Engagement Realität

125 Jahre Gmundner Straßenbahn

Der Transformationsprozess des kleinsten Straßenbahnbetriebes der Welt 2 Vision - Engagement - Realität

INHALT

02 Inhaltsverzeichnis 03 Der Transformationsprozess des kleinsten Straßenbahnbetriebes der Welt 03 Die Strecke und ihre Vorgeschichte 05 Die Straßenbahn 06 Einstellung oder Verlängerung 10 Vorwärts mit dem NAT 91 13 Konkrete Verlängerunspläne 16 Der Combino-Probebetrieb 17 Gesamtstudie zur Attraktivierung 24 Sanierung der Bestandsstrecke und Probebetrieb Flexity Innsbruck 25 Die Fahrzeugfrage spitzt sich zu 27 Entscheidung und Finanzierung 30 Rechtliche Verhältnisse 31 Bauetappen 34 Schienenprofil 35 Elektrische Streckenausrüstung 35 Eröffnung der Traunseetram 36 Fahrplanangebot 36 Neue Einsatzbedingungen für die historischen Wagen 41 Fazit 41 Ausblick auf die Zukunft 44 Der Verein Pro Gmundner Straßenbahn

Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Verein Pro Gmundner Straßenbahn, Kuferzeile 32, 4810 Gmunden Konzeption, Text, Archiv und Titelfoto: Otfried Knoll Teile des Textes und der Fotos sind in den Fachzeitschriften „Eisenbahn Österreich“ und „Die Schiene“2018 und 2019 erschienen. Fotocredits: siehe Bildtexte | Grafik & Layout: Torsten Veit | Druck: unitedprint.com Österreich GmbH Vision - Engagement - Realität 3

Der Transformationsprozess des kleinsten Straßenbahnbetriebes der Welt Am 1.9.2018 schlossen sich nach 124 Jahren zum letzten Mal die Remisentore für den kleinsten Stra- ßenbahnbetrieb der Welt. Zeitgleich begann mit der Inbetriebnahme der Traunseetram, wie die Gesamtstre- cke Gmunden - nun ge- nannt wird, eine neue Ära des Schie- nenverkehrs im Salzkammergut. Beim Festakt zur Eröffnung stand der Stolz der aktuell Verantwortlichen, das eigentliche Bauprojekt in der vorgesehenen Zeit von vier Jahren realisiert zu haben, verständlicher- weise im Vordergrund. Diese Leis- tung ist angesichts der Komplexität der Gesamtmaßnahmen tatsächlich bemerkenswert und es gebührt den ausführenden Firmen und dem Pro- jektmanagement hierfür höchste An- Fröhliche Gesichter nach der erfolgreichen Probebefahrung der gesamten Neubau­ erkennung. strecke, v.l.n.r.: GF Günter Neumann, LT-Präs. Adalbert Cramer, Bgm. Stefan Krapf, LR Günther Steinkellner, Obmann Otfried Knoll, Stadtrat Wolfgang Sageder, Projektleiter Dass die Gmundner Straßenbahn Christoph Döderlein. Foto: Torsten Veit, 6.8.2018 ein Jahr später, am 31. August 2019, stolz ihr 125jähriges Bestehen fei- Auto­bus­betrieb umgestellt werden. Elektromobilität bezeichnet - zwei ert, ist aber nicht selbstverständlich. Heute wird die Traunseetram hin- Fachbegriffe, die zum Zeitpunkt der Denn sie sollte vor 30 Jahren auf gegen als Leuchtturmprojekt der Einstellungsdebatte im Jahr 1988

Anbindung

Neue Mittelschule Volksschule

Vorchdorf Bahnhof P&R Vorchdorf Anlage

SCHLOSS-EGGENBERG

WEIDACH

FALKENOHREN

KIRCHHAM

Gemeindeparkplatz KIRCHHAM ORT ca. 100 m Kirchham Volksschule Kindergarten LAIZING EISENGATTERN

NEUHUB KARL Z`NEUHUB

Volksschule - Gschwandt SCHULE Gemeindeparkplatz GSCHWANDT- ca. 280 m RABESBERG

UNTERM WALD Anbindung BHAK/BHAS Stadt NMS Gmunden Attnang-Puchheim Volksschule BAUMGARTEN- SEP Citybusse WALDBACH Gymnasium Wochenmarkt große neuer TRAUN Musikschule Parkgarage P&R Anlage Bahnhof KERAMIK ENGELHOF Anbindung & Esplanade Rathausplatz Lambach Klosterplatz Anbindung Franz-Josef-Platz Zentrum Neue Mittelschule Stadttheater Neue Mittelschule Volksschule Stainach- LEMBERGWEG ROSENKRANZ Volksschule Bahnhof P&R Irdning BEZIRKSHAUPT- Vorchdorf Anlage Krankenhaus Vorchdorf MANNSCHAFT Traunsee-Schifffahrt Berufsschulen SCHLOSS WEYER SCHLOSS-EGGENBERG TENNISPLATZ KUFERZEILE WEIDACH

Gmunden Seebahnhof FALKENOHREN Neue Mittelschule Schloss Ort KIRCHHAM Pensionat Badeplatz Volksschule Bahnhof P&R TRAUNSEE KIRCHHAMAnlag eORT Kirchham Seilbahn ca. 100 m Volksschule Kindergarten LAIZING EISENGATTERN

Aktuelles Streckenschema der Traunseetram. Die zweigleisige Neubaustrecke durch die Gmundner Innenstadt ist rot eingezeichnet. KARL Z`NEUHUB Etwa in Höhe der Haltestelle Schloss Weyer befand sich 1912 – 1990 der ursprüngliche Ausgangsbahnhof der Lokalbahn nach Vorch­ GSCHWANDT- Gschwandt SCHULE dorf, ehe dieser zum Seebahnhof verlegt wurde. Zeichnung: Projektgruppe StadtRegioTram, Fotos: Otfried Knoll GemeindeparkplatzGemeindeparkplatz KIRCHHAMGSCHWANDT ORT - Kirchham ca. 100 mca. 280 m RABESBERG Haltestelle Volksschule UNTERM WALD Anbindung BHAK/BHAS Kindergarten Stadt NMS Gmunden LAIZING Attnang-Puchheim Volksschule EISENGATTERN BAUMGARTEN- SEP Citybusse WALDBACH Gymnasium Wochenmarkt große neuer TRAUN NEUHUB Musikschule P&R Anlage Bahnhof KERAMIK Parkgarage KARL Z`NEUHUB & Esplanade Rathausplatz ENGELHOF Klosterplatz Anbindung Franz-Josef-Platz Zentrum Volksschule Stadttheater GSCHWANDTNeue Mittelschule- Gschwandt Stainach- ROSENKRANZ SCHULE LEMBERGWEG Irdning BEZIRKSHAUPT- Gemeindeparkplatz GSCHWANDT- Volksschule Krankenhaus MANNSCHAFT ca. Tr280aunsee-Schifffahrt m RABESBERG Berufsschulen SCHLOSS WEYER UNTERM WALD Anbindung TENNISPLBHAK/BHAATZ S Stadt NMS KUFERZEILE Gmunden Attnang-Puchheim Volksschule BAUMGARTENGmunden- Seebahnhof SEP Citybusse Schloss Ort WALDBACH Gymnasium WochenmarktPensionat große neuer TRAUN Musikschule Badeplatz Parkgarage P&R Anlage Bahnhof KERAMIK TRAUNSEE ENGELHOF & Esplanade Rathausplatz Seilbahn Klosterplatz Anbindung Franz-Josef-Platz Zentrum Stadttheater Neue Mittelschule Stainach- ROSENKRANZ LEMBERGWEG Irdning BEZIRKSHAUPT- Volksschule Krankenhaus MANNSCHAFT Traunsee-Schifffahrt Berufsschulen SCHLOSS WEYER TENNISPLATZ KUFERZEILE Gmunden Seebahnhof Schloss Ort Pensionat Badeplatz TRAUNSEE Seilbahn 4 Vision - Engagement - Realität

Auf der einstigen Pferdebahntrasse verkehren heute die modernen Tramlink-Triebwagen und die historisch wertvollen Oldtimer. Fotos: Otfried Knoll, 31.3.2019 noch gar nicht existierten. Bedenkt Die Strecke und man, dass der seither verstriche- ihre Vorgeschichte ne Zeitraum eine ganze Generation umfasst, so können vielleicht auch Die Traunseetram, also der Zusam- den Klosterplatz weiter zum früheren jüngere Leser daraus erkennen, menschluss der Straßenbahn Gmun- Seebahnhof führt. Bei km 3,075 der wie lange Entscheidungswege im den mit der Lokalbahn ­Gmunden bis hierher verlängerten Straßenbahn ­Eisenbahnwesen­ dauern und wie - Vorchdorf, bildet jetzt eine rund 18 bzw. km minus 0,183 der Lokalbahn wichtig es wäre, Umsetzungszeit- km lange regionale Verkehrsachse in Gmunden - Vorchdorf (minus wegen räume zu verkürzen. Anderer­seits einem Einzugsgebiet von ca. 30.000 der 1990 erfolgten Verlängerung zum ist festzuhalten, dass eine frühere Einwohnern. Sie beginnt nun im km Seebahnhof) befindet sich die Sys- ­Realisierung eine andere Ausfüh- 0,226 der ursprünglichen Kilometrie- temgrenze der beiden unterschied- rungsqualität von Stationen und An- rung der Straßenbahn am 2015 neu lichen Rechts- bzw. Betriebsregimes lagen und auch eine andere Fahr- errichteten ÖBB-Bahnhof Gmunden, Straßenbahn und Eisenbahn. Hinge- zeuggeneration mit sich gebracht der 61 Höhenmeter über der Stadt gen ist die Fahrleitungs-Spannungs- hätte. Damit wäre wohl nicht jenes liegt. Die Strecke führt eingleisig grenze 600V/750V erst nach dem Optimum zu erzielen gewesen, das zur Ausweiche Gmundner Keramik, Bahnhof Engelhof angeordnet. Nach mit den jetzt umgesetzten techni- von dort über die Abzweigung zur der Haltestelle Seebahnhof vereini- schen Lösungen und den Trieb­ historischen Remise mit ehemaliger gen sich die beiden Richtungsgleise wagen der Type Tramlink V3 augen- Kraftstation im km 0,7, sodann durch der Straßenbahn zum Streckengleis scheinlich geworden ist. Gewerbe- und Siedlungsgebiet und der Lokalbahn nach Vorchdorf. mit der Maximalneigung von 100 ‰ Die vorliegende Festschrift be- durch das noble Villenviertel entlang Der Seebahnhof war ab 1871 die leuchtet deshalb den Gesamtkon- der Kaltenbrunerstraße, benannt stadt­seitige Endstation der erst text der seit 1988 Schritt für Schritt nach dem Gmundner Bürgermeister, seit 1903 normalspurigen Strecke erfolgten Umsetzung der heutigen der 1894 die weitsichtige Entschei- ­Lambach - - Gmun- Traunseetram. Vorweg kann gesagt dung zum Bau der Straßenbahn er- den Seebahnhof. Sie war bis 1988 werden: Keine der vielen notwendi- wirkt hatte. Es folgt die Passage der von den ÖBB in dieser Relation gen Etappen,­ kein Bauabschnitt und engen Kuferzeile, um schließlich ent- auch im­ Personenverkehr betrie- keine Entscheidung wäre ohne die lang der Esplanade zum Franz-Jo- ben worden. Vorgängerin dieser Li- jeweils vorangegangene Maßnah- sef-Platz zu gelangen. nie war wiederum­ die Pferdeeisen- me umsetzbar gewesen. Und es ist bahn Gmunden - Linz - Budweis mit zu erwarten, dass die Traunsee­tram Auf dem Franz-Josef-Platz beginnt der Spurweite von 1.106 mm: Ihr noch weitere Entwicklungsschritte ca. im km 2,2 bei der so genannten ­stadtseitiger Endbahnhof lag für den durchlaufen wird. Angesichts des Korsokurve die zweigleisige Neu- Personenverkehr in der Annastraße, schon heute erkennbaren Erfolges baustrecke quer durch die histori- also jenseits der Traun im Stadtteil und der Dramatik des Klima­wandels sche Altstadt von Gmunden. Durch Traundorf. Das Stationsgebäude wird deren Realisierung vielleicht die Theatergasse und über den Rat- existiert noch heute. ­sogar deutlich dynamischer verlau- hausplatz führt sie zum Trauntor mit fen, als dies in der Vergangenheit seinen zwei Torbögen, dann weitet Für den wesentlich wichtigeren möglich war. sich der Blick auf der neu errichte- Güterverkehr führten die Gleise ten Traunbrücke zum Traunsee, von ­allerdings bis 1870 über die damals wo der zweigleisige Abschnitt über hölzerne Traunbrücke bis zum Rat- Vision - Engagement - Realität 5 hausplatz, wo die Umladestelle zwi- Gleichstrom elektrifizierte Lokalbahn auch Güterverkehr vorgesehen war. schen Schiff und Pferdebahn für den Lambach - Vorchdorf besteht. Alle Tatsächlich gebaut wurde aber nur Salztransport war. genannten Strecken werden von der die Lokalbahn Gmunden - Vorchdorf Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft und am 21.3.1912 eröffnet. Schon Auch die Lokalbahn Gmunden - mbH mit Sitz in Gmunden betrieben, 1895 und dann wieder 1912 war Vorchdorf begann ursprünglich hoch weisen aber unterschiedliche Eigen- zwar der Zusammenschluss mit der über der Stadt, wobei ihr Endbahn- tumsverhältnisse auf. „Elektrischen Lokalbahn Gmunden“, hof Gmunden-Traundorf (nicht iden- wie die Straßenbahn ursprünglich tisch mit dem Pferdebahn-Bahnhof hieß, grundsätzlich geplant (gleiche und noch höher gelegen) eigentlich Die Straßenbahn Gmunden Spurweite, gleiches Stromsystem). ein Provisorium darstellte, das von Aber obwohl seitens der damaligen 1912 bis 1990 dauern sollte. Sie be- 1894 von den Lokalbahn-Pionieren Kurstadt höchstes Interesse an einer nützte ursprünglich mit einem Vier- Josef Stern und Franz Hafferl als engen wirtschaftlichen Bindung des schienengleis, ab 1959 mit einem eine der ersten elektrischen Bahnen Umlandes an Gmunden bestand, Dreischienengleis bis vor den Bahn- der Österreichisch-Ungarischen Mo- fehlte jegliche Finanzierungsbereit- hof Engelhof die seit 1903 normal- narchie gebaut, fehlten für eine reine schaft seitens der Stadt. Eine neue spurige Strecke Lambach - Gmun- Adhäsionsbahn mit der beträchtli- Lokalbahn-Traunbrücke war 1895 den Seebahnhof, die dort auf der chen Neigung von genau 100 ‰ da- zwar angedacht, aber nicht finan- ehemaligen Pferdebahntrasse ver- mals jegliche Erfahrungen. Trotzdem zierbar, und die Bauart der 1898 neu lief. In Engelhof, dem ältesten Bahn- konnte die ursprünglich 2,543 km errichteten eisernen Straßen-Traun- hof Kontinentaleuropas, biegt die Lo- lange Bahn nach nur acht Monaten brücke in Kombination mit Eng- kalbahnstrecke nach Vorchdorf ab. Bau- und Lieferzeit samt Kraftwerk stellen und dem nur einspurigen Im Sommer 2018 wurde der Bahnhof und zunächst drei Triebwagen am Trauntor verhinderten eine rasche Engelhof vollständig umgebaut und 13.8.1894 in Betrieb gehen. Schon Umsetzung der Verbindungsstrecke auf drei Gleise erweitert. Von hier ab 1895 sahen mehr oder weniger Rathausplatz - Traundorf. So blieb führt die Lokalbahn durch Hügel- konkrete Pläne vor, das Umland von der Anfangspunkt der elektrischen land mit einer Maximalsteigung von Gmunden (, Reindlm- Lokalbahn in Gmunden-Traundorf 40 ‰ zum Gemeinschaftsbahnhof ühl, Weyregg, Vorchdorf) mit gleich- jahrzehntelang in seiner zwar ro- Vorchdorf-Eggenberg, wo artigen elektrischen Bahnlinien zu mantischen, für die Fahrgäste aber an die normalspurige, ebenfalls mit erschließen, wobei in allen Fällen unattraktiven Lage bestehen. In der

ET 20 108 der Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf im Bahnhof Gmunden-Traundorf am 13.2.1980. Foto: Otfried Knoll 6 Vision - Engagement - Realität

Zeit nach dem ersten Weltkrieg war an eine Realisierung von Strecken- neubauten nicht zu denken und nach heutigen Maßstäben war eine Verlängerung von der Traundorfer Endstation aus Richtung Innenstadt nahezu undurchführbar. Hätte es sie gegeben, wäre sie mit Sicherheit spätestens in den 1950er Jahren ein- gestellt worden.

