Ein Deutscher Aufbruch Der Zukunft Eine Chance Warum Sich Auch Die Vertriebenen Über Die Wiedervereinigung Freuen Sollten H
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Heute auf Seite 3: Amnestie für die Bluthunde der SED? UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Erscheint wöchentlich Jahrgang 41 - Folge 35 1 Soptombcr 1990 ^andsmannscnaft Ostpreußen e.v. Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt Parkallee 84)86, 2000 Hamburg 13 C 5524 C 3. Oktober; Zum 1. September: Ein deutscher Aufbruch Der Zukunft eine Chance Warum sich auch die Vertriebenen über die Wiedervereinigung freuen sollten H. W. - Ein langes Leben, so schrieb Konrad Der 3. Oktober soll zum „Tag der Freude für Adenauer, „gibt den Menschen die Möglich• alle Deutschen" (Kohl) werden. Denn das, was keit, Erfahrungen zu sammeln. Erfahrung kann nach 1945 den Deutschen verweigert wurde, wofür eine Führerin des Denkens und des Handelns am 17. Juni 1953 Menschen in Mitteldeutschland sein, die durch nichts zu ersetzen ist, auch starben, was durch die Massenflucht aus dem nicht durch angeborenen Intellekt". Dies gelte SED-Staat im vorigen Sommer und durch die fried• lichen Umwälzungen vom Herbst in-greifbare Nähe insbesondere für das Gebiet der Politik. Wer rückte, wird an jenem Tag Wirklichkeit - die staat• also die Möglichkeit hat, eine beträchtliche liche Einheit der Deutschen. Strecke des politischen Lebens unseres Volkes Aber wird der 3. Oktober tatsächlich ein freudi- zurückzublicken, vermag dabei auch zu er• er Tag für alle Deutschen? Immerhin soll an jenem kennen, welche Fehler gemacht wurden und ?äg auch der Art. 23 des Grundgesetzes, der er vermag daraus die Folgerung ziehen, was „anderen Teilen Deutschlands" den Beitritt zu für die Zukunft vermieden werden muß, wenn dessen Geltungsbereich ermöglicht, gestrichen sich das Fiasko der Vergangenheit nicht wie• werden. Und wahrscheinlich nur noch wenige derholen soll. Der sich in dieser Woche wie• Monate wird es dann dauern, bis den Parlaments- derholende Jahrestag des Beginns des Zwei• Resolutionen zur Oder-Neiße-Linie vom 21. Juni ein völkerrechtlich bindender Vertrag gleichen ten Weltkrieges sollte um so mehr ein gegebe• Geistes folgen wird. Haben die VertrieDenen, die ner Anlaß zu einer ernsten Rückbetrachtung Ostdeutschen demnach keinen Grund, am 3. sein, als nun - mehr als 50 Jahre später - am Oktober mitzufeiern und sich zu freuen? Wird es Horizont jener Silberstreif einer friedlichen für sie im Gegenteil ein Tag der Trauer? Zukunft erscheint, von der viele Generationen Bei Kenntnis der Geschiente und Berücksichti• geträumt haben und die fast schon als uner• gung der Unberechenbarkeit der Gegenwart, wird reichbar galt. man indes nur Anlaß zum Optimismus haben. Man denke um, sagen wir, ein Jahr zurück - damals Napoleon I. - dessen Machtpolitik im Ne• hätte niemand geglaubt, wie schnell zumindest beneffekt die Einigung Deutschlands unter die kleinstdeutscne Einigung kommen würde. Erich Bismarck ebenso beeinflußte wie das Werk Honecker etwa verkündete am 3. Oktober 1989, Cavours für Italien - hat der Nachwelt den die DDR sei „ein fester Sperriegel gegen alle Satz hinterlassen, Europa sei letztlich nur noch Versuche, die territorialpolitischen Realitäten in ein Maulwurfshaufen, für den es sich nicht Europa zu revidieren". Unmittelbar danach be• mehr zu kämpfen lohne. Nun, trotzdem ist gann diese Revision und am 3. Oktober 1990 wird sie einen wichtigen weiteren Schritt zurücklegen Europa seit dem Wiener Kongreß und der Ver• - findet sich ein neuer Prophet, der, wie Honecker bannung Napoleons von Kriegen nicht ver• vor einem Jahr, versichert, daß weitere Revisio• schont geblieben. Aus dem letzten, wohl dem nen^ weitere territorialpolitischen Veränderungen scheußlichsten der Kriege, sind alle europäi• in Europa für alle Zukunft und mit Sicherheit schen Nationen, die sich davon etwas verspra• ausscheiden werden? chen, mehr oder weniger als Verlierer auf der Wer den Tag der Wiedervereinigung als Rück• Strecke geblieben. Diebeiden Randmächte, die schritt im Schicksal unserer Nation ansieht, wer USA und die Sowjetunion, wurden für Euro• sich gar an den Titel der berühmten Flugschrift pa tonangebend und das Verhalten der Gro• des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm ßen miteinander entschied über das weitere aus der Zeit napoleonischer Fremdbestimmung, Schicksal dieses geprüften Kontinents. Es sind nämlich „Deutschland in seiner tiefsten Erniedri• vielgestaltige Faktoren, die ein Näherrücken gung" erinnert fühlt, der ignoriert die Chancen, die sich den Deutschen durch den Zusammen• der USA und der Sowjetunion bedingen. schluß von Bundesrepublik und DDR eröffnen. Hieraus entstand alsdann eine Atmosphäre, Und wenn man schon bei den eigentlich unzuläs• die ein Mindestmaß an friedlichem Miteinan• sigen Versuchen, geschichtliche Parallelen zu der gewährleisten kann. Es