Programm Lebendige Gewässer

Bericht

„WRRL-Umsetzungsfahrplan“ für das Einzugsgebiet der - unterhalb Obermaubach

(Kooperationen: KOE_54, KOE_55, KOE_56 und KOE_57)

Auftraggeber/Leitung der Regionalen Kooperationen:

Wasserverband Eifel-Rur

Auftragnehmer:

Schulstraße 37 40721 Hilden Tel: 02103 / 90884-0 Fax: 02103 / 90884-19

Bearbeitung: Dipl.-Ing.(FH). Sebastian Döbbelt-Grüne Dipl.-Geogr. Christian Hartmann Dipl.-Ing.(FH) Dipl.-Ökol. Hans-Peter Henter Dipl.-Geogr. Christian Reuvers Dipl.-Geogr. Roman Rittner Dipl.-Ing. Sven Theophil

Datum: 27.03.2012

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1

1.1 Grundlagen des Umsetzungsfahrplans ...... 1

1.2 Abgrenzung des Planungsraums ...... 3

2 Vorgehensweise ...... 5

2.1 Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept ...... 7

2.2 Beteiligungsprozess ...... 10

3 Charakterisierung des Planungsraums ...... 16

3.1 Allgemeine Charakterisierung ...... 16

3.1.1 Mühlenteiche ...... 19

3.1.2 Biber ...... 20

3.1.3 Talperren ...... 20

3.1.4 Trocken fallende Gewässer ...... 21

3.1.5 Braunkohlentagebau ...... 22

3.1.6 Erosionsproblematik ...... 22

3.1.7 Freizeit und Erholung ...... 22

3.2 Referenzen ...... 22

3.2.1 Hydromorphologie und Makrozoobenthos...... 23

3.2.2 Fischfauna ...... 24

3.2.3 Makrophyten ...... 25

4 Analyse des IST-Zustandes ...... 27

4.1 Hydromorphologie und Durchgängigkeit ...... 27

4.2 Biologische Qualitätskomponenten ...... 29

4.2.1 Fische ...... 29

4.2.2 Makrozoobenthos ...... 32

4.2.3 Makrophyten ...... 38

4.3 Wasserqualität und Wassermenge ...... 39

I

5 Planerische Rahmenbedingungen ...... 43

5.1 Hydromorphologische Programmmaßnahmen ...... 43

5.2 Gewässerentwicklungskonzepte und –planungen ...... 43

5.3 Landschaftsplanung ...... 44

5.4 Bauleitplanung ...... 44

5.5 Naturschutzfachliche Rahmenbedingungen ...... 44

5.6 Wanderfischprogramm ...... 45

5.7 Denkmalschutz ...... 45

5.8 Trinkwasserversorgung ...... 45

5.9 Siedlungswasserwirtschaft ...... 46

5.10 Altlasten ...... 46

5.11 Flächenverfügbarkeit ...... 46

5.12 Stadtklimatologische Aspekte ...... 47

5.13 Grundsätzliche Restriktionen ...... 47

6 Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes ...... 48

6.1 Identifizierung vorhandener Strahlursprünge ...... 50

6.2 Entwicklung zusätzlicher Strahlursprünge ...... 51

6.3 Entwicklung von Strahlwegen und Trittsteinen ...... 52

7 Hydromorphologische Maßnahmen ...... 53

7.1 Herleitung der Maßnahmen für die Funktionselemente ...... 53

7.1.1 Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit ...... 54

7.1.2 Vorgehen bei vorliegenden konzeptionellen Planungen (KNEF) ...... 55

7.1.3 Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen ...... 56

7.2 Einschätzung der Maßnahmenvorschläge ...... 58

7.3 Kostenschätzung ...... 60

7.3.1 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_54 (Mittlere Rur) ...... 63

7.3.2 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_55 (Untere Rur) ...... 64

7.3.3 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_56 (Wurm) ...... 65

II

7.3.4 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_57 (Inde) ...... 66

7.4 Priorisierung der Maßnahmen ...... 67

7.5 Zeitliche Einschätzung der Maßnahmenumsetzung ...... 68

8 Hinweise für Maßnahmen anderer Fachplanungen ...... 69

9 Angaben zur Zielerreichung, Fazit und Ausblick ...... 70

9.1 Angaben zur Zielerreichung ...... 70

9.2 Fazit und Ausblick ...... 73

10 Literaturverzeichnis ...... 75

Bericht und Anhang (digital auf DVD)

Anhang 1: Teilnehmerliste

Anhang 2: Stellungnahmen

Anhang 3: Programmmaßnahmen je Oberflächenwasserkörper

Anhang 4: Zuordnung der Einzelmaßnahmen zu den Programmmaßnahmen

Anhang 5: Toolbox

Anhang 6: Detailergebnisse der Maßnahmenbewertung je Kooperation

Anhang 7: Prognostizierte Zielerreichung je Oberflächenwasserkörper

Anhang 8: Maßnahmenkarten

Anhang 9: Maßnahmentabellen

Anhang 10: Datenbank

III

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Regionale Kooperation in NRW (MKULNV 2010) ...... 3

Abb. 2: Ablaufschema des UFP Eifel-Rur ...... 5

Abb. 3: Auftaktveranstaltung für den Bereich der Planungseinheiten Untere und Mittlere Rur sowie Wurm und Inde am 14.02.2011 im Haus der StädteRegion .... 6

Abb. 4: Schematische Darstellung der Funktionselemente des Strahlwirkungs und Trittsteinkonzeptes (DRL 2008) ...... 8

Abb. 5: Workshopteilnehmer des 1. Workshops bei der Bearbeitung der Maßnahmenkarten ...... 12

Abb. 6: Ausschnitt einer bearbeiteten Maßnahmenkarte ...... 13

Abb. 7: Darstellung der Machbarkeit der Maßnahmen in den Maßnahmenkarten...... 14

Abb. 8: Planungsraum und Nutzungsstruktur ...... 16

Abb. 9: Status der Oberflächenwasserkörper im Planungsraum ...... 19

Abb. 10: trocken fallendes Gewässer (Baaler Bach) im Planungsraum (Quelle: P. Jungblut, Stellungnahme Stadt Erkelenz) ...... 21

Abb. 11: LAWA-Fließgewässertypen im Planungsraum ...... 24

Abb. 12: Fischgewässertypen im Planungsraum (Anmerkung: Für die Eifel-Rur wird die Einteilung der Fischgewässertypen zwischen Obermaubach und der deutsch- niederländischen Landesgrenze derzeit noch einmal vom LANUV NRW überprüft, so dass ggf. beim nächsten Bewirtschaftungszyklus Anpassungen vorgenommen werden.) ...... 25

Abb. 13: Gewässerstrukturgüteklassen im Planungsraum ...... 28

Abb. 14: Anzahl und Passierbarkeit der Querbauwerke im Planungsraum ...... 29

Abb. 15: Vergleich von IST-Zustand und Referenz-Fischzönose (Leitbild) anhand einer Probestrecke im Beverbach ...... 30

Abb. 16: Bewertung der Fischfauna im Planungsraum ...... 32

Abb. 17: Bewertung der Saprobie im Planungsraum ...... 34

Abb. 18: Bewertung der Allgemeinen Degradation im Planungsraum ...... 35

IV

Abb. 19: Verteilung der Makrozoobenthoszönose an der Messstelle 126603 in der Wurm auf die biozönotischen Regionen (grau) im Vergleich zur Referenzverteilung für den LAWA-Typ 17 (grün umrandet) ...... 36

Abb. 20: Verteilung der Strömungspräferenzen in der Makrozoobenthoszönose an der Messstelle 126603 in der Wurm (grau) im Vergleich zur Referenzverteilung für den LAWA-Typ 17 (grün umrandet) ...... 37

Abb. 21: Bewertung der Makrophyten im Planungsraum ...... 39

Abb. 22: vorhandene Strahlursprünge im Planungsbereich Wurm 1 ...... 51

Abb. 23: neu anzulegende Strahlursprünge im Planungsbereich Wurm 1 ...... 52

Abb. 24: Beispielhafter Ausschnitt aus einem Konzept zur naturnahen Entwicklung (Kitschbach) im Planungsraum ...... 56

Abb. 25: Belastungsfallgruppe: vollausgebautes, gehölzarmes Gewässer ohne Rückstau in Siedlungslage; neu zu entwickelnder Trittstein -> Zielzustand: GSG 1-3 ...... 57

Abb. 26: Anzahl und Machbarkeit der hydromorphologischen Maßnahmen im Bereich der Kooperationen des WVER Verbandsgebietes ...... 58

Abb. 27: Anzahl und Machbarkeit der Maßnahmen zum Rück- bzw. Umbau von Querbauwerken im Bereich der Kooperationen des WVER Verbandsgebietes .. 59

Abb. 28: Anzahl und Machbarkeit der Maßnahmen zum Rück- bzw. Umbau von Durchlässen und Verrohrungen im Bereich der Kooperationen des WVER Verbandsgebietes ...... 59

V

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Übersicht der Planungseinheiten, Kooperationsgebiete und Planungsbereiche ... 4

Tab. 2: Städte und Gemeinden im Bereich der Kooperationen ...... 4

Tab. 3: Workshops im Rahmen des UFP Eifel-Rur ...... 11

Tab. 4: Ausweisungsgründe je Oberflächenwasserkörper ...... 18

Tab. 5: Gegenüberstellung der biozönotischen Makrophytentypologie und der differenzierten LAWA-Fließgewässertypen für die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Fließgewässertypen ...... 26

Tab. 6: Datengrundlagen und Quellen ...... 27

Tab. 7: Im chemischen Zustand mit „nicht gut“ bewertete Oberflächenwasserkörper ..... 40

Tab. 8: Bei der Planung des UFP berücksichtigte Konzepte...... 44

Tab. 9: Anforderungen an Strahlursprungslänge im Planungsraum ...... 48

Tab. 10: Anforderungen an die strukturelle Ausstattung der Strahlursprünge ...... 49

Tab. 11: Maximale Reichweite der Strahlwirkung bezogen auf die biologischen Qualitätskomponenten (Fische und Makrozoobenthos) ...... 49

Tab. 12: Anforderungen der Aufwertungsstrahlwege an die Gewässerstruktur ...... 50

Tab. 13: Schema der Kostenermittlung für ein kleines Gewässer (100 m Gewässerlänge)61

Tab. 14: Schema der Kostenermittlung für ein großes Gewässer (100 m Gewässerlänge)61

Tab. 15: Breiten der Funktionselemente für kleine, mittlere und große Gewässer (unter großes Gewässer fällt im Planungsraum nur die Rur unterhalb der Rurtalsperre)63

Tab. 16: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_54 ...... 64

Tab. 17: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_54 ...... 64

Tab. 18: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_55 ...... 65

Tab. 19: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_55 ...... 65

VI

Tab. 20: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_56 ...... 65

Tab. 21: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_56 ...... 66

Tab. 22: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_57 ...... 66

Tab. 23: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_57 ...... 67

Tab. 24: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_54 ...... 71

Tab. 25: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_55 ...... 71

Tab. 26: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_56 ...... 72

Tab. 27: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_57 ...... 72

VII

1 Einleitung

Das Maßnahmenprogramm für die nordrhein-westfälischen Gewässer zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) beinhaltet die ökologische Gewässerentwicklung. Die Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung bilden das „Programm Lebendige Ge- wässer“. Wesentlicher Bestandteil des Programms ist die Erstellung von Umsetzungsfahr- plänen, die eine Übersicht über die seit 2000 durchgeführten und bis 2027 durchzuführenden Maßnahmen, die die Erreichung der Bewirtschaftungsziele ermöglichen, geben sollen.

Dieser Bericht beinhaltet einen allgemeinen Teil, welcher das gesamte Einzugsgebiet der Eifel-Rur als Planungsraum charakterisiert und die Vorgehensweise des Vorhabens erläutert. Zusätzlich erfolgt eine Detailbeschreibung (Kap. 7.3 bis Kap. 9.1) der Bearbeitungsergeb- nisse.

Zur Vereinfachung wird im Folgenden auf eine Differenzierung zwischen der männlichen und der weiblichen Form verzichtet. Die dargestellten Begriffe in der männlichen Form umfassen beide Geschlechter gleichermaßen.

1.1 Grundlagen des Umsetzungsfahrplans

Im Folgenden werden die wesentlichen Aspekte des Umsetzungsfahrplans (UFP) erläutert.

Zur Erleichterung des Mitwirkungsprozesses der an der Gestaltung des Programms Leben- dige Gewässer beteiligten Interessengruppen, Behörden, Institutionen und politisch Verant- wortlichen sollen landesweit vergleichbare Umsetzungsfahrpläne erstellt werden. Daher wer- den die Umsetzungsfahrpläne in einem kooperativen Ansatz bearbeitet/aufgestellt. Zu die- sem Zweck wurden in Nordrhein-Westfalen 80 Regionale Kooperationsgebiete eingerichtet (vgl. Abb. 1). In den Regionalen Kooperationen werden von 2010 bis 2012 die Umsetzungs- fahrpläne erarbeitet. Die Ergebnisse sollen in eine fortschreibungsfähige, landesweite „Pla- nungsdatenbank“ übernommen werden.

Bei der Erstellung des Umsetzungsfahrplans erfolgte eine umfassende Einbeziehung von spezifischen Nutzungsrestriktionen (z.B. geschlossene Siedlungsflächen, Verkehrswege), konkurrierenden Zielvorgaben (z. B. des Arten- und Biotopschutzes) oder Eigentumsverhält- nissen.

Der UFP leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Planungssicherheit für die Maßnahmenträ- ger und die politisch Verantwortlichen vor Ort und ermöglicht eine Vorausschau auf behördli- che Verwaltungsaufgaben und den Fördermittelbedarf.

Die wesentlichen Ziele des UFP werden wie folgt beschrieben (MKULNV 2011):

1

„1. Er soll die im Bewirtschaftungsplan aufgezeigten Finanzierungs- und Planungsvorbe- halte ausräumen, indem er transparent aufzeigt, wie die Bewirtschaftungsziele bis 2027 erreicht werden sollen. Er dient in diesem Sinne als Hilfsinstrument zur Errei- chung der Bewirtschaftungsziele. 2. Er soll die seit Inkrafttreten der EG-Wasserrahmenrichtlinie durchgeführten Maßnah- men zur ökologischen Gewässerentwicklung dokumentieren. Er ist damit eine Grund- lage für den 2012 anzufertigenden Zwischenbericht zur Umsetzung des Maßnah- menprogramms. Der Zwischenbericht ist an die EU-Kommission abzugeben, gleich- zeitig ist ein Zwischenbericht zur Information von Politik und Öffentlichkeit in Nordrhein-Westfalen vorgesehen. 3. Er soll für die Maßnahmen der Folgejahre den Fördermittelbedarf annoncieren und wird damit ein wesentliches Kriterium bei zukünftigen Förderentscheidungen sein.“

Die Planungen und Maßnahmen des UFP sollen dem „Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept“ entsprechen (vgl. Kap. 2.1) und so letztlich eine kosteneffektive Vorgehensweise bei der Verwirklichung der Bewirtschaftungsziele ermöglichen.

2

Abb. 1: Regionale Kooperation in NRW (MKULNV 2010)

1.2 Abgrenzung des Planungsraums

Im Zuge der Bewirtschaftungsplanung des Landes NRW wurde das Einzugsgebiet der Eifel- Rur unterhalb Obermaubach in vier Planungseinheiten unterteilt (s. Tab. 1). Aus den vier Planungseinheiten wurden zur Erarbeitung von Umsetzungsfahrplänen vier regionale Koo- perationsgebiete gebildet. Im Rahmen des Projektes erfolgte eine weitere Untergliederung der Kooperationsgebiete in insgesamt neun sog. Planungsbereiche, die in separaten Work- shops bearbeitet wurden. Die Koordinierung der Arbeiten wurde vom Wasserverband Eifel- Rur (WVER) übernommen. Für die Begleitung des Planungsprozesses und die abschließen- de Validierung der Ergebnisse ist die Bezirksregierung Köln zuständig.

3

Tab. 1 Übersicht der Planungseinheiten, Kooperationsgebiete und Planungsbereiche

Planungseinheit Kooperationsgebiet Planungsbereiche betroffene Gewässer Kooperationsleitung Nr. Name Bezeichnung Name Workshop Inde, Wehebach, Omerbach, Inde 1 Saubach, Vichtbach, Iterbach, PE_RUR_1100 Inde KOE_57 Inde WVER Inde 2 Hasselbach, Dreilägerbach, Weserbach/Weserbachstollen Mittlere Rur, Altdorf-Kirchberg- Koslarer Mühlenteich, Ellebach, Mühlengraben, Iktebach, Mittlere Rur 1 Lendersdorfer Mühlenteich, PE_RUR_1200 Mittlere Rur KOE_54 Mittlere Rur WVER Mittlere Rur 2 Kreuzau-Niederau-Dürener Mühlenteich, Derichsweiler Bach, Schlichbach 1, Gürzenicher Bach, Birgeler Bach Wurm, Kötteler Schar, Beeckfließ, Wurm 1 Gereonsweiler Fließ, Übach, PE_RUR_1300 Wurm KOE_56 Wurm WVER Wurm 2 Amstelbach, Broicher Bach, Wildbach, Haarbach, Beverbach Rur, Buschbach, Rothenbach, Schaagbach, Flutgraben, Waldfeuchter Fließ, Kitschbach, Untere Rur 1 Liekerbach, Linnicher Mühlenteich, PE_RUR_1400 Untere Rur KOE_55 Untere Rur Untere Rur 2 WVER Millicher Bach, Doverner Bach, Untere Rur 3 Baaler Bach, Malefinkbach, Freialdenhovener Fließ, Hoengener Fließ, Schlangengraben, Merzbach

Die Tab. 2 gibt einen Überblick über die Städte und Gemeinden im Bereich der Kooperatio- nen. Da die Kooperationen auf Grundlage der Planungsbereiche - und damit im Wesentli- chen einzugsgebietsbezogen und nicht administrativ - entstanden sind, sind einige Kommu- nen an mehreren Kooperationen beteiligt.

Tab. 2: Städte und Gemeinden im Bereich der Kooperationen

Kooperation Städte und Gemeinde

Düren, Hürtgenwald, Inden, Jülich, Kreuzau, Langerwehe, Linnich, Merzenich, KOE_54 Nideggen, Niederzier, Nörvenich, Vettweiss

Aldenhoven, Alsdorf, Erkelenz, Eschweiler, , Hückelhoven, Jülich, KOE_55 Linnich, Niederkrüchten, Titz, , Wassenberg, Wegberg, Würselen

Aachen, Alsdorf, Baesweiler, , Heinsberg, , KOE_56 Hückelhoven, Linnich, Übach-Palenberg, Wassenberg, Würselen

Aachen, Aldenhoven, Eschweiler, Hürtgenwald, Inden, Jülich, Langerwehe, KOE_57 Roetgen, Simmerath, Stolberg

4

2 Vorgehensweise

Im Folgenden wird die für den Planungsraum entwickelte Vorgehensweise dargestellt. Die Abb. 2 veranschaulicht das planerisch-organisatorische Vorgehen dieses Umsetzungsfahr- plans. Anschließend werden die einzelnen Arbeitsphasen in zusammengefasster Form dar- gestellt. Es folgen detaillierte Beschreibungen der fachlichen Grundlage (Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept, Kap. 2.1) sowie des Beteiligungsprozesses, insbesondere der Workshops (Kap. 2.2).

