<<

Kurzbeschreibung Zwischenlager-Kernkraftwerk (ZL-KBR) Impressum

Herausgeber: E.ON Kernkraft GmbH Tresckowstraße 5 30457 Hannover

Redaktion: Unternehmenskommunikation

Bildquellen: Dieter Abresch, Hannover Amt , E.ON Kernkraft GmbH, Hannover GNS Gesellschaft für Nuklear-Service mbH MAB Münchner Apparatebau für elektronische Geräte GmbH, Taufkirchen

Konzept und Gestaltung: wir design GmbH, Braunschweig

Lithographie und Druck: Rolf Neumann Scherrer Druck Neue Medien GmbH

1. Auflage 11/2000

Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion Inhalt

4 Das Vorhaben

6 Der Standort 7 Geografische Lage 7 Bevölkerung 7 Boden- und Wassernutzung 7 Gewerbliche und sonstige Nutzung 8 Verkehrswege 8 Geologische und hydrologische Verhältnisse 9 Meteorologische Verhältnisse 9 Radiologische Vorbelastung

10 Das Zwischenlager 10 Die Gesamtanordnung 13 Das radioaktive Inventar 13 Die Behälter 16 Die Betriebsabläufe

18 Die Sicherheit 19 Die Schutzziele 20 Der Strahlenschutz 22 Die Störfallanalyse

24 Die Umweltauswirkungen

26 Die Stilllegung

27 Glossar

3 4 Das Vorhaben Das Kernkraftwerk Brokdorf versorgt Jahr für Jahr etwa 3,6 Millionen Haushalte mit umweltschonend erzeugtem Strom. Seit 1986 wird es von der Kernkraftwerk Brokdorf GmbH mit einer Nettoleistung von 1.370 Megawatt betrieben und speist jährlich rund 10,5 Milliarden kWh Strom in die Versorgungsnetze ein.

Ein Mal im Jahr wird das Kernkraftwerk zur Die Aufbewahrung bestrahlter Brennelemente Revision abgeschaltet. Bei dieser Revision wird muß nach § 6 Atomgesetz (AtG) genehmigt ein Viertel der 193 Brennelemente durch neue werden. Ein entsprechender Antrag wurde am ersetzt. Rund 48 bestrahlte Brennelemente müs- 20. Dezember 1999 beim Bundesamt für Strahlen- sen im Anschluß entweder einer Wiederaufarbei- schutz gestellt und eine Baugenehmigung für tung oder einer direkten Endlagerung zugeführt das Lagergebäude nach der Landesbauordnung werden. Bevor dies geschehen kann, müssen die in Schleswig- beantragt. Brennelemente zunächst im Wasser des soge- nannten Abklingbeckens innerhalb des Kraftwerks Die Aufbewahrung der bestrahlten Brennelemente ausreichend abkühlen. Eine direkte Endlagerung erfolgt in speziellen Lagerbehältern, die sowohl setzt eine weitere, wesentlich längere Abkühl- im bestimmungsgemäßen Betrieb als auch bei phase voraus. Hierfür müssen die Brennelemente Störfällen die Einhaltung der wesentlichen Schutz- zwischengelagert werden. ziele sicherstellen:

Direkt am Standort des Kernkraftwerks soll des- halb ein Zwischenlager errichtet und betrieben – Sicherer Einschluss der Brennelemente, werden. Damit erfüllt die E.ON Kernkraft GmbH – Unterkritikalität die Forderung der Bundesregierung nach einer – Abschirmung und Beendigung der Wiederaufarbeitung im Ausland – Wärmeabfuhr. und sorgt stattdessen für die Zwischenlagerung vor Ort. Die Lagerung der Behälter erfolgt in einem Gebäude, welches zusätzliche Sicherheitsfunk- Im künftigen Zwischenlager am Kernkraftwerk tionen bzgl. Abschirmung und Einwirkungen von Brokdorf werden ausschließlich die hier anfallen- außen übernimmt. den bestrahlten Brennelemente so lange gela- gert, bis sie zur weiteren Entsorgung abtranspor- tiert werden können.Hierfür soll eine geeignete Anlage auf dem kraftwerkseigenen Gelände errichtet werden. Aufwändige Transporte auf öffentlichen Verkehrswegen zu einem externen Zwischenlager können künftig entfallen. Das Zwischenlager wird weitgehend unabhängig vom Kernkraftwerk Brokdorf betrieben.

5 Der Standort

6 Geografische Lage Bevölkerung Das Zwischenlager befindet sich auf dem Gelände Innerhalb eines Radius von 10 Kilometern rund des Kernkraftwerkes Brokdorf am rechten Ufer um das Zwischenlager des Kraftwerks Brokdorf der Unterelbe auf der Höhe des Stromkilometers leben etwa 35.300 Einwohner, dies entspricht 682,5 im Gebiet der Gemeinde Brokdorf (Wilster- einer mittleren Bevölkerungsdichte von rund 112 marsch), Kreis (Kreisstadt ) in Einwohnern/km2. Sie liegt damit unter dem Durch- Schleswig-Holstein. Die geografischen Koordinaten schnitt des Kreises Steinburg mit im Mittel 126 des Standorts liegen bei 9° 20‘ 40" östlicher Länge Einwohnern/km2 und noch deutlicher unter dem und 53° 51‘ 12" nördlicher Breite. Landesdurchschnitt Schleswig- mit - durchschnittlich 173 Einwohnern/km2. Die Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen verläuft an dieser Stelle in Die nächstgelegene Großstadt ist mit der Mitte der , die hier eine Breite von rund 1,64 Millionen Einwohnern. Sie liegt in ca. 55 Kilo- 2,5 Kilometer hat. meter Entfernung in südsüdöstlicher Richtung.

Die nächstgelegenen Wohnhäuser liegen in einer Boden- und Wassernutzung Entfernung von etwa 300 Metern. Dabei handelt Das Gelände in der näheren und weiteren Um- es sich um freistehende Häuser. Der nächst- gebung des künftigen Zwischenlagers wird auf gelegene Siedlungsschwerpunkt auf schleswig- beiden Seiten der Elbe vorwiegend landwirt- holsteinischer Seite ist mit der Gemeinde Brokdorf schaftlich genutzt. ca. 1,2 Kilometer entfernt. Itzehoe ist in nordöst- licher Richtung ca. 14 Kilometer vom Standort Die Wasserversorgung der Bevölkerung im Kreis entfernt. Steinburg erfolgt ausschließlich über die Aufbe- reitung von Grundwasser aus Brunnen. Der für das Zwischenlager vorgesehene Standort liegt im ebenen Gelände der Wilstermarsch. Das In der Umgebung finden sich zahlreiche Möglich- natürliche Gelände liegt 0,5 Meter über Normal- keiten zur Naherholung. Auf dem linken Elbufer null; das Standortgelände ist auf 1,5 Meter auf- schließen sich die Naturschutzgebiete Außendeich gespült. Der angrenzende Schutzdeich der Elbe Nordkehdingen sowie Brammersand/Allwördener erreicht eine Höhe von 8,4 Meter. Außendeich unmittelbar an.

