NATURFORSCHUNG POLLICHIA POLLICHIA Jahrgang 33, Heft 4 Oktober bis Dezember 2017 KURIER Einzelpreis e 2.00

Vierteljährliches Infoblatt des Vereins für UMWELTBILDUNG NATURSCHUTZ Naturforschung und Landespflege e. V. – ISSN 0936-9384

Berichte aus Arbeitskreise Landespflege und Veranstaltungs- Aus den Museen dem Verein und Gruppen Naturschutz programme

Ein Gewitter entlädt sich über der Südpfalz vember im Pfalzmuseum für Naturkunde. - aufgenommen am 21. Juli dieses Jahres Das Programm finden sie auf Seite 1 in die- auf der Kalmit. Wetter und Klima sind die sem Heft. Themen unserer Herbsttagung am 12. No- (Foto: Ingo Bertram)

Pollichia-Kurier 19 (4) – 2003 - 1 - EDITORIAL POLLICHIA- KURIER

Liebe Mitglieder,

gerade hatten wir eine tolle Tagung zu das erfreulich gut genutzt wird - wir haben ihrer Sommertour die Umweltministerin Ul- Ehren unserer verdienten POLLICHIA-Bota- wieder einen positiven Mitgliedertrend -, rike Höfken im Haus der Artenvielfalt be- niker, und alle Anwesenden werden sich si- die Infos zu unseren weiteren Veranstal- sucht und konnte sich dort über unsere cher noch lange daran erinnern! Im tungen und den Arbeitskreisen. Hier tut Arbeit und das Haus informieren. Daneben nächsten Kurier werden Sie dann einen sich gerade einiges; als neuester hat nun fand erstmals auf Initiative der SGD Süd die ausführlichen Bericht zu der Tagung und der AK Wald seine Arbeit aufgenommen. „Vernagelungsaktion“ der jährlich an die den Vorträgen lesen. In Sachen Tagungen Wir werden hier ein Forderungs- und Akti- Georg-von-Neumayer-Station in der Ant- geht es bald schon weiter, denn im No- onsprogramm zum Wald zusammenstel- arktis verschickte Weinkiste im HdA statt, vember haben wir die Herbsttagung mit len. Auch der AK Botanik wird sich der auch drei amtierende Weinköniginnen dem Schwerpunkt Meteorologie und da- reaktivieren und die lange Botanik-Tradi- beiwohnten. Zu beiden Veranstaltungen nach noch eine Tagung zum Meeresschutz tion der POLLICHIA weiterführen; darüber können Sie in diesem Kurier weiteres lesen. - beide sollten Sie nicht verpassen, denn es freue ich mich ganz besonders. Geplant ist Wir werden uns bemühen, auch zukünftig stehen sehr interessante Vorträge auf dem dabei natürlich auch, Synergismen zu nut- unseren Verein „in aller Munde“ zu halten. Programm. zen und die AKs miteinander zu vernetzen. Wenn Sie dazu eine Anregung haben, z. B. Eine Herbstexkursion wird es dieses Jahr Zum Beispiel gibt es gerade beim Wald zu Veranstaltungen an Ihrer Schule, bei nicht geben, dafür haben wir uns als Ersatz viele Überschneidungen zu den AKs Natur- einem Umwelttag oder ähnlichem, wo wir ein Novum überlegt: Wir werden eine Win- schutz/Landespflege, Botanik und Entomo- uns einbringen können, dann lassen Sie es terexkursion im Februar auf den Stegskopf logie, womit wir fachlich gut fundiert uns doch einfach wissen! machen. Zu diesen Veranstaltungen wer- unsere Forderungen herleiten und begrün- den noch genauere Informationen auf der den können. Mit herzlichen Grüßen POLLICHIA-Homepage eingestellt. In jüngster Zeit konnte sich die POLLICHIA Dort finden sie dann auch neben unseren auch noch in anderem Zusammenhang Ihr Publikationen und dem Beitrittsformular, sehr gut präsentieren. So hat uns im Zuge Dr. Jürgen Ott

POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e. V., gegr. 1840 Nach § 60 Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Landespflegeorganisation in Rheinland-Pfalz · Mitglied im Deutschen Naturschutzring e.V. (DNR) · Bundesverband für Umweltschutz POLLICHIA-Geschäftsstelle: Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt, Tel.: (0 63 21) 92 17 68, Fax: 92 17 76 Internet: www.pollichia.de · E-Mail: [email protected] · Bürozeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 9 - 15 Uhr Bankverbindung: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau, IBAN DE46 5485 0010 0010 0684 19, BIC: SOLADES1SUW

Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum, Hermann-Schäfer-Straße 17, 67098 Bad Dürkheim Leiter: Museumsdirektor Dr. Frank Wieland Öffnungszeiten: Di-So 10.00 Uhr - 17.00 Uhr, Mi 10.00 Uhr - 20.00 Uhr, Mo geschl.; Tel.: (0 63 22) 94 13-0, Fax: (0 63 22) 94 13-11

Präsident: Vizepräsident (komm.): Schriftführer: Rechner: Beauftragter für Beauftragter für Schriftleiter der Mitteilungen Dr. Jürgen Ott Dr. Andreas Bauer Werner Schimeczek Dr. Reinhard Landespflege: Museumsfragen: der POLLICHIA und Friedhofstraße 28 Karolinenstraße 50 Bischof-Hugo-Straße 19 Speerschneider Heiko Himmler Prof. Dr. Dieter Uhl POLLICHIA-Bücher (kom.): 67705 Trippstadt 67434 Neustadt 76829 Landau Sportplatzstraße 40 Große Ringstraße 45 Villenstr. 13 Dr. Peter Diehl Telefon: (0 63 06) 99 38 88 E-Mail: [email protected] Telefon: (0 63 41) 3 14 06 76857 Rinnthal 69207 Sandhausen 67433 Neustadt Schifferstraße 27 E-Mail: [email protected] E-Mail: schimeczek@polli- Telefon: (0 63 46) 31 81 E-Mail: pollichia- E-Mail: [email protected] 67547 Worms chia.de E-Mail:speerschneider@polli- [email protected] E-Mail: [email protected] chia.de POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 HERBSTTAGUNG 1

Herbsttagung

Programm für die Herbsttagung der POLLICHIA am Sonntag, 12. November 2017, Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim

Thema: „Meteorologie, Klima und Klimawandel in Rheinland-Pfalz“

Vormittagsprogramm: 11.15 - 13 Uhr Kaffeepause von 15.30 bis 15.45 Uhr

Dr. Astrid Kleber, Rheinland-Pfälzisches Kompetenzzentrum für Hans-Jochen Kretzer, POLLICHIA: Klimawandelfolgen bei der Forschungsanstalt für Waldökologie „Windrose und Südpol - Leben und Wirken von Georg von und Forstwirtschaft: Neumayer” „Klimawandel in Rheinland-Pfalz. Auswirkungen auf unsere Wälder und die biologische Vielfalt” Dr. Wolfgang Lähne, POLLICHIA: „Wird das Wetter immer unbeständiger? Ergebnisse aus 230 Dr. Herwig Köhler, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Jahren täglicher Wetteraufzeichnungen am nördlichen Oberrhein” Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Leiter Agrarmeteorologisches (Wetterstationen) Messnetz Rheinland-Pfalz: ca. 17.30 Uhr: „Die Agrarmeteorologie und ihre Bedeutung für die Ende der POLLICHIA-Herbsttagung Landwirtschaft” Wasser, Saft, Kaffee und Kekse werden gereicht - die Teilnahme Mittagspause: 13 - 14 Uhr ist kostenlos (im Pfalzmuseum wird ein Imbiss für Selbstzahler vorbereitet) Rückfragen an Dr. Wolfgang Lähne ([email protected]) und Dr. Jürgen Ott ([email protected]) Nachmittagsprogramm: 14 - 17.30 Uhr Eventuelle Änderungen werden auf der Homepage mitgeteilt. Dipl.-Met. Bernhard Mühr, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, Forschungsbereich Troposphäre (IMK-TRO) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT): „Wolken und Wetter” Vor der Tagung findet eine Sitzung des Hauptausschusses Dr. Barbara Früh, Deutscher Wetterdienst (DWD), Klima- und der POLLICHIA am gleichen Ort statt (9.30 - 11 Uhr). Die Umweltberatung: Mitglieder des Hauptausschusses sind hierzu herzlich „Langfristprognosen beim Deutschen Wetterdienst” eingeladen. 2 INHALTSVERZEICHNIS 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Berichte aus dem Verein Landespflege und Naturschutz Ministerieller und majestätischer Besuch bei der POLLICHIA Modell unserer Zeit: Natura 2000 - von Gemeinden ver- (Jürgen Ott) 3 scherbelt oder von uns gerettet? Der Fall „Friedforst-Straße AK Herpetologie der POLLICHIA gegründet (Jürgen Ott) 4 Staudernheim“ (Michael Altmoos) 27 Der Wert von Natur und Landschaft - Rheinland-Pfalz erlässt Berichte aus den Arbeitskreisen eine Kompensationsverordnung (Heiko Himmler) 29 AK Botanik Hart am Rand: Pflegemaßnahmen für die Felsvegetation am Torilis nodosa-Bestände auf Rasenflächen im Siedlungsgebiet Steinbruch Kallstadt helfen bedrohten Arten (Michael Ochse) 31 von Ludwigshafen-Oggersheim (Johannes Mazomeit) 5 Pestizid-Cocktail für Kartoffeln vor Ernte! Muss das sein? Erstnachweis von Calystegia pulchra in Rheinland-Pfalz (Bernhard Schmitt) 34 (Johannes Mazomeit) 6 Weitere Nachweise von Carex grayi in der Pfalz Aus den Museen (Johannes Mazomeit) 7 „Forschungswerkstatt für Menschen ab 5“ erhält Auszeich- nung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt AK Geowissenschaften (Ute Wolf) 38 Das Schichtprofil am Prallhang des Glanes bei Meisenheim aus paläogeomorphologischer Sicht (Teil 2) (Karlheinz Schultheiß) 8 Rezensionen 45

AK Insektenkunde Geburtstage 46 Massenvorkommen von Raupen des Trockenrasen-Dickleib- spanners (Lycia zonaria [DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1765) Verstorbene 48 (Ernst Blum) 12 Ein Profiteur des Klimawandels (Klaus Mittmann) 13 Die Große Schiefkopfschrecke (Ruspolia nitidula) - eine Klima- gewinnerin, die sich von Süden kommend nach Rheinland- Veranstaltungsprogramme Pfalz ausbreitet (Oliver Röller) 14 Verein 49 Exkursion in die Südpfalz bei Ludwigswinkel und Fischbach Bad Dürkheim 49 (Norbert Scheydt) 15 Bad Kreuznach 49 Edenkoben 49 AK Mykologie Germersheim 49 Der neue AK Mykologie der POLLICHIA, eine Kooperation zwi- Kaiserslautern 49 schen der POLLICHIA und der Interessensgemeinschaft Pilz- Kusel 49 kunde und Naturschutz (IPN) in Bad Dürkheim (Peter Keth) 19 Landau 50 Pirmasens 50 Speyer 50 Berichte aus den Gruppen Zweibrücken 50 Bad Dürkheim AK Astronomie 50 Pflegeplan für das Naturschutzgebiet Felsenberg-Berntal über- AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz 50 arbeitet (Michael Ochse, Hansjürgen und Jana Schnappauf) 23 Pfalzmuseum für Naturkunde 50 GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel 52 Bad Kreuznach Kritischer Gang übers Moor (Hans Reichert) 24 Impressum 18 Edenkoben Ein Zuhause für Haselmäuse (Günther Hahn) 26

Mittelrhein/Westerwald Emser Bergbaumuseum ergänzt Sammlungen (Herbert Baum) 26 Berichte aus dem Verein

Ministerieller und majestätischer Besuch bei der POLLICHIA

Im August hatten wir hohen Besuch bei der POLLICHIA: Zunächst kam Frau Ministerin Ulrike Höfken zu Besuch ins Haus der Arten- vielfalt, danach zusammen mit dem Präsi- denten der SGD Süd Herrn Professor Dr. Hans-Jürgen Seimetz auch drei Majestäten, die deutsche Weinkönigin Lena Endesfel- der, die rheinland-pfälzische Weinkönigin Anastasia Kronauer und die rheinhessische Weinkönigin Laura Lahm zur Vernagelung der Weinkiste für die Georg-von-Neumayer- Station. Doch der Reihe nach. Am 20. August besuchte Frau Ministerin Ulrike Höfken im Zuge Ihrer Sommertour mit dem Titel „Ener- giewende - Gewinn für Umwelt und Regi- on” - nach guter Vorbereitung durch Herrn Abb. 1: Ministerin Höfken bei ihrer Ansprache, daneben Dr. Ott und Dr. Neumayer. Pohlmeyer vom Holz-Cluster Rheinland- Pfalz, der auch beim Bau des HdA intensiv dinierungsstelle für ehrenamtlich erfasste ren Sitz im HdA hat, und führte die Anwe- involviert war - die POLLICHIA in Neustadt. Naturschutzdaten der kooperierenden senden durch das Haus. Dabei wurden Sie kam dabei nicht alleine; neben Vertre- Naturschutzverbände BUND, NABU und neben den baulichen Aspekten auch die hier tern des Ministeriums und des Forstes POLLICHIA in Rheinland-Pfalz) ebenfalls sih- aufbewahrten Sammlungen und die Biblio- kamen auch Frau Kazunga-Haß (MdL) und der Neustadter Oberbürgermeister Hans Georg Löffler sowie Vertreter verschiedener Printmedien, des Rundfunks und der SWR. Zunächst stellte der Unterzeichner die Auf- gaben und Ziele der POLLICHIA vor und ging auch auf die verschiedenen Publikationen ein. Danach begrüßte die Ministerin alle Anwesenden, unterstrich ihre Wertschät- zung für die POLLICHIA als Naturschutzver- band und übergab Herrn Löffler einen För- derscheck über 716.000 Euro für Renaturie- rungsarbeiten am Speyerbach. Sie berichte- te dabei über das Projekt „Aktion Blau plus”, mit dem schon gute Erfolge im Bereich Was- ser erzielt werden konnten, und über das neue Projekt „Aktion Grün”, mit dem vor allem terrestrische Lebensräume durch Naturschutzmaßnahmen gefördert werden sollen. Im Anschluss präsentierte Dr. Peter Neumay- er die Georg von Neumayer Stiftung, die Abb. 2: Peter Keth erläutert die Bedeutung und Ökologie der Pilze an seinem eigens neben der POLLICHIA und der KoNat (Koor- gestalteten Infotisch. (Fotos: P. Diehl) 4 BERICHTE AUS DEM VEREIN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Künftige Untersuchungen sollen auch detailliertere Informationen über die Verbreitung der Vertreter der Grün- froschgruppe (abgebildet: Pelophylax Abb. 3: Nach dem Vernageln gab es Blumen für die drei Weinköniginnen - rechts ‘esculentus’) liefern. (Foto: C. Bernd) Professor Seimetz. (Foto: SGD Süd)

thek gezeigt, die von der POLLICHIA betreut antritt. Die Anregung einiger Anwesenden, und Reptilien für den Naturschutz in Rhein- werden. Es ergaben sich in der Folge vielfäl- die nächste Vernagelungsaktion vielleicht land-Pfalz aufstellen. Hierbei soll sowohl mit tige Gespräche zwischen den Anwesenden, direkt bei der Neumayer-Station zu veran- den AKs innerhalb der POLLICHIA - z. B. mit wobei die vorbereiteten Aquarien mit stalten, wurde zwar allgemein begrüßt, dem AK Neozoen oder dem AK Umweltbil- Gewässertieren aus der benachbarten Nike- doch wird dies aus praktischen Gründen dung - als auch mit anderen Naturschutzver- Station und neozoischen Krebsen sowie die wohl eher nicht machbar sein. Organisiert bänden oder der Deutschen Gesellschaft für vom AK Mykologie ausgestellten Pilze wurde diese Aktion perfekt von der Presse- Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) natürlich ein besonderer Anziehungspunkt referentin der SGD Süd, Frau Nora Schwei- kooperiert werden. waren. Nach fast anderthalb Stunden muss- kert, die mit ihrem Team auch für die Verkös- Nach diesem ersten regen Informations- te die Ministerin weiter; dass sie viel länger tigung der Anwesenden sorgte. und Gedankenaustausch, wobei es auch als im Programm vorgesehen geblieben war, Mit beiden Terminen konnten wir gute Wer- um rechtliche Aspekte (Fanggenehmigun- darf als Indikator dafür angesehen werden, bung für die POLLICHIA, unsere Aktivitäten, gen, Betreten von Privatgelände etc.) ging, dass ihr ein interessantes Programm gebo- das Haus und die angeschlossenen Organi- schloss sich eine Geländeexkursion an. ten wurde und sich anregende Gespräche sationen machen. Dabei ging es auf das nahe gelegene Nike- ergeben hatten. Gelände, wobei Dr. Andreas Bauer das Knapp zwei Wochen später fand dann bei Jürgen Ott, Trippstadt Gebiet und das Pflegekonzept für diese ehe- strahlendem Sonnenschein die sogenannte malige Militärfläche vorstellte. An einem „Vernagelungsaktion” der Weinkiste für Tümpel konnten mehrere Laubfrösche ver- die Neumayer-Station III in der Antarktis hört werden, es wurden einige Molche statt, welche sich dort auf dem rund 200 AK Herpetologie der gekäschert und eine auf der Offenfläche des Meter dicken Schelfeis befindet. Insgesamt POLLICHIA gegründet Gebietes umherlaufende Kreuzkröte wurde 70 Flaschen mit edlen Tropfen wurden in ausgiebigst von mehreren Teilnehmern eine Riesenweinkiste gepackt und von den fotografiert. Die weiteren Aktionen des AKs drei Weinköniginnen Lena Endesfelder, Am 2. Juli 2017 trafen sich auf Einladung des werden zukünftig auf der POLLICHIA- Laura Lahm und Anastasia Kronauer sowie Leiters des neuen AK Herpetologie, Herrn Homepage eingestellt, Interessierte an dem von Dr. Peter Neumayer, Professor Hans-Jür- Dr. Christoph Bernd, im HdA ein knappes AK können sich gerne melden (bernd@pol- gen Seimetz und dem Unterzeichner mit Dutzend Amphibien- und Reptilienfreunde. lichia.de). jeweiligen Grußworten und einer kurzen Erfreulich war, und auch so gewünscht, dass Ansprache vernagelt. Auch bei diesem Ter- in der Runde auch Vertreter der GNOR und Jürgen Ott, Trippstadt min - die Aktion findet seit 1984 und zum des NABU anwesend waren, da der AK ver- 34. Mal statt, heuer aber zum ersten Mal im bandsübergreifend agieren möchte. HdA - waren wieder etliche Printmedien und Bei dem ersten Treffen wurden bereits einige das Fernsehen anwesend, die über die Akti- Forderungen und Ziele des AK aufgestellt. on ausgiebig berichteten. Am Bestim- So will sich der AK verstärkt um den „herpe- mungsort herrschten übrigens an diesem tologischen Nachwuchs” kümmern und Tag rund 50 Grad C weniger. Die Forscher in Fortbildungsveranstaltungen für ein breites der Antarktis sollten die Weinkiste dann um Altersspektrum (inkl. Kinder) organisieren, die Weihnachtszeit erhalten, da sie zunächst den Informationsaustausch zwischen den per Bahn, dann per Schiff (Polarstern) und Herpetologen im Naturschutz fördern, bei am Schluss per Motorschlitten eine doch der Erstellung neuer Roter Listen mitarbei- recht lange Reise von rund 14.000 km ten und ein Zielartenkonzept Amphibien Berichte aus den Arbeitskreisen

AK Botanik

Torilis nodosa-Bestände sind. Bei seiner ursprünglichen stadtweiten auf Rasenflächen im Sied- Kartierung hatten diese Arten sogar ihren lungsgebiet von Ludwigs- Verbreitungsschwerpunkt im Bereich dieser hafen-Oggersheim Siedlungsstruktur. Eine etwas schüttere und auch schon von weitem eigentümliche Rasenvegetation Im städtischen Umfeld lauern immer wieder veranlasste den Verfasser dieser Zeilen am botanische Überraschungen, gerade auch 17. Juli 2016, auf dem Weg durch das dort, wo man sie nicht erwartet. Nicht genannte Quartier anzuhalten und einen zuletzt diese Tatsache macht die Beschäfti- Teil des Rasens im Bereich nördlich der Phi- gung mit der Flora der Städte so interessant. lipp-Scheidemann Straße (MTB 6516/11) So lohnt es sich auch immer wieder, kleine näher zu untersuchen. Umwege oder Abzweigungen von den übli- Tatsächlich fand sich in diesem etwas chen Strecken zu nehmen. Insbesondere als abschüssigen Rasenstück eine Art, die hier Radfahrer gelangt man auf diese Weise in nicht unbedingt zu erwarten war: der Knoti- Bereiche, die man als Autofahrer oder Fuß- ge Klettenkerbel (Torilis nodosa). gänger wie auch als Botaniker eher links lie- Die Art ähnelt in mancher Hinsicht unseren gen lassen würde. beiden heimischen Klettenkerbel-Arten, Dadurch kam es auch zu der nachfolgend dem Gewöhnlichen Klettenkerbel (Torilis geschilderten Beobachtung im letzten Jahr. japonica) und dem Acker-Klettenkerbel Abb. 1: Der Knotige Klettenkerbel (Tori- Die kürzeste Verbindung zwischen zwei (Torilis arvensis), nur dass die Dolden sehr lis nodosa). Untersuchungsflächen, einerseits an der kurz gestielt und geknäult sind (siehe Wormser Straße an der Stadtgrenze zu Stu- Abb. 1). lung der Knotige Klettenkerbel nur sehr sel- dernheim und andererseits im Gewerbege- Der Knotige Klettenkerbel hat seinen Ver- ten in der Pfalz nachgewiesen (wie die Art biet „Westlich B 9“ war eine „Zickzack-Stre- breitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum, allgemein in Süddeutschland nur selten auf- cke“ auf z. T. schmalen (Schleich-)Wegen wobei sein natürliches Areal bis nach Afgha- tritt). Auch KORNECK et al. (1996) führen sie durch Oggersheim-Nordwest, ein Quartier, nistan reicht. Daneben kommt er auch an noch nicht für Rheinland-Pfalz. In der ersten das man früher vielleicht als kleine Hoch- der europäischen Atlantikküste vor. Nicht Auflage des Verbreitungsatlasses der Farn- haussiedlung bezeichnet hätte. Bei den dort abschließend geklärt ist, wo sein ursprüngli- und Blütenpflanzen für die Pfalz (LANG & vorherrschenden Gebäuden handelt es sich ches Verbreitungsgebiet endet und wo er WOLFF 1993) ist die Art ebenfalls (noch) nicht im Kern fast ausschließlich um mehrge- sich nur in historischer Zeit als Neophyt etab- enthalten. schossigen Wohnungsbau. liert hat. Meist werden die Bestände an der Christian Weingart hat den Knotigen Klet- Solche Gebiete gehören zweifellos nicht zu deutschen Nordseeküste als neophytisch tenkerbel westlich von Landau an einer Stel- den bevorzugten Exkursionszielen von angesehen. Entsprechend wird die Art in le im Bereich des MTB-Quadranten 6714/3 Botanikern. Deutschland als Neophyt betrachtet (KORN- in zahlreichen Exemplaren beobachtet. Der- Nicht zuletzt seit seiner Diplomarbeit (1993) ECK et al. 1996, HAEUPLER & WISSKIRCHEN zeit gibt es keine aktuellen Angaben über und der anschließenden Beschäftigung mit 2000). diesen Fund und Bestand, sofern er über- der Flora von Städten ist dem Verf. grund- In Deutschland ist die Art in nur 73 von 3.000 haupt noch existiert. sätzlich aber wohl bewusst, dass auch in die- MTB nachgewiesen bzw. in nur 103 von Dafür konnte der Verfasser dieser Zeilen in sen Bereichen floristisch sehr interessante 11.956 MTB-Quadranten (Datenbank Flor- diesem Jahr den Knotigen Klettenkerbel am (neophytische) Arten, wie z. B. Amaranthus Kat des BfN - www.floraweb.de/webkar- 12. Juni 2017 auch noch auf einer weiteren, deflexus, Sorghum halepense und Picris ten/karte.html?taxnr=34087). durch einen Gebäudekomplex und eine echioides, z. T. sogar beständig zu finden In Rheinland-Pfalz ist nach dieser Darstel- Straße vom ersten Wuchsort getrennten, 6 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

tische Sippen gibt, war ihm bekannt, nur hatte er bislang immer nur die „aufgeblase- ne” Gestalt der Vorblätter als diagnosti- sches Merkmal präsent und nicht die schon auf den ersten Blick unterschiedliche Fär- bung der Blüten (Krone). Tatsächlich ist die Blütenfarbe bei der Schö- nen Zaunwinde (Calystegia pulchra) im Unterschied zu den recht unterschiedlich gefärbten Ackerwinden (Convolvulus arvensis) ein anerkanntes bzw. recht stabiles Unterscheidungsmerkmal gegenüber unse- rer heimischen Zaunwinde. Calystegia pulchra ist bislang in Rheinland- Pfalz (zumindest nach BUTTLER & THIEME [2016] und der Datenbank FlorKat - Stand 2013 - www.floraweb.de/webkarten/ karte.html? taxnr = 1011) nicht nachgewie- sen. Die Art ist in Deutschland auch nur in 341 von 3.000 Messtischblättern (MTB) Abb. 2: Der Wuchsort in Ludwigshafen-Oggersheim. bzw. in nur 489 von 11.956 MTB-Quadran- ten nachgewiesen (Datenbank FlorKat). noch offeneren und lückigeren Rasenfläche Deutschlands. - Schr.R. Vegetationskde. 28: Die tatsächliche Verbreitung wie auch der am Rande einer Sandfläche im Bereich 21-187. Status (Etablierungsgrad) der Schönen Oggersheim-West (Bereich Adolf-Kolping- LANG, W. & WOLFF, P.(1993): Flora der Pfalz - Zaunwinde (Calystegia pulchra) innerhalb Str.) auffinden. An beiden Stellen sind die Verbreitungsatlas der Farn- und Blüten- des Friesenheimer Friedhofs muss in den Bestände so individuenreich, dass sie einen pflanzen für die Pfalz und ihre Randgebiete - nächsten Jahren noch genauer untersucht etablierten Eindruck machen. Veröff. Pfälz. Ges. Förd. Wiss. Speyer 85. werden. Innerstädtische Schnittrasen im Binnenland MAZOMEIT, J. (2009): Pflanzenraritäten am als Wuchsorte von Torilis nodosa sind bis- Oberrhein - Beispiele aus Ludwigshafen und lang sicher ungewöhnlich, zumindest dem Mannheim. - POLLICHIA-Sonderveröffentli- Literatur Verfasser nicht als solche bekannt. Ebenso chung Nr. 15, Bad Dürkheim. BUTTLER, K. P. & THIEME, W. (2016): Florenliste entspricht die Wuchshöhe des Knotigen von Deutschland – Gefäßpflanzen. Vers. 8 Klettenkerbels in diesen Beständen auch Johannes Mazomeit, Ludwigshafen (August 2016) - http://www.kp- nicht den einschlägigen Literaturangaben, (Fotos: J. Mazomeit) buttler.de/florenliste/ die er mit nur wenigen Zentimetern deutlich unterschreitet, wohl eine Anpassung an die häufige Mahd. Johannes Mazomeit, Ludwigshafen Erklärungsbedürftig sind das Auftreten und Erstnachweis von (Foto: J. Mazomeit) die Herkunft dieser Art am besagten Ort. In Calystegia pulchra Frage kommt u. a. eine Einschleppung durch in Rheinland-Pfalz das Bodensubstrat bzw. durch das Saatgut bei Anlage des Rasens oder möglicherweise durch Pflanzgut. Inwieweit Samen der Art Am 20. August dieses Jahres ging der Ver- als Verunreinigung auch im Vogelfutter ent- fasser dieser Zeilen anlässlich der fotografi- halten sein können, müsste noch geprüft schen Vorbereitung eines kleinen Vortrags werden. zum Stadtgrün von Ludwigshafen nach Vorliegende Beobachtung soll ermuntern, mehreren Jahren wieder einmal über den siedlungsbezogene Rasenfläche unter Friesenheimer Friedhof (MTB 6516/12). botanischen Gesichtspunkten durchaus Schnellen Schrittes und mit bestimmten näher zu inspizieren. So kommen auf sol- Fotomotiven im Kopf blieb er dann doch chen Flächen, insbesondere auf sandigen angesichts einer auffälligen Blüte einer und ungedüngten Böden, z. B. in Ludwigs- offensichtlichen Winde im Bereich einer hafen nicht selten der Zwerg-Schnecken- Hecke in Nachbarschaft zu einem Grab klee (Medicago minima) vor (siehe dazu z. B. ungeplant stehen. MAZOMEIT 2009: 50-51). Die Blüte (Krone) hatte ungefähr die Größe einer Gewöhnlichen Zaunwinde (Calystegia Literatur sepium), nur war sie nicht wie diese ganz HAEUPLER, H. & WISSKIRCHEN, R. (2000): Bildat- weiß. Auch die Vorblätter hatten eine ande- las der Farn- und Blütenpflanzen Deutsch- re Gestalt als die der allgegenwärtigen hei- lands. - E. Ulmer, Stuttgart. mischen Zaunwinde und der Stängel war KORNECK, D., SCHNITTLER, M. & VOLLMER, I. schwach behaart (siehe Abb. 2). (1996): Rote Liste der Farn- und Blütenpflan- Dass es neben der heimischen Zaunwinde zen (Pteridophyta et Spermatophyta) auch noch weitere, nah verwandte neophy- Abb. 1: Habitus von Calystegia pulchra. POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 7

Tab. 1: Unterscheidungsmerkmale zw. Calystegia sepium und Calystegia pulchra*

Calystegia sepium Calystegia pulchra Vorblatt „aufgeblasen“; nicht „aufgeblasen“; länger als breit breiter als lang Krone weiß rosa, meist mit 5 weißen Streifen Buchten der Blattspreite spitz rund Blatt- u. Blütenstiele, Stängel kahl (zuweilen) behaart *

*Es gibt aber noch weitere Sippen aus der Verwandtschaft der Calystegia sepium.

Weitere Nachweise von Neuerscheinung: Carex grayi in der Pfalz Faszinierende Orchideen der Pfalz Nach Redaktionsschluss zu dem Artikel im letzten POLLICHIA-Kurier (3/2017) erfolgten Zum 1. Dezember erscheint das Buch „Faszi- weitere Beobachtungen zu Carex grayi in der nierende Orchideen der Pfalz”. Textautoren Pfalz. sind Oliver Röller und Heiko Himmler; die Andreas Ness, Heidelberg, fand die Morgen- Fotos stammen von Dirk Funhoff, Dagmar Großes Zweiblatt stern-Segge im Naturschutzgebiet „Schaf- Herr-Heidtke und Oliver Röller. wiesen” bei Mechtersheim (MTB 6716/2) am Die wildwachsenden Orchideen der Pfalz Offenlandes - den Orchideen auf Wiesen Rand des Leinpfads und entfernte die vorhan- werden auf unterhaltsame Art und Weise und Weiden (Wirtschaftsgrünland) - sowie denen Exemplare wegen des grundsätzli- vorgestellt. Die Texte sind allgemeinver- auf Magerrasen, an Waldrändern und an chen Potenzials der Art, heimische Pflanzen ständlich verfasst und bieten sowohl Einstei- Säumen. Der Förderverein Naturschutz und zu verdrängen. Der Fundort liegt auf dem gern als auch fortgeschrittenen Pflanzen- Landwirtschaft, Herausgeber des Buches, Niveau der hohen Hartholzaue. kennern viele interessante Informationen. verfolgt u. a. das Ziel, Offenlandstandorte Der Verfasser dieser Zeilen bemerkte die Ein Charakteristikum des Buches sind die für gefährdete Tiere und Pflanzen zu erhal- Segge nun auch im Rehbach-Mündungsbe- einzigartigen, großformatigen Fotos heimi- ten. Orchideen geben diesbezüglich wichti- reich (MTB 6516/41), also nördlich der Groß- scher Orchideen von Dirk Funhoff mit einer ge Hinweise. Denn dort, wo sie wachsen, wiesenstraße, welcher noch innerhalb des speziellen Fotographie-Technik im „Feld- findet sich meist auch eine überdurch- Stadtgebietes von Ludwigshafen liegt. Dort Studio“ aufgenommen. Die Orchideen wer- schnittlich hohe Artenvielfalt von Pflanzen sah er zwar bislang keinen so großen Bestand den dabei frei stehend und allseits von Licht und Tieren. Die Wuchsorte der Orchideen wie etwas weiter aufwärts des Rehbaches (im durchflutet fotografiert. sind, ebenso wie die Orchideen selbst, sog. Rehbachtal, siehe MAZOMEIT 2017), aber Der Schwerpunkt liegt auf den Arten des besonders schutzwürdig! auch mehrere Exemplare an verschiedenen Für das Werk wurden viele Wuchsorte unse- Stellen. Die Exemplare schienen gegenüber rer heimischen Orchideen aufgesucht und der vorhandenen Auenvegetation durchaus die Begleitvegetation der jeweiligen Arten konkurrenzstark. Das Gebiet um die Reh- dokumentiert. Im Zuge der Recherchen zu bachmündung liegt innerhalb der rezenten aktuellen Informationen rund um die heimi- Rheinaue, wird also bei Rheinhochwasser schen Orchideen wurde die einschlägige überschwemmt. Die Morgenstern-Segge Literatur ausgewertet; gleichermaßen wur- wächst im Rehbach-Mündungsgebiet unge- den die Fundmeldungen aus dem im Jahr fähr auf dem Niveau des Silberweiden-Auen- 2011 gestarteten ArtenFinder-Projekt waldes bzw. des unteren Hartholz-Auenwal- berücksichtigt. des. Die zum Zeitpunkt des letzten POLLICHIA- Format und Umfang des Buches: DIN A4, ca. Kurier-Redaktionsschlusses in ein Wasserglas 96 Seiten, fester Umschlag, Fadenbindung, gelegten morgensternartig angeordneten reich bebildert, u. a. mit ganzseitigen Por- Schläuche der Segge befinden sich auch fast traits drei Monate danach noch an bzw. knapp Herausgeber: Förderverein Naturschutz und unter der Wasseroberfläche. Die Segge ist Landwirtschaft e.V. also „schwimmfähig” und somit optimal an Preis: 23,80 Euro (inklusive Versand) eine aquatische Verbreitung angepasst. Limitierte Auflage! Vorbestellung per Mail an: [email protected] oder telefonisch Literatur unter 06324-989321 MAZOMEIT, J. (2017): Die Morgenstern-Segge (Carex grayi) - eine Neubürgerin in Rheinland- Erscheinungsdatum: 01.12.2017. Pfalz (mit „invasivem” Potenzial). - POLLI- Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem FNL CHIA-Kurier 33 (3): 8-10. e. V. für Naturschutzmaßnahmen zugute. Brand-Knabenkraut, ins rechte Licht Johannes Mazomeit, Ludwigshafen gerückt von Dirk Funhoff. Red. 8 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

