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Nummer 49 , Sonnabend den 7. Dezember 1912 VII. Jahrgang *

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Alle Rechte Vorbehalten Paul Wallot Ansprache des Ministerial- und Oberbaudirektors Wirklichen Geheimen Rats SDr.^tiQ- Hinckeldeyn bei der Wallotgedächtnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin „Steine reden. Die machtvolle Raumwirkung dieser Kuppel­ Das innige Dankesgefühl, das wir dafür empfinden, erhält halle spricht ihre eindringliche Sprache in dieser feierlichen, seine besondere Wärmo durch die Wahrnehmung, daß eine so dem Gedächtnis ihres Erbauers geweihten Stunde. zahlreiche und hochansehnliche Versammlung diese Halle füllt, Eine Gedächtnisfeier, gestimmt auf den Ton der Klage über ein sprechender Beweis dafür, daß es weiten Kreisen nah und einen schweren Verlust, zugleich forn Herzonssache ist, ihrer aber getragen von dem erheben­ Verehrung für den dahinge- den Gedanken, daß uns mit dem sehiedenen Meister heute Aus­ Dahingeschiedenen ein Großer druck zu geben. im Reiche der Kunst gegeben war. Bei einer Huldigung, die Was Paul W allot unsorm Wallot vor mehreren Jahren in Vaterlande gewesen, das haben von seinen Hörern bei seinem Heimgange die Be­ und Schülern dargebracht wurde, hörden, für die er mit Einsatz hat er mit einer gewissen Re­ seines ganzen Könnens geschaffen signation den Ausspruch getan: hat, das Reichsamt des Innern „Im allgemeinen arbeiten in und die Königlich Sächsische Deutschland die Künstler noch Staatsregierung mit wärmsten vorwiegend für ihreeigeneZunft.“ Worten anerkannt, das ist in Er wird dabei vornehmlich den Nachrufen, die ihm überall an seine Kunst, an die Bau­ in deutschen Landen und im kunst gedacht und dabei em- Ausland gewidmet worden sind, pfundon haben, wie selten es ist, mit gerechtem Urteil gewürdigt. daß ein Bauwerk im vollen In den Architektenkreisen Sinne des Wortes volkstümlich aber wurde es alsbald wird, daß es ungeteilten Beifall als eine Ehrenpflicht empfunden findet nicht allein bei den und als ein Ehrenrecht erachtet, Sachverständigen, bei selbst­ seinen künstlerischen Nachlaß schaffenden Künstlern und bei der in würdiger Weise auszustellen kunstwissenschaftlichen Kritik, und in einer öffentlichen Feier sondern auch bei den breiten in der Reichshauptstadt, als der Massen des Volkes, die sich naiv Stätte seines Schaffens auf der ihr Urteil bilden. Höhe seiner Entwicklung der Wenn Lessing in Emilia Bedeutung seines Lebenswerkes Galotti dem Maler Conti die be­ gerecht zu werden. kannten Worte in den Mund Um diesen Gedanken zur legt: Ha! daß wir nicht un­ Tat werden zu lassen, verbanden mittelbar mit den Augen malen! sich die Architektenvereine mit Auf dem langen Wege aus dem dem Verein Berliner Künstler Auge durch den Arm in den zu einer gemeinsamen festlichen Pinsel, wie. viel geht da ver­ Veranstaltung mit dem nahe­ loren! so könnte im ähnlichen liegenden Wunsche, sie in diesem Sinne ein Architekt sagen: 0, Hause stattfinden zu lassen. Zu unserer freudigen Genugtuung daß wir doch so frei, wie es in unserer Phantasie sich ge­ ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen dank dem Entgegen­ staltet, bauen könnten. Wie lang, und oft wie dornenvoll ist kommen des Präsidiums des Reichstags, das mit größter Bereit­ der Weg, der zurückgelegt werden muß von der frischen Er­ willigkeit den stattlichsten Raum des Hauses für die Feier zur findung in der Skizze durch die Ausreifung zum bauwürdigen Verfügung stellte. Entwurf bis das fertige Werk dasteht in seinen Massenverhält­ 49 298 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 7. Dezember 1912

Abb. 504 und 505. Dir der Bücherei des Architekten-Vereins zu Berlin von Paul Wallot überwiesene Entwurf zur Umgestaltung des Pariser Platzes und des Branden­ burger Tores in Berlin

nissen, und Umrissen im Aeußern, seiner Raumwirkung im Innern, Freudigkeit des Wollens eingesetzt, eine entscheidende Sicherheit seinem Schmuck durch Bildwerke und Malerei, der öffentlichen des Könnens bewiesen, zugleich aber auch viel stille Entsagung Kritik preisgegeben! geübt werden, wenn das Werk in der Ausführung nur einiger­ Gilt es doch, erschwerend für den Architekten im Vergleich maßen dem Idealbild entsprechen soll, das der Phantasie des mit dem Maler und Bildhauer, bei einem Bauwerk die ge­ Erfinders vorschwebte. bieterischen Forderungen der Zweckmäßigkeit mit den künstle­ Trifft dies schon bei Bauten von bescheidener Art zu, wie rischen Absichten in Einklang zu bringen. Machen sich dazu viel mehr bei den höchsten Aufgaben monumentalen Schaffens! noch äußere Einflüsse, Aenderungen des Bauprogramms, nach­ Der Bau des Reichstagshauses aber war eine solche Aufgabe, trägliche Wünsche oder Wechsel in den Anschauungen ' der die an Neuheit, Eigenart und Schwierigkeit bisher ihresgleichen Auftraggeber geltend, da muß eine ganz besondere Kraft und in Deutschland nicht gehabt hat. Nr. 49. VII. Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin 299

In solchem Lichte gesehen Gegenwart geboren, für den wächst, was Wallot schuf, zu be­ Richterspruch der Zukunft wunderungswürdiger Größe, wird ein entscheidendes Merkmal aber auch der tragische Einschlag desbaukünstlerischenSchaf- in der Kette seines glänzenden fens unserer Tage! Lebenslaufs erkennbar. So urteilte damals die deut­ Als er vor jetzt 30 Jahren sche Künstlerschaft und durfte aus dem Wettbewerb, in dem sich sagen, daß sie damit, von er mit den hervorragensten seiner ganz vereinzelten Stimmen ab­ Fachgenossen um die Palme rang, gesehen, sich mit der öffentlichen als Sieger hervorging, war sein Meinung im Einklang befand. Name noch wenig bekannt. Sein Seither sind 18 Jahre dahin­ Entwurf aber hatte eine so über­ gegangen, Jahre von bedeutsamen zeugende Kraft und sprach von Wandlungen auf vielen Kultur­ einer so hohen künstlerischen gebieten, auch im Bereich der Begabung, daß dem fast ein­ bildenden Künste. Das Wort stimmig gefällten Urteil der Preis­ „ U m w e rtu n g “ hat in der Gegon- richter die ganze gebildete Welt wart eine ganz besondere Geltung beitrat und nur eine Stimme erlangt. darüber herrschte, daß der rechte Soll es auch Anwendung Mann gefunden sei, die Hoheit finden auf die W ertung dessen, und Macht des neu begründeten was wir Wallot verdanken? Deutschen Reiches in Stein und Die Tatsache der heutigen Erz zu verkörpern. Feier spricht für die Erwartung, Und als er nach 12 Jahren daß die Frage verneint wird. ernstester Arbeit und unermüd­ Wer aber noch zurückhaltend ist lichen Ringens mit sich selbst mit einer Antwort, dem kann die und mit Erschwernissen aller Ausstellung seiner Skizzen, Ent­ Art den stolzen Bau vollendet würfe und Einzelzeichnungen, hatte, scharten sich die Archi­ pietätvoll von seinen Schülern tekten aus ganz Deutschland in zusammengetragen, einen Ein­ Gemeinschaft mit den angesehen­ blick geben in das Wesen seines sten Malern und Bildhauern zu Schaffens, in seine künstlerische einer begeisterten Kundgebung für Gesinnung, in die ernste Auf­ ihn zusammen. In jener glänzenden fassung, die er von seiner Kunst Huldigungsfeier am 7. Dezember hatte. 1894 konnte öffentlich ausge­ Hier ist heute nur ein be­ sprochen werden, daß das Haus scheidener Bruchteil seines Nach­ ein bleibendes Wahrzeichen der lasses zurj Schau gestellt. Es ist durch das Schwert erkämpften, geplant, demnächst eine alle seine durch Blut gefestigten Einheit Werke umfassende Ausstellung unseres Vaterlandes bilde, daß zu veranstalten. Sie wird dann es gelungen sei, diesen erhabenen auch erkennen lassen, weshalb Zweck durch die Baukunst zum es W allot gelungen ist, wie würdigen Ausdruck zu bringen wenigen vor ihm, auch in unsern dank der schöpferischen Kraft des Tagen Schule zu machen und berühmten Meisters, der an .die durch seine Wirksamkeit in Berlin Erfüllung der hohen Aufgabe sein wie in Dresden hochbegabte Kunst­ ganzes Können gesetzt und mit jünger an sich zu fesseln, sie stetig wachsender Sicherheit das mit seinem Geiste zu erfüllen und große Werk so durchgeführt habe, damit eine Saat auszustreuen, die daß es in seiner Eigenart, seither schon reiche Früchte ge­ Würde und Schönheit da­ tragen hat und weitere Ernte stehe aus dem Geiste der für die Zukunft erwarten läßt.“

Abb. 506 und 607 Entwurf zur Umgogestaltung des Pariser Per der Bticherei des Architekten-Vereins Platzes und des Brandenburger Tores in zu Berlin von Paul Vnllot überwiesene Berlin

