Bayerischer Landtag
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Bayerischer Landtag 17. Wahlperiode 21.03.2018 Drucksache 17/18158 Schriftliche Anfrage Antwort des Abgeordneten Harry Scheuenstuhl SPD des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 04.08.2017 vom 05.09.2017 Alarmierungen von „First Respondern“ in Bayern Vorbemerkung: In der Schriftlichen Anfrage werden im Betreff und in der Da mit jeder Minute, in der ein Kammerflimmern nicht mit Vorbemerkung nur First-Responder-Gruppen angespro- einer Herz-Lungen-Wiederbelebung behandelt wird, die chen bzw. First-Responder-Gruppen mit Ersthelfergruppen Chancen für eine erfolgreiche Genesung um 10 Prozent gleichgesetzt. Bei der Beantwortung wird davon ausgegan- sinken, wurden auch im Freistaat Bayern, überwiegend gen, dass alle örtlichen Einrichtungen organisierter Erster bei Rettungsdiensten Ersthelfergruppen, auch als „First Hilfe, sog. Ersthelfergruppen, gemeint sind. Ersthelfergrup- Responder“ bezeichnet, gebildet. Diese Ersthelfergruppen pen der Feuerwehren heißen First Responder, die der Hilfs- werden auch von den Integrierten Leitstellen in Bayern alar- organisationen heißen Helfer vor Ort. miert. Die Ersthelfergruppen leisten organisierte Erste Hilfe in ihrem Einsatzgebiet. Organisierte Erste Hilfe ist die nach- Ich frage daher die Staatsregierung: haltige, planmäßige und auf Dauer geleistete Erste Hilfe am Notfallort bis zum Eintreffen des öffentlichen Rettungsdiens- 1. Wie viele Ersthelfergruppen gibt es nach Kenntnis tes. Die Ersthelfer unterstützen den Rettungsdienst, indem der Staatsregierung in Bayern zum 30.06.2017 (bitte sie zur Verkürzung des sog. therapiefreien Intervalls beitra- aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken, kreisfreien gen. Städten, Landkreisen und Gemeinden)? 1. Wie viele Ersthelfergruppen gibt es nach Kennt- 2. Wie haben sich die Alarmierungszahlen der Ersthel- nis der Staatsregierung in Bayern zum 30.06.2017 fergruppen in den einzelnen Integrierten Leitstellen (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken, in Bayern seit deren Einrichtung entwickelt (bitte auf- kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemein- geschlüsselt nach den jeweiligen Leitstellen und Jah- den)? ren)? Die anliegende detaillierte Auflistung der Ersthelfergruppen beruht auf einer Abfrage bei den 26 Zweckverbänden für 3. a) Haben sich nach Ansicht der Staatsregierung diese Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF), die der Ersthelfergruppen bewährt? Aufnahme der Ersthelfergruppen in die Alarmierung durch b) Wie werden diese im Rahmen der Alarmierung eines die Integrierte Leitstelle zustimmen müssen (Art. 2 Abs. 6 Rettungsmittels durch die Leitstellen mit einbezogen? des Gesetzes über die Errichtung und den Betrieb der In- tegrierten Leitstellen – ILSG). Entsprechend der Rückmel- 4. a) Werden die Einsätze der Ersthelfergruppen durch die dungen der ZRF gibt es in Bayern 491 Ersthelfergruppen. Kostenträger entschädigt bzw. gibt es eine Förderung der Ersthelfergruppen durch den Freistaat? 2. Wie haben sich die Alarmierungszahlen der Erst- b) Wenn ja, welche Fördermöglichkeiten bestehen? helfergruppen in den einzelnen Integrierten Leit- stellen in Bayern seit deren Einrichtung entwickelt (bitte aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Leitstel- len und Jahren)? Die Alarmierungszahlen der einzelnen Ersthelfergruppen liegen nicht vor. Sie müssten mit enorm großem Zeitauf- wand bei den einzelnen Integrierten Leitstellen, die in den Jahren 2007 bis 2013 flächendeckend in Betrieb genommen wurden (bis auf die neue ILS München – Inbetriebnahme 22.07.2017), erhoben werden, sodass eine Vergleichbarkeit nicht gegeben wäre. Daher wurde von einer zeitaufwen- digen Erhebung abgesehen. 3. a) Haben sich nach Ansicht der Staatsregierung die- se Ersthelfergruppen bewährt? Ehrenamtliche Ersthelfergruppen sind eine wertvolle Un- terstützung für den Rettungsdienst, indem sie zur Verkür- zung des sog. therapiefreien Intervalls beitragen. Durch ihre Ausbildung und Ausstattung (vor allem mit Geräten Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18158 zur Laiendefibrillation) wird die Qualität und der Erfolg der − Kreislaufstillstand, Verdacht auf Kammerflimmern, Ver- Behandlungsmaßnahmen in der Regel höher sein als bei nichtungsschmerz, zufällig Anwesenden, die unvorbereitet Erste Hilfe leisten − Sturz aus großer Höhe, müssen. Ursprungsidee der Ersthelfergruppen ist die Nach- − Polytrauma, barschaftshilfe vor Ort, wenn ein vital bedrohlicher Notfall − schwere äußere Blutung. vorliegt und so ein medizinisch relevanter Zeitvorteil bis zum Eintreffen des gleichzeitig alarmierten öffentlich organisier- Soweit sich bei der Notrufabfrage über den Zustand