Konzept zur Verortung und Konkretisierung von Programm-Maßnahmen aus den Bereichen Hydro- morphologie und Durchgängigkeit zur Erreichung des guten ökologischen Zustandes bzw. Potenzials in den Fließgewässern im Kreis Minden-Lübbecke

Bearbeitung:

U I H Ingenieur- und Planungsbüro Umwelt Institut Höxter

Schlesische Straße 76 • 37671 Höxter Tel. 05271 / 6987-0 • Fax 05271 / 6987-29 E-Mail: [email protected] • Internet: www.uih.de

Höxter, im Januar 2012

Konzept zur Verortung und Konkretisierung von Programm-Maßnahmen aus den Bereichen Hydro- morphologie und Durchgängigkeit zur Erreichung des guten ökologischen Zustandes bzw. Potenzials in den Fließgewässern im Kreis Minden-Lübbecke

Auftraggeber Kreis Minden-Lübbecke Umweltamt Portastraße 13, 32423 Minden

für die Städte und Gemeinden im Kreis Minden-Lübbecke sowie die Wasserverbände Große Aue und Weserniederung

Auftragnehmer

U I H Ingenieur- und Planungsbüro Umwelt Institut Höxter

Schlesische Straße 76 • 37671 Höxter Tel. 05271 / 6987-0 • Fax 05271 / 6987-29 E-Mail: [email protected] • Internet: www.uih.de

Projektleitung: Dipl.-Ing. Bernd Schackers (Landschaftsarchitekt AK NW)

Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Wolfgang Figura Dipl.-Ing. Bernd Schackers

Titelblatt: oben: Einmündung Kleine Aue in die Große Aue, Bastau, Wickriede (UIH 2011) unten: naturnaher Abschnitt des Sandfurtbaches (UIH, 2011)

Höxter, im Januar 2012

Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke

1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ...... 6

2 ALLGEMEINER PROJEKTABLAUF...... 7 2.1 Allgemeine Vorgehensweise der Projektbearbeitung...... 7 2.2 Abstimmungsprozess ...... 8

3 ÖKOLOGISCHER ZUSTAND / ÖKOLOGISCHES POTENZIAL DER GEWÄSSER ...... 11

4 SCHUTZGEBIETE ...... 12

5 METHODISCHE VORGEHENSWEISE ZUR ERMITTLUNG UND VERORTUNG DER FUNKTIONSELEMENTE...... 13 5.1 Beschreibung der Funktionselemente...... 14 5.1.1 Strahlursprünge...... 14 5.1.2 Strahlwege ...... 15 5.1.3 Trittsteine...... 16 5.1.4 Degradationsstrecken...... 17 5.2 Beschreibung der Mindestanforderungen an die Funktionselemente...... 17 5.2.1 Vorbemerkungen...... 17 5.2.2 Mindestanforderungen an Strahlursprünge...... 22 5.2.3 Mindestanforderungen an Strahlwege ...... 23 5.2.4 Mindestanforderungen an Trittsteine ...... 28 5.3 Vorgehensweise bei der Verortung der Funktionselemente ...... 28

6 PRIORISIERUNG...... 33

7 HERLEITUNG VON GRUNDSÄTZLICH SINNVOLLEN MAßNAHMEN ...... 35

8 ÜBERSCHLÄGIGE KOSTENERMITTLUNG...... 42 8.1 Kostenermittlung für gewässermorphologische Maßnahmen (ohne Querbauwerke) ...... 42 8.2 Kostenermittlung für die Herstellung der longitudinalen Durchgängigkeit ...... 45 8.3 Ermittlung der Planungs- und Grunderwerbskosten...... 47 8.3.1 Ermittlung der Planungskosten...... 48 8.3.2 Kosten für den Grunderwerb...... 50

9 ERGEBNISSE...... 52

10 AUSBLICK UND WEITERES VORGEHEN...... 57

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11 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS ...... 59

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Verzeichnis der Karten Karte 1: Ökologischer Zustand / Ökologisches Potenzial (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 2: Gewässerstrukturgüte (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 3: Gewässergüte – Saprobie (Perlodes) (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 4: Flächen in öffentlichem Eigentum (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 5: Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, EU-Vogelschutzgebiete) (Über- sicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 6: Querbauwerke (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 7: Extensive Nutzungen (Übersicht Kreis Minden-Lübbecke, M 1 : 50.000) Karte 8: Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine mit Angaben zur Priorisierung der Um- setzungszeiträume sowie zu den Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen (Detailkarten für die Städte: , Espelkamp, Hüllhorst, Hille, Lübbecke, Minden, Petershagen, Porta Westfalica, Preußisch Oldendorf, Rahden, Stemwede, M 1 : 25.000)

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 1: Beispiel für einen Gewässerabschnitt innerhalb eines Strahlursprungs...... 15 Abb. 2: Beispiel für die Qualität innerhalb eines Aufwertungsstrahlweges ...... 16 Abb. 3: Beispiel für die Qualität innerhalb eines Durchgangsstrahlweges...... 16 Abb. 4: Totholzelement als Trittstein in einem Fließgewässerabschnitt ...... 17 Abb. 5: Vorgehensweise zur Ermittlung von Gewässerstrecken, in denen ein Handlungsbedarf besteht ...... 29 Abb. 6: Beispielhafte Darstellung des Systems der Nummerierung der Funktionselemente ...... 32 Abb. 7: Beispielhafter Gewässerabschnitt zur Ermittlung einer Belastungs- bzw. Maßnahmenfallgruppe...... 40

Verzeichnis der Tabellen

Tab. 1: Zuordnung der Fließgewässertypen (LAWA) zu den Gewässertypgruppen ...... 18 Tab. 2: Zuordnung der Fischgewässertypen zu den Gewässertypgruppen ...... 19 Tab. 3: Einteilung und Beschreibung der Gewässerstrukturgüteklassen ...... 20 Tab. 4: Zuordnung der Hauptparameter zur den Bereichen der Gewässerstrukturgüte...... 20 Tab. 5: Klassifizierung der Durchgängigkeit [5]...... 21 Tab. 6: Klassifizierung des Rückstaus [5] ...... 22 Tab. 7: Mindestlängen von Strahlursprüngen an mittelgroßen bis großen Gewässern...... 23 Tab. 8: Mindestanforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen ...... 23

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Tab. 9: Anforderungen an die Länge von Aufwertungsstrahlwegen ...... 24 Tab. 10: Anforderungen an die Länge von Durchgangsstrahlwegen...... 24 Tab. 11: Mindestanforderungen an die Qualität von Aufwertungsstrahlwegen ...... 26 Tab. 12: Mindestanforderungen an die Qualität von Durchgangsstrahlwegen ...... 27 Tab. 13: Übersicht über die wesentlichen verwendeten Grundlageninformationen...... 30 Tab. 14: Parameter und –ausprägungen der Belastungsfallgruppen (gem. [1])...... 36 Tab. 15: Laufentwicklung: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])...... 37 Tab. 16: Profil: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1]) ...... 37 Tab. 17: Verbau: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])...... 38 Tab. 18: Uferbewuchs: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])...... 38 Tab. 19: Flächennutzung: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])...... 39 Tab. 20: Rückstau: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1]) ...... 39 Tab. 21: Parameterausprägungen für einen beispielhaften Gewässerabschnitt ...... 40 Tab. 22: Maßnahmenaufwand in Bezug zur mittleren Abweichung der Gewässerstrukturgüte vom Zielzustand...... 44 Tab. 23: Durchschnittliche Kosten in € / lfd. m je nach Maßnahmenaufwand und Gewässergröße .....44 Tab. 24: Beispielhafte Kostenermittlung für erforderliche gewässermorphologische Maßnahmen...... 45 Tab. 25: Durchschnittliche Kosten für die Herstellung der longitudinalen Durchgängigkeit ...... 46 Tab. 26: Voraussichtlich geschätzte Bau- und Planungskosten (Netto) ...... 46 Tab. 26: Voraussichtlich geschätzte Bau- und Planungskosten (Netto), (Fortsetzung)...... 47 Tab. 27: Kostengruppen für Grundleistungen gem. § 42 'Ingenieurbauwerke' der HOAI...... 48 Tab. 28: Kostengruppen für die Entwurfs- und Bauvermessung ...... 49 Tab. 29: Mittlerer Flächenbedarf für Renaturierungsmaßnahmen...... 50 Tab. 30: Kosten für den Grunderwerb...... 51 Tab. 31: Übersicht der verorteten Funktionselemente in km ...... 53 Tab. 31: Übersicht der verorteten Funktionselemente in km (Fortsetzung)...... 54

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Anhang

Anhang A: Teilnehmerlisten der Arbeitstreffen zur Vorstellung, Diskussion und Abstim- mung der Arbeitsergebnisse

Anhang B: Auflistung der Maßnahmen in den Maßnahmenfallgruppen

Anhang C: Beschreibung der Maßnahmen

Anhang D: Auflistung der Belastungs-/Maßnahmenfallgruppen für die ermittelten Funkti- onselemente

Anhang E: Detailinformationen zu den ermittelten Funktionselementen

Anhang F: Gesonderte Stellungnahme für die 'Große Aue'

Anhang G Schutzgebiete

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1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG

Das Land Nordrhein-Westfalen hat am 22.12.2008 den Entwurf der Bewirtschaftungsplanung und des Maßnahmenprogramms zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie veröffent- licht. Unter Berücksichtigung der bis zum 21.06.2009 eingegangenen Stellungnahmen und einer politischen Beratung in dem für Umweltfragen zuständigen Ausschuss am 24.02.2010 erlangten der Bewirtschaftungsplan und das Maßnahmenprogramm die Behördenverbind- lichkeit. Ein wichtiges Element des Maßnahmenprogramms ist das Programm 'Lebendige Gewässer', welches zur Konkretisierung und Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der hydro- morphologischen Situation und Herstellung der Durchgängigkeit dient. Ein Element zur Rea- lisierung des Programms 'Lebendige Gewässer' ist die Erarbeitung von Umsetzungsfahrplä- nen auf kooperativer Ebene. Der Umsetzungsfahrplan beinhaltet eine Übersicht der bis 2027 vorgesehenen Maßnahmen. Ziel des vorliegenden Konzeptes ist die Konkretisierung des im nordrhein-westfälischen Maßnahmenprogramm zum Bewirtschaftungsplan festgelegten „Strahlwirkungskonzeptes“. Dazu sollen primär für die Fließgewässerstrecken der Hauptgewässer im Kreis Minden-Lüb- becke (reduziertes, berichtspflichtiges Gewässernetz gem. EG-WRRL) im Sinne des Strahl- wirkungskonzeptes geeignete Funktionselemente identifiziert und verortet werden. Diese, in Abstimmung mit den Unterhaltungsträgern, Maßnahmenträgern, Trägern öffentli- cher Belange und weiterer beteiligter Personen und Institutionen, vorzunehmende Verortung von Strahlursprüngen und Strahlwegen soll die zentrale Grundlage für die im Anschluss vor- zunehmende Maßnahmenplanung und Maßnahmenumsetzung im Bereich der ausgewählten Gewässerstrecken sein. Dazu sollen den Gewässerstrecken auch konkrete Prioritäten bzw. Umsetzungszeiträume zugeordnet werden. Somit stellt dieses Konzept im Sinne der in NRW verankerten „Umsetzungsfahrpläne“ eine wesentliche fachliche Grundlage für den weiteren Umsetzungsprozess der EG-Wasserrah- menrichtlinie im Kreis Minden-Lübbecke dar. Eine Maßnahmenplanung für die ausgewählten Strecken ist nicht Bestandteil dieser Arbeit und bleibt nachfolgenden Umsetzungsschritten vorbehalten.

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2 ALLGEMEINER PROJEKTABLAUF

2.1 Allgemeine Vorgehensweise der Projektbearbeitung

Zusammenstellung und Auswertung vorhandener Grundlagendaten Zunächst erfolgte die Beschaffung, Sichtung und Auswertung der vorhandenen relevanten Grundlagendaten. Hierzu gehören insbesondere: • Daten zur Gewässerstrukturgüte, • Daten der Querbauwerkserfassung, • Daten zu bereits durchgeführten Maßnahmen, • Konzepte zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF), • Landschaftspläne, • Daten zu Flächen in öffentlichem Eigentum, • Daten zu Schutzgebieten (Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, EU-Vogelschutzge- biete), • Daten zur Bewertung der Gewässer gem. EG-Wasserrahmenrichtlinie • Daten zu Altlastenflächen.

Lokalisierung von Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen aus fachlicher Sicht Auf der Grundlage der vorhandenen Daten erfolgte die Identifizierung und Verortung von Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen aus fachlicher Sicht. • Entwicklung eines Kriterienkataloges zur Identifizierung und Verortung von Strahlur- sprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen, • GIS-Analysen zur Verortung von Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen, • Fachliche Empfehlung zur Verortung von Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen, dabei wurden die Flächenverfügbarkeit privater Flächen nicht geprüft • Abstimmung mit der Bearbeitung des Kreises .

Abstimmung der ermittelten Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine mit den Maß- nahmenträgern • Durchführung von drei Arbeitstreffen (Teilgebiet „Große Aue“ - Verbandsgebiet Wasserverband Große Aue sowie Teile der Stadt Preußisch Oldendorf und der Ge- meinde Stemwede; Teilgebiet „Weserniederung“ - Verbandsgebiet Wasserverband

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Weserniederung sowie Stadt Porta Westfalica südlich des Wiehengebirges; Teilge- biet „Bad Oeynhausen/Hüllhorst“) zur Diskussion und Bewertung der aus fachlicher Sicht vorgeschlagenen Gewässerabschnitte hinsichtlich Umsetzbarkeit und Praktika- bilität, • Bewertung der Umsetzbarkeit der erforderlichen Maßnahmentypen zur Herstellung von Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen, • Überarbeitung des Konzeptes unter Berücksichtigung der Hinweise, Einwendungen und Stellungnahmen der Unterhaltungsträger, Maßnahmenträger, Träger öffentlicher Belange und weiterer beteiligter Personen und Institutionen.

