeit der Lippe (Gewöhnlicher Dost, mit dem Weibchen, Nahanlockung durch spezi- fischen Duft und Berührungsreize. Im mitteleu- Wilder Majoran) ropäischen Gebiet meist Selbst­bestäubung. Lamiaceae (Lippenblütler) Enthält bis vier Prozent ätherische Öle (Tran- Orchis (Knabenkrautgewächse) spirationsschutz), Bitterstoffe und Gerbstoffe. Orchidaceae (Orchideen) Stark aromatisch riechend, Blätter scharf bitter und herb schmeckend. Vor allem in der Volksme- Die Samen sind sehr zahlreich und klein, oft nur dizin sehr vielseitig angewandt. Das enthaltene 1/4 Millimeter groß und ein Millionstel Gramm Thymol wirkt antiseptisch. Verwendung in der schwer. Sie sind schwer benetzbar und brau- Homöopathie. Kraut beliebtes Gewürz, ähnlich chen vor der Keimung zwei bis drei Monate, bis Majoran, als Pizzagewürz („Oregano“), aber sie gequollen sind. Infolge ihres Fettgehaltes auch für andere Speisen. Auch als Badezusatz können sie jahrelang im Boden liegen bleiben, und in der Parfümerie. Weißmagische Pflanze, ohne zu faulen. Können dadurch auf verwü- besonders für Gegenzauber. steten Standorten nach Jahrzehnten wieder auftreten. Der Samen hat so gut wie keine Nähr- stoffe mitbekommen und ist deshalb bei der Ornithogalum umbellatum Keimung auf die Hilfe von Wurzelpilzen angewie- (Dolden-Milchstern) sen, die den Keimling so lange mit Nährstoffen versorgen, bis er selbst assimilieren kann. Der Hyacinthaceae (Hyazinthengewächse) botanische Name kommt vom griechischen Wort Name: Blüten bei Sonnenschein geöffnet, orchos (= Hoden), wegen der Ähnlichkeit der sternförmig, Perigonblätter milchig weiß. Äu- zwei Knollen mit diesen. Eine der Knollen ver- ßerliche Anwendung wie bei Aloe vera bei O welkt zur Blütezeit, die andere ist für die näch- Sonnenbrand, Verbrennungen usw. Früher ste Blütezeit bestimmt („Wechselknolle“, auch Gemüsespezialität (roh oder gekocht), vor bei anderen Orchideengattungen). Bei allem in Südosteuropa Zwiebeln gerne wie O. maculata ist die Knolle handförmig geteilt. Ar- Ess-Kastanien geröstet, heute nur Heilpflanze ten der Gattung Orchis brauchen sieben bis neun und Zierpflanze. Weitere Namen: Falsche Meer- Jahre von der Keimung bis zur Blüte. Die oberir- zwiebel, Stern von Bethlehem. dischen Teile sind schwach giftig und werden im frischen Zustand vom Vieh gemieden. Die Knol- len der Orchis-Arten und vieler anderer Orchi- deen werden als wertvolle Schleimdroge („Tu- bera Salep“) besonders in der Kinderheilkunde bei Reizerscheinungen des Magen-Darmtraktes angewandt, erweichend und stopfend. Das Mehl

41 Orobanche caryophyllacea Oxytropis (Spitzkiel-Arten) (Labkraut-Sommerwurz, Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Nelken-Sommerwurz) Der Name Spitzkiel bezieht sich auf die deutlich Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse) abgesetzte Spitze des Schiffchens, durch die er sich von allen anderen Schmetterlingsblütlern Chlorophyllfreier Vollschmarotzer auf Labkraut- unterscheidet. Nur langrüsselige Hummeln und Arten. Samen keimen erst nach der Berührung Falter kommen an den Honig, Honigraub durch mit der Wirtspfl anze. Das Samengewicht von Anbeißen der Kelche üblich. nur 0,001 Milligramm ist das niedrigste der hei- mischen Flora. Name: duftet nach Nelken, latei- nischer Name caryophyllaceus (= nelkenartig). Schwach giftig durch Gehalt an Aucubin. Oxalis acetosella (Wald-Sauerklee) Oxalidaceae (Sauerkleegewächse) An der Basis der Fiedern Gelenke mit Zelldruck- mechanismus: Normalstellung waagerecht; bei kühleren Temperaturen, Dunkelheit und Überbelichtung klappen die Fiedern nach un- ten („Schlafstellung“). Der Vorgang dient der Transpirationsminderung, da sich dabei die spaltöffnungstragenden Blattunterseiten an- einanderlegen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit ak- tive Wasserabscheidung (Guttation). Hat zwei Blütenarten: 1. glockig, für Bienen und Hum- meln zugänglich, aufgrund der meist schattigen Standorte selten und 2. geschlossen, hier fi ndet Selbstbestäubung (= Kleistogamie) statt. Schat- tenverträglichste heimische Blütenpfl anze, Mi- nimum bei 1/160 des Tageslichtes. Schleuder- früchte: Bei Berührung werden die Samen mit 16 bis 17 atü (zum Vergleich: Pkw-Reifen zwei bis drei atü) herausgequetscht. Reliktart, die meisten der etwa 800 Arten tropisch oder sub- tropisch verbreitet. Schwach giftig durch Oxal- säure (soll gegen Schneckenfraß schützen) und Kleesalz, Pfl anze daher von saurem Geschmack; der Name bezieht sich auf das griechische Wort oxys (= sauer). Wegen des hohen Vitamin C- Gehaltes wurde die Pfl anze gegen Skorbut emp- fohlen. Kann als Gemüse (in nicht zu großen Mengen wegen des Oxalsäuregehalts) roh oder gekocht gegessen werden. Das Kleesalz wurde zum Bleichen benutzt.

42 orts wurden den Kindern die Samen als Mittel gegen Zahnschmerzen („Zahnkorallen“) um den Hals gehängt, was aber unsinnig und gefährlich ist. Wegen ihrer Duftstoffe werden Kronblätter auch heute noch gelegentlich als Füllmaterial für Riechkissen bzw. in der pharmazeutischen Industrie verwendet. Gartenzierpflanze.

Papaver sendtneri (Weißer Alpenmohn) Papaveraceae (Mohngewächse) Kommt nur in den nördlichen Kalkalpen vor, die sehr ähnliche, aber gelb blühende Art P. rhae- ticum (Gelber Alpenmohn) in den Zentralalpen und südlichen Kalkalpen, weitere Aufspaltung der Unterarten. Duftende Blüten ohne Nektar, aber mit reichlich Pollen. Schuttstauer. Kräftige Pfahlwurzel, nach oben zu sichert er sich mit hangaufwärts ziehenden Wurzelfasern. Blattbü- schel bilden kräftige Horste, die vor Steinschlag schützen. Pinus cembra (Zirbel-Kiefer, Zirbe, Arve) Paris quadrifolia (Vierblättrige Einbeere) Trilliaceae (Einbeerengewächse) Paeonia officinalis Ungewöhnlich: Obwohl einkeimblättrig, fieder­ nervig. Wurzelpilz. Blätter meist zu viert, vom (Gewöhnliche Pfingstrose) lateinischen Wort quadrifolia (= vierblättrig). Paeoniaceae (Pfingstrosengewächse) Der Name Paris kommt entweder von der Gleich- zahl (durchgehend vierzählig) aller Teile (latei- Heimat: Südalpen und Apennin, in Weinbauge- nisch par = gleich) oder aus der griechischen bieten teils eingebürgert. Blüte duftend. Mit 3,6 Mythologie. Die Frucht wird verglichen mit dem P Millionen höchste bekannte Pollenzahl je Blüte. goldenen Apfel, welchen die Schicksalsgöttin Die geöffneten Früchte zeigen neben den nor- Eris mit der Aufschrift „der Schönsten“ unter die malen, schwarz glänzenden Samen noch rote Göttinnen Hera, Aphrodite und Athene warf. Pa- Samen mit Schaufunktion. Schon im Altertum ris als Schiedsrichter überreichte ihn Aphrodite, geschätzte Heilpflanze, daher nach dem grie- die den Jüngling zum Raub der Helena, Menela- chischen Götterarzt Paion benannt. Giftig in os Frau, verführte und ihn damit zum Verursa- allen Teilen durch noch unbekannten Wirkstoff, cher des Trojanischen Krieges machte. Ist giftig, der Erbrechen und Durchfall bewirkt. Die Wur- besonders in den Beeren, durch Saponine. Der zelknollen wurden früher arzneilich verwendet, Genuss von mehreren Beeren kann zu Brech- besonders gegen Epilepsie und Gicht, heute nur reiz, Magenkrämpfen, Schwindelanfällen und noch in der Homöopathie eingesetzt. Mancher- teilweiser Lähmung des Atemzentrums führen.

43 Rhizom für Gliedertiere und Fische tödlich giftig. der stark fiederspaltigen Blätter den Anschein Die ganze Pflanze wurde früher in der Volksme- erweckt, dass sie mit Blattläusen besetzt sind. dizin als Mittel gegen ansteckende Krankheiten Alle Teile, vor allem die Samen, sind durch Au- angewandt (Pestbeere), heute nur noch in der cubin giftig. Riecht unangenehm und schmeckt Homöopathie eingesetzt. brennend scharf. Wird praktisch von keinem Tier gefressen, soll Darmentzündungen und Bluthar- Parnassia palustris nen verursachen. (Sumpf-Herzblatt) Pedicularis rostratocapitata Parnassiaceae (Herzblattgewächse) (Geschnäbeltes Läusekraut) Von den fünf äußeren Staubblättern reift jeden Scrophulariaceae (Rachenblütler) Tag eines heran. Offenbar sammeln und fokus- sieren die parabolspiegelartigen, weißen Kron- Die Oberlippe ist zu einem Schnabel ausge­ blätter das Sonnenlicht, so dass die Blüten an zogen. Die Blüten verströmen einen starken, an kalten Tagen gern von Insekten als Platz zum Gartenwicke oder Phlox erinnernden Duft mit Aufwärmen aufgesucht werden, die dabei die einer Beimischung von Zitrone. Bestäubung durchführen. In Griffelnähe (also etwa im Brennpunkt) Temperaturen etwa 1,4 bis Petasites hybridus 2,9 Grad Celsius höher als in der Umgebung. Das Kraut wird gelegentlich in der Volksmedizin ver- (Gemeine Pestwurz) wendet. Deutscher Name: Stängel mit nur einem Asteraceae (Korbblütler) sitzenden, herzförmigen Blatt. Der botanische Die 30 bis 60 (maximal 100) Zentimeter brei- Name orientiert sich wegen der Anmut der Blü- ten Blätter sind die breitesten der heimischen ten am Berg Parnassos in Griechenland, dem Flora. Spielende Kinder benutzen sie gerne als Sitz der Musen. Kopfbedeckung. Deutscher Name: Im Mittel- alter glaubte man, der durch die ätherischen Pedicularis (Läusekraut) Öle verursachte, starke und unangenehme Ge- ruch könne die Pest, die man als Person ansah, Scrophulariaceae (Rachenblütler) austreiben. Wird in der Volksmedizin vielseitig Hauptverbreitung in den Gebirgen Zentral­asiens. eingesetzt, z.B. wegen des Schleimstoffgehalts Halbschmarotzer, der den Wurzeln der Wirts- als Hustenmittel. Früher wurden die Blätter als pflanzen mit Saugorganen (Haustorien) Wasser Wurmmittel sowie zur Behandlung von Wunden und mineralische Nährsalze entzieht. Kann des- und Hauterkrankungen verwendet. In jüngster halb auch auf trockenen Standorten­ gedeihen, Zeit als Arzneimittel neu entdeckt, und zwar obwohl es selbst keinen Ver­dunstungsschutz wegen des Gehaltes an Petasin, einem Sesqui- entwickelt hat; welkt daher beim Pflücken rasch. terpenester, der eine krampflösende und beru- Alpine Läusekräuter sind ganz an Hummeln als higende Wirkung hat. Junge Blätter in frischem Bestäuber angepasst. Gattung umfasst welt- Zustand bitter, kräftig abgebrüht als Gemüse weit etwa 600 Arten. Verschiedene Namensdeu- essbar. tungen: Weil früher ein Absud der Pedicularis palustris (Sumpf-Läusekraut) gegen Vieh- und Menschenläuse und anderes Ungeziefer ver- wendet wurde (lateinisch pediculus = Laus); oder weil das Vieh beim Genuss von Läusen befallen wird; oder das gekräuselte Aussehen

44 Petrocallis pyrenaica Insekten können den Nektar ausbeuten. Bota- nischer Name stammt vom griechischen Wort (Pyrenäen-Steinschmückel) Phyteuo (= Pflanze). Teufelskralle bezieht sich Brassicaceae (Kreuzblütler) auf die Form der Einzelblüten. Der im Deutschen auch gebräuchliche Name Rapunzel kommt vom Gattung besteht nur aus dieser Art, was auf ein lateinischen Wort rapunculus (= Rübchen). Wur- hohes Alter hindeutet. Kalk- und felsenstet. Aus- zeln der meisten Arten sind rübenartig verdickt, gesprochen hochalpine Pflanze; ihre Wuchsform kohlehydratreiches Wildgemüse. Junge Blätter ist den exponierten Standorten auf Felsen und werden als Salat oder kohlähnliches Gemüse Graten ausgezeichnet angepasst: hat Sonder- gegessen. form des Polsterwuchses entwickelt, ein so ge- nanntes Hohlkugelkissen. Holziges Stämmchen steckt in Felsspalten oder Geröll, von dort gehen Picea abies strahlig angeordnete, bis zu zwölf Zentimeter (Rotfichte, Gewöhnliche Fichte) lange, wurzelnde Äste aus. Gestauchte Partien mit rosettigen Blättern und gestreckte Partien Pinaceae (Kieferngewächse) wechseln sich ab. Blattscheiden bleiben nach Bis 50 (maximal 62) Meter hoch und bis zwei Me- dem Verwittern erhalten, so dass das Polster ter Stammdurchmesser, größter europäischer außen von einer dichten „Rinde“ bedeckt wird, Baum neben der Tanne. Wird bis 600 Jahre alt, innen aber hohl, von dünnen Stämmchen durch- forstwirtschaftliche Umtriebszeit nur 80 bis 120 zogen ist. Harte „Rinde“ bietet ausgezeichneten Jahre. Von Natur aus bestandsbildend nur ober- Schutz gegen Winddürre, Sand- und Schneege- halb von 800 bis 900 Metern Höhe. Zweige hän- bläse; das Innere des Hohlkissens kann Feuch- gend: Anpassung gegen Schneebruch, bildet in tigkeit speichern. Wahrscheinlich Nunatakker- den Nördlichen Kalkalpen die Baumgrenze. Als Pflanze (hat in den Eiszeiten auf eisfreien Gipfeln Einzelbaum bis etwa 2000 Meter. Flachwurzler, überlebt), deshalb in den damals vergletscher- deshalb windwurfgefährdet. Alter der Nadeln ten Tälern der Zentralalpen fehlend. bei gesunden Bäumen vier bis sechs Jahre, im Hochgebirge auch mehr. Geschädigt: oft nur ein bis drei Nadeljahrgänge. Im Hochwinter Frostre- Phyteuma (Teufelskralle-Arten) sistenz bis unter minus 60 Grad Celsius durch Campanulaceae Anreicherung von Kohlehydraten. Wurzelpilz. (Glockenblumengewächse) In der Ebene oft Monokulturen, forstwirtschaft- lich langfristig nicht günstig. Schon im vorigen Die Gattung ist alpinen Ursprungs, im Tertiär Jahrhundert polemisierte ein elsässischer Forst- entstanden. Die kleinen Einzelblüten sind zu meister: „Die Zahl der Fichten in einem Revier einem auffälligen Blütenstand vereinigt, um die ist umgekehrt proportional zur Intelligenz des P Schauwirkung auf Insekten zu verstärken, ein Revierförsters“. Fichtenmonokulturen unterdrü- blütenbiologischer Effekt, den später die noch cken Krautschicht und natürliche Verjüngung, höher entwickelten Korbblüter vollendeten: Un- sauere Nadelstreu fördert Rohhumusbildung terordnen der Einzelblüten zu einer auffallenden und verschlechtert Boden. Nur alle drei bis vier Blume höherer Ordnung. Die fünf zur Röhre Jahre reiche Samenproduktion. Samen nur fünf verwachsenen Blütenblätter der Einzelblüten bis acht Milligramm schwer, fliegen schon bei trennen sich zum Zeitpunkt der Befruchtung von Windstille mehr als 300 Meter. Extrakte junger unten nach oben, bleiben aber zuoberst zusam- Fichtenzweige sind Bestandteile von Hustenmit- menhängend. Die dabei entstehenden seitlichen teln, alkoholische Auszüge zum Einreiben bei Öffnungen erinnern an die Ärmelschlitze der Ko- rheumatischen Beschwerden. Absud aus den stüme des 16. Jahrhunderts. Nur langrüsselige Triebspitzen als Badezusatz („Maiwipferlbad“).

