Eingereicht von

Simone Schabetsberger

Angefertigt am

Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie

Beurteiler

Priv.-Doz. MMag. Dr. Jakob Kapeller Der Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl Juni 2017 zur Landtagswahl

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Science im Masterstudium

Sozialwirtschaft

JOHANNES KEPLER

UNIVERSITÄT LINZ

Altenberger Straße 69

4040 Linz, Österreich

www.jku.at

DVR 0093696 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. die wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Die vorliegende Masterarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument identisch.

Ort, Datum

Unterschrift

2/100 Schabetsberger Simone

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis ...... 6

Abbildungsverzeichnis ...... 7

Abkürzungsverzeichnis ...... 9

1. Einleitung und Einführung in die Problemstellung ...... 10

2. Historische Entwicklung der SPÖ ...... 13

2.1. Entwicklung der Landtags- und Gemeinderatswahlergebnisse in Oberösterreich seit dem Jahr 1997 mit Fokus auf die SPÖ ...... 20

2.1.1. Landtagswahlergebnisse von 1997 – 2015 ...... 21

2.1.1.1. Landtagswahl 1997 ...... 21

2.1.1.2. Landtagswahl 2003 ...... 22

2.1.1.3. Landtagswahl 2009 ...... 23

2.1.1.4. Landtagswahl 2015 ...... 25

2.1.2. Gemeinderatswahlergebnisse von 1997 – 2015 im Überblick ...... 27

2.2. SPÖ – Wahlkampfentwicklung, -strategien und –schwerpunkte 2015 ...... 28

2.2.1. Wahlkampfaufbau der SPÖ OÖ ...... 30

2.2.2. Wahlziel der SPÖ OÖ ...... 35

3. Methodisches Vorgehen ...... 38

3.1. Methodenkombination ...... 38

3.2. Quantitative Methode...... 39

3.2.1. Informationsorientierte Selektion ...... 40

3.2.2. Vorgehensweise und Berechnungen ...... 41

3.2.3. Ergebnisse der Datenanalyse ...... 43

3.2.3.1. ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet ...... 43

3.2.3.2. ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet ...... 44

Schabetsberger Simone 3/100 3.2.3.3. nahe am ø-∆GRW erklärt nahe am ø-∆LTW sehr gut ...... 45

3.3. Qualitative Methode ...... 46

3.3.1. Forschungsfeld ...... 47

3.3.2. Qualitative Erhebung: die Befragung ...... 48

3.3.3. Frageformulierungen der qualitativen Forschungspraxis ...... 48

3.3.4. Konstruktion des Leitfadens ...... 49

3.3.5. Zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse und Kategorienbildung ...... 51

3.3.6. Nähere Beschreibung der Auswahlgemeinden und der befragten Personen ...... 52

3.3.6.1. Pötting...... 52

3.3.6.2. ...... 52

3.3.6.3. Roßleithen...... 53

3.3.6.4. Laakirchen ...... 53

3.3.6.5. ...... 53

3.3.6.6. Auerbach ...... 54

4. Analyse, Interpretation und Darstellung der Ergebnisse ...... 55

4.1. Vergleich der Wahlergebnisse ...... 55

4.1.1. ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet ...... 55

4.1.1.1. Steegen mit relativem Verlust bei der ∆GRW ...... 55

4.1.1.2. Pötting mit relativem Gewinn bei der ∆GRW ...... 56

4.1.2. ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet ...... 57

4.1.2.1. Meggenhofen mit relativem Gewinn bei der ∆GRW ...... 57

4.1.2.2. Auerbach mit relativem Verlust bei der ∆GRW ...... 58

4.1.3. nahe am ø-∆GRW erklärt nahe am ø-∆LTW sehr gut ...... 59

4.1.3.1. Laakirchen mit relativem Verlust bei der ∆GRW ...... 59

4.1.3.2. Roßleithen mit relativem Gewinn bei der ∆GRW ...... 60

4.2. Analyse der Interviews ...... 62

4/100 Schabetsberger Simone

4.2.1. Themenblock 1: Wahlkampf 2015 ...... 63

4.2.2. Themenblock 2: Wahlergebnis 2015 ...... 67

4.2.3. Themenblock 3: Wahlkampfstrategien ...... 69

4.2.4. Themenblock 4: Sonstige Anmerkungen ...... 71

5. Zusammenführung aller Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage ...... 72

5.1. Vergleiche der Wahlergebnisse in Zusammenhang mit der Wahlarbeit ...... 72

5.2. Gemeinderatswahlergebnis im Vergleich zum Landtagswahlergebnis ...... 76

5.3. Beantwortung der Forschungsfrage ...... 82

5.4. Überprüfung der Hypothesen ...... 86

6. Handlungsempfehlungen ...... 88

7. Literaturverzeichnis ...... 92

8. Anhang...... 98

8.1. Leitfaden ...... 98

8.1.1. Beiblatt ...... 100

Schabetsberger Simone 5/100 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Drei Phasen der Wahlkampfentwicklung. Farrell/Webb, 2000: 104 ...... 29

Tabelle 2: 8 Kernthemen des Landtagswahlkampfes 2015. SPÖ OÖ, 2016 ...... 31

Tabelle 3: Cross-Case Methods of Case Selection and Analysis. Seawright/Gerring, 2008: 297. Eigene Darstellung ...... 41

Tabelle 4: ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 44

Tabelle 5: ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 44

Tabelle 6: ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 44

Tabelle 7: ∆ LTW viel schlechter als ∆ GRW andeutet (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 45

Tabelle 8: ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 45

Tabelle 9: ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung ...... 45

Tabelle 10: Themenbereiche des Interviews nach den drei Kategorien ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet, ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet und ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut. Erster Themenblock. Eigene Darstellung ...... 73

Tabelle 11: Themenbereiche des Interviews nach den drei Kategorien ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet, ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet und ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut. Zweiter Themenblock. Eigene Darstellung ...... 74

Tabelle 12: Gemeindesituation und Ausgangslage der SPÖ, inkl. Wahlergebnisse. Eigene Darstellung ...... 77

Tabelle 13: Unterstützung der Landespartei und Bewerbung vom Landtagswahlkampf. Eigene Darstellung ...... 80

Tabelle 14: Beiblatt zum Interviewleitfaden. Eigene Darstellung...... 100

6/100 Schabetsberger Simone

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wahlverhalten in Abhängigkeit der Zufriedenheit mit der Landes- und Bundesregierung 2015. SORA, 2016 ...... 10

Abbildung 2: Einfluss der Bundespolitik und Arbeit der Regierung auf die Wahlentscheidung. 2009. SORA, 2016 ...... 11

Abbildung 3: Landtagswahl Oberösterreich 1997. Eigene Darstellung ...... 21

Abbildung 4: Landtagswahl Oberösterreich 2003. ORF. SORA, 2016 ...... 22

Abbildung 5: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2003. ORF. SORA, 2016 ...... 22

Abbildung 6: Landtagswahl Oberösterreich 2009. ORF. SORA, 2016 ...... 23

Abbildung 7: Regierungssitze Landtagswahl 2009. Land Oberösterreich, 2009: 5...... 24

Abbildung 8: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2009. ORF. SORA, 2016 ...... 24

Abbildung 9: Diskutierte Wahlkampfthemen bei der Landtagswahl 2015. ORF. SORA, 2016 ...... 25

Abbildung 10: Landtagswahl Oberösterreich 2015. ORF. SORA, 2016 ...... 26

Abbildung 11: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2015. ORF. SORA, 2016 ...... 26

Abbildung 12: LTW und GRW Ergebnisse von 1997 – 2015. Eigene Darstellung. Land Oberösterreich, 2016 ...... 27

Abbildung 13: Stimmen bei der GRW von 1997 - 2015 in OÖ. Eigene Darstellung. Land Oberösterreich, 2016 ...... 28

Abbildung 14: Gerechtigkeit verbindet. Wahlkampfdesign. SPÖ OÖ, 2016 ...... 30

Abbildung 15: Dossier Bildung. Gerechtigkeit heißt. SPÖ OÖ, 2016 ...... 31

Abbildung 16: 8 Etappen zum Wahlerfolg. SPÖ OÖ, 2016 ...... 32

Abbildung 17: Mai Plakate der SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016 ...... 33

Abbildung 18: Kompromisslos sozial. Sommerplakat SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016 ...... 34

Abbildung 19: Wahlplakate September SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016 ...... 35

Abbildung 20: Szenarien zur Erreichung des Wahlziels. Wahlbeteiligung. Darstellung SPÖ OÖ, 2016 ...... 36

Schabetsberger Simone 7/100 Abbildung 21: ∆GRW erklärt ∆LTW. Eigene Darstellung ...... 42

Abbildung 22: Auswahlgemeinden. Eigene Darstellung ...... 43

Abbildung 23: Ablauf zusammenfassender Inhaltsanalyse. Mayring, 2002: 116 ...... 51

Abbildung 24: Wahlergebnisse Steegen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 55

Abbildung 25: Wahlergebnisse Pötting. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 57

Abbildung 26: Wahlergebnisse Meggenhofen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 58

Abbildung 27: Wahlergebnisse Auerbach. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 59

Abbildung 28: Wahlergebnisse Laakirchen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 60

Abbildung 29: Wahlergebnisse Roßleithen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung ...... 61

Abbildung 30: Wahlkampf 2015, Aktivitäten zur Zielerreichung. Eigene Darstellung ...... 64

Abbildung 31: Wahlkampf 2015. Erwartete und in Anspruch genommene Unterstützung der Landespartei. Eigene Darstellung ...... 66

Abbildung 32: Wahlergebnis 2015. Positive und negative Überraschungen beim Ergebnis. Eigene Darstellung ...... 68

Abbildung 33: Wahlkampfstrategien. Themen. Eigene Darstellung ...... 70

Abbildung 34: Gesamtmodell zu den Forschungsergebnissen ...... 86

Abbildung 35: Organisationsaufbau und Kommunikationswege im Wahlkampf. Eigene Darstellung ...... 90

8/100 Schabetsberger Simone

Abkürzungsverzeichnis

AHS Allgemein bildende höhere Schule bzw. beziehungsweise

EU Europäische Union

FPÖ Freiheitliche Partei Österreich

FSG Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen

GRW Gemeinderatswahl

LP Landespartei

LTW Landtagswahl

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

ORF Österreichischer Rundfunk

ÖVP Österreichische Volkspartei

SPÖ Sozialdemokratische Partei Österreich

∆GRW gewichteter Durchschnitt von der GRW

ΔLTW gewichteter Durchschnitt von der LTW

∆LTW* Abhängigkeit des LTW-Ergebnisses von der ∆GRW

Schabetsberger Simone 9/100 1. Einleitung und Einführung in die Problemstellung

Alle sechs Jahre finden in Oberösterreich die Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeister- bzw. Bürgermeisterinnenwahlen statt, so auch im Jahr 2015. Vor und nach diesen Wahlen gibt es immer zahlreiche Analysen und Umfragen von demoskopischen Instituten, welche den möglichen Wahlausgang prognostizieren oder durch Befragungen der Wähler und Wählerinnen am Wahltag die Begründungen für den Wahlausgang darstellen. Es werden Wählerströme betrachtet, der Wahlkampf analysiert und Gründe der Stimmabgabe für eine Partei abgefragt. Die daraus gewonnenen Ergebnisse werden von den Medien aufgegriffen und in die mediale Landschaft transportiert. Besonders das Institut „SORA-Institute for Social Research and Consulting“ aus Wien wird vom ORF beauftragt, eine umfangreiche Wahlanalyse durchzuführen, welche als Informationsgrundlage immer wieder in der Arbeit einfließen wird. (SORA, 2016) Bei den diversen wissenschaftlichen Wahlanalysen der letzten Jahre wurde immer wieder das Wahlverhalten in Abhängigkeit der Zufriedenheit mit der Bundes-, bzw. Landesregierung abgefragt und ein Zusammenhang mit dem Wahlverhalten auf Gemeindeebene hergestellt. Es zeigte sich bei der Landtagswahl 2015, dass 62 % der befragten Personen wenig bis gar nicht zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung sind und 42 % die Zusammenarbeit von ÖVP und Grünen in der Landesregierung als wenig bis gar nicht zufriedenstellen finden. Teilt man die Befragten den einzelnen Parteien zu, so zeigt sich, dass besonders FPÖ-Wähler und -Wählerinnen kritisch gegenüber der Landes- und Bundesregierung sind. Unter SPÖ-Wähler und -Wählerinnen ist die Zufriedenheit und die Unzufriedenheit in etwa in der Waage. Gesamt kann gesagt werden, dass die Landesregierung besser als die Bundesregierung bewertet wird. (SORA, 2016)

Abbildung 1: Wahlverhalten in Abhängigkeit der Zufriedenheit mit der Landes- und Bundesregierung 2015. SORA, 2016

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Die Analyse des Wahlverhaltens aufgrund der Zufriedenheit mit der Bundes- und Landesregierung wurde auch bei der Landtags-, Gemeinderats-, Bürgermeister- und Bürgermeisterinnenwahl 2009 abgefragt. Wie in Abbildung 2 dargestellt sahen nur wenige Wähler und Wählerinnen (13 %) ihre Wahlentscheidung durch die Arbeit der Bundespolitik beeinflusst. Wie 2015 war es schon 2009 auffällig, dass besonders Wähler und Wählerinnen der FPÖ die bundespolitische Lage für ihre Wahlentscheidung heranzogen. (SORA, 2016)

Abbildung 2: Einfluss der Bundespolitik und Arbeit der Regierung auf die Wahlentscheidung. 2009. SORA, 2016

Durch die Betrachtung der Wahlanalysen und der standardisierten Frage des Einflusses der Bundes- bzw. Landesregierung auf die Wahlentscheidung bei den anderen Wahlen stellte sich mir die Frage, warum der Einfluss der Gemeindepolitik nicht abgefragt wird. Es wird wie in Abbildung 1 und 2 dargestellt, der Einfluss der Bundes- und Landespolitik auf die Wahlentscheidung hinterfragt und die kommunalpolitische Arbeit in den Gemeinden werden nicht beachtet. Aus diesem Grund ist es interessant, ob es einen gegenteiligen Effekt gibt, bei dem die politische Arbeit in der Gemeinde das Wahlverhalten der Wähler und Wählerinnen auf Landesebene beeinflusst?

Diese offene Frage, welche sich mir während meiner Arbeit beim sozialdemokratischen GemeindevertreterInnenverband Oberösterreich nach der Landtags-, Gemeinderats-, Bürgermeister- und Bürgermeisterinnenwahl 2015 stellte, möchte ich nachfolgend als Forschungsfrage definieren und in der Masterarbeit beantworten. Der Fokus dieser Arbeit wurde

Schabetsberger Simone 11/100 dabei auf die Wahlergebnisse der SPÖ gelegt. Eine genaue Erklärung der methodischen Vorgehensweise findet man unter Kapitel 3. Methodisches Vorgehen.

Für die Motivation der Untersuchung sprechen die bestehenden öffentlichen Wahlanalysen, welche die Frage, ob die Kommunalpolitik einen Einfluss auf die Stimmentscheidung bei der Landtagswahl nimmt, offenlassen und das persönliche Interesse, sich mit politischen Themen auseinander zu setzen. Das Ziel der Arbeit ist, die in den öffentlichen Analysen nicht beantwortete Frage, ob ein Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl zur Landtagswahl stattfindet, zu beantworten. Dabei gibt es zu ermitteln, welche Rolle die Wahlstrategie, die Struktur der Parteien in den Orten und die Arbeit in den Gemeinden spielen. Es sollen dabei verschiedene Einflussfaktoren wie die Aktivität der Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen, die strategische Ausrichtung des Wahlkampfes, die Bewerbung der Landtagswahl und die eigene Wahrnehmung und Selbsteinschätzung der Wahlarbeit beachtet werden. In der Arbeit ist auch von Interesse, mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen die einzelnen Gemeinden zu tun hatten und welche Möglichkeiten der Erleichterung geboten werden können.

Die Forschungsfrage, mit der sich diese Abschlussarbeit beschäftigt lautet:

Ist im Landtagswahlergebnis der SPÖ Oberösterreich ein Mitnahmeeffekt von der gleichzeitig stattfindenden Gemeinderatswahl zu beobachten?

In Zusammenhang mit dieser Forschungsfrage werden folgende Hypothesen aufgestellt:

H 1: Die positive Arbeit bzw. ein gutes Wahlergebnis der SPÖ in der Gemeinde, bedeutet ein besseres Ergebnis der SPÖ bei der Landtagswahl.

H 2: Eine gute SPÖ Organisationsstruktur in der Gemeinde wirkt sich positiv auf die strategische Planung und Qualität der politischen Arbeit im Wahlkampf aus und dadurch positiv auf das Ergebnis.

H 3: SPÖ Bürgermeister- und Bürgermeisterinnengemeinden zeigen ein besseres Landtagswahlergebnisse als andere Gemeinden.

H 4: Viel Präsenz in der Gemeinde und gute Öffentlichkeitsarbeit hat einen positiven Einfluss auf das Wahlverhalten der Bevölkerung.

12/100 Schabetsberger Simone

2. Historische Entwicklung der SPÖ

Die SPÖ entwickelte sich aus der Arbeiterbewegung, welche durch die industrielle Revolution in der Monarchie entstand. Grund für das herausbilden einer politischen Bewegung waren die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen, Wohnungselend sowie die fehlenden Aufstiegschancen der Lohnarbeiter und Lohnarbeiterinnen, was in Folge zu den Märzrevolutionen im Jahr 1848 führte. Missernten und Hungersnöte kurbelten den Protest mehr an und eine Reihe von Aufständen war die Folge. Es gab für das Revolutionsjahr Zusammenschlüsse von Arbeitern und Arbeiterinnen, Studenten und Studentinnen sowie Bürgern und Bürgerinnen, welche erreichten, dass der Staatskanzler Metternich abdankten und fliehen musste. Weitere Erfolge wurden keine erzielt, da die Revolutionen im Oktober des Jahres niedergeschlagen wurden. (Sandner, 2012: 6f) Erst im Jahr 1870 kam es zu weiteren Entwicklungen und der Verein „Gleichheit“ wurde in Wiener Neustadt gegründet, welcher eine zentrale Rolle für die österreichische Arbeiterbewegung spielte. Ein neu in Kraft tretendes Koalitionsgesetzt in diesem Jahr ermöglichte die Gründung von Gewerkschaften und eine Reihe von Fachvereinen entstanden. Durch verschiedene Strömungen innerhalt der Arbeiterbewegung kam es zu Spaltungen und Uneinigkeiten und dennoch wurde im Jahr 1874 die sozialdemokratische Arbeiterpartei formiert und ein Parteiprogramm, welches die Regierung als staatsgefährdend ansah, verabschiedet. (Sandner, 2012: 8) Erst im Jahr 1991 erhält die Arbeiterpartei den Namen „Sozialdemokratische Partei Österreichs“ (Hüffel et al, 2008: 28).

Nach diesen ersten Entwicklungen der Arbeiterbewegung kann vor allem Victor Adler als Vorreiter gesehen werden, welcher es schaffte, die unterschiedlichen Strömungen der Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung zu einigen. Der Parteitag im niederösterreichischen Hainfeld 1888/89 ist als Parteitag der Einigung und somit als eigentlicher Beginn der Sozialdemokratischen Partei in Österreich in die Geschichte eingegangen. (Sandner, 2012: 14) Bei diesem Parteitag wurde das sogenannten „Hainfelder Programm“ verabschiedet, bei dem „das kommunistische Manifest“ von Karl Marx als Zukunftsvision diente. Im Mittelpunkt stand vor allem der Einsatz für ein allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht, um das Kurienwahlrecht, bei dem manche Stimmen mehr gewichtet wurden als andere, abzulösen. Erst im Jahr 1907 kam das allgemeine Wahlrecht für Männer, das der Frauen wurde im Jahr 1918 eingeführt. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Durch die rasche Entwicklung der Partei konnte die Organisationsstruktur nicht mithalten und eine neue Struktur wurde eingeführt. Eine direkte Parteimitgliedschaft, die

Schabetsberger Simone 13/100 Neustrukturierung des Beitragswesens sowie die Entkoppelung der Gewerkschaften von der Partei waren nur einige Änderungen. (Sandner, 2012: 16)

Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 erstickten die demokratischen Ansätze im Keim und die Sozialdemokratie war nicht ausreichend auf den Kriegsausbruch sowie deren politischen Folgen vorbereitet. Es gab innerhalb „der Partei eine zum Teil überraschend deutliche Zustimmung zum Angriffskrieg.“ (Sandner, 2012: 18) Und auch ein Leitartikel des Chefredakteurs der „Arbeiter- Zeitung“ mit dem Titel „Der Tag der deutschen Nation“ erlangte zu dieser Zeit traurige Berühmtheit. (Sandner, 2012: 18)

Als Verhandlungsführer gegenüber der Regierung setzte sich die Sozialdemokratie für mehr Lohn und Nahrungsmittel ein und kam immer mehr unter den Druck der Linksradikalen, welche sich für ein „sofortiges Kriegsende, der Aufhebung der Militarisierung der Betriebe und [der] Demokratisierung des Gemeindewahlrechts“ einsetzten. (Sandner, 2012: 18f) Am 12. November 1918 entstand unter Staatskanzler Karl Renner die „Republik Deutsch-Österreich“ und im Februar 1919 wurden die ersten freien Wahlen mit gleichem Stimmrecht abgehalten. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) erreichte als stimmenstärkste Partei 40,8 %. In Koalition mit den Christlichsozialen entstanden Gesetzte zur Arbeitslosenunterstützung, Betriebsrätegesetze, Gesetze über gemeinwirtschaftliche Unternehmungen, etc. „In der zweiten Koalitionsregierung konnten vor allem in den Bereichen Heer und Schulen Reformen durchgesetzt werden“ (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016).

Im Jahr 1920 kam es zum Bruch der Koalition und die Stimmenstärkste Partei wurden, bei den Nationalratswahlen, die Christlichsozialen. Die Sozialdemokratie scheidet aus der Regierung aus. (Demokratiezentrum, 2015) In dieser Zeit wird Österreich Mitglied des Völkerbundes, welcher das Ziel verfolgte, den Frieden dauerhaft zu sichern. Weiters gründete, aufgrund der wachsenden Präsenz rechter und deutschnationaler Kräfte und Wehrverbände wie die Heimwehr und den Frontkämpferverband, die Sozialdemokratie den republikanischen Schutzbund. Die verschiedenen politischen Lager verstärkten sich immer mehr und das Misstrauen und die Feindseligkeit stiegen. Bei Auseinandersetzungen zwischen dem Schutzbund und dem Frontkämpferverband im Jahr 1927 in Schattendorf kam es durch Angehörige des rechten Wehrverbandes zum Tod von zwei Personen. Vor allem der anschließende Freispruch beim Prozess im Wien löste Massenproteste aus. Bei einer spontanen Arbeiter- und Arbeiterinnendemonstration wurde im Juli des selben Jahres der Justizpalast in Brand gesetzt, was dazu führte, dass die Menge mit Polizeigewalt zurückgedrängt wurde und über 85 Arbeiter und Arbeiterinnen getötet und hunderte verletzt

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wurden. (Sandner, 2012: 26f) Die Konflikte zwischen den Verbänden der Heimwehr und dem Republikanischen Schutzbund, welche immer mehr auf der Straße ausgetragen wurden bestimmten die politische Entwicklung in der Ersten Republik und werden als Grund für das Scheitern der parlamentarischen Demokratie angesehen. (Konrad, 1998: 43)

Im Jahr 1930 kam es zur letzten Nationalratswahl in der Ersten Republik, bei der die Sozialdemokraten eine deutliche Mehrheit von 72 Mandaten erreichten, die Christlichsozialen 66 Mandate, der nationale Wirtschaftsblock und Landbund 19 Mandate und der Heimatblock 8 Mandate. (Demokratiezentrum, 2015) Jedoch gelang es den Christlichsozialen mit Hilfe des Landbundes Engelbert Dollfuß zum Kanzler zu wählen und eine Regierung gemeinsam mit dem Heimatblock zu bilden. Die Stimmung radikalisierte sich und neue Lohnschema für Eisenbahner führten zu Streiks. Die Regierung sanktionierte immer härter und der Nationalsozialismus wurde spürbar. (Sandner, 2012: 28) Bei einer außerordentlichen Parlamentssitzung, welche von den Sozialdemokraten einberufen wurde um unter anderem die Aufhebung von Kündigungen zu erreichen, traten alle drei Parlamentspräsidenten zurück um sich bei der Abstimmung beteiligen zu können. Dies hatte zur Folge, dass die Sitzung nicht geschlossen werden konnte und sich für Dollfuß die Gelegenheit bot, ohne Parlament zu regieren. Wenig später wurde der Verfassungsgerichtshof aufgelöst. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Weiters kam es zur Auflösung des republikanischen Schutzbundes, welcher illegal fortbestand und zum Verbot der kommunistischen Partei Österreichs. (Demokratiezentrum, 2015) Die Sozialdemokratie wurde damit immer mehr in die Illegalität gedrängt und der traditionelle Maiaufmarsch der Sozialisten und Sozialistinnen am „Tag der Arbeit“ dem 1. Mai mit Waffengewalt verhindert. „Eine Waffensuche im Linzer Arbeiterheim "Hotel Schiff" löst den Bürgerkrieg in Österreich aus […] [und] die Sozialdemokratische Partei und ihre gesamten Organisationen werden in weiterer Folge verboten.“ (Demokratiezentrum, 2015) Durch das Verbot der Sozialdemokratie bildeten sich einige Organisationszentren sowie neue Gruppen wie die „Revolutionären Sozialisten“ (RS), welche illegale Aktionen durchführten. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016).

Dollfuß schaffte es also, das Parlament auszuschalten, die NSDAP, die Kommunistische Partei, den Republikanischen Schutzbund sowie die Sozialdemokratische Partei zu verbieten und lies als einzigen politischen Vertreter die Vaterländische Front zu. „Er regierte mit Notverordnungen und führte das Standrecht und die Todesstrafe wegen des nationalsozialistischen Terrors ein.“ (Diem, 2011) Er schuf einen autoritären Ständestaat und zählte auf die Unterstützung von der katholischen Kirche, der Heimwehr sowie den Bauern. Beim nationalsozialistischen Juliputsch

Schabetsberger Simone 15/100 wurde Dollfuß von SS - Soldaten ermordet. (Diem, 2011) Schuschnigg, welcher 1934 die Nachfolge antrat, stand immer mehr unter dem Druck der deutschen Nationalsozialisten und erhielt im Jahr 1938 von Hitler den Auftrag, das Verbot der NSDAP aufzuheben. Am 11. März erhielt Schuschnigg ein Ultimatum von Hitler, nach welchem er den Rücktritt bekannt gab. Es kam zur Machtübernahme durch die österreichischen Nationalsozialisten und den Einzug Hitlers nach Österreich. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Unter Hilter wurde im Bundesverfassungsgesetz die Wiedervereinigung von Österreich mit dem Deutschen Reich verlautbart und bei einer kontrollierten Volksabstimmung die Zustimmung der Bevölkerung geholt. (Demokratiezentrum, 2015) „In der Folge fanden zahlreiche Sozialistinnen und Sozialisten in den Gefängnissen und Lagern NS-Deutschlands den Tod“ (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016). Die Machtübernahme von Hitler wurde immer mehr ausgeweitet und es kam zum Gesetzt über Gebietsveränderungen im Lande Österreich. Im April 1940 untersteht die Bevölkerung nicht mehr dem Land Österreich und dem Reich sondern nur noch dem Reich und die ersten Deportierungen von österreichischen Juden nach Polen wurden unternommen. Bereits im Jahr 1942 trat Stalin für die Wiederherstellung eines selbständigen Österreich ein, aber erst 1945 kam es zum Kriegsende und der Gründung der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) aus der Sozialdemokratischen Partei und den „Revolutionären Sozialisten“. (Bihl, 1989: 205ff) Zu den Gründungsmitgliedern zählten Karl Renner, Adolf Schäfer und Oskar Helmer, welche es schafften, die Geschichte der Partei zu bestimmen. Karl Renner fungierte durch Unterstützung von Stalin als provisorische Staatsregierung bis zur Wiederherstellung einer unabhängigen Republik Österreich. Am 25. November 1945 wurden die ersten freien Wahlen nach Kriegsende abgehalten und die SPÖ erreichte den zweiten Platz nach der ÖVP. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Die Situation war für die SPÖ in der Zweiten Republik deutlich besser als in der Ersten, da durch die große Koalition eine Zusammenarbeit mit dem feindlichen Lager notwendig war und eine auf Konsens basierte Strategie gewählt wurde. Der Staatsvertrag zwischen den Alliierten und Österreich, welcher am 15. Mai 1955 unterzeichnet wurde, stellte das unabhängige und demokratische Österreich wieder her. Und auch das Verfassungsgesetz über die „immerwährende“ Neutralität, welches zu dieser Zeit beschlossen wurde, sollte dies garantieren. (Sandner, 2012: 45ff)

1958 wurde von der SPÖ ein neues Grundsatzprogramm beschlossen, welches ein reformistisches, antikommunistisches Profil zeigte und trotzdem an den sozialistischen, programmatischen Traditionen der Partei festhielt. Nur zwei Jahre später kam es zum Wandel des politischen Stils und

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der Modernisierung der Wahlkämpfe. Meinungsforschungen und Medien fanden immer mehr Einfluss auf die politische Arbeit und auch das Zurückdrängung des Parteieinflusses auf den Rundfunk wurde durch das Rundfunkvolksbegehren im Jahr 1964 bestätigt. (Sandner, 2012: 49)

Mit dem Vorsitzwechsel innerhalb der SPÖ von Bruno Pittermann zum Nachfolger Bruno Kreisky begann 1967 eine Epoche mit großen demokratischen und sozialen Reformen. Das Parteiprogramm wurde 1978 modernisiert und eine Öffnung der Partei gegenüber neuen Wähler- und Wählerinnenschichten wurde vollzogen. Das Ziel von Kreisky lautete: „Besser wohnen, besser leben, bessere Bildung, besseres Gesundheitswesen, bessere Justiz“ (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016).

