GALERIE KONRAD BAYER

KARL WILHELM DIEFENBACH

EIN KÜNSTLER DER JAHRHUNDERTWENDE

GALERIE KONRAD BAYER

KARL WILHELM DIEFENBACH 1851 - 1913

PER ASPERA AD ASTRA

EINE AUSSTELLUNG vom 27. Juni bis 26. Juli 2003

BESICHTIGUNG MITTWOCH BIS FREITAG 12.00 -18.00 SAMSTAG 11.00 - 14.00 UHR SOWIE NACH VEREINBARUNG

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GALERIE KONRAD BAYER · 80331 MÜNCHEN NEUTURMSTRASSE 2 · VIS À VIS HOTEL MANDARIN ORIENTAL FON 0 89-22 80 17 49 · [email protected] · FAX 0 89-22 80 17 50 „Doch wie so oft in meinem Leben musste ich auch jetzt die Erfahrung machen, dass in meinem Kopfe anders als in anderer Menschen Köpfe die Welt sich malt.“

Karl Wilhelm Diefenbach in seinem Testament, 24. Juli 1909

2 3 Wer war Karl Wilhelm Diefenbach? Verarmt und verschuldet unternimmt er zusammen mit seinen Kindern mit den programmatischen Lichtnamen Helios, Stella und Lucidus eine Alpen- Maler, Pazifist, Reformer, Freidenker, Symbolist und „Sonnenanbeter“: so überquerung an den Gardasee. Dort tauscht er bei der Herzogin von Ferrari lässt sich in Schlagworten die bizarre Künstlerpersönlichkeit Karl Wilhelm sozusagen ein Bild gegen eine Reise nach Ägypten und verlässt 1895 für zwei Diefenbachs charakterisieren. In den Jahren der hochgeschlossenen, wilhel- Jahre Europa. Der Aufenthalt in Kairo ist geprägt von glücklichen Bildver- minischen Gründerzeit kommt der junge Maler aus dem hessischen käufen und der Vision eines monumentalen Sphinx-Tempels „Humanitas“, Hadamar an die Münchner Akademie. Schon bald wird er von einer schwe- der geplant als ein Heim für elternlose Kinder allerdings nicht realisiert wird. ren Typhuserkrankung heimgesucht, die ihn zu einem überzeugten Vegetari- Diefenbach kehrt nach Wien zurück und gründet dort im Stadtteil Ober-St.- er und Anhänger, ja Verfechter der natürlichen Lebensweise werden lässt. Er Veit die seinem Kunst- und Lebensideal verpflichtete Kolonie „Himmelhof“. predigt Licht- und Luftbäder des freien Körpers, den Verzicht auf die 1899 erhält er einen Großauftrag in Triest, wo der Österreichische Lloyd Ernährung durch „Tierfetzen“ als die „Ursachen allen menschlichen Übels“ mehrere Bilder für seine Ostasien-Dampfer bestellt. Eine anschließend und die Bevorzugung von Rohkost und Obst. Auch rein äußerlich enthebt er geplante Ostasienreise endet auf . Seit 1900 lebt Diefenbach zusammen sich bald gänzlich den kleinbürgerlichen Konventionen und tauscht Hose mit Jüngern auf der von Bohemiens besuchten und besiedelten Insel. Er und Jackett gegen die linnene „Naturkleidung“ der Reformbewegung. Bar- stirbt 1913 als tapferer Streiter für die Gesundung von Körper und Geist, arm fuß in Sandalen, mit der härenen Gesundheitskutte und struppigem Bart und und durch seine nahezu pathologische Weltfeindschaft verbittert. Haar wird der „Kohlrabiapostel“ bald Zielscheibe gutmütigen Spotts – für Seine Gemälde gelangen anschließend in die Obhut des ansässigen Klosters. ihn Anlass sich aus dem Schwabinger „Wahnmoching“ in die Einöde Noch heute sind dort, in der Certosa, einige seiner phantastischen Gemälde Höllriegelskreuth zurückzuziehen. Dort gründet er zuerst mit seinem treuen in vernachlässigtem Zustand zu sehen. Diese sind zumeist monumentale Jünger „Fidus“, dem bekannten Jugendstilzeichner Hugo Höppener, später Allegorien seiner damals umstrittenen Reformideen und Plädoyers für eine mit weiteren ätherischen Jüngern die Mal- und Lebensschule „Humanitas“ bessere Welt, gedacht als segenspendende Offenbarungen an die Mensch- und löst 1888 als Anhänger der Freikörperkultur durch das vor allem für heit. Was er predigte und lebte, malte er auch: „Du sollst nicht töten“, „Früch- seine Kinder bevorzugte „Adamskostüm“ den ersten Nudistenprozess in der te, nicht Leichname“ oder Szenen nackter, kindlicher Fröhlichkeit in seinem Geschichte aus. 1891 organisiert Diefenbach von seiner nächsten Station, Frühwerk „Per aspera ad astra“, einem 68 m langen Fries mit dem Untertitel Dorfen bei Wolfratshausen aus, die vielbesprochene Ausstellung in der „Seines Lebens Traum und Bild“. Visionäre Szenen zeigen ihn in Anwesenheit Münchner Löwengrube und folgt von dort einer Einladung des Österreichi- des christlichen Erlösers oder sogar als Erlöser selbst. Sein gegürtetes „Chris- schen Kunstvereins nach Wien. In den ersten sechs Wochen besuchen 36.000 tusgewand“ war demnach nicht nur reformerisches Kleidungsstück, sondern Besucher seine Ausstellung. Er wird von Gunstbeweisen des ansässigen Hoch- auch äußeres Zeichen seines inneren Habitus. Er hielt sich zeitlebens für einen adels verwöhnt, doch gleichzeitig von der Leitung des Kunstvereins verprellt. zweiten Heilsbringer im Sinne der Vermittlung einer neuen Lebenskultur.