Zusammentragen der Grundlagendaten (Qualitätskomponenten, FFH-Daten, u.a.) Auswerten der Grundlagendaten Vorarbeiten Entwurf der Karte mit den Funktionselementen und ersten Maßnahmenvorschlägen Vorstellen der Gebietskulisse Auftaktveranstaltung Vorstellen des Bearbeitungskonzeptes Rückmeldung der Teilnehmer zu weiteren Daten, Planungen und planerischen Randbedingungen Zwischenphase Fertigstellung des Entwurfs der Karte mit den Funktionselementen und Maßnahmenvorschlägen Vorstellung der Maßnahmenkarte mit Funktionselementen 1. Workshop Einschätzung der Maßnahmenumsetzbarkeit (Ampelsystem: umsetzbar – überprüfen der Umsetzbarkeit – nicht umsetzbar) in „Kleingruppen“ Einarbeiten der Ergebnisse des 1. Workshops in die Karten Veröffentlichung der überarbeiteten Karte für die Workshopteilnehmer/Beteiligten Stellungnahme der Workshopteilnehmer/Beteiligten Zwischenphase Überarbeitung der Karte mit Verortung von Maßnahmen und beispielhaften Planungszuständen (z.B. Verlauf von Nebengerinne) Aufstellen einer groben Kosteneinschätzung Aufstellen einer tabellarischen Maßnahmenübersicht Vorstellen der Maßnahmenkarte und der tabellarischen Übersicht 2. Workshop Einschätzen der konkreten Umsetzbarkeit der Maßnahmen Einschätzen der zeitlichen Umsetzbarkeit der Maßnahmen und Priorisierung Einarbeiten der Ergebnisse des 2. Workshops in die Karten/Tabellen Stellungnahme der Workshopteilnehmer/Beteiligten Zwischenphase Abschließende Bearbeitung der Karten und Tabellen Erstellen eines Berichtes Abschlussveranstaltung Vorstellen der Karten und Tabellen Stand: 09.02.2011 Abb. 2: Ablaufschema des UFP Eifel-Rur

Im Rahmen der Vorarbeiten wurden die erforderlichen Grundlagendaten zur Erstellung der Maßnahmenkarten des Umsetzungsfahrplans zusammengetragen und ausgewertet. Die Erkenntnisse des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes flossen dabei in die Maßnahmen- planung ein. Die regelbasiert abgeleiteten Funktionselemente der Strahlwirkung (Strahlur- sprünge, Trittsteine und Strahlwege, vgl. Kap. 2.1 und Kap. 6) wurden in Maßnahmenkarten dargestellt und mit konkreten Einzelmaßnahmen oder Maßnahmenfallgruppen untersetzt.

Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung wurden die Teilnehmer über die Projektinhalte und den bevorstehenden Prozess informiert. Die Teilnehmer wurden in der Veranstaltung gebe- ten ihr Expertenwissen (bestehende Planungen und Informationen) schon frühzeitig in den Prozess einfließen zu lassen.

5

Abb. 3: Auftaktveranstaltung für den Bereich der Planungseinheiten Untere und Mittlere Rur sowie Wurm und Inde am 14.02.2011 im Haus der StädteRegion Aachen

Der erste Entwurf der Maßnahmenkarte wurde im ersten Workshop der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Die technische Machbarkeit der Einzelmaßnahmen wurde dabei von den Workshopteilnehmern eingeschätzt (Einschätzung in „machbar“, „prüfen“, „nicht machbar“ oder „bereits umgesetzt“). Zusätzlich wurden ergänzende Maßnahmenvorschläge sowie de- taillierte Vor-Ort-Kenntnisse aus dem Plenum aufgenommen. Im Zuge der ersten Zwi- schenphase wurden die Ergebnisse des ersten Workshops in die Maßnahmenkarten einge- arbeitet. Den Workshopteilnehmern wurde auch nach dem ersten Workshop Gelegenheit geboten, Stellungnahmen zu den geplanten Maßnahmen abzugeben. Die Stellungnahmen wurden ebenfalls in die Maßnahmenkarten eingearbeitet.

Zusätzlich wurde eine tabellarische Übersicht (Maßnahmentabelle) zu den einzelnen Pla- nungsbereichen erstellt. Diese Maßnahmentabelle beinhaltet u.a. die einzelnen Funktions- elemente, die Einzelmaßnahmen der durchgängigkeitsbezogenen Maßnahmen sowie einen Priorisierungsvorschlag und eine Kostenschätzung.

Im Rahmen eines zweiten Workshops wurde den Teilnehmern ein vom Auftragnehmer vor- bereiteter Priorisierungsvorschlag vorgestellt. Anhand der Maßnahmenkarten und –tabellen wurden u.a. Änderungswünsche zu dem Priorisierungsvorschlag aufgenommen.

Auch nach dem zweiten Workshop konnten die Teilnehmer im Verlauf der zweiten Zwi- schenphase Stellungnahmen abgeben. In dieser Phase erfolgten die abschließende Bear- beitung der Karten und Tabellen sowie die Erstellung dieses Berichtes.

6

Die Abschlussveranstaltung diente der Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse des UFP.

2.1 Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept

Die folgenden Ausführungen wurden überwiegend aus dem LANUV-Arbeitsblatt 16 „Strahl- wirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“ von 2011 entnommen.

Der Terminus „Strahlwirkung“ entstand nachdem man auch in degradierten Gewässerab- schnitten zum Teil gewässertypische Lebensgemeinschaften der Fauna und Flora nachge- wiesen hatte (DRL 2008) und diesen Befund durch Drift oder Zuwanderung der entspre- chenden Arten aus naheliegenden naturnahen und hydromorphologisch guten Gewässerab- schnitten (Strahlursprünge) in die schlechteren Gewässerabschnitte (Strahlwege) begründen konnte.

Strahlwirkung meint demnach, dass die Biozönose eines Gewässerabschnittes, trotz deutli- cher Abweichungen der Gewässerstruktur vom Leitbild, einen besseren ökologischen Zu- stand aufweist, als es die strukturelle Qualität erwarten ließe.

„Strahlwirkung beruht auf zwei Mechanismen:

Der Einwanderung oder Verdriftung von Organismen aus naturnahen Berei- chen in benachbarte, morphologisch degradierte Abschnitte. Diese Effekte sind insbesondere dann unmittelbar zu beobachten, wenn die naturnahen Be- reiche noch (oder nach Renaturierung wieder) gut besiedelt sind.

Der Überlagerung ungünstiger struktureller Lebensraumbedingungen durch günstige Umweltbedingungen (z. B. kühles, unbelastetes Wasser, Eintrag von gewässertypischem Sediment) aus naturnahen Gewässerabschnitten.“

Quelle: LANUV 2011

Dabei unterscheiden sich die Qualitätskomponenten der Wasserrahmenrichtlinie hinsichtlich ihrer Ausbreitungsmechanismen und -distanzen. Das Makrozoobenthos breitet sich passiv über die Drift und aktiv über Auf- und Abwärtswanderungen im Gewässer aus. Zudem kön- nen sich einige Arten per Flug auch aktiv über den Landweg ausbreiten. Makrophyten wer- den vornehmlich passiv durch Verdriftung, Wind und Wasservögel in andere Bereiche trans- portiert. Fische schwimmen zum Teil über weite Distanzen gewässerab- und aufwärts. Ihre Larven und partiell auch Jungfische können durch die Drift verbreitet werden.

7

Der Strahlwirkungsansatz erfordert eine einzugsgebietsbezogene Betrachtung und eine ziel- orientierte Kombination von Lebensraumstrukturen in einem Gewässersystem. Daher sind überregionale Planungen notwendig, die nicht nur den einzelnen Wasserkörper, sondern größere Einheiten mit ihren jeweiligen Wechselwirkungen betrachten. Für Nordrhein- Westfalen dient die entsprechende Arbeitshilfe des LANUV (LANUV 2011) als Grundlage, in der die naturwissenschaftlichen, fachlichen Anforderungen an die Anordnung und Gestaltung funktionaler Elemente i. S. des Strahlwirkungsansatzes, die zur Erreichung des guten ökolo- gischen Zustands notwendig sind, zusammengetragen wurden. Die fachlichen Anforderun- gen der Arbeitshilfe basieren auf dem derzeitigen Wissensstand. Das Wissen über die Wechselbeziehungen von Strahlwirkungseffekten und hydromorphologischer Ausprägung der Gewässer wird sich zukünftig, durch das regelmäßig durchgeführte Gewässermonitoring und durch die fachliche Begleitung ausgewählter Projekte noch erweitern.

Im Folgenden wird die Methodik inklusive der verschiedenen Bestandteile, den Funktions- elementen, vorgestellt (vgl. auch Abb. 4).

Abb. 4: Schematische Darstellung der Funktionselemente des Strahlwirkungs und Trittstein- konzeptes (DRL 2008)

Mit dem Strahlursprung wird der Ausgangsbereich der Strahlwirkung bezeichnet. „Strahlursprünge sind naturnahe Gewässerabschnitte, von denen aus gewässertypspezi- fische Organismen in andere Abschnitte wandern oder driften bzw. positive Umweltbe- dingungen in andere Gewässerabschnitte transportiert werden. Diese Gewässerabschnit- te sind in Bezug auf die strukturelle, stoffliche und hydrologisch-hydraulische Qualität (abiotisch) sowie die Besiedlung (biotisch) naturnah und gewässertypisch ausgeprägt und können somit eine abiotische und biotische Strahlwirkung ausüben.“

Im Rahmen dieses Umsetzungsfahrplans wird zwischen bestehenden Strahlursprüngen, die die abiotischen Rahmenbedingungen bereits erfüllen, und neuen Strahlursprüngen unter- schieden. Bei den neuen Strahlursprüngen besteht noch Entwicklungsbedarf seitens der hydromorphologischen Ausstattung des Gewässerabschnittes.

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Im Folgenden werden sowohl Strahlursprünge mit belegter biotischer und abiotischer Wirkung als auch potenzielle Strahlursprünge (kein Nachweis naturnaher Besiedlung oder Besiedlung unbekannt) mit dem Begriff „Strahlursprung“ bezeichnet.

Strahlwege sind strukturell beeinträchtigte Gewässerabschnitte zwischen Strahlursprün- gen, in die die Organismen des Strahlursprungs migrieren oder eingetragen werden bzw. durch die die gewässertypischen Organismen wandern oder verdriftet werden. Es ist auch möglich, dass sich in den Strahlwegen aufgrund positiver Umweltbedingungen eine Biozönose einfindet, die ansonsten aufgrund der bestehenden strukturellen Degradation nicht zu erwarten wäre. Es werden zwei Typen von Strahlwegen unterschieden:

Aufwertungsstrahlwege „erlauben eine zumindest vorübergehende Ansiedlung typspe- zifischer Organismen und können somit durch Strahlwirkung aufgewertet werden.“

Durchgangsstrahlwege „haben nur eine Durchgangsfunktion und erfüllen nicht die Be- dingungen für eine Ansiedlung typspezifischer Organismen; sie sind jedoch so beschaf- fen, dass sie einen funktionalen Austausch zwischen benachbarten Gewässerabschnit- ten zulassen.“

„Trittsteine sind morphologische Bestandteile der Strahlwege, die sowohl die notwendi- gen Habitate für die dauerhafte An- und Besiedlung von Gewässerorganismen bereitstel- len (in Aufwertungsstrahlwegen) als auch die Durchwanderung erleichtern (in Durch- gangs- und Aufwertungsstrahlwegen). Sie können aus kurzen Teilabschnitten mit natur- nahen morphologischen Bedingungen (z. B. Abschnitte, die die Anforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen erfüllen, aber die Mindestlänge nicht erreichen) oder auch lediglich aus einzelnen Strukturelementen (z. B. Wurzelteller, Wasserpflanzen, Totholz- ansammlung) bestehen.“

„Neben den Funktionselementen können Gewässersysteme Degradationsstrecken aufweisen. Degradationsstrecken sind die Gewässerabschnitte eines Gewässersystems, für die weder die Anforderungen an Strahlursprünge noch an Aufwertungs- oder Durch- gangsstrahlwege erfüllbar sind. Beispielhaft seien längere verrohrte Abschnitte genannt, die eine Barrierewirkung auf wandernde Arten ausüben.“

Quelle: LANUV 2011

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„Aufgrund der funktionalen Verknüpfungen im Fließgewässerkontinuum ist zu beachten, dass die einzelnen Funktionselemente nicht getrennt voneinander, sondern im Kontext des Gewässersystems, also in ihrer Abfolge, betrachtet werden“ (LANUV 2011).

Auch unter optimalen Bedingungen nimmt die Strahlwirkung mit zunehmender Distanz vom Strahlursprung ab. Je nach Gewässertypgruppe reißt sie nach einer bestimmten Entfernung ganz ab, wenn vorher kein neuer Strahlursprung beginnt, der seinerseits eine Strahlwirkung aufweist. Durch in solcher Weise interagierende Strahlursprünge kann für größere Gewäs- serstrecken der gute ökologische Zustand erreicht werden. Unter bestimmten Rahmenbe- dingungen können Strahlursprünge und Aufwertungsstrahlwege so angelegt werden, dass sie eine maximale Strahlwirkung erzeugen (s. LANUV 2011). Falls bestehende Nutzungen oder die Verhältnisse im Gewässer die Anlage von Aufwertungsstrahlwegen verhindern, soll- ten Strahlursprünge in entsprechend kürzeren Abständen angelegt werden, um eine durch- gehende Strahlwirkung erzielen zu können.

2.2 Beteiligungsprozess

Aufgrund der Größe des Planungsraums wurden zwei Auftaktveranstaltungen ausgerich- tet. Diese fanden am 14.02.2011 im Haus der StädteRegion Aachen statt. Im Rahmen eines Vortrags wurden der Planungsraum und seine Unterteilung in die Planungsbereiche (vgl. Kap. 1.2) vorgestellt. Anschließend wurden das weitere Vorgehen und die Terminplanung sowie die Struktur und Funktion der eigens für das Vorhaben angelegten Internetseite (www.rur.nrw.de/Kooperationen/) näher erläutert.

Um eine transparente und möglichst umfassende Beteiligung der Fachöffentlichkeit und be- teiligter Anlieger zu ermöglichen, wurde im Vorfeld der Workshops ein E-Mail-Verteiler zu- sammengestellt. Die beteiligten Akteure können der Teilnehmerliste im Anhang 1 entnom- men werden. Die Workshopteilnehmer erhielten über den Verteiler frühzeitig Kenntnis über den Zeitpunkt und Ort der jeweils stattfindenden Veranstaltung. Zudem wurden sie über den aktuellen Stand der Planungen informiert.

Neben der Benachrichtigung per E-Mail wurden die Fachöffentlichkeit und interessierte Bür- ger über die Internetseite ausführlich über den Verlauf des Projektes informiert. Durch die Internetseite standen den Beteiligten alle in den jeweiligen Workshops verwendeten Materia- lien (Maßnahmenkarten, Protokolle, Maßnahmentabellen) zum Download zur Verfügung.

Um eine intensive und effektive Beteiligung während der Workshops zu erreichen, wurden die landesweiten Kooperationsgebiete in sog. Planungsbereiche unterteilt. Bei der Auftei- lung der Planungsbereiche wurden neben funktionalen Argumenten (z.B. Einzugsgebiete) teilweise auch administrative Aspekte (z.B. Kreisgrenzen) berücksichtigt. 10

In den so ausgewiesenen Planungsbereichen wurden jeweils zwei Workshops ausgerichtet. In Tab. 3 sind die ausgerichteten Workshops mit Termin und Ort dargestellt.

Tab. 3: Workshops im Rahmen des UFP Eifel-Rur Workshop/Planungsbereich Ort Datum 1. Workshop Untere Rur 2 Heinsberg 01.03.2011 1. Workshop Untere Rur 3 Heinsberg 10.03.2011 1. Workshop Wurm 2 Heinsberg 14.02.2011 1. Workshop Inde 1 Aachen 23.03.2011 1. Workshop Untere Rur 1 Heinsberg 24.03.2011 1. Workshop Mittlere Rur 1 Kreuzau 28.03.2011 1. Workshop Inde 2 Aachen 29.03.2011 1. Workshop Mittlere Rur 2 Kreuzau 04.04.2011 1. Workshop Wurm 1 Aachen 14.04.2011 2. Workshop Untere Rur 2 Heinsberg 06.07.2011 2. Workshop Untere Rur 3 Heinsberg 11.07.2011 2. Workshop Wurm 2 Heinsberg 13.07.2011 2. Workshop Untere Rur 1 Heinsberg 21.07.2011 2. Workshop Inde 1 Aachen 14.09.2011 2. Workshop Inde 2 Aachen 15.09.2011 2. Workshop Wurm 1 Aachen 22.09.2011 2. Workshop Mittlere Rur 1 Kreuzau 28.09.2011 2. Workshop Mittlere Rur 2 Kreuzau 30.09.2011

Im ersten Workshop wurden im Rahmen eines Vortrags die wesentlichen Inhalte des Vor- gehens erläutert. Der Vortrag beinhaltete folgende Punkte:

Inhalte und Ziele des Vorhabens

Zeitplan des Vorhabens

Arbeitsschritte bei der Umsetzung des Projektes

Vorstellung der (vorläufigen) Ergebnisse

Zusätzlich wurde im Vortrag eine Datenmaske im Excel®-Format vorgestellt, welche die Ab- gabe der Stellungnahmen vereinfachen sollte. Der Vortrag und die Vorlage für die Stellung- nahmen sowie das angefertigte Sitzungsprotokoll wurden auf die Internetseite gestellt. Im Anschluss an den Vortragsteil wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen anhand von Maß- nahmenkarten in regionalen Kleingruppen vorgestellt und ausführlich diskutiert. Die Karten enthielten die Maßnahmen in Form von Piktogrammen und die verorteten Funktionselemente der Strahlwirkung. Weiter enthielten die Karten wesentliche Inhalte wie die Flächenkulisse, die Gewässerstrukturgüteklassen (getrennt nach Sohle, Ufer und Umfeld) und Informationen zu Schutzgebieten sowie Stauanlagen und Querbauwerken (vgl. Abb. 6, Kartenausschnitt 1).

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Die Aufgabe der Workshopteilnehmer bestand im Wesentlichen in der Einschätzung der technischen Machbarkeit (s.o.) der Maßnahmen. Aufgrund des spezifischen Expertenwis- sens der Teilnehmer konnten zudem wichtige Detailkenntnisse zu Einzelmaßnahmen oder Gewässerabschnitten in die Karten aufgenommen werden (vgl. Abb. 6, Kartenausschnitt 2). Hierbei galt die Prämisse, dass Unklarheiten bzgl. der Flächenverfügbarkeit oder Finanzier- barkeit der Maßnahmen kein Kriterium für die generelle Ablehnung der Maßnahme („nicht machbar“) darstellten. Nicht machbare Maßnahmen wurden nicht aus der Kartendarstellung entfernt, da sich die Bedingungen ihrer Ablehnung zukünftig ändern könnten.

Abb. 5: Workshopteilnehmer des 1. Workshops bei der Bearbeitung der Maßnahmenkarten

Die Einstufung der Maßnahmen in die Kategorie „prüfen“ wurde im Wesentlichen aus zwei Gründen vorgenommen. Zum einen betrifft diese Einschätzung Maßnahmen, zu denen die Workshopteilnehmer keine genauen Angaben machen konnten, und zum anderen Maßnah- men, deren Machbarkeit im Zuge der weiteren Detailplanung näher untersucht werden muss.

Die regelbasiert abgeleiteten Funktionselemente der Strahlwirkung (vgl. Kap. 2.1 und Kap. 6) wurden teilweise den sich aus der Diskussion ergebenden örtlichen Restriktionen ange- passt. Es wurde jedoch darauf geachtet, die Funktionsfähigkeit/Ansprüche des Strahlwir- kungs- und Trittsteinkonzeptes weiterhin zu gewährleisten.

