Umwelt-Rundbrief Nr. 83

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Umwelt-Rundbrief Nr. 83 Aachener Umwelt Rundbrief Dezember 2018 Nr. 83 • Pau und Paunelle • Trinkwasserversorgung in Aachen • Kampf um den Hambacher Forst • Neues Museum in Kelmis Ökologie-Zentrum 1 Aachen e.V. Wir bitten um Spenden für unsere Arbeit Liebe Leserinnen und Leser, auch in diesem Jahr werden wir wahrscheinlich knapp mit schwarzen Zahlen abschließen. Dafür danken wir von Herzen allen unseren UnterstützerInnen. Besonders genannt sei die Stadt Aachen, ohne die unsere Arbeit so nicht möglich wäre. Wichtig sind aber auch unsere privaten SpenderInnen, die uns mit Ihrem Beitrag ermutigen, unsere Arbeit mit Engagement weiter zu führen. Unverzichtbar sind aber auch alle die Menschen, die uns mit Ihrer aktiven Arbeit unterstützen, die Führungen und Vorträge machen, die forschen und recherchieren, die Artikel schreiben, das Rundbrief-Layout machen und so unsere Arbeit tragen. Ohne sie ginge gar nichts. Vielen Dank an euch Alle. Auf Spenden sind wir auch in Zukunft angewiesen und bitten daher um Eure/Ihre Unterstützung für unsere Arbeit. Wir freuen uns auch über Rückmeldungen, über Buchungen unserer Angebote, über Teilnahme an unseren Veranstaltungen und besonders über aktive Mitarbeit. Vielen Dank für jede Form der Unterstützung! Wir wünschen allen LeserInnen wunderbare und erholsame Festtage und ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr! Das Team des Ökologie-Zentrums Ich möchte die Arbeit des Ökologie-Zentrum Aachen e.V. mit einer Spende unterstützen. Hiermit werde ich Fördermitglied des Ökologie-Zentrums Ich richte zur Überweisung meiner Spende von ..............EURO einen Dauerauftrag ein. Konten des Ökologie-Zentrums: Postbank Köln, IBAN: DE29 3701 0050 0005 2665 03 BIC: PBNKDEFF Sparkasse Aachen, IBAN: DE34 3905 0000 0023 0256 38 BIC: AACSDE33 Datum .................. Unterschrift .......................................... Adresse ...................................................................... ...................................................................... 2 Brunnen im Deliusviertel, Foto: Monika Nelißen. Der „Reichsstrom“ und seine kleine Schwester Pau und Paunelle Von Birgitta Hollmann Immer wieder ist zu hören: in Aachen sammenfließen und Richtung Norden fehlt das Wasser. Gemeint ist mit dieser den Talkessel verlassen. Insgesamt Äußerung meist das Fehlen eines gro- bilden die vielen kleinen Bäche das ßen Flusses, wie etwa in Maastricht, Bachsystem der Wurm. Alle Bäche Lüttich oder Köln, der das Stadtbild ergeben zusammen ca. 80 km Länge prägt. Es ist der geografischen Lage innerhalb des Kessels. geschuldet, dass es in Aachen zwar Tatsächlich erlebt der Besucher der mengenweise Wasser aber eben kei- Stadt aber wenig fließendes Wasser. nen größeren Fluss gibt. Die heutige Eher fallen die Brunnen auf: am Stadt liegt zum überwiegenden Teil in Europaplatz, am Bahnhof, vor dem einem Talkessel, in dem viele Quellen Elisenbrunnen. Die Stadt versucht Wasser zu Tage fördern, zahlreiche mit einer Vielzahl von Zierbrunnen Bäche speisen, in einem kleinen an ihre eigene Geschichte als Stadt Fluss mit dem Namen „Wurm“ zu- 3 des Wassers anzuknüpfen. Lange war des Mühlenbachs an der Ecke das Logo der Stadt