Durch die Nationalratswahlen 1970 schaffte die SPÖ überraschend die relative Mehrheit und Kreisky bildete eine Minderheitsregierung, welche auf die Unterstützung der FPÖ zählen konnte. Doch war diese Konstellation nicht von langer Dauer und es wurde im Jahr 1971 erneut gewählt. Dabei erreichte die Sozialdemokratie 50 % der Stimmen und eine absolute Mehrheit. Kreisky wurde daraufhin Bundeskanzler und eine Ära der Veränderungen begann für Österreich. (Sandner, 2012: 54) Vor allem Schulen und Hochschulen waren für Kreisky ein Bereich für Reformen und er setzte sich für das abschaffen der Aufnahmeprüfungen an AHS, die freie Schulfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie den Erhalt von Gratis-Schulbüchern ein. Weiters folgte der freie Zugang zu Universitäten, die Einführung des Zivildienstgesetzes und der gleichzeitigen Verkürzung des Präsenzdienstes auf sechs Monate. (Sandner, 2012: 56) Aufgrund des Vorschlages von Kreisky wurde der parteilose SPÖ Kandidat Rudolf Kirchschläger 1974 zum nächsten Bundespräsidenten aufgestellt und gewählt. Auch bei der Wiederwahl 1980 stellte sich Kirchschläger dieser erfolgreich und bekam die Unterstützung der ÖVP. Bei den Nationalratswahlen 1975 konnte die SPÖ mit dem Slogan „Kreisky – wer sonst?“ einen deutlichen Sieg erringen. Das neue Parteiprogramm mit den Grundwerten wie Gleichheit, Freiheit, Solidarität sowie dem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft wurde 1978 beschlossen. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Ein großes öffentliches Thema war zu dieser Zeit das Bauvorhaben Zwentendorf, welches heftige Kritik auslöste und Wiederstand in den eigenen Reihen der SPÖ brachte. Kreisky hielt an seiner Linie fest und veranlasste die erste Volksabstimmung in der zweiten Republik mit dem Ergebnis, das eine knappe Mehrheit von 50,5 % gegen die Atomenergie stimmte. (Weidenholzer, 2011: 25f) Heute zeigt sich das Atomkraftwerk Zwentendorf als Museum und Lehrstück der Zeitgeschichte, welches die Niederlage der Volksabstimmung wie folgt schildert:

Schabetsberger Simone 17/100 „Kreisky – einer der populärsten politischen Figuren seiner Zeit – hatte in Zwentendorf hoch gepokert und knapp verloren. Er verknüpfte ein „Ja“ mit seinem Verbleib in der Politik. Das „Nein“ zu Zwentendorf bedeutete eine Zäsur für die österreichische Energiepolitik und ein erstes lautes Lebenszeichen der entstehenden Umweltbewegung. Kreisky blieb, aber das AKW Zwentendorf war Geschichte.“ (AKW Zwentendorf, 2017)

Nach der Niederlage bei der Volksabstimmung zeigte sich bei der darauffolgenden Nationalratswahl ein Zugewinn beim Ergebnis der SPÖ und es wurde damit mit 51,03 % das beste Ergebnis in der Parteigeschichte erreichte. Auch bei den nächsten Nationalratswahlen 1983 stellte sich Kreisky der Wiederwahl und betonte, dass er nur als Kanzler bei einer SPÖ-Alleinregierung zur Verfügung stünde. Durch das Wahlergebnis wurde die SPÖ zu einer Koalition gezwungen und Kreisky übergab den Parteivorsitz an Fred Sinowatz. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016)

In die Amtszeit von Fred Sinowatz fallen die Auseinandersetzungen um die Bauarbeiten des Donaukraftwerks bei Hainburg, der Weinskandal aufgrund der Beimischung von Glykol, welcher dramatische Auswirkungen auf den internationalen Ruf hatte, und die Waldheim-Affäre (Kandidatur von Kurt Waldheim für das Amt des Bundespräsidenten trotz Bekanntwerden des Verschweigens seiner Rolle in der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg). (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Ab dem Jahr 1986 löste Franz Vranitzky Fred Sinowatz als Bundeskanzler ab und beendete aufgrund des Rechtsrucks der FPÖ und der Wahl Jörg Haiders zum Parteivorsitzenden die kleine Koalition. Die Politik und auch der Aktionsradius dieser veränderten sich. Wie bereits Anzeichen der Veränderung in der Ära Kreisky auf medialer Ebene zu erkennen waren, spielte in dieser Zeit das Fernsehen eine immer entscheidendere Rolle. (Sandner, 2012: 66) „Diese Medialisierung ging scheinbar notwendig mit einer verstärkten Personalisierung der Politik einher. Nicht die Programme, sondern die Persönlichkeiten, die eine politische Partei repräsentierten, wurden zunehmend zu wichtigen Entscheidungsfaktoren bei Wahlen.“ (Sandner, 2012: 66) Bereits nach der Wahl 1986 kam es zu umfangreichen Sanierungspaketen für die verstaatlichte Industrie und erste Schritte in eine Privatisierung von Bundesbeiteiligungen wurden unternommen. Für die Frauenpolitik Bedeutung hatte die Schaffung eines eigenen Frauenministeriums 1990. Im Jahr 1991 kam es zur Umbenennung in „Sozialdemokratische Partei Österreichs“, wodurch die SPÖ wieder zu ihrem traditionellen Namen zurückkehrte. Vranitzky

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zeigte als Bundeskanzler immer wieder einen offenen und kritischen Umgang mit der NS-Zeit und bekannte Österreich als mitverantwortlich für diese Zeit. Diese Zugeständnisse brachten ihm ein hohes internationales Ansehen. Der größte Erfolg in der Ära Vranitzky war der Beitritt zur Europäischen Union, welcher durch eine erfolgreiche Volksabstimmung im Jahr 1995 stattfand. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) 1997 verkündete Vranitzky seinen Rücktritt und Viktor Klima wird neuer Bundeskanzler sowie Parteivorsitzender. Zu dieser Zeit entstand ein neues Parteiprogramm mit neuen Inhalten, einer organisatorischen Modernisierung und Öffnung der Partei. Die Werte Gleichheit, Freiheit und Solidarität blieben im Zentrum der programmatischen Tradition. (Sandner, 2012: 69) Die Konflikte innerhalb der großen Koalition SPÖ-ÖVP wurden bei der Nationalratswahl 1999 sichtbar. Die SPÖ blieb bei dieser Wahl stärkste Partei, doch schaffte es die FPÖ auf Platz zwei und erreichte um 100 Stimmen mehr als die ÖVP. Bei lange andauernden Sondierungsgesprächen zwischen SPÖ und ÖVP kam es zu keiner Einigung und aus diesem Grund kam es zu einem ÖVP Bundeskanzler, einer schwarz-blauen Regierung und die SPÖ ging erstmals seit 30 Jahren wieder in Opposition. Dies war der Anlass, dass Klima seinen Rücktritt nach der Koalitionseinigung bekanntgab und den Parteivorsitz an Alfred Gusenbauer übergab. (Wien-konkret, 2017) Durch Konflikte und Probleme mit Persönlichkeiten innerhalb der FPÖ schwächten sich diese bei Regionalwahlen selber. Im Jahr 2002 kam es zum Rücktritt des FPÖ Regierungsteams und Wolfgang Schüssel beendete daraufhin die Koalition. Es kam zu erneuten Nationalratswahlen, welche zwar einen Gewinn für die SPÖ brachten, aber vor allem die ÖVP stärkten. Schüssel bildete mit der nun deutlich kleineren FPÖ das Kabinett. Die Konflikte innerhalb der FPÖ kamen aber zu keinen Stillstand und die Widerstände gegen die Regierungspolitik wurden stärker. Im Jahr 2004 gewann der SPÖ Kandidat Heinz Fischer die Bundespräsidentschaftswahlen knapp vor der ÖVP- Kandidatin und auch bei den Nationalratswahlen 2006 zeigte sich die Unzufriedenheit der Wähler und Wählerinnen mit der aktuellen Politik und die SPÖ wurde wieder stärkste Kraft. (Sandner, 2012: 71) Es wurden einige Reformen trotz versuchter Blockaden anderer Parteien umgesetzt, so zum Beispiel die Bildungsreform, das Kindergeld neu, der Mindestlohn, soziale Korrekturen im Pensionsrecht, etc. Durch Unstimmigkeiten innerhalb der großen Koalition über eine Volksabstimmung zu Neuverträgen in der EU wurde diese durch VP-Vizekanzler Molterer aufgekündigt. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Daraufhin übernahm Werner Faymann den Parteivorsitz von Gusenbauer und gewann bei der Nationalratswahl 2008 mit deutlichem Abstand vor der ÖVP. Es kam zur erneuten Koalitionsbildung zwischen ÖVP und SPÖ

Schabetsberger Simone 19/100 und der Ernennung Faymanns zum Bundeskanzler. (Sandner, 2012: 71) Diese Koalition hatte ab der Ernennung mit der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der Bewältigung der Folgen dieser zu kämpfen. Bei den Nationalratswahlen 2013 blieb die SPÖ die stärkste Kraft in Österreich und setzte die größte Steuerreform in der zweiten Republik um. (Sozialdemokratische Partei Österreichs, 2016) Trotz des Bemühens für eine positive Richtung für Oberösterreich kam Faymann immer mehr in Kritik und erklärte nach der Bundespräsidentschaftswahl am 9. Mai 2016 seinen Rücktritt als Bundeskanzler sowie SPÖ-Chef. „Dieses Land braucht einen Kanzler, wo die Partei voll hinter ihm steht. Die Regierung braucht einen Neustart mit Kraft. Wer diesen Rückhalt nicht hat, kann diese Aufgabe nicht leisten“, so Faymann. (ORF, 2016) Christian Kern löste Faymann am 17. Mai 2016 als neuer Bundeskanzler ab. (Bundeskanzleramt, 2017)

2.1. Entwicklung der Landtags- und Gemeinderatswahlergebnisse in Oberösterreich seit dem Jahr 1997 mit Fokus auf die SPÖ

In Oberösterreich finden alle sechs Jahre die Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeister- bzw. Bürgermeisterinnenwahlen statt. Durch die Landtagswahlen wird festgelegt, wie viele Sitze von den gesamt 56 Abgeordneten die einzelnen Parteien im Landtag erhalten. Und der zusammengesetzte Landtag wählt die Landesregierung, welche aus neun Mitgliedern besteht. (Land Oberösterreich, 2016) Eine weitere Aufgabe des Landtags ist es, die Landesgesetze und das Landesbudget zu beschließen sowie die Landesregierung zu kontrollieren. Dazu können diese Anfragen an die Regierungsmitglieder stellen oder eine Untersuchungskommission einrichten. (OÖ Landtagsdirektion, 2017) Ähnlich wie bei der Zusammensetzung des Landtags bildet sich auch der Gemeinderat aufgrund der Wahlergebnisse der einzelnen Parteien bei den Gemeinderatswahlen, mit der Ausnahme, dass das Oberhaupt, also der Bürgermeister, die Bürgermeisterin in Oberösterreich direkt vom Volk gewählt wird. Die Anzahl der Mitglieder im Gemeinderat ist von der Größe der Gemeinde abhängig. (RIS, 2016: §1; § 2)

In Oberösterreich gibt es das allgemeine Wahlrecht für alle österreichischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen, welche das 16. Lebensjahr vollendet haben. Dieses wurde 1907 für Männer und im Jahr 1918 für Frauen eingeführt. In Oberösterreich können der Bundespräsident, der Nationalrat, der Landtag, der Gemeinderat, der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin sowie die zu entsendenden Mitglieder zum Europäischen Parlament gewählt werden. (Bundeskanzleramt,

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2016) Die nächsten Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeister bzw. Bürgermeisterinnenwahlen finden in Oberösterreich im Jahr 2021 statt (SORA, 2016).

Um eine historische Entwicklung in den Wahlergebnissen vorzeigen zu können, und trotzdem den Rahmen der Arbeit nicht sprengen zu wollen, werden für die Betrachtung der SPÖ Wahlergebnisse die Wahljahre 1997, 2003, 2009 und 2015 herangezogen. Besondere Aufmerksamkeit erhalten in der vorliegenden Arbeit vor allem die Landtagswahlergebnisse der sozialdemokratischen Partei Österreichs, da diese eine detailliertere Analyse und mögliche Begründungen für die Entwicklung der Ergebnisse ermöglichen. Eine genauere Betrachtung der historischen Entwicklung der Gemeinderatswahlergebnisse würde eine spannende Ergänzung zur vorliegenden Arbeit sein und sich als separates Thema für eine Masterarbeit anbieten.

2.1.1. Landtagswahlergebnisse von 1997 – 2015

2.1.1.1. Landtagswahl 1997

Als Ausgangsjahr in dieser Arbeit werden die Wahlen 1997 gesehen. Dabei bildet die ÖVP mit 42,7 % der Stimmen die stärkste Partei. Die SPÖ hat bei dieser Wahl einen Stimmenanteil von 27 % erreicht und liegt um 6,4 % vor der drittgereihten FPÖ, welche 20,6 % erreichte. Die Grünen erhielten 5,8 % und 3,9 % gehen an sonstige Parteien. (Land Oberösterreich, 2016)

Abbildung 3: Landtagswahl Oberösterreich 1997. Eigene Darstellung

Schabetsberger Simone 21/100 2.1.1.2. Landtagswahl 2003

Die darauffolgende Landtagswahl im Jahr 2003 wurde sehr stark von der Bundespolitik beeinflusst. Vor allem die Pläne der Privatisierung des Stahlkonzerns voestalpine, der Kauf von Eurofighter- Abfangjägern und der Reformdrang aus der Abbildung 4: Landtagswahl Oberösterreich 2003. ORF. SORA, 2016 Schüssel-Regierung brachten laut ÖVP-Landesrat Michael Strugl starke Kritik in der Bevölkerung hervor und ermöglichten der SPÖ mit Spitzenkandidat Erich Haider einen Zugewinn von 11,3 %. Mit 38,3 % war dieses Ergebnis das beste SPÖ-Ergebnis bei einer Landtagswahl seit 1979. Die ÖVP erreichte trotz der kritischen Wahlthemen einen geringen Zugewinn von 0,7 % und bildete die erste schwarz-grüne Koalition. (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 41)

Der größte Wahlverlierer mit einem Minus von 12,2 % ist die FPÖ und reiht sich mit einem Ergebnis von 8,4 % an den vierten Platz. Die Grünen erhalten 9,1 % der abgegebenen Stimmen und sind damit die drittstärkste Partei im Landtag. (SORA, 2016) Vor allem die hohe Behalterate von 93 % der Wähler und Wählerinnen, Zugewinne durch Wähler und Wählerinnen von ÖVP (36.000 Stimmen) und FPÖ (34.000 Stimmen) sowie die Mobilisierung von Nichtwähler und Nichtwählerinnen (19.000) ermöglichte der SPÖ dieses Ergebnis (SORA, 2016).

Abbildung 5: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2003. ORF. SORA, 2016 22/100 Schabetsberger Simone

2.1.1.3. Landtagswahl 2009

Durch diesen Wahlerfolg und weiteren unzufriedenstellenden Plänen der ÖVP über den Börsengang der Energie AG setzte die SPÖ bei der Landtagswahl 2009 Ansprüche auf den Landeshauptmann. Die SPÖ sah die große Chance und die ÖVP merkte diese Unstimmigkeiten und sagte den Börsengang ab, um das Thema aus der politischen Schusslinie zu bekommen. Laut ÖVP Landesgeschäftsführer Hattmannsdorfer wurde diese „offensive Kampagne der SPOÖ mit einem Personenwahlkampf rund um Landeshauptmann Josef Pühringer“ (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 41) von Seiten der ÖVP genutzt. Diese Wahlkampfstrategie stellte ein starkes Motiv bei der breiten Wähler- und Wählerinnenschicht dar. (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 41) Für 91 % der ÖVP-Wähler und Wählerinnen war es sehr wichtig, dass Josef Pühringer Landeshauptmann bleibt und gaben unter anderem aus diesem Grund der ÖVP ihre Stimme. Hingegen war es nur für 43 % der SPÖ-Wähler und Wählerinnen ein Anliegen, dass die SPÖ den Landeshauptmann stellt und aus diesem Grund der SPÖ ihre Stimme gab. Das Hauptmotiv für die SPÖ-Wähler und Wählerinnen ihre Partei zu wählen war der Einsatz beim Thema Arbeit, sowie der Widerstand bei der Privatisierung. (Perlot/Zeglovits, 2009) „Abgesehen vom Ergebnis und den Geschehnissen rund um die Landtagswahl 2003 hatten auch weitere Umstände, speziell wirtschaftliche Entwicklungen und zwischenzeitliche Parteigründungen, für eine neue Ausgangssituation der kandidierenden Parteien gesorgt.“ (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 41) Bei der Landtagswahl 2009 traten sieben Parteien zur Wahl an, darunter die vier Stammparteien ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grüne, weiters die „Kommunistische Partei Österreichs“ (KPÖ) und die neu gegründeten Parteien „Bündnis Zukunft Oberösterreich“ (BZÖ), welches vom vorherigen FPÖ-Obmann Jörg Haider bundesweit gegründet wurde, und „Die Christen Oberösterreich“ (DC-OÖ). (Land Oberösterreich, 2016)

Abbildung 6: Landtagswahl Oberösterreich 2009. ORF. SORA, 2016

Schabetsberger Simone 23/100 Die SPÖ verliert bei der Landtagswahl 13,4 % und sinkt mit einem Ergebnis von 24,9 % unter das Niveau von 1997 ab. Die meisten Wähler und Wählerinnen wechselten zur FPÖ (45.000 Stimmen) gefolgt von der Wählerwanderung zur ÖVP (33.000 Stimmen) und zu den Nichtwähler und Nichtwählerinnen (12.000 Stimmen). Der Zugewinn von 6,9 % bei der FPÖ Abbildung 8: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2009. ORF. SORA, 2016 lässt sich vor allem aus dem Einsatz gegen die Zuwanderung ableiten, wo hingegen das Wahlkampfthema der SPÖ „Privatisierung“ für die FPÖ -Wähler und -Wählerinnen als unwichtig angesehen wird. (SORA, 2016) Die ÖVP hingegen erreichte mit 46,8 % bei dieser Landtagswahl das beste Ergebnis seit 1985 und konnte mit ihrem Personenwahlkampf um den Landeshauptmann Pühringer viele Wähler und Wählerinnen motivieren. Die neu gegründete Partei BZÖ erreichte nur 2,8 % der Stimmen und schaffte daher den Einzug in den Landtag nicht. Die Kommunistische Partei Österreich mit 0,56 % der Stimmen sowie die Liste „Die Christen Oberösterreich“ mit 0,44 % der Stimmen werden in der Abbildung 6 unter Sonstige zusammengefasst und erreichen gemeinsam 1 % der abgegebenen gültigen Stimmen und schaffen wie das BZÖ den Einzug in den Landtag nicht. (SORA, 2016) Nach der Wahl setzte sich die neunköpfige Regierung aus fünf ÖVP, zwei

SPÖ, einen Grünen und einen FPÖ Personen Abbildung 7: Regierungssitze Landtagswahl 2009. Land Oberösterreich, 2009: 5. zusammen. (Land Oberösterreich, 2009: 5).

Wie schon nach der Landtagswahl 2003 kam es nach der Wahl 2009 zu einem Arbeitsübereinkommen zwischen ÖVP und Grüne (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 43). In diesem Papier wurde vor allem das bereits im Wahlkampf dominante Thema der Finanz- und Wirtschaftskrise bearbeitet und das Ziel gesetzt, diese Problematik in der fortgesetzten Kooperation aufzuarbeiten. Vor allem Investitionen im Bereich Innovation und

24/100 Schabetsberger Simone

Technologie sollten Oberösterreich nachhaltig positiv entwickeln und in Europa gut positionieren. Ein weiterer Themenbereich waren Arbeitsplätze, welche vor allem in Forschungs-, Öko- und Zukunftstechnologischen Bereichen gesehen wurden, um hohe Arbeitslosenzahlen zu vermeiden. (Die Grünen, 2016: S. 2f)

Durch den Wahlverlust der SPÖ versuchte diese sich neu zu orientieren und benützte dazu den so genannten „Morgenrot“-Prozess, welcher von 2009 bis 2011 stattgefunden hatte. Durch zahlreiche Veranstaltungen, Mitgliederbefragungen und Gespräche wurden die Themen Arbeit, Bildung, Familie, Wohnen, Gesundheit und Unterwegs (SPÖ – Gerechter, 2016) aus diesem Prozess für den Wahlkampf 2015 erarbeitet. (Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, 2015: S. 85)

2.1.1.4. Landtagswahl 2015

Was zu diesem Zeitpunkt noch keine Partei wusste war, dass das Thema Flüchtlingspolitik den Wahlkampf sehr stark beeinflussen wird und dadurch die Themen Bildung, Gesundheit, Wohnen sowie Verkehr nachrangiger in der Bevölkerung diskutiert wurden (SORA, 2016).

Abbildung 9: Diskutierte Wahlkampfthemen bei der Landtagswahl 2015. ORF. SORA, 2016

Schabetsberger Simone 25/100 Die FPÖ ist jene Partei, die vom Flüchtlingsthema und der Sorge um Oberösterreich am meisten profitieren konnte und die größten Stimmenzugewinne (+ 15,1 %) bei der Landtagswahl 2015 erreichte. Mit 30,4 % liegt die FPÖ hinter der ÖVP, welche 36,4 % der Stimmen halten konnte. Auffällig bei dieser Wahl war, dass vor allem Männer ihre Stimme der FPÖ gaben und Frauen die anderen Landtagsparteien bevorzugten. Mit der Zusammenarbeit zwischen ÖVP und Grüne in der Landesregierung waren die FPÖ-Wähler und - Wählerinnen nicht bzw. eher nicht zufrieden und äußerten sich auch am Abbildung 10: Landtagswahl Oberösterreich 2015. ORF. SORA, 2016 meisten verärgert über die Bewältigung der Integration durch die Politik. SPÖ -Wähler und - Wählerinnen gaben sich bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Landesregierung gespalten. (SORA, 2016)

Betrachtet man die Wählerstromanalyse kann man feststellen, dass die ÖVP die größten Verluste (in absoluten Zahlen) mit 84.000 Stimmen an die FPÖ verliert. Auch die SPÖ verliert mit 24.000 Stimmen die meisten Wähler und Wählerinnen an die freiheitliche Partei und verliert zusätzlich 22.000 Stimmen an Nichtwähler und Nichtwählerinnen. Die Grünen konnten die meisten Stimmen von der SPÖ hinzugewinnen. (SORA, 2016)

Durch die Landtagswahl 2015 entsendet die ÖVP 21 Abgeordnete, die FPÖ 18, die SPÖ 11 und die Grünen sechs Abgeordnete in den OÖ Landtag. Diese 56 Landtagsabgeordneten wählten im

Abbildung 11: Wählerstromanalyse Landtagswahl Oberösterreich 2015. Oktober 2015 die Landesregierung. Die ORF. SORA, 2016 26/100 Schabetsberger Simone

FPÖ schaffte dabei einen Zugewinn von zwei Regierungssitzen, im Gegenzug mussten die SPÖ sowie die ÖVP jeweils einen Regierungssitz abgeben. (Land Oberösterreich, 2016)

2.1.2. Gemeinderatswahlergebnisse von 1997 – 2015 im Überblick

Betrachtet man die Gemeinderatswahlergebnisse in Oberösterreich im Vergleich zu den Landtagswahlergebnissen, so lässt sich eine ähnliche Entwicklung der Stimmverteilung seit der Wahl 1997 feststellen. Die SPÖ erreichte im Jahr 1997 34,1 % der abgegebenen gültigen Stimmen. Bei der darauffolgenden Wahl im Jahr 2003 konnten die Gemeinden wie auch der Landtag von der Arbeit der Bundespolitik profitieren und erreichten einen durchschnittlichen Zugewinn von 8,3 % der Stimmen. Dies ergibt 42,4 % der gültigen Stimmen für die SPÖ im OÖ Durchschnitt und stellt das beste Ergebnis seit der Wahl 1979 dar. Bei den darauffolgenden Wahlen im Jahr 2009 sowie 2015 wurden hohe Verluste erreicht. Ein Minus von durchschnittlich 8,9 % bei der Wahl 2009 und ein weiteres durchschnittliches Minus von 5,9 % im Jahr 2015 führten zu dem schlechtesten Wahlergebnis mit 27,6 % seit dem Jahr 1973. (Land Oberösterreich, 2016)

Abbildung 12: LTW und GRW Ergebnisse von 1997 – 2015. Eigene Darstellung. Land Oberösterreich, 2016

Schabetsberger Simone 27/100 Vergleicht man die Stimmen bei der Landtags- mit der Gemeinderatswahl so lässt sich deutlich feststellen, dass die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen ein durchschnittliches besseres Ergebnis erzielt als auf Landesebene. Auf Seite der ÖVP ist das Gegenteil der Fall. Diese liegt bei der Landtagswahl vor dem Ergebnis auf Gemeindeebene. Lediglich bei der letzten Wahl wurde auf Gemeindeebene ein besseres Ergebnis bei der ÖVP erreicht als im Landtag. Die FPÖ ist jene Partei, bei der die Zahl der Stimmen zwischen Landtagswahl- und Gemeinderatswahlergebnis schwankt. So sieht man, dass 1997 der Landtag um ein paar Prozent mehr Stimmen erreichte, dies sich aber im Jahr 2003 ändert, da die FPÖ auf Landesebene stärkere Verluste erzielte. Und seit der Wirtschafts- und Flüchtlingskrise erfährt die FPÖ einen starken Aufschwung besonders auf

Abbildung 13: Stimmen bei der GRW von 1997 - 2015 in OÖ. Eigene Darstellung. Land Oberösterreich, 2016

