Gemeinde Göllheim

Donnerbergkreis

Neubau einer Filiale von ALDI

Auswirkungsanalyse nach § 11 Abs. 3 BauNVO

Bearbeitet von Dr. Angelika Brendel

Brendel Standort Consult Am Steinern Kreuz 28 64297 Darmstadt Tel. 06151-9518788 E-Mail: [email protected]

Stand 15. November 2017

Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Inhaltsverzeichnis Tabellen: ...... 3 Abbildungen: ...... 3 1. Einleitung ...... 5 1.1. Aufgabenstellung ...... 5 1.2. § 11 Abs. 3 BauNVO, Methodik ...... 5 2. Das Vorhaben und sein Standort ...... 6 2.1. Landesplanung, Regionalplanung, Bauleitplanung ...... 6 2.2. Standort Göllheim ...... 8 2.3. Standort ALDI ...... 11 2.4. Beschreibung Vorhaben ALDI ...... 11 3. Bestandsanalyse Lebensmitteleinzelhandel ...... 13 3.1. Angebotsseite: Verkaufsflächen und Umsätze ...... 14 3.2. Einzugsgebiet, Einkaufziele ...... 17 3.3. Nachfrageseite: Kaufkraft, Kaufkraftbindung ...... 19 4. Analyse der Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO ...... 21 4.1. Quantitative Auswirkungen ...... 21 4.2. Regelung von § 11 Abs. 3 BauNVO ...... 24 4.3. Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche ...... 25 4.3.1. Auswirkungen in Göllheim ...... 25 4.3.2. Auswirkungen in ...... 26 4.3.1.Auswirkungen in den umliegenden Zentren...... 26 4.4. Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung ...... 26 4.4.1. Auswirkungen in Göllheim ...... 27 4.4.2. Auswirkungen in Albisheim ...... 27 4.4.3.Auswirkungen in den umliegenden Zentren...... 28 4.5. Verkehrsaufkommen am Vorhabensstandort ...... 28 4.6. Vereinbarkeit mit den Zielen der Landesplanung ...... 29 4.7. Fazit Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO ...... 30 5. Ergebnisse und Folgerungen ...... 31 5.1. Synopse ...... 31 5.2. Ergebnis ...... 33

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Tabellen: Tabelle 1: Einwohner der VG Göllheim am 31.12.2016 ...... 9 Tabelle 2: Verkaufsflächen, Umsatz ...... 13 Tabelle 3: LEH nach Branchen OG Göllheim ...... 14 Tabelle 4: LEH nach Branchen Albisheim, andere OG ...... 15 Tabelle 5: Bestand Nahversorgung in der VG ...... 16 Tabelle 6: Entfernungen ...... 19 Tabelle 7: Kaufkraft Einzugsgebiet Göllheim ...... 20 Tabelle 8: Kaufkraftbindung ...... 21 Tabelle 9: Quantitative Veränderungen ...... 22 Tabelle 10: Potenzielle Umsatzverlagerung ...... 23

Abbildungen: Abbildung 1: Lage von Göllheim ...... 4 Abbildung 2: Gestalt der VG Göllheim ...... 4 Abbildung 3: Zentrale Versorgungsbereiche, Vorhabensstandort ...... 8 Abbildung 4: Planung ALDI ...... 12 Abbildung 5: Standorte der Nahversorger in Göllheim ...... 16 Abbildung 6: Einzugsgebiete Göllheim, Albisheim ...... 17 Abbildung 7: Filialen von ALDI im Autobahndreieck A6-A61-A63 ...... 18

Abkürzungen: BauNVO Baunutzungsverordnung KK Kaufkraft LEH Lebensmitteleinzelhandel LEP IV Landesentwicklungsprogramm IV Rheinland-Pfalz OG Ortsgemeinde ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ROP Regionaler Raumordnungsplan Westpfalz IV von 2012 SO Sondergebiet (§ 11 BauNVO) VG Verbandsgemeinde VK Verkaufsfläche

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Abbildung 1: Lage von Göllheim

Abbildung 2: Gestalt der VG Göllheim

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1. Einleitung 1.1. Aufgabenstellung

Im Grundzentrum Göllheim im soll eine neue Filiale von ALDI SÜD errichtet werden. ALDI gehört zur Branche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und zum Be- triebstyp Lebensmitteldiscounter. Die Lebensmittelbranche zählt zur Grund- oder Nahver- sorgung. Die Verkaufsfläche ist mit 1.210 m² geplant; der Markt ist damit großflächig und unterliegt der Regelung von § 11 BauNVO.

Der Standort der Filiale von ALDI befindet am Rande der Ortsbebauung im Nordwesten der Ortsgemeinde (OG) Göllheim. Für das Vorhaben soll ein vorhabenbezogener Bebau- ungsplan nach § 12 BauGB aufgestellt werden.

Großflächige Einzelhandelsvorhaben sind nach § 11 BauNVO auf ihre Raumverträglich- keit zu prüfen. Im Folgenden sind die voraussichtlichen Auswirkungen der Filiale von ALDI i.S. von § 11 Abs. 3 BauNVO zu untersuchen und eine Prognose über die ökonomi- schen, raumordnungspolitischen und städtebaulichen Auswirkungen zu erarbeiten. In die- sem Rahmen werden die planungsrechtlichen Voraussetzungen dargestellt, das Einzugsge- biet und dessen Potenziale ermittelt, das Vorhaben ihnen gegenübergestellt und dessen vo- raussichtliche Auswirkungen untersucht.

Im Jahre 2016 hat die Verfasserin für die Verbandsgemeinde Göllheim ein Einzelhandels- konzept nach Ziel 58 LEP IV erarbeitet. Aus diesem Einzelhandelskonzept werden Teile, die sich in den Rahmen dieser Untersuchung einpassen, mitverwendet.

Die vorliegende Untersuchung erfolgt im Auftrag der Investorin, der ALDI GmbH & Co. KG Kirchheim an der Weinstraße/Unternehmensgruppe ALDI SÜD.

1.2. § 11 Abs. 3 BauNVO, Methodik

§ 11 Abs. 3 BauNVO verweist Einzelhandelsbetriebe auf Kerngebiete oder für sie ausge- wiesene Sondergebiete, sofern sie großflächig sind und sich nach Art, Lage und Umfang nicht nur unwesentlich auf die Verwirklichung der Ziele von Raumordnung und Landes- planung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung auswirken können. Mehr als unwesentliche Auswirkungen werden angenommen, wenn die Geschossfläche eine Größe von mehr als 1.200 m² hat.

Nach der BauNVO ist zwar die Geschossfläche Maßstab für Großflächigkeit. Die Auswir- kungen eines Einzelhandelsbetriebes sind hingegen insbesondere vom Umsatz abhängig, und dieser wiederum ist eng mit der Größe der Verkaufsfläche verbunden. In der Praxis wird daher die Verkaufsfläche zur Beurteilung der Auswirkungen von Einzelhandelsvorha- ben herangezogen.

Der Zusammenhang zwischen Verkaufsfläche und Großflächigkeit ist Gegenstand des Ur- teils des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 24. November 2005. Großflächigkeit beginnt demnach bei mehr als 800 m² Verkaufsfläche1. Inhaltlich wird die Verkaufsfläche

1 BVerwG 4 C 10.04 vom 24.11.2005, Rn 23. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 5 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017 als der gesamte Teil der Geschäftsfläche definiert, auf welcher der Verkauf abgewickelt wird und der den Kunden zugänglich ist, einschließlich Kassenzonen, Standflächen für Waren- träger, Gänge, Stellflächen für Einrichtungsgegenstände, Windfang, etc.2.

Die folgende Untersuchung der potenziellen Auswirkungen der Filiale von ALDI in Göll- heim nach § 11 Abs. 3 BauNVO ist wie folgt angelegt:  Darstellung des Vorhabens, seines Standorts und seines Umfeldes (Abschnitt 2),  Analyse des Bestands im Lebensmitteleinzelhandel im Untersuchungsgebiet (Ab- schnitt 3),  Prüfung der Auswirkungen des Vorhabens (Abschnitt 4),  Zusammenfassung der Ergebnisse und die daraus zu ziehenden Schlüsse (Abschnitt 5).

2. Das Vorhaben und sein Standort 2.1. Landesplanung, Regionalplanung, Bauleitplanung

Konkrete Vorgaben für das Vorhaben von ALDI sind insbesondere in folgenden Planun- gen enthalten:

LEP IV Im Landesentwicklungsprogramm IV Rheinland-Pfalz von 2008 (LEP IV) hat Göllheim im System der zentralen Orte den Status eines Grundzentrums im als „mittelzentraler Ver- bund kooperierender Zentren“ ausgewiesenen Mittelbereich , der sich aus den Mittelzentren Eisenberg, Kirchheimbolanden und zusammensetzt. In der Raumstruktur befindet sich Göllheim im ländlichen Raum mit disperser Siedlungs- struktur3.

Für den großflächigen Einzelhandel formuliert LEP IV als landesplanerische Ziele (Z) u. a.:  Z 57: Die Errichtung und Erweiterung von Vorhaben des großflächigen Einzelhan- dels ist nur in zentralen Orten zulässig. Betriebe mit mehr als 2.000 m² Verkaufsflä- che kommen nur in Mittel- und Oberzentren in Betracht (Zentralitätsgebot). Aus- nahmsweise sind in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion mit mehr als 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern großflächige Einzelhandelsvorhaben bis zu ins- gesamt 1.600 m² Verkaufsfläche zulässig, wenn dies zur Sicherung der Grundver- sorgung4 der Bevölkerung erforderlich ist.  Z 58: Die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten ist nur in städtebaulich integrierten Bereichen, das heißt in Innenstädten, Stadt- sowie Stadtteilzentren zulässig (städtebauliches In- tegrationsgebot).