AK Geowissenschaften

Das Schichtprofil am 2.3.2.1 Das Ablagerungsgeschehen viatilen Ablagerung beendet wurde. Dieser Prallhang des Glanes bei beim Zustandekommen dieses Ausbreitung von Sedimenten der Überflu- Meisenheim aus paläo- Schichtprofils tungsebene über ehemalige höher gelege- geomorphologischer a) Die mächtigen basalen Ablagerungen des ne fluviatile Ablagerungen folgte auch der fluviatilen Bereiches (Strombett, Ufer- Pflanzenwuchs nach, der auf nasse und Sicht (Teil 2) damm) feuchte Standorte angewiesen war. Zu die- Bei den vermeintlichen „Rinnensanden” sen Pflanzen gehörten beispielsweise die 2.3.2 Zur Interpretation des (vgl. SCHÄFER 1986: 273) an der Basis des auf- Schachtelhalme (Calamiten). Als Folge der Schichtprofils („Hanganschnitt”) geschlossenen Schichtprofils (vgl. Abb. 5 im ständig fortschreitenden Aufsedimentie- Aufgrund der im Schichtprofil (Abb. 5 im vorangegangenen Heft) handelt es sich ein- rung der Überflutungsebene wurden dann vorigen Heft) gekennzeichneten Sedimen- deutig, da keine entsprechende Rinnen- auch aufrechtstehende Teile dieser orts- te, die im unmittelbaren Bereich eines Fließ- struktur registriert wurde, um eine ansehn- ständigen Pflanzen einsedimentiert. In den gewässers (Strombett, Uferdämme) zur liche schräggeschichtete fluviatile Ablage- flachen Stillwasserkörpern, die in der Über- Ablagerung gelangten, wird erkennbar, rung (Strombett, Uferdamm oder flutungsebene zur Ausbildung gelangten, dass sich im Schichtprofil solche fluviatilen Schwemmfächer). Das zugehörige Fließge- lebten verschiedene Arten von Invertebra- Sedimentschüttungen und die stets der flu- wässer, das, aus einem umgebenden Hoch- ten und von Vertebraten. Von letzteren lie- viatilen Einflussnahme ausgesetzt gewese- gebiet kommend, vom Beckenrand her gen leider unter den aufgesammelten nen Ablagerungen der Überflutungsebene über einen Schwemmfächer in die Überflu- Gesteinsproben nur ein paar auf dem mehrmals wechselseitig überlagern. Mit tungsebene vorgestoßen ist, überlagert Gewässerboden hinterlassene, recht dieser Feststellung drängt sich gleichzeitig folglich Ablagerungen der nicht aufge- undeutlich ausgeprägte Anzeichen in Form die Frage nach den Ablagerungsvorgängen schlossenen Überflutungsebene. Nach von Zehen-Abdrücken und Schwimm-Fähr- auf, die zur Entstehung des vorliegenden einer späteren, anlässlich einer Hochwas- ten vor. Trockenperioden hinterließen mehr Schichtprofils führten. In diesem Zusam- serführung erfolgten Verlagerung des Fluss- oder weniger deutlich ausgeprägte Tro- menhang spielen die bereits mehrfach bettes in einen anderen Bereich der ausge- ckenrisse. erwähnten Verlagerungen des fluviatilen dehnten Überflutungsebene fiel dieser auf- Bereiches in der Aufschüttungsebene des gegebene Teil des ehemaligen Flusslaufes c) Ablagerungen des fluviatilen Bereiches Saar-Nahe-Beckens die ausschlaggebende trocken und konnte möglicherweise wäh- (Strombett, Uferdamm) Rolle. Demnach erweist sich das Schichtpro- rend der nun folgenden Sedimentations- Erst mit einer neuen Verlagerung eines fil letztlich auch als das Ergebnis des ständi- pause von Pflanzen besiedelt werden, die Strombettes in diesen Bereich der Überflu- gen Zusammenspiels von fluviatiler Aufse- trockene Standorte bevorzugten. Gleich- tungsebene kam es im vorliegenden dimentierung und der Absenkung des zeitig unterlag diese fluviatile Ablagerung Schichtprofil erneut zur Ablagerung von Beckenbodens. Zur Rotliegendzeit befand der Abtragung. Strombettsedimenten und zur Auftürmung sich das Saar-Nahe-Becken mit seinem geo- von Uferdämmen. Als sich dann dieses logischen Unterbau bei seiner nordwärts b) Die Ablagerungen in der Überflutungs- Fließgewässer späterhin wiederum verla- gerichteten Drift noch (vgl. MESCHEDE 2015: ebene gerte und dieser Teil des Strombettes tro- Abb. 11.1 u. 11.4) in der Nähe des Äquators Zwischen den wohl zahlreichen aufgegebe- ckenfiel, siedelten sich während einer ent- und unterstand dem Einfluss des Nordost- nen und neu angelegten Flussbetten mit sprechend langen Sedimentationspause Passates. Von rezenten kontinentalen flu- ihren Uferdämmen konnten, neben flachen auf dessen trockenen sandigen Sedimenten viatilen Aufschüttungsebenen bzw. von Stillwasserkörpern, auch Sümpfe und nasse Bäume an, wie das ein im Schichtprofil über- Aufschüttungslandschaften, die in den bis feuchte, aber auch trockene Bodenober- lieferter Abdruck eines Wurzelstockes ein- immerfeuchten Tropen liegen, ist (vgl. LOUIS flächen entstehen. Im Zusammenhang mit drucksvoll bekundet. 1968: 404) folgendes bekannt: „In ihnen der fluviatilen Sedimentation kam es in die- fließen die Flüsse vielfach erhöht zwischen sen tiefer liegenden Gebieten der Überflu- d) Ablagerungen in der Überflutungsebene beiderseits durch sie selbst aufgeschütteten tungsebene immer wieder zu einem vor- Beendet wurde diese Sedimentationspause sehr flachen Dämmen. Zwischen den so übergehenden Absatz von eingebrachten erst wieder beim Übergreifen von Ablage- geschaffenen Dammbereichen breiten sich tonigen bis siltigen Sedimenten aus der rungen der benachbarten aufsedimentier- Sumpfgebiete aus, in welche der Fluss, Schwebefracht und auch zur Auflagerung ten Überflutungsebene auf die ehemals tro- wenn es bei Hochwasser zu Ausbrüchen aus sandiger Sedimentschüttungen aus der ckengefallenen fluviatilen Sedimentablage- dem von Uferdämmen begleiteten Bett ebenfalls mitgeführten Bodenfracht. Auf rungen. Typische Merkmale dieser neuen kommt, seinen Lauf verlagert. Dann diese Art und Weise wurde die Überflu- recht ansehnlichen Abfolge von Ablagerun- beginnt die Dammbildung längs der verän- tungsebene immer weiter aufsedimentiert. gen in einer Überflutungsebene sind die derten Laufstrecke von neuem.” Nur nach Schließlich erreichte im Laufe der Zeit die häufige Wechsel-Lagerung von tonigen, sil- solchen auf aktuellen Vorgaben beruhen- Aufsedimentierung der Überflutungsebene tigen und sandigen Sedimenten und das den Interpretationskriterien kann letztlich das Niveau aufgegebener und trockenge- Erscheinen von Trockenrissen. das im Schichtprofil vom „Hanganschnitt” fallener Flusslaufabschnitte und griff dann bei Meisenheim verschlüsselt vorliegende auch ganz allmählich auf selbige über, e) Ablagerungen des fluviatilen Bereiches Ablagerungsgeschehen rekonstruiert wer- wodurch die seit längerer Zeit herrschende (Strombett, Uferdamm) den. Sedimentationspause über der basalen flu- Letztlich kehrte der fluviatile Bereich wieder POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 9

hierher zurück, der sich irgendwann aber- mals verlagerte und trockengefallene sandi- ge Ablagerungen zurückließ, über die sich dann nach einer Sedimentationspause wie- derum Sedimente der Überflutungsebene ausbreiteten.

2.3.2.2 Die Sedimentationspausen Die sich im Schichtprofil abzeichnenden und in regelmäßigen Abständen auftretenden Sedimentationspausen über den trocken- gefallenen fluviatilen Sedimenten bilden demnach eine im natürlichen Sedimentati- onsgeschehen vorgegebene Möglichkeit, eine adäquate Einteilung des Schichtprofils vorzunehmen. Diese Sedimentationspau- Abb. 6: Der zyklische Aufbau des Schichtprofils Nachdem das Sedimentationsge- sen, die von den Ablagerungen der Überflu- schehen im vorliegenden Ablagerungsgebiet in einem ganz bestimmten wieder- tungsebene beendet werden, wenn sich kehrenden Rhythmus, der sich aus den liegenden Ablagerungen der Überflutungs- diese über schräggeschichtete Sedimente ebene und aus den hangenden Ablagerungen des fluviatilen Bereiches mit einer des fluviatilen Bereiches (Ablagerungen im ausgeprägten abschließenden Sedimentationspause zusammensetzte, erfolgte, Strombett oder auf den Uferdämmen) teilen diese Sedimentationspausen als naturgegebene Abgrenzungsmarken das schieben, treten auf folgende Art und Weise Schichtprofil in Sedimentationszyklen ein. Dementsprechend hervorgehoben, in Erscheinung: zeichnen sich im Schichtprofil zwei abgeschlossene Sedimentationszyklen ab. Folg- a) Die erste Sedimentationspause stellte lich beginnt ein solcher Sedimentationszyklus mit Ablagerungen in der Überflu- sich nach dem Trockenfallen einer in typi- tungsebene (A) über die sich dann fluviatile Ablagerungen (B) schieben. Den scher Weise schräggeschichteten, aus san- Abschluss bildet dann eine Sedimentationspause (C), die sich nach der Verlagerung digen Sedimenten aufgebauten ansehnli- des Fließgewässers in tiefer liegendes Gelände der Überflutungsebene und dem chen fluviatilen Ablagerung ein. Angaben anschließenden Trockenfallen dieser fluviatilen Sedimente einstellt. Der folgende über das mögliche und erfahrungsgemäß Sedimentationszyklus beginnt dann wieder mit dem Übergreifen von Ablagerun- auch zu erwartende Vorkommen (vgl. gen der Überflutungsebene auf die trockengefallenen fluviatilen Sedimente. Abb. 7) von Wurzelresten in dieser Ablage- rung oder gar (vgl. Abb. 8) von aufrechtste- te, die heute in Form von „feingeschichteten stattgefundenen Abtragungsprozesse henden Baumstämmen auf dieser Ablage- grauen Tonsteinen mit Muschelresten sowie beendet wurden. rung liegen nicht vor. geringmächtigen Kohlen- und Kalkstein- b)Die zweite Sedimentationspause gibt sich Horizonten” vorliegen, über der Lavadecke 2.3.2.3 Der zyklische Aufbau des durch den Nachweis eines Wurzelstockes ab. Die genannten Sedimentablagerungen Schichtprofils von einem ortsständigen Baum zu erken- deuten übrigens auf die Existenz von Sümp- Durch die im Schichtprofil (vgl. Abb. 5) nen, der eine trockengefallene und mit typi- fen und Stillwasserkörpern in einer Überflu- eigens gekennzeichneten trockengefalle- scher Schrägschichtung ausgestattete tungsebene hin. Die mitgeteilten Erläute- nen fluviatilen Ablagerungen, auf denen Sandbank eines Uferdammes besiedelte. rungen zu diesem Straßenaufschluss wer- sich eine längere Zeit andauernde Sedimen- c) Die dritte Sedimentationspause begann den mit folgendem Satz beendet: „Erst nach tationspause eingestellt hatte, fällt auf, dass nach dem Trockenfallen einer aus fluviatilen der Aufsedimentierung der umliegenden die Sedimentationspausen eine bislang Ablagerungen (Strombett oder Uferdamm) Gebiete kamen auch über der Lava-Decke mehr oder weniger kontinuierlich aufge- bestehenden, wiederum schräggeschichte- wieder grobklastische fluviatile Sedimente baute Sedimentationsabfolge begrenzen. ten Sandsteinbank. zur Ablagerung.” Jedenfalls erscheinen Diese Sedimentationsabfolge setzt sich aus Nicht mit einer Sedimentationspause auf über diesem ehemaligen, längere Zeit Wind den liegenden Ablagerungen der Überflu- trockengefallenen fluviatilen Ablagerun- und Wetter ausgesetzt gewesenen Hochge- tungsebene und den abschließenden han- gen, sondern mit einer unerwähnt gebliebe- biet (vgl. HANEKE & LORENZ 2014: Abb. 6) genden fluviatilen Ablagerungen des nen Sedimentationspause auf einem im zunächst „limnischer Kalkstein und Kohlen” Strombettes oder der Uferdämme zusam- Saar-Nahe-Becken gelegenen Hochgebiet und schließlich „konglomeratische Arko- men. Nach den sich mehr oder weniger hatten es HANEKE & LORENZ (2014: 255 – 256 sen, im Wechsel mit Ton-, Silt- und Sandstei- deutlich im Schichtprofil abzeichnenden und Abb. 6) an einem Aufschluss bei Olsbrü- nen”. Ganz gleich, unter welchem Gesichts- Sedimentationspausen zu urteilen, enthält cken zu tun. In einem publizierten Gesteins- punkt man das betreffende Gesteinsprofil das Schichtprofil zwei übereinanderliegen- profil (HANEKE & LORENZ 2014: 255 – 256), das zu interpretieren gedenkt, so kann nicht de, komplett abgeschlossene Sedimentati- an der Straße südlich des dortigen Ortsaus- übersehen werden, dass sich sowohl im Lie- onsabfolgen bzw. Sedimentationszyklen. ganges aufgeschlossen ist, lagert nämlich in genden als auch im Hangenden des Lava- Demnach beginnt ein solcher Zyklus mit Sedimenten eines „vorherrschend fluviatil- Ergusses eine Verlagerung der genannten ansehnlichen Schichtpaketen der Überflu- lakustrin” geprägten Ablagerungsgebietes Ablagerungsbereiche „fluviatil-lakus- tungsebene über die sich dann Ablagerun- eine recht ansehnliche Lava- bzw. Flutba- trisch”, zu denen auch die Überflutungs- gen des fluviatilen Bereiches schieben, die salt-Decke, deren Mächtigkeit mit 27 Meter ebene mit ihren flachen Stillwasserkörpern dann späterhin trockenfallen und während angegeben wird. Nachdem das angrenzen- gehörte, vollzogen hatte, und dass mit der einer Sedimentationspause von Bäumen de, nicht von der ausgeflossenen Vulkanit- Auflagerung von Sedimenten auf das Hoch- besiedelt werden konnten, die auf trockene Decke überlagerte Umfeld offensichtlich gebiet des Lava-Ergusses die dort herr- Standorte angewiesen waren. Somit ver- aufsedimentiert war, lagerten sich Sedimen- schende Sedimentationspause und auch die fügt das Schichtprofil des Prallhang-Auf- 10 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

3. Die Frage nach dem Bild der Paläo-Landschaft Wie es sich herausstellte, sind im Schicht- profil des Prallhangs bei Meisenheim nur die Ablagerungen des fluviatilen Bereiches und der Überflutungsebene vertreten. Folglich fehlen markante Ablagerungen des limni- schen bzw. lakustrischen Bereiches, also typische Seesedimente. Selbige stehen aber in einem etwas höher gelegenen Niveau öst- lich des Prallhanges in Form eines bituminö- sen Schiefers (vgl. ATZBACH 1983: Geologi- sche Karte) an. Um nun einen vollständige- ren Einblick in die Ablagerungsbereiche des Saar-Nahe-Beckens zu erhalten, werden zwei Aufschlussprofile vorgestellt, in denen auch der limnische bzw. lakustrische Bereich vertreten ist. Diese beiden Schichtprofile, die ebenfalls durch seitliche Verlagerungen von Ablagerungsbereichen entstanden sind und über ein derartiges umfangreiches Spektrum an Ablagerungsbereichen verfü- gen, konnten beispielsweise bei Kusel (Stra- ßenböschung: vgl. Abb. 7) und bei Albessen (Autobahnböschung: vgl. Abb. 8) aufge- nommen werden. Auch die Schichtprofile vom Straßenauf- schluss bei Kusel und vom Autobahnauf- schluss bei Albessen dokumentieren mit ihrem raschen Wechsel der Ablagerungsbe- reiche und der zugehörigen Unterbereiche deren ständige Verlagerung in einer weitge- spannten, sich absenkenden Aufschüt- tungsebene bzw. Aufschüttungsland- schaft. Somit ergibt sich aus dem Überei- nander der verschiedenen Ablagerungsbe- reiche im Schichtprofil, die ja bestimmte geomorphologische Formen verkörpern, wenn diese Formen des Oberflächenreliefs nebeneinander aufgereiht werden, ein hypothetisches Bild (vgl. Abb. 9) vom Auf- Abb. 7: Straßenaufschluss (Mittlere Kusel-Gruppe) bei Kusel (SCHULTHEISS 1981 b: bau der zugehörigen Paläolandschaft. Abb. 9, Seite 84). An Ablagerungsbereichen mit ihren vielfältigen Unterbereichen kommen in diesem Schichtprofil der fluviatile Bereich, die Überflutungsebene und 4. Abschließende Bemerkungen der lakustrische bzw. limnische Bereich vor. Die beiden über den abgeschlossenen Mit Hilfe von verschiedenen Kriterien war es Ablagerungen des fluviatilen Bereiches vorhanden gewesenen Sedimentations- also möglich, die im Schichtprofil vertrete- pausen sind nicht gekennzeichnet. nen Ablagerungsbereiche zu bestimmen und gegeneinander abzugrenzen. Nach- schlusses (vgl. Abb. 6) mit seiner mehrfa- gebietsweise stärkere Absenkungen des dem diese Ablagerungsbereiche charakte- chen Wechsellagerung von tonigen, siltigen Beckenbodens bedingt, entstanden mehr ristische Gegebenheiten und Formen des und sandigen Ablagerungen über einen oder weniger ausgedehnte Areale , in denen Oberflächenreliefs verkörpern, konnten zyklischen Aufbau. sich, sofern die Aufschüttung derselben mit anhand des vorgestellten und interpretier- Zusammenfassend ist also festzustellen, der Absenkung nicht Schritt halten konnte, ten Schichtprofils vom Prallhang bei Meisen- dass das vorliegende Schichtprofil über zwei größere Wassermassen ansammelten und heim Einblicke in die darin dokumentierte abgeschlossene Sedimentationszyklen ver- sich somit ausgedehnte Seen bildeten. Wie Paläo-Landschaft gewonnen werden. Diese fügt und dass jeder Zyklus nach einer Sedi- bei den Uferdämmen, die sich über die ver- stattgefundene Entschlüsselung eines mentationspause beginnt und nach einer schiedenen Oberflächenniveaus der Über- publizierten Schichtprofils (SCHÄFER 1986: solchen endet. Gesteuert und beeinflusst flutungsebene erhoben, setzten in Gebie- Abb. 19) mit dem Ziel, das Ablagerungsge- wurde das Sedimentationsgeschehen in ten mit verzögerter Absenkung oder mit schehen in der zugehörigen Paläo-Land- dem fluviatilen Aufschüttungsgebiet des Anhebungen des Beckenbodens, die Abtra- schaft und letztlich auch das hypothetische Saar-Nahe-Beckens von der unterschiedli- gungsvorgänge ein. In den zuletzt genann- Bild der zugehörigen fossilen Landschaft zu chen Absenkung des Beckenbodens, die ten Fällen griff die Abtragung auch auf ermitteln, erinnert an die unerlässliche sich zwangsläufig auch auf die Verteilung abgelagerte Sedimente über. detektivische Kleinarbeit, die zur Aufde- der Ablagerungsbereiche auswirkte. Durch ckung von ungeklärten Tatbeständen POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 11

im Rotliegenden des Saar-Nahe-Beckens in der Nordpfalz (Exkursion L am 26. April 2014); Jber. Mitt. oberrhein. Geol. Ver., N. F. 96: 247-274. - Stuttgart. LOUIS, H. (1968): Allgemeine Geomorpholo- gie, 3. Auflage. - Berlin. LOUIS, H. (1974): Geologische Wirkungen des fließenden Wassers. - In: BRINKMANN, R. (Hrsg.): Lehrbuch der Allgemeinen Geolo- gie, Band 1: 122-185. - Stuttgart. MACHATSCHEK, F. (1973): Geomorphologie, 10. Auflage. - Stuttgart. MESCHEDE, M. (2015): Geologie Deutsch- lands, Ein prozessorientierter Ansatz. - Ber- lin, Heidelberg. PETTIJON, F. J. & POTTER, P. E. (1964): Atlas and Glossery of Primary Sedimentary Structures. - Berlin, Göttingen, Heidelberg, New York. RAST, U. & SCHÄFER, A. (1978): Delta-Schüt- tungen in Seen des höheren Unterrotliegen- den im Saar-Nahe-Becken; Mainzer geo- wiss. Mitt. 6: 121-159. REINECK, H.-E. & SINGH I. B. (1973): Deposi- tional Sedimentary Environments, 2. Aufla- ge. - Berlin, Heidelberg, New York. SCHÄFER, A. (1986): Die Sedimente des Ober- karbons und Unterrotliegenden im Saar- Nahe-Becken; Mainzer geowiss. Mitt. 15: 239-365. SCHÄFER, A. (2011): Tectonics and sedimen- tation in the continental strike-slip Saar- Nahe Basin (Carboniferous-Permian, West ); Z. dt. Ges. Geowiss. 162/2: 127- Abb. 8: Autobahnaufschluss (Lebacher Schichtern) bei Albessen (SCHULTHEISS 1981 a: 155. Abb. 1, Seite 53) In diesem Schichtprofil sind wiederum an Ablagerungsbereichen SCHULTHEISS, KH. (1979): Der erste Nachweis mit Unterbereichen der fluviatile Bereich, die Überflutungsebene und der lakustri- der Ichno-Gattung Isopodichnus (Borne- sche bzw. limnische Bereich vertreten. mann 1889) im Rotliegenden des Saar- Nahe-Beckens; Westricher Heimatblätter, menschlichen Zusammenlebens zu leisten Literatur Heimatkundliche Mitt. aus dem Landkreis ist. So gesehen, hat man es im vorliegenden ATZBACH, O. (1983): Geologische Karte von Kusel, n. F. 10 (3): 120-125. paläo-geomorphologischen Beitrag über Rheinland-Pfalz, 1 : 25000 mit Erläuterun- SCHULTHEISS, KH. (1981 a): Zur Frage nach das am Prallhang des Glanes gegenüber von gen, Blatt 6212 Meisenheim. - Mainz. dem mutmaßlichen Bild der Paläoland- Meisenheim aufgeschlossene, recht auffäl- BEHRMANN, W. (1915): Die Formen der Tief- schaft im Rotliegenden des Saar-Nahe- lige Schichtprofil mit einer kleinen erdge- landsflüsse; Geogr. Zeitschrift XXI: 459-466. Beckens; Westricher Heimatblätter, Heimat- schichtlichen Detektiv-Geschichte zu tun. - Leipzig. kundliche Mitt. aus dem Landkreis Kusel, n. HANEKE, J. & LORENZ, V. ( 2014): Vulkanismus F. 12 (2): 47-62.

Abb. 9: Das mutmaßliche Bild einer Paläo-Landschaft im Saar-Nahe-Becken (SCHULTHEISS 1981 b: Abb. 11, Seite 87) Im Schichtpro- fil vom Prallhang-Aufschluss bzw. vom dortigen „Hanganschnitt” bei Meisenheim sind nur die Überflutungsebene und der flu- viatile Bereich vertreten. Nachdem aber in seiner Nähe typische Seesedimente in Form eines bituminösen Schiefers anstehen und sich die Ablagerungsbereiche ständig in horizontaler Richtung verlagern, kann dieses hypothetische Bild der zugehörigen Paläo-Landschaft auch auf die rotliegend-zeitlichen Ablagerungen im Raume Meisenheim übertragen werden. C-P-A = Cala- miten-Pecopteriden-Assoziation: Sie bevorzugt nasse bis feuchte Standorte. C-W-A = Callipteriden-Walchien-Assoziation: Sie bevorzugt feuchte bis trockene Standorte. 12 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

SCHULTHEISS, KH. (1981 b): Das mutmaßliche SINGH, I. B. (1972): Ablagerungsvorgänge in WILHELMY, H. (1974): Klimageographie in Bild der Paläolandschaft im Zentrum des Flüssen am Beispiel des Flusses Gomti in Stichworten. - Coburg. Saar-Nahe-Beckens vor und zur Zeit der Indien; Senckenberg am Meer Nr. 303. - WILHELMY, H. (1981): Geomorphologie in Schüttung des Feist-Konglomerates (Unter- Natur und Museum 102 (2): 50-62. Stichworten, II Exogene Morphodynamik. - perm) – Ein Beitrag zur paläo-ökologischen WILHELMY, H. (1958): Umlaufseen und Coburg und paläo-geomorphologischen Ausdeu- Dammuferseen tropischer Tieflandflüsse. - tung fossiler Sedimente mit Hilfe von Wur- Zeitschrift für Geomorphologie 2: 27-54. Karlheinz Schultheiß, Bad Kreuznach zelresten; Westricher Heimatblätter, Hei- WILHELMY, H. (1966): Der „wandernde (Stadtteil: Bad Münster am Stein/ matkundliche Mitt. aus dem Landkreis Strom“ - Studien zur Talgeschichte des Indus Ebernburg) Kusel, n. F. 12 (2) 63-91. - Erdkunde 20: 265-276. AK Insektenkunde

Massenvorkommen von Raupen des Trockenrasen- Dickleibspanners (Lycia zonaria [DENIS & SCHIFFER- MÜLLER], 1765)

Am 17. Juni 2017 meldete Herr Günther Pit- schi im Artenfinder eine außergewöhnliche Beobachtung (www.artenfinder.rlp.de). So sollen 1.000 Raupen des Trockenrasen- Dickleibspanners (Lycia zonaria) auf einer Wiesenfläche zwischen dem Industriege- biet Nord und Kaiserslautern-Siegelbach zu sehen sein. Diese doch sehr ungewöhnliche Meldung veranlasste mich, drei Tage später mich mit dem Melder dort zu treffen. Ich fand Herrn Pitschis Beobachtung in vollem Umfang bestätigt. Auf einer Fläche von etwa 20-25 Ar fraßen die fast erwachsenen Raupen des Trocken- Abb. 1: Raupen des Trockenrasen-Dickleibspanners an Centaurea jacea ssp. angus- rasen-Dickleibspanners in riesiger Anzahl tifolia. (Foto: Günther Pitschi) an den Blättern von Wiesenflockenblu- men. Laut einer Bestandsaufnahme der auf der Fläche wachsenden Pflanzen durch Herrn Otto Schmidt, Kaiserslautern, und die Her- ren Alfred Klein und Günther Pitschi (Mit- glieder des NABU) am 22. Juni 2016 und 27. Juni 2017 wachsen dort zwei Arten/Unterarten Flockenblumen: Centau- rea jacea und Centaurea jacea subsp. angustifolia. Dabei bevorzugten die Span- ner-Raupen die Blätter der Subspecies. Eine Anzahl der am 18.06.2017 eingetragenen Raupen war zehn Tage später alle zur Ver- puppung in die Erde gegangen. Die ihnen zuvor als Ersatzfutter angebotene Schaf- garbe wurde problemlos angenommen. Ein geringer Anteil der Raupen (ca. 5 %) war von einer Schlupfwespe der Gattung Netelia parasitiert, deren Imagines bereits am 1. Juli 2017 schlüpften. Der zur Familie der Spanner (Geometridae) gehörende Falter ist, mit Ausnahme von Nord-Skandinavien und dem Mittelmeer- Abb. 2: Trockenrasen-Dickleibspanner, Männchen. (Foto: Florian Nantscheff) POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 13

Ein Profiteur des Klimawandels

Auf die Teilnehmer einer Wanderung in das Naturschutzgebiet Ebenberg wartend, konnte der Verfasser eine interessante Beobachtung machen. Zur Landesgartenschau wurde 2014 eine Lindenallee angelegt, die von der Eutzinger Straße zum Energie-Südwest-Aussichts- turm und damit zum Eingang des NSG Eben- berg führt. An einem der Bäume beobachtete der Ver- fasser einen ungewöhnlichen schwarzen, schillernden Überzug im Bereich der Ach- seln der ersten drei Verzweigungen. Zunächst dachte er an eine Verwundung am Baum mit dunklem Wundharz verschlossen. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Überzug als eine Ansammlung von Hunder- ten von Insekten. Sie waren an allen Bäumen (ca. 40 - 50) der Allee zu sehen. Die Vermu- tung lag nahe, dass es sich um staatenbil- dende Hautflügler (evtl. Ameisen) handeln könnte. Bei näherer Analyse und entsprechender Abb. 3: Landesdatenbank Schmetterlinge RLP: Nachweise von Lycia zonaria. Vergrößerung auf dem monatlichen Treff 1951 - 1970: Großer roter Punkt, dünn schwarz umrandet der POLLICHIA in Bad Dürkheim stellte sich 1971 - 1990: Großer roter Punkt, dünn schwarz umrandet und Punkt im Zentrum heraus, dass es Lindenwanzen sind, die sich 1991 - 2000: Kein Nachweis zu solch ungewöhnlichen Gruppen versam- 2001 - 2017: Großer schwarzer Punkt meln. Sie überwintern so in Kolonien und saugen von Säften der Linde oder von Mal- vengewächsen, die zur gleichen pflanzen- raum, über fast ganz Europa und im Osten dem Botaniker Otto Schmidt für die Bestim- systematischen Ordnung gehören. Sind bis zum Ussuri verbreitet. mung der auf der Fläche vorkommenden aber ansonsten nicht wählerisch, wenn In der Landesdatenbank Schmetterlinge Pflanzen und Herrn Jörg Metzger von der diese nicht vorhanden sind. Sie bevorzugen Rheinland-Pfalz (www.schmetterlinge-rlp.de) Stadtverwaltung Kaiserslautern für die Erstel- die Winter-Linde (Tilia cordata), vor allem befinden sich ca. 40 Nachweise zwischen lung eines Biotop-Pflegeplans. junge Bäume. Im Verlauf des Sommers ver- 1899 und 2012. Über diesen Zeitraum von Bei Frau Doris Theato bedanke ich mich für teilen sie sich in den Baumkronen und sau- mehr als 100 Jahren sind es doch recht wenige ihren sehr gut gelungenen Artikel in der gen an Blättern und unverholzten Teilen der Beobachtungen. Die Art ist in der Roten Liste RHEINPFALZ und bei Florian Nantscheff für die Linde. Die Eiablage erfolgt in die Rindenrit- Rheinland-Pfalz als gefährdet eingestuft. Bereitstellung seiner ausgezeichneten Fotos zen. Die ausgewachsenen Tiere versam- Meist wurden die Falter im März bis April in der des Trockenrasen-Dickleibspanners. meln sich im Herbst und bilden Kolonien von Vegetation sitzend gefunden. Anflüge ans mehreren Hundert Tieren, die so den Winter Licht waren eher die Ausnahme. Literatur und Internet überstehen. Das Saugen an Blättern und Andreas Werno (Biodokumentationszentrum EBERT, G. (2003): Die Schmetterlinge Baden- jungen Zweigen scheint die Bäume nicht Landsweiler-Reden, Saarland) informierte Württembergs, Band 9: Nachtfalter VII, S. 448. wesentlich zu schädigen. Denn bis zum Zeit- mich über ähnliche Massenvorkommen, so - Stuttgart. punkt ist noch kein Baum, befallen von die- fand er am 21. Juni 2003 Raupen in großer Zahl KRAUS, W. (1993): Verzeichnis der Groß- sen Wanzen, abgestorben. auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. schmetterlinge (Insecta:Lepidoptera) der Die Lindenwanze (4 - 6 mm) gehört zur Bei Neunkirchen (Betzenhölle) konnte Rai- Pfalz. - POLLICHIA-Buch Nr. 27, Bad Dürkheim, Gruppe der Lang- oder Bodenwanzen mund Hinsberger am 14. Juni 2009 etwa 500 Selbstverlag der POLLICHIA, S. 233. (Lygaeidae). Ihr Verbreitungsschwerpunkt Raupen beobachten. Werno und Hinsberger www.schmetterlinge-rlp.de ist der Mittelmeerraum, der Vordere Orient sahen am 11. und 12. Juni 2010 im Bliesgau in www.artenfinder.rlp.de und Afrika (von N-Afrika bis S -Afrika). Über Niedergailbach und Reinheim jeweils weit den Balkan ist sie nach Norden vorgedrun- über 100 Raupen in den Halbtrockenrasen. Ernst Blum gen und erreichte 2001 Österreich (RABITSCH Spannend wird die Sache im nächsten Jahr, Herzogstraße 60 & ADLBAUER 2001). 2005 ist sie bereits in der wenn Ende März bis Mitte April die Falter 67435 Neustadt/Wstr. Schweiz dokumentiert (WERMELINGER et al. schlüpfen und dabei auch die flügellosen, E-Mail: [email protected] 2005). In Deutschland gibt es einen ersten kugelförmigen Weibchen zu beobachten sein Tel. 06321 69472 Kurzbericht über das Auftreten dieser werden. neuen Wanze von BILLEN (2004). Es war auch Mein Dank gilt Herrn Güther Pitschi, dem Ent- nicht verwunderlich, dass sie sich schnell decker dieser einzigartigen Megapopulation, entlang der warmen Flusstäler nach Norden Herrn Alfred Klein für die Kontakte zur Presse, ausbreiten würde. So wird sie schon 2005 in 14 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Südwestdeutschland (Gartenakademie tet. - Mittelbadische Presse vom 28.02.2008. von Lindau berichtet. DETZEL (1998) berich- Rheinland-Pfalz) und sogar in Nordfrank- BRAUN, A. (2016): Gesellige Lindenwanzen. - tete außerdem von einem Vorkommen in reich (HOFFMANN 2005) nachgewiesen. Mittelbadische Presse vom 06.07.2016. einem Niedermoor im Landkreis Lindau, das Da sich die Wanzen zu so auffälligen Kolo- HOFFMANN, H.-J. (2005): Oxycarenus lavate- im Jahr 1995 gemeldet wurde. Somit kön- nien zusammenfinden, verwundert es rae (Fabricius, 1787) nun auch im Norden nen wir festhalten, dass die Große Schief- nicht, dass die Presse, alarmiert durch Beob- Frankreichs, und im SW Deutschlands. - kopfschrecke seit rund 130 Jahren aus dem achtungen aus der Bevölkerung, das Thema Heteropteron 21: 25 Bodenseegebiet bekannt war und bis zur aufgreift. So erscheint ein erster umfassen- RABITSCH, W. & K. ADLBAUER (2001): Erstnach- Jahrtausendwende dort keine Ausbrei- der Bericht in der „Mittelbadischen Presse” weis und bekannte Verbreitung von Oxyca- tungstendenz zu erkennen war. am 28. Februar 2008. Der Verfasser (A. renus lavaterae in Österreich. - Beiträge zur Eine neue Arbeit (TREIBER 2015/2016) belegt, Braun) vermutete schon damals, dass die Art Entomofaunistik 2: 49-54. dass die Große Schiefkopfschrecke sich in der Ortenau wohl weiter verbreitet ist als WERMELINGER, B., D. WYNIGER & B. FORSTER aktuell sowohl im Bodenseegebiet als auch ursprünglich angenommen. Der gleiche (2005): Massenauftreten und erster Nach- entlang der Oberrheinischen Tiefebene von Autor greift dieses Thema nochmals in der weis von Oxycarenus lavaterae auf der Süden nach Norden sehr stark ausbreitet „Mittelbadischen Zeitung” am 6. Septem- Schweizer Nordalpenseite. - Mitteilungen und hier Biotope besiedelt, in denen sie nie ber 2016 auf. Am 21.März 2014 erscheint der Schweizerischen Entomologischen zuvor gesichtet wurde. TREIBER beobachtete, ein Aufruf von C. Renker (Naturhistorisches Gesellschaft 78: 311-316. dass es durch die extrem warmen Sommer Museum Mainz), Funde dieses exotischen der Jahre 2003 und 2006 im Bodenseege- Tieres zu melden, um die Ausbreitung in Klaus Mittmann, Ludwigshafen biet zu Abwanderungen der Großen Schief- Rheinland-Pfalz zu dokumentieren. Ob die kopfschrecken aus Pfeifengraswiesen, ihren Dokumentation abgeschlossen ist oder angestammten Biotopen, kam. Er berichtet nicht, war aus dem vorliegenden Material über seine Untersuchungen im Unterreit- nicht zu eruieren. Die Große Schiefkopf- nauer Moor (Landkreis Lindau), dass in kli- Die Lindenwanze ist wie Tigermücke, Asiati- schrecke (Ruspolia nitidu- matisch durchschnittlichen Jahren die scher Marienkäfer, Rosskastanien-Minier- la) – eine Klimagewinne- Große Schiefkopfschrecke eine stabile motte, Wacholder-Prachtkäfer und andere Lokalpopulation aufbauen kann, wenn die offensichtlich ein Profiteur des allgemeinen rin, die sich von Süden Bedingungen insgesamt stimmen und Klimawandels. kommend nach Rhein- geeignete Lebensstätten zeitlich und räum- land-Pfalz ausbreitet lich zusammenhängend vorhanden sind. Literatur Überdurchschnittlich heiße und trockene BILLEN, W. (2004): Kurzbericht über das Auf- Über den Nachweis der Großen Schiefkopf- Sommer veranlassen die Art zur Abwande- treten einer neuen Wanze in Deutschland. - schrecke in Rheinland-Pfalz bei Haßloch rung und Ausbreitung, wobei das Nah- Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzen- habe ich 2011 im POLLICHIA-Kurier berich- rungsangebot neben der klimatischen schutzdienstes 56: 309-310. tet (RÖLLER 2011). Im gleichen Jahr berichte- Situation eine wichtige Rolle spielen dürfte. BILLEN, W. (2014): Aufruf zur Dokumentati- ten SCHIRMEL & NIEHUIS (2011) über ein Vor- Ein großer Teil der dann sehr mobilen adul- on von Oxycarenus lavaterae in Rheinland- kommen auf dem Ebenberg bei Landau. ten Tiere wandert ab. Pfalz. Naturhistorisches Museum Mainz. Weitere Meldungen der Art aus Rheinland- Basis der Ausbreitung sind Spenderpopula- BRAUN, A. (2008): Lindenwanze weit verbrei- Pfalz sind mir seither nicht bekannt. Der tionen, die sich nur dann aufbauen können, Fund eines Weibchens von Ruspolia nitidula wenn großflächige und dauerhaft nutzbare am 08.09.2017 in einem Goldrutenbestand Vermehrungsbiotope in wärmebegünstig- in Karlsruhe-Durmersheim (siehe Abbildun- ter Lage vorhanden sind. Gefördert wurde gen), unweit der Landesgrenze, nehme ich die Abwanderung von Tieren nicht nur zum Anlass, um über die neuesten Erkennt- durch die Trockenheit und die dadurch ver- nisse zu der Art aus Baden-Württemberg änderten Lebensraumbedingungen. Hinzu (TREIBER 2015/2016) zu berichten. kam noch, dass die Streuwiesen in den tro- Die Große Schiefkopfschrecke ist südeuro- ckenen Jahren früher gemäht wurden und päisch-nordafrikanisch-westasiatisch ver- den Tieren dadurch zusätzlich Nahrungsan- breitet. Während der letzten Eiszeit war sie gebot entzogen wurde. In den Pfeifengras- vermutlich auf den mediterranen Raum wiesen ernähren sie sich bevorzugt vom beschränkt. Aus diesen Refugien drang sie Blauen Pfeifengras (Molinia caerulea). Was in der Nacheiszeit nach Norden vor, wobei in der Folge beobachtet wurde, ist erstaun- sie in Westfrankreich den 50. Breitengrad lich: Ausgelöst durch die heißen Sommer erreichte (Mainz liegt auf dem 50. Breiten- und die Abwanderung ändern die Tiere ihre grad). Im Osten konnte sie aufgrund der Nahrungs- und Biotopansprüche von heute andersartigen klimatischen Bedingungen auf morgen und haben quasi über Nacht nicht so weit nach Norden vordringen (vgl. ihre Biotopbindung an Streuwiesen abge- DETZEL 1998). Lange schon war bekannt, legt. Sie können nun in allen möglichen dass sich ganz im Süden von Deutschland grasreichen Biotopen vorkommen und am Bodensee ein isoliertes Vorkommen der Populationen aufbauen. Sie orientieren sich Großen Schiefkopfschrecke befand. Vor- dabei nicht an bestimmten Pflanzen, son- kommen in der Bodensee-Region bei Bre- dern an Strukturen. So sitzen sie bevorzugt genz waren schon 1882 bekannt. 1957 an langen Grashalmen, an denen sie bei Stö- Abb.1: Kolonie der Lindenwanze bei wurde wiederum über einen Nachweis am rung herunterkrabbeln können, um sich im Landau. (Foto: K. Mittmann) Bodensee an der Argenmündung westlich Dickicht darunter zu verstecken. POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 15