Im Jahr 1928 wurden jedoch relativ konkrete Planungen für eine einglei- sige Straßenbahnlinie entlang der Bundesstraße nach Altmünster an- gestellt, die sich aber ebenfalls als unfinanzierbar erwiesen. Das Pro- jekt wurde zwar noch zur O-Bus-Li- nie modifiziert, aber schließlich aufgegeben. 1946, im Lichte des Am 14. Juli 1972 fuhr die Gmundner Straßenbahn noch bis zum Rathausplatz. Foto: Otfried Knoll

Oben: Mit diesen Fragebogen wurden in kurzer Zeit über 6.300 Unterstützungserklärun­ gen für die Wiederverlängerung zum Rathausplatz abgegeben. Archiv: Otfried Knoll

Rechts: Triebwagen 8 (Bj. 1961) auf dem Rathausplatz am 11.9.1974. Foto: Wendelin Ei­ zinger, Archiv Otfried Knoll

Allzeit-Hochs bei den Beförderungs- Mit der Lieferung des Triebwagens ner Stadtverwaltung die Umstellung leistungen der Nachkriegszeit, lebten 8 im Jahr 1961 zeigte ihre Eigentü- der Straßenbahn auf Autobusbe- verschiedene Bahnprojekte im Raum merin, die Gmundner Elektrizitäts- trieb. Der Autor dieser Festschrift Gmunden kurzzeitig wieder auf, um gesellschaft (GEG), sogar durchaus und heutige Obmann des Vereines aber dann im Gefolge der allgemei- fortschrittliche Ansätze. Sie war aber Pro Gmundner Straßenbahn war nen Motorisierung gänzlich in Ver- seit den 1950er Jahren auch zahl- damals Leiter der Verkehrsabtei- gessenheit zu geraten. So blieben reichen Anfeindungen aus verschie- lung der Firma Stern & Hafferl und beide Bahnen auf ihre Strecken aus denster Richtung ausgesetzt, die Hauptbetriebsleiter-Stellvertreter. Er der Eröffnungszeit beschränkt und gerne auf die Straßenbahn fokussiert war mit der Konzeption des Bus-Er- ihre Attraktivität sank wegen fehlen- wurden. Als im Jahr 1975 die Linie satzverkehrs beauftragt worden. Mit der Modernisierungsmöglichkeiten zugunsten des Autoverkehrs hand- der unmittelbaren Erinnerung an die be­ständig, wenn auch noch lange streichartig um die wichtige Innen- erst kurz zuvor eingestellten Stra- nicht existenzbedrohend. stadtstrecke vom Rathausplatz zum ßenbahnen Ebelsberg - St. Florian, Franz-Josef-Platz verkürzt werden Innsbruck - Solbad Hall und St. Pöl- musste, sanken die Fahrgastzah- ten startete er jedoch - durchaus im Einstellung oder len dramatisch und beständig. Die Bewusstsein dienstrechtlicher Kon- Verlängerung? GEG, ein Konzernunternehmen der sequenzen - stattdessen mit einigen Stern & Hafferl-Gruppe, bezeichnete Gleichgesinnten eine breit angeleg- Die Straßenbahn in Gmunden si- den jährlichen Betriebsabgang der te Aktion mit gänzlich gegenteiliger cherte über die Jahrzehnte eine Straßenbahn als für ein Privatunter- Fragestellung: Soll die Straßenbahn verlässliche Verbindung des Stadt- nehmen nicht mehr finanzierbar und wieder zum Rathausplatz fahren? zentrums mit dem Staatsbahnhof. forcierte zusammen mit der Gmund- Vision - Engagement - Realität 7

Mit hohem persönlichem Einsatz - auch der Straßenbahner - gelang es mit dieser Frage viele Menschen zu mobilisieren. Soziale Netzwerke auf elektronischer Basis waren damals noch gänzlich unbekannt, es gab weder Internet noch Mobiltelefone. Trotzdem konnten in relativ kurzer Zeit mehr als 6.300 schriftliche Unter- stützungserklärungen mit Name und Adresse zur Wiederverlängerung der Straßenbahn und damit natür- lich auch zu deren Erhalt vorgelegt werden. In einer Stadt mit damals 13.100 Einwohnern war das ein sehr beachtliches Ergebnis, das zunächst einmal ein deutliches Signal Rich- tung Stadt Gmunden war und auch bei der Eigentümerin der Straßen- Die Markierung der tatsächlichen Lage der zugeteerten Schienen als Beweis für die Ver­ bahn, der Gmundner Elektrizitäts- längerungsmöglichkeit sorgte für viel Gesprächsstoff im Zuge der Erstellung des Gmund­ gesellschaft, ein gewisses Nachden- ner Generalverkehrsplanes 1990. Fotos: Otfried Knoll, 20. und 21.4.1990 ken bewirkte. Die Presse berichtete ausführlich darüber, selbst Thomas einen Verein zu gründen, um zu se- Beginn auch nach außen hin pola- Bernhard, damals in seiner Heimat hen, wie viele der Unterzeichnenden risierend. Um dem zu begegnen, noch keineswegs allseits hoch ver- tatsächlich bereit sein würden, auch wurde der Autor ersucht, dem Ver- ehrt, setzte sich in seinem allerletz- Geld für den Erhalt der Straßenbahn ein als geschäftsführender Obmann ten Schriftstück, einem Leserbrief an in die Hand zu nehmen. Als Folge zur Verfügung zu stehen, um die die Salzkammergut-Zeitung, für die wurde der Verein „Pro Gmundner große Zahl der Unterzeichnenden, von ihm als bewahrenswertes Klein- Straßenbahn“ gegründet, zunächst die ernsthaft für die Verlängerung od bezeichnete Straßenbahn ein. mit dem Bürgermeister als Obmann. der Straßenbahn votiert hatten, auch Es wurde das von vornherein unrea- als Mitglieder „bei Laune“ zu halten. Gmundens damaliger Bürgermeister listische Ziel ausgerufen, mit den Mit- Ein schlauer Plan, der aber auch zu- folgte dem Rat seiner ob der hohen gliedsbeiträgen aus dem Verein den nächst nicht vorgesehene Möglich- Zahl von Unterstützungserklärun- Betriebsabgang der Straßenbahn zu keiten bot. Denn mit diesem Auftrag gen verunsicherten Mehrheitspartei finanzieren. Beides wirkte schon zu und um weitere Mitglieder zu werben wurde der Triebwagen GM 5 kurzer- hand zwei Wochen vor dem Gmund- ner Rathaus aufgestellt. Er visuali- sierte damit schon allein durch seine prominente Präsenz beim Wochen- markt das Ziel - die Wiederverlänge- rung ins Zentrum - sehr anschaulich. Wichtige Fotos entstanden, die spä- ter zur Veranschaulichung der Pla- nungen eingesetzt werden konnten. Statt der vorgesehenen Abgangs- finanzierung aus Mitgliedsbeiträgen schlug der geschäftsführende Ob- mann eine vollständige Reorgani- sation des Straßenbahnbetriebes und eine verstärkte Einbindung der Straßenbahn in das touristische Ge- schehen der Stadt vor. Der damalige Senior-Konzernchef des Unterneh- mens Stern & Hafferl, Dipl.-Ing. In- gobert Stern, brachte diesen Plänen volle Sympathie entgegen und be- traute den Verfasser mit der Umset- In der Stadtzeitung „Gmundner Spiegel“ Nr. 7/1989 der Freiheitlichen Partei Österreichs zung dieser Vorschläge. Hauptele- erschien dieser Beitrag, der die Argumente der mutigen Straßenbahnbefürworter bekräf­ tigte und die letztlich umgesetzte Zusammenführung beider Bahnen als anzustreben­ mente der in kurzer Zeit tatsächlich des Ziel vorwegnahm. Archiv Otfried Knoll umgesetzten Reorganisation waren 8 Vision - Engagement - Realität

Was allseits als nicht vorstellbar bezeichnet wurde, funktioniert heute problemlos: Die Grabenkreuzung mit Linksabbiegespur und Am­ pelanlage, seinerzeit behauptete Ursache für die Verkürzung der Strecke im Jahr 1975. Foto: Otfried Knoll, 9.9.2018 die Einrichtung eines Taktfahrplans sächlich war aber seitens der Stadt als Ziel verankert und dies vom Ge- mit kurzen Umsteigezeiten zu den geplant, im Zuge der Errichtung der meinderat auch beschlossen. ÖBB-Zügen, Multifunktionalitäten bei Traunsee-Tiefgarage am Franz-Jo- den Aufgaben der Straßenbahner, sef-Platz eine weitere Verkürzung Als gleichzeitiger, aus heutiger Sicht die nun auch die Werkstätten- und der Straßenbahnstrecke bis zur Kor- strategisch wichtigster Schritt, wur- Reinigungsdienste weitestgehend sokurve vorzunehmen. Als erster de ebenfalls im Jahr 1990 die Ver- zu übernehmen hatten, wobei we- wichtiger Erfolg konnte dies mit tref- längerung der Lokalbahn Gmunden sentlich gestraffte Dienstpläne um- fenden Argumenten und alternativen - Vorchdorf um etwa 400 m umge- gesetzt werden mussten, sowie die Vorschlägen verhindert werden. Die setzt. Ihre Strecke konnte mittels Einbindung der Straßenbahn in den nächste, unmittelbar folgende Hür- Dreischienengleis und Elektrifizie- Tourismus. Hierzu waren viele heikle de war 1990 im Zuge der Erstellung rung in den von den ÖBB aufgege- Gespräche mit Personalvertretung, des Generalverkehrsplanes für die benen Seebahnhof eingebunden Tourismusverantwortlichen und auch Stadt Gmunden zu nehmen. Seitens werden. Die stadtnähere Endstation weniger pragmatischen Initiativgrup- des Planers wurde insbesondere die direkt am See wirkte sich überaus pen zu führen. Sie alle erkannten Behauptung aufgestellt, dass das positiv auf den Bekanntheitsgrad und jedoch an, dass nur Einsatzbereit- zwar noch vorhandene, aber inzwi- die Wahrnehmbarkeit als öffentliches schaft zum Ziel führen kann. Viele schen zugeteerte Straßenbahngleis Verkehrsmittel der nun als Traunsee- schlossen sich daher in diesen ers- zum Rathausplatz im Bereich der bahn bezeichneten Lokalbahn aus. ten Jahren dem Verein an und unter- Grabenkreuzung die Kfz-Linksabbie- Die Fahrgastzahlen stiegen deutlich stützten vielerorts als Multiplikatoren gespur durchschneiden würde und an. Neue Tourismusattraktionen wie einen zunehmenden Meinungsum- somit der Betrieb der Straßenbahn der Bratlzug, der offene Panorama- schwung zugunsten der Straßen- in diesem Abschnitt gänzlich unmög- wagen, der Buffetwagen „- bahn. lich sei. Zum Beweis des Gegenteils bar“ mit Fahrradabteil, die Brauerei- wurde in Abstimmung mit der Stadt- führungen in Eggenberg und die Mit der Positionierung der Wort- polizei nächtens mit einem Metallde- Hobbylokführerkurse rückten die marke „Gmundens steilster Stolz“ tektor die tatsächliche Lage des Glei- Bahn auch in das Bewusstsein der setzte sich die nunmehr als Verein ses identifiziert und mit Leuchtfarbe Touristiker auf Regions- und insbe- Pro Gmundner Straßenbahn sehr auf den Asphalt aufgemalt. Diese sondere auf Landesebene. Während aktive Interessengemeinschaft fort- Leuchtspur zum Rathausplatz war der Sommermonate wurde der vor- an zum Ziel, die Straßenbahn als tagelang Gesprächsthema Nummer dem gänzlich verwaiste Seebahnhof Wahrzeichen Gmundens zu einem eins in der Stadt und führte zu einer von einer engagierten Studentin als modernen, publikumsgerechten All- höchst interessanten Diskussion. Mit Fahrrad-Verleihstation mit Getränke- tagsverkehrsmittel zu entwickeln Erfolg: Tatsächlich wurde die Stra- verkauf betreut, es siedelte sich ein und die Strecke zumindest wieder ßenbahnverlängerung zum Rathaus- Modellbahnclub an und im Warte- in das Stadtzentrum zu führen. Tat- platz im Generalverkehrsplan 1990 raum wurde ein kleines Stern & Haf- Vision - Engagement - Realität 9

links: Als von niemandem erwartete Überraschung pendelte am Eröffnungstag 27. 5.1990 der normalspurige ET 24 001 der Lokalbahn Lambach – Vorchdorf unter der Fahrleitung der verlängerten Traunseebahn zwischen Seebahnhof und Engelhof. rechts: Sommerlicher Hochbetrieb am 12.7.1992 im Seebahnhof mit Buffetwagen Traunsteinbar und offenem Panoramawagen im Zug. Fotos: Otfried Knoll ferl-Museum liebevoll eingerichtet. der durch den Bratlzug, den Buffet- stellen als einmalige Attraktion in wagen „Traunsteinbar“ und den von Ober­öster­reich entdeckt. Mit diesen Die Verlängerung der Traunseebahn den Appenzeller Bahnen beschafften Stellen konnten daher auch alle dem zum Seebahnhof wurde ein voller Er­ offenen Sommerwagen allgemein Tourismus dienenden Aktivitäten auf folg. In der öffentlichen Diskussion sicht­bar wurde. Obwohl: Es gab der Straßenbahn auf Augenhöhe be­ spielte nicht nur die spektakulär ver- durchaus auch Stimmen, die die Ei- sproch­en werden. Vornehmlich wa- laufene Eröffnung eine Rolle, son- senbahnkreuzung in der Traunstein­ ren das im ersten Vereinsjahr die Adv- dern auch die dauerhafte Belebung straße beseitigt und den Seebahnhof entfahrten und die Faschingsfahrten, des bis dahin ungenützten Areals aufgelassen wissen wollten. Aber die aber schon bald auch Fahrten zum kam bei der Bevölkerung gut an. Die oft langen und vollbesetzten Touris- Blumencorso und zu weiteren Veran- Kurverwaltung (frühere Bezeichnung tikzüge mit Buffetwagen und Pano- staltungen der Stadt. Hierzu wurde für das Tourismusbüro) besonders, ramawagen waren das wirksamste der ­Jugendstiltriebwagen GM 5 für aber auch die Stadt Gmunden identi- Gegenargument. Sie wurden näm- den Personenverkehr reaktiviert. fizierten sich mit diesem Fortschritt, lich von professionellen Tourismus-

Advent- und Faschingsfahrten im Jahr 1990. Fotos: Otfried Knoll 10 Vision - Engagement - Realität

Faltfahrplan der Straßenbahn Gmunden ab 2.6.1991 (dem Start des NAT 91) im damals Vorwärts mit dem NAT 91 revolutionären Brieftaschenformat. Das Taktmuster war das Ergebnis harter Verhandlun­ gen mit den ÖBB zur Einrichtung des Taktknotens Gmunden, den die neue Traunseetram Die nächste Etappe im Reorganisa- 2018 leider nicht hat. Im Fahrplan waren auch jene Geschäfte angeführt, die bei einem tionskonzept der Gmundner Stra- Einkauf den Straßenbahnfahrschein rückvergüteten. Einige Jahre später wurden dann von den Geschäften Verkehrsmünzen als Gutschein für einen Fahrschein ausgegeben. ßenbahn war die Durchsetzung des Ebenfalls im Fahrplan ab 1991 waren die planmäßigen Oldtimerkurse angeführt. Auf dem Taktknotens Gmunden im Zuge des Titelbild ist der GM 5 vor dem Gmundner Rathaus zu sehen. Archiv: Otfried Knoll Neuen Austrotaktes 1991 (NAT 91), und zwar entgegen den Planun- gen der ÖBB, die Aurachkirchen als Kreuzungsbahnhof ihrer Taktzüge forciert hatten. Der Knoten Gmun- den war wiederum Voraussetzung für die erstmals taktmäßige Fahr- plangestaltung auf der Straßenbahn zur Verknüpfung mit den ÖBB-Zügen und - zwei Jahre später - mit den neuen Citybuslinien im Rahmen des Gmundner Verkehrsverbundes. Die- ser wurde von der Stadtverwaltung noch vor dem landesweiten Verbund (OÖVV) eingerichtet. Als Leiter der Stern & Hafferl-Verkehrsabteilung hatte der Autor den NAT 91 auf al- len StH-Strecken konzipiert und mit den ÖBB verhandelt. Trotz teilweise erheblicher Mehrleistungen konnten Der Panoramawagen und der von den Schaffnern bewirtschaftete Buffetwagen wurden in den Jahren nach der Wiedereröffnung des Seebahnhofes regelmäßig in Planzügen einge­ mit dem umgesetzten NAT 91 auf al- setzt. Dazu wurden auch die vordem verschlossenen Stirnübergänge auf den Plattformen len StH-Bahnen Synergien und Ra- reaktiviert. Foto: Otfried Knoll tionalisierungen in der Betriebsab- wicklung erzielt werden, die gerade im Fall der Gmundner Straßenbahn überlebenswichtig waren. Dies fand auch seitens der Firmenleitung und des Landes Oberösterreich Anerken- nung, was zur Betrauung des Autors mit der Erstellung des Zukunftskon- zeptes 1992 für alle StH-Bahnen führ- te. Dieses war vom Land Oberöster- reich als Junktim für die Fortführung der Privatbahnförderung verlangt worden. Das vorgelegte Ergebnis überzeugte die Entscheidungsträger im Verkehrsministerium und in der Landesregierung ob seiner Tiefen- schärfe und des zugrundeliegenden Ideenreichtums nachhaltig, sodass nun beim Bund und im Land Ober- österreich auch das Thema Ausbau Der hauptausgebesserte GM 8 im Jahr 1994 auf der Esplanade. Foto: Otfried Knoll Vision - Engagement - Realität 11 der Gmundner Straßenbahn mit den jeweiligen Spitzenbeamten diskutiert werden konnte. Ohne diese früh ge- legte Gesprächsbasis wäre es nie- mals zu den weiteren Ausbauschrit- ten gekommen.