45 Zartgrüne Frühjahrstriebe reich an Vitamin C, Pinguicula (Fettkraut-Arten) können im Mai gesammelt und zu „Fichten- honig“ verarbeitet werden (Genehmigung der Lentibulariaceae (Fettkrautgewächse) Forstbehörde nötig!). Auch der Bienenhonig, Der Name kommt aus dem Lateinischen: pinguis der von den Ausscheidungsprodukten der an (= fett); die Blattoberfl ächen glänzen durch Drü- den Nadeln saugenden Blattläuse stammt, wird sensekrete. Ist „Fleisch fressend“: Kleine Insek- „Fichten honig“ bzw. „Tannenhonig“ genannt. ten bleiben auf der Blattoberfl äche kleben und Vor allem für Bauholz, leicht, gut bearbeitbar, werden dort durch Verdauungssekrete (z.B. Lab- aber wenig dauerhaft. Wichtiger Zellstoffl ie- enzym) verdaut. Beim Verdauungsvorgang rol- ferant. Borke bedeutendes Gerbmittel (bis 18 len sich die Blätter allmählich vom Rand her ein. Prozent Gerbstoffe). Aus dem Harz wurde früher Diese Strategie bessert den Stickstoffhaushalt künstliches Vanillin hergestellt; die abgeschla- der an nährstoffarmen Standorten (Moore, Fel- genen Stämme duften nach Besonnung nach sen) wachsenden Art auf. Einige Forscher sind Vanille. Fichtenharztropfen dienten auch als der Ansicht, dass die Verdauung nicht durch Se- Kaugummiersatz. Ölhaltige Samen für Speiseöl krete der Pfl anze selbst erfolgt, sondern durch nutzbar. Aus dem Holzteer wurde ehemals Pech Bakterien, die an der Pfl anzenoberfl äche leben. gewonnen. Der Name bezieht sich auf das la- „Fliegenklemmfallenblume“: Rückwärts ge- teinsche Wort pix (= Pech). Früher auch für Räu- richtete Haare des Blütenschlunds zwingen die cherungen verwendet. Besucher, besonders Fliegen, sich hochzustem- men, wobei sie den Rücken gegen die Narbe und Pimpinella major Staubbeutel drücken. Zu große Fliegen klemmen sich fest und verhungern. Gefährdet vor allem (Große Bibernelle, Pimpinelle) durch Düngung und Entwässerung. Das Kraut Apiaceae (Doldenblütler) wird selten in der Volksmedizin angewandt, z.B. bei starkem Husten und Krämpfen. Wegen des Der Name kommt vermutlich von bibere (= trin- Labenzyms wurden die Blätter zum Eindicken ken) und lässt auf einen Heiltrank schließen. Die der Milch genutzt. scharf schmeckende, durch Capronsäure etwas nach Böcken riechende Wurzel wird arzneilich als Hustenmittel oder auch zum Würzen verwen- Pinus cembra det. Enthält u.a. ätherische Öle und Bitterstoffe. (Zirbel-Kiefer, Zirbe, Arve) Spielt in der Volksmedizin große Rolle als Gur- gelmittel bei Halsentzündungen. Junge Blätter Pinaceae (Kieferngewächse) werden als Gemüse und Salat verwendet. Bei Bis 25 Meter hoch, das Alter mancher Bäume Pimpinella saxifraga (Kleine Bibernelle) gleiche beträgt mehr als 1000 Jahre. Nadeln zu fünft an Anwendung. Kurztrieben (bei allen anderen europäischen Arten zu zweit). Samen nussartig, ewas harzig, wohlschmeckend. Bildet in Zentral alpen oft Waldgrenze. Anpassung an Standort mit oft nur dreimonatiger Vegetationszeit und niedrigen Temperaturen, z.B. durch den Jahresgang der Frostresistenz und die im Winter grundsätzlich geschlossenen Spaltöffnungen. Wertvolles Holz mit minimalem Jahreszuwachs, schön gemasert, ziert viele Tiroler Stuben.

46 Pinus mugo Plantago major (Breit-Wegerich) (Latsche, Legföhre, Berg-Kiefer) Plantaginaceae (Wegerichgewächse) Pinaceae (Kieferngewächse) Die Anhänglichkeit der Samen z.B. an den Selten baumförmig („Spirke“), häufiger nieder- Schuhsohlen trägt zur Verbreitung der Pflanze liegender Strauch. In den Mittelgebirgen nur überall dort bei, wo Menschen oder Tiere gehen. Reliktvorkommen. Die elastischen Äste sind Der Indianer nennt sie deshalb „Fußstapfen des vorzüglich dem winterlichen Schneedruck der weißen Mannes“, die Art kam ursprünglich in Hochlagen angepasst. In Nordlagen, bei zu lan- Amerika nicht vor. Ist medizinisch etwas weni- ger Schneebedeckung, wird die Latsche sehr ger wirksam als der Spitz-Wegerich. Gebraucht durch den Pilz Herpotrichia nigra (Schwarzer wird die ganze Pflanze, innerlich in Form von Tee Schneeschimmel) geschädigt (schwärzliche, oder Sirup bei Bronchitis und Asthma, aber auch zusammengeklebte Nadel­büschel) und von der gegen Zahn-, Kopf- und Ohrenschmerzen, äußer- Grünerle ersetzt. Verwendung ähnlich wie bei lich zur Wundheilung. Blätter werden als Salat der Wald-Kiefer. Wegen des Harzreichtums spielt oder Gemüse, getrocknet als Tee verwendet. Latschenkiefernöl eine besondere Rolle, wird auch als Badezusatz verwendet. Polygonatum (Salomonssiegel- bzw. Plantago lanceolata Weißwurz-Arten) (Spitz-Wegerich) Convallariaceae Plantaginaceae (Wegerichgewächse) (Maiglöckchengewächse) Hat schon seit alten Zeiten den Ruf als vorzüg- Name: Das weiße Rhizom (Weißwurz!) ist liche Heilpflanze. Bewährtes Hustenmittel. knotig verdickt; hergeleitet von den grie- Aufträufeln des Presssaftes oder Auflegen ge- chischen Worten polys (= viel) und gony quetschter Blätter auf Insektenstiche lindert (= Knoten). Alle Teile der Arten, vor allem die Juckreiz und wirkt abschwellend; ähnliche An- Beeren, enthalten Saponine und andere Gift- wendungen auch bei Prellungen und anderen stoffe. Das Vorkommen von herzwirksamen Schwellungen. Der Saft ist (vermutlich wegen Digitalis-Glykosiden wird neuerdings bezweifelt. des Aucubingehaltes) antibiotisch wirksam und Nach der mittelalterlichen Signaturen-Lehre gal- schimmelt daher im Gegensatz zu den meisten ten die Weißwurz-Arten als Mittel gegen Hühner- anderen Pflanzensäften nicht. Wirkstoffe der augen (Knoten!), sie wurden bei abnehmendem Pflanze sind Schleim- und Bitterstoffe, Gerb- Mond in der Hosentasche getragen. Nach der stoffe, Kieselsäure und ein Aucubin-Glykosid. Sage ist das Rhizom die geheimnisvolle­ Spring- Vielseitige Anwendung auch in der Homöopa- wurz, die nur der Specht zu finden weiß und vor P thie. Gemischt mit milderen Kräutern als Salat, dessen Besitzer sich verschlossene Türen wie zu Quarkspeisen, gekocht als Gemüse oder für durch Zauberschlag öffnen. Kräutersuppen.

47 Potentilla (Fingerkraut-Arten) Potentilla caulescens Rosaceae (Rosengewächse) (Stängel-Fingerkraut) Name Fingerkraut: bei den meisten Arten fin- Rosaceae (Rosengewächse) gerförmige, fünfzählige Blattfiederung. Der bo- Klassische Kalkspaltenpflanze mit bemerkens- tanische Name Potentilla wird vom lateinischen wertem Wurzelsystem: Von einer bis zu einen Wort potentia (= stark) abgeleitet. Der deutsche Zentimeter dicken Grundachse senkt sie ihre Name Tormentill kommt vom lateinischen „tor- Wurzeln in kaum millimeterbreite Spalten ein, mina“, was etwa mit Bauchgrimmen oder Kolik wobei die anfangs zylindrische Wurzel sich der zu übersetzen ist (medizinische Verwendung). Form der Spalte anpasst und bandförmig ver- breitert. Nach wenigen Zentimetern verästelt Potentilla anserina sich das Wurzelband in einer Ebene, so dass aus den verfilzten Fasern ein stoffartiges Gewebe (Gänse-Fingerkraut) entsteht, das so genannte Wurzeltuch. Da die Rosaceae (Rosengewächse) Spalten stets feucht sind, fehlt eine entspre- chende Anpassung an Trockenheit. Man nimmt Blätter unterseits silbrigweiß, bei Trockenheit an, dass die Pflanze den Felsen im Inneren der aufgebogen und dadurch Licht (und Wärme) Spalte anätzt. Charakterart des subalpinen Fels- reflektierend. Bis 1,1 Meter lange Ausläufer. Kul- fluren auf Kalk (Potentilletum caulescentis). turfolger. Name: in Trittrasen und oft auf Gän- seweiden. Blätter arzneilich, vor allem in der Volks- und Tiermedizin, als krampflösendes Mit- Potentilla erecta tel verwendet. Junge Blätter und Wurzeln sind als Gemüse geeignet. Die Blätter wurden früher (Blutwurz, Aufrechtes als Sohlenersatz in die Holzschuhe gelegt. Fingerkraut) Rosaceae (Rosengewächse) Potentilla aurea Hat ein kräftiges Rhizom, was typisch für Fin- (Gold-Fingerkraut) gerkräuter ist, und eine einzige vierblättrige Rosenblüte. Der Name Blutwurz beruht auf der Rosaceae (Rosengewächse) roten Verfärbung der Wurzel beim Anschneiden, Überwintert mit grünen Blättern, treibt schon wurde früher zum Anfärben von Schnaps ver- unter der Schneedecke junge Blätter. Alte Heil- wendet. Enthält viel Catechin, einen Gerbstoff, pflanze, Tee wird gegen Durchfall verwendet. der die Magenschleimhaut nicht reizt. Noch heu- Gilt in der Volksmedizin heute noch als sicheres te wegen seines sehr hohen Gerbstoffgehaltes Mittel gegen Zuckerkrankheit, auch krampflö- (15 bis 20 Prozent) als Magenmittel arzneilich sendes Mittel für Magen-Darm-Trakt und bei verwendet; äußerlich bei Schleimhautentzün- Muskelkrämpfen. Als Gurgelwasser bei Halsent- dungen des Mundes. Wirkt appetitanregend, zündung und Zahnfleischbluten und als Bade- stark zusammenziehend, stopfend, entzün- zusatz für schlecht heilende, infizierte Wunden dungshemmend, blutstillend, Blut bildend und verwendet. Enthält vor allem Gerbsäure, Glyko- vernarbend. side, Tormentol, ätherische Öle, Gummi, Stärke und Harz.

48 Potentilla nitida Primula auricula (Dolomiten-Fingerkraut) (Alpen-Aurikel, Gamsbleaml) Rosaceae (Rosengewächse) Primulaceae (Primelgewächse) Hat wahrscheinlich auf den heutigen Standorten Typische Felspflanze, mit kräftigem Wurzelstock (Nunatakkern, in der Inuitsprache das Wort für tief in Kalkspalten verankert. Die dicken, Wasser die aus dem Eis herausragenden Felsgipfel) die speichernden Blätter haben eine Wachsschicht, Eiszeiten überdauert. Dafür spricht auch die en- die vor Sonneneinstrahlung schützt und die demische Verbreitung (nur Südalpen) in kleinen, Verdunstung einschränkt. Hat während der Eis- scharf umgrenzten Gebieten. zeiten Zuflucht in tieferen, geschützten Lagen gefunden; an einigen Standorten als Eiszeitrelikt bis heute erhalten (z.B. Donauenge bei Welten- Primula (Primel-Arten) burg). Die Wurzel wurde früher medizinisch ver- Primulaceae (Primelgewächse) wandt. Da sie an schwindelerregenden Felswän- den wächst, sollte sie gegen Schwindelanfälle Die Gattung ist mit etwa 300 Arten vor allem in helfen. Wo in den Alpen Kalk- und Urgesteins- den Hochgebirgen des östlichen Himalaja und in felsen aneinander stoßen, kann es zwischen der Tibet und dem sich anschließenden Westchina kalkliebenden Primula auricula und der kalkmei- verbreitet, in den Alpen 17 Arten. Heimische Pri- denden Klebrigen Primel (Primula glutinosa) zu melarten im Flachland blühen durchwegs gelb, fruchtbaren Bastarden kommen (Primula pube- alpine Primeln (mit Aus­nahme der gelben Fel- scens), deren Blütenfarben stark variieren; von sen-Aurikel) rosa, rotviolett bis blau. Dies wird ihnen stammen die bunten Gartenprimeln ab. als Anpassung an ihre Bestäuber gedeutet: Die Heißt auf französisch und italienisch übersetzt in der Ebene häufigen Bienen bevorzugen gelb, Bärenohr. die im Gebirge in Überzahl vorkommenden Fal- ter dagegen rot, violett und blau. Evtl. auch we- gen der vermehrten Anthocyanbildung (rote bis Primula farinosa (Mehl-Primel) blaue Farbstoffe) durch tiefe Nachttemperaturen im Gebirge. Der Name Primula lässt sich mit Primulaceae (Primelgewächse) „Erstlingsblume“ übersetzen; vom lateinischen Der Name kommt vom weißen Belag der Blatt- Wort prima (= die erste), was auf die frühe Blüte unterseiten. Die Drüsenhaare der Pflanze schei- hinweist. Der deutsche Name Schlüsselblume den winzige Kristalle aus, die mit Pflanzen­wachs kommt von der Ähnlichkeit des Blütenstands vermischt diesen mehligen Überzug bilden. Häu- mit einem Schlüsselbund. Das Drüsensekret ver- figste der alpinen Primeln, auch im nördlichen schiedener Primelarten kann bei empfindlichen Europa verbreitet. Personen unangenehme Hautallergien verursa- P chen. Primula glutinosa (Klebrige Primel) Primulaceae (Primelgewächse) Die grünen Pflanzenteile sind durch Drüsen- haare sehr klebrig. Heißt auch Blauer Speik. Gilt in Tirol als Zauberpflanze: Kleinen Kindern unter das Kopfkissen gelegt, soll sie diese schwindel- frei machen.

49 Primula minima (Zwerg-Primel) Pritzelago (= Hutchinsia, Primulaceae (Primelgewächse) = Hornungia) alpina Kleinste heimische Art der Gattung. Hat unver- (Gämskresse) hältnismäßig große Blüten für die kleinen Blatt- Brassicaceae (Kreuzblütler) rosetten. Die Bergbauern benennen sie mit dem rührenden Namen „Hab mich lieb“. Charakterart für alpine Kalkschuttfl uren, Schutt- stauer. Auch in tiefen Lagen in Flussschottern als Alpenschwemmling. Wintersteher. Der bo- Primula veris tanische Name kommt von der irischen Bota- (Wiesen-Schlüsselblume) nikerin Ellen Hutchins (1785–1815). Die Pfl anze schmeckt kresseartig und wird gerne von Gäm- Primulaceae (Primelgewächse) sen verzehrt. Enthält Senföle in grünen Teilen Wegen des Saponingehaltes werden die Rhi- und Samen. zome einschließlich der Wurzeln arzneilich als Auswurf förderndes Mittel bei Bronchitis ver- wendet. Volksmedizinisch werden auch die Blü- Pulmonaria offi cinalis ten für ähnliche Zwecke eingesetzt. Wirkt beru- (Echtes oder Kleingefl ecktes higend, krampfl ösend, gegen Husten, Migräne Lungenkraut) und Schlafstörungen. Rhizome früher auch für Niespulver verwendet. Starker Schutzzauber. Boraginaceae (Raublattgewächse) Heißt auch Himmelsschlüssel, ist eines der him- Wegen der oft gefl eckten und daher etwas an die melöffnenden Frühlingskräuter. menschliche Lunge erinnernden Blätter wurden die krautigen Teile nach der Signaturenlehre, Prunella vulgaris die vermutlich auch hier „Merkhilfe“ war, gegen Krankheiten der Lunge und Atemwege zu Recht (Gemeine Braunelle) verwendet; das lateinische Wort pulmo bedeu- Lamiaceae (Lippenblütler) tet Lunge. Raublattgewächse enthalten Kiesel- säure, Schleim- und Gerbstoffe und Saponine. Kulturbegleiter, in gemäßigten Zonen inzwi- Wird in der Volksmedizin noch angewandt. Der schen weltweit verbreitet. Regenballist: Auf die Tee hilft bei Husten, Heiserkeit und Halsweh und verlängerte, untere Kelchlippe fallende Tropfen auch bei Durchfall und Blasenleiden; allerdings schleudern die Samen aus dem elastischen nicht zu häufi g anwenden. Junge Blätter sind für Kelch heraus. Blätter früher arzneilich verwen- Suppen, Spinat und Mischsalat geeignet. Die det. Die jungen Pfl anzenteile vor der Blüte kön- Blätter wurden in Notzeiten als Tabakersatz ge- nen für Kräutersuppen, Gemüse und Salat ge- raucht. nommen werden.