Abb. 1: Die Große Schiefkopfschrecke erreicht eine Körperlänge von 20-34 mm. Der Abb. 2: Der deutsche Name Schiefkopf- Legebohrer der Weibchen erreicht eine Länge von 18-24 mm. schrecke deutet auf die keilförmige Kopfform hin. „Spitzkopfschrecke” Das zweite von TREIBER untersuchte Ausbrei- entlang von Maisäckern werden von adul- wäre passender. Auffällig sind außer- tungsgebiet ist die Oberrheinische Tiefebe- ten Tieren auf der Suche nach geeigneten dem die gelben Mandibeln. ne. Die Tiere kamen vermutlich aus dem Vermehrungshabitaten besiedelt. Unbe- Département Franche-Compté über die kannt ist, wo die Eiablage in der Oberrhein- Burgundische Pforte ins Elsass (Departe- ebene erfolgt. Hier bedarf es weiterer Unter- Exkursion in die Südpfalz ment Haut-Rhin). Im Jahr 2006 gab es den suchungen.” bei Ludwigswinkel und ersten Nachweis bei Straßburg. Es dauerte Die Große Schiefkopfschrecke ist eine nach Fischbach bis 2009, bis die Große Schiefkopfschrecke der Bundesartenschutzverordnung streng erstmals in der badischen Rheinebene beob- geschützte Art. Ihr Vorkommen ist daher bei achtet wurde. Seither breitet sie sich ebenso Eingriffen in Natur und Landschaft vom Ver- Am Samstag, den 8. Juli 2017, trafen sich wie im benachbarten Elsass rasant aus und ursacher besonders zu berücksichtigen. Um Naturfreunde der GNOR und POLLICHIA zu besiedelt ganz gewöhnliche und häufige das Töten von Tieren der streng geschützten einer gemeinsamen Exkursion zu Naturräu- Biotope, wie z. B. ruderale Grünflächen an Art zu vermeiden, ist laut TREIBER men nahe der deutsch-französischen Gren- Straßenrändern oder auch grasreiche (2015/2016) eine lokale Vergrämung durch ze rund um Ludwigswinkel und Fischbach. Ackerrandstreifen. frühzeitige Mahd ca. Mitte Juni und im Trotz Hitzewarnung fanden sich um 13 Uhr Zur weiteren Ausbreitung der Großen August sehr gut möglich. Es wird so vermie- elf Teilnehmer am Biosphärenhaus in Fisch- Schiefkopfschrecke schreibt TREIBER den, dass sich adulte Tiere in Eingriffsgebie- bach ein. Von hier ging es dann per Pkw (2015/2016) bezugnehmend auf unsere ten ansiedeln können, denn die Große Richtung Ludwigswinkel in die SOUTH- Funde in der Pfalz: „Nach dem Fund der Gro- Schiefkopfschrecke wandert aus kurz Area, ein ehemaliges Militärgebiet der ßen Schiefkopfschrecke 2006 bei Stras- gemähten Flächen ab. NATOaus den Zeiten des Kalten Krieges. Der bourg wurde sie 2011 rund 110 km nördlich Rückbau und die anschließende Auffors- bereits in Rheinland-Pfalz bei Haßloch (RÖL- Literatur tung erfolgten mit der Auflage, Flächen für LER 2011) und in der weiteren Umgebung DETZEL, P. (1989): Die Heuschrecken Baden- Heide und als Offenland zu erhalten. Es ent- (SCHIRMEL & NIEHUIS 2011) entdeckt. Sie hat Württembergs. - Ulmer, Stuttgart. wickelte sich ein wertvolles Biotop mit aus- sich also in der Zeit über diese Strecke aus- RÖLLER, O. (2011): Ein Nachweis der Großen gedehnten Zwergstrauchheiden, Sand- breiten können. Das Elsass ist vollständig Schiefkopfschrecke (Ruspolia nitidula) am rasen und bodensauren Magerrasen, klein- von Süden nach Norden durchwandert wor- Ortsrand von Haßloch. POLLICHIA-Kurier flächig Rohboden-Standorten auf Sand und den, so dass nun eine weitere massive Aus- 27 (4): 36. Fels(-trümmern), das durch Biotoppflege- breitung in Rheinland-Pfalz auf linksrheini- SCHIRMEL, J. & M. NIEHUIS (2011): Nachweis maßnahmen freigehalten wird. scher Seite und in Nordbaden bzw. Hessen der Großen Schiefkopfschrecke - Ruspolia Gleich zu Beginn wurden wir von mehreren auf rechtsrheinischer Seite in den nächsten nitidula (Scopoli, 1786) - in Rheinland-Pfalz. Exemplaren des Weißen Waldportiers (Brin- Jahren bevorsteht. Ausgehend von der - Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 12: tesia circe) begrüßt. Er ist eine seltene Art Oberrheinebene können auch tief gelegene 311-314. und in der Roten Liste RLP mit 1 (vom Aus- Bereiche des Neckarbeckens und der Land- TREIBER, R. (2015/2016): Klimabedingte Aus- sterben bedroht) eingestuft. Bisher gibt es schaft zwischen Karlsruhe und Stuttgart mit breitung der Großen Schiefkopfschrecke in 256 Meldungen im Artenfinder, davon 140 ihren sehr geeigneten Lebensraumstruktu- Baden-Württemberg. - Naturschutz und aus dem Großraum Dahn. Ein besonders ren künftig besiedelt werden. (…) Dämme, Landschaftspflege Baden-Württemberg neugieriges Exemplar ließ sich sogar zu einer Böschungen, Weg-, Graben- und Straßen- 78: 308-323. Rucksacktour verleiten. ränder zählen zu den wichtigen Ausbrei- 50 m weiter erreichten wir die erste Brom- tungskorridoren, wie zahlreiche Funde von Oliver Röller, Haßloch beerhecke, und schon konnten wir mehrere Tieren zeigen. Selbst ruderale Grasbestände (Fotos: O. Röller) Feurige Perlmutterfalter (Argynnis adippe), 16 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Denkmalgeschützte Militäranlage „Moderne Burg” in der Area 1. (Foto: N. Scheydt)

Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) Ein weiteres Highlight dieses Untersu- Das Fundergebnis der Area South: 28 Arten, und Große Perlmutterfalter (Argynnis agla- chungsgebiets, der Ockerbindige Samtfal- davon eine FFH-Art und zehn Arten der ja) entdecken. Die ersten beiden Arten sind ter (Hipparchia semele), von dem bei der Roten Liste von Rheinland-Pfalz. in der Roten Liste RLP mit 2 (stark gefährdet) Vorexkursion am 4. Juli ein einzelnes, frühes eingestuft. Exemplar gesichtet wurde, ließ sich leider Weiter ging es zur Area 1. Das Highlight des Tages war aber der Quen- nicht blicken. Dies ist ebenfalls ein ehemaliges NATO- del-Ameisenbläuling (Maculinea arion). Er Die Biotopbetreuerin, Frau Feick-Müller, Lager, in dem unter anderem taktische ist durch seine Aufnahme im Anhang IV der informierte uns kurz über die Biotoppflege- Atomwaffen gelagert wurden. Die Bunker- FFH-Richtlinie europaweit streng geschützt maßnahmen. So wird jährlich ungefähr die anlagen in diesem Gebiet wurden auf Initia- und auf der Roten Liste Rheinland-Pfalz Hälfte der Offenlandfläche mosaikartig ab tive der Interessensgemeinschaft „Area 1” ebenfalls als stark gefährdet eingestuft. November gemulcht. Adlerfarn- und Gold- vor dem Abriss geschützt und 2012 zur Nicht zu vergessen ist eine Art, die in den rutenbestände in der South Area werden Denkmalzone erklärt. letzten Jahren in Rheinland-Pfalz immer schon früher im Juli gemulcht und nach Nach einem kurzen Blick auf die Bunkeran- häufiger zu sehen ist und sich expansiv aus- Bedarf werden Kiefern im Winter beseitigt. lagen ging es mit der Artensuche weiter. breitet: Die Gottesanbeterin (Mantis religio- Problematisch ist das Vorkommen der Spä- Auch hier konnten der Dukaten-Feuerfalter sa), die in der Roten Liste (noch) mit 1 (vom ten Traubenkirsche (Prunus serotina); deren (Lycaena virgaureae) und der Große Perl- Aussterben bedroht) eingestuft ist. Drei Ausbreitung wird beobachtet und je nach mutterfalter (Argynnis aglaja) nachgewie- junge Exemplare konnten im dichten Bedarf werden diese gerupft oder auch sen werden, zusätzlich noch der Violette Gebüsch entdeckt werden. gemulcht. Feuerfalter (Lycaena alciphron), bundesweit in der Roten Liste mit 2 (stark gefährdet) geführt, und der Wachtelweizen-Sche- ckenfalter (Melitaea athalia) - Rote Liste Rheinland-Pfalz 3 (gefährdet). Dafür fehlte an diesem Tag der Quendel-Ameisenbläu- ling (Maculinea arion), von dem am 4. Juli zwei Exemplare gesichtet wurden. Inzwischen waren die Temperaturen auf über 30 ° angestiegen, und nach einer Ab- kühlung bei einem kurzen Rundgang durch den „Turm”, wurde beschlossen, das als nächstes geplante Untersuchungsgebiet beim Motocross-Gelände nicht mehr aufzu-

Abb. 3: Die SOUTH-Area. (Foto: N. Abb.2: Exkursionsziele. (Quelle Artenfinder RLP) Scheydt) POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 17

Abb. 10: Großer Perlmutterfalter (Argynnis aglaja). (Foto: N. Scheydt)

suchen und stattdessen eine Fußwande- rung zu den Thymianwiesen im schattigeren Wolfsägertal zu unternehmen. Auf dem Weg dahin entdeckten wir unter- wegs einen Blauen Eichen-Zipfelfalter (Neo- zephyrus quercus), der ebenfalls Abkühlung im Schatten mitten auf dem Weg suchte. Ein Abb. 4: Weißer Waldportier (Brintesia circe) als „Rucksack-Tourist”. (Fotos: N. Falter, der aufgrund seiner Lebensweise, Scheydt) überwiegend hoch oben in den Baumwip-

Abb. 5: Märzveilchen-Perlmutterfalter Abb. 7: Ockerbindiger Samtfalter (Hip- Abb. 11: Violetter Feuerfalter (Lycaena (Argynnis adippe). (Foto: M. Hund) parchia semele). (Archivfoto: N. Scheydt) alciphron). (Archivfoto: N. Scheydt)

Abb. 12: Blauer Eichen-Zipfelfalter Abb. 8: Area 1. (Foto: N. Scheydt) (Neozephyrus quercus). (Foto: C. Jung)

Abb. 6: Gottesanbeterin (Mantis reli- giosa). (Foto: C. Jung [www.living- Abb. 9: Dukaten-Feuerfalter (Lycaena Abb. 13: Quendel-Ameisenbläuling nature.eu]) virgaureae). (Archivfoto: N. Scheydt) (Maculinea arion). (Foto: K. Mittmann) 18 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

feln von Eichen, selten zu beobachten ist. Diese Gelegenheit, einen quercus auf die Speicherkarte zu bannen, ließen sich die meisten Teilnehmer nicht entgehen, und für Unbeteiligte ergab sich dadurch ein etwas ungewöhnlicher Anblick (siehe Abb. 14). Auf der Thymian-Wiese angekommen, überraschte die hohe Anzahl der dort vor- handenen Quendel-Ameisenbläulinge. Im Gegensatz dazu war der Dukaten-Feuerfal- ter mit nur ca. 1/3 der 2015 und 2016 dort gesichteten über 50 Exemplaren eher spär- lich vertreten. Insgesamt wurde die Fundliste um weitere sieben Arten vergrößert, darunter eine auf der Roten Liste Rheinland-Pfalz als gefähr- det eingestufte Art und drei Arten der Vor- warnliste („V”). Fazit: Ein gelungener Tag mit vielen interes- santen Funden, auch wenn die Hitze von den Teilnehmern ihren Tribut forderte. Abb. 14: Der Blaue Eichen-Zipfelfalter (Neozephyrus quercus) auf dem Weg wird fotografiert. (Foto N. Scheydt) Norbert Scheydt, Oberotterbach

Impressum Herausgeber: POLLICHIA Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. Erscheinungsweise des POLLICHIA-Kuriers: Vierteljährlich ISSN 0936-9348 Auflage: 2700 Stück Redaktion: Heiko Himmler Redaktionsadresse: Heiko Himmler, Große Ringstraße 45, 69207 Sandhausen (mail: [email protected]) POLLICHIA-Geschäftsstelle Erfurter Straße 7 67433 Neustadt/Wstr. (mail: [email protected]) Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Bei- träge verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. Einzelpreis: Euro 2,00 (für POLLICHIA-Mitglieder im Jahresbeitrag abgegolten) Die Wiedergabe in anderen Printmedien oder im Internet ist bei Angabe des POLLICHIA-Kuriers als Originalquelle grundsätzlich zulässig. Redaktionsschluss für das nächste Heft: 21. Dezember 2017

Satz und Druck: Abb. 15: Vorkommen von Maculinea arion, Brintesia circe und Hipparchia semele in Maierdruck · 67360 Lingenfeld Rheinland-Pfalz mit Schwerpunkt im Großraum Dahn / Fischbach. (Datenquelle www.maierdruck.de · Tel. 0 63 44 / 93 90 57 Artenfinder RLP / Artenanalyse)

Tabelle 1: Fundstatistik

Gebiet Artenzahl Rote Liste Rheinland-Pfalz Rote Liste Deutschland FFH Anhang IV Vom Aussterben Stark Gefährdet Vom Aussterben Stark Gefährdet bedroht Gefährdet bedroht Gefährdet South Area 28 2 4 4 7 1 Area 1 17 4 3 1 3 1 Wolfsägertal 22 1 4 3 1 4 1

POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 19

AK Mykologie

Der neue AK Mykologie Keth statt. Herr Dr. Ott zeigte sich von in ihrer evolutionären Entwicklung viel der POLLICHIA, eine Anfang an sehr offen und interessiert an näher mit Tieren verwandt, mit denen sie Kooperation zwischen der einer Zusammenarbeit mit der IPN zur Inten- auch einen gemeinsamen Vorfahren besit- POLLICHIA und der Inter- sivierung und Koordinierung der pilzkundli- zen. Sowohl die stoffliche Zusammenset- chen Aktivitäten innerhalb der POLLICHIA. zung als auch der Aufbau und die Funktio- essengemeinschaft Pilz- Die Mitgliederversammlung der IPN und der nalität der Zellen bei Pilzen zeigen die Nähe kunde und Naturschutz Hauptausschuss der POLLICHIA haben zu tierischen Zellen. (IPN) in Bad Dürkheim dann der gegenseitigen Kooperation und Pilze sind häufig unscheinbare, aber für den der Gründung des neuen AK Mykologie Bestand unserer Ökosysteme essentiell not- Liebe POLLICHIAner, zugestimmt. wendige Organismen in einer hohen Arten- mit den nachfolgenden Zeilen möchte ich vielfalt. So leben z. B. rund 90 % aller Land- Ihnen den neuen Arbeitskreis Mykologie Warum der neue AK Mykologie und pflanzen in Wurzelsymbiosen mit Pilzen, der POLLICHIA vorstellen und ein wenig nicht der alte AK Pilze? ohne die eine ausreichende Versorgung mit über die Ziele und Inhalte informieren. In der Vergangenheit waren Pilze oft als Nähstoffen, Mineralien und Wasser nicht Der neue AK Mykologie entspringt einer Bestandteil der Botanik gesehen worden. möglich wäre. Ohne Mykorrhizapilze würde Kooperation zwischen der POLLICHIA und So wurden z. B. Fachartikel in den POLLI- bei uns kein Wald in der derzeitigen Form der Interessengemeinschaft Pilzkunde und CHIA-Mitteilungen in der Vergangenheit existieren, [s. o.] und ohne unsere saproben Naturschutz e. V. (IPN) mit Sitz in Bad Dürk- unter der Rubrik „Botanik“ veröffentlicht. Pilzarten würde jedes Biotop in kurzer Zeit heim. Pilze haben mit Pflanzen nun aber absolut an seinem eigenen Abfall ersticken. Trotz Die IPN wurde 1988 in Wald-Michelbach im nichts gemeinsam. Sie bilden vielmehr ein ihrer unentbehrlichen Funktionen und ihrer Odenwald gegründet und hatte bis 2014 eigenständiges Organismenreich und sind hohen Arten- und Formenvielfalt spielen ihren Sitz in Abtsteinach im Odenwald. Nach dem unerwartetem Verlust mehrerer wichtiger ortsansässiger Vereinsfunktionä- re im Jahr 2008 wurde der Wunsch nach einer Änderung des Vereinssitzes immer deutlicher, zumal die IPN bereits mehr Mit- glieder in Rheinland-Pfalz hatte und die mykologischen Tätigkeiten von mir als Vor- sitzender ihren Schwerpunkt schon immer in der Pfalz hatten. Als Problem bei der Suche erwies sich dabei immer wieder die Unterbringung der umfangreichen Ausstat- tung des Vereins mit Mikroskopen und Ste- reolupen sowie der reichhaltigen Arbeitsbi- bliothek. Mit der Unterstützung von Herrn Dr. John vom Pfalzmuseum für Naturkunde und dem damaligen Direktor des Pfalzmuseums, Herrn Dr. Flößer, konnte für die IPN im Jahr 2014 ein neuer Vereinssitz mit geeigneten Räumlichkeiten im Pfalzmuseum für Natur- kunde gefunden werden. Nach einer zwei- jährigen Phase der Eingewöhnung und Neuorientierung kam der Gedanke an eine Zusammenarbeit mit regionalen Natur- schutzverbänden auf. Eine derartige Zusammenarbeit wurde von der IPN auch im Odenwald z. T. über Jahrzehnte gepflegt. Da sich innerhalb der IPN auch eine Reihe von POLLICHIA-Mitgliedern befinden, lag der Gedanke an eine Zusammenarbeit mit der POLLICHIA nahe, und unser Mitglied Rolf Altherr stellte den Kontakt mit dem POLLICHIA-Präsidenten her. Im Herbst 2016 Abb. 1: oben: Blüte der Weißen Lichtnelke (Silene latifolia POIR) mit dem häufigen fanden dann mehrere Gespräche zwischen Antherenbrandpilz Microbotryum lychnidis-dioicae (DC. exLIRO) G. DEML & OBERW. dem Präsidenten der POLLICHIA, Dr. Jürgen unten: Mikroskopisches Bild der Brandsporen von Microbotryum lychnidis-dioicae Ott, und dem Vorsitzenden der IPN Peter mit einem Durchmesser von 8-12 µm. 20 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

beliebte Freizeitbeschäftigung mit den damit verbundenen Gefahren von schweren Vergiftungen. Der neue AK Mykologie versteht sich als Arbeitsgruppe, die Veranstaltungen wie z. B. Ausstellungen, Fortbildungen, Exkur- sionen und Bestimmungsarbeiten durch- führt. Der AK Mykologie beschäftigt sich nicht nur mit Pilzen im klassischen Sinne, also großen Pilzen, deren Fruchtkörper in Hut und Stiel gegliedert ist. Vielmehr gilt der Blick auch den unscheinbareren Pilzarten inkl. der kleinen Becherlinge, der Porlinge, den Rindenpilzen und auch den zahlrei- chen pflanzenparasitischen Kleinpilzen. Zurzeit kennt man in Deutschland rund 9.300 Pilzarten, deren Erscheinungsfor- men mit bloßem Auge auffindbar sind. In der Pfalz und den angrenzenden Gebieten kann mit einem Vorkommen von ca. 4.000- 5.000 Arten gerechnet werden. Diese Arten nachzuweisen und zu dokumentie- ren ist jedoch eine Aufgabe von Generatio- nen.

Die Leitung des AK Mykologie Die Leitung des AK Mykologie wurde an mich - Peter Keth aus Worms - und an Herrn Rolf Altherr aus Trippstadt (als Vertreter) übertragen. Rolf Altherr ist als Pilzsachver- ständiger und langjähriges aktives Mitglied der POLLICHIA vielen POLLICHIAnern wohl bekannt. Als in der POLLICHIA eher unbekannter Lei- ter des AK Mykologie möchte ich, Peter Keth, ein paar Zeilen zu meinen mykologi- schen Aktivitäten der letzten 42 Jahre schreiben. Mein Interesse an Pilzen wurde durch einen Grundschullehrer bereits im Alter von 8 Jahren geweckt. Die nächsten 8 Jahre verbrachte ich weitgehend als Auto- didakt, bis ich dann das große Glück hatte, mit bei den besten Pilzkennern der damali- gen Zeit lernen zu dürfen. Meine wichtigs- ten Lehrer bei der Morphologie, Taxonomie Abb. 2: oben: Blätter des Spitz-Ahorns Acer platanoides L. mit starkem Befall durch und Mikroskopie der Pilze waren zweifellos den sehr häufigen Echten Mehltau Sawadaea tulasnei (FUCKEL)HOMMA. Walter Pätzold († 2011) und Frau Dr. Hanna unten: Mikroskopisches Bild eines geöffneten Chasmothecium von Sawadaea tulas- Maser († 2010). Mein besonderes Interesse nei von der befallenen Blattoberfläche mit einem Durchmesser von ca. 180 µm. an der Ökologie der Pilze geht auf die lang- jährige Mitarbeit in der Kartierung unter Pilze im angewandten Naturschutz bislang Fachkenntnisse war er in der Lage, Pilzar- der Leitung von German J. Krieglsteiner kaum eine Rolle. ten auch ökologisch präzise darzustellen († 2001) zurück. Meine langjährige beson- Der alte AK Pilze ist seit dem Tod des frühe- und zu erklären. dere Zuneigung zu Porlingen und Rinden- ren Leiters Herrn Hans-Dieter Zehfuß im Juli Der Fachbereich der Mykologie ist sehr pilzen wurde insbesondere durch Herrn 2011 eigentlich nicht mehr aktiv, auch umfangreich und besitzt sehr viele unter- Horst Staub aus Mannheim begründet und wenn gelegentlich im Kurier noch pilz- schiedliche Teilfachgebiete wie z. B.: gefördert, der mir über Jahrzehnte immer kundliche Artikel unter dieser Rubrik veröf- l Schadpilze in der Landwirtschaft, in wieder mit Rat und Tat zur Seite stand. fentlicht wurden. Hans-Dieter Zehfuß der Forstwirtschaft oder an Gebäuden. Von 2010-2011 habe ich dann eine Ausbil- gehörte zu den herausragendsten Ken- l Die Anwendung von Pilzen in der Bio- dung zum Universitätsgeprüften Fachbe- nern unserer einheimischen Großpilze, ins- technologie oder bei der Erzeugung rater für Mykologie erfolgreich absolviert, besondere den Agaricales (Lamellenpilze), von Lebensmitteln. welche mir eine Vielzahl neuer Einblicke in Russulales (Sprödblätterpilze) und Boleta- l Die Zucht von Pilzen als Lebensmittel, die phantastische Welt der Pilze gegeben les (Röhrlingsartige). Aufgrund seiner humanpathogene Pilze. hat. Als Referent der Deutschen Gesell- botanischen und pflanzensoziologischen l Das Sammeln von Wildpilzen als schaft für Mykologie (DGfM) war ich von POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 21

1990 bis 2016 rund 26 Jahre ehrenamtlich in der Fortbildung und Prüfung von Pilz- sachverständigen aktiv. In dieser Zeit war ich auch insgesamt 13 Jahre im Vorstand/Präsidium der DGfM als Beauf- tragter für Jugend- und Nachwuchsfragen und Vizepräsident aktiv. Meine Aufzeichnungen zum Vorkommen von Pilzen in der Pfalz reichen bis etwa 1980 zurück. Intensivere Kartierungen führte ich ab 1984 und insbesondere ab 1986, inspiriert durch den Pilzkenner Ger- man J. Krieglsteiner, durch. Insgesamt ste- hen aktuell inkl. Daten aus Vereinsaktivitä- ten und Literaturauswertungen rund 360.000 Datensätze zur Verbreitung von Pilzen in der Pfalz und angrenzender Regio- nen zur Verfügung. Zurzeit arbeite ich mit Kollegen der Bayeri- schen Mykologischen Gesellschaft (BMG) an der Entwicklung einer Software zur Kar- tierung von Pilzen mit besonderer Eignung zur Erfassung ökologischer Parameter. Wir hoffen, das Programm bis Ende 2017 ein- Abb. 3: Gras- und moosüberwachsende Fruchtkörper der Erd-Wachskruste Sebacina satzfähig fertigzustellen. Die Übertragung incrustans (PERS.) TUL. & C. TUL. Ein Mykorrhizapilz mit der besonderen Fähigkeit, und Einarbeitung meiner Funddaten wird mehrere Klassen von Mykorrhiza zu bilden. dann die nächste große Aufgabe sein. Doch nun zurück zum AK Mykologie und falt (Beitrag ab Seite 3 in diesem Heft) zahlreichen pflanzenparasitischer Kleinpil- seinen Zielen, Inhalten und Angeboten. oder bei der Botanik- und Waldtagung zen oder den Entomologen durch die Exis- in Bad Dürkheim. tenz zahlreicher Pilzarten, welche spezifisch Ziele, Inhalte und Angebote des AK Der AK Mykologie steht den Ortsgruppen auf toten Insekten wachsen oder diese Mykologie und den anderen AKs nach Vereinbarung zuvor als Parasiten aktiv abgetötet haben. l Fortführung der Erfassung der Pilzarten für Lehrwanderungen und Vorträge zur Mitglieder der POLLICHIA können bei den in der Pfalz und angrenzender Regio- Diversität und Ökologie der Pilze zur Verfü- regelmäßigen Fachtreffen im Pfalzmuseum nen. Wichtig sind uns hierbei eine hohe gung. teilnehmen und sich in die geheimnisvolle Qualität in der Kartierung und eine Zwischen den AKs zu anderen Organismen- Welt der Pilze einführen lassen. Erfassung der ökologischen Zusam- gruppen und den Pilzen gibt es häufig menhänge. Berührungspunkte. Z. B. ergibt sich diese Sitz des AK Mykologie l Regelmäßige Publikationen im POLLI- mit den Botanikern durch die Existenz von Der AK Mykologie hat seinen Sitz im Pfalz- CHIA-Kurier mit dem Ziel, über die wun- derbare Arten- und Formenvielfalt unserer einheimischen Pilzarten und deren Ökologie zu berichten und diese den Mitgliedern der POLLICHIA näher zu bringen. l Regelmäßige Publikationen in den POL- LICHIA-Mitteilungen zu neuen, selte- nen, kritischen oder interessanten Pil- zarten und deren Ökologie in der Pfalz und angrenzender Gebiete. l Ausübung der Schriftleitung des Kuriers und der Mitteilungen bei allen pilzkundlichen Themen und Beiträgen mit den Zielen, die fachliche Qualität zu steigern und hierbei besonders die Angaben zur Verbreitung und Häufig- keit zu verbessern. l Mitarbeit an verschiedenen Veranstal- tungen der POLLICHIA wie z. B. bereits 2017 an der Vortragstagung in Pirma- sens, beim Tag der Artenvielfalt im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, Abb. 4: Igelwulstling Amanita echinocephala (Bull. ex Fr.) Fr. Ein wärmeliebender beim Besuch der Umweltministerin von und stark nierengiftiger Mykorrhizzapilz parkähnlicher Habitate mit deutlicher Rheinland-Pfalz im Haus der Artenviel- Ausbreitungstendenz in der Oberrheinebene. 22 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

einer reichhaltigen mykologischen Arbeits- bibliothek zur Verfügung. Neben den offi- ziellen Terminen und Veranstaltungen der IPN sind für die Mitglieder der IPN und des AK Mykologie weitere Veranstaltungen zukünftig vorgesehen.