Weniger bekannt ist, dass 1991/92 im Zuge der Planungen für den

Oben: Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „100 Jahre Gmundner Straßenbahn“ kam Gmundner Verkehrsverbund seitens der Klagenfurter Sommerbeiwagen 101 mit dem GM 5 zum Einsatz. Der Triebwagen war der Stadt neuerlich propagiert wur- immer talwärts gereiht, der Beiwagen stets mit einem Bremser besetzt. Zur Warnung ent­ gegenkommender Autos in der Kuferzeile wurde am Beiwagen 101 eine Presslufthupe de, die Straßenbahn auf Busbetrieb montiert. Foto: Karl Weigl/Archiv Otfried Knoll umzustellen. Die Gemeinde als künf- tige Bestellerin des gesamten Stadt- Links: Ebenfalls im Jubiläumsjahr 1994 wurden die Haltestellentafeln nach einem histori­ schen Muster nachgegossen und montiert. Foto: Otfried Knoll verkehrs versprach sich davon eine Kosteneinsparung. Es gab damals eine parteipolitisch motivierte, mas- sive Autobuslobby in der Stadt, die auch für das befahrbar Machen des eigenen Straßenbahn-Bahnkörpers in der Alois-Kaltenbruner-Straße mit Kfz und Bussen Stimmung mach- te und die Straßenbahn abschaffen wollte. Obwohl auch deren Vorstö- ße letztendlich erfolgreich wegargu- mentiert werden konnten, mündete die Haltung der Stadt in einem Ver- kehrsdienstevertrag für die Straßen- bahn, der zwar den - nach erfolgter Reorganisation und im Zuge des NAT 91 kostengünstigst geführten - laufenden Betrieb finanzierte, aber keinerlei Spielraum für Fahrzeugin- vestitionen, geschweige denn Erneu- erungen ließ. Sämtliche Fahrgeldein- Als besondere Attraktion anlässlich der Inbetriebnahme des Triebwagens 100 wurde im nahmen und auch die Außenflächen Jahr 1995 zur Erinnerung an die Pferdeeisenbahn Gmunden - Budweis an zwei Wochen­ enden der Beiwagen 101 aus Klagenfurt mit Pferdevorspann auf der Esplanade einge­ der Triebwagen für Werbezwecke setzt. Foto: Schanovsky/Archiv: Otfried Knoll, 8.7.1995 standen nun der Stadt zu, der Stra- ßenbahnbetrieb wurde auf Kilo- mittel gestützt werden, welche der möglich wurde, das Thema einer meterbasis abgegolten, wobei die Verein Pro Gmundner Straßenbahn Wiederverlängerung auch emotional Straßenbahnbedienung auch der selbst aufbrachte bzw. organisierte. positiv zu besetzen. ÖBB-Spätzüge wiederum erst nach harten Verhandlungen gesichert wer- Der Erfolg des NAT 91 einerseits und Dazu, dass die Straßenbahn im ört- den konnte. Wegen der fehlenden Fi- die deutliche Frequenzsteigerung lichen touristischen Geschehen fest nanzierung der Fahrparkerneuerung auf der verlängerten Traunseebahn verankert werden konnte, trugen vor mussten sogar die Hauptausbesse- und der Straßenbahn andererseits allem die vom Verein Pro Gmund- rung des Triebwagens 8 im Jubilä- führten aber zu einer kontinuierlich ner Straßenbahn mit freiwilligem umsjahr 1994 und der Umbau des verstärkten Bewusstseinsbildung um Personal durchgeführten und be- Pöstlingbergbahn-Triebwagens 100 den Wert der Straßenbahn für die treuten Fahrten mit dem Jugendstil- im Jahr 1995 massiv durch Sponsor- Stadt, wodurch es nach und nach triebwagen GM 5 zum Fasching, im 12 Vision - Engagement - Realität

bereitung der aufsichtsbehördlichen Genehmigung für den Fahrgast- betrieb umfangreiche Probe- und Messfahrten mit einem ballastierten Turmwagen-Dummy durchgeführt wurden. Sofort nach Eintreffen des Beiwagens 101 in Gmunden wurde dann von diesem aus die Kastanien- allee in der Alois-Kaltenbruner-Stra- ße profilfrei geschnitten. Männer mit Motorsägen auf einem offenen Stra- ßenbahnbeiwagen in 100 ‰ Stei- gung - das war noch nicht da!

Aufgrund des großen Echos auf den Einsatz des Sommerwagens 101 konnte als nächster strategischer Schritt bereits im Jahr 1995 der of- fene Sommertriebwagen IV von der Pöstlingbergbahn beschafft werden. Freischneiden des Fahrzeugprofils für den Einsatz des Beiwagens 101 in der Kaltenbru­ Der Umbau für die Gmundner Ver- nerstraße am 5.8.1994. Die Fahrleitungsmaste wurden auf Initiative des Vereines von der Firma Siemens anlässlich des Jubiläums neu gestrichen. Foto: Otfried Knoll hältnisse erforderte beträchtliche Eingriffe in das Bremssystem und Sommer und im Advent bei, genau- besonders betont, dennoch stand andere Fahrzeug­kompo­nenten. so wie die vielen Remisenfeste mit das Fest bereits unter dem Motto Diese Arbeiten wurden in der Bahn- bekannten Künstlern, die zum fixen „Wiederverlängerung zum Rathaus- werkstätte Vorchdorf besonders be- Bestandteil von Gmundens Touris- platz“. Da der Einsatz nur des GM hutsam und professionell ausgeführt. musszene wurden. In Kooperation 5 kein wirkliches festliches Highlight Der Triebwagen wurde mit der Num- mit den Tourismusverantwortlichen geboten hätte, wurde etwas gänz- mer 100 aufsichtsbehördlich für den in der Stadt Gmunden sowie im Land lich neues ausgedacht: Der offene nicht-linienmäßigen Personenver- Oberösterreich wurde die Straßen- Sommerbeiwagen 101 der Klagen- kehr neu zugelassen und fortan als bahn tatsächlich als „Gmundens furter Straßenbahn sollte aus dem „Cabrio-Triebwagen“ bezeichnet. Un- steilster Stolz“ etabliert und es fand Museum Historama in Ferlach geholt vergessen geblieben ist auch der auf auch bei Presse und Marketingstra- und nach Erwirken aller erforderli- der Esplanade geführte Pferdebahn- tegen Gefallen, dass Gmunden über cher Genehmigungen im Fahrgast- betrieb, der an die Ursprünge des den kleinsten Straßenbahnbetrieb betrieb eingesetzt werden. Noch nie Gmundner Eisenbahnzeitalters erin- der Welt verfügte. Dies wurde bei der zuvor war in Gmunden ein Beiwagen nerte. Anlässlich der Inbetriebnahme 100 Jahr-Feier im Jahr 1994 auch in Betrieb gewesen, weshalb zur Vor- des GM 100 am 30. Juni 1995 kam der Klagenfurter Beiwagen nochmals zum Einsatz und wurde auf der Es- planade von schweren Noriker-Pfer- den gezogen, die dem Karl z’Neuhub gehörten. Dieser revanchierte sich damit, dass die neue Haltestelle der Traunseebahn in der 40 ‰-Steigung nicht nur ermöglicht, sondern auch nach seinem Hofnamen benannt worden war. Ein besonderes High- light waren auch die Fahrten GM 100 + Beiwagen 101 zum nächtlichen Remisenfest mit Dana Gillespie und der Jazzlegende „Big Jay“ McNeely. Seither war die Remise auch belieb- ter Veranstaltungsort für bekannte Politiker.

Der Verein Pro Gmundner Stra- ßenbahn hat aber nicht nur zu Be- schaffung und Umbau des GM 100 Mit legendären Remisenfesten konnte der Verein Pro Gmundner Straßenbahn große Teile der Bevölkerung zu Freunden und Unterstützern der Ausbaupläne machen, was auch bei finanziell entscheidend beigetragen, der Politik nicht unbemerkt blieb. Foto: Otfried Knoll, 30.6.1995 sondern im Laufe der Jahre auch Vision - Engagement - Realität 13 zu vielen anderen Projekten. Ne- ben dem Einsatz des Klagenfurter Beiwagens 101, dem Pferdebahn- betrieb, der Herstellung der histori- schen Haltestellentafeln und Teilen der Hauptrevision des Triebwagens 8 im Jahr 1994 wurden auch diverse Verbesserungen bei den Haltestellen und insbesondere die laufende Öf- fentlichkeitsarbeit zur Gänze oder in Teilen mit Vereinsmitteln finanziert. Stern & Hafferl führte alle Umbau- ten präzise aus und sorgte für den reibungslosen Betrieb der Straßen- bahn, die Fahrten mit historischen Fahrzeugen übernahmen die hier- für geprüften Vereinsmitglieder un- entgeltlich. Hauptthema war nie ein Nostalgiebetrieb, wohl aber wurden gerade die Nostalgiefahrten und die Eine der mittels Fotomontage visualisierten Planungsvarianten aus 1996 für die zweiglei­ vielen sichtbaren Aktivitäten des Ver- sige Strecke zum Rathausplatz. Montage: Helmut Zwirchmayr/Repro Otfried Knoll eines Pro Gmundner Straßenbahn zum Treffpunkt für Entscheidungs- träger und diese wiederum in vielen Fällen auch zu neuen Multiplikatoren der Erneuerungsstrategie.

Konkrete Verlängerungspläne

Nachdem es gelungen war, den Fort- bestand der Gmundner Straßen- bahn zu sichern, trat Bürgermeister Erwin Herrmann 1995 als Obmann zurück und schlug den heutigen - bis damals geschäftsführenden - Ob- mann des Vereines Pro Gmundener Die Planungen im Auftrag des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn der Jahre 1996, 1999 Straßenbahn Dipl-Ing. Otfried Knoll, und 2000. Die Studie der TU Wien untersuchte bzw. belegte die dann 2018 tatsächlich in als verantwortlichen Nachfolger vor. Betrieb gegangene Linienführung über die Kammerhofgasse und durch das Trauntor. Repros: Otfried Knoll Hintergrund des Rückzuges war, dass nunmehr die noch schwierigere Phase der Umsetzung der Verlänge- rungspläne zu bewältigen war. Mit der einstimmigen Bestätigung durch die Generalversammlung konnte nun das nächste Etappenziel, nämlich die Wiederverlängerung zum Rathaus- platz festgemacht werden. Es wurden hierfür zunächst mehrere Varianten entwickelt und im Jahr 1996 gemein- sam mit Stern & Hafferl diese Varian- ten als Trassierungsvorschläge für eine zweigleisige Streckenführung zwischen Franz-Josef-Platz und Rat- hausplatz festgelegt. Damit war eine Führung der Straßenbahnwagen im normalen, ungehinderten Verkehrs- fluss sichergestellt, was auch zur Basis einer Ziviltechniker-Ausschrei- Auszug aus der im Auftrag des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn im Jahr 2000 er­ bung für die Detailplanung gemacht stellten Studie der TU Wien mit der Situation beim Trauntor. Quelle: TU Wien Institut für Eisenbahnwesen/Repro Otfried Knoll 14 Vision - Engagement - Realität wurde. 1997-1999 erstellte das Büro Kirsch-Muchitsch aus Linz das Ein- reichprojekt für diese zweigleisige Straßenbahnverlängerung zum Rat- hausplatz. Der Verein Pro Gmundner Straßenbahn finanzierte die zugehö- rige verkehrstechnische Computersi- mulation einschließlich dynamischer Visualisierung der Fahrbewegungen von Straßenbahn und Straßenver- kehr (Busse, Pkw und Fußgänger- ströme) in Echtzeit. Das Projekt ­samt Simulation wurde durch den Vereinsvorstand allen politischen Fraktionsausschüssen sowie bei Meinungsbildner-Clubs wie Rotary, Lions usw. in Gmunden vorgestellt. Es folgten durchwegs sachliche und umsetzungsorientierte Diskussionen mit Entscheidungsträgern, bei denen im Vordergrund die Verblüffung über die zweigleisige Linienführung stand: Ideenskizze des Architekturbüros Kramesberger für den Neubau einer Straßenbahnremi­ Durch die Computersimulation war se am Bahnhof mit Park & Ride-Anlage. Repro: Otfried Knoll die problemlose Funktionsweise der Straßenbahn auf einer zweigleisigen den Klosterplatz zum Seebahnhof, konstruktive und konsensorientierte Trasse im Mischverkehr mit Kfz und die von der TU Wien, Institut für Ei- Zusammenarbeit mit der Firma Stern Fußgängern klar erkennbar. Ange- senbahnwesen, im Jahr 2000 aus- & Hafferl und der Stadt Gmunden. sichts dessen wurden auch außer- geführt wurde. Ebenso finanzierte In den Gremien des Vereines waren halb des Vereins Pro Gmundner der Verein die Detailplanung für eine daher auch maßgebliche Vertreter Straßenbahn jene Stimmen lauter, bei der Gmundner Keramik von der aller beteiligten Firmen und Gebiets- die verlangten, anstelle der Verlän- Stammstrecke abzweigende Stich- körperschaften und - was vielleicht gerung nur bis Rathausplatz eine linie zum Salzkammergut-Einkaufs- überrascht - auch aller politischen Durchbindung durch die Stadt bis park SEP (erstellt durch Kirsch-Mu- Fraktionen vertreten. So konnte stets zur Grünbergseilbahn einerseits und chitsch, ebenfalls im Jahr 2000). auf Augenhöhe kommuniziert und in- eine Zweiglinie zum Salzkammer- formiert werden. Parallel dazu wurde gut-Einkaufspark (SEP) andererseits Insgesamt übernahm der Verein Pro permanente Überzeugungsarbeit bei näher zu prüfen. Nun finanzierte der Gmundner Straßenbahn in diesen den höchsten Entscheidungsträgern Verein Pro Gmundner Straßenbahn Jahren eine Taktschläger-Funktion in des Bundes und des Landes Ober- eine Grobplanung für die Stadtque- der Argumentation und Lösungsfin- österreich betrieben. rung durch das Trauntor und über dung, setzte aber auf ständige, immer

Ausschnitt aus dem vom Verein Pro Gmundner Straßenbahn erstellten Programmfolder “Gmundens Straßenbahnzukunft beginnt” aus dem Jahr 2003 Vision - Engagement - Realität 15

Neubau der Strecke in der Kuferzeile und der Ausweiche Gmundner Keramik in den Jahren 2004 und 2005. Fotos: Otfried Knoll und StH

Gerade im Amt der Oberösterreichi- schen Landesregierung festigte sich im Zuge der ständigen Kommunika- tion in Teilen der Beamtenschaft die Ansicht, dass die Wiederverlänge- rung der Straßenbahn zum Rathaus- platz machbar ist, als isolierte Maß- nahme aber kein Optimum darstellt. Im Zuge der Erstellung des Bezirks- verkehrskonzeptes Gmunden wurde 2002 verlangt, im Rahmen einer Ge- samtstudie, in die auf ausdrücklichen Auftrag des Landes OÖ der Verein Pro Gmundner Straßenbahn einzu- binden war, alle denkbaren Varianten für eine Trassenführung zum Zusam- Baustellentafel anlässlich der Sanierung der Kuferzeile 2004. Foto: Otfried Knoll menschluss der bestehenden Meter- spurstrecken zu prüfen. Schon bald nisch nachgewiesene Machbarkeit späteren Durchbindung, die durch zeigte sich genau jene Variante als einer zweigleisigen Straßenbahnver- den nunmehrigen Obmann des Ver- verfolgenswert, die ident zur Planung längerung führte nach schwierigen eines Pro Gmundner Straßenbahn in der TU Wien aus dem Jahr 2000 war, Verhandlungen noch im Jahr 2002 enger Zusammenarbeit mit dem da- nämlich zweigleisig im Straßenraum zu einer Zusage der Bundesstraßen- maligen Vorstandsdirektor der Linzer vom Franz-Josef-Platz über Rat- verwaltung im Amt der Oberösterrei- ESG, Dipl.-Ing. Rathberger, beim da- hausplatz, Traunbrücke und Kloster- chischen Landesregierung, dieses mals verantwortlichen Straßenbau- platz zum Seebahnhof mit Einbin- Projekt nicht zu beeinspruchen. So direktor des Landes Oberösterreich dung in die Lokalbahn. Die an sich unspektakulär dies klingen mag, es Hofrat Dipl.-Ing. Wacha erwirkt wer- triviale, vom Verein Pro Gmundner war dies eine der allerwichtigsten den konnte. Straßenbahn aber simulationstech- Entscheidungen zur Realisierung der

Der Neubau der Strecke entlang der Esplanade im Jahr 2007 mit Gleisbettung als Masse-Feder-System. Fotos: Stern & Hafferl 16 Vision - Engagement - Realität

Der Combino-Probebetrieb

Unmittelbar nach dieser Zusage or- ganisierte der Verein Pro Gmundner Straßenbahn eine Studienreise für Vertreter aller zuständigen Behörden aus Bund (BM VIT), Land OÖ und Stadt sowie der politischen Fraktio- nen aus Gmunden. Sie führte nach Nordhausen in Thüringen (D), um den Entscheidungsträgern vor Au- gen zu führen, dass moderne Stra- ßenbahnbetriebe auch in einer Klein- stadt funktionieren. Nordhausen mit rund 40.000 Einwohnern betreibt zwei meterspurige Straßenbahn- linien, wovon eine damals soeben erst die Nahverkehrs-Bedienung ei- Der Nordhäuser Combino 107 im Jahr 2003 im Einsatz auf der Gmundner Straßenbahn. ner Teilstrecke der Harzquerbahn mit Davor steht der aus dem Pöstlingbergbahnwagen IV umgebaute Triebwagen GM 100. Hybridfahrzeugen übernommen hat- te. Damit war das Thema einer kom- binierten Straßenbahn-/Eisenbahn- strecke, so wie sie auch in Gmunden als Stadt-Regio-Tram konkret an- gedacht war, keine abstrakte Idee mehr, sondern ein funktionierendes Beispiel aus dem Nachbarland. Das gesamte Nordhäuser Netz wurde 2002 mit vierachsigen Neubau-Nie- derflurtriebwagen der Siemens-Ty- pe Combino bedient. Noch im Zuge der Studienreise konnte vor Ort mit der Stadtregierung von Nordhausen und der Firma Siemens die Leihgabe eines dieser damals hochmodernen Niederflurtriebwagen für einen Test- zeitraum von zwei Wochen im Som- mer 2003 vereinbart werden. Damit Eine klare Botschaft am Nordhäuser Combino. sollte der Bevölkerung von Gmunden im Realbetrieb vorgeführt werden, wie eine moderne Straßenbahn aus- sehen könnte, die unter ähnlichen Betriebsbedingungen fährt.

Der knallgelbe Combino-Triebwagen 107 mit der Zielanzeige „Zum See- bahnhof“ wurde von der Gmundner Bevölkerung und den Medien be- geistert aufgenommen. Im Rahmen seiner Einsätze im Sommer 2003 so- wohl auf der Straßenbahn, als auch auf der Lokalbahn Gmunden - Vorch- dorf wurde die grundsätzliche Taug- lichkeit eines modernen Fahrzeuges „von der Stange“ für einen durchge- henden Betrieb auch auf der Extrem- steigung von 100 ‰ bewiesen. Stern & Hafferl konnte aus diesem Testbe- Im Jahr 2004 war der GM 100 in Nordhausen auf Gegenbesuch und dort für zwei Monate trieb wertvolle Erfahrungen gewin- im fahrplanmäßigen Einsatz. Hier steht er am Nordhäuser Bahnhof neben einem Combino Duo, der soeben von der HSB Eisenbahnstrecke Nordhausen - Ilfeld auf die Straßenbahn nen. Vor allem zeigte sich, dass der übergegangen ist. Alle Fotos dieser Seite: Otfried Knoll Schwerpunkt kommender Aktivitäten Vision - Engagement - Realität 17 zunächst auf die Sanierung der be- stehenden Gleisanlagen gelegt wer- den musste.

Im Gegenzug für den Testbetrieb wurde der offene Triebwagen GM 100 im Jahr 2004 leihweise zwei Mo- nate lang im Sonderfahrplanverkehr anlässlich der Landesgartenschau in Nordhausen eingesetzt.