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1 2

3

1: Maßnahmenkarte vor dem ersten Workshop

2: Maßnahmenkarte mit Bewertung und Kommentaren aus dem ersten Workshop

3: Maßnahmenkarte mit eingearbeite- ten Ergebnissen des ersten Work- shops

Abb. 6: Ausschnitt einer bearbeiteten Maßnahmenkarte

In der ersten Zwischenphase erfolgte die Einarbeitung der Workshopergebnisse, wie sie in der Abb. 6 (Kartenausschnitt 3) dargestellt wird. Neben der Einschätzung aus dem Work- shop erfolgte die Einarbeitung der in den zahlreichen Stellungnahmen (s.u.) eingegangenen Anregungen und Hinweisen. Die Darstellung der Machbarkeit der Maßnahmen wurde in die Maßnahmenkarten integriert, hierfür wurden die Piktogramme (Maßnahmen) farblich mar- kiert. Die Art der kartographischen Darstellung wird durch Abb. 7 veranschaulicht. Kommen- tare zu Maßnahmen oder Angaben zu lokalen Gegebenheiten wurden ebenfalls in die Karten eingearbeitet. 13

Abb. 7: Darstellung der Machbarkeit der Maßnahmen in den Maßnahmenkarten

Neben der grafischen und inhaltlichen Überarbeitung der Maßnahmenkarten wurden Maß- nahmentabellen erstellt (vgl. Anhang 9). Die Einzelmaßnahmen wurden den einzelnen Funk- tionselementen der Strahlwirkung (Strahlursprünge sowie Strahlwege mit Trittsteinen) zuge- ordnet. Daraus ergeben sich Maßnahmengruppen, deren Lage (Stationierung) sowie Länge in den Tabellen beschrieben wird. Die Maßnahmengruppen dienen u.a. der Priorisierung (vgl. Kap. 7.4). Diese Form der Maßnahmenaggregierung war aus Gründen der Übersicht- lichkeit notwendig, in der zugehörigen Datenbank (Anhang 10) sind jedoch alle Einzelmaß- nahmen enthalten. Die Einzelmaßnahmen, welche der Wiederherstellung der Durchgängig- keit dienen, wurden aufgrund ihrer hohen Bedeutung nicht aggregiert. Neben den Angaben zur Lokalisierung der Funktionselemente (Kooperation, Gewässername, Name des Funkti- onselements, Stationierung, Länge) werden in der Maßnahmentabelle fachliche Einschät- zungen zur ökologischen Effektivität und Umsetzbarkeit der Maßnahmengrup- pe/Durchgängigkeitsmaßnahme gegeben. Darauf folgen die Angaben zur Priorität (A, B, C), eine Kostenschätzung und eine Angabe zum voraussichtlichen Umsetzungszeitraum. Dabei gibt der Musterumsetzungsfahrplan die Zeiträume 2000 bis 2009, 2010 bis 2012, 2013 bis 2018 und 2019 bis 2027 vor. Die Bemerkungen (Anmerkungen, Detailinformationen, Einwände, etc.) zu Einzelmaßnahmen aus dem Workshop und aus den Stellungnahmen sind in den Tabellen nur enthalten, sofern diese sich auf Durchgängigkeitsmaßnahmen beziehen. Bemerkungen, die sich auf einzelne Funktionselemente oder auch ganze Gewässer bezie- hen, sind in einer zusätzlichen Spalte aufgeführt. Zur Gewährleistung der Transparenz wur- den alle im Verlauf des Prozesses eingegangenen Stellungnahmen in Anhang 2 aufgeführt. Zur Vereinfachung der Abgabe der Stellungnahmen wurde eine Tabelle zur Verfügung ge- stellt, die von den Stellungnehmenden ausgefüllt werden konnte. Schließlich finden sich An- gaben zu möglichen Maßnahmenträgern. Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine genauen Kenntnisse über einzelne Zuständigkeiten bestehen, wurden hier vorerst die Unterhaltungs- pflichtigen der Gewässer eingetragen. Darüber hinaus können aber auch andere Maßnah- menträger (z.B. Wasserrechteinhaber eines Querbauwerkes oder Straßen.NRW) verantwort- lich sein.

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Die Datenbank dient als Grundlage für die Übernahme der Maßnahmen in die Wasserkör- persteckbriefe des Landes.

Die bearbeiteten Maßnahmenkarten und die Maßnahmentabellen bildeten die Arbeitsgrund- lage für den zweiten Workshop. In einem Vortrag wurden die Teilnehmer über die durchge- führten Arbeiten informiert um anschließend die Maßnahmenkarten und –tabellen in Klein- gruppen zu bearbeitet. Die Maßnahmenkarten wurden um weitere Detailinformationen er- gänzt. So wurden Flächeninformationen zu Altlasten- und Altlastenverdachtsflächen sowie die gewässernahen Flächen in öffentlicher Hand in den Karten dargestellt. Ein wesentlicher Teil der Arbeiten im zweiten Workshop bestand in der Diskussion des im Vorfeld durch den Auftragnehmer vorgenommenen Priorisierungsvorschlag. Mit Hilfe der Workshop- teilnehmer konnte so ein konkreter „Fahrplan“ entwickelt werden, der eine transparente Maßnahmenplanung ermöglicht und dem Maßnahmenträger ein hohes Maß an Planungssi- cherheit gibt.

Die Ergebnisse des UFP wurden in einer Abschlussveranstaltung vorgestellt, zudem wur- de ein Ausblick auf die nächsten Schritte innerhalb des Prozesses gegeben.

Zusätzlich fand am 26.09.2011 eine Tagung der Landwirtschaftskammer und der Kreisbau- ernschaft im Kreis Heinsberg statt. Hierbei ging es vornehmlich um die Vorstellung des Um- setzungsfahrplans und die Prüfung der Betroffenheit der Ortslandwirte von den erwoge- nen Maßnahmen.

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3 Charakterisierung des Planungsraums

Im Folgenden werden die wichtigsten Rahmenbedingungen des Planungsraums kurz vorge- stellt. Dieser erstreckt sich i.e.S. auf die Gewässer mit den angrenzenden Flächen (Aue). Für die Beschreibung und Berücksichtigung der Rahmenbedingungen (z.B. der Nutzungsstruk- tur) werden darüber hinaus auch die Einzugsgebiete berücksichtigt und entsprechend darge- stellt (Planungsraum i.w.S.).

3.1 Allgemeine Charakterisierung

Im Rahmen des Projektes wurde das gesamte deutsche Einzugsgebiet der Eifel-Rur be- trachtet. Die Eifel-Rur entspringt im Hohen Venn in Belgien und mündet bei Roermond in den Niederlanden in die Maas. Das deutsche Einzugsgebiet erstreckt sich mit einer Gesamtgrö- ße von ca. 2100 km² von Monschau in der Eifel bis Heins- berg im Niederrheinischen Tief- land. Die wichtigsten Nebenflüs- se sind die Wurm, die Inde und die (s. Abb. 8).

Durch die Rurtalsperre wird das Einzugsgebiet in zwei große, voneinander getrennte Bereiche geteilt. Neben der Rurtalsperre finden sich weitere kleinere Tal- sperren in der Mittelgebirgsregi- on, die vor allem durch Wald- und Grünlandnutzung geprägt ist. Im Tiefland finden sich hingegen hauptsächlich Ackerflächen und Siedlungsbereiche (s. Abb. 8).

Abb. 8: Planungsraum und Nut- zungsstruktur

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Im Rahmen der landesweiten Ausweisung der Oberflächenwasserkörper wurden im Ein- zugsgebiet der Eifel-Rur 45 % als natürliche Wasserkörper, 48 % als erheblich veränderte Wasserkörper und 7 % als künstliche Wasserkörper (jeweils Längenanteile) ausgewiesen. Ein überwiegender Teil der als erheblich verändert ausgewiesenen Wasserkörper befindet sich im Tiefland. Die Ausweisungsgründe der erheblich veränderten Wasserkörper kön- nen der Tab. 4 entnommen werden.

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Tab. 4: Ausweisungsgründe je Oberflächenwasserkörper

Wasserkörper Gewässer

Wasserkraft

Überflutungen

H15 Aufstau für für Aufstau H15 vorSchutz H19

H13 Aufstau zur Aufstau H13

H5 Denkmalschutz H5

techn. nicht möglich nicht techn. möglich nicht techn.

Trinkwasserversorgung

H18 Wasserregulierung H18 Landentwässerung H20

H22 Bergsenkungsfolgen H22 Talsperre-Umweltopt. H6 H3 Bebauung-Umweltopt. Bebauung-Umweltopt. H3 DE_NRW_282_108900 Rur X X X DE_NRW_282_21840 Rur X DE_NRW_282_47000 Rur X DE_NRW_282_61440 Rur X DE_NRW_282_69770 Rur X DE_NRW_282_88620 Rur X X X DE_NRW_28214_1900 Perlenbach X X X DE_NRW_282152_0 Laufenbach X DE_NRW_2822_0 Urft X X X DE_NRW_28224_0 Gillesbach X DE_NRW_28226_0 Kallbach X DE_NRW_28226_3700 Kallbach X DE_NRW_28228_11400 Olef X X X DE_NRW_28234_15900 Kall X X DE_NRW_282372_0 Birgeler Bach X DE_NRW_28237922_0 Drover Bach X DE_NRW_28237922_6463 Drover Bach X DE_NRW_282384_0 Gürzenicher Bach X X DE_NRW_282384_5646 Gürzenicher Bach X DE_NRW_282386_0 Derichsweiler Bach X DE_NRW_282386_4595 Derichsweiler Bach X DE_NRW_2823868_0 Schlichbach 1 X DE_NRW_2824_13189 Inde X DE_NRW_2824_21336 Inde X DE_NRW_28244_0 Vichtbach X DE_NRW_282442_0 Dreilägerbach X X DE_NRW_282452_0 Saubach X DE_NRW_28248_13190 Wehebach X X DE_NRW_28252_0 Ellebach X DE_NRW_28252_10940 Ellebach X DE_NRW_28252_15260 Ellebach X DE_NRW_28252_8940 Ellebach X DE_NRW_282526_0 Iktebach X DE_NRW_282526_2120 Iktebach X DE_NRW_282534_0 Merzbach X DE_NRW_2825342_0 Hoengener Fließ X DE_NRW_2825344_0 Freialdenhovener Fließ X DE_NRW_28254_0 Malefinkbach X DE_NRW_28254_10292 Malefinkbach X DE_NRW_28256_0 Baaler Bach X DE_NRW_28256_3887 Baaler Bach X DE_NRW_282562_0 Doverner Bach X DE_NRW_28258_0 Millicher Bach X DE_NRW_28258_2492 Millicher Bach X DE_NRW_28258_5792 Millicher Bach X DE_NRW_2828_0 Wurm X DE_NRW_2828_26286 Wurm X DE_NRW_2828_33046 Wurm X DE_NRW_2828_3410 Wurm X DE_NRW_2828_45870 Wurm X DE_NRW_2828_6890 Wurm X DE_NRW_282816_0 Beverbach X DE_NRW_28282_0 Haarbach X X DE_NRW_282832_0 Wildbach X X DE_NRW_28284_0 Broicher Bach X DE_NRW_28286_5745 Amstelbach X DE_NRW_282872_0 Uebach X DE_NRW_282872_3600 Uebach X DE_NRW_282872_5785 Uebach X DE_NRW_28288_0 Beeckfließ X DE_NRW_28288_5300 Beeckfließ X DE_NRW_282882_0 Gereonsweiler Fließ X DE_NRW_282882_2500 Gereonsweiler Fließ X DE_NRW_282894_0 Kötteler Schar X DE_NRW_282894_5800 Kötteler Schar X DE_NRW_28292_0 Liecker Bach X DE_NRW_28296_0 Kitschbach X DE_NRW_28296_4889 Kitschbach X DE_NRW_28296_8089 Kitschbach X DE_NRW_282962_0 Waldfeuchter Fließ X DE_NRW_282972_0 Schaagbach X

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Bei den künstlichen Wasserkörpern handelt es sich hauptsächlich um sog. Mühlenteiche (s. Kap. 3.1.1) die ebenfalls im Tiefland verortet sind (s. Abb. 9).

Abb. 9: Status der Oberflächenwasserkörper im Planungsraum

3.1.1 Mühlenteiche

Bei den Mühlenteichen handelt es sich um eine regionalspezifische Besonderheit im Bereich der Mittleren Rur (zwischen Obermaubach und Hückelhoven). Zur Nutzung der Wasserkraft wurden die Mühlengräben bereits im Hochmittelalter angelegt. Dies war notwendig, um trotz der häufigen Laufverlagerungen der Rur und der ungleichmäßige Wasserführung eine Nut- zung der Wasserkraft zu ermöglichen. Neben der Wasserkraftnutzung zum Betrieb von Öl- und Getreidemühlen dienten die Mühlenteiche der schon früh aufkommenden Papier- und Textilindustrie. Die Anlage der Mühlenteiche wurde unter Zuhilfenahme vorhandener Rin- nenstrukturen (Altläufe und Flutrinnen) im Bereich der Ruraue vorgenommen. Die Rinnen wurden zu breiten Gräben ausgebaut und die Ufer durch Flechtwerk gesichert. Eine ständige 19

Wasserführung wurde durch Abschlagsbauwerke (Wehre) in der Rur ermöglicht (Quelle: Stellungnahme LVR in Anhang 2).

Die Mühlenteiche werden auch heute noch zur Energiegewinnung, v.a. durch Industriebe- triebe und zur Entnahme von Brauch- oder Löschwasser genutzt. Aufgrund ihrer historischen Relevanz stehen die Mühlenteiche unter Denkmalschutz oder sind als denkmalwürdig einge- stuft. Hydromorphologische Maßnahmen sind daher nicht oder nur eingeschränkt umsetzbar.

3.1.2 Biber

Dank der Wiederansiedlung in der Nordeifel hat der Biber seinen Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Nordrhein-Westfalens im Bereich der Eifel-Rur (ca. 80-90% des Gesamtbestandes in NRW). Er besitzt hier eine erhebliche Ausbreitungsdynamik und wird zukünftig große Ge- biete des Landes NRW wiederbesiedelt haben. Dabei wirkt der Biber als aktiver Gestalter seines semi-aquatischen Lebensraumes und ist daher bei der Planung zukünftiger Gewäs- serentwicklungsmaßnahmen zu berücksichtigen (vgl. DALBECK 2011).

3.1.3 Talperren

Im südlichen Teil des Planungsraums, in der Nordeifel, liegen 6 vom WVER betriebene Tal- sperren (Stauraum in Klammern):

Oleftalsperre (19,30 Mio. m³)

Urfttalsperre (45,50 Mio. m³)

Rurtalsperre (202,60 Mio. m³)

Staubecken Heimbach (1,20 Mio. m³)

Staubecken Obermaubach (1,65 Mio. m³)

Wehebachtalsperre (25,10 Mio. m³)

Diese Talsperren dienen hauptsächlich dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasseranrei- cherung. Durch Wasserkraftnutzung werden in fünf Kraftwerken im Jahresmittel 61 Mwh Energie erzeugt. Für die Trinkwasserversorgung werden ca. 60 Mio. m³ Rohwasser bereit- gestellt. Im Jahresdurchschnitt werden für ca. 600.000 Einwohner im Großraum Aachen und der Eifel ca. 27 Mio. m³ Rohwasser den Talsperren für die Trinkwasseraufbereitung ent- nommen. Aus der fließenden Welle oberhalb von Düren sind es ca. 5,5 Mio. m³ für die Ver- sorgung des Raumes Düren (WVER, 2012). Des Weiteren werden die von der Firma „enwor“ betriebene Dreilägerbachtalsperre (3,67 Mio. m³) und Kalltalsperre (2,1 Mio. m³) sowie die 20

vom Wasserversorgungszweckverband Perlenbach betriebene Perlenbachtalsperre (0,76 Mio. m³) überwiegend zur Trinkwasserversorgung genutzt.

Im Rahmen des UFP stellen die Talsperren Degradationsstrecken im Sinne des Strahlwir- kungs- und Trittsteinkonzeptes dar (s. Kap. 7). Die Maßnahmenplanung an Talsperren ist nicht Bestandteil der Planungen im Rahmen des UFP. Aus der Diskussion innerhalb der Workshops ergaben sich im Einzelfall jedoch Hinweise zur Optimierung des Talsperrenmanagements oder einzelner Habitate innerhalb der Staukörper, diese wurden durch textliche Erläuterungen in die Maßnahmenkarten aufgenommen. Die Talsperren stel- len im Rahmen des Strahlwirkungskonzeptes Degradationsstrecken dar, welche die Strahl- wirkung „abreißen“ lassen (s. LANUV 2011, S. 17). Daher wurde das Konzept für die ober- halb und unterhalb der Talsperren gelegenen Einzugsgebiete jeweils getrennt angewendet.

3.1.4 Trocken fallende Gewässer

Im Planungsraum befinden sich Gewässer und Gewässerabschnitte, die teilweise oder überwiegend trocken fallen (s. Abb. 10).

Abb. 10: trocken fallendes Gewässer (Baaler Bach) im Planungsraum (Quelle: P. Jungblut, Stel- lungnahme Stadt Erkelenz)

Dies kann zum einen auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden (z.B. Karstphänomen), zum anderen führen die im Rahmen des Braunkohletagebaus durchgeführten Sümp- fungsmaßnahmen dazu, dass einige Gewässer keinen Grundwasseranschluss mehr besit- zen. Für sümpfungsbedingt trockenfallende Gewässer besteht teilweise eine Rechtsver-

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pflichtung des Bergbautreibenden zur Erhaltung der Fließgewässer und angrenzender Feuchtgebiete.

3.1.5 Braunkohlentagebau

Neben den beschriebenen Auswirkungen auf den Grundwasserstand führt der Tagebau zu einem ausgedehnten Flächenverbrauch in der Region. Dies hat u.a. die Umsiedlung ganzer Dörfer und eine Verknappung der landwirtschaftlichen Flächen im intensiv genutzten Bereich der Unteren und Mittleren Rur zur Folge. Der Flächendruck ist von hoher Relevanz, da auch für die naturnahe Entwicklung der Fließgewässer und ihrer Auen Flächen benötigt werden.

3.1.6 Erosionsproblematik

Im Planungsbereich, insbesondere im Bereich der fruchtbaren Börde, spielt die Tiefenerosi- on sowie der Eintrag von Bodenmaterial und Sedimenten in die Fließgewässer eine große Rolle. Hierzu tragen die natürlichen Bodenverhältnisse (v.a. Lössböden), die topographische Situation und die intensive Landwirtschaft bei. Die Sedimentationsproblematik ist bei allen Planungen und Maßnahmen in den jeweiligen Einzugsgebieten zu berücksichtigen. Die Re- duzierung des Eintrages durch Uferrandstreifen ist - auch an den (nicht berichtspflichtigen) Nebengewässern - von großer Bedeutung (Quelle: Stellungnahme Kreis Düren in Anhang 2)

3.1.7 Freizeit und Erholung

Die Gewässer im Planungsraum sind Anziehungspunkte für Freizeitsportler und Erho- lungssuchende. Zu nennen ist hier der überregionale, rund 180 km lange RurUfer-Radweg parallel zur Rur. Zudem dienen einige Gewässer (v.a. Rur und Wurm) als Ausflugsziel für Kanusportler.

3.2 Referenzen

Gemäß der WRRL gilt für natürliche Oberflächenwasserkörper u.a. das Entwicklungsziel des „guten ökologischen Zustands“, während für erheblich veränderte und künstliche Oberflä- chenwasserkörper das „gute ökologische Potenzial“ maßgeblich ist. Diese Ziele werden überregional, regional und lokal in den sog. Bewirtschaftungszielen konkretisiert. Zur Bewer- tung der Bewirtschaftungsziele wurden landesweit Verfahren entwickelt, welche über defi- nierte Referenzzustände der sog. biologischen Qualitätskomponenten den guten ökologi- 22

schen Zustand für die unterschiedlichen Fließgewässertypen definieren. Im Rahmen des UFP wurden die Bewertungen der biologischen Qualitätskomponenten Makrozoobenthos, Fische und Makrophyten betrachtet. Durch eine detaillierte Defizitanalyse der Komponenten Fische und Makrozoobenthos konnten Rückschlüsse auf bestehende hydromorphologische Defizite gezogen werden. Die Komponenten Phytobenthos und Diatomeen wurden nicht be- rücksichtigt, da diese keine Relevanz bei der Beurteilung hydromorphologischer Defizite be- sitzen.

3.2.1 Hydromorphologie und Makrozoobenthos

Im Rahmen des UFP werden nur die berichtspflichtigen Oberflächengewässer untersucht und bearbeitet. Dies sind alle Gewässer, die ein Einzugsgebiet über 10 km² besitzen und daher für die Umsetzung der WRRL besonders relevant sind. Im deutschen Einzugsgebiet der Eifel-Rur (Planungsraum i.w.S.) hat dieses Gewässernetz eine Gesamtlänge von ca. 930 km. Davon entfällt etwa ein Drittel auf die „Grobmaterialreichen, silikatischen Mittelgebirgs- bäche“ (Typ 5 nach der BRD-Typologie der LAWA, s. POTTGIESSER & SOMMERHÄUSER 2006, 2008). Weitere im Hinblick auf die Gewässerlänge bedeutende Fließgewässertypen sind v.a. die „Löss-lehmgeprägten Tieflandbäche“ (Typ 18), die „Silikatischen, fein- bis grobmaterial- reichen Mittelgebirgsflüsse“ (Typ 9) und die „Kleinen Niederungsfließgewässer in Fluss- und Stromtälern“ (Typ 19), die zusammen mit den Gewässern des Typs 5 mehr als drei Viertel der Gesamtlänge ausmachen. Abb. 11 gibt eine Übersicht über die Verteilung der verschie- denen Fließgewässertypen.

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Abb. 11: LAWA-Fließgewässertypen im Planungsraum

3.2.2 Fischfauna

In Bezug auf die Fischfauna wird das i.S. der WRRL besonders relevante Gewässernetz gemäß MUNLV (2007) in Fischgewässertypen eingeteilt. Die höchsten Anteile nehmen dies- bezüglich der „untere Forellentyp Tiefland“ (FiGt 06) und der „obere Forellentyp Mittelgebir- ge“ (FiGt 01) ein, die zusammen über 60 % der Fischgewässertypen im Einzugsgebiet dar- stellen. Mit insgesamt ca. einem Drittel der Gewässerlänge treten zudem der „Äschentyp Mittelgebirge“ (FiGt 09) und der „untere Forellentyp Mittelgebirge“ (FiGt 02) sowie der „obere Barbentyp Mittelgebirge“ (FiGt 10) auf. Vereinzelt finden sich ferner der „obere Forellentyp Karstbereiche“ (FiGt 03) sowie mehrere Fischgewässertypen, für die bislang keine Referenzzönosen erstellt wurden (FiGt oR, s. Abb. 12).