4 5 In Ägypten erweiterte sich sein Motivspektrum um Sphinghen und Pyramiden und kulminierte auf Capri in großformatigen symbolistischen Landschaften. Technisch fast modelliert, in düsteren Farben und durch mystische Lichtquel- len erhellt, spiegeln sie auf phantastische Weise die Eindrücke der Insel und darüber hinaus die geheimnisvollen Landschaften seiner Seele wider. Heute sind Diefenbachs reformerische Utopien Allgemeingut des modernen Menschen geworden und haben ihn und seine Kunst rehabilitiert. Seine Gemälde haben Sammler in ganz Europa gefunden.

Mit diesem neu aufkeimenden Interesse steht Diefenbach in einer Reihe mit zahlreichen Künstlern und Strömungen des 19. Jahrhunderts. Lange, auch durch die Forschung vernachlässigt, wurde die Kunst dieser Epoche sehr ein- seitig und ausschließlich als Entwicklung zum Impressionismus gedeutet. Nur langsam konnte sich eine andere Bewertung der sehr vielfältigen Strömungen um 1900 durchsetzen. Die Kunstgeschichte verlagerte ihr rein ästhetisches Interesse auf ikonographische Betrachtungen und gab zuneh- mend dem Bildinhalt mehr Bedeutung als der Darstellungsweise. Die Bilder der Jahrhundertwende wurden als Mittler historischer und soziologischer Botschaften mehr gelesen als gesehen, zumal die Epoche reicher und vielge- staltiger war als jede andere zuvor. Karl Wilhelm Diefenbach mit seinen Bezieht man diese allgemeine Erkenntnis auf die Kunst Diefenbachs, wird Kindern Lucidus, Helios und Stella sowie er mehr als andere zum exemplarischen Kind seiner Zeit. Auch seine Kunst deren Lehrerin Magdalena Bachmann ist eine Kunst der Ideen, seine Bilder sollen immer Botschaften vermitteln, und dem Jünger Paul von Spaun bei ihrer und eben diese Botschaften, teils dogmatische Belehrungen, verkündete Alpenüberquerung 1895. Diefenbach mehr als andere – künstlerisch ebenso wie wortgewaltig. Bereits der vorausgegangene biographische Abriss zeigt wie sehr er die langsam aufkeimenden Tendenzen des ausgehenden 19. Jahrhunderts aufnahm und lebte – vor allem die frühen Strömungen der Lebensreform:

6 7 Mit seinem Gemälde „Du sollst nicht töten“ (1895) schuf er eine Ikone des öffnete er sich gegenüber den aufkeimenden Tendenzen der Theosophie und frühen Tierschutzes. Seit Darwins Theorie der Abstammung des Menschen orientalischen Religionsformen. Er verarbeitete deren Symbole in seinen vom Affen herrschte eine engere Verbindung zum Tier, unterstützt durch Gemälden, verließ aber nie endgültig den vertrauten christlichen Kontext, die idealisierende Distanz nach der Entfremdung durch die industrielle der ihm nicht zuletzt eine künstlerische Identifikation mit dem Heiland Revolution. Hinzu kam die Ernährungsreform, die immer mehr Vegetarier ermöglichte. Ganz im Zuge der Zeit gründet auch er Bündnisse und Kom- hervorbrachte. Man machte sich erstmals Gedanken über die Qualität von munen, um sein Gedankengut an Anhänger und „Jünger“ zu vermitteln, sie Lebensmitteln und demgegenüber die Schädlichkeit von Fleischgenuss, sogar seiner Anleitung patriarchalisch zu unterwerfen. Rauch und Tabak. Auch die „äffische Modekleidung“ wie Diefenbach sie All diese Ansätze lassen Diefenbach – wenn auch mit seinen radikalen nannte und in karikaturhaften Bildern darstellte, die Uniformierung und der Auswüchsen und schrulligen Skurrilitäten – zu einer Inkarnation des revolu- Zwang des Korsetts wurde gelöst. Der „Kohlrabiapostel“ war nicht der tionären Aufbruchs um 1900 werden. 100 Jahre später erscheint er mit einzige, der für Frau, Kinder und sich selbst lose fallende Kittel entwarf, um seiner Kunst, trotz allen radikalen Widerspruchs zum Zeitgeist des Wilhelmi- die Freiheit des nackten Körpers zumindest unter den sackähnlichen nismus, als Vordenker und kämpferischer Avantgardist. Reformkleidern wieder herzustellen. Die Rückkehr zur Natur war eines der wichtigsten Motive in der Kunst um 1900. Diese wurde am deutlichsten in Darstellungen der Nacktheit, die neue, freizügige Qualitäten annahm. Auch Diefenbachs Oranten und Epheben präsentieren sich ohne Scham, nackt mit ausgebreiteten Armen. Gewaltfreiheit war ebenso ein Thema. Diefenbach nahm 1891 zusammen mit Berta von Suttner am Friedenskongress in Wien teil. „Frieden“ war auch der Titel eines seiner Bilder, auf dem ein Kind paradiesisch-friedlich am Körper eines Löwen kauert. Mit dem Entwurf eines Wohnhauses mit Licht-Luft-Hallen folgt er der Reform von Architektur und Wohnen und auch gesellschaftliche Normen wie Ehe und Religion werden überdacht: Ungebundenes Zusammenleben, Freiheit bei der Partnerwahl – bei Diefenbach konnte das auch mehrere Frauen zugleich bedeuten – stand in einer Reihe mit seinem wechselnden Kontakt zu Damen, die ihm in jeder erdenklichen Weise behilflich waren. Als Opponent gegen die Amtskirche und die Sittenwächter seiner Zeit