Mit dem Einsatz des Combino ging eine deutlich merkbare Aufbruchs- stimmung einher, die im Zeitraum des Testbetriebes noch gezielt ver- stärkt wurde: „Gmundens Straßen- bahnzukunft beginnt“ stand nicht nur in großen Lettern auf dem modernen Fahrzeug, sondern wurde in den folgenden Jahren zum Leitspruch der dichten Aktivitäten zum Ausbau der Straßenbahn. Erstmals ließ sich auch ein Gmundner Bürgermeister im Fahrerplatz eines Triebwagens - des Combino - nieder, nach dem Motto „Dafür müssen wir uns nicht genieren!“ Seit damals war und ist auch Mobilitätsstadtrat Wolfgang Sageder ein überzeugter und be- sonders engagierter Mitstreiter in der Stadt Gmunden.

Gesamtstudie zur Attraktivierung

Die erwähnte Trassenführungs-Ge- samtstudie für den weiteren Ausbau Während seines Einsatzes auf der Straßenbahn trug der Combino die Zielanzeige „Zum der Gmundner Straßenbahn war in Seebahnhof“. Hier steht er in der aus Sicht des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn nur Abstimmung mit dem Land Ober- provisorischen Endstation Franz-Josef-Platz am 29.6.2003 neben dem GM 100. österreich bei der Firma Bautechnik Foto: Martina Knoll Linz beauftragt worden. Sie wurde Bestandsstrecke, der Neubau einer den Nachweis der Machbarkeit und von der Stadt Gmunden, dem Land Remise und die Beschaffung von der verkehrstechnischen Funktions- Oberösterreich, der Firma Stern & Niederflurfahrzeugen erfolgen müss- fähigkeit der Verbindungsstrecke Hafferl und dem Verein Pro Gmund- ten, um in weiterer Folge die Zusam- durch weitere Simulationen des Ge- ner Straßenbahn im Laufe des Jah- menführung der Straßenbahn mit samtverkehrssystems zu belegen, res 2003 intensiv begleitet. Wenig der Lokalbahn Gmunden - Vorchdorf was in den folgenden Schritten auch überraschend zeigte sich als zu ver- vorzunehmen. Das Land Oberöster- geschah. folgende Vorzugsvariante der Zu- reich hatte allerdings begleitend klar- sammenschluss beider Meterspur- gestellt, dass eine Finanzierung von Am 24.4.2003 fasste der Gemein- bahnen mittels einer rund 900 Meter Neufahrzeugen nur unter der Bedin- derat der Stadt Gmunden einstim- langen, zweigleisigen Innenstadt- gung eines Zusammenschlusses der mig den Grundsatzbeschluss für die strecke vom Franz-Josef-Platz über beiden Strecken erfolgen könne. Für Realisierung der Verbindungsstre- den Rathausplatz, die Traunbrücke eine weiterhin isolierte, reine Stra- cke mitsamt den dazu erforderlichen und den Klosterplatz zum Seebahn- ßenbahnstrecke würde eine Landes- Maßnahmen. Das Land Oberöster- hof, welche genau dem Vorprojekt finanzierung nicht gewährt werden. reich erklärte sich als Folge dieses des Vereines Pro Gmundner Stra- Das Land trug der Stadt damit un- Beschlusses bereit, die Finanzierung ßenbahn, ausgeführt von der TU missverständlich auf, die Vorausset- für die grundlegende Sanierung der Wien im Jahr 2000, entsprach. Die zungen für einen Zusammenschluss bestehenden Straßenbahnstrecke Gesamtstudie kam zu dem Ergebnis, der Strecken durch die Sicherstel- mehrheitlich zu übernehmen, die dass vorrangig die Sanierung der lung der Trassen zu schaffen und Verbindung beider Bahnstrecken im 18 Vision - Engagement - Realität

1894: Probefahrten mit den Triebwagen 2 und 3 in der Alois Kaltenbruner-Straße. Foto: Atelier Jäger, Archiv Stern & Hafferl Vision - Engagement - Realität 19

Genau 100 Jahre später, am 13. 8.1994 stehen der Triebwagen 5 und der Klagenfurter Beiwagen 101 in der 1975 erzwungenen Endstation Franz-Josef-Platz. Beim anlassgebenden 100 Jahr-Jubiläum der Straßenbahn stand fest: Es soll endlich wieder vor­ wärts Richtung Stadtzentrum gehen. Foto: Otfried Knoll 20 Vision - Engagement - Realität

Am 7.5.1994 posieren die damals vorhandenen vier Triebwagen vor der aus dem Eröffnungsjahr 1894 stammenden Remise Kaltenbrunerstraße. Foto: Otfried Knoll Vision - Engagement - Realität 21

Am 7.5.1994 posieren die damals vorhandenen vier Triebwagen vor der aus dem Eröffnungsjahr 1894 stammenden Remise Kaltenbrunerstraße. Foto: Otfried Knoll 22 Vision - Engagement - Realität

Mit dem Innsbrucker Flexity-Triebwagen wurde der Beweis erbracht, dass auch ein nicht-allachsgetriebenes Fahrzeug auf der bis zu 100 ‰ steilen Strecke technisch problemlos eingesetzt werden kann. Vom Verein Pro Gmundner Straßenbahn initiiert, lieferten die beiden Probebetriebe 2003 und 2008 wichtige Erkenntnisse für die 5 Jahre später gestartete Fahrzeugausschreibung, aus der dann der Tramlink V3 als Sieger hervorging. Foto: Otfried Knoll, 12.9.2008 Vision - Engagement - Realität 23

Und so sieht der Sieger aus. Foto: Christa Holzinger 24 Vision - Engagement - Realität

Rahmen eines vertiefenden Projek- de ebenfalls lautstark bekämpft und tes hinsichtlich der zu erwartenden als zu verhindernder Schließungs- Kosten zu prüfen und die Beschaf- grund für das Kapuzinerkloster er- fung von Neubaufahrzeugen zu un- klärt. Die andere Variante, die nur mit terstützen. Straßenbahnradien (25 m) machbar war, stand unter der Voraussetzung, 2004 drohte jedoch erneut erheb- dass dafür zuerst eine Gesamt- liches Ungemach. Auf dem Areal erneuerung des Straßenbahn- und des bestehenden Seebahnhofes Lokalbahnfahrparks notwendig sein wurde ein Hotelprojekt entwickelt, würde. Aus den vorher genannten um das eine Art Glaubenskrieg mit Gründen war aber die Fahrzeugbe- deutlicher Mehrheit der Befürworter schaffung durch das Land Oberös- entbrannte. Weil das landeseigene terreich mit dem Zusammenschluss Kongresszentrum auf der Halbinsel beider Bahnen junktimiert und da- Toscana infolge fehlender Bettenka- her für eine kurzfristige Umsetzung pazität für größere Kongresse in der unrealistisch. Das war keine ein- Stadt Gmunden stark unter Druck fache Situation. Schließlich gelang stand, wurde das Hotelprojekt sehr es Stern & Hafferl, mit Zustimmung geschickt zur Existenzfrage Gmun- der Eisenbahnbehörde eine Sonder- dens hochstilisiert. Die Projektanten lösung (Endbahnhof in starkem Ge- Plakat des Vereines Pro Gmundner Stra­ nahmen folglich in ihren Planungen fälle, aber in einer Lage, die die Wei- ßenbahn anlässlich von Informationsver­ anstaltungen. Foto: Otfried Knoll weder auf Bedürfnisse der Einheimi- terführung über die Traunsteinstraße schen, noch auf den bestehenden ermöglichte) zu erreichen und damit schnitt Kuferzeile - Franz-Josef-Platz Lokalbahnbetrieb und schon gar die Ansprüche aller Seiten zu befrie- erneuert werden. Diese 300 m lange nicht auf das Projekt der Zusammen- digen. Der Hotelbau kam hingegen Strecke wurde bereits als Referenz- führung der beiden Strecken Rück- aus verschiedenen Gründen nicht bauwerk für die geplante Durchbin- sicht. Die Pläne wurden der Bevölke- zustande und das Hotelproblem in dung durch den Altstadtbereich kon- rung so vorgestellt, als ob es keine Gmunden ist bis heute ungelöst. zipiert und erforderte deshalb große Lokalbahn und keinen Seebahnhof planerische Sorgfalt. gäbe. Das Durchbindungsprojekt ge- riet damit seinerseits unter Druck, Sanierung der Bestandsstre­ Nach eingehenden Bestandsaufnah- weil durch die bereits kolportierte cke und Probebetrieb Flexity men und Schallmessungen in den Planungsprämisse einer Auflassung Innsbruck Häusern entlang der Strecke wurde des Seebahnhofes die Einstellung unter Einbindung namhafter, vom des Bahnbetriebes der Lokalbahn Für den Einsatz moderner Fahrzeu- Obmann des Vereines Pro Gmund- drohte: Es gab massive Stimmen, die ge war es notwendig, an der Straßen- ner Straßenbahn zugezogener Ex- Lokalbahn nur mehr bis Engelhof zu bahnstrecke umfangreiche Adaptie- perten ein Masse-Feder-System für führen. Andererseits war auch klar, rungen im Hinblick auf den geplanten die Gleiskonstruktion errechnet, das dass das Straßenbahnprojekt von Einsatz von leistungsstarken neuen die Übertragung von Körper- und der Stadt sofort fallengelassen wür- Fahrzeugen vorzunehmen und den Luftschall aus dem Gleisbereich zu- de, wenn es als Verhinderungsgrund Bestand weitestgehend zu sanie- verlässig unterbindet. Dabei liegen für das Hotelprojekt gebrandmarkt ren. Hierfür konnte ein Finanzie- die mit elastischem Kunststoff um- werden würde. Dies war in den teil- rungsschlüssel von 75 % Land und mantelten Schienen in einem Beton- weise erbittert geführten fraktionellen 25 % Stadt vereinbart werden. Als monolith (Masse), der seinerseits in Auseinandersetzungen um das Ho- erste Etappe wurde 2004 die Total- einem Bett aus Kunststoffmatten mit telprojekt eine sehr reale Gefahr. Es erneuerung der Gleisanlagen in der genau berechneter Elastizität (Fe- mussten daher in kürzester Zeit Pla- Kuferzeile vorgenommen. Im Zuge der) gelagert ist. Die Eigenschaften nungen für eine Ersatz-Endstation dessen wurde auch eine Warnlicht- von Masse und Feder sind so aufei- mit einem Kurven-Mindestradius von anlage installiert, um in der für den nander abgestimmt, dass vom Fahr- 50 m erstellt werden. Deren Ergebnis Autoverkehr stadteinwärts führenden zeug eingetragene Schwingungen durfte aber den Planungen zum Zu- Einbahnstraße Kollisionen mit entge- neutralisiert werden, bevor sie sich sammenschluss der Strecken nicht genkommenden Straßenbahnzügen auf Bauwerke auswirken können. zuwiderlaufen. Die schneller mach- zu vermeiden. Es folgte 2005 der Das ausgeführte System entlang der bare Variante mit für die Lokalbahn- Neubau der Ausweiche Gmundner Gmundner Esplanade hat sich auf fahrzeuge tauglichen größeren Kur- Keramik an verkehrsgünstiger Stelle Anhieb hervorragend bewährt. venradien, die durch einen kleinen (SEP-Zugang). Gleichzeitig wurde Teil des Klostergartens der Kapuzi- das gesamte Umfeld der Remise er- Auch die Ausweiche Tennisplatz ner zum Klosterplatz geführt hätte neuert. wurde 2008 vollständig neu gebaut und damit eine noch stadtnähere und dabei ebenso wie die erneuerte Endstation als Vorstufe der Verbin- Schließlich konnte nach umfangrei- Haltestelle Rosenkranz barrierefrei dungsstrecke geschaffen hätte, wur- chen Vorarbeiten 2007 auch der Ab- gestaltet. Das Wartehaus wurde mit Vision - Engagement - Realität 25 einem integrierten Anbau für ein neu- es Unterwerk vergrößert und eine neue Fahrleitungs- und Schaltanlage errichtet. Die Eröffnung nahm Lan- deshauptmann-Stv. Erich Haider, ein großer Förderer der Zukunftsstrate- gie für die Gmundner Straßenbahn, persönlich vor.

Als neuerliche Initiative des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn gelang es im Einklang mit Verkehrsabteilung und Baudirektion des Landes Ober- österreich, einen der für Innsbruck neu gelieferten Bombardier-Flexi- ty-Triebwagen für einen sechswöchi- gen Probebetrieb nach Gmunden zu bringen. Es war wichtig, vor der für In zahlreichen Bürgerversammlungen informierten Verein Pro Gmundner Straßenbahn, 2009 geplanten Fahrzeugausschrei- Amt der oö Landesregierung und Stadt Gmunden über die Umsetzbarkeit des Durch­ bung weitere Erfahrungen, nunmehr bindungsprojektes. Hier anhand von Beispielen mit stark gekrümmten Brücken, um be­ mit einem nicht-allachsgetriebenen stehende, vergleichbare Lösungen als Parallele zu Gmunden anschaulich zu zeigen. Fahrzeug, zu sammeln. Vor allem Foto: Torsten Veit sollte damit auch ein Signal an die Bevölkerung gegeben werden, dass die Modernisierungspläne trotz der Hoteldebatte ernsthaft weiterverfolgt werden. Was auf dem IVB-Netz nicht möglich war, wurde als willkommene Synergie zwischen Gmunden und Vorchdorf erledigt: Die Messfahrten mit 70 km/h für die erforderliche Ty- pengenehmigung des Flexity-Inns- bruck-Triebwagens.

Danach erfolgte der Einsatz im Plan- verkehr auf der Traunseebahn und schließlich wurde der Triebwagen auf dem Straßenweg zur Gmundner Straßenbahn überstellt. Nach feier- licher Inbetriebnahme im Beisein Beim Einsatz des Innsbrucker Flexity im Herbst 2008 wurde die Straßenbahndurchbin­ höchster politischer Prominenz ver- dung bereits als konkretes Ziel kommuniziert. Foto: Otfried Knoll, 12.9.2008 kehrte der Niederflurwagen bis An- fang Oktober 2008 in Gmunden, ehe er dann nach Innsbruck weitergelie- fert wurde.

Die Fahrzeugfrage spitzt sich zu

Die Testbetriebe der Jahre 2003 und 2008, die mit den zum damaligen Zeitpunkt modernsten Straßenbahn- fahrzeugen durchgeführt worden waren, hatten neben dem positiven Echo bei Bevölkerung und Fachwelt zur Folge, dass auch der Handlungs- bedarf bei der Fahrzeugerneuerung aufgrund des Behinderten-Gleich- stellungsgesetzes immer stärker Eine klare Botschaft an die Politik. Fotomontage: Verein Pro Gmundner Straßenbahn/ erkennbar wurde. Das Land Ober- Josef Reiter 26 Vision - Engagement - Realität

fohlen werden. Es zeigte die techni- sche Machbarkeit der zweigleisigen Verbindungslinie Franz-Josef-Platz - Seebahnhof nun auch im Detail in den kritischen Abschnitten (Trauntor, Traunbrücke) auf. Vereinbarungsge- mäß war auch die verkehrstechni- sche Machbarkeit dieses Projektes durch exakte Simulationsmodelle im Schienenbereich sowie auch im Auf- trag der Landesstraßenverwaltung für den Individualverkehr belegt wor- den.

