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Andrea Wegener arbeitet für die Hilfsorganisation GAiN im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Vor kurzem wurde die 16.000er-Marke an Camp-Bewohnern geknackt. Die Zustände sind erbärmlich. Die griechische Regierung will das Lager jetzt schließen. Im Interview mit pro berichtet Wegener von der Lage vor Ort. Foto: Claudia Dewald GAiN Deutschland proKOMPAKT pro-medienmagazin.de proKOMPAKT 48 19 1 Liebe Leserin, lieber Leser! 48 19 esundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant ein Verbot gekostet haben. Denn: Von einer moralischen Bewertung von von Konversionstherapien für Homosexuelle per Sexualität wollen diese nichts wissen. GGesetz. Der Referentenentwurf wurde in dieser Woche mit Verbandsvertretern diskutiert, darunter die Deutsche Der Politikbeauftragte der DEA, Uwe Heimowski, hatte Evangelische Allianz (DEA) – ein Netzwerk konservativ festgestellt, dass „während der Zeit der Erstellung des gesinnter Christen. Gesetzesentwurfes durch verschiedene Gruppen ein Klima von Verdächtigungen, Vorverurteilungen und Verleumdungen Es ist beachtlich, dass Spahn konservative Christen mit gegen Kirchengemeinden und Werke“ erzeugt wurde. Er bat IMPRESSUM an den Verhandlungstisch einlädt. Er musste aus dieser darum, dem entgegenzuwirken, damit eine offene, neutrale Richtung mit erheblicher Kritik an dem Vorhaben rechnen. und sachliche Diskussion möglich ist. Er lobte auf Facebook Herausgeber Christliche Medieninitiative pro Homosexualität und der Umgang damit in Gemeinden, ausdrücklich, dass die Anhörung von Seiten des Ministeriums Charlotte-Bamberg-Straße 2 | 35578 Wetzlar Gemeindebünden und Kirchen ist unter Evangelikalen sachlich und konstruktiv geführt worden sei. Telefon 06441 5 66 77 00 | Telefax 06441 5 66 77 33 umstritten. kep.de | [email protected] | pro-medienmagazin.de Der geschilderte Hergang zeigt zweierlei. Einmal, dass Überraschend war für einige Christen aus der Szene in unserer Demokratie trotzt gegensätzlicher Standpunkte Geschäftsführer Christoph Irion dann, dass auch die DEA das Anliegen Spahns öffentlich ein respektvoller, konstruktiver Austausch noch möglich Redaktionsleitung Stefanie Ramsperger grundsätzlich begrüßte. Menschen sollen – darin sind sich ist. Zweitens, dass der Mut, den es erfordert, sich mit einem Spahn und DEA einig – vor Übergriffen in dem Bereich ihrer Kontrahenten an einen Tisch zu setzen, als Zeichen guten proKOMPAKT ist ein Nachrichtenservice des sexuellen Orientierung geschützt werden. Das von Seiten Willens mitunter öffentlich Anerkennung findet. Christlichen Medienmagazins pro. Wenn nichts der DEA klar zu benennen, ist ein mutiger Schritt. Für diese anderes vermerkt ist, liegen alle Rechte beim Position muss das Netzwerk nun mit Kritik aus den eigenen In diesem Sinne wünschen wir bei der Lektüre dieser Christlichen Medienmagazin pro. Reihen rechnen. Ausgabe von proKOMPAKT tiefere Einblicke in gegensätzliche Nachdruck und weitere Veröffentlichung nur auf Positionen und einen konstruktiven und respektvollen Anfrage bei der Redaktion. Die DEA übte aber auch Kritik an dem Entwurf und konnte Austausch darüber in den Sozialen Medien. Gerade und diese öffentlich bei