Saiten Ich Bin Nicht Die Retterin Der Menschen
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Saiten lturmagazin mber 2016 Ku ve Nr. 261, No Ostschweizer Ich bin nicht die Retterin der Menschen. Ein Heft über Ideale und politische Realität in der Sozial- arbeit. Ausserdem: Die Wandlung des Neonazis. Die Natur im Museum. Der Knast im Tobel. EDITORIAL Gibt es irgendeinen Bereich der Sozialen leistungsorientierten Gesellschaft stehen Arbeit, der nicht in direktem Zusammen- Soziale Arbeit und Politik in einem engen hang zur Politik steht? Mir fällt keiner ein. Wechselverhältnis zueinander – sprechen Asylwesen, Sozialversicherungen, Inte- aber oft nicht die gleiche Sprache», heisst es gration, Kinder- und Erwachsenenschutz – im Programm der diesjährigen Boden- alles Themenfelder, auf deren Entwick- seetagung, die am 17. November stattfindet, lung die Politik massiv Einfluss hat. unter dem Motto «Soziale Arbeit macht Das neue Sozialhilfegesetz des Kantons Politik». Oder macht Politik Soziale Arbeit St.Gallen beispielsweise sieht vor, die (erst nötig)? Dieses Spannungsfeld gab Mutterschaftsbetreuungsbeiträge aufzu- den Anstoss für dieses Kooperationsheft heben. Weiter verlangt es, dass Arbeits- zwischen Saiten und dem FHS-Fachbereich suchende aus EU- und EFTA-Staaten oder Soziale Arbeit. Personen mit Aus- und Wegweisungs- Claudio Bucher portraitiert vier entscheiden künftig von der Sozialhilfe Studierende der Sozialen Arbeit und fragt ausgeschlossen werden und nur noch sie nach ihren Haltungen, Lukas Feier- Nothilfe beantragen können. Solche Ent- abend gibt Auskunft über seine Arbeit als scheidungen haben direkte Auswir- Leiter der Sozialen Dienste in Arbon, kungen auf die Rahmenbedingungen der Roman Rutz beschreibt die Ziele der Kriti- Sozialen Arbeit und die Menschen, für schen Sozialen Arbeit, Stadtratskandidatin die sie Unterstützung bieten müsste.Gemäss Maria Pappa erklärt, warum der Berufs- ihrer Definition müsste die Soziale verband AvenirSocial sich sozialpolitisch Arbeit auf Integration achten, doch solche positionieren muss, Thomas Knill er- politischen Entscheide erschweren jeg- läutert das neue St.Galler Sozialhilfegesetz liche Integration. und Walter Grob nimmt Stellung zum Als wäre das nicht schon genug, wird Kesb-Hick-Hack in der Grossregion von rechter und bürgerlicher Seite auch Rapperswil. Die Bilder zum Titelthema noch allzu gern auf den Leuten herumge- hat Ladina Bischof gemacht. hackt: auf den Betroffenen, weil sie an- Ausserdem im Heft: Sechs Seiten zum geblich «scheininvalid», «Sozialschmarot- neuen St.Galler Naturmuseum, drei zur zer» oder «Asyltouristen» sind und auf wundersamen Verwandlung einen Neo- den Fachleuten, weil sie «Gutmenschen», nazis. Und Toggenburg auf allen Kanälen. «Sozis» oder womöglich sogar «Sozial- Corinne Riedener mafiosi» sind. In der politischen Diskussion werden letztere – anders als die Fachleute anderer Branchen – viel zu selten ernstge- nommen. Das mag verschiedene Gründe haben. Einer davon könnte sein, dass Soziale Arbeit niemals profitorientiert ist, zumin- dest nicht im monetären Sinn. Das ist unpo- pulär in unserer ökonomisch dominier- ten Welt voller Benchmarks, Returns on Investments und Standortfaktoren. Beim Fachbereich Soziale Arbeit