Da sich im Lauf der Jahre beim Groß- teil der Gmundner Bevölkerung und in den Dienststellen des Landes Ober- österreich die Ansicht gefestigt hatte, dass der Ausbau der Straßenbahn Stadtrat Wolfgang Sageder erläutert die letztendlich umgesetzte Planungsvariante See­ Gmunden durch die Verbindung von bahnhof - Klosterplatz in einer Bürgerversammlung im Jahr 2009. Foto: Otfried Knoll Straßenbahn und Traunseebahn zu österreich betonte neuerlich, dass ren Territorien in Form von Gemein- einer modernen Stadt-Regionalbahn für neue Fahrzeuge nur dann eine deratsbeschlüssen senden. notwendig und sinnvoll ist, hatte der Landesfinanzierung in Frage kom- Verein Pro Gmundner Straßenbahn men könne, wenn ein für die Region Um die StadtRegioTram Gmun- durch entsprechende Beschlüsse nutzenbringendes Gesamtprojekt den - Vorchdorf auf eine entschei- rechtzeitig festgelegt, dass sein aus umgesetzt würde. Widrigenfalls be- dungsreife Grundlage zu stellen, Spenden und Mitgliedsbeiträgen ge- stand die ernste Gefahr, dass der war bereits im Jahr 2006 auf Basis bildetes, beträchtliches Vereinskapi- Straßenbahnbetrieb mangels taugli- des Gemeinderatsbeschlusses von tal zum richtigen Zeitpunkt der Stadt cher Fahrzeuge mittelfristig gänzlich 2003 ein detailliertes Projekt zur Gmunden als Finanzierungsbeitrag in Frage stehen würde. Andererseits Verbindung der Traunseebahn mit für die Realisierung der Straßen- betonte das Land OÖ seine Bereit- der Gmundner Straßenbahn beim bahnverlängerung zur Verfügung schaft, zusätzlich zur bereits erfolg- Grazer Ziviltechnikerbüro IKK beauf- gestellt werden kann. Dies hatte die ten Sanierung der Bestandsstrecke tragt worden. Land Oberösterreich, finanzierenden Gebietskörperschaf- erhebliche Mittel für die Durchbin- Verein Pro Gmundner Straßenbahn, ten erkennbar beeindruckt. dung der Straßenbahn (Investition Stern & Hafferl und die Stadt Gmun- und Betriebskosten) aufzuwenden, den bildeten hierzu ein eigenes Pro- Die Ergebnisse aller Planungen und wenn die Stadt und die Gemeinden jektteam. Das Projekt konnte 2008 Verkehrssimulationen wurden in den entlang der Lokalbahn klare Signale dem Gmundner Gemeinderat vor- Gremien und Ausschüssen der Stadt zur Umsetzungsbereitschaft auf ih- gestellt und zur Umsetzung emp- Gmunden präsentiert und ausführlich diskutiert. Aus Meinungsumfragen wurde bekannt, dass sich beson- ders die Jugend stark für das Projekt Durchbindung ausspricht und inter- essiert. Auf Wunsch der Stadt wur- den daher die Planungen im Wahljahr 2009 auch in insgesamt sechs stark besuchten Bürgerversammlungen der Bevölkerung und der örtlichen Wirtschaft durch Stadt, Land, Verein und Stern & Hafferl vorgestellt. Hier- bei wurde besonders auf die aktuel- len europäischen Entwicklungen und Best-Practice-Modelle bei der Wie- dereinführung von Straßenbahnsys- temen eingegangen. Leider geriet das Projekt damit in den Gemein- derats-Wahlkampf und wurde auch nach der Wahl von einer politischen Fraktion zur Zielscheibe für Angriffe „Straßenbahnverlängerung kommt“ als Wahlkampfthema 2009. Foto: Otfried Knoll gegen den wiedergewählten Bürger- Vision - Engagement - Realität 27 meister erkoren. Das hatte zur Folge, sationelles Ergebnis. Der Verein Pro vorbereitete Fahrzeugausschreibung dass sich die vordem sehr klaren Be- Gmundner Straßenbahn setzte mit für alle drei Meterspurstrecken von kenntnisse zur Umsetzung plötzlich professionellen Beiträgen im ORF StH starten zu können. Für diese nicht mehr im Zielkatalog der Mehr- und bei den Regionalsendern sowie lagen nun ausreichend Erfahrungs- heitsfraktion befanden. Dennoch unübersehbarer Öffentlichkeitsarbeit werte vor. Die Vertreter des Landes wurden die Planungen und parallel nach. Es galt nun, mit noch geziel- Oberösterreich betonten neuerlich, auch die Überzeugungsarbeit voran- terer Überzeugungs- und Öffentlich- dass für neue Fahrzeuge nur dann getrieben, wobei eine Etappierung keitsarbeit - seitens des Vereines eine Landesfinanzierung in Frage des Projektes vorgeschlagen wurde. selbstverständlich unentgeltlich und kommen könne, wenn ein für die Re- Hierfür wurde auch die Detailplanung unter Verwendung der angesparten gion nutzenbringendes Gesamtpro- (Umbau Seebahnhof, Verlängerung Mitgliedsbeiträge für entsprechen- jekt umgesetzt würde. Auch der zu bis Klosterplatz) in Auftrag gegeben. de Materialien wie Großplakate und erwartende Skaleneffekt einer Ge- Vom Wiener Ziviltechnikerbüro Sni- Fassadenbanner - zu erwirken, dass samtbestellung für die drei Bahnen zek + Partner wurde eine auf den die notwendigen Beschlüsse in der würde nur dann zum Tragen kom- Planungen zur Durchbindung auf- Stadt Gmunden zur Realisierung der men, wenn das Stadt-Regio-Tram- setzende Potenzialanalyse für die Verbindungsstrecke herbeigeführt Projekt umgesetzt werden kann. Ein „StadtRegioTram Gmunden - Vorch- werden. Ausklammern der Straßenbahn aus dorf“ sowie eine volkswirtschaftliche diesem Beschaffungsvorgang stand Kosten/Nutzenrechnung erstellt. Sie aber als Ultima Ratio durchaus im kam 2010 zum Ergebnis, dass bis Entscheidung und Raum und es bestand die ernste zum Jahr 2025 zumindest eine Ver- Finanzierung Gefahr, dass der Straßenbahnbe- doppelung der Fahrgastzahlen in trieb mangels tauglicher Fahrzeu- den beiden Schienensystemen auf Auf dem Fahrzeugsektor spitzte sich ge mittelfristig aufgegeben werden 3.300 Fahrgäste pro Tag zu erwarten die Situation immer mehr zu: Die Be- müsse. An der grundsätzlich posi- ist, wobei sich dieser Wert unter der schaffbarkeit von Neubautriebwagen tiven Haltung der Landesvertreter Randbedingung ergibt, dass keine wurde im Hinblick auf die ablaufen- bestand jedoch kein Zweifel: Es wur- Einschränkungen des Individualver- den Übergangsfristen aus dem Be- de zugesagt, zusätzlich zur bereits kehrs erfolgen. Bei spürbaren Ein- hinderten-Gleichstellungsgesetz zur erfolgten Sanierung der Bestands- schränkungen wäre ein deutlich hö- Existenzfrage für die Straßenbahn. strecke auch erhebliche Mittel für heres Ergebnis erzielbar. Dank Landeszusagen konnte Stern die Durchbindung der Straßenbahn & Hafferl mit den Innsbrucker Ver- (Investitionen und Betriebskosten für Die weitere Überzeugungsarbeit kehrsbetrieben die Miete von zwei die Infrastruktur) zur Verfügung zu konzentrierte sich nun insbeson- Flexity-Triebwagen bis längstens stellen, wenn die Stadt und die Ge- dere auf die Nachbargemeinden Ende 2015 vereinbaren. Die Fahr- meinden entlang der Lokalbahn klare Gschwandt, Kirchham und Vorch- zeuge gingen im September 2011 Signale zur Umsetzungsbereitschaft dorf, wo fortschrittlich denkende und April 2012 auf der Traunseebahn auf ihren Territorien in Form von Ge- Gemeindevertretungen die großen in den Dauerbetrieb und lösten weit- meinderatsbeschlüssen senden. Der Chancen, die mit der Umsetzung gehend die bisher dort eingesetzten Verein Pro Gmundner Straßenbahn des Projektes verbunden waren, schweizerischen Gebrauchtfahrzeu- bestätigte wiederholt die gefassten zum Glück erkannten. Im Juni 2011 ge ab. Die Lokalbahnstrecke war in Beschlüsse, sein langjährig ange- starteten die „Oberösterreichischen den vorangegangenen Jahren mit spartes Vereinsvermögen - immerhin Nachrichten“ eine Befragungsaktion Bundes- und Landesmitteln auf wei- ein sechsstelliger Eurobetrag - für zu aktuellen Themen in Gmunden. ten Abschnitten saniert bzw. tech- die Realisierung des Projektes zur Die Hauptfragestellungen betrafen nisch ertüchtigt worden, was sich Verfügung zu stellen, was sich auf den von vieler Seite kritisierten Still- insbesondere auch an den neuen die Verhandlungsbereitschaft der stand der Stadtentwicklung, die Tou- Haltestellenausstattungen zeigte. Gebietskörperschaften positiv aus- rismusgesinnung der Bevölkerung, Somit konnte der Regelbetrieb auf wirkte. Die Gemeinden Gschwandt, den Neubau des weiterhin umstritte- der Lokalbahn behindertengerecht Kirchham und Vorchdorf bekundeten nen Hotels beim Seebahnhof, die Er- erfolgen, auch der Bau einer ersten glaubwürdig ihr lebhaftes Interesse richtung einer Seetherme, die Sperre Etappe der Verbindungsstrecke zu- an einer durchgehenden Schienen- der Traunbrücke für den Autoverkehr mindest bis zum Klosterplatz wurde verbindung in die Bezirkshaupt- und die Verlängerung der Gmundner damit realistisch. stadt und die Bevölkerung erwartete Straßenbahn. Die Befragung erfolgte Entscheidungen - nur in der Stadt sowohl online als auch mit Frage- Durch das feststehende Ablauf- Gmunden spießte es sich. bogen, die an alle Gmundner Haus- datum des Mietvertrages einerseits halte verteilt wurden. 58 % der Teil- und die grundsätzlich positiven Er- Für das Gesamtprojekt der Durch- nehmer traten für eine Verlängerung fahrungen mit den niederflurigen bindung der Straßenbahn Gmunden der Straßenbahn ein, 48 % befürwor- Mietfahrzeugen auf den Strecken einschließlich Erneuerung der städti- teten die Sperre der Traunbrücke für Gmunden - Vorchdorf und Vöckla- schen Infrastruktur und Neubau der den Autoverkehr. Für alle, die Gmun- markt - Attersee vergrößerte sich der Traunbrücke war ein Finanzierungs- den kennen, bedeutete dies ein sen- Entscheidungsdruck, ehebaldigst die volumen von rund 30 Mio. € (ohne 28 Vision - Engagement - Realität

Fahrzeuge) aufzustellen. Es stand fest, dass mit der Realisierung nicht nur eine hohe Wertschöpfung in der Region erzielt werden würde, son- dern dass auch die Gesamterneue- rung der unter den Straßenzügen liegenden Infrastruktur für Energie- versorgung, Wasser und Abwasser sowie die neue Oberflächengestal- tung der Stadt Gmunden Vorteile für Jahrzehnte bringen würde. Ganz ab- gesehen davon wurde schon damals seitens des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn betont, dass dieses Projekt zu überregionaler, ja sogar weltweiter Bekanntheit der Stadt bei- tragen würde.

So stand auch die Generalversamm- Anschneiden der Geburtstagstorte für die Jubilare GM 5 und GM 8 in der Straßenbahn­ lung des Vereines am 14. Februar remise am 14.2.2012. V.l.n.r.: Bgm. Heinz Köppl, LA Sabine Promberger, LA Martina Püh­ ringer, Obmann Otfried Knoll, GF Günter Neumann, NR Anton Heinzl. Foto: Martina Knoll 2012 ganz im Zeichen der Zukunft der Gmundner Straßenbahn. Nach dem formellen Teil lud der Vereins- vorstand zusammen mit der Firma Stern & Hafferl in die Straßenbahn- remise, die sich schon so oft als stimmungsvoller Veranstaltungsort bewährt hatte. Obwohl das Motto „Geburtstagsfest für die Triebwagen GM 5 und GM 8“ lautete, war doch der eigentliche Anlass der Blick in die Zukunft, und zwar gemeinsam mit politischen und fachlichen Entschei- dungsträgern. Vorgestellt wurde die neue Broschüre „StadtRegioTram: Von der City ins Grüne, von der Regi- on in die Stadt – für alle, die Ziele ha- ben“, die für „Normalverbraucher“ in der Stadt Gmunden und entlang der Traunseebahn alle Zusammenhänge und Chancen dieses zukunftsorien- Obmann Otfried Knoll präsentiert die neueste Fakten-Broschüre zum Projekt StadtRegio­ tierten Projektes nach damaligem Tram. Foto: Christa Holzinger, 14.2.2012 Stand darlegte. Namhafte Fachleute und nahezu alle zuständigen Poli- Dass lokale Schienenbahnen bes- Wohnhäusern, Geschäften, Cafés, tiker konnten als Teilnehmer einer tens angenommen werden, zeigte Restaurants und zu den öffentlichen flott moderierten Gesprächsrunde der Festvortrag des Geschäftsfüh- Einrichtungen wurden deutlich ver- mit ganz konkreten Fragestellungen rer des bekannten „Karlsruher Sys- kürzt. Die Fahrgastzahlen verdop- und Antworten (siehe weiter unten) tems“, das er ausführlich vorstellte. pelten sich bereits nach wenigen gewonnen werden. Natürlich waren Er zog einen für Gmunden wich- Wochen, und sie steigen weiter. die Triebwagen 5 und 8 die Stars tigen Vergleich: In der nur 10.500 des Abends, der 101jährige GM 5 Einwohner zählenden Kurstadt Bad Das waren die klaren Aussagen der frisch hauptrevidiert und mit einer Wildbad im nördlichen Schwarzwald Gäste im Resumee: modernen, fahrdrahtunabhängigen wurde erst vor wenigen Jahren die Magnetschienenbremse ausgestat- Lokalbahn quer durch die Innenstadt Bgm. Heinz Köppl (Gmunden): tet, und der unverzichtbare GM 8 als über die Uferpromenade zum Kur- Es gab bisher selten eine so gute Zu- 51jähriges Mädchen für alles. Die park verlängert. Und genau diese sammenarbeit mit den Nachbarge- Traunbridge Dixie Swingers brachten 800 Meter neues Gleis machen den meinden, wir kamen schnell zur Ein- ihnen zahlreiche Ständchen, eine rie- überragenden Erfolg der dortigen sicht, dass wir die Verbindungsstrecke sige Geburtstagstorte mit ihren Port- neuen StadtRegioTram aus. Zahl- zwischen Straßenbahn und Lokalbahn räts wurde von den rund 150 Festteil- reiche touristische Ziele werden nun gemeinsam angehen werden. nehmern mit Genuss verzehrt. direkt erschlossen, die Wege zu den Vision - Engagement - Realität 29

Bgm. Franz Wampl (Gschwandt): Die Traunseebahn wie auch die Durch- bindung in Gmunden sind für die Re- gion ganz wichtig. Bgm. Hans Kronberger (Kirchham): Die Qualitätsverbesserung an den Haltstellen und mit den neuen Fahrzeu- gen hat die Bevölkerung wahrgenom- men. Mit der StadtRegioTram würde die Region eine absolute Aufwertung erfahren. Wir widmen nur noch Grund- stücke in Bauland um, die entlang der Lokalbahn gelegen sind. Bgm. DI. Gunter Schimpl ­(Vorchdorf): Die Bahn war schon immer Impuls- bringer für Vorchdorf. Die Gemeinden entlang der Bahn entwickeln sich sehr gut, die Wohnbautätigkeit ist stark. Man sieht auch, die Leute nehmen die Bahn Mit Großplakaten und Fassadenbannern informierte der Verein Pro Gmundner Straßen­ bahn laufend die Öffentlichkeit. Fotos: Otfried Knoll an. Für die Pendler wäre es ein immen- ser Vorteil, würde die Traunseebahn durch das Gmundner Stadtzentrum LAbg. Martina Pühringer in Vertre- Ich finde es als regionales Projekt führen. tung LH Dr. Pühringer: sinnvoll. Die Finanzierung wird zu LAbg. Sabine Promberger in Vertre- Wir sind im Landtag die Stimme des schaffen sein, wenn alle sich bün- tung LR Dr. Kepplinger: Salzkammerguts und werden uns für deln. Ich werde Frau Bundesmi- das Projekt einsetzen. Wir werden die- nister Bures von diesem Fest be- Die Durchbindung wäre eine gute Maß- se Vision umsetzen richten, von der Sinnhaftigkeit des nahme für die Region. Für Stadtbumm- ler wären verkehrsberuhigte Zonen im Abgeordneter zum Nationalrat Anton Zusammenschlusses beider Bah- Zentrum toll. Heinzl, Vorsitzender des parlamen- nen ist sie schon überzeugt. tarischen Verkehrsausschusses:

V.l.n.r: Stadtrat Wolfgang Sageder, LH-Stv. Reinhold Entholzer, Obmann Otfried Knoll, Bgm. Heinz Köppl, Vbgm. Christian Dickinger und GF Günter Neumann präsentieren die vom Verein Pro Gmundner Straßenbahn angefertigten Countdown-Tafeln zur Inbetriebnahme der StadtRegioTram. Foto: Torsten Veit, 21.6.2013 30 Vision - Engagement - Realität

Dr. Walter Casazza (Geschäfts- führer der Verkehrsbetriebe Karls- ruhe) über das „Karlsruher Modell“ – einem Vorzeigemodell für erfolg- reiche StadtRegionalbahnen: Durch die Verbindung von Stra- ßenbahn und Regionalbahn ist es uns gelungen, die Zahl der Fahr- gäste zu verzehnfachen. Wir holen die Leute dort ab, wo sie wohnen und bringen sie dort hin, wo sie ihre Tätigkeit verrichten. Wenn die politischen Kräfte an einem Strang ziehen, ist das Gmundner Straßen- bahnprojekt auch in Zeiten eines Sparpaketes durchführbar. Setzen Sie Beschlüsse, ich komme gerne nach Gmunden und baue Ihnen Präsentation des Tramlink in der Wirtschaftskammer Gmunden am 11.3.2014. Foto: Christa Holzinger dieses Ding!

In einer von den OÖ-Nachrichten ge- starteten Umfrage „Brauchen wir die BIM-Verlängerung - JA oder NEIN“ stimmten 64,65 % mit JA, also ein eindeutiges Votum. Die Tourismus- kommission Traunsee verabschiede- te Ende 2012 eine an alle politischen Entscheidungsstellen in Bund, Land und Gemeinden gerichtete, sehr sachliche Resolution zur Realisie- rung des Durchbindungsprojektes, das als wesentlicher Wirtschaftsfak- tor und wichtiger Beitrag zu einem ökologisch orientierten Tourismus bezeichnet wurde.

Am 4.2.2013 informierte der Verein Pro Gmundner Straßenbahn in einer Anlässlich der Vertragsunterzeichnung für die Lieferung der 11 Tramlink V3-Triebwagen eigenen Pressekonferenz zum The- setzten alle Entscheidungsträger ihre Unterschrift auf ein schön gestaltetes Plakat. Repro: Otfried Knoll ma „Die StadtRegioTram ist sinnvoll und finanzierbar!“ und endlich stimm- vorliegenden politischen Beschlüs- Fahrparks auf allen drei Meterspur- te am 14.2.2013 auch der Gmundner sen endlich die Ausschreibung von strecken von Stern & Hafferl ermög- Gemeinderat mit großer Mehrheit Neufahrzeugen sowie den Neubau lichen, erfolgt über die Laufzeit der dafür, den Anteil der Stadt Gmunden der Bahnwerkstätte Vorchdorf star- Verkehrsdiensteverträge des Landes an den Baukosten zu tragen. Dieser ten. Für das Betreiberunternehmen Oberösterreich. Infolge Übernahme Beschluss war Voraussetzung für die hatten die vom Verein Pro Gmund- des Vossloh-Herstellerwerkes Va- Abstimmung im oberösterreichischen ner Straßenbahn initiierten Probebe- lencia wird diese Fahrzeugtype in- Landtag: Am 13.6.2013 stimmte der triebe mit dem vierachsigen Siemens zwischen von der Firma Stadler für Landtag ebenfalls mit großer Mehr- Combino aus Nordhausen und dem weitere Städte gebaut. heit der Finanzierung der StadtRe- sechsachsigen Bombardier Flexi- gioTram Gmunden - Vorchdorf zu. ty aus Innsbruck ganz wesentliche Somit übernahm das Land Oberös- Vorerkenntnisse geliefert, die in die Rechtliche Verhältnisse terreich für das Infrastruktur­projekt Ausschreibung einflossen. Bereits einen Beitrag von 80­ %,­ die übrigen am 20.1.2014 konnte dem damals Am 1.12.2013 wurde dem Ansuchen 20 % waren von den Gemeinden - so bezeichneten „Vossloh Konsor- der Lokalbahn Gmunden - Vorch- vermindert um den Beitrag des Ver- tium Oberösterreich“ der Zuschlag dorf AG vom 21.11.2013 stattgege- eines Pro Gmundner Straßen­bahn für die Stadt-Regio-Tram-Fahrzeuge ben und die Konzession zum Bau - aufzubringen. vom Typ TramLink V3 erteilt werden. und zum Betrieb einer Straßenbahn Die Finanzierung dieser 11 Fahrzeu- sowie zur Erbringung von Eisen- Stern & Hafferl konnte nun mit den ge, die eine Gesamterneuerung des bahnverkehrsleistungen auf der Vision - Engagement - Realität 31

Straßenbahnstrecke von Gmunden Seebahnhof bis Gmunden Franz-Jo- sef-Platz bis zum 1.12.2043 erteilt. Die Gmundner Straßenbahn GmbH wurde zu diesem Zweck mit der zu 100 % im Besitz von Stern & Hafferl befindlichen Lokalbahn Gmunden - Vorchdorf AG verschmolzen und letz- tere ist daher Konzessionärin einer Eisenbahn- und einer Straßenbahn- strecke, die nach unterschiedlichen technischen und juristischen Regel- werken, aber mit denselben Fahr- zeugen betrieben werden. Betriebs- grenze Straßenbahn/Eisenbahn in der neuen Haltestelle Seebahnhof ist der km 3,075 der bis dorthin verlän- gerten Straßenbahn bzw. der km mi- nus 0,185 der Lokalbahn Gmunden - Vorchdorf. Alle auf der künftigen Eisenbahn-Straßenbahnstrecke ein- Mit positiven Botschaften auf verschiedenen Informationskanälen, aber auch auf klassi­ schen Postkarten wurde die schwierige Zeit der Innenstadtbaustellen begleitet. gesetzten Fahrzeuge müssen des- Agentur Wazek/Archiv Otfried Knoll halb für beide Betriebsregimes aus- gestattet sein bzw. werden.

