Frauen Machen Kirche Erlebbar Bischofsinterview
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für römisch-katholische Pfarreien im Kanton Solothurn 52. JAHRGANG | ERSCHEINT ALLE 14 TAGE 2020 | 13 | 14 21. JUNI – 18. JULI FRAUEN MACHEN KIRCHE BISCHOFSINTERVIEW «Die Gesundheit zu schützen ist ein Gebot ERLEBBAR der Nächstenliebe». 100 Jahre Katholischer Frauenbund Solothurn Seite 2 Seite 4 bischofsinterview «Die Gesundheit zu schützen ist ein Gebot der Nächstenliebe» INTERVIEW MIT BISCHOF FELIX GMÜR. Welche Lehren ziehen Sie für unser Bistum und werden. Die Bundesverfassung gewährleis- den Vordergrund zu rücken. In der Schweiz die Kirche aus der Coronakrise? tet die Religions- und Kultusfreiheit, die nur wird die katholische Kirche mit über einem Ich bin zurückhaltend mit Erklärungen, be- temporär aufgehoben werden darf. Für viele Drittel Migrantinnen und Migranten immer vor die Krise vorbei ist. Wir stecken immer Gläubige sind Religion und Gottesdienst internationaler. Unsere Strukturen haben noch mittendrin. Aber ich habe gemerkt, mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Gottes- noch nicht den richtigen Modus gefunden, dass die Kirche auch in Notzeiten von vielen dienste sind ein existenzielles Bedürfnis. um mit dieser Tatsache umzugehen. Die Kir- Gläubigen gefragt ist als Hilfeleisterin, als Deshalb hat die Bischofskonferenz dem Bun- che wird so auch in den Glaubensvollzügen, spirituelle Begleiterin, als Seelsorgerin – als desrat Ende April als erste Religionsgemein- in der Art, Frömmigkeit zu leben und Fragen jemand, an den man sich wenden kann. Und schaft ein Schutzkonzept eingereicht. Wir zu stellen, vielfältiger. In der Pandemiesitu- ich habe mit Freude festgestellt, dass viele wollten darauf aufmerksam machen, dass ation merkt man, dass wir eine globalisierte Seelsorgende krisensicher, flexibel und Gottesdienste nicht Happenings sind, son- Gemeinschaft sind. Der katholische Glaube schnell reagiert haben. Die Freuden und dern Nahrung, die die Leute zum Leben brau- ist inhaltlich überall derselbe, aber wie wir Hoffnungen der Menschen sind auch jene chen. Unser Schutzkonzept ist so angelegt, ihn leben und welche persönlichen Konse- der Kirche. Wir orientieren uns an der rea- dass das Ansteckungsrisiko möglichst klein quenzen wir daraus ziehen, ist kulturell len Situation. Die Welt diktiert also in gewis- gehalten wird. Die Gesundheit zu schützen sehr unterschiedlich. Das kommt bei uns ser Weise die Aktivitäten der Kirche. Ich hat oberste Priorität und ist ein Gebot der alles zusammen. In dieser Zeit gibt es man- habe auch festgestellt, dass der Blick auf die Nächstenliebe. Dass die Religionsgemein- che, die wollen, dass alles wieder so wird wie Kirche oft nur auf Gottesdienste fokussiert schaften während der Pandemie politisch früher, und andere möchten, dass alles ganz ist. Aber die Kirche hat mehrere Standbeine. lange keine Rolle spielten, ist Ausdruck da- anders wird. Beides polarisiert. Zum Beispiel Eines davon nennen wir «Diakonie», das be- für, dass wir in einer säkularen Welt leben. in der Frage nach Stellung und Aufgabe von deutet, sich um jene zu kümmern, die durch In der öffentlichen Wahrnehmung ist Religi- Priestern, Pfarreiseelsorgenden und Frauen die Maschen zu fallen drohen. Da möchte ich on eine Privatsache. Das ist sie aber gerade in der Kirche. Ich bin überzeugt, dass beson- daran erinnern, dass die Kirche der Stadt nicht. Sie ist eine öffentliche Angelegenheit. nene Stimmen, die versuchen, das Ganze Bern in kürzester Zeit eine Million Franken zusammenzuhalten, gehört werden. für Soforthilfe gesprochen hat. Während die Kirche Diskurse zwischen Progressiven und Konservativen führt, überholt Etwa die von Benediktinerpater Martin Werlen? Bei den Lockerungsmassnahmen wurde die das Zeitgeschehen sie links und rechts. Was Das ist eine dieser Stimmen, bei denen es gut Kirche vorerst übergangen. Welche Konsequen- muss geschehen, damit konstruktive Stimmen ist, wenn man sie hört. Einzelne Personen zen ziehen Sie daraus? endlich gehört werden? oder Gruppen haben gute Ideen und geben Gottesdienste waren politisch nicht auf dem Polarisierende Stimmen gibt es immer, vor Hinweise, die wichtig, vielleicht sogar ent- Radar, weil sie als Versammlung eingestuft allem, wenn es darum geht, neue Aspekte in scheidend sind. Daneben gibt es immer auch Fortsetzung auf Seite 8 2 13 | 14 | 20 20 aus kirche und welt editorial «Die Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ist die entscheidende Zukunftsfrage». KUNO SCHMID | CHEFREDAKTOR Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, kath.ch 2. Juni 2020. FRAUENPOWER Die katholische Kirche ist eine der letzten öffent- lich-rechtlichen Organisationen, die Frauen von wichti- Flüchtlingstag / Flüchtlingssonntag gen Entscheidungsämtern ausschliesst. Entsprechend Über 70 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Mehr wurde