Gedächtnisrede, gehalten vom Geheimen Hofrat Professor Dr. F. von Thiersch aus München bei der Wallotgedächtnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin Hochansehnlicho Versammlung! Schlicht und gerade, wie er als Mensch war, sollen auch die Als am 10. August dieses Jahres die Trauerkundo von dem Worte sein, aus denen sich das Freundschaftsdenkmal aufbaut. Hingang Wallots unsere Herzen durchzitterte, da schlichen sich Ueborschwängliche Lobeserhebungen sind hier ebensowenig am neben den Gefühlen der Wehmut doch auch die des dankbaren Platze als eine weitgehende kunstästhetische Kritik seiner Werke. Stolzes ein, daß es diesem Manne vergönnt war, der Einigung Wallots Familie stammt aus Arles in Südfrankreich. Es unseres Vaterlandos ein unvergängliches Denkmal zu errichten. waren Hugenotten, welche die Auswanderung nach Paris und Deshalb mochte auch kaum eine würdigere Stelle gefunden nach den Niederlanden führte. Von dort zog sich ein Zweig werden, um den Manen des Abgeschiedenen ein gemeinsames rheinaufwärts und faßte in Oppenheim Wurzel, woselbst sich Gedenken zu weihen. der Name bis in das Jahre 1650 zurüekverfolgen läßt. Es sind die Freunde Wallots, welche ihm in dieser Feierstunde Paul Wallot wurde dort am '26. Juni 1841 geboren. Der ein Denkmal der Verehrung und Dankbarkeit setzen wollen. Vater besaß ein großes Weingut und eine Weinhandlung von Aber weit über den Freundeskreis hinaus und bis in die fernsten über einhundertjährigem guten Namen. Sechs Söhne saßen um Gegenden des Erdkreises ist die Teilnahme und die Erkenntnis den Tisch, und der sorgliche Vater bestand darauf, daß jeder gewachsen, daß wir in ihm einen unserer Besten verloren haben. etwas Praktisches erlerne, um gut durch die Welt zu kommen. 49* 300 Wochenschrift des Architekten-Vereins zn Berlin Sonnabend, 7. Dezember 1912

