Stadt Lage

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage

- Umweltbericht -

Stadt Lage

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K “Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage

- Umweltbericht -

Projektnr . 17-452

Bearbeitungsstand 31.01.2019

Anlage Karte Nr. 1: Bestand und Planung

Auftraggeber Stadt Lage Am Drawen Hof 1 32791 Lage

Verfasser

Projektbearbeitung Karoline Anneken Dipl.-Ing. Stefan Höke B.Sc. Umweltwissenschaften Landschaftsarchitekt I BDLA

Sebastian Fischer B.Eng. Landschaftsentwicklung Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht

Inhaltsverzeichnis

1.0 Anlass und Einführung ...... 1 2.0 Methodik ...... 2 3.0 Vorhabensbeschreibung und Wirkfaktoren ...... 5 3.1 Vorhabensbeschreibung ...... 5 3.2 Wirkfaktoren des Vorhabens ...... 8 4.0 Definition und Beschreibung des Untersuchungsgebiets ...... 10 4.1 Definition des Untersuchungsgebiets ...... 10 4.2 Fachplanungen und Schutzgebiete ...... 11 5.0 Schutzgutbezogene Beschreibung und Bewertung der vorhandenen Umweltsituation sowie Konfliktanalyse ...... 14 5.1 Schutzgut Mensch, insbesondere die menschliche Gesundheit ...... 14 5.2 Schutzgut Tiere ...... 16 5.3 Schutzgut Pflanzen ...... 20 5.4 Schutzgut Biologische Vielfalt ...... 31 5.5 Schutzgüter Fläche und Boden ...... 31 5.6 Schutzgut Wasser ...... 33 5.7 Schutzgut Klima und Luft ...... 35 5.8 Schutzgut Landschaft ...... 36 5.9 Schutzgut Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter ...... 36 5.10 Wechselwirkungen ...... 37 6.0 Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ...... 40 6.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen ...... 40 6.2 Kompensationsbedarfs ...... 56 7.0 Zusammenfassung ...... 60 8.0 Quellenve rzeichnis ...... 62

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 1

1.0 Anlass und Einführung

Die Stadt Lage plant die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färber- straße“. Das Plangebiet liegt im Westen der Stadt Lage in Zentrumsnähe zwischen der Fried- rich-Petri-Straße und der Hellmeyerstraße.

Abb. 1 Lage des Plangebiet s (roter Kreis) auf Grundlage des WebAtlasDE 2.0 .

Basierend auf der aktuellen Rechtslage ist für die Änderung oder Aufstellung eines Bebauungs- plans eine Umweltprüfung im Sinne des § 2 Abs. 4 Baugesetzbuch (BAU GB) durchzuführen. Auf- gabe der Umweltprüfung ist es, die zu erwartenden Umweltwirkungen des Vorhabens darzustel- len.

Der hiermit vorgelegte Umweltbericht ist Grundlage der behördlichen Umweltprüfung und bildet dabei gemäß § 2a BAU GB einen Teil der Planbegründung und ist bei der Abwägung dementspre- chend zu berücksichtigen. Parallel wird ein Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erarbeitet (HÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019).

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2.0 Methodik

Gemäß den Vorgaben der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 und § 2a Baugesetzbuch (BAU GB) beinhaltet der Umweltbericht die folgenden Punkte:

• „Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Bauleitplans […] und Darstel- lung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umwelt- schutzes […]“ • „Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen […] mit Angaben der a) Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands, einschließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden, b) Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Pla- nung […], c) geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen und d) in Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten“ • Beschreibung der verwendeten Verfahren und der gegebenenfalls notwendigen Maß- nahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen • Zusammenfassung

2.1.1 Beschreibung und Bewertung der vorhandenen Umweltsituation

Im Folgenden wird die bestehende Umweltsituation im Bereich des Plangebiets ermittelt und bewertet. Dazu wurden die vorliegenden Informationen aus Datenbanken und aus der Literatur ausgewertet. Das Plangebiet und das Umfeld wurden am 26.10.2017 begangen und die Biotopty- pen flächendeckend erfasst.

Durch Vergleich der Bestandssituation im Untersuchungsraum mit dem geplanten Vorhaben ist es möglich, die Umweltauswirkungen, die von dem Vorhaben ausgehen, zu prognostizieren und den Umfang und die Erheblichkeit dieser Wirkungen abzuschätzen.

Gemäß den Vorgaben des BAU GB § 1 (7 a- d, i) sind im Rahmen der Umweltprüfung die Auswir- kungen auf folgende Schutzgüter zu prüfen: • Mensch, insbesondere menschliche Gesundheit • Tiere • Pflanzen • Biologische Vielfalt

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• Fläche und Boden • Wasser • Klima und Luft • Landschaft • Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter • Wechselwirkungen

Ferner sind auch Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern und Auswirkungen auf die Erhaltungsziele und den Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete im Sinne des Bundesnatur- schutzgesetzes zu betrachten.

2.1.2 Konfliktanalyse

Ziel der Konfliktanalyse ist es, die mit dem geplanten Vorhaben verbundenen unvermeidbaren Beeinträchtigungen der Schutzgüter zu erarbeiten. Dazu werden für jedes Schutzgut, für das potenzielle Beeinträchtigungen zu erwarten sind, zunächst die relevanten Wirkfaktoren be- schrieben und die geplanten Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen benannt. Unter Be- rücksichtigung dieser Faktoren und vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation der Schutzgü- ter werden abschließend die verbleibenden, unvermeidbaren Beeinträchtigungen abgeleitet. Gegenstand einer qualifizierten Umweltprüfung ist die Betrachtung anderweitiger Planungsmög- lichkeiten. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans können Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild verbunden sein. Diese Eingriffe werden gemäß der §§ 30 LNatSchG NRW und 14 BNatSchG analysiert, quantifiziert und – sofern erforderlich – gem. §§ 31 LNatSchG NRW und 15 BNatSchG durch geeignete Maßnahmen kompensiert.

Die artenschutzrechtlichen Aspekte des Vorhabens werden im Rahmen eines gesonderten Ar- tenschutzrechtlichen Fachbeitrags (HÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019) betrachtet.

2.1.3 Null -Variante und anderweitige Planungsmöglichkeiten

Das BAUGESETZBUCH (Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a) fordert die Betrachtung der Null-Variante sowie „anderweitiger Planungsmöglichkeiten, wobei die Ziele und der räumliche Geltungsbe- reich des Bauleitplans zu berücksichtigen sind“.

Anlass der Planung ist das Interesse des Projektentwicklers, einen Lebensmittelmarkt mit ange- schlossenem Fachmarkt in der Stadt Lage zu eröffnen. Da für das Plangebiet bereits in dem be- stehenden Bebauungsplan Teile der Fläche zur Errichtung eines Fachmarkts ausgewiesen wer- den, eignet sich der Standort für die Realisierung des Projekts. Weiterhin handelt es sich bei der

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Fläche im Realbestand um eine Brache im Siedlungsgebiet, sodass eine Nutzung dem Ziel der Nachverdichtung bzw. dem Flächenrecycling entspricht. Im Umkreis des Plangebiets bestehen keine Flächen, die die benötigten Voraussetzungen in gleicher Weise erfüllen. Anderweitige Planungsmöglichkeiten kommen daher nicht in Frage.

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3.0 Vorhabensbeschreibung und Wirkfaktoren

3.1 Vorhabensbeschreibung

3.1.1 Planung

Die Stadt Lage plant die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färber- straße“. Das Plangebiet umfasst die Flurstücke 41, 51, 52, 55 tlw., 98, 99, 104, 138, 165, 166, 171, 172, 210 und 215 der Flur 12 innerhalb der Gemarkung Lage und ist deckungsgleich mit dem Gel- tungsbereich des derzeit rechtskräftigen Bebauungsplan G 3 E „West-Carré.

Abb. 2 Bebauungskonzept zur Aufs tellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färbers- traße“ ( I. WILKENS 201 9).

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„Das hoch- / städtebauliche Konzept wird durch die projektbezogene Hochbauplanung an dem Standort bestimmt und sieht die Errichtung von zwei selbständigen Baukörpern vor. Im Nordwesten des Plangebietes ist der Standort für den Drogerie-Fachmarkt vorgesehen, der aufgrund des Grundstückszuschnittes in Nord-Süd-Richtung angeordnet wird. Der Standort des Lebensmittel-Marktes ist im Südosten des Gebietes in West-Ost-Richtung vor- gesehen. Den Gebäuden vorgelagert sind die zugehörigen Stellplätze. Die Erschließung des Plangebietes für den Kunden-, Liefer- und Anliegerverkehr soll über Zu- und Abfahrten im Westen an der „Friedrich-Petri-Straße“ sowie im Osten an der „Hellmeyer- straße“ erfolgen. Die Erreichbarkeit des Standortes für Fußgänger und Radfahrer ist durch die o.g. Anschlüsse ebenso sichergestellt wie durch eine Fuß-/Radwegverbindung nach Norden zur „Färberstraße“. Die Randbereiche des Plangebietes sollen überwiegend eingegrünt werden.“ (D HP 2019)

Die geplante verbindliche Bauleitplanung weist den Großteil des Plangebiets als „Sondergebiet“ aus. Innerhalb des Sondergebietes werden „Stellplatzflächen“ und am Rand des Plangebiets „zu erhaltende Bäume“ sowie „Flächen zum Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen“ festgesetzt. Die Stellplatzflächen sollen durch einzelne Baumstandorte (je 10 Stellplätze ein heimischer Laubbaum) gegliedert werden. Bei einer Grundflächenzahl von 0,8 sind eingeschossige Gebäude in abweichender Bauweise zulässig. Im Sondergebiet sind Flach- dächer mit einer maximalen Höhe von 8,00 m und Satteldächer mit einer maximalen Firsthöhe von 10,00 m bei maximal 35 ° Neigung zulässig. Dabei wird eine Überschreitung in Höhe von 1,50 m für technische Aufbauten gewährt. Zufahrtsbereiche werden im Westen (an der Friedrich- Petri-Straße) sowie im Osten (an der Hellmeyerstraße) realisiert. Im Westen und Osten des Plangebiets werden freistehende Werbeanlagen festgesetzt. Im Norden des Plangebiets wird eine „Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung: Fuß- und Radweg“ ausgewiesen. Südwestlich an diesen angrenzend wird ein „Geh- und Fahrrecht“ für Fußgänger und Radfahrer festgesetzt. Ferner findet ein Durchgang vom Plangebiet zur Helle- meyerstraße Berücksichtigung. Im äußersten Südosten des Plangebiets wird entsprechend des rechtskräftigen Bebauungs- plans nicht überbaubare Fläche eines „Mischgebietes“ festgesetzt.

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Abb. 3 Auszug aus dem aufzustellenden Bebauungsplan Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färber straße“ der Stadt Lage (DHP 2019) .

Legende

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3.2 Wirkfaktoren des Vorhabens

Im Zusammenhang mit dem geplanten Vorhaben können sich die folgenden Wirkungen ergeben: • Temporäre Emissionen in der Bauzeit • Anlage von versiegelten Flächen o Bodenverdichtung/Bodenab-und -auftrag o Entfernung von Gehölzen und krautiger Vegetation o Abriss von Gebäuden o Erhöhung des Oberflächenabflusses o Minderung der Grundwasserneubildungsrate • Dauerhafte Emissionen durch die Nutzung der Gebäude und Infrastruktur

Hinsichtlich der Beurteilung der vorhabensbedingten Wirkfaktoren sind Vorbelastungen zu be- rücksichtigen. Zu den Vorbelastungen zählen:

• voll- bzw. teilversiegelte Fläche (Gebäude, Infrastruktur) • Immissionen (akustisch, stofflich und optisch) durch die angrenzende Bebauung und Inf- rastruktur • Emissionen (bestehende Belastungen)

In der folgenden Tabelle werden alle zu erwartenden Wirkungen des Vorhabens als potenzielle Wirkfaktoren zusammengestellt.

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Tab. 1 Potenzielle Wirkfaktoren im Zusammenhang mit de r Aufstellung des B ebauu ngsplan s Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße “ der Stadt Lage . betroffene Maßnahme Wirkfaktor Auswirkung Schutzgüter Baubedingt

Bauphase der Entfernung von krautiger Vegetati- Lebensraumverlust/ Pflanzen Infrastruktur und on, Gehölzen und Gebäuden -degeneration Tiere der baulichen Landschaftsästhetische Beein- Landschafts- Anlagen trächtigung /Ortsbild

Baustellenbetrieb Lärmemissionen durch den Bau- Störung der Tierwelt Menschen betrieb, stoffliche Einträge in die Luft, in den stoffliche Emissionen durch den Boden und in das Grundwasser Tiere Baubetrieb Boden, Wasser, Luft Anlagebedingt

Bau von Gebäu- Versiegelung und Teilversiegelung Nachhaltiger Lebensraumverlust Tiere den und Stellflä- von Bodenflächen Veränderung der Standortverhält- Pflanzen chen nisse

Nachhaltiger Verlust von Boden- Boden funktionen Nachhaltiger Verlust an Fläche Fläche

Ableitung von Niederschlagswas- Erhöhung des Oberflächenwasser- Wasser ser der überbauten Flächen in die abflusses Kanalisation Geminderte Grundwasserneubil- Wasser dungsrate

Schaffung von Unversiegelte Fläche, Anpflanzung Schaffung von Lebensraum Tiere, Pflanzen, Freianlagen bzw. von Gehölzen Boden, Wasser, Erhalt von Gehöl- Klima und Luft zen* Nutzungs bedingt

Nutzung der Erhöhung der Emission (akustisch, Störung der Tierwelt und der An- Menschen Gebäude und stofflich und Licht) wohner Infrastruktur Tiere * Die Schaffung von Grünanlagen im Bereich der Kfz-Stellfläche bzw. der Erhalt von Gehölzen und die Sicherung von Flächen zum Anpflanzen am Rand des Plangebiets stellen gegensätzlich zu den anderen Wirkfaktoren positive Aus- wirkungen des Vorhabens dar, da durch diese Maßnahmen ein Teil der Fläche unversiegelt bleibt und durch die Pflanzung von Gehölzen eine geringfügige Aufwertung (Pflanze, Wasser, Boden, Tiere, Klima) erfolgt.

