Friedrich Christoph Dahlmann – Ein Politischer Professor Im 19
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Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Band 3 Herausgegeben von Thomas Becker, Dominik Geppert, Mathias Schmoeckel, Joachim Scholtyseck und Heinz Schott Thomas Becker / Wilhelm Bleek / Tilman Mayer (Hg.) Friedrich Christoph Dahlmann – ein politischer Professor im 19. Jahrhundert Mit 12 Abbildungen V&R unipress Bonn University Press Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-89971-945-1 ISBN 978-3-86234-945-6 (E-Book) Veröffentlichungen der Bonn University Press erscheinen im Verlag V&R unipress GmbH 2012, V&R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: Dahlmann als Hampelmann. Kolorierte Lithographie, Lith. Anstalt von Eduard Gustav May in Frankfurt a. M. 1848 Druck und Bindung: CPI Buch Bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Inhalt Vorwort . ................................... 7 Jürgen Fohrmann Grußwort anlässlich des Gedenkbandes zum 150. Todestag von Friedrich Christoph Dahlmann . ................... 9 Svenja Schulze Grußwort: Zum »Wechselverhältnis von akademischer Gelehrsamkeit, sittlicher Überzeugung und politischem Engagement« . ...... 11 Wilhelm Bleek Dahlmann und der Beruf des Universitätslehrers . ...... 15 Reimer Hansen Dahlmann und der Beruf des Historikers . ...... 25 Andreas Anter Friedrich Christoph Dahlmanns Politikwissenschaft . ...... 39 Christoph Horn Dahlmann und der politische Aristotelismus . ...... 51 Thomas Becker Der Gründungsauftrag der Bonner Universität ............... 61 Tilman Mayer Friedrich Christoph Dahlmann und die Bonner Politikwissenschaft . 73 6 Inhalt Lucian Hölscher Die Göttinger Sieben und die Entstehung der Öffentlichkeit im deutschen Vormärz . ................................... 87 Katinka Netzer Der Beitrag der Germanisten zur deutschen Nationalbewegung ...... 95 Marcus M. Payk Dahlmann, der Konflikt um Schleswig-Holstein und die »Konstitutionalisierung der Nation« in Deutschland 1815–1850 . 105 Christian Waldhoff Friedrich Christoph Dahlmann und die vormärzliche Verfassungsgeschichte . ...................119 Wilhelm Bleek Dahlmann in der Karikatur . ...................135 Autorenverzeichnis . ...................153 Vorwort Am 19. November 2010 gedachte die Universität Bonn in einem Kolloquium des 150. Todestages von Friedrich Christoph Dahlmann am 5. Dezember 1850. Sie würdigte damit einen ihrer prominentesten Professoren in ihrer bald zwei- hundertJährigen Geschichte, der nicht nur als profilierter Historiker und klassischer Vertreter der Politiklehre, sondern auch als Repräsentant der bür- gerlichen Verfassungsbewegung zu Ruhm gelangte, der allerdings im Gefolge der Systembrüche der Jüngeren deutschen Geschichte zu verwelken drohte. Umso mehr ist es der Bonner UniversitäteinVergnügen,durch die Veröffent- lichung der Beiträge des Gedenkkolloquiums die Vielfalt des Werkes und Wirkens von Dahlmann in Erinnerung zu rufen. Die Beiträge in diesem Band wollen nicht nur die Zeitgebundenheit der Aussagen und Aktivitäten Dahl- manns, sondern vor allem die Aktualität seiner beruflichen und politischen Grundüberzeugungen deutlich machen. Diese Absicht hat nicht nur die aka- demischen Beiträge des Kolloquiums geprägt, sondern ihren Ausdruck auch in dem einleitenden Grußwort der nordrhein-westfälischen Wissenschaftsmi- nisterin und des Rektors gefunden. Zusätzlich zu den ausgearbeiteten Beiträgen des Gedenkkolloquiums konnte in dieser Veröffentlichung ein im wortwörtli- chen Sinne bildhafter Artikel des Dahlmann-Biographen Wilhelm Bleek über die Darstellung seines »Helden« in den Karikaturen der Paulskirchenzeit auf- genommen werden. Den drei Herausgebern ist es ein besonderes Vergnügen, diesen Band Karl Dietrich Bracher zu seinem 90. Geburtstag am 13. März 2012 zu widmen. Bra- cher hat nicht nur als junger Bonner Ordinarius mit seiner Gedenkrede am 5. Dezember 1960 zum 100. Todestag Dahlmanns diesen der Vergessenheit entrissen und der neueren Beschäftigung mit Dahlmann den Weg gewiesen. Auch verkörpert er in seiner langjährigen Tätigkeit als Bonner Hochschullehrer der Wissenschaft von der Politik und der Zeitgeschichte jene Verknüpfung von Geschichte und Politik, die seinen vormärzlichen Amtsvorgänger auszeichnete. Gegenwärtige Politik von ihren historischen Grundlagen her zu verstehen und gleichzeitig aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart zu ziehen: Das sind 8 Vorwort zwei klassische Einsichten, die Karl Dietrich Bracher und Friedrich Christoph Dahlmann gemeinsam sind. Thomas Becker – Wilhelm Bleek – Tilman Mayer Jürgen Fohrmann Grußwort anlässlich des