Die künstlerische Beanlagung, welche sich bei Paul schon In der Zugehörigkeit zu einer Unternehmerfirma fand man zu früh zeigte, kam von der mütterlichen Seite. Die Mutter war jener Zeit durchaus nichts Bedenkliches. Freilich würde der eine Schwester des in München wohlbekannten und leider früh Bund Deutscher Architekten, wenn er damals schon bestanden verstorbenen Malers Beer. Offenbar hät die Tätigkeit des Onkels, hätte, Wallot nicht in seine Reihen aufgenommen haben. Schon dessen Schaffen Paul mit dem größten Interesse verfolgte, stark nach fünf Jahren löste Wallot sein Verhältnis zu Knabenschuh, auf den Knaben eingewirkt. Er bekundete schon mit neun denn in dem Dezennium von 1873 bis 1883, wo sich in Frank­ Jahren ein auffallendes Zeichentalent. furt der große Aufschwung zeigte, war er dort als selbständiger Aber auch Oppenheim selbst mit der unvergleichlichen Architekt tätig. Katharinenkirche und die malerische Rheingegend mit ihren In diosen Jahren freudigen Schadens entstanden auch die Kunstschätzen müssen das ihrige getan haben. Es wird be­ Freundschaften, die Wallot dauernd mit den dortigen Kollegen richtet, daß Paul auf dem Dachboden der Katharinenkirche die und insbesondere mit dom gleichaltrigen und gleiehstrebenden Reste der ehemaligen Glasmalereien aus den Chorfenstern auf- Semperschüler Fritz' Bluntschli verbanden. Auch ich hatte da­ stöberte. Er ließ sich iibertags dort oben einsperren, setzte die mals das Glück, dem Verewigten näherzutreten. Aus Wallots Scherben mit großem Eifer zusammen und machte dazu farbige Tätigkeit in a. M. läßt sich nicht der Nachweis er­ Aufnahmen, die bei der späteren Wiederherstellung der Fenster bringen, daß irgendeine der Architekturlehren, die er besucht tatsächlich als Grundlage dienten. hatte, von nachhaltigem Einfluß auf seine Künstlerschaft war. Wallot, der bis zur Konfirmation die Schule in Oppenheim Die unmittelbare Betrachtung der Baudenkmale auf den Studien­ besuchte, scheint nicht gerade einer der Fleißigsten gewesen zu reisen und die selbständige Verarbeitung der Eindrücke stempeln sein. Als er einmal eine Stunde Arrest abgesessen hatte, fand Wallot zu einem Autodidakten. Seine „Eigenart“ bestand ihn der Lehrer an der Schultafel beschäftigt, und er bat, noch darin, daß er es verstand, in neuer und unerhörter Weise die bleiben zu dürfen, da er noch nicht ganz fertig sei: Er hatte Elemente verschiedenartiger Stilperioden zusammenzuschweißen es unternommen, den schönen Blick aus dem Schulfenster mit ' und, auf dem Alten aufbauend, lebensfähiges Neues hervor­ dem Aufbau der Katharinenkirche bis in das einzelne an die j zubringen. Tafel zu zeichnen. Wochenlang bewahrte der Lehrer die Zeich­ Mancher Anhänger der strengen Richtung und mancher nung und nur mit schwerem Herzen ließ er sie verschwinden. Kunstgelehrte hat damals schon seinen Kopf geschüttelt, als Paul durfte im Elternhaus eine frohe .Jugend verleben. Die Wallot mit seiner Weise hervortrat. Doch der Meister ging un­ Mutter, selbst musikalisch, hielt darauf, daß jeder der Söhne beirrt seinen Weg, und heute dürfen wir aussprechen, daß es ein Instrument erlerne und so gab es ein Familienseptett, in eine echt deutsche Kunst ist, die seine Werke beseolt. welchem Beethoven, Mozart, Bach und Haydn mit Begeisterung Unter den Frankfurter Bauten befinden sich einzelne, deren gespielt wurden. Wallot spielte die Geige, und auch später Eindruck durch spätere Umwandlung getrübt worden ist. Seine noch lauschten seine Frankfurter Freunde manchmal entzückt, originelle Auffassung deutscher Renaissance zeigt sich am besten wenn er seinen Lieblingskomponisten Saint-Saüns zum besten gab. in der kleinen Wirtschaft „Zur Stadt Ulm“. Sprudelnde Phan­ Nun folgten die Lehr- und Wanderjahre. Die erste fach­ tasie und frischer Humor stellen dieses Werk hoch über andere liche Bildung genoß Wallot in der Realschule in verwandte Leistungen seiner Zeitgenossen. und dann in der dortigen Gewerbeschule. In jene Zeit fällt die In die Frankfurter Jahre des Meisters fallen auch die ersten erste Auszeichnung, die er als Sechzehnjähriger für den Ent­ größeren Erfolge im Wettbewerbswesen, welche die Aufmerk­ wurf einer „Kapelle im Walde“ erhielt. In Darmstadt fand er samkeit der Mitwelt auf ihn lenkten. Beim Niederwalddenkmal in dem Lehrer Lucas einen Künstler, der ihn besonders stark war ihm ein Preis zugefallen. Die Wettbewerbe für den Dres­ anregte und den 'Wunsch in ihm reifen ließ, die Malerei als dener Friedhof, für die Wiener Stefanienbrücke und den Frank­ Lebensberuf zu ergreifen. Allein der väterliche Wille siegte: furter Zentralbahnhof brachten ihm öffentliche Anerkennung. Paul sollte Baumeister werden. Die Malerei galt nicht als ein Von der größten Bedeutung war Wallots Sieg in dem zweiten Beruf, welcher geeignet ist, seinen Mann unbedingt und sorgen­ Preisausschreiben für das Reichstagsgebäude im Jahre 1881. frei zu ernähren. Nicht nur ein erster Preis, sondern auch die Ausführung des 1859 bezog Wallot das Polytechnikum zu Hannover und Baues wurde ihm zuerkannt. Und nun folgt während der Jahre drei Jalirc darauf die Bauakademie zu Berlin. Rücksichten auf 1982 bis 1894 die interessanteste Epoche seiner Tätigkeit, wo den hessischen Staatsbaudienst scheinen ihn zu einem ein­ aller Augen auf ihn gerichtet waren und die wir einer näheren jährigen Studium an der Universität Gießen veranlaßt zu haben. Betrachtung unterziehen müssen. 1864 kehrte er nach Berlin zurück. Dort finden wir ihn nach­ Noch ehe das Reichstagsgebäude vollendet war, folgte Wallot einander in den Ateliers von Gropius, von Lueae und von einem Rufe nach Dresden; dort war er auch bis in das verJ Hitzig praktisch tätig. gangene Jahr als Lehrer an der Akademie der bildenden Künste Dann wandte er sich wiederum nach Süden. Er scheint in | tätig. Von dort aus erbaute er bis 1904 das Wohnhaus für München ein Vergnügungssemester mitgemacht zu haben, wie den Reichstagspräsidenten. In Dresden war AVallot für das dies auch heute noch allzusehr üblich ist. Den Architektur­ neue Ständehaus an der Brühlschen Terrasse ausersehen. Auch unterricht Langes an der Münchener Akademie hatte er offenbar hier gab es kampfreicho Arorspiele und Meinungsverschieden­ mehr zum Schein belegt. Die Tätigkeit der Pilotyschule zog heiten genug. Für Außenstehende ist es schwer zu begreifen, ihn viel mehr an: Raupp, Ludwig und Knaus gewann er zu warum gerade der Platz an der Brühlschen Terrasse für die Freunden. Er zog mit ihnen über Land, zeichnete und malte Errichtung des Ständehauses ausersehen wurde. Wallot wird nach der Natur und war nur schwer von dieser Beschäftigung hier wohl keine Schuld treffen, daß ein so wertvoller Bau des zu trennen. Offenbar hatte er damals schon deutlich erkannt, achtzehnten Jahrhunderts, wie das Brühlsche Palais es war, daß die Natur die Quelle und die Lehrmeisterin aller Schönheit verschwinden mußte. ist, und daß in dem Zeitalter der Arbeitsteilung der Vielseitige Doch lassen Sie uns zum Roichstagsgebäude zurückkehren. obenansteht. Nicht um eine ausführliche Darstellung der Baugeschichte dieses Wallot lernte den Süden lieben, der ihm mit den heiteren Hauses kann es sich hier handeln. Es sollen nur die wichtig­ Seiten des Volkslebens und den Schönheiten der Gebirgswelt an sten Daten kurz zusammengefaßt werden. das Herz wuchs. ' Arier verschiedene Grundrißgestaltungen sind es, die der Im Jahre 1868 vermählte er sich mit Marie Wallot, einer Ausführung vorausgingen. Der preisgekrönte Wettbewerbsplan Landsmännin und entfernten Verwandten. Der überaus glück­ wies eine nach den beiden Hauptsachen gelagerte Symmetrie lichen Ehe entsprossen zwei Söhne und eine Tochter und schon und die Verlegung der wichtigen Räume in ein hochliegendes umspielt tröstend eine Gruppe munterer Enkel den Schoß der Obergeschoß auf. trauernden Witwe. Der ältere Sohn ist als Ingenieur in einer Nur geringe Abweichungen zeigt die erste Umarbeitung Maschinenfabrik in Chikago tätig, der jüngere hat das groß­ vom Februar 1883, bei welcher die Festhalle ■ noch die Mitte väterliche Weingut in Oppenheim übernommen. des Gebäudes einnimmt. Die dritte Bearbeitung vom April Im Jahre seiner Vermählung ging Wallot mit seiner jungen 1883 gibt dem Arerlangen nach Tieferlegung des Hauptgeschosses Gattin auf Studienreisen, die ihn auch nach Italien und Eng­ Raum und entwickelt die vergrößerte Festhalle nach der Tiefe land führten, und bald folgte seine Niederlassung in Frankfurt des Hauses bis zum Königsplatze. a. M. Dort war er zunächst mit einem tüchtigen Baumeister Erst der vierte Grundriß vom Oktober 1883 zeigt den Knabenschuh assoziiert. Die Firma Knabenschuh & Wallot ' heuen Wurf, welcher der Ausführung zugrunde gelegt werden führte unter ändern die Strompfeiler des „Eisernen Steges“ aus. konnte: Die innerlich durchgehende Nord-Südachse wurde auf­ Nr. 49. VII. Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin 301 gegeben, statt vier kleinen Höfen entstanden zwei größere, und „Die Zeit, in welcher dieser Grundriß entstand, war die dem Saale folgte eine nach der Breite gelagerte Wandelhalle aufgeregteste meines Lebens. Ich stieg mit einigen Grund­ mit dem Kuppelraum als Mittelstück. rissen ausgerüstet in mein Bett. Ich fuhr des Nachts aus dem Nun wurde der Bauauftrag perfekt und die Bauverwaltung Schlafe. Zentnerschwere Grundrisse belasteten meine Brust ins Leben gerufen. Am 9. Juni 1884 fand die feierliche Grund­ und verursachten mir Alpdrücken. Wenn ich dann aufstieg steinlegung durch Kaiser Wilhelm I. statt. und in die Nacht hinaussah, kam mir selbst der alte Mond wie Während der folgenden zehnjährigen Bauzeit aber fehlte es ein Grundriß vor. Des Morgens ging ich träumerisch und in nicht an durchgreifenden Aenderungen, die vornehmlich die Grundrisse vertieft durch den Tiergarten nach dem Bureau, un­ äußere Erscheinung des Bauwerks betrafen. Es war die Kuppel, empfänglich für die schönen Bäume und die Vögel, welche auf welche dem Bauherrn wie dem Architekten ungeahnte Schmerzen denselben sangen.“ bereitete und die in Fachkreisen wogen der mehrfachen Ver­ In einem Briefe vom Mai 1890 äußert sich Wallot dahin, änderung ihrer Lage den Uebernamen der „Wanderkuppel“ er­ daß er jetzt über Grundriß und Aufbau beruhigt sei und daß hielt. Im Konkurronzprojekt hatte die monumental und hoch- es nicht viel anders ausfallen würde, wenn er nochmals die entwickelte Kuppel die Stelle über dem Sitzungssaale betont. ganze Sache zu machen hätte. Doch habe er, der Autodidakt, Sie war bedeutend genug, um auch noch in der zurücktretenden in den letzten Jahren manches gelernt. Stellung Bau und Platz zu beherrschen. Bei jener letzten Gegen den Vorwurf des zu großen Reichtums weiß er sich Grundrißa'usbildung, die zu der stattlichen Entwicklung der trefflich zu wehren mit den Worten: „Es hat das Gesagte mit Wandelhalle führte, nahm sie den Platz iibor diesem Kuppel­ dem größeren oder geringeren Reichtum einer Architektur ab­ raum ein. Schließlich jedoch erreichte der Baumeister im Jahre solut nichts zu tun. An dem Zwinger des genialen Pöpelmann 1888 für seinen Oberlichtaufbau dio mehr zentralgelagerte Ge­ in Dresden ist kein Strich zu viel; an den meisten modernen stalt, wiederum über dem Saale, wobei er auf die lapidare Bauten ist stets viel zu viel. Und gerade infolgo dieser Monumentalität seiner ersten Idee verzichten konnte. kenntnisreichen Häufung von Motiven entsteht eine unerträg­ Selbst in Fachkreisen ist man da und dort noch der Mei­ liche Nüchternheit.“ nung, der Reichstagsbaumeister sei durch äußere Einflüsse zu Wallot macht in diesem Brief auch kein Hehl aus seiner den Wanderungen seiner Kuppel gezwungen -worden. Dem­ Begeisterung für Garniers große Oper in Paris. Er beneidet gegenüber muß festgestellt -werden, daß diese Metamorphosen dio Franzoson um ihren nationalen Stil und findet Sempers durch die eignen Wünsche des Architekten hervorgerufen Opernhaus in Dresden unendlich trocken. Dann findet er waren. Im Jahre 1891 wurde dio Kuppelbokrönung aufgesetzt, wiederum den einzig wahren deutschen Monumentalstil bei den und in der Folge wurdo der Bau äußerlich ausgerüstet, während • romanischen Domen am Rheine, die höchstens noch von den der innere Ausbau der Vollendung zuging. Im Dezember 1894 Werken der Römer übertroffen würden. konnte der Reiehstagsbau durch die feierliche Schlußsteinlegung Des öftern bricht seine Sehnsucht nach der Einfachheit von S. M. Kaiser Wilhelm II. eingeweiht werden. Dies sind durch, und er spricht davon, daß ihm die abgebrauchten Formen die einfachen Daten der Baugeschichte. der Renaissance ein Greuel seien. Daß ihn selbst bisweilen Wie ein Drama aber mutet es uns an, wenn wir versuchen, Zweifel über die Kuppelausführung anw'andelten, geht aus seiner auf die innerlichen und persönlichen Verhältnisse sowie auf die Wendung vom Jahre 1892 hervor, wo er sagt: Freuden und Leiden des Kampfes einzugehen, unter denen „Dieses Opus ist ja eine große Kühnheit, manchmal'sehe dieses Kunstwerk zur Welt geboren wurde. ich dasselbe mit ganz verliebten Augen an, und zu ändern Als Wallot nach Berlin übersiedelto, erging es ihm wie Zeiten schleiche ich da unten auf dem Platze mit gewaltigem jedem Künstler, der sich in einer neuen Umgebung den Boden Kater herum. Bei Gott allein ist dio Wahrheit.“ für seine Arbeit erringen muß. Der „Frankfurter Eindringling“ Unser Interesse wird in hohem Maße durch die besondere wurde, was durchaus menschlich und begreiflich ist, nicht von Art erregt, mit der Wallot arbeitete. allen Seiten mit Augen der Liebe betrachtet. Barg doch dio Bezeichnend für ihn ist, daß er es bei der Errichtung der Akademie des Bauwesens, die ein gewichtiges Wort bei der Reichstagsbauverwaltung als eine Wohltat ompfand, neben Beurteilung der Baupläne mitzusprechen hatte, in ihrem Schöße seinem Künstleratelier ein koordiniertes Baubureau für die Aus- so manchen der besiegten Konkurrenten. Auch war sie durch­ führungsarboiten entstehen zu sehen. Andersgeartete Archi­ aus nicht immer einer Meinung mit der Parlamentsbaukommission tekten erblicken einen besonderen Ehrgeiz darin, alle Fäden der und den obersten Instanzen des Reiches. Es bedurfte also auf Bauausführung, auch die der Konstruktion und Finanzierung, in der einen Seite einer gewissen Nachgiebigkeit, auf der ändern ihrer Hand zusammenlaufen zu sehen. Wallot war froh — und einer starken Initiative, um den Ausweg zu finden. dies entsprach seinem Naturell —, von der geschäftlichen Seite Jedermann weiß, daß für den Baumeister die Ueberwindung entlastet zu sein, um sich mit um so größerer Hingabe den solcher Hindernisse schwieriger ist als die der technischen und künstlerischen Aufgaben widmen zu können. In Wallots Atelier künstlerischen. Und doch gehören beide Kämpfe zusammen, i wurden nach seinen Skizzen und Anregungen zahlreiche Studien um das Kunstwerk zu dom zu machen, was es ist. hergestellt.. Er liebte es, nicht nur seine eigensten Ideen selbst Nur wer einen ganz tiefen Einblick in das Schaffen eines vielfach zu variieren; er wollte auch in seiner Umgebung Baukünstlers getan hat, wird einen Begriff von der Summe der I gleichgesinnte Künstler haben, die ihn durch Neubearbeitung geistigen Arbeit erlangen, welche hier geleistet wird. anregten und „befruchteten“. Im Anfang geschah dies aber Wem dies vergönnt ist, der wird überrascht sein, wieviel selten mit wirklichem Erfolge, denn schließlich wurde doch die Herzblut hingegeben -werden muß und -welch bitterer Ernst den ursprüngliche Bearbeitung des Meisters oder eine ihr sehr ähn­ innersten Kämpfen zugrunde liegt, die der Meister auch mit liche zur Ausführung bestimmt. sich selbst durchfechten muß. Es ist ein schweres Ringen, Die Gehilfen mußten sich stark in die Art des Meisters welches dem Kampf auf dem Schlachtfelde gleichkommt, und nur eingewöhnen und vieles vom eignen Empfinden opfern. Ein im Schweiße des Angesichts wird die Palme errungen. Diese gleiches darf wohl von der großen Zahl hervorragender deutscher inneren Kämpfe haben aber nicht nur eine erschütternd ernste Seite. Künstler gesagt werden, die berufen wurden, bei der plastischen, Die unverdrossene Bewältigung der Arbeit ist auch mit dem malerischen und kunstgewerblichen Ausstattung dos Bauwerks Wonnegefühle begleitet, welches den siegreichen Helden beglückt. ; mitzuwirken. Geheimnisvoll ist und bleibt das Seelenleben des schöpferisch Auch in dem engen Zusammenarbeiten mit diesen Kräften, tätigen Menschen. Daher die große Summe unrichtiger Be­ welche sich der Baumeister nutzbar machen mußte, erkennen urteilungen, die insbesondere der selbstbewußt handelnde wir seine echte Künstlerschaft. Künstler von der Mitwelt erfährt. Bewundernswert war Wallots Können auch in der Dar­ Wer einmal Wallots Biographie schreiben will, muß den stellung. Ein aufmerksamer Beobachter wird wahrnehmen, daß Briefwechsel mit seinem Freunde Bluntschli hinzunehmen. Der seine Federzeichnung in der deutschen Künstlerscbaft neben Meinungsaustausch - ist höchst charakteristisch für die Kämpfe Ohmanns Einfluß entschieden Schule gemacht hat. der Zeit. Die Freunde bitten sich gegenseitig um die größte Wenn Wallot Gefahr lief, sich durch den eignen gewandten Offenheit in der Beurteilung ihrer Werke und werden befriedigt Vortrag selbst zu bestechen, so nahm er immer wieder seine in dem Ausschütten ihrer Herzen. Zuflucht zu dem ehrlichen Modell. Im Juni 1884, nach der Grundsteinlegung, schildert Wallot Am deutlichsten sehen wir wohl den Ausfluß der Wallot- seinem Freunde Bluntschli die jüngst überwundenen Bedräng­ schen Schule in den Werken des allzu früh dahingegangenen nisse mit folgenden Worten: I Otto Rieth und des jetzt in Hannover tätigen . 302 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 7. Dezember 1912