2 Vgl. ebenda, Rn 28. 3 LEP IV, Raumstrukturgliederung, Darstellung S. 40. 4 Hierbei handelt es sich um Sortimente des täglichen kurzfristigen Bedarfs, die typischerweise im großflächigen Le- bensmitteleinzelhandel angeboten werden, siehe LEP IV Fußnote 39. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 6 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

 Z 60: Durch die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbe- trieben dürfen weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Berei- che der Standortgemeinde noch die der Versorgungsbereiche benachbarter zentraler Orte wesentlich beeinträchtigt werden (Nichtbeeinträchtigungsgebot).

Nach den Vorgaben von LEP IV ist großflächiger Lebensmitteleinzelhandel sogar in Ge- meinden ohne zentralörtliche Funktion zulässig, solange sie mehr als 3.000 Einwohnerin- nen und Einwohnern haben. Göllheim ist mit der zentralörtlichen Funktion Grundzentrum ausgestattet und hat mehr als die geforderte Bevölkerungszahl (Tabelle 1); das Zentralitäts- gebot steht dem Vorhaben folglich nicht grundsätzlich entgegen. Jedoch müssen die Ziele 58 bis 60 berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt der folgenden Untersuchung steht insbe- sondere Ziel 60.

Regionalplanung

Die Verbandsgemeinde (VG) Göllheim bzw. der Donnersbergkreis gehören zur Planungs- region Westpfalz mit dem Oberzentrum Kaiserslautern, in der der Regionale Raumord- nungsplan Westpfalz IV (ROP) von 2012 gilt.

Im System der zentralen Orte hat Göllheim den Status eines Grundzentrums5. Der ROP setzt sich als Ziel, die Grundzentren zur Sicherung der Grundversorgung der Bewohner in den Nahbereichen mit Gütern und Dienstleistungen i.S. tragfähiger Mindestangebote zu stärken6. Zur Grundversorgung zählen u.a. Lebensmittelgeschäfte. Nahbereiche stellen die untere Stufe der räumlichen Verflechtungsbereiche dar. Sie sind grundsätzlich mit dem Ver- bandsgemeindegebiet identisch. Der Nahbereich von Göllheim besteht folglich aus den Ortsgemeinden der VG.

Flächennutzungsplan

Im geltenden Flächennutzungsplan (FNP) der VG Göllheim in der Fassung von 2014 ist das Grundstück von ALDI als Fläche für Gemeinbedarf/geplant dargestellt. Im Zuge der nächsten Fortschreibung des FNP soll dieser Bereich der Nutzung von ALDI angepasst werden.

Bebauungsplan

Für die Filiale von ALDI soll ein vorhabenbezogener der Bebauungsplan gemäß § 12 BauGB aufgestellt werden. Er bekommt die Bezeichnung „Rechts der Dreisener Straße“.

Kommunales Einzelhandelskonzept

Der Standort von ALDI liegt im Rahmen der Einzelhandelslage „Dreisener Straße“. Diese ist im kommunalen Einzelhandelskonzept mit dem Status „Bestandsstandort“ gekenn- zeichnet. Jedoch liegt das Grundstück von ALDI nicht innerhalb des „Bestandsstandorts“, sondern grenzt an ihn. Das Vorhaben ist folglich nicht durch das kommunale Einzelhan- delskonzept gemäß LEP IV Ziel 58 abgedeckt. Das Einzelhandelskonzept muss daher ab- geändert und der Standort von ALDI einbezogen werden.

5 ROP Abschnitt II.1.1. 6 ROP Abschnitt I.4. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 7 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Abbildung 3: Zentrale Versorgungsbereiche, Vorhabensstandort

2.2. Standort Göllheim

Räumliche Zuordnung, Ortsgemeinden, Bevölkerung Abbildung 1 oben zeigt die großräumige Lage von Göllheim: Die aus 13 Ortsgemeinden zusammengesetzte Verbandsgemeinde liegt im Osten des Donnersbergkreises in der Nord- pfalz zwischen dem Metropolraum Rhein-Neckar und dem Verdichtungsraum Kaiserslau- tern, im aus den Bundesautobahnen A63, A61 und A6 gebildeten Dreieck. Die nächstlie- genden Oberzentren sind Ludwigshafen, Mannheim und Kaiserslautern. Näher gelegen sind die Mittelzentren Eisenberg, Kirchheimbolanden, Rockenhausen und Grünstadt. Ver- waltungssitz und zentraler Ort ist die Ortsgemeinde Göllheim.

Tabelle 1 auf der nächsten Seite zeigt die Bevölkerung der 13 Ortsgemeinden (OG) der VG Göllheim:

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Tabelle 1: Einwohner der VG Göllheim am 31.12.20167

Verbandsgemeinde Göllheim Einwohner mit Hauptwohnung Nebenwohnung ∑ Albisheim 1.721 59 1.780 624 26 650 417 11 428 970 26 996 794 18 812 Göllheim 3.822 94 3.916 146 7 153 630 17 647 375 19 394 Rüssingen 518 10 528 Standenbühl 196 3 199 510 14 524 * Harxheim 802 27 829 * Niefernheim 212 6 218 * Zell 182 9 191 ∑ VG Göllheim 11.919 346 12.265

In der OG Göllheim befinden sich 3.822 Einwohner mit Hauptwohnung (HW), 32% der Einwohner der VG; in Albisheim sind es 1.721 Einwohnern mit HW, 14% der Einwohner/ VG. Die 3 Ortsteile von Zellertal kommen zusammen auf 1.196 Einwohner (= 10%). Alle anderen Ortsgemeinden weisen Bevölkerungsanteile von unter 9% auf. Die 346 Einwohner mit Nebenwohnsitz sind getrennt aufgeführt, da sie nur mit einem Teil ihrer Kaufkraft zum Nachfragepotenzial von Göllheim zählen.

Die Prognose des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz zum demografischen Wandel beziffert in ihrer sogenannten mittleren Variante für den Donnersbergkreis einen Bevölke- rungsrückgang zwischen 2006 und 2020 von 2,2%; der Donnersbergkreis lässt sich damit den Räumen mit geringerem demografischen Problemdruck zuordnen8; für das Land Rheinland-Pfalz liegt die Prognose bei -3,3%9. Längerfristig ist die Prognose für Göllheim ungünstiger, denn für das Jahr 2035 ist mit einer Bevölkerung von 11.221 zu rechnen, 5,4% weniger als 2013 (11.861 Einwohnern)10. Allerdings relativieren sich alle Aussagen über die Entwicklung der Einwohnerzahl angesichts des gegenwärtigen Zustroms von Migranten

7 Quelle VG Göllheim. 8 LEP IV, Tabelle 2, S. 46. 9 LEP IV, Tabelle 2, S. 47. 10 http://www.infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/zeitreihe.aspx?l=2&id=3153&key=0733303&kmaid= ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 9 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017 nach Deutschland. Ende 2017 lässt sich die Auswirkung dieses Phänomens auf die Bevöl- kerung von Göllheim schwer abschätzen, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Einwohner zumindest nicht schrumpft.

Verkehr

Die Bundesstraße B47 ist die wichtigste Erschließungsstraße. Sie verbindet Göllheim mit den Bundesautobahnen A6 im Süden (Anschlussstelle Wattenheim) und A63 im Norden (Anschlussstelle Göllheim). Mehrere Landesstraßen sorgen für die gute Vernetzung der OG untereinander und mit ihrem Umland. Einen Bahnanschluss hat die OG Göllheim nicht. Der öffentliche Verkehr wird durch Busse auf mehreren RegioLinien der ORN (Om- nibusverkehr Rhein-Nahe GmbH) im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Takt betrieben. Die Haltestelle Göllheim/Ruhweg liegt dem Vorhabensstandort am nächsten.

Wirtschaft Das Statistische Landesamt gibt in seinen Regionaldaten11 für die OG Göllheim die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Einwohner am Stichtag 30.06.2014 mit 1.395 an. Unter ihnen pendeln 1.160 aus, eine Quote von 83%. Die auswärtigen Arbeitsplätze befinden sich insbesondere in den Zentren Kaiserslautern, Worms und Ludwigshafen. Für den Einzelhandel haben die Wege zur Arbeit zur Folge, dass dort eingekauft wird, wo das Angebot stimmt und es sich bequem erreichen lässt - am Wohnort, am Arbeitsort oder unterwegs.

In der VG verzeichnet das Statistische Landesamt 4.543 sozialversicherungspflichtig Be- schäftigte und 1.701 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Die größten Arbeitgeber sind Strack Tiefbau, die Zementfabrik Dyckerhoff (Dyckerhoff AG), der Anlagenbauer Westa, der Automobilzulieferer Sonima und Linde Gas. Weitere Arbeitsplätze werden vor allem durch Handwerks- Handels- und Dienstleistungsbetriebe bereitgestellt.

Im Tourismus hat Göllheim aufgrund der günstigen Lage nahe dem Nordpfälzer Bergland und dem Donnersberggebiet Potenzial fürs Wandern und Radfahren. Überall in den Orts- gemeinden gibt es gut erschlossene Wandergebiete; der Jakobs-Pilgerweg führt zwischen Zell und Standenbühl quer durch die VG. Die Ortsgemeinden laden mit ihrem teilweise alten Gebäudebestand zum Verweilen ein. Sehenswürdigkeiten vor Ort und in der Umge- bung sind gute Voraussetzungen für die Entwicklung des Wirtschaftszweigs Tourismus.

Im Bereich Schule und Betreuung verfügt Göllheim über eine Realschule plus mit angeglie- derter Fachoberschule, sowie eine Grundschule mit Ganztagsbetreuung, die von Schülern der ganzen Region besucht werden.