Landesebene aber auch auf Gemeindeebene. Bei den Grünen ist deutlich, dass diese im Landtag mehr Präsenz haben und dadurch auch ein besseres Wahlergebnis erreichen als auf Gemeindeebene. Rückzuführen ist dies darauf, dass es in vielen Gemeinden keine Liste der Grünen gibt. (Land Oberösterreich, 2016)

2.2. SPÖ – Wahlkampfentwicklung, -strategien und –schwerpunkte 2015

Der Wahlkampf hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Durch den wissenschaftlichen sowie technischen Fortschritt, der Nutzung der Medien und der dadurch vereinfachten Informationsgewinnung wurde auch der Wahlkampf den neuen Möglichkeiten

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angepasst. Farrell und Webb erklären diese Veränderung anhand des „Drei-Phasen-Modells“. Dabei wird festgehalten, dass sich die einzelnen Phasen nicht ablösen, sondern die einzelnen Elemente darin an Bedeutung verlieren und neue Elemente integriert werden. (Farrell/Webb, 2000: 104)

Tabelle 1: Drei Phasen der Wahlkampfentwicklung. Farrell/Webb, 2000: 104

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, findet eine zunehmende Professionalisierung beim Wahlkampf statt, dies ist schon in Phase 2 aber vor allem in Phase 3 charakteristisch. Die Wahlkämpfe werden langfristiger und strategischer aufgebaut und externe Berater und Beraterinnen sowie Agenturen werden als Profis in einzelnen Bereichen eingesetzt. Legte man in Phase 1 das Hauptaugenmerk auf die Stammwähler und -Wählerinnen gab es durch den Einsatz von Wissenschaft und Meinungsforschungen eine Veränderung hin zu einem „catch-all“-Ansatz, welcher möglichst viele Wähler und Wählerinnen anzusprechen versucht. Bereits in der Phase 2 spielen Medien wie das Fernsehen eine wesentliche Rolle in der politischen Kommunikation, und die Diskussionen in den sogenannten „TV-Duellen“ werden in dieser Phase zu zentralen Medienereignissen. Die allgemein zugängliche Werbung in den Zeitungen wird ersetzt durch zielgruppenorientierte Werbung wie Postwurfsendungen, persönliche Mails und Werbung im Internet. Der Wahlkampf entwickelte sich von einem Propagandawahlkampf zu einen Verkaufskonzept, welches sich in der dritten Phase zu einem Marketingkonzept weiterentwickelte. (Farrell/Webb, 2000: 104)

Was alle drei Phasen der Wahlkampfentwicklung gleich haben ist der Aufbau eines Wahlkampfes. So teilt Mauß den Wahlkampf in 4 Phasen, wobei die Vorbereitungszeit zwölf Monate vor dem Wahltag beginnt: (Mauß, 2008)

Schabetsberger Simone 29/100 Planung > Vorwahlkampf > Vor der heißen Phase > Heiße Wahlkampfphase

In der Planungsphase, mindestens ein bis anderthalb Jahre vor dem Wahltermin, wird versucht, die eigenen Defizite und die der politischen Mitbewerber und Mitbewerberinnen aufzudecken und die Rahmenbedingungen abzuprüfen. Es werden unterschiedliche Forschungsmethoden, qualitativ als auch quantitativ, angewendet, um Informationen über die Denkweise und Einstellung der unterschiedlichen Zielgruppen zu erhalten. Aus den gesammelten Informationen wird der Vorwahlkampf vier bis sechs Monate vor der Wahl mit dem Wahlprogramm und der Ernennung des Spitzenkandidaten der Spitzenkandidatin begonnen. Auch in dieser Wahlkampfphase sollte eine erneute Forschungsmethode, die Befragung, zum Einsatz kommen, um Stärken und Schwächen im Wahlprogramm noch vor der Beschlussfassung abzuprüfen. Es können dabei Argumente für oder gegen einzelne Bereiche und Themen gesammelt werden, die vor der heißen Phase zur Argumentation hilfreich sein können. Diese Phase beginnt in den letzten vier Wochen vorm Wahltag und wird vor allem durch Großflächenplakate von der Bevölkerung wahrgenommen. Bevor die Plakate aber an die Öffentlichkeit gelangen werden die Aussagen und Motive dieser durch Interviews getestet, um sie noch vor dem Druck eventuell verbessern zu können. In der heißen Wahlkampfphase wird die Wahlkampfplanung nur mit punktuellen Forschungsmethoden unterstützt, da im Idealfall das geplante nur noch umgesetzt werden muss. (Mauß, 2008)

2.2.1. Wahlkampfaufbau der SPÖ OÖ

Die SPÖ Landespartei baute ihren Wahlkampf ähnlich der dargestellten Vorgehensweise von Mauß auf. Wann genau die Planung begonnen hatte konnte im Nachhinein nicht gesagt werden, aber die ersten Beschlüsse der Wahlkampfrichtung und der Themenfestlegung wurden im Landesparteivorstand am 1. Dezember 2014 gefasst. Da im Landesparteivorstand Entscheidungen getroffen und nur beschlussfähige Informationen vorgelegt werden, kann man rückschließen, dass im Vorfeld Meinungsumfragen gemacht wurden und aufgrund dieser die Themenfindung stattgefunden hatte. (SPÖ OÖ, 2016) Im gesamten Wahlkampf setzte die SPÖ OÖ das Wort Gerechtigkeit in den Mittelpunkt, unter anderem durch den Slogan „Gerechtigkeit verbindet“. Bildlich wird die Gerechtigkeit durch das rote Band, welches Oberösterreich zusammenhält und auf allen Plakaten, Werbemitteln und Veranstaltungen zu finden war, Abbildung 14: Gerechtigkeit verbindet. Wahlkampfdesign. SPÖ OÖ, 2016 30/100 Schabetsberger Simone

dargestellt. Es werden dadurch der Kandidat, die Themen, das Land, die Gemeinden und die Menschen symbolisch miteinander verbunden. Das Wort Gerechtigkeit ist positiv besetzt und ihm wird eine große Bedeutung zugesprochen. (SPÖ OÖ. 2016) Eine für den sozialdemokratischen Gerechtigkeitsbegriff typische Definition von Reinhold Gärtner vom Verlag Jungbrunnen lautet wie folgt:

„Gerechtigkeit heißt, dass es nach Abwägen aller Interessen und Wertvorstellungen zu einer fairen Verteilung von Gütern und Chancen innerhalb einer Gesellschaft kommt. Gerecht sollte vieles sein: etwa der Lohn für geleistete Arbeit, das Urteil eines Gerichts, die Entscheidung eines Schiedsrichters/einer Schiedsrichterin oder die Notengebung. Ziel der Gerechtigkeit ist es auch, schon bestehende Ungerechtigkeiten z.B. durch positive Diskriminierung (Frauenquote) zu beseitigen.“ (Gärtner, 2008)

Tabelle 2: 8 Kernthemen des Landtagswahlkampfes 2015. SPÖ OÖ, 2016 Das Wahldesign sowie der Fokus auf Gerechtigkeit setzten sich bei den acht Wahlkampfthemen der SPÖ Oberösterreich fort. Es wurden die Themen Arbeit, Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Mobilität, Kultur und Heimat, welche sich aus dem „Morgenrot-Prozess“ entwickelten, als Wahlprogramm festgelegt und mit dem roten Band verbunden.

Zu jedem Thema gab es einen Dossier, welcher das Programm der SPÖ OÖ zu diesem Themenbereich, Projekte vor Ort sowie Argumente beinhaltet. Das Wort ‚gerecht‘ Abbildung 15: Dossier Bildung. Gerechtigkeit heißt. SPÖ OÖ, 2016 Schabetsberger Simone 31/100 wurde dabei immer wieder bewusst eingesetzt und eine Definition der Gerechtigkeit in jedem Themenfeld angegeben. Als Beispiel zeigt Abbildung 15 die Definition der Gerechtigkeit im Bildungsbereich. (SPÖ-Gerechter, 2016) Zu finden ist das Wahlprogramm der SPÖ OÖ unter www.gerechter.at (01.12.2016).

Durch den Beschluss des Landesparteivorstandes am 1. Dezember 2014 wurden diese acht Themen fixiert und der Wahlkampf ging in die zweite Stufe, den Vorwahlkampf. (SPÖ OÖ, 2016)

Aufgebaut wurde der Wahlkampf der SPÖ OÖ in 8 Etappen ähnlich einem Fußballspiel (siehe Abbildung 16). Die erste Etappe war die Aufstellung, welche von 17. Jänner bis 14. März 2015 stattfand. Dabei wurde versucht, möglichst viele Gespräche zu führen, Abbildung 16: 8 Etappen zum Wahlerfolg. SPÖ OÖ, 2016 und Informationen und Ideen von möglichst vielen verschiedenen Bereichen zu erhalten. Zum Beispiel durch eine Dialogtour in den Bezirken, Bürgermeister- und Bürgermeisterinnenempfang, TalkToo Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie Frauenveranstaltungen, etc. Die zweite Etappe „Einschwören“ dauerte bis 30. April 2015 und begann mit der Veranstaltung „Aufbruch 2015 – Alles zur Wahl“. (SPÖ OÖ, 2015) Bei dieser Wahlkampf-Auftakt Veranstaltung mit rund 1000 Gästen wurde in der Welser Messehalle der offizielle Wahlkampf eröffnet und der Fahrplan mit den acht Etappen zur Wahl, die Wahlkampfthemen, das Wahlkampfdesign sowie die neue Homepage www.gerechter.at den Parteimitgliedern vorgestellt. (Die Macher, 2015) Weiters fanden in dieser Wahlkampfetappe diverse Bezirkskonferenzen, Dialogtouren sowie die Aufbruchstour der Landtagsabgeordneten statt. Die Wahlkampfwerkstatt des Renner Institutes, welche ebenfalls in diese Etappe zählte, diente für die Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen als Hilfestellung zu diversen Wahlkampfthemen sowie der Motivation für die Wahlkampfphase. Es wurden Schulungen zu verschiedensten Themen angeboten, wie:

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. So spannend kann Gemeinderatsarbeit sein . Warum heute SozialdemokratIn sein? . Meine Arbeit als Gemeinderätin . Kommunalwahlen gewinnen . Medientraining – Achtung, Kamera! . Projektideen für den GR-Wahlkampf/BürgerInnenkontakt knüpfen . Lösungswerkstatt (SPÖ OÖ, 2016)

Die dritte Etappe, das Aufbauspiel, welches von 1. Mai bis 1. Juni 2015 dauerte, bildete einen ersten Höhepunkt im Wahlkampfjahr. Es wurden verschiedenste Aktivitäten wie die Pendleraktion, Frühstücksaktion, Schichtbusaktion, Kleingartenaktion, Bädertour sowie Betriebs- und Marktbesuche durchgeführt. Weiters wurde eine Entholzer-Aktiv-Tour organisiert, bei der der Landtagskandidat in allen Bezirken Station machte. So schreibt auch die Tips Zeitung: „Insgesamt 16 Termine umfasst die Reinhold-Entholzer-Tour der SPÖ Oberösterreich im Wonnemonat Mai.“ (Tips, 2015)

Ziel dieses ersten Wahlkampfhöhepunktes war, vor allen anderen Kandidaten eine hohe Präsenz in den Medien zu erreichen. Weiters wurde in diesem Zeitraum die erste Plakatwerbung gestartet, welche den Fokus auf Kinder, Beruf und Familie legte. (SPÖ OÖ, 2016)

Abbildung 17: Mai Plakate der SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016 Die vierte Etappe, die Qualifikation von 2. Juni bis 10. Juli bot allen Beteiligten die Möglichkeit erneut Kräfte für den Intensivwahlkampf zu sammeln. (SPÖ OÖ, 2016) Beim Landesparteirat am 2. Juni wurden die Wahllisten beschlossen und Reinhold Entholzer als Listenerster mit einer Zustimmung von 98,34 % der Stimmen gewählt. Hinter dem frisch gewählten Parteichef sind Landesrätin Gertraud Jahn, Klubobmann Christian Makor und die Zweite Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer gereiht. Bei einer geheimen Abstimmung erreichten diese 99,2 %, 100 % bzw. 98,3 % der Stimmen. (Nachrichten, 06.2015) Die erste Reaktion von Entholzer auf die Bestätigung als Listenerster lautete: „Ich habe ein tolles Team um mich und wir werden alles dafür geben, um den zweiten Platz zu behaupten.“ (Nachrichten, 06.2015) Es wurde dabei das

Schabetsberger Simone 33/100 Wahlergebnis von 25 % + x avisiert, welches unter Punkt 2.2.2. Wahlziel der SPÖ OÖ genauer erklärt wird. Vor allem die Motivation der eigenen Kommunalpolitiker und Politikerinnen stand für die SPÖ OÖ in dieser Etappe im Mittelpunkt. Um diese zu erreichen wurden Bürgermeister- und Bürgermeisterinnenfeste veranstaltet, der Wahlkampfauftakt der SPÖ Frauen durchgeführt und die Ehrung der Betriebsräte und Betriebsrätinnen gemacht. In der fünften Etappe, dem Trainingslager, welches bis 24. August dauerte wurde die Veranstaltung ‚Entschlossen zur Wahl‘ abgehalten. Diese Veranstaltung war in der Wahlkampfplanung der SPÖ OÖ grundsätzlich nicht enthalten und wurde aufgrund der politischen Entwicklung in der Flüchtlingsthematik als außertourliche Veranstaltung eingeschoben. (SPÖ OÖ, 2016) Die SPÖ präsentierte dabei die Veränderungen in der Wahlkampflinie, bei der sie in Zukunft verstärkt die Versagen des FPÖ- Spitzenkandidaten Manfred Haimbuchner als Wohnbaulandesrat aufzeigen will. Anlass für diese Strategieänderung gaben die Bildung der rot-blauen Koalition in Burgenland sowie die Umfragewerte, welche zeigten, dass die SPÖ hinter die FPÖ auf Platz drei fallen könnte. Es wurde versucht, den Mitgliedern bei dieser Veranstaltung Mut zuzusprechen und die eigene Stellung zum Asylthema darzustellen. "Natürlich hätte ich gerne bessere Umfragewerte. […] Aber wir nehmen den Kampf um Platz zwei an und das Ziel ist nach wie vor, 25 Prozent plus x zu erreichen“ spricht sich Entholzer aus. (Kurier, 2015) Weitere Aktivitäten wie die Frühstücksaktionen, Pendleraktionen, etc. wurden in dieser Etappe nach wie vor organisiert und durchgeführt. (SPÖ OÖ, 2016) In der vierten und fünften Etappe wurde das Wahlplakat ‚Kompromisslos sozial‘ wie in Abbildung 18 dargestellt in Oberösterreich plakatiert. Mit der sechsten Etappe ging es von 25. August bis 24. September ins Finale des Wahlkampfes und stellte den zweiten Höhepunkt im Wahlkampfjahr dar. (SPÖ OÖ, Abbildung 18: Kompromisslos sozial. Sommerplakat SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016 2016) Diese Etappe ist mit der ‚vor der heißen Phase‘ bzw. der ‚heißen Wahlkampfphase‘ von Mauß vergleichbar. Begonnen wurde diese Etappe des Intensivwahlkampfes mit einer Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenschifffahrt am Traunsee um zu motivieren. Dieses Zusammentreffen stellte den Auftakt für die Tour mit dem Titel „Fünf Tage für Oberösterreich“ dar, bei der insgesamt 125 Gemeinden in allen fünf Wahlkreisen besucht wurden. Weiters präsentierte Entholzer seinen ABC Plan den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen: A wie gute Arbeit und Ausbildung, B wie eine leistbare Bleibe, C wie faires Cash – also gerechte Löhne.

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Und auch Kritik an der FPÖ wurde geäußert, um die neue Wahlkampflinie, welche aufgrund der Umfragewerte eingeschlagen wurde, zu verstärken. (Nachrichten, 08.2015) Zu den drei Kernthemen, Arbeit, Bleibe und Cash der SPÖ OÖ wurden neue Plakatsujets entwickelt, welche in dieser Phase in OÖ plakatiert wurden. (SPÖ OÖ, 2016)

Abbildung 19: Wahlplakate September SPÖ OÖ. SPÖ OÖ, 2016

Mit der „5-Tage-OÖ-Wahlkampf-Konferenz“ und der Tour durch Oberösterreich wurde der Wahlkampf intensiviert und der Endspurt eröffnet. Auch die Medien spielten in dieser Phase eine immer bedeutendere Rolle. Es fand das ORF Sommergespräch mit Reinhold Entholzer statt, sowie TV-Duelle zwischen den Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien. Medialen Höhepunkt bildete die ORF Elefantenrunde am 20. September und die Puls 4 Elefantenrunde am 21. September. (SPÖ OÖ, 2016)

Zwei Tage vor der Wahl begann für die SPÖ Oberösterreich die Rapid ¼ Stunde und damit die letzte Etappe vor der Wahl. Dabei wurde alles auf Aktionismus und Verteilaktionen in ganz Oberösterreich gesetzt. (SPÖ OÖ, 2015) Die traditionelle Schlusskundgebung und damit der Wahlkampfabschluss der SPÖ OÖ, bei dem 2500 Funktionäre und Funktionärinnen sowie Mitglieder erwartet werden konnten, wurde aufgrund einer Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge abgesagt. Entholzer äußerte sich dazu folgendermaßen: "dass es in Zeiten wie diesen Wichtigeres als rein parteipolitische Veranstaltungen gibt." (Nachrichten, 09.2015)

Die achte Etappe, die Verlängerung, befasste sich mit der Bürgermeister- und Bürgermeisterinnenstichwahl am 11. Oktober 2015. (SPÖ OÖ, 2016)

2.2.2. Wahlziel der SPÖ OÖ

Wie schon mehrmals unter Punkt 2.2.1. Wahlkampfaufbau der SPÖ OÖ geschrieben setzte sich die SPÖ das Ziel, mehr SPÖ im Land und in den Gemeinden zu erreichen. Daher lautete das Wahlkampfziel 25 % + X sowie das Brechen der ‚Allmacht‘ der ÖVP.

Schabetsberger Simone 35/100 Wie viele Stimmen dazu benötigt werden, wird in Abbildung 20 dargestellt. Es wurde dazu die Wahlbeteiligung der Landtagswahlen von 1997, 2003 und 2009 herangezogen und ein Durchschnitt berechnet. (Land Oberösterreich, 2016) Dabei kommt man auf eine durchschnittliche Wahlbeteiligung von 80,03 % die als Grundlage für die weiteren Berechnungen diente. Bei einer Anzahl von 1.099.182 Wahlberechtigten sind 80,03 % Wahlbeteiligung 879.675 Stimmen. Um das Wahlziel von 25 % + X zu erreichen bräuchte die SPÖ bei einer Wahlbeteiligung von 80,03 % der Wähler und Wählerinnen 219.919 Stimmen + X. (SPÖ OÖ, 2015)

Abbildung 20: Szenarien zur Erreichung des Wahlziels. Wahlbeteiligung. Darstellung SPÖ OÖ, 2016

Bei der Landtagswahl am 27. September 2015 kam es zu einer Wahlbeteiligung von 81,6 % das sind 893.110 Stimmen. Dabei erreichte wie unter Punkt 2.1.1.4. Landtagswahl 2015 dargestellt die SPÖ 18,4 %, das sind 159.753 Stimmen. Um das gesetzte Ziel zu erreichen, hätte die SPÖ 223.278 Stimmen + X erreichen müssen.

Spannend zu beobachten ist, dass die SPÖ OÖ beim festlegen ihres Wahlziels nicht auf die Gemeinden eingegangen ist und betrachtet, wo es möglich wäre, gleich viele oder mehr Stimmen für die SPÖ im Land zu gewinnen. Es wurden die Landesergebnisse von den letzten Wahlen herangezogen um daraus einen möglichen Durchschnitt zu berechnen. Dies ist kein falscher Ansatz, jedoch wurde nicht beachtet, dass die Gemeinden bei jeder Wahl ein besseres Ergebnis erzielten als die Landespartei. Dies wurde bereits unter Punkt 2.1.2. Gemeinderatswahlergebnisse von 1997-2015 im Überblick dargestellt. Es hätte daher die Zielsetzung der Landespartei für die

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Wahl lauten können: Jede Gemeinde sollte um durchschnittlich x % der SPÖ Landesstimmen mehr für die Partei gewinnen um dadurch ein Gesamtwahlergebnis von 25 % + x bei einer Wahlbeteiligung von 80,03% zu erreichen. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, dass versucht wird, zusätzlich x % der SPÖ Wähler und Wählerinnen auf Gemeindeebene für die Stimme der SPÖ bei der Landtagswahl zu gewinnen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Beide Wahlzieldarstellungen führen zum gleichen Ergebnis und inkludieren die Gemeinden bei der Zielerreichung.

Durch das Ignorieren der Gemeinden für die Zielerreichung bei der Landtagswahl wird die Beantwortung der Forschungsfrage spannender, denn die Frage, wie groß der Mitnahmeeffekt von den Gemeinderatswahlen auf das Landeswahlergebnis ist, kann das Argument verstärken, den Gemeinden mehr Beachtung zu schenken. Denn wie schon bei demoskopischen Instituten dargestellt verhält sich die Landespartei ähnlich und der Einfluss der Kommunalpolitik auf das Landesergebnis wird nicht weiter beachtet.

Schabetsberger Simone 37/100 3. Methodisches Vorgehen

In der Sozialwissenschaft gibt es eine große Anzahl an Methoden, die bei der Erhebung und Auswertung von Daten zum Einsatz kommen. Diese Methoden, oder auch Techniken genannt, bilden das Inventar der „Werkzeugkiste“ welche am Arbeitsort, also dem sozialen Feld, zum Einsatz kommen. Welche Methoden ausgewählt werden, bestimmt die Fragestellung und das Untersuchungsziel. Es ist dabei möglich, dass die Fragestellung eine Methodenkombination erfordert und mehrere Techniken zur Beantwortung derselben Forschungsfrage eingesetzt werden. (Diekmann, 2010: 18f) „Qualitative und quantitativ-standardisierte Forschung haben sich parallel zu zwei eigenständigen Bereichen empirischer Sozialforschung entwickelt.“ (Flick et al, 2007: 24), lassen sich bei der passenden Fragestellung aber miteinander verbinden. Wichtig zu beachten ist, dass „in der Regel nicht die Methode das Problem, sondern umgekehrt das Problem die Auswahl der Methode bestimmen“ (Diekmann, 2010: 20) sollte.

3.1. Methodenkombination

In einem Forschungsprojekt können qualitative und quantitative Erhebungs- und Auswertungsschritte parallel mit eigenen Datensätzen durchgeführt und im Anschluss aufeinander bezogen werden. Es gibt dabei zwei unterschiedliche Konzepte der Methodenintegration:

. Das Phasenmodell (bei dieser Methodik dient die qualitative Methode der Hypothesengenerierung und die quantitative Analyse der Prüfung dieser) . Die Triangulationsmetapher (dabei dient die Kombination von qualitativer und quantitativer Analyse dazu, denselben Gegenstand aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten) (Kelle/Erzberger, 2007: 300)

Auch Diekmann spricht bei der Methodenkombination von Triangulation oder „cross examination“ und verweist auf das Musterbeispiel der Methodenkombination „Marienthal-Studie“. (Diekmann, 2010: 19) „Der Triangulationsbegriff erfasst die vielfältigen Möglichkeiten, die eine Integration qualitativer und quantitativer Methoden eröffnet“ (Kelle/Erzberger, 2007: 308), jedoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse sich grundsätzlich ergänzen. Sie können „konvergieren, komplementär sein oder sich gegenseitig widersprechen, wobei jede dieser Möglichkeiten für den Forschungsprozess fruchtbar sein kann“ (Kelle/Erzberger, 2007: 308).

In der vorliegenden Arbeit wird der Forschungsgegenstand von zwei Perspektiven betrachtet und daher als Methodenkombination oder Methodentriangulation bezeichnet (Flick, 2007: 309). Es

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wird zu Beginn eine quantitative Methode verwendet, damit durch die informationsorientierte Selektion die Auswahlgemeinden gefiltert werden können, um im nächsten Schritt die qualitative Analyse darauf aufzubauen. Es stellt sich die Frage, welche Gemeinden ausgewählt werden sollten, um eine spannende und informative Ergebnisinterpretation vornehmen zu können. Aus diesem Grund wurde für die Bearbeitung, Berechnung und Analyse bei der quantitativen Forschung die ökonometrische Software Eviews verwendet. Mit Hilfe dieses einfachen ökonometrischen Modells werden unter Verwendung der informationsorientierten Selektion Extremfälle gefiltert und Analysegemeinden ausgewählt. Die qualitative Forschung, welche in einem zweiten Schritt erfolgt, wird zur Ergänzung und Vertiefung der Ergebnisinterpretation angewendet, da manche Zusammenhänge aus der quantitativen Analyse nicht geklärt werden können (Bach/Horwath. 2011: 19). Eine detailliertere Betrachtung der ausgewählten Gemeinden und eine qualitative Untersuchung in Form von Leitfadeninterviews beantwortet die Forschungsfrage.

3.2. Quantitative Methode

Bei dieser Art der Forschung geht es vor allem um das messbar bzw. zählbar Machen von Merkmalen eines Forschungsgegenstandes. Es werden Mittelwerte berechnet und deduktive Strategien verfolgt, was bedeutet, dass nur wenige Hypothesen aufgestellt werden, die in einem nächsten Schritt untersucht werden. (Wagner et al, 2009: 214) Durch die Standardisierung der Datenerhebung werden die Daten „vergleichbar“ und ermöglichen das Verrechnen miteinander. (Witt, 2001)

Die genaue Aufzeichnung von Wahlergebnissen seit dem Jahr 1997 ermöglicht eine quantitative Analyse der vorhandenen Daten. Die Ergebnisaufzeichnung aller Orte in Oberösterreich gewährleistet eine hohe Repräsentativität und macht die Vergleichbarkeit möglich. Die Berechnungen und Vergleiche werden mit Unterstützung des Programmes Eviews vorgenommen. Um eine Stichprobe von sechs Gemeinden aus allen zu erhalten wurde mithilfe der ökonometrischen Software und dem anwenden der informationsorientierten Selektion Extremfälle gefiltert. Der Professor Bent Flyvbjerg unterscheidet bei der informationsorientierten Selektion zwischen extreme/deviant cases, maximum variation cases, critical cases und paradigmatic cases (Flyvbjerg, 2006: 230). Auch die Autoren Seawright und Gerring haben sich damit beschäftigt und verweisen auf sehr ähnliche Möglichkeiten, diese Art der Selektion anzuwenden: „The case selection procedures considered focus on typical, diverse, extreme, deviant, influential, most similar, and most different cases.“ (Seawright/Gerring, 2008: 291)

Schabetsberger Simone 39/100 3.2.1. Informationsorientierte Selektion

Für diese Analyse wurden zu Beginn die Methoden „diverse“ (vielfältige Fälle), „extreme“ und „deviant“ (extreme- und abweichende Fälle) betrachtet, um im Anschluss methodisch mit einem an Extremfällen orientierten und diversitätsorientierten Ansatz zu arbeiten.

Wie in Tabelle 3 ersichtlich, ist die Methode der Vielfältigkeit jene, die sich mit Werten beschäftigt, die sehr unterschiedlich sind und eine Kombination verschiedener Variablen zulässt. Die Methode der vielfältigen Fälle ist im minimalen Sinne repräsentativ. Bei der Methode der Extreme werden ein oder mehrere ungewöhnliche Werte der Variablen zu einer relativ univariablen Verteilung herangezogen. Ein Fall hat dabei eine hohe Standardabweichung vom Mittelwert. Die Repräsentativität wird durch das Heranziehen einer großen Anzahl von Fällen erreicht. Bei der Dritten Methode, der Abweichung, werden Fälle mit Abweichungen in Quer- Beziehungen herangezogen welche sogenannte ‚Ausreißer‘ darstellen. Diese Methode wird verwendet, um neue Erklärungen für eine Variable zu finden, eine Vorhandene zu bestätigen oder abgrenzende Argumente zu entkräften. (Seawright/Gerring, 2008: 297)

Method Definition Large-N technique Use Representativeness

Diverse Cases (two or more) Diversity may be Exploratory or Diverse cases are likely to be exemplify diverse values calculated by (1) confirmatory; representative in the minimal of X, Y, or X/Y. categorical values of X illuminates the full sense of representing the full or Y (e.g., Jewish, range of variation variation of the population. Catholic, Protestant). (2) on X, Y, or X/Y (Of course, they may not standard deviation of X mirror the distribution of that or Y (if continuous), or variation in the population.) (3) combinations of values (e.g., based on cross tabulations, factor analysis, or discriminant analysis)

Extreme Cases (one or more) A case lying many Exploratory; open- Achievable only in comparison exemplify extreme or standard deviations ended probe of X or with a larger sample of cases. unusual values of X or Y away from the mean of Y relative to some X or Y univariate distribution.