50 Pulsatilla Pulsatilla vulgaris (Küchenschellen-Arten) (= Anemone pulsatilla) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) (Gemeine Küchenschelle, Auch der botanische Name bezieht sich auf die Kuhschelle) glockige Blütenform, vom lateinischen Wort pul- Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) sare (= schlagen, läuten). Hat Frucht perücke; die Einzelfrüchte sind „Federschweiffl ieger“ und Trockenpfl anze: Tiefwurzler (über einen bohren sich mit scharfen Spitzen durch hygro- Meter), junge Triebe dicht behaart. Ordnungs- skopische Bewegungen noch tief in den Boden kennart der Brometalia (submediterrane Tro- ein. Lichtliebend, verschwindet schlagartig bei cken- und Halbtrockenrasen). Gefährdet, vor Düngung. Blätter enthalten Anemonol, das beim allem durch Rückgang der Schafweide. Giftig: Trocknen seine Wirkung verliert. Frisch führen alle Teile durch das Alkaloid Pro- toanemonin und weitere Wirkstoffe zu heftigen örtlichen Reizungen sowie zu Kreislauf- und Pulsatilla alpina Atemlähmungen, evtl. tödlich giftig, besonders (Große Alpen-Küchenschelle) für Hunde. Das Kraut wurde früher arzneilich gegen Gicht, Grippe usw. verwendet. Frisch ge- Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) presster Saft wird zu sehr wirksamem homöo- Wächst auf Kalk und bildet zusammen mit der pathischen Mittel bei verschiedensten Erkran- Schwefel-Küchenschelle (P. alpina ssp. apiifolia kungen verarbeitet. bzw. P. sulphurea) auf saueren Böden ein vika- riierendes Artenpaar. Auf die haari ge Frucht- perücke beziehen sich originelle Volksnamen: Petersbart, Teufelsbart, Haarige Männle, Wilde Männle, Grantiger Jager, Strublbuabn, Bocks- bart, Hexenbesen.

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51 Ranunculus alpestris (Alpen-Hahnenfuß) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Ist auf lange Schneebedeckung eingerichtet: Entwickelt Laubblätter schon unter der Schnee- decke und entfaltet sie gleich nach dem Aus- apern. Die scharf schmeckenden Blätter werden gerne von Gämsen gefressen, heißt deshalb im Volksmund Gamskress (wie auch das Rundblätt- rige Täschelkraut, Thlaspi rotundifolium). Jäger erhoffen sich vom Verzehr der Blätter eine ähn- liche Schwindelfreiheit, wie sie den Gämsen zu eigen ist (Jagerblättle).

Ranunculus glacialis (Gletscher-Hahnenfuß) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Die zusammen mit der Schwarzen Schafgarbe am höchsten steigende Blütenpflanze der Alpen. Erreicht am Finsteraarhorn 4275 Meter. Braucht zwei bis drei Vegetationsperioden für die Blüte. Trotz der extrem frostgefährdeten Standorte weisen die glänzend grünen Blätter keine sicht- baren Klimaanpassungen auf, nur der Blüten- kelch ist dunkelbraun-pelzig. Möglicherweise Frostresistenz des Protoplasmas. Eine der phy- siologisch am besten untersuchten Alpenpflan- zen. Schuttstauer mit knollig verdicktem Wur- Ranunculus glacialis zelstock. Behält im Gegensatz zu allen anderen (Gletscher-Hahnenfuß) Hahnenfuß-Arten Kelch- und Kronblätter bis zur Fruchtreife.

Ranunculus (Hahnenfuß-Arten) Ranunculus montanus Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) (Berg-Hahnenfuß) Die gelben Blüten sind oft innen lackglänzend Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) durch Öltropfen in der äußersten Oberhaut, un- Ist eine Artengruppe aus vielen Kleinarten. An ter der eine leuchtend weiße, mit Stärke gefüllte die 50 Insektenarten wurden an den Blüten be- Schicht liegt. Alle Hahnenfuß-Arten sind im fri- obachtet. Hat viele Volksnamen wie Gelbes Be- schen Zustand durch Protoanemonin giftig und sengeblüh, Tschappelblümli, Senger­bleamal. können zu Viehvergiftungen führen. Abgeschnit- tene Stängel können Hautreizungen­ hervorrufen (Wiesendermatitis).

52 Rhinanthus (Klappertopf-Arten) Rhododendron Scrophulariaceae (Rachenblütler) (Alpenrosen-Arten) Halbschmarotzer. Kleine Saugfortsätze dringen Ericaceae (Heidekrautgewächse) zu den Wasserleitungsbahnen der Wirtswurzeln Der Name Rhododendron (= Rosenbaum) wurde vor, dadurch Ertragsminderung der Wiesen und bis ins 17. Jahrhundert für Oleander gebraucht bei Bauern unbeliebt. Deutscher Name: In den und wurde von Linné auf die Alpenrose übertra- trockenen Fruchtkapseln rasseln die Samen, gen. Die Gattung Rhododendron umfasst welt- wenn man sie schüttelt. Der botanische Name weit etwa 600 Arten, einige davon als Zierpflan- kommt von rhinos (= Rüssel) und bezieht sich zen. Bestäubung durch langrüsselige Hummeln. auf die rüsselartig ausgezogene Helmspitze. Zwischen beiden heimischen Alpenrosen-Arten kann es zu Bastarden kommen (R. x intermedi- Rhinanthus alectorolophus um, mit Merkmalen beider Eltern), die kreuzen und mit den Eltern rückkreuzen können. Hei- (Zottiger Klappertopf) mische Sträucher überdauern den Winter meist Scrophulariaceae (Rachenblütler) unter dem Schnee, der vor Erfrieren schützt. Extrem frostempfindlich, Pflanzen im Tiefland Schwach giftig durch Aucubin; Pferde gelten als brauchen im Winter eine dicke Laubdecke. besonders empfindlich. Früher kam es gelegent- Ledrige Blätter mit Drüsenschuppen, die ein lich zu Vergiftungen, wenn das Brotgetreide mit ätherisches Öl abscheiden (schränkt die Ver- Klappertopfsamen verunreinigt war. Das Kraut dunstung ein). Viele Rhododendron-Arten ent- wurde ehemals gegen Läuse und andere Schäd- halten in ihren Blüten (einschließlich Nektar), linge angewendet. Früchten, Blättern und Sprossachsen stark gif- tiges Andromedotoxin (Acetylandromedol). Be- Rhodiola rosea (Rosenwurz) sonders gefährdet sind Wiederkäuer wegen der Crassulaceae (Dickblattgewächse) eingeschränkten Futterwahl im Winter. Seit dem Altertum sind Vergiftungsfälle durch Honig von Die rot überlaufenen Blattspitzen verstärken die Rhododendron-Arten (und anderen Ericaceen) Schauwirkung des weniger auffälligen Blüten- beschrieben worden, trotzdem ist der Alpenro- standes. Der Name Rosenwurz bezieht sich auf senhonig wegen seines Aromas beliebt. Beide die nach Rosen duftende Grundachse, die früher Arten werden als Alm-Unkräuter bekämpft. Von offizinell war. Man verwendete sie innerlich ge- beiden Arten gibt es weiß blühende Varietäten, gen Kopfschmerzen. Die frischen, zerdrückten deren Standorte von den Älplern streng geheim- Blätter werden auch heute noch in der Volks- gehalten werden, da sie als besonders wirksame medizin als schmerzstillendes und kühlendes Zauberpflanze gelten. Mittel gebraucht und auf entzündete Wunden gelegt. In Niederösterreich galt sie wegen ihres Tanningehaltes als bewährtes blutstillendes R Mittel. Wegen ihres angenehmen Duftes wurde sie früher auch gerne in Gärten angepflanzt.

53 Rhododendron ferrugineum Rhodothamnus chamaecistus (Rostblättrige Alpenrose) (Zwerg-Alpenrose) Ericaceae (Heidekrautgewächse) Ericaceae (Heidekrautgewächse) Wächst auf saueren Böden und bildet zusam- Mit den Alpenrosen nicht näher verwandt. men mit der Bewimperten Alpenrose (R. hirsu- Ist die einzige Art ihrer Gattung, hat weder nähe- tum) auf kalkreichen Böden ein vikariierendes re Verwandte noch Unterarten oder Rassen. Dies Artenpaar. Bei Stämmchen mit einem Durch- spricht für ein hohes entwicklungsgeschicht- messer von einem bis zwei Zentimetern wurde liches Alter, das sicher bis ins Tertiär reicht. ein Alter von nahezu 100 Jahren festgestellt. Gilt als Alm-Unkraut und ist in der Schweiz nicht ge- schützt. Wird von Bergbauern auch Echte Alpen- Rosa (Rosen-Arten) rose oder Rostzetten genannt. Rosaceae (Rosengewächse) Die sprichwörtlichen „Dornen“ der Rose sind Rhododendron hirsutum eigentlich Stacheln (Bildungen der Epidermis (Bewimperte Alpenrose) und Hypodermis). Sie dienen als Kletterorgane, Fraßschutz und evtl. Kondensationspunkte. Ericaceae (Heidekrautgewächse) Wurzelpilz. Oft Gallbildungen durch die Rosen- Wächst auf kalkreichen Böden und bildet Gallwespe (Larven wachsen in den Kammern zusammen mit der Rostblättrigen Alpenrose der Galle auf). Der Name „Hagebutte“ für die (R. ferrugineum) auf saueren Böden ein vika- Früchte weist auf das Vorkommen der Pfl anze riierendes Artenpaar. Wird von Bergbauern auch an Hecken (altdeutsch Hag) hin. Hagebutten Almrausch oder Rauhzetten genannt. Soll an- sind wegen des hohen Gehaltes an Vitamin C geblich den Blitz anziehen. und anderen Vitaminen bewährtes Mittel bei Er- kältungskrankheiten. Verarbeitung zu Tee, Mus, Suppen, Wein usw. Das Parfum „Rosenöl“ wird seit dem Altertum aus den Kronblättern von Gar- tenrosen gewonnen. Den Griechen war die Rose Symbol der Liebe, der Anmut und der Lebens- freude, den Germanen hingegen Sinnbild des Feuers und des Weltuntergangs. Rosengallen spielten wegen ihrer merkwürdigen Erscheinung in Aberglauben und Volksheilkunde eine Rolle.

Rosa pendulina (Alpen-Rose) Rosaceae (Rosengewächse) Ist die höchststeigende Rosenart. Verbreitung: Hagebutten werden von Kolkraben, Krähen, Sei- denschwänzen, Tannenhähern, Birkhühnern und Füchsen gefressen. Hagebutten sind reich an Vi- taminen und organischen Säuren, Stärkungsmit- tel für stillende Mütter und Rekonvaleszenten. Tee aus den Früchten wirkt harntreibend, ohne die Nieren zu reizen. Auch die Volksnamen

54 Helfenstüde und Frauenrose deuten auf ihre Rumex alpinus (Alpen-Ampfer) Verwendung als Heilpflanze. Wegen ihrer Sta- chelarmut als Unterlage für Hochstammrosen Polygonaceae (Knöterichgewächse) verwendet. Zeiger ehemaliger Siedlungen, Stickstoff­zeiger. Ist schwer auszurotten, widerstandsfähiger Rubus fruticosus Wurzelstock, die Samen bleiben im Boden bis zu 13 Jahre keimfähig. Alm-Unkraut: wächst direkt (Echte Brombeere) an Almgebäuden und auf Lägern, wird vom Wei- Rosaceae (Rosengewächse) devieh wegen seines hohen Oxalsäuregehalts nicht gefressen. Blätter und Wurzelstock werden Die Stacheln dienen als Kletterhaken und wohl in der Volksmedizin als Abführmittel und gegen auch als Fraßschutz. Wurzelpilz. Sammelart mit Blähungen und Husten gebraucht. Wird bis heu- ca. 200 Kleinarten bei enger Artauffassung. Spe- te wie Sauerkraut eingemacht. Junge Blätter zialisten, die sich mit dieser interessanten Pflan- werden in manchen Gegenden als Wildspinat zengruppe beschäftigen, heißen Batologen; gegessen, Stiele wie Rhabarber zubereitet. Vor- vom griechischen Wort batos (= Brombeere). zügliches Schweinefutter. Außerdem dienten die Der botanische Name kommt vom lateinischen Blätter als Frischhalteverpackung für die Butter- Wort fruticosus (= strauchig). Die Blätter geben ballen und Käse. Volksnamen z.B. Scheißplät- einen beliebten Tee, der wegen des Gerbstoffge- schen (wegen des Standorts), Sauplotschen, haltes auch arzneiliche Verwendung findet. Tee Butterpletschen, Bergrhabarber. Gerne in Klo- aus fermentierten Blättern schmeckt ähnlich wie stergärten kultiviert, deshalb auch Mönchsrha- schwarzer Tee, die Früchte durch Traubenzucker barber genannt. und Fruchtsäuren süßsäuerlich. Brombeersaft ist erfrischend und hilft gegen Heiserkeit. Aus dem Saft lassen sich guter Wein und Brombeer- Rumex scutatus schnaps herstellen. (Schild-Sauerampfer) Polygonaceae (Knöterichgewächse) Rumex acetosa Ursprünglich in basenreichen Schuttfluren der (Großer Sauer-Ampfer) Alpen. Typischer Schuttwanderer mit tief veran- Polygonaceae (Knöterichgewächse) kerter Grundachse und wandertriebähnlichen Stängeln, die sich bei Überschuttung wieder Schwach giftig durch den hohen Gehalt an Oxal- nach oben durchbohren. Der Name bezieht sich säure und deren löslichen Salzen, vor allem auf die schildförmigen Blätter. Reich an Vitamin Kleesalz. Sehr aromatisch als Gemüse (Spinat- C und Kalziumoxalat, früher offizinell verwendet beimischung), Salat und Suppengewürz. Vom („Herba romana“). Früher als „französischer Verzehr größerer Mengen ist abzuraten, bei Kin- (oder römischer) Spinat“ angepflanzt und zu- dern sind sogar schon tödliche Vergiftungen vor- weilen auch in tieferen Lagen an Mauern usw. gekommen. Zu meiden von Personen mit Gicht, eingebürgert. Auch als Suppengewürz und Salat R Rheuma, Nierenkrankheiten, Sodbrennen, Asth- verwendet. ma und Lungenbeschwerden. Wirkt wassertrei- bend, abführend und kühlend. Enthält Vitamin C. Bei Massenauftreten der Pflanze Viehvergif- tungen möglich.

55 Saxifraga paniculata (Trauben-Steinbrech)

Salix (Weide-Arten) Salix herbacea (Kraut-Weide) Salicaceae (Weidengewächse) Salicaceae (Weidengewächse) Die Gattung umfasst weltweit etwa 500 Arten. Gehört zu den Gletscherweiden (s. bei Salix all- Die Weiden bieten im Frühjahr für Bienen und gemein). „Der kleinste unter allen Bäumen“ hat ihre Verwandten die erste Nahrung; die blü- Linné diesen Weidenknirps genannt. Nur zwei henden Zweige standen deshalb früher unter bis zehn Zentimeter hoch, verholzter Stamm Naturschutz und sollten nach wie vor geschont kriecht unterirdisch, nur die Triebe mit zwei werden. Die hochalpinen Arten S. herbacea, S. bis drei Blättchen ragen aus der Erde heraus. reticulata und S. retusa werden unter dem Be- Dickenzuwachs mit weniger als 0,5 Millimeter griff „Gletscherweiden“ zusammengefasst. Ver- pro Jahr äußerst gering. Eiszeitrelikt, Kennart mutlich mit der kurzen Vegetationszeit hängt die des Salicetum herbaceae (Schneetälchen auf frühe Knospenlage der Gletscherweiden zusam- kalkarmen Böden). Anpassungen an den insek- men: So kann man in einer Winterknospe noch tenarmen Standort und die lange Schneebede- zwei weitere Knospengenerationen­ finden; dem- ckung: (sekundär) windblütig, Samen im kalten nach wird eine Knospe schon zweieinhalb Jahre Boden lange keimfähig. vor ihrer Entfaltung angelegt. Kätzchen der Glet- scherweiden stehen – im Gegensatz zu allen an- deren Weidenarten – endständig an Kurztrieben. Weidenblüten wirken als Beruhigungsmittel. Die Weidenrinde wurde früher für Kopfschmerztee verwandt, enthält Salicylsäure.