der Fachhochschule St.Gallen sieht man das ähnlich: «In unserer individualisierten und Saiten Ostschweizer Kulturmagazin Sekretariat: Irene Brodbeck, Vertrieb: 8 days a week, Rubel Vetsch 261. Ausgabe, November 2016, [email protected] Druck: Niedermann Druck AG, St.Gallen 23. Jahrgang, erscheint monatlich Kalender: Michael Felix Grieder, Auflage: 6000 Ex. Herausgeber: Verein Saiten, Verlag, [email protected] Anzeigentarife: siehe Mediadaten 2015/16 Schmiedgasse 15, Postfach 556, Gestaltung: Samuel Bänziger, Larissa Kasper, Saiten bestellen: Standardbeitrag Fr. 85.–, 9004 St.Gallen, Tel. 071 222 30 66 Rosario Florio, Lotta Bänziger Unterstützungsbeitrag Fr. 125.–, Gönner- Redaktion: Corinne Riedener, Peter Surber, [email protected] beitrag Fr. 350.–, Patenschaft Fr. 1000.– Frédéric Zwicker, [email protected] Korrektur: Patricia Holder, Tel. 071 222 30 66, [email protected] Verlag/Anzeigen: Marc Jenny, Philip Stuber, Esther Hungerbühler Internet: www.saiten.ch [email protected] Vereinsvorstand: Zora Debrunner, Heidi Eisenhut, Christine Enz, Peter Olibet, Christoph Schäpper, Hanspeter Spörri (Präsident), Rubel Vetsch POSITIONEN TITEL 8 Reaktionen 9 Blickwinkel 16 «Eine Art Feuerwehr» VON JIŘÍ MAKOVEC Lukas Feierabend, Chef der Sozialen Dienste in 11 Stadtpunkt Arbon, im Interview über Soziale Arbeit, populistische VON DANI FELS Anfeindungen und «renitente» Klienten. 11 Einspruch VON CORINNE RIEDENER VON HANS STUTZ 12 Redeplatz 20 Sozialarbeit studieren – vier Porträts MIT KATI MICHALK Gespräche mit den FHS-Studierenden Sofian Yousfi, 13 Jubilate! Meryem Oezdirek, Susanne Su und Lars Girardet. 15 Gastrecht II VON CLAUDIO BUCHER HERWIG BAUER GRATULIERT DEM PALACE 29 Nieder mit abstrakten Bedürfnistabellen! Ein Plädoyer für kritische Soziale Arbeit. VON ROMAN RUTZ 30 «Hug schafft ein Klima der Angst» Kesb-Bashing und die Folgen: Ein Gespräch mit Walter Grob, Präsident der Kesb Linth. VON FRÉDÉRIC ZWICKER 32 Harte «Hängematte» Weniger Leistungen, mehr Gemeindesolidarität: Das neue St.Galler Sozialhilfegesetz. VON THOMAS KNILL 33 Die politische Verpflichtung In der Sozialen Arbeit geht es um Individuen – aber auch um die Gesellschaft. VON MARIA PAPPA Die Porträts zum Titelthema fotografierte Ladina Bischof. 6SINHALTSVERZEICHNIS AITEN 11/2016 An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: Jiří Makovec, Seraina Manser, Lea Müller, © 2016: Verein Saiten, St.Gallen. Alle Rechte Daniel Ammann, Florian Bachmann, Herwig Peter Müller, Rolf Müller, Neil Nein, Maria vorbehalten. Nachdruck, auch auszugs- Bauer, Ladina Bischof, Kurt Bracharz, Pappa, Charles Pfahlbauer jr., Anna weise, nur mit Genehmigung. Die Urheber- Pascal Büsser, Claudio Bucher, Richard Rosenwasser, Roman Rutz, Hans Stutz, rechte der Beiträge und Anzeigenentwürfe Butz, Dani Fels, Dario Forlin, Katharina Florian Vetsch, Wolfgang Steiger, bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für Flieger, Pius Frey, Yonas Gebrehiwet, Hannes Thalmann unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos Daniel Kehl, Stefan Keller, Thomas Knill, und Illustrationen. PERSPEKTIVEN KULTUR KALENDER 36 Flaschenpost 50 Konferenz der Tiere 65 November-Kalender Vor der Eröffnung des neuen VON NEIL NEIN AUS HAMBURG St.Galler Naturmuseums: 83 