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Deviant Cases (one or more) A high-residual case Exploratory or After the case study is deviate from some (outlier) confirmatory; to conducted, it may be cross-case relationship. probe new corroborated by a cross-case explanations for Y, test, which includes a general to disconfirm a hypothesis (a new variable) deterministic based on the case study argument, or to research. If the case is now an confirm an existing on-lier, it may be considered explanation (rare) representative of the new relationship.

Tabelle 3: Cross-Case Methods of Case Selection and Analysis. Seawright/Gerring, 2008: 297. Eigene Darstellung

Um die unterschiedlichen, abweichenden und extremen Werte aus allen Daten filtern zu können, wurden die Wahlergebnisse in das Software-Programm Eviews übertragen und Berechnungen angestellt. Der Grund für die Auswahl eines an Extremfällen orientierten und diversitätsorientierten Ansatzes ist, dass die gegensätzlichsten Wahlergebnisse miteinander verglichen und Gründe für diese extreme Abweichung betrachtet werden können. Um die Abweichung besser darstellen zu können, erfolgt auch die Auswahl von Gemeinden mit einem durchschnittlichen Ergebnis und aus diesem Grund kommt auch die Methode der Diversität zum Einsatz. Diese Methodenauswahl ermöglicht die Beantwortung der Forschungsfrage, da durch die Auswahl von Gemeinden mit extrem abweichenden Wahlergebnissen ein möglicher Mitnahmeeffekt der Gemeinderatswahl auf die Landtagswahl am besten dargestellt werden kann. Positive als auch negative Einflussfaktoren für den Ausgang der Wahl sowie der Zusammenhang zwischen Gemeinde- und Landespartei kann bei der Auswahl von Extremen am deutlichsten dargestellt werden.

3.2.2. Vorgehensweise und Berechnungen

Als Berechnungsgrundlage dienen die Wahlergebnisse von 2009 und 2015. Es wird dabei der relative Verlust/Gewinn als eine der wichtigsten Interpretationszahlen verwendet. Dieser berechnet sich aus der Differenz vom Wahlergebnis 2009 und 2015 der SPÖ geteilt durch das Wahlergebnis 2009 der SPÖ.

% GRW 15 - % GRW 09 ∆GRW = *100 % GRW 09

Schabetsberger Simone 41/100 Das GRW-Ergebnis berechnet sich aus der prozentuellen Veränderung bei der GRW von 2015 auf 2009 bei der SPÖ geteilt durch die Prozent der Stimmen bei der GRW 2009 der SPÖ.

% LTW 15 - % LTW 09 ∆LTW = *100 % LTW 09

Das LTW-Ergebnis auf Gemeindeebene berechnet sich aus der prozentuellen Veränderung bei der LTW von 2015 auf 2009 bei der SPÖ in der Gemeinde geteilt durch die Prozent der SPÖ-Stimmen in der Gemeinde bei der LTW 2009.

Durch den relativen Verlust/Gewinn (bezeichnet als ∆GRW und ∆LTW) lässt sich darstellen, wie viel eine Gemeinde in Relation zu den anderen Gemeinden beim letzten Wahlergebnis verloren bzw. gewonnen hat, ausgehend vom Standpunkt der letzten Wahl 2009. Durch eine Reihung der relativen Gewinne/Verluste bei der ∆GRW sowie ∆LTW lassen sich „extreme cases“ sowie Durchschnittsgemeinden filtern und eine Auswahl treffen.

Eine weitere Berechnung, welche die Abhängigkeit des LTW-Ergebnisses von der GRW darstellt und eine detailliertere Interpretation möglich macht ist die Gleichung: ∆LTW* = 0,23 * ∆GRW – 0,22. Diese Gleichung konnte durch die Software Eviews aufgestellt werden. Durch das Einsetzen des ∆GRW-Ergebnisses erhält man ein ∆LTW*-Ergebnis, welches, laut der Betrachtung aller Gemeinden in OÖ, eine Schätzung der Veränderung im ∆LTW-Ergebnis aufgrund des ∆GRW- Ergebnisses in diesem Ort darstellen sollte. Das bedeutet, dass für jedes +/- % beim ∆GRW- Ergebnis einmalig 0,23 % bei dem ∆LTW-Ergebnis hinzu oder weg kommen und etwa 20 % Stimmanteil abgezogen werden.

Um eine ausgeglichene Sichtweise auf die Ergebnisse der Wahl zu erhalten werden sechs Gemeinden mit verschiedenen Ergebnissen ausgewählt: jeweils zwei Gemeinden bei denen das ∆LTW-Ergebnis viel besser ist, als das ∆GRW-Ergebnis andeutet bzw. das ∆LTW-Ergebnis viel schlechter ist als es durch das ∆GRW-Ergebnis angedeutet wird und zwei Gemeinden die den Durchschnitt präsentieren um die Abweichungen sichtbarer zu machen.

∆LTW viel besser als nahe am ø-∆GRW erklärt ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet nahe am ø-∆LTW sehr gut ∆GRW andeutet

∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW Gewinn Verlust Gewinn Verlust Gewinn Verlust

Abbildung 21: ∆GRW erklärt ∆LTW. Eigene Darstellung

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Aus jedem Bereich wird jeweils eine Gemeinde gesucht, bei der ein Zugewinn bei der ∆GRW stattgefunden hat und eine Gemeinde bei der ein Verlust entstanden ist. Um die Auswahlgemeinden feststellen zu können, wurden alle Gemeinden in Oberösterreich nach der Differenz im relativen Verlust/Gewinn bei der Gemeinderatswahl zur Landtagswahl sortiert und untereinander verglichen. Wie weit manche Ergebnisse vom durchschnittlichen Wahlergebnis aller Gemeinden in OÖ abweichen zeigt sich durch das Berechnen des Mittelwertes und Medianes von der Variable ∆GRW und ∆LTW, welche auch zur Auswahl der zwei Durchschnittsgemeinden verwendet werden.

Der Mittelwert bei der Variable ∆GRW liegt bei – 18,3 %. Der Median bei – 18 %.

Der Mittelwert bei der Variable ∆LTW liegt bei – 26 %. Der Median bei – 26,7 %.

3.2.3. Ergebnisse der Datenanalyse

Durch das Vergleichen der unterschiedlichen Wahlergebnisse und dem Erfüllen der Auswahlkriterien konnten folgende Gemeinden festgelegt werden:

∆LTW viel besser als nahe am ø-∆GRW erklärt ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet nahe am ø-∆LTW sehr gut ∆GRW andeutet

∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW ∆GRW Gewinn Verlust Gewinn Verlust Gewinn Verlust

Pötting Steegen Roßleithen Laakirchen Meggenhofen Auerbach

Abbildung 22: Auswahlgemeinden. Eigene Darstellung

3.2.3.1. ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet

Um jene Auswahlgemeinden aus allen zu filtern wurden die Orte nach der Größe der Differenz zwischen ∆GRW und ∆LTW sortiert und verglichen. Ein wichtiges Kriterium war dabei der relative Gewinn bei der ∆LTW. Wie in Tabelle 4 zu sehen ist, erfüllen die Gemeinden Steegen und Eschenau die Anforderung, da beide einen ∆GRW-Verlust aufweisen und zugleich Zugewinne beim relativen Gewinn der ∆LTW erreicht haben. St. Roman liegt mit einer Differenz zwischen relativen Gewinn/Verlust von ∆LTW und ∆GRW an zweiter Stelle und zeigt, dass ∆GRW einen hohen Verlust von - 57,40 % anzeigt, hat aber auch bei der ∆LTW 19,96 % verloren und wird daher nicht näher betrachtet.

Schabetsberger Simone 43/100 Gemeinde ∆LTW ∆GRW Differenz ∆LTW zu ∆GRW Steegen 20,8200 -22,0549 -42,8749 St. Roman -19,9670 -57,4074 -37,4404 Eschenau im Hausruckkreis 8,7084 -27,0919 -35,8003 Tabelle 4: ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung

Die zweite Auswahlgemeinde in diesem Bereich muss, wie bereits oben beschrieben, einen Gewinn bei der ∆GRW erzielt haben und trotzdem zeigt das ∆LTW ein besseres Ergebnis, als durch das ∆GRW angedeutet wird.

Der erste Ort, der diese Kriterien erfüllt, ist Pötting mit einem relativen Gewinn von 7,14 % bei der ∆GRW und einen positiven relativen ∆LTW-Ergebnis von 24,39 %.

Gemeinde LTW GRW Differenz LTW zu GRW Taufkirchen an der Trattnach -18,4134 -35,9249 -17,5115 Pötting 24,3954 7,1429 -17,2525 Dietach -35,2896 -50,1516 -14,8620 Tabelle 5: ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung

Da nur jeweils ein Ort näher betrachtet wird ist dies bei der Interpretation und Analyse die Gemeinde Steegen und Pötting als Beispiel für ∆LTW-Ergebnis, welches besser ist als ∆GRW vermuten lässt.

3.2.3.2. ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet

Als Gegenbeispiel für die Gemeinden Steegen und Pötting werden zwei Orte gesucht, bei denen das ∆GRW-Ergebnis gut ist und im Vergleich das ∆LTW viel schlechter abschneidet als es durch das ∆GRW-Ergebnis vermuten lässt. Auch bei dieser Auswahl wird darauf geachtet, dass beim ∆GRW- Ergebnis einmal ein relativer Gewinn beim Ergebnis erzielt wird und einmal ein Verlust. Die Gemeinde, die den größten relativen Gewinn bei der ∆GRW erreichte ist Meggenhofen mit 158,19 %. Im Vergleich zu anderen Gemeinden weist dieser Ort die größte Differenz zwischen ∆GRW und ∆LTW auf.

Gemeinde ∆LTW ∆GRW Differenz ∆LTW zu ∆GRW Meggenhofen -1,1396 158,1879 159,3275 St.Thomas 24,8013 106,3415 81,5402 Gampern -21,6152 52,4798 74,0950 Tabelle 6: ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung

44/100 Schabetsberger Simone

Die Gemeinde, die die größte Differenz zwischen ∆LTW und ∆GRW aufweist und ein negatives Ergebnis bei der ∆GRW zeigt ist Auerbach mit einem relativen Verlust von 3,4 %.

Gemeinde ∆LTW ∆GRW Differenz ∆LTW zu ∆GRW Neukirchen an der Enknach -16,7197 24,9915 41,7113 Auerbach -44,6015 -3,4000 41,2015 Eidenberg -17,8829 22,2656 40,1485 Tabelle 7: ∆ LTW viel schlechter als ∆ GRW andeutet (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung

3.2.3.3. nahe am ø-∆GRW erklärt nahe am ø-∆LTW sehr gut

Um die oben ausgewählten Gemeinden in Relation zum Durchschnitt gut darstellen zu können werden auch im Mittelfeld jeweils eine Gemeinde mit einem relativen Verlust und eine mit einem relativen Gewinn beim ∆GRW-Ergebnis ausgewählt. Dazu wurde der Mittelwert vom relativen Gewinn/Verlust der ∆GRW (- 18,3 %) sowie der ∆LTW (- 26 %) berechnet und jene Orte ausgewählt, die am nächsten diesem Durchschnitt entsprechen. Laakirchen ist jener Ort, der dem Durchschnitt von beiden Wahlergebnissen am nächsten kommt.

Gemeinde ∆LTW ∆GRW Differenz ∆LTW zu ∆GRW Pfarrkirchen bei Bad Hall -24,4000 -16,3140 8,0860 Laakirchen -24,8037 -15,9904 8,8133 Stadl-Paura -36,4603 -15,5607 20,8995 Tabelle 8: ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut (Verlust ∆GRW). Eigene Darstellung

Durch das Kriterium jeweils eine Gemeinde mit einem relativen Gewinn beim ∆GRW-Ergebnis und einen Ort mit einem relativen Verlust beim ∆GRW-Ergebnis präsentieren zu wollen weicht die Auswahlgemeinde Roßleithen als Beispiel für eine Gemeinde mit dem relativen Gewinn im ∆GRW- Ergebnis vom Durchschnitt ab. Das ∆LTW Ergebnis mit – 25,78 % liegt am nächsten beim Durchschnitt.

Gemeinde ∆LTW ∆GRW Differenz ∆LTW zu ∆GRW Edt bei Lambach -25,7851 -2,1463 23,6388 Roßleithen -25,7791 0,8177 26,5969 Kirchschlag bei Linz -25,7762 -57,9974 -32,2212 Tabelle 9: ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut (Gewinn ∆GRW). Eigene Darstellung

Unter Punkt 3.3.6 Nähere Beschreibung der Auswahlgemeinden und der befragten Personen werden die ausgewählten Gemeinden und deren Wahlergebnisse näher erläutert und analysiert.

Schabetsberger Simone 45/100 Um eine detaillierte Beantwortung der Forschungsfrage zu ermöglichen bedarf es näherer Hintergrundinformationen aus den einzelnen Orten über mögliche Begründungen zum Wahlausgang. Aus diesem Grund wird die qualitative Methode der Befragung herangezogen, um nähere Informationen zu erhalten und eine zusammenführende Interpretation sowie die Beantwortung der Forschungsfrage zu ermöglichen.

3.3. Qualitative Methode

Im Bereich der Sozialwissenschaften gibt es kaum ein Forschungsfeld, in dem qualitative Forschung nicht angewendet wird (Flick et al, 2007: 13). Denn in Zeiten der Pluralisierung und Auflösung bietet diese die Möglichkeit, das Unbekannte im scheinbar Bekannten wahrzunehmen und neuere Lebensformen und –weisen zu beschreiben (Flick et al, 2007: 17). Die Zielsetzung der qualitativen Forschung liegt in der entdeckenden Wissenschaft und an der „Entdeckung des Neuen in den Daten“, dem sich oft „die Entwicklung von Theorien aus der Empirie als Großziel qualitativer Forschung“ anhängt (Flick et al, 2007: 24). Verwendung findet die qualitative Forschung vor allem in bislang weniger erforschten Wirklichkeitsbereichen, um zum Beispiel eine sinnvolle Ergänzung zu quantitativen Studien zu bieten (Flick et al, 2007: 25). Durch die Aufzeichnungen der Wahlergebnisse vom Land Oberösterreich sind eine Menge Wahldaten zu den einzelnen Orten und Gemeinden bekannt. Diese Daten enthalten viele verschiedene Merkmale, welche nicht in den Zahlen enthalten sind, sondern durch die Entstehungsgeschichte oder den Entstehungsbedingungen eingeflossen sind. (Witt, 2001) „Ob die Erklärung zu den Daten passt“ […], welche herangezogen wird, um die Theorie zu testen, […] „lässt sich nur mit Hilfe von Methoden prüfen, die zugleich transparent und unabhängig von der Theorie sind“ (Schneider/Ruoff. 2010: 236).

Durch die Entscheidung, eine Methodenkombination durchzuführen, kommt es mit der qualitativen Forschung zu einer Ergänzung der quantitativen Analyse der Gemeinden. Diese offene Herangehensweise ist hilfreich, um den Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl zur Landtagswahl anhand verschiedener Einflussfaktoren ableiten zu können. Es wird dabei die Unterschiedlichkeit der sechs ausgewählten Gemeinden, wie zum Beispiel die Stärke der SPÖ im Ort, der Aufbau des Wahlkampfes, die Zielsetzung bei der Wahl, etc. betrachtet um die Forschungsfrage detaillierter beantworten zu können. Die qualitative Befragung erfolgt in Form von Leitfadeninterviews und bietet eine Möglichkeit, die zu untersuchenden Gemeinden mit einer explorativen Methode am besten zu erforschen.

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3.3.1. Forschungsfeld

Bei einem Forschungsfeld handelt es sich um einen öffentlichen Ort, Gruppen, soziale Milieus oder Organisationen. Dabei sind zwei Aspekte zu beachten. Zum einen sollte überlegt werden, wie der Kontakt zum Forschungsfeld hergestellt werden kann und wie die Personen zur Teilnahme an der Forschung bewogen werden können. Hierfür ist es erforderlich, dass die notwendigen zeitlichen Ressourcen für das Interview, ein Hinterfragen von verinnerlichten Selbstverständlichkeiten und Beziehungen zu weiteren Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern sowie das Vertrauen zur Forscherin bzw. zum Forscher durch die zu Befragenden gewonnen werden kann (Wolff, 2007: 335). Zum anderen muss beachtet werden, wie sich die Forscherin oder der Forscher selbst „[…] im Verhältnis zum Feld so positionieren […]“ kann, „[…] dass die sachlichen, zeitlichen und sozialen Rahmenbedingungen für eine sachgerechte Durchführung der geplanten Forschungsarbeit gewährleistet oder zumindest seine entsprechenden Handlungsmöglichkeiten nicht entscheidend eingeschränkt sind“ (Wolff, 2007: 336). Es gibt keine allgemein gültige Vorgehensweise um den Weg ins Feld zu gestalten, vielmehr ist es ein andauernder Prozess, der nie ganz abgeschlossen ist (Wolff, 2012: 335f).

In der vorliegenden Arbeit wurden die sechs Gemeinden aufgrund der Datenverarbeitung und der Berechnungen mit der ökonometrischen Software Eviews ausgewählt. Für die Auswahl der Befragten aus den Auswahlgemeinden wurde die Fraktionsliste der SPÖ aus jenen Orten betrachtet und die Person ausgewählt, die als Bürgermeister oder Bürgermeisterin, Fraktionsobmann, Fraktionsobfrau oder Parteiobmann, Parteiobfrau tätig ist, angerufen. Nach der ersten Kontaktaufnahme und der Erklärung um was es sich bei dem Interview handelt, wurde nachgefragt, welche Person im Wahlkampf 2015 stark beteiligt war und sich für ein Interview bereitstellen würde. In jenen Gemeinden, wo ein SPÖ Bürgermeister oder eine SPÖ Bürgermeisterin den Amtssessel innehat wurde unter anderem diese als zu befragende herangezogen, in den anderen Gemeinden waren es vor allem die Fraktionsvorsitzenden.

Es wurden die Interviews im Zeitraum von September bis Oktober 2016 mit acht Personen durchgeführt, wobei ein Interview mit zwei Personen zur gleichen Zeit und sechs Interviews mit jeweils einer Person stattgefunden haben. Insgesamt kann konstatiert werden, dass sich der Feldzugang nach genauer Erklärung weitgehend unproblematisch gestaltet hat, aber dennoch vereinzelt Ungewissheiten und Erschwernisse, wie etwa eine fehlende Bereitschaft zur Teilnahme an der Befragung, aufgetreten sind.

Schabetsberger Simone 47/100 3.3.2. Qualitative Erhebung: die Befragung

Es gibt drei verschiedene Arten der Befragung: das persönliche „face to face“-Interview, das telefonische Interview und die schriftliche Befragung. Wobei das telefonische Interview immer mehr an Verbreitung findet, da dies durch die hohe Netzdichte möglich wird. Zu unterscheiden ist bei der Befragung zwischen dem Grad der Strukturierung und der Standardisierung. Leitfadeninterviews zählen dabei zu der qualitativen Methode der Befragung, da diese eine offene Fragestellung ermöglichen und einen Teil der Fragen mit strukturierten Fragestellungen ermitteln. Diese eher weniger strukturierte Interviewtechnik findet in dieser Arbeit durch „face to face“- Interviews Anwendung. (Diekmann, 2010: 437f)

„Unter Interview als Forschungsinstrument sei hier verstanden ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlasst werden soll“ (Scheuch, 1973: 70f in Diekmann, 2010: 439).

Die Durchführung von qualitativen Interviews ist jedoch keine selbstverständliche und unkomplizierte Aufgabe. Vielmehr müssen die Forscher und Forscherinnen eine Anzahl von Kompetenzen mitbringen, aber auch mit dem zugrundeliegenden Forschungsgegenstand und dem Projekt vertraut sein, um „Kunstfehler“, wie beispielsweise eine falsche Einschätzung der geplanten Interviewdauer, überlange Leitfäden oder die oberflächliche Behandlung der Fragen zu vermeiden. Des Weiteren ist es erforderlich, einen dominierenden Gesprächsstil, der oftmals ein Suggerieren und Interpretieren von Sachverhalten beinhaltet, zu unterlassen. Ebenso soll ein starres Festhalten am Leitfaden gemieden werden (Hopf, 2007: 357f).

3.3.3. Frageformulierungen der qualitativen Forschungspraxis

Es gibt bei der Formulierung der Fragestellung einige Grundregeln zu beachten, welche zum Erfolg der qualitativen Forschung beitragen. Dabei ist vor allem ein kurzes, verständliches und genaues formulieren der Fragen wichtig. Um dies zu erreichen, sollten keine doppelten Verneinungen verwendet, die Antwortkategorien disjunkt und erschöpfend sowie präzise formuliert und indirekte Fragen vermieden werden. (Diekmann, 2010: 479ff).

Durch ein vorheriges Vermitteln, um was es sich beim Interview handelt und wie es ablaufen wird, können erste Unsicherheiten der Befragten abgebaut werden. Ein gutes Klima und das Gefühl der Ruhe tragen weiters dazu bei, dass das Interview gelingt. Platz für die Darstellung der Position und

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der Meinung der Befragten ist wichtig und ermöglicht die Beantwortung der Forschungsfrage aus der Lebenswelt. (Hermanns, 2007: 367f)

3.3.4. Konstruktion des Leitfadens

In dieser Forschungsarbeit wurde die Erhebungsmethode des teilstandardisierten Leitfadeninterviews gewählt, da dieser viele Spielräume in der Frageformulierung, in den Nachfragestrategien und der Abfolge der Fragen offen lässt (Hopf, 2007: 351). Ein weiteres typisches Merkmal von teilstandardisierten Leitfadeninterviews ist, dass es keine Antwortvorgaben bei den einzelnen Fragen gibt. Dem Forscher/der Forscherin dient der Leitfaden lediglich zur Kontrolle und kann während des Gespräches geändert werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten von Leitfadeninterviews: fokussiertes Interview, halbstandardisiertes Interview, problemzentriertes Interview, Experten- und Expertinneninterview und das ethnographische Interview. (Bach/Horwath. 2011: 43) In dieser Arbeit wurde das problemzentrierte Interview nach Witzel gewählt, welches den Erkenntnisgewinn aus einem Wechselverhältnis zwischen induktiv und deduktiv organisiert. Das bereits angeeignete Wissen zum Thema dient beim problemzentrierten Leitfadeninterview als Rahmen für Frageideen im Dialog zwischen Interviewern und Befragten und gleichzeitig wird durch die Offenheit während des Gespräches das Erzählen angeregt (Witzel, 2000). Witzel verweist auf vier Instrumente, die bei der Durchführung unterstützen: zum ersten ist dies ein Kurzfragebogen, welcher als Gesprächseinstieg verwendet werden kann und bei dem die Sozialdaten abgefragt werden. Ein weiteres Instrument ist die Tonaufzeichnung des Gesprächs, welches eine authentische und präzise Erfassung des Kommunikationsprozesses ermöglicht. Auch ein Leitfaden, welcher vorformulierte Fragen enthält, dient als Gedächtnisstütze und Orientierungshilfe während dem Interview. Und das letzte Instrument welches bei der Interviewdurchführung hilfreich sein kann, ist das Postskriptum, bei welchem Anmerkungen zu situativen und nonverbalen Aspekten als Ergänzung zu den Tonaufzeichnung vermerkt werden können. (Witzel, 2000)

Der Leitfaden dieser Arbeit besteht aus fünf Frageblöcken wobei sich jeder Block mit einem eigenen Themenbereich zur Wahl beschäftigt. Im ersten Block werden die Daten zu den befragten Personen erhoben und die Situation der SPÖ in der Gemeinde hinterfragt. Im nächsten Abschnitt geht es um den Wahlkampf 2015. Dabei wird versucht herauszufinden, wann sich die Ortsorganisation das erste Mal Überlegungen zum Wahlkampf 2015 gemacht hat, wie dabei vorgegangen wurde, welche Planung stattgefunden hat und welche Maßnahmen gesetzt wurden, um das vorher definierte Ziel zu erreichen. Weiters wurde in diesem Bereich die in Anspruch

Schabetsberger Simone 49/100 genommene Unterstützung von der Landespartei, weitere wünschenswerte Unterstützungen und der Landtagswahlkampf abgefragt. Im nächsten Abschnitt, dem Wahlergebnis 2015, wurde gefragt, welche Überraschungen das Wahlergebnis brachte, ob diese mit dem Einsatz im Wahlkampf in Relation stehen und welche eigenen bzw. fremden Stärken und Schwächen zu diesem Ergebnis beigetragen haben könnten. Im vierten Themenblock ging es um die Wahlkampfstrategien die im Ort eingesetzt wurden. Dabei stand vor allem die Frage um einen Personen- oder Themenwahlkampf im Mittelpunkt. Weiters wurde abgefragt, wie die anderen Parteien im Wahlkampf berücksichtigt wurden und welche Themen eine Rolle spielten. Der letzte Frageblock diente dazu, eventuell offengebliebene Bereiche abzufragen, Fragen der Person zu beantworten sowie dem oder der Befragten die Möglichkeit zu bieten, noch nicht Gesagtes und für wichtig Empfundenes auszusprechen. Der Leitfaden kann unter Punkt 8.1. Leitfaden im Detail gelesen werden.

Die Interviews werden nach persönlicher Terminvereinbarung durchgeführt und mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Für eine schriftliche Transkription gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und es sollte je nach Analysemethode die passende Form der Transkription gewählt werden. Ein pragmatisches Vorgehen bei der Genauigkeit der Transkription ist ratsam, da der Informationsgehalt nicht über das notwendige Maß des Forschungsinteresses und der Analysemethode hinausgehen muss (Halbmayer/Salat, 2011). Bei der einfachen Transkription, welche in dieser Arbeit verwendet wird, werden neben den gesprochenen Beiträgen keine Angaben zu nonverbalen Ereignissen aufgeschrieben. Die Aufnahme wird in einen umgangssprachlichen Text geschrieben und so formuliert, dass die Lesbarkeit einfach ist und eine schnelle Umsetzung möglich ist. Die Priorität liegt somit auf dem Inhalt des Gespräches. (Dresing/Pehl, 2015: 18)

Bei der Transkription der Interviews wurde darauf geachtet, dass möglichst der gesagte Wortlaut niedergeschrieben wurde, wobei Wort- und Satzabbrüche ausgelassen, bzw. geglättet und Sätze in eine verständliche Sprache gebracht wurden. Abrupte Themenwechsel unter einem Satz wurden mit drei Punkten … gekennzeichnet, damit sofort ersichtlich ist, dass der Satz nicht vollständig ist. Für jeden neuen Informationspunkt wurde mit einen neuen Absatz begonnen, um eine bessere Gliederung in die Transkription zu bekommen

Nach der Transkription aller Interviews kommt es in einem weiteren Schritt zur Bearbeitung und Kategorisierung der Texte. Dazu wird die qualitative Inhaltsanalyse von Mayring verwendet.