der Anhörung kundtun. Sie befürchtet besonders bei solchen etwa, dass das Gesetz zu weit geht, wenn es das Recht der Themen, die das KONTAKT Religionsgemeinschaften dahingehend einschränkt, dass Potential in sich auch moralische Bewertungen von Homosexualität nicht tragen, Menschen Haben Sie Fragen an die Redaktion? mehr möglich sind. Es sei wichtig, dass ein Pastor weiterhin im Kern ihrer [email protected] ungestraft aus seinem biblischen Verständnis heraus Persönlichkeit Telefon 06441 5 66 77 00 Homosexualität als Sünde bezeichnen darf. verletzen zu können. Das Christliche Medienmagazin pro Dass Spahn konservativ gesinnte Christen ernst nimmt und ist ein Arbeitsbereich der Christlichen eingeladen hat, dürfte ihm bei den LGBTQ-Aktivisten – also der Ihre pro-Redaktion Medieninitiative pro e.V. Gruppe, die sich am heftigsten gegen Konversionstherapien Norbert Schäfer und lebt von Ihrer Spende. und Debatten darüber stemmt – eine Menge Sympathie pro-medienmagazin.de/spenden proKOMPAKT 48 19 2 Zitate „Ich fände es wünschenswert, wenn auch Laien in unseren Gottesdiensten öfter davon berichteten, wie Gott in ihrem Leben wirkt – nicht übertrieben privat, aber doch persönlich, sodass die Menschen erkennen: Glaube hat etwas mit meinem Leben zu tun.“ „Das Evangelium bleibt relevant, selbst wenn die Kirche keine relevante Größe mehr besitzt.“ Manfred Rekowski, Präses der Rheinischen Landeskirche, im Interview mit der Welt am Sonntag. „Wir haben eine Verantwortung für die Schöpfung. Das ist keine Erfindung von Greenpeace, das ist keine Erfindung der Grünen.“ CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem Parteitag in Leipzig proKOMPAKT 48 19 3 KRISE AUF LESBOS um das Camp herum hinsetzen – sehr zum Leidwesen der Grundstücksbesitzer, die jetzt gerne ihre Oliven ernten würden. Dort gibt es keine Sanitäranlagen und keinen Strom Flüchtlingscamp Moria: und die Müllberge werden immer größer. Viele schlafen tagelang im Freien, bis wir sie unterbringen können. Und in diesen Tagen beginnen die Regenfälle der Wintermonate. Wir „Gott hat mich hierhin geschickt“ möchten gar nicht daran denken. Die überfüllten Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln, allen voran Moria auf Lesbos, gehören Wie sind die hygienischen Zustände? derzeit wohl zu den schrecklichsten Orten in Europa. Die griechische Regierung will die Lager auf Lesbos, Wir haben früher einmal ausgerechnet, dass 75 Menschen Samos und Chios jetzt schließen. Andrea Wegener ist seit einem Jahr für die Organisation GAiN vor Ort auf eine Toilette kommen, aber inzwischen sind es deutlich und hat pro von der aktuellen Situation berichtet. mehr. Die Leute stehen lange dort an, von den Duschen ganz zu schweigen. Viele Frauen haben Angst, alleine zu den Swanhild Zacharias Sanitäranlagen zu gehen, erst recht im Dunkeln. Ich sehe auch mehr Menschen mit Hautausschlägen als vor einem halben pro: Wie ist die Lage aktuell im Camp Moria auf der Insel Lesbos? wenige Verlegungen aufs Festland. Letzte Woche haben wir Jahr; Krätze, Läuse und Wanzen gehören schon immer zum Andrea Wegener: Es ist schlimm. Übers Frühjahr hatte sich die dann die 16.000-Personen-Marke „geknackt“. Darunter sind Alltag und sind bei uns nicht mehr der Rede wert; aber