Quellenangabe Was damals war.. Flyer „Göttinger Sieben“ (Landtag Hannover) Flyer „Mahnmal Ohestraße“ (BBS3) „Göttinger Sieben“ (Wikipedia) „Geschichten des Landes Hannover“ (Wikipedia) „Frankfurter Nationalversammlung“ (Wikipedia) Umfrage zu Denkmälern (BFH-A)

Diese Broschüre wurde von den Schülern der BFH- A der BBS 3 (Region Hannover) entworfen.

steht heute..

im Weg! Kontakt: Berufsbildende Schule 3 der Region Hannover, Ohestr. 6 30169 Hannover, [email protected] Inhaltsverzeichnis Identität entzogen

Thema Seite Jeweils den Göttinger Sieben als auch den Juden wurden die Identitäten entzogen. Während den Juden die menschliche „Was haben wir denn damit zu tun?..“ III Identität aberkannt wurde, haben die Göttinger Sieben ihre Ämter als Professoren verloren, wurden teilweise des Landes verwiesen Kritik an der gesellschaftlichen Haltung IV und haben damit sowohl ihre Identität, als auch ihre Wertevorstellungen und Autorität verloren. Die Göttinger Sieben Historischer Hintergrund VI Anlass der Entstehung des Denkmals VIII Deutung und Aussage IX Schlussfolgerung Mahnmal Ohestraße Die Entwicklung zum Gedenkort XI Was verbindet die Denkmäler? Am Beispiel der beiden Geschehnisse können wir die Wichtigkeit Sie wurden hintergangen der Civilcourage und Meinungsfreiheit für eine demokratische XIV Gesellschaft feststellen. Die Unterstützung von zu unrecht Identität entzogen XI beschuldeter Minderheiten, dem Widerstreben einer vorgegebenen "Volksmeinung", ist die Basis eines gerechten Schlussfolgerung XI Miteinanders. Aber auch in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft ist es nicht weniger notwendig auf Gerechtigkeit zu achten. Daher dienen die beiden Denkmäler als mahnender Zeigefinger für Missachtung der gesellschaftlichen Normen und Menschenrechte.

XV Was verbindet die Denkmäler? „Was haben wir denn damit zu tun?..“

… und was hat die Geschichte mit unserer modernen Gesellschaft Abschließend soll geklärt werden, inwiefern sich die Hintergründe und den Menschen die darin leben zu tun? unserer Denkmäler gleichen. Dass beide Ereignisse Grundsteine der Diese Frage stellten wir uns in unserer Klasse als wir von dem deutschen Entwicklung sind, das Mahnmal Ohestraße für den 2. Wettbewerb, um den es hier geht, gehört hatten. Weltkrieg bzw. den Holocaust und die Göttinger Sieben für den Weg Dazu ist zu sagen, dass wir in der jetzigen Situation eine der zur Reichsgründung stehend, liegt auf der Hand. friedfertigsten Zeiten erleben die es im Verlauf der europäischen Geschichte je gegeben hat. Und gerade dieser geschichtliche Verlauf ist eine Voraussetzung der heutigen Umstände, welche ja auch wieder ein Teile des historischen Verlaufs sind. Wenn wir unsere heutige Situation verstehen wollen, müssen wir auch ein Mindestmaß an Kenntnissen haben. Dafür wird in erster Linie Sie wurden hintergangen Bildung eine Voraussetzung. Denkmäler können in dieser Hinsicht ein Denkanstoß, quasi ein Denk()mal, sein um sich mit Geschichte zu beschäftigen und sich mit den Folgen für die jetzige Gesellschaft auseinander zu setzen. Außerdem sind sie Zeitzeugen Beide dieser Gruppen wurden hintergangen. Die Göttinger Sieben der Geschichte bzw. können, nachträglich aufgestellt, an ein wurden hintergangen indem sie einen Rechtsbruch erlebt hatten, konkretes Ereignis erinnern. da der König selbst bei Amtsantritt garantierte, die Mit unserer Wahl trafen wir zwei „Zeitzeugen“, welche für die Landsverfassung beizubehalten. Die Juden wurden von ihren deutsche Geschichte essentielle Abschnitte symbolisieren. Zum Mitbürgern hintergangen, welche es aus Mangel an Zivilcourage einen die Göttinger Sieben, welche für die Zeit und die Prozesse zuließen, dass einer der größten Völkermorde geschah. vor der deutschen Reichsgründung und dem damit verbundenen Ruf nach mehr Liberalität in der postfeudalen Gesellschaft stehen. Zum anderen das Denkmal Ohestraße auf dem Berufsschulkomplex, das für den größten Krieg und einen der schrecklichsten Völkermorde in der Weltgeschichte steht. Aber wie sieht in der Realität die Auseinandersetzung mit Denkmälern und deren Geschichte aus? Beachten wir Denkmäler, die Teil unseres Alltages, unseres Arbeitsweges und unseres Wohnortes sind? XIV III Kritik an der gesellschaftlichen Haltung