Wallots Grundzug war eine tiefeEhrlichkeit gegen sich selbst, 18 Jahren, am 7. Dezember 1894, bei Kroll ein Fest bereiteten. eine unerbittliche Strenge der Selbstkritik. Dies zeigt sich in Unvergeßlich werden uns die W orte des Gefeierten bleiben, die jenem unablässigen Ringen nach dem ihm vorschwebenden Ideal der in einem Hoch auf die Vereinigung der vier Schwesterkünste Form. Die innere Notwendigkeit solcher Kämpfe mag wohl manch­ — er rechnete die Ingenieurkunst hinzu — ausklangen. mal dazu führen, daß diegefaßtenldeale nicht ganz erreichtwerden, Nun ist dieses reich pulsierende Leben, diese schaffens­ aber sie sind ein Symptom echter Künstlerschaft und fortschreiten­ freudig lodernde Kraft erloschen, hinabgesenkt in die stille Gruft. der geistiger Entwicklung. „Künstler“ kann der Baumeister Wir aber preisen die Hand der Vorsehung, die dies Leben nicht genannt werden, der einen Plan mit allen seinen Einzelheiten so glücklich gestaltete! schafft und alsdann bei der Ausführung keinen Strich verbessert. Die Literatur über Wallot und den Reichstagsbau, um Seelische Kämpfe, unter denen der Künstler noch während welche sich der Cosmosverlag in Leipzig besondere Verdienste der Entstehung seines Werkes leidet, werden in der Regel zur erwarb, ist noch nicht zum Abschluß gelangt. größeren Vollendung, zur Reife führen. Der Verewigte sollte es nicht mehr erleben, daß die groß­ Wer Wallot nur flüchtig kennen lernte, konnte von ihm zügige Publikation — deren letzte Hefte erst in diesen Tagen den Eindruck eines zurückhaltenden, verschlossenen oder gar erschienen sind und zu welcher Geheim rat Hoßfeld den be­ stolzen Mannes empfangen. Wenn er unzugänglich erschien, so gleitenden Text schuf — ganz in die Oeffentlichkeit gelangte. war es mehr Ungewandtheit, sich nach außen so zu geben, wie Lassen Sie uns diese Betrachtung mit den Worten schließen, er wirklich empfand. Jeder, der das Glück hatte, Wallot als die der uns zu früh entrissene Richard Streiter seinem geliebten Freund oder als Schüler näherzutieten, wurde unwillkürlich in Meister — er ging ihm nur fünf Tage im Tode voraus — in seinen Bannkreis gezogen. Er fand in ihm eine gemütvolle der Monographie zur Einweihung des Hauses gewidmet hat: und herzliche Künstlernatur, und es ging ein Strom von geistiger „Das deutsche Volk kann nichts Besseres wünschen, als Wärme von ihm aus, von dem mitberührt zu werden zu den daß der Geist Wallotscher Kunst, das deutsche Empfinden, der schönsten Erfahrungen des Menschenlebens gehört. kraftvoll männliche Ernst, dio Echtheit und Vornehmheit der Seine gedrungene Gestalt, seine aufrechte Haltung, der Gesinnung als Genius loci allerzeit dio Herzen der gewählten unbeugsame Nacken erinnerten uns nicht selten an die Büsten Vertreter erheben möge, daß alle wichtigen, folgenschweren römischer Cäsaren. Entscheidungen von der hohen Würde getragen sein möchten, Wenn Wallot in seiner künstlerischen Tätigkeit von die über die künstlerischen Formen dieses Hauses gebreitet ist. manchen Seiten verkannt wurde, so konnten solch bittere Er­ Wir Fachgenossen aber blicken mit aufrichtiger Hoch­ fahrungen und Enttäuschungen bei ihm doch nur einen Schmerz achtung, mit freudiger Bewunderung auf des Reiches ersten hinterlassen, den er in seinem Innern vergrub. Baumeister und sein herrliches Werk, das stolz und trutzig Nach der Vollendung des Hauses fehlte es ihm nicht an über die Dächer der Kaiserstadt emporragt, als eine feste Burg öffentlichen und hohen Anerkennungen. Höher jedoch schätzte deutscher Einheit, als ein gewaltiger Markstein in der Ent­ er die Anteilnahme seiner Freunde und Kollegen, die ihm vor wicklung neuer deutscher Kunst.“

Ansprache des Baurats Wolffenstein bei der Wall otgedäcktnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin Die Baukünstler Berlins, verbunden mit den ändern bil­ Wir Berliner waren Zeugen davon, wie belebend er auf denden Künstlern, empfinden es als eine Ehren- und Dankes­ seine Mitarbeiter einwirkte, so eigen auch oft die Wege waren, pflicht, ihre Huldigung dem Meister darzubringen, der als Kind die er zur Erreichung seiner Ziele einschlug, wie ein starker einer großen Zeit dem Deutschen Volk eine Stätte in unserer , Schwimmer mutig gegen den Strom ankämpfend. Vaterstadt geschaffen hat, das Werk, welches einen Markstein j in der Entwicklung unserer modernen Baukunst bildet. Wir ehren ihn und sein Schaffen, weil ■wir den künst­ Wir gedenken dabei seiner regen, alle Künste befruchtenden lerischen Ernst seines Wollens und den Wert seines Könnens Tätigkeit, wir feiern ihn als den Künstler, der mit seltener Hin­ zu würdigen verstehen. gebung, mit schöpferischer Energie und echt deutschem Empfinden So weihe ich diesen Kranz dem großen Toten! Möge das danach gerungen hat, seinem Werke den wahren Ausdruck seiner Andenken an ihn in deutschen Landen nie erlöschen und der Zweckbestimmung und den Stempel höchster Schönheit zu verleihen. Kunst in unserm Vaterlande immerdar zum Segen gereichen

Ansprache des Geheimen Hofrats Professor Dr. Cornelius Gurlitt aus Dresden bei der Wallo tgedächtnis- feier am 27. Oktober 1912 in Berlin Gurlitt erinnerte an zwei Augenblicke, in denen ihm Wallots Umstand, daß für die Dresdener, vom König bis zum letzten Art besonders deutlich entgegengetroten sei: Eines Tages habe Bürger, die Briildsche Terrasse ein Rocher de bronce sei, der ihn Wallot in gewohnter Weise zum Spaziergang durch den nicht beseitigt werden könne. Wallot hatto gefordert, daß Tiergarten und zum Abendschoppen im Spatenbräü abgeholt. j Sachverständige gehört werden sollen: Thiersch, Ende, Roßbach, Es fiel Gurlitt eine gewisse Feierlichkeit in Wallots Wesen auf, Licht, und war fest überzeugt, diese würden ihm zustimmen. so daß er glaubte, dieser werde ihm ein Geschenk machen, eine Am Abend des Sitzungstages schrieb Wallot: „Gurlitt, Sie haben Ueberraschung bereiten. Und so kam es auch: Wallot breitete auf der ganzen Front gesiegt!“ und meldete sich für den nächsten auf dem Wirts tisch eine Pause aus und erklärte, in den letzten Vormittag bei Gurlitt an. Die Sachverständigen hatten sich, Nächten habe er den Weg für die Lösung der Kuppelanlage wie er erzählte, mit „rührender Schonung“ für ihn und seinen gefunden, jetzt sei er sicher, das Richtige getroffen zu haben. Entwurf gegen Abbruch der Terrasse ausgesprochen. Wallot Aus Wallots Wesen sprach dio Klarheit mit sich selbst, das war gedrückt, verstimmt. Aber Gurlitt legte vor ihm einen ruhige Vertrauen auf seine Kraft, der Stolz eines Mannes, der Zeichenblock hin, beide besprachen die Sachlage: Einordnen in sich an rechter Stelle stehend weiß und den das Gefühl des die gegebene Situation, Vorrücken des Turmes aus der Achse inneren Sieges über die Fährlichkeiten des Augenblicks hinaus­ des Ständehauses in die durch dio Brücke und katholische tragen. Kirche, gegebene Achse, schlichteste Untergeschosse, reiches Der zweite Augenblick spielte sich in Dresden ab. Wallot I Obergeschoß. Wallot zeichnete stundenlang auf dem Block mit hatte zwei Varianten zu seinem Ständehausprojekt ausgearbeitet, | seinen wuchtigen Strichen. Endlich erhob er sich und sagte: eines mit, das andere ohne Verkürzung der Brühlschen Terrasse. | „Ich, glaube, es geht!“ Und aufrecht, sicher, fest, in sich ge- Gurlitt hatte Wallot darauf aufmerksam gemacht, daß hier nicht | rüstet mit klarem Selbstgefühl, ganz der alte Wallot, verließ der Wert der Projekte den Ausschlag geben werde, sondern der ! er Gurlitts Arbeitszimmer.