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3.3.5. Zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse und Kategorienbildung

Die Inhaltsanalyse nach Mayring bietet sich an um offene Interviews zu bearbeiten und das Ausgangsmaterial zu reduzieren. Es wird dabei der gesammelte Text systematisch und theoriegeleitet durch Kategorisierung bearbeitet (Mayring, 2002). Wichtig ist, dass bei der Analyse des Materials systematisch und regelgeleitet vorgegangen wird und Grundsätze wie der Kommunikationszusammenhang, die Systematik der Regelgeleitetheit und Theoriegeleitetheit und verschiedene Gütekriterien der qualitativen Forschung eingehalten werden (Mayring, 2007: 471). Gütekriterien der qualitativen Forschung sind die Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, die Indikation des Forschungsprozesses, die Empirische Verankerung, die Limitation, die Kohärenz, die Relevanz, sowie die Reflektierte Subjektivität. (Steinke, 2007: 326ff)

Die qualitative Inhaltsanalyse bietet verschiedene Vorgehensweisen, wie das gesammelte Material analysiert werden kann. Mayring unterscheidet drei grundlegende Varianten der qualitativen Inhaltsanalyse:

. Zusammenfassung (Reduzierung des Materials und Erhalt der wesentlichen Inhalte; überschaubarer Kurztext) . Explikation (unklare Textbestandteile des Interviews werden mit zusätzlichem Material verständlich gemacht) . Strukturierung (Merkmale durch Einbezug von Kategoriensystemen herausfiltern) (Diekmann, 2010: 608)

In der vorliegenden Arbeit findet die zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring Verwendung. Wie in Abbildung 23 schematisch dargestellt wurde das Datenmaterial auf die wesentlichen Aussagen gekürzt und nur die inhaltliche Ebene des Materials weiterverwendet. (Mayring, 2007: 472) Es kommt in dieser Arbeit zur Kategorienbildung anhand Abbildung 23: Ablauf zusammenfassender Inhaltsanalyse. Mayring, 2002: 116

Schabetsberger Simone 51/100 einer Paraphrasierung, anschließenden Generalisierung und Reduzierung.

Bei der Durchsicht der einzelnen Transkriptionen wurde jede Frage einzelnen betrachtet und versucht, das Gesagt bei dieser Fragestellung in einen Satz, oder wenn möglich sogar mit einem Wort wiederzugeben. Wichtig war dabei, dass möglichst die Begriffe aus dem Material verwendet werden. Dieser Schritt der Inhaltsanalyse stellt laut Mayring die Kategorienbildung dar. (Mayring, 2002) Wurden die einzelnen Fragen zusammengefasst kam es bei einer zweiten Durchsicht zum Vergleich zwischen den einzelnen Interviews. Es wurde überprüft, ob Überlappungen in den Kategorien auftreten und sich diese verknüpfen lassen. Aus dem endgültigen Material, welches aus den einzelnen Kategorien bestand wurde eine Interpretation vorgenommen, welche als Ergebnisse unter Punkt 4.2. Analyse der Interviews nachzulesen sind.

3.3.6. Nähere Beschreibung der Auswahlgemeinden und der befragten Personen

In diesem Abschnitt werden die sechs ausgewählten Gemeinden und die Interviewpartner und Interviewpartnerinnen näher beschrieben. Eine Begründung der Gemeindeauswahl wurde bereits in Kapitel 3.2.3. Ergebnisse der Datenanalyse vorgenommen.

3.3.6.1. Pötting

Die Gemeinde Pötting aus dem Bezirk hat 541 Bewohner und Bewohnerinnen und eine Gesamtfläche von 7,43 km². Der ÖVP Bürgermeister Bundesrat Peter Oberlehner ist seit dem Jahr 1997 in diesem Amt. (Gemeinde Pötting, online) Die SPÖ in Pötting hat seit der Wahl 2015 zwei von 13 Gemeinderatsmandate und drei Mitglieder. Die Fraktionsobfrau ist Mayr Susanne und der Parteiobmann ist Bremberger Karl. Herr Bremberger Karl hat sich für das Interview, welches am 04.10.2016 geführt wurde, zur Verfügung gestellt. Er ist seit zirka 40 Jahren Parteimitglied und hat das Amt des Parteiobmannes seit dem Jahr 1995. (Interview 1, 2016)

3.3.6.2. Steegen

Steegen ist eine Gemeinde im Bezirk Grieskirchen mit einer Fläche von 13,20 km2 und einer Einwohner- und Einwohnerinnenzahl von 1.121 laut der Volkszählung 2011. Der ÖVP Bürgermeister Lehner Herbert ist seit dem Jahr 2009 in diesem Amt. Die 13 Gemeinderatsmandate teilen sich seit der Wahl 2015 wie folgt auf: ÖVP sechs Sitze, SPÖ zwei Sitze, FPÖ drei Sitze und die Grünen zwei Sitze. (Gemeinde Steegen, online) Für die SPÖ in Steegen ist die Ortsorganisation zuständig. Diese bildet mit den drei Gemeinden Peuerbach, Bruck-Waasen und Steegen eine Kooperation. Die SPÖ der drei Gemeinden besteht aus ungefähr 70 Mitgliedern und der Frauenanteil an wählbarer Stelle beträgt etwa 15 %. Als Interviewpartner konnte der

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Fraktionsobmann sowie Parteiobmann Josef Ortbauer, welcher seit 30 Jahren Mitglied der SPÖ ist und dieses Amt seit dem Jahr 2012 bzw. 2015 innehat, gewonnen werden. (Interview 2, 2016)

3.3.6.3. Roßleithen

Der Ort Roßleithen mit 1.883 Einwohner und Einwohnerinnen und einer Fläche von 67,47 km2 liegt im Bezirk Kirchdorf an der Krems. Der Gemeinderat besteht aus 19 Mitgliedern, davon besitzt die SPÖ neun Mandate. (Gemeinde Roßleithen, online) Die SPÖ Bürgermeisterin Gabriele Dittersdorfer, welche seit 2003 Parteimitglied ist, hat das Amt vom vorherigen SPÖ Bürgermeister im Jahr 2008 übernommen. Die SPÖ Roßleithen hat eine Mitgliederzahl von etwa 100 Personen und einen Frauenanteil an wählbarer Stelle von 50 %. Die Fraktionsobfrau sowie Parteiobfrau ist Pfeiffenberger Marina. Als Interviewpartnerin konnte die Bürgermeisterin Gabriele Dittersdorfer gewonnen werden. (Interview 3, 2016)

3.3.6.4. Laakirchen

Die Stadt Laakirchen mit einer Fläche von 32,46 km2 liegt im Bezirk Gmunden und hat 9.813 Einwohner und Einwohnerinnen. Ing. Fritz Feichtinger von der SPÖ ist seit dem Jahr 2015 Bürgermeister dieser Stadt und hat auch das Amt des Parteiobmannes über. Der Gemeinderat besteht aus 37 Mitgliedern, wobei 14 Mandate auf die SPÖ fallen. (Gemeinde Laakirchen, online) Der Fraktionsobmann der SPÖ Laakirchen ist seit dem Jahr 2012 Ohler Thomas. Als Interviewpartner konnten der Bürgermeister Fritz Feichtinger sowie der Fraktionsobmann Thomas Ohler gewonnen werden und es wurde ein Gruppeninterview durchgeführt. Der Frauenanteil an wählbarer Stelle liegt in Laakirchen bei 50 %. (Interview 4, 2016)

3.3.6.5. Meggenhofen

Ist eine Gemeinde im Bezirk Grieskirchen mit einer Fläche von 18,01 km2 und einer Einwohner- und Einwohnerinnenzahl von 1.395. Der Bürgermeister Wilfried Suchy von der SPÖ ist seit dem Jahr 2011 in diesem Amt. Der Gemeinderat setzt sich aus 19 Gemeinderäten und Gemeinderätinnen zusammen, wobei sechs Mandate der SPÖ angehören. (Gemeinde Meggenhofen, online) Die SPÖ in Meggenhofen besteht aus zirka 7 Mitgliedern und die Fraktionsobfrau ist seit der Wahl 2015 Kaser Ulrike. Sowohl der Bürgermeister Wilfried Suchy als auch die Fraktionsobfrau Ulrike Kaser konnten zu einem Interview gewonnen werden. (Interview 5 & 6, 2016)

Schabetsberger Simone 53/100 3.3.6.6. Auerbach

Die Gemeinde Auerbach aus dem Bezirk Braunau am Inn ist von der Einwohner- und Einwohnerinnenzahl mit 504 Personen der kleinste ausgewählte Ort. Die Fläche des Ortes beträgt 10,77 km2. (Gemeinde Auerbach, online) Der ÖVP Bürgermeister Pommer Friedrich ist seit dem Jahr 2003 in diesem Amt. Der aus 13 Mitgliedern bestehende Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen: sieben ÖVP, eins SPÖ, fünf FPÖ. Pendl Herta ist Fraktionsvorsitzende und Parteiobfrau in der SPÖ in Auerbach seit 2012 und hat eine Mitgliederzahl von 4 Personen. (Interview 7, 2016)

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4. Analyse, Interpretation und Darstellung der Ergebnisse

In diesem Abschnitt werden die empirischen Ergebnisse erläutert, um im nächsten Kapitel eine zusammenführende Ergebnisinterpretation vornehmen zu können. Im ersten Bereich geht es um die Darstellung der Wahlergebnisse in den ausgewählten Orten, im zweiten Bereich werden die Ergebnisse aus den Interviews dargestellt. Eine zusammenführende Interpretation und die Beantwortung der Forschungsfrage wird unter Punkt 5. Zusammenführung aller Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage vorgenommen und Handlungsempfehlungen werden abgegeben.

4.1. Vergleich der Wahlergebnisse

Wie bereits unter Punkt 3.2. Quantitative Methode dargestellt wurden durch die Selektion sechs Gemeinden für die detaillierte Betrachtung der Wahlergebnisse herangezogen. Um diese Gemeinden zu filtern wurden Vergleiche aller oberösterreichischen Gemeinden durch das Programm Eviews vorgenommen und Auswahlkriterien festgelegt. Nachfolgend sollten die Auswahlgemeinden und die Ergebnisse bei der Wahl 2009 und 2015 näher betrachtet werden.

4.1.1. ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet

4.1.1.1. Steegen mit relativem Verlust bei der ∆GRW

Die Gemeinde Steegen wurde als Gemeinde in dem Bereich der überdurchschnittlichen Performance im ∆Landtagswahlkampfergebnis im Vergleich zum ∆GRW-Ergebnis als Auswahlgemeinde festgelegt. Im Gegensatz zur zweiten Auswahlgemeinde Pötting verläuft das GRW-Ergebnis parallel zum durchschnittlichen OÖ Gemeinderatswahlergebnis nach unten. Das Landtagswahlergebnis von Steegen hingegen zeigt die überdurchschnittliche Performance in diesem Ort und erreicht einen Zugewinn von + 3,25 % wo jedoch das

Abbildung 24: Wahlergebnisse Steegen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung

Schabetsberger Simone 55/100 durchschnittliche Landesergebnis einen Verlust von – 6,5 % erzielt hatte. (Land Oberösterreich, 2016)

Durch die Berechnungen mit Eviews konnte festgestellt werden, dass Steegen jene Gemeinde ist, die die größte Differenz zwischen dem relativen Verlust/Gewinn bei den ∆Landtags- und ∆Gemeinderatswahlergebnissen aufweist. Der relative Verlust bzw. Gewinn wurde durch die prozentuelle Veränderung bei der Wahl von 2015 auf 2009 geteilt durch die Prozent der Stimmen bei der Wahl 2009 berechnet. Die Rechnungen lauteten daher wie folgt:

-4,98 % ∆GRW = *100 = -22,1 % 22,58 %

+3,25 % ∆LTW = *100 = +20,8 % 15,61 %

Die Differenz zwischen den Ergebnissen liegt bei 42,9 %. Besonders das ∆LTW Ergebnis weicht dabei vom Durchschnitt ab, da der Mittelwert bei der Berechnung des relativen Gewinns oder Verlusts bei -26 % liegt. Im Gegensatz dazu zeigt der relative Verlust bei der ∆GRW mit – 22,1 % ein gegenteiliges Bild und liegt unter den Durchschnitt, welcher bei – 18,4 % ist.

Mit dem Berechnungsprogramm Eviews kann die Abhängigkeit des LTW-Ergebnisses von der GRW darstellt und eine detailliertere Interpretation möglich gemacht werden. Aufgrund der Betrachtung aller Gemeinden in OÖ wurde die Gleichung ∆LTW* = 0,23 * ∆GRW – 0,22 aufgestellt, welche eine Schätzung der Veränderung im ∆LTW-Ergebnis aufgrund des ∆GRW-Ergebnisses in diesem Ort darstellt. Bei der Gemeinde Steegen sollte durch diese Berechnung ein ∆LTW*-Verlust von - 5,39 % erzielt werden. Daher merkt man, dass Steegen ein überdurchschnittlich positives Ergebnis bei der ∆LTW aufzeigt und damit ein besseres Ergebnis erreichte, als dies durch ∆GRW angedeutet wird.

4.1.1.2. Pötting mit relativem Gewinn bei der ∆GRW

Pötting wurde als Auswahlgemeinde festgelegt, da das ∆LTW-Ergebnis besser ist, als das ∆GRW- Ergebnis andeutet und zudem das Kriterium erfüllt wurde, dass in jedem Bereich eine Gemeinde mit einem Gewinn bei der ∆GRW ausgewählt werden muss. Betrachtet man Abbildung 25 so ist deutlich zu erkennen, dass sich das Landtagswahlergebnis von 2009 auf 2015 klar verbessert hat (+ 2.32 %) und anders als der Durchschnitt in Oberösterreich ein positives Ergebnis erreichte. (Land

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Oberösterreich, 2016) Mit einer Wahlbeteiligung von 92,2 % bei der GRW liegt Pötting unter jenen 15 Gemeinden mit der höchsten Wahlbeteiligung.

Durch die Berechnungen mit Eviews konnte ein relativer Gewinn von + 24,4 % bei der ∆LTW errechnet werden wodurch sich Pötting nach Geiersberg und St. Thomas in die Liste als dritter Ort mit dem höchsten relativen Gewinn bei der ∆LTW einreiht.

+2,32 % +1,17 % ∆LTW = *100 = +24,4 % ∆GRW= *100 = +7,14 % 9,51 % 16,38 %

Pötting ist der erste Ort in Oberösterreich, bei dem das ∆GRW-Ergebnis einen relativer Gewinn von + 7,14 % erreicht und dennoch das ∆LTW besser abschneidet als es durch das ∆GRW- Ergebnis zu erwarten war. D.h. zwischen dem relativen Gewinn/Verlust beim ∆GRW- und ∆LTW- Ergebnis ist die Differenz in Pötting am größten, wenn man das Kriterium festlegt, dass Abbildung 25: Wahlergebnisse Pötting. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung das ∆GRW Ergebnis positiv sein muss.

4.1.2. ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet

4.1.2.1. Meggenhofen mit relativem Gewinn bei der ∆GRW

Der Ort Meggenhofen zeigt am deutlichsten eine überdurchschnittliche Performance beim Gemeinderatswahlkampf und erreichte einen Zugewinn von + 19,03 %. Im Vergleich dazu gab es auf Landesebene einen kleinen Verlust von – 0,12 % und doch liegt Meggenhofen mit diesem LTW- Ergebnis weit über den oberösterreichischen Durchschnittsverlust von – 6,5 %. (Land Oberösterreich, 2016)

Schabetsberger Simone 57/100 Durch dieses überdurchschnittliche GRW-Ergebnis zeigt sich auch der relative Gewinn bei der Berechnung mit Eviews am deutlichsten mit einem Plus von 158,2 %. Und auch das LTW Ergebnis verzeichnet nur einen kleinen relativen

Verlust von – 1,14 %. Abbildung 26: Wahlergebnisse Meggenhofen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung

-0,12 % +19,03 % ∆LTW = *100 = -1,14 % ∆GRW= *100 = +158,2 % 10,53 % 12,03 %

Trotz des geringen Verlustes beim ∆LTW-Ergebnis zeigt sich, dass dieses schlechter ist, als es durch das ∆GRW-Ergebnis zu erwarten war. Dies lässt sich durch die große Differenz von 159,33 % bei den beiden Ergebnissen bestätigen. Durch die Berechnungen mit Eviews ist es möglich, dass aufgrund der Betrachtung aller Gemeinden in OÖ, eine Schätzung der Veränderung im ∆LTW- Ergebnis aufgrund des ∆GRW-Ergebnisses in diesem Ort darstellt werden kann. Meggenhofen sollte aufgrund der Berechnung mit der Gleichung ∆LTW* = 0,23 * ∆GRW – 0,22 ein ∆LTW*- Ergebnis von + 15,15 % erreichen. Da dies nicht der Fall ist lässt sich beurteilen, dass das ∆LTW viel schlechter ist, als es das ∆GRW andeutet.

Noch spannend zu beobachten ist, dass die Wahlbeteiligung bei der GRW im Vergleich zu den anderen Gemeinden viel gestiegen ist (+ 4,89 %) und mit 91,6 % unter jenen 15 Gemeinden mit der höchsten Wahlbeteiligung liegt.

4.1.2.2. Auerbach mit relativem Verlust bei der ∆GRW

Die Gemeinde Auerbach ist jener Ort, der den geringsten Verlust mit nur – 0,34 % bei der GRW erreicht hat und wurde aus diesem Grund für die Arbeit ausgewählt, um das Kriterium zu erfüllen, aus jeder Kategorie einen Ort mit einen GRW Gewinn und einen Ort mit einen GRW Verlust zu repräsentieren. Trotz des negativen GRW-Ergebnisses zeigt Auerbach, dass dieses Ergebnis viel besser ist als der Durchschnitt von Oberösterreich, der bei einem Verlust von – 5,9 % liegt. Im

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Vergleich dazu verliert der Ort auf LTW-Ebene – 3,47 %. (Land Oberösterreich, 2016) Da Auerbach eine sehr schwache Ausgangslage von den letzten Wahlen hat, bietet es sich hier besonders an, mit den relativen Gewinnen bzw. Verlusten zu argumentieren. Dabei Abbildung 27: Wahlergebnisse Auerbach. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung errechnet sich, dass ein relativer Verlust bei der ∆GRW von – 3,4 % und ein relativer Verlust bei der ∆LTW von – 44,6 % erreicht wurde

-3,47 % -0,34 % ∆LTW = *100 = -44,6 % ∆GRW= *100 = -3,4 % 7,78 % 10 %

Durch diese Berechnungen lässt sich erkennen, dass das ∆LTW-Ergebnis viel schlechter ist, als dies ∆GRW andeutet. Auch die Differenz zwischen dem relativen Verlust/Gewinn bei der ∆LTW zur ∆GRW mit 41,2 % zeigt, dass sich das ∆GRW-Ergebnis positiv vom ∆LTW-Ergebnis abhebt. Berechnet man noch die Schätzung der Veränderung im ∆LTW-Ergebnis aufgrund des ∆GRW- Ergebnisse, welches sich aus allen Gemeinden von Oberösterreich ableitet, so sollte ein ∆LTW- Ergebnis von – 1,02 % erreicht worden sein. Da dies nicht der Fall ist, wird bestätigt, dass das ∆LTW-Ergebnis unterdurchschnittlich im Vergleich zum ∆GRW-Ergebnis ist.

4.1.3. nahe am ø-∆GRW erklärt nahe am ø-∆LTW sehr gut

4.1.3.1. Laakirchen mit relativem Verlust bei der ∆GRW

Als jene Gemeinde, die am besten den Durchschnitt repräsentiert, wurde die Stadt Laakirchen ausgewählt. Laakirchen liegt bei der Betrachtung von LTW- und GRW-Ergebnissen am nächsten beim oberösterreichischen Durchschnitt und kann aus diesem Grund als jene Gemeinde gesehen werden, die bei der Betrachtung der anderen ausgewählten Orte als Mittelmaß dient. Das Ergebnis bei der GRW erklärt das Ergebnis bei der LTW sehr gut und beim Betrachten der

Schabetsberger Simone 59/100 Abbildung 28 verlaufen beide Linien der Wahlergebnisse 2009 und 2015 parallel nach unten. Im Durchschnitt wurde bei den einzelnen Ergebnissen von 2009 auf 2015 – 7,1 % verloren. (Land Oberösterreich, 2016)

Bei den ∆GRW zeigt der Mittelwert aller Gemeinden einen relativen Verlust von – 18,3 %, jener bei den ∆LTW liegt bei – 26 %. Diese beiden Werte werden von Laakirchen durch das ∆GRW-Ergebnis mit Abbildung 28: Wahlergebnisse Laakirchen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung einen relativen Verlust von – 15,99 % und dem ∆LTW-Ergebnis mit einen relativen Verlust von – 24,80 % am ehesten erfüllt. Die Gemeinden davor bzw. danach weichen entweder mit dem ∆GRW- oder dem ∆LTW-Ergebnis weiter vom Durchschnitt ab. Laakirchen ist der Drehpunkt.

-8,53 % -7,33 % ∆LTW = *100 = -24,8 % ∆GRW= *100 = -15,99 % 34,39 % 45,84 %

Mit einem LTW Ergebnis 2015 von 25,86 % liegt Laakirchen etwas über dem Durchschnitt aller Gemeinden in OÖ, welche einen durchschnittlichen Wert von 18,40 % haben. Auch das GRW Ergebnis 2015 mit 38,51 % zeigt eine positive Abweichung von 10,91 % gegenüber dem arithmetischen Mittel von OÖ.

Die positiven Abweichungen im Mittelwert bei den Wahlergebnissen aus dem Jahr 2015 im Vergleich zu allen Gemeinden in Oberösterreich sind daher möglich, dass bei den Berechnungen und bei der Auswahl der Gemeinden der relative Gewinn bzw. Verlust als Maßstab herangezogen wurde.

4.1.3.2. Roßleithen mit relativem Gewinn bei der ∆GRW

Roßleithen wurde als die Gemeinde gewählt, die am nächsten beim Durchschnitt der Wahlergebnisse bei ∆LTW und ∆GRW liegt und einen Zugewinn beim ∆GRW-Ergebnis erreichte.

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Durch das festlegen des Kriteriums einen Zugewinn beim ∆GRW- Ergebnis zu präsentieren, weicht der Ort vom Gesamtdurchschnitt leicht ab. Es lässt sich in Abbildung 29 sehr deutlich erkennen, dass vor allem das Abbildung 29: Wahlergebnisse Roßleithen. Land Oberösterreich. Eigene Darstellung LTW-Ergebnis aus Roßleithen parallel zum Durchschnittsergebnis von Oberösterreich verläuft. Es ist aber auch zu erkennen, dass das GRW-Ergebnis anders als das GRW-Ergebnis von OÖ verläuft. Weiters zeigte sich bei der Wahlstatistik, dass der Ort seit 1997 ein sehr hohes Wahlergebnis auf Gemeindeebene im Vergleich zum Durchschnitt erreichte. (Land Oberösterreich, 2016)

Mit einem relativen Verlust von – 25,78 % beim ∆LTW Ergebnis liegt Roßleithen am nächsten beim Mittelwert von – 26 % der LTW-Ergebnisse aller Gemeinden in OÖ. Durch das festgelegte Kriterium jeweils einen relativen Gewinn bzw. einen relativen Verlust bei der ∆GRW präsentieren zu wollen, weicht das ∆GRW-Ergebnis mit einen relativen Gewinn von + 0,82 % weit vom Durchschnitt ab. Roßleithen wird daher aufgrund der Auswahlkriterien in die Arbeit aufgenommen, repräsentiert aber kein durchschnittliches Ergebnis bei der ∆GRW. Diese Abweichung sollte bei der Ergebnisanalyse bedacht werden.

-7,61 % +0,38 % ∆LTW = *100 = -25,78 % ∆GRW= *100 = +0,82 % 29,52 % 46,47 %

Mit einem LTW-Ergebnis 2015 von 21,91 % liegt Roßleithen genau wie Laakirchen etwas über dem Durchschnitt aller Gemeinden in OÖ. Beim GRW-Ergebnis 2015 mit 46,85 % zeigt Roßleithen eine sehr hohe positivere Abweichung gegenüber dem arithmetischen Mittel von OÖ (27,6 %).

Schabetsberger Simone 61/100 4.2. Analyse der Interviews

Wie bereits unter Kapitel 3.3.4 Konstruktion des Leitfadens beschrieben, wurden bei den Interviews vier Themengebiete abgefragt: die aktuelle Situation der SPÖ im Ort, der Wahlkampf 2015, das Wahlergebnis 2015 und die Wahlkampfstrategien. Jedes dieser Themenfelder wurde durch Unterfragen im Detail untersucht und die Auswertung erfolgt durch eine Ergebnisdarstellung anhand einer Beschreibung der Positionen der jeweiligen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner. Die Unter- oder Detailfragen der jeweiligen Themenblöcke wurden durch den historischen Einstieg, der Entwicklung in den Wahlergebnissen seit 1997 und der Entwicklung im Landtagswahlkampf festgelegt. Diese theoretische Abhandlung der Themenbereiche diente als Grundlage für die anschließende Kategorienbildung und der Analyse der Interviews. Nachfolgend wird versucht, durch grafische Darstellungen und Zitaten aus Interviewausschnitten der Befragten die Antworten zu den einzelnen Frageblöcken so detailgenau und übersichtlich als möglich darzustellen. Es wird dabei wie beim Leitfaden mit dem Wahlkampf 2015 begonnen. Dabei wird hinterfragt, wie sich einzelne Gemeinden auf die Wahl vorbereitet haben, welche Zielsetzungen sie hatten und wie sie diese erreichen wollten. Weiters wurde die erwartete und erhaltene Unterstützung der Landespartei in diesem Themenblock abgefragt. Im zweiten Analyseteil geht es um das Wahlergebnis in der Gemeinde und die Selbsteinschätzung der Funktionäre und Funktionärinnen über Stärken und Schwächen der Partei, welche das Ergebnis beeinflusst haben. Beim dritten Block, Wahlkampfstrategien, zeigt sich in der Analyse, welche Themen und Schwerpunkte für einzelne Gemeinden im Vordergrund standen und wie diese im Wahlkampf beworben wurden. Der vierte und letzte Analyseteil fasst Aussagen aus den einzelnen Interviews zusammen welche zusätzlich erwähnt wurden.

In welchen Zusammenhang die einzelnen Interviewaussagen mit dem Wahlergebnis stehen, ob es eine Verbindung zu Wahlverlierern und deren Aussagen oder Wahlgewinnern und deren Ansichten gibt, wird in diesem Kapitel nicht bearbeitet. Es handelt sich nachfolgend rein um eine Zusammenfassung und Übersicht der einzelnen Aussagen. Eine Verknüpfung dieser Aussagen mit dem Wahlergebnissen erfolgt im nachfolgenden Kapitel 5. Zusammenführung aller Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage.

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4.2.1. Themenblock 1: Wahlkampf 2015

Der erste Themenbereich des Leitfadens beschäftigte sich mit dem Wahlkampf 2015 und diente dazu, herauszufinden, wie lange und intensiv sich die einzelnen Orte vor der Wahl mit dieser beschäftigten und wie viel der Landtagswahlkampf in den Orten ein Thema war.

Die Vorlaufzeit zur Wahl und damit die ersten Gedanken mit dieser haben die Gemeinden schon bis zu 6 Jahre vorher, gemäß dem Slogan: „Nach der Wahl ist bei uns vor der Wahl“ (Interview 3, 2016). Aber in die intensive Planungsphase kommt es bei allen Orten erst in den letzten drei bis zum letzten halben Jahr. Die Hälfte der Orte benutzte zum Einstieg in die Wahlkampfüberlegungen eine Klausur mit einem externen Berater oder einer externen Beraterin, dabei ging es vor allem um eine Analyse der Stärken und Schwächen innerhalb der Organisation sowie der Betrachtung der Situation in der Gemeinde. Als Grundlage für die Einschätzungen und Betrachtungen dienten in zwei Orten Gespräche und die eigenen Sichtweisen. In einem Ort wurde eine umfassendere Beratung in Anspruch genommen und die Analyse mit Hilfe einer professionellen Meinungsumfrage unterstützt. Durch die Unterstützung mit einem externen Coaching zeigt sich, dass der Wahlkampf in diesen Orten mehr Struktur hatte als in den anderen drei Orten, welche ihren Wahlkampf durch Teambesprechungen, persönliche Gespräche mit Gemeindebürgern und – bürgerinnen sowie durch eigenständige individuelle Vorbereitung entwickelten. Dies zeigt sich daran, dass in den Orten mit Wahlkampfcoaching die Frage deutlicher beantwortet werden konnte und ein roter Faden in der Wahlarbeit zu sehen war.