Die Einwohner, Einpendler, Touristen, Einkaufsbesucher, Schulbesucher und Geschäfts- reisende gehören zum Potenzial für den Einzelhandel in Göllheim. Auch die 346 Einwoh- ner mit Nebenwohnsitz gehören dazu. Weitere Besucher von außen kommen zu den Ärz- ten, Anwälten, Steuerberatern und den Banken. Zum Potenzial für den Einzelhandel gehö- ren ferner Vorbeifahrende auf der B 47, die nicht zu den genannten Gruppen gehören. Alle ergeben zusammen mit den Einwohnern das Nachfragepotenzial für den Einzelhandel in Göllheim.

11 http://www.infothek.statistik.rlp.de//MeineHeimat. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 10 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

2.3. Standort ALDI Der Standort von ALDI befindet sich am nordwestlichen Rand von Göllheim neben dem Feuerwehrstützpunkt am Verkehrskreis Dreisener Straße. In Abbildung 3 oben ist er mit einem roten Ring markiert.

Die Umgebung von ALDI ist geprägt durch den direkt danebenliegenden Feuerwehrstütz- punkt und die benachbarten Fachmärkte; das sind der Lebensmittelvollsortimenter Was- gau, der Lebensmitteldiscounter Netto Marken-Discount, Rossmann-Drogeriemarkt, kik- Bekleidungsdiscounter; dazu kommt eine Verkaufsstelle für Backwaren. Westlich von Aldi befindet sich freie Landschaft Die Wohnbebauung von Göllheim beginnt an der Guten- bergstraße in einer Entfernung von ca. 250 m.

Im Straßenverkehr ist der Standort von ALDI gut erschlossen. Die Dreisener Straße ist als K80 gut ausgebaut; sie verbindet den Standort auf kurzem Wege mit der Haupterschlie- ßungsstraße der Region, der B47. Die Bushaltestelle Ruhweg liegt auf halbem Wege zwi- schen ALDI und der Gutenbergstraße, einer bequemen fußläufigen Entfernung von ca. 150 m. Bedient wird sie durch die ORN-Linien 902 nach , 920 nach Kirch- heimbolanden und 903 nach Rockenhausen. Im ÖPNV ist der Standort folglich erschlos- sen und vernetzt. Die Topografie in der Umgebung ist einigermaßen eben, so dass auch das Fahrrad als Verkehrsmittel zum Einkaufen zum Einsatz kommt. Vorteil des Standorts ist, dass er einerseits von allen OG in der VG gut zu erreichen ist, andererseits die Wohn- lagen genügend fern sind, um nicht vom Verkehr durch ALDI gestört zu werden. ALDI ist für die Bevölkerung im Westen der Gemeinde insbesondere für die Einwohner entlang der Dreisener Straße und ihres Einzugsgebiets fußläufig erreichbar.

Im Ergebnis befindet sich ALDI in einem Umfeld, das durch Fachmärkte und insbeson- dere Lebensmitteleinzelhandel vorgeprägt ist, und das die dafür erforderliche Erschließung im Verkehr aufweist. Die Entfernung zum zentralen Versorgungsbereich „Am Marktplatz“ beträgt ca. 1 km. Wegen der Randlage ist der Standort als teilintegriert zu werten, obwohl er der Haupteinkaufsstandort in der Gemeinde ist.

2.4. Beschreibung Vorhaben ALDI

ALDI gehört zu den Lebensmitteldiscountern; das sind Unternehmen des stationären Ein- zelhandels, die sich durch ein vergleichsweise niedriges Preisniveau auszeichnen und deren Sortiment vorwiegend aus schnell umschlagenden Artikeln besteht, wobei die Produktaus- wahl in den einzelnen Warengruppen begrenzt ist.

Das Standardsortiment von ALDI besteht zurzeit aus ca. 1.500 Artikeln, die vorwiegend der Nahversorgung dienen. Zur Nahversorgung zählen gemäß IFH Retail Consultants, Köln, die Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Bäcker/Metzger (Lebensmittel- handwerk), Zimmerpflanzen und Heimtierbedarf, Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, phar-

______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 11 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017 mazeutische, medizinische und orthopädische Artikel, sowie Zeitungen, Zeitschriften, Bü- cher (PBS)12. Zum Nahversorgungssortiment kommen vorübergehend angebotene Akti- onswaren aus einer großen Zahl von Warengruppen. Die Artikelzahl ist nicht nur für das gesamte Sortiment festgelegt, sondern auch für jeden Teilbereich. Wenn Änderungen statt- finden, z.B. durch Saisonartikel, scheiden andere Artikel aus. Das Sortiment ist zudem in allen Filialen identisch. Die Verkaufsflächen der Filialen sind daher vergleichbar, auch wenn sie sich, bedingt durch die Standortverhältnisse, im Einzelfall etwas unterscheiden.

Die Verkaufsfläche der ALDI-Filiale in Göllheim ist mit 1.210 m² geplant (Stand Septem- ber 2017), die Zahl der Stellplätze mit 136. Abbildung 5 zeigt einen Ausschnitt aus dem Vorentwurf des Bebauungsplans „Rechts der Dreisener Straße“ (Ingenieur- und Planungs- büros Finzel, Würzburg). Die Lage neben dem Feuerwehrstützpunkt ist zu erkennen. Die Zufahrt auf das Grundstück erfolgt vom Kreisverkehr aus.

Abbildung 4: Planung ALDI

12 IFH, Köln. IFH fasst die Warengruppen der Nahversorgung in der Aufstellung der einzelhandelsrelevanten Kauf- kraftpotenziale, die weiter unten zur Berechnung der lokalen Kaufkraft eingesetzt wird, unter der Bezeichnung „überwiegend kurzfristiger Bedarf“ zusammen. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 12 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Das Vorhabensgrundstück hat eine Größe von 8.884 m². Die Verkaufsfläche ist mit 1.210 m² geplant, die Nutzfläche mit 1.830 m² und die überbaute Fläche mit 2.067 m².

In Tabelle 2 sind die Zahlen der Filiale zusammengestellt:

Tabelle 2: Verkaufsflächen, Umsatz

ALDI Göllheim

Verkaufsfläche (in m²) 1.210 Umsatz (in Mio. €) 5,40 Flächenproduktivität (Jahresumsatz(€)/m²) 4.463

Zu Tabelle 2:  ALDI wird auf der geplanten Verkaufsfläche von 1.210 m² voraussichtlich einen Jahresumsatz von zwischen € 4,8 Mio. und € 5,4 Mio. erzielen. Der untere Wert ist der wahrscheinlichere, aber um den „worst case“ abzudecken, wird im Folgenden der Umsatz von € 5,4 Mio. zugrunde gelegt.  Von der Verkaufsfläche von 1.210 m² entfallen höchstens 1.140 m² auf den Ver- kaufsraum; rund 70 m² sind Nebenflächen für Windfang, Leergutrücknahme und Packzonen hinter den Kassen.  Verkaufsflächen Sortimentsteile: o Food ca. 850 m² = 70%, o Drogeriemarkt-Sortiment 190 m² = 16%, o restliches Non-Food-Sortiment und Aktionswaren 170 m² = 14%.  Das Drogeriemarkt-Sortiment enthält die Warengruppen Haushaltsartikel, Hygiene- artikel, Körperpflege, Kosmetik, freiverkäufliche Arzneimittel, sowie Wasch- und Putzmittel.  Das restliche Non-Food-Sortiment enthält die nicht genannten Artikel sowie die Aktionswaren. Aktionswaren lassen sich keiner Branche zuordnen, sondern sie wer- den vorübergehend verkauft und stehen während ihrer Angebotszeit zu allen An- bietern mit denselben Sortimenten im Wettbewerb.

3. Bestandsanalyse Lebensmitteleinzelhandel

Die Erhebung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in der VG und im Umfeld von 2016 für das kommunale Einzelhandelskonzept wurde im Oktober 2017 aktualisiert. Trotz der kurzen Zeitspanne seit der ersten Erhebung zeigen sich Änderungen, auf die weiter unten hingewiesen wird.

Neben Göllheim hat die OG Albisheim eigenes Gewicht in der Versorgung ihres Umfelds. Diese erfolgt durch einen Vollsortimenter, einige Handwerksbetriebe und einen Anbieter von Obst.

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3.1. Angebotsseite: Verkaufsflächen und Umsätze

Die Nahversorgung in der OG Göllheim erfolgt durch 2 Lebensmittelfilialisten, einen Dro- geriemarkt, Betriebe des Lebensmittelhandwerks und einen Getränkemarkt. Die meisten OG in der Umgebung weisen keinen oder kaum Einzelhandel auf. Göllheim hat daher als Grundzentrum und zentraler Ort der VG die Aufgabe, sie ebenfalls zu versorgen.

Tabelle 3 zeigt den Bestand an Geschäften/Lebensmitteln und Drogeriewaren, die zur Nahversorgung zählen. Die Sortimente aller Lebensmittelmärkte enthalten, ähnlich ALDI, Nonfood-Artikel, die gewöhnlich die Nahversorgung mit Lebensmitteln begleiten:

Tabelle 3: LEH nach Branchen OG Göllheim

OG Göllheim Verkaufsfläche Jahresumsatz/ Jahresumsatz Branche Zahl (in m²) m² (in €) (in Mio. €)

LEH 7 2.790 9,8

Vollsortimenter 1 1.400 3.800 5,3 Lebensmitteldiscounter 1 800 4.200 3,4 Bäckereien 3 100 5.000 0,5 Metzgerei 1 40 5.000 0,2 Getränkemarkt 1 450 1.000 0,5 Drogeriemarkt 1 700 4.000 2,8 ∑ OG Göllheim 8 3.490 12,6

Zu Tabelle 3:  7 Betrieben des LEH erzielen Umsätze von € 9,8 Mio. Mit dem Umsatz des Droge- riemarktes von € 2,1 Mio. summieren sich die Jahresumsätze in der Nahversorgung auf € 12,6 Mio.  Drogeriewaren werden nicht nur vom Drogeriemarkt angeboten, sondern sie gehö- ren ebenfalls zu den Sortimenten der Lebensmittelfilialisten.  Im Vergleich zur Erhebung für das kommunale Einzelhandelskonzept ist eine Bä- ckerei/Café dazu gekommen, und eine Bäckerei hat den Betreiber gewechselt.  Beide zur Nahversorgung gehörenden Blumengeschäfte haben seit der letzten Er- hebung geschlossen. Blumen werden in der OG nicht mehr in Ladengeschäften an- geboten.