Stromaufwärts mündet in ca. 4,5 Kilometer Ent- Gewerbliche und sonstige Nutzung fernung zum Standort bei Stromkilometer 678 die In einem Bereich von 10 Kilometern um den Stan- mit einem Sperrwerk versehene Stör in die Elbe. dort wird vorrangig Landwirtschaft betrieben. Stromabwärts beginnt in ca. 14 Kilometer Ent- Großgewerbe und Industrie sind dagegen schwer- fernung bei Stromkilometer 696 der Nord-Ostsee- punktmäßig in speziell ausgewiesenen Gewerbe- Kanal. und Industriegebieten in nördlicher Richtung in Brunsbüttel und in südlicher Richtung in Glück- Die nächstgelegenen Höhen des Geestrandes stadt angesiedelt. befinden sich rund 10 Kilometer entfernt bei nordöstlich des Standortes.

7 Verkehrswege Geologische und hydrologische Verhältnisse Nördlich vom Standort verläuft die Bundesstraße Der Standort Brokdorf liegt im Bereich des 431 von Brunsbüttel über Brokdorf, norddeutschen Tieflandes, einem Gebiet, das als nach Glückstadt. Südlich vom Standort liegt die ausgesprochen erdbebenarm zu bezeichnen ist. Kreisstraße 41, die direkt am Elbdeich von Brok- dorf nach Wewelsfleth führt. Von dieser Straße Das natürliche Gelände besteht aus einem gibt es am Standort eine direkte Verbindung zur holozänen Schichtenpaket aus Klei und Torf mit B 431, über die auch die Anbindung des Standort- eingelagerten Sandschichten. Unterhalb dieser geländes an das Bundesstraßennetz erfolgt. Im Schichten folgen pleistozäne Sande. Das gesamte Abstand von 4 Kilometern in nördlicher Richtung Gelände wurde mit Sand auf ca. 1,5 Meter über führt die Bundesstraße 5 von Itzehoe über Wilster Normalnull aufgespült. nach Brunsbüttel. Wie im gesamten Gebiet der Elbmarsch liegt Ein Gleisanschluß ist nicht vorhanden. Im Norden hier der Grundwasserspiegel dicht unterhalb der verläuft in 7 Kilometer Entfernung die Bahnstrecke Geländeoberfläche. Die Pegelhöhe wird maßgeb- Brunsbüttel über Wilster nach Itzehoe. 10 Kilo- lich vom Wasserstand der Elbe und vom Einsatz meter östlich des Standorts befindet sich die der Schöpfwerke beeinflusst. Bahnlinie Glückstadt – Itzehoe. In vorausgegangenen Untersuchungen hinsicht- Das Standortgelände erstreckt sich entlang der lich der chemischen und biologischen Beschaffen- Elbe zwischen den Stromkilometern 682 und 683. heit des Grundwassers wurde festgestellt, dass Die Entfernung des Zwischenlagers am Kernkraft- das in diesem Gebiet vorhandene Grundwasser werk Brokdorf zur Mitte des Fahrwassers beträgt nicht zur Trinkwassergewinnung herangezogen rund 1,2 Kilometer. Die Fahrrinne für die Groß- werden kann. schifffahrt auf der Elbe hat eine Sohlenbreite von ca. 400 Metern und besitzt hier eine Tiefe von etwa 13,5 Metern unter Kartennull. Durchschnitt- lich 60 seegehende Schiffen passieren den Standort täglich.

Der Standort liegt weder in einer Kontrollzone noch im Nahverkehrsbereich eines größeren zivilen oder militärischen Flughafens und somit nicht in einem Gebiet hoher Luftverkehrsdichte.

Der nächstgelegene internationale Zivilflughafen befindet sich in Hamburg. Nordöstlich bei Itzehoe in ca. 21 Kilometer Entfernung wird der Flughafen „Hungriger Wolf“ militärisch genutzt sowie nord- westlich ein Landeplatz bei St. Michaelisdonn, der 17 Kilometer weit entfernt liegt.

Die Trinkwassergewinnungsanlagen des Wasser- beschaffungsverbandes „Unteres Störgebiet“ in im Kreis Steinburg befinden sich ausschließlich im Bereich der Geest. Die nächst- gelegenen Wasserwerke befinden sich min- destens 10 Kilometer vom Standort Brokdorf entfernt. Es sind dies die Wasserwerke in Kuden (), Wacken, Kleve, , Glückstadt, Twiedtberge, Tonkühle, Nordoe und Horstmühle (Steinburg).

8 Meteorologische Verhältnisse Radiologische Vorbelastung Die Hauptwindrichtung verläuft wie in Nord- Die radiologische Vorbelastung, abgesehen von deutschland allgemein üblich aus West bis Süd- der natürlichen Strahlenexposition und den Fol- west bei mittleren Windgeschwindigkeiten von gen aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl, am etwa 5 m/s. Die Diffusionsklassen als Maß für die Standort des Zwischenlagers am Kernkraftwerk atmosphärische Turbulenz weisen entsprechend Brokdorf resultiert aus den für das Kernkraftwerk der Bestimmungsmethode tagsüber vermehrt Brokdorf genehmigten Ableitungen radioaktiver leicht instabile oder neutrale und nachts ver- Stoffe (gemäß § 45 Strahlenschutzverordnung) mehrt stabile Fälle auf, wobei aber die neutralen sowie aus den genehmigten Ableitungen anderer Fälle wegen der vergleichsweise hohen mittleren kerntechnischer Anlagen oder Einrichtungen, Windgeschwindigkeiten überwiegen. sofern diese am Standort anzusetzen sind.

