SPEZIAL NACHRICHTEN Donnerstag, 29. März 2012 8/9

Die ON zeigen auf, wo die Stromnetzbetreiber mit ihren Hochspannungsmasten auf Widerstand stossen, weil Behörden oder Bürger eine Verlegung in den Boden anstreben – die einen stecken seit Jahrzehnten in hartnäckigen Verhandlungen, während sich andere zurückhalten Welche Gemeinden nehmen wie stark Einfluss auf Starkstromleitungen? Tuggen kämpft mit Rechtsanwalt Uznach – die Vorreiterin Die Gemeinde Tuggen und die Ge- höhen und verbreitern.» Bereits 1991 der Leitungen an die Autobahn A3», so Das Bundesverwaltungsgericht hiess Kaum jemand weiss, was die Gemein- haben und sich dabei Verletzungen zu- Hochspannungsleitungen und dem nosssame Tuggen haben gemeinsam sei das Vorverfahren mit Variantenprü- Pfister. Im letzten September kam das die Beschwerde jedoch dahingehend de Uznach nach jahrelangen Bemü- ziehen, die meist zum Tod führen.» Axpo-Unterwerk betroffen. «Von den sogar einen Rechtsvertreter einge- fung angelaufen. 1997 erfolgte die öf- Bundesverwaltungsgericht nunmehr gut, dass das Bundesamt näher abklä- hungen erreicht hat. Laut Gemeinde- Gemeindepräsident Camenisch ist vereinbarten Massnahmen profitieren schaltet. Der Pfäffiker Anwalt Chris- fentliche Auflage, worauf der Gemein- zum Schluss, dass eine solche Verle- ren muss, ob eine Bodenverlegung präsident Erwin Camenisch hat die stolz auf das gute Verhandlungs- die in unmittelbarer Nähe wohnenden toph Pfister ist mit allen Verfahren derat Tuggen und der Genossenrat gung nicht verlangt werden kann. «Sie möglich ist. Es wies deshalb die Ange- Axpo zugesichert, dass die vom Unter- ergebnis des Gemeinderats. Uznach Menschen sowie die Gemeinde betraut: «Die NOK will in Tuggen schon Tuggen Einsprache erhoben. «Wir ver- ist unverhältnismässig», fasst Pfister legenheit ans Bundesamt für Energie werk Grynau quer durchs Gemeinde- sei schliesslich sehr stark von den Uznach mit ihrem Landschaftsbild.» Wird verkabelt: SBB-Stark- lange die Hochspannungsmasten er- langten in erster Linie eine Verlegung die Begründung kurz zusammen. zurück. Gemäss Pfister hat das zustän- gebiet und (via Täli) Richtung Ernet- stromleitung, die bei Wurms- dige Amt den Fall aber noch nicht wie- schwil führende Hochspannungs - bach Wiese und Strasse quert. der aufgenommen. Der Rechtsanwalt leitung vom Unterwerk bis zum Täli in wartet zu: «Uns pressierts nicht.» den Boden verlegt wird. Letztes Jahr Pfister macht bei seinen Ausführun- ersetzte die Axpo in ihrem Unterwerk -: gen auf einen interessanten und we- südlich vom Bahnhof zudem die Hoch- sentlichen Aspekt aufmerksam: «Frü- spannungs-Trafos. «Diese verursach- SBB lenkten ein her kamen die Netzwerkbetreiber mit ten bei feuchter Witterung jeweils ein ihren Argumenten beim Bundesge- lautes Brummen, was vor allem in der Laut Stadtrat und Bauamt-Vorsteher richt immer durch.» Das Bundesgericht Nacht für die Anwohner im Bereich Walter Domeisen hat sich Rappers- hat aber im April 2011 seine Praxis zur des Bahnhofs und des Remigihofs stö- wil vor gut 15 Jahren erfolgreich ge- Verkabelung (d.h. zur Bodenverlegung) rend war und über Jahrzehnte zu gen Starkstrommasten im Stadtzen- von Hochspannungsleitungen geän- Reklamationen führte», so Camenisch. trum gewehrt, als eine Leitung vom dert. Es führte aus, dass die neuen Er- Deren Auswechslung wie die Boden- Sihlsee