Die Antiquarische Studie Zu De Antiquis Norici Viis Von Ètienne
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Die antiquarische Studie zu De antiquis Norici viis von Ètienne Marie Siauve von 1812. Text, Übersetzung und Studien. DIPLOMARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Magister der Philosophie (Mag. phil.) an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck vorgelegt von Marco Disarò eingereicht bei assoz. Prof. Mag. Dr. Florian Schaffenrath Innsbruck, März 2019 1 Inhaltsverzeichnis I. VORWORT ................................................................................................... 1 1 EINLEITUNG ............................................................................................ 2 1.1 DIE ALTERTUMSWISSENSCHAFTEN UND DIE ANTIQUARISCHEN STUDIEN AN DER WENDE DES 18. UND 19. JAHRHUNDERTS IN FRIULI VENEZIA GIULIA .......................................................................................................... 2 1.1.1 Die antiquarischen und literarischen Studien ................................................................................... 4 1.1.2 Die privaten Sammlungen, archäologischen Grabungen und Bewahrung des friulischen Kulturgutes ........................................................................................................................................ 8 1.2 ÈTIENNE MARIE SIAUVE – PRIESTER, KRIEGSKOMMISSAR, ALTERTUMSFORSCHER ............................................................................................... 12 1.3 DIE SCHRIFTEN IM KONTEXT VON DE ANTIQUIS NORICI VIIS URBIBUS ET FINIBUS ................................................................................................... 17 2 DIE WISSENSCHAFTLICHE KORRESPONDENZ IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT ...................................................................................... 19 3 DIE HISTORISCHEN QUELLEN ........................................................ 23 4 INHALT UND STRUKTUR .................................................................... 25 5 SPRACHE UND STIL .............................................................................. 28 6 TEXT - DE ANTIQUIS NORICI VIIS URBIBUS ET FINIBUS AD ERUDITOS TIROLENSES ET GERMANOS EPISTULA ................... 29 6.1 EDITIONSBERICHT ................................................................................................... 29 6.2 TEXT ........................................................................................................................ 30 7 ÜBERSETZUNG ...................................................................................... 43 8 ERLÄUTERUNGEN ............................................................................... 55 II. APPENDIX .............................................................................................. 82 III. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................... 97 IV. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG .................................................. 102 0 I. Vorwort Mein Dank gebührt zuvorderst dem Betreuer der vorliegenden Arbeit, Florian Schaffenrath, der mich auf das Werk des Ètienne Marie Siauve aufmerksam gemacht hat und mir bei Fragen, Zweifeln und Korrekturlesungen stets beratend zur Seite gestanden ist. Besondere Wertschätzung möchte ich an dieser Stelle meiner Familie und Freunden aussprechen, die mich in den Jahren des Studiums unterstützt haben. 1 1 Einleitung 1.1 Die Altertumswissenschaften und die antiquarischen Studien an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts in Friuli Venezia Giulia Es ist ein politisch und kulturell zerrissenes Land, welches die heutige Region Friuli Venezia Giulia zur Zeitenwende des 18. Jahrhunderts bietet. Seit knapp 300 Jahren fungiert das Gebiet als Spielball der damaligen Großmächte des Habsburgerreiches und der Republik Venedig. Während bis zur französischen Eroberung 1797 der venezianische Teil des Friuli von einer langjährigen Friedenszeit und einer sozialen Stabilität profitierte, wie viele andere Gebiete auf dem zur Republik Venedig gehörenden Festland, zeigt sich ein gänzlich anderes Bild im österreichischen Territorium des Friuli, wo es besonders im Isonzotal immer wieder zu Revolten von Bauern kam und diese rücksichtslos und ohne Skrupel niedergeschlagen wurden. Dies spiegelte sich auch in der Gesellschaft wider. Eine unangefochtene Aristokratie regierte in einem stark feudal geprägten System den habsburgischen Teil des Friuli, wohingegen das venezianische Friuli zumindest eine Kontinuität in den politischen Organisationen mit dem Parlament bewahren konnte. Die lange Phase des Friedens in der Region war aber vielmehr nur ein Trugbild der Realität.1 Statt einer florierenden Wirtschaft oder einer gesellschaftlichen Neuerung, die in einer solchen Friedensperiode möglich gewesen wären, war