Die Niederschlagsmengen für die Jahre 1996 bis Die Vorbelastung durch die für die Kernkraftwerke 1998 liegen mit etwa 512 mm/a, 722 mm/a und Brunsbüttel und Brokdorf genehmigten Ableitun- 994 mm/a im langjährigen Trend mit benach- gen mit der Luft beträgt für einen Erwachsenen barten Standorten. Tage mit Höchsttemperaturen 0,011 mSv/a und für ein Kleinkind 0,013 mSv/a. über 30 °C sind in der ganzen Zeit nur dreimal Für die Ableitungen mit Wasser gelten Werte von vorgekommen. 0,04 mSv/a für einen Erwachsenen und von 0,05 mSv/a für ein Kleinkind. Dabei wurden die genehmigten Ableitungen der anderen an der Elbe liegenden Kernkraftwerke mit berücksichtigt. Im Vergleich dazu beträgt die natürliche Strahlen- belastung in Deutschland im Durchschnitt 2,4 mSv/a.

9 Das Zwischenlager Die Gesamtanordnung

Der Standort des Zwischenlagers befindet sich – der Empfangs- und Lagerbereich innerhalb des abgeschlossenen Betriebsgeländes im Lagergebäude, des Kernkraftwerks Brokdorf. – der Betriebsbereich im Betriebsgebäude sowie im Lagergebäude, Das Gelände des Zwischenlagers am Kernkraft- – die Zufahrt mit der Toranlage, werk Brokdorf nimmt ca. 1,2 Hektar vom ca. – der Zaun des Zwischenlagers. 25 Hektar großen Gesamtgelände der E.ON Kern- kraft GmbH ein und ist von einem Zaun umgeben. Die Verwaltung, die Einrichtungen der Feuerwehr Der Zugang zum Zwischenlager erfolgt über den und der Ersten Hilfe sowie die Gewährleistung überwachten Außenbereich des Kernkraftwerkes. von Wartung und Instandhaltung werden als Zu den wesentlichen Einrichtungen des Zwischen- Dienstleistungen vom Betreiber des Kernkraft- lagers gehören: werks Brokdorf in Anspruch genommen. Der Betrieb des Zwischenlagers kann weitgehend autark vom Kernkraftwerk erfolgen.

7

1 Zwischenlager

6 1 2 Reaktorgebäude

7 3 Maschinenhaus

4 Verwaltungsgebäude

5 5 Parkplätze

7 6 Zaun des Zwischenlagers

7 Zaun an der Grenze des 3 Betriebsgeländes

4

7

2

10 Lagergebäude Die sichere Abfuhr der Nachzerfallswärme aus dem Im Lagergebäude des Zwischenlagers befinden Lager erfolgt im Wesentlichen durch Konvektion sich der Empfangs- und der Lagerbereich sowie der Umgebungsluft an der Behälteroberfläche. Teile des Betriebsbereiches. Die Einfahrt von Für die Zufuhr von kalter Zuluft befinden sich in Transportfahrzeugen und der Personenzugang einer Hallenlängswand Lufteintrittsöffnungen und erfolgen an der Nordwest-Seite. für die Abfuhr der erwärmten Abluft im gegen- überliegendem Lagerhallendach entsprechende Die äußeren Abmessungen des Lagergebäudes Luftaustrittsöffnungen. Die Öffnungen können stellen sich wie folgt dar: durch Jalousieklappen verschlossen werden.

– Länge ca. 93 Meter – Breite ca. 27 Meter – Höhe ca. 23 Meter

Die Außenwände werden mit einer Wandstärke An der den Lufteintrittsöffnungen gegenüber- von ca. 1,2 Meter in Stahlbeton ausgeführt. liegenden Längswand befindet sich ein Transport- Die ebenfalls aus Stahlbeton gefertigte Decke gang. Der Lagerbereich kann im Bedarfsfall durch ist ca. 1,3 Meter stark. Fluchttüren nach außen verlassen werden.

Der Empfangsbereich grenzt an der Nordwest- Betriebsbereich Seite an den Lagerbereich an. Beide Bereiche sind Der zweigeschossige Betriebsbereich gliedert durch eine Abschirmwand voneinander getrennt. sich in das Betriebsgebäude und die in das Lager- In dieser befinden sich ein Abschirmschott sowie gebäude integrierten Betriebsräume. eine Personentür. Über die Lager- und Empfangs- bereiche fährt ein Hallenkran, der die Lager- Im Eingangsbereich des Betriebsgebäudes behälter zu den Abstellpositionen transportiert. werden bei Bedarf Aufgaben zur administrativen Anlagensicherung und zur Zutrittskontrolle wahr- Empfangsbereich genommen. Die Arbeiten zur Annahme, Ein- und Auslagerung sowie zur notwendigen Wartung der Behälter Im Betriebsbereich sind die Versorgungseinrich- werden im Wartungsraum durchgeführt, der sich tungen für den Betrieb des Zwischenlagers am innerhalb des Empfangsbereiches befindet. Dieser Kernkraftwerk Brokdorf angeordnet. Dieser Empfangsbereich besitzt eine Grundfläche von Bereich umfasst unter anderem folgende Räume: ca. 400 m2. – Technikraum mit Lüftungsanlage Lagerbereich für den Betriebsbereich, Der Lagerbereich verfügt über eine Gesamtfläche – Schaltanlagenraum, von ca. 1.650 m2. Hiervon werden rund 950 m2 als – Leittechnikraum, effektive Lagerfläche genutzt. Hier erfolgt die – Wache, Anordnung der Lagerbehälter in zwanzig Reihen – Behälterüberwachungssystem, zu jeweils fünf Stellplätzen, so dass insgesamt 100 – Büro- und Aufenthaltsraum, Behälter in das Lager eingestellt werden können. – Umkleiden und Duschen.