56 Salix reticulata Sanguisorba (Wiesenknopf) (Netz-Weide, Rosaceae (Rosengewächse) Runzelblättrige Weide) Art S. officinalis (Großer Wiesenknopf) mit roten Salicaceae (Weidengewächse) Blüten, die von Insekten bestäubt werden; Art S. minor (Kleiner Wiesenknopf) mit grünen Blü- Gehört zu den Gletscherweiden (s. bei Salix all- ten, die von Wind bestäubt werden, Narbe und gemein). Spalierstrauch, bis 15 Zentimeter hoch. Staubblätter überragen deshalb bei dieser Art Kann bis 40 Jahre und älter werden. die Blütenkrone wesentlich. Der botanische Gat- tungsname kommt von der blutstillenden Ver- Salix retusa wendung vor allem von S. officinalis: Von den la- teinischen Worten sanguis (= Blut) und sorbere (Stumpfblättrige Weide) (= aufsaugen). Salicaceae (Weidengewächse) Gehört zu den Gletscherweiden (s. bei Salix all- Sanguisorba minor gemein). Kann auch sehr wirksam Schutt stauen. (Kleiner Wiesenknopf) Die sommergrünen Blätter färben sich im Herbst goldgelb und verströmen dabei einen eigenartig Rosaceae (Rosengewächse) intensiven Geruch, an dem die Pflanze schon aus Rohbodenpionier mit Wurzelpilz. Als Tee harn- der Entfernung kenntlich wird. treibend, verdauungsfördernd und zum Schwit- zen. Arzneilich ähnlich wie Sanguisorba offici- Salvia (Salbei-Arten) nalis verwendet. Traditionelle Verwendung zum Blutstillen. Wintergrün, für nussartigen Salat Lamiaceae (Lippenblütler) und Eintöpfe verwendet. Auch unter dem Namen Die Gattung Salvia gehört mit etwa 700 Arten zu „Pimpernelle“ bekannt, beliebtes Gewürz für den artenreichsten Gattungen der Welt. Der He- Suppen, Gurken und Wein, gehört zu den Ham- belmechanismus zum Öffnen der Blüte kann nur burger Aalkräutern. von Hummeln (seltener Bienen) betätigt werden. Der Name kommt vom lateinischen Wort sal- Sanguisorba officinalis vare (= heilen). Griechen und Römer benutzten Salbei (Salvia officinalis) als allgemeines To- (Großer Wiesenknopf) nikum für Geist und Körper und empfahlen ihn Rosaceae (Rosengewächse) bei Schlangenbissen. Im Mittelalter­ verbreitet gegen Erkältungen, Fieber, Epilepsie, Cholera Früher arzneilich bei Blutungen und Entzün- und Verstopfung eingesetzt, heute mehr als Kü- dungen, vor allem im Mund- und Rachenraum chenkraut, wegen seiner verdauungsfördernden verwendet. Der Gebrauch geht auf die Signa- Wirkung bei fettigen Speisen, Fleisch und Fisch. turenlehre zurück (Blütenköpfchen blutrot). Dem Wein oder Bier zugesetzt, soll er diese be- Junge Blätter und Triebe als Beigabe zu Salat, rauschender machen. Früher für Räucherungen Kräutersuppen, Gemüse und als Gewürz. Über- verwendet. Wo Salbei gut wuchs, herrschten lebenswichtig für Wiesenknopf-Ameisenbläu- S Reichtum und eine starke Frau. linge (Kleinschmetterlinge), die ihre Eier aus- schließlich an dieser Art ablegen.

57 Sanicula europaea mittel. Hat sanfte Reinigungswirkung, Verwen- dung für Shampoo und Hautlotion. Früher auch (Wald-Sanikel) zum Saubermachen von Gold- und Silberwaren Apiaceae (Doldenblütler) in Gebrauch. Ist Heilkraut der Volksmedizin, die Blätter sind blutreinigend, tonisch und helfen Tertiärrelikt, Hauptverbreitung der Gattung in gegen Ausschläge. Arzneilich als schleimlö- Nordamerika und Ostasien, in Europa nur diese sendes Mittel bei Husten. Bei Überdosierung Art. Name: Sanikel wurde früher als Allheilmit- giftig. tel betrachtet, vom lateinischen Wort sanare (= heilen). Entsprechend im Volke „Heilkraut“ oder „Heil aller Schäden“ genannt; die wundenschlie- Saxifraga (Steinbrech-Arten) ßende Kraft sollte so groß sein, dass sie sogar Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Fleischstücke im Topf wieder zusammenwach- sen lässt. Heute noch gelegentlich als blähungs- Die Gattung umfasst weltweit etwa 400 Arten, treibender Bestandteil von Teemischungen (z.B. ganz überwiegend Gebirgspflanzen. In Mitteleu- „Schweizertee“) im Gebrauch. ropa 40 Arten, vorwiegend in den Alpen. Häufig gelbe oder orange Flecken auf den Kronblättern (Lupe!), die die Signalwirkung der Staubblätter Saponaria ocymoides verstärken und diese nach Abwurf der Staub- (Rotes Seifenkraut) beutel ersetzen. Der deutsche Name ist wörtlich vom botanischen übersetzt. Der Name der Gat- Caryophyllaceae (Nelkengewächse) tung geht auf Plinius zurück (quia saxa frangit Schuttdecker: Mit Hauptwurzel im Untergrund = weil er die Felsen bricht), vom Wuchsort in verankert; weit kriechende, biegsame Sprosse Felsspalten wurde fälschlicherweise auf Fels- liegen dem ruhenden Schutt auf. Der Blütenein- sprengung durch die Pflanze geschlossen. Stein- gang ist so verengt, dass nur die dünnen Rüssel brecharten galten – nach der Signaturenlehre – von Schmetterlingen den Nektar gut erreichen. als Heilmittel gegen Nieren- und Gallensteine. Andere, ähnliche Namensdeutung: Steinbrech Der botanische Artname ocymoides kommt von bezieht sich ursprünglich auf den Knöllchen- der entfernten Ähnlichkeit mit dem Basilikum Steinbrech (S. granulata), dessen Kraut und (Ocimum). Blüten sowie die kleinen, harten Brutzwiebeln (ebenfalls aufgrund der mittelalterlichen Signa- Saponaria officinalis turenlehre) als Heilmittel gegen Blasensteine (Echtes Seifenkraut) verwendet wurden. Caryophyllaceae (Nelkengewächse) Saxifraga aizoides Der Blütenduft ist am Abend am stärksten, Be- sucher sind besonders Nachtfalter. Kulturbe- (Fetthennen-Steinbrech) gleiter, seit der Jungsteinzeit gepflanzt, noch Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts angebaut. Typische Fliegenblume mit flachen Blüten, rot- Name vom lateinischen Wort sapo (= Seife). In- gelben Tupfen auf den Kronblättern als Honig- haltsstoff Saponin (im Rhizom zwei bis fünf Pro- malen und frei zugänglichem Nektar. Über 85 zent), die wässrige Lösung (Wurzelabkochung) Fliegenarten konnten als Bestäuber beobachtet schäumt wie Seife. Wurde im Altertum zum Wa- werden, zusätzlich aber auch Hummeln, Wes- schen der Wolle und später auch zur Reinigung pen, Bienen, Tagfalter und Käfer. von Kleidern mit empfindlichen Farben verwen- det. Schon Hippokrates kannte dieses Wasch-

58 Saxifraga bryoides Saxifraga oppositifolia (Moos-Steinbrech) (Gegenblättriger Steinbrech) Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Gehört zu den höchststeigenden Blütenpfl an- Besiedelt mit seinen Unterarten riesiges Gebiet, zen der Alpen (am Matterhorn in 4200 Metern von Sierra Nevada über Grönland, Europa und Höhe). Hervorragende Anpassungen an extreme Sibirien bis Kaschmir. Gehört zum Grundstock Umweltbedingungen: Niedrige, fl ache, dichte der Nivalfl ora. Die immergrünen Blätter ertragen Polster bieten dem Wind keinen Widerstand. bis minus 40 Grad Celsius ohne Schaden. Blüten Abgestorbene, äußere Rosettenblätter bleiben werden schon im Spätsommer bis Herbst des eine Zeit lang erhalten, schließen sich kugelig Vorjahres angelegt. Blüht als erste der Nival- und schützen das lebende Innere der Rosette. pfl anzen, Blüten sehr kälteresistent (bis minus 15 Grad Celsius). Der neue Austrieb der emp- fi ndlicheren Blätter erfolgt erst später, wenn die Saxifraga burseriana Gefahr vorüber ist. Samen wiegen nur 0,0001 (Bursers Steinbrech) Gramm, Windverbreitung. Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Hat harte, halbkugelige Polster, womit die An- Saxifraga paniculata griffsfl äche für Wind vermindert und die Verdun- (Trauben-Steinbrech) stung herabgesetzt wird. Starre, stechende Blät- ter sind unempfi ndlich gegenüber mechanischer Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Verletzung und schützen sich durch dachziegel- Winkel der Blattzähne mit Wasserspalten (Hy- artige Anordnung gegenseitig. dathoden), die aktiv kalkreiches Wasser ab- scheiden, um den Kalküberschuss zu verringern. Nach Verdunstung des Wassers bleiben dort Saxifraga caesia kleine „Kalkschüppchen“ zurück. Ist sehr tro- (Blaugrüner Steinbrech) ckenresistent und frosthart und hat klassische Saxifagaceae (Steinbrechgewächse) Anpassungen einer Alpenpfl anze an extreme Be- dingungen: Immergrüne, kleine Blätter nützen Seine Blätter scheiden wie beim Trauben-Stein- jeden Sonnenstrahl, Wasservorrat in fl eischigen brech (S. paniculata) aktiv Kalk am Rande aus Blättern mit dicker Oberhaut, Anordnung in Ro- und sind oft mit einer hellgrauen Kalkschicht setten, angeborene Frosthärte. Über 90 Insek- überzogen. tenarten, vorwiegend Fliegen, kommen als Be- stäuber in Frage. Saxifraga moschata (Moschus-Steinbrech) Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Duftet nach Harz. Gehört zu den höchststeigen- S den Blütenpfl anzen der Alpen, auf dem Finster- aarhorn noch bei 4000 Metern blühend ange- troffen.

59 Saxifraga rotundifolia Scrophularia nodosa (Rundblättriger Steinbrech) (Knoten-Braunwurz) Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Scrophulariaceae (Rachenblütler) Wird im Gegensatz zu den hochalpinen Stein- Name vom knolligen, an der Oberfl äche kno- brech-Arten 50 Zentimeter hoch und braucht tigen Rhizom (lateinisch nodosus = knotig). Frü- keinen Verdunstungs- oder Windschutz, da er her wegen des Saponingehalts als Heilpfl anze in Hochstaudenfl uren wächst. Gelbe und pur- sehr geschätzt, z.B. gegen Drüsengeschwulste purne Punkte auf den Blütenblättern weisen als (lateinisch scrophula = Geschwulst), Gebrauch Honigmale den Blütenbesuchern (meist kleine aufgrund der Signaturenlehre; auch bei Haut- Fliegen) den Weg. In Stängeln und Blättern wur- ausschlägen. de Cholin nachgewiesen. Wurde in der Volksheil- kunde bei Erkrankungen der Lunge angewendet und heißt deshalb manchmal in der Schweiz Sedum (Mauerpfeffer-Arten) noch Lungechrut. Wegen seiner Ähnlichkeit mit Crassulaceae (Dickblattgewächse) dem Sanikel (Sanicula europaea) heißt er auch Blätter mit zentralem Wasserspeichergewebe. Bergsanikel oder Alpensanikel. CAM-Pfl anzen (Crassulacean acid metabolism): Als Verdunstungsschutz sind tagsüber Spaltöff- Saxifraga stellaris nungen geschlossen, nachts wird Kohlendioxid (Stern-Steinbrech) in Form von organischen Säuren gespeichert. Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) Sedum acre Charakterart der Quellfl uren. Kann noch völlig untergetaucht in 50 Zentimetern Tiefe kräftig (Scharfer Mauerpfeffer) grüne Rasen bilden, kann dann allerdings nicht Crassulaceae (Dickblattgewächse) mehr blühen. Fliegenblume mit offen dargebote- Kennart der Sedo-Scleranthetea (= Sand- und nem Nektar. Spaltet sich in vier Rassen auf, eine Felsgrus-Trockenrasen). Regenballist: Regen- davon trägt zusätzlich zu den Blüten oder anstel- tropfen schleudern die Samen heraus, die dann le der Blüten Brutknospen in den Blattachseln. als „Regenschwemmlinge“ weiterverbreitet wer- den, auch Ameisenverbreitung. Austrocknungs- Scabiosa (Skabiosen-Arten) fest: Pfl anze wächst im Herbar weiter, wenn sie nicht abgebrüht wird. Giftig durch Alkaloide Dipsacaceae (Kardengewächse) und unerforschte Scharfstoffe. Ehemalige Heil- Gattungsname: Früher wurde die Wiesen- pfl anze, der Saft der Blätter wirkt kühlend und Witwenblume (Knautia arvensis), die damals schmerzstillend. Der botanische Gattungsname noch zur Gattung Scabiosa zählte, aber nur vier kommt vom lateinischen Wort sedare (= beruhi- statt fünf Blütenblätter hat, als Mittel gegen gen). Wirkt örtlich reizend und narkotisierend. Hautausschläge verwendet (lateinisch scabies = Pfefferartig scharfer Geschmack, getrocknet ver- Krätze); heißt auch Krätzkraut. wendet für Wildgemüse und Salat.

60 Sedum atratum Sempervivum tectorum (Dunkler Mauerpfeffer) (Dach-Hauswurz) Crassulaceae (Dickblattgewächse) Crassulaceae (Dickblattgewächse) Eine der wenigen einjährigen Hochgebirgspflan- Auf den Blättern wurden Temperaturen von fast zen (einjährig überwinternd). Samen keimen 50 Grad Celsius gemessen. Gefährdet durch Rei- schon im Herbst und überwintern als Keimlinge nigung von alten Mauern. Die heimische Haus- unter der Schneedecke. Schlechte Jahre können wurz hat die gleichen Indikationen wie Aloe vera, auch ohne Fruchtansatz überdauert werden. als Sonnenschutz und Feuchtigkeitsspender und ist für die Herstellung von Hautsalben ge- eignet. Magische Pflanze, schützt vor Unwetter Sedum reflexum (= S. rupestre) (Donnerwurz), deshalb auf Mauern und Dächern (Felsen-Fetthenne, Tripmadam) angepflanzt (lateinisch tectorum = auf Dächern Crassulaceae (Dickblattgewächse) wachsend). Wegen des angeblichen Schut- zes gegen Blitzschlag befahl Karl der Große im Medizinische Anwendung: kühlend, ge- neunten Jahrhundert im „Capitulare de villis“ die gen Skorbut und Geschwüre. Wurde früher Anpflanzung auf allen Reichsgütern: „und der kultiviert als Zier- und Gemüsepflanze; Gärtner soll auf seinem Dache den Donnerbart säuerlich schmeckende Blätter und Spitzen haben“. nicht blühender Triebe werden als Gewürz, für Salat und Suppe verwendet. Senecio (Greiskraut, Kreuzkraut) Sempervivum (Hauswurz-Arten) Asteraceae (Korbblütler) Crassulaceae (Dickblattgewächse) Die Gattung umfasst weltweit etwa 2000 Ar- ten, in ostafrikanischen Gebirgen auch baum- CAM-Pflanzen (Crassulacean acid metabolism): förmige Vertreter, von den Kanarischen Inseln Als Verdunstungsschutz sind tagsüber die Spalt- als Topfpflanzen bekannt. Der botanische öffnungen geschlossen, nachts wird Kohlendio- Name kommt vom lateinischen Wort senex (= xid in Form von organischen Säuren gespeichert. Greis); vermutlich, weil die verblühten Pflanzen Im Inneren der Blätter Wassergewebe, die durch durch die weißlichen Haarkronen der Früchte eine derbe Oberhaut und eingesenkte Spaltöff- an Greisenhaare erinnern; evtl. auch wegen nungen vor Verdunstung geschützt sind. Haupt- der halbkugeligen und nackten, an Glatzköpfe rosette stirbt nach der Fruchtreife ab, Überwin- erinnernden Blütenböden. Der Name Kreuzkraut terung durch Tochterrosetten. Rollverbreitung ist eine Verballhornung und damit unrichtig. Für durch die mehr oder weniger kugelige Form der die Gattung sind Pyrrolidizin-Alkaloide typisch, Tochterrosetten, die leicht bergab rollen. Name die zum großen Teil Leber schädigend und Krebs vom lateinischen Begriff sempervivum (= im- auslösend sind. Vergiftungssymptome treten merlebend), weil die Pflanze immergrün und ge- meist sehr spät (nach Wochen oder Monaten) nügsam ist. Symbol für Unsterblichkeit. Der Saft auf. Vergiftungen auch über Honig und Kuh- der Blätter gilt als Mittel bei Verbrennungen und milch. Das Vieh meidet Senecio-Arten auf der Wunden. Man kann ein zerteiltes Blatt gleich di- Weide, jedoch nicht im Heu. Hohe Greiskraut- S rekt als Wundpflaster anwenden. Anteile können deshalb starke Schäden beim

61 Vieh verursachen. Bei sehr hohen Dosen sind Sibbaldia procumbens auch tödliche Vergiftungen, besonders bei Klein- säugern, möglich. Verschiedene stark giftige (Alpen-Gelbling) Arten aus Mexiko liefern volkstümliches Mäu- Rosaceae (Rosengewächse) segift. In der Volksmedizin verdünnt bei Regel- Aufgrund der kurzen Vegetationszeit in Schnee- störungen und Nasenbluten, von Selbstbehand- tälchen nur sehr langsame Entwicklung. Keim- lung ist jedoch abzuraten. pflanze treibt zunächst nur ungeteilte­ Laubblät- ter, erst nach einigen Jahren blühende Sprosse. Senecio alpinus In jeder Vegetationsperiode entstehen drei bis (Alpen-Greiskraut) sieben Laubblätter, von denen einzelne überwin- tern, andere schon unter dem Schnee gebildet Asteraceae (Korbblütler) werden. Blüten stark reduziert, dargebotener Giftig, auch für Vieh und Schweine. Getrocknet Nektar wird von Fliegen und Ameisen ausgebeu- noch brauchbares Futter für die stärker giftre- tet. Vegetative Vermehrung durch Ablösung und sistenten Ziegen. Bergbauern verwenden einen Wiederbewurzelung der Grundachse von Primär- wurzel. Absud des Krautes zum Reinigen von Wunden.