Ein großes Problem in der Gesellschaft in Bezug auf Denkmäler ist die Unwissenheit der Menschen. Es wird wenig oder gar nicht über Denkmäler informiert und die Gesellschaft zeigt wenig eigenes Interesse und Eigeninitiative, sich über Denkmäler zu informieren. Dies führt dazu, dass Denkmäler nicht bewusst Mahnmal an der wahrgenommen oder vergessen werden. Ohestraße Eine eigens formulierte Umfrage und die Feedbacks unserer Mitschüler bestätigen diese Aussage. Das Übersehen und der Zeitmangel sind neben dem fehlenden Interesse die Hauptgründe für die Ignoranz gegenüber den Denkmälern und der Geschichte. Sie werden höchstens noch als Treffpunkt zweckentfremdet und einfach so als ein gut zu beschreibender Ort verwendet.In einigen Fällen werden die Denkmäler beschmutzt, als Sitzgelegenheit verwendet oder sogar beschädigt, ohne dass diesen Menschen der geschichtliche Hintergrund bewusst ist . Im Dezember 1984 kam von dem New Yorker Herr Walter Raphael Schmierereien die Anregung, ein Mahnmal zu errichten. Dieser kam nach Hannover, am um dort den Ort zu besuchen von dem seine Eltern deportiert Denkmal der wurden. Februar 1985 wurde die Ehemalige Ortslage des Hauses Göttinger Sieben durch einen alten Lageplan festgelegt. Im Jahre 1985 wurden historische Forschungsarbeiten über die Ohestraße, an der die Ehemalige Jüdische Bildungsstätte gestanden hat, durchgeführt.

IV XIII Diese Problematik sollte eingedämmt oder im optimalen Fall sogar ganz beseitigt werden. Wie kann man Denkmäler interessanter Fortan wurden in der „Übungsschule" der Ohestraße Studenten und gestalten, sodass die Gesellschaft ein Interesse für diese entwickelt? Schüler unterrichtet. Es sollte leichter zugängliche Informationen geben. Mehr Information Im Jahre 1911 richtete die Synagogengemeinde in der Ohestraße 8 am Denkmal direkt, anhand von Informationstafeln oder Broschüren. die Religionsschule II ein . Zunehmend wurde das Gelände für Ausgewählte Denkmäler könnten Inhalte in Schulen sein, da sie für Wohlfahrtszwecke genutzt. Ab 1914 wurde der Neubau der geschichtliche Ereignisse stehen. Ohestraße 9 als Kinderhort mit Schulkirche und neuen Eine Verbesserung wäre es beispielsweise, die Denkmäler zu Werkstatträumen genutzt. Durch Beginn des Krieges gab es keine beleuchten oder anderweitig in „Szene“ zu setzen. Man sollte ausreichenden finanziellen Mittel mehr um die Bildungsanstalt und Denkmäler so platzieren und gestalten, dass sie zum Umfeld passen. die Übungsschule zu erhalten. Das Elend in der Jüdischen Gemeinde Das Mahnmal Ohestraße zeigt ein gutes Beispiel für ungelugende ist sehr stark angestiegen. Die synagogische Gemeinde führte ihre Einbindung in bestehende Architektur. Fürsorgeaktivitäten nun in der Zentralstelle für Wohlfahrtspflege Ein 70er Jahre Plattenbau fort. Dort wurde 1920 eine Notstandsküche eröffnet. 1925 konnte dominiert ein unauffälliges endlich der geplante Kindergarten eröffnet werden. 1937 eröffnete Zigelsteinkonstrukt, das im die Zentralstelle mit Institutionen die Kleiderkammer für Fürsorge in generellen Schulalltag keine der Ohestraße. Während des zweiten Weltkriegs waren die Juden Rolle spielt. jahrelang bezüglich gesellschaftlicher Integration auf sich alleine Ganz nach dem Motto: gestellt, doch sie konnten auf die Selbsthilfeeinrichtung in der „Was damals war, steht Ohestraße zurückgreifen. heute im weg“. Auf dem Gelände der berufsbildenden Schulen 1,2,3 stand eine jüdische Bildungsstätte, die im September 1941 durch die Nationalsozialisten als ,,Judenhäuser“ bestimmt wurden. 1941/42 sammelte die Gestapo mehr als 340 Menschen für die Deportation in die Ghettos, nach Riga, Auschwitz, Theresienstadt und Warschau. Juni 1942 waren die Häuser geräumt , die Stadt übernahm die Häuser und nutzte sie zu unterschiedlichen Zwecken. Dort war nach Kriegsende für kurze Zeit war die Organisation der jüdischen Überlebenden ,,Jewish Komitee“ untergebracht. 1971 wurden die beiden Häuser abgerissen und entstanden die Berufsschulen.