11 Beladung eines Castorbehälters unter Wasser.

12 Die Behälter

Die sicherheitstechnischen Anforderungen an die Lagerbehälter sind sowohl unmittelbar durch die Schutzziele für die langfristige Aufbewahrung definiert als auch durch die Kriterien für die Zulassung als Versandstückmuster des Typs B(U) für spaltbare radioaktive Stoffe. Das radioaktive Inventar Die im Zwischenlager des Kernkraftwerks Im Zwischenlager werden bestrahlte Brenn- Brokdorf gelagerten Behälter weisen folgende elemente aus dem Betrieb des Kernkraftwerks Merkmale auf: Brokdorf zwischengelagert. Es können folgende radioaktive Inventare aufbewahrt werden: – Masse (ohne Stoßdämpfer) ≤ 140Mg – Kernbrennstoffe in Form von bestrahlten – Höhe ≤ 6.500 mm Brennelementen mit bzw. ohne Einbauten – Behälterdurchmesser ≤ 2.800 mm und in Form von defekten Brennstäben aus – Gesamtaktivität ≤ 8,0 • 105 TBq dem Betrieb des Kernkraftwerks Brokdorf in – gemittelte Ortsdosisleistung Lagerbehältern. an der Oberfläche ≤ 0,5 mSv/h – mittlere Wärmeleistung – Sonstige radioaktive Stoffe in unbeladenen pro Behälter ≤ 37,5 kW Behältern, die als Innenkontamination vor- liegen können. Die Behälter werden mit einem Deckelsystem technisch dicht verschlossen. Die Abdichtung – Sonstige radioaktive Stoffe, die bei der zwischen Deckel und Behälterkörper erfolgt ent- Aufbewahrung anfallen. weder mit Metalldichtungen oder mit Schweiß- nähten. Im bestimmungsgemäßen Betrieb wird Das gesamte Lagerinventar ist wie folgt gekenn- für jeden Behälter folgende Standard-Helium- zeichnet: Leckrate unterschritten:

– Gesamtmasse Schwermetall < 1.200 Mg – für beladene Behälter pro Barriere – Gesamtaktivität < 1,0 • 108 TBq 10-8 Pa m3/s – Wärmeleistung ≤ 4,0 MW – für leere Behälter mit Innenkontamination 10-4 Pa m3/s Die bestrahlten Brennelemente des Kernkraft- werks Brokdorf werden durch die folgenden Anhand von gemeinsamen Konstruktionsmerk- abdeckenden Auslegungsmerkmale beschrieben: malen können Behälter, die in das Zwischenlager eingelagert werden sollen, den nachfolgenden Behältertypengruppen zugeordnet werden: – Brennelement-Abbrand ≤ 70GWd/MgSM – Schwermetallmasse pro Brennelement – Behälter mit innen liegendem Neutronenmoderator ≤ 560kg (z. B. CASTOR V/19) – Anfangsanreicherung Uran-Brennelement – Behälter mit außen liegendem Neutronenmoderator ≤ 4,45 Gew.-% U-235 (z. B. TN 24) – Spaltstoffgehalt MOX-Brennelement – Behälter in Verbundbauweise ≤ 4,75 Gew.-% (z. B. NAC-GRM)

13 Castor im Querschnitt

Doppeldeckel

Grundkörper

Korb

Moderatorstab

Kühlrippen

Im Zwischenlager sollen zunächst Behälter des Typs CASTOR V/19 eingesetzt werden. Dieser Behältertyp wird daher im Folgenden näher beschrieben.

Castor V/19 Der Behälter vom Typ CASTOR V/19 kann mit maximal 19 Brennelementen beladen werden. Bei seiner Handhabung im Lager besitzt der beladene Behälter einschließlich Primärdeckel, Die Oberseite des Behälterkörpers ist stufenför- Sekundärdeckel und Schutzplatte eine Masse von mig ausgebildet, um die Aufnahme der Deckel zu rund 125 Mg. Das Material der Behälterkörper gewährleisten. Zur Verbesserung der Wärmeab- besteht aus duktilem, d. h. dehnbarem Gusseisen fuhr sind an der Behälteraußenwand Radialrippen mit Kugelgraphit GGG 40. Er wird als monolithi- von jeweils ca. 60 Millimeter Höhe eingearbeitet. scher Gusskörper in einem Stück als einseitig Am Kopf und Fuß des Behälterkörpers befinden geschlossener Zylinder gefertigt. Die Wandstärken sich jeweils zwei gegenüberliegende Tragzapfen, des Behälters betragen im zylindrischen Bereich an die das Hebezeug des Lagerhallenkrans ange- ca. 420 Millimeter und im Bodenbereich ca. schlagen werden kann. 400 Millimeter. Ein mehrschichtiger und dekontaminierbarer Farbanstrich schützt die Behälteraußenseite gegen Korrosion. Der Behälterinnenraum sowie die Dichtfläche für Primär- und Sekundärdeckel- dichtungen hingegen sind vernickelt.

14 CASTOR V/19-Behälter

Der Behälterkörper bildet zusammen mit den zwei übereinander liegenden, einzeln abgedich- teten und mit Schrauben fixierten Deckeln die dichte Umschließung des radioaktiven Inhalts im Zwischenlager. Die Dichtheit des Behälters wird durch langzeitbeständige Metalldichtungen sichergestellt und permanent durch Druckschalter überwacht.

Im Zwischenlager wird der Sekundärdeckel ein- schließlich seines Dichtsystems und des Druck- schalters gegen Umgebungseinflüsse geschützt. Hierfür sorgt eine zusätzliche Schutzplatte aus Stahl, die mit dem Behälterkörper verschraubt wird.

Ein im Behälterinnenraum eingesetzter Tragkorb aus boriertem Edelstahl nimmt die Brennelemente auf und fixiert diese.

15 Die Betriebsabläufe

Erfüllung der Technischen Annahmebedingungen Behälterannahme In den sogenannten „Technischen Annahmebe- Die Behälter werden auf dem Straßenweg dingungen“ werden die Anforderungen festgelegt, ausschließlich innerhalb des Betriebsgeländes die erfüllt sein müssen, damit ein Behälter im der E.ON Kernkraft GmbH transportiert und beim Zwischenlager am Kernkraftwerk Brokdorf einge- Zwischenlager angeliefert. Nach erfolgter Ein- lagert werden kann. gangskontrolle wird das Transportfahrzeug mit dem Behälter in den Empfangsbereich des Lager- Diese Anforderungen sind sicherheitstechnisch gebäudes gefahren und auf das Entladen vorberei- relevante Spezifikationswerte, die sowohl beim tet. Das Personal führt die vorgesehenen Prüfugen Inhalt der Behälter als auch bei den Behältern und Kontrollen durch, die in den behälterspezifi- selbst erfüllt sein müssen. Die Einhaltung der schen Prüfvorschriften festgelegt sind. Anforderungen ist bei der Beladung des Behälters im Kernkraftwerk Brokdorf und vor der Einlage- Behältereinlagerung rung jedes Behälters im Zwischenlager nachzu- Zum Abladen wird der Behälter vom Lagerhallen- weisen. kran an den hierfür vorgesehenen Tragzapfen aufgenommen, anschließend aufgerichtet und vom Transportfahrzeug gehoben. Danach wird der Behälter mit dem Kran zur Vorbereitung der Einlagerung in den Wartungsraum gebracht.