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Abb. 12: Fischgewässertypen im Planungsraum (Anmerkung: Für die Eifel-Rur wird die Eintei- lung der Fischgewässertypen zwischen Obermaubach und der deutsch- niederländischen Landesgrenze derzeit noch einmal vom LANUV NRW überprüft, so dass ggf. beim nächsten Bewirtschaftungszyklus Anpassungen vorgenommen wer- den.)

3.2.3 Makrophyten

Für die Bewertung der Makrophyten nach dem Bewertungsverfahren PHYLIB ist es erforder- lich, die beprobten Gewässer einem Makrophytentyp zuzuordnen, wobei die LAWA- Fließgewässertypologie eine Hilfestellung, nicht jedoch alleinige Grundlage sein darf. Die relevanten Zusatzinformationen, wie z.B. zur Gewässertiefe, Fließgeschwindigkeit und Säu- rekapazität, sind dabei immer zu beachten. Weitergehende Informationen hierzu, inkl. Steck- briefe der biozönotischen Makrophytentypen, können der Veröffentlichung von SCHAUMBURG et al. (2006) entnommen werden.

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Tab. 5: Gegenüberstellung der biozönotischen Makrophytentypologie und der differenzierten LAWA-Fließgewässertypen für die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Fließge- wässertypen

LAWA-Fließgewässertyp van de Weyer Makrophytentyp (PHYLIP) Kürzel Bezeichnung differenzierter LAWA-Typ silikatisch karbonatisch Kürzel/Bezeichnung Tiefland Potamal geprägte Fließgewässer der MP Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Kleine Niederungsfließgewässer des TN k Norddeutschen Tieflandes Karbonatisch-rhithral geprägte MRK Fließgewässer der Mittelgebirge und Typ 11 Organisch geprägte Bäche Organisch geprägte Bäche X X (Vor-) Alpen Silikatisch-rhithral geprägte MRS Fließgewässer der Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Rhithral geprägte Fließgewässer des TR Norddeutschen Tieflandes Rhithral geprägte Fließgewässer des Typ 16 Kiesgeprägte Tieflandbäche Kiesgeprägte Tieflandbäche X X TR Norddeutschen Tieflandes Rhithrale, löss-lehmgeprägte Rhithral geprägte Fließgewässer des TR Tieflandbäche Norddeutschen Tieflandes Typ 18 löss-lehmgeprägte Tieflandbäche X Potamale, löss-lehmgeprägte Kleine Niederungsfließgewässer des TN Tieflandbäche k Norddeutschen Tieflandes Potamal geprägte Fließgewässer der MP Potamale, Niederungsfließgewässer Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Kleine Niederungsfließgewässer in Fluss- und Typ 19 X X TR Rhithral geprägte Fließgewässer des Stromälern Rhithrale, Niederungsfließgewässer Norddeutschen Tieflandes Kleine Niederungsfließgewässer des TN k Norddeutschen Tieflandes Rhithrale, sandgeprägte Rhithral geprägte Fließgewässer des TR Tieflandbäche Norddeutschen Tieflandes Typ 14 Sandgeprägte Tieflandbäche X X Potamale, sandgeprägte Kleine Niederungsfließgewässer des TN Tieflandbäche k Norddeutschen Tieflandes Rhithrale, kiesgeprägte Mittlere Niederungsfließgewässer TN Tieflandflüsse m des Norddeutschen Tieflandes Typ 17 Kiesgeprägte Tieflandflüsse X X Potamale, kiesgeprägte Große Niederungsfließgewässer des TN Tieflandflüsse g Norddeutschen Tieflandes Mittelgebirge Silikatisch-rhithral geprägte MRS Fließgewässer der Mittelgebirge und Grobmaterialreiche, silikatische Bäche der Grobmaterialreiche, silikatische Typ 5 X (Vor-) Alpen Mittelgebirge Bäche der Mittelgebirge Potamal geprägte Fließgewässer der MP Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Silikatisch-rhithral geprägte MRS Fließgewässer der Mittelgebirge und Feinmaterialreiche, silikatische Bäche der Feinmaterialreiche, silikatische Typ 5.1 X (Vor-) Alpen Mittelgebirge Bäche der Mittelgebirge Potamal geprägte Fließgewässer der MP Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Karbonatisch-rhithral geprägte MRK Fließgewässer der Mittelgebirge und Grobmaterialreiche, karbonatische Grobmaterialreiche, karbonatische Typ 7 X (Vor-) Alpen Mittelgebirgsbäche Mittelgebirgsbäche Potamal geprägte Fließgewässer der MP Mittelgebirge und (Vor-) Alpen Karbonatisch-rhithral geprägte MRK Fließgewässer der Mittelgebirge und Silikatische, fein-grobmaterialreiche Flüsse der Silikatische, fein-grobmaterialreiche Typ 9 X (Vor-) Alpen Mittelgebirge Flüsse der Mittelgebirge Potamal geprägte Fließgewässer der MP Mittelgebirge und (Vor-) Alpen

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4 Analyse des IST-Zustandes

Um den Maßnahmenbedarf im Planungsraum zu ermitteln wurde eine umfangreiche Defizit- analyse der morphologischen Strukturen und der relevanten biologischen Qualitätskompo- nenten vorgenommen. Der Bedarf an hydromorphologischen Maßnahmen ergibt sich dabei aus dem Abgleich der in Kap. 6 dargestellten Anforderungen an Strahlursprünge und Strahl- wege mit dem IST-Zustand der Gewässerabschnitte – unter Berücksichtigung der in Kap. 3.2 beschriebenen Referenzzustände.

Für die Analyse wurden keine neuen Daten erhoben, sondern ausschließlich auf bestehende Daten zurückgegriffen. In Tab. 6 sind die wesentlichen Bestandsdaten aufgeführt.

Tab. 6: Datengrundlagen und Quellen

Daten Quelle topographische Grundlagendaten: Gewässernetz, Oberflächenwasserkörper, Bezirksregierung Köln, LANUV EZG der Wasserkörper, Topographische NRW Karten, Luftbilder NRW-Fischgewässertypen LANUV NRW LAWA-Fließgewässertypen LANUV NRW Flächennutzungsdaten (ATKIS-NRW) Bezirksregierung Köln FFH-Gebiete LANUV NRW Naturschutzgebiete LANUV NRW §62-Biotope LANUV NRW Gewässerstrukturdaten LANUV NRW Querbauwerken (QuIS) LANUV NRW Stauanlagen (STAU-DB) LANUV NRW WRRL-Monitoringmessstellen LANUV NRW Wasserkörpersteckbriefe LANUV NRW Landesfischartenkataster - LAFKAT LANUV NRW Bewertung des typspezifischen LANUV NRW Arteninventars Flächen in öffentlicher Hand Bezirksregierung Köln Kreis Düren, Kreis Euskirchen, Altlast(verdachts)flächen Kreis Heinsberg, StädteRegion Aachen

4.1 Hydromorphologie und Durchgängigkeit

Die Gewässer weisen im Bereich größerer geschlossener Siedlungslagen, intensiv landwirt- schaftlich genutzter Bereiche und im Bereich der Talsperren überwiegend starke bis voll- ständig veränderte Gewässerstrukturen (Gesamtbewertung 5 bis 7) auf. Entsprechend der Flächennutzung (s. Kap. 3.1) finden sich unveränderte bis mäßig veränderte Gewässerstruk-

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turen (Gesamtbewertung 1 bis 3) überwiegend in den forstwirtschaftlich geprägten Bereichen des Mittelgebirges, aber auch in bewaldeten Gebieten des Tieflandes (vgl. Abb. 13).

Abb. 13: Gewässerstrukturgüteklassen im Planungsraum

Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Fließgewässer hat im Rahmen der WRRL- Umsetzung eine hohe Priorität. Die Abb. 14 vermittelt einen Überblick über die im Einzugs- gebiet der Eifel-Rur vorhandenen Querbauwerke. Die Datengrundlage bildet hier das Quer- bauwerk-Informationssystem des Landes (QuIS), die im Rahmen von Konzepten zur natur- nahen Entwicklung erfassten Bauwerke und in den Workshops zum UFP ergänzten Quer- bauwerke. Insgesamt wurden 956 Querbauwerke erfasst. Dabei handelt es sich u.a. um Wehre, Abstürze, Pegel sowie Sohlrampen und –gleiten unterschiedlicher Größe und Be- schaffenheit. Die Abb. 14 gibt zusätzlich Auskunft über die Einschätzung der Passierbarkeit (Passierbarkeit Standort nach QuIS). Grundsätzlich besteht ab einer eingeschränkten Pas- sierbarkeit (C) ein Maßnahmenbedarf. Im Bereich der Eifel-Rur sind dies 572 (60 %) Quer-

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bauwerke. Die Bauwerke, bei denen bislang noch keine Einschätzung der Durchgängigkeit durchgeführt wurde (244 Stück – 26 %), müssen im Zuge einer weiteren Konkretisierung der Planung geprüft werden.

Anzahl und Passierbarkeit der Querbauwerke im EZG Eifel-Rur

kein Hindernis (A) 300 28 % 26 % passierbar (B) 250 21 % 200 eingeschrängt passierbar (C) 150 stark eingeschränkt 11 % passierbar (D) 100 8 % 7 % nicht passierbar (E) 50 keine Daten (X) 0

Abb. 14: Anzahl und Passierbarkeit der Querbauwerke im Planungsraum

4.2 Biologische Qualitätskomponenten

Neben den hydromorphologischen Bedingungen orientiert sich der Maßnahmenbedarf an den biologischen Qualitätskomponenten, die nicht die Bewirtschaftungsziele erreichen bzw. als defizitär eingestuft werden. Die Grundlage für die Einschätzung der Zielerreichung („guter ökologischer Zustand“) stammen aus den Steckbriefen der Planungseinheiten des Bewirt- schaftungsplans (MUNLV 2009).

Die Defizitanalyse für diese biologischen Qualitätskomponenten wird unterstützend zur Her- leitung konkreter Maßnahmen herangezogen. Dabei werden die Ursachen für die Defizite der Lebensgemeinschaften nach Möglichkeit im Einzelnen identifiziert (z.B. strukturelle oder stoffliche Ursachen), um gezielt effektive Maßnahmen planen zu können (LANUV 2011).

Die Analyse des IST-Zustandes der Biologischen Qualitätskomponenten (Fische, Makrozoo- benthos und Makrophyten) und die dadurch ermittelten Defizite werden im Folgenden an- hand von Beispielen dargestellt und erläutert.

4.2.1 Fische

Um die Ursachen der Defizite der Fischfauna und den sich daraus ergebenden hydromor- phologischen Maßnahmenbedarf zu ermitteln, wurde eine detaillierte Defizitanalyse vorge- 29

nommen. Dazu wurden sowohl Messstellen des WRRL-Monitorings als auch Messstellen des WVER sowie des Landesfischartenkatasters (LAFKAT) herangezogen.

Die Bewertung der Fischfauna wurde zum einen anhand der vorliegenden bzw. berechneten Ergebnisse des fischbasierten Bewertungssystems für Fließgewässer (fiBS) unter Verwen- dung der nordrhein-westfälischen Referenzzönosen der Fischgewässertypen (MUNLV 2007) vorgenommen.

Darüber hinaus wurde eine detailliertere Defizitanalyse anhand von Vorkommen bzw. Fehlen der einzelnen Arten sowie deren relativer Häufigkeit im Vergleich zur Referenzzönose durchgeführt. Das Vorgehen basiert auf den Habitatansprüchen der einzelnen Fischarten, über die Rückschlüsse auf die Ausprägung des Gewässers möglich sind. Dadurch können einzelne hydromorphologische Defizite und entsprechende Maßnahmen fundiert abgeleitet werden. Neben den Gesamtanteilen der Fischarten (Gesamtfang) wurden die Anteile von Jungfischen (0+-Anteil) gesondert berücksichtigt, da insbesondere die Jungfische vieler Ar- ten eine enge Bindung an bestimmte Habitatstrukturen zeigen. Zudem kann darüber der Er- folg oder Misserfolg bei der Reproduktion der Arten bewertet werden.

Nachfolgende Abbildung zeigt die Vorgehensweise beispielhaft anhand einer Probestrecke im Beverbach, direkt unterhalb der Einmündung des Hitfelder Baches (EF-5202-0011, 2003).

100

90 Referenz 80 Gesamtfang

70 0+-Anteil

60

50

40

30 Relative HäufigkeitRelative(%) 20

10

0

Abb. 15: Vergleich von IST-Zustand und Referenz-Fischzönose (Leitbild) anhand einer Probe- strecke im Beverbach

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Insgesamt lässt die aktuelle Fischbesiedlung deutliche Defizite erkennen, die sich in einer schlechten Bewertung der ökologischen Zustandsklasse der Fischfauna niederschlägt. V.a. das Fehlen von Koppe (Leitart), Elritze und Bachneunauge (typspezifische Arten) weist auf Durchgängigkeitsdefizite hin. Zudem verhindern wahrscheinlich strukturelle Defizite die Vor- kommen dieser Arten (wahrscheinlich v.a. fehlende Kiessubstrate mit guter Sauerstoffver- sorgung, teilweise fehlende Beschattung). Erhöhte relative Anteile des Rotauges deuten all- gemein auf bestehende strukturelle Defizite sowie auf Einflüsse von Rückstaubereichen bzw. den im Hitfelder Bach gelegenen Teichanlagen hin. Auch das Vorkommen von Jungfischen des Hechts lässt einen Einfluss der Teichanlagen vermuten, sofern diese nicht durch Besatz im Fließgewässer bedingt sind.

In Verbindung mit der dominanten relativen Häufigkeit und sehr guter Reproduktion der Schmerle zeigen sich im Fehlen der Koppe (auch Elritze) zudem deutliche Hinweise auf Feinsediment- und/oder Nährstoffeinträge aus land-/forstwirtschaftlichen Flächen oder auch aus den Teichanlagen. Die Bachforelle (Leitart) weist im Vergleich zur Referenzfischzönose starke Defizite im relativen Anteil sowie in der Reproduktion auf. Neben der eingeschränkten Durchgängigkeit lässt dies ebenfalls v.a. auf erhöhte Feinsediment- bzw. Nährstoffeinträge schließen, wodurch insbesondere geeignete Laichhabitate (Riffelstrecken, Kies, gute Sauer- stoffversorgung) deutlich beeinträchtigt werden. Zudem lassen strukturelle Defizite das Feh- len von Teilhabitaten in diesem Bereich und unterhalb der Probestrecke erkennen. Zu diesen gehören insbesondere flache Bereiche mit kiesigen Substraten (Riffel) als Laich- und Jung- fischhabitate, tiefe Kolke als Teillebensraum für adulte Tiere sowie Totholz als Deckungs- strukturen.

In Abb. 16 ist die Gesamtbewertung der Fischfauna nach fiBS im Planungsraum dargestellt. Es wird deutlich, dass sich die defizitären Wasserkörper überwiegend im Bereich Wurm, Mitt- lere und Untere Rur sowie teilweise im Bereich von Inde und Oberer Rur befinden.

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Abb. 16: Bewertung der Fischfauna im Planungsraum

Hinweise zum Wanderfischprogramm und der Bedeutung der Rur und ihrer Nebengewässer für wandernde Fischarten (v.a. der Lachs) finden sich in Kap. 5.6.

4.2.2 Makrozoobenthos

Das deutsche Bewertungsverfahren für das Makrozoobenthos PERLODES ermöglicht durch die Bewertung auf verschiedenen Ebenen Aussagen über Defizite in der Besiedlung. Die übergeordnete Betrachtungsebene ist die ökologische Zustandsklasse. Sie stellt das zu- sammengefasste Gesamtergebnis aus den Modulen Saprobie, Allgemeine Degradation und Versauerung (nur für bestimmte Fließgewässertypen relevant) dar.

Auf der zweiten Betrachtungsebene findet sich das Modul Versauerung. Dieses deutet auf Einflüsse durch Versauerung hin, z.B. durch „sauren Regen“. Für die Herleitung von hydro-

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morphologischen Maßnahmen ist dieses Modul i. d. R. nicht relevant und wurde daher über- wiegend nicht berücksichtigt.

Die Bewertung der Saprobie gibt Aufschluss über organische Belastungen in den Gewäs- sern. In Wasserkörpern mit mäßig bis schlecht bewertetem Saprobienindex ist die Besied- lung durch das Makrozoobenthos i. d. R. erheblich beeinträchtigt. Eine saprobielle Belastung kann zu einer Überprägung der hydromorphologischen Gegebenheiten im Gewässer führen. Trotz der Durchführung entsprechender hydromorphologischer Maßnahmen kann dann das Bewirtschaftungsziel (guter ökologischer Zustand, gutes ökologisches Potenzial) in solchen Wasserkörpern verfehlt werden. Daher wurden in diesen Fällen hydromorphologische Maß- nahmen zurückgestellt bzw. erhielten eine niedrige Priorität. Eine Übersicht über die Bewer- tung der Saprobie im Planungsraum gibt Abb. 17. In einem Großteil der betrachteten Ge- wässer ist die Saprobie gut, so dass dort keine Beeinträchtigung der Makrozoobenthoszönosen aufgrund saprobieller Belastungen zu erwarten ist.

33

Abb. 17: Bewertung der Saprobie im Planungsraum

Darüber hinaus werden durch die Bewertung der Allgemeinen Degradation auf der zweiten Ebene gewässertypspezifische Metrics, die zu einem Gesamtergebnis (Zustandsklasse der Allgemeinen Degradation) zusammengefasst werden, herangezogen. Auf der dritten Ebene können diese und zahlreiche weitere Metrics bzw. Indices, die ebenfalls für jede Probenah- me von der Software ASTERICS berechnet werden, ausgewertet werden (Universität Duis- burg-Essen 2012).

Die für die Bewertung der Allgemeinen Degradation verwendeten, gewässertypspezifischen Metrics liefern Hinweise für die Defizitanalyse. So weist beispielsweise ein geringer Anteil an EPT-Taxa (Eintagsfliegen = Ephemeroptera, Steinfliegen = Plecoptera und Köcherfliegen = Trichoptera) auf eine geringe Strukturvielfalt im betrachteten Gewässer hin, ebenso wie ein niedriger Fauna-Index. Beispielsweise kann der Anteil der Hyporhithral-Besiedler (Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im unteren Bachbereich bzw. in der Äschenregion haben) im

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Gewässertyp 5 ein Hinweis auf eine Störung des natürlichen Fließverhaltens oder fehlende Beschattung sein (Universität Duisburg-Essen 2012).

Abb. 18: Bewertung der Allgemeinen Degradation im Planungsraum

Im Rahmen der Defizitanalyse wurden die Daten aller für die WRRL zur Verfügung stehen- den Messstellen der GÜS-Datenbank sowie zahlreicher weiterer Messstellen des WVER in den betrachteten Wasserkörpern ausgewertet, die den guten ökologischen Zustand noch nicht erreichen.

In Abb. 18 ist die Bewertung der Allgemeinen Degradation im Planungsraum dargestellt. Es wird deutlich, dass sich die defizitären Wasserkörper überwiegend im Bereich Inde, Wurm, Mittlere und Untere Rur befinden.

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Für eine möglichst präzise Ableitung von Defiziten in der Besiedlung und ihren Ursachen wurden vertiefende Auswertungen auf der Ebene von ausgewählten Einzelindizes vorge- nommen. Berücksichtigt wurden hierbei die Verteilung der vorliegenden Biozönose auf die biozönotischen Regionen (Regionen im Längsgradienten von der Quelle bis zur Mündung), die Strömungs- und Habitatpräferenzen und die Ernährungstypen. Außerdem wurde der An- teil der Taxa mit Totholzbezug auf Ebene der Taxazahl und der Summe der Häufigkeitsklas- sen ausgewertet. Zur Ableitung der Defizite erfolgte ein Vergleich zwischen den Verteilungen im vorliegenden Ist-Zustand mit einem gewässertypspezifischen Referenzzustand. Dieser wurde aus allen NRW-weit zur Verfügung stehenden Makrozoobenthos-Probenahmen mit „gutem“ bzw. „sehr gutem“ ökologischen Zustand gewässertypspezifisch abgeleitet.

In den folgenden Abbildungen werden die Verteilungen der Biozönose auf die biozönoti- schen Regionen und die Strömungspräferenzen im Referenzzustand durch die grün umran- deten Balken repräsentiert (Mittelwert und Standardabweichung). Die grauen Balken zeigen die Verteilung der Biozönose im Ist-Zustand in der Wurm an der Messstelle 126603, die hier beispielhaft dargestellt ist. Die Erfassung des Makrozoobenthos erfolgte an dieser Messstelle im Jahr 2007.