Bauetappen

Als erste Etappe des zweigleisi- gen Streckenneubaues durch die Gmundner Innenstadt wurde die Lokalbahnverlängerung über die Traunsteinstraße bis zum Kloster- platz umgesetzt. Sie ging nach nur drei Monaten Bauzeit am 13.12.2014 bereits in der Rechtsform einer Stra- ßenbahn in Betrieb. Mit der architek- tonisch gut gelungenen Neugestal- tung der Station Klosterplatz konnte Der Bahnhof Gmunden wurde 2014/2015 gänzlich neu zu einer echten Nahverkehrs­ gleich zu Projektbeginn eine markan- drehscheibe umgestaltet. Nun gelangt man barrierefrei von den ÖBB-Bahnsteigen zum te städtebauliche Benchmark gesetzt Mittelbahnsteig der Traunseetram. Foto: Otfried Knoll, 31.3.2019 werden.

Dank professioneller Öffentlichkeits- arbeit des gesamten Projektteams, guter Kommunikation mit den anrai- nenden Geschäftsleuten und einer angepassten Verkehrsführung wäh- rend der Bauzeit außerhalb der Tou- rismussaison war in diesem Bauab- schnitt eine fast durchwegs positive Stimmung gegeben, die durch den raschen Bauablauf verstärkt wurde.

2014 - 2015 wurde der Gmundner Die vom Verein Pro Gmundner Straßenbahn zugunsten der Stadt Gmunden finanzierte Abzweigweiche am Franz Josef-Platz. Fotos: Otfried Knoll Hauptbahnhof neu gebaut und hier- bei etwas weiter stadtwärts verlegt, fahrtshalle mit barrierefreiem Zugang sowohl bau- und trassierungstech- wodurch sich die Straßenbahnstre- zum neuen Mittelbahnsteig. nische Herausforderungen an die cke neuerlich um ca. 200 m verkürz- Projektleitung von Stern & Hafferl, te. Dafür erhielt die Straßenbahn Die dichtverbaute Gmundner Innen- als auch besondere Anforderungen eine zweigleisige, überdachte Ab- stadt mit ihren engen Gassen stellte an Logistik- und Kommunikations- 32 Vision - Engagement - Realität

Beim Lichterfest am 122. Geburtstag der Straßenbahn am 13.8.2016 waren Gleisanlagen und Fahrbahnoberfläche auf dem Rathausplatz schon fertiggestellt, es fehlte aber noch die Oberleitung. Dennoch konnten die Triebwagen GM 100 und GM 5 vor dem Gmundner Rat­ haus eindrucksvoll in Szene gesetzt werden. Foto: Robert Schrempf konzepte. Da die Erreichbarkeit der die neue Station Franz-Josef-Platz kann: Ohne das Straßenbahnprojekt Häuser und Geschäfte mit Einsatz- als kombinierte Bus- und Tramhal- wäre die für die Stadt sehr günstige fahrzeugen, Müllabfuhr und Liefer- testelle eine wichtige Verknüpfungs- Finanzierungsform niemals möglich wagen jederzeit sichergestellt sein funktion für die Citybusse sowie als gewesen. musste, konnte die Innenstadt-Neu- Ein- und Ausstiegsstelle für Reise- baustrecke nur in mehreren abge- busse, die zuvor den Rathausplatz Besonderes Augenmerk war auf die schlossenen Bauphasen errichtet verstellt hatten. Fundamentsicherung der teilweise werden. Im Herbst 2015 war Bau- sehr alten Gebäude zu legen. Um beginn am westlichen Anfang im Ab- Im Innenstadtbereich musste dem gegen nachträgliche Schadenersatz- schnitt Franz-Josef-Platz - Graben. eigentlichen Gleisbau eine Total- forderungen gewappnet zu sein, 2016 folgte der Abschnitt Graben erneuerung der Straßeneinbauten wurden umfangreiche Bodenerkun- - Rathausplatz. Im selben Jahr wur- vorangehen, was die für Außen- dungs- und Beweissicherungsmaß- de der Neubau der Hauptwerkstätte stehende möglicherweise lang er- nahmen an Gebäuden entlang der Vorchdorf für die Wartung der Tram- scheinende Gesamtbauzeit von vier künftigen Schienentrasse vorgenom- Link-V3-Triebwagen abgeschlossen Jahren für die verhältnismäßig kurze men, um erkennbare Risiken im Vor- und es konnten die der Reihe nach Strecke erklärt. Entlang der Tras- feld zu berücksichtigen. Dabei kam angelieferten Triebwagen auf den se waren aber auch alle nur denk- auch ein Schwingungserzeuger zum Lokalbahnstrecken GV und VA in Be- baren Schwierigkeiten zu meistern Einsatz, mit Hilfe dessen die Wirk- trieb genommen werden. Im Dezem- und Vorkehrungen zu treffen. Die samkeit des Masse-Feder-Gleis- ber 2016 ging die vom Verein Pro Hauptstränge der Versorgungs- und tragsystems getestet wurde. Mit Gmundner Straßenbahn zugunsten Entsorgungsleitungen - speziell die speziellen Baumethoden wie Hoch- der Stadt Gmunden finanzierte Ab- Abwasserkanäle - waren nicht nur druck-Bodenvermörtelung mittels zweigweiche zur neuen Haltestelle historischen Alters, sondern auch Düsenstrahlverfahren und Schne- Franz-Josef-Platz, Gleis 2 Richtung teilweise unterdimensioniert. Um cken-Ortbeton-Pfahlgründung konn- Vorchdorf, in Betrieb. Diese Weiche bei den immer häufiger werdenden te die eng stehende historische Bau- war überhaupt die Schlüsselstelle Starkregen die Wassermassen auf- substanz gesichert werden. des Gesamtprojektes, weil dort die fangen zu können, mussten an meh- bisher eingleisige Straßenbahnstre- reren Stellen unterirdische Rück- 41 Jahre nach dem erzwungenen cke aus der Seitenlage der Esplana- haltebecken neu gebaut werden, Rückzug der Straßenbahn vom de signalgeregelt in den zweigleisi- weshalb die Erneuerung dieser vi- Rathausplatz lagen dort schließ- gen Innenstadtabschnitt übergeht. In talen Infrastruktur als Segen für die lich im Juli 2016 beide Strecken- Fahrtrichtung Vorchdorf übernimmt Stadtgemeinde bezeichnet werden gleise fertig verschweißt in optisch Vision - Engagement - Realität 33 ansprechender Granitpflasterung. Die vordem äußerst unansehnlich gewordene Stadtdurchfahrt hatte mit der hochwertigen Oberflächen- gestaltung großteils ein vollkommen neues Gesicht bekommen. Selbst die Oberleitung wurde in klassischer Form an Mauerrosetten angebracht, endete aber vorerst noch am Gra- ben, sodass die beiden historischen Triebwagen GM 5 und GM 100 beim sommerlichen Lichterfest 2016 den Rathausplatz noch von einem LKW geschoben erreichten.

Rathausplatz - Trauntor Nach Ende der Sommerhauptsai- son 2016 begannen die Bauarbeiten vom Rathausplatz bis zum Trauntor Schienenverlegearbeiten in der Kammerhofgasse mit den Bögen des Trauntores. Foto: sowie an den Anschlusskurven an Christa Holzinger, 3.11.2016 die bereits bestehende Gleisanlage im Bereich Klosterplatz. In beiden Bauabschnitten bildeten die beeng- ten Platzverhältnisse sowohl bei der Leitungsverlegung, als auch im Bau- geschehen eine große Herausforde- rung für die Baufirmen. Die Arbeiten konnten jedoch im vorgesehenen Zeitplan abgewickelt werden, bereits im August 2017 wurden die extrem engen Trauntorradien (17,5 m) pro- beweise mit geschobenen Triebwa- gen aller drei maßgebenden Fahr- zeugtypen (TramLink V3, GM 8 und GM 5) befahren.

Neubau der Traunbrücke Der Neubau der Traunbrücke war zwangsläufig mit dem Abbruch der Stahlträger für die seeseitige Tragwerkshälfte der neuen Traunbrücke, Blick Richtung Traundorf/Schiffslände. Foto: Otfried Knoll, 13.4.2017 bestehenden Brückenkonstruktion verbunden. Da diese wichtige inner- städtische Verbindung nicht gänzlich unterbrochen werden kann und der Einbau einer Behelfsbrücke am See- abfluss schwierig und sehr kostspie- lig gewesen wäre, wurde eine Lösung in halbseitiger Bauweise entwickelt, die zumindest einen einspurigen, ampelgeregelten PKW- und Busver- kehr sicherstellen sollte. Der seesei- tige Tragwerksteil der neuen Brücke wurde in geschwungener Seitenlage zur bestehenden Brücke errichtet, um durch die etwas größere Länge die vorher sehr ungünstige Kuppen/ Wannen-Situation am Ostufer auszu- gleichen. Die Trasse verläuft über die Brücke in einem sanften Linksbogen, der Regel-Achsabstand der beiden Ostseitiger Brückenkopf mit Blick Richtung Trauntor. An der Krümmung des bereits fer­ tig verlegten Gleises Richtung Rathausplatz ist die Bombierung der Brücke mit der an­ Straßenbahngleise beträgt 3,20 m schließenden Wannenausrundung gut zu erkennen. Ebenso gut sichtbar ist die komplexe und ist mit Ausnahme der Auseinan- Leitungsführung im Bereich der Gleistrasse. Foto: Otfried Knoll, 5.7.2018 34 Vision - Engagement - Realität

derführung im Bereich des Übergan- ges zum Trauntor konstant.

Die Traunbrücke wurde zunächst der Länge nach zweigeteilt, die südliche Hälfte ab Oktober 2016 abgetragen und die nördliche Hälfte im wech- selnden Einbahnverkehr in Betrieb gehalten. Die neuen Brückenpfeiler wurden hälftig auf der Seeseite her- gestellt, anschließend konnte von der bestehenden Brückenhälfte aus das seeseitige Tragwerk errichtet werden. Diese Brückenhälfte konnte Ende Juli 2017 für den Fußgänger- verkehr freigegeben werden. So- dann wurden die nördliche Brücken- hälfte abgetragen und die nördlichen Auflegen der Schienen in die U-förmigen Dämmungs-Hohlkörper des Edilon-Systems auf Pfeilerhälften hergestellt. der Brückenfahrbahn. Deutlich zu erkennen sind die geschwungene Brückenform zum Ausgleich des Höhenunterschieds zwischen beiden Ufern und die großzügige Bemes­ sung der Gehsteige und Radwege. Im Hintergrund sind Grünberg, Traunstein und Schla­ Die Gründung der Widerlager und fende Griechin sichtbar. Foto: Christa Holzinger, 20.6.2018 Pfeiler erfolgte über eine Vielzahl von Großbohrpfählen, die zwischen 10 und 20 m unter die aktuelle Seesohle geführt wurden. Abgestimmt auf die Anlageverhältnisse wurde ein 4-feld- riges, parallelgurtiges Balkentrag- werk in Stahl-Beton-Verbundbauwei- se entworfen. Die Tragkonstruktion bilden 4 bzw. im Bereich der Rand- felder 5 trapezförmige, auf gleicher Höhe befindliche Stahlhohlkästen als Hauptträger, die an der Oberseite mit einer 15 cm starken Verbundplat- te verstärkt werden. Die Hauptträger wurden kontinuierlich entsprechend den Brückenrändern gekrümmt und somit ohne Knicke ausgeführt.

Dehnungsfuge am ostseitigen Widerlager der Traunbrücke mit aufgelegtem niedrigem Schienenprofil 53R1, 5.7.2018. Foto: Otfried Knoll Schienenprofil

Auf der Rillenschienenstrecke wur- de hauptsächlich das Profil 60R2 mit der Güte R290GHT eingebaut, auf der Traunbrücke hingegen das nied- rigere Profil 53R1. Um die Längsdeh- nung der Rillenschienen im Bereich der engsten Kurvenradien sowie auf der Traunbrücke auszugleichen, sind pro Streckengleis Schienenauszugs- vorrichtungen in der Kammerhof- gasse und der Traunsteinstraße (vor dem Bogen Seebahnhof) sowie auf der Brücke beim ostseitigen Fahr- bahnübergang eingelegt. Die Schie- nenauszugsvorrichtung beim Fahr- bahnübergang der Brücke ist mit Rillenschienen 53R1 ausgeführt, wo- Am 6.8.2018 befuhr der Tramlink 129, von Vorchdorf kommend, als erstes Fahrzeug pro­ bei diese zusätzlich den Profilüber- beweise beide Gleise der Neubaustrecke mit eigenem Antrieb. Foto: Torsten Veit gang von 53R1 auf 60R2 darstellt. Vision - Engagement - Realität 35

Um den Schienen- und Radreifen- gespannt sind, aufgehängt, wobei antrieben versehen und werden von verschleiß möglichst niedrig zu hal- grund­sätzlich eine elastische Drei- der Fahrdienstleitung Vorchdorf fern- ten, sind die Tramlink-Fahrzeuge ecksaufhängung an den Stützpunk- gesteuert. mit Schmieranlagen ausgestattet, ten erfolgt. Wo keine Mauerrosetten welche die Schienenkopfkonditio- möglich waren, sind Rohrmaste auf- nierung oder Spurkranzschmierung gestellt. Die letzten gusseisernen Eröffnung der Traunseetram innen/außen ermöglichen. Die An- Maste im Bereich der ­Haltestelle am 1.9.2018 steuerung erfolgt über das Zugleit- Rosen­kranz mussten nach 124 Jah- system (Positionsbestimmung via ren Standzeit ersetzt werden. Auf Die nun endgültig als „Traunsee- GPS, Wegsensor und Balisen). Zu- der Überlandstrecke werden nach tram“ bezeichnete Linie Gmunden sätzlich sind stationäre Schmieran- wie vor Holzmaste auf ­Betonsockeln ÖBB-Bahnhof - Rathausplatz - lagen bei den engsten Kurvenradien mit GFK-Auslegern verwendet. Vorchdorf ging am 1.9.2018 offiziell beim Seebahnhof, am Klosterplatz Auf diesen Masten wird auch die in Betrieb. Schon am 31.8. fuhren und beim Trauntor installiert. 240-mm²-Stalu-Speiseleitung mitge- im Rahmen des Österreichischen führt. Regionalbahntages erstmals mit Am 13. Juli 2018 konnte mit dem Fahrgästen besetzte Sonderzüge Ein­legen des Schlussstückes beim Die Speisebereiche der Straßen- zwischen Franz-Josef-Platz und En- Traun­tor die Schienenverbindung bahnstrecke werden im Regelbetrieb gelhof. Am offiziellen Eröffnungstag der Straßenbahn Gmunden mit der durch die Unterwerke Engelhof und wurde vormittags noch der getrennte Lokal­bahn Gmunden - Vorchdorf Tennisplatz im Parallelbetrieb ver- Straßenbahn- und Lokalbahnbetrieb vollendet werden. Noch vor der Be- sorgt. Zwischen Hauptbahnhof und fahrplanmäßig aufrechterhalten, auf triebsaufnahme wurden die hierfür Engelhof beträgt die Nennspannung der Straßenbahn kam sogar noch benötigten Tramlink-Triebwagen 600 V, womit eine durchgehende Be- der Triebwagen 10 letztmalig zum über die neue Brücke auf die Stra- fahrbarkeit auch für die historischen Einsatz. Nach den Festansprachen ßenbahnstrecke überstellt. Fahrzeuge bis Engelhof einschließ- startete um 12 Uhr die bis dahin im lich der dort geplanten Fahrzeug- Trauntor „versteckte“ erste Traun- abstellhalle sichergestellt ist. Von seetram für Presse und Fernsehen Elektrische Strecken- Engelhof bis Vorchdorf beträgt die um dann nach Durchschneiden ausrüstung Nennspannung hingegen 750 V; des Bandes auf die Strecke über Speisepunkte sind Engelhof, Eisen- die Traunbrücke überzugehen. Um Generell ist nun an der gesamten gattern und Vorchdorf. Auf Grund der 12.40 begann in Engelhof der fahr- Traun­see­tram-Strecke eine mit Rad- beengten Platzverhältnisse ist die planmäßige Betrieb Richtung Bahn- spannern nachgespannte Einfach- Fahrleitung im Innenstadtbereich mit hof Gmunden, um 13 Uhr verließen fahrleitung ausgeführt. Im Innen- einer Rissüberwachung ausgerüstet. die allerersten Züge für den Publi- stadtbereich werden silberlegierte Falls es zu einem Fahrdrahtriss kom- kumsverkehr den Rathausplatz in Fahrdrähte mit einem Querschnitt men sollte, wird der Speiseabschnitt beide Richtungen. Sodann fuhren von 120 mm² verwendet. Der Fahr- Tennisplatz - Seebahnhof automa- die Züge im 15-Minutentakt abwech- draht ist doppelt isoliert an Quer- tisch abgeschaltet und geerdet. Die selnd nach Neuhub und Vorchdorf, drähten, die an Mauerrosetten ab- Fahrleitungsschalter sind mit Motor- im Laufe des Abends dann auch mit

links: Ausfahrt des Eröffnungszuges aus dem Trauntor am 1.9.2018. rechts: Tramlink 121 am leider verregneten Eröffnungstag auf dem Rathausplatz. Die Beachflags waren Blickfang für das Informations­ zelt des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn. Fotos: Otfried Knoll 36 Vision - Engagement - Realität