Gedenkbandes zum 150. Todestag von Friedrich Christoph Dahlmann Mit der Gedenkveranstaltung zum 150. Todestag von Friedrich Christoph Dahlmann, die nun publiziert vorliegt, erinnert die Universität an eine span- nende wie spannungsreiche Zeit, die viele Grundlagen der heutigen Moderne gelegt hat. Als Bonner Wissenschaftler mit weitreichender Ausstrahlung steht Dahlmann in der Mitte dieser Epoche. Ich will nur einige zentrale Weichen- stellungen hervorheben, die bis in unser gegenwärtiges Wissenschaftssystem, ja bis in die gesamte zeitgenössische Gesellschaft hineinreichen. Da ist einmal die nach der langen Kontinuität alteuropäischer Gelehrsamkeit fundamental neue Vorstellung, dass die Vergangenheit nicht nur ein Beispiel- reservoir für theologisch oder philosophisch gewonnene Einsichten darstellt, sondern einen intensiv zu erforschenden Raum bildet, einen Raum sui generis, dessen Schätze noch zu heben sind. Diese Hebung der Schätze muss, um ›Wahrheit‹ an den Tag zu bringen, mittels eines ›strengen Verfahrens‹, mittels fundierter Quellenkritik vonstatten gehen. Dies ist der Anspruch der neuen ›historischen Methode‹, die Geschichtswissenschaft und Philologie verbindet. Daraus erwächst dann zum anderen die Einsicht, dass Vergangenheit und Gegenwart als Lern- und Handlungskontinuum verstanden werden müssen. Es gilt daher nicht mehr im alten Sinne, dass die historia magistra vitae, also das einzelne, zeitunabhängige Vorbild die Lehrerin des individuellen Lebens sei, sondern die Geschichte wird zum Fundament zukünftigen gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Handelns und das heißt auch zukünftiger Politik. Damit werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen untrennbaren Zu- sammenhang gebracht, dem die handelnden Personen unterliegen. Mit solcher Einsicht und ihrer im 19. Jahrhundert im wesentlichen historis- tischen Interpretation verbindet sich dann sehr schnell die Betonung bedeu- tender Ereignisse, die Heraushebung bedeutender Akteure (und ihr ›Geister- gespräch‹), die grundlegend – zumindest seit Ranke – von einer Ideenlehre begleitet wird. Nietzsche hat dies später in »Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben« als Monumentalisierung von Geschichte kategorisiert. Dies ist aber nur die eine Seite. Denn parallel zu diesen Konzepten entwickelt 10 Jürgen Fohrmann sich – dies gerade mit großer Relevanz für politisches Handeln – eine neue Kultur der ›Operativität‹, die Operativität jener ›schnellen Medien‹ (im dama- ligen Verständnis etwa die Tageszeitung), wie sie uns im Jungen Deutschland entgegentritt. Mit ihr entwickelt sich – avant la lettre – die Vorstellung eines Intellektuellen, der in besonderer Weise auf Zeitgenossenschaft, rasches Ein- greifen, Parteinahme und eben auf die Medien schneller Zirkulation setzt. Dahlmann steht in und zwischen all’ diesen Bewegungen – und das macht ihn m. E. so interessant. In seiner Verbindung aus Geschichte, politischem Wissen und politischem Handeln war er allerdings wohl eher ein Gelehrter mit politi- schem Ethos, politischer Überzeugung, als ein Intellektueller der jungdeutschen Art. Ich sehe in ihm und seiner Zeit den Startpunkt eines Akademikertypus, wie er durchaus bis in die deutsche Nachkriegszeit Bestand gehabt hat. Hannah Arendt hat in diesem Zusammenhang im Blick auf Jaspers einmal von »Personen von Rang« gesprochen, die sich in der Welt der Polis riskieren, um am summum bonum, am Gemeinsinn zu arbeiten. Wenn es darum geht, die Vergangenheit in der Gegenwart, die Gegenwart in der Vergangenheit zur Darstellung zu bringen, dann ist Dahlmann mithin ein lohnender Gegenstand. Ich freue mich besonders, dass das Bonner Kolloquium nun publiziert vorliegt. Bonn beherbergt als Ort der deutschen Nachkriegsde- mokratie den genius loci, dessen es durchaus bedarf, um über Verfassung, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie angeregt nachzudenken. In diesem Lichte hoffe ich auf eine gute Resonanz des vorliegenden Bandes. Svenja Schulze Grußwort: Zum »Wechselverhältnis von akademischer Gelehrsamkeit, sittlicher Überzeugung und politischem Engagement« Persönlichkeiten, die sowohl in der Wissenschaft als auch in Politik und Öf- fentlichkeit gestaltenden Einfluss ausüben, die eine breite Öffentlichkeit von einer Idee begeistern und auch 150 Jahre nach ihrem Tode noch als Vorbild für ihre Geisteshaltung und Lebensführung gelten können, gibt es nicht viele. Das Kolloquium zum 150. Todestag von Friedrich Christoph Dahlmann macht eine solche Persönlichkeit wieder sicht- und fassbar. Durchgeführt von der Universität Bonn, ist es wissenschaftlich sehr ambitioniert und zeigt das Spektrum des Schaffens