Priorisierung von Umsetzungszeiträumen nach Abstimmung der Lage und Anzahl der Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine • Priorisierung der ermittelten Gewässerabschnitte im Hinblick auf die Umsetzungszeit- räume gem. Bewirtschaftungsplan/Maßnahmenprogramm, • Durchführung von drei Arbeitstreffen (Wasserverband Große Aue, Wasserverband Weserniederung und Bad Oeynhausen/Hüllhorst) zur Diskussion und Abstimmung der aus fachlicher Sicht vorgeschlagenen Priorisierungen, • Überarbeitung der Priorisierung entsprechend den Hinweisen, Einwänden und Stellungnahmen der Unterhaltungsträger, Maßnahmenträger, Träger öffentlicher Be- lange und weiterer beteiligter Personen und Institutionen.

Ergebnisdokumentation • Kurzer Erläuterungsbericht, • Übersichtstabelle gem. Muster-Umsetzungsfahrplan • Übersichtskarten (kleinmaßstäblich) • Abgestimmtes Zielkonzept zur Lokalisierung der Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine mit Angaben zu den Umsetzungszeiträumen und den Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen im Maßstab 1 : 10.000

2.2 Abstimmungsprozess

Unter Federführung des Kreises Minden-Lübbecke wurden für die drei Teilgebiete „Große Aue“, „Weserniederung“ sowie „Hüllhorst / Bad Oeynhausen“ jeweils zwei Arbeitstreffen (Workshops) zur Vorstellung der Arbeitsergebnisse, Abstimmung und Diskussion durchge- führt.

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Gebiet 1. Arbeitstreffen 2. Arbeitstreffen

Wasserverband 'Große Aue' 25.03.2011 15.07.2011

Wasserverband 'Weserniederung' 24.03.2011 06.07.2011

Hüllhorst / Bad Oeynhausen 24.03.2011 05.07.2011

Die Teilnehmerlisten zu den Arbeitstreffen sind im Anhang A aufgeführt. Während des ersten Arbeitstreffens erfolgte zunächst die Darstellung der grundsätzlichen Methodik zur Anwendung des Strahlwirkungskonzeptes sowie die Vorstellung und Diskus- sion der verorteten Funktionselemente des Strahlwirkungskonzeptes (Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine). Im Anschluss daran wurde die Ersteinschätzung der Umsetzbar- keit der erforderlichen Renaturierungsmaßnahmen innerhalb der vorgeschlagenen Funkti- onselemente in vier Kategorien diskutiert und protokolliert. Kategorien der Ersteinschätzung der Umsetzbarkeit

Einer kurzfristigen Umsetzung erforderlicher Renaturierungsmaßnahmen innerhalb des vorgesehenen Funktionselementes steht nichts Wesentliches entgegen – eine Umsetzung von Maßnahmen bis 2012 ist prinzipiell denkbar.

Einer Umsetzung erforderlicher Renaturierungsmaßnahmen innerhalb des vorgese- henen Funktionselementes stehen eventuell bedeutsame fachlich / technische Gründe zumindest auf Teilstrecken des Gewässerabschnittes entgegen – es besteht weiterer Klärungsbedarf – eine mittelfristige Umsetzung von Maßnahmen zwischen 2013 - 2018 ist prinzipiell denkbar.

Einer Umsetzung erforderlicher Renaturierungsmaßnahmen innerhalb des vorgese- henen Funktionselementes stehen bedeutsame fachlich / technische Gründe zumin- dest auf größeren Teilstrecken des Gewässerabschnittes entgegen – es ist nur eine langfristige Umsetzung von Maßnahmen zwischen 2019 - 2027 denkbar.

Einer Umsetzung erforderlicher Renaturierungsmaßnahmen innerhalb des vorgese- henen Funktionselementes stehen gravierende technisch / fachliche Gründe zumin- dest auf größeren Teilstrecken des Gewässerabschnittes entgegen – eine Umset- zung von Maßnahmen bis 2027 ist undenkbar.

Zusätzlich zu den während des Arbeitstreffens protokollierten Anregungen und Einwendun- gen zur Lage und Verortung der Funktionselemente sowie zur Ersteinschätzung der Reali- sierbarkeit bekamen die Maßnahmenträger und sonstigen beteiligten Personen im Anschluss an das Arbeitstreffen Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme. Als Vorbereitung zu dem Arbeitstreffen wurden Karten mit den wesentlichen Grundlagenin- formationen und der ersten Verortung der Funktionselemente sowie eine textliche Arbeits- grundlage, in der die Ziele und der Ablauf des Arbeitstreffens erläutert wurde, erstellt und zur Verfügung gestellt.

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In den Abstimmungsprozess wurden auch die benachbarten Kreise einbezogen, damit eine Abstimmung des Verortungskonzeptes bei grenzüberschreitenden Gewässern ermöglicht wird. Für das zweite Arbeitstreffen wurden die protokollierten Anregungen und Hinweise sowie die schriftlichen Stellungnahmen ausgewertet und in eine überarbeitete Fassung übernommen. Die wesentlichen weiteren Arbeitsschritte waren die Ermittlung und Darstellung der Be- lastungs- und Maßnahmenfallgruppen sowie der Umsetzungszeiträume der erforderlichen Renaturierungsmaßnahmen (Priorisierung). Als Vorbereitung für das zweite Arbeitstreffen wurden den Maßnahmenträgern und sonstigen beteiligten Personen Karten mit der überarbeiteten Fassung der verorteten Funktionsele- mente sowie den Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen und den Priorisierungen zur Ver- fügung gestellt. Während des zweiten Arbeitstreffens erfolgte zunächst die Erläuterung der methodischen Vorgehensweise bei der Ermittlung der Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen sowie de- ren inhaltlicher Bedeutung für die Maßnahmenplanung. Des Weiteren wurden die Ziele und Inhalte der Priorisierung sowie deren Bedeutung für die weitere Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen dargestellt. Daran anschließend wurde die Priorisierung der Funktionselemente diskutiert und Anregun- gen und Einwendungen protokolliert. Auch hier bekamen die beteiligten Personen Gelegen- heit zur schriftlichen Stellungnahme im Nachgang des Arbeitstreffens. Alle protokollierten und eingegangenen Stellungnahmen wurden bewertet und ggf. in die vorliegende Schlussfassung übernommen.

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3 ÖKOLOGISCHER ZUSTAND / ÖKOLOGISCHES POTEN- ZIAL DER GEWÄSSER

Wesentliche Entscheidungsgrundlage für die Ableitung eines konkreten Handlungsbedarfs im Hinblick auf die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist die Bewertung des ökolo- gischen Zustandes für natürliche Gewässer sowie des ökologischen Potenzials für erheblich veränderte und künstliche Gewässerabschnitte. Die Bewertung erfolgt grundsätzlich auf der Ebene der Wasserkörper. Ein vordringliches Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist es, in allen berichtspflichtigen Oberflächenwasserkörpern mindestens den guten ökologischen Zu- stand bzw. das gute ökologische Potenzial zu erreichen. Für alle Gewässerabschnitte, wel- che dieses Ziel aktuell bereits erreicht haben, besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Die Be- wertung des ökologischen Zustandes / Potenziales wird in der Karte 1 'Ökologischer Zustand / Ökologisches Potenzial' für den Kreis Minden-Lübbecke dargestellt. Die berichtspflichtigen Gewässer im Kreis Minden-Lübbecke weisen derzeit keine Abschnitte auf, in denen der gute ökologische Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial erreicht werden.

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4 SCHUTZGEBIETE

Eine wesentliche Information, die bei der Verortung der Funktionselemente verwendet wor- den ist, sind die vorhandenen Schutzgebiete. Hierzu gehören die Naturschutzgebiete, FFH- Gebiete und die EU-Vogelschutzgebiete, welche in der Karte 7 dargestellt werden. Ziel der Berücksichtigung der Schutzgebiete ist es, ggf. vorhandene Synergieeffekte zu nutzen, wie sie in den Schutzzielen der jeweiligen Gebiete genannt werden. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass in Schutzgebieten eine höhere Akzeptanz im Hinblick auf die Umsetzbar- keit der erforderlichen Maßnahmen gegeben ist. Dabei lag der Schwerpunkt der Betrachtung auf den Schutzgebieten, welche einen unmittelbaren Bezug zum Gewässer aufweisen. Naturnahe Fließgewässer und Auen stellen seit jeher für die Wanderung bzw. Ausbreitung von Tieren und Pflanzen herausragende Verbindungskorridore zwischen unterschiedlichen Landschaftsräumen dar. Je naturnäher sich Bäche, Uferrandstreifen oder der gesamte Auen- raum darstellen, desto größer ist deren Bedeutung als Wander- und Ausbreitungskorridor. Die Schutzziele der FFH-, Vogelschutz- und Naturschutzgebiete mit einem unmittelbaren Bezug zum Gewässer werden im Anhang G aufgeführt. Vielfach überlagern sich dabei die Gebietskulissen von FFH- und Naturschutzgebieten bzw. von Vogelschutz- und Natur- schutzgebieten.

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5 METHODISCHE VORGEHENSWEISE ZUR ERMITTLUNG UND VERORTUNG DER FUNKTIONSELEMENTE

Die hier angewandte Methodik zur Ermittlung und Verortung der Funktionselemente im Sinne des Strahlwirkungskonzeptes erfolgte nach dem LANUV Arbeitsblatt 16 (2011) „Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“ [3]. Basierend auf dem Strahlwirkungsansatz aus dem Heft 81 „Kompensation von Strukturdefi- ziten in Fließgewässern durch Strahlwirkung“ des Deutschen Rates für Landespflege, [7] wurde in diesem Projekt auf der Grundlage umfangreicher faunistischer Daten zu Fischen und Makrozoobenthos mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren eine operationalisier- bare Methodik entwickelt, die in der wasserwirtschaftlichen Praxis Verwendung finden kann. Die für die Erarbeitung des Strahlwirkungskonzeptes entscheidenden Angaben werden in verschiedenen Tabellen zu den Mindestanforderungen an die Qualität der einzelnen Funkti- onselemente abgebildet. Nachfolgend werden die wesentlichen methodischen Anforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen und Strahlwegen aufgeführt. Dabei werden die Angaben zusammenfas- send und teilweise vereinfacht dargestellt, wie es zum grundsätzlichen Verständnis der me- thodischen Herangehensweise erforderlich ist. Detaillierte Angaben zum wissenschaftlichen Hintergrund, den Mindestanforderungen an die einzelnen Funktionselemente sowie zum Funktionsprinzip des Strahlwirkungskonzeptes finden sich im Arbeitsblatt 16 vom LANUV [3]. Grundsätzlich ist das Strahlwirkungskonzept zur Erreichung des Bewirtschaftungszieles 'gu- ter ökologischer Zustand' in 'natürlichen Wasserkörpern' entwickelt und ausgelegt worden. In Bezug auf die Verwendung des Strahlwirkungskonzeptes bei 'erheblich veränderten Wasser- körpern' und dem Bewirtschaftungsziel 'gutes ökologisches Potenzial' sind besondere Hin- weise zu beachten, die nachfolgend aus dem Arbeitsblatt 16 vom LANUV (Seite 14 bzw. 18) [3] zitiert werden. "Bewirtschaftungsziel „gutes ökologisches Potenzial“ (erheblich veränderte und künstliche Wasserkörper): Soweit sich die Anforderungen nach Anhang III aufgrund bestehender – im Bewirtschaftungsplan dargelegter – Nutzungen nicht vollständig umsetzen lassen, sind zu- mindest die Funktionselemente zu entwickeln, die eine Erreichung des guten ökologischen Potenzials erwarten lassen. Auch wenn in solchen Systemen keine lückenlose Abfolge von Strahlursprüngen und Strahlwegen erreichbar ist, so tragen doch entsprechend gestaltete Gewässerabschnitte zur Stärkung der gewässertypischen Biozönose bei."

"In erheblich veränderten oder künstlichen Wasserkörpern können die Anforderungen an die Gestaltung und Abfolge von Funktionselementen sowie Rahmenbedingungen von den in Anhang III dargestellten Werten abweichen. Sie sind aber so zu wählen, dass das gute öko- logische Potenzial erreicht werden kann. Derzeit kann die in erheblich veränderten Gewäs- sersystemen zu erwartende Biozönose noch nicht näher beschrieben werden. Hierzu laufen verschiedene Projekte auf Bundes- und Landesebene. Entsprechend kann auch (noch) nicht eine entsprechende naturwissenschaftlich, fachliche Aussage zur idealtypischen Gestaltung

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke und Abfolge von Funktionselementen in Gewässersystemen, die durch bestimmte Nutzun- gen überprägt sind, erfolgen. Die Anforderungen des Anhangs III geben aber eine Orientie- rung zumindest für die Gestaltung von Funktionselementen in solchen Systemen." Aktuell erfolgt in Nordrhein-Westfalen die Ermittlung des guten ökologischen Potenzials nach der so genannten Prager Methode. Danach ergibt sich das gute ökologische Potenzial für ein erheblich verändertes oder künstliches Gewässer dann, wenn alle machbaren und vertretba- ren Verbesserungsmaßnahmen, die ohne eine signifikante Einschränkung der vorhandenen Nutzungen möglich sind, durchgeführt wurden.