8 9 DER VISIONÄR das hell erleuchtete, kolossale Kruzifix mit dem gekreuzigten Heilsbringer. Zwischen Nachdem Diefenbach von der Kleidung des Dunkel und Erleuchtung demonstriert der akademischen Schülers in die Kutte des Künstler damit nicht nur das Erleben des Lebensreformers geschlüpft war, entfachte Göttlichen in der Natur, sondern präsen- er heftige Stürme der Kritik gegen ihn und tiert sich selber als modernen Märtyrer. seine Ideale. Diese Anfeindungen führten Die zeitgenössische Kritik beschrieb das soweit, dass er 1885 die konservative Kunst- Gemälde bei dessen Ausstellung in Mün- stadt München verließ und sich in die Einöde chen als „Allegorie des Kampfes gegen Höllriegelskreuth zurückzog. ungeheure und unüberwindlich scheinende In der heiligen Ruhe der Natur wollte er Hindernisse“ und Diefenbach selbst notiert Kunstwerke in seinem Geiste schaffen. Auch in seinem Tagebuch: „Leiden, wie sie er konzipierte er in der amphitheatralischen erduldet, geben keine Worte wieder, nur Felsenlandschaft ein sonntägliches Theater, Genossen seines Schicksals ist die Tiefe in dem er vor einem monumentalen Kruzifix seiner namenlosen Qualen fassbar.“ in öffentlichen Reden unter freiem Himmel Auch wenn Diefenbach seit früher Jugend die erlösende Lehre des Gottmenschen von aufgrund negativen Vorbilds seiner Familie Nazareth predigen wollte. die Institution Kirche und die verlogene In den kommenden Jahren bis zu seiner christliche Lebensführung des „tabakstin- Ausstellung in der Münchner Löwengrube kenden Zölibaterich“ ablehnte, verharrte er (1891) arbeitete Diefenbach neben dem zeitlebens in christlichen Ausdrucksformen, 68 m langen Fries „Per aspera ad astra“ an sowohl in seinen mahnenden, wortgewalti- großen Zyklen über das Leben Christi und gen Predigten, wie in seinem Motivspektrum über die Erlösung der Menschheit unter rund um den erlösenden Heiland. Die den Titeln „Golgatha“ bzw. „Das wiederge- Vision in der Einsamkeit macht ihn selbst zu fundene Paradies“. einem heiligen Eremiten und lässt ihn die In diesem Zusammenhang muss auch das Errettung aus seiner schweren Lage erhof- VISION Bild „Vision“ rezipiert werden, dessen fen. Auch er trägt als Unverstandener das Motiv er bis ins hohe Alter wiederholt auf- Kreuz der Menschheit und Licht und Hoff- (HÖLLRIEGELS- griff. Es zeigt den Künstler als gebrochene nung des strahlenden Erlösers spiegeln ihre KREUTH) Gestalt, einsamen Helden und betenden helle Aura in ihm wider. Wie bei einem Dulder im Tosen gegnerischer Stürme und mittelalterlichen Gnadenbild geht das Leid Öl auf Leinwand Anfeindungen zwischen aufgewirbeltem des Künstlers in dem des Heilands auf – ein nach 1885 Schmutz und Staub. Hoffnung bietet allein beseeltes Bild von Hoffnung und Erlösung. 151 x 100,8 cm

10 11 VATER VERZEIH IHNEN

Diefenbach steht mit seinen Christus- darstellungen in prominenter Reihe mit Malern, die um 1900 die säkularisierte Christusgestalt mit philosophischem Inhalt aufluden. Fritz von Uhde oder Hans Thoma, sind nur einige Beispiele, denen allerdings häufig die Innigkeit und Seele der Diefen- bachschen Bilder fehlten. Dabei wird Christus nicht nur zum Hoff- nungsträger, sondern darüber hinaus zum Symbol für den leidenden Menschen und dabei vor allem den Künstler selbst, der im Kontext des Geniegedankens des 19. Jahr- hunderts in seiner sozialen Rolle als Außen- seiter und Ausnahmegestalt gezeichnet wird – als Märtyrer der modernen Gesell- schaft. Das eigene Leiden des verkannten Genies unter Missachtung, Unverständnis und Isolation in der Gesellschaft findet in der Passion Christi ein exemplarisches Vorbild. Er ist der Prototyp des Verkannten und Ver- spotteten und seine Geschichte thematisiert VATER VERZEIH` IHNEN, darüber hinaus das Verhältnis des großen SIE WISSEN NICHT WAS SIE THUN! Individuums und der in düsterer Ahnungslo- „War Christus ein schlechter Erlöser oder ist das sigkeit vegetierenden, stupiden Masse. Mehr unter seinem Namen entstandene Kirchen- und noch: Die Identifikation mit dem verkannten Staatstum ein schlechtes Christentum?“ Heiland impliziert gleichzeitig die Option auf Zitiert nach dem Katalog der post-humen Triumph! Nicht umsonst ruft der DER PROPHET Diefenbach-Ausstellung, Capri 1903 kleine Helios, Diefenbachs Erstgeborener, als er in München Mihály Munkáczys Öl auf Leinwand Gemälde „Christus vor Pilatus“ (1881) sieht, um 1892 erstaunt aus: „Vater, da bist ja du!“ 56,5 x 44,5 cm