Das Ziel der Wahl 2015 wurde bei fünf Orten durch Mandatszugewinn definiert. In einem Ort war zusätzlich das Zurückholen des Bürgermeistersessels an oberster Stelle und eine Gemeinde hoffte, keine Verluste bei der Wahl zu erhalten.

Um die Ziele zu erreichen wurden in den Gemeinden verschiedenste Aktivitäten umgesetzt. Auffallend war, dass sich alle Orte einig waren, dass eine hohe Präsenz das Wichtigste im Wahlkampf ist. Um diese Präsenz zu erreichen wurde der Fokus bei den Wahlkampfaktivitäten auf Hausbesuche, Veranstaltungen und Medien gesetzt. Wie Abbildung 30 darstellt unterteilen sich die einzelnen Bereiche in Unterkategorien. So gibt es bei den Hausbesuchen flächendeckende oder Mitglieder- und Sympathisanten- und Sympathisantinnenbesuche. Bei den Veranstaltungen standen, wie auch bei den Hausbesuchen, vor allem Gespräche im Vordergrund, welche bei Ortsteilfesten, Sympathieaktionen wie „Radfahren mit mir“ sowie bei Aktionen zu diversen Anlässen wie zum Muttertag, zu Schulbeginn, etc. stattgefunden haben. Der dritte Bereich sind die

Schabetsberger Simone 63/100 Medien. Dabei handelte es sich um selbst erstellte Plakate, Transparente, Ortsparteizeitungen, aber auch um Regionalmedien, regionale TV-Sender sowie Onlinemedien. Alle drei Bereiche haben gemeinsam, dass sie die Präsenz der SPÖ und jene der Kandidaten und Kandidatinnen steigern sollten.

Präsenz

Hausbesuche Veranstaltungen Medien

flächendeckende Ortsteilgespräche Ortsparteizeitungen Hausbesuche

Mitglieder- & Plakate, Flyer, Sympathisanten- und Sympathieaktionen Sympathisantinnen- Broschüren besuche

zu diversen Anlässen (Muttertag, Ostern, Regionalmedien Schulbeginn, etc.)

Online Medien (Homepage, Social Media, etc.)

Abbildung 30: Wahlkampf 2015, Aktivitäten zur Zielerreichung. Eigene Darstellung Um eine dauernde Präsenz zu erreichen und flächendeckende Hausbesuche machen zu können ist ein Team, welches gut zusammenarbeitet und sich die Arbeit aufteilt, von großer Bedeutung. Denn in jenen Orten, die ein Kernteam, oder eine Teamstruktur innerhalb der Organisation hatten bzw. haben, wurden Hausbesuche flächendeckend gemacht. In den anderen Orten, wo diese Arbeit an Einzelpersonen hängen geblieben ist, wurden zum Beispiel die Hausbesuche gezielt auf Mitglieder und Sympathisanten gerichtet und Veranstaltungen von anderen Vereinen genutzt, um dabei präsent zu sein.

Alle Gemeinden waren mit der Herangehensweise an den Wahlkampf aus ihrer Sicht zufrieden und würden die Aktivitäten, die sie gemacht haben, wiederholen. Vor allem die Hausbesuche, die damit verbundenen persönlichen Gespräche und die Präsenz wurden positiv wahrgenommen.

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„…, die Hausbesuche sind einmal ganz wichtig. Gespräche mit den Leuten, hingehen, anreden, schauen, dass man mit den Leuten zusammenkommt. Präsent sein, auch in den Medien ist immer ganz wichtig, dass dich die Leute spüren, dass du etwas machst. Weil du kannst dich zu Tode arbeiten, wenn es niemand weiß, dass du das getan hast, bringt es dir gar nichts.“ (Interview 3, 2016)

„… das ist das Um und Auf, du musst zu jedem Haushalt gehen,…“ (Interview 6, 2016)

„Man braucht da gar nicht so großartige Sachen erzählen, sondern einfach den Leuten zuhören, das bringt schon viel…“ (Interview 2, 2016)

Verbesserungen sehen manche Orte in der Anzahl der Hausbesuche, so würden diese zur nächsten Wahl noch mehr Personen in ihren Ort besuchen und persönliche Gespräche führen.

„… ich würde mehr mit den Leuten reden…“ (Interview 1, 2016)

Vor allem bietet sich bei Hausbesuchen die Möglichkeit, über den politischen Mitbewerber zu sprechen und die eigene Partei hervorzuheben. Auch das waren Punkte, die in Orten laut eigenen Aussagen noch Verbesserungspotential aufweisen. So erwähnte Bürgermeister Suchy Wilfried im Interview, dass er bei Hausbesuchen nicht nur um die Stimme für seine eigene Person warb, sondern auch erklärt, dass er die Mehrheit im Gemeinderat benötigt, um mehr für den Ort erreichen zu können.

„… das wird dann schon so kopuliert, dass ich heute nur gut arbeiten kann, wenn ich die entsprechende Mehrheit auch habe im Gemeinderat.“ (Interview 6, 2016)

Um alle Aktivitäten in der Wahlkampfphase umsetzen zu können bedarf es einen enormen Zeitaufwand. Dieser wurde in diesem Themenblock abgefragt und es stellte sich heraus, dass die investierte Zeit sehr unterschiedlich ist. Manche befragten Personen rechneten vier bis sieben Stunden pro Woche für die Wahl ein, andere sind bei 10 – 25 oder sogar 60 Stunden pro Woche. Berechnet man den Durchschnitt aller Befragten, so ergibt sich eine Zeitaufwendung in der Wahlkampfphase von 18,25 Stunden in der Woche. Zu erwähnen ist, dass die Hälfte der Interviewten diese Zeit neben einem Vollzeitjob investierte.

In Abbildung 31 wird auf die Landespartei und die in Anspruch genommen, bzw. erwartete Unterstützung eingegangen. Bei der Unterstützung für den Wahlkampf wurde vor allem die finanzielle Unterstützung, sei es durch Druckkostenzuschüsse, Unterstützung bei Zahlungen von Coaching und Beratung etc. erwähnt. Weiters wurde den Organisationen durch die Gestaltung der

Schabetsberger Simone 65/100 In Anspruch genommene Erwartete Unterstützung Unterstützung der LP der LP

finanzielle Unterstützung finanzielle Unterstützung

Flyer- und Plakatgestaltung Präsenz von LP im Ort

Wahlgeschenke bessere/mehr Wahlgeschenke

Themenauseinandersetzung Fotoshooting (Umgang mit Flüchtlingskrise)

Abbildung 31: Wahlkampf 2015. Erwartete und in Anspruch genommene Unterstützung der Landespartei. Eigene Darstellung Flyer und Plakate unter die Arme gegriffen. Ein dazu benötigtes Foto wurde durch das Fotoshooting, welches von der Landespartei organisiert und bezahlt wurde, übernommen. Erwähnung fanden auch die Wahlgeschenke, welche in einer bestimmten Prozentanzahl nach der Größe der Gemeinde verteilt wurden. Die Antworten bei der in Anspruch genommenen Unterstützung der Landespartei und der erwarteten Unterstützung der Landespartei waren sehr ähnlich. So wurde mehr finanzielle Unterstützung für die Ortsparteien erwartet, und bei den Wahlgeschenken wurde die Anzahl bzw. die Auswahl der Geschenke kritisiert. Zwei weitere kritisierte Themen waren die Präsenz der Landespolitiker und Landespolitikerinnen im Ort sowie die Themenauseinandersetzung vor allem im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise. Bei beiden hätte man sich mehr Einsatz erhofft und erwartet. Spannend festzustellen war, dass einige Interviewpartner und Interviewpartnerinnen die Unterstützung nur von Seiten des Bezirkes aber nicht von der Landespartei gesehen haben.

„… Landespartei eigentlich wenig, nur von der Bezirksorganisation.“ (Interview 1, 2016)

„… von der Landespartei nicht, aber die im Bezirksbüro, die Damen, die sind sehr tüchtig, […] und haben mir geholfen.“ (Interview 7, 2016)

Weiters wurde stark kritisiert, dass die Landespartei ihren eigenen Wahlkampf macht und die Gemeinden fühlten sich teilweise alleine gelassen.

„… mir ist eigentlich vorgekommen, dass die Landespartei einen eigenen Wahlkampf führt, und die Gemeinden eigentlich nicht unterstützt, das habe ich eigentlich schwach gefunden. […] finanzielle Unterstützung wäre ganz wichtig…“ (Interview 6, 2016)

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„… da war nicht so eine große Unterstützung. […] Wir finden, dass wir als Ortspartei allgemein, ich glaube da bin ich nicht die einzige, alleine sind, auch Geld mäßig. Wir dürfen zwar immer alles zahlen und hinschicken, aber zurückbekommen tut man nichts. Also da ist meiner Meinung nach ein großer Fehler im System.“ (Interview 3, 2016)

Die Landtagswahlen spielten in allen Orten beim Wahlkampf eine Rolle und es wurde dafür von den Organisationen Werbung gemacht. Sei es in der Parteizeitung, in Schaukästen oder durch Plakatständer, bei Gesprächen und Hausbesuchen, etc. Es wurde dabei der Landtagswahlkandidat Reinhold Entholzer von der Bevölkerung wahrgenommen. Anders war es bei den Themen der Landtagswahl, diese sind laut fünf Befragten nicht in der Bevölkerung angekommen. Als Hauptgrund wurde die Überlagerung der Themen mit der Flüchtlingskrise genannt. Der Vertrauensverlust in die Politik wurde auch als möglicher Grund erwähnt.

Im gesamten Themenblock Wahlkampf 2015 kann man zusammenfassen, dass sich die einzelnen Orte individuell und unterschiedlich intensiv auf die Wahl vorbereitet haben und trotzdem Aktivitäten wie die Hausbesuche in jedem Ort umgesetzt wurden und eine hohe Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit geherrscht hatte. Anders war die Zufriedenheit mit der Landespartei, da hätte man sich mehr Zusammenarbeit und Unterstützung erhofft.

4.2.2. Themenblock 2: Wahlergebnis 2015

Beim zweiten Themenblock der Interviews wurde der Fokus auf das Wahlergebnis im Ort sowie das des Landtages gelegt. Mögliche Gründe für den Wahlausgang wurden besprochen und Stärken sowie Schwächen der einzelnen Parteien hinterfragt.

Die meisten Gemeinden waren mit ihrem Wahlergebnis zufrieden, vor allem, wenn dieses in Relation zum Wahlkampfeinsatz gesehen wurde. In Abbildung 32 wurden die positiven und negativen Überraschungen im Wahlkampf gegenübergestellt. Als besonders positive Überraschung wurde der Zugewinn an Mandaten und Stimmen in manchen Orten gesehen. Andere Gemeinden freute es hingegen, dass durch den Zugewinn der FPÖ, oder einer anderen Partei, die absolute Mehrheit der ÖVP gebrochen wurde oder sogar durch Zusammenschluss der SPÖ mit einer anderen Partei eine Mehrheit im Gemeinderat erreicht werden konnte. Laut Bremberger Karl zeigt das negative Ergebnis der ÖVP im Gemeinde- als auch im Landtagswahlergebnis die Unzufriedenheit der Wähler und Wählerinnen mit der stimmenstärksten Partei in Oberösterreich. Auch andere Interviewpartner und Interviewpartnerinnen sahen die Schwäche der ÖVP als Grund für deren Wahlverluste und

Schabetsberger Simone 67/100 begründeten mit der Arroganz, der Sparpolitik, den Konfrontationskurs oder der Dominanz des amtierenden Bürgermeisters.

„Positiv war auf alle Fälle, die Stimmung, […] dass es mehr Leute gibt, welche mit der Politik der ÖVP nicht mehr zufrieden sind.“ (Interview 1, 2016)

Über das Landtagswahlergebnis wurde außer dieser Aussage nichts positiv Überraschendes erwähnt, sondern im Gegenteil, das Ergebnis im Gesamten als eher erschreckend eingestuft. Mit so hohen Verlusten bei der Landtagswahl hatte man nicht gerechnet.

„… dass wir so verlieren hätten wir generell nicht erwartet. […] Dass wir verlieren, ja. Ich meine die Umfrageergebnisse waren ja vorher schon so in die Richtung wie das Wahlergebnis war, aber trotzdem, du bist dann trotzdem enttäuscht wenn du es dann wirklich hast.“ (Interview 4, 2016)

Als negative Überraschung wurde weiters der Zugewinn der FPÖ eingestuft, da laut Aussagen von Befragten, diese das Ergebnis im Vergleich zu ihrem Einsatz nicht verdient hätten. Sie profitierten vor allem durch das Thema Flüchtlinge und Asyl. Die Hälfte der Interviewten nannte dies als Faktor für die Wahlentscheidung auf Landesebene und auch auf Gemeindeebene sind zwei Befragte der Meinung, dass dieses Thema für das Wahlverhalten in der Gemeinde ausschlaggebend war. Weitere Faktoren für die Wahlentscheidung bei beiden Wahlen war laut Aussage von Interviewten der Wunsch nach Veränderung sowie der persönliche Kontakt zu den Wähler und Wählerinnen, welcher bei der Landtagswahl nicht gegeben war und dadurch negativ wirkte im Vergleich zur Gemeinderatswahl wo die Präsenz und der Einsatz positiv beitrugen.

positive negative Überraschungen Überraschungen

Mandatszugewinn SPÖ - Verlust bei GRW und LTW

Mehrheit im GR Zugewinn FPÖ (mit Hilfe einer anderen Partei)

SPÖ - Landtagswahl ÖVP hohe Verluste bei GRW und LTW

Stimmenzugewinn

Abbildung 32: Wahlergebnis 2015. Positive und negative Überraschungen beim Ergebnis. Eigene Darstellung

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„…unser ständiges Präsentsein und unser dauerndes Arbeiten in der SPÖ, […] weil wir mit den Leuten reden, wir uns bemühen, dass wir auf die persönlichen Dinge eingehen. Und die vom Land, die kommen ja nicht wirklich mit den Leuten in Berührung, und da schaut der Bürger, was sehe ich in den Medien und im Fernsehen und die Medien waren ja spitze, die haben nur schlecht geredet.“ (Interview 3, 2016)

„… die Stimmen habe ich mir persönlich geholt bei den Haushalten.“ (Interview 6, 2016)

„Also da bin ich schon der Meinung, dass gerade die Bürger, die vor Ort sind mit dem Geschehen vom Gemeinderat einen besseren Zugang haben als wie vom Land. Und je weiter das rauf geht, umso größer wird die Skepsis.“ (Interview 4, 2016)

In diesem Themenblock lässt sich feststellen, dass die Befragten mit der eigenen Arbeit zum Wahlkampf zufrieden waren und das Gemeinderatswahlergebnis für die meisten dem Einsatz entsprochen hatte. Besonders der persönliche Kontakt zu den Bürgern und Bürgerinnen sowie die Gespräche hätten dazu beigetragen. Beim Landtagswahlergebnis ist die Zufriedenheit weniger groß, da der Wahlkampf durch das Flüchtlingsthema überlagert wurde und der persönliche Kontakt zu den Personen in den Orten nicht gegeben war.

4.2.3. Themenblock 3: Wahlkampfstrategien

Beim Dritten und damit letzten Themenblock, bei dem direkte Fragen gestellt wurden, handelte es sich um die Wahlkampfstrategien, die vor allem beim Gemeinderatswahlkampf eingesetzt wurden. Dabei stellte sich als erste Frage, ob im Ort der Wahlkampf um eine Person oder um Themen stattgefunden hatte. Drei Gemeinden fokussierten sich auf eine Person, wobei auch bei einem Personenwahlkampf immer wieder Themen verknüpft wurden. Bei den anderen Orten waren die Person und die Themen ausgeglichen oder die Themen im Mittelpunkt. Abbildung 33 zeigt die sechs Themenbereiche Familie, Bildung, Verkehr, Soziales, Wohnen und Infrastruktur, zu denen jeweils die genannten Wahlkampfthemen der Orte zugeordnet wurden. Beim Bereich Familie wurden Spielplätze, Spielgruppen, die Nachmittagsbetreuung sowie Kindergärten diskutiert. Die letzten drei Bereiche fallen zugleich in den Themenblock Bildung, welcher mit dem Schulbau ergänzt wird. Beim Verkehr war die 30er Beschränkung vor Schulen, der Ausbau der Geh- und Radwege sowie die Beruhigung der Wohngebiete ein Thema. Im sozialen Bereich wurde vor allem die ältere Generation sowie die Flüchtlinge im Wahlkampf einbezogen. Beim Wohnen spielte der Wohnbau an sich sowie leistbares Wohnen eine Rolle. Und im letzten Themenblock Infrastruktur beschäftigten sich die Gemeinden mit der Zentrumsbelebung, der Gemeindefusion, dem

Schabetsberger Simone 69/100 Sportplatz sowie mit der Wasserversorgung. Manche Themenbereiche überschneiden sich mit den Wahlkampfthemen der SPÖ Oberösterreich. Wie schon in Kapitel 2.1.1.3. Landtagswahl 2009 angeführt wurde beim Landtagswahlkampf 2015 der Fokus auf die Themen Arbeit, Bildung, Familie, Wohnen, Gesundheit und Unterwegs gesetzt.

Familie Bildung Verkehr Soziales Wohnen Infrastruktur

30er Zone vor ältere Zentrums- Spielplätze Schulbau Wohnbau Schule Generation belebung

Ausbau Geh- & Senioren- leistbares Gemeinde- Spielgruppen Radwege besuche Wohnen fusion

Beruhigung Nachmittagsbetreuung von Wohn- Flüchtlinge Sportplatz gebieten

Wasser- Kindergarten versorgung

Abbildung 33: Wahlkampfstrategien. Themen. Eigene Darstellung Bürgermeister Suchy Wilfried erklärte im Interview, dass man bei den großen Wahlkampfthemen aufpassen muss, dass man nicht die „kleinen“ Bedürfnisse der Bürger und Bürgerinnen übersieht. Die Anliegen erfährt man am besten bei Hausbesuchen und kann diese meist einfach umsetzten.

„… vor lauter Wald nicht die einzelnen Bäume übersehen, das heißt, ich muss auf die kleinen Sachen hören. Ob das jetzt der Verkehrsspiegel ist, ein Heckenschnitt, eine Straßensanierung, etc. das darf ich nicht übersehen.“ (Interview 6, 2016)

Die Gemeinden, in denen die Interviews stattgefunden haben, hatten sich im Wahlkampf zum größten Teil auf deren eigene Strategie konzentriert und die anderen Parteien ignoriert. Ganz anders war dies von der Seite der FPÖ und ÖVP, diese waren laut Aussagen auf Konfrontationskurs, wobei die SPÖ Ortsorganisationen nicht auf diesen eingestiegen sind.

Es lässt sich zusammenfassen, dass die Gemeinden ihren eigenen Wahlkampf je nach Möglichkeiten gestaltet und umgesetzt haben, und die anderen Parteien dabei ignorierten. Die Themen, welche durch Analysen, Gespräche, Teamdiskussionen, etc. entstanden sind, wurden durch Hausbesuche, Flyer und Broschüren an die Gemeindebevölkerung kommuniziert. Eine Themenüberschneidung mit der Landtagswahl war nur in wenigen Fällen der Fall.

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4.2.4. Themenblock 4: Sonstige Anmerkungen

Die meisten Interviewpartner und Interviewpartnerinnen hatten keine weiteren Fragen, Anmerkungen und Ergänzungen zum Fragebogen. Ansonsten wurde bereits Gesagtes aufgrund der persönlichen Wichtigkeit wiederholt. So zum Beispiel, dass Hausbesuche für die Wahlentscheidung sehr wichtig sind. Ein weiteres Thema, welches in diesem Bereich angeführt wurde, war die Landespartei. Es kamen dazu vor allem kritische Äußerungen, wie zum Beispiel, dass sich die SPÖ in einer Identitätskrise befindet, der Landtagswahlkandidat Reinhold Entholzer zu wenig Unterstützung erhalten hatte oder durch die neue Mandatsverteilung in den Bezirken kein Landtagsmandat auf den eigenen Bezirk entfallen ist und dies negative Folgen haben wird, da die Präsenz und der persönliche Kontakt zu Landespolitiker und Landespolitikerinnen fehlt. Eine weitere Aussage, die den Wahlkampf der Landespolitik betrifft hängt mit dem Familienfest, welches in jedem Bezirk organisiert wurde und in Laakirchen für den Bezirk Gmunden stattgefunden hatte, zusammen. Dabei wurde angemerkt, dass dies eine gelungene Veranstaltung ist, aber die Absicht dahinter überdacht werden sollte, da laut Aussage der Interviewpartner dieses Fest vor allem zur Motivation der eigenen Mitglieder und Mitgliederinnen sowie Funktionäre und Funktionärinnen gedient habe.

„… sicher kommen ein paar Leute, aber das müsste man sich als Landesorganisation immer merken, das ist oft nur eine Motivation der eigenen Leute, weil es heißt ja dann im Bezirk […] es müssen die Leute nach Laakirchen kommen, […]. 70 – 80 % waren Funktionäre, […] waren eigene Leute.“ (Interview 4, 2016)

Eine weitere Anregung war die als Wahlstrategie empfohlene Herangehensweise an den Wahlkampf. Dabei empfiehlt Bürgermeister Suchy, dass sich die Ortsorganisation das Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin als Ziel setzten sollten.

„… alles daran setzten, den Bürgermeistersessel zu bekommen, weil dann kann man wirklich beweisen was man kann und über die Bürgermeister ist es dann einfacher, dass man sich die Mandate holt im Gemeinderat. Das ist der einfache Weg wenn es die Möglichkeit gibt in einer Gemeinde. Die gibt es nicht überall.“ (Interview 6, 2016)

Weiters merkt Suchy an, dass durch das Bürgermeister- oder Bürgermeisterinnenamt die Gemeindezeitung als Medium verwendet werden kann und diese eine hohe Bedeutung für die Präsenz und die Themenzurechnung in der Gemeinde hat.

Schabetsberger Simone 71/100 5. Zusammenführung aller Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse von den ausgewählten Gemeinden gesammelt betrachtet. Das heißt, dass die Berechnungen, die mit dem Programm Eviews vorgenommen wurden mit den Aussagen der Interviews zusammengeführt werden und versucht wird, einen Zusammenhang zwischen dem Wahlergebnis und der Arbeit im Wahlkampf, bzw. der Struktur der Ortsorganisation zu finden. Das Kapitel gliedert sich dabei in den Vergleich der Wahlergebnisse in Zusammenhang mit der Wahlarbeit und dem Gemeinderatswahlergebnis im Vergleich zum Landtagswahlergebnis. Wurden diese Bereiche beantwortet, kommt es zum Versuch, die Forschungsfrage zu beantworten und die Hypothesen zu überprüfen.

5.1. Vergleiche der Wahlergebnisse in Zusammenhang mit der Wahlarbeit

Nachfolgend wird versucht, zu beurteilen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz sowie der Arbeit im Wahlkampf und dem Ergebnis bei der Wahl gibt. Dazu werden die Zusammenhänge bei der Vorbereitung zur Wahl, beim Aufbau und der Struktur im Wahlkampf und der Zufriedenheit und Selbsteinschätzung betrachtet. Wichtig zu beachten ist, dass sich die Feststellungen immer auf sechs Gemeinden beschränken und dadurch keine allgemein gültige Aussage getroffen werden kann. Tabelle 10 sowie Tabelle 11 zeigen einen Überblick über die einzelnen Themenbereiche der Interviews geordnet nach den drei Kategorien ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet, ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet und ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut. Zu beachten ist, dass bei der Auswahl der Gemeinden für die Kategorie ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut die Gemeinde Roßleithen aufgrund der Auswahlkriterien vom ø-∆GRW Ergebnis stark abweicht und daher eine Verzerrung des Ergebnisses möglich ist.

Die Vorbereitungen zu den Wahlen waren in allen Orten unterschiedlich intensiv, abwechslungsreich strukturiert und aufgebaut. Es lässt sich aber nicht feststellen, dass jene Orte, die mehr Zeit in den Wahlkampf investiert hatten generell ein besseres Wahlergebnis erreichten als die anderen Gemeinden, die weniger Zeit dafür verwendeten. Es zeigt sich aber, dass die Zeitinvestition vor allem Zugewinne bei den Stimmen auf Gemeindeebene bringt. Jene Gemeinden, bei denen das ∆LTW viel besser war, als dies durch das ∆GRW-Ergebnis anzunehmen war zeigten, dass sie im Durchschnitt am wenigsten Zeit in den Wahlkampf investierten, nämlich siebeneinhalb Stunden in der Woche zwei Monate vor der Wahl. Die Gemeinden, bei denen das ∆GRW-Ergebnis viel besser war und das ∆LTW-Ergebnis sich schlechter zeigte als dies anzunehmen

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wäre hatten eine durchschnittliche Zeitinvestition von 12 Stunden in der Woche. Am meisten Zeit in den Wahlkampf investierten jene Gemeinden die ein durchschnittliches Ergebnis bei der ∆GRW erreichten. Dies kommt vor allem daher, dass die Gemeinde Roßleithen, welche durch die Auswahlkriterien ein besseres ∆GRW-Ergebnis präsentiert als das ø-∆GRW-Ergebnis verlangt, bis zu 60 h in der Woche in den Wahlkampf investierte und dadurch die durchschnittliche Zeitinvestition in den beiden Gemeinden nach oben treibt. Es wird dadurch erneut bestätigt, dass ein gewisses Minimum an Präsenz im Wahlkampf vor allem einen Stimmenzugewinn auf kommunaler Ebene ermöglicht.

∆LTW viel besser als ∆LTW viel schlechter Nahe am ø-∆GRW erklärt

∆GRW andeutet als ∆GRW andeutet nahe am ø-∆LTW sehr gut Zeitaufwand im 7,5 h im Durchschnitt 12 h im Durchschnitt 32 h im Durchschnitt Wahlkampf Professionelle Unterstützung bei der Tagesklausur mit Wahlkampfbegleitung mit Interne Teamabsprache Wahlkampf- externer Beratung externe Beratung vorbereitung Zielsetzung für die Keine bzw. niedrige Partei stärken, Mandate Mandate zugewinnen Gemeinderatswahl Zielsetzung zugewinnen Hausbesuche (100 %) Hausbesuche (100 %) Hausbesuche (50 %) Gespräche Aktivitäten Gespräche und Präsenz Mitgliedergespräche Präsenz bei Eigene Veranstaltungen Veranstaltungen Tabelle 10: Themenbereiche des Interviews nach den drei Kategorien ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet, ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet und ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut. Erster Themenblock. Eigene Darstellung

Betrachtet man die professionelle Unterstützung bei der Wahlkampfvorbereitung, so lässt sich kein Zusammenhang in der Intensität der Wahlkampfvorbereitung und dem Ergebnis feststellen. Denn jene Orte, die eine professionelle Wahlkampfunterstützung in Anspruch genommen hatten sind in allen Kategorien der Auswahlgemeinden zu finden. Es sollte dadurch aber nicht ausgesagt werden, dass eine professionelle Wahlkampfunterstützung wenig Sinn für eine Gemeinde hat, da man nicht beurteilen kann, wie die Ergebnisse in den Orten ausgesehen hätten, wäre nicht professionell unterstützt worden. Da auch keine Gegneranalyse stattgefunden hat, kann man nicht beurteilen, wie die anderen Parteien strukturiert sind und wie intensiv deren Wahlkampf stattgefunden hat. Was sich aber feststellen lässt ist, dass in den Beratungsgemeinden eine bessere Struktur im Wahlkampf und eine genauere Zielvorstellung vorzufinden war. Dies zeigte

Schabetsberger Simone 73/100 sich dadurch, dass die Fragen beim Interview schneller, genauer und punktueller beantwortet werden konnten und keine Antwortmöglichkeiten vorgeschlagen werden mussten.