des ten Rettungsdienstes erreicht werden kann. Generell soll Patienten kein klares Bild ermitteln lässt, kann ein Einsatz der Einsatz von Ersthelfergruppen nicht überspannt werden, von Ersthelfern auch bei Notfallsituationen, die erfahrungs- um eine Überlastung der ehrenamtlichen Helferinnen und gemäß eine der vorstehend genannten Störungen der Vital- Helfer zu vermeiden. Die Tätigkeit der Ersthelfergruppen ist funktionen wahrscheinlich machen, sinnvoll sein. Ausdruck der für jedermann geltenden Pflicht, in Notfällen Insgesamt sollte das Einsatzspektrum der Ersthelferinnen die zumutbare Hilfe zu leisten. und Ersthelfer nicht überspannt werden, um eine die ehren- amtliche Ausübung überfordernde Belastung bei der erfor- b) Wie werden diese im Rahmen der Alarmierung ei- derlichen Ausbildung zu vermeiden. nes Rettungsmittels durch die Leitstellen mit ein- Zu weiteren Details betreffend die Alarmierung von bezogen? Ersthelfergruppen wird auf Ziff. 4 des Leitfadens für die Die Alarmierung einer Ersthelfergruppe ist nur sinnvoll, Tätigkeit örtlicher Einrichtungen organisierter Erster Hilfe wenn dadurch ein medizinisch relevanter Zeitvorteil bis (Ersthelfergruppen) in Bayern (Bekanntmachung des da- zum Eintreffen des gleichzeitig alarmierten öffentlichen maligen Staatsministeriums des Innern vom 27.04.2011, Rettungsdienstes erreicht werden kann. Die planerische Az.: ID3-2281.10-111 [AllMBl S. 191] in der Fassung der Festlegung, in welchen Fällen und welchen Regionen des Bekanntmachung vom 07.02.2013) hingewiesen. Rettungsdienstbereichs ein medizinisch relevanter Zeit- vorteil zu erwarten ist, erfolgt durch den Zweckverband für 4. a) Werden die Einsätze der Ersthelfergruppen durch Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung im Rahmen der die Kostenträger entschädigt bzw. gibt es eine Alarmierungsplanung. Auf dieser Grundlage entscheidet Förderung der Ersthelfergruppen durch den Frei- die Integrierte Leitstelle unter Berücksichtigung des Mel- staat? debildes und der konkreten Umstände des Einzelfalls über Organisierte Erste Hilfe ist weder Bestandteil des öffentli- den Einsatz der Ersthelfergruppen. Eine generalisierende chen Rettungsdienste noch dessen Ersatz (siehe Art. 2 Abs. Festlegung auf eine bestimmte Minutenfrist ist problema- 17 des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes – BayRDG). tisch. In bestimmten Fällen (z. B. Herzstillstand, Kammer- Ersthelfergruppen dürfen daher grundsätzlich keine dem flimmern) kann jede Minute Zeitvorsprung für die Rettung öffentlichen Rettungsdienst vorbehaltenen, nach Art. 21 eines Menschenlebens von Bedeutung sein, während in Abs. 1 BayRDG genehmigungspflichtigen Maßnahmen, wie anderen Fällen (keine unmittelbare vitale Gefährdung) auch z. B. den Transport von Patienten, vornehmen. Dies schließt ein längeres Zuwarten auf den Rettungsdienst ohne die Ge- grundsätzlich die Verrechnung gegenüber Hilfeempfängern fahr medizinischer Nachteile für den Patienten möglich ist. und Sozialversicherungsträgern aus. Medizinisch sinnvoll erscheint eine Verkürzung des the- Bei der organisierten Ersten Hilfe handelt es sich um eine rapiefreien Intervalls durch Einsatz von Ersthelfergruppen freiwillige Aufgabe; sie unterliegt weder dem Sicherstel- insbesondere bei Patienten in akut lebensbedrohlichen Situ- lungsauftrag der rettungsdienstlichen Aufgabenträger noch ationen. Einen Anhaltspunkt bietet insoweit der bayerische zählt sie zu den (hoheitlichen) Pflichtaufgaben der Feuer- Notarztindikationenkatalog. Der Einsatz von Ersthelfern ist wehren. Eine staatliche Förderung der organisierten Ersten danach vor allem sinnvoll, wenn nach dem Meldebild eine Hilfe erfolgt daher nicht. der folgenden Zustandsbeschreibungen für den Notfallpa- tienten oder eine der folgenden Notfallbeschreibungen zu- b) Wenn ja, welche Fördermöglichkeiten bestehen? trifft: Siehe zu 4 a. − Bewusstlosigkeit, − ausgeprägte oder akute zunehmende Atemnot, Zyanose, Atemstillstand, Drucksache 17/18158 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Anlage Regierungsbezirk Rettungsdienstbereich Landkreis / kreisfreie Stadt Gemeinde Anzahl Ersthelfergruppen Oberbayern RDB Erding Ebersberg Glonn 1 Oberbayern RDB Erding Ebersberg Hohenlinden 1 Oberbayern RDB Erding Ebersberg Markt Schwaben 1 Oberbayern RDB Erding Ebersberg Poing 1 Oberbayern RDB Erding Ebersberg Grafing 1 Oberbayern RDB Erding Ebersberg Aßling 1 Oberbayern RDB Erding Erding Dorfen 1 Oberbayern RDB Erding Erding Taufkirchen (Vils) 1 Oberbayern RDB Erding Erding Erding 2 Oberbayern RDB Erding Erding Schwaig 1 Oberbayern RDB Erding Erding Wartenberg 1 Oberbayern RDB Erding Erding Langenpreising 1 Oberbayern RDB Erding Erding Isen 1 Oberbayern RDB Erding Erding Grünbach 1 Oberbayern RDB Erding Erding