Senecio jacobaea Silene acaulis (Jakobs-Greiskraut) (Stängelloses Leimkraut) Asteraceae (Korbblütler) Caryophyllaceae (Nelkengewächse) Blüten duftend. Von Laien gern als „blühendes Der Artname bezieht sich auf den Blühtermin um Moos“ bezeichnet. Dringt mit einer bis zu 130 Jacobi (25. Juli). Zentimeter langen Wurzel tief in das Gestein ein. Die Triebspitzen der Kissen sind nur an der Senecio ovatus Oberfläche grün, im Inneren sind die Blätter abgestorben und produzieren so Eigenhumus, (Fuchssches Greiskraut, der von sproßbürtigen Feinwurzeln durchzogen Fuchs-Kreuzkraut) wird. Polster wachsen sehr langsam, können bis Asteraceae (Korbblütler) zu 100 Jahre alt werden, Durchmesser bis zwei Meter und mehr. Früchte sind Wintersteher. Bei Alkaloiden auch mutagene Wirkung nachge- wiesen. Das Kraut wurde lange Zeit als blutstil- lendes Mittel verwendet; wegen der inzwischen Silene latifolia erkannten Giftigkeit ist dringend davon abzura- (Weiße Lichtnelke, Nachtnelke) ten. Caryophyllaceae (Nelkengewächse) Typische Nachtfalterblume (vor allem der Fa- Senecio vulgaris milien Noctuidae und Sphingidae), erst abends (Gemeines Greiskraut) bzw. bei schlechtem Wetter nachmittags­ öffnend Asteraceae (Korbblütler) und erst dann intensiv duftend. Alteinwanderer, Kulturbegleiter seit der Jungsteinzeit. Die Wur- Versteck-Verbreitung durch Wiesen-Ameisen zeln wurden früher wegen des Gehalts an Sapo- (Tetramorium). Lange Zeit als blutstillendes Mit- ninen als „Weiße Seifenwurz“ arzneilich sowie tel, z.B. bei Nasenbluten, gebraucht, doch we- zum Waschen benutzt; das griechische Wort sia- gen Giftigkeit ist davon abzuraten. lizein bedeutet „schäumen“.

62 Silene nutans Sorbus aucuparia (Nickendes Leimkraut) (Gewöhnliche Eberesche, Caryophyllaceae (Nelkengewächse) Gewöhnliche Vogelbeere) Nachtfalterblume, abends mit intensivem Hya- Rosaceae (Rosengewächse) zinthenduft. Die Bestäuber (kleine „Eulen“) nut- Kommt in Höhen bis 2400 Meter vor, damit zen die Blüte als Brutstätte – eine z.B. von Yucca höchststeigender Laubbaum der Alpen. Die Blü- bekannte, in der heimischen Flora aber seltene ten riechen nach Maikäfern (Trimethyl amin). Die Situation. Früchte werden vor allem nach dem Frost von verschiedenen Vögeln (über 60 Vogelarten beim Silene vulgaris Fraß beobachtet, dabei sogar Enten) und Eich- hörnchen gesammelt. Der Name „Vogelbeere“ (Aufgeblasenens Leimkraut, geht auf die frühere Verwendung zum Anlocken Taubenkropf) von Vögeln beim Vogelfang zurück, der Name Caryophyllaceae (Nelkengewächse) „Eberesche“ kommt von der früheren Nutzung zur Schweinemast. Die Früchte werden in der Bis einen Meter tief wurzelnd. Kelch eiförmig Volksmedizin als Blutreinigungsmittel und bei bis fast kugelig (aufgeblasen, „taubenkropfför- Magenverstimmung verwendet. Der Absud der mig“): Windfang. Unterart ssp. glareosa im Kalk- Rinde wurde auf offene Wunden oder gebro- schutt typischer Schuttüberkriecher. Wurzeln chene Glieder von Haustieren gelegt. Aus den früher heilkundlich eingesetzt. Junge Blätter Vitamin C-reichen Früchten lässt sich eine gute und Sprosse sind vor der Blüte für Mischsalat, Marmelade bereiten, die wegen des Sorbitge- Suppen und Spinat verwendbar, daher auch der halts auch für Diabetiker geeignet ist. Die darin Name Feld- oder Wiesen-Spinat. enthaltene Sorbinsäure ist einer der unbedenk- lichsten Konservierungsstoffe. Nach den ersten Soldanella Frösten gepfl ückt zur Herstellung von Likör („Sechsämtertropfen“) und Fruchtwein. Die ge- (Alpenglöckchen-, Eisglöck- trockneten Früchte sind gutes Viehfutter, sollen chen-, Troddelblumen-Arten) bei Hunden zu rauschartigen Zuständen führen. Die Borke eignet sich zum Braun- und Rotfär- Primulaceae (Primelgewächse) ben von Wolle, Borke und Laub werden zum Die Blüte schmilzt sich an ihren lange mit Gerben von Leder verwendet. Nach einer alten Schnee bedeckten Standorten oft schon durch Bauernregel folgen auf ein reiches Fruchten der die dünne Schneedecke hindurch. Das Durch- Vogelbeere eine reiche Getreideernte sowie ein schmelzen beruht dabei weniger auf der durch strenger Winter. Die in der Walpurgisnacht über Atmung erzeugten Eigenwärme der Pfl anze, als die Stalltür gesteckten Zweige sollten Hexen auf der Absorption der Sonnenwärme durch die abhalten. Mit denselben Ruten peitschte man dunklen Knospen und Blütenstiele. Die Gattung am nächsten Morgen die Kühe in der Hoffnung, reicht bis ins Tertiär zurück und ist in den Alpen diese würden dann mehr Milch geben. Der Baum entstanden (alpigen), in den Alpen sieben Arten. hat die hohe Zahl von etwa 150 verschiedenen Volksnamen. S

63 Stachys (= Betonica) offi cinalis Succisa pratensis (Heil-Ziest) (Gewöhnlicher Teufelsabbiss) Lamiaceae (Lippenblütler) Dipsacaceae (Kardengewächse) Wechselfeuchtigkeits- und Magerkeitszeiger. Der Nach einer Sage hat der Teufel im Zorn über die botanische Gattungsname kommt vom griechi- Heilkraft der Pfl anze ihre Wurzel von unten ab- schen Wort stachys (= Ähre) und bezieht sich gebissen; der botanische Name kommt aus dem auf den ährenartigen Blütenstand. Allheilmittel Lateinischen: succidere = abschneiden. Wurde des Altertums, sollte gegen 47 Krankheiten hel- früher eingesetzt bei Atemwegserkrankungen fen, z.B. Kopferkältungen, Kopfschmerzen, Hals- als schleimlösendes Mittel, zudem als harntrei- schmerzen, Katarrhe, Verschleimung der Atem- bendes Mittel, Blutreinigungsmittel, Sympathie- wege, Gicht, Rheumatismus. Außerdem gut für mittel und gegen alle Augenleiden. Nerven und Schutz vor Zauberkräften.

Stachys palustris (Sumpf-Ziest) Lamiaceae (Lippenblütler) Knollen durch den Gehalt an Stachyose, einem zuckerähnlichen Tetrasaccharid, sehr nähr- stoffreich, etwas mehlig und wohlschmeckend. Zubereitung wie Kartoffeln oder Spinat. In Eng- land kommerziell angebaut, Ernte vor allem im Dezember und Januar. Früher als Schweinefutter genutzt. In der Volksheilkunde auch als Gerb- stoffdroge.

64 führen. Taxin ist ein Herzgift, verursacht erst Brechdurchfall, dann Lähmung und schließlich Koma. Auszüge der Pflanzen früher als Pfeilgift verwendet. Tödliche Vergiftungen auch bei Tie- ren, Pferde sind besonders empfindlich. Der un- giftige, süße, wohlschmeckende Samenmantel kann, im Gegensatz zum Samen, ohne Bedenken verzehrt werden. Das Holz gehört neben dem des Buchsbaums zu den härtesten heimischen Hölzern, wird schon seit der Steinzeit verwen- det. Früher für Bogen und Armbrustbogen so- wie für Wurfspieße sehr begehrt, daher wurden Eiben häufig an Burgen gepflanzt. Die tödliche Giftwirkung war schon im Altertum bekannt. So galt z.B. bei den alten Griechen die Eibe als Baum der Trauer und des Todes; den Germanen war der Baum heilig. Die Zweige dienten als Er- satz für „Palmzweige“.

Teucrium chamaedrys (Echter Gamander) Lamiaceae (Lippenblütler) Trollius europaeus Trockenheitsanpassungen: bis 1,2 Meter tief (Trollblume) wurzelnd, Blätter derb, Stängel zottig behaart, ganze Pflanze reich an ätherischen Ölen (tran- spirationshemmend). Hat vielfältige Heilwirkun- gen, z.B. bei Zahnfleischerkrankungen, Fieber, Taxus baccata asthmatischem Husten und Gebärmutterbe- (Gewöhnliche Eibe) schwerden. Taxaceae (Eibengewächse) Wird zwei bis fünf (maximal 17) Meter hoch, bis Thalictrum aquilegifolium neun Meter Stammdurchmesser. Die älteste (Akeleiblättrige Wiesenraute) Eibe (in Fortingall/Schottland) wird auf 3000 Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Jahre geschätzt. Einziger Vertreter einer mit den übrigen Nadelbäumen nicht verwandten Grup- Blätter ähneln denen der Akelei verblüffend. Auf- pe, Tertiärrelikt. Tiefwurzler, Wurzelpilz. Ver- fallend gefärbte Staubblätter haben die Funkti- dauungsverbreitung durch größere Vögel und on des Schauapparats übernommen: einmalig in Kleinsäuger, auch Versteckverbreitung. In den der heimischen Flora, ansonsten aber auch bei ersten nachchristlichen Jahrhunderten bei uns Myrthen, Eukalypten und afrikanischen Akazien. noch verbreitet, danach wahrscheinlich durch Bietet Pollen statt Nektar. Früher Heilkraut: z.B. den Raubbau selten geworden. Äußerst giftig, abführend und gegen Wechselfieber. Volksna- T alle Teile der Pflanze – außer dem roten Samen- men wie Kaisertee, Brusttee und Lungenkraut. mantel – enthalten das Alkaloid Taxin. Schon der In den Blättern gelber Farbstoff, der zum Färben Verzehr einer Handvoll Nadeln kann zum Tode von Wolle verwendet wurde.

65 Thlaspi rotundifolium Thymus pulegioides (Rundblättriges Täschelkraut) (Arznei-Thymian) Brassicaceae (Kreuzblütler) Lamiaceae (Lippenblütler) Auf Kalkschutthalden bis 3400 Meter, namens- Trockenheitsanpassungen: immergrüne Leder- gebende Charakterart der Steinschuttgesell- blätter, eingesenkte Drüsen mit ätherischen schaften. Schuttwanderer mit bis 40 Zentimeter Ölen (transpirationshemmend), Tiefwurzler (bis tiefer Pfahlwurzel und durch den Schutt krie- einen Meter). Nektar von würzigem Geschmack, chenden, unbewurzelten Trieben, die bei Abriss Blüten stark duftend. Verwendung: s. Thymus von der Hauptwurzel zugrunde gehen. In sehr allgemein. beweglichem Schutt oft nur noch diese Art. Blü- tenanlagen werden schon im Herbst vorgebildet, deshalb blüht die Pflanze schon gleich nach dem Thymus serpyllum Ausapern. Besonders bei Sonnenschein ver- (Sand-Thymian, Feld-Thymian) strömt sie einen süßen, schweren, an Levkojen erinnernden Duft. Die rundlichen Blätter haben Lamiaceae (Lippenblütler) einen aromatischen, kresseartigen Geschmack Enthält ätherische Öle. Der botanische Name und werden von den Gämsen gerne gefressen, kommt vom lateinischen Wort serpere (= krie- daher auch der Name Gämskress. chen). Als Heilmittel (Tee) auswurffördernd bei Husten und magenstärkend, in Bädern durch- Thymus (Thymian-Arten) blutungsfördernd und allgemein kräftigend. Be- Lamiaceae (Lippenblütler) liebtes Würzkraut mit anregender Wirkung. Gute Bienenweide. Garten-Thymian (T. vulgaris) wirkt Der botanische Name kommt vom griechischen ähnlich, aber stärker. Wort thymos (= Kraft) und bezieht sich auf die Bedeutung als Heilkraut. Antibiotische Wirkung durch das ätherische Öl Thymol oder Thymian- Tragopogon pratensis kampfer (vor allem in Thymus vulgaris). Besei- (Gewöhnlicher Wiesen- tigt Viren, Bakterien und Infektionskeime, ist Hustenmittel und krampflösend. Universalmittel Bocksbart) ersten Ranges in allen Verabreichungen. Thymol Asteraceae (Korbblütler) in konzentrierter Form (z.B. im „Quendelöl“) Die Blüten öffnen sich morgens um ca. 8 Uhr kann bei Überdosierung zu starken (bis töd- lichen) Vergiftungen führen. Gute Würzkräuter, (nur bei Sonne) und schließen sich am frühen appetitanregend und verdauungsfördernd, be- Nachmittag. Hüllblätter verdecken die gelben sonders für fette Speisen empfohlen. Imker rei- Zungen in einem bocksbartähnlichen Gebilde. ben damit Bienenstöcke aus, Parasiten werden Der botanische Name kommt von den grie- abgetötet und die Schwärme wieder angelockt. chischen Worten tragos (= Bock) und pogon (= Bart); der noch geschlossene Fruchtstand er- innert an einen Bocksbart. Die Pflanze wurde um 1500 als Nahrungsmittel angepflanzt, die Wurzel ist kohlehydratreich. Sie wurde jedoch bald von der verwandten Schwarzwurzel verdrängt. Stän- gelmark süßlich, milchartig schmeckend, roh essbar. Junge Pflanzenteile als Gemüse geeig- net.