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 Die Flächenproduktivitäten basieren auf den Angaben von BBE Handelsberatung, München13, wobei die Werte durch die Verfasserin den lokalen Gegebenheiten an- gepasst wurden.

In Tabelle 4 ist die Ausstattung der anderen OG in der VG im LEH dargestellt, einen Drogeriemarkt gibt es außerhalb von Göllheim nicht:

Tabelle 4: LEH nach Branchen Albisheim, andere OG

Verkaufsfläche Umsatz/m² Jahresumsatz (in OG Albisheim LEH Zahl (in m²) (in €) Mio. €) Vollsortimenter 1 1.000 3.800 3,8 Bäckerei 1 40 5.000 0,2 Metzgerei 1 30 5.000 0,2 Obst 1 50 4.000 0,2 ∑ Albisheim 4 1.120 4,4

LEH in anderen OG Bäckereien 3 120 5.000 0,6 Metzgereien 2 70 5.000 0,4 Getränke 1 200 1.000 0,2 ∑ andere OG 6 390 1,2

∑ Albisheim + andere OG 10 1.510 5,6

Tabelle 4 zeigt im oberen Teil die Ausstattung der OG Albisheim im LEH. Im unteren Teil erscheint die Ausstattung der anderen elf Ortsgemeinden.

Tabelle 5 zeigt den Gesamtbestand in der VG Göllheim im LEH bzw. in der Nahversor- gung:

13 Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel 2013, München 18. Dezember 2013. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 15 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Tabelle 5: Bestand Nahversorgung in der VG

VG Göllheim LEH Zahl Verkaufsfläche (in m²) Jahresumsatz (in Mio. €)

OG Göllheim 8 3.490 12,6 Albisheim 4 1.120 4,4 alle anderen OG 6 390 1,2

∑ VG Göllheim 18 5.000 18,2

Abbildung 5 zeigt die Standorte der Nahversorger:

Abbildung 5: Standorte der Nahversorger in Göllheim

In der graphischen Darstellung ist die Konzentration des LEH im Westen der OG Göll- heim zu erkennen. Dort hat sich der eigentliche Versorgungsschwerpunkt in der OG und in der VG gebildet. Von der Summe der Verkaufsflächen in der Nahversorgung von 3.490 m² befinden sich 3.000 m² hier.

______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 16 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

3.2. Einzugsgebiet, Einkaufziele

Das Einzugsgebiet ist der räumliche Bereich, aus dem Kunden regelmäßig zum Einkaufen kommen. Im Grundzentrum erstreckt sich das Einzugsgebiet i.d.R. auf den Nahbereich bzw. auf die Ortsgemeinden des Verbandsgemeindegebiets14. Im Fall der VG Göllheim ist das Einzugsgebiet aufgeteilt in das Gebiet Göllheim und das Gebiet Albisheim, denn Albi- sheim hat ein eigenes Versorgungsgebiet, das sich kaum mit dem von Göllheim überschnei- det, siehe Abbildung 6. Das Einzugsgebiet von Göllheim beschränkt sich auf die 9 Ortsge- meinden Göllheim, Standenbühl, Weitersweiler, Dreisen, Biedesheim, Rüssingen, Lauters- heim, Ottersheim, und Bubenheim. Außer Göllheim sind alle ohne bzw. fast ohne eigene Versorgung, im Straßenverkehr gut mit dem Versorgungsstandort in Göllheim verbunden - sei es über die B47, sei es über die Landes- bzw. Kommunalstraßen – und im Einkaufs- verhalten auf Göllheim orientiert.

Abbildung 6: Einzugsgebiete Göllheim, Albisheim

Zum Einzugsgebiet von Göllheim gehören außerhalb der VG weitere, nahe liegende Orts- gemeinden, die selbst schlecht versorgt sind und eine gute Straßenverbindung nach Göll- heim haben, so die OG Breunigheim in der VG . Hingegen gehört das nahege- legene nicht zum Einzugsgebiet von Göllheim.

Für den neuen Markt von ALDI gilt zum einen das Einzugsgebiet des Grundzentrums Göllheim, zum anderen das individuelle Einzugsgebiet von ALDI. Fast jeder kauft bei ALDI ein und sucht in der Regel eine bequem für ihn erreichbare Filiale auf. Die umliegen- den Filialen von ALDI sind in Abbildung 7 auf der nächsten Seite dargestellt:

14 Siehe oben Abschnitt 2.1. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 17 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Abbildung 7: Filialen von ALDI im Autobahndreieck A6-A61-A63

Gut erreichbar für die Einwohner von Göllheim sind insbesondere die Filialen in den Mit- telzentren Kirchheimbolanden, Eisenberg und Grünstadt sowie im Grundzentrum Mons- heim. Diese Gemeinden sind über ALDI hinaus im LEH gut ausgestattet, und werden je nach Wohnstandort und Arbeitsweg von den Einwohnern der VG Göllheim zum Einkau- fen aufgesucht. Umgekehrt absorbieren sie Kaufkraft aus Göllheim. Besonders das Mittel- zentrum Grünstadt ist reichlich mit großflächigen Märkten ausgestattet, alleine im LEH mit mehr als 14.000 m² Verkaufsfläche15; besondere Anziehungskraft haben dabei Kaufland und das SB-Warenhaus Globus. In den anderen Zentren verfügt Kirchheimbolanden al- leine im LEH über etwa 7.000 m² Verkaufsfläche, Monsheim über 4.700 m³ und Eisenberg über fast 7.000 m² Verkaufsfläche.

Mit ALDI wird das Einzugsgebiet von Göllheim voraussichtlich größer. Denn während die Einwohner des Versorgungsgebiets von Albisheim zum Einkaufen bisher kaum nach Göll- heim ausgerichtet sind, wird sich das mit ALDI ändern. Auch aus den nicht zur VG Göll- heim gehörenden umliegenden Gemeinden wird mehr Nachfrage nach Göllheim kommen, so z.B. aus (VG Kirchheimbolanden).

Anbieter gibt es im Umfeld viele, aber die Entfernungen sind teilweise groß.

15 In der Einzelhandelskonzeption für die Stadt Grünstadt 2011 von CIMA werden 14.860 m² Verkaufsfläche im LEH angegeben ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 18 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Tabelle 6: Entfernungen

von Göllheim Kilometer ca. von Albisheim Kilometer ca. Kirchheimbolanden 11 Kirchheimbolanden 9 Eisenberg 6 Eisenberg 17 Grünstadt 15 Grünstadt 20 Monsheim 21 Monsheim 10 Albisheim 11 Göllheim 11

Tabelle 6 zeigt, dass z.B. die Stadt Eisenberg verhältnismäßig nahe an Göllheim liegt, sie gehört aber normalerweise nicht zu den Einkaufszielen der Einwohner. Das Grundzentrum Monsheim hat vor allem Bedeutung für die Einwohner des Zellertals im Nordosten der VG, die auf ihrem Arbeitsweg z.B. von/nach Worms dort vorbeikommen. Die Mittelzen- tren verfügen über mehr als nur Betriebe der Grundversorgung; sie sind in der Lage, den allermeisten Bedarf abzudecken. Insbesondere Grünstadt hat mit Globus und Kaufland im Gewerbegebiet und Textil/Jost in der Innenstadt großes Anziehungspotenzial für die Ein- wohner aller Kommunen in einem weiten Umfeld. Diese Zentren werden ihre Anziehungs- kraft nicht verlieren, auch wenn künftig mehr von der Kaufkraft, die jetzt aus Göllheim wegfließt, vor Ort gebunden wird.

Angesichts der Entfernungen zu anderen Einkaufszielen wäre eine Verbesserung der örtli- chen Versorgung in Göllheim geeignet, Einkaufskilometer im Straßenverkehr einzusparen.

3.3. Nachfrageseite: Kaufkraft, Kaufkraftbindung

Das Kaufkraftniveau wird durch den einzelhandelsrelevanten Kaufkraftindex in Prozent ausgedrückt. Er liegt 2017 in den Ortsgemeinden der VG Göllheim nach den Angaben von IFH Retail Consultants, Köln zwischen 100,87% (Weitersweiler) und 93,65% (Albisheim). Das Kaufkraftniveau in der OG Göllheim liegt mit 96,73% gut 3% unter dem Bundes- durchschnitt, der mit 100% festgesetzt ist.

In Göllheim und im Einzugsgebiet ist in den nächsten Jahren voraussichtlich ein Rückgang der Einwohner zu erwarten (vgl. Abschnitt 2.2.), zu dessen Kompensierung aber der Zuzug von Ausländern beitragen kann. Die Kaufkraft wird daher im Folgenden als gleichbleibend behandelt, zumal auch regelmäßige Einkommenserhöhungen zu einem Gewinn an Kauf- kraft führen, der den Bevölkerungsrückgang wahrscheinlich zumindest ausgleicht.

Das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial 2017 gemäß IFH ist in Tabelle 7 für die Einzugsgebiete Göllheim (vgl. Abschnitt 3.2.) und Albisheim insgesamt und für den kurz- fristigen Bedarf zusammengestellt. Die Kaufkraft für den kurzfristigen Bedarf deckt in etwa die Sortimentsbestandteile von ALDI ab, Nahrungs- und Genussmittel, Bäcker/Metzger, Zimmerpflanzen/Zoo- und Heimtierbedarf, Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, freiverkäuf- liche medizinische und orthopädische Artikel und PBS (Papier, Bücher, Schreibwaren).