16 Bei Behältern mit einem verschraubten Doppel- deckel-Dichtsystem, wie es z. B. der CASTOR V/19 besitzt, wird ein Druckgeber in den äußeren Deckel eingesetzt, falls dies nicht schon bei der Beladung im Kernkraftwerk erfolgt ist. Nach einer Dichtheitsprüfung wird der Sperrraum zwischen den Barrieren mit Helium gefüllt und für den Anschluss an das Behälterüberwachungssystem vorbereitet.

Hiernach wird der Behälter vom Wartungsraum zur Einlagerung gefahren. Dies geschieht mit Hilfe des Lagerhallenkrans, der den Behälter durch das geöffnete Abschirmschott in den Lagerbereich fährt und auf der vorgesehenen Lagerposition ab- setzt, wo schließlich das Behälterüberwachungs- system angeschlossen wird.

Wartungsarbeiten Behälterabtransport Folgende Wartungsarbeiten können bei Bedarf Soll ein Behälter zur weiteren Entsorgung im Wartungsraum durchgeführt werden: abtransportiert werden, wird dieser zunächst vom Behälterüberwachungssystem getrennt und – Arbeiten am äußeren Deckel, zum Wartungsraum gefahren. Hier erfolgt die z. B. Dichtheitsprüfung und Auswechseln Vorbereitung zum Abtransport entsprechend den der Dichtungen, Festlegungen im Betriebshandbuch. Nach einer – Überprüfung und ggf. Austausch strahlenschutztechnischen Kontrolle wird der des Druckgebers, Behälter zum Abtransport auf das Transportfahr- – Montage eines Fügedeckels, zeug geladen. – Montage und Demontage der Schutzplatte, – Auswechseln von Tragzapfen, – Ausbesserung des Farbanstriches, – Prüfung auf Kontaminationsfreiheit am Behälter.

Sollte das Behälterüberwachungssystem bei den Behältern ein Nachlassen der Dichtwirkung einer Behälterbarriere anzeigen, wird im Wartungsraum umgehend die Ursache ermittelt und eine Instand- setzung der Behälter eingeleitet. Im Bedarfsfall kann ein zusätzlicher Deckel (Fügedeckel) zur Wiederherstellung eines Zweibarrierensystems aufgebracht werden. Andernfalls wird der Behäl- ter in einer geeigneten kerntechnischen Anlage in Stand gesetzt.

17 Die Sicherheit

18 Die Schutzziele

Das Konzept des Zwischenlagers sieht die Auf- Der Auslegung des Zwischenlagers liegen die bewahrung der bestrahlten Brennelemente in nachfolgenden Schutzziele zugrunde. technisch dichten Behältern vor, die den sicheren Einschluss und die Rückhaltung der radioaktiven Abschirmung Stoffe sowohl im sogenannten bestimmungsge- Die vom radioaktiven Inhalt der Behälter ausge- mäßen Betrieb als auch nach Störfällen gewähr- hende ionisierende Strahlung wird sowohl durch leisten. die Behälter als auch durch die Gebäudestruktur abgeschirmt. Die zu erwartende Strahlenexposi- Die Behälter sind zum Zeitpunkt der Einlagerung tion an der Grenze des abgeschlossenen Betriebs- als Typ-B(U)-Versandstücke für den Transport auf geländes liegt weit unter den zulässigen Grenz- öffentlichen Verkehrswegen zugelassen. Sie werten. erfüllen damit strenge Prüfbedingungen, die für die Erlangung dieser Zulassung notwendig sind. Sicherer Einschluss Aufgrund ihrer Konstruktion übernehmen die Radioaktive Stoffe werden aus dem Zwischen- Behälter alle sicherheitsrelevanten Funktionen für lager nicht freigesetzt, da das Lagergut in den den Einschluss und die Rückhaltung der eingela- Behältern selbst nach Schadensereignissen gerten radioaktiven Stoffe. technisch dicht eingeschlossen ist.

Unterkritikalität Die Unterkritikalität der eingelagerten bestrahlten Brennelemente ist sowohl im bestimmungsgemä- ßen Betrieb des Zwischenlagers als auch bei Stör- fällen sicher gewährleistet. Die Unterkritikalität der eingelagerten bestrahlten Brennelemente wird durch die Auslegung der Behälter sicherge- stellt.

Wärmeabfuhr Die Abfuhr der Nachzerfallswärme ist jederzeit garantiert. Sowohl im Behälterinneren als auch an der Behälteroberfläche sowie an den Wänden und der Sohlplatte des Lagergebäudes treten dabei keine unzulässig hohen Temperaturen auf.

Die Aufbewahrung der Brennelemente im Zwischenlager des Kernkraftwerks Brokdorf weist ein hohes Maß an inhärenter Sicherheit auf, d. h. eine dem System innewohnende Sicherheit. Handhabungen während der Lagerzeit sind auf ein Minimum reduziert. Die Einhaltung der Aus- legungskriterien und der Anforderungen an die Behälter werden durch ein umfassendes Quali- tätssicherungsprogramm gewährleistet. Dieses Qualitätssicherungsprogramm schließt Planung, Errichtung und Betrieb der sicherheitstechnisch wichtigen Systeme sowie der Komponenten der Anlagentechnik ein.

19 Der Strahlenschutz

Betrieblicher Strahlenschutz Zum Schutz der Mitarbeiter vor ionisierender Zum außerbetrieblichen Überwachungsbereich Strahlung werden bauliche, technische sowie gehört der Bereich zwischen dem gesonderten administrative Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Zaun des Zwischenlagers und der Grenze des Das gesamte Lagergebäude des Zwischenlagers Betriebsgeländes des Kernkraftwerks Brokdorf. ist durch eine entsprechende Auslegung der Wände, Decken, Tore und Türen so abgeschirmt, Alle Tätigkeiten im Kontrollbereich des Zwischen- dass beim bestimmungsgemäßen Betrieb eine lagers unterliegen der Strahlenschutzüberwa- Strahlenexposition, die durch Strahlung aus dem chung. Die Dosis der im Kontrollbereich tätigen Lagerbereich entsteht, die zulässigen Grenzwerte Personen wird überwacht. der Strahlenschutzverordnung weit unterschreitet. Die radiologische Situation im Kontrollbereich des Im Zusammenhang mit dem Zwischenlager sind Zwischenlagers am Kernkraftwerk Brokdorf wird folgende drei Strahlenschutzbereiche gemäß den regelmäßig durch ein Messprogramm überprüft. Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung Alle beim Zwischenlager ankommenden und vorgesehen: abgehenden Transporte radioaktiver Stoffe durch- laufen eine strahlenschutztechnische Überwachung. – Kontrollbereich, Hierbei wird die Einhaltung der Technischen – betrieblicher Überwachungsbereich, Annahmebedingungen überprüft, insbesondere – außerbetrieblicher Überwachungsbereich. hinsichtlich Kontamination und Dosisleistung.

