Erläuterungstext Landschaftsplan

Inhaltsverzeichnis

Lage im Gebiet ...... 4 1. Planungsanlass...... 4 1.1 Inhalt und Ablauf der Landschaftsplanung...... 5 2. Aussagen übergeordneter Planungen...... 5 2.1 Landesraumordnungsplan (LROPL,1998) ...... 5 2.2 Landschaftsprogramm S-H (1999, Kartenmaterial 1998)...... 6 2.3 Regionalplan (Fortschreibung für den Planungsraum III, 2000)...... 8 2.4 Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE):...... 9 2.5 Landschaftsrahmenplan (Planungsraum III, Juni 2000)...... 9 2.5.1 Schutzgebiete gemäß § 18 Landesnaturschutzgesetz (Landschaftsschutzgebiete) ...... 10 2.5.2 Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem...... 10 2.5.3 Gebiete mit besonderen ökologischen Funktionen ...... 11 2.5.4 Schutzgebiete gemäß Bundesnaturschutzgesetz - Natura 2000 ...... 13 2.6 Gewässer- und Erholungsschutzstreifen § 26 LNatSchG ...... 18 3. Überblick über das Plangebiet ...... 18 3.1 Naturräumliche Gliederung ...... 18 3.2 Darstellung der potenziell natürlichen Vegetation ...... 19 3.3 Darstellung des Landschaftswandels...... 21 4. Bestandsaufnahme und Bewertung ...... 22 4.1 Boden und Relief ...... 22 4.1.1 Allgemeine Leitlinien ...... 22 4.1.2 Beschreibung der Böden und des Reliefs im Gemeindegebiet...... 23 4.1.3 Bewertung des gegenwärtigen Zustandes...... 24 4.2 Schutzgut Wasser...... 32 4.2.1 Allgemeine Leitlinien ...... 32 4.2.2 Grundwasser...... 32 4.2.2.1 Beschreibung der Grundwasserverhältnisse im Gemeindegebiet ...... 33 4.2.2.2 Bewertung des gegenwärtigen Zustandes...... 33 Grundwasserqualität...... 35 4.2.3 Oberflächengewässer ...... 36 4.2.3.1 Beschreibung der Oberflächengewässer im Gemeindegebiet...... 36 Bewertung des gegenwärtigen Zustandes...... 37 Kriterien der Naturnähe...... 39 4.3 Schutzgut Klima/Luft ...... 42 4.4 Schutzgut Landschafts- und Ortsbild ...... 44 4.4.1 Raumgröße...... 45 4.4.2 Biotop-/Nutzungsvielfalt ...... 46 4.4.3 Natürlichkeit ...... 47 4.4.4 Reliefenergie...... 49 4.4.5 Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität...... 49 4.4.6 Ortsstruktur, Ortsbildqualität und Bewertung ...... 52 4.4.6.1 Bestandsaufnahme...... 52 4.4.6.2 Geschichtliche Entwicklung, Bewertung des Ortsbildes sowie der Siedlungsökologie...... 55 4.5 Kulturdenkmale und archäologische Denkmale ...... 56 4.5.1 Kulturdenkmale ...... 56 4.5.2 Archäologische Denkmale ...... 57

Gemeinde : Landschaftsplan “ 1 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.6 Schutzgut Pflanzen- und Tierwelt ...... 61 4.6.1 Potenziell natürliche Vegetation...... 61 4.6.2 Bestandserfassung der realen Vegetation und Bewertung ...... 62 4.6.2.1 Beschreibung der prägenden Lebensräume bzw. Biotoptypen ...... 62 4.6.2.1.1 Wälder, Gebüsche und Kleingehölze...... 63 4.6.2.1.2 Gehölze und sonstige Baumstrukturen...... 64 4.6.2.1.3 Fließgewässer ...... 71 4.6.2.1.4 Stillgewässer...... 73 4.6.2.1.5 Hoch- und Übergangsmoore...... 74 4.6.2.1.6 Gehölzfreie Biotope der Niedermoore, Sümpfe und Ufer ...... 75 4.6.2.1.7 Heiden und Magerrasen ...... 76 4.6.2.1.8 Grünland...... 76 4.6.2.1.9 Acker- und Gartenbaubiotope...... 77 4.6.2.1.10 Ruderalfluren...... 78 4.6.2.1.11 Siedlungsbiotope...... 78 4.6.3 Tierwelt / faunistische Potenzialabschätzung...... 79 4.6.3.1 Faunistisches Potenzial der Vogelwelt (Brutvögel)...... 80 4.6.3.2 Faunistisches Potenzial der Säugetiere...... 81 4.6.3.3 Faunistisches Potential der Reptilien...... 82 4.6.3.4 Faunistisches Potenzial der Amphibien ...... 82 4.6.3.5 Faunistisches Potenzial der Käfer ...... 83 4.6.3.6 Faunistisches Potential der Fische ...... 83 4.6.3.7 Faunistisches Potenzial der Libellen...... 83 4.6.3.8 Faunistisches Potenzial der Schmetterlinge ...... 84 4.6.3.9 Faunistisches Potenzial der Krebse und Weichtiere...... 84 4.7 Erholung...... 84 4.7.1 Landschaftsbezogene Erholung...... 85 4.7.2 Spezielle, nicht landschaftsbezogene Erholung...... 85 4.8 Vorhandene und geplante Raumnutzungen...... 85 4.8.1 Siedlung...... 85 4.8.2 Verkehr ...... 86 4.8.3 Ver- und Entsorgung/Wasserwirtschaft...... 86 4.8.4 Bodenabbau und -verfüllung...... 86 4.8.5 Fremdenverkehr, Tourismus...... 86 4.8.6 Forstwirtschaft...... 87 4.8.7 Landwirtschaft...... 87 4.8.8 Jagdausübung ...... 89 5. Zusammenfassende ökologische Bewertung...... 90 5.1 Darstellung wertvoller Landschaftsräume ...... 90 5.2 Darstellung von Defiziten und Konflikten...... 90 6. Planung...... 91 6.1 Zielkonzeption...... 92 6.1.1 Überörtliche Zielkonzeption...... 92 6.1.1.2 Landschaftsprogramm (1999)...... 92 6.1.1.3 Landschaftsrahmenplan ...... 92 6.1.1.4 Natura 2000...... 94 6.1.1.5 Archäologische Denkmale (Vergl. Kap. 4.5.2): ...... 94 6.1.1.6 Kulturdenkmale (Vergl. Kap. 4.5.1):...... 94 6.1.2 Zielkonzeption Naturschutz...... 94 6.1.3 Anordnung der Nutzungsfunktionen und Konfliktminimierung...... 103 6.1.3.1 Siedlungsentwicklung ...... 103

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 2 Erläuterungstext Landschaftsplan

6.1.3.2 Verkehr ...... 109 6.1.3.3 Ver- und Entsorgung...... 110 6.1.3.4 Wasserwirtschaft ...... 110 6.1.3.5 Bodenabbau ...... 111 6.1.3.6 Erholung ...... 111 6.1.3.7 Landwirtschaft...... 111 6.1.3.8 Forstwirtschaft ...... 112 6.1.3.9 Jagd...... 113 6.2 Maßnahmenkonzept ...... 113 6.2.1 Maßnahmenkatalog (Vorschläge für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft)...... 114 6.2.1.1 Maßnahmengruppe: Ausweisung von Schutzgebieten...... 114 6.2.1.2 Maßnahmengruppe: Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft...... 115 6.2.1.3 Maßnahmengruppe: Gesetzlich geschützte Biotope (§ 25 (1) LNatSchG + Verdachtsflächen) ...... 117 6.2.1.4 Maßnahmengruppe: Gesetzlich geschützte Knicks (§25(3)LNatSchG)120 6.2.1.5 Maßnahmengruppe: Sonstige Biotope ...... 121 6.2.2 Besonders geschützte Biotope ...... 126 6.3 Siedlung...... 126 6.3.1 Beispielhafte Planungskriterien im Siedlungsbereich:...... 127 6.4 Übernahme von Inhalten in die Bauleitplanung...... 127 6.5 Realisierungshinweise ...... 127 7. Quellen...... 129 8. Anhang...... 132

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Lage im Gebiet Die Gemeinde Hamdorf liegt am westlichen Rand des Kreises -Eckernförde; ca. 16 km westlich von Rendsburg und 29 km östlich von Heide. Mit einer Fläche von 3.084,59 ha und einer Einwohnerzahl von 1.279 (Stand Mai 2007) zählt Hamdorf zu den größeren Gemeinden im Amt „“.

Das Gemeindegebiet wird in west-, süd- und östlicher Richtung durch die Eider begrenzt. Die sich anschließenden Eiderwiesen sind prägend für das Gemeindegebiet. Zum Gemeindegebiet gehört ebenfalls die südlich der Eider gelegene, ehemalige Eider- Altarmschleife, der 35 ha umfassende „Roonpott“. Im Westen bestimmt ein Moorgebiet (das Bauernmoor bei Prinzenmoor) und im Nordosten ein Bauernwald die Landschaft. Die von Nordosten in Richtung Westen verlaufende B 203 teilt das Gemeindegebiet in zwei etwa gleichgroße Bereiche.

Übersichtskarte

1. Planungsanlass

Auf der Grundlage des überörtlichen Landschaftsrahmenplanes und unter Beachtung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung sind gemäß § 9 des Landesnaturschutzgesetzes die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes von der Gemeinde flächendeckend darzustellen, sobald

1. ein Bauleitplan aufgestellt, geändert oder ergänzt werden soll und Natur und Landschaft dadurch erstmalig oder schwerer als nach der bisherigen Planung beeinträchtigt werden können, 2. im Gemeindegebiet agrarstrukturelle oder größere Teile des Gemeindegebiets betreffende nutzungsändernde Planungen beabsichtigt sind.

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Da diese Punkte für mehrere Gemeinden des Amtsbereiches zutreffen, beschloss das Amt Hohn (seit 1999 Amt Hohner Harde) Ende 1994 für jede Gemeinde einen Landschaftsplan aufstellen zu lassen. Dies ist von besonderem Interesse, da die politischen Grenzen meist nicht mit den naturräumlichen Einheiten übereinstimmen und insofern gegenläufige Entwicklungen der Natur vermieden werden können.

1.1 Inhalt und Ablauf der Landschaftsplanung

Im Landesnaturschutzgesetz sind im § 9 die Inhalte der Landschaftsplanung definiert.

Der Landschaftsplan erfasst in Text und Karte den gegenwärtigen Zustand von Natur und Landschaft sowie Art der Flächennutzungen auf Gemeindeebene und stellt diese als Bestand in einer Karte dar. Im Rahmen einer Konfliktanalyse werden die Auswirkungen der Nutzungen und deren Intensität bewertet und Konflikte aufgezeigt, aus denen sich wiederum Maßnahmen zur Konkretisierung der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes ableiten lassen. Die zunehmenden Nutzungsansprüche sollen dabei mit den ökologischen Erfordernissen von Natur und Landschaft in Einklang gebracht werden. Lösungsmöglichkeiten werden inhaltlich im Landschaftsplan dargestellt und dienen als Entscheidungshilfe für die Gemeinde bei der Abwägung anderer Belange und als Darstellungen und Festsetzungen in Bauleitplänen.

Die Landschaftsplanung ist ein mehrstufiges, unselbstständiges Planungsinstrument. „Unselbstständig“ bedeutet, dass die Landschaftsplanung „ nicht eigenständig wirkt, sondern nur durch Beschlüsse in die Bauleitplanung eingebaut und mit dieser verbindlich wird “ (KUTSCHER , J.).

Als querschnittsorientierter Plan bezieht der Landschaftsplan die Maßnahmen und Vorhaben anderer Planungsebenen in eine Prüfung bezüglich ihrer Auswirkungen auf Naturhaushalt und Landschaftsbild mit ein. Zum besseren Verständnis soll im folgenden das Verhältnis des Landschaftsplanes zu den anderen Planungsebenen und zur Gesamtplanung tabellarisch dargestellt werden:

Planungsebene Gesamtplanung Beitrag der Landschaftsplanung Land Landesraumordnungsplan Landschaftsprogramm Kreis/Region Regionalplan Landschaftsrahmenplan Gemeinde Flächennutzungsplan Landschaftsplan Teil-Gemeindegebiet Bebauungsplan Grünordnungsplan

2. Aussagen übergeordneter Planungen

2.1 Landesraumordnungsplan (LROPL,1998)

Das Land Schleswig-Holstein ist in fünf regionale Planungsräume gegliedert: 1. Planungsraum I - Schleswig-Holstein Süd mit den Kreisen Herzogtum-Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und Stormarn 2. Planungsraum II - Schleswig-Holstein Ost mit der kreisfreien Stadt Lübeck, Kreis Ostholstein 3. Planungsraum III - Schleswig-Holstein Mitte mit Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Plön und den kreisfreien Städten Kiel und Neumünster

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4. Planungsraum IV - Schleswig-Holstein Süd-West mit den Kreisen Dithmarschen und Steinburg 5. Planungsraum V - Schleswig-Holstein Nord mit den Kreisen Nordfriesland und Schleswig- Flensburg, sowie der kreisfreien Stadt Flensburg Die Gemeinde Hamdorf liegt im Planungsraum III - Schleswig-Holstein Mitte. Hamdorf übernimmt eine ergänzende überörtliche Versorgungsfunktion (Ärzte, Zahnarzt, Banken, Gaststätten, Polizeistation, Postagentur, Diakoniestation, Kindergarten sowie Grund- und Hauptschule, die auch von den Nachbargemeinden frequentiert werden).

Aus raumkategorischer Sicht liegt das Gemeindegebiet im Bereich der strukturschwachen ländlichen Räume , „...die aufgrund ihrer zentrumsfernen Lage sowie einer niedrigen Siedlungs- und Arbeitsplatzdichte und eines wenig differenzierten Arbeitsplatzangebotes besondere Strukturschwächen aufweisen.“ [LROPL, S. 30 ]

Bedingt durch diese infrastrukturelle Situation und dem weiter anhaltenden Strukturwandel sowie unzureichende Entwicklungsimpulse, sind Defizite im Versorgungsbereich als auch im landwirtschaftlichen Produktions- und Dienstleistungssektor zu befürchten. Um Arbeitsplatzverlusten im Agrarsektor und im produzierenden und Dienstleistungsgewerbe vorzubeugen, ist eine Verbesserung der Gesamtstruktur erforderlich. Konkrete längerfristige Entwicklungsziele sind sowohl im Landesraumordnungsplan als auch im Regionalplan beschrieben.

2.2 Landschaftsprogramm S-H (1999, Kartenmaterial 1998)

„Das Landschaftsprogramm hat die Aufgabe, landesweit die Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes (in Text und Karte) darzustellen.“ Diese werden durch regionale Landschaftsrahmenpläne und gemeindliche Landschaftspläne konkretisiert und ausgefüllt. Es erfüllt als Fachplanung des Naturschutzes eine integrative Funktion, die sich sowohl mit der belebten und unbelebten Naturpotenzialen auseinander setzt. Daneben trifft das LPro Aussagen hinsichtlich der organisatorischen, finanziellen und zeitlichen Erfordernisse und Auswirkungen. Für die Gemeinde Hamdorf werden folgende Inhalte genannt:

Karte 1 (Böden und Gesteine / Gewässer) An der westlichen Gemeindegebietsgrenze, zwischen der Eider und dem Hamdorfer Koog und an der östlichen Gemeindegebietsgrenze befinden sich zwei Geotope (rudimentäre Dünenreste)

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Karte 2 (Landschaft und Erholung) Der Bereich östlich der Eider, nördlich der B 203, westlich der L 39 bis zur nördlichen Gemeindegebietsgrenze ist als Gebiet mit besonderer Bedeutung für die Bewahrung der Landschaft, ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie als Erholungsraum gekennzeichnet.

Karte 3 (Arten und Biotope) Der Bereich östlich der Eider, nördlich der B 203, westlich der L 39 bis zur nördlichen Gemeindegebietsgrenze ist als Gebiet der Schwerpunkträume des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems dargestellt. Die Eider und die angrenzenden Flächen sind als Achsenräume des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems der landesweiten Planungsebene (als „Räume mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft“ in den Landesraumordnungsplan übernommen).

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Karte 5 (Räumliches Zielkonzept für den Naturschutz) Dreiteilung des Gemeindegebietes von West nach Ost: Nordwestlicher Abschnitt: Räume für eine überwiegend naturverträgliche Nutzung aufgrund der hochwertigen Naturpotenziale Böden, Gewässer, Arten und Biotope, Landschaft und des Erholungswertes. Südwestlicher und mittlerer Abschnitt: Sicherung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Nutzungsfähigkeit der Naturgüter. Östlicher Plangeltungsbereich: Räume für eine überwiegend naturverträgliche Nutzung aufgrund der hochwertigen Naturpotenziale Böden, Gewässer, Arten und Biotope, Landschaft und des Erholungswertes.

2.3 Regionalplan (Fortschreibung für den Planungsraum III, 2000)

Das Gebiet des Regionalplanes III, Schleswig-Holstein Mitte umfasst eine Fläche von rund 3.500 km² und ist deckungsgleich mit der Technologieregion K.E.R.N. (Kiel, Eckernförde, Rendsburg und Neumünster), die mit rund 715.000 Einwohnern ein Viertel der Bevölkerung des Landes Schleswig-Holstein ausmacht. Im Regionalplan werden Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung dieser Region beschrieben; auch im Hinblick auf den europäischen Wettbewerb.

Das Amt Hohner Harde liegt an der westlichen Grenze dieser Region und zählt zu den abgelegenen, strukturschwachen ländlichen Räumen. Die Bemühungen um eine nachhaltige Regionalentwicklung und die Nutzung endogener Entwicklungspotenziale sollen hier verstärkt werden. (siehe Regionalplan, Ziffer 4.3 – Ländliche Räume)

Eine Verbesserung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in den ländlichen Räumen soll erreicht werden durch: • Stärkung der zentralen Orte als Versorgungs- und Entwicklungsschwerpunkte • Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit • Maßnahmen der integrierten Dorf- und ländlichen Regionalentwicklung • Vorschlag einer ländlichen Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE) (siehe Kap. 2.3) • Sicherung und Ausbau der Infrastruktur • Schaffung von Erwerbsalternativen für die vom Strukturwandel betroffene Landwirtschaft und den damit verbundenen Wirtschaftszweigen.

Die Gemeinde Hamdorf nimmt für den Nahbereich eine ergänzende überörtliche Versorgungsfunktion wahr. Besondere Funktionen von Gemeinden ohne zentralörtliche Einstufung sind die planerische Wohn- als auch die planerische Gewerbe- und Dienstleistungsfunktion für Gemeinden im Ordnungsraum und in den Stadt- und

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Umlandbereichen der ländlichen Räume sowie die ergänzende überörtliche Versorgungsfunktion für Gemeinden in den ländlichen Räumen außerhalb der Stadt- und Umlandbereiche. Das heißt, in der Gemeinde Hamdorf soll vorrangig die landwirtschaftliche und kleingewerbliche Struktur weiterentwickelt, bauliche Anlagen in die flache Landschaft mit großer Behutsamkeit und nur im Anschluss an die vorhandene Bebauung eingefügt werden.

Gemeinden wie Hamdorf mit ergänzender überörtlicher Versorgungsfunktion sollen sich jedoch unterhalb der ländlichen Zentralorte (wie z.B. Gemeinde Hohn) stärker entwickeln als die anderen nicht zentralörtlich eingestuften Gemeinden, wobei die Leistungsfähigkeit der zentralen Orte dabei gewahrt bleiben soll (Regionalplan, Ziffer 6.2 (Abs.1+3)).

2.4 Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE):

„Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen sollen im Vorfeld von Maßnahmen der Regional- und Dorfentwicklung die Stärken und Schwächen eines Raumes, zum Beispiel eines Amtsbereiches, untersuchen und seine Entwicklungschancen aufzeigen. Darüber hinaus sollen sie konkrete Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge geben.“ (Regionalplan, Ziffer 4.3 (Abs.8)) Das Amt Hohner Harde verfügt seit September 2001 über eine LSE, in der die Stärken und Schwächen des Amtsbereiches aufgezeigt und Entwicklungsansätze zusammengestellt sind.

Die LSE Amt Hohner Harde enthält die vier folgenden Entwicklungsschwerpunkte : • Interkommunale Entwicklung • Dorfleben und Soziales • Gewerbe und Landwirtschaft • Freizeit- und Tourismusaktivität

Die Gemeinden des Amtes Hohner Harde verfolgen mit der Aufnahme in die Dorf- und ländliche Regionalentwicklung Schleswig-Holsteins folgende Ziele : • Sicherung der europäisch bedeutsamen Naturausstattung • Sicherung der wesentlichen Elemente der historischen Kulturlandschaft • Aufbau eines naturbezogenen sanften Tourismus • Ausbau der Regionalvermarktung

2.5 Landschaftsrahmenplan (Planungsraum III, Juni 2000)

Im Landschaftsrahmenplan sind die überörtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das jeweilige Plangebiet dargestellt. Die Erfordernisse und Maßnahmen werden unter Beachtung der Grundsätze und Ziele der Raumordnung und Landesplanung getroffen. Dem Landschaftsrahmenplan sind außerdem die Gebiete mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft, Naturschutzgebiete und Vorranggebiete für den Naturschutz und zudem die naturschutzfachlichen Zielsetzungen zu entnehmen.

Außer den Gemeinden und Prinzenmoor gehören alle Gemeinden der Hohner Harde zu dem Kreis- und Amtsgrenzen überschreitenden „Eider-Treene-Sorge-Niederungsgebiet“ (siehe Kap. 3.1), für das die begonnene nachhaltige Regionalentwicklung weiter fortgesetzt werden soll.

Für die Gemeinde Hamdorf sind im Landschaftsrahmenplan keine bestehenden Naturschutzschutzgebiete verzeichnet. Hinsichtlich des Landschaftsschutzgebietes Prinzenmoor ist eine östliche Ausweitung auf die angrenzenden Grün- bzw. Feucht- grünländereien angedacht (s. Karte 2: „Übergeordnete Zielkonzeption des LRP“). Des

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Weiteren erfolgte eine Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes „Eider-Sorge-Niederung“, die jedoch nicht im LRP verzeichnet ist.

2.5.1 Schutzgebiete gemäß § 18 Landesnaturschutzgesetz (Landschaftsschutzgebiete)

Der Kreis (Untere Naturschutzbehörde) kann durch Verordnung Gebiete in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft ● zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter ● wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder ● wegen ihrer Bedeutung für eine naturverträgliche Erholung erforderlich ist als Landschaftsschutzgebiete ausweisen.

Landschaftsschutzgebiete innerhalb der Gemeinde Hamdorf: ● „Bauernmoor bei Prinzenmoor“ (Verordnung vom 12.01.1938) ● „Erweiterung der Eider-Sorge-Niederung“(Verordnung vom 01.08.2001, Änderung vom 25.05.2007)

Übersichtskarte der innerhalb der Gemeinde Hamdorf liegenden Landschaftsschutzgebiete

2.5.2 Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem

Im Landesnaturschutzgesetz § 1 (4) ist der politische Wille dokumentiert, auf 10% der Landesfläche einen Vorrang für den Naturschutz sicherzustellen. Das Ziel ist die Schaffung eines zusammenhängenden Systems von naturnahen, gefährdeten oder sonst für den Naturschutz besonders wichtigen Lebensräumen. Unterteilt in Haupt- und Nebenverbundachsen werden großflächige Schwerpunktbereiche sowie kleine isoliert liegende Trittsteinbiotope über lineare Verbundelemente wie z. B. Knicks, Bäche, Säume etc. miteinander verbunden.

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Schwerpunktbereiche/ (Kernflächen) beinhalten in der Regel bestehende und geplante Naturschutzgebiete samt deren Entwicklungszonen, in denen verlorengegangene, ehemals repräsentative, landschafts- prägende Ökosysteme wieder hergestellt werden sollen.

Hauptverbundachsen/ (Verbindungsflächen) sind ausgedehnte Verbundelemente von hoher Priorität, die die Schwerpunktbereiche flächig miteinander verknüpfen. „Die Hauptverbundachsen weisen im Vergleich zu den Nebenverbundachsen zumeist eine höhere Dichte oder Qualität von Biotopbeständen auf und werden als besonders entwicklungsfähig eingestuft.“ [U.Zeltner und J. Gemperlein; Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem Schleswig-Holstein ]

Nebenverbundachsen/ (Verbindungselemente) binden als schmalere lineare Achsen die derzeit isoliert liegenden Biotope der landesweiten Biotopkartierung in das Biotopsystem ein. Es handelt sich zumeist um Verbundelemente mit vergleichsweise geringer Breite und um wesentliche Teile des Fließgewässersystems.

Trittsteinbiotope/ (Verbindungselemente) sind wegen ihrer Kleinflächigkeit häufig im verwendeten Maßstab nicht darstellbar und dennoch unverzichtbare Bestandteile im Verbundsystem.

Zu den Gebieten mit besonderer Eignung zum Aufbau des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems im Eider-Treene-Sorge-Gebiet gehören als: Schwerpunktbereich/Kernbereich ● das „Bauernmoor bei Prinzenmoor“ und östlich angrenzende Feuchtgrünland- und Grünlandflächen Hauptverbundachse/Verbindungsflächen ● Feuchtgrünland- und Grünlandflächenflächen ca. 1.000 m nördlich des „Alten Eiderarmes“ und zwischen den Verbandsgewässern 12.20.00, 12.21.00 und 12.23.00 ● das „Ostermoor“ Nebenverbundachse/Verbindungselement ● die „Eider“ ● die Verbandsgewässer 12.20.00 und 12.24.00

2.5.3 Gebiete mit besonderen ökologischen Funktionen

Gebiete mit besonderen ökologischen Funktionen umfassen „Bereiche, in denen der Zustand der natürlichen Faktoren in ihrer Gesamtheit weitgehend unbelastet ist“ , auch Landschaftsbereiche, die überwiegend von – im ökologischen Sinne – extensiveren Nutzungsformen geprägt sind.

Jene Gebiete stehen oft in räumlicher oder funktionaler Beziehung mit den Gebieten mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopsystems und dienen dort als Übergangszonen, um das Verbundsystem zu stützen und zu ergänzen.

In den Gebieten besonderer ökologischer Funktionen „ sollen Eingriffe nur durchgeführt werden, wenn sie den Zustand der natürlichen Faktoren in ihrer Gesamtheit nicht grundlegend verändern und nicht zu einer dauerhaften und erheblichen Belastung eines einzelnen dieser Faktoren führen“.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 11 Erläuterungstext Landschaftsplan

Für die Gemeinde Hamdorf sind im Landschaftsrahmenplan die Bereiche nordöstlich von Feldscheide und Kamp bis an die Eider, das Prinzenmoor mit den östlich angrenzenden Feuchtwiesen sowie das Eiderniederungsgebiet südlich und östlich des Siedlungsbereiches als Gebiete mit besonderer ökologischer Funktion dargestellt.

Auszug aus dem LRP, Planungsraum III, Karte 1

Zeichenerklärung Braune Flächen gesetzlich geschütztes Biotop § 25 LNatSchG Schwarzgepunktete Flächen Schwerpunktbereich Grünschraffierte (45°) Flächen (flächig) Hauptverbundachse Grünschraffierte (45°) Flächen (linear) Nebenverbundachse Grünschraffierte (senkrecht) Flächen Gebiet mit bes. ökologischer Funktion

Auszug aus dem LRP, Planungsraum III, Karte 2

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 12 Erläuterungstext Landschaftsplan

Zeichenerklärung

Rotschraffierte Fläche Landschaftsschutzgebiet § 18 LNatSchG Rotschraffierte (unterbrochene Linie) Fläche Gepl. Landschaftsschutzgebiet § 18 LNatSchG Gelbgepunktete Flächen Gebiet mit bes. Erholungseignung Segelboot Sportboothafen Schwarzumrandete Fläche (Nr.) Geotop

2.5.4 Schutzgebiete gemäß Bundesnaturschutzgesetz - Natura 2000

NATURA 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit der Zielsetzung, eine einheitliche europäische Schutzpolitik zu schaffen.

1979 beschloss die Europäische Gemeinschaft die Vogelschutz-Richtlinie zum Schutz bestimmter wildlebender Vogelschutzarten. 1992 folgte die Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen – FFH-Richtlinie (Flora- Fauna-Habitat-Richtlinie) genannt. Die FFH-Richtlinie (seit 1998 in Deutschland geltendes Recht) sieht die Errichtung von Schutzgebieten vor, die zusammen mit den aus der EU- Vogelschutz-Richtlinie auszuweisenden Vogelschutzgebieten das zusammenhängende ökologische Netz NATURA 2000 bilden.

In diesem Netz werden die natürlichen Lebensräume und gefährdeten wildlebenden Tiere und Pflanzen in den EU-Mitgliedsländern erhalten, geschützt und weiter entwickelt. Besonders in Schleswig-Holstein wird damit auch ein entscheidender Beitrag zur Tourismusentwicklung geleistet.

Die EU-Mitgliedsländer sind verpflichtet, Beiträge zum Aufbau des NATURA 2000-Netzes zu unterbreiten, was bislang zweimal erfolgte. Die EU hat jetzt Bilanz gezogen und konkrete Nachforderungen zur Nachmeldung von Gebieten bestimmter Lebensraumtypen bzw. Arten erhoben.

Mit Stand vom Juli 2004 hat das Land Schleswig-Holstein 270 FFH-Gebiete mit einer Landfläche von rund 124.000 ha und einer Meeresfläche von rund 567.000 ha ausgewählt und gemeldet. Bei den Vogelschutzgebieten belaufen sich die gemeldeten Gebiete auf 45 mit rund 101.000 ha Landfläche und rund 738.000 ha Meeresfläche.

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Gebietsvorschläge innerhalb der Gemeinde Hamdorf

Die Gebiete „Erweiterung Eider-Treene-Sorge-Niederung“ (1622-403), wurde mit EGV 1622-401 zu 1622-491 „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ zusammengelegt und „Prinzenmoor östlich Lexfähre“ (1622-391) erfüllen aus Landessicht die Auswahlkriterien (Art. 3 u. 4 in Verbindung mit der FFH-Richtlinie, Anhang I u. III) für die Aufnahme in die nationale Vorschlagsliste.

Übersichtskarte der innerhalb der Gemeinde liegenden Schutzgebiete

1. Vogelschutzgebiet „Erweiterung der Eider-Treene-Sorge-Niederung“ (1622-403)

Mit Kabinettsbeschluss vom 06.02.2006 (Stand: Kabinettsberatung vom 24.05.2006) ist die in der Eider- Treene- Sorge- Niederung gelegene Teilfläche der Bargstaller Au-Niederung für die Erweiterung des Gebietes Eider-Treene-Sorge-Niederung (1622-403) vorgeschlagen. Die zusätzlich ausgewählten Gebiete umfassen eine Gesamtfläche von 3.043 ha wodurch die Gesamtfläche der ETS-Region auf 10.211 ha erweitert wird. Überwiegend befinden sich diese FlächeN in Privatbesitz.

Die Kernzonen der ETS-Region (1622-401 + 0916-491) unterliegen bereits als Europäisches Vogelschutzgebiet und vorgeschlagenes FFH- Gebiet internationalen Schutzbestimmungen. National unterliegen kleine Teilbereiche dem §25 LNatSchG. Große Teilbereiche (westlich von Föhrden, Hohn, Oha, und ) sind bereits als Landschaftsschutzgebiet - „Eider-Sorge-Niederung“ - ausgewiesen. Das Gesamtgebiet mit seinen Erweiterungen erfüllt die Kriterien zur Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde hat mit der Verordnung vom 01.08.2001 und der Änderung vom 25.05.2007 das kreiszugehörige Gebiet als Landschaftsschutzgebiet „Erweiterung der Eider-Sorge-Niederung“ ausgewiesen.

Der Bereich wird durch seine großflächigen und zusammenhängenden Feuchtgrünlandbestände geprägt. Das Mündungsgebiet der Bargstaller Au gehört zum Hamdorfer Koog, der durch tief entkalkten Marschboden geprägt wird. Der übrige Bereich befindet sich auf über 1,00 m mächtigem Niedermoorboden, dem trotz umfangreicher Meliorationsmaßnahmen der Charakter eines wechselfeuchten Lebensraumes erhalten blieb.

Erhaltungsziele „Ziel ist die Erhaltung einer vom Dauergrünland geprägten Niederungslandschaft mit eingestreuten naturnahen Röhrichten, Hochstaudenfluren, Moorstadien, Überschwemmungsgebieten und offenen Wasserflächen als Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet für Wasser- und Wiesenvögel.

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Erhaltung der Störungsrarmut an Schlaf- und Nahrungsflächen des Zwergschwans. Weiterhin sind möglichst ungestörte Beziehungen zwischen dessen Teillebensräumen wie Nahrungshabitaten und Schlafplätzen zu erhalten.“

2. FFH-Gebiet „Prinzenmoor östlich Lexfähre“ (1622-391)

Das in der Eider-Treene-Niederung gelegene Gebiet umfasst ca. 215 ha. Die meisten Flächen befinden sich in Privatbesitz, ungefähr 20% der Flächen sind Förderflächen der Stiftung Naturschutz. Ein Großteil des Gebietes ist bereits als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, in weiten Teilen unterliegt es dem Schutz des § 25 LNatSchG. Des Weiteren liegt das Gebiet innerhalb des Biotopverbund- und Schutzgebietssystems (Schwerpunktbereich). Bei dem östlichen Abschnitt handelt es sich überwiegend um extensiv bewirtschaftete und zusammenhängende Feuchtgrünlandflächen. Beim Prinzenmoor handelt es sich um ein – bis auf den mineralischen Untergrund – abgetorftes, teilweise entwässertes Hochmoor, welches sich überwiegend im Pfeifengras- Birkenstadium befindet.

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Durch die Eindeichung der Eider und Meliorationsmaßnahmen in der Landwirtschaft wurde das Moor stark entwässert => Degenerationsstadium. Erhalten ist ein Moorkern mit hochmoortypischer Vegetation aus Torfmoosen (Lebensraumtyp 7120 FFH-Richtlinie). Auf geänderten Standortbedingungen finden sich in Torfmoosschlenken Wollgras, Besenheide, Pfeifengras sowie Birkenaufwuchs. Einige Randflächen unterliegen der Beweidung. Größere Torfstiche sind derzeit als Wasserfläche ausgebildet.

Erhaltungsziele „Erhaltung und Entwicklung der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophysikalischen Bedingungen für das Wachstum torfbildender Moose und die Regeneration des Hochmoores erforderlich sind, Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, standorttypischer Kontaktlebensräume, charakteristischer Wechselbeziehungen und der zusammenhängenden baum- und gehölzfreien Mooroberflächen.“

Natura 2000 und die Landwirtschaft Erst durch menschliche Nutzung entstand in einigen Gebieten eine vielfältige Natur, wie z.B. das Grünland – insbesondere das Feuchtgrünland - in mehreren FFH- und

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Vogelschutzgebieten. Die extensive Landwirtschaft hat hier dazu beigetragen, dass jene Naturausstattung so wertvoll geblieben ist.

„Für alle Grünflächen gilt, dass sie in Art und Umfang wie bisher genutzt werden können. Allerdings darf die Nutzung nicht derart intensiviert werden, dass die Schutzziele des Gebietes verloren gehen.“ (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein, 2004)

Die ordnungsgemäße Landwirtschaft ist nicht als Eingriff zu werten und muss nicht auf ihre Verträglichkeit geprüft werden, sofern keine genehmigungs- und anzeigepflichtigen Maßnahmen (z.B. landwirtschaftlicher Wegebau, Errichtung eines Stallgebäudes usw.) geplant sind. Sofern eine Vorprüfung jedoch ergibt, dass sich eine NATURA 2000-Fläche durch ein genehmigungspflichtiges Vorhaben erheblich verschlechtern würde, ist eine Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Die Ausweisung von Flächen als „Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung“ heißt künftig allerdings nicht, dass keine Betriebserweiterungen mehr möglich seien.

Natura 2000 und die Jagd Die jagdwirtschaftliche Nutzung kann wie bislang erfolgen . „Das Landesnaturschutzgesetz, das Bundesjagdgesetz sowie das Landesjagdgesetz sichern die Erhaltungsziele in den für Schleswig-Holstein ausgewählten europäischen Schutzgebieten weitgehend.“ (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein, 2004)

Natura 2000 und der Tourismus Das Netz NATURA 2000 kann zu einer bedeutenden Touristenattraktion für das Land werden. Für diesen Wirtschaftszweig sind Lebensräume – wie z.B. die Eider-Treene-Sorge-Niederung – ein Bestandteil des Landes-Images und damit ein entscheidender Standortfaktor der Wirtschaft. Das “Verschlechterungsverbot“ bezieht sich vorrangig auf neue oder intensivere Nutzungen als bislang. Lediglich in einigen Ausnahmefällen müssen Formen der Erholungsnutzung behördlich angemeldet und genehmigt werden.

2.6 Gewässer- und Erholungsschutzstreifen § 26 LNatSchG

Gewässerränder haben sowohl eine hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (insbesondere für die aquatischen Ökosysteme) wie auch für die Erholung in Natur und Landschaft. Die besonders empfindlichen Bereiche des Gewässerrandsystems können durch angrenzende Nutzungen beeinträchtigt werden und müssen daher durch geeignete Maßnahmen geschützt werden (§ 26 LNatSchG). „An Gewässern erster Ordnung sowie Seen und kleineren Gewässern mit einer Größe von mehr als 1 ha ist es verboten, bauliche Anlagen in einem Abstand von 50 m von der Uferlinie zu errichten oder wesentlich zu ändern. Im Gemeindegebiet gilt dies für den Uferbereich der Eider.

3. Überblick über das Plangebiet 3.1 Naturräumliche Gliederung

Die Gemeinde Hamdorf unterliegt einer naturräumlichen Zweiteilung. Der überwiegende östliche Teil des Gemeindegebietes liegt in der „Schleswiger Vorgeest“, der westliche Bereich in der „Eider-Treene-Niederung“.