12 13 DER PHILOSOPH

„Auf höchster Bergeszinne sitzt ein nacktes Menschenkind. Dunkle Nebel wallen aus der Tiefe; doch über ihm im unendlichen Raume leuchten Weltenkörper, unermess- lich an Zahl und Größe, Ahnung und Vorstellung uns gebend von der Einheit, Gesetzmäßigkeit, Ewigkeit und Unendlich- keit des Weltalls. Und der kindliche Geist hebt zu Sternen empor seine Frage: `Bergt ihr Wesen wie ich? Und stehen sie „Gott“ näher als die verirrten Menschen der Erde?“ Mit dieser Beschreibung gibt Diefenbach dem Betrachter einen Anhalt zur Rezeption seines Bildes, die weit über den ersten Eindruck eines weiblichen Rückenaktes hinausgeht. Er stellt das Gemälde damit in den philosophischen Kontext seiner Kritik an christlichem Glauben bzw. Kirche, aus der er spätestens 1881 aufgrund deren dog- Die Tochter Stella als Modell. RAGE AN DIE matischer Haltung ausgetreten war. Doch F die Versuche, den Betrachter des Gemäldes häufig vom Meister selbst, aber auch von STERNE zu einer intellektuellen Auseinandersetzung seinen Schülern zum Broterwerb – im mit dem Bildinhalt anzuregen, scheiterten: wahrsten Sinne des Wortes – wiederholt Öl auf Leinwand das Gemälde wurde vor allem unter eroti- und variiert. Später wurden selbst die 1900 schen Gesichtspunkten rezipiert und gut ge- angeblich bedeutungsschwangeren Sterne 101 x 69 cm heißen. Im Handel und in der Presse tauchte weggelassen und durch profanere Gischt es daher auch unter dem wenig philosophi- und kreisende Möven ersetzt – meisterlich rechts unten signiert schen Namen „Bergfee“ auf. Den Künstler ausgeführte Attribute des Mädchens, das und datiert: selbst beleidigte dieser „schlüpfrige“ Titel, schließlich nicht mehr fragend in die Sterne, „K. W. Diefenbach doch trotzdem wurde das Mädchen auf- sondern sehnsüchtig-schwärmerisch über Capri. 1900“ grund seiner Popularität und Eingängigkeit das Meer blickt.

14 15 DER KOHLRABIAPOSTEL Und mit seinen Götterhänden Schützt er das gequälte Thier. „Musst Du Tod und Jammer senden,“ Bereits 1873 nach seiner Typhuserkrankung Ruft er, bis herauf zu mir? wurde Diefenbach einer der ersten beken- Raum für ALLE hat die Erde; nenden Vegetarier. In seinen zahlreichen Was verfolgst Du meine Herde? Vorträgen über „Die Quellen menschlichen Elends“ führte er die Ursachen aller Laster Schiller, Der Alpenjäger und aller Verrohung der Menschheit bis hin zum „Massenmord des Krieges“ auf die Gewohnheit des Tierschlachtens zurück. Modell für die Capreser Monumentalfassung des Sozusagen als Plädoyer für seine Lebens- programmatisch-ethischen Gemäldes führung als Pazifist und in Ablehnung jeglichen Fleischverzehrs entstand 1895 erstmals ein Gemälde unter dem Titel „Du sollst nicht töten“, das den drohenden Gott- vater präsentiert, der einen hilflosen Stein- bock vor dem mordenden Jäger schützt. Basierend auf einer Ballade Schillers ent- stand das Motiv während eines Aufenthalts im Karwendelgebirge, den Diefenbach auf einer Alm des Herzogs von Sachsen-Coburg- Gotha verbrachte. Als Anklage gegen den vom Fürsten „zur Lust betriebenen rohen Mord unschuldiger Thiere“ fand das Bild bei U SOLLST NICHT dem adeligen Kunstmäzen allerdings keine D positive Resonanz. Heute erkennt man in TÖTEN diesem mit emphatischem Pathos auf die Tierwelt erweiterten fünften Gebot eine der Öl auf Leinwand Ikonen Diefenbachs und eines der in seiner 1902 Aussage fortschrittlichsten Motive. Und ganz 90 x 44,7 cm offensichtlich trägt Gott Diefenbachs Züge – ein Zeichnen für die Attitüde des „Meisters“, links unten signiert und datiert: seine individuellen Gebote heilsbringend der „Dfnbch 1902“ ganzen Menschheit aufzuoktroyieren.

16 17 SPHINX IN STÜRMISCHER SEE Öl auf Karton 1906 34 x 99 cm

links unten signiert und datiert: „Dfnbch 906“ DIE SEHNSUCHT NACH DEM selten Ziel der Sehnsucht. Für Diefenbach sollte diese 1896 in Erfüllung gehen. Die ORIENT Familie siedelte derzeit am Gardasee und machte dort die Bekanntschaft der Herzogin „Die Flucht nach Ägypten“ war ein lang von Ferrari. Gegen ein Christusportrait er- ersehnter Traum Diefenbachs. Viele Maler hielt der Meister die Überfahrt und ein Bün- zog es Ende des 19. Jahrhunderts in den del Gold, das ihm half, die Heimat der Mem- Nahen Osten und Kairo war dabei nicht noskolosse und Sphinghen zu erkunden.