Zum Kontrollbereich gehören der Lager- und der Empfangsbereich sowie der Kontrollbereichs- zugang im Lagergebäude.

Der betriebliche Überwachungsbereich umfasst den Betriebsbereich im Lagergebäude und alle Räume des Betriebsgebäudes sowie das umzäun- te Gelände des Zwischenlagers.

20 Dichtheitsprüfung am Castorbehälter V/19

Strahlenexposition in der Umgebung Die Strahlenexposition in der Umgebung setzt sich aus verschiedenen Anteilen zusammen:

– Direktstrahlung durch die Wände, – Streustrahlung durch die Lufteintritts- und Luftaustrittsöffnungen des Lagers und – Skyshine aufgrund einer direkten Strahlung durch die Decke des Lagers und deren Streu- ung an der darüberliegenden Luftschicht.

Durch die bauliche Auslegung des Lagergebäudes und die Abschirmung der Behälter ergibt sich bei voll belegtem Lager eine Ortsdosisleistung von weniger als 0,03 mSv/a, die an der ungünstigsten Stelle an der Grenze des Betriebsgeländes auftre- ten kann. Damit liegt die Strahlenexposition auch bei Berücksichtigung der genannten Vorbelastun- gen am Standort weit unter dem gegenwärtigen Grenzwert von 1,5 mSv/a nach § 44 der Strahlen- schutzverordnung. Auch der Grenzwert von 1 mSv/a gemäß EURATOM-Richtlinie wird weit unterschritten. Aufgrund der Entfernung zu den nächsten bewohnten Orten sowie der realen Aufenthaltszeit von Personen an der Grenze des Betriebsgeländes, ist die tatsächliche Körperdosis einer Person in der Umgebung des Zwischen- lagers sehr viel kleiner als 0,03 mSv/a.

Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche natürliche Strahlenexposition in Deutschland 2,4 mSv/a. Expositionen durch Freisetzungen tre- ten aufgrund des technisch dichten Einschlusses des radioaktiven Inventars in den Behältern nicht auf. 21 Die Störfallanalyse Aufgrund der sicherheitstechnischen Anforderun- gen an die Typ B(U)-Behälter haben mögliche Ein- wirkungen von innen, die zu mechanischen oder thermischen Belastungen führen, keine sicher- heitstechnische Bedeutung für die Behälter oder das Zwischenlager.

Die Sicherheit des Zwischenlagers wird durch die Handhabungsfehler werden weitgehend vermie- Einhaltung der entsprechenden sicherheitstech- den, da die Aufbewahrung der Behälter im Lager- nischen Auslegungsmerkmale des Zwischenlagers bereich keine direkten Eingriffe, sondern nur selbst sowie der hierin eingelagerten Behälter Kontrolltätigkeiten erfordert. Die Fachkunde des gewährleistet. Damit ist für eine Einhaltung der Personals wird durch ständige Weiterbildung und Schutzziele bei Betriebsstörungen, Störfällen und Schulung gewährleistet. Die sicherheitstechnisch Restrisikoereignissen in höchstem Maße gesorgt. wichtigen Systeme und leittechnischen Einrich- Die radiologischen Auswirkungen sind durch die tungen sind im Bedarfsfall über eine Ersatzstrom- getroffene Schadensvorsorge bei den zugrunde versorgung gesichert und stehen somit ohne zu legenden Einwirkungen von innen und außen Unterbrechung zur Verfügung. Ein Ausfall der weit unter das zulässige Maß begrenzt. Stromversorgung hat daher keine sicherheitstech- nische Bedeutung. Zum Zwecke der Schadensvorsorge wurden folgende potentielle Schadensereignisse unter- Gegen Ereignisse, die durch Einwirkungen von sucht: außen bzw. Einwirkungen im Restrisikobereich entstehen könnten, werden bauliche und anlagen- technische Maßnahmen getroffen. Auch die Aus- Einwirkungen von innen legungsstörfälle im Kernkraftwerk Brokdorf sind – Mechanische Einwirkungen, in diesem Zusammenhang betrachtet worden. Sie – Brand, haben keine Auswirkungen auf das Zwischenlager. – Handhabungsfehler, Ferner werden Schutzmaßnahmen gegen Ein- – Ausfall der Stromversorgung, wirkungen Dritter, z. B. durch Sabotage, getroffen. – Ausfall der leittechnischen Einrichtungen.

Einwirkungen von außen – Erdbeben, – Wind- und Schneelasten, – Blitzschlag, – Hochwasser, – Brand.

Ereignisse im Restrisikobereich – Flugzeugabsturz, – Druckwellen aus chemischen Reaktionen, – Einwirkungen gefährlicher Stoffe.

Die Ereignisse im Restrisikobereich unterscheiden sich von den anderen untersuchten potentiellen Schadensereignissen vor allem dadurch, dass sie wesentlich seltener eintreten.

Fallversuch aus neun Meter Höhe auf ein unnachgiebiges Fundament.

22 Wassertauchprüfung: Das Typ B(U)-Versandstück wird mindestens 8 Stunden lang in Wasser eingetaucht. Dies geschieht bei einem Druck, der einer Wassertiefe von mindestens 15 Meter entspricht. Zusätzlich wird die Prüfung für eine Stunde in 200 Meter Wassertiefe durchgeführt.

