Dieses Faltblatt wird im Rahmen des Besucherinformationssystems (BIS) für Naturschutzgebiete und NATURA 2000-Gebiete in Schleswig-Holstein vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) herausgegeben. Dieses und weitere Faltblätter des BIS können kostenlos beim LLUR bestellt werden: Hamburger Chaussee 25, 24220 , Tel. 04347 / 704 - 230, FFH-Gebiet Prinzenmoor E-Mail: [email protected] Unter www.schleswig-holstein.de/LLUR können die Faltblätter über den Bestellservice in der Rubrik Naturschutz und Landschaftspflege ebenfalls angefordert oder auch als digitale Version aufgerufen werden.

Finanzierung Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt 1 und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Ehemalige Torfstiche sind heute mit Wasser gefüllt. Durchführung Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Liebe Besucherinnen, liebe Besucher!

Noch vor wenigen Jahrhunderten waren Hochmoore Gebietsbetreuung in Schleswig-Holstein weit verbreitet. Sie bedeckten Gemeinde Prinzenmoor rund 3% der Landesfläche. Heute sind sie fast völlig aus unserer Landschaft verschwunden. Auch das Prinzenmoor hat seinen ursprünglichen Hochmoor- charakter durch großflächige Abtorfung und Um- Gemeinde wandlung in Grünland verloren. Die Gemeinden Prinzenmoor und Hamdorf sowie viele Privateigentümer der kleinen Moorparzellen arbeiten intensiv daran, das Moor großflächig wieder Integrierte Station Eider-Treene-Sorge und Westküste zu vernässen und zu einem naturnahen Moorlebens- Goosstroot 1, 24861 Bergenhusen Tel. 048851 / 902064, www.eider-treene-sorge.de raum zu entwickeln.

Für Wanderer gibt es auf den Wegen durch das Prinzenmoor viel zu entdecken.

Dieses Gebiet ist Bestandteil des europäischen ökologischen Netzes „NATURA 2000“. www.natura2000.schleswig-holstein.de

Fotos Mordhorst (Titelbild: Prinzenmoor zentrale Moorfläche, 1,2,3,5-12,16,18, 21,22), Muszeika (4), Stecher (13), Neumann (14), Augst (15), Zimmermann (17), LLUR-Archiv (19), Werhahn (20)

Redaktion, Grafik Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH und Herstellung Kolberger Straße 25, 24589 Tel: 04392 / 69271, www.buero-mordhorst.de 2 Mai 2014 - Internetversion - FFH DE 1622-391

Schlenken sind von grünen Torfmoos­rasen aufgefüllt. Entstehung von Nieder- und Hochmoor Ein Hochmoor entsteht (aus: UHLMANN 1975, verändert) 1. Offene Seefläche, Hochmoore sind ausschließlich von Regenwasser ge- umgeben von 4 speist („Regenmoor“) und wachsen durch Torfbildung Laubwald. 5 im Laufe von Jahrtausenden langsam in die Höhe. Sie zeichnen sich durch extreme Lebensbedingun- vor 9000 gen aus, an die nur hochspezialisierte Pflanzen- und Jahren Bulte sind dicke Polster 2. Tierarten angepasst sind. aus oft rot gefärbten Torfmoosen, typi- Das Gewässer ist scherweise besiedelt von Scheidigem Hochmoore sind nach der letzten Eiszeit unter dem fast vollständig Wollgras, Moosbeere, Glocken-, In den Schlenken wachsen Son- von Röh­richten Einfluss besonders hoher Niederschläge als riesige, Besen- und Rosmarinheide nentau, Schmalblättriges Wollgras bedeckt. teilweise 10-20 m hoch aufgewölbte „Torfmoos- und das Weiße Schnabelried schwämme“ entstanden, die weite Landstriche unter vor 8000 sich begruben. Ausgangspunkt der Moorentstehung Jahren ist oft die Verlandung eines Sees. Aufgrund von 3. Sauerstoffmangel unter Wasser werden absterbende Der See ist ver- Pflanzenteile nicht oder nur unvollständig zersetzt. schwunden. Im geschlosse­nen Sie bleiben in ihrer Struktur erhalten und werden als Bruchwald be- Torf abgelagert. Natürliche, ungestörte Hochmoore ginnt das Wachs- vor 5000 tum von Torf- 6 7 zeichnen sich durch eine wellige Oberfläche aus, in Jahren moosen. Torfmoos und Moosbeere Rundblättriger Sonnentau der sich kleinräumig Bulte (Erhebungen) und Schlen- 4. ken (Vertiefungen) abwechseln. Das uhrglasför- Durch Abtorfung bis auf den mineralischen Un- Hochmoortorf mig aufgewölb­te Bruchwaldtorf Hochmoor hat tergrund und Umwandlung in Grünland haben sich die maxi­male Schilf-/Seggentorf die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere im Aus­dehnung Prinzenmoor drastisch verändert. Heute wird das vor 500 See-Mudde erreicht. Jahren Moor großflächig von Pfeifengras, Gagel und Moor- 8 9 birke beherrscht. In den Randbereichen finden sich Scheidiges Wollgras Schmalblättriges Wollgras Feuchtwiesen, Röhrichte und Feuchtgebüsche. Dank der Renaturierungsbemühungen der letzten Jahrzehnte gibt es heute wieder mehr Wasser im Moor. Torfmoose und andere moortypische Arten breiten sich wieder aus.