Die „Schleswiger Vorgeest“ entstand mit Ausklang der Weichseleiszeit, als durch den Rückzug der Gletscher nach Osten die nach Westen abfließenden Schmelzwässer ihre Sedimentfracht absetzten und in den Sanderebenen die saaleeiszeitlichen Altmoränen mit Sanden und Kiesen weiträumig überlagerten. Stellenweise kam es an der Flusstälern infolge von Auswehungen zu Dünenbildung und nachfolgender Podsolierung der Böden.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 18 Erläuterungstext Landschaftsplan

Aufgrund der Bodenverhältnisse entstand hier eine Heide- und Moorlandschaft, die durch Kultivierung (Trockenlegung und Abtorfung der Moore als auch durch das Durchbrechen der Ortsteinschicht) in eine Agrarlandschaft umgewandelt wurde. [LRP III, S.15 ]

Der Naturraum der „Eider-Treene-Niederung“ zieht sich entlang der Flüsse Eider, Treene und Sorge bis in die Schleswiger Vorgeest hinein. Die Niederungsgebiete, die eine Höhe um einen Meter über Normalnull aufweisen, werden nur durch die aus ihnen herausragenden Geestinseln, den sogenannten „Holmen“, unterbrochen. Ansonsten bestimmten überwiegend Flachmoore das Bild dieser Niederungsgebiete, über die an vielen Stellen Hochmoore gewachsen sind. Durch Entwässerung wurden die Niederungsflächen für die Landwirtschaft nutzbar gemacht und werden heute überwiegend als Dauergrünland genutzt.

3.2 Darstellung der potenziell natürlichen Vegetation

Unter der potenziell natürlichen Vegetation versteht man die Ausbildung der Pflanzengesellschaften, die sich ohne die Einflussnahme des Menschen einstellen würde. Die Gemeinde Hamdorf unterteilt sich in zwei dominante und weniger flächig ausgebildete Vegetationskomplexe.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 19 Erläuterungstext Landschaftsplan

Auszug aus dem Landschaftsrahmenplan, Planungsraum III

Der „grün“ gekennzeichnete Bereich umfasst das große Gebiet um Hamdorf Weide (westlich und nördlich der B 203) und die Flächen südlich der B 203 zwischen Eiderniederung und dem Prinzenmoor. In diesem Gebiet würde sich der feuchte Birken-Stieleichenwald, stellenweise mit Erle einstellen. Die „rot“ dargestellten Bereiche umfassen großflächig die süd- und östliche Eiderniederung, die östlich an das Prinzenmoor angrenzenden Flächen und den Bereich des vorgeschlagenen Vogelschutzgebietes. Diese Bereiche würden sich ohne Einflussnahme des Menschen zu einem Erlen-Eschenwald, stellenweise Erlenbruchwald, entwickeln. Bei den vier weniger flächig ausgebildeten Bereichen handelt es sich um die Ortslage (gelb). Auf diesem höher gelegenen Abschnitt würde sich der trockene Drahtschmielen-Buchenwald

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 20 Erläuterungstext Landschaftsplan entwickeln. Bei der „blau“ dargestellten Fläche handelt es sich um die Mischbestände des Bauernwaldes, hier würde sich der Flattergras-Buchenwald in Übergängen mit dem Eschen- Buchenwald einstellen. Der Hamdorfer Koog zwischen Mündung der Bargstaller Au in die Eider und Langenberg (violett) würde sich zu einem Rohrglanzgras-Eichen-Eschenwald entwickeln. Beim Prinzen- und Ostermoor (schwarz) handelt es sich um Hochmoor- Vegetationskomplexe meist im Birkenstadium.

3.3 Darstellung des Landschaftswandels

Der Wandel einer Landschaft vollzog sich stets in einem engem Zusammenhang mit den Menschen, die durch ihre Besiedelung und Kultivierung ihre nähere Umgebung nachhaltig prägten. Ursprünglich bot das Gebiet zwischen Eider und Sorge bis auf die Geestinseln keine Möglichkeit zur Besiedelung, da Moore, Sümpfe und größere zusammenhängende Urwälder vorherrschten.

Die Zerstörung solcher einst großen Waldflächen ging zum einen mit der Klima- verschlechterung und der mehrere Jahrtausende währenden Landsenkung sowie der damit verbundenen Hebung des Grundwasserspiegels einher, zum anderen wurde sie aber auch im gleichen Maße (seit der Jungsteinzeit) durch die Eingriffe des Menschen durch Rodungen für wandernden Ackerbau, Holzentnahme für Bau- und Feuerungsholz, Beweidung und Plaggenhieb für Stallstreu herbeigeführt.

Eine jener großen Waldflächen zwischen Eider und Sorge war der „Hammawald“ - auch als „dat Hamholt“ oder „die Hamme“ (Meyerschen Karten in Danckwerths Landesbeschreibung 1652) bezeichnet. Dieser einst vornehmlich mit Eichen und Buchen bestandene saaleeiszeitliche Altmoränensockel zwischen den Sandebenen im Osten und den Moorgebieten der Hohner Harde im Westen muss nahezu die ganze südliche Hälfte der Hohner Harde bedeckt haben, was faunistische Skelettfunde und eine Vielzahl von Flurnamen wie „Osterhamm“ – kleiner Rest des Hammwaldes (heute Elsdorfer Gehege), „Mittelhamm“ – kleines Waldstück im Westen von Elsdorf, aber auch der Ortsname „Hamdorf“ (von „Hammathorp“) noch heute belegen.

(Flurkarte – hergestellt von Heinrich Sievers nach den alten Flurkarten der Landkommission von 1776/77, Herausgeber Gemeinde Hamdorf, E. Schwarzburg)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 21 Erläuterungstext Landschaftsplan

Die um 1800 beendete Verkopplung („Verordnung betreffend die Beförderung, Einkopplung und Aufhebung der Feldgemeinschaften und des Flurzwangs“) veränderte das Landschaftsbild insoweit, dass die Anlage von Knicks in Form lebender Wallhecken die Landschaft von nun an prägten.

4. Bestandsaufnahme und Bewertung

Für die Bestandsaufnahme ist eine flächendeckende Biotoptypenkartierung durchgeführt worden. Fehlende Daten wurden über Karten- und Luftbildauswertungen sowie Übernahmen vorhandener Daten von Ämtern und Institutionen der jeweiligen Fachgebiete ergänzt. Die Bewertung erfolgt zum einen anhand vorgegebener Kriterien und Verfahren oder nach landschaftsökologischen Gesichtspunkten.

4.1 Boden und Relief

4.1.1 Allgemeine Leitlinien

Der Begriff „Boden “ wird hier als „das mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzte, unter dem Einfluss der Umweltfaktoren entstandene und eine eigene morphologische Organisation aufweisende Umwandlungsprodukt mineralischer und organischer Substanzen, das in der Lage ist, höheren Pflanzen als Nahrung zu dienen“ (SCHRÖDER , 1969, zitiert in GEISLER , 1987) verwendet. Der Boden übernimmt somit eine wichtige und unvermehrbare Funktion für menschliches, tierisches und pflanzliches Leben. Mit seinen Speicher-, Puffer- und Ausgleichseigenschaften stellt der Boden einen wichtigen Teil des Naturhaushaltes – insbesondere für den Wasser- und Nährstoffkreislauf dar. Sowohl im Bundes- als auch im §1 des Landesnaturschutzgesetzes (Ziele und Grundsätze des Naturschutzes) sind entsprechende Maßgaben zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Bodenfunktionen formuliert:

Weitere Grundsätze des Naturschutzes §1 (3) Nr. 2 Satz 1+3 sind: 2. Die Naturgüter sind, soweit sie sich nicht erneuern, sparsam und schonend zu nutzen. 3. Böden sind so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen können.. Natürliche oder von Natur aus geschlossene Pflanzendecken sowie die Ufervegetation sind zu sichern. Für nicht land- oder forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Böden, deren Pflanzendecke beseitigt worden ist, ist eine standortgerechte Vegetationsentwicklung zu ermöglichen. Bodenerosionen sind zu vermeiden.

Das Relief (hohe/tiefe oder steile/flache/ebene Lage) bildet die Grundlage des Landschaftsbildes und ist somit von besonderer ästhetischer Bedeutung für das Empfinden der Landschaft im Gemeindegebiet. Neben seiner ästhetischen Bedeutung bestimmt das Relief auch teilweise extreme kleinklimatische Unterschiede und ist neben dem Boden ausschlaggebend für die Ausbildung der Vegetation. Zudem können über das Relief bestehende Beeinträchtigungen abgeleitet werden, so z.B. Ackernutzung in Hanglagen.

Entsprechend der besonderen Bedeutung von Böden sowie des Reliefs sind im Landschaftsplan Hinweise zu entwickeln, um das Relief sowie die Bodenvielfalt mit ihren jeweiligen Funktionen zu schützen und bestehende Beeinträchtigungen zu mindern.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 22 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.1.2 Beschreibung der Böden und des Reliefs im Gemeindegebiet

Die für die Gemeinde Hamdorf relevanten bodenkundlichen Informationen (durch die vom geologischen Landesamt S-H herausgegebene Bodenkarte und geologische Karte ) befinden sich auf den Kartenblättern Dellstedt (Nr. 1722) und Hamdorf (Nr. 1723). Das Gebiet des Blattes Hamdorf wird von der meist flachgründig vermoorten Niederung der oberen Eider von NO nach SW durchzogen. Das sich westlich anschließende Blatt Dellstedt wird von der teils 7 km breiten, streckenweise vermoorten Eiderniederung und der sie umgebenden Geest eingenommen.

Die Eiderniederung ist neben Niedermooren durch mehrere Hochmoore gekennzeichnet. Aufgrund der Moor- und Marschböden und wegen des hohen Grundwasserstandes (50-100 cm unter Flur; das Wasser steht zeitweilig an der Oberfläche) werden die Flächen der Eiderniederung nahezu ausschließlich als Grünland genutzt.

Die Höhenlage schwankt hier zwischen + 0,3 m NN auf den Niedermoorflächen und + 2,0 m NN auf den Hochmooren. Morphologisch auffällig sind die inselartig aus der Niederung herausragenden Dünen nordwestlich von Hamdorfweide und östlich der Ortslage auf Höhe der Ortschaft Hörsten.

Die Vorgeest weist nur geringe Höhenunterschiede auf, was groß teils auf die über weite Strecken gleichförmige Zusammensetzung des aufbauenden Materials zurückzuführen ist. Die höchsten Geländepunkte der Gemeinde finden sich südwestlich des Staatsforstes Rendsburg (12,5 bis 15 m ü NN) westlich an die Ortslage grenzende Bereiche zwischen der B 203 und der Schindelstraße, die vorwiegend als Ackerstandorte ausgebildet sind.

Das heutige Landschaftsbild wird von glazialen und postglazialen Lockersedimenten bestimmt. In der Elster- und Saale-Eiszeit überfuhren Inlandgletscher das Gebiet und hinterließen ihre Absätze, von denen nur jene des Warthe-Stadiums der Saale-Eiszeit noch an der Geländeoberfläche anstehen (Geschiebelehm und- mergel, überwiegend gestauchte Sande, Kiese, Beckensedimente). Während der folgenden Eem-Warmzeit drang das Meer in die Eider-Niederung ein und hinterließ Sande und Tone. In Hohlformen der im Warthe-Stadium entstandenen Wrohm-Dellstedter Geest bildeten sich Moore (z.B. das Dellstedter Moor).

In der frühen Weichsel-Eiszeit war das Gemeindegebiet eisfrei, lag aber meist im periglazialen Bereich („Eisumland“). Im Weichsel-Hochglazial stieß der Gletscher bis zur Linie - vor, während das übrige Gebiet periglazialen Prozessen unterlag. Für die Geest bedeutete das eine Phase starker Erosion. Auf sandigem Untergrund kam es zu Ausspülungen, auf bindigem Material schon bei geringem Gefälle zur Fließerdenbildung. Die Hohlformen des Warthe-Stadiums wurden mit mineralischen Sedimenten gefüllt. Später schütteten Schmelzwässer im Bereich der Eider-Niederung den Rendsburger und den Eider-Sander auf, in die sich die Eider tief einschnitt. Durch Auswehungen aus den Schmelzwassersanden bildeten sich entlang der Eider Dünen. Auf der Hohn-Hamdorfer Geest blies der Wind den Sand zu teils mächtigen Flugsanddecken zusammen. Im Folgenden werden die für das Gemeindegebiet vorherrschenden Bodentypen aufgeführt (vgl. auch Karte der Bodentypen):

Die Böden des Siedlungsbereiches werden in erster Linie durch Rosterde (aus Fließerde über Sand; kleinere Bereiche im Süden und im Osten auch über Geschiebelehm) mit schwacher Podsolbildung bestimmt. Lediglich der Nordosten des Siedlungsbereiches liegt auf Feuchtpodsol (aus Sand) mit Ortstein/Ortserde, der sich ringförmig um die Rosterde zieht. In den Feuchtpodsol sind westlich, nordwestlich und vor allem östlich des Siedlungsraumes immer wieder Bereiche von podsoliertem Gley - teils aus Sand, teils aus Geschiebelehm – eingestreut; im Raum „Hamdorferweide“ sind auch Vorkommen von podsolierten Anmoorgley aus Sand sowie größere Bereiche aus Podsol mit Ortstein/Orterde aus Flugsand zu verzeichnen.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 23 Erläuterungstext Landschaftsplan

Im Süden und Südosten schließt sich an den Feuchtpodsol 30-100 cm mächtiger Niedertorf über pleistozänem Sand an, der zu den Ufern der Eider hin in kalkhaltigen Marschboden (schluffiger Ton) übergeht. Vereinzelt sind auch kleinere Niedertorfbereiche über Mudde (schlammige Sedimente) nordwestlich von Hamdorf zu finden. Hochmoortorfe sind in der Bodenkarte kleineren Umfangs nördlich von „Feldscheide“ sowie östlich und in größerem Maße westlich des Prinzenmoors für den Bereich der Gemeinde Prinzenmoor verzeichnet, die nach Westen zur Eider hin in die Dwogmarsch (40 – 70 cm mächtiger Schluff und Ton über Hochmoortorf) übergehen.

4.1.3 Bewertung des gegenwärtigen Zustandes

Auf der Grundlage der Geologischen Karten und Bodenkarten von Schleswig-Holstein (Maßstab 1:25.000, 1722 Dellstedt und 1723 Hamdorf) sowie der Bodeneignungskarte von Schleswig-Holstein (Maßstab 1:50.000, Blatt L 1722 Rendsburg West) erfolgt eine Beurteilung der spezifischen Eigenschaften und der daraus resultierenden Empfindlichkeiten sowie bestehende Beeinträchtigungen.

Folgende Aspekte werden beurteilt: • Bodengüte und biotisches Standortpotenzial • Schadstoffanreicherung • Bodenverdichtung • Bodenentwässerung • Wasser- und Winderosion • Versiegelung und Bodenabbau • Altablagerungen

Bodengüte und biotisches Standortpotenzial Die Einschätzung der Bodengüte bezieht sich auf die Bodenfruchtbarkeit für die landwirtschaftliche Nutzung und erfolgt hier anhand der Bodeneignungskarte von Schleswig- Holstein (Maßstab 1:50.000, L 1722 Rendsburg West).

Die für die Landwirtschaft ertragreichsten Böden im Gemeindegebiet befinden sich östlich des Siedlungsbereiches in Richtung „Stierrade“. Die Bodeneignung der hier vorkommenden Rosterde aus Sand über Geschiebelehm (stellenweise Stauwassereinfluss) spricht für mittlere bis gute Acker- und Grünlandböden mit einer meist problemlosen Nutzung von Hafer-, Gerste-, Roggen-, Gemenge-, Mais-, Futter- und Zuckerrübenanbau sowie für einen guten Waldstandort.

Nördlich, westlich bis südwestlich des Siedlungsbereiches sind mittlere Ackerböden aus Rosterde mit schwach lehmigem Sand über Sand dominant. Hier herrscht zwar ein geringerer Bearbeitungsaufwand, jedoch sind Trockenschäden möglich.

Mittlere bis geringe Ackerböden, mittlere bis gute Grünlandböden bestehend aus Feuchtpodsol, Pseudegley-Podsol mit Ortstein (feuchter Heideboden) und Gley umgeben die Rosterde. Die Ackernutzung wird hier durch Grundwasserstände und/oder gestautes Bodenwasser beeinträchtigt. Als Ackerfrüchte eignen sich Hafer, Sommer-Roggen, Gemenge, Süßlupine, Gelbe Lupine, Futterrüben und Kartoffeln.

Sogenannte Grenzböden (leistungsschwache Böden) mit trockenem Podsol (schwach humose flachkrumige Sande) mit Ortstein oder Rosterde mit Orterde aus Flugsand wie sie in „Hamdorfer Weide“ oder nördlich von „Feldscheide“ zu finden sind, stellen durch Flugsandbildung und starke Ortsteinbildung Grenzstandorte landwirtschaftlicher Nutzung dar. Sie eignen sich zum Anbau von Roggen, Hafer, Kartoffeln, Gelbe Lupine, zur Gründüngung Seradella und eventuell zur Aufforstung.

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Gerade diese Grenzertragsböden jedoch sind durch frühere, bis in die heutige Zeit hineinreichende anthropogen verursachte Veränderungen bzw. Vernichtungen, z.B. in Form von Meliorationsmaßnahmen und Düngung, sehr selten geworden. Diese Böden zeichnen sich insbesondere durch extreme Lebensraumbedingungen aus und beherbergen eine entsprechende Vielzahl speziell angepasster Tier- und Pflanzenarten, die aufgrund der eben genannten Maßnahmen vielfach in den „Roten Listen“ der gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten wieder zu finden sind. Insofern spielt bei der Beurteilung der Schutzwürdigkeit eines Bodens neben der rein wirtschaftlichen Betrachtung auch die biotische Lebensraumfunktion eine große Rolle.

Auszug aus der Bodeneignungskarte

Tab:. Bodeneignung im Gemeindegebiet

Grundwasser Lage im Bodenart Kurz f = feucht Zeit Eignung Planungsraum t = trockene Zeit GEESTBÖDEN Mittlere Ackerböden, Rosterde aus 4 tiefer als 2 m geringwertige Nörd- und westlich der Fließerde über Grünland- Ortslage Sand mit Lehmlagen böden Rosterde aus Mittlere bis gute Beidseitig der Alten Fließerde über 3 Acker- und Landstraße/Stierrade, Geschiebelehm Grünlandböden zischen nordöstlicher Ortslage und dem Staatsforst Mittlere bis Inselartige Bereiche um 5 f= 50 cm u. Flur geringwertige Hamdorferweide, südl. Feuchtpodsol t = 100 cm u. Ackerböden und Feldscheide und Kamp Flur mittlere bis gute sowie rund um den Ortskern Grünlandböden Grenzböden, Parzellenweise Podsol aus Flugsand 6 tiefer als 2 m leistungsschwache Hamdorferweide und nordl. mit Ortstein Böden d. Siedlungen Feldscheide, Heubergen, Langenbergen Pseudogley – Podsol f = höher als 50 Mittlere bis aus Sand über cm u. Flur geringwertige Parzellenweise südl. t = unter 100 cm Ackerböden Hamdorferweide

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 25 Erläuterungstext Landschaftsplan

Geschiebelehm mit 5 t = unter 100 cm Ackerböden Hamdorferweide Ortstein oder Orterde u. Flur od. Mittlere bis gute fehlend Grünlandböden Gley Mittlere bis (Grundwasserboden) f = 50 cm u. Flur geringwertige Großflächig nordöstl. des aus lehmigem Sand 5 t = 100 cm u. Ackerböden Ortskerns bis Lehm, podsoliert Flur Gute bis mittlere Grünlandböden Hoher Mittlere Parzellenweise über das Anmoorgley aus Wasserstand Grünlandböden gesamte Gemeindegebiet Sand (Moorerde od. 14 f = nahe verstreut, östl. des stark humoser Sand) Oberfläche Ortskernes bis an die t = 50 cm u. Flur Eiderniederungsbereiche Nördl. entlang der f = nahe der Mittlere bis Eidermarschen, im Süden Niedermoor 16 Oberfläche geringwertige und Osten eine Scheide t = 60-80 cm u. Grünlandböden zum Feuchtpodsol bildend Flur Hochmoor (Hochmoortorf) mit 15 ___ Mittlere Östlich der Eidermarschen, einer Mächtigkeit zw. Grünlandböden südlich der Barstaller Au 30 und 100 cm MARSCHBÖDEN: Geringwertige bis Marsch nasse Versch. ___ mittlere Humusmarschen, Formen Grünlandböden Entlang der Eider Anmoorgleye u. (Dwogmarsch = gute Grünlandböden) nasse Mudden

Schadstoffanreicherung Der gesamte Boden wirkt als Filter für Stoffe, die auf seine Oberfläche aufgebracht werden und über die Bodenlösung in ihn eindringen. Seine Belastbarkeit ist dabei weitgehend von den Filtereigenschaften seiner oberflächennahen Horizonte abhängig. Für die Beurteilung der Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffanreicherungen wird hier das physiko-chemische Filtervermögen (d.h., die Fähigkeit des Bodens, gelöste Stoffe aus der Bodenlösung zu adsorbieren, wobei diese von der Oberflächenaktivität abhängig ist) und das mechanische Filtervermögen (d.h., die Fähigkeit des Bodens, feste suspendierte Substanzen in Abhängigkeit von der Wasserdurchlässigkeit und der Porenverteilung zu binden) betrachtet. Sandige Bodenarten wie auch Hoch- und Niedermoorböden weisen ein geringes bis mittleres physiko-chemisches Filtervermögen auf (vgl. AG B ODENKUNDE , 1982). Entsprechend sind die Böden im Gemeindegebiet gegenüber der Adsorption gelöster Stoffe mit einer geringen bis mittleren Empfindlichkeit einzustufen. Entgegen dem physiko-chemischen Filtervermögen besitzen die im Gemeindegebiet vorherrschenden Bodenarten ein durchweg großes mechanisches Filtervermögen. Entsprechend ist die Empfindlichkeit gegenüber festen suspendierten Substanzen als sehr hoch einzustufen (vgl. AG B ODENKUNDE , 1982). Aus diesen Feststellungen lassen sich Rückschlüsse über die Gefährdung auch weiterer Schutzgüter wie Wasser, Tier- und Pflanzenwelt sowie letztendlich des Menschen ziehen. Die Filterfunktion beschreibt zum einen die Fähigkeit der Schadstoffakkumulation, zum anderen die Schadstoffmobilität. Bei der Schadstoffakkumulation wird die Filterfunktion und damit die Pufferungsfähigkeit der Böden langfristig erschöpft. Bei der Schadstoffmobilität sind Schadstoffe für Pflanzen und Bodenorganismen durchweg leicht verfügbar. Ebenso können sie leicht ausgewaschen werden. Eine aktuelle Beeinträchtigung der Böden im Gemeindegebiet in Bezug auf Schadstoffanlagerungen besteht kaum. Da es sich in den Hamdorfer Geestbereichen eher um durchlässige Böden handelt, ist die Tendenz zur Schadstoffmobilität stark ausgeprägt und erhöht ebenfalls das Gefährdungspotential weiterer Schutzgüter wie zum Beispiel das Grundwasser.

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Bodenverdichtung Hierunter wird insbesondere die Verdichtung des Bodens, dass heißt, Verminderung der Grob- und Mittelporen aufgrund häufigen Befahrens mit schweren Maschinen verstanden. Die Auswirkungen spiegeln sich unter anderem in einer • Beeinträchtigung des Luft- und Wasserhaushaltes • Verminderung der Durchwurzelbarkeit • Beeinträchtigung durch Verschlämmung wider. Diese Beeinträchtigungsfaktoren führen zu einer Einschränkung sämtlicher Bodenfunktionen.

In der Regel sind Ackerböden stärkeren Belastungen als Grünland- oder Waldbereiche ausgesetzt. Eine aktuelle Beeinträchtigung ist im Gemeindegebiet aufgrund der derzeitigen Nutzung nur bedingt gegeben, da die Niederungsflächen an der Eider als Grünland genutzt und somit nur gering durch Befahren belastet werden und sich die Ackerflächen auf sandigen Böden mit einem geringen Verdichtungsrisiko befinden.

Bodenentwässerung Irreversible Veränderungen des Bodentyps werden durch Meliorationsmaßnahmen hervorgerufen, da durch Veränderungen der Wasserhaushaltsbedingungen zum einen der Abbau organischer Substanzen gefördert wird und zum anderen eine Verlagerung von Mineralien und Nährstoffen mit dem Sickerwasser stattfindet. Dies insbesondere bei Böden, deren Bodengenese vorwiegend durch einen hohen Wasserstand bestimmt wird.

Entsprechend sind die Hoch- und Niedermoorböden sowie die Feuchtpodsole im Gemeindegebiet besonders gefährdet. Hingegen ist eine Gefährdung der Rosterden nicht gegeben.

Wasser- und Winderosion Die Bodenerosion im Gemeindegebiet wird hauptsächlich durch den Faktor Wind bestimmt. Bodenerosion durch Niederschlags- oder Schmelzwasser sind nur im geringen Maße im Bereich steilerer Hangneigungen zu erwarten, so im Übergangsbereich von der Geest zu den Niederungsbereichen. Da es sich aber um durchlässige Böden handelt und ein erhöhtes Wasseraufnahmevermögen besteht, verringert sich das Risiko der Verlagerung von Bodenmaterial durch Niederschlagswasser. Zur Bodenerosion durch Wind kommt es vor allem auf ackerbaulich genutzten sandigen Böden und Mooren, da sie nicht ganzjährig von einer Pflanzendecke geschützt sind. Schon geringe Windstärken reichen aus, um Sandkörner der Fein- und Mittelfraktion zu verlagern. Mit steigendem Humusgehalt der Mineralböden und zunehmenden Wassergehalt wird die Winderosion verringert. Erosionsgefährdet sind aber auch Moore, bei denen stark bis sehr stark zersetzte Torfe an der Oberfläche anstehen.

Für eine Beurteilung der Winderosionsgefahr ist neben der Bodenart insbesondere die Nutzung zu berücksichtigen. Die im Geestbereich als Grünländereien genutzten Flächen sind ganzjährig durch eine Pflanzendecke vor Winderosion geschützt. Verstärkt wird die Winderosionsgefahr durch den Anbau erosionsfördernder Kulturen, die erst spät und/oder nur gering den Boden bedecken .

Versiegelung und Bodenabbau Versiegelungen führen zu einem vollständigen Verlust der Bodenfunktionen und beeinträchtigen in erheblichem Maße weitere Naturgüter wie beispielsweise Grund- und Oberflächenwasser durch Reduzierung der Grundwasserneubildung, durch veränderten Abfluss sowie Schadstoffeinträge über versiegelte Flächen. Ebenso stellen sie unüberwindliche Hindernisse für Kleinstlebewesen wie Insekten und Kleinsäuger dar, des Weiteren werden Biotope, Habitate und Areale zerschnitten.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 27 Erläuterungstext Landschaftsplan

Vorbelastet sind vor allem die Bereiche vorhandener Straßen und befestigter landwirtschaftlicher Wege sowie der Siedlungsraum - wobei hier keine vollständige Flächenversiegelung vorliegt -, so dass auf den unversiegelten Bereichen bestimmte Bodenfunktionen teilweise erhalten bleiben. Dies ist allerdings von der Nutzungsart und - intensität abhängig. Wie in fast allen Gemeinden im ländlichen Raum ist auch in Hamdorf der Versiegelungsgrad als relativ gering einzustufen. Selbst im besiedelten Bereich sind noch unversiegelte Flächen und Grünzäsuren zu finden. Beeinträchtigungen durch Versiegelung ergeben sich durch die überörtliche B 203 und L 39 und diverse Gemeindestraßen und Wirtschaftswege. Neben der Versiegelung ist der Bodenabbau ebenfalls ein Beeinträchtigungsfaktor, der zum vollständigen Verlust von Bodenfunktionen führt. Auch hierbei sind alle weiteren Naturgüter betroffen. Für Hamdorf sind in der Bodenkarte von S.-H. zwei ehemalige Abgrabungsstellen auf der Geest verzeichnet (westlich der „Langen Reihe“ - heute: geschütztes Biotop Nr. 9 und an der B 203 westlich von Feldscheide – heute: Nadel- und Laubmischbestände). Derzeit existieren noch zwei, teils im Abbau befindliche Sandentnahmestelle südlich „Hamdorf Kamp“ (Flur 23, Flurstücke 14 und 17), die abschnittsweise als Ausgleichsflächen für bereits abgeschlossene Bauvorhaben in der Gemeinde Hamdorf hergerichtet wurden.

Tabellarische Zusammenstellung der einzelnen Bodenarten/-typen und ihre Empfindlichkeit gegenüber den eben genannten Einflüssen/Beeinträchtigungen:

Bodenart/ Empfindlichkeit gegenüber Bodentyp Schadstoffen Verdichtung Wassererosion Winderosion Entwässerung

Geschiebelehm hoch hoch mittel gering gering Sand gering gering gering-mittel mittel - hoch hoch Schluff mittel - hoch hoch hoch keine - gering mittel Ton hoch mittel gering keine - gering mittel Niedermoor/An- hoch hoch gering gering hoch moor

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Altablagerungen Auf vielen Altstandorten und Altablagerungen sind Schadstoffeinträge ausgehend von Abfallstoffen in die Böden, den Untergrund und das Grundwasser so hoch, dass das Filterungs- und Puffervermögen der Böden überfordert ist. Umweltschädliche Stoffe, die bereits in Böden oder Grundwasser gelangt sind oder ins Wasser auszutreten drohen, machen aus diesen Standorten „Altlasten“. Die in der folgenden Abbildung dargestellten Altlasten sind in der Kreisverwaltung Rendsburg- Eckernförde registriert.

1 Weider Weg, Bauschuttdeponie, 1994 geschlossen, heute Ruderalflur 2 Huyer Sandkuhle (Klärwerk), Hausmülldeponie, 1976 geschlossen, heute aufgeforstet mit Laubgehölzen 3 L 39, Bauschuttdeponie, 1979 geschlossen, heute Ruderalflur 4 Scheidekoppel, Hausmülldeponie, 1968 geschlossen, heute landwirtschaftliche Fläche, Stallungen und Hofplatz

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Karte: Boden

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Karte: Höhenebenen

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4.2 Schutzgut Wasser

4.2.1 Allgemeine Leitlinien Für den Schutz des Wassers ist das Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes (Wasserhaushaltsgesetz – WHG, vom 23.9.1986) sowie das Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein (Landeswassergesetz – LWG in der Fassung der Bekanntmachung vom 13.6.2000) maßgebend.

Ziele der Wasserwirtschaft werden im §2, Abs.1 des LWG (zu §1a WHG) formuliert:

„Die Gewässer sind als Bestandteile des Naturhaushaltes und als Lebensgrundlage für den Menschen zu schützen und zu pflegen. Ihre biologische Eigenart und Vielfalt sowie ihre wasserwirtschaftliche Funktionsfähigkeit sind zu erhalten und bei Beeinträchtigungen wiederherzustellen.“

Das Wasser hat zum einen eine Bedeutung für das gesamte Ökosystem, so z.B. als Lebensgrundlage für die Tiere und die Pflanzenwelt, zum anderen dient es diversen menschlichen Nutzungen, z.B. als Trinkwasser.

Das Schutzgut Wasser wird im Folgenden in zwei Teilkomplexe untergliedert: • Grundwasser • Oberirdische Gewässer (Still- und Fließgewässer) Dabei sind sowohl qualitative als auch quantitative Aspekte zu beachten.

4.2.2 Grundwasser „Das Grundwasser gewinnt in steigendem Maße an wirtschaftlicher Bedeutung. Die wachsenden Bevölkerungszahlen, der Fortschritt der hygienischen Ansprüche und die Industrialisierung des Landes haben die Verbrauchszahlen immer steiler in die Höhe schnellen lassen, so dass die Beschaffung von gutem Grundwasser oft zu einem ernsten Problem geworden ist. Grundwasser ist kein dem Gestein verhafteter Bodenschatz wie Kohle oder Erz. Es ist in ständiger Bewegung und den Austauschgesetzen eines naturgebundenen Kreislaufes unterworfen.“ (Johansen, A. 1955)

Grundwasservorräte sind unter den Aspekten der Qualität für die Nutzung als Trinkwasser, als auch für bestimmte andere Funktionen im Ökosystem zu erhalten und zu sichern. So beeinflussen beispielsweise die hydrologischen Verhältnisse des Grundwassers insbesondere Fließ- und Stillgewässer wie auch grundwasserabhängige Standorte. So können Veränderungen der Grundwasserqualität, des Grundwasserspiegels und der Grundwasserleiter gravierende Auswirkungen auf den Naturhaushalt aller Biotoptypen nach sich ziehen.

Für die Wasserdargebots- und Schutzfunktion werden folgende Parameter zu Grunde gelegt: • Bereiche mit quantitativer Bedeutung für die Grundwasserneubildung. Dies sind insbesondere Infiltrationsstrecken von Fließgewässern und Flächen hoher Grund- wasserneubildungsspenden aus Niederschlägen, • Bereiche mit qualitativer Bedeutung für das Grundwasser. Das sind Bereiche mit filterwirksamen Deckschichten oder mit filterwirksamer Vegetationsausbildung auf unzureichenden Deckschichten.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 32 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.2.2.1 Beschreibung der Grundwasserverhältnisse im Gemeindegebiet

Das Grundwassergefälle steht zumeist in engem Zusammenhang mit der Oberflächentopographie und fließt entsprechend den Höhenunterschieden vom Zentrum des Gemeindegebietes, das die Ortslage und angrenzende nordöstliche und –westliche Bereiche mit Geländehöhen von 10 bis 15 m ü. NN umfasst Richtung Eiderniederung mit Höhen unterhalb von 2,50 m ü. NN. In feuchten Zeiten beträgt der Grundwasserabstand im Großteil des Gemeindegebietes 50 cm u. Flur, im Niederungsbereich steht das Grundwasser an der Geländeoberfläche an, lediglich im Bereich der Ortslage mit den westlich angrenzenden Flächen (Rosterde) steht das Grundwasser tiefer als 200 cm u. Flur. Auf den entlang der Eider vorherrschenden Kalk- und Dwogmarschböden steht das Grundwasser etwa 100 cm u. Flur an.

4.2.2.2 Bewertung des gegenwärtigen Zustandes

Ausgehend von den am Anfang des Kapitels „Grundwasser“ aufgeführten Leitlinien werden hier die quantitativen und qualitativen Aspekte betrachtet.

Grundwasserneubildung Für die Grundwasserbildung sind folgende Parameter relevant: • Niederschlagsmenge ( ∅ 839 mm im Jahr für den Raum Rendsburg/Hohn) • Die Verdunstung (abhängig von Bodenart, Vegetation und Grundwasserflurabstand), • der oberflächliche Abfluss in Abhängigkeit von Hangneigung und Grundwasser- flurabstand.

Hiernach ergeben sich vor allem Bereiche hoher Grundwasserneubildungsraten – insbesondere bei Ackernutzung – auf leichten, grundwasserfernen Sandböden. Dies sind im Gemeindegebiet die Flug- und Schmelzwassersande der Rosterden westlich der Ortslage und nörd- und südlich des Kamper Weges und Bereiche der Podsole aus Flugsand, deren Grundwasserstand tiefer als 200 cm unter Flur beträgt. Mittlere Grundwasserneubildungsraten weisen insbesondere die ackerbaulich genutzten grundwassernäheren Sandböden der im Gemeindegebiet vorherrschenden Feuchtpodsole auf. Bereiche geringer Grundwasserneubildungsraten sind die als Grünland genutzten grundwassernahen Niedermoore der Eider-Niederung.

Eine Grundwasserneubildung kann auf versiegelten Flächen - insbesondere im Siedlungsbereich sowie auf Straßen - nicht erfolgen.

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Karte: Grundwasserstände

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Quantitative Einflüsse auf den Grundwasserhaushalt Im Untersuchungsraum sind der Versieglungsgrad und die Grundwasserentnahme die für den Grundwasserhaushalt bestimmenden quantitativen Beeinflussungsfaktoren. Eine Versiegelung von Böden ist vornehmlich im Siedlungsbereich gegeben und führt zu einer Reduzierung von Grundwasserneubildungsflächen sowie zu einer Erhöhung des oberflächigen Abflusses. Die Beeinträchtigungsintensität ist hierbei von dem Nutzungsgrad abhängig, der sich aus der Siedlungsstruktur ableiten lässt. So geht man beispielsweise bei Gewerbe- und Industriegebieten von einem 70-100%igem, bei ländlichen Wohngebieten von einem 30-60%igem Versiegelungsgrad aus. Aufgrund der eher lockeren Bebauung im Gemeindegebiet - landwirtschaftliche Höfe, Mischgebiets- und Wohnbauflächen und nur ein geringer Anteil an Gewerbeflächen – soll an dieser Stelle eher der niedrigere Wert angesetzt werden, so dass hier von einer geringen bis mittleren Versiegelungsintensität ausgegangen werden kann.

Grundwasserqualität Der Schutz der Grundwasserqualität ist schon allein über den Erhalt der Trinkwasserqualität gegeben. Eine Einschätzung der Empfindlichkeit gegenüber Verschmutzungen geschieht über die Filterleistungen der anstehenden Deckschichten sowie der Deckschichtenstärke über dem Grundwasser. Das Verschmutzungsrisiko ergibt sich aus der anschließenden Betrachtung der potenziellen Nutzung.

Verschmutzungsrisiko Alle Böden des Gemeindegebietes weisen ein geringes bis mittleres Filtervermögen hinsichtlich gelöster Stoffe auf. Entsprechend ist hier eine hohe Schadstoffmobilität kennzeichnend. Dies trifft sowohl für die grundwasserferneren Rosterden, aber insbesondere für die grundwassernahen Feuchtpodsole und Niedermoorbereiche zu. Aktuelle Beeinträchtigungen: Da die Grundwasserempfindlichkeit im gesamten Gemeindegebiet als sehr hoch eingestuft wird, kommt der Nutzung eine besondere Bedeutung zu. Bei der Belastung durch den Straßenverkehr ist in der Gemeinde Hamdorf insbesondere die B 203 zu nennen. Von Straßenverkehrsflächen abfließendes Niederschlagswasser ist bei entsprechend hoher Verkehrsmenge stark mit Schadstoffen belastet. In ländlichen Gebieten spielt allerdings die Problematik des Nitrateintrags eine weitaus größere Rolle und soll im folgenden separat behandelt werden.