Gründungsmitglieder Neben den oben bereits angeführten Rolf Altherr und Peter Keth gehören noch fol- gende POLLICHIA- und IPN-Mitglieder als Gründungsmitglieder dem AK Mykologie an. Wolfgang und Edda Peltz (Hochspeyer), Dietmar Theis (Kaiserslautern), Joschi Siem- bida (Potzbach), Ingrid Keth (Worms), Herta Hahn (Hochspeyer), Günter Gärtner (Hep- penheim). Neue Mitglieder, welche sich im oben darge- stellten Sinne für den AK Mykologie enga- gieren und mitarbeiten möchten, sind uns gerne willkommen. Abb. 5: Grüngelber Ritterling Tricholoma sejunctum (Sowerby ex. Fr.) Quél. Ein sel- tener Mykorrhizapilz der Eichen-Hainbuchenwälder auf neutralen oder basischen Lehm- oder Tonböden. Peter Keth, Berliner Str. 24, museum für Naturkunde in Bad Dürkheim. Mikroskopen und Stereolupen, einer 5- 67551 Worms Dort steht auch das Inventar des Kooperati- fachen Mikroskop-Diskussionseinrichtung, (Fotos: P. Keth) onspartners IPN in Form von derzeit 15 einer Mikroskop-Videoeinrichtung sowie

Vortragsabend - „Raubbau und Verschmutzung an den Meeren und Binnengewässern”

Dienstag, 21. November 2017, 19 Uhr Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum

Referenten und Themen: trag beschreibt die historischen und aktuellen Probleme, die Stra- tegien zu ihrer Lösung und die Erfolge bzw. Defizite. Der Schwer- Dipl.-Biologin Julia Hager, Fachbeirätin NI punkt liegt dabei auf Pflanzennährstoffen, organischen Mikrover- „Unsere Ozeane - die Plastikhalde der Menschheit“ unreinigungen und aktuell Mikroplastik. In nur wenigen Jahrzehnten hat der Mensch die Ozeane aus dem Gleichgewicht gebracht: Neben Bedrohungen wie Schadstoffein- Dipl.-Biologin Verena Platt, Gesellschaft zur Rettung leitung und Überfischung. sind sie zunehmend bedroht durch Plas- der Delphine e. V. tikmüll. Die Folgen haben nicht nur Auswirkungen auf das Leben Die „Meereskrise“- eine Bestandsaufnahme! im Wasser. Geht die Zerstörung der Meere weiter wie bisher, wer- Das Meer steht unter großem Stress - denn wir entnehmen ihm den wir unsere Lebensgrundlage verlieren. Es ist höchste Zeit, wie- mehr, als es geben kann. Fisch gilt als Grundstein unserer Nah- der verantwortungsvoll mit unserer Umwelt umzugehen, Zusam- rungssicherheit, und wir fischen ihn in großen Mengen aus den menhänge aufzudecken: Wie kommt Plastik in so großen Mengen Ozeanen. 90 Prozent der globalen Fischbestände gelten als maxi- in die Ozeane? Welche Gefahren bringt dies mit sich? Was können mal genutzt oder bereits überfischt. Neben dem großen Verlust der wir dagegen tun? Biodiversität durch die Fischerei ist die Artenvielfalt der Meere zusätzlich durch weitere Faktoren stark bedroht. Dieser Vortrag Dr. Peter Diehl, Landesamt für Umwelt Rheinland- gibt einen Überblick über die rücksichtlose Nutzung der Meere Pfalz durch den Menschen und den Verlust der Artenvielfalt der Meeres- Der Rhein als Quelle für Meeresverschmutzung – säuger. So war der Gemeine Delfin vor ca. 80 Jahren noch der häu- hat sich da nichts gebessert? figste Delfin im Mittelmeer. Heute hat nur ein kleiner Restbestand Der Rhein durchströmt auf einer Länge von 1.230 km sechs Staa- den Raubbau überlebt. ten. In seinem 185.000 km² großen Einzugsgebiet leben rund 55 Mio. Menschen. Die Hälfte der chemischen Industrie Europas ist Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. am Rhein angesiedelt. Andererseits versorgt der Rhein rund 20 Die Teilnahme ist kostenfrei, über eine Spende freuen wir Mio. Menschen mit aufbereitetem Trinkwasser. Nachdem er Mitte uns. der siebziger Jahre als übermäßig verschmutzt galt, birgt er heute Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Naturschutzinitiative e. V. wieder vielfältiges Leben. Dennoch transportiert der Rhein jährlich mit der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V. und der POLLI- viele Tonnen verschiedener Schadstoffe in die Nordsee. Der Vor- CHIA. Berichte aus den Gruppen

Bad Dürkheim

Pflegeplan für das Natur- schutzgebiet Felsenberg- Berntal überarbeitet

Bereits seit 32 Jahren betreut die Ortsgruppe Bad Dürkheim in der POLLICHIA das Natur- schutzgebiet Felsenberg-Berntal mit seiner strukturreichen Kulturlandschaft. Die POLLI- CHIA ist mit insgesamt 15 ha auf ca. 200 Grundstücken größter Eigentümer in dem nördlich von Bad Dürkheim zwischen Lei- stadt und Herxheim am Berg gelegenen Gebiet. Wir erforschen dort nicht nur die Fauna und Flora, sondern folgen auch unseren Grund- sätzen des Naturschutzes und der Umwelt- bildung, indem wir Pflegeeinsätze durchfüh- ren und Exkursionen anbieten. Von den im Abb. 1: Streuobstwiese im NSG Felsenberg-Berntal mit der aus dem Elsass stammen- Tal vorhandenen ca. 400 Obstbäumen den Apfelsorte „Christkindler“, so genannt, weil sie dort in früheren Zeiten auch als wurde etwa die Hälfte seit Bestehen des Weihnachtsschmuck genutzt wurde. (Foto: M. Ochse) 1994 gegründeten Streuobstprojektes von Mitgliedern der Ortsgruppe unter fachlicher Anleitung des Pomologen Dr. Philipp Eisen- barth gepflanzt. Da die herkömmliche, längst vergangene bäuerliche Nutzung heute praktisch nicht mehr stattfindet, über- nimmt ein komplexes Flächenmanagement heute diese Aufgabe. Im letzten Winter haben so Dieter Raudszus, Hansjürgen Schnappauf, Philipp Eisenbarth und Michael Ochse den gesamten Pflegeplan überarbei- tet und festgelegt, wie dort geweidet, gemäht, gemulcht und geschnitten werden soll. Tatkräftige Mitglieder und Freunde des Vereins pflegen in zahlreichen Einsätzen teils mit Maschineneinsatz die Wiesen und die Obstbäume, wobei neben Vereinsmitteln auch die Bad Dürkheimer St. Martin Stiftung dankenswerterweise finanzielle Unterstüt- zung leistet. Die staatliche Biotopbetreuung vertreten durch Dorothea Gutowski initiiert ebenfalls aktiv Mäh- und Mulcharbeiten. Abb. 2: Das Berntal zur Zeit der Baumblüte auf den Streuobstwiesen. 24 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Bad Kreuznach

Kritischer Gang übers Moor

Ungewöhnliche Exkursion der Kreisgruppe Bad Kreuznach am 1. Juli 2017

Obwohl der Wetterbericht nichts Gutes ver- hieß, fanden sich 10 Teilnehmer in Bruch- weiler (Landkreis Birkenfeld) ein, um unter Führung der Landschaftsökologin Margret Scholtes das Hangmoor „Spring” kennen zu lernen. Es liegt im Quellgebiet des Fisch- baches in dem Teil des Idarwaldes, der nicht in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald einbezogen wurde. Folglich steht hier nicht zur Diskussion, ob das Moor dem Prozess- schutzes unterliegen soll, was den Verzicht Abb. 3: Pflegemaßnahme mit dem Freischneider. (Foto: M. Ochse) auf die Erhaltung offener, durch menschli- che Nutzung entstandener Moorflächen zur Im Jahr 2017 wurde mit dem seit einem Jahr- ebenso geprüft werden wie das Stehenlas- Folge hätte. Für die Moore im Nationalpark zehnt im Tal tätigen Ehepaar Bonnet mit sen von Blühstreifen am Rande oder inmit- steht diese Forderung im Raum, vehement mehreren Ziegen und Jörg Rzadkowsky mit ten der Wiesen zur Erhöhung der Vielfalt an vertreten u. a. von einem namhaften Botani- seinen 26 Schafen abgestimmt, auf wel- Schmetterlingen, Wildbienen, Heuschre- ker. Ihre Realisierung hätte den Verlust licht- chen POLLICHA-Flächen eine Beweidung cken und anderen Insekten. bedürftiger und bedrohter Moorarten wie mit welchem Pflegeziel stattfinden kann. z. B. Sonnentau und Sumpfbärlapp zur Aus Rücksicht auf die Obstbäume ist dies auf Michael Ochse, Weisenheim am Berg Folge und wäre deshalb mit dem Arten- einigen Flächen nur eingeschränkt möglich. Hansjürgen und Jana Schnappauf, schutz nicht vereinbar. Auch sollten sich die beweideten Flächen Bad Dürkheim-Leistadt Es ist deshalb fast beruhigend, dass einige zur Vermeidung der Übertragung von Tier- gut erhaltene Hunsrückmoore nicht im krankheiten möglichst nicht überschnei- Nationalpark liegen. Dass es aber auch bei den. Im laufenden Winter gilt es, den Pflege- diesen Probleme gibt, zeigte der Gang übers plan weiter auszubauen. Dabei sollen auch Moor. Er war zwar nicht so schaurig wie im Ideen berücksichtigt werden, die teils inva- Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, siv auftretenden, aus Nordamerika stam- aber schon etwas abenteuerlich. Es fiel fast menden Kanadischen Goldruten (Solidago beständiger Nieselregen und man musste canadensis) nachhaltig einzudämmen. schon dankbar sein, dass kräftige Schauer Diesbezügliche Möglichkeiten der Abfrä- nur kurz vor und kurz nach der Wanderung sung des Oberbodens mit dem Ziel, den niedergingen. Nach oben boten Regen- Anteil an Blütenpflanzen zu erhöhen, sollen schirme wegen böigen Windes nur teilweise Schutz und unten war die Wirkung der Gummistiefel im hohen, nassen Pfeifengras nur mäßig. Hinzu kam, dass man wegen der Umgehung empfindlicher Moorbereiche in randlichen Windwurfflächen herumstapfen musste, wo noch viel Geäst herumlag und herausgerissene Wurzelteller tückische Wasserlöcher hinterlassen hatten. Die Teil- nehmer ließen sich durch all diese Unbill nicht verdrießen, und es wurde sogar die Meinung geäußert, auf diese Weise erlebe man ein Moor erst so richtig authentisch. Es waren auch die engagierten Erläuterun- gen von Frau Scholtes, welche die Teilneh- mer bei Laune hielten. Es gibt niemanden, der sich wie sie theoretisch und praktisch mit der Pflege zahlreicher Hunsrückmoore befasst und so einen reichen Erfahrungs- schatz auch in Bezug auf die regionalen Gegebenheiten erworben hat. Er wird nach Ansicht des Berichterstatters von Seiten des Abb. 4: Pflegemaßnahme mit dem Mulcher. (Foto: M. Ochse) Landes nicht genügend genutzt. POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 25

Abb. 1: Das Hangmoor „Spring”. Abb. 4: Rundblättriger Sonnentau.

Abb. 2: Die Exkursionsgruppe war Nässe aus allen Richtungen ausgesetzt. Abb. 5: Eine besonders seltene Art im „Spring” ist der Sumpfbärlapp.

An einer Stelle, wo sich erst in den letzten Jahren auf üppig schwellenden Torfmoos- decken reiche Bestände von Sonnentau (Drosera rotundifolia) und Moosbeere (Vac- cinium oxycoccos) entwickelt haben, demonstrierte Frau Scholtes, dass es das A und O der Pflege offener Hangmoorflächen ist, Wasserrückhaltung zu fördern und jegli- cher Erosion vorzubeugen. Das Entfernen von Gehölzen muss deshalb behutsam geschehen, wie z. B. mit dem Seilzugverfah- ren. Wenig entfernt davon war eine weit weni- ger sinnvolle Maßnahme zu besichtigen, deren Initiatoren der Exkursionsleiterin nicht bekannt sind. Um einen Biotop für konkur- renzschwache Arten zu schaffen, hat man dort mit schwerem Gerät eine tiefe Mulde Abb. 3: Die dünnen Sprosse der Moosbeere sind verholzt; daher ist das kleine ausgehoben, dabei die gesamte Torfschicht Gewächs ein Strauch. entfernt und daneben zu einem Wall aufge- 26 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

häuft, auf dem sich jetzt Allerwelts-Arten Vögeln auch noch andere Bewohner? ansiedeln. Zwar haben sich auch hier Son- Groß war die Überraschung, als beim vor- nentau und Moosbeere eingefunden; die sichtigen Öffnen eines Kastens eine fünf- Exkursionsteilnehmer mussten aber nicht köpfige Haselmausfamilie sich in die hintere erst von Frau Scholtes davon überzeugt wer- Ecke zurückzog. Die Tiere verhielten sich den, dass dazu nicht solch massive Eingriffe zunächst ruhig, und wir konnten einige nötig sind. Fotos schießen. Plötzlich verließ eines der Der botanische Höhepunkt der Exkursion Tiere mit einem beherzten Sprung den Kas- war ein sehr reiches Vorkommen des Sumpf- ten, und rasch folgten auch die übrigen bärlapps (Lycopodiella inundata) auf einer Haselmäuse. Bei der Kontrolle stellte das Fläche, auf der am Ende des 19. Jahrhun- Team fest, dass im Frühjahr Kohlmeisen im derts Torf abgebaut wurde (REITENBACH Kasten gebrütet hatten. Das Nest war stark 1965). Dort hat sich bis heute dürftig verschmutzt und feucht, also kein gesunder Abb. 1: Dr. Hermann Josef Roth, POLLI- bewachsener Rohboden erhalten, auf den Ort für die Haselmausfamilie. Die Jungs ent- CHIA-Mittelrhein / Westerwald, über- der konkurrenzschwache Bärlapp angewie- fernten daher das Nest, säuberten den Kas- gab in Begleitung von Angelika Mas- sen ist. Da lag deshalb die Frage nahe, ob ten und verschlossen ihn wieder sorgfältig. sing und Dr. Meinhard Olbrich Doku- zumindest hier gelegentlich Abgrabungs- Würden die Haselmäuse wieder in ihren mente aus seinem Privatarchiv an den maßnahmen erforderlich sind, um den Roh- Vogelkasten zurückkehren? Diese und Leiter des Emser Bergbaumuseums boden zu erhalten. Nach den Erfahrungen andere Fragen tauchten auf, und so wurde Frank Girmann (v.r.n.l.). (Foto: H. Baum) von Frau Scholtes genügt dafür aber allein das Wissen im Internet ergänzt. Haselmäuse schon das Befahren mit Forstgeräten zum sind nachtaktive Tiere und gehören wie der erweitert und die Emser Bergbaugeschichte Entfernen von Gehölzaufwuchs. Siebenschläfer zu den Bilchen. Sie wurden ergänzt. Die Leiterin der POLLICHIA-Kreisgruppe, 2017 als Tier des Jahres ausgewählt. Sie Die Verbundenheit von Dr. Hermann Josef Bianca Steimle, sprach allen Teilnehmern bevorzugen Mischwälder, aber auch Streu- Roth mit dem Bergbau der heimischen Regi- aus dem Herzen, als sie nach dem Dank an obstwiesen, vor allem wenn diese auch on liegt zum einen in seiner Verwurzelung Margret Scholtes den Wunsch äußerte, im noch Hecken und Haselsträucher aufwei- im Westerwald begründet. Zum anderen Jahr 2018 durch sie weitere Moore auch sen. Sie ernähren sich von Knospen, Samen, spielt in seinem breiten Wissensspektrum unter moorökologischem Aspekt im Idar- Beeren, Insekten und Nüssen. Haselmäuse die Geologie und Mineralogie von Sieger- wald kennen zu lernen. sind hervorragende Kletterer, die nachts auf land, Westerwald, Lahn und Taunus eine Nahrungssuche durch die Kronen der Obst- besondere Rolle. Hierüber hat Roth in den Literatur bäume und die Haselhecken streifen. achtziger Jahren einen Wegweiser verfasst, REITENBACH, A. (1965): Die Torfgrube bei Als das Team eine Woche später wieder den der für die Region nach wie vor von grundle- Schauren. - Heimatkalender Kreis Bernkas- Vogelkasten kontrollierte, war zu deren gender Bedeutung ist. Entsprechend tel-Kues 14: 111-113, Bernkastel-Kues. Freude die Haselmausfamilie zurückge- umfangreich ist sein privates Archiv, das kehrt. Sie hatten sich aus Blättern des Apfel- Roth nun zu Teilen dem Emser Museum zur Hans Reichert, Trier baumes ein neues Nest gebaut, das nun sau- Verfügung stellt. Vor allem alte geologische (Fotos: Kurt-Werner Augenstein) ber und trocken war. Nun hoffen wir, dass Karten weckten das Entzücken der Muse- die Familie den Winterschlaf sicher verbringt umsleute. und wir im nächsten Frühjahr die Tiere wie- Zusammen mit Dr. Meinhard Olbrich und der beobachten können. Frau Massing stellte Dr. Roth fest, dass das Museum lebt und sich entwickelt. So geht Edenkoben Günther Hahn, Edenkoben die Museumsbahn mit Volldampf der Voll- endung entgegen. „Wenn wir bald die letz- Ein Zuhause für Haselmäuse te Schraube eingedreht haben, verfügt unsere Bahn mit Kehrschleife über eine Zwischen Edenkoben und dem Haardtrand Mittelrhein / Westerwald Gleislänge von 280 Metern”, erklärte Frank pflegt die Ortsgruppe Edenkoben mehrere Girmann. Streuobstwiesen. Dazu trifft sich das Green- Emser Bergbaumuseum Von einem weiteren Projekt konnte der Lei- Team wöchentlich mittwochs um 16 Uhr bei ergänzt Sammlungen ter des Museums begeistert berichten. Rolf Lambert neben der Verbandsgemein- Gemeinsam mit der Ruhr-Universität deverwaltung. „Sie haben immer genau das im Gepäck, Bochum werden Kamerafahrten im geflute- Im Winter werden die Bäume geschnitten, was uns noch fehlt”, freute sich Frank Gir- ten Weidtman-Schacht der Grube „Neu- Benjeshecken angelegt, Vogelkästen ge- mann vom Emser Bergbaumuseum, als er hoffnung” durchgeführt. Die Schilderung baut und aufgehängt. Dadurch bietet das Dr. Hermann Josef Roth auf der Emser Hütte des Filmprojekts stieß auf großes Interesse. Team den Höhlen- und Halbhöhlenbrütern begrüßte. POLLICHIAner Roth war zum wie- Dr. Roth, der zuletzt Bonner Geologen im Nistmöglichkeiten und auch verschiedenen derholten Male von seinem Wohnort Bonn Rahmen einer Exkursion „Auf den Spuren Insekten Unterschlupf. ins Refugium des Emser Vereins „Bahnen von Goethe und Humboldt” hierher organi- Nun ist die Brutzeit der Vögel schon lange und Bergbau” angereist. Dort überreichte er siert hat, fasste seine Eindrücke zusammen: vorbei, und die Kontrolle und Säuberung der dem Vorsitzenden Girmann zahlreiche „Immer wenn ich zu Ihnen komme, erfahre Nistkästen läuft. Das ist immer sehr span- Dokumente aus seinem privaten Archiv, ich etwas erstaunlich Neues. Sie halten das nend. Welche Vogelart hat sich ein Nest neben seltenen Publikationen auch histori- Wissen über den Bergbau in der Region gebaut und gebrütet? Waren die Gelege alle sche Karten zur Geologie und zum Hütten- wach.” vollständig ausgebrütet und haben alle wesen. Damit, so Girmann, werden die Jungvögel überlebt? Gab oder gibt es außer umfangreichen Bestände des Museums Herbert Baum Landespflege und Naturschutz

Modell unserer Zeit: Natura 2000 - von Gemein- den verscherbelt oder von uns gerettet? - Der Fall „Friedforst-Stra- ße Staudernheim“

Natura 2000 ist das europäische Schutzge- bietssystem, bestehend aus FFH- und Vogel- schutzflächen, in dem viele Hoffnungen, vor allem aber viel Natur steckt. Europas beste! Bekannt ist aber auch, dass immer wieder viele Eingriffe den Schutz unterhöhlen - trotz Verträglichkeitsprüfungen, die aber oft schönfärberisch ausfallen. Abb. 1: Räumliche Problemlagen entlang der geplanten Zuwegung (derzeit schma- Eine unrühmliche Rolle spielen die Gemein- ler Wirtschaftsweg; rote Linie): den, jedenfalls viele davon, obwohl sie doch 1 - Schule / Kindergarten (Sensibilität) eigentlich vor allem Träger des Gemein- 2 - Nahe der Natur-Gelände: Museum / Naturparadies / Naturschutzprojekt / Stille- wohls sein sollten. Sie waren es aber, die Bildung schon bei der Natura 2000-Ausweisungs- 3 - Natura 2000-Gebiet (grobschematisch grün umrandet): Bei 3 besonders hoch- phase besonders erbitterten Widerstand wertiger, bisher ruhiger Lebensraumkomplex und -verbund leisteten. Sie sind es auch, die in vielen 4 - Magerrasenhang-Mähwiesen-Fels-Biotopverbund Klein-Kleins den Naturschutz allzu oft aus- fransen: Hier ein Windrad für die Gemein- auch Gutachterbüros, die für eine Schein- um modellhaft Natur - und sollte vom Natu- dekasse, dort ein Baugebiet in die FFH-Flä- verträglichkeit der naturzerstörenden Pro- ra 2000-Schutz eigentlich auch selbst vor che hinein, den Natur-Randstreifen noch jekte sorgen. Behörden schweigen, sind Eingriffen abgesichert werden. Die Grün- weg - sauber, geht doch, oder? überfordert, entmachtet oder gar Teil die- dung war einst gut abgestimmt mit Ortsge- Natürlich braucht man als Gemeinde Geld, ses Prinzips. Verbände toben - oft umsonst. meinde, Verbandsgemeinde und Kreisver- vergisst dabei aber oft die viel langfristigere So läuft das – viel zu oft. Ein besonders waltung. Das läuft jetzt seit 2012 überaus Wertschöpfung z. B. der Natur jenseits von dreister Versuch findet derzeit in Staudern- erfolgreich. Damit ist öffentliche Wert- (aus)genutztem Grün. Und gerade heim (Nahe) statt. Ein Modell!? schöpfung für die Gemeinde verbunden - Gemeinden, die von uns allen getragen Dort gibt es einen bedeutsamen ruhigen und auch überregional strahlt das aus: Bil- und öffentlich steuerfinanziert sind (derzeit und unzerschnittenen Lebensraum- und dung, Touristen, Image der Umgebung, gute Geldausschüttung), sollten nicht wie Natura 2000-Komplex im Nahetal (Seiten- Lebensqualität - all das, was sich Gemein- schlechte Firmen auf schnelle Mehreinnah- zweig). Dort hat sich zudem das Natur- den durch solche Initiativen nur wünschen men setzen und dafür ihr scheinbar unbe- schutz-Museum „Nahe der Natur” gegrün- können. quemes Tafelsilber an Natur und Kultur ver- det (www.nahe-natur.com, wir berichte- Doch die Gemeinde möchte nun selbst scherbeln. Ihr fallweiser Geldmangel ist ten im Heft 1/2017, Engagement Michael investieren und sich in eine andere Rich- meist durch eine bestimmte Geld- und Auf- Altmoos). Das setzt - durchaus modellhaft - tung entwickeln - natürlich, wir kennen das gabenverteilungsstruktur begründet (kann für die Gemeinde und die Öffentlichkeit die bereits, aus (angeblichem) Geldmangel. und muss man strukturpolitisch ändern), sonst ach so hinderliche Natur vor Ort sanft Die Idee: Mit dem eigenen Gemeindewald vielerorts aber durch schwerwiegende in Wert, sorgt für Touristen, sanftes Natur- (FFH) auf der Höhe oberhalb der Museums- eigene Fehler (unsinnige teure Projekte), erlebnis und sorgsame Besucherlenkung. flächen und oberhalb der Hänge will man denen man mit Gewinnabsicht wieder Auf acht Hektar Eigenfläche, eng vernetzt mehr Geld verdienen. Das soll durch einen neue aber auch oft problematische Projek- mit den angrenzenden viel größeren Natu- „Friedforst” geschehen, also eine im Trend te hinterher schiebt. Und immer gibt es ra 2000-Lebensräumen, schützt das Muse- liegende Waldbegräbnisstätte. Endlich mal 28 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Und es wurde ausgerechnet die problema- tischste von mehreren möglichen Varianten gewählt, die mitten durch den sensibelsten und ruhigsten Natura 2000-Bereich gehen würde: ein engmaschiges Lebensraummo- saik par excellence, ein Paradies für Schling- natter, Eidechsen (FFH-Arten), Schmetter- linge, mit Magerrasenhängen, Mähwiesen und einem fantastischen Wiesen-Wald- Mosaik (größtenteils FFH-Lebensraumty- pen) - in Vernetzung mit den Museums-Flä- chen. Der Natura 2000-Kernbereich und bestehende intakte Biotopverbund würde dann durch erheblichen Verkehr belastet und zerschnitten, wo bisher nur geringer und noch verträglicher landwirtschaftlicher Anlieger-Verkehr und wenige Fußwanderer auf dem bestehenden schmalen Wirt- schafts- und Wanderweg verläuft. Ein par- Abb. 2: Impression vom jetzigen kaum befahrenen Wirtschaftweg zwischen Mager- tieller Ausbau des Weges ist mit beabsich- rasenhang, Mähwiesen und Waldkomplexen (darin FFH-Lebensräume, FFH-Arten - tigt. darunter Reptilien und Tagfalter). Dessen geplante Nutzung und Ausbau als Ver- Zudem hat man den für den Friedforst vor- kehrsstraße kann angesichts der Lebensräume hier eindeutig nicht verträglich gesehenen Waldbereich (alles FFH) gerade gestaltet werden (Bild: Juni 2017). auch noch mal kräftig durchforstet. Das wird also nichts mit wirklich alten Bäumen eine schöne Sache, nicht wahr? mitten im bisher verkehrsarmen Natura im Friedwald. Kritisch kann auch die mit Doch das „nicht wahr” ist hier entschei- 2000-Flächenkomplex, einer der letzten Urnenbestattungen einhergehende Stoff- dend. Während an vielen Stellen „Friedwäl- ruhigen Räume entlang der Nahe. Das mag problematik sein, die man ausgerechnet der” durchaus wunderbar sein können, gut für Trauernde und Besucher sein, aber jetzt in diesen unbelasteten FFH-Wald ein- aber auch inzwischen schon längst Überka- die müssen erst mal dorthin fahren. bringen würde. pazitäten haben, hat man hier eine Lage So macht die Lage weit abseits von jeder Neben den Natura 2000-Schutzgütern ganz weit abseits von Verkehrswegen Hauptstraßenanbindung eine Verkehrszu- würde auch das modellhafte Naturgelände gewählt - mitten in Natura 2000/FFH-Wald, wegung erforderlich, die nicht einfach ist. des Museums angeschnitten werden, teils abgegraben, darunter die beliebte und mühsam entwickelte Schmetterlings- Schauwiese mit ihren Böschungshabitaten. Das stille wilde Museums-Wald-Gelände (zudem ein besonderes „Wildnis”-und Stil- le-Bildungs-Projekt) würde durch Straßen- lärm entwertet - letztlich existenzbedro- hend für dieses Naturschutzprojekt. Das darf doch nicht wahr sein? Ausgerechnet diese kritischste Zuwegung möchte die Gemeinde ganz unbedingt durchsetzen, weil es für sie die scheinbar bil- ligste Variante ist - ohne aber die Wertschöp- fung des Museums und der besonderen Natur für sie auch selbst einzurechnen. Guten Mutes versuchte das Museum seit zwei Jahren den Dialog - viele Gespräche: bisher erfolglos. Nicht dass die Gemeinde absichtlich unbedingt das Museum und Natur zerstören möchte, aber sie würde das letztlich schon in Kauf nehmen, so sehr Abb. 3: Genieße die Stille: Motto-Tafel mit Bildern des Naturschutz-Museums, des- hängt sie an dieser einen „billigen” Zuwe- sen besonderes Konzept und Flächenqualität, relative Stille und wertvolle Lebens- gungsvariante, so das frustrierende Zwi- räume (mit Wildnisteilen) durch die geplante Friedforst-Straße gefährdet würde. schenergebnis. Ein geplanter Autodurchfahrtsverkehr jenseits der wenigen heutigen Anlieger-und Wie geht die Gemeinde das an? - So wie Landwirtschaftsfahrten wäre angesichts von Lärm, Abgasen und Geländeabgra- Gemeinden es überall versuchen: Zunächst bungen (Straßenverbreiterung) in diesem sensiblen Bereich zerstörerisch. Dazu wird abgewiegelt: Da gäbe es doch wohl kommt das drohende vermehrte Überfahren von frei lebenden Kleintieren und kaum Verkehr, alles kein Problem, nur 40 Schmetterlingen, die hier bewusst erlebt werden können. Die Museumsflächen und Bestattungen und 800 Autos im Jahr als Natura 2000-Flächen (Abb. 2) liegen nahe beisammen und stehen in engem funktio- erste Prognose. In der Tat wären diese Zah- nalem Zusammenhang. len und ein „verträumter Friedforst” kein POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 29

Problem und man hätte sich auf eine solche schutzfachliche Stellungnahme abgege- Ernährung und Forsten mit dem abstrakten Begrenzung geeinigt, aber die Glaubwür- ben, die auf Natura 2000 ausgerichtet ist, Charakter des Bundes- und des Landesna- digkeit dieser Zahl leidet, wenn man sich eine verkehrsreiche Straße klar ablehnt und turschutzgesetzes. Dort findet sich keine andere Friedforste anschaut. Inzwischen - konstruktiv auf mögliche Alternativen ver- Silbe, keine Zahl dazu, wie die Kompensati- nach Widersprüchen - hat die Gemeinde weist. Und auch das Museum für Natur- on von Eingriffen zu bewerkstelligen ist. Es deutlich höhere Prognosen vorgelegt, die in schutz arbeitet engagiert weiter, um Natur- heißt dort lediglich, dass die von Eingriffen der Tat erheblich wären. 3500 Bestattungs- schutz positiv und kreativ anzubieten und betroffenen Funktionen des Naturhaushalts plätze sind im ersten Abschnitt auf 3,5 ha setzt sich mutig gegen diese Friedforst-Stra- gleichartig oder gleichwertig auszugleichen geplant. Über 100 Bestattungen im Jahr ße und für Natura 2000 ein. Mehr und mehr sind. Unter Gleichartigkeit kann man sich werden angestrebt. Nur dann kann man ja Menschen unterstützen das. noch etwas vorstellen - aber was soll auch überhaupt erst Geld verdienen. Sicher Das Ergebnis ist offen und wir haben doch „gleichwertig” sein? Wie berechnet man würden viele tausende Autos in das bisher noch Hoffnung, dass eine gemeinsame Visi- den Naturhaushalt? Andere Bundesländer, verkehrslose/verkehrsarme Gebiet neu ein- on von POLLICHIA und Naturschutz-Muse- etwa Baden-Württemberg, haben als ein fahren, würden den sensiblen Lebensraum- um hier erfüllt wird - vielleicht ist das dann Hilfsmittel Punktwertsysteme für Biotopty- komplex zerschneiden, Tiere töten. Viel zu auch modellhaft: Wir träumen von mehr pen eingeführt. Sie sind praktikabel, aber viel für diese sensiblen Stellen. Und dennoch und mehr Bürgern, die Natur achten und lie- nur im Rahmen des Ökokontos vorgeschrie- findet die Gemeinde willige Planungsbüros, ben. Von Gemeinden, die nicht nur ans ver- ben. In Rheinland-Pfalz gibt es eine solche die all das noch FFH-verträglich erscheinen meintlich schnelle Geld denken, sondern Vorlage nicht. lassen wollten und - Stand Juli 2017 - weiter- langfristige Wertschöpfung von Natur und Diese Lücke wird auch mit der vorgesehenen hin so mittragen. Absurd - wie fast überall. öffentlichen Einrichtungen im Auge haben. Landeskompensationsverordnung nicht Kennen wir? Von Planungsbüros, die nicht devot ihren geschlossen. Aber immerhin gibt es mehr Mit all unserer fachlichen Erfahrung können Auftraggebern alles hinzubiegen versu- Klarheit zur Kompensation von Beeinträch- wir jedoch ganz sicher sagen, dass es hier in chen, sondern diese und auch sich selbst tigungen des Landschaftsbildes, auch und diesem speziellen sensiblen Bereich - im korrigieren, wenn sie anfangs einen fal- gerade durch Windenergieanlagen. Unterschied zu einigen anderen Bereichen - schen Ansatz hatten. Von Planern und In der Genehmigungspraxis war allgemei- keinen Ermessensspielraum gibt, wenn Behörden, die erhebliche Unverträglichkei- ner Konsens, dass eine echte Kompensation Natura 2000 halbwegs ernst genommen ten auch wirklich erkennen, diese klar der Landschaftsbeeinträchtigung durch würde: Diese spezielle Zuwegung ist über- ablehnen und Alternativen mitverfolgen - Windenergieanlagen, also eine gleichartige haupt nicht verträglich gestaltbar. Aber es besser spät als nie. Und von Natura 2000, oder gleichwertige Wiederherstellung des gäbe, und das ist bei all dem die gute Sachla- dessen großartige Idee nicht durch vorge- Landschaftsbildes, nicht möglich ist. Für sol- ge, andere Alternativen und Lösungen: Eine nannte Dinge weiter ausgefranst werden che Fälle sind als „ultima ratio” Ersatzzah- komplette Lageverschiebung der Friedforst- darf, sondern ein echtes Netzwerk des lungen vorgesehen. Sie sind an die Stiftung fläche und/oder ganz andere Zuwegungen Lebens bildet. Für unsere Zukunft. Dafür Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zu leis- (mehrere Varianten in anderen Raumberei- arbeiten wir. ten. Zur Höhe der Ersatzzahlungen gab es chen) wären prinzipiell möglich. Doch die Und zur Not: Nicht jede Gemeinde braucht keine Festsetzungen. Mehrere, allesamt Gemeinde verweist nur auf ihre einstimmi- einen Friedforst, braucht eine Schnellstraße, abstrakte und komplizierte Berechnungs- gen Beschlüsse, ihre Planungshoheit und braucht ein Windrad… - Verstehen wir uns? modelle wurden bei den einzelnen Verfah- auf die scheinbar billigste Straßen-Investiti- Aber alle brauchen Natur. Jedenfalls die ren angewendet. Die Landesregierung on: All das stur auf Kosten der Natur und des beste, die wir noch haben. Die letzte. Das hatte den Landkreisen das sogenannte Museums, das ihr selbst doch auch so von letzte. „Alzeyer Modell” empfohlen, verbindlich Nutzen ist. war das aber nicht. Aus Staudernheim wieder zum allgemei- Michael Altmoos, Staudernheim Mit der Kompensationsverordnung wird für nen: So etwas findet in vielen Variationen (Fotos: M. Altmoos) Windenergieanlagen sowie alle anderen landauf landab leider fast täglich statt, oft Mast- und Turmbauten bestimmt: Pro Meter das gleiche Muster: Anfangs nette Idee Höhe der Gesamtanlage sind 350 bis 700 € (hier: Friedforst) - aber völlig falsche Pla- zu zahlen, je nachdem, welcher Wertstufe nung, falsche Lage, falsche Verkehrsanbin- Der Wert von Natur und das betroffene Landschaftsbild angehört. dung mit drohenden Zerstörungen (obwohl Landschaft - Rheinland- Das ist eine einfache Berechnung und inso- es Alternativen gäbe) - trotzdem Durchzie- Pfalz erlässt eine Kompen- weit eine immense Verbesserung gegen- hen wollen, weil es kurzfristig billiger über den bisher verfügbaren Methoden! erscheint und man sich festgelegt hat sationsverordnung Eine Anlage zur Verordnung enthält den (begleitend geht es auch um Macht-Durch- Bewertungsrahmen. Es werden vier Stufen setzungs-Aspekte!) - Keine weitere Reflexi- Die Landesregierung wird eine „Verord- unterschieden, deren Wert einerseits von on, ob das überhaupt nötig ist (Nullvarian- nung über die Kompensation von Eingriffen der „Vielfalt der Landschaft als Ausdruck te?) und kein ernster Blick oder Fantasie auf in Natur und Landschaft” erlassen. Eine ent- des natürlichen und kulturellen Erbes”, verträglichere Alternativen - begleitend ein sprechende Kompensationsverordnung ist andererseits von den „Funktionen im Schlechtmachen der Widerständler und auf Bundesebene schon seit Jahren im Wer- Bereich des Erlebens und Wahrnehmens eigenes Schönfärben für die Öffentlichkeit. den begriffen, kommt aber wegen der Unei- von Landschaft einschließlich landschafts- Wir sind überzeugt, dass ein Großteil der nigkeit der Länder nicht voran. Zu dem Ver- gebundener Erholung” abhängt. vielen Naturzerstörungen völlig unnötiger- ordnungsentwurf hat die POLLICHIA eine Die Ersatzzahlungen erscheinen aber recht weise und nach diesem immer gleichen Prin- Stellungnahme abgegeben, deren Inhalte gering: zip abläuft, das hier so klar zu Tage tritt - und hier wiedergegeben werden. l Bei Mast- und Turmbauten in land- endlich einmal durchbrochen werden muss. Den Bedarf an der Verordnung begründet schaftlich hochwertigen Gebieten Daher hat die POLLICHIA hierzu eine natur- das Ministerium für Umwelt, Energie, wären für eine 200 m hohe Anlage 30 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

gesehene Bewertungsrahmen für die „Vielfalt der Landschaft” ist der folgende: l Hervorragend: Eine Landschaft von europaweiter Bedeutung aufgrund ihres Gesamtcharakters oder aufgrund einer hervorragenden Ausprägung charakteristischer Merkmale der jeweiligen Landschaftskategorie, z. B. Biosphärenreservat, Weltkulturerbe. l Sehr hoch: Eine Landschaft von deutschlandweiter (bzw. potentiell europaweiter) Bedeutung aufgrund ihres Gesamtcharakters oder aufgrund einer sehr hohen Ausprägung charak- teristischer Merkmale der jeweiligen Landschaftskategorie, z. B. Land- schaftsschutzgebiete, Naturparke. l Hoch: Eine Landschaft von überregio- naler Bedeutung aufgrund ihres Abb. 1 Auch eine einzelne Windenergie-Anlage kann die Landschaft weithin prä- Gesamtcharakters oder aufgrund gen. (Foto: W. Weitz) einer hohen Ausprägung charakteristi- scher Merkmale der jeweiligen Land- 140.000 € zu entrichten - das erscheint der Verordnung von der Veränderung schaftskategorie. nicht allzu viel angesichts der Summen, betroffen ist, wird bei einer 200 m hohen l Gering bis mittel: Eine Landschaft mit die Betreiber von Windenergie-Anla- Windenergieanlage einen Radius von 3 km einer mittleren Ausprägung mehrerer gen zu investieren bereit sind. haben. Das ist wohl doch zu wenig, denn wertbestimmender Merkmale der l Die Errichtung z. B. eines Logistikge- Windenergie-Anlagen pflegen an exponier- Landschaftskategorien oder eine bäudes mit einer Grundfläche von 200 x ten Stellen errichtet zu werden, woraus sich Landschaft mit wenigen wertbestim- 100 m und einer Höhe von 20 m würde zwangsläufig eine weite Sichtbarkeit ergibt. menden Merkmalen. in weiten Teilen der Rheinebene eine In weitläufigen Gebieten wie dem Hügel- Sie haben die Unterschiede erkannt? Her- Zahlung in Höhe von 8.000 € erfordern. land östlich von und vorragend ist eine Landschaft mit hervor- l Eine Erweiterung einer Kiesgrube um weiten Teilen der Nordpfalz dominieren ragender Ausprägung, sehr hohe Bedeu- 5 ha würde in einem vorbelasteten Windenergie-Anlagen über 10 und mehr tung hat eine Landschaft mit sehr hoher Raum eine Ersatzzahlung von 7.500 € km hinweg den Landschaftsaspekt. Wir Ausprägung und hohe Bedeutung hat eine auslösen; die Beeinträchtigung der fordern in unserer Stellungnahme generell Landschaft mit hoher Ausprägung der cha- Landschaft durch Erweiterung z. B. größere Radien und eine Staffelung nach rakteristischen Merkmale der jeweiligen eines Steinbruchs in einem landschaft- der Anlagenhöhe: Landschaftskategorie… Wer soll damit lich höchstwertigen Mittelgebirge auf l Bei Anlagen bis 50 m Höhe das etwas anfangen können? Wann die Merk- gleich großer Fläche wäre mit 40.000 € 15fache der Anlagenhöhe (750 m) male der Landschaftskategorien hervorra- abgegolten. l Bei Anlagen bis 100 m Höhe das gend, sehr hoch oder wie auch immer aus- l Und noch als ein rein fiktives Beispiel: 25fache der Anlagenhöhe (2,5 km) geprägt sind, bleibt der Interpretation des Wollte jemand einen Kühlturm des l Bei Anlagen bis 200 m Höhe das Einzelnen überlassen. Kernkraftwerks Philippsburg nachbau- 50fache der Anlagenhöhe (10 km) Die folgenden Kriterien sind im Verord- en, bliebe sein Tribut für die Landschaft l Bei Anlagen bis 300 m Höhe das nungsentwurf für die Bewertung der Land- wohl noch unter 100.000 €. 100fache der Anlagenhöhe (30 km) schaftskategorien benannt: Die POLLICHIA fordert in ihrer Stellungnah- Besonders wichtig wird es für die Höhe der l Naturnähe me eine generelle Erhöhung der Ersatzzah- Ersatzzahlungen sein, welcher Wert der l Spezifische historische Nutzungen lungen. betroffenen Landschaft im Genehmi- l Anteil an naturnahen Biotopen Bei weithin sichtbaren Eingriffen stellt sich gungsverfahren zuerkannt wird. Nachdem l Zerschneidung die Frage, bis in welche Entfernung die land- man Landschaft nicht messen oder zählen l Markante Geländeformen schaftliche Veränderung reicht, denn hier- kann und sie stets subjektiv gesehen wird, l Bereiche mit besonderer kultureller von hängt es ab, welche Wertstufe für die ist es sinnvoll, dass der Verordnungsent- oder zeitgeschichtlicher Symbolkraft Ermittlung der Ersatzzahlung zugrunde zu wurf im Anhang eine Vorgabe zur Land- Die Kriterien genügen nicht vollständig legen ist. Ein Windrad kann man über Zeh- schaftsbewertung enthält. den allgemeinen Standards, die durch ner von Kilometern sehen, aber wird das Im Bewertungsrahmen bedarf es mög- mannigfache Literatur gegeben sind. Landschaftsbild auch für den „Normalbe- lichst präziser Vorgaben, damit die Bewer- Denn es fehlen einige Kriterien wie etwa trachter” über diese Distanz beeinträchtigt? tungen sachgerecht, mit landesweit glei- die Vielfalt unterschiedlicher Nutzungen, Hierzu gibt die Verordnung vor, dass in chen Maßstäben und ohne Willkürent- die Präsenz gliedernder Raumelemente einem Radius, der mindestens das 15fache scheidungen vorgenommen werden. Sol- sowie nicht-visuelle Eindrücke (Geräu- der Anlagenhöhe beträgt, die Landschaft che Vorgaben sind im Bewertungsrahmen sche, Gerüche). Warum hat man nicht mit der höchsten Wertstufe Grundlage der jedoch nicht enthalten. Hier verzichtet die einen der in anderen Bundesländern schon Berechnung sein soll. Kompensationsverordnung auf handhab- bestehenden Bewertungsrahmen über- Für die Praxis wird man das „mindestens” bare Vorgaben; sie bleibt abstrakt und nommen, sondern das Rad neu erfunden - vergessen können. Das Gebiet, das im Sinn offen für beliebige Auslegungen. Der vor- nur leider ziemlich eckig? Auf diese Weise POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 31

bietet der Bewertungsrahmen keine Rechtssicherheit.