Mahnmal an der Ohestraße

XII V Die Göttinger Sieben Mahnmal Ohestraße

Am südlichen Ende der Altstadt Hannovers, zwischen dem niedersächsischen Landtag und der Karmastraße befindet sich der Die eher unauffällige Ohestraße birgt seit ihres Bestehens eine Platz der Göttinger Sieben. Auf diesem ist das gleichnamige Denkmal brisante, teilweise fatale Entwicklung. Heute wird dieser Ort als zu finden. Standort für mehrere Berufsschulen der Region Hannover genutzt. Es besteht aus einem großen, in Bronze gegossenen Tor und einer Was vor dieser Zeit passierte, wird im Folgenden chronologisch davor und dahinter verteilten Personengruppe vom selben Material. erläutert.

Geschichtlicher Hintergrund Die Entwicklung zum Gedenkort

Zu Beginn der 1830er erarbeitete die „Hannoversche Allgemeine In Hannover wurde 1885 der „Verein zur Förderung des Garten- und Ständeversammlung“ einen Handfertigkeitsunterrichts „ gegründet. Der Bankier Moritz Simon Verfassungsentwurf, der erstrebte nach der Aufhebung jahrhunderteralter Beschränkungen dann als Staatsgrundgesetz eine „ Berufsumschichtung der Deutschen Juden“ , damit die 1833 verabschiedet und von Jüdische Jugend ihre Tätigkeit in der Landwirtschaft und im König Wilhelm IV. bestätigt Handwerk wieder aufnehmen kann. Moritz Simon erwarb 1887 für wurde. Diese Verfassung den Verein ein Gartengrundstück an der Ohestraße, das die jüdischen wurde jedoch durch König Lehrer der Bildungsanstalt bewirtschafteten. Auf dem gleichen Ernst August 1837, zu Grundstück erhielt 1882 die Lehrbildungsanstalt, die bedeutendste pädagogische Einrichtung des selbstständigen Judentums in Westansicht der Götinger Sieben dessen Amtsantritt, wieder außer Kraft gesetzt. Hannover , einen Neubau , das Haus der Ohestraße 8. Am 7.11.1892 Die sieben göttinger Professoren (siehe Schema) sahen dies als bezeichnete Landrabbiner Gronemann die Anstalt als Pflegestätte für Verfassungsbruch an, da Ernst August vor seinem Amtsantritt noch bürgerliche und religiöse Gesinnung. Dazu hob er noch die praktische die Unantastbarkeit der Verfassung garantiert hatte. Ausbildung hervor, für die der große Schulgarten bereitstand.

VI XI Da sie einen Eid auf das Staatsgrundgesetz geschworen hatten, sahen Diese Rollen könnten die wertlos gewordene Verfassung, und der sich die Professoren in der Pflicht gegen diesen Schritt zu verzweifelte Blick die Reaktion auf die gescheiterte Verfassung protestieren und gaben ihre Meinung in einem Brief vom 18 Nov. sein. Denn was bringt eine Verfassung, die ein Monarch, der selbst 1837 an den König kund. Dieser wertete die Kritik als offenen und einen Eid auf diese geschworen hat, nach Belieben aussetzen erklärten Widerstand und enthob die Sieben ihres Amtes. F.C. kann? Dahlmann, G.G. Gervenius und J. Grimm wurden darüber hinaus des Der Mut der Göttinger Sieben sollte in allen zivilrechtlichen Landes verwiesen, da sie sich zur öffentlichen Weitergabe des Gesellschaften beispielhaft sein, denn gegen ein Regierungsorgan, Protestbriefes bekannt hatten. welches nur zu seiner Reproduktion und Beschäftigung existiert oder durch Machtwillkür auffällt, muss protestiert werden. Die Möglichkeit des Protestes muss durch eine verpflichtende Verfassung garantiert werden, als auch der Protest nur von mündigen und couragierten Bürgern getragen werden kann. Das 1.Georg Gottfried Denkmal nimmt auch darauf Bezug, da der Professor Gervenius Gervenius ein Buch hält, in dem Artikel 5 des Grundgesetz (Meinungsfreiheit „Jeder hat das Recht seine Meinung in Wort, Schrift, Bild, frei zu 2.Friedrich Christoph äußern...“) eingraviert ist. Dahlmann Die neunte Person befindet sich an der Leine abwandten Seite des 3. Tores und ist ein ratlos drein blickender, nackter Student. Seiner Rechte beraubt, der Machtwillkür ausgeliefert, also juristisch 4. schutzlos und nackt, schaut er verunsichert, als würde er nicht 5. Wilhelm Eduard wissen, was er von der Abschaffung der Verfassung halten solle. Albrecht Insgesamt muss gesagt werden, dass das „Denkmal für Zivilcourage“ an eine sehr spannendes und wichtiges Stück 6. Wilhelm Webber deutscher Geschichte erinnert. 7. 8. Ernst August 9. Ein Student Positionierung der Göttinger Sieben