die Forderung nach der Gleichberechtigung der als die Hälfte darunter sind Kinder und Jugendliche, die ihre gesamte Frauen in der Kirche zu einem Brennpunkt der Reform- Kindheit als Flüchtlinge fernab ihrer Heimat verbringen. Eine stei- diskussion und bekam durch die Missbrauchskrise noch gende Zahl ist unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt. Dadurch grössere Dringlichkeit. Ein Rückblick auf das Jahr 2019 sind sie einem besonders hohen Risiko von Ausbeutung, Gewalt und zeigt dies eindrücklich. Misshandlung ausgesetzt. Unter dem Motto «Solidarität kennt keine ∙ Höhepunkt war sicher der Frauenkirchenstreik unter Grenzen» weist die Schweizerische Flüchtlingshilfe auf das Schicksal dem Motto «Gleichberechtigung. Punkt. Amen». der Familien hin, die auf der Insel Lesbos und in anderen Lagern in ∙ Das Benediktinerinnenkloster Fahr initiierte das Griechenland oder Italien trotz Corona-Krise in notdürftigen Unter- «Gebet am Donnerstag» für die Veränderung der künften ausharren müssen. Die drei christlichen Landeskirchen appel- Kirche, das seither weltweit gepflegt wird. lieren zusammen mit der jüdischen Gesellschaft in ihrer gemeinsa- ∙ Das Pilgerprojekt «Kirche mit* den Frauen» formierte men Botschaft zum Flüchtlingssonntag am 20./21. Juni 2020, die vom sich als Plattform für den Austausch von Erfahrungen UNHCR empfohlenen Massnahmen dringend umzusetzen und einzu- von «Kirche mit –» oder «Kirche ohne Frauen». halten, um die Schutzlücken zu schliessen, damit die Flüchtlings- ∙ Die Gläubigen der Kantone Basel-Landschaft und kinder nicht zu einer verlorenen Generation werden. www.bistum-basel.ch Basel-Stadt verankerten das Gleichstellungsprinzip in ihrer landeskirchlichen Verfassung. ∙ Bischof Felix Gmür empfing eine Delegation der Bewegung «Wir haben es satt!». ∙ Am Magdalena-Tag startete die Aargauer Kirche die Kampagne «Maria von Magdala – liturgische Feiern vor der Kirchentüre!». ∙ Die Junia-Initiative schlägt Frauen und Männer vor, die für eine sakramentale Beauftragung durch die Bild zur Verfügung gestellt von www.jwl.org Bild zur Verfügung Ortsbischöfe bereit sind. ∙ Die internationalen Netzwerke «Voices of Faith» und «Catholic Women’s Council» koordinieren die Frauen- bewegungen weltweit. Natürlich gibt es auch katholische Frauen, die sich von solchen Aktionen distanzieren und mit ihrer traditio- nellen Rolle zufrieden sind. Aber dass die Gleichberech- tigung der Geschlechter ein fundamentales Recht darstellt, wird auch von der Kirchenleitung anerkannt. Der Jesuit Pascal Meyer (rechts) und Studierende in Afghanistan im Rahmen des Flüchtlingsprojekts «Jesuit Worldwide Learning» www.jwl.org. Für zahlreiche Bischöfe gibt es selbst für die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern theologisch gute Gründe. Dagegen sprechen die jahrhundertealte, mächtige Männertradition und die machogeprägte Mentalität in manchen Ländern. Der Katholische INHALT Frauenbund zeigt jedoch, dass Frauenpower ausdauernd Medien 7 ist. Seit 100 Jahren setzt er sich für die Frauen in Kirche Schwerpunkt 4 und Gesellschaft ein. Frauen machen Kirche erlebbar Aktuell 8 Ich wünsche Ihnen Power und Freude unter der für alle gleichen Sonne. Liturgischer Kalender 6 Pfarreien 10 Namenstage Region 9 Kuno Schmid Innehalten 6 Jugend 32 13 | 14 | 20 20 3 schwerpunkt Frauen machen Kirche erlebbar 100 Jahre Katholischer Frauenbund Solothurn Frauen machen sich stark für Frauen. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren verändert, auch die Arbeit der Frauenvereine. Doch eines bleibt: Dass Frauen einander den Rücken stärken und sich vernetzen, ist wichtig wie eh und je. Vor 100 Jahren, am 28. Juni 1920, trafen sich im Solothurner Zunfthaus zu Wirthen initiative Frauen und gründeten den Katholischen Frauenbund Solothurn (KFS). Als kantonaler Dachverband ist er Bindeglied zwischen den Ortsvereinen und dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund. MONIKA POLTERA-VON ARB Der Wunsch nach Abwechslung im Alltag, Gesellschaft und Kirche, ihre Interessen nommen. Solche Veränderungen spüren Vernetzung und Weiterbildung war der und Möglichkeiten haben sich in den ver- die Ortsvereine wie auch der Kantonal- Nährboden, auf dem in jener Zeit viele gangenen Jahrzehnten verändert. Aufga- verband. Ortsvereine, sogenannte Frauen- und ben haben sich anders verteilt: Waren es Müttergemeinschaften, gegründet wur- lange Zeit die Kirchen und Pfarreien, die Monika Poltera-von Arb ist Pfarreiseel- den. Auch der neugegründete Kantonal- sich sozial und karitativ engagierten, wer- sorgerin von Niederbuchsiten und Mitglied verband KFS wuchs innert kurzer Zeit. den gewisse Aufgaben nun auch auf der der Redaktionskommission des Solothurner Nach 10 Jahren zählte der Verband bereits Ebene von Gemeinde und Staat wahrge- Kirchenblatts. 4800 Mitglieder in 29 Sektionen. Heute sind rund 40 Ortsvereine, Gruppierungen und Einzelmitglieder