Abb. 19: Verteilung der Makrozoobenthoszönose an der Messstelle 126603 in der Wurm auf die biozönotischen Regionen (grau) im Vergleich zur Referenzverteilung für den LAWA- Typ 17 (grün umrandet)

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Abb. 20: Verteilung der Strömungspräferenzen in der Makrozoobenthoszönose an der Mess- stelle 126603 in der Wurm (grau) im Vergleich zur Referenzverteilung für den LAWA- Typ 17 (grün umrandet)

In Abb. 19 ist eine deutliche Verschiebung der Makrozoobenthoszönose im Ist-Zustand bei der Verteilung auf die biozönotischen Regionen zu erkennen. Die Taxa der Quell- und Bach- regionen sind in zu geringen Anteilen vertreten, während die Taxa der Flussregionen (Meta- und Hypopotamal) deutlich überrepräsentiert sind. Es liegt eine Potamalisierung in dem un- tersuchten Gewässerabschnitt vor. Eine Erhöhung der Wassertemperatur bedingt durch z.B. fehlende Beschattung oder siedlungswasserwirtschaftliche Einflüsse sowie Störungen des natürlichen Abfluss- und Strömungsverhaltens z.B. durch Aufstau sind dafür mögliche Ursa- chen. Auch der erhöhte Anteil der Litoral-Besiedler, die typisch für Stillwasserbereiche oder Uferzonen von stehenden Gewässern sind, weist auf eine Störung des natürlichen Fließver- haltens hin. In naturnahen kiesgeprägten Tieflandflüssen ist der Anteil an Litoral-Bewohnern insgesamt gering. Als Folge von fehlender Beschattung und Auf- bzw. Rückstau können sich ferner auf der Gewässersohle vermehrt für Stillwasserbereiche charakteristische Makrophy- ten ansiedeln. Die Verteilung der Habitatpräferenzen in der untersuchten Zönose weist eben- falls darauf hin. Der Anteil der Organismen, die das Phytal (Pflanzen) als Habitat präferieren, ist um ca. 50 % gegenüber der Referenz erhöht.

Auch in der Verteilung der Strömungspräferenzen im Ist-Zustand ist eine Verschiebung im Vergleich zum Referenzzustand zu erkennen. Die rheobionten (an Strömung gebunden) und rheophilen Taxa (bevorzugen Strömung) sind in deutlich zu geringen Anteilen vorhanden, während die rheo-limnophilen Arten über 90 % an der Verteilung ausmachen, was einer Er- höhung um den Faktor 7,5 gegenüber der Referenz entspricht. Rheo-limnophile Taxa bevor- zugen langsam bis träge fließende Gewässer oder strömungsberuhigte Bereiche in Fließge- 37

wässern und können auch in stehenden Gewässern vorkommen. Dies bestätigt eine Störung des natürlichen Strömungsverhaltens in dem untersuchten Abschnitt der Wurm. Die Strö- mungsgeschwindigkeit und die Strömungsdiversität sind insgesamt zu gering ausgeprägt.

Die auf diese Weise insgesamt abgeleiteten Defizite in der Makrozoobenthoszönose mit hyd- romorphologischen Ursachen sind in Kapitel 7.1 zusammengefasst.

4.2.3 Makrophyten

Makrophyten wurden im Detail nur dann herangezogen, wenn die Analyse der übrigen Quali- tätskomponenten (Fische und Makrozoobenthos) keine validen Ergebnisse erbrachte. In Abb. 21 ist die Bewertung der Makrophyten im Planungsraum dargestellt. Wie im Falle der Bewertung der Allgemeinen Degradation (Makrozoobenthos) befinden sich die defizitären Wasserkörper überwiegend im Bereich Inde, Wurm, Mittlere und Untere Rur.

38

Abb. 21: Bewertung der Makrophyten im Planungsraum

4.3 Wasserqualität und Wassermenge

Gemäß der Arbeitshilfe (LANUV NRW 2011) müssen „Die Belastungen aus anderen Be- reichen als der Hydromorphologie (…) in dem Maße reduziert werden, dass sie die Zielerreichung (guter ökologischer Zustand, gutes ökologisches Potenzial) nicht be- einträchtigen“. Die Wasserqualität wird durch Parameter des chemischen Zustands und des ökologischen Zustands beschrieben. Der chemische Zustand wird Anhand von 33 prioritären Schadstoffen (z.B. Benzol, DDT, Diuron) bzw. Schadstoffgruppen gemäß Anhang X WRRL sowie weitere acht Schadstoffe gemäß Anhang IX der WRRL, bewertet. Des Weiteren ist Nitrat (Nitrat-Richtlinie 91/676/EWG) zur Einstufung des chemischen Zustandes zu bewerten.

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Werden die vorgegebenen Grenzwerte eines dieser Parameter überschritten, so wird der chemische Zustand mit „nicht gut“ bewertet. Die Tab. 7 zeigt die Wasserkörper im Planungs- raum, die keine gute Bewertung des chemischen Zustands aufweisen.

Tab. 7: Im chemischen Zustand mit „nicht gut“ bewertete Oberflächenwasserkörper

Gewässer Oberflächenwasserkörper Rur DE_NRW_282_146820 Schwarzbach DE_NRW_282132_0 Inde DE_NRW_2824_13189 Inde DE_NRW_2824_21336 Inde DE_NRW_2824_25253 Inde DE_NRW_2824_28252 Vichtbach DE_NRW_28244_0 Vichtbach DE_NRW_28244_3400 Vichtbach DE_NRW_28244_5800 Weserbach / Weserbachstollen DE_NRW_2824412_0 Weserbach / Weserbachstollen DE_NRW_2824412_1103 Dreilägerbach DE_NRW_282442_2330 Hasselbach DE_NRW_282446_0 Saubach DE_NRW_282452_2000 Omerbach DE_NRW_28246_0 Wehebach DE_NRW_28248_16990 Wehebach DE_NRW_28248_2700 Ellebach DE_NRW_28252_3800 Ellebach DE_NRW_28252_8940 Merzbach DE_NRW_282534_0 Freialdenhovener Fließ DE_NRW_2825344_0 Malefinkbach DE_NRW_28254_0 Malefinkbach DE_NRW_28254_10292 Millicher Bach DE_NRW_28258_0 Millicher Bach DE_NRW_28258_2492 Millicher Bach DE_NRW_28258_5792 Broicher Bach DE_NRW_28284_0 Amstelbach DE_NRW_28286_5745 Beeckfließ DE_NRW_28288_0 Beeckfließ DE_NRW_28288_5300 Gereonsweiler Fließ DE_NRW_282882_0 Gereonsweiler Fließ DE_NRW_282882_2500 Kitschbach DE_NRW_28296_0 Kitschbach DE_NRW_28296_4889 Kitschbach DE_NRW_28296_8089 Waldfeuchter Fließ DE_NRW_282962_0 Unterlauf Flutgraben DE_NRW_282964_0 Oberlauf Flutgraben DE_NRW_2829642_0

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Die Gewässer im Inde-Einzugsgebiet (Inde, Vichtbach, etc.) weisen verschiedene Metallbe- lastungen auf. Dies ist durch den Einfluss des (historischen) Erzbergbaus, seiner lokalen Abbau- und Verarbeitungstätigkeiten und deren Folgelandschaften (z.B. Abraumhalden) be- dingt. Viele der Tieflandgewässer im Bereich der Unteren Rur (Beeckfließ, Millicher Bach, etc.) weisen erhöhte Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln und Unkrautbekämpfungs- mitteln (z.B. Diuron) auf. Bedingt durch die intensiv betriebene Landwirtschaft in diesem Raum kommt es zudem verbreitet zu erhöhten Nährstoffeinträgen (z.B. Nitrat, Ammonium).

Ist der chemische Zustand eines Wasserkörpers mit „nicht gut“ bewertet, ergibt sich nach WRRL ein eigenständiger Handlungsbedarf, der Maßnahmen zur Reduzierung der entspre- chenden Belastung erfordert. Die Herleitung solcher Maßnahmen ist nicht Bestandteil des UFP.

Zur Bewertung des ökologischen Zustands werden zum einen die allgemeinen chemisch- physikalischen Parameter (z.B. pH-Wert, Temperatur, Sauerstoffgehalt) unterstützend her- angezogen. Zudem werden weitere chemische Parameter (Teilmenge der Parameter zur Bewertung des chemischen Zustands) auch bei der Bewertung des ökologischen Zustands berücksichtigt (z.B. Kuper, Zink). Daneben wird auch die Bewertung der Saprobie des Mak- rozoobenthos zur Bewertung der Wasserqualität (organische Belastung) herangezogen (Kap. 4.2.2).

Neben der Wasserqualität ist auch die Belastungen in Form von nicht ausreichender Was- sermenge oder künstlicher Abflussspitzen zu beachten.

Hydraulische Belastungen in Form künstlicher Abflussspitzen treten v.a. in Gebieten auf, die eine großflächige Flächenversiegelung oder größere Einleitungen (z.B. auch Sümpfungswassereinleitungen) aufweisen. Treten solche Stoßbelastungen auf, kann dies zu einer Ausräumung der Biozönose (v.a. Makrozoobenthos und Jungfische) ganzer Gewäs- serabschnitte führen. Durch die Schaffung differenzierter hydromorphologischer Strukturen (z.B. Kolke, Gleit- und Prallhänge, Totholz) können die Auswirkungen solcher Belastungen verringert werden (vgl. BWK M3/M7).

Durch den Wasserrückhalt in Talsperren treten künstlich reduzierte Abflussmengen auf. Dies führt zu einer Verringerung der Dynamik im Gewässer. Die negativen Auswirkungen auf die Hydromorphologie und die biologischen Qualitätskomponenten können mit einem ökologisch optimierten Talsperrenmanagement begrenzt werden. Neben dem Wasserrückhalt kann die Abgabe von zu kaltem Tiefenwassern aus den Talsperren die Entwicklung der verschiede- nen aquatischen Organismen beeinflussen.

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Eine weitere Reduzierung der Abflussmengen im Planungsraum wird durch die industrielle Wasserentnahmen (z.B. Brauchwasser in Papierindustrie) und damit teilweise verbundenen Ausleitungsstrecken verursacht.

Trockenfallende Gewässer, für die die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des Abflusses nicht besteht, (vgl. Kap. 3.1.4) wurden ebenfalls im Sinne des Strahlwirkungs- und Trittstein- konzeptes beplant, da zu erwarten ist, dass der Einfluss der Bergbautätigkeit zukünftig ge- ringer wird. Der Zeithorizont des Umsetzungsfahrplans (bis 2027) wird allerdings von diesem Umstand weit überschritten, weshalb die hydromorphologischen Maßnahmen an diesen Ge- wässern i.d.R. eine geringere Priorität besitzen.

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5 Planerische Rahmenbedingungen

5.1 Hydromorphologische Programmmaßnahmen

Im Rahmen der Runden Tische wurden in den vergangenen Jahren für nahezu alle berichts- pflichtigen Oberflächenwasserkörper (OWK) Programmmaßnahmen ermittelt, welche zur Beseitigung der nachgewiesenen Defizite (unter Berücksichtigung der Nutzungsansprüche und Restriktionen) herangezogen werden. Die Programmmaßnahmen sind in den Steckbrie- fen zu den Maßnahmenprogrammen aufgeführt. Sie liefern daher eine wichtige Grundlage für die Herleitung der Maßnahmen. In Anhang 3 werden die Programmmaßnahmen je Was- serkörper, welche für den Umsetzungsfahrplan relevant sind, dargestellt.

Die im Rahmen dieses Umsetzungsfahrplanes ermittelten hydromorphologischen Maßnah- men konkretisieren die Programmmaßnahmen. Eine Zuordnung dieser differenzierteren Maßnahmen zu den Programmmaßnahmen findet sich in Anhang 4.

Neben den Programmmaßnahmen dienten die durchgeführten Defizitanalysen der biologi- schen Qualitätskomponenten und die von den Workshopteilnehmern aufgrund ihrer spezifi- schen Ortskenntnis eingebrachten Maßnahmenvorschläge der Maßnahmenfindung im Rah- men des UFP. Daher kann es vorkommen, dass die Maßnahmenkulisse des UFP von dem im Rahmen der Runden Tischen ermittelten Maßnahmenbedarf abweicht, bzw. diesen über- trifft. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass es seit den Runden Tischen zu einem Erkennt- nisgewinn auf Grundlage der oben erwähnten Umstände gekommen ist.

5.2 Gewässerentwicklungskonzepte und –planungen

Für den gesamten Planungsraum lagen verschiedene Gewässerentwicklungskonzepte vor. Dabei handelt es sich um Angebotsplanungen, welche die Verbesserung der ökologischen und hydrologischen Funktionen der Fließgewässer und ihrer Auen zum Ziel haben. Innerhalb des Umsetzungsfahrplans dienten diese Konzepte als Grundlage für die weitere Planung. Dafür wurden die bestehenden Planungen vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus der De- fizitanalyse (vgl. Kap. 6) ausgewertet und die relevanten hydromorphologischen Maßnahmen identifiziert. Diese wurden in einen Maßnahmenkatalog „übersetzt“ (vgl. Toolbox in Anhang 5) und ergänzt. Die Tab. 8 gibt einen Überblick über die vorhandenen Konzepte.

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Tab. 8: Bei der Planung des UFP berücksichtigte Konzepte

Konzept - Planung Jahr Gewässerauenkonzept Rur 2002 Pflege- und Entwicklungsplan Indeverlegung 1998 Kartierung und Entwicklungskonzept Schaafbach, Mühlenbach und Flutgraben k.A. KNEF Amstelbach und Nebengewässer 2008 KNEF Haarbach im Stadtgebiet Aachen 2000 KNEF Wildbach/Dorbach in Aachen 2006 KNEF Drover Bach + Leversbach 2003 KNEF Ellebach 1999 KNEF Schlichbach 2005 KNEF Merzbach 1999 KNEF Wurm 2006 KNEF Broicher Bach und Nebengewässer 2000 KNEF Inde oberhalb von Lamersdorf sowie der Nebengewässer Iterbach und Vichtbach 2001 KNEF Beeckfließ und der Nebengewässer 2005 KNEF Omerbach und Nebengewässer 2001 KNEF Wehebach und seiner Nebengewässer von der Staumauer der Wehebachtalsperre bis zur Einmündung in die Inde 1998 KNEF Übach 2004 KNEF Kitschbach 2002

5.3 Landschaftsplanung

Durch die Integration der lokal Verantwortlichen in den Workshops wurden die Belange der Landschaftsplanung berücksichtigt und relevante Aspekte der Landschaftspläne erfasst. Die im Planungsraum vorhandenen und in Aufstellung befindlichen Landschaftspläne sind darü- ber hinaus im Rahmen der weiteren Detailplanung zu berücksichtigen.

5.4 Bauleitplanung

Rechtskräftige Bebauungspläne im Bereich der Fließgewässer und ihrer Auen wurden bei der Planung berücksichtigt. Durch die Teilnehmer der Workshops wurden zudem ausgewie- sene Bebauungsgebiete als konkrete Flächeninformationen in die Maßnahmenkarten aufge- nommen.

5.5 Naturschutzfachliche Rahmenbedingungen

Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete stellen bei der Planung grundsätzlich Gunsträume bzw. Suchräume für die Anlage von Strahlursprüngen und Trittsteinen dar. Generell wird ein deutlicher Mehrwert bei der Realisierung des UFP in Bezug auf vorhandene Schutzgebiete und neu geplante Schutzgebiete (z.B. NSG-Amstelbach, NSG-Iter, NSG-Inde, NSG- Beverbach) erwartet. Im Zuge weitergehender Planungen müssen die Schutz- und Entwick- lungsziele sowie die Erhaltungszustände von FFH relevanten Lebensraumtypen und Arten besonders berücksichtigt werden. Im Einzelfall können Zielkonflikte zwischen naturschutz- fachlichen und WRRL-relevanten Planungen entstehen. Diese Zielkonflikte müssen im Vor- 44

feld zwischen dem Maßnahmenträger und den Naturschutzverbänden und Institutionen transparent vermittelt und diskutiert werden. Aus diesem Grund fanden im Vorfeld Gesprä- che zu naturschutzfachlich relevanten Themen (z.B. Planungen der Biologischen Station im Kreis Düren für den Bereich der Ruraue, vgl. Anhang 2) statt.

5.6 Wanderfischprogramm

Zum Ziel des Wanderfischprogramms Nordrhein-Westfalen gehört die ökologische Verbes- serung ausgewählter Fließgewässer, so dass Langdistanzwanderfische wie Lachs, Meerfo- relle und Aal wieder langfristig geeignete Lebensbedingungen finden können. Die Eifel-Rur ist einer von vier Kernbereichen, der aufgrund seiner naturräumlichen Eignung und seiner Entwicklungsmöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen insbesondere für den Lachs ausgewählt wurde.

Neben der Wiederansiedlung des Lachses und der Verbesserung der Gewässerstruktur ist die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit eine der wichtigen Aufgaben an der Rur. Dies schließt den Umbau oder Rückbau von insgesamt 44 Querbauwerken in der Rur bis einschließlich Obermaubach ein. Hierdurch können zum Beispiel für den Lachs wieder die Rur zwischen Jülich und Heimbach, Teile der Kall und Teile des Indesystems als Laich- und Aufwuchshabitate erschlossen werden. Weitere Details können den Broschüren des Wanderfischprogramms NRW und der Machbarkeitsstudie Rurwehre (WVER 2008 unveröff.) entnommen werden.

5.7 Denkmalschutz

Von den Planungen des UFP können Baudenkmäler betroffen sein. Dies sind u.a. Wasser- mühlen und Wehre, vorindustrielle Manufakturen, Fabrikationsanlagen der Gründerzeit, Müh- lenteiche (s. Kap. 3.1.1), Brücken, sowie Wasserburgen und Wasserschlösser mit ihren Parks, Fischteichen und einzelne Kanäle. Funktion und Erhalt dieser Baudenkmäler sind bei der weiteren Planung zu berücksichtigen. Zudem sind im Falle einer Maßnahmenumsetzung die Belange des Bodendenkmalschutzes bei den einzelnen Planungs- und Verfahrensstu- fen zu berücksichtigen (z.B. archäologischer Fachbeitrag).

5.8 Trinkwasserversorgung

Trinkwasserschutzgebiete (Wasserschutzzonen) der Kategorie I und II erlauben keine oder nur geringe Eingriffe in die bestehenden Bodenstrukturen und stellen daher einen Rest-

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riktionsbereich für flächenintensive hydromorphologische Veränderungen der Gewässer dar. Deshalb wurden diese Zonen in den Maßnahmenkarten zum 2. Workshop dargestellt. Tal- sperren, die der Trinkwassergewinnung dienen, sind ebenfalls in der Planung gesondert zu berücksichtigen. Wichtig ist hierbei den, durch eigendynamische oder bauliche Veränderun- gen in oberhalb der Talsperren gelegenen Gewässern, verursachten Trübstoffanteil mög- lichst gering zu halten. Die geplanten Maßnahmen sind dahingehend zu prüfen.

5.9 Siedlungswasserwirtschaft

Einen weiteren Zwangspunkt bei der Umsetzung umfangreicherer Renaturierungs- maßnahmen stellen Einleitungen dar. Sie sind vor einer Beeinträchtigung durch hydromor- phologische Maßnahmen mit besonderen Sicherungsmaßnahmen oder Verlegung zu schüt- zen. Synergien können dort geschaffen werden, wo siedlungswasserwirtschaftliche Einlei- tungen optimiert werden müssen (Kap. 4.3). Eine Möglichkeit bietet hier das Vorgehen nach BWK M3/M7 (s. BWK 2004 und BWK 2008).

5.10 Altlasten

Bei der Planung neu anzulegender Strahlursprünge wurden Informationen zu Altlasten- und Altlastenverdachtsflächen herangezogen. Bei diesen Flächen handelt es sich u.a. um indust- rielle Altstandorte, Aufschüttungen, Verfüllungen, betriebsbedingte Ablagerungen und Pol- derflächen, welche potenziell belastete Böden aufweisen könnten. Zudem können aufgrund bergbaulicher oder industrieller Nutzungen (z.B. im Stolberger Raum) die abgelagerten Fluss- und Auensedimente erhöhte Belastungen aufweisen. Bei Eingriffen in das Erdreich können solche Flächen zu einer Zunahme der Kosten und zeitlichen Verzögerung bei der Umsetzung von Maßnahmen führen. Daher wurden diese Bereiche i.d.R. nicht in Strahlur- sprünge integriert und folglich von umfangreicheren Maßnahmen, insbesondere flächenbe- zogenen Maßnahmen, ausgenommen.

