Die Übergänge Am Untern Hauenstein
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Die Übergänge am untern Hauenstein Objekttyp: Chapter Zeitschrift: Jahrbuch für solothurnische Geschichte Band (Jahr): 42 (1969) PDF erstellt am: 03.10.2021 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. 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Nicht selten hatten alte Wildwechsel oder Viehwege dem Verkehr den Weg durchs Gebirge gewiesen ; und gerade im Jura dürfte dies für die kleineren, ehemaligen Saumpfade zutreffen. 1. Der Erlimoosübergang Der Weg über das Erlimoos stieg vom Untern Rintel oberhalb des Dorfes Trimbach in gerader Richtung - ein Kennzeichen alter Pässe, die oft unbesehen der grösseren Steigung der Fallinie folgten - gegen die Einsattelung zwischen der Reisenegg und dem Froburgfelsen hinauf. Von der Passhöhe (778 m) fiel er in einem Bogen westlich der Hangenmatt entweder nach Läufelfingen-Sissach oder nach Wisen- Zeglingen ab. In beiden Fällen erreichte der Weg schliesshch das Er- golztal. Funde bei Wisen, Läufelfingen, im Erlimoossattel und auf der Froburg belegen eine römische Begehung, doch dürfte es sich trotz der günstigen natürlichen Verhältnisse nur um eine Nebenroute gehandelt haben. Der oft aufgestellten und durch Daniel Bruckner2 weit verbreiteten Behauptung, die römische Heerstrasse habe von Solothurn über Olten-Zeghngen nach Augusta Rauracorum geführt und sei das Stück, welches die römischen Strassenkarten angeben, kann ich nicht beistimmen.3 Die Hauptverbindung von Aventicum, Petinesca und Salodu- 1 Für die Ortsbezeichnungen gelten die Angaben der Landeskarte der Schweiz 1:25000 (Hauenstein, Blatt 1088), Eidg. Landestop., Wabern-Bern 1955. 2 Merkwürdigkeiten, Seite 2862. Auch Jo. Daniel Schoepflinus, Alsatia illustrata, tomus I, 1751, § 89, Seite 172. 3 Die hier vorgelegte Ansicht vertrat schon der Oltner Historiker Max von Arx, Die Vorgeschichte der Stadt Olten, Solothurn 1909, Seiten 67 f. 18 rum mit Augusta Rauracorum ging ohne Zweifel über den Obern Hauenstein.4 Im Spätmittelalter war der südliche Zugang zum Erhmoos gleichzeitig Burgweg zum Stammschloss der Grafen von Froburg. Vor der Einrichtung der mehr westhch gelegenen Strasse über den Untern Hauenstein hatte das Erhmoos den (Lokal-) Verkehr aufgenommen. Christian Wurstisen weiss in seiner Basler Chronik davon zu berichten: « Gelterchingen, als der Bach vom Hauenstein herab fleußt, liegt unterhalb Wysen, der Fleck Zeghngen, hat etwan eine Capelle gehabt S.Agatha genannt, gehoert jetzt in die Pfarr Kilchberg. Durch dieses Doerflein soll vorzeiten die alte Landstraß ueber den Hauenstein ob Honberg durch Krimmenthal5 hinauf gegangen seyn, und nicht wie jetzt durch Butken unter Honberg, darum dann selbiger Zeit an diesem Ort viel Hufschmide seßhaft gewesen. Damals ist irgend bey drey Buechsenschueße ob Kilchberg etwas Wohnung gewesen, die Eilend Herberg genannt, ist jetzt ein Hoeltzlein, irgend achtzig Schritt lang, und halb so breit, dann das uebrige Feld, geht der Fußweg darueber, und hat viel altes Gemaeuers.6» Die «Eilend Herberg» weist hin auf einen (Pilger-) Verkehr. Ausser zwei Erwähnungen von Romreisen aus dem 13. und 14. Jahrhundert7 und der sagenhaften Gründung der Kapelle (Kirche) von Ifenthal8 ist der Untere Hauenstein als Pilgerweg nicht zu fassen; die «Eilend Herberg» musste mit dem wohlbekannten Pilgerweg über die Schafmatt in Verbindung gestanden haben. Auf der Passhöhe des Erlimoosüberganges stand im ausgehenden Mittelalter eine Kapelle. Sie wird 1363 bei der Grenzbeschreibung des Sisgaus erstmals erwähnt, als die Grenze von der Schafmatt herkommend gegen Westen sich zur Froburg zog und von da «untz zuo den 4 Th. Burckhardt-Biedermann, Die Strasse über den obern Hauenstein am Basler Jura. Basler Zs. für Gs. und Ak., Band 1,1, Basel 1902, Seiten 2-7. Ebenso Rudolf Degen, Hist. Atlas der Schweiz, 2. Auflage, Aarau 1958, Karte 6. Die Tabula Peutingeranea (K. MiUer, Itineraria Romana, Stuttgart 1916) gibt die Strecke zwischen Solothurn und Äugst mit 22 Leugen wieder ; 22 Leugen 48,8 km - heutige Route 53 km. 5 Karte bei Dan. Bruckner, Merkwürdigkeiten, XII. Stück, Amt Homburg « Grün Thal » nördlich der Eselflue auf gleicher Höhe wie Rümlingen, am westlichen Flüsschen ; der Hügelzug in der Nähe nennt sich heute «Grindel». 