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Tabelle 7: Kaufkraft Einzugsgebiet Göllheim

1 2 3 4 PLZ Kommune Einwohner mit Kaufkraft 2017 (in Mio. €) Hauptwohnung insgesamt kurzfristiger Bedarf Einzugsgebiet Gölheim 67307Göllheim 3.822 23,8 13,6 67308Biedesheim 624 3,8 2,2 67308 Bubenheim 417 2,6 1,5 67308Dreisen 970 5,9 3,4 67308Lautersheim 630 3,9 2,2 67308 Ottersheim 375 2,3 1,3 67308Rüssingen 518 3,2 1,8 67816 Standenbühl 196 1,2 1,2 67808 Weitersweiler 510 3,3 1,9

∑1 Göllheim 8.062 50,0 29,0

Einzugsgebiet Albisheim 67308Albisheim 1.721 10,4 6,0 67308Einselthum 794 4,8 2,7 67308Immesheim 146 0,9 0,5 67308Zellertal 1.196 7,2 4,1

∑2 Einzugsgebiet Albisheim 3.857 23,3 13,4

∑3 VG Göllheim 11.919 73,2 42,4

Zu Tabelle 7:  Die 11.919 Einwohner der VG Göllheim (8.062+3.857) mit Hauptwohnsitz verfü- gen über das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial von insgesamt € 73,2 Mio. Davon sind € 42,4 Mio. der Nahversorgung bzw. dem überwiegend kurzfristigen Bedarf bzw. der Nahversorgung zuzuordnen.  ∑1 + ∑2 geben jeweils die Werte für die Einzugsgebiete von Göllheim und von Albisheim wieder, ∑3 für die VG.

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Tabelle 8: Kaufkraftbindung

1 2 3 Umsatz Kaufkraft Nahvers. Kaufkraftbindung (in Mio. €) (in Mio. €) (in %)

Gebiet Göllheim 13,5 29,0 46,4% Gebiet Albisheim 4,7 13,4 35,1% VG 18,2 42,4 42,8%

Zu Tabelle 8:

 Die Umsätze in der Nahversorgung im Gebiet Göllheim setzen sich zusammen aus den Umsätzen in Göllheim von € 12,6 Mio. (Tabelle 3) und den Umsätzen in den OG Biedesheim, Dreisen und Standenbühl von € 0,85 Mio.  Die Umsätze im Gebiet Albisheim setzen sich zusammen aus den Umsätzen in Al- bisheim von € 4,4 Mio. (Tabelle 4) und den Umsätzen/LEH in den OG Einselthum und Zellertal von € 0,3 Mio.  Die Kaufkraftbindung (Spalte 3) ist der Quotient aus örtlichem Umsatz und Kauf- kraft. Die Kaufkraftbindung wird auch als „Zentralität“ bezeichnet.  Tabelle 8 zeigt die sehr niedrige Kaufkraftbindung in der VG. Selbst im vorwiegend kurzfristigen Bedarf, bei dem die Bindung der Kaufkraft durch den LEH häufig etwas höher ist, besteht in der VG nur eine Bindung oder Zentralität von 42,8%.  Nur wenn man den Umsatz in der OG Göllheim alleine betrachtet und den Umsatz von € 12,6 Mio. (Tabelle 3) zur Kaufkraft von € 13,6 Mio. (Tabelle 7) in Beziehung setzt, ergibt sich eine höhere Kaufkraftbindung (92,6%).  Die niedrige Kaufkraftbindung lässt grundsätzlich darauf schließen, dass zusätzliche Angebote im LEH in der VG absorbiert werden können.

Die Ausgangssituation in der Nahversorgung in der OG und in der VG Göllheim ist damit dargestellt. Auf der Bestandsanalyse aufbauend sind im Folgenden die voraussichtlichen Auswirkungen der Filiale von ALDI zu untersuchen.

4. Analyse der Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO 4.1. Quantitative Auswirkungen

Mit ALDI wächst die Verkaufsfläche/LEH in Göllheim um 1.210 m² und der Umsatz um 5,4 Mio. €. Die Addition des Umsatzzuwachses mit den vorhandenen Umsätzen zeigt den künftigen Zustand. Umsatz und Kaufkraftbindung im Gebiet Göllheim und im Gebiet Al- bisheim sind in Tabelle 9 zusammengestellt:

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Tabelle 9: Quantitative Veränderungen

heute mit ALDI Kaufkraft Umsatz KK*-Bind. Umsatz KK*-Bind. (in Mio. €) (in Mio. €) (in %) (in Mio. €) (in %)

Nahversorgung OG Göllheim 13,6 12,6 92,6 18,0 132,4 Gebiet Göllheim 29,0 13,5 46,4 18,9 65,0 Gebiet Albisheim 13,4 4,7 35,1 10,1 75,4 VG Göllheim 42,4 18,2 42,8 29,0 68,3

* KK = Kaufkraft,

Mit dem Umsatz von ALDI in Höhe von 5,4 Mio. € steigt der Umsatz im LEH in der OG Göllheim um 43% gegenüber dem Ausgangswert von 12,6 Mio. €, im Gebiet Göllheim um 40% gegenüber dem Ausgangswert von 13,5 Mio. €, in der VG Göllheim um 30% gegen- über dem Ausgangswert von 18,2 Mio. €.

Setzt man die Verkaufsfläche von ALDI von 1.210 m² in Beziehung zum Verkaufsflächen- bestand/Nahversorgung in der OG Göllheim von 3.490 m² (Tabelle 3), ergibt sich ein Zu- wachs von 35%. Auf der Ebene der VG Göllheim mit dem Ausgangswert von 5.000 m² Verkaufsfläche (Tabelle 5) liegt der Zuwachs bei 24%.

Im Gebiet Göllheim – das zentrale Gebiet dieser Studie - liegt der Umsatz auch mit ALDI weit unterhalb der Kaufkraft in der Nahversorgung/im überwiegend kurzfristigen Bedarf: Die Kaufkraft wird auch künftig mit € 29 Mio. angenommen, der Umsatz mit € 18,9 Mio. Die Differenz zwischen Umsatz und Kaufkraft liegt bei € 10,1 Mio. Das bedeutet, dass 35% der Kaufkraft weiterhin abfließen wird.

Die Kaufkraftbindung liegt künftig bei 132,4% in der OG Göllheim, bei 65,0% im Gebiet Göllheim und bei 68,3% in der VG Göllheim. Im Ergebnis führt ALDI zu einer deutlich stärkeren Bindung von Kaufkraft/Nahversorgung in der VG. Wenn dennoch weiterhin viel Kaufkraft abfließt, ist das darauf zurückzuführen, dass das Grundzentrum Teile des Bedarfs nicht abdecken kann, sondern die Einwohner auf die Zentren im Umfeld angewiesen sind.

Der Umsatz von ALDI in Höhe von maximal 5,4 Mio. € kommt bei als gleich bleibend angenommener Kaufkraft im Wesentlichen durch die Verlagerung von Lebensmittelnach- frage zu ALDI zustande. Nachfrage wird verlagert:  innerhalb der OG Göllheim  aus den anderen OG der VG Göllheim  aus dem Einzugsgebiet außerhalb von Göllheim  von außerhalb (Streuumsätze).

Von wo und in welcher Höhe Umsatz potenziell zu ALDI in Göllheim verlagert wird, ist in Tabelle 8 quantifiziert. Die Quantifizierung erfolgt mittels eines Iterationsverfahrens,

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Tabelle 10: Potenzielle Umsatzverlagerung

1 2 3 Gemeindeumsatz Umsatzverlagerung Anteil am Umsatz (in Mio. €) Kommune (in%) Umsatz/Herkunft 5,4 1. Göllheim OG 12,6 0,8 6,35% 2. andere OG Gebiet Göllheim 0,9 0,0 0,00% 3.Albisheim 4,4 0,3 6,82% 4. andere OG Geb.Albisheim 0,3 0,0 0,00% 5. Kirchheimbolanden 1,2 6. Monsheim 0,8 7. Grünstadt 1,3 8. Eisenberg 0,2 9.Streuumsätze 0,8 10. Summen 5,4

Umsatz ALDI aus Gebiet: Mio. € % Umsatz/ALDI 12. VG Göllheim 1,1 20,37% 13. umliegende Zentren 3,5 64,81% 14.Streuumsätze 0,8 14,81%

Zu Tabelle 8:  In den Zeilen 1-4 von Tabelle 10 sind die voraussichtlichen Verlagerungen von Um- satz hin zu ALDI aus den verschiedenen Teilen der VG Göllheim zu sehen und ihr jeweiliger Anteil am örtlichen Umsatz (Spalte 3).  Wenn auch heute der Einkaufsbezug zwischen Göllheim und Albisheim eher schwach ist, werden sich die Einwohner von Albisheim verstärkt Göllheim zuwen- den, wenn ALDI da ist, denn der Einkaufsstandort an der Dreisener Straße bietet wegen der Vielfalt des Angebots, mit den Lebensmitteldiscountern ALDI und Netto, dem Vollsortimenter Wasgau sowie dem Drogeriemarkt Rossmann, ein vie- len Alltagsbedarf abdeckendes Einkaufziel. Für einen kleinen Standort wie Göllheim ist das eine attraktive Ausstattung. Die nächsten Einkaufsziele von Albisheim aus, Monsheim und Kirchheimbolanden, sind schließlich ähnlich weit entfernt (vgl. Ent- fernungstabelle 6).  Tabelle 10 lässt erkennen, dass Umsatzverlagerungen zu ALDI weniger zulasten der kleineren Anbieter im näheren Umfeld gehen als zulasten der Zentren, in denen sich Filialen von ALDI befinden; in Grünstadt sind es sogar zwei.