5.1 Beschreibung der Funktionselemente

Bevor die methodische Vorgehensweise zur Verortung der Funktionselemente und die erfor- derlichen Mindestqualitäten erläutert werden, soll an dieser Stelle zunächst eine kurze Be- schreibung der zentralen Elemente des Strahlwirkungskonzeptes erfolgen. Eine detaillierte Beschreibung findet sich im Arbeitsblatt 16 vom LANUV [3].

5.1.1 Strahlursprünge

Der Strahlursprung ist der Ausgangsbereich der eigentlichen Strahlwirkung. Ein Strahlur- sprung zeichnet sich durch eine weitestgehend gewässertypische, leitbildgemäße und natur- nahe Strukturierung aus. In diesem Gewässerabschnitt werden den gewässertyp-spezifi- schen Organismen gute bis sehr gute Habitatstrukturen geboten, so dass in diesen Berei- chen eine dauerhafte Besiedlung stattfinden kann. Von hier aus können die Organismen passiv (durch Verdriftung) oder aktiv in benachbarte Gewässerabschnitte 'ausstrahlen'. Aber ein Strahlursprung hat nicht nur eine positive Auswirkung im Hinblick auf die biotischen Komponenten (Pflanzen und Tiere) sondern auch abiotische Komponenten (chemisch-physi- kalische Wasserbeschaffenheit, Sedimente etc.) werden in angrenzende Gewässerab- schnitte übertragen. Neben den rein biologisch-ökologischen Eigenschaften von Strahlursprüngen sind darüber hinaus noch weitere wichtige Faktoren zu nennen, die nicht direkt Gegenstand des Strahl- wirkungskonzeptes sind. Hierzu zählen beispielsweise eine positive Wirkung auf das unmit- telbare Wohnumfeld in besiedelten Bereichen oder die Förderung einer gesunden und att- raktiven Kulturlandschaft auch im Sinne einer touristischen Entwicklung einer Region. Die nachfolgende Abb. 1 zeigt einen beispielhaften Gewässerabschnitt mit den Qualitäten eines Strahlursprungs. Hierzu zählen beispielsweise der naturnahe Wald im Umfeld des Gewäs- sers, die ausgesprochen vielfältigen Strukturen im Sinne verschiedener Gewässerbreiten- und tiefen, unterschiedliche Substrate und Fließgeschwindigkeiten sowie strukturierende Totholzelemente.

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Abb. 1: Beispiel für einen Gewässerabschnitt innerhalb eines Strahlursprungs

5.1.2 Strahlwege

Strahlwege dienen als verbindende Elemente zwischen den Strahlursprüngen. Es sind strukturell beeinträchtigte Gewässerabschnitte, auf welche die positiven Eigenschaften von Strahlursprüngen einwirken. Für anspruchsvollere gewässertypspezifische Organismen ist in diesen Bereichen in der Regel keine dauerhafte Besiedlung möglich. Es werden zwei Typen von Strahlwegen unterschieden: Aufwertungsstrahlwege und Durchgangsstrahlwege. Auf- wertungsstrahlwege (vgl. Abb. 2) sind mäßig beeinträchtigt und etwas besser strukturiert als Durchgangsstrahlwege. Sie können einigen Organismen zumindest eine zeitweise Be- siedlung ermöglichen. Durchgangsstrahlwege (vgl. Abb. 3) lassen aufgrund ihrer struktu- rellen Ausstattung keine Besiedlung durch Organismen zu und dienen lediglich als Verbin- dungsweg zum Austausch von Organismen zwischen Strahlursprüngen.

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Abb. 2: Beispiel für die Qualität innerhalb eines Aufwertungsstrahlweges

Abb. 3: Beispiel für die Qualität innerhalb eines Durchgangsstrahlweges

5.1.3 Trittsteine

Trittsteine sind naturnahe Elemente innerhalb von Strahlwegen mit der Qualität von Strahlur- sprüngen. Ein Trittstein kann sowohl aus einer punktuellen Struktur, wie beispielsweise aus einem Totholzelement (vgl. Abb. 4) als auch aus einem strukturell höherwertigen Fließge- wässerabschnitt bestehen. Trittsteine bieten eine kurzfristige Besiedlungsmöglichkeit.

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Abb. 4: Totholzelement als Trittstein in einem Fließgewässerabschnitt

5.1.4 Degradationsstrecken

Degradationsstrecken sind Fließgewässerabschnitte, in denen aufgrund vorhandener nicht überwindbarer Restriktionen die Anforderungen an die Funktionselemente des Strahlwir- kungskonzeptes (Strahlursprünge, Strahlwege) nicht erfüllt werden können. Hierzu gehören beispielsweise längere verrohrte Abschnitte unter Gebäuden, welche nicht geöffnet werden können oder auch Fließgewässerabschnitte, welche in Talsperren aufgestaut worden sind.

5.2 Beschreibung der Mindestanforderungen an die Funktionselemente

5.2.1 Vorbemerkungen

Die für die Erarbeitung des Strahlwirkungskonzeptes entscheidenden Angaben werden in verschiedenen Tabellen zu den Mindestanforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen und Strahlwegen mit Trittsteinen abgebildet [3] Danach sind im Wesentlichen folgende Parameter für die Qualität eines Strahlursprungs bzw. Strahlweges von Bedeutung: • Gewässerstrukturgüte o Gesamtbewertung, o Bewertung für den Bereich Sohle,

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o Bewertung für den Bereich Ufer, o Bewertung für den Bereich Umfeld, • Mindestlängen der Strahlursprünge, • Maximallängen der Strahlwege, • Durchgängigkeit, • Rückstau, • Gewässerunterhaltung.

Darüber hinaus sind folgende Rahmenbedingungen zu beachten: • Hydraulik / Hydrologie, • Saprobie.

Des Weiteren ist eine differenzierte Betrachtung nach Fließ- und Fischgewässertypen, wel- che in vier Gewässertypgruppen eingeteilt werden, zu berücksichtigen: • kleine bis mittelgroße Fließgewässer des Mittelgebirges, • mittelgroße bis große Fließgewässer des Mittelgebirges, • kleine bis mittelgroße Fließgewässer des Tieflandes, • mittelgroße bis große Fliegewässer des Tieflandes. Die im Kreis Minden-Lübbecke vorhandenen Fließ- und Fischgewässertypen sowie deren Zuordnung zu den jeweiligen Gewässertypgruppen werden in den nachfolgenden Tab. 1 und 2 dargestellt.

Tab. 1: Zuordnung der Fließgewässertypen (LAWA) zu den Gewässertypgruppen

Großlandschaft Größe Fließgewässertyp (LAWA)

Mittelgebirge kleine bis mit- 6 Feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche telgroße

Mittelgebirge kleine bis mit- 7 Grobmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche telgroße

Mittelgebirge mittelgroße bis 9.1 Karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelge- große birgsflüsse

Mittelgebirge mittelgroße bis 9.2 Große Flüsse des Mittelgebirges große

Tiefland mittelgroße bis 12 Organisch geprägte Flüsse große

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Tiefland kleine bis mit- 14 Sandgeprägte Tieflandbäche telgroße

Tiefland mittelgroße bis 15 Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse große

Tiefland kleine bis mit- 16 Kiesgeprägte Tieflandbäche telgroße

Tiefland kleine bis mit- 18 Löss-lehmgeprägte Tieflandbäche telgroße

Tiefland kleine bis mit- 19 Kleine Niederungsfließgewässer in Fluss- und Strom- telgroße tälern

Tab. 2: Zuordnung der Fischgewässertypen zu den Gewässertypgruppen

Großlandschaft Größe Fischgewässertyp

Mittelgebirge kleine bis mit- FiGt_01 oberer Forellentyp Mittelgebirge telgroße

Mittelgebirge kleine bis mit- FiGt_02 unterer Forellentyp Mittelgebirge telgroße

Mittelgebirge mittelgroße bis FiGt_09 Äschentyp Mittelgebirge große

Mittelgebirge mittelgroße bis FiGt_10 oberer Barbentyp Mittelgebirge große

Mittelgebirge mittelgroße bis FiGt_12 unterer Barbentyp Werre und große

Tiefland mittelgroße bis FiGt_19 unterer Brassentyp nördliches Tiefland große

Tiefland kleine bis mit- FiGt_20 oberer Brassentyp nördliches Tiefland telgroße

Tiefland kleine bis mit- FiGt_21 oberer Brassentyp Bastau telgroße

Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche der biologischen Qualitätskomponenten Fische und Makrozoobenthos an ihre Habitatausstattung wird für diese Artengruppen teilweise eine differenzierte Parameterausprägung angegeben. Die Angaben zur Gewässerstrukturgüte entsprechen der Klassifizierung und den Inhalten des Merkblattes Nr. 14 (1998) “Gewässerstrukturgüte in Nordrhein-Westfalen – Kartieranlei- tung“ des Landesumweltamtes NRW [4]. Danach wird die Gewässerstrukturgüte in sieben Klassen eingeteilt (vgl. Tab. 3):

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Tab. 3: Einteilung und Beschreibung der Gewässerstrukturgüteklassen

Strukturgüteklasse Grad der Beeinträchtigung

1 naturnah

2 bedingt naturnah

3 mäßig beeinträchtigt

4 deutlich beeinträchtigt

5 merklich geschädigt

6 stark geschädigt

7 übermäßig geschädigt

Die Angabe der Gewässerstrukturgüteklasse für die Sohle, das Ufer und das Umfeld bezie- hen sich auf den jeweiligen Bereich, der sich aus unterschiedlichen Hauptparametern zu- sammensetzt (vgl. Tab. 4). Die Bewertung der Hauptparameter setzt sich wiederum aus der Beurteilung mehrerer Einzelparameter zusammen, vgl. [4].

Tab. 4: Zuordnung der Hauptparameter zur den Bereichen der Gewässerstrukturgüte

Bereich Hauptparameter

Laufentwicklung

Sohle Längsprofil

Sohlenstruktur

Querprofil Ufer Uferstruktur

Umfeld Gewässerumfeld

Die Klassifizierungen im Hinblick auf die Durchgängigkeit und den Rückstau richten sich nach dem Handbuch Querbauwerke (2005) des MUNLV [5] (vgl. Tab. 5 und 6).

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Tab. 5: Klassifizierung der Durchgängigkeit [5]

Bewertungsstufe Beschreibung

A Es ist kein Querbauwerk vorhanden.

flussaufwärts: Die aufsteigenden Fische finden an mindestens 300 Tagen im Jahr zuverlässig einen passierbaren Wanderkorridor ins Oberwasser.

B flussabwärts: Abwandernde Fische finden zuverlässig einen passierbaren Wanderkorridor ins Unterwasser UND unterliegen bei der Passage der Gesamtanlage keinem oder nur einem geringen Schädigungsrisiko

flussaufwärts: Die Auffindbarkeit und/oder Passierbarkeit des Wanderkorridors ist für einzelne Arten mäßig beeinträchtigt UND/ODER an mindestens 240 Tagen im Jahr gege- ben. C flussabwärts: Die Auffindbarkeit und die Passierbarkeit des Wanderkorridors ins Unterwasser ist mäßig beeinträchtigt UND/ODER abwandernde Fische unterliegen bei der Überwindung der Gesamtanlage nur einem mäßigen Schädigungsrisiko.

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Tab. 6: Klassifizierung des Rückstaus [5]

Bewertungsstufe Beschreibung

fischökologische Definition: Ein Lebensraumverlust infolge Aufstau ist nicht zu verzeichnen. A technische Kriterien: Es findet kein Aufstau statt.

fischökologische Definition: Der weitaus größte Teil der oberhalb an das Wehr anschließenden Gewässer- strecke bis zum nächsten Staubauwerk ist für rheophile Arten besiedelbar.

B technische Kriterien:

Maximal 25 % der Gewässerlänge vom Wehr bis zur nächsten oberhalb gelege- nen Stauanlage bzw. bis zum Zusammenfluss von Turbinenuntergraben und Mutterbett ist gestaut.

fischökologische Definition: Mindestens 50 % der oberhalb anschließenden Gewässerstrecke ist für rheophile Arten besiedelbar. C technische Kriterien: Maximal 50 % der Gewässerlänge bis zum oberhalb gelegenen Wehr bzw. bis zum Zusammenfluss von Turbinenuntergraben und Mutterbett ist gestaut.

Nachfolgend werden die Anforderungen an die Qualität der Funktionselemente als wesentli- che Bausteine des Strahlwirkungskonzeptes beschrieben.

5.2.2 Mindestanforderungen an Strahlursprünge

Ein wesentliches Kriterium für einen funktionsfähigen Strahlursprung ist die Einhaltung einer Mindestlänge. Hierbei wird keine Unterscheidung zwischen den spezifischen Anforderungen der Fische und des Makrozoobenthos vorgenommen. Ebenso erfolgt keine weitere Differen- zierung zwischen den Gewässern des Mittelgebirges und des Tieflandes. Danach ist bei kleinen bis mittelgroßen Gewässern eine Mindestlänge von zusammenhängenden 500 m für einen funktionstüchtigen Strahlursprung anzunehmen. Bei den mittelgroßen bis großen Ge- wässern erfolgt eine Unterscheidung nach der Größe des Einzugsgebietes am Ort des Strahlursprungs (Tab. 7).