Nitrateintragsrisiko Nitrat liegt ausschließlich in gelöster Form vor und wird durch eine Stickstoffdüngung und das Umsetzen von humosen Stoffen nachgeliefert. Die Verschmutzungsempfindlichkeit wird von folgenden Faktoren bestimmt: • Grundwasserflurabstand • Feldkapazität (maximale Haftwassermenge im Boden) • Art der Vegetationsbedeckung

Die Böden im Gemeindegebiet sind gegenüber Nitratverschmutzung in Abhängigkeit der Feldkapazität und des Grundwasserflurabstandes als gefährdet bis sehr gefährdet einzustufen. Als sehr gefährdet gelten die grundwasserbeeinflussten Niedermoorböden sowie die grundwassernahen Feuchtpodsole mit einer geringen Feldkapazität. Als gefährdet gelten die grundwasserferneren, aber ebenfalls eine geringe Feldkapazität aufweisenden Rosterden.

Basierend auf diesem Hintergrund bekommt die Nutzungsart einen besonderen Stellenwert. Das Auswaschungsrisiko steigt dabei in folgender Reihenfolge:

Wald < Grünland < Acker

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Beim Ackerbau werden diese Probleme, insbesondere noch durch den Anbau sogenannter „Risikofruchtarten“ wie Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben u.ä. verstärkt. In der Gemeinde trifft dies besonders auf die ackerbaulich genutzten Flächen zu, auf denen Mais angebaut wird.

4.2.3 Oberflächengewässer

Im §1 des Landesnaturschutzgesetzes (Ziele und Grundsätze des Naturschutzes) sind entsprechende Maßgaben zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gewässer und deren Uferzonen formuliert:

Weitere Grundsätze des Naturschutzes § 1 (3), Nr. 3 Satz 2 und Nr. 4 LNatSchG 3. Natürliche oder von der Natur aus geschlossene Pflanzendecken sowie die Ufervegetation sind zu sichern. 4. Natürliche und naturnahe Gewässer sowie deren Uferzonen und natürliche Rückhaltebecken sind zu erhalten, zu entwickeln oder wiederherzustellen. Änderungen des Grundwasserspiegels, die zu einer Zerstörung oder nachhaltigen Beeinträchtigung schutzwürdiger Biotope führen können, sind zu vermeiden; unvermeidbare Beeinträchtigungen sind auszugleichen. Ein Ausbau von Gewässern soll so naturnah wie möglich erfolgen.

Durch Oberflächengewässer werden wichtige Funktionen einzelner Schutzgüter mitbestimmt wie zum Beispiel: - Lebensraum einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt - Erholungsfunktion - Regelungsfunktion wie Retention oder Selbstreinigungsvermögen.

In der Regel ist davon auszugehen, dass mit steigender Gewässerqualität und Naturnähe eines Gewässers diese Funktionen umso besser erfüllt werden.

4.2.3.1 Beschreibung der Oberflächengewässer im Gemeindegebiet

Stillgewässer Die Stillgewässer im Gemeindegebiet sind anthropogenen Ursprungs und als sogenannte „Kleingewässer und Tümpel“ zu bezeichnen, die sich nur zum Teil bedingt naturnah entwickeln konnten. Kleingewässer sind gem. § 25 LNatSchG geschützt. Viele der Kleingewässer haben jedoch keinen ökologischen Bezug zum Umfeld (Biotopverbund) und liegen groß teils isoliert in Grünländereien oder Ackerflächen.

Fließgewässer Im Gemeindegebiet treten die Eider und die Barstaller Au als Fließgewässer auf. Die Eider ist durch diverse Regulierungsmaßnahmen (Eindeichungen, Abdämmungen und Schleusen) kein Fluss im eigentlichen Sinn mehr, stellt jedoch im Biotopverbundsystem ein wichtiges lineares Verbundelement dar. Abschnittsweise ist der Deichfuß mit Gehölzen (Erle, Pappel spec., Esche und Weiden spec. ) und Röhrichtstreifen bestanden, der Übergang vom terrestischen zum aquatischen Bereich wird tlw. durch Steinschüttungen stark beeinträchtigt. Sie bildet die natürliche östliche, westliche und südliche Gemeindegrenze. Im Norden wird die Gemeinde durch die technisch ausgebaute Bargstaller Au (Fortführung der Mühlenau) begrenzt, die anschließend in die Eider mündet. Die Au stellt ebenfalls ein lineares Verbundelement dar.

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Verbandsgewässer Die offenen und verrohrten Verbandsgewässer im Gemeindegebiet entwässern, mit Ausnahme einiger Moorgräben, hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzflächen und sind entsprechend technisch mit einem hohen Maß an Unterhaltungsaufwand ausgebaut. Die meist landwirtschaftliche Nutzung schließt direkt an die überwiegend steilen Böschungen an. Die steilen Ufer sind meist nur mit wenigen Arten bestanden, trotzdem stellen sie oft die letzten Rückzugsgebiete für die Feuchtvegetation dar. Die Fließgeschwindigkeit ist durchweg als sehr gering zu bezeichnen

Bewertung des gegenwärtigen Zustandes

Stillgewässer Da die Erholungsfunktion bei der Betrachtung der im Gemeindegebiet vorhandenen Kleingewässer keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, erfolgt hier eine Bewertung der Funktion als Lebensraum für die Fauna und Flora.

Kriterien für die Bewertung sind im Folgenden die Gewässergüte, die ökologische Einbindung in das Umfeld (Biotopverbund) sowie die Ausbildung der einzelnen Lebensbereiche innerhalb des Biotoptyps Kleingewässer/Tümpel. Je positiver diese Kriterien erfüllt werden, desto höher wird der Natürlichkeitsgrad des Kleingewässers/Tümpels eingestuft. Da keine Grundlagen über die Gewässergüte vorhanden sind, können diesbezüglich nur Aussagen über die Faktoren der Nutzung und gegebenenfalls der Vegetation abgeleitet werden, wobei anzumerken ist, dass die hier vorkommenden Kleingewässer/Tümpel enge Nährstoffkreisläufe aufweisen, in denen naturgemäß Nährstoffe angereichert werden, so dass mit dem Alterungsprozess eine natürliche Eutrophierung stattfindet. Insofern ist hauptsächlich der anthropogen verursachte Eutrophierungsgrad ein Kriterium für die Natürlichkeit.

Das Kriterium Isolierungsgrad - in der folgenden Tabelle dargestellt - erfolgt hier in Anlehnung an Sukopp zitiert bei AG Adam, Nohl, Valentin (1986). Die hier aufgeführten Entfernungen können auf die schleswig-holsteinischen Verhältnisse übertragen werden, sind aber als abstrahierte Entfernungen zu werten, da keine Differenzierung zwischen einzelnen Tierarten bzw. Tierartengruppen erfolgt.

Isoliert:

1. Entfernung 20–100 m bei lebensfeindlicher Umgebung und zusätzlicher Abriegelung durch Barrieren. 2. Entfernung 150–500 m bei lebensfeindlicher Umgebung.

3. Entfernung 500–1000 m bei nicht versiegelten Böden, aber grundlegend anderen Standortbedingungen. Nicht isoliert:

1. Entfernung 0 – 20 m bei lebensfeindlicher Umgebung.

2. Entfernung 20–100 m, wenn in dem Zwischenbereich kleinräumig ähnliche Standortbedingungen vorkommen.

In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Kriterien zu einem Bewertungsrahmen für den Natürlichkeitsgrad zusammengefasst:

Bewertung Kriterien der Naturnähe Naturnah Geringe anthropogen verursachte Eutrophierung; gute Ausbildung der Kleingewässerlebensraumbereiche, insbesondere des Litorals (Uferbereich); enge Verzahnung mit dem Umland bzw. Verbund mit ähnlichen Biotoptypen.

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Bedingt naturnah Anthropogen verursachte Eutrophierung; schlechte Ausbildung oder Fehlen von Kleingewässerlebensraumbereichen, insbesondere des Uferbereiches; fehlende oder naturferne Vegetationsausbildung; schlechte oder fehlende Verzahnung mit dem Umland bzw. Verbund mit ähnlichen Biotoptypen. Naturfern Anthropogen verursachte eutrophe bis polytrophe Verhältnisse; sehr naturferne Ausbildung des Kleingewässes (Form und Uferbereich), Böschungsverbau; Übernutzung.

Bewertung des Natürlichkeitsgrades der einzelnen Stillgewässer Die Stillgewässer werden einzeln nach den Kriterien der Isolation und der Naturnähe bewertet. Dabei ist die Nummerierung der Stillgewässer identisch mit der Biotopkartierung im Anhang und in der Übersichtskarte der kartierten Biotope dargestellt. FT = Tümpel (Flaches, aber einer zeitweiligen Austrocknung unterworfenes Stillgewässer ohne Tiefenzone, Mindestgröße 25 m², Biotop-Nr. ist eingeklammert, weil die unter diesen Biotop Nummern geführten Tümpel aufgrund der geänderten Gesetzeslage nicht mehr geschützt sind und somit in der anhängenden Biotopliste (§ 25 LNatSchG) nicht erfasst sind. FK = Kleingewässer (Stillgewässer bis 1.000 m², dauernde Wasserführung, ohne ausgeprägte Verlandungsbereiche, aber mit bewachsenen Ufer- und Böschungszonen, Mindestgröße 25 m²)

Biotop-Nr. Gewässertyp Isolationsgrad Naturnähe 2 FK isoliert naturfern 4 FK nicht isoliert ( Nr. 3) bedingt naturnah 7 FK isoliert naturfern 8 FK nicht isoliert (GF) bedingt naturnah (10) FT isoliert bedingt naturnah 11 FK isoliert naturfern 18 FK nicht isoliert (GF) naturfern 19 FK isoliert naturfern 22 FK isoliert naturfern 23 FK isoliert bedingt naturnah (24) FT isoliert naturfern 25 FK isoliert bedingt naturnah 26 FK nicht isoliert (27) naturfern (27) FT nicht isoliert (26 naturfern 28 FT isoliert naturfern (29) FT nicht isoliert (30 + 31) bedingt naturnah 30 FK nicht isoliert (29 + 31) bedingt naturnah (31) FT nicht isoliert ( 29 + 30) bedingt naturnah 32 FK isoliert bedingt naturnah 33 FK isoliert naturfern 34 FK isoliert naturfern 35 FK nicht isoliert (36) bedingt naturnah (36) FT nicht isoliert (35) naturfern 37 FK isoliert bedingt naturnah (38) FT isoliert naturfern 39 FK isoliert naturfern (40) FT isoliert naturfern (41) FT nicht isoliert (42) naturfern 42 FK nicht isoliert (41 + 43) naturfern (43) FT nicht isoliert (42) naturfern 44 FK nicht isoliert (45) naturfern 45 FK nicht isoliert (44 + 46) naturfern 46 FK nicht isoliert (45 + 47) naturfern 47 FK nicht isoliert (46 + 48) bedingt naturnah

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48 FK nicht isoliert (47) naturfern 49 FT isoliert naturfern 50 FK isoliert naturfern 51 FK isoliert bedingt naturnah

Trotz der Vielzahl an Stillgewässern, die zum Teil in einigen Bereichen nur wenige Meter auseinander liegen, ist der Isolationsgrad der Biotope hoch, da die meisten dieser Stillgewässer in intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen liegen und eine Verzahnung mit dem Umfeld oder ähnlichen Biotoptypen nicht gegeben ist. Einige der Tümpel sind trockengefallen; nicht zuletzt auch durch die Maßnahmen der Entwässerung der Acker- und Grünlandflächen. An vielen der Stillgewässer fehlt der vor landwirtschaftlichen Einträgen schützende natürliche Uferrandstreifen mit der dementsprechenden Ufervegetation; so dass eine naturnahe Entwicklung oder Regenerationsfähigkeit als sehr gering einzustufen ist. Nitrophyte Hochstaudenfluren zeugen von einem hohen Nährstoffeintrag. Wie der o.a. Tabelle zu entnehmen ist, erfüllte keines der Stillgewässer im Gemeindegebiet die Bewertungskriterien für die Einstufung in die Kategorie „Naturnah“. Die erfassten Kleingewässer sind nach § 25 LNatSchG geschützt.

Fließgewässer Fließgewässer stellen als lineare Elemente einen vielgestaltigen Lebensraum dar. Neben dem Wasserkörper mit seiner durch Wasserqualität und –menge sowie der Fließgeschwindigkeit geprägten Struktur, sind gerade die Übergänge vom aquatischen Lebensraum über den amphibischen Lebensraum zum terrestischen Lebensraum von großer Bedeutung. Neben den durch das Element „Wasser“ geprägten Lebensraum sind die angrenzenden Bereiche durch den periodischen Wassereinfluss geprägt. Die durch die Strömung verursachten verschiedenen Uferformen werden als Prall- oder als Gleithang bezeichnet. Sie sind ein Kennzeichen für die Naturnähe eines Fließgewässers. Die Naturnähe ist nach den Kriterien der folgenden Tabelle beurteilt, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird. Vielmehr sind die Kriterien herangezogen worden, die augenscheinlich nachvollziehbar sind.

Ausbauzustand Kriterien der Naturnähe Nicht oder nur geringfügig veränderter mäandrierender Gewässerlauf mit Prall- und Gleithängen. Sohle relativ stabil und unterschiedlich naturnah strukturiert. Durch Verengungen und Aufweitungen unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten. Gewässerbegleitende standortgerechte Gehölze, eventuell angrenzende Auwaldbereiche. Enge Verzahnung des Lebensraumes „Gewässer“ mit dem angrenzenden Umland. Technisch ausgebauter, meist begradigter Gewässerlauf. Ausbau als Trapez- oder Kastenprofil  keine Prall- oder Gleithänge. Gleichförmige, naturfern instabile Sohle. Uferbereich regelmäßig ausgebildet, lediglich Strukturierung durch Uferabbrüche und Anlandungen. Nur noch vereinzelte gewässerbegleitende Gehölzstrukturen, meist ersetzt durch Hochstaudenfluren oder direkt angrenzende Nutzung. Keine oder nur geringe Verzahnung des Lebensraumes „Gewässer“ mit dem Umland. Extrem gestört Voll begradigter Gewässerverlauf mit Trapezprofil ohne nennenswerte Strukturelemente, eventuell Ufer- und Sohlenbefestigung oder Verrohrungen.

Gerade Fließgewässer werden durch die angrenzenden Nutzungen beeinflusst, so dass für diesen Lebensraum inzwischen zumeist nur noch wenig Raum und damit auch Platz für die notwendigen Strukturen besteht. Fließgewässer stellen als lineare Elemente wichtige Verbundachsen im Biotopverbund dar. Naturnahe Fließgewässer sind nach § 25 LNatSchG geschützt.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 39 Erläuterungstext Landschaftsplan

Bewertung des Natürlichkeitsgrades der Fließ- und Verbandsgewässer Wie der nachfolgenden Karte entnommen werden kann, wird das Gemeindegebiet neben der fast vollständigen Umschließung der Eider mit einer Vielzahl von Gräben durchzogen. Zusammen führen sie nicht nur oberflächlich ablaufendes Niederschlagswasser, sondern auch oberflächenahes Grundwasser und austretendes Stauwasser ab. Hierbei handelt es sich um technisch ausgebaute Fließgewässer (Trapezprofil, begradigt, weitestgehend ohne nennenswerten Gehölzbestand und Uferrandstreifen, hoher Unterhaltungsaufwand), die streckenweise auch verrohrt sind.

Liste der Fließ-/Verbandsgewässer (künstliche Fließgewässer) innerhalb des Gemeindegebietes (Bewertungskriterium: Naturnähe)

FFx/FFn = Ausgebauter Fluss/Bedingt naturnaher Fluss FG = Künstliche Fließgewässer

Nr. Bezeichnung Ökologische Bewertung Eider (FFx tlw. FFn) Naturfern, in Abschnitten tlw. naturnah 1 12.01.00 Bargstaller Au/Mühlenau (FG) naturfern 2 12.03.00 (FG) naturfern 3 12.03.01 (FG) naturfern 4 12.03.02 (FG) naturfern 5 12.07.00 (FG) naturfern 6 12.07.01 (FG) naturfern 7 12.22.00 (FG) naturfern 8 12.08.04 (FG) naturfern 9 12.20.00 (FG) naturfern 10 12.25.00 (FG) naturfern 11 12.24.00 (FG) naturfern 12 12.21.00 (FG) naturfern 13 12.21.01 8FG) naturfern 14 12.21.02 (FG) naturfern 15 12.21.03 (FG) naturfern 16 12.08.00 (FG) naturfern 17 01.01.06 (FG) naturfern 18 01.01.09 (FG) naturfern 19 01.01.12 (FG) naturfern 20 10.15.00 (FG) naturfern 21 10.16.00 (FG) naturfern 22 10.17.00 (FG) naturfern 23 10.17.01 (FG) naturfern 24 10.18.00 (FG) naturfern 25 10.17.00 (FG) naturfern 26 10.17.03 (FG) naturfern 27 10.19.00 (FG) naturfern 28 10.14.01 (FG) naturfern 29 10.14.00 (FG) naturfern 30 10.14.02 (FG) naturfern 31 10.14.03 (FG) naturfern 32 10.13.00 FG) naturfern 33 10.12.00 (FG) naturfern 34 10.11.00 FG) naturfern 35 10.10.00 (FG) naturfern 36 10.09.00 (FG) naturfern 37 10.08.00 (FG) naturfern

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Karte Fließ-/Verbandsgewässer einfügen

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4.3 Schutzgut Klima/Luft

Das Klima in Schleswig-Holstein wird in hohem Maße durch die Lage zwischen Nord- und Ostsee geprägt und ist als gemäßigtes, feuchttemperiertes, ozeanisches Klima zu bezeichnen. Ein ganz entscheidender Faktor für das Klima ist der Wasserhaushalt u.a. in Form von Niederschlag und Verdunstung. Durch das Medium Wasser werden die Temperaturschwankungen gemindert. So ist hier das Klima aufgrund der vom Ozean durch die überwiegend westliche und südwestliche Strömung herangebrachte, in Wolken gespeicherte Feuchtigkeit entsprechend gemäßigt. Es herrscht ein humides Klima. Dieser hohe Anteil an Feuchtigkeit in der Luft bedingt auch, dass es nicht so extreme Temperaturminima und –maxima gibt wie sie z.B. im Gebirge auftreten. Die folgenden Daten des Deutschen Wetterdienstes in Schleswig stellen langjährige Mittelwerte für die Klimafaktoren Temperatur (TT in °C), Sonnenscheindauer (SO in Stunden), Niederschlag (RR in mm), Windrichtung und Windgeschwindigkeit (in m/s) im Raum Rendsburg/Hohn dar.

Mittelwerte der Klimafaktoren des Raumes Rendsburg/Hohn Monat Temperatur Sonnenscheindauer Niederschlag TT in °C SO in Stunden RR in mm Januar 0,7 43 70 Februar 0,6 67 45 März 3,5 106 53 April 6,7 167 52 Mai 11,7 225 53 Juni 15 227 74 Juli 16,4 209 80 August 16,4 216 80 September 12,9 145 82 Oktober 9,3 101 84 November 5,1 52 90 Dezember 2,4 40 76 Jahresmittel 8,4 133,2 70 Gesamt - 1598 839

Mittlere Häufigkeit der Windrichtung in % N NO O SO S SW W NW Stille umlaufend Jahr 3,3 7,7 14,0 9,8 11,3 18,7 23,5 9,8 0,9 1,1

Mittlere Geschwindigkeit in m/s N NE E SE S SW W NW umlaufend V im Mittel Jahr 3,1 4,2 4,5 3,3 3,9 5,2 4,7 3,8 1,0 4,3

Kleinklimatisch können allerdings gravierende Unterschiede durch Faktoren wie Exposition, Vegetation, Bebauung usw. vorhanden sein. Konkret ist das Kleinklima beeinflussbar u.a. in den Bereichen: • Kaltluft • Verdunstung/Evaporationsflächen • Schneller Ablauf des Niederschlagswassers • Windschutz und • Aufheizung durch hohe Versiegelungsgrade

Kaltluftströme sind im Gemeindegebiet so gut wie nicht festzustellen, da es keine hohen Reliefenergien gibt. Allerdings entsteht Kaltluft in Bereichen der offenen Landschaft,

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 42 Erläuterungstext Landschaftsplan insbesondere auf offenen Acker- aber auch auf Grünlandflächen aufgrund der erhöhten Abstrahlung in den Abendstunden. Sie sammelt sich in den Niederungsbereichen der Eider. Diese Bereiche sind somit länger spätfrostgefährdet als höher gelegene Flächen und es kommt vielfach zur Nebelbildung. Die Niederschlagsverdunstung als auch die Evapo-Transpiration (Verdunstung an der Bodenoberfläche und durch die Vegetation) beeinflusst das regionale Klima spürbar. Zum Beispiel hat die Luft im Wald meist einen hohen Feuchtigkeitsgehalt aufgrund der vorgenannten Faktoren. Die jährliche potentielle Evapo-Transpiration dient als Möglichkeit zur Ermittlung der so genannten klimatischen Wasserbilanz. Wird die Wassermenge der potentiellen Evapo-Transpiration von dem jährlichen Niederschlag subtrahiert, so erhält man die klimatische Wasserbilanz, also die Wassermenge, die im Boden verbleibt und dem Grundwasser zugeführt wird.

Meso- oder Geländeklima Das Klima einer Landschaft wird auch Meso- oder Geländeklima genannt und zeichnet sich durch die Entstehung von Kaltluftbereichen in der offenen Landschaft, durch eine erhöhte Abstrahlung, relativ großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht sowie einer ungeminderten Windgeschwindigkeit aus. Wie aus den vorherigen Tabellen zu ersehen ist, kommt der Wind am häufigsten und mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit aus Westen und Südwesten. Diese Tatsache macht den Schutz vor Wind durch Aufsetzen von Knicks oder anderen Barrieren, die in Nord-Süd- Richtung verlaufen sollten, relativ deutlich. Hamdorf hat nur wenig waldbestandene Flächen, aber dafür ein stellenweise gut ausgeprägtes und dichtes Knicksystem im Bereich der Geest.

In den Niederungsbereichen entlang der Eider und Bargstaller Au, die überwiegend als Grünland genutzt werden, sowie an den flächigen Ländereien rund ums Prinzenmoor sind keine Knicks und nur wenige Gehölzstrukturen vorhanden und somit nur wenig vor Wind geschützt. Das hat hohe Verdunstungsraten der Vegetation zur Folge.

Mikro- oder Kleinklima Diese Klimaform ist das Klima kleinerer Räume, vor allen Dingen in besiedelten Bereichen, und wird im Wesentlichen durch die Bebauung und Versiegelung bestimmt. Das Kleinklima zeichnet sich durch geringere Windgeschwindigkeiten, Verwirbelungen und Entstehung von Warmluft aus. Durch Versiegelung bedingte Aufheizung und die daraus resultierende lebensfeindliche Situation für Lebewesen sowie das schnelle Abführen von Niederschlagswasser und die dadurch bedingte Austrocknung von Standorten ist in Hamdorf von untergeordneter Bedeutung, da in ländlichen Gemeinden von einer eher geringeren Siedlungsdichte ausgegangen werden kann.

Im Folgenden sollen noch einmal standortbedingte Klimafaktoren im Gemeindegebiet aufgeführt werden:

● Klima innerhalb zusammenhängender Bebauung Geringere Windgeschwindigkeiten, aber auch Verwirbelungen und Entstehung von Warmluft;

● Waldklima Insgesamt ausgeglichener in Luftfeuchte und –temperatur als im offenen Land, geringe Windgeschwindigkeiten; ● Freilandklima In der offenen Landschaft Entstehung von Kaltluftbereichen, insbesondere bei offenen Acker- und Grünlandflächen, relativ große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht durch erhöhte Abstrahlung, ungeminderte Windgeschwindigkeiten.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 43 Erläuterungstext Landschaftsplan

● Niederung Insbesondere hier Entstehung so genannter Kaltluftseen

4.4 Schutzgut Landschafts- und Ortsbild

Unter Landschaftsbild wird hier die sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform von Natur und Landschaft gesehen. Der Erlebniswert einer Landschaft hängt eng mit dem Landschaftsbild zusammen. Im Landesnaturschutzgesetz wird dazu folgendes formuliert:

§1 (3) Nr. 13 LNatSchG Die Landschaft ist in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit auch wegen ihrer Bedeutung als Erlebnis- und Erholungsraum des Menschen zu sichern. Ihre charakteristischen Strukturen und Elemente sind zu erhalten oder zu entwickeln. Beeinträchtigungen des Erlebnis- und Erholungswertes der Landschaft sind zu vermeiden. Zum Zweck der Erholung sind nach ihrer Beschaffenheit und Lage geeignete Flächen zu schützen und, wo notwendig zu pflegen, zu gestalten und zugänglich zu erhalten oder zugänglich zu machen. Vor allem im siedlungsnahen Bereich sind ausreichende Flächen für die Erholung bereitzustellen. Zur Erholung im Sinne des Satzes 4 gehören auch natur- und landschaftsverträgliche sportliche Betätigungen in der freien Natur.

Die Vielfalt, Eigenart und Schönheit einer Landschaft erschließt sich dem Betrachter durch eine Vielzahl von Eindrücken, die alle Sinne ansprechen. Die visuelle Wirkung einer Landschaft bzw. eines Landschaftsraumes ergibt sich aus den strukturellen Gegebenheiten und deren Informationsgehalte, mit denen sich ein Betrachter identifiziert. Das Landschaftsbild wird geprägt durch natürliche und durch den Menschen geschaffene Elemente, die durch ihre räumliche Anordnung und die Art der Nutzung das Landschaftsbild gliedern und beleben.

„Ganz allgemein ist davon auszugehen, dass diejenigen Landschaften von der Mehrzahl der Betrachter als angenehm bzw. als schön empfunden werden, die sich nicht durch Monotonie, sondern durch Mannigfaltigkeit, Verschiedenheit, Vielfalt charakterisieren lassen, jedoch einer gewissen Ordnung oder Organisation unterliegen. [... ]“ (aus: Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Heft Nr. 610, S. 16)

Den Wert einer Landschaft zu beurteilen, ist schwierig, da die Betrachtung der Vielfalt, Schönheit und Eigenart eines Landschaftsausschnittes von einer Menge subjektiver Variablen abhängt. Beim Anblick einer Landschaft werden beim jeweiligen Betrachter zusätzlich Erfahrungen und Erlebnisse assoziiert, die eine objektive Bewertung erschweren. Bewertungsmethoden sollten jedoch dem Anspruch gerecht werden, allgemeingültig und für jedermann nachvollziehbar zu sein.

Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass die Faktoren Relief, Vegetation, Wasser, Nutzungsstrukturen usw. als objektive Merkmale die Basis des Landschaftsbildes bilden und die Bedürfnisse des Menschen nach Schönheit und nach Erholung erfüllen.

Den Kriterien wie die „Information“ einer Landschaft oder die „Orientierung“ in einer Landschaft wird durch die landschaftliche Vielfalt und Struktur entsprochen. Dabei soll die Vielfalt hier als Gestaltvielfalt betrachtet werden, über die sich Informationen ableiten lassen. Unter Struktur ist die Anordnung im Raum, das „Grundmuster“ zur Orientierung zu verstehen. Der Natürlichkeitsgrad einer Landschaft kann als Maß für das Bedürfnis nach Freiheit und Ungebundenheit betrachtet werden. Das heißt, je „natürlicher“ ein Landschaftsbild erscheint, desto stärker ist seine symbolische Wirkung.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 44 Erläuterungstext Landschaftsplan

Es soll hier aber nochmals darauf hingewiesen werden, dass das Kriterium „Natürlichkeit“ relativ ist. Das bedeutet, dass eine Landschaftsstruktur als natürlich aufgrund bestimmter Landschaftselemente empfunden werden kann, obwohl die gleiche Struktur aus ökologischen Gesichtspunkten betrachtet, nicht als natürlich oder naturnah eingestuft werden muss.

Über die Kriterien Vielfalt, Struktur und Natürlichkeit ist eine Quantifizierung des Landschaftsbildes möglich, da dieses durch objektiv bestimmbare und fassbare Elemente der Landschaft definiert werden kann. In diesem Landschaftsplan werden folgende Parameter zur Beurteilung des Landschaftsbildes herangezogen:

• Raumgröße • Biotop-/Nutzungsvielfalt • Natürlichkeit und • Reliefenergie (nur bedingt).

Bewertungsmethodik Die Bewertung erfolgt in enger Anlehnung an die Ausführungen von AG ADAM ET AL. (1986), in denen der Untersuchungsraum in Erlebnisräume (Areale homogenen Aussehens) untergliedert wird. Dies ist notwendig, da innerhalb des Untersuchungsraumes hinsichtlich der natürlichen und kulturellen Gegebenheiten Landschaftsteile eine für sie eigene Charakteristik aufweisen und daher keine einheitlich ästhetische Wertung erfolgen sollte. Im Untersuchungsraum sind 7 Erlebnisräume, also Landschaften unterschiedlicher, aber in sich homogener Erscheinungen zu beschreiben. Folgende Landschaftsräume lassen sich zusammenfassen:

• Grün-/Feuchtgrünlandflächen nördlich B 203 und südlich Bargstaller Au • Grünlandflächen der Eiderniederung nordöstlich und westlich der L 126, von der Gemeindegrenze im Nordosten bis zur Gemeindegrenze westlich von Langenberg sowie die Grünlandflächen der Eideraltarmschleife „Roonpott“ • knickreich strukturierte Agrarlandschaft nordwestlich und nordöstlich der B 203 sowie südlich der B 203 vom Prinzenmoor bis zum westlichen und nordöstlichen Siedlungsrand • Bauernmoor/Prinzenmoor • Bauernwald im Norden • Ostermoor • Siedlungsbereiche

Die Siedlungsbereiche werden dabei gesondert betrachtet, da hier andere Kriterien für eine ästhetische Beurteilung notwendig sind als in Bereichen der freien Landschaft.

4.4.1 Raumgröße Elemente wie Baumreihen, Knicks, Fließgewässer mit bachbegleitender Gehölzvegetation und Ortsränder sorgen durch ihre vertikale Linienstruktur für eine Gliederung des Landschaftsraumes in verschieden große Teilräume.

Ein Raum entsteht dann, wenn wenigstens drei Raumbegrenzungen vorhanden sind. Um eine Abstufung der Raumgrößen zu erhalten, erfolgt hier eine Untergliederung in Nah-, Mittel- und Fernzone. In der Nahzone werden Gegenstände plastisch wahrgenommen, das heißt, sie werden in ihrer „richtigen“ Größe relativ gut erkannt. Je größer die Entfernungen werden, desto stärker fließen Gegenstände ineinander, und letztlich sind sie nur noch als Silhouette wahrnehmbar.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 45 Erläuterungstext Landschaftsplan

Somit bestimmt die Anordnung der Vertikalstrukturen das „Grundmuster“ einer Landschaft, welches durch die Einteilung in Raumgrößen ausgedrückt wird und aufgrund der Wahrnehmbarkeit von Gegenständen innerhalb eines Raumes ein Maß für das Orientierungsvermögen innerhalb der Landschaft darstellt.

Die Einteilung der Sichtzonen bzw. der Raumgrößen wird in der folgenden Tabelle dargestellt:

Sichtzonen/Raumgrößen: 1. Nahzone: 0-200 Meter hohe Wertigkeit hinsichtlich des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität: 2. Mittelzone: 200-1.500 Meter 3. Fernzone: > 1.500 Meter

(Vergl. AG Adam et al., 1986)

Fehlende Vertikalstrukturen, insbesondere im Nordwesten der Gemeinde zwischen Bargstaller Au bis zur B 203 und im Eiderniederungsbereich, bedingen die Einteilung dieser Grünlandflächen in die Fernzone. Wie oben im Text beschrieben, ist deren Maß für das Orientierungsvermögen nur gering. Bis auf das Prinzen- und das Ostermoor und den Hochmoorrest nahe Feldscheide, die aufgrund ihrer kleinteiligen Strukturen (Wechsel zwischen Moliniabestand, Birkenbestand und Grünlandflächen) der Nahzone zugeteilt werden kann, lässt sich der überwiegende Teil der Gemeinde in die Mittelzone einordnen. Trotz eines noch relativ gut vorhandenen Knicknetzes sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen zum Teil sehr weitläufig und weisen somit ein nur mittleres Leistungsvermögen zur Orientierung auf.

4.4.2 Biotop-/Nutzungsvielfalt

Wie anfangs bereits erläutert, wird das Bedürfnis nach Informationen am ehesten beim Vorliegen landschaftlicher Vielfalt erfüllt. Die Vielfalt einer Landschaft kann durch diverse Bildträger bestimmt werden. So sind beispielsweise die Knicks neben ihrer raumbildenden Bedeutung ebenfalls ein Kriterium landschaftlicher Vielfalt. Entsprechend kann auch die Komponente Raumgröße die Vielfalt ausdrücken, zumal diese von der Ausstattung vertikal wirksamer Elemente bestimmt wird .

Zu untersuchen sind hier die flächig wirksamen, also der horizontalen Sichtebene zugehörigen Strukturen. Das heißt, eine Landschaft ist neben der Ausstattung mit Vertikalstrukturen umso vielfältiger, je öfter sich diverse flächige Biotoptypen aufgrund ihrer Vegetationszusammensetzung visuell differenzieren lassen.

In anthropogen beeinflussten Landschaften - wie hier im Untersuchungsraum - bestimmt vielfach die Nutzungsform und -intensität die Art und Ausbildung von Biotoptypen.

Dabei sind kaum strukturierte monotone Landschaften ohne Nutzungsvielfalt in die Kategorie "Geringwertige Biotop- und Nutzungsvielfalt" einzustufen.(vergl. AG ADAM ET AL. (1986) Weniger strukturierte, nur grob gegliederte Bereiche sind in die Kategorie "Mittelwertige Biotop- und Nutzungsvielfalt" einzustufen. Strukturreiche stark gegliederte Landschaften mit vielfältiger Nutzung werden in die Kategorie "Hochwertige Biotop- und Nutzungsvielfalt" eingestuft. Entsprechend der Einteilung erfolgt an dieser Stelle eine Einschätzung der Erlebnisräume, da diese sich hinsichtlich der Bewertungskriterien eindeutig voneinander trennen lassen. Auf eine rechnerische Bewertung wurde daher verzichtet.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 46 Erläuterungstext Landschaftsplan

Geringe Biotop- und Nutzungsvielfalt: (Wertigkeit 1 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Grün-/Feuchtgrünlandflächen südlich der Bargstaller Au und des Hamdorfer Kooges ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der süd- und westlichen Eiderniederung ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der nörd- und östlichen Eiderniederung

Mittlere Biotop- und Nutzungsvielfalt: (Wertigkeit 2 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Großflächige, knickreich strukturierte Agrarlandschaft im zentralen und westlichen Gemeindegebiet ● Bauernwald an der nördlichen Gemeindegebietsgrenze

Hohe Biotop- und Nutzungsvielfalt: (Wertigkeit 3 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

●- Bauernmoor/Prinzenmoor ● Ostermoor

4.4.3 Natürlichkeit

Bei der Bestimmung der Natürlichkeit bzw. Naturnähe einer Landschaft sind Bewertungsparameter zu berücksichtigen, die eine Landschaft im Bereich der visuellen Wahrnehmung als „natürlich“ erscheinen lassen. Der Begriff der „Natürlichkeit“ ist sehr relativ, so dass hier versucht wird, über objektiv bestimmbare Parameter eine Bewertung zu erreichen. Als Bewertungsparameter werden Biotope nach dem Grad des menschlichen Einflusses eingestuft. Dies kann zum einen durch eine Einstufung des Biotops in Bezug auf die potentiell natürliche Vegetation erfolgen, zum anderen über den Anteil gestörter Bereiche innerhalb des Biotoptyps. So ist beispielsweise eine Feuchtgrünlandfläche aufgrund anthropogener Nutzung als Ersatzgesellschaft für die potentiell natürliche Vegetation Wald zu verstehen und kann somit nicht mehr als natürlich angesehen werden, ist aber dennoch relativ naturnah im Verhältnis zu bebauten Grundstücken, Wegen oder Zierrasen.

Innerhalb der Einstufung Grünland kann der Natürlichkeitsgrad aber auch durch die Nutzungsintensität unterschiedlich natürlich erscheinen. So wirkt eine Intensivgrünlandfläche durch die geringe Anzahl an Pflanzenarten weniger naturnah als eine extensiv bewirtschaftete Fläche; allein die Höhe der Vegetation variiert hier schon stärker.

Die in Schleswig-Holstein unter Schutz stehenden Knicks wirken natürlich, sind allerdings erst durch den Menschen entstanden. Sie enthalten meist Lesesteine der bewirtschafteten Felder und bieten durch den Bewuchs mit Sträuchern einen Windschutz und damit Schutz vor Windwurf und erhöhter Verdunstung der angebauten Kulturen.