Die nun durchgehende Strecke Gmunden Bahnhof – Stadtzentrum - Vorchdorf ist einerseits als Stras- senbahn Gmunden ÖBB-Bahnhof – Seebahnhof und andererseits als Eisenbahn Gmunden Seebahnhof – Vorchdorf konzessioniert. Eigen- tümerin beider Strecken und Inha- berin beider Konzessionen ist die Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf AG, deren Aktien sich zu 100 % im Eigentum der Firma Stern & Hafferl sind. Die betriebliche Systemgren- ze befindet sich in der Haltestelle Seebahnhof am stadtseitigen Bahn- steigende. Auf der teils eingleisigen, teils zweigleisigen Straßenbahn- Am Österr. Regionalbahntag am 31.8.2018 nahm Sektionschef Dr. Gerhard ­Gürtlich vom strecke gilt grundsätzlich Fahren auf Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie teil. Seit Anbeginn über­ zeugter Unterstützer der Pläne zum Ausbau der Gmundner Straßenbahn, zeigte er sich Sicht mit technischer Überwachung von den Leistungen des Vereines beeindruckt. Im Bild mit Obmann Dipl.-Ing. Otfried Knoll der Fahrerlaubnisgrenze. Auf der und Obmann-Stv. Dipl.-Ing. Helmut Koch am Informationsstand des Vereines im noblen durchgehend eingleisigen Lokal- Ambiente des Gmundner Stadttheaters. Foto: Romain Molitor bahnstrecke Gmunden Seebahnhof - Vorchdorf wird eisenbahnmäßig längeren Intervallen bis ein Uhr früh. Neue Einsatzbedingungen im Raumabstand und mit bestimm- Trotz schlechter Witterung kamen für die historischen Wagen ten Bremsweglängen gefahren. Aus regelrechte Menschenmassen zum technischer Sicht erfolgt der Wech- aufwändig gestalteten Eröffnungs- Dass die historisch wertvollen Fahr- sel zwischen beiden Betriebsarten programm. zeuge GM 5, GM 8 und GM 100 nach aber nicht an der betrieblichen Sys- Realisierung der Durchbindungs- temgrenze Seebahnhof, sondern strecke zur Lokalbahn Gmunden – an der elektrischen Systemgrenze Fahrplanangebot Vorchdorf weiterhin eingesetzt wer- 600/750V, die im Hinblick auf den den können, war seit jeher eines der Einsatz der Altfahrzeuge nach dem Während das bisherige Fahrplanvo- Ziele des Vereines Pro Gmundner Bahnhof Engelhof im km 1,972 an- lumen ca. 250.000 Zugkilometer auf Straßenbahn. Darüber hinaus sollten gelegt wurde. Durch eine automa- der Traunseebahn und ca. 60.000 Fahrten mit den Oldtimern künftig auf tische, über das Zugleitsystem ge- Zugkilometer auf der Straßenbahn die ehemalige Pferdeeisenbahnstre- steuerte Systemumschaltung mit betrug, kommen nun durch die Be- cke bis Engelhof ausgedehnt werden zusätzlicher Überwachung durch stellung des Oberösterreichischen können, um neue touristische Im- einen Permanentmagnet im Gleis Verkehrsverbundes weitere ca. pulse zu setzen. Dementsprechend werden an den Tramlink-Triebwagen 150.000 Zugkilometer dazu, sodass wurden in den vergangenen Jahren die elektronischen Signalgeber (Glo- dem Publikum ein wahrlich umfang- gemeinsam mit der Firma Stern & cke, Blinker, Pfeife) von Strassen- reiches Fahrplanangebot bereitge- Hafferl die konkreten Ziele formuliert, bahn- auf Eisenbahnmodus und um- stellt wird. Für die Bedienung dieses Vorbereitungen getroffen und durch gekehrt umgeschaltet. Mit Rücksicht Fahrplanes sind von den 8 in Vorch- das Betriebsunternehmen operativ auf den Einsatz der Altfahrzeuge dorf stationierten Tramlink-Triebwa- umgesetzt. Ziele waren insbeson- zwischen Engelhof und Seebahnhof gen planmäßig 7 Fahrzeuge nötig, dere die technische Nachrüstung wird im 600 V-Bereich bei den Tram- das achte bildet die Werkstattreser- der Fahrzeuge für den Einsatz in link-Triebwagen auch die Rekupera- ve. Mehrere Notfallszenarien funk- den beiden Betriebsregimes Stra- tionsspannung angepasst. Sie liegt tionieren auch mit weniger Fahr- ßenbahn und Eisenbahn, das heißt 25 % über der Nennspannung des zeugen. Einsatzpunkte sind nun mit einer Fahrzeugausrüstung, Si- jeweiligen Betriebsabschnittes. Engelhof und Vorchdorf, wobei die gnalen und Bremseinrichtungen für Fahrzeuge in Engelhof bis auf weite- beide Systeme unter Wahrung des Die historischen Straßenbahnfahr- res im Freien abgestellt werden müs- historischen Erscheinungsbildes. In zeuge können somit bis zur Span- sen. Dort wurde die Errichtung einer diesem Zusammenhang wurde ent- nungs-Systemgrenze Engelhof mit Durchfahr-Abstellhalle baulich zwar schieden, die Triebwagen GM 9 und eigener Kraft fahren. Allfällige Über- vorbereitet, kann aber mangels gesi- GM 10 nach Möglichkeit einer Er- stellungen in die Werkstätte Vorch- cherter Finanzierung noch nicht fer- haltung außerhalb Österreichs zuzu- dorf werden hingegen aus Sicher- tiggestellt werden. Die Remise in der führen und damit Platz in der denk- heitsgründen ab/bis Engelhof nur Kaltenbrunerstraße dient nur mehr malgeschützten Straßenbahnremise geschleppt durchgeführt. Betriebs- als Abstellhalle für die historischen Kaltenbrunerstrasse zu schaffen. technisch mussten für den fahr- Fahrzeuge. planmäßigen und außertourlichen Vision - Engagement - Realität 37

Einsatz der Oldtimer auf der Traun- seetram durchgehende Fahrplan- trassen definiert werden, was bei dem dichten Fahrplantakt und den geringeren Höchstgeschwindigkeiten (GM 5 30 km/h und GM 100 14 km/h) keine einfache Aufgabe darstellt. Für einen fahrplanmäßigen Einsatz auf der Strecke Gmunden Seebahnhof – Engelhof müssen die historischen Fahrzeuge jedenfalls dem Betriebs- regime „Eisenbahn“ entsprechend ausgerüstet sein, weshalb die op- tischen (3-Licht-Spitzensignal) und akustischen Signaleinrichtungen (Signalhorn) zu ergänzen waren. In Anbetracht des dichten Fahrplanes Führerstand des GM 5 nach Einbau des ZLS-Bediengerätes, Deckel aufgeklappt. Der und des Wechsels von eingleisigen Schlagtaster für die Schienenbremse wurde nach unten verlegt. Vor dem Fahrschalter der Buchfahrplan und vor der Handbremse der Zugleit-Fahrtbericht, der bis auf weiteres und zweigleisigen Streckenabschnit- geführt werden muss. Foto: Otfried Knoll, 31.3.2019 ten erschien aber auch die Über- wachung der Fahrerlaubnis mittels Zwangsbremseingriff am Fahrzeug im Falle einer Fehlhandlung gebo- ten. Es war daher zusätzlich erfor- derlich, die Triebwagen GM 5, 8 und 100 mit den Einrichtungen des rech- nergestützten Zugleitsystems ZLS StH zu versehen. Schließlich kam noch erschwerend dazu, dass an den Haltestellen der Traunseetram nun wechselnd links oder rechts aus- und eingestiegen wird. Zur Wahrung des historischen Erscheinungsbildes ergaben sich somit aus den zahlrei- chen neuen Anforderungen ebenso zahlreiche funktionale und ästheti- sche Herausforderungen. Sie wur- GM 5 auf der Fahrt vom Seebahnhof nach Engelhof beim Schloss Weyer am 31.3.2019 den wie gewohnt in Abstimmung zwi- Foto: Otfried Knoll schen der betriebsführenden Firma Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft mbH, der Landes-Aufsichtsbehörde und dem Verein Pro Gmundner Stra- ßenbahn gelöst.

Im Einzelnen wurden folgende Maß- nahmen umgesetzt:

GM 5 Zunächst war zu klären, ob der ­GM 5 aufgrund seiner größeren Wagenbreite ohne Einschränkun- gen im Gegenverkehr mit den neu- en Tramlink-Fahrzeugen eingesetzt werden kann. Dies wurde bereits im Anstelle des vormaligen Hand-Ausschalters ohne Funkenlöschung wurde auf dem Füh­ Jahr 2014 gutachterlich bestätigt. rerstand 1 des GM 5 ein selbsttätiger Hauptschalter mit Blasspule und Funkenkamin so­ ­Sodann war zu untersuchen, ob die wie Fernauslöse-Möglichkeit über das ZLS eingebaut. Foto: Otfried Knoll 17,5 m – Radien beim Trauntor bei Auslegung der Spurführung auf die Schienenprofils 60Ri2 (auf der Neu- cher befahren werden können. Die Regelfahrzeuge der Bauart Tram- bau-Traunbrücke 53Ri1) mit einem Unter­suchung brachte den Nach- link und genereller Verwendung des Zweiachser mit 3,6 m Radstand si- weis, dass eine Schwächung des 38 Vision - Engagement - Realität

Spurkranzes an der Fahrflanke um Sinuslauf gewährleisten würde. Auf Praxis hat inzwischen die Richtigkeit etwa 1,5 mm und an der Radrücken- dieses geänderte Profil wurden die der Berechnungen bewiesen. flanke um 1 bis 1,5 mm eine gute Bo- Radreifen des GM 5 sodann in der gengängigkeit und auch einen guten Werkstätte Vorchdorf abgedreht. Die Durch die seit dem Jahr 2012 bereits vorhandene Batteriestromversor- gung für die damals neu eingebaute Schienenbremsanlage erwies sich nun der Einbau der zusätzlichen Si- gnaleinrichtungen als vergleichswei- se einfaches Thema. Es wurden auf jeder Stirnseite unterhalb der Verble- chung zwei LED-Zusatzscheinwerfer für das Dreilicht-Spitzensignal sowie nicht sichtbare elektrische Hupen eingebaut. Hingegen mussten für das Zugleitsystem zwei Antennen, Balisenleser, Hauptschalter mit Fern- auslösung und Bediengeräte an bei- den Führerständen sowie der Bord- rechner für die Überwachung aller Funktionen untergebracht werden, GM 5 am 31.3.2019 auf der Bergfahrt nach Engelhof entlang der alten Pferdebahntrasse. ohne das historische Erscheinungs- Foto: Otfried Knoll bild zu beeinträchtigen. Die Anten- nen für den Datenfunk sowie für das GPS-Signal konnten von außen nicht sichtbar am Wagendach angeordnet werden. Der Bordrechner wurde auf der Seite „Bahnhof“ im Führerstands- geschränk eingebaut, die Bedien- geräte auf beiden Führerständen anstelle des Faches für die Schalt- geräte versenkt angeordnet und wie- der mit einer schwarzen Abdeckung verschließbar gemacht, sodass sich bei geschlossenem Deckel die jetzi- ge Führerstandsanordnung von der vorhergehenden de facto nicht unter- scheidet. Über die ZLS-Bedienge- räte werden auch die Zusatzschein- werfer eingeschaltet. Damit konnte Am 31.3.2019 steht der GM 5 mit eingeschaltetem Dreilicht-Spitzensignal im Bahnhof En­ gelhof auf einem der beiden Gleisstutzen, von denen aus dereinst die Verlängerung Rich­ mit Ausnahme eines unscheinbaren tung Laakirchen vorgesehen ist. Rechts im Bild das Streckengleis nach Vorchdorf mit der Fußtasters für die Hupe auf weitere Ankündigung der Spannungs-Systemgrenze. Foto: Otfried Knoll Schalter am Führerstand verzichtet werden. Anstelle des bahnhofssei- tig am Plafond des Führerstandes 1 angeordneten Handausschalters wurde ein vom Verfasser beigestell- ter, selbsttätiger Überstromschalter mit Fernauslösespule eingebaut und dezent verkleidet. Sogar das vorhan- dene Ampèremeter konnte reaktiviert werden. Auf dem Führerstand 2 wur- de der in Serie zum automatischen Ausschalter liegende Handausschal- ter beibehalten. Ein größerer Umbau war die Wie- der-Öffnung der Plattformen auf der Seeseite samt Anfertigung neuer Einstiegsstufen sowie die Anbrin- Zwei Tramlinks und der GM 5 stehen am 31.3.2019 im nunmehr dreigleisigen Bahnhof gung von Plattformtüren an allen vier Engelhof. Foto: Otfried Knoll Einstiegen, um den Fahrgastwechsel Vision - Engagement - Realität 39

und Rillenschienen nicht in Frage. Auch der Stangenstromabnehmer mit O-Bus-Schleifschuh war für die Gmundner Fahrleitungsbauart unge- eignet. Wegen ihres Einsatzes aus- schließlich auf eigenem Bahnkörper hatten alle Pöstlingbergbahnwagen zudem weder Dachsignale noch Fahrtrichtungsanzeiger, waren aber mit relativ modernen Scheinwerfern ausgerüstet.

Um nach dem Umbau ein harmoni- sches Erscheinungsbild sicherzu- stellen, konnten durch gute Verbin- dungen zu den Wiener Linien ein Lyrastromabnehmer, vier Fahrtrich- tungs-Anzeigelampen mit den zuge- Am 31.3.2019 fährt der GM 5 von der Traunbrücke kommend auf das Trauntor zu. Auf hörigen Original-Schaltern und zwei der Seeseite sind die neu angefertigten Einstiege sowie die halbhohen Plattformtüren zu Scheinwerfer jeweils alter Bauart sehen. Foto: Otfried Knoll beschafft werden. Bei den Rädern mussten die Doppelspurkränze ab- an nunmehr allen Haltestellen zu er- Haltestellen bedienen. Ein fahrplan- gedreht und die Radreifen auf das möglichen. Hierfür wurden halbhohe mäßiger Einsatz im Oldtimerverkehr gmundner Profil geändert werden. Flügeltüren aus Blech angefertigt, ist deshalb derzeit nicht vorgesehen. Anstelle der Zangenbremseinrich- die mit Messingklinken nach innen tung war bei nur 2 m Achsabstand zu öffnen sind. Der Stufenspalt wird eine vollkommen neue Magnetschie- mit einer nach oben zu öffnenden GM 100 nenbremsanlage zu dimensionieren Klappe mit Magnethalterung für die Bevor der ehemalige Triebwagen IV und die passenden Magnete hierfür aufgeklappte Stellung überbrückt. der Pöstlingbergbahn in Gmunden aufzutreiben, was nach längerer Su- Die mehrfach gebogenen Handläu- als GM 100 in Betrieb gehen konnte, che auch gelang: Es wurden Brems- fe bei den Einstiegen wurden origi- waren beträchtliche Umbauten not- magnete der wiener Triebwagentype nalgetreu nachgebaut. Alle Arbei- wendig. Sie wurden von der Stern & A bzw. B (ULF) beschafft. Das cha- ten wurden von der StH-Werkstätte Hafferl-Abteilung Zugförderung und rakteristische Handrad für die ehe- Vorchdorf in enger Abstimmung mit Werkstätten sowie der Werkstätte malige Zangenbremse wurde bei- dem Verein Pro Gmundner Straßen- Vorchdorf professionell geplant und behalten und wirkt nun als Schalter bahn durchgeführt. im Frühjahr 1995 nach den gestalte- für das Schienenbremsschütz der rischen Vorschlägen des Verfassers mit 24 V gespeisten Bremsmagnete. behutsam umgesetzt. Beibehalten Dazu musste eine Umrichter- und GM 8 werden konnte die grundsätzliche Batterieladeanlage 600/24 V Gleich- Beim Triebwagen GM 8 wurde der elektrische Ausrüstung und der An- strom möglichst unsichtbar einge- ZLS-Fahrzeugrechner auf der Bahn- trieb mit den Originalmotoren mit ei- baut werden. Auf den originalen, hofseite hinter dem Führerstand vor ner Leistung von je 20,4 kW. Damit drehbaren Stromabnehmerbock des der ersten Sitzreihe in einem Kasten blieb die drehzahlbedingte Höchst- Stangenstromabnehmers wurde ein angeordnet, während die Bedienge- geschwindigkeit von 14 km/h be- Lyrabügel aufgesetzt, der – anders räte rechts vom Fahrerplatz anstel- stehen. Auch die Fahrschalter der als sonst üblich - bei Fahrtrichtungs- le des zuletzt neben dem Zahltisch Union Elektrizitätsgesellschaft mit wechsel mit der Bügelleine händisch angebrachten Almex-Fahrschein- 6 Fahr- und 6 Bremsstufen blieben um 180 Grad gedreht werden muss. druckers montiert werden konnten. im Originalzustand. Unverändert be- Die Leine wird mit einem Trolley- Dieser Triebwagen ist als einziger lassen werden konnten damals die catcher, der auf der jeweils hinteren Oldtimer mit einer zeitabhängigen Fahr- und Bremswiderstände, die in Plattform mittels Bajonettverschluss SIFA ausgestattet und daher für Ein- den 1950er Jahren auf das Wagen- einzustecken ist, auf Zug gehalten. mannbetrieb geeignet. Er verfügte dach verlegt worden waren, eben- mit seinen fernauslösbaren Über- so die aus der gleichen Zeit stam- Den Großteil des Umbaues im Jahr stromschaltern und Schienenbrem- menden Überstromschalter. Nicht 1995 finanzierte der Verein Pro sen sowie einem Drehzahlgeber auf beizubehalten waren hingegen die Gmundner Straßenbahn. Der Trieb- Achse 2 bereits über alle erforder- Doppelspurkranzräder und die Si- wagen erhielt die neue Nummer GM lichen ZLS-Einwirksysteme. Weil cherheits-Zangenbremse, die auf 100 und wurde am 30. 6.1995 mit seine Türen nur auf einer Seite an- die Keilkopfschienen der Pöstling- einem großen Fest in Betrieb ge- geordnet sind und ein Umbau aus- bergbahn abgestimmt war. Beides nommen, zu dem auch nochmals geschlossen ist, kann er nicht alle kam für einen Betrieb auf Vignol- der Beiwagen 101 aus dem Museum 40 Vision - Engagement - Realität

Hinter dem Dachsignal des GM 100 ist die Abdeckung des neuen Überstromschalters zu sehen, rechts im Bild die tellerförmige Datenfunk-Antenne. Im Hintergrund das Auf­ nahmsgebäude des aus der Pferdebahnzeit stammenden Bahnhofs Engelhof. 4.6.2019, Foto: Otfried Knoll

Am späten Abend des 4.6.2019 steht der aus der Werkstätte Vorchdorf zurückge­ kehrte GM 100 mit eingeschalteten Zusatz­ scheinwerfern im Bahnhof Engelhof. Hin­ ter dem schwarzen Blech ist jeweils das elektrische Signalhorn angeordnet. Foto: Otfried Knoll

mise Kaltenbrunerstraße zusätzlich zu den Planwagen GM 8, 9 und 10 und dem historischen GM 5 unter- gebracht werden. In seinen bisher Führerstand des GM 100 nach dem Umbau. Von links nach rechts: Fahrschalter, Fahrt­ 25 Einsatzjahren in Gmunden hat richtungsanzeiger-Schalter, ZLS-Bediengerät in der neuen Version mit im Display inte­ der GM 100 keinerlei Probleme ver- grierten Meldelampen (Abdeckung nach unten gedreht), Handbremse, Handrad für den ursacht. Auch sein zweimonatiges Schienenbremsschalter, Weichen-Stelleisen. Foto: Otfried Knoll, 4.6.2019 Gastspiel in Nordhausen im Jahr 2004 als Gegenleistung für den Pro- bebetrieb eines Nordhäuser Combi- no in Gmunden vollführte er mit Bra- vour.