Weitere Themen haben wir in unserer Stel- lungnahme mehr am Rande angesprochen: l Wir drängen darauf, die Verordnung dazu zu nutzen, dem (gleichartigen) Ausgleich wieder Vorrang vor dem (nur „gleichwertigen”) Ersatz zu geben. Er war, seit es die Eingriffsregelung gibt, ein Grundprinzip, wurde aber durch die Novelle des Bundesnaturschutzgeset- zes vor acht Jahren abgeschafft. Schon in unserer Stellungnahme zum neuen Naturschutzgesetz von Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2015 forderten wir, dass auf Landesebene diese Schwächung der Naturschutzkompensation aufgeho- ben wird - vergebens. l Die Ersatzzahlungen gehen an die Stif- Abb. 1: Ehemaliger Kalksteinbruch bei Kallstadt, ein landesweit herausragendes tung Natur und Umwelt Rheinland- Trockenbiotop. Pfalz, die damit Naturschutzmaßnah- men und -projekte fördert. Wir wollen heim und Leistadt teils ausgedehnte Kalk- Wände statt, und sie sorgten mit dafür, dass bei der konkreten Verwendung der Mit- trockenrasen und auch natürlich anstehen- sich auf schmalen Absätzen und der Ober- tel mitreden. de Felsbiotope, die aber bereits Mitte des 19. kante eine Felsvegetation bestehend aus Wir werden darüber berichten, was von Jahrhunderts dem sich ausdehnenden Arten der vorderasiatischen Steppen und unseren Vorschlägen, Anregungen und For- Weinbau zum Opfer gefallen sind. Aus den des Mittelmeergebietes bis heute erhalten derungen Eingang in die Landeskompensa- Angaben des 1836 erstellten Bayerischen konnte (HIMMLER & BURGER 2012, KAHNE tionsverordnung gefunden hat. Urkatasters kann eine Ausdehnung der 1960). Xerothermbiotope von 14,3 ha rekonstru- Die nur geringe Nutzung und damit zurück- Heiko Himmler, Sandhausen iert werden; geblieben sind knapp 2 ha haltende bauliche Unterhaltung des Sport- (HIMMLER 1990). Die Steinbrüche selber wur- platzes und die Anlage von kleinen, selten den nach Aufgabe der Nutzung aufgefüllt gemähten Freizeitflächen an der Nordhälfte und mit einer Erdschicht bedeckt, und als auf basischen Kalkböden ließen blumenrei- Hart am Rand: Pflegemaß- Folge sind heute bis auf eine Ausnahme alle che Lebensräume entstehen, auf denen oft nahmen für die Felsvege- Steinbrüche landwirtschaftlich genutzt. zahlreiche Tagfalter an Blüten von Wildem tation am Steinbruch Daher sind heute nur noch wenige Meter Dost (Origanum vulgare) oder Skabiosen hohe Felsabbrüche mit ihrer typischen Vege- (Scabiosa spec.) zu bestaunen sind. Auch Kallstadt helfen bedroh- tation sichtbar. Bei dem hier behandelten der schöne, aber nur nachts aktive Sma- ten Arten Aufschluss erfolgte eine spätere Umnut- ragdspanner (Thetidia smaragdaria) ist dort zung als Sportplatz. Bereits in früheren Zei- zu finden. Als lokale Besonderheit hat sich Fährt man aus der Rheinebene kommend ten fanden Pflegemaßnahmen der POLLI- der Dornige Hauhechel (Onononis spinosa) wenig nördlich von Bad Dürkheim auf Kall- CHIA am Fuße der größtenteils senkrechten von den angrenzenden Magerrasenbö- stadt und Leistadt zu, so fällt bereits von wei- tem der steile und hohe Abbruch eines vor Jahrzehnten aufgegebenen Steinbruchs auf. In dem wegweisenden Buch zur Geolo- gie der Pfalz des namhaften Geologen und ehemaligen POLLICHIA-Vorsitzenden Lud- wig SPUHLER (1957)ist „von den großen Kalk- steinbrüchen bei Kallstadt” die Rede, die er noch in Betrieb gesehen hatte, aber bald darauf, spätestens in den 1960er Jahren, stillgelegt wurden. An anderer Stelle steht geschrieben (BUCHER 1913), dass es bei Kall- stadt und Leistadt Kalköfen gab, die damals zur Gewinnung von Branntkalk dienten. Daneben wurden die gebrochenen Steine auch stets als Baumaterial für Häuser, Ställe und Mauern genutzt. Für ergänzende Infor- mationen zur Geschichte der Steinbrüche oder historische Fotos und Landkarten aus der Leserschaft wäre der Autor dankbar. Vor dieser Zeit gab es zwischen Bad Dürk- Abb. 2: Terrasse im Felsenbereich nach teilweiser Entfernung von Gebüschen. 32 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Abb. 3: Sabine Schütz aus Weisenheim am Berg beim Abschneiden von Gehölzen auf Abb. 4: Wohlriechende oder Graue Ska- einer Felskante. biose (Scabiosa canescens), ein Relikt vergangener Klimaepochen.

schungen in ansehnlichen Beständen auf chem Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) sche Mäharbeiten durch die Biotopbetreu- die aus roter Schlacke bestehende Spielflä- und im Falle der Widderchen an Gewöhnli- ung des Landes helfen, die Magerrasen in che des Sportplatzes ausgebreitet. Dort lebt chem Hornklee (Lotus corniculatus) als ein- ihrer Form zu erhalten. Am Rande stehende, der auf diese Pflanze spezialisierte und zige im Gebiet vorkommende potentielle ursprünglich aus Nordamerika eingeführte nachts wie tagsüber aktive, allgemein selte- Nahrungspflanze der Raupen angewiesen Gewöhnliche Robinien (Robinia pseudoaca- ne Nachtschmetterling Hauhechelspanner sind. Bei gezielten Erfassungsarbeiten mit cia) bedingen eine unerfreuliche Aussaat (Aplasta ononaria). Direkt oberhalb der Hilfe ultraviolett strahlender Lampen konn- und sollten zur Eindämmung der invasiven Steinbruchwand findet sich das Naturdenk- ten 2017 vom Autor mehrfach mehrere und die heimische Vegetation in vielen mal „Ödung auf dem Steinbruch“ mit Exemplare der erst 2016 bei uns wiederent- Gebieten nördlich von Bad Dürkheim artenreichen Steppenrasen, die unter ande- deckten Malveneule (Acontia lucida, siehe gefährdenden Art gänzlich entfernt wer- rem Heimat der wärmeliebenden, in Süd- POLLICHIA Kurier 33/1) gesichtet werden, den. Während auf anderen Kontinenten deutschland nur sehr lokal vorkommenden ebenso wie die seit gut zwei Jahrzehnten die Maßnahmen zur Eindämmung derart Goldhaar-Aster (Galatella linosyris) sind. Im Oberrheinebene besiedelnde, nach ihrer schädlicher Neophyten unternommen wer- Juli und August fliegen dort meist sehr zahl- Raupennahrungspflanze benannte Brom- den, findet das Thema bei uns kaum Beach- reich Silbergrüne Bläulinge (Polyommatus beereule (Dysgoniaalgira). Mehrfach sichte- tung. coridon) und vereinzelt Sechsfleck-Widder- te der Autor die im Gebiet heute weit ver- Eine Besonderheit des ehemaligen Stein- chen (Zygaena filipendulae) und Esparset- breitete, aber nicht häufige Gottesanbete- bruchs ist die nach Osten ausgerichtete, bis ten-Widderchen (Zygaena carniolica), wel- rin (Mantis religiosa) in braunen und grünen zu 15 m hohe Kalksteinwand. Die einsehba- che im Falle des Bläulings auf Gewöhnli- Exemplaren beiderlei Geschlechts. Sporadi- ren Bereiche an der Oberkante sind Wuchs- ort der unscheinbaren Kleinen Felsenkresse (Hornungia petraea) und des Blaugrünen Faserschirms (Trinia glauca). Blanke Boden- stellen aus nachrutschender Erde scheinen das Vorkommen des bereits früh im Jahr blü- henden und nur an sehr wenigen Stellen im Tertiärkalkgebiet zwischen Bad Dürkheim und Grünstadt zu findenden Kreuzblütlers zu begünstigen (Heiko HIMMLER, mdl. Mittei- lung). Auch die bedrohte Wohlriechende oder Graue Skabiose (Scabiosa canescens) wächst bevorzugt an kargen Stellen auf der Hochfläche und auch im Bereich der Steil- wand auf stufenartigen Absätzen. Der heute auf Rheinland-Pfalz und Hessen beschränkte, in Baden-Württemberg als ausgestorben geltende, sehr lokal verbreite- te Magerrasen-Glockenblumen-Blüten- spanner (Eupithecia denticulata) lebt an Rundblättrigen Glockenblumen (Campanu- Abb.5: Felsenkresse (Hornungia petraea), die konkurrenzschwach ist und deshalb la rotundifolia) über blanken, sonnenexpo- nur auf offenen Stellen wachsen kann, die dennoch nicht allzu trocken sein dürfen. nierten Standorten, wo die Raupen von der POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33

Wärme profitieren. Diese Schmetterlingsart und auch das an Flechten lebende Mauer- Flechtenbärchen (Paidia rica) wurden von dem verstorbenen Schmetterlingskundler Klaus PICKER aus Friedelsheim bis in die 2000er Jahre nachgewiesen. Weiter vor- kommende nachtaktive Schmetterlingsar- ten, für die neuere Belege teils ausstehen, sind Trockenrasen-Kräutereule (Lacanobia aliena), Braungelbe Leimkrauteule (Luteo- hadena luteago ssp. olbiena), Silbergraue Bandeule (Epilectalinogrisea), Braune Glatt- rückeneule (Aporophyla lutulenta), Gelb- grüner Winkelspanner (Euphyia frustata), Dunkler Schmuckspanner (Crocallis tuscia- ria) und Perlrand-Zwergspanner (Idaea moniliata). Ob sie die Felswand und ihr Umfeld noch besiedeln, soll durch gezielte Nachsuche in den kommenden Jahren durch den Autor gezeigt werden. Früher Abb. 6: Braunauge (Lasiommata maera), ein Felsenbwohner. waren diese Magerrasen durch einen bun- ten Schmetterlingsreichtum bei Tage gekennzeichnet, der heue so nicht mehr bewundert werden kann. Neben den auffäl- lien ist über den ArtenFinder (http://arten- eindrucksvoller Landschaft begründet. Die lig und rötlich gefärbten Arten Roter Sche- finder.rlp.de/) die Mauereidechse (Podarcis natürlich einsetzende Sukzession von ckenfalter (Melitaea didyma), Baldrian- muralis) nachgewiesen worden, zu erwar- Rotem Hartriegel (Cornus sanguinea), Scheckenfalter (Melitaea diamina), Wach- ten sind darüber hinaus die Schlingnatter Schlehe (Prunus spinosa), Rosen (Rosa telweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) (Coronella austriaca) und eventuell die spec.), Brombeere (Rubus spec.), Gewöhnli- und Großer Perlmutterfalter (Argynnis agla- Zauneidechse (Lacerta agilis). Letztere cher Robinie (Robinia pseudoacacia), Espe ja) kamen auch die kleineren Arten Kronwi- wurde in den letzten zehn Jahren in den (Populus tremula), Kirsche (Prunus avium) cken-Bläuling (Plebeius argus) und Himmel- Kalkgebieten bei Kallstadt und Leistadt und Kiefer (Pinus sylvetris) ist allzeit im blauer Bläuling (Polyommatus bellargus) wohl nur noch höchst selten gefunden. Mit- Begriff, die verschiedenen Relikte der letz- hier früher vor (SCHULTE 2007a, 2007b). glieder der POLLICHIA sind seit Generatio- ten Eiszeit und der warmen Perioden Ungünstige Veränderungen der Habitate nen aktiv in der Erfassung und ökologischen danach zu überwachsen. verbunden mit ihrer in den letzten Jahrzehn- Auswertung der Pflanzen, Tiere und Geolo- Mit dem Ziel, verschiedene Bereiche der ten abgenommen Größe haben sie alle ver- gie der Kalkgebiete zwischen Bad Dürkheim Steinbruchwand und nahegelegener Fels- schwinden lassen. und Grünstadt, und auch aktuell werden abbrüche wieder freizulegen, fand eine Steht man am oberen Rande des Stein- diese Arbeiten fortgesetzt. Begehung mit Vertretern der Ortsgemeinde bruchs und schwenkt seinen Blick von der Der besondere, auch ästhetisch anspre- Kallstadt, der Verbandsgemeinde Freins- weiten Ebene auf die darunter liegenden chende Charakter der Kalkgebiete liegt in heim und der Unteren Naturschutzbehörde Felsen, so sieht man im Mai/Juni und dem Mosaik aus blumenreichen Kalkmager- innerhalb der Kreisverwaltung Bad Dürk- August/September das Braunauge (Lasiom- biotopen und Gebüschen in morphologisch heim auf Einladung der POLLICHIA statt. Es mata maera) fliegen. Der Tagfalter bildet dort und im nahegelegen Naturschutzge- biet Felsenberg-Berntal bei Herxheim am Berg ein Schwerpunktvorkommen am Haardtrand, von dem ausgehend in den letzten warmen Jahren auch den Felsen ähn- liche Habitate wie die Friedhofsmauern in Bad Dürkheim, die Buntsandsteinbrüche bei Leistadt oder Vorgärten und die Realschule in Weisenheim am Berg besiedelt werden konnten. In kühleren Jahren scheint er sich dann weitgehend auf die genannten Kalk- gebiete zurückzuziehen. Krüppelartig wachsende, stark besonnte Schlehen (Pru- nus spinosa) an der Felsenwand bilden viel- leicht eines Tages wieder die Eiablageplätze des vor Jahrzehnten am Haardtrand ausge- storbenen Segelfalters (Iphiclides podaliri- us), der vom Nahetal ausgehend sich in Rheinland-Pfalz nach Süden im Pfälzer Berg- land ausgebreitet hat und möglicherweise hier wieder heimisch werden wird. An Repti- Abb. 7: Der an Kräutern lebende Smaragdspanner (Thetidia smaragdaria). 34 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

wurden mögliche Maßnahmen zur Entfer- BUCHER, W. (1913): Beitrag zur geologischen kürzlich ein besorgter Naturschützer. nung des Bewuchses am Hangfuß und an und paläontologischen Kenntnis des jünge- Ja! Lautet die fachlich korrekte Antwort. den Steilwänden erörtert. Dabei wurde ren Tertiärs der Rheinpfalz. - Geognostische Wenn kurz vor der Kartoffelernte Feldsprit- neben den technischen Möglichkeiten auch Jahreshefte 26: 1-102. zen durch den grünen Kartoffelbestand fah- besonderes Augenmerk auf eine ausglei- HIMMLER, H. (1990): Die frühere Verbreitung ren und Pestizide auf den bald erntereifen chende Betrachtung der verschieden Arten- der Xerotherm-Standorte um Herxheim am Kartoffelbestand sprühen, entspricht diese gruppen gerichtet, unter anderem weil wir Berg, Kallstadt und Bad Dürkheim-Leistadt. Maßnahme der sogenannten „guten fachli- uns in einem Europäischen Vogelschutzge- - Mitteilungen der POLLICHIA 77: 257-262. chen Praxis” in der Landwirtschaft. biet befinden und die zugehörigen Zielarten HIMMLER, H. & BURGER, R. (2012): Herxheim, Nach wenigen Tagen zeigt sich das Kartof- besonders berücksichtigt werden müssen. Kallstadt und Leistadt: Kalk-Trockenrasen. felkraut in braunen Farbtönen und vermit- Für besonders geschützte Vogelarten des S. 144-147. - In: GEIGER, M. (Hrsg.): Die Land- telt dem Betrachter den Eindruck, als ob ein Gebiets wie den Steinschmätzer (Oenanthe schaften um Bad Dürkheim. Ein Geo-Führer. Feuer über den Acker gezogen wäre - so wie oenanthe) und Neuntöter (Lanius collurio) - Verlag Pfälzische Landeskunde, Landau. es vor Zeiten üblich war, Getreidestroh wie sind großflächige, insektenreiche Habitate KAHNE, A. (1960): Die Vegetation der Step- Abfall auf den Äckern zu verbrennen, wenn mit nur lokalem Busch- und Baumbewuchs penheidegebiete bei Bad Dürkheim. - Mit- man es in der Tierhaltung nicht verwerten wesentlich für den Erhalt der Population, bei- teilungen der POLLICHIA, III. Reihe, H. 7: konnte. spielhaft für den Neuntöter wurde dies in 151-219. Nach Informationen der Pflanzenschutz- einer kürzlich publizierten Studie erneut wis- KRAUS, W. (1993): Verzeichnis der Groß- dienste Rheinland-Pfalz handelt es sich bei senschaftlich nachgewiesen (STOSS et al. schmetterlinge (Insecta: Lepidoptera) der den ausgebrachten Pestiziden um Entlau- 2017). Flächenhafte Verbuschung nimmt Pfalz. – POLLICHIA-Buch 27, Bad Dürkheim. bungs- und Sikkationsmittel verschiedener ihnen die Nahrungs- und damit die Lebens- SCHÄFER, P. (2012): Leistadt und Kallstadt: Wirkstoffgruppen, die Blätter und Stengel möglichkeiten. Kalksteine des Tertiärs. S. 26-29. - In: GEIGER, zum Absterben bringen. Die Wartezeit zwi- Es ist nunmehr geraten, nach vielen Jahren M. (Hrsg.): Die Landschaften um Bad Dürk- schen Pestizidanwendung und Ernte der Sukzession das Verhältnis zugunsten von heim. Ein Geo-Führer. - Verlag Pfälzische beträgt anhand von Informationen der Lan- offenen Bodenstellen für den Steinschmätzer Landeskunde, Landau. des-Pflanzenschutzämter 10 bis 12 Tage, je oder von Magerrasen und Felsvegetation zu SCHULTE, T., ELLER, O., NIEHUIS, M. & RENNWALD, nach Wirkstoff und Aufwandmenge, bzw. verschieben. Aufgrund des Unfallrisikos wur- E. (2007a): Die Tagfalter der Pfalz. Bd. 1. - ob zwei Anwendungen erfolgen, bis 24 den Maßnahmen durch beauftrage Landes- Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft Tage (Pflanzenschutzdienst Rheinland- pfleger in steilen Bereichen kritisch gesehen. 36. Landau. Pfalz). Darum und weil der Gehölzzuwachs auf- SCHULTE, T., ELLER, O., NIEHUIS, M. & RENNWALD, Nach dieser Maßnahme stellt sich wie so oft grund der Trockenheit dort relativ geringer E. (2007b): Die Tagfalter der Pfalz. Bd. 2. - bei der Anwendung von Pestiziden die Frage und Maßnahmen daher sehr effizient sind, Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft nach Rückständen in den Nahrungsmitteln haben Mitglieder der POLLICHIA in 15 Stun- 37. Landau. und für den Schutz der Biodiversität - her- den Arbeitseinsatz mehrere Dutzend Qua- SPUHLER, L. (1957): Einführung in die Geolo- nach gibt es auf dem Acker keine grünen dratmeter besonders geeigneter Terrassen- gie der Pfalz. - Verlag der Pfälzischen Gesell- Pflanzenteile mehr! stufen einschließlich Teilen der Oberkante schaft zur Förderung der Wissenschaften, Die Anwendung von Glyphosat zur Kraut- bereits im August entbuscht. Das Risiko Speyer. abtötung im Kartoffelbau ist verboten. Ob erwies sich als tragbar, nachdem nach Entfer- es dennoch von Landwirten für diese Maß- nung der ersten Büsche die Begehbarkeit Folgende Internetseiten erlauben nähere nahme angewandt wird, können nur regel- besser beurteilt werden konnte und sich so Information zur Verbreitung der oben mäßige und gezielte Untersuchungen ans weitaus größere Bereiche als erwartet als erwähnten Arten: Licht bringen (s. Glyphosat im Bier)! Zur Zeit zugänglich erwiesen. Trotzdem musste in der http://www.floraweb.de/ sind im Ackerbau 69 glyphosathaltige Pesti- Sommerhitze konzentriert gearbeitet wer- http://rlp.schmetterlinge-bw.de/ zide zugelassen (Pflanzenschutzdienst den, um einen unachtsamen Fehltritt mit http://artenfinder.rlp.de/ Rheinland-Pfalz). bösen Folgen zu vermeiden. Die teilweise Freistellung der Felsbereiche begünstigt auch Weiterhin zitierte Quellen: Bevor ich mich mit der Wortschöpfung nunmehr die weitaus bessere Zugänglichkeit STOSS, T., STRAUB, F. & MAYER, J. (2017): „gute fachliche Praxis” in der Landwirt- für Erfassungen der sehr besonderen Flora Gebüschbrüter profitiert von Gehölzentfer- schaft näher befasse, will ich zunächst die und Fauna. Da auch Besucher aus den umlie- nung. - Naturschutz und Landschaftspla- Gründe nennen, die von Vermarktern, Kar- genden Ortschaften gerne den Aussichts- nung 49 (7): 213-220. toffelanbauern und der landwirtschaftli- punkt aufsuchen, waren bereits leichte Tritt- chen Fachberatung in Bezug auf diese dem schäden an einem der letzten freien Zugangs- Michael Ochse, Weisenheim am Berg Verbraucher schwer vermittelbare Maßnah- punkte erkennbar. Auch hier ist nun auf- (Fotos: M. Ochse) me ins Feld geführt werden: grund der Erweiterung zugänglicher Berei- 1. Die chemische Kartoffelkraut-Abtötung che eine Entspannung zu erwarten, denn das dient der Erzeugung von marktkonformer schöne und überregional bedeutsame Ware, d. h. Regulierung der Knollengröße, Gebiet soll ja Besucher zum Naturgenießen Pestizid-Cocktail für Festlegung des Erntetermins (einheitliche einladen. Kartoffeln vor Ernte! Abreife), Muss das sein? 2. Verbesserung der Schalenfestigkeit (die Literatur und sonstige Quellen Kartoffelknolle lässt sich i. d. R. ohne Aus den verschiedenen die Geologie, Flora Beschädigung waschen, verpacken und und Schmetterlinge des Gebietes beschrei- Ist es gute landwirtschaftliche Praxis im Kar- transportieren, benden Quellen seien als erster Einstieg emp- toffelanbau, dass das Kraut vor der Ernte mit 3. bei später reifenden Kartoffelsorten wird fohlen: einem Herbizid gekillt wird? Das fragte mich mit der Pestizidanwendung die Gefahr von POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 35

Pilzinfektionen wie die Kraut- und Knollen- fäule (Phytophthora) minimiert, 4. Beschleunigung der Kartoffelernte, weil bei abgestorbenem Kraut die Kartoffelrode- Maschinen schneller fahren können (ISIP e. V.).

Wie organisieren Biobauern den Anbau von Speisekartoffeln? Im biologischen Landbau geben die aner- kannten Verbände, wie z. B. Bioland, Deme- ter oder Naturland eindeutige Produktions- richtlinien vor. Die Anforderungen und Regeln für die Anerkennung und Führung dieser Bio-Labels liegen höher als beim der- zeit meist geführten EU-Biosiegel. Und vor allem, sie kontrollieren deren Einhaltung jährlich! in jedem Mitgliedsbetrieb (Uto- pia.de). Die Eckpfeiler der Produktion im Biolandbau Abb. 1: Ein mit Herbiziden für die Ernte präpariertes Kartoffelfeld. (Foto: H. Himm- sind ein gesunder lebendiger Boden, der gut ler) mit organischer Masse, Humus, versorgt ist. Außerdem die Einhaltung strenger Regeln in den vergangenen 30 Jahren fast gänzlich und sauberes Wasser eintreten, u. a. die Ver- zur Anbaufolge der einzelnen Kulturen auf über Bord geworfen. Mit der unbegrenzten braucher, die nicht genug für die Nahrungs- dem selben Feld, auch mit dem Begriff Verfügbarkeit von Stickstoffdüngern und mittel zahlen wollen oder können. „Fruchtfolge” definiert. Hier gilt für den passenden Pestiziden glaubte man, die Anstatt die schwarzen Schafe des Berufs- Kartoffelanbau, dass er 20 % bis maximal Naturgesetze beherrschen zu können. standes aus dem Stall zu jagen, prügeln sie 25 % der Ackerfläche in der Kulturfolge Angebaut werden Kulturen, die hohe Stick- auf diejenigen ein, die mit ihrer berechtigten einer Vegetation einnehmen darf. Man stoffgaben vertragen, sich komplett mecha- Kritik die Bauern schützen wollen. setzt, mit einem geplanten Wechsel von nisieren lassen und hohe Massenerträge pro Und es ist nicht so, dass keine Handlungsan- Blatt- und Halmfrüchten und mehrjährigem Flächeneinheit (Hektar) bringen. Je nach leitungen vorliegen, wie dieses selbstver- Kleeanbau, auf die Unterbrechung des Region und Bodengüte entstanden hier- schuldete Problem zu behandeln ist. In der Infektionskreislaufs pflanzenspezifischer durch Monokulturen von Wintergetreide profunden landwirtschaftlichen Fachpresse Fungi, Vieren und Parasiten. D. h. der Selbst- (Weizen, Wintergerste), Raps, Mais und (die sich über weitere Abonnenten stets folgeabstand der Kartoffel muss mindes- Zuckerrüben. Und regional auch in hoher freut) zeigen Wissenschaftler Wege auf, wie tens vier Jahre betragen. Mit dem Anbau Dichte der Kartoffelanbau, der aus Regio- diese Entwicklung gestoppt werden kann. von möglichst krankheitsresistenten frühen nen mit nicht siebfähigen Böden quasi ver- An welchen Parametern eine zukunftsfähi- und mittelfrühen Kartoffelsorten, die im schwunden ist. ge Landwirtschaft ihre Produktionsverfah- August und September geerntet werden Auf natürliche Weise wurde mit diesem Ver- ren für Nahrungs- und Futtermittel ausrich- können, entkommen die Biokulturen i. d. R. halten allen spezifischen Kultur-Schädigern ten muss. dem Infektionsdruck der Kraut- und Knol- ein reicher Tisch gedeckt, und zwar alle Und zwar am Bodenschutz, dem Tierschutz, lenfäule (KOLBE et al. 2014). Jahre wieder. Dieses irrationale Verhalten dem Naturschutz und der Produkt-Sicher- Zur Kartoffelkraut-Abtötung stehen Bio- der Landwirte nutzte in erster Linie der che- heit für den Verbraucher. Nur dann werden landwirten nur zwei Verfahren zur Verfü- mischen Industrie, die große Massen an die Bauern aus dieser Sackgasse herausfin- gung: Düngemitteln und Pestiziden jährlich den (DLG-Mitteilungen 1/2013). 1. Mechanische Zerkleinerung mit Schlegel- umsetzen kann. Ob dieses unkritischen Hier eine Auswahl einschlägiger Veröffentli- mulchern, die mit dem Schlepper gezogen Umgangs bei der Anwendung von Pestizi- chungen in o. g. Ausgabe unter der Rubrik werden den zeigen im Ackerbau unerwünschte „Pflanzenschutz Praxis Herbizide ‘Heraus- 2. Thermisches Verfahren mittels Gasbren- Pflanzen, Fungi und Insekten bereits Resis- forderungen für das Frühjahr 2013’”: nern die über den Krautbestand fahren. tenzen auf bestimmte Mittel. Zu viele Land- Bernhard Werner: „Den Herbiziden Die beiden genannten Verfahren benötigen wirte reagieren auf das Problem nach dem geht die Luft aus” mehr Zeit pro Flächeneinheit und sind Motto „viel hilft viel” und erhöhen einfach Jan Petersen: „Diagnose statt Blind- wesentlich teurer, besonders das thermi- die Aufwandmenge. Und die chemische flug!” sche Verfahren, als der Einsatz von Pestizi- Industrie kommt mit der Entwicklung von Lena Uber & Peter Zwerger: „Und wann den (WILHELM et al. 2011). neuen Wirkstoffen kaum noch hinterher. kommt die Glyphosat-Resistenz” Natürlich spüren viele Landwirte, dass hier Klaus Gehring: „Bevor es zu spät ist” Warum müssen die konventionell etwas schiefläuft im System. Dass die Ver- Die geschilderten Probleme sind, wie hier wirtschaftenden Landwirte stetig braucher ob vieler Skandale verunsichert ersichtlich, schon seit Jahren bekannt. Pestizide anwenden? sind und z. T. auch das Vertrauen verloren Bevor den Bauern eine breite Palette von Die zuvor genannten Regeln zum Frucht- haben. Herbiziden zur Auswahl stand, war die Kar- wechsel, die seit Ende des 18. Jahrhunderts Und wie reagiert ein wesentlicher Teil unse- toffel in der Fruchtfolge erste Wahl, neben mit Forschungen und Anbauversuchen der rer Bauern? Vollkommen falsch! dem Anbau von Luzerne und Rot-Klee, um Agrarwissenschaften begründet sind, wur- Sie beschimpfen alle, die für Transparenz, im Ackerbau die unerwünschten Konkur- den in der konventionellen Landwirtschaft eine saubere Produktion, Produktsicherheit renz-Pflanzen (Ungräser u. Unkräuter), zu 36 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Methoden ist der Vorzug vor chemischen Methoden zu geben, wenn sich mit ihnen ein zufriedenstellendes Ergebnis bei der Bekämpfung von Schädlingen erzielen lässt.” In der Wissenschaft gibt es eine sehr kontro- verse Diskussion zu diesem Thema. Und es muss hier die Frage erlaubt sein, wessen Interessen mit der Entscheidungsfindung bedient werden. Der konventionell wirtschaftende Landwirt hat bei dieser weichen Formulierung die Möglichkeit, z. B. bei der Krautregulierung vor der Kartoffelernte (auch aus wirtschaft- lichen Gründen!) sich für die chemische Variante zu entscheiden und ein Pestizid auszubringen. Und dies in voller Überein- stimmung mit den Grundsätzen einer „guten fachlichen Praxis”! Abb. 2: Glyphosat-Anwendung in der Aue des Eisbachs - für die zuständige Behörde Der Biobauer muss sich entscheiden für ein gleichrangig mit Falschparken. (Foto: B. Schmitt) mechanisches Verfahren - Schlegel-Mulch- gerät - oder ein thermisches Verfahren, z. B. bekämpfen. Die für den Anbau intensive Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft gelun- Abflammgerät. Die Anwendung von Pesti- Bodenvorbereitung vor dem Pflanzen, das gen, gesetzliche Vorgaben in den Bereichen ziden ist ihm streng verboten. Um potentiel- Hacken und Häufeln, das starkwüchsige Bodenschutz, Anwendung von Dünge- und len Schädigern der Pflanzen die Entwick- Kartoffelkraut mit seinem breiten Blätter- Pflanzenschutzmitteln, Gewässerschutz, lungsmöglichkeiten zu begrenzen, muss er dach, nahmen i. d. R. jedem Konkurrenten Arten und Biotopschutz, weitgehend aus- alle traditionellen Möglichkeiten des Pflan- die Chance einer nennenswerten Ausbrei- zuhebeln. Erleichtert wurde dies, weil mit zenbaues und der Kulturführung ausschöp- tung. Doch diese Faktoren sind heute fast den betreffenden Gesetzen zwar Rahmen- fen. Und was bedeutet die ständig von Ver- ausschließlich im Öko-Landbau von Bedeu- bedingungen geschaffen wurden, diese tretern des Bauernverbands, Beratern und tung. aber nicht von präzisen, eindeutig formu- Politikern gebrauchte Worthülse „moderne Für viele Bauern führte diese vermeintlich lierten Verordnungen flankiert sind. Zur Ver- Landwirtschaft?” Sind 40 Jahre Pestizid- rationelle, jedoch kurzsichtige Produktions- deutlichung zitiere ich wie folgt. Kulturführung, ständige Überdüngung der weise in den wirtschaftlichen Ruin, weil sich Die „Richtlinie 2009/128/EG des Europäi- Bestände mit Stickstoff, Beseitigung von die Erzeugung der Produkte seit Jahrzehn- schen Parlaments und des Rates vom Grünland und Landschaftselementen ten nicht am Markt und dessen Nachfrage 21.10.2009 über einen Aktionsrahmen der „moderne Landwirtschaft?” orientierte. Die Politik besorgte mit der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwen- Da es auf EU-Ebene kein Zentralregister und Gewährung von ständig gezahlten Subven- dung von Pestiziden“ bildet die Grundlage Datenbank zum tatsächlichen Verbrauch tionen den Rest (LIEBRICH 2015). aller nationalen Regelwerke. der Mittel- bzw. Wirkstoffmengen über den Subventionen verhindern Innovatio- Hier steht: „Artikel 14 Integrierter Pflan- Pestizideinsatz der Mitgliedstaaten gibt, ist nen! Parallelen, die diese Aussage belegen, zenschutz (1) Die Mitgliedstaaten treffen die Überprüfung der Vorgaben von Artikel finden wir auch in anderen Wirtschaftsbe- alle erforderlichen Maßnahmen, um einen 14 (1) nicht möglich. reichen, s. Untergang der Solar-Modulher- Pflanzenschutz mit geringer Pestizidver- Zudem lassen die Formulierungen wie z. B. steller in Deutschland. wendung zu fördern, wobei wann immer „wann immer möglich” viel Spielraum für Im folgenden Teil wird der Begriff „Cross möglich nichtchemischen Methoden der die Entscheidung des Anwenders. Compliance” des Öfteren gebraucht. Vorzug gegeben wird, so dass berufliche Definition: Cross Compliance bedeutet Verwender von Pestiziden unter den für das- Cross Compliance Kontrolle und Regelwerk auf Gegenseitigkeit (Überkreuz- selbe Schädlingsproblem verfügbaren Ver- Sanktion verpflichtung). Es wurde auf EU-Ebene in fahren und Produkten auf denjenigen mit Nach EU-Recht müssen die in den Ländern der Agrarförderung eingeführt, um die Prä- dem geringsten Risiko für die menschliche zuständigen Fachrechtsbehörden einmal im mienzahlungen mit der Einhaltung vorge- Gesundheit und die Umwelt zurückgrei- Jahr bei mindestens 1 % der begünstigten gebener Standards auf Seiten der Landwirt- fen.“ Landwirte systematische Kontrollen durch- schaft zu verbinden. Es enthält Regeln zu Und ebenda in Anhang III „Allgemeine führen. Bodenschutz, Düngung, Wasserecht, Grundsätze des integrierten Pflanzen- Kontrolliert wird, ob die für den Betrieb rele- Umwelt- und Tierschutz, Lebens- und Fut- schutzes” heißt es: vanten Anforderungen gemäß den o. g. termittelsicherheit. 3. „Auf der Grundlage der Ergebnisse der Cross-Compliance-Verpflichtung eingehal- Überwachung muss der berufliche Verwen- ten werden. Bei dieser marginalen Kontroll- Zum Begriff der „guten fachlichen der entscheiden, ob und wann er Pflanzen- dichte stellt sich die Frage nach der Effizienz Praxis” in der Landwirtschaft – kor- schutzmittel anwenden will. Solide und wis- der Überwachung. rekter: Der sogenannten „guten senschaftlich begründete Schwellenwerte Neben der systematischen Kontrolle sind fachlichen Praxis”! sind wesentliche Komponenten der Ent- weitere Kontrollen aus anderem Anlass Mit der genialen Wortschöpfung „gute scheidungsfindung.” möglich. Diese können sich auch auf Hin- fachliche Praxis” ist es Vertretern der kon- 4. „Nachhaltigen biologischen, physikali- weise Dritter, also aus der Bevölkerung erge- ventionellen Landwirtschaft mit Hilfe von schen und anderen nichtchemischen ben. POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 37