Die nachfolgende Tabelle stellt die - nach den genannten Kriterien geordneten - Biotoptypen im Untersuchungsraum dar.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 47 Erläuterungstext Landschaftsplan

Einstufung der Biotoptypen nach dem Kriterium „Natürlichkeitsgrad“ Biotoptypen Wertsfestsetzung des Natürlichkeits-grad Kriteriums „Natürlichkeit“ (Wertstufen) (1-3), (4-6), (7-10)

Straße, Bebauung 1 Unversiegelte Wege, Lagerflächen 2 Acker (AA), Wildacker (AW) 2 Abgrabungsfläche (Sag) 2 Gering (1), Artenarmes Intensivgrünland 2 naturferne Nadelforsten (WFn) 3 Landschaftselemente Tech. Ausgebaute Fließgewässer (FG) 3 Künstl. oder künstl. Überprägte 3 Stillgewässer (FX), Fischteiche

Prägnante Einzelbäume (HGb) 4 Fließ- und Stillgewässer mit mittl. 4 Natürlichkeitsgrad (FT), (FK), (FG), (FBn*) Halbruderale Gras- und Staudenfluren 5 Mittel (2) mittlerer Standorte bedingt naturnahe Sonstige Forstfläche (WFy) 6 Landschaftselemente Mischwald (WFm) 6 Acker- und Grünlandbrache (AABr, GIBr) 6 Feuchtgrünland (GF) 6

Streuobstwiese (HGo) 7 Baumreihe und -gruppe (HGr, HGb) 7 Naturnahes Feldgehölz (HGy) 7 Knick (HW) 7 Pionierwald (WP) 7 Redder (HWr) 8 Seggenried (NSs) 8 Binsen- und Simsenried (NSb) 8 Hoch (3) Artenarme Sukzessionsfläche (TRs) 8 naturnahe Erlenbruchwald (WBe) 9 Landschaftselemente Laubwald (WFl), Eichenkratt (WNq) 9 Naturnahe Stillgewässer (FT/FK) 9 Naturnaher Fluß 9 Weidenfeuchtgebüsch (WBw) 9 Gehölzsaum an Fließgewässern (HGf) 9 Trockenrasen (TR) 10 Röhricht (NR) 10 Moor im Birkenstadium (MHb) 10 Moor im Moliniastadium (MHm) 10 Hochmoor, naturnah (MH) 10

Geringe Natürlichkeit: (Wertigkeit 1 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der süd- und westlichen Eiderniederung ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der nörd- und östlichen Eiderniederung

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Mittlere Natürlichkeit: (Wertigkeit 2 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Großflächige, knickreich strukturierte Agrarlandschaft im zentralen und westlichen Gemeindegebiet ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen südlich der Bargstaller Au und des Hamdorfer Kooges ● Bauernwald an der nördlichen Gemeindegebietsgrenze

Hohe Natürlichkeit: (Wertigkeit 3 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Prinzenmoor ● Ostermoor

4.4.4 Reliefenergie

Die Reliefenergie ist das Resultat aus den Hangneigungen und Höhenunterschieden eines Gebietes und gibt Auskunft über Geländebewegungen bzw. die Raumbildung durch die Geländestruktur. So wird die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum einer Landschaft auch durch die Intensität der Geländebewegungen bestimmt. Die Reliefenergie muss aber immer auf den zu beurteilenden Landschaftsraum bezogen gewertet werden.

Das Untersuchungsgebiet hat nur geringe Höhenunterschiede zu verzeichnen (s. 4.1 – Karte „Höhenebenen“. Im Übergangsbereich von der Geest zur Eider-Niederung fällt das Gelände in einem lang gestreckten Gefälle von im Durchschnitt 10 m auf 1,0 m über NN sanft ab. Die am höchsten gelegenen Bereiche der Gemeinde befinden sich im südwestlichen Anschluss an den Bauerwald und dem südwestlichen Siedlungsrand (10 m – > 15 m über NN).

Geringe Reliefenergie: (Wertigkeit 1 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Grün-/Feuchtgrünlandflächen südlich der Bargstaller Au und des Hamdorfer Kooges ●- Prinzenmoor ● Ostermoor ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der süd- und westlichen Eiderniederung ● Grün-/Feuchtgrünlandflächen der nörd- und östlichen Eiderniederung

Mittlere Reliefenergie: (Wertigkeit 2 für die Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität)

● Großflächige, knickreich strukturierte Agrarlandschaft im zentralen und westlichen Gemeindegebiet ● Bauernwald an der nördlichen Gemeindegebietsgrenze

4.4.5 Bewertung des Landschaftsbildes und der Landschaftsqualität

Das Landschaftsbild setzt sich, wie anfangs erläutert, aus den objektiven Strukturen und den subjektiven Empfindungen des Betrachters zu einer ganzheitlichen Gestalt zusammen.

In diesem Landschaftsplan sind die Faktoren Raumgrößen, Biotop-/Nutzungsvielfalt und Natürlichkeit und Reliefenergie als objektiv bestimmbare Strukturen untersucht und in Beziehung zur menschlichen Bedürftigkeit gesetzt worden. Die genannten Strukturen ergeben in ihrer Gesamtheit der Landschaft einen „Gestalt“- Charakter und Erlebniswert.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 49 Erläuterungstext Landschaftsplan

B e w e r t u n g s p a r a m e t e r

Raumgröße Biotop- / Nutzungsvielfalt Natürlichkeit gering 1 gering 1 gering 1 mittel 2 mittel 2 mittel 2 hoch 3 hoch 3 hoch 3

Aggregation der Punktzahl Landschaftsqualität Bewertungsparameter 3 - 5 1 gering 6 - 7 2 mittel 8 - 9 3 hoch

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Karte: Darstellung der Landschaftsräume und deren Erlebniswerte

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Im Untersuchungsraum werden die höchsten Landschaftsqualitätswerte in folgenden Bereichen erreicht: • Prinzenmoor • Ostermoor

Der Grund liegt - wie bereits erläutert - in den vielfältigen und kleingliedrigen Biotopstrukturen mit teilweise natürlicher Ausprägung. Dementsprechend hoch ist auch der Erlebniswert dieser Landschaftsräume.

Die intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereiche der Eiderniederung sowie die anderen landwirtschaftlich genutzten Gebiete der Gemeinde weisen eine geringe bis mittlere Wertigkeit der Landschaftsbildqualität auf, da sie nur wenig strukturiert sind und der hohe Grad der Nutzungsintensität die Biotopvielfalt und Natürlichkeit erheblich einschränkt. Diese Flächen dienen der reinen landwirtschaftlichen Produktion und spielen für den Erlebniswert der Landschaft eine untergeordnete Rolle.

4.4.6 Ortsstruktur, Ortsbildqualität und Bewertung

Inhaltlich ähnelt die Bewertung des Siedlungsraumes den ästhetischen Gesichtspunkten wie zuvor denen in der „freien Landschaft“ aufgeführten, jedoch sind andere Faktoren zur Erfüllung der Bedürfnisse nach Information, Orientierung und Symbolik gegenüber der „freien Landschaft“ ausschlaggebend. Beispielsweise ist die Raumgröße innerhalb eines Ortes im Verhältnis zum freien Landschaftsraum sehr klein und daher auch nicht vergleichbar. Ähnliches gilt für die Reliefenergie, zumal anthropogene Veränderungen im Zuge von Baumaßnahmen stattfanden. Vielmehr bestimmen Faktoren wie Ortsstrukturen, Ortsrandeinbindung, Freiraumnutzung u.a. die oben genannten Bedürfnisse des Betrachters. Folglich spielen die Kriterien Natürlichkeitsgrad oder Reliefenergie bei der Ortsbildanalyse eine untergeordnete Rolle. Die Bedürfnisse nach Information, Orientierung und Symbolik werden vor allem durch kulturelle Faktoren bestimmt. Je ursprünglicher das Ortsbild erhalten ist, desto eher sind Informationen über den Ort abzuleiten und desto besser ist das Orientierungsvermögen innerhalb eines Ortes. Zudem wird über den Grad der Ursprünglichkeit die symbolische Wirkung bestimmt.

4.4.6.1 Bestandsaufnahme Der Bestand der Siedlungsstrukturen wurde anhand der „Systematik der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (Kartieranleitung, Bundesamt für Naturschutz, 1995) ermittelt und in der Karte „Realnutzung und Biotoptypen“ dargestellt. Folgende Strukturtypen sind für den Siedlungsbereich Hamdorf prägend und sollen kurz erläutert werden.

Wohnflächen Niedrige, offene Bauweise Flächen, die durch Gebäude bis 2,5 Vollgeschosse und offene Bauweise geprägt sind. In offener Bauweise werden die Gebäude mit seitlichem Grenzabstand als Einzelhäuser, Doppelhäuser, Wohnblöcke oder Hausgruppen (ohne Längenbegrenzung) errichtet.

Baumreiche Grundstücke Flächen, die von alten Bäumen mehr oder weniger geprägt sind.

Flächen mit gemischter Nutzung ländlicher Prägung Insbesondere für Dörfer typische Flächen, auf denen eine Mischnutzung durch Wirtschaftsstellen landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Betriebe, nicht wesentlich störende Gewerbe- und Handelsbetriebe sowie Wohnhäuser vorzufinden sind.

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Gewerbeflächen Flächen, die vorwiegend durch Gewerbebetriebe geprägt sind. Lagerflächen u.ä. sind eingeschlossen.

Flächen mit besonderer baulicher Prägung Baulich genutzte Flächen, deren Prägung sich von der anderer Nutzungsgruppen dieser Kartiereinheit insofern unterscheidet, als diese Fläche durch markante Einzelbauwerke oder Gebäudekomplexe geprägt sind, wie sie häufig im Zusammenhang mit den Funktionen Verwaltung, Sicherheit und Ordnung, Gesundheit, Soziales, Bildung, Forschung und Kultur anzutreffen sind.

Freizeit-, Erholungs- und Grünflächen • Sport- und Spielplatz, Reiterhof • Friedhof

Landwirtschaftliche Nutzflächen

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Realnutzung und Biotoptypen im Siedlungsraum

Rot Niedrige offene Bauweise Dunkelgrün Baumreiche Grundstücke Gelb Flächen gemischter Nutzung und ländlicher Prägung Grau Gewerbeflächen Violett Flächen mit besonderer baulicher Prägung Olivgrün Sport- und Spielplatz, Reiterhof Blaugrün Friedhof Grün schraffiert Landwirtschaftliche Flächen

Wie der Übersichtskarte zu entnehmen ist, wird der nördliche Siedlungsbereich entlang des Hauptverkehrsweges „Hauptstraße“ und entlang der innerörtlichen Straßen „Große Lohe“, „Kleine Lohe“, „Westerende“ und „Osterende“ von „Flächen gemischter Nutzungen und ländlicher Prägung“ und im rückwärtigen Bereich der Bebauung durch „landwirtschaftliche Flächen“ geprägt. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe, ist in diesem Siedlungsbereich ansässig. Daneben finden sich Versorgungseinrichtungen wie ein Drogeriemarkt, ein Backshop und Dienstleistungsunternehmen (Friseur, Lottoannahmestelle, Zahnarzt, Wellness-Fitnesseinrichtung, Gastronomie). Die in Nordsüdrichtung verlaufende Dorfstraße, das eigentliche Dorfzentrum, übernimmt die Hauptversorgung Hamdorfs. Hier befinden sich ein Lebensmittelmarkt, ein Getränkemarkt, ein

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Floristikladen, ein Fruchtgroßhandel, eine Bank, eine Poststelle, eine Fahrschule, eine Versicherungsagentur und ein Abhollager. Die Grundschule, der Sportplatz, die Feuerwehr, der Kindergarten und -spielplatz, die Seniorenwohnanlage, die Kirche und der Friedhof sind ebenfalls entlang der Dorfstraße angesiedelt. Ein Nebenzentrum der Versorgung befindet sich entlang der „Hauptstraße“/Westerende mit einem Gasthof/Zimmervermietung, einer Tankstelle, einem Imbiss und einem Allgemeinmediziner. Die aus den 80ziger Jahren bis in die Gegenwart neu entstandenen und relativ großräumigen „Wohngebiete mit niedriger offener Bauweise“ befinden sich entlang der Sackgassen „Rayer Weg“, „Raykoppeln“, „Drümpen“ und „Bargen“, sowie „Schulkoppel“ und „Bokel“. Kleinere Wohnquartiere befinden sich entlang des „Bokeler Weges“, der Straßen „Am Friedhof“, „Huy“ „Am Rondell“ und der „Kurzen Straße“

Aussiedlungen der Inneren Kolonisation: Durch die 2. Innere Kolonisation (vergleiche Historischer Atlas Schleswig-Holstein 1867 bis 1945), die nach dem Reichssiedlungsgesetz zwischen 1919 und 1945 durchgeführt wurde, entstanden auch auf dem Gemeindegebiet landwirtschaftliche Aussiedlungen und Neuansiedlungen auf ehemaligem Unland. Durch den Neubau von Altenteilern besitzen diese Aussiedelungen heute bereits ortsähnliche Strukturen.

Weitere Aussiedlungen wurden während der Flurbereinigung Ende des letzten Jahrhunderts durchgeführt. Hierzu zählen auch die Aussiedlungen im Zeitraum zwischen Innerer Kolonisation und Flurbereinigung.

4.4.6.2 Geschichtliche Entwicklung, Bewertung des Ortsbildes sowie der Siedlungsökologie

Die Gemeinde Hamdorf wird erstmalig in einer Urkunde vom 28. Mai 1285 unter dem Namen „Hammathorp“ erwähnt und gehörte seinerzeit zu den Krongütern zwischen Eider und Schlei. Historischen Überlieferungen zur Folge muss mit Besiedlungsbeginn des Raumes zwischen Eider und Sorge nur ein Dorf vorhanden gewesen sein, so dass Hamdorf - als seine Einwohnerzahl zunahm und Familien aufgrund wachsender Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung der Dorfflur an andere Stellen der Feldmark aussiedelten – einst zum „Mutterdorf“ für die im Eiderknie gelegenen Orte Elsdorf, Westermühlen, Bargstall und Hohn wurde.

Heute zeichnet sich der Siedlungsbereich Hamdorfs durch eine niedrige, offene Wohnbebauung als auch durch Flächen mit gemischter Nutzung ländlicher Prägung aus. Aus ökologischer Sicht ist dieser ländlich geprägte Siedlungsbereich als wertvoll anzusehen, da die unbefestigten Flächen, Knicks und größere Gärten mit altem Baumbestand Lebensräume für eine spezielle Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Sie unterscheiden sich gravierend von denen des städtisch geprägten Raumes und zeichnen sich durch eine hohe Artenvielzahl aus. Insofern stellt der beschriebene Siedlungsraum das wertvollste Artenpotenzial innerhalb der Ortslage dar und ist Ausgangspunkt weiterer planerischer Überlegungen hinsichtlich biotopverbindender Maßnahmen zu anders geprägten Bereichen.

In reinen Wohngebieten mit niedriger offener Bauweise fehlen gegenwärtig jedoch oft Vegetationsstrukturen wie Großbäume oder naturnahe Gehölz- und Staudenpflanzungen. Leider geht der Trend zu pflegeleichten Gärten mit großen Rasenflächen und Koniferenbepflanzungen (derzeit gerne Lebensbaum und Zypressenarten), die den Lebensraum für die heimische Tier- und Vogelwelt erheblich dezimieren.

Unter diesem Aspekt sind besonders die noch verbliebenen erwähnten baumreichen Grundstücke von besonderer ökologischer Bedeutung, da sie Trittsteinbiotope innerhalb einer sonst verarmten Umgebung darstellen. Aus planerischer Sicht repräsentieren sie ein wichtiges

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 55 Erläuterungstext Landschaftsplan

ökologisches Potential, aus dem sich für die verarmten Bereiche Entwicklungsmöglichkeiten ableiten lassen.

Für die Bewertung des Ortsrandes sind die direkt angrenzenden Gebäude und deren Einbindung in die Landschaft von Bedeutung. So wirken beispielsweise große Gebäude weitaus ungünstiger als kleinteilige oder entsprechende Gebäude in ursprünglicher Bauweise unter Verwendung landschaftstypischer Baumaterialien. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Einbindung von Gebäuden in die freie Landschaft; vor allem durch vertikale Vegetationselemente wie Bäume, Knicks usw. Diese führen durch ihre gliedernde Wirkung zur Milderung bzw. optischen Auflösung der streng architektonischen Formen und stellen damit die Übergangszone des Siedlungsbereiches zum landschaftlichen Raum dar.

Die Einbindung der baulichen Anlagen in die Landschaft ist in den Ortsrandlagen von Hamdorf durchaus gegeben. So sorgen insbesondere vorhandene Knicks für ausreichend Vertikalstrukturen.

4.5 Kulturdenkmale und archäologische Denkmale

4.5.1 Kulturdenkmale

Auszüge aus dem DSchG: §1 (1) DSchG Denkmalschutz und Denkmalpflege dienen der Erforschung und Erhaltung von Kulturdenkmälern und Denkmalbereichen. Das Land, die Kreise und die Gemeinden fördern diese Aufgabe.

§1 (2) DSchG Kulturdenkmale sind Sachen, Gruppen von Sachen oder Teile von Sachen vergangener Zeit, deren Erforschung und Erhaltung wegen ihres geschichtlichen, wissenschaftlichen, künstlerischen, städtebaulichen oder die Kulturlandschaft prägenden Wertes im öffentlichen Interesse liegen. Hierzu gehören auch Garten-, Park- und Friedhofsanlagen und andere von Menschen gestaltete Landschaftsteile.

§5 (1) DSchG Kulturdenkmale, die wegen ihres geschichtlichen, wissenschaftlichen, künstlerischen, städtebaulichen oder die Kulturlandschaft prägenden Wertes von besonderer Bedeutung sind, sind in das Denkmalbuch einzutragen. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass gem. §9 (1) DSchG die Instandsetzung, die Veränderung und die Vernichtung eines eingetragenen Kulturdenkmals sowie die Veränderung der Umgebung eines eingetragenen Kulturdenkmals der Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde bedarf.

§5 (2) DSchG Historische Garten- und Parkanlagen sind geschützt. Ihre Beseitigung und Veränderung ist mit Ausnahme von Pflegemaßnahmen unzulässig.

Die Untere Denkmalschutzbehörde weist darauf hin, dass eine vollständige Bestandserfassung der Kulturdenkmale noch aussteht, so dass Kulturdenkmale vorhanden sein können, von denen die Denkmalschutzbehörden keine Kenntnis haben. Dies gilt insbesondere für historische Gärten.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 56 Erläuterungstext Landschaftsplan

Nachrichtlich von der Unteren Denkmalschutzbehörde übernommen, sind für die Gemeinde Hamdorf folgende Kulturdenkmale (Stand 1/2004) zu nennen:

K Kirche K Huy 2 (WoWi) (K = einfaches Kulturdenkmal, nicht im Denkmalbuch eingetragen; WoWi = Wohn- und Wirtschaftsgebäude)

Übersicht der Kulturdenkmale

4.5.2 Archäologische Denkmale

„Archäologische Denkmale sind bewegliche oder unbewegliche Kulturdenkmale, die sich im Boden, in Mooren oder in einem Gewässer befinden oder befanden und aus denen mit archäologischer Methode Kenntnis von der Vergangenheit des Menschen gewonnen werden kann“. Zahlreiche vorgeschichtliche Funde (Steinäxte, Pfeilspitzen) im Gebiet des südlichen Eiderknies lassen auf eine Besiedlung bereits während der Steinzeit schließen. Auch aufgefundene Feuerstellen, Brandgruben, ein Urnenfriedhof (jüngere Bronze- und Eisenzeit) und zwei Megalithgräber deuten auf eine frühe Besiedlung hin. 1952 wurde ein gut erhaltenes Riesensteingrab bei Hamdorf (lediglich die Decksteine waren bereits 1860 für Bauzwecke entwendet worden) im Rahmen einer vor- und frühgeschichtlichen Landesaufnahme untersucht. Die Arbeiten mussten jedoch vorzeitig aufgrund des starken Eindringens von Grundwasser eingestellt werden, so dass bislang keine Funde gemacht werden konnten. Ein weiteres Großsteingrab in der Gemarkung Hamdorf bei Wittenbergen konnte 1838 (kurz vor seiner Zerstörung) dokumentiert werden. Seine Rekonstruktion gleicht dem oben beschriebenen Hamdorfer Grab.

Als 1976 im Zuge von Ausbauarbeiten der B 203 eine Kiesgrube südöstlich der Ausbauhöfe Hamdorf-Kamp angelegt wurde, kamen an der Kiesgrubenwand Brandstellen zum Vorschein.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 57 Erläuterungstext Landschaftsplan

Untersuchungen des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte ergaben, dass es sich um ehemalige Back-, Brennöfen und Meilergruben handelt, die, wie ähnliche Funde nur 500 m südlich, von einer Siedlungsstelle der jüngeren Steinzeit stammen.

Nach Auskunft des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holsteins sind für den Landschaftsplan Hamdorf folgende archäologische Denkmäler relevant und bei künftigen Entwicklungen und Maßnahmen zu berücksichtigen:

• Unter Punkt 1 (s. Karte der archäologischen Denkmäler) wurde eine Burg eingemessen, die bislang jedoch noch nicht endgültig bestätigt werden konnte. Es könnte sich hierbei auch um einfache Strandwälle handeln.

• Eine Besonderheit scheint die Aufschüttung am Eiderknie zu sein. Die vergleichbare Erhebung auf der gegenüberliegenden Eiderseite ist bereits in Karten von 1870 verzeichnet. Dipl. Ing. Armin Marx vom Archäologischen Landesamt hält diese archäologische Begebenheit für einen alten Eiderzoll (Punkt 2, s. Karte der archäologischen Denkmale), wo mit einer Kette der Fluss gesperrt werden konnte.

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• Ein anschauliches Beispiel für den Kanalbau stellt ein Durchstich mit Deichen dar, der schon aus der Varendorff`schen Karte (1789-1796) ersichtlich wird (Punkt 3, s. Karte der archäologischen Denkmale) .

• Im Nordwesten der Gemeinde existiert ebenfalls ein alter Deich, der beim Kanalbau durchstochen wurde (Punkt 8, s. Karte der archäologischen Denkmale). In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass sämtliche Eiderdeiche als Kulturgut gelten (Punkt 5, s. Karte der archäologischen Denkmale).

Als fünfte Besonderheit sind drei Grabhügelreste (Punkt 7 nördlich des Eiderknies, s. Karte der archäologischen Denkmale) zu nennen. Sie stammen aus der Zeit, als die Tide noch nicht ins Binnenland vordrangen. Heute liegen sie im Eidertalraum und sind nur noch schwach als Hügel zu erkennen. Aufgrund dieser besonderen geologischen Situation sollte die Eiderniederung auch weiterhin archäologisch beobachtet werden.

Weitere Siedlungshinweise werden aus der Karte der archäologischen Denkmale unter der Nummer 6 ersichtlich. Grabhügelreste sind unter Punkt 7 verzeichnet. Nummer 4 stellt einen Bohlenweg dar.

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Karte: Archäologischen Denkmale

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 60 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.6 Schutzgut Pflanzen- und Tierwelt

In Anlehnung an den §1 (1) Nr. 3 BNatSchG ist es Ziel der Landschaftsplanung, gefährdete und seltene einheimische Arten und Lebensgemeinschaften in besiedelten und unbesiedelten Bereichen zu schützen und darüber hinaus alle übrigen einheimischen Arten und Lebensgemeinschaften in ihrem funktionalen Zusammenhang und unter dem Gesichtspunkt der Vielfalt, insbesondere in stark überformten und intensiv genutzten Räumen zu entwickeln.

4.6.1 Potenziell natürliche Vegetation

„Als potenziell natürliche Vegetation sind Pflanzengesellschaften zu verstehen, die sich unter den heutigen Standortbedingungen auf der Grundlage des derzeitigen regionalen Wildpflanzenbestandes einstellen würden, wenn jede menschliche Einflussnahme unterbliebe.“ (LRP, 1998, S. 27 )

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Im Vergleich zur realen Vegetation zeigt sich, dass nur noch kleine Restflächen entsprechend der potenziell natürlichen Vegetation bedeckt sind. Im Gemeindegebiet lassen sich grob die im Folgenden aufgeführten potenziellen Pflanzengesellschaften unterscheiden:

Die Gemeinde Hamdorf unterteilt sich in zwei dominante und vier weniger flächig ausgebildete Vegetationskomplexe. Bei den „grün“ gekennzeichneten Bereichen handelt es sich um große Bereiche des knickreichen Agrarraumes zwischen Hamdorf Weide und Kamp im Westen, der B 203 beziehungsweise des westlichen Siedlungsrandes im Osten und, der Schindelstraße (Richtung Sandknöll) im Süden. In diesen Abschnitten würde sich der feuchte Birken-Stieleichenwald, stellenweise mit Erle einstellen. Bei den „rot“ gekennzeichneten Bereichen handelt es sich um die Eiderniederung südwestlich (bis Wittenbergen) und nordöstlich der L 126 und die großen Feuchtgrünlandbereiche südlich der Bargstaller Au. Diese Abschnitte würden sich zu einem Erlen-Eschenwald, stellenweise Erlenbruchwald entwickeln. Bei dem „blau“ gekennzeichneten Bereich handelt es sich um den Bauernwald mit den westlich angrenzenden Flächen. Hier würde sich ohne Einflussnahme des Menschen, ein Flattergras-Buchenwald im Wechsel mit einem Eschen-Buchenwald aufbauen. Bei den violett dargestellten Bereichen handelt es sich um die intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen des Hamdorfer Kooges (zwischen Eider und Prinzenmoor), die vom Rohrglanzgras-Eichen-Eschenwald geprägt werden würden. Bei der gelb schraffierten Fläche handelt es sich um den Siedlungsbereich und einem schmalen, die Ortslage umschließenden Bandes landwirtschaftlicher Nutzflächen. Bei den schwarz gekennzeichneten handelt es sich um das Prinzen- und Ostermoor und Teile des Hamdorfer Kooges. Hier haben sich (bis auf den Hamdorfer Koog) die Pflanzengesellschaften des Hochmoor- Vegetationskomplexes halten können.

4.6.2 Bestandserfassung der realen Vegetation und Bewertung

Die reale Vegetation bezeichnet die aus der Wechselwirkung zwischen Standortpotenzial und Tätigkeit des Menschen hervorgegangene derzeitige Zusammensetzung der Pflanzenwelt. Durch die Besiedelung und die damit verbundene Erschließung und Bebauung sowie Bewirtschaftung von Flächen wurde die ehemalige Wald- und Moorlandschaft stark überformt und zu einer Kulturlandschaft mit hohem Acker- und Grünlandanteil degradiert.

Um einen Überblick über das ökologische Potenzial zu erhalten, wurde im Rahmen dieses Landschaftsplanes eine flächendeckende Biotoptypenkartierung einschließlich des Siedlungsraumes während der Jahre 2002 und 2003 durchgeführt. Diese Kartierung bildet die Grundlage einer Bewertung nach landschaftsökologischen Gesichtspunkten, anhand derer die verschiedenen Biotoptypen nach ihrem Zustand, dem Arteninventar, ihrer Seltenheit und ihrer Nicht-Ersetzbarkeit ihre Beurteilung finden. In die Beurteilung fließen sowohl heute bereits vorhandene Nutzungskonflikte als auch die potentielle Bedeutung einer Fläche (bei ent- sprechender Entwicklung) ein.

4.6.2.1 Beschreibung der prägenden Lebensräume bzw. Biotoptypen

In der Ökologie wird das Biotop als „Lebensraum einer Biozönose von bestimmter Mindestgröße und einheitlicher Struktur gegenüber seiner Umgebung abgrenzbaren Beschaffenheit “ definiert (Tischler, 1979).

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 62 Erläuterungstext Landschaftsplan

Nachfolgend beschriebene Biotoptypen finden sich im Gemeindegebiet. Stehen diese nach § 25 LNatSchG unter Schutz, sind auch Pflegemaßnahmen durch die Untere Naturschutzbehörde zu genehmigen.

4.6.2.1.1 Wälder, Gebüsche und Kleingehölze

Gem. § 2 LWaldG ist Wald jede mit Forstpflanzen (Waldbaum- und Waldstraucharten) bestockte Grundfläche. Größenangaben werden vom LWaldG nicht getroffen. Waldflächen sind aufgrund Ihrer Artenfülle und einer gewissen Größe eigenständige Ökosysteme mit einem eigenen Klima. Das faunistische Arteninventar und die Besiedelungsdichte sind abhängig von der Waldart und der Strukturvielfalt innerhalb der Waldfläche. Hierbei sind das Alter, die „Waldhygiene“, die Mischung unterschiedlicher Altersstrukturen und Arten sowie das Vorkommen unterschiedlicher Strukturen wie z.B. offene, trockene Lichtungen, Tümpel offene Sandflächen, Fließgewässer usw., die beeinflussenden Faktoren. Das Klimaxstadium (Endstufe der Sukzession) der meisten Böden und Standorte in unseren Breiten ist der Wald, meist ein Buchenwald. Nur auf Extremstandorten wie Gebirgen, Gewässern, Mooren und an der Küste gibt es keine Waldbedeckung. Auch heute noch sind über 30% der Fläche Mitteleuropas mit Wäldern oder Forsten bedeckt.

Dennoch gibt es in Schleswig-Holstein, bedingt durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren, nur noch wenige zusammenhängende, naturnahe Waldflächen. Der Waldanteil im Kreis Rendsburg-Eckernförde liegt mit 10,0 Prozent etwas über dem Landesdurchschnitt von 9,67 Prozent, ist aber verhältnismäßig gering. Mit einem Waldanteil von knapp 3% der Gemeindefläche liegt Hamdorf weit unter dem Landesdurchschnitt. Die potenzielle, natürlich vorkommende Vegetation, die sich hierzulande meist als Wald zeigte, ist weiträumig verdrängt worden. Die Waldflächen in der Gemeinde Hamdorf sind aufgrund der Historie der Landschaft bis auf wenige und groß teils auch nur sehr kleine Restwaldflächen untergeordnet vertreten. So kommen lediglich der Flattergras-Buchenwald in Übergängen oder im Wechsel mit Eschen- Buchenwald an der nördlichen Gemeindegebietsgrenze (Bauernwald) und der Birkenbruchwald des Hochmoorkomplexes (Prinzenmoor und Ostermoor) großflächig vor. Daneben gibt es noch kleinere Erlenbruchwaldrudimente.

Erlenbruchwald , WBe Diese Standorte sind durch oberflächennahes Grundwasser geprägt. Überschwemmungen erfolgen in der Regel nur im zeitigen Frühjahr und der Boden bleibt lange feucht. Echte Bruchwälder stehen auf 20 – 30 cm mächtigem Bruchwaldtorf. Viele werden als Stockausschlagswälder genutzt, weil die Erlen auf den nassen Standorten als voll ausgebildete Bäume bei stärkeren Winden umfallen würden. Dieses verlangt eine besondere Bewirtschaftungsform, die ähnlich, wie bei Knicks, ein regelmäßiges "auf den Stock setzen" erfordert. Bruchwälder sind nach dem Landesnaturschutzgesetz § 25 und dem Landeswaldgesetz geschützt. Kennzeichnende Pflanzenarten für einen Erlenbruchwald sind neben der Schwarzerle (Alnus glutinosa) auch die Moorbirke, (Betula pubescens), die Esche (Fraxinus excelsior) der Gelbweiderich (Lysmachis vulgaris) und über 80 weitere Arten (Vergl. PASSARGE 1964).

Im Gemeindegebiet sind von dieser, in Schleswig-Holstein selten vorkommenden Waldform nur drei Rudimente bekannt (südöstlicher Rand des Ostermoores, parallel der ehemaligen Fischteichanlage südwestlich Stierrade und südlich des Verbandsgewässers 20.22.00 (Geotop 9.3) bekannt.

Weidenfeuchtgebüsche, WBw Als Weidenfeuchtgebüsch sind die Biotope gekennzeichnet, die einen hohen Anteil an Weiden (Salix spec.) aufweisen. Diese feuchten Standorte sind meist verlandende Tümpel

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 63 Erläuterungstext Landschaftsplan oder Gräben, die nicht geräumt und unterhalten werden. Zusätzlich weisen diese Lebensräume eine vielfältige Staudenflur auf. Oft vorkommende Pflanzen sind weiterhin: Schwarzerlen, Geißblatt und Stauden der artenreichen Nasswiesen. Diese feuchten Standorte sind im Gemeindegebiet meist verlandete Tümpel oder Gräben, die nicht geräumt und unterhalten werden. Die Beseitigung des Biotoptyps bedarf einer Prüfung durch die zuständige Forstbehörde.

Laubwälder (WFl) mit kleinen Laubmischwaldbereichen (WFm) Laub- und Mischwälder stehen nach dem LWaldG unter Schutz.

Bei den Laubwäldern werden der Eichen-Hainbuchenwald (WNc), der Eichenkratt (WNq), sonstige Laubwälder feuchter bis nasser Standorte (WFp), sonstige Niederwälder (WNn) und sonstige Laubwälder feuchter bis trockener Standorte zusammengefasst und unter WFl dargestellt. Bei Laubwaldaufforstungen werden auch heute noch in vielen Fällen nicht heimische Baumarten verwendet. Hierzu zählt die Rot-Eiche ( Quercus rubra aus dem östlichen Nordamerika). Der Anteil heimischer Hölzer überwiegt aber in der Regel. Gepflanzt werden Rotbuchen, Stiel-Eichen, Eberesche, Berg- und Spitz-Ahorn u.a.. Je nach Pflegemaßnahmen und Wildverbiss können sich auch naturnahe Wälder entwickeln, die als wertvolle Biotope einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt zur Heimat werden können. Bei dem im Nordosten der Gemeinde liegenden Bauernwald handelt es sich zwar um einen Mischwald, sein überwiegender Laubholzanteil ist jedoch eher dem des Eichen-Buchen- Waldes zuzuordnen. Auf schwach bewegtem Gelände finden sich zahlreiche feuchte Stellen mit Schwarzerlen, Rotbuchen und Stieleichen mit bis zu 1,5 m Umfang - größtenteils aber jünger -, teils ohne, teils mit recht dichter Krautschicht (Scharbockskraut, Buschwindröschen usw.).

Des weiteren findet man unter anderem noch kleinere Waldflächen entlang der Straße Osterholzkoppel, zw. Osterkoppel und Stierrade, nördlich Scheidekoppel, südlich der Kläranlage, südlich des Weider Weges)

Nadelwälder, (WFn) Nadelwälder stehen nach dem LWaldG unter Schutz.

Im Gemeindegebiet befinden sich Nadelwaldflächen in dem bereits beschriebenen dem Bauernwald. Weiterhin befinden sich eine kleinere, nicht standortnah bepflanzte Nadelwaldflächen westlich Hamdorf Weide und nördlich der B 203 und südlich der Straße Hamdorf Kamp, hierbei handelt es sich um ca. 10 bis 30 Jahre altes Fichtenstangenholz.

4.6.2.1.2 Gehölze und sonstige Baumstrukturen

Knicks und Feldhecken (HW und HF) Die Wallhecken, in Schleswig-Holstein als „Knicks“ bezeichnet, wurden vor 150-200 Jahren von den Landwirten als Schutz der Agrarflächen vor Winderosion angelegt, weil das Land vollständig abgeholzt war. Gleichzeitig fungierten sie als Flurstücksgrenzen, die die Besitztümer gegeneinander abgrenzten. In unserem Bundesland sind sie prägende Landschaftsbestandteile und deshalb seit 1982 unter Schutz gestellt (LPflegG vom 19.11.1982). Knicks stehen nach § 25 (3) LNatSchG unter Schutz . „Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung von Knicks führen können sind verboten.“ Im Zuge der Flurbereinigung, die mancherorts erst in den letzten Jahren abgeschlossen wurde, verschwanden mehr als ein Drittel aller Knicks.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 64 Erläuterungstext Landschaftsplan

Nach heutiger Auslegung der Gesetze sind Knicks (einschließlich ihrer gesamten Vegetation) sowie zum selben Zweck angelegte ein- oder mehrreihige Gehölzstreifen zu ebener Erde geschützt. Für Knickverschiebungen und –rodungen sind in Anlehnung an den mit Datum vom 05.09.2005 aufgehobenen Knickerlass Ausgleichsmaßnahmen im Verhältnis von 1:1,5 bis 1:2 und bei Redderbeseitigungen im Verhältnis von 1:3 notwendig. Knicks bieten einen charakteristischen Lebensraum für eine artenreiche Ausbildung der Fauna und Flora und wirken weit in die ansonsten meist ausgeräumte, monotone Landschaft hinein. Mit Süd- und Nord- bzw. West- und Ostexposition schafft ein Knick sonnige und schattige Standorte auf engem Raum, mit entsprechenden Kleinklimaten (warm und trocken, wie auch feucht und kühl). Durch ihre linearen Strukturen stellen Knicks ein Biotopverbundsystem von hoher ökologischer Bedeutung dar. Knicks sollten alle 10-15 Jahre abschnittsweise mit Erhalt einiger Überhälter auf den Stock gesetzt (geknickt) werden, damit ihr Aufbau mit den einhergehenden positiven Auswirkungen auf den Naturhaushalt erhalten bleibt.

Die Wallhecken in Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung werden häufig durch Pflügen im Knickfußbereich oder durch Abzäunen im Knickwall und dadurch entstehende Fraßschäden an den Pflanzen eingeengt und beschädigt. Dadurch konnte sich der Weiden-Spierstrauch oder auch Teebusch genannt (Spirea salicifolia) - vielfach von Landwirten angepflanzt - stark ausbreiten. Als nichtheimische Pflanze kann sie nicht die vielfältigen ökologischen Funktionen übernehmen, die von der heimischen Flora geboten wird, zumal sie äußerst konkurrenzstark ist und daher meist in Reinbeständen vorkommt. Deshalb gelten diese Knicks als nur geringwertig.

Abgesehen von den knicklosen Niederungsbereichen der Eider, ist das Knicksystem im Gemeindegebiet an einigen Stellen noch gut bis sehr gut ausgeprägt. Dennoch sind im Laufe der Jahre viele der Strukturen verschwunden oder aufgrund mangelnder Pflege in weniger gutem Zustand. Wie oben erwähnt, konnte sich der Weiden-Spierstrauch auch im Hamdorfer Gemeindegebiet stellenweise stark verbreiten. Der Großteil der Knicks in Hamdorf sind der Klassifizierung II (mittlere Wertigkeit) zuzuordnen (siehe nachfolgende Knickklassifizierung).

Aufbau Gehölzanordnung Gehölzbestand Qualit. Bewertung Klassifizierg. 1 ebenerdig 1 einreihig 1 spärlich 1 eine Gehölzart präg. KL.III 2 degrad.Wall 2 zweireihig 2 lückig 2 wenige Arten präg. KL.II 3 stabiler Wall 3 mehrreihig 3 dicht 3 bunter Knick KL.I

Redder (HWr) Für Redder gelten die gleichen Beschreibungen wie für die Knicks. Bei Reddern handelt es sich um doppelreihige Wallhecken, deren ökologische Wertigkeit noch höher ist als bei den oben beschriebenen Knicks. Sie befinden sich typischerweise entlang von Wegen und sind umso wertvoller für Natur und Mensch, je schmaler und seltener benutzt die Wege sind. Redder stehen nach § 25 (3) LNatSchG unter Schutz . Die im Gemeindegebiet befindlichen Redder beschränken sich weitestgehend auf den Geestbereich. Sie sind in einen guten bis sehr guten Zustand. Hervorzuheben sind einige Redder, die sich an aufgegebenen Wegen und Wegabschnitten befinden. Diese sind

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 65 Erläuterungstext Landschaftsplan mittlerweile so zugewachsen, dass der alte Weg nicht mehr begehbar ist und sich "lineare Waldstrukturen" gebildet haben.