via Richtung Zür- kenntnisse im Bereich der Verkabe- verlegung der Leitung «Ernetschwiler cher Oberland realisiert wurde. lungskosten und des Stromsparpoten- Bach» sind Resultate von zähen Ein- «Wenn andernorts Vertragserneue- zials durch Verkabelung berücksichtigt spracheverhandlungen. «Wir knüpften rungen anstehen, ist eine mögliche Mitten durch die Landschaft: Die Gemeinde Tuggen und die Genosssame Tuggen hoffen nun, dass die werden müssten. Seither hätten es die unsere klaren Forderungen an den ge- Verlegung in den Boden bei uns Strommasten eines Tages einer Verlegung der Kabel in den Boden weichen müssen. Fotos: Dominic Duss Stromlieferanten schwerer, so Pfister. planten Ausbau des Starkstromnetzes immer ein Thema», so Domeisen. In Richtung und Zürcher letzter Zeit habe es aber keine neuen Oberland», erklärt der Gemeindepräsi. Gesuche gegeben. Die Stadt erhob Abgeblitzt ist die Gemeinde hinge- jedoch Einsprache zur Spannungs- sucht gen mit ihren Forderungen, die sie im erhöhung der SBB-Starkstromlei- Galgenen will es jetzt wissen Zusammenhang mit ihrer Einsprache tung, die von Rapperswil-Jona über noch den Weg zur Linthsanierung stellte. «Da die von den Ricken führt. «Sie verläuft von Der Gemeinderat Galgenen hielt vor- keine rechtliche Grundlage mehr für Weitere Abklärungen werden es zei- In Wollerau quert eine Hochspan- Benken herführenden Hochspan- den SBB-Unterwerken im Joner letzte Woche eine Startsitzung zum das Betreiben einer Starkstromleitung gen. Gespannt darf man auch sein, wie nungsleitung das Siedlungsgebiet nungsleitungen sowieso verlegt wer- Eichfeld der Bahnlinie entlang bis Thema ab. Er beschloss laut Gemein- gibt. Ob diese nun in den Boden verlegt sich das Urteil auf weitere Fälle (siehe (siehe Foto rechts). Sie führt von der den mussten, wollten wir sie im Boden zum Kloster Wurmsbach und nach- depräsidentin Margrith Hegner eine wird, bleibt zurzeit aber noch offen. z. B. Schmerikon) auswirkt. Samstagernstrasse über den Sport- haben.» Soweit kommt es aber nicht. her quer über die Landschaft bis hin Machbarkeitsstudie in Auftrag zu ge- platz Erlenmoos via Felsenstrasse Grund: Die Auswirkungen auf die ge- zur Umfahrungsstrasse», erklärt ben. 30 000 Franken sind für diese bis hinunter zur Autobahn und dann schützten Naturgebiete sollen im Erd- Tiefbau-Leiter Josef Lacher. Dieses budgetiert worden. «Wir hoffen noch dieser entlang. Der Gemeinderat reich negativer als in der Luft sein. «Im- Teilstück verlegen die SBB nach dieses Jahr auf Resultate», so die steht gemäss Christian Nägeli, Lei- merhin werden die Leitungen der Intervention der Stadt nun in den Gemeindepräsidentin. ter Abteilung Hochbau und Liegen- entlang nun markiert, sodass grössere Verschwindet definitiv im Boden: Die Starkstromleitung, welche mitten Boden. Laut Lacher soll diese Verka- Die Behörden sind vom Volk zum schaften sowie Sekretär der Orts- Vögel weniger Kollisionen damit durch Uzner Wohnquartiere und dann hinauf nach Ernetschwil führt. belung etwa in drei Jahren erfolgen. Handeln aufgerufen worden. Seit planungskommission, seit Länge- 2009 strebt die Initiativgruppe «AKUT rem in Kontakt mit der Betreiberin, Galgenen» (Aktionskomitee für eine der Axpo AG. «Um nach anderen umweltfreundliche Trasseeführung) Lö-sungen für die Leitungsführung An Gommiswald eine Verlegung der