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Tab. 7: Mindestlängen von Strahlursprüngen an mittelgroßen bis großen Gewässern

Größe des Einzugsgebietes Mindestlänge des Strahlursprungs

< 1.000 km² 1.000 m (zusammenhängend)

1.000 – 5.000 km² > 2.000 m (zusammenhängend)

5.000 – 10.000 km² > 4.000 m (zusammenhängend)

Die Mindestanforderungen an die Qualität eines Strahlursprungs im Hinblick auf die Gewäs- serstruktur, die Querbauwerke und die Gewässerunterhaltung werden in Tab. 8 vereinfacht und zusammengefasst dargestellt. Die detaillierten Anforderungen sind dem Arbeitsblatt Nr. 16 des LANUV [3] zu entnehmen.

Tab. 8: Mindestanforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen

Gewässerstruktur Querbauwerke Gewässer-unterhal- tung

Sohle Ufer Umfeld Durchgängigkeit Rückstau

GSG 1 - 3 GSG 1 - 3 GSG 1 - 3 keine bis geringe kein bedarfsorientierte Durchgängigkeitsdefizite Rückstau ökologisch verträgli- (A, B) (A) che Gewässerunter- haltung

Darüber hinaus sind bestimmte Rahmenbedingungen hinsichtlich der hydraulischen / hydro- logischen Verhältnisse als auch der Wasserbeschaffenheit zu gewährleisten: • keine signifikanten Steigerungen der natürlichen hydraulischen Sohl- und

Uferbelastungen bezogen auf HQ 1-5. Dies bedeutet, dass bei entsprechenden Abflüs- sen keine stark erhöhten Fließgeschwindigkeiten auftreten dürfen, welche sich ggf. negativ auf die Besiedlung durch leitbildgemäße Organismen auswirken. •

• keine signifikante Verminderung der natürlichen mittleren Fließgeschwindigkeit der dominierenden Abflussverhältnisse und keine temporäre Austrocknung bezogen auf MNQ – MQ, • keine signifikante organische Belastung (Modul Saprobie mindestens gut).

5.2.3 Mindestanforderungen an Strahlwege

Es werden zwei verschiedene Typen von Strahlwegen mit unterschiedlichen Anforderungen differenziert: Aufwertungsstrahlwege und Durchgangsstrahlwege. Nachfolgend werden die Unterschiede und die Mindestanforderungen der beiden Typen beschrieben.

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Im Gegensatz zu den Strahlursprüngen, wo eine Mindestlänge definiert ist, werden für die Strahlwege Maximallängen beschrieben. Diese Werte sind einerseits von der Länge des vo- rangehenden Strahlursprungs abhängig (beispielsweise 'maximal halb so lang wie der vo- rangehende Strahlursprung') und andererseits werden absolute Maximallängen festgesetzt. In den nachfolgenden Tab. 9 und 10 werden die Maximallängen für Aufwertungs- und Durchgangsstrahlwege differenziert nach den Gewässertypgruppen und den biologischen Qualitätskomponenten Fische und Makrozoobenthos aufgeführt.

Tab. 9: Anforderungen an die Länge von Aufwertungsstrahlwegen

Gewässertypgruppe Fische Makrozoobenthos kleine bis mittelgroße Gewässer < 3.500 m < 2.500 m des Mittelgebirges max. so lang wie der Strahlur- max. so lang wie der Strahlur- sprung sprung mittelgroße bis große Gewässer < 4.500 m < 3.000 m des Mittelgebirges max. so lang wie der Strahlur- max. so lang wie der Strahlur- sprung sprung kleine bis mittelgroße Gewässer < 3.000 m < 1.000 m des Tieflandes max. so lang wie der Strahlur- max. halbe Länge des der sprung Strahlursprung mittelgroße bis große Gewässer < 4.500 m < 2.000 m des Tieflandes max. so lang wie der Strahlur- max. halbe Länge des der sprung Strahlursprung

Tab. 10: Anforderungen an die Länge von Durchgangsstrahlwegen

Gewässertypgruppe Fische Makrozoobenthos

< 900 m < 600 m kleine bis mittelgroße Gewässer des Mittelgebirges max. ein Viertel so lang wie der max. ein Viertel so lang wie der Strahlursprung Strahlursprung

< 1.200 m < 700 m mittelgroße bis große Gewässer des Mittelgebirges max. ein Viertel so lang wie der max. ein Viertel so lang wie der Strahlursprung Strahlursprung

< 900 m < 600 m kleine bis mittelgroße Gewässer des Tieflandes max. ein Viertel so lang wie der max. ein Viertel so lang wie der Strahlursprung Strahlursprung

< 1.200 m < 1.200 m mittelgroße bis große Gewässer des Tieflandes max. ein Viertel so lang wie der max. ein Viertel so lang wie der Strahlursprung Strahlursprung

Die Mindestanforderungen an die Qualität von Aufwertungs- bzw. Durchgangstrahlwegen im Hinblick auf die Gewässerstruktur, die Querbauwerke und die Gewässerunterhaltung werden

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke in den Tab. 11 und 12 vereinfacht und zusammengefasst dargestellt. Die detaillierten Anfor- derungen sind dem Arbeitsblatt Nr. 16 des LANUV [3] zu entnehmen.

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Tab. 11: Mindestanforderungen an die Qualität von Aufwertungsstrahlwegen

biologische Quali- Gewässerunter- Gewässertypgruppe Gewässerstruktur Querbauwerke tätskomponente haltung

Sohle Ufer Umfeld Durchgängigkeit Rückstau

kleine bis mittelgroße Gewäs- - ser des Mittelgebirges

mittelgroße bis große Gewäs- GSG 6 ser des Mittelgebirges keine bis geringe Fische Durchgängigkeits- kleine bis mittelgroße Gewäs- - defizite (A, B) ser des Tieflandes

mittelgroße bis große Gewäs- GSG 6 ser des Tieflandes

keine bis geringe bedarfsorientierte kleine bis mittelgroße Gewäs- Saumstreifen Durchgängigkeits- kein Rück- ökologisch verträgli- ser des Mittelgebirges GSG 5 GSG 5 vorhanden defizite (A, B) stau (A) che Gewässerun- terhaltung keine bis mäßige mittelgroße bis große Gewäs- - Durchgängigkeits- ser des Mittelgebirges defizite (A - C) Makrozoobenthos keine bis geringe kleine bis mittelgroße Gewäs- Saumstreifen Durchgängigkeits- ser des Tieflandes vorhanden defizite (A, B)

keine bis mäßige mittelgroße bis große Gewäs- - Durchgängigkeits- ser des Tieflandes defizite (A - C)

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Tab. 12: Mindestanforderungen an die Qualität von Durchgangsstrahlwegen

biologische Quali- Gewässer- Gewässertypgruppe Gewässerstruktur Querbauwerke tätskomponente unterhaltung

Sohle Ufer Umfeld Durchgängigkeit Rückstau

kleine bis mittelgroße Gewäs- ser des Mittelgebirges

mittelgroße bis große Gewäs- ser des Mittelgebirges keine bis geringe kein bis mäßi- Fische Durchgängigkeits- ger Rückstau kleine bis mittelgroße Gewäs- defizite (A, B) (A - C) ser des Tieflandes

mittelgroße bis große Gewäs- bedarfsorientierte durchgängiges ser des Tieflandes ökologisch verträgli- typspezifisches - - che Gewässerun- kleine bis mittelgroße Gewäs- Sohlsubstrat ser des Mittelgebirges terhaltung

mittelgroße bis große Gewäs- keine bis mäßige ser des Mittelgebirges kein Rückstau Makrozoobenthos Durchgängigkeits- (A) kleine bis mittelgroße Gewäs- defizite (A - C) ser des Tieflandes

mittelgroße bis große Gewäs- ser des Tieflandes

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Die weiterhin erforderlichen Rahmenbedingungen zur Gewährleistung eines funktionstüchti- gen Aufwertungs- bzw. Durchgangsstrahlweges im Hinblick auf die hydrauli- schen / hydrologischen Verhältnisse als auch die Wasserbeschaffenheit werden nachfolgend aufgeführt. • maximal mäßige Steigerung der natürlichen hydraulischen Sohl- und Uferbelastun-

gen bezogen auf HQ 1-5, • Aufwertungsstrahlwege: maximal mäßige Verminderung der natürlichen mittleren Fließgeschwindigkeit der dominierenden Abflussverhältnisse und keine temporäre Austrocknung bezogen auf MNQ – MQ, • Durchgangsstrahlwege: keine temporäre Austrocknung, • keine signifikante organische Belastung (Modul Saprobie mindestens gut).

5.2.4 Mindestanforderungen an Trittsteine

Für Trittsteine werden keine Mindestlängen angegeben. Sie können sowohl punktuell dimen- sioniert (beispielsweise ein Totholzelement) sein als auch einen längeren Gewässerabschnitt (immer kürzer als ein Strahlursprung) charakterisieren. Trittsteine bieten innerhalb von Auf- wertungsstrahlwegen aufgrund der naturnahen Strukturen temporäre Besiedlungsmöglich- keiten für Organismen. Dadurch wird die Strahlwirkung innerhalb eines Aufwertungsstrahl- weges verbessert, was zu einer Vergrößerung der maximalen Länge eines Aufwertungs- strahlweges führt.

5.3 Vorgehensweise bei der Verortung der Funktionsele- mente

Für die Wasserkörper, bei denen der ökologische Zustand bzw. das ökologische Potenzial nach aktueller Einstufung bereits mit mindestens gut bewertet worden sind, ist zurzeit kein Handlungsbedarf im Sinne des Strahlwirkungskonzeptes erforderlich 1 (vgl. Kap. 3). Daher bestand der erste Arbeitsschritt darin, die Wasserkörper zu ermitteln, welche dieser Einstu- fung entsprechen (vgl. Abb. 5).

1 ausgenommen hiervon ist die Verpflichtung zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer (vgl. MUNLV, 2009) [6]

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Ermittlung des ökologischen Zustandes / ökologischen Potenzials

aktuell kein guter ökol. Zustand aktuell guter ökol. Zustand aktuell kein gutes ökol. Potenzial aktuell gutes ökol. Potenzial

Ermittlung von Strahlursprüngen derzeit kein Handlungsbedarf im Hinblick und Strahlwegen auf das Strahlwirkungskonzept

Abb. 5: Vorgehensweise zur Ermittlung von Gewässerstrecken, in denen ein Handlungsbedarf besteht

Da im Kreis Minden-Lübbecke zurzeit keine Gewässerabschnitte mit einer guten Bewertung des ökologischen Zustandes bzw. des ökologischen Potenzials belegt sind, ist das Strahlwir- kungskonzept auf alle berichtspflichtigen Gewässer anzuwenden. Dabei wurden die Gewäs- serabschnitte, zu denen aktuell keine oder nur eine unvollständige Bewertung vorliegt, ebenfalls in die Bearbeitung des Strahlwirkungskonzeptes mit einbezogen. Unter Berücksichtigung der beschriebenen Mindestanforderungen an die Qualität von Strahlursprüngen im Hinblick auf die Gewässerstruktur und die Mindestlängen erfolgte in einem weiteren Arbeitsschritt die Ermittlung von potenziellen Strahlursprüngen, welche zu- mindest die abiotischen Voraussetzungen für einen funktionstüchtigen Strahlursprung auf- weisen. Konkret bedeutet dies, dass Gewässerabschnitte mit den erforderlichen Mindestlän- gen und einer Gewässerstrukturgüte, welche überwiegend der Klasse 3 oder besser ent- spricht, identifiziert und gekennzeichnet worden sind. Darauf aufbauend erfolgte die Verortung der weiteren Funktionselemente. Im Sinne einer optimalen Kostenwirksamkeit für die durchzuführenden Maßnahmen zur Erreichung des gu- ten ökologischen Zustandes bzw. des guten ökologischen Potenzials wurde bei der Veror- tung eine Vielzahl von Informationen berücksichtigt. Die verwendeten Informationen basieren dabei nicht auf eigenen Erhebungen vor Ort sondern auf der Grundlage direkt verwendbarer Daten oder von Informationen welche durch die Auswertung vorliegender Planungen und Gutachten erlangt worden sind. Nachfolgende Tab. 13 gibt einen Überblick über die verwen- deten Informationen sowie deren Herkunft.

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Tab. 13: Übersicht über die wesentlichen verwendeten Grundlageninformationen

Datengrundlage Herkunft Bemerkung

Gewässerstrukturgüte und Landesamt für Natur, Umwelt und direkt verwendbare digitale weitere Daten zur Bewertung Verbraucherschutz Nordrhein-West- Daten der Fließgewässer gem. EG- falen (LANUV) WRRL

Topographische Grundlagen- Kreis Minden-Lübbecke direkt verwendbare digitale daten, Luftbilder Daten

Konzepte zur naturnahen Gewässerunterhaltungspflichtige durch das UIH ausgewer- Entwicklung von Fließgewäs- (Wasserverbände, Städte und Ge- tete Planungsgrundlagen sern (KNEF) meinden)

Landschaftspläne Kreis Minden-Lübbecke durch das UIH ausgewer- tete Planungsgrundlagen

Schutzgebiete Kreis Minden-Lübbecke direkt verwendbare digitale Daten

Flächen mit extensiver Nut- digitale Luftbilder durch das UIH ausgewer- zung tete Planungsgrundlagen

Flächen in öffentlicher Hand Land Nordrhein-Westfalen direkt verwendbare digitale Daten durchgeführte und geplante Gewässerentwicklungsprojekt - direkt verwendbare digitale Maßnahmen Werre-Else, Gewässerunterhaltungs- Daten pflichtige

Informationen zu Altlasten Kreis Minden-Lübbecke direkt verwendbare digitale Daten

Informationen zu Querbau- Landesamt für Natur, Umwelt und direkt verwendbare digitale werken Verbraucherschutz Nordrhein-West- Daten (ggf. ist eine Über- falen (LANUV) prüfung bzw. Aktualisie- rung der gelieferten Daten erforderlich)

Gewässerstrukturgüte Die Daten zur Gewässerstrukturgüte basieren auf Geländeerhebungen, welche in den Jah- ren 1999 bis 2004 durchgeführt worden sind. In den Gewässerabschnitten mit einer guten bis mittleren Bewertung der Gewässerstruktur- güte ist zur Herstellung der Mindestanforderungen eines Strahlursprungs mit einem gerin- gern Maßnahmen- und Kostenaufwand zu rechnen als in den Abschnitten mit einer schlechteren Bewertung. Daher wurde versucht die Verortung von Strahlursprüngen in mög- lichst gut strukturierte Gewässerabschnitte zu legen.