18 19 Die Sphinghen, Mischwesen aus Mensch Anspruch, darauf mit duldender Kenntnis Wohnort, das Schloss Miramar zwischen und Löwe gehörten jedoch bereits früher zu des Überlegenen zu reagieren. westlichem Kruzifix und orientalischer Diefenbachs Motivkanon. In Ägypten glaubte Diefenbach endlich Sphinx zeigt. Die weltliche Architektur- Bereits 1887/8 bildet in seinem monumenta- seinen Tempel „Humanitas“ in Form einer kulisse liegt im Bildzentrum, wobei das len Frühwerk, dem 68 m langen Fries „Per überdimensionalen Sphinx realisieren zu Licht aus Osten kommt. Jedoch fällt der Diefenbach modelliert eines seiner Hauptmotive: aspera ad astra“ die Sphinx das Schlussbild. können. Der Bauplatz für das Heim eltern- Strahl nicht auf die Sphinx. Das Sinnbild der Die unerbittliche Sphinx. Sie ist die Hüterin des verheißenen Tempels loser Kinder wurde ihm zugesichert, die Lebensrätsel liegt weiter im Dunkeln und der Menschlichkeit und Sinnbild der Finanzierung blieb unmöglich. auch Christus, der leuchtende Erlöser am „schrecken-erregenden Räthsel des Lebens, Zurück aus Kairo und nach einem erneuten Kreuz kann sie scheinbar nicht erhellen. dem gottentfremdeten Menschen unlösbar Aufenthalt in Wien (1897–1899) plante der Was also bleibt, ist das ferne Licht aus Osten erscheinend“. Diese Interpretation des Künstler eine Ostasienreise. Dies vermut- und der trotzige Wille des Standhaften. Mischwesens als Sinnbild der großen lich, um seine theosophischen Anschauun- Diefenbachs geplante Orientreise wurde Weltenrätsel findet man bereits in frühen gen, die um 1900 vorwiegend im asiatischen nie verwirklicht. Vielmehr verschlug es ihn theosophischen Texten. Auch die deutsche Kulturkreis wurzelten, zu vertiefen. Eine auf die Mittelmeerinsel Capri, wo er bis zu Theosophische Gesellschaft betitelt ihr ab Möglichkeit für die Finanzierung der Reise seinem Tod lebte und arbeitete. 1886 erscheinendes Publikationsorgan „Die sah er in dem Auftrag, den er von der öster- Sphinx“. Des Künstlers Stellung zu dieser reichischen Lloyd in Triest erhielt. Dort „Humanitas“. Entwurf der Erziehungsanstalt Ende des 19. Jahrhunderts populär werden- entstanden Bilder wie das Gemälde „Ex eines „edleren Menschengeschlechts“. Allein der den Philosophie ist geprägt durch Interesse, oriente lux“(1811), das seinen damaligen Unterbau sollte 250 x 150 m umfassen. allerdings weit entfernt von unkritischer Anhängerschaft. Die häufige Integration der Sphinx in seine Bilder ist damit weder vedutenhafte Erinnerung an seinen viel späteren Kairoaufenthalt, noch Bekenntnis zu jener neuen Glaubensform. In späteren Gemälden wird die Sphinx sogar zentraler Bildinhalt und trotzt in stürmi- scher See als gefühlloses Ungeheuer auf unerschütterlichen Felsen den Wellen des Lebens. Seit der Antike besetzt mit Eigen- schaften wie Grausamkeit und Weisheit mag die Sphinx für Diefenbach damit ein Sinnbild sein für sein eigenes Dasein, das ihm immer wieder mit gesellschaftlicher Unerbittlichkeit begegnete, und für seinen

20 21 EX ORIENTE LUX

Öl auf Leinwand 1911 91 x 193,5 cm rechts unten signiert und datiert: „Dfnbch 1911“

22 23 DIE SYMBOLISTISCHE LANDSCHAFT

Diefenbach arbeitete zu einer Zeit, die von raschem wirtschaftlichen und industriellen Aufstieg gekennzeichnet war. Die begehrten und viel gehandelten Meister in München und Wien waren nicht zuletzt die Porträtis- ten der hohen Gesellschaft und die Maler der ausladenden Gemälde der Gründerzeit. In Kreisen moderner Künstler schien es daher wichtig, eine Form zu fördern, die als Gegengewicht das Geistige in den Mittel- punkt stellte. Diese „Maler der Seele“ werden heute unter dem Begriff der Symbo- listen zusammengefasst und widmeten sich nicht selten der Landschaft als einem sehr unmittelbar wirkenden Motiv. Diese symbo- lische Aufladung der Bilder kam gerade Diefenbach und seiner inhaltsschweren Gedankenmalerei sehr entgegen. So ist seine mystische Capreser Landschaft von einer deutlich tragischen Atmosphäre PORTO ANTICO beherrscht. Das rahmende Äußere verliert sich düster modelliert im Dunkel, während das Licht aus unbestimmter Quelle im Öl auf Leinwand Innern scheint und ein weißer Vogel als 1908 Hoffnungsträger mit ruhigen Schwingen 95,7 x 123,7 cm auf den Betrachter zufliegt. Die rätselhafte Spiritualität dieser Bilder ist unbedingt vor rechts unten dem Hintergrund der Epoche zu sehen, in signiert und datiert: der die Philosophie Nietzsches und die Musik „Dfnbch 1908“ Wagners eine neue Ästhetik begründeten.