Der Fall: Ein Landwirt sprüht Glyphosat mit gelaufene landwirtschaftliche Produktions- geprägtes Eigeninteresse an der Beachtung der Pflanzenschutzspritze auf Feldrai- weise wieder stärker auszurichten an den der guten fachlichen Praxis, da sie den Rah- ne, Graswege, Gewässerränder, außer- Grundsätzen. Es wurde das Greening in die men für den ökonomischen Erfolg bildet.” halb seiner Ackergrenzen! Dieser Verstoß Agrarförderung eingeführt, d. h. eine obli- Das Zitat ist aus einer Veröffentlichung des gegen die Anwendungsvorschriften des § gatorische Anbaudiversifizierung auf dem NABU Schleswig-Holstein wiedergegeben: 12 Abs. 2 Pflanzenschutzgesetz wurde von Acker, die Verpflichtung zum Erhalt von Die sogenannte „gute fachliche Praxis”. der Aufsichtsbehörde als Ordnungswidrig- Dauergrünland, die Flächennutzung im Wenn Grundsätze nicht eingehalten keit eingestuft. Das ist auf der gleichen Stufe Umweltinteresse. werden… wie Falschparken! Wie konnte es bei dieser Direktzahlungen (Agrar-Subventionen) Verfahrensweise gelingen, im Bundesnatur- wurden zur Flächenprämie, was eine voll- Literatur schutzgesetz, unter § 5 Land-, Forst- und ständige Entkopplung der Agrarsubventio- Bischöfliches Hilfswerk, Aachen (2017): Fischereiwirtschaft, Abs. (2), die Formu- nen von der Produktion bedeutet. Zum frings - Das Misereor-Magazin 1/2017: 21- lierung unterzubringen: „…insbesondere Greening gab die EU einen Rahmen von 25. die Grundsätze der guten fachlichen Praxis Maßnahmen vor, der sich zunächst verstärkt KOLBE, H., KARALUS, W., SCHUSTER, M., HÄNSEL, zu beachten”? an nachhaltigen Faktoren der Produktion M., SCHAERFF, A. & B. PÖLITZ (2012): Kartoffeln Lässt man die „Großen” schwarzen Schafe und am Naturschutz anlehnte. im Ökolandbau. Informationen für Praxis laufen und die „Kleinen” dienen zum Die Aufgabe der Ausgestaltung der Maß- und Beratung. - Herausgegeben vom Säch- Beweis in der Statistik? Eingereichte Photo- nahmen war Sache der Länder und in sischen Landesamt für Umwelt, Landwirt- Dokumente werden als sogenannte „mut- Deutschland auch der Bundesländer. In schaft und Geologie, Dresden. maßliche Verstöße” bezeichnet, auch als Deutschland liefen der Bauernverband und LIEBRICH, S. (2015): Bauern steuern auf selbst nicht mehr nachverfolgbar, weil die Aufnah- ein Großteil der Landwirte Sturm gegen die- gemachte Krise zu. - Süddeutsche Zeitung men vermutlich zu alt seien. Die mit den ses Ansinnen. Und die verantwortlichen vom 11. Oktober 2015. Kontrollen beauftragten Personen aus den Politiker bedienten die Interessen dieser LUDWICHOWSKI, I. (2015): Die sogenannte Verwaltungen haben den undankbarsten Gruppe. „gute fachliche Praxis“, Wenn Grundsätze Auftrag im ganzen System. Die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche nicht eingehalten werden. -NABU Schles- Der Deutsche Bauernverband, von den gro- Landwirtschaft” (AbL) vertritt konventio- wig-Holstein.(https://schleswig- ßen Ackerbauern dominiert, erreichte bei nell und ökologisch wirtschaftende Betrie- holstein.nabude/politik-undumwelt/land- der Politik, dass bei der Reform „Die be. Bei einer Informationsveranstaltung nutzung/landwirtschaft/fakten-hinter- Gemeinsame Agrarpolitik” im Jahr 2005, zum Thema „Zukunft der bäuerlichen Land- gründe). GAP Verordnung Nr. 1290/2005, ein Groß- wirtschaft” sagte ein junger, praktizieren- Pflanzenschutzwarndienst der Dienstleis- teil der Agrarsubventionen als Direktzah- der Landwirt (mit Hochschulabschluss) zum tungszentren Ländlicher Raum Rheinland- lung, bezogen auf die bewirtschaftete Flä- Thema Greening: „Ich lasse mir doch nicht Pfalz. che, den Bauern ausgezahlt wurde. Mit der vorschreiben, wie ich meinen Boden bewirt- THATE, A. & M. DIETZ (2014): Resistenzen GAP-Reform im Jahr 2013 werden fast alle schaften soll und was ich anbauen soll.“ gegenüber Pflanzenschutzmitteln. - Schrif- Subventionen in Form von Direktzahlungen Exakt nach diesen Vorstellungen sind in tenreihe des Sächsischen Landesamts für an die Bewirtschaftung der Fläche gekop- Deutschland die Greening-Programme Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Heft pelt. Mit dieser Regelung werden das einge- gestrickt worden. Die Sonderförderung gibt 5/2014. setzte Kapital und der Mechanisierungs- es auch für den Anbau von Ackerbohnen WEISS, S. (2017): Im Sojarausch. Gen-Soja für grad gefördert, nicht die Zahl der im Betrieb und Erbsen, mit Sicherheit wertvolle Kultu- den Export erobert Paraguay. Die Verlierer tätigen Menschen. ren. Aber: Die Kulturen bedecken den sind Bauern und Verbraucher. Die Geschich- Somit war der Weg in die agrarindustrielle Boden knapp 4 Monate, und im August darf te eines Skandals. - Misereor-Blog Produktion geebnet. Die Steigerung der wieder Glyphosat auf die Fläche gespritzt (https://blog.misereor.de/2017/04/27/para Technisierung (Großtechnik!) ist eines der werden. Präferiert waren z. B. Kleearten, die guay-im-sojarausch/). Ziele der GAP-Reform. Inzwischen verstei- keine Düngung oder Pestizide benötigen WILHELM, B. & O. HENSEL (2011): Landtechni- gen sich Verfechter der industriellen Land- und den Boden ganz- bzw. überjährig bede- sche Lösungen zur Beikrautregulierung im wirtschaft zu der Behauptung, Pestizidein- cken, Deckung und Nahrung für Insekten, Ökolandbau. Berichte aus der Forschung satz und Massentierhaltung mit Hochleis- Kleinsäuger und Vögel bieten. und Praxis. - Universität Kassel, Fachgebiet tungskühen (12.000 Liter Milch/Laktation) Die Vertreter des Bauernverbandes haben Agrartechnik Witzenhausen. seien klimafreundlicher als eine ökologisch eine sehr spezielle Sichtweise in der Ausle- ausgerichtete Land- und Tierwirtschaft. Die gung der Formulierung „gute fachliche Pra- Weitere Quellen Klimaschäden, die soziale Verelendung der xis”: Dezernat Pflanzenschutzdienst beim Regie- Kleinbauern, die Gen-Soja- und Maisanbau „Die Landwirte in Deutschland beweisen rungspräsidium Gießen in Südamerika für unsere Massentierhal- täglich, dass sie aufgrund ihres hohen Aus- DLG-Mitteilungen 1/2013 (Deutsche Land- tung von Geflügel, Schweinen und Rindern bildungsstandes und eines intensiven Infor- wirtschafts-Gesellschaft, Eschborner verursachen, vergisst man geflissentlich auf mations- und Beratungsangebotes die gute Landstr. 122, 60489 Frankfurt/M). der Rechnung (Hilfswerk Misereor). fachliche Praxis beherrschen und auch in der ISIP e.V. Informationssystem Integrierte Folge: Wer viel hat, bekommt viel, wer betrieblichen Praxis umsetzen. Die gute Pflanzenproduktion, Vorerntebehandlung, wenig hat, kommt „auf keinen grünen fachliche Praxis ist aber nicht die ‘StVO Stand 30.06.2017; www.isip.de; ISIP e.V. Zweig” und muss aufgeben. Ein unredlicher der Landwirtschaft!’ Rüdesheimer Str. 60-68, 55545 Bad-Kreuz- Weg, um den Strukturwandel in der Land- Eine Auslegung im Sinne von Betreiber- nach. wirtschaft zu beschleunigen. pflichten, was einer Bevormundung der utopia.de/ ratgeber/Biosiegel-Vergleich. Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpo- Landwirte gleich zu setzen wäre, ist daher litik (GAP 2013) wurde der Versuch unter- nicht möglich und auch nicht gewollt. Im nommen, die komplett aus dem Ruder Übrigen haben die Landwirte ein stark aus- Bernhard Schmitt, Weitersweiler Aus den Museen

„Forschungswerkstatt für Die Auszeichnung der „Forschungswerk- Bewusstsein für Biologische Vielfalt in der Menschen ab 5“ erhält statt für Menschen ab 5” als Projekt der UN- jungen Generation stärkt – und das schon Auszeichnung als Projekt Dekade Biologische Vielfalt war ein beson- seit vielen Jahren.” - So die offizielle Begrün- der UN-Dekade Biologi- derer Tag für mich, weil damit gleichzeitig dung der Fach-Jury. auch ein Abschied von einem Projekt ver- In diesem Sinne überbrachte Umweltstaats- sche Vielfalt bunden ist, das mein berufliches Leben sekretär Dr. Thomas Griese das Grußwort oder „Forschungswerkstatt kann geprägt hat. des Ministeriums für Umwelt, Energie, man nicht beschreiben – man muss Es war mir wichtig, dass die Auszeichnungs- Ernährung und Forsten verbunden mit den sie erleben!“ veranstaltung in einer dem Charakter der persönlichen Grüßen von Frau Staatsminis- Forschungswerkstatt entsprechenden le- terin Ulrike Höfken. Er würdigte auch den Das im Jahr 2014 mit dem Umweltpreis des bendigen Atmosphäre stattfand: Inmitten langjährigen Einsatz des Landkreises Kusel, Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnete des für Menschen ab 5 gestalteten Lernrau- der mit einer derartigen Einrichtung wie der museumspädagogische Bildungsprojekt mes mit seinen drei großen Arbeits-Spiel- Forschungswerkstatt die Kinder in besonde- „Forschungswerkstatt für Menschen ab 5” Räumen „Expeditionsbüro”, „Forschungs- rer Weise mit Natur in Verbindung bringe nahm eine neue Würdigung entgegen: Am labor” und „Museumsmalwerkstatt” - so und ihren „Forschungsgeist” wecke. 21. April 2017 wurde die Forschungswerk- wie er seit 28 Jahren als Forschungswerk- Den Worten des Staatssekretärs schloss sich statt offiziell als „Projekt der UN-Dekade statt im Erdgeschoss der Zehntscheune auf Landrat Dr. Winfried Hirschberger an. Er Biologische Vielfalt 2017“ ausgezeichnet! Burg Lichtenberg aufgebaut werden konn- ging auf die Entstehungsgeschichte der For- Die Auszeichnungsurkunde übergaben Dr. te. Eine Auswahl von zoologischen und schungswerkstatt ein, die parallel zur Errich- Thomas Griese, Staatssekretär des rhein- botanischen Präparaten des Pfalzmuseums tung einer Zweigstelle des Pfalzmuseums land-pfälzischen Umweltministeriums, und bildete zusammen mit Zeichnungen, For- für Naturkunde in der Westpfalz ab 1988 Dr. Winfried Hirschberger, Landrat des schungsprotokollen, Kartonmodellen, vorbereitet wurde. In diesem Zusammen- Landkreises Kusel, an Ute Wolf, Initiatorin Statements und von Kindern gestalteten hang überbrachte er auch die Glückwün- und langjährige Leiterin der Forschungs- Kunstwerken den Rahmen, in dem die sche zur Auszeichnung und Grüße von Dr. werkstatt. Urkunde, die Plakette und der „Vielfalt- Wolfgang Walter Gettmann, dem ehemali- Weil die Auszeichnung der Forschungs- baum” der UN-Dekade, der symbolisch für gen Museumsdirektor des Pfalzmuseums, werkstatt fast gleichzeitig zusammenfiel die bunte Vielfalt und einzigartige Schön- der mich 1988 als junge Biologin und Päda- mit dem bevorstehenden beruflichen Aus- heit der Natur steht, überreicht wurden. gogin ans Haus geholt hatte mit dem Auf- klang von Ute Wolf als Museumspädagogin Anwesend waren zahlreiche langjährige trag, Bildungskonzepte für die Zweigstelle am Pfalzmuseum für Naturkunde, wurde Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus zu entwickeln und umzusetzen. Der Erfolg diese Veranstaltung auch zu einer sehr per- Politik, Wissenschaft, Bildung und Natur- der Forschungswerkstatt diente als Wegbe- sönlichen Würdigung und Danksagung, an schutz ebenso wie ehemalige und jetzige reiter für das nachfolgende Urweltmuseum dieser Stelle aus der Sicht von Ute Wolf Forschungswerkstatt-Teams, ehemalige GEOSKOP, dessen regionale Bedeutung zur zusammengestellt. und jetzige Forschungswerkstatt-Kinder bis Darstellung der Erdgeschichte unter beson- Wegen der Besonderheit des Anlasses wird hin zum jüngsten Teilnehmer, der als jüngs- derer Berücksichtigung des „Rotliegend- hier ausnahmsweise der übliche Umfang tes Forschungswerkstatt-Kind an diesem Zeitalters” wächst – besonders angesichts von Kurier-Beiträgen gesprengt. Tag seinen 5. Geburtstag feierte. Gelebte der jüngsten regionalen Remigiusberg- Vielfalt! Funde mit weltweiter wissenschaftlicher Red. Gewürdigt wurde die „Forschungswerk- Relevanz. Dr. Hirschberger betonte, dass statt für Menschen ab 5” im Rahmen der durch das besondere Konzept der For- UN-Dekade Biologische Vielfalt als „attrak- schungswerkstatt eine wissenschaftliche tives umweltpädagogisches Bildungspro- Kreativität und damit auch die Sehnsucht jekt des Pfalzmuseums für Naturkunde, das der Kinder nach Natur geweckt werde, was vorbildhaft das Naturverständnis und das für die spätere Entwicklung von hoher POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 A U S D E N MUSEEN 39

Bedeutung sei. Aktualität. Museen mit Sammlungen von „Ich gehe so gern in die Forschungswerk- Dies bestätigen die vielen, auch jüngsten, „Zeitzeugen”, die es in aktuelle Entwicklun- statt, weil wir dort Tiere fangen, sie im Bino- Feedbacks und Statements von ehemaligen gen und Fragestellungen einzubinden gilt - kular ansehen und Protokolle schreiben. Das Forschungswerkstatt-Kindern und deren historisch wie naturwissenschaftlich - sind macht mir Spaß.” Eltern, von Lehrkräften und von Mitgliedern dazu prädestiniert, ihrem Bildungsauftrag in Lukas Morgenstern, 9 Jahre der verschiedenen Forschungswerkstatt- diesem Sinne nachzukommen. Teams. Obwohl man das, was Forschungs- Niemand verdeutlicht dies besser als ehema- „Ich gehe so gern in die Forschungswerk- werkstatt ausmacht, eigentlich kaum lige, damals 5-12jährige Forschungswerk- statt, weil wir dort Tiere erforschen und bas- beschreiben kann und man sie einfach erle- statt-Kinder, die zum Tag der Würdigung als teln.” ben muss, sind es die Erinnerungen vor 30-40jährige Erwachsene gekommen Janis Morgenstern, 5 Jahre allem an diese besondere Forschungswerk- waren. Einige, die in den Anfangsjahren statt-Atmosphäre, die wach geblieben sind immer wieder als Kinder an den Wochen- Matthias Warkus war das erste Kind am ers- und nachhaltig wirken. projekten der Forschungswerkstatt auf Burg ten Forschungswerkstatt-Tag auf Burg Lich- Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt Lichtenberg teilgenommen hatten, über- tenberg. Auf der Suche nach der allerersten dem Landkreis Kusel, insbesondere Herrn nahmen im Jugendalter die Betreuungs- Anmeldeliste fiel mir auf, dass er tatsächlich Landrat Dr. Hirschberger, der von Beginn an funktion für jüngere Kinder und wuchsen als am 28. März 1989 als damals Siebenjähriger dieses außergewöhnliche Bildungsprojekt Schülerpraktikanten oder Juniorassistenzen aus dem benachbarten Körborn zuoberst in der Zehntscheune auf Burg Lichtenberg in das Forschungswerkstatt-Team hinein. auf der Liste stand. Auch zu ihm ist die Ver- unterstützt hat und sich hat weiterentwi- Diese naturwissenschaftliche Nachwuchs- bindung nicht abgebrochen (WARKUS 2009). ckeln lassen, bis es nachfolgend auch in Trä- förderung am Museum findet auch heute Heute ist Dr. phil. Matthias Warkus Redak- gerschaft des Zweckverbandes Pfalzmu- noch statt - außerhalb von Schule und Uni- teur der Deutschen Zeitschrift für Philoso- seum für Naturkunde-POLLICHIA-Museum versität. Manche hat die Forschungswerk- phie und Mitbegründer des Vereins Denk- übernommen und teilweise auch im Haupt- statt auf ihrem beruflichen Weg begleitet welten e. V. mit dem Ziel, das erste Philoso- haus in Bad Dürkheim umgesetzt werden und manche kommen inzwischen mit ihren phie-Museum Deutschlands einzurichten. konnte. eigenen Kindern in die Forschungswerk- Seine Reflexion zur Forschungswerkstatt Ziel der Forschungswerkstatt (WOLF 1999a, statt. äußerte er mit kritischen Fragen zur tech- b, 2009, 2013, 2015; WIEGEL & WOLF 2006) Corinna Morgenstern, Konrektorin an der nisch geprägten Dominanz einer Wissen- ist es schon immer gewesen, die Teilneh- IGS Landstuhl und ehemaliges Forschungs- schafts-Fankultur im Internet: menden jeglichen Alters in die aktiven Auf- werkstatt-Kind hat später als Biologie-Refe- „... Als ich klein war, war ich fasziniert von gaben und Fragestellungen eines Naturkun- rendarin und Lehrerin an Fortbildungen im Wissenschaft und Technik, von Forschern demuseums einzubeziehen, sie teilhaben zu Pfalzmuseum teilgenommen, ist mit ihrer und Erfindern – ich benutze absichtlich die lassen an der Erarbeitung von naturwissen- Schulklasse in die Forschungswerkstatt männliche Form -, von allem, was groß ist, schaftlichen Fakten und deren Interpretati- gekommen und hat die mobilen Angebote kompliziert ist, Lärm macht, piepst und on. Dies betrifft das suchende und sam- der Forschungswerkstatt, wie die „Mobile blinkt. So geht es nicht nur mir, und das gilt melnde Verhalten im Gelände ebenso wie Kiste Artenvielfalt” oder „Pfalzmuseum bis heute. Wenn ich mir anschaue, wie Wis- das aufmerksame Beobachten, Erforschen unterwegs mit dem ArtenFinder” an ihre senschaft heute medial gehandelt wird – und Bestimmen von Lebewesen im Raum. Schule geholt: und insbesondere in jüngeren Subkulturen Gleichzeitig wird ein Freiraum für die eigene im Internet -, stelle ich sogar eine Zuspitzung emotionale Ausdrucks- und Gestaltungs- „Als Kind hat mir die Forschungswerkstatt fest. Wissenschaft und Forschung wird möglichkeit gegeben - fasziniert und inspi- einen Rahmen gegeben, in dem ich frei, aber immer noch und vielleicht stärker denn je riert von der Ästhetik der Naturstrukturen mit Unterstützung, meinen Forscherdrang identifiziert mit dem Erfinden von Technik. und deren Funktion. Daraus entwickeln sich ausleben konnte. Das damit verbundene Bild ist eher masku- ganz besondere Ausstellungen (WOLF 2004, Später hat diese Erfahrung mich dazu bewo- lin und aggressiv – ihr Sinnbild steht nicht SCHÖNBORN et al. 2007, SCHÖNBORN 2016), in gen, Lehrerin im naturwissenschaftlichen im Labor, geht auf Feldforschung oder denen die Wertschätzung von Biodiversität Bereich zu werden. Ich dachte, es müsse durchforstet stapelweise Literatur, son- auf verschiedenen Ebenen vermittelt wird. doch möglich sein, einen Teil dieser erlebten dern es ist der Silicon-Valley-Milliardär, der Dieses Konzept wird seit 1989 nachhaltig Freiheit und Eigenständigkeit im Unterricht auf abgedunkelter Bühne irgendetwas und konsequent mit verschiedenen For- für Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Technisches präsentiert, das große Teile schungswerkstatt-Teams und mit unter- Es ist möglich und mein Ziel geblieben. unserer Welt überflüssig machen oder schiedlichen thematischen Schwerpunkten Heute freue ich mich, dass es in Zeiten der doch wenigstens revolutionieren soll. und unter sozial-ökologischen Gesichts- Digitalisierung einen Ort für Kinder gibt, an Daran knüpfen sich bestimmte Vorstellun- punkten umgesetzt. Ich bin dankbar, dass dem sie mit ihren Fragen an unsere Umwelt gen von Rationalitäten und von Überlegen- ich dieses Konzept frühzeitig entwickeln ernst genommen und von Menschen heit, und auch eine Verachtung gegenüber und langjährig leitend begleiten durfte. Eine begleitet werden. wissenschaftlichen Tätigkeiten, die am Lernatmosphäre zu schaffen, die Sorgfalt Das genießen auch meine Kinder.” Ende nicht irgendwie für Informatik, und Vertrauen in die Erarbeitung von Fakten Maschinenbau oder vielleicht noch Bio- fördert, um zu einer eigenen Urteilskraft zu Ihre Söhne Lukas (9) und Janis (5) waren technologie nutzbar gemacht werden kön- gelangen, war für mich vor 28 Jahren in beeindruckt, als sie im Raum entdeckten, nen. einer Zeit, als die Umweltbildungsarbeit sich welche Libellenbilder ihre Mutter als Es gibt im Internet geradezu eine Wissen- langsam entwickelte, eine einmalige Chan- Jugendliche in dem Forschungswerkstatt- schafts-Fankultur, die bestimmte Identifi- ce und Pionierarbeit in der Umwelt- und Sonderprojekt „Kunst und Natur mit Kin- kationsfiguren hervorgebracht hat, und es Museumspädagogik. Emanzipatorische Bil- dern” gemalt hatte. Ihre eigenen For- ist kein Zufall, dass diese immer wieder mit dungsarbeit befreit von vorgegebener Welt- schungswerkstatt-Erfahrungen äußerten geringschätzigen Bemerkungen über Geis- anschauung ist nach wie vor von hoher sie so: teswissenschaften und Philosophie auffäl- 40 A U S D E N MUSEEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Staatsekretär Dr. Thomas Griese würdigte als Vertreter des Ministeriums für Abb. 2: Corinna Morgenstern, ehemali- Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz das Projekt „Forschungs- ges Forschungswerkstatt-Kind der ers- werkstatt für Menschen ab 5” als attraktives museumspädagogisches Angebot des ten Generation (1989) reicht den Sym- Pfalzmuseums für Naturkunde, das Naturverständnis und das Bewusstsein für Bio- bol-Baum der UN-Dekade Biologische logische Vielfalt in der jungen Generation stärkt. Ziel der UN-Dekade Biologische Vielfalt an ihren Sohn Lukas weiter, der Vielfalt von 2011-2020 ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt zusammen mit seinem Bruder Janis zur aufzuhalten. Die Auszeichnung beispielhafter Projekte soll dazu beitragen. (Foto: jüngsten Forschungswerkstatt-Gene- B. Schönborn) ration (2017) gehört. (Foto: M. Kallfelz)

lig werden (beispielsweise etwa Neil Präsident der POLLICHIA, denn der älteste ge Entwicklung gestaltet werden kann, wie deGrasse Tyson oder Stephen Hawking). Verein für Naturforschung und Landespfle- konkret BNE in Zukunft aussehen kann.” Die sozial-, Medien- und Kommunikations- ge in Rheinland-Pfalz hat die Vermittlungs- wissenschaften, ganz zu schweigen von arbeit von Artenvielfalt schon seit seiner Hans-Heiner Heuser ist einer der längsten der Literaturwissenschaft oder der Päda- Gründung im Jahre 1840 betrieben und erst Wegbereiter und für mich auch persönlicher gogik, sind ohnehin als nutzlose „Frauen- vor wenigen Jahren als Umweltbildung in Wegbegleiter der Umweltbildung. Schon fächer“ abgestempelt. sein Logo aufgenommen. Die junge Gene- lange vor der Forschungswerkstatt und Die potentiellen Auswirkungen auf die ration mit Begeisterung für die lebendige lange bevor Biodiversität und Bildung für gesellschaftliche und politische Kultur Natur und deren Schutz zu erreichen sei nachhaltige Entwicklung (BNE) sich sprach- hätte man vor ein paar Jahren noch erklä- eines der wichtigsten Ziele. Auch eines der lich manifestiert hatten, gründeten wir ren müssen, aber das hat uns die Realität ältesten Mitglieder der POLLICHIA-Orts- 1981 den deutschlandweiten „Verein zur mittlerweile leider abgenommen. gruppe Kusel konnte begrüßt werden, Sig- Förderung der Ökologie im Bildungsbe- Ich rechne es der Forschungswerkstatt mar Ohliger mit seiner Ehefrau, die sich reich”. Später folgte der regionale Arbeits- heute noch an, mir nicht nur erklärt zu schon seit Jahrzehnten für die Vielfalt in der kreis des „Pädagogischen Zentrums” in haben, dass das Reh nicht die Frau vom Natur ihrer Heimat einsetzen. Rheinland-Pfalz zur „Ökologischen Bil- Hirsch ist, sondern mir auch nahe gebracht Hans-Heiner Heuser überbrachte nicht nur dung”. Das dritte Treffen dieses ökologi- zu haben, dass Forschen mehr ist, als ein gro- die Glückwünsche und Grüße sondern auch schen Arbeitskreises fand am 4./5. Novem- ßer Erfinder sein zu wollen oder sollen. den Dank der Arbeitsgemeinschaft Natur- ber 1992 in der Forschungswerkstatt auf Die Welt kann die Forschungswerkstatt gut und Umweltbildung ANU Rheinland Pfalz Burg Lichtenberg statt. Hans-Heiner Heuser gebrauchen, heute wie vor dreißig Jahren.” dafür, dass das Projekt Forschungswerkstatt stand ebenso auf der Teilnehmerliste wie schon seit langem die Praxis aufzeigt, die seit Vertreter der damals noch jungen LZU, der Wolfgang Lutz, ehemaliger Bürgermeister Jahren im Bildungsbereich eingefordert Landeszentrale für Umweltaufklärung von Bad Dürkheim und Vorsitzender des wird. Rheinland-Pfalz. Diese zählt zu den ersten Zweckverbandes Pfalzmuseum für Natur- „Die UN-Dekade zur Biodiversität muss Förderern der Forschungswerkstatt, weil die kunde, überbrachte mit großer Freude und zusammen mit den Folgeprojekten zur UN- Konzeption und die Praxis vor Ort schon Herzlichkeit die Glückwünsche und Grüße Dekade zur Bildung für nachhaltige Ent- damals überzeugten. Seitdem wurden des Zweckverbandes und betonte eindrück- wicklung gedacht werden. In Rheinland- immer wieder Drittmittel für Sonderprojek- lich den Wert der museumspädagogischen Pfalz haben wir als erstes Bundesland ein te der Forschungswerkstatt genehmigt, Bildungsarbeit und die nachhaltige Wir- Positionspapier mit dem Titel ,Zukunftsper- unter anderem die Sonderprojekte zur „Bio- kung der vorgelebten Forschungswerk- spektive Bildung für nachhaltige Entwick- nik” (2004) und die „Mobilen Kisten Arten- statt-Atmosphäre, die in dieser Form nur mit lung’ verfasst, das den Weg aufzeigt, wie vielfalt” (2008), die dann später in das Pro- langjähriger personeller Kontinuität auf das Weltaktionsprogramm zur BNE der jekt „Pfalzmuseum unterwegs mit dem solider finanzieller Basis zu erreichen ist. UNESCO in Rheinland-Pfalz umgesetzt wer- ArtenFinder” (2013-2015) mündeten, das Den Wert von Pionierarbeit in Forschung den kann.“ ... „Euer Projekt zeigt auf, wie von der Stiftung Natur und Umwelt Rhein- und Bildung bestätigte auch Dr. Jürgen Ott, handlungsorientierte Bildung für nachhalti- land-Pfalz gefördert wurde. Leider ist eine POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 A U S D E N MUSEEN 41

Abb. 3: Die Mobilen Kisten Artenvielfalt Abb. 4: Schwarzblauer Ölkäfer, gezeichnet von Jonas Theobald (17 Jahre) in der For- für die Geländearbeit symbolisieren schungswerkstatt 2017. (Foto: U. Wolf) den jahrelangen Einsatz in Schulen vor Ort von Dr. Christoph Bernd, der leider nicht anwesend sein konnte. (Foto: B. Schönborn)