Hochspannungs- zu suchen.» Da die Leitung in naher Schmerikon wartet gespannt leitung in den Boden an. 550 Personen Zukunft ohnehin aufgerüstet wer- und Rieden vorbei In Schmerikon haben die Netzbetrei- Verfahren hat, kann ich nicht beurtei- haben mit ihrer Unterschrift ein Zei- den müsse, sei der Zeitpunkt für die «Unsere Gemeinde ist zum Glück ber eine Erhöhung der Starkstrom- len. Es ist aber durchaus möglich, dass chen gesetzt. angestrebte Verlegung günstiger nicht stark betroffen», sagt Gommis- spannung vorgesehen. Gegen das das Bundesverwaltungsgericht nun Der Fokus richtet sich auch auf die denn je. walds Gemeindepräsident Peter entsprechende Plangenehmigungs- auch unseren Fall entsprechend wür- Gemeinde, weil eine Erbengemein- «Entgegen Meldungen anderer Göldi. Das nördliche Gemeinde- verfahren hat die Gemeinde aber digt», meint Brunschwiler hoffnungs- schaft aus Galgenen vor Bundesge- Regionalzeitungen laufen aber erst gebiet wird zwar von jener Hoch- Einsprache erhoben. Mit dieser be- voll. richt erfolgreich eine angestrebte Ent- grobe Abklärungen, sodass bezüg- spannungsleitung tangiert, die von fasst sich laut Gemeindepräsident Schmerikons Ziel ist klar; die Ge- eignung einer Parzelle verhinderte. lich der Leitungsführung sowie der Uznach via Ernetschwil hinauf auf Félix Brunschwiler nun das Bundes- meinde ist seit 2009 deshalb auch Eine solche wollten die Betreiber- Kosten derzeit noch keine Aussagen den Ricken führt. «Sie kommt aber verwaltungsgericht. Vereinsmitglied der Interessenge- firmen der 220-kV-Übertragsleitung gemacht werden können», stellt nicht in die Nähe von Wohnsiedlun- «Der Entscheid ist noch hängig.» Er meinschaft «Hochspannung unter den Siebnen–Samstagern erwirken. Das Nägeli klar. Ein Gewinn für das Orts- gen», so Göldi. Ebenfalls kein Thema wird besonders nach dem jüngsten Boden» (abgekürzt IGHSUB). «Mit Gericht kam jedoch zum Schluss, dass Hochspannend: In Galgenen regt sich längst Widerstand gegen die bild wäre eine Verlegung in den sind Hochspannungsleitungen in Entscheid des Bundesgerichts zum grossem Interesse verfolgt der Ge- es auf der Parzelle Mosen in Galgenen Masten, nun wird auch der Gemeinderat aktiv. Foto: Manuela Talenta Boden aber allemal. Rieden, da solche in der noch bis Fall in Galgenen (siehe Box dazu auf meinderat mit, was in allen anderen Jahresende eigenständigen, kleinen Seite 8) mit Hochspannung erwartet. Hohe Strommasten en masse Gemeinden rund um den Obersee Gemeinde gar nicht erst existieren. «Welcher Einfluss dieser auf unser prägen das Schmerkner Ortsbild. läuft», so Brunschwiler. Das «befreite» Fünf warten, was da noch so kommt … Märchler Trio Folgende Gemeinden in den Höfen In Altendorf sind laut Markus Weber, Verträge nicht verlängert Andere vorpreschen lassen Lachen ist laut Gemeindepräsident und in der March halten sich beim The- Sachbearbeiter Tiefbauwerke, zwar Pit Marty von Hochspannungsleitun- ma zurück, sprich, die Behörden sind Einzelfälle behandelt worden. «Wir Sowohl mit der Gemeinde Kaltbrunn Fällen liegt der Ball nun wieder bei den In Benken und Eschenbach setzten niert», sagt Josef Blöchlinger. Das gel- gen verschont. Sie führen nördlich kaum oder gar nicht aktiv: Feusisberg, schauen das von Fall zu Fall an.» Auf als auch mit jener von Schänis wollten Netzwerkbetreibern, die mit neuen sich die