24 25

Öl auf Leinwand 1907 50,5 x 151 cm

links unten signiert und datiert: „Dfnbch 1907.“

DER BLICK AUF CAPRI einer Szene durch das Einfügen einer Figur Der Künstler lebte bis zu seinem Tod auf im Vordergrund zu steigern. Die Gemälde der Mittelmeerinsel und präsentierte sei- Die meisten von Diefenbachs großfor- sind damit nicht nur Veduten der Faraglioni nen symbolhaft angereicherten Blick auf matigen Landschaftsbildern entstanden oder der viel besuchten Grotten, sondern Capri und seine Naturschauspiele in zahl- während seines Aufenthalts in Capri seit zeigen den meist nackten Menschen in der reichen Ausstellungen am Golf von Neapel. 1899, wo ihn das Naturschauspiel zwischen überwältigenden Natur, demonstrieren Vielfach wechselte er Wohnung und Atelier steil abfallenden Küsten und geheimnisvol- damit ihre Erhabenheit und verdeutlichen bis er 1913 im „Casa Grande“, dem ersten len Grotten wie so viele Maler seiner Zeit die übermächtige Rolle, die Natur und Haus an der Piazetta von Capri, starb. Sein in den Bann zog. Dabei bediente er sich Natürlichkeit im Gegensatz zu Zivilisation Leichnam wurde in Rom eingeäschert. Die nicht selten eines bereits von den Romanti- und deren Abgründe im Leben des Refor- Urne ging in den Wirren des Weltkriegs kern verwendeten Mittels, die Stimmung mers Diefenbach spielten. verloren.

26 27 DER TOD UND DIE INSEL

Arnold Böcklins „Toteninsel“ gehört zu den populärsten Bildfindungen des Symbolis- mus. In zahllosen Stichen und Photografien verbreitet, spiegelt sie das Lebensgefühl ei- Diefenbach neben der Aussegnungshalle des nicht-katholischen Friedhofs von Neapel. ner ganzen Epoche und konnte so zu einem Identifikations- und Lieblingsbild der Dekandence und des Fin de siècle werden. Wie der Schriftsteller Max Halbe bemerkte, „durften zwischen 1885 und 1900 in keinem guten Bürgerhaus die Reproduktionen Böcklinscher Bilder [...] fehlen.“ Es ist also nicht verwunderlich, dass sich auch Diefen- bach mit seinem Hang zur symbolhaft auf- geladenen Landschaft und zur Thematik von Lebensbedrohung und Tod von dieser kongenialen Bildfindung Böcklins beein- flussen ließ. Die deutlichste Variation in Diefenbachs Gemälde besteht in der Verän- derung des Arrangements der Einfahrt. Hier platziert er zwei Karyatiden, die er von der ren Gemälden von verlassenem Dahinsie- DIE TOTENINSEL Aussegnungshalle des nicht-katholischen chen und von mystischen Grabstätten eine Friedhofs in Neapel übernimmt. Rechts und weitere Darstellung der großen Geste und links der Einfahrt die Sphinghen, Symbole des theatralischen Todes. Im Gegensatz zu Öl auf Leinwand der Lebensrätsel - bis zum Tode ungelöst. anderen prominenten Rezipienten dieser nach 1900 Böcklin malt seine Toteninsel auf Bestel- Ikone des 19. Jahrhunderts wie z.B. Giorgio 100 x 154 cm lung als „ein Bild zum Träumen“. Der Titel de Chirico oder Max Ernst ist Diefenbach des Bildes und auch das Ruderboot mit mit seiner Version nicht so sehr phantasti- Sarg und stehender Rückenfigur wurden scher Pionier. Vielmehr schafft er eine erst später hinzugefügt. Für Diefenbach erneute Hommage an den großen Meister dagegen wird die „Toteninsel“ neben ande- der Jahrhundertwende.

28 29 DIE ERLÖSUNG führte vermutlich zu einer Wiederholung des Themas in kleinem, leichter verkäufli- Den in der Bildfindung einzigartigen und in chen Format. Das Detail des sterbenden der Stimmung empfindsamen Höhepunkt Knaben, der die letzten sanften Töne auf findet die Darstellung von Siechtum und seiner Geige fiedelt, hat aus dem Gesamt- Tod in Diefenbachs Werk bereits 1895. Im zusammenhang genommen, einiges seiner 1. Wiener Bezirk stellt der bereits stadtbe- leicht eingänglichen, tief deperssiven Wir- kannte Künstler von März bis April ein kung verloren. Mit einem genialen Wurf einzelnes Gemälde aus – dieses allerdings zaubert Diefenbach die sentimentale Geste derart theatralisch präsentiert, dass bereits wieder in das Bild: er verleiht dem Knaben am Tag der Eröffnung laut zeitgenössischer Flügel und lässt ihn damit selbst zu Kritik über 1500 Personen die Präsentation einer bereits erlösten, jenseitigen Gestalt besuchen. Das Bild mit dem Titel „Erlösung“ aufsteigen. zeigt eine dämmernd-dunkle Dachkammer. Auf einem einfachen Lager liegt ein zum sterben verdammter Knabe, der verlassen Die morbide Dekoration zusammen mit dem auf seiner Geige spielt. Die letzten schwa- ergreifenden Bild von Tod und Erlösung führten chen Töne dringen nur bis zum Kruzifix. zu einem der größten Erfolge Diefenbachs in der Der Erlöser ist der einzig Gebliebene abge- Wiener Ausstellung im Philipphof. sehen von dem mächtigen Todesengel, der den Knaben sanft in seinen Armen empfängt. ERLÖSUNG Ein Sarg geschmückt mit Blumenkränzen und ein schwerer samtener Vorhang als Dekoration erhöhten die Wirkung des Bil- Öl auf Leinwand des im abgedunkelten Ausstellungssaal. nach 1895 Aussage der eindrücklichen Inszenierung 50 x 75 cm war damit die ergreifende Geste mit der der Künstler den gleißenden Vorhang zurückzog – Sinnbild des üppigen Reichtums, der das durch ihn erzeugte Elend zu verhüllen sucht. Der unglaubliche Erfolg des Gemäldes

