Die Bahn Durchs Biggetal Und Ihre Bedeutung Für Heggen Die Bahn Durchs Biggetal Und Ihre Bedeutung Für Heggen Von Paul Hesener
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Die Bahn durchs Biggetal und ihre Bedeutung für Heggen Die Bahn durchs Biggetal und ihre Bedeutung für Heggen von Paul Hesener Aus der Vorgeschichte des Eisenbahnbaus - Gesellschaft 1870 den Bau einer Eisenbahn von Fin- nentrop durch das Biggetal über Olpe bis Rothemühle. Überall in Deutschland wurden ab Mitte des 19. Noch im Frühjahr 1870 wurde die Strecke von Fin- Jahrhunderts Eisenbahnen gebaut. Industriegebiete wie nentrop bis Attendorn vermessen. Mit dem Bau der das Siegerland, größter Eisenerzeuger Deutschlands, vier Brücken bis Attendorn begann man am und das Ruhrgebiet, aufstrebendes Kohlenrevier, ver- 15.10.1871. Zwei große Bergeinschnitte mußten in der langten eine Bahnverbindung. Im Vorfeld der Planung Nähe von Ahausen gebrochen werden. 2,5 Mio. Taler einer solchen Eisenbahnverbindung gab es konkurrie- waren für die Strecke bis Olpe aufzubringen. Am 1. rende Interessengruppen, die um eine für sie optimale April 1874 wurde die Strecke Finnentrop-Attendorn, Streckenführung stritten. Da gab es das „Hagener am 1. November 1875 Attendorn-Olpe und am 1. De- Comité“, das eine Linie durch das Volmetal - Lennetal zember 1879 endlich Olpe-Rothemühle dem Verkehr - Biggetal nach Siegen favorisierte. Das „Siegener übergeben. Comité“ bevorzugte eine Streckenführung durch Len- ne- und Hundemtal von Hagen über Altena, Fin- nentrop, Altenhundem, Welschen Ennest nach Siegen. Topographische Veränderung des Bigge- Auch in Olpe hatte sich ein Comité gebildet, das die tals durch den Bahnbau Strecke lieber von Hagen über Finnentrop, Attendorn, Olpe, Kreuztal nach Siegen geführt hätte, um die Erz- Durch die neue Bahntrasse hatte sich das Bild des gruben und Hüttenbetriebe im südlichen Kreis Olpe in Biggetals in Heggen total verändert. Vor dem Bahnbau den Genuß des modernen Verkehrsmittels zu bringen. floß die Bigge kurz hinter Ahausen auf die alte Land- Das Siegener Comité setzte sich schließlich in diesem straße zu, begleitete sie ca. 300 Meter und bog dann in Konkurrenzkampf durch. Nachdem bereits 1838 die Richtung Ahauser Mühle ab. Der neue Bahndamm Preußische Regierung in einem Gesetz über Eisen- schnitt diesen Teil ab, die Bigge wurde am Bahnkörper bahn-Unternehmungen festgelegt hatte, daß der Eisen- entlang begradigt. Es entstand das „alte Biggebett“, bahnbau nicht vom Staat (Preußen) finanziert werde, vermodert und versumpft und nur bei hohem Wasser- erhielt die Bergisch-Märkische-Eisenbahn-Gesellschaft stand der Bigge mit Wasser gefüllt, im Winter eine in Elberfeld den Auftrag für Planung und Ausführung ideale Schlittschuhbahn für die Kinder und Jugendli- der Ruhr-Sieg-Strecke durch das Lennetal. chen Heggens. Die Eröffnung der Ruhr-Sieg-Bahn (in Fin- Etwas weiter flußabwärts wurde eine zweite Be- nentrop am 6. August 1861) machte den südlichen Teil gradigung der Bigge erforderlich. Der alte Flußlauf der des Kreises Olpe zu einem Notstandsgebiet. Alle Bigge teilte sich unterhalb der Ahauser Mühle in einen Hochöfen mußten stillgesetzt werden und viele Ham- größeren Arm, der auf die alte Landstraße Finnentrop- mer-, Puddel- und Walzwerke