66 Traunsteinera globosa Trollius europaeus (Kugel-Orchis) (Europäische Trollblume) Orchidaceae (Orchideen) Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) Der Blütenstand ist anfangs kurz pyramiden- Der Name kommt vom althochdeutschen troll förmig, voll aufgeblüht kugelig. Duftet schwach (= kugelrund) und vom lateinischen trulleus nach Baldrian. Vorkommen im Riesengebirge, (= kugelrundes Gefäß). Die Perigonblätter Erzgebirge und im Schwarzwald werden als Re- schließen sich kugelig zusammen und lassen nur liktstandorte aus der Eiszeit gedeutet. bei Sonnenschein an der Spitze eine kleine Öff- nung frei. Die Bestäubung erfolgt durch kleine Insekten, darunter auch eine winzige Fliegenart, Trifolium (Klee-Arten) die sich während der Blütezeit dauernd in der Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Blume aufhält und dort auch ihre Eier ablegt. Für manche der kleinen Insekten auch ein geschütz- Schon die Keimblätter führen Tag-/Nachtbewe- tes Nachtquartier. Giftig durch Protoanemonin. gungen aus, indem sie sich nachts zusammen- Wurde früher bei Skorbut angewendet. legen. Wurzelknöllchen mit Stickstoff bindenden Bakterien. Der botanische Gattungsname kommt von der Dreizahl der Blätter und den lateinischen Wörtern tres (= drei) und folium (= Blatt).

Trifolium alpinum (Alpen-Klee) Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Duftet bei Sonnenschein balsamisch. Hat meter- lange, zähe Pfahlwurzel, die süßlich schmeckt. Der Absud wird in der Volksmedizin gegen Brust- beschwerden verwendet. Als Futter beliebt bei Kühen, Schafen, Gämsen und Murmeltieren.

Trifolium badium (Braun-Klee) Fabaceae (Schmetterlingsblütler) Etwa 60 winzige Blütchen sind zu einem Köpf- chen vereinigt, um die Schauwirkung zu stei- gern. Die gelben Fahnen der Schmetterlings- blüte werden nach dem Verblühen zuerst unten braun und vergrößert, die trockenhäutigen Blu- menblätter bleiben erhalten und dienen den Samen als Verbreitungshilfe. Gehört als Dünger liebende Art zu den wenigen Alpenpfl anzen, die von der Intensivierung der Landwirtschaft im Ge- T birge profi tieren. Wertvolle Futterpfl anze.

67 Vaccinium myrtillus (Heidelbeere, Blaubeere) Ericaceae (Heidekrautgewächse) Im Gebirge schneeschutzbedürftig, in schneear- men Wintern großenteils oberirdisch erfrierend. Vermag auch bei tiefen Temperaturen und sogar aus Schnee über die Zweige Wasser aufzuneh- men. Durch Wachsüberzug blaubereifte Beeren, Verdauungsverbreitung durch Vögel, Schnecken, Füchse usw. Vegetative Vermehrung durch un- terirdische Ausläufer. Eine Pflanze kann sich über einen Hektar ausbreiten und dann über 1000 Jahre alt sein. Empfindlich gegenüber in- dustriellen Immissionen, besonders Schwefel- dioxid, wahrscheinlich durch Schädigung des Wurzelpilzes. Die Früchte enthalten bis zu 30 Prozent Gelierstoffe (Pektine) sowie reichlich Zucker, Fruchtsäuren und Vitamine. Frisch sind sie abführend, getrocknet jedoch stopfend (Gerbstoffwirkung) und werden daher arzneilich gegen Durchfälle, vor allem bei Kleinkindern, verwendet. Hierfür werden auch die Blätter ge- nommen, die aber wegen des Gehaltes an Arbu- tin und Hydrochinon (bis 1,5 Prozent) schwach giftig sind. Empfehlenswertes Wildobst, roh, als Kompott oder Marmelade. Auch zu Heidelbeer- geist und -wein verarbeitet. Im Volksmund auch Bickbeere oder Waldbeere genannt. Veratrum album (Weißer Germer) Vaccinium oxycoccus (= Oxycoccus palustris) (Gemeine Moosbeere) Ericaceae (Heidekrautgewächse) Wurzelpilz. Eiszeitrelikt. Die Lebensdauer der Vaccinium (Beerensträucher) Blüten gehört mit etwa 18 Tagen zu den läng- sten der heimischen Flora. Die Beeren ergeben Ericaceae (Heidekrautgewächse) wegen des Gehaltes an antibiotischen Inhalts- Alle Arten mit Wurzelpilz. Der botanische Gat- stoffen eine gute, haltbare Marmelade. tungsname kommt vom lateinischen bacca (= Beere). Blätter der Vaccinium-Arten wurden anstelle der verwandten Bärentraube (Arcto­ staphylos) als harndesinfizierendes Mittel be- nutzt.

68 Vaccinium uliginosum Valeriana celtica (Echter Speik) (Rauschbeere, Trunkelbeere, Valerianaceae (Baldriangewächse) Moorbeere) Der Name „Speik“ geht auf alte Benennung Ericaceae (Heidekrautgewächse) der Pflanze „spica celtica“, zurück; lateinisch celtica (= im Land der Kelten). Noch andere Die Beeren ähneln denen der Heidel- bzw. Pflanzenarten werden als „Speik“ bezeichnet, Blaubeere, sind jedoch bereift. Essbar, aber z.B. Klebrige Primel als Roter Speik und Bittere fad schmeckend. Abstammung der deutschen Schafgarbe als Weißer Speik. Die Wurzeln des Namen Rauschbeere oder Trunkelbeere: Beim Echten Speiks duften intensiv, besitzen einen Genuss von größeren Mengen tritt zwar kein hohen Anteil des ätherischen Baldrianöls. Noch Rauschzustand ein, aber Kopfschmerzen, bis zur Jahrhundertwende wurden Speikwurzeln Schwindelgefühl und Erbrechen können auftre- massenhaft gegraben und vor allem in den Ori- ten. Verantwortlich dafür sind vermutlich Gift- ent exportiert. Sogar ein eigenes Grabwerkzeug stoffe, die durch den Pilz Sclerotina megalospora wurde dafür entwickelt: „Speikkramperl“. Die gebildet werden, der an den Beeren schmarotzt. „Speik­böden“ – Alpenmatten, auf denen die Pflanze zahlreich auftrat – wurden regelrecht Vaccinium vitis-idaea bewirtschaftet, wobei man auf eine ausgiebige Nutzung jahrelange Schonzeiten folgen ließ, (Preiselbeere) damit der Bestand sich wieder erholen konnte. Ericaceae (Heidekrautgewächse) „Speikgräber“ war ein eigenes Gewerbe, das recht oft dem Landesherrn vorbehalten war. Die Die Blüten sind vierzählig, bei den anderen Ar- Wurzeln wurden auf besonderen Trockenböden ten der Gattung meist fünfzählig. Nicht selten gelagert, das Einsperren darin galt als empfind- sind Gallwucherungen an den Blättern, verur- liche Strafe für bestimmte Vergehen („Speiksit- sacht durch den Pilz Exobasidium vaccinii. Durch zen“), wobei man den Übeltäter noch lange Zeit den hohen Pektingehalt lassen sich die Beeren später am Geruch erkannte. War als Heilmittel leicht zu Marmelade oder Kompott verarbeiten, offizinell. Mit dem Wurzelextrakt parfümierte weil sie schnell gelieren, beliebte Beilage zu man Seifen (Speikseife); er wurde auch als Räu- Wild und Geflügel. Im Elsass wird aus den Bee- cherwerk, zum Würzen von Wein, für Salben und ren ein Branntwein namens „Steinbeerwasser“ zum Vertreiben von Motten verwendet. hergestellt.

Valeriana (Baldrian-Arten) Valeriana montana (Berg-Baldrian) Valerianaceae (Baldriangewächse) Valerianaceae (Baldriangewächse) Der botanische Name kommt vom lateinischen valere (= kräftig, gesund sein), der deutsche Schuttwanderer. Gelegentlich von Bergbauern Name vom nordischen Lichtgott Baldur, Sohn als Heilpflanze bei nervösen Störungen, Erschöp- des Odins und der Frigga, Gott der Reinheit und fungen, Schlaflosigkeit, Migräne und Wechselbe- Unschuld. Alle Arten enthalten Baldrianöl,­ das schwerden gebraucht. in starker Verdünnung angenehm aromatisch, konzentriert jedoch unangenehm durchdringend riecht. Wirkt antidepressiv, sedativ, krampflö- send, nervenberuhigend; nicht einschläfernd, sondern eher erfrischend. Starker Geruch soll auch Hexen vertreiben. V

69 Valeriana officinalis Ausschläge, Krätzen und Flechten verwendet. Die Volksmedizin bereitet daraus eine Salbe, die (Echter Baldrian) auf schlecht heilende Wunden aufgelegt wird. Valerianaceae (Baldriangewächse) Ist auch für Insekten giftig, wurde früher zur Lausbekämpfung bei Mensch und Tier benutzt. Blüten wohlriechend. Seit Jahrtausenden wer- Bestgehasstes Weideunkraut: Das erfahrene den die unterirdischen Teile medizinisch genutzt. Großvieh rührt es nicht an, doch gehen an ihm Getrocknete Rhizome haben einen starken, immer wieder Kälber, Schafe und Ziegen zugrun- schweißartigen Geruch (Isovaleriansäure), der de. Wird auch Nieswurz genannt, eine kleinste eine stark anziehende Wirkung auf Kater ausübt, Menge von getrockneter Wurzel löst Niesreiz da er dem Lockgeruch läufiger Katzen entspricht. aus. Weitere Volksnamen: Brechwurz, Fieber- Herbarisierte Pflanzen riechen noch nach Jahren stellwurz, Lauswurz. unangenehm nach Schweiß. Verbascum densiflorum Valeriana saxatilis (Großblütige Königskerze, (Felsen-Baldrian) Wollblume) Valerianaceae (Baldriangewächse) Scrophulariaceae (Rachenblütler) Speziell der Felsen-Baldrian strömt bei Verlet- Zweijährig, bis drei Meter hoch, blüht nur ein- zungen der Pflanze, wie sie schon beim Betreten mal. Trockenheitsanpassungen: Blätter runzlig- mit Bergschuhen passieren, einen intensiven grubig, am Stängel herablaufend (= Regenablei- Geruch nach Schweißfüßen aus, was in einer tung zur Wurzel), Pflanze von einem dichten Filz Wandergruppe zu Missdeutungen führen kann. bäumchenförmiger Haare überzogen (Einstrah- lungs- und Verdunstungsschutz). Artenreiche Veratrum album Gattung mit weltweit etwa 300 Arten. Der Pol- len steht nur morgens bis 10 Uhr zur Verfügung. (Weißer Germer) Krone durch Flavonoide gelb und entsprechend Melanthiaceae (Germergewächse) mit hoher UV-Reflexion. Etwa 60 000 Samen pro Pflanze (300 winzige Samen pro Blüte). Wegen Hat grünliche Blüten mit dunkleren Adern, die der Schleimstoffe und Saponine werden die Blätter sind unterseits flaumig. Dreizeilige Be- Blüten arzneilich bei Husten als Auswurf för- blätterung im Gegensatz zu Enzianarten. Blüht derndes und Reiz milderndes Mittel gebraucht, erst nach einigen Jahren vegetativen Wachs- darüberhinaus in der Volksmedizin bei Rheuma. tums. Besonders bei Sonnenschein aufdring- Die durch die Saponine giftigen Samen wurden lich duftend. Der Name Germer kommt vom früher zum Fischfang genutzt. althochdeutschen hram (= Marterwerkzeug), wegen seines scharfen, stechenden Geruchs. Seine Alkaloide, besonders im Wurzelstock, zusammengefasst unter dem Begriff Veratrin, sind Nervengifte. Sie verursachen Erbrechen, Durchfall, Muskelkrämpfe, Atemnot, Kollaps und führen ohne ärztliche Hilfe in drei bis zwölf Stunden nach Aufnahme zum Tod. Im Altertum zur Herstellung von Pfeilgiften benutzt. Alte Heilpflanze, verwendet wurde der unangenehm riechende Wurzelstock. Abkochung wird gegen

70 Verbascum thapsus preis“, nämlich die Hand des Königs. Im Volks- mund werden die Veronica-Arten wegen der (Kleinblütige Königskerze, nach dem Abpflücken leicht abfallenden blauen Wollblume) Blüten auch „Männertreu“ genannt. Scrophulariaceae (Rachenblütler) Im Volksglauben anhand der Blütenstände Wet- Veronica beccabunga tervorhersagen für kommenden Winter möglich: (Bachbunge, Bachbungen- Locker besetzte Blütenstände sollten auf schnee- Ehrenpreis) arme Perioden, kleine Blütenstände auf schnee- arme Winter, besonders lange Blütenstände mit Scrophulariaceae (Rachenblütler) dichtem Blütenbesatz auf lange, schneereiche Der Presssaft wurde früher arzneilich verwen- Winter hinweisen. det. Sprosse sollten vor der Blüte gesammelt werden. Blätter können auch noch von der blü- Verbena officinalis henden Pflanze gepflückt werden; für Mischsa- lat, auf dem Butterbrot oder gekocht als Gemüse (Echtes Eisenkraut) zu verwenden, recht bitter. Verbenaceae (Eisenkrautgewächse) Einziger heimischer Vertreter einer überwiegend Veronica officinalis tropisch verbreiteten Familie. Alteinwanderer (Echter oder Wald-Ehrenpreis) (Archäophyt), Kulturbegleiter bzw. -relikt (z.B. in der Nähe von Burgen und alten Siedlungen) Scrophulariaceae (Rachenblütler) seit der jüngeren Steinzeit. Der Name leitet sich Enthält Gerbstoffe, Bitterstoff und Aucubin. In von dem ehemaligen Gebrauch bei der Eisen- der Volksheilkunde vor allem bei Erkrankungen verhüttung ab: Die Pflanze wurde der Schmel- und Beschwerden der Atemwege, bei Gicht, ze zugesetzt, der enthaltene Kohlenstoff wirkte Rheuma und bei Verdauungsbeschwerden ein- (wie prinzipiell mit jeder anderen Pflanze) här- gesetzt. Heute noch vereinzelt in Erkältungstee- tend. Seit dem Altertum bekannte, universell mischungen. Kann wie Brunnenkresse zu Salat eingesetzte, heute aber so gut wie nicht mehr oder Gemüse verarbeitet werden. gebräuchliche Heilpflanze (Gerbstoffe und Bit- terstoffe). Generell kräftigend, bei Hautkrank- heiten und bei Epilepsie. Verwendung für Salate Viburnum lantana und zum Einlegen von Gurken. Zauberpflanze, (Wolliger Schneeball) vielversprechendes Allheilmittel und Schutz- kraut. Caprifoliaceae (Geißblattgewächse) Trockenheitsanpassungen: Blätter runzlig und Veronica (Ehrenpreis-Arten) behaart. Blütengeruch harnartig durch Methyl- amin. Fast alle Teile der Pflanze giftig. Ob auch Scrophulariaceae (Rachenblütler) die im Volksmund „Schwindelbeeren“ genann- Die Gattung ist mit etwa 250 bis 300 Arten sehr ten Früchte giftig sind, ist umstritten. Nach formenreich, viele Gebirgspflanzen, in Neusee- der Signaturenlehre wurden die herzförmigen land sogar baumartige Formen mit bis zu einem roten Beeren gegen Herzleiden benutzt. Der Meter Stammdurchmesser. Die Tochter des botanische Artname kommt vom lateinischen Arztes Gérard von Narbonne heilte einst einen Wort lentare (= biegen), wegen der biegsamen bösartigen Aussatz des Königs von Frankreich Zweige, die früher zu Flechtwerk und Binden von mit dieser Pflanze und erhielt dafür den „Ehren- Garben verwendet wurden. V