Feldgehölze (HGy) Feldgehölze können aufgrund ihrer inselartigen Lage in der Landschaft (Agrarlandschaft) als Trittsteinbiotope wirken. Sie bestehen in ihrem Kern in der Regel aus Bäumen 1. und 2. Ordnung. Nach außen gehen sie in eine Strauch- und Saumzone über. Viele Feldgehölze sind Rudimente der ehemals zusammenhängenden Waldbedeckung und haben ihren Standort meistens dort, wo sie als wenig störend für die ökonomische landwirtschaftliche Nutzung darstellen. Feldgehölze sind durch die landwirtschaftliche Nutzung jedoch in ihrem Bestand und ökologischen Wertigkeit bedroht. Feldgehölze bieten aufgrund ihrer unterschiedlichen Zonierung einer Vielzahl unterschiedlich lebender Tierarten einen Lebens – oder Teillebensraum (Nist- , Brut- und Schlafplatz, Ansitze, Deckung, Äsungsfläche, Winterquartier usw.). Auch Feldgehölze bedürfen, ähnlich der Knicks, der Pflege (Verjüngung). Die Beseitigung des Biotoptyps bedarf einer Prüfung durch die zuständige Forstbehörde.

Ortsbildprägende oder landschaftsbestimmende Einzelbäume, Baumgruppen oder Baumreihen(HGb/HGr/HGa) Einzeln stehenden Bäumen fehlt die Anbindung an ähnliche Biotope, insbesondere, wenn um sie herum weitflächige Monokulturen angeordnet sind. Sie dienen dem Menschen und eventuell auch Tieren zur Orientierung in der Landschaft. Weiterhin fungieren sie als „Trittsteine“, die Tieren beim Durchqueren der Felder und Äcker Deckung bieten. Diese Form der Gehölzstruktur kommt in freier Landschaft des Gemeindegebiets, wie der Erfassung zu entnehmen ist, nur ganz vereinzelt vor.

Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Definition des „ortsbildprägenden Baumes“ nicht vorliegt, wird in Anlehnung an die Definition des „landschaftsbestimmenden Baumes“ des mit Datum vom 5. September 2005 aufgehobenen „Erlasses des Ministeriums für Umwelt, Natur und Forsten vom 30.08.1996, X 350-5315.0“ - Knickerlass – versucht, Kriterien die der Einstufung „landschaftsbestimmend“ genügen, auch auf die Bäume im Innenbereich/Siedlungsbereich zu übertragen.

Definition gem. o. a. Knickerlass lautet wie folgt: Einzelbäume oder Baumgruppen sind dann landschaftsbestimmend, wenn deren Entfernen als Lücke und nachhaltiger Verlust für das Landschaftsbild empfunden würde. Mindestens gelten Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 2 m, gemessen in 1 m Höhe oder Baumgruppen mit entsprechendem Habitus als landschaftsbstimmend.

Wie man der Definition entnehmen kann, unterliegt die Einschätzung ob ein Baum landschaftsbestimmend/ortsbildprägend ist, der subjektiven Betrachtungsweise des Einzelnen, hier: des Planverfassers. Zur Aufnahme/Bestandserfassung in nachfolgende Tabellen bzw. den Planteil/Bestandsplan ist zu sagen, dass in Form, Größe, Stammumfang vergleichbare Bäume teilweise unterschiedlich hinsichtlich ihres Status „landschaftsbestimmend/ortsbildprägend“ bewertet wurden. So wurde beispielsweise ein/e Baum/Baumreihe, der/die aufgrund seiner/ihrer optischen Wirkung (vergleichsweise geringer Stammumfang, Kronendurchmesser und geringe Höhe) innerhalb eines punktuell-vertikal strukturarmen Ortsteiles/Straßenzuges aufgenommen, der/die innerhalb baumreicher Ortsteile/Straßenzüge jedoch vernachlässigt wurde/n.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 66 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landschafts- und ortsbildprägende Einzelbäume, Baumgruppen und –reihen, Alleen (Bestandserfassung vom 25.09.2007 Baum- Bot. Name Dt. Name StU (cm) Kronen-ø Bemerkungen Nr. (m) 1 Fagus sylvatica Rotbuche 250 20 Kronenschäden 2 Quercus robur Dt. Stieleiche 300 20 3 Aesculus Roßkastanie 210 + 185 25 doppelstämmig hippocastanum 4 Quercus robur Dt. Stieleiche 250 + 250 25 doppelstämmig 5 Populus tremula Zitterpappel 250 20 Totholz 6 Quercus robur Dt. Stieleiche 375 30 Totholz 7 Dreiergruppe Dt. Stieleiche 185/215/250 15/18/20 Quercus robur 8 Quercus robur Dt. Stieleiche 280 30 9 Baumgruppe Fagus sylvatica, Rotbuche 185 - 250 ~ 10 St 10 Allee entlang der L 129 Fraxinus excelsior Gemeine Esche 60 – 90 4 St Ulmus Feldulme 180 – 210 carpinifolia 3 St Fraxinus Gemeine Esche 125 excelsior 11 Ulmus glabra Bergulme 360 20 12 Bunte Baumgruppe Dt. Stieleiche, Quercus robur, Winterlinde, 95 - 190 10 - 20 Tilia cordata, Gemeine Esche, Fraxinus excelsior, Bergahorn Acer pseudoplatanus 13 Fagus sylvatica Rotbuche 390 25 doppelstämmig, aufgeastet 14 Baumreihe 12 St Fraxinus Gemeine Esche 95 - 250 10 - 20 excelsior 15 Fagus sylvatica Rotbuche 220 25 Vitalitätsverlust 16 Tilia cordata Winterlinde 235 13 17 Baumgruppe Dt. Stieleiche 95 - 250 8 - 15 Quercus robur 18 Baumgruppe Dt. Stieleiche 125 - 190 10 - 15 5 St Quercus robur 19 Quercus robur Dt. Stieleiche 220 20 20 Baumreihe Dt. Stieleiche 160 8 - 12 überweidet Quercus robur

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 67 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landschafts- und ortsbildprägende Einzelbäume, Baumgruppen und –reihen, Alleen (Bestandserfassung vom 25.09.2007 Baum- Bot. Name Dt. Name StU (cm) Kronen-ø Bemerkungen Nr. (m) 21 Quercus robur Dt. Stieleiche 125 + 125 + 15 dreistämmig 95 22 Quercus robur Dt. Stieleiche 250 15 23 Aesculus Roßkastanie 300 20 hippocastanum 24 Aesculus Roßkastanie 250 15 hippocastanum 25 Baumreihe/Allee Gemeine Esche 125 - 250 10 - 20 Fraxinus excelsior 26 Fagus sylvatica Blutbuche 300 20 purpurea 27 Aesculus Roßkastanie 250 12 hippocastanum 28 Aesculus Roßkastanie 250 12 hippocastanum 29 Aesculus Roßkastanie 250 18 hippocastanum 30 Aesculus Roßkastanie 185 + 185 15 hippocastanum 31 Quercus robur Dt. Stieleiche 300 30 Stammschäden 32 Baumgruppe Dt. Stieleiche 150 - 220 10 - 18 Quercus robur 33 Aesculus Roßkastanie 230 15 hippocastanum 34 Quercus robur Dt. Stieleiche 260 20 35 Tilia cordata Winterlinde 150 + 150 + 30 Totholz 125 36 Quercus robur Dt. Stieleiche 220 15 37 Quercus robur Dt. Stieleiche 300 30 38 Fagus sylvatica Rotbuche 300 20 39 Baumreihe 4 St Quercus robur Dt. Stieleiche 125 – 250 8 - 15 5 St Fagus sylvatica Rotbuche 40 Tilia platiphyllos Sommerlinde 250 + 250 30 doppelstämmig 41 Baumgruppe 2 St Aesculus Roßkastanie 220/150 15 - 20 hippocastanum 42 Fagus sylvatica Rotbuche 290 18 43 Tilia cordata Winterlinde 280 15 44 Baumgruppe 60 - 150 29 St Quercus Säuleneiche robur “Fastigiata”

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 68 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landschafts- und ortsbildprägende Einzelbäume, Baumgruppen und –reihen, Alleen (Bestandserfassung vom 25.09.2007 Baum- Bot. Name Dt. Name StU (cm) Kronen-ø Bemerkungen Nr. (m) 45 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand 46 4 St Tilia platiphyllos Sommerlinde 250 5 Kopflinden 47 2 St Tilia cordata Winterlinde 210 12 48 Aesculus Roßkastanie 300 30 hippocastanum 49 Quercus robur Dt. Stieleiche 250 20 50 Quercus robur Dt. Stieleiche 300 25 51 Ulmus glabra Bergulme 330 30 52 Fagus sylvatica Rotbuche 180 + 120 12 Doppelstämmig, aufgeastet, Schnittfehler 53 Baumreihe Winterlinde 100 - 150 10 - 15 6 St Tilia cordata 54 Baumgruppe Aufgeastet, Aesculus Roßkastanie 180 + 250 12 Schnittfehler hippocastanum 55 Tilia cordata Winterlinde 250 12 Schnittfehler 56 Quercus robur Dt. Stieleiche 280 11 einseitige lichte Krone 57 Aesculus Roßkastanie 230 15 hippocastanum 58 Quercus robur Dt. Stieleiche 300 30 59 Acer Bergahorn 240 25 pseudoplatanus 60 Baumgruppe Tilia cordata Winterlinde 250 + 250 25 doppelstämmig Quercus robur Dt. Stieleiche 180 12 2 St Acer Bergahorn 120 - 250 8 - 18 pseudoplatanus 61 Fagus sylvatica Rotbuche 450 25 62 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand 63 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand 64 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand 65 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 69 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landschafts- und ortsbildprägende Einzelbäume, Baumgruppen und –reihen, Alleen (Bestandserfassung vom 25.09.2007 Baum- Bot. Name Dt. Name StU (cm) Kronen-ø Bemerkungen Nr. (m) 66 Grundstück mit ortsbildprägendem Baumbestand 67 Quercus robur Dt. Stieleiche 360 + 270 30 doppelstämmig 68 Grundstück mit landschaftsbestimmendem Baumbestand 69 Grundstück mit landschaftsbestimmendem Baumbestand 70 Quercus robur Dt. Stieleiche 280 20 71 Baumreihe 4 St Quercus robur Dt. Stieleiche 90 - 250 4 St Fagus sylvatica Rotbuche 30 - 150 72 Baumgruppe Quercus robur Dt. Stieleiche 250 - 300 20 - 25

Baumreihe (HGr)/Allee (HGa) Einseitige Baumreihen und Alleen übernehmen wie die Knicks, Feldhecken und Gehölzstreifen eine biotopverbindende Funktion. Sie bieten Nist- und Brutplätze, Fluchtstätten, Ansitze für Greifvögel, Nahrungsquellen, Wind- und Lärmschutz und Standorte für Saum- und Schattenpflanzen. Für den Menschen sind neben den räumlich gliedernden und gestalterischen Funktionen die emotionalen Auswirkungen von großer Bedeutung. Die Alleen sind gem. § 25 (1) Nr. 8 NatSchG geschützt.

Streuobstwiese (HGo) Streuobstwiesen entstanden aus einer altertümlichen Bewirtschaftungsform, die mehrere Nutzungen an einem Standort zuließen. Als erstes konnte ein Obstertrag, der meistens zur Mostherstellung genutzt wurde, erwirtschaftet werden. Dann konnte auf den Wiesen, die häufig als Scherweiden genutzt wurden, im Frühjahr und im Herbst das Vieh weiden und im Sommer zusätzlich ein Heuschnitt durchgeführt werden. Im Herbst wurde dann das herabgefallene Laub zusammengekehrt und als Einstreu in den Ställen genutzt. Diese Einstreu wurde dann als Dünger auf die Äcker gebracht. Durch diese Nährstoffumverteilung sind unter anderem die Esch- Böden entstanden. Durch die Kombination von "Obstwald" und nährstoffarmer Wiese ist dieser Standort bei richtiger Nutzung als sehr wertvoll einzustufen. Vor allem Vögel und Insekten, aber auch Niederwild nutzen diese Flächen. Eine initiale Streuobstwiese befindet sich im Gemeindegebiet nördlich der B 203 an der westlichen Gemeindegebietsgrenze.

Fließgewässer begleitender Gehölzsaum (HGf) Gehölzsäume stellen ein wichtiges Element des Biotoptyps „Fließgewässer“ dar. Meist bestehen Fließgewässer begleitende Gehölzsäume aus Erlen und Erlengruppen. Diese Baumart bietet den Vorteil, mit ihrem Wurzelsystem den Uferbereich gut gegen Erosion zu schützen. Die Wurzeln von Erlen reichen im Gegensatz zu den ebenfalls am Wasser wachsenden Eschen, Weiden und Pappeln bis unter das Niveau des Wasserspiegels und halten den Baum selbst bei Unterspülung des Wurzelwerkes.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 70 Erläuterungstext Landschaftsplan

Gehölzsäume beschatten das Fließgewässer, so dass die Temperatur und der Sauerstoffgehalt einen ausgeglicheneren Verlauf aufzeigen. Gleichzeitig wird das Pflanzenwachstum bei Beschattung eingeschränkt. Im Gemeindegebiet sind nur wenige Gehölzsäume zu finden – abschnittsweise entlang der Eider. Die Gräben (Verbandsgewässer) unterliegen Unterhaltungspflegemaßnahmen, die sich sehr negativ auf die Bildung von Gehölzsäumen auswirken. Fließgewässerbegleitende natürliche oder naturnahe Gehölzsäume sind gem. § 25 (1) Nr. 1 geschützt.

4.6.2.1.3 Fließgewässer Ausgebauter Fluss (FFx, bedingt FFn), ausgebauter Bach (FBx) Natürliche und naturnahe Fließgewässer sind gem. § 25 (1) Nr. 1 LNatSchG geschützte Biotope.

Fließgewässer sind komplexe Ökosysteme mit unterschiedlichen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften. Wasserkörper und Gewässerbett (aquatischer Bereich), Wasserwechselzone (amphibischer Bereich) wie Röhricht und vom Gewässer beeinflusstes Umland (terrestrischer Bereich) wie Nasswiesen werden jeweils durch spezifische Faktoren geprägt und weisen dementsprechend charakteristische Lebensgemeinschaften auf.

Besonders kennzeichnend für Fließgewässer sind die Strömungsverhältnisse und der damit verbundene ständige Wasseraustausch. Grundlegend verschieden sind d ie Lebensbedingungen im bewegten Wasserkörper einerseits und im Gewässerbett andererseits. Wasserkörper, Gewässerbett, Uferbereich und Umland bilden ein kompliziertes Wirkungsgefüge, das die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt bestimmt.

Die meisten Tierarten im Wasser benötigen eine relativ feste Unterlage als Lebensraum, um sich beispielsweise anzuheften. Die überwiegende Zahl der Pflanzen benötigt ebenfalls festen Untergrund als Standort und beleben somit meist den amphibischen und terrestrischen Bereich. Nur Algen und wenige Gefäßpflanzen haben sich auf das Leben im und auf dem Wasser eingestellt (z.B. Seerosen).

Die Fließgeschwindigkeit der Fließgewässer ist aufgrund der geringen Reliefenergie der Landschaft nur sehr langsam. Ein weiterer Effekt der geringen Fließgeschwindigkeit sind die stabilen Uferausbildungen mit deren teilweise sehr artenreichem Bewuchs. Hier können sich u.a. folgende Arten einstellen:

Mädesüß (Filipendula ulmaria) Flutender Schwaden (Glyzeria maxima) Wasser-Minze (Mentha aquatica) Wasserdost (Eupathorium cannabium) Echter Baldrian (Valeriana officinalis) Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea)

Probleme ergeben sich dort, wo die Uferbereiche nicht von Viehweiden abgezäunt sind. Dort kommt es zu Vertrittschäden und damit einhergehenden Bodenerosionen. Weiterhin hat der Düngereintrag auf Äckern und Grünländereien bis an das Ufer, negative Einflüsse auf die Wasserqualität sowie auf Flora und Fauna. Steile Uferböschungen als auch eine instabile Sohle, die im regelmäßigen Ausräumen der Gewässer begründet sind, wirken sich ebenfalls negativ auf Flora, Fauna und den Naturhaushalt aus. Fließgewässer stellen als lineare Elemente wichtige Verbundachsen dar. Die im Gemeindegebiet vorkommenden Fließgewässer sind die Eider (FFx/FBn) und die Bargstaller Au (FBx) Die „Eider“ ist ein Gewässer erster Ordnung und unterliegt dem Schutz des § 26 LNatSchG. Sie ist ein breiter, fast stehender Fluss, der die Gemeinde im Westen, Süden und Osten begrenzt

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 71 Erläuterungstext Landschaftsplan und von Deichanlagen umschlossen wird. Abschnittsweise sind die Deichfußbereiche mit Gehölzen bewachsen. Vereinzelt treten Röhrichtstreifen auf.

Nordwestlicher Eiderabschnitt auf Höhe des Mündungsbereichs der Bargstaller Au

Die an der nördlichen Gemeindegebietsgrenze fließende „Bargstaller Au“ ist ein technisch ausgebauter Bachabschnitt ohne Gewässersaum.

Bargstaller Au

Gräben (FG) Gräben, die sich durch eine hohe Arten- und Strukturvielfalt auszeichnen, dienen in ausgeräumten, ehemals feuchten Landschaften als Rückzugsraum und Vernetzung- selemente.

Hamdorf verfügt über ein ausgedehntes Grabensystem, dass die Entwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen gewährleisten soll. Da die Gräben ohne Gehölzbewuchs und Saumstreifen ausgebildet sind, unterliegen sie einer starken Verkrautung

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 72 Erläuterungstext Landschaftsplan mit nitrophilen Pflanzen. Folglich wird dieser Lebensraum durch intensive Pflegemaßnahmen gestört.

Die Gräben stellen durch ihre räumliche Verknüpfung mit der Eider eine wichtige Verbindungsstruktur auf örtlicher Ebene dar, die durch einen standortgerechten Gehölzbewuchs und dem daraus resultierendem reduzierten Pflegeaufwand, zu einer Bereicherung der Landschaft führen könnte.

Grabenräumung

4.6.2.1.4 Stillgewässer

Tümpel (FT), Kleingewässer (FK), künstliche Stillgewässer FX) Bei den im Gemeindegebiet vorkommenden Stillgewässern handelt es sich um Kleingewässer, Tümpel und künstliche oder künstlich überprägte Stillgewässer. Sie tragen als punktuelle Landschaftselemente zur Bereicherung der Landschaft bei. Naturnahe Kleingewässer sind nach § 25 (1) Nr. 7 LNatSchG geschützte Biotope. „Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung führen können, sind verboten. Stillgewässer stellen „verhältnismäßig scharf umgrenzte Ökosysteme“ dar (Ellenberg, 1996), sind aber „keine geschlossenen Ökosysteme“ (Kaule,1986) und stehen in enger Verbindung mit Verlandungszonen, den sie umgebenden Uferzonen, Überflutungsbereichen und Wassereinzugsgebieten. Als besiedlungsbestimmende Faktoren sind neben der Wassertiefe, der Wasserchemismus, die Wasserführung und die Uferausbildung zu nennen. Tümpel gelten als kleine Stillgewässer, die zeitweise austrocknen können. Teiche sind definiert als künstlich angelegte Stillgewässer, deren Wasserstand durch technische Einrichtungen zu regulieren sind. Dementsprechend ist die Formgebung an die Nutzung angepasst und überwiegend als naturfern zu bezeichnen. Die Art und Intensität der Bewirtschaftung von Fischteichen bedingen die steilen Uferausbildungen und die Nährstoffsituation des Wassers und somit die sich entwickelnden

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 73 Erläuterungstext Landschaftsplan

Lebensgemeinschaften. Ein zu hoher Fischbesatz gefährdet die Überlebenschancen von Jungstadien vieler Amphibien und Insekten. Fütterung des Fischbesatzes führt zu einer Eutrophierung des Gewässers, das Auftreten von Anglern zu Störungen der Lebewesen. Durch ein Sich-selbst-überlassen allerdings können sich wieder wertvolle Biotope mit einem reichen Arteninventar ausbilden.

Das Schaffen neuer Kleingewässer, besonders in großflächigen Agrarstrukturen, wirkt sich positiv auf die Ausbreitungs- und Verbindungsmöglichkeiten der Fauna und Flora dieses Biotoptyps aus (Trittsteinbiotope).

Kleingewässer innerhalb der Eiderniederung

Es ist darauf zu achten, dass diese Gewässer gegen Viehvertritt durch Abzäunungen gesichert werden. Bei der Erstellung diesbezüglicher Anlagen, ist die Antragstellung und Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises erforderlich.

4.6.2.1.5 Hoch- und Übergangsmoore

Hoch – und Übergangsmoore (MH), Molinia-Stadium (MHm), Birken-Stadium (MHb) Hoch- und Übergangsmoore sind gem. § 25 (1) Nr. 2 LNatSchG geschützte Biotope. Als Moorboden gelten Standorte mit einer mindestens 30 cm mächtigen Torfdecke. Auf ihnen wachsen feuchtigkeits- und nässeliebende Pflanzen. Hochmoore werden ausschließlich vom nährstoffarmen Regenwasser gespeist, sogenannte ombromorphe Hochmoore, und haben damit eine besondere Bedeutung als spezieller Lebensraum für eine charakteristische Tier- und Pflanzenwelt sowie als wichtiger Faktor im Wasserhaushalt der Landschaft.

Hochmoorstandorte sind in unserer heutigen Landschaft selten geworden. Verstärkter Torfabbau zur Heizmaterialgewinnung und die Umwandlung von Moorflächen in Grünland zerstörten die einst ausgedehnten Hochmoore. Intakte Moorböden sind Speicher großer Mengen an Kohlendioxid, die bei der Mineralisation freigesetzt werden und im erheblichen Maße am Treibhauseffekt beteiligt sind.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 74 Erläuterungstext Landschaftsplan

Durch Entwässerungen werden die Torfkörper zersetzt und mineralisiert und führen zu einer Dominanz von Pfeifengras (Molinia caerulea) -Beständen (MHm). Am Ende der Sukzession entwässerter Hochmoore steht das Birkenstadium (MHb), das die typischen Moorpflanzen wie Sonnentau (Drosera spec.) verdrängt. Vermehrt ist das Gagelgebüsch (Myricum gale) zu finden, dessen Bestände bei weiter fortschreitender Sukzession durch Moorbirkenwald ersetzt werden.

Ganz vereinzelt sind im Hochmoorbereich noch Teilflächen mit Niedermoorarten zu finden, die durch aufgelassenes Grünland oder ehemalige Torfstiche entstanden sind. So sind neben Weiden und Hochstaudenriedern unter anderem auch die Sumpfkratzdistel (Cirsium palustris) , Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Sumpfhaarstrang (Peucedanum palustre) , Wassernabel (Hydrocotyle vulgris) u.a. zu finden.

Ein großer Teil des Prinzenmoores (FFH- Gebietsvorschlag 1622-391) liegt innerhalb des Hamdorfer Gemeindegebietes. Es handelt sich hierbei um ein abgetorftes und entwässertes Hochmoor im Birken– und Molinia- Stadium; durch Wiedervernässungsmaßnahmen haben sich in Teilbereichen wieder hochmoortypische Vegetationskomplexe ausgebildet. Kleinere Feucht- und Grünlandparzellen innerhalb und am östlichen Rand des Prinzenmoores werden extensiv bewirtschaftet. Diese Flächen zeichnen sich durch einen hohen Anteil der Flatterbinse (Juncus effusus) , des Wolligen Honiggrases (Holcus lanatus) und des Weißen Straußgrases (Agrostis alba) aus.

200 bis 400 m östlich der Langen Reihe und 100 m nördlich der B 203 befinden sich vier stark degradierte Hochmoorrudimente, größten teils im Birken-Stadium (Biotop-Nr. 14 bis 17). Biotop Nr. 15 wurde augenscheinlich noch beweidet.

Das Ostermoor, ein stark degradierter, abgetorfter und entwässerter Hochmoorrest, befindet sich ca. 1.200 m östlich der Ortslage und 450 m nördlich der Eider. Es wird durch landwirtschaftliche Nutzflächen und einen Gemeindeweg getrennt. Der westliche Bereich befindet sich vorwiegend im Birken-Stadium. Der östliche Abschnitt wird durch Molinia- Bestände geprägt.

300 m südlich der nördlichen Gemeindegebietsgrenze und 1.200 m westlich der B 203 befindet sich eine kleine degradierte Hochmoorfläche im Birkenstadium. Im nördlichen Abschnitt herrschen Pfeifengrasbestände vor.

4.6.2.1.6 Gehölzfreie Biotope der Niedermoore, Sümpfe und Ufer

Seggenried (NSs) und Binsen- und Simsenried (NSb) Seggen- Binsen- und Simsenrieder sind gem. § 25 (1) Nr. 2 LNatSchG geschützte Biotope. Seggen-, Binsen- und Simsenrieder sind an das Grundwasser gebundene Lebensräume, die sich in Niederungen oder auf wasserundurchlässigen Böden mit hohem Grundwasserstand oder im Verlandungsbereich von Stillgewässern entwickelt haben. Häufig handelt es sich hierbei um brachgelegte Grünlandbestände, die bestandsbildend und flächig mit Binsen oder Seggen bestanden sind. Hierzu zählen vor allem die Flatter-Binse (Juncus effusus), die Wiesen-Segge (Carex nigra) , die Steife Segge (C. elata), die Schlanke Segge (C. gracilis ), die Blaugrüne Segge (C. flacca) und die Schnabel-Segge (C.rostrata). Im Gemeindegebiet finden wir fünf dieser Vegetationskomplexe: An der westlichen Gemeindegebietsgrenze zwischen Bargstaller Au und Eiderdeich, nördlich des Weider Weges, 100 m östlich der Abfahrt Hamdorf Weide, Randbereich des Ostermoores und am westlichen Ortsausgang, 200 m südlich der B 203.

Landröhrichte (NR) Landröhrichte sind gem. § 25 (1) Nr. 2 LNatSchG geschützte Biotope.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 75 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landröhrichte sind Verlandungsgesellschaften im Verlandungsbereich von Gewässern, teils in flächiger Ausbildung großteils jedoch in uferbegleitender (linearer) Form. Diese Kleinstbereiche wurden nicht separat kartiert. Bei den hier kartierten Röhrichtbeständen handelt es sich ausschließlich um den Schilf- Röhricht (Phragmites australis).

4.6.2.1.7 Heiden und Magerrasen

Mager- und Trockenrasen (TR) Mager- und Trockenrasen sind gem. § 25 (1) Nr. 3 LNatSchG geschützte Biotope. Nach der Landesverordnung über geschützte Biotope sind Trockenrasen „ niedrigwüchsige, oft lückige Gras-, Gebüsch- und Krautfluren magerer, Trockener, durchlässiger und besonnter Standorte auf Kies-, Sand- und Lehmböden...“ (MUNF, 1998). Im Gemeindegebiet findet sich oben beschriebener Lebensraum nördlich der Straße Am Kamp. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Abgrabungsstätte, in deren Randbereichen sich ein relativ artenarmer Trockenrasen ausgebildet hat.

Artenarme Sukzessionsstadien (TRs) Nach der Landesverordnung über geschützte Biotope sind Sukzessionsflächen „Flächen miteinander in natürlicher zeitlicher Abfolge ablösenden Pflanzen- und/oder Tiergesellschaften von ersten Besiedlungsansätzen bis hin zu Waldgesellschaften außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile, die nicht länger als fünf Jahre bewirtschaftet wurden...“ (MUNF, 1996). Die Entwicklung zu gehölzgeprägten Vorwaldstadien kann 10 bis 50 Jahre und mehr betragen. Je nach Ausgangssituation (Boden, Feuchtegrad, Nährstoffversorgung, vorherige Nutzung) treten unterschiedliche Pflanzengemeinschaften auf. Hierzu zählt die nördlich der Straße Am Kamp gelegene ehemalige Abgrabungsstätte.

4.6.2.1.8 Grünland Grünland ist derzeit bundesweit mit ca. 70% die prägende landwirtschaftliche Nutzungsform. Der Grünlandanteil hat nach dem 2. Weltkrieg stetig zugenommen. Während 1949 Ackerland mit 55% überwog, kehrte sich das Verhältnis Grünland/Acker in den 60er Jahren um und steigt seitdem ständig.

Es lassen sich im Gemeindegebiet zwei verschiedene Grünlandtypen in Abhängigkeit von Bodenverhältnissen und Intensität der Nutzung unterscheiden: • Intensivgrünland (GI) • Feuchtgrünland (GF)

Intensivgrünland (GI) Intensivgrünland beherrscht das Bild vor allem im Süden, Osten und Westen entlang der Eider. Im Geestbereich wechseln Grünlandflächen mit Äckern ab, insbesondere in den Randbereichen der Ortslage.

Diese Grünlandflächen werden intensiv genutzt und entsprechen in ihrer Artenzusammensetzung einer Weidelgras-Weißkleeweide (Lolio-Cynosuretum) in der typischen Ausbildung als gut gedüngter Grünlandstandort. So sind neben reinen Wirtschaftsgräsern vorwiegend Kräuter wie Gänseblümchen (Bellis perennis), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Gundermann (Glechoma hederaceum), Breit- Wegerich (Plantago major), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Liegendes Mastkraut (Sagina procumbens) bestandsbildend. Typische Feuchte- oder Trockenzeiger fehlen in Beständen der Weidelgras-Weißkleeweiden.

Feuchtgrünland (GF) Feuchtgrünlandflächen finden sich überwiegend im Eiderniederungsbereich im Nordwesten der Gemeinde sowie südlich angrenzend an das Prinzenmoor und um das Ostermoor.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 76 Erläuterungstext Landschaftsplan

Vereinzelt finden sich Feuchtgrünlandbereiche in Senken bzw. feuchteren Teilbereichen von Grünlandflächen als auch auf ehemaligen Moorparzellen.

Neben den Pflanzenarten des Intensivgrünlandes kennzeichnen feuchtezeigende Arten das Feuchtgrünland. In Abhängigkeit des Wasserhaushaltes und der Bewirtschaftungsintensität sind vor allem Flatterbinse (Juncus effusus), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustris), Knickfuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) Zeigerpflanzen feuchterer Standorte.

Besonders extensiv bewirtschaftete und daher auch nährstoffärmere Feuchtgrünländereien sind bundesweit durch Meliorationsmaßnahmen und damit einhergehender Intensivierung bis hin zur artenarmen Weidelgras-Weißkleeweide oder noch extremer zum Acker stark in ihrem Bestand zurückgegangen, so dass viele der dort vorkommenden Pflanzen und die auf diese Standorte spezialisierten Tiere auf der „Roten Liste“ der gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten der einzelnen Bundesländer stehen.

Die Beseitigung des Biotoptyps „Feuchtgrünland“ stellt einen genehmigungspflichtigen und kompensationsbedürftigen Eingriff in Natur und Landschaft dar (§§ 10 (1), 11 + 12).

Grünlandbrache (GIBr) Die Entwicklung von brachgelegten Grünländereien hängt von den jeweiligen Standortbedingungen und den Pflanzengesellschaften bei Brachlegung ab. Glatthaferwiesen verarmen anfangs hinsichtlich ihrer Artenzahl; von den Seiten her wachsen verstärkt stickstoffzehrende Pflanzen ein. Auf nährstoffreichen Feucht- und Nasswiesen wachsen zum Beispiel großlaubige Stauden wie Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Große Brennnessel (Urtica dioica) hoch auf; auf mesotrophen Flächen ist es beispielweise der Blutweiderich (Lythrum salicaria). Im Gemeindegebiet brachgelegte Flächen sind nur kurzfristig aus der Nutzung genommen und somit nicht als Dauerbrache zu bezeichnen.

4.6.2.1.9 Acker- und Gartenbaubiotope

Ackerflächen (AA) Kennzeichnend für die Ackerflächen im Untersuchungsraum sind meist relativ große Parzellen mit monotonen Reinbeständen im Geestbereich des Gemeindegebietes, wobei Silage-Mais und Getreideanbau überwiegen. Durch den intensiven Dünge- und Herbizideinsatz sowie die intensive Bewirtschaftungsform bis an die Ackergrenzen sind die typischen Ackerwildkräuter fast vollständig verschwunden. Gegen diesen Nutzungsdruck können lediglich wenige anspruchlose Arten wie „Weißer Gänsefuß“ (Chenopodium album), „Echte Kamille“ (Chamomilla recutita) oder „Gemeiner Windhalm“ (Apera spica-venti) konkurrieren. An den Ackerrändern, den Wirtschaftswegen und den Ortsrandlagen wird der Ackerrandstreifen neben Arten der Wiesen und Weiden wie „Knäul-Gras“ (Dactylis glomerata) aus einer Vielzahl von hochwüchsigen Stauden gebildet, so z.B. „Wegwarte“ (Cichorium intybus) , „Rainfarn“ (Tanacetum vulgare) , „Beifuß“ (Artemesia vulgaris) und „Brennessel“ (Urtica dioica) .

Ackerbrachen (AABr) Brachgelegte Äcker entwickeln sich in Abhängigkeit zum Nährstoffangebot: • Auf nährstoffärmeren, offenen, brachgelegten Äckern breiten sich am schnellsten Pionierarten wie das Gem. Greiskraut (Senecio vulgaris) und die Geruchlose Kamille (Matricaria maritima) aus. Gleichzeitig keimen aber auch andere Pflanzen aller Art (nur hier finden auch Gehölzsamen gute Keimbedingungen). Das bedeutet, dass sich auf einer Fläche Pflanzen ganz verschiedener Sukzessionsstufen gleichzeitig entwickeln. Deshalb zeigt sich zunächst eine sehr hohe Artenvielfalt, die sich erst nach Jahren nach und nach verringert.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 77 Erläuterungstext Landschaftsplan

• Nährstoffreichere Flächen bringen schnell hochwüchsige und artenarme Hochstaudenfluren hervor, die aus Stauden wie z. B. der Großen Brennnessel (Urtica dioica) und dem Rainfarn (Tanacetum vulgare) gebildet werden.

Im Gemeindegebiet brachgelegte Flächen sind nur kurzfristig aus der Nutzung genommen und somit nicht als Dauerbrachen zu bezeichnen.

Wildacker, Äsungsfläche (AW) Wildäcker zeichnen sich durch eine extensive Nutzung aus. Sie werden zwar regelmäßig umgebrochen und eingesät aber nicht mit chemischen Hilfsmitteln behandelt und in den seltensten Fällen abgeerntet. Dadurch können sich an diesen Standorten, in Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen, die unterschiedlichsten einjährigen "Ackerunkräuter" entwickeln. Im Gemeindegebiet befindet sich ein Wildacker nördlich des Ostermoores.

4.6.2.1.10 Ruderalfluren

Halbruderale Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte (RHm) Ruderalflächen sind anthropogen geprägte Standorte, die ursprünglich oder zeitweise pflanzenarm und relativ stickstoffreich sind. Sie zeichnen sich durch einen Ruderalboden aus, bei dem die Bodenbildung noch nicht weit fortgeschritten ist (vor allem der A-Horizont fehlt). Zu den Ruderalflächen zählen Müllhalden, Abfallhaufen, Trümmerstellen, Hofplätze und andere anthropogene Sedimentaufschüttungen. Charakteristisch für Ruderalflächen sind große Schwankungen der Bodentemperatur und -feuchtigkeit.

4.6.2.1.11 Siedlungsbiotope

Gemischte Bauflächen/Dorfgebiete (SD) Zu ihnen gehören die bebauten Bereiche im Gemeindegebiet (auch die Aussiedlungen), die sich durch eine wenig versiegelte Bauweise auszeichnen.

Verkehrsanlagen (SV) Straßen und Wege zerschneiden die Landschaft und somit auch die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Sie wirken zum Teil als Barrieren und grenzen Populationen gegeneinander ab. Nicht selten findet eine Artenverarmung aufgrund der trennenden Wirkung des Weges und wegen der Störung durch den aufkommenden Verkehr statt. Dennoch schafft es die Natur, innerhalb der Barrieren neue erhaltenswürdige Lebensräume zu schaffen. Im Gegensatz zu viel befahrenen großen Straßen gelten Feldwege und die angrenzenden Flächen für den Naturhaushalt als günstig, da sich die Störungen durch Verkehr auf ein Minimum beschränken.

Sonstige Siedlungsbiotope Unter dieser Überschrift sind die Hauptkläranlage (Slk) südwestlich der Ortslage und die vielen kleinen Hauskläranlagen der Aussiedlungen, die Sport- und Erholungsanlagen (SE) im Bereich der Schule, die Deiche (SVd) entlang der Eider, die Regenrückhaltebecken (RRB) innerhalb und am Rand der Ortslage, die Alten Villen mit parkartigen Gärten (SBv), der Kinderspielplatz (SEk) und der Friedhof (SGf) zusammengefasst, die eine Sonderstellung im Bereich der anthropogen beeinflussten Siedlungsbereiche einnehmen, aber hier, bis auf die Abgrabungsfläche (SAg) nicht weiter beschrieben werden.

Abgrabungsfläche (SAg): Auf Flächen von Sandentnahmen können sich nach Beendigung des Abbaus Pflanzen der Magerstandorte entwickeln (im Falle der Gemeinde Hamdorf Anpflanzungen als Ausgleichsfläche), wenn sie nicht in künstliche Gewässer umgewandelt werden. Während der

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 78 Erläuterungstext Landschaftsplan

Nutzung allerdings zeigt sich der Raum als lebensfeindliches Gebiet, in dem Pflanzen und Tiere kaum Fuß fassen können.

Je nach Größe und Intensität der Sand- und Kiesentnahme können Abbruchkanten mit unterschiedlichen Expositionen und dementsprechend unterschiedlichen Kleinklimaten entstehen. Hänge und Abbruchkanten sind für viele grabende Insekten, wie z.B. die Grabwespe, und für höhlenbrütende Vögel, beispielsweise die Uferschwalbe, ein wichtiger Lebensraum. Dabei stellen aber nach Süden und Südwesten liegende Hänge eher lebensfeindliche Standorte dar, weil zum einen hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht herrschen, zum anderen die Sonneneinstrahlung hier besonders intensiv ist.