Kiosk 38 Vorarlberg Gespräche mit dem Gestalter und dem Direktor und ein Blick 39 Thurgau zurück auf das museale Sammeln. ABGESANG 39 Schaffhausen VON PETER SURBER, PETER MÜLLER UND DANIEL AMMANN (BILDER) 85 Kehl buchstabiert die Ostschweiz 41 Rapperswil-Jona 87 Kellers Geschichten 41 Stimmrecht 89 Charles Pfahlbauer jr. VON YONAS GEBREHIWET 91 Boulevard #SAITENFÄHRTEIN: TOGGENBURG 42 Schwulsein in Ebnat-Kappel, rocken in Kirchberg. VON CORINNE RIEDENER UND FRÉDÉRIC ZWICKER REPORT 46 Der Redemption-Song 56 Lachen, Lust und List: des Ex-Neonazis. Ein Bericht 40 Jahre Punk in St.Gallen über Charly. VON PIUS FREY VON FRÉDÉRIC ZWICKER 57 Bartleby, Barnebooth, Bartlebooth in der Kellerbühne VON PETER SURBER 58 Gertrud, Elvis, Paul und Paula im Figurentheater VON SERAINA MANSER 59 Appenzellerland im Kopf: Die Anthologie Ich wäre überall und nirgends VON WOLFGANG STEIGER 60 Mächtig geheim: Die Okkultisten von Stein AR VON RICHARD BUTZ 61 Dada ist 100 in Frauenfeld. VON FLORIAN VETSCH 62 Der Film zur Sterbehilfe von Thomas Lüchinger. VON FRÉDÉRIC ZWICKER 63 Rex, Roxy, Royal: Der Schweizer Kinoreiseführer. VON KATHARINA FLIEGER SAITEN 11/2016INHALTSVERZEICHNIS 7 REAKTIONEN Viel geklickt Keine Expo, dafür Herbstferien und Olma-Botellón. Die Beiträge auf saiten.ch wurden trotzdem fleissig gelesen – und auch kommentiert, zum Beispiel in der Causa «Weihern Openair feat. die Polizei». Das Vorgehen der Stapo dort ist offenbar kein Einzelfall gewe- sen, sondern bekannt in der St.Galler Kultur- und Gastroszene. Öffentlich äussernwill sich aber kaum jemand – aus Angst vor Repressalien. «Fast alle, die man fragt, sagen, dass vermutlich kein System dahinter stecke», heisst es im Text. Es gebe aber sehr wohl einzel- ne Beamte, die die Szene bewusst schikanierten. Oft wisse die eine Hand nicht, was die andere mache, sagen die Befragten, und dass es immer wieder «Gemauschel» gebe seitens der Behörden. Von Zuckerbrot und Peitsche ist die Rede. Und davon, dass man ständig in der Position eines Bittstellers sei, statt unterstützt und beraten zu werden. Offenbar haben wir da einen wunden Punkt getroffen, denn vier Tage nachdem der Text online gegangen ist, wurden wir freundlich gebeten, die Namen der verantwortlichen Beamten aus dem Text zu löschen, wenn Saiten keine Ehrverletzungsklage riskieren wolle. Dieser Bitte sind wir nachgekommen, auch wenn die Namen im Organigramm der Stadt zu finden sind. Wir bleiben aber dran – und machenweiter Lärm um das Thema. Die ganze Geschichte: saiten. ch/eine-stadt-die-sich-traut-zu-leben/. Um eine andere öffentliche Bühne ging es im Text von Nina Rudnicki: arbeitslose Kulturschaffende. «Was soll beispielsweise ein Tänzer tun, der mit Mitte 30 am Ende sei- ner Laufbahn steht?», fragt sie. «Eine Schauspielerin, deren Bühnenkarriere harzt? Oder Saiten Nr. 260, Oktober 2016 ein Kunstmaler, der mit seinen Bildern zu wenig verdient?» Im Fall von Leonid Koller aus St.Gallen hat der Kulturmarkt geholfen, ein Betrieb im Zürcher Kreis 3, der Veranstal- tungshaus und Restaurant in einem ist. Stellensuchende finden dort vorübergehend eine Expo-Inpo-Dank Beschäftigung – imVeranstaltungsbüro, in derTechnik, bei der Reinigung, in der Kommu- nikation und der Grafik, an der Bar oder der Abendkasse.