71 Viburnum opulus Vinca minor (Gemeiner Schneeball) (Kleines Immergrün) Caprifoliaceae (Geißblattgewächse) Apocynaceae (Hundsgiftgewächse) Wohlriechend, Duft vermutlich vom Pollenkitt Glänzende Blattoberfläche ist Wärmeschutz ausgehend. Bestäuber sind Insekten aller Art durch Reflexion. Vorkommen vor allem in der (außer Falter), besonders Fliegen, die ähnlich Nähe von ehemaligen Siedlungen und Burgen. wie bei den Doldenblütlern auf dem Blüten- Einziger mitteleuropäischer Vertreter der über- stand umherlaufend die Bestäubung vollziehen. wiegend tropisch verbreiteten Familie, zu der Wurzelpilz. Rinde, Blätter und unreife Früchte als bekannteste Art der im Mittelmeergebiet enthalten verschiedene Giftstoffe, u.a. den Bit- beheimatete Oleander gehört, der schon im Al- terstoff Viburnin. Ehemals arzneilich verwendet, tertum als tödlich giftige Pflanze bekannt war. schmerzstillend und beruhigend, rohe Früchte Giftig durch Indolalkaloide (vor allem Vincamin); als Abführmittel. Die reifen Früchte sollen, in stark blutdrucksenkend und herzschwächend. kleinen Mengen verzehrt, nach neueren Anga- Ehemalige Arzneipflanze (Alkaloide, Gerbstoffe, ben ungiftig sein. Früchte gekocht für Marme- Flavonoide), in der Volksmedizin z.B. noch bei lade oder Gelee geeignet. Aus dem elastischen Hautleiden und Durchblutungsstörungen. Zählt Holz fertigte man früher Spazierstöcke an. zu den Blauen Blumen für die Psyche, die die Intuition stärken und die Hellsichtigkeit fördern Vicia cracca (Vogel-Wicke) sollen. Name abgeleitet vom lateinischen Wort pervincere (= umwinden, Kränze binden): Zu Fabaceae (Schmetterlingsblütler) früheren Zeiten haben sich Mädchen zum Tanz Fiederranken führen wie bei allen Ranken­ Kränze aus Immergrün gewunden, um die Aura gewächsen kreisende Suchbewegungen aus zu stärken. Kindern machte man ein Amulett mit und reagieren auf Berührungsreize. Wurzel- Immergrün zur Stärkung der Gehirndurchblu- knöllchen mit symbiotischen, Stickstoff bin- tung. denden Bakterien. Nektarraub durch seitliches Anbeißen der Blüte nicht selten. Kugelige „Roll- Vincetoxicum hirundinaria samen“. Die Speicher-Keimblätter bleiben bei der Keimung im Boden. Kulturbegleiter seit der (= Cynanchum vincetoxicum) jüngeren Steinzeit. (Schwalbenwurz, Hundswürger) Asclepiadaceae (Schwalbwurzgewächse) Vicia sepium (Zaun-Wicke) Einziger heimischer Vertreter einer artenreichen, Fabaceae (Schmetterlingsblütler) tropischen Familie. „Klemmfallenblume“: Insek- ten können sich leicht mit den Füßen in den Die Kronblätter sind so fest und dick, dass nur Blüten „verhakeln“ und nehmen so Blütenstaub kräftige Hummeln die Blüten öffnen können mit. Mücken bleiben in den Klemmkörpern der (Kraftblume). Erdhummeln gewinnen den Nektar durch Aufbeißen von Kelch und Krone (Nektar- Blüten hängen und sterben dort. Die Blüten räuber), anschließend können an diese Löcher riechen durch Amine unangenehm, Hauptbesu- auch Honigbienen heran. cher sind größere Fliegen (z.B. Schmeißfliegen). Dient dem Kiefernblasenrost (Pilzkrankheit) als Zwischenwirt. Alle Pflanzenteile, besonders die unterirdischen, enthalten giftige Steroidglyko- side (Vincetoxin). Die Wirkung ist ähnlich wie bei Eisenhut, bei hoher Dosis soll angeblich Tod

72 durch Atemlähmung eintreten, die Gefährlich- Viola arvensis keit ist aber umstritten. Auch eine angeblich starke Giftwirkung auf Hunde ist noch unbestä- (Acker-Stiefmütterchen) tigt; der Name bezieht sich auf die griechischen Violaceae (Veilchengewächse) Begriffe kyon, kynos (= Hund) und anchein (= würgen). Die Rhizome wurden früher arznei- Relativ herbizidresistent, durch Herbizid­einsatz lich verwendet. Wurde ehemals zur Fasergewin- wurden bis einen Meter hohe Formen ausge- nung genutzt und teils sogar feldmäßig ange- lesen, die dem Landwirt sehr zu schaffen ma- baut. chen. Kraut wird arzneilich zur Unterstützung der Behandlung von Hautkrankheiten genutzt (Salicylsäure, Saponine, Schleime usw.), in der Viola Volksmedizin darüber hinaus bei Husten und (Veilchen- und Halsentzündungen. Stiefmütterchen-Arten) Viola biflora Violaceae (Veilchengewächse) (Zweiblütiges oder Bei den meisten Arten ist Kleistogamie möglich (geschlossen blühend). Blüten ohne Kronblätter, Gelbes Veilchen) die wie Knospen aussehen, öffnen sich nicht und Violaceae (Veilchengewächse) erzeugen durch Selbstbefruchtung keimfähige Samen. Der Name „Stiefmütterchen“ soll auf Die Blüten sind meist zu zweit am Blütenstän- einen Vergleich zurückgehen: Die beiden obe- gel. Vor allem in der subalpinen und alpinen ren, gewöhnlich ohne Zeichnung ausgestatteten Stufe der Alpen, in den Mittelgebirgen Eiszeitre- Kronblätter sind die Stieftöchter, die seitlichen, likt. Zartes Pflänzchen, das nur an geschützten, auffällig gezeichneten Kronblätter die leiblichen feuchten Stellen gedeiht. Braucht im Winter Töchter und das große untere Kronblatt mit dem eine dicke Schneedecke gegen Frost, weil es großen Saftmal die Mutter. Enthaltenes Alkaloid Temperaturen unter minus zwölf Grad Celsius verursacht Erbrechen, Saponine und Salicylsäu- nicht ertragen kann. Welkt schnell in der prallen re haben schleimlösende, harntreibende und Sonne, da die Wurzeln nur geringe Saugkraft fiebersenkende Eigenschaften. Wurde früher entwickeln. Nur geringes Lichtbedürfnis, gehört gegen Kopfschmerzen, Migräne und Schlaf- zusammen mit der Brennnessel, dem Stinken- losigkeit eingesetzt. Eine Abkochung der Wurzel den Storchschnabel und der Alpen-Gänsekresse oder der Blüten wirkt abführend. Veilchenessenz zu den Blütenpflanzen, die sich am weitesten in wird bei der Parfümherstellung und in der Kos- alpine Kalkhöhlen vorwagen. Steht auf einer re- metik verwendet. Die Briten stellten im zehnten lativ niedrigen Entwicklungsstufe, hat von allen Jahrhundert aus Veilchen und Ziegenmilch eine Veilchen den kürzesten Sporn. Hauptsächlich Hautlotion her. Bei den alten Griechen ein Sym- von Fliegen besucht. Auch kleistogame Blüten bol der Fruchtbarkeit und häufig Bestandteil von vorkommend, die sich schon in Knospenlage Liebestränken. Sie flochten daraus Kränze, mit selbst bestäuben. Die Samen werden nicht wie denen man sich bei Festen und Orgien schmück- bei den meisten Veilchen durch Ameisen, son- te, um sich vor Kopfschmerzen, verursacht dern vor allem durch Rehe, Ziegen und Gämsen durch Trunkenheit, zu schützen. Wurde auch als verbreitet. Schmuck für die Bilder der Hausgötter verwen- det. Griechen und Römer tranken Veilchenwein gegen den „Kater“. V

73 Viola calcarata lypeptidgemische (Viscotoxine). Die Giftstärke ist wirtsabhängig, am größten bei Ahornbewoh- (Langsporniges Stiefmütter- nern und auf Linden, am geringsten bei Pflanzen chen, Langsporn-Veilchen) von Apfelbäumen. Verdauungsverbreitung (z.B. durch Mistel-Drosseln). Hat pharmakologisch Violaceae (Veilchengewächse) bedeutsame Inhaltsstoffe. Ihre Wirkung bei Die Blüten sind meistens dunkelviolett, sel- Bluthochdruck (und Arteriosklerose) ist aber ten gelb oder weiß. Typischer Schuttwanderer. umstritten, und dass sie ein hervorragendes Durchspinnt den Felsschutt mit langen, unterir- Mittel gegen Krebs sein soll (cancerostatisch), dischen Ausläufern und streckt an deren Ende halten viele für übertrieben. In Mythologie und büschelweise die Blätter ans Licht. Wander- Aberglauben spielte die merkwürdige Pflanze triebe werden bis 40 Zentimeter lang, zuerst zer- eine große Rolle. Die alten Germanen glaubten, brechlich, später verholzt. Ist – im Gegensatz zu sie sei vom Himmel gefallen und betrachte- den meisten Veilchenarten des Tieflandes, die ten sie daher als heilig. Die gallischen Priester von Bienen bestäubt werden – ausgesprochene (Druiden) benutzten sie als Heilmittel und zu Falterblume: enger Blüteneingang und langer kultischen Handlungen. Noch heute werden in Sporn. England zur Weihnachtszeit Mistelzweige auf- gehängt. Die Frau, die um Weihnachten herum unter einem Mistelzweig steht, darf geküsst wer- Viola odorata (Wohlriechendes den. Auch bei uns bietet man sie in Blumenläden oder März-Veilchen) jetzt vermehrt an, daraus kann sich eine ernst- hafte Bedrohung der Bestände entwickeln. Violaceae (Veilchengewächse) Samen entwickeln sich nur aus den geschlos- sen bleibenden Sommerblüten (Kleistogamie), Selbstbestäubung. Kraut wird als schleimlö- sendes Mittel bei Bronchitis arzneilich verwen- det, besonders in der Volksmedizin.

Viscum album (Laubholz-Mistel) Viscaceae (Mistelgewächse) Halbschmarotzer, der den Ästen von Laub­ bäumen aufsitzt und deren Holzteil Wasser und darin gelöste Mineralsalze entzieht. Pflanze wird maximal einen Meter hoch und bis etwa 70 Jahre alt. Große Exemplare können Äste zum Abster- ben bringen. Vor allem auf Pappeln und Apfel- bäumen, seltener anderen Obstbäumen, Weiß- dorn, Weiden, Linden, Robinien und einigen weiteren Arten; es können sogar verschiedene Viscum-Arten aufeinander parasitieren. Mistel- beeren wurden früher für Vogelleim (lat. viscum) gebraucht, allerdings meistens von der Eichen- mistel (Loranthus europaeus). Alle Pflanzenteile außer den Beeren enthalten giftige, basische Po-

74 Literatur

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75 Register

Armeria alpina 7 Brombeere, Echte- 55 A Arnica montana 7 Bruchkraut, Kahles- 28 Abies alba 3 Arnika, Echte- 7 Buche, Rot- 22 Acer pseudoplatanus 3 Artemisia vulgaris 8 Achillea clavenae 3 Arve 46 C Achillea moschata 4 Astragalus spec. 8 Calamintha alpina 11 Acinos alpinus 11 Astrantia major 8 Calluna vulgaris 11 Aconitum spec. 4 Augentrost-Arten 21 Caltha palustris 11 Ahorn, Berg- 3 Aurikel, Alpen- 49 Campanula barbata 12 Ajuga pyramidalis 4 Campanula thyrsoides 12 Akelei-Arten 6 B Capsella bursa-pastoris 12 Alchemilla vulgaris agg. 4 Bachbunge 71 Cardamine pratensis 12 Allermannsharnisch 5 Baldrian-Arten 69 Carlina acaulis 13 Allium victorialis 5 Baldrian, Berg- 69 Carum carvi 13 Alpenglöckchen-Arten 63 Baldrian, Echter- 70 Centaurium erythraea 13 Alpenhelm 9 Baldrian, Felsen- 70 Cephalanthera Alpenmohn, Weißer- 43 Bartsia alpina 9 damasonium 13 Alpenrebe 14 Beerensträucher 68 Cerastium latifolium 13 Alpen-Rose 54 Beifuß, Gewöhnlicher- 8 Chamomilla recutita 36 Alpenrosen-Arten 53 Beifuß-Arten 7 Chenopodium bonus-henricus 14 Alpenrose, Bewimperte- 54 Bergwohlverleih 7 Christrose 27 Alpenrose, Rostblättrige- 54 Berufkraut-Arten 20 Alpenrose, Zwerg- 54 Chrysanthemum Besenheide 11 leucanthemum 33 Alpen-Steinquendel 11 Bibernelle, Große- 46 Cicerbita alpina 14 Alpen-Trauerblume 9 Biscutella laevigata 9 Cirsium acaule 14 Alpenveilchen, Wildes- 16 Bistorta officinalis 9 Cirsium spinosissimum 14 Ampfer, Alpen- 55 Bistorta vivipara 10 Clematis alpina 14 Ampfer, Großer Sauer- 55 Bitterklee 37 Colchicum autumnale 15 Ampfer, Schild-Sauer- 55 Blaubeere 68 Convallaria majalis 15 Androsace chamaejasme 5 Blutweiderich 35 Crepis 15 Androsace helvetica 5 Blutwurz 48 Crepis aurea 15 Anemone pulsatilla 51 Bocksbart, Wiesen- 66 Crocus albiflorus 16 Anemonen-Arten 6 Borstgras 39 Crocus vernus 16 Antennaria dioica 6 Braunelle, Gemeine- 50 Cyclamen purpurascens 16 Anthyllis vulneraria 6 Braunwurz, Knoten- 60 Cynanchum vincetoxicum 72 Aquilegia spec. 6 Brillenschötchen 9 Cypripedium calceolus 16

76 Enzian, Frühlings- 25 Fingerkraut, Gold- 48 D Enzian, Gefranster- 25 Fingerkraut, Stängel- 48 Dactylorhiza majalis 17 Enzian, Gelber- 24 Fragaria vesca 23 Daphne mezereum 17

Enzian, Koch- 24 Frangula alnus 23 Register Daucus carota 17 Enzian, Purpur- 25 Frauenmantel, Gemeiner- 4 Dianthus 17 Enzian, Schnee- 25 Frauenmantel, Wiesen- 4 Dianthus carthusianorum 18 Enzian, Schwalbenwurz- 24 Frauenschuh, Gelber- 16 Dictamnus albus 18 Enzian, Stängelloser- 24 Digitalis purpurea 18 Equisetum spec. 20 Diptam 18 G Erdbeere, Wald- 23 Doronicum grandiflorum 18 Galium verum 23 Erigeron spec. 20 Dost, Gewöhnlicher- 41 Gamander, Echter- 65 Eritrichium nanum 21 Dotterblume, Sumpf- 11 Gamsbleaml 49 Eryngium alpinum 21 Draba aizoides 18 Gämsheide 34 Esparsette, Futter- 40 Drachenmaul 29 Gämskresse 50 Euphorbia cyparissias 21 Drosera spec. 19 Gämswurz, Großblütige- 18 Euphrasia spec. 21 Dryas octopetala 19 Gelbling, Alpen- 62 Gentiana acaulis 24 F Gentiana asclepiadea 24 E Fagus sylvatica 22 Gentiana clusii 24 Eberesche, Gewöhnliche 63 Faltenlilie, Späte- 34 Gentiana kochiana 24 Edelraute, Echte- 7 Färberwaid 30 Gentiana lutea 24 Eberrauten-Arten 7 Faulbaum, Gewöhnlicher- 23 Gentiana nivalis 25 Edelweiß, Alpen 32 Feld-Thymian 66 Gentiana purpurea 25 Ehrenpreis-Arten 71 Felsenblümchen, Ehrenpreis, Bachbungen- 71 Immergrünes- 18 Gentiana spec. 24 Ehrenpreis, Echter- 71 Ferkelkraut, Einköpfiges- 29 Gentiana verna 25 Ehrenpreis, Wald- 71 Fetthenne, Felsen- 61 Gentianella ciliata 25 Eibe, Gewöhnliche 65 Fettkraut-Arten 46 Gentianella germanica 25 Einbeere, Vierblättrige- 43 Fichte, Gewöhnliche- 45 Germer, Weißer- 70 Eisenhut-Arten 4 Fieberklee 37 Geum montanum 25 Eisenkraut, Echtes- 71 Filipendula ulmaria 22 Geum reptans 26 Eisglöckchen 63 Fingerhut, Roter- 18 Gilbweiderich, Gemeiner- 35 Empetrum nigrum 20 Fingerkraut-Arten 48 Gipskraut, Kriechendes- 26 Enzian, Arten- 24 Fingerkraut, Aufrechtes- 48 Globularia spec. 26 Enzian, Clusius- 24 Fingerkraut, Dolomiten- 49 Globularia cordifolia 26 Enzian, Deutscher Fransen- 25 Fingerkraut, Gänse- 48 Globularia nudicaulis 26