Die im Zwischenlager am Kernkraftwerk Brokdorf Erhitzungsprüfung: eingelagerten Behälter werden sowohl für die Das Typ B(U)-Versandstück wird einem Feuer mit Aufbewahrung als auch für den Transport der einer mittleren Flammentemperatur von 800 °C Brennelemente verwendet. Für diese Behälter für die Dauer von 30 Minuten ausgesetzt. muss somit die verkehrsrechtliche Zulassung als Typ B(U)-Versandstückmuster für den Transport Kritikalitätssicherheit: auf öffentlichen Verkehrswegen vorliegen. Hierfür Für das Typ B(U)-Versandstück wird eine Kritikali- wurde nachgewiesen, dass die Typ B(U)-Versand- tätssicherheit während und nach diesen Prüfun- stücke u. a. den kumulierten Belastungen aus gen unter abdeckenden Annahmen nachgewiesen. folgenden Prüfungen standhalten: Zu diesen Annahmen gehören eine vollkommene Neutronenreflexion, ein vollständig gefluteter Fallversuch I: Behälter sowie beliebig angeordnete Behälter. Das Typ B(U)-Versandstück fällt aus 9 Meter Höhe auf ein starres und unnachgiebiges Fundament. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die radiologischen Auswirkungen bei einer Fallversuch II: Lagerung im Zwischenlager am Kernkraftwerk Das Typ B(U)-Versandstück fällt aus 1 Meter Höhe Brokdorf äußerst gering sind – auch bei Ereignis- auf die Stirnseite eines Stahldorns von 15 cm sen mit sehr niedriger Eintrittshäufigkeit. Die Durchmesser und einer Länge von mindestens resultierenden Körperdosen liegen auch in der- 20 cm. artigen Fällen weit unterhalb der im § 28 (3) der Strahlenschutzverordnung genannten Werte.

Feuertest bei einer Flammentemperatur von 800°C

23 Die Umweltauswirkungen

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für das Menschen, Tiere und Pflanzen Zwischenlager am Kernkraftwerk Brokdorf wird Die Errichtung und der Betrieb des Zwischen- eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. lagers haben keine relevanten Auswirkungen auf Die Umweltverträglichkeitsprüfung umfasst die Menschen, Tiere und Pflanzen in der Umgebung. Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens während der Eine Freisetzung radioaktiver Stoffe aus den Errichtung, dem Betrieb und der Stilllegung auf Behältern findet nicht statt, da die Behälter tech- nisch dicht sind. Damit besteht keinerlei Möglich- keit einer internen Strahlenexposition infolge der – Menschen, Tiere und Pflanzen, Aufnahme radioaktiver Stoffe durch Einatmen – Boden, oder im Zusammenhang mit der Nahrungsauf- – Wasser, nahme. Die externe Strahlenexposition ist vernach- – Luft, lässigbar gering. Die von den Brennelementen – Klima, ausgehende ionisierende Strahlung wird bereits – Landschaft, durch die Umwandung der Behälter sehr stark – Kultur- und sonstige Sachgüter. abgeschwächt und durch die Gebäudestruktur des Lagergebäudes nochmals verringert. Sie erreicht am ungünstigsten Punkt an der Grenze des einschließlich ihrer Wechselwirkungen. Damit soll Betriebsgeländes einen Wert von weniger als eine wirksame Umweltvorsorge getroffen werden, 0,03 mSv/a. Damit liegt die externe Strahlenexpo- wie es nach § 1 und § 2 des Gesetzes über die sition außerhalb des Betriebsgeländes um mehr Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) vorge- als das 50-fache unterhalb des Grenzwertes von schrieben ist. Hierfür hat der Träger des 1,5 mSv/a nach § 44 der Strahlenschutzverordnung Vorhabens nach § 6 UVPG Unterlagen über die und auch unter dem Grenzwert von 1 mSv/a Umweltauswirkungen des Vorhabens zu erarbei- gemäß EURATOM-Richtlinie. ten. Für das Zwischenlager am Standort des Kern- kraftwerks Brokdorf ist eine Umweltverträglich- Innerhalb des Zaunes des Zwischenlagers beträgt keitsuntersuchung durchgeführt worden, die im die maximale Dosis bei dauerndem Aufenthalt Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit zusam- ca. 0,25 mSv/a. Unmittelbar vor den Lüftungs- men mit dem Antrag, dem Sicherheitsbericht öffnungen in 8 bzw. 20 Metern Höhe wurde eine sowie dieser Kurzbeschreibung ausgelegt und Dosisleistung von 2 µSv/h berechnet. Zum Ver- erörtert wird. gleich beträgt die Dosis infolge der kosmischen und terrestrischen Strahlung am Standort ca. Die im Umweltverträglichkeitsbericht beschrie- 0,7 mSv/a. benen Auswirkungen des Zwischenlagers auf die Umwelt können wie folgt zusammengefasst Auch bei Störfallereignissen bleibt die Dichtheit werden: der Behälter und die Abschirmfunktion von Behältern und Lagerhalle erhalten.

Die sonstigen Auswirkungen des Lagerbetriebs durch Geräusche, Licht und abgeführte Wärme sind für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht erheblich.

24 Boden, Wasser, Luft und Klima Wechselwirkungen Das Zwischenlager wird auf dem Betriebsgelände Wechselwirkungen der oben betrachteten Fakto- des Kernkraftwerks Brokdorf errichtet; es erfolgt ren sind nicht zu erkennen. daher kein zusätzlicher Flächenverbrauch. Der Bauplatz für das Zwischenlager befindet sich auf Abfälle und Reststoffe einem Gelände, das nach Abschluß der Bauarbei- Beim Betrieb des Zwischenlagers fallen nur ten am Kernkraftwerk als ökologisch hochwertige geringe Mengen an radioaktiven Abfällen und Landschaft mit Wiesen, Bäumen und Feucht- Reststoffen an. Diese werden im Zwischenlager biotopen gestaltet worden ist. Für die teilweise aufbewahrt und durch entsprechende Einrich- Inanspruchnahme dieser Flächen werden in tungen entsorgt. Absprache mit der Baubehörde entsprechende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchgeführt. Verfahrensalternativen Technische Varianten einer Lagerung abgebrann- Ein Eingriff in das Grundwasser erfolgt nicht. ter Brennelemente am Standort wurden unter- sucht. Naßlager und Trockenlager unterscheiden Die Wärmeleistung, die durch Naturkonvektion sich hinsichtlich der zu betrachtenden Auswirkun- aus dem Behälterlager in die Umgebung abge- gen auf die Umwelt nicht voneinander. Insgesamt führt wird, beträgt max. 4 Megawatt. Sie hat kei- bietet die Trockenlagerung bei inhärenter sicherer nerlei Einfluss auf die Umgebung. Dies wird Wärmeabfuhr durch Naturkonvektion geringfügige besonders deutlich im Vergleich mit dem Kern- sicherheitstechnische Vorteile. kraftwerk, das im Leistungsbetrieb Wärme in einer Größenordnung von ca. 2000 Megawatt in Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Elbe abgibt. ein signifikanter Einfluss des Zwischenlagers auf die unmittelbare Umgebung in keiner Hinsicht zu Landschaft, Kultur- und sonstige Sachgüter erwarten ist. Das Lagergebäude fügt sich unauffällig in die um- gebenden Gebäudestrukturen ein; das bestehende Industrielandschaftsbild wird daher kaum verän- dert. Es erfolgt keinerlei Eingriff in Naturschutz- gebiete. Auswirkungen auf Kultur- und sonstige Sachgüter können ausgeschlossen werden.