Projektförderung immer zeitlich begrenzt se in einem kooperativen Team und durch bekannt geworden ist: Mobile Kisten mit und der Weg zu einer Strukturförderung - die Betrachtungsweise und die Erkenntnisse Material für die Freilandarbeit in Schulen vor trotz überzeugender Beispiele - ist sehr von Kindern...” Ort. Ihm ist es zu verdanken, dass wissen- mühsam. schaftlich verwertbare Forschungsprotokol- Weil den Forschungswerkstatt-Teams sehr Margrit Scholl dankte als Vertreterin des le mit zum Teil hervorragenden Zeichnun- schnell klar wurde, dass das Potential, das in Pädagogischen Landesinstitutes Rheinland- gen, angefertigt von Kindern und Jugendli- dieser Konzeption und Praxis liegt, weitaus Pfalz für die langjährige und zuverlässige chen unterschiedlichen Alters und mit größer ist als der bestehende finanzielle Zusammenarbeit mit der Forschungswerk- unterschiedlichem Leistungsniveau, die Rahmen und die Strukturen des Pfalzmuse- statt und dem Pfalzmuseum in der Lehrer- Artenvielfalt vor der Haustür dokumentie- ums erlauben, wurde im Jahr 2000 der Ver- fort- und -weiterbildung, die mehr als ein ren. Hier eine kurze Zusammenfassung sei- ein Forschungswerkstatt Natur-Kunst-Tech- außerschulischer Lernort sei und immer mit ner langjährigen Erfahrungen in der For- nik e. V. gegründet. In enger Partnerschaft viel Expertenwissen aktuelle Themen am schungswerkstatt und bei der Geländear- konnten dadurch umfangreiche Drittmittel Pulse der Zeit aufgegriffen habe. beit in Schulen vor Ort: für Sonderprojekte eingeworben und inno- Dr. Claudia Götz - als völliger und neugieri- „In einer Zeit drastisch fortschreitender Ent- vative Projekte für Kinder und Erwachsene ger Neuling in der Forschungswerkstatt - fremdung von der Natur, was insbesondere durchgeführt werden. Ute Wiegel, derzeiti- betonte im Auftrag des Regionalverbandes bei Kindern und Jugendlichen - den zukünf- ge Vorsitzende des Vereins Forschungs- Museumspädagogik Südwest e. V. die Wert- tigen Erwachsenen und Eltern - festzustel- werkstatt Natur-Kunst-Technik e. V., beglei- schätzung der Forschungswerkstatt als kul- len ist, bietet die Forschungswerkstatt durch tet die Forschungswerkstatt seit nunmehr turelle Leistung. In ihrer Raumkonzeption ihre vielfältigen Ansätze eine einzigartige 25 Jahren als freie Mitarbeiterin und Team- und Atmosphäre sei das sich Begreifen als Möglichkeit, den Teilnehmern die ‚Wunder leiterin, inzwischen spezialisiert auf den eigene Person, als forschende, entdeckende der Natur‘ näher zu bringen. Unter fachkun- Schwerpunkt „Bionik – Lernen von der und gestaltende Person ebenso möglich, diger Anleitung können auf diese Weise Natur” (WIEGEL & WOLF 2004, WIEGEL 2010). wie sich als Teil der Natur und Kultur zu Interessen geweckt werden, die ansonsten Zurzeit ist sie mit der „Sparkassen-Bionik- begreifen und die Natur und deren Phäno- verborgen bleiben. Staunen und Begeiste- Schatzkiste“ in Schulen unterwegs. Dies ist mene, aber auch die Leistungen anderer rung beweisen das. Und unzählige positive das derzeitige mobile Projekt, welches 2004 begreifen und wertschätzen zu lernen. Rückmeldungen von Eltern und Lehrern und aus der Forschungswerkstatt entwickelt Schmerzlich vermisst an diesem besonderen nicht zuletzt von den Teilnehmern selbst wurde und ab 2014 mit Drittmittelförde- Tag wurde Dr. Christoph Bernd als langjähri- sprechen für sich. rung durch die Sparkasse Rhein-Haardt auf ger wissenschaftlicher Mitarbeiter und Aus diesem Grund steht die Forschungs- den Weg in die Schulen gebracht werden Teamleiter in der Forschungswerkstatt. Er werkstatt für das, wovon viele in der konnte (WIEGEL et al. 2010, 2016; siehe auch hat die naturwissenschaftliche Nachwuchs- Umweltbildung reden, was aber nur selten WOLF 2005a, b). Ihre Eindrücke als Mitglied förderung in besonderer Weise geprägt wirklich erreicht wird - Nachhaltigkeit.“ im Leitungsteam der Forschungswerkstatt durch seinen Einsatz in der „Forschungs- beschreibt sie so: werkstatt intensiv” und war maßgeblich Wie sehr die Forschungswerkstatt nach wie „Forschungswerkstatt ist eine Atmosphäre, beteiligt am Erfolg des mobilen Projektes vor die Beteiligten in ihrer beruflichen Aus- die entsteht, wenn Menschen neugierig „Pfalzmuseum unterwegs mit dem Arten- richtung prägt, äußerten nicht nur die ehe- und mit offenen Sinnen der Natur begeg- Finder” (2013-2015) (WOLF & BERND 2014), maligen Biologinnen und Pädagoginnen nen, kreativ und unkonventionell Erklärun- das 2016 ebenfalls im Rahmen der UN- der früheren Forschungswerkstatt-Teams, gen suchen, das Beeindruckende und Neue Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt wie die Biologin und begeisterte Botanike- nach außen tragen und mitteilen. wurde. Seine kurzfristig erfolgte Abwesen- rin Susanne Mayrhofer, die schon seit 1979 Forschungswerkstatt ist Freude daran, den heit wurde symbolisiert durch das, womit er als damalige Biologie-Studentin in den Vor- eigenen Horizont zu erweitern durch Impul- besonders in den Schulen in Rheinland-Pfalz läufer-Projekten der Forschungswerkstatt 42 A U S D E N MUSEEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Abb. 5: Das diesjährige Forschungswerkstatt-Team 2017 wird geleitet von der Dipl. Abb. 6: Schutz der Vielfalt: Seit 1989 Umweltwissenschaftlerin Vanessa Zürrlein (Mitte li), unterstützt von der Dipl. Kul- wird in der von der Natur- und Erzie- turwissenschaftlerin Isabel Schormann (Mitte re) und Jonas Theobald (li), der als hungswissenschaftlerin Ute Wolf initi- ehemaliges Kind, Schülerpraktikant und jetzt 17jähriger Junior-Assistent mitwirkt ierten „Forschungswerkstatt für Men- sowie der 16jährigen Anne Stinner (re) als Praktikantin. (Foto: U. Wolf) schen ab 5” das Motto „leben.- natur.vielfalt” der UN-Dekade Biologi- sche Vielfalt nachhaltig gelebt. (Foto: M. Kallfelz)

mitgewirkt hat und bis heute als längste rung die Kinder und Teilnehmer entdecken, und lerne jetzt immer noch dazu.” Wegbegleiterin mit dabei ist - auch die heu- forschen und gestalten; wie sie sich ganz Jonas Theobald, 17 Jahre, Junior-Assistent tigen meist freiberuflichen Mitarbeiterin- vertiefen können und eine wertschätzende 2017 nen und Mitarbeiter und Assistenzen Sicht auf Fauna und Flora mit viel Spaß und machen ähnliche Erfahrungen. Freude entwickeln. Es ist sehr schade und „‘Da sind die Mikroskope, die sind am bes- „Mit 6 Jahren besuchte ich zum ersten Mal traurig, dass künftig für den Landkreis Kusel ten.’ - ‘Ich will lieber etwas basteln.’ die Forschungswerkstatt. Mit großem Eifer dies nun nicht mehr in diesem so fruchtba- Sätze wie diese hört man immer wieder in habe ich meine ersten Protokolle gezeich- ren Rahmen stattfinden kann/darf.” der Forschungswerkstatt. Sie zeigen, wie net und war begeistert von Asseln und Vanessa Zürrlein, 36 Jahre, Dipl. Umweltwis- verschieden und einzigartig die Kinder sind. Regenwürmern. senschaftlerin, Team-Leitung Forschungs- Trotzdem gelingt es in der Forschungswerk- Mit den Jahren entdeckte ich immer mehr, werkstatt 2017 statt, alle Interessen unter einen Hut zu brin- und auch die Protokolle wurden immer gen und jedes Kind, egal welchen Alters wissenschaftlicher. „Die Forschungswerkstatt auf Burg Lichten- oder Wissenstandes, glücklich zu machen Da die Forschungswerkstatt jahrelang zu berg ist für mich ein Ort der Begegnung von und zu fördern. Alle Teilnehmer zeigen im meiner Feriengestaltung gehörte, war Mensch und Natur. Ob Jung oder Alt: Die Laufe eines Tages die verschiedensten Talen- meine Freude groß, als ich mit 14 Jahren als Vermittlung von Wissen und die Sensibilisie- te oder entdecken sich selbst neu, so bleibt Schüler-Praktikantin dabei sein durfte. rung für die Natur ist für jeden eine Bereiche- es auch für uns Betreuer Tag für Tag span- Wissenschaftliches Zeichnen macht mir rung und fördert das Verständnis für unsere nend zusammen mit den Kindern die Natur immer noch sehr viel Spaß und auch das Umwelt nachhaltig! zu erforschen. An der Freude, Eifer und Interesse für Naturwissenschaften wurde Für mich war die Zeit, die ich in den letzten Geduld, mit denen die Kinder entdecken, bei mir geweckt. Ich habe in der Forschungs- Jahren in der Forschungswerkstatt ver- forschen und gestalten, lässt sich erkennen, werkstatt sehr viel gelernt. bracht habe, eine große Bereicherung und um was für ein großartiges und wichtiges In die Arbeit als Junior-Assistentin bin ich mit ich finde es sehr wichtig, diese auch weiter Programm es sich bei der Forschungswerk- den Jahren reingewachsen und bin sehr froh zu fördern, um künftigen Generationen statt handelt.” darüber, wie die Forschungswerkstatt mich auch die Möglichkeit zu geben, ein Teil Anne Stinner, 16 Jahre, Praktikantin 2017 geprägt hat. Durch die vielen Möglichkeiten davon zu werden und sich mit diesen sehr dort ergibt sich ein ganz neues Umweltbe- wichtigen Themen auseinander zu setzen!” Bevor Museumsdirektor Dr. Frank Wieland wusstsein. Menschen jeden Alters entde- Isabel Schormann, 32 Jahre, Dipl. Kulturwis- selbst auf die Forschungswerkstatt zu spre- cken dort immer wieder Neues.” senschaftlerin, Assistentin im Forschungs- chen kam, verlas er die Grußworte von Dr. Malin Theobald, inzwischen 21 Jahre alt und werkstatt-Team 2017 Silke Stoll, Sprecherin der Fachgruppe Förderschullehramtsstudentin für Biologie Naturwissenschaftliche Museen im Deut- und Mathematik, „Schon seit ich klein war, bin ich in der For- schen Museumsbund, als deren Mitglied ich Burg Lichtenberg, 21.04.2017 schungswerkstatt, erst als Teilnehmer, dann auf verschiedenen Tagungen mehrmals als Praktikant, jetzt als Assistent. Seit Beginn über die Projekte der Forschungswerkstatt „Es steckt immer wieder an und macht süch- bin ich begeistert von der Arbeit in der For- berichtete. Sie hob besonders die „positive tig, wenn man sieht, mit welcher Begeiste- schungswerkstatt. Ich habe so vieles gelernt Bewahrung von Wissenwollen-Erinnerun- POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 A U S D E N MUSEEN 43

statt in der Zweigstelle des Pfalzmuseums für Naturkunde - POLLICHIA-Museum auf Burg Lichtenberg. - POLLICHIA-Kurier 20 (3): 43-46. WIEGEL, U. & WOLF, U. (2006): Die For- schungswerkstatt. Ein interdisziplinäres Bil- dungsprojekt. Standbein Spielbein - Muse- umspädagogik aktuell 74: 22-26. WIEGEL, U., WOLF, U., & LEIBIG, L. (2010): Die Bionik-Schatzkiste. Ein museumspädagogi- sches Angebot - nicht nur für Schulklassen. - Museumspädagogik aktuell 87: 44-47. WIEGEL, U., WOLF, U. & LEIBIG, L. (2016): Die Sparkassen-Bionik-Schatzkiste. - Natur im Museum 6: 51-52. WOLF, U. (1999a): 10 Jahre Forschungs- werkstatt - Bildungschancen im Museum. - Museum aktuell 52: 2053-2055 WOLF, U. (1999b): Zehn Jahre For- Abb. 7: Blick in die Forschungswerkstatt 2017 im Erdgeschoß der Zehntscheune auf schungswerkstatt auf Burg Lichtenberg. - Burg Lichtenberg. (Foto: G. Nahr) Westrichkalender Kusel: 71-77. WOLF, U. (2004): Sonderausstellung HiTech- Natur - Wachsen und Bauen im Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA- Museum Bad gen” als das Besondere der Forschungs- Ausklang Dürkheim. - POLLICHIA-Kurier 20 (2): 50-51. werkstatt hervor und betonte den sowohl Die Auszeichnungsveranstaltung der „For- WOLF, U. (2005a): Das Geheimnis der Lotus- naturwissenschaftlichen als auch sozialen schungswerkstatt für Menschen ab 5” als blume oder warum sich der Schmetterling Aspekt des Projektes. Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt nicht schmutzig macht. Bionik - ein interdis- endete mit der Erinnerung an die vielen Kin- ziplinäres Zukunftsthema für Schule und „‘Für Menschen ab 5’ - Das ist nicht nur eine der, die draußen „auf der Mauer auf der Museum. - MuseumsMitteilungen Rhein- Beschreibung, sondern eine große Heraus- Lauer” saßen und singend nicht nur die land-Pfalz 2005: 69-77. forderung. Sie anzugehen bewies vor fast Wanzen tanzen, sondern auch die Schne- WOLF, U. (2005b): Vom schwarzen Stein zur 30 Jahren die praktische Auseinanderset- cken kriechen und die Spinnen spinnen lie- Architektur-Bionik. Interdisziplinäres Lernen zung mit einem Thema, welches heute aller- ßen... von Kindern und Jugendlichen an Ausstel- orten als ‘Inklusion’ beschrieben, benannt Mit dem Wunsch, noch einmal im Raum mit lungsprojekten. - MuseumsMitteilungen und in seiner Vielfalt auch divers angegan- allen zu singen „Hörst Du die Regenwürmer Rheinland-Pfalz 2005: 115-126. gen wird...“ husten...” gilt mein Dank allen Beteiligten WOLF, U. (2009): Zum Jubiläum 20 Jahre für diese rundum stimmige Würdigung. Forschungswerkstatt im Pfalzmuseum für Dr. Frank Wieland, Direktor des Pfalzmuse- Naturkunde auf Burg Lichtenberg / Kusel.- ums für Naturkunde, fasste zusammen, was Literatur (Auswahl) MuseumsMitteilungen Rheinland-Pfalz sich seit 28 Jahren unter dem Dach der For- SCHÖNBORN, B. (2016): Sonderausstellung 2009: 75-82. schungswerkstatt mit unterschiedlichen „Blüte, Biene, Beute“, 17. April bis 12. Juni WOLF, U. (2013): Die Forschungswerkstatt stationären und mobilen Teilprojekten 2016. - POLLICHIA-Kurier 32 (3): 52-53. auf Burg Lichtenberg - ein Rückblick. - Natur beeindruckend entwickeln konnte - alle mit SCHÖNBORN, B., WOLF, U. & HUCH, M. (2007): im Museum 3: 18-20. dem Ziel, den Wert biologischer Vielfalt für Das Internationale Polarjahr 2007/2008: WOLF, U. (2015): Umweltpreis des Landes die unterschiedlichsten Zielgruppen im Folge 16: Die Kinder-Forschungswerkstatt Rheinland-Pfalz. - Natur im Museum 5: 62- außerschulischen und schulischen Bereich des Pfalzmuseums für Naturkunde - 63. in einem naturwissenschaftlichen und POLLICHIA-Museum. - Polarforschung 77 WOLF, U.& BERND, C. (2014): Pfalzmuseum sozialen Kontext zu vermitteln. Somit ist die (2-3): 104-105. unterwegs mit dem ArtenFinder. - Natur im Forschungswerkstatt zu einer Erfolgsge- WARKUS, M. (2009): Philosophische Be- Museum 4: 42-46. schichte des Pfalzmuseums für Naturkunde trachtungen zur Forschungswerkstatt.- mit einem langjährigen Erfahrungsreichtum MuseumsMitteilungen Rheinland-Pfalz Ute Wolf M.A. im Rahmen einer Bildung für nachhaltige 2009: 83-86. Museumspädagogin und Leiterin Entwicklung geworden. WIEGEL, U. (2010): Forschungswerkstatt Bio- der Forschungswerkstatt Dem konnte sich Dr. Sebastian Voigt als Lei- nik. Ein Workshop-Programm zur Bionik im Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA- ter des Urweltmuseums GEOSKOP und der Rahmen des Projektes „forsche Schülerin- Museum, Bad Dürkheim / Burg Lichtenberg Zweigstelle des Pfalzmuseums auf Burg nen forschen“ an der Pädagogischen Hoch- Lichtenberg im Landkreis Kusel uneinge- schule Karlsruhe. S. 66-75. - In: KESEL, A. & schränkt anschließen, [s. o.] und er eröffnete ZEHREND, D. (Hrsg.): Bionik: Patente aus der nicht nur neue Perspektiven im Bildungsbe- Natur. reich mit dem Schwerpunkt Geologie und WIEGEL, U. & WOLF, U. (2004): Das Geheimnis Paläontologie, sondern auch das Büffet im der Lotusblume oder Warum sich der Gewölbekeller der Zehntscheune. Schmetterling nicht schmutzig macht. Bio- nik - Sonderprojekt der Forschungswerk- 44 A U S D E N MUSEEN 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Ein Wermutstropfen aber bleibt: Das Ziel, zeichnung als UN-Dekade Projekt Biologi- schoß der Zehntscheune auf Burg Lichten- einen dauerhaften Raum für die For- sche Vielfalt noch führt... berg seit dem 24. März 1989 eine temporäre schungswerkstatt langfristig und ganzjäh- Am 31. Mai 2017 wurde die Forschungs- Heimat gefunden hat, abgebaut. rig einzurichten, ist bisher immer noch nicht werkstatt des Pfalzmuseums für Naturkun- erreicht. Doch wer weiß, wohin die Aus- de - POLLICHIA-Museum, die im Erdge-

Konzept Forschungswerkstatt

Das Konzept der Forschungswerkstatt entstand zu einer Zeit, als die Vereinten Nationen auf die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen aufmerksam machten und entsprechende Vermittlungsmethoden eingefordert wurden. Ute Wolf hat als Biologin und Erziehungswis- senschaftlerin die Forschungswerkstatt auf Burg Lichtenberg in diesem Kontext als fachübergreifenden und innovativen Lernraum an einem Naturkundemuseum 1989 in der Zweigstelle des Pfalz- museums für Naturkunde - POLLICHIA-Museum ins Leben geru- fen. Seitdem wurde dort und nachfolgend im Haupthaus in Bad Dürkheim das umweltpädagogische Bildungsprojekt über 28 Jahre RLP im Sinne von „Citizen Science“- Projekten geleistet. Mit diesem hinweg auf- und ausgebaut. vorbildlichen Projekt wird ein bedeutendes Zeichen für das Engage- Die Forschungswerkstatt besteht inzwischen aus einem stationä- ment für die biologische Vielfalt in Deutschland gesetzt. ren und mobilen Ansatz. Natur erforschen, beobachten, experi- mentieren, zeichnen, auswerten und gestalten in einem großen Auszeichnungen Lernraum mit den Arbeits-Spiel-Räumen: Expeditionsbüro, For- Das Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum erhielt schungslabor, Museumsmalwerkstatt ist das Kennzeichen der sta- mit dem Bildungsprojekt Forschungswerkstatt mehrere Auszeich- tionären Forschungswerkstatt. Hier können fast alle für ein Natur- nungen: kundemuseum spezifischen Arbeitsfelder aktiv miterlebt und mit- l Anerkennung als SchUR-Station 2001 gestaltet werden. Beteiligt sind Menschen unterschiedlichen Alters l Umweltpreis Rheinland-Pfalz 2014 und unterschiedlicher Herkunft mit vielfältigen Fähigkeiten und l „Pfalzmuseum unterwegs mit dem ArtenFinder“ Beitrag UN- Kompetenzen. Unter dem Motto: „Wissenschaft und Bildung: Dekade Biologische Vielfalt 2016-2018 Hand in Hand“ arbeiten in Sonderprojekten Experten aus Naturwis- l „Forschungswerkstatt für Menschen ab 5“ Projekt der UN- senschaft, Kunst, Technik und Pädagogik fachübergreifend mit Dekade Biologische Vielfalt 2017-2019 Kindern und Erwachsenen zusammen. Das Erleben, Verstehen und Vermitteln von Vielfalt erfolgt durch die Methode der Forschungswerkstatt auf mehreren Ebenen, in denen Über die UN-Dekade Biologische Vielfalt vielfältige Erfahrungen in und mit der Natur, mit sich selbst und in der Gruppe ermöglicht werden. Kognitive, emotionale und kreati- Mit der UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011-2020 ruft die Staa- ve Zugänge führen zu Beobachtungen und nachfolgend zu Artbe- tengemeinschaft die Weltöffentlichkeit auf, sich stärker für die bio- stimmungen, die altersgerecht protokolliert und mit modernen logische Vielfalt einzusetzen. Sie will damit die Bedeutung der Bio- Medien dokumentiert werden. Die Wertschätzung von Biologi- diversität für unser Leben und Wirtschaften bewusster machen und scher Vielfalt wird emotional und rational vermittelt. Ein dokumen- persönliches Handeln zum Schutz und Erhalt der Vielfalt der Arten, tarischer Teil umfasst von 1989-2017 mehrere Tausend For- Lebensräume und Gene anstoßen. Hintergrund ist ein kontinuierli- schungswerkstatt-Protokolle und Zeichnungen von Kindern und cher Rückgang an Biodiversität in fast allen Ländern der Erde. Jugendlichen. In Deutschland werden im Rahmen der UN-Dekade Projekte und Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen durch die Methode der Beiträge ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Erhal- Forschungswerkstatt nicht nur die Artenvielfalt ihrer Umgebung tung, nachhaltige Nutzung und Vermittlung der biologischen Viel- kennen - sie werden partizipatorisch im Sinne der Agenda 21 an die falt einsetzen. Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen oder Bedeutung von Vielfalt heranführt und das sowohl im naturwissen- -initiativen als auch institutionelle Projektträger wie Verbände, Stif- schaftlich-biologischen als auch im sozial-emotionalen Bereich. Die tungen, Unternehmen und staatliche Organisationen. Die Bewer- Forschungswerkstatt arbeitet mit verschiedenen Projektpartnern bung erfolgt über die Webseite der UN-Dekade. Über die Auszeich- zusammen und hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Bei- nung entscheidet eine Fachjury. trag zur Datenerfassung naturschutzfachlich relevanter Arten in Siehe auch http://www.undekade-biologischevielfalt.de

Ausgezeichnetes Projekt UN-Dekade Biologische Vielfalt 2017

16:19 POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 REZENSIONEN 45 Rezensionen

Leben im Devon – Bestimmungsbuch Klaus Richarz & Bruno P. Kremer: Hunsrückschieferfossilien Organismische Rekorde. Zwerge und Autor: Wouter Südkamp Riesen von den Bakterien bis zu den Wir- Erscheinungsjahr: 2017 beltieren Verlag: Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München (www.pfeil- verlag.de) Umfang: 176 Seiten, 216 Farb- und Springer 2017, ISBN 978-3-662-53780-0. 19 Schwarzweißabbildungen, 1 Tabelle, Hardcover Dieses Buch, an dem POLLICHIA-Mitglied Dr. Kremer beteiligt ist, ISBN: 978-3-89937-221-2 bringt dem Leser auf unterhaltsame Weise organismische Rekorde in Preis: 48,00 € der Biologie nahe. Es bietet bestes Infotainment und auch Anekdoti- sches. Dabei geht es weit über nackte, numerische Daten hinaus. Der Hunsrückschiefer ist zwar nicht die einzige rheinland-pfälzische Gegliedert ist es in fünf Kapitel, die sich nach der Systematik richten: Fossillagerstätte von internationaler Bedeutung, aber sicherlich die Archaeen und Bakterien - Protisten - Pilze - Pflanzen - Tiere. bekannteste. Die oft bis ins kleinste Detail erhaltenen Fossilien, die man hier während des aktiven Abbaus von Dachschiefer fand und evtl. auf Hermann Josef Roth, Bonn alten Halden auch heute noch findet, berichten uns vom Leben in einem subtropischen Flachmeer vor etwa 400 Millionen Jahren, im so genannten Devon. Im vorliegenden Werk stellt der Verfasser etwa 190 Gattungen aus dem Hunsrückschiefer in Wort und Bild vor. Es ist dadurch die wohl lückenlo- seste Zusammenfassung des bisher von Sammlern und Wissenschaft- lern zusammengetragenen taxonomischen Wissens über diese Lager- stätte. In einem ersten einleitenden Kapitel liefert der Verfasser grundlegende Informationen zu Geologie, Paläontologie und Entstehung des Huns- rückschiefers, aber auch zur Präparation von Hunsrückschieferfossi- lien. Das folgende, eher kurze Kapitel widmet sich dann den recht weni- gen Pflanzenfunden aus dem Hunsrückschiefer. In den zehn folgenden Kapiteln stellt der Verfasser die einzelnen Vertreter der bisher aus dem Hunsrückschiefer bekannt gewordenen Tiergruppen dar, bevor er sich zum Abschluss den Spuren und Marken widmet. Zu den verschiedenen Taxa liefert er dabei, neben einer oder mehreren Abbildungen, Informa- tionen zur Herkunft des Namens, den charakteristischen Merkmalen, der Häufigkeit, der Größe, zu Vergleichen mit anderen, nahe verwand- ten Arten, aber auch zu Besonderheiten und dem Vorkommen an den verschiedenen Hunsrückschiefer-Lokalitäten. Abgeschlossen wird das Werk von einer Liste der Universitäts- und Museumssammlungen mit größeren Hunsrückschiefer-Sammlungen, einem Verzeichnis der Aufbewahrungsorte der abgebildeten Fossilien, einem Register der Fossilien sowie einem kurzen Lebenslauf des Verfas- sers. Das Werk ist durchgehend zweisprachig (Deutsch und Englisch), was dem Anfänger hilft, Fachausdrücke in der jeweils anderen Sprache zu erlernen. Da sich das Werk auch an Sammler wendet, ist der einzige wirkliche Kri- tikpunkt, den der Rezensent bei diesem Werk vorbringen muss, das Fehlen jeglichen Hinweises auf die rechtliche Situation in Rheinland- Pfalz, da hier für jede gezielte Suche nach Fossilien eine Genehmigung der zuständigen Denkmalschutzbehörde nötig ist, bzw. sogar zufällige Funde meldepflichtig sind. Das Werk liefert nichtsdestotrotz nach Meinung des Rezensenten einen wirklich hervorragenden Überblick über die Diversität und For- menvielfalt der bisher aus dem devonischen Hunsrückschiefer bekannt gewordenen Organismen, der sicherlich nicht nur für Amateursamm- ler und generell an Paläontologie Interessierte, sondern auch für Stu- denten und Kustoden von Sammlungen mit entsprechendem Material eine wichtige Informationsquelle darstellt. apl. Prof. Dr. Dieter Uhl Neustadt an der Weinstraße 46 GEBURTSTAGE 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER Geburtstage 2018, 1. Halbjahr

65.Geburtstag: 28.03. Dr. Heinz Schlapkohl, Weisenheim am Sand 08.01. Margrit Scheydt, Oberotterbach 07.04. Ingrid Niederhöfer, Kleinkarlbach 15.01. Eisabeth Pfalzgraf, Trippstadt 12.04. Günther Zenner, Kirn 22.01. Winfried Tretter, Rodalben 27.04. Günter Stengel, 02.02. Rainer Schimmel, Vinningen 29.04. Erika Riegel, Holzkirchen 14.02. Hans Faus, Guldental 01.05. Inge Weyand, bei Landau 17.02. Dr. Eva-Marie Foth, Enkenbach-Alsenborn 04.05. Heidi Reisewitz, Grünstadt 19.02. Eckehard Sona, Neustadt an der Weinstraße 06.05. Wolfgang Woll, Landau 04.03. Rosemarie Klein, Höheischweiler 08.05. Ingrid Würtz, 09.03. Sigrid Hoffmann, Kirchheimbolanden 11.05. Gerald Bürkle, Frankenthal 03.04. Harry Neumann, Quirnbach 25.05. Prof. Dr. Reinhard Schmidt-Effing, Saarbrücken 18.04. Dr. Gerhard Eymann, 01.06. Dierk Walther, Netphen 29.04. Dr. Hubertus Burkhart, Dresden 03.06. Tilman Becker, Frankfurt 01.05. Silvia Giffhorn-Leiner, Landau 03.06. Holde Rudolph, Hochspeyer 01.05. Erika Jung, Kaiserslautern 16.06. Fritz Kohlmüller, Bad Dürkheim 04.05. Edwin Fuhrmann, 17.06. Willi Weitz, Hoppstädten-Weiersbach 31.05. Walter Gehm, Dannenfels 22.06. Karl-Werner Siebler, Ellerstadt 02.06. Maria Wagner-Herzer, Kaiserslautern 04.06. Dr. Thomas Geyer, Schweich 80.Geburtstag: 16.06. Hans-Jürgen Schneider, Pirmasens 02.01. Dr. Hermann Josef Roth, Bonn 18.06. Frank Siring, Olsbrücken 15.01. Helmut Dell, Hochdorf-Assenheim 18.01. Gisela Dörr, Meisenheim 70.Geburtstag: 23.01. Dr. Ulrich Neumann, Schifferstadt 28.01. Reinhold Jost, Birkenfeld 24.01. Rolf Wambsganß, Landau 12.02. Albrecht Sona, Neustadt an der Weinstraße 27.01. Klaus Struß, Wachenheim 26.02. Horst Ohliger, Quirnbach 05.02. Rudi Erbut, Grünstadt 28.02. Karl-Heinz Diefenbach, Stetten/Pf. 05.02. Karlheinz Schultheiß, Bad Münster am Stein 02.03. Dr. Werner Poppe, Weisenheim am Berg 09.02. Ulrich Knöller, Bad Dürkheim 05.03. Dr. Klaus Suhl, Grünstadt 09.02. Elfriede Pauli, Hoppstädten-Weiersbach 09.03. Johann Siemons, Bad Dürkheim 13.02. Bernd Haas, Obersülzen 10.03. Inge Andermann, Bad Dürkheim 15.02. Dieter Colpe, Kaiserslautern 25.03. Dr. Christoph Künast, Otterstadt 18.02. Dr. Hubert Heitele, Homburg 28.03. Dr. Dr. Gernot Fallenstein, Eisenberg 23.02. Ursula Schorr, Höringen 08.04. Ursula Krehan, Kaiserslautern 03.03. Dr. Gernot Schulze, Sulzfeld 14.04. Ingeborg Wasem, St. Alban 11.03. Dr. Fritz Zanker, Worms 23.04. Michael Juppe, Kirchheimbolanden 16.03. Karl-August Heib, Dierdorf 25.04. Eleonore Willenbücher, Neustadt an der Weinstraße 16.03. Siegfried Roßmann, Bobenheim am Berg 05.05. Uta Weidler, Kaiserslautern 17.03. Hermann Schorr, Kirchheimbolanden 07.05. Dr. Jochen Kühl, Speyer 19.03. Josefine Frank, Grünstadt 09.05. Dr. Hilarius Schmitt, Weitersweiler 22.03. Hans Henrich, Maikammer 12.05. Reinhard Stölzel, Bad Dürkheim 22.03. Heinz Wissing, Landau 23.05. Veit Vonderschmitt, Lemberg-Glashütte 23.03. Dr. Alfons Grünwald, Oppenheim 01.06. Christian Sachse, Wachenheim 25.03. Dr. Ilse Plapp, Kaiserslautern 03.06. Gudrun Deck, Speyer 02.04. Helmut Korn, Otterbach 06.06. Hans-Joachim Cörper, Haßloch 08.04. Uwe Tabel, Annweiler 17.06. Isabel Frambach-Cussnick, Kirchheimbolanden 21.04. Dr. Karsten Schlez, Neustadt an der Weinstraße 23.04. Edgar Denner, Bad Dürkheim 75.Geburtstag: 01.05. Armin Vogelgesang, Ludwigshafen 02.01. Gisela Pooch, Kirchheimbolanden 03.05. Rosemarie Hünerfauth, Koblenz 09.01. Dr. Udo Koschwitz, Eppenbrunn 03.05. Gerd Norbert Meyer, Neustadt an der Weinstraße 14.01. Dr. Wolfgang Licht, Mainz 04.05. Dr. Friedrich Sommermann, Kehl 17.01. Dr. Klaus-Dieter Hellwege, Lauterecken 06.05. Rudi Frölich, 05.02. Ingrid Babelotzky, Neustadt an der Weinstraße 22.05. Elsa Ebert, Kaiserslautern 07.02. Peter Wolfgang Jäger, Kaiserslautern 26.05. Annemarie Werner, Zweibrücken 11.02. Wulf Frick, Zweibrücken 30.05. Karl-Heinz Walter, Kaiserslautern 22.02. Klaus Walz, Rhodt 02.06. Gerd Karg, Albisheim 25.02. Dr. Hans-Werner Böttcher, Homburg/Saar 04.06. Helga List, Ludwigshafen 02.03. Ulf Heseler, St. Ingbert 04.06. Dr. Georg Steinle, Grünstadt 12.03. Gerhard Wiehler, Bolanden-Weierhof 09.06. Dr. Manfred Göttsch, Neustadt an der Weinstraße 18.03. Rita Gembardt, Weinheim 19.06. Joachim Barth, Bad Dürkheim POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 GEBURTSTAGE 47

27.06. Jürgen Schönberg, Essingen 83.Geburtstag: 04.01. Elisabeth Henrich, Kaiserslautern 81.Geburtstag: 22.01. Prof. Dr. Heinz Helfrich, Kaiserslautern 01.01. Annerose Jülicher, Ramsen 23.01. Richard Gehring, Bruchweiler-Bärenbach 01.01. Dr. Hans Reichert, Trier, Inhaber der POLLICHIA-Plakette 01.02. Gerhard Klaiß, Limburgerhof 03.01. Dr. Walter Lang, Erpolzheim, Inhaber der POLLICHIA- 02.02. Albert Pflüger, Frankfurt/M. Plakette 06.02. Gretel Neubauer, Rammelsbach 05.01. Rothild Franz, Kaiserslautern 05.03. Hans-Joachim Wünstel, Kirchheimbolanden 18.01. Inge Richter, Bad Dürkheim 08.03. Dr. Helmut Bach, Bad Dürkheim 25.01. Helmut Husenbeth, Hainfeld 17.03. Johanna Berg, Kirchheimbolanden 31.01. Dr. Arnhild Gruenagel, Wachenheim 22.03. Ursula Wollnik, Battenberg 31.01. Hella Helfrich, Kaiserslautern 28.03. Werner Schimeczek, Landau, Ehrenmitglied der 09.02. Dr. Irmfried Buchmann, Traisen POLLICHIA 09.02. Ursula Knöller, Bad Dürkheim 30.03. Gerhard Birkenhauer, Bendorf-Sayn 13.02. Werner Reisser, Albersweiler 08.04. Wolfgang Minor, Wachenheim 24.02. Renate Sommer, Bad Dürkheim 24.04. Hildegard Erbacher, Bad Dürkheim 27.02. Roland Beyer, Edenkoben 26.04. Peter Lüdke, Frankenthal 04.03. Margarete Schäfer, Kaiserslautern 29.04. Konrad Fitz, Bad Dürkheim 20.03. Frieder Brönner, Bad Dürkheim 02.05. Gotlind Gom, Neustadt an der Weinstraße 27.03. Ernst Rothhaar, Kirchheimbolanden 04.05. Dr. Siegfried Weidlich, Waldfischbach-Burgalben 06.04. Marianne Berger, Worms 14.05. Werner Wust, Kaiserslautern 06.04. Leo Harenberg, Grünstadt 16.05. Ingrid Kühneweg, Bad Dürkheim 07.04. Hermann Kettering, Annweiler 17.05. Joachim Platz, Neustadt an der Weinstraße 15.04. Dr. Irmtraud Niemeyer, Grünstadt 01.06. Dr. Helmut Romberg, Bad Dürkheim 16.04. Karl-Friedrich Mannheim, Bann 07.06. Erika Goßlau, Bobenheim-Roxheim 19.04. Dr. Theo Burger, Bad Dürkheim 10.06. Prof. Dr. Hans Schupp, Saarbrücken-Schafbrücke 20.04. Richard Mosbacher, Forst 15.06. Dieter Motzenbäcker, Kaiserslautern 06.05. Christa Mangold, Kaiserslautern 26.06. Jutta Körner, Grünstadt 07.05. Elisabeth Köllisch, Neustadt an der Weinstraße 10.05. Harry Ledig, Mutterstadt 84.Geburtstag: 25.05. Prof. Dr. Rudolf Aldag, Dudenhofen 04.01. Helmut Becher, 25.05. Siegmar Ohliger, Herschweiler-Pettersheim 16.01. Einald Sandreuther, Obrigheim 28.05. Elisabeth Scharding, Schallodenbach 16.01. Bernadette Schollmaier, Trippstadt 06.06. Helmut Hermes, Kusel 17.01. Dr. Friedrich Vogt, Ludwigshafen 21.06. Wolfgang Nägle, Kaiserslautern 14.02. Karl Müller, Kaiserslautern 13.02. Rudolf Heinz, Trippstadt 82.Geburtstag: 19.02. Christa Rössler, Mehlingen 04.01. Günter Laubscher, Kaiserslautern 04.03. Dr. Rudolf Zimmer, Pirmasens 05.01. Klaus Voigt, Neustadt an der Weinstraße 12.03. Dr. Helmut Mutzbauer, Bad Dürkheim 11.01. Helge Kern, Kaiserslautern 23.03. Elisabeth Klein, Kirchheimbolanden 22.01. Heribert Sebastian, Landau 08.04. Karl Heinz Himmler, Lambrecht 29.01. Dietrich Buchharz, Edenkoben 13.04. Herbert Eberle, Kaiserslautern 04.02. Hans Dieter Bauer, Bad Dürkheim 14.04. Marianne Müller, Kusel 07.02. Hans Kuhn, Zweibrücken 21.04. Ruth Weil, Kaiserslautern 09.02. Helmut Körner, Grünstadt 28.04. Adolf Grub, Idar-Oberstein 11.02. Ingeborg Johanni, Kaiserslautern 29.04. Dieter Hünerfauth, Koblenz 13.02. Rosemarie Kaiser, Bischheim 05.05. Norbert Sischka, Germersheim 18.02. Herbert Jäger, Jockgrim 07.05. Prof. Dr. Wilm Wippermann, Trippstadt 19.02. Elise Bickel, Speyer 23.02. Arno Tiator, Bad Dürkheim 85.Geburtstag: 13.03. Fritz Bittmann, Meisenheim 02.03. Prof. Dr. Hermann-Josef Wilbert, Landau 23.03. Dr. Gerhard Bauer, Edenkoben 05.03. Otmar Jotter, Grünstadt 23.03. Maria Blum, Hettenleidelheim 19.03. Ute Falk, Kusel 30.03. Dr. Werner Grieshaber, Ludwigshafen 20.03. Ute Haußmann, Frankenthal 02.04. Erich Bettag, Dudenhofen 29.03. Dr. Horand Rittersbacher, Birkenheide 14.04. Barbara Haug, Limburgerhof 31.03. Eva Marie Schulze-Seidle, Hördt 07.05. Anna Maria Mayer, Kaiserslautern 06.04. Gisela Lutz, Frankenthal 12.05. Sigrid Sattler, Kirchheimbolanden 12.04. Emil Erbacher, Bad Dürkheim 18.05. Katharina Blickensdörfer, Kaiserslautern 25.04. Prof. Hans-Jürgen Arpe, Feilbingert 21.05. Marliese Zahn, Stetten 25.04. Edith Hohlreiter, Kaiserslautern 22.05. Prof. Dr. Erich Renner, Insheim 02.05. Dr. Bertold Moser, Landau 10.06. Otto Kaiser, Rodenbach 12.06. Dr. Volker Christmann, Weidenthal 13.06. Sigrid Stepp, Speyer 48 GEBURTSTAGE 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