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4.0 Defin ition und Beschreibung des Untersuch ungsgebiet s

4.1 Def inition des Untersuchungsgebiet s

Das Untersuchungsgebiet umfasst den ca. 1,18 ha großen Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. G 3 E “Westcarré“ / G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage. In die Betrach- tung einbezogen werden angrenzende Flächen, sofern diese für die Aspekte der Umweltprüfung relevant sind.

4.1.1 Verwaltungsstruktur und geographische Lage

Verwaltungsstruktur

Das Plangebiet des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ liegt im Wes- ten der Stadt Lage in Zentrumsnähe und umfasst die Flurstücke 41, 51, 52, 98, 99, 138, 165, 166, 171, 172, 210 und 215 der Flur 12 innerhalb der Gemarkung Lage.

Geographische Lage

Naturräumliche Zuordnung

Das Untersuchungsgebiet liegt in der naturräumlichen Haupteinheit „Lipper Bergland“ (NR-364) innerhalb der Großlandschaft Weserbergland. Das LANUV (2017 A) beschreibt die naturräumliche Haupteinheit wie folgt: „[…] Mesozoisches Berg- und Hügelland. Das Gebiet ist sehr vielgestaltig und besteht aus Hö- henzügen, flacheren Hügeln und Kuppen, schrofferen Bergen sowie aus schmaleren Talsenken als auch breit angelegten Ausräumungsmulden. Nach Osten setzt es sich auf niedersächsi- schem Gebiet fort .“

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Potenzielle natürliche Vegetation

Als potenzielle natürliche Vegetation (pnV), auch heutige potenzielle natürliche Vegetation (hpnV), werden der Zustand und die Ausprägung der Vegetation eines Gebiets bezeichnet, die sich ohne jedes menschliche Eingreifen natürlich entwickeln würde.

Das LANUV (2017 A) nennt als pnV für das Gebiet den Hainsimsen-, Flattergras- und Waldmeister- Buchenwald, den feuchten sowie trockenen Eichen-Buchenwald, den artenreichen Sternmie- ren-Stieleichen-Hainbuchenwald und den Rasenschmielen-Hainsimsen-Buchenwald.

Gemäß dem Geographisch-landeskundlichen Atlas von Westfalen würden sich im Untersu- chungsgebiet kollin-submontane Waldmeister- und Waldgersten-Buchenwälder etablieren (BOHN , WELß 2003).

4.2 Fachplanungen und Schutzgebiete

4.2.1 Bauleitplanung

Regionalplan

Der Regionalplan für den Regierungsbezirk Teilabschnitt Oberbereich Bielefeld weist das Plangebiet als “Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB)“ sowie als Bereich für den Grundwas- ser- und Gewässerschutz aus (BEZIRKSREGIERUNG DETMOLD 2017).

Flächennutzungsplan

Der derzeit rechtskräftige Flächennutzungsplan weist das Plangebiet als “Sonderbaufläche“ mit der Nutzungsbestimmung „Großflächiger Einzelhandel“ aus (STADT LAGE 2014).

Bebauungsplan

Für die nahezu identische Fläche besteht bereits ein Bebauungsplan der im Rahmen der Planung geändert werden soll. In diesem sind für die Fläche ein „Sonstiges Sondergebiet“ mit der Zweckbestimmung „Großflächiger Einzelhandel – Lebensmittel-Discounter, Textil-, Schuh-, Haushaltswaren- und Elektronik-Fachmarkt“ sowie ein „Sonstiges Sondergebiet“ mit der Zweckbestimmung „Schnellrestaurant“ festgesetzt. Die restliche Fläche ist als „Fläche für Stell- plätze mit ihren Ein- und Umfahrten“ gesichert sowie als „Fläche zum Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen“. Im Nordosten des Plangebiets wird ein Weg als „öf-

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 12 fentliche Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung Fuß- und Radweg“ festgesetzt. Die Festsetzungen wurden in der geplanten Weise nicht umgesetzt und entsprechen somit nicht der aktuellen baulichen Situation bzw. Nutzung des Plangebiets (DHP 2009).

4.2.2 Schutzgebiete und andere naturschutzfachliche Planungen

Landschaftsplan

Das Plangebiet liegt außerhalb des Geltungsbereichs des Landschaftsplans Nr. 8 „Lage“ (KREIS 2017 A).

Schutzgebiete

In einem Umkreis von 500 m um das Plangebiet sind keine Schutzgebiete ausgewiesen.

Naturschutzfachlich wertvolle Flächen

In 60 m Entfernung zum Plangebiet ist die Verbundfläche besonderer Bedeutung VB-DT-3918-006 „Abschnitte der Werreaue zwischen Pivitsheide und Alt-Holzhausen“ dargestellt. Das Schutzziel dieser Fläche ist der „ Schutz und Erhalt einer Tallandschaft mit einer Vielzahl von Sandabgra- bungen […] “ (LANUV 2017 A).

4.2.3 Wasserrechtliche Festsetzungen

Das Plangebiet befindet sich innerhalb einer geplanten qualitativen Schutzzone IV des Heilquel- lenschutzgebiets „“, welches dem Schutz der staatlich aner- kannten Heilquellen in Bad Oeynhausen und Bad Salzuflen (BEZIRKSREGIERUNG DETMOLD 1974) dient. Andere Wasserschutzgebiete sind für das Plangebiet und die nähere Umgebung nicht dargestellt (ELWAS 2017).

4.2.4 Vorbelastungen bzw. kumulierende Projekte

Die Umgebung des Plangebiets ist von (Wohn-)Bebauung geprägt. Das Plangebiet selber ist einer Siedlungsbrache mit ungenutztem Gebäudebestand und vereinzelten Gehölzbeständen zuzuordnen. Ein Gebäude (Haus Nr. 17) wird derzeit durch die Stadt Lage genutzt. Somit geht eine Vorbelastung überwiegend von der menschlichen Nutzung der umliegenden Bebauung sowie der Straßen, darunter auch eine Bundesstraße im Westen, aus. Infolge der umgebenden

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Nutzungen wirken Stäube, Gase, Lärm und Licht bis in das Plangebiet. Ferner sind Altlasten- standorte im Plangebiet bekannt.

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5.0 Schutzgutbezogene Beschreibung und Bewertung der vorhandenen Umwelts i- tuation sowie Konfliktanalyse

5.1 Schutzgut Mensch, insbesonder e die menschliche Gesundheit

5.1.1 Schutzgut Mensch , insbesondere die menschliche Gesundheit - Bestand

Schadstoffemissionen

Das Plangebiet wird im Westen durch die Friedrich-Petri-Straße begrenzt. Die Friedrich-Petri- Straße ist eine Hauptverkehrsstraße (B66), welche aktuell von 11.101 Kfz pro Tag befahren wird (NWSIB 2018). Daneben verlaufen entlang des Plangebiets die weniger befahrenen Hellmeyer- und Färberstraßen. Der Anlieger- und Durchgangsverkehr auf diesen Straßen emittiert Stäube und Gase bis in das Plangebiet.

Gem. der Boden- und Wassergutachten (DR. KERTH + LAMPE GEO -INFORMETRIC GMB H 2008 A, B, C) zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 E „Westcarré“ der Stadt Lage befinden sich die Flurstücke 138 und 210 im Ab- und Nebenstrom eines durch den Gutachter bereits ermittelten FCKW-Schadens. Im Abstrom wurden deutliche Belastungen (20-fache der Geringfügigkeits- schwelle), im Nebenstrom irrelevante Belastungen (10% der Geringfügigkeitsschwelle) festge- stellt.

Schallemissionen und -immissionen

Das Plangebiet selbst weist derzeit lediglich im Bereich der Hellmeyerstraße 17 einen Emitten- ten auf. Hier befindet sich ein Wohngebäude, welches derzeit durch die Stadt Lage genutzt wird. Die anderweitigen Bebauungen im Plangebiet weisen aufgrund des langjährigen Leerstands Bau- und Vandalismusschäden auf, so dass diese keine Nutzung mehr erfahren können. Ent- sprechend kann für diese Gebäude keine Emissionsempfindlichkeit attestiert werden. Entsprechend eines für das Vorhaben erarbeiteten Schallgutachtens sind die umgebenden Nut- zungen östlich der Hellmeyerstraße bzw. Gerichtsstraße als Kerngebiet zu betrachten. Westlich davon ist aufgrund der Aussagen rechtskräftiger Bebauungspläne bzw. der örtlichen Prägung ein Mischgebiet zu betrachten. Entsprechend ergeben sich Immissionsrichtwerten von 60 dB(A) tags und 45 dB(A) (LAUTERBACH 2018). Gem. der Karte „Umgebungslärm in NRW“ sind durch die Friedrich-Petri-Straße 50 - 70 dB(A) nachts, 55 - 70 dB(A) tags bis in Flurstück 94 wahrzunehmen (Spitzenwerte straßennah). Es ist somit von einer deutlichen Vorbelastung auszugehen (MULNV 2018)

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Lichtemissionen und -immissionen

Das Plangebiet weist aufgrund der derzeitigen Nutzung keine Lichtemissionen auf. Randlich wirken Beleuchtungen der umgebenden Straßen als Lichtimmissionen.

Erholung

Das Plangebiet, eine Siedlungsbrache, auf der lediglich ein Gebäude in Nutzung steht, liegt in- nerhalb eines Wohngebiets. Eine Erholungseignung des Plangebiets ist von daher nicht gege- ben. Westlich des Plangebiets befindet sich entlang der Werre, jenseits der Friedrich-Petri- Straße (L239) eine Parkanlage mit Gehölzbestand, welche der Erholung dient.

5.1.2 Schutzgut Mensch , insbesondere die menschliche Gesundheit – Konfliktanalyse

Die Planung orientiert sich im Wesentlichen an den Aussagen des Bebauungsplans Nr. G 3 E „Westcarré“ der Stadt Lage.

Schadstoffemissionen

Durch die geplante Nutzung des Plangebiets, bedingt durch den Kunden- und Anlieferungsver- kehr, erfolgt eine geringfügige Zunahme der Emissionen. Die Belüftungssituation wird sich durch die geplante Bebauung nicht wesentlich ändern. Mit einer Überschreitung der Grenzwerte gem. der 39. BImSchV wird nicht gerechnet.

Schallemissionen und -immissionen

Das Plangebiet stellt aufgrund der Ausweisungen als “Sondergebiet“ kein immissionsempfindli- ches Gebiet dar. Infolge der Nutzung wird sich die akustische Belastung im Plan- und Untersu- chungsgebiet erhöhen. Um die Folgen der Planung abschätzen zu können, wurde durch LAUTER- BACH (2018, 2019) eine schalltechnische Untersuchung ausgeführt. In die rechnerische Ermittlung der Belastung durch die Planung flossen die Nutzung von Stellplatzflächen und Einkaufswagen, der Lieferverkehr mit Be- und Entladung sowie die Kaltlufttechnik eines Marktes ein. Der Gut- achter kommt unter Berücksichtigung der in Kapitel 6.1.1 genannten Vermeidungs- und Minde- rungsmaßnahmen zu dem Ergebnis, dass sich durch die Planung keine erheblichen Lärmemissi- onen ergeben.

Lichtemissionen und -immissionen

Infolge der Umsetzung der Planung werden Marktflächen und Stellplatzflächen beleuchtet.

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Dies kann sich nachteilig auf die angrenzende Wohnnutzung auswirken. Es werden Maßnahmen zur Minderung der Lichtemissionen erforderlich (vgl. Kapitel 6.1.1).

Erholung

Da das Plangebiet bereits im aktuellen Zustand nicht als Erholungsgebiet dient, ist eine Beein- trächtigung des Schutzguts in dieser Hinsicht auszuschließen. Die öffentliche Grünfläche west- lich des Plangebiets ist bereits durch die zwischen Grünfläche und Plangebiet liegende Bundes- straße sowie die angrenzende Bebauung stark vorbelastet. Die Planung sieht einen Lebensmit- tel- und einen Fachmarkt mit Stellplatzanlage vor. Diese Nutzungen werden aufgrund der Entfer- nung zur westlichen Grünfläche und dem Emissionsstandort Friedrich-Petri-Straße (L239) ver- mutlich zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen der Grünfläche an der Werre führen.

