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I WOCHENSCHRIFT Dg Flrchitekten-VEREINS^Berlinl HER/1USGECEBEN ^VEREINE F Erscheint Sonnabends U I WOCHENSCHRIFT Dg flRCHITEKTEN-VEREINS^BERLINl HER/1USGECEBEN ^VEREINE f Erscheint Sonnabends u. Mittwochs. — Bezugspreis halbjährl. 4 Mark, postfrei 5,30 Mark, einzelne Nummern von gewöhn. Umfange 30 Pf., stärkere entspr. teurer ^ Der Anzeigenpreis für die 4gespaltene Petitzeile oeträgt 50 Pf., für Behörden-Anzeigen und für Familien-Anzeigen 80 Pf. — Nachlaß auf Wiederholungen Nummer 49 Berlin, Sonnabend den 7. Dezember 1912 VII. Jahrgang * Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Postämter und die Geschäftsstelle Carl Hey m anns Verlag in Berlin W. 8, Mauerstr. 43.44 Alle Rechte Vorbehalten Paul Wallot Ansprache des Ministerial- und Oberbaudirektors Wirklichen Geheimen Rats SDr.^tiQ- Hinckeldeyn bei der Wallotgedächtnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin „Steine reden. Die machtvolle Raumwirkung dieser Kuppel­ Das innige Dankesgefühl, das wir dafür empfinden, erhält halle spricht ihre eindringliche Sprache in dieser feierlichen, seine besondere Wärmo durch die Wahrnehmung, daß eine so dem Gedächtnis ihres Erbauers geweihten Stunde. zahlreiche und hochansehnliche Versammlung diese Halle füllt, Eine Gedächtnisfeier, gestimmt auf den Ton der Klage über ein sprechender Beweis dafür, daß es weiten Kreisen nah und einen schweren Verlust, zugleich forn Herzonssache ist, ihrer aber getragen von dem erheben­ Verehrung für den dahinge- den Gedanken, daß uns mit dem sehiedenen Meister heute Aus­ Dahingeschiedenen ein Großer druck zu geben. im Reiche der Kunst gegeben war. Bei einer Huldigung, die Was Paul W allot unsorm Wallot vor mehreren Jahren in Vaterlande gewesen, das haben Dresden von seinen Hörern bei seinem Heimgange die Be­ und Schülern dargebracht wurde, hörden, für die er mit Einsatz hat er mit einer gewissen Re­ seines ganzen Könnens geschaffen signation den Ausspruch getan: hat, das Reichsamt des Innern „Im allgemeinen arbeiten in und die Königlich Sächsische Deutschland die Künstler noch Staatsregierung mit wärmsten vorwiegend für ihreeigeneZunft.“ Worten anerkannt, das ist in Er wird dabei vornehmlich den Nachrufen, die ihm überall an seine Kunst, an die Bau­ in deutschen Landen und im kunst gedacht und dabei em- Ausland gewidmet worden sind, pfundon haben, wie selten es ist, mit gerechtem Urteil gewürdigt. daß ein Bauwerk im vollen In den Architektenkreisen Sinne des Wortes volkstümlich Berlins aber wurde es alsbald wird, daß es ungeteilten Beifall als eine Ehrenpflicht empfunden findet nicht allein bei den und als ein Ehrenrecht erachtet, Sachverständigen, bei selbst­ seinen künstlerischen Nachlaß schaffenden Künstlern und bei der in würdiger Weise auszustellen kunstwissenschaftlichen Kritik, und in einer öffentlichen Feier sondern auch bei den breiten in der Reichshauptstadt, als der Massen des Volkes, die sich naiv Stätte seines Schaffens auf der ihr Urteil bilden. Höhe seiner Entwicklung der Wenn Lessing in Emilia Bedeutung seines Lebenswerkes Galotti dem Maler Conti die be­ gerecht zu werden. kannten Worte in den Mund Um diesen Gedanken zur legt: Ha! daß wir nicht un­ Tat werden zu lassen, verbanden mittelbar mit den Augen malen! sich die