Eine derzeit noch genutzte Sandabgrabungsfläche im Hamdorfer Gemeindegebiet befindet sich im Osten von Kamp südlich der Verbindungsstraße „Hamdorfer Kamp“.

4.6.3 Tierwelt / faunistische Potenzialabschätzung

Die Tierwelt ist zum Teil sehr speziell an den jeweiligen Standort angepasst und dementsprechend charakteristisch ausgebildet. Der Schutz von Biotopen wird daher häufig auch mit der typischen Artenzusammensetzung der Tiergemeinschaften begründet (Biotopschutz). Andere Tierarten wiederum sind mobil und benötigen einen großen, weiträumigen Lebensraum. Der Artenschutz ist ein vorrangiges Ziel des Naturschutzes. Darüber hinaus bereichern Tiere die Landschaft auch im Sinne eines Naturerlebens und dienen so der Erholung des Menschen. Des Weiteren erfüllen bestimmte Arten eine Indikatorfunktion, indem sie durch Ausbleiben (Tod, Abwanderung, u.a.) Veränderungen im Naturhaushalt aufzeigen können. Je mehr Landschaftsbestandteile in einem Naturraum vorkommen, umso höher ist auch das Arteninventar. Die wiederum hängt stark von der Nutzungsintensität durch den Menschen ab. „Bei den meisten Tiergruppen sind Biotopverlust und zunehmende Nutzungsintensivierung durch Land- und Forstwirtschaft die wichtigsten Gründe für das Erlöschen oder den Rückgang von Arten“ (KAULE, 1986).

Mit dem „Gesetz zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspflege und zur Anpassung anderer Rechtsvorschriften“ (BNatSchGNeuregG) vom 25.03.2002 sind die Vorschriften im BNatSchG in einigen wesentlichen Punkten verändert worden. Neu ist bspw., dass gem. § 19 (3) BNatSchG ein Eingriff unzulässig ist, wenn durch das geplante Vorhaben Biotope zerstört werden, die für die dort lebenden Tiere und Pflanzen der streng geschützten Arten nicht ersetzbar sind. Daher ist eine faunistische Potentialabschätzung spätestens in entsprechenden Bauleitplan- oder Baugenehmigungsverfahren unerlässlich.

Dem soll aber hier im Landschaftsplan der Gemeinde Hamdorf schon einmal vorgegriffen werden, um einen Eindruck über das faunistische Potential im Gemeindegebiet zu erhalten.

Die streng geschützten Arten sind im § 10 (2) Nr. 11 BNatSchG definiert. Dies ist über eine vom Landesamt für Umwelt und Naturschutz des Landes Schleswig-Holsten erstellte Liste (LANU 12.03.2003) der für Schleswig-Holstein relevanten Arten zwischenzeitlich spezifiziert worden. Hiernach sind insgesamt 182 Tierarten nach BNatSchG streng geschützt. Die Liste ist hierbei in Bezug zu den im Bestandsplan festgestellten Biotoptypen gesetzt worden. Die in der nachfolgenden Auflistung nachgewiesenen Arten sind „ fett “ hervorgehoben worden. die, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vorkommenden Arten sind durch Unterstreichung kenntlich gemacht worden. Aussagen über die den Säugetieren zugehörigen Fledermäusen und den der Schmetterlinge zugehörigen Spinner, Spanner und Eulen konnten nicht getroffen werden, da es sich bei diesen Tiergruppen um nachtaktive Arten handelt, die aufgrund der zeitlichen Abläufe der

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 79 Erläuterungstext Landschaftsplan von unserem Büro durchgeführten Biotopkartierung nicht anzutreffen waren, deren Anwesenheit im Gemeindegebiet für einige dieser Arten aber als wahrscheinlich gilt. Auf einen Nachweis der Käfer wurde verzichtet, da eine genaue Bestimmung der Art nur durch die Tötung des Tieres erfolgen kann. Zudem wird eine Liste der nachgewiesenen Amphibien und Tagschmetterlinge (Quelle Landesamt für Natur und Umwelt (LANU)) eingefügt. Auch Funde anderer Tierarten werden von Ortskundigen benannt. Hierüber hinaus sind keine weiteren Kenntnisse gegeben.

Die hier streng geschützten Arten sind als Indiz für ein konkreteres Suchen und Nachweisen dieser Arten bei anstehenden Planungen benannt worden.

4.6.3.1 Faunistisches Potenzial der Vogelwelt (Brutvögel)

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Wald“ (WB//WM/WL/WF/WO/WR)

Baumfalke , Blaukehlchen, Grünspecht, Habicht , Karmingimpel, Kranich, Mäusebussard , Mittelspecht, Rauhfußkauz, Rotmilan, Schreiadler, Schwarzmilan, Schwarzspecht, Schwarzstorch, Seeadler, Sperber , Sperbergrasmücke, Steinadler, Turteltaube, Uhu , Waldkauz , Waldohreule , Waldwasserläufer, Wanderfalke, Wendehals, Wespenbussard, Wiedehopf, Ziegenmelker, Zwergschnäpper

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Feldgehölz / Wall- und Feldhecke“ (HW/HF/HG)

Baumfalke , Blauracke, Grauammer, Grünspecht, Habicht , Karmingimpel , Mäusebussard , Raubwürger, Rauhfußkauz, Rotkopfwürger, Schlangenadler, Schreiadler, Schwarzspecht, Schwarzstirnwürger, Schwarzstorch, Seeadler, Sperber , Sperbergrasmücke, Steinadler, Steinkauz, Turmfalke , Turteltaube , Uhu, Waldkauz, Waldohreule, Wanderfalke, Wendehals, Wiedehopf, Ziegenmelker, Zwergschnäpper

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Bach / Fluss / Graben“ (FB/FF/FG)

Eisvogel, Flussseeschwalbe, Flussuferläufer, Knäkente , Lachseeschwalbe, Säbelschnäbler, Trauerseeschwalbe, Tümpelralle

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Tümpel / Kleingewässer/ künstl. Stillgewässer“ (FT/FK/FX)

Drosselrohrsänger , Eisvogel, Flussregenpfeifer, Knäkente , Moorente, Ohrentaucher, Rohrdommel , Rothalstaucher, Schwarzhalstaucher, Schwarzmilan, Teichralle , Trauerseeschalbe

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Hoch- und Übergangsmoor“ (MH)

Bekassine, Bruchwasserläufer, Doppelschnepfe, Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel, Kiebitz , Knäkente , Kranich, Mornellregenpfeifer, Raubwürger , Rohrweihe , Rotschenkel , Schlangen-, See- und Schreiadler, Schwarzstorch, Sumpfohreule , Trauerseeschwalbe, Uhu, Wachtelkönig, Waldkauz , Waldohreule, Weißstorch , Wiesenweihe

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „Sumpf, Niedermoor / Landröhricht / Uferstauden“ (NS/NR/NU)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 80 Erläuterungstext Landschaftsplan

Bekassine, Blaukehlchen, Doppelschnepfe, Großer Brachvogel, Kiebitz, Kleines Sumpfhuhn, Knäkente , Kornweihe, Kranich, Rohrdommel, Rohrschwirl, Rohrweihe, Rothalstaucher, Rotschenkel, Schilfrohrsänger, Seggenrohrsänger, Sumpfohreule, Tümpelralle , Uferschnepfe, Wachtelkönig, Weißstorch , Wiesenweihe, Zwergdommel

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes „mesophiles Grünland / Feuchtgrünland / Intensivgrünland“ (GM/GF/GI)

Hierbei ist anzumerken, dass keine der folgenden Vogelarten den Biotoptyp „Intensivgrünland“ als Brutbiotop nutzt, lediglich als Teilhabitat. Ähnlich verhält es sich mit dem Biotoptyp „mesophiles Grünland“. Hieraus wird ersichtlich, wie wertvoll der Erhalt von Feuchtgrünländereien für den Artenschutz ist.

Bekassine , Blaukehlchen, Doppelschnepfe, Großer Brachvogel, Kiebitz , Raubwürger, Rotschenkel , Seggenrohrsänger, Sumpfohreule, Tümpelralle , Uferschnepfe, Weißstorch , Wiesenweihe

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes Ackerland (AA/AG)

Großtrappe, Heidelerche , Kiebitz , Wachtelkönig

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Vogelarten des Lebensraumkomplexes Dämme / Abgrabungen und Aufschüttungen (SV/SA)

Bienenfresser, Blaukehlchen, Eisvogel, Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Haubenlerche , Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Uferschwalbe , Uhu, Wanderfalke

4.6.3.2 Faunistisches Potenzial der Säugetiere

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Wald“ (WB/WM/WL/WF/WO/WR)

Abendsegler, Bechsteinfledermaus, Biber, Braunes Langohr, Fransenfledermaus, Großes Mausohr, Haselmaus , Kleine Bartfledermaus, Kleiner Abendsegler, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Teichfledermaus, Wasserfledermaus, Zwergfledermaus

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Feldgehölz / Wall- und Feldhecke“ (HW/HF/HG)

Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Fransenfledermaus, Große Bartfledermaus, Großes Mausohr, Haselmaus , Kleine Bartfledermaus, Kleiner Abendsegler, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Teichfledermaus, Wasserfledermaus, Zweifarbfledermaus, Zwergfledermaus

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Bach / Fluss / Graben“ (FB/FF/FG)

Biber, Europäischer Nerz, Fischotter

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Tümpel / Kleingewässer / künstl. Stillgewässer“ (FT/FK/FW/FX)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 81 Erläuterungstext Landschaftsplan

Europäischer Nerz

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Sumpf, Niedermoor / Landröhricht / Uferstauden“ (NS/NR/NU)

Fischotter

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „mesophiles Grünland / Feuchtgrünland / Intensivgrünland „(GM/GF/GI)

Breitflügelfledermaus, Fischotter, Fransenfledermaus, Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Acker“ (AA/AG)

Keine streng geschützte Art

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Damme / Abgrabung und Aufschüttung (SV/SA)

Keine streng geschützte Art

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Ruderalflur“ (RH)

Großes Mausohr

4.6.3.3 Faunistisches Potential der Reptilien

Gem. Liste für Schleswig – Holstein vorkommende streng geschützt Reptilien sind hier die Europäische Sumpfschildkröte, die Schlingnatter und die Zauneidechse zu nennen.

Die Europäische Sumpfschildkröte bevorzugt die Lebensraumkomplexe Wald sowie Tümpel / Kleingewässer, die Schlingnatter hingegen die Lebensraumkomplexe Feldgehölze / Wallhecken, sowie Ruderalfluren und Dämme / Abgrabungen und Aufschüttungen, identisch verhält es sich mit der Zauneidechse.

4.6.3.4 Faunistisches Potenzial der Amphibien

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Amphibien des Lebensraumkomplexes „mesophiles Grünland / Feuchtgrünland / Intensivgrünland“ (GM/GF/GI)

Kammmolch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Moorfrosch , Wechselkröte

Alle genannten Arten sind bei diesem Biotopkomplex lediglich im Feuchtgrünland anzutreffen.

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Amphibien des Lebensraumkomplexes „Tümpel / Kleingewässer / künstl. Stillgewässer“ (FT/FK//FX)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 82 Erläuterungstext Landschaftsplan

Kammmolch , Knoblauchkröte , Kreuzkröte, Laubfrosch , Moorfrosch , Rotbauchunke, Wechselkröte

4.6.3.5 Faunistisches Potenzial der Käfer

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Käfer des Lebensraumkomplexes „Wald“ (WB/WM/WL/WF/WO/WR) sowie des Lebensraumkomplexes „Feldgehölz / Wall- und Feldheckenhecken (HW/HF/HG)

Eremit, Großer Wespenbock, Heldbock, Puppenräuber, Edelscharrkäfer

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Käfer des Lebensraumkomplexes „Tümpel / Kleingewässer / künstl. Stillgewässer“ (FT/FK/FW/FX)

Breitrand, Breitflügeltauchkäfer

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Käfer des Lebensraumkomplexes Ackerland (AA/AG)

Puppenräuber

4.6.3.6 Faunistisches Potential der Fische

Im Gemeindegebiet sind der Aal, Barsch, Brassen, Hecht, Karpfen, Schleie, Weißfische, und Zander zu nennen (Quelle: LSE Amt Hohner Harde, 2001). Alle genannten Arten sind aber nicht streng geschützt.

4.6.3.7 Faunistisches Potenzial der Libellen

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Libellen des Lebensraumkomplexes „Bach / Fluss / Graben“ (FB/FF/FG)

Asiatische Keiljungfer, Grüne Keiljungfer, Grüne Mosaikjungfer, Helm - Azurjungfer

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Libellen des Lebensraumkomplexes „Tümpel / Kleingewässer / künstl. Stillgewässer (FT/FK/FX)

Große Moosjungfer, Grüne Mosaikjungfer, Hauben–Azurjungfer, Hochmoor–Mosaikjungfer, Östliche Mosaikjungfer, Späte Adonislibelle, Sibirische Winterlibelle, Zierliche Moosjungfer, Zwerglibelle

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Libellen des Lebensraumkomplexes Sümpfe / Niedermoor / Landröhricht / Uferstauden (NS/NR/NU)

Große Moosjungfer, Sibirische Winterlibelle, Zwerglibelle

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützte Säugetiere des Lebensraumkomplexes „Feuchtgrünland“ (GF)

Sibirische Winterlibelle, Zwerglibelle

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 83 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.6.3.8 Faunistisches Potenzial der Schmetterlinge

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Schmetterlinge des Lebensraumkomplexes „Wald“ (WB/WA/WE/WM/WL/WF) sowie des Lebensraumkomplexes Feldgehölz / Wall- und Feldhecken“ (HW/HF/HG)

Augsburger Bär, Bartflechten–Baumspanner, Bruchweidenkarmin, Eschen–Scheckenfalter, Gagelstrauch–Moor–Holzeule, Wellenstriemenspanner, Graubraune Eichenbuscheule, Rindenflechten–Spanner, Helle Pfeifengras–Büscheleule, Moorbunteule, Nachtkerzenschwärmer, Olivbraune Steineule, Östlicher Großer Fuchs, Baumspanner, Rußspinner, Schwärzliche Erdeule, Weidenglucke

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Schmetterlinge des Lebensraumkomplexes Sümpfe / Niedermoor / Landröhricht / Uferstauden Hoch- und Übergangsmoore (NS/NR/NU/MH)

Bruchweidenkarmin, Gagelstrauch-Moor-Holzeule, Moorbunteule, Moosbeeren-Grauspanner

4.6.3.9 Faunistisches Potenzial der Krebse und Weichtiere

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Krebse und Weichtiere des Lebensraumkomplexes „Wald“ (WB)

Kiemenflusskrebs

Gem. Liste für S.-H. theoretisch vorkommende streng geschützten Krebse und Weichtiere des Lebensraumkomplexes Bach / Fluß / Gräben (FB/FF/FG) und des Lebensraumkomplexes Tümpel / Kleingewässer (FT/FK/FW/FX)

Edelkrebs, Kiemenflusskrebs, Abgeplattete Teichmuschel

4.7 Erholung

Gemäß § 1 (3) Nr. 13 des Landessnaturschutzgesetzes Schleswig-Holstein ist die Landschaft in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit auch wegen ihrer Bedeutung als Erlebnis- und Erholungsraum des Menschen zu sichern...... Vor allem im siedlungsnahen Bereich sind ausreichende Flächen für die Erholung bereitzustellen. Zur Erholung im Sinne des Satzes 4 gehören auch natur- und landschaftsverträgliche sportliche Betätigungen in der freien Natur.

Die Erholungsformen lassen sich in zwei Kategorien einteilen: 1. die landschaftsbezogene Erholung wie Wandern, Radfahren, Reiten, Wassersport, Angeln 2. die nicht landschaftsbezogene Erholung mit entsprechender Infrastruktur (z.B. Schwimmbad, Tennishalle usw.)

Eine Beurteilung der Erholungsversorgung muss durch die Gegenüberstellung von Erholungsbedarf und Erholungsangebot erfolgen. Für das Gemeindegebiet ist überwiegend das Erholungsangebot hinsichtlich der eigenen Bevölkerung sowie der Kurzzeiterholungssuchenden des näheren Einzugsgebietes zu überprüfen.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 84 Erläuterungstext Landschaftsplan

4.7.1 Landschaftsbezogene Erholung

Passive landschaftsbezogene Erholung Unter passiver landschaftsbezogener Erholung wird hier die Nutzungsform einer Landschaft verstanden, die aufgrund vorhandener großräumiger Erschließung „Landschaft“ erfahren lässt und daher kein aktives Planungserfordernis darstellt.

Allgemein lässt sich sagen, dass Landschaftsräume mit ausgeglichenem Naturhaushalt und einer vielfältigen Struktur auch für die Erholung gut geeignet sind. In Hamdorf sind mit dem Eider-Niederungsbereich und dem Prinzenmoor als Erlebnisräume gute Voraussetzungen für die Erholung und das Naturerleben geschaffen. Das vorhandene Wirtschaftswegenetz eignet sich zum Wandern, Radfahren und Reiten.

Aktive landschaftsbezogene Erholung Unter aktiver Erholung wird hier die landschaftsbezogene Erholung verstanden, die aufgrund von zu erstellenden, meist kleinflächigeren Anlagen ein aktives Planungserfordernis darstellen. Eine vorsorgliche Planung sollte nur bei konkretem Bedarf erfolgen. Hierzu zählen z.B. Sport- und Kinderspielplätze oder auch „Trimm-dich-Pfade“. In Hamdorf sind eine Kanuvermietung, zwei Bootsliegeplätze (2x19 Liegeplätze) als auch eine Slipanlage des „Wassersport-Clubs Hamdorf e.V.“ und zwei Reiterhöfe vorhanden. Einer der Bootsliegeplätze ist im Landschaftsrahmenplan als “Sportboothafen“ verzeichnet.

4.7.2 Spezielle, nicht landschaftsbezogene Erholung In Hamdorf sind eine Sporthalle, ein Sportplatz, zwei Tennisplätze, eine Kegelbahn, eine Schießbahn, ein Fitness-Wellness-Studio und eine Sauna vorhanden. Zudem gibt es zwei Reiterhöfe; eine Reithalle ist in Planung.

4.8 Vorhandene und geplante Raumnutzungen Als Gemeinde mit überörtlicher Funktion (vgl. Kap. 2.2) stellt Hamdorf die Grundversorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung sicher. Zur Sicherung und Verbesserung der Wirtschaft gehört der Erhalt und die Schaffung von Versorgungseinrichtungen, die Ausweisung von Gewerbegebieten und Wohnflächen. Nutzungsansprüche dieser Art können nicht ohne den Eingriff in vorhandene Schutzgüter, vor allen Dingen in das Schutzgut Boden erfolgen.

Die im Folgenden aufgeführten vorhandenen und geplanten Raumnutzungen werden auf die von ihnen ausgehenden Beeinträchtigungen auf deren Standorte und die dort vorhandenen Potenziale geprüft.

4.8.1 Siedlung Die Siedlungsstruktur wurde bereits erläutert. Hamdorf entwickelte sich vom ehemaligen Straßendorf zu einem Haufendorf, wobei die alten Siedlungsstrukturen mit einer typisch ländlichen Mischnutzung noch zu erkennen sind. Weitere Siedlungsstrukturen sind die an den Ortskern anschließenden Wohnbaugebiete sowie die bereits entstandene Gewerbefläche im Westen der Ortslage. Derzeit hat die Gemeinde Hamdorf 1.342 Einwohner (Stand: Nov. 2003). Weitere Baugebiete und somit eine Ausweitung der Wohnflächen sind in Planung. Da die Gemeinde eine ergänzende überörtliche Funktion wahrnimmt, fällt sie nicht unter die 20%-Klausel (Planerische Wohnfunktion, LROP, 1998, S. 50/51).

Um Nutzungskonflikte auszuschließen und Beeinträchtigungen im Vorwege zu minimieren, sind im Rahmen der 5. Änderung des Flächennutzungsplanes (vom 25.02.2003) sechs Teilbereiche (das o.g. Gewerbegebiet im Westen sowie fünf Wohngebiete am Ost- und Südrand der

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 85 Erläuterungstext Landschaftsplan

Gemeinde) hinsichtlich künftiger Entwicklungsmöglichkeiten ausgewiesen, die aus landschaftsplanerischer Sicht unbedenklich sind.

4.8.2 Verkehr Durch Hamdorf verläuft die B 203, die von Westen aus Heide kommend Hamdorf über Elsdorf- Westermühlen mit Fockbek verbindet und dort auf die B 202 trifft, die in östlicher Richtung nach Rendsburg bzw. in westlicher Richtung nach Friedrichstadt führt. Die L 39 verbindet Hamdorf in nördlicher Richtung über Westermühlen mit dem Zentralort Hohn; im Süden verläuft die L 126 – die Eider querend – nach Breiholz.

Radwege verlaufen im Süden der Gemeinde entlang der L 126 Richtung Breiholz und im Norden parallel zur Bundesstraße 203 Richtung Fockbek und im Westen Richtung Heide. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Radrundwanderung über Scheidekoppel, Hamdorferweide und Feldscheide zu machen.

Das übrige Gemeindegebiet ist durch befestigte Wirtschaftswege (teils mit Betonspurstreifen) erschlossen und aus allen Richtungen gut erreichbar. Neue Verkehrswege, bis auf die Erschließung der Neubaugebiete, sind nicht geplant.

4.8.3 Ver- und Entsorgung/Wasserwirtschaft

In der Gemeinde Hamdorf ist seit 1993 eine Kläranlage in Betrieb. Die Anlage passt sich durch die Anpflanzung heimischer Gehölze und durch die flache Bauweise in das Landschaftsbild ein.

Die Wasserversorgung erfolgt durch den Wasserbeschaffungsverband Mitteleider, (mit Sitz in Erfde). Einzelbrunnen sind bei der Brunnenüberwachungsstelle des Gesundheitsamtes Kreis RD-ECK nicht registriert (Stand Dez. 2003).

4.8.4 Bodenabbau und -verfüllung

Bei Abgrabungs- und Aufschüttungsflächen handelt es sich um künstliche Relief- veränderungen mit künstlich geschaffenen Rohbodenflächen. Naturschutzrechtliche Regelungen zu Abgrabungen und Aufschüttungen findet sich in dem § 11 LNatSchG.

Im Planungsraum findet sich eine Abgrabungsfläche (Sandentnahme) südöstlich von Kamp.

4.8.5 Fremdenverkehr, Tourismus Fremdenverkehr fand im Gemeindegebiet bisher nur untergeordnet statt: Beherbergungsstätten in Hamdorf Betriebe Gäste Übernachtungen 2 319 1.242

(Quelle: Stat. Amt für HH und S.-H., Fremdenverkehrsstatistik 7/2002) Mittlerweile laufen Projekte an, die den „sanften Tourismus“ und das Verständnis für die Region der Eider, Treene und Sorge fördern sollen. Die Projekte beschränken sich nicht nur auf das benachbarte Naturschutzgebiet „Hohner See“, sondern beziehen sich auf die gesamte Region der Eider, Treene und Sorge.

Um den Ausflüglern eine bessere Orientierung und bessere Erlebbarkeit zu ermöglichen, wurde 2001 durch die Vertreter der Ämter Hohner-Harde, Tellingstedt, Hennstedt und

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 86 Erläuterungstext Landschaftsplan

Stapelholm ein Konzept ausgearbeitet und vorgestellt, das mehrere Radrundtouren in der Region anbietet. Die Kleeblatt-Tour mit dem Zentrum „Hohner Fähre“ besteht aus mehreren, bis zu 35 km langen Einzelrundtouren mit natur- und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten. Innerhalb des Amtsbereiches Hohner Harde verläuft die „Hohner See-Tour“ (27 km) und teilweise die sich über 23 km erstreckende „Lexfähre-Tour“ (Bielefelder Radkarten, 2000).

Derzeit entwickelt der Kreis Rendsburg-Eckernförde ein kreisweites Radwegweisungsnetz , welches die Gemeinden miteinander verbindet und den größten Teil des Amtes Hohner Harde erschließt (LSE Amt Hohner Harde). Als „Region der Zukunft“ kommt das Eider-Treene-Sorge-Gebiet in den Genuss von Europa- und Landesmitteln.

4.8.6 Forstwirtschaft

In der Gemeinde finden sich einige kleinere Waldbereiche und Waldparzellen, die sich alle in Privatbesitz befinden (~ 3 % der Gemeindefläche). Ihre Lage konzentriert sich vorwiegend auf den nordöstlichen Gemeindebereich.

Bei den Waldparzellen im Bereich nördlich von Stierrade handelt es sich um Mischwälder mit naturnaher Ausprägung, da der Nadelholzanteil im Verhältnis zum Laubholzanteil gering ist. Jene Parzellen an Nadelforsten sollten jedoch langfristig durch heimische Laubgehölze ersetzt werden.

Während die Forstämter im allgemeinen dazu übergegangen sind, die von ihnen verwalteten Wälder naturnah umzubauen (Zulassen von Naturverjüngung, Aufforstung mit heimischen Laubholzarten), wird in Privatwäldern in der Regel mehr Wert auf schnellen Ertrag mittels schnellwüchsigerer Nadelhölzer gelegt.

Vermehrt hat sich im Gemeindegebiet Ilex aquifolium - nach der Bundesarten- schutzverordnung streng geschützt - wieder eingefunden.

4.8.7 Landwirtschaft

Der überwiegende Anteil an Flächennutzung (2.072 ha) in der Gemeinde erfolgt durch die Landwirtschaft (27 Vollerwerbs- und 12 Nebenerwerbsbetriebe).

Bedingt durch die naturräumliche Gliederung ist der Grünlandanteil im Bereich der Eider- Niederung höher, während im Geestbereich mehr Ackerbau betrieben wird. Statistisch gesehen ist über die Jahre hinweg eine stetige Zunahme des Grünlandes (1999 = 1.569 ha) gegenüber dem Ackerland (502 ha) festzustellen. Dies ist auf veränderte Bedingungen auf dem Markt der landwirtschaftlichen Produkte zurückzuführen. Die Ackernutzung mit Maiskulturen dient heute meist nicht mehr der Nahrungsmittelgewinnung für den Menschen, sondern der Futtermittelproduktion (37 Futterbaubetriebe) für die Viehhaltung zur Fleisch- und Milcherzeugung.

Des Weiteren wird der Grünlandschnitt heutzutage vielfach zu Silage verarbeitet und an Rinder verfüttert. Der an sich positive Effekt der Grünlandnutzung für den Naturhaushalt durch die dauernde Bodenbedeckung mit Bewuchs wird auf der anderen Seite durch eine viel zu intensive Nutzung zu großen Teilen wieder aufgehoben.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 87 Erläuterungstext Landschaftsplan

Landwirtschaftliche Betriebe:

insgesamt Betriebe mit einer landwirtschaftl. Fläche von...bis unter...ha Betriebe / LF ha unter 2ha / 2 – 10ha / 10 – 30ha / 30 – 50ha / 50ha und mehr 39 2.072 -- 7 5 9 18

(Q.: Berichte des Stat. Landesamtes S:-H., “Agrarstruktur S.-H. 1999“, Betriebsgrößenstruktur, Bodennutzung und Viehhaltung in den Gemeinden)

Flächennutzung in den landwirtschaftlichen Betrieben: Kulturarten Ackerland Dauerkulturen Dauergrünland Betriebe / ha Betriebe / ha Betriebe / ha 27 02 - - 39 1.569

Anbauflächen auf dem Ackerland Getreide darunter: Weizen Roggen W.-gerste S.-gerste Hafer 120 53 29 - 25 13

Hackfrüchte Ölfrüchte Futterpflanzen Brache Kartoff./Zuckerrüben Raps Mais - - 41 131 32

Landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung : Rinder Schweine Betriebe / GV x gesamt darunter gesamt Milchkühe Mast Zucht Betr. /Tiere Betr. /Tiere Betr. /Tiere Betr./Tiere Betr. /Tiere 37 3.476 35 4.591 27 1.415 2 - 2 - 1 - x gesamter Viehbestand der Betriebe (Pferde, Rinder Schafe, Schweine, Geflügel) (Q.: Stat. Berichte des Landesamtes S.-H., „Agrarstruktur in S.-H. 1999“, Betriebsgrößenstruktur, Bodennutzung und Viehhaltung in den Gemeinden)

Sozioökonomische Betriebstypen : insgesamt LF ha Haupterwerb Nebenerwerb Betriebe / ha Betriebe / ha 39 2.072 27 1.897 12 175

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 88 Erläuterungstext Landschaftsplan

Betriebssystematik :

Betr. / LF ha Marktfruchtbetr.- Futterbaubetr. Veredelungsbetr. 39 1.1997 - 37 2

Landw. Gemischtbetr. Gartenbau Übr.Betriebsbereiche - - 2

(Q.: Stat. Berichte des Stat. Landesamtes S.-H., “Agrarstruktur in S.-H. 1999“, Sozioökonomische Betriebstypisierung und Betriebssystematik in den Gemeinden)

4.8.8 Jagdausübung Die Bejagung erfolgt überwiegend durch die ortsansässigen Jäger (Jagdgemeinschaft Hamdorf) unter Beachtung der Grundsätze des Landes- und Bundesjagdgesetzes. Die Jäger und Grundeigentümer nehmen die „Pflicht zur Hege“ wahr. „Ziel der Hege ist es, einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten sowie seine Lebensgrundlagen zu pflegen und zu sichern“ (DJV,1998).

Ein besonderes Augenmerk liegt bei der Vermeidung von „Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere durch Wildschäden“. Von den Waldbesitzern wird überwiegend das reichlich vorkommende Rehwild, aber auch das Rotwild bejagt. Grund dafür ist die Schädigung junger, nachwachsender Baumbestände, die hauptsächlich von Rehen nachhaltig verbissen werden. Besonders im Winter verlassen die Rehe die ausgeräumten Feldfluren in Richtung Wald.

Hasen werden vermehrt von Jägern der offenen Bereiche erlegt. Diese Nagetiere haben stark schwankende Populationen, die sehr von den Witterungsbedingungen im Frühjahr abhängen. Ein feuchtes Frühjahr beschert eine kleine Hasenpopulation. Des weiteren werden in freier Flur Rebhuhn, Fasan, Kaninchen und Fuchs bejagt. Durch Jagdzeiten wird festgelegt, welche Tierarten zu welcher Zeit bejagt werden dürfen.

Laut Auskunft des Hamdorfer Jagdleiters, Herrn Hans-Jürgen Holtorf, war für das Jahr 2003 auf 2.700 ha Jagdrevier folgender Wildbestand zu verzeichnen:

Rehwild 200 Hasen 400 Füchse 20 Kaninchen 100 Fasane 100 Rebhühner 100

In der Gemeinde Hamdorf besteht nördlich der Restmoorparzelle (Ostermoor) eine Wildäsungsfläche (AW).

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 89 Erläuterungstext Landschaftsplan

Zusammenfassende ökologische Bewertung

5.1 Darstellung wertvoller Landschaftsräume

An dieser Stelle sollen zusammenhängende, für den Naturhaushalt bedeutende Landschaftskomplexe aufgezeigt werden. Bei näherer Betrachtung kristallisieren sich zusammenhängende Bereiche heraus, die hinsichtlich ihrer Natürlichkeit und Biotopvielfalt in Wertigkeitsstufen eingeteilt werden können. Einzelne mehr oder weniger homogene Bereiche lassen sich zusammenfassend beschreiben:

Prinzenmoor: Das Prinzenmoor, ein Teilbereich des FFH-Gebietes 1622-391 „Moore der Eider-Treene-Sorge- Niederung“, ist der im Gemeindegebiet befindliche Landschaftsraum mit der höchsten Natürlichkeit und Biotopvielfalt und einer dementsprechenden Schutzwürdigkeit.

Ostermoor Der in unterschiedlichen Stadien befindliche Hochmoorrest gilt, wie das Prinzenmoor, als wertvoller Landschaftsraum zur Sicherung einer sehr spezialisierten Tier- und Pflanzenwelt.

Vogelschutzgebiet 1622-403 „Erweiterung der Eider-Treene-Sorge-Niederung“ Die großflächigen und zusammenhängenden Feuchtgrünland- und Grünlandbestände einschließlich des nach § 25 LNatSchG geschützten Seggenrieds (Nr. 3) bilden ein wichtiges Nahrungs-, Überwinterungs- und Bruthabitat vieler streng geschützter Vogelarten.

Kleinflächige, reich strukturierte Agrarlandschaft west- und östlich “Lange Reihe“ Von der Ausstattung ist dieses Gebiet vor allem durch die kleinflächige Parzellierung in Verbindung mit einer hohen Knickdichte und hoher Biotopvielfalt (Hochmoorreste, Feuchtgrünland, Binsenried, Fließgewässer) schützenswert.

Bauernwald: Von der Ausstattung her kommen, durch die vielen privaten Nutzer, unterschiedlichste Ausstattungsformen vor. In erster Linie handelt es sich um einen überwiegenden naturnahen Laubholzbestand. Es gibt Bereiche in denen noch Kahlschläge durchgeführt werden. Dem hingegen aber auch Bereiche naturnaher Bewirtschaftungsformen mit Einzelbaumentnahme und natürlichem Jungaufwuchs in der 2. Baumschicht. Somit können in dem Bauernwald verschiedenste Bewirtschaftungsformen festgestellt werden.

Eiderniederung Die Eider mit den angrenzenden Niederungsbereichen stellt landesweit eine bedeutende Hauptverbundachse dar und – in Zusammenhang mit den angrenzenden Nutzungen – befindet sich hier ein wichtiger Lebensraum für die Wiesenvögel. Diese großräumige, nur in geringen Umfang durch Wirtschaftswege zerschnittene und ausschließlich als Grünland (großteils als Intensivgrünland genutzt, teils aufgrund einer extensiven Bewirtschaftung und weniger stark entwässerter Bereiche mit einer wechselfeuchten und artenreichen Feuchtgrünlandgesellschaft ausgestattet) genutzte Landschaftsraum bietet eine hohe Durchlässigkeit.

5.2 Darstellung von Defiziten und Konflikten

Zur besseren Überschaubarkeit sind Defizite und Konflikte in einer Karte eingetragen. Sie soll der Gemeinde den Handlungsbedarf verdeutlichen und auf zu lösende Probleme im Umweltschutz aufmerksam machen. Unterschieden wird hierbei zwischen bestehenden und zu erwartenden Defiziten als auch Konflikten. Diese Darstellungen, die ebenso wie Punkt 5.1 auf Grundlage der

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 90 Erläuterungstext Landschaftsplan

Bestandserfassung erstellt wurden, sind Basis für die Erarbeitung der Zielkonzeption im folgenden Kapitel.

Folgende Defizite sind festzustellen:

• Fehlende Gehölzstrukturen (bestehend): Hierzu zählen Einzelgehölze im Niederungsbereich und Knicks in ausgeräumten, intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereichen. Fehlende Gehölzstrukturen entlang vorhandener Fließ- und Kleingewässer wie z.B. entlang der Eider sowie bei einer Vielzahl von Kleingewässern als auch im Großteil des besiedelten Bereichs, insbesondere in neueren Wohngebieten.

• Fehlender Biotopverbund (bestehend): Fehlende Verbindungen gleichartiger Biotope, wie zum Beispiel Kleingewässer mit dazwischen liegenden Nasswiesen (und Hochmoorrudimenten).

Zerstreut und isoliert liegende Waldbereiche, durch landwirtschaftliche Flächen zerschnitten. • Naturferne Fließgewässer (bestehend): Durch Begradigung und Vertiefung des Flussbettes, durch Entfernen der natürlichen Ufervegetation und Unterhaltungsmaßnahmen sowie durch überhöhte Nährstoffeinträge aus den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen zerstörtes ökologisches Gleichgewicht.

• Verrohrungen von Gewässern (bestehend): Vernichtung von Lebensraum

• Standortfremde Gehölze (bestehend): Nadelholzbestände haben nur eine geringe Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz und führen zur Bodenversauerung.

Folgende Konflikte lassen sich aufführen:

• Ausweitung des Siedlungsbereiches (zu erwarten): Bodenverlust, Schadstoffeintrag und Veränderung des Landschaftsbildes durch Bau von Gewerbe- und Wohngebieten sowie durch den Bau von Straßen.

• Intensive, landwirtschaftliche Nutzung in sensiblen Bereichen (bestehend): Bodenbearbeitung und Nährstoffeintrag bis dicht an stehende und fließende Gewässer sowie auf grundwassernahen Böden, Entwässerungsmaßnahmen (auch angrenzende geschützte Lebensräume)

• Kiesabbau (bestehend): Beeinträchtigung der Schutzgüter, Boden, Wasser, Arten- und Lebensgemeinschaften und Landschaftsbild.

• Lineare Trennwirkung durch Straßen (bestehend): Insbesondere durch die B 203

6. Planung

Im Landschaftsplan sind nach § 9 LNatSchG die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege flächendeckend darzustellen. Dem gesetzlichen Auftrag wird in diesem Planungs- bzw. Entwicklungsteil entsprochen.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 91 Erläuterungstext Landschaftsplan

6.1 Zielkonzeption

Die Zielkonzeption gliedert sich in eine überörtliche allgemeine Zielkonzeption und in eine spezielle, auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmte Zielkonzeption für den Naturschutz, das Landschaftsbild und die Erholung sowie in Zielkonzeptionen für Biotopverbund, Boden- und Klimaschutz.

6.1.1 Überörtliche Zielkonzeption

Die überörtlichen Ziele/Planungen des Naturschutzes werden hier noch einmal kurz aufgeführt.