Ansprache des Baurats Neher aus Frankfurt a.. M. bei der Wallotgedächtnisfeier am 27. Oktober 1912 in Berlin Von der ersten Stätte, an der Wallot als selbständiger land, das er so sehr geliebt hat und in dem er die Ruhe nach Künstler sich niederließ und betätigte, wo er sich im stillen der Vollendung seines Lebenswerks suchte — bringe ich diesen Ringen vorbereitete zu dem Siegeslauf, den er hierher in die herbstlichen Gruß, ein Gewinde aus Lorbeer und Weinlaub. Reichshauptstadt unternehmen sollte, aus Frankfurt a. M. und Gerne möchte ich an dieser Stelle im Namen meiner Frank­ aus seiner hessischen Heimat, an deren Hochschule er den ersten furter Kollegen das Gelöbnis ablegen, daß wir treue Hüter der Unterricht in der Baukunst empfing, aus dem schönen Rhein- jugendfrischen Werke sein wollen, die er in unserer Stadt Nr. 49. VII. Jahrgaug Wochenschrift des Architekten-Vereins zn Berlin 303 liinterlassen hat, aber uns fehlt die gesetzliche Macht, um der Jugendweihe, soweit sie noch unberührt sind, für immer: schützt zerstörenden Spekulationsgier, die hier bedroht, dauernd Einhalt und der Nachwelt sichert. Efne solche Verordnung wäre der zu bieten. würdige Ausdruck der verehrungsvollen Dankbarkeit, dio alle Aus diesem Hause, das Wallot für den gesetzgebenden Freunde der Baukunst Deutschlands dem großen Meister Körper des Deutschen Reichs geschallen hat, müßte die Ver­ schulden. ordnung erlassen werden, welche Wallots hervorragendste Sie würde ihn und uns ehren für alle Zeiten. Ueber Paul Wallots Beziehungen zum Architekten-Verein Vom Baurat Alfred Bürde in Berlin Nach dem Hinscheiden Wallots ist in zahlreichen Aufsätzen Als dann im Jahre 1891 die Bildung von Fachgruppen zur der Tages- und Fachpresse der Persönlichkeit und des künstle­ Hebung des Vereinslebens beschlossen wurde, wandte Wallot rischen Wirkens des Meisters gedacht. Bei der Wallotfeier am dieser Entwicklung des Vereinslebens sein besonderes Interesse 27. Oktober d. J. haben in erster Linie Geheimer Hofrat Pro­ zu, da er sich gerade von der Fachgruppenbildung besondere fessor Dr. F. von Thiersch aus München sowie die ändern Redner Erfolge versprach. Er übernahm denn auch das Amt des ersten uns in klarumrissenen Linien ein Bild seiner künstlerischen Vorsitzenden der Architekturabteilung und hat sich dieser Aufgabe Entwicklung gegeben. während der weiteren Dauer seines Berliner Aufenthalts, nämlich Es soll daher heute hier nur ein kleiner Teil seiner viel­ bis Ende 1894, treulich und mit großem Interesse unterzogen. seitigen Tätigkeit berührt werden, für den wir Mitglieder des In der Sitzung vom 17. Dezember 1894 hat er zum letzten Architekten-Vereins seinem Andenken ganz besondern Dank Male seines Amtes als Vorsitzender gewaltet. schuldig sind, nämlich sein Wirken für den Architekten-Verein. DiesemAbschiede war am 7. Dezember das große Fest voran­ Am 1. Februar d. J. konnte dem Dahingeschiedenen noch gegangen, das die Berliner Künstlerschaft, bestehend aus dem das Diplom für 50jährige Mitgliedschaft überreicht werden. Also Verein Berliner Künstler, dem Architekten-Verein und der Ver­ bereits im Jahre 1862 trat der damals 21jährige dem Verein einigung Berliner Architekten in den Krollsehen Festsälen dem als Mitglied bei. Meister nach Vollendung seines Werkes darbrachte. Aus der Zeit seines vorübergehenden Berliner Aufenthalts Unter ganz außergewöhnlicher Beteiligung aller Kreise der ist von einer Beteiligung am Vereinsleben nichts bekannt und Künstlerschaft Berlins wurde hier unter tätiger Mitwirkung während seiner späteren Tätigkeit in Frankfurt a. M. war eine unserer Vereinsmitglieder der Begeisterung für das große Werk, solche erst recht nicht zu erwarten. das hier zur Vollendung gebracht war, Ausdruck gegeben. Erst sein glänzender Wettbewerbsentwurf vom Jahre 1882 Wallot siedelte bald darauf nach Dresden über. Aber die lenkte die Blicke aller auf ihn, den zukünftigen Baumeister des herzlichen Beziehungen, die sich zwischen dem am 7. Oktober Reiehstagsgebäudes, und als er nun nach Berlin übersiedelte, da 1904 zum Ehrenmitglieds des Vereins ernannten Meister und dem wurde er mit Freuden auch im Architekten-Verein willkommen Verein in den letzten Jahren angesponnen, blieben weiterbestehpn. geheißen und seine Mitarbeit an den Bestrebungen des Vereins Einen erneuten freundschaftlichen Ausdruck fanden diese dankbar begrüßt. Nach dem Hinscheiden Kaiser Wilhelms I. fiel Beziehungen im vorigen Jahre durch Ueberweisung des Wallot- in den eisigkalten Märztagen des Jahres 1888 dem Architekten- schen Entwurfs für die Umgestaltung des Pariser Platzes an die Verein dio Aufgabe zu, in kürzester Zeit eine des großen Toten Sammlung des Architekten-Vereins. Wir geben von dem monu­ würdige Trauerstraßendekoration zu schaffen, ln Gemeinschaft mental durchgebildeten Entwürfe einige Abbildungen hier wiedor. mit 0. Hossfeld wurde von Wallot für die Lustgartenfront des Der Feier des 70. Geburtstags, dio auf einer Ausstellung Königlichen Schlosses und die anstoßenden Platzteile eine weihe­ der Werke des Jubilars und seiner Schüler in Dresden noch volle Ausschmückung entworfen. einmal einen zusammenfassenden Rückblick über diese reiche Ebenso hat Wallot bei der vom Architekten-Verein gemein­ Lebensarbeit gewährte, folgte nur allzubald die Nachricht von schaftlich mit dem Verein Deutscher Ingenieure und dem Verein dem am 10. August d. J. erfolgten Ableben des Meisters. Sein zur Beförderung des Gewerbfleißes veranstalteten Gedächtnis­ Name wird in seinem so groß gedachten wie durchgeführten feier für Werner v. Siemens den Festschmuck des Saales in Werke noch durch viele Generationen nicht nur dem Architekten- der Philharmonie entworfen. Verein, sondern dem ganzen deutschen Volke in lebendiger und Von 1889 bis 1891 gehörte er dem Vorstando des Vereins an. dankbarer Erinnerung bleiben.

Können die in den heutigen großstädtischen Wohnverhältnissen liegenden Mängel und Schäden behoben werden? Wettbewerbarbeit um den Straucliprois 1911 des A.V. B. vom Baurat Albert Weiß in Cliarlottenburg (Fortsetzung aus Nr. 47 Seite 292) b) Vorbeugende Maßregeln I. Die lVohnungsaufslcht Die immer mehr zum Durchbruch kommende Erkenntnis Württemberg ist die Wohnungsaufsicbt durch die Verfügungen daß die jetzigen Wohnungsverhältnisse unhaltbar sind und zur des Ministeriums des Innern vom 21. Mai 1901 und vom Katastrophe führen müssen, hat an verschiedenen Stellen 18. Mai 1907 angeordnet. In Baden hat die Reglung durch wenigstens zu etwas, zu unsrem Allheilmittel „der amtlichen die Landesbauordnung vom 1. September 1907 stattgefunden. Aufsicht“ geführt. In Hessen ist das Sondergesetz vom 1. Juli 1893 erlassen worden. Ein erschöpfender Ueberbliek über den jetzigen Stand der In Hamburg ist die Frage durch die Gesetze vom 8. Juni 1898 Wohnungsaufsicht wird in dem mehrfach genannten Werk des bzw. vom 8. Februar 1907 und in Lübeck durch das Gesetz Kaiserlichen Statistischen Amts*) gegeben. In Preußen war in vom 24. Oktober 1908 geordnet. Endlich sind in Elsaß-Loth­ dem Gesetzentwurf für die Verbesserung der Wohnverhältnisse ringen auf Grund des Gesetzes vom 13. April 1850 Wohnungs­ von 1903 die allgemeine Wohnungsaufsicht vorgeschlagen. Dor kommissionen eingerichtet worden. Weitere besondere Einrich­ Gesetzentwurf ist aber nicht zur Verabschiedung gelangt. tungen werden in Braunschweig und Anhalt gemeldet. Auch Eine Anzahl von Städten hat hierauf die Frage durch örtliche verschiedene Kassen u. a. die im Abschnitt I genannte Orts­ oder provinziale Verordnungen zu regeln versucht. Die weitaus krankenkasse für den Gewerbebetrieb der Berliner Kauf leute, größte Mehrzahl verhält sich jedoch ablehnend. In Bayern ist üben eine gewisse Wohnungsaufsicht aus. die polizeiliche Beaufsichtigung der Wohnungen und Wohn- Das Ziel, das sich die Wohnungsaufsicht gestellt hat, ist räume durch die Kgl. Verordnung vom 10. Februar 1901 an­ z. T. sehr weitgehend. In Hessen soll sie: geordnet In Sachsen gibt das Allgemeine Baugesetz die Grund­ 1. zur Feststellung der tatsächlichen Wohnungsverhältnisse lage zu der Wohnungsaufsicht, auf die mit Ministerial-Ver­ dienen, ordnung vom 31. März 1903 erneut hingewiesen wurde. In 2. die Beseitigung von Mißständen in den vorhandenen *) Wohnungsfllrsorge in deutschen Städten. Wohnungen anstreben, 304: Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 7. Dezember 1912