77 Glockenblume, Bärtige- 12 Herzblatt, Sumpf- 44 Knabenkrautgewächse 41 Glockenblume, Strauß- 12 Hieracium spec. 28 Knabenkraut, Grasnelke, Alpen- 7 Hieracium aurantiacum 28 Breitblättriges- 17 Greiskraut-Arten 61 Hieracium pilosella 28 Knotenblume, Frühlings- 33 Greiskraut, Alpen- 62 Hieracium villosum 29 Knöterich, Knöllchen-Wiesen- 10 Greiskraut, Fuchssches- 62 Himmelsherold 21 Knöterich, Greiskraut, Fuchs- Hirtentäschel 12 Lebendgebärender- 10 Kreuzkraut- 62 Horminum pyrenaicum 29 Knöterich, Schlangen- 9 Greiskraut, Gemeines- 62 Hornklee, Gemeiner- 35 Kohlröschen, Schwarzes- 39 Greiskraut, Jakobs- 62 Hornkraut, Breitblättriges 13 Königskerze, Großblütige- 70 Günsel, Pyramiden- 4 Hornungia 50 Königskerze, Kleinblütige- 71 Guter Heinrich 14 Hundswürger 72 Krähenbeere, Schwarze 20 Gymnadenia conopsea 26 Hutchinsia 50 Kratzdistel, Alpen- 14 Gypsophila repens 26 Hypericum perforatum 29 Kratzdistel, Stängellose- 14 Hypochoeris uniflora 29 Kreuzkraut-Arten 61 H Krokus, Frühlings- 16 Habichtskraut-Arten 28 I Küchenschellen-Arten 51 Immergrün, Kleines- 72 Habichtskraut , Kleines- 28 Küchenschelle, Gemeine- 51 Impatiens noli-tangere 30 Habichtskraut, Küchenschelle, Orangerotes- 28 Isatis tinctoria 30 Große Alpen- 51 Habichtskraut, Zottiges- 29 Kugelblumen-Arten 26 Hahnenfuß-Arten 52 J Kugelblume, Hahnenfuß, Alpen- 52 Johanniskraut, Tüpfel- 29 Herzblättrige- 26 Hahnenfuß, Berg- 52 Juniperus communis 31 Kugelblume¸ Hahnenfuß, Gletscher- 52 Nacktstänglige- 26 Händelwurz, Mücken- 26 K Kuhschelle 51 Kümmel, Wiesen- 13 Hauhechel, Dornige- 40 Kamille, Echte- 36 Hauswurz-Arten 61 Katzenpfötchen, Hauswurz, Dach- 61 Gemeines- 6 L Hedysarum hedysaroides 27 Kiefer, Berg- 47 Labkraut, Echtes- 23 Heidekraut 11 Kiefer, Zirbel- 46 Lamium spec. 31 Heidelbeere 68 Klappertopf-Arten 53 Lamium maculatum 32 Helianthemum spec. 27 Klappertopf, Zottiger- 53 Lärche, Europäische- 32 Helleborus niger 27 Klee-Arten- 67 Larix decidua 32 Herbst-Zeitlose 15 Klee, Alpen- 67 Lathraea squamaria 32 Herniaria glabra 28 Klee, Braun- 67 Latsche 47

78 Läusekraut, Mannstreu, Alpen- 21 Nelkenwurz, Kriechende- 26 Geschnäbeltes- 44 Margerite, Magerwiesen- 33 Nieswurz, Schwarze- 27 Legföhre 47 Märzenbecher 33 Nigritella nigra 39 Leimkraut,

Matricaria recutita 36 Register Aufgeblasenes- 63 Mauerpfeffer-Arten 60 Leimkraut, Nickendes- 63 O Mauerpfeffer, Dunkler- 61 Oenothera biennis 40 Leimkraut, Stängelloses- 62 Mauerpfeffer, Scharfer- 60 Onobrychis viciifolia 40 Leinkraut, Alpen- 34 Mäuseohr 28 Ononis spinosa 40 Leontodon hispidus 32 Melampyrum spec. 37 Ophrys insectifera 41 Leontopodium alpinum 32 Melampyrum pratense 37 Orchis spec. 41 Leucanthemum vulgare 33 Mentha spec. 37 Orchis, Kugel- 67 Leucojum vernum 33 Menyanthes trifoliata 37 Origanum vulgare 41 Lichtnelke, Weiße- 62 Miere, Zwerg- 37 Ornithogalum Ligusticum mutellina 33 Milchlattich, Alpen- 14 umbellatum 41 Lilium martagon 33 Milchstern, Dolden- 41 Orobanche Linaria alpina 34 Minuartia sedoides 37 caryophyllacea 42 Linnaea borealis 34 Minze-Arten 37 Oxalis acetosella 42 Listera ovata 34 Mistel, Laubholz- 74 Oxycoccus palustris 68 Lloydia serotina 34 Möhre, Wilde- 17 Oxytropis spec. 42 Loiseleuria procumbens 34 Mondviole, Wilde- 35 Lotus corniculatus 35 Moneses uniflora 38 P Löwenzahn, Rauer- 32 Moorbeere 69 Paeonia officinalis 43 Lunaria rediviva 35 Moosauge 38 Papaver sendtneri 43 Lungenkraut, Echtes- 50 Moosbeere, Gemeine- 68 Paris quadrifolia 43 Lungenkraut, Moosglöckchen 34 Parnassia palustris 44 Kleingeflecktes- 50 Mutterwurz, Alpen- 33 Pedicularis spec. 44 Lysimachia vulgaris 35 Myosotis spec. 38 Pedicularis Lythrum salicaria 35 Myosotis alpestris 38 rostratocapitata 44 Pestwurz, Gemeine- 44 M N Petasites hybridus 44 Mädesüß, Echtes- 22 Nachtkerze, Gemeine- 40 Petrocallis pyrenaica 45 Maianthemum bifolium 36 Nachtnelke 62 Pfingstrose, Gewöhnliche 43 Maiglöckchen 15 Nardus stricta 39 Phyteuma spec. 45 Majoran, Wilder- 41 Nelken-Arten 17 Picea abies 45 Mannsschild, Schweizer- 5 Nelke, Karthäuser- 18 Pimpinella major 46 Mannsschild, Zwerg- 5 Nelkenwurz, Berg- 25 Pimpinelle 46

79 Pinguicula spec. 46 R Salvia spec. 57 Pinus cembra 46 Sanguisorba spec. 57 Ragwurz, Fliegen- 41 Pinus mugo 47 Sanguisorba minor 57 Ranunculus spec. 52 Pippau-Arten 15 Sanguisorba officinalis 57 Ranunculus alpestris 52 Sanicula europaea 58 Pippau, Gold- 15 Ranunculus glacialis 52 Sanikel, Wald- 58 Plantago lanceolata 47 Ranunculus montanus 52 Saponaria ocymoides 58 Plantago major 47 Rauschbeere 69 Saponaria officinalis 58 Polygonatum spec. 47 Rhinanthus spec. 53 Sauerklee, Wald- 42 Polygonum bistorta 9 Rhinanthus Saxifraga spec. 58 Polygonum viviparum 10 alectorolophus 53 Saxifraga aizoides 58 Potentilla spec. 48 Rhodiola rosea 53 Rhododendron-spec. 53 Saxifraga bryoides 59 Potentilla anserina 48 Rhododendron Saxifraga burseriana 59 Potentilla aurea 48 ferrugineum 54 Saxifraga caesia 59 Potentilla caulescens 48 Rhododendron hirsutum 54 Saxifraga moschata 59 Potentilla erecta 48 Rhodothamnus Saxifraga oppositifolia 59 Potentilla nitida 49 chamaecistus 54 Saxifraga paniculata 59 Preiselbeere 69 Rosa spec. 54 Saxifraga rotundifolia 60 Rosen-Arten 54 Primel-Arten 49 Saxifraga stellaris 60 Rosa pendulina 54 Primel Klebrige- 49 Scabiosa spec. 60 Rosenwurz 53 Primel, Mehl- 49 Schachtelhalm-Arten 20 Rotfichte 45 Primel, Zwerg- 50 Schafgarbe, Bittere- 3 Rubus fruticosus 55 Primula spec. 49 Schafgarbe, Moschus- 4 Rühr-mich-nicht-an 30 Primula auricula 49 Schattenblümchen, Rumex acetosa 55 Primula farinosa 49 Zweiblättriges 36 Rumex alpinus 55 Primula glutinosa 49 Schaumkraut, Wiesen- 12 Rumex scutatus 55 Primula minima 50 Schlüsselblume, Wiesen- 50 Primula veris 50 S Schneeball, Gemeiner 72 Pritzelago alpina 50 Safran, Weißer- 16 Schneeball, Wolliger 71 Prunella vulgaris 50 Salbei-Arten 57 Schneerose 27 Pulmonaria officinalis 50 Salix spec. 56 Schuppenwurz, Pulsatilla spec. 51 Salix herbacea 56 Gewöhnliche 32 Pulsatilla alpina 51 Salix reticulata 57 Schwalbenwurz 72 Pulsatilla vulgaris 51 Salix retusa 57 Scrophularia nodosa 60 Pyrola uniflora 38 Salomonssiegel-Arten 47 Sedum spec. 60

80 Sedum acre 60 Stachys palustris 64 Teufelsabbiss, Sedum atratum 61 Steinbrech-Arten 58 Gewöhnlicher 64 Sedum reflexum 61 Steinbrech, Blaugrüner- 59 Teufelskralle-Arten 45 Thalictrum aquilegifolium 65

Sedum rupestre 61 Steinbrech, Bursers- 59 Register Seidelbast, Gemeiner- 17 Steinbrech, Fetthennen- 58 Thlaspi rotundifolium 66 Seifenkraut, Echtes- 58 Steinbrech, Thymian-Arten 66 Seifenkraut, Rotes- 58 Gegenblättriger- 59 Thymian, Arznei- 66 Sempervivum spec. 61 Steinbrech, Moos- 59 Thymian, Sand- 66 Sempervivum tectorum 61 Steinbrech, Moschus- 59 Thymus spec. 66 Senecio spec. 61 Steinbrech, Thymus pulegioides 66 Rundblättriger- 60 Thymus serpyllum 66 Senecio alpinus 62 Steinbrech, Stern- 60 Tragant-Arten 8 Senecio jacobaea 62 Steinbrech, Trauben- 59 Tragopogon pratensis 66 Senecio ovatus 62 Steinquendel, Alpen- 11 Trauerblume, Alpen- 9 Senecio vulgaris 62 Steinraute 3 Traunsteinera globosa 67 Sibbaldia procumbens 62 Steinschmückel, Trifolium spec. 67 Siegwurz 5 Pyrenäen- 45 Trifolium alpinum 67 Silberblatt, Sterndolde, Große- 8 Ausdauerndes- 35 Trifolium badium 67 Stiefmütterchen, Acker- 73 Silberdistel 13 Tripmadam 61 Stiefmütterchen-Arten 73 Silberwurz 19 Troddelblume-Arten 63 Stiefmütterchen, Trollblume, Europäische 67 Silene acaulis 62 Langsporniges- 74 Trollius europaeus 67 Silene latifolia 62 Succisa pratensis 64 Trunkelbeere 69 Silene nutans 63 Süßklee, Alpen- 27 Silene vulgaris 63 Türkenbund-Lilie 33 Skabiosen-Arten 60 T Soldanella spec. 63 Tanne, Edel- 3 V Vaccinium spec. 68 Sommerwurz, Tanne, Weiß- 3 Labkraut- 42 Vaccinium myrtillus 68 Täschelkraut, Sommerwurz, Nelken- 42 Rundblättriges- 66 Vaccinium oxycoccus 68 Sonnenröschen-Arten 27 Taubenkropf 63 Vaccinium uliginosum 69 Sonnentau-Arten 19 Taubnessel-Arten 31 Vaccinium vitis-idaea 69 Sorbus aucuparia 63 Taubnessel, Gefleckte- 32 Valeriana spec. 69 Speik, Echter- 69 Tausendgüldenkraut, Valeriana celtica 69 Spitzkiel-Arten 42 Echtes- 13 Valeriana montana 69 Springkraut, Großes- 30 Taxus baccata 65 Valeriana officinalis 70 Stachys officinalis 64 Teucrium chamaedrys 65 Valeriana saxatilis 70

81 Veratrum album 70 Waldrebe, Alpen- 14 Veilchen-Arten 73 Waldvöglein, Weißes- 13 Veilchen, Gelbes- 73 Wegerich, Breit- 47 Veilchen, Langsporn- 74 Wegerich, Spitz- 47 Veilchen, März- 74 Wermut-Arten 7 Veilchen, Weide-Arten 56 Wohlriechendes- 74 Weide, Kraut- 56 Veilchen, Zweiblütiges- 73 Weide, Netz- 57 Veratrum album 70 Weide, Runzelblättrige- 57 Verbascum densiflorum 70 Weide, Stumpfblättrige- 57 Verbascum thapsus 71 Weißwurz-Arten 47 Verbena officinalis 71 Wicke, Vogel- 72 Vergissmeinnicht-Arten 38 Wicke, Zaun- 72 Vergissmeinnicht, Alpen- 38 Wiesenknopf-Arten 57 Veronica spec. 71 Wiesenknopf, Großer- 57 Veronica beccabunga 71 Wiesenknopf, Kleiner- 57 Veronica officinalis 71 Wiesenraute, Viburnum lantana 71 Akeleiblättrige- 65 Viburnum opulus 72 Wintergrün, Einblütiges- 38 Vicia cracca 72 Wolfsmilch-Arten 21 Vicia sepium 72 Wolfsmilch, Zypressen- 21 Vinca minor 72 Wollblume 70 Vincetoxicum Wundklee, Echter- 6 hirundinaria 72 Viola spec. 73 Z Viola arvensis 73 Ziest, Heil- 64 Viola biflora 73 Ziest, Sumpf- 64 Viola calcarata 74 Zirbe 46 Viola odorata 74 Zweiblatt, Großes- 34 Viscum album 74 Vogelbeere, Gewöhnliche 63 W Wacholder, Gemeiner- 31 Wachtelweizen-Arten 37 Wachtelweizen, Wiesen- 37

82 UN-Dekade Biologische Vielfalt

Die Fülle der Pfl anzen in dieser Broschüre soll die Augen öffnen für die biologische Vielfalt in den alpinen Regionen mit ihren vielfältigen Lebensräumen, die uns Bergsteigern zahlreiche Erholungsmöglichkeiten bieten. Aber die sensiblen alpinen Ökosysteme mit ihren vielen speziell angepassten pfl anzlichen und tierischen Bewohnern bedürfen auch eines besonderen Schutzes, denn die biologische Vielfalt ist bedroht. Sie nimmt weltweit und auch in Deutschland stark ab. Die derzeitige Aussterberate ist überwiegend durch menschliches Handeln bedingt. Um diesen Schwund aufzuhalten, gibt es seit 1992 das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt. Um dieses umzusetzen, wurde 2010 der „Strategische Plan 2011 – 2020“ beschlossen. Die ebenfalls von den Vereinten Nationen ausgerufene „UN-Dekade Biologische Vielfalt von 2011 bis 2020“ soll diese Umsetzung unterstützen. Dazu gehören der Schutz der biologischen Vielfalt und ihre nachhaltige Nutzung. Auch das gesellschaftliche Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt und die Verantwortung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile soll gefördert werden.

Biologische Vielfalt ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pfl anzen, Pilzen und Mikroorganismen, ihre Wechselwirkungen untereinander und zur Umwelt sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Eine intakte biologische Vielfalt ist die Grundlage einer langfristig gesicherten Existenz des menschlichen Lebens auf der Erde. Sie kann sich besser an sich verändernde Umweltbedingungen – etwa den weltweiten Klimawandel – anpassen. Naturleistungen wie die Selbstreinigung von Gewässern, die Luftreinigung über Bäume oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit sind auch wirtschaftlich bedeutsam. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Gesundheitswesen, Freizeitgestaltung und Lebensqualität hängen von einer intakten und vielfältigen Naturausstattung ab. Diese Broschüre soll dazu beitragen, die biologische Vielfalt erlebbar und nachvollziehbar zu machen und das Bewusstsein für die Schutzbedürfnisse der Pfl anzen in den Alpen zu stärken, ganz im Sinne der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“. Weitere Informationen zur Dekade unter www.un-dekade-biologische-vielfalt.de

83 84 Hallo Leben! Welches Abenteuer hältst Du heute für mich bereit?

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2014_AZ_Image_Mädchen_DAV_A5.indd 1 21.01.14 15:27 Illu "HUT" für U4 neu.qxd 01.04.2009 17:58 Uhr Seite 1

Die Vegetationsstufen auf einem Schematischen N-S-Profil durch die Westalpen Die Vegetationsstufen auf einem schematischen N-S-Pro l durch die Westalpen

Nördl. Kalkalpen Zentralalpen Südl. Kalkalpen Kristallin

müNN San 3000 Berna- dino nival Säntis (2302) Zwergstrauch- u. Grasheidenstufe 2500 Schneegrenze alpin Warten M. Generosa Krummholz- und See (1701) Alpenrosezone/ 2000 Lärchen- Zirben Waldgrenze Luganer Waldkampfzone subalpin See Vorder- rhein 1500 Obere Bergwaldstufe hochmontan

Adula Alpen 1000 submontan Untere Glarner Alpen Bergwaldstufe

500 Bodensee Hügellandstufe collin Eichenwälder Fichten-Tannenwald ^= Kulturland mit Weinbau Buchenwälder Fichten-Tannen-Buchenwald mit Eiche (Bergmischwald) Mischwälder geschlossene alpine Rasen Buchenwald Lärchen-Zirbenwald (Ei/Bu/Li) „Pionier-Rasen“ Kiefernwald Subalpiner Fichtenwald mit Moosen und Flechten mit Krummholz (Latsche, Grünerle) Tieflagen-Buchen Montaner Wälder Fichtenwald Zwergsträucher