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 Die Verlagerung von Umsatz aus den Zentren in der Umgebung (Zeilen 5-8) be- treffen eher die nicht mehr dorthin fließende bisherige Nachfrage der Einwohner der VG Göllheim, als von dort nach Göllheim abfließende Nachfrage.  An den Göllheim zugewandten Rändern der Zentren ist allerdings auch verstärkt Nachfrage der dort Wohnenden in Göllheim zu erwarten, soweit der Weg zum Ver- sorgungsstandort mit ALDI bequem zu erreichen ist.  Unter Streuumsätze sind zusammengefasst o die 346 Einwohner der VG Göllheim mit Nebenwohnung, o die in Abschnitt 2.2. herausgearbeiteten Besucher in Göllheim, o Kunden aus benachbarten Gemeinden, o Vorbeifahrende auf der B47 von außerhalb des Untersuchungsgebiets.  Das Verlagerungspotenzial, welches auf die Streuumsätze entfällt, verteilt sich auf ein diffuses Einzugsgebiet und auf viele Anbieter. Bei den Betroffenen dürften die Umsatzverlagerungen i.d.R. kaum spürbar sein. Die Streuumsätze werden daher im Folgenden nicht weiter untersucht.

Nach dieser Vorarbeit über die quantitativen Folgen des Vollsortimenters stehen seine Aus- wirkungen nach den Kriterien von § 11 Abs. 3 BauNVO im Fokus.

4.2. Regelung von § 11 Abs. 3 BauNVO § 11 Abs. 3 BauNVO stellt ab auf großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswirken können. Die städtebauliche Entwicklung und Ordnung wird am Standort Göllheim im Flä- chennutzungsplan dargestellt und im künftigen Bebauungsplan „Rechts der Dreisener Straße“ festgesetzt. Die Ziele der Raumordnungs- und Landesplanung sind im Landesent- wicklungsprogramm IV und im Regionalplan für die Planungsregion Westpfalz enthalten (vgl. Abschnitt 2.1.).

§ 11 Abs. 3 BauNVO Satz 2 nennt potenzielle Auswirkungen von großflächigen Einzel- handelsbetrieben beispielhaft, Auswirkungen auf:  die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden,  die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich,  die infrastrukturelle Ausstattung und den Verkehr,  das Orts- und Landschaftsbild sowie den Naturhaushalt  Schädliche Umwelteinwirkungen.

Die ersten beiden potenziellen Auswirkungen und das durch die ALDI-Filiale induzierte Verkehrsaufkommen werden im Folgenden untersucht. Für die anderen Punkte wird auf den Bebauungsplan „Rechts der Dreisener Straße“ verwiesen.

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4.3. Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche

Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche treten dann ein, wenn dort vorhandene Anbieter vom Vorhaben geschädigt und gegebenenfalls vom Markt verdrängt werden könnten. Potenzielle Folge davon kann die Beeinträchtigung von zentralen Versorgungs- bereichen durch leerstehende Geschäfte, die in ihrer Funktion geschädigt werden und an Attraktivität verlieren.

Zentrale Versorgungsbereiche sind „... räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, denen auf Grund vorhandener Einzelhandelsnutzungen – häufig ergänzt durch diverse Dienstleistungen und gastro- nomische Angebote – eine Versorgungsfunktion über den unmittelbaren Nahbereich hinaus zukommt“- so das BVerwG in seinem Urteil vom 11.10.2007. Und:

„Innenstädte sind, wenn nicht stets, so doch in der Regel als Versorgungsbereiche zentral, weil sie nach Lage, Art und Zweckbestimmung nicht nur der Versorgung ihrer Bewohner dienen, sondern auf einen Kundenkreis aus einem größeren Einzugsbereich ausgerichtet sind. Für Innenstädte ist typisch, dass in ihnen ein breites Spektrum von Waren für den lang-, mittel und kurzfristigen Bedarf angeboten wird“.

§ 11 Abs. 3 BauNVO und das Urteil des BVerwG stellen auf „zentrale Versorgungsberei- che“ ab. Diese sind im Folgenden im Untersuchungsgebiet zu lokalisieren und die Auswir- kungen des Vorhabens dort zu prüfen.

4.3.1. Auswirkungen in Göllheim

Der zentrale Versorgungsbereich von Göllheim liegt im Ortskern im Gebiet, das durch die Hauptstraße, die Freiherr-vom-Stein-Straße und Goethestraße begrenzt ist und etwas west- lich hinausreicht über die Straße Am Marktplatz. In Abbildung 3 oben ist der blau gekenn- zeichnete zentrale Versorgungsbereich gemäß dem kommunalen Einzelhandelskonzept dargestellt.

Dieser Bereich ist städtebaulich integriert und durch verschiedene Nutzungen gekennzeich- net, Einzelhandel, die Gemeindeverwaltung, einen Kindergarten, 2 Banken, Dienstleister und Gastronomiebetriebe. Der Einzelhandel ist allerdings nur sehr schwach ausgeprägt. Er besteht aus zwei Betrieben des Lebensmittelhandwerks, einer Bäckerei und einer Metzgerei, sowie einer Apotheke. Ihre Verkaufsflächen summieren sich auf ca. 100 m². Den leerste- henden früheren Standort einer Filiale von Rewe wieder mit LEH zu belegen, ist seit Jahren nicht gelungen, weil der Standort und sein Umfeld nicht mehr den Anforderungen der Le- bensmittelfilialisten entsprechen.

Eine direkte Konkurrenz von ALDI ist an diesem Standort auszuschließen, da sich die Sortimente der Geschäfte nicht überschneiden. ALDI bietet zwar Fleisch und Backwaren an, aber die Handwerksbetriebe und ALDI sind kaum vergleichbar: Die Betriebe des Le- bensmittelhandwerks im Ortskern verkaufen selbst erzeugte qualitätvolle handwerkliche Produkte, während ALDI vorgefertigte bzw. Fabrikerzeugnisse im Sortiment hat. Auch liegen beide Standorte etwa 1 km auseinander, so dass sogar die Entfernung zwischen ihnen einen gewissen Schutz bietet.

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Auch eine künftig verstärkte Standortkonkurrenz zwischen dem zentralen Versorgungsge- biet Ortskern im Zentrum der Gemeinde und dem Versorgungsstandort Dreisener Straße ist nicht zu erkennen. Der Standort an der Dreisener Straße ist der maßgebliche Versor- gungsstandort in der Gemeinde; er ist auf effiziente Nahversorgung ausgerichtet. Hingegen bietet der Ortskern viele Möglichkeiten, nicht jedoch die, sich umfassend zu versorgen. Die jeweiligen Aufgaben der beiden Einkaufsstandorte überschneiden sich nicht. Mit ALDI wird der Standort an der Dreisener Straße eine beträchtliche Aufwertung erfahren, aber für den Ortskern dürfte das folgenlos sein.

Fazit: Im Ergebnis ist der zentrale Versorgungsbereich Göllheim von ALDI nicht betrof- fen; mit spürbaren Auswirkungen ist nicht zu rechnen.

4.3.2. Auswirkungen in Albisheim Eine klare Mittelpunktsbildung im Einzelhandel bzw. eine Verdichtung gibt es in der OG Albisheim nicht. Wohl aber hat der Edeka-Markt eine Mittelpunktsfunktion, denn er ist ein anziehender und leistungsfähiger Versorger für die Gemeinde und ihr Umfeld. Aber er al- leine ergibt keinen zentralen Versorgungsbereich, auch nicht im Zusammenhang mit dem nahe liegenden Obsthof. Die Beeinträchtigung eines zentralen Versorgungsbereiches in Al- bisheim kann ALDI nicht zur Folge haben. Auf die Auswirkungen auf den Edeka-Markt wird unten in Abschnitt 4.4. eingegangen.

4.3.1.Auswirkungen in den umliegenden Zentren

In Tabelle 10 sind die wichtigsten Einkaufziele der Einwohner von Göllheim in den Zeilen 5 bis 8 dargestellt: Kirchheimbolanden, Monsheim, Grünstadt und - mit Einschränkungen - Eisenberg. Alle sind Standort von ALDI-Filialen, und alle werden voraussichtlich Umsatz nach Göllheim verlieren. Das betrifft nicht nur ALDI, sondern mit dem Abwandern von Nachfrage bei den ALDI-Märkten werden auch die anderen Filialisten weniger aufgesucht. Die Umsatzverluste bleiben jedoch durchwegs relativ niedrig. Zudem liegen die Märkte, die potenziell Umsatz nach Göllheim verlieren, nicht in den zentralen Versorgungsbereichen. Die zentralen Versorgungsbereiche werden daher nicht durch ALDI in Göllheim beein- trächtigt.

Fazit zu Abschnitt 4.3: Die zentralen Versorgungsbereiche in Göllheim und in den Nach- barkommunen werden von der ALDI-Filiale in Göllheim nicht beeinträchtigt.

4.4. Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung

Die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich wird beeinträchtigt, wenn großflächige Einzelhandelsvorhaben anderen Betrieben, die der wohnungsnahen Versorgung der Bevölkerung dienen, Kaufkraft und damit die Existenzgrundlage entziehen. Durch die Ausdünnung des Netzes von Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben in der Grundversorgung könnte dann eine Unterversorgung insbesondere der nicht motorisierten Bevölkerung eintreten.

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4.4.1. Auswirkungen in Göllheim

Die Nahversorgung erfolgt heute in Göllheim durch die Filialisten an der Dreisener Straße, den Vollsortimenter Wasgau, den Lebensmitteldiscounter Netto Marken-Discount, den Drogeriemarkt Rossmann und die Bäckerei. Hinzu kommen in der Gemeinde verstreut 3 Betriebe des Lebensmittelhandwerks und ein Getränkemarkt.