der Situation etwas entschärft und wir hatten bei einer Kapazität gut 5.000 Kinder. Diese Überfüllung bringt mit sich, dass viele Müll ist ein echtes Problem – Kinder werden von Ratten für etwa 3.000 „nur noch“ etwa 5.000 Leute im Camp. Im viele Menschen schon lange keinen halbwegs akzeptablen gebissen. Da ist eine Schmerzgrenze überschritten! Sommer gab es unterwartet viele Neuzugänge – so viele wie Platz mit Zugang zu Sanitäranlagen und Elektrizität mehr seit dem Türkei-Abkommen im März 2016 nicht mehr – und finden, sondern Zelte und selbstgebaute Verschläge überall Wie wirkt sich das auf die Stimmung der Menschen im Camp aus? Die Stimmung verschlechtert sich entsprechend. Die Leute haben einfach auch Angst vor der nahen Kälte. Ich bin, ehrlich gesagt, erstaunt, dass es nicht viel öfter zu Ausschreitungen kommt. Die Bewohner organisieren sich an vielen Stellen selbst und helfen einander in all dem Elend. Das beeindruckt mich immer sehr. Gibt es Gewalt? Ja, sicher, in letzter Zeit wieder mehr. Wenn rund 60 ethnische Im Flüchtlingslager Moria hausen Gruppen, die einander zu Hause teilweise bis aufs Blut derzeit 16.000 Menschen unter bekämpft haben, auf so engem Raum zu leben gezwungen erbärmlichen Zuständen – auch über sind, ist das ja auch nicht weiter verwunderlich. Und für ganz die Grenzen des Camps hinaus viele von diesen Leuten aus Kriegs- und Krisengebieten ergibt Foto: Silas Zindel GAiN Schweiz ein Satz wie „Gewalt ist keine Lösung“ überhaupt keinen Sinn, online weiterlesen ... | pro-medienmagazin.de proKOMPAKT 48 19 4 PRO-INTERVIEW Pastor aus dem Kongo: Hunderttausende fliehen vor „Mörderbanden“ Jean-Pierre Kokole: Derzeit sind 800.000 Menschen auf der Im Kongo betrieben „Mörderbanden“ derzeit Flucht. Viele von ihnen sind in der Umgebung der Hauptstadt ein „tödliches Geschäft“, um Profit aus den der Provinz, Bunia, die anderen sind außerhalb. Diese Bodenschätzen des Landes zu schlagen, erklärt Menschen leben im totalen Elend. Es gibt nichts zu essen, es Pastor Jean-Pierre Kokole im pro-Interview: Sie gibt kein Wasser. Sie finden nirgends Schutz. bedrohen die Menschen mit Gewalt, töten sie Was ist der Grund für den Konflikt? auf bestialische Weise, zahlreiche Geflüchtete Der Kongo besitzt Bodenschätze, die die rivalisierenden hungern. Eine humanitäre Krise droht. Gruppen, die von außerhalb unterstützt werden, anziehen. Flüchtlinge in der Stadt Bunia: Die Missionsgesellschaft DMG Martina Blatt Das sind Mörderbanden. Es geht letztlich um die Bereicherung verteilt Hilfsgüter. Auch wenn das Foto aus dem vergangenen durch das, was der Kongo bietet – viele Bodenschätze und Jahr stammt, zeichnet sich derzeit ein ähnliches Bild ab, bis underttausende Kongolesen sind in der Provinz Ituri andere Güter, gutes Holz, viel Nahrung. auf den Fakt, dass das Anzahl der fliehenden Menschen höher auf der Flucht. Bewaffnete Gruppen, wahrscheinlich ist. Aktuell läuft wieder ein Nothilfeprojekt der Organisation. Hangestachelt von Ölkonzernen – auch aus Europa Wie sind die Kirchen der CECA20 von den Gewalttaten Foto: Kerstin Weiß/DMG –, wollten die Bodenschätze und Güter des Landes betroffen? plündern, erklärt Pastor Jean-Pierre Kokole aus Bunia. Die Kirchen der CECA20 sind sehr betroffen.