5.2 Schutzgut Tiere

5.2.1 Schutzgut Tiere - Bestand

Einschätzung der Eignung des Untersuchungsgebiet s

Fledermäuse

An den abzubrechenden Gebäuden wurden äußere Strukturen festgestellt, die Fledermäusen als Sommer-/ Zwischenquartier dienen können. Die Innenräume der Gebäude wurden nicht unter- sucht, da die Realisierung des Vorhabens zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar ist. Somit können sich potenzielle Fledermausquartiere sowie deren Nutzung bis zum Abbruch verändern oder neu entstehen. Da zahlreiche Zugänge in die im Verfall stehenden Gebäude bestehen, sind auch die Innenräume potenziell als Quartierstandorte (auch Winterquartiere oder Wochenstuben) für Fledermäuse geeignet. Einige der Gehölze im Plangebiet sind von Efeu bewachsen und stellen potenzielle Sommer-/Zwischenquartiere für Fledermäuse dar. Ferner wurden Ausfaulungen an einigen Gehölzen im Plangebiet mit potenzieller Eignung als Zwischen-, Sommer und Winter- quartier festgestellt. Ein Besatz oder Spuren eines Besatzes der Gebäude und Gehölze durch Fledermäuse wurden im Rahmen einer intensiven Untersuchung am 27.11.2018 nicht festgestellt. Die Siedlungsbrache weist durch die vorhandenen Gehölzstrukturen eine Leitfunktion für Fle- dermäuse auf und dient damit auch als Nahrungshabitat. Da umliegend zahlreiche Gehölzbe- stände vorhanden sind, ist das Plangebiet jedoch nicht als essenzielles Nahrungshabitat zu be- trachten.

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Vögel

Im Plangebiet existieren aufgrund der Nutzungsaufgabe einige ungestörte Bereiche. Durch die geringe Größe und die Lage des Plangebiets im zentralen Siedlungsbereich der Stadt und den- noch nahe der offenen Kulturlandschaft (ca. 700 m), ist das Plangebiet vor allem für störungsun- empfindliche Vogelarten des Siedlungsbereichs und für relativ störungsunempfindliche, gebäu- debrütende Arten der Kulturlandschaften als Bruthabitat geeignet. Die Siedlungsbrache mit den halboffenen Strukturen kann als Nahrungsfläche dieser Arten dienen. In einigen Gehölzen wur- den Ausfaulungen gefunden, die höhlenbrütenden Arten als Brutplatz dienen können. Zudem wurden Vogelnester gefunden. Die abzubrechenden Gebäude stellen, besonders unter Beach- tung des Leerstands, für gebäudebrütende Arten ein geeignetes Bruthabitat dar. Nester wurden jedoch lediglich in Fassadenbegrünungen festgestellt. Im Rahmen einer detaillierten Untersuchung am 27. November 2018 wurde der gesamte Gebäu- de- und Gehölzbestand im Plangebiet auf einen Besatz durch Vögel bzw. Spuren einer Nutzung untersucht. Vereinzelt wurden Nestern (häufiger, weit verbreiteter Vogelarten) und Vogelkästen erfasst. Hinweise auf einen Nutzung der Gebäude durch gebäudebewohnende Vogelarten (z. B. Turmfalke, Schleiereule) wurden nicht festgestellt. Ferner wurden keine Nester höhlenbrütender Vogelarten (z. B. Gartenrotschwanz) in den Gehölzen festgestellt.

Amphibien

Amphibien sind überwiegend an Stillgewässern bzw. an Fließgewässern mit dem Charakter ei- nes Stillgewässers anzutreffen. Diese sind im Untersuchungsgebiet nicht vorhanden. Dement- sprechend ist eine Funktion des Plangebiets als Landlebensraum von Amphibien nicht zu erwar- ten.

Reptilien

Eine Lebensraumeignung des Plangebiets für Reptilien kann aufgrund der innerstädtischen Lage ausgeschlossen werden.

Planungsrelevante Arten

Im Rahmen der Erarbeitung des Umweltberichtes wurden keine gesonderten Erhebungen zum Schutzgut Tiere durchgeführt. Die Belange des Schutzguts werden primär im Rahmen des Ar- tenschutzrechtlichen Fachbeitrages (HÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019) betrachtet. Die Auswertung des Infosystems der planungsrelevanten Arten (LANUV 2017 B) weist für das be- troffene Messtischblatt 4018 „Lage“, Quadrant 2 das Vorkommen der folgenden planungsrele-

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 18 vanten Tierarten in den im Plangebiet und der näheren Umgebung vorkommenden Lebensraum- typen aus:

• 6 Säugetierarten • 32 Vogelarten • 1 Amphibienart

Die Landschaftsinformationssammlung des Landes Nordrhein-Westfalen (LINFOS) weist in etwa 410 m Entfernung östlich des Untersuchungsgebiets das Vorkommen der Zwergfledermaus aus. Ca. 600 m südöstlich ist der Fund von Abendseglern vermerkt (LANUV 2017A).

5.2.2 Schutzgut Ti ere - Konfliktanalyse

Mit dem Vorhaben werden die überbauten Flächen ihre Funktion als Lebensraum eurychorer Arten der Siedlungsgebiete verlieren. Des Weiteren reduziert sich auch das Angebot siedlungs- naher Nahrungsflächen für Vögel und Fledermäusen.

Planu ngsrelevante Arten

Im Rahmen des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrags wurden Abendsegler, Breitflügelfleder- maus, Kleine Bartfledermaus, Zwergfledermaus und Nachtigall als Konfliktarten ermittelt.

Fledermäuse „Die im Rahmen der Gehölz- und Gebäudekontrolle am 27. November 2018 festgestellten Struktu- ren stellen geeignete Quartiere für Fledermäuse (Zwischen-, Sommer- und Winterquartiere) dar. Im Rahmen der Kontrolle wurde kein Besatz potenziell geeigneter Winterquartiere festgestellt, weshalb ein Abbruch bzw. die Fällung / Rodung innerhalb der Überwinterungsphase von Fle- dermäusen im Zeitraum von Mitte November 2018 bis Mitte März 2019 nicht den Verbotstatbe- stand gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 (Töten und Verletzen) BN AT SCH G auslöst. Da innerhalb der Aktivi- tätsphase von Fledermäusen (Mitte März - Mitte November) andere Quartierstrukturen aufge- sucht werden, können Betroffenheiten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BN AT SCH G im Rahmen von Ab- bruch- oder Fäll- / Rodungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden. Ein Verlust von aktuell genutzten Ruhestätten (Überwinterungsquartiere) durch den Abbruch der Gebäude oder die Fällung / Rodung der anstehenden Gehölze kann aufgrund des fehlenden Be- satzes im Rahmen der Gebäude- und Gehölzkontrolle am 27. November 2018 ausgeschlossen werden. Spuren einer Nutzung von Zwischen- und Sommerquartieren sind unter Berücksichti-

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 19 gung der unter Kapitel 5.2.2 benannten Hinweise nicht immer eindeutig ersichtlich, weshalb ein Verlust von Ruhestätten in Form jener nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Anders als bei Zwischen- und Sommerquartieren sind Nutzungen von Wochenstuben durch erkennbare Spuren (z.B. Kotanhäufungen, Verfärbungen) nachweisbar. Der Nachweis konnte im Rahmen der Gebäude- und Gehölzkontrolle nicht erbracht werden, weshalb ein Verlust von Fortpflan- zungsstätten ausgeschlossen werden kann. Somit ergibt sich lediglich eine potenzielle Betrof- fenheiten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BN AT SCH G (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) in Bezug auf Zwischen- und Sommerquartiere. Der vorhandene Quartierpool wird in Folge der Abbruch- und Fällarbeiten verringert. Der Erhaltungszustand der konfliktträchtigen Fledermausarten wird als „gut“ angegeben (LANUV 2017 B). Da keine Hinweise auf genutzte Überwinterungsquartiere und Wochenstuben vorliegen, wird eine erhebliche Störung im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG, die den Erhaltungszu- stand der lokalen Population gefährdet, ausgeschlossen. “

Planungsrelevante Vogelarten Die Nachtigall ist ein Bodenbrüter, der sein Nest direkt am Boden oder selten in bis zu 30 cm Höhe in der Krautschicht anlegt. Das Nest wird jedes Jahr neu angelegt. Die Art besiedelt unter anderem unterholzreiche Au- und Laubwälder, Feldgehölze, Hecken und Gebüsche. Dabei wird die Nähe zu Gewässern bevorzugt, entscheiden sind aber die Deckungsanteile der Vegetations- schichten. Dennoch werden Wälder mit gedrängtem Kronenschluss nur in den Randbereichen besiedelt. Als Langstreckenzieher ist die Nachtigall von Anfang April bis Mitte / Ende August im Brutgebiet vertreten. Ab Mai beginnt das Brutgeschäft, wobei die Jungvögel erst im Juli flügge sind. Die Nahrungssuche findet überwiegend am Boden statt, es werden jedoch auch Zweige und Blätter abgesammelt.

Die im Plangebiet anstehende Siedlungsbrache weist trotz der innerstädtischen Lage (beein- trächtigte Vernetzung, Randeffekte) eine Eignung als Revier einer Nachtigall auf. Die teils dich- ten Gehölz- und Brombeerbestände stellen dabei einen geeigneten Raum für Fortpflanzungs- und Ruhestätten dar. Ebenfalls können die Nahrungssuche und die Balz im Plangebiet erfolgen. Die bevorzugte Nähe zu Gewässern oder Auen ist im Fall des Plangebiets durch die Werre ge- geben, welche jenseits der Friedrich-Petri-Straße in unmittelbarer Nähe zum Plangebiet verläuft.

Die Präsenz oder Absenz der Nachtigall kann phänologiebedingt bis zum geplanten Baubeginn nicht durch Kartierungen nachgewiesen werden. Entsprechend der worst-case-Annahme ist daher von der Präsenz der Art auszugehen.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 20

Im Rahmen der Fäll- und Rodungsarbeiten kann das Töten und Verletzen der Nachtigall gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BN AT SCH G ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden. Fer- ner kann im Rahmen der Fäll- und Rodungsarbeiten eine Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BN AT SCH G nicht ausgeschlossen werden. Erhebliche Stö- rungen im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BN AT SCH G, die zu einer Verschlechterung des lokalen Er- haltungszustands einer Art führen können, sind aufgrund des unzureichenden Erhaltungszu- stands in Verbindung mit dem potenziellen Eintreten der Verbotstatbestände gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 (Töten und verletzten) sowie Nr. 3 (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) BN AT SCH G nicht aus- zuschließen .“ (H ÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019).

Häufige und weit verbreitete Vogelarten Aufgrund der Größe und Ausprägung der Fläche ist das Vorhaben nicht dem Regelfall zuzuord- nen. Entsprechend ist für diese Teilartengruppe abseits einer Betroffenheiten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 (Töten und Verletzen) das Eintreten des Verbotstatbestandes gemäß Nr. 3 (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) BN AT SCH G nicht auszuschließen.

Fazit Das Eintreten der Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 (Töten und Verletzen), Nr. 2 (erheb- liche Störung) und Nr. 3 (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) BNAT SCH G kann unter Anwendung der dargestellten Vermeidungsmaßnahmen ausgeschlossen werden.“ (HÖKE LANDSCHAFTSARCHI- TEKTUR 2019).

5.3 Schutzgut Pflanzen

Für das Plangebiet wurde durch den Verfasser eine flächendeckende Biotoptypenkartierung erstellt. Die angetroffenen Biotoptypen werden entsprechend der „Numerischen Bewertung von Biotoptypen für die Bauleitplanung in NRW“ (LANUV 2008) klassifiziert. Der verbalen Beschrei- bung der Vegetation des Plangebiets folgt in Klammern gesetzt die Codierung gemäß LANUV (2008).

5.3.1 Schutzgut Pflanzen - Bestand

Plangebiet

Die größte Fläche innerhalb des Plangebiets ist dem Biotoptyp Siedlungsbrache zuzuordnen (5.1).Zwischen den Siedlungsbrachen sind verteilt im Plangebiet einige Gehölze gepflanzt (7.4).

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 21

Im Nordosten sowie im Westen befindet sich Straßenrandstreifen (2.2). Auf dem Plangebiet be- finden sich einige Gebäude (1.1).