30 31 GEGEN DEN STROM haupt vom Meister selbst gelebt werden. Trotzdem wurde Diefenbach der Vorreiter Sein ganzes Leben verbrachte Diefenbach und Vorkämpfer für heute weit verbreitetes im Kampf mit Umwelt, Gesellschaft aber reformerisches Gedankengut und das in auch Familie. Dies in erster Linie aufgrund einer Zeit, in der ein L eben als Vegetarier seiner Außenseiterrolle in Lebenshaltung und Pazifist noch eine aufreibende Reise und Reformstreben. Dabei sah er seine gegen den Strom bedeutete. Familie, vor allem die drei Kinder, als Schicksalsgemeinschaft, die mit ihm buch- stäblich in einem Boot saßen. Schon früh, nach Trennung und Tod seiner ersten Frau, war er Alleinerzieher von Helios, Stella und Lucidus und sah in ihnen wie generell in der heranwachsenden Generation eine Chance auf eine bessere Zukunft im Sinne seiner Ideale. Immer wieder versuchte er seinen Traum von einer Erziehungsanstalt für Kin- der zu verwirklichen, immer wieder sollte er – zum Teil durch richterlichen Beschluss – scheitern. Auch die Vision von Helios als Steuermann in wogender, feindlicher See, während sich die beiden jüngeren Geschwis- ter an den unerschütterlichen, selbstbewusst blickenden Vater schmiegen, sollte nie Wirklichkeit werden. Dies vor allem bedingt durch das autoritäre Auftreten des DER RETTUNG ENTGEGEN Künstlers. Jünger und Familie hatten es nicht leicht, unter seinen „formenden Hän- Erhebet Euch mit kuehnem Fluegel, hoch ueber euren Zeitenlauf! Öl auf Leinwand den“ zu bestehen. Die hehren Ideale und der propagierte Weg zurück zum Kind, Fern daemmre schon in eurem Spiegel 1900 Das kommende Jahrhundert auf! 65 x 90 cm „schuldlos und rein, nicht verdorben durch naturwidrige Gewohnheiten und niedrige Schiller, An die Künstler Selbstsucht“ konnte in letzter Konsequenz Zitiert nach dem Katalog der Diefenbach- rechts unten signiert und datiert: wohl von keinem seiner Jünger, wenn über- Ausstellung, Capri 1903 „K. W. Diefenbach Capri 1900“

32 33 BIOGRAPHIE 1895 Viermonatige Wanderung zusammen mit der Familie über die Alpen an den Gardasee. Die Herzogin von Ferrari finanziert Ägyptenreise 1851, 21.2. In Hadamar als Sohn des Leonhard D. und seiner Frau Therese geboren 1896 bis 1868 Besuch des Gymnasiums seiner Heimatstadt. Künstlerische Ausbildung bis 1897 Reise nach Kairo. Glückliche Bildverkäufe. Gelände in der lybischen durch seinen Vater, den Zeichenlehrer und Kunstmaler Leonhard D. Wüste wird für geplantes Heim elternloser Kinder zur Verfügung gestellt 1872 Beim Hoffotografen Joseph Albert in München als Lichtbildner angestellt 1897 Teilnahme an Ausstellung des Kairoer Kunstvereins 1872/73 Rückkehr nach Wien. Gründung der Kolonie Himmelhof in Ober-St.-Veit bis 1879 Studium an der Münchner Akademie 1898 Ausstellung der Ehrenvereinigung zur Rettung KWDs 1873 Typhus und Thrombose im rechten Arm. Langer Krankenhausaufenthalt 1898, Dez. Konkurs 1880 Geburt des Sohnes Helios 1899 Nach zahlreichen Intrigen und Ausbleiben der Mietzahlung Zusammen- um 1881 Ausstritt aus Kirche. Zwar spirituelles Interesse aber „gegen äußerlichen bruch der Wiener Gemeinschaft Himmelhof und Flucht nach Triest. Dogmen-Glauben“ 1882 Geburt der Tochter Stella Diefenbach malt Bilder für den Ozeandampfer der Österreichischen Lloyd 1884 D. beginnt wollene „Kutten“ zu tragen. und erhält im Gegenzug Überfahrt nach Asien, die er nie antritt. Vorträge „Über die Quellen des menschlichen Elends. Krankheit, Armut 1899, Okt. Alle in Wien befindlichen 64 Gemälde werden zwangsversteigert. und Verbrechen und deren Beseitigung durch naturgemäße Lebensweise“ Aufbruch nach Neapel. Maler Allers lädt ihn nach ein. 1885 Gründung der Lebensgemeinschaft „Humanitas“ im Steinbruch nahe 1900 D. bleibt auf Capri. Höllriegelskreuth. Die Kommune verschreibt sich einem vegetarischen, Teilnahme an Hygieneausstellung in Neapel gewaltfreien Leben. 1902 Erfolgreiche Verkaufsausstellung in Capri führt zur Mietung der 1886 Geburt des Sohnes Lucidus Villa Camerelle 1887 Hugo Höppener wird D.s Jünger „Fidus“. Gemeinsame Arbeit an dem 1907 Umzug und Ausstellung im Casa Grande an der Piazzetta von Capri Fries „Per aspera ad astra“ 1912 Übergabe aller Gemälde und allen Besitzes an Kinder. 1888 Nach nacktem Sonnenbad der Kinder Verurteilung durch das Landgericht Umzug nach Neapel München II wegen „öffentlichen Unfugs“ 1912, Dez. Rückkehr nach Capri 1889 „Erste Ausstellung zur Ehrenrettung des leidenden Meisters“ in München 1913, 15.12. D. stirbt an Darmverschluss. Überführung des Leichnams auf einer Barke von Fidus organisiert. „Per aspera ad astra“ wird erstmals ausgestellt. nach Neapel. Einäscherung in Rom, Urne in Wirren des Weltkriegs 1890 Ehefrau stirbt. Drei Kinder Helios, Stella, Lucidus kommen zum Vater. Diefenbach zieht nach Dorfen. verschwunden 1891 Ausstellung in der Löwengrube, München 1958 Der Fries „Per aspera ad astra“ wird von Erben zurückgekauft. 1892 Umzug nach Wien. Erfolgreiche Ausstellung im österreichischen 1971 Die Erben überlassen 31 Gemälde D.s dem italienischen Staat für eine Kunstverein. Betrug d. Direktor, Konkurs und Versteigerung der Gemälde Dauerausstellung in der Certosa auf Capri. 1893 Erste Buchausgabe von „Per aspera ad astra“ 1988 Eröffnung der ständigen Diefenbach-Ausstellung im Stadtmuseum, Hadamar