25 Die Stilllegung

Vor der Stilllegung des Zwischenlagers am Kern- kraftwerk Brokdorf werden alle Behälter sowie die während des Betriebes angefallenen radio- aktiven Stoffe abtransportiert. Hierdurch wird gewährleistet, dass sich keine Kernbrennstoffe oder sonstigen radioaktiven Stoffe mehr im Zwischenlager befinden.

Die aus der Aktivierung durch die Neutronen stammende Radioaktivität liegt weit unterhalb der natürlichen Radioaktivität des Betons.

Durch die Einstufung einiger Anlagenbereiche als Kontrollbereich, ist eine Freigabe nach Strahlen- schutzverordnung für eine etwaige konventionelle Nutzung bzw. für den Abriss erforderlich. Die Kon- taminationsfreiheit der Gesamtanlage wird durch Freigabemessungen nachgewiesen.

Nach der Durchführung der erforderlichen Frei- gabemaßnahmen kann das Zwischenlager aus der atomrechtlichen Aufsicht entlassen und anschließend entweder konventionell genutzt oder abgerissen werden.

26 Glossar

Übersicht Maßeinheiten kW: Kilowatt kWh: Kilowattstunden MW: Megawatt Stromkilometer: Bezeichnung für die Längenkilometer einer Wasserstraße mSv: Millisievert, Maßeinheit für die Dosis ionisierender Strahlung mSv/a: Millisievert pro Jahr µSv/h: Mikrosievert pro Stunde Mg: Maßeinheit für die Masse (1 Mg =ˆ 1t) TBq: Maßeinheit für die Radioaktivität (1 TBq =ˆ1012 Zerfälle je s) GWd/MgSM: Maßeinheit für den Abbrand von Kernbrennstoff Gew.-%: Gewichtsprozent Pa m3/s: Maßeinheit für die Standardleckrate

Stichwortverzeichnis

AtG: Atomgesetz vom 23. Dezember 1959, zuletzt geändert Kritikalitätssicherheit: Sicherheit gegen unzulässiges am 3. Mai 2000 Entstehen kritischer oder überkritischer Anordnungen. Dosisleistung: ist der Quotient aus Dosis und Zeit; wird im Nachzerfallswärme: Durch den Zerfall radioaktiver Spaltpro- Strahlenschutz häufig in Mikrosievert je Stunde( µSv/h) dukte in einem Brennelement nach Abschalten des Reaktors angegeben. weiterhin entstehende Wärme. Helium: Edelgas; farb- und geruchloses einatomiges Gas, Neutron: Ungeladenes Elementarteilchen. Ein freies Neutron das keine chemischen Verbindungen eingeht. ist instabil und zerfällt in einer Halbwertszeit von 11,5 Minu- Ionisieren: Heraustrennung eines oder mehrerer Elektronen ten. aus einem Atom oder Molekül. Radioaktivität: Eigenschaft bestimmter Stoffe, sich ohne Kernbrennstoffe: Nach der Definition des Atomgesetzes äußere Einwirkung umzuwandeln und dabei eine charakte- sind Kernbrennstoffe besondere spaltbare Stoffe in Form ristische Strahlung auszusenden. Kommen diese Stoffe, die von Plutonium-239 und Plutonium-241, - Uran-233, - mit den Radionuklide, in der Natur vor, so spricht man von natürlicher Isotopen 235 oder 233 angereichertes Uran; jeder Stoff, der Radioaktivität; sind sie ein Produkt von Kernumwandlungen einen oder mehrere der vorerwähnten Stoffe enthält, - Uran in Kernkraftwerken, so handelt es sich um künstliche Radio- und uranhaltige Stoffe der natürlichen lsotopenmischung, aktivität. die so rein sind, dass durch sie in einer geeigneten Anlage Schluff, sandiger: Sedimentäres Lockergestein mit einer (Reaktor) eine sich selbst tragende Kettenreaktion aufrecht- Korngröße von 0,063 bis 0,002 mm Durchmesser. erhalten werden kann. Skyshine: Durch die Streuung in der Luft entstehende Strah- Kontamination: Unerwünschte Verunreinigung von Arbeits- lung einer primären Gammastrahlenquelle oder Neutronen- flächen, Geräten, Räumen, Wasser, Luft u. a. durch radio- quelle. aktive Stoffe. Sohlplatte: Fundamentplatte Konvektion: Bewegung kleinster Flüssigkeits- oder Luftteil- Strahlung (radioaktive): Es wird unterschieden zwischen chen auf Grund von Dichteunterschieden. Gammastrahlung und Teilchen-, wie z.B. Alpha-, Beta- oder Korrosion: Zerstörende Veränderungen an der Oberfläche Neutronenstrahlung. fester Körper durch chemische oder physikalisch-chemische Strahlenschutz: Strahlenschutz befaßt sich mit dem Schutz Vorgänge, z. B. durch Oxidation, Wasser- und Kohlensäure- von Einzelpersonen, deren Nachkommen und der Bevölke- einwirkung, Salzbildung oder elektrochemische Vorgänge. rung in ihrer Gesamtheit vor den Wirkungen ionisierender Kritikalität: Anordnung spaltbarer Stoffe, in dem eine sich oder sonstiger Strahlung. selbst erhaltende Kettenreaktion abläuft. (Gegenteil ist StrlSchV: Strahlenschutzverordung vom 13. Oktober 1976, Unterkritikalität) zuletzt geändert am 18. August 1997

27 E.ON Kernkraft GmbH Postfach 4849 30048 Hannover Tresckowstraße 5 30457 Hannover Telefon 05 11. 4 39 03 Telefax 05 11. 4 39 23 75