Biotop typ Siedlungsbrache (5.1) Siedlungsbrache angrenzend an das größte Gebäude

Siedlungsbrac he im Nordosten des Plangebiets

Siedlungsbrache im Übergang zum Feldgehölz im Norden des Plangebiets

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 22

Blick von Osten auf Siedlung sbrache im südlichen Plangebiet

Biotoptyp Baumre ihe, Baumgruppe, Alleen mit lebensraumtypischen Baumarten (7.4) Gehölzgruppe im Osten des Plange- biets

Blick auf G ehölze im Osten der Fl äche (Obstbäume und Fichten)

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 23

Gehölzrei he im Nordosten des Plange- biets

Gehöl ze im Westen ent lang der Fried- rich-Petri-Straße

Blick auf Gehölzgruppe an der Süd- grenze des Plangebiets

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 24

Biotoptyp Straßenbegleitgrün, Stra- ßenböschungen ohne Gehölzbe- stand (2.2) Gräserbetonter Saumstreifen entlang der Hellmeyerstraße

Brennnessel - und brombeerbetonter Saumstreifen im Westen des Plange- biets

Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) und Zier - und Nutzgarten (4.3) Bürogebäude mit Anbauten und Pri- vatgarten im Osten des Plangebiets

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Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) Blick von Westen auf das Gebäude im Süden des Plangebiets

Blick von W esten auf das Hauptge- bäude des Gebäudekomplexes im Nordosten

Anbau am Gebäudekomplex

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Garagen im Hof westlich des Gebäu- dekomplexes

Gebäude mit Wellplatten anbau im Norden des Plangebiets

Wellplatte ngebäude im Westen des Plangebiets

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Offene Scheune an der südlichen Grenze des Plangebiets

Umgebung des Plangebiets

In der Umgebung des Plangebiets befinden sich überwiegend privat genutzte (Wohn-)Gebäude mit Gärten (1.1). Westlich des Plangebiets grenzt die Friedrich-Petri-Straße (1.1), an diese eine öffentliche Grünfläche (4.8), ein als Park angelegter, baumbestandener Grünzug entlang der Werre sowie ein gewerblich genutztes Gebäude (1.1) an. Im Nordwesten wird das Plangebiet durch einen Fußweg (1.1) mit anschließender Hecke begrenzt (7.1), welcher in die Färberstraße (1.1) mündet. Entlang dieser ist im Norden eine Baumreihe aus Linden, im Nordosten aus Sil- berahornen (7.3) gepflanzt. Im Nordosten durch einen Häuserblock vom Plangebiet getrennt, ist ein Friedwald angelegt (4.8).

Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) Friedrich-Petri-Straße im Westen des Untersuchungsgebiets.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 28

Gewerblich genutzes Gebäude im Westen des Untersuchungsgebiets.

Blick von Norden entlang der Hell- meyerstraße mit Wohnbebauung auf der östlichen Straßenseite.

Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) und Zier - und Nutzgarten (4.3 ) Einfamilienhausbebauung im Norden des Untersuchungsgebiets mit privaten Gärten entlang der Färberstraße.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 29

Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) und Hecke ( 7.1) Fußweg mit angrenzender Hecke nordwestlich des Untersuchungsgebiets.

Biotoptyp versiegelte Fläche (1.1) und Baumreihe (7.3 ) Baumreihe mit Linden als Straßenbegleitgrün der Färberstraße.

Baumreihe mit Silberahorn als Straßenbegleitgrün der Färberstraße.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 30

Biotoptyp Park, Friedhof (4.8) Öffentliche Grünfläche entlang der Werre westlich des Untersuchungsgebiets.

Blick auf den im Nordosten angelegten Friedwald.

Ausweisung im rechtskräftigen Bebauungsplan

Der rechtskräftige Bebauungsplan weist das Plangebiet fast flächendeckend als Sondergebiet inklusive Stellplatzfläche mit einer Grundflächenzahl von 0,8 aus. Hierdurch sind 80 % der Fläche des Sondergebiets als Biotoptyp „versiegelte Fläche“ (1.1) anzusehen. Je 10 Stellplätze ist ein standortheimischer Laubbaum zu pflanzen und in den Randbereichen des Plangebiets Flächen zum Anpflanzen und zum Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen ausge- wiesen. Diese entsprechen dem Biotoptyp „Intensivrasen, Staudenrabatten, Bodendecker“ (4.5). Die „Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung Geh- und Radweg“ ist als „versiegelte Flä- che“ (1.1) zu betrachten. Es stehen somit planungsrechtlich nur „ökologisch geringwertige“ Biotoptypen im geringen Umfang an.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 31

5.3.2 Schutzgut Pflanzen - Konfliktanalyse

Faktisch sind weite Teile der Realnutzung (Siedlungsbrachen, Gehölzgruppen und Säume) im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K “Quartier südlich der Färberstraße“ als Verlustflächen zu bewerten. Rechtlich gesehen folgt die Aufstellung des Bebauungsplans in weiten Teilen den Ausweisungen des derzeit rechtskräftigen Bebauungsplans. Erhebliche Be- einträchtigungen werden demnach nicht erwartet.

5.4 Schutzgut Biologische Vielfalt

Der Begriff der Biologischen Vielfalt oder Biodiversität steht als Sammelbegriff für die Gesamt- heit der Lebensformen auf allen Organisationsebenen, von den Arten bis hin zu den Ökosyste- men. Das Plangebiet ist geprägt durch die ehemalige private und gewerbliche Nutzung. Aufgrund der anthropogenen Prägung und der geringen Größe ist die biologische Vielfalt im Vergleich zur freien Landschaft gering. Als Brache weißt das Plangebiet im Gegensatz zu anderen Flächen des Siedlungsbereichs eine hohe biologische Vielfalt auf. Aufgeschlüsselt nach Tier- und Pflan- zenwelt wird sie in den Kapiteln 5.2 und 5.3 näher betrachtet.

5.5 Schutzg üter Fläche und Boden

5.5.1 Schutzg üter Fläche und Boden - Bestand

Auf einem Großteil der Fläche des Plangebiets ist ein typischer brauner Auenboden vorherr- schend (L4118_A431). Schluffiger Lehm, sandiger Lehm und lehmiger Sand aus Auenablagerun- gen des Holozäns stehen über kiesigem, zum Teil lehmigem Sand aus Auenablagerungen des Jungpleistozäns an. Der Boden ist aufgrund seiner natürlichen Bodenfruchtbarkeit als fruchtba- rer Boden der Schutzstufe 1 kategorisiert. Auf einer kleinen Fläche in der nordöstlichen Ecke des Plangebiets steht ein Grauer Plaggenesch über typischem Podsol (L4118_oE851) an. Humoser Mittelsand aus Plaggenboden des Holozäns steht über Mittelsand aus Flugsand des Jung- pleistozäns bis Holozäns und Mittelsand aus Sander des Mittelpleistozäns an. Der Boden ist aufgrund seiner Funktion als Archiv der Kulturgeschichte als besonders schutzwürdiger Plag- genesch (Schutzstufe 3) kategorisiert (DG NRW 2017).

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 32

Der Boden ist durch die bestehende Versiegelung (in großen Teilen des Plangebiets > 40 % (LA- NUV 2017 C) in seiner Funktion als Filter-, Puffer- und Ausgleichsmedium bereits eingeschränkt bzw. kann diese Funktionen nicht mehr erfüllen. Eine Funktion als Lebensraum im Plangebiet entsteht durch die im Laufe der Zeit gebildete Humusauflage auf Teilen der versiegelten Flächen.

Das Plangebiet wurde im Rahmen von Boden- und Wasseruntersuchungen durch DR. KERTH + LAMPE GEO -INFORMETRIC GMB H (2008 A,B,C) auf Bodenbelastungen infolge der potenziell boden- und wassergefährdenden vorangehenden Nutzungen untersucht. Im Rahmen der Erstuntersuchung wurde der Boden an zwei Messstellen im Bereich der alten Gärtnerei (im Norden des Plangebiets, westlich der Gebäude Nr. 5 und 5A) untersucht. In der untersuchten Bodenluftprobe wurde ein LCKW-Gehalt von 3,3mg/m³ festgestellt. Dieser liegt unterhalb des Orientierungswertes für weitere Untersuchungen (in Höhe von 5,0 mg/m³) gem. Hessischer Landesanstalt für Umwelt und stellt daher einen gering belasteten Boden dar. Im Rahmen der weiteren Untersuchungen wurden in einigen Bereichen unnatürliche Verfärbun- gen sowie ein auffälliger Geruch wahrgenommen. Entsprechend wurden die gewonnenen Bo- den- und Bodenluftproben messtechnisch und analytisch untersucht. Mit Ausnahme eines Pro- benstandorts, einem sandgefüllten Erdbecken unterhalb eines ehemaligen Dieseltanks (Flur- stück 166 Ecke Flurstück 51), wurden keine weiteren tiefwirkenden Verunreinigungen festge- stellt. Der Boden im Erdbecken weist eine verhältnismäßig starke Belastung auf. Bohrungen außerhalb des Erdbeckens wiesen hingegen keine Belastungen auf, so dass sich die Verunrei- nigung lokal auf das Erdbecken beschränkt. Unter Berücksichtigung der Wiederverwendung der anstehenden Böden wurden zahlreiche Mischproben erstellt und untersucht. Es wurde eine flächige Auffüllung (bestehend aus Schla- cke, Asche sowie Gesteins- und Ziegelbruch) in Flurstück 52 von im Mittel 1,0 m Mächtigkeit festgestellt. Ferner ist als oberflächige Belastung eine teerhaltige Schwarzdecke auf Flurstück 166 zu nennen. Die im Plangebiet anstehenden Böden weisen von daher eine mehr oder minder starke Vor- belastung auf.

5.5.2 Schutzg üter Fläche und Boden - Konfliktanalyse

Durch das geplante Vorhaben wird für den Bau der Gebäude und Parkplätzen ein Großteil der Fläche versiegelt, wodurch die Funktionen des Bodens dauerhaft stark eingeschränkt werden. Der Eingriff in den Boden kann unter Berücksichtigung des Planungsziels (Sondergebiet mit Nut- zung als Lebensmittelfachhandel) und der dafür notwendigen Flächeninanspruchnahme nicht

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 33 vermieden werden. Da die Fläche bereits gewerblich genutzt wurde, folgt die Wiederaufnahme einer Nutzung auf der Fläche den Grundsätzen des Flächenrecyclings und ist nicht als Neuinan- spruchnahme zu beurteilen. Das Vorhaben entspricht somit den Zielen der Nachverdichtung im Siedlungsbereich. Im Zuge der Bauarbeiten müssen die bestehenden Verunreinigungen des Bodens berücksichtigt und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, um eine sachgemäße Entfer- nung der Verunreinigungen aus dem Boden zu gewährleisten. Im Kapitel 6.1.4 werden Maßnah- men zur Minderung der Beeinträchtigungen genannt. Ein Verlust der Bodenfunktionen (Filter-, Puffer- und Ausgleichsmedium sowie Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen) im Bereich ver- siegelter Flächen ist unumgänglich. Unter Berücksichtigung der Vorbelastungen und des beste- henden Planungsrechtes sind diese Wirkungen jedoch als nicht erheblich einzustufen.

5.6 Schutzgut Wasser

5.6.1 Schutzgut Wasser - Bestand

Teilschutzgut Grundwasser

Das Plangebiet liegt im Süden des Grundwasserkörpers „Werre---Talung“ (4_10). Der anstehende Poren-Grundwasserkörper hat eine Gesamtgröße von 123,02 km 2 und besteht aus Schluff, Sand und Kies. Als durchschnittliche Tiefe werden 19 m, als durchschnittlichen Mäch- tigkeit 0 - 20 m und als Kapazität 480.000.000 m³ angegeben. Der Grundwasserkörper ist sehr ergiebig und seine Durchlässigkeit lässt sich als mittel bis hoch einstufen. Sein mengenmäßiger und chemischer Zustand wird als gut bewertet (ELWAS 2017). Die Bodentypen im Plangebiet werden bezüglich ihrer Versickerungseignung im 2-Meter-Raum für eine Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers als geeignet eingestuft (DG NRW 2017). Durch die bereits bestehende Versiegelung im Plangebiet ist das Potenzial zur Versickerung auf der Fläche trotz der Eignung des Bodens und des durchlässigen Grundwasserkörpers nur als mäßig einzuschätzen.

Gem. der Boden- und Wassergutachten (DR. KERTH + LAMPE GEO -INFORMETRIC GMB H 2008 A, B, C) zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 E „Westcarré“ der Stadt Lage befindet sich das Grundwasser in einer Tiefe von 2,2 bis 3,4 m unter Geländeoberkante. Die Fließrichtung des Grundwassers ist westorientiert in Richtung der örtlichen Vorflut (Werre). Die Flurstücke 138 und 210 befinden sich im Ab- und Nebenstrom eines durch den Gutachter bereits ermittelten LCKW-

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 34

Schadens. Im Abstrom wurden deutliche Belastungen (20-fache der Geringfügigkeitsschwelle), im Nebenstrom irrelevante Belastungen (10% der Geringfügigkeitsschwelle) festgestellt.

Teilschutzgut Oberflächenwasser

Ca. 80 m westlich des Plangebiets jenseits der Friedrich-Petri-Straße fließt die Werre. Es handelt sich bei diesem Fluss um den NRW-Fließgewässertyp „Kiesgeprägter Fluss des Deckgebirges“. Der chemische Zustand der Werre wird als gut, der ökologische Zustand als mäßig bewertet (ELWAS 2017). Der Kreis Lippe gibt als Güteklasse für die Werre „2 – mäßig belastet“ an, was einer guten Gewässerqualität hinsichtlich der organischen Belastung entspricht (KREIS LIPPE 2017 B).