34 35 BIBLIOGRAPHIE Kat. Aust. Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Kunst und Leben (AUSWAHL) um 1900. Institut Mathildenhöhe, Darmstadt 2002. Kat. Aust. Diefenbach-Ausstellung, Villa Camerelle. Capri 1903. Alisio, Giancarlo. Karl Wilhelm Diefenbach 1851-1913. Dipinti da collezioni private. Napoli 1995. Kat.Aust. Diefenbach-Ausstellung. Veranstaltet von der Ehrenvereinigung zur Rettung Karl Wilhelm Diefenbachs. Per aspera ad astra. Allg. Künstlerlexikon. Die Bildeneden Künstler aller Zeiten und Völker. Bd. 27. Meines Lebens Traum und Bild. Wien 1898. München, Leipzig 2000. S.221 ff. Kat.Aust. Karl Wilhelm Diefenbach. Galleria dell`Emporio Floreale, Rom 1979. Avernarius, F. Der Fall Diefenbach. In: Kunstwart. München 1899. S. 368-372. Kobel, Stefan. K.W. Diefenbach. Der Maler als Gesamtkunstwerk. Bauer, Helmut, Tworek Elisabeth (Hrsg.). Schwabing: Kunst und Leben um 1900. Düsseldorf 1997. München 1998. S. 212 –219 Mayerhofer, Johannes. 391. Ausstellung. Österreichischer Kunst-Verein in Wien. Daim, Wilfried. Meine Kunstabenteuer. Geschichte einer Sammlung. Wien 1892. Wien 1997. S. 57-68. Pisaturo, Antonella Basilico. Painters on Capri 1850–1950. Das geistige Deutschland am Ende des XIX. Jahrhunderts. Enzyklopädie des Pictures, Personalities and Documents. Capri 1997. deutschen Geisteslebens in biographischen Skizzen. Bd. 1 (Die bildenden Künstler). Leipzig, Berlin 1898. S. 125 f. Pisaturo, Antonella Basilico (Hrsg). Viaggio nell`Isola. Maestri della Pittura dell`Ottocento a Capri. Capri 2002. Diefenbach, Karl Wilhelm. Ein Beitrag zur Geschicht der zeitgenössischen Bildpflege. 2 Bd. Wien 1895. Spaun, Paul Ritter von (Hrsg.). Zum Fall Diefenbach. Diefenbach-Ausstellung. Triest 1899. Diefenbach, Karl Wilhelm. Per aspera ad astra. Schattenfries von K. W. Diefenbach unter Mithilfe seines ehemaligen Schülers Fidus (d.i. Hugo Todisca, Silvana. Karl Wilhelm Diefenbach. Omnia vincit ars. Napoli 1988. Höppener). 2. Auflage. Leipzig, Berlin 1914. (Erste Ausgabe 1893) Thieme/Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler Francé-Harrar, Annie. Die Auferstehung des Leibes. Der Maler Diefenbach – Richard des XX. Jahrhunderts. Leipzig 1950. Ungewitter – Fidus. In: So wars um Neunzehnhundert. Mein Fin de siècle. München Vollmer, Hans. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 1962. S. 69–74. des XX. Jahrhunderts. Leipzig 1950.

36 37 UMSCHLAG

Gestaltet unter Verwendung des Frieses „Per aspera ad astra“ aus: Karl Wilhelm Diefenbach. Per aspera ad astra. Capri 1900. La follia è un isola. Editioni Libreria „La Conchiglia“. Capri 1989

BESONDEREN DANK an Fridolin von Spaun und Hermann Müller sowie die LEIHGEBER

Archivi Arti Applicate, Rom Wilfried Daim, Wien Bottega S. Felice s.n.c., Florenz Eike-Wolfgang Kornhass, München Rudolf Schmutz, Wien: S. 11, 13, 14, 22, 26

Einige der in der Ausstellung gezeigten Werke sind verkäuflich.

KATALOG Text und Gestaltung Claudia Hammer-Wagner Druck und Bindung Mohrenweiser, Weilheim

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