86.Geburtstag: 17.04. Ingeborg Baldus, Montabaur 17.01. Friedrich Beisel, Pirmasens 29.04. Dr. Bernhard Orth, Bad Dürkheim 10.02. Ernst Will, Kirchheimbolanden 27.05. Dr. Helmut Götz, Neustadt an der Weinstraße 11.02. Prof. Dr. Wolfgang Leuckel, Bad Dürkheim 03.03. Karl-Heinz Rößler, Mehlingen 91.Geburtstag: 18.03. Hermann Winicker, Kaiserslautern 03.02. Annelie Hömke, Kirchheimbolanden 20.03. Otto Schmid, Neustadt an der Weinstraße 05.02. Dr. Walter Lahl, Wattenheim 22.03. Otmar Scherrer, 21.02. Johanna Schuck, Zweibrücken 26.04. Kurt Hugo Laininger, Heimbach 20.03. Ing.grad.Robert Schmidt, Daaden 20.05. Klaus Elle, Bad Kreuznach 27.04. Dr. Fritz Dirion, Bad Dürkheim 30.05 Ingeborg Schäfer-Siebert, Speyer 16.06. Prof. Dr. Hans-Joachim Kornadt, Forst 12.06. Rudi Steiner, Billigheim 92.Geburtstag: 87.Geburtstag: 13.02. Hartmut Bechtloff, Kaiserslautern 11.01. Dr. Walter Böhm, Grünstadt 17.02. Rudolf Weichbrodt, Simmertal 14.01. Alois Baade, 27.02. Dr. Horst Hömke, Kirchheimbolanden 02.02. Dr. Wilfried Willer, Heidelberg 27.03. Hertha Wehr, Kaiserslautern 10.02. Ursula Steinle, Birkenfeld 27.03. Dorothea Teichmann, Haßloch 19.02. Richard Stöbener, Bad Bergzabern 09.04. Helmut Starck, Kirchheimbolanden 02.03. Dieter Franz, Kaiserslautern 11.04. Dr. Adolf Müller, Saarbrücken 09.05. Erika Diehlmann, Annweiler 21.05. Walter Edinger, Mörsfeld 11.05. Franz Stalla, Ludwigshafen 02.06. Ursula Droll, Kirchheimbolanden 18.06. Hans Seiter, Edesheim 93.Geburtstag: 88.Geburtstag: 12.02. Renate Schuster, Kallstadt 15.02. Gabriele Dietrich, Kirchheimbolanden 30.03. Maximilian Klein, Kirchheimbolanden 15.03. Friedrich Koch, Neunkirchen 06.05. Werner Fischer, Alsfeld 12.04. Adolf Borell, Hainfeld 31.05. Edeltraud van Gyseghem, 15.04. Karl Bäder, Grünstadt 10.06. Albert Schmid, Mertesheim 27.04. Prof. Dr. Heinrich Bär, Kaiserslautern 23.06. Elisabeth Kiekow, Neustadt an der Weinstraße 25.05. Inge Lechner-Hutt, Ludwigshafen 31.05. Prof. Helmut Johanni, Kaiserslautern 94.Geburtstag: 17.01. Wolfgang Thienel, Ludwigshafen 89.Geburtstag: 26.04. Leo Dörr, 28.01. Rosemarie Dirion, Bad Dürkheim 18.02. Dr. Gerhard Weiß, Kaiserslautern 95.Geburtstag: 23.03. Dr. Stefan Jentsch, Neustadt an der Weinstraße 05.01. Kurt Lubenau, Neustadt an der Weinstraße 26.03. Ulrich Heinze, Obersülzen 21.03. Dr. Lore Reinhardt, Kaiserslautern 27.03. Hans Rödel, Kirchheimbolanden 01.04. Lieselotte Weichbrodt, Simmertal 28.04. Dr. Jürgen Haug, Limburgerhof 22.05. Alfred Stiefel, Norheim 03.05. Rolf Bäppler, Lambrecht 19.06. Liesel Bender, Brühl-Kierberg 11.05. Hedwig Schwab, Kirchheimbolanden 03.06. Anneliese Blömeke, Neustadt an der Weinstraße 97.Geburtstag: 24.06. Fritz Stauch, Zweibrücken 07.01. Lieselotte Böhl, Kaiserslautern

90.Geburtstag: 99.Geburtstag: 24.01. Robert Zill, Kaiserslautern 29.04. Günther Wagner, Pirmasens 18.03. Hannelore Reh, Kaiserslautern Verstorbene

Gerd Büch, Dipl.-Ing., Grünstadt-Asselheim, am 9.4.2017 mit 70 74 Jahren, Jahren, Ludwig Orth, Forstdir. i. R., Wachenheim, am 8.7.2017 mit 95 Willi Hügenell, Meckenheim, am 27.6.2017 mit 93 Jahren, Jahren, Helmut Kohler, Chemotechn., Limburgerhof, am 15.7.2017 mit Dr. Friedrich Raschig, Ludwigshafen/Rh., am 24.3.2017 im 70 Jahren, 80.Lebensjahr, Edwin Kratz, Dipl.-Ing,, Grünstadt-Asselheim, im Juli 2017 mit Liselotte Reinfrank, Bad Dürkheim, am 6.7.2017 im 78 Jahren, 105.Lebensjahr, Otto Kroll, Zweibrücken, am 9.5. 2017 im 84.Lebensjahr, Prof. Dr. Otto Roller, Ltd. Museumsdir i. R., am 10.5.2017 mit 90 Dr. med. Manfred Lechner, Ludwigshafen, am 11.8.2017 mit 92 Jahren, Jahren, Alfred Welter, Zweibrücken, am 12.8.2017 mit 87 Jahren, Victoria Legrum, Kaiserslautern, am 13.7.2017 im 96.Lebensjahr, Josef Wilhelm, Winzermeister, Maikammer, im März 2017 mit 81 Dr. Dr. Bernhard Nowack, Arzt, Stelzenberg, am 18.8.2017 mit Jahren. POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 49 Veranstaltungsprogramme

Hauptverein der Kreisgruppe. Danach folgt die Mitgliederversammlung.

Sonntag, 5. November 2017 Sonntag, 27. Mai 2018 Herbsttagung der POLLICHIA Exkursion an den Germersheimer Brückenkopf Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum, Bad Dürkheim Leitung: Peter Thomas und Heinz-Peter Wierig Vgl. Einladung auf Seite 1! 10 Uhr am Parkplatz nahe Gaststätte „Tropic Beach„ / Eisenbahn- brücke (Navi: „Am Brückenkopf 1, 76661 Philippsburg“). Die Exkursion geht in die Auwälder, Wiesen, an den Rußheimer Bad Dürkheim Altrhein und an die Festungsgräben. Auch die geplanten Hochwas- serschutzmaßnahmen auf dem Elisabethenwörth, wo möglicher- Donnerstag, 2. November 2017 weise eine Dammrückverlegung erfolgt, werden auf der Exkursion Vortrag: Über ein Jahrzehnt Bienenfresser in Rheinland-Pfalz behandelt. Referent: Jörn Weiß Die Exkursion findet gemeinsam mit der POLLICHIA-Gruppe Speyer 19 Uhr, Bad Dürkheim, Haus Catoir, Römerstraße 20, 67098 Bad statt. Dürkheim Seit 2002 brütet der aus dem Mittelmeergebiet stammende Bienen- Sonntag, 10. Juni 2018 fresser in Rheinland-Pfalz. Ein Resultat der Klimaerwärmung? Neben Exkursion in die Wiesen und Rheinaue bei Neuburg der auffälligen Färbung und Form der Vögel sind auch deren Brutver- Leitung: Peter Thomas und Norbert Scheydt halten und Nahrungssuche interessant. 10 Uhr am Parkplatz am Rhein an der Straße Neuburg – Berg etwa 1 (In Zusammenarbeit mit der BUND-Kreisgruppe Bad Dürkheim km SW der Rheinfähre (von Neuburg nach dem Wäldchen links). sowie NABU Mittelhaardt) Das Gebiet umfasst einzigartige Halbtrockenrasen und Reste von Pfeifengraswiesen und enthält neben seltenen Pflanzen (auch Orchideen) viele besondere Schmetterlinge. Leider ist es durch Kies- Bad Kreuznach abbau bedroht. Mit Herrn Scheydt haben wir einen Schmetterlings- experten unter uns. Samstag, 4. November 2017 Jahresabschlusstreffen der POLLICHIA-Gruppe Bad Kreuznach, Gäste sind herzlich willkommen Kaiserslautern Vormittags ab 10 Uhr Powerpoint-Präsentation: La Palma – Geologie, Biologie und Geo- Mittwoch, 8. November 2017 grafie Lichtbildervortrag: Waldstrukturen und Artuntersuchungen in Referent: Kurt-Werner Augenstein, Offenbach-Hundheim Buchenwäldern des Nationalparks Hunsrück-Hochwald Nachmittags ab 14 Uhr Referentin: Dr. Patricia Balcar Powerpoint-Präsentation: Rückblick in Bildern 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Referenten: Jörg Homann, Hargesheim, und Dorothea Didlaukies, Welchen Einfluss ein Nationalpark auf die Biodiversität hat, können Meisenheim wir zurzeit nur in kleineren Waldflächen oder mit einem Blick über Haus der SeniorInnen in Bad Kreuznach, Mühlenstraße 25 die Grenzen von Rheinland-Pfalz erfahren. Drei Buchen-Naturwald- Anfahrt: Mit Bahn (Fußweg ca. 10 min.) oder Bus (Fußweg ca. 2 reservate im Nationalpark Hunsrück-Hochwald werden seit mindes- min.). Bei Anfahrt mit dem Pkw Parkmöglichkeit im direkt gegen- tens 1982 nicht mehr bewirtschaftet. Wenn wir uns also diese Wäl- überliegenden Parkhaus Innenstadt (gebührenpflichtig). der anschauen, können wir in die Zukunft des Nationalparks schau- en, nämlich in welche Richtung sich dort die heutigen Buchenwälder entwickeln könnten. Edenkoben Mittwoch, 13. Dezember 2017 Dienstag, 24. Oktober 2017 Lichtbildervortrag: „Kleine Sauerkrauttour“ Wildbienen und Co. Referent: Wilhelm H. Jochum Der Vortrag gibt einen Einblick in das Leben solitär lebender Wildbie- 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz nen. Er erklärt den Lebenszyklus, die Brutpflege und den Bau von Mit dem Hausboot auf Saarkanal, Saar, Mosel und Rhein-Marne- Nisthilfen. Kanal. Referent: Herbert Riebel 19 Uhr, VHS-Gebäude Am Stadtgarten, Ludwigsplatz Kusel

Mittwoch, 1. November 2017 Germersheim Als Kusel am Äquator lag - Urzeit-Forschung am Remigiusberg „TERRA MAGICA - das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum Dienstag, 16. Januar 2018 GEOSKOP“ Mitgliederversammlung der POLLICHIA-Kreisgruppe Germersheim Vortrag. Referent: Dr. Sebastian Voigt 19 Uhr im Nebenraum der Gaststätte des Kleintierzuchtvereins P 85 Näheres vgl. Veranstaltungsprogramm des GEOSKOPs. in Kandel, Badallee, Nähe Schwimmbad. 19.30 Uhr, Zehntscheune, Burg Lichtenberg / Kusel. Zunächst hält Herbert Jäger einen Kurzvortrag über die Sandrasen 50 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

Samstag, 2. Dezember 2017 Grundwassertiere für Trinkwasserschutz und Bioindikation. POLLICHIA-Stammtisch mit Besprechung des Programms für 2018 Gemütliches vorweihnachtliches Zusammensein Zweibrücken 19 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Trierer Straße 36 Dienstag, 28. November 2017 Vortrag: Naturbeobachtungen in Australien Landau Referent: Daniel Spohn, Homburg 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Niederauerbach, am Hallenbad in Mittwoch, 8. November 2017 Zweibrücken POLLICHIA-Treff Renaturierungsprojekt Queich Dienstag, 23. Januar 2018 Leiter: Ralf Bohde (Umweltamt der Stadt Landau) Jahreshauptversammlung 17 Uhr Landau, Eduard Spranger GymnasiumAnmeldung bei Dr. Gei- 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Niederauerbach, am Hallenbad in ger: [email protected] Zweibrücken

Montag, 13. November 2017 POLLICHIA-Treff AK Astronomie Vortrag: Pflanzen locken, rufen, beißen, töten Referentin: Dr. Dagmar Lange Vorträge (jeweils 19.30 Uhr, Pfalzmuseum für Natur- 19.30 Uhr im Otto-Hahn-Gymnasium, Westring 11, 76829 Landau kunde)

Samstag, 18. November 2017 2. November 2017 Besuch des Naturkundemuseums Karlsruhe Stephen Hawking Leiter: Dr. Martin Klenert Referent: Hartwig Stark 10 Uhr Landau Hbf. Anmeldung erforderlich bei Dr. Geiger: [email protected] oder Tel. 7. Dezember 2017 06341 50690 Gravitationswellen - Ein neues Fenster in den Kosmos Referent: Dr. M. Rauls Mittwoch, 6. Dezember 2017 POLLICHIA-Treff Sternbeobachtungen: Jahresrückblick mit Vorträgen 17. November 2017, 18 Uhr 17 Uhr Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde, Landau, 15. Dezember 2017, 18 Uhr Drachenfelsstraße 1 Ort: Wachenheim, Ballonfahrerplatz, Nordostecke außerhalb des Platzes

Pirmasens Arbeitskreis Insektenkunde Rheinland-Pfalz November 2017 Besichtigung der Tierauffangstation in Maßweiler Samstag, 11. November 2017 Interessenten möchten sich bis 1. November bei André Jankwitz oder 1) Bestandsentwicklung des Graublauen Bläulings (Scolitantides Uwe Groh anmelden, bei entsprechendem Interesse wird eine Füh- baton) in Rheinland-Pfalz (O. Eller) rung angefragt. 2) Biodiversität in der Sandgrube Monsheim (Gerd Reder) 14 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuseums Dienstag, 19. Dezember 2017 Gemütliches Beisammensein zum Jahresausklang Samstag, 13. Januar 2018 Wir zeigen Naturaufnahmen (digital) unserer Mitglieder. 1) Die Insektensammlungen der POLLICHIA (Michael Ochse) Bitte melden, wer dazu beitragen möchte. 2) Besichtigung der Sammlungen und Sortierarbeit 20 Uhr, Pirmasens, Carolinensaal (Alter Friedhof) 14 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuseums

Dienstag, 20. Februar 2018 Samstag, 10. Februar 2018 Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen 1) Genetische Variationen bei Schmetterlingen (Thomas Geier) 20 Uhr, Pirmasens, Carolinensaal (Alter Friedhof) 2) Lichtfangbeobachtungen im Maudacher Bruch (Manfred Hund) 14 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuseums

Speyer Pfalzmuseum für Naturkunde Montag, 13. November 2017 Themenabend: „Der Landauer Grundwasserzoo - Vorführung Donnerstag, 2. November 2017 lebender Grundwassertiere mit Einführung in die Ökologie des Astronomischer Arbeitskreis - Monatstreffen „Stephen Hawking” Grundwassers” 19.30 Uhr; Referent: Hartwig Stark Referent: PD Dr. Hans Jürgen Hahn 18 Uhr, Deichmeisterei/Neubaugruppe, Industriestraße 70, 67346 Sonntag, 5. November 2017 Speyer. Jubiläumstag „175 Jahre Naturkundemuseum in Bad Dürkheim”. Es geht um Biodiversität im Grundwasser und die Bedeutung der Der Beschluss des Bad Dürkheimer Stadtrates, „zwey Räume“ im POLLICHIA- KURIER 33 (4) –2017 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 51

Rathaus für die Sammlungen der POLLICHIA zur Verfügung zu stel- Samstag, 18. November 2017 len, legte 1842 den Grundstein für ein naturkundliches Museum in Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. der Stadt – aus dem im Lauf der Geschichte das Pfalzmuseum für „Haltung und Zucht von südafrikanischen Zwergchamaeleons (Bra- Naturkunde - POLLICHIA-Museum wurde. Am Jubiläumstag blickt dypodium) - und Eindrücke aus ihrem natürlichen Lebensraum” das Museum auf seine 175-jährige Geschichte zurück und wagt 19.15 Uhr; Referent: Gerd Fritzsche auch den Blick nach vorn – auf die kommenden 175 Jahre. Alle Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen, das viel- Mittwoch, 22. November 2017 seitige Programm des Jubiläumstages zu genießen. Das endgültige Schummerstunde „Wenn Tiere träumen“. Im Winter träumt die Programm wird in der Tagespresse bekannt gegeben. Krähe, dass sie zur Sonne fliegt und sich in deren Nähe auf roten Wol- 10 Uhr ken wiegt. Und was träumen Giraffen? Für Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich Mittwoch, 8. November 2017 außer montags). Kosten: 4 € pro Familie. POLLICHIA-Stammtisch. 17 Uhr 20 Uhr; Leitung: Dr. Michael Ochse Freitag, 24. November, bis Samstag, 25. November Mittwoch, 8. November 2017 2017 Schummerstunde „Igor Igel“. Igor hat sich ein warmes Laubnest für „Museumsnacht am Herzogweiher“. Eine ganze Nacht im Museum den Winter gebaut. Doch eines Tages fegt ein eisiger Wind ihm seine voller spannender Erlebnisse und interessanter Entdeckungen, Laubdecke weg, und Igor braucht einen neuen Platz für den Winter. Geschichten, Spielen und einer Schatzsuche. Für Kinder und Für Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Anmeldung erforderlich unter Jugendliche ab der 3. Klasse. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer montags). Kosten: 4 € pro Familie. 06322/9413-21 (täglich außer montags). Kosten: 12 € pro Kind. 17 Uhr 19 - 9 Uhr; Leitung Birte Schönborn und Micaela Meyer

Sonntag, 12. November 2017 Samstag, 25. November 2017 Outdoor-Programm „Es ist Herbst und bald wird’s kalt!”. Was macht „Bierbrauen im Kochtopfmaßstab”. Die Teilnehmenden brauen ihr die Natur, wenn es Herbst ist und der Winter kommt? Wie bereiten eigenes Bier und erfahren viel über die Rohstoffe und deren Verar- sich die Tiere und Pflanzen auf den Winter vor? Was machen sie, beitung. Die Gärung dauert ca. 1 Woche. Zum Abfüllen des fertigen wenn es richtig kalt ist und es scheinbar nichts mehr zu fressen gibt? Bieres gibt es nach Absprache am folgenden Wochenende ein kur- Damit uns selbst nicht kalt wird, stehen Spiele und andere Aktionen zes Treffen. auf dem Programm. Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren (Kleinkin- Altersgruppe: Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene. Anmel- der können nur in Rückentragen mitgenommen werden), Anmel- dung erforderlich unter 06322/9413-31 (täglich außer montags), dung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer montags), Kosten: 12 € pro Person. Kosten: 6 € pro Familie. 9 – 17.30 Uhr; Leitung: Monika Kallfelz 13 - 16 Uhr; Leitung: Christine Müller-Beblavy Sonntag, 26. November 2017, und Montag, 27. Novem- Mittwoch, 15. November 2017 ber 2017 NaturTreff für Seniorinnen und Senioren „Leben und Forschen in der „Eine Welt voller Flechten - Symposium zur Flechtenkunde”. 1842 Antarktis”. Kosten: 7,50 € pro Person einschl. Eintritt, Kaffee und wurden die Sammlungen der POLLICHIA begründet. Damit werden Kuchen. die Sammlungen in diesem Jahr 175 Jahre alt. Dieses Jubiläum feiert 14.30 - 16 Uhr; Leitung: Monika Kallfelz das Pfalzmuseum über das ganze Jahr mit Vorträgen, Führungen und Ausstellungen. Ein bedeutender Teil der Sammlungen aus der Mittwoch, 15. November 2017 Zeit der Gründung rekrutiert sich aus Flechten. Aus diesem Grund Schummerstunde „Fledolin verkehrt herum“. Fledolin ist verkehrt widmet das Pfalzmuseum den Flechten ein kleines Symposium. herum. Aber das hat durchaus seine Vorteile, denn so kann er den Die allgemeinverständlichen Vorträge der Referenten aus fünf Ball im Wiesenhimmel besser finden, wenn Willi ihn verloren hat. Für Nationen dauern etwa jeweils 30 Minuten. Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Anmeldung erforderlich unter Ort: Forum. Eintritt frei. Anmeldung erwünscht bei: Dr. Volker John, (06322) 9413-21 (täglich außer montags) Kosten: 4 € pro Familie. Pfalzmuseum für Naturkunde, Hermann-Schäfer-Straße 17, 67098 17 Uhr Bad Dürkheim. E-Mail: [email protected] Sonntag, 26. November 2017 Donnerstag, 16. November 2017 18 – 18.35 Uhr: Das Pfalzmuseum und die Flechten VFMG Bezirksgruppe Pfalz „50 Millionen Jahre Erdgeschichte in 18.35 – 19.10 Uhr: The importance of lichen collections Rheinhessen: Formationen im Mainzer Becken” 19.10 – 19.45 Uhr: Methoden der Flechtenkartierung 20 Uhr; Referentin: Prof. Dr. Kirsten Grimm, Naturhistorisches Montag, 27. November 2017 Museum Mainz 9 – 9.35 Uhr: Ausgebeutet oder Nutznießer: Die Flechtenalgen 9.35 – 10.10 Uhr: Flechten in der Kältewüste Samstag, 18. November 2017 10-15 – 10.45 Uhr: Flechten in der Trockenwüste Interessengemeinschaft Pilzkunde und Naturschutz e. V. „Pilzkund- 11.15 – 11.50 Uhr: Tropical lichens liches Fachtreffen im Pfalzmuseum”. Vormittags erfolgt eine 11.50 – 12.25 Uhr: Die Flechten und der Klimawandel gemeinsame Exkursion. Am Nachmittag erfolgt dann die Bearbei- 14.15 – 14.50 Uhr: Lichens of nearly all biomes in one country: tung und Bestimmung der gefundenen Pilzarten. Anmeldung: Turkey [email protected] oder Tel.: 06247/991926. 14.50 – 15.25 Uhr: Hotspot der Biodiversität: Flechten im Kaukasus 12 - 18 Uhr; Leitung: Peter Keth 15.25 – 16.15 Uhr: Flechten im Labor – wozu Molekularanalysen 16.45 – 17.15 Uhr: Die kleinen Schwarzen - Flechten die keiner kennt 52 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 33 (4) –2017 POLLICHIA- KURIER

17.15 – 17.50 Uhr: Pilze nicht in, sondern auf den Flechten Sonntag, 26. November 2017 Fortbildungsveranstaltung „Einführung in die makroskopische Mittwoch, 29. November 2017 Gesteinsbestimmung (Grundlagen)”. Fortbildung für Schüler und NaturTreff für Seniorinnen und Senioren „Leben und Forschen in der Erwachsene ohne Vorkenntnisse. Ort: Urweltmuseum GEOSKOP, Antarktis.” Kosten: 7,50 € pro Person einschl. Eintritt, Kaffee und Seminarraum. Kosten: 6 € pro Person. Altersgruppe: ab 8 Jahren. Kuchen. Leitung: Monika Kallfelz Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- 14.30 - 16 Uhr museum-geoskop.de. 13 - 15 Uhr; Leitung: Dr. Sebastian Voigt Mittwoch, 29. November 2017 Schummerstunde „Weihnachten der Tiere“. Auch die Tiere im Wald Sonntag, 26. November 2017 würden gerne Weihnachten feiern und schmücken sogar einen Fortbildungsveranstaltung „Einführung in die makroskopische Christbaum. Für Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Anmeldung erfor- Gesteinsbestimmung (Metamorphite)”. Fortbildung für Schüler derlich unter 06322/9413-21 (täglich außer montags). Kosten: 4 € und Erwachsene. Besuch der Veranstaltung „Einführung in die pro Familie. makroskopische Gesteinsbestimmung (Grundlagen)“ bzw. adä- 17 Uhr quate Kenntnisse werden vorausgesetzt. Ort: Urweltmuseum GEOSKOP, Seminarraum. Kosten: 6 € pro Person. Altersgruppe: ab Mittwoch, 6. Dezember 2017 8 Jahren. Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder POLLICHIA-Stammtisch. [email protected]. 20 Uhr; Leitung: Dr. Michael Ochse 15 - 17 Uhr; Leitung: Dr. Sebastian Voigt

Donnerstag, 7. Dezember 2017 Samstag, 2. Dezember, bis Sonntag, 3. Dezember 2017 Astronomischer Arbeitskreis - Monatstreffen „Gravitationswellen - Museumsaktionstage „Fossil- und Edelsteinpräparation für Kin- ein neues Fenster in den Kosmos” der”. Im Rahmen des Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes auf Burg 19.30 Uhr; Referent: Dr. Matthias Rauls Lichtenberg (Pfalz) bietet das Urweltmuseum GEOSKOP Fossil- und Edelsteinpräparation für Kinder an. Ort: Urweltmuseum GEOSKOP, Donnerstag, 21. Dezember 2017 Seminarraum. Kosten: 3 € je Modellblock. Altersgruppe: Kinder VFMG Bezirksgruppe Pfalz „Mineralogische Museen der Welt: Siena aller Altersstufen. Leitung: Dr. Jan Fischer und Florenz in der Toskana”. 12 - 17 Uhr 19.30 Uhr; Referent: Dr. Jörg Liebe, St. Ingbert Mittwoch, 6. Dezember 2017 TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum GEOSKOP GEOSKOP „Geowissenschaftlicher Präparator – ein Traumberuf?”. Geowissenschaftliche Präparatoren haben ein besonders breites Mittwoch, 1. November 2017 Aufgabenfeld. Es umfasst diverse Methoden der Bearbeitung von TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum Gestein für wissenschaftliche Untersuchungen (Herstellung von An- GEOSKOP „Als Kusel am Äquator lag – Urzeit-Forschung am Remi- und Dünnschliffen, Lackfilmabzügen, Boden-Lack-Profilen etc.), giusberg”. Der Remigiusberg bei Kusel ist mit seiner Benediktiner- aber auch das Präparieren von Fossilien. Letzteres erfolgt mecha- propstei und der nahegelegenen Burg ein weithin bekannter Ort der nisch mit Sandstrahlgerät und Druckluftstichel oder chemisch mit Westpfalz mit knapp tausendjähriger Kulturgeschichte. Seit weni- Säuren, Laugen und anderen Chemikalien. Es erfordert neben einer gen Jahren wissen wir, dass die reizvolle Landschaft um den Remigi- sicheren Hand und einem guten Auge vor allem viel Geduld sowie usberg noch ganz andere Schätze birgt. In Sichtweite von Kloster eine gute Kenntnis des Bauplans ausgestorbener Tiere und Pflanzen. und Burg befindet sich eine einzigartige Lagerstätte mit Fossilien Für das Herstellen von Modellen urzeitlicher Organismen und die urzeitlicher Amphibien und Reptilien. Die Tiere haben vor rund 300 museale Präsentation der Objekte ist eine künstlerische Ader uner- Millionen Jahren am Ufer eines tropischen Sees gelebt, in dem es u. a. lässlich. Im Vortrag spannt der geowissenschaftliche Präparator des auch Süßwasserhaie, Lungenfische und Quastenflosser gab. Die GEOSKOPs einen großen Bogen von den Anfängen seiner Ausbil- Kuseler Ursaurier sind in dieser Zusammensetzung und ihrem Alter dung bis zum beruflichen Alltag. Da er auf 16 Jahre Tätigkeit in Kusel einmalig in Europa. Der Vortrag gibt einen Überblick zu ersten Ergeb- zurückblicken kann, ist die Darbietung auch eine historische Rück- nissen der seit August 2015 laufenden systematischen Fossilgrabun- schau auf das GEOSKOP. Umrahmt wird das Ganze von dramati- gen am Remigiusberg. Kommen Sie mit in eine ganz andere Welt schen und musikalischen Untermalungen des Referenten – eben ein und entdecken Sie Kusel von einer völlig unbekannten Seite! Ort: echter Bach! Ort: Zehntscheune, Burg Lichtenberg (Pfalz). Alters- Zehntscheune, Burg Lichtenberg (Pfalz). Altersgruppe: ab 10 Jahren. gruppe: ab 10 Jahren. Kosten: Eintritt frei. 19.30 Uhr; Referent: Thomas Bach, Urweltmuseum GEOSKOP 19.30 Uhr; Leitung: Dr. Sebastian Voigt, Urweltmuseum GEOSKOP Mittwoch, 13. Dezember 2017 Donnerstag, 9. November 2017 AK Astronomie am GEOSKOP - Quartalsvortrag „Die Sterne am Him- MuseumsTreff - Sonderausstellung „Mammuts – Ikonen der Eis- mel – ein Stern kommt selten allein”. Im ersten Teil der Reihe „Die zeit“. Öffentliche Kurzführung in der aktuellen Sonderausstellung Sterne am Himmel“ standen die Sterne, ihre Entstehung und ihr Auf- mit viel Raum für Diskussionen. Anschließend gemütliches Beisam- bau im Vordergrund. Im zweiten Teil werden Ansammlungen von mensein bei Kaffee und Kuchen. Ort: Urweltmuseum GEOSKOP. Sternen betrachtet. Ein Blick in den Weltraum zeigt, dass keine wie Altersgruppe: Erwachsene. Kosten: 7 € pro Person. An- und Abreise die andere ist. Aber trotzdem lässt sich eine Klassifizierung durchfüh- mit dem Burgenbus möglich. Anmeldung erforderlich unter ren. Wie können wir uns heute die Entwicklung dieser Sternhaufen 06381/993450 oder [email protected]. und Galaxien vorstellen? Unsere Nachbargalaxie Andromeda wird 14 - 16 Uhr mit unserer Milchstraße kollidieren. Was wird dabei passieren? 19 Uhr; Referent: Dr. Martin Bertges POLLICHIA- KURIER

Mammuts – Ikonen der Eiszeit

Sonderausstellung im Urweltmu- seum GEOSKOP auf Burg Lichten- berg (Pfalz)

Neben den Dinosauriern ist das Mammut wohl das bekannteste ausgestorbene Tier. Gleichzeitig ist es mit seinem langen Fell und den riesigen Stoßzähnen das fleischge- wordene Sinnbild der letzten Eiszeit. Dabei war sein Lebensraum gar keine tiefver- schneite eisige Landschaft, wie man sie auf vielen Rekonstruktionsbildern und in Filmen sieht. Auch gab es früher nicht nur ein haa- riges Mammut, sondern verschiedene Arten dieses Typus von Elefant, welcher genau genommen der Vetter der heute noch lebenden Elefanten ist und nicht deren Vorfahr. Die letzten Mammuts star- ben nachweislich vor knapp 4000 Jahren aus, zu einer Zeit, als in Ägypten schon die Pyramiden standen. Für den eiszeitlichen Menschen war das Mammut als Jagdbeute und Objekt der Verehrung lebendige Ge- genwart, wie bildliche Darstellungen an Höhlenwänden und Jagdreste zeigen. Auch heute wird fossiles Elfenbein der Tiere aus Sibirien wirtschaftlich genutzt. Diesem beeindruckenden Großsäuger ist eine kleine Sonderausstellung am Urwelt- museum GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel (Pfalz) gewidmet. Um das lebens- große Modell eines Wollmammuts sind fos- sile Überreste dieses Rüsseltieres aus den Rheinschottern der Vorderpfalz geordnet. Informationstafeln und der Abguss eines tiefgefrorenen Mammutkalbes aus Sibirien vermitteln ein lebendiges und vielfältiges Bild dieser ikonischen Elefanten sowie fas- zinierende Aspekte ihrer Biologie und Na- turgeschichte. An einer Mitmach-Station können originale Mammut-Fossilien in die Hand genommen werden, um einen Ein- druck von der Beschaffenheit und dem Ge- wicht dieser Überreste zu gewinnen. Die Ausstellung wird zu den üblichen Öff- nungszeiten am Urweltmuseum GEOSKOP vom 28. September 2017 bis 22. April 2018 zu sehen sein. Weitere Informationen unter www.urweltmuseum-geoskop.de.

Jan Fischer und Sebastian Voigt, Urwelt- museum GEOSKOP/ Burg Lichtenberg POLLICHIA-Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt/Wstr.

Postvertriebsstück E 6351 Gebühr bezahlt Deutsche Post AG

Die Auszeichnung der „Forschungswerkstatt für Menschen ab 5“ des Pfalzmu- seums für Naturkunde als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt fand am 21. 04.2017 in der Zehntscheune auf Burg Lichtenberg im Landkreis Kusel statt. Würdigende Grußworte sprachen u.a. (v. links): Dr. Frank Wieland, Direktor des Pfalzmuseums für Naturkunde; Dr. Sebastian Voigt, Leiter des Ur- weltmuseums- GEOSKOP; Dr. Winfried Hirschberger, Landrat des Landkreises Kusel; Dr. Jürgen Ott, Präsident der POLLICHIA e.V.; Dr. Thomas Griese, Staats- sekretär des Umweltministeriums RLP; Wolfgang Lutz, Zweckverbandsvorsteher Pfalzmuseum für Naturkunde. In der Mitte freuen sich Ulrike Nagel (Mitte li.), Dezernentin der Kreisverwaltung Kusel, und Ute Wolf M.A., Initiatorin und Lei- terin der Forschungswerkstatt über Urkunde und Auszeichnung. (Foto: B. Schönborn)