5.6.2 Schutzgut Wasser - Konfliktanalyse

„Eine Pflicht zur ortsnahen Niederschlagswasserbeseitigung gemäß § 51a Landeswassergesetz (LWG) entfällt, da eine vor dem 1.7.1995 genehmigte Kanalnetzplanung vorliegt und das Plange- biet / der Änderungsbereich bereits vor dem 1.1.1996 bebaut und an die öffentliche Kanalisation angeschlossen war .“ (DHP 2019)

Teilschutzgut Grundwasser

Infolge der Einleitung des anfallenden Niederschlagswassers in die Kanalisation steht das Was- ser nicht mehr der Grundwasserneubildung im Plangebiet zur Verfügung. Auch unter Berück- sichtigung der Vorbelastungen durch Versiegelungen ist eine Minderung der Grundwasserneu- bildungsrate im Plangebiet zu erwarten. Eine zusätzliche Belastung des Grundwassers durch Mischung mit dem Grundwasser aus dem Nebenstrom des ermittelten LCKW-Schadens kann durch die geplanten Versiegelungen gemindert werden. Entsprechend wird keine Beeinträchti- gung der Schutzzone IV des Heilquellenschutzgebiets durch die Umsetzung der Planung erwar- tet.

Teilschutzgut Oberflächenwasser

Durch die Einleitung des anfallenden Oberflächenwassers in die Kanalisation wird das Wasser direkt den Fließgewässern zugeführt. Eine Pufferung durch den Boden erfolgt nur in kleinflächi- gen Bereichen (Grünflächen). Bei Starkregenereignissen werden die natürlichen Vorfluter tem- porär hydraulisch überbeansprucht. Es werden, sofern die Abflussmenge den natürlichen Ab- fluss übersteigt, Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung erforderlich (vgl. Kapitel 6.1.5).

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 35

5.7 Schutzgut Klima und Luft

5.7.1 Schutzgut Klima und Luft - Bestand

Im Landschaftsraum „Werretal, Begamulde und Blomberger Becken“, in welchem sich das Plangebiet befindet, liegen die mittleren Jahrestemperaturen zwischen 8 und 9,5 ºC, bei relativ geringen Niederschlägen mit 700 - 850 mm pro Jahr (LANUV 2017 A).

Das Fachinformationssystem Klimaanpassung (LANUV 2017 C) ordnet die Fläche des Plangebiets dem Vorstadtklima zu. Weiterhin wird für den Großteil der Fläche eine Versiegelung von über 40 % angenommen. Nur wenige Bereicheim Westen des Plangebiets weisen einen geringen Ver- siegelungsgrad auf (LANUV 2017 C). Da die Versiegelung allerdings in einigen Bereichen durch sukzessiv entstandene Vegetation durchbrochen bzw. überdeckt ist, ist nicht von einer deutli- chen Überhitzung bzw. Aufheizung der Fläche auszugehen. Die umliegenden Flächen des Plan- gebiets sind unterschiedlichen Klimatopen zuzuordnen: Östlich des Plangebiets befinden sich Flächen des Stadtrandklimas, im Süden und Norden angrenzend liegen Flächen des Vorstadtkli- mas. Die Fläche im Westen des Plangebiets weist ein offenes Gewerbe- und Industrieklima auf (LANUV 2017C). Die bestehende Bebauung im Plangebiet sowie die umliegenden Gebäude verhin- dern eine bodennahe Durchlüftung. Das Plangebiet weist daher keinen negativen, aber auch keinen positiven Einfluss auf die angrenzenden Flächen auf.

5.7.2 Schutzgut Klima und Luft - Konfliktanalyse

Im Zuge des Vorhabens ist eine weitreichende Versiegelung des Plangebiets geplant. Da dieser Bereich im derzeitigen Zustand bereits stark versiegelt ist, geht durch die weitreichende Versie- gelung keine Fläche zur Kaltluftentstehung verloren. Ein negativer Effekt kann sich allerdings durch steigende das Überhitzungspotenzial der Fläche ergeben, wodurch Auswirkungen auf die umgebenden Klimatope entstehen können. Die geplanten Gebäude werden, wie auch die Be- standsbebauung eine bodennahe Durchlüftung weitestgehend verhindern. Auf Grundlage des rechtskräftigen Bebauungsplans (vergleichbar mit der Neuplanung) sind keine erheblichen Be- einträchtigung des Schutzguts Klima und Luft zu erwarten.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 36

5.8 Schutzgut Landschaft

Das Plangebiet befindet sich innerhalb des Landschaftsraums „Werretal, Begamulde und Blom- berger Becken“ (LR-IV-027). Das LANUV (2017 A) beschreibt die Landschaft als zusammenhän- gendes Mulden-Beckensystem. Da sich das Plangebiet im Siedlungsbereich befindet und von Bebauung umgeben ist, ist es nicht Teil der Landschaft, sondern der Ortschaft bzw. der Stadt. Eine potenzielle Betroffenheit des Schutzguts ergibt sich demnach nicht und auf eine weitere Betrachtung kann verzichtet werden.

5.9 Schutzgut Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Das UVPG führt das Schutzgut „Kulturelles Erbe“ auf, wohingegen das BAU GB den Begriff der „Kulturgüter“ verwendet. Da es sich lediglich um terminologische und keine inhaltlichen Abwei- chungen handelt, wird im Folgenden der Begriff der „Kulturelles Erbe“ verwendet.

Als Kulturelles Erbe werden gemäß Anlage 4 UVPG insbesondere „ historisch, architektonisch oder archäologisch bedeutende Stätten und Bauwerke und […] Kulturlandschaften “ verstan- den. Der Begriff des Denkmalschutzes nach den Gesetzen der Länder spezifiziert das Kulturelle Erbe als Baudenkmäler, Bodendenkmäler, bewegliche Denkmäler oder auch Denkmäler, die Aufschluss über die erdgeschichtliche Entwicklung oder die Entwicklung tierischen und pflanzli- chen Lebens geben. Darüber hinaus werden Naturdenkmäler aufgrund ihrer „wissenschaftli- chen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen“ Bedeutung (§ 28 Art. 1 Satz 1 BNATSCHG) im weiteren Sinne ebenfalls als Kulturelles Erbe verstanden.

Demgegenüber ist der Begriff der sonstigen Sachgüter weder im UVPG noch in der Fachliteratur klar definiert. Bei Auswertung der Fachliteratur zeigt sich, dass das Schutzgut der Sachgüter zumeist auf die Definition des Kulturellen Erbes reduziert wird. Unter Berücksichtigung des er- forderlichen engen Bezugs von sonstigen Sachgütern mit der natürlichen Umwelt ergibt sich eine Betrachtung im Sinne der Umweltverträglichkeit in der Regel nicht. Gemäß Kapitel 0.4.3 der ALLGEMEINEN VERWALTUNGSVORSCHRIFT ZUR AUSFÜHRUNG DES GESETZES ÜBER DIE UMWELTVERTRÄG- LICHKEITSPRÜFUNG (UVPVwV) sind wirtschaftliche, gesellschaftliche oder soziale Auswirkungen des Vorhabens nicht zu berücksichtigen. Aus diesen Gründen wird im Folgenden auf die Berück- sichtigung sonstiger Sachgüter verzichtet.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 37

5.9.1 Schutzgut Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter - Bestand

Das Geoportal der Stadt Lage weist für das Plangebiet und das direkte Umfeld keine Denkmäler oder sonstige Kulturgüter aus (STADT LAGE 2018).

5.9.2 Schutzgut Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter - Konfliktanalyse

Trotz des Fehlens von Hinweisen auf Kulturgüter im Plangebiet können, so zentral im Stadtgebiet gelegen, Bodenfunde nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Im Rahmen der Erdarbeiten kön- nen Bodenfunde und deren Zerstörung nicht ausgeschlossen werden. Es werden Maßnahmen (s. Kapitel 6.1.8) erforderlich.

5.10 Wechselwirkunge n

Zwischen den Schutzgütern im Untersuchungsgebiet bestehen komplexe Wechselwirkungen. Im Folgenden werden die relevanten Wechselwirkungen aufgezeigt.

Die schutzgutbezogene Beschreibung und Bewertung des Naturhaushalts im Untersuchungsge- biet berücksichtigt vielfältige Aspekte der funktionalen Beziehungen zu anderen Schutzgütern. Somit werden über den schutzgutbezogenen Ansatz die ökosystemaren Wechselwirkungen prinzipiell mit erfasst. Eine Zusammenfassung dieser möglichen, schutzgutbezogenen Wechsel- wirkungen zeigt die nachstehende Tabelle.

Tab. 2 Zusammenfassung der schutzgutbezogenen Wechselwirkungen.

Schutzgut/Schutzgutfunktion Wechselwirkungen mit anderen Schutzgütern Menschen und Der Mensch greift über seine Lebensansprüche in ökosystemare menschliche Gesundheit Zusammenhänge ein. Es ergibt sich eine Betroffenheit aller Schutzgüter. Immissionsschutz Erholung Tiere Abhängigkeit der Tierwelt von der Lebensraumausstattung (Ve- Lebensraumfunktion getation, Biotopvernetzung, Boden, Klima, Wasser) Spezifische Tierarten als Indikator für die Lebensraumfunktion von Biotoptypen

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 38

Fortsetzung Tab. 2

Schutzgut/ Schutzgutfunktion Wechselwirkungen mit anderen Schutzgütern Pflanzen Abhängigkeit der Vegetation von den Standorteigenschaften Biotopfunktion Boden, Klima, Wasser, Menschen Biotopkomplexfunktion Pflanzen als Schadstoffakzeptor im Hinblick auf die Wirkpfade Pflanzen-Mensch, Pflanzen-Tiere Fläche Grundlage für Mensch, Tier, Pflanze, Klima, Boden, Wasser und Erholung Landschaft. Betroffenheiten infolge von Umnutzungen, Zer- Biotopfunktion schneidungen, Flächenverbrauch. Lebensraumfunktion Biotopentwicklungspotenzial Wasserhaushalt Regional- und Lokalklima Landschaftsbild Boden Abhängigkeit der ökologischen Bodeneigenschaften von den Biotopentwicklungspotenzial geologischen, geomorphologischen, hydrogeologischen, vegeta- tionskundlichen und klimatischen Verhältnissen landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit Boden als Lebensraum für Tiere und Pflanzen Schutzwürdigkeit von Böden, abgebildet über die natürlichen Bodenfunktionen und die Archiv- Boden als Schadstofftransportmedium im Hinblick auf die Wirk- funktion pfade Boden-Pflanze, Boden-Wasser, Boden-Mensch, Boden- Tiere Boden in seiner Bedeutung für den Wasserhaushalt (Grundwas- serneubildung, Retentionsfunktion, Grundwasserschutz) Wasser Abhängigkeit der Grundwasserneubildung von klimatischen, Bedeutung im Landschaftswasserhaushalt boden- und vegetationskundlichen bzw. nutzungsbezogenen Faktoren Lebensraumfunktion der Gewässer und Quellen Oberflächennahes Grundwasser in der Bedeutung als Faktor der Bodenentwicklung und als Standortfaktor für Biotope, Pflanzen und Tiere Grundwasser als Transportmedium für Schadstoffe im Wirkgefü- ge Wasser-Mensch Selbstreinigungskraft des Gewässers abhängig vom ökologi- schen Zustand Gewässer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 39

Fortsetzung Tab. 2

Schutzgut/ Schutzgutfunktion Wechselwirkungen mit anderen Schutzgütern Klima und Luft Geländeklima in seiner klimaphysiologischen Bedeutung für den Regionalklima Menschen Geländeklima Geländeklima als Standortfaktor für Vegetation und Tierwelt klimatische Ausgleichsfunktion Abhängigkeit von Relief und Vegetation/Nutzung lufthygienische Ausgleichsfunktion Lufthygienische Situation für den Menschen Bedeutung von Vegetationsflächen für die lufthygienische Aus- gleichsfunktion Luft als Transportmedium im Hinblick auf Wirkgefüge Luft- Pflanze, Luft-Mensch Landschaft Abhängigkeit der Landschaftsgestalt und des Landschaftsbilds Landschaftsgestalt von Landschaftsfaktoren wie Relief, Vegetation, Gewässer sowie von der anthropogenen Überprägung Landschaftsbild Leit- und Orientierungsfunktion für Tiere Kultur - und sonstige Sachgüter Historischer Zeugniswert als wertgebender Faktor der Land- Kulturelemente schaftsgestalt und des Landschaftsbilds Kulturlandschaften

Erhebliche Beeinträchtigungen der Wechselwirkungen werden nicht erwartet.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 40

6.0 Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege

6.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen

6.1.1 Schutzgut Menschen und menschliche Gesundheit

„Da in unmittelbarer Nähe Bombenblindgänger bereits geborgen wurden, ist ein systematisches Absuchen erforderlich. Tiefbauarbeiten sind einzeln dem Kampfmittelräumdienst bei der Be- zirksregierung Arnsberg anzuzeigen “ (DHP 2009).

Entsprechend der Voruntersuchungen des Bodens (Altlastenverdachtsstandorte) gilt: „Für das Flurstück 210 (ehemalige Gärtnerei) ist aus Vorsorgegründen der Einbau eines passiven Entgasungssystems vorzusehen. Hierzu ist unterhalb der Stahlbetonplatte der Gebäude ein Flä- chenfilter (Stärke rd. 0,30 m) aus abgestuftem Kies oder Schotter (Körnung 8-16 mm) herzustel- len. Zudem ist entlang der Außenkanten der Gebäude ein Entgasungsgraben (Breite 0,5 m) zu bauen, in den der Flächenfilter ausläuft. Die Tiefe des Entgasungsgrabens ist entsprechend der Unterkante des Flächenfilters auszuführen. Als obere seitliche Begrenzung des Entgasungsgra- bens sind Betonkantensteine einzusetzen. Das Verfüllmaterial ist identisch mit dem des Flächen- filters zu wählen. Eine Unterkellerung der baulichen Anlagen in den Sondergebieten ist unzuläs- sig “ (DHP 2009).