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke bereits durchgeführte und geplante Maßnahmen Sind in Gewässerabschnitten bereits Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung des Fließge- wässers umgesetzt worden bzw. liegen hierzu konkrete Planungen vor, so wurde versucht, die Strahlursprünge möglichst in diese Bereiche zu legen.

Konzepte zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF) Eine wesentliche Grundlage für die Verortung der Funktionselemente waren die Informatio- nen aus den Konzepten zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF). Es er- folgte eine Auswertung aller vorliegenden KNEF's im Hinblick auf die dort dargestellten Maß- nahmen. Da davon auszugehen ist, dass die Maßnahmenplanung innerhalb eines KNEF's schon einen gewissen Abstimmungsprozess durchlaufen hat, wenngleich nicht mit der Ziel- stellung zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele gem. EG-WRRL, wurden insbesondere die Maßnahmen der KNEF's berücksichtigt, die einen deutlichen Renaturierungserfolg erwarten lassen. Hierzu gehört beispielsweise die Neutrassierung eines Gewässers, Laufverlegungen oder umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen.

Informationen zu Altlasten Die Verortung von Strahlursprüngen erfolgte außerhalb von Flächen mit Altlasten.

Flächen in öffentlichem Eigentum Es ist davon auszugehen, dass die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zur Errei- chung der Mindestvoraussetzungen oftmals mit einem entsprechenden Flächenbedarf ver- bunden ist. Im Hinblick auf eine weitestgehende Minimierung der Kosten zur Flächenbereit- stellung wurde bei der Verortung der Strahlursprünge das Vorhandensein von Flächen in öffentlichem Eigentum mit berücksichtigt.

Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, EU-Vogelschutzgebiete) Erfahrungsgemäß ist bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung inner- halb von Schutzgebieten davon auszugehen, dass die grundsätzlichen Möglichkeiten und die Akzeptanz größer ist, als außerhalb von geschützten Bereichen. Darüber hinaus ist entspre- chend der jeweils geltenden Schutz-, Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die Schutzge- biete ggf. mit Synergieeffekten zu rechnen.

Ortslagen als Restriktionsbereiche In der Regel sind weitergehende Renaturierungsmaßnahmen innerhalb von Siedlungsberei- chen mit einem größeren Planungs- und Kostenaufwand verbunden, wobei auch hier Maß- nahmen zur Gewässerentwicklung grundsätzlich möglich und sinnvoll sind. Dennoch wurde versucht, die Verortung der neu zu schaffenden Strahlursprünge weitestgehend außerhalb von Siedlungsbereichen vorzunehmen.

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Nutzungen im Umfeld Wurden angrenzend zu den betrachteten Gewässerabschnitten extensive oder fehlende Nutzungsstrukturen identifiziert, so wurden auch diese Bereiche bei der Verortung der neu anzulegenden Strahlursprünge beachtet.

Die Verortung der einzelnen Funktionselemente erfolgte immer vor dem Hintergrund einer möglichst großen Kostenwirksamkeit und größtmöglicher Realisierungswahrscheinlichkeiten. Diese Einschätzungen erfolgten einerseits auf der Grundlage der vorhandenen Informatio- nen und wurden andererseits im laufenden Abstimmungsprozess ergänzt und vervollstän- digt. Neben der Berücksichtigung der genannten Grundlagendaten musste bei der Verortung der Funktionselemente insbesondere darauf geachtet werden, dass die Mindestlängen der Strahlursprünge bzw. die Maximallängen der Aufwertungs- und Durchgangsstrahlwege be- achtet wurden. Allen verorteten Funktionselementen wurde eine eindeutige Identifikationsnummer zugeord- net. Diese Nummer setzt sich aus der Gewässerkennzahl eines Gewässers und einer lau- fenden Nummer, von der Quelle abwärts in Richtung der Mündung eines Gewässers, zu- sammen. Beispielhaft wird das System für die Riehe in der Abb. 6 dargestellt.

Abb. 6: Beispielhafte Darstellung des Systems der Nummerierung der Funktionselemente

Die Identifikationsnummer findet sich sowohl auf den Karten zur eindeutigen Kennzeichnung der Funktionselemente als auch in der Übersichtstabelle (vgl. Anhang E).

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6 PRIORISIERUNG

Entsprechend den Vorgaben des Musterumsetzungsfahrplanes für NRW ist für die erforderli- chen Maßnahmen ein Umsetzungszeitraum (Priorisierung) anzugeben. Der Umsetzungszeit- raum kennzeichnet den Zeitraum innerhalb dessen die jeweilige Maßnahme umgesetzt sein muss. Darüber hinaus ist die Priorisierung zur Planung des zeitlichen Ablaufes der erforderlichen Maßnahmenumsetzung für die Maßnahmenträger von Bedeutung. Ziel der Priorisierung ist zunächst die Sicherung aktuell vorhandener guter Strukturen zum Erhalt, zur Förderung und zur Entwicklung von Wiederbesiedlungspotenzialen. Darüber hin- aus soll eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Maßnahmen auf die Bewirtschaftungs- zeiträume im Hinblick auf die Finanzplanung der Maßnahmenträger gewährleistet werden. Durch die Planung der Umsetzungszeiträume soll eine bestmögliche Verteilung der Maß- nahmen auf die Gewässer / Wasserkörper zur Gewährleistung ausreichend langer Entwick- lungszyklen zur Etablierung von Initialen gegeben werden. Zusätzlich werden durch die Prio- risierung Gewässerabschnitte im Hinblick auf eine zu erwartende hohe Akzeptanz der Um- setzbarkeit, wie sie oftmals innerhalb von Schutzgebieten gegeben ist, gekennzeichnet. Dementsprechend erfolgte die Priorisierung nach folgenden Kriterien: • Gewässerabschnitte mit einer guten Verfügbarkeit von Flächen in öffentlichem Eigen- tum  Akzeptanz und Kosteneffizienz, • dem aktuellen strukturellen Zustand als Maß für den vermutlich zu erwartenden Maß- nahmenaufwand  Kosteneffizienz, • einer möglichst gleichmäßigen Verteilung der erforderlichen Maßnahmen innerhalb der Kommunen bezogen auf die Bewirtschaftungszeiträume, • der Lage in Schutzgebieten im Hinblick auf Synergien zur Umsetzung der FFH- und Vogelschutzrichtlinie bzw. den Schutz- und Entwicklungszielen in Naturschutzgebie- ten  Akzeptanz und Kosteneffizienz, • der Akzeptanz beim Maßnahmenträger  auf der Grundlage der Bewertung der Um- setzbarkeit von Maßnahmen im Verlauf des Abstimmungsprozesses, • einer Verteilung auf die Wasserkörper, um ausreichend lange Entwicklungszyklen zu gewährleisten und Initiale zu etablieren.

Die Priorisierung der Maßnahmenumsetzung erfolgte entsprechend den im Muster-Umset- zungsfahrplan angegebenen Bewirtschaftungszyklen in folgenden Kategorien:

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Zeitraum 2000 bis 2009

Zeitraum 2010 bis 2012

Zeitraum 2013 bis 2018

Zeitraum 2019 bis 2027

Die Darstellung der Priorisierung erfolgt sowohl in den Karten 8 'Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine mit Angaben zur Priorisierung der Umsetzungszeiträume sowie zu den Be- lastungs- und Maßnahmenfallgruppen' als auch in der Übersichtstabelle im Anhang E für die Detailinformationen zu den einzelnen Strahlursprüngen, Strahlwegen und Trittsteinen.

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7 HERLEITUNG VON GRUNDSÄTZLICH SINNVOLLEN MAßNAHMEN

Im Rahmen dieses Projektes ist die Planung von Maßnahmen mit einem konkreten Lagebe- zug nicht vorgesehen. Eine solche Maßnahmenplanung ist auf der Basis der zur Verfügung stehenden Informationen sinnvoll und seriös nicht durchführbar. Beispielsweise ist für eine qualitativ gute Maßnahmenplanung die Vor-Ort-Kenntnis der zu bearbeitenden Gewässerab- schnitte unerlässlich. Vielmehr ist es sinnvoll, auf der Grundlage der in diesem Projekt erar- beiteten Informationen in einem späteren Schritt eine detaillierte Maßnahmenplanung durch- zuführen, in der die spezifischen Rahmenbedingungen eines Gewässers Berücksichtigung finden. Die Herleitung grundsätzlich sinnvoller Maßnahmen zur Erreichung des guten ökologischen Zustandes bzw. des guten ökologischen Potenzials erfolgt nach dem von der Bezirksregie- rung Münster beauftragten Gutachten 'Herleitung und Verortung von Belastungs- und Maß- nahmenfallgruppen' (2007) der Bezirksregierung Münster [1]. Dort wurden typische struktu- relle Ausprägungen von Fließgewässern in Nordrhein-Westfalen zu 20 Belastungsfallgrup- pen zusammengefasst. Dabei erfolgte eine Differenzierung der Belastungsfallgruppen auf der Grundlage von 6 Parameterausprägungen, die in der Tab. 14 dargestellt werden.

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Tab. 14: Parameter und –ausprägungen der Belastungsfallgruppen (gem. [1])

Laufent- Querprofil Verbau Ufer- Umfeld- Rückstau Lage in wicklung bewuchs nutzung Großland- schaft

Natürliche / Nicht einge- Kein Verbau Natürliche / Natürliche / nein Tiefland naturnahe tieftes/ gering naturnahe naturnahe Lauf- eingetieftes, Vegetation; Vegetation; entwicklung natürliches / Wald Flächig Wald naturnahes / Sukzession; Querprofil Dauerbrache

Überwiegend Eingetieftes Verfallender Gebüsche Landwirt- ja Mittelgebirge naturnahe mit verfallenes Verbau und Gehölze schaftliche anthropoge- Regelprofil Nutzung ner Laufbe- (Acker, gradigung Grünland)

Schwach Eingetieftes Lebend- Böschungs- Siedlungs-, gewundene bis sehr stark verbau rasen ohne Gewerbe, bis ge- eingetieftes Gehölze Verkehrsflä- streckte Regelprofil, chen anthropogen Vollausbau geprägte Laufentwick- lung

Weitgehend Steinschüt- Vegetations- bis völlig tung/ freie Ufer begradigte Steinstickung Laufentwick- / Holzverbau lung

Beton, Mau- erwerk, Pflaster, Spundwand, Buhnen

Mittels der vorliegenden Informationen aus den Daten der Gewässerstrukturgütekartierung, des Querbauwerksinformationssystem, ATKIS-Daten, topographischen Karten und digitalen Orthophotos wurden alle bearbeiteten Fließgewässer des Kreises Minden-Lübbecke der ent- sprechenden Belastungsfallgruppe zugeordnet (vgl. Karte 8). Die wesentlichsten Unterschei- dungsmerkmale der Belastungsfallgruppen sind die umgebenen Hauptnutzungen (Siedlung, Forstwirtschaft, Landwirtschaft), der Ausbaugrad (naturnah, teilausgebaut oder vollausge- baut), der Uferbewuchs (gehölzarm bzw. gehölzreich) sowie ein vorhandener bzw. fehlender Rückstau. Den Belastungsfallgruppen wurden dann entsprechend den Angaben in [1] sogenannte Maßnahmenfallgruppen zugeordnet. Es erfolgte zunächst eine Zuordnung von grundsätzlich sinnvollen Maßnahmen entsprechend den sechs verwendeten Parametern mit ihren spezifi- schen Ausprägungen (vgl. Tab. 15 bis 20).