3. dafür sorgen, daß nicht durch die Art der Benutzung j sätze würden dadurch kommen! — Wie groß muß doch die gute Wohnungen in schlechte verwandelt werden, Ratlosigkeit sein, wenn man zu solch unmöglichen und un­ 4. das Verständnis für den Nutzen eines guten und ord­ sozialen Bestimmungen soine Zuflucht nehmen muß. — nungsmäßigen Wohnens wecken. Daß durch die Wohnungsaufsicht keinerlei nennenswerte Wenn die Wohnungsaufsicht all dies erreichen würdo und Veränderungen in den unzulänglichen Wohnungsverhältnissen könnte, dann würde es in der Tat bald keine Wohnungsfrage eintreten und daß daraus nie ein Heilmittel für all das soziale mehr geben. i Elend und die wirtschaftlichen Mißstände erwachsen kann, ist längst Gemeingut aller real [Denkenden geworden. Professor Aber das Wohnungselend ist doch nicht durch die Schuld Eberstadt schreibt an der Hand verschiedener amtlicher Fest­ der Mieter entstanden. Mit den minderwertigen und beschränkten j stellungen*) darüber u. a.: „Nach allgemeiner Uebereinstimmung Wohnungen hegnügt man sich in den allermeisten Fällen doch kann ein durchgreifender Erfolg nur dann eintreten, wenn die nur aus Not. Was sollen hierboi die Bestimmungen nützen, Aufsicht zusammentrifft mit einer gesunden Bodenpolitik, die wie u. a. die nachstehenden badischen ortspolizeilichen Vor­ eine hinreichende Produktion von einwandfreien Kleinwohnungen schriften: „Jede Wohnung soll so benutzt werden, daß minde­ ermöglicht. „Die Wohnungsaufsicht muß versagen, wenn an stens jedes Ehepaar für sich und seine noch nicht 12jährigen sich genügende Wohnungen überhaupt fehlen oder zu teuer sind. Kinder einen besonderen Schlafraum haben und daß für die Alsdann ist es nicht möglich, dio Benutzung ungenügender übrigen, über 12 Jahre alten Porsonen nach dom Geschlecht Wohnungen oder die Wohnungsüberfiillung mit all ihren nach­ getrennte Schlafräume vorhanden sind. Küchen sollen nicht als teiligen Folgen zu verhindern**).“ Ferner schreibt Reinicke"**): Schlafräume benutzt werden.“ „Wo sind die Wohnungen, in denen die ausgetriobenen Leute Was soll geschehen, wenn Kinder kommen und die Familie Unterkunft finden können? Ist die Behörde imstande, sie nach­ sich bei ihren Einkommenverhältnissen einen weiteren Raum zuweisen? In der Regel wird ein Achselzucken dio Antwort nicht leisten kann? Wie will man solchen Bestimmungen z. B. sein, und cs ist deshalb nicht mit Unrecht gesagt worden, daß gerecht worden? mit der negativen Seite, der Unterdrückung der schlechten Muß ein tatkräftiges Zufasson bei solchen Familien nicht zu Wohnungen die Frage nicht gelöst sei, es müsse die positive einer weiteren Unterbindung dor Bevölkerungsvormohrung nachfolgen. Wenn man nur schlechte Wohnungen unterdrückt, führen? Was soll geschehen, wenn boi gleichem wirtschaft­ ohne für gute zu sorgen, gebe man Steine statt Brot!“ lichen Unvermögen die Kinder über 12 Jahre werden? Will man Das einzige was hiernach bei dor ganzen Wohnungsaufsicht da etwa mit Armenunterstützung einen weiteren Raum schaffen — bleibt und bei den jetzigen Wohnungsverhältnissen bleiben kann, woher will man das viele Geld dafür nehmen? — oder will man ist die aufkläronde Tätigkeit bei der Feststellung der Mißstände. gar mit Zwangsunterbringungen eingroifen? — wo soll die Dadurch wird das Wohnungselend einem immer größeren Kreis dann nötige große Zahl von Unterbringungsanstalten geschaffen vor Augen geführt und endlich wohl doch auch zu einer Lösung werden? — Welche weitere Verschärfung der Klassengegen- gebracht werden.

2. Die Verbesserung der Bebauungspläne Bei der Schaffung eines Bebauungsplans spielen die Straßen­ Außenbezirken sichtbar geschieden. Die Einsparungen an anlagen und die Bebauungsdichte der von den Straßen um­ Straßenflächen boi den schmäleren Wohnstraßen kamen den Be­ gebenen Blöcke die Hauptrolle. Die Straßenführung, die Breite wohnern fast überall in Gestalt von Gartenanlagen, die sich und der Ausbau der Straßen muß sich vor allem dem Verkehr unmittelbar an die Wohnung anschlossen, mit all den im Ab­ anpassen und die Bebauungsdichte muß den wirtschaftlichen schnitt V ai geschilderten Vorteilen zugute. Verhältnissen und den hygienischen Anforderungen der dort Die schachbrettartige Geländeaufteilung mit den breiten anzusiedelnden Bevölkerung Rechnung tragen. Straßen und den, hinsichtlich der Bebauungsdichte im ganzen Boi den früheren beschränkten, zeitraubenden und auch Stadtgebiet fast gleich bewerteten großen Blocktiefen, die diese teueren Beförderungsmöglichkeiten war ein engeres Aneinander­ schematischen Berliner Bebauungspläne der 50 er und 60 er schließen und Zusammenwohnen der Stadtbevölkerung begreif­ Jahre zeigten und die dann fast überall im ganzen Reich ver­ lich. All zu weiträumige Siedlungen hätten die Kosten und ständnislos abgekupfert oder nachgeahmt wurden, forderten die Zeit, die zur Ueberwindung der Entfernungen zwischen den direkt zu der Zerstörung der weiträumigen Einzolbesitzungen Wohn- und Arbeitsstätten der Bevölkerung erforderlich waren, mit ihren Gartenahlagen innerhalb der Städte heraus und er­ auf ein für dio Produktions- und Konkurrenzmöglichkeit unzu­ zwangen dabei die Schaffung der Mietkasornen, der Massen­ lässiges Maß gesteigert. Hierbei wurden die hygienischen An­ pferche, mit ihren zahllosen heimatslosmachenden, öden Hof-, forderungen zuweilen stark in den Hintergrund gedrängt, ja, Keller- und Dachwohnungen und all ihren im Abschnitt IV ge­ oft ganz unbeachtet gelassen. schilderten traurigen Begleiterscheinungen. Nachdem die Beförderungsmittel, in bezug auf Kosten und Wir haben im Abschnitt II darauf hingewiesen, daß das Zeit, erheblich Verbessert worden waren, hätte nach den natür­ von Camillo Sitte bearbeitete Werk „Der Städtebau“ zuerst die lichen Gesetzen eigentlich eine weiträumige Bebauung eintreten Macht dieses krassen Schematismus brach und zum Studium und die vernachlässigten gesundheitlichen Anforderungen mehr unsrer alten schönen Stadtanlagen und Städtebilder aufforderte. und mehr zur Geltung kommen müssen. Das gerade Gegenteil Einen weiteren wesentlichen Fortschritt bei der Abwendung trat aber ein. Wie wir in den Abschnitten I und II gesehen, von den so wenig befriedigenden Plänen der 50 er und 60 er stieg z. B. in Berlin die Behausungsziffer in der heutigen Zeit Jahre liegt in den von Th. Goecke 1893 auf Anregung von des billigen Schnellverkehrs ungefähr auf das Vierfache der Rudolph Eberstadtf) gemachten Versuch, die bei den älteren Ziffer der Zeit, wo von einer Personenbeförderung kaum noch Stadtanlagen in Erscheinung tretende Scheidung zwischen Ver­ gesprochen werden konnte, und fast auf das Doppelte der Ziffer kehrs- und Wohnstraßen auch bei den Neuanlagen wieder durch­ der Zeit, wo sich nach den großen Kriegen der verhältnismäßig zuführen, sowie in dem von Rudolph Eberstadt 1894 erbrachten größte und zunächst kaum vorauszusehende Menschenstrom Nachweis, daß die Mietkaserne nicht eine Verbilligung der Wohn­ nach der Hauptstadt lenkte und wo der sehr beschränkte und verhältnisse, sondern nur eine Verteuerung verursacht, ft) Die teuere Verkehr aber eine Ansiedlung der Großstadtbevölkerung ganze weitere Gestaltung des Städtebaus wurde in dem hierauf in den Vororten noch so gut wie unmöglich machte! — In den folgenden Jahrzehnt durch die von Sitte, Goecke und Eberstadt Abschnitten II und III haben wir festgestellt, daß diese unnatür- . entwickelten Gesichtspunkte völlig beeinflußt. liehe, ja direkt widersinnige Entwicklung in der Hauptsache durch (Fortsetzung folgt) die Bebauungspläne der 50er und 60er Jahre herbeigeführt worden ist. Die ■ älteren Stadtanlagen, auch das Berlin noch um die Wende des 18. Jahrhunderts, zeigen fast überall eine Differen­ *) Handbuch'des Wohnungswesens. **) Vergl. die Kgl. Sächsische Mlnisterial-Yerordnung vom 81. März 1903. zierung oder eine Staffelung in der Bebauung; um einen enger •*•) Schriften des Vereins ftlr Sozialpolitik Bd. 14 S. 25. bebauten Kern schlangen sich die weiter bebauten Bezirke. Auch t) Vgl. die bezüglichen Ausführungen im Städtebau 1905 Heft 1. tt) Städtische Bodenfragen. Ein Teil davon erschien bereits 1892 in den waren die Verkehrs- und Wohnstraßen in den Innen- und Preußischen Jahrbüchern.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Baur&t M. Q u th in Berlin W. 57, Blllowstr. 36 Ovrl Heymann« Verlag in Berlin W. 8 Mauerstr. 13/41. — Gedruckt von Jnllna Sittenfeld Hofbachdrucker. Berlin W. 8, MauerBtr. 43/11 Nr. 49 W ochenschrift d e s A r c h i t e k t e n -Ve r e i n s z u B e r l in HERAUSGEGEBEN VOM VEREINE Nummer 49a Berlin, Mittwoch, 11. Dezember 1912 VII. Jahrgang