Jene Gemeinden, die ihre Ziele für die Gemeinderatswahl genau definiert hatten und Zugewinne erzielen wollten haben ein besseres ∆GRW-Ergebnis als die Gemeinden, welche keine bzw. eine niedrige Zielsetzung (keine Verluste erzielen) hatten. Alle Gemeinden waren sich darüber einig, dass zu den Wahlaktivitäten unbedingt Hausbesuche gehören. Dabei zeigt sich, dass jene Orte, die 100 % der Haushalte besucht hatten zu jenen Gemeinden zählten, die ein durchschnittliches bzw. überdurchschnittliches Ergebnis beim ∆Gemeinderatswahlergebnis erreicht haben.

∆LTW viel besser als ∆LTW viel schlechter Nahe am ø-∆GRW erklärt

∆GRW andeutet als ∆GRW andeutet nahe am ø-∆LTW sehr gut Kein Team bzw. kleines Einzelperson bzw. SPÖ Struktur Kernteam Team kleines neues Team Pol. Berater für Verbesserungs- Mehr Hausbesuche Pol. Auseinandersetzung Wahlkampagne vorschläge Mehr Gespräche mit FPÖ Mehr Kontakt Hausbesuche Medienpräsenz Wiederholung von Hausbesuche Hausbesuche Teamstruktur Wahlkampfaktivitäten Externe Beratung und Coaching Parteizeitung Parteizeitung Parteizeitung Regionalzeitungen Mediennutzung Regionalzeitungen Plakate Plakate und Broschüren Plakate und Broschüren Gemeindezeitung Online-Medien Tabelle 11: Themenbereiche des Interviews nach den drei Kategorien ∆LTW viel besser als ∆GRW andeutet, ∆LTW viel schlechter als ∆GRW andeutet und ø-∆GRW erklärt ø-∆LTW sehr gut. Zweiter Themenblock. Eigene Darstellung

Die SPÖ Organisationsstruktur in den einzelnen Gemeinden hängt in keinem direkten Zusammenhang mit dem Ergebnissen bei ∆LTW oder ∆GRW, da bei Gemeinden mit einem schlechteren ∆LTW-Ergebnis als zu erwarten sowohl die Einzelperson als auch ein kleines Team arbeiteten und auch beim gegenteiligen Wahlergebnis ein kleines Team bei der Wahlarbeit unterstützte. Was gesagt werden kann ist, dass bei keiner der befragten Gemeinden die gesamte Parteiliste, oder alle Mitglieder bei der Wahlarbeit beteiligt waren und ein kleines Team zur schnelleren Zielfindung und Festlegung der Wahlkampfstrategie beiträgt.

Wie weiter oben schon angeführt haben die Orte, bei denen das ∆LTW-Ergebnis viel besser war als das durch das ∆GRW-Ergebnis anzunehmen war, nicht 100 % der Haushalte besucht und genau

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dies merken sie auch als Verbesserungsvorschlag an, da sie gemerkt haben, dass Hausbesuche den größten Teil der Stimmengewinnung ausmacht. Jene Gemeinden bei denen das ∆LTW viel schlechter ist als das ∆GRW andeutet, würden Verbesserungen im Aufbau vom Wahlkampf vornehmen, indem sie bei der nächsten Wahl einen politischen Berater, eine politische Beraterin für die Wahlkampfkampagne als Unterstützung einsetzen. Bei den Gemeinden mit dem durchschnittlichen Erfolg werden keine direkten Verbesserungsvorschläge genannt, sie sehen lediglich Potential im Umgang mit anderen Parteien, vor allem aber mit der FPÖ. Wobei dies von Wahlkampf zu Wahlkampf variieren kann.

Die Hausbesuche spielten bei allen Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen eine wichtige Rolle und wurden immer wieder im Laufe der Interviews erwähnt, so auch bei den Aktivitäten, die beim nächsten Wahlkampf wiederholt werden. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen den drei Kategorien. Bei den durchschnittlichen Gemeinden zeigt sich die politische Beratung und das Coaching als zusätzlich wichtiger Punkt bei den Wiederholungsaktivitäten. Weiters würden diese das Kernteam erneut einsetzten und die Medienpräsenz ähnlich nützen wie im Wahlkampf 2015. Wobei die Parteizeitung in jedem Ort als wichtigstes Medium angesehen wird und auch Plakate und Broschüren in den Orten zur Verwendung kamen. Die Regionalmedien kamen nur in den durchschnittlichen sowie in den Gemeinden, bei denen das ∆LTW-Ergebnis besser ist als dies zu erwarten war, zum Einsatz. Und Onlinemedien wie die Homepage, Social-Media, etc. wurden lediglich in den durchschnittlichen Gemeinden verwendet. Dies könnte daran liegen, dass die durchschnittlichen Gemeinden jene sind, die die höchste Einwohnerzahl haben und dadurch ein weitgreifendes Auftreten der Partei notwendiger ist. Auffallend ist, dass die Gemeinden, in denen das ∆LTW-Ergebnis viel schlechter ist als das durch das ∆GRW-Ergebnis zu erwarten war, in den Gemeindezeitungen präsent waren, was in vielen Orten nicht möglich ist, stellt man nicht selber den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin.

„… als Bürgermeister bist du immer spürbar. Weil wie gesagt, ich habe das gute Instrument Gemeindezeitung, und da kannst du den Leuten mitteilen, was du wirklich machst.“ (Interview 6, 2016)

Es lässt sich bei dem Vergleich der Wahlergebnisse in Zusammenhang mit der Wahlarbeit abschließend feststellen, dass vor allem eine hohe Präsenz ein besseres Wahlergebnis im Speziellen beim ∆GRW-Ergebnis bringt. Dies zeigt sich durch die besseren ∆GRW-Ergebnisse in Gemeinden bei denen 100 % der Häuser besucht wurden und die Zeitinvestition der Funktionäre und Funktionärinnen hoch war. Eine Motivation für die Wahlkampfmitarbeiter und –

Schabetsberger Simone 75/100 Mitarbeiterinnen könnte die genaue Zielvorstellung gewesen sein, welche dazu beiträgt kann, mit mehr Tatendrang an die Wahlkampfarbeit zu gehen um die gesetzten Ziele zu erreichen. Denn die Gemeinden mit einem besseren ∆GRW-Ergebnis hatten nicht nur mehr Präsenz im Wahlkampf sondern auch eine genaue Vorstellung von dem, was sie erreichen möchten.

Die nachfolgenden Interviewausschnitte von Gemeinden mit einem sehr guten ∆GRW-Ergebnis zeigen, dass die Präsenz im Wahlkampf ein bewusstes Thema war und eine wichtige Rolle spielt.

„… wir wollten einfach präsent und ehrlich sein, […].“ (Interview 5, 2016)

„… bei den Hausbesuchen, da war er [der Bürgermeisterkandidat] natürlich auch präsent.“ (Interview 4, 2016)

„… wir arbeiten gut zusammen und präsentieren nach außen hin, dass wir zusammengehören und eine gute Arbeit leisten.“ (Interview 6, 2016)

Es kann also gesagt werden, dass der persönliche Kontakt den Unterschied ausmacht.

5.2. Gemeinderatswahlergebnis im Vergleich zum Landtagswahlergebnis

In Tabelle 12 werden die sechs Gemeinden mit dem Wahlergebnis und den Aussagen bei den Interviews genauer verglichen. Dabei zeigt sich, dass jene Auswahlgemeinden, die bereits vor der Wahl 2015 einen roten Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin hatten, beim Gemeinderatswahlergebnis ein besseres Ergebnis erreichten als die anderen Gemeinden. Es wurde bei den Interviews mit dem Bürgermeister von Meggenhofen und der Bürgermeisterin von Roßleithen festgestellt, dass beide die Nähe zum Bürger zur Bürgerin nutzten, sei es durch die Gemeindezeitung, durch Ansprachen bei öffentlichen Veranstaltungen oder durch Verfügermitteln, die jeder und jede in diesem Amt zur freien Verfügung hat. Es werden die hohe Präsenz, die geleistete Arbeit und der dauerhafte Einsatz als Wahlfaktoren für den positiven Einfluss auf das Ergebnis bei der Gemeinderatswahl genannt. Daraus lässt sich ableiten, dass das Bürgermeisteramt bzw. Bürgermeisterinnenamt eher eine positive Auswirkung auf das Wahlergebnis hat, da dadurch Möglichkeiten der Präsenz entstehen, die andere Personen nicht zur Verfügung haben.

Bei den Gemeinden, bei denen das ∆LTW-Ergebnis viel besser ist als dies durch das ∆GRW zu erwarten war lässt sich das Wahlergebnis vermutlich auf einzelne Personen rückschließen. So ist es in Steegen der Fall, dass der Landtagswahlkandidat Reinhold Entholzer aus dieser Ortschaft abstammt und dadurch eine hohe Bekanntheit und auch Unterstützung erhalten hatte. In Pötting

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könnte es genau andersrum der Fall sein. Dort ist der ÖVP Bürgermeister zugleich Bundesrat und hat laut Aussage von Parteiobmann Herrn Bremberger eine hohe Dominanz im Ort sowie eine politische Einstellung, die vielen Bewohnern und Bewohnerinnen nicht gefällt.

„… es gibt viele Leute, die mit der Politik des Herrn Bundesrates nicht zufrieden sind.“ (Interview 1, 2016)

Und das könnte in Pötting der Grund sein, warum die Bevölkerung auf Landesebene als auch auf Gemeindeebene eine andere Partei unterstützte und dadurch die SPÖ Zugewinne erreichte. Auch wenn Pötting der Kategorie mit einem besseren ∆LTW-Ergebnis zugeordnet wurde zeigt der Ort einen Gewinn beim ∆Gemeinderatswahlergebnis. Es ist natürlich auch möglich, dass in Gemeinden, bei denen das ∆GRW-Ergebnis im Vergleich zum ∆LTW viel besser ist, die Person Reinhold Entholzer nicht überzeugen konnte und daher der Kontrast zu den Gemeinden Steegen und Pötting entsteht. Es lässt sich also auch hier feststellen, dass einzelne Personen, vor allem in den ersten Reihen der Partei, eine entscheidende Rolle bei der Wahlentscheidung spielen.

∆LTW viel besser als ∆LTW viel schlechter als Nahe am ø-∆GRW erklärt

∆GRW andeutet ∆GRW andeutet Nahe am ø-∆LTW sehr gut Meggen- Steegen Pötting Auerbach Laakirchen Roßleithen hofen ÖVP seit 1996 SPÖ seit 2011 ÖVP seit 2003 SPÖ seit 2015 Amtierende/r ÖVP seit 2009 SPÖ seit 2008 Vorher immer Vorher immer Vorher immer Vorher 1 Periode BGMIn Vorher ÖVP Immer schon SPÖ ÖVP ÖVP ÖVP ÖVP, davor SPÖ SPÖ 70 Mitglieder 3 Mitglieder 7 Mitglieder 4 Mitglieder 326 Mitglieder 100 Mitglieder Mitglieder Gemeinderäte 13 (2) 11 (2) 19 (6) 13 (1) 37 (14) 19 (9) (SPÖ) Anzahl Partei- 3 Zeitungen 2 Zeitungen 1 Zeitung 1 Zeitung 4 Zeitungen 1 Zeitung zeitung/Jahr Wahlergebnis LTW +3,25 % LTW +2,32 % LTW -0,12 % LTW -3,47 % LTW -8,53 % LTW -7,61 % absolut GRW -4,98 % GRW +1,17 % GRW +19,03 % GRW -0,34 % GRW -7,33 % GRW +3,8 % Relativer ∆LTW +20,8 % ∆LTW +24,4 % ∆LTW -1,14 % ∆LTW -44,6 % ∆LTW -24,8 % ∆LTW -25,78 % Gewinn/ ∆GRW -22,1 % ∆GRW +7,14 % ∆GRW +158,2 % ∆GRW -3,4 % ∆GRW -15,99 % ∆GRW +0,82 % Verlust Tabelle 12: Gemeindesituation und Ausgangslage der SPÖ, inkl. Wahlergebnisse. Eigene Darstellung

Laakirchen kann als die Gemeinde gesehen werden, die den Durchschnitt der Wahlergebnisse am besten präsentiert. Durch die Interviews konnte festgestellt werden, dass vor allem das Zurückgewinnen des Bürgermeisteramtes im Fokus der Wahlziele stand und dadurch nur ein kleiner Teil vom Wahlkampf sich mit dem Zugewinn von Gemeinderatsmandaten bzw. dem

Schabetsberger Simone 77/100 Landtagswahlkampf beschäftigte. Laut Interviewaussagen war vor allem das Thema Flüchtlinge in Laakirchen im Wahlkampf präsent und wurde von anderen Parteien stark genutzt um Stimmung in der Stadt zu machen. Weiters kandidierten zum ersten Mal die Grünen bei der Gemeinderatswahl, welche laut Aussagen von Bürgermeister Feichtinger der SPÖ Stimmen abgenommen haben.

Die Gemeinde Auerbach, welche der Kategorie zugeordnet wurde, bei der das ∆LTW viel schlechter ist als das ∆GRW andeutet, lässt sich nicht 100 %ig als Ort mit einem sehr guten Ergebnis bei der ∆Gemeinderatswahl bezeichnen. Aber aufgrund der Kriterienfestlegung wird sie dieser Kategorie zugeordnet. Betrachtet man das ∆Landtagswahlergebnis, so zeigt sich aber im Vergleich zum ∆GRW dennoch ein relativer Verlust von 44,6 %. Laut Interviewaussagen kommt dieser Wahlverlust aufgrund der Flüchtlingsthematik und dem Unmut gegenüber Landesentscheidungen. Zu erwähnen ist auch, dass es in Auerbach, im Vergleich zu allen anderen Orten, keine Parteizeitung zum Wahlkampf gegeben hat, sondern eine Weihnachtszeitung nach der Wahl versendet wurde. Dies könnte eventuell Auswirkungen sowohl auf die Gemeinderatswahl als auch auf die Landtagswahl gehabt haben. Ein weiterer möglicher Grund für das Ergebnis könnte die geringe Gestaltungsmöglichkeit in der Gemeinde aufgrund der Mandatsverteilung sein.

An der Gemeinde Meggenhofen sieht man, dass es ein hohes Potential an SPÖ Wähler und Wählerinnen im Ort gab und nach wie vor gibt, da im Jahr 2009 laut Aussage von Wilfried Suchy noch keine SPÖ im Ort vorhanden war. Erst durch seinen Gemeindezuzug und die Arbeit im Gemeinderat konnte diese Wählerschicht motiviert und gewonnen werden.

„… die SPÖ ist hier in Meggenhofen tot, […] und ich habe das Parteibuch immer gehabt, aber mich nie politisch engagiert. […] Ich bin dann 2009 in den Gemeinderat gegangen und habe ziemlich engagiert gearbeitet. […] Ende 2010 wurde der Bürgermeister Hiegelsberger von der ÖVP Landesrat und die ÖVP war sich sicher, dass es gleich weiter geht mit einen ÖVP Bürgermeister und ich habe mich dann aufstellen lassen. […] Die Stichwahl habe ich 45 zu 55 gewonnen.“ (Interview 6, 2016)

Seit seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2011 wird der persönliche Kontakt und die Möglichkeit der öffentlichen Präsenz genutzt, um positive Werbung für die SPÖ im Ort und im Land zu machen. Dass die Arbeit bei der Bevölkerung akzeptiert wird und in die richtige Richtung geht zeigt sich am Wahlergebnis und an der hohen Wahlbeteiligung von 91,6 %.

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Auch an diesem Beispiel von Herrn Suchy zeigt sich deutlich, dass der persönliche Kontakt durch Gespräche, Hausbesuche und Veranstaltungsbesuchen zum Wahlerfolg vor allem auf Gemeindeebene beitragen kann. Er erwähnt im Interview, dass der Unterschied zwischen der Gemeinderats- und der Landtagswahl der persönliche Kontakt zu den Wähler und Wählerinnen ist, welcher in der Gemeinde durch Hausbesuche erreicht wird.

„… die Stimmen habe ich mir persönlich geholt bei den Haushalten.“ (Interview 6, 2016)

Mögliches Potential an SPÖ Wählern und Wählerinnen lässt sich auch in der Gemeinde Pötting feststellen, da in der Gemeinde ein relativer Zugewinn von 7,14 % bei der ∆GRW stattgefunden hat, obwohl die SPÖ in dieser Gemeinde schwach aufgestellt ist. Laut Aussagen von Herrn Bremberger gibt es kein Parteiteam und die Arbeit im Wahlkampf wurde vorwiegend über Vereinsobmänner und -frauen, welche der SPÖ nahe stehen, organisiert. Vor allem der ASKÖ, bei dem der Parteiobmann selber auch Vereinsobmann ist, bietet viele Aktivitäten an, welche von der gesamten Bevölkerung genutzt werden und Diskussionen von politischen Themen stattfinden. Um als Ortsorganisation zu arbeiten und Veranstaltungen und Aktivitäten zu planen fehlen der Partei laut eigener Aussage die Mitglieder.

„… wir sind zu wenig Leute, wir können einfach nicht so, wie wir möchten.“ (Interview 1, 2016)

Dass das Wahlergebnis trotz eher schwacher Ausgangslage positiv ist, war eine Überraschung mit der die SPÖ Organisation nicht gerechnet hatte und führt dieses Ergebnis auf die Schwächen der ÖVP zurück.

„… positiv war auf alle Fälle, dass es eigentlich mehr Leute gibt, die mit der Politik der ÖVP nicht mehr zufrieden sind. Es ist halt traurig, dass sich zu wenig Leute trauen, das öffentlich zu sagen.“ (Interview 1, 2016)

Neue Mitglieder und motivierte Personen könnten dazu beitragen, dass die SPÖ in Pötting bei der nächsten Wahl die potentiellen SPÖ-Wähler und -Wählerinnen zielsicherer abholen kann und dadurch das Wahlergebnis positiv beeinflusst wird.

In der durchschnittlichen Gemeinde Laakrichen ist die Personenaufstellung innerhalb der SPÖ anders als in Pötting. Es gibt ein Kernteam, welches im Wahlkampf die Entscheidungen getroffen hat und ein größeres Team, welches gemeinsam an den Zielen gearbeitet hat und diverse Veranstaltungen, Hausbesuche, Aktivitäten umgesetzt hatte. Durch die Teamstruktur innerhalb der Partei wurden die Aufgaben gut verteilt und die Wähler und Wählerinnen hatten mehrere

Schabetsberger Simone 79/100 Ansprechpersonen und die Stimmen zur Wahl konnten abgeholt werden. Da Laakirchen eine große Einwohnerzahl hat und auch die SPÖ eine hohe Mitgliederzahl aufweist lässt sich die Entscheidungsfindung durch die Struktur des Kernteams am besten abwickeln. Die Strukturierung im Wahlkampf war dadurch und durch die externe Unterstützung sehr genau geplant und vorgegeben. Im Jahr 2009 wurde in Laakirchen das Bürgermeisteramt an die ÖVP verloren, aus diesem Grund wurde im Wahlkampf 2015 stark auf das Zurückgewinnen dieses Amtes hingearbeitet. Die Landespartei legte aus diesem Grund Laakirchen als Fokusgemeinde fest und half durch Veranstaltungen und finanzielle Unterstützung bei der externen Beratung. Diese externe Beratung sollte laut Interview mehr Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, da dabei eine detaillierte Ortsanalyse stattfindet und eine strategische Planung den Wahlkampf begleitet.

„… es hat eine Teilung der Kosten gegeben und ich denke das passt auch. Man sollte dies vermehrt den Ortsorganisationen anbieten.“ (Interview 4, 2016)

Durch den Fokus auf das Zurückgewinnen des Bürgermeisteramtes wurde der Landeswahlkampf in Laakirchen mitgedacht aber nicht speziell beworben. Es wurde der Landtagswahlkandidat Entholzer in Flyer, Broschüren und auf Plakaten gedruckt, aber die Themen im Landtagswahlkampf sind nicht bei der Bevölkerung angekommen.

∆LTW viel besser als ∆LTW viel schlechter als Nahe am ø-∆GRW erklärt

∆GRW andeutet ∆GRW andeutet Nahe am ø-∆LTW sehr gut Meggen- Steegen Pötting Auerbach Laakirchen Roßleithen hofen Bewerbung Flyer Parteizeitung Plakate Plakate Gezielte Plakate Flyer Plakate LTW- Kandidat Plakate Parteizeitung Stimmen- Hausbesuche Broschüren Parteizeitung Entholzer Hausbesuche gewinnung Parteizeitung Beworben aber Beworben aber Beworben aber Beworben aber Beworben aber Nicht LTW- Themen nicht nicht nicht nicht nicht beworben angekommen angekommen angekommen angekommen angekommen Finanzielle Erhaltene Finanzielle Wahl- Druckkosten- Finanzielle Unterstützung Unterstützung geschenke zuschuss Unterstützung Druckkosten- Finanzielle Unterstützung Flyergestaltung Flyer- Wahl- Flyer- zuschuss Unterstützung von LT Wahlgeschenke gestaltung geschenke gestaltung Familienfest d. Landespartei Bessere Wahl- Finanzielle Erwartete geschenke Finanzielle Unterstützung Unterstützung Bessere Komm. Keine weitere Besuch im Ort Keine weitere Unterstützung Bessere Wahl- von LT b. Flüchtlings- Besuch im Ort geschenke thema Tabelle 13: Unterstützung der Landespartei und Bewerbung vom Landtagswahlkampf. Eigene Darstellung

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Tabelle 13 zeigt, dass es in allen Gemeinden schwierig war, die Themen des Landtagswahlkampfes zu bewerben und im Orten zu kommunizieren. Anders war das bei der Bewerbung des Kandidaten Reinhold Entholzer, dieser wurde vor allem auf Flyer, Plakaten und in der Parteizeitung abgedruckt und dadurch für die Bevölkerung sichtbar. Vergleicht man die Werbung für den Landeswahlkampf mit den Wahlergebnissen aus Tabelle 12, so sieht man bei Meggenhofen, dass die Werbung bei der LTW positive Auswirkungen hatte. Die Verluste sind in dieser Gemeinde deutlich geringer als in anderen Orten. Ein möglicher Grund dafür könnte die gezielte Stimmgewinnung für den Kandidaten Entholzer und das Argument, dass nur durch eine gesamte Stärke der SPÖ etwas im Ort erreicht werden kann, sein.

Bei Pötting zeigt sich ein anderes Bild, da in dieser Gemeinde ein positives Landtagswahlergebnis von + 2,32 % erreicht und laut Interviewaussage keine Werbung für den Landtagswahlkampf gemacht wurde. Dies könnte man, wie bereits auf Seite 76 angeführt, durch die Aussage im Interview erklären, dass die ÖVP im Ort keine zufriedenstellende Politik macht und aus diesem Grund die Bevölkerung als Trotzreaktion eine andere Partei wählte.

Bei der Unterstützung, die die Gemeinden von der Landespartei für ihren Wahlkampf erhalten haben sind die Antworten unterschiedlich, wenn man bedenkt, dass jedem Ort grundsätzlich dieselbe Unterstützung geboten wurde. So wurde von der Landespartei festgelegt, dass jede Gemeinde je nach Summe der Haushalte 60 % an Kugelschreiber und 40 % an Schlüsselbänder als Gratismenge erhält. Weiters wurde die Flyergestaltung, welche als erhaltene Unterstützung Erwähnung fand, flächendeckend für alle Gemeinden in Oberösterreich angeboten. (SPÖ OÖ, 2016) Diese Leistungen wurden nur von drei Gemeinden als Wahlunterstützung angeführt. Bei der finanziellen Unterstützung lässt sich nicht sagen, welche Unterstützung damit im Detail gemeint ist, da es für Parteizeitungen, welche eine Landeswerbung enthalten einen Druckkostenzuschuss vom Land gewährt gibt. Auch wurde jedes externe Coaching durch Kostenteilung finanziell unterstützt. Da die Interviews über ein halbes Jahr nach der Wahl stattgefunden haben, könnte es sein, dass einige Leistungen zur Wahlunterstützung nicht erwähnt wurden, weiters gibt es die Möglichkeit, dass sich manche Gemeinden nicht alle Leistungen vom Land abgeholt haben und dadurch diese Unterstützung nicht erhalten haben.

Bei den erwarteten Unterstützungen driften die unterschiedlichen Aussagen weiter auseinander. Von keinen weiteren Unterstützungswünschen bis hin zu mehr finanzieller Unterstützung, besseren Wahlgeschenken, mehr Präsenz der Landespolitiker und Landespolitikerinnen im Ort und

Schabetsberger Simone 81/100 dem besseren Umgang mit landespolitischen Themen als bessere Argumentationsgrundlage im Ort wurden viele Möglichkeiten der Unterstützung erwähnt.

„… da war nicht so eine große Unterstützung. […] Wir finden, dass wir als Ortspartei allgemein, ich glaube da bin ich nicht die einzige, alleine sind, auch Geld mäßig. Wir dürfen zwar immer alles zahlen und hinschicken, aber zurückbekommen tut man nichts. Also da ist meiner Meinung nach ein großer Fehler im System.“ (Interview 3, 2016)

Bei der erwarteten Unterstützung wurde kritisiert, dass die Landespartei ihren eigenen Wahlkampf macht und die Gemeinden sich teilweise alleine gelassen fühlten.

„… mir ist eigentlich vorgekommen, dass die Landespartei einen eigenen Wahlkampf führt, und die Gemeinden eigentlich nicht unterstützt, das habe ich eigentlich schwach gefunden. (Interview 6, 2016)

Spannend festzustellen war, dass einige Interviewpartner und Interviewpartnerinnen explizit erwähnten, dass die erhaltene Unterstützung nur von Seiten des Bezirkes stattgefunden hatte und die Landespartei keine Unterstützung bot.

„… Landespartei eigentlich wenig, nur von der Bezirksorganisation.“ (Interview 1, 2016)

„… von der Landespartei nicht, aber die im Bezirksbüro, die Damen, die sind sehr tüchtig, […] und haben mir geholfen.“ (Interview 7, 2016)

Dabei ist anzumerken, dass die Bezirksorganisationen als Vermittler zwischen den Gemeinden im Bezirk und der Landesorganisation fungieren und ohne die Landespartei keine Arbeit und Unterstützung für die Gemeinden erledigen könnten. Die Unterstützung der Gemeinden durch die einzelnen Bezirke ist daher eine indirekte Unterstützung der Landespartei.

5.3. Beantwortung der Forschungsfrage

Die Forschungsfrage, die zu Beginn der Arbeit gestellt wurde lautet:

Ist im Landtagswahlergebnis der SPÖ Oberösterreich ein Mitnahmeeffekt von der gleichzeitig stattfindenden Gemeinderatswahl zu beobachten?

Beantwortet man die Forschungsfrage alleine durch die quantitative Methode, also den Berechnungen welche mit Eviews angestellt wurden, so ist festzustellen, dass nur sehr wenige Gemeinden das Ergebnis erfüllen, welches sie laut Statistikprogramm erreichen hätten sollen, wenn man festlegt, dass das Landtagswahlergebnis in Abhängigkeit vom Gemeindewahlergebnis

82/100 Schabetsberger Simone

steht. Wie schon unter Punkt 3.2.2 Vorgehensweise und Berechnungen dargestellt, wurde durch die Gleichung ∆LTW* = 0,23 * ∆GRW – 0,22 die Abhängigkeit des LTW-Ergebnissen von der GRW dargestellt. Es wird dabei immer mit den relativen Gewinnen bzw. Verlusten gerechnet. Durch das Einsetzen des ∆GRW-Ergebnisses erhält man ein ∆LTW*-Ergebnis, welches, laut der Betrachtung aller Gemeinden in OÖ, eine Schätzung der Veränderung im ∆LTW-Ergebnis aufgrund des ∆GRW- Ergebnisses in diesem Ort darstellen sollte. Das bedeutet, dass für jedes +/- % beim ∆GRW- Ergebnis einmalig 0,23 % bei dem ∆LTW-Ergebnis hinzu oder weg kommen und etwa 20 % Stimmanteil abgezogen werden. Berechnet man dieselbe Gleichung mit den Wahlergebnissen der ÖVP, so kommt ein Koeffizient von 0,011 heraus, welcher im Vergleich zu dem der SPÖ mit 0,23 nochmals kleiner ist.