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Tab. 15: Laufentwicklung: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschende Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe Laufentwicklung

Natürliche / naturnahe Nur Erhaltungsmaßnahmen Laufentwicklung

Überwiegend natur- nahe Laufentwicklung mit anthropogener Laufbegradigung

Schwach gewundene bis gestreckte anthro- pogen geprägte Lauf- entwicklung

Weitgehend bis völlig begradigte Laufent- wicklung

Tab. 16: Profil: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschendes Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe Profil

Nicht eingetieftes/ Nur Erhaltungsmaßnahmen gering eingetieftes, natürliches / naturna- hes Querprofil

Eingetieftes verfalle- nes Regelprofil

Eingetieftes bis sehr stark eingetieftes Re- gelprofil, Vollausbau

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Tab. 17: Verbau: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschender Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe Verbau

Kein Verbau Keine Maßnahmen

Verfallender Verbau

Lebendverbau

Steinschüttung/ Steinstickung/ Holz- verbau

Beton, Mauerwerk, Pflaster, Spundwand, Buhnen

Tab. 18: Uferbewuchs: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschender Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe Uferbewuchs

Natürliche / naturnahe Keine Maßnahmen Vegetation; Wald

Gebüsche und Ge- hölze

Böschungsrasen ohne Gehölze

Vegetationsfreie Ufer

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Tab. 19: Flächennutzung: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschende Flä- Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe chennutzung

Nur Erhaltungsmaßnahmen Natürliche / naturnahe Vegetation; flächig Wald / Sukzession; Dauerbrache

Landwirtschaftliche Nutzung (Acker, Grünland)

Siedlungs-, Gewerbe, Verkehrsflächen

Tab. 20: Rückstau: Parameterausprägungen und grundsätzlich sinnvolle Maßnahmen (nach [1])

Vorherrschender Maßnahmen zur Auswahl für die Maßnahmenfallgruppe Rückstau nein Keine Maßnahmen ja

Darauf aufbauend wurden in den entsprechenden Maßnahmenfallgruppen alle grundsätzlich sinnvollen Maßnahmen zur Zielerreichung aufgeführt. Im Anhang B sind alle relevanten Maßnahmenfallgruppen mit den entsprechenden Maßnahmen aufgelistet. Es erfolgt eine Differenzierung von Maßnahmengruppen zur Erreichung einer Gewässerstrukturgüteklasse von 1 -3 und der Erreichung einer Gewässerstrukturgüteklasse von 5. Eine Beschreibung der einzelnen Maßnahmen gem. den Angaben in [1] findet sich im Anhang C. Die Vorgehensweise zur Ermittlung einer Belastungs- bzw. Maßnahmenfallgruppe wird an dem nachfolgenden fiktiven Beispiel erläutert.

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Abb. 7: Beispielhafter Gewässerabschnitt zur Ermittlung einer Belastungs- bzw. Maßnahmenfallgruppe

Für den beispielhaften Gewässerabschnitt (vgl. Abb. 7) sind folgende Parameterausprägun- gen ermittelt worden:

Tab. 21: Parameterausprägungen für einen beispielhaften Gewässerabschnitt

Parameter Ausprägung

Laufentwicklung weitgehend begradigter Verlauf

Querprofil eingetieftes Regelprofil

Verbau keine Angaben zum Uferverbau

Uferbewuchs fehlender Uferbewuchs

Umfeldnutzung Landwirtschaftliche Nutzung

Rückstau kein Rückstau

Lage in Großlandschaft Tiefland

Aus diesen Paramterausprägungen leitet sich die Belastungs- bzw. Maßnahmefallgruppe 'Teilausgebautes gehölzarmes Gewässer ohne Rückstau in landwirtschaftlicher Nutzung' mit den zugehörenden Maßnahmen, wie Sie im Anhang B beschrieben werden ab. Auf der Grundlage dieser Informationen und unter Berücksichtigung der spezifischen Rah- menbedingungen der einzelnen Gewässerabschnitte sind durch die Maßnahmenträger in einem weiteren Schritt detaillierte Maßnahmenplanungen zur Erreichung der Bewirtschaf- tungsziele gem. EG-WRRL durchzuführen.

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Im Hinblick auf die besondere Situation der 'Großen Aue' ist bei der künftigen Maßnahmen- planung und –umsetzung eine gesonderte Stellungnahme vom Fischereiberater des Kreises Minden-Lübbecke zu beachten (vgl. Anhang F).

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8 ÜBERSCHLÄGIGE KOSTENERMITTLUNG

8.1 Kostenermittlung für gewässermorphologische Maß- nahmen (ohne Querbauwerke)

Die überschlägige Ermittlung der Kosten für die durchzuführenden Maßnahmen basiert auf der Berechnung der mittleren Abweichung der Gesamtstrukturgüteklasse vom erforderlichen Zielzustand des entsprechenden Funktionselementes. Betrachtet werden hierbei zunächst nur die Abschnitte, welche den Zielzustand aktuell nicht erreicht haben. Hier ist mit dem größten Maßnahmenbedarf zu rechnen.

Ermittlung der mittleren Abweichung der Gesamtstrukturgüteklasse vom Zielzustand

Beispiel 1: neu anzulegender Strahlursprung (kleines bis mittelgroßes Gewässer) Zielzustand: Gesamtstrukturgüteklasse 3

1 2 3 4 5 6 7 0 m 0 m 100 m 0 m 400 m 200 m 200 m

Gesamtlänge: 900 m Zielzustand erreicht (<= 3): 100 m Zielzustand nicht erreicht (> 3): 800 m

Zunächst erfolgt die Berechnung der mittleren Strukturgüte der Abschnitte ohne Zielerrei- chung:

(4*0m)+(5*400m)+(6*200m)+(7*200m) 4.600 = = 5,8 0m+400m+200m+200m 800

Aus der mittleren Strukturgüte (5,8) der Abschnitte in denen der Zielzustand nicht erreicht ist wird die mittlere Abweichung vom Zielzustand (Klasse 3) berechnet.

5,8 – 3,0 = 2,8

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In diesem Beispiel liegt die mittlere Abweichung vom Zielzustand bei 2,8 Strukturgüteklas- sen.

Beispiel 2: Strahlweg (mittelgroßes bis großes Gewässer) Zielzustand: Gesamtstrukturgüteklasse 5

1 2 3 4 5 6 7 0 m 0 m 0 m 300 m 400 m 900 m 200 m

Gesamtlänge: 1.800 m Zielzustand erreicht (<= 5): 700 m Zielzustand nicht erreicht (> 5): 1.100 m

(6*900m)+(7*200m) 6.800 = = 6,2 900m+200m 1.100

Aus der mittleren Strukturgüte (6,2) der Abschnitte in denen der Zielzustand nicht erreicht ist wird die mittlere Abweichung vom Zielzustand (Klasse 5) berechnet.

6,2 – 5,0 = 1,2

In diesem Beispiel liegt die mittlere Abweichung vom Zielzustand bei 1,2 Strukturgüteklas- sen.

Kostenermittlung Es wird angenommen, dass der Maßnahmenaufwand und damit die Kosten, mit der berech- neten mittleren Abweichung vom Zielzustand korrelieren. Zur Abschätzung des Maßnahmenaufwandes erfolgt die Einteilung der mittleren Abweichun- gen in Klassen (vgl. Tab. 22).

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Tab. 22: Maßnahmenaufwand in Bezug zur mittleren Abweichung der Gewässerstrukturgüte vom Zielzu- stand

Mittlere Abweichung der Gewässerstruktur- Mittlerer Maßnahmenaufwand güte vom Zielzustand 0 kein bis sehr geringer Maßnahmenaufwand 1,00 - 2,00 geringer Maßnahmenaufwand 2,01 - 3,00 mittlerer Maßnahmenaufwand 3,01 - 4,00 hoher Maßnahmenaufwand

Den Maßnahmenklassen wurden nun geschätzte mittlere Kosten, unterteilt nach kleinen bis mittleren und mittleren bis großen Fließgewässern, zugeordnet (vgl. Tab. 23). Der ange- nommene Kostenansatz bezieht sich zunächst ausschließlich auf die Netto-Baukosten. Die Höhe des angenommenen Kostenansatzes resultiert dabei aus den gemittelten Erfahrungs- werten durchgeführter Maßnahmen an vergleichbaren Gewässerabschnitten. Aufwendungen für eine Planung bzw. für einen ggf. erforderlichen Flächenerwerb sind in den Kosten hier noch nicht enthalten. Die Kosten für einen unklaren Maßnahmenaufwand (Gewässerstrecken ohne Daten zur Ge- wässerstrukturgüte) ergeben sich aus der Mittelwertbildung der vier Maßnahmenklassen: kein bis sehr gering, gering, mittel und hoch.

Tab. 23: Durchschnittliche Kosten in € / lfd. m je nach Maßnahmenaufwand und Gewässergröße

Durchschnittliche Kosten Maßnahmenaufwand Fließgewässergröße in € / lfd. m kein bis sehr gering klein bis mittel 25,00 € kein bis sehr gering mittel bis groß 50,00 € gering klein bis mittel 125,00 € gering mittel bis groß 200,00 € mittel klein bis mittel 300,00 € mittel mittel bis groß 450,00 € hoch klein bis mittel 650,00 € hoch mittel bis groß 800,00 € 275,00 € unklar klein bis mittel (25,00 € + 125,00 € + 300,00 € + 650,00 €)/4 375,00 € unklar mittel bis groß (50,00 € + 200,00 € + 450,00 € + 800,00 €)/4

Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den hier geschätzten mittleren Kosten lediglich um eine erste, sehr grobe Abschätzung der entstehenden Baukosten für Maßnahmen (Netto) zur Erreichung der Mindestanforderungen entsprechend dem Strahlwirkungskonzept handelt. Bei der konkreten Planung bzw. Umsetzung der erfor- derlichen Maßnahmen können sich die hier angenommenen Kosten daher deutlich

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke verringern oder erhöhen. Ggf. anfallende Kosten für einen Flächenerwerb bzw. Pla- nungskosten sind in diesem geschätzten Kostenansatz nicht enthalten. Für die Gewässerabschnitte, welche sich insgesamt bereits in einem guten strukturellen Zu- stand befinden, wird ein sehr geringer Maßnahmenaufwand angenommen. Bei kleinen bis mittelgroßen Fließgewässern werden hier beispielsweise 25,00 € je lfd. m zugrunde gelegt. Dieser Maßnahmenaufwand kann ggf. erforderlich werden, wenn etwa kleinere flankierende Maßnahmen notwendig sind um die relevanten Organismen des Gewässers (insbesondere Fische und wirbellose Kleintiere) zu fördern und zu entwickeln. Sind z. B. deutliche Defizite bei Totholz bewohnenden Organismen zu beobachten, kann es sinnvoll sein, durch entspre- chende Maßnahmen mehr Totholz in das Gewässer einzubringen. Ebenso sind in Gewässerabschnitten, die den gewünschten naturnahen Zustand nur teil- weise erreicht haben, geringe Maßnahmenkosten angesetzt. Diese Vorgehensweise ist des- halb erforderlich, da sich die Kostenschätzung lediglich auf die Beurteilung der strukturellen Situation des Gewässerabschnittes insgesamt stützt. Zur Erfüllung der Mindestanforderun- gen für einen Strahlursprung bzw. –weg sind jedoch ggf. Maßnahmen erforderlich, welche sich auf bestimmte Teilaspekte der Gewässerstruktur beziehen. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn sich der betrachtete Gewässerabschnitt insgesamt in einem relativ naturnahen Zustand befindet, in einigen Teilabschnitten der Uferbewuchs jedoch noch ver- bessert werden muss. In der Tab. 24 wird beispielhaft die Kostenermittlung für ein kleines bis mittleres Fließgewässer mit mittlerem Maßnahmenaufwand durchgeführt (Beispiel 1).

Kostenermittlung Beispiel 1:

Tab. 24: Beispielhafte Kostenermittlung für erforderliche gewässermorphologische Maßnahmen

Maßnahmenaufwand Länge der Gewäs- Durchschnittliche Durchschnittliche serabschnitte [m] Kosten in € / lfd. m Kosten / Gewässer- abschnitt kein bis sehr geringer Maß- 100 m 25,00 € 2.500,00 € nahmenaufwand geringer Maßnahmenaufwand 0 m 125,00 € 0,00 € mittlerer Maßnahmenaufwand 800 m 300,00 € 240.000,00 € hoher Maßnahmenaufwand 0 m 650,00 € 0,00 € Gesamtmaßnahmenaufwand 242.500,00 €

8.2 Kostenermittlung für die Herstellung der longitudina- len Durchgängigkeit

Die Kostenermittlung für die Herstellung der longitudinalen Durchgängigkeit inkl. der Beseiti- gung von Rückstaubereichen in den betrachteten Fließgewässerabschnitten basiert auf ge- schätzten durchschnittlichen Kosten für entsprechende Bauleistungen. Die Höhe des ange- nommenen Kostenansatzes resultiert dabei aus den gemittelten Erfahrungswerten durchge- führter Maßnahmen an vergleichbaren Gewässerabschnitten und wird nach der Größe des Bauwerkes differenziert (vgl. Tab. 25). Auch hier basiert der angenommene Kostenansatz

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke ausschließlich auf den Netto-Baukosten. Ggf. anfallende Kosten für einen Flächenerwerb bzw. Planungskosten sind in diesem geschätzten Kostenansatz zunächst nicht enthalten.

Tab. 25: Durchschnittliche Kosten für die Herstellung der longitudinalen Durchgängigkeit Querbauwerk Größenklasse Kosten (Ø) klein ( ≤ 0,3 m) 10.000,00 € Wehr, Absturz, Rampe mittel (0,3 – 1,0 m) 50.000,00 € groß ( ≥ 1,0 m) 100.000,00 €

Die Ergebnisse der groben überschlägigen Kostenermittlung für die Bau- und Planungskos- ten werden in der Tab. 26 dargestellt. Zur Ermittlung der Planungskosten vgl. Kap. 8.3. Da es aus fachlicher Sicht nicht sinnvoll ist, die Kosten für die Funktionselemente, welche sich über mehrere Gemeindegebiete erstrecken aufzuteilen, werden die Kosten für diese 'grenz- überschreitenden' Funktionselemente den entsprechend beteiligten Gemeinden zugeordnet.