Alle Rechte Vorbehalten PreisaufgaTbe zum Schinkel Fest 1914 auf dem Gebiete des Wasserbaues Anlage eines Hafens für Danzig-Neufalirwasser Hierzu 4 Blatt Lagepläne 1:5000*). stätten in dor Nähe dieser Plätze und des Freihafens muß vor­ Die Hafenanlagen der Stadt Danzig sind dem wachsenden gesehen werden. Bedürfnis entsprechend allmählich entstanden. Soll einem wei­ Für dio Neuanlagen kommt in Betracht der sogenannte teren Anwachsen des Verkehrs genügt werden, so ist dies nur Troyl und das nordöstlich davon gelegene Gebiet bis zur Ostseo bei einer durchgreifenden Umgestaltung möglich. zwischen Weichselmünde und Heubude. Eine Verlegung der Die dom Ausbau zugrunde zu legende Verkehrsmenge ist dort liegenden Rieselfelder ist als möglich vorauszusetzen. Der im allgemeinen zu dem zweieinhalbfachen des Verkehrs von Strand von der heutigen Einfahrt östlich bis zum Bad Weichsel­ 1911 anzunehmen, für den Holzverkehr nur zum anderthalb­ münde (C) darf nicht berührt werden. Als Industriegeländo fachen. Dabei ist der Anteil der einzelnen Güterarten wie auch können auch der Holm und die etwa durch Verlegung frei­ der auf dem Seewege, auf der Weichsel und zur Bahn ein- werdenden Plätze benutzt werden. Die bestehenden Anlagen an und ausgehenden Mengen beizubehalten’*). Straßen und Eisenbahnen sind möglichst zu benutzen, die Ver­ Für die jetzt in der toten Weichsel von der Einmündung breiterung des Hafenkanals ist als vollendet vorauszusetzen. Die des Kaiserhafens abwärts und im Hafenkanal zerstreut liegenden über den Kaiserhafen zum Holm führende Eisenbahnfährvnrbin- Umschlagstellen und für den Freihafen ist eine tunlichst ein­ dung bedarf einer erheblichen Verbesserung. Nötigenfalls ist heitliche Anlage zu schaffen, die den gesteigerten Verkehr auf­ zum Holm durch eine bewegliche Brücke von mindestens 50 m nehmen kann. Doch sind neue Anlagen für die Lagerung und lichter Durchfahrtsweite eine Verbindung herzustcllen., Bearbeitung der in Flößen ankommenden Hölzer nicht vor­ Dio Wasserstände bei Neufahrwasser sind: zusehen, da die in der toten Weichsel oberhalb Plehnendorf vor­ H. H. W ...... + 1,64 m N. N. handenen Plätze und die Durchfahrt in Plehnendorf auch für M. H. W + 0,93 m „ „ den gesteigerten Verkehr ausreichen werden. M. W + 0,04 m „ „ Wegen der wachsenden Schiffsabmessungen ist die Tiefe eines M. N. W ...... — 0,65 m „ „ Teils der neuen Hafenanlage auf 9 m unter M. W. zu bemessen. N. N. W ...... >— 1,05 m „ „ Die bestehende Einfahrt ist dementsprechend zu verbessern, Die Höhenlage dos Geländes ist aus den Meßtischblättern gegebenenfalls eine neue Einfahrt von Seo an geeigneter Stelle ausreichend zu ersehen. zu schaffen. Zusammen mit den Anlagen für den Schiffsverkehr Der Baugrund ist durchweg gut und besteht aus festem sind die Vorkehrungen für den Umschlag und die Straßen- und Sande. Eisenbahnanschlüsse darzustellen. Für die Eisenbahnanlagen ist Verlangt werden: nur eine Darstellung der allgemeinen Anordnung notwendig, ein 1. Ein Uebersichtsplan 1:25 000 (unter Benutzung der Meß­ Umbau oder eine Erweiterung der beiden auf dem Lageplane tischblätter 330/331, 391 und 392). dargestellten Bahnhöfe A und B ist nicht zu bearbeiten. 2. Lageplan der Hafenanlage 1: 5000. Ferner ist die Schaffung einer Liegestelle für 50 Hochsee­ 3. Sonderentwurf der gewählten Hafeneinfahrt. fischereifahrzeuge vorzusehen. 4. Sonderentwurf einer Ufermauer für 9 m Wassertiefe mit Ver- Für die Bereitstellung von Industriegelände am tiefen ladeeiDrichtuog, eines Lagerschuppens und eines Speichers. Wasser ist Sorge zu tragen, die Errichtung von Arbeiterwohn- 5. Statische Untersuchung der Ufermauer, des Lagerschuppens *) Lagepläne sind durch die Geschäftsstelle des Architekten-Vereins zu und des Speichers. BerliD. Wilhelmstr. 92 93, zu beziehen. D er Preis wird noch bekanntgegeben. 6. Ein Erläuterungsbericht, der die neuen Anlagen beschreibt **) Genaue Angaben Aber die Verkebrsmengen finden sich in dem Berichte des Vorsteheramts der Kaufmannschaft zn Danzig vom Jahre 1911. und ihre wirtschaftlich richtige Bemessung nachweist. Preisausschreiben des Architekten-Vereins zu Berlin unter seinen Mitgliedern zur Erlangung von Entwürfen für einen Kreishausneubau in Marienwerder in Westpreußen Gegenstand der Ausschreibung 2. Kreistagssaal Die Verwaltungsräume, der Kreistagssaal, die Landrats­ Der Kreistagssaal kann entweder bei den Verwaltungs­ wohnung, das Stallgebäude. räumen liegen oder als besonderer Bauteil unmittelbar an die 1. Verwaltungsräume Verwaltungsräume so angeschlossen werden, daß er die Land­ Das Bureaubedürfnis für die Verwaltung ist auf der An­ ratswohnung von den Verwaltungsräumen trennt. Der Saal ist lage I*) dargestellt. Die vier Raumgruppen müssen möglichst mit Kleiderablagen und Aborten auszustatten. Die Kleider­ für sieh zusammenliegen. Erwünscht ist ferner ein besonderer ablage muß zur Landratswohnung so liegen, daß sie bei Re­ Raum für Fahrräder des Publikums in der Nähe des Haupt­ präsentationsgelegenheiten in bequemer Weise mitzubenutzen ist. eingangs zu den Verwaltungsräumen. Der Tresor ist mit Safes Der Saal ist mit einer Verbindungstür unmittelbar ohne Tren­ auszustatten. Für die Bureaus sollen das Erdgeschoß und das nungsflur an das Erdgeschoß der Landratswohnung anzuschließen Obergeschoß in Betracht kommen. und mit der ändern Verbindungstür an die gegenüberliegenden Das Dachgeschoß ist so zu gestalten, daß neben geräumigen Räume des Kreisausschusses, hier vielleicht auch mit Trennungs- Aktenkammern leicht eine Anzahl Bureauräume geschaffen flur. Diese Lage ist auf der Anlage I dargestellt.*) werden kann. 3. Die Landratswohnung Eine Wohnung für den Hauswart, eine (mit besonderer Diese ist in einem geräumigen Einfamilienhaus unter­ Lage zum Stall) für den Kutscher und eine für den Kreisboten zubringen. Sie soll enthalten im Keller die erforderlichen Wirt­ ist mit je etwa 70 qm Grundfläche an geeigneter Stelle unter­ schaftsräume (Koch- und Spülküche, Waschküche, Plätt- und zubringen. Die Kutscherwohnung muß nach dem Stall hin Rollstube, Badestube für Dienstboten), außerdem auch die Zentral­ liegen und mit besonderem Ausgange nach dort versehen werden. heizung, falls eine Versorgung der Wohnung mit Wärme durch Diese Wohnungen dürfen mit ihrem Fußboden nicht unterm die Hauptzentralheizung nicht möglich sein sollte. Erdboden liegen. Im Erdgeschoß sollen die Wohnräume (Salon, Wohnzimmer, Die Kutscherwohnung kann auch im Stallgebäude unter­ Herrenzimmer, Eßzimmer) mit möglichst geräumiger Diele liegen, gebracht sein. Die Gebäude erhalten Zentralheizung. das Herrenzimmer anschließend an den Kreistagssaal. Diese Es ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß nach Jahren ohne Wohnräume sind durch eine geräumige Veranda bzw. Terrasse mit Schwierigkeiten eine erhebliche Vermehrung der Verwaltungs­ Treppenanlage in Verbindung mit dem hinteren Garten zu bringen. räume möglich ist, ohne den Garten weder in Form noch in Im Obergeschosse sind die Schlaf- und Fremdenräume nebst Fläche zu sehr zu beeinträchtigen. Bad und Aborten in zweckentsprechender, praktischer Verbin­ •) Die Anlage List auf S. 782 der Nr. 48a ln Skizzen dargestelit. dung zu schaffen. 798 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin — Anzeigenteil Mittwoch, 11. Dezember 1912