Gem. Lauterbach (2018, 2019) sind folgende Punkte in Bezug auf den Lärmschutz zu beachten: • maximal 3 Lkw-Anlieferungen pro Tag an Fachmarkt 1 sowie 5 Lkw-Anlieferungen pro Tag an Fachmarkt 2 • keine Nachtlieferungen nach heutigem Stand der Technik • Maximal 1 Lkw-Anlieferung pro Tag mit lärmrelevanten Kühlaggregaten • Begrenzung der Betriebszeiten der Stellplätze auf 06.00 – 22.00 Uhr, so dass morgens vor 06.00 Uhr und abends nach 22.00 (Nachtzeit) keine Pkw-Bewegungen auf der Stellplatz- anlage stattfinden • Verwendung lärmarmer Einkaufswagen mit lärmgeminderten Rollen oder Standard- Einkaufswagen auf Asphalt bzw. fasenlosem Pflaster

Gem. LAUTERBACH (2018) ist zudem die Kombinierung zweier Märkte an einem Ort als Minde- rungsmaßnahme (Minderung von Schadstoffen und Lärm) zu werten, da dadurch ein sogenann-

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 41 ter „Verbundeffekt“ auftritt. Das bedeutet, dass Kunden teilweise bei einem Einkauf beide Märk- te aufsuchen.

In Berücksichtigung des Nachbarschutzes sind folgende Maßnahmen zu ergreifen: • Verzicht auf streuende Stellplatzbeleuchtung • Verwendung von Lichtmasten, deren Leuchtdichte die Werte der Straßenraumbeleuch- tung nicht überschreitet

6.1.2 Schutzgut Tiere

Die folgenden Aussagen/Maßnahmen sind dem Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag zur Aufstel- lung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage (HÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019) entnommen.

Fledermäuse „Um das Töten und Verletzen (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BN AT SCH G) von Abendsegler, Breitflügelfleder- maus, Kleine Bartfledermaus und Zwergfledermaus zu vermeiden, sind die folgenden Maßnah- men anzuwenden. Abbruch der Gebäude und Fällung / Rodung der Gehölze Aufgrund der Untersuchungsbefunde stellt die Überwinterungsphase von Fledermäusen im Zeit- raum von Mitte November 2018 bis Mitte März 2019 einen Zeitraum dar, in dem das Töten und Verletzen von Fledermäusen wirksam vermieden werden kann. Notwendigkeit und Schaffung von Ersatzquartieren für Fledermäuse Obwohl kein Besatz oder Spuren eines Besatzes festgestellt wurden, ist ein Ersatz von Quartie- ren notwendig, um den Quartierpool zu erhalten. Da kein Nachweis einer Nutzung der unter- suchten Strukturen durch Fledermäuse erbracht werden konnte, ist der Ersatzbedarf nicht als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme umzusetzen. Entsprechend kann der zu ermittelnde Ersatz- bedarf an Gebäudequartieren im Rahmen des Baus neuer Gebäude berücksichtigt werden Um den Untersuchungsbefunden Rechnung zu tragen, wird nicht der funktional gleichwertige Ersatz von 1 : 1 in Ansatz gebracht. Unter Berücksichtigung des fehlenden Nutzungsnachweises von potenziellen Winterquartieren und potenziellen Wochenstuben ist ein Ersatz dieser theore- tisch nicht notwendig. Da jedoch ein funktionaler Ersatz zur Sicherung des Quartierpools ange- strebt wird, werden diese daher im Weiteren berücksichtigt. Die Ermittlung eines adäquaten Ersatzbedarfs erfolgt auf Grundlage einer auf der Qualität, Eignung und Bedeutung der Struktur

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 42 für die Artengruppe basierende Punktevergabe für jedes im Rahmen der Überplanung als Verlust klassifiziertes potenzielles Quartier.

Die in Ansatz gebrachte Bewertungsmatrix sieht wie folgt aus:

Tab. 3 Bewertungsmatrix als Ansatz für die Ermittlung des Ersatzquartierbedarfs Quartiereignung Zwischenquartier Sommerquartier Winterquartier Wochenstube Qualität bedingt gut bedi ngt gut bedingt gut bedingt gut Punkte 1 2 2 3 3 4 3 4

Wichtig für den Bezug zur Tab. 2 und Tab. 3 (des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages ) ist, dass Strukturen, die mehrere Quartiereigenschaften erfüllen nur mit dem höchstwertigen Quartier in Ansatz gebracht werden. Unter Berücksichtigung dessen können, getrennt für Gebäude und Gehölze, folgende Bewertun- gen des Bestandes vorgenommen werden:

Tab. 4 Numerische Bewertung der festgestellten Strukturen an / in den Gebäuden Gebäude -Nr. Anzahl potenzieller Flederm ausquartiere und in Ansatz Gesamt Punkte gebrachter numerischer Wert ZQ SQ WQ WS 1 0 0 1 x 3 0 3

6 1 x 2 1 x 2 0 0 4

7 1 x 2 0 0 0 2

8 1 x 1 3 x 2 0 0 7

9 1 x 2 1 x 2 - 1 x 4 8

10 0 3 x 2 + 1 x 3 1 x 3 0 12

13 2 x 1 + 1 x 2 1 x 2 8 x 3 0 30

15 0 1 x 2 0 0 2

Gesamt Punkte 68

Strukturen in Fassaden- oder Mauerwerksbegrünungen werden in Tab. 8 aufgeführt, da diese einen Bezug zu Gehöl- zen und nicht zu Gebäuden aufweisen.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 43

Tab. 5 Numerische Bewertung der festgestellten Strukturen an / in den Gehölzen (oder Einfriedungen) Gehölz -Nr. Anzahl potenzieller Fledermausquartiere und in Ansatz Gesamt Punkte gebrachter numerischer Wert ZQ SQ WQ WS 1 0 0 0 1 x 4 4

3, 5, 8, 12 - 14, 16 - 32 x 2 0 0 0 64 19, 27 - 29, 35 - 38, 41, 43 - 52, Gebäu- de 6, 8 , 9, 11, (Knöterich / Efeu)

15, 30, 31 3 x 1 0 0 0 3

21 0 0 1 x 3 0 3

24 0 0 0 1 x 4 4

39 1 x 2 1 x 2 0 0 4

40 1 x 1 0 0 0 1

53 1 x 2 0 0 0 2

Gesamt Punkte 85

Bei der Berechnung werden die zum Erhalt festgesetzten Bäume mit Ausnahme des Baumes Nr. 5 (ein Erhalt ist frag- lich) nicht berücksichtigt.

Zur Sicherung des Quartierpools wird je 8 ermittelter Punkte im Bestand ein Ersatzquartier ver- anschlagt. Dabei wird in Bezug auf die ermittelte Anzahl der Ersatzquartiere nicht in der Wertig- keit zwischen Zwischen-, Sommer- und Winterquartieren sowie Wochenstuben unterschieden. Entsprechend der ermittelten Punkte in Tab. 6 und 7 sind folgende Ersatzquartiere erforderlich:

Ersatzquartier an den Gebäuden: • 6 x Fassadenröhre 1FR (fassadenintegriert)- alternativ 1FQ (der Fassade aufgesetzt) • 2 x Fledermaus-Winterquartier 2WI (fassadenintegriert)- - alternativ Fledermaus- Ganzjahresquartier 1WQ (der Fassade aufgesetzt) • 1 x Fledermaus Ganzjahres-Einbauquartier 1WI (fassadenintegriert)- - alternativ Fleder- maus-Ganzjahresquartier 1WQ (der Fassade aufgesetzt) oder vergleichbare Modelle anderer Hersteller (so z. B. Nistkasten-Hasselfeldt, Natur- schutzbedarf Strobel). Die hier genannten Ersatzquartiere an Gebäuden sind selbstreinigend. Ein Reinigungsintervall der Kästen entfällt entsprechend. Die Montage der Kästen hat frühestmöglich, spätestens nach Beendigung der Baumaßnahmen der geplanten Einzelhandels- und Fachmärkte zu erfolgen. Als

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Montageorte sind die lichtabgewandten Fassaden im Norden bzw. Osten der Neubauten heran- zuziehen. Die optimale Montagehöhe liegt zwischen 3 und 5 Metern. Im Einflugbereich der Er- satzquartiere ist von einer hochwüchsigen Bepflanzung abzusehen. Es empfiehlt sich die Anzahl der Ersatzquartiere wie folgt aufzuteilen: Neubau im Nordwesten • 1 Zwischen- / Sommerquartier an der Nordfassade • 1 Winterquartier und 1 Zwischen- / Sommerquartier an der Ostfassade Neubau im Südosten • 2 Zwischen- / Sommerquartier, 1 Winterquartier und 1 Wochenstube an der Nord- fassade • 2 Zwischen- / Sommerquartier an der Ostfassade

Ersatzquartiere an den Gehölzen: • 8 x Fledermausflachkasten 1FF • 1 x Großraum-und Überwinterungshöhle 1FW • 2 x Großraum-Flachkasten 3FF oder vergleichbare Modelle anderer Hersteller (so z. B. Nistkasten-Hasselfeldt, Natur- schutzbedarf Strobel). Die hier genannten Ersatzquartiere an Gehölzen sind mit Ausnahme des Winterquartiers selbst- reinigend. Ein Reinigungsintervall der Kästen ist entsprechend nur für das Winterquartier erfor- derlich. Eine Reinigung des Winterquartiers hat alle 2 Jahre innerhalb der herbstlichen Schwärmphase von Anfang August bis Mitte November zu erfolgen. Die Montage der Kästen ist spätestens zu Beginn der Aktivitätsphase von Fledermäusen (ab Mitte März) einzuleiten. Als Montageorte eignen sich die zu erhaltenden Bäume im Plangebiet. Da die optimale Montagehö- he der Ersatzquartiere in 3 bis 5 m liegt, sind die Obstbäume im Nordosten als Montagebäume ungeeignet. Dafür können an Großbäumen wie der Esche im Norden oder der Buche im Süden auch mehrere Ersatzquartiere montiert werden. Wichtig ist, dass ein freier Einflug gewährleistet ist. Es wird folgende Anordnung / Montage von Ersatzquartieren empfohlen:

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Abb. 4 Empfohlene Anordnung / Montagebäume für die erforderlichen Ersatzquartiere für Fledermäuse an Gehölzen auf Basis der zu erhal tenden Gehölze im Plan gebiet (Schwarze Strichlinie).

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Häufige und weit verbreite Vogelarten Zur Vermeidung der Verbotstatbestände gem. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BN AT SCH G (Töten und Verletzen von Tieren) muss die Inanspruchnahme von Gehölzen außerhalb der Brut- und Aufzuchtszeit von Vögeln (01. März bis 30. September) erfolgen. Fäll- und Rodungsarbeiten sind dementsprechend nur zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar zulässig. Als Ersatz für die insgesamt zehn erfassten Nester (eines davon bereits im Verfall) und vier Vo- gelkästen wird unter Berücksichtigung der Störungsunempfindlichkeit sowie Anpassungsfähig- keit eines Großteils dieser Artenauswahl ein pauschaler Ersatz von 7 Ersatznistkästen erforder- lich. Als Ersatz soll ein Nistplatzpool mit unterschiedlichsten Präferenzen realisiert werden. Ent- sprechend sind nachfolgende Ersatznistkästen an den zu erhaltenden Gehölzen im Süden und Nordosten des Plangebiets (s. Abb. 4) zu montieren: • 1 x Nischenbrüterhöhle 1N • 1 x Halbhöhle 2HW • 3 x Nisthöhle 1B, Lochdurchmesser 32 mm • 2 x Nisthöhle 2M/FG, Lochform oval oder vergleichbare Modelle anderer Hersteller (so z. B. Nistkasten-Hasselfeldt, Natur- schutzbedarf Strobel). Ein Holzbetonkasten an Baum Nr. 21 kann wiederverwendet werden. Sofern dieser Wiederver- wendung findet, werden anstelle der veranschlagten 3 Nisthöhle vom Typ 1B, Lochdurchmesser 32 mm, nur 2 benötigt.

Infolge der Umsetzung der hier genannten Maßnahmen können Betroffenheiten häufiger und weit verbreitet Vogelart gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG vermieden werden.

Im Bereich zukünftiger großflächiger Pflanzflächen, so im Nordosten und Norden des Plange- biets, angrenzend an die beiden Baufenster, kann durch gezielte Anpflanzung heimischer Sträu- cher (z. B. Schlehe, Weißdorn, Roter Hartriegel) sowie Ansaaten mit kräuterreichen Saatgutmi- schungen das Nahrungsflächenangebot für diese Artengruppe erhöht bzw. verbessert werden.

Die häufigen und weit verbreiteten Vogelarten profitieren ferner für die im Folgenden beschrie- benen Maßnahmen für die Optimierung eines Lebensraumes für die Nachtigall.