Nach Tabelle 10 wird innerhalb von Göllheim potenziell Umsatz in Höhe von € 0,8 Mio. oder 6,35% des Gemeindeumsatzes von den vorhandenen Anbietern zur Filiale ALDI ver- lagert. In verschiedenen Einzelhandelserlassen16 und von den Gerichten wird eine Verlage- rung von 10% des Umsatzes im Allgemeinen als Schwelle angenommen, ab der der Verlust von Umsatz zur Gefährdung vorhandener Existenzen führt. Wichtig ist, dass die Verlage- rung von 6,35% weit unterhalb dieser kritischen Grenze liegt. Eine Gefährdung der Exis- tenz der vorhandenen Betriebe in Göllheim lässt sich aus dem Verlagerungsbetrag folglich nicht ableiten.

Die Verlagerung von Umsatz kann nur die 3 Filialisten am Versorgungsstandort Dreisener Straße betreffen, da es kein weiteres Verlagerungspotenzial in Göllheim gibt. Netto und Wasgau sind in ihren Sortimenten recht unterschiedlich ausgerichtet, und ALDI wird wie- derum anders sein. Das bedeutet mehr Angebotsvielfalt in Göllheim. Hinzu kommt, dass die Filialisten Wettbewerb untereinander gewohnt sind und damit umgehen können. Sie suchen vielfach sogar die gegenseitige räumliche Nähe, um von Synergien, die sich aufgrund der Vielfalt bilden, profitieren zu können, denn mit mehr Anbietern unterschiedlicher Art gewinnt der Einkaufsstandort insgesamt an Attraktivität. Die Konkurrenz zwischen den Lebensmittelfilialisten wird also nicht allzu intensiv.

Die künftige Konkurrenzsituation am Standort Dreisener Straße ist daher als nicht exis- tenzbedrohend zu werten, so dass ALDI keine Gefährdung der Versorgung der Bevölke- rung zur Folge hat. Als Haupteffekt ist zu erwarten, dass der Standort Dreisener Straße an Attraktivität gewinnt; und davon profitieren nach einer Phase der Eingewöhnung alle An- bieter. ALDI wird zur Aufwertung von Göllheim insgesamt als Einkaufsziel führen, und die Gemeinde wird in der Nahversorgung an Attraktivität gewinnen. Davon wird in erster Linie die Bevölkerung profitieren.

Fazit: Die Umsatzverlagerung zu ALDI trifft zwar Wettbewerber vor Ort, aber daraus folgt nicht die Gefährdung ihrer Existenz. Im Ergebnis wird die Versorgung der Bevölkerung in Göllheim nicht beeinträchtigt, sondern verbessert.

4.4.2. Auswirkungen in Albisheim In Albisheim befindet sich ein kleinerer Vollsortimenter, der ein eigenes Einzugsgebiet ver- sorgt. Da er nicht in der Lage ist, allen Bedarf in der Nahversorgung abzudecken, müssen sich die Einwohner zusätzlich außerhalb versorgen. Die Kaufkraftbindung im Gebiet Albi- sheim von nur 35,1% (Tabelle 8) macht das deutlich. Von der nicht vor Ort gedeckten Nachfrage wird sich künftig mehr nach Göllheim orientieren und weniger zu anderen Ein- kaufszielen. Als zentraler Ort der VG gibt es für die Einwohner der OG verschiedene An- lässe nach Göllheim zu fahren – künftig auch zum Einkaufen. ALDI wird voraussichtlich

16 ZB. von Hessen und Baden-Württemberg. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 27 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017 zu Verlagerungen führen in einer Höhe gemäß Tabelle 10. Vom Ausmaß der Verlagerung von Umsatz aus Albisheim gehen voraussichtlich keine Existenzprobleme aus.

Die anderen Ortsgemeinden sind – sofern Einzelhandel überhaupt vorhanden - fast nur mit Betrieben des Lebensmittelhandwerks ausgestattet; auf diese hat ALDI wegen des Feh- lens von Überschneidungen im Sortiment und aufgrund der Entfernung keine Auswirkung.

4.4.3.Auswirkungen in den umliegenden Zentren

Aus den Kommunen mit ALDI-Filialen in der Nachbarschaft wird voraussichtlich Umsatz gemäß Tabelle 10 nach Göllheim verlagert. Die Verlagerungsbeträge stellen nur einen ge- ringen Anteil der dort erzielten Umsätze im LEH. Wenn in Grünstadt ca. € 56 Mio. in der Nahversorgung erzielt werden, macht der Verlagerungsbetrag von € 1,3 Mio. gerade einmal 2% aus, oder in Kirchheimbolanden mit einem Umsatz von mindestens € 28 Mio. liegt der Verlagerungsanteil bei 4%, in Monsheim mit einem Umsatz von etwa € 18 Mio. liegt er ebenfalls bei 4%, in Eisenberg schließlich mit einem Umsatz von ca. € 28 Mio. liegt er bei 0,7%.

Fazit: Die voraussichtlichen Verlagerungsbeträge sind so gering, dass von ihnen keine Ge- fahren für den Bestand an Nahversorgern in den betreffenden Kommunen ausgehen. Be- einträchtigungen im Umfeld von Göllheim sind daher nicht zu erwarten.

4.5. Verkehrsaufkommen am Vorhabensstandort

Einkaufen ist mit Verkehr verbunden. Folgende Verkehrsmittel bedienen das Verkehrsauf- kommen am Standort von ALDI:  Das Kfz ist das wichtigste Verkehrsmittel zum Einkaufen wegen Gewicht/Sperrig- keit vieler Lebensmittel sowie der Entfernungen zwischen ALDI und den meisten Wohnstandorten.  Die Wohnbebauung in Göllheim beginnt in einem Abstand von ca. 250 m von ALDI in der Gutenbergstraße. Als fußläufige Einkaufs-Entfernung wird ein Radius von etwa 700 m angenommen. In diesem Radius bzw. Halbkreis befinden sich die Wohngebiete im Westen der Kommune. Er reicht bis nah an den Ortskern heran.  Die Topographie lässt auch das Fahrrad zum Einkaufen zu.  Im ÖPNV ist der Standort von ALDI erschlossen, siehe Abschnitt 2.3.

Um das durch ALDI induzierte Verkehrsaufkommen einzuschätzen wird das Prognosever- fahren nach Bosserhoff angewendet. Es geht von der Verkaufsfläche aus und der Annahme eines Kundenaufkommens von 0,3 bis 0,8 Kunden pro m² Verkaufsfläche17. Mit der Ver- kaufsfläche von 1.210 m² liegt das Kundenaufkommen von ALDI demgemäß zwischen 363 und 968 Kunden pro Tag. Der Tagesmittelwert, mit dem im Folgenden gerechnet wird, liegt bei 666 Kunden.

17 Vgl. Bosserhoff, Dietmar: Integration von Verkehrsplanung und räumlicher Planung. Teil 2, Wiesbaden 2000, S. 44 ff. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 28 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Unter der Annahme, dass 15% der Kunden = 100 mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zu Fuß kommen, bleiben 566 Kunden, die das Kfz benutzen. Im Einkaufsverkehr mit dem Kfz kommt nicht jeder Kunde alleine, sondern man rechnet mit 1,3 Kunden pro Fahr- zeug18. Das führt zu rund 435 Kfz im Tagesdurchschnitt; bei 12 Öffnungsstunden sind das 37 Kfz im Stundendurchschnitt mit jeweils zwei Fahrzeugbewegung, einer hin und einer zurück. Zwar verteilt sich der Verkehr nicht gleichmäßig auf den Tag, die Woche oder das Jahr, sondern es gibt Stoßzeiten und ruhige Stunden, die Durchschnittsrechnung ergibt aber einen Anhaltspunkt für die Verkehrsbelastung am Standort.

Der meiste Verkehr ist schon heute am Standort durch die anderen Fachfilialisten vorhan- den. Dennoch wird die Zahl der Verkehrsbewegungen aufgrund der Attraktivität von ALDI zunehmen, aber sie wird deutlich unterhalb der oben errechneten Werte bleiben. Der gute Ausbauzustand des Kreisels und der Zufahrtstraßen lassen ohne Weiteres die zusätz- liche Belastung zu.

Zum Kundenverkehr kommen der Mitarbeiterverkehr, der teilweise außerhalb der Laden- öffnungszeiten stattfindet, und der Andienungsverkehr, der sich auf wenige Lkw in der Woche beschränkt. Störungen von Einwohnern sind kaum zu erwarten, da es in unmittel- barer Nachbarschaft des Standorts keine Wohnbebauung gibt.

Der Entwurf des Bebauungsplans „Rechts der Dreisener Straße“ weist 136 Stellplätze auf; das ist einer pro 9 m² Verkaufsfläche. Diese Ausstattung ist als völlig ausreichend zu be- werten. Zur Standardausstattung von ALDI gehören zudem Stellplätze für Fahrräder.

4.6. Vereinbarkeit mit den Zielen der Landesplanung

LEP IV formuliert als landesplanerische Ziele (Z) für den großflächigen Einzelhandel u. a.: das Zentralitätsgebot (Z 57), das städtebauliches Integrationsgebot (Z 58), und das Nicht- beeinträchtigungsgebot (Z 60)19.

Zentralitätsgebot

Ziel 57 besagt, dass die Errichtung und Erweiterung von Vorhaben des großflächigen Ein- zelhandels nur in zentralen Orten zulässig ist. Betriebe mit mehr als 2.000 m² Verkaufsflä- che kommen nur in Mittel- und Oberzentren in Betracht.

Das Vorhaben ALDI wird in der Gemeinde Göllheim durch die die weitere Regelung von Z 57 abgedeckt: Ausnahmsweise sind in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion mit mehr als 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern großflächige Einzelhandelsvorhaben bis zu insgesamt 1.600 m² Verkaufsfläche zulässig, wenn dies zur Sicherung der Grundversor- gung der Bevölkerung erforderlich ist.