Es zeigt sich bei den Berechnungen auf Seite der SPÖ, dass 14 Gemeinden in ganz OÖ ein besseres relatives ∆LTW-Ergebnis erreicht haben, als sie durch die Berechnung der Abhängigkeit vom ∆GRW-Ergebnis erreichen hätten müssen. Dazu zählen auch die zwei Auswahlgemeinden Steegen und Pötting. Legt man eine Abweichung von 10 % bei der Differenz zwischen dem tatsächlich erreichten und dem laut dem Statistikprogramm vorgegebenen ∆LTW*-Ergebnis fest, so erfüllen 37 Gemeinden durch ihre Ergebnisse dieses Kriterium. D.h. diese haben beim ∆LTW-Ergebnis in etwa jenes Ergebnis erreicht, dass durch die Abhängigkeit von dem ∆GRW-Ergebnis möglich gewesen ist. Alle anderen Gemeinden in Oberösterreich weichen bei dem ∆LTW-Ergebnis vom berechneten Ergebnis, welches durch Eviews als abhängiges Ergebnis von der ∆GRW zur ∆LTW berechnet wurde, weiter ab. Besonders die zwei Auswahlgemeinden Meggenhofen und Auerbach, haben eine extreme Abweichung vom tatsächlichen ∆Landtagswahlergebnis zum berechneten ∆LTW*-Ergebnis. Dabei liegt die Differenz zwischen dem tatsächlichem LTW-Ergebnis und den berechneten möglichen Ergebnis bei bis zu 43 %. Es zeigt sich also, dass nur wenige Gemeinden der statistischen Prognose von ∆LTW* nahe kommen.

Alleine durch die Berechnungen mit Eviews kann nur ein sehr kleiner Zusammenhang zwischen GRW und LTW festgestellt werden und der Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl zur Landtagswahl ist sehr gering.

Durch das Heranziehen und analysieren der sechs Auswahlgemeinden wurde versucht festzustellen, ob der Mitnahmeeffekt von der GRW zur LTW, welcher bei den Berechnungen eher gering ist, noch von anderen Faktoren abhängig sein kann. Diese Faktoren könnten die SPÖ Organisationsstruktur in den Gemeinden, die Aktivität der Kommunalpolitiker und –politikerinnen im Gemeinderat und im Wahlkampf sowie die Wahlwerbung für den Landtagswahlkampf sein.

Schabetsberger Simone 83/100 Man könnte daher die Frage stellen, ob es Faktoren gibt, die den Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl auf die Landtagswahl positiv oder negativ beeinflussen.

In der Analyse der Interviews und dem Vergleich mit den Wahlergebnissen zeigt sich dazu kein eindeutiges Bild. Eine allgemeine Aussage, dass jene Gemeinden, die eine schwächere Ortsorganisation aufweisen auch ein schwächeres Ortsergebnis bei der Gemeinderatswahl erreicht haben und dadurch im Vergleich das Landtagswahlergebnis sich besser präsentiert, kann nicht formuliert werden. Des Weiteren zeigt sich nicht, dass jene Gemeinden, die einen gezielteren Wahlkampf gemacht haben, dadurch bessere Ergebnisse erreichten. Durch die Analyse von sechs Gemeinden lässt sich nicht Aussagen, dass eine bestimmte Wahlstrategie den Mitnahmeeffekt positiv oder negativ beeinflusst. Grund dafür ist, dass die Ausgangssituation in den Gemeinden nie dieselbe ist und eine Gegneranalyse nicht stattgefunden hat. Geht man davon aus, dass all diese Faktoren, welche das Ergebnis beeinflussen gleich sind, so könnte man eine Aussage über mögliche Wahlkampfstrategien, die sich positiv auf das Ergebnis auswirken, machen.

Als Beispiel: Es kann ceteris paribus gesagt werden, dass jene Gemeinden, die bei ihren flächendeckenden Hausbesuchen um die Stimme im Gemeinderat geworben haben, ein besseres Ergebnis auf Gemeindeebene erreichten. Des Weiteren ist es ceteris paribus der Fall, dass bei Gemeinden, die rote Wähler- und Wählerinnenpotentiale aufweisen, meist eine Unzufriedenheit mit der ÖVP vorhanden ist.

Diese ceteris paribus Aussagen haben aufgrund der vielen Faktoren, die durch diese Klausel nicht beachtet werden wenig Aussagekraft, da jede Gemeinde in Oberösterreich andere Voraussetzungen im Wahlkampf hat.

Etwas das auf alle Fälle bestätigt werden kann ist, dass der persönliche Kontakt von den Wahlkampfarbeitern und -Arbeiterinnen einen positiven Einfluss auf das Gemeinderatswahl- Ergebnis nimmt. Dies hat sich in den Gemeinden gezeigt, die ein positives ∆GRW erreichten. Vor allem Hausbesuche und Präsenz zeigen sich als die wichtigsten Faktoren. Ein direkter Einfluss der höheren Präsenz auf das ∆LTW-Ergebnis konnte nicht festgestellt werden.

Die Forschungsfrage, ob ein Mitnahmeeffekt von der Gemeinderatswahl auf die Landtagswahl besteht kann nicht allgemein beantwortet werden. Es zeigt sich bei den Auswahlgemeinden, dass ein gutes Ergebnis bei der Gemeinderatswahl nicht unbedingt ein schlechtes Landtagswahlergebnis mitbringt. Rechnet man mit den durchschnittlichen relativen Gewinnen und Verlusten bei den Wahlergebnissen und filtert alle Gemeinden, welche ein

84/100 Schabetsberger Simone

∆Gemeinderatswahlergebnis über dem OÖ-Durchschnitt von – 18,3 % erreicht haben, so zeigen auch 61 % dieser Gemeinden ein Ergebnis über dem ∆Landtagswahldurchschnitt von – 26 %. Bei allen Gemeinden, die ein ∆Gemeinderatswahlergebnis unter den OÖ-Durchschnitt erreichten, haben etwa 34 % ein Ergebnis über den OÖ-Durchschnitt bei der ∆Landtagswahl. Daraus kann man schließen, dass eine Gemeinde, die über dem Durchschnitt beim ∆GRW-Ergebnis aller OÖ- Gemeinden liegt eher ein besseres ∆Landtagswahlergebnis erreicht, als Gemeinden, die unter diesem Durchschnitt liegen.

Als Antwort auf die Forschungsfrage kann gesagt werden, dass ein positiveres Ergebnis bei der Gemeinderatswahl am ehesten ein positives Ergebnis auf Landtagsebene mitbringt, aber der Mitnahmeeffekt kleiner als erwartet ist. Es gibt einige Faktoren, die den Mitnahmeeffekt positiv beeinflussen, wie eine positive Stimmung von den Kommunalpolitikern und Kommunalpolitikerinnen gegenüber der Landespartei, die Kommunikation und Führsprache für diese bei Veranstaltungen und Hausbesuchen sowie die Situation und Zufriedenheit mit den Parteien im Ort. Auch der persönliche Kontakt der Landespolitiker und –Politikerinnen in den Gemeinden zeigt eine positive Auswirkung auf das Ergebnis. Denn in jenen Gemeinden, in denen Besuche von der Landespartei gemacht wurden, oder die Bekanntheit durch die Ortsansässigkeit gegeben ist, zeigt das ∆LTW-Ergebnis bessere Zahlen.

Um eine genauere Beantwortung der Forschungsfrage machen zu können bedarf es einer detaillierten Analyse jedes einzelnen Ortes. Es kann dann für jeden Ort die Forschungsfrage individuell beantwortet werden, jedoch keine allgemein gültige Aussage getroffen werden, da jede Gemeinde unterschiedliche Voraussetzungen und Ausgangslagen aufweist. Es gibt also keine eindeutige Antwort, und auch keine allgemein gültige Herangehensweise im Wahlkampf, um das Beste für die Gemeinde und das Land zu erreichen. Dennoch wurden einige positive Beispiele und Möglichkeiten erwähnt, welche im Punkt Handlungsempfehlungen erläutert werden.

Abbildung 34 stellt ein Gesamtmodell zu der eben erklärten Zusammenführung aller Ergebnisse dar. Die SPÖ Organisation zeigt dabei als ersten Punkt die Grundlage, auf der die anderen Bereiche für die Wahl aufbauen. Bei der SPÖ Organisation ist sowohl das Land als auch die Gemeinde angesprochen und Punkte wie die Personalauswahl, die Organisationsstruktur, die Zusammenarbeit im Team, etc. sind von Bedeutung. Darauf aufbauend entscheidet die Situation in der jeweiligen Gemeinde über den Ausgang der Wahl. D.h. welche Ausgangslage findet man im Ort, wie zeigt sich der Mitbewerber (Gegneranalyse), Stärken/Schwächen Profil der eigenen als auch der anderen Parteien, Strategiefestlegung, etc. Auch auf Landesebene sind Entscheidungen

Schabetsberger Simone 85/100 Aktivitäten

Situation im Ort oder am Land

SPÖ Organisation

Abbildung 34: Gesamtmodell zu den Forschungsergebnissen wie die Themenfestlegung, die Ausgangslage, die Zielvorstellung, etc. von Bedeutung. Aufbauend und beeinflusst von den genannten beiden Punkten sollten die Aktivitäten im Wahlkampf ausgewählt und umgesetzt werden. Wichtig zu beachten ist, dass jeder Bereich vor allem von dem vorliegenden Punkt abhängig ist und eine Betrachtung der gesamten Situation gemacht werden sollte.

5.4. Überprüfung der Hypothesen

Die Hypothesen, welche formuliert wurden, können so wie die Forschungsfrage nicht alle positiv beantwortet werden, es gibt darin gültige Aussagen, die auf einzelne Gemeinden zutreffen.

H1: Die positive Arbeit bzw. ein gutes Wahlergebnis der SPÖ in der Gemeinde, bedeutet ein besseres Ergebnis der SPÖ bei der Landtagswahl.

Diese Hypothese wurde bereits bei der Beantwortung der Forschungsfrage betrachtet. Es gibt eine Tendenz, die zeigt, dass ein positives Ergebnis bei der Gemeinderatswahl wahrscheinlicher ein positives Ergebnis bei der Landtagswahl mitbringt, jedoch ist das nicht in allen Gemeinden der Fall und die Hypothese hat daher keine allgemeine Gültigkeit.

H2: Eine gute SPÖ Organisationsstruktur in der Gemeinde wirkt sich positiv auf die strategische Planung und Qualität der politischen Arbeit im Wahlkampf aus und dadurch positiv auf das Ergebnis.

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Der erste Teil der Hypothese zwei, dass sich eine gute Organisationsstruktur positiv auf die strategische Planung und Qualität der politischen Arbeit im Wahlkampf auswirkt, kann bei den analysierten Gemeinden positiv beantwortet werden. Da jene Gemeinden, die als Team auftraten und eine genaue Vorstellung von dem hatten, was sie erreichen möchten ein besseres Ergebnis bei der Wahl erreichten.

Der zweite Teil dieser Hypothese, dass durch eine gute Organisationsstruktur das Wahlergebnis positiver ist kann bereits bei den ausgewählten Gemeinden falsifiziert werden.

H 3: SPÖ Bürgermeister- und Bürgermeisterinnengemeinden zeigen durchschnittlich bessere LTW- Ergebnisse als andere Gemeinden.

Diese Hypothese wird durch die Daten tendenziell bestätigt. Es zeigt sich bei den relativen Gewinnen und Verlusten, dass SPÖ Bürgermeister- und Bürgermeisterinnengemeinden eher ein besseres Ergebnis bei der Landtagswahl erreichen als andere. 64 % der Gemeinden in OÖ welche den BGM gehalten oder dazugewonnen haben liegen beim ∆LTW-Ergebnis über dem Durchschnitt von – 26 %. Bei den 17 Gemeinden, in denen der Bürgermeister- oder Bürgermeisterinnensessel verloren wurde zeigt auch das ∆Landtagswahlergebnis durchschnittlich mehr Verluste. In sechs der 17 Gemeinden liegt der relative Verlust/Gewinn bei der ∆LTW über dem OÖ-Durchschnitt.

H 4: Viel Präsenz in der Gemeinde und gute Öffentlichkeitsarbeit hat einen positiven Einfluss auf das Wahlverhalten der Bevölkerung.

Die vierte und in dieser Arbeit letzte Hypothese kann durch die Betrachtung der ausgewählten Gemeinden vor allem bei der Gemeinderatswahl bestätigt werden.

Festzuhalten ist, dass eine umfassendere Prüfung der Hypothesen wünschenswert erscheint, aber mit den ausgewählten Gemeinden dennoch oft bestätigt werden.

Schabetsberger Simone 87/100 6. Handlungsempfehlungen

Auf Grundlage der ausgewerteten Daten und der Analyse der Wahlergebnisse soll nachfolgend der Versuch unternommen werden, relevante Schlussfolgerungen aus den gesammelten Informationen und Daten zu ziehen und praktische bzw. operationalisierbare Handlungsempfehlungen für Gemeinden und die Landesorganisation abzuleiten. Sämtliche Handlungsempfehlungen basieren auf die durchgeführte Analyse und fassen die Ergebnisse systematisch zusammen, wobei auf eine maximale Anwendbarkeit für die Gemeinden geachtet wird. Zu beachten ist, dass die nachfolgenden Handlungsempfehlungen auf die erhobenen Informationen beruhen und keine flächendeckende Analyse stattgefunden hat. Es ist daher wichtig, bei der Implementierung im Einzelfall immer auf die spezifische Situation im Ort zu achten und die Sinnhaftigkeit sowie Umsetzbarkeit der Maßnahmen im Auge zu haben. Das Umsetzen der Handlungsempfehlungen ist zudem keine Garantie auf ein besseres Ergebnis bei der nächsten Wahl.

Bei den Interviews welche mit Vertretern und Vertreterinnen der Gemeinde geführt wurden zeigte sich, dass es wichtig wäre die Orte und Bezirke über die Struktur der SPÖ Oberösterreich aufzuklären. Es ließ sich feststellen, dass die einzelnen Bezirksstellen unterschiedlich mit den jeweiligen Gemeinden kommunizieren und es keine einheitliche Regelung für alle Bezirke gibt. So wurden finanzielle oder materielle Leistungen für manche Gemeinden vom Bezirk zur Verfügung gestellt und die Landespartei als Geldgeber nicht erwähnt. Dies hatte zur Folge, dass diese Orte vermehrt einen größeren Unmut gegenüber der Landespolitik und deren Wahlkampf hatten. Dies zeigt sich unter anderem daher, dass der Landtagswahlkampf nicht mitbeworben wurde. Hatte aber in weiterer Folge bei den ausgewählten Gemeinden keinen sichtbaren Einfluss auf das ∆GRW- oder ∆LTW-Ergebnis.

In anderen Bezirken dienten diese als Vermittlungsstelle und die Unterstützungen konnten auf die Landespartei zurückgeführt werden. Eine einheitliche Regelung und Herangehensweise könnte die Kommunikationswege erleichtern und eventuell die Frustration gegenüber der Landespartei senken.

Ein weiterer Punkt, der die Gemeinden und das Land besser verbinden könnte sind die Wahlkampfthemen. Es gab nur sehr wenige offensichtliche Themenüberschneidungen im Gemeinde- und Landtagswahlkampf. Auf der Webseite www.gerechter.at sind ein paar Ansätze von der Themenverknüpfung sichtbar, jedoch wurden diese zu wenig genutzt, um damit die

88/100 Schabetsberger Simone

Bevölkerung anzusprechen. Gelingt es, dass sich die Gemeinden mehr mit den Landesthemen auseinandersetzen, so ist es möglich, die einzelnen Bereiche besser zu den Bewohnern und Bewohnerinnen zu transportieren. Vor allem kann man als Kommunalpolitiker oder –politikerin durch das bewusstmachen von Zusammenhängen zwischen der Wahlkampfthemen im Ort und am Land bei Gesprächen besser argumentieren welche Vorteile es bringt, auch die Landespartei zu unterstützen. Als Beispiel könnte man den Bereich Familie betrachten. Viele SPÖ Ortsorganisationen setzen sich in ihrer Gemeinde für den Ausbau, den Erhalt oder die Verbesserung der Schule ein und bringen Vorschläge wie dies geschehen könnte. Durch diese Themenbesetzung in der Gemeinde könnte eine Verbindung zum Landeswahlkampf gemacht werden und darauf hingewiesen werden, dass besonders die SPÖ Landespartei sich für Familien und die bestmögliche Schulbildung für alle einsetzt.

Es gibt ganz viele Überschneidungen in diversen Bereichen, welche den Gemeinden oft nicht bewusst sind. Eine größere Sensibilisierung der Gemeinden mit den Themen der Landespartei und eine bessere Zusammenarbeit im Themenwahlkampf könnten ermöglichen, dass die Landesthemen besser in den Gemeinden wahrgenommen werden. Weiters könnte den Gemeinden als Kommunikationshilfe das Argument präsentiert werden, dass man als SPÖ in der Gemeinde leichter etwas erreicht, wenn man die Landesregierung stärkt, da diese die Gelder für die Gemeinden verteilen. Eine starke Landespartei ermöglicht ein leichteres Arbeiten der Ortspartei.

Eine weitere Handlungsempfehlung ist, dass „rot“-Potentiale erkannt und genutzt werden. Besonders jene Gemeinden, die eine schlechte Ortsorganisation besitzen und bei der Wahl 2015 Zugewinne erreichten, bzw. bei der Landtagswahl überdurchschnittlich abschnitten, haben die Chance, durch eine bessere Aufstellung auf Kommunalebene Zugewinne zu erreichen. Meist hängt der Wahlausgang mit der Unzufriedenheit der amtierenden Partei zusammen, und in diesen Fällen kann man profitieren, wenn man den Bürgern und Bürgerinnen eine wählbare Alternative bietet. Auch das kandidieren eines Bürgermeisterkandidaten oder eine Bürgermeisterkandidatin kann einen Stimmengewinn ermöglichen. Wichtig dabei ist, dass man Unterstützung bei der Teamaufstellung und der Kandidaten- bzw. Kandidatinnenauswahl erhält. Dies kann durch eine Unterstützung vom Bezirk geschehen oder durch die Bereitstellung einer professionellen Wahlkampfbegleitung. Die politisch, professionelle Wahlkampfbegleitung hat dabei den weiteren Vorteil, dass in Gemeinden, welche diese in Anspruch genommen hatten, ein strukturierterer und

Schabetsberger Simone 89/100 gezielterer Wahlkampf umgesetzt werden konnte und eine Bereitstellung und Finanzierung dieser Unterstützung für alle Gemeinden wünschenswert wäre.

Bei der Aufstellung eines neuen oder bei der Reihung eines bestehenden Teams für den Wahlkampf ist es wichtig, die Teamstruktur innerhalb der Organisation zu kennen und diese zu beachten. Je nach Ortsgröße bietet sich ein Kernteam als Entscheidungsteam oder die gesamten Organisationsmitglieder als Teamgruppe an. Wichtig dabei ist, dass Entscheidungen gemeinsamen getragen werden. Abbildung 35 zeigt, wie eine Organisation im Wahlkampf funktionieren könnte, um das bestmögliche in der Gemeinde zu erreichen. Es gibt dabei als erstes das Kern- oder Organisationsteam welches den Wahlkampf gemeinsam plant und Entscheidungen trifft. Besteht dieses Team nicht aus allen Mitgliedern der Organisation, so werden die vereinbarten Ziele, Strategien, Herangehensweisen, etc. an die restlichen Mitglieder weitergeleitet und Bereiche und Aufgaben verteilt. Wichtig ist, dass die getroffenen Entscheidungen gemeinsam getragen werden um ein einheitliches Auftreten zu zeigen. Wurden die Bereiche und Aufgaben eingeteilt, liegt es an den Einzelpersonen, den zugeteilten Aufgabenbereich bestmöglich zu erfüllen.

Kernteam

Organisationsteam

gesamten Mitglieder

Einzelpersonen

Abbildung 35: Organisationsaufbau und Kommunikationswege im Wahlkampf. Eigene Darstellung Denn in jenen Orten, die ein Kernteam, oder eine Teamstruktur innerhalb der Organisation hatten bzw. haben, zeigte sich, dass der Wahlkampf intensiver durchgeführt wurde. Des weiteren wurden Hausbesuche flächendeckend durchgeführt und dadurch am ehesten mehr Wähler- und Wählerinnenmobilisierung erreicht. In den anderen Orten, wo die Arbeit an Einzelpersonen

90/100 Schabetsberger Simone

hängen geblieben ist, wurden zum Beispiel die Hausbesuche gezielt auf Mitglieder und Sympathisanten und Sympathisantinnen gerichtet und Veranstaltungen von anderen Vereinen genutzt, um dabei präsent zu sein. Eigene Wahlkampfveranstaltungen wurden nicht geplant und umgesetzt. Da der persönliche Kontakt zu den Wahlberechtigten einer der wichtigsten Wahlkampfpunkte ist, sollte versucht werden, durch Aufgabenteilung und Strukturierung flächendeckende Hausbesuche zu ermöglichen um den Bürgern und Bürgerinnen ein Ohr zu schenken.

Für den Landtagswahlkampf im Jahr 2021 sollte bereits jetzt mit der Überlegung begonnen werden, wie der Wahlkampf organisiert und aufgebaut wird. Besonders die Frage des Spitzenkandidaten, der Spitzenkandidatin sollte gut überlegt werden, da der Bonus von der letzten Landtagswahl mit dem ehemalige Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer nicht mehr möglich ist und der amtierende Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum ersten Mal in seiner Funktion kandidiert. Durch den Personenwahlkampf um die Person Pühringer konnte die ÖVP im Jahr 2009 bei der Wahl viele Stimmen gewinnen und die SPÖ schadete sich durch die offensive Kampagne um den Landesvorsitz. Für das Jahr 2021 ist daher eine gute Strategie zu überlegen, wie man den neuen Kandidaten oder die neue Kandidatin positioniert und in den Wahlkampf schickt.

Schabetsberger Simone 91/100 7. Literaturverzeichnis

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Bach, J./Horwath, I. 2011. Einführung in die Qualitative Sozialforschung Teil 1. Johannes Kepler Universität Linz. URL: http://www.jku.at/soz/content/e94921/e95830/e202629/e202930/SkriptTeil1ws11_12_ger.pdf (d.l. 26.7.2016)

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Witzel, A. 2000. Das problemzentrierte Interview. In: Forum Qualitative Sozialforschung/Forum

Qualitative Social Research, Vol. 1(1), Art. 22. URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114- fqs0001228 (d.l. 26.07.2016)

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Schabetsberger Simone 97/100 8. Anhang

8.1. Leitfaden

Masterarbeit: „Die Abhängigkeit vom LTW-Ergebnis zum GRW-Ergebnis“

Allgemeine Infos zum Forschungshintergrund . Kurzer Umriss des Forschungsprojektes (Hintergrund, Ziele,...) . Hinweis auf Interviewdurchführung (Dauer bzw. Umfang, Anonymität, Transkription,...) . Erlaubnis zum digitalen Audiomitschnitt (sofern nicht schon bereits im Vorfeld geklärt) . Kurze Erläuterung der weiteren Vorgehensweise nach der Interviewdurchführung (was passiert mit den erhobenen Daten? - Transkription, Auswertung, Übermittlung des Ergebnisberichtes) . Rückfrage bezüglich etwaiger Unklarheiten

Interviewleitfaden – Struktur für Interviews in der Gemeinde 1) Zur Person: Zur SPÖ im Ort: Name: Mitgliederzahl: Geschlecht: GemeinderätInnen und Alter: ErsatzgemeinderätInnen: Höchste Schulbildung: BürgermeisterIn (Partei und Jahr): Zuständigkeit in der Partei: Frauenanteil auf SPÖ Liste: Parteimitglied seit: 2) Wahlkampf 2015

a) Wann wurde mit den Überlegungen zum Wahlkampf 2015 begonnen? b) Wie wurde der Planungsprozess vorgenommen? (Ortsanalyse, Coaching, Umfrage, persönliche Gespräche,…) c) Welche Ziele hat sich die SPÖ Gemeindeorganisation für das Wahlergebnis 2015 gesetzt? Können Sie die wichtigsten Aktivitäten die zur Zielerreichung benützt wurden kurz zusammenfassen? Wie wurde versucht die gesetzten Ziele zu erreichen? (als Team, als „Einzelkämpfer“, mit externen Beratern, SPÖ Mitglieder,…) d) Wie zufrieden waren Sie mit der Herangehensweise an den Wahlkampf 2015 innerhalb der SPÖ in Ihren Ort? Gibt es Dinge, die Sie rückblickend anders gemacht hätten? Was hat sehr gut funktioniert? (persönliche Gespräche, Hausbesuche, Ortszeitung,…) e) Welche Medien wurden im Wahlkampf verwendet? (Ortsparteizeitung, Gemeindezeitung, Regionalzeitungen, Internet,…)

98/100 Schabetsberger Simone

f) Wie groß war der Zeitaufwand in Stunden pro Woche in den letzten 2 Monaten vor der Wahl? g) Welche Unterstützung haben Sie und die Ortspartei von der Landespartei in Anspruch genommen? (Rechtsauskunft, Zeitungserstellung, Plakatgestaltung, finanzielle Unterstützung, Förderungen, Coaching,…) h) Welche Unterstützungen hätten Sie sich von der Landespartei weiter erwartet? i) Welche Präsenz hatte der LTW-Kandidat Reinhold Entholzer bei Ihnen im Ort? Sind die Themen der LTW bei Ihnen im Ort angekommen? Wurde als SPÖ Organisation der LT- Wahlkampf mitgedacht? Welche unterstützenden Maßnahmen wurden für den Landtagswahlkampf von der SPÖ Gemeindeorganisation vorgenommen? (Plakate, Parteizeitung, Gespräche,…)

3) Wahlergebnis 2015

a) Welche Überraschungen (positiv als auch negativ) brachte das Wahlergebnis in Ihrem Ort? b) Wie sehen Sie das Ergebnis in Relation zu Ihrem Einsatz im Wahlkampf? c) Ist das Ergebnis auf die eigenen Stärken/Schwächen zurückzuführen oder durch die Stärken und Schwächen der anderen Parteien zustande gekommen? c) Welche Faktoren waren für das Wahlverhalten auf GR und LT aus Ihrer Sicht jeweils entscheidend? d) Woher kommen die Unterschiede zwischen dem GRW- und LTW-Ergebnis?

4) Wahlkampfstrategien

a) Wurde der Wahlkampf in Ihren Ort um eine Person oder um Themen im Ort gestaltet?

b) Wie wurden die anderen Parteien im Wahlkampf berücksichtigt? (Ignoriert, Gekontert, gemeinsame Ideen und Projekte,…)

c) Wurde im Wahlkampf der Fokus auf ein Thema gerichtet, welches in Ihrem Ort eine Rolle spielt? Konnte dieses Thema besetzt werden und glaubwürdig an die WählerInnen übermittelt werden? (Bildung, Verkehr, Soziales, Wohnen,…)

 BEIBLATT

5) Gibt es noch etwas, was wir Ihrer Meinung nach noch nicht besprochen haben?

Bedanken für das Gespräch, Nochmaliger Kontakt bei Unklarheiten, Ergebnis der Studie informieren

Schabetsberger Simone 99/100 8.1.1. Beiblatt

Tabelle 14: Beiblatt zum Interviewleitfaden. Eigene Darstellung.

100/100 Schabetsberger Simone