ist unzweifelhaft ziehen, verharren will, dann ist darauf hinzuwei• das Verdienst des Bundeskanzlers, eine ge• sen, daß nur sieben Jahre nach der „tiefsten Ernie• schichtlich gebotene Stunde für die Einigung drigung" der Sieg Blüchers und Gneisenaus über der beiden Staaten in Deutschland genutzt zu Napoleon folgte und im gleichen Jahr 1813 bei haben. Leipzig die französischen Heere vollständig auf• gerieben wurden. Deutschland war von der Fremd• Gewiß ist dies eine große Zeit für die Deut• herrschaft befreit, und auch wenn es dann mit der schen - wenngleich auch nicht verschwiegen „Den Opfern der Gewalt" - in deutscher und russischer Sprache mahnt dieser Kranz des Reichseinigung noch bis 1871 dauern sollte, war werden darf, daß wir für diese Einigung der Weg praktisch vorgezeichnet und das Ziel „Ostpreußenblattes", niedergelegt von zwei Mitarbeitern vor den Ruinen des Königs• Deutschlands mit der verlangten Preisgabe bereits zu erkennen. berger Domes, zu einem friedlichen Miteinander in Europa. Zum Frieden gehört aber Ostdeutschlands einen Preis zahlen sollen, der Wie gesagt, Geschichte wiederholt sich nicht, auch die Möglichkeit, die ostpreußische Provinzhauptstadt endlich legal und ohne vor allem aus dem Grunde bedenklich ist, weil und vor allem sind in der Mitte Europas am Ende Schwierigkeiten besuchen zu dürfen Foto Still des 20. Jahrhunderts die Stärken von Armeen oder ein solches Verlangen letztlich den Keim des die Zahl der Divisionen nicht mehr entscheidend, Unfriedens in sich trägt. Würde es sich bei den ist ein Blücher nicht mehr erforderlich. Was sich und bis ins russische Nowgorod geladen wurden, Menschen auf dieser Erde Konstruktives und deutschen Ostprovinzen um Territorien han• aber wiederholen dürfte, ist die Bedeutung, die so gelten auch heute wieder in zahlreichen Haupt• Destruktives leisten. Auch das durch die Umbrü• deln, die von Hitler erobert oder unterjocht Deutschland gerade für den Osten Europas in städten östlich von uns die Deutschen als Motor che im Osten re-nationalisierte Europa wird weitere worden wären, so könnten die polnischen früheren Zeiten gehabt hat. Wie vor fast 800 Jah• der Erneuerung, als Manager der Perestroika, weil Veränderungen erleben, die, wie sich die Verhält• Ansprüche vielleicht optisch legitimiert erschei• ren von einem polnischen Fürsten der Deutsche man ihnen die nötigen Fähigkeiten und die Kapi• nisse im Moment darstellen, nicht gerade zum nen. So aber gibt es weder politisch noch recht• Orden an die Weichsel gerufen wurde (wobei die talkraft zutraut. In den skandinavischen Ländern Nachteil der Deutschen ausfallen dürften. Ob diese daraus sehr bald resultierenden „territorialpoliti• wird bereits über eine Wiederbelebung der han• Veränderungen im Verschieben von Grenzen lich noch historisch einen Anspruch, den Po• schen Realitäten" für Konrad von Masowien seatischen Idee als Grundlage nordischer Zusam• bestehen werden, ist nicht unbedingt gesagt len ernsthaft geltend machen könnte. Und absehbar waren), wie schon zuvor deutsche menarbeit diskutiert und den Deutschen die (wiewohl dies auch nach einem förmlicnen Oder- dennoch ist die uns abverlangte Preisgabe der Kaufleute in die östlichsten Bereiche der Ostsee wichtigste Rolle im Ostseeraum zugewiesen. Neiße-Vertrag im Bereich des Möglichen bleibt, deutschen Ostgebiete über Jahrzehnte vorbe• Können sich Danzig oder Königsberg zukünftig weil nach Art. 5 der KSZE-Schlußakte Gebiets• reitet worden - und keinesfalls nur durch die verweigern, wenn neue alte Handelsstränge zwi• übertragungen, die mit dem Willen der Betroffe• Wiederholung jener polnischen Forderungen, schen Hamburg, Lübeck, Rostock und Stockholm, nen übereinstimmen, legitim und legal sind), die bereits 1919 das Ziel polnischer Nationali• Aus dem Inhalt Seite Helsinki, Leningrad (das nicht mehr lange so heißen wahrscheinlicher ist eventuell eine neue Qualität sten in Versailles waren. wird), Reval und Riga geknüpft werden? des europäischen Regionalismus - beispielsweise Länderchefs verantwortungslos 2 Nichts ist endgültig geregelt (auch nicht das das nördliche Ostpreußen als neue Heimstatt für Diejenigen aber, die glauben sollten, den erecht geregelte), weil Geschichte stetige Verän- die von der Wolga vertriebenen Rußlanddeut• Interessen der Umwelt Vorrang vor denen des Vorträge über Königsberg 4 schen, Niederlassungsfreiheit und (als Anreiz) gerung bedeutet. Wer in historischen Atlanten eigenen Volkes geben zu müssen, hat Otto von Gedenken an Joh. Bobrowski 9 blättert und die sich - längstenfalls - im Genera• kommunale Rechte für Deutsche dort, wo man sie und ihre Wirtschaftskraft in den nächsten Jahren Bismarck bereits vor mehr als 100 Jahren im Glück im ländlichen Frieden 11 tionen-Abstand verändernden schwarzen Grenz• Preußischen Landtag gemahnt: „Die Neigung markierungen studiert, wird vom feierlichen Pathos am nötigsten brauchen wird, nämlich in den Oder-