Behörden zwar auch schon te auch für die Gemeinden Goldingen der Gemeindegrenze durch. «Be- , Altendorf, Vorderthal und Vorderthaler Boden gibt es zwar auch die Netzwerkbetreiber ihre Verträge Vorschlägen bei den Gemeinden vor- mit dem Thema auseinander. «Da die und St. Gallenkappel, die bald mit freit» von Starkstromleitungen sind Schübelbach. «Bei uns hat es nicht die Hochspannungsleitungen. «Anlass zu verlängern. «Bei uns sind sie damit auf sprechen müssen. Hochspannungsleitungen das Einzo- Eschenbach eine Einheit bilden. auch die Gemeindegebiete von gleiche Brisanz wie in anderen Ge- Diskussionen geben diese aber nicht», wenig Gegenliebe gestossen», hält nen erschweren, wäre eine Verlegung Gar nicht aktiv ist Ernetschwil. «Die Reichenburg und Wangen, wie es meinden», so Freienbachs Gemeinde- so Gemeindeschreiber Urs Wichert. der Schänner Gemeindepräsident in den Boden vorteilhaft», meint Ben- Hochspannungsleitung führt bei uns vonseiten der Behörden heisst. präsident Kurt Zurbuchen. Die Hoch- Auch in Schübelbach hat sich der Erich Jud fest. So sind die Papiere kens Gemeindepräsident Roland nicht direkt durch Wohngebiete», In der Gemeinde Wangen wurde spannungsleitung führe schliesslich Gemeinderat bislang noch nicht im nicht unterzeichnet worden. Genau Tremp. Nur erkenne er auch die begründet Gemeindepräsident Hugo 2008/09 jedoch eine Mittelspan- hoch im Gemeindegebiet oberhalb der Detail damit befasst. «Wir warten gleich ist der Gemeinderat von Kalt- Schwierigkeiten. Eine davon ist der Kessler. Offenbar lassen die fünf Ge- nungsleitung (bis 50000 Volt) der Autobahn durch und weitgehend über nächste Entscheide ab», fügt Ge- brunn vorgegangen, der Starkstrom- Baugrund: «Im Linthgebiet ist es mit meinden andere vorpreschen. Das gilt Autobahn entlang in den Boden ver- unbebautes Land. «Kleinere Bereiche meindeschreiber Richard Ziltener dem leitungen auch lieber im Boden sehen ihm nicht immer einfach.» Benken hält übrigens auch für die Zürcher Ober- legt. «Selbst das war eine langwieri- müssen wir aber sicher noch anschau- noch an. würde. «Wir führen als Grundeigentü- zurzeit jedenfalls vornehm zurück. «Wir länder Gemeinden Rüti, Bubikon, ge Geschichte, die sich bis zur Um- en.» Auch Feusisbergs Gemeindeprä- Alle fünf Gemeinden scheinen ihre mer die Diskussion und sind auch vom sind nicht aktiv.» Auch der Gemeinde- Hombrechtikon (Feldbach) und Wald, setzung zwischen 10 und 15 Jahre sidentin Esther Fuhrmann rechnet da- Strategie nach dem gleichen Motto Ortsbild her bestrebt, dass die Leitun- präsident von Eschenbach sieht es die im ON-Erscheinungsgebiet liegen. hinzog», verrät Fritz Bruhin, Präsident mit, dass der Gemeinderat künftig In Siebnen führen Starkstromlei- auszurichten: Warten, was oder wer Der Anfang vom Ende? In Wollerau quert eine Hochspannungsleitung das Siedlungs - gen verlegt werden», so Gemeinde- In Schänis stossen all die Strom- von der Machbarkeit her vernünftig. des Elektrizitätswerks Wangen. noch mit dem Thema konfrontiert wird. tungen an Wohnquartieren vorbei. denn da noch so kommt. gebiet und weiter unten die Autobahn – eine Verlegung in den Boden wäre wohl nicht nur präsident Markus Schwizer. In beiden masten auf wenig Gegenliebe. «Wir haben unsere Anliegen depo- Dominic Duss aus Sicht des Gemeinderats ein Gewinn für das Ortsbild. Foto: Stefan Feuerstein