X VII Anlass und Entstehung des Denkmals Deutung und Aussage

Seit Anfang der 1990er Jahre wurde über die Umgestaltung und Umbenennung des Architekturplatzes vor dem niedersächsischen Landtag diskutiert. Durch Initiative der „Adolph-Freiherr-von-Knigge- Wenn man sich die Skulpturenkomposition anschaut, fällt dem Gesellschaft“ kam der Gedanke auf, ein Denkmal für die Göttinger Betrachter als Erstes das große, wehrhaft wirkende Tor, sowie die Sieben zu errichten und den Platz ebenso zu benennen. Die Reiterfigur, welche auf einem klassischen Denkmalsockel steht, ins Namensänderung geschah bereits 1992 und durch Unterstützung Auge. Bei der Reiterfigur handelt es sich um Ernst August, der, wie einiger Landtagsabgeordneter (zufälligerweise sieben) wurde 1993 bei dem Monument auf dem Bahnhofsvorplatz auf seinem hohen ein Kuratorium zusammengestellt, welches einen internationalen Ross in einer klassischen Machtposition dargestellt wird. Diese Wettbewerb für ein „Denkmal für Zivilcourage“ ausschrieb. Aus 26 Erhöhung durch Ross und Sockel relativiert sich jedoch durch die eingereichten Entwürfen wurde die Idee des Italieners Floriano Anordnung des Ensembles auf einer Treppe, sodass die Bodini (1933 – 2005) ausgewählt. 1996 wurde das Denkmal Protagonisten wieder fast auf Augenhöhe mit dem Antagonisten aufgestellt und eingeweiht. Finanziert wurde es vor allem von stehen. Dies kann so gedeutet werden, dass dem Ernst August noch namenhaften, niedersächsischen Unternehmen, Stiftungen und gar nicht bewusst war, was er mit seinem Verfassungsbruch, in Zeiten Verbänden, sowie zahlreicher Bürgerinnen und Bürger. Die in Bronze in denen das Bürgertum das Geld in der Hand hatte und zusammen gegossenen Figuren zeigen, aus Mangel an zeitgenössischen mit den Bauern auf mehr Einflussnahme drängte, auslösen wird. Und Darstellungen und tatsächlich war dieses Ereignis ein Wegbereiter der Prozesse, die der Absicht des 1848 in der Märzrevolution und der Frankfurter National Künstlers lebendige Versammlung gipfelten. Ernst August musste außerdem schon 1840 und realistische seine kurzsichtige Entscheidung, aus Angst vor einer Revolution, Menschen zu revidieren und führte eine Verfassung ein, welche der von 1833 sehr schaffen, Gesichter ähnelte. Vier der sieben Protagonisten (Wilhelm Eduard Albrecht, von Nahestehenden Wilhelm Grimm, Heinrich Ewald und Wilhelm Weber) stehen hinter des Künstlers. In dem Torbogen und somit noch in der Stadt, die anderen drei dem Gesicht des verlassen Hannover symbolisch Richtung Süden ( zu jener Zeit war Gervenius hat sich die Leine im Süden die Stadtgrenze Hannovers). Diese drei sind die der Künstler selber aus dem Königreich Niedersachsen ausgewiesenen Professoren Ostansicht der Göttinger Sieben verewigt. (Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Gottfried Gervenius und Jacob Grimm).Allen ist ein resignierter Gesichtsausdruck gleich und alle halten Rollen von Papier o.ä. in den Händen.

VIII IX