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Planungsrelevante Vogelarten Vermeidung bzw. Reduzierung baubedingter Beeinträchtigungen Um das Töten und Verletzen der Nachtigall (gem. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) zu vermeiden, sind Fäll- und Rodungsarbeiten außerhalb der Fortpflanzungs- und Aufzuchtszeit der Art und unter Berücksichtigung der allgemeinen Vogelschutzzeit im Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende Februar auszuführen. Notwendigkeit und Schaffung von Ersatzlebensraum für die Nachtigall Entsprechend der im Plangebiet anstehenden Vegetation und unter Berücksichtigung der worst- case-Annahme ist von einem Revier der Nachtigall im Plangebiet auszugehen. Da der Großteil des Plangebietes (80 %) infolge der Umsetzung der Planung überbaut wird und nur noch verhält- nismäßig schmale Pflanzstreifen erhalten bleiben bzw. angelegt werden die keine Lebensraum- funktion für die Nachtigall erfüllen, ist eine externe Kompensation für die Art erforderlich. In Rücksprache mit der Stadt Lage sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe kann für die Umsetzung von Maßnahmen für die Nachtigall eine Fläche des Ausgleichsflächenpools der Stadt Lage, welche ca. 750 m nordwestlich des Plangebiets liegt, herangezogen werden.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 48

Abb. 5 Lage der Ausgleichsfläche für die Nachtigall (r ote Markierung) und Entfernung zum Eingriffsort (schwarze Markierung) auf Basis des Luftbildes.

Die gesamte Kompensationsfläche im Ausgleichsflächenpool der Stadt Lage umfasst mit den Flurstücken 12, 885, 886, und 887 der Flur 14 innerhalb der Gemarkung Lage insgesamt eine Flä- che von 31.021 m². Die Fläche liegt derzeit brach. Im Norden hat sich auf dem ehemaligen Grün- land eine Dominanz der kanadischen Goldrute eingestellt. Diese wird punktuell durch Brombe- erbestände, einzelne Sträucher (z. B. Schlehe, roter Hartriegel, Holunder, Pfaffenhut) und Bäume (überwiegend Birke, Eiche, Esche, Weide) oder kleinflächige Gehölzgruppen und -reihen unter- brochen. Im Südwesten findet eine gärtnerische Nutzung statt. Innerhalb der gärtnerisch ge- nutzten Fläche sind neben einzelnen Gehölzen großflächige Rasenflächen und Gartenhäuser vorhanden. Im Südosten herrscht ein Grünland vor. Dieses wird in nördlicher Richtung von Land- reitgras dominiert. Zur südlich angrenzenden Straße sowie zum östlichen angrenzenden Grün- land haben sich von Brennnesseln dominierte Fluren etabliert. Der Gewässerbezug der Fläche ist über die südwestlich angrenzende Werre sowie einen nordwestlich angrenzenden See vor- handen.

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Dem Verlust der Brache im Plangebiet werden in Abstimmung mit der Artenschutzbeauftragten der Stadt Lage sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe und unter Berücksich- tigung der umgebenden Nutzungen drei Maßnahmen innerhalb der Fläche des Ausgleichsflä- chenpools der Stadt Lage als Kompensationsmaßnahme für die Nachtigall zugeordnet. Ziel der Maßnahmen ist es, einen Lebensraum für die Nachtigall durch die Aufwertung vorhandener Freiflächen (Optimierung des Bestandes sowie Neuanlage) zu schaffen. Dabei handelt es sich um kurzfristig, mittelfristig und langfristig wirksame Maßnahmen, die im Folgenden detailliert beschrieben werden. Eine grafische Darstellung erfolgt in Karte Nr. 1 im Anhang.

Maßnahme 1 Die Maßnahme 1 umfasst die Verjüngung eines gemischten Gehölzbestandes im Nordwesten der Kompensationsfläche. Der derzeit teilweise von Bäumen dominierte Gehölzstreifen soll durch gezielte Fällungen von 5 Bäumen mit Stammdurchmessern von 15 - 25 cm ausgelichtet werden um so die Beschattung zu verringern und die bestehende Strauchschicht zu fördern. Die gefällten Bäume dürfen dabei nicht auf der Kompensationsfläche verbleiben, da Stammware oder Häckselgut den für die Brut benötigten Raum beanspruchen könnte. Infolge der Umsetzung dieser Maßnahme wird ein vorhandener Gehölzbestand mit einer Größe von 615 m² für die Nach- tigall aufgewertet. Die Maßnahme ist direkt im Anschluss an die Fällarbeiten Wirksam (kurzfris- tig wirksame Maßnahme). Unter Berücksichtigung der allgemeinen Vogelschutzzeit haben die erforderlichen Fällarbeiten innerhalb des Zeitraumes von Anfang Oktober 2018 bis Ende Februar 2019 zu erfolgen.

Maßnahme 2 Die Maßnahme 2 ist im Nordosten der Kompensationsfläche zu verorten. Zielsetzung ist die Aufwertung eines lichten jungen Pappelbestandes ohne Strauchschicht. Entsprechend ist auf der 517 m² großen Fläche eine Unterpflanzung aus heimischen, standortgerechten und dicht wachsenden Sträuchern geplant. Als Straucharten mit einem Pflanzraster von 1,5 m sollen die folgenden Arten Verwendung finden: • Schlehe (Prunus spinosa) • Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) • Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) • Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 50

Da bereits eine, wenn auch nur geringe, Bodendeckung durch die Pappeln und den krautigen Unterwuchs vorhanden ist, ist die Maßnahme mittelfristig wirksam. Um Störungen der Nachtigall während der Brut- und Aufzuchtszeit zu vermeiden, ist unter Berücksichtigung der Phänologie der Art die Maßnahme vor Ankunft aus dem Überwinterungsgebiet im Zeitraum von Anfang Sep- tember 2018 bis Ende März 2019 umzusetzen.

Maßnahme 3 Im Osten des Plangebiets wird auf einer Fläche von 2.540 m² bei einer Länge von ca. 210 m und einer Breite von 12 m (abzüglich eines 3 m breiten Krautsaumes zum östlich angrenzenden Grün- land gem. Nachbarrechtsgesetz) eine sechsreihige Hecke aus heimischen, standortgerechten Sträuchern angelegt. Als Straucharten mit einem Pflanzraster von 1,5 m sollen die folgenden Arten Verwendung finden: • Schlehe (Prunus spinosa) • Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) • Haselnuss (Corylus avellana) • Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) • Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) Dem Bestand dieser Fläche ist aufgrund der fehlenden Deckung keine Eignung als Fortpflan- zungs- und Ruhestätte zuzusprechen. Unter Berücksichtigung einer Neuanpflanzung ist bei die- ser Maßnahme daher eine Entwicklung zu einem geeigneten Lebensraum zu prognostizieren (langfristig wirksame Maßnahme). Um Störungen der Nachtigall während der Brut- und Auf- zuchtszeit zu vermeiden, ist unter Berücksichtigung der Phänologie der Art die Maßnahme vor Ankunft aus dem Überwinterungsgebiet im Zeitraum von Anfang September 2018 bis Ende März 2019 umzusetzen.

Die genannten Maßnahmen 1 -3 dienen der kurz- bis langfristigen Anlage und Optimierung von Lebensräumen für die Nachtigall. Entsprechend des Bedarfs wird ein Lebensraum kurzfristig optimiert und die Lebensraumeignung angrenzender Flächen mittel- und langfristig gefördert und ergänzt. Betroffenheiten der Nachtigall gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 (erhebliche Störung) und Nr. 3 (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) BN AT SCH G können durch die beschriebenen Maßnahmen vermieden bzw. kompensiert werden.

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Langfristige Entwicklungsziele der Fläche Die Maßnahmen 1 - 3 stehen im Einklang mit dem von der Stadt Lage gesetzten Entwicklungsziel der Fläche für die Nachtigall. Unter Berücksichtigung der Maßnahmen 1 - 3 und der Bestandsi- tuation können orientiert an den Lebensraumansprüchen der Nachtigall weitere langfristig wirk- same Maßnahmen, deren Umsetzung der Stadt Lage obliegt, zur Optimierung der Fläche für die Nachtigall vorgebracht werden: • Mahd-Management zur Etablierung und Erhalt eines extensiven Grünlandes • Entnahme standortfremder Gehölze • Entnahme von Gehölzen mit Stammdurchmessern von 15 – 25 cm in dichten, sonst strauchigen Gehölzstreifen und –gruppen • ggf. Fällung der Pappeln im Bestand der Maßnahme 2 mehr als 3 Jahre nach der An- pflanzung der Sträucher • Abbruch bestehender Schuppen / Gartenhäuser (teils in gärtnerisch genutzter Fläche) • Auflösung der gärtnerischen Nutzung im Südwesten Diese Maßnahmen stehen im Einklang mit dem Entwicklungsziel eines Lebensraumes für die Nachtigall und somit auch mit den oben genannten Kompensationsmaßnahmen. “ (HÖKE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 2019).

6.1.3 Schutzgut Pflanzen

Im Rahmen der Baumaßnahmen sowie der nachfolgenden Nutzung müssen sämtliche Maßnah- men und Aktivitäten auf die Fläche innerhalb der Baugrenze beschränkt werden. Im Besonderen ist gem. DIN 18920 (Vegetationstechnik im Landschaftsbau) dafür Sorge zu tragen, dass im Be- reich von Kronentraufen zzgl. 1,50 m • keine Baufahrzeuge oder –maschinen fahren oder geparkt werden, • keine Lagerflächen eingerichtet werden, • Verdichtungen vorgenommen werden. Bei Bodenab- oder -aufträgen und Gräben ist das Vierfache des Stammumfangs, vom Stamm aus gemessen (mindestens jedoch 2,50 m) als Schutzbereich einzuhalten. Bei einem unvermeid- lichen Bodenauftrag innerhalb des Schutzbereichs muss eine ausreichende Belüftung durch mit Kies gefüllte Bohrlöcher sichergestellt werden.

An die Maßnahmen angrenzende, zu erhaltende Gehölze (vgl. Abb. 4) sind dem Baugeschehen gegenüber zu schützen. Hierbei ist die DIN 18920, Vegetationstechnik im Landschaftsbau –

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 52

Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen, zu be- rücksichtigen. Ist eine Befahrung des Kronentraufbereiches unumgänglich, sind die Gehölze wie folgt gegen Beschädigungen zu sichern.

• Umgrenzung des jeweiligen Gehölzes mit einem mindestens 1,8 m hohen ortsfesten Zaun. Dieser ist in einem Abstand von 1,5 m zur Kronentraufe anzulegen (s. Abb. 6).

Abb. 6 Schutz des Wurzelbereichs durch ortsfesten Zaun nach RAS -LP4.

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• Ist dies aus Platzgründen nicht möglich, müssen Baum- und Wurzelbereich gem. Abb.7 geschützt werden. In diesem Fall ist der Stamm bis in 2 m Höhe zu polstern und zu um- manteln. Die Ummantelung darf dabei nicht auf den Wurzelanläufen aufgesetzt sein. Zu- sätzlich müssen gefährdete Äste ggf. hochgebunden werden.

Abb. 7 Wurzel - und Stammschutzmaßnahmen nach RAS -LP4 bei zwingend notwendi ger Befahrung des Wurzelbereich s.

• Das Befahren des Wurzelraums angrenzender Bäume ist zu vermeiden. Ist dies aus Platzgründen nicht möglich, ist der Wurzelraum weitestgehend vor Verdichtungen und Verletzungen zu schützen. Der Schutz hat durch geeignete Maßnahmen (Verlegung ei- nes Vlieses mit einem druckverteilenden Überbau durch Bohlen, 6-Eck-Verbundplatten o. ä.) auf einer 0,20 m dicken Kiesschicht zu erfolgen. Die Maßnahme ist auf maximal ei- ne Vegetationsperiode zu begrenzen. Im Anschluss an die Arbeiten ist der Boden wur- zelschonend zu lockern. • Bei Grabungen außerhalb des Kronenbereichs sind Verletzungen von Wurzeln mit einem Durchmesser von 2 cm oder mehr zu vermeiden. Im Falle der Verletzung von Wurzeln sind diese nachzuschneiden.

Die im Nutzungsplan dargestellten Baumstandorte, abgeleitet aus dem rechtskräftigen Bebau- ungsplan sowie dem aktuellen Bestand und der Planungsmöglichkeiten, sind zu erhalten.

Die Flächen zum Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sind mit heimischen Gehölzen zu begrünen (Pflanzauswahl siehe Nutzungsplan unter 4.6).

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Je angefangene 10 Stellplätze ist ein heimischer Laubbaum innerhalb der Stepplatzfläche zu pflanzen. Es ist eine 9 m² große Baumscheibe je Baumstandort zu schaffen. Die Anpflanzungen sollen in der Qualität Hochstamm, Stammumfang 12 - 14 cm, 3-mal verpflanzt erfolgen.