Architektenvereine mit Auf dem langen Wege aus dem dem Verein Berliner Künstler Auge durch den Arm in den zu einer gemeinsamen festlichen Pinsel, wie. viel geht da ver­ Veranstaltung mit dem nahe­ loren! so könnte im ähnlichen liegenden Wunsche, sie in diesem Sinne ein Architekt sagen: 0, Hause stattfinden zu lassen. Zu unserer freudigen Genugtuung daß wir doch so frei, wie es in unserer Phantasie sich ge­ ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen dank dem Entgegen­ staltet, bauen könnten. Wie lang, und oft wie dornenvoll ist kommen des Präsidiums des Reichstags, das mit größter Bereit­ der Weg, der zurückgelegt werden muß von der frischen Er­ willigkeit den stattlichsten Raum des Hauses für die Feier zur findung in der Skizze durch die Ausreifung zum bauwürdigen Verfügung stellte. Entwurf bis das fertige Werk dasteht in seinen Massenverhält­ 49 298 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 7. Dezember 1912 Abb. 504 und 505. Dir der Bücherei des Architekten-Vereins zu Berlin von Paul Wallot überwiesene Entwurf zur Umgestaltung des Pariser Platzes und des Branden­ burger Tores in Berlin nissen, und Umrissen im Aeußern, seiner Raumwirkung im Innern, Freudigkeit des Wollens eingesetzt, eine entscheidende Sicherheit seinem Schmuck durch Bildwerke und Malerei, der öffentlichen des Könnens bewiesen, zugleich aber auch viel stille Entsagung Kritik preisgegeben! geübt werden, wenn das Werk in der Ausführung nur einiger­ Gilt es doch, erschwerend für den Architekten im Vergleich maßen dem Idealbild entsprechen soll, das der Phantasie des mit dem Maler und Bildhauer, bei einem Bauwerk die ge­ Erfinders vorschwebte. bieterischen Forderungen der Zweckmäßigkeit mit den künstle­ Trifft dies schon bei Bauten von bescheidener Art zu, wie rischen Absichten in Einklang zu bringen. Machen sich dazu viel mehr bei den höchsten Aufgaben monumentalen Schaffens! noch äußere Einflüsse, Aenderungen des Bauprogramms, nach­ Der Bau des Reichstagshauses aber war eine solche Aufgabe, trägliche Wünsche oder Wechsel in den Anschauungen ' der die an Neuheit, Eigenart und Schwierigkeit bisher ihresgleichen Auftraggeber geltend, da muß eine ganz besondere Kraft und in Deutschland nicht gehabt hat. Nr. 49. VII. Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin 299 In solchem Lichte gesehen Gegenwart geboren, für den wächst, was Wallot schuf, zu be­ Richterspruch der Zukunft wunderungswürdiger Größe, wird ein entscheidendes Merkmal aber auch der tragische Einschlag desbaukünstlerischenSchaf- in der Kette seines glänzenden fens unserer Tage! Lebenslaufs erkennbar. So urteilte damals die deut­ Als er vor jetzt 30 Jahren sche Künstlerschaft und durfte aus dem Wettbewerb, in dem sich sagen, daß sie damit, von er mit den hervorragensten seiner ganz vereinzelten Stimmen ab­ Fachgenossen um die Palme rang, gesehen, sich mit der öffentlichen als Sieger hervorging, war sein Meinung im Einklang befand. Name noch wenig bekannt. Sein Seither sind 18 Jahre dahin­ Entwurf aber hatte eine so über­ gegangen, Jahre von bedeutsamen zeugende Kraft und sprach von Wandlungen auf vielen Kultur­ einer so hohen künstlerischen gebieten, auch im Bereich der Begabung, daß dem fast ein­ bildenden Künste. Das Wort stimmig gefällten Urteil der Preis­ „ U m w e rtu n g “ hat in der Gegon- richter die ganze gebildete Welt wart eine ganz besondere Geltung beitrat und nur eine Stimme erlangt. darüber herrschte, daß der rechte Soll es auch Anwendung Mann gefunden sei, die Hoheit finden auf die W ertung dessen, und Macht des neu begründeten was wir Wallot verdanken? Deutschen Reiches in Stein und Die Tatsache der heutigen Erz zu verkörpern. Feier spricht für die Erwartung, Und als er nach 12 Jahren daß die Frage verneint wird. ernstester Arbeit und unermüd­ Wer aber noch zurückhaltend ist lichen Ringens mit sich selbst mit einer Antwort, dem kann die und mit Erschwernissen aller Ausstellung seiner Skizzen, Ent­ Art den stolzen Bau vollendet würfe und Einzelzeichnungen, hatte, scharten sich die Archi­ pietätvoll von seinen Schülern tekten aus ganz Deutschland in zusammengetragen, einen Ein­ Gemeinschaft mit den angesehen­ blick geben in das Wesen seines sten Malern und Bildhauern zu Schaffens, in seine künstlerische einer begeisterten Kundgebung für Gesinnung, in die ernste Auf­ ihn zusammen. In jener glänzenden fassung, die er von seiner Kunst Huldigungsfeier am 7. Dezember hatte. 1894 konnte öffentlich ausge­ Hier ist heute nur ein be­ sprochen werden, daß das Haus scheidener Bruchteil seines Nach­ ein bleibendes Wahrzeichen der lasses zurj Schau gestellt. Es ist durch das Schwert erkämpften, geplant, demnächst eine alle seine durch Blut gefestigten Einheit Werke umfassende Ausstellung unseres Vaterlandes bilde, daß zu veranstalten. Sie wird dann es gelungen sei, diesen erhabenen auch erkennen lassen, weshalb Zweck durch die Baukunst zum es W allot gelungen ist, wie würdigen Ausdruck zu bringen wenigen vor ihm, auch in unsern dank der schöpferischen Kraft des Tagen Schule zu machen und berühmten Meisters, der an .die durch seine Wirksamkeit in Berlin Erfüllung der hohen Aufgabe sein wie in Dresden hochbegabte Kunst­ ganzes Können gesetzt und mit jünger an sich zu fesseln, sie stetig wachsender Sicherheit das mit seinem Geiste zu erfüllen und große Werk so durchgeführt habe, damit eine Saat auszustreuen, die daß es in seiner Eigenart, seither schon reiche Früchte ge­ Würde und Schönheit da­ tragen hat und weitere Ernte stehe aus dem Geiste der für die Zukunft erwarten läßt.“ Abb. 506 und 607 Entwurf zur Umgogestaltung des Pariser Per der Bticherei des Architekten-Vereins Platzes und des Brandenburger Tores in zu Berlin von Paul Vnllot überwiesene Berlin Gedächtnisrede, gehalten vom Geheimen Hofrat Professor Dr. F. von Thiersch aus München bei der Wallotgedächtnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin Hochansehnlicho Versammlung! Schlicht und gerade, wie er als Mensch war, sollen auch die Als am 10. August dieses Jahres die Trauerkundo von dem Worte sein, aus denen sich das Freundschaftsdenkmal aufbaut. Hingang Wallots unsere Herzen durchzitterte, da schlichen sich Ueborschwängliche Lobeserhebungen sind hier ebensowenig am neben den Gefühlen der Wehmut doch auch die des dankbaren Platze als eine weitgehende kunstästhetische Kritik seiner Werke. Stolzes ein, daß es diesem Manne vergönnt war, der Einigung Wallots Familie stammt aus Arles in Südfrankreich. Es unseres Vaterlandos ein unvergängliches Denkmal zu errichten. waren Hugenotten,
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