5.11 Flächenverfügbarkeit

Bei der Planung wurde die Flächenverfügbarkeit derart geprüft, dass die zur Verfügung ge- stellten Flächen in öffentlicher Hand mit den vorgesehenen Maßnahmen verschnitten wur- den. Eine Unterscheidung der öffentlichen Flächen hinsichtlich des Eigentümers (z.B. Kommune, Kreis) wurde nicht vorgenommen. Für die Auswertung wurde davon ausgegan- gen, dass diese Flächen i.d.R. vergleichsweise günstige Bedingungen für einen Umsetzung

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von Maßnahmen bieten. Handelt es sich bei diesen Flächen um landwirtschaftliche Nutzflä- chen sollte bei Maßnahmenumsetzung eine Einbeziehung des Pächterschutzes berücksich- tigt werden.

5.12 Stadtklimatologische Aspekte

Insbesondere in Talkessellagen im Mittelgebirge können Bach- und Flussauen wichtige Be- lüftungsschneisen für größere Siedlungsbereiche darstellen (z.B. Stadt Aachen). Daher soll- ten grundsätzlich in den Auen dieser Bereiche keine flächenhaften, dichten Gehölzstruktu- ren, sondern eher vereinzelte, lückenhafte Gehölzbestände angelegt werden (z.B. Dorbach, Gillesbach, Beverbach). Diese und ähnliche Belange des Stadtklimas sind bei Bedarf bei der weiteren Konkretisierung der vorliegenden Planungen im Einzelfall zu berücksichtigen.

5.13 Grundsätzliche Restriktionen

Grundsätzliche Restriktionen im Bereich des Planungsraumes stellen Siedlungsflächen und größere Verkehrswege, Deiche sowie Anlagen zur Wasserkraftgewinnung dar. Diese Restriktionen wurden in die Planung integriert. Durch die Mitarbeit der Workshopteilnehmer konnten z.T. nicht erfasste Restriktionen wie z.B. neu geplante Straßentrassen ergänzt wer- den. Generell erfolgte die Verortung von neu anzulegenden Strahlursprüngen und Trittstei- nen in restriktionsarmen Bereichen. Die Funktionsfähigkeit und Standsicherheit von Ver- kehrswegen und Hochwasserschutzanlagen wird bei der Umsetzung von Maßnahmen nicht gefährdet. Leitungstrassen und Rad- bzw. Fußwege stellen keine grundsätzlichen Restriktio- nen dar, denn diese können ggf. verlegt werden.

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6 Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes

Aggregiert nach Großlandschaft (Mittelgebirge / Tiefland) und Gewässergröße (kleine Ge- wässer / große Gewässer) ergeben sich für die in Kap. 3.2.1 genannten Fließgewässertypen vier Gewässertypgruppen mit deutlich unterschiedlichen Längenanteilen im Einzugsgebiet der Eifel-Rur. Während die kleinen Gewässer des Mittelgebirges (40 %) und die kleinen Ge- wässer des Tieflandes (38 %) überwiegen, nehmen die großen Gewässer des Mittelgebirges (14 %) und die großen Gewässer des Tieflandes (8 %) erwartungsgemäß geringere Längen- anteile ein. Durch die Einteilung in die Gewässertypgruppen und die Analyse der biologi- schen Qualitätskomponenten ergeben sich die konkreten Anforderungen an die Funktions- elemente der Strahlwirkung je Wasserkörper.

Die sich aus der Zuordnung der Gewässertypgruppen ergebenden Anforderungen an die Strahlursprungslängen sind in Tab. 9 dargestellt.

Tab. 9: Anforderungen an Strahlursprungslänge im Planungsraum

Länge eines Strahlursprungs Gewässertypgruppe (Fische und Makrozoobenthos)

kleine bis mittelgroße Gewässer mind. 500 m (zusammenhängend) (Mittelgebirge und Tiefland)

mind. 1.000 m (EZG < 1.000 km2) mittelgroße bis große Gewässer 2 (Mittelgebirge und Tiefland) mind. 2.000 m (EZG < 1.000 - 5.000 km ) (zusammenhängend)

Die Anforderungen einer Strahlursprungslänge von mind. 2000 m müssen im Planungsraum nur von der Rur ab der Inde-Mündung erfüllt werden.

In Tab. 10 werden die strukturellen Anforderungen an die Strahlursprünge dargestellt. Die Angaben beziehen sich auf die vorliegende Gewässerstrukturkartierung in der 7-stufigen Bewertungsskala.

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Tab. 10: Anforderungen an die strukturelle Ausstattung der Strahlursprünge

Sohle Ufer Umfeld

naturnahe naturnahe naturnahe gewässertypspezifische gewässertypspezifische gewässertypspezifische Sohlstrukturen Uferstrukturen Umfeldstrukturen (GSG Sohle 1 - 3) (GSG Sohle 1 - 3) (GSG Sohle 1 - 3)

Durchgängigkeit Rückstau Gewässerunterhaltung

keine bis geringe Bedarfsorientierte Durchgängigkeitsdefizite kein Rückstau ökologisch verträgliche (Einschätzung nach QuIS: A, B) Gewässerunterhaltung

Die konzeptionelle Verortung der Funktionselemente richtet sich nach der jeweils defizitären biologischen Qualitätskomponente (Fische, Makrozoobenthos), dabei muss die in Tab. 11 dargestellte Reichweite der Strahlwirkung berücksichtigt werden.

Tab. 11: Maximale Reichweite der Strahlwirkung bezogen auf die biologischen Qualitätskom- ponenten (Fische und Makrozoobenthos)

Gewässertypgruppe Fische Makrozoobenthos

Mittelgebirge jeweils max. so lang wie der Strahlursprung, max. so lang wie der Strahlursprung, – kleine bis mittelgroße höchstens 3.500 m* höchstens 2.500 m Gewässer

Mittelgebirge jeweils max. so lang wie der Strahlursprung, max. so lang wie der Strahlursprung, – mittelgroße bis große höchstens 4.500 m* höchstens 3.000 m Gewässer

Tiefland jeweils max. so lang wie der Strahlursprung, max. halbe Länge des Strahlursprunges, – kleine bis mittelgroße höchstens 3.000 m* höchstens 1.000 m Gewässer

Tiefland jeweils max. so lang wie der Strahlursprung, max. halbe Länge des Strahlursprunges, – mittelgroße bis große höchstens 4.500 m* höchstens 2.000 m Gewässer

* die max. Länge der Strahlwirkung bei den Fischen ergibt sich durch die Aufsummierung der Reichweiten mit und entgegen der Fließrichtung

Die Strahlwege wurden im Zuge der Planung vorerst nicht weiter differenziert, da es das Ziel ist, möglichst viele Strecken als Aufwertungsstrahlwege (einschließlich Trittsteinen, d.h. Strahlwege mit mäßig beeinträchtigten Habitat- und Besiedlungsverhältnissen) zu entwi-

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ckeln. Wenn sich im Zuge der Maßnahmenabstimmung (Workshops) ergeben hat, dass die Anforderungen in einigen Strahlwegen nicht erreicht werden können, wurden diese entspre- chend abgestuft, d.h. als Durchgangsstrahlwege oder Degradationsstrecken (bei sehr starken hydromorphologischen Defiziten und lokalen Restriktionen) eingestuft.

Folgende strukturelle Anforderungen an die Fließgewässerstrecken sind dabei nach Mög- lichkeit zu entwickeln:

Tab. 12: Anforderungen der Aufwertungsstrahlwege an die Gewässerstruktur

Umfeld Gewässertypgruppe Sohle/Ufer (Fische und Makrozoobenthos) Fische Makrozoobenthos

kleine bis mittelgroße Saumstreifen Gewässer (Mittelgebirge und keine Anforderungen vorhanden Tiefland) vergleichsweise naturnahe gewässertypspezifische Sohl-/ Uferstrukturen (GSG Sohle/Ufer 5 und besser) vereinzelt naturnahe gewässertyp- mittelgroße bis große spezifische Gewässer (Mittelgebirge und keine Anforderungen Umfeldstrukturen Tiefland) (GSG Umfeld 6 und besser)

6.1 Identifizierung vorhandener Strahlursprünge

Innerhalb des WVER-Verbandsgebietes konnten 32 Bereiche identifiziert werden, welche die Anforderungen an die Qualität und Quantität eines Strahlursprungs erfüllen. Die Abb. 22 zeigt beispielhaft die vorhandenen potenziellen Strahlursprünge im Planungsbereich „Wurm 1“.

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Abb. 22: vorhandene Strahlursprünge im Planungsbereich Wurm 1

6.2 Entwicklung zusätzlicher Strahlursprünge

Ausgehend von naturnahen Strukturen und den Anforderungen des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes erfolgte die konzeptionelle Verortung der neuen Strahlursprünge im Pla- nungsraum. Hierbei handelt es sich um „Suchräume“ für neue Strahlursprünge, die unter der Berücksichtigung relevanter Restriktionen vorläufig verortet wurden. Im Rahmen der Work- shops wurden diese „Suchräume“ den lokalen Verhältnissen und entsprechend dem Exper- tenwissen der Workshopteilnehmer angepasst. Im gesamten WVER-Verbandsgebiet wurden 215 neu anzulegende Strahlursprünge geplant. Diese sind in den Maßnahmenkarten und - tabellen in Anhang 8 und 9 verzeichnet.

Die Abb. 23 gibt beispielhaft einen Überblick über die Lage der neu zu entwickelnden Strahl- ursprünge im Planungsbereich „Wurm 1“.

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Abb. 23: neu anzulegende Strahlursprünge im Planungsbereich Wurm 1

6.3 Entwicklung von Strahlwegen und Trittsteinen

In der Planung wurden alle Gewässerabschnitte zwischen den Strahlursprüngen zunächst als Aufwertungsstrahlwege (s.o.) betrachtet. Innerhalb dieser Abschnitte wurden zusätzlich 126 qualitativ hochwertige (neu anzulegende) Trittsteine verortet, die in den Maßnahmenkar- ten und -tabellen gesondert gekennzeichnet wurden. Daneben bestehen bereits zahlreiche „kleinere“ Trittsteine innerhalb der Strahlwege bzw. wurden diese durch umgesetzte Maß- nahmen geschaffen (z.B. durch die punktuelle Entfernung von Uferverbau). Im Planungs- raum konnten insgesamt 22 solcher Trittsteine identifiziert werden. Die Trittsteine erfüllen bereits teilweise die qualitativen Anforderungen eines Strahlursprungs (GSG von 3 und bes- ser). Bezüglich ihrer Quantität (Länge) genügen sie den Anforderungen jedoch nicht. Die geschaffenen Trittsteine wurden gesondert gekennzeichnet und in die Planung integriert. So wurde beispielsweise bereits umgesetzte Maßnahmen mit weiteren Maßnahmen unterlegt und damit ausgedehnt. Dadurch kann in diesen Bereich ein neuer Strahlursprung geschaffen werden.

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7 Hydromorphologische Maßnahmen

Im folgenden Kapitel wird erläutert, wie die Maßnahmen für die verschiedenen Funktions- elemente konkretisiert wurden. Dabei wurden die Ergebnisse aus der Defizitanalyse der bio- logischen Qualitätskomponenten (Kap. 4.2) und die planerischen Rahmenbedingungen (Kap. 5) berücksichtigt.

Alle im Rahmen dieses Umsetzungsfahrplans entwickelten Maßnahmen sind ausführlich in der Toolbox in Anhang 5 erläutert. Eine räumliche/inhaltliche Zuordnung erfolgt über die Maßnahmenkarten (Anhang 8) bzw. die Maßnahmentabelle (Anhang 9).

7.1 Herleitung der Maßnahmen für die Funktionselemente

Die Herleitung der Maßnahmen basiert neben den Programmmaßnahmen (Kap. 5.1) auf den Defiziten der biologischen Qualitätskomponenten Fische und Makrozoobenthos (Kap. 4.2.1 und Kap. 4.2.2). Über die Ansprüche der Makrophyten an die hydromorphologische Ausstat- tung des Gewässers liegen zur Zeit noch keine ausreichenden Erkenntnisse vor, um daraus einen konkreten Maßnahmenbedarf ableiten zu können.

In Kap. 4.2 wurde die aktuelle Situation der Fische und des Makrozoobenthos im Planungs- raum vorgestellt. Neben dem generellen Maßnahmenbedarf aufgrund vorherrschender Defi- zite konnten durch die Analyse der Probestellenmassendaten differenzierte Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Artengruppen etc. fehlen und welche Ansprüche diese an die hydromorphologische Ausstattung des Gewässers stellen:

Vor allem Gewässerausbau, angrenzende Siedlungsbereiche sowie intensive landwirtschaft- liche und forstwirtschaftliche Nutzungen führen zu folgenden hydromorphologischen Defizi- ten bei der Fischfauna und Makrozoobenthos:

• fehlende Strukturvielfalt • fehlende Substrate (z.B. Totholz, Steine) • fehlende Ufer-/Wasservegetation • Defizite in der Substratdiversität • Defizite in der Strömungsdiversität (temporär hydraulischer Stress durch Einleitungen, fehlende Stillwasserbereiche) • Defizite bei der ökologischen Durchgängigkeit • fehlende Ufergehölze (fehlende Beschattung, fehlender organischer Eintrag und Auenstrukturen) • Feinsedimenteinträge und Kolmatierung (Zusetzen des Kieslückensys- tems)

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Bei der in den folgenden Kapiteln beschriebenen Konkretisierung der Maßnahmen entschei- den diese hydromorphologischen Defizite mit über die UFP-Relevanz der Maßnahme.

Ein Abgleich mit den Programmmaßnahmen im Planungsraum ergab, dass diese weitest- gehend die differenzierte Herleitung der Maßnahmen auf Grundlage der biologischen Defizi- te inhaltlich abdecken.

Nach der Identifikation der UFP-Maßnahmen mit Hilfe von Gewässerentwicklungskonzepten (Kap. 7.1.2) bzw. Maßnahmenfallgruppen (Kap. 7.1.3) fand ein weiterer Prüfprozess statt, ob an allen Funktionselementen ausreichend Maßnahmen zur Verbesserung der hydromorpho- logischen Defizite aus Sicht der biologischen Qualitätskomponenten beschrieben werden. An einzelnen Gewässerabschnitten wurden daraufhin Maßnahmen ergänzt.

7.1.1 Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit

Innerhalb des Strahlwirkungskonzeptes nimmt die Durchgängigkeit des Gewässers eine Schlüsselstellung ein, da nur dann eine Wanderung der Fließgewässerorganismen gewähr- leistet ist. Bei der Wiederherstellung der Durchgängigkeit ist zu beachten, dass nicht nur das Querbauwerk, sondern auch der möglicherweise oberhalb liegende Rückstaukörper rele- vant ist, da vor allem für das Makrozoobenthos der Rückstaubereich genauso wenig durchwanderbar ist wie das eigentliche Querbauwerk. Nur der Rückbau/Umbau eines Quer- bauwerkes kann daher unter Umständen nicht ausreichen, um eine Passierbarkeit herzustel- len. Aus diesem Grund wurden im Umsetzungsfahrplan sowohl die Querbauwerke als auch die Rückstaukörper mit Maßnahmen zum Rückbau/Umbau belegt.

Die Herleitung der konkreten Durchgängigkeitsmaßnahmen basieren vor allem auf drei Da- tensätzen. Zur Lokalisierung und Identifikation der Querbauwerke wurde das Querbauwerks- informationssystem (QuIS) ausgewertet. Die Rückstaulängen, die auch in den Karten darge- stellt sind, basieren auf einem NRW-weit vorliegenden Datensatz, der ursprünglich aus QuIS generiert wurde. Sowohl die Querbauwerksangaben als auch die Rückstaulängen wurden mit den Informationen in den Gewässerentwicklungskonzepten abgeglichen.

Neben den Maßnahmen an Querbauwerken wurden Straßendurchlässe und Verrohrungen beplant. Zur Lokalisierung der Verrohrungen stand ein NRW-weiter Datensatz (generiert aus ATKIS-Gewässerlinien) zur Verfügung. Neben Querbauwerken stellen Verrohrungen auf- grund des zumeist fehlenden Sohlsubstrats und der fehlenden Durchlichtung bedeutende Wanderhindernisse dar.

Für Durchlässe galt dabei die Anforderung, dass sie die Sohlstruktur des Gewässers (durch- gängiges Sohlsubstrat und Sohlbreite) nach Möglichkeit nicht unterbrechen sollten. Weitere

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Angaben zur Gestaltung von Durchlässen finden sich in der „Blauen Richtline“ (MUNLV 2010, S. 80). Da für solche Durchlässe keine landesweite Datenbank besteht, wurde diese Maßnahme zunächst für jede(n), das Gewässer kreuzende, Straße oder Weg vorgeschla- gen.

Eine Überprüfung und Anpassung des konkreten Maßnahmenbedarfs fand in den beiden Workshops mit Hilfe der Vor-Ort-Kenntnis der anwesenden Experten statt. So konnten bei- spielsweise auf Maßnahmen an ausreichend dimensionierten Durchlässen verzichtet wer- den.

Aufgrund der hohen Relevanz der Durchgängigkeitsmaßnahmen wurden die Priorisierung und die Angabe des angestrebten Umsetzungszeitraums je Einzelmaßnahme vorgenom- men.

Für Funktionselemente und Wasserkörper, die keinen Maßnahmenbedarf aufweisen, da sie entweder die Ziele der WRRL (guter ökologischer Zustand/Potenzial) bereits erreicht haben oder den Anforderungen der Strahlwirkung genügen, wurden keine hydromorphologischen Maßnahmen ausgewiesen. Sie können aber dennoch durchgängigkeitsbezogene Maßnah- men enthalten, da diese eine positive Wirkung auf unterhalb oder oberhalb liegende Gewäs- ser (i.S. der Strahlwirkung) entfalten.

7.1.2 Vorgehen bei vorliegenden konzeptionellen Planungen (KNEF)

Für den gesamten Planungsraum standen für eine Vielzahl von Gewässern Konzepte zur naturnahen Entwicklung bzw. das Auenkonzept für die Rur zur Verfügung (vgl. Tab. 8). Die- se Konzepte sind eine wichtige Grundlage für die Maßnahmenentwicklung innerhalb des Umsetzungsfahrplans, da vor Ort Maßnahmen auf ihre Realisierbarkeit geprüft und erarbeitet wurden. Somit liefern sie einen fachlich schlüssigen Maßnahmenpool, aus dem sich zielfüh- rende, hydrologisch relevante Maßnahmen ableiten lassen.

Die Analyse der Gewässerentwicklungskonzepte bestand in einem ersten Schritt darin, die für den UFP relevanten hydromorphologischen Maßnahmen zu identifizieren. Maßnahmen wie beispielsweise zur Eindämmung von Neophyten oder Ähnliches werden im Umsetzungs- fahrplan nicht weiter berücksichtigt, da sie keine Auswirkungen auf die Hydromorphologie bzw. die biologischen Qualitätskomponenten haben.

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Abb. 24: Beispielhafter Ausschnitt aus einem Konzept zur naturnahen Entwicklung (Kitsch- bach) im Planungsraum

Nach der Auswahl der relevanten Konzeptmaßnahmen erfolgt in einem weiteren Schritt die Streichung der Maßnahmen, die entsprechend der Ergebnisse des Strahlwirkungskonzeptes und dem jeweiligen Funktionselement nicht notwendig sind (vgl. Kap. 6).

So werden z.B. innerhalb der Strahlwege Maßnahmen entfernt, die über das angestrebte Gewässerstrukturgüte-Ziel hinausgehen. Häufig besteht an Strahlwegen vor allem Maßnah- menbedarf im Bereich der Sohle und des Ufers, daher konnten beispielsweise ausgedehnte Flächenmaßnahmen an Strahlwegen oftmals gestrichen bzw. reduziert werden.

Die verbleibenden Maßnahmen werden anschließend in einheitliche UFP-Maßnahmen über- tragen und in einen Maßnahmenkatalog „übersetzt“, um eine gewässerübergreifende Ver- gleichbarkeit der Maßnahmen zu gewährleisten (vgl. Toolbox in Anhang 5).

7.1.3 Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen

Bei Gewässern ohne Entwicklungskonzepten (KNEF) empfiehlt die Arbeitshilfe (LANUV NRW, 2010) die Verwendung von Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen (BR Münster, 2007) zur Identifizierung von Maßnahmen.