die sprudelnde Jakobstraße/Klappergasse. Statt die Vielfalt, die aber eher auf die Brunnen seit ca. 130 Jahren im Untergrund und Thermalquellen gemünzt war. verbuddelten Bäche der Innenstadt Ebensowenig, wie die Bäche in der an die Oberfläche zu holen und so- Innenstadt zu sehen sind, findet der mit an die Geschichte des Wassers interessierte Tourist heiße Quellen in Aachen eindrucksvoll anzuknüp- in der Innenstadt. Lediglich in der fen, muss mensch sich die Verläufe Rotunde des Elisenbrunnes wird etwas der Bäche aus Straßennamen und heißes schwefelhaltiges Quellwasser Ortsbezeichnungen zusammen- sichtbar, riechbar und für Mutige auch reimen: Paugasse, Stromgasse, trinkbar. Johanniterbach, Augustinerbach, Annuntiatenbach, Sandkaulbach usw. Der Mangel an fließendem Wasser ist schon seit Jahrzehnten bekannt, Die drei Bäche der mittelalterlichen häufig angesprochen, kritisiert und Stadt waren die Pau, die Paunelle und diskutiert worden. Leider hat sich die der Johannisbach. Der letztere hatte Stadt Aachen bisher nur zu symbo- lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, lischen Aktionen hinreißen lassen, weil er besonders die Abwässer der wie weiteren Brunnenbau, soge- Stadt abtransportierte. Vor allem die nannte Fenster in die Vergangenheit, Pau diente als Frischwasserbach und wie die Abdeckplatten der Pau in hat sich im Gedächtnis vieler Aachener dem Bürgersteig an der Rennbahn eingeprägt als Wasserlieferant für die oder einen Teil der Blausteinrinne Taufkapelle am Dom. „Mit Pauwasser Wassermann Foto: Monika Nelißen 4 getauft“ zu sein, betonen so manche zu finden sind. Die Lohmühlenstraße geborenen „Öcher“. erinnert an die erste Mühle an der Pau, ebenso die Kleingartenanlage Verwirrung herrscht immer wieder um „Zur Lohmühle“, in der sich heute die Bachläufe von Pau und Paunelle. eine Sternwarte befindet. Der Name Es handelt sich dabei eigentlich um erinnert an eine frühe Funktion einen einzigen Bach, der aber schon dieser Mühle. Wahrscheinlich wur- vor sehr langer Zeit, spätestens seit de hier aus Eichenrinde die von den Karolingern, künstlich umgeleitet Gerbern benötigte Lohe gewonnen. und entlang des Hanges unterhalb der Ab dem 17. Jahrhundert ist sie als Lütticher Straße in Richtung Rostor am Nadelschleifmühle erwähnt und heutigen Hubertusplatz geführt wurde. schon vor dem zweiten Weltkrieg ab- Sinn dieser Umleitung war es, frisches gerissen worden. Die Gartenkolonie Wasser in den Bereich des Domes zu „Weiße Mühle“ erinnert an die zweite führen. Möglicherweise haben auch Mühle an der Pau. Auch wenn die schon die Römer auf diesem Weg Darstellung auf dem Vereinsheim kaltes Wasser zu ihren Thermen ge- eine Windmühle zeigt, war diese schafft. Die Umleitung wurde Pau ge- Mühle durch die Pau, verstärkt durch nannt, der kleine natürliche Wasserlauf den Kannegießerbach angetrie- erhielt den Namen Paunelle, was ben worden. Der Kannegießerbach soviel heißt wie kleine Pau. Heute fließt heute noch offen durch die ist die künstliche Umleitung nicht Kleingartenanlage. Den weiteren mehr nötig und so fließt das Wasser Verlauf der Pau markiert der Standort in einem Kanal, der dem natürlichen der „Gebrannten Mühle“. Diese gab Bachlauf weitgehend folgt. Sichtbarer einer Studentenwohnanlage ihren Beginn des