Im Dachgeschosse sollen die Schlafräume usw. des Per­ Die Ausschreibung sonals mit besonderen Aborten vorgesehen werden. Das Dach­ 1. Als Bausumme stehen 265 000 M. zur Verfügung, die geschoß über dem Kreistagssaal kann als Trockenboden für die nicht überschritten wrnrden darf. In diese Summe gehören Landratswohnung dienen. insbesondere auch die Kosten hinein, welche durch die Vorplatz­ 4. Das Stallgebäude anlage, die Vorfahrtpflasterung, den Stallhof und dessen Pflaste­ Es ist von der Landratswolmung möglichst weit abzulegen, rung, und die Gartenanlagen entstehen. muß aber doch in der Nähe der Straße liegen und von dieser leicht 2. Vorgesehen sind drei Preise, einer von 4000, einer von zugängig sein (eventuell Südostzipfel des Grundstücks). Der Vor­ 2500 und einer von 1500 M. Dem Preisgericht bleibt es über­ platz vor dem Stallgebäude (gepflastert) muß so groß sein, daß ein lassen, eine andere Verteilung vorzunehmen. Die Gesamtsumme Gespann darauf umkehren kann. Es ist Stand für vier Pforde vor­ wird auf jeden Fall verausgabt. Die preisgekrönten Entwürfe zusehen und Schuppen für fünf Wagen. Das Stallgebäude ist so gehen in das Eigentum des Kreises über; zum Ankauf von noch zu entwerfen, daß später bequem nach vorn eine Erweiterung zu vier Entwürfen stehen je 500 M. zur Verfügung. einemAutomobilschuppen möglich ist, das heißt so, daß das Auto­ 3. An Zeichnungen und Schriftstücken werden verlangt: mobil von derStraßo in gerader Linie in den Schuppen hineinfahren a) ein Lageplan im Maßstab 1:500; kann. Ueber dom Stallgebäude ist ein Futterboden' vorzusehen. b) die Grundrisse sämtlicher Geschosse der einzelnen Gebäude Der Baustil wird freigestellt, es ist aber verputzter Ziegel­ im Maßstab 1:200; bau anzunehmen. Wegen der künftigen Unterhaltung sind für c) sämtliche Ansichten im Maßstab 1:200, die Hauptansicht den Bau die besonderen klimatischen Verhältnisse Westpreußens nach der Gorkener Allee aber im Maßstab 1:100; zu berücksichtigen. d) sämtliche zur Klarstellung erforderlichen Längs- und Quer­ Die Grundstüeksverhältnisse schnitte durch die verschiedenen Gebäude im Maßstab Die Lage und die Höhenverhältnisse des zur Verfügung 1:200; hierbei wird nochmals bemerkt, daß bei der dar- stehenden Grundstücks sind aus der beigefügten Zeichnung*) er­ zustellendon Dachkonstruktion des Verwaltungsgebäudes sichtlich. Das Grundstück liegt an einer schattigen Allee, der auf ein bequemes späteres Einbauen von Bureauräumen be­ Gorkener Straße, zu beiden Seiten befinden sich unbedeutende dacht zu nehmen ist; kleine Gebäude, deren Lage gleichfalls aus der Zeichnung er­ e) eine Perspektive; sichtlich ist. In dem Rosenthalschen Hause befinden sich f) ein kurzer Erläuterungsbericht nebst einem prüfungsfähigen Giobelfenster auf der Grenze. Das Grundstück ist mit zahl­ Kostenüberschlag nach Kubikmetern des umbauten Raumes reichen Obstbäumen bestanden. Gegenüber dem Grundstück auf und zwar bei Unterkellerung vom Kellerfußboden bis Ober­ der ändern Seite der Straße liegen zwei kleine Gebäude aus der kante Dachbalken, bei Nichtunterkellerung von Oberkante Empirezeit. Nach den örtlichen polizeilichen Bestimmungen ist des untersten Banketts gerechnet. Dachaufbauten sind be­ eine Fluchtlinie von 7 m Abstand von der Straße vorgeschrieben. sonders zu rechnen. Für ausgebaute Dachräume gelten Es wird aber gewünscht, daß das Gebäude mindestens 12 m die Einheitspreise. Für ein Kubikmeter umbauten Raums von der Straße entfernt bleibt, da ein Vorplatz mit gepflasterter ist für die Verwaltungsräume 16 M., für den Saal und Vorfahrt geschaffen werden soll, um das Halten der Fuhrwerke Nebenräume 22 M., für die Landratswohnung 18 M., für auf der öffentlichen Straße zu vermeiden. Wenn möglich, ist das Stallgebäude 14 M. anzunehmen. Die Entwürfe dürfen für die Wohnungen des Hauswarts, des Kutschers und eventuell keine Verstöße gegen die Vorschriften der Baupolizeiord­ auch des Kreisboten ein Stück Gartenland anzunehmen. Diese nung für die Provinz Westpreußen (Städte) aufweisen. Für Dienstländereien müssen nach Form und Lage möglichst prak­ die Zuwege und den Hof ist Reihenpflaster anzunehmen, tisch von dem Garten der Landratswohnung getrennt liegen. dessen Kosten mit 12 M. pro Quadratmeter zu schätzen sind. An der Westgrenze des Grundstücks muß ein mindestens 4. Die Entwürfe sind bis 1. Februar 1913, abends 6 Uhr, 6 m breiter Streifen unbebaut liegen bleiben, da das Hinterland im Sekretariat des Vereins oder an demselben Tag auf dem später vielleicht für andere Zwecke erschlossen werden muß, Postamt einzureichen. und mit der Möglichkeit der späteren Anlage eines Wegs oder einer Straße nach dem Hinterlande zu rechnen ist. Berlin, 28. November 1912. Der Beurteilungsausschuß des A.V.B. *) Der Lageplan ist aut Seite 782 der Nr. 48a dargestellt. Er kann außer­ dem von der Geschäftsstelle des A.V. B. aut Erfordern bezogen werden. i. A.: H u g o H a r tu n g

Herr Professor Dr. Albrecht von der Zentralstelle für empfehlen. In die Fragen der Organisation der Bauberatung Volks Wohlfahrt, W 50, Augsburger Straße 61, bittet um Auf­ und der Bauberatungspraxis sollen zwei weitere Referate hinein­ nahme der nachstehenden Mitteilungen über dio nächste Kon­ leuchten. Geheimer Baurat Professor Goecke (Berlin) wird an ferenz des Hauptausschusses für Bauberatung. Wie dem Beispiele der Provinz Brandenburg darlegen, welche Probleme in früheren Jahren veranstaltet der bei der Zentralstelle für vorliegen und wie man sie organisatorisch bewältigen kann, Volkswohlfahrt bestohende Hauptausschuß für Bauberatung auch während S)ipl.»3nq. Jost (Stuttgart) die Tätigkeit der rühm­ in diesom Jahr eine Konferonz, auf der aktuelle Fragen aus der lichst bekannten Königlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe Bewegung besprochen und die Forderungen der Bauberatung in Stuttgart in Wort und Bild vor Augen führen wird. Alle in einem größeren Kreis erörtert werden sollen. Zwei Fragen Interessenten, dio Vertreter der Behörden, der kommunalen Ver­ sind diesmal in den Vordergrund gestellt, die künstlerische Be­ waltung der Hochbauämter und Baupolizeiämter, ferner auch die einflussung des städtischen Straßenbildes durch die Bauberatung, Architekten, die Vertreter von Beleihungsinstituten usw. sind über die der Beigeordnete Schmidt () referieren wird, gebeten, sich möglichst zahlreich an den Verhandlungen zu be­ ferner die vom Architekten W agner (Bremen) zu behandelnde teiligen. Die Konferenz findet statt am 14. Dezember, vormittags Frage, ob es nicht im Interesse der Geldgeber liegt, bei der 10 Uhr, im Landeshause der Provinz Brandenburg in Berlin, Beleihung auch die technisch-wirtschaftliche und künstlerische Matthäikirchstr. 19/21. Anmeldungen sind zu richten an die Durchbildung der Projekte zu beachten und eventuell die Zu­ Zentralstelle für Volkswohlfahrt, Berlin W50, Augsburger Str. 61, rateziehung der Bauberatungsstellen seitens der Baulustigen zu von der auch das Programm der Tagung bezogen werden kann. Ankündigungen und Besprechungen Moderne Pferdcstalleinrlehtungen. Es liegt uns eine Neu­ buch für Pferdeliebhaber und deren Interessenten zu werden verspricht, ausgabe des großen Hauptkatalogs der iu Pferdobesitzerkreisen bestens sind neben einer großen Reihe Bildern von ausgeführten Stall-, Ge­ bekannten Firma K aspar B erg in N ürnberg über „Moderne Pferde- schirr- und Sattelkammereinrichtungen auch besonders bemerkenswerte stalioinrichtungen“ vor, der an Uebersicht und Inhalt seinesgleichen „Anleitungen“ enthalten zur sachgemäßen Ausführung von Pferde­ sucht. Bei Durchsicht dieses schonen Katalogs wird man unwillkür­ stallungen, die allen Interessenten willkommen sein werden. Wie wir lich von dem Gedanken erfaßt, daß die große Liebe zur Sache und hörten, werden diese Anleitungen in einer besonderen Broschüre S. die gediegene Fachkenntnis, mit der er durchgearbeitet ist, sich auch der Oeffentlichkeit übergeben und auf Wunsch kostenlos von der Firma bei den Erzeugnissen dieser Firma geltend machen müsse, was ja auch Kaspar Berg zugesandt. Ueber den sonstigen Inhalt des Katalogs be­ tatsächlich der Fall ist, wie die Erfahrung gezeigt hat. Die Firma darf es keiner besonderen Bemerkungen, dazn ist das Bergsche Fabrikat Kaspar Berg hat sich nicht allein mit ihrem Fabrikat einen inter­ viel zu bekannt und geschätzt als daß nicht jedermann nur Hervor­ nationalen Ruf erworben, sondern sie ist auch bestrebt, stets das ragendes zu erwarton habe. Es kann also auch allen denen, die noch Neueste und Vollendetste auf diesem Gebiete zu bringen. In dem nicht Gelegenheit hatten, dieser Firma näher zu treten, dies im Bedarfs­ neuen Katalog, der wie der vorhergehende wieder ein beliebtes Hand­ fälle mit gutem Gewissen empfohlen werden.