Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V

Statt Hochtour Kaisertour

Ende Juni 2013 fuhr ich mit Manfred und Ute Thieme (DAV-Halle) und Katrin aus Wettin zu der lang und akribisch von Manfred geplanten Hochtour in die Großglocknergruppe. Wir wollten so schöne Berge wie den Johannisberg besteigen.

Trotz ungünstiger Wetterprognose ging es also am Montag, dem 24.06.2013 los zum Enzinger Boden. Dort angekommen, verluden wir unsere gut gefüllten Rucksäcke in die Seilbahn zum „Berghotel Rudolfshütte“, 2.315m hoch gelegen. Wir machten uns ohne Gepäck, jedoch zum Glück mit GPS-Kartengerät „bewaffnet“, zu Fuß auf den Weg. Dummerweise hatte ich meine Gamaschen im Rucksack gelassen, was sich noch als sehr unangenehm herausstellen sollte. Der leichte Regen ging beim Aufstieg ab ca. 1800 m Höhe allmählich in Schnee über, was uns aber nicht weiter störte. Auch dass ab 2000m immer mehr Schnee lag und damit auch alle Wegmarkierungen weg waren, empfanden wir nicht weiter schlimm. Doch als dann noch der Nebel und die Wolken immer dichter wurden, waren wir sehr dankbar für unser GPS-Gerät, was uns mit einer Genauigkeit von immerhin 10m Richtung Hütte leitete. Allerdings erkennt man ab einer Schneehöhe von reichlich ½m keinen Weg mehr. Also stapfte ich voraus und Manfred wies mir die Abbildung 1: Die Gruppe am Petersköpfl auf 1.745 m Richtung. Wir kamen darum natürlich nur sehr langsam voran. Der sich in meine Bergschuhe von oben genüsslich einnistende eiskalte Schnee erinnerte mich dabei mit Nachdruck und Eiseskälte schmerzlich an die im Rucksack liegenden Gamaschen. Als meine Waden begannen, langsam abzusterben, erreichten wir nach 3 h Quälerei die äußerst komfortable Hütte. Da es dort „nur“ Halbpension, jedoch in äußerst opulenter, reichlicher und abwechslungsreicher Form gab, entschädigte uns das Abendmahl für die Mühen. Den Abend ließen wir bei Bier und dem Bewundern des draußen tobenden Schneesturms ausklingen…

Am Dienstag schneite es weiter und wir entschieden uns erst einmal für eine „sommerliche Schneeschuhwanderung“ rund um die Hütte im Bereich des Alpinskigebietes. Anschließend wurde mit den umliegenden Hüttenwirten telefoniert, die uns dringend von unserem geplanten Hochtouren abrieten. Demzufolge bemühten wir nach dem ausgiebigen, nachmittäglichen Saunabesuch das im Berghotel gratis vorhandene Internet um eine Ausweichroute. Recht schnell wurden wir auch auf der Seite des DAV fündig und entschieden uns, am nächsten Tag ins Kaisergebirge umzusetzen. Zum Abendessen gab es für alle Fondue mit 3 Sorten Fleisch bis zum Abwinken, wahrscheinlich auch darum, um das ohnehin schon gut geheizte Hotel durch die auf jedem Tisch vor sich hin kochenden Fonduekessel weiter zu überhitzen, um so den Bierkonsum anzukurbeln. Das Abendprogramm war wieder dasselbe: drinnen Bier - draußen Schneetreiben…

Den Abstiegsversuch per Pedes am Mittwoch brachen wir nach 10 Minuten im Schneetreiben wegen allgemeiner Wege- und Sichtlosigkeit ab und fuhren mit der Seilbahn ins Tal. In kamen wir zu Mittag an. Nach dem Mittagessen brachen wir gegen 14:00 Uhr auf gemütlichem Weg mit leichtem Gepäck bei angenehmen Temperaturen in Richtung Vorderkaiserfeldenhütte (1388m) auf. Die knapp 1000 Hm hatten wir nach 3 h geschafft und fanden in der gut geführten Hütte eine ordentliche Unterkunft.

Am Donnerstag starteten wir gegen 09:00 Uhr gut gestärkt zum (1577m). Natürlich wählten wir die anspruchsvolle Variante über die Naunspitze (1633m), Petersköpfle (1745m) zum höchsten Berg des Zahmen Kaisers, der Pyramidenspitze (1997m). Zunächst ging es steil bergauf zu den beiden erstgenannten Bergen. Von diesen hat eine tolle Sicht auf das Inntal. Dann geht es lange durch lichte Latschen und über ein paar Gipfel, immer mit Sicht zum Wilden Kaiser, zum höchsten Berg des Zahmen Kaisers. Dort gab es auch ein paar Schneefelder. Anschließend ging es ziemlich steil bergab zum Höhenweg zum Stripsenjochhaus, welcher sich auf ca. 1500 m Höhe in interessantem Gelände ständig bergauf und bergab hinzieht. Insgesamt brauchten wir mit Pausen wirklich die angegebenen 8 h, was ja auch bei 1090 Hm bergauf und Abbildung 2: Blick in das 900 Hm bergab nicht weiter verwundert. Kaum angekommen, wurde es regnerisch, was aber nur dadurch auffiel, weil wir unser Quartier im Nebenhaus bekommen hatten. Ansonsten war die Hütte gemütlich und ziemlich leer.

Die 3. Etappe der Kaisertour führte uns am Freitag zum privaten Weinbergerhaus (1272m), hoch über Kufstein gelegen. Doch zunächst stiegen wir bei anfänglichem Regen erst einmal 660 Hm zum Hinterbärenbad (829m) ab. Dort gab es eine kleine Stärkung.

Das große Denkmal mit den Namenstafeln der vielen tödlich verunglückten Bergsteiger beim Anton-Karg-Haus erinnerte uns nachdrücklich an die Gefahren Abbildung 3: Aufstieg zum Gamskogel unseres Sportes. Abb. 4: Sonnenuntergang am Weinbergerhaus

Der anschließende steile, teils ausgesetzte Aufstieg im Sonnenschein bewies uns, dass man auch in niedrigen Höhen ordentlich schwitzen kann und wir merkten, dass ja Sommer ist. Bei der längeren Rast am Gamskogel (1449m), bewunderten wir die schroffen, schneebedeckten Nordwände des Wilden Kaisers und den gesamten zurückgelegten Rundweg. Allerdings wurde es im Westen mächtig dunkel, was uns dazu veranlasste, schneller auszuschreiten.

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Unser Tagesziel erreichten wir nach 6h mit dem aufziehenden Gewitter, ohne jedoch vollkommen geduscht zu werden, zur Kaffezeit. Nach dem Duschen ließen wir den Tag gemütlich auf der Sonnenterasse als einzige Gäste ausklingen, wobei wir der untergehenden Sonne gebannt zuschauen konnten. Die Verpflegung war wie immer gut, doch da Manfred nach dem reichlichen Biergenuss so laut schnarchte, als ob er den gesamten Kaiser abholzen wollte, wechselte ich irgendwann das Zimmer und fand dann auch noch geruhsamen Schlaf.

Am Samstag stiegen wir bei gutem Wetter die 800 Hm nach Kufstein ab und erreichten das Auto nach gut 2 h. Unsere heißen Füße kühlten wir in der nahen Kneippanlage ab und kamen danach erfrischt nach 6h Fahrt gut zu Hause an. Insgesamt war es trotz des anfänglich ungünstigen Wetters noch eine schöne und relativ leichte Bergtour.

Gisbert Bandrock, Juli 2013

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