Tab. 26: Voraussichtlich geschätzte Bau- und Planungskosten (Netto) Gemeinde Bau- und Planungskosten (Netto) Bad Oeynhausen 6.631.000 € Bad Oeynhausen, Löhne (HF) 517.000 € Espelkamp 6.749.000 € Espelkamp, Hille 3.088.000 € Espelkamp, Lübbecke 14.000 € Espelkamp, Preußisch Oldendorf 752.000 € Espelkamp, Rahden 2.193.000 € Espelkamp, Stemwede 1.140.000 € Hille 6.884.000 € Hille, Diepenau (NI) 1.079.000 € Hille, Lübbecke 626.000 € Hille, Minden 2.802.000 € Hille, Petershagen 1.374.000 € Hüllhorst 2.556.000 € Hüllhorst, Kirchlengern (HF) 102.000 € Hüllhorst, Löhne (HF) 127.000 € Lübbecke 3.778.000 € Minden 4.305.000 € Minden, Bückeburg (NI) 1.708.000 € Minden, Petershagen 2.016.000 € Minden, Porta Westfalica, Bückeburg (NI) 102.000 €

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Tab. 26: Voraussichtlich geschätzte Bau- und Planungskosten (Netto), (Fortsetzung) Gemeinde Bau- und Planungskosten (Netto) Petershagen 19.046.000 € Petershagen, Bückeburg (NI) 599.000 € Porta Westfalica 1.090.000 € Porta Westfalica, Bückeburg (NI) 1.371.000 € Porta Westfalica, Bückeburg (NI), Luhden 450.000 € (NI) Porta Westfalica, Luhden (NI) 306.000 € Porta Westfalica, Rinteln (NI) 589.000 € Preußisch Oldendorf 9.653.000 € Preußisch Oldendorf, Bad Essen (OS) 139.000 € Preußisch Oldendorf, Rödinghausen (HF) 126.000 € Preußisch Oldendorf, Stemwede 1.390.000 € Rahden 33.127.000 € Rahden, Diepenau (NI) 4.009.000 € Rahden, Stemwede 2.343.000 € Rahden, Wagenfeld (NI) 2.603.000 € Stemwede 19.583.000 € Stemwede, Bohmte (NI) 1.376.000 € Stemwede, Brockum (NI) 286.000 €

Gesamtergebnis 146.629.000 €

8.3 Ermittlung der Planungs- und Grunderwerbskosten

Die nachfolgend aufgeführten Aussagen zu Planungs- und Grunderwerbskosten basieren auf einer groben Schätzung aufgrund eigener Erfahrungen sowie beispielhafter Kostener- mittlungen gem. der aktuellen HOAI. Die so ermittelten Netto-Kosten können im Einzelfall erheblich von den tatsächlichen Kosten sowohl nach oben als auch nach unten abweichen. Die angegebenen Kosten beziehen sich immer auf ein Funktionselement. Bei der gleichzeiti- gen Betrachtung von mehreren Funktionselementen ist von einer Reduzierung der Pla- nungskosten auszugehen. Grundsätzlich ist bei den angegebenen Kosten zu bedenken, dass zurzeit vom Land NRW eine 80%ige Förderung für Maßnahmen zur Renaturierung von Fließgewässern zur Verfü- gung gestellt wird. Dies bedeutet, dass sich der Kostenaufwand, der durch die Maßnahmen- träger aufzubringen ist, auf 20 % der angegebenen Kosten reduziert.

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8.3.1 Ermittlung der Planungskosten

In den Bereichen ohne bzw. mit einem sehr geringen Maßnahmenbedarf, wie beispielsweise in vorhandenen (potenziellen) Strahlursprüngen, ist davon auszugehen, dass viele Maßnah- men im Rahmen der Unterhaltung durchgeführt werden können und keine Planungskosten erforderlich sind. In Bereichen mit einem geringen, mittleren oder hohen Maßnahmenbedarf ist in der Regel ein Plangenehmigungs- oder Planfeststellungsverfahren erforderlich. Die Kosten für die Grundleistungen der Planung wurden auf der Basis der Angaben zum § 42 'Ingenieurbauwerke' der aktuell gültigen 'Honorarordnung für Architekten und Ingenieu- re' (HOAI) [2] in der Honorarzone III unter Berücksichtigung des Mittelsatzes ermittelt. Im Sinne einer einfachen Handhabung wurden die Kosten für vier Kostengruppen ermittelt (vgl. Tab. 27).

Tab. 27: Kostengruppen für Grundleistungen gem. § 42 'Ingenieurbauwerke' der HOAI Honorar für die Grundleistungen gem. § Kostengruppe 42 'Ingenieurbauwerke' der aktuell gülti- gen HOAI, Honorarzone III, Mittelsatz

< 50.000,00 € 15 %

50.000,00 € bis 250.000,00 € 11 %

250.000,00 € bis 500.000,00 € 9 %

> 500.000,00 € 7 %

Bei der Planung von Maßnahmen im Siedlungsbereich ist ggf. der § 38 'Freianlagen' der ak- tuell gültigen HOAI zu verwenden. Dies führt zu einer deutlichen Erhöhung der Planungs- kosten. Darüber hinaus sind Kosten in Höhe von ca. 3 % für die örtliche Bauüberwachung hinzuzu- rechnen. Die in der Übersichtstabelle der Funktionselemente angegebenen Planungskosten beziehen sich ausschließlich auf die oben beschriebenen Planungskosten für die Grundleistungen gem. § 42 HOAI. Nachfolgend werden beispielhaft die sogenannten besonderen Leistungen aufgeführt, die für eine Planung nicht zwingend erforderlich sind, sondern je nach den spezifischen Rahmen- bedingungen und dem erforderlichen Genehmigungsverfahren zum Tragen kommen können. Die angegebenen Kosten sollen lediglich einen Eindruck über die erforderlichen finanziellen Aufwendungen vermitteln, die zusätzlich zu den Grundleistungen der Planung erforderlich sein können.

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8.3.1.1. Kosten für Vermessungsleistungen

Die Kosten für die Entwurfs- und Bauvermessung wie sie unter den Punkten A08 bzw. A11 der aktuell gültigen HOAI aufgeführt werden sind ggf. mit zu berücksichtigen. Diese Kosten werden in nachfolgender Tab. 28, ebenfalls bezogen auf die vier Kostengruppen, dargestellt.

Tab. 28: Kostengruppen für die Entwurfs- und Bauvermessung Entwurfsvermessung Bauvermessung gem. Kostengruppe gem. A08 HOAI A11 HOAI

< 50.000,00 € 6 % 6 %

50.000,00 € bis 250.000,00 € 4 % 4 %

250.000,00 € bis 500.000,00 € 3 % 3 %

> 500.000,00 € 2 % 2 %

8.3.1.2. Kosten für hydraulische Berechnungen

Ggf. erforderliche einfache hydraulische Berechnungen und Aussagen werden über die Grundleistungen der HOAI mit abgedeckt. Aufwändigere hydraulische Berechnungen wie beispielsweise im Siedlungsbereich oder die Betrachtung verschiedener Varianten gelten als besondere Leistungen und sind nicht mit den Grundleistungen abgedeckt. Eine pauschale Kalkulation bzw. die Ermittlung prozentualer Kosten im Verhältnis zu den Baukosten sind seriös nicht möglich.

8.3.1.3. Landschaftsplanerische Leistungen

Art und Umfang der landschaftsplanerischen Leistungen sind neben den örtlichen Rahmen- bedingungen auch von den gesetzlichen Vorgaben bzw. dem erforderlichen Genehmigungs- verfahren (Plangenehmigung oder Planfeststellung) und andererseits von den Forderungen der Genehmigungsbehörde abhängig. • Am Rand oder innerhalb von FFH-Gebieten ist eine FFH-Vorprüfung und ggf. eine FFH- Verträglichkeitsstudie erforderlich. Die Kosten für eine FFH-Vorprüfung liegen in der Re- gel zwischen 1.000,- und 1.500,- €. Die Kosten für eine FFH-Verträglichkeitsstudie lassen sich pauschal nicht kalkulieren, der Aufwand ist unter anderem von der Anzahl der zu betrachtenden Erhaltungsziele sowie von der Qualität und dem Umfang der vorhandenen Datengrundlage abhängig. • In der Regel ist eine artenschutzrechtliche Prüfung erforderlich. Die Kosten für eine artenschutzrechtliche Prüfung der Stufe 1 und 2 gem. LANUV-Verordnung mit Ausnahme der Berücksichtigung ggf. erforderlicher CEF-Maßnahmen liegen bei 1.000,- bis 1.500,- €. Bei artenschutzrechtlichen Bedenken sind weitere Untersuchungen erforderlich, die nicht pauschal kalkuliert werden können.

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• Die Kosten für eine ggf. erforderliche Vorprüfung des Einzelfalles gem. UVPG liegen ebenfalls bei ca. 1.000,- bis 1.500,- €. • Die Kosten für eine ggf. erforderliche Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) innerhalb eines Planfeststellungsverfahrens lassen sich pauschal nicht kalkulieren. Darüber hinaus sind hierzu in der Regel umfangreiche örtliche Bestandsaufnahmen von Vegetation, Flora, Bi- otoptypen und Fauna erforderlich, welche ebenfalls pauschal nicht zu kalkulieren sind. • Die Kosten für einen Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) sind u. a. abhängig von der Größe und Struktur des Planungsraumes sowie von den Planungszielen und sind daher nicht pauschal zu kalkulieren.

8.3.2 Kosten für den Grunderwerb

Die Kosten für den in vielen Fällen erforderlichen Grunderwerb hängen unmittelbar mit dem erforderlichen Flächenbedarf für die spezifische Maßnahme(nkombination) zusammen und sind somit nicht pauschal zu kalkulieren. Um jedoch einen ungefähren Kostenansatz zu er- mitteln, wird von folgendem mittlerem Flächenbedarf ausgegangen (vgl. Tab. 29). Die tat- sächlich erforderlichen Flächengrößen sind in hohem Maße von den spezifischen Rahmen- bedingungen des Gewässerabschnittes und den gewählten Maßnahmen abhängig.

Tab. 29: Mittlerer Flächenbedarf für Renaturierungsmaßnahmen Funktionselement kleine bis mittelgroße Ge- mittlere bis große Gewäs- wässer ser

Strahlursprung beidseitig jeweils 20 m beidseitig jeweils 50 m

Aufwertungsstrahlweg beidseitig jeweils 5 m beidseitig jeweils 10 m

Bei einem angenommenen Grundstückspreis von 5,00 €/m² (inkl. Vermessung) lägen die Kosten für den Grunderwerb bei einem 1.000 m langen zu entwickelnden Strahlursprung in einem kleinen bis mittelgroßen Gewässer bei:

1000 m x 20 m x 2 X 5,00 € = 200.000,-- €

In der nachfolgenden Tab. 30 werden die sehr grob geschätzten Kosten für den ggf. erfor- derlichen Grunderwerb für die verorteten Strahlursprünge und Aufwertungsstrahlwege unter Annahme der beschriebenen Rahmenbedingungen bezogen auf die einzelnen Kommunen angegeben. Bei der Ermittlung der Grunderwerbskosten wurden die Flächen, welche sich bereits in öffentlichem Besitz befinden, herausgerechnet. Die zugrunde liegende Flächener- mittlung erfolgte mittels GIS-Analyse auf der Grundlage der vorliegenden Daten zum Ge- wässernetz und den Flächen in öffentlichem Eigentum. Bei der Berechnung wurde ein

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Grundstückpreis von 5,00 €/m² (inkl. Vermessungsleistungen) zu Grunde gelegt. Zu beach- ten ist hier, dass sich bei entsprechend niedrigeren Grundstückspreisen die Grunderwerbs- kosten erheblich reduzieren können. Auch ist zu berücksichtigen, dass auch für den Grund- erwerb zurzeit vom Land NRW eine 80%ige Förderung angeboten wird.

Tab. 30: Kosten für den Grunderwerb

Kommune Grunderwerbskosten

Bad Oeynhausen 2.030.000 €

Espelkamp 2.050.000 €

Hüllhorst 1.150.000 €

Hille 3.070.000 €

Lübbecke 760.000 €

Minden 3.130.000 €

Petershagen 6.810.000 €

Porta Westfalica 850.000 €

Preußisch Oldendorf 2.800.000 €

Rahden 8.600.000 €

Stemwede 3.770.000 €

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9 ERGEBNISSE

Die kartographische Darstellung der Ergebnisse erfolgt in den Karten 8 'Strahlursprünge, Strahlwege und Trittsteine mit Angaben zur Priorisierung der Umsetzungszeiträume sowie zu den Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen' bezogen auf alle 11 Kommunen im Gebiet des Kreises Minden-Lübbecke. Die fachliche Grundlage zur Erarbeitung des Verortungskonzeptes stellt das Arbeitsblatt Nr. 16 des LANUV „Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“ [3] dar. Daraus resultiert die große Anzahl der nachstehenden und im Anhang E aufgelisteten sowie in den Karten 8 dargestellten Funktionselemente. Eine Übersicht der verorteten Funktionselemente ist in der Tab. 31 dargestellt. Die verorteten Funktionselemente befinden sich nicht immer vollständig in dem Gebiet einer Gemeinde. Teilweise erstrecken sich die Funktionslemente über zwei oder sogar drei Gemeindegebiete. Da die Aufteilung eines einzelnen Funktionselementes aus fachlicher Sicht nicht sinnvoll ist, werden in der Tab. 30 diese 'grenzüberschreitenden' Funktionselemente den jeweiligen Ge- meinden zugeordnet. Beispielsweise sind insgesamt 5,2 km Strahlursprünge zu entwickeln, welche sich sowohl auf dem Gebiet der Gemeinde Espelkamp als auch auf dem Gebiet der Gemeinde Hille befinden. Danach sind insgesamt ca. 368 km berichtspflichtige Gewässerstrecken bearbeitet worden. Davon entfallen ca. 224 km ( ≈ 61 %) auf die verorteten Strahlursprünge. Insgesamt ca. 7,8 km sind strukturell in einem vergleichsweise guten Zustand, so dass diese Abschnitte als vorhandene (potenzielle) Strahlursprünge ausgewiesen werden konnten. Ca. 127 km ( ≈ 35 %) dienen in Form von Aufwertungsstrahlwegen als verbindende Elemente zwischen den Strahlursprüngen. Trittsteine, als kurze naturnahe Abschnitte innerhalb von Aufwertungs- strahlwegen, machen einen Anteil von ca. 7 km ( ≈ 2 %) aus. Zusammenfassend ist festzustellen, dass an knapp 2/3 der untersuchten Strecken mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstrukturgüte verortet wurden. Zusätzlich sind an den Aufwertungsstrahlwegen (knapp 1/3 der untersuchten Strecken) ggf. Maßnahmen vorzusehen, mit denen diese Abschnitte mindestens die Gewässerstrukturgüte 5 (stark ver- ändert) erreichen. Eine Prüfung der Machbarkeit und Vertretbarkeit der für die verschiedenen Gewässerab- schnitte dargestellten Funktionselemente sowie die Feststellung möglicher lokaler Restriktio- nen aus der Nutzung oder der Flächenverfügbarkeit war nicht Auftragsbestandteil und bleibt somit der nachfolgend notwendigen konkreten Maßnahmenplanung vorbehalten.