Da der GM 100 bereits seit 1995 mit Batteriestromversorgung ausgerüs- tet war, konnten die für den Betrieb auf der Eisenbahnstrecke zusätz- lich erforderlichen Einrichtungen im Frühjahr 2019 weitgehend problem- los unter der zweiten Stirnsitzbank (Bordrechner) und auf dem Wagen- dach (Antennen, Überstromschalter mit Fernauslösung) eingebaut wer- den. Die Zusatzscheinwerfer wurden Erste Talfahrt des GM 100 mit eigener Kraft von Engelhof zum Seebahnhof auf der ehe­ in das stirnseitige Abdeckblech der maligen Pferdebahntrasse über dem Traunsee am 4.6.2019. Im Bildhintergrund der See und die Stadt Gmunden. Foto: Otfried Knoll seitlichen Laufbretter integriert und die Hupen dahinter angeordnet. Auf Historama in Ferlach herangeschafft bei Schönwetter eingesetzt. Dank der Bahnhofsseite (Bergseite) wurde worden war. Ab nun war der GM 100 seiner Länge über Puffer von nur ein gleichartiger Überstromschalter bei den jährlichen Oldtimerfahrten 6,8 m konnte er in der kleinen Re- mit Fernauslösespule wie beim GM Vision - Engagement - Realität 41

5 eingebaut und hierfür eine größere Abdeckung, aber in der bisherigen flachen Form neu angefertigt. Vom Straßenniveau unsichtbar wurden die Datenfunk- und GPS-Antennen auf dem Wagendach angebracht und in der Dachfarbe lackiert, sodass sie überhaupt nicht auffallen. Das ZLS-Bediengerät ist von außen nicht sichtbar hinter der Plattformbrüstung angeordnet und kann mit einer von unten nach oben drehbaren Abde- ckung geschützt werden.

Fazit

Unter dem neuen Namen Traunsee- tram steht nun der Region um Gmun- Der Vereinsvorstand bei der Generalversammlung am 10.2.2014. Ein Team voller Energie, das von der Zukunft überzeugt ist. V.l.n.r.: Kassier Richard Stürmer, Schriftführer-Stv. den, für alle sichtbar, ein zeitgemä- Robert Schrempf, Rechnungsprüfer Manfred Reingruber (†), Kassier-Stv. Helmut Zwirch­ ßes Verkehrsmittel zur Verfügung. mayr, Obmann Otfried Knoll, Obmann-Stv. Helmut Koch, Schriftführer Günter Neumann. Die vor 30 Jahren unabwendbar er- Foto: Martina Knoll scheinende Einstellung der Gmund- ner Strassenbahn konnte nicht nur enge Altstadt von Gmunden verbun- Ausblick auf die Zukunft verhindert, sondern in ihr Gegen- den. Im unmittelbaren Einzugsge- teil verkehrt werden. Dass zu jeder biet der beiden Strecken leben rund Für den Verein Pro Gmundner Stra- Einzelmaßnahme von Modernisie- 30.000 Einwohner, bei rund 50.000 ßenbahn bedeutet die erfolgreiche rung und Ausbau auch die richtigen Gästeankünften sind in den Anrai- Umsetzung der Traunseetram ein handelnden Personen zusammen- nergemeinden jährlich ca. 100.000 wichtiges Etappenziel. Gestützt auf geführt werden mussten, mag zwar Nächtigungen zu verzeichnen. Weil die Beschlüsse der Generalver- selbstverständlich erscheinen, war in der Bezirkshauptstadt Gmunden sammlung von 2018 stehen jedoch und ist es aber doch wieder nicht. (13.200 Hauptwohnsitze) praktisch weitere Entscheidungen für die Zu- Denn von selbst haben sie nicht zu- kein leistbarer Baugrund mehr zur kunft an. Gemeinsam mit der Firma sammengefunden. Verfügung steht, haben die drei Lo- Stern & Hafferl als Eigentümer und kalbahn-Gemeinden Gschwandt, Betreiber müssen die Weichen für Nach drei Jahrzehnten ununterbro- Kirchham und Vorchdorf in den letz- die Realisierung dieser Beschlüs- chenem und mehrheitlich unbezahl- ten Jahren rund um die Haltestellen se gestellt werden. Dazu ist ein Ko- tem Engagement können wir heu- der Lokalbahnstrecke neues Bauland operationsvertrag für die Betreuung te mit Freude feststellen, dass die gewidmet. Familien mit Kindern, die der historischen Fahrzeuge und der Vorgangsweise richtig war, in vielen die Bahn für den täglichen Schulweg denkmalgeschützten Remise, den abgestimmten Schritten eine zwar nützen, Arbeitnehmer, die die Stadt Einsatz der Oldtimer und deren War- durchaus machbare, für Viele aber auf kurzem Weg erreichen, Tages- tung sowie für die künftige Nutzung lange als unrealistisch erscheinende ausflügler und Menschen, die eine der Remise abzuschließen. Die Ver- Vision in die Realität umzusetzen. hohe Erholungsqualität zu schätzen wendung der Vereinsmittel für Pro- Letztlich - und nicht von Beginn an - wissen, sind die erwarteten Fahr- jekte und Öffentlichkeitsarbeit wird haben erfreulich viele Menschen ein gäste, für die die Traunseetram eine wie bisher nach sorgfältiger Prüfung gemeinsam als solches erkanntes vorteilhafte Verkehrsachse darstellt. und entsprechenden Beschlüssen Ziel verfolgt. Die Stadt Gmunden wiederum hat erfolgen. Absehbar sind dies die sich nach heftig geführten Diskus- Heimholung des Triebwagens SM Faktum ist, dass in den letzten Jahren sionen endlich für eine durchgehend 1 der ehemaligen Straßenbahn Un- mit großteils regionaler Wertschöp- verkehrsberuhigte Zone entlang der terach – See, der in Gmunden viele fung ein Projektvolumen von 30 Mil- Altstadtquerung und einen autofreien Jahre als GM 7 im Einsatz war. Seine lionen Euro (ohne Fahrzeuge) umge- Rathausplatz entschieden - und eine Restaurierung in den annähernden setzt wurde, das eine verkehrs- und neue Stadtgestalt samt sanierten In- Urprungszustand samt erforderli- regionalpolitische Leuchtturmfunkti- frastrukturen bekommen. Es ist dies cher Ergänzungen für den heutigen on verkörpert. Zwei bisher getrennte eine in ihrer Gesamtheit faszinieren- Betriebseinsatzwird wird erhebliche meterspurige Bahnen, die Gmund- de Entwicklung, getrieben von einem Mittel erfordern. Zu entscheiden wird ner Straßenbahn und die Lokalbahn Verkehrsmittel, das bis vor kurzem auch über die weitere Verwendung Gmunden - Vorchdorf, sind nun mit noch der kleinste Straßenbahnbe- der vorsorglich beschafften Pöstling- einer rund 900 m langen, zweigleisi- trieb der Welt war. bergbahntriebwagen II, VI und XVI gen Neubaustrecke quer durch die sein. 42 Vision - Engagement - Realität

nahmen werden aber nur dann rea- lisiert werden können, wenn die mitt- lerweile unübersehbaren Folgen des Klimawandels dazu führen, dass je- de/r Einzelne sein Verkehrsverhalten an ökologisch unbedenklichen Mobi- litätsformen orientiert und auch als Meinungsbildner in dieser Hinsicht agiert. Wir vom Verein Pro Gmund- ner Straßenbahn werden weiter die Denkanstöße dazu geben und uns für eine nachhaltige Verkehrsmittel- wahl in der Traunseeregion einset- zen. Es wäre zu wünschen, dass sie weiterhin als Vorzeigeregion Furore macht. Zwei Fahrzeuggenerationen an der einstigen Endstation der Gmundner Straßenbahn auf dem Rathausplatz. Foto: Otfried Knoll, 31.3.2019 Gmunden, im August 2019

FH-Prof. Dipl.-Ing. Otfried Knoll Obmann des Vereines Pro Gmundner Straßenbahn

Literatur Knoll, Otfried: Technische Lösungen beim Umbau der historischen Fahrzeuge für die Traunseetram. Eisenbahn Österreich 9/2019, Verlag Minirex, Luzern Der Rathausplatz mit Blick gegen die Gmundner Altstadt. Foto: Otfried Knoll, 31.3.2019 Knoll, Otfried: TraunseeTram – Von der Vi- sion zur Wirklichkeit. Eisenbahntechnische Rundschau 7+8/2019, Verlag DVV Media Group, Eurailpress, Hamburg Knoll, Otfried: Traunseetram Gmunden – Vorchdorf eröffnet. Eisenbahn-Revue Inter- national 10/2018, Verlag Minirex, Luzern Knoll, Otfried; Döderlein, Christoph: Vision wird Wirk­lichkeit: Die Traunseebahn ist vollendet. Eisenbahn Österreich, 9/2018, Verlag Minirex, Luzern Knoll, Otfried: Bremstechnische Heraus- forderungen der Straßenbahn Gmunden. Eisenbahn Österreich, 9/2017, Verlag Minirex, Luzern Knoll, Otfried: Spårvägen i Gmunden förlängs. Modern Stadstrafik, Nr. 1/2016. Svenska Spårvägssällskapet, Stockholm Knoll, Otfried: Vom kleinsten Strassen- Die neue Traunbrücke. Foto: Otfried Knoll, 9.9.2018 bahnbetrieb der Welt zur Stadt-Regio-Tram Gmunden - Vorchdorf. Eisenbahn Öster- Die wesentlichste Aufgabe für die Zu- der Traunseetram abhängen wird. reich 9/2013, Verlag Minirex, Luzern kunft stellt aber die Trassenfindung Dass für deren Weiterentwicklung Knoll, Otfried: Projekt StadtRegioTram für mögliche Streckenerweiterungen ebenfalls noch Investitionen in zu- Gmunden – Vorchdorf. Eisenbahntechni- in Vorchdorf, nach Laakirchen/Stey- mindest eine neue Betriebsauswei- sche Rundschau 9/2013, Verlag DVV Media rermühl und Altmünster dar. Hier ist che und eine geschlossene Abstell- Group, Eurailpress, Hamburg von einem längerfristigen Meinungs- halle in Engelhof erforderlich sind, ist Knoll, Otfried: Projekt Stadt-Regionalbahn bildungsprozess auszugehen, der bekannt und hoffentlich demnächst Gmunden. Eisenbahn Österreich 7/2008, Verlag Minirex, Luzern zweifellos auch vom weiteren Erfolg auch finanzierbar. Alle diese Maß- Vision - Engagement - Realität 43

Stellen WIR neuerlich die Weichen!

Umsetzung Kooperationsvertrag nach Anpassung der Statuten

Neugestaltung Remise

Umbau und Reaktivierung GM 7 und GM 200

Überzeugungsarbeit Laakirchen und Alt- münster

Kooperationsmodell Rolle Stern & Hafferl Rolle Verein PGS

■■ Verantwortlicher Eigentümer und ■■ Zukunftsüberlegungen Betriebsführer ■■ Öffentlichkeitsarbeit ■■ Schulungen, Prüfungen, Bahnarzt ■■ Nachwuchsbetreuung ■■ Anordnungen, Überwachung ■■ Fahrbetrieb Oldtimer samt ■■ Versicherung Vor- und Nachbereitung ■■ Umbauplanung und Ausführung ■■ Kleine Revisionen ■■ Zulassung ■■ Ordnung in der Remise ■■ Professionistentätigkeiten an ■■ Ausstellung mit Führungen Remise und Fahrzeugen ■■ Veranstaltungen ■■ Fahrkarten bzw. Ausgabegeräte ■■ Einnahmen + Spenden ■■ Verbuchung Erlöse ■■ Projektentwicklung VEREIN SEIT 19 PRO GMUNDNER STRASSENBAHN 89

WER WIR SIND Der Verein Pro Gmundner Straßenbahn hat seinen Sitz in Was 1988 als mutige Privatinitiative begann, ist heute eine Gmunden, ist parteipolitisch unabhängig und nicht auf Ge- beispiellose Erfolgsgeschichte. Gestützt auf mehr als 6.300 winn ausgerichtet. Er setzt sich seit 1989 unermüdlich für Unterstützungserklärungen gegen die geplante Einstellung den Erhalt und die Erweiterung der Gmundner Straßen­bahn und für den Ausbau der Gmundner Straßenbahn zu einem ein. Vorstand und Beirat des Vereines, gewählt und unter- modernen Verkehrsmittel konnten die bei der Vereinsgrün- stützt durch die Vereinsmitglieder, arbeiten ausschließlich dung zunächst noch ganz anders gearteten Überlegungen, ehrenamtlich für die beständige Weiterentwicklung der nämlich Mitgliedsbeiträge zum Ausgleich des Betriebsab- Gmundner Straßenbahn zu einem zeitgemäßen, leistungs- ganges zu verwenden, ins Gegenteil verkehrt werden: Wir fähigen und barrierefreien Verkehrsmittel für alle Menschen haben das Vereinsvermögen, das sich ausschließlich aus in der Traunseeregion und deren Gäste. Mitgliedbeiträgen und Spenden zusammensetzt, zur Gänze für Verbesserungsmaßnahmen an den Haltestellen, dem Der Verein war und ist anerkannter Impulsgeber für alle Wagenpark, den Probebetrieben und der gezielten Öffent- Planungen Richtung Zukunft. Wir stellen deshalb nicht die lichkeitsarbeit gewidmet. Vergangenheit, sondern die Zukunft der Gmundner Stra- ßenbahn in den Mittelpunkt der Vereinstätigkeit und haben Insgesamt hat der Verein Projekte im Ausmaß von rund dies durch die von uns initiierten Planungen, Verkehrssi- 200.000.- Euro finanziert. Alleine 100.000.- Euro wurden mulationen und Probebetriebe mit modernen Fahrzeugen der Stadt Gmunden als Beitrag zur Realisierung der Ver- eindrucksvoll bewiesen. Traditionspflege ist aber auch der bindungsstrecke zur Verfügung gestellt. Damit wurde die Motor für die weitere Zukunft – und diese hört mit der Voll- Abzweigweiche am Franz Josef-Platz finanziert. endung der Verbindungsstrecke zwischen Straßenbahn und Lokalbahn natürlich nicht auf. Deshalb werden wir uns Die Stadt Gmunden hat nach langer Überzeugungsarbeit in Zukunft sowohl der Weiterentwicklung der modernen, die Jahrhundertchance genutzt, ihre Straßenbahn von der aber auch der Bewahrung der historischen Traunseetram kleinsten zur interessantesten der Welt zu entwickeln. Zwi- annehmen – wie immer in bester Kooperation mit allen In- schen Vergangenheit und Zukunft lagen nur 900 Meter, die stitutionen. Auf Augenhöhe mit allen Entscheidungsträgern nun eine endgültige Verbindung darstellen. zu sprechen, war und ist unsere größte Stärke. Doch es geht weiter: Wir alle spüren, dass auch im Salz- kammergut eine Generation heranwächst, die Mobilität nicht mehr mit ungehindertem Autoverkehr gleichsetzt. Für sie ist die Traunseetram ein logisches, zeitgemäßes Ver- kehrsmittel, das in weiteren Etappen auch bis Laakirchen und Altmünster führen soll. Wir werden uns mit aller Energie dafür einsetzen!

SO ERREICHEN SIE UNS:

Verein Pro Gmundner Straßenbahn Kuferzeile 32 4810 Gmunden E-Mail: [email protected] www.gmundner-strassenbahn.at

WERDEN SIE MITGLIED und unterstützen Sie unsere Projekte! Die elektronische Beitritserklärung finden Sie auf unserer Website unter dem Menüpunkt „DER VEREIN und MITGLIED WERDEN“

Bankverbindung: IBAN: AT93 4480 0414 0001 0000 | BIC: VBWEAT2WXXX