Die Belastungsfallgruppen beschreiben die Ist-Situation der Fließgewässer mit ihrem jeweili- gen Belastungsschwerpunkt. Dazu werden die Gewässerstrukturgüte, Nutzungs- informationen und Angaben zu Verbau etc. analysiert. Für jede Belastungsfallgruppe ist eine Maßnahmenfallgruppe erarbeitet. Dabei differenziert die Maßnahmenfallgruppe zudem zwi-

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schen den angestrebten Strukturgüteklassen, so dass je nach Ziel-GSG ein eigenes Maß- nahmenpaket vorliegt (vgl. Abb. 25).

Abb. 25: Belastungsfallgruppe: vollausgebautes, gehölzarmes Gewässer ohne Rückstau in Siedlungslage; neu zu entwickelnder Trittstein -> Zielzustand: GSG 1-3

Bei der Anwendung innerhalb des Umsetzungsfahrplans wird nach räumlicher Verortung der Funktionselemente (Kap. 6) für jedes Funktionselement eine Belastungsfallgruppe ermittelt. Die Ansprüche an die angestrebte Strukturgüteklasse des Gewässerabschnittes sind zwi- schen den Funktionselementen (Strahlwege – Strahlursprünge) unterschiedlich.

Aus der Maßnahmenfallgruppe, die der jeweiligen Belastungsfallgruppe zugeordnet ist, wird daher nur das Maßnahmenpaket vorgeschlagen, dass der angestrebten Strukturgüteklasse des jeweiligen Funktionselements entspricht. So werden Maßnahmenpools für ein Funkti- onselement ermittelt, die die angestrebte strukturelle Ausstattung des Gewässers möglichst kosteneffizient gewährleisten. Die Einzelmaßnahmen innerhalb der Maßnahmenfallgruppe können den Kategorien Durchgängigkeit (D), Hydromorphologie Gerinne (HG), Hydromor- phologie Aue (HA) sowie Vegetation und Nutzung (VN) zugeordnet werden.

Die mit Hilfe der Defizitanalyse der biologischen Qualitätskomponenten für die Biologie be- sonders relevanten Maßnahmen wurden innerhalb eines Maßnahmenpools in der Karten- darstellung des 1. Workshops mit einem blauen Rahmen versehen (s. Abb. 25). Dies ermög- lichte eine Fokussierung der Diskussion innerhalb des 1. Workshops auf diese Maßnahmen. Zusätzlich wurden Maßnahmen des Maßnahmenpools, die offensichtlich keine Relevanz für die Defizitbeseitigung besaßen, in der Maßnahmenfallgruppe gestrichen.

Im Rahmen der Workshops wurden die Maßnahmenpools hinsichtlich ihrer Machbarkeit ein- geschätzt, ergänzt und weiter konkretisiert.

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7.2 Einschätzung der Maßnahmenvorschläge

Im Folgenden wird eine Gesamtbetrachtung der innerhalb der zwei Workshops vorgestellten und bearbeiteten hydromorphologischen Maßnahmen und Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit bezüglich ihrer Machbarkeit vorgenommen. Die Betrachtung erfolgt für das Verbandsgebiet des WVER (Untere und Mittlere Rur, Wurm und Inde). In Anhang 6 sind zu- sätzlich die Ergebnisse der Maßnahmenbewertung für jede einzelne der Kooperationen auf- geführt.

Abb. 26: Anzahl und Machbarkeit der hydromorphologischen Maßnahmen im Bereich der Ko- operationen des WVER Verbandsgebietes

Wie Abb. 26 zeigt ist der Maßnahmenbedarf im Einzugsgebiet der Eifel-Rur unterhalb Obermaubach erheblich. Dies ist zum einen der Größe des Teilbereiches des Planungsrau- mes geschuldet, zum anderen liegt der erhöhte Maßnahmenbedarf auch an den überwie- gend mäßig bis stark veränderten Gewässerstrukturen der landwirtschaftlich intensiv genutz- ten und insgesamt dicht besiedelten Region der Unteren und Mittleren Rur. Der Anteil der als machbar eingestuften Maßnahmen liegt über 50 %.

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Abb. 27: Anzahl und Machbarkeit der Maßnahmen zum Rück- bzw. Umbau von Querbauwerken im Bereich der Kooperationen des WVER Verbandsgebietes

Die Abb. 27 verdeutlicht, dass bei Maßnahmen an Querbauwerken ein erheblicher Prüfbe- darf besteht. Neben hydraulischen Aspekten sind hier oftmals Angaben zu Anlageneigentü- mer/Anlagenbetreiber und zu Art bzw. Dauer der Wasserrechte zu prüfen.

Abb. 28: Anzahl und Machbarkeit der Maßnahmen zum Rück- bzw. Umbau von Durchlässen und Verrohrungen im Bereich der Kooperationen des WVER Verbandsgebietes

Die in Abb. 28 dargestellten hohen Anteile der zu prüfenden Maßnahmen zeigen, dass z.T. Unsicherheit bezüglich der Ausprägung von Straßendurchlässen besteht. Der Prüfauftrag besteht hier v.a. in einer Aufnahme und Einschätzung der Durchgängigkeit. Auch strukturelle Beeinträchtigungen können hier relevant sein.

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7.3 Kostenschätzung

Da für die hydromorphologischen Maßnahmen in dieser konzeptionellen Planung i.d.R. keine konkreten Massen (z.B. Länge des zu entfernenden Uferverbaus, Lage des neutras- sierten Gerinnes) ermittelt werden können, kann für die Kostenschätzung keine Berücksich- tigung von Einzelkosten erfolgen. Daher wurde für das Projekt eine strukturgütebasierte Kos- tenschätzung entwickelt.

Dabei dient die Strukturgüte im IST-Zustand und im Planungszustand (nach der Einschät- zung der Machbarkeit aus den Workshops) als Berechnungsbasis. Der Planungszustand wurde zum einen für die als „machbar“ eingestuften Maßnahmen und zum anderen für die als „machbar“ und „zu prüfenden“ Maßnahmen separat eingeschätzt. Für Maßnahmenvor- schläge, die als „nicht machbar“ eingestuft wurden, wurden keine Kosten ermittelt. Die Diffe- renz zwischen dem IST-Zustand und dem Planungszustand wird dabei monetär bewertet. Die Kosten ergeben sich durch die durchschnittlichen Kosten pro aufgewertete Gewässer- strukturgüteklasse. Sie werden differenziert nach den Bereichen Sohle, Ufer und Umfeld so- wie nach der Gewässergröße (kleine und große Gewässer). Berechnet wurden die Kosten jeweils als Gesamtbetrag pro Funktionselement (z.B. Strahlursprung) sowie für jedes Funkti- onselement pro 100 m Gewässerlänge, um eine Vergleichbarkeit der Kosten für Abschnitte mit unterschiedlicher Länge zu ermöglichen. Zusätzlich findet eine Unterteilung von Baukos- ten und Kosten für eigendynamische Entwicklung statt. Erstere liegen i.d.R. deutlich hö- her, da für den Bau von Gewässerabschnitten (z.B. durch eine Neutrassierung eines Ge- wässerlaufes) i.d.R. umfangreiche Maßnahmen notwendig sind, während zur eigendynami- schen Entwicklung nur Initialmaßnahmen ergriffen werden müssen. Allerdings bedarf es bei einer eigendynamischen Gewässerentwicklung deutlich längerer Zeiträume bis zur Errei- chung der strukturellen Entwicklungsziele. Tab. 13 und Tab. 14 veranschaulichen das Be- rechnungsverfahren anhand der Baukosten für einen 100 m langen Abschnitt.

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Tab. 13: Schema der Kostenermittlung für ein kleines Gewässer (100 m Gewässerlänge)

SOHLE Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 0 0 - - - - - 4 12.500 10.000 0 - - - - 5 15.000 12.500 7.500 5.000 0 - - 6 20.000 15.000 10.000 7.500 5.000 0 - 7 30.000 25.000 15.000 10.000 7.500 5.000 0 UFER Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 0 0 - - - - - 4 12.500 10.000 0 - - - - 5 20.000 15.000 7.500 5.000 0 - - 6 25.000 20.000 10.000 7.500 5.000 0 - 7 40.000 25.000 20.000 15.000 7.500 5.000 0 UMFELD Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 10.000 0 - - - - - 4 25.000 20.000 0 - - - - 5 45.000 37.500 15.000 10.000 0 - - 6 55.000 45.000 20.000 15.000 10.000 0 - 7 80.000 70.000 25.000 20.000 15.000 5.000 0

Tab. 14: Schema der Kostenermittlung für ein großes Gewässer (100 m Gewässerlänge) SOHLE Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 0 0 - - - - - 4 15.000 12.500 0 - - - - 5 25.000 20.000 10.000 7.500 0 - - 6 35.000 30.000 17.500 12.500 10.000 0 - 7 45.000 40.000 25.000 20.000 15.000 10.000 0

UFER Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 0 0 - - - - - 4 25.000 17.500 0 - - - - 5 35.000 25.000 10.000 7.500 0 - - 6 45.000 40.000 17.500 12.500 10.000 0 - 7 65.000 60.000 30.000 25.000 15.000 10.000 0

UMFELD Planungszustand 2 3 4 4,5 5 6 7 IST-Zustand 2 0 ------3 25.000 0 - - - - - 4 60.000 50.000 0 - - - - 5 90.000 75.000 40.000 25.000 0 - - 6 120.000 90.000 50.000 35.000 25.000 0 - 7 190.000 140.000 65.000 45.000 30.000 10.000 0

Darüber hinaus wurde den Baukosten noch ein Planungskostenanteil von 10 % aufge- schlagen.

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Die Kostenschätzung für Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit, d.h. den Rück- bau oder Umbau von Querbauwerken, Durchlässen und Verrohrungen wurde gesondert ein- geschätzt. Folgende Kosten wurden zugrundegelegt:

kleine Bauwerke: 5.000 €

mittlere Bauwerke: 30.000 €

große Bauwerke: 50.000 €

Durchlässe: 7.500 €

Verrohrungen (pro lfd. m) : 1500 €

Für die Querbauwerke der Rur wurde die Kostenschätzung aus der Machbarkeitsstudie- Rurwehre (WVER 2008) verwendet.

Zur Herleitung konkreter Kostensätze der übrigen Maßnahmen erfolgte eine Auswertung vorliegender Literatur zu Maßnahmenkosten (DWA-Merkblatt 610, 2010) und einer landes- weiten Datenbank zur Erfolgskontrolle von umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen (über

80 Projekte, BRUNOTTE et al., 2005). Schließlich dienten Erfahrungswerte aus zahlreichen Planungen und Umsetzungen von Maßnahmen der weiteren Evaluierung der Kostensätze.

Für alle geplanten Strahlursprünge (SU), Trittsteine (TS) und Aufwertungsstrahlwege (ASW) wurden zusätzlich die Kosten für den Flächenerwerb abgeschätzt. Dabei wurden die in Tab. 15 angegebenen Breiten für die Funktionselemente jeweils für kleine, mittlere und große Gewässer angenommen. Diese Differenzierung ergibt sich dadurch, dass z.B. zum Erreichen der Strukturqualität eines Strahlursprungs i.d.R. mehr Fläche notwendig ist, als zur Entwick- lung eines Trittsteines. Die Angaben zur Breite in ASW begründen sich v.a. in der angestreb- ten Qualität der Uferstrukturen (z.B. Gehölzsaum). Die Gesamtkosten ergeben sich aus der hier angegebenen Breite multipliziert mit der individuellen Länge des Funktionselements so- wie unter Verwendung eines Einheitspreises von 5,- € pro m². Abschnitte mit einer Umfeld- bewertung von 1 (unverändert) bis 3 (mäßig verändert) wurden bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Hier wird davon ausgegangen, dass die Qualität im Umfeld bereits die ange- strebte Qualität erreicht und daher kein Flächenerwerb zur Entwicklung des Gewässers er- forderlich ist. Das Ergebnis der Abschätzung ist eine Kostenschätzung der Gesamtfläche. Bereits für die Gewässerentwicklung bereitstehende Flächen (z.B. Flächen im Besitz des WVER) wurden hiervon nicht abgezogen.

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Tab. 15: Breiten der Funktionselemente für kleine, mittlere und große Gewässer (unter großes Gewässer fällt im Planungsraum nur die Rur unterhalb der Rurtalsperre)

Den ermittelten Kosten für hydromorphologische Maßnahmen und Maßnahmen zur Herstel- lung der Durchgängigkeit wurde abschließend ein Planungskostenanteil von 10 % der je- weiligen Baukosten zugeschlagen.

In den Kooperationen im Bereich des WVER-Verbandsgebietes wurden die Kosten vorläufig dem WVER zugeordnet, da dieser hier für die Gewässerunterhaltung zuständig ist. Ob der Gewässerunterhaltungspflichtige jedoch in jedem Fall der Maßnahmenträger bei der Umset- zung der Maßnahmen ist, muss im konkreten Fall mit den Beteiligten abgestimmt werden.

Die Kosten wurden je Funktionselement (Strahlursprung, Trittstein, Strahlweg) ermittelt.

Bezüglich der Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit sollte zukünftig eine Prüfung der Kostenträgerschaft der Anlageneigentümer/Anlagenbetreiber erfolgen.

Es bleibt festzuhalten, dass es sich bei dieser Form der Kostenermittlung um eine erste grobe Kostenschätzung handelt. Die zum Zeitpunkt der Maßnahmenumsetzung real anfal- lenden Kosten sind durch Detailplanungen und den Abgleich mit dem dann aktuellen Preis- gefüge zu ermitteln.

Die in den folgenden Abschnitten dargestellten Kostenbeträge der hydromorpho- logischen Maßnahmen beziehen sich auf die Baukosten (incl. Planungskosten). Eine deutliche Kostenreduzierung kann z.B. im Zuge von eigendynamischer Ge- wässerentwicklung (Flächenbereitstellung, Entfernen der Verbaumaterialien; Ein- bringen von Totholz) oder durch eine Maßnahmenumsetzung im Rahmen der Ge- wässerunterhaltung erreicht werden.

7.3.1 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_54 (Mittlere Rur)

Die Gesamtkosten aller als machbar eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 16) im Zeitraum von 2013 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_54 belaufen sich auf ca. 80,22 Mio. €. Den Großteil der Kosten nehmen dabei die hydromorphologischen Baumaß-

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nahmen und der Flächenkauf ein. Die Kosten zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit belaufen sich auf ca. 9,44 Mio. €. Die Maßnahmenkosten sind über die beiden Zeiträume relativ gleich verteilt.

Tab. 16: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_54

Kooperation Position 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 21.541.300 € 28.389.900 € 49.931.200 € Flächenkauf 11.480.450 € 9.368.100 € 20.848.550 € Durchgängigkeit* 7.321.050 € 2.119.700 € 9.440.750 €

KOE_54 Gesamtkosten 40.342.800 € 39.877.700 € 80.220.500 € * incl. 10 % Planungskosten

Die Gesamtkosten aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 17) im Zeitraum von 2013 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_54 belaufen sich auf ca. 114,73 Mio. €. Auch hier wird ein Großteil der Kosten von hydromorphologischen Baumaßnahmen und dem Flächenkauf eingenommen. Im Vergleich zur Kostenschätzung der nur als machbar eingestuften Maßnahmenvorschläge verdoppeln sich die Kosten zur Herstellung der Durchgängigkeit, dies weist auf den hohen Prüfbedarf dieser Maßnahmen hin.

Tab. 17: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_54

Kooperation Position 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 24.131.800 € 45.885.400 € 70.017.200 € Flächenkauf 11.861.050 € 12.689.050 € 24.550.100 € Durchgängigkeit* 12.590.050 € 7.574.600 € 20.164.650 €

KOE_54 Gesamtkosten 48.582.900 € 66.149.050 € 114.731.950 € * incl. 10 % Planungskosten

7.3.2 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_55 (Untere Rur)

Die Gesamtkosten aller als machbar eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 18) im Zeitraum von 2010 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_55 belaufen sich auf ca. 83,97 Mio. €. Den Großteil der Kosten nehmen dabei die hydromorphologischen Baumaß- nahmen und der Flächenkauf ein. Die Kosten zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit belaufen sich auf ca. 10,54 Mio. €. Ein Teil der Kosten zur Herstellung der Durchgängigkeit fallen hier schon in 2012 an.

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Tab. 18: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_55

Kooperation Position 2010 - 2012 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 17.466.900 € 42.229.000 € 59.695.900 € Flächenkauf 4.358.400 € 9.375.250 € 13.733.650 € Durchgängigkeit* 62.700 € 5.265.700 € 5.212.350 € 10.540.750 €

KOE_55 Gesamtkosten 62.700 € 27.091.000 € 56.816.600 € 83.970.300 € * incl. 10 % Planungskosten

Die Gesamtkosten aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 19) im Zeitraum von 2010 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_55 belaufen sich auf ca. 120,43 Mio. €. Auch hier wird ein Großteil der Kosten von hydromorphologischen Baumaßnahmen und dem Flächenkauf eingenommen. Die Kosten zur Herstellung der Durchgängigkeit sind mit einem Anteil von ca. 15,53 Mio. € vertreten.

Tab. 19: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_55

Kooperation Position 2010 - 2012 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 21.138.700 € 61.386.600 € 82.525.300 € Flächenkauf 6.606.500 € 15.767.950 € 22.374.450 € Durchgängigkeit* 62.700 € 5.896.000 € 9.573.850 € 15.532.550 €

KOE_55 Gesamtkosten 62.700 € 33.641.200 € 86.728.400 € 120.432.300 € * incl. 10 % Planungskosten

7.3.3 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_56 (Wurm)

Die Gesamtkosten aller als machbar eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 20) im Zeitraum von 2010 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_56 belaufen sich auf ca. 58,80 Mio. €. Den Großteil der Kosten nehmen dabei die hydromorphologischen Baumaß- nahmen ein. Die Kosten zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit belaufen sich auf ca. 5,71 Mio. €. Ein Teil dieser Kosten fallen hier bereits 2012 an. Die Maßnahmenkosten im Zeitraum 2019 bis 2027 liegen deutlich über denen der vorhergehenden Zeiträume.

Tab. 20: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_56

Kooperation Position 2010 - 2012 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 512.600 € 14.410.000 € 28.883.800 € 43.806.400 € Flächenkauf 85.200 € 2.632.050 € 6.561.600 € 9.278.850 € Durchgängigkeit* 1.908.500 € 3.808.200 € 5.716.700 € KOE_56 Gesamtkosten 597.800 € 18.950.550 € 39.253.600 € 58.801.950 € * incl. 10 % Planungskosten

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Die Gesamtkosten aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 21) im Zeitraum von 2013 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_56 belaufen sich auf ca.84,76 Mio. €. Auch hier wird ein Großteil der Kosten von hydromorphologischen Bau- maßnahmen eingenommen. Diese Kosten liegen deutlich über denen der nur als machbar eingestuften Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 20).

Tab. 21: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_56

Kooperation Position 2010 - 2012 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 512.600 € 18.117.000 € 40.178.600 € 58.808.200 € Flächenkauf 85.200 € 3.221.700 € 8.434.500 € 11.741.400 € Durchgängigkeit* 3.152.050 € 11.061.600 € 14.213.650 € KOE_56 Gesamtkosten 597.800 € 24.490.750 € 59.674.700 € 84.763.250 € * incl. 10 % Planungskosten

7.3.4 Kostenschätzung für die Kooperation KOE_57 (Inde)

Die Gesamtkosten aller als machbar eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 22) im Zeitraum von 2013 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_57 belaufen sich auf ca. 23,56 Mio. €. Den Großteil der Kosten nehmen dabei die hydromorphologischen Baumaß- nahmen ein. Die Kosten zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit belaufen sich auf ca. 1,92 Mio. €. Die Maßnahmenkosten im Zeitraum 2019 bis 2027 liegen deutlich über denen der vorhergehenden Zeiträume. Die Maßnahmenkosten sind über die beiden Zeiträume rela- tiv gleich verteilt.

Tab. 22: Kostenschätzung aller als machbar eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_57

Kooperation Position 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 8.450.200 € 6.612.100 € 15.062.300 € Flächenkauf 3.661.750 € 2.906.850 € 6.568.600 €

Durchgängigkeit* 1.390.950 € 533.500 € 1.924.450 € KOE_57 Gesamtkosten 13.502.900 € 10.052.450 € 23.555.350 €

Die Gesamtkosten aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmenvorschläge (vgl. Tab. 23) im Zeitraum von 2013 bis 2027 innerhalb der Kooperation KOE_57 belaufen sich auf ca. 38,30 Mio. €. Auch hier wird ein Großteil der Kosten von hydromorphologischen Baumaßnahmen und dem Flächenkauf eingenommen. Im Vergleich zur Kostenschätzung der nur als machbar eingestuften Maßnahmenvorschläge steigen die Kosten zur Herstellung der Durchgängigkeit deutlich an. Dies weist auf den hohen Prüfbedarf dieser Maßnahmen hin.