6.1.4 Schutzg üter Fläche und Boden

Für die im Plangebiet anstehenden Böden kann im Zusammenhang mit dem geplanten Vorhaben keine Vermeidungsmaßnahme formuliert werden. Bei Realisierung des Vorhabens ist ein Verlust der anstehenden, größtenteils vorbelasteten Bodentypen im Bereich von versiegelten Flächen nicht zu vermeiden. Generell gelten neben der DIN 18300 (Erdarbeiten) und DIN 18915 (Bodenarbeiten) folgende bau- bedingte Minderungsmaßnahmen: • Verzicht auf Bodenarbeiten während niederschlagsreicher Perioden und direkt im An- schluss daran • Getrennte Ober- und Unterbodenlagerung • Bodenmieten sollten in Trapezform nicht höher als 2,00 m locker aufgeschüttet werden. Das Seitengefälle sollte mindestens 4 % betragen. Verdichtungen sind zu vermeiden. So- fern die Bodenmieten nicht sofort wiederverwertet werden, sind diese zu begrünen. Bei einer Bodenlagerungen von mehr als 6 Monaten sind die Bodenmieten mit tiefwurzeln- den, winterharten, stark wasserzehrenden Pflanzen (z. B. Luzerne, Waldstauden- Roggen, Lupinie oder Ölrettich) zu begrünen • Beschränkung der Baustelleneinrichtung, Materiallagerung, Materialtransport auf be- festigte Flächen innerhalb des Plangebiets. Ist dies nicht möglich sind durch Baumaß- nahmen verdichtete, künftige Vegetationsflächen aufzulockern (Tiefenlockerung)

Für den Wiedereinbau von Boden gelten neben den Bestimmungen des § 12 BB OD SCH V und der oben genannten Minderungsmaßnahmen folgende allgemeine Minderungsmaßnahmen: • horizontweiser Aufbau des "neuen" Bodens (zuerst Einbau des Unterbodens, danach des Oberbodens) • der Einbau hat “vor Kopf“, vorzugsweise mit leichten Baumaschinen (z. B. Raupenbag- ger) zu erfolgen • neu aufgetragener Boden sollte möglichst nicht mit Baumaschinen und Transportfahr- zeugen befahren werden • zusätzlich benötigter Boden aus einer Deponie o.ä. sollte der Bodenart des anstehenden Bodens entsprechen

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• der eingebaute Boden ist zeitnah zu begrünen Entsprechend der Voruntersuchungen gilt: Der anstehende Boden auf dem Flurstück 52 (ehemaliger Schrottplatz Grund) wird gem. (DR. KERTH + LAMPE GEO -INFOMETRIC GMB H 2008 A, B, C) als Z2-Material klassifiziert und ist entspre- chend zu entsorgen bzw. unter Einhaltung definiertet technischer Sicherungsmaßnahmen wie- derzuverwenden.

Die Pechdecke auf dem Flurstück 166 (landwirtschaftliche Abteilung Siekmann) muss entspre- chend geltender Vorschriften entsorgt werden.

6.1.5 Sc hutzgut Wasser

Um die hydraulische Belastung der beiden Einleitungsgewässer durch das anfallende Nieder- schlagswasser zu vermindern sofern die Abflussmenge den natürlichen Abfluss übersteigt, sind Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung erforderlich. In diesem Zusammenhang kann die Rückhaltung und Drosselung des einzuleitenden Nieder- schlagswassers erforderlich werden. Hierzu eignen sich oberirdische und unterirdische Becken und Kanalstauräume.

Die folgenden Maßnahmen sind bei der Durchführung ggf. erforderlicher Bauarbeiten zu beach- ten:

• beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (z. B. Heizöl und Dieselkraftstoff) ist die aktuelle "Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und über Fachbetriebe" einzuhalten • keine Lagerung grundwassergefährdender Stoffe außerhalb versiegelter Flächen • Gewährleistung der Dichtheit aller Behälter und Leitungen mit wassergefährdenden Flüssigkeiten bei Baumaschinen und –fahrzeugen • Versickerung von ggf. anfallendem Grundwasser aus Wasserhaltung (außerhalb des ermittelten Nebenstroms des FCKW-Schadens)

Im Weiteren kann durch folgende anlagebedingte Maßnahmen der Eingriff gemindert werden: • Anlage von Dachbegrünungen

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Es ist die Heilquellenschutzverordnung für die Zone IV des Schutzgebiets Bad Oeynhausen - Bad Salzuflen zu beachten.

6.1.6 Schutzgut Klima und Luft

Mit dem Vorhaben sind geringfügig nachteilige mikro- und bioklimatische Veränderungen ver- bunden. Um einer negativen Beeinflussung durch zusätzliche Bebauung entgegen zu wirken, empfehlen sich folgende allgemeingültige Maßnahmen: • eine möglichst umfangreiche Dachbegrünung für geplante Flachdächer und geneigte Dächer bis 15 ° im gesamten Plangebiet • Begrünung großflächiger Fassaden • Anlage von begrünten Flächen im Plangebiet

6.1.7 Schutzgut Landschaft

Mit dem Vorhaben sind keine erheblichen Eingriffe in das Landschaftsbild verbunden. Ein Bedarf an Maßnahmen ergibt sich nicht.

6.1.8 Schutzgut K ulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Im Rahmen der Bodenarbeiten ist auf kulturgeschichtliche Funde (z. B. Mauerwerke, Einzelfun- de, Veränderungen und Verfärbungen in der natürlichen Bodenbeschaffenheit) zu achten. Die Entdeckung solcher Bodenfunde ist der Gemeinde oder dem Landschaftsverband Westfalen- Lippe-Archäologie für Westfalen unverzüglich anzuzeigen und die Entdeckungsstätte mind. 3 Werktage unverändert zu erhalten. Das weitere Vorgehen bei Funden ist vom LWL zu bestim- men.

6.2 Kompensationsbedarfs

Auch wenn der Bebauungsplan grundsätzlich die Bestimmungen für ein Verfahren nach § 13 a BAU GB erfüllt, wird abgeleitet von der aktuellen Rechtsprechung bei Errichtungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit einer zulässigen Geschossfläche von > 1.200 m² ein Vollverfahren angewandt. Entsprechend ist auch die Bilanzierung des Eingriffes erforderlich.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 57

6.2.1 Analyse der Eingriffsrelevanz des Vorhabe ns

Der Bestand sowie die zu erwartenden Wirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter im Plan- gebiet wurden in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben. Entsprechend der rechtlichen Vorgaben sind die nach Realisierung der ebenfalls beschriebenen Minderungsmaßnahmen ver- bleibenden Eingriffe in den Naturhaushalt oder das Landschaftsbild auszugleichen oder in sons- tiger Weise zu kompensieren. “Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne dieses Gesetzes sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen kön- nen.“ (§ 14 Abs. 1 BN AT SCH G).

6.2.2 Quantifizier ung des Eingriffs

Methodik

Die Eingriffsbilanzierung erfolgt auf Grundlage der “Numerischen Bewertung von Biotoptypen für die Bauleitplanung in NRW“ (Lanuv 2008). Das Bewertungsverfahren beruht auf einer Ge- genüberstellung der Bestandssituation mit der Planungssituation. Grundlage für die Eingriffsbe- wertung ist dabei der Zustand von Natur und Landschaft zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme (Ausgangszustand). Im Anschluss daran erfolgt die Erfassung des Zustandes des Untersu- chungsraumes entsprechend der Planung (Planungszustand). Die Berechnung des Bestands- und des Planwertes basiert auf der folgenden Formel:

Fläche x Wertfaktor der Biotoptypen = Biotopwertpunkte

Aus der Differenz der Biotopwertpunkte im Bestand und nach der Realisierung des Vorhabens ergibt sich der Bedarf an entsprechenden Kompensationsflächen, die um diesen Differenzbetrag durch geeignete landschaftsökologische Maßnahmen aufzuwerten sind.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 58

Für die Berechnung des Ausgangszustandes werden die Ausweisungen des rechtskräftigen Bebauungsplans G 3 E „West-Carré“ der Stadt Lage herangezogen. Entsprechend ergeben sich die folgenden Biotoptypen als Ausgangszustand:

Tab. 6 Ermittlung des Bestandswertes des Plangebiets. Flächenanteile vor Umsetzung der Planung Ausweisung im Biotoptyp Code Fläc he in m 2 Biotopwert Biotoppunkte Bestandsplan

SO gesamt versiegelte Fläche 1.1 9376 0 0

(Wege und Stell- versiegelte Fläche 1.1 4.569 0 0 platzfläche)

(Gebäude und versiegelte Fläche 1.1 4.807 0 0 sonstige)

SO gesamt Grünflächen diverse 2.344 diverse -

SO (Gehölze Straßenbegleitgrün (7 Gehölze á 2.3 4 420 Stellplatz) mit Gehölzbestand 15 m²) 105

Intensivrasen, Stau- SO (ausgewiese- denrabatte, Boden- 4.5 2.041 3* 6.123 ne Grünflächen) decker

Intensivrasen, Stau- SO (sonstige denrabatte, Boden- 4.5 198 2 396 Grünflächen) decker

Intensivrasen, Stau- MI (sonstige denrabatte, Boden- 4.5 41 2 82 Grünflächen) decker

Weg versiegelte Fläche 1.1 131 0 0

Gesamt 11. 892 7.021 * = Aufwertung um einen Wertpunkt aufgrund des Erhalts vorhandener Bäume

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 59

Für die Berechnung des Planzustandes werden die Ausweisungen des aufzustellenden Bebau- ungsplans G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage herangezogen. Entsprechend ergeben sich die folgenden Biotoptypen als Planzustand:

Tab. 7 Ermittlung des Planwertes des Plangebiets. Flächenantei le nach Umsetzung der Planung Ausweisung im Biotoptyp Code Fläche in m 2 Biotopwert Biotoppunkte Bestandsplan

SO gesamt versiegelte Fläche 1.1 9. 166 0 0

(Wege und Stell- versiegelte Fläche 1.1 5.550 0 0 platzfläche)

(Gebäude und versiegelte Fläche 1.1 3.616 0 0 sonstige)

SO gesamt Grünflächen diverse 2. 567 diverse -

SO (Gehölze Straßenbegleitgrün (14 Gehölze á 2.3 4 840 Stellplatz) mit Gehölzbestand 15 m²) 210

Intensivrasen, Stau- SO (ausgewiese- denrabatte, Boden- 4.5 2.357 3* 7.071 ne Grünflächen) decker

Intensivrasen, Stau- MI (sonstige denrabatte, Boden- 4.5 41 2 82 Grünflächen) decker

Weg Versiegelte Fläche 1.1 118 0 0

Gesamt 11. 892 7.993 * = Aufwertung um einen Wertpunkt aufgrund des Erhalts vorhandener Bäume und der Pflanzung heimischer Gehölze

Tab. 8 Ermi ttlung des Kompensationsbedarfs. Summe nach der Umsetzung - Summe vor der Umsetzung = Gesamtbilanz 7.993 - 7.021 = 972 Biotopwertpunkte

6.2.3 Nachweis der Kompensation

Im Rahmen der Umsetzung der Planung entsteht ein Biotopwertüberschuss in Höhe von 972 Biotopwertpunkten. Eine externe Kompensation ist entsprechend nicht erforderlich.

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 60

7.0 Zusammenfassung

Die Stadt Lage plant die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färber- straße“. Das Plangebiet liegt im Westen der Stadt Lage in Zentrumsnähe zwischen der Fried- rich-Petri-Straße und der Hellmeyerstraße.

Das Plangebiet ist deckungsgleich mit dem derzeit rechtskräftigen Bebauungsplan G 3 E „West- Carré“ der Stadt Lage. Die Planung folgt in den Grundsätzen dem rechtskräftigen Bebauungs- plan. Lediglich Flächengrößen bzw. -anordnungen sowie Bauhöhen wurden geändert. Zudem wurde eine Neueinschätzung erhaltenswerter Gehölze durchgeführt.

Anhand der ermittelten Bestandssituation im Untersuchungsgebiet wurden die Umweltauswir- kungen des Vorhabens prognostiziert und der Umfang sowie die Erheblichkeit dieser Wirkungen abgeschätzt. Gemäß den Vorgaben des BAU GB § 1 (6) wurden im Rahmen der Umweltprüfung die Auswirkungen auf folgende Schutzgüter geprüft:

• Mensch, insbesondere die menschliche Gesundheit • Tiere • Pflanzen • Biologische Vielfalt • Fläche • Boden • Wasser • Luft, Klima • Landschaft • Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter • Wechselwirkungen

Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 3 K „Quartier südlich der Färberstraße“ der Stadt Lage: Umweltbericht 61

Tab. 9 Zusammenfassung der Erheblichkeit der Beeinträchtigungen auf die Schutzgüter unter Berüc k- sichtigung zusätzlicher Verm eidungs -, Minderungs - und Kompensationsmaßnahmen

Schutzgut Erheblichkeit der Beeinträchtigung

Erholung keine Mensch Immissionen keine bis gering

Tiere keine bis in Einzelfällen gering

Pflanzen gering biologische Vielfalt keine bis gering

Fläche gering

Boden keine

Grundwasser gering Wasser Oberflächenwasser gering

Klima und Luft gering

Landschaft keine kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter keine

Wechselwirkungen keine

Es wurden spezifische Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der Wirkungen des Vorha- bens benannt. Nach deren Umsetzung verbleiben keine Eingriffe in Natur und Landschaft.

Bielefeld, im Januar 2019

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8.0 Quellenverzeichnis

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Anlagen

Karte Nr. 1: Bestand und Planung, Maßstab 1 : 750