6 Chr. Wurstisen, Basler Chronik, Basel 1580, Seite 38. Daraus Dan. Bruckner, Merkwürdigkeiten, Seite 2554. 7 Siehe Seite 36. 8 F.Haffner, Schauplatz II, Seite 373: «Nit fern davon [Trimbach] ist widerumb Jffen- thal / etwann der Freyherren diß Namens Sitz : so stehet St. Cathrin Capell nit weit davon bey welcher Stifftung sich das denckwuerdig zugetragen / daß ein Pilger so von Jerusalem und dem H. Berg Sinay zurück und an disen Orth kommen / von dannen so lang nit hat koennen weichen / biß er versprochen / den Particul deß bey sich habenden Heylthumbs S.Catharinae allhie zulassen / wie es dann alldort auff den heutigen Tag gezeigt / und mit Andacht von den Umbsässen und andern besucht wird. » 19 blatten ob dem Kaeppehn uff dem nidren Hovwenstein und aber da die graet und die hoechinen navch der wasser seige und schneschmiltze us».9 Die «blatten» sind zunächst nicht lokahsierbar. Nun hatte um 1610/20 der Maler Hans Bock Auftrag der Stadt Basel in einem Plan aufzunehmen.10 Dort steht in der Beischrift zum 2.Landstein: «Diser 2. landtstein steht in aller höche auf der weidt Froburg, von dem zeicht sich die landtmarch wider bergab, neben eim Cäppehn hinunder.» Hans Bock schmückte seine Pläne mit hübschen Veduten - die, um es vorwegzunehmen, nicht immer am richtigen Ort stehen - in diesem Fall mit einem merkwürdigen Gemäuer, das einen sich nach rechts neigenden zerbrochenen Torbogen darstellt;11 die Kapehe war also baufällig. Da Hans Bock die Grenze an sich sehr genau mit den Distanzen wiedergibt und den Standort der einzelnen Landsteine jeweilen beschreibt, ist es möghch, jenen 2. Landstein zu bestimmen.12 Er entspricht dem heutigen Gemeindegrenzstein 10 auf der Passhöhe des Erhmooses. Die Kapelle stand demnach etwas unterhalb, am alten, dem Graben entlang hinaufführenden Weg. Ein Augenschein ergab, dass sich heute oberflächlich keinerlei Spuren mehr finden lassen. Die Feldaufnahmen G.F.Meyers verzeichnen für die Zeit um 1680 einen Fuss- weg von Wisen nach Hauenstein; er führte durch die «Weid» und diente den Wisenern als Kirchweg nach Ifenthal. Ein Weg über das Erlimoos nach Trimbach ist angedeutet. Der alte Pass war damals kaum mehr in Gebrauch; eine wirklich fahrbare Strasse hat im Mittelalter nie darüber geführt. 9 ULBNr.387, Seite 1131. 10 St.A.BL. Planarchiv A 26 und A 36. 11 Der betreffende Ausschnitt ist abgebildet in : W. Merz, Burgen des Sisgaus 2, Seite 92, Abb. 42. A.Guldimann hat diese Vedute beschrieben: Über die HeiHgtümer an den Juraübergängen des Gösgeramtes, Jurablätter, 13. Jg., 1951, Heft 3 (Seite 48). Guldimann lokalisierte die KapeUe unrichtig hinter die Ökonomiegebäude des nachmaligen Kurhauses Froburg - verleitet durch die auf dem Plan in der Nähe gemalte DarsteUung des Froburg- felsens mit den Ökonomiegebäuden, die eigentlich auf den nächstfolgenden Plan gehörten, wo sich auch der 4. Grenzstein auf dem Froburgfelsen befindet (siehe Anm. 12). 12 Die Lokalisierung des 2. Landsteines bereitet zunächst Schwierigkeiten, da die heutigen Kantons- und Gemeindegrenzsteine nicht immer der alten Grenze zwischen den Landgrafschaften im Sisgau und im Buchsgau folgen, sondern im 19. Jahrhundert bei den Wald- und Weidausscheidungen zwischen Trimbach und Wisen neu gesetzt wurden. Es stehen uns zur Verfügung die Grenzbeschreibung von 1363 (ULB Nr. 387, Seite 1131), der Plan von Hans Bock (St.A.BL. Planarchiv A 26 und A 36) und eine Karte von G.F.Meyer aus dem Jahre 1680 (St.A.BS. Grenzakten E 3 Bild 6, Seite 132). Zunächst ist von Bedeutung, dass die alte Grenze von der Passhöhe des Untern Hauensteins nach Osten gegen den höchsten Punkt über dem Erlimoos der Wasserscheide folgte. Zu den einzelnen Landsteinen bei Hans Bock und G. F. Meyer : «