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Tab. 31: Übersicht der verorteten Funktionselemente in km

Gemeinde Gesamtergebnis vorhandener Strahlur- sprung Strahlursprung Aufwertungsstrahlweg Durchgangsstrahlweg Trittstein Degradationsstrecke Bad Oeynhausen 21,41 1,32 8,96 7,62 3,52

Bad Oeynhausen, Löhne (HF) 2,75 2,75

Espelkamp 18,43 12,09 6,34

Espelkamp, Hille 6,80 5,20 1,60

Espelkamp, Lübbecke 0,10 0,10

Espelkamp, Preußisch Oldendorf 2,40 2,00 0,40

Espelkamp, Rahden 4,00 4,00

Espelkamp, Stemwede 2,20 1,50 0,70

Hille 18,59 11,11 6,54 0,32 0,62

Hille, Diepenau (NI) 4,50 2,40 2,10

Hille, Lübbecke 2,87 1,20 1,67

Hille, Minden 6,40 6,40

Hille, Petershagen 1,90 1,90

Hüllhorst 14,42 2,24 5,48 6,70

Hüllhorst, Kirchlengern (HF) 2,88 2,43 0,45

Hüllhorst, Löhne (HF) 0,99 0,99

Lübbecke 8,35 7,07 1,28

Minden 12,62 5,14 6,12 1,36

Minden, Bückeburg (NI) 5,90 3,50 2,30 0,10

Minden, Petershagen 2,90 2,90

Minden, Porta Westfalica, Bückeburg (NI) 1,80 1,80

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Tab. 31: Übersicht der verorteten Funktionselemente in km (Fortsetzung)

Gemeinde Gesamtergebnis vorhandener Strahlur- sprung Strahlursprung Aufwertungsstrahlweg Durchgangsstrahlweg Trittstein Degradationsstrecke Petershagen 53,10 31,60 19,47 0,12 0,51 1,40

Petershagen, Bückeburg (NI) 1,90 1,90

Porta Westfalica 6,40 2,53 3,87

Porta Westfalica, Bückeburg (NI), Luhden (NI) 1,50 1,50

Porta Westfalica, Bückeburg (NI) 4,80 1,80 3,00

Porta Westfalica, Luhden (NI) 1,00 0,50 0,50

Porta Westfalica, Rinteln (NI) 2,00 2,00

Preußisch Oldendorf 24,63 15,41 8,14 0,36 0,72

Preußisch Oldendorf, Bad Essen (OS) 1,00 1,00

Preußisch Oldendorf, Rödinghausen (HF) 0,38 0,38

Preußisch Oldendorf, Stemwede 2,00 2,00

Rahden 67,20 41,39 25,51 0,30

Rahden, Diepenau (NI) 10,31 7,90 2,41

Rahden, Stemwede 3,70 3,00 0,70

Rahden, Wagenfeld (NI) 3,59 3,09 0,50

Stemwede 38,90 25,85 13,05

Stemwede, Bohmte (NI) 2,70 1,80 0,90

Stemwede, Brockum (NI) 0,50 0,50

Kreis Minden-Lübbecke 367,82 7,79 223,62 126,61 1,00 7,41 1,40

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke

Eine detaillierte Auflistung aller verorteten Funktionselemente mit Angaben zum erforderli- chen Maßnahmenbedarf und voraussichtlichen Kosten gem. dem Muster-Umsetzungsfahr- plan ist im Anhang E aufgeführt. Nachfolgend werden die Inhalte der einzelnen Spalten der Tabelle im Anhang E erläutert.

Kennzahl: eindeutige Identifikationsnummer des Funktionselementes (vgl. Kap. 5.3) Gewässername: Name des Gewässers Station von: Gewässerstationierung des Startpunktes eines Funktionselementes in m oberhalb der Ein- mündung in das übergeordnete Gewässer Station bis: Gewässerstationierung des Endpunktes eines Funktionselementes in m oberhalb der Ein- mündung in das übergeordnete Gewässer Funktionselement: Typ des Funktionselementes Länge [m]: Länge des Funktionselementes in m Maßnahmenträger: Maßnahmenträger Voraussichtliche, geschätzte Bau- und Planungskosten: überschlägig geschätzte Kosten für Planung und Bau der voraussichtlich erforderlichen Maßnahmen (vgl. Kap. 8) bereits realisierte Maßnahmen: bereits umgesetzte Maßnahmen voraussichtlich notwendige Maßnahmen: Angabe der Gewässerlängen in m bezogen auf die Bereiche Sohle, Ufer und Umfeld (vgl. Kap. 5.2) in denen voraussichtlich Maßnahmen durchgeführt werden müssen zur Herstellung der Mindestanforderungen gem. LANUV (2011), für die Bereiche mit dem Zusatz 'unklar' liegen aktuell keine Daten zur Gewässerstrukturgüte vor, so dass der tatsächliche Maßnah- menbedarf nicht abgeschätzt werden kann Herstellung Durchgängigkeit: Anzahl der Querbauwerke (kleine, mittlere und große), an denen die Durchgängigkeit herzu- stellen ist. Es wurden nur die Querbauwerke aufgenommen, zu denen Angaben zur Größe

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke bzw. Absturzhöhe vorliegen (Eine örtliche Überprüfung erscheint jedoch bei der weiteren Bearbeitung sinnvoll). Beginn Umsetzung bis: Jahr des Beginns der Umsetzung einer Maßnahme (wird vom UIH nur in Einzelfällen aus- gefüllt) Ende Umsetzung bis: Angabe des Jahres, bis zu dem die Maßnahmen zur Herstellung der Mindestanforderungen gem. [3] umgesetzt sein müssen (vgl. Kap. 6) "Mehr"-Werte der Maßnahmen: Hinweise auf zusätzlichen Nutzen der durchzuführenden Maßnahmen, beispielsweise zum Hochwasserschutz (wird vom UIH nur in Einzelfällen ausgefüllt) Bemerkungen: freies Feld für zusätzliche Bemerkungen

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10 AUSBLICK UND WEITERES VORGEHEN

Auf der Grundlage einer mit den Städten und Gemeinden des Kreises Minden-Lübbecke sowie den Wasserverbänden Große Aue und Weserniederung geschlossenen Kooperati- onsvereinbarung erfolgte die jetzt vorgelegte fachliche Aufstellung eines „Konzeptes zur Verortung und Konkretisierung von Programm-Maßnahmen aus den Bereichen Hydromor- phologie und Durchgängigkeit zur Erreichung des guten ökologischen Zustandes bzw. Po- tenzials in den Fließgewässern im Kreis Minden-Lübbecke“. Das Verortungskonzept stellt die fachliche Grundlage zur Aufstellung der Umsetzungsfahr- pläne im Kreis Minden-Lübbecke dar, welche von den Gremien der Maßnahmenträger noch zu beschließen sind. Diese Beschlussfassung stellt eine Absichtserklärung dar, die entspre- chenden Maßnahmen mit der gebotenen Flexibilität umzusetzen [8]. Es ist davon auszugehen, dass im Zuge der Umsetzung der EG-WRRL immer wieder An- passungen von Umsetzungsfahrplänen im Hinblick auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und aktualisierte Erhebungen (z. B. Gewässerstrukturgütekartierungen, Monitoringergeb- nisse zum ökologischen Gewässerzustand) erfolgen werden. Ebenso dadurch, dass die fachliche Grundlage zur Erarbeitung des Verortungskonzeptes das Arbeitsblatt Nr. 16 des LANUV „Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“ [3] darstellt und die hierin gewählte Vorgehensweise für natürliche Gewässer entwickelt wurde, können die An- forderungen an die Gestaltung und die Abfolge der Funktionselemente in den erheblich ver- änderten Gewässern zur Erreichung des guten ökologischen Potenzials von denen in natür- lichen Gewässern (guter ökologischer Zustand) abweichen [3]. In welchem Maße, kann der- zeit noch nicht abschließend beziffert werden. Eine praxisorientierte Methode zur Bewertung von erheblich veränderten Gewässern in Nordrhein-Westfalen wird derzeit im Auftrag des LANUV entwickelt. Derzeit erfolgt in Nordrhein-Westfalen die Ermittlung des guten ökologischen Potenzials nach der so genannten Prager Methode. Danach ergibt sich das gute ökologische Potenzial für ein erheblich verändertes oder künstliches Gewässer dann, wenn alle machbaren und vertretbaren Verbesserungsmaßnahmen, die ohne eine signifikante Einschränkung der vor- handenen Nutzungen möglich sind, durchgeführt wurden. Auch wenn derzeit noch eine endgültige naturwissenschaftliche Aussage zur idealtypischen Gestaltung und Abfolge von Funktionselementen in erheblich veränderten, d.h. durch be- stimmte Nutzungen überprägten, Gewässersystemen fehlt, lässt die Realisierung der in die- sem Verortungskonzept vorgesehenen Funktionselemente auch bei erheblich veränderten Wasserkörpern die Erreichung des „guten ökologischen Potenzial“ als Bewirtschaftungsziel erwarten. Selbst wenn an den erheblich veränderten Wasserkörpern zunächst keine lücken- lose Abfolge von Stahlursprüngen und Strahlwegen umgesetzt werden kann, so tragen doch entsprechend gestaltete Gewässerabschnitte immer zur Stärkung der gewässertypischen Biozönose bei. Grundsätzlich sind beim wasserwirtschaftlichen Vollzug ein Verschlechterungsverbot sowie ein Zielerreichungsgebot zu beachten. Das Verschlechterungsverbot wirkt einer negativen Entwicklung des aktuellen, bisher erreichten Gewässerzustands entgegen. Das Zielerrei-

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Verortungskonzept für die Fließgewässer im Kreis Minden-Lübbecke chungsgebot verhindert Maßnahmen bzw. Tätigkeiten am Gewässer, welche die Erreichung der Bewirtschaftungsziele in Frage stellen. Das Verortungskonzept bietet den Maßnahmenträgern zahlreiche Ansatzpunkte für die Aus- wahl und Realisierung geeigneter Maßnahmen auf dem Weg zur Erreichung der Ziele der EG-WRRL, sofern keine signifikanten Nutzungseinschränkungen eintreten und erforderliche Flächen zur Verfügung stehen. Interessant und zugleich wichtig dürfte für die Maßnahmen- träger auch der Aspekt sein, dass das vorgelegte Konzept in den Maßnahmenfallgruppen nicht nur größere (kosten-) aufwändige Maßnahmen aufzählt, sondern eben auch viele klei- nere und verhältnismäßig kostengünstige Maßnahmen benennt. Für jeden Maßnahmenträ- ger sollte es daher mit diesem Verortungskonzept möglich sein, zumindest einen angemes- senen Einstieg in die Umsetzung der in seinem Zuständigkeitsbereich noch notwendigen Programm-Maßnahmen aus den Bereichen Hydromorphologie und Durchgängigkeit zu fin- den.

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11 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

[1] BEZIRKSREGIERUNG MÜNSTER (2007): Herleitung und Verortung von Belastungs- und Maßnahmenfallgruppen.

[2] BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (2009): Honorarordnung für Architekten und Ingeni- eure vom 11. August 2009 (BGBl. I S. 2732).

[3] LANDESAMT FÜR NATUR , UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NRW (LANUV) (2011): LANUV Arbeitsblatt 16 Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis.

[4] LANDESUMWELTAMT NRW (1998): Merkblatt Nr. 14 Gewässerstrukturgüte in Nord- rhein-Westfalen – Kartieranleitung.

[5] MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ , LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAU - CHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN (MUNLV) (2005): Handbuch Quer- bauwerke.

[6] MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ , LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAU - CHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN (MUNLV) (2009): Durchgängigkeit der Gewässer an Querbauwerken und Wasserkraftanlagen RdErl. des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - IV-2-50 32 67 v. 26.1.2009.

[7] DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE (2008): Heft 81 Kompensation von Strukturdefizi- ten in Fließgewässern durch Strahlwirkung.

[8] MINISTERIUM FÜR KLIMASCHUTZ , UMWELT , LANDWIRTSCHAFT , NATUR - UND VERBRAU - CHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN (MKULNV) (Stand Mai 2011): Pro- gramm Lebendige Gewässer, Muster-Umsetzungsfahrplan, Fortschreibung 2.2

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