6.1.1.2 Landschaftsprogramm (1999)

Nachhaltige Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Nachhaltige Sicherung der Nutzbarkeit der Naturgüter. Nachhaltige Sicherung der Pflanzen- und Tierwelt. Nachhaltige Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft. Für die Gemeinde Hamdorf werden folgende Inhalte genannt: • Geotope: (östlicher und westlicher Gemeindegebietsrand)

• Gebiet mit besonderer Bedeutung für die Bewahrung der Landschaft, ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie als Erholungsraum: (Bereich östlich der Eider, westlich der L 39 bis zur nördlichen Gemeindegebietsgrenze)

• Gebiet der Schwerpunkträume des Schutzgebiets- und Verbundsystems: (Bereich östlich der Eider, westlich der L 39 bis zur nördlichen Gemeindegebietsgrenze)

• Räume für eine überwiegend naturverträgliche Nutzung aufgrund der hochwertigen Naturpotenziale: (nordwestlicher Gemeindebereich und östlicher Abschnitt)

• Gebiet zur Sicherung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Nutzungsfähigkeit der Naturgüter: (südwestlicher und mittlerer Gemeindegebietsbereich)

6.1.1.3 Landschaftsrahmenplan

Der Landschaftsrahmenplan (Juni 2000) stellt überörtliche folgende Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Plangebiet dar:

• Gebiete mit besonderer ökologischer Funktion: Niederungsbereiche der Eider und der Bargstaller Au, Prinzenmoor

• Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems: Schwerpunktbereich: Prinzenmoor und angrenzende Bereiche Hauptverbundachse:

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Ostermoor, angrenzende Bereiche des Prinzenmoores, Eiderniederung 900 m nördlich des „Alten Eiderarmes“ Nebenverbundachse: Eider und die Verbandsgewässer12.20.00 und 12.24.00

• Landschaftliche Leitbilder der naturräumlichen Regionen Naturräumliche Region Landschaftliche Leitbilder Naturräume des Planungsraumes Vorgeest • Naturnahe Laubwälder unterschiedlichen Typs insbesondere ärmerer, bodensaurer Standorte, -Schleswiger Vorgeest • Magerrasen-Heide-Landschaften mit fließenden, mosaikartig verzahnten Übergängen zu lichten Wäldern vor allem großflächig, aber auch kleinflächig und linienhaft im Zusammenhang mit kleineren Binnendünen oder anderen Linienelementen, • In natürlicher Dynamik befindliche Fließgewässer mit angrenzenden ungenutzten und/oder extensiv genutzten Flächen insbesondere in morphologisch ausgeprägten Talräumen; hier auf den Talhängen offene bis halboffene Magerbiotope, Gehölze und Wälder, • Komplexe Nieder- und Hochmoorlandschaften überwiegend mit naturnahen oder sich natürlich weiterentwickelten vielfältigen Biotopen, aber auch extensiv genutzte Feucht- bis Nassgrünlandflächen, • Durch naturnahe Kleinstrukturen, vor allem des Heide- oder Heide-Moor-Biotopkomplexes, geprägte Agrarlandschaft mit naturverträglicher Landnutzung, • Waldlandschaften auf leichten, durch hohe Stoffverlagerung gekennzeichneten sowie grundwassernahen Böden.

Eider-Treene-Niederung • Naturgeprägte Niederungen mit verschiedenen naturnahen und extensiv genutzten -Eider-Treene-Niederung Niedermoorbiotopen und vielfältigen Hochmooren, • Großflächige Feuchtgrünlandkomplexe mit extensiv genutzten, artenreichen Nasswiesen sowie ausgeprägten Grüppen- und Grabenstrukturen (letzteres insbesondere in weniger nassen, intensiver genutzten Grünlandbereichen), • Naturgeprägte Fließgewässer-Ökosysteme mit Röhrichten, Weidengebüschen und Auwäldern sowie großflächigen, periodisch überschwemmten, extensiv genutzten Grünländereien, • Auf den Geestinseln und Holmen durch Knicksysteme kleinkammerig gegliederte Agrarlandschaft mit hohem Grünlandanteil sowie kleinflächigen oder linienförmigen Staudenfluren, Magerrasen, Sandheiden und mesophilen Grasfluren, in Teilen auch mit kleineren Feldgehölzen und größeren Wäldern, • Grundwasserbeeinflusste Wälder auf mineralischen Böden.

• Schutzgebiete gemäß § 18 und § 25LNatSchG (bestehend): Bestehendes Landschaftsschutzgebiet und gesetzlich geschütztes Biotop „Bauernmoor bei Prinzenmoor“ und geändertes Landschaftsschutzgebiet „Erweiterung Eider-Sorge- Niederung“

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• Schutzgebiete gemäß § 18 LNatSchG (geplant): Geplante Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes „Bauernmoor bei Prinzenmoor“

• Gebiete mit besonderer Erholungseignung: Eiderniederung nördlich des „Alten Eiderarmes“ und 900 m südlich des „Alten Eiderarmes“

6.1.1.4 Natura 2000

Mit Stand Juli 2004 hat das Land Schleswig-Holstein 270 FFH- Gebiete und 45 EU- Vogelschutzgebiete ausgewählt und gemeldet. Folgende Gebietsvorschläge betreffen die Gemeinde Hamdorf:

• EU-Vogelschutzgebiet: „Erweiterung der Eider-Treene-Sorge-Niederung“ (1622-403)

• FFH-Gebiet: „Prinzenmoor östlich von Lexfähre“ (1622-391)

6.1.1.5 Archäologische Denkmale (Vergl. Kap. 4.5.2):

● Burg ● Eiderzoll ● Alter Eiderkanal ● Eiderdeiche ● Siedlungshinweise ● Grabhügelreste

6.1.1.6 Kulturdenkmale (Vergl. Kap. 4.5.1):

● Kirche ● Wohnwirtschaftsgebäude, Huy 2

Zielkonzeption Naturschutz Die übergeordneten Planungen müssen nun präzisiert und auf andere Belange der Gemeinde abgestimmt werden. Hierbei wird besonders auf die bei der Bestandsaufnahme bewerteten Schutzgüter eingegangen.

Folgende Entwicklungsmöglichkeiten stellen sich aus der Sicht des Natur- bzw. Arten- und Biotopschutzes dar: • Minimieren und Vermeidung von Beeinträchtigungen • Extensivierung der Bewirtschaftungsformen • Strukturieren wenig gegliederter Landschaftsbereiche z.B. durch Knicks und Einzelgehölze • Vermehrung naturnaher Wälder und Waldumbau • Naturnaher Rückbau von Fließgewässern

Die in den folgenden Tabellen aufgeführten Oberziele konkretisieren sich - ausgehend von der Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes in der Gemeinde Hamdorf - in den Teilzielen. Die Zielkonzeptionen ergänzen sich in der Regel; bei Widersprüchen wird eine Abwägung unter Berücksichtigung übergeordneter Ziele vorgenommen .

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Ober- und Teilziele des Naturschutzkonzeptes Schutzgut Ober- (Nutzung) + Teilziele

• Verminderung bzw. Vermeidung der Inanspruchnahme des knappen, nicht vermehrbaren Naturgutes Boden

• Sicherung des natürlichen Aufbaus

Boden • Minimierung von Schadstoffeinträgen • Vermeidung von Substanzverlusten durch Erosion sowie von Strukturbeeinträchtigungen durch Verdichtung • Sicherung der natürlichen Vielfalt der Bodeneigenschaften auch als Voraussetzung für die Erhaltung bzw. Entwicklung verschiedener Arten und Lebensgemeinschaften

Wald • Erhalt bodenschützender Waldbestände • Schaffung neuer Waldbereiche zur Ergänzung bestehender Wälder

Grünland ● Erhalt der bodenschützenden Vegetation

• Winderosionsmindernde Maßnahmen

• Verminderung des Verdichtungsrisikos durch eine standortgerechte landwirtschaftliche Bodennutzung Acker • allgemeine Verminderung des Dünger- und Pestizid-Einsatzes im besonderen entlang von Gewässern • Umnutzung in Dauergrünland

• Verringerung der Negativ-Effekte der Bodenversiegelung durch:

- Entsiegelungen Siedlung - Regenwasserversickerung • Vermeidung bzw. Minimierung der Flächeninanspruchnahme besonders derzeit gering beeinträchtigter Bodenstandorte • Minimierung des Schadstoffeintrages durch emissionsbegrenzende Maßnahmen an der Quelle

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 95 Erläuterungstext Landschaftsplan

Schutzgut Ober- (Nutzung) + Teilziele

Bodenabbau ɀ Generelle Minimierung der Flächeninanspruchnahme ɀ Räumliche Optimierung zusätzlicher Flächeninanspruchnahme unter Berücksichtigung aller Schutzgüter

Straßen/Verkehr ɀ Der Verkehrsflächenbedarf ist einer strengen Bedarfsnachweisprüfung zu unterziehen

• Nachhaltige Sicherung der Grundwasservorräte in qualitativer und quantitativer Hinsicht durch Erhöhung der Grundwasser Wassersickerung • Schutz des Grundwassers vor Verschmutzungen

Wald • Erhalt und Neuschaffung von Waldbeständen und deren Schutzfunktionen • Vermeidung von Kahlschlägen

• Erhalt des Grünlandes und seiner Funktion für die Grundwasserregeneration Grünland • Extensivierung, vor allem Verringerung oder Vermeidung der Düngung und des Herbizid-Einsatzes • Anpassung der Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen an die natürlichen Standortbedingungen

• Maßnahmen zur Verringerung des Nitrateintrages insbesondere in Wasserschutzgebieten Acker • Umwandlung in Grünland insbesondere entlang von Gewässern • Großflächige Vermeidung von Bodenerosion • Anpassung der Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen an die natürlichen Standortbedingungen

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Schutzgut Ober- (Nutzung) + Teilziele

• Förderung von Maßnahmen zur Regenwasserversickerung sowie zur Verringerung des Versiegelungsgrades Siedlung • Minimierung der Flächeninanspruchnahme und Vermeidung der Versiegelung von Flächen mit hohen Grundwasserneubildungsraten

Bodenabbau • Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen mit hohen Grundwasserneubildungsraten

Straßen/Verkehr • Förderung von Maßnahmen zur Reduzierung der Verkehrsaufkommen • Vermeidung von Neutrassierungen besonders in Bereichen hoher Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen

Trinkwasser- • Verringerung des privaten, gewerblich-industriellen und landwirtschaftlichen Verbrauchs von Grundwasser durch Einsatz förderung wassersparender Technologien sowie das teilweise Ersetzen des Grundwassers durch Oberflächen- oder Brauchwasser • Gewährleistung einer nachhaltigen Nutzbarkeit der Wasserressourcen

• Erhalt vorhandener naturnaher Gewässerstrukturen

• Verbesserung naturferner Gewässerabschnitte Oberflächen- gewässer • Erhalt und Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit und der natürlichen Selbstreinigungskraft • Einbeziehung des Umfeldes / Schaffung von Retentionsflächen • Vermeidung weiterer Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer und ihrer Auenbereiche • Vorrang von biologischen Wasserbaumaßnahmen vor anderen Wasserbaumaßnahmen

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Schutzgut Ober- (Nutzung) + Teilziele

Grünland und • Extensive Nutzung im Niederungsraum, Acker umwandeln in Grünland Acker • Anlage möglichst breiter Uferrandstreifen, Abzäunen • Förderung von Ufergehölzen • Wiedervernässen von Grünland; gleichzeitig auch Quellschutz

• Verringerung der Negativ-Effekte des Oberflächenwasserabflusses durch Siedlung - Förderung von Dachbegrünungen zur Regenrückhaltung

- Entsiegelungen

- Schaffung von Versickerungseinrichtungen

Straße • Verhinderung und Rückbau von Bodenversiegelungen • Schaffung von Versickerungseinrichtungen • Verhinderung ungeklärter Einleitungen in den Boden oder Vorfluter (Kläranlagen, Muldenversickerung im Straßenbau)

• Erhalt bzw. Verbesserung von Landschaftsräumen, die klimatische Belastungen ausgleichen können, wie z.B. der Wald oder

das Moor Klima/Immission • Erhalt und Förderung der Durchgrünung der Ortschaften

● Vermeiden und Vermindern des Entstehens von Luftverunreinigungen an der Quelle (Verkehrsminderung, Energiesparmaßnahmen fördern, Ausbau regenerativer Energien, Verminderung der Rindfleischerzeugung (Methangas => Treibhauseffekt)

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Schutzgut Ober- + Teilziele

• Erhalt und Schutz von Landschaftsräumen mit einer hohen Naturnähe und Vielfalt sowie einer hohen Bedeutung für die

landschaftsbezogene Erholung (Schutz vor Beeinträchtigungen wie Änderung der Bodennutzung, z.B. Grünlandumbruch,

Bebauung, Zerschneidung durch Verkehrswege)

• Verbesserung der Landschaftsräume, die nur eine mittlere bis geringe Naturnähe und Vielfalt aufweisen, unter Beachtung

der jeweiligen landschaftlichen Charakteristiken

• Anpassung von ortsfesten baulichen Anlagen in Natur und Landschaft unter Beachtung der natürlichen Landschaftsstruktur

• Sicherung der Natur in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit auch als Erholungsraum für eine naturverträgliche Erholung für Landschaftsbild den Menschen • Schaffung von Naturerlebnisräumen • Erhaltung von historischen Kulturlandschaften • Erhaltung von Landschaften oder Landschaftsteilen mit bedeutsamen geologischen und geomorphologischen Erscheinungsformen • Mehrfachnutzung von Bodenflächen insbesondere für Zwecke von Freizeit und Erholung • Einhaltung von natürlichen oder künstlichen Abgrenzungen zwischen der freien Landschaft und Siedlungsbereichen

Wald • Umbau der Nadelholzbereiche zu standorttypischen Laubmischwald • Schaffung neuer Waldbereiche

Grünland, Acker • Gliederung der Landschaft durch Gehölzstrukturen (z.B. Einzelbäume, Feldgehölze und Knicks) u. Niederungen • Abschnittsweise Anpflanzung von gewässerbegleitenden Gehölzen entlang der Fließgewässer als Orientierungselemente in der Landschaft

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Schutzgut Ober- + Teilziele

• Erhalt eines ländlich geprägten Ortsbildes Siedlung • Erhalt und Förderung der Durchgrünung der Ortschaften (Baum- und Strauchpflanzung, Dach- und Fassadenbegrünung)

• Schutz von Pflanzen und Tieren und ihren Lebensgemeinschaften in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Vielfalt

• Bestmöglicher Schutz und Wiederherstellung ihrer Lebensräume und der sonstigen Bedingungen

• Gewährleistung einer zur Bestandssicherung ausreichenden Häufigkeit von Pflanzen und Tieren zum Austausch mit

Individuen anderer Lebensräume, um die innerartliche Vielfalt sicherzustellen

• Erfassung und Bewertung der Biotope nach wissenschaftlichen Grundsätzen als Grundlage für den Ökosystemschutz Pflanzen- u. • Schutz und Entwicklung der Biotope, um alle Typen mit ihrer strukturellen und geographischen Vielfalt in einer Tierwelt (Arten- und Biotopschutz) repräsentativen Verteilung zu erhalten • Keine weitere Beeinträchtigung nicht mehr regenerierbarer, aber gefährdeter Ökosysteme • Vorrang des Erhalts von Biotopen vor Neuerschaffung • Auf mindestens 10 % (§ 1 (4) LNatSchG) der Landesfläche ist ein Vorrang für den Naturschutz zu begründen • Erhalt, Schutz und Entwicklung besonders von Biotopen auf nährstoffarmen und/oder besonders feuchten oder trockenen Standorten (Biotopschutz)

• Verringerung des Nadelholzanteils zur Verbesserung der Waldökologie Wald • Verbesserung des Wasserhaushaltes durch Anheben des Grundwasserstandes durch Rückbau der Entwässerungseinrichtungen

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Schutzgut Ober- + Teilziele

• Extensivierung, vor allem durch Vermeidung oder Verringerung der Düngung und des Herbizideinsatzes

• Vermeidung der Intensivierung

• Erhalt der Grünlandflächen (kein Umbruch) > Dauergrünland Grünland • Erhalt und Vernetzung von Feuchtgrünlandflächen • Wiedervernässen von Flächen der Niederungsbereiche (Verfüllung von Gräben, keine Ausbesserung von Drainagen, dies bedeutet gleichzeitig auch Quellschutz) • Bestandsschutz für Nasswiesen

• Umnutzung in Grünland insbesondere entlang von Gewässern Acker • Verringerung des Einsatzes von Dünger und Pestiziden • Anbau von bodendeckenden Pflanzen oder mit Unterpflanzung in Kulturfolge, um eine möglichst lange Bedeckung der Böden zu erreichen

• Wenn notwendig, Gewässerpflege nur abschnittsweise und jeweils nur auf einer Uferseite Fließgewässer • Schaffung eines beidseitigen, abschnittsweise mit Gehölzen bepflanzten Uferrandstreifens • Schutz der Uferrandstreifen vor Tritt und Verbiss durch Abzäunung

• Reduzierung oder Vermeidung des künstlichen Fischbesatzes Stillgewässer • Unterlassung der Zufütterung des Fischbesatzes • Umgestaltung steiler, naturferner Uferausbildungen • Verringerung der Störung durch Freizeitnutzungen

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 101 Erläuterungstext Landschaftsplan

Schutzgut Ober- + Teilziele

Gehölz- • Erhalt und Aufwertung vorhandener Strukturen strukturen • Schaffung neuer Gehölzstrukturen

Ruderalfluren • Überlassung der weiteren Sukzession • Evtl. Unterbindung der Verbuschung

• Erhalt der Flächen und Unterschutzstellung Moor • Wiedervernässung trockener Moorbereiche • Schaffung von Pufferzonen zur Verhinderungen beeinträchtigender Randeinflüsse • Pflegemaßnahme nach zu erstellenden Pflegekonzepten

• Verringerung der Flächeninanspruchnahme und Vermeidung der mit der Flächeninanspruchnahme einhergehenden

Zerstörung oder Zerschneidung von Biotopen Siedlung/ Verkehr • Vermeidung von Baumaßnahmen jeglicher Art in Bereichen mit hoher ökologischer Wertigkeit • Erhalt und Förderung der Durchgrünung der Ortschaften • Erhalt, Wiederherstellung und Schaffung von Einflug- und Nistmöglichkeiten für kulturfolgende Vögel (z.B. Rauchschwalbe, Schleiereule)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 102 Erläuterungstext Landschaftsplan

6.1.3 Anordnung der Nutzungsfunktionen und Konfliktminimierung

In diesem Kapitel soll auf die möglichst umweltgerechte Anordnung der Nutzungsfunktionen hingewiesen werden, um eventuelle Konflikte zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Sie sind im Entwicklungsplan eingearbeitet.

6.1.3.1 Siedlungsentwicklung

Nach §1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln.

Dabei sind insbesondere • die Belange des Umweltschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege, • die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes und • die Belange der Erholung zu berücksichtigen.

Anhand dieser Faktoren ist die hohe Bedeutung einer umweltgerechten Steuerung der Siedlungsentwicklung zu erkennen. Durch das ROG (Raumordnungsgesetz) werden Eingriffe in Natur und Landschaft und die daraus resultierenden Vermeidungs-, Minimierungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der Bauleitplanung über die Vorschriften des BauGB geregelt. Die hierfür erforderlichen, umweltrelevanten Informationen und Abwägungsgrundlagen können durch diesen Landschaftsplan weitgehend zur Verfügung gestellt werden. So werden Hinweise zum Verzicht auf problematische Standorte und zur umweltgerechten räumlichen Optimierung von Bauflächen gegeben. Dementsprechend können die die Umwelt betreffenden Konflikte von Anfang an vermieden werden, was zur Beschleunigung der Planung beiträgt.

Eine detaillierte Beurteilung einzelner Bauvorhaben, die damit verbundenen Umweltrisiken und die genaue Bilanzierung mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist dann Aufgabe des Bebauungsplanes. Auch hierfür liefert der Landschaftsplan wichtige Grundlagen, indem er gesamträumlich gesehen Flächen benennt, die sich besonders für Ausgleichsmaßnahmen eignen (z.B. Flächen für Waldneubildung, Biotopverbundflächen).

Die Gemeinde Hamdorf beabsichtigt – wie im folgendem beschrieben - die Ausweitung der Bebauung mit Wohnflächen sowie die Erweiterung der Gewerbefläche. Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen sowie eine Einschätzung der Erheblichkeit des Eingriffes in Natur und Landschaft und der Ausgestaltung von etwaigen Ausgleichsflächen für die entstehenden Eingriffe werden in entsprechenden Bauleitplänen geregelt und können hinsichtlich einer differenzierten Betrachtung im Landschaftsplan abgeleitet werden.

Parallel zur Aufstellung des Landschaftsplanes hat sich die Gemeinde Hamdorf zur Aufstellung der 5. Flächennutzungsplanänderung entschieden. Aufgrund dringender Baunachfragen wurde die Flächennutzungsplanänderung der Landschaftsplanerstellung zeitlich vorgezogen, was eine landschaftsplanerische Stellungnahme erforderlich machte. Diese rein naturschutzfachliche Stellungnahme (einschließlich der Stellungnahme der UNB des Kreises Rendsburg-Eckernförde während der TÖB-Beteiligung) zu den einzelnen Teilbereichen der Flächennutzungsplanänderung hinsichtlich der Verträglichkeit von Bauvorhaben auf den Naturhaushalt soll an dieser Stelle übernommen werden.

Zwischenzeitlich ist auch eine 6. Flächennutzungsplanänderung für zwei Flächen erfolgt und in entsprechenden Bebauungsplänen Nr. 7 und 8 konkretisiert worden. Diese Vorhaben werden im Anschluss dargestellt.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 103

Erläuterungstext Landschaftsplan

Teilbereiche der 5. Flächennutzungsplanänderung

Teilbereich 1 „Östlich der Großen Lohe“

Auszug aus dem Bestandsplan

Hierbei handelt es sich vorwiegend um einen aufgegebenen Landwirtschaftsbetrieb mit angrenzenden Hauskoppeln, die sich derzeit als Grünland darstellen. Die südlich bereits bebaute Teilfläche wird lediglich entsprechend der Nachbarausweisungen im Flächennutzungsplan miteinbezogen.

Der Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde wird aus landschaftsplanerischer Sicht vollinhaltlich gefolgt und hier entsprechend zitiert: „Dieser Teilbereich stellt eine sinnvolle Abrundung der Ortslage in nordöstlicher Richtung dar. Dabei sind die hier befindlichen vitalen Knick- und Gehölzstrukturen unbedingt zu erhalten und im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung sinnvoll zu integrieren. Neben der Begrünung und Strukturierung des Teilbereichs übernehmen sie gleichzeitig die wichtige Funktion der Ortsrandgestaltung. Gerade aus Sicht des Orts- und Landschaftsbildes ist auf diesen sensiblen Übergangsbereich zwischen verdichteter Ortslage und der sich anschließenden freien Landschaft besonderes Augenmerk zu legen . Aufgrund des in diesem Bereich sehr kuppigen Geländes ist bei der späteren verbindlichen Bauleitplanung darauf zu achten, dass sich die Bebauung dem landschaftlich und naturraumtypisch prägende Geländerelief anzupassen hat. Das heißt Eingriffe in die Geländemorphologie durch starke Aufschüttungen oder Abgrabungen haben zu unterbleiben.“

Unter Beachtung der angeführten Maßgaben steht diesem Teilbereich aus landschaftsplanerischer Sicht nichts entgegen.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 104

Erläuterungstext Landschaftsplan

Teilbereich 2 „Westlicher Ortseingang B 203“

Auszug aus dem Bestandsplan

Hierbei handelt es sich um ein bereits angesiedeltes landwirtschaftliches Lohnunternehmen mit entsprechendem Hallenbau auf einer ehemaligen Ackerlandfläche. Die Darstellung im Flächennutzungsplan ist somit als formeller Nachvollzug zu verstehen. Die vorhandenen Knicks sind hierbei zur Einbindung der Halle dringend zu erhalten. Insofern folgt die landschaftsplanerische Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises.

Hinsichtlich der Darstellung als Gewerbegebiet sollte allerdings folgender Punkt beachtet werden: Mit dieser Darstellung sind auch andere Nutzungen als die derzeit betriebene zulässig. Ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen ist an diesem Standort verträglich, da dieses sich hauptsächlich auf die benachbarte freie Landschaft orientiert. Andere Nutzungen können hingegen völlig veränderte Ausrichtungen und Intensitäten aufweisen und beispielsweise negative, für die Ortslage unerwünschte Auswirkungen auf Verkehrsflüsse haben. Insofern sollte diesem Standort weiterhin besondere Beachtung geschenkt werden.

Teilbereich 3 „Südseite Ray“

Auszug aus dem Bestandsplan

Hierbei handelt es sich um eine planerische Übernahme bereits bestehender Gebäude auf ehemaliger Grünlandnutzung. Hierüber hinausgehende landschaftsplanerische Belange sind nicht berührt. Es wird dennoch auf die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde zur Rücknahme des Geltungsbereiches im Osten um ca. 5,00 m verwiesen. Den weiteren Ausführungen der Unteren Naturschutzbehörde wird hier vollinhaltlich gefolgt.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 105

Erläuterungstext Landschaftsplan

Demzufolge ist eine östlich des Geltungsbereiches weitere Bebauung, als so genannte Lückenschließung, zu vermeiden, so dass ein Sichtfenster auf die Eidertalniederung erhalten bleibt.

Teilbereich 4 „Verbindungsweg zwischen Osterende und Schulmeisterweg“

Auszug aus dem Bestandsplan

Bei dieser Teilfläche handelt es sich hauptsächlich um eine formelle Erfassung bereits bestehender Wohngebäude auf einer noch im alten Flächennutzungsplan dargestellten Fläche für die Landwirtschaft. Aus landschaftsplanerischer Sicht besteht daher kein Anlass einer gesonderten Stellungnahme.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 106

Erläuterungstext Landschaftsplan

Teilbereich 5 „Südseite Kamper Weg westlich Bokel“

Auszug aus dem Bestandsplan

Am westlichen Ortsrand der Ortschaft Hamdorf liegt gegenüber dem Baugebiet „Drümper/Bargen“ (Baugebiet Nr.4) eine Fläche, die in der 3. Flächennutzungsplanänderung als Landwirtschaftsfläche ausgewiesen ist. Hier soll auf einem ca. 0,80ha großem Teilbereich ein Reiterhof mit zwei Reitplätzen, Pferdeställen und einem Haus für Betreiber mit Ferienappartements entstehen.

Da es sich nicht um ein privilegiertes Bauvorhaben handelt, wird die Fläche als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Reiterhof“ ausgewiesen.

Dem Standort kann unter Beachtung folgender Punkte aus landschaftsplanerischer Sicht zugestimmt werden: Im Westen und Süden ist ein neuer Ortsrand, vorzugsweise als Knick mit standortgerechter Gehölzpflanzung, auszubilden. Des weiteren sind Abstandsflächen über Gehölzpflanzungen zur im Osten angrenzenden Bebauung zu schaffen.

Insgesamt können alle Teilbereiche der 5. Flächennutzungsplanänderung aus landschaftsplanerischer Sicht grundsätzlich als vertretbar angesehen werden und finden sich im Entwicklungsplan des Landschaftsplanes wieder.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 107

Erläuterungstext Landschaftsplan

6. Flächennutzungsplanänderung mit den Bebauungsplänen Nr. 7 und 8

Bebauungsplan Nr. 7 „Ofen- und Gartenmöbelmarkt an der B 203“

Die Gemeinde Hamdorf beabsichtigte mit der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 7 „Ofen- und Gartenmöbelmarkt an der B 203“ und dem darin integrierten Landschaftsplanerischen Fachbeitrages, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung zweier Fachmärkte zu schaffen, die baulich zusammenhängend in einer Ausstellungshalle und zusätzlicher Lager-/ Betriebshalle eingerichtet werden.

Der Ausbau des Gartenmöbelfachmarktes, der auf dem Betriebsgelände ebenfalls integriert ist, soll aus o.g. Gründen ebenfalls auf dem neuen Standort weiter expandieren können und insbesondere auch Freiflächen für Terrassen mit Möblierungsvorschlägen einschließlich einer naturnahen Gartengestaltung umfassen.

Darüber hinaus soll der Bebauungsplan auf längere Sicht, hier nicht näher zu fixieren, die planungsrechtliche Grundlage für eine eventuell erforderliche Erweiterung der Fachmärkte sowie die Schaffung von Wohnhäusern und Wohnungen für Betriebsleiter bzw. Freiberufler bilden. Dies allerdings als Angebotsplanung und nicht als vorhaben bezogene Bebauungsplanung.

Der Bereich des Ofen- und Gartenmöbelmarktes ist bereits umgesetzt. Die landschaftsplanerischen Belange wurden im Umweltbericht zum Bebauungsplan Nr. 7 und einem entsprechenden landschaftsplanerischen Fachbeitrag berücksichtigt. Der Ausgleich für nicht kompensierte Eingriffe in Natur und Landschaft erfolgt über das Ökokonto der benachbarten Gemeinde Breiholz.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Bebauungsplan Nr. 8 „Alte Landstraße“

Die Gemeinde Hamdorf beabsichtigt mit der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 8 „Alte Landstraße“ und dem darin integrierten Landschaftsplanerischen Fachbeitrag, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung eines Betriebes für Forstwirtschaft und für Garten- und Landschaftsbau mit Lagerflächen zu schaffen.

Gleichfalls sollen mit dem o.g. Bebauungsplan die Voraussetzungen der technischen und verkehrlichen Erschließungsanlagen, Grünflächen, Versickerungsflächen sowie internen Ausgleichsflächen geregelt werden.

Die landschaftsplanerischen Belange wurden im Umweltbericht zum Bebauungsplan Nr. 8 und einem entsprechenden landschaftsplanerischen Fachbeitrag berücksichtigt. Der Ausgleich für nicht kompensierte Eingriffe in Natur und Landschaft erfolgt auf dem Gelände selbst. Für die interne Maßnahmenfläche ist eine beschränkt persönliche Dienstbarkeit mit folgendem Wortlaut in das Grundbuch eingetragen: Das Grundstück ist nur für Zwecke des Naturschutzes zu verwenden. Alle Handlungen , die zu einer Zerstörung oder Beschädigung wie auch einer nachhaltigen Störung der Bereiche führen können, sind untersagt .

6.1.3.2 Verkehr

Die verkehrlichen Strukturen sind auf dem jetzigen Stand zu halten. Die noch unversiegelten Feldwege sollten in ihrem Zustand belassen werden, um den Versiegelungsgrad nicht weiter zu erhöhen. Die allgemein negativen Beeinträchtigungen durch Straßen sind zu mindern. Hier sind vor allem der Immissionsschutz und die Verbesserung des Landschaftsbildes zu nennen. Diese beiden Forderungen lassen sich durch Erhalt und Neuanlage von Gehölzstrukturen in gewissem Umfang erfüllen. Als weiteres sollte die Verlagerung des Verkehrs auf flächensparende und umweltschonende Verkehrsmittel wie Fahrrad oder ÖPNV gefördert werden. Eine Verminderung der Immissionen kann unter anderem durch die Reduzierung der Geschwindigkeit erreicht werden, wodurch sich der Ausstoß von Schadstoffen und die Lärmentwicklung reduziert. Ein weiterer Effekt ist die Verminderung des Risikos von Verkehrsunfällen.

Durch die im Punkt 6.1.31. beschriebene Erweiterung der Siedlung werden keine Erschließungsstraßen erforderlich. Andere Straßenbauprojekte sind ebenfalls nicht geplant.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Die zerschneidende Wirkung der B 203 durch das Gemeindegebiet kann durch die Pflanzung von Straßenbäumen gemildert werden, insbesondere an den Ortsausgängen, wie sie in Richtung Heide bereits erfolgte.

Anhand folgender Tabelle werden die von Straßen ausgehenden Beeinträchtigungen dargestellt:

Bodenpotenzial: Flächenversiegelung vollständiger Verlust der Bodenfunktion im direkten Straßenbereich Verunreinigung von Boden Schadstoffanreicherung im Boden - gas- und staubförmige Emissionen Veränderung der Lebensraumqualität von - Spritzwasser Tier- und Pflanzenwelt und Mensch - Herbizid- und Tausalzeinsatz

Wasserpotenzial: Flächenverlust durch Versiegelung Verhinderung der Grundwasserneubildung im direkten Straßenbereich gas- und staubförmige Emissionen, Beeinträchtigung der Grundwasserqualität verschmutztes Regenwasser, Unfallfolgen

Klima: Verlust der natürlichen Pflanzendecke kleinklimat. Veränderg. durch Aufheizung Asphaltierung fehlende Verdunstungskälte Brückenbauwerk Barrierewirkung für den freien Luftaustausch gas- und staubförmige Emissionen Luftverunreinigungen

Pflanzen- und Tierwelt: Flächenverlust durch Versiegelung endgültiger Verlust des Lebensraumes für Flora und Fauna

6.1.3.3 Ver- und Entsorgung

Die Grundwasserentnahmen für die Trinkwassergewinnung und die Feldberegnung sind den begrenzten Grundwasserressourcen und der Empfindlichkeit des Naturhaushaltes gegenüber Grundwasserabsenkungen anzupassen. Auf ein sparsames Einsetzen des Wassers ist hinzuwirken. Dazu sollte die Verwendung wassersparender Technologien sowie der Gebrauch von Oberflächen- und Brauchwasser vorangetrieben werden. Durch Anpassungen der landwirtschaftlichen Kulturen an die natürlichen Standortbedingungen kann ein Beregnungsbedarf ebenfalls gesenkt werden. Die Entsorgung des Schmutzwassers der Gemeinde Hamdorf erfolgt über die Kläranlage südwestlich der Ortslage, die dem neusten Stand der Technik entspricht.

6.1.3.4 Wasserwirtschaft

Die Wasserwirtschaft beeinflusst die im Gemeindegebiet vorhandenen Gewässersysteme. Bei der zukünftigen Entwicklung ist den ökologischen Zusammenhängen im Wasserhaushalt verstärktes Gewicht beizumessen.

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 110

Erläuterungstext Landschaftsplan

Folgende Ziele/Maßnahmen für die Wasserwirtschaft können genannt werden:

● Schutz der Oberflächengewässer vor Schadstoffanreicherungen ● Verbesserung der Wasserqualität der Oberflächengewässer ● naturverträgliche Gewässerunterhaltung ● Schutz des Grundwassers vor Schafstoffeinträgen insbesondere in für das Grundwasser betreffend sensiblen Bereichen ● Naturnaher Gewässerrückbau ● Öffnung verrohrter Gewässerabschnitte ● Versickerung des anfallenden unbelasteten Niederschlagswassers bei Neuplanungen

6.1.3.5 Bodenabbau

In Hamdorf besteht eine größere Sandentnahmestelle südöstlich von Kamp. Die sich am nördlichen und südlichen Ende der Abbaufläche entwickelten Biotope dienen der Gemeinde als Ausgleichsfläche und sollten der selbständigen Entwicklung überlassen bzw. in ein Entwicklungs- und Maßnahmenkonzept eingebunden werden. Weitere Planungsabsichten hinsichtlich einer Erweiterung des Bodenabbaus bestehen in der Gemeinde nicht.

6.1.3.6 Erholung

Die über den eigenen Bedarf für die ortsansässige Bevölkerung hinausgehenden Erholungsansprüche werden durch die Planungen zum Aufbau eines Radwegenetzes (Kleeblatt-Tour – vgl. Kap. 4.7.5) ergänzt. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass es beim „sanften Tourismus“ bleibt und sensible Bereiche von der Erholungsnutzung ausgeschlossen werden. An der Eider, Im Mündungsbereich der Bargstaller Au (Höhe Schöpfwerk), wird die Errichtung einer Ein- und Ausstiegsstelle für Kanuten und Paddler verfolgt.

6.1.3.7 Landwirtschaft

Die Landwirtschaft trägt durch ihren dominierenden Anteil an der Gemeindefläche wesentlich zum Zustand von Natur und Landschaft bei. Damit wird die Landwirtschaft auch von den geplanten Maßnahmen am stärksten berührt. Die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung sollte sich nach den besonderen Eigenschaften und Empfindlichkeiten des jeweiligen Standortes richten. Eine generelle und flächendeckende Verringerung der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung wäre sinnvoll und wünschenswert. Jedoch bleibt auch anzumerken, dass eine Reihe schützenswerter Biotope in unserer Kulturlandschaft auf eine mäßige Bewirtschaftung angewiesen sind (z.B. Feuchtwiesen).

Anzustrebende Zielvorstellungen, die jedoch nur mit der Zustimmung der Grundeigentümer zu realisieren sind:

Auf Ackerflächen: • Umnutzung zu Dauergrünland in direkter Gewässernähe. • Bedarfs- und wachstumsgerechte Düngung, die auf die jeweilige Kultur abgestimmt wird. Auch bei Verwendung von organischen Düngern oder der Einarbeitung von Ernterückständen ist zum ersten Düngetermin eine N min -Untersuchung erforderlich. Des weiteren ist eine Einschätzung des Pflanzenentzugs anhand langjähriger Leistungen des Standortes einzuschätzen.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

• Anwendung der Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes entsprechend den Empfehlungen der Landwirtschaftskammer. • Anlage von Windschutzhecken und Knicks in ausgeräumten Bereichen zur Erhöhung der Strukturvielfalt und zum Schutz vor Bodenerosionen (Bearbeitung quer zur Hauptwindrichtung). • Wahl von Fruchtfolgen einschließlich Zwischenfruchtanbau, um eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung zu erreichen. • Kein Verfüllen von feuchten Bereichen auf jeglichen Flächen. • Anlage ungenutzter Ackerrandstreifen • Schaffung von Pufferzonen um Kleingewässer • Uferrandstreifen entlang der Fließgewässer • Erhalt der Bodenstruktur durch Schutz vor Verdichtung

Auf Grünlandflächen: • Erhalt der bodenschützenden Vegetation (kein Umbruch). • Bedarfs- und wachstumsgerechte Düngung. • Anlage von Windschutzhecken in besonders ausgeräumten Bereichen zur Erhöhung der Strukturvielfalt. • Kein Verfüllen von feuchten Bereichen auf jeglichen Flächen. • Extensivierung (vorrangig auf sensiblen Flächen) • Schutz der Uferbereiche von Kleingewässern im Grünland vor Viehtritt und Stoffeinträgen durch Schutzstreifen und Abzäunung • Uferrandstreifen entlang der Fließgewässer

6.1.3.8 Forstwirtschaft

Allgemeine Anforderungen an die Forstwirtschaft sind der Erhalt der vorhandenen Wälder und die Sicherung bzw. die Entwicklung naturnaher Bestände. Der Waldanteil der Gemeindefläche liegt unter dem Landesdurchschnitt, der Landschaftsplan schlägt deshalb mehrere Bereiche für eine Neuwaldbildung vor. Daraus ergeben sich nachfolgend genannte Maßnahmen:

• Ausweitung naturnaher geprägter Waldflächen, insbesondere dort, wo vorhandene Waldflächen miteinander verbunden werden können. • Förderung natürlicher Waldgesellschaften entsprechend der heutigen, potenziellen Vegetation der jeweiligen Standorte. • Bevorzugung der natürlichen Waldgesellschaften sowie das Zulassen der Sukzession auf baumfreien Flächen. • Verbesserung des Waldgefüges, das heißt, Aufbau mehrschichtiger Waldbestände durch Verzicht auf Kahlschlag größerer Flächen und Förderung der Einzelstamm- oder Gruppenrodung nach Hiebreife. • Erhalt alter Bäume; in vermehrtem Umfang sollen durch selektive Nutzung alte Bäume erhalten bleiben und auch dem natürlichen Zerfallprozess überlassen werden (als Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten). • Vorrang für den ökologischen Waldschutz durch Entwicklung und Pflege einer standortgerechten Arten- und Strukturvielfalt. Vor Erreichen der Schadschwelle Einsatz biotechnischer Mittel. Weitgehender Verzicht auf chemische Mittel. • Regulierung der Wildbestände auf ein ökosystemverträgliches Maß. Naturverjüngung sollte ohne Eingatterungen möglich sein. Hierzu wäre allerdings auch eine Erhöhung der Gehölzstrukturen in der freien Landschaft vonnöten, damit das Wild im Winter nicht nur den Wald als Nahrungsquelle hat. • Minimierung der Eingriffe in den Waldboden und Waldbestände durch umweltschonende Forsttechniken. • Entwicklung und Pflege mehrstufig aufgebauter Waldränder von mindestens zehn Metern Breite. Südexponierte Waldränder sind aus avifaunischer Sicht von besonderem Interesse und sollten entsprechend breiter ausfallen. (20 bis 30m).