mußten schließen. Die- Attendorn zufloß, diese etwa in Höhe des heutigen sen Werken, die ihre Rohstoffe und Fertigprodukte Hauses Elektro-Bertels erreichte, dann bis zur früheren noch mit dem Pferdefuhrwerk transportieren mußten, Wirtschaft Otte an der Straße entlang floß und von dort machten die billigeren Bahntarife den Garaus. Nur in Richtung Hohe Ley abbog. Dort traf der größere wenige Unternehmen hatten die Kraft, ihre Werke Arm der Bigge wieder auf den kleineren, der am Berg- vorsorglich in die Nähe der Ruhr-Sieg-Bahnstrecke zu hang entlang floß und größere Mengen Wasser nur bei verlegen, wie Robert Bonzel (1856) von Maiworms- Hochwasser führte. Im Zuge des Bahnbaus wurde der hammer nach Heggen und Franz Joseph Bonzel (1857) größere Biggearm abgeschnitten und trockengelegt von Bruchwalze bei Sondern nach Finnentrop. Junge, und das Wasser durch den kleineren Arm geleitet. Das arbeitsfähige Männer verließen ihre Heimat, um an- Gelände der Insel zwischen den beiden Armen der derswo Arbeit zu suchen. Bigge, „Auf dem oberen Werth“ genannt, konnte nun industriell durch die Kalkwerke genutzt werden. Heute 1874 - Bau der Biggetal-Bahn befinden sich dort die Firmen Paul Voß, Werner Küm- hof, Wilhelm Drexelius und Gerhard Ortmüller. Durch diese Zustände veranlaßt und gedrängt durch einheimische Behörden übertrug die Preußische Staatsregierung der Bergisch - Märkischen - Eisenbahn 427 Verkehr Der Lauf der Bigge vor dem Bahnbau 428 Die Bahn durchs Biggetal und ihre Bedeutung für Heggen Durch den Bahnbau wurde der linke Arm der Bigge abgesperrt und trockengelegt. Die Bigge erhielt ihren heutigen Verlauf. 429 Die Bahn durchs Biggetal und ihre Bedeutung für Heggen Die unendliche Geschichte des Wartehäu- Heggen ohne Haltestelle schens an der Haltestelle Heggen. Seit 1874 fuhren nun täglich Eisenbahnzüge Die Haltestelle bestand aus einem Bahnsteig ohne durch Heggen. Die Heggener Bevölkerung konnte die jeden Schutz gegen Wind und Wetter. Vor allem die fauchenden und pfeifenden Dampflokomotiven stau- Fahrgäste, die nach einem langen Fußmarsch von Sil- nend bewundern, einsteigen konnten sie allerdings becke, Dünschede oder Hülschotten auf den Zug war- nicht, in keinen der 6 durchfahrenden Personenzüge. ten mußten, hätten sich gerne untergestellt. Heggen bekam anfänglich keine Haltestelle, wohl aber Anschlußgleise für das Kalkwerk und das Walzwerk Am 20.07.1903 stellte der Amtmann von Atten- für deren Massengüterverkehr. Außerdem wurde in der dorn den Antrag an die Königliche Eisenbahn- Hustert, dort wo heute die Firma Fischer und Kauf- Direktion in Elberfeld, an der Haltestelle in Heggen mann steht, eine öffentlich zu nutzende Verladestelle eine Wartehalle zu errichten. Die Bahnverwaltung eingerichtet. Später bekamen die Ziegelei in der antwortete, die Dringlichkeit zur Errichtung einer Lehmke und die Versalträger GmbH weitere Ladestel- Wartehalle sei nicht gegeben. Im übrigen verweise sie len und Anschlußgleise. So profitierte vor allem die auf die gültigen Verträge vom November 1889, wo- einheimische Industrie von der Bahn und damit natür- nach die Gemeinde alle Kosten zu tragen habe. Darauf lich indirekt auch die Heggener Bevölkerung durch kündigten die Gemeindevertretungen in Helden und abgesicherte Arbeitsplätze. Im