Göllheim ist nicht ohne Zentralität, sondern hat die Zentralität Grundzentrum; auch ist die Einwohnerzahl größer als 3:00020. Nach Z 57 ist ALDI also begründbar. Zudem hat die

18 Vgl. Bosserhoff, Dietmar - Errechnet aus Tabelle 3.3-8, S. 52. 19 Vgl. Abschnitt 2.1. 20 Vgl. Abschnitt 2.2., Tabelle 1. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 29 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

Gemeinde als zentraler Ort des Grundzentrums die Aufgabe der Versorgung ihres Nahbe- reichs. Das Zentralitätsgebot ist daher als erfüllt zu betrachten.

Städtebauliches Integrationsgebot

Ziel 58 beschränkt die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbe- trieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten, zu denen die des LEH gehören, auf städte- baulich integrierte Bereiche, also auf Innenstädte, Stadt- sowie Stadtteilzentren.

Die Filiale von ALDI ist an einem Standort am Rande geplant, der nur als teilintegriert gewertet werden kann. Wie aber der Gang der Untersuchung belegt, ist ALDI vor dem Hintergrund der Einzelhandelsstruktur in Göllheim trotz der Randlage positiv zu bewerten.

Die Einzelhandelsstruktur in Göllheim ist im Wesentlichen zweipolig mit einem schwachen zentralen Versorgungsbereich in der Ortsmitte und daneben sogar dem noch älteren histo- rischen Kern, der im Einzelhandel nur noch eine geringe Funktion hat, und den Fachfilia- listen an der Dreisener Straße im Westen der Gemeinde. Die Fachfilialisten tragen die Grundlast der Versorgung der Einwohner mit Gütern und Dienstleistungen. Ohne sie wäre die Einzelhandelsstruktur nicht leistungsfähig und nicht überlebensfähig. Dafür brauchen sie einerseits Platz und erzeugen andererseits Verkehr; beides wäre im Ortskern problema- tisch. Die Fachfilialisten wie ALDI sind daher an Standorten wie dem geplanten an der richtigen Stelle.

Fazit: Die Verletzung von Ziel 58 ist im vorliegenden Fall als hinnehmbar zu werten.

Nichtbeeinträchtigungsgebot

Ziel 60: Durch die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben dürfen weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde noch die der Versorgungsbereiche benachbarter zentraler Orte wesent- lich beeinträchtigt werden. Die vorliegende Untersuchung befasst sich in erster Linie mit dem Nichtbeeinträchtigungs- gebot, das sich aus § 11 Abs. 3 BauNVO ergibt. Die Untersuchung zeigt, dass Beeinträch- tigungen weder von zentralen Versorgungsbereichen zu erwarten sind, noch wird die Ver- sorgung der Bevölkerung gefährdet. Das Beeinträchtigungsverbot wird folglich nicht ver- letzt.

4.7. Fazit Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO

Die Auswirkungen der geplanten Filiale von ALDI in Göllheim im Einzugsgebiet und im Untersuchungsgebiet werden gemäß § 11 Abs. 3, Satz 2 BauNVO vorstehend untersucht. Untersucht werden die Auswirkungen auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Standortgemeinde und in den zum Einzugsgebiet zählenden Ortsgemeinden, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsgebiet sowie auf das Verkehrsaufkommen. Keiner der untersuchten Aspekte lässt auf eine Unverträglichkeit des Vorhabens schließen.

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Den Zielen der Raumordnung und Landesplanung, Zentralitätsgebot, städtebauliches In- tegrationsgebot und Nichtbeeinträchtigungsgebot wird am Standort hinreichen entspro- chen.

Fazit: Aus den Ergebnissen der Prüfung von § 11 Abs. 3 BauNVO ist auf die Ver- einbarkeit des Vorhabens mit den gesetzlichen und planerischen Vorgaben zu schließen.

5. Ergebnisse und Folgerungen 5.1. Synopse Anlass der Untersuchung  Im Grundzentrum Göllheim im Donnersbergkreis soll eine Filiale des Lebensmit- teldiscounters ALDI in Nachbarschaft zu vorhandenen Fachmärkten errichtet wer- den.  Als Genehmigungsgrundlage für das Vorhaben ist eine Untersuchung der Auswir- kungen der Erweiterung nach der Regelung von § 11 BauNVO erforderlich.

Das Vorhaben  Errichtung einer neuen Filiale, Verkaufsflächen: 1.210 m².  Jahresumsatz: zwischen € 4,8 Mio. und € 5,4 Mio. Um den „worst case“ abzudecken, wird in der vorliegenden Untersuchung der Maximalwert € 5,4 Mio. angenommen.

Der Standort  Die ALDI-Filiale liegt in der Dreisener Straße am nordwestlichen Rand der Ge- meinde nahe der B47 in einem gewerblichen Bereich, der im näheren Umfeld vor allem mit Fachmärkten belegt ist.  Göllheim ist Einkaufziel für das Einzugsgebiet vorwiegend in der Nahversorgung. Das Einzugsgebiet von Göllheim ist kleiner als die VG, da die OG Albisheim ein eigenes Einzugsgebiet versorgt.

Bestandsanalyse  Grundlage der Bestandsanalyse ist die Totalerhebung der Verkaufsflächen in der Nahversorgung in der VG sowie die großflächigen Betriebe des LEH in den umlie- genden Zentren mit Filialen von ALDI: Kirchheimbolanden, Grünstadt, Mons- heim, Eisenberg.  Das Gebiet Göllheim (OG + Einzugsgebiet) weist in der Nahversorgung Umsätze von € 13,5 Mio. auf (Tabelle 8).  Das Gebiet Albisheim (OG + Einzugsgebiet) weist in der Nahversorgung Umsätze von € 4,7 Mio. auf. Die Umsätze in der VG summieren sich auf € 18,2 Mio.  Der zentrale Versorgungsbereich im Ortskern von Göllheim ist mit 3 Betrieben aus- gestattet mit Verkaufsflächen von zusammen ca. 100 m².  Der Versorgungsstandort am Ortsrand in der Dreisener Straße mit dem Vollsorti- menter Wasgau, dem Lebensmitteldiscounter Netto Marken-Discount und dem Drogeriemarkt Rossmann hat eine Verkaufsflächenausstattung von etwa 3.000 m².  Außerhalb von Göllheim werden Drogeriewaren nur im LEH angeboten. ______© Dr. Angelika Brendel, Am Steinern Kreuz 28, 64297 Darmstadt, Tel 06151-9518788, E-Mail [email protected] 31 Göllheim Neubau Filiale ALDI 2017

 Im Einzugsgebiet Göllheim leben 8.062 Einwohner mit Hauptwohnsitz mit der Kaufkraft in der Nahversorgung/kurzfristigen Bedarf von € 29 Mio.  Im Einzugsgebiet Albisheim leben 3.857 Einwohner mit Hauptwohnsitz mit der Kaufkraft in der Nahversorgung/kurzfristigen Bedarf von € 13,4 Mio.  Aus dem Umsatz und der Kaufkraft errechnet sich als Quotient die Kaufkraftbin- dung oder Zentralität; sie liegt im Einzugsgebiet von Göllheim bei 46,4%, im Ein- zugsgebiet von Albisheim bei 35,1%, in der VG bei 42,8% (Tabelle 8). Sie ist in allen Betrachtungsweisen niedrig.

Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO  Mit ALDI steigt der Gemeindeumsatz/Nahversorgung in der OG Göllheim um € 5,4 Mio. auf € 18,0 Mio., auf € 18,9 Mio. im Gebiet Göllheim, auf € 29,0 in der VG, einschließlich des Gebiets Albisheim (Tabelle 9).  Die Kaufkraftbindung liegt beim kurzfristigen Bedarf mit ALDI in der OG bei 132,4%, im Gebiet Göllheim bei 65,0%, in der VG bei 68,3% (Tabelle 9).  Der Verlagerung von Umsatz zu ALDI betrifft alle der Nahversorgung zuzuord- nenden Filialisten in der VG Göllheim, in stärkerem Maße aber die Standorte mit Filialen von ALDI im Umfeld. Zu ihnen fließt nach der Verbesserung der Versor- gung vor Ort künftig weniger Nachfrage aus Göllheim.  Der zentrale Versorgungsbereich von Göllheim verliert keinen Umsatz, weil es dort kein verlagerungsfähiges Potenzial gibt. Er wird in seiner Funktion durch die neue Filiale von ALDI nicht beeinträchtigt.  Der Verlust von Umsatz in Göllheim bei den anderen Filialisten ist voraussichtlich so maßvoll, dass keine Gefährdung ihrer Existenz droht.  In allen Zentren im Umfeld, die Einkaufziele der Einwohner von Göllheim sind, sind die Verlagerungsbeträge im Verhältnis zum vorhandenen Umsatz so gering, dass von ihnen keine Gefährdungen ausgehen.  Mit den Zielen von LEP IV – Zentralitätsgebot, städtebauliches Integrationsgebot und Nichtbeeinträchtigungsgebot, ist das Vorhaben hinreichend vereinbar.

Fazit: Die Diskussion der in § 11 Abs. 3 BauNVO genannten Kriterien führt zu dem Er- gebnis, dass keine mehr als unwesentlichen Auswirkungen durch die Erweiterung von ALDI zu erwarten sind.

Für die anderen in § 11 Abs. § BauNVO genannten Auswirkungen, Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild und den Naturhaushalt sowie schädliche Umwelteinwirkungen wird auf den Bebauungsplan „Rechts der Dreisener Straße“ verwiesen.

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5.2. Ergebnis Das Untersuchungsergebnis führt zur Prognose, dass die neue Filiale von ALDI weder Gefährdungen des zentralen Versorgungsbereichs von Göllheim noch in den Nachbar- kommunen zur Folge hat. Für die wohnortnahe Versorgung im Untersuchungsgebiet sind keine Beeinträchtigungen zu erwarten. Hingegen wird das Grundzentrum Göllheim in der Nahversorgung aufgewertet. Der Genehmigung des Vorhabens steht daher § 11 Abs. 3 BauNVO nicht im Wege.

Darmstadt, den 15. November 2017 Dr. Angelika Brendel

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