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Die genannten Maßnahmen decken sich weitgehend mit den von den Forstbehörden in Aufstellung befindlichen Bewirtschaftungsplänen für die nächsten Jahre. Die einzige größere, zusammenhängende Waldfläche der Gemeinde im Norden entspricht als überwiegend frischer Eichen-Buchen-Wald der potenziellen natürlichen Vegetation und ist naturnah ausgebildet, da ihr Laubholzanteil höher ist als der standortfremde Nadelholzanteil. Die extensive Bewirtschaftung sollte unbedingt beibehalten werden. Die bestehenden kleineren Nadelholzforsten sollten langfristig in Laubbestände umgewandelt werden.

6.1.3.9 Jagd

Die Jägerschaft sollte darauf drängen, dass die Landschaft in ihrer Gesamtheit naturnah gestaltet wird, damit der Wildbestand möglichst wenig bejagt werden muss. Insbesondere das Rotwild verlässt im Winter aufgrund fehlender Gehölzstrukturen die Feldfluren und richtet in den Waldbereichen größere Schäden durch Äsungen an.

Ähnlich verhält es sich mit dem Niederwild Feldhase, der sich ebenfalls mangels ausreichender Gehölzstrukturen in der Feldflur in den Wald zurückzieht und dort den Winter über Fraßschäden hinterlässt.

Durch Ausdehnung von Waldflächen und Vermehrung der Gehölzstrukturen in der freien Landschaft ließe sich die starke Belastung der naturnahen Waldverjüngungsflächen durch Wildverbiss mindern. Auf die Wildäsungsfläche nördlich des Ostermoores sollte verzichtet werden.

6.2 Maßnahmenkonzept

Die Maßnahmen, die im folgenden Katalog aufgeführt sind, sollen dem Schutz, dem Erhalt und der Entwicklung von Natur und Landschaft dienen. Sie sind auf die örtlichen Erfordernisse abgestimmt und dienen dazu, die Ziele des Naturschutzes unter Beachtung des Landschaftsprogramms zu verwirklichen [§ 9 (1) +(2) LNatSchG ]. Die geeigneten Inhalte werden nach Abwägung im Sinne des § 1 (7) BauGB als Darstellungen oder Festsetzungen in die Bauleitpläne übernommen [§ 9 (4) LNatSchG ].

Bei den verschiedenen Maßnahmen ergeben sich unterschiedliche Dringlichkeiten hinsichtlich des Handlungsbedarfes. So sind diejenigen Maßnahmen als vorrangig zu bezeichnen, die eine akute Gefährdung abwenden sollen. Hierzu gilt es z.B. Pflegepläne so umzustellen, dass sie nicht zu stark in den Naturhaushalt eingreifen, aber dennoch das gewünschte Ergebnis erreichen. Langfristige Maßnahmen wären beispielsweise Gebietsumgestaltungen, wie ein Mosaik aus Wiesen- und Auwaldflächen.

Folgende Kürzel werden verwendet, die die Prioritäten der einzelnen Maßnahmen aufzeigen: k = kurz-, l = langfristig

Kurzfristig bedeutet in diesem Zusammenhang eine Zeit von ca. fünf Jahren nach Fertigstellung dieser Schrift, in der die Maßnahmen durchgeführt werden sollten;

Langfristig umfasst den Zeitraum der darauf folgenden 15 Jahre, so dass die Landschaftsplanung für rund 20 Jahre Maßnahmen vorschlägt.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

6.2.1 Maßnahmenkatalog (Vorschläge für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft)

6.2.1.1 Maßnahmengruppe: Ausweisung von Schutzgebieten

Schutzkategorie Schutzgegen- Beschreibung k=kurzfristig, stand • Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen l=langfristig

Geplantes Erweiterung des An das Bauernmoor angrenzende charakteristische Feuchtgrünlandflächen: Landschafts- „Bauernmoor bei ● Bes. Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz, komplexer Landschaftsraum Schutzgebiet Prinzenmoor“ (gem. § 18 ● Erhaltung des durch Feuchtgrünland geprägten Niederungsgebietes LNatSchG) ● Rückbau der Entwässerungseinrichtungen k. und l. ● Extensivierung, Vertragsnaturschutz (Puffer zum angrenzenden LSG und FFH-Gebiet 1622-391

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Erläuterungstext Landschaftsplan

6.2.1.2 Maßnahmengruppe: Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft (Eignungsflächen für den Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems) Kategorie Pflege und Entwicklungsmaßnahmen k. = kurzfristig l. = langfristig

Schwerpunktbereich: Übernahme der Erhaltungsziele für das Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung: Bauernmoor bei ● Erhaltung der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophysikalischen Bedingungen, die für Prinzenmoor (auch FFH- das Wachstum torfbildender Moose und die Regeneration des Hochmoore erforderlich sind Gebiet 1622-391) und ● Erhaltung und Entwicklung der Bedingungen und Voraussetzungen, die für das Wachstum torfbildender Moose und angrenzende die Regeneration des Hochmoores erforderlich sind Feuchtgrünlandbereiche ● Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, u.a. der hydrologischen Verhältnisse und der k. und l. nährstoffarmen Bedingungen ● Erhaltung standorttypischer Kontaktlebensräume und charakteristischer Wechselbeziehungen ● Erhaltung der zusammenhängenden baum- bzw. gehölzfreien Mooroberflächen ● Anstaumaßnahmen und Rückbaumaßnahmen von Entwässerungseinrichtungen ● Extensivierungsmaßnahmen der landwirtschaftlich genutzten Flächen (Vertragsnaturschutz)

(Flächen ohne Schutzstatus = potenzielle Ausgleichsflächen)

Verbundsystem flächig Ostermoor mit seinen Randbereichen: (Hauptverbundachse): ● Entwicklung eines ökologisch stabilen und zusammenhängenden Lebensraumes unterschiedlicher Ausprägung Fläche nördlich des Alten (degradiertes Hochmoor im Birken-Stadium und degradiertes Hochmoor im Molinia-Stadium), Wiedervernässung Eiderarmes, Flächen nördlich und südlich des (Aufhebung/Schließung von Entwässerungseinrichtungen) der angrenzenden Flächen Schwerpunktbereichs und ● Verringerung der Stoffeinträge durch Ankauf der Randflächen und/oder Schließung von Extensivierungsverträgen das Ostermoor mit seinen mit den Grundstückseigentümern Randbereichen ● Reduzierung des Gehölzbestandes und Unterbindung der Beweidung auf der östlichen Moorfläche k. + l.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

(Molinia-Stadium) ● Extensivierungsmaßnahmen aller übrigen landwirtschaftlich genutzten Flächen (Vertragsnaturschutz)

(Flächen ohne Schutzstatus = potenzielle Ausgleichsflächen)

Verbundsystem linear Eider: (Nebenverbundachse): ● Ergänzung der abschnittweise spärlichen oder gänzlich fehlenden Ufergehölze des süd- und östlich Eider, Bargstaller Au und verlaufenden Eiderabschnitts (Erlen, Eschen, Weiden) Verbandsgewässer ● Verringerung der Stoffeinträge durch Ankauf der Randflächen und/oder Schließung von Extensivierungsverträgen 12.20.00 + 12.24.00 mit den Grundstückseigentümern k. + l. ● Schutz des Ufers vor Viehvertritt Bargstaller Au und Verbandsgewässer 12.20.00 + 12.2400: ● Rückbau zu naturnahen Fließgewässern (Förderung der Mäanderneubildung, ,Entwicklung eines reich strukturierten Ufers (abschnittsweise Abflachung der Böschungen, abschnittsweise Bepflanzung der Ufer mit standorttypischen Gehölzen) ● Verringerung der Stoffeinträge (großzügige Uferrandstreifen), durch Ankauf der Randflächen und/oder Schließung von Extensivierungsverträgen mit den Grundeigentümern ● Schutz des Ufers vor Viehvertritt ● u.U. gemeindeübergreifende Planungen (Bargstaller Au)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 116

Erläuterungstext Landschaftsplan

6.2.1.3 Maßnahmengruppe: Gesetzlich geschützte Biotope (§ 25 (1) LNatSchG + Verdachtsflächen) Biotop Biotoptyp k. = kurz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (sind einvernehmlich mit der unteren Nr. l = langfristig Naturschutzbehörde und i.V. mit dem Landesamt für Naturschutz zu regeln )

2, 8, 11, 26, 30, 32, Kleingewässer k. • Schaffung von Pufferzonen ( großzügige Uferrandstreifen)

35, 39, 44, 45, 46,

47, 50

• Böschungsabflachung 7, 11, 18, 19, 22,

26, 32, 44, 45, 46,

47, 50

• Anpflanzen von Ufergehölzen 19

● Gezielte Gehölzentnahme / Gehölze auf den Stock setzen (Freistellung 4, 7, 9, 11, 23, 30, insbesondere der südlichen Uferabschnitte) 33, 35, 37, 39, 45,

46, 48

● Gezielte Rücknahme von Bewuchs innerhalb der Röhrichtzone unter 4, 50 Berücksichtigung gefährdeter und seltener Vegetationsbestände

● Einzäunung zum Schutz vor Viehvertritt 2, 48 ● Anbindung an Verbundstrukturen z.B. durch nicht bewirtschaftete Streifen

zwischen Kleingewässer und Knick oder Graben

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 117

Erläuterungstext Landschaftsplan

Neuanlage von Kleingewässern : ● Bildung unregelmäßiger Uferlinien und Schaffung von Flach- und Tiefwasserzonen ● Wahl standortgerechter Gehölze bei der Uferbepflanzung, keine Bepflanzung der Südseite zur Vermeidung einer vollkommenen Verschattung ● Kein Einsetzen von Fischen und Fischbrut ● Kein Einbringen besonders ausbreitungsfähiger Arten (z.B. Rohrkolben) (potenzielle Ausgleichsmaßnahme)

1, 3, 13 Seggenried k. + l. • Schaffung von Pufferzonen (extensivere Nutzung der angrenzenden Bereiche)

• Bestandssicherung durch extensive Nutzung der Fläche und Erhalt des Wasserstandes

55 Trockenrasen und ● Bestandserhaltung Artenarmes Sukzessionsstadium (kein Schutzstatus)

5 Binnendüne k. + l. ● Langfristige Umwandlung des kompletten Dünenzug (Einbeziehung der gegenwärtig noch landwirtschaftlich genutzten Flächen ( potenzielle Ausgleichsflächen) ● Rodung der „Weihnachtsbaumkultur“ (Stech-Fichten) ● Rodung des Kiefernbestandes, lediglich Verbleib einiger Solitärbäume ● Schaffung kleinflächiger offener Sandbereiche durch Abplaggen/Abschieben ● sporadische Mahd in mehrjährigen Abständen oder zeitweilige

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 118

Erläuterungstext Landschaftsplan

Schafbeweidung ● Aufstellung und Durchführung eines Pflege- und Entwicklungsplanes unter Berücksichtigung der vorgenannten Maßnahmen

6, 50,54 Erlenbruchwald k.+ l.- ● Schaffung von Pufferzonen 6 ● Verhinderung des Wasserentzugs aus der Fläche durch Rückbau der Entwässerungseinrichtungen 6, 50 ● Einzelstammentnahme 54 ● Schutz vor Beweidung (Vertritt, Verbiss und Scheuerschäden) durch großzügige Einzäunung 54 ● Der Eigenentwicklung überlassen

12,14, 16, 17,52, Hoch- und k.+ l. ● Schaffung eines Puffers Übergangsmoor im 53 Birken- oder Molinia-

Stadium

● Rodung des standortfremden Gehölzbestandes (Koniferen) 14 ● Großflächige Entfernung (Fällung) des Gehölzbestandes (Birken) 12, 15, 17, 52, 53 ● Schließung vorhandener Entwässerungseinrichtungen 12, 14,.15, 16, 17,

52, 53

● Siehe Schwerpunktbereich Bauernmoor bei Prinzenmoor (auch FFH- Gebiet 20,21 1622-391) 25 Landröhricht, Binsen- ● Bestandserhaltung und Simsenried, Seggenried

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 119

Erläuterungstext Landschaftsplan

B 203 Allee k. + l. ● Bestandserhaltung L 126 ● Nachpflanzung abgängiger Bäume

Maßnahmengruppe: Gesetzlich geschützte Knicks (§ 25 (3) LNatSchG) Biotoptyp Entwicklungsziel Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (sind einvernehmlich mit der unteren Naturschutzbehörde k. = kurz-, zu regeln) l = langfristig k. Wallhecken, Knickpflege: Sicherung und Verbesserung der ökologischen Funktion

Redder, • Knicken (auf den Stock setzen) alle 10 – 15 Jahre und Entfernung des Schnittgutes ebenerdige • Stehenlassen von Einzelbäumen als „Überhälter“ (alle 50 m) bis das Nachwachsen von neuen Feldhecken Überhältern gesichert ist • Ausbessern des Knickwalls mit geeignetem Bodenmaterial

• Schaffung von ca. 1,00 m breiten unbearbeiteten Randstreifen • Bei Weidenutzung ist der Knick einzuzäunen, kein Anbringen von Zäunen auf dem Kickwall oder an Knickgehölzen

• Keine Bearbeitung mit dem Schlegel, also keine Umwandlung der Knicks in degradierte Hecken • Kein Ausbringen von Pestiziden und Düngemitteln in unmittelbarer Nähe des Knicks

● Nachpflanzung mit heimischen standortgerechten Gehölzen

Knickneuanlage: Schließung der Lücken im Knicknetz (Biotopverbund) und Eingrünung (Landschaftsbild)

• Aufsetzen eines Walles (3,00 m x 1,00 m x 1,20 m), der Kern kann aus Bodenaushub und die Ummantelung sollte aus humosem Oberboden bestehen ● Zweireihige Bepflanzung mit heimischen standortgerechten Gehölzen (Pflanzabstand 1,00 m x 0,80 m) ● Beidseitige 1,00 m breite Saumstreifen ● Einfriedung gegen Wildverbiss (potenzielle Ausgleichsmaßnahme)

Gemeinde Hamdorf: Landschaftsplan “ 120

Erläuterungstext Landschaftsplan

Maßnahmengruppe: Sonstige Biotope Biotoptyp Entwicklungsziel Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen k. = kurz-, l = langfristig

Tümpel k. – l. • Schaffung von Pufferzonen ( großzügige Uferrandstreifen) • Böschungsabflachung • Anpflanzen von Ufergehölzen ● Gezielte Gehölzentnahme / Gehölze auf den Stock setzen (Freistellung insbesondere der südlichen Uferabschnitte) ● Gezielte Rücknahme von Bewuchs innerhalb der Röhrichtzone unter Berücksichtigung gefährdeter und seltener Vegetationsbestände ● Einzäunung zum Schutz vor Viehvertritt ● Anbindung an Verbundstrukturen z.B. durch nicht bewirtschaftete Streifen zwischen Kleingewässer und Knick oder Graben

Verbands- k. – l. Naturnaher Rückbau (In Abstimmung mit den Grundeigentümern, der unteren Wasserbehörde unter gewässer : Beteiligung der UNB und den zuständigen Sielverbänden) 12.07.00 12.07.01 ● Rückbau zu einem naturnahen Fließgewässer (Förderung der Mäanderneubildung, ,Entwicklung eines 12.20.00 reich strukturierten Ufers (abschnittsweise Abflachung der Böschungen, abschnittsweise 12.22.00 10.17.03 Bepflanzung der Ufer mit standorttypischen Gehölzen, vorwiegend auf der Südseite des Gewässers) 10.17.00 ● Verringerung der Stoffeinträge (großzügige Uferrandstreifen) durch Ankauf der Randflächen und/oder 10.14.00 10.12.00 Schließung von Extensivierungsverträgen mit den Grundstückseigentümern 10.09.00 ● Schutz des Ufers vor Viehvertritt

● wenn möglich, Aufhebung der Verrohrungen

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Erläuterungstext Landschaftsplan

● u.U. gemeindeübergreifende Planungen (potenzielle Ausgleichsmaßnahmen)

Verbandsge- k. • Schaffung eines Randstreifens zur landwirtschaftlichen Nutzung wässer/Gräben • Abschnittsweise Anpflanzung von Gehölzen wie Schwarzerle und Weiden Zur Sicherung der Vorflut: Anwenden einer die Natürlichkeit des Lebensraumes fördernden Pflege, sprich Unterlassen von schwerwiegenden Eingriffen in das Ökosystem Fließgewässer ● Verzicht auf maschinelle Grabenunterhaltung ● Verzicht auf turnusmäßige Räumung, sondern bei Bedarf abschnittsweise (örtlich und zeitlich wechselnd) ● Keine Ablagerung des Aushubs auf den Böschungen ● Mahd der Uferböschungen maximal 1 mal jährlich ● Verzicht der Mahd bzw. nur sporadische Mahd (alle 4 Jahre) in Hochstauden- und Röhrichtbeständen ● Schaffung eines großzügigen Randstreifens (Pufferung der Nährstoff- und Pestizideinträge ● Entschlammungen nur bei erheblicher Beeinträchtigung des Gewässers (Aug. – Okt.) , nicht turnusmäßig

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Weidengebüsch k. + l. • Verhinderung des Wasserentzugs aus der Fläche • Schaffung von Pufferzonen • Extensivere Nutzung in angrenzenden Bereichen • Eigenentwicklung

Feldgehölz K.+ l. • Der Baumbestand in der „Kernzone“ sollte in regelmäßigen Abständen (ähnlich der Knickpflege) verjüngt werden (nicht flächenhaft)

Neuanlage von Feldgehölzen: ● Kernzone aus Laubbäumen der 1. und 2. Ordnung ● Ausbildung einer mind.15 m breiten Mantelzone (Strauchpflanzung) ● Ausbildung eines mind. 5 m breiten Saumstreifens ● Standortwahl: in räumlichen Zusammenhang mit gleichartigen oder ähnlich ausgebildeten Biotopen (Wald, Moorkomplexe im Birken-Stadium, Redder an wenig frequentierten Wirtschaftswegen)

(potenzielle Ausgleichsmaßnahmen)

Einzelbäume + k. Pflanzung von Einzelbäumen und Baumgruppen im Niederungsbereich der Eider, zu priorisierende Baumgruppen Baumarten: Gemeine Esche, Schwarz-Erle, Quercus robur, Salix alba, Schutz vor Verbiss- und Scheuerschäden

Forstwirt- l. Waldumbau: schaftliche • Vorbehaltlich der Nutzungsaufgabe oder im Einverständnis mit dem Eigentümer Flächen mit • Prüfen, ob Aufforstung, oder Initialpflanzung nach Hiebreife und Ernte sinnvoll ist, evt. ist ein Zulassen der hohem Nadelholzanteil natürlichen Sukzession zu bevorzugen

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Erläuterungstext Landschaftsplan

• Bei Anpflanzung: Verwendung standortgerechter, heimischer Laubgehölze (Eingatterung)

Bauernwald l. ● Verzicht auf Kahlschläge ● Anwendung der Plenterbewirtschaftung (Aufbau eines naturnahen, mehrstufigen Bestandes durch Einzelstammentnahme und fortwährende Erneuerung auf Grundlage der natürlichen Aussamung (besonders geeignet für im Unterstand befindliche schattenverträgliche Baumarten – z.B. Rotbuche) ● Schaffung innerer und äußerer Waldränder (Krautsaum, Strauch- und Strauch-Baumschicht)

Neuwaldbildung k. + l. Neuwaldbildung unter Berücksichtigung der „Richtlinie für die naturnahe Waldentwicklung in den schleswig-holsteinischen Landesforsten“ des Ministeriums für Umwelt, Natur und Forsten (1999) ● Verwendung standortgerechter, heimischer Laubgehölze ● Verzicht auf den Einsatz chemischer Stoffe ● Förderung der Naturverjüngung, Unterstützung und Einbeziehung natürlicher Sukzessionen in die Waldentwicklung ● Senkung der Wildbestände auf ein waldverträgliches Maß ● Minimierung von Eingriffen, Verzicht auf Kahlschläge ● Erhöhung des Totholzanteils ● Schaffung von Naturwäldern (keinerlei Nutzung) ● Schaffung innerer und äußerer Waldränder (Krautsaum, Strauch- und Strauch-Baumschicht)

(potenzielle Ausgleichsmaßnahmen) Die Vorschläge in dem Entwicklungsplan sind nicht als Ausschlussliste zu verstehen, auch andere Flächen können für eine Neuwaldbildung in Frage kommen

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Feuchtgrünland k. – l. Im Einverständnis mit dem Grundeigentümer: • Verzicht auf Düngung und Herbizideinsatz • Hebung des Wasserstands durch Schließen von Gräben und Drainagen • kein Befahren während der Zeit vom 15.03. bis 15.06. (Wiesenvogelschutz) • extensive Nutzung: - als Standweide: innerhalb des Zeitraumes vom 15.08. bis 30.11. mit 1 GV/ha oder - durch einschürige Mahd ab dem 15.08. und Verbringung des Mähgutes aus der Fläche

Grünland k. + l. ● extensivere Nutzung, Verzicht auf Herbizid- und Düngereinsatz auf grundwassernahen Böden

Acker k.+ l. ● Entwicklung von artenreichen Ackerrandstreifen (keine Düngung und chemische Pflanzenbehandlung) ● Winterbegrünung durch Unteransaat und Zwischenfruchtanbau)

Ruderalfluren k.+ l. ● Eigenentwicklung

Abgrabungs l. ● Erstellung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes fläche

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Erläuterungstext Landschaftsplan

6.2.2 Besonders geschützte Biotope

Das LNatSchG führt unter § 25 (1) folgende, in der Gemeinde Hamdorf vorkommende, grundsätzlich geschützte Biotope auf: • Naturnahe Bereich fließender Gewässer, • Moore, Sümpfe und Röhrichtbestände, • Verlandungsbereiche stehender Gewässer, • Kleingewässer • Binnendünen, • Trockenrasen, • Alleen

Im folgenden Absatz - § 25 (1) LNatSchG - heißt es „Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der geschützten Biotope führen können, sind verboten.“

Besondere Vorschriften gelten auch für Knicks, die nach §25 (3) LNatSchG geschützt sind. „Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung von Knicks führen können, sind verboten.“ Im Entwicklungsplan sind Bereiche für die vorrangige Erstellung von Knickneuanlagen gekennzeichnet. Die unten aufgeführte Pflanzenauswahl ist bei Neupflanzungen und Nachbesserungen von Knicks zu beachten und zu verwenden, wobei sich die Bepflanzung an die landschaftstypische Ausprägung benachbarter Knicks anlehnen sollte.

Bei den im Planungsraum vorkommenden Wallhecken handelt es sich überwiegend um Buchen-Hasel-Knicks mit folgenden Gehölzen: • Hasel (Corylus avellana) • Schlehe (Prunus spinosa) • Rotbuche (Fagus sylva(tica) • Weißdorn (Crataegus monogyna) • Hainbuche (Carpinus betulus) • Stieleiche (Quercus robur) • Holunder (Sambucus nigra) • Vogelbeere (Sorbus aucuparia)

6.3 Siedlung

Eine heute immer weiter fortschreitende Verarmung der Pflanzen- und Tierwelt führt auch zur Entfernung vom Verstehen bestimmter Naturzusammenhänge. Die Planung von Schutzgebieten kann nur einen Bruchteil der Verluste auffangen. Isolierte Lagen in einer sonst recht ausgeräumten Landschaft schmälern die Erfolge. Entsprechend müssen Verkettungen in Form von Biotopverbundsystemen erstellt werden, wobei der besiedelte Raum nicht ausgeschlossen werden darf.

Gerade dieser Bereich erlebte einen durch städtebauliche Maßnahmen und eines auf Sauberkeit „bedachten“ Naturverständnisses besonders während der 60er und 70er Jahre, was sich allerdings in der Struktur der Gartenbereiche bis heute fortsetzt, drastischen Rückgang der Artenvielfalt. Nur durch direktes Erleben kann der Mensch wieder am besten lernen, wie wichtig die Natur ist und welch hohen Stellenwert die Schaffung von Schutzgebieten und ähnliche Bemühungen für ihn haben. Diese spielen auch für die Erholungsnutzung eine wichtige Rolle. Die Umsetzung ist aber nur möglich, wenn der Mensch wieder zum Naturverständnis hingeführt wird, statt sich durch sterile Stadtcharakteristika von ihr und letztendlich auch von sich selbst zu entfernen.

Dieses Naturverständnis beginnt beim einzelnen Baum und sollte sich zum Verständnis zusammenhängender komplexer Strukturen, die einzelne Lebensräume miteinander verbinden, ausweiten. So dürfen Bäume primär im besiedelten Bereich nicht länger als arbeitsaufwendige „Verschmutzer“ gelten, die nach und nach verschwinden, sondern sollten

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Erläuterungstext Landschaftsplan als Luft- und Klimaverbesserer angesehen werden, die einer Vielzahl von Vogel- und Insektenarten einen Lebensraum bieten. Grünanlagen in Gemeinden lockern das Ortsbild auf und bieten Lebensraum für viele Tierarten, die in ihrem Bestand bereits gefährdet sind. Des weiteren dienen jene Grünzüge auch der Erholung des von einer leistungsorientierten Gesellschaft gestressten Menschen. Somit ist es unbedingt notwendig, durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und durch Förderungsmaßnahmen die Bevölkerung dahingehend zu sensibilisieren, auch in ihren Gartenbereichen einen Beitrag zur Strukturerhöhung und damit zur Verbesserung und Stabilisierung der Artenvielfalt zu leisten.

Erschreckend ist in diesem Zusammenhang die Artenarmut und Sterilität in Neubaugebieten. Gerade durch den erhöhten Flächenbedarf für Neubauten und der dadurch verbundenen Versiegelung sollte durch eine naturnahe Gartengestaltung der Lebensraumzerstörung Rechnung getragen werden.

6.3.1 Beispielhafte Planungskriterien im Siedlungsbereich:

• Erhöhung des Anteils an großkronigen Laubbäumen, insbesondere in neuen Baugebieten • Förderung von Obstbaumpflanzungen und heimischen Laubgehölzhecken • Umkehr von koniferen- und rasenreichen Grundstücken zu strauch- und staudenreichen Anpflanzungen mit einem hohen Anteil heimischer Arten • Verringerung des Versiegelungsgrades, z.B. für Vogelarten mit einer Strukturpräferenz „vegetationsarmer, offener Böden“. Dies gilt insbesondere für neuere Baugebiete, da hier tendenziell immer enger gebaut wird und der Versieglungsgrad über die Maßen hoch ist (breite Zuwegungen zu Doppelgaragen usw.) • Verbesserung der biotopverbindenden Elemente vom Außenbereich in den besiedelten Bereich hinein. • Extensive Pflege der öffentlichen Rasenflächen • Erhöhung des Staudenanteils in öffentlichen Straßenräumen, unter Berücksichtigung des Pflegeaufwandes • Förderung von Fassaden- und Dachbegrünungen • Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich ökologischer wie auch gestalterischer Umstrukturierung privater Gartenbereiche

6.4 Übernahme von Inhalten in die Bauleitplanung

Zur Vorbereitung und Regelung von baulichen und sonstigen Nutzungen hat die Gemeinde die Bauleitplanung durchzuführen. Hierbei muss u.a. im Rahmen der Planabwägung des §1 (6) Punkt 7 BauGB berücksichtigt werden. Zur Vermeidung von Fehlern bei der Abwägung unterschiedlicher Nutzungsansprüche wird dieser Landschaftsplan aufgestellt. Da der Landschaftsplan keine eigene Rechtswirksamkeit entfaltet, können seine Inhalte nur durch die Übernahme als Darstellung oder Festsetzung in die Bauleitplanung (§ 9 (4) LNatSchG) eine Rechtsverbindlichkeit erlangen.

6.5 Realisierungshinweise

Alle vorgeschlagenen Maßnahmen können und sollen nur im Einverständnis mit den Grundeigentümern erfolgen. Der Schutz und die Entwicklung von Natur und Landschaft ist eine Aufgabe der Allgemeinheit, die nicht einseitig zu Lasten der Landwirte gehen darf. Ertragseinbußen und landschaftspflegerische Aufgaben müssen finanziell ausgeglichen werden.

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Erläuterungstext Landschaftsplan

Über das „Zukunftsprogramm Ländlicher Raum “ bestehen mehrere Möglichkeiten zur Realisierung und finanziellen Förderung der vorgeschlagenen Maßnahmen. Das Programm dient der Umsetzung der EU-Politik zur ländlichen Entwicklung in Schleswig-Holstein in der EU- Förderperiode 2007-2013 auf Grundlage der Verordnung EG Nr. 1698/2005 des Rates über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER-Verordnung):

Für den Schwerpunktbereich 2 – Verbesserung der Umwelt und der Landschaft

● Natura 2000-Prämie (Antragstellung: ALR) ● Dauergrünlandprogramm (Antragstellung: Landgesellschaft S-H) ● Reduzierung der Stoffeinträge in Gewässer (Antragstellung: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) ● Vertragsnaturschutz (Antragstellung: Landgesellschaft S-H) ● Erstaufforstung landwirtschaftlicher Flächen (Antragstellung: Landwirtschaftskammer S-H) ● Waldentwicklung in Natura 2000-Gebieten (Antragstellung: Landwirtschaftskammer S-H) ● Waldumbau (Antragstellung: Landwirtschaftskammer S-H)

Für den Schwerpunktbereich 3 – Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft

● Umnutzung land- und forstwirtschaftlicher Bausubstanz (Antragstellung: ALR) ● Besucherlenkung und Besucherinformation im Naturschutz, Natura 2000 (Antragstellung: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) ● Dorferneuerung und Verbesserung (Antragstellung: ALR) ● Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Kulturerbes (Antragstellung: ALR) ● Naturschutz und Landschaftspflege (Antragstellung: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) ● Wasserrahmenrichtlinie (investive Maßnahmen), naturnahe Gestaltung von Fließgewässern und Seen sowie Wiedervernässung von Niedermooren (Antragstellung: Staatliches Umweltamt)

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Erläuterungstext Landschaftsplan

7. Quellen

• Aichele, D.und Golte-Bechtle, M. Was blüht denn da? 56. neu bearbeitete u. erw. Aufl. Stuttgart, 1997

• Aichele, D. u. R. 1987 Der Kosmos-Pflanzenführer, 2. Aufl. Stuttgart, 1987

• Aichele/Schwegler Unsere Gräser, 10. Aufl. Stuttgart, 1991

• Amt Hohner Harde (Hrsg.) Informationen über das Amt Hohner Harde und seine 12 Gemeinden Hohn, 1999

• Arbeitsgemeinschaft Adam, K., W. Nohl, W. Valentin (AG ADAM ET .AL ) 1986 Bewertungsgrundlagen für Kompensationsmaßnahmen bei Eingriffen in die Landschaft Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein- Westfalen (Hrsg.), Düsseldorf, 1986

• Arbeitsgemeinschaft Naturschutz der Landesämter, Landesanstalten und Landesumweltämter - Arbeitskreis CIR-Bildflug (AG NATURSCHUTZ DER LANDESÄMTER ) 1995 Systematik der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (Kartieranleitung), Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft Nr. 45, Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), Bonn-Bad Godesberg, 1995

• Arbeitsgruppe Bodenkunde der geologischen Landesämter und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in der Bundesrepublik Deutschland (AG Bodenkunde) 1982 Bodenkundliche Kartieranleitung, 3. verbesserte und erweiterte Auflage, Hannover 1982

• Arbeitsgruppe Landschaftsplanung des BDLA und des VDBIOL Schleswig-Holstein (AG LP) 1993 Mindeststandards zur Aufstellung und Bewertung von Landschaftsplänen in Schleswig-Holstein Kiel, 1993

• AID - Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten e.V. 1992 Wegränder gestalten und pflegen (1261) Bonn, 1992

• Baugesetzbuch (BauGB), 2004 10. Auflage 2007 Bonn, 2007

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Erläuterungstext Landschaftsplan

• BdB Wildgehölze 1990 Handbuch VIII Wildgehölze des mitteleuropäischen Raumes, 3. Aufl., Pinneberg, 1990

• Christiansen, Mogens, Skytte 1993 Gräser: Süßgräser, Sauergräser und Binsen Mittel- und Nordeuropas, 4. Aufl., München, 1993

• Deutscher Jagdschutz-Verband e.V. (DJV) 1992 Wild und Jagd, 3., überarb. Aufl., o.O., 1992

• Eigner, J. 1978 Ökologische Knickbewertung in Schleswig-Holstein Sonderdruck aus Die Heimat, Heft 10/11, 85. Jahrg., Neumünster, 1978

• Ellenberg, H., H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen 1991 Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa, Scripta botanica XVIII Göttingen, 1991

• Geißler, E. 1987 Zur Planung des Lagerstättenabbaus aus der Sicht von Landschaftspflege, Weiterentwicklung am Beispiel Niedersachsen Dissertation am Fachbereich Landespflege der Uni Hannover Hannover, 1987

• Gesetz zum Schutz der Natur - (Landesnaturschutzgesetz - LNatSchG) vom 06. März 2007 Kiel, 2003

• Godet, J.- D., J. Neumann-Neudamm, 1983 Knospen und Zweige der einheimischen Baum- und Straucharten, 1. Auflage, Melsungen 1983

• Gruehn, D. 1992 Der Landschaftsplan - Modellhafte Anwendung am Beispiel der Gemeinde Feldatal/Hessen, Landschaftsentwicklung und Umweltforschung, Schriftenreihe des Fachbereichs Landschaftsentwicklung der TU Berlin, Sonderheft S-7 Berlin, 1992

• Heinrich, D., 1990 dtv-Atlas zur Ökologie, Tafeln und Texte München, 1990

• Kuntze/Roeschmann/Schwerdtfeger Bodenkunde; 5. Auflage Stuttgart, 1994

• Jedicke, E., 1993 Praktische Landschaftspflege: Grundlagen und Maßnahmen Stuttgart, 1993

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Erläuterungstext Landschaftsplan

• Kaule, G., 1986 Arten- und Biotopschutz, Stuttgart 1986

• Kreisentwicklungsplan (KEP) 1984-1988 in Kraft getreten am 01.04.1985 Rendsburg, 1984

• Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig-Holstein Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen, Schleswig-Holstein, 3. Fassung 1990; Hrsg.: LANU, nebst Rote Liste der Brombeeren Schleswig-Holstein, 2. Fassung Kiel, 1990

• Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig-Holstein (LANU) (Hrsg.) 1991 Anleitung zur Biotoptypenkartierung Schleswig-Holstein, 2.erg. Aufl. Kiel, 1991

• Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig-Holstein (LANU) Oktober 1995 Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem Schleswig-Holstein -regionale Planungsebene- (Gebiete von überörtlicher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz), Fachbeitrag zur Landschaftsrahmenplanung, Planungsraum III, Teilbereich Rendsburg-Eckernförde

• Landschaftsrahmenplan (LRP) für das Gebiet des Kreises Rendsburg-Eckernförde sowie der kreisfreien Städte Kiel und Neumünster 2000 Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein Kiel, 2000

• Minister für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.), 1985 Bachläufe in Schleswig-Holstein als Lebensräume einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, Heft 22 Kiel 1985

• Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.) Netz Natura 2000 in Schleswig-Holstein – Kreis Rendsburg-Eckernförde Kiel, 2000

• Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.) Landschaftsprogramm Schleswig-Holstein 1999

• Müller, Karl Mit der Eider quer durchs Land Rendsburg, 1973

• Peterson, G., G. Mountfort, P.A.D. Hollom 1983 Die Vögel Europas, 14. verb. Aufl., Hamburg; Berlin, 1983

• Pott, R. 1992 Die Pflanzengesellschaften Deutschlands Stuttgart, 1992

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Erläuterungstext Landschaftsplan

• Region Nord – Büro für Regionalentwicklung und -beratung (Hrsg.) LSE Amt Hohner Harde Itzehoe, 2001

• Regionalplan (RP) für den Planungsraum III des Landes Schleswig-Holstein - Kreisfreie Städte Kiel und Neumünster, Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön - 1975 Der Ministerpräsident, 20. November 1975 Kiel, 1975

• Schauer, T. 1989 Der große BLV Pflanzenführer, 5. durchges. Aufl., München; Wien; Zürich, 1989

• Schwarzburg, Erica 700 Jahre Hamdorf Hohn, 1985

• Umweltrecht 1989 5., neu bearbeitete und erweiterte Aufl. München, 1989

• Wöbse, H.-H., 1978 Ökologie und Landschaftsplanung, 2. Auflage dbv-Verlag für die technische Universität Graz, 1978

8. Anhang

• Übersichtskarte der nach § 25 (1) LNatSchG geschützten und kartierten Biotope

• Biotopkartierbögen

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