Jahre 1882 versandte Attendorn-Land die Verträge mit der Begründung, die das Kalkwerk 82.000 t Kalkstein und Kalk. Verträge seien wenig zeitgemäß und eine unzumutbare Härte für die Gemeinden. Schließlich sei die Haltestel- Der Wunsch der mittlerweile auf nahezu 1000 le für die Bahn rentabel. - Im Jahre 1901 wurden in Einwohner angewachsenen Bevölkerung Heggens Heggen (1.342 Einwohner) 17.462 Fahrkarten, 1909 nach einer Zusteigemöglichkeit in die verkehrenden sogar 22.935 Fahrkarten verkauft. Personenzüge war groß und wurde von Jahr zu Jahr stärker. Die Bewohner von Dünschede, Sange und Auch zwei weitere Vorstöße bei der Bahnverwal- Hülschotten bestärkten das Verlangen der Heggener. tung in den Jahren 1914 und 1918, aus den Verträgen Die Bahnverwaltung jedoch verhielt sich sehr reser- von 1889 entlassen zu werden, lehnte die Bahn ab, viert und lehnte aus Kostengründen ab. Erst als einige zuletzt mit der Begründung, daß in absehbarer Zeit der engagierte und beherzte Bürger am 28. Oktober 1889 zweigleisige Ausbau der Strecke zu erwarten sei. Da- sich für die Orte Heggen, Sange, Hülschotten, Milste- durch würden sich die Bahnhofsverhältnisse in Heggen nau, Ahausen und Dünschede verpflichteten, alle Kos- ändern und die Verträge ebenfalls eine Änderung er- ten für die Einrichtung eines Haltepunktes in Heggen fahren. Tatsächlich ist der Bahnkörper zwischen Fin- zu übernehmen, war die Königliche Eisenbahndirekti- nentrop und Attendorn für die Verlegung von zwei on zu Elberfeld zu einem Vertrag bereit. Der Vertrag Gleisen ausgelegt. Grund für diese Überlegungen war wurde am 3. November 1889 von der Gemeindever- wohl der aufwendige Schiebeverkehr zwischen Alten- sammlung der Gemeinde Attendorn-Land und am hundem und Welschen Ennest. Noch Ende der 30er 10.November 1889 von der Gemeindeversammlung Jahre hielt die Bahn an diesem Konzept fest, denn die der Gemeinde Helden akzeptiert. Am 3. April 1890 neue Gleistrasse, die durch den Bau des Stausees not- schickte die Eisenbahndirektion den genehmigten wendig war, wurde wieder für zwei Gleise ausgelegt. Vertrag an den Königlichen Landrat Freusberg zu Mit der Elektrifizierung der Ruhr-Sieg-Strecke ist der Olpe: „...Das Königliche Eisenbahn- Betriebsamt wird Schiebeverkehr nur noch bei schweren Zugeinheiten mit den Ausführungen beginnen, sobald seitens der erforderlich und damit wohl auch endgültig die Wahr- Gemeinden der Betrag von 1600 Mark eingezahlt sein scheinlichkeit für den zweigleisigen Ausbau der Stre- wird.“ cke durch das Biggetal entfallen.. Aus einem Brief der Herren Pastor Schmalohr, Die Bemühungen um eine Wartehalle zogen sich Johann Wilmes (Schriener), Franz Wilmes sen. (von weiter bis in die 30er Jahre hin und scheiterten immer Wilmes Gut in Sange), Heinrich Wilmes (Graunert), wieder an der harten Haltung der Bahn. Als im Jahre Franz Rademacher (Pliester), Johann Ackerschott 1934 in Heggen 25.000 Fahrkarten im Werte von (Schürmann) und Witwe Rinke (Kropmann) vom 17. 18.000 Reichsmark verkauft worden waren, reklamier- Februar 1892 geht hervor, daß weitere Belastungen in te Amtsbürgermeister Fritz Contzen erneut eine Un Höhe von 600 Mark auf die Heggener Bürger zuka- terstellmöglichkeit am Haltepunkt Heggen. Mehrere men, und zwar für die Befestigung