Bachlaufs der Pau ist der Namen. Gebäudeteile der alten Mühle, Tritonenbrunnen (Triton - griechischer die zuletzt als Tuchfabrik betrieben Gott des Wassers), im Volksmund wurde, liegen noch heute schön re- auch „Wassermann“ genannt, der in stauriert in einem gepflegten Garten der Nähe des Brüsseler Rings auf dem nahe der Hohenstaufenallee. Mittelstreifen der Kaiser-Friedrich- Allee zu finden ist. Unterhalb des Auf dem Kartenausschnitt von 1893 Beckens fließt ein kleiner Bachlauf in ist der Verlauf von Pau und Paunelle Richtung Hangeweiher. gut zu erkennen. Die Pau, nach der Einmündung des Kannegießerbachs, Will man dem künstlichen Verlauf der betreibt die Weiße Mühle und die Pau folgen, so hält man sich am Besten Gebrannte Mühle, unterquert danach an die ehemaligen Standorte der die Bahnstrecke Aachen-Düsseldorf Mühlen, die den Verlauf der Pau mar- und fließt in Richtung Hubertusplatz, kierten und die heute noch namentlich wo früher des Rostor stand. Das in zwei Kleingartenanlagen wieder 5 Kartenausschnitt 1893 Rostor war im Gegensatz zum höher falls der Pau verdankt. Früher wurde gelegenen Jakobstor relativ unbe- die Pau auch als „Reichsstrom“ be- deutend, weil es nicht an einer gro- zeichnet. Am heutigen Mühlenberg ßen Straße lag. Durch das Jakobstor lag die Rosmühle, erwähnt 1219 kamen die Reisenden von Lüttich als Eigentum der Klosters auf dem und weiter her, durch das Rostor Salvatorberg, erst Mahlmühle, ab dem gingen wahrscheinlich nur Anwohner 19. Jahrhundert Nadelschleifmühle der Rosviertels auf die umliegenden und später Tuchfabik bis weit ins Weiden und Felder. Dennoch war das 20. Jahrhundert. Rostor bewacht, da neben dem Rostor Durch die heutige Paugasse führte der der Paukanal die Stadtmauer querte. Bach weiter durch das Rosviertel und Direkt von hier aus versorgte eine ei- überquerte an der Einmündung der klei- gene Wasserleitung das Domkapitel nen Straße „Venn“ den Löhergraben. mit frischem Wasser. Der Bachkanal Wahrscheinlich lag an der heutigen floss etwas oberhalb der heutigen Paugasse das Gerberviertel, worauf Stromgasse, die ihren Namen eben- der Name der Löhergrabens hindeu- 6 tet. Am „Venn“ stand die Kelmismühle, der Bruderschaft des Marienstifts die unter anderem in 16. Jahrhundert und wurde als Mahlmühle genutzt. als Galmeimühle zum Zerkleinern von Das Klappern der Mühlräder dürfte Galmeierz für die Messingherstellung namensgebend für die Klappergasse genutzt wurde. Später wurde sie auch gewesen sein. Auch die Pau folgte der als Nadelschauermühle, sowie als Klappergasse in die Rennbahn, deren Spül-, Rauh- und Scheermühle in der Name sich von dem Bachgerinne Tuchproduktion verwandt. ableitet. Im Bürgersteig sind dort große Blausteinplatten eingelassen, Der Paukanal floss weiter auf der die bei Straßenbauarbeiten gefun- Jakobstraße in Richtung Markt. An den wurden und als Abdeckplatten der Ecke Jakobstraße, Klappergasse des Paukanals dienten, der hier in kann man einen Blick zurück in die Richtung Fischmarkt floss. Geschichte des Aachener Wassers tun. Unter einer Panzerglasscheibe kann Auf dem Fischmarkt diente die Pau zum man eine Blausteinrinne bewundern, frisch halten der fangfrischen Fische, die an dieser Stelle bei Bauarbeiten
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