die Epoche von einer Stagnation geprägt, die nur die Folge des wirtschaftlichen Rezesses der Republik Venedig belegte. Vor allem nachdem Österreich seinen Einflussbereich auch auf die Adria ausgedehnt hat und mit der Inbetriebnahme des Hafens von Triest den Mythos der Adria als rein venezianisches Hoheitsgebiet zerschlagen hat. Daher verdeutlicht die friulische Krise bloß die venezianische Stagnation des gesamten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Organismus, wie es Giuseppe Francescato und Fulvio Salimbeni erwähnen.2 Die Auswirkungen zeigten sich in den ländlichen Gebieten des Friuli, wo die Bevölkerung ein ärmliches und beschwerliches Leben führte. Die friulischen Bauern waren kaum in der Lage, die ihnen zur Verfügung stehenden Landgüter so zu kultivieren, dass sie davon Profit erzielen konnten. Hinzu kam, dass immer mehr Menschen das Land als Saisonarbeiter in das angrenzende Österreich oder Deutschland verließen, auch wegen den häufigen militärischen Überfällen oder den wiederholten Epidemien.3 1759 offenbarte eine epizootische Epidemie, die 1 FRANCESCATO/SALIMBENI 1977, 155f. 2 FRANCESCATO/SALIMBENI 1977, 155f. 3 FRANCESCATO/SALIMBENI 1977, 155f. 2 für den Tod von 12.000 Rindern verantwortlich war, die Ausmaße einer solchen Katastrophe4. Um diesem Verfall entgegenzuwirken, wurde 1762 die erste Accademia agraria der Republik Venedig in Udine gegründet. Diese Akademie setzte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für eine Landwirtschaft ohne Zwänge einer Leibeigenschaft ein, ferner sollte sie befreit sein von feudalen Verpflichtungen und den Bauern das Recht auf freien Handel zusichern.5 Darüber hinaus verbesserte sich die Situation durch die Einführung neuer agrarischer Produkte wie Mais oder durch den Versuch, einen neuen wirtschaftlichen Produktionszweig mit der Seidenindustrie im Friuli zu etablieren, die ihren Höhepunkt am Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte.6 Diese Art von Akademien florierte in der Mitte des 18. Jahrhunderts in ganz Italien und ging überwiegend aus bereits bestehenden Institutionen hervor, die sich der Poesie und Rhetorik widmeten.7 Der Diskurs der Accademia agraria richtete sich auf die Problematik der Kultivierung der Anbauflächen oder auf neue Mechanismen und Methoden zur Intensivierung der Landwirtschaft, die als primäre Quelle des Reichtums eines Staates galt8. Dementsprechend vertrat auch ihr bedeutendster Vertreter Antonio Zanon den Ansatz, dass in Udine, so wie es schon an vielen anderen Akademien in Italien geschah, die Studien zur Landwirtschaft und des Handels an erster Stelle stehen sollten, während Studien zur Linguistik, Künsten oder den Altertumswissenschaften lediglich eine Nebenrolle spielen sollten9. 4 MARCONE 2007, 40. Zu den Studien der Accademia agraria di Udine siehe allgemein MARCONE 2007 Lo studio dei testi scientifici latini tra settecento e ottocento alla luce del rinnovamento culturale delle Venezie. 5 MARCONE 2007, 39. 6 FRANCESCATO/SALIMBENI 1977, 156. 7 MARCONE 2007, 40. 8 MARCONE 2007, 40. 9 FRANCO 2007, 5. 3 1.1.1 Die antiquarischen und literarischen Studien Parallel zu den ökonomischen und agrarischen Überlegungen bildet sich schon seit der Institution der Accademia degli Sventati 1606 in Udine ein Autonomiebestreben gegenüber der Republik Venedig und die Suche nach einer eigenen friulischen Identität, die sich in erster Linie in der Sprache bemerkbar machte.10 Dennoch verbreiteten sich die neuen aufklärerischen Ideen in der Region des Friuli nur sehr langsam. Dies lag nicht unbedingt an der relativ isolierten kulturellen Position, sondern vielmehr an einer sehr konservativen Verschlossenheit gegenüber sämtlichen neuen Ideen seitens der herrschenden venezianischen Oberschicht, die darin eine Schwächung ihrer Position sah und dementsprechend auch bemüht war, diese liberalen Reformen zu unterdrücken oder zumindest doch wenigstens ihre Entwicklung zu verlangsamen.11 So war auch die friulische Oberschicht von höheren venezianischen Ämtern ausgeschlossen, und man blickte neidisch auf den habsburgischen Teil des Friuli, wo den Adeligen solche Positionen nicht verwehrt blieben. Somit ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich in der Region und der Bevölkerung eine antivenezianische Haltung einstellte, die sich sowohl in der friulischen Sprache als auch in den literarischen und antiquarischen Studien bemerkbar machte. 12 Vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden häufiger historische Debatten zu Fragen des lokalen Territoriums, der Städte, der einzelnen Gemeinden oder der allgemeinen Ereignisse, die sich auf regionaler und kommunaler Ebene abspielten und zum Anstoß von historischen Untersuchungen führten.13 Ein großes Problem bestand hierbei in der Verbreitung des neuen schriftlichen Wissens, das sich nur sehr langsam in den kulturellen Zentren verbreitete, wenn man