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Tab. 23: Kostenschätzung aller als machbar und zu prüfen eingestufter Maßnahmen in der Kooperation KOE_57

Kooperation Position 2013 - 2018 2019 - 2027 gesamt Baukosten Hydromorphologie* 9.421.500 € 12.005.400 € 21.426.900 € Flächenkauf 3.926.150 € 4.073.950 € 8.000.100 € Durchgängigkeit* 3.441.900 € 5.434.550 € 8.876.450 € KOE_57 Gesamtkosten 16.789.550 € 21.513.900 € 38.303.450 € * incl. 10 % Planungskosten

7.4 Priorisierung der Maßnahmen

Methodisch liegt der Priorisierung ein differenzierter fachlicher Abwägungsprozess zu Grun- de. Sie erfolgte für die Maßnahmengruppe eines jeden Funktionselementes bzw. bei den Durchgängigkeitsmaßnahmen auf Einzelmaßnahmenebene in die Klassen „A“ (hohe Priori- tät), „B“ (mittlere Priorität) und „C“ (geringe Priorität).

Dabei wurden neben der Umsetzbarkeit restriktive Rahmenbedingungen wie hydraulisch- stoffliche Belastungen aus Siedlungslagen genauso berücksichtigt wie die biologische Aus- stattung des Gewässers in Form des typspezifischen Arteninventars. Das typspezifische Ar- teninventar ist eine Hilfsgröße zur zeitlichen Abschätzung der Zielerreichung. Mit ihm wird in „hoch“, „mittel“ und „gering“ eingeschätzt, wie viele Referenzarten heute noch vorhanden sind und das Gewässer wiederbesiedeln können.

Bei der Umsetzbarkeit handelt es sich um einen Summenparameter, der sich aus der tech- nischen Machbarkeit einer Maßnahme (Einschätzung im 1. Workshop) bzw. des Funktions- elementes, der Flächenverfügbarkeit (Anteil öffentlicher Flächen) und dem Anteil an Altlas- tenflächen ergibt. Zudem wurde der Flächenanteil der Schutzgebiete (FFH- und Natur- schutzgebiete) innerhalb des Funktionselementes mit berücksichtigt, wobei in vielen Schutz- gebieten bei Maßnahmenumsetzung mit Synergien zur rechnen ist (s. Kap. 5.5). Somit ist der Flächenanteil der Schutzgebiete differenziert nach den jeweiligen Schutzgebietszielen einzeln zu beurteilen.

Ein wichtiger weiterer Aspekt bei der Priorisierung stellt die Nutzung aktuell vorhandener Potenziale dar, um die Maßnahmenumsetzung möglichst kosteneffizient zu gestalten. Weist ein Funktionselement bereits naturnahe Strukturen auf, die mit geringem Maßnahmen- umfang z.B. zu einem Strahlursprung aufgewertet werden können, wurde dieses Funktions- element unter Berücksichtigung der anderen Prioritätskriterien hoch eingestuft.

Weiterhin wurden Maßnahmenkomplexe als prioritär kategorisiert, die eine hohe ökologi- sche Effektivität bzgl. der defizitären biologischen Qualitätskomponenten aufweisen. Diese Einschätzung erfolgte mit Hilfe des landesweit ermittelten typspezifischen Arteninventars,

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welches in der Maßnahmentabelle in der Spalte „Ökologische Effektivität“ eingetragen wurde (vgl. hierzu LANUV NRW 2011, S. 13).

Für die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes ist die Herstellung der Durchgängigkeit des Gewässers essentielle Voraussetzung. Maß- nahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit an Querbauwerken (Auf- und Abstieg) sind daher i.d.R. von hoher Priorität.

Maßnahmen in Gewässern, die eine saprobielle Belastung (s. Kap. 4.2.2) oder eine Beein- trächtigung der Wasserqualität und -quantität aufweisen (s. Kap. 4.3), erhielten i.d.R. eine niedrigere Priorität.

Die Ergebnisse der Priorisierung sind in der Maßnahmentabelle in Anhang 9 dargestellt. Der Priorisierungsvorschlag wurde im 2. Workshop durch die Teilnehmer verifiziert.

7.5 Zeitliche Einschätzung der Maßnahmenumsetzung

Die Einschätzung der Maßnahmenumsetzung wurde in vier mögliche Zeitintervalle (Umset- zung 2000 - 2009, 2010 - 2012, 2013 - 2018, 2019 - 2027) unterteilt, wie im Muster- Umsetzungsfahrplan beschrieben (MKULNV 2011).

Die Zeitintervalle dienen als Orientierung, ob die Maßnahmen kurz-, mittel-, oder langfristig umsetzbar erscheinen und bieten eine Grundlage, den zukünftigen Mittelbedarf zeitlich ab- zuschätzen.

Die zeitliche Einschätzung der Maßnahmenumsetzung folgt i.d.R. der Priorisierung aus Kap. 7.4. Es flossen dabei Informationen zu lokalen Sondersituationen (z.B. Hinweis auf andere Fachplanungen in einem Gewässerabschnitt) und andere Anmerkungen aus den Workshops bzw. Stellungnahmen mit in die Einschätzung ein. Daher gibt es Maßnahmen, die hoch prio- risiert sind („A“), allerdings aufgrund der vorhandenen Sachlage (z.B. Wasserrechte) realis- tisch erst bis 2027 umgesetzt werden können.

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8 Hinweise für Maßnahmen anderer Fachplanungen

Für die Erreichung der Umweltziele ist auch die Verringerung der Nährstoffeinträge in die Gewässer von Bedeutung. Hierbei können die im Maßnahmenprogramm Landwirtschaft vorgesehenen Maßnahmen einen sinnvollen Beitrag leisten. Eine angepasste Bewirtschaf- tung gewässernaher Flächen insbesondere auch zur Beseitigung von Feinsedimenteinträgen aus den nicht berichtspflichtigen Nebengewässern kann hierbei einen wichtigen Beitrag leis- ten. Weitere Maßnahmen zur Reduzierung stofflicher Einträge (z.B. Zink aus eingeleitetem Regenwasser) und zur Verringerung hydraulischer Belastungen sollten durch das Maßnah- menprogramm Abwasser vorgenommen werden. Eine intensive Abstimmung der Pro- gramme untereinander wird zukünftig notwendig sein.

Die im Rahmen dieses Projekt vorgestellten Maßnahmen haben nicht nur positive biologi- sche Effekte, sie können auch zu einer Attraktivitätssteigerung der Flüsse und ihres Umfel- des in der Region beitragen. Im Zuge der Regional- und Stadtentwicklung können die Po- tenziale einer naturnah gestalteten Flusslandschaft erschlossen und für den Menschen er- lebbar gemacht werden. Nur so kann zukünftig für eine umfassende Akzeptanz und Unter- stützung derartiger Bemühungen in der Bevölkerung gesorgt werden.

Weitere Synergien können sich im Rahmen der Planungen im Zuge der Hochwasserrisi- komanagementrichtline (EG-HWRM-RL) und Hochwasserschutzprojekten ergeben.

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9 Angaben zur Zielerreichung, Fazit und Ausblick

9.1 Angaben zur Zielerreichung

Das Ziel des Umsetzungsfahrplans ist es, Maßnahmen zu konkretisieren, die die hydromor- phologische Ausstattung des Gewässers so verbessern, dass sie die Erreichung des guten ökologischen Zustandes/Potenzials nicht limitieren.

Die Maßnahmenkonkretisierung erfolgte durch das im Umsetzungsfahrplan angewendete Strahlwirkungskonzept mit seinen verschiedenen Funktionselementen und zahlreichen Maß- nahmen, die die Verbesserung der hydromorphologischen Ausstattung des Gewässers ge- währleisten sollen.

In folgender Tabelle wird daher erstens angegeben, ob die gewässerökologisch abgeleiteten und mit Beteiligung der (Fach-)Öffentlichkeit weiterentwickelten Maßnahmen die strukturellen Anforderungen des Strahlwirkungskonzeptes je Wasserkörper erfüllen.

Zweitens wird eingeschätzt, ob die Gewässerstruktur die Zielerreichung nach Maßnahmen- realisierung noch limitiert. Für die erheblich veränderten Wasserkörper (HMWB) und künstli- chen Wasserkörper (AWB) ist das Gute Ökologische Potenzial (GÖP) zu erreichen, das zum Zeitpunkt der Fertigstellung des UFP (03/2012) noch nicht hinreichend definiert ist. Daher wird in den Fällen, bei denen die strukturellen Anforderungen des Strahlwirkungskonzeptes nicht erreicht werden, keine abschließende Beurteilung vorgenommen. Bei HMWB- und AWB-Gewässern, die die strukturellen Anforderungen des Strahlwirkungskonzeptes erfüllen, ist jedoch davon auszugehen, dass eine derartige Limitierung nicht zu erwarten ist, da die hydromorphologischen Anforderungen für die Erreichung des Guten Ökologischen Potenzi- als i.d.R. erwartungsgemäß geringer sind als die des Guten Ökologischen Zustandes.

Bei beiden Einschätzungen wird generell vorausgesetzt, dass die Durchgängigkeit im Ge- wässersystem gegeben ist bzw. die entsprechenden Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit bereits realisiert wurden und dass die hydrologisch-hydraulischen bzw. die chemisch-physikalischen Rahmenbedingungen des Strahlwirkungskonzeptes erfüllt werden.

Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die Einschätzung der Zielerreichung je Wasserkörper. Sie stellen die Zielerreichung für alle als machbar und zu prüfen eingestuften Maßnahmen dar. Dabei werden die Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit, die als nicht machbar eingestuft worden sind, nicht berücksichtigt.

In Anhang 7 werden zudem die Einschätzungen der Zielerreichung für die nur als machbar eingestuften Maßnahmen dargestellt.

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Tab. 24: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_54

Werden die Ziele des UFP / Wird die Gewässerstruktur OFWK Gewässer Ausweisung des Strahlwirkungs- die Zielerreichung konzeptes erfüllt? wahrscheinlich limitieren? DE_NRW_282_47000 Rur HMWB ja nein DE_NRW_282_61440 Rur HMWB ja nein DE_NRW_282_69770 Rur HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282_73740 Rur NWB ja nein DE_NRW_282372_0 Birgeler Bach HMWB ja nein DE_NRW_282372_3520 Birgeler Bach NWB ja nein DE_NRW_282372_5184 Birgeler Bach NWB ja nein DE_NRW_2823792_0 Kreuzau-Niederau-Dürener Mühlenteich AWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28237922_0 Drover Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28237922_6463 Drover Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28238_0 Lendersdorfer Mühlenteich AWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282384_0 Gürzenicher Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282384_5646 Gürzenicher Bach HMWB ja nein DE_NRW_282386_0 Derichsweiler Bach HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282386_4595 Derichsweiler Bach HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert KOE_54 DE_NRW_282386_8100 Derichsweiler Bach NWB nein-zeitweise trocken trocken DE_NRW_2823868_0 Schlichbach 1 HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2823868_4479 Schlichbach 1 NWB ja nein DE_NRW_28252_0 Ellebach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28252_10940 Ellebach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28252_15260 Ellebach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28252_3800 Ellebach NWB ja nein DE_NRW_28252_8940 Ellebach HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282522_0 Mühlengraben AWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282526_0 Iktebach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282526_2120 Iktebach HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282532_0 Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich AWB ja nein

Tab. 25: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_55

Werden die Ziele des UFP / Wird die Gewässerstruktur OFWK Gewässer Ausweisung des Strahlwirkungs- die Zielerreichung konzeptes erfüllt? wahrscheinlich limitieren? DE_NRW_282_21840 Rur HMWB ja nein DE_NRW_282534_0 Merzbach HMWB ja nein DE_NRW_28253416_0 Schlangengraben AWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2825342_0 Hoengener Fließ HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2825344_0 Freialdenhovener Fließ HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28254_0 Malefinkbach HMWB ja nein DE_NRW_28254_10292 Malefinkbach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28256_0 Baaler Bach HMWB ja nein DE_NRW_28256_3887 Baaler Bach HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282562_0 Doverner Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28258_0 Millicher Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28258_2492 Millicher Bach HMWB ja nein DE_NRW_28258_5792 Millicher Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2826_0 Linnicher Mühlenteich AWB ja nein

KOE_55 DE_NRW_28292_0 Liecker Bach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28296_0 Kitschbach HMWB ja nein DE_NRW_28296_4889 Kitschbach HMWB ja nein DE_NRW_28296_8089 Kitschbach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282962_0 Waldfeuchter Fließ HMWB nein-zeitweise trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282964_0 Jägergraben AWB ja nein DE_NRW_2829642_0 Flutgraben AWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282972_0 Schaagbach HMWB ja nein DE_NRW_282972_4529 Schaagbach NWB ja nein DE_NRW_28298_428 Rothenbach NWB ja nein DE_NRW_28298_7924 Rothenbach NWB ja nein DE_NRW_282992_4170 Buschbach NWB ja nein

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Tab. 26: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_56

Werden die Ziele des UFP / Wird die Gewässerstruktur OFWK Gewässer Ausweisung des Strahlwirkungs- die Zielerreichung konzeptes erfüllt? wahrscheinlich limitieren? DE_NRW_2828_0 Wurm HMWB ja** nein DE_NRW_2828_26286 Wurm HMWB ja nein DE_NRW_2828_33046 Wurm HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2828_3410 Wurm HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2828_35170 Wurm NWB ja nein DE_NRW_2828_45870 Wurm HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2828_6890 Wurm HMWB ja nein DE_NRW_282816_0 Beverbach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282816_2470 Beverbach NWB ja nein DE_NRW_28282_0 Haarbach HMWB ja nein DE_NRW_282832_0 Wildbach HMWB ja nein DE_NRW_28284_0 Broicher Bach HMWB ja nein DE_NRW_28286_5745 Amstelbach HMWB ja nein KOE_56 DE_NRW_282872_0 Übach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282872_3600 Übach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282872_5785 Übach HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28288_0 Beeckfließ HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28288_5300 Beeckfließ HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282882_0 Gereonsweiler Fließ HMWB ja nein DE_NRW_282882_2500 Gereonsweiler Fließ HMWB ja nein DE_NRW_282894_0 Kötteler Schar HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282894_5800 Kötteler Schar HMWB nein-trocken GÖP noch nicht definiert Wildbach (Dorbach) HMWB* nein GÖP noch nicht definiert HMWB* - Einschätzung von bestehenden Wasserkörper übernommen (DE_NRW_282832_0 - Wildbach) ja** - abw eichend von der lokalen Situation im Wasserkörper w urden übergeordnete Einflüsse berücksichtigt

Tab. 27: Prognostizierte Zielerreichung nach Umsetzung aller machbaren und als zu prüfen eingestufter Maßnahmen im Bereich der Kooperation KOE_57

Werden die Ziele des UFP / Wird die Gewässerstruktur OFWK Gewässer Ausweisung des Strahlwirkungs- die Zielerreichung konzeptes erfüllt? wahrscheinlich limitieren? DE_NRW_2824_0 Inde NWB ja nein DE_NRW_2824_13189 Inde HMWB ja nein DE_NRW_2824_21336 Inde HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2824_25253 Inde NWB ja nein DE_NRW_2824_28252 Inde NWB ja nein DE_NRW_2824_37936 Inde NWB ja nein DE_NRW_2824_41524 Inde NWB ja nein DE_NRW_28242_0 Iterbach NWB ja nein DE_NRW_28244_0 Vichtbach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28244_3400 Vichtbach NWB nein ja DE_NRW_28244_5800 Vichtbach NWB ja nein DE_NRW_2824412_0 Weserbach / Weserbachstollen AWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_2824412_1103 Weserbach / Weserbachstollen NWB ja nein

KOE_57 DE_NRW_282442_0 Dreilägerbach HMWB nein-Talsperre GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282442_2330 Dreilägerbach NWB ja nein DE_NRW_282446_0 Hasselbach NWB ja nein DE_NRW_282452_0 Saubach HMWB nein GÖP noch nicht definiert DE_NRW_282452_2000 Saubach NWB ja nein DE_NRW_28246_0 Omerbach NWB ja nein DE_NRW_28248_0 Wehebach NWB ja** nein DE_NRW_28248_13190 Wehebach HMWB nein-Talsperre GÖP noch nicht definiert DE_NRW_28248_16990 Wehebach NWB ja nein DE_NRW_28248_2700 Wehebach NWB ja nein Vichtbach (Grölisbach) NWB nein ja ja** - abw eichend von der lokalen Situation im Wasserkörper w urden übergeordnete Einflüsse berücksichtigt

Insgesamt wurden im WVER-Verbandsgebiet 100 Wasserkörper untersucht und bearbeitet.

In 51 Wasserkörpern werden die Anforderungen des Strahlwirkungskonzeptes erfüllt. Somit wird die strukturelle Ausstattung dieser Wasserkörper die Zielerreichung wahrscheinlich nicht limitieren. In 49 Wasserkörpern können aufgrund der restriktiven Ausgangssituation die An- 72

forderungen des Strahlwirkungskonzeptes nicht erfüllt werden. Von diesen sind 46 Wasser- körper als erheblich verändert (HMWB) bzw. künstlich (AWB) ausgewiesen, so dass die Zielerreichung des Guten Ökologischen Potenzials gilt. Somit ist an diesen 46 Wasserkör- pern eine Einschätzung, ob die Gewässerstruktur zukünftig limitierend auf die Zielerreichung wirkt, noch nicht zu beurteilen. Fünf natürliche Wasserkörper (NWB) werden nach der aktuel- len Einschätzung der Maßnahmenmachbarkeit die Anforderungen des Strahlwirkungskon- zeptes nicht erreichen.

Der Vichtbach im Bereich Stolberg-Binsfeldhammer (Wasserkörper DE_NRW_28244_3400) erreicht nicht die Mindestanforderungen des Strahlwirkungskonzept, da aufgrund der dichten Bebauung (überwiegend Industrieanlagen), des hohen Anteils an Altlastenverdachtsflächen und der Talrandlage eine naturnahe Gestaltung des Gewässers nur sehr eingeschränkt machbar erscheint.

Der Grölisbach wird in der Darstellung der Landesdaten dem Vichtbach zugerechnet. Der ca. 400 m lange Gewässerabschnitt erreicht hier nur die Qualität eines Durchgangsstrahlweg. Allerdings kann der vorgesehene Einbau von Totholz zu einer Verbesserung der Habitatstruktur innerhalb des vorhandenen Gerinnes führen.

Der obere Wasserkörper des Derichsweiler Bachs (DE_NRW_282386_8100) besitzt bereits heute gute und über weite Strecken auch verbesserbare Strukturen. Die Tatsache, dass die- ser Wasserkörper zeitweise trocken fällt, wird jedoch dazu führen, dass dieser Wasserkörper den guten ökologischen Zustand mittelfristig nicht erreichen wird.

9.2 Fazit und Ausblick

Die Anwendung des Strahlursprungs- und Trittsteinkonzepts hat im Ergebnis zu einer Aus- weisung von Strahlursprüngen und Trittsteinen geführt. Diese wurden mit entsprechenden Maßnahmenpaketen verknüpft, so dass an fast allen berichtspflichtigen Wasserkörpern die strukturellen Voraussetzungen zur Erreichung der Umweltziele im Einzugsgebiet der Eifel- Rur geschaffen werden können. Wenn das Gute Ökologische Potenzial für erheblich verän- derte und künstliche Wasserkörper definiert ist, können auch die verbleibenden Wasserkör- per eingeschätzt werden.

Die Festlegung der Funktionselemente erfolgte auf Grundlage der Arbeitshilfe „Strahlwir- kungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“. Die Notwendigkeit/ Längen/Distanzen der Funktionselemente sind dabei direkt aus den Defiziten der Biologischen Qualitätskompo- nenten abgeleitet. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden in Workshops und durch Be-

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reitstellung im Internet durch die (Fach-)Öffentlichkeit geprüft, diskutiert, eingeschätzt und weiterentwickelt. Sie sind im Nachgang mit den anderen bewirtschaftungsrelevanten Maß- nahmenprogrammen (Abwasser und Landwirtschaft) abzustimmen und abzugleichen.

Das regelmäßig durchzuführende Monitoring gewährleistet einen Nachweis der Erfolge von zukünftig umgesetzten Maßnahmen. Der weitere Maßnahmenbedarf ist dabei von dem Nachweis der Zielerreichung durch das Monitoring abhängig und kann gezielt gesteuert wer- den.

Die vorgenommene Kostenschätzung bietet den zuständigen Behörden die Möglichkeit, im Zuge der mittelfristigen Finanzplanung den Fördermittelbedarf grob einzuschätzen.

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