Fortschreitende Entwässerung führt zur Nährstofffreisetzung aus dem Torfkörper und der Zustand des Moores verschlechtert sich. Die Arten- zusammensetzung ändert sich dramatisch. Solche Degenerations- 10 11 stadien sind z. B. Birkenwälder und Pfeifengrasbestände (3). Rosmarinheide Weißes Schnabelried

3 Æó DGK5 © LVermA S-H 2005 Wasser ! ! ! ! ! ! Richtung ! ! ! DTK 25-Preußische Landesaufnahme 1878-1880, © LVermA S-H ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

Wrohm ! ! ! ! ! ! ! !! nach Hamdorf Datenbasis Geologische Karte 1:25.000 !

! Hochmoor

! Hochmoor

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! ! ! Niedermoor, Niedermoor !

! Æý ! Landesamt für Landwirtschaft, Æó ! ! Umwelt und ländliche Räume Sumpf Eider-Marsch ! !

! des Landes Schleswig-Holstein

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! ! ! ! ! ! ! Æý ! ! ! ! ! ! ! ! Informationstafel ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

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! Radweg ! ! ! ! !

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! Das Prinzenmoor um 1880. Dargestellt sind die Flussmarsch und das großflächige Moor.

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NATURA 2000 Früher war es Unland

Durch die von der Europäischen Union verabschiedete Zwischen 1760 und 1765 wurde in Schleswig-Hol- Fauna-Flora-Habitat (FFH)- und Vogelschutz-Richtlinie wird stein und Jütland die Kolonisierung der riesigen Moor- ein Netz besonderer europäischer Schutzgebiete mit der flächen systematisch vorangetrieben. Ziel war, dem Bezeichnung „NATURA 2000“ aufgebaut. Ziel ist die Erhal- dänischen König neue Einnahmequellen zu erschlie- tung der biologischen Vielfalt, der natürlichen Lebensräume ßen und die Unabhängigkeit von anderen Staaten zu und der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten. Auch das vergrößern. Prinzenmoor mit seinen ausgedehnten Hochmoorrestflä- Die in den Mooren und Heiden angesiedelten chen, Röhrichten, Feuchtgebüschen und dem Feuchtgrün- Bauern kamen aus Süddeutschland. Zumeist waren land ist Teil dieses europäischen Netzwerkes. es sehr arme, einfache Knechte und Mägde, die sich 13 14 Feuchtgebiete wie das Prinzenmoor haben heute eine mit der Aussicht auf eigenes Land und Befreiung von Bekassine Kranich hohe Bedeutung als Ersatzlebensraum für Tier- und Steuern und Militärdienst locken ließen. Ihr neues Pflanzenarten, die aufgrund der intensiven Nutzung und Leben erwies sich jedoch als außerordentlich hart. Sie Entwässerung zunehmend aus der modernen Kulturland- mussten im Moor Torf stechen.Trotz staatlicher Zula- schaft verdrängt werden. Ziel der Naturschutzmaßnahmen gen gaben viele Kolonisten ihre Höfe bald wieder auf. ist, einen struktur- und artenreichen Moorlebensraum zu entwickeln. Voraussetzung ist die Anhebung des moorei- genen Wasserstandes und der Erhalt der Nährstoffarmut. Dies wird durch Bau von Verwallungen sowie Anstau der Gräben erreicht. Bei Entwässerung von Mooren wird der im Torf gebun-

dene Kohlenstoff als CO2 freigesetzt. Erhaltung und Wieder- vernässung der Moore ist somit aktiver Klimaschutz. 15 16 Großer Brachvogel Die Kreuzotter (16) hat von allen Vipern das größte und nördlichste Verbrei- 19 20 tungsgebiet. Sie kommt sogar nördlich Straußblütiger Gilbweiderich Moor-Ährenlilie des Polarkreises vor. Die Schlange bevorzugt Lebensräume mit hoher Im Prinzenmoor ist der Gagelstrauch verbreitet. Luftfeuchtigkeit, wie Waldränder, Moor- randgebiete und feuchte Niederungen. Ihre Nahrung besteht aus Kleinsäu- gern, Eidechsen oder Fröschen. Die Ringelnatter (17) ist an den gelben Flecken am Hinterkopf leicht zu erkennen. Im Moor und dem an- grenzenden Grünland ernährt sie sich von Fröschen und Kaulquappen.

Erholung und Natur erleben im herbstlichen Prinzenmoor (18).

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